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Full text of "Archiv für wissenschaftliche kunde von Russland"

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Archiv 


fur 


wissenschaftliche  Kunde 


von 


R  u  s  s  1  a  n  d. 


Herausgegeben 


TOB' 


Am    Kr  wm  m 


Erster   Band. 
1841. 


Mit  drei  Tafeliu 


B  e  r  I  i  iiy 

gedrockt  und  Terlegt  too  G,  Reimer. 


Archiv 


fur 


wissenschaftliche  Kunde 


vou 


R  u  s  8  1  a  n  d. 


Herausgegeben 


Ton 


Jk»      K  r 


1841. 

r  n  t  m  m     Heft. 


Mit    einer    geognostiichen    Karte. 


B  e  r  1  i  D, 

gednickt  and  verlegt  bei  G.  Reimer. 


•^" 


Inhalt  des  ersten  Bandes. 


Seite. 
Ntduichteii   liber  die  Initminente  der  kaiserllcheii  Havptiternwarte 

Pnlkows.    Von  Conferenznth  So^amaeher 1 

^^^bergeodatische  Afbeilen  and  astronomttche  Oittbeatimmiingen  dwch 

Oflbdere  dea  RoMUchen  Generalatabea.  Yon  A.  Brman 17 

Oeber  Vofarbeiten  zur  Anfertigiing  der  nenen  Spezial^Karte  der  west- 

ficbea  Theile  Ton  Rdalandy  Ton  Generailieiitenant  t.  Schubert  S& 
%zial-Karte  Ton  LiTbnd  in  6  BUttem  Ton  C.  6.  Rucker  .  .  .  51 
Stn  Pur  neue  Bxperimente  der  GalTanoplaitik  Ton  Maximilian 

Herzog  Ton  Lenohtenberg 53 

I^eber  den  dermaligen  Znaland  und  die  allmalige  Bntwiekelnng  der  ^ 

geogaostiacben  KenntniMe  Tom  Bnropaiaciien  Rnlaland  (mit  einer 

g^ognoatiachen  Karte)  Ton  A.  Erman 59 

and  254 
Knnge  Bemerknngen   Sber  das  Schilf  (Kamysch)  an  der  Wolga  und 

^n  Kaspiaohen  Kasten,  Ton  Kasmisobtsehew 108 

Die  SchweDen  der  Wolga  an  deren  Mondnng.  •..'.....  US 
deber  einige  RnfinsdM  BeiMge  zor  Kenntniss  der  petiodisehen  Stem- 

achaoppen  Ton  A.  Brman 115 

Addjfamentnm  in  F.  6.  W.  StraTO  mensoras  micrometrioiis  stellaram 

^vplicinm  etc  .    .    .    .- SSO 

I^eber  Beitrage  zor  Kenntniss  der  mittleren  Teroperaturen  und  einiger 

aadren  meteorologiscben    Brscheimingen    im   Boropatschen   Rois- 

land   TOB  A.  Brman 84^ 


IV 

S«ile. 

Ueber  G^diegen-Riflen  atis  der  PetropawlowBker  Gold-Seife  ....  314 

and  723 • 
Ueber  die  Contraction  welclie  das  Qneckailber  beim  Geffieren  erleidet, 

nach  Herrn  fielms  Veraachen  In  Jekatrinbnrg,  Yon  A.  Rrman  .  319 
Anffindungf  DeYonischer  Scfaichten  bei  Orel,  von  ▼.  Helmersen.  .  396 
Ueber  ein  in  Wolynien  gefundenet  versteinteB  Holz,  so  wie  uber  daa 

Stadium  der  yenteinten  Holzer  Sberhaupt,  Yon  H.  R.  Goeppert 

Professor  za  Breslaa.    (Hierzu  Taf.  II.) 493 

Ueber  Thierfahrten  im  LlTiander  Sandstein.    (Taf.  III.  Fig.  I.) .    .    .  bM 
Ueber  Yermeintliche  Ichniolithen  bei  Bachtanninsk,  Ton  A.  Br  man. 

(Taf.  m.  Fig.  II) .' 529 

Die  Entstehang  der  Imatra-Steine 554 

Beitrage  zar  Klilnatologie  des  Rossiscben  RefcheS|  von  A.  Krman. 

Enter  Abscbmtt 502 

A.    Y.    Meyendorff's     and    seiner    Begleiter    Bericht    fiber 

ihre  Reise  im  Eoropaiscben  Rnlsland 580 

Meteorologische   Beobachtangen  auf  der   Dorpater  Stemwarte,   yoii 

J.  H.  Madler 587 

Von  zweien  in  Roisland  vorkommenden  Versteinemngen.    (Tafel  III. 

Fig.  m  and  IV.) % 592 

Ueber  die  Rafsiscbe  Real-Encyklopadie,  Yon  A.  Erman  .  .  .  .  «  050 
Ueber  die  GaltiYvang  der  Sid-Rolsischen  Steppen,  Yon  J.Krestling^  091 
Notizen  liber  den  Gartenbau  in  den  aittleren  and  nordlielien  PiOYin- 

zen  Yoa  Ra£iland|  zosammengestelU  YOn  A.  Erraan     ....     .096 
Die  klimatbchen  VerluUtnisse  Raisbuids  nach  ihrer  AhUingigkeit  yor 

der  geographitchen  Lage  uiid  von  lokalen  UnutSnden  in  BesieliiMig 

an f  die Landwirthschaft,  yoii  dem Finanz-^lMimster  Gfafen  y.  Cancrin  702 
Ueber  neuere  Hobenmessangen  in  Roisland  Yon  A*  Erman. 

I.  Das  Kaapische  Meer.and  der  Kaukasoa    .....••«•  720 

II.  Barometrische  Hohenmessungen  Yon  Graf  A.  Y.  Keyaerling    .  761 
Summarisolie  Uebecsicht  der  Aasbeute  an  Gold  and  Platin  am  Ural 

and  in  ^ibirien  in  den  Jaliren  1839,  1846  and  1841 ?91 

lUsfariaeli-lliiffttUi4lMlie  WlMeiiMluifteii. 

Uober  Kaidalows  Karawanen-Reiae  nack  Boekara,  ton  W.  Seliott   •  124 
Vertlieidigung  der  Rufsischen  Chronik  des  Nestor  gegen  die  Angriffe 

der  SlMptiker,  nach  P.  G.  Bntkow  Yon  H.  Depanboofg     ....  144 

Kitchliclie  Alterthiuner  in  der  Stadt  Polozk 158 

Beschretbang  einen  alien  RalsiaGheii Siegolringcs,  Yon  M.Korkanow  162 
Ueber  Pater  Hyacinth's  Bescbreibung  der  Djungarel  und  dea  JSstliebeii 

Torkestan  Yon  W.  Schott 164 

Schriftliche  Denkmaler  nas  der  Zett  des  Tochtamyach^Ghan,   nach 

N.  Miirsakewitsch  von  W.  Scbott ' 179 


▼ 


Ueber  D.  TschabiiMmv  OratitGli-RvMriBeli  -PranaaiMcbes  Worterbucli  185 


Ueber    A.   Hansen     Dictionnaire     Pran9aU- Arabc- Penan,     von 

W.  Schott •    ...  192 

xVene  Data  die  Saporogischen    Kosacken  betrefTend,  von  A;  5kal- 

kowikji a29 

Ueber  den  EiniluGi  der  Gciechen  aaf  die  burgerliche  Bildong  in  RuTa- 

land,  von  Dbmbrowskji 355 

Brieflidie  Nacbrichten  fiber  die  Tachnwaachen  and  die  Tscheremiaaen 

det  Gonvemement  Kaaan,  von  A.  Fnchs 374 

Beweii  da£i  Herodot  aeine  hiatoriachen  Nacbrichten  iiber  Penien  atia 

penitehen  Qaellen  eiborgt  hat,  von  Brdmann  in  Kaian  ....  382 

I^eber  Pater  Hyacinth^a  Kitai  (China),  von  W.  Schott 402 

nnd  461 
^*  Grigoiiews  Beacbreibnng  kafischerManzen,  von  W.  Schott  .  .  451 
V^riiandlnngen  der  gelebrten  Eathnuchen  Getellachaft  za  Doipat.  454 
Historiich  -  philologiacbe    Memoiren    der   Akademie    za   St.   Peters- 

boj^. 514 

Ueber  den  Aberglaaben  des  Rnaaiachen  Volkes,  von  K.  Awdejewn  588 

and  623 
AchiQef   Oder    Periegeae  der  Nordgeslade  des  Pontoa,    von  B.  von 

Maralt 661 

IndvMtrle  vnii  Handel. 

Oekoaomiache  Preia-Anfgaben  des  Ministerii  der  Rabischen  Reicba- 

I>omamen -    ...  195 

VorKhlage  zar  Sicbernng  gegen  die  Folgen  des  Bifi(awacbaen,  von  Ba- 
ron Bnining 199 

Ueber  Entatehang  der  sogenannten  Uchabi  oder  weUenformigen  Un- 
ebenbeiten  der  Scblittenbehn  and  deren  Verbiitnng,  von  Hofmeister 

in  Toropez      .    .    j    . 204 

Ueber  die  Moakaaer  Waaaerleitong  nacb  dem  im  Jabre  1770  einge- 

reichten  Bntwnrfe  dea  Ingenieur-General  von  Baaer 207 

Ton  eiaigen   Ralaiachen  atatiatiacben  Werken  and  deren  Reaaltaten 

iiber  die  Beroikerang  der  Rolaiacben  Stadte 218 

Itbreaberichte  fiber  die  Flaiaachifffahrt  im  Eoropaiachen  Raialand .    .    .  436 
Ueber  die  Rosaiache  Kaoilarteiacbiffidirt  aaf  dem  Scbwarzen  Meere,  . 

▼on  W.  Baclitjeew. 470 

Ke  Vefeine  der  freiwilligen  Matrosen. 487 

Koingche  Karmvranen-Reiaen  nacb  Bachara,  Chiwa  and  Taschkent    .  489 

Betiacbtiuigeii  fiber  Rnfalanda  Handel  mit  Asien 597 

Zar  Geachichte  der  G&rtnerei  and  des  Weinbaoea  in  RoDiland  ...  667 

Ueber  den  Obstgewinn  and  den  Weinbaa  in  der  Krym 680 

(Man  aehe  aach  Seite  691,  695,  702  and  791). 


Yl 

Seite. 


Neueste  RniiBische  Literatary  von  Tarnhagen  yon  Bnte   ....  231 
Der  RaMkji  Wjestnik,  ron  W.  Schott    ............  890 

Die  Sagen  der  Tscherkessen 423 

N.  Gret8ch*8  Voilesiingen  uber  Russbche  Sprache  nnd  Litteratnr, 

Ton  W.  Schott 545 

Zusatze  nnd  Berichtigimgen  za  diesem  Anfiuitze ,    ,  596 

Ueber  die  RoIuBche  Real-EncyUopadie,  yon  W.  Schott      .    .    •    .  640 
Ueber  B.  y.  Mnralts  neaeste  Werke,  yon  W.  Schott 656 


¥«riNFort 


JUur  Herbeiffthroog  einer  riclitigeren  Aosspradie  der 
RnsdisebeD  mwohl  als  aach  anderer  Fremdwdrter  wird 
in  diefier  Zeitschrift  fdgende  Scbreibart  angewendet. 

Die  durch  die  sogenanute  Cursiv  -  Form  yor  den 
amgebenden  ausgezeicbneteii  oder  scbrag  gestell- 
teo  Bachstaben,  solleo  immer  nach  dem  FranzOsiacbeD^ 
alle  ubrigeo  aber  nacb  Deutscbem  Gebraucbe  gelesen 
werden.     NameDtlicb  aber  bezeiebneii: 

J  undj  diejeoigMi  iai  Deotsoheu  feblenden  Con- 
sonaoteo  welcbe  ia  den.AiifaiDgBaylbeii.  der  Fr^nsA* 
aisch^ii  WArtor:  jar^in,  J6t6mie,  Japiter  u^  a.  w. 
gebArt  werdeo*  .  Dabio.  g^Oron  Buasisphe  Wfirter  wie 
/aworonl^a^  Jigansk^Jutitj  -r-*  i^hcx  ai^b.polebe 
wie  okrq/ay,  podoro;n%  ja/da,  in  welcben  das  ji 
stete  epe.  reUi  cQoaopantiscbe  B^deutfing  bat  —  .Daa 
J  (ein  Jod)  ist  biiig^g en  nach  peqtacbem  Gf  brapcto 
za  lesen  in  Wort«n  wie  Jakaa^k^  jelnik/IIfftjanak, 


IV  Vorredf. 

Ostjaki,  80  wie  auch  in  den  Russiscben  Infiuitiv- 
endungen  roditj,  roditjsja,  podaritj,  in  deneu  es 
aber  viel  zarter  kliogt,  uud  dem  Vokale  i  Bich  nftbert 

Ebenso  soUen  die  Cursiv  -  Zeicbeu  jS  uud  Sj  den 
iin  Deutschen  febleudeu  Laut  der  Aufaugssylbeu  in 
den  FrauzOsiscben  Worten:  sagesse,  semer,  si- 
mule  r,  die  gewdbuKchen  S  midiB  hingegen  den  der 
Deutscben  Worte  sageu,  Segeu,  Sieg  berbeifflh- 
ren,  von  denen  der  erstere  in  den  Russiscben  Worten : 
jSibir,  so\^  selb^  der  andere  aber  in :  sabaikal^kji, 
samok,  selo  vorkOiuBit.  —  Aucb  fOr  die  Zkisfini- 
hieustellung  SI  welebe,  auffallend  geoug,  ini  Deutscbefi 
imibw  gesebarft,  uud  also  abweicbend  vou  dew  ge* 
wdbniicbeu  Gebraucbe  des  s,  ausgesprocbeu  wird,  ist 
eine  Untersebeidung  nOtbig,  und  zwar  bedeutet  bei 
dieser  die  ausgezeiebuete  Form  SI  eine  Ausspraebe 
wie  die  Deutscbe  in  dem  Worte  Slave,  wahreiid  81 
denjeuigeu,  der  Russiscben  Spracbe  eigeutbiimlicben 
Laut  bezeicbuet,  welcher  aus  ganz  einfacber  Ver- 
bindung  des  Deutscben  S  (in  Sage,  Sieg  «•  s.  w.) 
diit  dem  1  entstebt  ^w  so  wird  es  m&giicb  die  merk- 
Kcbe  Terscbiedeubeit  der  Ausspraebe  des  SI  in  deu 
Russiscben  Worten:  fi^labost,  iSlitok,  Siovro 
u.  8.  w.  Von  der  einen  Sdte  und  Slo,  Slato,  Sla- 
toust  von  der  andern,  fablbar  zu  madien.  ^-  Die 
nach  Deutscber  GewObnung  ausgesprochenen  Zeicben 
G,  K,  Cb,  Tscb^  Sob,  Schtscb/Z  reicben  bin 
um  alle  Uebergange  darznstellen ,  wdcbe  im  Russi- 


Vorredr.  ▼ 

sclien  Tdu  den  Meirltanteo  zo'dm  Gaimien-  und 
Zougen-'Biiobstakeii  statt  findeu  uud  von  dewat 
jeder  darcb  eiii  ibn  eigeas  besliaiaiUMi  SohfiftzeiciMit 
angedeatet  wird. 

Was  die  einfaelieu  uud  die  dipbtbougischeuVo- 
kale  betrifft,  so  fiudet  sich  im  Russiscben  uud  iu  deu 
meiaten  orientalusjcben  Spracbeu  yorzOglicb  einer  des- 
sen  Bezeichanug  dureb  Deutacbe  Scbreibart  scbwie- 
rig  iat.  Icb  meiue  das  sogen'aunte:  Jeri-J  derRua- 
aiscbeu  Grammatiker  d.  i.  eiu  unter  geringster 
Mitwirkuug  der  Lippen  uud  Zunge  uud  mit 
rergrofaerter  GaumbOble  auazusprecbeudes  i 
Die  frOber  yersocbte  Andeutuug  dieaea  Lautes  durcb 
eiu:  ui  werdeu  wir  bier  nicbt  anwendeu,  weil  sie 
aor  dann  pasaend  wftre,  weuu  man  von  den  Leaern 
eine  rein  dipbtbongiacbe  Auaapracbe  dieaer  Ver* 
biodong  vorauaaetzen  ddrfte^  und  es  wird  vielmebr 
in  dem  Arcbive  der  Laut  dea  Jeri-J  aowobl 
im  Buaaiscben  ala  z.  B.  im  Tflrkiseben  und  andem 
Orieotaliseben  Spraeben  durcb  ein  y  eraetet  werden. 
Aucfa  bei  dieaem  bat  man  aicb  ilbrigena  zu  erinnerui 
dafa  aeine  Auaapracbe  uur  etwa  mit  derjenigen  die 
ihiB  in  der  Polniacben  Scbrift  zukOmmt  Oberein* 
admoien  soll^  nicbt  aber  mit  der  dea  y  in  den  Weat- 
EuropSiacben  Spraeben  ^j.  — 


*)  Indische  und  Chuiesiache  Worter  werdea  wir,  diunit  man  tie  b«M«r 
wtedererkeane y  wo  m  nothig  icheint  nach  der  reeipirten  deui- 
•cbea  und  nach  niaaiieher  Orthographae  achreibeii. 


VI 


Vorred«. 


iRdeni  wir  una  wegen.  des  T^WBckesniisererZeit- 
adurift  wmt  die»  aucb  dieMoir  Hefte  i^eiederafi.  beigege'^ 
hmbf  AnkAodigiuig  derselbw  besKi^bi^Py  .^rfncben  ifftt 
um  geneigte  Verbesserung  folgender  wipht^gerDrack^ 


.<  I  •  k 


'  1 ;  •    .  * 


Seite  12  Zeile  2  v.  u.  st.  festgesetzt  1.  fortgesetzt 

—  29    —  10  Y.  0.  St.  4r',128  1.  4l'*,*128 

—  te    —     7  T.  u,  St.  uater  I.  tiber 

:— -  mr    ^    2  v.  tt.  St.  uach  O,  h  vwi  O. 

—  142    -*  11  T,  u.  St.  Negrire.JL  Negrier. 


..     I 


»       •    .  I 


,  I  • 


*  <      «       •       < 


L 

Pbjrsikaliseh  -  nmtlieiiiatfsche  Ifisaen- 

sehiifteii. 


Nac^riehten  'Vther  die  Instrumente  der  Kaiser^ 
lichen  Hauptsternwarte  Pnlkowa. 

Ton 
Hecm  CbiifiMMfllraUi  Schom^cher  ^). 


V  on  einer  Reise  nach  St.  Peiersburg  zuriickgekehrt,  zu  der 
khi  urn  die  neoe  in  Puikowa  gegriindele  Sternwarte  durcb 
dgene  Ansicht  naher  keimen  sii  lernen,  eingeladen  war,  giaobe 
ich  den  Lesero*  dieser  Zeitschrifl;  einen  angenehmen  Dienst 
ni  eneigesi,  wenii  ich  ihnen,  bis  die  voUstandige  Beschrei- 
biing  des  Ganzen  im  ersten  Bande  der  Beobaditimgen  erschei- 
nen  kann,  schon  jetzt  iiber  die  irefilichen  dort  aufgestellien 
iDsinimenle  vorlaufige  Notizen  gebe.  Aus  dem  im  ISteil 
Bande  der  Astr.  Nacbriohten  befindlichen  Plane  kann  man  die 
Einriditung  der  Gebaude  im  AUgemeinen  libersehen  (nur  vier 
kieine  von  dem  Hanpigeb&ude  getrennte  Slemwarten  sind 
hinzugekommen)  **).     Urn  aber  von  dieser  wahrhaft  grofear- 


*)  Diete.  Jlfittheiliingen  vher  eises  der  achonttea  viaseaschaftlidiea  Ia.<« 
•titate  warden  gegen  Ende  des  Torigea  Jalirea  in  den  AstroaomiBclien 
NftchricikCen  ^edmckt 

**)  Die  eigentliehe  Sternwarte  bildet  ein  Kxeiiz,  welohes  toq  O.  nach 
W.  230  Fnia  and  von  N.  nach  S.  176  Fula  lang  ist^  mil  zweien  in 
SO.  and  SW«  liegenden  Voynprongen.  Mit  den  Wohngebauden,  in  de- 
ren  Mitte  tie  liegt,  iit  sie  dorck  Corridore  yerbunden  und  nimmt 

ZroMiit  Rum.  Arcliit\  1841.  Hft.  1.  I 


2  Phyiikaliidi-madiematiMhe  WiMenschaften. 

• 

ligen  Anslali  einen  richligen  Begriff  su  erhalien,  reichen  Zeich- 
nungen  nichl  aus^  man  mub  selbsl  kommen  und  selbst  sehen, 
wenigslens  warden  bei  mir  die  groJben  ErwaKungen,  welche 
die  ausfiihrlichen  Plane,  die  ich  hier  schon  fruher  sah,  erregt 
halien,  durch  das,  was  ich  fand,  bedeulend  iiberiroffen.    Es 
lit  kamn  oitglieh,  ehne  dorl  §eifVefteii-w  aein^  dne  enlqpe^ 
chende  Vorslellung  von   der  erhabenen  einfachen  Schonheit 
der  Gebaude  und  von  der  emsien  der  Wissenschaft  wiirdigen 
Prachi  der  inneren  Einrichlung  jui  haben,  bei  der  jeder  sweck- 
lose  Luxus  verscfamahl,  aber  fiir  Sicherheit  und  Bequemlich- 
keift  der  Beobacbiu^en  nicfata  gespari  iat.    N^'Weii)0er)9fci 
sich  durh  Worte  djsr  Geist  der  Ordnung  und  Sauberkeji  be-* 
schreiben,  den  der  Slaalsralh  v.  Struve  in  dies  grofse  Ganie 
eingefiihrt  hat  und  darin  xu  erhalten  weils.     Man  sieht,  wo- 
hin  man  sich  auch  wendet,  jedes  Bedurimft  des  Beobachters 
im  voraus  bedachf,  jeden  Hiilfsapparat  am  rechten  Orte,  nichts, 
wo  es  nicht  hingehort,  umherliegend.     Die  uniiberiroffenen 
Inslrumente  mit,  ich  mochle  sagen,  liebender  SorgCsk  benutit 
und  be wacht,  lachen  dem  Auge  in  den  herrlidien  SHlea  enU 
gegen ;  jede  mechanische  HfiliwinrichUing    wirkt  leichi  und 
last  gerausclilos,  selbst  die  gewaltige  .Kuppd  des  groben  Re- 
fraclors  kann  von  der  lartesten  Dameiihand  spielend  bewegl 
werden.    Um  das  freundliche  Bild  des  Eindmeks,  den  Pul« 
kowa  auf  mich  gemacht  hat,  xu  vervolbtandigen,  aeixe  ich 
noch  hinxu,  dafs  Verehrungi  Eintmcht  mkd  Freundschaft  daa 
gegenseili^  Ban4  teiner  Bewokner  kiiiipft,  und  dafs  alleidorl 
Angestellte  in  glubendem  Eifer  fiir  die  WiasenachaQ,  und  roal- 
losem  Fleilse,  dem  sehonen  Beispiele,  wekhes  ihnen  ihr  be- 
riibmler  Yotsteber  gieht,  nachxueUcfB  aich  bestreben, 

Ueber  dem  Porlale  des   Haupteingangs   siehl  man  nur- 
Jahresxabi  der  Vollendung.    Keine  Inschrifl,  so  woUte  der 


SDBaromen  mit  diesen  und  mit  den    okonomiBcben  Gebinden    einen 
von  O.  nach  W.  S50  Fofii  langen  Raam  ein.     Das  HanptgebSade  hat 

3  Thnrm^  mtt  Drehknppein,  der  grofste  von  S2  Foft  Barehmesaer ; 

4  Meridiandnrchtrcbnttte  nnd  einig«  Dttrchschftitle  xa   ooatinnirttchen 
Beobaditongen  im  craten  Vertikal^. 


Schvaiaciter  iiber  die  Sternwarte  in  Pullcowa.  S 

erhabene  Stifter  es ,  nennt  Seinen  Namdn.  Es  heiwrt  freilich^ 
wo  ditf  Werk  ^richt,  keiner  IiMchrift^'Und  nie  wirdderDank 
der  Asironomen  vergessen,  wer  ibrer  Wissenschaft  diesen  be« 
wmidernswiirdigeii  Tempel  enricfalele. 


Kurae  w&hrend  meiueft  Aufeuthalto  ifl  Pulkowa 

gesammelte  NotisEeo. 

L    Durchgangsinstnunent  im  erslen  Vertikali  von  den 

Gebriidem  Rep  so  Id. 

AsfgeiteUt  la  ^adwale.    Beobachter:  Heir  StaaUrath  t,  SCruve. 

Freie  Oeffirangdes ObjectiTS 6^ ZolL  Brennweiie  91  Zoll. 
Vergro&emng  bei  den  Beobachtungen  ass  262.  Lange  der 
Axe  51^  ZolL  Dicke  der  Zapfen  4,3  ZoU.  Das  Femrohr 
am  Ende  der  Axe.  Die  Rohrhiilften  conisch.  Die  Wasser- 
wage  immer  aiif  der  Axe.  1  Pariser  Linie  auCder  Wasser- 
mge  ss  0^94  Bogensecunden.  Die  Umiegung  des  Instru« 
menis  aiis  der  Lage  F.  N.  (Femrohr  nach  Norden)  in  die 
F.  S.  (Femrohr  nach  Siiden)  kiann  in  16  Secimden  ausgefiihrt 
werdeik  Im  Brennpuncte  jbefinden  sich  2  horisontaie  Fiden 
in  einer  Bogenminute  Absiand  und  11  fesle  senkrechte,  so 
wie  ein  durch  eine  Mieromeierschraube  beweglicher.  1  Um- 
gang  dieser  Sditaube  (as  r)  ss  28 fi  Bogensecunden.  Die 
festen  senkrediten  Faden  sind  so  aufgespannt^  dais  nach  bei^ 
den  Seilen  vom  mittlem  (VI)  an^  der  Abstand  der  nachsten 
(V  iL  VO)  gleich  4r  =s  114  Bogensecunden,  der  der  ubrigen 
miier  sich  2r  s=  57  Bogensecunden  isL  So  dienen  die  festen 
Faden  zugleich  zur  Ablesung  der  Umgange  der  Micrometer* 
schraube  des  bewegiichen,  Der  Zweck  des  Instruments  ist 
Besiimmung  der  Meridian  •  Zenith  -  Distant  der  dem  Scheitel 
nahe  sudlich  vorbeigehenden  Sterne.  Betragt  dieselbe  nur 
wenige  IVfinuten,  so  wird  der  bewegliche  Faden  in  dem  Raume 
iwischen  den  Faden  V  und  YII  gebracht,  so  e.  B.  bei  v  im 
gro&en  Baren,  der  jetat  noch  60''  nSrdiich  vom  Scheitel  vor- 

1* 


#  Physikaliich -mathemfttiMhe  WiMenschftftes. 

beigeht  Die  andern  Sleme  bis  auf  3®  Zenithditlanz  werdeB 
80  beobachtet,  dafs  in.  der  osUichen  YerlicalhaUle  der  Ddrch- 
gang  dureh  5  FadeB  in'eincfr  Lage  (2.  B.  F.  N.)  gehommeny 
und  dann  das  Instrument  umgelegt  wird ,  so  dafs  unmitteibar 
darauf  der  Durchgang  in  der  andem  Lage  (F.  S.)  wiederum 
an  denselben  Faden  in  entgegengesetzter  Folge  beobachtet 
werden  kann.  Hierbei  (allt  einzig  der  Durchgang  des  Mittel- 
fadens  aus,  und  der  Abstand  der  FSden  von  der  Normalen 
Bur  Umdrehungsaxe  wird  voUsitSndig  eliiBinirt  So  wie  der 
Stern  nachher  in  den  Westveriical  tritt,  wird  zuerst  in  der 
Lage  F.  S.  an  denselben  5Faden  beobachtet,  und  nach  aber- 
maiiger  Umiegung  wieder  in  der  ersten  F.  N.  An  verschie- 
denen  Tagen  wird  abwechseind  mil  F.  N.  uhd  F.  S.  begon- 
nen.  Dafs  die  Figur  der  Zapfen  auf  die  so  gewonnenen  Z.  D. 
gar  keinen'  Einflufs  hat,  wenn  die  Lagerflachen  symnaetrisch 
sur  Scheilellinie  sind^  ist  leichi  einzusehen.  Den  Kttnstlem 
gereicht  indefs  die  VoUkommenheit,  mit  der  sic  diese  Aires 
grofsen  Durchmessers  wegen  schwer  zu  bearbeitenden  Zapfen 
ausgeftihrl  haben,  zu  grofser  Ehre.  Bei  einer  vorlaufigen  in 
meiner  Gegenwari  gemachten  Priifung,  bei  der  das  durch  den 
ganzen  Kreis  bewegte  Femrohr  in  8  urn  45*  verschiedene 
Steihuigen  gebracht  ward,  veran4erte  sich  der  Stand  der  mil 
einem  Quemiveau  versehenen  Wasserwage  aaf  der  Axe  um 
kaum  =  0'^  im  Bogen.  Uebrigens  soli  die  Form  jedes  der 
Zapfen  noch  aufs  genaueste  durch  einen  Fiihiniveau-Apparai 
untersucht  werden« 

Zur  BerichUgung  der  optischen  Axe  gegen  die  Umdre- 
hungsaxe werden  2  kieinere  Passageninstrumente  (dieselben, 
die  bei  dem  Meridiankreise  gebraucht  werden)  innerhalb  des 
Saales  auf  schweren  Holzstativen,  die  auf  isolirten  Fundanien- 
len  slehen,  in  0.  und  W,  aufgefetellt.  Herr  SlaaUralh  von 
Striive  hat  gefunden,  dafs  die  Abbiegung  der  Gesichtslinie 
durch  die  Wirkung  der  Schwere  bei  verlicaler  Slellung  des 
Rohrs  3,5  Bogensecunden  belrogt. 

Pendeluhr  von  Must  on  in  London. 


8cbaMacli«r  iiher  die  Stormnyrtd  ia  Piilkdwa. 


Zunidut  wird  dte^  Itutrmijent  v«d  Herrn  SUiatsralli  von 
SI  rave  Bor  BcsiiiiiiiiiiDg  der  Coiwiarile  der  Abienration  durdi 
die  Beobaditong  veraeUedener  Sterne  zur  Zeit  dea  Maximums 
und  Mini'""'"*  der  AberraticAi  in  Declination  ahgiewandt. 

Ea  iat  aehon  in  den-Aatr.  Naehr.  (Nr.  404)  eine  Probe 
▼on  den  Leirtungen  dieaei  InltrumenU  gegeben.  Da  aber 
bei  dtn  doit  abgediiicklen  BeobadiUuigen  von  v  Uraae  majo- 
ris,  der  dutch  daa  Micrometer  bewegliche  Faden  benutat  ward, 
ae  wurd  ea  nicbt  mqiasaend  aein^  Uer  die.Beobachtungen  von 
39  (b)  Draeonis  auCiiifiihren ^  die  an  den  fasten  Faden  ge- 
machi  aind. 

BMbftcMele  Mita«« 

•     MidU  Z.  Di  for  DiA  Vom 

Z.  D.  1840,00.  Mittel. 


Miltel       l«3'4y211. 
Die  Vcrgleichting  der  einzelnen  Beslimikiungen  mil  dem  Mil- 
tel geben  den  wahrscheinlichen  Fehter  einer  Zenilhdislanz  ei- 
nea  Tages  0,087. 

■    J  ■  * 

I 

IL    Meridiankreis,  von  den  Gebrudem  Rep  sold, 

Aofgo^lU  im  Osto^ale.    Beobaokter;  S^bler.  . 

Femiohr  voo  <83^  Ztatl  Bretinweite  und  bji  Zoll  OefTovng. 
VtrgrSTserung  iite.  Gebnuiehe  s  21A.    .Obj^Uv  und  Ocular 


kSnntii  an  den-  keiden  Mnisdien  RohrhMMM  verwieeltfeli  wer- 
dell)  um  die  Biegui^  des  Rohrs  <u  ebnmireii;  Die  Aaee  h§X 
42  Zoll  Lange.  Auf  ihr  2  Kreise,  jeder  ven  48  Zdl  Durelir 
messer  wa  2  Minaten  getheilL  Die  beideni  Microicopeiitrigper 
sitaen  wUki  aiif  der  Axe,  sondem  aiiid  an  den  Lagem  (est. 
Jeder  hat  4  Microscope.  Auf  besondem  Granilp&iiem  in 
Nord  mid  Siid  aufgestelit,  befindet  aieh  d^  HiiUsapparat  Er 
besteht: 

1)  aua  2  cylindriaehen  HoriBonlateeUii|Mlofen  <deren  Axen 
dorch  libellen  nivellirt  werden)  von  40  Zott  Bsennweile 
und  1|9  Zoll  Oeffiiung;  t 

2)  aus  2  Durchgangsinstrumentea  von  3,1  ZoU  Oeflhung 
und  40  Zoll  Brennweite,  mit  Fadenmicrometem  versehen. 

Die  ersten  feben  die  constante  Richiung,  von  ivelcher  alle 
Messungen  in  vertiealem  Sinne  ausgehen. .  Die.ietzten  dienen 
sur  Berichtigung  dear  optischen  Axe  des  Meridtankreises,  in- 
dem  die  Abweichung  derselben  von  dem  Perp^dikel  auf  die 
Umdrehiingsaxe  direct  an  den  Micnnnetern  der  Hiilfsfernrohre 
gemessen  wird;  eine  Operation,  die.bei  jedesmaliger  Anwen- 
dung  schwerlich  eine  Unsicherheit  von  mehr  ala  O^'l  im  Bo- 
gen  nadiJafsL  t       . 

Pendeluhr  von  Tiede  in  Beritn; 

Die  im  Juli  und  August  vonHerm  Dr.  S  abler  auf  bei- 
den  Kreisen ,  in  beiden  Culminationen  und  in  beiden  Lagen 
von  Objectiv  und  Ocular  beobachteten  und  mit  den  Collima- 
toren  verglichenen  Oerter  des  Polarstemesi  gcl»en  ftir  die 
Polhohe  unter  Anwendung  der  Dorpater  Strahlenbrechung : 
durch  Kreis  A.  59M6a8''75        durch  Kreis  B.  59M6a8''5$ 

Miltel  59«46a8"65- 
ein  Resultal,  das  mit  keiner  andem  constanten  Unsicherheit 
behaftet  isK,  als  der,  welche  aus  einem  etwanigen  Theilungs- 
fehler  hervorgel^t. 

Es  ist  bekannt,  dafs  man  die  Amplitudo  von  180^,  wel- 
che die  HorizontalcoBimaioren  darbielen,  durch  den  Kreis, 
unabhSngig  von  dessen  Theilungsfehlem  messen  kann,  weil 
nach  der  Drehung  um  180<>  dieselben  Striehe  -unler  4ie  Mi- 


SckBMttbker  filter  die  Steiiiwto  w  P.ttlftowa.  Y 

ertseope  tteliBD.  HferaHi  folgl,  chUb  A  bei^kli  Kreise  des 
hrtiumgntii  bei  gieiokteifigv  Anwenimg  fiir  die  fiMioMMMig 
dieaer  AiMplitudo  his  auf  die  Gritine  der  Genaoigkeit  der  Ahr 
iesung  en  deD  Microscopen  Sbeteimliiiiaieiide  Wertiie  haUtii 
geben  tolleiL  Die  l^eebechlung^  hat  aber  bA  eiaerln  Lage 
wn  Objedir  und  Oenlar  ceMteote  UDteiiKliidle  awischttt 
den  an  beiden  gemesaenen  Ampfiiuden  mil  gfofiiter  Sicherheit 
erkennen  lassen.  Nachdem  Herr  Slaatsrath  v.  Struve  ihren 
Gnind  in  eioer  uni«gelma&igeti  Durchb'iegung  der  Kreiae  er- 
kannle,  warden  die  Beobachliingen  mit  nmgesteckten  Objectiv 
and  Ociriar  'mederteiC  and  traten  nrni  wie  ehvMrlel  rail  enl* 
gegengeaelilen  Zeidien  hervor.  Es  'M  leicki  einsuiseheny  daft 
<fie  Utnateckung  van  Ocular  and  Objectir,  aaCver  der  ElinfiH 
ninmg  der  Biegong  derRohrhaMleni  aueh  jede  van  derSehwere 
hervorgebradile  unregebnSAdge  Formiinderang  der  Kreite  on* 
■ehadich  nuicht 

Der  Meridiankreb  der  Oebrtider  Repsold  soil  vonogs* 
wcise  xur  Ariferligung  eines  Fixsiemcatalogs  angewandt  war- 
den, der  die  obng^fahr  13,1000  Sterne  bis  aar  7ten  GrSfiie  in- 
dosive,  die  swiseheo  dem  Noidpol  und  16^  sudliche  Abwei- 
diuBg  sicb  befinden^  jeden  >  dnreh  mehr&che  Beobadilungea 
besttmmt,  enUiaken  wird. 

III.    Durchgangsinstrument  im  Meridian,  von  ErIeL 

AnlaetieUt  im  ire^ehen  Saale.    Beabschter:  Peters. 

Oeflbung  des  Objeelivs  5^8  ZoU*  Brennweile  102  ZofL 
VevgrolMniiig  im  gewohnHcben  GebraMche  ss  292^  Die  Rohr* 
halften  sind  conisch.  Ob|ectiv  und  Ocular  sind  umsualeckeiii 
Die  Lange  der  Axe  i^t  46  Zoll. 

Die  Figur  der.Zapfen  isl  durch  einen  vom  KiinsUer  miU 
gc^ebenen  Apparat  toiK  Fiilihiiveaa  voUslandig  unlersucht  und 
ermitieU  worden,  wodurch  bei  gehoriger  BerQcksiehtigung 
die  nit  diesem  Instrumeote  beobachteien  Unterschiede  der 
geraden  Aufsieigungen  sich  unabhaogig  sowoU  von  deti  Un-* 
vaUUMamenbeiten  der  Zapfan,  als  auch  von.  einer  mc^chen 
laigleiciien  Abnutaiing  derselben  erhaken  lassen,  da  dieseUm 
lersuchung,  so  oft  es  Mlhig:  ial>  wiederholt  werden  kann. 


Pendrittiif  v6n  H  aulh  in  St  Pctenbikrg,  mit  einem  Cmi»- 
IMwalioofpendel  von  Imk  mid  SiaU,  das  in  der  eigenen  mc^ 
duiniachen  Weriuiait  der  Slenwart^  ausgefiiihit  worden  is*. 
Di^  Uhr  stehi  auf  einem  eiaenien  Slativ,  das  sugleieti  aU 
Uhrkasten  dient  und  hat  2  conresponditende  ZifferblaUer ,  das 
eine  gegen  das'  obige  Inslfumenl/  das  andere  gegen  den  Ver<- 
licaikms  gewandt    . 

IV.    Verlic^reis  vpn  Ertel.    . 

AaigevtelH  ebenfalU  im  weftUicliea  Ss^e*    Eeobschter  Peters. 

Die  Gnindlage  dieses  Insicumenis  biUsi  etn  cylindrisober 
jGinnilblpck  vim  BH  ZoU  Durchmesser..  Das  Insirument  siehfc 
auf  demselben  an  einer  vertiealen  Saule  4iircb  die  eine  BtiUir 
lerne  Axe  durcfageht,  and  kum  abo  in  jedes  Attoiulh  gebvaebt 
werdeni  wird  aber  nur  in  der  Nahe  des  Meridians  gebraiiqbi; 

Das  Fernrohr  hat  5,9  Zoil  Oeffnung  bei  nur  74  Z^U 
Brennweil^.  Yergrefsenin^  im  Oebrauche  ss  215.  Ofajeciiv 
und  Ocular  konnen  4un  Rohre  VeFweehseli  werden.  Die  auf 
der  optisohen  Axe  .senki*ecfaten  DmrehsohniUe  der  Aohrhalften 
sind  Ellipseni  deren  glroAere  Axefa  in-  der.  Veiiicalebene .  lie* 
gen.  Das  Vef-haltnils  der  Axea  .isl  der  Miiie  lunicbst  c=s  2 :  1| 
und  nimmt  von  da  gleichformig  ab ,  bis  die  -  £Uipsen ,  da  wo 
die  Objecliv-  und  Ocularfassungen  aufsitzen,  in  Kreise  iiber-* 
gehen. 

Der  eingelheille  Kreis  hal  43  Zoll  Durchmesser,  und 
giebt  4imniilelbar  2  Minuien  an.  Die  Ablesung  geschiekt  an 
4  Mieroseopen,  deren  Trager  mit  dem  Lagersliick  der  hon- 
zonlalen  Axe  unrveranderlich  verbunden  ist. 

Ak  Hulfsapparat  sind  in  N.  und  S.  duf  Oranilpfeilem  zwei 
Fetnrdhre  von  2,1  Zoll  Oeffnung  und  4/6'Zofk  Brennwette  auf* 
gestelft)  die  auf  einander  gerichtet  werdeii,  urn  zur  Bestinv 
mungder  Totalbiegung  im  Horizonle  zu  diencn,  aueh  wird 
durch  sie  die  opiische  Axe  zur  Umdreliungsaxe  wie  am  Durch- 
ganlgsinstnimente  beriohiei. 

An  diesem  Instrumenle  werden  direct  doppelte 'Mendian<» 
Zeniihdifitanzen  der  Sleme  gemesseii,  indem  es  bei  )eder  Out* 
mination-inbeiden  Lagen^gebrauobt  i«ird.' 


SciittBikiehev  fber -dia  Mermnrte  ih  Pnltowa. 


9 


Die  von  Dr.  Peters  im  Juni  und  Jnli  beobachtelen  Ze- 
nilhdisUiiven  des  Polarstems  geben  folgende  PolhShen  unter 
Anwendung  der  Dorpater  Refraction: 


Lage  I  vol 

1  Objectiv 

und  Ocular. 

1              Often  Calmiiution; 

• 

Abw.  T.  MitteL 

1B40  Juni  1 

w  s=  59'46'19''Q8 

0"41 

10 

w 

19,57 

0,08 

13 

» 

1939 

0,10 

14 

19,53 

0,04 

Juli  20 

1 

19,72 

0,23 

23 

• 

19,64 

0,15 

24 

19,43 

0,06 

26 

* 

19,55 

0,06 

* 

Miltei    59«46'19'49. 

Unter 

e  Cahnination. 

Abw.  ▼.  MitteL 

1840  Juni  10 

a>  s  59*46'18"46 

0^2" 

13 

18,97 

0,11 

14 

19,10 

0,02 

17 

19,00 

0,08 

JuU22 

19,18 

0,10 

25 

1 

.  19y08  ; 

0,00 

27 

.    • 

19,34 

0,26 

28 

1 

19,40 

0,32 

Millel    59M6'19f'08. 
Lage  11  von  Objectiv  und  Ocular. 

Obere  Culmination.  '  Abw.  v.  Mittel. 


1840  Juni  23 
24 
26 
27 
30 
JuU  1 
3 

4 

6 

9 

11 


a  =  59M6'1&'43 

18,84 
18,71 
18,64 
18,36 
■  18,54 
18,52 
18,82 
18,87 
18,69 
•    '         18^ 

Miltei    59^46' 18^'66. 


0,18 
0,05 
0,02 
0,30 
0,12 
0,14 
0,16 
0,20 
0,03 
0,18 


10  PkyAaliMh^nalbeNiatiache  WiMMMhsftea. 


V«t«iw  CvlauMtwii. 

AW.  *<  MitMl 

1840  Jum23 

9  *= 

;  59«46'ir'88 

""o^S^ 

24 

w 

17,76 

0^ 

Juli    1 

18;21 

0,11 

a 

18,06 

0.02 

12 

18,25 

0,15 

13 

18,26 

0,16 

14 

18^ 

0,16 

16 

17,99 

0,11 

Mittel 

59*46'18"10. 

£s  giebt  alsOy  wenn  b  den  Einflufs  der  Biegung  fiir  die  Rich- 
lung  nack  dem  Pole,  und  wenn  Ad  die  Verbesserung  der 
Declinalkm  aus  Encke^s  Ephemeride  bedeuten: 

Lage  I.     9  =  59*46'19"28  +  A         a«  =  —  0"205 
II.  18,38— A  —0,280 

Endresullat    fp  =  59*46'l8^m  aJ  =  —  0"242. 

Der  wnhrscheinliche  Fehler  dieser  beiden  Endresuiiaie 
isi  0,026,  abgeleitet  ans  dem  einer  Zenithdistanz  eines  Tages 
gieich  0^142,  wie  er  aus  den  Abweichungen  vom  Miltel  sich 
ergiebt. 

Die  beiden  Instruniente  ID  und  IV  soUen  besonders  zur 
Ermittelung  der  Fundamentalbeslimmungen  verwandt  werden, 
namenliich  zur  Besiimmung  der  Lage  der  Aequinoclialpuncte 
durch  sehr  voUslandige  Sonnenbeobachtimgen.  In  dieser  An- 
lyendung  glau^i  Herr  Slaalsralh  v.  Stru:ve  dem  Vertical* 
kreise  an  dem,  seiner  Natur  nach,  in  jeder  Culmination  meh- 
rere  Zenilhdistanzen  in  beiden  Lagen  gemessen  werden  kon- 
nen,  einen  entschiedenen  Vorzug  vor  dem  Meridiankreise  ein- 
riiumen  zu  miissen,  wahrend  nur  durch  den  Meridiankreis  die 
Calalogisirung  einer  groben  Anzahl  von  Stemen  erfolgreich 
durchgedihrt  werden  kann. 

Anmerk.  Die  lusher  genannten  4  Instnimepte  werden,  wenn  niciit 
l>eol>achtet  wird^  durch  Hftuser  aus  Mahagoniholz,  welche  sirh 
auf  HoHen  tind  Schienen  bewegen  und  zwei  offene  Seiten  a- 
beii,  die  aber  aiich  durth  Vorhange  geschlossen  werden  kon- 
nen,  gegen  Staab  und  Feuchtigkeit  getdiiitzt.  Weae  ^^^, 
lichen  Hilaser  bieten  noch  zwfci  Vortheilc  dar,  erstlicli  dafs  bei 


SeJiammelier  iilber  die  Stennmrto  in  Pulkowa.  11 

ptteUch  eitttNtinifein  Regeu  oiler  Sdinee  J&s  iiiitmiKiite 
schoeller  bedacht  verd^ii  konneo,  als  es  durch  SchlielMiog  (kr 
Klappen  moglich  tein  wiirde;  zweitensy  daft  man  zur  bessem 
Ausgleichuog  der  Temperatur  die  Klappen  ohne  alle  Gefabr 
l^r  du  Imtrfwieiit  tan^re  Zeit  geoffaet  lasMii  luuui* 

Die  Polhohe  von  Pulkowa  scheint  schon  innerhalb  tehr 
enger  Grenien  bestknint  su  aeki.    Es  giebi  namlieh: 

« 

der  Repsoldsche  Meridiankreis    59*46'18"65 
der  Erielscbe  y^riicalkr^s      , 18,83 

Mittel    59»4618'74 

Beide  lostruniente  liegen  genau  auf  demselben  Parallel  unter 
sieh  und  mit  deiii  Centre  dcfs  onitlem  grofsenDrehthurmSy  in 
welchem  der  grofise  Refractor  aufgestelli  ist 

Der  Ort  des  Durchgangsinstruments  im  ersten  Verticd 
ist  (f67  stidlicher.  Die  mil  diesem  Instnimente  beobacfateten 
Zenilhdistanzen  wiirden  gleichfalls  eur  Bestimmung  der  Pol** 
h5he  angewahdt  Werden  konnen,  wenn  wir  Stem^Declinatio- 
nen  batten,  die  der  Genauigkeit  der  durch  das  Repsoldsche 
Dorchgangsinstrunient  zu  erfaaltenden  Resultate  entsprachen. 

Die  Lange  der  Stemwarte  von  Pulkowk  ist  nach  der 
Chronometerverbindtkng ,  die  im  Jahre  1833  zwischen  Cron- 
stadt  und  Lubeck  dnrch  den  Herm  Generallieutenant  v.  Schu- 
bert ausgefiihrt  ist,  unter  Zuziehung  einer  geodStischen  Ver- 
bindong  zwischen  Cronstadt  und  Pulkowa:  P52'3r'2  von  Parft. 

Es  ist  indes^en  tu  bemerkeUi  dalis  die  vorlreffliche  Ope- 
ration des  Heim  GeneraOieulenants  v.  Schubert  nicht  allein 
die  Ermittelung  des  Langenunterschiedes  zwischen  Petersburg 
und  Altona  zum  Zweck  hatte,  sondem  ihrer  Bestimmung  nach 
viele  swischenliegend^  Piincte  mitnebmen  muTste,  wodurch 
die  Doiier  der  Reisen  Ifinger  und  ihre  AnzaU  geringer  ward, 
ab  es  fiir  die  fieslimiiiitig  einea  rinzigen  LangenuQterschiedes 
(Petersburg  *-**  Altona)  aothig  gewesen  ware.  In  dieser  Be«- 
siehuDg  mochten  neue  und  oft  wiederhofaUe  Chtfoneiaetienrei*' 
sen,  bei  denen  die  Zeit  umnittelbar  von  Pulkowa  nach  Altona 
(and  umgekehrt)  iibertragen  wiirde,  sehr  wiinschenswerth  sein. 


IS  Phyiiikaliich^iiuitlieiMtiflclie  WisteiiiolMiften* 


Dampfschiff-Verbindiing  zwUchen  Cronsladt  uml  Trave- 
mtinde  bietet  dasu  die  hesie  Gelegenheit. 


V.    Grofser  Refractor  im  optischen  Institnt  m  Mfindien  von 

Merz  und  Mahler  ausgefiihrl, 

AufgeileHC  «iif  den  fgiohikn^  nfttleiea  Dvebthimie*    Beoba^bter 

O.  Strnve. 

Freie  Oeflhung  des  Objectivs  14^93  ZolL  Brennweite 
22^0  Fufs.  "  Das  Instrument  ruht  auf  einer  sum  Stative  be- 
hauenen  und  polirten  GraniUnasse.  Die3e  Aufslellung  gewahri 
wesenlliche  yprlheile  vor  der  von  Fraunhofer  angewand- 
len  Aufstellung  auf  einem  holzemen  $;|laUve.  Erstlich  eine 
groCsere  FesUgkeit  und  Unveranderlichkeii  des  Standes,  und 
zweitens  eine  grolsere  fiequemlidikeit  der  BeobacKiung  in 
jeder  Lage.  An  Frauqhofera  holzemem  Stative  liinderte 
der  von  Ost  nach  West  gehende  Balken  der  Kreuzschwelle 
und  dessen  Verbindung  mit  deofi  senkrechten  Gebiilke  die 
Beobachtung  in  der  Nabe.  des  Scheilels  so  sehr,  dais  nach 
Erfahrungen  in  Dorpat  jede  genaue  Beobachtung  zwischen 
dem  Scheitei  und  35®  Z.  D.  unmoglich  oder  unbequem  war^ 
wahr^d  bei  der  Aufstellung  auf  Stein  in  Pulkowa  im  Schei- 
tel  seibst  mit  derselben  Bequemlichkeit  beobachtet  ^vird,  wie 
an  jedem  gul  aufgestellten  Meiidianinstrumente.  Fiir  die  vol^ 
lig  bequeme  Lage  des  Beobachters  in  alien  Richtungen  des 
JP'ernrohrs  ist  durch  ein  eigenlhuodiches .  auf  3  Rollen  ganz 
leicht  bewegliches  Geriist,  welches  von  30**  Z.  D.  bis  zum 
Horizo^te  ausreicht.  und  durch  zwei  besondere  Sessel  bei 
Beobachtungen  naher  zum  Scheitel  gesorgt. 

•  Das.  Femrohr  .hat  6  frae  Oculore,.  zwei  Ringmieroitieier 
und. zwei' ganz  gleibbe  Fadenmicromeieri  damit,  wena  zuiailig 
eib  Faden  rdilsen  s«Ilie>  die  Beobachiung  durch  das  zweile 

festgeselzt  Mrerden  kanii*'. 

Zu  den  Filannlci^ometem  sind  9  6culnrb': 


»  • 


»". 


Sc1iiimach«r  itb«r  die  Stenwute  in  PulkQwa. 


13 


Vergr. 

Feld. 

V«rgr, 

Feld. 

I.  ■    138 

ii'9 

VI. 

■    8$8 

IT 

n. ,    207 

9,0 

VII. 

1169 

1,9 

III.    309 

6,7 

VUl. 

1458 

1.2 

IV.  , 412 

4,0 

IX. 

1822 

1.1 

V.     708 

3,1 

Die  VergrS&erungien  sind  mil  ^dem  bekannien  Raaisdeih' 
schen  Apparat^  besiiipml. . 

Nr.  rV.    SB    412  ifit  die  schwiichste  Vergro&erung^  die  bei 

den  Micrometermessungen  d6r  Doppelaterae 
gebraucht  wird. 

Nr.  VI.    =    858  ist  die  am  hSufigsten  angewandte. 

Nr.  VUL  =  1458  wird  in  gttnsligen  Fallen  mil  Erfolg  benuizt. 

Nr.  IX.    s=  1822  ist  bisher  nicht  bei  Messungen  angewandt 

worden. 

Der  Sucher  bat  3^0  Zoll  Oeffnung  und  45^  Zoll  Brenn- 
weite. 

Pendeluhr  von  Hauth. 

Der  grofse  Refractor  ist  bisher  vorzugsweise  zur  Fort- 
/cihrung  der  Messungen  der  Doppelsterne  benuizt  worden,  in- 
dem  Herr  O.  Slruve  theila  Doppelsleme,  an  denen  eine 
Bewegung  erkannt  oder  vermuthet  worden ,  regelmafsig  ver- 
foigt,  theils  die  Messungen  anderer  Doppelsterne  wiederholt, 
um  die  Pulkowaer  Messungen  nut  den  Dorpatem  vergleichr 
bar  ZQ  machen  und  neue  B^wegungen  aafisuJBnden.  Hier  ;iur 
Probe  einige  mit  VI  =  858  oder  sAai'kerer  VergrSfaerung  v<hi 
0.  Strove  gemackte  Micrometermesaungen : 


lUnae  mtjorife 

1840,34  ^""^^15?! 

35  2^     155,3 

41  2,20  156,7 

42  2,28  155,2 

43  2,22  155,0 

44  2,26  154^ 

1840,40  2^254     Ib&W 


C  Cancri  die  beiden 

• 

nSchtten. 

1840,27 

0^96 

4»7 

29 

0,88 

5y6 

,      29 

0,73 

5,5 

29 

0,96 

5,2 

29 

0,96 

5,7 

31 

0,99 

8,0 

31 

0,99 

A3 

Miltell640^'' 

0,924  6^4 

14  Physlkalisok-iiMthemitiMbe  Wiitanadialleii. 


Tf  Virgtnif . 

i|Coi«iwe. 

1840,42 

i"4r^»4 

1840,47 

tf'45  '  138*3 

43 

i;»     25,4 

49 

0,55     135*1 

44 

1,27     25,0 

51 

0,54     135,8 

47 

1,30     25,7 

54 

0,51      140,0 

50 

1,24     25,6 

57 

0,57     133,4 

Miltel  1840,15    1,312   25,42  1840,52     0,524    136,52 

Folgende  Zusammenstellung  der  am  Refractor  in  D^pat  and 
suletai  in  Pulkowa  gemachten  Messungen  von  y  Virginia  nach 
dm  jaiuiiciKai  Mitteln  acheint  besonders  interessant: 

7  Virginia. 

Fpoohe.         Diitaifex*        RibhtVRg. 

iSs]^     rsTsT    .277^' 

1828.38  2,070       271  30 

1829.39  1,782       268  17 

1831.36  1,492  260  55 
1832,32  1,262  253  30 

1833.37  1,056  245  32  . 

1834.38  0,912  231  40 
1835,38  0,514  195  29 
1836,41  0,257  151  34 
1837,41  0,685  77  55- 
1838,43  0,801  51  5 
1840,45  1,312  25  42 

In  15,13  Jahren  ist  an  dieaem  Si^nenpaare  eine  SteUunga^ 
andencing  von  252^13^  bei  ihrem  Durcfagange  durch  das  Pe* 
rtfielium  beobaoblet  worden. 

Z  wei  interessanie  Phanomene  liaben  sidi  achon  aua  den  Put* 
kowaer  Beobachlungen  mil  dem  groben  Kefractor  dargeslellt 

*»  Leonis  war  1825  bis  1833  doppelt,  ward  aber  immer 
schwieriger  zu  beobachten  wegen  fortschreilender  Annahe- 
rung.  1838  war  er  in  Dorpai  einfach,  vieUeidit  mit  einer 
sehr  schwachen  Spur  von  Difformital.  1640  wurde  in  Pul- 
kowa  schon  wieder  das  getrennte  Stemenpaar  gesehen. 

Fiit  Nr.  2173  Str.  war  aus  Messusgen  von  1829  bis  VSBSl 
fur  1830^84  die  Relation:  Diatanz  =  0"622,  Aiohtung  a 323*8 
gefunden  worden,  wobei  die  Sterne  etMraa  Ul&^eick  diet  wm^ 


Schmaacher  IWr  ^ie  Stenwiffte  in  Pvlkown.  IS 

g^ieioiiDel  geH»  od«r-  golden  enoinenen.  k  den  Jahren.  1836 
und  1837  wurde  in  Dorpat  von  Herm  Staaisradi  v.  Struve 
der  Stem  ein&eh  mit  grofser  InlensHiit  der  gelben  Farbe  go-^ 
lehen.  la  Pnlkowa  sah  0.  Struve  die  getirennten  Sterner 
ohne  alle  iSchwierigkeii  uud  mala  f&r  1840,54  die  Diktanfr 
0"57  und  d]»  fiichtung  s  178*8.  Der  Winkeluntersthied 
von  146*5  teigl>  daft  awischen  1832  nnd  1840  eine  fasi  cen« 
Iraie  Bedeckmg  der  beiden  Steme  slaU  gefanden  hat. 


VL    Das  Heliometer,  ini  optischen  Institute  lu  Miindien  aua- 

gefiihrt  von  Merc  und  Mahler. 

Asigerteilt  im  osUichen  -kleineren  DrehUmnne.    Beobadiler:  Fuit. 

Au&tellung  wie  bei  detn  grofsen  Refractor  ant  einera  aua 
Granit  gehauenen  Stative. 

Oefihung  des  Ob|ectivs  7j&  Zoil.  Brennweite  10  Fnfii. 
Im  Ganten  ist  das  Instrument  nach  dem  benihmten  Kdnigs^- 
berger  Heliometer  gearbeitet.  Ihm  eigen  ist  es^  dab  durch 
Anbringung  eines  kleinen  F^mrohrs  am  Ocularende  die  Able- 
sung  der  Micrometerschrauben  und  mit  Hiilfe  elnes  Spiegefa 
auch  die  des  Positionskreises  vom  Beobachter  gemachi  wer- 
den  kann,  ohne  dab  er  seinen  Ort  bu  ve^ndem  braucht,  iind 
daCi  es  gleichfoUs  nicht  n9thig  ist,  die  Richtung  des  Femrohrs 
bei  den  AUesungen  zu  3ndem. 

Obgleich  das  Instrument  sehon  aufgestelit  ist,  so  werden 
die  Beobaditnngen  an  demselben  erst  dann  angebngen  wer-'' 
den,  wenn  die  Untersuehungen  der  ttbrigen  Instrumente  gana 
vdlendet  sind,  TTeil  dieser  Apparat  vor  andern  ein  eigenthfiia*^ 
Bdies  Studium  erford^rt.  Inawi^chen  hat  Herr  6.  v.  Fuss 
eine  wiehtige  Reductionsarbeit  ausgefiihrt,  nSmlich  aUe  Steme, 
&  in  Hardings  Atlas  bis  zur  7ten  GrSlse  und  iwischen* 
dem  Nordpol  und  ' — 15*  stidl.  Declination  sind,  nach  diesen 
Charien  bestimmt  und  deren  Position  auf  1840  reduehrt;  ein 
Catalog,  der  ds  Grundiage  der  Arbeiten  am  Meridiankreiae 
dienen  soil.  t  ' 


•  i  • 


Itt     Pliysikal. »  mathett).  WmmMb.    S  e  fa  a  m  t c  h  «f  iib.  d,  ftlemwarte  etc. 

An  j^dem  diesier  Insirateenle  Bind  nach  der  AjufBtelliing 
mehrere  zu  grofaerer  Sieherheil  luid  Be^emlichkeii  d^  Beob«^ 
aehtunjgen  dicnende  Yerandemngen  vorgenomtnen  worden,  die 
in  d^  eigenen  mechanischen  Werkstait  der  Stemwarte  v6n 
den  Herren  Pohrl  und  WeUer  au^efiihrfc  worden. 

In  einetn  der  8  innem  Pfeiler  des  heizbaren  Mittelsaaiee 
der  Slemwarie,  tvelche  das  Gewolbe  iragen,  auf  deili  dev 
grofse  Refraeidr  ruht,  ist  eine  durcb  Clasthuren  vefrschlieia^ 
bare  Nische  angebrachi,  in  der  die  nach  Stemzeit  gehende 
Normaluhr  Man  Kessels.  die  noch  in  diesem  Jahre  erwariet 
wird,  aufgestelit  werd^n  soil.  Da  in  dieser  Nische,  der  sie 
umgebenden  grofsen  Mauermasse  wegen,  nur  sehr  langsame 
Temperaturanderungen  vorgehen  kSnnen,  so  wird  die  in  ihr 
befindliche  Uhr  zur  Controlle  des  Ganges  der  librigen  Uhren 
innerhalb  der  taglichen  Perioden  dienen  konnen.  Die  Verglei- 
chung  der  iibrigen  ebenfalk  nach  Stemzeit .  gehenden  Uhren 
mil  der  Normaluhr  wird  durch  ein  nach  mitUerer  Zeit  gehen* 
des  Chronometer  ausgefuhrt 

Im  westlichen  kleineren  Thurme  befindet  sich  ein  Comeien* 
sucher  aus  Miinchen  yon  3^8  %oU  Oeffhung  parallactisch  aufgestelit* 

Aufiserhalb  der  eigentliohen  Stern warte  sind  auf  dem  sie 
Bunachst  umgebenden  Rasenplatzen  nach  SO,,  SW.,  NW  und 
NO.  vom  Ceniro  der  Sternwarte  aua,  4  kleinere  Beobach*- 
iungshauschen  aufgerichtet,  drei  runde,  mit  auf  Rollen  und 
j^iaenbahnen  bewegUcher  Bedachung  von  11  Fuls  innerem 
Durchmesser,  und  ein  viereckiges  von  12  Puis  innerem  Diircb*. 
m^ser  mit  einem  Meridian^urchschnitte.  Sie  sollen  zur  Auf*^ 
siellung  kleinerer.  Instrunu^te  dienen,  theUa  um  darin  bench- 
tigt  und  gepriift  zu  werden,  tfaeils  um  den  sich  bei  der  Stefi^- 
^arte  .auflialtenden  jungen  Astronomen  und  Officieren  Geleg^^ 
heit  zu  geben,  sich  im  Beobachten  zu  i^ben.  In  dem  vierecki* 
gen  Hauschen  wici  ein  ^^ulsiges  Durdigangsinstrument  von 
E2  r  i  e  I  aufgestelit  Es  schien  zweckmiifsig,  diese  Uebungslocale 
gaoztidi  von  der  eigentlichen  Sternwarte  zu  sondern.  — 

Alle  Langenmaise  sind  in  Russischen  Fulsen  und  ZoUen 
angegeben,  die  bekanntlich  mit  den  Englischen  identisch  sind. 


A  r  c  h  i  V 

f  a.r 

wtesenscliaflilcheKiuide  vonRiisslaiiiL 

In  vierteljahrlichen  Lieferungen 


I  herausgegeben 


Ton 


Ifce  obgeuaimteZetlschriftbeabsicbtigtsuiiacIist:  dasgeistige 
'  Gemeingut  des  westlichen  Europa's  durch  gewissenliaile  und 
regelmafsige  Ausbeulung  der  in  Russischer  Sprache  ver- 
fiilsien  Biicho:  oder  einzelnen  AuDsatze  zu  vermebren.  Sie 
wird  xu  diesem  Zwecke  Iheils  den  Gang  der  darin  milgclbeil- 
ten  Forschungen  und  ibr  Yerbalten  zu  den  allgemeinen  Proble- 
men  der  Wissenscbaft  nacbzuweisen  sucben,  tbeils  Ueber- 
setsuDgen  liefem,  sodann  aber  in  demselben  Sinne  fiber  die- 
jenigen  Werke  berichten^  die  in  Rusabind  Deutsch  oder  Fran« 
zosiscfa  geschrieben  werden,  bisher  aber  dennoch  die  wiin* 
schenswerihe  Verbreifcung  in  Deutschland  nicbt  zu  erlan- 
gen  pfleglen.  Yon  CarlAitter  unsverbeisseneUntersiutzun- 
gen  bei  dieaen  Arbeiten,  mogen  achon  jetzt  iiber  die  Ricbtung 
onaers  Joumales,  und  die  tbatige  Mitwirkung  der  Herrn 
W.  Schott  und  Varnbagen  von  Ense  iiber  dessen  lin- 
godstische  und  bistorische  Competenz,  mancbe  Zweifel  be- 
leiligen. 

Wir  konntenais  Auloritaten  fur  die  immer  steigendeWichlig- 
keit  eines  sokben  Untemebmens  mehrere  offentlicbe  Ausspriicbe 
Alexander  v.HumboIdts,  desPriisidenten  dergeograpbi- 
icben  Gesellacbaft  in  London  am.  A.  anfiihren,  woUen 
aber  daneben  noch  einige  Umatande  nenneui  welche  den  Her- 
ausgeber  unseres  Arebives  achon  seit  seiner  Reise  um  die 
Erde  zu  dem  leiz^en  Pian  deaselben  veraniafist  baben.    Erin- 


'  nerte  man  sich  dafs,  in  den  Naturwissenschaflen  die  Theorie 

der  magneiischen  Ersckeinungen,  die  Climalologie^  dieFragen 

iiber  die  Verbreilung  der   organischen  Wesen  und  Tiber  die 

geologischen  Ereignisse,  in  den  hisiorischen  aber  alle  Probleine 

der  hohern  Elfanographie  und  Linguislik^  nur  aliein  dureh  mog- 

lichsl  voUstandige  Wahl  und  gleichmaisige  Verlheilung    der 

betrachtelen  Oerllichkeilen^  gePdrdert  werden  konnen,  so  mufsle 

man  lebhaft  bedauem,  d^fs  von  einem  Sechstel  der  bewohn- 

ten  Erdoberflache  alle  dahin  gehorigen  Noiizen  nur  hochst 

sparlich  und  auf  zufalligeWeise  zuflossen.  Einen  solchcnTheil 

bilden  aber  die    der  Russischen  Regierung  untergebenen 

Lander 9  aus  denen  Miltheilungen  nach  Deulscliland,  vor 

AUem   wegen    der  Stammverschiedenheit    der   beiderseiligen 

Sprachen^  sodann  aber  auch  wegen  mangelhafter  buchhandle* 

rischer  Verbindung,  seit  geraumerZeit  aufs  iiufserste  gehemmt 

waren.  —  Mil  dem  gewohnlichen  Hange  zum  Glauben  an  das, 

was  man  aus  Eigennutz  wiinscht^  suchten  zwar  in  friiheren 

Zeiten  manche  Systemaliker  einen  Trosi  fur  sich  und  Andere  in 

dem  Vorurtheile,  dafs  jene  Lander  an  interessanten  Erschei- 

nungen  ungewohnlich  arm  seien.    Was  von  zuPalligcr  Unkunde 

herruhrte^  wurde  ihnen  zum  Beweise  einer  farblosen  Einformig* 

keit  der  Gegenstande,  und  so  entstand  die  im  gro&eren  Publi* 

kum  wolil  jetzt  noch  wiederkehrende  Meinung:  man  werde 

von  derWestgranze  desRussischen  Reiclies  biszumGros- 

senOcean  beiKamtschatka,  uberall einerlei  Sand^Ebenen 

und  sparliche  Fichlen  -  Waldung  (inden,  die  elwa  dem  Ur«u- 

stande  der  odesten  Nord^Deutschen  Haide  in  alien  Punk-* 

ten  enlsprachen!  —  £s  leidet  keinen  Zweifel^  dafs  auchsolche 

Beschaflenheit  eines   so  grofsen  Erdstriches  die  sorgfaltigste 

BesUiligung  dureh  fortlaufende  Berichte  von  Augenzeugen  vcr-> 

diente,  denn  auch  sie  wiirde^  wie  jede  beglaubigte  Thatsache, 

zu  wissenschafllichen  Folgerungen  leilen.   Wir  erwahnen  aber 

hier  jener  friihem  Ansicht,  weil  sie  dureh  neuere  Erfahrungen 

in  den  offenbarsten  Widerspruch  mit  der  Wirklichkeit  getre- 

ten  ist,  und  eben  dadurch  zur  Beschaftigung  mit  den  Erschei^ 

nungen  in  Russland  dringender  auffordert.    In  der  That  haben 


nch  Sie  meisteii  Distrikte'  des  Russischen  fteiches,  in  den 
Beziehungen ,  in  denen  man  sie  mil  gewissen  Theiloi  des 
westlichen  Europas  durchaus  flbereinfitimniend  hielt,  so 
abweichend  y  ja  in  so  extremem  Gegensatte  geteigt,  dais  nir-» 
gends  weniger  als  dort  eine  alltu  bequeme  Interpolation)  oder 
ein  leichtsinniger  Schluss  von  dem  bekannten  Theile  auf  das 
unbekannte  Ganze  eriaubt  ist 

Wir  nennen  als  dahin  gehSriges  Beispiel:  die  Umgeslal* 

lung  wichtiger  Grundansichten  der  thermiscben  Ciimalologie^ 

die  in  neuester  Zeit  nur  allein  durch  einige  Erfahrungen  iiber 

das  Clima  and  die  Vegetation  in  der  JakuzkerProvioz  erfolgi 

ist;   denn  erst  dnrch  diese  ist  einerseits  erwiesen,  dafs  in  ge* 

wissen  Gegenden  die  Erdschichten  von  10  bis  au  350  Pariser 

Fub  Tiefe   unler  der  Oberflachey  in  jeder  Jahreszeit  kalter 

sind  als  gefrierendes  Wasser,  und  andrerseits^  dafs  ein  solcbes 

Verhaltniss  durchaus  nicht  die  verderblicben  Einflusse  auf  die 

Pflanzen'*'  und  Thier^^Welt  ausiibt,  welche  die  bis  dahin  gang* 

baren  Lehren  voraussagten.  In  der  That  setztett  noch  in  neuester 

Z«^t  die  begriindetsten  meteorologischen  Systemej   bei   einer 

Mif  feilemperatur  von  —  4^,  5  R.)  das  Reich  des  ewigen  SchneeSj 

und  somit  eine  untiberschreitbare  Granze  fiir  alie 

organischen  Wesen  —  und  doch  weiis  mannun^  dais  um 

Jakuzk  bei  —  6^  R.  Milteltemperaturi  eine  bliihende  Vieh* 

tucht  und  ein  ergiebiger  Kombau  gelingen^  ja  dafs  in  dersel« 

ben  Provinz  und  in  derBreite  ihrer  Hauptstadti  die  Aid  a  ni' 

scfaen  Gebirge  noch  bis  zurHohe  von400Toisen  mit  Larch* 

Tannen  bestanden  sind.  —  Nicht  minder  wesenltich  sind  den 

Meieorologen  die  Bestatigungen  von  anomal  versturktent^  und 

tnonoal  vermindertem  Luftdrucke  ersohieneni  von  denen  die 

emen  su  Kasan  und  am  Kaspischen  Meerci  die  andem 

beiOchozk  undandenKamtschatischenKiistett  ge\V0n« 

aen  wtirden>  so  wie  auch  ein  bis  dahin  ungekannterGrad  von 

Trockenheit  der  Luft^  den  einige  Beobachtongcn  Im  mittleren 

5ibirien  und  stidiich  vom  Baikal  nachgewiesen  haben< 

Die    epoehisch  wichtigen  und  voilig  tmenvarteten  Beob' 
Kfafoneen  von  tfebergiingen  zwischen  Hombknd'  tind  Augit-> 


Gesteinen    am  Ural,   die  SchSdenmgen   d^   entaunlichen 

Reichifaums  an  Pachydermen  in  den  diluvianidchen  Schichten 

desNordenSy  some  des  ruthselhaften Vorkommens  lebender 

iSeethiere   {Phoca  sct^cea)  in   dem  Alpinischen  Becken   des 

Baikal,   1260  Par.  Fulii  uber  dem  Meere,  die  Gold-  fiihren- 

den  Trtimmerschichten  in  fast  alien  Sibirischen  Gebirgs- 

systemen,  das  Vorkommen  von  Platin  mid  \on  Diamanten  in 

dem  Uralischen,  der  hochst  eigenthiimliehe  Zusammenliang 

des  fossilen  Reichihums  von  Nertschinsk  mil  den  jluigslen 

plulonischen  EreignisseU;  haben  die  Aufmerksamkeit  dec  Geo- 

gnosten  bereils  eben  so  in  Anspruch  genommen,  wie  der  grofs- 

artige  Malsslab  mid  die  lehrreiclie  Mannichfaltigkeit  des  Yul- 

kanismus  auf  Kamischatka,  auf  den  Kurilischen  und 

Aleutischen  Inselni  mid  wie  dessen  merkwiirdige  Analo- 

gien,  einerseits  mit  den  Erscheinungen,  welche  Melaphyre 

in  den  Grauwackenformaiionen  am  Rande  des  gegeniiberlie- 

genden  Continenles,  am  Marekan  mid  im  Aldanisciien 

Gebirge,  erseugt  haben  i  mid  von  der  andern  Seite  mit  den 

Eruptionsphanomenen  und  periodischen  Erdbeben  im  Innem 

von  Nord-Asien  am  Arai-tjube  und  in  derBaikalischen 

Gegend.    Wir  zweifebi  daher  nicht^  dais  man  bereits  jetzt  in 

.'   Deutschland alien  geognoslischen  und bergmanuischen  Nach- 

/    riehlen  aus  dem  Ruasisclien  Reiche  eifrigst  entgegensieht, 

'     sei  es,  dais  sie  femere  Aufklanmg  jener  besonderen  Verhiilt- 

nisse  und  vieler  anderen  von  gleicher  Wichligkeit  gewahrlen, 

Oder  auch  das  Studium  der  Entslehmigs-Epochen  und  des 

atiologischen  Zusammenhanges  der  Gebirgs-Sysleme  forderlen. 

Von  gleiehem  Werlhe  scheint  aber  auch  fur  linguistische 

und  Mslorische   Forschungen,   eine  regelmafsige    Sammlung 

von  Beilragen  aus  den  verscluedenen  Provinzen  von  Russ- 

land.    Wir  erwahnen  nur  als  Beispiel  eines  Beweises,  dafe 

allein  langs  der  zuganglichsten  Stralse  vonNijnei  Nowgo- 

rod  bis  Ochozk,    ncben  der  Slavischen   Bevolkerung, 

16  von  cinander  durcliaus  verschiedene  und  in  ihrcn  Spra- 

<^en,  Sitten  und  religiosen  Bekennlnissen  meist  rein  erhaitene 

Naiionalitaten  gefunden  werden. 


Man  \uA  diese  Vdlker  vorUiufig  aus  philologkchen  Griin- 
den  Tier  grofisen  Haupi-Familien :  der  Finnischen,  Tiirki* 
schen,  Mongolischen  uadTungusischen  beigezahlt,  und 
es  durfte  auch  wobl  diese  Classificalion ,  besonders  hinsicht- 
lich  der  drei  letzten,  sehr  richtig  sein,  aber  fast  alle  diese 
Vdlker  reden  Sprachen  und  Dialekle,  deren  wahres'  Vcrhalt- 
niss  Ku  den  bekaimteren  und  erforachieren  Idiomen  derselben 
Sprachen-Klaasen  —  x.  B.  dem  eigentlich  Finnischen,  dem  Os* 
maniscfaen,  dem  Mandschu-Tungusischcn  —  noch  lange  nicht 
genaa  ermiUelt  ist;  da  sie  uns  bisher  nur  aus  Wortregistern 
Oder  sehr  diirftigen  TexUProben^  s.  B.  Vaterunsern,  die  kaum 
zu  nothdiirfiiger  grammaliacher  Skizse  Material  an  die  Hand 
geben,  bekannt  geworden.  Man  darf  out  vielem  Gninde  hoffen, 
dass  eine  umfassendere  Kenntniss  und  tiefere  Erforschung  der* 
selben  manches  neue  und  wiehlige  Resultat  fiir  die  verglei- 
cfaende  Sprachenkunde  wie  fiir  die  £tImographie  Nord-  und 
MiUel-Afiiens  herbeifiihren  werde. 

Wir  konnen  aber  nun  neue  Aufschliisse  iiber  die  Schick- 
sale  und  die  Modificationen  dcs  Buddbaismus  in  Nord- 
A  si  en  kaum  vonirgendwo  griindlicher  erwarlen,  als  von  den 
Aussischen  Bewohnern  des  Irkuzker  Gouvernemenls, 
denen  die  Sprache  und  die  gedruckten  Wcrke  der  Buraii- 
scben  Bekenner  dieses  Glaubens^  durch  forlwahrenden  Um* 
gang  gelaufig  und  zuganglich  sind.  —  Aus  Tobolsk  und 
aus  Beresow  am  Obi  hat  man  aus  demselben  Grande  auf 
ToUstandigere  HiiUsmitlel  zur  Kenntnils  der  Ostjakischen 
Sprache  und  der  Samojedischen  Tradilionen  zu  hoffen, 
ron  denen  jene  durch  ihren  auffallenden  Anklang  an  das  Ma- 
giarische,  diese  aber  als  unerwarteter  Beilrag  jsurDeulung 
eines  Griechischen  Mythus  (von  den  Arimaspen  und 
Greifen)  neuerdings  der  sorgfalligeren  Beachtung  empfohlen 
worden  smd.  Aehnliches  gilt  allgemein  von  den  Kaukasi- 
schen  und  Transkaukasischen  Stainmeny  welche  jetzt 
die  Wiege  aller  Europaischen  Vdlker,  die  von  den  Classikem 
geiieierte  offiirina  gentium^  inne  haben^  sodann  aber  insbe- 
ioodere  von  der  Sprache  und  Sitte  derBaschkiren^  wegen 


ihrer  Uebereinstiminutig  n^i  Herodots  Berichten  tiber  die  Pha« 
lakroi  und  Argippoioi;  die  zu  seiner  Zeit  den  VVest^Abhang  des 
siidlichen  Ural  bewohnteUi  so  wie  auch  von  den  Jakuten, 
die,  iin  weilen  Umkreise  von  Mongolischen  und  Tungu- 
8 is c hen  Vdlkem  umgeben,  dennoch  so  viele  Turkische 
Elemenie  bewahrl  haben,  dafs  man  sie  wohl  dereinst  als  eincn 
dor  altherlhiimliehsten  und  merkwiirdigsten  Restc  der  Uigu* 
rischen  oderOesllichen  Tii^kslUinme  anerkennen \vird, 
Nicht  minder  vvichtig  ist  jede  fernere  Untersuchung  der  Wan- 
derungen  von  Japan  naoh  Kamischatka,  iiber  die  vulka-* 
nische  Briicke  der  Kurilen,  so  wie  der  minder  ausgedehn- 
ten,  aber  fur  die  GrundbegrifTe  der  gesammten  Elhnographie 
noch  wichligeren:  fiber  die  Borings -Strasse,  von  dem 
alien  Continente  zur  Nord-Wesikiisle  von  Amerika. 

Es  liefsen  sich  Uufserst  leicht  an  jede  dieser  aphorisiischen 
Andeutungen  viele  andere  gleich  wichlige  Fragepunkte  an- 
reihen,  wir  begniigen  uns  aber  hier  mit  einigen  Worlen  uber 
das  noch  unmiitelbarer  einleuchtende  Interesse,  welches  unsre 
Beitriige  aus  demEuropUischenRussland  besilzen  kdnnten. 
—  Man  wird  in  der  That  nicht  anslehen  von  diesen  schon 
deshalb  eine  umfassende  Manniclifalligkeit  und  ein  intensives 
wissenschafUiches  Eindringen  zu  erwarlen,  weil  sie  zu  bedeu- 
lendem  Theile  von  den  MilgUedem  einer  der  Sitesten  und 
am  ginnzvollslen  inauguririen  Akademien  herriihren  werden, 
demnJichst  aber,  aus  der  grdfsern  Masse  der  Nation,  theiis 
von  gelehrlen  Vereinen,  theiis  von  ganz  selbslslandigen  For- 
schern,  deren  Arbeiten  eben  jelzt  von  der  fruchlbaren  Unbe- 
fangcnheit,  und  dem  noch  ungelrubten  Eifer  zeugen  miissen, 
welche  jedes  neu  erwachte  Streben  vor  einem  durch  lUngere 
Spannung  bereils  weit  beruliigleren  auszeichnen,  —  Auch 
inuls  wohl  das  Aufbliihen  eines  mannichfaltigeren  G^werbflei* 
fses,  den  Naturverhaltnissen  dieser  Hiilfte  des  Reiches  weit 
zaMreichere  und  in  jeder  Hin^icht  besser  ausgeriistele  Beob- 
achter  gewonnen  haben,  als  der  Asialisch-Amerikani- 
ichen,  und  es  kann  demnach  kaum  felilen  dafs  Aliltheilun* 
gen  fiber  die  Landwirlhscha(l|  fiber  die  Cewinnnug  mid  Ver- 


tfbeiltiDg  der  MeUUe  und  vieler  undera  Eneugnbse  des 
Europaischen  Auasland,  lo  wie  iiber  Btinea  Handel 
and  seme  Scbifilafari  und  fiber  die  Unteraehmuiigen  seiner 
Seemacfat,  neben  ihrer  unmiileibaren  Bedeutung,  auch  Anlasa 
xu  wichtigen  pbysikalischen  Einaichien  darbieten.  Regel- 
ma^ge  Uebeisichten  der  lilierarischen  Leistungen  in  Russ- 
ian d  werd^i  dami  endlich  die  dermalige  Entwickehmg  der 
wichdgBten  und  durcfaaus  selbstsUindig  gebliebenen  HalAe  des 
grolsenSlaviscbenSprachstammes  mrAnschauung  bringeui 
?oa  weldiem  daa  Deutsche  Pubiikum  seibst  die  vereinaei*- 
ten  und  stark  modificirien  Zweige  im  wesdichen  Europa  (die 
Bohmiscbe,  Serbische^  lUyrische  Spraohe  u.  a.)  nicht  ohne 
Thrilnahme  beachtet 

Zur  ErreiefauDg  der  Zwecke  unseres  Archives,  deneni 
wie  wir  ho£Een,  seibst  diese  fliichtigen  Andeutungen  xu  eini- 
ger  Empfehlung  gereiehen  konnten,  werden  uns  hoehst  giin- 
stige  Venmttelimgen  in  Petersburg  ^)y  nichl  nur  die  perio- 


*)  Diese  soivolil  als  auch  die  belebende  Tlieilnahmc,  welclie  iinBcr 
UnterneUinen  dem  hohen  wissenscliaftliclien  Sinne  Sr.  Krlauclit  dea 
KaiBerl. Rasa.  Finanz-Ministers  HerrnGrafen  von  Cancrin  verdankt, 
wiasen  wir  nicht  treffender  za  scliildcrn,  als  darcli  die  folgende  Be- 
kaaataiacfanng  iiber  dasselbe  in  mekreren  offisiellen  Russisclien  Bliit- 
ten:  ,,Petersbarg  den  6ten  Mara  1841.  Em  iat  beachlossen 
nWorden,  unter  Mitwirkang  elniger  Deutschen  Gelebrten  in  Berlin 
y,eine  Zeitschnft  £u  begriinden,  die  daa  Analand  mit  den  Forachun* 
„gen  und  Entdeckungen  der  Rassen  im  Gebieto  der  Wissenschaften, 
„so  wie  Uberkaapt  mit  alien  nnsern  vaterlandischen  Denkwiirdigkel* 
„ten  bekannt  an  macben,  znm  Tmeck  bat.  Indem  das  Finanz-Mini- 
nStetiom  die  notbigen  Anordnongen,  urn  von  bier  ana  die  Redaction 
,yder  beaagten  Zeitachrifl  mit  aaverlaaaigen  MateriaUen  zn  veraorgen, 
ngern  itbemimmt,  beaaGhricktigt  ea  aUe  diejenigen,  wekhe  dieae  Go  • 
yylegenheit  beautien  woUen,  am  der  gelebrten  Welt  ibre  Unteraa- 
^cbnngcn,  Bntdeckoagen  vnd  Bemerkufigen  [|m  Gebiete  der  mathe- 
nmatiacheB,  pbysikaliachea  Oder  hiatariscben  Wiaaenaobaften,  fo  wie 
^aa^  der  vaterlandiacben  Indoatrie  and  dea  Handela  mitzntbeilen  — 
ndala  ale  ibre  Arbeiten  der  Kanzlei  dea  Finanz-Miniatera  einaenden 
nkonnen,  welcbe  ibrcrsclts  lur  die  weitert  Beldrdening  solcbcr  Aa£- 


9 

dischen  imd  abgeadiloaseneD  Rnssifchen  DrocAL-Werke  in  wQ»- 

6che&8werthe8ter  VoUstandigkeit  liefenii  sondem  auch  sdiriA- 

liche  Mittheilungen  aus  verschiedenen  .Gegenden  des  Reiches. 

Da  vnr  aber  bis  hierher  von  den  tvissenschaftlichen  Uniersu* 

ehungen  in  Russland  nur  diejenige  hohe  Wichtigkeit  erwahni 

haben,   die  ihnen   moglicher  Weise  suatehen  konnte,   so 

bliebe  nun  noch  schliefslichdiewesenUichsleFrage:  nachdem 

wahrscheinlichen  Yerhallen  jenes  eben angedeuteten  Ma- 

'  teriales  m   den    allgemeinen  Probiemen    deren  Behandlimg 

1  uns  obliegt,  oder  nach  dem  fakiischen  wissenschafllichen  Ge- 

;  wichle  der  Russischen  Literalur  zu  eroriern.     Die  folgenden 

I  Erinnerungen  an  bisberige  Erfahrungen  iiber   diesen  Piuikt 

/  mSgen  einige  Biirgscbaft  fiir  die  Zukunft  gewahren.    Auch 

diese  sind  durchaus  aphoristisch  und  jede  feraere  Erorierung 

dieser  Art  hat  man  wie  billig  von  unserm  Werke  selbst^  und 

nicht  von  dessen  Ankiindigung,  zu  erwarlen. 

Wir  haben  schon  zuerst  auf  die  Schriften  der  Peters- 
burger  Akadetnie  und  einzelner  Mitgiieder  derselben  gedeu- 
tet,  und  erwalinen  jetzt  nur,  dafs  sie  in  neuesler  Zeit  einen 
Zuwacbs  an  Glanz  und  unerliirslicher  Wichtigkeit  erhallen  ha- 
ben durch  Griindung  der  Stemwarte  von  Pulkowa,  welche, 
an  Milteln  zu  jeder  Art  von  aslronomischen  Arbeilen^  alle  bis- 
her  vorhandenen  iiberlrifll.  Mehrere  andre  Slernwarten  des 
Reiches  sehen  gleichfalls  einer  neuen  Ausriistung  entgegen, 
und  konnen  dann  zur  Physik  der  Erde  uud  zu  andem  Zwei- 
gen  der  Kennlnils  des  Weltsystemes ,  eben  so  mchlige  Bei- 


ifSatze,  in  sofern  deren  Inhalt  dem  Zwecke  des  neaen  Jonrnales  ent- 
i,8preclien  wird,  zn  sorgen  sich  anheiscbig  maclit.  Diese  Arbeiten 
,, konnen  in  Rassischer  oder  auch  in  auslandiach'en  Spracben  geschrie* 
9, ben  sein;  und  soUten  dieaelben  nacb  yoiiSufiger  Dnrcbsicbt  in  St. 
nPeienbnrg  fur  das  genannte  Journal  nIcht  paasend  erachtet  werden, 
i,so  konnen  aie  anf  Verlangeii  der  Einsender  denftelben  smrnckgestellt 
„werdenf  was  aber  nach  Berlin  bereitB  abgefertigt  worden,  kann  we- 
y,gen  der  Umstandlicbkeit  der  Rucksendungen  nicht  wieder  veriangt 
^werden.** 


0 

trSge  Ikfero,  wle  in  den  lelsten  Deeennien  die  unalerMicktn 
Arbeiten  von  Argelander  iiber  die  Bewegung  unsers  Son- 
nensyslemes  und  von  Siruve  iiber  die  Doppeliterne ,  oder 
wie  in  den  letxlen  Jahreh  das  Nivellement  zwi^hen  dem 
Schwarzen-  und  Kaspischen-Meere,  dem  mot,  neben  der  Er- 
reichung  seines  Haiqttzweckes,  auch  neue  AufisMrhliisse  fiber  die 
lenestrische  Sirahlenbrechung  verdanken.  Eben  so  haben 
darch  die  grolsarligen  Triangulazionen  inRussland,  v.  Schu- 
bert, v«  Siruve  und  v.  Tenner  bereits  einen  der  erheb* 
lichsien  Beilrage  zur  Kenninib  der  Geslalt  unseres  Planetea 
und  deren  merkwiirdigen  Abweichungen  von  jedem  einfachem 
mathematischen  Gesetze  geliefert  Wahrend  aber  von  diesen 
Arbeiten  die  meisteni  zwar  nur  sununarisch,  jedoch  allgemei- 
ner,  bekannt  geworden  sind,  haben  vnr  viele  ahnliche  aufieu- 
zahlen,  denen  bisber  in  Deutschland  kaum  irgendwo  eine  Er** 
wahimng  zu  Theii  wurde. 

Das  Bergwerks*  Journal,  welches  seit  12  JahreQ 
von  der  zum  Finanz- Minis terium  gehSrigen  Bergwerks«>Be- 
horde,  in  Lieferungen  von  8  Bogen  monatUch,  in  Russi* 
scher  Sprache  herausgegeben  wird,  entbalii  neben  Mitihei- 
luDgen  iiber  auswarlige  Arbeiten,  einen  erstaunlichen  Reich* 
thum  von  eigenen  geognostischen,  bergmiinnischen  und  me-' 
UiUurgischen  Untersuchungen.  Die  petrographiscfaen  Plane, 
weiche  dergleichen  AufBatze  begleitet  haben,  schliefsen  sich 
bereits  so  nahe  an  einander,  dais  die  Aussicht  auf  eine  voli- 
standige  geologische  Karie  der  Russiscben  Bergwerks-Di* 
strikte  nicht  fern  liegt  Die  in  diesem  Jahre  zu  Paris  er« 
schienene  Reihe  von  Ausziigen  aus  friiheren  Banden  diesev 
Zeitschrift,  weldie  das  eben  Gesagte  anichaulicher  machen 
durfte,  wird  nicht  mehr  fortgesetzt,  wir  hoffen  sie  aber  nun 
durch  die  naturwissenschaftticbe  Abtheilung  unseres  Arehives 
griindiich  zu  erseLzen. 

Auf  Veranlassung  des  Finanz  -  Miinsteriums  erscheinen 
femer :  die  jiihrlichen  Berichte  iiber  magnetische  und  meteo- 
roTogische  Beobachtungen ,  die,  correspondirend  zu  denen  des 
Gottioger  Veveines,  zumeist  durch  Bergwerks-Beamie  ange- 


10 

itefti  werden,  und  von  welchen  wir  resumirende  Bearbeitim- 
gen  und  eine  Reihe  von  Vergleichung^n  mil  ulteren  meteo-* 
rologischen  Tagebiichern  f£hr  verschiedene  Orie  zwischen  To- 
bolsk und  Peiro-Pauls-Hafen  zu  gebcn  haben^  sodann 
aber,  neben  den  periodischen  Mitiheiiungen  iiber  alle  statisii- 
fichen)  commemellen  und  industriellen  Verhultnisse,  in  dem 
Manufactur-Journale,  der  Manufactur-  und  Berg- 
werks-Zeitung,  der  Russischen  Handels-Zeitung, 
viele  selbatstandige  und  ausfahrliche  Werke  verwandten  In* 
halts  und  von  gleicher  Enistehung;  so  in  den  letzten  Jahren 
die  vom  Finanz  -  Ministerium  herausgegebene  ^{onographie  der 
Transkaukasischen  Provinzen  in  4  Biinden.  welche  uber 
\  die  einzeben  Distrikle  deraelben  hSchst  ausfuhrliche  slatisti- 
sdie,  ethnographische  und  zum  Theil  auch  physikalische  Auf- 
schliisse  gewahrt,  bis  jeUt  aber  in  Deutschland  kauin  mehr 
bekannt  ist,  als  die  neuesien  Erweilerungen  dieses  wichtigen 
Werices  durch  dieReisen  imd  die  linguistbchen  Untci-suchungen 
Chopin's,  des  Knjas  P.  u.  m.  A.  —  WcrthvoUe  Bcitrage 
dersclben  Art,  die  in  dem  Minislerio  der  Reichs-Domai- 
n en  gesammelt  sind,  sollen  jeizl  ebenfalls  durch  ein  besonderes 
Russisches  Journal  publizirt  und  dann  sofort  auch  zurBe- 
reicherung  des  unsrigen  benutzt  werden. 

Das  Journal  des  Unterrichls^lVIinisteriums  (J.  Min.  na-> 
r6dnago  pro^wjeschtsch^nija)  ist  von  demselben  Urn* 
fange,  wie  das  der-  Bet^werksbehorde,  und  vielleicht  von 
\  den  literarischen  Erscheinungen  des  Reiches  eine  der  inte* 
I  ressantesten  upd  merkwurdigsleu.  Es  liefert  in  monallidien 
Heften  alle  Documente,  welche  sich  auf  den  Gang  nicht  nur 
und  die  Richtung  des  offentlichen  und  privaten  Unterrichls, 
sondem  auch  auf  deren  wirkliche  Erfolge,  beziehen. 
Mannichfaltige  Aubatze  von  den  Professoren  der  Russischen 
Universitaten  bilden  dessen  wesenlliche  Grundlage,  und  eine 
grofse'  Zahl  von  auswiiriigen  Correspondenten  erhalten  es 
fortwahrend  in  lebendiger  Beziehung  zu  den  vrissenschafUi- 
ehen  Ereignissen  im  iibrigen  Euro  pa.  Was  aber  diese  merk- 
wiirdige  Zeitschrifti  weit  mehr  noch   als  ihr  Reichthum  an 


11 

IGUirbeilern ,  empfieUl,  ui  die  Bestimmtheit  und  der  rege 
Eifer,  nut  dem  sie  dem  Siudlum  Aavischer  Dialekte,  der  6e« 
grunduBg  der  Russischen  Geseliichte  dmch  Sammlung  jeder 
Art  von  Documenlen ,  und  denmachsl  der  Asialischen  Ethno* 
graphic  und  LHiguislik,  aid  emsten  Hauptswecken  obliegt 

Ueber  die  Arbeiteii  Russisciier  Orienialisien^  wie  Ja- 
kinlh-Bilschurini  Schmidt,  FrUhni  Kowalewskji, 
Tschubinow,  u.  v.  A.  und  dieNord-AxnerikanischenSprach* 
forschungen  Wenjaminows  berichlet  dieses  Journal  in  Aus- 
sugen,  die  wir  seiner  Zeil  unter  Benulzung  der  Original- 
werke  auch  in  Deulscldand  bekannt  zu  machen  hoffen. 

Auf  ahnliche  Weise  sind ,  ein  jedes  in  der  durch  seinen 
Namen  bezeichneten  Richtung  zuwirken  bestiinmt:  das  Jour- 
nal des  Ministeriums  des  Innern,  das  Forst-Jour- 
naly  die  landwirthschafiliehe  Zeitung,  die  militai- 
rischen  Zeitsehriften,  so  wie  die  medizinischen  und 
die  Ton  der  Beh5rde  der  Wasser*  und  Wege-Com- 
munioalioneni  dem  Generaistabe  unddemlngenieur- 
corps  herausgegebenen ,  nHchsldem  aber  neben  der  Zeitung 
des  Keichs*Senat8,  die  in*  den  einzelnen  Gouvemements- 
sladlen  erscheinenden,  wdche  schon  im  Jahre  1612  die  An^ 
zahl  der  Wochen-  oder  Monaisschriflen  in  Russland  auf  mehr 
als  100  erhoben.  —  Yon  periodischen  Pubiikaiionen  wissen* 
schafUicher  Vereine  nennen  wir  beispielsweise  die  Schriften 
der  dkonomischen  Gesellschaften  in  Petersburg, 
in  iloskau  und  in  Odessa,  so  %vie  die  der  archaologi* 
schen  und  der  naturforschenden  in  Moskau« 

Wir  deuten  in  Betreff  wissenschafUioher  Arbeiten  durch 
OlSziere  der  Russischen  Marine  auf  Admiral  Krusensterns 
unvergleichliche  Leistungen  fiir  hydrographische  Kritik,  auf 
Beliingshausens  Beschreibung  seiner  Siid^Pol-Reise,  auf 
Lutke*s  Bericht  ilber  seine  Erdumseglung,  auf  dessen  vier- 
malige  Reisen  im  Eismeere'  zur  Erforsehung  von  Nowaja* 
Semlja,  auf.Wrangels  KUslen* Expedition  an  dem^elben 
Meere,  auf  die  Berichie  fiber  noch  fortwKhrende  Operationen 
zur  Aofoabne  der  OtHhalfte  desBaitischen  Meeres,  so  wie 


If 

auf  die  fr&em  und  nlcbt  minder  xHchtigen  Werke  von  Go- 
lownin  iiber  seine  S e ef ah r ten  uhd  seine Gefangenschaft  in 
Japan,  von  denen  mehrere  dem  Deulschen  Publikum  weil 
apater  und  zum  Tlieii  auch  weit  unvoilsiandiger  bekcinnt  ge- 
worden  sind  ais  sie  verdienien.  Die  als  wesentliche  Ergiin- 
sungen  zu  einigen derselben  gehorigen Werke :  LU Ike's  Pen- 
delversuche  wahrend  seiner  Reise  urn  die  Erde 
(1  VoL  4lo),  das  Tagebuch  eines  llmonatlichen  Auf- 
enthalts  im  Innern  von  Nowaja  Semlja  durch  den 
Steuermann  Pachtu^ow,  die  Berichte  des  Sleuermann 
Iwanow  iiber  seine  Aufnahme  der  Eismeer-Kiiste  west- 
lie  h  vom  Obi  sind  bis  jetzt,  weder  iibersetzt  nodi  eines 
suounarischen  Auszuges  theiUiafUg  geworden* 

Eine  grolse  Zahi  von  schonwissenschafllichen  Zeitschrif- 
ten  und  VVerken  iassen  wir  fiir  jelzt  unberiihrt,  werden  aber 
spater  in  bibliographischen  Uebersichten  oder  voUstiindigeren 
fiterarischen  Darsteliungen  derselben  gedenken.  Es  bleibt 
dagegen  nocb  endiich  su  erwahneui  da&  mit  der  Zeit  wohl 
auch  die  schriftlich  an  uns  gelangenden  Miitlieiiungen  und 
Beilriige  unserm  Untemehmen  in  bedeutendem  Maa£se  (order- 
lich  sein  diirften.  Zunachst  weil  in  alien  Theilen  von  Russ- 
land  viele  Deutsche  in  mannichfachen  Kreisen  amtlicher  und 
burgerlicher  Thiitigkeit  leben,  die^  des  Russischen  nicht  genug- 
sam  machtig,  es  wohl  vorziehen  mochteUi  ihre  wissenschafl- 
lichenBeobachtungen  unmittelbar  in  der  ihnen  gelauGgen  Mul- 
tersprache  niederzuschreiben  und  zu  veroffentlichen,  sodann 
aber  auchj  weil  wir  hoffen  dab  ein  Russischer  Briefwechscl 
iiber  wissenschaftliche  Gegenslande,  welchen  der  Herausgeber 
des  Arcliivs  seit  seiner  Reise  durch  Nord-Asien  mit  manchen 
Befreundeten  in  den  entfemtesten  Provinzen  des  Reiches  be- 
gonnen  hatte,  durch  die  uns  bewilligte  Vermittelung  in  Pe- 
tersburg sich  nun  wieder  ankniipfen  werde.  Der  iSibirskji 
Wjestnik  (iSbirische  Bote),  welcher  von  1818  bis  1825  iiber 
ethaographische,  linguistisclie  und  physikalische  Erscheinun- 
gen  inNord-Asien  und  (m  der  Amerikanischen  West- 
Kiiste,  sehr  griindliche  Atbeilen  ansabiger  Augenzeugea  lie« 


13 

ferte,  wird,  so  viel  wir  wissen,  in  dicsem  Augenbllcke  nicht 
fortgeselzt,  und  es  scheint  daher  urn  so  moglicher,  dais  tins 
direkt  von  Einwohnem  iSibitischer  Stadle  eben  so  werth- 
voUe  Beilrage  zukamen,  wie  friiher  von  ihren  Vorgangern  dem 
genannten  Journale. 

Die  Yersicherung^  dafs  wir  uns  bestreben  werden  soichen 
wissenschafUichen  Bemuhungen  unmiitelbar  die  ihnen  gebiih* 
rendeAnerkennung  im  wesilichen  Europa  zuzuwenden^  konnte 
daza  aitf  nichi  unedie  Weise  veranlassen.  Auch  werden  wir 
ikilsin  unsemHeflen,  theils  durch  direklereMiitheilungen  an 
die  belreffendenPersonen  in  Russiand,  auf  wissenscliafUiche  Fra- 
gen  aufmerksam  machen^  welche  der  Bearbeiiung  an  Ort  und 
Slelle  am  dringendsten  bedurfen^  und  wir  glauben  deren  viele 
zu  keonen  zu  deren  Entscheidung  die  Miitel  der  Ansassigen 
in  den  enlfemlesten  Gegenden  des  Ileiches  vollstandig  aus- 
reichen. 


Die  vorstefaend  angekiindigte  Zeitschrift  wird  im  Ver- 
^  des  Unierzeicimeten  viermal  jahrlich  in  Lieferungen  yen 
10—12  Bogen  erscheinen,  und  die  vorhandenen  Materialien 
in  vier  AbschniUen  unter  den  UeberschriAen: 
I.  Physikalisch-maihemalische  Wissenschaften.  —  II.  Histo* 
rische  Wissensdhaften.  —  III.  Industrie  und  HandeL  — 
IV.  Allgemein  literarischesi  liefem. 
Dmck  und  Papier  werden  dieser  Ankiindigung  entspre- 
chen,  und  die  erlautemden  Abbildungen  und  Karten  mil  mog- 
fichster  Sorgfalt  und  Genauigkeit  ausgefiihrt  werden. 

Der  Subseriptionspreis   des  Jahrgangs    beiragt  5^  Thlr., 
fir  welchen  Preis  diese  Zeitschrift  durch  alle  Buchhandlun- 
gen  Deutschlands  und  Russlands  zti  beziehen  ist 
Berlin,  im  April  1811. 

CU  Retailer* 


Bei  6,  Reimer  in  Berlin  ist  erschtenen: 

Relse  nm  die  Erde  durrh  JVord-Asten  imd 

die  belden  Oeeane  in  den  Jahren  18S6,  1829  und 
1830  ausgefnhrt  von  A.  Epnan^  in  einer  historischen  und 
etner  physikalischen  Abiheilung  dargestellt  und  mit  einem 
Atlas  begleitet. 
Ersie  Abtheilung.  Historischer  BerichL  Band  1.  EnU 
halt:  Reise  von  Petersburg  nachObdorsk.    4Thlr.  15Sgr* 

Historischer  Bericht  Band  2.    Enthiilt :  Reise  von  Obdorsk 

nach  Ochozk.  2  Thir.  5  Sgr* 

Zweite    Abtheilung.     Physikalische   Bcobachtongen. 

Band  1.  2  Thlr.  7^  Sgr. 

Physikalische  Beobachtungen.    Band.  2. 

JVatorhtetorliieher  Atlaii  oder  Besehrelbiiiig 

Ten  Tlilereii  imd  Pflansen^   welche  auf  einer 

Relse  ant  die  Krde  gesammelt  wurden  von  A*  Ei-^ 
man.    I  VoL  FoUo  mit  XVH  Tafehi. 

4  Tliln  10  Sgr.  iUuminirt  6  Tlilr. 
Mikrographische  Beitriige  aur  Naturgesdiichte  der  wirbeliosen 
Thiere  von  A.  v.  Nor  dm  an  n.    gr.  4.    2  Hefte  mit  20 
Kupferlafeh.    6  Thlr. 

Zoologiseher  Atlas,  enthaltend Abbildungcn  undBeschrei- 
bungen  neuer  Thierarten,  wiihrend  v.  Kolzebues  zweiter 
Reise  um  die  Welt  auf  der  Predprialie  in  d.  J.  1823  — 
26  beobachtet  von  J.  F.  Eschscholtz.  Fol.  5  Hefte 
a  24  Thlr. 

Nalurwissenschaftliche  Abhandlungen  aus  Dorpat. 
Ersier  Band  mit  Kupfem.    2  Thlr. 

Atlas  von  Asien  in  20  BluUern  zu  C.Ritters  allgemeiner 
Erdkunde  entworfen  und  bearbeitet  von  J.  L.  Grimm 
und  H.  Mahlmann,  herausgegeben  von  C.  Ritter  und 
F.  A.  O'EtzeL    Ite  und  2te  Lieferung  a  2  Thlr. 
Supplementblail  dazu,  Karte  vom  Himalaja  \  Thin 

etg^aud,  S^.  Stabinttiif&Mot^tt  bet  neueflen  Steifen  unb  ffor« 
((^ttttgen  tm  QAittt  bet  S^nbet<  S6((et<  unb  Staatenhinbe. 


lr.S3iinb»  Huiitx^ii^itt  &dfxi\Un  bet  JtinigL  gfogr. 
®efel(f(^aft  gu  gonbon.  Iv.  X^l  gr.  8.  1834.  2  a:^It 
lOSgr.  2r.  SBb.  Jta^  gutfe'g  4man9c  Sleifc  nadE^ 
bem  n(rbl.  (Sidmeer,  ubetfe^t  Don  X  Srmam  ^tt  einer 
«arte.    fit.  8.     1835.  2  S^lr.  6  ©gr. 

Berghaus^  IL,  Gesclnchte  der  Hohenbestimmungen 
von  Berlin  und  Dresden.  Nebst  einigen  Beiiragen 
zur  Hypsographle  und  Klimatologie  von  Norddeutschland 
uberhaupt  Drei  Sendschreiben  an  Hm.  A.  von  Humboldt 
gr.  4.    1836.  22^  Sgr. 

Snjel^arbt,  Wt.  t).,  unb  Jr.  9>ortot*  3feife  in  bic  itrpm 
unb  ben  Jtoulofud.  2  ZW  mxt  Aupfh.  gr.  8.   1815.    8  Sblr. 

^  -.  —  zur  Geognosie.  Darslellungen  aus  d.  Felsgc- 
baude  Rufslands.  llse  Lieferting.  Geogn.  Umrifs 
von  Finnland.    Mil  Kupfem  und  Karten.   gr.foL  1820. 

5  TMr.  10  Sgr. 

Sebebour  6.  %.  t).  Steife  burd|^  baS  %(tats®ebtrge  unb 
bie  foongorifd^  JUrgtfenfieppe.  %if  JCoflen  ber  i(.  St.  UpU 
mfitit  2)otpat  untetnommen  tm  S^b^e  1826  in  jBeglettung 
ber  ^tren  <S.  %.  9lt^tt  unb  X.  ».  IBunge.  2  IBinbe  mit 
Jttt)>ftm  unb  Jtarten.  9  Xbl^* 

Flora  altaica  scripsit  C.  F.  v.  Ledebour  adjutoribus  0. 
A.  Meyer  et  A.  Bunge    4  lomi.         7  Thlr.  12*  Sgr. 

L.  v.  Buch  Beitrage  zur  Beslimmung  der  Gebirgafor- 
mationen  in  Rufsland.  Mit  3  lilhographirten  Tafeln 
und  einer  K^rte.  27^  Sgr. 

X  t).  gtoou/  S)ie  3bertfd(^e  ^albinfel.  ®ne  9Ronogra))^te 
aus  bem  ©eftdi^tSpunfte  beS  aSilttatrS.  Grfle  TIbt\)txiuns,  bag 
Arieggt^eater  i»if(i()en  bem  Sbro  unb  ben  ^^Pten^^n. 

1  a^lr.  17i  @gr. 

C.  Zimmermann,  Entvcrurf  des  Kriegstheaiers  Rufslands 
gegen  Chiwa.    Mit  einer  geographisehen  Analyse. 

1  Thlr.  10  Sgr. 

•*  —  —  Karte  von  Inner-Asien  zwischen  dem  34« 
und  43<»  der  ^  Breite  nnd  dem  59|<»  bis  75i«  ostlicher 
Lange  von  Paris  im  Maaisstabe  von  1  s  2,200,00.  5  Blat- 
ter mit  einer  geographisehen  Analyse. 


Bei  Schropp  et  <!!onip.  in  Beilia  kt  enehienen: 

Karle  von  Kamtoehatka^  nach  eignen  asironomi- 

schen  Ortsbestimmungen,  Hohen«-Me88ungcn  und  Aufnah- 
men ,  nach  Kra8cheDuiiko\i^  Bestimmangeii  und  nach  den 
Aufnahmen  der  Ostkuste  durch  die  Capitaine  Lutke  und 
Beechey  entworfen  von  A.  Ermmi.  Gezeichnet  von  K.  Vm 
Beinhard,  Haaptmann  im  Konigl.  Cadelten  -  Corpa.  Kin 
Blatt  Imperial  -  Folio  nebat  aieben  Gebirgs-Ansiditea  und 
einem  Texte  unter  dem  Titel: 

Carte  phystqiie  dn  Kamteehatka^  Berlin  1838. 

Lettre  d'envoi  adressee  a  Mr.  le  Capitaine  Washington,  Se« 
cretaire  de  la  society  royale  geographique  de  Londrea  par 
Mr.  A.  Er$naH0  membre  oorreq^ondani  de  la  aociele. 

2  TUr. 

In  der  Sander'schen  Buchhandlimg  in  Beriin  itt  enehienen: 

Reise  nach  dem  Ural,  dem  Altai  mid  dem  kaspischen 
Meerej  auf  Befehl  Sn  ftlajestat  des  Kaisers  von  Ru(sland 
im  Jahre  1829  ausgefiihrt  von  A.  von  Humboldt,  G. 
Ehrenberg  und  G.  Rose. 

Mineralogisch-geognoslischer  Theil  und  historischer  Beticht 
der  Reise  von  G.  Rose.  ErsterBand.  Reise  nach  dem 
nSrdlichen  Ural  und  dem  Altai. 

Mit  Kixpfem,  Karten  und  Holzschnilten.  6  Thlr. 

Der  Kweite  Band  ist  unter  der  Presse  und  er- 
scheint  in  Kurzenu 


Ueber 

geodaetische  Arbeiton  und  astrononiadie  Oris- 
bestimmungeii  dnrch  Offiziere  des  Rassischen 

Generfdstabes. 


A.ua  einem  lithographirten  Blaiie,  welches  unter  dem  TUel: 

Uebersicht  aller  in  Russland  geschehenen  Tri- 

angulazionen  und  ihrer  Verbindung  mil  den  geor 

daelischen  Arbeiten  in  angranzenden  Landerii, 

dem  Isten  Theile  der  Denkschriften  des  militarisch- 

Upographischen  Depots  beigegeben  ist,  ersieht  man, 

dais  die  Russischen  Dreiecke,  im  Verein  mil  denen  unsrer 

Ost-Preufsichen  Gradme^ung  und  mit  einigen  Schwe- 

dischen  Dreiecken,  bereits  einen  Bogen  von  nahe  an   14* 

des  Paralleles  von  54^,5  Breiie,  and  aufserdem 

ein  hochst  nahe  9*  betragendes  SUick  des  Meridianes  von 
24«  Ost  von  Paris,  so  wie 

ein  etwa  6*  betragendes  Sliick  des  Meridianes  von  dO^ 
Ost  von  Paris,  umfassen,  und  dafs  sie  daher  das  Urieare 
^laals,  sowohl  dieser  ganzen  Bogen,  als  auqh  mebrerer  Thfe^ 
<Ierselben  einzeUi  zu  liefern  im  Stande  sind. 

Es  bedarf  keines  Wortes  um  zu  erinnem,  in  welchem 
Grade  dieses  grofsartige  Dreiecksnetz  unsre  Kennlnifs  von 
<ler  allgemeinen  Figur  der  Erde  und  von  deren  Unregelma- 
^sigkeiten  ^rweitern  konne,  sobald  alles  was  die  g^ensei- 
%e  Anschliefsung  der  Triangulazionen  welche  dazu  geftihrt 

Enuns  Ruu.  Archir.  ISII.  Hft.  1.  2 


18  PhyiikalUch-mathematiscbe  Wissenachftftcn, 

haben^  so  wie  die  Ausgleichung  der  Winkelmessungen  zu 
denselben  und  die  Vergleichung  ihrer  Resultate  mit  denen  der 
astronomischen  Beobachlungen  erfordem,  genugsam  bekannt 
sein  wird.  —  Deiijenigen  Mathematikern  welchen  man  die 
wichligsten  Untersuchungen  in  diesemFelde  des  Wissens  ver- 
dankt,  ist  aber  bis  jetzi  von  den  vier  Ablheilungen  dieser 
Russischen  Triangulazionen : 

den  ostlichen  unler  Generallieutenant  v.  Schubert, 
der  Triangulazion  des  Baltischen  Meeres  durch  denselben, 
dM  Dreiecken.dvs  GeneroUieutenant  t.  Tenner  and 
der  Strure'schen  Breiten^GradiBessung  in  den  Ostaee- 
Provinzen, 
nur  sehr  weniges  zugekommen.    Namentlich  aber  kaum  mehr 
als  daa  Deutsche  Werk  iiber  die  Struve'sche  Breiten-Grad- 
messung,  und  sodann  von  den  v.  Tenner' schen  Arbeiten  die- 
jenigen  drei  Polh3hen  nebst  den  Entfernungen  der  entspre- 
ch^itddn  Pal'allele,  welche  in  etnem  von  Herrn  Geheime-Raih 
B^ss^Is  Aufiialzen  iiber  die  Figur  der  Erde  *),  nach  schrifl- 
Ikhen  Mittheilungen  abgedruckt  und  zu  dem  Endresultate  mit 
b^itutfet  aibd    Dtf  iiuch  hier  offenbar  die  Unbekanntschaft  mil 
der  Russischen  Sprache  bisher   das    grdfsle  Hindernife  aus-- 
ttiMshte,  so  werde  ich  in  den  folgenden  Heften  dieser  Zeit- 
sehHlty  Uebersetzungen  aller  auf  jene  Triangulazionen  beziig- 
fichen  Angaben   der    uns   zukommenden  Russischen  Werke 
mittheilen.    Die  Abieitung  der  Resultate  uber  die  Figur  der 
Erde  tvird  wohl  nicht  ausbleiben,  sobald  nur  erst  jene  er- 
warteten  Angaben  zu  einer  Verbindung  der  v.  SchuberT- 
sciien  Dr^iecke  bei  Petersburg,    mit  denen  der  Herm 
y.  Struve  und  v.  Tenner  auf  dem  Meridiane  von  Dor- 
pat,  ailsrtideheii  iVerden. 

Fiir  diesesmal  habe  ich  von  neuereh  Russischen  Werken 


*)  Bestiinnvung  der  Axen  des  elliptiMhen  Rotations  -  Sphiroides ,  wel- 
chfli  den  Toriiandenen  Messungen  Ton  Meridianbogen  der  Erde  am 
iMIteti  enisiiritlit,  Tvn  ll^rm  Geheimrath  und  Ritter  Bessel  in 
ddinmMher  Astr.  NAchr.  Band  HV.  8t.  3S3. 


Arb«ft»n  del  Runfsehen  Oenenlstalis. 

uber  Geodasie  nur  dis   oben    MigedeuMe   uAter    folgendem 
frtel  erhalten : 

Sapi«ki  wojenno  -  topogt*aphits<^heskajg;o 
Depo,po  wy^otschaischemu  Jcgo  Imperators- 
kago  Wclilscheslwa  poweljeniju  isdatinyja 
Direktorom  onago  Depo,  General-Leitenan- 
lom  Schubertom.  Tschast  I.  —  Sanktpeter- 
burg,  w'tipographji  ekspcdizji  sagolowlenija 
Goffudarsiwennyck  bumag  1837^  d.  h. 

Denkschriften  des  militairisch  -  topogra- 
phischen  Depot,  auf  hoclisten  Befehl  Sr.  Ma- 
jesiiitdes  Kaisers  herausgegeben  durch  den 
Direktor  desselben^  General-  Lieutenant 
Schubert.  Th.  I.  Petersburg,  in  der  Druckerei  fur 
die  Kaiserlichen  Papiere.  1837.  —  4to.  Seite  XV.  und 
363  nebst  der  oben  genannten  lithographiHen  Karte. 

Dieser  Band  z&rfaUi  in  zwei  HauptabtheilUngeh ,  von  de- 
nen  die  erste  die  Gesehichte  des  militairisch -tdpographtscheh 
Depot  von  1796  bis  1836  in  6  Capileln  (8.  1.  bis  188)  be- 
'wndelt,  die  zweite  aber  theils  voriauGge  Uebersichten,  theils 
Tollstandigere  Rechenschafl  ven  den  geodalischen  Arbeiten 
und  astronomtschen  Ortsbeslimmungen  derselben  Behorde  mit- 
Ut  Ich  entnehme  zunachdt  aus  der  zwerteh  Abthei- 
luDg  folgende  wichtigen  Zahlenangaben  iiber  astronomische 
Ortsbestiounungen  durch  Offiziere  des  Russischen  General- 
stabes. 

Die  Langeniingaben  welche,  in  dein  Original -Werke, 
Oieils  von  detn  Greenwicher,  thfeils  vtn  dem  Parisef 
Meridiane  an  gezfihlt  mnd,  habe  ich,  der  Gl^ichfllrmigkeit  hhf-^ 
^ty  alle  auf  den  ietxteren  (den  Pariser  Meridian)  Mdu- 
tirt,  mdein  idi  die  Lange 

fat-  Greenvrt<jh  0»»d'2r>6   West  von  Piiris   ahn^hme; 

und  die  Sekundeh  nur  da  iingebe,  wo   auch  -das  Russisdh^ 

Werk  derj^idien  enlhall. 

2* 


so  Pb>tiluilM€h  inatheiiiataich«  WiMenfdiAften. 

Ortsbestimnrangeu  iu  PersieD. 

Im  Jahre  1817  hat  der  Stabscapitain  vom  Generalstabe^ 
Kozebue,  wahrend  des  Aufenlhaltes  einer  kaiserlichen  Ge- 
sandlschaft  in  Persien,  an  13  Orten  die  Breite  durch  Mes- 
sung  von  Meridianliohen  der  Sonne  mil  eineni  Troughtonschen 
Spiegelsextanten  und  an  3  derselben  audi  die  Lange  durch 
Messung  von  Abstiinden  des  Mondes  von  der  Sonne  folgen- 
dermafsen  besUmmt: 

Beobftchtete  Breite,       LSnge  Ost  Ton  Paris. 

Angenommen :       Nach  Mond- 

diatanien. 

Stadt  Karakli*       40»  48' 9",9  2'' 53' 38",4 

Stadt  Eriwan  40     9  41,9  2  53  38,4 

Stadt  Nachitsche- 

wan 39    12    5,2  2  53  38,4 

Stadt  Tawria      .    38     4  10,4       —       —      2''59'47",3 

DorfWajemitsch  37   58  48,3  3     0  38,4 

Schlofs  Udjany       37   51  17,7  2  58     0,4 

Dorf  Senjilobat     37   42    0,4  2  58  38,4 

Dorf  Wersagan       37   38  37,3  2  59  38,4 

Dorf    Turkmant- 

schai     ....    37  33  27,8  2  59  38,4 

Stadt  Mij ana  .    .    37   24  23,2  3     0  38,4 

Stadt  Sangan      .    36   39  50,2  3     3  38,4 

Dorf^amanarchji  36   31  28,2  —       —        3    3  64,1 
Sultanischer  Pa- 

,U«» 36  26  35^8  —       —        3    4  16,5 

Vier  ToUst&nclige  Ortsbestimmuagen  in  Grosien, 

welehe  denelbe  Offizier  im  Jahre  1818  ebenfalls  mit  den  ge- 
nannten  Mitteln  ausfuhrte,  sind  in  dem  bekannten  Werke: 
Anleitung  zu  den  Berechnungen  einer  trigonome- 
trischen  Aufnahme  u.  s.  w.,  verfafst  fur  die  Offi- 
«iere  des  Corps  der  Topographen  von  dem  Gene- 
ral-Major T.  F.  V.  Schubert  (Russisch  und  DeuUch). 
Petersburg  1826.  8.  —  Tab.  XXXII.,  bereits  au^enommen. 


Arbeiten  det  Riuwiaclieii  Gen^ntaitelw.  21 

Ortsbestimiiraogen  id  der  Bocharei. 

Die  folgenden  6  Breiten  sind  in  den  Jahren  1820  und 
1621  wahrend  der  Expedition  nach  der  fiucbarei  durch  den 
bgenieur- Lieutenant  Taphajew  bestimmt  worden*). 

Beobachtete  Breile.      Vonnifce- 

■eCileLiiigtt 
OttT.Puris. 

Bei  dem  See  Chodjakuli  .  .  47<»  48'  Vf'fi  3^  4/,! 
tDdemDi8trikte**)Karatjaba  am 

SyrDarja 45    42    44,7        3    48,9 

Bei  der  Sladt  Buchara  (2  Werst 

nordlich  von  derselben)  ...  39  48  4,3  4  17,7 
In  dem  Distrikte  Karak  am  Ku- 

wanDarja 44    52      3,6         4    16^ 

Id  dem   Distrikte  Tuguschkak 

amUIu-Irgis 48    16    47,1        3    53,1 

DerBIeiberg(5winx6wojaGora)  49    12      3,1         4    10,0 

Ortebestimmuiigen  auf  der  Oreuborgischen  Liuje  und 

io  der  Kirgisensteppe. 

In  den  Jahren  1825  und  1826  wahrend  der  Expedition 
zuffl  Aral***),  hat  Herr  Lemm,  vom  militairisch<>lopographi- 
schen  Depot,  mit  dem  Spiegelsextanten  die  bier  folgenden 
OrUbeslimmungen,  theib  auf  der  Orenburgischen  Linie 
ondin  der  Kirgisensteppe,  theils  am  ostlichen  Ufer  des 

*)  Ceber  die  angewendeten  Metlioden  und  Instmmente  iit  in  dem  Rnsi. 
Weike  nicbts  angegeben. 

**)  Urdtschischtsche,  welches  ich  hier  durch  Distrikt  uberBetze, 
ist  der  allgemeinste  Ansdnick  far  eine  wohnsame  oder  wohnaam  ge- 
machte  Stelle  einer  wiisten  Gegend. 

***)  Et  ist  dieselbe  Expedition  bei  welcher  einige  for  die  Theorie  des 
Eidmagnetisnras  sehr  wichtige  DecUnationsbestiiiimmigen  gemacht,  und 
von  anderweitigen  physUudiscben  Verbaltnissen  z.  B.  das  Vorkommen 
Toa  Gnndivasser  nnter  dem  trocknen  Steppenboden  durch  Bohrrer- 
snche,  sowie  auch  ein  Punkt  der  nordlichen  Verbreitungsgranze  des 
>ogeaannten  fifaksaul  (Anabasis  spec.)  bestimmt  warden. 


Qlt  PhyiikiiUach^matlieiiiatbckfl  Wisseii»dia£teii. 

Kaspischen  Meerea  und  am  wesllicben  is»  Aral  ge- 
machU  Herr  Anjou,  Capilainlieulenant  von  der  Kaiserlichen 
Marine,  Iial^  gleichzeilig  mil  ihin,  mehrere  derselben  Orte  be- 
stimmt. 

Beobachtete  Breite.    Lfinge  Ost  v.  Paris. 

ang.  —  angenommen 

M.S.  —    au»  Mond- 

Sonnenabstanden . 

atadt  Uralsk  (am  Markle)*)  51<>  11'  21"  3»»  16',2  ang. 

dieselbe  nach  Anjou    ..4    51    11    7  —        — 

Vo^posten  Kojachar      .    50   19  18  3   16,7  ang.     ^ 

derselbe  nach  Anjou   .    .    .    50    18  44  —        -^ 
Paatutig   5aratschikowa  . 

(Nord-ende  derselben)  .    .    47   30  21  3   17,5M,& 

dieselbe  nach  An jdu 47  30  19  —        — 

In  der  Feslung  Saratschikowa  sind  aufserdem  beoh* 
achtet  worden: 

Bedeckiing  von  65  a  Cancri  durch  den  Mond: 

1825  November  30  n.  St.  14»»  12'  58",45  Eintrilt  nach  Anjou 

—  —        —  14    12   59,95  Eiritritl nach  Le mm 

—  —        —  15  27  51,33  Austrilt  nach  Anjou 

Femer  die  Hectascensionsunterschiede  fiir  1825  No- 
vember 23.  n.  St. 

Mond  —  w     Arielis  =  —  12'  22",33 

Mond  ~  66,^  Arielfe  s=  —  19  23,60 
Mond  —  75  La  CaiUe  =  —  23  34,97 
Mond  -^  53    Arielis  =  —  30  24,46 

(da  liber  die  Zeit  fiir  welche  diese  Resultale  gelten  nichts 
weiter  angegeben  ist,  so  beziehen  sie  sich  wohl  ofienbar  auf 


♦)  In  derselben  Stadt  fur  die  Kirche  der  Kasanischen  Muttergot- 
tes  hatte  Herr  Wigchnjewskji  gefanden: 

!>!•  11'  23"  Breite 
m      2  22    Oat  von  Ferro. 
Das  letstere  durch  Zeitubertragung  erhaltene  Resoltat  gtebt  fiir  die 
Liinge,  Ost  von  Paris: 

ab  16'  4",9. 


AiiieiC0a  d«t  Rmawcfcea  GeaenlfUba.  9^ 

itn  Aogenhlick  der' Mondficulmiiialion  an  dem  Beobachlungs- 
OTte).  — 

In  der  Kirgisensteppe  warden  durch  dieselben  Beob- 
acfater  bestimmt: 

BeobachteCe  Breite.     Lange  Oat  t.  Parii. 

In  dem  Distrikt   Kisil  Tana 

Chodjai-Kuma**i  .    .    47M4'40",4 
AmNord^uferdesKaspischen 

Heeres  .    .^ 47   12     9,4 

Bei  dem  Grabe  von  Abd- 

jal 47    12   23,4 

Auf  der  Imsel  Esen-Kubek- 

Aral  Oder  Tabildik-Ak- 

Ijubja 47     6    17,4 

Daselbst  nach  Anjou      •    .    47     6      8,4 

Bei  der  Insel  Adjibal     .    .    47     2   45,4    3^  23^  15",4  M. S, 

AmOsi-ufer  desKaspischen 

Meeres    in    dem  Distrikte 

AktjubjaMarkatnik  nichi 

weit  von  den  Inseln  Kara- 

kamysch  und  Kambek- 

lai  .........    46  47    19,4    3  23,7 

AufderlnselTulumbetKite  46     8      1,4 
Auf  der  Insel  Kara-Kissek- 

Balapani  Aktjubja  .  .  46  1  15,4  3^3  18 
Auf  der  Insel  Magedjal  .  45  56  42,4  3  23  41 
Auf  der  Insel  Aktiken  .  .  45  49  47,4  3  24  11 
Am    Oslufer    des   Kaspischen 

Meeres  in  dem  Distrikt  E  k  i- 

Kisil-Djar 45  46   21       3  26  27,4 

In  dem  Distrikt  A  n  t  i  k  e  n  wurde 

Kur  Bestimmung  des  Kara- 

wanenweges  gefunden  ..    45   37    47 
Am  11  ten  Januar  miterwegs  zu 

demselben  Zwecke    ...    45  23    41 
Am  12ten  Januar  unterwegs    45   16   21 


84  Physikaliich  matheniaiische  WiBsenschaflen. 

Beobachtete       Lange  Ost  von 
Breite.  Paris. 

Am  13len  Januar   am  Fuise  des 

Ustjurl 45M3'2r'    3'»27',7    ang. 

Zur  Bestimmung  des  Karawanen- 

weges,  am  25slen  Januar  nicht 

weit  von  demDistri^te  Tschu- 

ruk   .    .    .    .    ; 45     3  49      3  36,7    ang. 

Zur  Bestimmung  des  Karawanen- 

weges  am  28slen  Januar     ..    44  58  30      3  35,7    ang. 
Zu  demselben  Zweck  am  30sien 

Januar  nicht  weit  vom  westH- 

chen  Ufer  des  Aral   ....    44  56  17      3  42,7    ang. 
AmWest.uferdesAral,am2.Febr.   45  26  15      3  44  56  M.S. 
—        —  —       —  3.Febr.   45  36  41      3  45  17  M.S. 

An  dem  NW^nde  des  Aral,  4  Febr.  45  38  28  3  44  33  M.  S. 
DaselbstdurchCpt-LieutAnjou  45  38  8  3  44  OM.S. 
Zur  Bestimmung  des  Karawanen- 

wegesamll.Febr.beimUstjurt  46  25  25      3  38,7    ang. 
Zu  demselben  Zvvecke  am  18.  Fbr. 

beim  Distrikt  5ari  Tscherpe     46  41  55      3  32,7    ang. 
Zu  demselben  Zwecke  b<eim  Di- 
strikt Isek- Djal  . 46  50  56      3  29,9    ang, 

Bei  der  Quelle  Jakschi-Isek* 

Djar     .    .    .    ,    .    .,  ...    46  55  50      3  29,4    ang. 
Nicht  weit  von  d^m  Grabe  von 

Kurum-Sa  .    , 47  32  27      3  26,0    ang. 

OrtebestimmuDg  Tur  die  Festoiig  Kurababa. 

Im  Jahre  1827  bestimmte  der  Obersllieulenant  Hezel  voiii 
Generalstabe  durch  Messung  von  Culminalionshohen  der  Sonne 
und  einiger  Slerne  fur: 

Breite.  Angenommene  Lange 

Ost  von  Paris. 

die  Feslung  Karababa       39«  24'  9"         2»»  54'  12" 


52   11  42 

3  52,0 

51   46  22,4 

3  50 

51    12  14,6 

3  52,0 

Arlmiteii  dee  RuiaiieheD  Genenlstaba.  25 

OrtsbedtiffiiiiuDg  f&r  etnige  Puiikte  iu  der  Kirgisensteppe. 

Iq]  Jahre  1831  bestimmle  der  Tilular- Rath  Karelin  die 
Lage  der  folgenden,  zwischen  den  Fliissen  Urach  und  l*o- 
bol  gelegenen  Orte,  miltelst  eines  Ramsden'schen  Spiegel- 
^xlanlen : 

Breite.  Lange  Ost  v.  Paris 

Kisilsker  Feslung      ....    52Mr  29",1        3»'52',0 
l^rsprung,  des  Flusses  T  a  n  k  a  r  a- 

gaimiAjata 52  39  50  3  52,0 

Fliirschen  Samtaty  (der  oberste 

Lauf  des  Flusses  Tschikuwar; 

der  in  den  Toboi  falll)    .     .    52  24  57,8  3  54,6 

I  rspning  des  Fliifschen  5  u  n  d  u  k 

der  Mundung  des  Fl.  K a r  a bu- 

lan  in  denselben  gegeniiber 
Feslung  Tanalyzk       .... 

Feslung  Orsk 51 

Orenburg  (ohne  nahere  Angabe 

des  B.eobachtungspunktes)  .    .    51  45  24,9         3  30  58,6 

Neue  OrtsbestiinmuDgen  in  Petersburg. 
1).  Bestimmung  der  Breile  von  Petersburg. 

Als  Gmndlage  fiir  die  geodaetischen  Arbeiten  unter  Ge- 
nerallieatenant  v.  Schubert,  ivar  zwar  die  Breile  fur  das 
(m  Petersburg  gelegene)  Observaiorium  des  Generalstabes 
dutch  viele  Beobachtungen  mil  eineni  8  zolligen  astronomi- 
schen  Theodolilen  von  E  r  t  e  1  bereiis  beslimmt  worden.  Man 
laeli  aber  sowohl  dieses  Resullai  als  auch  ein  andres^  welches 
Herr  Akademiker  Wischnewskji  fiir  das  Observaiorium 
der  Peters  burger  Akademie  aus  seinen  Beobachtungen  mit 
^em  Troughtonschen  Repetitionskreise  erhalten  hatte,  bei 
dem  jetzigen  Zustande  der  Wissenschaft  noch  nicht  fiir  ge- 
niigend. 

Der  Chef  der  2len  Abtheilung  des  Milit.  Topogr.  Depots 
Hm  Stabs  -  Capitain  Lemm  erhieit  daher  den  Auftrag,  mit- 


26  PhytikftUcch-inatiieniaiMche  WiM0B$cliaffteii. 

lelst  eweier  iin  Jahre  1831  aus  Mtinchen  einpfangenen  18« 
zolligen  Vertikalkreise  von  Ertel  noch  erschopfen- 
clere  Beobachlungen  iiber  diesen  Gegenstand  auszufCihren. — 

AUc  Einzelheiten  der  schonen  Arbeit  durch  weiche  Herr 
Lemm  diesem  Auftrage  vollstandig  geniigte,  sind  in  den 
Denkschriften  des  inilit.  topogr.  Depot.  Theil  1.  auf 
den  Seiten  191  bis  315  abgedruckt,  von  denen  ich  hier  nur 
eine  ganz  kurae*  Rechenschafl  gebe. 

Da  das  eigenlliche  Observatorium  des  Generalstabes  auf 
einem  hohen  Gebaude   der  Hauptstadt  (91  E.  Fufs  hoch)  so- 
wohi  den  Erschiiilerungen  durch  vorbeifahrende  Wagen*^)  als 
auch  Triibungen  der  Luft  durch  den  Rauch  aus  nahe  geiege- 
nen  Schornsteinen  ausgesetzt  ist,  so  wurde  im  Jahr  1832  zu 
diesen  neuen  Beobachtungen  ein  eignes  Local  auCserhalb  und 
nordlich  von  Petersburg,  auf  einem  Hiigel  zwischen  dem 
Forstinstitute   und  dem  Wiburger  Wege  eingerichtet, 
welches   man  mil  den  Hauptpunklen    der  Stadt   durch   eine 
Triangulazion  verband.  —     Die  Beobachtungen  wurden  da« 
rauf  vom  Juni  1832  bis  zum  August  desselben  Jahres   ausge- 
fiihrt  und  zWar,  um  von   dem  Einflusse  der  gebrauchten  In- 
struments um  so  unabhangi^er  zu  werden,   mil  jedem  der 
zwei  Kreise   (weiche  in    dem  Instrumenten-Verzeichnils  des 
milit.  topogr.  Depot  Nr.  41   und  44.  genannt  wurden)   eine 
selbststandige  Reihe.    An  diesen  Kreisen,  fiir  deren  Beschrei- 
bung  das  Struve'sche  Werk  (Gradmessung  in  den  OsU 
seeprovinzen.  1.  pag.  15-— 20)  angefiihrt  wird,  riihml  Herr 
Lemm  dieSchonheit  der  Theilung^  durch  weiche  man  an  je- 
dem der  vier  Nonien   besonders,  die  einzelnen  Sekun- 
den   mit  Sicherheit   ablas;   sodann   die  Befestigung  des  Ni- 
veau unmittelbar  an  dem  Kreise,  vermoge  deren  die  au- 
genblickliche  Lage    desselben   gegen   das   Zenit   erkanni 
wurde,   und    endlich   die  Vortrefflichkeit   der    32  EngL  ZoU 
langen  Femrohre,  durch  weiche  man  die  Gesichtslinie  zu  ei- 
nem Sterne,  durch  jede  Einslellung  desselben  zwischen  iwei 


*)  Vergletche  jedoch  unCen  die  LangenbentionnuBg  fur  Petersburg. 


ArUei£«a  dot  Rttssttdieii  GenaraUtabs.  23 

doander  nahen  Par^U^d^n^  bis  auf  etwa  1  Sekunde  beslimint. 
Herr  Lemm  hat  nun  mil  diesen  Insirumenten  doppelte 
Zenitdisianzen  gem^sseiij  indem  er  bei  einer  Lage  des 
Kreises  zweimal  hinter  einander  auf  den  Slern  einsleilte  und 
die  Uliraeit,  die  Wasserwage  und  die  4  Nonien  ablas,  darauf 
aber  zwei  vollig  gleiche  Einsleliungen  und  Ablesungen  machte, 
nachdem  die  Eh^ne  des  K^rei^es  ein  um  nahe  180®  verschie** 
denes  Asimut  f^rbalten  halle.  Die  Dififerenz  zwischen  der  er- 
sien  und  vierien  Ablcsung,  und  die  zwischen  der  zweil^n  und 
driKeo,  ergaben  daan  ^in  vergleichbares  Resuhat  fiir  das  Ge- 
suchte,  auch  ivurde  bei  den  Einstellungen  der  Mitle  zwi* 
^hen  den  zwei  Faden  auf  den  Stenii  die  Mikrometerschraube 
abwedbselnd  nach  links  und  nach  rechts  gedreht,  um  den 
Eanfluis  einer  Zusammendruckbarkeit  der  Theile  des  Instru- 
ttwnles  zu  vermeiden.  — 

Unmittelbar  vor  oder  nach  einer  jeden  fieobachtung  zur 
Polhohe,  wurden  aqf  diese  Weise  Zenildistanzen  von  Ster* 
A^n  gemessen,  die  dem  Ost-  oder  Weslvertikale  nahe, 
und  dabei  vom  Horizonte  eaifemt  genug  waren^  um  keine  Ui)- 
sidierheil  iiber  die  Refraktion  zu  iassen.  Auch  waren  das 
^rmomeler  und  Barometer,  dessen  Angaben  zur  Beslim- 
iQuog  der  Kefrakiion  dienten,  mit  den  NormalinBirumenten 
derDorpater  Stemwarte  verglichen.  Die  Uhr,  deren  Stand 
durch  diese  Beobacfatungen  bestimmi  wurde,  war  ein  der 
^mzeit  nahe  folgendes  Chronometer  von  LouisBerthoud, 
wekhes  die  0,4  der  Sekunde  scbiug.  Herr  Lemm  machte 
gewohnlich  in  unmittelbarer  Folge  drei,  bisweilen  aber  auoh 
nur  zwei  solcher  von  einander  unabhangigen  Zeitbestim- 
mungen. 

Zur  Beslimmung  der  Polhohe  wurden  auf  gleiche  Weise 
(durch  je  4  Ablesungen)  die  Zenitdisianzen  sowohl  des  Po- 
'^lemes,  wenn  er  seiner  oberen  oder  seiner  unteren 
(-'ulminazion  nahe  war,  als  auch  die  von  a  Bootis  in  der 
Nahe  der  Siidhalfte  des  Meriditines  gemessen,  und  nachdem 
10  Resultate  fiir  die  Polhohe  durch  den  Poiarstem  und  ge- 
;ei\  6  durch  a  Bootis  erhalten  waren ,  die  Lage  der  Thei- 


28  PhysikalMch  -  mathematische  WiMenschallen. 

lung  um  15^  geiindert,  und  darauf  zu  einer  eben  solchen 
iieuen  Reihe  von  BesUmmungen  geschritten.  Nach  je  5  sol- 
cher  Drehungen  des  Kreises^  waren  dann  die  zu  den  Resui* 
talen  benutzlen  Ablesungen  der  4  Nonien,  an  alien  Stellen 
des  Kreises  geschehen  und  daher  das  Endresultat  von  den 
Theilungsfehlem  unabhangig.  —  Mit  dem  Instrumente  Nr.  41. 
wurde  die  Breite  167  Mai  und  milhin  durch  2672  einzelne 
Ablesungen,  und  mit  Nr.  44.:  124  Mai,  wobei  noch  einige 
Beobachlungen  von  /^Urs.  min.  in  der  Nahe  deruntem  Cul- 
minazion,  oder  durch  1984  Ablesungen,  in  allem  also  durch 
4656  Ablesungen  besiimmt 

Yon  den  zwei  Wasserwagen  welche  den  Kreisen  beige- 
geben  waren,  fand  sich  die  zu  Nr.  41.  gehorige  empfindlicher 
als  die  andre;  sie  wurde  daher  bei  beiden  Kreisen  nnd  su 
alien  Beobachlungen  gebraucht 

Herr  Lemm  hat  den  Werth  einer  Theilung  derselben 
durch  4  Beobachlungen  zu  2",200  bestiuimt. 

Die  Ableilung  der  Meridian  -  Zenitdistanzen  z  aus  den 
bei  bekanntem  und  kleinem  Stundenwinkel  i  beobachteten  z 

ist  nach  dem  bekannlen  Ausdrucke  z — z  =p  — .    ,,,  ,    ,  .    ,.i- 

smi{Z'\-z)sml 

in  welchem  q>  die  Polhohe  und  S  die  Deklination  der  Sterne 

bezeichnen,  geschehen  und  die  Refraktion  nach  den  G  a  us  si- 

schen  Tafeln  in   Schumachers  Hiilfslafeln,   berechnet 

worden.    Die  Einzelheiten  aller  Polhohenbeobachiungen  sind 

auf  den  Seiten  196  bis  293  des  genannten  Bandes  abgednickt, 

welche  auch  von  den  Bestimmungen  des  Uhrstandes  die  jedes- 

maligen  Resultate  enthalten. 

Herr   Lemm  sielll   alsdann   zuerst  die  mit  dem  Kreise 

Nr.  41  erlanglen  167  Resultate  fur  die  Polhohe  zusammen. 

Das  ariihmet.  Mitlel  derselben  ist    59''  59'  4r',326 

Die  Summe  der  Quadrate  ihrer  Abweichungen  von  diesem 

Mitlel  in  Sekunden:    163,8066  =  2*, 

und  daraus,  wenn  man  mil: 

c  den  millleren  Fehler  jeder  Beobachtung 

f  den  wahrscheinl.  —      —  — 


Arbeiten  des  Rnasischen  Generalitobs.  29 

g  das  Gewicht  einer  Beobachtung 
f  den  wahrscheinl.  Fehler  des  Gesammlresultats 
g   das  Gewicht  des  leUteren 
kcwichnel :  c  =  0",99337 

f  =  0,67003 
g  =  2,2275 
f  =  0",0518 
g  =  371,99. 
Die  124  Resultate  mil  dem  Kreise  Nr.  44.   ergaben  das 
arilhmetische  Mitlel:  59^  59'  47",128 

und  2  =  155,770 

e  =  1",12535 
/  =  0",75905 
g  =  1,7356 
f  =  0',06816 
g  =  215,219, 
Wollle  man  demnach  den  Beobachiungen   der  verschie- 
ienen  Sterne  gleiches  Gewicht  gebeii,  und  auch  die  mit  ver- 
schiedenen  Instrumenten  erhaltenen  ohne  weiteres  verbinden, 
so  ware  das  gemeinschaflliche  Resullat  fiir  die  Polhohe: 

59^  59'  41",2534 
mit  einem  w^ahrscheinl.  Fehler  von  0",041 
and  einem  G e  wi  c h  t  e  =  587,209. 

Herr  Lemm  slellt  aber  sodann  noch  von  den  Beobachiun- 
gen eines  jeden  Sternes  mit  einem  der  2  Kreise,  die  mit  ei- 
Qeriei  Abtheilung  seines  Limbus  gemachten  zusammen, 
und  beslimmt  fiir  jede  solche  Klasse  von  Beobacht  das 
arithmeU  Mittel  nebst  seinem  wahrsch.  Fehler  und 
Gewichte.  Diese  Mittel  aus  den  einzelnen  Klassen 
^en  nwi  endlich ,  je  nachdem  man  die  eine  oder  die  andre 
von  iweien  Yoraussetsmigen  vorzoge,  auf  eine  oder  auf  eine 
andre  Weise  zum  Endresultate  zu  ziehen. 

Nimmt  man  namlich  an,  da(s  in  den  6  Abtheilungen  des 
Umbus  die  Theilungsfehler  gleich  oft  positiv  und  negaliv  seien, 
^  hat  man  sich  fiir  das  arithmet  Mittel  aus  den  6  Klas- 
Unresuliaten  fiir  einen  jeden  Stern,  zuentscheiden; 


30 


Pliysikaliscti  -  mathematische  Wissenschaften. 


und   wenn  /", /V,    die  wahrschl.    Fehler   jeflcr    einzelnen 

Klasscnresultate  bedeulen 


\* 


und 


F'  =  l//;*+...  +  fvi  ^^^  ^«"  wahrscheinL  Fehlcr 

und         G'  =s  pfY  fiir  das  Ge>vicht,  des  Gesanoimlresultales  aus 

den  Beobachlungen  eines  Slernes  anzunehmen. 

Selzt  man  hingegen  die  gesammte  Theilung  des 
Kreises  ohne  constante  Fehler  voraus,  so  ist  die 
Summe  der  Produkte  jedes  Klassenresullats  mil  seinem  Ge- 
wichte,  dividirt  durch  die  Sunime  der  Gevvichte,  das  wahr- 
scheinlichst e  Gesammtresultat  aus  den  Beobach- 
lungen eines  Sternes^  mil 

dem  wahrsch.  Fehler  F  =s  (  v~) 

dem  Gewicht  G  =  JSff. 

Die  Durchfiihi  ung  dieser  beiden  Rechnungen  fiir  die  Beob- 
achlungen eines  jeden  Slernes,  ergiebt  nun  zwar  F  kleiner  als 
F',  Herr  Lemm  enlscheidel  sich  aber  dennoch  fur  das  mil 
lelzlerem  behaflet  anzunehmende  und  dagegen  von  den 
elwanigen  conslanlen  Theilungsfehlern  freiere  Resultat,  nach- 
dem  er  zuvor  noch  durch  eine  annlylische  Deduction  daran 
erinnerl  hat,  dafs^  wenn  zwei  einzelne  Hesultate  in  Folge  von 
Theilungsfehlern  um  gleiche  und  enlgegengeselzle 
Quanlilaten  von  dem  wahren  Werthe  der  gesuchlen  Grofse 
abweichen,  bei  Riicksicht  auf  das  Ge^vichl  derselben  das  End- 
resullat  von  jenen  Theilungsfehlern  influenzirl  bieibe,  ohne 
diese  Rucksichl  aber  von  demselben  frei  werde.  — 

Somil  gelangl  man  endlich  zu  folgenden  Breitenbeslim- 
mungen : 

Mit  dem  »,,        Abweirhang 


Kreise. 


41 

Polarstern  u.  C. 

SO** 

59' 

4r',80 

44 

—          — 

40,^ 

41 

Polarstern  o.  C. 

41,17 

44 

41,37 

41 

a  Bootis. 

40,91 

44 

41,97 

44 

p  Uw.  min.  ti.  C. 

40,86 

0",06S 
0,167 
0,072 
0,083 
0,099 
0,192 
0,006 


vom  Mittel. 
0",59 

o,7«r 

0,04 
0,15 
0,31 
0,75 
0,36 


Im  Mittel:      59*59'  41",220 


Arbeiten  des  Rttssfschen  Generatetabs.  31 

Der  wahrsdieinliche  Fehler  des  zulelsl  angegebenen  Mit- 

aus  den  Besliaimiingen  durch  die  einzelnen  Sterne  wird: 

/•,  =  0'',032. 

Aus  den  Abweichiingen  der  Resullate  durch  die  einzel- 
nen Sterne^  von  ilirem  Mittel,  erhlill  man  hingegen  den  wahr- 
scbeifilichen  Fehler  dieses  Mittels: 

/•„  =  0",137. 

Der  Verfasser  schliefst,  dafs  diese  beiden  Grofsen  /",  und 
fn  einander  gleich  sein  wiirden,  wenn  die  Polhohenbe- 
stimmungen  durch  die  einz  elnen  Sterne  nicht  constan- 
ten  Fehlem  unterlagen^  welche  den  einzelnen  von  ihnen  ei- 
genlhiimlich  sind^  und  demnach  weder  von  der  Genauig- 
keit  der  Einstellungen  und  Abiesungen^  noch  von  der  Be- 
schalTenheit  der  Inslrumente  abhangen.  —  Er  vermuthet  der- 
gleichen  Fehler  in  den  Angaben  der  Tafeln  fur  die  Declina- 
tion der  Sterne  und  fur  die  Refrakiionen,  in  den  Angaben  des 
Thermometers  fur  die  Temperatur  der  Luft  und  fiir  die  des 
Barometers,  oder  auch  in  noch  unbek<innten  Ursachen,  — 
tiigiaber  dem  Endresullate  seiner  Beobachtungen,  d.  i.  de.r 
Poihohe  seines  Beobachtungsortes  von: 

59*  59'  41",220, 
den  wahrscheinlichen  Fehler:  0",137  hinzu.  — 

Die  Triangulazion  mit  welcher  diese  Arbeit  beschlos- 
sen  wurde,  hat  sodann  noch  folgende  Posilionen  ergeben,  in- 
iem  man  fur  die  Liingen  die  der  Sternwarte  der  Aka- 
iemie  als  bekannt  annahm: 

Breite.  LSnge  O.  v.  Par. 

DieStemwartederAkademie  59* 56' 30",006  27*59' 3(y ',000 
Die  Sternwarte  des  General- 

slabes 59  56    15,823  28    0    11,062 

Die  Sternwarte  de8Seecorps5956  6,286  27  58  0,216 
Die  Sternwarte  auf  dem  Pul- 

kower  Berge  ....  59  46  18,975  28  0  47,936 
RermLemms  temporSres  Ob- 

servatorium 59    59  41,220  28    1     18,799 


32  Phyaikaliscli  -  inathcraatifdie  WiMenBchaften* 

2.    Zur  Bcstimmung  der  Llinge  der  Gcneralstabs- 
Sternwarte  in  Petersburg,  in  den  Jahren  1829 

bis  1835. 

Ein  7fufsiges  Passageinslrument  von  Reichenbach  mil 
5  Engl.  ZoU  Oeflhung,  ist  in  den  genannten  Jahren  auf  dem 
Observaloriuui  des  Generalstabes  zu  einer  fortlaufenden  Reihc 
vonVergleichungen  zwischen  der  Reclaseension  desMondes  und 
der  von  nahe   gelegenen  Sternen   benutzt  worden.    Die  bei 
den  einzelnen  Mondsbeobachtungen  anzuwendenden  Intervallc 
der  7  Faden  des  Instrumentes  sind  durch  76  Durchgange  von 
Sternen  durch  dieselben,  welche  von  1829   Marz  6,  bis  zu 
1835  Novbr.  6.  beobachlet  warden^  besiimmty  und  nach  den 
in  einer  I.  Tafel  angegebenen  Beobachtungen  dieser  Durch- 
gange scheinen  sie  kaum  irgend  verunderiich.    Die  II.  Tafel, 
welche  sich  auf  diese  Arbeit  bezi^ht,  enlhalt  alle  Resultate 
liber   das   Azimut   der   Axe    des   Fernrohrs   und  zum 
Vergleich  mil  denselben,  iihnliche  Resultate,  welche  fiir  das 
Passageinslrument  der  Dorpater  Sternwarte  in  den 
Jahren  1814  und    1815  gefunden   wurden.  —     Auffallender 
Weise  sind  jene  kaum  weniger  bestiindig  als  die  zuletzl  ge- 
nannten, und  doch  stand  das  Petersburger  Instrument  91 
Engl.  Fufs  iiber  dem  Strafsenpflasler  mil  dem  Gemiiuer  des 
Generalstabsgebaudes  in  Verbindung,  das  Dorpater  hinge- 
gen  ganz  nahe  am  Erdboden.    Der  Beobachler  erklart  diesen 
giinstigen  Erfolg   dadurch,   dafs  die  Erschiitlerungen   welche 
das  Pete  rs burger  Passageinslrument  durch  voruberfahrende 
Wagen  erfuhr,   nur  am  Tage  stall  fanden,  und  keinen  blei- 
benden  Einflufs  auf  die,  meist  in  der  Nacht  bestimmte  Lage 
des  Instruments  ausiibten.     Hinderlicher  waren,  bei  Beobach- 
tungen sehr  kleiner  Sterne,  verschiedenartige  Triibungen  der 
Luft.  — 

Die  Monds  -  und  Mondsslem  -  Beobachtungen  sind  alle  bei 
einerlei  Lage  des  Fernrohres  ausgefiihrt,  und  der  je- 
desmalige  CoUimazionsfehler  desselben  nur  durch  Umlegung 
wahrend  der  Durchgange  des  Polarstemes  bestimmt,  die  Nei- 


Aibeiten  det  Rntfitclien  G«iieralttebi. 


gDDg  der  Axe  gegen  den  Horisoni  aber  an  einer  daran  auf- 
gehangien  Wassenvage  jedesmal  bis  auf  I  oder  2  Sekunden 
abgelesen  worden. 

Eine  III.  Tafel  enlhall  den  schr  regelmafsigen  Gang  ei* 
Der  bei  den  Beobachtungen  gebrauchlen  Pendeluhr  von  fi  e  r- 
thoud,  imd  endUch  die  IV.  Tafel  von  S.  328—353  die  ei- 
gentlich  beabsichtigten  Beobachtungen  nebst  deren  erstenRe* 
duclionen  in  7  Spalten  unler  den  Ueberschriften :  Datum 
nach  neuem  Styl,  Namen  der  Gestirne,  Mitlel  aus 
den  beobachteten  Fadenanirilten,  Antahl  dersei* 
ben,  Reduktion  auf  den  Meridian,  Culminalions* 
zeiten  nach  Beobachtung,  Grofsen  zur  Reduk- 
iion  auf  den  Meridian.  —  Die  zulelzt  genannten  Gro- 
lisen  sind  nach  den  liblichen  Ausdriicken  berechnet,  welche 
ier  Verfasser  (auf  Seite  320  u.  321)  anfufart,  und  es  isi  zu 
erwarten,  dafs  nun  die  bereits  reduzirlen  Werihe  rechl  bald, 
durch  Vergieichung  mil  correspondirenden  auf  andem  Slem- 
warleD)  zudemEndresullale:  einem  ohneZweifel  sehr  bedeu- 
teolen  Beitrage  zur  Besiiinniung  der  Lange  vOn  Pe- 
tersburg, fiihren  werden.  Die  genaunten  Beobachtungen 
^d  von  1829  bis  1833  durch  Herrn  Stabs- Capitain  Lemm 
und  in  den  Jahren  1834  und  1835  durch  den  Lieutenant 
Woinow  angestelit  worden.  —  Auch  hat  der  erstere  dieser 
Herm  zur  Langenbestimmung  fur  denselben  Punkt  von  Pe- 
tersburg noch  folgende  Sternbedeckungen  durch  den  Mond 
nut  einem  Fraunhofersehen  Fernrohre  beobachtet,  dessen 
^nge  zu  5  Fufs  4  Zoli  Engl,  und  dessen  OeRhung  zu  4^3 
2oll  angegeben  wird. 

t^  April  16.  B.  Bt 

l^Febr.lO.  — 

-  -  10.— 
^  —  15.— 
■^  Mire  8.  — 

-  —  8.  — 
•-  —  8.  — 
■"    —    8.  — 

t^M5ra27.  — 


r  Leonis 

5—6  Gr. 

KintriU 

10l>33'  0"5  Stern  Zeit 

anbekannter 

unbestimint 

— 

0  42  25,8    —    — 

«  Arietis 

X 

— 

4  40  29,1    —    — 

denelbe 

— 

Aastritt 

5  49  44,1    —    — 

^  Leonis 

H 

Bintritt 

4  55    3,4    —    — 

onbekannter 

unbestimmt 

— 

8  45    0,2    —    -- 

— 

— 

— 

9  52  32  J    —    — 

._ 

... 

— 

10     5  30,2    —    — 

— 

—        1     — 

10  45  2:j,2    —    — 

125  Arietis 

6—7 

1     - 

H     9  53,0    —     — 

^"uat  Rum.  Archir.  1841.  lilt.  I. 


3 


34     PliysikaL-maihein.  Wissensch.    Arbeilen  d.  Rvm.  Generabtabg. 

Eine  gedrangte  Uebersichi  der  Gcschichle  des  mi- 
liiair.  topograph.  Depot,  welche  unterandern  auch  Nach- 
richten  iiber  alle  von  demselben  herausgegebenen  geographic 
schen  Darsiellungen,  und  von  dem  Kataloge  seiner  bereils 
auf  mehr  ak  31000  Kummern  angewachsenen  Karlensamm- 
lung  enihalti  werde  ich  in  dem  nachsten  Heft  des  Archives 
miltheiien. 


Dmrch  Herrn  Conferenzratb  Schmnachers  gutige  Mittheilmig,  hab« 
ich  so  eben  auch  den  2ten,  3ten,  4teii  and  5ten  Band  der  Denkschrif- 
ten  des  militair.  topograph.  Depot  (Sapiski  wojenno  topo- 
graphitscheskago  depo)  erhalten.  Ich  'werdc  aber  dieaelben  erat  zu 
den  folgenden  Heften  des  Archives  benuizen  konnen,  well  iiber  den  In- 
halt  des  jetzigen  schon  fruher  vollstandJg  entschieden  war.  Die  genann- 
ten  Bande  enthalten: 

Theil  11.  386 Seiten.  Ueber  General-Lieatenant  ▼.  S c h u ber  ts  tr i  g o  n o- 
metrische  Aufnahmen  der  Gouyernements  von  Peters- 
bnrg,  Pskow,  Witebsk  nnd  ein^s  Theiies  tor  Novgo- 
rod von  1820—32. 
Thcil  HI.  329  Seiten.    Beschreibnng  von  Klein- Asi en. 
Theil  IV.  392  Seiten.  Astronom.  Beobachtangen  wahrend  der 
Anfnahnie  der  Goavernements  Petersburg,  Pskow,  Wi- 
tebsk und  eines  Theiies  von  Nowgorod. 
Tbeil  V.  368 Seiten.    Nachrichten  iiber  den  jetzigen  Zustand 
von  Klein-Asien. 
Sie  versprechen  mithin  wichtige  Beitrage,  sowoM  zu  den  Untersachungen 
iiber  die  Gestalt  der  Erde,  als  auch  ^  andere  Zweige    geographischer 
Wissenschaft 


Nach  einem  Berichte  von  Herrn  Statsrath  v.  Strnve  an  die  Pe- 
tersburger  Akademie  (Bull,  de  TAc.  de  St.  Petersb.  VU.  pag.  280)  waren 
die  Russischen  Triangulazionen,  welche  nach  dem  oben  angefuhrten  Ueber- 
sichtsblatte  fur  das  Jahr  1837  (pag.  17)  nur  bis  61^  Breite  reichten,  zu. 
Rnde  des  Jahres  1839  bis  ganz  nahe  an  65*  Breite  bei  Uleaborg  aoa^ 
gedehnt  worden.  Durch  noch  einige  im  Soromer  1840  zu  messende  Drei- 
ecke  sollten  sie,  mittelst  der  Seite  Kemi  — Tornei  (65<» 50' 50" Breite), 
an  die  beruhmte  Lapplandische  Gradmessnng  angeschlossen  werdeit 
nnd  dann,  im  Ycrein  mit  dicser,  das  lineare  Maal's  eines  onunterbroche^ 
nen  Meridianbogens : 

zwischen  52®  Breite  bei  Belin  im  Gouvem.  Grodno 

und  mehr  als  67®  —  —  Pahtawaara  in  Lappiand,  kennen 
lehren.  Die  astronomischen  Bestimmnngen :  einiger  Azimute,  und  der 
Breiten  an  mehreren  passenden  Punkten  langs  des  ganzen  Bogens,  durch 
welche  dieses  groOiartige  Werk  fur  die  Kenntniss  der  Erdgestalt  und  ih- 
rer  Unregebnauigkeiten  aufserst  fruchtbar  werden  mula,  so  wie  die  Mea- 
sung  zweier  Grundlinien,  die  eine  am  Meere  bei  Uleaborg  und  die 
andre  am  Snd-Ende  des  Bogens,  waren  zu  dessen  volliger  Beeadigung 
noch  auszufilhren.  — 

Erman. 


Uebcr 

Yorarbeiten  znr  Anfertigiiiig  der  neu  erschie- 
nenen  Spezialkarte  der  westlichen  Theile 

von  Russland, 

von 

Herrn  General -Lieuieoant  v.  Schubert. 

(Spezialnaja  Karta  sapadnoi  tscliasti  Rossii,  General -Leitenanta 

Schubert  a.) 


Unter  dieser  Ueberschrift  befindet  sich  in  dem  Russischen 

Joumale  des  Ministeriums  der  Volksaufklanmg  (Jurnal  mi- 

nisierstwa  narodnago    pro«wjeschtschenija)   1840. 

Septemberheft.  AbthJ.  II.  p.  148 — 199  ein  Aufsatz  von  Hcrm 

P.  Kolokolow,  von  welchem  ich  auf  den  folgenden  Seiten 

das  Wesenllichsle  mitzutheilen  versucht  habe.    Was  von  spe* 

sielleren  Angaben  des  Originalaufsatzea  beibehalten  worden  ist, 

giebt   zugleich   von   der   dermaligen  Ausdehnung  der  Russi* 

schen  Dreiecksneize  eine  Vorstellung,  an  die  ich,  wie  schon 

oben  erwalinl  ( Seite  18)   voUstandigere  IVIittheilungen   anzu- 

kniipfen  hoffe. 

yyin  der  jeizigen  Zeit  wo  man  sich  immer  mehr  um  griind- 

liche  Kunde  von  der  Erdoberflache  bemufal,  und  wo  diese 

Kunde  nicht  mehr  allein  auf  Wahmehmungen  und  Berichten 

der  Reis'enden  beruhen,  sondem  durch  geodalische  IVIittel  er- 

iangt  und  zu  genauen  uud  iibersichtlichen  Karten  verarbeilet 

werden  soli,  miifste  man  auch  wohl  jeder  neu  erscheinenden 

Spezial-Karte    einea  bedeutenderen  Erdsluckes  eine  ebenso 

3* 


36  PhysikaliBch  -  matbematisclie  Wissenschaften. 

ausfuhrliche  Nachricht  iiber  die  BegriindAng  derselben  liinzu- 
fugcn.  In  Russland  ist  dies  bisher  nichl  geschehen  *)  und  es 
kennen  daher  nur  Wenige  die  Melhoden  und  die  praktischen 
Millel,  denen  man  fruher  erschienene,  durch  Genauigkeil  so- 
wohl  als  Klarheit  der  Darslellung  nicht  unverdienstliche,  Kar- 
len  verdankt.  Urn  fur  die  jelzt  herausgegebene  Spezialkarle 
des  wesllichen  Russland  einem  solchen  Bedurfnisse  zu  begeg- 
nen,  wollen  wir  zuerst  fiber  ihren  Zweck,  und  sodann  fiber 
die  Arbeiten  zu  dessen  Erreichung  und  fiber  das  benulzle  Ma- 
terial berichlen.'^ 

Man  beabsichligle  durch  diese  Karle  eine  moglichsi 
vollstandige  Darslellung  der  Erdoberfluche  innerhalb  der 
zuvor  festgeselzten  Granzen,  und  nahm  daher  als  Kegel,  dais 
aufgenommen  werden  solllen: 

1)  alle  der  Veranderung  nicht  unterworfenen  Gegenstande, 
deren  Grofse  bei  dem  festgeselzten  Maafsstabe  (siehe  unlen) 
eine  deutliche  Darslellung  zuliefsen.  Namentlich  aber  die 
Meere  mil  alien  Buchlen,  die  Seen,  die  Flusse  mil  alien  ih- 
ren Verzweigungen  und  sammtlichen  Zuflussen,  die  Sumpfe 
und  alle  wasserlheilenden  Unebenheilen. 

2)  Gegenstande,  welche  zwar  zufulligen  Veriinderungen 
unterliegen,  aber  dennoch  von  polilischer  Wichtigkeit  sind, 
und  demnach  die  Sladle,  Vorsladle,  Flecken,  Slalionsorter, 
grolseren  und  kleineren  Dorfer^  die  Hauser  der  Gutsbesitzer 
und  anderweitige  Landhauser  und  die  Vorwerke.  Femer  von 
einzelnen  Gebiiuden  die  Klosler,  Einsiedeleien  (Puslyni),  Kir- 
chen  der  verschiedenen  Confessionen,  Berg- und  Hullenwerke, 
Fabriken,  Muhlen,  Post-  und  Wirlhshiiuser. 

3)  Die  Kanale  und  Wege  mit  Unterscheidung  der  Chaus- 
seen,  der  Poststrabeni  der  Haupt-  und  Handelsstrafeen  und 
der  Landwege. 

4)  Die  Granzen  des  Reichs,  der  Gouvernements  und  der 
Kreise.    Die  convenlionellen  Zeichen  fiir  diese  einzelnen  Ge- 


*)  Khento  wenig  wie  fthr  die  meiaten  deottchen  Karten.  B. 


Spexblluirte  cl«r  wettL  Theile  yoh  R«Mlaii<L  t7 


genstande  soUten  aof  jedem  Blalt  nebst  dem  Maafsslabe 
dasselbe  angegeben  werden. 

Es  sind  demnachst  ftir  diese  Karte  die  sogenannte  Bonne-* 
sdie  Projekzion  and  der  MaaCBstab  von  ^^^oWv  gewaMt  wor- 
sen, nach  welchein  lelzteren  10  Werst  auf  der  Erdoberflacbe 
einem  Englischen  oder  Russischen  Zolle  *)  auf  der  Karle  ent- 
sprechen.  Sie  erslreckt  sich  von  44*  bis  64*  nordlicher  Breite 
and  von  35*  bis  68*  ostlicher  Lange  von  Ferro,  d  h.  bis  nake 
an  1*  ostlich  von  Kasan^  mithin  tiber  einen  Raum  von  nahe 
an  3585000  Quadratwersien.  Ton  dem  mitUeren,  durch 
51*  3ff  Ost  V.  Ferro  gelegten,  Meridiane  war  demnach  die 
Tangente  an  das  xwisehen  44*  und  64*  Breite  enthaitene 
Stuck,  auf  der  Karte  durch  eine  Linie  von  220  Engl.  Zolien 
darzusleiien.  —  Der  mittlere  Parallel  geht  durch  54*  30' 
Breite,  wonach  sich  fur  die  Ausdehnung  der  Karle  nach  der 
Tangente  an  denselben  210  EngL  ZoU  ergeben.  Zur  graphi- 
schen  Ausfiihrung  des  Nelzes  wurden  die  rechtwinkligen 
Coordinate!!  berechnet,  welche  man  den  Durchschnitlspunk* 
(en  aller  um  je  1*  von  einander  entfemten  Meridiane  und 
Paralielkreise  auf  dem  Papiere  zu  geben  hatte,  sodann  aber 
je  xwei  der  demgemaCi  aufgetragenen  Punkte  durch  grade 
Lioien  verbunden,  anstatt  durch  die  wenig  gekriimmten  Bo* 
gen,  welche  die  Bonne'sche  Projekzion  der  Strenge  nach 
erforderte.  Die  Auftragung  dieses  Netzes  und  die  endliche 
Ausluhrung  der  Karte  .selbst ,  geschah  auf  59  rechteckigen 
Blaltem  von  respective  30  und  20  Engl.  Zolien  nach  der 
Langf^  und  Breite ,  und  dreien  halben  Bliitlem,  die  sich  an 
die  westliche  Seite  d^r  Karte  anschiiefsen.  Zur  leichteren 
Zusammensetzung  dieser  Theile  ist  ein  Uebersichtsblatt  bei- 

AIs  Grundlagen  der  Karte  ^iind  zuerst  astronomische 
Ortsbestimmungen  fiir  272,  auf  dem  Erdstucke  welches 
sie  darstellen  soU  gelegene,  Punkte  gebraucht  worden.    Herr 

*)  Beide  sind  bekanntUch  ideniitcb. 


Phytiludiseh  ^  matbematische  Wisaeiwcbaften. 

Kolokolow  liat  die  auf  soldie  Weise  beslimmlen  Lan- 
gen  und  Breilen  am  Ende  seines  Aufsatzes  abdrucken  las^ 
sen;  ich  darf  aber  voraussetoen  dafs  diese  Zahlen  den  DeuU 
schen  Lesern,  welche  sich  dafur  intercssiren,  aus  der  An- 
ieitung  zu  den  Berechnungen  einer  Irigonomelri- 
schen  Aufnahme  und  zu  den  Arbeiten  des  topo- 
graph. Bureau's  u.  s.  w.,  fiir  die  Offiziere  des  Corps 
der  Topographen  verfafsl  von  demGeneral-Major 
T.  F.  V.  Schubert  Petersburg  1826.  8.  (Russisch  und 
Deutsch),  aus  welcher  sie  entnonunen,  bereits  bekannl  gewor- 
den  sind.  —  Sodann  wurden  zu  demselben  Zwecke  alle 
Ortsbeslimmungen  angewendet,  welche  sich  bis  dahin  aus  den 
geodiilischen  Triangulazions  -  und  Gradmessungs  -  Arbeilen. 
der  Herm  General  -  Lieutenants  v.  Schubert  und  v.  Ten« 
ner,  und  Statsrath  v.  Struve  ergeben  batten.  Zu  den  er- 
steren  Arbeiten  gehorlen  namentlich  auch  die  von  Herm  Ge* 
neral  Schubert,  behufs  eben  dieser  Karte,  angeordneten 
Triangulazionen  niehrerer  einzelnen  Gouvernements,  von  de« 
nen  fast  eine  jede  auf  einer  eigens  fiir  sie  bestimmten  Ba* 
sismessung  beruht.  Der  zu  den  letzteren  gebrauchte  Apparat 
soli  in  dcm  2tcn  Theile  der  Schriflen  des  milit.  topograph. 
Depot  (Sapiski  wojenno  -  topographitscheskago 
depo.  W'Peterburgje  1838  goda)beschrieben  sein,  wel- 
cher uns  leider  jelzt  noch  nicht  zugekommen  ist.  Man  er« 
sieht  aber,  aus  dem  oben  angefiihrten  Werke  von  General 
V.  Schubert,  dais  jener  Apparat  wenigstens  bis  1826  ioi 
Wesentliclislen  aus  eisernen,  in  holzeme  Balken  eingefiigten 
Stangen  von  2  Sajenen  (14  EngL  oder  Russ.  Fuls)  Lange 
bestanden  hat,  deren  Abstande  bei  der  Ablesung  theils  mit- 
telst  der  Delambre'schen  Languette,  theils  mittelst 
des  Mess-Keiles  gemessen  wurden.  Zur  Temperaturbestim- 
mung  war  an  jeder  Stange  ein  (?)  Reauniursches  Thermo* 
meter  befestigl,  und  zur  Ablesung  ihrer  Neigung  eine  Wasser- 
wage  auf  der  Alhidade  eines  an  der  Stange  befestjgten  Grad- 
bogens.  Die  Liinge  der  in  Betracht  kommenden  Theile  der 
Stangen  in  Russischem  Maafs ,   war  bei  -|- 14*  R.  bestimmt, 


d«r  wettl.  Theile  tob  Roaalaiid.  39 

ODd  xur  Reduktion  auf  diese  Temperatur  ist  die  Linear-Ausdeh- 
lumg  ihrer  Substanz  (des  geschmiedeten  Eisens)  su  144x  10-^ 
der  ganzen  Liinge  iFiir  je  1*  R.  angenommen  worden.  Zur 
Messung  der  Winkel,  so  wie  auch  sur  Breiten-  und  Asimut- 
beslimmung  an  einem  oder  mehreren  Punklen  jedes  Dreiecks- 
nelzes  sollen  iheils  Reichenbach'sche  Repetitions -Theo- 
doliten,  theils  Universalinstrumente  gebraucht  worden  sein. 

Aus  dem  vorlieg^den  Aufsalze  errdhrt  man  noch  nichU 
Naheres  uber  die  Mitte)>  welche  Herr  General  Schuber  I  zur 
Ausgieichung^  sowohi  der  Dreieckamessiingen  unler  sich  als 
attch  derselben  aA  den  auf  sehr  verschiedene  Weisen  ange- 
siellten  astronomischeti  OrUbestimmungen^  ergriffen  haL  Von 
tien  oben  erwahnten  /272  Punkien  sind  namlich,  zumeist  durch 
Reisende  in  verschiedenen  Zeilen«  die  Langen  theila  milielst 
Zeituberiragungy  iheils  miilelst  verschiedener  Arten  von  Monds- 
beobachtungen,  von  den  Breiten  aber  viele  mil  Spiegelsex- 
^ten  und  andere  spater  mil  noch  vollkommneren  Instni- 
lAenten  beskimmt  worden.  — 

Herr  v.  Schuberts  Dreiecke  erstreckten  sich,  als  die 
^rte  angeferligt  wurde,  noch  nicht  iiber  den  gesammten 
Kaum  den  aie  umfaCst,  sondem  nur  iiber  die  weiter  unien 
^  nennenden  Theile  desselben.  Es  waren  daher  in  gewis- 
sen  Distrikten  nur  asironomisch  bestimmte  Hauptpunkte^  in 
^<lem  eben  solche,  und  au&erdem  noch  die  durch  Dreiecks- 
^erbindungen  festgelegten  vorhanden. 

Ein  jeder  dieser  Hauplpunkte  ist  demnachst  sowohi  auf 

gehorige  Blatt  der  Karte  selbst,  als  auch  auf  eines  der  so- 
S^annten  topographischen  Blatter  eingetragen  worden,  welche 
^i  der  femeren  Detailaufnahme  dienten.  Diese  waren  von 
^adratiscber  Form  und  ein  jedes  zur  Darsteilung  eines  Rau- 
^^  von  100  Quadratwersty  in  einem  Maalsstabe  der  theils 
^%  20,  25,  theils  auch  50  mal  grofser  war,  als  der  Maalsstab 
^^f  anzufertigenden  Karte,  bestimmt,  sowie  auch  zuvor  mil 
4em  darauf  gehorenden  Theile  des  Bonne*schen  Netzes  und 
^i  m  scharferer  Eintragung  der  astron.  oder  geodiit.  fest- 
E^Uten  Punkie  ubiichen,  Hiilfslinien  versehen  worden.  — 


40  PhysikaHBch-iiifttiiefflatiftclie  WiMemcbafleii. 

Die  Detailaufnahmen,  welche  sodann  zur  Eintragung  der 
Horizontalproiekzionen  aller  beachlungswerlhen  Punkte  und 
Terrainiinien',  in  diese  iopograpliischen  BliiUer  fiihrten,  wa* 
ren  von  dreierlei,  durch  die  Namen: 

instrunientale  topographische  Aufnahme, 
miiitairifiche  Aufnahme, 
und  Recognoszirung, 
unterschiedenen  Arien,  und  es  isl,  jenachdem  es  die  Um- 
stande  mil  sich  brachlen^  fiir  verschiedene  Dialrikte  des  dar- 
EUfitellenden  Raumes,  bald  das  eine  bald  das  andere  dieser 
drei  Millel  ergriffen  worden. —    Unter  der  ersteren  oder  in- 
aimmentalen  lopographischen  Aufnahme  wird  die 
AusfuUung  eines  oder  mehrerer  lopographischen  BliiUer  im* 
ler  alieiniger  und  durchgehender  Anwendung  des  Meistisches 
und  nach  vorhergegangener  Eintragung  der  geodalisch  oder 
astronomisch  festgelegien  Punkte  in  dieselben^  verstanden. 

Die  sogenannle  militairische  Aufnahme  bestand 
dagegen  in  Messung  einer  Basis  init  derKelte,  in  einer  sich 
an  diese  anschliefsenden  Mefstisch*Aufnahme  eines Netzes 
von  Hauptpunklen  und  endlichen  Eintragung  der  innerhalb 
dieses  Nelzes  gelegenen  beachtungswerthen  Punkte  und  Ter- 
rainlinien,  durch  ^Schatzungen  nach  dem  Augenmafse**  oder 
mit  Hulfe  der  Reflexionsboussole.  Nur  Stiidte  und  andere 
wichlige  Ortschaflcn^  so  \vie  auch  grofsere  Fliisse  imd  Land- 
slrafsen  nebst  dem  ihnen  zunachst  gelegenen  Terrain,  war- 
den, auch  innerhalb  der  auf  diese  zweite  oder  militairische 
Weise  aufgenommenen  Distrikte,  ganzlich  mittelst  des 
Mefstisches  verzeichnet. 

Das  dritie  der  vorgenannten  lopographischen  Verfahren 
oder  die  Recognoszirung  war  endiich,  wie  Herr  K.  sich 
ausdriickt,  eine  bloOse  Besichtigung  und  voUstlindige  Beschrei- 
bung  des  aufzunehmenden  Terrains.  Nur  einzelne  Oertlich- 
keilen  wurden  auch  auf  solchen  Terrains  topographisch,  je- 
doch  meist  nur  nach  dem  Augenmafise,  die  Landstralsen  aber 
mittelst  des  Hodometers  vermessen.  AUe  iibrigen  Gegenstande 
mil  Inbegriff  der  Ortschaften  und  einzehien  Gebaude,  der  sie 


Spezialkarte  der  wettl.  Theile  von  Rmslaiiil.  41 

verbiudenden  Wege,  so  wie  der  Fliisse,  Siimpfe  iind  Walder 
wurden  aber  nur  niiherungswebe  und  zwar  voniiglich  nadi 
den  Aussagen  xweckmalaig  gewahller  Fiihrer  iiber  die  gegen* 
seitigen  Entferuungen  aolcher  Punkte  aufgelragen.  Warea 
Fddmesser  -  Plane  solcher  zu  recognoszirendeii  Gegeii<- 
den  vorfaanden,  ao  hat  man  aie  immer  als  Grondlage  benutot 


Ich  werde  nun  noch,  nach  dem  mehrgenannten  Riiaai- 
tdien  AuiisaUey  angeben^  in  welchem  Grade  ein  jedea  der 
eben  angefuhrlen  Verfohren  lu  der  ▼.  Schuberischen  Spe«- 
nalkarle  beigelragen  hat,  und  su  welchen  Theiien  derselben« 

I.  Auf  geodatischen  Triangulazionen  sind  be- 
griindet  : 

1)  Die  Aufnahme  des  Petersburger  Gouverne- 
meats.  Zu  dieser  haben  die  Arbeiten  im  Freien  von  1820 
^  1831,  und  zwar  jahrlich  wuhrend  der  6  oder  mehren  dazu 
^Qglichen  Monate,  gedauert.  Als  Grundlage  fiir  die  Triangu- 
l^on  ist  auf  dem  sogenannten  alien  (jelzt  chaussirten)  Mos- 
^uer  Wege,  eine  Basis  gemessen  worden,  von  der  das  nord- 
hche  Ende  auf  diesem  Wege  selbst,  ndrdlich  vom  Dorfe  Mos- 
^owskaja  Slawjanka,  das  sudliche  sudlich  von  Jjora 
auf  dem  Jjorischen  Hiigel  (Jjorskji  bugor)  liegt  Ea 
^d  auf  ihr  2434  Stangen  abgelegi  und  ihre  wahre  Liinge 
i^t  zu  491 1^984878  Sajenen  beslimmt  worden  ')•    82  Dreiecke 

*)  Da  cine  Einheit  der  letzten  angegebenen  Dezimalstelle  nur  ctwaa 

fiber eiHFunfzigtauiendmilliontlieil  oder  jr — r^rj^  der  gan- 

>«ii  Lange  betfSgt,  so  soil  dieie  ganze  Lange  wohl  kaum  bia  auf 
^v^ger  als  Hrniderttaosend  sole  her  Einhoiten  aicher  gehal* 
^  wcrden.  Wentgstens  ist  dieses  fiir  die  Basis  der  Ostprenfsi- 
*chen  Gradmessnng,  d.  i.  fur  die  wohl  am  sorgfaUigsten  gemes- 
•ene  Ton  aUea  Torhandenen,  der  Fall,  deren  mittlerer  Fehier  zu  etwa 

<iein  445000sten  Theil  oder  ^s — wt^t  desGanzen  gesclmtzi  ist.    Vergl. 

BeisePs  Gndmessang  in  Ostpxenisen.    Beilin  1838.  !>•  56. 


4BI  Pbysikalifch  -  nuiUieniatiiche 

erster  Ordnung  (d.  h.  solche,  deren  Winkel  mil  dem  Theo- 
dolilen  gemessen)  sind  an  diese  Grundlinie  angeschiossen  wor- 
den  und  ersirecken  skh  iiber  die^  38905  Quadratwerst  bebra- 
gende  Oberflache  des  ganzen  Gouvernements.  Die  vierBlat* 
^er  der  Karte  welche  hauptsachlich  das  Petersburger  Gou- 
vernement  (jedoch  audi  Theile  einiger  andern)  darstellen, 
enihallen  nachstdem  noch  28  asironomisch  beslimmte 
Punkte*).  —  Die  Irigonomelrischen  sowohl,  als  die  astro* 
nomisch  festgeseUten  Hauplpunkte  sind  dann  auf  den  526 
topographischen  Blaltern  eingetragen  worden,  auf  denen  die 
durchgangig  instrumentale  (mit  dem  Mefstisch  ausge- 
fiihrte)  Deiaiiaufnahme  des  ganzen  Raumes  nach  dem  Iflaals- 


*)  Beispielsweise  babe  icb  uber  dieie  in  dem  Rusf,  AufMtze  namenU 
lich  anfgefubrten  Punkte  aus  dem  oben  genamiten  Werke  Ton  Ge* 
ncral  Scbnbert  folgende  Angaben  entnommen.  Die  La n gen  sind 
bestimint  fur 

3  denelben   nnmittelbar   durdi  Sternwartcn    (Petenborg,   Dorpat 

und  Abo), 
1  denelben  mittelst  Zeitubertragang, durcb  Heim  Wischniewskji^ 
5        -^  —  —  —        —     8chulten, 

1        .^  —       Mondsdistanzen     —        —     Tetlew, 

1        —  —       nicht   naher   angegebenen   Verfabrens,    dorch 

Herrn  Mellin^ 
9        —  —       fur  (oder  darcb?)  die  Triangulazion  des  Ge- 

neral V.  Schubert, 
I        —  —       fiir  (oder  dnrch?)   die  Triangulazion  dei  Ge- 

neral V.  Tenner. 
In  Beziehung  auf  die  10  znletzt  genannten  Punkte  weils  ich  nichi 
mit  Bestimmtheit ,  ob  in  dem  Verzeicbnisse  „a8tronomitch  be- 
stimmter  Punkte  im  Russ.Reich,**  dieBezeichnungen  APeteia- 
burg,  AWilno  u.  a.,  eine  zum  Behuf  der  Triangulazionen  gemachte 
direkt  aatronomitche  Ortsbostimmung  oder  nur  eine  mit- 
tebit  der  Dreiecke  geachehene  Ableitnng  Ton  astronom.  bestimmten 
Punkten  andeuten.  AuDierdem  enthalt  das  Verzeichni£B  Ton  Herrn 
Kolokolow  die  folgende,  in  dem  t.  Schnbert*Bchen  noch  nicht 
aufgenommene,  Bestimmung  fur  die  Position  der  Stadt  Tichwin: 

Breite  dQ*"  38'  53" 
Unge  51®  lO'  53"  O.  t.  Ferro. 


SpezialLarte  der  wesU.  Tbeile  Ton  RnssUnd.  43 

slabe  von  rrimr  ^^^  natiirlichen  GrSfee,  oder,  wenn  k  den 
Maaftstab  der  Karle  =  tWvtv  ^^^  naliirlichen  Grofse  bezeich- 
net,  Ton  25  &  geschah.  Auf  diesen  iopographischen  Blattem 
sind  alle  Hiigel  und  Berge  nach  Lehmannscher  Manier  mil 
der  Feder  und  die  iibrigen  Gegenslande  durch  convenlionelle 
Zeichen  in  Farben  angegeben. 

2)  Die  iopographische  Aufnahme  des  Wilnaer 
Gouvernements  wurde  1819  begonnen  und  bis  1829  in 
alien  xu  den  Arbeiten  im  Freien  taugUchen  Monaten  forige* 
setzl.  Eine  Basis,  in  der  2754  Stangen  abgelegt  und  deren 
Lange  definitiv  zu  5531,7  Sajenen  gefunden  worden,  ist  im 
Wilkomirer  Kreise  bei  dem  Flecken  P  o  n  e  d  e  1  j  gemessen  ( ihr 
nordliches  Ende  liegt  N.W.  von  Ponedelj  auf  einem  Hiigel, 
35  Sajen  vom  dortigen  Kirchhof,  das  ndrdliche  65  Sajen  S.O. 
voffl  Dorfe  Jakschischi  hart  am  Rande  eines  Waldes). 
116  Dreiecke  erster  Ordnung  schliefsen  sich  an  diese 
Grundlinie,  und  die  Haupipunkte,  deren  Lage  sich  iheils 
durch  die  Dreiecke,  iheils  anderweitig  ergeben  hatte,  sind  auf 
die  658  topograph.  Blatter  eingetragen  worden,  auf  de* 
nen  die  Detailvermessung  des  gesammten  Raumes  von  57518,75 
Quadralwerst,  im  Maa(sstabe  von  20  Ap,  durchgangig  mit  dem 
Hefslisch  ausgefiihrt  worden  ist.  Die  Detail karten  wur- 
den  ebenso  wie  die  des  Petersburger  Gouvernements  ge- 
leichnet. 

3)  Die  iopographische  Aufnahme  derUmgegend 
▼on  Diinaburg  wurde  1829  ausgefuhrt  Sie  erstreckt  sich 
ttber  1200  Quadraiwerst,  dient  der  des  Wilnaer  Gouveme- 
inenis  als  Erganzung  und  ist,  unier  Anschlufs  an  dieselbe  Ba- 
sis wie  diese ,  so  wie  auch  in  demselben  Maafsstabe  und  mit 
denelben  ^oUsiandigkeit  durchgangig  mit  dem  Mefetische  auf 
^  iopographischen  Bliiitem  verzeichnet  worden. 

4)  Die  topographische  Aufnahme  desGrodnoer 
Gouvernements  ist  1827  begonnen  und  in  jedem  Som- 
iner,  mit  Ausnahme  von  1831,  bis  zum  Jahre  1838  fortgesetzt 
worden.  Sie  ersireckt  sich  liber  35383,75  Quadraiwerst  Das 
Mgonometrische  Neiz  fur  dieselbe   hangt  mit  dem  fur  das 


44  Pliysikalisch-mathemaCiaclie  Wisseiischafteii. 

Wilnaer  Gouvernement  zusammen  und  besteht  aus  36Drei- 
ecken  erster  Ordnung,  und  vielen  andem  gleichfalls  irigono* 
metrisch  bestimmlen  Pimkten.  Diese  siiid  auf  524  lo|)ogra- 
phische  Blaller^  im  Maafsstabe  von  25  A  aufgetragen  worden, 
welche  man  sodann  ebenso  genau  und  ausfiihrlich^  wie  bei 
der  Petersburger  Aufiiahme  ausgefuhrt  hat 

6)  Die  topographische  Aufnahme  eines  Theils 
des  Moskauer  Gouvernement  eretreckt  sich  uber  12000 
Quadralwerst  und  ist  von  1818 — 1823  auf  141  Me&iiscbblat- 
tern  im  MaaCssiabe  von  20k  ausgefiihri  worden.  Sowohl  die 
trigonometrischen,  als  die  lopographischen  Arbeiten  in  diesem 
Gouvernement  wurden  mehr  zur  Uebung  fiir  die  Colonnen^ 
fiihrer,  als  zum  Behuf  der  Spezialkarte  untemommeUy  wes- 
halb  sie  auch  in  mehreren  Beziehungen  der  Aufoahme  des 
Petersburger  Gouvemements  betrachtlich  nachslehen. 

n.     Ohne    trigonometrische    Vermessungen 
wurden  dagegen  ausgefiihri: 

1)  Die  topographische  Mefslis^ch  -  Aufnahme 
von  Finnland  (oder  dem  jetzigen  Wiburger  Gouverne- 
ment) von  1789  bis  1804  auf  44  Blattem  im  Maa&stabe  von 
10  k.  Sie  erstreckt  sich  -Ciber  36000  Quadratwerst.  Auf  die- 
sen  Detailblattem  sind  die  Berge  nur  nach  ihrem  aligemei- 
neren  Zusammenhang  mit  dem  Pinsel  angegeben  worden. 

Dagegen  ist  von  Neu  Finnland  mit  Inbegriff  der 
Aland'schen  Inseln,  welche  zusammen  150000  Quadrat- 
werst  ausmachen,  von  1809  bis  1833,  eine  Darstellung  auf 
932  topograph.  Blattem  im  Maalsstabe  von  20  ik  ausgefohrt 
worden,  bei  welcher  die  Aubahmen  Schwedischer  Feld- 
messer  als  Grundlagen  benutzt  sind.  Die  von  diesen  nicht 
beriihrten  Distrikle  sind  theils  mit  dem  Melistische,  Hieils  auch 
nur  nach  dem  Augenmaafse  aufgenommen  worden. 

2)  Die  topographische  Aufnahme  von  Livland 
und  den  dazu  gehSrigen  Baltischen  Inseln  erstreckt 
sich  iiber  16500  Quadralwerst  und  ist  1803  und  1804,  auf 
49  Blattern  im  Maalsstabe  von  10  k  groCsentheils  mit  dem 
Melstische    gemacht    worden.       Herr    Kolokolow    erkliirt 


Spezialkaite  der  wesU.  Thelle  von  Battlam].  45 

sie  fiir  minder  genau  und  ausfuhrlicb  als  die  von  Neu- 
Finnland. 

3)  Die  topographische  Aufnahme  vonWolynien, 
wekhe  einen  Raum  yon  48000  Quadraiwerslen  darsielll,  wurde 
1802,  1804  und  1805  mil  Astrolabien  und  Me&iischen  auf 
86  DeUiiiblaltern  im  Maafsslabe  von  10  k  ausgefuhrt,  wobei 
man  die  Berge  iheils  nur  tuscbte^  theila  auch  mifc  der  Feder 
seichnete. 

4)  Die  topographische  Aufnahme  von  Podo- 
lien.  Von  dieser  Provinz  wurde  zuerst  ein  an  der  Russi- 
schen  Griinze  gelegener  Theil  von  elwa  17400  Quadralwerst 
in  den  Jahren  von  1802  bis  1804  mil  dem  Mefetische  im 
Maafsslabe  von  10  ik  aufgenommen.  Das  Uebrige  von  21000 
Quadralwerst  aber  in  den  Jahren  von  1819  bb  1822  auf  die- 
seibe  Weise  und  auf  46  Delailblallern. 

5)  Die  topographische  Aufnahme  von  Bessara* 
bien.  Ein  erster  Theil  derselben  erslreckl  sich  Uber  die 
14400  Quadralwerst  des  sogenannten  Budjak;  und  wurde 
von  1817  bis  1819  im  Maafsslabe  von  10  i  ausgefuhrl.  Das 
Uebrige  von  28000  Quadralwerst  in  den  Jahren  1822—1828, 
nach  dem  Maa&stabe  von  20  ft.  Diese  ganze  Operation  ge- 
schah  mil  dem  Melstische  und  zeichnete  sich  durch  Genauig- 
keil  und  Eieganz  der  DarsteUung  aus. 

6)  Die  topograph.  Aufnahme  des  Kiewer  Gou- 
vernements.  Ein  Theil  derselben ,  welche  den  Lipowe- 
zer  und  Machnower  Kreis  umfafsl,  grQndel  sich  auf  eine 
Triangulazion,  zu  der  die  Basis  mil  der  Kette  und  die  Win« 
kel  mil  einem  kleinen  Theodoliten  gemessen  wurden. 
Die  Detailaufnahme  sowohl  dieses  Theils  als  auch  des  iibri- 
geoi  umfalsle  in  AUem  elwa  4200  Quadralwerst  und  ist  nach 
dem  ftlaalsstabe  von  20ft  von  1826  bis  1828  mil  dem  Mels- 
tische ausgefiihrt  worden.  Die  Berge  wurden  dabei  nach  Leh- 
mannscher  Manier  aufgenommen  und  mit  der  Feder  gezeichnet 

7)  Die  topograph.  Aufnahme  des  Flusaes  Bere- 
sina.  Ein  ISngs  dieses  Flusses  und  zwar  zwischen  den 
Plecken  Dembin  und   Gorwalo    gelegener   Dislriki    vw 


46  PliysikaliBch-mathematische  WlaseiiBcliafteii. 

3600  Quadratwerst,  wurde   1820  und  1821    mii  dem  Mefs- 
iisclie  in  dem  Maalsstabe  von  25&  aufgenommen. 

8)  Die  lopograph.  Aufnahme  der  Militair-Colo- 
n  i  e  n  \vurde  zu  spezieller  oekonomischen  Z wecken,  durchweg 
mil  dem  Mefsiisch  und  mil  grofster  Genauigkeit  und  Voll- 
standigkeit  im  Maafsslabe  von  25  &  ausgefiihrl.  Sie  dauerte 
von  1816  bis  1827  und  umfafsl  zusanunen  einen  in  verschie- 
denen  Gouveniemenls  verlheillen  Raum  von  elwa  10740  Qua- 
dralwersl.  Auf  der  v.  Schuberl'schen  Spezialkarle  isl  das 
zu  den  einzelnen  Colonien  gehorige  Terrain  diirch  orange 
Farbung  angedeutet. 

9)  Die  topograph. Aufnahme  von  demLande  des 
Donischen  Heeres  und  von  dem  Roslower  Kreise 
des  Gouvernement  Jekaterino^law,  isi  ebenfalls  in 
vorzugsweise  oekonomischer  Beziehung  von  1819  bis  1821 
ausgefiihrt  worden.  Sie  ersireekt  sich  iiber  136350  Quadrat- 
werst,  weiche  mil  Hiilfe  des  Melslisches  und  des  Aslrolabium 
im  Masfstabe  von  -\- .  k  und  unter  Angabe  der  Berge  mit  dem 
Pinsel  dargeslelit  wurden.  t 

III.    Militairische  Aufnahmen. 
Von    den    sehr  ausfiihrlichen   Angaben    des    Russischen 
Aufeatzes  iiber  diese  Klasse  von  Arbeilen  will  ich  bier  nur 
anfiihren,  dafs  dergleichen  geschehen  sind  fur: 

1)  das  Minsker  Gouvernement  von  20638  Dwerst, 

2)  das  Nowgoroder        —  —    96321      — 

3)  die  Gegend  zwischen  dem  Dnjepr  und  der  De«na 

von  80500  Dwerst, 

4)  die  Moidau   und   Walla chei   von    respektive  33045 

und  66471  Dwerst, 
und  zwar  ganz  nach  denjenigen  Grundsalzen,  welche  ich  oben 
als  im  Allgemeinen  fur  die  sogenannten  militairischen 
Aufnahmen  giiltig  genannt  habe.  So  sind  z.  B.  in  der 
Moidau  und  Wallachei  diese  Arbeilen  von  1828  bis  1833 
von  derjenigen  Abtheilung  des  topograph.  Corps  ausgefuhrt 
worden,  welche  sich  wahrend  des  letzlen  Tiirken-Krieges 
mil  Aufnahme  der  von  der  Russischen  Armee  besetzten  feind*- 


Speiialkarte  der  wettl.  Thelle  von  RttMland.  47 

cheD  Disirikte  beschafUgi  hatte.v —  Es  wurde  zuerst  in  den 
zwei  genannten  Provinzen  durch  aslronomische  Ortsbeslim- 
mungeo  ein  NeU  von  Haupipunkten  gebildet,  alsdann  aber 
die  Aiilhahme  aller  grofeeren  Stra(sen  und  Fliisse  mil  dem 
He£slisch  und  die  der  iibrigen  Gegenstande,  iheils  miitelsi 
der  Reilexionsboussole  y  iheils  nach  dem  Augenmaafse  im 
Maalisstabe  von  5&  bewerkstelligt  Die  Berge  siud  auch  bei 
dieser  Miiitairauinahme  nach  der  Lehmannschen  Manier  ge- 
leicimet  worden. 

IV.    Recognoszirungen. 

Eg  wurden  darch  dergleichen  und  ganz  nach  den  oben 
aogegebenen  allgemeinen  Grundsatzen  fiir  die  Recognoszirun- 
gen aofgenommen: 

1)  die  von  dem  Isien  Armeecorps  besetzten 
Distrikte  des  Gouvernements  von  Pskow,  Witebsk, 
Minsk  (sum  Theil),  Mogiiew,  Smolensk,  Kaluga,  Orel, 
Tschernigow,  Kiew,  Kursk,  Poltawa,  Jekaterino^- 
Uw,  Charkow,'Woronej,  Tambow,  Rjasan  und  Wla- 
dimir,  fiir  welche  man  aus  den,  durch  die  Katastrirung  ent- 
slandenen  (alteren)  Karien,  die  Griinzen  der  Gouvernements 
und  Kreise  sowie  die  Hauptfliisse  und  grolsen  Land-Straben 
entnahm.  Nach  dem  Augenmaalse  wurden  sodann  alle  iibri- 
gen Wege  nebst  dem  bis  auf  zwei  Werst  zu  beiden  Seiien 
derselben  gelegenen  Terrain  im  Maafsslabe  von  10  k  einge- 
^agen«  Das  Ganze  erstreckie  sich  liber  einen  Raum  von 
8000OO  Quadratwerst 

2)  Das  Grodnoer,  das  Wolynsker  und  einTheil 
des  Minsker  Gouvernements.  Zusammen  von  200000 
Quadratwerst. 

3)  Livland.    Maa&stab  Ak. 

4)  Kurland,  wo  man  auf  dem  rekognoszirten  Raume 
von  2300O  Quadratwerst  die  Resultate  einer  Triangulazion 
milbenutzte,  welche  sich  an  die  friiher  erwahntci  des  Wilnaer 
Gouvernements  anschloss.    Maafsstab  10  ft. 

5)  Das  Twersche  Gouvernement.    Maalsstab  4Ar. 


48  PhyBiluilJich-matheinaCiMhe  WitMaMAtftften. 

6)  Ein  Theil  des  Moskauer  Gouvernements. 
Maafsstab  4k. 

7)  Das  Tulaer  Gouvernemenl.    Maafsstab  4k. 

8)  Die  am  rechlen  Wolgaufer  gelegenen  Theile  des  N  i j- 
nei-Nowgoroder  GouvernemenU.    Maafsstab  2k. 

9)  Das  Pensaer  Gouvernement.    Maalsstab  2  k. 

und  endlich  10)  die  auf  dem  rechten  Wolga-ufer  gelegenen 
Theile  des  Saratowschen  Gouvernements,  im  Maafs«- 
slabe  von  2  k. 

Aufser  den  bis  hierher  genannlen  Aufnahinen  sind  end- 
lich noch  folgende  Karten  zur  Begriindung  der  v.  Schu- 
bertschen  Spezialkarte  benutxt  worden: 

1)  Die  Halbtopographische  Karte  der  im  We- 
sten  an  das  Russische  Reich  angransenden  Lan«- 
der,  im  militairisch  topograph.  Depot  des  KaiserL 
Generalstabes  im  Jahre  1811  angefertigl,  und  ver* 
bessert  und  erganzt  im  Jahre  1820. 

(Semitopographitscheskaja  Karta  inostran- 
nych  wladjenji  po  sapadnoi  granfzje  Rossjiskoi 
Imperii  i  pr.) 

In  95  Bliitlem  und  im  Maafsstabe  von  %^  s= 


3         252000' 

Die  Darsteilung  von  Polen  ist  auf  dieser  Karte  theils  nach 
den  aus  Warschau  erhallenen  Blallem  einer  dort  gestoche- 
nen  und  auf  den  Aufhahmen  des  ehemaligen  Polnischen 
Generalstabes  beruhenden  Karte  begriindet,  theils  auch  nach 
anderen  Aufnahmen  durch  den  Generalstab  des  activen  Rus* 
sischen  Heeres. 

2)  Karte  fiber  die  Vertheilung  der  Truppen 
der  2ten  Armee,  im  Jahre  1827  entworfen. 

(Karta  raspofojenija  woisk  2  armji  ^ostawlen* 
naja  w'  1827  godu.) 

In  13  Slattern  und  im  Maafsstabe  von  k  =  iWrw  n^ch 
Recognoszirungen,  die  von  1818  bis  1827  fortgesetzt  wurden, 
entworfen.  Sie  ist  in  den  mit  XLVI,  XLVU,  LI,  LU,  LVI, 
und  LYII  bezeichneten  BliitterQ  der  neuen  Spezialkaiie  auf- 
genommen. 


Speslalktrte  der  WMtL  Theile  vob  Rviitond.  i0 

3)  Militairisch  topographische  Karte  der  Kau- 
kasischen  Gouvernements  und  der  dasu  gehori* 
gen  Provinzen  der  Gorzen  (Berg-Yolker). 

(Wojenno  iopographitscheskaja  KarU  Kaw- 
kaskoi  Gubernji  «*  ^opredjelnymi  oblastjami  Gors- 
kich  narodow.) 

Diese  im  Jahre  18U  herausgegebene  Kafte  besteht  aus 
17  Blatiem  im  Maabstabe  20  A  s  Yrhv 

4)  Karte  der  Kaukasischen  BesilzungeD  und 
der  angranzenden  Lander,  von  dem  Generalstabe 
des  Kaukaaischen  Corps  im  Jahre  1834  angefertigt 

(Karta  Kawkaskago  Kraja  «'  pogranilschnimi 
semljami  i.  pr.) 

in  20  Blaitem  and  4  halben  Blattern  im  Maalsatabe  ih  tss 
iWinnr-  ^i®  '^^  (gehorig  vergro&erl)  auf  die  Blatter  LVIII 
und  LIX  der  v.  Schubertschen  Spezialkarte  iibertragea 
worden. 

5)  Die  Karten  des  allgemeinen  Kataster  der 
Gouvernements  Archangel,  Olonez^  Wologda,  Ja- 
roilaw,  Kostroma,  und  einzelner  Theile  der  Gou- 
vernements Nijnei-Nowgorod,  Kasan  und  Sim- 
birsk. 

(Karly  generalnago  mejewanija  guberniei  i.  pr.) 
Diese  Kataster -Karten  wurden,  ehe  man  sie  zu  der  von 
Schaber  ischen  benutzte,  nach  der  in  neuster  Zeit  in  mehreren 
Gouvernements  geschehenen  Aufnahme  der  Wege  (Marscli- 
routen),  so  wie  nach  den  neusten  Wege  -  (Marschrouten)  Kar- 
ten, die  von  einigen  Civil  -  Gouvemeurs  eingesandt  worden, 
verbessert 

Im  Allgemeinen  ist  noch  iiber  die  Benutzung  von  Male- 
nalien  wie  die  zuletzt  genannten,  oder  wie  die  oben  fur  das 
Moskauer  Gouvemement  und  fiir  einige  andere  erwahnten, 
2U  bemerken,  dafs  man  dieselben  nicht  unmiltelbar  in  die 
neue  Spezialkarte  eintrug,  sondem  zuvor  durch  Umzeich- 
nung  in  ein  Dreiecksnetz  einlugte,  welches  nach  dem  jedes- 
^gen  Maalsstabe  jener  Materialien  entworfen  und  mit  alien 

^mnu  Riiss.  ArduT.  184J.  Hft,  1.  4 


50    Pliystk.  -  matfaem.  Wifsensch.    Spesialkarte  d.  westU  Theile  v.  Rassland. 

in  neuerer   Zcit  asironomisch   oder    geodaliseh  beslinttnten 
Punkten  versehen  worden  war. 


Manchen  unsercr  Leser  diirfte  es  von  Inlercsse  sein,  clafs 
dieSchuberlschcSpezialkarte  derwestlich.  Theile 
von  Russland  «iuch  in  Berlin  bei  S.  Schropp  fur  69  Thlr. 
zu  kaufen  isl.  Der  Slich  dcrselben  ist  gefiillig,  wenn  auch 
nicht  mit  so  aufserordenllicher  Eleganz  ausgefiihrt  wie  bei  den 
V.  Schubcrtschen  Karlen  der  Umgegend  von  Peters- 
burg *),  und  des  Pelcrsburgcr  Gouverncmenls  **); 
die  Schrift  ist  iiberall  klar  und  leserlich.  Die  Andeutung  der 
Waldungen,  die  vielJeicht  Manchem  erwiinsclit  gewesen  wiire, 
hat,  nach  unseren  obigen  Angaben  (Seite  36),* nicht  in  dem 
Plane  des  Unternehmcns  gclcgen:  wahrscheinlich  weil  sie  in 
vielen  Gegenden  von  Russland  nur  fur  schr  kurze  Zeit  gul- 
tig  geblieben  ware. 

Man  diirfte  dagegen  mit  grofserem  Rechte  die  Bergzeich- 
nung  auf  mehreren  Theilen  der  Karle  noch  fiir  sehr  unvoll- 
slandig  halten,  und  auch  vermuthen  dafs  in  manchen  Distrik- 
len  (z.  B.  in  der  Niihe  des  Asowschen  Meeres,  in  derUmge- 
bung  von  Odessa)  die  allgemeine  Armuth  an  Terrain -Gegen- 
sllinden .  nicht  so  gi'ofs  sein  konne,  wie  sie  die  Spezialkarte 
erscheinen  lafsl.  Doch  werden  General  Schubert's  hohe 
Verdiensle  um  die  Geographic  durch  diese  Umstande  wohi 
Niemandem  verringert  erscheinen,  dem  die  Schvvierigkeiten 
der  Mappining  eines  Raumes  von  mehr  als  73000  Quadralmei- 
len,  sei  es  auch  nur  durch  die  vorstehcnde  Darstellung  der 
Vorarbeiten  zu  dcrselben,  anschaulich  geworden  sind.  — 


♦)  Im  MaaCwtabe  von  ^^n;  oder  von  1  Werst  auf  den  Rnssischen  Zoll 
unter  dem  Titcl: 

Topographitscheskaja  Karta  okr^stnostei  S.  Peter- 
burga.    G.  M.  Schaberta.  1830  goda  na  9  listach. 
**)  Im  MaaDistabe  yon  ^ts^vt  unter  dem  Titel: 

Topogr.  Karta  S.  Pcterburgskoi  guberniji.  1638.  goda 
na  9  listach. 


Spezial-Karte  von  Livland  in  6  Blfittem. 

Ikaibeitet   iind  heraosgegeben  auf  YeranstaltuDg  der  Livlandisclien 
gemeinnutzigen  uud  oekonoivisclien  Societiit.    Nach  Struves  astrono- 
much-trigonometrischer  Yermessung  uud  den  Tollstandigen 

Spezialmessungen  gezeiclmet 

von 
C.   G.  Rucker. 

Gcstoclien  im  topographiBch^n  Depot  des  Kaisertidien  Genet^Utabes  1839. 


"ie  in  diesem  Titel  der  uns  vorliegenden  Karte  von  Liv- 
land genanriien  iopographischen  Vorarbeiten,  sind  oben  (S.  44) 
bereits  etwas  naher  erwahni  worden.  Ich  wolke  aber  hier 
nicht  unterlassen  auf  die  Yollstandigkeit  und  auf  die  sehr  ge- 
lungene  technische  Ausfiihrung  derselben  aufmerksam  zu  ma- 
chen.  Ein  jedes  ihrer  6  Blatter  ist,  mit  Ausschluls  des  Ran- 
des,  etwa  26,6  Russische  ZoU  lang  und  20,6  Russ.  Zoll  breit, 
der  Maafsstab  scheint  (in  sofem  man  ihn  aus  einem  Abdrucke 
entnehmen  darf )  von  40  Werst  auf  9  Russ.  ZoU  *)•  Aufser 
den  Ortschaften  und  einzelnen  Gebauden,  deren  Bestimmung 
theils  durch  die  verschiedenen  Schriflarlen  fiir  deren  Namen, 
theils  durch  Yerschiedenheil  der  Ortszeichen  selbst  zu  erse- 
hen  isi,  findet  man  auch  die  Bodenbesckaffenheit  mit  wiin- 
schenswerthester  Yollstandigkeit  angedeutet;  denn  man  unter- 
scheidet  gleich  beim  ersten  Anblick  dieser  Karte  die  Waldun- 
gen,  Ackerflachen,  Wiesen   und  Siimpfe  eben  so  leicht  \vie 


*)  Welcbes  xmw  ^^^  natiirlichen  Grofse  oder  {  des  Maalsstabes  der 
Schubert*schen  Spezialkarte  yon  West-Russland  betrageii 
wurde. 

4* 


52     Phj8ik.-mft(li.  Wissenich.    Spczialkarte  Ton  Livland  in  6  BlSttem. 

saaimlliclie  Gcwasser  und  wic  die  vcrschiedenen  Arten  von 
Falirstrafsen  und  kleincren  Wegen.  Bei  den  Stadlen  sowolil 
als  auch  bei  fast  alien  DSrfern  isl  die  Lage  der  einzelnen 
Hauserreihen  angegeben.  Dagegen  isl  von  den  Unebenhei- 
len  des  Terrains  nichts  aufgenommen.  — 

Die  Namen  sind  mit  latoinischen  Buchfitaben  und  (ur 
Deutsche  Aussprache  geschrieben,  es  sclieint  aber,  als  sei 
gleichzeilig  mil  dieser  Ausgabe  der  Karte  von  Li  viand  eine 
an$]re  in  Russischcr  Sprache  und  in  kleinerem  Maa&slabe 
veranslallet  worden,  denn  der  1840  erschienene: 

Katalog  von  Karten,  Planen,  Buchern  und 
geodaetischen  Instrumenien,  v^elche  bei  dem 
militairisch- iopographischen  Depot  in  Pe- 
tersburg verkauft  werden, 
cnthall  unter  anderen  die  Anzeige  einer: 

^einitopographitscheskaja     Karta    Liph- 
Ijandji)  na  61istach,  w'masschtabje -rroWird- 1^ 
semitopographische  Karte  von  Livland  in 
6  Blattern  1839  im  Maafastabe  von  TniWir* 

Der  Preis  der  Deutschen  Ausgabe   dieser  Livlandi- 
so  hen  Karte  ist  zu  25  Rubl.  B.,  der  der  Russischen  zu. 
20  RubL  B.  angegeben. 


Neue  Experlmente  der  Gal vauo  -  inastik 

von 

lliiiLimlMmi^ 

Herasdg  von  Leuchtonberg. 

(Aus  BnUeUn  de  rAcad^mie  de  St.  Petenboorg.  torn.  V HI.  pag.  140.)*) 


No.    1.         ■       ' 

^chon  eine  geraume  Zeit  des  verflossenen  Winters  luit  ei- 
ner  Reihe  galvano-pIasiLscher  Versuche  beschdfligel^  die  mich 
lunachst  praclisch  und  nachahmungsweise  mil  dem  vertraut 
machlen,  was  mir  Professor  Jacobi  mitgetheiit  halte^  erfuhr 
icJi  durch  Professor  v.  K obeli,  dafs  es  ihui  gelungen  sei^ 
(iber  ein  gemalles  Bild  oder  eine  Zeichnung  in  Tuschmanier  \ 
eine  Kupferplalte  zu  bilden,  welche  dann  zum  Abdrucke  sich 
eignele.  —  Da  mir  KobeiPs  Versuche  in  soferne  interes- 
sant  scfaienen,  als  sie  beweisen,  dafs  auch  nicht  leitende  Li- 
near-Flachen  sich  mit.Kupfer  ilberziehen,  wenn  sie  von  gut 
leilenden  unterbrochen  und  unigeben  sind,  so  beschiifligten 
sie  mich  langere  Zeil,  und  ich  theile  hier  das  Wesenlliche 
mit  Das  Gemalde  wird  auf  einer  blanken  Plalte  von  Silber 
oder  Kupfer  angefertiget.  —    Das  Malen  geschieht  in  einer 


*)  Die  nacbsteheiiden  Versnche  scheinen  nicLt  hloCs  fur  die  teciinisclie 
Anwendung  der  Galvano-Plastiii  wiclitig,  sondern  ebcn  so  sehr  vom 
theoretiachen  Standpunkte,  indem  sie  sich,  fast  znm  ersten  Male,  mit 
den  oleotrolytischen  Wirkongen,  theilweis  isolirter  Klectroden 
beichSftigen.  Eb  ist  zu  hoffen,  dafis  eine  schleanige  JUiitbeitnng  dersel- 
ben  zttrVerfolguBg  dieses  interefaantenGegenatandea  auffordem  werde. 


54  Pliysikalisch-mathematische  WiMenschafCen. 

Farbe,  mil  dem  von  denPorcellan-Malern  gebrauchlen,  durch 
Verdunslcn  von  Terpeniinol  als  Rucksland  bleibenden  dick- 
flussigen  Oele.  Als  Farbe  kann  ein  sogenannles  Eisenrolh 
gebraucht  werden.  Eine  gul  angehende  und  schnell  Irock- 
ncnde  Farbe  erhUlt  man  auch  mittelst  einer  Auflosung  von 
Damaraharz  in  Terpeniinol,  wo»u  ich  abwechselnd, 
bei  den  einen  Versuchen  Eisenrolh,  bei  andem  Minerai.- 
S  eh  wars  gemischt  halte. 

Schon  der   ersle  Vcrsudi  lehrte,  dafs  der  Abdruck  um 
so  besser  gelinge,  Je  mehr  das  Gemiilde  oder  die  Zeichnung 
in  Kupferslecher - Manier  angeferliget  ward;  dads  seine  fein- 
sten  Nuancen  sich  voilkommen  wiedergaben,  wahrend  dickere 
und  in  die  Breite  gehende  Tinlen  sich  yom  Kupfersliche  enl- 
femen,  und  Aehniichkeit  mil  Holzschnitlen  annehmen.    Bei 
der  geringen  Anzahl  der  vorliegenden  Experimente  lafet  sich 
noch  nicht  absehen ,  wie  weit  sich   diese  Procedur  vervoU- 
kommnen  lasse;  jedenfalls  isl  sie  inehr  als  blofse  Radirung 
des  Kupfersliches,  welche  bei  der  gleichmafeigen  Breite  und 
Tiefe  aller  Radir-Linien,   keine  Nuancen,  nicht  Licht,  nicht 
Schatten  darbielet;  ja,  diese  Procedur,  Deutlichkeit,  Nuanci- 
rang,  Schatten  und  Liclit  mit  dem  Kupferstiche  gemein  ha* 
bend,  besitzl  noch  das  EigenlhUmliclie ,  dafs  die  Linien  wei- 
cher  werden,  und  den  Vorzug,  dafs  die  Zeichnung  ganz  in 
der  Macht  des  Malers  stehend,  auf  kurzestein  und  biliigslem 
Wege  eine  treue  Vervielfalligung  der  Exemplare  zuliifst    Da- 
mit  die  fette  Zeichnung  mit  Kupfer  uberwachse,  ist  es  nicht 
nothig,  weder  die  feineren  noch  die  groberen  Tinlen  mil  ir- 
gend   einem  leitenden  Staube,  als  elwa  Graphit  u,  dgl.,  zu 
iiberziehen,   da  bei  dem   krystaliinischen  Kupfemiederschlag 
die  Aggregation  der  Individuen  in  Blechen  geme  erfolgt,  in- 
dem  ihre  tesseralen  Geslalten  sich  in  diinnen  Tafeln  zu  sol- 
chen  zusammen  setzen.     Der   von  K obeli   hiebei   benutzte 
Apparal  besleht  in  einer  Kupferplalte,  an  welche  ein  andert- 
halb   Zoll   breites   Blech   zur  Leitung  unter  einem   rechten 
Winkel  angenietel  ist.    Dieses  Blech  wird,  den  obersten  Theil 
ausgenommen,  mit  Wachs  isolirt.     Die  Platte  ist  so  grofs. 


Eia  Pinar  neve  Bxperiiii«ft(e  der  Galvane-Plastil.  S5 

dab  sie  die  bemalte^  Mrelche  darauf  gelegt  wirdy  ringsheruin 
urn  einen    halben  Zoll    ungefuhr    in    der  Fiiiche   iiberragt 
Ueber  *)  der  Platle  wird   ein  auf  Fu&en  oder  Holzchen  von 
{  Zoll  Dicke  ruhender,  mil  Pergament  liberspannter  Rabme^ 
oder  ein   Tambourin  gestelll,   in  welches   eine  amaJgamirie 
Zinkplatte  gelegt  nvird ,   die  man  vom  Pergament  durch .  ein 
Paar  unterlegte  Glasstabehen  getrennt  hiilt.    Um  die  Verbini- 
dung  herzustellen,  dient  eine,  init  einem  Kupferslreifen  von 
H  Zoll  Breite  verbundene  Kupferplatle,  welche  etwas  klei- 
ner  ist  als   die  Zlnkplatle  und  auf  diese  gelegt  wird.    Der 
Streifen  ist  durch  Scbraubenklammern    nut   dem  Unterlags*^ 
Ueche  velrbunden.     Dieser  Apparat  kommt  nun  in  ein  Ge- 
fils  von  Glas  oder  Porcellan  mit  ebenem  Boden  und  zwei 
bis  drei  Zoll  hohen  Wanden.     Das  Glasgefafs  fullt  man  bis 
turn  Eintauchen  des  Rahmens  mit  einer  concent  rirlen  Auflo^ 
sung  von  Kupfarvilriol,   und  gieCst  einige  Linien  hoch  ver- 
dunnte  Sckwefelsaure  auf  die  Zinkplatte.    Kings  um  die  Kup- 
(erplatte  sind  Krysialle  von  Kupfervitriol  zu  legen.    So  man- 
dier  bei  dieser  Procedur  zu  beobacbiender  Riicksichten  und 
Hjtndgriffe  erwahne  ich  nicht,  in  sofeme  sie  eben  dieselben 
sind,  die  aach  anderweitige  galvano-plasiische  Versuche  erfor- 
dern.  Ehe  das  Priicipital  zum  Abdrucke  gebrauchl  wird,  wiischt 
man  die  anblmgende  Farbe  mit  irgend  einem  Aether  wog. 

No.  Z 
Gl»chzeitig  beschaftigle  mich  das  Experiment,  von  einer 
gravirten  Kupferplatle  identische  Copien,  nicht  miltelst  inter- 
mediarer  Siearin-Abdriicke  zu  gewinnen,  sondern  dadurch,  dafo 
ich  in  oben  beschriebenem  Apparate  auf  die  Originalplaile 
Kupfer  pracipitirte,  das  Pracipilat  nach  mehreren  Tagen  ab-r 
1^^,  und  auf  dieses  Pracipilat  von  neuem  pracipitirte,  wo- 
lurch  die  gewiinschte  Copie  gelaDg.  Die  Trennung  der  Ori- 
ginalplalte  vom  Pracipilat  war  nicht  schwierig,  nachdem  ioti 
jedesmal  vor  dem  Versuche  auf  der  Originalplalte  Stearino 
i^rUssen  und  wieder   mit  einem  Lappen    abgewischt  halle. 

*)^Qclit  uAter,  wie  in  dam  Petecsb.  BiiU<ftiii  stelit.  K. 


56  Physikftlitcli-imilbeiMtiiche  WiaseMcluiittii. 

Eben  so  boi  die  Trennung  der  xwei  PradpiUte  selbst,  ohne 
aile  Stearinevermitllung,  keine  Schwierigkeit  dar.  Der  prak«- 
tische  Nulzen  dieser  Procedur  isi  evident.  Bei  der  Ideniilai 
ded  Pracipitats  mil  der  Originalplalte,  gibi  sich  ersiereis  eben 
80  tvL  Abdrticken  her  wie  letztere;  es  konnen  aomit  dke  Ab- 
driicke  naeh  Belieben  vervielfSitigel  werden,  ohhe  farchten  zu 
miissen,  d^s  die  Originalplatle  darunler  leid^.  Somit  faUt 
auch  die  h&ufigdte  Bedingung  des  Stahlsliches  Weg. 

No.  3. 
Obgleich  die  Treue  dieser  Copien  vollig  bis  tur  Identi-- 
VSkl  gehty  80  nehme  ich  mir  doeh  vor,  demnachsi  cu  dtesetn 
ZWeekd  folgenden  Weg  zu  verfoigen,  der  vieUeidii  auch  ato- 
derweitig  benutzt  werdeti  kSnnte.  Stall  die  gravirte  Origit- 
nalplatte,  wie  zum  Drucke,  mil  DruckerscbWarfce  zu  beatrei*- 
chen,  wei'de  ich  sie  mil  der  oben  angegebenen  Composition 
(Damatahatz,  Eisetiroth  und  Te^penlinol)  beschmiereni  damii 
den  Abdruck  auf  feuislefl  Papier  machen^  und  den  noch  naii* 
sto  Abdruck  auf  eine  Silber- oder  Kupferpiatle  8o  legen,  dais 
die  Farbe  am  Metall  anklebi,  worauf  das  Papier  spSler,  naeh<^ 
dem  die  Farbe  gut  gelrocknet,  mil  Wasser  abgewaschen^  daa 
zurilckbieibefide  G^malde  aber  wie  in  No.  1.  behandell  wird« 

No.    4 
I  Endlich  beschaftigte   mich  das   Experiment ,  Kupfer  in 

hohle  Formen  und  nicht  auf  Fl&chen  zu  pracipitiren^  und  ich 
erzahle  zu  diesem  Zwecke  meinen  letzlen  VersUch.  Ein  mas- 
siver  Coiius  aus  Stearine  ward  mil  Graphit  gut  iiberstrichen, 
fiber  ihn  in  proper tioneiler  Grolse  ein  kupfemer  hobler  Cy- 
linder gestellty  ohne  den  Conus  irgendwo  zu  beriihren,  der 
Conus  mil  dem  Zinkpole,  der  kupfeme  Cylinder  mil  dem 
Kupferpole  des  Jacobischen  Apparates  verbunden^  und  so  in 
etwa  zwolf  Slunden  ein  diinnes,  von  au&en  etwas  rauhes  und 
strahligea  Pracipitat  gewonnen.  Die  Stearine  ward  nun  aus 
dem  Conus  herausgeschmolzeny  urn  einen  zweiten  Conus  mil 
glatter  Aufsenflache  in  diesen  einen  ersten  hinein  zu  pradpi- 
tiren,  was  auch  vollslandig  gelang.  Der  kupfeme  Conus  nam- 
lich  ward  in  einer  concentrirlen  Kupfervitriolauflosung  an  Blei- 


Eiii  FsMT  neae  Bxpcrimeftte  der  Galvuio*PIittik«  57 

biiodchen  so  aufgehangen^  dais  die  Spitze  nach  unteii  sah  und 
auf  dem  GlasgefiUse  anfttand  In  den  kupfemen  Comis  hin- 
ein  wurde  ein  aus  Zink  gedrehter  und  mit  filafte  oder  Per- 
gameni  umwundener  kleinerer  Conus  so  schwebeod  aufge- 
hangen,  dais  nur  vom  Zink  auslaufende  Bleibandchen  auf  den 
Bleibandchen  des  KupCerconus  ruhten.  In  die  Blase  ward 
verdtinnte  Schwefelsaure  gebradit,  wahrend  die  Blase  von 
an/sen  mil  VitriolaoflSsung  umspiilt  ward.  Nach  einigen  Ta- 
gen  sleckte  im  ersleren  ein  zweiter  Kupfer- Conus,  der  un- 
▼ersehrl  hecaus  genommen  werden  konnle,  nadi  Aufschlitsung 
des  auiseren*  Auf  diesem  Wege  werde  ieh,  bei  geh&riger 
Mufse,  trachlen^  kupferne  Bosten  und  Statuen  nichi  als  durcfa 
Ueberxug)  wie  bisher  gewonnen,  sondem  als  Resultate  in 
kohlen  Formeil  gelungener  Priioipitation  su  erhaiten. 

No.    5. 

Es  schexnt  sdbst  nicbl  nolhig  zu  sein,  zuersi  in  solchen 
Fallen  immer  ein  aufseres  Kupferpriicipitat  zu  erzwecken>  um 
dann  in  selbigeb  hineinarbeiten  zu  konnen ,  sondem  es  diirfte 
kmreicbend  sein,  die  Wachs-  oder  Kupferfonu,  nut  dem  Mo-» 
delle  nach  inn  en  zu  besetzen^  solches  innen  mit  einer  Lage 
vonGraphtt  zu  bestreichen)  und  nun  gerolltes  *)  Zbk  mit  Blase 
oder  Pergament  umgeben,  wie  oben,  hinein  zu  hUngen  u.  &  w. 

Ueberxeugt,  dafe  in  einer  so  wichiigen  und  neuen  Procedur 
alfl  der  Jacobi^schen  Galvano^Plastik  auch  das  schwachste 
Schairfletn  der  Zuihat  em  nicht  zu  verachtender  Zuwachs  ist, 
war  es  in  meiner  Absicht,  Yoranstehendes  der  Beurtheilung 
der  KaiserL  Akademie  der  Wissenschaften  vorzul^geni  mit 
dem  Vorbehalt,  kiinftighin  in  der  Sache  zu  bericbten,  was 
fortgeselzte  Experimente  mir  an  die  Hand  geben  werden. 


Nachschrift  (an  Hrn.  Jacobi). 

„Des  kleinen  in  dem  obigen  Aufsatze  beschriebenen  Ap- 
parales  bedienlc  ich  mich  blofs  zur  Priicipilirung  auf  klei- 

*)  Nicht  gedltes,  wie  in  dent  Pcterab.  Bulletin  Bteht  E. 


58     Pliysik.'^Dath.  Wlweiuch.    Eift  Paar  n«ue  Experim.  d»  Galvano-PlaBttk. 

nen  Flachen,  und  so  sehr  icfa  audi  bei  solchen  dessen 
Wirkung  inlensiv  und  gleichmiilsig  fand,  so  ungeniigend 
ergab  er  sich  mir  bei  Versuchen  groliserer  Ausdehnung,  be* 
Bonders  mit  kubischen  Formen,  die  schon  dem  Raume  nach 
sich  nichi  in  die  kleine  Viertel-Zoii-Distanz  zwischen  Tain- 
bouiin  und  Kupferplalte  stellen  iasseo,  abgesehen  davon,  dafs 
die  geringen  FiiissigkeiU-Schichlen  u.  s.  w.  gewiss  alle  jene 
Mangel  bedingen,  von  welchen  Sie  in  Ihrem  firiefe  sprecheiu 
„Da  aber  die  dauialfi  beigefiigten  SpeciuuQa  sich  sum 
Dracke  hingeben  mublan,  so  kam  AUes  darauf  an,  die  Prii* 
cipitate  so  wenig  sprOde  wie  nioglich  zu  erhalten.  Emin^it 
sprode  aber  wurde  das  Pracipitat  jedesmal  unier  zwei  Be«- 
dbngnissen:  1)  Wenn  ich  die  Eiectrodeh  von  vome  herein 
einer  zu  grolsen  galvanischen  Wirkung  ausseUle,  somii  die 
Pracipitalion  beschieunigte.  Selbst  die  schonste  rolhe,  kor- 
nige  oder  warzige  Pracipitalion  war  in  solchen  Fallen  sprode, 
die  biatterige  aber  geradezu  briichig.  —  2)  Wenn  ich  die 
Distanz  des  Tambourins  oft  dadurch  veranderiCi  dafis  ich  die 
unterliegenden  Holzchen  bald  dicker  bald  diinner  legte.  In 
solchen  Fallen  namlich  war  es  sichtbar,  dab  das  Pracif^t 
biatterige  Schichten  iiber  einander  bekam,  die,  dem  jedesina^ 
ligen  Wechsel  der  Distanz  entsprechend,  eine  grolse  Sprodig- 
keit  des  Ganzen  verursachten.  —  Diefs  zur  Vermeidung  ei- 
nes  MifsversUindnisses ,  da  ich  naich  in  alien .  iibrigen  Versu- 
chen, mit  iiberwiegendem  YortheUe,  Ihres  grofsea  Apparates 
bediente  *),  bis  es  mir  vielleicht  gelingen  wird,  in  meiaen 
Gusseisenesseu  zu  Eichstudt  dutch  Graphii  haltendes  Gussei- 
sen  hierin  einige  Yeranderumgen  mit  Yorlheil  zu  machen." 


*)  Eine  einfache  Kette  von  welclier  beide  Elektroden  in  ein  G^fafs 
mit  KapfervitrioUosung  tauchen.  Die  negative  oder  Kathode  hangt 
wie  gewohnlich  mit  dem  Korper,  auf  welcliem  praci{»itirt  werden  soil, 
metalltsch  zusammen,  die  positive  oder  Anode  ist  eine  plattenformige 
AusbreituRg  des  kupfernen  Stromtragers.  E. 


Ueber 

den  dennaligen  Zustand  und  die  allmalige  Ent- 
wickelung  der  geognostischen  Kenntnisse   vom 

Europftischen  Rassland. 

(Mit  elner  geognoatischen  Karte.) 

von 

A,  S  rin  ft  0. 


"ie  diesem  Hefte  beigegebene  geognostische  Karte  seigt  wie 
^W  die  Oberflache  des  Europatsehen  Russland ,  von  Nieder«- 
^cUags-Forinaiionen  fast  alle  Zwischenglieder  zwischen  dem 
jiuigsten  Tertiairen  und  den  alteslen  Transitions  -  Schichten  ver- 
Iheilt  sind,  und  wie  ferner  auf  derselben  von  krystallinischen 
Gesteinen  drei  grofee  Hauplmassen  vorhanden  sind^  namlich 
die  Finnlandische, 

die  Sudliche,   welche  langs  der  Wolhyno  Podoli- 
schen   Ebene   zwischen   den   Thiilern    des    milllem 
Dnjepr  und  Bug-Flusses  streicht, 
und  dieUralische.  — 

Die   Arbeilen^  welche   zur   allmaligen  Eriangung  dieser 
einfachen  und  wichtigen  £ndresultate  vorzQgsweise  beigelra- 
gen  haben,  sind  eiwa  folgende: 
Die  Reisetagebiichcr  von  Pallas,  Giildenstadt  und  den 

andren  Akademikem  unter  Kaiherina  II. 
Herrmann's  Beschreibung  desUralischenErzgebirges. 
A.  V.  Evermanns  Tagebuch  seiner  Reise  nach  Sla- 
loust  am  Ural.  1812.    (Handschria.) 


60  Physiluiludi  -  matkematiiKShe  WiMeiiAcli&fCen. 

Engelhardt^  Darstellungen  aus  dem  Felsgebiiude 
Finnlands.   1820. 

Strangways  on  the  Geology  of  Russia  in  Trans- 
act, of  the  Geolog.  Soc.  1822. 

Eichwald,  Geogn.  Beobachtungen  in  den  Ostsee- 
provinzen.    Kasan  1825.  (lateinisch.) 

Pander,  Beitrage  z'ur  Geognosie  des  Russ.  Rei- 
ches.    Petersburg  1829. 

Engelhardt  und  Ulprecht    Zur  Geognott  Kefint* 

•     nifs  Liviands  und  Esthlands.  1830» 

Dubois  de  Montpereux,  les  formations  du  plateau 
Wolhyno-Podoiien.  1831. 

Jwaniskji,  Kowalewskji,  Olivieri,  iiber  dieFor- 
mationen  amDonez,  Olivieri  iiber  die  im  Tulaer 
undKalugaer  Gouvemement,  im  Gorny  Jurnal,nebsl 
mehreren  in  demselben  enthallenen  Aufsatzen  Russischer 
Bergbeamten  iiber  den  Westabhang  des  Ural,  iiber 
Finnland  u«  a. 

A.  Erman  Reise  u.  s.  w.  1834. 

Rose,  Reise  nach  dem  Ural  il  s.  w.  1837. 

Fischer,  Oryctognosie  de  Moscou.  1837. 

Hoffmann,  Geognost  Beobachtungen  auf  einer 
Reise  von  Dorpat  bis  Abp.  1837. 

Helmersen  Beobachtungen  bei  Orenburg. 

Helmersen  Beobachtungen  am  Waldai  im  Bullet, 
sci^ntifique  de  TAcad.  de  Petersbourg  fiir  1839 
bis  1841. 

Verneuil  Memoire  sur  la  Crimmee. 

L.  V.  Buch  Beitrage  ziir  Bestimmung  der  Gebirgs- 
formationen  in  Russland.    Berlin  1840. 

Eichwald's  Aufsatze  in  Bronns  Annalen  und  die 
Urwelt  Russlands.  Heft  1.  Petersburg  1840. 

SchtschurowslLJis  Karte  vom  UraL 
,  Baron  A.  v.  Meyendorff,  v«  Kxiiseriing,  Blasius,  Ver- 
neuil,  Murchison  und  Zinowjew  in  einem  Briefe 
an  Herrn  E.  v.  Beaumont. 


Znttand  der  feogiu  KeimtiuMe  rom  RoropfiMclien  Riusland.       61 

Ich  vrerde  suerst  den  lelslen  dieser  wichtigen  BeitrSge 
voUslandig  miUheileni  Bowohl  weii  er  bisher  noch  gar  nicht 
▼erolfenUichI,  als  auch  weil  mehrere  der  vorhergegange-* 
nen  in  demselben  resumirt^  und  durch  graphische  Darstel* 
long  ea  einem  Ganzen  verbunden  worden  sind;  —  alsdann 
aber  die  friiheren,  Iheib  monographischen,  iheils  ebenfalls 
ubersichllichen,  Arbeiten  iiber  die  Geognosie  des  Europai-- 
schen  Russlands  in  gedrangtester  Kiine  za  Bchildem  versu-* 
dieiu  Man  -mri  hierdurch  nicht  bio&  kennen  lemen,  aus 
welehen  einselnen  ZUgen  das  nun  vorliegende  geognoati* 
sche  BiM  dieses  gro&en  Landes  allmalig  entstanden  ist| 
sondem  auch  den  versdhiedenen  Grad  von  Yertranen  beur* 
theilen,  welcfaer  den  besonderen  Theilen  desselben  zukommt 

Die  gelegentliche  Veranlassung  zu  den  in  den  Jahren 
1839  und  1840  ausgefuhrlen  Untersuchungen  des  Herm  Ba- 
ron A.  v.  Meyendorff  und  seiner  Begieiter  geht  aus  dem 
Berichie  an  Herm  Beaumont  so  voUsliindig  hervor,  daiis  idi 
cine  Uebersetzung  yon  diesem  ohne  weiteres  foJgen  lasse. 

Baron  A.  T.  Meyendorff  an  Herra  E.  t.  Beaamout^). 

Petenborg  am  28.  Jannar  1641. 

lyDer  Aoas.  Finanz- Minister  Graf  Cancrin>  der 

▼oU  ersprieCilichstem  Eikx  alle  wissenschalUichen  Bestrebun* 
gen  nnterslittat,  hat  oiich  im  yergangenen  Jahre  out  einer 
aUgemeinen  Untrasuchung  der  indusirieilen  Hiil&quelien  des 
Landes  beanftragt  kfa  bescbloCs  yon  diesem  erwiinschlen  Er* 
cigtuise  im  Interesse  d^r  Geologie  Gebrauch  zu  machen,  und 
&  Herren  Murchison  und  Verneuil,  denen  die  Wissen* 
>diaft  schon  so  Yieles  yerdankt,  haben  die  Giite  gehabt 
inich  durch  den  Norden  des  Reiches  zu  begleiten,  wahrend 
GrafKaiserlingj  Herr  Professor  Blasius  und  Herr  y.  Zi- 
Dowiew  auch  meine  geo|;nostischen  Beobachlungen  in  der 
Uitte  fmd  im  Siiden  des  Europaischen  Russlands  unterstutz- 

*)  Das  Original  dieses  Briefes  ist  mir  yon  dem  Herrn  Yerfasser 
Satigst  mitgetheilt  worden.  B. 


62  PhysikftliMh^matlwiiiatnelie  Wits^nBcluifteii. 

ten  *).     So  erlangten  wir  durch  utisere  Reise  imter  aiidern 

Resultaten  auch  die  diesem  Briefe  beiliegende  graphische  Dar- 

steliung  der  vorziiglichsten  geognost  Verhaltnisse  zwischen 

dem  Dnjepr,  der  Duna,  der  nordlichen  Dwini^  und  der 

Wolga.  —    Es  bo  ten  sich  zwei  Wege  zur  Erkenntnifs  der 

^  goognostischen  Verhaltnisse  von  Russland  dar,  indem  man 

entweder  von  einem  detaillirten  Siudium   der  Glieder  jeder 

einzelnen  Formation,  aUmalig  zu  einem  Gesammiresuitate  auf- 

ateigen,  oder  aber  zuerst  das  ganze  Land  durcbreisen  und  so- 

mit  einen  Ueberblick  der  gro&en  Formatioasgruppen  erlangen 

,    konnte,  an  welchen  sich  alle  spateren,  und  dann  gehorig  orien- 

/    tirten  Lokalbeobachtungen   anzuscfaliefsen   hiilten.     Wir  h£i- 

ben  uns  fiir  die  lelziere  Meihode  enlschieden.  — 

Zur  Eriangung  eines  ebenso  volbtandigen  als  einfachen 
Bildes  von  den  Floiz^  oder  Niederschlags-Formationen^  die  im 
Europliischen  Russland  ansleheD)  hat  man  sich  alle 
Schichten  gehoben  zu  denken: 

1)  durch  das  conlinuirliche  und  bis  zum  Unmerklicben 
langsame  Emporsteigen  des  krystaliinischen  Kegels  von  Finn* 
land.  Die  Erfdge  dieses  Herganges  zeigt  das  Schichtenprofily 
welches  man  auf  dem  Meridiane  34®  0.  v.  Paris  beobach- 
tet  ^*).  Die  beiden  iillesten  Formalionen:  die  Silurischen 
Schichten  und  der  alte  rothe  Sandstein  sind  im  Halb- 
kreise  um  jenen  Kegel  gelagert,  vom  siidlichenSkandina- 
vien  durch  die  Russischen  Ostsee-Provinzen  bis  zum 
Weifsen  Me  ere.  Die  Kennlnifs  dieser  Gruppe  ist  weseni- 
lichst  gefordert  worden  durch  die  klassischen .  Arbeiten  der 
Herm  Strangways  und  Pander  iiber  die .  mitUeren  Sir 
lurischen    Schichten   in  Russland^  so  «wie.  durch  die 


*)  pie  Reisenden  gingcn  zuerst  genieinschaftlich  yon  Petersburg  an 

den  Onega  See  und  nach  Archaiigetsk,  alsdann  s&dwarts  durch 

die  Waldaische  Gegend  (von  wo  Herr  Murcliison  zur&ckkehrte) 

iiber  Moskan  und  N.  Nowgorod  bis  an  d^n  Donex  mid  aach 

Odessa.  —    Ostwarts  sind  sie  niclit  vollig  bis  Kasan  gelangt. 

♦♦)  Auf  der  Karto  in  diesem  Hefte. 


Znstond  d«r  geogn*  Kennlnine  vom  Eoropaischen  Rnssland.       63 

l^odisi  fidfiiigen  Uniersuchungen  der  Herrn  v.  Helmersen 
ondEichwald.  —  Von  der  krystallinischen  Cenlraimasse 
sind  die  genannien  zwei  Foimalionen  geschieden,  zuersl  durch 
<iie  (pseudo «)  vulkanischen  Diorite  am  Onega  See/welche 
den  Silurischen  Kalk  in  Marmor  und  die  Thon-  und  Sand^ 
^ine  des  idten  rothen  Sandsteins,  in  thonige  Schiefer  und 
in  Quarziie  utngewandelt  haben;  sodann  aber  durch  jene  breiie 
und  grofseniheils  mil  Wasser  gefiillle  Senkung,  die  sich  haib* 
kreisrdrmig  von  der  Oslsee  durch  den  Finnischen  Meerbuscn 
zu  dem  Ladoga  und  Onega  See  hinaufzieht  und  sich  in  das 
weifse  Meer  verluuft.  —  In  Verbindung  und  vollstandiger 
EntwickluDg  sieht  man  jene  beiden  Formaiionen  an  dem  rech- 
ten  Ufcr  des  Wolchow  sudlich  von  Nowaja  Ladoga. 
Herr  Murchison  hat  sie  dort  mil  uns  beobachtet,  und  wir 
boBen  im  Interesse  der  Wissenschafl  auf  eine  baldige  Bekanni- 
machtmg  seiner  Resultate,  durch  welche  er  die  allgemeinc 
Auffassung  der  geognost.  Verhaltnisse  vonRussland  so  milch- 
tig  gefordert  hat  £s  ist  ihm  an  jener  Slelle  zum  crslen  Male 
gelongen  jene  kaum  wahrnehmbare^  und  hochstens  1®  beira- 
gende  Neigung  der  Schichten  gegen  SO. ,  zu  bestimmen,  welche 
denSchliissel  zu  alien  geognostischen  Erscheinungen  des  mill- 
Icrcnilusslands  darbieiet.  —  Nachst  jener  rothen  Zone,  welche 
den  NW.-Abhang  des  Waldai  gegen  die  Oslsee  einnimmt,  ist 
d^Kohlengebirge  das  verbreilelste.  Es  sind  vondcmsel- 
l^n  die  etwa  als Hauplglied^r  zu  betrachtenden  Schichten:  des 
B^rgkalks  unddesUussischenKohlen  fiihrendenKalks 
^orzugsweise  enlwickelt,  und  mil  den  Schichten  im  nordli* 
chen  Yorkshire  ziemlich  identisch.  Diese  beiden Kalke bil- 
den  zusammen  eine  fast  horizontale,  jedoch  elwas  muldenfor- 
^g  eingesenkte  Plalte  (une  nappe  sensiblement  horizontale) 
^on  Arcbangelsk  bis  zum  Asowschen  Meere  und  von 
Mobile w  bis  zum  Ural.  Sie  dienen  alien  iibrigen  Schich- 
^  des  Europaischen  Russjands  als  Grundlage,  und  bilden 
auch  jenen  Kalkring,  der  sich  um  den  Ural  schlingl,  und  an 
dessen  wesUichem  sowohi  als  ostlichem  Abhange  ansleht.  — 
Von  diesem  Schichlensysteme  kommt  Iheils  die  unterste  HalAe 


64  Physikalisch-mathematisofae  Wissensehaften. 

Oder  der  Bergkalk  eu  Tage,  so  wie  von  Archangelsk  bis 
nach  Smolensk,  nach  Tulaund  bis  an  die  Wolga,  bald  von 
seiner  oberen  Halite  der  eigeniliche  Steinkohlen  fiihrende  Kalk 
welcher  von  Nordlich  von  Orel,  bis  nach  Rjasan  s5h- 
lig  geschichtet,  ansteht  Dieselbe  Gruppe  ist  aber  femer  noch 
durch  Hebung  zu  Tage  gekommen:  1)  lUngs  des  Ural  am 
N.W.-Abhang  desselben,  wo  man  an  vier  Punkten  Steinkoh- 
len findet,  in  mehrfachen  von  5  bis  zu  7  Fuls  machtigen  Gan* 
gen  mid  Lagem.  2)  Langs  des  Donez,  wo  sie  in  Folgeder 
verschiedenen  Hebungen  im  Siiden  dieses  Distriktes  (welche 
wohl  ihrerseits  wieder  von  der  grolsen  Hebung  des  Caucasus 
herriihren  durflen),  mil  sehr  wechselndem  Streichen  ausgeht 
Weiteres  Fortschreiten  gegen  S.O.  welches  imr  AUgemeinen 
zu  immer  jiingeren  Schichten  fOhrt,  zeigt  auf  dem  Kohlenge- 
birge,  den  new  red  der  EngL  Geologen  (rothe  Sandstein* 
gruppe  oder  Zechsteinformation,  sysL  p^neen.)  Er  ist  auf  sein 
Liegendes  in  einem  weiten  Becken  abgeselzt  >vorden,  dessen 
siidliche  Granzen  noch'  zu  beslimmen  bleiben.  Man  darf  sich 
aber  wohl  das  Kohlengebirge  von  der  Wolga  durch  einzehie 
im  Siiden  gefundene  Stiicke  derselben  Formation,  mit  den 
gleichartigen  Schichten  zwischen  dem  Ural  und  der  Ufa 
verbunden  und  zusammenhangend  (und  somit  das  Becken  des 
ndwred  auchsudwSrts  abgeschlossen)  denken. —  Die  rothe 
Sandsteingruppe  unterscheidet  sich,  im  AUgemeinen  zu  re- 
den,  von  den  librigen  Formationen  nur  durch  negative  Ka- 
raktere  und  durch  eine  trostlose  EinfSrmigkeit  Meist  ohne 
Spuren  organischer  Einschlusse,  zeigt  diese  Formation  liber- 
aU  einerlei  Wechsel  von  griinen  und  rothen  Mergeln,  denn 
nur  an  der  Such  on  a,  einem  Zuflnfs  der  nSrdlichen  Dwina, 
liegen  in  ihr  einige  versteinerte  •  HSlzer  *)  Erst  da  wo  sie 
durch  den  Ural  gehoben  ist,  haben  sich  in  ihr  auch  dem 
Kupfersandstein  ahnliche  Schichten  mit  den  dieser'  Gebirgs* 
art  gewohnlich  zukommenden  Versteinerungen  gezeigt  Herr 
Wangenheim  \^rd  hieriiber  merkwiirdige  Einzelheiten  be-* 


*)  Yergh  anten  iiber  mehrere  ahnliche  Yorkommen.  R. 


Zostuul  der  geogn.  Kmuiteisse  Tom  Bunqpiisdiea  Runbiid.       tt 

bnnt  machen.  Auch  wird  man  sicher  bei  spateren  Unter- 
sachoDgen  (jedoch  nur  langs  des  Nord-Westlichen  Ab- 
hanges  des  Ural)  die  ganze  Schichtenfolge  zwiscfaen  dem 
Keuper  und  dem  Kohlengebirge  finden.  — 

Nach  der  Gruppe  des  rothen  Sandsteins  und  ganz  wiab- 
liaogig  von  derselben  hat  man  nun  dem  Jura,  in  seiner  bi- 
zairen  Verbreiiung,  zu  folgen.  Es  zeigi  sich  von  ihm  ge- 
wohnlich  nur  eine  Schichi,  die  wir  uns  entstanden  denken 
darch  Verbindung  einea,  dem  Thone  von  Dives  ( Oxford - 
clay)  analogen,  Gesteines*)  mit  den  obem  Lagern  des  Lias. 
Dieser  Jura  bat  seinen  Centralpunkt  langs  der  Oka  gegen 
die  Wolga  bin,  und  erslreckt  von  dort  eine  Verzweigung 
iiber  Makariew  nnd  die  Witschegda  bis  zum  Ural  in 
61*  Breite,  eine  andre  laogs  der  ganzen  Wolga  bis  nach 
SaratoWy  eine  dritte,  unter  dem  Kalk  und  d^i  Mergeln  der 
Kreide,  von  Kursk  gegen  den  Donez,  von  wo  sie  sich  langs 
des  Don  mit  dem  Wolga  Zweige  verbindet,  so  wie  end* 
lich  eine  vierte  die  sich ,  von  dem  genannten  Centrum  zwi- 
^en  der  Wolga  und  Oka,  gegen  Wilna  hinzieht  durch 
nodi  unerforsdite  Gegend^« 

Siidlich  von  der  Desna  und  Oka  herrschen  Kreide- 
sdiiditen,  die  von  vielen  tertiaren  Beckenbildungen  mit  noch 
SH  bestimmender  Begranzung  bedeckt  sind.  Ich  werde  aber 
der  Schilderung  derselben  einige  Bemerkungen  iiber  die  Ver- 
breitung  der  Geschiebeblocke  voransgehen  lassen.  Der  Di- 
>^t  auf  dem  dieselben  gefunden  werden,  ist  (gegen  Siiden) 
durch  die  Wasserscheide  siidlich  von  der  Desna  und  Oka 
begranzt,  und  dieselbe  Linie  biidet  zugleich  die  (nordliche) 
Granze  der  grolsem  tertiaren  Beckenbildungen,  der  gesamm- 
ten  Kreideformation  und  des  schwarzen  humusreicheren  Bo- 
dens,  der  sich  von. den  Karpathen  bb  zum  Ural  erstreckt, 
oime  die  Desna  und  Oka  zu  iiberschreiten. 


*)  Oder  noch  bestimmter  eines  zw^ichen  Oxford -day  und  Kellowayrock 
aach  der  Terminologie  yon  Leo  p.  y.  Bach  (Jura  in  Deutochland), 

■chirankenden. 
^outts  Rum.  Atehir.  IMl.  Hfl.  1.  5 


66  Phystkaliach-inftdiematiBche  Wissenscbaften. 

Von  dem  krystallinischen  Kegel  in  Finnlnnd  ait&gegan- 
gen,  haben  die  Sirome  der  Geschicbeblocke,  als  eine  Haupt- 
ablagerang,  die  Wasserdcheiden  zwischen  der  Osisee,  dem 
schwarzen  Meere  und  dem  wei&en  Meere  gebildet,  von  der 
Pinega  durchWaldai  bis  nach  Orscha;  sie  haben  aufser- 
dem  Blbcke  in  Nesiem  von  ersiaunUcher  Ausdehnung  abge- 
setzt^sobeiWitebsk  siidlich  von  Smolensk,  beiJelnaund 
vorziiglich  an  der  Jisdra.  Jenseiis  dieser  Punkte  findet 
man  die  Geschiebe  nur  noch  vereinzelt  und  an  der  auf  der 
Karle  bezeichneten  Granzlinie  horen  sie  ganz  auf").  Wir 
werden  femere  Details  iiber  diesen  Gegensland  spater  be- 
kannt  machen,  auch  bcschufligt  sich  eben  Herr  Bothlingk 
mil  Ausarbeilung  der  Resttltaie  seiner  dreijahrigen  Forschun- 
gen  5  welche  ausschiiefslich  aul^  Finniand  und  die  von  dort 
ausgegangenen  Geschiebe  «Strome  gerichtet  waren.  Ich  will 
nur  noch  anfiihren,  dafs  sich  die  Geschicbeblocke  tiber  den 
ganzen  Norden  (des  Europaischen)  Russlands  von  der  Erhe* 
bungsaxe  Schwedens  aus,  facherfdrmig  verbreitei  haben:  von  der 
Desna  durch  dasO k a  - B assin  gegen  Wj  atk  a ,  wo  auch  einer 
ihrer  Begranzungspunkle  liegl,  und  von  dort  gegen  die  Pel- 
schora.  Das  Problem  der  Fels-Slreifung  ist  von  Herrn 
Bohilingk  bedeutend  gefordert  worden,  es  hat  sich  jedoch  den 
theoreiischen  Ansichten  unsers  gemeinschaftlichen  Freundes 
Herrn  Agassiz  nicht  giinstig  gezeigf"). 

Wir  gehen  nun  zur  Schilderung  der  zwei  noch  zu  er5r- 

temden  Formalionen  iiber. 

\         Von  der  Kreidegruppe    zeigen    sich    felsige    Schichten 

\lang8  der  Wolga.    Man  gebraucht  sie  zum  Hausbau  in  dem 

Gouvemement  Woronesch,   sie    besilzt   am  Donez  die 


*)  Die  auf  der  Karte  bezeidmete  Gninze  errat  Blocke  g^iU  indesB  nar 
fur  FHiiilandische,  und  es  soil  nicht  gelaugnet  werden,  dads  aulser- 
halb  derselben  ahnliche  Blocke  von  Uralischem  oder  Kaukasischem 
Unprange  YOrkommen  kdnnen. 

*♦)  Herrn  BohtUngks  Untennchungen  warden  wir  weiter  unten  erwah- 
nen.  E. 


Zustand  der  gtogn,  KenntnisM  vom  BnropSudien  Riusland.       67 

grosste  Feinheit  und  wird  gegen  die  Desna  and  den  Dnje- 
per  merglich.  —  Die  Granzen  dieser  Formation,  von  Herm 
Jasikow  vorirefllich  beschrieben,  sind  noch  nicht  genau 
bestimmL  Im  AUgemeinen  herrscht  die  Kreide  in  den 
Thalem,  wahrend  Tertiairschichten)  in  der  Gestait  von 
gr5iseren  und  kleineren  Becken,  auf  den  h5heren  Ebenen 
Kegen.  Von  diesen  letzteren  Schichten  erscheinen  in  Russ- 
land  Ewei  ganzlich  verschiedene  Typen  und  zwar: 

1)  der  Typus  der  Tertiairschichien,  welcher  fast  ohne 
Interbrechung  von  Kursk  iiber  Charkow  bis  Kiew  und 
l)is  an  die  Desna  vorkommt  £r  ist  nach  seinen  'aulseren 
Karakteren  den  altesten  Teriiair  -  Formaiionen  ahniich,  wir 
haben  aber  bei  Bjeigorod  nordlich  von  Charkow,  sein 
Aufliegen  auf  der  feisigen  Kreide  (craye  lithoide)  beobachiet 
Auszeichnend  fiir  denselben  ist  die  Constanz  seines  gesamm- 
ten  Habitus ,  und  sein  mineralogischer  Charakter  wird  durch 
die  hochst  eigenthumliche  fieschaffenheit  quarziger  opalartager 
Saudsteinschichten  (gres  quarzeux  opalique)  begriindet  Diese 
fianigen  Feisschichten  Uefern  Mulilsteine  und  feinkomige^ 
homogen-krystallinischePflaslerplatten  yon  hochst  eigenthiim- 
Kch  blaulichem  Ansehn.  Sie  enlhalten  siliiizirte  und  mit 
Cameoi  incrustirte  Holzer  *). 

2)  Der  zweile  Tertiairlypus  ist  der  in  den  Sleppen,  welche 
HerrVerneuil  so  genau  beschrieben  hal.  Muschebi,  deren 
^erwandle  noch  lebend  im  schwarzen  Meere  und  in  den  sle- 
henden  Gewassem  an  dessen  Rande  gefanden  werden,  zeichnen 
^^  aus.  Zu  diesem  zweiten  Typus  gehort  auch  das  interes* 
sanle  Tertiairbecken,  welches  die  Herren  Murchison,  Graf 
■^ayserling  und  Verneuii  an  der  nordlichen  Dwina,  siid- 
lich  von  Archangelsk,  bei  der  Miindung  der  Waga  aufgefun- 
*«o  haben.    (Jiingere  Pliocene,   Postpliocene,    Mur- 

)  Es  sind  diese  tertiairen  Qaarzschichten,  deren  Vorkommen  bei  Bo- 
gorodsk  (48  Werst  OSO.  von  Moskaii)  in  meinem  Reiicbericht 
«rwahnt  ist.  Ermans  Reise  Abth.  I.  Band  1.  S.  179.  und  die  Karte 
^  demselbcn.  K« 

5* 


68  Physikalisch-mathematiacbe  Wissenscbaften. 

chison.)  Z^vischen  diesen  beiden  Gliedem  der  Terliairgrappe 
finden  sich  noch  die  Schiditen  mil  versleinerien  Saugethier- 
Resten,  welche  in  Folge  dieses  zoologischen  Cliarakters  und 
nach  deu  ebendo  scharfsinnigen  als  wohl  begriindeten  Ansich- 
ten  des  Graf  Kays erling,  durch  den  eigenen  Namen  des 
Tertiaeren  mit  Saugethieren  zu  beseichnen  wiiren. 

Wir  werden  Ihnen  spater  aufser  der  Karte  und  dem 
Durchschnitle  welche  diesen  Brief  begleiten,  noch  besondere 
Abhandlungen  iiber  jede  der  genannten  Formalionen  mit  alien 
darauf  beziiglichen  zoologischen,  mineralogischen  und  geogno- 
slischen  Belrachtungen  niitlheilen.  Ich  habe  daher  jetzi  nur 
die  vier  Hauptcharakter  noch  .einmal  zu  resumiren,  welche 
sich  fiir  die  Flutzschichten  im  Europaischen  Russland  bei  de- 
ren  Vergleichung  rait  ihren  Analogen  aus  andem  Liindem 
darbielen.  Ich  abslrahire  sie  aus  den  Wahmehmungen  langs 
eines  Weges  von  500  Meilen  und  an  50  bis  60  naliirlichen 
Profilen. 

'  1)  Die  grofse  Ausdehnung  dieser  Formationen, 
vermoge  welcher  z.  B.  ein  und  dasselbe  Glied,  das  Kohlen- 
gebirge,  eine  Ausdehnung  von  210  Meilen  von  jenseits  Ar- 
changelsk  bis  nahe  bei  Pensa  und  Orscha  besitzt 

2)  Die  sohlige  Schichtung,  denn  nirgends  auf  jener 
ungeheueren  Linie  ist  es  uns  gelungen  die  vorausgeseizle  siidost- 
liche  Neigung  in  einem  noch  meCsbaren  Grade  wahrzunehmen. 

3)  Die  voUige  Idenlitat  der  entferntesten 
Theile  gleichartiger  Schichten,  durch  welche  der Kalk 
von  der  Oka  mit  dem  aus  der  Umgegend  von  Arch  an- 
gels k  in  zoologischer  sowohl,  als  mineralogischer  Riicksicht, 
vollstandig  ubereinslimmt. 

4)  Die  unveranderle  Beschaffenheit  der  primitiven  Be- 
standiheile  der  Schichlen,  so  wird  aus  dem  Bergkalke  am 
Onega -See,  Schreibe-Kreide  gewonnen  (on  en  fabrique  de  la 
craie  *),  die  Sandsleine  sind  loser  Sand,  und  die  Thonschiefer 


*)  Nach  miindlichen  Mittlieilungen  von  Herm  von  Meyendorf  besteht 


ZiuUad  der  geoga.  Keanteuse  Tom  Ruropiiidien  Runland.        60 

aoveriinderter  Thon  geblieben,  und  nur  erst  nahe  an  der 
Finnischeiii  Kaukasischen  undUralischenErhebuogs- 
axen  werden  Umwandlimgen  sichlban 

Die  Russische  Geognosie  erlangt  durch  diese  Umstiuide 
one  eigenihumliche  Wichtigkeit,  indem  sie  in  Bezug  auf 
jede  Art  von  Aendrung  der  Fonnationen  gleichsam  einen  Null* 
punkt  fur  die  Vergleichungen  darbieteU  Man  wird  an  dieae 
alle  Wabmehmiingen  in  andern  Gegenden  iiber  chemiache 
Modificationen,  fiber  Aufrichtung  der  Schichten  und  fiber  an« 
derweilige  modificirende  Einflfiase  vergleichend  anadilieiaen 
koonen.  Neben  aeinem  wisaenschalUichen  Werlhe  besitit 
aber  unser  Biid  von  den  geognosiischen  Verhaltnissen  der 
Weslhalfte  dea  Reiches,  auch  fiir  die  Industrie  eine  hohe  Be* 
deutung;  fiir  die  Kenntnils  der  mineraiischen  Reichlhfimer  isl 
durch  dasselbe  ein  syslematisches  Fachwerk  gewonnen,  in 
welches  man  ieicht  alle  spateren  Beobachtungen  der  Einxei- 
beilen  unterbringen  wird.'* 


Aus  anderweitigen  Millheilungen  von  Herm  Baron  von 
Meyendorf  enlnehme  ich  noch  einige  wichtige  Einzelheiten ;  , 
l^ebcr  die  Verbreilung  nordischer  Geschiehle  in  Russland 
lehren  Graf  Kayserlings  Beobachlungen  ferner:  dafs  sie  nicht 
auf  das  Sandomirer  Gebirge  "aufsteigen ,  ebenso  wenig  wie  in 
Nord-Deutscliland  auf  den  Harz;  dagegen  sind  sie  in  das 
Weichsellhal  bis  Wielicka  vorgedrungen,  wo  man  sie  in 
ien  Salzschichlen  findet,  ebenso  wie  im  Unstruththale 
sudlich  vom  Harz.  —  Analog  niit  der  scharfen  SW.lichen 
Verbreilungs  -  Griinze  fiir  dieselben  in  den  f  lac  hen  Ge- 
E^nden  Hollands  und  Belgiens,  haben  wir  nun  ihre 
ebenso  scharfe  SO-liche  und  O.liche  Begranzung  in  den  Rus- 


^ete  Fabrikatton  von  Schreibe-Kreide  aus  Kolilenkalkstein,  in  ReinU 
Snng  dieses  Gesteines  von  den  KJeseitlieilen  welche  es  entlialt,  durch 
uehnnalige  Schlammung.  Sie  ist  eine  Krfindnng  der  Russischen 
Banern  am  Onega- See,  welche  sich  dadnrch  einen  betracbUidien  Kt'* 
^eriiQweig  gebildet  haben.  B. 


4 

I 


70  Phytikalisch-iiiadieinatiMhe  WiMenachafiten. 

.  sischen  Ebenen  kennen  gelemt  (Sie  ist  auf  unserer  Karle 
bezeichnet  — )  Den  schwarzen  Boden,  der  in  Russland 
ausserhalb  der  Geschiebe-Granze  (siidlich  von  derselben)  an- 
fangt,  hat  man  bereits  mii  dem  durch  seine  Beschaffenheit 
luid  durch  seine  Lage  gegen  die  Norddeutschen  Geschiebe 
ganz  ahnlichen,  in  der  Magdeburger  Borde  vergiichen. 

Man  hat  sich*  von  den  einzelnen  Fl5tzformationen  im 
Nordhchen  Russland  eine  jede  nicht  so  durchaus  allein-herr- 
schend  auf  grossen  Strecken  der  Erd-Oberflache  zu  denken> 
wie  unsere  Karle  es  andeutet.  So  ist  z.  B.  der  nordliche 
breite  Streifen  des  alien  rothen  Sandsteins  (dessen 
Grance  gegen  das  Kohlengebirge  wir  von  der  untemDwina 
nach  Witebsk  an  der  Diina  hingezogen  haben)  an  vielen 
einzelnen  Punkien  schon  mit  Kohlengebirge  iiberdeckt,  und 
daher  von  Herrn  Murehison  sehr  treffend  ein  old  red, 
chapped  with  carboniferous  limestone  genannt  wor<- 
den.  —  Wo  es  an  Versteinerungen  felJte,  ist  die  Unter- 
scheidung  der  Kohlengruppe  von  ihrem  Liegenden  (dem  old- 
red)  oft  nicht  ohne  Schwierigkeit  erschienen.  So  zeigt  der 
jetzt  dem  Kohlengebirge  hinzu  gereclmete  Dislrikt,  von 
Twer  iangs  der  Kljasm'a  und  siidwarts  von  dort  bis  jen- 
seiis  Rjasan  und  Tula,  ausser  dem  vorherrschenden  Kalke 
auch  rothe  Sandsteine  von  einer  mineralogischen  Beschaffen- 
heit,  welche  dieselben  Reisenden  veranlasst  hatte,  in  ihren 
ersten  Skizzen  die  Nordhalfte.  dieser  Distrikle  bis  nach  Ka- 
luga, noch  fiir  das  Liegende  des  Kohlengebirges  (den 
oldred)  in  Anspruch  zu  nehmen.  Bergmannische  und  an- 
dere  spezielle  Untersuchungen  dieser  Gegend,  welche  wir 
theils  in  dem  gegen wartigen,  theils  in  den  folgenden  Heilen 
dieses  Archives  zu  erwahnen  haben,  zeigen,  worauf  sich  die 
jetzigen  Ansichten  iiber  dieselben  begriinden. 

Ueber  die  Versteinerungen  der  Kohlengruppe  hat  Herr 
V.  Kayserling  schon  jelzt  die  interessante  Bemerkung  mit- 
getheilt,  dafs  die  tieferen,  nicht  Kohlen  fiihrenden,  Schichten 
des  Bergkalkes  iiberall,  von  Archangeisk  bis  Moskau,  den 
Spirifer  Choristites,  Fischer  enlhalten,  wahrend  diese 


Zofttaad  dmt  g«ogB.  KemilMMe  v<mk  Euroipiifehea  RoMland.       71 

firachiopode  sogleich  beim  Auftreten  der  Steinkohle  entschie- 
den  fehlt  AnstaU  ihrer  idgl  sich  dairn  Produclus  gigan* 
leus  selir  characlerisiisch  fur  die  Kohle  fuhrendea  Schichten. 


Wir  woUen  nim  die  frQheren  geognoslischen  Arbrntea 
^  das  Earopaiache  Russiand  in  darjeoigen  OrdnuDg  ar- 
wahnen,  in  der  sie  dch  dem  vorstehenden  liehtvoUen  Ueber* 
klicke  moglichsi  ansohiiessen.  Es  werden  daraus  theila  nur 
spezielle  Motivirungen  fur  die  eben  angedeuleten  Be- 
gianzungen  der  anstehenden  Foradationen  hervorgehen ,  .ihaila 
iber  auch  die  nolhigen  Rechlferligungen  fiir  diejanigen  Thaile 
der  hier  beigegebenen  Karle,  welche  mil  Herm  yon  MeyeQ«> 
iorb  Skiue  nichi  dorchaus  iibereinaliounen.  —  Dieaeat 
Zwecke  gemiila  werde  ich  uach  einander  die  Arbeiten  au** 
ttmmenfassen,  welche  sich 

1)  auf  den  Finnisch-Nord-Russischeni. 

2)  auf  den  miiliereny 

3)  auf  den  Slid -Russia  ck-K  a  ukasischenyund  endlieh 

4)  den  asliichen,  oder  West-*  Uralischen  geognoaii- 
Khen  Dislrikt  beziehen,  und  werde  demnach  in  der  ersteren 
Ablheilung  sowohi  die  niit  dem  Finnischen  Gebirge  parallelen 
Granzen  zM^ischen  den  Silurischen  Schichten,  den  Devonischen 
Schichten  and  denen  der  Waldaischen  Kohienformation  au 
bHtimmen,  aU  auch  fiber  die  krystalliniscben  IVIassen  in  Finn- 
^i  seibsi  und  an  den  Nord-Russischen  Seen  einiges  an  er- 
^'ahnen  haben.  — 

In  der  2ten  sind  sodann  die  Formationen  um  Moskau 
luid  die  an  der  Oka  und  ihrer  l|pigebungy  so  wie  dcren 
Besiehung  za  den  sie  gegen  Osten  und  gegen  Norden  be- 
panzcnden  Distrikten  zu  bctrachten; 

in  der  drillen  die  Monographien  der  Umgegend  des  Do- 
^^2,  so  wie  des  millleren  Dnjeper  und  Dnjesler  und 
<lie  Uutersuchungen  der  Krimm,  und 


72  Plniikiliteh--iiuitiieiiiaCiiQlie  WiMMckafteD* 


in  der  4leii  endlich  die  geognostischen  Beobacfalimgen 
Bwisehen  dem  Ural  und  dem  Meridiane  von  Kasan, 

1)  DerFinni8ch-Nord-Ru8sischegeognost.Distrikt 

HerrW.  Strangways*)  diirfte  wohi  der  Erste  gewesen 
sein,  der,  in  mehreren  Voriragen  vor  der  Londoner  Geolo* 
gischen  Gesellachaft  im  Jahre  1821,  die  geognoatischen  Verhali- 
nisse  dea  Europaischen  Russland  mehr  im  Zusammenhange 
au&ufassen  versuchte  ** ).  Die  Karte  ku  aeinem  groaaeren 
Aufisatae  (an  outline  of  the  Geology  of  Rusaia  by 
the  Hon.  W.  T.  H.  F.  Strangways  inTranaact.  of  the 
GeoL  Soc.  Sec.  Sen  VoL  I.  part  1)  aeigt  nun,  ftir  dea 
una  jetzt  beschafligenden  Distrikt,  langs  der  sudlichen  Kiiale 
dea  Finnischen  Meerbusens  mit  Inbegriff  der  Inaeln  Dag5 
und  Oeael  iiber  Reval,  Narwa  und  Petersburg  Oat^ 
wiirta  bis  sum  Onega flusae,  eine  aus  blaulichem  Then, 
einem  oft  losen  Sandstein  und  dichtem,  in  seinen  unteren 
Schichten  griinem,  Kalke  bestehende  Formation  mit  anfangs 
Oestlichem  und  spiiter  Nordostiichem  Streichen.  Er  nennt 
den  Raum  welchen  sie  einnimmt,  nach  einem  Ruasischen 
Auadruck  ftir  die  Petersburger  Kalkplatten,  den  Plitadi- 
atrikt  (Russisch:  plita,  eine  Fliese),  giebt  aber  iiber  deren 
geognostisches  Alter  noch  folgende  Nachweisungen :  ^der 
blaue  Thon  (das  Liegende  des  Plitadistrikles)  ruht  wahr- 
acheinlich  unmitlelbar  auf  dem  Granite^'  und:  ^^die  machtigen 
Kalklager  in  der  Nahe  von  Petersburg,  sind  durch  dieaelben 
Versteinerungen  charakterisirt ,  durch  welche  sich  nach 
L.  V.  Buch  der  Schwedische  und  Norwegische  Kalk  vor  jiin* 


*)  Creaenwartig  EngliBcher  Gesandte  am  Deiitschen  Baadestage. 

**)  Er  yerdankte  seine  Kenntniaa  des  Einzelnen  einem  langeren  Anf* 
enthalte  im  nordlichen  Rossland,  dem  yergleiohenden  Studium  der 
Tagebucher  Ton  Pallas ,  Giildenstadt,  Gmelin  und  den  iibrigen  Aka- 
demikem,  so  wie  seinen  Reisen  im  mittleren  nnd  sudlichen  Russland, 
deren  Ansdehnnng  indessen  in  den  Tortiegenden  Anisatzen  nicht  Toll- 
stindig  angegeben  ist 


Zottand  der  geogn.  KenniniiM  Tom  Roropiitchen  Riusland.       73 

geren  Formationen  ausxeichnet'^  Eben  dahin  au&erten  sich 
auch  E.  £ichwaldi  geogifoalico-zooiogicae  per  In- 
griam,  marisque  baltici  provincias,  nee  non  de 
trilobiiis  observationes.    CaaanL  1825. 

Diese  jetzt  voUkommen  bestatigten  Angaben,  welche  die 
in  Rede  siehenden  Schichten  so  deuUich  fur  alieres  Tran- 
sitionsgebirge  erUarien,  entbehrten  aber  noch  lange  einer 
allgemeinen  Aaerkennung.  Noch  im  aiebenten  Jahre  nach 
Herm  Sirangways  Aufsalse  waren  im  baltischen  Ruasland 
viele  geognostiache  Beobachter,  welche  den  dortigefi  Kalk 
fur  ungleich  jiinger,  ja,  veranlaast  durch  die  Aehnlichkeii 
der  Griinerde  in  aeinen  untersien  Schichien  mil  firogniarU 
Glauconie  crayeuse,  gradezu  fiir  die  Kreideformation 
faielten.  (Vgl.  auch  Rose,  Reise  nach  dem  Ural  u.  s.  w. 
Band  L*p.20.  und  Karsten,  Archiv  u. s.w.  Bandl.  St  94.) 
Es  scheint  sogar  als  habe  Herr  Brogniart  selbst,  fiir  die 
Bestinunung  der  Petersburger  Schichl^i  jenem  unsicheren 
mineralogischen  Merkmale  eine  Zeitiang  den  Vorzug  gege- 
ben  vor  den  zoologischen,  deren  ganze  Wichtigkeit  erst 
spaler  erkannt  worden  ist*). 


*)  Der  Anssprttch  von  Brogniart,  welchen  auch  Herr  Pander  in 
dietem  Sinne  anfdhrt,  beziebt  sich  in  folgenden  Worten  aof  ein  tri- 
lobitenbaltigea  lUdkttnck  Ton  Koicheiewa  bei  Petersbnrg:  id 
la  Todkt  qui  reaferme  des  trilobitea  semble  indiqaer  an  terrain  bien 
di£(£rent  de  tooa  les  antres;  c^est  on  calcaire  d*an  gris  jaonitre...... 

maia  rempli  de  grains  yerta  absoloment  semblables  anx  grains  rerts 
de  la  craie  chlorit^e,  et  indiqnant  par  cons^qnent,  aassi  bien  qa*an 
dchantiUon  et  qn*nn  seoi  ^chantiUon  pniase  le  faire,  on  calcaire  beau- 
coup  pins  nonTeau  que  toot  cenx  qu^on  connait  jiuqa'  h  present 
poor  renfermer  des  trilobites.  A.  Brogniart  et  Desniarest, 
Hitt.  natnr.  des  crnstac^es  fossiles  etc.  Les  Trilobites. 
Paris  1822.  4lo.  pag.  54.  Ancb  eine  grofiiere  Anzahl  yon,  sammt- 
fich  Grnnerde  haltigen,  Handstiicken  durfte  aber  wobl  nicbt  jenen 
Zweifel  beseitigt  haben,  hatte  sich  nicht  znyor  die  jetzige  Ueberzeu- 
gang  befestigty  dais  das  Alter  der  Formationen  aus  got  gewahlten 
loograpliisclien  Charakteren  dorchans  sicherer  als  aus  ihrer  minera- 
logischen Beschaffenheit  hervorgehe. 


74  Pliysikalisch-matliematisclie  Wissentchaften* 

So  war  es  denn  erst  H.  Panders  Werk: 
Beitrage  zur  Geognosie  des  Russischen  Reiches* 
1  Vol.  4to.  mit  XXXI.  Tafeln.  Petersburg  1829. 
welches  das  Alter  der  Nord- Russischen  Schichten  mit  schia* 
gender  Evidenz  erwies,  und  zugleich  deren  zoologische  Eigen* 
thiimlichkeiten  aus  so  reicher  Quelle  und  so  bis  ins  Feinste 
bekannt  machte,  wie  es  bisher  wohi  nur  fiir  wenige  Distrikte 
der  Erdoberfiache  geschehen  ist  Mit  einem  echt  monographi- 
schen  und  daher  fruchtbringenden  Eifer,  entnahm  Herr  Pan- 
der alle  Yersteinerungen,  die  er  wahrend  8  Jahre  unablas- 
sig  studirte  und  abbildete,  aus  einem  Distrikte  von  nur 
7  Meilen  in  der  Richtung  des  Meridianes  von  Petersburg, 
und  von  9  Meiien  im  Parallelkreise  (theils  os^ch  theils  west- 
lich)  von  dieser  Hauptstadt.  Von  diesem  engen  Bezirke  ist 
aber  bei  weitem  der  grofsere  Theil,  und  namentlieh  auch 
aUes  am  rechlen  Ufer  der  Newa  Gelegene,  mit  Aufge* 
schwemmtem  bedeckt  Einige  liber  das  durchschniitliche  NU 
veau  hervorragende  Hiigel  (die  Duderhofschen  Berge 
nahe  SSW.  von  Petersburg,  und  WSW.  von  ZarskoeSeio) 
und  einige  Einrisse,  in  denen  die  kleinen  Zufliisse  zur  linken 
Seite  der  Newa  von  dem  etwas  hoheren  Terrain  im  Siiden 
von  Petersburg  herabkommen,  haben  daher  fast  allein  die  zu 
untersuchenden  Schichten  gezeigt  und  die  vielen  Tausende 
versleinerler  Individuen  geliefert,  welche  Herm  Panders  Samm- 
lung  ausmachen  *).  Als  einzelne  Schichten  der  Umgegend 
von  Petersburg  zeigten  sich  auch  nun,  nach  genauesler  Un- 


*)  Schon  zn  Anfang  des  Jahres  1828  mafste  ein  Blick  auf  diese  Sainm- 
lung  seLbst  den  Unglaubigsten  Ton  der  Moglictikeit  echt  physiologi- 
scher  Untersucbnng  der  Potrefakte  uberzeugen,  dorch  die  erataiin- 
liche  Vollstandigkeit  and  Saaberkeit,  mit  der  sie  die-- 
aelben  dariegte.  Slcher  wiirde  anch  eine  Angabe  der  Mittel, 
welche  Herr  Pander  erfunden  hatte,  um  das  Gestein  za  erweichen 
und  ilim  die  erwiinschten  Einschlusse  abzngewinnen,  Vielen  willkoin- 
men  sein.  WiederhoUe  Kintauchungen  des  Kalkes  in  warmes  Was- 
ser,  welche  ilm  milder  und  schabbarer  machten,  gehorten  unter  An- 
dern  dahin. 


Zostand  der  geogm  Kenntnuse  vom  Europauchen  Riissland.        75 

lersiichung,  unler  dem  Kalke  und  der  noch  zu  ihm  gehori- 
gen  Griinerde,  ein  bis  zu  4  FuCs  machtiger,  meisl  hochst  bi- 
tumindser  Thonschiefer,  unier  diesem  ein,  oft  mil  Eisenkies 
durchsetzter,  Sandsiein  (Unguliten-Sandsiein  von  Pan- 
der) und  als  dessen  Liegendea  endlich,  ein  noch  nirgends 
durcfasunkener  blauer  und  bis  jetzt  durchaus  versteinerungs- 
leer  scheinender  Thon,  dessen  Granzflache  gegen  den  Sand- 
stein  nichl  eben,  sondern  stark  und  im  Grossen  wellig  i3t.  -^ 
Der  Thonschiefer  und  der  Sandsiein  scheinen  zusammen 
einerlei  Glied  der  Formationsgruppe,  zu  welcher  alle  diese 
Schichten  gehoren,  auszuinachen. 

Als  Haiq>t- Resuliat  seiner  Untersuchungen  nennt  sodann 
Herr  Pander  selbst:  die  Evidenz,  mit  welcher  nunmehr  die 
geschichteten  Formationen  zu  beidenSeiten  des  Finnischen 
MeerbusenSy  als  derselben  geologischen  Periode  angehorig 
erscheineft,  wie  die  zu  beiden  Seilen  des  Bottnischen  an- 
stehenden:  miUiin  die  Ideniitat  des  Petersburger  Kalkes 
niit  dem  Transiiions-Kalk  in  Schweden  und  Norwe- 
gen  —  so  wie  des  Petersburger  Bran'dschiefers  und 
Sandsteins  mit  gleichnamigen  Skandinavischen  Gesteinen  *). 
Neben  der  frappanten  Uebereinstimmung  zwischen  den  zoolo- 
gischen  Charakteren  dieser  Nord  -  Russischen  Transitions- 
Schichlen  (Grauwacken-Gruppe)  mit  denen  durch  L.  von 
Buchy  durch  Wahlenberg,  Dalman,  Hisinger  u.  At 
bekannten  der  Schwedisch  -  Norwegischen ,  fehlte  es  aber 
auch  niehl  an  merkwiirdigen  Eigenthiimlichkeiten  der  erste-p 
reo.  So  vor  allem  der  Umsland,  dafs  nach  den  Erfahrungen 
in  Skandinavien  sowohl  als  in  andern  Landem,  der  Trilobilen-' 


*)  Die  Transitions -SchichCen  der  Insel  Gothland  seien  jedoch  jimg:er 
ala  die  Petersbarger.  Anf  diese  letztere,  durch  L.  von  Buch  aner- 
Jkannte,  Ansicht  hat  Herr  Verneuil  nicht  Rucksicht  genommen  in 
seinem  r^sam^  des  observations  g^ologiques  faites  dans 
an  voyage  dans  la  Russie  septentrionale.  Soc.  geolog.  de 
France.  8eance  dn  21.  December  1840,  imlcin  er  die  Scliich- 
ten  der  Insel  Gothland  ansdriicklich  za  derselben  Abtheilong  der 
8tlarisdien,  wie  die  Petersburger  rechnet. 


76  Phystkalisch-maUiematisGhe  WiMejuchalleii. 

m 

Kalk  fiir  die  altesle  Schichl  mil  organischen  Ueberresten  gait, 
wahrend  Herr  Pander  bei  Petersburg  in  dem  Liegenden  des- 
selben:  dem  Sandsieine,  die  Unguliten  entdeckt  hat,  d.  i. 
eine  den  Lingulen  nahe  ver%vandte  und  von  ihnen  nur  we- 
gen  ihrer  weniger  langlichen  Gestalt  fiir  jetzt  noch  getrennte 
Brachiopode,  weiche  an  Zahl  der  erhaltenen  Individuen 
sogar  aiie  iibrigen  Organismen  des  Nord-Russischen  Transi- 
tions -  Gebirges  iibertriOt  —  Niichstdem  das  Vorkonunen 
des  blauenThoneSy  der  in  Skandinavien  fehit,  und  von  dem 
Herr  Pander  sogar  fiir  moglich  mUf^lmkm  halt,  dafs  er  nicht 
biols  (wie  schon  Strangways  annahm)  auf  dem  Granite  liege, 
sondem  wohl  gar  den  Granit  selbst  reprasentiren,  und  dann 
eine  seltsame  Modifikalion  von  dessen  sonstigem  Vorkommen 
darstellen  diirfte!  —  Die  merkwiirdigen  Ideinen  und  gans 
lokalen  Hebungen,  die  der  Esthliindisehe  Thonschiefer 
unter  dem  Unguliten-Sandstein  eriitlen  hat,  und  denen 
Herr  Pander  mit  Wahrscheiniichkeit  die  oftmaiigen  leichten 
Erdstofse  in  der  Petersburger  Gegend  zuschreibt,  werden 
durch  Zersetxungen  des  Eisenkieses,  des  freien  Schwefels 
und  des  Bitumen  in  jenen  Schichten^  mittels(  eindringender 
Tagewasser  erkiart,  ebenso  wie  auch  haufige  Selbstentsiin- 
dungen  und  Brande  jenes  Schiefers.  Es  bleibt  dahingesteUt, 
ob  ihnen  in  Schweden  uod  Norwegen  ahnliche  Erschei* 
nungen  entsprechen.  — * 

Seitdem  dann  die  Monographien  der  alteren  Versteine- 
rungs-fiihrenden  Gesteine  Englands  durch  Phiiipps  und 
Murchison  eine  bestimmter  und  feiner  trennende  Nomen* 
kiatur  fiir  die  einzelnen  Glieder  der  Grauwacken-Gruppe  der 
Deutschen  Geognosten  eihgefuhrt  batten,  liessen  Panders 
Beschreibungen  und  Zeichnungen  der  organischen  Reste  aus 
den  Petersburger  Schichten  keinen  Zweifel:  dafs  diese  su 
Murchisons  Silurischem  Systeme,  und  zwar  zu  des- 
sen unteren  und  mitileren  Theilen  gehoren.  Ausgesprochen 
wurde  dieses  Resullat  zuerst  von  L.  v.  Buch  als  erster  der 
sieben  allgemeinen  Siitze,  auf  weiche  er  die  geognosti- 
sche  Kenntnifs  vom  Europaischen  Russland  zuriickfiihrte  in 


Ziutand  der  gcogA.  KenntnisM  Tom  Raropaischen  Rossland.        77 

seinen  Beitragen  zur  Bcstimmung  der  Gebirgsfor«- 
malionen  in  Russland.  Berlin  1840.  8vo.  Seite  4,  wo- 
selbst  man  sodann  auf  Seite  7  bis  52  die  einzelnen  zoologi- 
schen  Beweiisgriinde  dieses  wichtigsten  Resultates  mil  dem 
gewohnten,  und  an  feinen  Disjunclionen,  wie  an  geistreichen 
Vereinigungen  gleich  ergiebigen,  Scharfisinne  des  Verfassers 
entwickelt  finde t  Die  Trilobiten,  repriisentirt  durch  A  s  a  p  h  u  s 
expansus  und  Illaenus  Crassicanda,  die  nicht  man- 
nichfaltigen  aber  sehr  haufigen  Orihoceren  (0.  spiralis 
Pander),  eine  kaum  anderswo  vorkommeude  Haufigkeit  und 
Mannichfalligkeit  vonOrihisarten,  und  die  Echinosphari- 
ten  von  Wahlenberg  und  Pander  (Sphaeronites  Hisinger), 
welche  zwar  Crinoideen  reprasentiren,  aber  ,,doch  nicht  die 
vielarmigen  Geslalten  dieser  Thierarf'  (Buch  1.  c.  pag.  24.) 
constituiren  eine  Fauna,  die  unverkennbctr  Silurisch  ist, 
ob^eich  in  ihr,  wie  schon  Pander  bemerkt,  gewisse  den 
Russischen  Schichten  durchaus  eigenthiimliche  Spezies  vor- 
herrschen. 

Gehen  wir  nun  von  Petersburg  siidwarts,  zu  der 
Steile  die  auf  unserer  Karte  als  Griinze  des  Silurischen 
Syslemes  mit  dem  nachst  jiingeren  Devonischen  oder  dem 
alien  rothen  Sandstein  der  Englander  bezeichnet  ist,  so 
finden  wir  auf  Sirangways  Karte  zuersi  einen  unbestimmt 
gelassenen  Streifen,  sodann  aber,  elwas  weiter  gegen  Siiden 
um  den  Ilmen-See  und  am  nordlichen  Fusse  derWaldai- 
schen  Berge,  die  Angabe:  rother  Mergel  mit  Salz  und 
Gyps.  Die  hiermit  gemeinte  Formation  war  in  Folge  der 
zuerst  etwa  bei  Tschudowa  am  Irezbache  (104  Worst 
von  Petersburg)  erscheinenden  deutiichen  Schichtung,  grolse- 
ren  Fesligkeii  und  theiis  keuperartigen,  theils  kalkigen  Be- 
schaffenheit  des  Bodens,  die  schon  Pallas,  Giildenstadt 
und  nach  ihnen  vieie  Reisende  bemerkt  batten,  sodann  aber 
und  vor  allem  durch  die  beriihmten  Salzquellen  bei  Staraja 
KvLss  amiimensee,  —  schon  langst  fiir  verschieden  von 
den  Petersburgem  erkannt  Aber  Strangways  wussle  und 
aufserte  auch  bereits,  dab  sie  ideniisch  sei  mit  denjenigen 


78  PhysikaliBch-madiematiBche  Wissenichaften. 

Gyps  und  Salz  fuhrcnden  roihen  Mergeln  und  Sandsfceinen, 
welche  sich  von  der  Diina  (bei  Uexkull  und  Dunahoff) 
durch  das  ganze  siidliche  Livland  bis  Grofs-Nowgorod 
und  von  dort  ostwiirts  mindestens  bis  Wytegra  (siidlich 
'  vom  Onega-See)  erstrecke,  und  welche  an  dem  Transi- 
tions- (oder  Siiurischen)  Kaike,  liings  einer  mil  derKiiste 
des  Finnischen  Meerbusens  nahe  parallelen,  in  ihrer  Fort*- 
seizung  gegen  Osten  aber,  inehr  nordostlich  slreichenden  Li- 
nie'^)  abschneide  (Strang ways  1.  g.  pag.  11  u.  f.).  Dafs  er 
diese,  ihm  ihrer  Ausdehnung  nach  so  gut  bekannte,  Forma- 
tion fiir  Todtiiegendes,  Keuper  und  Zechstein  (dem 
newred  der  Englander)  geiialten  habe,  (wie  die  Herren 
Murchison  und  Verneuil  von  ihm  voraussetzen :  Bulle- 
tin de  la  soc.  geoL  de  France.  21.  December  1840. 
pag. 58.  —  und  On  the  geolog.  Struct  of  the  northern 
and  central  regions  of  Russia  in  Europe  by  Mrss. 
Murchison  and  Verneuil.  London.  1841.  pag.  7.)  gehi 
aus  seiner  Beschreibung  wohl  nirgends  hervor,  doch  war  es 
ihm  freilich  nicht  gelungen  die  Auflagerung  des  im  Siiden 
an  den  Nowgoroder  Mergel  und  Sandstein  tmgranzenden 
K  a  Ike  8;  den  er  schon  richtig  fiir  den  Bergkalk  (mountain 
limestone)  der  Kohlengruppe  erkannt  hatte,  zu  beobach- 
ten,  weil  die  Stelle,  wo  er  diese  Auflagerung  mit  Recht  ver- 
muthete  und  suchte,  mit  Gesleintriimmem  und  Geschieben 
bedeckt  war  (Strangways  loc.  laud.  pag.  14  on  Valday  Hills). 
Der  Uebergang  iiber  die  Waldaischen  Berge  auf  der 
gewohnlichen  Strasse  von  Petersburg  nach  Moskau  und 
durch  die  malerische  Gegend  des  Sees  und  Kiosters,  welche 
den  Namen  jener  Berge  veranlasst  haben^  zeigt  aulTallend 
wenig  Afistehendes  (Erman,  Reise  u.  s.  w.  Abth.  I.  Band  1. 
pag.  139.  143.    Rose,  Reise  nach  dem  Ural,  dem  Altai  und 


* 


)  Ebenso  mufs  weiter  gegen  Westen  ein  der  Medianrichtang  naher 
koinmendes  Streichen  der  Formations -Granzen  stattfinden,  denn  sonst 
wiirde  man  die  Russ.  Transitions -Schicliten  in  Ostprenssen  anste- 
hend  iinden. 


Zostaiu)  der  geogn.  Reiuitnisse  vom  RaropSitclien  Rnssland.       79 

dem  Kasp.  Meer  u.  s.  w.  Band  I.  pag.  67.  *),  und  so  waren 
es  denn  erst:  zwei  eigens  auf  die  Erforschung  jenes  Bergzu- 
ges  gerichtele Rcisen  von  G.  vonHelmersen,  so  wie  ineh- 
Tcre  griindliche  Unlersuchungen  der  Verstcinerungen  in  den 
Sandsteinen  und  Mergeln  von  Livland,  welche  die  jetzige 
Kenntniss  des  Nord*Russischen  Devonischen  Schich- 
tenslreifen  und  der  ihn  bedeckenden  Kohlenformation 
herbeifuhrten. 

Herm  von  Helmersens  erste  Waldaische  Reise, 
zwischen  dem  Msla-Flusse  im  Osten  und  detnWolchow- 
Flusse  und  Ilmensee  im  Westen^  ist  im  Bulletin  seien* 
lifiquc  de  TAcademie  de  St  Petersbourg,  tome  6, 
beschrieben,  aufserdem  aber,  nach  den  vom  Verfasser  an 
Herm  v.  Buch  gesandten  handschrifUichen  Mittheilungen 
mi  Exemplaren  von  Versteineningen  in  L.  v.  Buchs  Bei- 
tragen  zur  Kenntnifs  der  Russ.  Gebirgsformat.  S.^ 
bis  69.  In  dieser  wurden  auch  zuerst  alle  zerstreuten  Noti- 
xcn  friiherer  Reisenden  durch  jene  Gegenden^  einige  Wal- 
daische Gesteinsproben  in  der  Berliner  Sammlung  und  vor 
allem  Parrot's  Beschreibung  von  Fischversteinerungeft  im 
Livlandisehen  Sandstein  (Essai  sur  les  ossemens  fossi- 
ies  des  bords  du  lac  de  Burtnek  in  den  Petersb.  Me- 
moiren)  und  Kutorga^  Beitrage  zur  Geognosie  und 
Palfreontologie  Dorpats.  Petersburg  1835  und  1837, 
tichtig  gewurdigt.    Die  zuletzt  genannien  Arbeiten,  so  wie 


*)  Ebe  man  den  Abliang  erreicht  (20  Werst  hinter  Bronnizy,  7  Werst 
Tor  Saizowa)  sieht  man  jedoch  horizontale  keuperahnliche  Seidell- 
ten  an  der  Strasse.  Das  Terrain  ist  schon  etwas  buglig:.  Aehn- 
liches  Oestein  (rothes  und  weifses)  zeigt  sich  anch  noch  jenseite 
Saizoiira  an  ein«mBache,  in  dessen  Niveau  schwaize  Scbichten  nnter 
den  Totben  liegen.  Bei  Krestzy,  wo  der  Abbang  steiler  wird^  be- 
ginnt  dicbtere  Waldung. 

Der  Beitrag  zur  Hdbenbestimmung  vonWaldai,  den  Herr  Professor 
Hansteen  and  icli  bei  einmaligen  Uebergange  criiielten  (810  Pariser 
Fofs  uber  demMeere  fiir  die  Ortscbaft)  findet  sicb  inBrmansReise 
Abtb.  II.  Band  1.  Hdbenmessongen.  349.  3d2. 


86  Physikalisch-mathematuclie  Wiaseaichafteii. 

die  von  Helmersen  in  den  Mergein  und  Sandsteinen  am 
Nordabhange  des  Waldai  gefundenen  Fischreste,  welcbe 
Dr.  Asmussen  fiir  Schilder  von  Holoptychus  nobilis* 
simus  erkannt  halle,  liefsen  nun  in  Strangways  ebenge- 
nanntem:  Gyps-  und  Salzfiihrenden  Streifen,  mil Sicherheit 
Devonische  Schichten  erkennen,  und  man  erhielt  somit 
voUstandigen  AufschluDs  iiber  eine  Formation,  die  man  schon 
friiher  als  allein-herrschend  auf  mindestens  130  geogf.  Mei- 
len  in  der  Richiung  ihres  Streichens  und,  an  verschiedenen 
Stellen  desselben ,  auf  15  bis  45  Meilen  in  der  darauf  senk- 
rechten  Richtung,  angegeben  hatte. 

Von  den  Gesteinen  welche  am  Waldaischen  Bergzuge 
die  Devonisehen  bedecken,  halte,  wie  schon  angedeutet, 
bereits  Strangways  das  Alter  richtig  erkannt,  indem  er 
den  Kalk  mit  kiesligen  Ausscheidungen  und  Lagem^  von  den 
Ufem  des  Msta  bei  Borowitschi,  in  Folge  der  darin  ent- 
haltenen  Madreporen  fiir  mountain  lime,  Bergkalk 
oderKohlenkalk  erklarte  (Geolog.TransacL  loc.  laud, 
pag.  15.)*  Wenn  man  aber  auch  dieser  vidchtigen  Angabe 
die  Prioritiit  vor  den  jetzigen  Bestiitigungen  derselben  zuer- 
kennen  mufs,  so  haben  sie  doch  erst  Herm  von  Helmer- 
sens  erste  Reise  im  Waldai  und  die  erweitemden  Unter- 
suchungen  von  Herrn  v.Buch  wahrhaft  erfolgreich  gemacht. 
Diesen  verdankt  man  die  voUstandige  KenntniCs  eines  Thones 
mit  Kohlen  -  Flo  tzen  und  Sigillaria-  S  tammen,  welcher  jenen 
Bergkalk  von  den  Deyonischen  Schichten  trennt;  sodann 
aber  auch  das  wichtige  Resultat,  da(s  derjenige  oft  dolomiti- 
sche  Kalk,  den  man  schon  bei  Tschudowo  (siehe.oben 
Seite  77),  ferner  bei  Nowgorod  Ubd  am  westlichen  Ufer 
des  Ilmensees  antrifll  —  mithin  innerhalb  des  Raumes  der 
nach  dem  allgemeinen  Streichen  den  Devonisehen  Schich- 
ten zukommt  —  entschieden  jiinger  als  der  Silurische, 
jedoch  alter  ist  als  Bergkalk.  Er  enthalt  Rhodocrinites 
V  e  r  u  8 ,  es  charaberisiren  ihn  aber  mehrere  S  p  i  r  i  f e  r ,  na- 
mentlich  trapezoidalis,  Terebratula  ventilabrum  und 
andere    aus  der  Abtheilung  der  Pugnaceen,  Productus 


Zoitand  der  gMgn.  KeMitaiite  vom  Enropiiaoiieii  Ratiland.       81 

comoides  u.  8.  w.  (L.  v.  Bach  loc.  laud.  pag.  65—59.)  Er 
gehort  somit  in  der  Thai  zum  Devoniachen  Systeme  und 
veranlalst  endlkh  die  wichtige  Aussage  von  Herra  von  Buchi 
dais  in  dieser  Gegend  von  Russland,  Transitions- 
Schichten  diejenigen  Umiindeningen  (durch  hinzugetretene 
Dampfe  und  Gase)  erlitten  haben^  durch  die,  im  mittleren 
Euro  pa  Muschelkalk  und  Zechsiein  zu  Steinsalzfuhrendem 
Gyps  und  Dolomit  geworden  sind,  und  dais  eben  dadnrch 
auch  das  Keuperartige  Ansehn  der  Devonbchen  Sandsteine 
am  Fusse  des  Waldai  und  an  den  Bohrbrunnen  der  Sals^ 
({uellen  von  Staraja  Rubs  zu  erklaren* seien *). 


^)  In  einem  hieriier  gehorigen  Aofsatze  Ton  Herm  E.  Eichwald  iiber: 
die  Thier-  vnd  Pflanzenreste  des  alten  rothen  Sandsteina 
nad  Bergkalkea  im  Nowgorodachea  GoaverBement  BuUe« 
tin  scientifiqne  public  par  TAc.  Imp.  de  SL  Pet  tome  7. 
p.  78 — 91,  habe  ich  ent  ala  das  Vontehende  achon  gedruckt  worde, 
neae  and  wichtige  Bestatigongen  der  Angaben  uber  das  Alter  jener 
Schichten  gefiinden.  Er  enthalt  die  Bf^stimmung  aller  von  Herrn 
T.  Helmersen  am  Waldai  gesammelten  Versteinerangen,  so  wie 
anderer  yon  Herm  t.  Olivier i  mitgebrachten.  Za  dem  Holopt.no« 
bilissimns  ans  dem  oldred  dea  Nowgoroder  GoaTernemenU* 
geseUt  er  noch  Schilder  einer  iienen  Fischgattang  Bothriolepis 
Kichwald  ( ob  nicht  Bothryolepis?)  dessen  aufgef andene  Spezies 
B.ornatus  genannt  worden,  femer  Knochenstiicke  einer  Gattung 
Astrolepis.  Yon  Crustaceen  nar  Otarion  Eichwaldi  Fbcher,  im 
Dolomit  der  Bystriza.  Von  Cephalopoden  (des  Bergkalkes) 
werden  neben  mehreren  spater  zu  erwahnenden  aafgefubrt:  Spiral  a 
tubercalata  Eichwald,  (der  Sp.  nodosa,  CrOldfoDi,  nahe  kom- 
mend),  Nautilas  hesperis  Eichw.,  N.  carinatus  Eicbw.,  Ortho- 
eeratites  acaniinatns  Eichw.,  O.  compressiuscalns  Eichw., 
beide  ohne  sipho,  and  ein  Amplexus  ornatas  Eichw.,  der  mit 
einer  von  Philipps  beschriebenen  Art  yerwandt  ist.  —  Ebenso  ent- 
halt anch  das  Verzeichniis  der  eigentUclien  Schalthiere,  der  Anna  la- 
ten,  Radiaten  und  Phythozoen  mehrere  theib  neue,  Cheils  geaauer 
als  bisher  beschriebene  Gattangen  and  das  der  Pttanzenreste,  neben 
anderweitig  bekannten,  eine  Stigmaria  stellata Eichw.,  Tabicaa- 
lis  angulatas  Eichw.,  mit  fufsbreiten  Stamnien  und  einer  der 
Kork-eiche  ahnlichen  Rinde,  so  wie  einen  Facus  subtilis  Eichw. 
and  F.  treniola  Eichwald. 

Ermaat  Rom,  ArchiT.  IMI.  lift.  I.  ^ 


Physika1VM4i«iimtheimitisciie  WisieiiteliaftMi. 

Bei  seiner  sweiten  Untersuchung  der  WaldaischenGe* 
genden  (Ober  die  er  der  Pelersburger  Akademie  am  4,  De* 
cember  1840  beriehici  hat)  ging  Herr  von  Helmersen 
suerst  wieder  nach  Staraja  Rubs  und  unlerauchte  auf  dem 
Wege  dahin  noch  einmal  die  Gesieine  bei  der  Stazion  Tschu- 
dowo.  Alsdann,  nach  nochmaiiger  Besichligung  derUfer  des 
limen^Sees,  Siidostwarts  iiber  Demjansk  nach  Ostasch* 
kow  am  Seliger^See  und  nach  Rjew;  von  dort  Euriicky 
an  den  Quellen  der  Wolga  vorbei,  nach  Staraja  Rums  und 
dann,  sum  Thcii  lUngs  des  Sckelon -Flushes ,  nach  P^kow 
(Pleskau)  an  dem  tSiidost-Ende  des  Peipus-Sees.  Yon 
Pskow  ging  er  sclbst  direkt  nach  Gatschina  (40  Wersl 
von  Petersburg)  und  swei  seiner  Begleiter  am  Ost*Ufer 
des  Peipus  enilang  nach  Narwa.  Der  Devonische  rothe 
Kalk  und  der  ihn  begleitende  Dolomit  am  II men-See  baben, 
trots  ihrer  im  Allgemeinen  s5hligen  Schichtung,  dennoch  lo- 
kale  Hebungen  erfahren.  Man  sieht  sie  an  einzelnen  Stellen 
'sleil  aufgerichtet  und  an  den  Granzen  solcher  gehobenen 
SchichteA  in  eine  lockere  Breccie  ver^vandelt.  Ebenso 
wie  die  von  Pander  beschriebenen  Verwerfungen  in  dem 
Sllarischen  Systeme  bei  Petersburg,  sind  aber  auch  die  im 
Devonischen  am  Ilmen-See  zu  wenig  ausgedehnt,  um  durch 
die  Configuration  der  Erdoberflache  merklich  zu  werden  *). 

Siidlich  vom  Ihnen-See  verschwinden  diese  Kalksteine 
und  man  findet  nur  bunte  Thone,  Mergel  und  Sandsteine  mit 
Fischresten  so  "^vie  versteinerungslose  Dolomite ,  deren  Lage- 
rwig  nieht  genauer  ermittelt  werden  konnte,  anslehend.  Bei 
dem  Sladlchen  D  e  m j  a  i^s  k  **)  kommen  im  Sandstein  und  in 


*)  Wenn  nicht,  wie  man  vennnthen  soUte,  die  Rntstefanng  dM  Sees 
8en>8t,  an  dessen  Boden  die  Salzsoolen  henrorbrechen,  mit  diesen  Er- 
scheinnngen  zasammenhangt. 

**)  Diese  kleine  Stadt,  welche  auf  den  Russischen  GouTernements- 
karten  von  1821  noch  nicht  angegeben  ist,  Uegt  an  dem  Fliiischen 
Jawon,,  der  durch  die  Pola  in  den  Lowatflufs  fallt;  siehatjetzt 
nur  erst  1160  Rinwohner  and  1  Kirche. 


Zagtand  der  g«ogii.  K^nntnisse  vom  EnropiiBchen  Rossland.        S3 

dem  bunten  Thon  aulser  den  Schildem  von  Holopiychus 
nobilissimua  auch  wohlerhaltene  Wirbel  von  Fischen^  viel- 
leicht,  sagt  Herr  von  H.,  von  demselben  Holoptychlis  vor. 

Weiier  gegen  Siiden,  bei  dem  FleckenMolwatizy,  fand 
Herr  v.  Helmersen  in  dem  Devonischen  Sandsleine  mit 
Fiscfaresten,  auch  einzebie  GypaknoUen.  — 

Am  Seliger-See  seibst,  ist  man  wieder  im  Bergkalk, fin* 
del  aber  nur  dessen  unterste  Schichten,  namlich  graue 
Thone  und  lockere  Sandsleine  mit  schwachen  Kohlen-Flotcen 
imd  mit  Sligmaria  fucoides,  Calamiten  und  Lepido* 
dendren  durch  wekhe  sie  mit  den  Schichten  bei  Boro«- 
witschi  und  denen  an  der  Prikscha  iibereinkommen.  Die 
mitUereii  und  oberen  Schichten  der  Waldaischen  Bergkette, 
d.  i.  die  wei&liehen  dolomitischen  und  kreideartigen  Kalk* 
fiieine  noit  Homsteinlagen,  Korallen,  groben  Productus  und 
CidariSy  finden  sich  hingegen  erst  aiidlich  von  Ostaschkow 
an  der  aberen  Wolga  unterhalb  der  Miindung  der  Selija- 
Towka  in  dieselbe.  Geht  man  an  der  Wolga  vtreiter  abwarlSy 
so  zeigen  sich  noch  oberhalb  der  Stadt  Rjew  in  dem  Berg* 
kaike  Spirifer  mosquensis,  Productus  hemisphaeri- 
CU8,  Stacheln  von  Cidaris  und  Enkriniten,  so  wie  Pro* 
ductus  antiquatus^  Pr.  Martini,  Pr.  Gigas,  Chaetetes 
radians  Fisdier,  Strombodes  pentagonus,  Beilerophon 
and  Euomphalus.  BeiRjew  seibst,  indemwohl  iiber  100 
Fulis  hohen  linken  Ufer  des  Stromes^  virelches  aus  horieonta-r 
len  Schichten  hellfarbiger  Mergel  und  Kalkstein6  besteht,  nur 
die  vier  suerst  genannten  Versteinerungen.  — 

Durch  dieses  siidlichste  der  von  Herni  v.  Helmersen 
beobachteten  Vorkommen  des  Bergkalkes  wird  man  vor- 
bereitet  auf  die  Ausbreitung  desselben  und  auf  die  der  unter 
ihm  liegenden  Steinkohlen  durch  das  Moskauer  Gouveme- 
ment,  und  durch  das  Tulaer  und  das  Kalugaer, weicheich  bei 
Betraditung des  zweiten  oder  mittieren  der  vier  geo- 
gnostischenDistrikte  desEuropaischenRussIand  ku 
erwahnen  habe. 

Von  Rjew   nach  Staraja  Ru#a   zuriickgekehrl,   ging 

6* 


84  PhfsikaUBch-mathemalisdie  Witsenschafton. 

Herr  v.  Helraersen,  wie  schon  erwlihnt,  zuersl  am  Sche* 
lon-Flusse  aufwarts  und  fand  dort  die  horizonlalen  Kalk- 
steinschichten,  wie  erwartet,  Devonisch. 

Bei  Soljza  am  Schelon  (etwa  22  Werst  vom  Ilmen) 
enUialten  sie  neben  Orihoceren,  Spirifer  atlenuatus, 
Melanien  und  Pleurotomarien,  auch  TereCralula  li- 
vonica,  Ter.  acuminata,  Ter.  ambigua,  eine  Lima, 
Spirifer  irapezoidaiis,  Sieinkeme  eines  Strygocepha- 
lus,  Steinkerne  einer  Avicula?,  Bellerophon,  Enkrini- 
ten  und  bei  iSuchlowo  Schilder  des  Hoioptychus.  Die* 
aelben  Devonischen  Kalksleine  werden  auch  bei  Porchow 
(am  Schelon  elwa  90  Werst  vom  Ilmen -See  liings  des 
Flusses)  gebrochen.  —  Bei  Pskow  am  Peipus^See  wech- 
seln,  in  hundert  FuCs  hohen  Wanden,  graue  und  weifsliche 
didite  Kalksleine  mit  schiefrigen  Mergeln,  Thon  und  Dolomit 
(5  Werst  von  Pskow  bei  dem  KlosterSnetogorskoi).  Die 
Mergel  scheinen  ohne  Yersleinerungen,  der  Kalk  und  Thon 
enthallen  Terebratula  acuminata  (ausgezeichnet  haufig 
in  einer  Uaugrauen  Thonschicht  in  der  Niihe  der  Stadt)  T  e  r. 
ventilabrum,  Spirifer  trapezoidalis,  seltener  Ter. 
prisca,  Reste  des  Hoioptychus  und  einen  Orthocerati* 
ten,  den  Herr  v.Helmersen  mit  Orth.  Eifeli  verwandt  halt. 

Westwiirls  vom  Peipus,  bei  Isborsk  und  Petschory 
(36  Werst  und  42  Werst  von  Pskow)  kommen  grofse  Ne- 
ater braunlichen  krystallinischen  Gypses  vor,  von  welchen 
aich  in  die  umgebenden  Kalksleine  und  blauen  Thonschichten, 
Triimmer  erstrecken,  die  zum  Theil  aus  weilsem  Fasergyps 
bestehen.  Die  von  Strangways  behauptete  geologische 
Identilat  der  gypsfiihrenden  Gesleine  vom  Ilmen -See  bis  an 
die  Ostseekusle  bei  Riga,  erhalt  hierdurch  eine  voUstandige 
Bestatigung,  denn  Herr  Ulprecht  hat  in  der  That  durch 
Vergleichung  der  drei  Oertlichkeiten,  die  Lagenverhiillnisse 
jeiies  Isborker  Gypses  mit  denen  des  Gypses  von  Schlofs 
Adsel  an  der  A  a  auf  dem  Wege  von  Pskow  nach  Riga, 
und  aodann  auch  mit  dem  Vorkommen  der  Gypsnuissen  an 
der  unterea  Duna,  bei  Dunahof,  und  bei  Allasch  zwi- 


Zustand  der  geofpi.  KemitniMe  Yom  EuropSudien  RuMbnd.        85 

schen  Riga  und  VVendeiiy  voUig  ubereinstiounend  gefunden. 

(}L  y.  Engelhardt  und  E.  Ulprecht  Umriss  der  Pels* 

slruktur  JSsthlands  und  Liviands.    Karstens  Archiv. 

Band  l.)L     Auch  hat  sich  Herr  v.  Helmersen  von  Neuem 

in  den  Dorpaier  Sainmlungen  iiberzeugt,  dafs  die  Verstei- 

nenmgen  des  Kalkes  von  verschiedenen  Punkten  Liviands 

alle  Devonisch  sind,  obgleich  man  friifaer  geneigt  war  sie 

neueren  Formationen  zuzuschreiben.    Vergi.  Roses  Reise  u. 

ft.  w.  pag.  29,  wo  nach  der  von  Herm  v.  Engelhardt  er- 

haltenen  Sammiung  von  Gesleinen  aus  Esthland  und  Liv— 

Und  das   Vorkommen  des  bunten  Sandsteins,  des  Muschel- 

kaikesy  des  Keupers  :und  Jurakalksieines  in  diesen  Provinzen 

\heils  fur  voUkommen  bewiesen,  theils  fiir  sehr  wahrschein-* 

fich  gehalten  wurde.    Herr  v.  Buch  hatte  auf  diese  AeuTse- 

ning  bereils  erwidert,  dab  in  Livland  neuere  Formationen  als 

£e  Devonischen  nicht  enviesen  seien  (L.  v.  Buch  1.  1.  p.  4, 

pag.  60  u.  f.),  und   eben   dafiir   enlscheidet  sich  nun   auch 

V.  Helmersen  wegen  des  Vorkommens  des  Spirifer  trape- 

zoidalis  bei  Kirchholm,  Kokenhusen  und  Ronneburg, 

^0  man  ebenso  wie  bei  Ads  el  an  der  A  a  (oben  S.  84)  den 

Muschelkalk  erkannl  zu  haben  glaubte,  der  Steinkeme  von 

I^leuTolomarien  und  eines  Euomphalus  am  ersteren,  so 

^'ie  der  Terebralula  livonica  v.  Buch  am  letzleren Orte. 

Bei  Wen  den  finden  sich  nach  Helmersens  Beslimmung  Te- 

rebr.  Veniilabrum  und  Enkriniten. 

Die  oben  erwalmten  Unlersuchungen  der  Wege  von 
^skow  nach  Narwa  und  von  Pskow  nach  Gatschina 
(40  Werst  von  Petersburg)  halien  wirkliche  Beobachtungen 
^tx  Granzen  zwischen  den  Devonischen  und  Silurischen 
Schichien  herbeifiihren  konnen :  diese  Erwartung  ist  aber  nicht 
^TRiUi  wordeoy  denn  man  hat  auf  dem  grSfsten  Theile  dies^r 
^ege  nichts  als  Sandhugel,  die  iiber  Moor-ebnen  hervorragen^ 
gehindeUy  und  das  erste  Anslehende,  welches  Herrn  v.  Hel- 
mersens Reisegefahrlen  30  Werst  siidlich  von  Narwa  am 
^lyssa-Flusse,  er  selbst  aber  nahe  bei  Gatschina  antra- 
^  war  bereitsSilurisch,  wenn  auch,  wie  Helmersen  gtaubt. 


I 


86  Pli5ukalisch-inatheiiiatbcli«  WisseiiBchftften. 

jiioger  als  das  der  Esthlandischen  Kiisie.  £s  enthiell, 
ebenso  wle  Kalksieine  <&e  zwischen  dem  linken  Ufer  der 
JNarowa  und  dem  Landguie  Paggar  anslehen,  Pleuroto* 
marien  und  Steinkerne  die  denen  von  Strygocephalus 
iilineln.  Audi  hat  man  nahe  bei  Paggar  einen  Stemkcm 
von  Bellerophon  gefunden,  welcher,  ebenso  wie  die  aus 
dem  Waldaischen  Bergkalke^  an  B.  carinatus  am  mei* 
slen  erinnerle. 

Zur  Angabe  der  Griinzen  zwischen  den  drei  Formations'* 
•gruppen  (der  Silurischen,  Devonischen  und  Kohlen- 
formation)  im  Westen  von  Petersburg,  finden sich  auch 
noch  manche  Beitriige  in  E.  Hoffmann's  Geognostische 
Beobachtungen  auf  einer  Reise  von  Dorpat  bis 
Abo*  Dorpat  1837.,  so  wie  in  E.  Eichwald*s  Urwelt 
Russlands.  Erstes  Heft.  Petersburg  1840.  —  In  der 
ersteren  Schrift  (pag.  7.)  wird  namentlich  die  ndrdliche 
Gr&nze  Livlands  als  nahe  iibereinkommend  mit  der 
siidlichen  Granze  der  Siiurischen  Schichten  angege** 
ben;  nur  wenige  Auslaufer  derselben  diirften  sich  von  E st fa- 
la  nd,  wo  dieselben  auBschiiefsUch  herrschen,  in  das  Devoni- 
sche  Liviand  hineinerstrecken.  Im  Finnischen  Meerbu- 
sen  selbst,  gehen  die  Siiurischen  Schichten  nicht  so  weit 
nord warts  als  Hochiand  (60VVerst  nordlich  von  der  Kuste), 
denn  diese  von  Herrn  Hoffmann  sehr  genau  untersuchle 
Felsinsel  zeigt  neben  mannichfaliigen  Plutonischen  Gesteinen 
(Feldspalh-Porphyr,  Granil,  Gneiis  und  Dioriten)  nur  isolirte 
(4Fuf9  miichtige)  Kalksteinflotze,  welche  durch  den  Por- 
phyr  losgerisseue  und  krystallinisch  gewordene  Stiicke  des 
Trilobiten  Kalkes  eu  sein  scheinen.  Sogar  auf  der  Insei 
Grofs-Tutters  (etwa  45  Werst  n6rdlich  von  der  Esth- 
landischen  Kiiste)  sind  schon  Plutonische  Gesteine,  wie  e^ 
scheint,  allein  herrschend  *).    Dagegen  sind  Dago  und  Oesel, 


♦)  Wenn  niclit  etwa  die  Qnarzgesteine ,  welclie  Heir  Hoflfmanii  auf 
Grofs-Tiittera  beobaclitete  (Hoffmann  !.  1.  pag.  32)  aua  Transi- 
tionB-Sanditeinen  entstaaden  sind,  so  wie  ifUiUche  am  Onega-See. 


ZiftBtand  der  geogn.  RennUiiaM  Tom  Ruropiutclieii  RuisUuid.       St 

auf  welche  die  weslliche  Verlangening  der  duroh  Merrn  Eich- 
wald  untersuchten  Silurischen  Schichten  von  Reral  und 
Hapsal  irifll,  entschieden  Silurisch. 

An  der  Kiisle  und  in  den  nordlichen  Distriklen  von  Kur- 
land,  scheint  von  den  Devonischen  Schichton,  welclie 
diesen  Gegenden,  nach  dein  dis  dahin  beobachleien  Slreichen 
lukommen,  der  Kalk  am  hitufigsten  auszugelien,  ebenso  wie 
in  Livland  bei  Riga,  Wenden  u.  a.  Man  findei  diesen 
Kalk  wenn  man  von  Mem  el  nach  Mitau  gehi,  achon  bei 
Schrunden  an  der  Windau  in  sahlreichen SchQlfern  unler 
der  lehmigen  OberQjiche  desBodens,  und  swischen  Schrun* 
den  und  Frauenburg  soil  er  in  einem  Steinbruche  gefttr- 
dert  werden.  (Ermans  Reiae.  Abth.  I.  Band  I.  pag.  29.)  Von 
den  organischen  Einschliissen  dieses  Kalkes  scheint  aber  noch 
nicbls  naheres  bekannt  Ihre  Unlersuchung  ist  urn  so  wich- 
Uger,  als  etwa  7  Meiien  siidlich  von  Schrunden  ebenfalls 
an  der  Windau  plotolich  Jurakalkstein  auflritt,  dessen 
Emschiiisse  von  Herrn  Eichwald  beschrieben  worden  sind 
(Vergi.  L.  V.  Buch  iiber  den  Jura  von  Popilani  L  L 
pag.  76  iju  f.) 

Die  Russisch -PreuCsische  Grlinze  und  Ost-Proufsen 
selbsl,  diirflen  dereinsl  noch  wichiige  geognoslische  Aufschliisse 
darbielen,  wenn  man  das  Yerbalten  der  westliclisten  Russischen 
Transilions-Schichien  zu  den  Tertiaer-Fomialionen  am  Ost- 
^eeslrande  ndrdlich  von  K5nigsberg  und  auf  den  Nah* 
ningen  *)  aufsuchen  wird. 

Oesllich  von  Petersburg  habe  ich  die  Griinzen  der 
drei  Hauptformalionen  in  demFinnisch-Nord- Russischen  Di- 
strikie  von  der  Karle  enlnomaieu  durch  welche  Baron  A. 
V.  Meyendorff  die  Rcsuliate  seiner  oben  erwiihnlen  Reise 
init  den  Herrn  Murchison,  Verneuil,  v.  Kayserling  und 
Blasius  dargesteill  haL 


*)  Kinige  Beinerkungcn  iiber  dieses  Tertiacre  und  dessen  Veigleicluing 
mit  ahiiliclien  Russischen  Vorkonimen  werde  icli  in  einein  spiitercn 
Hefttt  mittheilcn. 


88  pbyukaliach-inalhematische  Wisseiuchaftui. 

Zur  BeslatiguDg  ihrer  Angaben  haben  sie  an  FIuIiB-Ufem 
unter  andem  folgende  Durchschniite  beobachtet:  andemWy- 
tegra-Flusse  auf  der  Granze  der  Kohlenformatioa  mit  den 
Devoniadien  Schichlen,  obenKalk  mitChaeietes  radians, 
Productus  antiquaius  und  Melanien,  dann  Wech- 
fiel  von  verscfaieden  gefarblen  Schichten  feuerfesten  Thones, 
mk  f^senocher,  und  endlich  im  Liegenden  einen  Sandsiein, 
welcher  durch  Reste  von  Holopiychen  fur  Devonisch  er- 
kannt  wird.  — 

Bei  der  Stadt  Wytegra  ein  ganz  ahnliches  Profit,  nur 
dais  iniKaike  Cbaeietes  fibrosa  und  Ch.  radians  allein 
und  ohne  die  vorgenannten  Brachiopoden  und  Unival-* 
ven  angegeben  werden.  —  An  der  iSuchona  in  60^  Breite 
und  nahe  40^  Osl  von  Paris,  in  dem  obersien  Aufgeschwemm- 
ten:  Rhinoceros -Schadel,  dann  eine  Schichi  mit  versieiner- 
len  Dikotyiedonischen  Holzern  unier  welcher  ersi 
Wechsel  von  Sandstein  und  Kalk,  und  endlich  Gyps  und 
Steinsalz  in  einer  Mergelschicht  liegen.  IVIit  Ausschluls  des 
Aufgeschwemmten  konnten  demnach  alle  diese  Schichten  dem 
new  red  oder  der  Formation  des  rothen  Todten  und  Zech- 
steines  zugezahlt  werden. 

Einige  Vorarbeiten  iiber  die  geognostischen  Erscheinun- 
gen  bei  5erdobol  am  Nord-Ufer  des  Ladoga,  sowie  am 
westlichen  und  nordlichen  des  Onega-Sees  verdankten  die 
neusten  Reisenden  den  Russischen  Berg-  und  Hiittenbeamten, 
vorziiglich  denen  des  Bergwerkdistriktes  von  016nez  und 
Powjenez.    Vergl.  die  Beschreibung  desselben  im 

Gorny  jurnal  na  1835  und  daraus  in: 

Annuaire  du  journal  des  mines  de  Russie.  St 
Petersbourg  1840.  8.  tome  1.  introduction,  p. 40seq. 
und  tome  2.  pag.  231,  so  wie  auch: 

Opyt  opi^anija  Olonezkoi  Gubernji  sostawlen- 
nyi  K.  Bergschtresserom.  W'Sanktpeterburgje  1838. 
8.  d.  h. 

Versuch   einer  Beschreibung   des   016nezer  Gou- 


Zostand  der  geogn.  KanntniSM  vom  Kuropfiitcheii  RoMland.       89 

vernements  von  K.  Bergschtresser  ^),  und  vor  Aliem: 
Buteniew*s  geogn.  Beob.  bei  einer  Reise  von  Peters- 
burg nach  den  Gouvern.  Olonez  und  Archangelsk  in 
Ann.  du  journal  des  mines  de  Russie.  torn.  4.  p.  153. 

Die  Eisenerze  (Eisenoxydhydrat  und  Phosphorsaures  Ei- 
sen)  welche  in  den  zwei  Hiittenwerken  zu  Petrosawodsk 
und  dem  Kontschosersker,  45  WersI  nordiich  von  dieser 
Stadl,  bearbeiiet  werden,  finden  sich  iheils  in  den  Seen,  theils 
in  den  Siimpfen  des  Olonezer  Gouvemements.     Sie  sind 
neosler  und  zum  Theil  noch  fortdauemder  Enlslehung,  indem 
Infusorien  (Gaillonella  ferruginea)  daran  merklichen  An- 
iheil  haben  soUen.     Weiter  Westwarls  im  Innern  von  Finn- 
land   kommen  iibrigens   audi   allere  Eisenerze   auf  Gangen 
vor.  —    In  dem  Distrikle  von  Powjenez  am  Nord-Ufer 
desOn^ga-Sees,  werden  nur  Granii  und Urgebirgs-Schiefer 
angegeben,  ebenso  zwischen  beiden  Seen  und  siidwarts  bis 
zum  iSwir,  weicher  die  Griinze  gegen  das  Transilionsgebirge 
ausmacht    Am  westlichen  Ufer  des  Onega  biidenaber,  nord- 
lich^von  Petrosawodsk^  vier  Streifen  jUngerer  plutonischer 
Gesleine  (Diorite  und  der  sogenannte  iSolomenskjiKamen 
d.  L  eine  aphanitische  Hauptmasse   mit  Feidspaihknollen  **)) 
mit  Zwischenlagen  gesinterter  Sebiefer-  und  Sandsleine,  merk- 
wurdige  Unterbrechungen    des  Granitischen  Bezirkes,    und 
ebenso  auch  siidlich  von  Petrosawodsk  ein  ahnlicher  Strei- 
fen, durch  dessen  Beriihrung  mit  (Devonischen)  Sandslein- 
Schichten  die  festen  Sandsteine  und  Homquarze  enlstanden 
lu  sein  scbeinen,  die  dort  das  See-ufer  und  einige  nahe  gele- 


*)  kh  werde  spater  ans  diesem   interessanten  Werkchen  noch  Einiges 
mittheilen. 

**)  Heir  Bateniew  sagt  iron  dem  i$olomenskji  karaen,  es  lei  ein 
Diorit,  weleher  Gerolle  einer  andren  bis  zum  onkennUichen  veran- 
derten  Crebirgsart  enthalte.  Bisweilen  werden  die  KnoUen  oder  Ge- 
roUe  BO  hanfig,  dafa  die  Hauptmasse  oder  das  Bindemittel  verschwin- 
det.  Der  Name  des  Gesteines  konunt  von  dem  Solomensker  Klo- 
ftter,  welches  ehemals  10  Werst  nordiich  von  Petrosawodsk  auf 
dergleicfaen  Felseii.  lag. 


90  PbyslkaliscIi-mathematiBche  WiBsetttcbaften. 

gene  Insein  bilden,  und  welche  den  Olonezer  HiiUenwerken 
ihre  Gestell-Steine')  liefem. 

An  dem  nordlichen  Ende  jener  ersl   erwahnten  Diorite 
bei  dem  Dorfe  Tiwdja,   85  Werst   NNW.  von  Petrosa- 
w6dsk  (Bergschtresser  1.  1.  p.  28),  sind  nach  den  allerenBe- 
schreibern,   Briiche  von  farbigem  Marmor  und  schwar- 
sem  Jaspis  (lydischem  Sleine?),  deren  Produkte  durch  Be- 
riihrung  des  krystallinischen  Gesteines  mit  Trandilionsschich* 
ten  enlBlanden  sein  diirften,  grade  so  wie  die  Marmor-  und 
Jaspis  -  breccie  von  iSerdobol  am  Nord-ende  des  Ladoga- 
Sees,  welche  schon  Herr  Slrangways  nuf  seiner  Karte  be- 
ceichnet  und  in  dem  Texle  zu  derseiben  (geoi.  Trans.  L  L  p.  8.) 
erwShnt  hat.  —    Auch  den  Umstand,  dafs  von  dem  Finni- 
schenMeerbusen,  von  demLadoga-  und  von  dem  Onega- 
See  die  nordlichen  Ufer  aus  zerrissenen  und  bis  zu  grolser 
Tiere  sleil  abfallenden  krystallinischen  Gesteinen,  die  siidii- 
chen  aber  sammllich  aus  so  flach  fallenden  Transitionsschich- 
ten  bestehn,  dafs  die  Seen  dort  nieht  befahrbar  sind,  sondern 
vielmehr  ftir  die  Schiffahrt  durch  Kanaie  ersetzi  werden  miis* 
sen>  hat  Herr  Strangways  ebendaselbst,  seiner  ganzen  Wich- 
tigkeit  nach,  hervorgehoben.  —  An  der  Nord-Kiiste  des  wei&en 
Meercs  auf  der.  Halbinsel  nordlich  von  66^  Breite  zwisch^ 
34*  und  40®  Ost  von  Paris  hatle  die  mir  durch  Herrn  Ba- 
ron'v.  Meyendorff  mitgetheilte  Karte  der  neusten  Reisen- 
den,  Devonischei  Schichlen  angegebeu/  jedoch  wohl  nur 
durch  ein  Mifsverstandnifs,  da  sie  diese  Gegend  nicht  selbst 
besucht  hciben  und  da  Herr  Boehllingk  von  Warangerfiord 
nahe  beim  Nordkap,  ostwiirts  am  Rande  dieser  ganzen  Halb- 
insel doch  nur  krystallinische    Gesteine  vorherrschend  beob- 
achtet   hat.      Dagegen    ist   die   Angabe    ganz    unerwarteter 
Terliaer-Schichten  bei  der  Miindung  der  Waga  in  die  Dwina 


*)  Die  Tnsel  Brusinskoi  o 8 trow,  etwa  70  Werst  SO.  von  Petro- 
sawocisk  hat  sogar  hochst  wahrscheinlich  ibren  Namen  von  den 
Qnarzpiatten,  welche  anf  ihr  gebrochen  werden,  denn  bru«  wird 
fiir  eine  harte  Steinplatte,  besondcrs  von  Wetzschiefer,  gebraucht. 


Zoitand  der  g6ogn«  Kenatnisae  vom  Europiisclieii  Rossland.       01 

(oben  S.  67 )  an  der  Griinze  der  Kohlenforiualion  init  dem 
Rolhen-iodten  voUkomtnen  bestatigt.  Es  sind  Sand-  und 
Thonschichten,  welche  15  bis  16  Muschel-Spezies  zum  Theii 
noch  mil  ihrer  urBpriinglichen  Fsirbung  enihallen.  Nur  3  bis 
4  von  ihnen  leben  jetzi  im  weilsen  Meere,  die  iibrigea  aber 
keont  man  nur  in  noch  nordlicheren  Meeren  und  auCserdem 
in  dem  beriihmten  Muschelstrande  von  Uddevalla  (Vemeuil 
L  L  pag.  64.). 

Was  die  krystaliinischen  Gesteine  selbst  betrifll  —  sowohl 
van  der  Kiiste  des  Finnischen  Aleerbusens  und  auf  der  Insel 
Hochland  als  auch  weiter  Ostwarts  durch  Finnland  bis  zu 
den  eben  beiracbteten  Gegenden  —  so  muCs  ich  mich  liier 
loit  blolser  Anfiihrung  ihrer  allgemeiner  zuganglichen  Beschrei- 
kungen  begniigen. 

M.  V.  Engelhardts  Geognost  Umrifs  von  Finnland. 
Berlin  bei  Reimer.  1820.  1.  Hft.  folio,  und  Herrn  Ulp- 
rechts  vorlrefiliche  Zeichnungen  zu  demselben. 

Slrangways  mehr  erwahnter  Aufsatz  pag.  2 — 10. 

£•  Hoffmann's  Geognost. Beobachiungen  auf  einer 
Reise  von  Dorpat  bis  Abo,  nebst  einer  geogn.  Karte  von 

Hochland.  Dorpat  1837,  so  wie  die  in  Abo  erschienenen 
Monographien  der  dortigen  Umgegend,  und 

Boehtlingk's  Reise  durch  Finnland  und  Lappland. 
BttUcL  de  PAcad.  de  SL  Pelersbourg.  VD.  pag.  107  und  191, 
diirflen  das  Wichligsle  enthalten,  was  iiber  dieselben  und  iiber 
^r  Verhaltnifs  zu  den  Schwedisehen,  mit  denen  sie  zu* 
sammenhangen,  bekannt  geworden  ist.  Zu  den  Verzeichnissen 
•ellcner  und  wichtiger  Fossilien,  welche  in  diesen  krystallini-* 
^hen  Gesteinen  auf  Gangen  oder  als  besondere  Ausscheidun*' 
gen  vorkommen,  mufs  aber  noch  Gold  hinzugefiigt  werden, 
nach  Bergschtresser  (Opuit  opi^anija  Olonezkoi  gu- 
■^ernji  pag.  26.)  undButeniew  in  der  oben  genannlenAb- 
«^dlung.  An  dem  Flusse  Wyg  (welcher  den  nordlich  von 
Powjenez  gelegenen  Wyg -See  mit  dem  Onegaer  Busen 
dcs  weifsen  Meeres  verbindel)  hat  man  namlich  schon  um 
*^37  Gold  entdeckl,  und  von  1742—1783  mit  vcrschiedenen 


92  Physikalisch-niathemattsche  WiueJiachaften. 

Unterbrechungen  darauf  gebaut.     Die  Grulie  aus  der  es  vor* 
Kuglich   gefordert  wurde,   hieCi   die  Woisker  und  lag  am 
Nord-Ende  des  Wyg-Sees,  115  Wersl  NNVV.   von  Pow- 
jenez.     Nach  Herrn  Buieniew  geht   der   Wyg,  wo   er 
nordlich  fliefst;  fast  auf  der  Granze  zwischen  Dioriten  an 
seinem  linken  Ufer,  und  Urgebirgs-Schiefem,  welche  an  dein 
rechten  anstehn  und  oA  wieder   in  Granit   iibergehn.     Der 
Schiefer  ist  meist  lalkig,  wird  aber  stellenweise  wahrer  Glim- 
merschiefer.     AUe  Schichten  stehn  auf  dem  Kopfe  mil  nahe 
nordl.  Streichen  und  sind  iiberall  von  erzfiihrenden  Quarzgan- 
gen  rechtwinklig  durchschnitten.    Ein  solcher  ist  es  auch,  der 
bei  Woizk  gediegen-Gold  fiihrt.     HeiT  B.  giebt  sonst  von 
diesem  Gange  noch  Eisen-  und  Kupfer-kies  und  Buntkupfer- 
erz  an,  halt  aber  weder  diesen  noch  viele  andere  ihm  ahn- 
liche  Quarzgange,  die  er  uberall  in  der  vom  unteren  Wyg 
durchschnittenen  Gegend  gefunden  hat,  fiir  gehorig  erforscht 
Viele  von  ihnen  diirften  auch  Titaneisen  enthaiten.     Bute- 
niew*s  Beschreibung  ist  jedenfalls  au&erst  wichtig,  weil  sie 
eine  auffallende  Aehnlichkeit  zwischen  diesen  krystallinischen 
Gesteinen  und  den  nordlichsten  Uralischen  nachweist    VergL 
A.  Ermans  Reise.  Ablh.  L  Band  I.  pag.  699,  702  uber  die 
DioritCy  Schiefer-  und  Quarzgange  westlich  von  Obdorsk. 
Auch  scheint   im   Olonezer   Gouvemement   wie   uberall  am 
Ural  das  Gold  jelzt  nicht   auf   einzelne  Gange   beschriinkt, 
sondern  weit  hin  durch  die  zertriiuimerlen  Gesteine,  welche 
das  rechte  Ufer  des  oberen  Wyg  einnehmen,  verbreitet  zu 
sein.     So  fiihrt  oberhalb  des  Wyg-Sees   (etwa  118  Werst 
SO.  von  Woizk,  63  Werst  ONO.  von  Powjenez)  in  dem 
sumpfigen  Schuttlande  ein  kleiner  See  noch  jetzt  den  Namen 
des  Gold-Sees,  solotoe  osero '^),  und  Waschversuche  in 
der   Umgegend    von   Woizk   haben    uberall  Gold   gezeigt, 
wenn  auch  bisher  nur  in  geringer  Menge.  — 

Seit  1837  sind  das  Woizker  Bergwerk  und  seine  Umge- 
bungen  den  Privatleuten  zur  Ausbeutung  iiberlassen  worden. 


^)  Makfimowitoch  Generalnajna  Karta  w<ei  RofirjiBkoi  Iinperji.  1816  goda. 


Zostand  der  geogn.  KenntniMe  Tom  Roropaischen  Rnssland.        03 

welche  sich  beim  Finanzministerium  um  Schiirfscheine  gemel- 
det  halten  *)  und  man  darf  daher  nun  bald  fernere  Nach- 
richlen  von  der  Beschaffenheii  und  Verbreitung  dieser,  jeden- 
falls  in  geologischer  Beziehung,  wichtigen  Formation  erwar- 
Icn^*). 

Es  bleiben  mir  nur  noch  iiber  das  jiingste  geologische 
Ereignifs  in  dem  Nord-Russischen  Distrikte:  die  Verbreitung 
▼on    Finniandischen   und  Skandinavischen    Geschiebeblocken 
(Findlingen,  blocs  erratiques,  boulders)  und  kleineren 
Gesleinstriimmem  auf  dessen  Oberflache,  einige  neue  Unter- 
suchungen  zu  erwiihnen.     Die   beifiegende  Karte    zeigt   die 
sudliche  Granze  dieser  Verbreitung,  so  wie  nordlich  davon 
und  fast  parallel  mit  derselben  einen  Streifen,  auf  welcheai 
die  Sandablagerung  ihre  groliste  Machtigkeit  erreicht  hat:  bei- 
des  nach  den  Angaben  der  neusten  Reisenden.  (vergl.  oben 
S.  65  u.  69.)  —    Im  Norden  dieser  Linien  und  vorziiglich  der  zu- 
letzi  genannten  ist  jener  Detritus  nordischer  Gebirgsarten  oder 
das  sogenannte  Diluvium  so  allgemein  verbreitet^   dafs   Cast 
nur  Flufsthaler,  Seeufer  und  einige  Hiigelketten   die   bisher 
erwahnten  Formationen  anstehend  zeigen.    Wasdie  Verthei* 
lung  der  Geschiebblocke  betrifR,  so  hat  man  in  diesem  Di- 
strikte   die    Gleichartigkeit   derselben    zwischen   bestimmten 
Breitenkreisen  fast  deutlicher  bemerkt,  als  innerhalb NO.- 
lich  streichender  Zonen,   wie  in  Deutscl^land,  denn  von 
Finnland  ausgehend  findet  man  z.  B«  bei  Wologda  Graoit- 
blocke  vorherrschend  —  dagegen  weiter  siidwarts,  etwa  von 
der  Wolga  an,  Diorite  und  den  5olomenskji  kamen, 
welche  beide  so  entschieden  von  der  Nordseite  des  Onega- 
Sees  herstammen  (oben  S.  89)  —  und  endlich  bei  der  Oka 
Quarzige  Sandsteine  und  derbe  Quarzmassen.    Von  die* 


*)  Vergl.  Annaaire  da  jonrnal  des  mines  de  Rnssie.  St.  Pe* 
lersboarg  1840.  aiin^e  1837. 

**)  Die  Diorite  am  Wyg,  die  ich  auf  nnserer  Karte  nach  Herrn  Bate- 
niew*8  Angaben  angedeatet  habe,  hatte  Herr  Ton  Meyendorff  anf 
der  seinigen  nicht  aafgenommen. 


\ 


M  PhTsikalisch-matliematische  Wissenschaften. 

sen  letzieren  scheinen  mir  sogar  vieie  wegen  der  Madreporen- 
Resle,  derCidaris-*Stacheln  undAsseln,  so  wie  wegen  andrer 
Yersteinerangen  weiche  sie  enthalten,  aus  dem  Bergkalke 
des  Waldai  entsprungen,  wonach  sich  um  so  entschiedener 
die  Zonen  gleichartiger  Gesehiebe  von  N.  gegen  S.  in  derseU 
ben  Ordnung  folgen  wiirden,  wie  das  Anstehende  von  dem 
sie  einsi  losgerissen  warden.  —  Urn  desio  wichliger  ist  es, 
dalis  auch  in  Finnland  und  am  Eismeere  entlang,  vomNord<^ 
kap  bis  an  die  Ufer  des  weifsen  Meeres^  die  sogenannten 
Diluvialschrammen  ein  unzweidentiges  Zeugnife  fur  die  Rich** 
tungen  darbieten  in  denen  sich  jene  Gesehiebe  bewegi  haben, 
und  dafs  diese  Richlungen  auch  dort  strahlenartig  von  einer 
Gegend  auslaufen,  weiche  westsiidwestlich  von  der  Ejs- 
meerkuste  bei  5wjaioi  no«  und  Ponoi,  und  nordwestiich 
vom  Finnischen  Meerbusen  liegt  -*-  Unsere  Karte  zeigt 
die  Beobachtungen  iiber  dieses  Ph'aenomen,  weiche  Hen*  W. 
Boehtlingk  Iheils  wahrend  seiner  oben  (8eile91)  erwahn- 
ten  Reise  im  Sommer  1839  von  Petersburg  iiber  Kola 
nach  Waranger fiord  und  von  dort  zum  Eismeere,  theils 
wahrend  zweier  andem  in  Skandinavien,  Finnland  und  Lapp* 
land  angestellt  hat.  Er  iiberzeugte  sich  zuerst  von  der 
Richtigkeit  der  Sefstr5m^schen  Bemerkung^):  dafs  man 
an  vielen  der  geschrammten  Felsen  nicht  biofs  die  Linie, 
Idngs  welcher  sich  die  Blocke  bewegt  haben,  wahmehmen, 
sondern  auch  das  Ansehn  der  Seite  von  der  sie  hergekom- 
men  (der  Stofs -Seite),  von  dem  der  entgegengesetzten 
(Lee^Seite)  unterscheiden  konne,  und  er  gelangte  dann 
durch  Anwendung  eben  dieses  Merkmaies  zu  dem  Resultate, 
dais  jene  Bewegung  divergirend  von  dem  Skandina-* 
vischen  Gebirge  selbst  ausgegangen,  nicht  aber,  wie 
der  Schwedische  Beobachter  annahm,  die  Folge  einer  auf 
der  ganzen  Osthalfte  der  Erde  von  Norden  nach  Suden  ge- 


*)  Abhandl.  der  Stockholmer  Akademie  fur  1S38,   and  Annalen  der 
Physik  Bd.  176  pag.  617. 


Ziutand  ^r  ge«»gii>  Kenntniase  worn  Earopaischen  Rassland.       OS 

richleten  Fluth  gewesen  sei  *).  Die  alien  Stnindlinien  (Ufer- 
walle^  horizoniale  und  slafenartige  Geroellbanke)  die  man  am 
BottnischenMeerbusen  und  amEismeere  iiufsersl hiiu- 
fig,  170  bis  180  Fufs  hoch  iiber  dem  jetzigen  Meeresniveau 

o 

findet,  die  schmalen  und  langen  Sandriicken  (Asern),  welche, 
ebenso  wie  die  MorUsie  und  Seen  in  Finnland,  parallel  mit 
den  Diluvialschrammen  slreichen,  so  wie  endlich  der  Um- 
sUnd,  dafs  noch  jeUt  das  weifse  Meer  und  dessen  Yerlan- 
gening  durch  den  Onega-  und  Ladoga-See  bis  in  den 
Finnischen  Meerbusen,  eine  scharfe  Granze  ausmachen, 
zwischen  krystallinischen  Gesteinen  an  ihren  nordwestlichen 
Oder  wesUichen,  und  den  steil  abgebrochenen  Niedefschlags- 
Formationen  an  ihren  entgegenslehenden  Ufem  —  veranlas- 
ten  endlich  auch  Herrn  Bohtlingk^  seine  Beistimmung  zu 
der,  jetzt  fast  allgemein  herrsehenden ,  geologischen  Ansicht 
uber  diese  Erscheinungen,  sehr  lebhafl  zu  Sufsern.  ^Jn  wem, 
sdgi  er  namlich,  solite  nun  nicht  der  Glaube  aufsteigen,  dafs 
das  Zuriickweichen  der  ausgedehnten  Wassermasse  bei  der 
piolzEchen  Continentalerhebung  von  Skandinavien  und 
Finnland,  die  Ursache  der  Zersiorung  und  Fortfiihrung  der 
lockeren  Ablagerungen' an  den  Granzen  der  barteren  krystal- 
liflwchen  Felsen  gewesen  sei."  —  Die  Finnischen  Seen  und 
Horasle  werden^  in  Folge  dieser  Ansicht,  zu  Ueberbleibsein 
^r  urspritnglichen  Wassermasse,  in  denjenigen  Schluchlen 
^d  Rissen,  welche  bei  eben  jenem  Ereignisse  ( —  durch  Ber- 
rtong  wie  die  <Juerthaler  der  Gebirge,  oder  durch  Aus- 
wasckung  wie  die  Riesenlopfe  an  der  Leeseite  geschrammler 
Feben  — )  enlstanden.  Die  geringe  Tiefe  der  Kluft  zwischen 
den  krystallinischen  und  den  Niederschlags  -  Gesteinen  (des 
finnischen  Meerbusens,  des  weifsen  Meeres  und  der 
^och  ToUstandiger  trocken  gelegten  Niederung,  welche  sie  ver- 
l^indet)  erscheint  aber  sodann  ebenfalls  als  eine  nothwendige 


*)  Bullet  de  TAc.  de  St  {>et.  tome  YIL  pag.  107  and  pag.  193. 
Annalen  der  Physik  Bd.  180.  pag.  641. 


./ 


96  PhyBikalisch-matheinattiche  WusenscliAfieii. 

Folge  von  der  Iheilweisen  Ablagening  der,  eben.  damals  be- 
wegten,  Massen  (des  Diluvium)  in  derselben.  — 

Noch  auflfiihrlicher  hat  Herr  Bohilingk  die  bis  jetzi 
vorfaandenen  ErCahrangen  iiber  die  Diluvialschrammen  in  Fin  n- 
land  zusammengestelli,  in  seiner  spateren  Abhandlung,  welche, 
ihrem  Titel  zufolge,  die  Widerlegung  von  Herm  Agassiz^s 
Theorie  iiber  diese  Erscheinungen  zum  Zweck  hat  *).  Be- 
kannllich  hatte  dieser  Schweizer  Beobachler  seine  Erfahrun- 
gen  iiber  Fortbewegung  gro&er  Geschiebe  durch  die  von  den 
Alpen-Gipfeln  ausgehenden  Glatscher,  und  iiber  die  mil  die- 
ser Bewegung  verbundene  Schrammung  und  Glaitung  unter- 
liegender  Felsflachen,  zunachst  auf  die  Erkliirung  aller  ahn- 
lichen  Diluvial -Erscheinungen  in  den  Ebenen  der  Schweis^ 
und  am  Jura  angewendet,  sodann  aber  angenommen,  dab 
auch  in  andern  und  namentlich  in  den  Nord-Euro- 
paischen  Liindern,  wo  jeizt  keine  mit  Schneebergen  su- 
sammenhangende  Gl&tscher  mehr  sind,  ehemals  dergleichen 
gewesen  und  dafs  auch  dort  nur  durch  das  Yorriicken  dieser 
ehemaligen  Eismassen  die  Felsen  geschrammt  worden  seien. 
Gegen  diese  Hypo  these  —  welche  unter  andern  auch  deswe- 
gen  sehr  gewagt  erschemt,  weil  sie  auffallend  niedrige  Tern- 
peraturen  verlangt  in  einer  geologischen  Epoche,  fur  welche 
so  viele  andere  Erscheinungen  zur  Annahme  hSherer  Tem- 
peraturen  als  die  jetzigen  zwingen  —  fiihrt  Herr  Boh tlingk 
namentlich  folgende  Ergebnisse  der  Beobachtungen  in  Skan- 
dinavien,  in  Finnland  und  in  Lappmarken  an.  Um 
h5here  Felsgipfeli  welche  in  der  Verliingerung  der  Streifen 
und  Schrammen  liegen,  sieht  man  dieselben  sich  divergirend 
biegen,  so  dais  sie  hinter  diesen  Hindemissen  wieder  zusam- 
men  laufen.  In  einer  starren  Eismasse  ware  aber  solche  freie 
Beweglichkeit  der  schrammenden  Korper  nicht  moglich. — 


*)  W.  Boh  tlingk.  Einige  VerNaltiuBse  bei  dem  Bnclieinen  derDilu- 
Tialschraminen  in  den  Sk&ndinayiBchen  Gebirgilandem,  welche  der 
GUitscher-  Theorie  des  Herm  AgauiK  za  widersprechen  scheinen,  in : 
Ballet,  de  TAc.  de  St  Pet.  to/h VIII.  pag.  162. 


I 


Zutand  det  geogn.  KMinCitiMe  vom  BnmiiiQMhfft  Sawlanc].       W 

HiDi^r  solehen  Hinder&iasen  haben-  die  sckrammetideB 
Korper^  ivie  schon  Herr  S  e  f s  t  r  o  m  bemerkie,  deutiiche  Spu* 
ren  einer  wirbelnden  Bewegung  hinterlassen.  Herr  B. 
fuhrt  zam  Beweise  mehrere  Kiippea  aa,  hinter  denen  nch 
grofse  cylindrische  Uolungen  (Riesentopfe)  in  dem  harteii 
Felsboden,  und  in  diesen  Holungen  auTsersl  runde  undy  wie 
auf  der  Drehbatik,  glatt  abgedrehte,  Geschiebe  befinden.  Beim 
Leuchihorm  von  Porkala  unweit  Helsingfors  ist  dn  8 
Ellen  tiefer  Riesentopf,  der  an  der  ftlundung  gegen  3^  EUen, 
onlen  aber  4  £llen  im  Durchmesser  hat  Er  iiegi  auf  einer 
jelzt  von  Wasser  umgebenen  Kiiilpe,  und  man  sieht  deutlick 
wie  die  Schrammen  sich  gegen  ibn  wenden,  in  seiner  Nabe 
aber  verschwinden,  indeni  sie  in  eine  blobe  Glaltimg  des  FeU 
sens  vbergehn.  -^  Gaia  Aehnlicbes  zeigien  gegen  30  klei- 
oere  Riesentopfe  an  der  Leeseite  eines  Felsens,  an  der 
Mundung  des  Kolaer  Meerbusens  ins  Eismeer,  beiTscher- 
naja  Pachta.  Alit  den  Wirkungen  grade  forlriickender 
(^liitscher  scheint  aber  auch  dieses  alios  unvereinbar.  — 

Durch  Beachlung  der  Stofs-Seite,  d.  h.  deijenigen  an 
^velcher  einzelne  Felspar ihien  geglatlet  erscheinen  (wahrend 
sie  an  der  enlgegengesetzten  Leeseite  unveriindert  geblie- 
I^en  sind),  findet  man  dais  die  schrammenden  Blocke  oft 
steil  auf  warts  gestiegen  sind.  So  z.  B.  auf  den  um 
%*  geneigten  Boden  derjenigen  Sehlucht  im  schwarzen 
Porphyr,  welche  bei  Christiania  das  Plateau  von  Krog- 
'even  mit  dem  Thale  von  Ringerig  verbindet.  — '  Glat- 
scher  konnten  sich  unmoglich  auf  diese  Weise  1200  Fuls  auf- 
^iirls,  von  Ringerig  bis  Krogleven,  erheben.  —  Eine 
Karte  auf  welcher  man  (wie  auf  der  zu  diesem  Hefte  geho- 
^S^n)  die  Richtung  der  Diluvialbewegungen  angegeben  hat, 
^rigt  ferner  dafs  dieselben,  von  dem  Skandinavischen 
Gebirge  aus,  uber  den,  600  bis  700  Fufs  hohen,  Rucken  von 
' inula nd  mit  fast  uoveranderter  Richtung  statt  gefunden 
haben.  In  den  Thiilern  derjenigen  Finnischen  Fliisse, 
^«lche  nach  O.  odcr  NO.  in  den  Bottnischen  Meerbusen 
'3tfen,  findet  man  die  Feisen  deutlich  geschrammt  und  ge- 

Ermam  Russ.  Arehiv.  1841.  Ilfl.  1.  7 


Plf^ikaUtch-mathematitob^  WltseindiaftM. 

glSllei,  seibtl  da  wo  ]«lzl  Wosterlane  sind^  und  dodi  iehrt 
die  Beachtung  der  Stofs^SeilC)  ubcreinslimmend  mil  AUem 
friiher  Envahnlen,  dais  $kh  dieBlScke,  dem  jetzigenWas- 
serlaufe  entgegen,  bergauf  bewegt  haben.  Man  wird  wohl 
kaum  dem  damaligeii  Skandinavischen  Gebirge  eine  so 
unerh&rle  H5he  und  dem  auf  ihm  liegenden  Schnee  einen  so 
ungeheiiren  Druck  beimeftsen  wollen,  dalis  vermdge  derselben 
selbal  die  am  70  Deutsche  Meiien  enirernlen  Moraenen  oder 
Riinder  der  Gliilscher,  noch  bergauf  und  fiber  einen  700 
Fulk  hohen  Landriicken  hinweg  getrieben  werden  konnlen. 
Eben  so  unvereinbar  mil  der  Wirkung  von  Eismassen  schei- 
nen  endlich  diejenigen  Glattungen  vnd  Schrammen^  welchc 
man  biswttlen  an  der  Unlerseite  iiberhangender  Fel- 
sen  beobaehlet,  so  an  einerElippe  beiHelsingfors,  welche 
Herr  Bohtlingk  abbildeL 


Rf  TentchI  sick  wohl  ohse  Weiteret  da[»  die  Torsteh«nde  Ueliersicht 
ikf  Uaherig^n  geognostisdiea  Arbeiten  uber  den  Nord-Rassischen  Di- 
•trikt,  nicht  fur  ganz  Tollstaindig  gelten,  sondern  diirch  spatere  Naclitrage 
•rganzt  werden  soUe.  Einige  dergleichen  Tiber  Rnssisdie  Aufsatze  die 
ich  zaietzt  erhalten  babe,  mogen  schon  hier  folgen. 

Zn  Seite  76.  Die  bitnminose  BeschaiTenbeit  det  Esthlandischen 
Thonschiefera  welehe  denaelben,  ^e  achon  Herr  Pander  erwahnt,  so^ 
wohl  aelbstenCaiindiich ,  ala  aach  zu  einem  langsam  fortdaaernden  Br^a- 
nen  geeignet  macLt,  iat  in  neueater  Zeit  nocb  geaauer  beacbtet  wordea. 
Von  den  BstbniBchen  Landgiitern  Fall,  29  Werst  yon  Reval  nabo 
Westlich^  and  Tolka,  110  Weist  Ton  Reval  nabe  gegen  Osten,  war- 
den Proben  von  Gesteinen  nacb  Petersburg  geschickt,  die  man  ala 
Brennmaterial  anwenden  zn  kdnnen  glanbte.  Nachdem  die  chemische  Un- 
teffQchung  dieser  G«ateine  ergeben  hatte,  data  das  von  dem  zuerst  ge- 
ikaanten  Orte  0«2$  seines  Gewicbfea  an  wrbrennlichen  Stoffen,  das  von 
dem  sweiten  0,80  seines  Gewichtes  an  dergieicben,  und  zwar  nameaUicb 
0,70  Coakea  and  0,10  iiiohttge  Tbeilo^  entliicUen,  hat  Herr  t.  Hclmer- 
son,  im  Anftrage  des  Finanz-Ministerinm,  die  Lagerungsverbaltnisse 
derselben  untersuclit  Sein  Bericht  iiber  diese  Arbeit  (im  Gorny  Jur> 
nal  f%r  18S8)  zeigt  daOi  die  minder  bituminose  Gebirgsart  Ton  Fall, 
WkUieh  der  von  Peterabnrg  nnd  von  andem  Pankten  des  Nord^Ro*- 
aifoben  Oistriklea  bekanate,  Thonscbiefer  set,  weloher*  stets  nnler 


Ueber  di*  geogmst.  Ketintaind  vwi  Barapttidbeii  RoMland.       fO 

4em  Kaike  liegfendy  mir  mit  d«m  Hmgeftden  d«fl  Ungnllteii- 
Sasdtteines  wechseltagert  Die  technisdie  Anwondbaikeit  dftSMlben 
warde  dardi  dkse  Dntertaehuiig  wideriegt.  —  Bei  Totkf  iit  dM  yn^t 
itirker  bitumhtese  Gettein  ebenfalls  elii  brSanlioher  Sohlefer  od«r 
richtiger  Kalksobiefer,  der  iadcMea,  in  vi«r  kloinen  Venncha-ichadi*' 
ten  die  nan  in  der  Niihe  jenes  Ortes  einschlngy  gaas  entiebiedea  ndt 
dem  PeCenbnrger  Kalke  wechMllagert,  ond  mithin  jiinger  ift  ala  derei* 
gentltobeThonschteferderNord-HoflSisebenSilarischen  Schicii- 
te*.  —  Herr  ▼.  Helmersen  bat  in  ihm  tob  Oiganischen  Raelen  ge- 
frniden:  Asaphai  cornigeras  Br.,  Pentameri  ipee.,  Prodncti 
ipec«,  tind  «ine  Celtepora,  Ton  denen  keiner  der  gxgntitiachen  Iden- 
<iliet  jener  Lager  mit  dem  Petenbnrger  Kalke  sowider  iit.  In  den  nor 
^—10  Fnls  tiefen  Sohachten  landen  neb  solcbe  bramne  bttontndae  La^ 
gfr  meist  awei  Mai,  yon  •]■  bia  zn  3  Fofii  MacbtigkeiL  8owobl  eine  nehr 
tlM>mge  nnd  acbielrige  Abandemng,  ala  aaeb  eine  andre  starker  nit  KaUt* 
theilen  dnrchaelaEte,  dieses  Gestnnes,  braiuiton  bei  gehorigem  Lnftzage^ 
■it  stirUenchtender  Flanme  and  hinterlie(sen  eine  dnrebans  porose  Asche. 
8ie  gaben  dorcb  Deatillation,  aalser  den  Gasm  welcbe  nicht  gesammeU 
^'^''^t  gi6<gon  12  Procent  an  Tbar  and  Peek  (beide  an  nabe  gleicben 
Tbeilen)  Ton  denen  Herr  ▼•  Helmersen  glanbt,  dais  sie  zor  Dacbba* 
^tckaig  nnd  an  abnlichen  teehnisehen  Zwecken  mitVortheii  sn  benntzen 
larea.  —  Aach  der  sebr  veriteinentngsreiche  weifse  Kalk  xwiscben 
<fi«seii  braunen  Lagem  enthfilt  so  Tiele  bitaminSse  Snbatanzen,  daOt  er 
■it  whwadier  Flarame  brennL  In  dem  nicbat  tieferen  Kalksdilcbten 
M  man  dagegen  keiae  Versteinemngen  nnd  aagleicb  andi  keine  brenn-> 
^Ka  Tbeile.  Man  daif  daber  arohl  annebmen,  dais  jeaes  Bkamen  von 
^  weicben  Tbeilen  der  versteinerten  Seethiere  zaruckgeblleben  ist.  — « 
l^chtinigswerth  ist  aber,  daOi  voa  diesen  Gesteinen  nidit  der  Geroeh 
tttch  Sebwefelwassentoff,  wie  von  dem  Stinksteine,  erwSbnt  vrird. 

Zn  Beite  81.  Die  Umgebnngen  vonStaraja  Rnss  and  diemerk- 
*inijgen  SoolqaeUen  dieses  Ortea  sind  neneffdings  zom  Gegensteftde  ei« 
^«t  besoadem  Weirkea,  von  Hercn  Wo  s  kre a  « n  s  k  j  i  Medioo  -« Gbiracgen 
^  Star.  R ass,  gewerden,  (gdrod  8tara}a  Rassa  i  jego  tolj4no<N 
vkineralnye  istdtschniki  k  pr.  St.  Peterbarg  1839«  •— dOSSettea) 
>Qi  weicbem  vielleicht  in  der  Folge  noeb  Ernzelnes  mitzntheilen  sein  dtirfte. 
^^h  einer  Anzeige  dieses  Bacbes  (in  dem  Jarnal  Minister stwa  n»- 
codnago  proswjescbtsebenija  1840.  inli.  VI.  pag.  S7)  adieint  ea 
^  vorzagsweise  mit  der  medizinisdien  Branebbarkeit  jener  Onellen  an 
l^^haftigen,  welebe,  wahrend  der  zonei  letzten  Badeaekeny  von  140&  Kran^ 
k«n  besneht  warden* 

Za  Seite  89.  Bin  Anisatz  fiber  die  geognosttscbe  Bescbatfenbeit 
^  Gonvemement  Olonez,  von  Herm  Rngelmann,  in  dem  Go  ray 


IfO  PhjnMJtaligclt-ittftUMniaikielie  .Wiis0iuralMirt«n. 

j  urn  a  I  far  1838,  entiuUi  einige  nahere  Angaben  iiber  lien  <5oloinens~ 
ker  Stein,  K|r  wird,  wie  man  wobi  naeh  den  frnheren Nacbrichten  sdioit 
temuthete,  fur  ein,  behn  Herv.orbrechen  des  Diorites  enbitandenes^Rei- 
bangs conglomerat  efklart.  Seine  Haoptmasse  ist  meist  dioridsch, 
soil  jedocb  zwisoben  den  Granzen  eines  weiclien  derben  Talkei  ond  ei-* 
nes  grilniicben  mit  Homstein  TergUcbenen  Gcsteines  yariijren.  Die  Knol* 
len  w^iche  tie  nmscblieiJit,  sind  nacb  Herm  Engelinann  in  alien  Fair- 
leu:  Brncfaatiicike,  ond  zwar  meiaC  ebenfalls  rein  dioritiacbe,  biaweilen 
jedocb  aabk  jaapia-ardge  nnd  dann  aogar  mit  Triimmem  eines  reinen 
Qnaraea  nntetmiacht. 

Herr  E.  fiadet  alle  Eraobeinangen  an  dem  <9olomen8k.er  Steine 
aebr  abnlicb  mit  denen  an  den  dioritiacben  Reiboagacongloiiieraten  vom 
Fiditelberge  nacb  F  r.  H  o  f  f  m  a  n  n*s  Beacbreibnng  (in  U  e  b  e  r  a  i  c  b  t  d  e  r 
geogn.  Verbaltniaae  von  Nord-Deutacbland.  Abtb.  JI.  S.  430) 
docb  fehlen  in  dem  Mord-Rnaaiacben  Geateine  die  Trammer  von  Granii 

nnd  Ton  Feldapatbporpbyren ,  velcbe  daa  Dentacbe  anszeiGhnen. 

Die  Franzoaiacbe  Ueberactzung  dieaea  Rnaaiacben  Anfaatzea  in  dem  An- 
nnaire  da  journ.  des  minei  de  Raaaie  1838.  p.  51,  iat  znm  Tbeil 
anveratandiicb  geworden,  wei!  man  denRasabcbenNamen:  polewoi  kar- 
men  d.  i.  Felsit,  oder  dicbter  Feidspatb  dnrcb:  pierree  des 
cbampa  eiaetzt  bat,  anatatt  dnrcb  petroailex,  jade,  palaiopetre 
d.  b.  darcb  irgend  einen  der  Namen,  welcbe  die  Franzoaiacben  Mineralo- 
gan  fUr  den  dicbten  Feldapatb  gebraacben.  — 

Zn  Seite  tf2.  Herr  Bateniew,  deaaen  Untenacbnngen  in  Finn- 
land  and  in  dem  Gonvemement  Olonez  oben  erwabnt  aind,  bat  nacb:- 
traglicb  za  denaelben  nock  eine  beaondere  Abbandlung  aber  die  Mog- 
licbkeit  in  don  Nord- Rnaaiacben  Bergen  reiobere  Goldlager  za  entdecken, 
bekannt  geroacbt  (Gomy  jamal  fiir  1838).  Er  bemerkt  znerat  von  der 
friiber  erwaknten  Woizker  Grube  (am  Nord>Ende  den  Wyg*-Sees  auf 
der  Halbimel  die  der  Flnla  gleicben  Namena  bei  aeinem  Anatritte  aas 
demaelben  bildet)  da(a  der  Qaarzgang  auf  dem  aie  getrieben  wurde  weit 
reieher  aei  ala  man  angenommen  babe.  Dieaer  Gang  atreicbt  bora  6 
and  fiillt  80®  N.,  iat  bia  za  1  Sa|*en  (7  Engl.  Fodi)  miicbtig  and  acbeint 
aolaer  den  grofaeren  Partbieen  Ton  Eiaenkiea,  von  Kapferglanz 
and  gediegenem  Golde,  das  letztere  aucb  nocb  in  aebr  fein  ver- 
theiitem  Zaatande  za  entbalten,  denn  bei  der  dritten  Wiederauf- 
nabme  der  dortigen  Arbeiten  (die  man  ana  Mangel  an  zweokmafiiigen 
Hiilftmitteln  zar  Entwaaaernng  der  Grab^i  mehrmala  aofgab)  erbieltman 
ana  dem  bb  dabin  fur  taab  gebaltenen  qaarzigem  Abraam,  nocb  5  So- 
lotnik  Gold  von  100  Pad  Geatein  d.  b.  rrivz  ^^^  Gewicbtea.  Herr  Bu^ 
teniew  bait  mit  Recbt  dieae  Erfabrong  fur  aebr  wichdg,  weii  man  in 
dem  Goldwerke  von  Bereaow   am   Ural  (dem  eineigen  wo  dort  auf 


Zostand  die  gpeogn.  KenatniMe  von  Karopiiidien  Riusland.      IN 

6aBg[«  gcibaat  wifd)  iraoh  einen  nnr  halb  80  goM--liakigeii*  Q«aik  ndt 
Vortheil  podie   und  verJOLttD.  —     la  Fol^  d«r  )£ifahfam«D  am  Uiitl 
ritli  HeiT  B.  die  ferjieren  Nord -Rnasiacheii  Goldstfchungen  besonden  da 
m  unternehmen,  wo  Griinstein  yon  daarzgangen  durcluetzt  sei.    Solcber 
Gegenden  scien  aber  schon  jetzt  eine  grofse  Menge  bekannt;   auch  soUe 
man  Ton  den  AlloTions-schichten  des  Olonezer  GoaremementB   diejeni^ 
gen  ToraogBweise  auf  Gold  antersncben ,  weldie  die  meiBten  Gransteift"- 
ttd  die  weidigBteA  Gtasit-Gesehiebe  eitdmlten.  —     QelegendlielL  wM 
»iu:h  die  Wiederanfindinie  andcrer .  mii^eraUgcken  Reicbtliuiiier  dar  poii* 
Tememente  Clones  nnd  ArobangeUk  einpfplilen :  lo  natpenUidi  die 
«ier  reichen   Anbrucbe  von    gediegenem  Silber,  die  hia  zum  Jahre 
1740  von  SachsischenBergleuten  anf  der  Baren  Insel  im  weifsen 
Me  ere  ansgebentet,   dann  aber,  weil  jene  Bentschen  daji  dortige  Kllma 
■^t  genngaani  eriragen  konntcn,  verlaasen  ihirden. 

^)   Der  Miitcl-Russische  Geognostische  DisirikU 

Die  einfadi  regelm'Sfsige  Gestalt  der  Grilnzen  Inngs  wel- 
cher  die  Zechstein-  und  Bunie-Sandsiein-Farmalioo 
(ias  new-red)  im  EuropaischeD  Russland  an  dem  Kohlen^ 
gebirge  abschneidet,  isi  unsireilig  sowoM  das  znarst  auffaI-< 
J^de  als  auch  dais  merkwiirdigste  Resultat  der  doriigen 
geognosltschen  Unterauehungeii.  In  der  Thai  halten  aieh  diesti 
uranzen  auf  weite  Strecken  in  so  nahe  gleichem  Abstande 
von  den  drei  kfyslallinischen  Hatiplmassen  (oben  S.  69),  dab 
sie  dadurch  mit  den  ^—  mehr  als  ISO  Meilen  lang^i  —  Sei- 
ien  eines  sphariacfaen  Dreieckes  fast  genau  iibereinsiimmeik 
"an  kann  aber  "kaum  unteriassen  in  dieseok  Uinatande  eine  der 
gfobariigsten  .fiestiiligungen  fiir  die  jetzl  kerrschende  geolo*- 
9^e  Anskht  von  der  Erhebung  der  Niederschlags-* 
^chichtek,  durch  das  Auflreien  der  krystallini* 
^chen  Gesleine^zu  -erkennen*  —  Dieser  Ansioht  geinafi 
^Ute  niimlich,  wtnn  von  krysiailinischen  Massea  in  jdnem 
T^eUe  der  Eric  liur  dieFinBi&ch-Nord-*Rus»isihe  vor- 
'^^Qden  ware,  die  mit  dem  WaLdai  parallele  Granze  zwi- 
^en  dem  Kohiengebirge  und  dem  new-red,  sich  auch 
^och  im  Westen  des  Meridianes  von  34^  O.  v.  Paris,  in  der- 
^llnai  Richtung  fortseizen.      Von   dem  Vorhandensein   des 


PliyuUlisch-jiMiilfaieinfttiBcko  WisteMcbafCen. 

Siid*Ru88i8chfen  Granites  und  von  dem  beobaehteien  Sirei-* 
cheti  desselben,  isl  es  dagegen  eine  durchaus  analoge  Folge, 
dais  die  genannte  GrSnze  auf  jenem  Meridiane  (34*  O.  v.  Par.) 
plotzlich  unler  einem  fast  rechlen  Winkel,  elwa  gegen  OSO., 
umwendet^  und  dafs  sie  diese  neue  Richiung,  zwischen  57* 
und  54*  Breite,  ebenso  regelmalsig  wie  bis  dalnn  die  zuerst 
lerwahnle,  beibehalt  Diese  merkwurdige  Thalsache  zei^  sich 
iti  dem  Distrikte  den  wir  jetzt  zu  belrtichlen  haben  —  den, 
westlich  von  Kasan,  zwischen  67*  und  52*  Breite  gclege- 
nen  Russischen  Provinzen  —  und  eben  deshalb  scheint  jeder 
Beweis  fiir  das  Anstehen  des  Kphlengebir.ges  in  dieser 
Gegend  und  die  genaue  Erforschung  seiner  dortigen  Granzen 
mil  der  Zechsteingruppe,  von  ganz  besondrem  Interesse.  — 
Die  bisher  eriangte  Kenntnils  der  SiidhalCte  dieses  selben  Di- 
slriktes  kann  aber  aufserdem  auch  als  Wamung  dienen,  ge- 
gen jede  'mlikurlidie  AusdehnunggeoIogischerAnalogien.  Man 
findet  in  ihr  das  Kohiengebirge  unmitteibar  an  Kreide 
und  Teriiaerem  gr&nzend,  und  somit  keine  Spur  von  je^ 
Bern  regelmiifsigen  Forlscliritte  sni  immier  aiteren  Flolzschich- 
ten  bei  AnnKhening  an  das  Krysiaiiinische,  weicben  man,  als 
Foige  des  einfachsten  Verkoifes  eines  Hebungsereignisses, 
erwarten  muls  und  in  dem  Finnisck'Nord-Russischea 
Disinkle  auoh  wirkUch  bestaligt  gefunden  hat. 

Spatere  Beobachtungen  werden  vielleichi  dasjenige  nach-> 
wcisen,  was  man  jetzt  vorlaufig  annebmen  kann,  tmiauch 
diese  Erseheinung  mit  der  Theorie  der  Sdiichten-auErichtung 
in  Einklang  zu  finden.  Zu  Folge  dieser  Theorie  und  der  Ins 
jetzt  feststekenden  Thatsachen,  miissen  sich  namlich  die  Krei- 
de <  und  Tertiaerschichten  im  mitUeren  luid  siidlichen 
Russland  erst  naeh  der  Aufrichtung  der  iiiteren  Formationen 
durch  die  krystall.  Gestetne  xwischen  demDnjepr  und  Bug, 
g^iidet  haben«  Sie  miissen  daher  auf  jenen  aileren  ungleieh- 
fdrinig  gelagerl  sein,  und  eben  deshalb  in  jener  Gegend 
von  den  Devenischen  tmd  Siiurischen  Formationen, 
die  Schichienk5pfe  bedeckt  und  der  Beobachtung  entBOgen, 
^die  des  Kohlengebirges  aber,  nur  wegen  grSlserer  Hohe 


Zusland  iknr  geogn.  KenntniiM  vom  Buropaisdian  Ruasbiul.       MS 


desselben  iiber  dem  Aleere^  sichibar  gelassea  habea.  Die 
EoUcheidoBg  iiber  Parallelisinus  oder  UngletchfofiuigkeU  der 
Lagenmg  diirfle  indesaen  dort  nirgeadi  durdi  den  utimit* 
telbarea  Anblick  zu  gewinnen  aeifi,  weil  aucli  dteSchich** 
len  lies  Kohlengebirges,  von  denen  das  Abfallen  von  der 
sudlichen  GroniUnaase  vorausgeseUI  wird,  diurchadmiiUich  nuv 
m  einein  kaam  wahrnehmbaren  Grade  gen^gt  aiiid* 

Das  vorherrsdiende  Anslehn  derKofalenfanaation  so- 
woU  in  den  GouverociiieDU  von  Moakau,  Kaluga  imd 
Tula  alfi  auch  ^ttieh  von  diesen  innerhalb  der  Zone  welcfae 
ttosre  Karie  dafiir  beaeichnet;  ist  cine  Tfaaiaache  wetche  erst 
ia  den  leUten  Jahren  allgemein  bekannt  geworden  isl*  Die 
fieschreibung  und  Abbildung  der  bei  Moskau  gefundenen 
Versteinemngen  in  dem  grofien  Werke  von  Fischer  (Oryc- 
tographie  de  Moscou.  1837.  fol.)  liera  iiber  das  dortigeVop- 
kerrschen  des  Bergkalkes  keinen Zweifel  iibrig>  namenllich 
seitdem  dasselbe  durch  L.  v.  Buch's  Besialigung  in  die  Wis* 
KBschaft  eingefiihrt  und  mii  den  Erscheinungen  am  Waldai 
obereinsiimmend  gefunden  worden  isi  (Beitr.  «ur  Bestim. 
^er  GebirgsforuL  u.  s.  w.  pag.  67  bis  69).  Schon  ungkich 
fruher,  und  namenllich  seit  dem  Jahre  1795,  waren  aber  sehoo 
UQzweifelhafle  Beweise  vorhanden,  dafs  die  ail  derselben  For* 
loationsgruppe  gehorige  eigentliche  Steinkohle  an  vielen  Punk- 
len  dieses  Disiriktes  anstehe. —  Herr  Olivieri,  ObersUieu- 
^nt  im  Rusaiscben  Bergcorps,  hat  in  dem  Gorny  jurnal 
Kir  1840  und  fiir  Januar  1841,  die  allmalig  gewonnenen  Be* 
^iigungen  dieser  Thalsache  und  die  Beweise  fur  deren  iecb-. 
nische  Wiehtigkeil  zusammeogestellli  und  es  geht  aus  diesen 
^ziehenden  Aufisatzen  hervor ,  dafs  der  Bergbau  auf  Slein- 
l^ohien  daselbsi  fast  unabliissig  belrieben  worden  und  grade 
^  solchem  Maafse  ergiebig  und  verheifeend  gewesen  isi,  dafs 
'^  sich  Irolz  mannichfalliger  Hemmungen  nichL  zur  Auf* 
gabe  desselben  enischliefoai  konnie»  —  Im  Gouveruemeni 
^QQ  Kaluga,  bei  den  Fliissen  Oka  und  Jisdra,  xwischen 
^wa  53^5  und  55^  Breiie,  wurden  1795  durch  den  StaaU« 
^Ui  Lewschin  swei  KoUenfloUe  enideckt,  von  denen  das 


IOC  Phyfeikaiisefa-niatheraatitolie  Wineiueiiaften. 

eine  (im  Lichwiner  Kreise  bei  dem  Dorfe  5elenina  5 
Werst  von  der  Oka)  mil Einechlufs  diinner  Zwischealagen  von 
Brandschiefery  7  EngL  Fufs  machtig  ist  Das  andere  liegt  in 
dem  Peremyschrer  Kreise  bei  dem  Dorfe  Aphana^jewa* 

Es  erfolgte  darauf,  von  1812  bis  1816^  die  AoffinduDg 
von  mehrenen  und  bedeutenden  Kohienlagern  im  Talaer 
Gouvernement:  Kuersi  eines  3  Fufs  machtigenvonGagat-^r^ 
tiger  sehr  brauchbarer  Kohie  im  O do jewsk^er  Kreise,  wesU 
Keh  von  der  Goavernements-Siadt,  und  donn  von  <5  anderen 
nah  an  der  leiztereii  gelegenen ,  von  deilen  das  eine  noch 
machbger  und  ebenso  brauchbar  war  als  das  Odojewsker. 
Der  Schiclitmeisier  Tichmenew,  welcher  bei  diesen  Unter- 
^chungen  sehr  Ihiitig  gewesen  war,  fand  bald  darauf  auch 
Spuren  von  Steinkohkim  Moskauer  Gouvememeni  und 
entsehied^ne  Lager  in  dem  von  Orel  — worauf  dann,  in  den 
Jahren  1816  und  1817,  unier  Leiiung  des  fiergmeister  Soi- 
monow,  die  ausgebrachle  Kohle  von  mehreren  Punkien  nach 
Moskau  verschiffl,  und  dorl  versuchsweise  zu  verschiedenen 
metallurgischen  Zwecken  verwendet  wurde.  Man  brachle 
uhler  Anderen  dahin  277B  Pud  Kohle  von  einem,  10  Wer- 
siehok  machligen,  Lager  bei  dem  Dorfe  Kijewez  im  Alek* 
^in'er  Kr^se  des  Tulaer  Gouvernemeni.  — 

Im  Jahre  1817  wurde  die  Leitung  der  ferneren  Versuche 
zu  diesem  Zwecke,  dem  Kriegsminisierium  ijbergeben,  wel- 
dles  den  Tulaer  Biankschniieden  und  Waffen^fabriken  vof«- 
sielH,  und  eben  deshalb  sind  die  Resultate  derselben  erst  Bpii- 
ier  wieder  zur  Kenntnifs  des  fiergmamiischen  Publikum  in 
Russland,  gelangt.  Mehrere  Arbeiter  aus  Englischen  Slein- 
kohlengruben,  unter  Anfiihrung  eines  Englischen  Beamten  Na- 
m^ns  Long m aye r,  wurden  damals  in  T u  1  a  angestelll, nach- 
dem  der  ietzlere  sich  verpflicblet  halie,  die  bis  dahin  ange- 
fangenen  Versuchsarbeiten  nach  beslen  Kraflen  zu  fordern 
und  sodann  AUes  zur  GenuUung  der  Mitlel-Russisehen  Koh* 
len  Erforderliche,  mil  Einschlufs  der  Anlage  von  Eiseubahnen 
und  Kanalen  zu  deren  Transporle,  anzuordnen. —  Herr  Long- 
ma  yer  versicherte,  als^  er  amJnhre  1821  ohne  ausgezeichnete 


Zustand  ^ergeogu.  Kenntnuse  vom  EurofMlkckeo  Aussland.        MS 

Erfolge,  den  Russisdien  Dienst  wiederum  verliefs,  da&  er 
beim  ersien  Aafali^k  der  Tulaer  Anbriidie'  an  Auffindung 
von  Kohlenlagern  v(«  der  besien  Art  nicht  gesweifelt  habe, 
deim  die  oberflachiichen  Anzeigen  seien  dort  grade  so  gewe- 
sen  wie  in  andem  ergiebigen  Kolilengegenden;  ausnehmen 
miisse  man  jedoch  den  Umstand,  dais  jene  vieiveraprechen- 
den  Schichten  bei  Tula,  mil  Kallc  wechsellagerlen,  was  man 
sonst  von  iihnlicben  nicbi  eu  sehen  gewohnt  seL  Zuletzi  habe 
er  auch  noch  den  wesenilichen  Untbrschied  wahrgenommen, 
dab  die  Russisohen  Kohlenlager  jiinger  und  weniger  mach* 
tig  seien  als  die  Englischen^  und  dafs  sie  in  FoJge  ihrer  ge- 
ringeren  Entwickelung^  nicht  so  mannichfallige  Abiinderungen 
von  Kohle  enlhielten,  wie  diese  letzteren. 

Es  sclieint  iibrigens  als  seien  die  Erwarlungen  von  die- 

sem  Untemehmen  zum  Theil  nur  deshalb  unerfiillt  geblieben, 

weil  aus    allerlei   Mifshelligkeilen   zwischen    den   Russisohen 

und  dem  Englischen  Beamten^  die  Verweigerung  der  bedeu- 

lenden  Anzahl  von  Arbeitern  hervorging,  welche  der  letztere 

fiir  sich  verlangte.     Auch   behaupteten   die  Engliinder,   dafs 

ein  Kohlenlager  welches  einer  ihrer  Schachle^   zuniichst  bei 

der  Stadt  Tula^  aufgeschlossen  hatle,  so  reich  sei^  dafs  es 

sammlliche^  schr  bedeulende,  Koslen  der  bisherigen  Versuchs- 

arbeilen  decken  werde,  und  von  alien  Seilen  wurde  zuletzt 

zugegeben,  daHs  die  von  ihnen  geforderten  Kohlen  zwar  nicht 

zu  Schmiede-arbeiten  wohl  aber  zur  Heizung  von  Wohnun- 

gen  und  Dampfmaschinen  tauglich   gewesen  seien.     Long- 

mayer  selbst  hatte^  wahrend  seines  ganzen  Aufenlhailes  in 

Russland^  kein  anderes  Brenmnatcrial  als  Tulaer  Stein- 

kohle  gebraucht  —    HerrOlivieri  bemerkt  schliefslich>  dafe 

diese  Englander  und  die  ihnen  beigegebenen  Russischen  Ge- 

hiilfen  doch  nur  bei  den  schon  friiher  bekannlen  Anbriichen 

gebautj  die  ilbrigen  Gegenden^  welche  sie  gieichfalls  zu  ken- 

nen  vorgaben,   aber  nur   so    oberililchlich   besichtigt  hatten^ 

isSs  eine  genaue  Untersuchung  der  Gouvernements  von  Tula, 

Moskau;  Rjasan,  Orpl  und  Kaluga  noch  jetzt  aufserst 

wiinschenswerth    sei,   und   praktisch   wichlige   Erfolge    vcr- 


IttB  PJiynkaUscli-aiaAbemaltMhe  WiBsenadttftMi. 

spreche.  —  In  einem  der  Tulaer  Scfaachle,  der  bis  zu  119 
£ngL  Fu(s  unler  die  Oberflaclie  reichle,  haile  man  die  Hoff- 
nuDg  auf  Kohien  nur  deswegen  au%egeben,  weii  der  Kalk. 
daselbst  anfing  inaditig  zu  werden.  Herr  0.  bemerki  aber 
dagegeiiy  ein  solcfaer  Schhife  sei  in  der  dortigen  Gegend  durch- 
aus  nichl  zulassig,  denn  viele  und  sogar  die  reicfasten  Koh- 
lenlager  habe  man  daselbst  unter  sehr  machligen  Kalk* 
schichien,  und  mil  ahnlichen  ivechsellagemd  gefunden.  Man 
ist  eben  deshalb  auch  flahin  gekommen,  die  ExisCenz  eines 
Kohlenfiihrenden  Kalkes  anzunehmen,  welcher  inRuss* 
land  den  eigentiichen  Bergkalk  bedeckt  (oben  S.63). 

Die  geognoslischen  Beobachtungen  welche  wahrend  der 
Meyendorff'schen  Reise  in  diesem  grofsen  Dislrikl  ange- 
stellt  worden^  sind  unler  diesen  Uiuslanden  auTserst  inleres- 
sunt,  indem  sic  an  mehreren   der  zuvor  erwiihnten  Punkten 
und  an  einigen  andercn  die  einzelnen  Schichlen  durch  ihre 
organlschen  Einschliisse    kennen    lehren.     Nach   diesen    und 
nach  mehrjahrigen    Unlersuchungen   von    Herrn    Jasikow, 
liber  welche  ich  bis  jelzl  noch  keinen  niiheren  Berichl  gele- 
sen  habe,  sind  auch  auf  der  .beiliegenden  Karle  die  siidliche 
Granze  des  Mitlel-Russischen  Kohlengebirges,  die  Ver- 
iheilung  der  nachlsgelegenen  K  r  e  i  d  e  -  und  T  e  r  I  i  a  e  r  -  Schich- 
len und  die  Lage    der   isolirten  Tertiaer-   und   Jura- 
Schichlen,  vorziiglich  iin  Moskauer  Gouvernement,  angege- 
bcn  worden.    Es  hat  sich  namenllich  ergeben^  dafs  das  Koh- 
lengebirge   dort    bis  fast   53*   Brcite  reicht,   wahrend  Herr 
V.  Buch  es  gegen  Siiden  durch    die  Oka   zwischcn   54® ,5 
und  56*  Breite,  begriinzt   hielt    (L.  v.  Buch  1.  1.  pag.  68). 
Ueber  das  Vorkommen  von  (Thon-)   Eisenstein-Knollen  in 
den  Jura-Schichten  siidlich  von  Murom  (bei  den  Eisen- 
Werken  von  Wy*ka  und  Welelma)  habe  ich  schon  frii- 
her  einige  Millheilungen  von  Herrn  v.  Eversmann  bekannt 
gemacht  (Ermans  Reise  I,  1.  pag  186).  —     Die  Geognoslen, 
welche  Herrn  v.  Meyendorff  begleileien,  haben  aber  na- 
menllich, von  Norden  gegen  Siiden  forlschreitend,  die  folgen- 


ZmUuiA  det  geoga.  KenntniMe  TOm  KvrofNMschen  Rvssland.       Wl 

den  Schichten  *- DurciischnUte  als  ihren  Beobachlungen  «nt- 
sprediend  angegeben : 

Im  Moskauer  GonveTnement,  bei  der  Sladt  Po- 
dolsk (30  Werst  von  Moskau),  am  Flusse  Pachra,  lie- 
gen  in  dem  zu  Tage  ausgehenden  Kaike  Echiniten  und 
Enkriniten,  in  dem  tiefer  iiegenden  KaJke:  Spirifer 
mosquetisis^  ChaeteteB  fibrosa  und  Relepora  laxa. 

Im  Tulaer  Gouvernement^  Aleksinsker  Kreise, 
an  der  Oka  zwischen  Kiewzy  wid  dem  Fltiischen  5winka, 
zu  obersi  feinkorniger  marmorar tiger  Kalk  mil  Lepido- 
dendron,  dann  derber  Kalk  mit  Productus  gigan- 
leus  und  darunler  Sandstein.  — 

In  demselben  Gouvernement  und  Kreise,  am 
rechten  Oka-Ufer,  in  dem  Dorfe  Kiewzy,  zwei  Kohien- 
lager  in  der  Schicht  unter  dem  feinkornigen  Kaike.  — 

Bei  Alektfina  am  Flusse  5winka  nahe  der  Oka. 
Oben  Kalk  mit  Productus  giganteus^  dann  eine  Schicht 
mit  Kohlenflotzen ,  und  unter  dieser  Sandstein  ^  Thon  und 
wiederum  Sandstein.  — 

An  dem  rechten  Oka-Ufer  bei  Alek«ina.  In 
dem  ausgehenden  Kaike:  Spirifer  resupinatus,  Spiri- 
fer glaber,  und  Productus  antiquatus^,  dann  eindiin- 
nes  Lager  von  Stinkstein,  darunter  Kalk  mit  Productus 
giganteus  und  dann  eine  Schicht  mit  zwei  Kohlenflotzen. 

Westlich  von  den  zuletzt  genannten  Durchschnitten, 
im  Kalugar  Gouvernement,  in  der  Sladt  Kaluga,  be- 
steht  das  linke  Ufer  der  Oka  aus  Kalk  mit  Productus 
giganteus.  — 

Im  Tulaer  Gouvernement  nahe  bei  Tula,  am  lin- 
ken  Ufer  des  Flusses  Up  a  in  dem  Dorfe  Berkowaja. 
Oben  Kalk  mit  Pholadomya  sulcata  imd  unter  diesem 
Sandstein. 

In  demselben  Gouvernement  an  derUpa  in  dem 
Dorfe  iSlobodka.      Oben  Kalk   mit  Pholadomya   sui- 


IM     Pliysik.-Diatli.  WLifeiMGli.    ZusUad  d.  geog:ii.  Kennt  T.  Bwrop-oRassl. 

cala,  unler  diesetn  Sandslein,  dann  Kalk  mil  Or  this  und 
Productus  comoides^  und  endlich  Sandstein  iilwekhem 
zwei  KohlenfloUe  deren  jedes  2,9  Engl.  FuCs  ( j  Arschin ) 
dick  ist. 

Auf  der  Griinze  des  Tulaer  Kohlengebirgto  mit  dem 
Tertiaeren,  am  rechlen  Oka-Ufer  beim  Dorfe  Olrady 
nahe  bei  Orel,  fanden  sich  zuobersi  Wechsel  i^on  Thonen 
und  Sandsleinen  mit  SiiCswasser-Muschebi  undSaugelhier- 
Resten,  und,  unmittelbar  unter  diesen,  Kalk  mit  Brachio- 
poden.  — 

(Der  BescliluCB  im  naclisten  Hefte.) 


i 


Einige  Bemerkiingen  fiber  das  Schilf  Ckamysch) 
an  der  Wolga  nnd  den  Kaspischen  Kiisten 

von 

Hemi  Kasmisehtschew. 

(Aas  seinledjeltscheskaja  Gasdta   d.  i.   die  land^ivirthschaft- 

liche  Zeitung  1841.  No.  2.) 


„Oieses  Schilf  wachst  an  der  Wolga -Miindung  iiberall  wo 
der  Boden  Lestandig  mit  niedrigem  Wasser  bedeckt  isl,  da- 
gegen  niemals  an  hdhercn  Stellen  oder  auf  irocknen  Hugein ; 
in  Niederungen  aber  welche  nicht  iibcrslaut  werden^  nui'  sel- 
ten  und  nur  dann^  wenn  sie  nicht  weit  vom  Wasser  liegen. 
Man  findet  es  schon  stellenweise  bei  Zarizyn^  aber  amhiiu- 
Ggsten  in  der  eigentlichen  Miindung  der  Wolga  und  liings 
der  kaspischen  Kiislen.  Oslwiirts  von  Astrachan  bis 
zur  Sladt  Krasnoi  Jar  ist  es  bei  alien  Wasserlaufen  und 
Inseb,  es  reichi  von  dort  weiler  bis  Gurjew,  bis  zur  Em b a 
und  siidwarts  bis  zum  sogenannten:  mertwoi  kultuk  oder 
Todten  Meerbusen.  Von  dorl  westwarts  liings  der  kas- 
pischen Kuste,  vom  Vorgebirge  Buruntschuk  bis  zur 
Buchi  Kotschak,  so  wie  auf  den  Inseln  Kulaly^  und  um 
die  Ufer-orlcr  Podgornoe,  Morskoe  u.  a.  Siidwarts  von 
Astrachan  herrscht  es  an  alien  niedrigen  Uferstrecken  und 
Wasserlaufen  bis  Kisljar  und  weiter  bis  zum  Flusse  5u- 
lak  ^)  bis  dafs  es  endlich  auf  den  hohen  und  trocknen  Kii- 
sten an  der  Westseiie  des  Meeres  verschwindet  und  erst  in 

*)  Die  Schilf- BiisGhe  oder  Schilf- Walder  der  Kasten,  von  Astrachan 
bU  Kisljar^  fcheiAen  ans  der  Feme  achwarz  und  werden  deshalb 


110  PhytikaUsch-niatheinatische  WisseiiBchafteii. 

den  Niederungen  bei  den  Miindtingen  des  Kura-Flusses,  bei 
der  Bucht  Kisil-Agatsch,  auf  der  Insel  5ara  und  dem  ihr 
gegeniiberliegenden  Ufer  wiedererscheint 

Sowohl  die  periodisch  jahrlichen^  als  auch  die 

mehr  zufalligen  Wasserschwellen  scheinen  den  Schilfwuchs 
eber  zii  befSrdem  ab  zu  hindern.  An  den  iiberaUraten  Orlen 
beginnt  er  mil  dem  Friibjahr  und  die  Halme  haben  zu  An- 
fang  Juniy  beim  Eintrilt  der  Schwellen  durch  das  Schnee- 
schmelzen  in  den  Queilgegenden  der  Fliisse,  oft  schon  10,5 
Engl.  Fu&  Hohe,  und  einen  nut  den  Fingem  noch  eben  zu 
umspannenden  Umfang  erreicht,  so  dais  dann  ihre  Spiizen 
stets  liber  dem  Wasser  bleiben. 

Die  mil  Schilf  bewachsenen  Untiefen  und  kieinen  Banke 
im  Meere,  werden  Kdloki  genannt  —  Man  hat  aber  be- 
merkl^  dais  in  den  brakischen  Gewassern  an  den  nordlidien 
kaspischen  Kiisten  das  Schilf  dunner  und  niedriger  ist  als 
in  dem  frischen  Wasser  der  Flufs-arme,  oder  wie  man  hier 
sagt,  in  den  Eriki  und  Ilmenen  *). 

Nach  Beendigung  seines  naturgeraaCsen  Wachsthums  ver- 
trocknet  das  Schilf  und  erbalt  sich  den  ganzen  Winter  uber 
in  diescm  Zustande.  Im  Friihjahr  laber,  zu  Ende  Miirz  und 
und  Anfang  Aprils  (alten  Styles  oder  um  die  IVIitte  des  April 
nach  neuem),  werden  diese  trocknen  Schiifte  von  den  Be- 
wohnern  der  Umgegend  angeziindet,  damit  sie  den  jungen 
Nachwuchs  an  den  Wurzeln  nicht  hemmen.  Wenn  es  gerade 
windig  isty  so  verbreiten  sich  diese  Flammen  ungcmein  schnell 
und  werden  zu  einer>  den  Ungewohnten  fiirchlerlich  schei- 
nenden^  Feuersbninst  In  Astra ch an  sieht  man  oft  des  Nachts 
an  5  bis  6  Slellen  des  Horizontes  den  Schein  von  solchen 


in  jenen  Gegenden  die  Tschern*en  (von  tschertioi,  aja'oe, 
sciiwarz)  genannt  Die  Ansdriicke  in  den  Tschernensein,  dureh 
die  Tschernon  fahren,  sind  dort  fast  ebeaso  gelaafig  und  in 
alMiliohem  Sime  iirie  »  dea  Sekeoren  sein  und  fahren  bei  den 
BaltiBchen  Seeleaten. 

*)  Man  venteht  nnter  Erik  Torzngsweise  eine  engere  Abzweigung 
ejnes  Flosses  nnd  nnter  1 1  men  eine  breitere  See-artige. 


BaiaeckQttfMi  uber  das  Schilf  an  der  Walga  etc.  Ill 

Feoenbriiafisieii  y  und  bei  frischcm  Wiade  bi&weUen  emeti  so 
starken,  dnfs  die  Slrasen  davon  vorlrefflich  erleuchtet  wer- 
des;  £e  Einwohner  haAen  dieses  aber  diirchaus  nicht  fur 
gefihrlich. 

Man  macht  daselbsi  (in  Astrachan)  einen  sebr  ausge- 
debsleiii  und  dem  HoJzmangel  der  Gegeid  -wirksam  abhelfen- 
deu,  Gebrauch  von  dem  Schilfe.  Die  ausgewachsnen  Halme 
werden  ftir  den  Winter  sur  Heilsung  gesammelt,  und  auch 
in  alien  Ziegeleien  bei  Astrachan  anstaii  Holz  gebrauchL 
Es  ist  dabei  sebr  ui  bedauem,  dafs  man  die  in  diesen  Fabri- 
ken  in  bedeutender  Masse  suriickbleibende  Ascfae  des  Schil« 
fes  nicht  sammelt,  und  entweder  mm  Seife-sieden  oder  doch 
wenigsiens  zur  Diingung  benutzt  Eine  aus  50  Bunden  oder 
Garben  bestehende  Fuhre  Schilf  koslet  in  Astrachan  1  Ru- 
bei  20  Kopeken  bis  2  Rubel  Banko,  und  beim  Aufkauf  im 
Grofsen  erhalt  man  in  nmder  Zahl  1000  Garben  fur  25  Ru- 
bel Banko.  —  Fast  ein  Drittheil  der  Bewohner  dieser  Stadl 
heilzt  seine  Hauser  nur  mit  Schilf^  so  dafs  der  Verkauf  des- 
selben  blofs  zu  diesem  Zwecke  einen  bedeutenden  Geld-uni- 
saU  Teranlafst 

Es  wird  aber  mifserdem  in  dem  Astrachanischen  6ou- 
V  erne  men  I  noch  zu  vielen  andern  oekonomischen  Zwecken 
▼erwendel,  namenllich  zum  Bau  von  abgesonderten  Vorraths- 
oder  Geraths  -  Hausem',  von  Viehstallen,  Dachem,  Schuppen 
u.  dgl.  Auch  werden  die  Gar i en  und  KrautgUrten  bei  Astra- 
chan meistens  mit  Schilf  umziiunt:  man  vereinigt  es  zu«  die- 
sem Zwecke  in  Biindel,  die  man  durch  Eingrabung  ihrerUn- 
ter-Enden  aufrecht  befestigt;  die  oberen  Enden  werden  zu 
grolserer  Sauberkeit  gleichmafsig  beschnitten.  Solch  ein  Zaun 
bleibt  gewohnlich,  unter  geringen  Ausbesserungen^  6  bis  7 
Jahre  brauchbar.  Mit  eben  solchen  Schilfbiindeln  werden  da- 
^elbst  auch  die  Flufsufer  befestigt  und  gegen  den  Wasseran- 
griff  geschiitzt,  Wasser  -  Locher  und  Niederungen  geebnet  und 
auch  meistens  die  Grundlagen  fur  Aufhohungen  gewonnen, 
und  man  macht  endlich  ebenfalls  von  Schilf  viele  kleinere 
und  wichtige  Gegenstande,  wie  z.  B.  die  Schwimmer  an 
den  Fischergerathen,  und  die  (Schwimm-)  Btindel  die  unter 


PhyMkalitcli-mathemiatiBohe  WisteBichalleiu 

die  Boric  der  Bole  befesligt  werden,  inn  ihnen  meiir  Statig- 
keit  zu  geben  u.  s.  w. 

In  den  Wolga-Miindungen  sieht  man  sellen  Schilf  mil 
Bach-  oder  Sand-Weiden  zusammen  wachsen,  es  scheint  aber 
dafs  es  den  Boden  fiir  diese  Baume  vorbereilet,  indem  der 
Thon,  der  Schlamm  und  allerhand  triftiges  Zeug,  welche  in 
die  Schilf  biische  gespiilt  werdeh^  dort  allmalig  2U  Grunde  ge- 
hen,  das  Schilf  selbst  verdrangen  mid  ein,  jenen  Baumen  h&chsl 
zuiragliche8,  Erdreich  bilden.  Solche  Uebergange  haben  haufig 
staltgefunden ,  und  viele  Einwohner  zeigen  Oerllichkeiten  die 
fniher  ganz  ausschlielslich  mil  Schilf  bedeckt  waren,  jetzt  aber 
schon  jmigen  Weiden-Anwuchs  besitzen.'* 


Ueber  die  Stelle  welche  die  hier  erwiihnle  Pflanze  ioi 
Systeme  einnimmt,  sind  folgende  Zeilen  eines  inGurjew  aoi 
Kasp.  Meeres  im  April  1833  von  Herrn  Lessing  an  micli 
geschriebencn  Briefes  von  Inleresse: 

„Was  den  kamysch  belriffl,  so  kann  ich  Ihnen  ver-* 
„sichern,  dafs  er  an  diesem  Ausflusse  des  Ural  ins  kasp. 
,>Meer  durchaus  nichts  anderes  isl  als  Phrag.mites.  Da 
^,es  aber  jetzt  noch  keine  bliihenden  Zweige  giebt^  so  kann 
,,ich  allerdings  noch  nicht  mil  Bestinunlheit  sagen^.dafs  es 
,;Phragmites  communis,  Trinius  sei.  —  Dieses  isl 
,jedoch  wahrscheinlich/*  £. 


Die  Schwellen  der  Wolga  an  deren  Miindung. 


Uer  in  diesem  HeRe  erwuhnte  Aufsatz  von  Herrn  Kus- 
mischtschew  (pag.  109)  enihiilt  uber  diese  klimatischen Er- 
scheinungen  Folgendes: 

,,Die  groCsten  periodischen  Anschwellungen  der  unteren 
Wolga,  ereigtien  sich  nahe  gleichzeitig  mit  dem  Auflhauen 
der  Fliisse  in  der  Nahe  der  Wolga-Quellen.  *In  Aslra- 
chan  (angt  das  Wasser  gewohnlich  um  dieMittedes  Mai*) 
an  zu  wachsen,  und  erreichl  seine  grofste  Hohe  um  die  Mi  tie 
oder  gegen  das  Ende  des  Juni  Folgende  Angaben  der 
grofsten  Pegelhohen  in  der  Wolga  beiAstrachan  und  der 
Tage  an  denen  sie  statt  fanden  zeigen  dieses  niiher 

Foffl. 


1828 
1829 
1830 
1831 
1832 
1833 
1834 
1835 
1836 
1837 
1838 
1839 
1840 


6,39 

Juni 

6,38 

Juni 

3,54 

Jani 

5,00 

Juni 

3,62 

Jiini 

6,71 

Juni 

7,58 

Juni 

9,54 

Juni 

6,58 

Juni 

8,66 

Juni 

8,83 

Juni 

9,09 

Juni 

4,92 

Juni 

9 
17 
18 
10 
22 
14 
29 
11 

5 
20 
12 
18 
14 


*)  fell  habe  diese  und  die  folgenden  Zeit-angaben  bereifta  in  neuen 
8tyl  umgeaetzt.  Das  LangenmaaGi  iat  das,  dem  Rnglischen  gteichr, 
Rossische.  H. 

Eriniins  Ross.  ArdaW.  1841.  Hft.  I.  B 


114  Physlkaluch  -  mathematische  Wissenncliaf ten . 

Nach  Erreichung  seiner  grofsten  Hohe  bleibt  das  Wasser 
einige  Tage  (scheinbar)  unverandert,  fangl  dann  an  (sichtlich) 
abzunehmen  und  tritt  Ausgangs  Juli  schon  liberall  wieder  in 
seine  Ufer  zuriick.  Zur  Zeit  des  Austritts  werden  an  vielen 
Stellen  uniibersehbar  grofse  Fliichen  iiberschwemmt. 
AuTser  diesen  gewohnlichen  Auslritten  ereignen  sich  in  der 
unteren  Wolga  auch  andre  zu  unbeslimmten  Zeiten^  in  Folge 
heftiger  und  anhaltend  vom  Meere  her  wehender  Winde;  dies 
gescfaieht  yorzugsweise  im  Herbst,  itn  September  und  Octo- 
ber bei  der  sogeannlen  Morjana  (d.  h.  der  Meerwind^  von 
m6re,  das  Meer)  wie  man  dort  die  5stlichen  und  sudosili- 
chen  Winde  nennl.  In  Astraehan  sieigt  das  Wasser  bei 
der  Morjane  bis  zu  5  Fufs  (PegeUiohe)  und  wenn  dieser 
Wind  besonders  stark  und  anhaltend  ist|  so  nimmt  der  Fiufs 
bis  auf  mehr  als  20  Wersl  von  seiner  Miindung  einen  sehr 
merklichen  Salzgeschmack  an.  Auf  eine  Aenderung  des  Win* 
des  folgi  der  Zuriicktritl  des  Wassers  oft  innerhalb  weai- 
ger  Stunden.  —  An  der  NO.-Kuste  des  kaspischen  Mee- 
res  bewirken  die  Morjanen  ahnliche  unregelmafsige  Ueber- 
schwemmungen  die  man  Embenskija  wodui  d.  i.  Emba- 
Ge wasser  nennt.  — 


Ueber 

einige   Russische  Beitriige  zur   Kenntniss   der 

periodischen  Stemschmippen 

von 
A.   Erman. 


Jlrer  von  der  Petersburger  Akademie  der  Wissenschaftea  her- 
ausgegebene  Russische  Kalender  fiir  1841  (mje^jazo^low  \ 
na  1841  god.  W'Sanklpelerburgje  pri  Imp.  Akad.  nauL  SvOk  ' 
226  Seiten)^  enihalt  unler  Anderem  ein:  ^^chronologisches  Ver- 
zeichnifs  bemerkenswerther  Nalur-Ereignisse^  vom  Isten  Juli 
1839  bis  zum  Islen  Juli  1840.''  (beide  Data  nach  allem  Style), 
aus  welchein  ich  die  folgende  Nachricht  wortlich  ubersetze: 

1839  Juli  31.  a.  Sk  oder  August  12.  n.  St. 

,,Jii  Halitsch  und  SoUkalitsch'^)  jm  Gduyern^iQeiit  TonKo^ 
stroma,  bemerkte  uian  in  tier  2ten  Stunde  nach  Mittag,  dafs  die 
Sonne  ganz  parparfarben  und  ohne  Stralen  erscliien>  daraiif  aber 
durch  elnen  sich  allnialig'  ausbreitehden  Nebel  sich  immer  mehr 
trnbte  nnd  "endlich  ganz  verstlrwand,  wodnrch  es  in  der  4ten  Stunde 
schon  so  finstcr  wurde,  dafs  man  nicht  einen  Scbritt  weit  ror  sich 
sfehen  und  in  den  Zknmeni  oline  Feuer  ntchts  erkenaen  lu>^nte. 
Wabreod  der  Daner  dleser  Beseheinitng  nabm  man  einen  SeinrefeL- 
g«rnch  wakr,  nnd  anabUissig  lid  von  oben  etwas  vie  PapierB<:bnit- 
zel  von  aschigem  Ansehn  (kak  by  loskutki  bninagi  w'iridje 
peplaV 


*)  d.   b.   respektive   bei  eUva  58^,2  Breite  nnd  40<>^  O.  v.  Paris  nnd 
bei  59*  Breite  end  40^,1  Ost  y.  Paris. 

8- 


116  PhyBikalisch-mathematuche  Wissenichaften. 

Nur  in  Beziehung  anf  die  aufsere  BeschafTenheit  der  bei 
diesem  Ereignisse  herabgefallenen  Substanz,  will  ich  jetzl  an 
einige  ahnlichc  Angaben  aus  andren  Jahren  erinnem  *).  — 

1819  August  13,  milhin  ebenfalls  zur  Zeit  des  soge- 
nannten  Augustphanomens,  soil  zu  A  m  h  e  r  s  I  in  M  a  s  s  a  c  h  u- 
set  eine  porose  und  leichte  Materie  gefallen  sein,  dieman 
vorher  als  glanzend  weifses  Meteor  in  der  Lufl  gesehn  halte  **). 

1833  November  13 ,  grade  als  man  die  periodischen 
November -Stemschnuppen  aufserordentlich  haufig  bemerkte, 
fielen  an  5  verschiedenen  Ponkien  in  Nordamerika  Sub- 
slanzen  herab,  die  sammilich  als  leicht  und  ferner  theils  als 
schwamm-y  theils  als  gallert-  und  eiweifs-arlig  beschrieben 
werden  ***). 

1835  September  5.  sah  Herr  Koch  bei  Gotha  eine 
nach  Schwefel  (Schweflichter  Saure?)  riechende  gelatinose  und 
und  zu  grofsem  Theile  schon  bei  niedriger  Temperatur  fliich- 
tige  Substanz,  mit  einer  Stemschnuppe  neben  sich  herabfal- 
len  ***•).  —  Auch  ist  schon  einmal  in  Russland  eine  pa- 
pierahnliche  Masse  gefallen,  deren  Ursprung  von  aufser- 
halb  der  Erde  nicht  zweifelhafl  sein  soil  f ). 


Die  M^m.  de  TAcad.  de  St.  Petersbourg  enthalten 
eine,  von  Herm  Frahn  am  1.  December  1837  gelesene,  Ab- 
handlung  iiber  Beitrage  Arabischer  Schriftsteller  „zur 
Geschichte  der  Stemschnuppen'*  aus  welcher  ich  fol- 
gende  Notizen   wortlich  entnehme.     Es  sind   die  von  dem 


*)  Dais  1839  August  12.  einer  der  Tage  war  an  denen  sich  das  eine 
Ton  den  zwei  periodischen  Sternschnappen-Ereignissen  —  (das 
August «  and  das  Noyember-phanomen)  —  sehr  Tolbtandig  gezeigt 
hat,  bedarf  kanni  der  Erinnerung.  — 

**)  Annates  de  Chim.  et  de  Phys.  XIX.  pag.  67. 

*^)  Annalen  der  Physik.  Bd.  109.  St.  204. 

****)  Annalen  der  Physik.    Bd.  112.   St.  315. 

f)  Schweigger  Jumal  n.  s.  w.  Bd.  26. -St.  332.  Scheerer  Allgem. 
nord.  Archiv.  Bd.  4.  St.M).  nnd  Bd.  7.  St  209. 


Beitrage  zur  Keiuitniiji  ^er  perioduclieB  Slernschnappen.        117 

Herm  Verfasser  gegebenen  Uebersetzungen  dcr  Arabi- 
schen  Texte,  nebsl  den,  ebenfalls  von  ihm,  hinxugerugten 
Dalis  der  Begebcnheilen  nach  dirisUicher  Zeitrechming  and 
allem  Style*).  Die  chronologischen  Reductionen,  wel- 
che  zvL  diesen  leUteren  gefuhrt  haben,  verdankt  man  Herm 
V.  WischnewskjL  — 

Aus  dem  Tarich  el  Mansury.  Cod.  521.  Acad.Sc.foL51. 

In  diesem  Jahre  (namlich  im  iMiihammecl.  J.  241)  ereignete  sich 
ein  Herabstarz  der  Sterne  in  der  Nacht  des  Donnerttages  (d.  i. 
vor  dem  Donnerstage)  im  Nenmonde  (d.  i.  den  Isten)  dea 
Dachamadi  If.  nnd  dauerte  von  Anbeginn  der  Nacht  bis  zur  Mor- 
gearothe.    Und  in  der  ganzen  Welt  waren  Erdbeben.  *- 

J^ach  unserer  Zeitrechnuog  enUpricht  dieser  Angabe:  855. 
October  17,  Donnerstag. 


Eimacini  Hist  Saracen,  arab.  et  laL op.  Erpenii  p«  181. 

Im  Jalire  286  fand  in  Aegypten  ein  Erdbeben  Statt,  Mittwochen 
den  7ten  des  Monates  Sulkade,  yon  der  Mitte  der  Nacht  an  bis 
zum  Morgen,  nnd  diejenigen  Sterne,  welche  man  schuhub  (die 
lenchtenden  d.i.  die  Icnchtenden  Meteore)  nennt,  befan* 
den  sich  in  gewaltiger  Bewegnng  nnd  fohren  gen  Osten  und  We- 
sten,  gen  Norden  and  Siiden,  so  dais  kein  Mensch  nor  znm  Him- 
mel  hinanfznblicken  vermogte. 

Nach  unserer  Zeitrechnung  entspricht  dieser  Angabe:  899. 
November  14,  Mittwoch. 


Conde,  Gesch.  der  Herrsch.  der  Mauren  in  Spa- 
nien.  Uebers.  Bd.  1.  S.  397. 

In  dem  Monde  Bylcada  des  J.  289  starb  Konig  Ibrahim  ben  Ah- 
med, nnd  in  derselben  Nacht  erblickte  man  eine  unzahlige  Menge 
▼on  Sternen,  die,  gleicbsam  in  die  Lnffc  abgeschossen ,  sich  oben 
vertheilten  und  rechts  and  links  wie  ein  Regen  ausbreiteten.  Von 
diesem  Kreignisse  beldam  das  Jahr  den  Namen  Jabr  der  Sterne. 

*)  Da(s  die  reduzirten  Data  nach  altem  Style  angegebenseieii,  scheint 
mir,  obgleich  Herr  Frahn  es  nicht  ausdrucklich  sagt,  keinem  Zweifet 
zn  nnterliegen,  da  derselbe  in  den  Jahren  Ton  deiien  die  Rede  ist 
noch  allgemein  gebrauchUch  war. 


118  PiaTnJEAUtch-*iiuilhematisciie  Wi 


Nach  uBserer  Zettrechniing  entflpiidit  dieser  Angabe :  902. 
October  25.  Mont  a  g.  Die  Arab.  Schritlsleller  nennen  da* 
fur  eineB  Sonnabend  als  Wochentag. 


1 1  I 


Eutychii  AnnaL  T.  II.  p.  529. 

Den  3.  Sulkade  des  J.  323  war  in  Aegypten  ein  starket  Brdbe- 
bei^.dnd  die  leachtendcn  8tem^  (d.  i.  die  (eachtetiden  Me- 
te ore)  waren  in  heftiger  Bewegong. 

Nach  unserer  Zeilrechnung  enUpricht  dieser  Angabe :  935. 
October  4. 

Abdollatiphi  Comp.  memorab.  Aeg.  ed.  8.  p.  118. 

Qwnz  daa  Niiinlicbe  hat  licli  audi  Ui  dif^em  iihn  (5Q8i)  znge- 
tragen:  im  Anfange  desselben  fand  ein  Umbeiflieigen  dei  Sterne 
statt  n.  8.  w. 

Nach  unserer  Zeilrechnung  entspricht  dieser  Angabe:  1199. 
October  23.  

Sojuly's  Hufn.  Cod.  525.  Acad.  Sc.  foL342. 

Im  Jabre  599  in  der  Naclit  des  Sonnabends  (d.  i.  vor  dem 
So nn abend e)  den  letzten  3iubarrem  schossen  die  Sterne  am  Ilim- 
mel  nach  Osten  and  nach  Westen,  und  fiogen  bin  und  her  rechts 
und  links,  wie  Ueuschrecken  die  sich  iiber  ein  Land  yerbreiten. 
Dies  dauerte  bis  zar  Morgenruthe.  Die  Menschen  gerietlien  dar- 
iiber  in  Kntsetzen  und  beteten  mit  lautem  Geschrei  zu  Gott  dein 
Hocherhabenen  u.  s.  w. 

Nach  unserer  Zeilrechnung  enlsprichl  dieser  Angabe:  1202. 
October  19,  Sonnabend. 

Herr  Friihn  fiihrt  zur  BeslaVgung.  dieses  letzten  Ereig* 
nisses  noch  die  fast  gieichlautenden  und  eben  so  entschei* 
doiden  Angaben  zweier  anderen  Arab.  Schriflstelier  iiber  das- 
selbe  an.  — 

Ich  habe,  am  Schlusse  dieser  Bemerkungen,  die  Data  der 
vorstehenden  Beobachlungen  mit  denen  mehrerer  ihnen  ahn- 
lichen  zusammengestellt.  Die  daraus  enlslandene  Tafel  diirfle 
wohl  zu  ferneren  Priifiingen  folgender  Hypothese  auffordem, 
welche  bis  jelzl  den  vorhandenen  Thalsachen  enlsprechend 
scheint 


Beitriige  znr  Kenntnils  d«r  perioditchen  SieKnsebnuppen.       lift 

Diejenigtn  swei,  fast  jahriich  bemerkbaren,  au^eieich- 
net  starken  Stemschnuppenfalle,  welche  ich  der  Kiirse  halher 
das  August*  uud  das  November -phanomen  nenneii  wiU>  er- 
eignen  sich,  wie  audi  Gibers  annahm,  beim  Durcbgange  der 
Erde  durch  zwei  ringG>rinige  Strome  oder  Bahnen;  in  deren 
jeder  sieh  um  die  Sonne  eine  grofse  Anzahl  von  Kjirpern  b^r 
wegen,  welche  in  der  Nahe  der  Erde  leuchtend  erscheinepj 
jedoch  meisi  nur  wenn  sie  des  Nachls   in   dieselbe   irelen. 
Von  der  einen  di^^er  Bahnen  (d0ai  Novembei'-strotne)  ha| 
die  Durchschniltslinie  mil  d^r  Ekfipiik  ihre  Lage  allmalig  so 
geanderl,  dafs  der  Durchgang  derErdef  durch  diese  I^imeund 
mithin  aach  das  durch  ihn  herbeigefiihrle  November -phibio- 
men,  jeUt  zu  einer  etwas  spateren  Jahresseit  einlriit  als  in  frfi- 
heren  Jahrhunderten. 

In  den  zw6i  Jahreszeiten  wp  die  Erde  sum  and$rn  Mal^ 
die  DurchschnitUlinie  einer  jener  Bahnen  roit  der  Ekliptik 
erreicht,  mithin  respeklive  nahe  6  Monate  nach  deip  August- 
phanomen  u^d  eben  so  lange  nach  dem  November-ph^pomen, 
m  ii  s  s  e  n  sich  *)  v)el0  VQU  den  Korp^rn  wdche  diese  Phanq- 
mene  veranla^sen^  entweder  zwischen  der  Sonne  und  der  Er^e^ 
Oder  in  der  N&he  der  Erde,  oder  endlich,  vOn  der  Sonne  aus, 
jenseits  der  Erde  auf  der  Linie  ^u  derselben,  befindeq.  Si^ 
wiirden  wenn  der  zweite  der  genannt^n  FiiUe  Statt  fandci 
im  Februar  uiid  im  Mai  wiedenun  als Stemschnuppenf  omf 
ahnliche  Weise  wie  im  August  und  im  Npvember>  aicht- 
bar  werden;  sie  koonten,  wenn  der  erste  Fall  Sutt  Hinder 
im  Februar  und  im  Mai  eine  Schwachung  der  die  Erde 
erleuchtenden  und  auch  der  sie  ^rwarmenden  Sonnen^tfalen 
bfiwirken,  wiirden  aber,  wenn  der  dritte  Fall  der  wirklich 
vorkommende  ware,  in  den  zwei  zulelzt  genannten  Monaten 
audi  ganz  unbemerkt  bleiben  konnen.  —  Die  bis  jetzt  vor- 
hand^nen  Erfahrungen  sprech^  nun  dafiir,  dais  in  unserer 
Zeii  sowohl  die  August-  als  die  November-Korper,  re- 
spektive  um  Februar  7.  tmd  umMai  12.  n.  SL  zwischen 
der  Erde  und  der  Sonne  hindurchgehen  oder  mit der 

*)  Versteht  sich:  wenn  die  YOrgenannte  Hypothese  begrUndet  int. 


I9D  Physikaliseh-mathematische  Wisseittchaften. 

Sonne  in  Conjunction  sind^  dnfs  aber  in  friiheren  Jahrhunder- 
ten  diese  Conjunctionen  auch  rait  wahren  Sternschnuppen- 
regcn  (der  Erde  nahen  Voriibcrgangen  jencr  Kbrper)  bc- 
gleitet  waren.  —  ' 

Man  kann  fiir  die  gegenwiirlige  Zeit  die  Data  (nach 
neuem  Style)  November  11  bis  14.  und  August  9  bis  14. 
fiir  die  periodischen  Sternschnuppen-Regen^  und  mithin  Mai 
10  bis  13.  und  Februar  5  bis  10.  fiir  die  Conjunction  der 
sie  bewirkenden  Korper  mit  der  Sonne,  als  den  Beobach- 
tungen  enisprechend  angeben;  je  nachdem  man  sich  aber 
die  Slrome  durch  welche  diese  Erscheinungen  verursacht 
werden  sollen,  in  der  senkrecht  auf  die  Bewegung  der  Erde 
gelegenen  Richtung,  breiter  vorstellt,  mufs  man  auch" auf 
grofsere  Unterschiede  in  den  Slellungen  der  Erde  oder  in  den 
Jahreszeiten  wahrend  weicher  man  sie  beobachten  kann,  ge- 
fafst  sein.  Mehrere  von  den  Beobachtungen  aus  friiheren 
Jahrhunderten  scheinen  aber  (in  sofern  sich  die  hier  darge- 
stelite  Hypothese  iiberhaupt  bewiihren  wird)  auf  soiche  Er- 
folge  einer  sehr  betrachtlichen  Breite  der  zwei  Stern- 
schnuppen-  oder  Astroiden-Strome  zu  deuten. 

In  der  hier  folgenden  Zusammenstellung  habe  ich  nur 
die  Data  von  solchen  Erscheinungen  aufgenommen,  deren 
Beschreibungen  mit  unseren  jetzigen  August-  und  November - 
phlinomen  am  auffallcndsten  iibereinstimmen.  Diese  Beschrei- 
bungen selbst  findet  man  in  folgenden  Aufsiitzen,  auf  welche 
ich  hiernlichst  nur  durch  Nennung  ihrer  Verfasser  verwei- 
sen  werde: 

Ueber  Stemschnuppen  von  Herrn  Geheimeralh  Bess  el  in 

Schum.  Astron.  Nachr.  B.  16.  S.  356, 

B.  17.  S.  1. 

—  —        —        von  A.  Erman  daselbst  B.  17.  S.  81. 

—  —        —         von  Professor  V.  Bo gu slaws ki  da- 

selbst B.  18.  S.  33, 50. 

—  —        —         von  H.  Chasles  in  Comple  rendu 

de  I'Ac.  de  Paris  1841.  Nr.ll.,  und 
von  H.  Frahn  auf  den  vorstehenden  Seiten.  —  Die  Abkiirzun- 
gcn  Sternr.  und  Sonnenv.   (d.  h.  Sternregen  und  Sonnen- 


Beitrfige  znr  Kenntni/ii  der  periodischen  Slernsclmuppen.        121 

verdunklang)  sollen  respekiive  eine  den  August-  und  denNo- 
vemberphanomenen  ahnliche  Erscheinung,  und  eine  mil  der 
obenSeite  115  beschriebenen  meist  libereinstimmende  Schwa- 
chung  Oder  ganzliche  Extinction  der  leuchtenden  Sonnwstra- 
len  bedeuten.  Das  Wort  Temperatur-Yerminderung  deutel 
auf  dasjenige  Ergebnifs  aus  meteorolog.  Tagebiichem  welches 
ich  in  dem  oben  angefiihrten  Aufsatze  bekannt  gemacht  habe 
und  welches  auch  durch  einen,  in  sehr  verschiedenen  Gegen- 
den  der  Erde  herrschenden,  Volksglauben  eine  auffallende  Be- 
slatigung  zu  finden  scheint.  — 


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^        BBS     5f522         325  -^  f  f  f  f  t;  f 

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122  Pbyaikaliscli  -  matbcmaUsche  WisseiuicI^Aften. 

Die  am  sUirksten  abweichende  Angabe  899  Novbr.  14 
a.  St.  ist  oben  (iSeitell?)  naher  erwahnt  und  nur  die  m^ 
scfaeinende  Starke  des  dort  beachriebenen  Stemregena  ktSnnte 
elwa  veranlasaen  ihreti  Zusamtnenhang  mH  den  jeizigen 
November -phanomenen  fiir  moglich  zu  halten.  Ebenso  verhalt 
ea  aich  miiHerm  Chaalea  Aiigabe  fiir  839  Mai  8  nach  wel- 
cher  (aus  Agnelli  libro.  pontificali,  in  Bpuquet  rec.  d^a 
hisior.  des  Gaulea)  fiir  dieaen  Tag  geaagi  iat:  pendant  la 
nuit  lea  dtoiles  courent  de  toutea  paria  lea  un^s 
aprea  lea  autres. 

Ji  Ji  ^      ^  Ji  ^  f*       B  '5  ^ 

esescS       a  a  a  a       e  Hg  'gc 


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Beitriige  zar  Kenntnifs  der  periodischen  Stemsclmuppen.        123 

Die  Russische  Beobachlung  von  1839  August  12  hatiins 
demnach  ein  sehr  wichtiges  Analogon  gelieferi  fiir  die  Er- 
scheinungen  welchesichin  den  Jahren  1106  und  1208,  um  die 
Zeit  des  Durchganges  der  Erde  durch  den  anderen  Knoien 
des  AugiiststromeSy  ereigneten.  1106  Februnr  12  sah  man  zu 
Bari  in  Itaiien  auch  leuchtende  Sternschnuppen  wahrend  der 
Verdunklung  der  Sonne  durch  dieselben,  ein  Umstand  der 
1839  in  Halitsch  nicht  bemerkt  zu  sein  scheint. 

Es  ist  sehr  zu  wiinschen,  dafs  man  in  folgenden  Jahren 
zu  den  mehr  ervvahnlen  Tcrmincn  der  periodischen  Stem- 
regen,  auch  inKussland  auf  die  Convergenz  der  schein- 
baren  Bahncn  dieser  Meteore  nchte,  welche  fiir  die  des  No- 
vfimber  schon  mehrmals  gegen  elwa  3^'  RectasCj 
—  21®  Declin.,  stallgefunden  hat.  —  Fiir  die  August- 
slernschnuppen  aber  untcr  anderem  folgendermafsen  beslimml 

worden  ist  *) : 

Des  Conyergenzpnnktes. 
Rectasc.      Declin. 


1637  Berlin 

An  gust  10. 

217^18 

—  57*,26 

1837  Bretlaa 

AngoBt  10. 

221  ,76 

—  51  ,41 

I&39  Berlin 

August    9. 

224  ,b6 

—  50  ,18 

1639  BerUn 

August  10. 

223  ,68 

—  52  ,39 

18:i9  Berlin 

August  11. 

218  ,4.1 

—  51  ,05 

1&39  Konigsberg 

August  10. 

214  ,85 

—  55  ,.59 

1839  Konipslierg 

August  11. 

215  ,11 

—  55  ,29 

1840  Pluladelitliia 

August    9. 

llh 

216  ,14 

—  55  ,76 

1840  Philadelpliia 

August    9. 

13 

214  ,71 

—  55  ,43 

1840  PAiMelplii'a  August    9. 

15 

219  ^5 

—  55  ,12 

*)  Schum.  Astron.  Nachr.  Bd.  17.  S. 281,81 1,317,  und  Proceed, 
of  the  Am er.  Phil.  Soc.   Vol.  1.   Nr.  13.  pag.  263. 


n. 

Hlstorlsch  -  llnfpilstlfSMshe  Wlssen- 

schaften. 


% 

Ueber 

Kaidalow's  Karawanen-Reise  nach  Buchara  *3 

Ton 

W.  Schott. 


JLf  ieses  vor  13  Jahren  erschienene  Werkchen  ist  in  Deutsch* 

land  noch  unbekannt  und  scheint  seibst  im  Russischen  Reiche 

wenig  Beachiung  gefunden  zu  haben.     Es  enthalt  den  an- 

spruchslosen  Bericht  eines  Kaufmanns  aus  Moskau  iiber  seine 

und  seiner  Gefiihrten  Eriebnisse  auf  ihrer  gemeinsamen  Wan- 

derung  von  Troizk  bis  in   die  Nachbarschafl   von   Buchara^ 

und  auf  seiner  Riickwanderung  durch  die  Wiiste  Kara-kum 

I  nach  Troizk.    Da  der  Verfasser  ganz  ohne  wissenschafUiche 

I  Kenntnisse  war,  so  darf  man  in  seinem  Tagebuche  keine  phy- 

'  sicalischen  Beobachtungen,  geographischen  Orisbestimmungen 

.  u.  dgl.  suchen ;  dagegen  empfiehlt  es  sich  durch  frische  Beob* 

*)  Karawan  -  Sapiski  wo  wremja  pocboda  w^Bacharija  ro««jiskago  kara- 
wana,  pod  woinskiiu  prikrytiem ,  w*1824  i  1625  godach  wedennyja 
natsclialnikom  onago  karawana  nad  kapetschestwom  Ewgraphom  Kai- 
dalowym,  d.  Ii.  Karawanen-Tagebuch,  aaf  einer  in  den  Jabren  1824 
und  1825  unter  militairischer  Bedeckung  unternommenen  Karawanen- 
Reise  nacb  Buchara  geftihrt  von  dem  kaufmannlBchen  Chef  der  Ka- 
rawane  Rugraphu«  Kaidalow.  Drei  Theile  in  einem  Bande  in 
Duodez,  zusammen  433  Seiten.  Moskau  1827  and  1828. 


KaidaloVs  Karawanen  -  Reise  nach  Bnchara.  125 

achtung  der  Natur  von  ihrer  AuCsenseite  und  lebendige  Ireue 
AufTassung  des  Charakters  der  Steppenbewohner.  Mil  diesen 
Eigenschaften  vereinigl  der  Yerf.  einen  energischen  Sinn,  den 
kein  Milisgeschick  zu  beugen  vermag,  und  eine  biedere  Ge- 
miithliclikeit,  die  uns  schon  auf  den  ersten  Seilen  seiner  schlich- 
ten  Erzahlung  fiir  ihn  einnimmt. 

Die  kaufmannischen  Yerbindungen  Russlands  mit  Buchara 
waren  immer  schwacher  geworden,  weil  die  wehrlosen  Rus- 
sischen  Karawanen  von  den  rauberischen  Angriffen  der  Kir- 
gisen  und  der  im  Gebieie  von  Chiwa  hausenden  Raubstamme 
so  viel  zu  leiden  batten.  Da  erlieCs  im  Mai  1824  der  Gou- 
vcmeur  von  Orenburg  eine  (in  der  Einieitung  zu  dem  Tage- 
buch  mitgetheilte)  Bekanntmachung  an  die  Russische  und  Asia- 
tische  Kaufmannschaft,  des  Inhalts,  dafs  hinfiihro  jede  Kara- 
wane,  die  von  der  Orenburger  Linie  abginge,  alljiihrlich  ein 
miiitairisches  Convoi  erhalten  sollte.  Dieses  Convoi  soUte 
die  Karawane  bis  nach  Buchara  geleiten  und  dort  der  nach 
Russland  heimkehrenden  Karawane  sich  anschiiefsend  mit  der- 
selben  zuruckmarschiren.  Sobald  die  Kaufmanschaft  in  Moskau 
von  diesen  Yerfiigungen  in  Kenntnifs  gesetzt  war,  schlug  des 
Verfassers  Bruder,  der  schon  lange  an  der  Orenburger  Linie 
einen  nicht  unwichtigen  Handel  trieb,  ihm  vor,  sich  mit  der 
nachsten  Karawane  nach  Buchara  zu  begeben ,  um  dort  seine 
(des  Broders)  Geschiifte  zu  fiihren.  £ugraph  Kaidalow, 
der  sich  gerade  damals,  ebenfalis  in  Geschaflen  seines  Bru- 
ders,  zu  Troizk  befand,  ging  diesen  Yorschiag  um  so  iieber 
em,  ais  er  schon  lange  Lust  gefiihlt  hatte,  alle  die  Wunder 
dieser  Steppen  selbst  zu  sehen.  Am  25sten  October  (a.  St) 
1824  machte  er  sich  auf  den  Weg  nach  Orenburg,  wo  er 
der  abgehenden  Karawane  sich  anschlieHsen  woUte,  und  von 
diesem  Tage  an  fiihrte  er  ununlerbrochen  sein  Reise-Joumal, 
aus  dem  wir  jetzt  in  derselben  chronologischen  Ordnung  das 
Bedeutendere  des  Inhalts  mittheilen. 

Yon  anhaltenden  Regengiissen  aufgerissene  Wege  und 
andcre  physische  Hindemisse  zwangen  den  Verf.,  auf  der 
Reise  nach  dem  760  Worst  von  Troizk  entfemten  Orenburg 


126  liMtonsch-liogiUBCische  Wiueiuciiaften. 

UDgewdhnlich  viele  Zeit  zu  gebraucben.  Als  er  endlicli  an- 
kam,  erfuhr  er  zu  seinem  nicht  geriagen  Schrecken^  daCs  die 
iUrawane  schon  seit  dreien  Tagen  au%ebrochen  war,  und 
gleichzeitig,  dafs  man  ihn  zum  kaufmannischen  Chef  derselben 
emannt  H^tte.  In  seiner  Nolh  wendete  er  sich  an  den  miii* 
tairischen  Statlhaiter  von  Orenburg^  der  ihm  ein.Convoi  von 
20  Mann  verschaflle,  um  der  Karawane  nachzureisen.  Dieses 
Convoi  wurde  an  den  verschiednen  Vorposten  gewechselt. 
Zum  aufsersien  Vorposlen  Ugolj  gelangt,  lieDs  Kaidalow  bei 
den  benachbarien  Kirgisen  nach  der  Karawane  fragen,  konnte 
aber  nichta  von  ihr  er£ahren ;  und  so  mufete  er  sie ,  gleich- 
sara  auf's  Gerathewohl^  in  der  unabsehbaren  Sleppe  aufsu- 
chen.  Der  freundiiche  Ataman  des  Posbens  versorgle  ihn  mit 
einer  guten  Escorte^  und  schickte  seinen  eignen  Bruder  mit, 
der  viele  Kenntnifs  von  der  Oerllichkeit  besals;  er  seibst  ^e- 
leitele  den  Yerf.  bis  zu  den  benachbarten  kirgisischen  Au- 
len  (Zelldorfem),  und  bald  sah  sich  imser  Reisender  in  der 
endlosen  Einode  ohne  Wegc  und  ohne  eine  Spur  lebender 
Wesen.  Erst  am  dritteu  Tage,  als  schon  150  Werst  in  der 
Wuste  zuriickgelegt  waren,  und  der  fast  aufgezehrte  kleine 
Provisuit  dem  kl^inen  Trupp  die  schreckliche  Aussicht  auf 
Hungertod  eroffnete,  traf  man  zur  unbeschreiblichen  Freude 
beider  Theile  mit  der  Karawane  zusammen. 

Die  Ordnung  ihres  Zuges  war  folgende:  voranrilten  die 
kirgisischen  Fuhrer;  hinter  ihnen  kam  d^r  Vortrab;  diesem 
folgten  in  einer  Enlfernmig  von  elwa  100  «Sajenen  die  Ko- 
adken;  dann  die  Artillerie  nebst  dem  Transport;  dann  die  In- 
fahterie;  nach  dies.er  wieder  Kosaken^  und  endlich  der  Nach- 
trab.  Zu  beiden  Seiten  trabten  in  vielen  Reihen  die  bela*- 
Bteteik  Kameelcy  so  dais  jede  Reihe  eine  Kette  bildete,  da 
immer  ein  Kameel  an  das  hinter  ihm  gehende  gebunden  war; 
und  AUeiS'  diefs  war  wiederum  v6n  einer  Escorte  umgebeni 
oder  von  Patrouillen  zu  Pferde,  die  Keinen  ohne  besondere 
Erlaubnifs  hinein  oder  heraus  UeDsen.  Das  miUtairische  Deta- 
chement  bestand  uberhaupt  aus  250  Mann  Infaaterie,  250  Ko- 
saken  und  zwei  Feldstucken  mit  der  erforderUchen  reltenden 


Kaiclatow*8  Karawanen-Reise  nach  Bnchara.  127 

Artillerie.  Die  ReiV&t  utid  Fufsganger,  die  Kirgisen  in  ihrem 
seltsam^rt  Costiim,  die  Hussidchen  Kaitfleute,  die  Tataren, 
Budiareii,  tind  ehdlich  die  Kameele  mil  ihren  Lasten  Jnldelen 
ein  EtiBemble,  daft  eine'm  sehr  bunten  und  geriiuschvoUen  wan- 
demden  Jahtmarkte  glich. 

Am  12teii  Novettiber  selzte  der  Zug  durch  eine  Furth 
fiber  den  Flub  Uek  und  iibemachtete  am  jenseitigen  Ufer. 
Hier  iibergab  de^r  militairische  Befehlshaber  Heim  Kaidalow 
sein  Patent)  das  ihn  als  Vorgedetoten  der  zur  Karawane  ge- 
hdlrenden  Kaufteule  besUitigte.  —  Am  14ten  starb  einer  der 
Kirgiifttsehen  Fdhrer  und  wurde  auf  dem  benachbarten  Hiigel 
begraben.  Der  Vert  bemerki  bei  dieser  Gelegenheit,  dafs 
Berge  und  Hiigel  die  gewdhnlichen  Grabslalien  der  Kirgisen 
seien.  Die  Tumuli  fiber  den  Grabem  veiireten  bei  ihnen  die 
Slelle  von  Wegweisern  und  fiberheben  sie  jeder  geographi- 
schen  KenniidlSs.  —  3is  zum  18ten  Nov.  war  das  Wetter 
8ch5n;  aber  an  diesem  Tage  steilte  sich  reichlicher  Schnee 
ein,  von  schneidender  Kalte  begleitet,  die  den  Zustand  der 
Karawane  sehr  verschlimmerte ;  doch  diefs  war  nur  ein  Vor^ 
spiel  aller  der  Leiden^  die  sie  noch  ertragen  sollten.  —  Am 
238len  Nov.  setzte  man  durch  eine  Furth  fiber  den  Jemba^ 
und  am  24sten  mulste  die  Karawane  den  nackten  Hohenzug 
Mogojar  passiren.-  Diese  Bcrge  sind  nichl  besonders  hoch, 
aber  vpller  Schlnchten,  daher  Lastthiere  und  Pferd^  nur  mit 
vieler  Beschwerde  und  Gefahr  sie  zurtidklegen  konnen.  Am 
29ftten  zog  man  iihtr  andere  Berge,  welche  die  grofsen 
Bursuk  heiisen  *). 

Atai  Isten  December  sahen  die  Reisenden  zum  ersten 
Male  d^en  Bkum  Sakxaul,  von  dem  weiter  unten  noch  ein- 
flsal  die  Rede  sein  wird.  An  demselben  Tage  trennte  sich 
ein  Theil  der  Karawane  vom  G'anzen  und  schlug  die  flich- 
tmig  nach  Chiwa  ein.  Am  2teti  December  kamen  Kirgisen 
sun  Tatechhandel.    Dieser  fiSr  die  Karawane  sehr  vortheil- 


*)  Das  Kirgiaibche  (anch  Osmaniacfee)  bursnk  bedeutet  Dachs,  qikI 
iat  in  der  Form  barank  auch  en  den  Rnssen  oberg^gangen. 


128  liistorisch-liiiguutische  Wuuensobaften. 

hafle  Handel  setzle  sich  fast  einen  Monat  lang  fort,  bis  man 
den  FluCs  Kuwan  erreichie^  und  der  Verf.  nimmt  davon  Ge- 
legenheit,  auf  die  Vortheile  eines  soichen  Handels  fiir  Russ- 
iand,  wenn  er  keine  Unterbrechung  erlitte,  hinzuweisen.  — 
Am  lOten  zog  die  Karawane  durch  das  damais  schon  liin- 
gere  Zeit  wasseriose  und  mil  Seemuscheln  iiberdeckte  Belle 
des  Tschaghanak,  eines  Golfes  des  Aral-Sees*).  In 
Gruben^  die  das  Belle  enlhielt,  befand  sich  noch  slagnirendes 
Wasser  vom  See.  —  Am  15ten  erreichle  man  den  Syr- 
darja  (Jaxartes)  in  einer  Gegend,  wo  zahlreiche  Grabmonu- 
menle  von  sellsamer  golhischer  (?)  Slruclur  sich  erhoben; 
die  meisten  waren  aus  ungebrannten  Ziegeln  errichtet ,  Einige 
mil  Bogenwolbungen,  Thurmen  mid  Mauem  mil  Zinnen.  Die 
vornehmslen  dieser  Tumuli  sollen  iiber  den  Grabem  eines 
Helden,  derKara-Kubek  (schwarzer  Hund?)  hiefs,  und 
seines  Bruders  erbaul  sein.  Der  Syr-daija  hat  hier  (also 
nichl  gar  weil  von  seiner  Miindung)  einen  sehr  reifsenden 
Lauf;  seine  Ufer  sind  flach^  sandig  und  in  kleiner  Ausdeh- 
nung  mil  Rohrichl  bewachsen^  das  wilden  Ebem  und  ande- 
rem  Wilde  als  Schiupfwinkel  dient;  auch  Fasanen  findel  maa 
hier.  Die  Breite  des  Syr-daija  belriigt  100  ^Sajenen^  seine 
Tiefe  isl  unermefsiich  (?);  er  isl  reich  an  Fischen,  besonderss 
Sloren,  Hausen  und  Sterlelen.  —  Am  ISten  erschienen  zahl- 
reiche Kirgisische  Bole,  um  die  Wanderer  ans  jenseilige  Ufer 
zu  bringen.  Man  kam  nach  einigem  Feilschen  iiberein,  dais 
fiir  zehn  iiberzuselzende  Kameele  ein  Hammel  oder  ein  Juch- 
len  als  Fahrpreifs  hingegeben  werden  sollle,  was  zehn  Rubein 
an  Geld  gleichkommt  So  mufsle  die  Karawane  ihre  Ueber- 
fahrl  mil  2000  Rubein  bezahlen,  ungerechnel  400  Hammel, 
welche  die  Kirgisischen  Fiihrer  den  SchifTem  ablielsen.  Die 
Kirgisen  jener  Gegend  woUlen  Russlands  Oberhoheil  noch 
nichl  anerkennen;  ihr  Chan  Mamanbai,  eine  Crealur  des 
Chans  von  Chiwa,  war  den  Russen  abgeneigl,  und  es  ver- 


*)  Vermuthlich  ist  der  norclLicbe  Sary-tschaghanak  geraeint,  wel- 
ches Wort  s.  V.  a.  gelber  Golf  bedentet. 


KaMiaIow*8  Karawanen-Keise  nach  Bacbara.  129 

lautete  scbon,  dieser  Fiirst  habe  von  Seiten  der  Regierung  zii 
Chiwa  ausdrtickliche  Ordre,  der  Karawane  den  Durchmarscli 
durch  sein  Gebiet  zu  verwehren.  Erst  am  25sten  December 
war  die  ganze  Karawane  gliieklieh  iibergeselzt. 

Mil  dem  Isten  Januar  1825  gelangle  man  zmn  Ufer  des 

reUsenden  Kuwan-darja,  der  ein  ziemlich  tiefes  Belie  und 

sehr  klares  Waaser  hat.    Die  Ufer  dieses ,  ebenfalls  dem  Aral 

zustromenden  Flusses  sind  nicfat  hoch,  aber  abschiissig,  und 

zumeist  mit  Schilf  bewachsen.     £r  hat  eine  malsige  Breite, 

und  ist  so  fischreich,   wie   der  Syr-darja.     Am  jenseitigen 

Ufer,   zu   dem   die  Wanderer   am   driiten  Januar  iiber  eine 

Briicke  aus  Bohr  gelanglen,  fiel  ihnen  ein  stattliches  Gebaude 

von  Bucharischer  Bauart  in   die  Augen:    eine   hohe  Mauer 

umschloiis  einen  geraumigen  Hofraum,  in  welchem  auliser  be- 

sonderen  Wofannngen  fur  den  Eigenthiimer,  seine  FamiUe  und 

seine  Gaste  eine  ziemlich  grojGse  Moschee  mit  Bogenwdlbun- 

gen  sich  befand.     Der  Eigenlhiimer  des  Gebaudes  war  ein 

Moila,  der  in  Buchara  studiert  halte,  ein  Mann  von  ausge- 

zeichnetstem  Rufe  in  Hinsicht  seiner  Gelehrsamkeit  und  sei<^ 

ner  Tugenden.    Die  wilden  Kirgisen  nab  und  fern  bewiesen 

ihm  eine  Ehrfurcht,  die  fast  Anbetung  zu  neimen  war.    In 

seinem  Hause  fanden  alle  Opfer  eines  widrigen  Geschickes 

oder  dier  Bosheit  ihrer    Feinde    Zuflucht;   und   sein   bioDser 

Name  reichle  bin,  um  diese  Barbaren  zu  entwaffnen,  die  sich 

schon  gliieklieh  schiitzten,  den  Saum  des  Gewandcs  einer  so 

heiligen  Person  kiissen  zu  k5nnen. 

Am  5ten  Januar  machie  man  Station  an  dem  Orle  Kara- 
kul (schwarzer  See),  wo  vormais  ein  wahrer  Golf  (sa- 
il w)  gewesen,  iiber  den  eine  Briicke  fiihrte.  Jetzt  ist  dieser 
Golf  ausgetrocknet.  —  Am  lOten  zog  man  durch  das  tiefe 
und  trockne  Bette  des  Janghi-darja  (neuen  Flusses), 
der  weiland  dem  Syr-darja  an  Grofee  und  Majeslat  nichts 
nachgab  *).    Den  miindlichen  Traditionen  der  Kirgisen  zufolge 

*)  Aaf  der GrimniVchen  Kaite  ist  ein  dem  Syr-darja  parallelei,  aber 
namenloses  trocknes  Flnfsbette  angedeutet,  das  der  Janghi- 
darja  za  sein  scheint. 

Enafms  Ross.  Ardrir.  lS4t.  Hft.  1.  9 


130  Hbtorisch-lingnutiaelie  WiMensckaAen. 


waren  die  Ufer  dieses  Fiuases  wefland  von  esnem  uUreidketi 
Volke  bewohnt,  das  bliifaende  Sladie  grundete;  aber  eine  uii- 
bekaimte  fremde  Nation  uberfluthete  das  Land,  gab  dem  na- 
tiirlichen  Laufe  des  Fiusses  *eine  andere  Richtung,  zerstorle 
die  Sladie  und  sdileppie  ihre  Bewohner  als  Gelangene  fort. 
Vermulhlich  enthait  diese  Sage  eine  ReminiscenB  an  die 
Tschinggis'chanisdien  Weltstiirme.  Vier  und  dreiCsig  Werst 
von  dem  Orte,  wo  die  Kara  wane  iibergeselzt  war,  machie 
man  Halt  auf  einer  Ebene,  die  so  gleichformig  glatt  war,  wie 
die  Oberflache  eines  ruhigen  Wassers.  „Es  ist,"  sagt  der  Vf. , 
,^als  ob  die  Naiur  diese  Ebene  absichiiich  so  geformt  halte, 
damit  sie  einen  Contrast  biidete  za  der  sie  begranzenden  itn- 
ebenen  Wiiste  des  RothenSandes  (Kysjl-lLum),  die  im* 
seren  Blicken  voriag.''  —  Am  folgenden  Tage  betrat  der 
Ziog  die  Wtiste  Kysyl^kum,  die  der  Verf.  eme  unabsehhare, 
don  stturmbewegten  Ooeane  ahnkche  Anhaufong  von  Sandhiir 
geln  nenaL  Durch  diese  ode  Hiigel -Region  fiihrt  aber  ein 
enger  Pfad,  von  der  Nalur  selbst  angelegt,  und  indem  die 
Karawane  diesem  Pfade  folgte,  mulste  sie  einen  weitiange- 
r^i  Zng  bilden. 

Bisher  hatten  die  Reisenden,  einen  voriibergehenden  An- 
fall  rauberischer  Kirgisen  (am  SQsten  November  1624)  abge- 
rechnet,  noch  keine  anderen  Feinde ,  als  kliniatiscbe  Hinder* 
nisse,  zu  bekampfen  gehabt  Kaum  aber  war  man  eine  Tage - 
reise  weit  in  der  Rothen  Sandwiiste  vorgedrungen,  ab  plota-- 
tich  die  Nachricht  von  dem  Anzuge  eines  ungeheuer  iiberle- 
genen  Heeres  aus  Chiwa  allgemeine  Bestiirzung  verbreitete- 
Die  Karowane  zog  sich  auf  einen,  Bisch*tube  genannten 
Berg,  wo  sie,  hmter  Waarenballen  sich  verschanzend,  von 
Feinden  rings  umlagert,  14  Tage  lang  mit  weniger  Unter* 
brechung  um  Leben  mid  Besitz  kampfen  mufste.  Die  Cbi^ 
waer  bedienten  sich  einer  sehr  ahnlichen  Taktik  wie  die 
Osmanischen  Spahi*^,  und  wuCsten  auch,  wie  jene,  ihre  geM- 
lenen  oder  verwundeten  Kameraden  sehr  geschickt  in  voUem 
Galopp  vom  Schlachtfelde  wegzuschleppen.  Ihre  Waffen  be- 
sianden  aus  Pike  und  Sabel.     Flinten  haben   sie   ebenfalls, 


matben  aber  tm  Kampfe  allien  Gebrauch  darvon,  wtU  ak  ih'* 
nen  larts^  und  unbequem  aiitd.  Statl  derFtiniensefaioaserbe* 
dieoea  aie  aich  der  Lunlen.  Aulaerdem  findet  man  bei  iiineii 
eine  ganz  eigne  Art  Gewehre,  die  sie  Schacbmai  nennen; 
diese  aind  sehr  lang  und  von  ao  starkem  Kaliber,  dafa  mm 
anf  drei  Buchaenachufa-weHen^  KarUisohen  aus  ihnen  acMefisen 
kann  (alao  eine  Art  Muskedonner?);  ihrKnall  gleicbidem 
einer  kieinen  Kanone.  Die  Kieidung  dieaer  Aauber  bestand 
aus  einem  Chalat  von  rother  Seide  oder  BaumwoUe,  den 
ein  Persischer  Giiriel  voa  rother,  blauer  oder  weifeer  Farbe 
lun  die  Hiiften  fes^hielt,  einem  tilchenen  Kaftan,  bei  ihnem 
Tachekmen  genannt ,  weiis - baumwoUenen  Pluderhosen^ 
einer  Scheitelkappe  und  einer  hohen  rauchen  Mut^e  dariiber, 
deren  Farbe  gewohnfich  achwara  war  (daher  Kara-kaU 
paken,  Scbwarsc-Mutzen).  Hals  und  Bruat  trugea  aie 
gans  unbedeckt. 

Die  bei  der  Karawane  bfcfindlichen  Bucbaren  achiekten 
awei  Bolen  nach  Uirer  Hauptatadt,  um  Hiilfe  von  dem  Chan 
%u  erflehen;  dieser  aber  haite  keiae  Ohren  daliir,  vne  man 
auch  von  einem  Fiirslen  der  aein  eignea  Land  gagen  Inva*^ 
aionen  su  achUUen  unrahig,  kaum  anders  erwarten  konnte. 
Der  immer  fUhlbarer  werdende  Mangel  an  ProvianI  beatimmte 
die  Karawane,  Ausfaiie  zu  tbun,  die  jednoh  ohne  Erfolg  hlie*^ 
ben.  Um  ibren  Durai  tu  stiUen,  verschlangen  die  Wanderer 
den  achmuizigen  Scbnee,  der  zu  ihren  Fii&en  lag:  aie  hatlen 
betnahe  die  gewfsse  Auaaiebt  mit  ibrem  Vieh  verachmaehten 
aumusaen;  aberKleinmuth  undNiedergesehlagenheit  herrachten 
nur  outer  den  Kirgiaen  und  Bucharen  der  Karawane,  trotx 
ihrea  Giaubena  an  Pradeatination.  Sie  bewunderten  die  Aus*- 
dauer  und  die  Liat  ihrer  Ruasiachen  Gefibrten ,  welche  bia^ 
w^en  ihre  HainmeUieecden  dem  Feinde  entgegentrieben '  und, 
aobald  die  Chiwaer  wie  bungrige  Wotfe  driiber  berf  elen, 
eine  groCse  AnzaU  deraelben  niedermachten.  £ndlich  hot  Acb 
dne  Gelegenheit  zum  Unterhandehi :  der  militairische  Chef 
der  Karawane  (Oberst  Zulkowski)  gab  einem  ihrer  Kirgisi- 
schen  Fiihrer,  Botachai-Sultan,  denMamanbai^einschon 

9* 


182  Huitoruich*liiig:iiiBtitciie  WlMenachaften. 

erwahnter  mil  Chiwa  alliirter  Kirgisischer  Chan,  sdirifkKch 
su  sich  eingeladen  JiaHe,  einen  Brief  an  diesen  HaupUing  mit, 
worin  er  ihm  den .  rein  kaufmannischen  Z week  der  Expedition 
auseinander  seUte.  Am  anderen  Morgen  brachte  der  Bote 
ein  Antwortschreiben  der  feindiichen  Heerfiihrer,  worin  sie 
meldeten,  der  Chan  von  Chiwa  habe  sie  abgeschickt,  urn  die 
Karawane  einzuladen  in  seine  HaupUtadt  zu  kommen,  und 
ihnen  die  Pflicht  auferlegt,  Gewalt  zu  gebrauchen,  %venn  seine 
Einladung  verschmaht  wiirde! 

Die  Karawane  sahite  1300  Menschen,  eine  ^eiche  Zahi 
Pferde,  2500  Kameele  und  40000  Hammel  —  dieses  Aiies  war 
auf  einem  Raume  von  der  Ausdehnung  einer  halben  Werst 
xusammengedrangt  und  von  Zeit  zu  Zeit  %vurde  die  Luft 
durch  abscheulichen  Geruch  verpestet,  der  sich  aus  den  Aesem 
geEaUener  Thiere  entwickelte.  In  der  traurigen  Altemalive, 
vor  Hunger  sterben  oder  den  Feinden  unterliegen  zu  musaen, 
wenn  dieser  Zustand  fortdauerte,  beschlofs  man,  neun  Zehn- 
theiie  der  Waaren  preilszugeben  und  mil  dem  iibrigen  Zehn- 
theil  sich  wo  mogiich  durch  das  Heer  von  Chiwa  einen  Weg 
su  bahnen*  Ein  starker  Schneesturm  (wjuga),  der,  von  ei- 
ner in  dieser  Gegend  fast  unerhorlen  Kalle  (15  Grad)  beglei- 
tel;  am  19ten  Januar  einfiel*)y.erzwang  Waffenruhe;  und  des 
folgenden  Tages  brachte  Botschai- Sultan,  den  die  Chiwaer 
wieder  zu  sich  beschieden  batten,  die  Kunde,  man  wolle  die 
Karawane  ungekrankt  Ziehen  lassen,  wofern  sie  einen  belie - 
bigen  Theil  ihrer  Waaren  auslieferte.  In  Folge  dessen  lud 
Oberst  Zulkowski  die  Hauptlinge  des  Heeres  zu  einer  Confe- 
renz,  und  am  nachsten  Morgen  erschienen  sie  wirklich,  be* 
gleitet  von  ihrem  ganzen  Heere,  das  a'ber  in  BiichsenschuCsweite 
Halt  machte  und  ruhig  sieben  blieb.  Man  empfing  die  HSopt- 
finge  —  es  waren  zwei  Feldherren  der  Chiwaer,  zwei  Bei's 
der  Turkmanen  und  Karakalpaken  und  der  Chan  Mamanbai  — 
auliierhalb  des  Lagers  und  verabredete  mit  ihnen,  dais  die 


*)  Auch  bei  der  letzten  Expedition  der  Raisen  gegen  Chiwft  woideii 
so  aiedrige  Lofttemperatnren  im  Winter  beobftohtet 


Kaidalow*s  Kaniiraaea-ReiM  nftch  Bachara.  13S 

Karawane  500  mil  Waaren  belaslete  Kameele  nach  Chiwa 
sdiicken,  die  Chiwaer  aber  Geibeln  stellen  und  sich  durch 
Eidsdiwure  verpflichten  sollten,  der  Karawane  kein  Leid  mehr 
anzuihim.  Aber  der  Feind  hatte  keinen  anderen  Zweck,  ab 
die  Krafle  der  Belagerten  durch  Zerstiickeliing  su  schwUcheiiy 
und  verlangte  fichon  die  versprochenen  Waaren,  ehe  er  sich 
ni  Erfiillung  der  Bedingungen  bequemte.  Man  schickte  Bo- 
tschai- Sultan  vonNeuem  ins  Lager,  um  eine  Erklarung  hier- 
iiber  %n  erhalten;  er  kam  aber  dieses  Mai  nicht  Euriick  — 
ein  Umstand,  der  um  so  verdrieblicher  war,  da  dieser  Mensch 
den  traurigen  Zustand  der  Karawane  genau  kannle.  Am  23sten 
begannen  die  Feindseligkeiten  von  Neuem;  aber  das  Raub- 
heer  muiste  vor  den  Karlatschen,  die  man  gegen  sie  abfeuerte, 
xuriickweichen. 

Die  Kirgiaischen  Fiihrer  nahmen  in  ihrer  fast  hofihungs- 
losen  Stimmung  xu  verschiednen  Arten  von  Orakel-Befra- 
gung  ihre  Zuflucht.  Ein  Zauberer  berief  die  Geister  gan% 
auf  diesellie  Art,  wie  die  Schamanen  der  iSbirischen  Volker 
ni  thun  pflegen  —  ein  (iberraschender  Beweis  von  der  Nach^ 
wirkung  des  Heidenihums  in  dem  rohen  muhanomedanischen 
Steppenbewohner!  Wegen  seiner  Neuheit  noch  merkwiirdi* 
ger  war  folgendes  Experiment,  das  unser  Reisender  umstand* 
lich  beschreibt  Zwei  Manner,  die  von  alter  moralischen  Be- 
fleckung  rein  sein  mussen,  setsen  sich  einander  gegentiber. 
Jeder  halt  einen  Pfeil  an  dem  Ende  woran  die  Spitze  befe^ 
stigi  ist,  in  der  Hand,  und  driickt  ihn  sehr  fest  an  den  Bo* 
den ,  doch  so ,  dafs  die  Enden  der  Schafte  beider  PfeUe  ein* 
ander  beriihren.  Dann  spiicht  jeder  der  beiden  Manner  drei 
Hal  eine  ihnen  bekannte  Gebeiformel,  und  wahrend  dieser 
Zeit  fangen  die  Pfeile  an  sich  zu  erheben,  wie  fest  sie  auch 
an  den  Boden  gehalten  werden ;  der  Eine  oder  der  Andere 
steigi  hoher;  bisweilen  stoisen  sie,  wie  kampfend,  susammen 
Oder  weichen  einander  aus.  Derjenige  Pfeil  endlich,  welcher 
nach  dreimaUger  Wiederholung  des  Gebetes  iiber  dem  ande- 
ren bleibt,  zeigtan,  dafs  die  Partei,  die  er  reprasentict ,  den 
Sieg  davontragen  werde. 


134  HiBtorisch-liAguisliBehe  ^^isMiwchaften. 

Indedseii  Mieg  die  Noih  der  Karawane  ouf  s  Hochsie. 
In  Ermangelung  des  Wassers  und  Holzes  tnufstm  die  SoMa* 
ten  und  die  Kosaken  ihre  einiige  Nahrtmg  —  das  Fieisch  — 
im  Fette  braten,  das  zugleich  die  Sleile  von  Brennhols  ver- 
trat  Man  verzweifelle  immer  mehr  an  der  Mdgfichkeit ,  die 
Waaren  »u  retten;  und  um  dem  Feinde  bo  wenig  als  in6g-> 
lich  iibrig  zu  iassen,  ^oirde  nichts  geschoni:  Papier,  Koffer, 
Sandalen  u.  s.  w.  wanderlen  ins  Feuer,  und  game  Zucker- 
hiite  in  die  Fieisch -Kessel,  wo  sie  mil  dem  Felt  und  den^ 
Fleische  Kusammen  kochten  —  alies  hatte  seinen  Werlh 
verloren.  Endlich  am  26slen  setfcten  sich  die  Reisenden  mit 
der  Escorte  und  einem  kleinen  Theil  ihrer  Outer  in  Bewe- 
gung,  um  durch  die  Raubhorden  zu  entkommen  oder  ihr  Le« 
ben  theuer  zu  verkaufen.  Vorher  halte  der  Verf.  einen  riih- 
renden  Brief  an  seine  Frau,  worin  er  ihr  ein  bedingtes  letz- 
tes  Lebewohl  sagt  und  seinen  lelzten  Willen  meldei,  in  sein 
Tagebuch  geschricben.  Die  Feinde  bedrohten  den  Riicken 
des  Zuges;  aber  drei  Ladungen  Karliitschen  und  die  tapferste 
personliche  Gegenwehr  ewangen  sie  zum  Riickzuge.  Das 
Werk  der  Selbstbefreiung  war  gelungen;  zugleich  aber  sah 
man  die  Unmoglichkeit,  die  Reise  nach  Buchara  fortsetxen  %n 
kSnnen,  obwohi  diese  Sladl  nicht  iiber  300  Wersl  entfemt 
lag.  Der  Feind  umschwUrmte  den  Zttg  von  alien  Seiten, 
wagte  nber  keinen  neuen  Ueberfall.  Der  heifse  K.'nnpf  dieses 
Tages  hatle  ihm  500  Mann  gekostet;  dagegen  fielen  2000 
Waarenballen,  eine  gteiche  Zahl  Kameele  und  40000  Hammel, 
die  auf  dem  Berge  zurlickgeblieben ,  in  seine  Hande.  Herr 
Knidalow  schatzt  den  ganzen  Schaden  den  die  Karawane  er- 
Hit,  anf  550026  Rubel ;  aber  ungefahr  die  Halfte  des  Verier- 
nen  war  Eigenthum  seines  Bruders  gewesen.  Die  meisien 
Rei&enden  tuiifsten  zu  Fnfse  gehen;  denn  ihrePferde^  didvdt 
Hunger  eine  Menge  Sand  versehluckl  hatten,  fielen  vor  bren- 
nendem  Schmerz  auf  dem  Wege  niedcr;  man  schlachtete  sie, 
und  die  Kirgisen,  die  ihr  Fieisch  verzehrlen,  fanden  ihre  enl- 
ziindeten  Gedarmc  mit  Sand  gefiilU.  Als  der  bewafihete  Zug 
—  denn  eine  Karawane  konnle  er  nicht  mehr  heilsen  —  am 
29s(en  aus  dem  Hiigelland  wieder  in  die  Ebene  kam,  bol  ihm 


Kaidalow's  Karawanen-Reise  nack  Budiara.  135 

das  coakbinirte  feindliche  Heer  ein  letzies  Mai  die  StirOi 
mulste  aber,  durch  iwei  Ladungen  aus  den  Kanonen  ver- 
scheuchl,  das  VVeite  suchen.  Am  Abende  desselben  Tagea 
campirle  man  >vieder  am  Janghi-^darja,  zwischen  RuineD 
ciner  ansehnlichen  Stadt. 

In  dieser  Gegend  wachsen  eineMengeSak«aul-Baume 
von  ungewohnlicher  Hdhe.     Das  Holz  dieses  Baiunea  ist  — 
wie  der  Yerf.  hier  bemerkt  —  von  so  erstaunlicher  Harte,  dafs 
es  der  sCiirksten  wid  schiirfslen  Axt  TrotE  bielet    Da  es  fast 
unmoglich  isl,  einen  soJchen  Baum  uuizuhauen,   er  miiiistte 
denn  sehr  jung  sein,  so  bedient  man  sich  eines  anderen  ganz 
einfichen  MiUels:  man  tritt  stark  mit  dem  Fufse  gegen  die 
WurzeJy  imd  diese  Erschiitterung  bringt  den  grofsten  Sak^aul 
sum  Falle;  alle^i  er  bricht  nicht,  sondem  apaltet  sich.     Sein 
Hoix  ist   so  schwer  wie  Stein,  brennt  aber^  wie  Oel.     Es 
riecht  sehr  angenehm.    Die  Zweige  dieses  Baumea  sind  sehr 
diinne  und  sart,  und  ein  Lieblingsfutter   der  Kameele;  die 
Blatter  sind  dick,  lapglich  mid  gelblich ;  sie  veriindem  in  kei- 
ner  Jahreszeit  ihr  'Ansehn.     Eine  Fruchl   erzeugt  der  Sak- 
«aul  nicht  (?). 

Am  SOsten  mid  dlsten  Januar  setzte  man  die  Wandenmg 
am  trocknen  Flufsbette  des  Janghi-*darja  entlang  fort.  Oft 
sahen  die  Reisenden  Spuren  alter  Gebiiude  mid  Ruinen  von 
Wasserleitmigen  niit  tiefen  Bassins.  Am  Isten  Februar  ent- 
decklen  sie  noch  weit  ausgedehntere  Triimmer,  Chodja* 
lam  genannty  die  eine  an  vielen  Slellen  serfallene  Mauer  um- 
zog.  Der  Raum  innerhaib  dieser  Mauer  beherbergte  die  Ueber*- 
resle  eines  Tempels,  einen  Thurm  von  bedeutendem  Umfange 
auf  einem  ziemlich  groCsen  freien  Plalze ,  den  ein  besonderer 
Erdwall  einfriedigle  u.  s.  w.  —  Am  2len  Februar  waiider- 
ien  sie  durch  das  Bette  des  wasserlosen  Janghi  weiler, 
der  Gegend  sich  nahernd,  wo  der  Kuwan  aus  dem  Syr- 
darja  tritt.  Hier  waren  sie  nicht  fern  von  der  Granze  des 
Heiches  Taschkend,  dessen  Fesiung  Akmetschet  oder 
Kamysch-kala  und  dessen  Stadl  Turkestan  sie  in  einer 
Entfemmig  von  respective  70  und  150  Werst  (wie  der  Verf. 


136  HistorJscli-linguistiscW  Wissenscliallen. 

annitnml)  zur  Rechten  liegen  lielsen  *).  Dieser  wegen  seiner 
Handelsverbindungen  mil  Russland  hinliinglich  bekannte  Kir* 
gisen-Slaat  unterhielt  gerade  damals  wegen  des  fortdauem* 
den  Bniches  zwischen  Chiwa  und  Buchara,  einen  sehr  blii-' 
henden  Handel.  Dieser  giinstige  Umsland  erweckie  in  den 
Reisenden  die  Lusl  einen  Abstecher  nach  Taschkend  zu  ma- 
chen,  in  der  schmeichelnden  Hoffnung,  dads  sie  ihre  iibrigen 
Waaren  dort  mil  einigem  Voriheil  wurden  losschlagen  kon- 
nen,  allein  sie  mufsten  ihren  Plan  noch  aufschieben,  da  ihre 
Kirgisischen  Begleiter  nicht  einwilligten.  —  Am  5len  Fe- 
bruar  passirle  man  den  Flufs  Kuwan  in  der  Gegend,  wo  er 
sich  eine  Strecke  weit  in  sechs  Arme  spaltei;  jeden  dieaer 
Arme  fanden  sie  ungefahr  von  gleicher  Tiefe  (8  Sa/enen  und 
dariiber);  das  Wasser  war  aber  so  hell,  dafs  man  bis  aufden 
Grund  sehen  konnte.  Hier  trafen  sie  mil  nomadisirenden 
Kirgisen  zusammen,  die  ihnen  ihre  aufriehtige  Freude  dariiber 
bezeugien,  dafs  es  ihnen  gelmagen  war,  sich  aus  den  Kiauen 
der  Chiwaer  zu  retten.  Wie  diese  guten  Leute  erzahllen,  so 
hatie  das  Chiwinzische  Heer  wahrend  seiner  Angriffe  auf  die 
Karawane  sic  gezwungen,  ihnen  den  nolhigen  Proviant  zu 
liefern  und  ihnen  mit  barter  Ahndung  gedroht,  wenn  sie  den 
Russen  jemals  etwas  Nolhiges  verabfolgten.  Um  ihre  Schande 
zu  bedecken,  batten  die  Chiwaer  diesen  Kirgisen  einen  mahr- 
chenhaften  Bericht  von  dem  mifslungenen  Untemehmen  ge- 
macht.  ,>Die  Russen"  —  sagten  sie  —  ^^bauten  auf  dem 
Berge  Bisch-tiibe  eine  eiserne  Feslung,  an  der  jede 
unserer  Kugeln  nothwendig  abprallen  muiste*^).     Hier  ver- 


*)  Akmetschet  soil  ohne  Zweitel  Ak-mesil/id  (weifse  Moschee) 
hel&en;  Kamysch-kalabedeatet  Rohr-Festang.  Aaf  der  Grimm- 
schen  Karte  ist  keiner  von  beiden  Namen  za  linden.  Sollte  rieUeicht 
die  Stadt  Otrar  am  rechten  Ufer  des  Syr-darja  gemeint  sein? 

**)  In  einer  Nacht  hatte  die  Karawane  anf  dem  Bisch-tUbe  einen 
Ueberfall  des  Feindes  niit  drel  Sprengkngeln  znriickgeschlagen,  yon 
denen  aber  eine  in  den  Schnee  fiel  nnd  also  nicht  platzte.  Die  Chi- 
waer erzahlten  den  obcrwahnten  Kirgisen  ganz  naiY,  sie  hiilten  diese 


Kaidftlow's  Kavawanen-Reke  nach  Bociiara.  137 

theidigten  sie  sich  dreizehn  Tage  lang  und  waren  dann  mil 
Einem  Male  verschwunden.  In  der  Gegend,  wo  man  aus  den 
Rothen  Sandhiigeln  trilt^  benierkten  wir  fiie  wieder  in  aufser- 
ordentlicher  Enifernung  und  woUlen  eben  gegen  sie  anriicken 
—  da  horten  wir  piotzlich  einen  Kanonendonner,  und  sahen 
Viele  onsererLeule  todt  niederfallen,  ohne  zu  wissen,  wie  es 
xuging.  Nun  hielien  wir  sie  fiir  Teufel^  und  liefsen  ganz  von 
ihnen  ab.**  Die  Starke  ihres  Heeres  hatlen  sie  selbst  auf 
12000  Mann  bere'ehnet 

Ais  der  Zug  am  9ten  Februar  das  Ufer  des  Syr-darja 
erreicht  hatte,  traf  er  wiederum  viele  nomadisirende  Kirgisen, 
von  denen  einige  sich  bereit  zeigten,  als  Fiihrer  mil  nach 
Taschkend  zu  gefaen.  Vier  Russische  Kaufleute,  darunter 
Kaidalow  selbst ,  trennten  sich  am  lOlen  Februar  von  ihren 
Gefahrten,  guigen  iiber  die  Eisdecke  des  Syr-darja,  und  tra* 
ten  die  neue  Wanderung  an.  Schon  halten  sie  ohne  irgend 
ein  bemerkenswerihes  Erlebnifs  sieben  Tagereisen  zuriickge- 
legt,  als  sie  (am  17ten  Febr.)  durch  Kirgisen  die  von  Tasch- 
kend heimkehrten  erfuliren,  dafs  ihrer  dort  nur  schwarze  Yer-' 
ratherei  harrte.  Der  Chan  von  Taschkend,  den  ein  verwandl- 
schafUiches  Band  mit  dem  Chane  von  Chiwa  verkniipfte,  haite 
sich  vorgenommeUy  die  ankommenden  Russen  samt  ihren 
Waaren  dem  Lelzteren  auszuliefern.  Diese  Nachricht  be- 
stimmte  die  vier  Kaufleute,  wie  man  sich  denken  kann,  zur 
ungesaumten  Riickkehr:  sie  mulsten  aber  direct  nach  Troizk 
abgehen,  da  ihre  Kirgisischen  Fiihrer  —  der  Yerf/sagt  nicht 
aus  welchem  Grunde  —  sich  weigerten,  sie  wieder  zu  ihren 
Reisegefahrten,  den  Triimmern  der  Karawane,  zu  geleiten. 
Nothgedrungen  schlossen  sie  sich  wandernden  Kirgisischen 
Aulen  an,  die  sehr  langsam  vorwarts  kamen,  und  fuhrten  mit 
ihnen  eine  patriarchalische  Existenz.  Gegen  Ende  Februars 
erreichle  man   die    Schwarze  Sandwiiste  (Kara-kum), 


Kngel  Ton  Hand  zo  Hand  gehcn  lassen  und  neugieiig  betrachtet, 
rndlich  aber  ins  Feuer  gelegt !  Nan  erst  ptatote  sie,  nach  ihrcr  Ver- 
slchening,  und  todtete  zwQlf  Mcnaehen. 


138  llwtorisch-linguistische  WiMentcbsfteiii  • 

auf  deren  nackten  Hohen  Kaidalow  und  seine  Gefiihrten  Vo- 
gel  schossen,  die  der  milde  Hauch  des  erwachenden  Friih- 
lings  in  gansen  Schwarmen  nach  Norden  lockie,  oft  aber 
auch  schwermuthigen  Gedanken  an  die  Heiinat  nachhingen, 
der  sie  fiir  ihre  Sehnsucht  allzulangsam  sich  naherlen. 

Eines  Tages  setzte  sich  der  Verf.  auf  eine  Anh5he  und 
Bchrieb  eine  Reihe  Beirachlungen  iiber   seine  Erlebnisse   in 
sein  Tagcbuch.    Als  er  nach  dieser  sein  Hens   erleiehtemden 
Beschafligung  wieder  hinabstieg,   fragte  ihn  ein  Kirgise,  was 
er  droben  geihan  habe.    ,Jch  habe  geschrieben/'  sagte  Kaida- 
low.—    „„Was?!  geschrieben?!""  „fuhr  derKirgise  in  bef- 
tig  verweisendem  Tone  fort;"  ,,wenn  duGott  kenntest,  wurde 
ich  sagen,  dafs  du  ihn  nicht  furchtest,  da  du  Leuten,  die  dir 
nur  Gutes  gethan  haben^  Uebel  anthun  kannst.""  —     „Ioh 
hielt"   —  bemerkt  bier  der  Verf.  —   ,,diesen  Menschen  fiir 
wahnsinnig,  fragte  ihn  aber  doch,  was  ich  ihm  denn  irgend 
BSses  augefiigt  hatte."  —    „„Wa8  Boses?""   verselzte  er; 
„„nun  warum  schreibst  du  denn  und  ziehst   durch   diese 
Handlung  schiidliche  Wolken  herbei,  die  unserem  Yieh  den 
Tod  bringen?    Weifst  du  etwa  nicht,  wie  viele  Stucke  Vieh 
uns  schon  gefallen  sind,  seitdem  ihr  bei  uns  seid?    Schon 
lange  hiitten  wir  euch  verbrennen  sollen!""  —    „E8  ware 
vergeblich  gewesen  ihn  eines  Anderen  zu  belehren,  denn  er 
hielt  mich  nun  einmal  fiir  einen  Zauberer.    So  ging  ich  denn 
auf  keine  weiteren  Erorterungen  mil  ihm  ein  und  hiefs  ihn 
nur,  seines  Weges  gehen,  was  er  auch  that,  vermulhlich  aus 
Furcht  vor  meinen  Waflen   die   ich   immer  bei   mir  ftihrte. 
Siefae  da,  wie  weit  dieses  Yolk  in  der  Auiklarung  gekommen 
isl!"  —    Dieselben  Kirgisen  sasten  dem  Verf.  nachmals,  dafs 
sie  einen  Tataren  nur  deshalb  verbrannt  batten,  weil  sie 
Biicher  bei  ihm  vorgefunden,  ohne  auch  nur  su  bedenken, 
dalia  diese  Biicher  sogar  durch  ihren  gemeinsamen  Glauben 
geheiligt  sein  konnten,  da  der  Ungliickliche  ein  Muhammeda- 
ner  war,  wie  sie.    Freilich  sind  auch  die  Meisten  von  ihnen 
mit  der  Lehre,  zu  der  sie  sich  bekennen,  so  gut  als  unbe- 
kannt,  —  was  Wunder,  wenn  sie  nicht  nach  den  Satzungen 


Kaidalow^ft  Ktrawanen-ReiM  nach  Bachara.  139 

derselbeii  handeln!  Der  Verf.  war  Zeuge  davon,  wie  Kirgi- 
sen  bei  irgend  einem  Ungliick  oder  tvidrigen  Zufall  ihre 
Wuth  gegen  den  Himmel  selbst  kehrten  und  Religion  und 
Vorsehung  lasteiien.  Ihr  edelsterCharakterzugidt  Gastfrei- 
heit;  eine  Yerlelzung  des  Gaslrechls  erlauben  sie  sich  nur 
hochstens  dann,  wenn  ihr  Aberglaube  ins  Spiel  kommt 

Da  die  Kirgisischen  Aule,  mil  denen  die  vier  Russischen 
Kaufleute  wanderlen,  bei  ihrer  grofsen  Langsamkeit  erst  nach 
drei  voilen  Monaten  die  Russische  Griinze  zu  erreichen  ge- 
dachlen,  so  entschlofs  sich  Kaidalow  endlich,  mit  noch  einem 
seiner  Gefahrlen  und  einem  verlassigen  Fiihrer  (am  15len 
Marz)  nach  Troizk  voranzugehen,  obschon  diese  Siadt  nocli 
800  Werst  entferni  lag;  aber  Wege  und  Wilterung  waren  so 
unertraglich,  dafs  sie  nach  vier  Tagen,  obwohl  schon  200 
Werst  vorgedrungen,  an  den  verlassenen  Ort  zuriickkehrlen. 
Am  Abend  des  ISten  zwang  sie  ein  von  Regen  begleileter 
furchtbarer  Weslwind,  der  kein  Feuer  brennen  Kefs,  eine  von 
ihnen  selbst  ausgegrabenc  Grube  im  Sand  zum  Nachtquarlier 
zu  wiihlen.  In  dieser  Grube  legten  sie  sich  alle  Drei  unter 
woUenen  Decken  zur  Ruhe  nieder;  konnten  aber  am  anderen 
Morgen  kaum  wieder  aus  ihrem  Grabe  erstehen,  da  es  mit 
feslgefrornem  Sande  iiberschiittet  war.  Sie  batten  recht  Wc7rm 
gelegen;  aber  draufsen  verspiirten  sie  gleich  eine  bedeulende 
Kalte,  die  um  so  empfindlicher  war,  da  ihre  nochimmervom 
Regen  durchnafsten  Kleider  eine  Eiskrusle  erhielten,  die  je- 
doch  der  wohlthulige  Sonnenstrahl  auflhaule. 

Am  19ten  Marz  erreichten  sie  die  verlassenen  Aule  wie- 
der;  da  aber  das  Wetter  von  jetzt  an  tliglich  warmer  und 
schoner  wurde,  entschlossen  sie  sich,  am  26sten  von  Neuem 
aufzubrechen  und  schlugen  eine  mehr  nordliche  Richlung  ein. 
Am  28sten  kamen  sie  aus  den  Sandhtigeln  der  Region  Kara - 
kum  zu  den  Aulen  der  Baghanaly-Kiptschak'schenKir- 
gisen,  und  am  folgenden  Tage  liefsen  sie  den  sehr  ausge- 
dehnlen  See  Ak^sakal*barbi  in  geringer  Entfernung  zur 


140  HiBtoriBch-lingiiistisclie  Witseascbafteii. 

Linken  liegen  *).  Die  Gegend  war  hier  morastig  und  rau- 
schende  Giesbache  erschwerten  das  Vordringen.  Die  Was- 
ser  flossen  westlich  dem  erwahnten  See  su.  Im  Verlauf 
dieser  Tagereise  gelangten  sie  zu  dem  niedrigen  Hohenzug 
Nura^  desseh  Siidseite  einem  sehr  hohen  Ufer  glich  **).  Die 
verschiedenfarbigen  Erdschichten  an  dieser  Seite  gewahrten 
einen  sehr  schonen  Anblick^  besonders  wegen  der  herabrie- 
selnden  Biiche,  von  denen  Einige  griin^  Andere  blau,  wieder 
Andere  violelt,  dunkelroth  u.  s.  w.  erschienen.  Da  diese  Schich« 
ten  aus  sehr  klebrigem  Lehm  bestanden,  so  brauchte  das  mil 
ihnen  vermengle  Wasser  viele  Zeit,  ehe  es  klar  wurde.  In 
der  Gegend  um  den  Nura  fanden  die  Reisenden  zu  ihrer 
Verwundetung  ein  anderes  Klima  und  eine  andere  Vegeta- 
tion als  sie  bis  dahin  gesehen.  Nicht  weniger  verwunderten 
sie  sich  iiber  die  Versicherung  der  Kirgisen,  dafs  hier  fast 
den  ganzen  Winter  hindurch  weder  Schnee,  noch  strenger 
Frost  einfiele^  in  starkem  Contraste  zum  Siiden.  Aus  dersel- 
ben  Ursache  zeigle  sich  an  diesen  Orten  schon  frischesGriin; 
auch  wuchsen  hier  sehr  viele  Tulpen  (?)  und  Narcissen,  des- 
gleichen  eine  der  Tuipe  iihnliche  aber  weit  kleinere  Biume, 
deren  Biulhe  mit  den  Bialtem  gleichzeitig  hervorbricht.  In 
den  Nura -Bergen  sahen  die  Reisenden  endlich  auch,  zuuier- 
sten  Male  auf  ihrer  Wanderung,  Schlangen  und  Landschild- 
kroten. 

Am  31stcn  Marz  campirten  die  Reisenden  bei  dem  See 
Ak-kul  (Weifser  See),  der  etwa  40  Werst  im  Umfang 
hat,  unergriindlich  tief,  und  auCserordentlich  fischreich  ist  ****); 
am  Islen  April  aber  bei  dem  35  Werst  entfemteren  Jaman- 
ak-kul  (schlechten  weifsen  See).  Dieser  ist  ebenfalls 
grofs ,  sein  Wasser  aber  untrinkbar ;  daher  schopften  die  Rei- 


*)  Dieier  See  ist  anf  der  Griiiim*8chen  Karte  ein  Aggregat  Tieler  klei- 
ner  See'en  in  weiter  Aasdehnung. 

*'*')  I«t  anf  der  Grimm^sclien  Karte  nicht  angedeutet. 

***)  Anf  der  Grimm^achen  Karte  ist  zwar  ein  Ak-knl  Terseichnet,  aber 
mehr  als  einen  Grad  sikdlicber,  als  der  Ak-«akaNbarbi! 


Kftidalow*t  lUnw8ii«D»Reise  nach  Bnehan.  141 

senden  ihr  Wasser  aus  einem  Bache^  der  ihm  zustromte. 
Hier,  bemerkt  der  Yerf.^  fliefsen  die  Gewasser  schon  nach 
Osten.  —  Am  4ten  April  gelangten  sie,  nachdem  sie  von 
dem  Jaman-ak-kul  aus  ungefiihr  100  Werst  zuriickgelegt 
halien,  an  die  Ufer  des  Flusses  Turgai,  dessen  Eis  wider 
ihr  Erwarten  schon  aufgelhaut  war.  Die  Reisenden  sahen 
sich  genothigi  eine  Fiihre  su  bauen^  die  von  ganz  anderer  Art 
war,  als  unsere  Europaischen :  sie  sammellen  an  den  Ufem  sehr 
viele  trockne  Holzer  Chlamj  oder  Schilf-stamme^  machten 
Biindel  daraus  und  setzten  sie  zu  einer  FlolGse  zusanunen. 
Darauf  lie£sen  sie  sich  von  den  in  der  Gegend  nomadisiren- 
den  Kirgisen  ledeme  Wasserschiauche  geben^  fiillten  sie,  gleich 
Blasen,  mit  Lufl,  und  befesiigten  sie  unter  der  Flofse,  die 
solchergestait  flott  blieb,  obschon  sie  eine  Last  von  mehr  als 
20  Pud  zu  tragen  hatte.  Das  Fahrzeug  wurde  mit  den  da- 
rauf befindlichen  Reisenden  und  ihrer  Habe  ans  jenseitige 
Ufer  gezogen;  nur  Pferde  und  Kameele  IieCs  man  hiniiber 
sdiwimmen:  Letztere  liegen  beim  Schwimmen  auf  einer  Seite. 

Am  llten  April  schlugen  die  Wanderer  bei  dem  grofsen 
salzigen  See  Urkatschi  ihr  Lager.  Dieser  war  voll  natiir- 
lichen  Salzes,  das  nur  an  der  Oberflache  eine  Wasserschicht 
▼on  elwa  sechs  Werschok  Tiefe  iiberdeckte.  Die  Kirgisen 
brechen  das  Salz  heraus  und  bringen  es  zum  Verkauf  an  die 
Orenburg'sche  Linie;  auch  Russen  kommen  in  grofser  Zahl 
hierhen  Die  Reisenden  sahen  hier  zu  ihrer  grofsen  Freude 
wieder  einmal  einen  Fahrweg,  denselben,  der  sie  nach  Troizk 
bringen  soUte.  Nachdem  sie  am  14ten  April  zwei  stark  an- 
geschwoUene  und  rei&ende  Strttme  —  den  Tobol  und  den 
nur  5  Werst  entfemteren  A  j  a  t  mit  unsaglicher  Beschwerde  auf 
ihren  Pferden  durchschwommen,  am  16ten  bei  einem  See 
▼on  unbekanntem  Namen  bivouakirt,  und  am  16ten  bei  be- 
freundeten  Kiptschakischen  Kirgisen  am  Flusse  Tonsak  sehr 
herzliche  Aufiiahme  gefunden  hatten,  machten  sie  noch  am 
aelbigen  Tage  die  40  Werst  Weges  von  da  bis  Troizk. 

Am  Schlusse  seines  Tagebuchs  erzahlt  der  Verfasser  noch 
Thaten  des  Heldenmuthes  und  edler  Hingebung,  die  einige 


142  Historiseholinguvtiache  WiMeniehailen. 

seiner  Reise-  und  Leidens-gefiibrten  bei  verschiedenen  Gele- 
genheilen  voUbracht  haben. 


Herr  Lieutenant  Zim  me  nil  an  n,  Verfasser  des  Kriegstheaters 
Russlands  gegen  Chiwa,  und  der  Karte  von  Inner-Asien,  hat 
die  Giite  gehabt,  una  nach  Ansicht  des  vorstehenden  Aufsatzes  folgende 
Bemerknngen  sn  demselben  mitzutbeilen : 

Zu  Seite  126.  Der  aufserste  Posten  Ugolj  ist  nicht  die  von  Falk 
angegebene  7te  Station  des  Karawaiienweges  von  Orenburg  nach  Chiwa 
(s.  Beitrage  I.  p.  S91)  sondern  mufs  OSO.  von  Jleskaja-Saschtschita 
in  die  Karte  eingetragen  werden,  vietieicht  in  der  Nahe  der  Mogila*- 
Sdianze  meinea  Entw.  des  Kriegatb.  Rusfh  gegen  Chiwa.  VergL 
Panders  Karte  von  Inner-Asien.  ^-  Dafs  siidlich  von  dem  Granz^ 
posten:  Chanskaja-mogila  die  Thaler  des  liek  einen  sehr  unwirth- 
baren  Charakter  haben,  war  bisher  nicht  bekannt. 

Zu  Seite  127.  Die  Mogo^'ar-berge  werden  schon  von  Zemark 
als  boclist  unwegsam  geschildert.  Vergl.  auch  Lessings  Beschreibnng  der 
hochsten  Punkte  des  Rimuk. 

Zu  Seite  128.  Die  scliilfreiclien  Thaler  des  Syr  und  der  Nura 
scheinen  die  nordlichsten  Wohnorte  der  Fasanen  in  der  Kirgisenstcppc 
KU  sein^  da  alle  Reisenden  deren  Vorkommen  zuerst  beim  Rintritt  in  diese 
Gegend  erwahnen.  —  So  wie  oben  BHicken. iiber  denKuwan  und  Kara- 
kul erwahnt  (rind,  so  nennt  au«h  Abul-^hasi  in  derselben  Gegend  eiiie  Brucke 
Tascbkypryk  fiber  den  Tscbajafc.  (Ucilst  Briicke  von  Stein.  Sch.) 

Zu  Seite  130.  Mit  diesen  tiefeingesehnittenen  Pfaden  kann  man 
nnter  anderen  auch  die  &hnlichen  in  der  Wiiste  el  Tib  nordlich  vein 
Sinai  vergleichen. 

Zu  Seite  ISO.  Bisehtube  wird  von  Negrires  Karawane  beriihrt 
and  beifst  auf  Meyendorffs  Karte  Bechtepnii,  bei  Lewii^n:  Bichtubja,  ea 
liegt  bei  43^  20'  Breite.  VergL  meine  Karte  von  Inner-Aaien.  (Die 
BedeatangvonBi8cbtab€(Osmani«chBeschtepe)i8tfiinf  Gipfel.  Sch.) 

Zn  Seite  135.  Die  oben  beschriebeneii  Ruineft  acheinen  die  aiit' 
Lewacbins  Karte  Kum-Kala  genannten,  zi|  aeilt*  -^  Chodjatam  lie^ 
ostlicb  davon.  —  Der  Janghidaria  ist  von  Lewschin,  der  obigen  Bc- 
Bcbreibong  zuwider,  aus  dem  Kuwan  abgeleitet  worden;  derselbe  Jiat 
nuf  seiner  Karte  den  Ort  Ok  Metschek  nicht  mit  Kamyschkala  idcn- 
tifizirt,  sondern  den  ersteren  fast  200  Werst  von  Turkestan  entfemt 
aiigegeben.    Attf  derselben  Karte  spaltet  sieh  der  Kuwan  in  5  Arme. 


Kaidalow*8  Karawanen-Reise  nach  Duchara.  143 

Zn  Seite  140.  Der  Ak-kul  ist  wobl  einer  der  Yon  Pander  Bula- 
ganakiil  genannten  Seen,  welche  sich,  in  NO.lichcr  Richtung  gegeii- 
einander^  dem  Aksakal  anreihen. 

Za  Seite  141.  Karakam,  Urkatschi,  Tobol  und  Ajat  findon 
sich  auf  den  Karten  von  Meyendorff,  von  LewscJiin  und  Ton  Pander.  Die 
Wegstrecke  Yon  Bischtube  bis  in  die  Nahe  Yon  Turkestan  and  bis  znm 
Turgai  ist  nie  Yon  alteren  Reisenden  besucbt  Yrorden.  Der  bliibende  Di- 
strikt  Yoa  Nnra  ist  eine  Jidchst  interessante  Entdeckung  —  im  allgemei*^ 
nen  sind  aber  Kaidalow*s  hier  niitgetheilte  Angaben  so  verstandlich, 
da(s  seine  Reist  yoUitaiidig  n  eine  KMte  eingetnig<en  werden  kann. 


Rinige  wichtige  Andentungen  fiber  das  GoldYorkommen  in  der  Kir- 
gisischen  Steppe  und  iiber  die  grofsartigen  Projekte  zu  denen  dasselUe 
•chon  Peter  den  Grofsen  veranlafst,  werde  ich  bei  einer  niicbsten  Gn- 
legenheit  iioch  aiis  dem  vorstehend  genannten  Russ.  Werke  mittheilen. 

£. 


Yertheidigung  der  Russischen  Chronik  des  Nestor 
gegen  die  Angrifie  der  Skeptiker 


von 

P.  G.  Butkow. 


Petersburg  1840.     In  der  Druckerei  der  Kaiserlichen  Russischen  Aka- 

demie.  VI ,  462  und  LXV  Beiten  in  8. 

(Oborona  ljetopi«i  RuMkoi  Ne^torowoi  ot  nawjeta  «keptikow.) 


W  ir  entnehmen  das  folgende  Urtheil  liber  das  ebengenannte 
Werk  aus  einem  in  dem  Journal  des  Minister,  der  Volksaufkl. 
(Jurn.  Min.  nar.  pro^w.)  1840  Juni  enthaltenen  Aufsatze  des 
Herrn  Menzow,  und  werden  vielieichi  spalerhin  Gelegenheit 
haben,  aus  Herrn  Butkow's  Werke  selbst  noch  Einzelnes  mit- 
zuiheiien. 

Im  Jahre  1829  und  schon  etwas  friiher  bemiihten  sicli 
mehrere  Gelehrten  das  Yerdiensl  Nestor^s  zu  schinaiern^  in- 
dem  sie  seine  Chronik  fiir  eine  Sammlung  historischer  Noli- 
zen  ausgaben,  der  man  zuvor  faische,  und  aus  den  verschie- 
densten  Denkschriften  sogar  erst  in  spatester  Zeit  enlnom- 
mene,  Thatsachen  hinzugemischt  hatte.  So  wie  nun  diese 
Skeptiker  die  Autoritat  der  Chronik  selbst  anfeindeten,  eben 
so  griffen  sie  die  darin  vorkommenden^geschichtlichen  Perso- 
nen  und  Begebenheiten  an,  und  behaupteten  unter  andenn: 
Ruriky  Askold,  Dir,  Oleg  seien  Mylhen ;  die  Geschichte  Jgors, 
Oleg's,  Swjatotflaw'Sy  Wladimir^s  und  Jaro«law*s  habe  Nestor 
verKlseht  und  ausgeschmiickt.     Ueber    alle   diese  Personen 


Vertbeidigniig  iter  Nestor'schen  (^roiiik.  145 

besalsen  wir  nichts  ab  Nachrichten  fremder  Schriftsteller. 
Die  Zeit  der  Niederlassung  der  51awen  im  Norden  Russ- 
lands,  so  wie  der  Ursprung  Nowgorod's  seien  nicht  friiher 
als  um  die  Miite  des  12ten  Jahrhonderia  zu  seizen.  Gegen 
diese  dreisten  aber  nichtigen  Bebauptungen ,  welche  leider 
viele  Anhanger  fanden,  ist  nun  das  mit  vielem  Fleifse  uad 
mit  grolser  Belesenheii  geschiiebene  Buch  des  H.  Bulkow, 
gerichtet,  welches  uns  eine  Menge  neuer  oder  doch  nicht  je- 
dem  bel^annter  Quellen  andeutet,  und  viele  Slreiifragen,  wie 
K.  B.  liber  den  Beinamen  des  Grofsfiirsten  Johann  Danjilo- 
witsch  Kalita,  glucklich  lost  Die  Kaiserliche  Russische  Aka- 
demie  hat  dafnr  dem  Verf.  ihre  goldne  Medaille  verliehen. 

Herm  Butkow's  Bach  zerfailt  in  2  Theile.  —  Der  er- 
ste  betrifil  die  Cfaronik  selbst,  und  enthalt  6  Kapitel:  I.  Stand 
Russland  im  llten  Jahrhundert  auf  geniigender  Bildungsstufe, 
um  schon  damals  einen  eignen  Chronikenschreiber  zu  haben  ? 
(sehr  interessant).  II.  Die  Quellen  der  Russischen  Chronik. 
in.  Die  Askoldisehen  Russen  und  die  Yertriige  Oleg's  und 
Igor's.  IV.  Die  Russen  nach  Schioezer  und  Ewers.  V.  Wer 
waren  die  Russen  und  Waraeger  nach  dem  Begriff  der  Skep- 
tiker,  und  VI.  Griindung  Nowgorod's  und  seines  Handels. 

Der  zweite  Theil  beschaftigt  sich  mit  Nestor's  Person,  und 
beateht  aus  6  Kapiteln:  I.  Nestor's  Erscheinung,  Bildung  die- 
ses Kenobiten,  Anfang  und  Ende  seiner  Chronik.  IL  Unter« 
suchung  der  Meinungen  der  Skeptiker  von  den  alten  Klosier- 
chroniken.  III.  Zusammenhang  der  Chronik  des  Nestor  mit 
den  Geschichten  von  Bori«  und  Gleb,  von  dem  Ursprung  des 
Petscherskiscfaen  Klosters  und  dem  Leben  des  Theodonew. 
IV.  Nestor's  Hilfsmittei  zur  Sammlung  von  Materialien  fiir 
seine  Chronik.  V.  Ueber  Wa^il,  iSSlwerst  und  'Tatischtschew. 
VL  Seit  welcher  Zett  ist  Nestor  als  Chronikenschreiber  be- 
kannl  geworden.  Nach  diesem  kurzen  Inhaltsverzeichnisse  wird 
man  das  dem  Bulkowschen  Werke  gebiihrende  Interesse  leicht 
ermesses,  zumal  wenn  man  noch  beachtet  **—  dafs  es  durch- 
weg  in  einem  anstSndigen  Tone,  und  ohne  alle  beleidigenden 
PersSnlichketlen  geschrieben  ist. 

Emaiu  Rati.  Arehiv.  1841.  Rft.  I.  10 


146  nistorisch-lingaiitiBehe  Wiitonfcbftfteii. 

Wir  lassen  nun  eine  Uebersidit  dniger  Kapitd  des  ge-» 
nannten  Buches  folgen:  „Sland  Russland  im  lllea  Jahrhtm* 
dert  auf  geniigender  Culturalufe,  um  ^chen  dainak  eiaen  eig-e 
nen  Chronikenachreiber  ni  haben?  Dies  bt  die  ersle  Frage, 
welche  der  Verf*  aich  aufgegeben  und  gelSat  hat  Die  Skep- 
iiker  behaupleleB  namlich,  die  Chronik  des  N^lor  gehor« 
nicht  in  das  Hie  Jahrhundert,  denn  ein  Werk  in  weichem 
Al|es  in  einer  slrengen  Ordnung  enahli  wird,  aiimoie  nicht 
mil  dem  dainals  in  Europa  iiberhaupi  herracbenden  Sieitgeiate 
uberein,  und  uoi  so  weniger  entspreohe  ea  dev  damaligen 
Geistesbiidung  unserer  Yorfahren,  welehe  bis  sum  IVten 
Jahrbunderi  (!)  halbwild  — ja:  „yiie  das  Vieh"  lehleii; 
2)  in  unserer  Chronik  werde  gesproohen  von  den  Deut- 
aohen,  den  Gosli,  den  Schljagi,  Kuni,  dem  Sam* 
met  oder  Aksamii,  und  aomit  von  Dingen  und  Worlen 
wekhe  unsere  Vor£ahren  nur  erst  im  13tea  Jahrhundevt, 
durch  die  hansealischen  Kaufleute,  erhalten  hatten;  noch  weit 
weniger  kSnnen  sie  die  griwni  (eine  Miinaarl)  gekannt  ha* 
ben,  da  dieselben  sogar  in  Polen  erst  1125  aufgekommen 
seien,  und  3)  da  Polen ,  Litthauen,  Preulsen,  Kurland^  Liv- 
land  und  Esthland  im  llten  Jahrbunderi  noch  keinen  Chro-* 
nikenschreiber  gehabt  batten,  so  konne  doch  unmdglich  Russ- 
land,  durch  den  Besils  eines  solehen,  diesenLandem  in  einer 
nicht  unwesentlichen  Beziehung  veraus  gewesen  sein. 

Auf  den  eralen  Beweis  antwortet  H.  Butkowr  die  Sa- 
ven  des  llien  Jabrhunderls  werden  von  den  Skeptikem  ge-* 
scbildert,  viit  sie  uns  S^sibioezer  fur  das  8le  Jahrhundert  dar*- 
gesielh  hatte,  aber  aiicb  er  irrte,  und  wahrsdiefaiiich  hat  aich 
durch  ihn  das  Vorurlheil  ekigeschlicken,  als  wenn  unsere 
5lawen  in  ihrem  ganzen  Weaen  durchaus  Nichla  sich  selbst, 
sondem  AUea  einaig  und  allein  den  Scfawedischen  Auswan- 
derem:  Rurik  und  deasen  Russen  verdankien.  Karamsin,  Lele* 
y/ety  Baron  Rosenkampf  \^A  andere  haben  bereita  SoUozer^s 
grofaen  Irrlhum  an  daa  Lieht  gebrachL  Denn  nach  dem  was 
Neslor  aagi:  ,,viele  iSlawiscKen  Stomme  blldetea  aelbatsNiih. 
dige  Furstenlhiimer,  (welche  sieh  in  der  Fo%e  der  Herrschaft 


VeithekligaBg  der  Nestor'schea  Chromk.  147 

des  Ruiik  unterwaifen)  uad  es  gab  in  Rutsland  schon  vat 
Rurik  raie  &knge  StSdte,**  miissen  die  Slawen  durchaus  enl* 
weder  one  Art  von  Geselzen  oder  dotch  wenigslens  Herkomm** 
lichkeiten  igehabi  haben,  vnd  nicht  wie  wilde  Thiere  umher<* 
gezogen  sein.  Sie  mubleii,  sei  es  audi  nur  aua  dem  Gefiihie 
der  Selb^terhaltung,  iind  um  aich  Nahrung  zu  verschaffen,  in 
dem  Thierfang  geiibt  aein,  und  Wafien  su  luachen  verstehen. 
Aber  aulserdeni  bearbeileten  sie  90gar  die  Felder,  und  be* 
schaftigteQ  aicb  mit  der  Vielizuefat;  denn  von  den  Chasaren 
erboben  sie  Abgaben  ,,fiir  jeden  Pfiug/'  und  sie  dienten 
dem  WoltUy  dem  Schulzgott  des  Viehes  (Skotji  bog). 
Nestor's  Wiorte  aber:  sie  lebten  in  Waidem  wie  das  Wild 
und  das  Vieh>  sie  versammellen  sieh  su  teuflischen  Spielen, 
seigen  deuUich  den  Unlersebied  Kwischen  den  Slawen  ala 
Heid&i  und  den  ztun  Chrisienthom  bekehrten.  Wenn  es  dem-« 
nadi  keinen  Gnmd  giebt^  unsere  Vorlahreu  des  9ten  Jahr- 
himderts  fur  balbivild  zu  luilten,  so  kann  man  dies  ungleich 
weniger  fur  die  Zek  der  Ankunft'des  Rurik  und  der  Wara^ 
giscben  Russai.  Aulserdeni  wissen  wit  nocb  aua  den  fiy- 
zanlinem,  dais  unsere  Vorfahren  in  dieser  Zeit  viele  Feriig- 
keiten  lialten.  Sie  wuCslen  nicbl  allein  die  Anfang^riinde  ded 
Kriegswesen,  sondern  sie  kampflen  auch  mit  den  Waffen  ge- 
bilifeler  Volker,  baHien  Seeacbiffey  lebten  in  Sliidlen  und  Dor- 
fem  und  kannten  Handel  und  Gesandiscbaften.  Finden  sick 
auch  nack  Annabme  der  Taufe  nocb  einige  Spuren  von  An-» 
tengikJikftit  an  alien  heidniaeken  Gebrauehen,  so  ist  dies  kein 
Gnmd  unsere  Voriakren  des  llten  Jahrbunderls  fiir  ein  kalb* 
wildea.  Yolk  zu  halten. 

Der  zweile .  Be weis  der  Skepliker  wird  durch  [bn-*Fod-» 
laa,  El->Istareb,Coiislaniin  Porpbyrogenet  und  durdb  mehrere 
andere  Bysaalinev  widerlegt,  aua  denen  man  ganz  deuilich 
siekt,  dafii  der  Akaamity  dieKuni,  dieSchljagiy  die  Griwnii 
Uylo  und  Go^ii  den  jlawischen  Russen  des  llien  Jahr* 
himderls  ^ehr  woU  bekanni  waren.  Die  Skcptiker  behaitplei% 
Kttna  bedtute  eine  Miinze  von  sckiechtem  Silber^  SchLjag 
an   cMKvcdur  der  Byaafttimsdie  Solid   oder    d^r    Deutseke 

10* 


148  Histoffisch-ling^iiistisclie  Wiswiudiaften. 

Schilling,  lind  My  to  und  Go  si  seien  die  deutschen  Wortetr 
Maut  und  GasL  Aber  nach  H.  Butkow^s  Meinung  sindKuni 
Felle  vom  Marder  ( Russisch  Kuniza);  Schtschlojagi 
(Schischljagi^Lschtschjagi,  Ljaschtschegi,  Schljagi, 
Schuljagi)  bedeuien  vielleicht  irgend  eins  von  deninunter- 
irdisclien  Hohicn,  „w'Schtscheljach''  IebendenThieren^z.B.  den 
DachsydenZobel^denlltiSydasHermelin  oder  ahnliche;  dennauch 
schon  friiher  Iialten  die  Wjalilschi  und  Poijanen  den  Chasaren 
einen  Tribut  von  weifsen  Eichhornchen  bezahit;  Go<9t  in  dem 
Stnne  von  Handeltreibenden  sei  wohl  entsianden  aus  den  «la- 
wiscHen  Worlern  gas  da  reich,  gasa  derSchalz,  und  andrer- 
seits  k<)nne  go  si  in  der  Bedeulung  Gesandte  vielleicht  ge- 
nau  verglichen  werden  mit  dem  Skandinawisehen  gestir,  das 
sich  auf  den  Hof  des  Konigs  beziehU  Die  Worter  griwna 
und  my  to  seien  beidc  in  der  Bedeutung  von  Gewicht  in 
alien  ^lawischen  Dialekten  gebrauchlich;  und  das  zweite  in 
dem  Sinne  von  Gabe,  Lohn,  ZoU,  finde  sich  noch  jetzt  erhal<- 
ten  in  dem  Evangehum  in  dem  Ausdrucke  mytar^  ein  ZoH« 
ner,  so  wie  auch  in  der  Prawda  und  in  dem  Lehrbuche  des 
Monomachiis.  Den  drilten,  vermeintlichen,  Beweis  der  Skep« 
tiker  widerlegt  H.  Butkow  ohne  weilere  Miihe  auf  eine  ganz 
entscheidende  ArL 

Die  Skeptiker,  in  ihrer  Meinung  dais  die  Russen  im  llten 
Jahrhundert  geradezu  Halbwilde  waren^  und  keine  biirgerliche 
Ordnung  kannten,  grunden  sich  nur  auf  Zeugnisse  Byzantini'- 
scher  und  Arabischer  Schriftslellery  und  fiihren  aus  ihnen  fol- 
gende  Beweise  an,  (welche  gar  nicht  einmalauf  das  llle  son- 
dern  auf  das  9te  und  lOte  Jahrhundert  Bezug  haben):  die 
Russen  hatten  sich  in  ihren  Kriegen  mit  den  Griechen  866, 
941,  und  mil  den  Persern  913  durch  ihre  Gralusamkeit  ausge- 
zeichnet,  nach  Menschenblut  gediiratet,  Frauen  und  Kinder 
geraubt,  gestohlen^  Feuer  angelegt,  sie  waren  rohe,  schmutzige 
Wilde  gewesen;  —  sie  hatten  die  Diebe  aufgehangt,  und  die 
Leichname  der  Hingerichteten  bis  zur  Yerwesung  an  den 
Baumen  gelassen,  und  die  Russischen  Fiirsten  hatten  vom 
November  an  auf  den  ganzen  Winter  Kiew  verlassen  um  von 


Veriheidiguag  <l«r  Nettor  acken  Chroaik.  •    140 

den  ihnen  unterworfenen  Staaimen  die  Abgaben  einzulrei- 
ben;  —  in  gut  eingerichteten  Reicheni  fugen  sie  hinzu^  fande 
dies  Alles  nicht  Statt  Die  Widerlegung  dieser  Beweise  er- 
fordert  nur  ma&ige  Kenntnisse  von  der  jelzigen  Kriegesart 
gewisser  gut  eingerichteler  Staaten,  welche  schon  langst  eine 
Literatar  haben  (wie  z.  B.  Spanien)^  dennoch  aber,  so  wie  noch 
vor  nicht  limger  Zeit  in  Italien,  mil  den  Dieben  und  Strafsea- 
raubern  ebenso  verfiihren  wie  unsere  Vorfahren.  —  Der  gan^e 
Irrihum  der  Skepiiker  hinsichtlich  des  Steuereinireibens  der 
Russischen  Fiirslen,  ist  durch  Mifsverstehen  einer  Stelle  des  •. 
Conslantin  Porphyrogenet  entstanden.  Wie  konnten  die  Skep-  \ 
iiker  sagen  dafs  unsere  Vorfahren  im  11  ten  Jahrhundert^  frei  I 
und  unabhangig,  ungebildeter  waren  als  zu  Ende  des  13ten, 
oder  zu  Anfang  des  14ten,  unter  dem  Joche  der  Mongolen,  wo 
doch  nach  Schlozer^s  Meinung  die  Byzanlinische  Bildung  in 
Russland  erloschen^  die  Chronisten  aber  Monche,  und  die  Monche 
oft  Bauem  waren.  Und  dennoch  wollle  der  Hussische  Me- 
tropolit  Kyrill,  nachdem  er  vor  der  Versammlung  der  Bischofe 
zu  Wladimir  an  der  Kljasma  1274  das  damalige  Elend  der 
Kirche  und  des  Staates  geschildert  hatte,  kein  anderes  Mittel 
zur  Herstellung  der  friiheren  Slaatsordnung  anwenden,  als  die 
Verbreilung  Griechischer  und  Slawischer  Biicher. 

Das  zweite  Kapitel,  in  welchem  der  Verf.  die  Meinung 
der  skeplischen  Schule  von  den  Quellen  der  Russischen  Chro- 
nik  zerstort,  enlhalt  eine  Menge  sehr  griindlicher  Beweise  5 
wir  konnen  aber  des  Raumes  wegen  H.  Butkow  nioht  durch 
alle  Einzelheiten  und  deren  Verbindung  folgen. 

Das  drille  Kapitel  untersucht  den  Begriff  der  Skeptifccr 
von  A«kold,  Dir  und  den  Vertragen  Oleg's  und  Igor's.  Die 
Namen  Askold's,  Dir's  und  selbst  Oleg's  hallen  sie  fiir  erdich- 
lel  von  Nestor,  und  als  unsere  erste  Geschichlliche  Person 
betrachten  sie  den  Igor,  well  er  den  Griechen  durch  seincn 
Zug  gegen  Constantinopel  bekannt  war.  Hingegen  glauben 
sie  weder  an  Igor's  zweite  Bewaffnung  gegen  die  Griechen 
W4,  an  seine  Friedensvertriige  945,  noch  an  dicdes01cg9ll, 


150  -  Hwtoriach-Ungiiittiache  WiMensGhaften. 

1)  weil  dieselben  weder  den  halbwilden  Russen,  noch  deiu 
damaligen  iibrigen  Europa  angemedsen  waren,  2)  weil  die 
Skepiiker  fio  gliickiich  waren,  wie  sie  sich  ausdriioken,  eine 
Quelle  fiir  die  Erdichlung  jener  beiden  Uebereinkiinfte  in  deti 
Vertragen  der  Hanse  mil  Nowgorod  1201^  und  mtt  ^nolenak 
1229  Eu  finden.  Diese  Quelle  ist  nach  ihrem  Ansdnicke  in 
dem  Gehirne  eines  mil  den  ByEanlinischto  und  Hanseatischen 
Vertragen  wohl  Bewanderten  enlsprungen;  und  3)  weilKiew, 
TschemigoW)  Polozk  und  andere  Sliidte)  auf  welche  Oleg  von 
den  Griechen  Abgaben  verlangle^  nicht  casielii  (fiamki)^ 
sondem  civiiates,  d.  fa.  voh  KauUeuten  und  BQrgem  bc^- 
wohnt  gewesen  waren. 

Herr  Bulkow  anlwortet  darauf  folgendes:  in  der  alien 
^lawischen  Uebersetzung  der  Byzantinischen  Chronik  des 
Georg  Amariol,  aus  welcher  Nestor  viel  und  sogar  wortlich 
enllehnl  hat,  lesen  wir  die  Namen  Rvks,  A^kold  und  Dir 
ohne  alien  Verdacht;  denn  wir  finden  sie  in  e»er  Abschrift, 
welche  1386  nicht  in  Russland,  sondem  in  dem  Serbischen, 
Athonischen  Kloster  Chilandar  gemacht  ist  Da  die  Skepti- 
ker  nun  nicht  wissen  ob  sich  diese  Namen  im  griechischen 
Texle  finden,  so  miissen  sie  sich  doch,  bevor  sie  dieselben 
verwerfcn,  genau  dariiber  zu  unterrichlen  suchen.  Die  Gra- 
ber  Atfkolds  und  Dir's  waren  zu  Nestor's  Zeilen  in  Kiewbe- 
kannt,  das  des  Oleg  sowohl  damals  als  auch  bis  1146.  Die 
Perser,  Hunnen,  Awaren,  Bulgaren^  Scandinavier,  Danen, 
Normannen  und  Franken  batten  im  9ten  Jahrhundert  schrift* 
liche  Yertrage.  Es  ist  daher  kein  Wunder,  wenn  die  «lawi- 
schen  Russen  im  lOten  Jahrhundert  schriflliche  Yertrage  kann- 
ten.  Um  zu  zeigen  'wie  wenig  die  von  den  Skeptikem  ge- 
fundene  Quelle  zur  Erdichlung  der  Friedensvertrage  des  Oleg 
und  Igor  tauge,  macht  der  Yerf.  eine  vergleichende  Zusam- 
menstellung  der  Yertrage  des  lOten  und  13len  Jahrhunderts, 
aus  welchen  sich  weiler  nichts  ergiebt  als,  dafs  sowohl  im 
iOten  als  auch  im  13ten  Jahrhundert  sich  unter  den  Men- 
schen  Diebstahle,  Schlligereien,  Mord  und  Schiflbriiche  ereig- 


Veftheidif m^  der  Nestor*sdieA  dinmilL.  151 

Helen,  oder  d^  die  Leule  A&en  und  Irank^n.  Nidi  den  wichh 
ligen  Yofiheileily  welchb  die  Yertriigd  Olfeg's  und  Igor's  den 
Russen  verschafflen^  isl  ikncunehmta^  dafe  si^  dieselbeh  BOtg- 
(allig  aufbewahrlen ,  und  dalis  sowohl  die  Russischen  Kauf- 
leule,  welche  mil  den  Griecheh  tlandel  Irieben,  als  auch  die 
dorthin  geschicklen  Grofsfiirstlichen  Gesahdtschaflen  Abschrif- 
ien  davon  bei  sich  batten,  denn  sie  muFsien  die  gegenseitigen 
Verhallnisse  beider  Volker  kentien,  urn  darnach  ihr  Betragen. 
wahrend  ihres  Aufbnthaltes  in  Griechenland,  einzurichtenf  una 
so  wurde  es  dem  Nestor  nicht  schwei",  ahnliche  Abschriften 
iiir  seine  Chronik  zu  erhallen.  t)ie  VoIlsUindigkeit  mil  der 
sie  bei  ibm  wiedergegeben  sinA,  und  die  Menge  Eigennamen 
▼erburgen,  dais  sie  ihm  schrifUich  vorlagen. 

Was  die  Abgaben  belrifll,  weltche  Oieg  von  den  Griebhea 
fur  Kiew,  Tsehemigow,  Polosk  Und  andere  verlangle^  so  wird 
man  beim  tiefem  Eindringen  in  den  Sinn  der  Worte  finden, 
dafs  jene  Abgaben  fiir  di^  Re^erenden  oder  Machlhaber  in 
den  vorgenannten  Stadten  beslimnit  waren.  Nestor  sagt: 
„tJnd  Oleg  befabl  Abgaben  zu  gdben  ....  zti  12  Gfiwnen 
fiir  jeden  Kljutscb  und  sodann  fur  die  Russischen  Sladte  .  .  . 
als  in  welchen  die  unler  Oleg  stehenden  GroIsfUrsten  ans&lsig 
waren.** 

Die  Skeptiker  nennen  Go  rod  (Siadt)  eine  Handel  und 
Htndwetke  ireibeode  Gemeinde,  welche  tnii  besondern  Ge- 
seUen  versehen,  und  Vorgeselzen,  die  au$  ihrer  Milie  gewahli 
werdOD,  utiterworfen  ist.  In  der  Prawda  heifst  aber  jeder 
Dui  Mauekm  oder  mii  Wall  und  Graben  umgebene  Orii  Go  rod. 
Niederlasslingeni  die  unler  dem  Schuiae  soleher  Befesligungen 
gegrundei  waren,  nannie  man:  Povad  (vonpo^adit  nieder- 
laflseD)^  Ochabn(ein£ingefarsteS|  erinnemd  an:  ochapka 
dasUmfassen)^  Okolotok  (wohl  von  okolatschiwalj,  mil 
Vertfchlagen  umgdben)^  Aueh  waren  schon  damak  die  Kaufleuie 
uod  Handwerker  bei  uns  sehr  begiinsligt,  sie  mochlen  in  Slad- 
lea  oder  in  Dorfem  leben.  In  der  Prawda  werden  die  Kauf- 
leuie in  die  zweiie,  und  die  Handwerker  in  die  dritle  Klasse 


1X2  HiftoriBoh-liiigiiistiscUe  WiiaentclmtCen. 

gesetzt,  und  aus  demselben  Gesetzbuche  ergiebi  sich,  dafe 
unsere  Vorfafaren  im  llten  Jahrhundert,  und  wahrscheinUch 
schon  lange  vorher  Handelsgesetze  haiten. 

Im  vierlen  Kapitel  spricht  der  Verf.  gegen  die  Tiirkische 
Abkunft  der  Russen,  wovon  Schlozer  und  Ewers  die  Urheber 
iwaren.  Die  Beschreibung  welche  die  Byzanliner  vom  Swja- 
toflaw  geben,  paTst  eben  so  gut^  wo  nicht  noch  besser  auf  ei- 
nen  Normannen  als  auf  einen  Tataren.  5wjato«law  afs  Pferde- 
fleiscK  wie  ein  Asiate.  £s  giebi  aber  Beweise  dafs  auch  die 
Normannen  dieses  Fleisch  nicht  verachtelen.  Die  Vielwei- 
berei  der  Russen  im  lOten  Jabrhundert,  von  welcher  Ibn- 
Fodlan  ganz  deullich  spiicht^  deutet  in  der  Thai  nicht  grade 
auf  Europaische  Abslammung;  aber  auch  in  ^candinavien  hatle 
im  lOten  \md  llten  Jahrhundert  jeder  Mann  nach  seinem 
Vermogen  so  viel  Frauen  als  er  wollle. 

Im  fiinflen  Kapilel  werden  folgende  Meinungen  der  Skep- 
iiker  widerlegt:  a)  das  Yolk,  welchem  der  Name  Waraegi-> 
scher  Russen  gehort^  hat  niemals  exisiirt;  Waraegi  wurdea 
schlechtweg  die  Baltischen  51dwo  -  Wagiri  oder  Wagri  ge« 
nannt.  Die  Russen  aber  wohnten  bis  auf  Rurik  nur  im  Sii- 
den  4ron  Russland.  b)  Die  Russen  waren  vor  Zeiten  unter 
den  Rok«oIanen  versteckt.  Der  Name  Rok^olan  ist  zusam- 
mengeseizt  aus  rok^,  toss  und  alan.  Das  Wort  alanbedeu* 
iet  soviel  als  Bergbewohner,  und  Rok^oianen  waren  demnach 
die  Ro««en  von  den  Bergen,  welche  auf  dem  Kaukasus  wohn- 
ten. Nach  Plinius  (was  falsch  ist)  waren  jene  Rok^oianen 
von  gleichem  Stamme  mit  den  Alanen,  welche  als  Nomaden 
zwischen  dem  Don  undDnjepr  lebten;  aber  nach  Moses  Cho- 
renensis  (was  aueh  falsch  ist)  lebten  die  Alanen  am  Kauka* 
8us.  e)  Wenn  einige  von  den  Rok«olanen  am  Kaukasus  ge- 
blieben  sind,  so  haben  die  andem  die  Moldau,  Walachei^My* 
sien  und  andere  Gegenden  eingenommen.  Im  3ten  Jahrhun- 
dert besiegte  sie  der  Kaiser  Hadrian.  Die  Spuren  von  dem 
Dasein  jener  Roksolanen  zeigen  sich  noch  jetzt  unter  andetn 


der  Nettor'adi«tt  Chronifc.  158 

an  der  Bidgariscben  StadI  Rum  jetzt  Rudchtsdiuky  und  in 
Sertrien  an  dem  Flusse  Rms,  denn  dieser  Theil  Serbiens  ivird 
RoMa  genannt  und  bewohnt  von  den  RoMiani  oder  Ro««i. 
d)  Die  Rok^olanen,  indem  sie  die  Moldau,  Walacbei  und  My- 

sien  einnahmen.  mischten  sich  daseibst  mit  «lawiscben  Slam- 

* 

men,  gleichwie  die  Bulgaren.  e)  Die  Rok^olanen,  welche  am 
Kaukasus  bliebeDy  hiefaen  bei  den  Romem:  Aora  und  iSraki^  bei 
den  Griechen  aber :  Alanen.  f)  Diese  Aor^o  -  ^rako  - Alanen  be- 
machtigten  sich  wahrscbeinlich  vor  allem  Tmutorokan'Si  Tau** 
rien^s  und  der  nordlicfaen  Ufer  des  Asowschen  und  scfawar* 
sen  Meeres,  dann  zogen  sie  sich  gegen  den  Dnjepr,  unter- 
warfen  die  kieinen  «Iawischen  Stdmme,  befesliglen  sich  ii) 
alien  diesen  Gegenden^  und  ffihrten  daseibst  den  Namen  Kum 
em,  den  ihnen  friiher  die  Rok^olanen,  welche  mit  ihnen  von 
gleichem  Stamme,  und  liber  die  Donau  gegangen  waren,  ge* 
geben  hatlen.  g)  Anfangs  waren  die  iSiawen  am  Dnjepr  dien 
iSrako-Aor^o-Alanischen  unterworfen,  nachher  aber  erlang* 
ten  sie  durch  ihre  Menge  und  ihre  Biidung  das  Uebergewiqht, 
uod  vermischten  sich  nach  und  nach  mit  ihren  Besiegem  sp^ 
dais  jeder  aufeerliche  Unterschied  verschwand,  und  sie  ein 
Ganzes  unler  dem  Namen  Ru«  biideten.  h)  Die  Granzen  des 
alien,  stidlichen  Russland  reichten  im  Norden  bis  an  die  jetzige 
Stadt  Tnibt8chew«k;  denn  dort  ergieCst  sich  in  die  De«na 
(vom  linken  Ufer)  der  FIuTs  Neru«  (Neru^a),  dessen  Name 
anzeigt  dafe  dort  Russtand  aufliorte.  Die. Flusse  Roa  und 
Ro«lawa,  welche  sich  unterhalb  Kiew  in  dent  Dnjepr  ergie- 
(sen,  faaben  ihren  Namen  von  dem  Yolke  des  Landes  Ru^ 
enllehnt.  t)  Die  Russen  vom  schwarzen  Meere  gehorchten 
denselben  Herrschern  wie  die  von  Kiew;  sie  batten  stets 
eine  Flotte  zum  Handel  sowohl  als  auch  zum  Seekriege  be- 
reit,  und  gaben  dieselbe  den  Kiewer  Grofsfurslen,  so  oil  es 
verlangt  wurde;  Wladimirs  Uebergabe  von  Tmulorokan  an 
seinen  Sohn  MMi^iaw  konnte  nur  defshalb  erfolgen,  weil  da* 
selbst  Russen  inifarem  eigenenLande  lebten.  k)  Die  Kiewer 
Provinz  wurde  vorzugsweise  Ru«  genannt;  aber  seitdem  viele 


IM  HisCorueh-UiigiiittiTChe  Wbsenidiafteii* 

Audwanderor  ton  Sfiden  nach  Noi^den  gingeiti  gelAngU  der 
Name  Rixs  nordwfirte  iiber  deh  Flufe  Neru«  hioAuSb     Desaeo 
ungei^chtet  konnte  hier  der  Name  Ru^  bis  aum  EinfaJl  del: 
Tatal'en  (1224)  nichi  techt  Wursel  faaseiiy  mid  er  \vurde  da- 
seibst  erst  allgeknein  gebrauchlichi  nachdem  die  Melropoliten 
daB  setsiiirte  Kiew  verlielBen,  und  ihreh  Siti  nach  Moskau 
veri^en  (1308--;  1326).    Denn  jene  Hierarchen  ttatinien  sich 
gewbhnlich  Melropoliten  des  ganzen  R\ii,  ohtie  Unter$efaied 
{Ewischen  Norden  und  Siiden*     Die  Gro&fiirsten  von  Mo^au 
foigien  diesem  Beispiele,  mid  nanilten  aich  1353  Gro&fiirsten 
dea  gansen  Ru«>  obgleich  sie  noch  nichi  daa  eigenlliche  Rua 
(das  Kiewer)  besafsen,  um  bei  der  ersten  besitin  Gdege&heit 
sich  der  ubrigeti  Provinten,  wdche  den  Named  Rua  fUhrteHj 
als  solcher   weiche  von   dem  alten  Rua  losgerissen  worden 
w2iren>  xu  bemachtigen.     /)  Die  Torken,  die  Petschenjegen 
Utid  die  Berender  sind  nichi  seiien  blolis  schwane  Klobuken 
mid  Tschehrkaaen  genanni  worden»    Aber  wie  die  Pei8ohenje<> 
gen  mid  PolOwEOn  mii  den  Rossen  von  einem  Siamme  wa-* 
ren  (denn  die  Nikonower  Chronik  und  die  Slep^nnaja  Kniga 
( GeschieChtsregisier    von    Rurik    bis    Iwan    Waailjewitach) 
dagen:  die  Greschlechier  ab^r,  die  Ruaai  gmaiini  warden,  so 
Wie  auoh  die  Kiunanen  iebien  am  Ponius  Eiixinua),  eben  so 
slehen  auch  die  Torken  und  die  Tscherkaaen  m  den  Rua- 
sen  in  derselben  Beuehung.    m)  In  etner  Chronik  vom  Jahre 
852  wird  gesagi:  ,,Als  Michael  su  herrscb^n  anfing^  fing  man 
an  das  Land  Rut  su  benekinen/'    n)  Obgleich  in  5  Chroni- 
ken  siehl:  Sie  reisien   (die  Gesandien  des  Nowgorodschen 
Bundes)  liber  das  Meer  zum   (Lande)  Waraeg  und  Rua/* 
so   isi  doch  in   der  Poleiikinsker    geschri^ben:   zum    Wa*- 
raeg  aus  Rua;  und  in  der  Archangelschen  sieht  nur:  zma 
Waraeg.      Wenn    man    also    naoh    Siimmenmehrheii    eni- 
scheide,  so  2eige  sich   dab  die  Gesandien  nitf  slu  den  Wa- 
raegen  reisien  und  nichi  zu  den  Wataego-Russen.    o)  Die 
Gesandien  Nowgorod*s  von  den  Stammen  dea  Rua^  der  Tsoimdi^ 
der  Siowetien  und  Kriwilschen  Ireisten  fiber  das  Meer  su  den 


WrthelcKgfiiiig  dev  Nest6r*«ehett  Chronik.  1&5 

Waraegeti  UiA  die  dortigen  Ftirsltsn  tn  sich  eihzuladen.  I  i»- 
brascha^  tri  bvatja  ^Vody  evroimij  pojascha  po 
«obje  w«iu  Ru«  i  prijdOBCha.  Die  lettteti  Worle  bedeu- 
ten,  dad  die  Oe^andlen  veti  ilu#  d.  li.  vom  aOdlichen  Rua^- 
land,  vertlieilt  wulrden  nach  odeir  unter  drei  Bnidetn  *).  p)  In 
der  Chronik  defi  Latirentius  Murs  man  anslall:  site  bo  ajA 
awachu  tji  Wariasi  ^utj  le^en:  aite  bo  ^Nvaeliu  aja 
«utj  1)1  Wariaai,  d.  h.  denn  do  nannteh  aie  sibh  Wattieger. 
q)  Der  Text  der  Chronik:  die  Nowgoi^odet  «ind  atich  bia 
heoligen  Tagea  vom  Waraeger-Geschle<;ht,  ivaren  aber  fra^- 
her  Slowetten,  deiitet  atif  die  Ab^latttmung  der  Bewohner 
Nowgorod"^  von  den  Wagro-Waraegeni  Nach  diesem  be- 
spvichi  der  Yerf.  die  Ahsiehten  der  Skeptiker  fiber  die  Wa- 
raegen,  und  im  letfeten  Kapitel  niitimt  er  ihre  Meinungen  fiber 
den  Urapning  Nowgorod'a  und  seines  Handela  dmrch. 

Der  2le  Tlieil  des  Butkowschen  Werkea  handelt,  aufeer 
von  Nestor  selbst,  auch  noch  von  den  Kloaterachriften  und 
vertheidigt  Talischtsehew  gegen  die  Anfeindungeft  Schioaers 
und  seiner  Schule.  Es  ist  sopderbar,  aagi  der  Verf.i  dab 
una  von  den  vielen  Klostersehriften  auch  nicht  ein  Bl^ltdien 
^brig  geblieben  ist,  nicht  einmal  aua  dem  13ten  Jahrhundert) 
gerade  als  ob  aie  den  Klosterarchiven  eine  beschwerliche 
Last  geweaen,  Oder  auf  4>e8onderen  Befehl  der  Regierung 
dordi  Feuer  aerslSrt  Borden  waren.  Femer  6agt  er  Um  die 
Unrichligkeif  der  Beweiae  der  Skeptiker  hinsichliich  Karam-^ 
ain^a  Ueberzeugung  von  dem  Vorhandensein  der  Klostersehrif- 
ten mil  Klarheit  daraothun:  die  Todesjahre  01eg*s,  Igor's, 
Olga's,  5Wjatoalawa  tmd  seiner  Sdhne  Oleg'ft  und  Jaropolks, 
sind  nvirklich  in  der  Chronik  erwahnt,  und  wohl  sicher  nicht 
nach  Kloaternotizen  die  jelst  nicht  mehr  vorhanden  sind« 
Von  den  Oeburtsjahren  dieser  Grof^fursten,  so  wie  auchWla« 
dimir*a  I.  und  seiner  S5hne  findet  sich  darin  kein  Wort  Von 
den  Todesjahren  der  GrolsfUrslen  bis  1060  werden  nur  die 


*)  ZagetheiU  wurden  dreien  Brtidern  (?). 


15§  Uiitoriich-lifigimtiBclie  WiMeiisdiafl«n. 

von  Wiadimir  I.,  Jaroalaw  L,  seiner  Geuiahlin  und  seiuein 
Sohne  Wladimir  angefiihrt.  Die  Geburlsjahre  werden  nur  erst 
seit  1020,  seit  Wladimir,  dem  ersien  Sohne  Jaroslaws  und  der 
Ingegerda  genannL  Von  den  Himmelserscheinungen  im  lOten 
Jahrhundert  spricht  Nestor  nur  einmal  unter  dem  Jahre  911, 
nachdem  er  durch  die  Byzantiner  von  dem  damaligen  Kome* 
ten  Kunde  erhalten  hatle,  und  noch  dasu,  wie  Karamsin  vor- 
aussetot,  nnrichtig,  denn  derselbe  erschien  im  Jahre  905.  Bis 
sur  Halfte  des  11  ten  Jahrhunderts  findet  sich  in  der  Chronik 
noqh  ein  Komet  vom  Jahre  1028  erwahnt,  aber  fiir  diesen 
waren  als  lebende  Zeugen  zu  Nestor's  Zeiten  in  dem  Kiewo- 
petschersker  Kloster:  Antonius,  Nikon,  Jeremias  und  auDser- 
halb  des  Klosters  der  Bojarin  Jan.  Bei  den  burgerlichen  Be- 
gebenheiten  fiingt  die  Erwiihnung  der  Monatstage  neben  den 
Jahreszahlen  nicht  vor  1061  an,  d.  h.  mit  dem  Einfalle  der 
Polowzen  in  Russland,  auch  wird  dieselbe  um  so  haufiger,  je 
naher  die  Begebenheilen  an  Nestor's  EintriU  in  das  Kloster 
liegen;  ja  die  Erzahlung  selbst  wird  von  da  an  fruchtbarer 
und  befriedigender.  Endlich  sagt  der  Verf.  noch,  es  finden 
sich  weder  im  lOten,  11  ten  noch  im  12ten  Jahrhundert,  selbst 
nieht  in  den  Lebensbeschreibungen  Petschersker  GottgelHUi- 
gen  (ugodniki)  Klosterschriften  erwahnt. 

Aus  dem  ganzen  Werke  siehLman:  1)  dafs  unsereChro* 
nik  voiles  Zutrauen  verdient,  2)  dafs  an  ihrer  Zusammenstel* 
lung  vorziiglich  Nestor,  ein  Monch  des  KieWopetschersker 
Klosters  des  Theodosius,  welcher  wirklich  vor  1113  schrieb, 
Theii  hat,  jener  Nestor,  dessen  kiihnste  Gegner  nicht  im 
Stande  sind,  ihm  die  Gesdiichten  iiber  Boris  und  Gleb,  uber 
Theodosius  Leben  und  die  Beisetzung  seiner  ReUquien  abzu*- 
sprechen,  Werke,  die  von  Nestor's  Geist,  von  seinen  Kennt- 
nissen  und  seinem  Talente  als  Schriftsteller  zeugen;  jener  Ne- 
stor, welcher  dem  Simon  und  Polykarp  vor  mehr  als  600  Jah* 
ren,  so  wie  auch  unsern  Vorfahren,  durch  die  Ueberschriften 
der  alten  Chronikenausziige,  als  Russischer  Annalist  bekannt 
war;  jener  Nestor  endlich,  welchen  unsere  Kirche  unter  dem 


Vertheidignag  dcr  Nestor'idien  Chronik.  157 

Namen  eines  Russischen  Annalisten  ehrt,  und  den  sie  durch 
diesen  Tiiel  von  einem  andern  Nestor ,  ebenfalls  einem  Pet> 
scher^ker  Monche  mil  dem  Beinamen  djerNicht-Schriftsteller 
(ne  -  kni/ny)  unterscheidet. 

Einige  gesuchte  Ableitungen^  ein  Paar  falsch  geschrie- 
bene  orientalische  Namen  und  unrichtige  Jahreszahlen  verrin* 
gern  nicht  im  Mindesten  das  Verdienst  des  Werke^,  welches 
in  einer  schonen  Ausgabe  erschienen  und  mit  einem  Register 
versehen  isU    (Nach  dem  Russischen,  von  H.  D  e  p  a  u  b  o  u r  g.) 


Kirchliclie  Alterthumer  in  der  Stadt  Polozk:  die 
Kirche  de9  Erlosers  und  das  Kreus  der  Hoch* 

ehrwfedigen  Euplirosiiie. 

(Am  d.  J.  d.  Min.  d.  Volksaiifkl.  1841.  Januar.) 


Mivfti  Went  von  Polozk,  an  einer  der  vielfachen  Windungen 
des  Flusses  Polot,  erhebt  sich  unter  sehr  alien  Ruinen,  ein 
dem  ErlSser  geweihier  Tempel,  von  nicht  betriichtlicher  Grolise 
aber  von  denkwiirdigem  Alter.  In  seinem  Innern  sieht  man 
su  beiden  Seiten  der  Chore  zwei  enge  Zellen,  mit  kleinen 
runden  Fens  tern  in  den  dicken  Hauptwanden  des  Gebaudes. 
In  einer  dieser  Zellen  leble  vor  680  Jahren,  unter  unablassigen 
BuDsiibungen  und  Gebelen,  die  Hochehrwiirdige  Euphrosine, 
eine  Tochter  des  Polozker  Fiirsten  Georg  Wse^lawitsch. 
Sie  begab  sich  dahin  aus  einer  friiher  von  ihr  bewohnten 
Zelle  der  in  Polozk  selbst,  nahe  bei  dem  obereh  Schlosse, 
gelegenen  Sophien- Kirche ,  von  welcher  indessen  nur  eine 
Mauer  bis  auf  uns  gekommen  und  zu  der  jetzt  bestehenden 
Sophien-Kalhedrale  gezogen  virorden  isL  Von  der  Kirche 
des  Erlosers  sind  dagegen  fast  alle  Theile  und  namentlich 
auch  die  Chore  mit  ihren  Zellen  im  urspriinglichen  Zustande 
geblieben.  Die  gottesfiirchtige  Fiirstinn  hatte  von  ihrem  Zu- 
fluchtsorte  eine  weite  Aussicht  iiber  Felder,  Wiesen,  entfernte 
Waldungen  und  auf  den  vaterlichen  Herrschersitz  mit  seinen 
Kirchen  und  thurmartigen  Wohnungen  (teremi).  Sie  stiftete 
dort  einFrauen-Kloster,  in  welchem  wahrscheinlich  sie  selbst 
ab  erste  Aebtissin  fungirt  hat.  ihr  friedliches  Leben  und  ihrc 
kenobitischen  Thaten:  wie  das  Abschreiben  der  heiligen  Bii- 
cher  fiir  die  Armen,  die  fromme  Wallfahrt  mit  ihren  Ge- 
schwistern  David  und  Eupraksia  nach  Jerusalem  iiber  Kon- 
stantinopel  (wo  sie  von  dem  Kaiser  und  dem  Patriarchen  ehren- 


KirehHehe  AUertliiimer  in  dm  8tod(  Pdosk.  159 

rail  trnpttokgNi  wurde)  und  ihr  AufenlhaU  im  hml^en  Lande 
in  dem  doiiigen  Russischen  Kloster  bei  der  Kirohe  der  heil. 
Mutter  Go^es  bis  %n  ihrem  gesegiieteii  Ende  am  23,  Mai 
1173  (d.  i.  kuix  vor  dtm  Unlergange  dea  Koiugthums  von 
Jenisalenii  la  der  sliirmuchen  Zeil  welche  SaJadina  Erobe-^ 
rung  vorhei^ng),  sind  ausfilhrlich  und  anziehead  geschil- 
dert  in  dem  ,,Leben  der  Hoohehrwiirdigen  Fiirstin.'^  -^  Ihre 
unverwef lichen  Ueberreste  wurden  naeh  Rusaland  gehracht, 
und  ruhen  bekannlUoh  in  den  Kiewer  GrahhoU^.  ^-^  Die 
Bewobner  von  Polozk  batten  seildem  ihr  Andenken  in  Kohen 
Ehren  und  erfreuen  aich  namentlieh  an  dem  Besuche  ihrea 
Tempels,  dem  man  nach  der  Beraubung  der  ekrwiirdigsteii 
Ruisiflcben  Allerthiimer  unter  der  Talarenherrsohaft,  wiedeir 
seinen  urBpningUchen  Glans  au  verleihen  gesuoht  haL  Aber  noch 
eiiTanderea  und  weit  koatbareres  Denkmal  hat  die  Voraehung 
erhalten  in  dem  Kreuse,  das  fur  dieselbe  Fiirstinn  angefertigt, 
mil  Gold  9  mit  Perien  und  Edeisteinen  reic^  veniert  und  lur 
Aufiiahme  einer  hochheiMgen  Reliquie  beatimmt  wurde.  Sie 
verUeh  es  im  Jahre  1161  dem  IVauenkioster  des  Erloaers, 
woselbst  ea  verblieb  bia  dab  die  dazu  gehdrige  Kirehe  duroh 
den  Polnisehen  Kdaig  Stephan  Batorji  dem  Jesuiterorden  ver-^ 
lieken,  den  Griecfaischen  Nonnen  abtr  in  der  Stadt  aelbst,  in 
dem  oberen  Scbloaae  neben  derSophien-KaUiedrale  eine  neue 
Woknnng  angewiesen  wurde.  In  der  Gewandkammer  dieses 
neuen,  aeitdem  unirten  und  jetat  wiederum  nir  erthodotMi 
Kirehe  ubergelretenen  Frauen-Klosters  ist  dieses  Kreu^  von 
damab  bia  auf  den  heutigen  Tag  bewahrt  "v^orden.  Ea  hat 
eine  H5he  von  llf  Wersohok,  und  von  den  Queribatken  des- 
selben  mi&l  der  obere  3  und  der  untere  4f  Werschok. 
Aufiier  mehrer^n  Bildwerken  an  dem  Kveuaie  selbst  *)  befindet 
sUk  zu  beiden  Seiten  de^selben  eine  zweizeilige  insdirifl  in 
einer  ailbemen  und  stark  vergeldeten  Plalte  eingeschnilten. 
IKeae  beweisi  unter  andem  wie  wenig  sieh  unsere  Sprache 
in'  7  Jahrhunderlen  von  threr  urspriingliehen  Wurael  entferni 
hat,  denn  sie  enthall  kaum  einzelne  Worte   die  einer  boson- 

*)  welche  ^ine  d.OrigiiialAufiBatz  bei^egebeneZeicbnungiml^in^^  dantellt. 


160  Historiseh-^ling^aiBtische  Wissenaehaften. 

deren  Erlautening  bediirften*).      Sie  lauiei  nach 
Uebersetzung: 

,,Iai  Jahre  6669''  (namlich  seit  Ersdiaffung  der  Welt 
nach  Griechischer  Zeitrechnung,  oder  seit  Chr.  Geb.  im 
Jahre  1161)  ^opfert  Euphrosine  dieses  Kreuz  fur  ihr  Kiosler 
„in  die  Kirche  des  heiligen  Erlosers.  Das  heilige  Holz** 
(d.  h.  2wei  Holz-Stucke  von  dem  Kreuze  des  Herm,  die 
kreuzffirmig  iibereinander  gelegt  und  in  diesem  grofseren 
Kreuze  eingeschlossen  sind)  „ist  unschatzbar!  Seine  Einfas*- 
nS\mg  aber^  welche  aus  Gold,  Silber,  Edelsteinen  tind  Perleii 
yybesteht,  kostet  100  Griwn'^i,  und  bis  zu''  ....  (hier  isi 
die  Tafel  beschiidigt;  es  scheint  ein  Wort  zu  fehlen) 
,,40  Griwn'en.  Moge  es  niemals  aus  dem  Kiosler  enlfiihrt 
„noch  verkauft  oder  fortgegeben  werden.  Wenn  aber  jemand 
,iwagle  es  aus  dem  Kloster  zu  entwenden,  so  werde  ihDi 
„keine  Hiiife  vom  heiligen  Kreuze  weder  in  diesem  Leben 
„noch  im  zukiinfligen,  er  sei  verfiucht  durch  die  heiiig  be<- 
„lebende  Dreieinigkeit,  durch  die  318  heiligen  Vater  und  die 
„7  Concilien  der  heiligen  Vater,  und  es  treffe  ihn  das  Loos 
„des  Judas,  der  Jesum  Christum  verkaufle.  Wer  aber  wagte 
„solches  zu  thun"  ....  (eine  Liicke  in  der  Inschrift,  wahr- 
scheinlich  fehlt  „8ei  er'')  „ein  Herrscher,  ein  Fiirst,  ein  Bi- 
„Bchof  oder  eine  Aeblissinn,  den  treffe  dieser  Fluch.  Eu- 
„phrosine,  Christi  Magd,  welche  dieses  Kreuz  erworbeti 
„hat,  werde  des  ewigen  Lebens  mit  alien  Heiligen  theil- 
„haftig."  - 

Kultschinskji,  ein  ehemaliger  Lektor  der  Philosophie  zu 
Polozk,  der  dieses  Denkmal  der  Hochehrw&rdigen  Euphro- 
sine wahrscheinlich  selbst  gesehen  haite,  erwahnt  desselben 
in  demLeben  derHeiligen  Paraakewja  (Specimen Eccles. 
Ruth.  Pars  I.  ad  d.  28.  Octobris  pag.  99.).  Er  hatte  aber 
eniweder  die  daran  befindlichen  Inschriften  nicht  gelesen,  oder 
sie  bei  der  Herausgabe  seiner  Werke  in  Rom  bereits  verges- 
sen,  denn  er  schreibt  das  Kreuz  niclit  der  HochehrwUrdigen 
Euphrosine,  sondern  der  H.  Paraskewja  zu,  und  fiihrt  da- 


*)  Die  Bnchstaben  lind  die  der  SlaToniscken  oder  Kirchen-Schrift. 


Kirchliche  Alterthtkmer  in  der  Stadt  Polozk.  161 

von  folgende  nie  vorhanden  gewesene  Inschrifl  an:  j^Hanc 
crucem  ego  famula  Chrisli  Parascevia  templo  S. 
Salvaioris  in  perpetuum  donavi.'*  In  Folge  diaser  An- 
gabe  verfiel  auch  Assemani  in  denselben  Fehler  (Calendaria 
EccL  universae.  Romae  1755.  T.  V.  pag.  288 — 290.). 

Auf  der  Kebrseite  des  Kveuzes  der  iheiligen  Euphrosine 
iindet  man  unten^  neben  den  Reiiqiiien  des  Heil.  Pantelei^ 
mon,  noch  eine  aulserst  klein  gravirte  Russische  Inschrift 
foJgenden  Inhalts:  „f  der  Herr  helfe  seinem  Knechte  Laza- 
„rus^  mil  dem  Beinamen  Bogschi^  welcher  dieses  Kreuz  fiir 
„die  Kirche  des  heiligen  Erlosers  und  fiir  Euphrosine,  ange- 
„ferligt  hat.'"  Nach  dem  Famiiiennamen  Bogschi  (schreibt 
Herr  Koppen  in  seinem:  Verzeichnifs  Russ.  Aiterlhii- 
mer.  Moskau  1822.  [Russisch])^  welcher  noch  jetzt  im 
51uzker  Kreise  des  Min«ker  Gouvernemenis  vorkommt, 
muis  man  schlielsen  dafs  der  Verferliger  des  Kreuzes^  La- 
zarus Bogschiy  kein  Grieche  wan 

Die  Heiiigthiimer  welche  sich  in  dem  Kreuze  befinden, 
sind  mit  Slavonischen  Buchstaben  iiberschrieben,  und  zwar: 
1)  Chrisli  Blut.  2)  Holz  von  dem  Kreuze  des  Herrn.  3)  Ein 
Slein  vom  Grabe  der  Hochheiiigen  Muller  Gotles,  auf  wd- 
chem  ihr  Anllilz  nebsl  dem  des  Chrislkindes  dargeslelli  sind. 
4)  Eine  Reliquie  von  den  Ueberreslen  des  H.  Archimarlyrers 
Slephan.  5)  Blut  des  H.  Demelrius^  und  6)  Eine  Reliquie 
von  den  Ueberreslen  des  H.  Marlyrers  Panleleimon. 

Beide  Seilen  des  Kreuzes  sind  mil  kleinen  Obrasen  oder 
Heiligenbildem  gezierl,  namenllich  mit  denen  des  Erlosers,  der 
Muller  Golles,  des  H.  Johannes  des  Taufers-,  des  H.  Erz- 
engels  Gabriel,  der  Hochh.  Heilesverkiinderin  Mana,  der  H. 
Evangeiislen  MaUhaus,  Markus,  Lukas  und  Johannes ,  der  U. 
Apostel  Pelrus  und  Paulus,  der  drei  Welt-Lehrer:  Basilius 
der  Grofse,  Grigorius  Bogo^low  (d.  i.  Theologus)  imd  Jo- 
hann  Slaloust  (d.  i.  Chrysostomus),  des  H.  Archimarlyi*er 
Slephan,  des#H.  Martyrer  Georgius,  der  H.  Euphrosine  von 
Alexandrien,  der  H.  Sophia,  der  H.  Martyrer  Demetrius  und 
Panleleimon.  Alle  diese  Bilder  sind  auCserst  kunstvoll  aus 
kleinen  farbigen  Steinen  zusammengefiigl.  E. 

Enn;ins  Russ.  Archir.  IMI.  Hft.  t.  H 


Bets»hreibuiig  eines  alten  Riuusischen  Siegelringes. 

Von 

M.  Korkunow. 

(J.  M.  N.  P.    August  1840.) 


jUieser  Ring  beslehi  atts  drei  kleinen  Bilbemen  Reifen  und 
«iiier  Ueinen  Scheibe  (kru/6k)  von  deaiselben  Melalie,  welehe 
die  Gr$fse  eines  15  Kopekenstiicks  von  Silber  hat.  Der  in- 
W^tCy  den  Finger  beriihrende  Reif  ist  diinner  als  die  anderen, 
die  ihn  umschliefsen.  Von  unlen,  der  kleinen  Scheibe  ge- 
genilber,  wurden  die  Reife  durch  tin  Schraubchen  befesligt, 
das  nicht  mehr  vorhanden  ist,  und  dessen  Stelle  ein  leerer 
Zwischenrauoi  beseichnet.  Die  Scheibe  oder  der  kleine  Kreis 
(krujbk)  diente  als  Siegel:  auf  ihr  ist  ein  eink6pfiger  Adler 
tait  ausgespannten  Fliigebi  dargeslellt,  der  den  Kopf  nach  der 
Linken  wendet;  von  Oben,  an  jeder  Seite  des  Kopfes  befindei 
nch  cJn  Stemchen;  luiter  dem  Schwanse  aber  eine  kleine 
Figur,  die  einem  Bogen  ohne  Sehne  gieichl.  Rings  urn  den 
Adler,  am  Rande  der  Scheibe,  liest  man  die  alt^lawischen  Worte : 

mn68i  driisi  pri  peischdii,  ni  jedin  pri  wla«ti, 
d.  h.  viele  Freunde  im  Herzeleid,  nicht  Einer  im 
Glttcke.  Diese  Worte  sind,  wie  immer  auf  Siegeln,  ver- 
kefarl  eingeschnitien.  Der  Adler  hat  einige  Aehnlichkeii 
mil  dem  einkBpfigen  Adler  auf  den  kupfemen  AIo«ko\vi- 
4i6cKen  Puly,  die  von  den  Russischen  Numismatikem  noch 
nicht  erUiirt  sind;  nur  ist  der  Kopf  des  Adlers  auf  den 
Miinzen,  zar  Reehten  gewendet.  Man  weift,  dafs  einige 
apfanagirte  Russisehe  Ktijase  noeh  im  15len  Jahrhundert 
den  einkopfigen  Adl^r  auf  ihren  Siegeln  fiihKen:  in  dem  ur- 


Beschreibung  eijies  alten  Rasaischen  Siegelrings.  163 

kundlichen  Vertrage  der  Knjase  von  Mq/ai«k,  Johann  und 
Michael  Andrejewitsch^  mit  dem  Grofsfiirsten  Wa^ili 
Waxilijewitsch  Tjomny  (dem  Finstern),  findet  sich  ein 
Siegel  mit  einkopfigem  Adier,  das  ohne  Zweifel  einem  dieser 
Knjase  angehorte.    Der  Ycrlrag  isl  vom  Jahre  1433. 

Aiifr^r  |i|rn  Worfen  pm  Rande  der  Sch^jbe  enl}i|U(  ^iieifr 
Ring  noch  f^lgende  Inschiifien^  welche  in  die  Reife  gravirt 
sindy  aber  nichi  verkehrt  laufen: 

1.  Djelan  per^tenj  Ijela  SRKA  godu  *). 

2.  Glupomu  taina  jakili,  iki  i«kra  w'^ucho  «eno 

3.  wowreschtschi ;  rasiimnomu  taina  jakiti,  aki  kdmenj 

4.  wo  mor^kuju  putschinu wowreschtschi;  glupowo  utschiti aki 

5.  w'  lithi  djelwu  diili  perslj. 

6.  Ne  iibiSi^a  smerti,  ub6i«|a  gijecha:  ^iperij  straschit  .  •  . 
D.  h.  Dieser  Ring  ist  im  Jahre  7121   (seil  Ersehaflung  d^r 

Well)  Terfertagt  Fiir  den  Duwinen  ist  ein  GeheiiQnifs 
ein  Funkoy  der  in  diirres  Heu  faUt;  fur  den  Klugen  ist 
es  ein  Slein^  der  auf  Meeresgrund  faljl  (gQWorlen  wjjrd). 
Einen  Dummen  anterrichlen,  ist  $o  vie)^  al9  $Caub  in  ein 
leckes  Fafs  pusten.  —  Fiirchte  den  Ttfd  xucht,  fiirchle 
Se  Sunde:  der  Tod  ersehreckt.  •  .  * 
I)ie  erste,  zweile  und  sechste  Zeile  $leheii  auf  iwx  er9lefi 

Reif;    die  dritte,  vierle   und   fiinfle  auf  dem  zweile/i*     Das 

Schlufswort  der  letzten  Zeile  isl  verUichen  (ea  soil  yermutl|- 

iieh  hei&en:  den  Rose n,  oder'den  Siind^r). 

Der  Ring  ist,  wie  die  Aufschrift  ergiebt,  m  ^ahre  1613 

gearbeitet;  er  gehort  gegenwartig  einem  Herrn  Ai.ek^jeje\t. 

Scb» 

*)  In  der  alUlowUchen  Scbrift  dienen  die  Bnchstaben  aucli  aU  Zablzej^ 
chen,  wie  hoi  mebreren  inorgenlandischen  Volkern:  S  ist  7;  R  iit 
100;  K,  20;  A,  1.  In  obiger  Verbindang  bilden  dies^  Tier  Bnclista- 
ben  die  Zahl  7121,  und  der  Stellenwerth  nacli  dem  Decimal -Systene 
ist  al80  mit  dem  (G^ebranche  der  Bnchstaben  als  ZifTern  gut  vcreinigt. 


9 


11 


Pater  Hyacinth's  Beschreibimg  der  D/ungarei  und 

des  ostlichen  Turkestan*) 


von 

W.    S  e  h  0  t  t. 


Unter  dem  in  der  Note  erwahnlen  Tilel  gab  der  Pater  Ja- 
kinph   (Hyacinth)  Bitschurinskji,  friiher  eine  Zeitlang  Archi- 
nicindrit  an  dent  Griechischen  Kloster  in  Peking,   dem  man 
auTser  seinen  Uebersetzungen  auch  eine  praktische  Chinesi- 
ache  Grammaliky  und  eine  jungst  erschienene  Beschreibung 
China's  verdankt,  bereiis  vor  svvolf  Jahren  vorliegendes  Werk 
heraus.    In  zwei  Theile  mil   fortlaufender  Seilenzahl  zerfal- 
lend,   besteht  dieses  Werk   zwar   seinem  Hauptinhalte  nach 
aus   blofsen  Uebersetzungen  Chinesischer  Texte,   deoen  der 
Paler  nur  hin  undwieder  eigne  Anmerkungen  beigefugt;  aber 
seine  Arbeit  ist  gleichwohi  sehr  verdienstlich,   besonders  in 
Hinsieht  des  ersten  Theils,  da  derVerf.  hier  aus  einer  Quelle 
geschopft  hat,  die  bis  jetzt  keinem  Europuischen  Sinologen 
zugangiich  gewesen.    Die  historischen  und  ethnographischen 
Data    iiber   das  Hochland   von   Mittei-Asieny   welche    diese 
Quelle  uns  zufliefsen  lafst,  sind  unge(ahr  so  alt,  wie  der  An* 
fang  unserer  Aera  —  ein  Zeitpunct,  in  welchem  von  alien 
Volkem  Asiens  nur  die  Chinesen  mit  dieser  Region  vertraut 
.waren,   und  hochst  wichlige  Nolizen   iiber  dieselbe   in  ihre 
Reichs  •«  Annaleu  aufhahmen. 


*)  Opi«aiiie  Dyungarji  i  wostotBchnago  Turkestana  etc.  Be- 
schreibung der  D|.  nnd  des  ostlichen  T.,  in  ilirem  ehemaiigen  und 
heutigen  Zostande.  Aus  dem  Chinesischen  uhersetzt.  Zwei  Theile. 
St.  Petersburg  1829.  ^ 


Pater  Hyacinth's  Betehreib.  d.  Djwigarei  u.  d.  d«tl.  Turkevtan.  IttS 

Die  ungeheuer  ausgedehnten,  lu  dem  Hochplaieaa  HiU 
telasiens  gehorenden  Lander,  von  denen  man  nachmak  den 
nordliehen  Tbeil  zwischen  Altai  und  Himmekgebirgy  D;un« 
garei  (Dsungarei,  Sungarei),  das  Uebrige  aber  kleine  Bucharei 
Oder  osiliches  und  Chinesisches  Turkestan,  das  Gauze  auch 
wohl    Grolse   Tatarei   und  Tatar ei   scblecbUiin,  betitelt  hat, 
wurden  schon  sehr  friib  unter  der  alJgemeinen  Chinesischen 
Benennung  Si-yii  (wesllicbe  Grenz-Regionen)  zusanunenbe- 
griffen.    Die  heutige  Mongolei,  als  China  gerade  im  Norden 
liegend,  biieb  davon  ausgeschlossen,  und  eben  so  die  Tibeli- 
schen  Alpen-  und  Plateau -Lander  siidlich  von  der  Riesoi- 
kette    des   Kuen  -  liin.      Ini   ersten  Theile   des  vorliegenden 
Werkes  lemen  wir  nun  die  Zustande  dieser  Regionen  ken*- 
nen,  wie  sie  seit  ibren  ersten  politischen  Beriihrungen  mit 
China  bis  in  die  letzten  Zeiten  des  alteren  Kaberhauses  Han 
(bis    24    n.   Chr.)    sich    gestalteten.      Diese   Beschreibung, 
im   Originale   Si-yii- tschuan   (Kunde   von   den  Si-yii) 
betitelt,    bildet  einen  inlegrirenden  Theil  der  Annalen  jenes 
Kaiserhauses,  welche   die  Pariser  Bibliothek  schwerlich  be- 
sitzen    diirfte;    denn  Abel-Remusat  hat   seine  Beilrage  zur 
alten  G^schichte  Miltelasiens  nur  aus  den  Resume's  enllehnt, 
die  sich  in  Ma-tuan-lin's  kritischer  Encyklopadie  vorlinden* 
Der  zweite  Theil  ist  die  ziemlich  vollstandige  Uebersetzuug 
einer  vergleichungsweise  sehr  neuen,  im  vorigen  Jahrhundert 
(1778)  erscbienenen  Schriil;  sie  lehrt  uns  die  ZustXude  der 
8i-yii  seit  der  G^iindung  des  Dsungaren-Reichs  bis  zu  ihrer 
ganzlichen  Unterwerfung  durch  die  heutige  Mandju-Dynastie 
kennen.     Wir  kommen  unlen  aoch  einmal  auf  dieses  Buch 
zuruck. 

In  seiner  18  Seilen  slarken  Vorrede  macht  Pater  Hya- 
cinth (S.  5 — 6)  folgende  sehr  richtige  Bemerkung:  „Die 
Nachrichten  uber  den  alten  Zustand  Mittelasiens,  wekhe  die 
Geschichte  von  China  uns  liefert,  sind  zwar  wegen  ihrer  Un- 
voUslandigkeit  und  Einseitigkeit  nicbtganz  befriedigend;  aliein 
das  absolute  Schweigen  der  allgemeinen  Geschichle  in  Be* 
treff  dieser  Regionen  bis  aufChristus  (er  konnte  dreist  sagea: 


U6  HiBtorisch-liiiffaasflBclMs  Wiueiudiaflten. 

bis  ein  blilbes  Jahrtaiisend  iiach  Ch.)  machL  diese  Naclirichten 
fiir  ims  schuUenswerih,  uiii  so  niehr,  da  sie,  von  der  Chine- 
siscfcen  Regiening  eingeiogen  uhd  in  ibre  Kaiserhialorie  aul* 
genommen,  un^  nichi  den  geringslen  Zweifel.an^ihrsr  Glaub- 
wucdigkeit  lassen.  Eben  darum  wird  niah  diese  Naohrichten 
auch  dmin  nocb  benulzen  miissten,  wenn  wir  einst  im  Hersen 
Asians  neoe  und  bessere  Quellen  zur  Gescfaichte  seiner  alien 
BegebeabciieA  entdecken  werden  (was  iibrigens  dem  Rec. 
sehr  unwahrscheinbdi  ist)."  —  S«  9  sagi  der  Vecf.:  „Wenn 
die  Uebereinstjinniung  vertfchiedener  Spracheol  in  gewiasen 
Wore  el  w^r  tern  als  Beweis  des  g^einsamen  Ursprungs 
derYolkctr  die  ^ie  reden,  dienen  kann,  sa  konnte  der  Natte 
Grotse  Tatar ei  diesen  Regionen  >  mit  eihigem  Rechte  eu*- 
kommeny  sofem  er  auf  die  alte  Abkunft  der  sie  bewohnenden 
V6lker  van  den  Tiirken  binwiese*  Die  Mongolen  sind  ohne 
Zweifel  (?)  von  den  Turken  aosgegangen^  od^r  haben  sich 
von  ihnen  aUsgeachieden ,  und  die  Mand/u's  (Tungusen)  von 
den  Mongolen;  aber  dieses  hal  sich  in  einer  Zeit  Eugetragen, 
welche  die  Geschichfe  nicht  kennl;  und  jetzt  sind  die  Spra-^ 
chen  der  Tatarel  %vegen  der  grofsen  Elnlferming  jener  Zeii 
(der  Yolkerspaltung)  so  sehr  von  einander  abweichend,  dab 
man  auf  den  erslen  Blick  drei  grbfse  Yolker  unlerscheidel;'' 
Er  beeeichnet  nun  die  VVehnsilze  dieser  drei  Yolker  (Tiirken^ 
Mongdkn,  Tungusen)  im  Allgemeinen,  und  setzt  hinsu,  sie 
hatten  schon  zwei  Jahrhunderte  vor  Ch«  so  charakterisiischt 
Unterschiede  gezeigt^  dafs  die  Chinesische  [legierung  keinen 
Anstand  genonimen  habe^  sie  als  drei  besondere  Ydlker  zu 
erkennen«  Bei  diesen  Bemerkungen  wollen  wir  etwas  ver- 
weilen. 

Wenn  die  Sprachen  der  Hauptvolker  der  Grofsen  Tatarei 
nur  in  gewi^eii  Wurzelwdrtem  Uebereinslimmung  zeigten, 
s6  wtirde  die  Behauptang  ihr^r  wirkliehen  YerwaiidUchaft 
sehr  gewagt  sf$yn;  denn  ubereinstimmende  Wurzelwdrter  -*- 
utid  sogar  viel  m^hr  als  elnige  -^  findei  man  bei  Yerglen 
chlilig  der  Verschiedensten  Sprachenstlimnie  Europa's  und 
Asiens  (wenn  mail  auch  niehl,  wie  gewisse  iitanische  Sprach^ 


PaCer  HyaciBtii**  BemHirdb.  d.  DjungiifM  n.  d.  iM.  Tmtetton.  1§7 

stunner  und  blinde  Hessen  der  Elymologiey  in  dfer  Prapo-* 
sition  oderdem  PrSformallv  dea  Worlds  der  eincfn Sptach* 
klasae  die  Wurzel  des  verglichenen  Worlea  einer  aadefen 
erkenneil  ^wiU):  sie  gehoren  ins  cttitediiuTiaiiiBche  Gebiet,  oder 
wie  man  es  sonst  belitein  mag,  uiid  kontten  j^iMi  noch  nicht 
Sache  der  Sprachforsdhung  seyn*    (Jin  es  aber  eihleuohfend 
zu  machen,  dafs  die  drei  Haupl -Nationen  Hiltel«iiens  nn* 
mitteibaribr  verwandt  sind,  dasu  ist  sirebge  Vergleieliixng  \ 
der  gramitiatischen  Formen  lind  Ermiiiluilg  gegetiseitiger  Laul*  < 
Metamorphosen  nothwendig  *).    Sodann  aebeiht  nlis  die  Ab-  j 
BiaBimiing    der  Mongolen   und  Tunguseb  von  den  Tiirkeh 
noch  iange  nichi  auber  allem  ZweifeL     Eiwas  wabrscbeitl- 
licfaer  ware  diese  Hypothese,  wemi  man  nacbweisen  koiinie, 
dais  alle  Volker  Tiirkischen  Stammes  UfsprungUcfa  deii  kau« 
kasisdien  GesichtS'-Typiis  gehabl  halten,  wo  dann  der  Mon- 
goBsdie  Typus  fiir  eine  Yerbastardung .  des  Erster^  tn  hil« 
lea  ware. ,  AUein  gerade  die  moisten  AsiaiisohM  Tibrken  haben 
eine  mehr   der  Mobgolischen  als  der  Kaukssischen  sibh  lOh 
herode  Physiognomie;    und  die  Geschichte  weilii  nkhte  Von 
emer  starken  Vermischung   beider  Nationen^   welche  dieses 
Phanomen  erklaren  wiirde.    Es  ist  una  daher  viel  wabfseheih- 
licher,  dais  man  die  kaukasiche  Gesicktsbilduhg  dii^r  mebteti 
Europaiachen  TQrken    ihrer  bisloriseh   feststehenden   sUrketi 
Vermischung  mil  Kaukasiem  beiznmessen  babe,  oder  mil  an* 
deren  Worten,  dafs  die  Turk*Sllimme  nrsprunglich  ungefaiir 
dieselbe  Physidgtibmie  halten,  wie  Mongolen  und  MandjVs. 
Damit  wollen  wir  aber  keineswegs  die  Sache  umkdiren  uild 
eines  der    beiden   letzleren  Vdlker  als  Slammvater  an   die 
Sphze  stelien:  alio  drei  sind  viehnehr  nach  unserer  Meinung 
divergirende  Zweige   einer  Talarischeii  Umalion  in  Mitiel^ 
^ien^  die  eben  so  wenig  auf  hislorischem  Boden  gesueht 
werden  darf,  wie  z.  B.  ein  Indo-iSlaTO^Gennanisclies  Urvolk. 


')  R«»c.  bcgni'igt  »ich  hicr,  aiif  seinen  „Ver8Uch  iiber  die  Tatariscben 
^prachen"  (Berlin,  1836)  zii  vemewen,  worin  er  eine  kiinftige  Yer- 
elfrkhende  Grammatik  dcrtellien  vorbcreitcl  xti  haben  glaitbl. 


1 M  Historisch  •  liiiga istisclic  H'  tssenscli aftt^n. 

Der  citifachere  Bau  des  Mongoiisclien   und   noch   inelir  des 
Mandjuiscfaen )  vereint  mil  dem  Uinstande^  dafs  gewissc  graoi- 
matische  Formen   in    dieseti  Sprachen    cin    mehr   primitives 
Geprage  haben,  k<inn  hodislens  zu  der  Annahme  ieiten,  dafs 
die  sie  redenden  Yolker  den  Ur*Talaren   in   manchem  Be* 
iradite  niiher  stehen,  als  die  Turk  -  Slamme.    Auch  wird  es 
dem  gelehrien  Pater  schwer  werden,   aus  den   hisiorischen 
Urkunden  der  Chinesen  darzulliun,  dafs  die  Hauptvolker  MiU 
telasiens  vor  2000  Jahren  wirklich  schon  so  charakieristische 
Unterschiede  a^igten,  wie  heutziitage,  obschon  die  Hypolhese 
ihrer  gemeinsamen  Abstammung  damit  noch  nicht  zusammen- 
sUirzt.    Wir  finden  in  der  Chines.  Geschichte  nur  die  vage 
Eintheilung  in  Barbaren   des  Oslens,  Nordens  und  Westens: 
dann    kommen    die  Barbaren  des  Siidens,   und    endiich  das 
Mitteircich :  dtese  Eintheilung  lag  sehr  nahe,  da  man  in  China 
jeder  Welt -Region   auch  ein  bestiramies  Element,  ein  be- 
stimmtes  Metall,  eine  bestimmte  Farbe  u.  s.  w.  a^wies,  und 
die  Aufzahlung  der  wesllichen  Barbaren -Reiche   (Si-jung) 
ergiebt  femer,  dafs  bei  weitem  nicht  blofs  Voiker  der  Talarei, 
sondem  auch  Hindu's,    Perser  und  selbst  Tibeter  mileinbe- 
griffon  waren.    Da  der  Verf.  endiich  dieHiong-nu  (sie  wer- 
den  als  nordliche  Barbaren  aufgefuhrt)  mit  J.  J.Schmidt 
fur  Mongolen  hiilt,  so  mufste  diefer  Umstand  seine  Behaup- 
iung  schon  wankend  machen;  denn  eben  dieHiong-nu  wer- 
den  von  den  Chinesen  als  Slammvater  der  Tu-kiu  (die  man 
unsireitig  fur  Tiirken  zu  halten  hat)  betrachtet  und  demnach 
hatten  wir  sogar  eine  hislorische  Ableilung  der  Tiirken  von 
den  Mongolen.    Von  drei  verschiedenen  Sprachen  derTalarei 
isl  in  der  alien  Chines.  Geschichte  durchaus  nicht  die  Rede; 
und  es  hindert  uns  nichts,  anzunehmen,  dafs  wenn  auch  die 
Voiker  damals  schon  geschieden  waren,  ihre  Sprachen  we- 
nigstens  einander  weit   naher  verwandt   seyn  mochten,  als 
heutiges  Tages. 

Der  Verf.  erziihlt  nun  (S  13  ff.)  die  Vcranlassung  der 
Eroberung  Millelasiens  durch  die  Chinesen  —  eine  Begeben- 
heit,   welche    in  der  Chinesischen  Geschichte  allerdings  ein 


*  Pater  IlyacinUi"*  ISeschreib.  d.  Djungairei  u.  d.  i>sU.  Turkestan.  169 

wichliger  Moment  ist,  wenn  auch  in  unberechenbar  gering«- 
rem  Grade,  als  die  Enldeckung  und  Besiiznahme  Ainerika's 
in  der  unsrigen,  da  solche  Katastrophen  auf  die  Reiche  Asiens 
keinen  die  geistige  Enlwicklung  fordernden,   oder  die  sociaie 
Exislenz  veijiingenden  und  wohllhatig  uingestaltenden  EinfluCs 
haben.    Es  ist  gar  nicbt  unwahrscheinlichy  dafe  granzbewoh- 
nende  Chinesen  schon  lange  vor  Cli.  mil  den  Volkern  West- 
asiens  friedlichen  Verkehr  trieben.     Aber  zwei  Jahrhunderte 
vor  u.  Z.  stiftele  ein  nordliches  Barbarenvolk,  von  den  Chi- 
nesen Hiong-na  genannt,  eine  nngeheure  Sleppen-Monarchie 
in  Central -Asien  9    die    das  Reich    der  ,,HiinmeIs9ohne"   in 
langwierigen  Kampfen  demtithigte^  und  der  Chinesische  Hof 
mufiste  endlich  auf  aufserordenlliche  MaaCsregehi  denken,  um 
diesen  gefahrlichen  Feind  unschadlich  zu  inachen.    Gefangene 
Hiong^nu  sagten  aus,  auf  der  Landstrecke  von  der  Groben 
Mauer  bis  Chamul  (Ha -mi)  habe  vor  nicht  gar  langer  Zeit 
ein  machtiges Volk -•  dieYue-lschi  oderYue-ii  (Gelen) 
—  gewohnt,    das   aber,    von   den  Hiong-nu  verdrangt,  ins 
ferae  Abendiand  ausgewandert  sei.    Da  schickte  Kaiser  Wu^li 
(140  bis  85  vor  Ch.),  in  der  HoiTnung  dieses  Volk  gegen  die 
Hiong-nu  aulzureizen,  seinen  General  Tschang-kian  als  Be- 
voUmachtiglen    an    sie    ab.     Die  Hiong-nu  lauerten  dieseni 
Magnaten  auf,   und  hielten  ihn  zehn  Jahre  lang  in   gefang* 
lichem  Gewahrsam,  bis  er  endlich  Gelegenheit  fand  zu  ent- 
fliehen,  und  nun  durch  Fergana  und  Sogdiana  zu  den  Yue-ti 
gelangte.    Allein  der  Fiirst  dieser  Nation^  welcher  die  Ta-hia 
(Dacier)  unierwcu-fen  und  in  ihreni  Lande  sich  niedergelassen 
hatte,  dachle  in  seinen  schonen  Besitzungen  nicht  mehr  daran^ 
sich  an  den  Hiong-nu  zu  rachen.    Tschang*kian  verweilte 
hier  einige  Johre,  kehrte  dann  unverrichteter  Sache  zuriick 
und  (iel  ein  zweites  Mai  den  Hiong-nu  in  die  Hande,  aber 
Unruhen  im  Hiong-nu -Reiche  verschafiten  ihm  Gelegenheit, 
ein  zweites  IVIal  zu  entrinnen ;  und  so  erreichte  er  (iJ6  v.  Ch.) 
endlich  wieder   seine  Heinial.     Die   von   ihm  mitgebrachlen 
elhnologischcn  Nolizen  iiber  Mitlelasien  beslimmten  den  Kai- 
ser, durch  polilische  Vcrkniipfung  dieser  Lander  mit  China, 


170  IlistorMcli  -  lingui/Httclie  WiBseiuchaTCen.  * 

die  Hiong-nu  wo  moglich  aufsureiben,  und  es  gelang  ihin 
nach  vieljiihriger  Ansirengung.  Grofseti  Vorschub  that  dea 
Chineseii  die  UnBufriedenheit  der  Voiker  der  Tatorei  mil  dem 
driickenden  Joche  der  Hiong-nu. 

Die  Einieitung  zu  dem  tiberseUlen  Texte  bildet  ein 
alphabeiisches  Verzeichnifs  der  yorkonun^iden  geographitchen 
und  ethnographischen  Namen,  nebst  Erlaulerungen  (S.  19 — 46), 
die  grofsteniheils  der  Chinesischen  Reichfi-Geographte  ehl- 
lehnt  sind.  Wo  ein  solcher  Name  veraltet  ist  urid  der  eBl^- 
sprechende  Gegenstand  (Ort^  Flufs,  Land)  jetzt  anders  heifrly 
hat  der  Yerf.  seine  Erlaulerungen  unter  dem  neuen  Namen 
gegeben ,  iind  den  alien  blofs  cilirl ,  um  auf  jenen  lu  rerwei- 
sen.  Wir  kontien  hier  nicht  auf  eine  Kritik  aller  Angaben 
dieses  Verzeichnisses  uns  einlassen;  und  bemerken  nur  inl 
Vorbeigehen,  dafs  der  Verf.  (S.  36)  die  heutigen  Kalmyken 
(bekanntlich  ein  Mongolisches  Yolk)  mil  den  blondliaarigen 
und  blauiiugigen  U*siun  des  Chines.  AUerihumSy  einem  un- 
bezweifell  Indo-Germanischen  Slamme,  der  ungefahr  diesel- 
ben  Wohnsilze  haile,  sehr  mil  Unrecht  flir  identisch  erkliirt. 

Es  folgt  nun  als  Text  des  erslen  Bandes  (S.  1 — 84) 
die  iibersetzle  Besdireibung  und  Geschichte  von  60  gro&eren 
und  kleineren,  sefehaflen  oder  nomadischen  Reichen  Miliei-« 
asiens,  die  theils  von  den  Han  unterworfen  wurden,  theila  in 
cngere  oder  weitere  polilische  Beriihrung  mil  ihnen  kamep. 
Eline  Auswahl  dieser  Artikel^  die,  wie  schon  angedeutel,  Man- 
ches  enlhalten,  was  aus  Ma-*tuan-lin  nicht  bekannt  gewor* 
den,  hat  Rec.  vor  mehreren  Jahren  Herm  Prof.  Carl  flitter 
in  Deutscher  Ueberselzung  niitgelheiit  *). 

Zwischen  dem  Zeilalter  der  aiteren  Han  und  dem  vori- 
gen  Jahrhundert,  in  welchem  das  andere  die  Tatarei  belref 
fende  und  im  zweiten  Theil  iibersetzle  Werk  ans  Licht  tfal, 
liegt  der  ungeheure  Zeilraum  von  ungefahr  1800  Jahren  — 
ein  Zeilraum  reich  an  wechselnden  Beziehnngen  China's  tvt 


"*)   8ie  linden  sich  zentreiit   im  5teii  Bande  der  Brdknnde  von  S.  332 
an.    Besonden  wichtigr  ist  der  Ahschmtt  iiher  die  btonden  Baren. 


Pater  HyacinCli*8  fi«tobrelb.  d.  U»aiigArei  u.  d.  ostl.  Turkestan.  171 

Millelnsieii)  die  wir  nur  kixtz  aodeuien  woUen.  In  den  ieitten 
^eiien  der  Han  war  die  Alaeht  der  Hiong-nu  zwar  gebrochen 
aber  auch  China's  poiitischer  Einflab  auf  Hochasien  so  gut 
alfl  annullirt.  Noch  mehrere  Chinesische  Dynastieen  der 
Folgeieit  errangeli  ein  uhnliches  Uebergewichl  iiu  Westen; 
allein  ea  war,  gleich  dem  ded  Hauses  Han,  ebenso  wenig  von 
Beetiind  und  Nacbttirkung,  wie  die  Rieaenreiche  derTu-*kiu, 
der  Tschinggis'chanidAD,  Timur's  und  der  Dsungaren  (Eleuien, 
Oelot),  die  bach  einander  in  Central  ^Afiien  sich  auflhurmlen, 
und  Ton  denen  Eines  a^lbst  China  in  seinem  ganzen  Umfang 
eroberle*  Unler  der  Dynaslie  Tsin  wurden  uni  277  u.  Z« 
alle  Tatatisdie  YoJker  in  Nordwesi  bis  gegen  den  Kaspischen 
Set  hin^  von  dem  Chinesischen  Scepter  ahhangig,  jedoch  be- 
hidten  sie  ihre  einheimischen  Fiirsten  und  Hiiuptlinge.  Eine 
pldlxliche  Schilderliebung  von  Hiotig-nu^  die  man  in  Schen-si 
(der  nordwesUichsten  Provins  China's,  der  Pforle  zu  den 
Si-yu)  angesiedelt  hatte,  wirkie  aber  so  viel,  dafs  der  ganze 
politiflch^  EinfluTs  aiif  Mittelasien  wieder  verloren  ging.  Das 
Hau8  der  Topa^Talaren  (Dynasiie  Wei),  welches  von  398 
bis  534  im  nordlichen  China  waltete,  blieb  mit  seinen  ^biri- 
schen  StamittesgeiH>ssen  zwischen  Baikal  und  Ob  in  Yerbiiw 
dung  und  defante  seine  Herrschiiift  aufserdem  uber  einen  grofsen 
Thetl  Mittelasiens  aus«  Die  grofsen  T'ang  (618  bis  unge- 
fahr  900  u»  Z.)  waren  die  drilte  und  zugleich  letzte  der  acht 
Chineaischen  Dynastieen,  welclie  sich  eines  gliinzenden  Waf- 
fengliicks  im  fernen  Westen  erfreutenj  schon  um  657  lialten 
ihre  Besiizungen  in  dieser  Region  eine  solche  Ausdehnung 
erhalten,  dafs  man  einen  General -Sialthalter  der  Si -yd  in  - 
Turfan  anst^to  muDsie.  Unter  verschiedenen  Tileln  ver- 
waiteten  ChineMSche  Statthalter  und  Tatarische  Vasallen  des 
Reiches  der  IVIitte  alles  Land,  was  zwischen  China  und  Per- 
sien  lag,  jedoch  nur  bis  787,  in  welchem  Jalire  eine  allge- 
meine  Emporung  der  Lander  in  Ost  und  Nord  den  T'ang  ** 
ihre  sUmmllichcii  Erwerbungen  in  derTatarei  wieder  aus  den 
Handen  wand.  Schon  die  Thatsache,  dafs  Fursten  der  west- 
lichen  (sogehantiten  grofsen)   Bucharei  oder  des    heutigen 


172  Hibtoritfcli-lingtiistUciie  Wisseiuchaften. 

uiiabliangigen  Turkeslan  zu  verschiedeneu  Maleti  den  Kaiser 
von  Cliina  uni  Schuiz  gegen   die  Araber  anQehlen,  beweist^ 
dafs  man  auch  in  jener  Periode   bis  zum  Kaspischen  Meere 
bin   den  „SoHnen  des  Himmels**   gohuldigt  hal.     Durch  das 
Mongolische  Herrscherhaus  (Yuan)  kam  der  ganze  Westen 
Asiens   eine  Zeitlang  in  Abbiingigkeit  von  China;   seibst  die 
Konige  Persiens    erhielten  von    dem  in  Peking  residirenden 
Grofs^Chane   ihre  Bestallung.     Nachdem    die   Mongolen   in 
ihre  Wusle  zuriick  gedrangl  waren^   griindete   die  Dynastic 
Ming  ihre  Herrschaft;  diese  empfing  besonders  in  der  ersten 
Zeit,   als  die   heldenmiithige  Yerlreibung  der   fremden  Ein- 
dringlinge  einem  grolsen  Theile  Asiens  noch  imponirte,  viele 
huldigende  Gesandtschaften  des  Auslandes,  besa£s  aber  nichts 
im  Auslande.     Als   endlich  das  heutige  Mandjuische  Kaiser-' 
haiis  (seil  1644)  in  China  seibst  seinen  Thron  befesligt  hatle, 
inufste  es,  >anfangs  ohne  Besitzungen  in  der  Talarei,   an  die 
Ziigelung  eincs  iininer  bedrohlicher  werdenden  auslandischen 
Feindcs  denken ;  denn  seit  dem  Anfang  des  15ten  Jahyhmiderts 
war  durch  Yereinigung  der  Dsungarischen  Kaimyken*Stamme 
ein  neues  furchtbares  Steppenreich  entslanden,  das  seine  Gran- 
zen  vom  Altai  bis  Tibet  vorriickle.    K'ang*hi  bekampfte  die- 
ses Yolk  zuerst  mit  Gllick  und  K'ian  -  lung's  Feldherren  schlu- 
gen  seine  ganze  Macht  in  Trummer.    Als  die  Oelot  (um  1755) 
in  ihren  Stammsitzen  (oder^  wie  die  Chinesen  sagen,  in  ihren 
Nestern  und  Schlupflochern )  aufgerieben  waren,  wilerwarfen 
sich  die  benachbarten  Turkstiimme  der  kleinen  Bucharei,  von 
Chaniul  bis  zur  grofsen  Horde  derKasak  (Kyrghys-Kai- 
sak),  grofstenlheils  freiwillig  dem  Scepter  der  Mandju;  und 
nun  wurden  im  Norden  und  Siiden  der  Gebirgsketie  T'ian- 
schan  (Mus  -  tagh,  Tengri  -  oola)  zweiHaupt-Militairstrafsen  an- 
gelegt,  deren  divergirende  Aesle  alle  Punkte,  an  welchen  die 
Mandju's  Festungen  errichteten,  mit  einander  in  Yerbindung 
bringen. 

Bald  nach  der  Zeit  dieser  lelzten  Pacification  Miltelasiens 
—  bei  der  K*ian- lung's  Heere  so  viel  Blut  vergosseu,  dalis 
dort  so  bald  keine  Welt -Monarchic  mehr  entstehen  wird  — 


Pater  H7aciiith*s  fiesclireib.  d.  Djangarei  u.  d.  o»il.  Turkestan.   173 

fiUt  mm  die  Abfassung  des  gehaltreichen  kleinen  Werkes, 
dessen  Ueberselzung  den  grofsten  Raum  des  2ten  Theiles 
umfabt*)*  Es  zerfalli  in  drei  Haupl- Abtheilungen:  eine  geo- 
graphischey  eine  elhnographiseh-naturhislorische  und  eine  rein 
hislorische.  Der  letzlerwahnte  Abschnili  dreht  sich  nur  uui 
die  Ereignisse  der  erslen  Halfle  des  18ten  Jahrhunderts;  von 
den  beiden  ersteren  hal  Rec,  noch  ehe  er  von  dem  Daseyn 
der  Russischen  Ueberselzung  des  Pater  Hyacinth  wufste^  eine 
Ueberselzung  angeferligl^  der  unser  beruhmter  Geograph  eben- 
fails  die  Ehre  erwies,  sie  in  den  5ten  Band  seines  Asiens 
aufzunehmen.  Als  die  Russische  Version  des  Paters  uns 
naehmals  zu  Gesicht  kam^  war  es  uns  erfreulich  zu  bemer- 
ten,  dafe  sie  den  Sinn  des  Originals  im  Wesentlichen  ebenso 
wiedergab. 

Das  Buch  ist  Si-yu-wen--kian-lo  (Beschreibung  des- 
sen, was  man  von  den  Si-yii  gesehen  und  gehort)  iiberschrie- 
ben,  und  als  Datura  der  Vorrede  das  42ste  der  Jahre  K'ian- 
luBg  angegeben.  Da  nun  dieser  Kaiser  im  J.  1736  den  Thron 
bestiegen  hat,  so  irrt  der  Pater^  wenn  er  die  Publication  ins 
J.  1773  selzt:  es  mufs  1778  heifeen.  Die  vom  Pater  Hyacinth 
ebenfalls  Russisch  wiedergegebene  Vorrede  des  Verfassers  — 
eines  Handjuischen  Beamten  Namens  Tschin-yuan,  der  viele 
•  Jahre  in  den  Si-yii  gelebt  —  erweckl  fur  dessen  Liberalitiit 
cin  sehr  gunstiges  Vorurtheil:  sie  beginnt  namlich  mit  den 
merkwiirdigen ,  tief  ge^vurzelte  Chinesische  Vorurtheile  hart 
vor  den  Kopf  stoCsenden  Worlen:  „ Unser  Planet  ist  nur  ein 
Kugelchen  im  Himmelsraum;  China  ist  nur  ein  Winkel 
au(  der  Erde;    die  SUidte   und  Wohnorte    sind   nur   ver- 

9 

schwindende  Stiiubchen.'*  In  der  Vertheilung  seines  reichen 
Sto&es  zeigt  sich  der  Verfasser  iiber  kleinliche  Zerstucklung 
crhaben;  sein  Stil  hat  Frische  und  Lebendigkeit  und  seine 
Beurtheilung  der  Barbaren  ist  fiir  einen  zu  Chinesischer  Den- 


*)  Ein  Exemplar  davon  beaitzt  die  Konigl.  Bibliothek  zn  Berlin.  S.  des 
Rec.  Veneichnilii  der  Chines,  nnd  Mandju-Tungna.  Biiclier  und  Ms*, 
der  Konigl.  Bibliothek  zn  Berlin  (S.  12). 


174  Historisdi-^Unguistische  WMsenBchaften. 

kungsart  erzogenen  Mand/u  human  genug,  obwoM  er  mit- 
unter  von  dcr  Un»Ulichkeit  der  Turkistaner  schwer  glanb- 
liche  Dinge  erzUhlt.  Solche  Schmutzflecken  des  Buches  hat 
Pater  Hyacinth  in  seiner  Uebersetzung  mit  Recht  bald  getilg^, 
bald  gemildert:  sie  sind  vermulhlich  nur  der  Leichtglaubig- 
keit  des  Yerf.  Schuld  zu  geben,  von  welcher  Eigenschaft  aaeh 
seine  fabelhaften  oder  mit  Fabeln  vermengten  Notizen  iiber 
mehrere  auTser  den  Griinzen  der  eigentlichen  Si-yii  theils  lie- 
gende,  theils  liegen  sollende  Lander ,  die  er  nicht  beaucht 
hat,  zeugen.  Einige  dieser  Arlikel  iibergeht  Pater  Hyacinth 
gflnzlich;  andere  theilt  er  nur  auszugsweise  mit:  zu  den  Er- 
steren  gehort  ein  angebliches  Pygmaen  *  Reich  im  innern 
Aaien,  begonders  aber  der  utopische  Riesenstaat  Kongkor, 
eine  Chinesische  Verzerrung  des  Romischen  und .  Byzantini- 
schen  Reiches,  der  selbst  Russland  in  Schach  halten  soll'^). 
Doch  iibersetzt  der  Pater,  was  unter  dem  Artikel  Russlaad 
iiber  dessen  Verhaltnisse  za  Kongkor  gesagt  ist,  ohne  dedi 
Leser  zu  sagen,  was  man  sich  bei  diesem  Kongkor  denkt 
Wir  erlauben  uns  hier,  einige  pikante  Bemerkungen  des  Cfax- 
nesischen  Verf.  hinsichtlich  Russlands,  die  man  bei  seinem 
Uebersetzer  vermifst,  nachzutragen.  Von  dem  fieherrscher 
dieses  Reiches  ist  im  Originale  gesagt,  dafs  er  schon  seit 
sieben  Generationen  ein  Weib,  eine  Chanin  seyn  miisse. 
„Ein  Chan  der  0*lo-sse  (Russen)  —  bemerkt  der  Chi- 
nese — "  starb  ohne  mannliche  Erben,  so  dafs  die  Untertha- 
nen  sich  gezwungen  sahen,  seine  Tochter  auf  den  Thron 
zu  setzen,  und  seitdem  giebl  es  nur  eine  Erbfolge  in  weib- 
licher  Linie.  Alie  Chaninrien  der  Russen  qennen  sich  nach 
dem  Namen  ibres  Stammvaters,  der  Tsa-^han-han  ge«- 
heifsen**):  sie  haben  ihre  Gtinsilinge,  die  sie  aber  nach  Ab- 


*)  S.  des  Rec.  Artikel:  „Da8  utopische  Reich  Konggor*\  im  Magazin 
des  Auslands  (Jahrgang  1840,  November,  Nr.  140). 

**)  Diefs  ist  das  als  Nomen  propriam  gefafste  Mongolische  tsaghan- 
chan,  weifser  Chan,  ira  Gegensatz  zn  dem  geibcn  Chan,  wie 
der  Kaiser  von   China   bei  Mongolen   und  Asiatischen  Tarken  heifst. 


Pater  Hyacuiili^s  BtftcbreU).  d.  Djiingarei  n.  d.  6»tl.  Turkestan.  175 

lauf  einfis  Jahres,  biaw^Uen  «eban  nach  einigen  Monaten 
i$dten  lasseo*  Die  SShne  aus  dieaem  Umgang  werden  nur 
als  gewpfaoticbe  UnterlbaMn  geaichtet;  die  TScbier  aber  «ind 
zur  Tbronfolge  berephtigU'"  —  Den  Nameti  der  einzigen  an- 
geblich  Rusfliscben  CeldiM>rte,  von  welcber  bei  dem  Chine- 
fiiscbee  Autor  die  Rede  ist,  giebi  Pater  H.  nur  so  wi^d^r^  \vie 
er  im  Texle  laulet./  namlich  A-ia-fse-lang  (Alafslang), 
ohne  wxe  Bemerkung  beistufiigen.  Wir  haltea  diesea  Worl 
fur  daa  Tiiifkiaebe  ^^^T  ar^ian,  Lowe,  uad  die  Miiaze 
seJbst  fiir  eioe  Talari3ch<ei  yielleicht  noch  aua  den  Zeilen  der 
Herrschaft  der  Goldnen  Orda  in  Russland.  —  Die  kurzen 
moraiisch:- polilischen  Belrachtungen>  weicbe  der  Chinesische 
Autor  aeinw  ^iuzebien  Arlikebi  anbangt>  verdienen  es  seiten 
iib^setst  zu  werden;  auch  iibergeht  sie  Pater  H.  aliemal. 
Wir  erlauben  uns  our,  ansufuhren,  was  Tschin  *  yuan  in  einem 
soldken  Anbangset  iiber  Kussland  sagt:  ,,  Dieses  Reich  iat 
iwar  ungeheuer  ausgedehnt;  aber  bei  seiner  Schmalheit 
kaim  ea  aich  kaum  aufrecht  balten^  zumal  da  es  zwiscben 
solcben  Staaten,  wie  (das  Utopien)  Kongkor^  und  China  gleich- 
Um  10  der  ftliile  iiegf  Er  bemerkt  nun  ferner,  dais  Russ- 
la&d  seine  poliliscbe  Exislenz  nur  der  Barmherzigkeit  des 
Chan's  von  Kongkor^  mil  dem  es  einmal  so  ubermuthiger  und 
unbesonnener  Weise  sich  in  Kampf  eingelassen  zu  verdanken 
babe  u.  dgl.  Alan  ersieht  bieraus,  auf  welche  sinnreidie  Weise 
die  ChuMsen  ibre  Befiirchlungen  vor  Russlands  wachsender 
Macht  niederzukampfen  versuchen. 

Den  zweiten  Tbeil  begleiten  noch  folgende  Zugaben,  die 
nicht  ohne  .Worth  sind;  1)  fieglementSi  betreffend  die  miiiiai- 
rischen  Coio^isteti  ilnd  die  Verbrecher,  welche  nach  der  Dsun- 
g^ei   luid   dem  Chineaischen  Turkestan    geschickt   werden 


Seltsam  jjit,  dafs  jene  Mongolische  Benennnng  der  Russiscben  Zape 
apiUer  ancli  in  den  Mpnd  des  Rnssischcn  Volkes  uberging,  wel- 
ches in  seinen  noch  jetzt  ilblichen  alten  Liedem  und  Sagen  seinen 
eigenen  Herrscher  immer  bjeloi  Zar,  bjeloi  Ru««koi  Zar,  d.  h. 
den  weifsen  Zar,  den  weifsen  Rnssischen  Zar  ncnnt. 


176  Historiach-lingtiisti^clic  WiMemehaften. 

(S.  241— 44).  2)  Reglemenls  hinsichtlich  der  Zotte,  die  in 
denselben  Landem  zu  erlegen  sind.  3)  Reglement  in  Belreff 
der  SteU^rn,  die  aus  den  erwuhnien  Landern  besogen  wer- 
den.  4)  Tabellarische  Uebersicht  des  Gepackes  und  der  Zabl 
von  Dienern,  weiche  die  Turkeslanischen  Fiirsien  und  Haupi- 
linge  der  verschiedenen  Klassen  luitnehmen  solien,  wenn  sie 
an  den  Hof  nach  Peking  reisen*).  5 — V)  Tabellen  der  Re- 
genlen  verschiedener  mittelasiatischer  Dynastien.  Die  ersien 
vier  Beilagen  sind  dein  grofsen  StaaUhandbuche  T'ai-ts'ing- 
hoei-tian  enllehnt;  die  vier  lelzten  aber  einem  ungemein 
werlhvoilen  Real-Worterbuche  iiber  die  Si-yii,  belilelt 
Si-yii-t'ung-wen-tschi,  das  im  Jahre  1763  auf  K'ian- 
lung's  Befehl  zusammengelragen  ward,  und  aus  welchem  die 
Pariser  Sinologen  eine  Menge  vortrefflicher  geographischer 
und  historischer  Nolizen  iiber  Mittelasien  gesehopft  haben. 
Nach  einer  kiirzlich  im  Journal  Asiatique  mitgelheilten  Noliz 
des  Prof.  Julien  besteht  dieses  Werk  aus  24  Biichem  in 
8  starken  Heften:  es  lehrt  uns  die  Namen  der  Lander,  Berge, 
Fliisse,  merkwiirdigen  Eingeborncn  u.  s.  w.  jener  ganzen  Re- 
gion kennen,  mil  der  Erklarung  dieser  Namen  und  oft  auch 
mil  hinzugefiigten  historischen  und  ^eographischen  Erliiute- 
rungen.  Aile  Namen  sind  in  den  sechs  Hauptsprachen  des 
Chinesischen  Reiches  —  Chinesisch,  Mandjuisch,  Osl- 
Mongolisch,Kalmykisch,  Tibet isch  undOsi-Turkisch 
(d.  h.  Uigurisch  oder  Tschaghatajisch)  —  mitgeiheilt. 
Da  sich  dieses  Worlerbuch  bis  jetzt  nur  in  Paris  und  in  St. 
Petersburg  vorfinden  diirfte,  so  ware  es  auTserst  dankenswerth, 
wenn  Herr  Julien  oder  Pater  Hyacinth  baldmoglichst  eine 
volistandige  Uebersetzung  desselben  ans  Licht  stellte. 

Bei  seiner  Umschreibung  Chinesischer  Namen  und  Ap* 
pellativa  folgt  Pater  Hyacinth  der  Aussprache  von  Pe- 
tschi-li,  wobei  aber  der  Uebelstand  obwaltet,  dafs  K  vor 
dem  Vokale  I  zu  Anfang  der  Worter  immer  ein  hiirteres 
oder  gelinderes  Z  (Ts  oder  Ds)  wird,  und  also  z.  B.  Worter 


*)  Das  Gepack  ist  nach  Chines.  Plunden  (Kin)  berechnet. 


i 


Pater  HyaciBtli^s  Betchfeib.  d.  D|^*angarei  u.  d.  otti.  TuiketUn.  177 

wie  Ki  mid  Tsi,  Kin  und  Tsin,  King  und  Tsing,  die  in 
der  gebildelen  Umgangssprache  des  ubrigen  China's  streng 
ron  einander  gesdiieden  sind,  ganz  identisch  werden.  Audi 
ist  die  Bezeiehnung  des  gelinden  Hauches  nach  einem  soge* 
nannten  aspirirten  K  oder  P  dorch  das  Russische  ch  viel 
m  derb  und  hat  schon  ofter  von  Seiten  soldier  UebeneUer, 
die  des  Chinesischen  nicht  kundig  waren,  unbeholfene,  die 
Worter  entsieilende  Deutsdie  Umsdireibungen^  wie  kchann 
(for  k*ang),  pchinn  (fiir  p'ing)  u.  s.  w*  veranlaCit. 


EnMM  Rati,  ArduT.  1841.  Utt,  I.  12 


Schriftliche  Oenkmftler  aui^  der  !Zieit  de.s 

Tochtamysch  -  Chan. 

(Aqs  d.  J.  d.  Min.  der  Volkgaufkl.  August  1840.) 


Von  den  schriftlichen  Denkmalem  der  Tatarischen  Herr- 
schaft  in  Russland  .sind  nur  seTir  wenige  bis  auf  unsere  Zeit 
gekommen.  Die  ganze  Taiarische  Schriftsteilerei  beschrankte 
sich  auf  Mandate  oder  Jarlyk^s,  welche  die  Chane  zu  ver- 
schiedenen  Zeiten  an  die  Russische  Geistlichkeit  erliessen  *). 
Aber  auch  von  diesen  wenigen  Aclensliicken  findet  man  biofsc 
Uebersetzungen,  die  in  verschiedenen  Chroniken  zerslreut  sind ; 
die  Originale  haben  Zeit  und  Feuersbriinsie ,  zum  Theil  auch 
wohl  der  Hafs  gegen  die  friiheren  Unterdriicker  Russlands 
zerstort  Unter  den  in  Uebersetzungen  erhaltenen  Jarlyk's 
befinden  sich  welche  von  Mengu-Timur  an  die  Russische 
Geistlichkeit  —  von  Usbek,  an  St.  Peter  —  von  Djani- 


*)  Dm  Wort  Jarlyk  ist  mehr  Mongolisches  als  Turkisches  Eigenthum. 
Fur  seine  Wurzel  hat  man  unatreitig  Jar  (bei  den  heatigen  Ost-Mon- 
golen  Sar  oder  Dtar)  zn  halten,  welches  Wort  nach  J.  J.  Schmidt 
(W.  B.  S.  297)  eine  Bekanntmachung,  eine  offentliche  An- 
zeige  bedeutet  Sarlik  oder  Dsarlik,  das  Wort  hoher  Perso- 
nen,  der  Befehl  (sinngleich  init  dem  Persischen  Per  man  nnd  dem 
Torkischen  Bajnralda)  ist  ans  jener  Worzel  and  einer  grammati- 
schen  Anfugnng  gebildet,  die  in  den  Toik>Sprachen  noch  haufiger 
als  im  Mongolischen  roriiommt  and  Abstracta  dor  yenchiedensten  Art 
bildet.  Sch. 


Sdiriftliclie  DenfcauUer  ana  der  Zoit  dcs  Toofatomysch-Chan,    t19 

Bek|  an  Theogno^t  —  von  Berdi*Bek  und  Taidula, 
an  St  Alexius  --  vonTiilu-Bek,  dem  Neffen  des  Baiu, 
an  Milja  lu  ^.  w.  Au5  diesen  ungenauen  Copieen  allein,  die 
in  der  Ruasischen  Bibliolhek  (Tb.  lY,  S.  10—27.  VI,  S.  19) 
enthalten  sind,  von  wo  sie  Karamsin  in  seiiie  j,Geschicbte 
des  Rusfiischen  Reiches"  aufgenomoien  hat,  konnen  dieLieb- 
haber  der  vaierlaudischen  Geschielile  ihre  Wiiabegier  befrie- 
digen.  Da  es  an  slrengen  Beweisen  feldle,  so  atweifelten 
Viele ,  ob  diese  urspriinglich  in  verschiedenen  Chroniken  siob 
vorfindenden  und  aus  den  Chroniken  durch  Powikow  in 
seine  ^Bibliothek''  anfgenonimenen  Schreiben  wirklich  acht 
seiea.  Dieser  Zweifel  war  so  erheblich,  dais  Karamsin  selhst, 
da  wo  er  die  Jarlyk's  des  Usbek  und  Anderer  miiiheiU 
(T.  rV,  S.  411,  Anm.  245),  sie  zu  seiner  Entschuidigung  ioht 
oder  untergeschoben  nennt.  Woher  kam  aber  der  Unglaube? 
daher,  weii  man  keinen  einzigen  Jarlyk  im  Originale  besafe. 
Wie  der  Schrifl-Charakier,  in  welchem  die  Jarlyk*s  abgefafst 
waren,  Jedem  zu  schaffen  machie,  so  erreglen  auch  die  in 
denselben  erwahnten  Tamga^s  bei  Yielen  Zweifel*).  Was 
soUtendiese  Tamga's  (Siegel)  seyn?  Versland  man  darun- 
ier  die  Abdriicke  der  Siegel  auf  dem  Jarlyk,  oder  ein  darafi 
hangendes  Melall-* Siegel,  oder  irgend  ein  anderes  beaonderes 
Zeichen**)? 

Dieser  wichtige  historische  Zweifel  ist  nun  endlidi  ge» 
lost,  denn  unlangsi  hai  man  einen  Tatarisohen  Jarlyk  Ats 


*)  Mongolisch  Tamagha,  Turkisch  Tamgha,  ein  Siegel.  Bei  den 
bentsgen  Tiirkem  ist  das  Wert  veraltet  und  dnrch  miihtr  (Persbch 
miihr)  enetzt;  die  Oraianen  gebtaudien  tamghalamak  (mk  einem 
Tamgba  yenehen)  nor  nodi  in  der  nnedlen  Bedeutug  det  Zeich- 
sens  der  Pferde  (mit  glaliendem  Stenpel)  nad  des  Bcandmar- 
kens.  8eh. 

**)  Die  Uebenelaang  den  Jarlyi^s  Ton  Uibek  endet  a.  B.  aiit  dea  Wor- 
(en:  ,,8olicbes  iai  luiier  Jarlyk,  so  Ist  maer  Wort  ergangen,  aitt  einer 
solcbenBekraftignng  (krj^po#tj)  ist  es  beknfidgt"  Hier  aebeint 
der  Uebersetaer  das  ihm  onYemtandlidie  Tamgba  vaiaiitalicb  mit 
krj^postj  Tertaoscbt  an  babea.  Anan.  d.  Verf. 

12* 


m  Hbtoiisch-lingnistiiche  Wissentcbafteii. 

schlauen  Zerstorers  von  Moskatt,  des  Na«ir-ed-Din  Mah- 
mud  Tochtamysch  Chan^  aufgefunden,  welcher  im  Jahre 
der  Zerstorung  erwahnier  Stadi  (1382)  geschrieben,  und  zum 
Beslen  des  Bek  Hadji,  Befehlshabers  des  Stammes  Sehu- 
rakal,  ausgefertigt  isL  Das  Archiv  der  Adels-Depulirten* 
Versammlung  von  Taurien  verwahrie  diesen  SchaU  zehn 
Jahre  lang  mit  vielen  anderen  ebenfalls  interessanien  Jarlyk's 
Krym'scher  Chane  und  Tiirkischer  Suliane.  Um  eine  Russi- 
8che  Ueberselsung  su  erhallen,  iiberreichte  man  den  Jarlyk 
der  Kanzlei  des'  General -Statlhallers  von  Neurussland  und 
Bessarabien,  und  diese  sdiickte  ihn,  weil  die  alten  Tatarischen 
Schriflsiige  schwer  zu  entziffem,  nach  St.  Petersburg  an  das 
Collegium  der  auswiirtigen  Angelegenheiten^  wo  Herr  Staats- 
rath  Jarsew  das  Document  iibersetste  und  somit  um  alle 
Liebhaber  der  Russischen  Geschichte  sich  Verdienst  erwarb. 
Nadh  seiner  Uebersetzung  lautet  der  Ferman  also : 

9,Meine  Hoffnung   ist   auf  Allah   gerichtet  und  mein 

Yertrauen  auf  seine  Giite  und  Barmherzigkeit*' 

jyTochtamyschy  mein  Wort/* 

„An  Kutlu-Bug,  den  Befeblshaber  des Krym^schen Ge-- 

bietes,  desgleichen  an   die  Bek's,  Daroga^s,  Kadhi*s,  Mufti's 

Scheiche,  Sufi's,  Diwan-Schreiber,  ZoU-Vorsteher  und  ZoU- 

Einnehmer,  Trabanten  und  Wachlhabenden,  —  an  die  Ge- 

werbsleute  und  alle  Uebrigen*).    Der  Vorzeiger  dieses  Jar- 

lyk*s,  Bek  Hadji,  hat  sich  mit  dem  ganzen   ihm  unterge- 

benen  Stanune  unseres  WohlwoUens^  wiirdig  gemacht     Von 


*)  Bek  (Beg,  Bei)  ist  in  der  alten  Tnrk-Sprache  ein  Stammes- 
fnrst;  Darngha  im  Mongolischen  der BeToUmachtigte  oder  StelWer- 
treter  eines  Hoheren.  Letzteres  Wort  hat  sich  seit  den  Zeiten  der 
Mongolischen  Welthenschaft  auch  in  Penien  eiogebnrgert,  wo  man 
einer  Art  Polisei-Commissaren  diesen  Titel  g:iebt  Vieileicht 
diirfen  wir  dem  Worte  das  Mongol,  darucho  (/  dar),  drncken, 
nnterdracken  (Toridsch  dar,  knapp,  enge)  als  ominosen  Ur- 
sprang  nnterlegen.  Der  Uebenetzer  hatte  wohl  gethan,  die  Tatari- 
soheaAiisdraciEe  fur  seine  Trabanten  (Oprftschniki)  undWacht- 
haber  (sodjerj'aschtschie  karaiily)  bdzQiagen.  Sch. 


SdirilUiche  D«iiluiiSter  aus  d«r  Zeit  dei  To€liUiny»ch-CJuui.     181 

seinem  Slamine  Schurakal  waren  alle  die  verachiedenen 
Abgaben  Jahr  fur  Jalir  in  unseren  Grobiierrlichen  SchaU  ge- 
liefert  worden.  Da  jedoch  vor  Diesem,  auf  den  Grund  eines 
Freiheils  •  und  Erlafs  •Brieres,  mii  welchem  ihn  und  alle  seine 
Untergeb^aen  TimuT  Pulad  begnadigt,  der  Befehl  ergangen 
war:  da&  man  den  Leuten  des  erwahnten  Stammes  Schura- 
kal  keine  Abgaben  auflegen,  keine  Post-Pferde  und  keine 
Beitrage  zu  den  Korn-Magaxinen  von  iiinen  fordem  soUte, 
dais  sie  innerhalb  und  aufaerhalb  des  Krym*schen  Gebietes 
auf  ihren  WeidepIaUen  vom  Heerfiihrer  (wojewdda)  unab- 
hangig  sein  soUten  und  keiner  Person  von  Rang  su  gehor- 
ehen  haiten,  dafs  sie  endlich  Allen,  die  mii  ihnen  cugleich 
nomadisiren,  nicht  nur  kein  Leid  anihun,  sondem  Liebe  er- 
zeigen  und  Schuiz  gewiihren  solllen:  so  Ihue  ich,  damit  ins- 
kunftige  keine  Last  (Abgabe)  sie  driicke  und  Jeder,  der  ihnen 
Schaden  und  Unbill  zufiigen  kann,  abgeschreckt  werde,  bier- 
durch  kund  und  su  wbsen,  data  Hadji -Bek  mein  Liebling  ist 
und  dalis  es  Jedem,  der  diesem  Jarlyk  zuwider  handeli,  sehr 
tchlechi  ergehen  wird.  DieCs  zu  bekraftigen,  habe  ich  ge- 
genwartigen  Jarlyk  mil  beigedrucklem  hellrothen  Siegel 
(Tamga)  zu  erlassen  geruht*)." 

„Die  Or  da  weidete  in  Or-Tube.  Geschrieben  am 
24slen  Tage  des  Monals  Sul-kagid  des  Jahres  784  der 
Hidjret,  welches  das  Jahr  Pi  Is  chin  (des  Affen)  bt^*)." 

*)  Die  Tamgha*8  waren  gewoknlich  dunkelblan.    Anm.  des  Verf. 

**)  Bei  den  Mongolen  warden  die  Jahre  nach  yenohiedenen  Thieren 
lienannt:  das  erste  hieCi  Mam;  daa  2te,  Ochae;  das  8te,  Lachs 
und  (?)  Panther;  das  4te,  Hase;  das  5te,  Krokodil  (besser 
Drache);  das  6Ce,  Schlange;  das  7te,  Pferd;  das  8te,  Schaaf; 
das  9te,  Affe;  das  lOte,  Hahn;  das  lite,  Hand,  nnd  das  12te, 
Schwein.  AUe  diese  Namen  bildeten  den  in  der  ZeitrechaoBg  an- 
gewandten  zwolQalirigen  Cyklns.  Anm.  des  Verf.  —  Der  Ver- 
fassersetzt  hinter  Schwein  ein  Frageaeichen;  er  hatte  aber  aos 
Schmidt*s  MongoL  Worterbache  nnter  Ghaohai  (S.  191)  sich  fiber- 
zeogen  konnen,  dais  wiriilich  ein  Schwein  and  nichts  Anderes  die 
Reihe  der  12  cyUischen  Jahre  (wie  anch  der  12  Monate  and  dor 
12  Doppelstanden  des  Tages)  schlielst.     Dieser  Cyklns  findet  sich 


182  HistorlBch-linguistisclie  Wissetiichafteii. 

Die  Siegel  oder  Tntnga's  dieses  Schreibens  befinden  sich 
dtt  twei  Slellen :  das  Eine  in  der  Mitle  des  rechten  Randes, 
dM  Andere  unten  am  linken  Rande.  Sie  enthalten  in  hell* 
roiher  Ktifischer  Schrift  das  mo^limische  Glaubensbekennlnifs: 
,yE»  giebt  keinen  Gott  aufeer  Allah,  und  Muhainmed  ist  sein 
Prophet *). **  Darauf  kommi  der  Name Tochl^myschChan. 
Das  Uebrige  ist  verblichen.  Innerhalb  der  Siegel  bemerkt 
man  das  Wappen  der  Krym'schen  Chane. 

Der  im  Ganzen  gut  erhaltene  Jarlyk  ist  auf  Seidenpapier 
geschrieben,  und  an  drei  Stellen  mit  goldnen  Buchstaben  ge* 
ziert.    An  Lange  und  Schmalheit  gleicht  er  den  aiten  Russi-^ 


aber  bei  Weitem  nicjit  hloi's  bci  ilvn  Mongolen,  jtondern  t)ei  alien 
VolKern  CentniUAsiens  und  Osit-Asiuns,  ohne  dalji  man  mit  8icher< 
keit  enuitteln  kunute,  welclies  Volk  ilin  ziierst  erfunden  oder  (ans 
West-Asien?)  cnipfangen  hat.  Man  selie  liieiuber  Ideler's  Zeit- 
rechnung  der  Chinrsen  (Berlin  1S39),  S.  79  h'm  91.  Der  Thier- 
Cyklni  lit  von  den  ostliehen  TUrkeit  anch  naoh  ilir^  Aniwhme  des 
Iflftin  aitm  Zahlen  der  iabre  beibelialten  wordon,  oder  tie  bedienen 
stoh  Aoiner  mit  und  neben  dui*  nmlmrainedanischen  Aera.  Ebeiuo  tin- 
den  wir  als  Datum  d(*s  vorliegendon  Jarlyk  znerst  das  Jahr  nnd  den 
Mond-Monat  der  Hidjict  (fur  Sul-Kaghid  ist  doch  \i'ohl  Siii- 
kaade  zu  losen?)  geiiau  angegebon,  und  dann  sclilcchthin  bemerkt, 
dieses  Jalir  sei  ein  Atfen-Jahr  (das  Ote.cines  Cyclus  duodenurins) 
g«weeeti.  Da  die  Mongolen  Bonder  Zweifel  damals  schon  den  com- 
plicirten  60jahrigen  Cykius  (von  den  Chinesen)  angenommen  hatten, 
10  giebt  dieses  Datum  "wieder  etnen  Bclog,  da(ii  die  sogenannten 
Tataren  (die  Tiirken  der  Goldnen  Orda)  ton  diescr  Neuerung  keine 
K^nntnifs  nahmen  odei;  sio  perhorrescirten ;  denn  sionst  mUfste  ]enes 
Jahr  1362  u,  Z.  mannliclier  Wasser-ITand,  odor  schwarzer 
Hnad,  oder  S chin -Hand  betitelt  sein,  nnd  ware  das  d^te  (Chi- 
nesiscK  das  Jin-su)  eines  Cykius.  Siehe  J.  J.  Schmidt  in  seiner 
Mongolischen  Sprachlehrc  und  in  der  Binleitang  stn  Sanang- 
^eten*8  Gcschichte  der  Ost- Mongolen,  auch  die  vergleichenden 
Jahres-Tabellen  bei  Kowalcwski,  in  derChrestomatija  Mongol- 
skajft  (Th.  ir,  S.  220  nnd  im  Anhang  Eom  2ten  Theile).  Sch. 

*)  Dhnes  Symbolam  bat  Tochtamysch  anch  anf  seine  Miinien  pragen 
tossen.  8.  Nnmophylaeinm  Cniversit  Casanensis  Erdmanni, 
p.  74.  A.  d.  V. 


8clirifttich6  Dtaknuiler  aiu  der  SSeit  det  ToobtMuyscli-Chaii.    MS 

schen  5lolbEy  *>.  Staatmlh  Janew  erUart  dt^  Schrift  fir 
Djcrri  (besser  Djelli,  was  iin  Arabisoheii  erhaben  h^ 
deufet),  und  den  Dialekt  fQr  aUes  TaUr-TiirkiBcb.  DieSchrift 
ist  mit  besonderen  orthographbchen  Zeiohen  venAtn**). 

Dieser  Jarlyk  Terdient  auliier  aeinem  palaographisoheil 
Weiihe,  auch  deshalb  Sclifilcung,  weil  er  einen  Beitrag  wai 
Kenninife  des  aileron  Talar*Tarkis€^en  liefert  und  iiber  di* 
Rangvci'huUnisae,  den  Zustand  und  die  Cultur  der  damaligen 
Beherrscher  Russlands  Ausk'unft  giebt. 

Ein  anderes  geschriebenes  Denkinal  aus  der  Zeit  dea 
Toeblaniysch'^Chan,  tvelohea  in  der  Krym  -^  und  zwar  im 
Innern  einer  GrabkapelJe  (Turbe)>  die  am  Eingang  mii  Ara^- 
btschen  Inschrillen  aus  dem  Koran  geschmuckt  ist  —  sich 
erhalten  hat,  ist  das  steinerne  Epitaph  der  Nenekedjan- 
Chanyniy  einer  Tochter  des  Tochtamysch,  die  im  841sten 
Jahre  der  Hidjrel  (1437—38  u.  Z.)  slarb.  Einer  Tatarischen 
Sage  zufolge,  verliebte  sich  ein  schoner  Genuesischer  Edel- 
mann,  oder,  nach  Anderen,  ein  Tatarischer  Mirsa  in  die  rei- 
zende  Fiirslentochter,  und  iiberredete  sie  «ur  Fiucbt,  da  ihr 
Valer  in  seine  VermKhiung  mit  ihr  nicht  ciuwilligen  wollte. 
Das  fliicfalige  Liebespaar  verbarg  sich  hinter  den  unzugang- 
lichen  Mauem  der  Festung  Kirk  or,  des  heutigen  Tschufut- 
Kale.  Ein  zu  ihrer  Yerfolgung  abgeschicktes  Detaschement 
iiberholte  sie  nicht;  aber  nach  einiger  Zeit  gelang  es  ihnen, 
wenigstens  des  Entfiihrers  habhaft  zu  werden.  Nenekedjan, 
die  vorhersah^  was  fiir  ein  Schicksai  ihres  Gatten  wartete, 
wollte  ihn  nicht  iiberleben.  und  stiirzte  sich  in  ihrer  Verzweif- 
lung  von  der  Festungsmauer.  Der  belriibte  Vater  liefs  den 
Leichnam  seiner  gelieblen  Tochler  in  Kirkor  beerdigen  und 


*)  iStoIpez  OiierStolb^z  (d.  li.  kleine  Saule)  nennt  man  beschrie- 
bene  nnd  an  einander  geklebte  Bogen  Papier,  die  zasamniengeroUi 
werden.  Sch. 

**')  Rin  Facsimile  des  Originals,  von  pliitologiscben  Bemerknngen  be- 
gleitet,  wird  in  den  Memoiren  der  Odessa'er  Gesellschaft  fur  Ge- 
schichte  and Altertbiimer  (Sapiski  Odesskogo  Obscbtschestwa 
litorii  i  Drewnostei)  abgedruckt  werden.  A.  d.  V. 


184  Hiatoritch-lingiiistiiclM  WiateMcli*Aen. 

fiber  ihrem  Grabe  ein  Monumenl  enichlen,  das  bis  jeizt  noch 
wenig  Unbilden  der  Zeii  erUUen  hat  *). 

Den  geschriebenen  Denkmalem  kann  man  auch  die  Miin- 
sen  dec  Goldnen  Orda  beisahlen,  welche  unter  Tochtamysch* 
Chan*8  Regierung  geschlagen  sind.  Die  damaligen  Miinzstat- 
ten  waren:  die  Orda  selbst,  Nowo-5arai,  Saraiischuk> 
Charesm,Baki,Schamacha,Hadjiterchan(jeUtA«tra- 
chan)^  Asak  (jeUi  Asow),  und  £«ki-Krym  (jeUt  Stary 
Krym,  d.  h.  Ait-Krym).  Silbeme  und  kupCeme  Miinzen 
dieses  Chan's  findet  man  ziemlich  haufig  unter  anderen  Miin- 
sen  der  Goldnen  Orda,  welche  iiber  die  Krym  und  die  Step- 
pen  am  Don  und  an  der  Wolga  verstreut  sind  **). 

Verf.   N.  Mnrsakewitscli.  Ueben.    W.  Schott. 


*)  Etwaa  AoBfuhrlicheres  aber  die  Rrbaaung  and  die  Iiuchriften  dieses 
Grabmals  wird  ebenfalU  in  den  yorerwahnten  Memoiren  mitgetheilt 
werden.  A.  d.  V. 

**)  In  melner  kleinen  Sammlnng  orientalischer  Monzen  befinden  sich 
dfei  Silbermiinzen  des  Tochtamyich,  die  leipectiTe  in  Noto* 
Saraii  Asak  und  B«ki-Krym  geschlagen  sind,  A.  d.  Y. 


Ueber 

DaTid  Tschubinow's  Gnisisch-Russisch-Fran- 

zesisches  Worterbuch.  *) 

(J.  d.  M.  d.  V.  October  1840.) 


^eit  einiger  Zeit  erscheinen  in  Russland  sowohl  besondere 
Werke  als  Journal-  Artikel,  welche  die  Provinzen  jenseit  des 
Kaukasus  zum  Gegensland  haben.  Wahrend  aiif  Kaiserlichen 
Befehl  eine  Commission  zur  Beschreibung  der  transkaukasi- 
schen  Priovinzen  sich  bildete^  erwarb  die  Akademie  ^der  Wis* 
senschaAen  in  Heiren  Brosset  einen  gelehrten  Kenner  der 
Geschichte  und  der  Literatur  Grusiens.  Die  Arbeiten  der 
Commission  wurden  1836  unier  dem  Titel  ^^Uebersicht  der 
Russischen  Besitzungen  jenseit  des  Kaukasus"  durch  den 
Druck  veroffentlicht.  Herren  Brosset's  verdienstliche  Leislun- 
gen,  welche  theils  in  den  Bulletins  der  Akademie,  theils  im 
Journal  Asiatique  abgedruckt  sind,  haben  auf  die  Geschichte 
und  die  Literatur  Grusiens  ein  neues  Licht  geworfen^  und 
Herren  David  Tschubinow  verdanken  wir  ein  im  vorigen 
Jahre  erschienenes  W3rterbuch,  das  der  voUen  Demidow'- 
schen  Pramie  wiirdig  erachtet  worden  ist  **). 


*)  Griitiii«ko  raxfkji  phranznskji  «lowar,  «o«tawlen  Da- 
widom  Tsclmbinowym.  —  St.  PetersbDrg  in  der  Dnickerei  der 
Kaiseri.  Akademie.    XV.  imd  734  Seiten.  1840. 

**)  Das  Yorliegende  Journal  des  Ministerinms  der  Volksaufklarung  giebt 
(Abth.  VI.  S.  30)  eine  ziemlich  durftige  Inhalts-Anzeige  der  neae- 
•ten  BroMet*8chen  Abhandlnng:  Umrisse  der  Gmsiachen  Geschichte 
nad  Literatur. 


186  Iliatorisch  -  Knguistische  Wisscnschaften. 

Die  Grusische  Lexikogiaphie  datirt  sich  fiir  uns  erst  aus 
den  lelzten  Jahren  des  17ten  Jahrhunderts ;  ihr  ersler  Be- 
griinder  war  Sulchan-Saba  Orbelian,  eine  Person,  die 
in  Grusiens  Geschichle  iind  Literalur  eine  bedeutende  Rolle 
spielt:  wir  nennen  ihn  den  ersten,  weil  die  iin  Jahre  1629 
zu  Rom  herausgegebene  Sammlung  von  3000  mit  Europai- 
scher  Schrift  iind  nach  Italianischer  Aussprache  geschriebenen 
Grusischen  Wortern  kein  Worlerbuch  im  eigentlichen  Sinne 
heifsen  kann;  und  weil  ein  aJtes  Grusisches  Werk  dieser  Art, 
dessen  Yerschwundensein  schon  Sulchan  beklagt,  nicht  bis 
auf  uns  gekomnien  ist.  Da  das  Werk  des  Letzteren  die  Ba- 
sis des  Tschubinow'schen  Worterbuches  bildet,  so  wird  es 
nicht  am  unreehten  Orte  sein,  wenn  Avir  den  Leser  mit  der 
Veranlassung  seines  Entstehens  bekannt  macheU. 

Saba  Sulchan,  der  Sohn  eines  Grusischen  Magnaten, 
Namens  Orbe|ian,  wurde  der  Onkel  dreier  Fiirsten  —  Ar* 
tschil  UI. ,  Georg  XL ,  und  Leon  —  deren  Mutter  Rodain ,  die 
zweile  Gemahlin  Schach*Nawas  des  Erslen,  seine  Schwester 
war.  Er  soil  im  Jahre  1655  (?)  geboren  $ein«  Bis  in  sein 
SOstes  Jahr  widmele  er  sich  dem  Slaatsdienste ;  aber  im 
Jalire  1685  veranlafste  ihn  ein  Ereignils,  das  uns  unbe- 
kannt  geblieben,  die  TonsUr  zu  nehmen.  Sulchan  liels  sich 
als  Moneh  in  der  Einsiedelei  Oawidgared/  nieder,  die  60 
VVerst  von  Tiflis  im  Districte  Telav  liegt.  Im  Jahre  1710 
begab  er  sich  auf  die  Einladung  seines  Yetters  Kaicho^rew, 
von  dort  nach  Chorasan;  er  kehrte  im  selben  Jahre  mil 
koslbaren  Geschenken  zuriick,  und  1712  begleitele  er  den 
Konig  Wachlang  nach  Ispahan.  Aus  Persien  wieder  ange*- 
kommen,  verliefs  er  heimlich  sein  Yaterland  und  reiste  1713 
nach  Europa,  wo  er  Sicilien,  Rom,  Genua  und  Frankreich 
besuchte.  Ludwig  XIY.  und  Papst  Clemens  XL  empfingen 
ihn  mit  Auszeichnung  und  der  Lelztere  beschenkte  ihn  mit 
heiligen  Reliquien.  Nachdem  Sulchan  noch  andere  Europai- 
sche  Slaalen  b'ereist  hatte,  ging  er  in  Malta  auf  einem  Fran- 
'  zosischen  Schiffe  nach  Konstantinopel  ab  und  wahlte  hier  aus 
Furcht  vor  den   Nachstellungen  des   Tiirkischen  Holes,  der 


Tschobitiow^B  Grutiach-Rusatsch-FranzosisclieB  Worterbnch.     187 

ilatnals  in  feindseligen  Verhiiltnissen  zu  Georgien  stand ,  un- 
ier  dem  Schutze  des  Franzosischen  Gesandlen  das  Capuziner- 
Kloster  zu  seinem  Aufenlhalte.  Sell  jener  Zeit  bat  man  nichls 
mehr  von  ihm  erfahren. 

Aus  Briefen  die  Herr  Brosset  aufgefunden  und  veroffent* 
licht  hat,  ergiebt  sich,  dafs  Sulchan  seine  Reise  nach  £u-> 
ropa  unternahm,  urn  Ludwig  XIV.  zu  bewegen,  dafs  er  dem 
Konige  Gnisiens  gegen  Persien  und  die  Tiirkei  Hiilfe  schickte. 

Schon  diese  Reisen  haben  Sulchan's  Namen  r.uf  die  Nach- 
welt  gebracht;  abcr  seine  Verdienste  als  Schriflsteller  -sind 
ungleich  bedeutender.  In  seinem  staatsmannischen  Benife 
lielis  er  den  Zweck,  seine  vaterlandische  Literatur  so  vie!  ab 
moglich  zu  bereichern,  nie  aus  den  Augen ;  der  von  ihm  hin- 
terlassene  versificirte  Theil  einer  Uebersetzung  von  Bidpai^s 
Fabein  und  ein  anderes  Werk  unter  dem  Titel  Weisheii 
und  Narrheity  das  moralische  Belehrungen  in  Form  von 
Apologen  enthail,  geben  hiervon  Zeugnils.  Aber .  diejenige 
Leislung,  die  ihm  den  Namen  des  Gesetzgebers  der  Grusi- 
schen  Sprache  erwarb,  ist  sein  Worterbuch,  in  welchem  er 
sich  bemiihte,  die  bei  heiligen  und  profanen  Schriflstellemy 
wie  audi  in  Uebersetzungen,  iiberhaupt  in  ungefahr  36  Wer* 
ken  vorkommenden  Worter  zu  sammeln.  Dieses  Werk  wurde 
von  Anderen  beriehtigt  und  erganzt;  es  biieb  aber  ungedruckt 
und  jeder  Bearbeiter  erganzte  oder  verbesserte  nur  fiir  sich; 
daher  auch  die  vorhandenen  Manuscripte  desselben  in  vieler 
Hinsicht  von  einander  abweichen.  Bei  Allem  dem  liefs  man 
die  von  Suichan  gewahite  Form  unveranderU  Die  Erkiarun- 
gen  sind  Grusisch,  znweilen  auch  mitBeifugung  enlsprechen- 
der  Armenischer,  Tiirkischer  und  Arabischer  Worter;  aile  er- 
kiarten  Worter,  ungefahr  15000  an  der  Zahi,  stehen  in  al- 
phabeiischer  Ordnung.  Die  Grusier  schalzen  Sulcban's  WOr* 
terbuch  sefar  hoch  -,  gleichwohi  hat  es  viele  Mangel,  mag  man 
nun  die  Methode  oder  das  Material  beriicksichiigen ;  aber  sie 
sind  vcrzeihiich,  da  es  die  erste  Leislung  dieser  Art  gewe- 
sen.  Dieses  Lexikon  war  Herren  Tachubinow's  einziges  HiiUs* 
mittel  bei  seiner  um£assenden  Arbeit,  der  er  die  besten  Jalue 


188  Historiscli-linguiiitiiiche  WiBsensclialten. 

seines  Lebens  gewidmet:  er  durchlas  eine  grofse  Anzahl  Gru- 
sischer  Buclier,  die  er  anfanglich  mil  Miihe  und  Koslen  sich 
verschaffen  mufsle;  er  unlerwarf  das  Worlerbuch  seines  Vor- 
gangers  einer  krilischen  Sichlung  und  begann  darauf  sein 
eignes  Werk,  das  er  im  Jahre  1837  voilendele  und  der  Kai- 
^erl.  Akademie  der  Wissenschaften  zur  Ansicht  vorlegte*  Es 
isi  auf  Kosten  dieser  Korperschaft  gedruckt  worden. 

Urn  den  Leser  mil  dem  Plane ,  den  unser  Autor  befolgt, 
besser  verlraut  z\x  machen,  lassen  wir  einige  Slellen  aus  der 
Vorrede  folgen,  die  Herren  Brossefc  zum  Verfasser  hat, 

,J)as  Nomen  aclionis  vertriti  in  der  Grusischen  Spradie 
den  unbeslimmlen  Modus  (Ir;finitiy);  es  sleht  seiner  Form  nach 
fast  immer  der  Wurzel  am  nachslen.  Wer  das  Nomen  actio- 
nis  kennt,  der  kann  das  Verbum  linden;  darum  hat  es  audi 
der  Autor  bei  seiner  lexicalischen  Anordnung  derWorterzum 
Grunde  gelegt.  Nach  jedem  dieser  einfachsten  Nomina,  die 
alphabetisch  geordnet  sind,  folgen  die  aus  ihm  abgeleiteten 
Verba.  Die  iibrigen  Selbstandsworter  und  Beiworier  aber, 
mbgen  sie  nun  urspriinglich  sein  oder  von  Nominibus  actio* 
nis  abstammen,  stehen  gleich  den  lelzteren,  in  rein  alphabetic 
scher  Ordnung.  Hieraus  erhellt,  dafs  dieses  Worterbuch  nut 
hinsichtlich  der  Verba  nach  Wurzeln  eingerichtet  ist.  Was 
die  in  Grusischen  Werken  oft  vorkommenden  Fremdworter 
betriflly  so  hat  der  Verf.  einen  grofsen  Theil  derselben  seinem 
Lexikon  einverleibt,  sehr  viele  aber  weggelassen,  weil  die  Per- 
sische  und  die  Tiirkische  Sprache  in  Grusien  stark  im  Ge- 
brauche  sind,  und  einheimische  Schriftsteller  eben  so  hauGg 
als  willkiirlich  Worler  aus  diesen  Sprachen  statt  vaterlandi- 
scher  Worter  gebrauchen.  Es  war  dem  Verf.  ein  Leichtes, 
die  Arabische,  Persische  oder  Tiirkische  Etymologic  der  Fremd- 
worter anzugebeU;  da  er  den  ganzen  Cursus  der  morgenlan- 
dischen  Sprachen  auf  der  St  Pelersburger  Universitat  durch- 
gemacht  hat ;  ich  fiir  meinen  Theil  bin  ihm  bei  Etymologieen 
aus  dem  Armenischen  etwas  zur  Hand  gewesen;  und  auf 
diese  Art  ist  es  uns  gelungen  bis  an  1800  neue  Wurzelworter 
zu  ermitteln,  deren  Zahl  iibrigens  noch  vergroDsert  werden 


Tschiibinow*s  GrosMch-RuMisch-Franzositcbcs  Worterbach.     189 

kann.  Dem  Lexikon  ist  eine  Tabelle  der  VVuneln  und  Wur- 
selworter,  xusammen  2383,  beigegeben.  Synonyma  hat  der 
Verf.  nur  aus  Sulchan*s  Worterbuche  geschopft,  und  mil  des- 
sen  Erlauteningen,  sofern  sie  sich  vorfanden,  begleitet/* 

^yNamen  von  Pflanzen  und  anderen  Natuq)roducten  sind 
nichi  immer  durch  ihre  technischen  Termini  erlauteri,  da  fur 
Gnisiens  Natnrgeschichte  bis  jeizt  noch  wenig  geschehen  ist. 
Die  vori  dem  Verf.  aufgenommenen  technischen  Ausdriicke 
finden  sich  grofstentheils  in  demWerke  eines  romisch-katho- 
lisehen  GeisUichen,  Namens  Philippus,  der  lange  Zeit  in  Gru- 
sien  wohnte  und  daselbst  der  praktischen  Heilkunde  oblag. 
Im  zweilen  Bande  der  Giiidenstedt'schen  Reise  und  in  Pal- 
ias^s  Zoologie  findet  man  eine  ahnliche  Sammlung,  das  Werk 
des  Grusischen  Prinzen  Joannes,  der  in  einer  Ilalianischen 
Ausgabe  des  Dioskonis  von  jedem  naturhistorischen  Ausdrucke, 
den  das  erwahnte  Buch  enthait,  die  Uebersetzung  an  den 
Rand  schrieb.  Endlich  verdanken  wir  auch  viele  naturiiisto- 
rische  Kunstwdrter  der  miindlichen  Belehrung  gebildeter  Gru* 
sier  und  der  Miltheilung  sachverstandiger  Personen." 

,,Das  Worterbuch  enthalt  19862  Artikel,  und  die  Zahl 
der  erkJarten  Worter  belaufit  sich  iiberhaupt  auf  35000.  .Der 
Franzosische  Theil  des  Worterbuches  und  seine  Etymologieen, 
an  denen  ich  in  gewissem  Betrachte  werkthatigen  Antheil  ge«- 
noaimen,  sind  nach  dem  Muster  des  Russisch-Franzosischen 
Worterbuches  des  Herm  Rei£f  bearbeitet:  nur  ist  Herr  Tschu- 
binow  so  giilig  gewesen,  mich  iiber  gewisse  Punkte  person- 
lich  eines  Besseren  zu  belehren.'* 

So  weit  Herr  Brosset  und  wir  konnen  mit  Ueberzeugung 
fainsMiselzen>  da(s  Alles  so  gut  gelungen  ist,  als  man  nur  wiin- 
schen  kann. 

Auber  den  Verzeichnissen  der  Synonymen,  der  Wurzel- 
worter,  der  gebrauchlichen  Substantiva  beider  Geschlechter, 
und  der  geographischen  Namen  hat  Herr  Tschubinow  seinem 
Werke  noch  eine  Grammatik  mit  ausfiihriichen  Tabellen  der 
Declination  und  der  Conjugation  beigegeben.  Nach  Anlei- 
tung  der  so  verdienstiichen  Brosset'schen  Leistungen  in  die- 


190  liistomcU  *  linguistUche  WineAMshaften. 

sern  Gebiete  8cliaffl  er  viel  Unnothiges,  von  aiteren  Graauua- 
tikern  Eingeschlepptes ,  aus  der  Gmsiscben  Grammaiik  fori. 
So  z.  B.  halten  alle  ulteren  Grammatiker  drei  Geschlechler 
angenommen;  Ilerr  Tschubinow  sagi  uns  kurz  und  enUchie- 
den:  „m  der  Grusischen  Sprache  giebl  es  kein  Geschlecht." 
Und  wirklich  erkenni  man  das  Geschlecht  im  Grusischen 
weder  an  einer  Endung,  noch  an  einem  Artikel,  wie  in  vie- 
len  anderen  Spraclien,  sondem  einzig  nur  an  der  Bedeutung 
des  Worles.  Von  den  Beugefulien  sind  zwei  ganz  unnoibige 
weggelassen,  aber  bei  weitem  die  meisten  Abweichungen  vom 
Hergebrachten  hat  der  Verf.  in  seiner  Bearbeilung  der  De» 
clinationen  und  Conjugalionen  sich  erlaubt.  Substanliva,  Ad* 
jectiva  und  Zahiworter  flecliren  »ch  alle  auf  gleiche  Weise; 
folglich  waren  die  Bemubungen  allerer  Gramnialiker,  welche 
ganz  willkiirlich  vier  Declinalionen  ausdlichten,  nicht  blofe 
ohne  Nutzen,  sondem  auch  dem  Anfiinger  nachllieiligi  da  sie 
sein  Gedachtnifs  iiberluden.  Die  Conjugalionen  endlich,  de^ 
ren  groDse  Mannigfaltigkeit  dem  Auslander  so  viele  Noth 
macht,  sind  bei  dem  Verf-  um  Yieles  iibersichllicher  und 
faMcher. 

Das  Verdienst  des  vorliegenden  Worterbuches  wird  durch 
kleine  Fehler  und  Versehen,  von  denen  wir  jetzt  einige  an- 
fiihren  wollen^  nicht  gescbmiilert.  Das  Wort  ap«u«i  be- 
deutet  nach  dem  Verf.  (S.  28)  als  Inlerjeclion :  „0!  wie  Schade;'* 
als  Adjeciiv  aber:  ,,des  Erbarmens  wiirdig/'  Sehr  gut;  die 
letztere  Bedeutung  hat  es  aber  nur,  wenn  der  Buchstabe  a 
(eine  Abkiirzung  von  ars,  ist)  folgt.  —  S.  130  ist  godji 
durch  Mittel finger  erklart;  es  bedeutet  aber  nur  das  obere 
GUed  dieses  Fingers  mil  Einschlufs  des  Nagels;  der  Name 
des  Miitelfingers  ist  zeri.  —  S.  226  steht  bei  tungi  fot- 
gende  Erklarung:  „Ein  Weingerals;  ein  Maafs  fUr  Fliissigkei- 
ten,  das  8  bis  9  Flaschen  fa&t.**  Ailein  1)  fafst  dieses  Maals 
nur  fiinf  grofse  Flaschen;  und  2)  bedeutet  tungi  niemals  ein 
Weingefafs.  Das  Wort,  welches  letztere  Bedeutung  hat^ 
ist  nur  von  tungi  abgeleitet;  es  lautet  tungiani,  findet  sich 
aber  nicht  im  Worterbuche.  —    S.  518  iiberselaLt  der  Verf. 


Tschnbinow^B  Grusisch-RuBsisch-FranzoBisches  Wdrterbncli.      191 

kwitkiri  mit  steinernes  Gebiiiide;  allein  es  bezcichnel 
eine  Mischung  aus  Kalk^  Sand  und  Stein,  deren  man  sich  im 
Orient  bedieni,  um  den  Gebliuden  grofsere  Festigkeit  zii  geben. 
Von  einem  Auslander  wiirde  man  ein  solches  Werk  ver- 
gebens  erwarten^  da  die  Grusische  Sprache  noch  eine  lebende 
ist,  \ind  also  die  Bedeutungen  vieler  Worier  in  den  Gebriiu- 
chen  des  Yolkes^  im  Lande  selbst  gesucht  werden  miissen.  — 
MSchie  imd  der  Verfesser  baW  auch  mit  einem  Russisch- 
Grusbdien  W&rlerbuche  beschenken!  wix  mnd  im  Voraus 
iiberseugti  dafe  es  vorziiglich  sein  wird. 

Verf.  KnjBs  P,  C^kera.  W.  Scliott. 


Alexander  Hand/eri:  Dictionnaire  Francis - 
Arabe  -  Persan  et  Turc,  enrichi  d'exemples  en 
langue  Turque  avec  des  variantes  et  de  beau- 
coup  de  mots  d'arts  et  de  sciences. 

(Druck-Ort:  Moskau.) 

von 

W.     S  c  h  o  t  t. 


JNachdem  wir  im  Jahre  1839  durch  den  Professor  Mirsa 
Kasem-Bek  in  Kasan  eine  Ttirkisch-Tatarische  Gramma- 
iik  erhalten  haben,  die  an  Reichhaltigkeit  und  zumTheilauch 
an  Neuheit  der  Beobachtungen  jedes  bis  dahin  gednickte 
Werk  dieser  Art  hinier  sich  lafst,  hat  ein  anderer  Morgen- 
lander^  Fiirst  Alexander  Handjeri,  im  Jahre  1840  den 
ersten  Band  seines  Ii*ranzosisch- Tiirkischen  Worler- 
buchs  unter  obigem  Titel  ans  Licht  gestellt  Dieses  Werk, 
dessen  Bestimmmig  vomehmlich  die  ist,  beim  Uebersetsen 
Europaischer  Texte  ins  Tiirkische,  so  wie  auch  bei  selbstan- 
dig  auszuarbeitenden  Tiirkischen  Abhandlungen ,  Aufisalzen, 
diplomatischen  Schreiben  u.  s.  w.  als  moglichst  ergiebige 
Fundgrube  zu  dienen^  ist  nach  einem  wahrhaft  gigantischen 
Plane  angelegt;  denn  der  uns  vorliegende  erste  Band,  ob- 
gleich  nur  die  Buchstaben  A  bis  E  umfassendy  zahlt  schon 
992  enggedruckte  mid  in  je  zwei  Spalten  abgetheilte  Seiten 
in  grofsem  Quart -Formate;  mid  bearbeitet  der  Verfasser  die 
ubrigen  Buchstaben  mit  derselben   erstaunenswurdigen  Aus* 


Dictionnaife  FniB9m6-Arabe-Penwi  et  Turc.  193 

fiihrlicbkdt,  so  darf  man  noch  wenigsiens  dcei  Biinde  von 
gieicher  Starke  erwarten,  also  im  Gansen  etwa  4000  Seilen!  *) 
Die  sum  Drucke  yerwendeten  Franzosischen  und  Arabiachen 
Typen  sind  Id&sn,  aber  so  sauber  und  zierKch ,  und  das  Pa- 
pier ist  so  weiCs  und  schon,  dala  man  den  dickkilMgien  Band, 
auch  abgesehen  von  dem  Werthe  seines  Inholts,  mii  wahrer 
Lusi  handhabL 

In  Reiner  kursen  und  biindigen  Vorrede  nenni  der  Veif. 
das  Worterbuch  der  Franzosiscben  Akadeinie  (Ausgabe  voh 
1798)  als    die  Basis  seines  Werkes.     Da  die  Osmaheh  alle 
classische  EUe^anz  des  Ausdrucks  in  eine  gescbmackvoU^  Ver- 
webung  Arabiscber  und  Persiscber  Worler    mil  Tilrkiscfaen 
seUen  und  der  WiUkur  im.  Auswahlen  dieser  Fremdlinge  — 
wofern  man  sie  nur   barmonisch   zu  gruppiren  versteht  — 
gar  keine  Granze  gesteckt  ist,  so  bielt  es  der  Verf.  fiir  noih* 
wendigy  jeden  Begriff  in  alien  drei  Spracben  wiederzugeben, 
und  jc^ie  Pbrase  so  zu  iibersetzen,  dais   sie  Etwas  von  jener 
Spracb-Mosaik   erhielt     Sofem  es  also  auf  Worter  und  auf 
den  Ausdruck  der  einzebien  Pbrasen  ankommt,   aus  welchen 
der  Osmane  seine  Riesen-Periodengleiobsam  wirkt  und  webt, 
durde  dieses  Werk  selbst  denjenigcn,  der  unter  verscbiediien 
Ausdrucksweisen  fiir  denselben  Gedatiken  zn  wiihlen  liebt,  ni^t 
leichl  im  Sliche  lassen;  aber  das  Geheimnils  der  Perioden-Ver-< 
schlingung  selbst  kann  ein  Worterbuch  nicht  lebren:  dieses 
erschliefst  sich  nur  durch  hiiufige  und  mit  groliser  Auliaicrk- 
samkeil  auf  die  Form  und  den  Mechanismus  des  Stils  ver- 
bundene  Lecture  der  Tiirkisehen  Reicbs-Annalisten,  der  di« 
plomatischen  Schreiben,  grofseren  Zeitungs-Artikel  u.  s.  w. 

Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dais  Meninski's  noch  uner- 
reichtes  Arabiscb-Persisch-Tiirkisches  Worterbuch  (drei  Fo- 
lio-Biinde),  in  welchem  ein  so  unerschopflicher  Schatz  von 
Phrasen  der  Biichersprache  sich  iindet,  zu  den  Quellen  des* 
Verf.  gehort  haben  diirfe;  aber  seit  Meninski's  Zeit,  und  be- 


*)  Der  80  eben  enchienene  zwcite  T^eU  enthalt  bit  P  (excloBWe)  050 
Seiten.  ^' 

Ennuit  Rusi.  Archiv.  1841.  lift.  1.  13 


IM  Hiftloritok'-lingaiilitch*  WlMeMwIudlM. 

•mdettt  in  den  leMM  Deeemiiefi  iMb^n  H^  Rftfofmen,  durch 
ivddie  Aer  abgetiM^bMa  Oftmaiiisishe  StaaUkSrper  wiedar 
vorifiiigt  Mr«rden  tottto)  tt«<Ai«  neue  Wovtbydimg  -*  oft  «iich 
imt  ModifioMioneti  ^  ti«de«ilung  idler  Worler  -^  nfilMg  ge- 
tnaoiil,  dk  in  dttem  toeiiM  Lexikon,  mag  es  ntm  ram  Uebtr- 
selflteii  Mi  ainer  Eur<»pSiacfaen  Sprache  iiia  Tibrkiache  Oder 
umgekehrt  bestimmt  aein,  nicht  fehlen  diirfen;  und  man  iit 
berecfaUgt  ra  crwarten^  da£i  dea  Verf.  Wdrielrbuch  In  dieser 
Hmsidit  audi  au  einer  neuen  Bearbeitung  dea  iMknunaki'sdMi 
^1  beistettem  werde. 

Ea  ist  Schade,  dala  die  auberordeiidiche  VoUslttndigkeil, 
daran  FiirsI  Handjeri  in  dieaam  W«rke  aich  befleilaly  ttim 
verweht«tt  niuiale,  die  AuMpracha  der  Arab.^  Pers.y  oder 
Turk.  W6rtar  dwoh  Umachraibimg  in  FVaaiMaolie  Sdirift  su 
baseicbnen.  Er  ku&ert  jedoch  die  Abaicbl  dieaam  Mttigel  in 
nMD  Viee«-Yeraa  aainaa  ganaan  Wfirtatbuchea,  daa  den 
So{ipkraeni-«fiand  anfiiilen  ^rd,  abauhelfen,  and  biHel  adhfiefii- 
lich  wegcki  der  Dmekfeliier  mn  Entachuidigmig^  deran  Zahl 
yaiialtnifamShig  nm*  nnbedeutand  au  aein  acheint  Mochle 
Mar  dar  Pk^  dea  Weikea  nadi  aeiner  VoUendung  ao  gestellt 
wmrdeui  dala  niefat  die  meiiten  Freunde  der  Oai 
Sfonadie  anf  Priirai*>B«siU  deaaelben  varaichten  mOaaen! 


>i;-i 


III. 

Industrie  and  Bandek 


Oekonomische   Preis-Aufgaben. 


Das  gelehiie  Conrili  des  Minist  der  Russ.  ReiehtdointtMii 
ildll  fplgende  Preisaiifgabea: 

I.  In  deo  miiUem  und  nordUdieii  Provinsen  von  Ru88«- 
ittd  lit  die  Yiehmicht  w  gering  w«g0n  Masgei  an  natiirli<> 
cfaen  Wiesen*  Fast  uberaU  giebt  aa  dort  au  Mrenig  HeuseUaga 
im  VerhaltnUa  au  den  Ackerfeldarn.  In  vialen  Gegenden  wird 
aar  ain  grabea  und.wanig  nabrhaftea  Hen  in  den  Waldern^  an  den 
Randem  aimipfigen  Boden^  odar  awiaehen  dnn  Banmahwupfen 
ia  abgajirannten  WdUwgan  gawonnen.  In  den  Gouvernanasnla 
Pateraburgt  Twer,  JAro#Uw»  KaatromAi  Rjaann* 
Tula,  Pwliawa  Iiabwsich  daher  mehrere  Gnlabaailser  mil 
Verbeaaening  der  naturfichen  und  nut  Aalegung  kiinstKahar 
Wiasen  beachlftigt,  Die  Heusaat  ist  abar  Ebiigen  gar  nieht 
gelnogen)  und  An4em  nur  diurch  Aufoabme  deraellien  in.  aim 
aieht  uberaU  w4  wAii  von  Jedem  auafiihrbare  &ialfolgB.  Ga 
wird  demnaeb  ala  Au%abe  geateUt: 

Die  aur  VerToUkoflininung  der  Wieaenwirtht 
achaft  in  Russland  passenden  Miitel  schrifi-: 
licb  abauhandeln»  und  swar  aowohl  die  Verbes- 
aerung  der  naturiichen  Heuschlage,  auf  Slau- 
wiesen,  SumpfatelleUy  in  Waldern,  auf  Heide- 

13* 


196  Indattrie  and  Handel. 

oder  Steppenflachen  a.  s.  w.,  als  auch  die  Ein- 
fiihrung  der  Gras-Saat  mil  Angabe  der  dazu  no- 
thigen  wirthschaftlichen  Anordnungen,  welche 
fiir  die  eine  und  die  andre  der  kiimatischenZo- 
nen  des  Reiches  am  sweckmafsigsten  zu  erach- 
ten  sind,  so  wie  der  Mittei  durch  welche  man 
diesen  wichtigen  Zweig  des  Landbaues  auch  in 
den  Bauerwirthschaften  ailgemeiner  einfiihren 
konnle. 

Es  ist  wiinschen^werlh  dafs  Beispiele  angefiihrt  werden  welche 
sowohl  die  Nulzbarkeit  der  gemachten  Vorschlage  beweisen, 
als  auch  die  MogUchkeii  gewisse  Arten  aus  den  Wurzeln 
ausschlagender  Fullerkriiuter,  in  den  verschiedenen  Distrikten 
von  Russland  zu  vermehren.  Die  Losung  der  Aufgabe  wird 
um  so  mehr  befriedigen  als  sie  einfachere  und  den  Yerhalt- 
nissen  der  Landleute  angemessenere  Vorschlage  entbalt.  — 

IL  Die  groisen  Sleppen  der  siidlichen  Zone  des  Euro- 
piisdien  Russland  scheinen  der  Landwirthschaft  aufserordent- 
lich  gftnstig,  auch  werden  die  westlichen  Theile  derselben 
bereits  zur  Viehzuchi  und  zum  Ackerbau  benutzt.  Von  der 
bsllichen  Halfte  derselben  sind  hingegen  noch  bedeulende 
Streoken  wiisle.  GroIiBe  Landereien  haben  dori  zwar  einen, 
nach  seinen  festen  Bestandtheilen ,  fruehlbar  zu  erachtenden 
Boden,  sind  aber  ganz  ohne  Wasser;  in  anderen  giebi  es 
BWar  Brunnenwasser^  indessen  ein  so  salziges,  dais  es  dem 
Viehe  zuwider  ist  *).  Und  es  giebt  etidlich  auch  einzelne  Di- 
strikle  z.B.  in  den  Gouvemements  von  Astrachan  und  So- 
raiow  und  in  der  Kaukasischen  Provinz,  die  luit  Salzbo- 
den  bedeckt  sind.  Diese  lelzteren  bringen  aber^  gegen  alie  Er- 
wartungen  zu  denen  ihre  gtinstige  geographische  Lage  be- 
rechiigty  nur  einen  sparlichen  und  dabei  noch  unsicheren  Er- 
trag  an  Viehfutter.     Mittei  um  diesen  Landstrichen  Feuchtig- 


*)  Nach  einigvn,  nSdntens  mitouUieilendeit  Nachrichten,  doeh  wohl  nicht 
fur  Sekale,  denn  in  eben  jeaen  siidditliohieii  GonTeracaneBta  loUen  jetzt 
'  scboa  HundcrUaiuQnde  foinwoiUg«r  Scbafe  W9iden«  R. 


Oekonomt8cli«  PreiMttlgabeii.  Wt 

keii  su  geben  tintt  um  das  Salt  in  ihnen  eu  vermehten,  sohei^ 
nen  daher  zur  Einfiihrung  einer  ordentlicfaeii  Landwiiihflchaft 
in  den  sad5slliehen  Theilen  des  Reidies  unerlSfeKch.  Es  wer- 
den  demnMchsl  folgende  Aufgaben  gestelit: 

1)  Das  einfachste,  wohlfeiiste  und  bequemsle 
Verfahren  zur  Erlangung  von  Wasser  in 
den  •  Steppengegenden  des  siidlichen  und 
siidosllichen  Europiiischen  Russlands  an* 
zugeben. 

2)  Das  beste  und  wohlfeiiste  Miltel  aufzufin- 
den  um  die  in  den  Siid-Russischen  Gouver- 
neoients  so  haufigen  salzhaltigen  Dislrikte 
zuni  Ackerbau  geschickt  zu  machen. 

Die  Anlworten  auf  diese  Fragen  miissen  bis  zum  Islen 
Februar  1842  (alien  Slyles)  eingesendei  werden. 

Fiir  eine  den  Fordeningen  des  Programmes  vollig  genii- 
gende  Losung  einer  oder  der  anderen  von  diesen  drei  Auf- 
gaben wird  eine  goldne  MedaiUe  zum  Werth  von  150  Duka- 
ten  erlheilL 

Die  Verfasser  der  Aufsatze  welche  sich  jenen  Forderungen 
am  meisten  nahern  erhalten  kleinere  goldene  Medaillen  zum 
Werlhe  von  50  Dukaten. 

Fiir  Abhandlungen  welche  zwar  nichi  alio  Forderungen 
des  Programmes  erfiillen,  jedoch  beachtungswerth  gefunden 
werden,  sind  silberne  Medaillen  ausgesetzt 

Die  Namen  der  belohnten  Verfasser  werden  in  dem  Jah- 
fesberichte  des  Minister,  der  Reichsdomainen  an  Se.  Majestat 
den  Kaiser  aufgefiihrt,  und  durch  offizielle  Zeitungsnachrichten 
bekannt  gemacht  werden.  — 

Die  Beanlwortungen  dieser  Preisfragen  konnen  Russisch, 
Franzosisch  oder  Deutsch  geschrieben  sein  und  miissen  bis 
ZQ  dem  genannlen  Termine  dem  gelehrten  Comite  des  Mi- 
nister, der  Kaiserl.  Domainen  zugesiellt  werden.  Jede  Hand- 
whrift  isi  mil  einem  beliebigen  Wahlspruche  zu  versehen,  und 
^lieser  isl  auch  auf  den  versiegelten  Unwchlag  eines  beigege- 


M^  Induitrie  iind  Handbl*    Otkoaomiicfac  PNuanfgrnben. 

braen  Zetidk  xu  selxM^  welcher  Aea  Namen,  doo  Sland  imd 
dea  Aufenthaltsort  des  Verfassers  enthalt 

Die  nieht  genugenden  AuCBaUe  werden  bei  dem  gelehr- 
ten  Comile  aufbewafartj  ohne  Entsiegelang  der  ihaen  beige** 
gebenen  ZetteL  Sie  werden  den  Verfassem  auf  deren  Yer- 
langen  und  gegen  von  ihnen  geschehene  Angabe  dea  zuge- 
horigen  Wahlspruches  zuriickgestellt.  Sollle  aber  nach  Ver- 
lauf  eines  Jahres  keine  Zuriickforderung  erfolgt  sein,  so  wer- 
den die  versiegelten  Umschlage  welche  die  Namen  der  Ver- 
fasser  enlhalien  im  Beiaein  des  Comite's  verbrannt.  — 

E. 


Torschlage  zur  Sicherimg  gegen  die  Folgen 

des  JMisswachse^ 


Baitni  Bruning, 

Ltflanditcheiii  Landntiie. 

SiDe  voa  der  Knuerlicb  Oekonoou  Getellscliaft  berauage^iieiie 
AbhajKlluog,  8.  pag.  1 — 16.    Petersburg  1841,     (RumUcIi.) 


Jxlehrere  Steilen  dieses  nur  ^yfiir  die  RussiscJieQ  Laod^ 
wirlhe  besiimiBlen''  und  fur  diese  offenbar  anlserai  be- 
faerzigenswerthen  Schriflcheos,  scheiaLen  aucb  von  aligemen 
nerem  loleresse,  indem  sie  sowohl  wichlige  oekonomische  Ein- 
lichlungen  io  Russland  als  aucb  manche  Verballnisse  des  dm** 
tigen  Feldbaues  keirnen  khreo.  Man  sieht  namentlicb  dafa 
auch  dort  maocber  Nachtheil  dem  eine  xweckmalsige  3e^ 
wirthscbafiiing  vorbeugen  kanni  Iheiis  bleibenden  Uimati3cbeii 
VerhallnisseDy  th^ils  einmaligen  meteorologiscben  Anomatien  ku- 
geschrieben  worden  ist  —  Nacfa  kurzer  Scbilderting  der  trau- 
rigen  Folgen  wekhe  allgemeiner  Miiswachs  in  bald  grSlse- 
Ttn  bald  kieineren  Pislriklen  yon  Ruasland  friiber  bewirkl 
bat,  s9fs)L  der  Verfasser:  y,Die  Sicberung  gegen  dieses  Uebel 
wird  durch  zwei  mebr  oder  minder  anerkannle  Millel  voU- 
siaadig  erreicbt,  namlicb  durcb  Anlegung  guler  Vorratbsbau- 
ser,  und  durch  VervoUkonunnung  des  Akerbaues.  -^ 

^acb  aufserst  wohllbatiger  Verordnung  der  Regierung 
siod  iiberall  in  Rnsaland  Kommagasine  fiir  die  Bauern,  durch 
euien  lesigeseizlen  und  jabrlicb  von  ihnen  zu  lelslenden  Bci- 


200  Industrie  und  Handel. 

irag  gefiillt  worden,  und  die  Beisteuernden  haben  aus  diesen 
ein  Darlehn  an  Korn  bis  zur  nachslen  Aerndle  su  fordem.  — 
Diese  Mafsregel  iibl  bei  uns  im  Livlaridischen  Gouvernement 
den  wohlthaligsten  Einflufs.    Anfangs  und  bis  sie  durch  eigene 
Erfahrung  eines  Bessem  belehii  waren,  erschien  zwar  den 
Bauem  die  Anlegung  solcher  Magazine  ais  eine  neue  Auflage, 
und  sie  >gaben  nicht  gern  eine,  iibrigens  nur  sehr  unbedeu- 
tende,  Beisteuer  zur  Fiillung  derselben.     Seitdem  man  aber 
einmal  die  nothigen  Einrichlungen  getroffen  und  seitdem  ein 
grofser  Theil  der  Einwohner  deren  Wohlthaten  an  sich  selbst 
erfahren  hat,  wirken  alle   mit  Freuden  zu  ihrer  Erhaltung. 
Uebrigens  gewinnen  nicht  die  Bauern  allein  durch  diese  Vor- 
rathshiiuser,  sondern  auch  und  fast  eben  so  sehr  die  Gutsbe- 
sitzer,  welche  erst  seit  deren  Einfiihrung  den  Ertrag  ihrer 
Giiter  voUstlindig  als  ihr  Eigenlhum  betrachten  konnen,  und 
nicht  mehr,  so  wie  friiher  im  Falle  des  Mifswachses,   einen 
betrachtlichen  Theii  davon  zur  Emlihrung   ihrer  Bauem  zu 
verwenden  haben. 

„Der  Bauer  selbst  bleibt  ciber  jetzt  auch  bei  bevorstehcn- 
dem  Mifswachs  voUig  ruhig,  in  der  Ueberzeugung  dafs  er  no- 
thigen Falles  alles  zur  Emahrung  sowohl  als  zur  Aussaat  no- 
thige  Korn,  aus  seinem  Magazine  erhalten  werde;  auch  tragt 
er  gern  und  gewissenhafl  das  ihm  gewordene  Darlehn  wieder 
ab,  urn  spater  in  gleichen  Fallen  dieselbe  Htilfe  zu  finden.  — 
Durch  eigne  Erfahrung  wahrend  der  40  Jahre  in  denen  ich 
mcin  Gut  s6lbst  be\virlhschafte,  habe  ich  die  wohlthatigen  Er- 
folge  dieser  Einrichtung  in   ihrem   ganzen  Umfange  kennen 
gelemt.    Ich  erinnere  mich  noch  lebhaft  des  Elendes  in  unserer 
Gegend,  durch  den  allgemeinen  Mifswachs  in  den  Jahren  1806 
und  1807  als  man  eben  erst  aniing  dergleichen  Vorralhshau- 
ser  einzurichten.     Die  unglaublichslen  Opfer  von  Seiten  der 
Gutsbesitzcr  konnten  bald,  als  deren  eigne  Vorriithe  erschSpfl 
wurden,  der  Hungersnoth  und  deren  schreckiichen  Folgen  nicht 
mehr  wehren.  Dagegen  wurden  aber  die  Bauem  in  den  spaleren 
Jahren  des  Mifswachses,  1826,  1836  und  1837,  durch  die  vol- 
lig  cingerichteten  und  gefiilllen  Dorf- Magazine,  jeder  Noth 


I 


Sicherung  gegen  die  Folgen  des  Mifsiwachses.  201 

t 

ubcrhoben  und  wir  fiihllen  kaum  irgend  einen  betrachUichen 
Mangel.  Die  Vorrathshauser  wurden  damals  an  einzelnen 
Orlen  fast  giinzlich  geleert,  aber  auch  fichon  bei  dernachslen 
giinstigen  Aerndte  durch  den  guten  Willen  der  nun  vdllig 
uberzeuglen  Theilnehmer  wiederum  gefiiJIl."  — 

Dtirch  Belrachlung  der  allgemeinen  Nacbtheile  welche 
aus  grofsen  Schwankungen  in  den  Kaufpreisen  des  Kornes 
henrorgehen,  bald  fiir  den  Landmann^  bald  im  Gegentheil  fur 
dieKIassen  welche  das  zu  kaufendeBrod  von  dem  Erlrage  ei- 
nes  weit  mehr  constanten  Einkommens  zu  bezahlen  haben, 
wird  der  Yerf.  darauf  gefiihrt  die  Aniegung  ganz  ahnlich  zu 
verwaltender  Magazine  von  noch  allgemeinerer  BeslininHing, 
namentlich  auch  fur  minder  begtilerte  Beamte^  Burger  u.  a. 
in  Vorschlag  zu  bringen.  Er  zeigl  auf  welche  Weise  sie  eine 
grofsere  Beslundigkeit  der  inlandischen  Kornpreise  bewirken 
wurden  und  gehl  sodann  auf  das  zweile  Mitlel  zur  Sicherung 
gegen  die  Folgen  des  Mifswachses,  auf  Vervollkommnungen 
des  Feldbaues  iiber.  Durch  Erkenntnifs  und  richtige  Benutzung 
der  Vegetationsgeselze,  als  wahrhaft  wissenschafllicher  Grund- 
lagen  der  Agronomic,  liefse  sich  die  Fruchlbarkeit  und  der 
Ertrag  des  Bodens  so  sehr  erhohen,  dafs  sich  Mifswachs  nur 
bei  aufserordentlich  unglinsligem  Zusammenlreifen  vieler  me- 
teorologischen  Hindernisse  ereignen  konne;  aber  auch  in  sol- 
chen  Fallen  sei  derselbe  dann  von  weit  geringerer  Bedeutung; 
denn  durch  ihn  vorhergehende  oder  spater  erfolgende  wirth- 
schalUiche  Mafsregeln  werde  das  Mifsralhen  einer  Fnichl- 
arl,  durch  giinstigen  Ertrag  von  einer  andern  ersetzt 
Sorgfallige  Beobachtung  des  Bodens,  zweckmafsige  Anwen- 
dung  der  mannichfaltigen  Diingungsmiltel  und  eine  den  Lo- 
kaiitalen  entsprechende  Wahl  und  Folge  der  zu  bauenden 
Frucht-arten  werden  im  Allgemeinen  als  krafligste  Hiilfsmiltel 
fur  den  Landmann  in  jedweder  Gegend  empfohlen  und  dann 
deren  Erfolge  durch  cinige  von  Livland  enlnommene  Bci- 
spiele  anschaulicher  gemachi: 

„Auf  einigen  Giitem    des  Livlandischen  Gouvernemenls 
hat  sich,  nach  Einfuhrung  mehrfcldriger  Wirlhschaft  mil  Hcu- 


208  ladwtritt  ttod  Handel. 

aaal  and  Karioffelbau,  der  Ertrag  von  den  Feldeni  die  mi 
iea  leUlgeoannien  Yegetabilien  besieUi  wurdeOi  auf  nicht  we- 
niger  als  die  Hiilfte  des  vormaligen  .Ertrage$  von 
dem  ganzen  Besilsthume  erkoben.  Auiaerdem  ist  aber 
auch  der  Komwucfas  fast  verdoppelt:  der  Roggen  wurde 
frUher  nur  6(alt]g,  jeUt  aber  10  und  12faitig  geamdtel;  der 
WaiUen  lohni  jeUi  nicht  mehr  5^  sondem  10  und  sogar  1$- 
fach;  und  an  FeldUee  gewinnt  man  auf  einselnen  Giitern 
mehr,  ak  an  Heu  von  sammtlichen  Wiesen*  Daa  Beispiel 
der  BesiUer  dieaer  Giiter  hat  auch  auf  ibre  Bauem  gewirkt. 
An  vielw  Orlen  sieht  man  schon  jetxt  die  Bauemfelder  vor- 
treffiich  bearbeitet,  und  nut  Klee  und  der  aegensreicben  Kar- 
toffel,  welcfae  unaere  Landleute  jetzt  vor  ailem  Andren  lichen 
und  ehren,  bestellt.  Uebrigens  aber  muis  man  leider  auch 
bekeoneni  dab  eg  im  Livlandischen  Gouvemement  noch  Gula- 
beaitzer  giebt  welciie  an  der  alten  Dreifelderwirlhschafl  han- 
gen,  bisweilen  nur  die  Haifte  eines  Brachfeldea  diingen  u«  s.  f. 
Ea  ist  aehr  natiirlieh  dab  dano  die  Felder  ihrer  Bauem  noch 
scUechter  bestelH  und  gediingt  werden.  Der  dortige  Ertrag 
iat  aber  soicher  Wirthschaft  angemessen/'  — 

,9 Das  beste  und  sicherste  Miiiel  um  die  Bauem"  (aller 
Rua^ischen  Provinzen)  ^  schlechien  Jahren  vor  dem  Hunger 
am  schtitaen,  ist  demnacfa  wohl  ofaneZweifel  der  Kartoffeibau 
in  groiserem  Maalsstabe^  und  dessen  Einfuhrungen  in  die  Fmcht- 
folge.  Die  Kartoffel  liefert  von  einem  kleinen  Terrain  eine 
grofse  Menge  Nahnmgsatoff  und  fordert  dabei  bedeutend  das 
Gedeiben  des  ihr  folgenden  Kornes.  Der  VortheU  der  dem 
Landmanne  von  Einfiihrung  des  Klees  und  der  Kartoffel,  bei 
einer  der  OertUchkeit  angepaisten  Saatfolge,  bevorsteht  ist 
leicht  zu  berechnen.  Wenn  z.  B.  ein  Bauer  der  in  3  Feldem 
10  De^jatinen  Land  besitzt,  jahrlich  eine  De^atine  mit  Kartof- 
fehi  und  eine  andre  auf  zwei  Jahr  mit  Klee  beslellt,  so  wird 
dadurch  nicht  blols  sein  Korn  mit  der  Zeit  immer  besser  loh- 
nen,  sondern  er  wird  auch  noch  jahrlich  80  Tschetwert  Kar- 
toSeln,  18  Fuhren  Kleeheu  und  eine  geniigende  Menge  Griin- 
futter  mehr  erhallen.  —    Eine  Bauerfamilie  bedarf  taglich  6 


Sichening  gegen  die  Folgen  des  MiDiwachses.  203 

bis  7  Gamez  Karloffeln  zu  ihrer  Ernahnmg  oder  jahrlich  eiwa 
40T8cfaetweri;  es  bleibt  ihr  demnach  eine  Halfle  der  Karioflel- 
amdle  von  jenen  Feldem  zum  Verkauf,  zum  Yiehfulter  u.  a.  w.  *) 
yyEs  geniigen  femer  je  10  Fuhren  gates  Kleeheu,  um,  zu 
allerhand  bisher  unterlassenen  Arbeiten  und  Uniernehmungen, 
ein  Gespann  Pferde  oder  Ochsen  mehr  zu  erhalten,  ohne  ein- 
mal  des  Grunfulters  und  der  vortrefflichen  Weide  zu  erwah- 
nen.  Die  erheblichste  Sicherung  des  Unterhaltes  der  Faini-* 
fien  wuf de  daraus  folgeti  und  ein  herrlicher  Uebergang  von 
Ndlh  wid  BafibtskUuigen)  sum  W4>iiliUiide  imd  cur  ZufmdQ»* 
faeif'  Der  Veri  scbUeGai  Otti  der  Bemerku^g  dafr  mail  das 
audi  in  diesem  Falle  zu  befiirchtende  Haften  an  fehlerhaften 
Herkommlichkeiten,  am  beslen  durch  zweckmafsige  Bauem- 
schulen,  durch  Einrichtung  bauerlicher  Musterwirthschaften  in 
verschiedenen  Gegenden  und  durch  eiR-  gules  Beispiel  von 
Seiten  der  Gulsbesilzer  besiegen  %verde. 

E. 

*)  IH^  Do^tiaa  d«f  Laad^ler  (welcho  bwr  waliiVGlieinlicli  gememt 
ist)  enti^ncht  nabe  ^71  Preaas*  Morgen.  Der  Tschetwert  3,616  Prevss. 
Scheffeln,  der  Gamez  0,964  Preuss.  Metzen.  —  Es  iat  also  nach 
obigen  Angaben  die  Feldmark  des  Bauemgutes  zu  57  Morgen,  der 
Ertrag  von  efnem  Morgen  zn  nahe  an  6|  Scheffel  an  KartofFeln,  oder 
zu  etwas  fiber  S  Ffihren  Kleehen  angenommen,  und  der  tSgliclio  Be- 
datf  tfaar  Ikatettdtataldt  sn  5|  K»^  ^  Metaen  Kartoffela,  K. 


Ueber 

Entstehung  der  sogenannten  Uchabi  oder  wel- 

lenfdrmigen  Uneb^iheiteii  der  Schlitteubaliii  auf 

den  Landstrassen,  und  deren  Yerfautimg 

von 

Herrn  Hofmeister  in  Toropeas. 

(SemledJBltsch.  Gaseta.    1841.    Nr.  2.) 


£iin  Jeder  der  im  Winter  unsere  grofsen  Landsiralisen  be- 
fahren  hat,  diirlle  'wohl  auch  einmal  bis  zum  Uebelwerden  ge- 
schaukelt  worden  sein*)  auf  den  dicht  hinter  einander 
folgenden  Uchabi  oder  Weges-wellen.  Durch  diese  werden 
ferner  nicht  blofs  der  Vorreiler  und  der  Kutscher  auf  einer 
Station  von  20  Wersten  4  oder  5  Stunden  lang  unbarmherzig 
zerschlageuy'  sondem  auch  die  Pferde  unter  bestandigen  StoCsen 
des  Kummet  gegen  ihre  Brust  und  ihre  Schultem  so  sehr  ge- 
quiilt,  dafs  sie  vor  dem  Stalionshause  angekommen;  sich  kaum 
auf  den  Fiilsen  erhalten  konnen  und  nicht  selten  blutig  sind. 
Ich  halte  dafiir,  dafs  die  Kurze  der  Schlittenkufen  un- 
ter unsern  Fuhrwerken  den  einzigen  Grand  zu  dieser 
Erscheinung  abgiebt,  denn  ich  habe  oft  bemerkt  dafs  man  in 
Gegenden   wo    Fulirleute    und    Bauem   mit  langern   Schlit- 


*)  Der  Verfasser  gebraucht  das  Wort  ukatschiwatj,  welches  etwas 
durchachaukeln  bedentet  und  namentlich  fur  den  EinflnlB  der 
SclufTsbewegung  anf  den  menscli lichen  Korper  iibltch  ist,  weil  in  der 
That  die  Schlittenfahrt  auf  den  Uchabi  bei  Vielen  eine  volUtandig* 
Seekrankheit  zur  Folgc  hat.  K. 


Evteieliwig  (I.  wellfiniomi.  UaobenheRen  dei  SclUittenbftbn.      2SS 

(en   fabren,    £s8l  gar   keine   Uchabi   auf  den  Landslrafsen 
findet  *). 

Auch  kann  man.  sich  ieichi  von  der  Richligkeil  meiner 
Behaaptung  iiberzeugen,  wenn  man  einen  miserer  Fuhrwerka* 
Zuge  (obosi)  betrachiei  und  die  eigenihiimliche  Bewegung 
ibrer  SehlitleD,  so  wie  die  Veribeilung  des  Druckes  welchen 
ein  jeder  von  ihneh  auf  die  Landsfcralise  ausiibt,  in  Erwagimg 
tiehL  Die  auf  diesen  kurzen  Scblilten  rubende  Last  driidt;! 
namlich  am  starkslen  auf  den  Vordertheil  ibrer  Kufen,  da  wcf 
sich  diese  zu  dem  verzierlen  Kopfsiiicke  (dem  sogenannieii 
sagolov^ok)  aufbiegen,  was  man  auch  dadurch  sieht,  dab 
die  Kufen  an  dieser  Stelle  stets  am  starksten  abgenuizt  wer- 
den.  So  Bchlogt  nun  der  Schiitten,  der  sich  mi  dieser  am 
starksten  belasteten  und  dabei  bogenformigen  Slelle  seiner 
Kufen  auf  den  Boden  siiitzt ,  mit  derselben  gewaltsam  in  alle 
kleinslen  Yertiefungen  der  Schnee-Bahn,  welche  theils  von 
Unebenheiten  der  Unterlage^  theils  von  den  Hufen  der 
Pferde  oder  von  dem  Winde  herrtihren  ^*).  Durch  diese 
Scblage  wird  dann  der  Schnee  bald  zur  Seile  gedrangt,  bald 
ausgeholt  und  nach  vome  geschoben^  so  dais  sich  eben  der- 
gleichen  wellenformige  Unebenheiten  (uchabi)  bilden  und 
durch  die  Scblage  der  auf  einander  folgenden  Fuhrwerke  mit 
aulserster  Schnelligkeit  vertiefen  und  vergrolsem.  Ein  einzi- 
ger  Zug  von  einigen  Dutzend  Last-'Schlitten  reicht  oft  hin 
sie  voUstandig  auszubilden.  Die  Fuhrwerke  welche  die  Wir- 
kung  dieser  Hiigel  durch  seitliches  Ausbiegen  vermeiden  wol- 
len,  erzeugen  dann  ahnliche  in  andem  Ricbtungen,  bis  daffi 
endiich  der  ganze  Wegebenso  wie  die  Meeres-Oberflache,  bei 
dem  starken  Wellenschlage  welcher  auf  den  Sturm  folgt^  aus- 


*)  fm  ndrdlichen  Norwegen,  wo  man  wohl  auch  vorzagBweiie  karze 
ScUitten  gebraocht,  kommen  dagegen  sowohl  die  uchabi  als  auch 
deren  der  Seekrankheit  gleiche  Folgen  Yor.  E. 

**)  DaTs  die  Hafschlage  am  meisten  zur  Entotehong  der  wellenformigen 
Hagel  beitragen  welche  sich  queer  uber  die  Landstrafse  entrecken, 
beweist  wohl  der  gleichmaDiige  und  fast  immer  einen  Pferdeschritt 
l>etragende  Abstand  derselben.  Vergl.  Rrmans  Reise.  Abthl.  I.  Bd.  2. 
pag.  19.  K- 


206    Indaitrie  u.  Hftndel.     Rntttehmn^  d.  welleBftnn.  UiMbenMtoii  etc. 

sieht.  Die  Krafte  weldie  alsdann  auf  tolcher  Landstrabe 
verbraucht  werden,  sind  wohl  mindestens  doppelt  90  gtob 
ab  friiher  wo  ate  nodi  eben  war.  •<*  Der  Verfoaser  aehiagi 
dann  vor  dafii>  sur  VerhiiUing  dieaea  Ueb^,  den  Fuhrieulen 
und  Bauem  aireng  anbefohlen  werde,  nur  Lastadilitten  an 
braadien  deren  Kulen  mindeateos  5,8  Engl.  Fula  (2^  Ar- 
aehin)  lang  waren  und  zwar  von  ihrem  hinteralen  Ende  bia 
cu  dam  Ponkte  wo  aie  aich  gegen  daa  Kop&tfick  aufwirta 
biegen,  und  bei  denen  daa  Brett  auf  wekhea  man  die  Laat 
legt,  nach  hiaten  um  mindeetena  6  Werachok  weiler  tot- 
apiinge  aia  daa  Ende  der  Kirfen.  *^  Durch  Einaiehung  einer 
angemeaaenen  Geldbuiae  von  Contravementen  kdnne  man  hof^ 
fen  dttn  geoannten  Uebelatand  bald  ebenao  griindlich  abm- 
aehaflCen,  wie  unter  Kaiaerin  Katerina  U.  den  bis  dahin 
herracheaden  und  fur  die  Ruaaischen  Waldungen  so  fiuberst 
leratSrenden  Gebrauch  von  Barken  die  nut  auagehauenen 
(geadaimerien)y  anstatt  wie  jetat  mil  geaaglen  Brettem  be* 
kkidet  waren. 


Ueber 

die  M oskaner  Wasserleitong  nach  dem  im  Jahre 
1779  eingereichten  Entworfe  des  Ingenieur- 

General  von  Bauer. 


l^aiireBd  bekanatlich  die  Bewohnet  von  Petersburg  ihr 
Newa^Wi»$er  voUig  trinkbar^  ja  vorzQglicher  als  jedea 
andere  finden,  kt  man  m  Moakau  achon  friihaeitig  aowobl 
mit  dem  dortigen  Flufawasser  als  auch  mit  allem  Bnmnen- 
und  Quell  •Wasaer  welches  aich  in  der  Stadt  selbsi  darbol 
ttunifrieden  geweaem  Die  FltisseMoskwa  und  Jausa  zeig- 
ten  81^  ¥on  soi  geringem  hhalte  um  bei  ihrem  Laufe  vmr 
schen  den  volkreidien  Slralsen  der  Hauptstadt,  unter  den  auf 
salchem  W^e  uiwenneidlichen  Venmreinigmigen  trinkbar  en 
Ueiben*  Von  nwhreren  sehr  reinen  Qnellen  die  in  Moskau 
ieibat  entapringen  liegen  einige  bo  viel  niedriger  als  die  mei- 
ttoa  Strafeen,  daft  man  sie  mir  dnrch  sehr  koatspielige  He<- 
bongs '•^  imidLeitnnga^Vomehlungen  hSite  anwendbar  machen 
kiimnen.  Andere  wdehe  man  mit  gro&en  Sammiungsteidien 
umgeben  halte,  ffielj|in  in  der  treeknen  Jahresseit  nur  Ufit^- 
iidi  nnd  #okiitzM  sich  dann  nidit  genugsam  gegen  Verderb- 
tais.  £ben  solche  periodische  Abnahme  erieiden  aber  endlidi 
aoch  di^enigen  in  Moskau  entspringenden  ewei  BKche  welche 
«Mui  Neglinnaja  d«  fa.  den  nieht-thonigen  und  Samoteka 
Oder  den  von  selbst  fliebenden  nennt  Ihre  Wasser  siehen 
sieK  snr  Maskwa  twiachen  den,  damals  noch  steilen,  WKnden 


208  ladustrie  und  Handel. 

der  tiefen  Schlucht,  welche  die  Hauptstadl  in  zwei  Theile 
trenniy  und  sie  wurden  dort  durch  seitlichen  Zutrilt  des  Ko- 
ihes  und  der  Kloaken  aus  den  oberen  Strafsen  ganz  unbrauch- 
bar  gemacht.  — 

Unter  diesen  Umslanden  iiberreichle  nun  im  Jahre  1779 
der  Russische  Ingenieur- General  v.  Bauer  der  Regierung 
den  Eniwurf  zu  einer  aufserst  grofsartigen  Wasserleitung  fiir 
Moskau,  welche  in  den  nlichslfolgenden  Jcihren,  fast  genau  so 
wie  er  es  vorgeschlagen^  begonnen  und  schon  bedeulend  ge- 
fSrderi,  hernach  aber  von  1797  bis  1804  ebenfalls  nach  jenem 
Vorscblage  ganzlich  vollendel  worden  ist  —  Unler  den  Ac- 
ten  zuui  MoskoNvischen  Aquaduct  (mo^kow^kji  wodo-prowod)^ 
welcher  seitdeui  slets  unter  Aufsicht  eines  eigens  dazu  cr- 
nannlen  Directors  aus  deui  Corps  der  Wegebau-Ingenieure 
gesftanden  hat,  befindet  sich  noch  jetzt  die  Urschrift  des  Bauer- 
schen  Projektes,  und  von  dieser  ist  im  vorigen  Jahre  ein  voli- 
slandigisr  Abdruck  nebst  dem  dazu  gehorigen  Situationsplane 
und  architektonischen  Zeichnungen  bekannt  gemacht  worden, 
in  dem  jurnal  putei  ^oobschtschenija  oder  Wegebau  J* 
fur  1840  Februar.  pag.  113-161.  —  Es  folgt  hier  ein  Aus- 
zug  aus  diesem  Russischen  Aufsatze  und  aus  den  Anmerkun- 
gen  des  Herausgebers  des  genannten  Journales  zu  demselben. 
.  Der  General  Bauer  widerlegt  zuerst  den,  wahrscheinlich 
damals  vorhandenen,  Plan  die  Neglinnaja  durch  kiinstliche 
Erweiterung  ihres  Bettes  trinkbar  zu  erhalien;  denn  imt 
dem  von.ihm  vorzuachlagenden  Werke  sollte  im  Gegentheil 
eine  theiiwejseZuschiittung  derSchluchi  zwischen 
den  beiden  Stadt-Hiilften  verbunden,  und  eben  dadurch 
eine  Gegend  welche  wegen  des  schlechten  Geruches  der  Ne- 
glinnaja allgemein  geflohen  wurde,^zu  Promenaden  ein- 
gerichtet  werden.  Er  sagt  dann  femer  da&  einzelne  Theile 
der  Hauplstadt  um  140  Fufs  (wahrscheinlich  Engl.  Maalses) 
h$h«r  liegen  als  die  Mo^kwa  und  dafs  man  deahaib  zur 
Linken  dieses  Flusses  bis  auf  18  Werst  von  der  Stadt  kein 
einziges  fliefsendes  Wasser  finde  welches  auch  nur  einige  der 
Hauptsira&en  dominire,  oder  zur  Leilung   in  dieselben  *ge- 


Die  MoBkaner  WaMerieitang.  .  209 

brauehl  werden  konne.  Sehr  passend  zu  diesem  Zwecke 
seien  dagegen  die  reichhaltigen  Quellen  welche  bei  dem 
Dorfe  Bolschija  mytischtschi  *),  20  Werst  vom  Kreinl, 
links  von  der  Moskwa  und  am  rechten  Ufer  der  Jans  a: 
102,625  Fufs  iiber  dem  Fiufsniveau  in  der  Stadt,  ent- 
springen.  Er  schlagt  daher  vor^  von  diesen  eine  hinreichende 
Wasser-Menge  so  nach  Moskau  zu  leiten,  dafs  sie  unterwe- 
ges  vor  jedem  verunreinigenden  ZutriU  geschiitzt  bleibe,  nicbi 
aber  in  dem  Zustande  ^^derjenigen  Fliissigkeit'*  (d.  h.  kothigen 
Wassers)  dort  aBkomme,  die  man  bis  damals  zum  Trinken 
und  Kochen  hatte  amvenden  miissen.  —  Der  Raum,  von 
SOOSajenen  imUmfange,  auf  welchem  bei  B.  mytischtschi 
eine  bedeutende  Wassermasse  hervorbricht,  liege  um  20  Fufs 
hoher  als  der  enlfemtesle  (und  ivohl  milhin  der  hochste?) 
Punkt  des  Jansa'-Fiusses;  die  doriigen  Quellen  haben  daher 
mit  diesem  Flusse  nichts  gemein,  sondern  hangen  ohne  Zwei- 
fel  mit  noch  hoheren  Bergen  der  Umgegend  unierirdisch  zu- 
sammen  und  konnen  sich  eben  deshalb  stets  in  so  unveranr 
derter  Reinheit  und  Starke  erhallen,  wie  die  Erfahrung  wirk- 
lidi  zeige.  Man  findel  auf  jenem  Raume  zu  oberst  eine  2 
Fuis  dicke  lorfahnliche  Schicht  welche  aus  BaumbliilterQ  be- 
sleht  die  in  einer  sehr  friihen  (wohl  praeadamitischen?)  Zeit 
verrodet  seien.  Unter  dieser  eine  15  Fufs  dicke  Thonschichl 
itfid  dann  groben  Kies,  aus  welchem  die  Wasser  heryor- 
^piellen.  Ueberali  wo  sich  in  dem  bedeckenden  Thoae  eine 
aatJIrliGh  gebildete  oder  gebohrte  RShre  befindet,  spriogt  eine 
Quelle  von  dem  Kiese  an  18  Fufs  hoch,  mithin  bis  iiber  die 
Aimpfige  Schicht.  Diese  Quellen  dringen  so  rein  durch  ihre 
Steig-RShren,  dais  sie  dieselben  niemals  verschiinMnen  oder 
versanden.  — 


*)  Der  Name  Bolschija  mytischtsclii  durfte  wohl  ana  mytj  wa- 
schen,  mit  der  angmentatiren  Endang  Ischtsche  entstanden  ao  vie! 
all  die  grofscn  Waschereien  foedeoten,  und  somit  an  eine  frii- 
here  Anwendung  jener  Quellen  erinnem.  -*  Die  MogUchkeit  der 
ganz  andern  Ktymologie  Ton  my  to  der  ZoU  oder  die  Maoth  iat  mir 
fibrigena  nicht  entgangen.  K. 

ErmiiM  Riiis.  Archit.  1841.  Hf».  1.  14 


210  *  In«lus(rie  und  HMidel. 

1779  waren  48  solche  AusflufsdlTnungen  odcr  Quelien  vor- 
handen,  die  man  zu  je  mehrcren  in  Bassins  oder  Brunneii 
(kolodesi)  vereinigt  liatie. 

1788  ziihlte  man  62  Quellen  in  28  Brmihen 
1805     _      —    73      —      —  43      — 
Das  Wasser  ist  in  diesen  alJen  und  zu  alien  Jahreszeiien  von 
^urchaus  gleiclicr  BeschalTenheit  und  soil  0,000191  oder  -^tw 
seines  Gewichies    an    fesien    Besiandtheilen  enthalten,    von 
deneh  jc  100  aiis 

63,57  kolilensaurem  Natron 
11^84  kohlensaurer  Talkerde 
8,81  schwefeisaurem  Natron 
2,94  salzsaurem  Natron 
4,22  salpetersaurem  Natron 
1,19  salpetersaurer  Talkerde 
und    7,43  Selen  (!) 
bestehen  *)     Seine  Temperatur  soil,  wie  zu  erwarten,  ganz 
unveriinderlich  und  „nicht  iiber  5*  R.  sein  **)•  — 

General  Bauer  besiimmte  dann  durch  Versuche  die  Was- 
sermengen  welche  theils  mehrere  der  genannten  Quellen  zu* 
sammen,  theils  einzelne  von  ihnen  —  (unler  anderen  die  so- 
genannle  Heilige-  oder  Blitz- Quelle  von  der  die  Steigrohre 
von  einem  durch  die  Thonschicht  gefahrnen  Blitz  gebildet 
sein  sollte)  —  in  24  Slunden  lieferten.  Er  fand  dafs  alle  da- 
mals  vorhandenen  zur  Versorgung  der  Stadt  mil  Trink-  und 
Koch -Wasser  mehr  als  hinreichten  und  erwahni  namenilich 


^  Anfserdem  sollen  darin  noch  von  phosphonaurcni  Natron,  Biaen  und 
Alann  nicht  niiher  bestimmbare  Spuren  vorbanden  sein.  Sehr  bemer- 
kenawerth  scbeint  der  ganzliche  Mangel  an  Kalkerde;  —  der  Selen- 
Gehalt  ist  in  dem  Rassischen  Aatsatze  aiisdrucklich  dnrcb  das  Wort 
Selenium  in  lateiniscber  Scbrift  angegeben,  wahrscbeinlich  damit 
man  nicht  an  eine  blofse  Namensverwechslung  mit  Selenit  oder  sell  we- 
felsaurer  Kalkerde  denken  soil.  E. 

**)  Eine  weit  bestimmtere  Temperatar-Angabe  ware  aber  doch  fur  die 
Meteorologie  aafserst  erwiinsclit  nnd  wahrscbeinlich  sehr  leicht  zu 
erlangeoi.  E. 


Die  Moskaner  VVaaserleitang.  '2tl 

an  einer  Slelle  seines  Aufsatzes,  eines  Ueberschlages,  nach 
welchem  die  Menge  alles  noch  bei  B.  mytischlschi  ea 
Gebote  stehenden  Quell  -  Wassers  167112  Paris.  Kubikfuls 
in  24  Stunden  beirug  *).  Die  250000  Bewohner  von  Moskau 
bediirften  aber  taglich  an  Irinkbai  em  Wasser  nur  142,857  Par. 
Kubikfufs  d.  h.  elwa  fiir  Jeden  15,43  Berliner  Quart  und  nack 
diesem  Bedarfe  seien  daher  auch  die  Dimensionen  des  Aqua^ 
ductes  anzunehmen.  Der  nothige  Hohenunlerschied  fiir  die- 
sen  sei  nun,  nach  dem  oben  angegebenen  Gesammiresultaie 
der  Nivellirung:  B.  mytischtschi  102,625  iiber  der  Moskwa 
beim  Kreml,  wirklich  vorhanden;  bedeulende  Schwierig- 
keiten  fanden  sich  aber  in  dem  Umstande,  dafs  die  Leitungs- 
rohre  nicht  anders  als  liber  ein  von  Schluchten,  Ber- 
gen und  Fliissen  durchschnittenes  Terrain  gelegt 
werden  konne.  —  Ich  werde  nun  einige  der  wicbiigsien 
Bauwerke  angeben,  welche  zur  Ueberwindung  dieser  Schwie* 
rigkeiten  vorgeschlagen  und  spiiter  ausgefiihrt  wurden.  In 
dem  Russisclien  Aufsalze  sind  dergleichen  weit  mehrere  und 
namenllich  fiir  18  verschiedene  Punkte  der  ganzen  Leilung 
vollstandig  beschrieben.  —  Die  Quell -Wasser  wurden  zuerst 
miiielst  Steigrohren  und  liberwolbten  steinemen  Kanalen  die 
man  an  verschiedenen  Stellen  durch  die  oben  erwahnte  Thon- 
schieht  legie,  in  mehreren  Brunnen  und  darauf  in  einem 
Haupibassin  gesammelt,  dessen  Niveau  sich  um  6  Fufs  un- 
ter  der  Ebene  befindet  bis  zu  welcher  die  Quellen  aufsteigen. 
Yon  jenen  uberwolbten  iiber  dem  urspriinglichen  Boden  und 
Wanden  liegenden  Kanalen  sowohl  als  auch  von  alien  ahnli- 


*)  Nach  spSteren  Messangen,  sowohl  in  den  Jahren  1911  bis  1813  als 
anch  1^1  bis  1838  betrug  das  von  B.  mytischtschi  zor  Stadft 
geleitete  Wasser  zasammen  1^6,000  Pariser  Kubikfuls  in '24  Stunden, 
also  beinahe  eben  soviel  wie  im  Jalire  1779  nach  Bauers  Schatznng. 
Man  fand  dagegen  die  Wassermenge  ans  cinigen  einzelnen  nahmhaft 
gemachten  Quellen  oder  Brunnen  meist  weit  geringer  als  nach  den 
ersten  Messungen.  Die  seitdem  erfolgte  Eroffianng  never  Rohren  in 
der  Thonschicht  war  also  nntzlos  gewesen  indem  die  alten  dadnrch 
an  Ergiebigkeit  verlorrn  hattcn. 

14* 


SU2  iBdMtrie  und  HMdel. 

dien  die  bet  der  ferneren  Leilung  ▼orkommeiiy  lind  die  Sei- 
ienwaode  mil  a1>gebo8chten  Schiiitungen  von  Thon  timgeben, 
urn  sie  vor  Schnee  und  Regenwasser  «i  schiiUen.  Auch  ist 
in  SchluchteA,  wo  der  Andrang  dieser  oberfliichiichen  Wasser 
bedeutender  war,  denseiben  in  eignen  Nebenkanalen  oder  ver- 
deckten  Rdhren  ein  besonderer  Abflufs  gegeben.  — 

Die  Leitungirohre  ist  von  dem  genannien  Hauptbaasin 
bia  stt  ihrem  Endpunkte  in  der  Stadt  23  Werat  lang  und  aie 
tolite  nach  dem  urspriingtichen  Plane  sogar  von  dort  noch 
durck  einige  entferntere  Staditheile  gefiihrt  weHen.  Sie  be^- 
aieht  im  AUgemeinen  in  einer  aus  gebrannten  Steinen  ge* 
mauerlen  und  ilberwolblen  Gallerie  mit  ebenem  Bodeh^  welche 
im  Lichlen  3  Fu£i  weit  und  von  ihrer  Soble  bis  zum  Anfang 
des  aie  bedeekenden  Gewolbes  3  Fulis  hoch  ist;  das  Gewdlbe 
•eibst  hat  einen  kreisformigen  Querschnitt  von  1-^  Pufa  Hohe 
ioi  Licfaten.  Das  Gemauer  derselben  ist  in  jeder  der  Sei*en«- 
wande  2  Fub  und  in  dem  Gewolbe  1  Fufs  dick^  und  das 
Ganze  liegt,  je  nach  der  Beschaffenheit  des  umgebenden  Ter'- 
raiRa  theils  unter,  theils  liber  der  urspriinglichen  Bodenober- 
flSohe  und  ruht  demnach  bald  auf  eingemauerten  Pfahlen  oder 
iiBlsemen  Rostwerken  *) ,  bald  auf  steinemen  Substruciionen 
oder  Bnieken.  -^  Etwa  4- Worst  vom  Hauptbasstn  waren 
die  Mytischtscher  Wasser  von  dem  rechten  Ufer  der  Jaitsa 
an  dem  sie  enispringen  auf  das  linke  iiberi^ufuhren  und  es 
iit  dieses  mit  HiUfe  zweier  neben  einander  liegender  eisemea 
HeberSkren  derea  jede  etwa  Ij  Fufs  Durchmesser  hat  be- 
werfcsteliigt  Die  Axe  'dieaer  Rofaren  liegt  etw4  6  Fiifii  un- 
ter  dem  tiefsten  Punkte  des  Flu&bettes  und  gegen  8  Fufs  un- 
ier  iem  Wasserspiegel  in  demselbeuy  so  dab  sie  genugsam 
fegen  den  Frort  geschiilzt  sind.  An  jedem  Ufer  der  Jansa 
befindet  aich  in  einem  sierlichen  Gebaude  ein  Bassin  durch 


*)  Km9  fottipi  jetst  ebealdls  dvrch  gemM«rt«  Fimdaineiite  enetet 
««d«ii,  wttil  •!•  «i  nahrtrMi  Stotten  schaell  Uiaifm.  und  diinn  dnrch 
LeakDiii^n  mnd  Spattaogw  der  Leitrdhre,  bedeatande  TvrlHste  an 
Wuuer  vemnacben. 


Die  McMikaaer  W«lterieU«ng.  213 

welches  respeklive  der  Eintritt  ms  der  LeUungsrolire  in  den 
Heber   und   der  Ausirill  aui  diesem  in  die  Fortietxung  der 
Leiiuogsrohre  erfolgt    Diese  liegt  aodaon  fast  5  Werst  weil 
nahe  am  linken  Ufer  der  Jausa  und  meistena  ton  6  bis  11 
Fills  unter  der  Bodenoberfldche.     Ausgenommen  aind  einige 
Stellen  an  denen  sie  liber  Schluditen  in  detn  Terrain  hin- 
weggehty  welches  su  ihrer  Linken  nemlich  ateil  auCiieigt,  uiid 
wo  ntan  unier  ihr  Kanale  gelegt  hat  welche  die  Tagwasacr 
von   den  Wanden  und  vom  Boden  dieaer  SchluchUni  sur 
Jausa  abiiihren.    Auch  isi  am  Ende  der  genannten  Sireckd 
das  Mytischtscher  Wasser  iiber  einen  NebenfluCi  der  Janaa 
(die  Itschka)  gefiihrt  worden,  dessen  Nivew  sich  12^66  un- 
ter dem  an  leitenden  befindet.     Die  gemauert<i  GnUerie  oder 
Rohre  ruht  dort  auf  einer  Briicke  von  einem  Bogen  und  isi 
auch  auf  dieser  und  zu  beiden  Seiten  derselben  sorgfiiltig  mit 
Erde  bedeckt  und  dadurch  vor  dem  Froste  geschiitat  worden* 
Um  die   Untersuchung  und  Ausbessening  der  Leitungsrohre 
auf  den  Strecken  wo  sie  sich  unter  der  urspriinglichen  Bo« 
denoberfl^che  befindet,  su  erleichieln  isi  von  100  su  100  Sa*- 
jenen  ein  ausgemauerter  Schacht  zu  ihr  hinal^efiihrt  — 

Auf  ahnliche  Weise  und  meist  unter  der  Erde  ist  dann 
die  Leitung  des  Rohrwassers  auch  auf  einer  zweiten  Strecke» 
bis  zu  etwa  12|  Went  von  seinem  Ursprung,  angeordnet 
i^e  nimmt  in  diesem  Distrikte  noch  neues  Wasset  von  dni- 
gen  Quellen  auf  die  man  ihr  von  der  Poklonnaja  gora^ 
einem  Befge  feu  ihrer  Linken ,  in  unterirdischen  KanKlen  m* 
gefiihrt  hat  Naeh  neueren  Messungen  betragt  dieser  seitUche 
Zuflub  13800  KubikfuTs  (Par.  Maab  ?)  in  24  Stunden. 

Am  Ende  dieser  eben  genannten  Strecke  bei  dem  Dorfe 
Rostokina  geht  die  Leitung  wiederum  von  dem  linken  auf 
das  rechte  Ufer  der  Janssi  deren  Niveau  aber  hier  schoA 
um  51,75  Fuft  unter  dem  des  Mytischtscher  Wassers 
liegt  und  doch  hat  man  diesem  letzteren  von  dem  Haupt- 
bassin  bis  hierher  ein  GeffiUe  von  10  Fuls  gegeben.  Zur 
ErhShung  dieser  Schwierigkeit  fand  sich  noch  an  dieser  Stelle 
die  Schlucht  in  welcher  die  Jansa  flielsl  mehr  ais  200  Sa- 


214  Industrie  und  Handel. 

/enen  breit.  —  Man  hat  nun  iiber  diese  eine  Briickc  von  21 
Bogen  aus  Bruchsteinen  erbaut^  an  welche  sich  noch  zu  jeder 
Seite  ein  voOes  Mauerwerk  anschliefst,  alsdann  aber  diesen 
grofsarligen  Unterbau  grade  so  wie  bei  den  alien  Romischen 
Aquaduclen  zur  Unlerstiilzung  der  iiberwolbten  Leilungsgal- 
lerie  benutzt.  Diese  war  darauf  auch  auf  dieser  Strecke  nur 
mitErde  uberschuttet  worden,  bis  dafs  man  sie  spiiter  unter 
dieser  Decke  zu  besserem  Schuize  gegen  die  Tagewasser  und 
gegen  den  Frost  noch  mit  Steinpflaster  belegt  und  zuletzt,  im 
Jahre  1830^  mit  einem  Mauerwerke  aus  gebrannlen  Steinen 
iiberwolbt  hat. 

Ich '  iibergehe  die  Beschreibung  mehrerer  uhnlichen  aber 
kleineren  Briicken  auf  denen  das  Rohr-wasser^  noch  weiter 
von  seinem  Ursprunge,   dber   anderc  Bache  und  schmolere 
Schluchlen  gefiihrt  worden  ist,  bis  dafs  es  (15  bis  16  Werst 
von  dem  II  a  up  lb  as  sin)  in  ein  Terrain  tritt,  dessen  Ober- 
flache  auf  einer  Strecke  von  1400  5ajenen  um  33  bis  45  Fufs 
ho  her  liegt  als  sein  dorliges  Niveau.     General  Bauer  schlug 
vor   durch   diesen  gar  nicht  zu  umgehenden  Hiigel-riicken, 
welcher  sokolnitschija  roschlscha  d.  i.  das  Falken-Holz 
genannt  \vird,  einen  StoUen  in  der  erforderlichen  Tiefe  zu 
fiihren^  der  anfangs  zu  verzimmern  und.  hernach  mit  dem  ge- 
wohnlichen  Gemiiuer  der  Leitungsrohre.  auszusetzen,   so  wie 
auch  von  50  zu  50  Sajcnen  durch  Schachte  mit  der  Ober- 
flache  zu  verbinden   sci.     Diese  Ictzteren  soUlen  namentiich 
schon  wahrend  der  Erdarbeit  zur  Forderung  dcs  Ausgegra* 
benen  und  zur  Anbringung  der  Bausleine  dieiien.    Man  hat 
indessen  einen  Tagebau  an   die   Stelle  dieses  Enlvvurfes  ge- 
seizt,  indem  man  den  iiufserst  feincn  und  bcweglichen  Sand 
der  /Sokolnitschija  roschtscha   von    der  Oberflache  an 
bis  auf  die  n5(hige  Tiefe  durchstach  und  diesen  Graben  mil- 
telst  Scholwanden,  die  durch  einen  gezimmerten  Kreuzver- 
band  gegen  cinander  abgeslufl  waren,  offen  hielt,  inn  endlich 
die  steinerne  Rohre  an  seinen  Boden  zu  legen.    Diese  soli 
iibrigens  dennoch  sehr  bald  nach  ihrer  Vollendung  aus  Man- 
gel an  einem  gehorigen  Fundamente  so  schadhaft  geworden 


Die  Moskuuer  WsMerleitiing.  215 

sein,  daCs  sieh  das  Rdhrwasser  bei  seineni  Durchgange  dutch 
diesen  Hilgel  mil  Tagewasser  und  feinem  Sande  mengle[und 
verunreinigte  *).  —   Keim  Austritt  aus  diesen  Slollen  (18  VVerst 
von  dem  Hauplbassin)  befindet  sich  das  Mylischtscher  Was- 
ser  schon  innerhalb  der  Sfadt  und  es  ist  von  dort  iheils  \vie- 
deruiD  in  einem  von  30  bis  60  Fufs  tiefen  Slollen^  iheils  nach 
Hebung  mittelst  Druckpumpen  nur  uiiter  der  noihigen  Erd- 
decke,  in  mehreren  Verzweigungen  zu  den  einzelnen  Stadt- 
iheilen  gefiihrt  worden,  namentlich  auch  in  die  oben  erwahnle 
Schlucht  der  Neglinnaja  und  5amoteka.     Hier  verband 
General  Bauer  mit  der  Vcrbreitung  des  auswarligen  Quell-» 
wassers  eine  eben  so  wohllhalige  Kegulining  der  genaunten 
Bache.    Nachdem  der  Boden  der  Schlucht  vorziighch  an  ih- 
rem  Ursprong  erhSbt  und  ihre  Wande   an  mehreren  Steilen 
durch  Aufschtiltung  einander  naher  gebracht  worden,  verei- 
nigte  man  die  Wasser  der  Neglinnaja  zuerst  in  einem  gro^ 
ben  Becken  und  liefs  «ie  von  dort  durch  einen  rait  steiner- 
ner  Schalung  vcrsehenen  Kanal   nach  einander  in    mehrere 
Ueinere   und  mit  Baumgangen   uragebene  Becken   und  von 
diesen  endlich  in  die  Moskwa  am  Fufse  des  Kreml  abflie- 
ben.    Steineme  Treppen  und  andere  geeignete  Zugange  fiihr- 
ten  von  den  oberen  Stadttheilen  zu  diesen  Bassins,  weiche 
zum  Waschen,  Viehiranken  und    zum  Schopfen  bei  Feuers- 
briinsten  bestimmt  waren.    Mittelst  einiger  Schleusen  an  deni 
obersten  Becken  konnte  dieses  Wasser  gestaut  und  somit  von 
Zeit  zu  Zeit  zu  voUstandiger  Ausspillung  des  Kanales  benutzt 
werden.    Die  Cloaken  aus  den  oberen  Slrafscn  liefs  man  nun 
nicht  mehr  in  diesen  munden,  sondern  fiihrte  sie  neben  ihm 
unter  der  Erde  ebenfalls  zur  Moskwa.  —     Auf  dem  andern 
Ufer   dieses   Kanals    flofs    dann   auch   das    Mytischtscher 
Trinkwasser  zumeist  unter  der  Erde  in  eisernen  Rohren,  aus 
denen  es  sich  aber  an  einzelnen  Steilen  mit  einem  plotslichen 
Falle  von   drei  Fufs  in  offene  Becken  zur  Seile  der  Neglin- 
naja ergofs.    Nach  dem  urspriinglichen  Plane  sollle  es  darauf 

*)  Von  der  endUchen  Abbiilfe   dieses  Uchebtandes  hi  nichls    niihcifs 
beigebraclit.  « 


216  Industrie  und  Handel. 

nahd  bei  der  Moskwa  noch  eininal  luiUeUt  Dmckpumpen 
in  einige  obere  Stralsen  gehoben  werden  und  General  Bauer 
hatte  den  durch  die  Neglintiaja  und  5amoteko  gespeisten 
Kanal  so  geiegt,  daCs  er  an  dieser  Stelle  genug  Geialle  hatle 
um  ein  Wasserrad  fiir  diese  Putnpen  zu  Ireiben,  und  schoa 
weii  friiher  war  dorl  eine  ftliihle  durch  die  Negliuna^a  b<5- 
wegt  worden.  — 

Yon  den  mannichfachen  EinrichlungeD  verinoge  welcher 
diese  Wasserleitungen  neben  ihrem  ungtmeinen   NuUen  fiir 
die  Russische  Haupistadi  auch  zu  deren  VerschiiileruDg  we* 
sentlich  beilrugen,  sind  viele  feingegangiln  seitdem  tHaAi  nach 
1812^  iiber  die  mehrerwahnle  SchlUchi  der  Neglinaaja,  Bagen 
ges^annt  and  auf  diesen  Strafsen  erbaui  hat    Unter  diesell 
sind  nur  die  auch  jelzt  noch  w^s^nllich^ti  Theile  der  zwei 
Leilungen  beibehalten  worden.     Die  oberen  Theile  der  My*- 
tischtscher  Leitung  sind,  nach  inehrjahriger  UnbrauchbAr- 
keitj  im  Jahre  1830  wieder  voUkomtnen  nut^bar  gemachtund 
um  dieseibe  Zeit  ist  neben   ihr  in  der  Stadt,  auf  der  4ieii 
Werst  ihres  Laufes  in  derselben>  eine  Dampfmaschine  angelegt 
worden,  durch  welche  das  Quellwasser  atlf  eined  alien  Thurm 
(«uoharewa  baschnja)  gehoben   wird.     Von  diesem  aus 
erfolgt  seitdem  die  Verbreitung  durth  die  einzelnen  Stadiheiie 
weit  einfacher  und  sicherer  als  zuvor,  unter  anderem  mitielsi 
grolisartiger  Springbrunnen,  welche  man  im  Sommer  iiber  zwei 
von  den  Ausflufsbecken  in  den  Haupistrabeh  aubi^igen  liifiBt 
Um  diese  neusten  Erweiterungen  des  Bauerschen  Projekles 
soil  sich  namentlich    auch   der   damalige  Generalgouveitieur 
von  Moskau  Knjas  Galizin  anerkannte  Yerdiensle  erworben 
haben.    Yon  der  urspriinglichen  Anlage  dieses  Moskauer  Aqua«- 
ductes  werden  die  Koslen   folgetidermafsen   angegebeo.     Ed 
wurden  bewilligi: 

Rubel 

im  Jahre  1779  zur  Ausfuhrung  des  erslen  Projektes  11 

—  —     1797  —  Forlsetzung  der  Arbeit  ...      4 

—  —     1803  —  Beendigung  derselben     .    .    . ,    560000 

zusammen  2060000 


II   III 


mill 


Die  Moskauer  Wasserieitang.  217 

Ich  babe  schlieislich  noch  eine  Anmerkung  des  Rusauichen  Heraiis- 
geben  des  Banerichen  Projektes  luitzatbeilen,  welche  ich  znvor  nicht 
aufgenommen  babe,  weil  sie  vie  mir  scheint  ^ie  nach  allem  abrigen  ge- 
wonnenen  Ansicbten  wesentiicb  za  andern  ini  Stande  ist  Nacb  dem  nr- 
BprangUcben  Entwurfe  soUte  namlich  das  Rohrwasser,  bald  nacb  seinem 
Eintritte  in  die  Stadt,  wieder  anf  einer  Bracke  Uber  einen  Abflals  des 
sogenannten  rotben  Teicbes  (Kra«ny  prnd)  geleitet  werden,  and  es 
heilst  nun  in  der  in  Rede  stebenden  Note :  ^diese  Robrbriicke  znm  Doreb- 
laCl  dtr  Wasser  ats  deni  Kia^ify  prnd  iatniebt  anAgefuhrt  worden,  ditse 
letzteren  fliefien  viehnebr  jetzt  nber  der  Qaell-Leitong  nnddringen  wabr- 
schelnllch  in  bedeatender  Menge  In  denselben  ein,  denn  als  seit  dem 
Jabre  1623  der  ZaUaA  roh  B.  inytischtschi  TOllsUndig  abgescbnitten 
und  als  daraof  bei  dem  Umbau  im  Jabre  1633  sogar  aacb  die  Qaellen 
Ton  der  poklonnaja  gora  (oben  S.  213)  abgebalten  waren,  nabm  die  Was> 
sermenge  bei  den  nntenten  Robr-offnnngen  dennocb  fast  gar  nicbt 
ab.  Hierza  mogen  wolil  aach  die  nnterirdiscben  Wasser  beigetragen  bi- 
ben^  welche  bei  Sncharewa  baschnja  (d.  i.  mitten  in  der 'Stadt  noch 
wcit  nnterhalb  des  Kra^noi  prud)  in  die  Leitungsrobre  eindringen/*  — 
Ware  diese  Wabmehmung  Tollig  bestatigt  und  galte  sie  namentlicb  fiir 
alle  Jahreszeiien  so  mufste  man  wie  micb  ddnkt  ton  den  Vottb^Ien 
der  ersten,  16  Wersi  langen,  Strecke  des  Aqoadnctes  ganz  anders  iirtfa«i-> 
tea  als  liaob  alleii  iibrigen  Angab^n^  um  so  mebr  als  der  onterirdiscb^ 
LaaC  jener  in  der  Stadt  selbst  zntretenden  Wasser  wobl  fur  ihre  binlang* 
licbe  Reinbeit  bmrgen  wnrde.  R. 


Yon  einigen   der  neueren  Statistisdieii  Werke 
und  deren  Resultaten  iiber  die  Bevdlkenmg 

der  Russischen  Stadte. 


Von  mancherlei  Richlungen  nach  denen  jelzl  die  Russisdte 
Litleratur  sehr  schnell  an  Umfang  gewinnt  ist  namentlich 
auch  die  statislische  auszuzeichnen,  welche  Aufschliisse 
iiber  die  physischen,  die  intellectuellen  und  die  moralischen 
Zustande  der  Staatsbiirger  zum  Zweck  hat,  so  wie  iiber  alles 
dasjenige  was  auf  diese  Zustande  einen  direkten  Einflufs 
ausiibt.  Mehrere  uns  vorliegende  Werke  dieser  Kategorie 
sollen  hier  nur  im  Yoriibergehen  erwahnt  werden,  um  sodann 
einige  aligemeine  Resultate,  welche  sie  in  Beziehung  auf  die 
biirgeriichen  und  industriellen  Verhallnisse  des  Reiches  erge- 
ben  haben,  etwas  naher  zu  betrachten. 


Teoria  «tati«liki  w'na^lojaschtscheai  «o«iojanJi 
i.  pr.  Sotschinenie  A.  Obodow«kago.  St.  Peters- 
burg 1839. 

oder:  Theorie  der  Statistik  in  ihrem  jetzigen 
Zustande  von  A.  Obodow^kji  ordenllichem  Professor  der 
Statist,  an  dem  paedagog.  Institute  in  Petersb.  8.  122  Seiten. 

Der  Verf.  behandelt  in  den  vier  Abtheilangen  dieses  Lehrbuclies 
1)  den  Begriif,  2)  die  Begranznng  nnd  den  Notzen  3)  die  Systema- 
tik  nnd  4)  die  Metliodik  seiner  Disciplin,  und  giebt  sodann  in  einem 
Anhang  noch  eine  knrze  Gescbichte  derselben.  Es  werden  dabei  die 
Sdiwierigkeiten    nacligrwiesen   denen   man    bei   der  Behandlung   der 


Stadstische  Werkc.  219 

Statistik  grade  ebenso  begegne  wie  bei  der  d(*r  Geographie,  indem 
in  beiden  Fallen  Willkur  za  herrschen  scbeine  iiber  die  Kinheit 
anf  welcbe  man  die  nnendliche  Mannichfaltigkeit  des  zu  behandeln- 
den  Stoffes  ZDriickzufuhren  babe.  Ilerr  O.  entscheidet  sicb  endlich 
fur  ein  System  in  wclcbem  zaerst  die  inner  en  nnd  sodann  die  aus- 
wartigen  Verhaltnisse  des  Staats  untersuobt  und  die  erste 
dieser  Aufgaben  durcb  snccessive  und  mittelst  Unterabtbeilung  er- 
scbopfend  gemacbte  Betrachtung:  die  dem  Staate  urspriinglich 
gegebnen  Krafte  (an  Land  und  an  Leuten),  seiner  Verfas- 
sang  durcb  welcbe  er  dicse  Krafte  vereinigt  und  diri- 
girt,  und  endlicb  der  Cnltiyirungy  vermoge  deren  er  sie  po- 
tenzirty  gelost  werden,  solle. 

Die  ahnlicben  Versucbe  seiner  Vorganger  in  Deutscbl and,  Eng- 
Iand,Frankreicb  nnd  Rnssland  werden  Yon  ihm  gewurdigt  und 
sorgfaltig  unter  einander  verglicben. 


Plan  «(ati«titsche«kich  rabot  Mini^ter^lwa 
wnutrennich  djel  Si.  Petersburg  1835. 

oder:  Entwurf  fiir  die  statist.  Arbeiten  des  Mi- 
nister, der  inneren  Angeleg.  8.  37  Seilen. 

Die  statist.  Abtheilung  des  genannten  Minister,  hat  sich  nach 
pag.  1.  dieses  Entwurfes,  mit  der  Einsammlong  von  Daten  iiber  fol- 
gende  Punkte  za  bescbaftigen : 

1)  aber  den  Zastand  der  Yerwaltung  der  Goavernements,  der  Kreise 
und  der  Stadte. 

2)  iiber  die  polizeiliche  Beschaffenheit  der  Stadte  und  des  Landes 
nnd  dcmnachst  iiber  die  Sittliclikeit  des  Volkes. 

3)  ijber  die   allgemeineren   Verpfiegungs-Angelegenheiten    so  wie 
iiber  die  wirtbschaftlichen  und  landwirtbscbaftlichen  Verhaltnisse. 

4)  iiber  den  allgemeinen  Gesandhcitszustand  nnd  endlich 

5)  iiber  die   gottesdienstlichen  Einrichtnngen   und   Gemeinden  der 
heterodoxen  Unterthanen. 

Die  folgenden  Seiten  derselben  Schrift  enthalten  sodann  sehr  aus- 
fuhrliche  Instrukzionen  zur  Losung  einer  jcden  dieser  5  allgemeinen 
Aafgaben,  darch  Beautwortung  einer  grofsen  Anzahl  particulaerer 
theils  coordinirter ,  theils  einander  subordinirter  Fragen,  von  denen 
sie  abhangt. 

Jurnal  Mini«tcrslwa  wnutrennich  djci.  St.  Pe- 
tersburg. 


StatMtische  Woke. 

Oder:  Journal  des  Ministerittms  der  inneren  An- 
gelegenheiten.   8vo. 

Daa  Janaarheft  des  gegenwartigen  Jahrganges  begimit  den  Sdaten 
Band  dteses  Werkei  and  enthalt  auDier  einer  Sammlang  der  neiutea 
ministeriellen  Verfugnngen  (59  Seiten),  yier  geographisch-statistische 
Aufsatze  (107  Seiten)  Yon  denen  beispielsweise  der  zweite:  Bemer> 
kungen  iiber  den  Wilnisker  Kreis  dea  Jakuzker  Goayer- 
nements,  genannt  werden  moge,  weil  er  eine  noch  immer  so  gut 
wie  ganzlich  unbekannte,  dorch  manche  Beziehongen  za  angranzenden 
Landstrichen  aber  fur  aufiierBt  interesaant  za  erachtende  Gagend  der 
Erde  betrifft.  Wir  werden  denaelben  in  einem  folgenden  Hefte  des 
Archiyes  benatzen. 


Materialy  dlja  «taii«tiki  Ro««.  Imp.,  isdawa- 
jemye  «'wy«otschaischago  #oiswoIenija  pri  statist 
otdjel  «owjeia  Min.  wnuir.  djel.    St  Peiersb.  1839. 

oder:  Maierialien  zur  Stalistik  des  Russ.  Rei- 
ches  mil  Kaiserl.  Bewilligung  herausgegeben  von 
der  statist.  Abthlng.  des  Consilii  fiir  das  Minister, 
der  inneren  Angeleg.  —  1.  Band.  kL  4to.  V|  150,  189, 
275  und  44  Seiten,  in  der  Vorrede  und  in  4  Abtheilungen  des 
Textes,  nebst  einem  Atlas  gr.  FoL 

Als  Zweck  dieses  Werkes,  von  welchem  die  folgenden  Bande  nach 
anbestimmten  Terminen  erscheinen  soUen,  wird,  in  der  sehr  gut  ge- 
schriebenen  Vorrede:  die  Verbreitung  deijenigen  lebendigeren, 
statistischen  Kenntnisse  angegeben,  weiche  der  Stobengelehrte  nie- 
mals  aber  ebenso  wenig  anch  ein  eiliger  Reisender  erlangen  kann.  — 
Die  Materialien  znr  Statist,  des  Ross.  R.  soUen  daher  aus 
Mittheilungen  ansafsiger  Angenzeugen  and  Betheiligter 
bestehen,  die  yon  den  Zastanden  der  Staatsbarger  in  bestinunten  Di- 
strikten  and  yon  den  sie  bedingenden  natarlicben  and  politischen 
Verhaltnissen  eine  Anschauang  gewabren  oder  denen  ein  Einflais  aaf 
spatere  Madsregeln  der  allgemeinen  Verwaltang  zokommt.  Man  wird 
darin,  neben  den  Berichten  der  lokalen  Behorden  und  des  statist. 
Comitds  in  den  einzelnen  Gouvemements ,  recht  yorzugsweise  auch 
Beitrage  yon  Correspondenten  aafnehmen,  weiche  das  Consil.  fur  das 
Minister,  des  Innem  in  seinen  wohlgemeinten  Vorhaben  unteritiitsen 
wollen;  namentlich  yon  Gatsbesltzem,  Kaafleaten,  Fabrikanten  fiber 
die  lokalen  Verhaltnisse  die  „nur  yon  diesenBetheiligten, InFolge 


StatutiMhe  Werke.  221 

einig^r  Pmdt,  gewiidigt  werden  konneii/*  *—  Von  den  4  Abthei- 
liHifen  des  gpgenwartigen  Ban4ei,  uuh  denen  aiich  di«  folgenden 
rcdigirt  werden  Bollen^  enthalt 

die  late.    Anfsatze  iiber  allgein.  Verbaltnisse  des  Reiches. 

die  2te.    Statist.  Bescbreibnngen  iind  Untersacbangen  der  Gouver- 
nements  nnd  anderen  grofscren  Bezirke. 

die  Sle.    Statist,  bistor.  Untersnehnngen  fiber  einzelne  St&dte,  nnd 

die  4te.    Apborismen  welcbe  nicbt  nnniittelbar  zn  ainer  der  drei 
ibrigen^geboren. 
Pliuie  and  Karten,  welcbe  namentUcb  zu  dem  bereits  in  grolser  Menge 
anigttbSnftett  Maleriaie  der  2t6n  uod  Sten  Abtlieilnng  geboren  wer- 
den«  bildes  den  Atlas  des  Werkes  *). 


*)  Unter  VorbebaU  einer  ersprielslicben  Anwendnng   mossen  wir  uns 
hier  nit  iblgender  Uebeiaetznng  d^sInlialts-Verzeichnisses  zom  Isten 
Bande  der  plater,  dlja  statist,  begniigen: 
Iste  Abtbeilnng.      Schildening  der  yerwaltenden Behorden 
in  Rnssland  vom  XV.  bis  zu  Ende  des  XVIII.  Jabrhnn- 

derts  won  K.  Arsenjew pag.    3 

Knrze  Uebersicht  der  alten  Rnss.  Gebaude  nnd  anderer 
faterlindiscben  Alterthomer  Ton  A.  Glagolow,  mit  co- 

larirten  Ansicbten pag.  83 

Naebweiis  nber  die  Anzabl  der,  for  einzeln  genannte  Yer- 
geben  nach  ^birien  Ferbannten  von  1822  bis  1833  von 

A«  Welitscbko  pag.  133 

Tafel  der  Znnahme  der  Bevolkernng  in  Rnssland  von  der 

7ten  bia  sor  Sten  Zfiblnng,  mit  einer  Karte,  welcbe  diese 

Zanahme  in  den  einzelnen  Landestbeiien  grapbiseh  ver- 

anscbaniicbt  von  S.  Korsakow  .    pag.  149 

2te  Abtbeilnng.     Geograph.  Uebersicht    der  Orenbnrger 

Provinz  von  A.  Cbanykow pag.    1 

Statist.  Uebeniefat  von  West-Mbiiien  mit  einer  Karte  von 

M.  Knsminskji pag.  43 

Biator.  statist  Bescbreibnng  der  Saw/Olgi*8dien  Gegend 
des  Saratower  Gonvemements ,  mit  einer  Karte  von 

A.  Leopoldow  pag.  83 

Desgl.  des  Charkower  Gonvemements  von  W. Pa««ek    pag.  125 
Deagl.  des  Chersoner  Gonvemements  von  M.  Ki r j ak o w    pag.  1()0 
8la  Abtbeilnng.    Die  fitadte  des  Perms ch en  €roaver- 
nements  mit  einer  Karte,  mit  IHSnen  nnd  mit  Abbildnn- 
gen  der  Stadtiscben  Wappen,  von  J.  Link  .     PNK-     3 


222  Stiistitische  Werke. 

Stali«li(sche«kija  tablizy  o  «o«iojaiiji  goro'dow 
Ro««.  Imp.  «o«tawlennyja  w'statist.  otdjel.  «owjeta 
Min.  wnul.  djel.    St  Petersburg  1840. 

oder:  Statistische  Tafein  iiber  den  Zusiand  der 
Stadie  des  Russ.  Reichs  —  verfafst  von'  der  slat. 
AbtheiL  des  ConsiL  fiir  d.  Minist.  der  inneren  An- 
gel e  g.   4lo.   68  Seitcn. 

Es  sind  in  diesem  Bande  fiir  jedes  der  49  GonVemements,  welche 
nvith  der  alphabetiichen  Ordnnng  aaf  einander  folgen,  nnd  far  das 
Land  der  Donischen  Rosaken,  die  in  ihm  vorhandenen  Stadte 
aiifgefiihrt  und  von  einer  jeden  derselben  angegeben  die  Gesammt- 
zahl  der  mannlichen  und  der  weibiiclien  Einwohner,  desgleichen  fur 
die  7  von  den  einzelnen  Kategorien  derselben,  die  Zahl  der  Kinder, 
der  Wohlthatigkeits-Anstaiten,  der  steinernen  und  der  holzemen  Haa- 
ser,  der  geistl.  and  der  weltl.  I7nterrichts>-Anstatten,  der  Schiiler  in 
denselben,  der  Fabriken,  der  Arbeiter  in  diesen,  der  Kaufladen,  der 


Die  Stadte  des  Charkower  Gouvernements,  ebenso,  von 

demaelben  . pag.  87 

Die  Stadte  des  Kalugaer  Gouvemements ,  ebenso,   von 

demseiben  ........    pag.I71 

4te  Abtheilang.  DerBergBogdo  von  M.  Rybyschkin  pag.  3 
Die  Mineralwasser  von  Lipezk,  von  Mamonowitsch  pag>  ^ 
Oflic.  Naclirichten  iiber  die  Anzahl  der  Kalmyken  im 

Jalire  1837.  pag.    7 

Kornbau  im  Tambower  Gouvern.  von  A.S^ophronow   pag.    B 
Der  Seidenbedarf  und  Seidenbau  in  Ruasland,  von  L.  Sa- 

moilow pag.    9 

Betraclitungen  uber  Verbesserung  der  Linnenfabrikation  in 

Russland  von  A.  Ar«eniew pag.  H 

Scbulen,  Greiehrte  Gesellscliaften,  Bibliotheken ,  Wohltiiii* 

tigkeits-  und  Bessernngs-Anstalten  in  Livland  von  A. 

Goldhammer pag*  1^ 

Daten  zur  moralischen  Statistik  in  Sibirien  von  A.  We- 

litschko pag.  ^ 

Vergleicliende  Uebersicht  der  Woiga-Schifffahrt  bei  den 

Rybinsker  Anfahrten  fiir  1835,  36  und  37  von  Th. 

Thiomenew pag«  ^1 

Item  des  iiberseeischen  Handels  zu  Libau  fiir  die  letzten 

12  Jahre. 


StetbtiMike  Werke.  2BSi 

« 

'Gastwirtbscliaften,  der  Triniliaaaer  and  d«r  Besserangs-Anstalten; 
luid  die  stadtischen  Elnnahmen.  —  Zusanimen  in  32  Columnen. 
Gieichartige  Angabcn  folgen  sodann  fur  die  Stadte  in  den  6  Landes- 
theilen  deren  Verfassung  von  der  des  eigentlichen  Gouvernementa 
abweieht  nnd  welche  als  Provinzen  (Oblasti)  aufgefuhrt  werden,  so 
wie  aach  fiir  die  4  Grodoiiatschal«twa  odcr  Stadthauptmailn- 
schaften  (Ismail,  Kertschjenikol,  Odessa  vnd  Taganrog). — 
Eine  Uebersichtstafel  am  Ende  des  Bandes  liefert  die  genannten  32 
Data  fiir  die  Gesammtheit  eines  jeden  grofseren  Landestheils  (Gn- 
bernja,  Oblast  und  Grodonatschalstwo). 

Die  folgenden  Notizen  konnen  als  Boispiel  der  Resnltate  dienen 
welche  man,  in  Russland  selbst,  aas  diesen  statistischen  Werken  gc- 
zogen  hat  *). 


In  einem  Berichle  des  Ministeriiim  des  Innem  fiir  1839 
wurde  erwahnt^  dafs  die  Anzahl  der  Siadte-Bewohner  in 
Russland  elwa  -j^  der  gesammt^n  Bevolkerung  ausmache.  — 
An  diese  sunimarische  Angabe  lassen  sich  jelzi,  vermoge  des 
vorgenannten  tablizy  o  sostojanji  gorodow,  so  wie  auch 
einer  auf  eben  diesen  Tafeln  begriindeten  Abhandlung  von 
Harm  Akademiker  Koppen^  einige  speziellere  iiber  die  all- 
malige  Zunahme  dieser  Bevolkerung  und  iiber  deren  definitive 
Bestiaimung  durch  die  letzte  Zahlung  im  Jahre  1838^  an^ 
schlieiiBen.  — 

Es  ist  aber  vorlaufig  zu  bemerken,  dafs  in  Russland  ebenso 
wie  in  anderen  Landem,  die  Anzabl  der  Stadter  durchaus 
nicht  gleich  ist  mit  der  Anzahl  der  eigentlich  sogenannten 
iadustriellen  Klasse^  welche  keinen  Ackerbau  ireibt,  sondem 
in  den  Fabriken  oder  mit  verschiedenen  Kiinsten  und  Hand- 
werken  beschaftigt  ist.  —  Im  westlichen  Europa  waren,  bei 
ihrem  Ursprung  im  Mittelalter,  die  umwallten  oder  voUstan- 
diger  befesiigten  Stadte  nur  Zufluchtsorte  vor  den  Adiichen, 
welche  sich  die  Dorfer  und  Felder  getheilt  halten^  nichl  aber 
ausersehen  ^u  Handelsplatzen  oder  Hauptsitzen  des  Gewerb* 


*)  Supplement  d^Int^riew,    an  Journal  de    St.  Petersbourg.    1^1-    18 
Alars.  No.  5. 


Bevdlkeniiif  der  Rnstiseheii  8t&dte. 

fleiliBes.  Vide  Niederlassungen  die  zu  Stadten  geworden  wa- 
ren,  unterschieden  sich  von  den  Dorfem  nur  durch  die  Form 
ihrer  Yerwaltungy  durch  Unabhangigkeit,  die  sie,  wenigstens 
im  Vergleiche  mil  den  iibrigen,  bewahrt  batten,  so  wie  durch 
einige  Befestigungen,  welche  sie  vor  den  Angriffen  ihrer 
Nachbaren  schiitzten.  Die  Industrie  ihrer  Bewohner  blieb 
dagegen  von  der  der  Land-Leute  wenig  verschieden,  auch 
giebt  es  ja  noch  jetzt  als  deutliche  Beweise  ihres  Ursprunges 
in  einigen  Theilen  von  Frankreich  und  besonders  in  DeuUch- 
land,  viele.kleine  Stadte  mit  betriichtUchem  Landbesitz  und 
mit  ackerbauenden  Bewohnem. 

In  Rufsland  findet  ein  voUig  entgegengesetzies  Verhali- 
nifs  Statt.  —  Die  Stadter  besitzen  daselbst,  au(ser  einigen 
Garten  9  durcbaus  keine  Landereien.  Sie  treibai  daher  auch 
keinen' Axrkerbaui  sondern  gehfiren,  mit  Aii^nahme  der  Beam* 
ten«  der  Gelehrten  und  der  Begiit^rten  ^eiche  von  ihren 
Zinsen  leben,  ausschliefalich  zur  Geiverfc^  und  Handel -r  trei- 
benden  Klasse.  Diese  ist  aber  angeblich  noch  sahheieher, 
denn  da  in  Rubland  niemals  eigentliche  Innungen  beatanden 
habeUi  durefa  welche  die  Kitnale  ader  Gewerbe  an  die  Stadte 
gebunden  worden  wiiren,  so  hat  aich  die  Industrie  von  An« 
fang  an ,  ebenso wohl  auf  dem  Lande  ala  in  den  Stadten  «nt-r 
wickelt.  Man  findet  daher  dort  nicht  blofs  viele  der  nMrk- 
wiirdigsten  Fabriken  Cem  von  den  Stadten,  sondem  aueh  eine 
grofoe  ZaU  von  Dorfem,  deren  ganae  Bevdlkerung  den 
Ai:kerbau  aufgegeheti  hat  und  Gewerbzweige  betreibt  zu 
welchen  sie  irgcnd  ein  LocalverhaIUii£i  auffordert.  Wir  neii« 
nen  beispielswreise  das  Dorf  Pawlowo  imGovbatower  Kreise 
des  Gouvemements  N.  Nowgorod,  70  Werst  von  dessen 
Havptstadt  aufwihis  an  der  Oka,  in  welohem  6Q0O  Bauem 
zwiei  ganz  verschieieae  Industriezweigac  die  Anftrtiguog  vpn 
Stable Waaren  und  die  Seif  -  Fabrikation ,  belreiben  wii  jahr^ 
liob  fur  mehrere  Millionen  Rubel  von  phren  Handarbeiten  ab-- 
setzen*);  das  Dorf  Bo  go  rods  k  in  demselben  Kreise,  wel- 


■•I     11.11 


*)  Von  den  Stohlwaaren  werdei^  einmal  in  jeder  Woche  far  30000  Ru- 


ReYolkening:  <ler  Russischen  Stadte.  225 

ches  jahrlich  gegen  200000  Paar  schaflederne  Fausthand- 
schuhe  (nach  Anderen  auch  Pelzhandschuhe.  E.)  liefert;  Ja- 
kowlewskaja  51oboda^  6  Werst  von  Jarodaw;  das  dem 
Grafen  Scheremetiew  gehorige  Dorf  Iwanowo  im  Gouver* 
nement  Wladimir^   in    dessen  Zitz-Fabriken  jahrlich  gegen 


bel  Bo.  dnrch  die  Anfertiger  selbst,  auf  den  Basar  bei  dem  Doile 
gebracbt.  Es  sind  Barbiennesser,  Scbeeren,  grobere  Schneidewerk* 
zeuge,  Scblosser  n.  dgl.,  welche  sodann  Ton  dort  ansalsigen  Hand- 
lem  nach  anderen  Rnssbchen  Markten  nnd  von  dort  tbeila  nach  Po- 
len  befordert  werden,  theito  durch  Armenische,  Persische  nnd  Bneha- 
rische  Kanfleute  yon  N.  Nowgorod  nach  der  Torkei,  nach  Grasieiif 
Peraien,  Bucbara  nnd  Chiwa  gelangen.  In  N.  Nowgorod  streiten 
DentBche  Stahlwaaren  mit  den  Pawlowem  nm  den  Yorrang,  welchw 
aber  bb  jetzt  den  letzteren  wegen  grofserer  Wohlfeilheit  yerbleibt  — 
Die  Seifen-Fabrikation  wird  za  Pawlowo  nnter  andern  von  einem  Kauf- 
mann  erster  Glide,  Herrn  Akiphiew,  bis  zn  75000  Pnd  —  (ron 
Allen  in  diesem  Dorfe  bis  zn  130000  Pnd)  —  jahrlich  getrieben,  nnd 
sowohl  dieser  als  anch  die  kleineren  dortigen  Seifen-Fabfikanten  er- 
halten  die  rohen  Materialien  theils  anf  den  Messen  der  Gooreme- 
meats -Stadt,  theils  dnrch  direkte  Zufohr  nnd  dorch  den  Binkanf  Ton 
Kirgisischen  Schafen  von  denen  bis  zn  100000  Stuck  im  September 
nnd  October  jeden  Jahres,  von  UraUk  nnd  Orenburg  nach  Pawlowo 
getrieben  werden.  Das  Fleisch  derselben  wird  dann  oft  zn  1  Rubel 
das  Pud  verkanft  nnd  die  Haute  werden  in  demselben  Dorfe  gegeibt 
*  nnd  zn  Fansthandschnhen  (Rukawizy)  fur  die  Rnssischen  Banem 
veraibeitet;  aach  sollen  daselbst  noch  80000  Paar  ahnliche  Hand- 
schnhe  ans  Seehnndsfell  jahrlich  angefertigt  werden.  Pawlowo  be- 
steht  jetzt  ans  1300  Hansern  deren  Erbaner  nioht  selten  anf  archi- 
tektonische  Schonheit  gehalten  haben,  0  steinemen  Kirchen,  in  deren 
einer,  eine  1000  Pnd  schwere  Glocke  n.  s.  w.  —  Die  begnterten 
Banern  nnd  Kanflente  des  Dorfes  legen  sowohl  von  den  Materialien 
(Eisen,  Stahl,  Talg,  Pottasche  n.  s*  w.)'a]8  anch  yon  Lebensmitteln 
znm  Absatz  an  die  Ueineren  Fabrikanten  bedentende  Vorrathe  an. 
Die  Preise  der  letzteren  (namentlich  des  Mehles  yon  der  oberen 
Oka)  balten  sich  aber  dort  meist  soviel  niedriger  als  in  anderen  Or- 
ten  der  Umgegend,  dais  wochentlich  yiele  Kfiufer  ans  dem  Nij'ego- 
roder  sowohl  als  anch  ans  entfemtercn  Gronyemements  dem  Basare 
yon  Pawlowo  znstromen.  •    • 

(Kommertsche«kaja  Gaseta  1840.  Nr.  121.) 

Cmuins  Bum.  Archiv.  1941.  Hft.  I.  lO 


« 


226  BevdUcernng  der  Rutstsclmii  StSdIe. 

900000  SUick  Zeug  cum  Preise  von  mehr  als  23  Miliionen 
Rubel  Bo.  von  eiwa  42000  Arbeitern  angefertigl  werdm. 
Mil  Uebergehung  aller  Shnlichen  und  sahlreidien  Falle  erin- 
nem  wir  uhs  noch  an  Choly  im  Wjasnikower  Kreise  des 
Gouvernemenl  Wladimir,  welches  sich  durch  die  SelUam- 
keit  seiner  Industrie  auszeichnel.  Alle  900  Bewohner  dieses 
Dorfes  sind  ohne  Ausnahme  Maler  und  versenden  jahrlich 
nach  verschiedenen  Provinzen  des  fleiches  4  bis  500000  Hei- 
ligenbilder  fiir  Bauersiuben  und  Dorfkirchen.  —  Die  Wich- 
iigkeit  ahnlicher  Yerhaltnisse  in  den  Dorfem  geht  noch  deut- 
licher  aus  dem  Umstande  hervor  dafs  im  Gouvernemenl 
Wladimir^  wo  sich  der  Ertrag  von  den  Manufacturen  am 
meisten  gesteigert  hat,  die  Zahi  der  Sladter  dennoch  nur 
5  Procent  von  der  der  ganzen  Bevolkerung  ausmacht  Man 
gelangi  endlich  zu  dem  Schlusse  dafs  die  Gesammt-Zahl  der 
Stadtebewohner,  welche  fur  ganz  Deutschland  wahrscheinlich 
gro(ser  iat  als  die  Summe  aller  Deutschen  Fabrik-Arbeitery 
Handwerker  and  Kiinstler,  in  RuGsland  dagegen  nur  einen 
Theil  der  gewerblichen  Klasse  ausmacht. 

Nach  den  vom  statistischen  Departement  herausgegebe- 
nen  Tafeln  giebt  es  jetzt  689  Russische  SUidte  *)  und  zwar : 

536  Hauptstadte  von  Gouvemements,  Provinzen  oder  Di- 
strikten ; 

135  SUidte  ohne  Sitz  einer  Territorial- Beh5rde; 
11  Miiitair-Stadte  von  denen  6  in  den  Milttair-Colonien 

und  5  im  Lande  der  Kosaken; 
5  grofee  Flecken. 
In  dieser  Zahl  sind  aber  weder  die  Stadte  des  Grofsherzog- 
thums  Finnland  mit  inbegriffen,  noch  auch  Ochozki  die  drei 
Stadte  auf  Kamtschatka  und  die  meisten  der  kleineren  Flecken 
mit  stadtischen  Rechten  deren  es  schon  im  Jahre  1833,  1028 
gab  und  von  welchen  nur  die  7  bedeutendsten  in  der  oben 
erwahnten  Stadte -Tafel  aufgenommen  sind.  —     Unter  den 


*)  Die  StvcH^  des  Konigreichs  Polen  sind  wef)«r  hi^r  noch  bei  den  fol- 
genden  Angabf>n  mit  inbegriffen.  R. 


Bevdlkerung  <lcr  Rnnuchen  Stiidte.  327 

aufgenommenen  sind  51  iiber  die  man  bis  jetzl  noch  keine 
volistandige  Nachweisungen  eriiallen  hat;  sie  gehoren  aber 
gliicklichprweise  fast  aUe  zu  den  unbedeutendsten ,  so  dab 
ihre  Einwohnenahl  u.  s.  w.  von  geringem  Einflusse  auf  die 
hier  anzugebenden  Haupt-Summen  sein  ivird. 

Yon  alien  hier  beirachtelen  Stadten  liegen  622  im  Eu- 
ropaischen  -  Rufsland  I  und  es  sind  daninter  588  iiber  die  man 
volistSndfge  Nachweisungen  besiizt,  und  deren  Berdlkenii^ 
aus  4526954  Individuen')  (2579711  Manner  und  1947343 
Frauen)  besteht. 

In  50  Stadten  der  Asiaiischen  Provinzen,  theils  in  5ibi- 
rien,  theils  jenseits  des  Kaukasus^  ziihll  man,  mil  Aus- 
schluls  von  17^  uber  welche  die  Nachweisungen  noch  unvoll- 
standig  sind,  218668  Einwohner  (131403  Manner  und  87205 
Frauen).  — 

Diese  Stadle  sind  nach  ihrer  Wichligkeit  folgendermaisen 
zu  dassifiziren : 

Ueber  50000  Einwohner  finden  sich  in  7  von  ihnen,  na- 
mentlich: 


Manner. 

Frauen. 

Zusammeii. 

Petersburg 

337512 

138874 

476386 

Moskau 

214778 

133784 

348562 

Riga 

37296 

33932 

71228 

Odessa**) 

— 

-^ 

69023 

Wiioa 

29804 

«3734 

53538 

Kronsladr**)    46983 

6261 

53244 

Tula 

27426 

23805 

51231 

Sechs  andere  Sladle  besilKen  40  bis 

50000  Eif 

und  twar: 

*)  Weim  Ulan  di«  Bevolkernng  von  Odessa  niir  eu  65000  Seelen,  H.  Ii. 
•o  annimmt  wie  sie  1833  gefandea  vrtirde. 

**)  Mit  Inbegritf  der  Vorstadte. 

***)  Dad  das  MiLitair  und  die  Matrosen  bei  diesen  Zalilungen  mit  inbe- 
griffen  sind,  wird  zwar  in  den  tabliz.  o  *o#t.  gor.  nicht  ausdr'uck- 
licb  gesagt,  scheint  aber  u.  A.  aus  dieser  Angabe  fur  Kionstadt 
benrorzugeben.  K- 

15' 


Bevolkenifig  der  Rottiselien  Staiiie. 


Maiuter. 

Fraten. 

Zuwoiimen. 

A«trachaD 

27143 

18560 

46703 

Kasan 

26050 

19293 

45343 

Kiew 

24160 

20523 

44683 

Woronej 

25782 

18018 

43800 

Saratow 

21574 

20797 

42371 

Kischinew 

24125 

18511 

42636 

Kaluga,  Orel,  Jaro^law,  Sewa^topol,  und  derFlecken 
Berdyschew  in  Wolhynien  haben  30  bis  40000  Ein- 
wohner,  Kur^k,  Nijnei  Nowgorod  Jelea  im  G.  Orel, 
Nikolajew,  Akerman  und  Tiphli^  zwischen  25  und 
30000^  und  es  giebt  auferdem: 

9  Stadte  mil  20000  bis  25000  Einwohnem 


19      - 

-    15000    - 

20000 

47      - 

-    10000    - 

15000 

68      - 

-      7000    - 

10000 

82 

-      5000    - 

7000 

40      - 

-      4000    - 

5000 

84      - 

-      3000    - 

4000 

102      - 

-      2000    - 

3000 

59      - 

-      1500    - 

2000 

57      - 

-      1000    - 

1500 

34      - 

500    - 

1000 

und  endlich  13  Stadte  mit  weniger  als  500  Einwohnem. 

In  RuTsland  uberhau|ft  bildet  die  Anzahl  der  Stadter 
8,747  Procent  der  ganzen  Bevolkerung,  und  zwar  im  Euro- 
paischen  Rufsland  allein  9,12  Procent,  in  5ibirien  5,49 
Procent  und  in  den  Sakaukasischen  Provinzen  nur  3,7  Procent 
resp.  von  der  Bevolkerung  eines  jeden  dieser  Landestheile. 

Von  der  Gesammtsumme  aller  Stadtbewohner,  4745622 
Individuen,  gehoren  214313  zur  Klasse  der  Adiichen  und  der 
noch  dienstthuenden  oder  pensionirten  Beamten;  4023  sind 
als  Ehrenbiirger  aufgefiihrt;  204195  gehoren  zur  Kaufmanns- 
Klasse  und  1881293  zu  der  der  Burger  und  ihrer  Familien. 
Der  Rest  besteht  aus  Handwerkern  u.  s.  w.  *). 

*)  In  diesem:   u.  s.   w.  scheint  mir  aber  wie   obcn  erwahnt  auch  ein 
Tlicil  des  Militaires  mit  inbegriffen.  E. 


Bevdlfcenmg  der  Rusttschen  Sladfte.  329 

Von  Wohngebauden  eniludten  diejenigen  Stadte,  die  wir 
oben  als  die  merkwurdigsten  des  Europaischen  Ruftland  ge* 
nanni  haben 

stein.  Hatuer.  Holxene.  ZuMBineB. 

St.  Petersburg     3243       5418       8661 


Moskau 

3613 

9040 

12653 

Riga 

853 

3113 

3966 

Odessa 

4552 

J^ 

4552 

Wilna 

1049 

873 

1922 

Tula 

442 

8245 

8687 

A«trachan 

288 

3595 

3883 

Kasan 

489 

3778 

4267 

Kiew 

137 

4508 

4645 

Woronej 

478 

2667 

3145 

5aratow 

360 

2874 

3234 

Kischinew 

880 

4448 

5328 

und  es  giebt  iiberhaupt  in  den  638Stadien  uber  welche  voll- 
sUindige  Nachweisungen  vorhanden  sind,  480672  Hauser  von 
denen  56610  von  Steinen  und^  die  iibrigen  424062  aus  Holz 
gebaut  sind.  Die  Zahl  der  ersteren  ist  abo  zu  der  der  letz- 
teren  wie  1  :  7^94,  ein  Verhallnifs  dessen  Vergieichung  mit 
den  Resultalen  friiherer  Zahlungen,  eine  merkliche  Verbesse- 
rung  der  Russischen  Stiidte  innerhaib  der  4  ielzten  Decennien 
nachweisi,  denn  1794  gab  es  in  Rufsland  noch  22  holzeme 
Hauser  gegen  1  steinemes  und  sogar  1811  waren  jene  noch 
ISmal  haufiger  aU  diese. 

Die  Zahl  der  Kirchen  in  diesen  Sladlen  betragt  4633 
von  denen  3802  sleineme  und  831  holzeme ,  so  daCs  auf  je 
1024  Sladter  eine  Kirche  kommt  Es  gehoren  dazu  von 
Geisiiichen  65337  Individuen,  jedoch  mit  Inbegriff  sowohl  der 
Monche  und  Nonneh  'als  auch  der  Familien  der  WeitgeisUichen. 

Yon  Schulen  giebt  es  in  den  Sladten  iiberhaupt  1854 
mit  Einschlufs  sowohl  der  verschiedenen  Cadelten  -  Corps,  als 
auch  von  85  geistlichen  Schulen  —  und  die  Zahl  der  Zog- 
iinge  in  denselben  betragt   165855  oder  fast  Vv  ^'^k*  Sladter. 

Man  hat  femer  in  denselben  gezahlt:  1178  Wohlthatig- 


keiftfiansialteny  665  Strafe  and  Besienmgt-Hituaer,  63485. 
Kauf-Laden,  3193  Resiauratiovieii ,  Cafiehaitaer,  Gasthauser 
iL  8.  w. ;  1532  Branntweinladen  und  5737  Fabriken  und  Ma- 
nufacluren  welche  108690  Arbeiter  d.  h.  2^  Procent  der 
stadtischen  Bevoikerung  beschaftigen  *). 

Durch  Vergleichung  dieser  Angaben  und  besotiders  der 
iiber  die  jelzige  BevSlkerung  der  Stadte^  mit  den  ahnlichen 
welche  die  statisiischen  Werke  von  Siorch,  von  Herrmann 
und  von  Steer  ftir  friihere  Epocfaen  enihalten ,  ergiebl  sicli 
ein  unerwartet  schneller  Fortschriit;  denn  die  Gesamnitzahi 
der  Stadter  betrug: 

1794  nach  Stordi        2279412  Individuen 

1811    -      Herrmann  2850926 

1825    -      Sleer         3521042 

1831 3747868 

und  1838 4745622 

Sie  hat  sich  also  in  40  Jahren  mehr  aid  verdoppeit  und  es 
geht  daraus  hervor,  dafs  der  Millelstand  in  Rufsland  sogar 
schneller  zunimmt  als  die  gesammie  Bevoikerung. 


*)  1639  zahlte  man  im  ganzen  Reicbe,  mit  Inbegriff  der  aof  dem  Lande 
gelegenen,  6655  Fabriken  mit  412931  Arbeitem. 


IV. 


Neueste  nissiscfae  Litteratur. 


V  ielfiltig  hSri  man  von  den  Russen  selber  klagen,  ihre  Lit- 
leraiur^  nachdem  sie  kaiim  den  schonsien  Aufschwung  ge- 
nommen,  den  frischesten  Forischritt  gezeigt^  fange  schon  wie- 
der  an  zu  stocken,  zu  sinken.  Uns  in  der  Ferne  wili  diese 
Klage  wenig  begrundet  erscheinen,  sei  es,  dafs  wir  billigere 
AnsprQche  machen,  oder  dafs  wir  die  Gegensldnde  in  grofse- 
rem  Umfange  zusammenfassen ,  als  die  Russen  dies  ihun  mo- 
Sen;  wir  Gnden  das  Bild  ihrer  iitterarisdien  Entwicklung  kei- 
n&wegs  gefriibt^  im  Gegeniheil  hochst  retch  und  gi&nzend, 
und  sich  vortheilhaft  erweitemd.  Allerdings  war  der  friilie 
Tod  Puschkin's  ein  unersetziicher  Verlust,  und  kein  im- 
drer  Genius  erstand,  der  gieich  ihm  den  harrenden  Sinn 
und  das  innerste  Herz  der  Nation  haiie  anregen^  aus  alien 
Stufen  und  Femen  in  gemeinsame  Anschliefsung  haite  zu«- 
sammenrufen  konnen.  Aber  eine  solclie  Ersetzung  und  Nach- 
folgerschafl  ist  auch  gar  nichi  zu  fordem.  Ein  Dichier  wie 
Puschkin  ist  eine  seltne  Erscheinung^  ein  Meteor,  das  nichi 
jeden  Tag  wie  die  Sonne  wiederkehrt.  Die  am  meisten  be* 
giinstigien  Y5lker  zUhlen  solche  Erscheinungen  ab  Einzelu- 
hciten,  und  wo  sich  eine  Mehrheit  derselben  susammendrangt, 
da  isl  es  raehr  in  der  Form  der  Genossenschaft,  ab  der  Au£- 
einanderfolge.    Wie  stehl  Deutschland  verwaist  nach  Goethe's 


232  AUgemein  -Litieraiiiches. 

Tod,  wie  England  nach  Byron's?  Hat  irgend  ein  gleicher 
Geist  den  einen  oder  den  andern  ersetzt?  Dennoch  dtirfen 
wir  nicht  sagen,  dafs  die  deutsche,  dafs  die  englische  Poesie 
seildem  gesunken  sei.  Leben  doch  diese  Manner  noch  in  fri- 
schester  Wirksamkeit  fort,  und  in  der  heutigen  Poesie  Deutsch- 
lands  wiegt  der  Antheil  Goethe's  noch  eben  so  vollgiiitig,  als 
vor  zwanzig,  dreifsig  Jahren;  die  Gaben  dauern  fort,  und  so- 
gar  noch  als  neue,  denn  je  reicher  an  urspriinglicher  Jugend, 
desto  schwerer  altern  sie,  wiewohl  wir  zugestehen,  dais  auch 
in  diesen  Gebiiden  ein  Zeitpunkt  des  Alterns  eintreten  kann, 
wo  die.  Poesie  einer  friiheren  Zeit  dem  spateren  Geschlechte 
nicht  mehr  geniigt  fiir  das  Erfordernifis  des  neusten  Tages. 
Nur  darf  hier,  wo  von  Genien  ersten  Ranges  die  Rede  ist, 
nicht  mit  kleinen  Zeitabschnitten  gerechnet  werden.  Seiche 
Manner  hat  die  Nation  langer,  als  sie  leiblich  leben,  und  die 
Nation  hat  sie  noch,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  sie  sie  ge- 
habt  hat,  und  sie  benennt  ein  Jahrhunderi  mit  dem  Namen 
eines  solchen. 

Wir  iaugnen  daher,  dais  Puschkin,  dessen  Werke  durch 
die  grofsmiithige  Freigebigkeit  des  Kaisers  zum  erstenmal 
vollstandig  nur  eben  erst  erschienen  sind,  nicht  mehr  dem 
heutigen  Tage  angeh5re,  dafs  fiir  ihn  schon  ein  Ersatz  nothig 
sei,  und  wenn  poan  unler  Neuem  und  Neuestem  ia  der  Poesie 
nicht  grade,  wie  bei  Artikeln  der  Mode,  das  in  diesem  Friih- 
jahr,  hi  dieser  Messe  Erschienene  verstehen  will,  so  kann  der 
Russe,  auf  die  Frage  nach  seinem  Antheil  an  dem  Dichter- 
lorbeer  der  Gegenwart,  noch  immer  mit  freudigem  Stolze 
zuerst  den  Namen  Puschkin  nennen,  als  den  Reihenfiihrer 
vieler  andern. 

* 

Und  diese  andern  Namen,  wie  ehrenvoU,  zahlreich  und 
wurdig  schliefsen  sie  an  jenen  sich  an!  Ein  Theil  derselben 
braucht  ihm  kaum  den  Vorrang  zu  lassen,  schreitet  in  der 
eignen  Linie  so  ruhmlich  vor,  als  er  in  der  seinen  gethan; 
ein  andrer  Theil  verheifst  in  seinem  Anlaufe  zu  den  Hohen 
zu  gelangen,  weiche  jener  bei  langerem  Leben  erreicht  ha- 
ben  wiirde. 


Nenoste  Raaswclic  Litteratur.  233 

Hier  isi  denn  zunachst  Jukowskji  zu  nennen,  der, 
sehr  verschieden  von  Puscbkin,  doch  ihm  herzlich  befreun- 
det,  fiir  die  Nation  in  wahrhaft  unschatzbarem  Werthe  steht. 
£r  ist  nicht  hlofe  der  liebenswiirdige  i  zarifiihlende  Sanger, 
der  alien  Wohlklang  der  herrlichen  Sprache  beherrscht,  er  ist 
auch  der  Dichter  dea  Vaterlandes  und  der  Helden  desselben, 
in  seiner  reinen  Begeiaterung  fiir  den  Zaren  und  dessen  er- 
lauehies  Haus  ein  wahrer  und  edler  Ausdruck  nationaler  Ge- 
sinnungen.  Von  ihm  wird  an  einem  andem«Orte  ausfiihrli'* 
cher  aui  reden  sein. 

Wer  diirfte  hier  des  ruasischen  Fabeldichters  Krylow 
vergessen,  der  in  sinnreicher  Erfindung  und  glucklichem  Aus- 
druck keinem  seiner  gepriesensten  Vorganger  weicht^  auch 
dem  franzosischen  Lafontaine  nicht,  den  seine  geistreichen 
Landsleute  nun  schon  fast  zwei  Jahrhunderte  als  eines  ihrec 
hochsten  litterarischen  Kleinode  mit  Recht  verehren!  Kry- 
low isi  fur  die  Russen  ein  achter  Yolkslehrer;  in  der  Bil* 
dung  der  Nationen  wie  des  Einzelmenschen  ist  eine  Slufe, 
wo  die  Vermittlung'^zwischen  Starke  und  Schwache,  zwischen 
Kuidlichkeit  unJ  Wellsinn,  welche  VermitLlung  sonst  der  ge- 
sammten  Poesie  obliegt,  vorzugsweise  durch  die  Fabel  ver- 
ireten  wird.  Da  die  Russen  noch  der  Mehrheit  nach  auf 
dieser  Stufe  weilen,  so  erklart  sich  genugsam  die  Yerbreiiung 
und  Werthhaltung,  die  ihr  so  einzigbegabter  Fabeldichter  all- 
gemein  erlebt.  Yergessen  wir  Deutsche  hiebei  nicht,  daCs 
kaum  achtsdg  Jahre  ruckwarts  die  Fabel  auch  unsre  glan- 
zendste  und  wirksamste  Dichtung  war.  — 

Wenn  Gogol,  der  geniale,  tief  eigenthiimliche,  auf  ^a- 
tur  und  Geschichte  des  engeren  Heimathkreises  gegriindete, 
nach  keinem  Yorbilde  zu  bemessende,  von  keinem  Nachfol- 
ger  zu  verdunkelnde  Gogol  seit  mehreren  Jahren  feiert,  so 
lebt  er  doch,  und  wir  wissen,  dafs  er  nicht  ohne  dichterisches 
Schaffen  lebt;  seine  unter  italianischem  Himmel  reifenden  Er- 
zeugnisse  werden  dem  Yaterlande  nicht  verloren  gehen.  Die 
Einfachheit  und  Treue  der  Schilderungen  Gogol's  hat  einei^ 
grofsartigen  Reiz,  fiir  den  wir  kaum  den  richtigen  Ausdruck 


Allgem^ia  -LiUemiMlies. 

s 

zu  linden  wissen.  Hier  ist  heroisdiet  und  idvUiBohes  Leben, 
wilde  Naturkrafl  und  schmuckreiche  Eiegans  wie  im  Stofie 
so  in  der  Darsiellung,  und  oft  begegnet  uns  ein  breiler,  mil- 
der Humor,  der  wohl  an  manche  Gebilde  Jean  Paul  Richier's 
eiinnem  kann. 

Bei  drei  solchen  Lebenden,  wie  die  hier  eben  vorgefiihr- 
ien,  darf  die  russische  Litleratur  stole  das  Haupt  erheben. 
Aber  wie  viel  andre  Groben  zahlt  sie  noch,  in  welchen  ihr 
Gedeihen  und  ^ortschreiten  gesichert  ist!  Der  Fiirsl  O do- 
jews  kji  ist  ein  edler  Schriflsteller,  den  jede  Nation  sich  Bur 
hohen  Zierde  rechnen  diirfte.  £r  verbindet  mit  schwungvol- 
ler  Phantasie  die  reichsten  Kenntnisse,  und  sein  fruchtbares, 
audi  bei  krankhaflen  Stoffen  immer  gesundes  Darstellungsla- 
lent  ist  rechl  eigentlich  im  Dienste  der  hoheren  Gesittung, 
des  wohlwollenden,  fur  das  Gute  bemiihtei^  Menschensinnes, 
Diese  Bluthe  wahrer  Bildung,  die  FreundUchkeit  und  Milde 
des  Herzens  und  die  Warme  und  Beeiferung  fiir  alles  Gate 
und  Schdne,  zeichnet  auch  die  eleganten,  anmuthigen  Foe- 
sieen  des  Filrsten  Wjasemskji  aus,  die  sieh  eines  ausge- 
breiteten  und  lebhaflen  AntheUs  besonders  in  den  hoheren 
Gesellschaftskreisen  erfreuen,  wiewohl  er  selbst,  in  beschei- 
dener  Lassigkeit,  noch  immer  saumt,  eine  Sammlung  dersel- 
ben  herauszugeben. 

Ein  Dichter  ersten  Ranges,  Jasykow,  der  langere  Zeit 
geschwiegen  hatte,  ist  seit  kurzem  unter  siidlichem,  der  Ge- 
nesung  wegen  aufgesuchten  Himmel  wieder  laut  geworden, 
und  das  Vaterland  lauscht  auf's  neue  seinen  lyrischen,  oft 
selteamen,  doch  stets  harmonischen,  ergreifenden  Gesangen. 

Von  ausgezeichneten  Dichiertalenten  haben  wir  noch  den 
aus  dem  Volke  hervorgegangenen  originalen  KoUow,  femer 
Krassow,  Jakubowitseh,  Bakunin,  und  endUch  aus  der 
vornehihsien  Klasse  die  schonbegabte  Grafin  Rastoptschin 
zu  nennen.  Durch  Sammlung  russischer  Volkslieder,  die  in 
unermersKchem  Reichthum  vorhanden  sind,  hat  sich  Kire- 
jewskji  ein  grofses,  valerlandisches  Verdienst  erworben.  Man 
sieht  mit  Verlangen  der  Herausgabc  seines  mit  vieljiihriger 


Neuegte  RDMbclie  Litterfttnr.  235 

Sorgfalt   ulid   personlicber  Aufopferung  suBammengebrachten 
Schatses  enigegen. 

Ab  die  glanzendsle  und  verhei£sungsyoilste  unter  den 
neuen  Erseheinungen  russischer  Poesie  ist  ohne  ZweifelLer- 
montow  m  nennen,  ein  junger Dichier,  auf  dem  diehochste 
Weibe  ruht  Sowahl  in  Prosa  —  wir  erinnern  an  die  No- 
▼eJJe  „Bela''  —  als  in  Versen  hat  er  Unvergleichliches  ge- 
ieistet  Seine  in  einen  kleinen  Band  gesammelten  Gedichte 
sind  voriges  Jahr  erschienen^  und  zeigen  auf  jeder  Seite  den 
achten  Dichter.  Dem  Vaterlandischen  und  Alterthiimlichen 
zugewendet,  ist  er  darum  der  hohen  allgemeinen  Bildung  des 
Tages  nicht  fremd^  und  in  seinen  Gedichten  findet  sich  das 
Mark  der  fruheren  Zeit  wie  die  Feinheit  und  Meisterschaft 
der  heuligen.  Unter  den  wenigen  aus  Byron ,  Zedlilz  und 
Goethe  iibersetzten  Stiicken  haben  uns  besonders  acht  kurze 
Zeilen,  welche  de»  Letztem  ,,Ueber  alien  Gipfein  ist  Ruh'' 
wiedergebeni  wunderbar  angesprochen ;  alier  Zauber  der  so 
weichen  als  kraftvoilen  russischen  Sprache  vnrd  darin  offen- 
bar.  Auf  Lermontow  sind  tnit  Recht  die  erwartungsvollsteu 
Blicke  gerichtet.  Sein  Buch  der  Lieder  ist  die  erfreulichste 
Gabe.  Eine  von  ihm  kiirziich  herausgegebene  Sammiung  er- 
zahlender  Dichtungen  in  Prosa  haben  wir  noch  nicht  zu  sehn 
bekomtnem. 

Yon  einem  andem  Schriftateller,  Lajetschnikow,  ken- 
nen  tvir  einen  Roman  ^Basurman/'  der  durch  Haltung,  Ge** 
schmack  und  Sinn  mit  den  besten  Erzeugnissen ,  wie  sie 
Prankreieh  oder  England  von  dieser  Art  bietet,  wohl  zusam- 
menstehen  darf.  Zwei  andre  Romane  von  ihm  soUen  noch 
hoheren  Wcrthes  sein.         • 

An  Novellen  beaitzen  die  Russen  einen  grofsen  Reich* 
thorn,  der  sich  lagUch  mehrt,  und  wenn  darunter  auch  man- 
ches  auf  Nadiahmung  beruht,  so  isl  dock  vieles  urqnriinglich 
and  national.  Aufsea  den  schon  erwahnten  Eraahiungen  vod 
Odojewskji  und  Gogol  haben  wir  die  Novellen  von  Welt- 
mann,  Pawlow,  Meigunow,  vom  Grafen  Sologub,  hier 
aus«u«eichnen. 


236  Aligemein  -  Litterarisches. 

Schilderungen  aus  Welt  und  Leben  sind  in  der  Litlera- 
lur  von  jeher  bedeutend  gewesen.  Die  russische  sleht  darin 
nichl  zuriick.  Die  geisivollen,  von  mannigfachslen  Kenntnis- 
sen  zeugenden  und  imf  edelsten  Sinne  abgefaCsten  Reiseberichte 
von  Alexander  Turgeniew,  die  trefilichen  Bruchstticke 
aus  grofseren  Reisewerken  von  Schewyrew,  Melgunow 
nnd  Andem,  lassen  uns  dem  russischen  Beobachtungs  -  und 
Forschungsgeist  alle  Achlung  und  Ehre  zollen. 

Nicht  weniger  giinstig  niiissen  wir  den  Stand  der  Kritik, 
des  iitlerarischen  Urlheils,  in  Russland  bezeichnen.  Wir  spre- 
chen  naliirlich  nur  von  der  hohen,  kenntnifsvollen  und  ein- 
sichtigen  Krilik,  wie  sie  von  dem  edlen  und  selbstslandigen 
Theile  der  russischen  Schriflsleller,  von  Beiinskji,  Newe- 
row,  Katkow,  von  den  in  gesundem  und  aufrichtigem  Sinne 
redigirten  ZeitschriRen  ausgeiibt  wird.  Wir  nennen  von  die- 
sen  lelztern  zwei  uns  niiher  bekannte^  die  ,^Vaterlundischen 
Denkwurdigkeilen,"  welche  in  St.  Petersburg  von  Krajewskji 
redigirt  werden,  und  den  „Moskauer/'  den  in  Moskau  Pogo- 
din  herausgiebt.  Beide  Zeitschriften  gereichen  der Litteraiftr 
zu  Vortheil  und  Ehre,  und  sind  machtige  Schwingen  der 
Fortbildung. 

Aus  diesen  Andeulungen  ergiebt  sich  zur  Geniige,  dafs 
die  in  Russland  entziindete  litterarische  Entwicjdung  keines-- 
wegs  im  Abnehmen  ist,  noch  weniger  zu  erloschen  droht, 
sondern  weithinaus  reiche  Nahrung  hat  und  neue  erwarten 
darf.  Wobei  wir  den  Leser  bitten,  nicht  den  Umstand  xu 
iibersehen,  dafs  wir,  bei  der  Sellenheit  russbcher  Biicher  in 
Deutschland,  nur  von  dem  Wenjgen  sprechen  konneUi  was 
Gunst  und  Zufall  uns  grade  zugefiihrt;  daher  auch  die  hier 
erwahnten  Namen  nicht  als  eine  Aufzahiung  der  anerkaqni 
verdienten  und  in  Russland  beriihmien  gel  ten  konnen,  son- 
dern nur  als  uns  naher  bekannt  geword^ne  Beispiele  einer 
grofeen  Entwickelung,  die  in  sich  noch  viele  eben  so  preis- 
wiirdige,  ja  vielleicht  grofsere  Trefflichkeiten  schon  gereift 
hat  oder  noch  im  Keime  hegt;  wir  haben  nur  zur  Ehre  jler 


Neneste  Rnssische  Litteretur.  237 

Genannieo,  niebt  aber  zur  Unehre  der  Nichigenannlea  spre- 
cben  konnen.  — 

Fiir  unsre  Landsleute  fugen  wir  noch  die  Warnung  hinsu, 
unsre  ^ng^I^^  ^^^  Urtheile  nicht  voreilig  und  leicht  an  Ueber^ 
seUungen  mssischer  Werke  piiifen  zu  wollen.  Wir  haben  in 
dieser  Kunsi  Grofses  geleistet,  die  Griechen  haben  uns  Rede 
gesianden  wie  k'einer  andern  Nation,  die  Ualianer  und  Spa- 
mer  desgleichen,  die  EngJander  ebenso,  doch  schon  minder 
die  Romer,  die  Franzosen;  mit  den  Russen  aber  scheinl  es 
am  schwersten.  Nach  dieser  Seile  bedarf  unsre  Sprache  neuer 
Anstrengung ;  sie  fabt  gar  wohl  den  Sinn,  aber  gar  nicht  leicht 
die  eigenlhumliche  Gestall  und  Anordnung  des  russiscben 
Ausdrucks,  und  wo  Poesie  zu  iibertragen  ist,  kommt  es  doch 
vor  allein  auf  diesen  an.  Moge  man  sich  der  mancherlei  lob- 
lichen  Versuche  in  dieser  Art  ferner  bedienen,  um  eine  un- 
gePahre  Vorstellung  zu  erlangen,  aber  man  glaube  nicht  ein 
sprechendeb  Bild  darin  zu  haben!  — 

Die  Litteratur  in  Rufsland  ist  auf  gulem  Wege,  und  wir 
hoBen  sie  auf  solchem  beharren  zu  sehen.  Sie  erwachst  auf 
volksthiimlichem  Grunde,  sie  halt  ehrfurchts-  und  liebevoU 
an  der  Vergangenheit  fest,  und  ist  dennoch  voU  Kraft  und  Eifer 
der  Zukunfl  zugewendet.  Die  ausschliefsliche  Bewunderung 
und  Nachahraung  fremder  Muster,  woran  fast  jede  Litteratur 
einmal  gekrankt  hat,  ist  in  Russland  iiberwunden,  und  der 
Standpunkt  ist  erreicht,  wo  man  gegen  die  Erscheinungen 
des  Auslandes  ruhige  Gerechtigkeit  iiben  kann.  Zwischen 
der  starren  Pedanterie  der  Englander  und  der  krampfhaften 
Ausgelassenheit  der  Franzosen  suchen  die  russischcn  Schrift- 
sleller  eine  Bahn  naher  uns  Deulschen  zu  verfolgen,  die  wohl 
dem  Aufserordentlichen  nachslrebt,  ja  das  Abentheuerliche 
nicht  verschmaht,'aber  auch  den  Ernst  liefer  Gedanken,  den 
Grund  achten  Gefiihls  verlangt.  Die  Russen  werden  es  als 
einen  Segen  empfinden,  dafs  ihre  sch5ne  Litteratur  gleichzei- 
tig  mit  der  Pflege  aller  Wissenschaflen  fortschreitet,  welche 
einen  nicht  mindem  Aufschwung  genommen  haben,  als  jene; 
die  Philosophic  nicht  ausgeschlossen,  fiir  welche  sich  unter 


238  AUgemein  ^Litterariftches.    Neueste  Rum.  Litteratnr. 

den  Slawen  eine  entschiedene  Anlage  und  ein  erfo^reicher 
Eifer  zeigt  In  Sprach-  und  Geschichtsforschung  ist  ihnen 
ein  eigeBihiiinliches,  unermelisliches  Feld  angewieaeni  das  zu 
bearbeiten  sie  schon  einen  gaten  Anfang  gemackt  Die  Poesie, 
voi^  solchen  ernsten  und  wiirdigen  fiesirebungen  umgeben, 
wird  nicht  nur  Nahrung  aus  alien  eiehen,  sondem  auch  alle 
mil  ihrer  Warme  und  Begeisterung  begleiten.  Wir  diirfen 
aus  solchen  gliicklichen  Verkniipfungen  grolae  und  aulseror* 
dentliche  Erscheinungen  erwarten,  fur  deren  Hervortrelen  aber 
nicht  das  laufende  Jahr  noch  das  folgende,  noch  selbst  das 
nachste  Jahrzehni  ungeduldig  anzuberaumen,  sondern  ein  fireie- 
rer  Spielraum  selbstwiUiger  Entwicklung  im  Wedisel  von 
Generationen  ruhig  zu  verstalten  ist.  — 

Varnhagen  von  Ense. 


Archiv 


far 


wissenschaftliche  Kunde 


von 


Rusisland. 


Herausgegeben 

TOB 


1841. 


welte«    Hefft. 


B  e  r  1  i  Uy 

gfdrackt  und  rtrlegt  bei  G.  Reiner, 


V OD  alteren,  iu  Deatechland  aber  wenig  biekanufen 
lUisrischen  Werken,  aind  nns  achoa  jetzt  ao  oner- 
wartel  viele  und  zum  Tbeil  ao  wiehtige  zogekomomit 
dafa  wir  aua  eotadilosaea  babeo  neben  dea  Beftes 
daa  Archiva  filr  1848^  aooh  swei  aor  YervoUstindi- 
gong  dea  Jabrgaoga  1841  berauraogaben.  Wir  babea 
filr  dieae  aater  andreia  aine  Beibe  tod  Aafeateen  fiber 
indoatrielle  Schriften  and  UatemebBioiigen  aurOcklegen 
mttaseu,  ao  wie  aach  eiue  Auzeige  des  luhalta  der 
Jahrgange  1836 — 41  von  den  biatoriacb-pbilologi- 
schen  Memoir  en  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wisaen- 
sohaften  za  SL  Petersburg. 

Ea  wird  demnacbst  vielieicbt  aufTallen  daCs,  in 
dieaem  zweiten  Hefte  die  Aofaatze  ana  jedem  der  vier 
wiaaenacbaftlicben  Felder  welche  wir  bebandein,  nicbt 
mehr  durcb  allgemeine  Ueberscbriften  zu  Absobnitten 
yereinigt  sind.  Wir  hofTen  indesaen  dafs  dieae  freiere 
Anordnung  unserer  Zeitacbrift  zweckaiafsig  aebeinen 
werde,  weil  nur  sie  eine,  oft  sebr  erwflnscbte, 
Schnelligkeit  der  Mittheilang  aber  einzelue  Arbeiten 


ni5glicb  macbt.  I>er  una  zaietzt  sugekommeae  geogoo- 
stische  Aufsatz  auf  Seite  898  u.  f.  dieses  Jahrganges 
kauD  als  Beispiel  dienen,  auch  bat  grade  dieaer  su 
der  genannteu  Aendeniog  veraDlafst  Die  Beibebal- 
iQDg  der  festgesetzteo  Robrikeo  in  deu  Inhaltsyer- 
zeicbDissen,  sowobl  der  eiozeloeD  Hefte  als  aach  jedeo 
Jabrganges  des  Arcbives,  wird  ubrigens  aocb  Jetzt 
die  AuiBodung  des  Eiuzeloeo  genogsam  erleicbtern. 

Wir  baben  feraer  die  ans  frflber  gemacbte,  and 
in  der  Ankdndigang  onsres  Arcbives  (S.  9) 
Mitgelheilte,  Angabe:  dais  das  Auooaire  du  Joar<- 
nal  des  Mines  de  &assie.  Paris  Imprim.  de 
Fain  et  Tbunot  —  uicbt  mehr  fortgesetzt  werde^ 
nadi  neueren  Nacbricbten  aas  PetersbBrg,  ivr  unbe- 
groiidet  za  erklareo,  nud  endlich  nocb  folgende  wick- 
tigere  Drockfebler  anzozeigen: 

anstatt :  lies : 

Seite  09.   Zeile  16.  t.  u.    Geschichte  Geichiebe 

•    206  bis  Seite  217.       iansa  Jansa 

-  211.   Zeile  11.  r.  u.  Von  jenen  Kanalen,  mit  ober 

dem  arspriinglicheii  Boden 
liegenden  Warden,  lowahL.* 

-  212.  Aiunerkang  Lenkungen       Senkungen 

-  214.      -        5.  Y.  u.    Scholwanden    Schalwanden 

-  214.      -       4.  ▼.  a.    abgestoft  abgeateift 

-  219.      >        8.  T.  o.    die  der 

"    267.      -      11.  T.  0.    werden  wnrden 

-  827.      -      10.  ▼.  n.    lO"^  10"^ 

-  368.      -      15.  T.  o.    jeistwennye      deistwennye 


Additamentum  in  F.  6.  W.  Stnive   mensurfts 
micraiBetricas  stellanim  duj^ieium  editas 

anno  1837  etc. 


(Mte.  d«  VkuMm.  hnp.  dei  ic.  de  St  P^teribourg.    Vim*  Mrt«  Sc. 
math.  phji.  et  nmtur.  toiM  4.  pag.  S96— 368«) 


Diese  Abbandlung  von  Herrti  Struve  enthalti  lu  deaten 
grolaem  Werke  iiber  Doppelsternej  einen  Nachirag  von 
Beobachtungen  deraelben  Art^  die  in  Doq)ai  in  den  Jahren 
1837  und  1838  gemacht  worden  sind;  auiCserdem  aber  eine 
Reihe  von  Messungen  aus  denen  sich  ein  Granzwerth  fiir  \ 
die  Paraliaxe  von  a  lyrae,  und  mithin  auch  fiir  den  Ab* 
sland  dieses  Fixsiernes  von  unserer  Sonne,  ergiebt 

Bekanntlich  wird  su  diesem  Zweeke  in  verschiedenen 
Jahreszeiten  der  Winkelacstand  des  Sternes  dessen  Entfer* 
nung  man  bestinimen  will  von  einem  andem  ihm  optisch 
nahe  gelegnen,  mii  mikrometrischen  Apparaten  gemessen.  — 
Die  Yeranderungen  welche  dieser  kleine  Winkel  erleidet, 
wahrend  die  Erde  ibre  Bakn  urn  ^  Sonne  suracklegt,  rind 
von   dem  Unierschiede  der  Parallaxen  beider  Sieme, 

ErnuBt  Row*  ArabW.  ISIl*  Ull.  2«  16 


210  PhTtikaUMh-mathematiiche  WiitoiiBchaften. 

oder  mit  andren  Worten  von  dem  Unterschiede  der  swei 
Briiche  abhangig,  welche  durch  Division  -des  mitiieren  Erd- 
bahn-Halbmessers  mit  den  Enlfernungen  dieser  beiden  Fix- 
Sterne  von  der  Sonne  entstehen.  Es  wiirden  sich  daher  gar 
keine  solche  Veranderungen  zeigen,  wenn  beid^  beobachteten 
Sleme  gleich  weit  von  der  Sonne  entfemt  waren.  Findet  man 
dagegen  ihren  Winkelabsland  von  der  Jahreszeit  abhangig,  so 
ist  ea  leicht  den  Zusammenhang  dieser  Erseheinung  mit  dem 
gesuchten  Unterschiede  der  Parallaxen  analylisch  aus- 
zudriicken,  und  daher  auch  denjenigen  numerischen  Werth 
jener  gesuchten  Grofse  zu  bestimmen,  welcher  den  Beobadi- 
tmigen  am  besten  entspricbL 

HetY'StrUVe  hai  Aim  ddn)'«twir43''  beth^odM^MWin- 

kel^Abstand  zwischen  aJjrae.  uf)d  zwischen  einem  Stenie 
von  lOter  bis  liter  Grofse  gemessen,  und  zwar  96mal  von 
1835  November  a  bis  1838  August  18.  Die  Vermuthung 
dais  der  ungieich  lichtschwachere  Fixst^rn  auch  bci  weitem 
entfernter  sein  werde  als  der  hellste  Stem  der  Leier,  hat 
diesesmai  nicht  getauscht,  denn,  nach  Reduction  der  beobach- 
teten Winkel  wegen  der  Refraction,  der  eignen  Bewegung, 
so  wie  der  Nutation  und  Aberratipn,  ergiebt  sich  aus  ihnw: 
dafs  die  Parallaxe  von'  «  lyrae  die  des  andren  Ster- 
nes.um  0'',2613  ubertriffti  oder  dafs  der  mitllere  Erdbahn- 
halbmesser  von  o  lyrae  gesehn,  um  den  genannten  Winkel 
grofser  erscheint,  als  von  jenem  mit  ihm  verglichenen. 
Sterne.  —  Unter  der  ziemlich  wahrscheinlichen  Vorausselzungi 
dafs  der  Vergleichungsslem  als  unendlich  entfemt  ange- 
nommen,  oder  der 'Winkel  unter  dem  der  Erdbahnhalbmesser, 
von  ihm  aus,  gesehn  wird,  ganzUch  verschwindend  ge^etzt 
werden  k5nne,  diirfte  man  sogar  0'',2613  gradezu  als  die  Pa* 
rallaxe  von  a  lyrae  betrachten.  In  diesem  Sinne  zieht 
dann  auch  Herr  Struve  aus  seinem  Resultate  die  femere 
Folgerung: 

J    „dafs  a  lyrae  von  unsrer  Sonne  um  771400  d.  i.  -t — jv^^fq 


MmWli  MlkromeliMie  Beobachiftngen.  Sit. 

yyMuA  AmvoiUktkn  Halbiiieaier  4er  Ertttahn  emftrnt  isi^ 
^imd  4ab  dManadi  etn  voli  diescim  FixAevne  ategehoider 
^yliebteiril  erst  tuieb  12^  Jafcreii  zur  Sonne  gelottgt.** 

In  aller  Strenge  kano  man  diese  Angabe  als  die  grofst- 
mogliche  belrachteo  welche  nyt  den  Beobachtungen  zu  ver- 
einigen  ist,  denn,  wc^n  der  Vergleichungsstern  an^tatt  unver- 
gleichlich  entfernier  zu  sein  wie  a  lyrae,  nur  10,  1000  oder 
altgemein  n-nouil  entfernter  ware  .wie  dieser^  so  hatte  man 
von  dem  genannten  ResuUate  ^r  dessen  Enlfernung,  noch 
iV?  jiSnf  oder  5  seiner  Grofse  abzuziehen.  —  Der  Win- 
kelabsland  des  mehrgepannten  Slempaares  wird  im  August 
am  gro&ien  und  im  Februar  am' kleinsten^  und  andert  sich 
iiberhaupt  um  nabe  1^6mal  dem  Parallaxen'-Unterschiede, 
oder.  um  0^^486.  Die  VoUkommenheit  des  Dorpater  Mes* 
sungsapparalesy  bekaiintBch  ^nes  der  schonsten  £rz(eugnisse 
des  Miinchner  optischen  InstiiuteSj  erlavbte  aber  dies^ 
kleine  Quanlitlit  so  ^euau  zu  ermiiieln;  dafs  das  daraus  gefo^ 
gerte  Endresultat  um  etwas  weniger  at&  y^  seines  pesammtr 
belrages  unsicher  geblieben  ist 

Der  sogenaimte  Positions -Winkel,  wielcfaeraiieRioh'tttng 
des  von  dMi  Hauptsteme  zu  d^m  Vergleiohungssterhe  gflegten 
grdislen  ia*eia«k  beslimmiy  erleidei  wahreiid  des  Umlaufes  der 
f^dle  gtzichfaib  Verandenilkgen,  deren  Grofiie  von  dem  UnteiK- 
Acfaiedc  derParaHaxen  beider  Steraeabbangen,  uhd  zwar  sind  jenb 
-Veranderdigen' gkieh  dkser  ge^uchten  Grctlse  (der  Parallaxe) 
iiiiilkq>lizirt  mit  emetn  Fakior  wekber  in-kein^in  Falle  gr5fe«r 
ab  ly  in  dem  gegenwSrtigen  aber  audi  nicht  grbfe^r  als  0,76 
^rd^und  sodann  nodi  dfwdirt  durch  den  Siiios  des  Winkel- 
absUndes  der  beidan  SlerAe.  ^  Die  Division  mit  dem  sur 
lelzi  ganahnUti  kkinlen  Bradie  m;aGbl  dafs  die  dadureh  ad^ 
^edrJicklen  VerftAderungen  der  Positionswinkel  bei  weilem 
grolscr  'werden  /  sowoM  wie  die  Parallaxe  selbst,  als  nuch 
wie  die  Veranderungen  des  Winkelabstandes  beider  Sfcme. 


*)  Mithin  um  nahQ  aa  Itf  BiUibaen  geoanf^dsob^  MeUen. 

16  • 


£12  Pbyslkalkcli-ina^eitofiaBlie  WiMeiAcbai|6fi. 

In  deta  hicr  m.  fceirachlendm  Falk  anjttl.sich  4er  Posi- 
iiionsiitiid^)  im  Laufe  jedeh  Jahres^  lUmwiBch  'mt  aahe 
7320kMl  den  Werili  der  su  beBlkninenden.Ptralldxc,  «dec  am 
3r^9.  Auf  den  ersten  Anblick  durfte  man  daher  die  Me^sung 
dieser  so  slarten  Veranderungen,  fiir  weil  giinstiger  xiir  Be- 
siimmiing  ihrer  Ursache  (der  Parallaxe)  hallen,  als  die  Mes- 
sung  der  kleincn  Veranderungen  des  Winkelabstandes.  Es 
vcrhiiU  sich  aber  in  der  That  nicht  so  t~  denn,  aus  demsel- 
ten  Grundc  welclier  die  Veranderungen  des  Posilionswinkels 
zu  einem  vielfachen  von  denen  des  Winkelabstandes  erhebt, 
vergrofsert  sich  auch  und  in  demselben  Yerhaltnisse  (dera 
umgekehrlen  des  Winketabslandes)  der  EinfluTs  der  unver- 
meidlichen  Einslelhuigsfehler  auf  die  Richlung  des  Posilions- 
Irebes.  —  Diese  zweile  Bestimmungsart  der  Parallaxe  konnte 
daher  nur  elwa  eine  gleiche,  nicht  aber  eine  geringere,  Unsi- 
cherheit  wie  die  erste  (durch  Messung  des  Winkelabstandes) 
besilzen.  Es  kpmint  jedoch  noch  hinzu  dafs  in  den  meisten 
Tallen  mehrere  von  der  Beschaflenheit  des  Inslrumentes  ab- 
hlingige  tJmstande,  die  gemessenen  Positionsmnkel  mit  ein- 
flufsreichern  Fehlern  behaften*)  wie  die  gemessenen  Ab- 
$Ui»de,  .Uttiliieb^ii  ikshaib  liat  auch  Herr  Strume  die  Posi- 
iiooslvinkol ^tdche  ler,  zugleioh:  mil  den- WinkeiafastBnden  filr 
das  genatmte  Slertipaail,  ab^feks^a  hattcy  aEiir  fieaiiumutig  Aes 
BeaUltailea  niebt  mil  cotioutTiren  laasto,  sondem  nur  na^h- 
traglifih  und  gaiegeoiUch  Ufltarsacht  in  wiefem  auch  aie  dureh 
<die  bereits  ermiUelte  Parallaxe  dairgesUUt.  wiirdan.  —  Es 
jecgab  sich.  hierdordi .  fiir  ^a  ekimaliga  Meaaung  .dec  Riobliiiig 
ivon  -m  Lyrae  ui  deo^  Vergleichungsdleme  der  wahrscfaeili* 
fiche  FeUer  van  12\35>  welcher  einem  Fahkr  .von  4)'\156:iii 
derEdnsteUung  auf.einender  beideiiLiehtpunkte  gkidhkdianlL--r 
B^  der  Messung  d(ir  WinkeldiManten  bMm  siah  frulu^ri^er 
wabrscheinliche  Febler  enier  einaEeloan.  SfteBsung  .fasti geiiMt 
ebanso  gro&,  namliich  t\x  0",154  ergaben,  wonaafa  /deaa,  m 

*)  Sie  Ijediirfen  namentlich,  als  jedesinaliger  Vorarbeitcn,  der  Bestim- 
mung  sowolil  des  Indexfehlera  fur  den  Positionskreis,  als  auch 
der  Lage   der  Stunika-Axe  des   laBlroiiKiiles.  ' 


Slr«?e V  MikroDiPtriMbe  fteabacbtuigea.  (ifS 

d&esem  keaanderen  Falle  und  mit  dem  D.orpat^r 
iftsirulmenie,  die  Parallaxe  dufcb  die  Positioofi^okel  nahe 
ebenso  sieber  bestimint  wordon  wjice  wiedwrch  die  Wink^lr 
abstiinde.  — 

Es  bednrf  liier  woht  knuiDi  dej  Eiinnemng  dafs  diese 
Messiing  4eff  Unletecfciedea  der/Enlftnmngen  xw4er  Fix^tei;B^ 
v«ii  der  Swm^'y  .&  zweite  ihrerArl;  is)^.  ind^m  Bes/s^li 
aelboii  «in  Jdhr  vor  dar  Publikation  diea  $lruve'ac|ieD  j^t 
sauces  f  das  Besulur  seiner  Uaterwcbungen  u^kut  die  EnlXerr 
nuBg  des  Doppei-Steraea  61  oygni  bekan^  geipacbt.hatlj^ 
(Seliiiimaclier,  Aairon.  Nacbr.  6d.  i6.  pog.  65.),  l/nter 
der,  davoh  die  A^obadiUBigeii  aelb^fc  gerechtfer^igtfni  .VQr-^ 
auaaeUHtng  dab  vcm  zweiea.  Ueinen  Siemea  9ier  bis  IDla^ 
Qrobe^  mit  deren  jedem  der  Mii|te|piviki  des  Doi^Ls^U^mcui 
▼ergfidien  \viirde>  ^  ParaUaxea  um  g|eich  viel  vcm  der  de4 
Doppeii^iemea  tLbertroffen  warden^  ergab  sich  diesei:  UfJber- 
achiUa  m  0^"^13d,  aus  einer  einjahrigen :R«iihe  von  3eebach- 
timgeii.  Eon  vweiieff  Jahrgai^  solcher  BeebachMngieOf  voa 
1838'OclQber  8.  Us  ISiOMi^T^iliBiron.  Nachr.  Bd.  17. 
pag.  257.)  hat  dieseil  Weflh/bia  afuf  0^3483  geiUjgect,  Wt 
gldbch  aber  den  wahrscheinKcheii  Fehler  desqelbeiiy  der.aacb 
der  eraien  Reihe  ±  0^,0202  betrug,  aaf  nur  +  O'.'fiUl  her* 
abgeaeizt  —  Der  Do|lpelstem  61  cygsi  iai  demnac^  voq 
der  Sonne  um  hochsten^.  592200  milldere  Erdbahnhalbmesser^)^ 
odei*  um  einen  vea  dem  Liciite  in  9i  Jahren  durcM^Uenea 
Wcg,  erilfemU ... 

Die  hierdttf ch  vollslandig  beslaligfce  Erwartimg :  dais  di^ 
Entfeniuii%  von  61  cygn^  .weit  giefrioger  sein  werde  als  die 
Eniiieaniihig  der  mei^en  andem  Fixsiesne>  hegriindfieBefLsel 
nichlt  wie  es  bis  dahin  gewohaUch  gi^sciheh^  war  j  au(  einev 
auffallenden  Helligkeil  deaselben,  ^ondem  vielmehr  auf 
derGTofae  seiner  segenapnjLeti  eignenBewegu^gd.h, 
de4e6igedfiegens.(&",123;>  wekihjsn  er  jabr%h,  ^uisnocb  wM 
nadigewiesenenf  GrJmdei^  w>  Hiqmei.  m  dm^blMien  ^beifitf 


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')  a.  h;  \M  nUie  aitiat-BilUonefi  M«iteJi« 


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wM  Physikft!»Gh-inft^emaCiftclie  WittenaclMifleii. 

Aadi  jetzi  \vd  unsre  Vorsti^llun^n  Von  itt  Bnlfeniung  dieses 
Doppelst)eme»  ermafeigl  warden  sind,  enlspridit  noch  jener 
Winkelbewegimg  desselben  eine,  gc^g^n  unfier  Sonnensystein 
relativCi  Orlsveriinderung  von  mindeslens  16  Erdbahtihalb- 
messerti  in  jedem  Jahre.  Sie  Wurde  bid  n  diesem  ^anz- 
vterA  ntir  ddnn  herabflnnken/wenn^  lAe  senkpec&t  trnt  dieGe- 
sichUlinie  ror  »ich  ginge.  Dennocli  mCisten  OrliTer^deraii* 
gen  vcm* soldier  erm&fsiglen  GrcUse  wehl  Jedem  wakr* 
seheinficher  sein,  $h  die  itnmeiise  grDfsen/durch  weldie 
man  die  slSi^em  imter  den  sogenannlen  ^gtiep  Bewegun^n 
derPixsteme  2U  erklaren  hZUe,  wem  ^emitgaiiz  unmeTk- 
lichen  Parallaxen  derseibeii  ratlimmenli^feti',  «»4  so  isl 
denn  auch  neuerdings  duri^  fittfiive  dieMeasung  der  Em* 
fermmg  von  40  Eridani,  nur  deawegeti  vioitftugaweise  empfoh<- 
ten  Ivor  den,  weil  ^^dessen  eigne  Bewegiing>  nSchsi  der 
,9 von  61  eygni)  al»  die  sUrksle  bekannt  iat**  - — 

Die^  maniiichfaehen  Folgeruttgen  welefae  di^'  Kenninib 
von  Fixstementfernungen  verspriohl,  kennen  natQriich,  in  die*^ 
ser  Ahdeukung  iiber  Herm  Siruve'^s  dabin  gehorige  Arbeit, 
nidht  einmal  gennhnt  warden.  Wir  woUen  vieimehr  nur  beir 
apiekweise 'an  die  besondere  Wi<jhligkeit  4ieser  Messungen 
erinnem,  wenn  aie  sich  —  wie  die  fSr  61  cygni  und  fiir 
It  lyrae  —  ailf  Doppelslerne  betlehen.  —  Nadidem 
W.  Hers  eh  el  enldedkt  hatte,  dafs  dieSonnen  welche  einen 
aolehen  Doppelsflern  bilden  sich  um  einen  >  cwischen  ihnen 
gelegnen,  Punkt  bewegen,  ist  bekannllich  durcR  die  Beobacf^- 
tungen  ven  J.Herschel,  vonStruve  Q.  m.  A.  nacbgewiesen 
worden,  dafe  auch  diese  Bewegiing  inEUipsen  gescfaieht,  und 
twar '  naeh  deilselben  Gesetzen  fur  die  Gesohwindigkeiien  in 
den  einzelnen  Tbe«ien  der  Bahn,  die  friiher  nur  an  dea  K^* 
pern  tmaers  Pianetensyalemes  beklinnt^  und  als  Folgerangen 
der  Newtonschen  Gravitation  'erkliirt  waren.  -^  Man  eirfahrt 
aber  durch  die  genannten  Beobachiusigen,  von  deiiM4j|jBti 
einer  !>oppeblern-Bahn  nm  ibr  gegenBeitig^a-Vephilfci- 
nifsj  und  nur  ailein  die  Messung  der  EniCemung  aoleher 
Bahn  von  unserem  Sonnensy^tene,  komle  audi  noch  «u  der 


Strav«*8  MikiomelrttcLc  Beobac^ktoAgen.  SfiiS 

m 

absolulen  GrSfse  jener  Axen    fuhren.     Die  Verbin- 
dioig  dieser  absolulen  Gro&e  mit  der,  schon  friiher  bestunm-  , 
ten  Umlau&ceit  der  Hiilften  eines  Doppelsternes  leiiet  aber  | 
endtich  jiurKenninifs  ihrer  Masse,  und  die  Parollaxenbeslim-  \ 
mung  fiir  solche  ims  fremderen  Sonnen  wird  somit  das  ein* 
uge,  aber  auch  das  allein  n<^  erforderliche,  &liUel  um  auch 
Bie  ebenso  zu  wagen  wie  es  bisher  nur  fiir  unsre  eigne 
Sonne  y  nach  den  Wirkungen  gelungen  war  die  wir  sie  auf 
dic.^de.  •pd  :9M^<1^^  %|jbarjliin9ff^  jfisj^h^p  p.^b^n,     y 


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Beitijige  zor  K^mitiiifs  d^r  mlttl^fi^ii ' Tempera* 

turen  und  einiger  andren  meteorologischen  Er- 

scheinimgen  im  Europaischen  Rufsland. 

(Nach  Bulletin  de  la  soc.  Imp.  des  naturaliste«  de  Moscon,  imd  M4m,  de 
TAcad.  des  tc.  de  St.  P^tenbonrg.  Vlrae  S^rie  tome  4.  pag.  1  bb  307. 

and  pag.  383  bis  421.) 


JElerr  Kupffer  hat  angefangen  aus  den  meteorologischen 
Tagebiichern  welche  in  den  Gymnasien  verschiedner  Russi- 
schen  Stadie  gefiihrt  und  seit  einigen  Jahren  der  Petersburger 
Academie  iibersendet  werden,  mehrere  fiir  die  Wissenschaft 
langst  erwunschie  Resuitaie  zu  ziehen.  Er  hat  die  Mittel- 
werthe  welche  er,  in  den  Memoiren  der  Akadenue,  voUstandig 

1  Vekannt  macht,  durch  mehrere  dazu  angestellte  und  von  ihm 
conirolirte  Rechner  ziehen  lassen.     In  der  uns  vorliegenden 

j   ersten  Abtheilung  diescfr  wichtigen  Arbeit  (M^m.  de  I'Acad. 

;   1'  L  P^g-  21^  ^is  ^7*)  werden  namentlich  folgende  Jahres- 

[  Mittel  angegeben,  von  denen  die  fur  Petersburg,  Mos- 
kau  und  Tambow  aus  fruher  bekannt  gemachten  Zahlen*), 
die   fiir  die   5  iibrigen  Orte   aber  aus   den  monatlichen 

i  Mitteln  hervorgehen  welche  Herr  Kupffer  in  seiner  in 
Rede  stehenden  Abhandlung  mit  aufgenommen  hat: 


*)  Siehe  nnten  fur  Petersburg,   and  das  genafuite  Bulletin  fur 
Moskau  und  Tambow. 


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MB  PfayaikalMdi^  i^lhwfcwitii Ac  WirifonBcluifteii. 

Fiir  Tambow  ist  die  llolie  nodT  unbeslimmt  Sie  wird 
zwar,  in  dem  Ballet  de  la  soe.  imp.  des  natur.  de  Mos- 
cou  1837  Nr.  7,,  u  etwa  31  fTMsen'  angege&en.  Herr 
Kupffer  halt  aber  diese  Angisibe  fia*  wveifelhaft;  aucli  macht 
es  in  der  Thai,  sclion  der  Lauf  dei^zum  Wolgagebiete 
gehdrigen  Flusae^  in  Vertiaduiig  wuk  der  HShe  von  103  Toi- 
sen  wekhe  ickfur  die  T.w^rza  beiJTorjok  getaiden  habe, 
unwahrscheinlich^  dafs  Tamb<>w  so  beiradilfic&  niedriger 
liege  ala  Moakaiu^'— ^  JDar  .^^asser  -scUielist  femer 
dafs  eine  TempeTaior^A^ntrfiiiie  von  0®^  R.  fiir 
jede  Zunahme  det  F.reUe  unA.  1%  diesen  Mitlel-Tempe- 
raUirenJoi  £ur.opA.isQh^n.  {t.tf6ljaod  an^  nadiaten  ent- 
sprichU  ■  :Sie  ivecdeA  indeasei^  wie  mir  sckemt  noch  voll- 
kommner  Jargeslellt,  wehn  inan  zljgfeich  fiir  dt^elbe  Gegend 
der  Erde  cine  Tempera ttir-Abnahme  vo^  (J*,07  R.  fiir 
jede  Zunahme  der  osllichen  Lange  \im,  l^annimmt, 
und  mithin  wenn  t^  die  Mitlel-Temperaiur  fiic.  men,  inner* 
balb  27^  dnd  38^  Ost  von  Paiis,  und.  zwiscKen  45^  uad  64® 
Breite  gekgnenOrl  dessen'Breite' und  Lange  0^  von  Paris 
respektive  ^.  und  t  sind,  bezeichnet:  • 

t^  =5  9*,02  —  0^46  (9  ^  45>"^  0«,§7  (1  —  30) 
seizt     Die  Miltel-Temperatoren   der,   mil  AuascMuIs   von 
Tambow,   genannien  7  Orte   entfernen  sich    von  diesem 
Ausdrucke: 

ArrftanyeWt    +  0*^,1 

Petersburg  :    +  0^,1 

Moskau  —  0«;2 

Nikola^ew        —  0^8 

Cher^an  ~  0^,4 

Sympheropoi  +  0*,9 

5ewa?topol  +  0^3 
Bedeutendeifi.  AhiKPichungffl  ^kommfiP  nur  bei  den  vier  ein- 
ander  nake  gel0geDen.QrleQ^am  Schvirarzen  Meere,  und  zwar 
mit  versdiiedenen  Zieid^eni^  vof.  IHlan  wird  sie  daher  durch 
keine  andre  Ahfiahme  uber  die  Abhangigkeii  der  Mittel-Tem- 
peraturen  von  dec  Breite  und  Lange  betrac^tUeb  vermindern 


Mitccnoioftlwiiti  BiitiSaiJ  &M 

kMneiu  Makkak  viebn^r  deh  Grand  vdn. dwMi  in  einttn 
tokakn  VeiiriUlitib  m  mchen.  ~  A«cli  «e  MUteltemii^rar 
twpen  im  wesifichen  Buropa  (bei  i!^  Obi  vanPains)  wekih? 
Hen  Kapffer-'KUP  VergleidiaKg  'ont  den  fiu«^i»aheii  beir 
brngly  redusiren-  sick  nemlkii  nabe  anl  die,  bci  '^iehm 
Breite  imdliei  ^30^'  Ost  -von  'Pwds,  iMobMkleiw/  iiAemi  mm 
flu  eiaer  jelni  dcvtelbeiM  +  O^^T  (1  *-  30)  iiddirtL  t)k 
slai^enil  unler^den  dina  wtreidtMAemMmAbmAUm^  rub- 
ren  wiedaitm  ^^tnAn  IxAal^Binflasten  auf  jena  West-Byvotififc- 
adicn  Beobacbtvngw  hen  Von  dnrgkicbi^  gaban.'  adifB 
Harm  Kvpffarrs  Angaben<s  -  i.    •  ,  / 

Aw  45%63    .  ^irAR  .    J  \ 

Padua  A5*«i|0,  +  .  9%6  - 
eki  hinlanglicbes  Beispiel,  indem  P.adUA  IHir  2^fi^,JQ^ii^ 
nm  Mailand  KWd  xwr;0<*^  MMi  VM  Aix  litigt^  .fpni  da- 
iier^  anstail  iim^  11^4^  Wlev  vi^lmf^r  ntir  iw  etwa  0%14.1(4^ 
ier  aein  salita  wkS  jtMier,  Und  0»ffa  .wn  0^j):&'\Marmai:.iV(i^ 
dieser  letatera  Ort  — :  Abgaaakp  yon  J^glgv^beja  >19MmP 
UDregebaattigkaitieii,  Jkrian.  mm  4mMt)fal  iHm>  jfur  6cte  v^^ff 
dem  Mai!idiian0  von  ParUi  «wi9ob#|io4&^  wd  ^:9ifUa> 
die  MiltelnTeBa|ifiraitir  tun  etw».;2^,10,  fvfl&fr  >v»^fiwan.  a^ 
fur  aokhe^  die  bai  gMahov  firafle  ia  IiiifoUio4>  WMUnr  30V.9(rt 
voa  Palis  Jiegen. --T    .,  :    .       ;  j 

Der  Vaiiaeh  tinar  voUsiandigamDarsteUinigdarJMrinRad^ 
slehenden  Resullaie  wird  erai  rafhaam  und  balofanand'waidati 
wean  nun  aaiibnen'  naob  aridre,  >  fik'  die-  fiatlichen  \BroTilaMn 
von  Rabland,  hinzunimmt  Man  hat-  iie  ^Uber  bia  jalat  sis 
emm  vnenllbehrlicfai^n  >  und .  dahqr '  hikliai  «wilILUnBiaab  Bei- 
tmg  zo  ainev  spSlern'  Hxhmit  diasar  Azt  .an  bcttrachlas*  h- 
Dme|be  giU  auch  *  und  gai^s  voniig^h  Ha  daoi  Aaayllatw 
liber  den  jahrlichen  Gang  der  Temperaiur,  so  wie  Hber  die 
miillere  Windrichtung  luij}  deren  Veranderiing  naq^  den  Jfah- 
resxeiten>  wekbe  Uerm  Kupffera  Abbandlung^  t^k  die  ein- 
sefaien  der  genannten  Orte»  enthaU.    Es.achaui^  in  dfit  That, 


PhyiikaUMb-'iMAeitoliMke  WisMiucliftfttfii. 

al8  6ci  kk  dieitai:Thelle..«ter  Fhymlk  idb  iMksk  kicble  AaC;*^ 
aaditing  sogenaMieii  >flieleori9logi8cher  Gescfte  ats  tllQ/o0f^^ 
ftakn  Ueittet  Distrikle,  d»  geiahnlichstey.dbgli»ch  keintsmng$ 
4ie  am  ^orgfiiiiigBtfln'-  vermieim ,  Klipi^e!  —  Aufdi.lwiinli 
iBiui'  och  lilcher .  var  soiither  dtftu  ingiidlildigea  Vfiriilig(nei«- 
nevung  bnteny'^TMB;  mthl  Wder  die- dels  w^di^ende  ZM 
ihier  EiMugniMe  decen  ]giigms#iti9»  Widtraprakke  v«nkckle 
-  •  Von  <  btriDOMlHaehM  Resnllalta  findtt '  man  in  dtrscdben 
Abhandliiilg  nuv  die  auf  Arehabgelak  Jbeziigiieben^  md 
ttwnr  nanianilich.,  in  talem  das  doit  gobmnnih&e  und  nidii 
writer  verglichene  Instrument  ohno-Fehkr  gowesoft  isL^  dM 
Miitl.  Barometorsiand  fur  Archangelsk  333"'83  *) 
d«  h.  urn  etwa*  3""  faledriger  als  an  den  Framosisdien  und 
Nord*Deul8chen  Kusien.  Eine  Untersiiclmbg  t(ber  denselben 
Gegensland  mit  elnein  i^nau  beriithtigteii'  Barometer  werde 
Ich '  n&chsitens  bekaiinl  macheni 

EHfte  frCdierO' nfioteoirotogiBdio  AkilianiMM)|p' vOn.ifltmi 
-KApiht  (M^mi  de  I'Ac^.  de  St.  P«L'  I.' L  fi«g;  1-^2I€) 
enthaft,  neben  einem  voiktilndlgen  Abdnieke  von  Herm 
'Wisdhnjewskji^b  lajahiijgon  BeobadiUingen  in  Petera-  « 
|yurg'<^  liber  di«  iiuftlMiperatur,  den  BaWmieleM^itd,  ^ 
Wifodrichhlng  und  £e  MygFOHttetoore  -^  aueh  die  laMiMiUicliebi 
ibd^  jahrlidien  'Mittet  am  diesen  Beobadilungm ,  ao  fne  dio'- 
jeiiigen  ConAinaltoneti  dordolben  welehe  sie  snr  unmittelki- 
ren  Untersuchung  fiber  den  Etnflufs  des  Windes  aiif  die  iiiMrv- 
gen  meicisrologifccheri  Phaenomene  geachicki  maciion.  -^^  Es 
'folfl^  unlcr  aiidreku'  aus  14244  •  Abksilngen : 
•ilttr  4en  B«<>b.^Orl  in  Retoraburg  der  sntttJlAre 
f.B^fbm^teraUnd  aSe'OOft.  . 

'  Hopm:WiBe4ift]ew6k]i!6  Baromolet*  mdiabe  «mi  otwaa 
kleatteipes  Resullat  'geben  als  am  MeeresuiiYeaiti  weU  ea  im 
'SWditai  Stoebwerke  '  dnea  dor  .Neyaf  nahd  ^le^nlHaiiSGp 


^  p» 


*)  Bei  0*  Temperatu^*   des  ^uecksil^eiTT,  in  Pariser  Maalk.     Icli  wera© 
iintcT  Barometer  stand    oluie    weiteren  Ziisatz  immcr  einen  auf 
'  ditfse  Ifeuie  redtizirten  Tcnsteheti  :s6  Wie'iotJi  tintcr  Teiil^etii^ttfi*, 
'  die  HI  Ri^annir.  Gradeti  astf^Jlikki^'t!  "    .      >  '  • -!       >   i  .*\ 


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(in  dem  SUidUheile  W*a^tij4«irakj*il0»krow,.  aabs.  der 
Borse):  hiigr  *u<iii  warden  diefiMinuliMngte  j|et  Hlhedfe* 
ses  Pimkles  (iber  demjenigen  wo,  unler  Herrn.KupffeM 
Leilung,  die  neuenim  annuair«''«DdiCM>ffolagi  ob  lAagn^l. 
elc.  piiiiliiiiisn  meleoiolog*  Beotaofatbn^ai  in  'Peterftkiurg 
aigesftflt  werden;  sa  wie  der  liilie  dieMir  fteidtn  PunkM 
iiber  dem  Finnischen  Meerbusen  und.ddt^.^ihvidi^aiicank 
sUmten  FeUers^des  Barometers  von  Hemi  Wie>elln]ewikji» 
einer  ipatetBf  AbbanaiUdg  aiifbdiallenk  -« 

jiAb  die  obtn  •  nilgelheiben  •  nailtleFeii  Luftt^Temp^raUMreB 
im  Eumpalathea  RiiblM^d,*  schlie&te  iish  iiilni^^  eidige 
%Vidi(igo  ZaUcoaiigabeQ  v#i>  .Hemi'K  8  i^f^en  (Unk  de;  f  AjmiI 
de  Sk  PA.  i.l.ii|Nig.  363-^421).  Oiedev  vetdieBslMib  Re** 
sende  hat  wahrendi  aekifli  Auitnllialica  'in  iac&ryvky  (&ukm 
topograpliifi^he^.  .Uatflriaohe  and  fidgniBiiflcfaeiReiiiltate  bAb  bei 
einer  andem  .Gelegfenkeit  su  etSvabneik  blciiite^),  audk  iw 
Erk«Milnifi  dnr  IdinMiliaohtB  Verfaittniibe  dilfck'Beofa«BliUnig 
von  Wasaertemperatiiffin  beigeiirageik  Mattindefc/in 
seiner  Abfaandking  „jib«r  dLeTenaperaittr  vonHO<^aeiw 
^lan.  der  Tauriaohen  UaJbmael'%  die  Entslebbngsari 
sod  db  VeriMiMBittw  des^  AwQieliena  fir  dh  dMalnan  Waa- 
seriaiUiiigani  BiJunHen/wid  Qusiaii  welfehe.  er.  bemttat'ba^ 
jneist.  genau  genng .  geaehiUert*  um  ¥enauliiangen  iflbet 
die  grofinre  •  odar  genngin^.  VeriinderllcMDdfc  ihrar  Tcmpeiai 
4tttV  uad.dahfeV  anch  uben  den  Wcntb  jcSnier  nur ; enuAafigail 
fitobaichtauigi  fkcadbaa  zn  beyrfinden.  .Ylefe  .diaaev  Wnas^ 
tvnrdetl,  'ehotisie  'dekl  Putiki  .an'  dem  sie*  beobadilet  wurdeA 
erreibheai  .enlweder  ib  Uioneoien  Rohaea  ader.  iniKanahn 
gefeiiet»^lmd;  Mto  theib  .uoUr  einer. >geatigaaHi'dielilen  Eed<- 
deqke  von  mehreren  Fursen  Dicke,  theils  auch  nor  so  data 
4in  4iijfsare,^Liuft  sie  siellenweise  beriihrL'  .   .  .  .  ^ 

Unler  B«aabftung  ^ieser  UmAande  ddrAe  el^ff  hervarge- 
hen  dafs  von  den  unverUnderlicheii  Quellen 


*)  Sie.  m4  m  ejnem  eigmeii.  W#Ae  luilw  dem  Ti4eKK«»iaftkJ^  ^^<^>^* 
n.lk  |d.' i.  dff  .K^ 7 vl  sc^e  S •  m nvljsr  l>Hksli|it  M^m»dkU      > 


PIiysikaliscii*MiAeiMiliicl»  WiMenschaflBa. 

i  :•  fU  warmste  ier  be^baohieien? 

heiMf  ColoMie  S^firUhthal  (Itaterisdh  Dseiiikaaw): 
^  ll^l  R. 

iiml  die  kaitesiedersclbem 
'  die  QtsdUe  Biur«ab«ka-Tekme,  4  Stnndeiuber  B^^jyii* 
O^senbaaeli  im  Oeaienba^cber  OebiHi:  +  ^*^>7  ^^ 
4[Veaipmliir--ba8ilit  *^.  ■•     -•  . 
. »    '  Diesp' Hagan  iibor '') 

die  erstere  bei:  45'' 7,86  Bmte  dS^^O^A&'OM  van  Pam 
m  dir  E)Aa  am  Noid^AUnnge  ^  Taariach^n  GaUrges; 

die  atodraMbai:  44<'32>  Braiie  31M9\3ft  Osi  ^m  Pada 
bach  iin  dieaam  Gdbip!|;a  biiuRif^  jcdoch  nach  <aii  daaaeii  Maad* 
aota  atody  ivia  HarrKoppe-ii  bemerkf^  na^.eii  wanig^ioi* 
tohalb  dar  obereit  BaungrSasa  an  daualbea.  .*«- 

-'  Jka  dar  Wieababaude  auf  dbr  jSeh^naakappe  (fiif 
wdioba  nadi  dain  Ofaagan'^  dia  IKUlera  Tadip^ralur  in  Mee* 
fmxAimBitiy  ant  1^>17  kleiacr  kq  aabEattl  mAri  ab  iaii  Maaias^ 
nivtiaa  dea  Tauvtachcn  Gebirgea)  fand  icb  diaQttellan^ 
Vem^tMiT  (^  a^fiO)  ^m  Vjm  iiiadriger  ala  die  wnBa^ 
i-aaliaka-Teknia^  -^  Mn  halta  dobar,  iwean  die  Wanne* 
abnahma  naab  dto  Hohe  fiir  bi&de  Oarliiahkailaa  diasMba 
lariiire^  daa  Tawia^then  Gabirga - Qnalla  faSdiat  nabe  diaatibe 
Uahe  wi^  dei  bci  •der-Wieaeabb'ttde,  uiid  aoitbiii  4321  Pan 
Fnia  ttber  dem^  Meaue*^)>  Boauachreibaii.  Naob>Harni  Kop- 
papa  Angabe^  wdiche  auf  Bngdlhardl'a  and  Pavrot'a  Be«> 
-abacfaAangan  bemhf,  lage  dagegen  *  die*  BamttgrSnie  in  der 
ILrym  bei  4QB0  Par«  Fub,  und  daher  Biirnabaka  Takaie 
nail  nabe.  an  300  Fuls  niedriger  ala  die  Wiaaenbaude  — 
€&!  Ergefanife  websbaa  dann  auf  eine  an  beiden  Oertiicbkeitea 

*)  liach:  Karta  jajnjlgo  Kr^ina  prlnadUjatcfiUtlibjm  k*Kryina'>^ 
Mna'  aborwiku  tta,  o4fix  K^tie  dar  SUdL  iCrym  .z«  Koppens 
Kryms^alioni  3aiumJler.  berausgegeb/eji  aj^f  Vera usial tang  dea 
Nea-Rassischen  und  Bessarabiscken  GeneralgouY.  Grafen 
Woronzow,    Petersburg  1836. 

**y  Mach  der  Zosammenat^Hmig  ai»r  &  ^«S8ei*eR  BeaCunftianaen ,  in 
J.  Altbaaii  Biasertati^  inaag.g^ogr.  deSadeCi*.  Beroi.  1888. 


Meteorologiilche  BeilrSge. 

elwas  vttsduedene  (und  namenilich  auf  der  Taurischen 
Halbinsei:  schnellere)  Temperaturdecrescenz  nach  der 
Hohe,  zu  deuten  ware. 

Weii  zahlreichere  und  weit  sicherere  Data  zur  Untersu- 
chung  dieses  wichligen  Punktes,  wiirde  man  erhallen  wenn 
zu  Herm  Koppens  Angabe  von  130QueUen-Temperaturen  die 
direkte  Bestiounung  der  zngehStigen  H&hen  iiber  dem 

v^ii^av^;ff^^^^^^  d«j  We^tii  iye)^e;» 

die  einzelnen  als.Ann^herypgen  ^n  die  Mitli^jre  Quel|en-Tem- 
peraiur  besitzen;  binzukame.  —  Die  beobachteten  Tempera- 
iuren  stellen  swischen  -f  4^,7  and  11®^  emeti  fast  continuir- 
lichen  Uebergang  dar,  und  ea  ist  sehr  wahrscheinlich  dab 
sich  von  ihren  Untersdiieden  die  moisten  durch  die  dazu 
geborigen  Hohen  erklarea  witrden*  —  jSinomaie  Erwarmung 
der  ausfiielsenden  Wasser  durch  Ursprung  aus  gro&er  Tieb 
oder  durch  andre  geoiogische  Verhaltnisse,  diirfte  man  wohl 
%  keim  dfti!  O^Mfiebkeitw  «M  4mW  Um^  ^^9^  i>eob44hr 
l§m$W9mAmw  geiiiitfaigt  m^y  v^m^mig^  a^l^toiie.Ajig^i 
bmt  Moa  +  19^.  bis  14^  gaM  oiwb«MC  our  rm  nuM  hiii|a;»§r 
htiiem  Si^utte  dos  Waabera  gogen  rdon  JEjuQub  4ar.ai]§nkr 
MidJicben  Luft-Tenifinjlur  licggahreib  i  . 


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1 


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Uebeir 

den  derataMgenZiiBtMid  iiiHl  die  kHmiMige  fihii^ 
wickdnng  der  geognostfsclien  Ktontnisse  vom 

Europaisclieii  RuCslai^d.., 

.   :<Mit  «jnex  teogm^sUttJieii  K.irliB.^)» ).     . 

•  Von 

A .-     E  r  m  a  n.  •    )•••-.      ■ .  /  .  . 

'     *     •  ^         (B«8chlii6.) 


•   'II 


ii 


•  •  ii 


»♦ » 


Hetm  Fisehet  vdtl  W-«idhei«i's  Amidit  dtdtf  diusr  |[d|i- 
tengAiilge  mn  laeka/  nahe  ^  MoBkau  fek^iMife/  SteHinI 
VM  Ju^afermalri^ti  bedecki  Mi>  Ul  van  Ifefm  vJ  iBtftrU 
biaher  nidit  angMommen  ^varden.  £b  lieibl  vMimahr'  in  de»L 
sen  Beitr.  zur  Best,  der  Knss.  OebirgsCiraiat  Saite'  60.  ^tdtb 
,,auch  Schichten  der  Jura--formalion  in  der  Niihe  vcm  Moskau 
jyvorkommen  soUten,  ist  nicht  erwieaen  und  bleibt  sweifel- 
,9  haft/*  —  Was  indessen  auf  unsrer  Karte^  von  solchen 
Schichlen  in  dem  Mittel-Russischen  Distrikte  ang^eban  isl, 
scheinen  auch  Herr  MurchiA#A  und  dessen  Rdsegefahrlen 
beslatigt  zu  haben.  Herr  Fischer  selbst  hat  sich  neuer- 
lichy  in  einem  Sendschreiben  an  die  Londner  Geolog.  Gesall- 
schafti  folgendermalsen  iiber  seine  friihere  Behauptung  ausge- 


"')  la  den  ostlich  Tom  Ural  gelegnen  Theilen  dieser  KarCe;  wekhe 
dieiesmal  nnr  aU  eine  nnwesentlicbe  Zogabe  betrachtet  warden,  iat 
de^  Kalk  faUcblich  mit  3,  anstatt  nut  1  bezeicbnet  geblieben.  Far 
die  Umgegend  von  Bogo^lowak  iat  deaaen  Silnriache  BeadhaifeB- 
lieit  darch  Herrn  t.  Bach'a  Untenocbanaen  entscbieden,  B. 


Zostand  u.  Rntwicfceluiigr  d.  geognost  Kenntntase  v.  Karop.  RufalanJ.  255 

sproehen*).  „Meine  ferneren  Untersudiungen  fiber  das  Ter- 
rain Aes  Moskauer  Gouvemementy  haben  mich  iiberzeugt  ^als 
unsre  Hauptsladt  auf  Lias  oder  unterem  Oolith  steht. 
Der  Kohlenkalkstein  bildet  dessen  liiegendes.  Der  Lias 
selbsl  besteht  aus  einem  schwarzen  Mergel  mit  Eisenkiesen 
iind  bituminosen  Sehiefem.  Er  folgt  ofl  dem  Laufe  der' ' 
Fliisse  und  nimmt  im  x\Ugemeinen  die  (tieferen)  Ebneti  zwi- 
schen  dem  Kohlenkaike  ein,  so  daCs  er  tun  denselben  gIeich-> 
sam  Gurtel  bildet  Yon  den  zahllosen  Fossilien  welche  diese 
Formation  enthalt,  sind  manche  bereits  gezeichnet  worden  (in 
der  Oryctographie  de  Moscou),  fiber  andre  ware  mir, 
vor  der  Herausgabe  einer  voUstandigeren  Noiiz,  Hemi  Phi- 
lipps  Urlheil,  nach  den  ihm  mitgetheilten  Exemplaren  der* 
selben,  hochst  erwunscht.  leh  habe  bis.  jelzt  die  folgenden 
erkannl : 

^Ammonites  primordialis  Schloth,  ZieL  (ellipticus 
Sow.  opalinus  Vollz,  Bronn.)  A.  polyplocus  Bronnf 
(planulaius,  ellipticus  Schiibler.  Ziet)  jf.  bifurca-* 
tus  Reinecke,  interruptus  Sclilolh.  Mehrere  andre 
Ammoniten  sind  in  der  Oryetogr.  de  Moscou  ab- 
gebildet. 

Avicula  inaeqiiivaivis  Sow. 

Pholadomya  ambigua  Sow.  PA.  acmninataHartmann. 

Astarte  elegans  Sow. 

Pecten  discites  Bronn.    P*  nummularis  sp.  nov. 

Inhceramus  dubius  Sow.  J.  gryphaeoides  Sow. 

Trigonia  costata  Sow. 

MyiiluB  priscus  Murch.  Sow. 

TrockuB  Qarinatus. 

'Pefebraiula  digona  Sow.   7.  nucleata  Schloth.  Ziet. 
•"«•  T.  ornithocephala  Sow.  T.  acuta  Sow.  T.  tetrae- 
clra  Sow. 


•)  Lettre  auPr^sident  de  la  soci^t^  geolog.  de  Londres,  ear  ^ 
Ic  Rbopalodon  etc.  par  G.  Fischer  de  Waldheim.    Moscoa 
1841.  8to. 

ErHunt  R«M.  ArcbiT.  1841.  Hft,  3.  17 


256  PhysikaliBek-matlieinatische  WkseMoliafliM. 

„Von  ReptiUen  h&l  man  bis  jeUl  noch  nichls  gefanden, 
wohl  aber  Hayfisch  Zahne  an  der  Jausa  in  Moskan  seUisi.-' 

Da  viele  von  diesen  Versleinerungen  als  charakleristisch 
iheib  fiir  den  Lias  selbst,  theils  doch  fiir  den  unleren  Oolidi, 
gelien,  andre  aber  aus  sainmtlichen  Abtheilungen  der  Jura- 
formolion  bekanni  sind*),  so  wiirde  die  Gegend  vonMoskau 
eine  unerwartete  Erganzaii§  zu  den  bisherigen  Yorslellungen 
von  jener  Formation  im  Europaischen  Rubland  darbieien. 
Sowohl  von  den  Jura-Schichien  inLiilhauenan  der  Windau 
bei  Popilani**)  als  auch  von  denjenigen  welche  unsre  Karle 
in  dem  Mitlel-RiissiscbenDistrikte  an  der  Oka,  an  der  Sura 
und  vorzuglich  langs  des  hohen  rechten  Ufers  der  Wolga 
von  oberhalb  Sysrnn  bis  nach  Sara  low  angiebt  —  hat 
niinilich  Herr  v.  Buch  bewiesen  da£s  sie,  mil  einer  gesetz- 
malsig  scheinenden  Ausschiiefslichkeit,  der  mittleren  Abihei* 
lung  der  Formationsgruppe ,  dem  in  England  sogenannlcn 
Oxford-claj  und  Kelloway  rok  analog  sind.  Auffallend 
wird  es  daher  bleiben  wenn  man  dennoch  auch  den  Lias 
oder  das  Liegende  dieser  Schichien  in  demselben  Disliikte 
dereinst  vollkommen  beslaiigt.  Denn  wahrend  man  sowohl 
in  England,  als  auch  in  Deutschjand  an  der  rauhen  Alp 
auf  der  Wasserscheide  zwischen  dem  Neckar  und  der  Do- 
nau.  den  Lias  auf  ejner  breilen  Ebne  am  FuCse  des  steilen 
Abfalles  findet  welchen  die  miltleren  und  oberen  Jura*Schich- 
ten  dort  bilden  —  wiirde  dann  in  *  dem  Miliel-Russischen 
Distrikte  der  erstere  grade  im  Gegentheil  die  hoheren  Punkte 
(die  Umgegend  von  Moskau)  einnehmen.  Die  merkwiirdige 
ErfahruAg  dafs  die  millleren  Jura-Schichten  meistens  in  Ge- 
stall  einer  sleilen,  fasl  conlinuirlichen  und  den  nsichsten'kry- 
stalltriischen  Gebirgsmassen  zugekehrien  Wand,  an  der  Erd- 
oberflacbe  auflreten  findet  iibrigens  auch  in  Rufsland  ihre 
Bestaligung.    Sie 'bilden  dorl  zwar  nichl  ganzlich  aber  doch 


•)  Inocer.  gryphacoidos,  und  Torebr.  tetraedra  aufserdem  anch 

aus  dev  Kreide. 
**)  Dieseg  Archiv  1641.  H.  1.  pag.  87. 


Znitand  u.  BntjricMaag  d.  geogMit  Keantniite  t.  Borop.  Rnftlanil.  &S7 

aoC  eine  weiie  Slrecke  den  Abhang  gegen  die  WoigOi  wel* 
cher  das  hohe  Land  an  deren  rechiem  Ufer,  von  den  wait- 
attagedehnten  Wiesen -Ebenen  (dem  lugo.woi  bereg)  an 
dem  iinkan  trennt  Diese  noch  aUjahrig  uberschwemuilan 
l^Kederungen y  in  denen  man  von  jeher  eine  auietzt  vona 
Meere  verlassene  Gegend,  eine  «heaia%e  Forisetaung  der 
Kaapischen  Gewiaser  au  erkennen  giauble,  sind  morkwiirdi- 
ger  Weise  doch  grade  von  den  jiingern  Niederachla- 
gen,  den  Jura-Schichlen  und  4er  Kreide,  unbedecki  ge- 
blieben.  Die  Oberfliiche  dieaer  letateren  ist  hoher  als  die 
ihresy  Satiich  von  der  Wolga  aichlbaren,  Liegehden  (des 
new  red). 

Herr.P.  Jasykow  war  achon  ira  Jahre  1832  su  aehr 
klaren  VorsleUiingen  iiber  diese  Erschainungen  geltingi,  indem 
er  aagte  *}  dab  das,  von  der  Wolga  bis  zu  den  Karpathen 
reiehende,  Binnenmeer  aus^'weicheni  sich  die  Kreide-Forn^-' 
tion  im  Mittleren  und  im  Siidiichen  Rufsland  absetzie,  bereite' 
in  der  nadist  friiberen  (Jura-)  Epoche  dies^lbenOranzen 
besessen  babe.  Die  Kreide*Gegend  voriiSimbirsk,  zwischen 
der  Wolga  und  iSura,  sei  eine  der  nordlichsien  fiuchien 
dieses  ungeheuren  Beckens;  und  an  dem  aufaeren  Rande 
dieaer  Bucht  sahe  man  denn  aucb  noch  jeizt,  den  alios  ten 
Niederschlag  aus  derselben,  die  Jura-Scbichlen,  su  Tag«  ge- 
hen.'-*  Die  Kreide  des  5imbirsker  Gouvemement'  be* 
aohreibt  Herr  J.  als  aus  dreien  Hauplabtheilungen  bestebend, 
namliGh  aus  weifser  Kreide,  deren  untere  Schichten  Feuer- 
aleinknollen  enthalten,  und  von  der  zweilen  Abtheilung  durdi 
din  Zwisdienlager  von  kreidigem  Glaukoniie  geirenni 
sind  —  aus  grauer,  thoniger  Kreide  mil  diinnen  Glau- 
konittagen,  welcbe  dort  opoka  genanni  wird^),  und  endlich 
einem  glimmer-reichen  Kalkmergel.  Er  vergieicht  diese 
drei  Abtheilnngen  mil  den  fiinf  welcbe  man  in  der  Franzo- 


*)  Gorny  Journal  1832.  Nr.  5. 

•♦)  Audi  bei  den  Bohmischen  fillavcn  fuhrt  der  Planerkalk  denael- 
ben  Namen:  Wop  oka. 

17* 


2ft8  PhyBikaliMii-iM«h6iiui«iMlM»  WiiscMMhaAeii. 

sischen  und  Siid-Engliscben  Kreide-Formalion  --  die 
der  Russisdien  iR>rigeiis  so  ahniich  sei  —  untersdiieden  hat, 
indcm  er  anniiumt  dafs  der  Upper-greensand  oder  die 
eigenlliche  glauconie  crayeuse,  welche  ia  wesliichen  Eu* 
ropa  unier  der  grauen  Kreide  liegl,  durch  ,die  erwahnieti 
griinfichen  Zwischeidager  in  seinen  swei  erslen  Abtheihingen 
angedeutel  sei,  und  dalii  der  Russische  Kalk-Mergel  mil 
Glimmer,  sugleicfa  den  gaull  und  den  inferior-greensand 
der  Englischen  Formation  repriisentire. 

Die  Dicke  der  ganxen  Kreide-Gnippe  wird  auf  150—200 
Engl.  Fu(s  gescluitzt.  Ihre  Schichtong  hat  man  mit  unwe- 
senllichen  Ausnahmen,  fiir  horizontal  gehalten,  doeh  diirfte 
dieses  wohl  nur  niihcruiigsweise  zu  nehmen  sein,  denn  alle 
Hugelreihen  der  Gegend  baben  einen  aus  mebreren  Siufen 
beslebendcn  (wahrscbeinlich  weatlicb  streichenden)  steilen 
Abhangy  und  einen  andren  sehr  sehwach  geneigten.  Die  Siufe 
welcbe  die  weifse  Kreide  bildet  isl,  wohl  wegen  der 
gr5£seren  Fesligkeit  dieses  Gesteines,  immer  sleHer  als  die 
aus  grauer  Kreide  beslehende.  — 

Die  Versteinerungen  welche  Herr  Jasykow  in  den  zwei 
oberen  Abtheilungen  dieser  Formation  erkanntei  and  axk  de* 
nen  er  eine  fast  vollstandige  Uebereinstimmung  mit  denen  der 
entsprechenden  West-Europiiischen  hervorhob*),- hat  audi 
HeiT  von  Buch  besliitigt  und  angefiihrt,  s.  dessen  Beitr 
u.  s.  w.  pag.  96.  Bei  Simbirsk  und  einige  Worst -nttrdiieh 
von  dieser  Stadt^  wird  nun  die  Auflagerung  dieser  Kreide* 
8chichten  auf  entscliiedne  Jura  -  Formation  foigendermafaen 
beobachtet.  Die  Stadt  liegt  auf  einem,  keiUSrmigen  Land* 
Rticken,  zwischen  den  rechten  Ufem  der  Wolga  und  des 
Flusses  5wajik,  welcher  von  dort  neben  dem Hauptotrome 
und  in  einer  ihui  grade  entgegengesetzten  Richtung> 


*)  Gorny  Jurnal  I.  I.  —  In  diesem  Aofsatzc,  Seite  179,  wird  aach 
angcgeben  dafJi  in  der  untersten  Abtheilttng,  dem  Kalkmergei 
init  Glimmer,  nnter  andren  vorkommen:  Catillas  Brogniarti 
Pecten  andolatus,  Belemnites 'semicanaliculatas. 


Znstand  n.  Entwiekelang  d.  geogilMt  Keantnisse  v.  Kurop.  Rulkland.  1SS9 

i»  sur  Sladi  Swajsk,  Kasan  gegenuber,  iierst.  In  das  linLe 
Ufer  dieses  merkwurdigen  Seitenflusses  miinden  kieine  fiiiche, 
welche  voii  Westen  nach  Osten  flieCseu,  und  viele  ebenso 
slreichende  aber  irockene  Schluchlen,  durchschneiden  auch 
den  zwischen  derWolga  unddemSWajik  gelegnen  Riicken. 
Dichi  beuiSimbirsk  besteht  der  AbfaU  dieses  leUieren  sur 
Wolga,  xu  oberst  ails  weifser  uod  grauerKreide,  dann 
folgi  ein  weit  madiUgeres  Lager  von  grauem  sandigem  Tholi 
mil  aufisersl  feihen  Glimmerschuppen,  von  dem  Herr  J.  sagi 
dofs  man  sein  Alter  nicht  besUmoien  kiinne  weil  darin  noch 
gar  keine  Versteinemngen  geAmden  seien*)  —  und  endlicb» 
fast  im  Niveau  derWolga  ein  Lager  von  blauem  Thon  mit 
Gypskryslallen,  in  welehem  sdion  dort  Belemnilen  und  Am* 
moniien  vorkommen.  Die  ersie  der  erwahnlen  Querschluch- 
len  die  man  schon  eine  Worst  oberhalb  5imbirsk  antrifl), 
schneidet  die  Kreideschichten  ab;  jenseit  derselben  bleiblder 
glimmerige  Thon  das  Ausgehoade  bis  dafs,  5  Werst  wel- 
ter aufwarls  bei  Poliwna,  eine  xweile  ScUucbt  auch  das 
Ende  dieser  AbUieilung  beieichnet  Von  dort '  an  bildet  zu- 
erst  der  blaue  Thon  (den  Herr  J.  nach  seinem  Uauplvor- 
kommen,  45  Werst  oberhalb  iSimbirsk  bei  Be««6nowa,  den 
Be««6nower  Thon  nennt)  die  Oberflache  des  nun  niedri- 
gen  Wolga-Ufers,  und  es  zeigen  sich  endlicb,  noch  weiier 
aufwarls,  in  einer  jahrUch  von  FluCswasser  iiberstaulen  Ge- 
gend,  Schichien  von  Kalk,  von  derbem  Glaukonil  und  bi- 
luminos^em  Mergelschiefir,  von  denen  die  ersleren  eine 
Unzahl  vonAmmoniten,  Planuliten,  Belemniten,  Gry^ 
pheen-,  Pec  ten  und  Braunkohlenslucke  von  verschiedner 
Gro&e  enlhallen.  In  dem  Glauconile  und  den  biluminosen 
Schiefern  findet  man  vorziiglich  Belemniten  undOstreen. 
Zu  noch  vollstandigerer  Characteristik  dieser  so  offenbar  der 
Jura  -  Formation  angehorigen  Sdiichlen,  hat  Herr  Jasykow,  fm 
Jahre  1830,  auf  jenem  niedrigen  Lande  einige  Knochen-Rcste 


\ 


*)  Kr  halt  ibn  aUo  nicbt  fiir  giadezu  idiniisch  mit  firm  oben  crvtalintin 
glimmer  -  roiclieA  Mergel. 


Pbytiklilisch-matkematiftche  Wisacnscbafteji. 

gefunden  die  er  Sauriem  suschrieb,  und  bald  darauf  cylindri* 
ache  Wirbel  von  3  Zoll  Durchihesser  und  1  Zoll  grobter 
Dicke,  deren  concave  Endflachen  sich  in  der  A^^e  des  Cyiin* 
dera  bis  auf  2  Linien  einander  nahern.  Auf  der  Mantelflache 
derselben  sind  die  knochigen  Apophysen  und  die  kugiigen 
Wirbel  sur  Anschliefsung  der  Rippen  votlig  erhailen;  die 
ganse  Gestalt  ist  aber  durcfaaus  iibereinstimuiend  mil  den 
Zeichnungen  von  Ichthyosaurus -Wirbeln  in  Cuviers  Osae- 
mens  foss.  T.V.  part.  2.  pL  XXVIL  fig.  6^  8  und  II  bis  13. 
Diese  *^vichligen  Knochen-Resle  fiind  aufserlich  dunkelbraun 
und  iminnern  mil  Kalkspath,  bisweilen  aber  auch  oiii  Schwe- 
felkies  angefiillt,  und  da  man  an  ihnen  weder  irgend  cine  Ab* 
reibung  noch  auch  Spuren  des  Gesteines  welches  sie  urn* 
schlossen  halie  bemerkt,  so  schiieDst  Herr  J.  dafs  sie  dureh 
die  jahrlichen  Ueberschwemmungen  aus  dem  weichen  Be#* 
«onower  Thone  ausgespiilt  seien.  — 

Die  beschriebne  Gestaltung  des  Terrains,  die  viresUich 
slreichenden  Schluchten  an  vsrelchen  die  einzelnen  Formations* 
glicder  abschneiden,  inachen  wahrscheinlich  dafs  auch  die 
Griintee  der  Fonnations-Uruppe^  des  Jura-Gebirges,  in 
der  jN  a  he  von  Simbirsk,  senkrecht  auf  dasWolgaihal  nach 
NW.  oder  W.  umbiegt.  Die  isolirlen  Jura^Sdiichten  bei 
Ardatow  an  der  5ura,  bei  Murom  nnd  sogar  bei  Mos- 
kau  selbst,  wtirden  dann  als  Reste  eines  orst  durch  spatere 
Ereignisse  zerrissenen  Kiisten-Striches  erscheinen,  dess^i 
Theile  durch  diese  Ereignisse  auch  in  betrachUich  verschiedoe 
Hohen   (bei  Simbirsk   und  bei  Moskau)   gelongl  stnd*). 


*)  Ks  ist  kaum  notbij^  zu  eriniicrii  dafs  die  Beriicksichtigung  des  jetzi- 
gen  Niveaus  der  verschiedencn  geognost.  Fonnationen,  audi  in  die- 
ser  Gegend  noch  zu  ganz  neuen  Problcmcn  fuhren  wird.  f>ie  Fiage 
wcshalb  da$  Russische  Kreidemeer  tich  nidit  iiber  die  Wolga-Niede- 
riingtn  rerbreitet  habe,  ditrfle  za  diesen  gehoren,  und  es  bliebe  danti 
zu  entscheiden  ob  die  ostlichen  Kiisten  dieses  Beckens  erst 
spater  gesunken  sind,  ob  der  Ring  von  Jnra-Schichten  sie  yor  dem 
Wasser-Zntritt  gesclilitzt  hat,  oder  ob  gar  eine  spatere  Hebung,  mit 
rathselbafter  Ausscbliefslichkeit,  nur  dasjenige  betrofiTen  hat  was  in  der 


Zusland  u.  KntwkkeloBg  d.  geognott.  K«iiiitniise  ▼.  Karop.  Rulahuid.  261 

Ob  und  wie  dlese  mil  den  Schichlen  von  gkicbzeiliger  EnU 
slehung  zusammengehangen^  haben,  die  man  bei  58®  bei  61^,2 
imd  61^,7  Breite,  mitten  in  der  rothen  Sandstein- Formation 
findel,  bleibt  dann  noch  ganziich  zu  entscheiden. 

Siidwestiich  von  Moskau  bei  Borowsk,  und  von  dort 
sowohl  20  Werst  NW.  bei  Wereja  ab  aucb  siidwarU  an 
der  Slrafee  von  Moskau  nach  Kaluga,  geht  millen  im 
Kalke  ein^  aus  gleicfaen  Theilen  kohlensaurenr  Kalkes  imd 
kohlensauren  Taikes  bestehender,  Dolomitstreifen  su  Tage^ 
Die  technisehe  Wichiigkeit  welche  diese  Gebirgsart  durch 
Bereitung  von  kohlensaurer  und  chiorichUaurer  Magnesia  aus 
derselben  erlangen  konnle^  hat  ihr  nenerlich  besondre  Beach- 
lung  zugezogen  *),  und  sie  ist  bei  dieser  Geiegenheit  ebenfaUs 
sur  Jura -Formation  gerechnet  worden.  Wahrscheiniich  we- 
gen  der  Zoophyten-Reste  die  der  umgebende  Kaik  grade 
dort  in  auffallender  Menge  enthiilt;  und  welche'  in  der 
Oryctogr.  de  Moscou  tab.  30,  31,  37  abgebildet  sind. 
Nach  Herm  v.  Buch's  Bestimmungen '^*)  sind  indessen  diese 
Kprallen  nicht  die  der  Ooiithen^Gruppe,  sondem  vielmehr 
(iir  das  Liegende  des  Kohlengebirges  charakteristisch  (denn 
sowohl  die  Cyatophyllen,  als  auch  dieSyringopora  und 
Aulopora  von  Borowsk  und  Wereja  finden  sich  in 
Deutschland  in  dem  Grauwacken- Kalke  der  Eifel)  —  wee* 
halb  denn  auch  auf  unsrer  Karte  die  Angabe  des  Kohlenge* 
birges  bei  Borowsk  fiir  jetzt  noch  nicht  unlerbrochen  wor- 
den ist. 


Kreidc-Kpoche  Meeresboden  gewesen  war?  —  Vol!  gehiUirender  Ge» 
ringschatzang  fur  geologbclie  Combinaiionen  seiche  den  Thalsach^l^ 
vorgreifen,  mnTs  man  docli  aadrerseits  bisweilen  audi  an  die  Conse- 
quenzen  denken  welches,  bis  auf  Weiteres,  von  einer  herrschend  wer- 
dcndcH  Ansicht  niclit  zu  trennen  scheinen.  —  Vm  so  melir  wenn  sie 
wohlthatige  Zwcifel  veranlassen. 

•)  K.  Schlippe;  Ueber  die  Dolomiilager  dca  Moskauer  Gon- 
vernementa  u.  i.  w.  im  Bulletin  do  la  Soc.  Imp.  des  Natnr. 
de  Moscou  1838.  pag.  169. 

*♦)  L.  V.  Buch,  Beitr.  u.  s.  w.  pag.  68. 


Stti  Pbyflikalisch^matlieinatiftche  Wisseoicliafteii. 

3)  Der  Siid-Russische  geognostische  Distrikt 

Man  hat  die  (Jnlersuchimg  dieser  Gegend  (xwisclien  51^ 
und  44®  NordL  Breite^  wesilich  von  der  Wolga)  mii  der 
Kohlen  -  Formation  angefangeny  welcbe  dem  Ost-Ende  der 
sudlichen  Granit- Masse  anliegt  Ja  es  ist  sogar  diese 
leiztere,  in  Ft>lge  ihrer  geringen  Hohe,  erst  spalet  bekan^ 
geworden  ah  die  benachbarten  Niederschlags-Schichiten. 

Dais  schon  Peter  L  die  Sleinkohlen  aus  der  Umgegend 
des  Donez  gekannt  and  von  deren  sukiinfUger  Wicbtigkeit 
gesprochen  babe,  ist  eine  in  Rulsland  gangbare,  aber  nichi 
scbrifUich  documentirie  Sage.  £s  steht  vielmehr  fest  dais  ia 
zweien  Salinen  welche  man,  von  1715  bis  1774,  die  eine  bei 
Bacjbmut  die  andre  bei  51awjansk*)  belrieben  hat,  nar 
mit  Hob  geheixt  wurde,  imd  daCs  erst  1792  die  ersten  Pro- 
ben  von  Sleinkohlen  und  Eisenerzen  aus  jener  Gegend,  nach 
Petersburg  gelangten.  Nach  oberfluchlicher  Besichligung 
der  Anbriiche  durch  ^en  Bergbeamten  Namens  Gascoiii, 
warden  bald  darauf  bei  Lagan  Hoh-Oefen  und  FriscUeuer 
angelegt,  welche  mit  dortigen  Kohlen  arbeiten,  und  der  Fiotte 
des  Schwarzen  Meeres  ihren  Eisen-Bedarf  liefem  soUtea* 
Ueber  die  Ausdehnung  der  benutzlen  Erz-  lindKolilen- Lager 
und  liber  ihre  geognostischen  Verhalknisse,  gewahrte  jedoch 
erst  die  im  Jahre  1819  ausgefiihrte  Uniersucbung  durch  den 
Markscfaeider  K  o  s  i  n ,  einige  nahere  Aufschlusse  **).  Man  be- 
merkte  erst  damals  dais  die  Luganer  und  Bac.hmuler 
Anbriiche  in  einer  selbststandigen  Bergmasse  liegen,  welche 
nun,  nach  dem  Flulsthale  an  welchem  sie  abschneidct,  der 
Donezer  Zug  (Donezkji  gorny  krjaj)  genannt  wurde. 

Es  ist  ein  aus  vielen  einzelnen  Hiigei-Ketten  beslehen- 
des  System  welches  nord- west -warts  am  rechlen  Ufer  des 
Donez  endel,  bei  elwa  48^,8  Breile  und  36*,5  Ost  von  Pa- 


•)  Etwa  35  Werst  NNW.  von  Bacliinut,  40  Werst  von  Jsjiim. 
•♦)  Kinen   B<»richt  iiber  diese  erste  Uniersucbung   entlialt   da$  Gorny 
.ftirnal.  1827.  H.  2. 


Zustand  u.  EniwkMoag  d.  ^eog^oftt  JLenRUiMM  v.  Kur<^.  Ruijiland.  8t3 

rift;  —  gegea  Siid-Oslen  «ber  ^ch  in  die  hoheren  Sle{^en 
desLand&s  der  DonischenKosacken  verliiufi^  undsomil 
fail  die  Miindung  des  Don  erreichL  Die  Axe  dieses  breilen 
Ruckeos  streieht  hora  7,5  oder  gegen  OSO.  una  besiizt  ihre 
groftte  Hohe  mil  aur  350  bis  400  £n^  Fuls  uber  dem 
Flufs- Niveau*),  da  wo  sie  die  Waaserscheide  zwischen 
dem  Miu«,  der  swisehen  Mariupol  und  Taganrog  ins  Asow- 
8che  Meet  fallt,  und  dem  Donez  ausmacht  Die  meislen 
Hiigel  und  HiigelkeUen  haben  rundiiche  Foirmen.  Die  Thaler 
swischen  ihnen,  die  man  dort  Balki  nennt,  sind  aber  auf 
weiie  Strecken,  regelmafsig  begranzt,  und  in  den  Sandsiein- 
formationen  sogar  durch  nackte  und  in  Saulen  zerrissene 
Felswande,  welche  gegen  die  frische  Vegetation  an  ihrem 
Fulse  auffallend  abstechen.  Der  Donez,  der  obereMiu^  und 
die  oberen  Theiie  von  mehreren  Zuflussen  zu  beiden,  iiegen 
in  Langenthalem,  wiihrend  'eine  grofse  Anzahl  von  Bachen 
die  Haupirichtung  des  Gebirgssysiemes  senkrecht  durchschnei- 
den.  Auch  findet  man  innerhalb  dieser  Bergmasse  zwiscfaen 
den  einzebien  Thalern  hohe  Steppen,  deren  Oberfliiche  so  ein- 
I5rmig-eben  istj  dafs  man  auf  ihr  keine  hervorragenderen 
Theiie  bemerkt  als  die  Kurgane  od^  Grabhiigel  der  frtiheren 
Bewdmeri  und  die  rohen  steinemen  Bildwerke  auf  densel- 
ben.  Man  bemerkt,  dafs  dergleichen  Ebnen  von  dem  Haupt- 
kamme  gegen  Norden  weit  schwacher  geneigt  sind,  als  gegen 
Siiden  zum  Asowschen  Meere.  —  E^  ging  ferner  schon 
aus  jener  ersten  Untersuchung  des  Donez er  Zuges  hervor, 
dais  dessen  hochste  Punkte,  auf  der  ^asserscheide  zwischen 
dem  Miu«  und  Donez,  zu  einer  groCsen  kuppenformigen  An- 
sdiwellung  gehoren,  von  welcher  die«  einzelnen  Hiigelketlen 
des  Systemes  slrahlenartig  auslaufen.  An  diesem  rundlich 
abCallenden  Plateau  kommt  auch  das  alteste  Uebergangsge- 
birge  zum  Vorschein,  an  den  ubrigen  Ketten  nut  die  auf  ihm 
liegende  Kohlenformation  oder  auch  einige  jiingere  zwischen 
ihr  und  der  Kreide  —  und  zwar  niit  einem  Streichen  wel* 


*)  Dessen  Hohe  iilier  dem  Aleere  noch  unbekannt  ist. 


264 


Physikaliflch- 


WisMMobaften. 


chea^  je  nach  der  Richlung  dieser  Ketten,  yon  dem  Haupt- 
streicben  des  ganzen  Sysiemes  mehr  oder  weniger  abweicht 
Nachdem  man  diese  Uebersicht  der  TerrainsverhKllnisse 
jener  Gegend  eriangt  hatie,  sind  die  dortigen  Gesteine  in 
einer  langen  Reihe  von  Aufsatsen  Russischer  Bergbeamlen 
beschrieben  worden.  Ich  habe  namentHch  die  folgenden, 
sammttich  in  dem  Gornyjurnal  enthallenen,  benuiit: 

1  und  2)  Kowalewskji  G.  J.  1627.  H.  2.  and  IS2».  H.  1  bkS. 
ttbersichtliche  8childerongen  des  ganzen  Doneser  Zngea, 
jedocb  mit  Ausschlufs  des  ang;rinsenden  krystallin.  Ge- 
birges. 

3)  Iwanizkji.  G.  J.  1633.  H.  10.  uber  den  Mariapoler  Kreis^ 
von  welcbem  namentlicli  die  Krystall.  Format,  beschrieben  werden. 

4)  Ljubimow.  G.  J.  1833.  H.  10.  Aufzahlung  der  Donezer 
Kohlengruben. 

5)  5yrochwalOW.  G.  J.  1835.  H.  4.  fiber  die  Kohlengruben 
im  Bachniuter  Kreise  des  lekaterinotflawer  Gouverne- 
ments. 

6)  Olivjeri.  G.  J.  1836.  H.  l.  eine  allgemeine  Scbiideran^ 
der  Donezer  Gegend. 

7)  5yrochwatOW.  G.  J.  1836.  H.2.  iiber  neueAnordnangen 
in  den  Bacbmuter  Kohlengrnben. 

8)  Kulschin.  G.  h  1836.  H.  4.  uber  den  Schiefer  am  oberen 
Dnjepr. 

9)  Wa*iliew.  G.  J.  1837,  H.  8.  iiber  die  Kohlen  im  Charko- 
wer  Gouvernement. 

10)  Iwanow.  G.  j.  1839.  H.  9.  iiber  die  chemische  Bcschaf^ 
fenheit  der  Donezer  Kohlen. 

11)  Iwanizkji.  G.  f.  1839.  H.  ll.  uber  die  Lagerung  dersel- 
bcn,  ausgezeichnet  durch  einige  Angaben  iiber  das  Han- 
gende  dieser  For^nation. 

12)  Tomilow.  G.  j.  1839.  H.  12.  Beschreibung  des  SlaTJanoserbi< 
schen  Kreises. 

13)  Anitfimow.  G.  j.  1839.  H.  12.  Beschreibung  des  Isjumer 
Kreises. 

14)  Wa«iljew.  G.  j.  1840.  H.  5.  iiber  dicKohle  desCbarkower 
Gouvernements.  % 

15)  Wa«iljew.  G.  J.  1840.  H.  5.  die  Schichtenfolgc  in  dua  (Li- 
ditscher)  Kohlengruben  des  Bacbmuter  Kreises. 


ZiMUnd  u.  EntwicfceliiAg  d.  geognott  Kisimtnisse  v.  Hirop.  Ruikland.  MS 

16)  Biode.  6.  J.  1840.  H.  4.  Beschmbung  des  Cliarl^ower  Gov- 
vrrnementi. 

17)  Blode.  G.  J.  1841.  H.  5.  iiber  dietelbe  Gegend. 

Ferner  von  dem  SUd-Abhang  des  Doneser  Gebirgs^uges: 

18)  GurjeW.  G%.h  1839.  H.  4.  die  G«gend  am  untereii  Dnjepr. 

19)  Volkner.  a  J.  1887.  H.  9.   die  Gegeod  Kwischen  Bvg  «ad 
Dnjestr. 

20)  Iwanizkji.  G.  J.  1839.  H.  8.  iiber  da»  Mias-Th^U 

21)  Ilimow.    G.  J.  1841«  H.  3.    der  Cimotit  am  nitteren  Dnjcpr, 

und  voD  den  im  Norden  angransenden  Gegenden: 

22)  5osL  G.  J.  1837.  H.  8.  datr  KarsJcer  Gouyernement, 

ilerr  Eichwald  nennl  aU  Quellen  seiner  wichiigen  Ab- 
handlung:  einige  Bemerkungen  ubcr  dieSteinkohlen- 
Lager  des  Donezer  Bergzuges^),  mir  die  unler  2,  6, 
11  und  15  er>vahnten  Russischen  Arbeiten,  er  hat  sie  aber 
Avesentlich  vervollsiandigt  dorch  Beslimmung  der  Versteine- 
rungen  welche,  aua  jenen  Gegenden ,  in  die  Mineraliensamni- 
lungeo  des  Berg- Corps  in  Petersburg  gelangt  waren  —  leider 
oft  ohne  geniigende  Angabe  der  Fundorte. 

Die  Kohlen  -  und  Erz  -  Gruben  weiche  am  meisten  zur 
Keontnil^  des  Donezer  Gebirges  beigetragen  haben^)  sind: 
die  von  Saizowa  oder  Nikiiowa,  20  Werst  Siid  von  Bach- 
mul,  weiche  man  auch  die  Bachmuter  nennt;  von  Li- 
tfitschji  bujerak  (auch  li«itschaja  baika)***)  ZOWerst 
von  Baclimui  40  von  /Slawjanoserbsk;  sodann  der  sehr 
ausgedebnte  Bergbau  bei  Lugan  und  ein  spater  angefangner 
beiNagolnaja  an  der  osUichen  und  bei  Sty  la  an  der  west- 
lichen  Granze  des  auf  uBsrer  Karte  alsUebergangsgebirge 
beseichneien  Streifens. 

Die  Baohmuter  Gruben  bei  Saizowa  oder  Nikitowa 


*)  Bichwald,  die  Urwelt  Rufslaiids.    Heft  1.   Petersburg  1840. 

pag.  54. 
^)   In  Allem  spahUe   man  schon   1833  vierzehn  OrUcliaften  in   diesem 

Distiikte  bei  denen  Kohlenbergbaa  betrieben  wurde,  jedoch  meistens 

ein  sehr  nnbehiilflicher. 
**♦)  d.  h.  dasFuchsthal. 


PhysifcaUfch-natiiematisciie  WiMeiuclmftmi. 

in  drei  Reviere  verlheilti  in  denen  respektive  6,  7  und 
12  Koiilenfldlze  abgebaut  werden,  welche  einander  —  als 
die  Schichten  noch  horizontal  lagen  —  bedecklen,  und  durch 
Zwischenlagen  von  Sandslein,  Schieferlhon  und  Kalk  getrenni 
sind.  AUe  diese  Schichien  streichen,  abgesehn  von  lokalen 
Vcrwerfungen  hora  8  oder  0.  30®  S. ,  und  fallen  meisl  nach 
derSiidseile  dieser  Streichungslinie,  also  gegen  die  Krystal- 
linischen  Massen  des  Systemes;  jedoch  auberst  steil  zwischen 
50*  und  90*.  —  Nach  den  von  Herm  Iwanizkji  bekannl 
.gemachlen  Profilen  dieser  3  Reviere,  hat  in  denselben  nur 
allein  der  bis  jelzt  als  kohlenfiihrend  bekannte  Theil  der 
f*ormation  von  4000  bis  5000  EngL  Fulis  Dicke;  denn  soweit 
sind  das  Isle  und  12le  Kohlenlager,  senkrecht  auf  die  Schidi- 
tungsebne  gerechnet,  von  einander  entfemt;  es  zeigen  sich 
aber  zwischen  ihnen  keine  Wechsel .  des  Fallens,  vermoge 
deren  man  etwa  mehrere  dieser  Lager  als  urspriinglich  zu- 
sammenhangende  Tbeile  eines  Sattels  oder  einer  Mulde  zu 
betrachten  halte.  —  Innerhalb  dieser  machtigen  Kohtenfor- 
mation  altemiren  6  Gesteine,  nSmlich: 

1)  ein  Sandstein  aus  sehr  kleinen  Kornem  wei&en  Quarzes 
'      und  weilisem  meist  zerselztem  Feldspath,  der  vor  alien 

iibrigen  (jresteinen  vorherrscht; 

2)  ein  Sandstein  der  Quarz  und  Glimmer  in  thonigem  und 
meist  eisenschiissigem,  Bindemiltel  enlhalti  mit  Pflanzen- 
Abdrucken  und  Versteinerungen; 

8)  blauweifser  bisweilen  kalkiger  Schieferthori  mil  Pflanzen- 
abdrucken,  oft  bis  zu  500  Fufs  machtig; 

3)  dichler  und  bisweilen  auch  k5miger  Kalk  mit  Hornslein- 
Nestem  und  vielen  Versteinerungen,  der  theils  dem  Schie- 
ferlhone  untergeordnet  ist,  theils  die  Kohle  unmittelbar 
bedeckt.  Er  wird  in  den  Saizower  Gruben  nichl  iiber 
150  E.  F.  machtig; 

5)  die  Kohlenlager  welche  nur  2  bis  6  Fulis  dick  sind;  und 

6)  thoniges  kohlensaures  Eisen  (Sphaerosiderile)  welches 
in  dem  Schieferlhone  bald  diinne  Lager  bildet,  bald  nur  als 
Versleinerungsmasse   von  Pflanzenschaften  oder   als  unforoi* 


Zustand  11^  KntwicMttiig  d.  geognost.  Kenalnisse  r.  Riinp.  Rofglaiid.  307^ 

Ikhe  KnoDett  mil  vegetabilbchen  EiiucUiiafleii  vorkdmBit 
Dtese  Knellen  ^d  kiwendig  grau  und  von  auben  nrit  ro^ 
them  Eifienoxydhydnii  ubenogen.  Man  liat  sie,  namenllich 
bei  Jeljesnajabaika*)  in  dem  Nikitower  Dblrikiey  sehr 
baawiirdig  gefondcn.  Die  drei  wesenllichen  Gesiebe  dieser 
F<nrmalioD,  der  Then,  die  Sandsteine  und  die  Kohkn,  leigen 
bei  ihrer  haufigen  Wiederhohmg  vom '  Hai^enden  bis  zum 
Liegenden  eines  Revieres**)  eine  aehr  constahie  Beadmffen*" 
heit^  und  mitlun  keine  Abhangigkeit  ihres  chemischen  Verbal'* 
tens  weder  von  derZeit  noch  von  der  Meerestiefe  in  der  aie 
gebildet  werden,  und  ebenso  scheinen  rich  auch  die  mehr 
suialligen  Giieder  des  Bachmuier  Kohlengebirges  zu  verbal- 
ten,  indem  der  Kalk  welcher  zwischen  den  oberslen  Kohlen- 
lagera  vorkommt,  oft  zwiaeben  den  milderen  feblt  und  sidi 
dann  bei  den  letzten  ganz  ebenso  wie  im  Hangenden  zeigt 
Auch  £e  Kohkn  scheinen  gleicbgultig  gegen  das  anh^ende 
Gestein  denn  man  findet  sie  sowohl  eingejagert  im  Scbiefer-- 
Ibon  Oder  im  Sandstein,  als  auch  zwischen  diesen  beiden  Ge-* 
steinen  oder  endlich  im  Hangenden  von  Kalk  im  Liegenden 
aber  v<m  Then  oder  von  Sandstein  begranzt  Man  wiU  da- 
gegen  bemerkt  faaben  dafs,  in  jedem  der  (nahe  senkreehl 
slehenden )  Fl5tze,  die  Kohlen  an  der  Oberflache  sehlecbt 
seien  und-  erst  in  einer  gewissen  Tiefe  die  ihnen  eigenlbdi 
zukommende  Guie  erreichen.  Dieser  unverdorbne  Zustand 
dersdben  soU  an  Orten  von  geringer  Hdhe  fiber  dem  Meere 
dureh  weniger  tiefe  Baue  erreieht  werden,  als  an  hdher  ge- 
legnen  und  demnach  allgemein  an  den  verschiednen  Punkten 
einerlei  Horizontalflache  vorkommen.  Herr  Iwanizkji  glaubt 
deshalb  dais  man  die,  nach  ihrer  Bildung  eingetrelne,  Ver- 
schlecbterung  der  Kohle  nicht  den  Einfliissen  der  jelzigen 


^  d.  h.  das  Eiien-TiiaL 

*^)  Ich  meine  laogs  einer  von  N.  aO®  O.  nach  8. 30<*  W.  gerichteten  Ho- 
riiontal-Linie,  auf  der  man,  vermoge  der  steilen  SteUang  der  SchicU- 
ten,  diejenige  Folge  beobachtet  weldie  nrsprunglicli  von  oben  nacU 
nnten  atatKaad. 


Phyaikaliseh-mAtliematiMhe  WittenMluiftMi. 

Tagewatser  oder  der  Atmospbare  mauschreiben  habe,  a<m* 
dem  vielmehr  derjcnigen  jungsteD  Maeresbedeckimg,  wekhe 
▼or  der  Eroffnung  der  Thaler  atati  g^funden,  und  in  den 
Sitd-Russiachen  Steppen  z.  B.  am  linken  Ufer  des  Donea, 
iiber  der  Kreide,  geiben  Thon  mit  Neslem  von  Brauneisen- 
slein  und  mit  Mammutsknochen  (ietslere  bei. Taganrog  und 
Mariupol)  abgeselal  baben*).  —  Ein  Poraelan-Ja^>i8  mit 
deuUieben  Spuren  von  Scbmekung  in  einem  der  Nikiiower 
Kohlendiatrikte  ^  durfte  wohl  kaum,  wie  die  Russiscfaen  Be- 
achreiber  glaubten  von,  dort  nichi  nachgewieaner,  Bertih* 
rung  rait  vulkanischen  Gesteinen,  aendein  vielmehr  von  Bran* 
den  in  dtn  Kofalenflotz^i  herriihren.  In  den  Gruben  von 
Lisitschaja  balka,  deren  aieben  Flolze  sidi  fast  nur  durch 
eIn  unregeim&Isigeres  Slreichen  von  den  Nikitow*ern  oder 
Saizow'ern  unterscheide%  sind  solcheBrande  durch Oxyda* 
tion  der  kiesreichen  Kohlen  so  hiiufig  erfolgt,.  dafs  sie  den 
Bergbau  wesentUch  hinderten.  Erst  seit  Einfiihrung  eiaes 
regelm^sigcren  Betriebes,  bei  welchem  man  namentbeli  das 
Zuriicklassea  verkieinerter  Kohlen  in  den  Gi-uben  vermeidet, 
scbeinen  sie  sellner  geworden.  Von  den  Li^itach'er  Koh-- 
lenflStzen  ist  aufserdem  ein  jedes,  bestimmter  ais  die  Bach- 
muter,  mit  einer  Decke  von  Kalk  versehn  und  darin,  wie 
Herr  Kowalewskji  und  nach  ihm  auch  H.  Olivieri  be- 
merkt,  mit  den  Northumberlander  Kohlen  ttbereinstim- 
mend. 

Durch  die  Luganer  Gruben  ist  eine  Fo Analion "ai^fge* 
schiosaen  deren  Hauptmasse  ebenfalls  aus  Sandslein  bestebt 


*)  Ohne  Zweifel  sind  aus  diesein  Thone  auch  der  Siofszahn  und  Back- 
zalm  von  Klephanten,  dio  bei  Taganrog  ausgegraben,  in  dem  Mn- 
semn  des  Petersburger  Bergcorps  aufbewahrt  werden.  Herr  Eich- 
wald  schreibt  den  ersteren,  der  sogar  aafTallend  grolis  and  dick  ist,  dem 
eigcntlichen  Maminut  zu,  den  Backzahn  aber  der  nur  3,25  ZoU  lang 
und  2,2  Zoll  breit  ist  (mit  6  Reihen  doppelter  Schinelzlamellen  welche 
aiif  der  KauAache  wie  bei  den  Zahnen  Yon  K.  africanas  Cut.  go- 
staltet  ftind  und  an  den  Seitenflachen  stark  hervorragen)  —  einem 
ausgewachsnen  Individnnm  einer  weit  kleineren  Klephanten -Art. 


Zvttaiid  Q.  RntwielEeliiag:  d.  geogWMt  Kemtnlite  t.  Bnfop.  RaOiland. 

I 

Dieser  ist  zmveilen  ekie ,  gr^be  Breksie  von  QuangerSllen, 
mi  einigen  Thonschiefer  -  und  auch  Kohlen-Siiickeny  mei^ 
stens  aber,  grade  wie  der  Bachmuier,  eine  feinkornige  Arkose 
deren  Feldspath  •  Kdmer  verwitlert  sind  In  dem  kieslig- 
thonigen  Bindenuiiel  ist  die  Kieselerde  oft  so  vorheirschendy 
da&  die  Quarekorner  des  Sandsleines  in  einander  iibereuge- 
hen  scheinen,  auch  kommen  in  einer  grobkdrnigen  Abande- 
rung  desselben  derbe  Quaremassen  (wie  Braunkohlensandsiein), 
Nesler  krystailinischen  Quaraes  und  in  diesen  groise  Prismen 
von  Bergkryatall  vor.  Anslatl  des  Schieferihons  der  Bach* 
muter  Gegend  findei  man  in  der  Luganer  einen  Thon- 
schiefer^  dessen  einzelne  Lager  oft  iiber  20  Stajtn  (140  E, 
FuGi)  machlig  sind.  Er  isl  diinn  gescbiefert,  enlhalt  pla4le 
Kieseischiefer-KnoUen  —  dabei  aber  auch  die  organischen 
Reste  die  man  in  dem  weicheren  Schieferthone  zu  finden  ge- 
wohni  ist  Noch  ahnlicher  sind  sich  in  beiden  Gegenden  die 
muscheifiihrenden  Kalklager  und  auch  die  Kohknflotze,  denn 
das  Vorkommen  von  Anthrazit'in  einigen  Lagern  des  Lu- 
ganer Thonschiefers  ist  wohi  kaum  als  eine  wesenlliche  Ver* 
achiedenheit  zu  betrachien.  Ueber  Lager  von  Eisen  -  Erz 
(S|^4erosiderit?)  auf  der  Wasserscheide  des  Miu«  und  des 
Donez  (nahe  an  den  dortigen  Kohlengruben ,  bei  dem  Dorle 
Gorodischtsche  60  Worst  voii  Lugan),  erfahrt  man  nur 
daCs  sie  eben  so  steil  Jalien  wie  die  Kohl  en,  und  gegen 
5  Fuls  machtig  sind.  Sie  gehen  in  demselben  Reviere  zu 
Tage^  in ,  welchem  die  tiefisien  Schichten  der  Kohlenforma* 
lion,  der  quarzige  und  dort  giimmerreiche  Sandstein, 
Abdriicke  von  Farren  und  Caiamiten,  und  verkieseite 
Baum-Stamme  enlhalt.  Diese  Eisenerze  sind  schon  sehr 
(iriihzeitig  gefordert  worden,  und  Herr  Kowalewskji  glaubt 
sogar  dafs  einige  alte  Baue  nebst  Schlacken  und  Resten  von 
Schmelaofen  in  deren  Nahe,  von  den  Genuesen  herrfihren 
welche  nach. dem Schwarzen  und  Asowschen Meere Handel 
trieben,  und  von  dem  letztern  durch  das  damals  noch  bewaldete*), 


*>  Die  Steppen  um  den  Mio*  haben  selir  fiucktbaren  ichwarzen  Boden 


\ 


270  Pliysiitlisdi-fMtheinatiMshe  WimcntdimltMi. 

Miutf-Thiil  aufwiirts  bis  Gorodisehlsche  griangl 
Das  Streichen  ist  ouch  bei  den  Luganer  Gruben  am  haufig* 
sien  swischen  hora  6  und  8,  mil  eben  so  steilem  FaUen  ge^r 
gen  die  krystaliinischen  Theile  des  Gebirgssuges  v/ie  in  der 
Bachmuter  Gegend.  Es  kommen  aber  bei  Lugan  auch  lo- 
kale  Miltelponkte  der  Schichiung  vor,  in  deren  NShe  ein  sdir 
wechselndes  Streichen  der,  dann  oft  schwach  geneigten  und 
bisweilen  sogar  volHg  sbhligen,  Formotionsgiieder  stattfindel. 

Von  den  organischen  Resten  in  diesem  kohleirfuhrenden 
Theile  des  Doneser  Zuges,  will  man  am  Orte  selbsl  er* 
kannt  haben:  in  dem  Kohlensandstein  und  namentlich  in  des- 
sen  gHmmer-reichen  Abanderangen,  Farren-Abdrficke, 
Bruchstucke  von  Pffansen  welche  (ohne  Anfitfining  eines  ent- 
scheidenden  Grundes)  den  Leguminosen  zugesahll  wurden, 
so  wie  auch  9  vorxiiglich  in  dem  Hangenden  dieses  Gesleines, 
verkieselte  BaumsUimme  (bis  m  2  Fuis  im  Durchmesser)  die 
man  liir  dikolyledonisch  hielt  Wo  der  Sandstein  die  ilttit 
untergeordneten  Kalkschiditen  berQhri,  enlhalt  er,  bei  Li« 
tfitschji  und  Lugan,  auch  sweischalige  Fialsmuselielni 
(Mya?).  —  In  dem  Schieferthone  und  Thdnschiefer  (and 
man  die  Farrenabdriicke  noch  haufiger,  so  wie  auch  neben 
ihnen  Fuci  und  sehr  lange  Schafte  von  Calamilen,  die  lete* 
ieren  mit  gegen  die  Kohle  wachsender  Haufigkeit;  Fluftmu- 
scheln  (und  swar  wie  es  scheint  auch  Univalven)  \^  man 
in  dem  Dache  der  jiingsten  Kohlenfiotze,  so  wie  audi  in  den 
Kohlen  selbst,  erkanni  haben,  namentlich  da  wo  diese  unmit- 
ielbar  an  Kreidemergel  granzen  (in  den  nordHchsten  Lu gai- 
ner Gruben).  Von  Pfianzen  kommen  an  diesen  Stellen  nor 
schlecht  erhaltene  und  vor  der  Einschlieisung  z^rochene 
Theile  vor.  Aus  dem  oberen  Kaike  in  den  gemumten  Gru* 
ben  werden  Oslreae  (?)  und  Chamae  (?)  angegeben.  -^ 

Nach  einer,  in  Petersburg  mit  weit  genilgendem  Hiilb- 


(lessen  ehemalige  Bewaldang  man  sowohl  diirch  Tradition  iinter  den 
Bewohnem  als  auch  dnrch  die  Anffindang  yon  Wonel-Enden  starker 
Bliume  in  denselbcn  far  bewieten  hfiU. 


Zoitead  u.  EnMdMuag  iL  geogaaat  Kcnnliuie  t*  Itatop.  Rdkland.  SH 


iUdii' angetieUten,  Ualersudiung  v«n  DoaeierHaBdiMickett 
kal  Herr  £ick1i^ald  das  Wesentliohe  dieaer  Angaben  besUi^ 
iigl,  und  ausserdeoi  andre  hmsugefiigt,  welche  liher  das  Alter 
diflser  Fomation  enlscheideii ").  Er  beslatigle  das  haufige  Yoiw 
fcoimncn  von  FhifiBmuscheln  in  alien  Abiheilungen  dor  Sdiiefei^ 
4hone,  der  Kohliensandsteine  und  der  KoUenflStxe  aelbst  Es 
fimd  neue  Fonnen  von  Anodonte,  Mytilus  u.  a.;  er  hoi 
fiber,  neben  diesen,  in  dem  erstem  Gesteine  audi  den^  liir  den 
Beigluilk  in  Rufaland  charakleristisdieDy  Choriatites  ifios» 
quensisFiseher  (Spirifer  Chorislries  Bucfa),  femer  Am^^ 
moniles  Panderi  Eiehw.  (einen  Goniatilen)  und  tmt 
Orbioula  (?)  ^-  in  den  KAlUageray  weiche  die  Doneser  Keli«* 
len  begleiten:  aus  dem  Terebraiel-Gesehleehie  vier  Iheils  neue^ 
tbeila  auch  an  anderen  Orlen  in  dem  Bergkalke  gefundeni 
Producius-Arten  und  mehrere Spirifer;  von Poljpen aber 
eineneue  Gorgonia,  Agaricia  lobaiay  Cjathophyllum 
vermicttlare  und  Cyat  caeapitosuuL  Von  den  Farm 
dfs  ScbieferLbones  besiiiumfe  er  unter  andem  Odoaiopte^ 
xisMlinsleri,  Pteropteris  aquilinra,  Neuropieri8Qon«> 
formis,  Hippuris  gigfiniea  und  von  den  Pflanaen*Re* 
fiteo  im  Koblen*Sandatejin:  Bechera  bambusaoea,  B» 
grandis  Siemb.,  ein  Ulo  dandron  Schl^gelii  Eiehw.,  Uloi 
minus  Hution,  Sigiilaria  organon  Brc^^n*,  Calamiiek 
cannaeformis  Brogn.,  Calam.  undulatus  Brogn.,  SUg* 
naria  ficoides  Stemb*,  Siigia.  $ocolowii  Ejchiv;  und 
mebreroFucL  VerUeselte  Holsatainmfi  aus  dem  Doneser 
fierg-Zuge  bait  er  niehi  fiir  enUcbieden,  aber  doob  watuy 
aebeinlicb,  dikoiyledoniseb,  und  andre  im  Tboneisenr 
slein  liegende  seiglen  deuftlicbe  Afito*  AJs  Gesanuntre^ultaft 
hebt  Herr  Eichwald  bervor»  daft  dieseGegwd,  in  der  Epo- 
cbe  welche  der  Bildung  d^  Bel^g^olkes  sunachst  vtrhirgi^ 


I      *)  Noch  Yor  funf  Jahren  hielt  Herr  K*  de  Beaumont  nacli  den  -^  wohl 
\        hocUt  onyolUtandigen  —  Anszugen  die  er  ton  den  obengeoanAten 
\       Rnisuchen  Beadtfeifcungen  erbalten  hatte,  die  Donezer  Kohlen  for 
ttrtiar.  . 

Ermau  Rom,  ArduT.  ISIt.  Hft.  2.  18 


•J 


/ 


I 


I 


I 


I 


•ehr  arm  an  Seelkieren  war,  «od  niiMebifioliiirail  Smier  alt 
m  daraelban  Zeii  der  Nbri-Rtusisohe  DiaUtki  am  W^aldai 
Det  Rcichtimm  an  tropisclieD  Knstea-^Pflattten  in  ddn  Done« 
ler.Kdikn  und  das  handSge  Voricoimiien  von  FinfamilBcfaeh^ 
^rd  auf  jein  domab  in  ditser  Gegend  andendes  FesUand  ge^ 
dautet  Herr  £..ver^itlil  dieses  yarwabiidte  Tenain^Var* 
fcHllnife  mil  dem.jetiigen  des  aabegelegBnenPooUis.  ZwmehF 
nber  DettUichkeit  saUte  man  aber  jenes  -  watM  ebar  das  tun* 
gak^hriiaides  jelzigen  nentieni  Aeam  dia,  mii  der  Masfcanct- 
und  derWaldaischenausanmienhangende,  8iid<-Ra8siscfaeKal|- 
ienfomialioni  wilrde  in  einem  Beeklcii  :niede^gesdUaga%  wel« 
obea  nnr  aiW4i  S-iidlieh  vam  DoueS|  an  ein  Fesl-Land'  gHin* 
nan,  niebl  aber,  wia  jelst  das  ScJiw^arie  Mear  nnddie'ihm 
bamdibarten,  van  N^^rdett  her<^eine  ikispiihu%en  diiidi 
FMswasaer  eabalten  kbnn^e.  ' 

. .  Herr  von  Biich*}  bat-  in  den  Gesleinskncken  wdcheer 
vanLi^iiscfaaja  balka  erbaken  bal^  den  Spzrifer  Ckori* 
allies  Buehy  wohl  niohl  geiundeii.  Er  envafabt  nor  Spir^ 
atriatus  Sow.  gimz  4^hne  Anwacbsstreifen  auf  dea  Schaafai^ 
und  Spar,  radiatuft  mii  gaiia  fainen  Sireifsn.  ProdiKetua 
antiquatua  Brann.  in  einer  Muscbelbreecie  welche  iberaU 
Sclnllfragmante  mit  innerer  Hokstruetur  enUiaUt  and  'gnofca 
Naatiii  und  Oucullaeae  die  nocbnicht  naher  an  beslinmiea 
sind.  £r  hebt  gieiohfaUs  die'  VeriBchiedenkeil  dieaer  Fatmen 
ver  denen  ^es  Waldai  hervar  und  erwittint  ms  defei  KoUcn 
selber:  grofee  Anodonten  und  sehrs^Siie  AbdrAokevmNen* 
t4>pt«r1sy  Sfbenapleria,  Pe«opteris;  Spbenopbylium 
und  Lepidodendron.  Die  nadiBetftmgdkomiiienenProbea 
der  Lirilsch^er  Kohle  waren  mager  und  wenig  brauphban  *— 
Von  dtajetiigen  weldie  m  den  Luganer  Eisenbiitten  ge* 
braudil  werden>  enthallen  nach  Herm  Iwanows  Unteiauefaang^) 


^    *)  BeitrSge  u.  »r -#.  pag.  72.  u.  f. 

*^  Urn  den  mittteren  Gehalt  der  Kohlen  von  den  eliizeliien  Gruben 
zu  bestimmen  warden  von  jeder  Art  -5  bis  10  Pad  groblich  2ei«^onen 
mid  anfgehaafty  dann  von  verscbiedeneo  SCellen  eines  lolchea  fi^efen 


ZmlaaA  v.  Ka/hiUtimg  4«  gfeogawti  KwnliiMii  r.  Bviop.  Raisluid.  213 


der  An- ' 

Kohlenstofff  94,47 
Whsscrtt  1,77 
Sau^rstolF  i  ' 

SHckgtolf  )    ^^ 

Asfehe  1,98 


I  BfaM 

Kehle  yon 
Nikitowa 

62,75 
4,6S' 


B.  Kohleidi*  UmhAnMMMLo  Kohto 


• .» 


1,73 
5,e2 


toira*) 

69,01 
'4;23 


yom 


3.  Lager 

73,31 

S^ 

19,47 

'9,58 

%m 

4,4» 


.1 


Ton 
U^pensk*) 

69,90 

4,19 


7.  Lag:elr 

72,45  t 

5,30 

8,26  1 

3,«8  J  ^^f 
'5^  3,86 
'  6;07'  I  14,98 


N6Hfich  und  nordSsilM^'  yon  itn  Bachimiter  GhibeDy 
cHe  dem  Hnuptkamme  Aes  Dofi^zer  Bergtitgei  nsihe  liegen,« 
findet  man.  Us  su  den  Kr^ide-Ebenen  aim  linken  UFer  -dies 
Donez,  ein  ehvas  muI^fSrinig!  abhiingiges  Terrain/ und  ahf 
fiesem  nicht  bios;  die  jfirigsten  THeite  der  Kohlepformation  am 
deudiclislen  entwickelt,  sondern  auch  wold  eimge  selbstslSndi^ 
uifd  ium  Zechstein  -  Oeblrj^e  (?f6W-  red)  g^thi^  Sehtchteiu 
Attf  mistei;  Karte  ^ind  diese  letietefen  bis  jei2t  nur;  nach  ih^em 
ausgezeicfhnefsten  'iind  unbezweifeilen  BestandtheiB?,  al^  Gyp's 
1)ezeidinet.  Ei6  bis  ins  feinste  ddrdilCcherter  KaUb  (Rauhkall) 
phne'VeTstcineningen  bildet  in  JeneT^^Gegehd;  das  Dach  dir 
obersteh  Kohlenfl5fee,  von  denen  niari  ifan  noch  nitht  hBttIg 
fendrif'trennen;  Er  entbillt  tnSchtige  GypsstScke,  theils-'noeh 
VoUstSndig,  theils  angedeiiietr  durdi  SchlpUen  vnelehe  i^ich« 
i^nbiru^e  nhd  keiseltormige  Binsli^i^tthgen  vernrsachen/  Ueber 
diesem  'Baulftajk  seigeti  sieh  nun  —  ah  dem  westBdien 
Rande  des  nmldenfBnnigen  Abfails  iron^Baehmnt  gegen  den 
Donez  —  Schichlen,  die  man  der  unterh  A*bihtilung  Air 
Zechsteingruppe  oder  dem  Rothen-Tbdt'en^ufeahlen 
woUte,  und,  air  det  sildlichen  GrSn^e  ^6  w7e '  In  der  Vtiiie  dcfi- 
selbto  Al>batig<fes,  andre,  dem  6uhten  Siandtftiiitte  und 
'Kcupf^r'SltiiiK'chfe.  ■     •  •"  ;'*  '■'^;  '    -      '  "  •  -'.'-  '«  » 


■-       M  l^ 


stmaflpi^m^S'Oa  irtttbiimeii  ami  ioh  A^setf  cflndllttb,  nitehKrritorir 
Zeikleiiftanuis,  die  za  untersachendetlMmtifit^   DerlAafiiiitiiai  €r»  J. 

1610!:  Nr.  9*^  «attiaU  ditf  Beselureibasg)  ^iv  ▲naljrseii., 

1)  Siehe  ob«n  S.  269, 

2)  biese  wird  ala  Coak  angewendet. 

3)  Die  OestUchate  Lnganer  Grntye. 

18* 


.1 


'Stt  .!  Pli|ilMMi*MMybfiitliMli9  WMieiiwiifcf tow 

Dt6  eMleni  kestdien  aui  mehwlto  roihen  Sandstei- 
nen  vdn  donen  naiQenlEch  1)  ein  sehr  gtumoerreieher  niit 
thonigem  Bindemitlel  2)  eipft  Arkose  me  n^e  de«  KohJengf* 
birgD^s,  die  aber  aiiffalieiid,  viele  veriiieaelle  tfapunsUbufue  en!- 
halt,  uod  3)  ein  aehr  grobea  Ckinglomerat  rait  sehr  eiaenrei* 
^chem  QindeiBiUel  nnA  vorKerrsehenden  ThonscIueCerstiicken, 
i|Ql^cbi^deji  werdeiL  b  dfem  leUiern  tnden  sidi  auch  Sphaer*- 
flidep^e  upd  Thopeia^nstecie  welche  hei  /el^esnaja  balka, 
also  nahe  an  denen  fdea  t|iit9r]]4gendfia.KobieQgdnrge8>  gelSr* 
dert  werden  und  eioige  diiiiae  KoUlenalreifen,  die  weit.  kies- 
reicber  siiid  als,  die  Lager  im  eigepUicben  Kohlenaandaleiii. 
Auch  Scbieterthone  und  gypafubrende  KaUunaaaen,  aua  denen 
,nocb  keine  Venteinerangen  bekanni  sind,  liegen  swiacben  je- 
nen  Sandsteinen^  welche  iibrigena  mil  dem  Kohieiigebiq;e 
£leichfi>miig  geibgeirt»  an  dm  Abweichunge^  desselben ,  von 
.aeinem  Hauptotreichen  Tbeil  nehipen.  Jn  der  Gegend  die  ^man 
^dem  Bun|;en  Sandateine  und.Keuper.  wrechneti  seigi 
,  aich  auf  wfiien  Strecken  ein  weiches  und  becbrolhea  £rdreich. 
.Die  Fliiase  baben  ea  tief  gefurcht,  und  nach  den  Eiiiaichten 
/fviekhe  dergteichen  Scbbichlen  gewahren,  glaubi  Heir  Iwa- 
.ni^kji  unler  demselben  eii^e  Formalion  mil  drei  eonaUnUai 
^^blheilungen  unterscbeiden  za  diirfen. 

.  Pie  pbjexale  p<)er  nfirdlichsie  (welche  unmiltelbar  an  <^e 
Kreide  granal)  entbalt  iarbige  (rnthe,  gelbe  und  violelle) 
ThPPe  und  Mergel,  und  enien  meisi  feinkiirnigen  quarai- 
..g^n  Sai^daiein. 

DieoutUere:  ei4en.  gelbUcben  aefajr  festeqKalk  yoJU  Jang- 

liefer  Uphluogen  w^c)ie  von  einscbaUgen  l^Ii^c^in  bprriihren. 

,3i^weUen,aoUen  diese.noQh  erkennbar  sein  und  enhveder  au 

Trochua  oder  zu  Turbo  geh5ren.  —    Heir  Kowalewatgi 

und  spater  auch  H.  Olivieri  haben  ihn  fiir  Muscfaelkalk  ge- 

.hallea.    Femer  Kalkmergel  und  maebtig^  Gypa.alecke 

•iinBaUhaltigem  Thone. 

Die  dritie  odei*  uaterste  Ablheilung  besteht  \vi6der  aus 
machtigen  Kalklagem,  welche  sich  denen  der .  vorerWahiiten 
Schichtengruppe   oder   auch   uniuiUelbar  d^rn   cntschiedenen 


V    ' 


ZMtandi  B.  BntwishMMig  d.  feofnaili; 


V.  Bliw|i.  Jtnlfllaiid. 


ILohleskalke  •nidilidbeni  Anch  ifttae  BimUnr  SleBg«i« 
mdKali-Soliicivien  flirciriieii  dnMhadhnUicli  wie  die  if» 
KdiiengebirgiM  (htfra  7-^8),  tie  failefi  dagtgen  oidsleDs  Daek 
der  Mbrd-Sdttt  und  flacker  ab  der  KoMensandilrfii.  Mur 
sleJlenweise  und  nameiitlich  an  der  CrniDze  mil  derKceidi 
hal  man  sic  y9V6g  eeigir  gefundcn^  — 

OeaHicb  van  dar  ebw  beUadfaleleo  Gegend  tiaii  afirdtidbi 
▼onLugaiiy  feMen  diese  Sehiehten  gaiuBch^  so  dab  dleKreUb. 
dert  uamiUelbar  an  dan  KoUensandsteta  oder  an  desMir 
KalUager  granaet  Waim  aieh  aber  i^irUiak  dareioal  in  ddi. 
6e84MMm  dea  Bachmnlef  AUiaiigM  ifarige  fiir  die  ZecJi^ 
ateingiruppe  eder  fiir  denKepiper 'chiraktariatiidi^VerstM^ 
,iMr«nigen  ftnden,  ao  ii^  darin  ein  neder  fiewaia  fiir  die  BalH 
sUhuBg  des  Gypsea  durch  WfHam  Zntritt  fittolikige^  SAs^M^ 
aen,  denn  nor  dnrck  aalchen*  kaonle  so  yerxUgaweiae  innerr 
kaH»  eine^  gangartigen  Aenerea  (lings  dea  Baichas  JSaclK 
mulka  der  ki  den  DQnei  mfindet)  derKaHi  von  gam^  vern 
ackiedenetn  geog»datisekein  Alter,  feer^reasen  uodlniili 
Scbwefelsanre  geriWagi  werdan.. 

In  dteseaa  Oypasttge/watdeiiy  dmrck  eiiien  Stekibmcb  bet 
derSledlBacbmui,  machtige  Feisen  von  veBnemAlaba^ieis 
abgebaut,  neben  wekken  aanviiJ  die  obeirea  tSabiehien  dei; 
KnUeofemialian,  ala  aueh  die  jiipger^n  ftkvgfer  und  fiand^ 
aleine  doSallend  verwerfen  aind  -^  aurb  entspring^  ganz.nabft 
bei  £eten  Felaen»  die  SedqueHen ,  iiu)»  denen,  dn\  die  Miftt 
dea  vorigen  Jahrbunderta,  jliiifich  260000  Pud  Koebsub  g^ 
womieD''wurden.  Sie  allien  in  eiiMn  Bohrloeh  au^  nax 
84  Engl.  Puis  Tiefe  und  aoMen  gegen  12  ProcMi  Sola  eMr 
kahen  kaboi^  Man  hi^  nadi  ISngerer  Au%abe  derSiedereien, 
in  Jahre  1833  von  neuem  gebobrt^  und  awar  h|g  auf  112£i|gW 
Fofs,  von  we  a^s  die  Soele  mii  i  ihtes  Gevirichlea  an  Soteef^ 
wiedeniln  bia  an  die  Oberflache  gesticgen  isi  Diese  Bmium^ 
slehen  nur  an  der  Qbefflfidbe  im  Sande  oder  ver^terUa^ 
Sandsleia,  unter  diesem  aber  in  rothem  Thane  mil  Gypi&«»Kaal7 
len,  Gypa-Siod:en  und  einerMenge  gr ober  Holeifgen  wekba. 
daafiekren  ungewShdifberleipbterMli.-  Audi  bei^S^la^ii^^^Kr 


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218  PtiirikaliMli-awtlMinAtiMlie  W 

m^kat  ,Syx6Qh^9iow  woikm  BieiHEne  iingi  d«s  gMittB 
Laufes  der  Nagolnaja,  bis  zu  dessen  westiidttfaMQ  PttnkU 
faei  der  MiMulig  in  den  Mia#  Flui^  vorkonuMa  -«  Ebenso 
beaftilndig  wk  .diese  Erse  in  den  Traasilions^Sebichtett^ 
i»i  ein  Eiaen^Vorkoaimea  an  der  Grante  der  Graruwackt 
mit  dmn  K^hlengebirge.  £s  bestefti  su  groimem  TMh 
una  Branneiseusiein  (EiaenDxyd^Hydrai)  der  aber^aucli 
in  Gelb-Eisensiein  iibergehi  und  eft  durcb  Ha«nl4iiU 
(Eisenoxyd)  eraelct  iat  Sie  bilden  mii  ekieiB  talkigen  Besiege^ 
UieibGfinge^  iheils  audi  Lager  in  dem  Haogienden  der  Grett- 
wacka  Bei  Nag^lnoe  kennt  man  litnfi  t«i  2  his  4  Eiife 
0iiiebtige»  Lager  dieter  Art,  deren  Aiiagebendes  aiif  Sireckeii 
V0&  3Q  Im  fiO  <Sa/enw,  abet,  nwr  bis  %u  7  Fob  Tieie,  luHer*- 
aiieht  ist  und  von  welchen  die  £rae  die  Hiilfte  ihres  Gewich* 
Isfs  an  Gura-'Eisen  liefem  aollen*  Dieae  aowohl  ab  amcb 
Jiride  iilinliehe  Anbriiche  langs:  beider  Gransen  des  U^bev^. 
gaogstlreifea  soUen  dureh  daa  Vf  riiemiehen  des.  Btateeiseti  • 
aleina,  von  denen  des  KohleAg^birges  ieiehi  w  mitor- 
acheidea  sein. 

Zwiscben  denFiJissenMiu^  undiUlmiu^  untefa«liei4«t 
sicb  daa  Uebergangsgebirge  von .  ^wx  bisher  gtschiidertei^ 
durch  enUchiedenea  Vorherrscbdn  der  Grauwacke  und  ihrer 
Kalklager  fiber  den  kieseligeu  Wetzacbiefie^r  —  bis 
dais  man  es  am  Kalmiuf  selbat  und  liic^s  ein^  von 
Weslen  kommenden  Zuflusaes  lu  demstflbeil  (die  Mokraja 
Wolnowacha)  in  BerUhrung  mii  krystaliiDischeni  Ge* 
ateine  findet  An  derMiindung  derM. Wolnowachain  den 
Kalmiutf  beoiierkt  man  Diorii-*  und  Grfin^lein-Porr 
phyre,  von  den^n  dieFeldspalb<*reicberen  in  dem  Granite 
slebeni  walirend  Hornblend-  und  Eiaen^reicbere  die  Sehich-r 
ten  der  Grauwapke  und  des  dori  sebr  ousgn^ehnlep  Ueber^ 
gangs-Kalkes  queer  durcbscbnaden.  Von  diesw  leUiem 
Porphyron  will  man  sogar  einen  Uebergang  beobi^tet  baben 
bis  zu  Felsen  von  Thoneisen-Siein  mii  sikdenlormigen 
Absonderungen ^  welche  dorl  gleicfafalls  die  Grau\facken- 
Schichten   abschneiden.     Ein   sehr  metkwiirdiges:  Gliedider 


GraHWadBenimiialimi  faal  nuia  aieral,  Q2Wtvsi  weal&eh  vm 
dbm  eben  gtDMiiteB  Punkto^  bei  dem  Dorfo  Slyla  keimdi 
^gtiml,  wa  es  anf  eiaieni  grdben  Congloiiierale  liegt,  welehM 
stt  M iiUsteiniin  geb'reckttn  wird,  tpiter  aber  auch  in  dmt  Rkdit 
tang  des  Simckem  (bora  6 — 7)  nach  beiden  Saiten  ^rfolgb 
£s  ist  eine  bis  su  7  Fub  dicke  und  niaisteas  gagan  30*  fai* 
lende  Scfaichty  yoii  didilaan  aaehgranam  und  halbdarchsiditigeni 
Uontatain^  waldiar  auf  waitmaebtigeniSdidefatan  van  weifseia^ 
;i;aibciiivnd  hellrothamTbonaaiii  Jaapis-Lagern  mbb 
Daa  Hoanatein  ist  gans  erfSUt  nit  gawisian  elnischaligen 
vielkammrigenHusebaln  die  naah*  nieht  nilfaaf  beatimait 
and,  und  dar  Jaspia  mil  Abdriiekan  w>ii  sweisehaBgen  im 
man  Bit  einai,  doak  wohl  kaum  varkannbatan,  Pactan  g«j^ 
ludlan  hat.  Bai  Styla.  aiad  die  Schichian  diaser  Farmaliatt 
gebogen  and  so  salir  gaspaken ,  dab  oft  selbst  dia  Veiateine» 
nngen  in  Siileke  getramit  skid.  Bargkf yatall  ia  Hem  HaiHr 
ataine,  bildat  eiaaalBa  DraaaA  adar  baaaliai  klia  VantlniiaT 
fuogcn.  —  Hemi  £iahwaid  schaini  aua.  dieaarGtigendnte 
aine  KaraUe  sugekomiQan  su  sein,  die  ar  au  Harmodilat 
aiabt  (H.  confertu^  Eij^hw.)  und  kanm  Sihiriscken  SehidiUui 
auschf  eiben  wollte !  -*- 

Von  dem  Gramwackenkalke  bei  demDorfeKarakiiba-(am 
KaimiiM  nahe  an  der  Maadung  der  IVL  Walnai;v:acllA)  gfttbt 
Harr  Oltvieti  an»  dab  er  ▼arachiadene  KoraUen  md  Mtt^ 
adiebi  entbait,  von  denen  er  Ammanitan,  TerebratdlA 
«ad  Cb  a  m  a  e  au  erketuien  glaubte  £ine  entacheidendiaa  Yaat 
gieicbung  dieser  Verateinarungen  ist  nm  ao  wubsohenswravtbet^ 
als  grade  in  dar  dortig^K  Gegahd  awch  von  der  Koblenfovt 
mation,  die  Kaiksehichten  (der Beiigkalk)  die  entwiokclt4> 
Stan  sind.  Diesa  granaen  dorttheiis  an  die  krystallitiistlban 
Geateinei  Ihaib  an  danTransiiions«Strdfen,  iiber  dessen 
Auadebmlng  gegen  Norden  aben  dadurch  noeh  bedautanda 
SwaifiBi  rarikkbieibeB*  So  wird  ein  Flubspath  -  fiihrender  Kalk 
in  der  Nahe  und  nordlich  von  der  Mokraja  Wolnowacha^ 
und  ein  anderer,  welcber  eioen  £0  Sajen  breilen  Gang  voh 
EucitrP«H*pkyry  so  wia  auch»   bei  deok  Dorfe  ICarakilbal 


8M  Ms^dUliidi- 

vnrei  grofre  HShleti  e^nilt,  von  eudgm  BeMluwihcm  fir 
fiergkalk  ^cAiatten,  von  aodero  Air  Gt ftnwaekegezo^ettk 
Herr  Iwaniskji  vemcherl  dali  man  ki  diasen  HiUeii  kdnt 
diluviaQiachen  Knochtn  -lUsle  1»enierkfc  r-^'.oBd  dodi  aind  aic 
gahs  ehne  Stalaktkeii  nnd  werdm  jellt  van  viden  Vogeltt 
md  Vierffiasern  hebueht.  ^—  •     < 

Die  krystallintacken  Oriiurgiartcri  deaDoneier  Zn* 
^ea  und  seiner  weailiehan  Fbrlselsung  aind  grolaenibuli  Gra« 
nit -und  GneuSi  ^-^    :Sienit,  Uorhblendaehieier  und 
Gabliro  bilden  uatergeordnete  ParUiien,  niniTlieil:«miUen  in 
derGrahitischen  HanpioMiaa^  wdvend*  Porph  jre^Baaalle 
vhd  'BOglnrwabriiaft  vulkaniache  ErupliottS  r  Oealaine  mehr  an 
der  N«td*  ttnd  Oal'-GrMme  ^aaatibte  nroukommen:    8or  aieiit 
man,  von  dem  KaJmiua-Thale  ana,  advwaree  Gange  van  2 
nnd  mehreren  Sa/anen  Breiley^  wdche  die  umgebbnde  Granil? 
Ebene  vrie  ChauMtn  dnrchselBen.     Sife  beaithen  :aua:  einnr 
baaaittaoben  Hauptmaaie  nril  Pyr«xen  "^KryalaUeh  (Augii^Pois* 
|iliyr),  aeheliiefi  fiber  daa  angranaende'  Gestein  nicbl  ehan  auf* 
ftUend  vwKhdert  an  haben.     Anadriicyidi  wird  Diaaea  vfiB 
oigentlieben  Baaalfen  veraicherty  welcbe  ebenfaUa  ab  einaaider 
oft  durchkreuzende,  GSnge  und  biaweilen  aiicb  knpfan«>Kaiug 
in  demaelben Grani^iateau,  eh¥a  ao  me  in  dem  LanaUaer* 
uhd*^indemlser«Gebirge  inDeuiaobland,  beabaahtei.iindL 
Bei  dam  Dorfe  TsckertnalTk  am  Kalmina,  40Weral  ober- 
halb M a rinpol^. warden  aua  einem  aoldhen,  2 Sb^neil brriAoi 
und  mitlen  im6i^ani4  steheiidenBaaaligange,  WerksHldko 
gebroehen,  und  man  bal  bei  diesen  die  glalten  Wnde  dea 
umgebenden  Geateines  Uofegeiegty  und  vSUig  unverandert  gb* 
fon^n.     Die  DrusenraUime  dieses  Boaaites  aoUen  Apephjdlii 
nnd  Zeolilhe^  aber  wemg  Olivia  endndlen.  -—    Ein  basaU* 
aeher  Mandelslan  mil  Kalkspath  und  Griin-Erde  in  den  Zell* 
rlHunen,  der  bei  Karakuba,  hart  an  der  GrSnze  des  U«ga* 
birges  mit  dem  Grauwackenkaike,  Ueine  Kuppen  baidet,  wird 
wofal  mit  diesem  Gang-Gesteine  feusammenhangen,  utid  viei* 
ieicht  auch  ein,    in  derselben  Gegend,   am  rechten  Ufier  dea 
Kalminsy  anatehender,  Trachyimit  Augil'-KryatJiUen.' 


Zoateiid  Q. BiitwirtwIiBg  d.-  ynjjtjtJTji— fafapn  t.  9m§»  BniOma.  ftk 


faofge  iks0r^  kvjfvtallfiiiBdifft  (i«»MKie  jaEot  d^tAm  ifov  Kar*- 
pjilbeo,  fiodel  Hurt  OUvieri/auch  4iHrch.|$l^u$be  mnieralo* 
ipfldui:fir$clieiiiwgeii  in  htiAm  ^agdn jot  baitatigt.  Nfemcoit* 
fidi  dureh  das  bauige  V^acbonm^ki  yoa  Opal^Q:  n^Hw  dM 
fimptiMK'-Gesimien'iin  jGiwiie*)  df s  Mari^i/olerJUaiae&r 
Die«e <iiiid jaianake  Md^rd  JSigMlbiiiQliobUUeft.dftr  Siii^ 
Bmajjohcii  byislaUiiiwluen.GiiM^itoe/  iw -dUP  bau%e  Vor- 

Uii'^Laeer  iti  dairistifcaB^*^)  iiiid\darU0fii^bia!n^rJSahie|aa 
anlKaltaeliik,  «fekkifr  Gin^  VOnikabr^ddr  iiod  aii(iievdaa}> 

dieses  Vorkomipen  auoh  dera  der  Opale  am  Marekane  bei  Oqliozk 
alinlich  werdcn  nnd  dann  docu,  im  Gegensatz  zq  an(I<^i-iveitig;en  Be- 
hanptungen,  far  starke  Yerandemng  des  Anliegendeh  durch  die  Erop^ 
tions-Gesteine  sprechen  iviirde.  —  Der  grolata  Kreis  Tda'>dM  Oj^at^ 
ChigMia  bel  Kaaiehas  aitii^  Bperle*  {4^  Ar.  It*  a  V.  JPydaJt  naoh 

4m  Va  M9ilei^4ftrf A.«Kifrr«t^ .fiiid-^949 .d4t Uk^iv^^pJ^it C^si^ 

.  ,MU«.07*  9r-.;3yf  a  y.  Paria)  Iw^  aii,,dem<l«t«te|r«n  Poi^te^  dif 

Kiclitang  bora  ^,0^4  welche  mit  dem  allgemeinen  Streicben  im  Dor 

nezer  Gebixge  Tollig  ubereinstimmt.  —    DasNord-Ende  des  Sud- 

Rnssischen  Granites  am  oberen  Bug,  be!  Jitoftiir  ti^s.  w.  bteibt  in- 

'  design  TOir  dieset^Liide  beMebUMl  adWRk^!' —  •  ' 

^  Mit  diesen  SMUf'-ynAi  aMb.^ete  sidiMi 'L^fer .  awMoaiiaahaaawi 

:Vel(QlMs«i«lb||^Kunmv»  lQ-^12AI^ett,«tt#.  toiKJ«Mt«rino«law, 

^IMO.  D«jepr^ge6iii|deii  bat^.^Ea  beateht  ganzti^b.  aos  einem  veiisef 

•  porosQii  Jtfinerale..  des^ea  von  Herrn  Uimow  ff«macbte  Anabse  mit 

der  cliem,  Formel: 

;   •/  '  "'AitSi«+Aq.    •    ■  •  ;    •'- 

slemlich  mAel  tftereiitttimmti  indem  desaen  ftestandthette  liach 
dem  Versoche  der  Formel 

Kieselerde  66,00  67,35. 

Tbonei-de    24,18      '  24,lB 

Wasser  9,47  8,47 

SfiA  wiuden^  (Im  Gorji...J«  atebt  falscblicb  die  Fonnel:  Al.Si-f'^Aq. 
■  so.wie  aacli  berecbnete  ZaliLen  die  mit  gar  keinem  atomistiscben 
Aosdnipfce  lilbereiiutiiQ^eip).  Herr  I.  baU  dieses  Fossii  fur  Cimolit 
V9II  weldiem  es  jedoi^h  durcjh  eio  groDseres  specif.  Gewkbt  {2^1)  ei" 
waa  abweicht. 


iiMli'iiemiBlehwAld,  aoeh  2rirkoii»*)'Mdiall,bel&riea 
aber  •  noeh  w«it>  getioHerer  unci  vM  AetaiittrterM  Kartell  ODlttr^ 
sl&Csler  BeBchrefttitfgeti.  --^  Von  EneA  hal  inaii  BraomiBciH 
stein -Gange  wekhe  in  d^  Doneier  (^aowaektn-FoniiatiM 
io  hmfig  aind ,  audi  in  dam  Granit  mid  Sienil  dieata  Zugea 
ge&mden.  Am  Knitsehik  ragen  aie  wie  adbaMAiidige 
Berge  fiber  dieae  KtyBtaUioiacben  Geateine  kervor;  «-^ 

Die  von  einigen  Beobachtera  tfuageaprocbane  Hnttmng 
auf  Gold  in  dem  Granilackutlei  neben  den  naekSiidM  :ffi«faen** 
den  Waaaem,  benihl  bis  jetet  hauptaSehMimrf  der  Benemnflig 
der  FKisse  Kal*diiu#  and  Kal-tachik  welahe  an  dasT««t 
larische  Kal,  das  Gold  —  ennnern.  (Kal-miut  soil  Geld- 
FIu(s  heifsen).  Auch  fehlt  es  fibrigens  nidil  an  Grilnstein- 
und  Quarz-Gangen  in  dem  Granite ,  deren  Aehnlichkeit  mit 
Uralischen  eine  solche  ErwarUmg  etwas  naher  begriin* 
den  diirfte* 

Vereinigt  man  Alles  vras  bisfaer  fiber  die  geognealiaehen 
VerhSltniase  des  Doneser  Gebirgssugea  kekaitnl  gei^iwr* 
den  isty  so  bl^ibt  kamn  zweifelhafty  da(s  demDurchbruch  der 
krysiallinischen  Gesieine  in  demselben,  die  Hebung  und  steile 
Aufrichlung  der  mngebenden  Schichten  des  Uebergangs- 
Gebirges,  der  Koh ten** Formation  und  wobl  audi  der  des 
neoeren  Rothen  Sandafteiiies  aiuiisehmben  seL 

Einen  Zweifel  iiber  diese  Annahme  kSnnlen  mir  etwa 
Herrn  Dubois's  Beobachtungen  veranlassen,  nach  denen  in 
dem  Thale  des  Dnjestr  (49o  bis  47<»,7  Breile  und  23<»  bis 
26®  Ost  von  Paris)  eine  horisontale  Grauwacken-Bildung 
von  bedeutender  Machtigkeit  anatebt    Beachtet  man  indeasen, 


*)  HeiT  Iwanizkji  (6.  J.  1833  H.  10.  pag.  100),  von  dem  Herr  Bich- 
wald  die  Beacbreibong  des  Yorkommens  dieses  Minerals  entlehnt  hat, 
hielt  dasselbe  noch  nicht  fiir  Zirkon.  Er  beschreibt  es  ab  inOkta- 
edem  krystallisirt,  von  gelbbratiner  Farbe  nnd,  nadi  einer  TOiRttfigen 
Untersuchong,  aus  Kieselerde  nnd  Tlionerde  ohne  merkliche  Betlnen* 
gung  TOn  Eisen-  oder  Manganoxyde,  bestehend.  Er  mafo  also  die 
Zirkonerde  fiir  Thonerde  gehalten  haben,  wenn  sich  die  neuero  Be- 
stinunitng  bestatigt 


«diifo,  aMiich  VM  dlsMR  iiuirl3wiii>digeii  Sthiehten,  duke  air* 

4re.G«uHlinaBie  m  Tage  gdbl*),  nad  swar  in  nMU  grBfrena 

Abtland  Vm  itmea  aia  die  ndrlliche  swisebeB  dem  B«ig  imd 

d«ftiJ)iijepr  «^  itiid  dab  aocb,  nach  Herm  DRboia's  V^^ 

flmCbtog)  im  Oiteo  imd  diehi  neben  denaeibeo>  ain  fritter  wait 

^adbnalerar  .abte  conlimiiilidier  Stntifeii  von  kryalaliinischaai 

Geataise  aaitahr^),  ao  kaamaian  Ttn  der  dorligen  Laganiag 

home  VthemnakBmmsag  vdi  dar  am  Danea  erwaiian.  «^ 

Bfan  vardaiikt  dagegra  faniereniUiiMhIiMa  fiber  die  Hebmg  dar 

4iardlich  vQBi  det  graftan  GraaiUMasaa  getegenan  Geiteine, 

•f&iigm.Beobaclrimigan  aa.dam  Charkbwar  Gouvameoiaii^ 

20  Wevst  waailieh  van  lajum,  hA  Petrowak«    Dfer  huh 

Jirta   SireifeD  dar  K^aklenformaiion  welchar  aaeh  dart 

naak  aiaBudi  mitten  in  der  K^eid^  zaigt,  isi  in  den  letoten 

Jalnaii  von  Herra  BiSda  oalarsiichi  und  bescbriabeta  wordeii 

(ndie  oban  S.  266).  ^    £r  beslchi  Tide  die  frfihar  gasebil- 

dcrlah «aua  .Wecbsebi  vatt  Scbibfertb^Dii,  aiit  Congiamah 

raJen^  Eiaenaleiiien  und  Kalk»  in,  ^toien  man  bia  jalat 

vier  Kohlen(l6tze  von  3  bis  dFufBDicke  geinndan  hat  — 

miA  abgleicb  Harr  fiiode  m  gladban  genaigft  iat^  dab  dieae 

£ahlen  eiwaa  jiifiger  seien  ab  die  yon  Lugan,   so  fi^an 

•daebraoeli  aie  deoa  Bat gkall^e  gana  nidia>  nad  «ntaiadie»- 

dan  aidi  daber  eben  ao  rnt  jeae  van  danganigen  WeaUGur^ 

paiaaheo/  welebe  bst  an  das  Rdthliegettde  graaaan***). 


r^^^-^-T" 


*)  iaf«9  »«ito,  aa  bb  aa*  Cbt  ^on  Pvu. 

hei  48*^  Braite  a?^  Ost  vonParo,  aag^i^ebeii.  Nach  Hecrn  DaboU 
(Conchiliolog.  ifossile  [dvL  Plateau  Wolh^no -Podolien  p,6.) 
ULfst  sicli  aber  Ton  diesem  eine  Fortsetzang  bis  za  den  Porogi  oder 
Stromsehnellen  detf  I^njestr  Terfblgen. 

^  Me  ^OoniAiliM  wAthe  iiadi  Btttn  Ri«rh#aU#ifctltiin]Mn|ea  mm 
dem  Kalke,  lud  die.Pflanzen  welche  ans  dem  Sandateine  dteaer  P«- 
lirowaker  SohlMigebarge  angegebea-  wdrdea,  aiad  Tan  den  frfiher 
aeaaiuitaaTanLttgaiifiichtweientUoh  tenNsUeden*  ShmeiieaLepi- 
dodeadffon   (L.  BlSdit  Pisclier)  aa»  dem  Charkawec  Hudblen- 

>  aMidatein  lai'iqBttll.  de  la  See;  4ea  Nat  de,  MascouiaiO  p. 237 
angezeigt. 


Plktrikilifdi^VMllMiiiiiliMAM  WlMflHdttflM* 

Mmii  kennt  von  iHeser  F#raiflliottiemml)urditcliiiilt  von  aidte 
«ti  300  Ehgi.  Fufs,  md  hM  iibeniU  io  demtetben  die  Schicb- 
iell  om  50^  bis  60«  gegeti  WSW  gendgl  •  gtfiarien.  Gam 
nabe  bei  diesen  haben  aber  mm  die  Jora^Gertciiia  woldie 
unsereKarte  andeatel,  em  Fatten  von  6*'bia  lO*  gegai'NNW, 
mid  veranUaseii  daher  m  dem  Schhinoc  dafa  daa  Rnaaik 
9«he  Kbklengobirg  vov  dar  fiildvng  dieaoT  Sebieh^ 
teny  j^edoeh  wahrtch'oinlich.erai  naefc^-der  ider&eclih 
^  aieingritppe  gehoben' wrinle. 

Die  Jara-Formalionboi  Pelrowsk  und  Isjum  b^ 
atehl  AbrigeM  nach  HerniR  auBQinem  gegen  10  Fills  mScb- 
tigM  bunion  Kaikeoliae.VevateiKningenv  miler  wel^htom 
liadi  ekiander  ein  6  Fills  Aokca  Oo'lith^Lager,  ^nO'an 
tH*raktortsiisclien  Versteinerungen  fiufsirai  reiclie 
Kalksohichi*),  und.endlich  ekSaDdsleia.fblgtny  wekber 
-Thonetsenslein-KiioUen^niil;  Pflansenreslen  Xmd  ondh  nug^ 
BramikoMeitlager  Mlhflt  .  Daa  Ganaa  hai  &aU  <9d^  j>ald^  nar 
aO  Fab  Dkke,  inAem'  die  dntelBan  Sducfalen  sidii  oft  katt* 
fSrmig  verlanfen.  — •  '-  -  .    .      .       .  i  .  > ,  / 

*  Was  eridlicb  dfe  jiingbten  Fennatioben  ;in  dtni  Sfid^Rii». 
aischien'  Distvikte  betrUR,  ao  schlialsen  si^sh  an  dteoben  ar- 
\  Withntan  BeabachUngen  fiber  die  Kraide  in  ^inibiiU»r  Gov- 
\  v«raemeiit  (S.  35)  lun^Lchst  die.  fiber  dieaeibe:  mA  ^Uierd&e 
•lerliaren  Schiobten  vanSasi  in.der  Umgagendvoiv  Kurak 
(51S7  Br.  33«,9  0.  v.  Paris),  von  Bloede  und  Wasiljew 
nSrdiich  von  Charkow,  vm  fiO*  Br.  und  M«.0.  v:  Paris,  — 
Von  VSlkher  swiscfaen  den  Mftndtthgen  des  Dnjesfr  und 
Bug,  A6^  bis  47«  Br.  und  26«  bis  3d«  0.  vl  Paris;  und  die 
schon  allgemeiner  bekannlen  voii  D  u  b  o  is  ah  Aem  olieren  Laufe 
dieser  Flusse,  (50o  fir.  22^  bis  26«  0,  v.  Paris)^  von  £ich- 

vsald  in  Litbauen  iwd  am  Kaspischen  Meene  w  wie  an 

■I    ■     I  II 

.  *)  In  dem  Gom.  Joami  IBiU  H«  6.  «6i4ea'daf«B  aaoh  Bnn  JBioli- 
«al4AAf«liiDiiialig  Sngofiibrl:  Lyriodaa  cUTellatnm^LgraiaaTis, 
Lyr.  libtatrnm,  Lyi^  ancleiiS)  AsUrte  tetrag •»»»  Ammoni- 
tes plioabilii,  Pholsd^my*  Mjn^okisoalii  Grjpluiaa  dila- 
tatSi  aebst  TnrritelUen  and  Oitre*en« 


aSMtaaa  V.  BAftwioMttiit  ^  fiociMit.  KmaMum  r.Entig.  RaUkmL 

item  NM^-Raiide  des  Kaukraairs  swisokaB  ^dem  Sefaw«i^ 
se«  und  Kaapisehen  Mbere  (45*  bs  42«  ik.  36^  bia  4&I! 
O.T. Paris)  uad  voh  Pander  uad  Vierneiiiiiader.Kriroi.  -!-r 
•  •  Sre  hAen  an  ib|^  verscUadaiien  Pitnben  sowohL  dar  ii^ 
aamme^bailgAndeii  KJ;eidefl«ohe^ltet«ha  anaera  .Karia  dav^ 
ateill,  afe  audi  der  von  ilir  darch  TariiarrchiciiteA.  ga* 
krennlaniSbiaka  dei-salbeii  FaraMtaon,  so  iibcranifiliaiiasettda  li^ 
tboki^Miie  'BaaohaKnheil  nad  nakt  auahi  so  Tiafe  Aehiiliidi- 
kaH  der  aparsaat^  varkoaunaiideD  Ventainmai^gcii  aadhgayiar 
aen,  dafit  ntcaen  Eotitelaaig  anaeinaoi  einaigaa  Etackaa,  bis  jalal 
die  wahrscheinlichste  bleibl*);  Die  aus  diesem  niadergasoUi^ 
genen  Schichlen  sind  nSrdlich  vom  Dones  noch  in  ihrer  ur- 
spriinglichen  Lage,  und  nur  erst  in  der  Krym  steii  aufgerichtei 
durchEruptionen(einesFeIdspalh-Gest.eines  miiAugiU 
krystallen),  w^lehe  demnach  viel  jiinger  sind  als  die  der 
groben  Sad-Rusmcben  Graaibnasfle.  Dieaeften  pliiion.  Ge* 
ateibe  der  Kr  jna^  und  ihre  Forlaetaungan  <fi»  rah  Harm  I>u^ 
bois  Janga  desNordabfaangea  desKaakasHS  van  demKai^ 
kaaiscben  Vocgebirga  (46*^  firaite  36»  O.  wPar*)  gegtt 
daa  Kasjfisohe  Meer  gesedieh  woidan,  hafaeb  ab^  •  tk<Hh 
aafiMvdMi>  auch  von  dem  TeTliargebirge  gaivi^aeiiilata 
Sefaichten  gehbban;  £s  iai  daber.  dori  selbstVondef  jiiogh 
aten  Formation  nnr  diejanige.Abtbeiiniig  horiaonlal  gebli«bai% 
welch^  Hetr  Verneuil  die  Sleppen-Schichten  (bs  tartiaka 
des  ai^ppes)' genaani  hst  (oben  &  67^.  In  diasen  jfiagsMa 
TeriUradiicblen  koaiman  viela^  Sftiawaaserf^Musabebi  vorijer 
dock  augteidi  milAdTieveny  die  nocb  jetali>  in  densalareiab' 
Stan  TbeiUn  des  Kaspisehen  Meares  leben,  so  wil^.  niit^ 
woMeibalianan  Knochen  eines  See-Smigeibieres,  das  votHami 
Eicbwald  fitar'eine  neue  und  iwar  dne  der .^doblan-Speaiaa 
des  Zipbiua  {Zu  priseus  £icbw.>  gebalten  witd?)»  -  HcfOi 

*)  Gc^en.  Oftten  vnd  Sudosten  verdcn  tpatere  Karten  das  SudrRiuni- 
ache  ^orkommcn  d«r  Kreide  noch  betrachlich  weiter  aXisdehn^  ab 
ilt  untrlge,  denir  man  keimt  sie*  acboA  jetzt  an  def  Oit-«8eiie  dai 
8chwarz«a  Me  ere  a  am  Fa£ie  des  Kankasas,  nnd  weit  dstUoh 
TomderWolcra  in  Oxonbaigichen  GoaTemement(G.J.1837  JN«12)« 

^)  Richwald  die Urwelt  Rnsslands  lu  s.  w.  Hft.  1.  Petersburg  1841. 


PiiyMlinlrodi>>iiwi^6in»Ktctie  VfMtJmhMm 


m  •    .   »         •  f  •  1         \ 


•Vsrneuirs  Anaielili  dafe  die  fiteppeii«Scliiclli^B  treidii 
alfe  medrfgen  Ebenen  ia  der  Krym,  bo  wie  auck  die  akdi» 
ehen  in  Bes&arabien  in  der  Umgegend  van  Odeaaa  mil 
-awiacben  dcm  Sokwarien  mid  Kaapiaehen  Meere  ein- 
nafameDy  in  euiem  Landsee  entslanden,  ivird  dadm^  awei* 
lalhaft,  anch  acheinen  die  Ihs  jetal  Torhandeiiaa  BeobaclH 
iungen  noch  nicht  auareidiandy  um  an  ettlsehaiden  wakba 
-Theile  dea  Sud^Rosflischen  Teriiargebirgas  au  dieiar 
jfingaraa  Abtheileog  desaalbeny  mid  waldia  ae  dtri.  von  Harm 
Dubois. aovaUaUindig  cbarakteriairtee,  Wl)lhyno-Podoli<» 
aoben  gehoren. 


4)    Der  Wesl-Uralische  geognostische  Distrikt 

Wie  die  Kemtiuss  dea  Siid^Reaaiacfaen  Diatrikiea 

Hron  den SleinkohlangrubeBy  ao  ist  die  dea  Weat-Uraiiscke^e 

^on  dem  Kupfer'-Bergbau  auagegaBgen,  dor  aid  dam  grolptoa 

Tkaile  ^aes  weiten  Ramnea  betrieben  wird,  und.  awar  uber* 

^  in  dem  dori  sogcnttmtani^upfer-Sandatein  (mjediaty 

pesefataehanik  der  Rttsaischen  Ber|^te)*     Die  wesUidialaft 

fira-Anbriiohe  in  dieaer  Formation  lagen  bei  Mjoackin^k 

kmaan  6  Meilen  &sU.  vaa  Kaaan,  an  dem  Fkime  Mjoaeka 

4er  milerkaibLaiackew  in  die  Kama  fiUlt  (47^1  O^y^ar^X 

dKe  dalliohalen  in  den  Permsoken  Ravieren  an  der  iSylwn 

iSb^fi  Oat  van  Paris),  mid>  auf  dem  Meridiane  jyou  Perni 

eratreckan  akk  dergieicben  Gruben  von  dem  Parallele  von 

;  Orenburg  bia  aur  Miindung  der  Koawa*)  in  die  Kama  oder 

^  von  51*^  bia  S8^fi  Breite.    Innerbalb  dea.durch  dieae  Graor 

!  aen  bealimmien  Viereckes  von  64  Meiien  in  der  Ricbftung  de> 

'  Pardlelesy  kmd  liOB  Meiien  in  der  dea  Meridianas^  xeigett  de^ 

iailU^tere  Bergwerkskarten  nur  eine  grofaere  und  kaum  xufal- 

I  lige,  Unierbrechungder  Kupfer-Forderung.   Durch  die  H6hen- 

I  verhalUiiaae  der  Gegend  wird  ab^r  diese  genugsam'erklartj  obne 


*)  Der  Rnpfenandstein  fielbtt;  ist  tegar  bis  jetui^te  W  Br.  bakannt. 


to  dMT^ifM  wiAor  belrikUkfa  hkkm  fai  jwam 
inddQ  Getteine^  aoeh  auch  eine  unebne  Obcrflache  (ito^. 
aBitmriMtM  kitle;.  JWe  HMMUOesaaiigtti  ^vihreiMl 
Aeiae  nil  Ham.  PlEofcm#r::£la^f4«f«mliabeii  iiiiiH 
Sail  9migi  4rfi,.¥aQ  fjeni  W^ga  tili«diafrK«««ii  wdPersa 
die,  hei.elwa  58*i&.lmle»  swiadten  49?  tmi  H^  Osl  vw. 
PiNB|rf  aaAhaUcM.^iSokej  libamUSOO  Ua  lOQO  Pan  FiiA  fibiv 
Aem  Biaare^  imA  mUkm  mn  dfiO  hU  CiMPar*  F.  hSber  liegl 
ai»'PeriiL  fiieht  mta  fmMr  /vie  dia  K«bi»  wit  7  l|si(eii 
nftnttoh  vaki  dfcaer  li»im  enta^gl,  uaid  aieh  ihr>  jiadh 
aiaai*  faatr  cHipiiaeli.  g^ribtmOcQl  hwk  vm  114  ftbieii,  wi^. 
^riim  bis  tel  10  MaitM  ge«^  0S0»  Jiaherl  —  ao  Uobfc 
kain  Zvmfel  data  aicb  aio  breMaTLandrjlekeaiBiit  nua^ 
deaiena  SOD  p.  FitCa  Ho4ie  iib^r  dam  Meara,  naeb 
Ni  Oder  NNO;  von.eb^a  jeiier  Linie  —  (odar:¥afll 
iR^ji  Br.;  bei  49Mtia  61^  0^  t.  Pacia)  —  bis  au  fast  60^ 
Breila  fbrUi^ben^  r^  Da  Mb  lum  aber  auch  grade 
dieae  GSagenddiirdi  ma  t«rt«c}|iadcp€a .  Fel^len  der  JKupferw 
gnibek'  au^eiahnet,  aa  wiiid*  mm  dafdr  wohl  keinen  aodeoi 
(Bnmd  vseilMigen^  alaidie  £iiabtung;  dafs  diaae  baawiir- 
Hg^nSilUze  dori  uan-iiielir  ale  500 F.  «njter  der  Ober- 
flaebe;  lie|feA  oaiiaaaili  selhpi  9^  jRjMi^ic^i  a«f  ibr 
•diwadite.  aber  daah,  marWMiea  FaHm  g«!g»  Wealeii. 

• '  ITen  vlakaHvaidAtan  biiaimtarer  ,wd  argiebig^r^hachte 
anf  KH|rferBaB4ilna% --^  .ttilgB  d«ar  Kaoiii  von.  Taf^Jierdyn  j 
flbar/  Perm  Mb  aor.  Welga;  ttngf  der  miuiere*  Wjat^a; 
in  dtaM»  von  der  JKikuui,  der  uoteren  Tschuaowaja  und 
deaen  NVbeaiatae  der  ^ylwa  bngranaten,  eigenUidi  Perm*  ^ 
sdH*  Reviereilf  indanaiiMien  Or^nburgschen  M..a«  If. — 
eimaM  di«l«Bli  ioripie^^eiiie  Tiefe  yoa  900  E.  Fuia  und  aUe 


^  tlMite,  JleM  8.  «,  w.  Mitli,  U.  Sa,  a.  S«ite  3^  q.  £.  407  a.  f. 
AbOi^L  Bd.  1.  aaifte  233.  wsd  die  Gebirg^votte  za  dievem  TheUe. 
Aaoh  Herr  G.  Rose  grundet  sich  woM  aitf  diesen  Messongen  und 
Mil  dett  dinuageiog^nen  Aetvllite,  in  neifiw  .Reiae  Qach  Avm 
Ci^  «•  s.  w.  TU.  1.  SelCe  112.  .    %     . 

Rwf.  ArcbtT.  iSM.  lift,  3.  19 


IBrdem  erzhdlige  Owleiiie  voti  nAe^^gWdiartiger  'fieBdntf* 
frtdleit 

'  Seehs  Werel  sadSstlidi  voti  Perm  iteken  die,  IM  & 
Fob  li^^fen,  Graben  gKnElidi  in  dein  rMMligniiieii ,  ttiefgKgte 
ilnd  feinkOmigen  Sandslein  welcK<Y  an  der  Kama  in  der 
Sladt  sdbsl,  senkrcTchle  Thalwftnde  IriUeL  Sie  veidieh  Us 
Ml  eineiu  fein,  aber  imvoUkommeii ,  geiohkfertai,  gMa  kaik- 
flreieti  aber  viele  klcine  Glifmncnrblaltdieti  enllialtiiiden  La«» 
ger  desselben  Ge9teiiie8^)/welcliM  mil  MlgrtiDeny  kellbliiucB 
nnd  filellenweise  aiieh  mil  dunkeirothen  ifcrdigen  Kapferenrni, 
in  sdir  feinen  Scknfircn  und  Punkteii  duroiiaetit  itt  Dine 
Urelen  auf  dem  Queerbruch  der  Sehiefer  besondera  deolMi 
hervdr.  Die  AblOsmigsOuehen  derseiben  sind  dageg^n  mil 
Flecken  «ind  Streifen  schwai^cr  KoMe  bedeck!,  in  denen  maa 
ieichl  Briichstticke  weicher,  und  vtM  niehl  gro&er,*  Pian- 
zenschafle  erkennt  In  dem  tantfen  Sandsleine  sind  dagegeb 
sehr  grofse^  racist  verkiesetle^  Holsstiimme  nidil  MHem 

In  dem  dogenannten  zweiten  Heiriere  der  P  ends  c hen 
Werke,  welches ,  siidlii^h'  ten  der  Mundmig  der  Tacb*i»#o« 
wnja  in  die  Kama  gelegen,  gegen  6  Meilen  in  iHt  RiohtmAg 
des  Meridians  und  2  bis  2,5  Meiilen  in  der'darauf  senMrechlcn 
c'innimmt,  ist,  nach  Herm  T6cheklesow**)y*derselbei^'« 
kornige,  Kupfer  *- fuhren'de' Sandslein,  sehr  eft  von  verliBrletem 
Then  (dem  sogonannten  ^mjatik  oder  koslyga)  durch- 
^eta&t.  AucH  hal  man  ihn  oft,  in  den  wesUicberon  &aben, 
awf  cincm  Lager  dieses  Thones,  der  dahn  Wa  p  genannl  \Hrd, 
nth^nd  gefunden.  Es  ist  ein  schon  wide^egl^s  Vorm*llfail''dev 
dortigen  Bergleule,  dafs  detgieichen'  Lager  did*  Bklde-  der 
Kupferfohnntion  bezcicbnen.  Herr  Tsvhoklezow  glaubt 
vielmehr  die  Sandsleine  jenes  Hevieres  in  ein^  j4l1ig!ef^  ciil*> 


♦)  Die  FTilige  Masse  illescs  Lasers  sdifsflzl  «elir  leiellt  Vor*d«iD  Wfli- 
rohre  nnd  gledt  hiit  Borax  Kiipferredetionen,  seltist  Via  wo  dfoKnupii- 
rcn  iiicht  sictitYiar  sitiif.  R.  ' 

♦*)  Beschreiliung  der  2ten  Abtheiliine:  «er Permselieii Werke. 
G.  J.  1832.  H.  10. 


stehiciiMr'dMnrfjfe,  mid  in  eind  Sit  ere  Abtheiiutig  trennefi  tn 
dritaMJf,  wcidMr  ktaftere  mehr'VMf  dem  Woncefsirbiieti  GUmi 
ner  and  tuck  mehr  Kohleififllieke  trnd-PflanscnaMrQciie  als 
|eoe  eraiere-eiiAidlei  <  Ganx  enMhii^dett'' Tcrfainndcrn  ^h  da-' 
gegen  ii9' Kvtpfettm  fai  dem&iniblei^e  diesef-Aeviere,  bcA 
Z«n«hiii«  de^o  Kalkgehaii^ff  in ' dl^nisefben,  Weiclie  ihrer^ 
aeits  wieder  mil  ^atlicherer  Lage  der  Grtlben  aii^ammen*^ 
iHffc;  liiid  da»  Kupfer  isl  ^ndicK  abgeschifllCen  da  wo,  in 
der  Nafie  der  Sylwa,  derke  KtAUager  unCer  deii' Sandsleinoi 
auftreten.  -«-  Der  JSergban  in  diesem  sweiten  Revere  lie^ 
ieri  fibrigena,  neben  ien  eigeiitfiehen  iSandetsefi'd.  i.  icm 
erdigen  Mai*ciiit  und  Kupferlaanr  wekhe  ganse  Sand« 
stefailager  ^urchdttmgen  habcn,  aueh  gewisse  "writ  Kupfer -ret-^ 
diere  Sckieferihone.  Diete  Werden  von  andren,  ihneh 
SniMriieh  gana  fihniS^hen,  aber  v9lHg  gebaldosen  Thonen  nur 
dadui^  unleraehieden,'  dab  sie  aii^h  dureh  Verwiiterun^ 
blav  fBrbetty  MrShrend  }ene  unverSndlsri  Meiben.  ^ 

Auber  den  Eolifeiffleeken  (t ache rn'^t  von  ischernoi 
Bdiwan)'attf  den-Abioiinngen  der  erareidieh  Sdrfcbten^  wer< 
den  won  dori '-aueh  ToMtoiidiger'  erbah^ne  Pflanzen  erwSiin^. 
Udler  «iifare»  ais^  einer  Otts/bt  an^'dlsr  Beresovrka  (eln^nl 
ZfittflPa  der  Sylwk^  67^6  Breite)  Farren,  neb^t  Bhnm- 
xwe^dki  and  Taiunenaapfen  -  StmlMien  PriUstiten,  welehe  aSmmU 
iiOk  wMk  eriiallen,  in  60  E.  Fafif  Ti^fe,  ein  fast  2  Fnfe  dicker 
vsaA  gan«  verbrennliehes  bager  (iifi  Simdsiebie?)  biideir. 
Fetiier'BriJNiialiekeSeiRea  verkohlten  und  von  dSnnen  Blechen 
ge^tegnett  Kopfera  durehseUitan  Holaes,  tnvd  in  kalk!^ 
gem  Sandsiaki  anr^^steimes 'kurtea  Slammsiiick  mit  paraU 
{i^ien  LKftiga-Fu-fvhen  aber  seine  ganze  iBberftidte^         ^ 

Wie-'bct  P^rm  aelbsl;  so  gehl  aiich  in  diesem  stIdBdh 
angriMbifden  Revtete,  auf  tvdten  Slredten  der  Kupfer -f&h- 
rende  Sand  stein  aninittelbar  zu  Tage.  Seine  F«irbe  wech- 
■dt  ih  ]Minnf<3ifd[cheTy  Ab3nd^rtfngen  zwisthen  roth  und  rauch- 
grau,  und  er  ist  theils  von  feinem,  theils  von  eiwas  grdberem 
Ijuoode^  <lbne  dopb  zu  einan  eigenllidien  Congiomerale  zu 
weaden.    An  andren  (wahrscheinikh  htther  geiegnen)  Slellen 

19  ♦ 


^Ihalten  4iyb  M  0thr  tf^tr  lu  dutfdiMirM  Midi  jSo^  iai 
M  aMck  «tf  4er:Wj^sfNw4HiUk  Kwiadtm  dkrJKan^A,  'te  i^ 
gegen  SO^  ii»4  *«^  ^y»wii,  .«ejMidk  N.  fli#fcfc  iDibBe  ii«g» 
g^^  e»Q  JE;  Fiifo  liber  <Wm  FWsilivMH,  ifoAirardL  mi  ite 

Herm  Schuwap»^)V».4«w:««««*n»*«^'i**«^  Per»:- 
ftehen . ^  ,vfekii^  ifon . 4eia  J)reiecke  iwiiciito  -der .  K^ma 
and  T8f;Hfi#owfi}A>  119  Nwden  der  IttiMw,  wm  eduM- 
len  Sjwiltfi,  *»  e^giwi  W?*^^.  mi  4lie  &ii«a  |^anii/em- 

Swdrtev^  Meh  iMiiifig  m  Tagi^  atwgdiMd..  'Er  iel  dori  Mb 
Thai^  80  ;f«t8^e<kn.  braunf^tfi^dub,^  d^nNomm  rjaweA, 
von  riawUi  rfstw,  arhttl,  wjiliT^rf.  attfcl^  rtftifig  gaftilAfc 
Abandenmgaa  Pala^o^n,  d.  k:da9.  ^[elitraifte  G^laia,  ^moM 

imD^  Tliepl  vpn  PflanmUhl^)  ;Bwis«Ai(li  ivteMier  man  v«t- 
l^ohiUe  F^en.er^emii^.  9i»»i dunkelbraiin ^.  uni  gcade  a»  iol- 
dbfi9  SU^^  auMai^<l  ki|pfisr-B#i^  audi  Sh  eatfutttan  lartfer 
M^eil  .ai9i^  rimdlMbe  durdi  fiahwe(el*<Ku|ifer  (Kit{i<arf 
GUs)  v^nerzle.  K:|4fi6«»  yoni  idWr  i^roTaa  mm*  SiMrNttb; 
ZvAdfhfii^  4m  SundfUWW  )0^M»  .findtt  mm  dott^.virtikiaMKe 
$lamfia  upd  Zineig^j  laid  dimebeiir  Abdriiclle  ihrar:  Blaften 
JHorr  Sfchupttano  glai^^l  dafs  dieae^Wtflte  van  Aapfcl- •dat 
^ii(BrBiuniaii  heifiiiirfn,  eiaf  ftfeiiiangiaiis  der  vaU^wdog- 
a^fivs  aiirf  doran  dikalyledojaU^aiiBau,  xii  ^aUiafaanfaaNi  dikrft^ 
Die  SlaHMEiia  si||d  meisleti$,  mpnga^WPffen  imd  dab^  doii&kiah^ 
tan.  parallel  fS^^V^^f  d<^f^*  h^  <i^^  ^^  Mdre^  weklia  41a 
.SaP9hlNKinlag«p  s^idusacbt  dttrchMdmeideti ,  m(  ^Uma  Witadn 
aldiand  gebmden.'     .      \ 

.  hi  der  Vtasteemi  der  fiMawar)s;e  vaii  SaiJkajHisI'  ind 


.'I  1 


*)  BothrcibiMig  ifes  dritten  P^ndmImi  €rabeii«R«^erto.  Is.  X^^ISML 
Haft  8.  ..••«./.♦  'Ui     ' 


ZMtMMl  «•  Pafi^l^it  A  glJogaoiC  fteilMiiM  ▼;  Am^.  Rvliluid.  Ml 


dbi>iHioli^  ina  an  ekicr  getbgen  CMtfMmtng,  dttltiek  tou  der 
Kama,  KupisRfte  4ii  eh«i  Saiidiliin^^  ill  weidiem  Hevr 
^hwickarl*)  iMls  adbr  Isiw  KSmisr^ Hidb  «ldk  gif«b«»a 
iimHa  von  Quairs  ind  Kitael-SdiiefM-y.  von  rolil^iii  und  goU 
bom  Jabpiori^o.  ^irfe  Vte'GMnMKridilefoVy  CMorilidiiofer  uod 
tionbknJe  arkaimlt.  Sie  rind  aidHMilMi  nur  lose  iber* 
eiBander  gehkiifli  0OMI  ab^  ddpib  dn  diMa*  Ilianig«s8> 
theiis  audi  mehr  kiesBgea  Bindeaiittei  caBieiitirt>  und  ihr 
iKttphTgAtlltwM  aw  letilom  Fallo  oiMH^Iidi^  tfrfn.  Er  be- 
«ldbt|  virio  inr  ilen '  bishMr  orvfihalloii  Oegondeiij  iBiimeial*  in 
^i^llrton  Enleiii  Inaweikn  hal  man  jedook  aufioidem'  ge- 
•diegon  Knpfbr  <^  WoU  anch  ilovl'iD>  kohknroichen  Flota^, 
ioImii*&289^  ^  goAndoft  Vkr  IMfcn' sOdlMdi  von  Nowo^ 
Uaaijo,  dM  in  tkwi  59M  BMlo(  M'deni  Dorfe  ^jutka; 
^oH  £e  Miero  Ab<lioikB|f  der-SandMiine  und  die  KupteMft% 
,nnt  ihr;.ueH  Art  afeiea  al^honden^Sloekei  vim  nnlen  bet 
^dnneb  die  ^EhonsoKckten  aeliied,  nnd  fiber  Amseften  ein  La- 
ger bildmv  'midm''niil  jenete 'filoduit  vrie  itnii  eiliem  aVge^ 
incitten  A«igMgs|tinkW  fosanmieaiiaii^  lUrr  S eh^wic k  a r t 
.aloii^  Baehl  an  an 'luftefif,  daip-dott  wM  eine  FlOiiigkeil  aos 
einer  liefgehcnden  Sfrfle*  hervergadrungon  aei^  and  aieh  nadi 
dlniiSinlett  M>or  dia*,  ne«ili  rail  Wa$8or*  bededittm^,  rottiM 
iTboiAMne  iferiMHel  Mbej  Zbgleidi  nJHb  dMi  iMnen  Quara^ 
aand,  den  Hornblendkiim^  dM  OSmaeP-  wid  ClderilblMU 
chen  nnd  don  in  dem  W«aor<traibendett  Farreny  die  jelil 
in  dteaom  Lagei*  verkoUl  geCtmden  werda^n,  baben  nriidhnil 
anch  die  vo»  ontai  zikgolrellion  Ki^lor-Efte  abgooelat 

Noch  weiler  nordwarU  von  M^^  Ms  61*,7  Breile,  in 
damTaelierdyner  Kreiaa>  #eMier  die  Granie  doa  Perm- 
sdien  Goovemements  rait  denen  vonrWjalka  und.Woiogda 
Mismaditf  bat  die  Vorliebe  dor  Einwohner  fiir  den  Tanseh- 
Handel  und  die  Flubsdiiffehri  von  Tscherdyny  mil  nur 
dner  Tragslelle,  his  aum Eismeere . bei  Pusioserski 


*)  Ueber  die  StffogMiow*icheii  Salxwerke.  G.  J.  ^37.  H.  4. 


irt  libcf  B«uerdiDg8)  vaa  H^rin  TtchekU&#w»  amk  AM 
w%eMtea  und  mii  im^  Hbngtm  ^gtogmllkAm  Verkiltaii*- 
8M  der  iG«gead  «DrgGUligi  beflchridiea  warden*).  Mem  unr 
tdrscheidet  Moh  dori  tuieii  ob^reti.inii  Tli0|i-GaU^  umI 
•Logem  durcbsettieiiy  von  «mmii  unierett^.^veii  teterao^ 
kaikhaltigea  SiiDdslein>  uod  keiint^  bk  jeUI  niur  in  dtm  enle^- 
ren,  guns  lihniiclM  Kupfer-'Ene  wk  in 'den  Penn^sdien  R^ 
vieren. 

Fast  an  der  entgegenges^taten,  andlidiatctt  Stale  dcs 
Wefrl-Uralischen  Di8brikles»>  aind  die  Gegand  smadMi 
den  Fliiasen  Ik  and  Djoma^  «twa  van  53^^  bis  6&^  Brake 
und  dl^"  bia  53*^  Qst  von  Paria»  und  die  «beraes  wAkA^ 
cben  Kupfergroben  ia  dec$#lhen^  durok  Unrm  Wangenheiai 
V*  Qualen  besobikben  wordtn^*).  .  Ancb  in  ditaem  weilen 
Aeviare  iai  die  am.  haiifigalan -  nuagr bande  GtUvgHrti,  ein  he* 
iriapnUl  geadiidiielerSandsiftin*  Nur.  ga*(  Mud  leigt  er  ein, 
dorh  itmnar  nui;  goringaay  Fallaa  Ef  iai  ibiMa  iveifegniu 
edor  gciiolidii  Iheila  amdi  rStUiob  und  fbremredi,  jund  oft  nnf 
den  Sebichiungati^fen  andcn  ale  in  dot  Hmyimaaae  gaiMit 
Smr\  fiindemH(al  enlluiU  knmet  ieine  fiiiPimecichM|yen  und 
jet  miQiat  tbonig  odar  Qiargelieb>  ibiatreilen  jedeek  anek  von 
jiberwiegondem  KieaelgehAlte.  -  Die. .  camentiBten  Kflndr  aind 
aebr  fein  und  nnr  ia  diinnen  lugeraiiligen  Nealern,  eder  anch 
aU*eigpie  von  &  bia  au  14  Fnii  dieke  FUtiae^  konuni  awaacben 
dam  Sendateine  ein  Conglomerat  aiia  Quam*  Heinaleinp 
und  Kieaelaebiafer^Stficken  ver,  wdbhe  fcheila  rundum,  ibeila 
doch  an  den  Eokeii  abg^rluideti  und  kauna  von  mehr  ak 
2  ZoU  im  Durdiiuesser  aind 

Andreraeita  .findel  man  iibereU  Mriaehan  dieiem  Sand*- 


*}  Geogn.  Bpsclireib.  deg  Tscherdyner  KrcUes.  G.  J,  1833.  H.  5. 

**)  Geogn.  Beitrage  zujr  Kenninils  fler  Gebirgsformat.,  von  der  IJjnge- 
bung  dP8  Pliisses  D/oma  bis  zu  dein  westliclien  tk  im  Orentiarg- 
schen  Gouvcrnement  11.  8.  w.  BiiUet.  de  la  So€.  de*  Natur.  de  Mos- 
cou.  1840.  pag,  ao. 


ateki^,  i9mBiAiednttd«hb'GM^    ak  Thoii-GiillM  od^r 

-NMer  auifweU^M,  mA  eim  iUwUchft  Bedevtang^  diirOc 

•woU  audi  4ei^  dwelbal  TariuMmacnden  bis  itt  20  £*  Fob 

diekm  Lii^em  von  kalUidligein  SchMerlhooe,  mil  havfign 

SMilMitmCitt,  w&omaiea    Harr  W.  v.  Qndeii  irennt  abtr 

ytmk  dieaea,  gewiMe  lelrer-Bniiine  und  ieiar  ei«eiiachi8si§e 

TkonUger,  •bfkichaacft  mt  niilfiestiAwiUi^ii  demSaiid- 

^aaac^  Bur  untengeaidiifit  sjnd*    Aalhe  and  aehr  giimmeriud- 

^•i^e  Abandanpgai  dea  leliieien  warden,  namentlich   Ton 

iK|aadriniAeliep  Sae  in  der  NaKa.  der  Sladt  Bjalebai, 

54^,1  Breile  51^,6  Oat  von  Paris,    erwahni',   w^il  aie  ki 

joinea  leiohl  vernillanidan  Sandachiafer'ttbergehan,  voti  wel- 

•idiant  danai  nor  gewtasa  festereThaile  ok  auffallend  irep- 

•|»anCor«itg«  Barge  atehan^  biaiben.     Nur  an  den  hSharan 

-Punklandieaer  Gegendkennt  man  iiber  der •  ao  meri^wihrdig 

varbtailelan  iSandalriafewnalian,  aine  sahr  miichlige  Decke  von 

boMn^  kalbhahiigan  Thaiaahiahten,  weleha  oft,  durch  Au^ 

laihiiihim^  daa  Kidkea  ia  krmnmadialigen  Sittaken,  da»  Anaebn 

leine?   K a  Ik  •Breccia   angenoaMnen   baben.     An   andareh 

HSIellaB«M  aie  dagagen  van  Horaalain,  in  KnoHen  und  Gang- 

.Wnnmatn,  dutohseUt  --    Sie  aaiiisen  fiir  eiu  aelbstalftmligas 

.GehiUe  gattan,  vreil'der  Sandaiein  niemala  in  odcr  gar  tibeiv 

ikien  iviadaikefari  -^  aiich  hnl  man  an  einigen  Sletten  die 

Kaikbreccie  dieses  Syatemasy  auf  der  Sandateinformaiion  vankr 

gjUdiBantg  gdageri  gafandan ;  namantiieh  so  dafs  sie  bori- 

«sontal  geadiidriele  Maasen  der  Idiferen,  nuaiiaUBrniig  urn- 

gid>t-- 

Attf  Kupiererze  lat  aHafai  innerhalb  des  Revieres  der  drei 
iiiillen  dcnan  Henr  W.  v.  Q.  vorsteht*)  ber^s  in  mehr  ab 
rfiOO  Graben  gebaoi  wordenr*  Die  dadureh  erlangte  Kenntnife 
demelben  vedoakt  sidi  zimSchai  wieder  auf  ain  voraugswaises 
Vbrkomaaan  indem  Sandsteine  und  den  iibm  untergeordneten 
Sdaehien.  Sie  eratrei^kan  sieh  awar  aueh,  unter  nianeherlei 
Ferman,  bk  in  die  obercn  kaikigen  Thone,  jedoch  mu*  ok 


•^ 


f)  la  dMi  B^zUte  4er  StaAi  Rjelebei. 


Wi 

Unnne  litikm,  odUr  sduMdeAdbta,  andi kk  nor  dM 
iMkiniit  irddie  9Mm  «bedlicliiiilie  KufUmmB,  fihtet  — 
MH  Kupfergriin  imd  Kvpfcriaiar  nai  i^fSfgrn  ^  4«i  Sad- 
flIeiM  uatcargeordnelM  SduflCorUiiMiay  oft  Mf  6lrtAt»  'i^te 
100— aOO  ^j«Mfi,  imd  inmier  so  tltfk  InprSgnlrt,  dife  «e. 
•es  Gesteia  von  2  bb  SPMoenl  KtvCnr  eiilUlL  DwgkifliMi 
Lager  haben  jedicb  nicht  abcr  i  Fda  Oksfa^,  wBliNBd  4ik- 
Mlben  £fie  voa  icm  SuidBteiiM,  oft^  aitf-ncli  Wcntwail^ 
eiD  bit  M  aO  Fub  mikiitigoi  Lagfer  «ffiilk»  Wert  daa/dgwl- 
liah  iogetaante  Sanden  ([(eadhUclianajanida)  im^jbta 
gehiUel  haben. 

Audi  hler  aiad  die  SAftderie«l%ras  irtnar  ak  4or 
kjupferfaaltige  Thou,  den  matt  Sohuf«««-£rs  mmaAj  tie  w^ 
den  aber  dcmiocfa»  wegeB  dai^  Rcnlicii  daa  atstluMB  gtwm^ 
Mnen  Kupfera^  voranginvaiae  gaaudit  Aiifter  diaaeft-iiiideii 
aidi  dami  nodi  dio 'groben  Cangiomaratu,.  da  wo  aio  daa 
UAtiganda  desSanderaea  anamocbM,  vaiiJBapla^gtfa.dihdi- 
druogen  nnd  weiHlen»  mil  Soluofarera  vcBidaty  gattngaaai 
Idcbtfliiadg.uixd  eintraglidi^  —  BemarkeDowterlb  mU  ea  dab 
di^egen  die  fHih^  erwiibiile  ieke^ bi auna  AhiJUdaimg  4ar 
Tbonlagery  niemab  Kiipfor  enthalk  Die  BamnayfaEnme 
welche  in  di^en  vwkonNnaif .  aind .  mit  Vimmmyi  ^naMiat, 
alich  liegen  in  diesen  Sdiiabten.TlioBdaanMdBkMllen,  dfe 
jododi  memaia  bauwfirdig  sdieinaBb 

.  Sebr  enUdiiedao  sdgl  sidi  aiKh  in  dieaer  Gcgaod  mmt 
VarstSrkung  jtoa  Yorbommena  dar.Jiji|pleMita,  ia  der.Naha 
organiscber  mid  beaonders  vegetabiliscber  Subatanacn.  fitvde 
diijenigen  Sobiehtati  deH  Saodaleiw  in  down  Hohaiiimme 
▼on  0,5  ZoU  bia  au  1^  Fitb  Dicke,  oh  md  wailan  Stroakdi, 
atiaadiliafslicb  gefunden  warden »  anthakon  Mck  KupCrrerae 
deren  Menga  mit  AnnSbeimig  an  jeM  Pflanaanreate  aoir 
achnell  mid  anQattend  amumiiil.  Von  dan  StiiaMBan  aalbil 
iai  meialena  die  Rinde  gaozUdi  in  Kupfergriin  veparandaky 
wahrend  ihr  Inneres  koUig  mid  mil  dauUicher  HoblexAm* 
geblieben  ist  Andre ,  welche  von  den  Bergleulen  Rokran 
(truby)  genannt.  werden,  entlidleo  in  dnar  nodi  foa^cA 


^Mkii  Ihtik  ^KkUfMMMAe^  iMb  ^Mcb  nwi»bitytodiw»ii 
Hiftk-6Mktar's«ig«nk  -^^  Man  Mmefto  ImMf  M^  dm  Hk^ 
tdgelblt  der  SandMiM  fa  der  NBIm  MkA^iiMBhigar  «li^ 
Mmmiy  ixreriuitt 'd^hB  Mill  mm  in^  diaien  ttdttiAeUefr^iiidvdr 
jeApiMigl'^weidM  iMMt.  '  Das  Vrntcbaieii  »«iiBBiiMt  yar** 
kMraellsev,  md  few  «iib  liifiett  Gtihgaii  imi  MabaUti 
LaMir  dmhiaMar,  Sitenii,  mtig^  ^Mehnll 
gab.'  —  ito  daa  ^  kdpferiuiltgai  ifitliiaferiliaMii-  fiadbt 
glhialiah  VarUddte'Calan»e»>  and  andra'  EifaiBattcadi  aeUr 
hktfg,  <saarib  avcb,  wiaii^U  >aailRar,  Partan.  Gbenad.  aadl 
ablidia  8aiid*evft«  a^  dtoabalbifeinadiitWg,  wail  aU  w^ 
aolsersl  dfinnen  KohlensUreifen  (die  wohl  von  fiBMcvto.ikatv 
riihren) ,  so  vnt  aonst  von  Glimmer  -dmrcJNaaUi  lund.  i  Biawei* 
laii»;jadaah  weil  8eU&er,.kaiiit|ieQ.aii(b,  in  Uai^&9faaa>  jDi^lall-* 
glanzeQd^  Sckwefejikiipfer  yenvaodeHa  Fifam^tnM^  vofr  pp 
unler  aadren  in  einigen  der  enyjihate^  Hola-Li^er  d^^  >onat 
TerkAbite,  Infd^e  der  ^Ipimne.  <f-^.  Von'  MnUuakw  hot^.Herr 
W.  V,  Qiialen  in  ^e^i  Lupferhaltigei^.S^iidaleioe  niur  eiiuiul 
^  l4i0Br  gf^lmdei^  Ea.  war  mpr  lyimge  ZpU  dick,  durd^ 
Rubkohie  blaitrig,  und  aowohl  an  der  olKfea»  Va  an^  (wf 
den  Schiefenaig^-Fladien  gSipdieh  mH  tw^ierlcp  tfuachefa 
beded^t  Di#,  eine  89li  ein  T^o|pb«a  odar  Turbo,  .db.'imdre 
aber  nnkenottidi  gewesen  aeia  —  ;^ei0  d^  vorgekoimiQia 
Falle  dnaa  noeb  forldauamden  Aha^Ues^und  .d^ifip  apbeinba- 
Mi  Eraeugvni^;  w^H^j^^J^ug^  in  den.  al^f^t^l  Erd- 
aebinbten  i(anf.4rik|inai^^  Rj^atan,*  aljtan  Gi»be|i«W;iiid«% 
Zi^merungep.iv  a*  w.)  kniiplpn  aifh  an  friibere  3elf0a  dai- 
aalban.T^lf^cbe,  ivoiv^  ScJiliingenberga  am  Altai,  yw 
Gnmeacbewsk  im  Ural,  und  von  der  Eiaenseche  im 
Siegen*schen.  Sie  bleiben  aber  bei  genauerem  Studium  so 
selfeamy  dafa  Iferr  W.  v.  Q.  einstweil^n  geneigi  iai,  riadi  der 
Analogie  der  Klesel-  und  Eisen-Infudorien,  an  ahnlicbe 
Knpfer-aufsaugende  und  Rtalacbit  <^  abseUende  Tbiere  su 
provoiiren% 


■W] 


Ejtte  b«dMtend0;  Smtaaimg  vm  VMMflioMnMfeB  $Uk 
MOdtrnkm  TMh  de«VYe»l-Uf«liMlkea  Disirik- 
ies,  vtdAt  JMMibe  BMbachker  in  vmffmgpm  Jake  oach 
M^sfcau  gttMndftl iMit,  iti dOii  liuvch  Ucirm  Finktir  y^  ^ 
iieitf  vw^khm  mai  ba^diiiebai  WM^ttif )•  Unter  den  PAa»- 
«en  'ScMmb  aich  nock  kakic;  der  m  4A  Mid  van  «lftM  fiar- 
lihadttam  ^rvinknim^  DiJcuiyUd^^aeai  befimden  an  haka. 
Oaa  kiar  loJeendb  VeoeiohiiiCi  daiadben  anlktti  tAmki  nabeb 
irickn  FacmaD  wolahe  dam  Kohiehgeliirga:  mt  aUaa  Gtte- 
^don  daa  Ma<w  rad>  ja  aogar  (ia  dan  Satajiiihhtfn  Al|ian)  mil 
Mar  JuraforinaiioQ  gnaaain  lited^  mdhhsra  diaai  .Buftieu 
Sandateiie  and  daa  Haa  aualialiat  gakfgaaa  ScUehtea  Ua  lalat 
ciganihfaalirhe; 

L  Equisetaceae.  • 

Eqfdseiftm  calumnare  Brogn.  ganr  rerkohtt.    ddmmlek 
arenaceus  Brogn.    Caiamifes  Irigonas?   KiHorga. 
*  2.  LycapedUceae. 

Sgittqria  leiodertna  Brogn.  nnilentlich  nna  pmt  ron  grB 
hem  Knpfererze  dirrchdrangren.    SS^.  aulcala    flOV.   ap.    in  melireren 

Exemplaren  **)•  I^copodifes  ii^iittiiit.  lAfcop.tntcaiVLsi  Iijf- 
eop.  pinnatua  Bronn. 

3.  Filf  cea.    Mit  Saingfeln  od<»r  StSmiAen: 

Cotilopferif  primaeVaLindley.  OatiJa/rf.  macrodiscoa 
{S^f  macrodiacus  Brogn.) 

Nor  dnrch  Lanb  eriunnt: 

Bocksekia  Gdppart  Barftaf*.  dilalata  nar.  ap.  Ar- 
ckypterif  laneeolala  Brogn.  Pachyp.  latinervia'Kutorga. 
Faehyp.  macrophytla  Br.  AicAjrjti.  inaequalta  Br..  IV 
ieAy;>.  p  e  t  i  o  1  a  t  a  nov.  sp.    Gleichmiie$  G  «  p  p  er  t  i  nov.  ap. 


*)  Bulk t  de  la  Soc.  de«  Nktar.  de  Woacou  1.  L  pay,  «B.  Sie  sdiUefren 
•ich  an  Kutorga^i:  Beitra^e  xar  Kenntnifs  dei  argam  Retle 
des  Rnpfersandsteins  v.  «•  w.    Petersburg  18^.    8vo. 

**)  DerBeachreibnng  nach  wobi  ubereinstimmend  mit  den  oben  ($•  ), 
aus  den  nordlichen  Kopfer^ndstein-ReTieren  envahnteti,  geftircb- 
ten  Slammen. 


rU  (Brogn.)  Wangenheimii  nov.  sp.  Neurop.  s'ali^ifolU 
novJsp.  JVi>«i^o;i.  h'eter<»prhyIldBr.  iVeiiro/».  roiiindifolit 

in  lock^rem  Santhtelii.    Aof  dent  niiMeireii'.BbftAeryeii  eines  Exemplanet 

gab  ehi  I/#ito  <ictifii#  Sdvi^.  WtHtop.  Villietsfi  Be  Ifet&opf. 

GrangerrBr*  hi  dea  WeBt-Uraliidieii  Rxenpbren  der  beiden  letztek 
Arten  siftd  die  Seitennerren  deatMi  aiugedr&ckt,  ^nnd  dieaelbcfn  dahef 
nielli  wie  Herr  Goppert  woHte  %ii  seiner  Gaitang  Adloiiftfes  zu  zif[iei|. 

iV^Mro/i^  dicholoma?  iVetiro/9*  maprophylla  fiii:*  Netirop* 
flexuosa  Biv  Ncurop.  VolUii  Bv.  PecopterU  C^fmAii^ 
Br.  Odoniopieru  arliculata?  Brogn.  ^'iiMtiY^vG.apperU 
Aov.  ^p.  .iiliiiiil.  pttmaius  BCyv.«p.  AdmuU^  gigtlnlem  Gopp. 
Aditmfm  inaequalis  nov.  sp.  AdioHU  Sirogonowii  nov; 
Bp.  CieUmdhiies  (Goppeil)  Kuiorgae  nov.  ap.  (SphchopU 
cuneifolia  Kutorga).  Ghamfpterh  icrenulata  Bro^.  6fb«- 
top.  Phillipsii  Br. 

Von  Thierarlen  aus  dem  siidlichen  Kuplen5andslein.-Be- 
zirke  hal  Herr  Fischer  beslimmt: 
1)  Melius  ken.  ^ 

Tereftroliila  spinosa  Spw.   Spirifer  unduIalusSow. 

diese  jedoch,  Wie  der  fiinsender  aasdriicktich  bemerkte,  an  einem  toii 
Oslen  koBunenden  Flusae  loae  gefandea.  Vnio  Umbonatus?  Umo 
aculus  Sow.  aof  eifcr  N«Dropteris  sitzend,  mit  eineni  ^idMrtigen 
Uebenago.  iMigulal  VBdeaClicli  ira  Sandstein.  Trochus  (spluiUS 
Oder  nov.  Sp.Vklein,  wahneheinlieli  der  obenerwalmte  S.  295. 

s  ?)  Koocheq.  .  .     i  - 

Bacfcaaiine  dis%  Uippo^hem  gracUis  Kaiq^>  mA,  wea  Cfpr-^ 

VUS^  von  danender  teto^re  dordli-.KupfM'griui  inTiirkia  odo^.Qdi^iitc^ 
Yfrwandelt  ist,  entlmlt  die  .Saiainlni^  oline  spezielle  Angabe  d^rSchicKten 
auB  denen  sie  berstainnien.  Man  hi  daher.bia  jetzt  kaum  genotlii^t  sio 
dem  Kupier&andsteinc  ziiziisclireiben ,  obgleicli  Herr  W.  v.  Qualen  dazd 
geneigt  scheint.  —  Einen  runden  schwacli  ziisaniniengedriickten' Koriict 
mit  rhomboidalen  Scliuppen  aiis  dem  Sandsteine  bait  Herr  F.  fUr  die  Kx^ 
tremitat  eines  Sauriers,  obgleicb  er^  wenn  aicbSpuren  von  Flossen  (an- 
den.  audi  \'Oii  einem  Fiache  (Lepidotus)  herstanimen  konnte.  — 

Fragmente  vonSchulter-  und Vordprarm-Kno- 
chen  eiQc§  grofson  Sauri^sri  imd  zw»e  to*  giaiclifir  iirl  mit 


«  >  •  f    .»   *  I 


« '  » 


yWqliieU^s  woUtc.  —  ..  ,   ;        ;  .       :       ,        . 

Eip  Fragment  ier  qnteren  KinnUde  einps  neuen 
Fi«cbev*)9..am  4^1  ol^nerwiiluUen  knUdgfa  Schiplileii  iiber 

luUt  9  ;»iif  gl«ic%r  Seite  c;e|iegiie  Zibae  «nd  i»t  dikcli  Bur  g^  Zoll  Im^i^ 
und  0i9  bit  1^  ZoU  ^och.  Die  Zuzaklnng  za  einem  neuen  Cknus  wnrde 
dnrch  die  Besdiaflejiheit  der  Zaline  yeranla£^  trelche  etienso  kt  wie  bei  dem 
TOB  Mantell  zn  Tilgate-F'oreit  gefiindeiieft  and  tor  dem  ISntdecker 
(geg^  ft^  Wsflito  Aniicht)  stt  Pbttonarar  g^itognieii  9«Mer  (Bk'oaas 

...  BW'Fffdier  ynxMi^  km  dM . Visrt^iI]nllsciM» ;iull  4is  Ia  i^Bglwl 
g^imdeiie  Tbier  zu: 

,  RhopahdoHt  Char,  egen,  .D9fite$  distmtes  peiiolaU,  i^tiolo 
C^yo;  qoronali,  coron^  Bolida,.  cUvaU  aciiiiiiaaU>  striata 

aut  sulcata.  —     Und  zerfalU  diesei  Genas  bM  jetzt  ili:         .   .      / 

Rhop.  WangenheimiL 
'  Kh.  (minor)  dentibus  petiolalis,  coronatis^  corona  laevi 
splendida  subslriata,  antice  carinatisji  carina  denticulata. 

JlAo/9«  Mantellii; 
Rh.  (major)  dentibus  petiolalis^  coronatisj  corona  sotida 
^loDgitudinaliler  sulcata. 

(Synon.  Pkyio9nunu  cylindricodon  ManieU.) 

Das  Vorkommen'noch  nicht  naher  bestimmt^i  Fisclie 
in  dem  Kupfersandsteine  ist  gleichfalls  erwieseni  ilenn  wenn 
audi  etwa  die  schuppigen  Korper  ohne  KopTe  und  'Flossen 
welche  Herr  von  Humboldt  aus  den  Perm'schen  Gruben 
ethielt,  mit  dkn-^onHerrnFiBcher  beschriebnen  xwetfidhaf- 
ten  zu  vereinigen  M^ren^  so  erwXhnt  doch  Herr  Rose  noch 
iEiu&erdem  eines  von  eben  daher  schon  lange  in  der  Berliner 
Sammlung  befindlichen  Fisch-Abdruckes  mit  Schwans- 
fiossen  und  Kopf  **). 


*)  Dieaei  letztere  bit  erst  tpater  nach  Moskan  gekommen^  and  in  der 
oben  (8.  2&5.)  angefolirten:  Lettre  sur  le  Rbopalodon  etc.  Mob- 
con  1841;  angeidgi 

**)  ftofs,  lUlso  n»ek  dem  II#»1  v^  'w.**TbL  1^1^  1I7< 


4j 

Der  dIgmiMie  ftyim^iH^lkifS^kat^aAmmvM^ 

tmd  :gkidiCSiiBi9  hArfcwidMi  SchkMM  -«  ^mdAm 
die  bisher  rngtSAOm  ttralNnfataiiigei  tednvMen.H^  findel 
hidi  diiA.««idtttb  aiNk.w.^bii.Girt^  imd 

MrdMtdkkm  MThflife  dbs  ktRdk  Jtelmidto  Dialrihteib  B«i 
Jangvl^  M  Ikdm  dnmi  KaaiiB^  m^^SttOt  lUMii.PefAi^ 
aielii  man  iiadbte.H0gftLdci«n.  IrdplMuirtJge  ali^  Mva*  4^* 
genndele  AUbaa|^»'  iNW.  fanem^jrolbeD  'Id^^ 
gliiMMrreidMa  S(a»48ieiB«  bMAen.*')^  pm .ibilMk  dan* 
jmig^n  Aiiaadaniog  deaJb^foDifiihrttAdeii,  wekhoniHAnrWane 

SidmiD  k  dte  iMvaiAlidbiMtTbdk  dMatftil^^  .itt 
m  jKceiM:  taQ'  J3)<alftliii  aoi.  K}Atid!r  iner  SM,  i^rftodat 
1m4-  Anch  wvde  iti>  danfelkan  .fialMta.  di^<  w^iUichite 
KupferbergiNitt  b«»\ltM4<iiiM^  kand^  .QKbtr/  aa  Jang^i 
Btt  Siudjenokliuischinsk  iind  in  einigen:  andrw.  Glidwi 
batriOM^n.  ^  .  WaiM .  of|taviiri*>  w:  dat  Slaada  dui^  daa 
WjarUaar  ^6#uiFaiii«Mlif,  iM  riihiwiM  irit  dia*i  QaNntoandi 
Mill  der  Bodan  ^<y|jh  ;ttnd  giM  'ii)»wsiiM  mlrf^imfaiabf  4t 
ZaU  laqg^A  CbiStten.  vM/Ikrii«iiai4,iKi  gas 

vainam  Qwm^f^)  anvairiuuipVMaii.  Aarten'  a«Mi  aariaiteiMft 
Oder  andb  Jir«|»niii«liipb  Jl»akl»riia  .C^gltfmaUteai  upd  iii>wi 
rfmHaanaad  sawafcl  ndfc data  Amtgaheodfen  desKu^pfaraai^ 
atam«»  in.  aiahm^i*.  d*  a^Undim  QAtMte»jab  avifibr  nvit  tja^ 
fer  iiapMUn  /iBMg)Mii0rat«irtig«i  AbapdMingm.  dwpefryjn 
(&  290  iL  292.).  Bei  Malmyseh  an  der  Wjatka  hat  man 
dann  aucfa  viele  verkiaielte  Siamme  dikoiykdonisdier  Holzer  in 


i*i 


■>  I 


'**)  lM«m.,S.  afrl.  .pad  1U*9  He^e  nach .  4tiit  VrM  v^f.w«  Qd.  I. 
•a.  114k  Hwr<qialiaaaBHlaiii[h.aa4;^im»iF>wylgaTi^ 
.  JKrnWIen.  vato  dieiiea  vfft  ^EPiXw^te^i^  4>aipoV«a.iifaari|kt*  -i-  « IMe 

'•  dM,*,ltobea  «ff(|aK|Rr  iieii.iibef  4^.vf|qMfa9liQ|i,iIiD^i9ni>:ia  lUn  tan- 

digm  Ul«il|ia«|«.4|et  FlfUHi9«  cel^t^a^  «a4.*Qi  dkietfM^.WeiM  jiidg«»a 

.  BMube,  «i>w^l.g»iM»  ftUe  sit  «aeli.9i|ii«DB.)l^a^alH)ai  iber  4M,Vor- 

.   kopn^a  voa  PacbT^etmeB-  uaA  iafcwi:YigtftfKy»>iUw>fa  ImKaaifc^- 

taad«t«ia  sa  #iUla«a  Mak      ".   in/ «. ..  •n.-i^.*  >fi        ..  i.  .- 


•  I 

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Mi    '  *'    riijUiriiwii  iMllniiiibiiici 

m  dimwelbeB  Fluaae  werden  awh  witder/  bei  Fysehmtvirk 
Md  BemjMhewtlL  Kupfarandeiit  gtfttdert*). 
I  Nueh  VeNnrigiing  der  Uiker  gmmnfn  l^MlMieiien  vmA 
mah  wdd  <  ekie- W«ileret ,  m  wie  €■  anf  iinsrer  Karte  ge* 
tobefaen  isti  die  Kmifcyfiliweade  Fbrmalion  d^  We8t«-UniIiL. 
aebeii  Dbtriklesy  ntr  rothen  Sand8tein«*Grappe  (dem 
MW(-rM  der  EagL  Geoghoeten)  sielMii,  nidil  abar,  vne  aaeh 
mif  etner  der  neuesten  BeobochUr  (Heir  Kuterga)  wdll^ 
smir  Kohltngabirge  *-):  Waa  ^r  jelai  noeh  von  der  gegen 
Oalea  an  die  Perm'MheD  Reviere  angriteieNden  Gegend  m 
arwShnen  haben,  wideri^  dieie  letxlera  Annahme  valbtiii* 
digt  imd  xeigl  stugteidi-  in  <wie  .wek^  «fie  UiiUirablhaildng  ded 
litrw  ned  an  weldter  der  KupfersandBtein  za  redmea  ist,  nocK 
«creifelhaft  bMbt; 

<  '  Die  geognonHfiche '  EinfonHigkeit  ekiea*  grofsen  Landslri^ 
Aea  4:attll  man  kauai  irgtndwo  jdMalkiker  aitfd  auffallaiidei* 
Atileirbrethen  sehen,  iMe  wenn  uian,  von  Perm  etM,  die  Reisa 
sttm  Und  forttetst  B^i  Kr]ritt«o%v«y  25  Weral  *westliek  vmi 
derSylwa,  betleht  von^cAiiaa^  gegenSO.  geriehteleA  Zofiuemi 
d^ffselben  <der  Babka)  Ai8>  Knke  tJfer,  aue  hellweifinm  F^ 
aen  eines  •  ituissigen  und  dareltfieak#edbleQuerspalteii  gelheil^ 
te»,  Gypseft.  Sie  biMen-  einen  senkrecklen  Wall  dett  mM 
Mch  sd^em  Sireichen  gegen  SSO^  «id  NINW.  weMdB  ver^ 


i   I 


*)  4a  Meil«n  nordUcher  bei  etwa  59^  Breite,  an  der  Wjatka  noch 

oberhalb  Slobodsk,  hat  man  fiber  demTKupfersandstein  schwache 

Kohlenflotze  ge^nden  Weldie  Temidge  Oirer  Verbindang  mit  Ooti- 

^iisefkem- Kaike  Yielleiehl   sn  'tonuicliicbam    gehoren  dMfen   bia 

'  letet  aber  imr  Snlaetst  nntollfttlndigenliluit  aiMi  in4Sr.J.  liti.  Nr«5. 

<»)  Sehr'aullallender  Webe  fiafeem  die' Berren  MuwIiteeR  onaTa^eail 
daCi  man  „bei  ihrer  Anknnft  in  Raftlatod  (16I6)  dafehana 

'  „zweifelhaft  war  ab  datelbst  irgead  eiiie  Sctitob^eftreihe 
,,%wi8chen   dem  Bietgkalfce  and   der  lurafarmafciaa  Tor* 

*  '^kfime.**    8bc.  geel.  de  FVanee.  Sdanoe  da  ai.  Beeemb.  ma«'   Die 

'  Beiehaffeiih^it  de*  W^st-^UMiscliea  IMsCrikiefr  wftr-  doth  aber  fchon 

'  aeit  mehr  als  60  iahren  vielen  Bergtoalen  volMladl|^  %ekAnnt«  ••  * 


*}  StMii,  Revise  «•  ft.  w.  I.  I.  6.  974. 

*•)  ibi<lem  S.  K%.  f^  trie  di«  gtB&ere  iilf<l  bfvtSiidierere  fliUe'von 
Kimgriir,  alt  He  nhf^dtm  ttn  Hans  (^rfM  'RtfilMnilocih  -M  SthMsfeld, 
die  Kelle  bei  Ellricli,  und  melirere  andre  bei  SteifertiNil  ti^  Wtim- 


Zosfaad  n.  BtttliMnlMli  ^A  g#Dgwett  MniMiiart  r^Wm^  Rsliluid. 

Mgen  hm»^  flr^i-d,  elviiff  writer  4*M[n8,  ^lai^derBibka 
Aftrthflcknilteii  ttid*r«kbl  seiMr  Bm^^naA,  voto'jRwvSMMi 
Us  nahe  m  dts^ylwAlh'aL  I>eiiii  mm  dMMi»*]8t  M  Kqii-» 
gur  die  kttrlliinito  HMe  in  idcmNSbai  Oypse,  im  £e  naii 
VM'  ihrem  Bki^iige^  aus,'  anderlhal^b  W.erii  weH  rimge^ 
drangbii  tet»  Ich  Ibabe  -dieae  Crsthepifuilg  aicfal  toUfaotfer  u 
vergleichen  gewiifst  *)y  als  mil  dem  langeti  Zuge  ebenia  sIbh 
ler  63^ebeii  t^iridiey^,  ai»  SM^ilaiufo  des  HairMar  (bei 
Sckanfeld,  Sachaa,  WaHcewiad,  EHiich/ iUeMd^  UAonga* 
tt.  a.),  He  Grinzt  'des  eigmlliclien  Zeckslaina  nit'dtm 
bonleti  Saird$Uiiie-6iiiaiiiinil»  vnd 'dia*  Deallbfae  legend 
der  Permiscfa^n  bia  kia  kleiiista  lihidiek  machL  Nabe  -raif  / 
Knngttlr  aiefat  maiiy  livie- bei  ilUefald  aai  Hanc^  anf  dtrObari 
Ibehe  jetie^  brriten  Wallaa  mmaa^  hadMAm  Tfate/am  wek 
diem  ebiceine  GypibUckn  nur  uai'  aa  aiifWUndar  Aaivwrta^ 
gen  9  md  man  bMbi  ^on  -dbfl^  8  Mayan*  wait  gagen  SO4 
beatandlg  vwiM^han  niedrigaa  Kuppen  eiaiea  galbtiebea, :  himig 
aerfresaeiicai  Raubkatk'ea)  daaseR  AngehU  nml fiegcha Wmhcifc 
tfemen  SkMmnaiilNHig  ndC  dedk  tiy|Me>  nidHf  »eiJifeuwtii  ttfeU 
Zwei  Meflen  Voil  daipl,  an  Iren,  dar  bei  Kungiir  in  dM» 
^yhira  mandel^  48l-dMMlI»e  (Sefltdn  dweb '  SbiCsaioia  angaW 
griffen  und  in  tin  atnd^ea  Gamenge  aua  FlatepaUi^KSnietn 
and  uttveirSnd6rt6to  KMke  varmadalt  Am  Abhtaga^  diaaai 
Gegend  geg«n  dl&  ^Iwa'^fiiidbl  maii^deiin  aubh'^wiedar  baa 
dem  Dorfe  Slaionatawak;  odar  Kljntachi,  aHa  fimd»i# 
Itamgen  wekhe  dm,  MhM  van  Wener  Mganamiten^  ScUbU^ 
Mig)^  zu  beg^iten  jrflegitn ,  aufa  TaHitlliidigBte  cnlwfclQA/ 
Yiele  badfilhnfieha  Qtteltea  brachen  datt  aua'  daui  Abbai|g» 
hervor,  imd  vbn  dev  angrSnzenden  fibna  aliivaen  jibrlieh  att 
grabe  Slticke  in  Mlerlie'gMda.nnlikn,  daft  uaifr^iiehl  amkat 
wagt  sie^zum  Aekarbau  zu  bdaaitoen**). '— ^  <*--•  '•    i.' 


I 

\ 


hmdeiimA  ea  bkibt  kcnflbiNiM  dafin  l»M^ifMc*i  «*f  «eMin 
ftnli*l%>d«rKttpfeMadd«tcui  i»ilt.d«m-Aallr«t«A  4i»# 
Rauklbalktes  itad  Gypica  ir«ll*ti«4ig.  kbgoeluiifr^ 
ftstt-  ial*    '  •  •  •  t  , .      ■« ., 

SMiaoUifie  AilgineiAlMl^Miw  Yttrtttl>iBiM»  ab  wed: 
i«i8  «ODtiii'ttiplithci  Vdrkoiii»eii  djfeafyfisesfttttd'  der 
A^lslafer  wtleliellin.bteglettjeny  .iul  eift#r-«ut  dem 
Ural  parkil^leBi  und  uAcb.iSftdAD.Ma  geg^Q  Otev* 
barg/jradt-Mordeii  aJ>er  .bilu  joaaiiaCO^*  3jr^iN  ioa 
TMbafd^fter&rtiae  r^iiiketidett  Liatiie  m-  lif9U|li§ra 
lieb.dMrdi  dit  iBiMtilieteB  «Pai^eihibedchle, .  aba  daow  kh 
UriM^mir  diatfieachieihHng  doail^upfiNttdMistMicia  aogelfihrl 
Ub^  Dweh  dia  P«riiUadieii<Aeiiaae  ibM^Heir  TsftfcekU* 
a»w  d^ft  Gypiivalt  Mbe.  an  U  lyUUfii  .wtit.w«iii(efbroebw 

lMii,.dbn.bMiKu*g4iPiBdbii^iwia  mMttM  MM»  ^rrtUahn 
Giiiiae.  Gr  Jo^gk  aod«to  Mbtena  dan  Tbafe  (d«.9yiwK 
Ua  ni  daiMVei1ew0iig.ikiitdar'Tack«ja^^afa  md  w«fd» 
auek  ndch  elwaf  lioidliek  von  diaa^Ti.ran.fder  Oiliaitai  der 
KaoMi  geachaau.  Bbn  fittdab  mihmaMf.lvfila  £l«aiatoa  eiaaa, 
aakr  HPMifcan  diditan  Gypi^iiMdkhar  atfeUQiwfi|fe.'aaa!i  ainigaia 
VBMnalfetali  Kalk  wUialti  wdi  dlum^  aii(liJla«d  fe«lirt. ,  In 
attdarn  Gege»dan  isl  d«g<%iii  di^  faato  NMse  bajrataUimadk 
uttd  daniaaiaoh^imtGiiiigeii  voQ.Faafirppa  in  ftbomgan  Ba«, 
ililge  dyrchadUii  weWbe  30^  gegAQ  OaHenlnUas..  An  dcf 
Babka  italten:  in  denHacllnaal»aifiian  bonrifen  Feken,  Trm-; 
inarvivan  ackwaraam  (Sy|ia-iSpalih(Bi  vi»rJwmiaan. .  TiafieSpiat^ 
tan  welcbe   diasan  fiarg^ug^*  durcbaetaaH) .  afbainap  aamaaf^ 


gen)  erinnern,  lo  leigen  liclii  aef.aMz.fleieKa  Weke  ip  j^e^ipi  €•• 
( .  tvM /BIcImi  la  aatocirfiifibe  ScUallta  wiA  4M<|a«ilfta  van  aaffiiPea- 


ZmHtatA  tt.  BaMdnlMig  d.  geogntit  KraihilMe  T.'Biin^.  Ruijlftiid.  303 

Simdien  pahdleL  Sie  nnd  aber  amcli*  dort,  dttich  grolsartige 
and  noch  iamer  fortdauende  Binslurxitngen  unterbrochen 
worden.  Von  aalchen  seugt  schon  das  Belte  der  5ylwa 
welches,  IroU  der  Kiemheii  des  Flusses,  an  einigen  Stellea 
eine  Tiefe  von  13  52i;cnen*oder  91  Engl.  Fufsen  besitxt,  und 
ebenao  auch  viele  ninde  Seen  neben  ihrem  Ufer.  Mehrere 
Btarke  Bacfae  welche  diesem  Langenthale  suflielsen,  verlieren 
aich  unter  die  Erde  obne  es  zu  erreichen.  i^e  mogen  in  der 
Tiefe  wit  jenen  Seen  Eusannnenhangen.  Anch  erklart  sicii 
nor  ao,  daft  die  tiefen,  trichterformigen  Locher  nod  Spallen 
die  man  attjahriich  entstehen  stehl,  sich  ohne  siehtbares  Ein* 
mfinden  eiiies  Baches,  sogleich  mil  Wasser  ffiilen  und  bald 
darauf  sehr  fiachreich  gefunden  werden. —  VondemKalke 
,  der  in  den  osilichsten  Kuplergruben  in  immer  geiingerer 
Tiefe  vorkommt  und  der  dort  die  kupferfiihrenden  Sandsteine 
entscbieden  abschneidet,  bat  man  den  (Jebergang  in  den  Gjpa 
an  vielen  Stellen  beobachiel.  So  namenilich  an  der  imteren 
Tacha#owaja,  wo  aich  der  ietstere  westwarls  in  die  kal- 
kigen  Sdiiebtoi  verlauft,  welche  die  bei  Perm  anstehenden 
Sandsteine  unlerteufen»  Herr  Tscheklezow  giebt^  auf  sei- 
ner Karle  des  zweiien  Perm^sdien  Revieres,  diesem  west- 
lich  von  dem  Gypse  gelegnen  Streifon  kalkiger  und  sandig- 
kalbiger  Gesteine,  eine  fireite  von  5  bis  6  Werst.  Vielleicht 
finden  sich  unter  diesen  auch  wabre  Dolomite)  so  z.  B.  an 
der  Dikaja  und  Beresowka,  zweien  Zuflussen  in  das  linke 
Ufer  der  Sjlvra  gleich  unterhalb  Kungur,  ein  grauweifter 
sehr  fester  Kalk  welcher  auf  den  Wanden  der  zahllosen  Spal- 
len die  ihn  in  zellenformige  Bruchslucke  gelrennt  haben,  in 
glanzende  Kryslalle  verwandelt  ist  —  * 

Eine  Reihe  von  Salzspuren  welche  man  in  diesen  Re-^ 
vieren,  hart  an  demOst-Rande  des  Gyps -Welles,  kennt,  wird 
jelst  wohl  nur  wegen  des  Reichthumes  der  llezker  und5o- 
likamsker  Werke  weniger  beachlet,  doch  gab  es  friiher, 
grade  wie  bei  dem  letzleren  Orte,  auch  im  Kungurschen 
Kreise  an  der  Barda  und  Schachwa  —  welche  re^ektive 
nahe  oberhalb  und  unlerhaib  Kungur  in  das  rechte  Ufer  der 

fUst.  ArduT.  1S«1.  Hit.  2.  20 


^ylwn  miinden  —  und  im  Periii'tdieiiy  m  der  Tschuso- 
waja>  SiedereieA  ffir  weldie  mmi  die  Soole  aus Bdirbnnlnai 
aufsteigen  liela. 

Herr  Schwickart  beoierkte  dafii  ein  von  iSolikaniak 
aus/nach  ^.  15^  0.,  gerichteter  grofMer  Kreia*),  aowohl  di# 
doriigen  Sablager  mit  den  eben  genanoieai  um  90  Meilen 
aiidlidier  gelegneDi  Spuren  von  ahnlichen,  als  audi  diiMe  «!• 
ier  sich  verbindel,  und  er  fand  dann  wiedenini,  dicbi  nebea 
dieser  LiniOy  noch  4  Meilen  nordlicfa  von  der  Taehuaoweja: 
Berge  voiiAlabaater  von  grauem  Gyps  und  achiefri* 
gem  MergeL  Dieae  Geateine  aind  durch  die  Kama  enl* 
Uolat,  wekhe,  aowohi  bier  aia  aueh  weiter  oberhalb,  daa 
Beaireben  ^igt  ikr  Thai  gegen  Oaten  su  erweilern.  —  Nord* 
waria  aieht  man  die  Fortaelsimg  dieser  Berge  bestandig  an 
HShe  abnehmeny  dann  bald  nur  noch  aua  Mergel  beatehen 
und,  noch  vor  Usoijei  ganalich  vevachwinden.  Die  Bohr* 
brunnen  bei  dieaem  Orle  welehe  bia  su  einer  Tiefe  nxa  mefar 
als  600  £•  Fulaen  reichen,«ttnd  die  ihnen  ahnlichen  bei  Led- 
juchinak,  im  Solikamaker  RevierOi  haben  aber  genugaam 
geaeigt,  dafa  dori  unier  dem  Boden  eine  xeraetxie  Kalk- 
formation  liegt,  welehe  durch  ihre  Breite  ibre  unergrttndela 
Machiigkeiti  und  durch  die  Beachaffienheit  ihrer 
Bestandiheiie,  dem  Permiachen  Gypawall  vollatiindig  ei 
Herr  Ljubarakji  hob  achon  1821  hervor**),  dab  die  be* 
nihmten  Salalager  welehe  bei  Uaolje  au(«der  Weai-Seite 
dea  jeisigen  Laufes  der  Kama,  bei  Ledjuchinsk  aber  et* 
was  oatwarta  von  derselben  erbohri  werden,  die  Breile  der 
aie  enlhalienden  Formation  erkennen  iaaaeui  denn  alle  dorti*. 
gen  Soolbrunnen  enthalien  oben  eine  Schicht  von  lockerem 
Sandalein  (dem  liegenden  dea  Kupferfiihrendeiii  Herm  Tachek« 

*)    Kr  nennt  ihn    fabichlich   den    magnetiicheii    M^ridiAm    dea 

OrteSi  denn  von  dietem  liegt  die  SiidhaUle  wesUich  Tom  Mtcoao- 

nuchen  i^iiden. 
*^)    Geognoftdsche  Bemerkungen  aber  die  Seitenketten  des  Ural,  an 

beiden  Seiton  der  Kama  an  der  Miindang  der  Ko«wa  f5n  W.  W. 

LJQbartkji.  ^    SUir^kji  Wjeatnik  na  1821  god. 


Ztilaaa  m.  Bat«faft«liMg  4.  geogMit  KeinlidMe  ?*  ll«lo^  Rnfaluia.  MS 

leBomaltorerAbthtiimig  •b»&289u.2tl)»4«rauf  vethenTbon 
mil  Rauhkalk  und  Gyps,  und  endlich  ein  Gebirge  am  festem 
Gypse  der  nii-iockereiii  Mergel  and  mil  Siinkkaik  tuiregeU 
nafing  wcchfleli,  und  in  weli^em  nuoiy  m  Tiefta  von  30  bis 
tu  50  iSi/enen,  Saklager  anlrifll.  Die  Kanta  ist  einal  ganx  im 
Westen  dieses  unlerinfisdien '  G^birges  g^osscn,  denn  inao 
■eigi  noch  jeist  wesllidr  von  aUen  Saitbnmnen,  die  Stirisa 
d.  k.  das  urspriingliefae  Belte  derselbea  Sie  lii^gt  jetxt  senb- 
recht  liber  dein  Oypse,  auf  emer  merkHch  gegen  Ostea  ge» 
neigten  Ebne,  auf  der  sie  tinier  fortwShreiiden  EinsfBirwi^en 
an  ihreoi  linken'  oder  oslfichen  Ufer,  immer  weiler  Uaab* 
•inkt  —  Herr  Sebwiekart  hal  diese  allgemeineren  Angabem 
dnreh  das  t^rofil  eines  der  neueren  und  npdi  Ueferen  Bohr- 
ISdier  bei  U#oije  erginzt  Man  fand  dorl  nach  etnander  * 
den  lockeren  wabrechejnlieh  kalk«» 

halligenSan4slein;  weieher  naeh  an- 

dren  Profiten  -der*  Umgegend  das  taobe 

Liegende  des  KupferiQlirenden  ausmachl  56  E.  FuCi  diek 
Weichen  blauiieheaMergel  nilGe- 

rSilen .....;  28    - 

'Blauen  Gyps  nil  Mergel  und  Sand  .  28    • 
Fasten  blaaenMergel  milZwia^hen* 

lagen  van  lockerem  Sandstein   •     420    * 

fiteinsala -.  49     • 

Grauen  geaireiflenGyps  u.Alabasler  28    •  • 

Das  Sah,  welcbes  in  diesem  Brunnen  bei  einer  Tiefe  vmi 
532  E*  Fuls  anfing,  soli  auch  durchschniiUich  beiUaelje 
in  derselben  Lage,  und  inithin  nahe  an  200  Fnb  unler  dem 
'Soiikamsker^  Yorkominen *).  Seine  Machtigkeil  iai  jedooh 
meisi  noch  Weil  bedetHender,  namenllich  an  mebreren  ^Slal* 


)  HeiT  S.  Renat  zwei  aadre  ebenfalli  anf  disr  obengenannten  .SCrei- 
changsliniei  aber  sudlichef  gelegne  Orte:  Debrjanak  in  ^^Jf  vnd 
Tscliusowsk  IB  bS^^Ureito  wo  dasSalz  weit  leichter  zu  gewinnen 
wSre,  well  seine  Lager  zaTage  gehen:  ebenso  wie  derGypi  an  den- 
selbea  PankCen. 

20* 


9M  Phfittalkch-iiiirtiiematisehe  WiiteniclMftMi.     . 

lea  von  70  £ngl.  Fub,  uiid  an  nmkea  bat  man  es  nodi  gaf 
nidit  durdisiiiken  kfinnen* 

Bei  soldier  onterirdischen  Lage  des  Gyptgefairgea  iiat  ea 
denn  audi  in  diesen  Revieren  den  ^Kupfersandatein  nidit  ao 
voUatandig  und  plSUlich  abgesdmiUen  wie  in  den  iibrigeA  Ea 
giebi namiidi  hier auch ehvas  oatlich  von derSais-Lime,]edoeh 
nichl  fiber  zwei  Meilen  von  dersdben,  einige  GndMS,  vom 
denen  Sanderse  in  geringer  Tiefe  erreidit  werden,  und  unler 
diesen  theils  rothe  Mergd  mil  Kalklagen,  theils  jener  lod^era 
und  tanbe  Sandsiein  welcher  bei  Uaolje  daa'Auagehende 
bildet  Sowohl  dieser  letalere  Uosatand^  als  audi  daa  osl- 
liche  Fallen  der  Sanderze  beweisen  daia  dieaelben,  fiber 

m 

dem  HaupU  Gypaatocke  unter  der  Kama,  einen  SaUd  geUl** 
del  habeni  desaen  osUidie  Haifte  jedoch  in  geringem  Ab- 
atande  von  dort,  durch  eine  2le  Au&bebung  des  gypafuhren- 
den  Kalkea,  endet  Die  oben  (S.  991.)  erwilhnie  Gmbe  bei 
dem  Dorfe  5jurka  isi  eine  dieser  ungowobnlich  gelegnen. 
bk  einer  zwdten  (der  Pyschkorskisoben)  fand  Herr  Lju* 
barskji  auch  d^i  (gypsfuhrenden)  Rauh-Kalk  mit 
Kupfer  injizirt.  Ein  Umstand  der,  wie  schon  fruher  gesagt 
wurde,  weder  in  den  eigenUich  Permischen  noeh  audi  in 
den  Orenburgischen,  weatlich  von  dem  Meridume  der 
Kama,  bekanoten  Gruben,  irgendwo  vorkclmmt.  Uebrigena 
aind  ea  auch  nicht  die  oxydirien  Erze  des  Kupfersandstdneay 
sondem  dunne  filatler  und  Schniire  von  gediegnem  Kupfer 
wdche  zu  Pyschkorsk  auf  ao  anomale  Weise  gefunden 
weiden. 

Noch  weiler  nordlich  bei  60^,4  Breite  imTscherdyner 
Kreiae,  entspringen Saizquellen  an  der Wyschera^ und neben 
denselben  sieht  man  noch  Reaie  einer  alien  Saline.  Der  Kalk 
virelcher  mit  dem  Gypsstocke  zusammenhangt,  erstreckt  sich 
von  diesem  Punkte  gegen  Westen  5  Meilen  weit  bis  dichi  an 
die  Kama;  aufwarts  an  der  Wyschera  aber  drei  Meilen 
weit  Es  Irilt  sodann  an  seine  Stelle  ein  allerer,  meist  weit 
steiler  fallender,  durch  Homslein- Lager  und  durch  seine  Ver- 
bindung  mil  einem  auTsersi  grob  gesehichtelen »   quarzigen 


Ztftohd  u.  Bntwlckeliuig  d,  geogfoost.  Kenntiiiste  ▼.  Burop.  RuDriftnd.  M7 

fihM^fllejpe,  ausgeceichneter,  Kal  k  —  welcher  sieh  sowehl  auf 
diesem  Parallelj  als  auch  nach  Herrn  Ljiibarakji,  bei  69^ 
Brdle  langs  der  Kof  wa,  bis  zu  den  Transitioiis-Sehiefem 
des  Ural  erstreckt. 

Unter  62^1  Breite  bei  51*  Ost  von  Paris /kt  nenetdittga 
der  Gyps»von  Herni  Dr.  Schrenk  gesehn  und  somit  «rwie^ 
sen  worden,  da&  die  Granze  dea  KupJersandsteins,  aueh  da 
wo  aie  odi  westwarts  biegt,  auf  dieselbe  Weise  me  von 
Kangur  bis  Tscherdyn  beseicbnet  isi 

Am  siidlichen  Ural  waren-  Herrn  E.  Hoffmanns  und 
Helmersens  Untersuchungen,  zwar  vorzugsweise  auf  die 
krytCalliiiischei)  Gesieine  und  auf  das  etwanige  Goldvorkom- 
men  in  diesen  gericfatet  Da  sie  aber  zu  diesem  Zwecke 
mdirmals  von  Orenburg  ausgingen  und  aucb  ihre  etwas 
nttidlidieren  Durchschniits  *  Reisen  fast  immer  bis  zur  Errei- 
drang  des  Kopfer-Sandsteines  ausdehnten^  so  haben  audi  sie 
dessen  dstliche  BegrSnzung  an  mekreren  Punklen  ge- 
sehn *>  Sie  fanden  Gyps  begleitet  von  Erdfallen  mil 
NWJichemStreichen  unier  andern  am Ik*^)-bei 52^1  Breite 
54^,3  Ost  von  Paris  und  sodann  genau  dieselben  Erscheinun- 
gen  bei  52*,4  Breite  54^,2  Ost  von  Paris,  sowie  auch  bei 
53^,8  Breite  54^,3  Ost  von  Paris.  Das  Anhalten  des  Kalkes 
ans  dem  dieser  Gyps  entstanden  ist,  und  welcher  oben,  S.  289, 
302  u*  a*  als  den  Kupfersandstrin  abschneidend  erwahnt  wurde, 
auf  BUT  elwa  3  Heilen  gegen  Osten,  und  die  dann  unmittel- 
bar  folgehde  altere  Formation  eines  meisi  sehr  steil  fallenden, 
quarzfiihrenden,  und  mit  massigem  quarzigem  Sandsteine 
wechsellagemden  Kalkes,  sindUmstande  die  man  hier  nicht 
ohne  Bewundrung  genau  ebenso  erwahnt  findet,  wie  in 
den  Beschreibungen  des  etwas  nordlicheren  Ai-Thales,  in 
den  Berichten  der  Reisenden  iiber  die  Slralse  von  Perm 


*)  GeognoAt.  Uirtersucbangeii  des  Sud-UTal->Gebirges   in 

den  Jahren  1828  a.  29  n.  8.  w.  Berlin  183i. 
**)  Nkht  an  dem  oben  S.  202.  erwibnten  wesUicberen  Ik,  sondern 

einem  vow  Ural  koauneadcn  Zaflussc  der  .Sakiuara. 


318  >  Pbn&wfiMil-BMltil«Mltiicfcc  WiUMIcllftftMU 

S 

Mfih  lekaterlnburg,  in  LjabarskjU  Beadinjbtfng  Am 
Kotwa-Thdks  <59«  Breile)  und  in  Tschekiesowa  Benok- 
tan  fiber  seine  Durdischnilts-RdsenimTseherdy&erKroae 
von  der  Sals- Lin ie  bis  xu  den  krystalHniaehen  Geeliiicn 
Ja  tegar  die  Entfernung  des  Gyps-Walies  von  deoaHaoptge- 
birgi^aoune*)>  findet  man  nun  in  den  venehiedemleii  Brei- 
ten  sehr  nahe  fibereinslimmt  und  namentlicht 

bei  Tscherdyn  und  Solikamsk    22  Meilea 

-  Perm  und  Kungur  22 

-  Nahe  bei  Orenburg  am  Ik    20     -; 

audi  isl  (Or  diese  siidlichste  Sirecke  und  (ilr  den  elwas  nSffd- 
lieherm  Kreis  von  Bjelebeii  das  Vorkommen  mler  Sab- 
quelloB  an  der  Ostgranse  des  Kupfersandsteines  sdum  von 
Herrmann  erwahnt  worden,  und  man  wird  wohl  eodlidi 
mdit  anstehn  die  von  Pallas  beschriebnen  ungdieuren Stein- 
•alala^,  wetche  bei  Ilesk  siidlich  von  Orenburg,  auf  der 
Verlangerung  der  von  Hoffmann  undHelmersen  gesehnen 
Gypsberge,  su  Tage  gehen,  fur  eine  mit  den  unlerirdiscben 
Solikamsker  undUsolischen  Lagem  durchaus  verwandte 
Erscheinung  lu  halten.  Ueber  dem  Meeresspiegel 
liegt  die  Oberflache  der  letateren  wohl  kaum  mebr  ab  900 
die  des  llezker  Sabes  aber  eiwa  200  Pariser  Fub**). 

Nach  allem  bbher  Gesagten  wSre  fiber  das  Aller  des 
Permischen  Kupfersandsteins  mil  voUiger  Sicherheit 
entschieden^  sobald  eine  solche  Beslimmung  ffir  den  gyps* 
ffihrenden  Kalk  gelSnge  weleher  fiberall  mit  gleicbrdrmi* 


*)  So  wi«  ihn  Posnjakowa  Generalnajft  KartaAsiatskoi  Ro«« 
««i,  1825  angiebt 

^)  n^*"  ^^  <^in*t  anf  Veranlassang  det  ehemaligen  Fijians-Mflnbtert 
^Grata  Gurjew  in  d«m  liesker  Salsttocke  xwai  SdiMlile  voa 
nl68  B.  Fnia  abgeteoft  and  Yon  dem  ein^n  s«  dem  aadeni  eine« 
wStoUen  von  260  E.  Fufs  ge(ulirt,  wodurcti  aowobi  die  UnttBcbopf- 
Mlidikeit  dietes  Voifcommena  erwieten  warde^  ala  aneli  die  Zweck- 
^mSlBigkeit  eines  ordentlichen  Sciiachtenbailes  in  denweflbea.**  To- 
pograph, i  Btatiat  opitanie  Ortfnbiirgakoi  Gubernji.  Tai« 
nago  Sowjetnika  Debu.  Motkwa  leST^  8vo.  pag.  ISO* 


Zwtead  Its  SktiridwlMg  '•  geoflMi*.  Nenteine  t.  Bifop*  RnHOud.  MQ 

ger  L^geniBg  unter  ihm  gefiindeii  mrd.  .Von'VersleiMruD- 
gm  ID  dem  lcit>teren  hat  kauoi  einer  der  biabmgen  Beachrei- 
ber  mehr  gesagt,  ak  dab  nor  wenige  gesehu  und  diese  nichl 
b«rti|iinit  iK^urden*).  Man  wetfii  dagegeii  mii  vSHiger  Sicher- 
heil  dab  der  mchrerwibite  andere  Kalk  der  g^en  Osten 
angransi  und  weldien  man  mam  Untenchkde  von  jenem 
Bweif elhaften ,  den  quarifithrenden  nennen  kSnnte,  sum 
Kolileng^birge  geb5rl  —  und  ea  hkSbi  sonacb  audi, 
nmr  swiaehen  sweienAnnahmen  su  wahlen.  Ebtweder  dafs, 
trots  ihrer  last  diirchgangig  abweidienden  Lagenng  imd  ih- 
roa  venehiednen  Ansehns,  jener.gypsfiihrende  Kalk  mit 
dem  SstlidierenKohlenkalke  identkch  aei,  wonach  denn  der 
aie  mmiitlelbar  bedeckende  Kapferaandatein  fiir  W  e  i  f s  1  ie  g  en^* 
dea  xa  bailee  ware  —  oder  /iber  dob  der  PermUcbtfSchlot* 
ICB-Gypa  wirklkh  einmal  im  ZeeJistein  liege*^).  Der 
Kttpferaandaiein  wtirde  dann  dieaen  letxteren  bedocken^ 
mid  daher,  jfinger  ala  das  Mannafelder  KUpferfldts, 
sum  Bunten  Sandstein  gehoren. 

Ich  werde  jetst  schlieblich  aus  den  Schilderangen  d^s 
West-Uralischen  Kohlengebirges  einige  Einzelheitai 
mittfieilen,  welche  mir  fur  dessen  Trennung  von  dem  gyp^-. 


*)  Herr  Ticheklezow  spricfit  ton  mikroikopucben  Milioren  nnd 
TextnlarMen  in  dem  GypsfulirefidPii  Kalke  der  Perroschea  Reviere, 
■o  wie  aoch  von  yenronrenen  pnaazeRabdrScken.  Seine  An- 
gabe  Sber  die  Speciei  der  ersteren  ist  nber  wohl  ohne  jedM  Ge- 
wicht,  denn  aie  gescliali  in  demselben  Jahre  wo  Deshayea  die  Auf- 
klarung  dea  Genua,  Miliola,  fur  eine  noch  nichC  einmal  angefangne 
Arbeit  erfclarCe.  Descr.  des  coquilles  caract^r.  dea  terrains. 
Paris  1831.  pag.  25S. 

**)  Man  nidohte  sagen  niclit  wegen  sondem  trotz  der  iiberraschenden 
Aehnlichkeit  seines  Vorkommena  mit  dem  des  Nord*Dentachen,  denn 
ala  man  aebon  langst  die  Voraicht  kannte  mit  welefaer  Gyps-  ^und 
Steinsain-Formationen  als  Kriterien  for  das.Ailer  der  Schichten  an- 
anwenden  seien,  scbienen  nodi,  die  doch  weit  jiingeren,  von  Salz- 
burg»  Tirol  nnd  Steiermark,  den  ber&bmteaten  Geognosten  mit 
▼ottiger  Entschiedenlieit  zum  Zeclistein  zn  gehoren.  Hnmboldt, 
Bsaai  sor  leGisement  des  roches.  pag.  248. 


810  Pli5mkaiMb-nuillM>ma|iMte  Wfsitemliftftett. 

fiifapfNldeii  KAe  su  dpreehtii,  und  aamit  d^r  ^uhM 

len  Aonahme^  eine  iiberwiagetide  WahrschfliiiliQhkmt  su  §e- 

ben  scheioeii. 

An  der  Ko^wa  bei  Gubacbin^kji  pristan,  nahe  an 
59*  Breite^  und  i2Werst  weatHch  von.dori  beiKy^elewak, 
sind  schon  seit  inehr  ak  30  Jahran  sehr  anBgeseidiDete  Stein- 
kohlenOiilse  bekannt*).  Sie  Jiegen  12  Meilen  ostlidi  von 
Haupiriicken  desUral,  und  10  Meilen  westbcb  von  derSab* 
lime.  Nach' Herm  Ljubar«kji  sind  an  dem  eraleren  Oite 
und  von  ikm  an  noch  15Werst  gegen  Westen,  ein  fester  oft 
kdrniger  Kalk ,  mit  machtigen  Lagern  von  Quan  und  Horn- 
stein  und  ein  quarziger  Sandstein  in  sehr  machtigen  Biinkeny 
der  elyenfalls  .viele  reine  Quarzmassen  enthiilt,  das  gewMiiH 
liche  Ausgehende.  Der  leisiere  wird  «i  Geatelisieinen  in 
den  HohSfen  gebraucht  und  zeigt  sich  an  der  Oherfliiche  oft 
als  rundliche  Schollen  (kordwi  d.  i.  Kube  gonannt),  weldie 
lose  im  Sande  liegen.  Das  Fallen  dieser  Gesleine  .wird  nichi 
ausdriicklidi  envabnt,  es  scheiot  aber,  naeh  anderweitigen  An* 
deutungen,  steil  zu  sein.  —  Thonige  Kalke  die  mit  Wetz- 
scbiefer  und  Sandsteinlagem  wechseln,  folgen  auf  der  ubri«- 
gen  Strecke  bis  zur  Kama^  und  werden  sowobl  von  der  oben-* 
genannten  Formation  als  auch  von  dem,  noch  weiter  westlich 
anstehenden>  Kupfersandslein ,  unterschieden.  —  Man  hat 
nun  bei  Gubachinsk  die  Kohlen  in  jenem  feslen  Kalke  ge- 
funden ,  und  zwar  lag  in  dem  darauf  gefiihrten  Schurfe  zu 
obersl  der  massige  Sandstein,  und  dann  der  Kalk  ia  welchem 
schon  bei  5  5ajenen  Tiefe  ein  7  Fufs  miichliges  Kohlenlager 
gefunden  wurde.  Man  hat  daraus  durch  SloIIen  im  Streichen 
desselben,  7000  Pud  sehr  feller  und  gnnz  sehwefelfreier  Kohle 
gefprdert,  und  es  dann  unbenutzt  gelassen.  —    Bei  Kyse- 


*}  HeiT  von  ETersmann  sagte  schon  1612  (in  dem  Tagebnche  seiner 
Reise  ond  seines  Aufentiialtes  in  Slatoust)  „die  Steinkoiilenlager 
,,an  der  Koswa  bei  den  Lasarewschen  Werken  von  Kyaelewsk 
^verdienen  weit  bekannter  zu  werden,  denn  die  Proben  die  ich  da- 
yyVOB  gestibn  babe,  sind  walure  Argilcshicescbe  pandel  coal.** 


4 

Uwsk  iviit  di«  KoMe  an  dtm  Ufer  ekies  dor^n  Zuflustea 
nirKo^wa  «ii8lehend»  und  wurde  auerst  diirch  einen  StoUeii 
Mch  ikrem  Streichen  verfelgl,  hieniuf  aber  diurdi  einoi  (taim-> 
w^pigeo)  Schacht  bis  sa  70  Fois  Tiefe.  S»e  bildet  eia  gegen 
2  Ftib  fidces  Lager.  —  Bei  deaiBelben  Orte  iat  ain  Schacbfc 
aaf  Edsenene  bis  xu  245  E.  Fub  Tiefe  gefiBirt  tind  dardi 
9m  B<^loeh  von  20  FuCi  fortgeteUL  £s  fMiden  sich  in  ihiift 
nacheinander:  xweimal  quaniger  Sandstein  und  SeUeferlellea 
und  daraiiC  fester  Thonsduefer.  Von  der  Kohle  bemerkle 
man  suersi  in  77  Fd(s  Tiefe  ein  von  0^  Fa&  bis  m  2  Fufr 
didkea  Nest  oder  luuregelma&iges  Lager,  und  darauf  in 
176  Fob  Tiefe  ein  1^  Fob  didoes »  nor  auf  einer  Seite  dea 
Sehaelltes.  Der Thonschiete  den Herr  Ljubarsk ji  f&r Grau- 
ivadLensehiefer  hidt,  blieb  von  231  bis  in  265  Puis  Tiefe^ 
umniterbrodie&  Der  Braoneisenatdn  den  man  in  diesem 
Scbachia  gewinnt  bildet  bd  140  und  bei  224  Puis  Tiefe  ein 
didoes  Lager  im  Sdiieferletten  und  iiberhaupt  scheini  das* 
Vorkommen  dieses  Erses  in  der  biesigen  Keblenformation 
ebenso  banfig  wie  in  der  Doneser.  Es  liegt  bei  Guba- 
ehinsk  in  einem  starkenFlota  zwischen  Homstein  ondKalk, 
and  an  andren  Punklen  der  Gegend  zwischen  diesem  und 
dem  (Kohien*)  Sandsleia. 

Weiter  nordwarts,  von  der  Jaswa  bis  jensdt  der  Pet* 
sdmra,  smacben60*  und  nahe  an  62^Brdtey  zeiglTschek-i« 
lesow's  Karte  des  Tscberdyner  Ereises  dieselben  zwei 
Hauptglieder  des  KoUengebirges  -^  unter  den  Namen  alfe* 
ster  Sandstein  und  altester  Fiotekafti  und  den  letxteren  wie^ 
derum  ausgezeidmet  durdi  Kieselaussdieidungen  *  welche  dort 
soger  sdbstslandige  Quarzberge  bilden.  Sie  nehmen  von 
Oslen  gegen  Westen  einen  Streifen  von  45  bis  dOWeirst  ein, 
dessen  Ostgraiize  elwa  7  Aleilen  vom  Hauptvficken  des. Ural 
absteht,  und  zeigen  bdd  senkrechte  bdd  wieder  sehr  schwach 
geneigte  Schichten.  In  den  Quarz  -  Bergen  und  •  Legem 
.wddie  auch  Chalzedon  und  Cameol  enthalten,  sieht  man 
diesdben  Muscheln  wie  in  dem  umgebenden  Kalke  und  es 
ist   von  diesem    ein,   fur   den  ^ergkalk   duyraciaristisdier, 


S12  Phyiikiliidi-aMllMmtiidie  WluBmhiftwi, 

EnomphtlttB,  den  Herr  Schrenck  aoch  bd  Ardungilik 
gefunden  hat,  nach  Petersburg  gebradit  worden.  An  der 
Dyninisa  rineni  ZirfliUBe  der  Koswa,  bci  61*^  Brole,  §m 
dor  Unja  £e  in  die  PeUchora  flielsi  bei  61^6  Bveit^ 
and  sebr  tiefe  H6Uen  in  tfesem  Kalkgebirge  bekamt. 

Auf  dem  Paraliele  von  Kiuehwa,  57*y4  Brake,  isl  Ot 
•fidBche  Verlingerung  dieaea  Streifen  von  Kohlengebirga 
nadi  Tomaon*a  Beachreibung  dea  Taehntowaja-Thaiea 
nicht  au  verkennen*).  Man  findel  dorl  ^vieder  d^e  Verbi»». 
dung  dea  HomaleinROirenden  Kalkea  mit  einem  Sandatein 
in  7  FuCi  dieken  Banken ,  der  faal  gSnalieh  Ma  Qium  be- 
alebl  —  auch  entiialten  dorl  beide  Geateine  nach  HandalQokmi 
in  der  Sammlong  dea  Peterabuif;er  Bergoorpa,  die  fBr  den 
Bergkaik  (Aaract^tiacfaenProdueten,  SpiriferMoaqnen- 
aia,  Chaetetetf  radiana  u.  a.  Van  den  iaolirton  Walvu 
nehmiuigen  der  Reiaenden  an  der  Sirabe  von  Perm  nadi 
fekateiinburg  aeheinen  die  melalen  woM  dienfidia  auf  An- 
atefan  dea  KoUenaandaleinea  und  Bergkalkea  su  danlen;  we* 
nigrtena  awiadien  Biaerak  und  Kirgia<ihanak  imd  woU 
aoch  nodi  bei  Grobowak,  yon  wo  adion  Hermann  einen, 
vidleichi  noch  naher  su  beatinunenden,  Produclua  gobracbft 
hat  ^).  Mit  Entachiedenheit  aind  aber.  diaae  Geateine  ao  wie 
die  Kohlenlagar  in  ihnen  weallieh  von  Slalouat  awiadien 
dem  Ai-  und  Ufa-»Thde,  6S^^  bia  56*  Brdte,  au%eim* 
den^**).  Ea  liegt  si^viBdien  dieaen  ein  meiii  adiwadi  ge« 
neigter  fioblenaandaldn,  charakteriairt  durch  Orthocerati- 
ieni  Ammonitea  Panderi  Eichw.  und  Lepidoden* 
dr'en.  Er  wivd  su  ScUei&teinen  gebrodien,  und  wediaeU 
am  Kaadikabaachy  einem  Berge  dea  Arlinaker  Revierea,  su 
Hundert  Mden  mit  Sdiiefertiion ,  weldier  aehr-vide  kohlige 
Pflansen*Reate  enthalt  In  einem  dortigen  Bohrlodie,  bia  su 
li2  E.  Fub  Tiefe  I  aind  mehrere  dimne  Lager  dner  aamnii- 


^  Gors.  Jars.  1885.  Nr.  8. 

^)  Rote,  Rdie  v.  ••  w.  pag.ias.    Brman,  Reise  n.  s.  w.  S.280u.f. 

***)  Va§aar  iai  Gors,  Jars.  1640.  fh.  11. 


tmntamd  «•  Eatiilckel«ag  d«  gpeogwMt  KjuuMme  t.  Borop.  Rnfidaad.  313 

•diwanen,  pech^Qbisenden  KoUe  durdtttoHwii  wordai.  Nadi 
dicseii  Erfahnmgeii  wird  man  dann  wohl  audi  die  Kalkwande 
das  Ai«Thales,  von  Kosinak  bis  i*ekle  von  denen  schoa 
Eversmann  die  miditigen  Quarasiocke^  ans  welchen  MuU- 
aleine  gebrochen  werden  and  das  schneil  wediselnde  Fallen 
ihrer  Schichten  beschrieben  hat  *)  sum  Bergkalk  rechnen  kSn- 
nen,  so  wie  auefa  die  ahnlichen  Parthien  in  Heim Hoffmanns 
und  Helmersens  obenerwShnlen  Profilen. —  Unerwarteter  ist 
.  dagegen  wohl  auf  unsrer  Karle  die  Bexeichnung  des  Kohien- 
gebirges  bei  Arsk  50  Werst  von  Kasan.  Sie  bexiehi'sich 
.auf  den  Bergsug  nebea  diesem  Taitarischen  SiSdkchen,  wel- 
chen ich  in  meinem  Reiseberichte  nur  nach  fliichtiger  Anaicht 
wegen  seiner  iiberrasdienderi  Formen  und  der  auffallenden 
Neigung  seiner  Schichten  erwahnt  habe  **):  Das  geognosti<* 
wAe  Alter  derselben  soil  aber  jelzt,  wie  mir  Herr  Baron 
von  Meyendorf  mitndiieh  mittheilie,  wahrscheinlich  in  Ka- 
san,  dnrch  ihre  Versteuierungen  bestimmt  worden  sein,  — 

Es  bleibt  ta  wSnschen,  dafii  wir  reeht  bald  ebenso  sichere 
Belege  fiber  das  Alter  desjenigen  Kalkes  erhalten,  welcher 
iich  an  dem  Ostrand  des  Permischen  Gypswalles  ansdilielst! 
Die  Berge  an  der  Milndung  der  Tschu^owajsi  an  denen 
ihn  Herr  Tscheklezow  mit  dem  Gyps  in  Beriihrung 
und  zugleich  audi  rdch  an  noch  su  bestimmenden  Verstd- 
nerungen,  gesehn  hat,  kSnnten  zunSchst  dergleichen  liefem. 
Sodann  aber  audi  das  Revier  der  Irginsker  Eiscn-Werke, 
an  der  Ir^na  einem  Zuflusse  xur  5ylwa  oberhalb  Kungur, 
wo  schon  Herr  von  Eversmann  die  oberen  Kalkschichten 
ganz  mit  Conchilien  erfiillt  fand.  Bei  dem  nahe  ge* 
legnen  Dorfe  Saraninsk  soUen  die  Muscheln  noch  Perlmut- 
ter{(Ians  haben. 


*)  ErmaR*!  Reise  a.  s.  v*  I*  !•  S*  413* 
^)  jbid«iu.  I.  1.  S.  248. 


Ueber 

gediegenes  Eisen  aus  der  Petropawlowsker 

6old-Seife*> 

(Nach  Herrn  Sokolowskjrs  Avfratz  im  Gorny  Juraal.  1641.  Jttli.) 

Von 

A.    E  r  m  a  D. 


2Sa  Anfang  dieses  Jabrea  hat  Capitaia  Bykbw,  der  den 
Kaiserlichen  Goldwaschen  am  Altfd  vorsidit,  dem  Chef  der 
Kolywanischen  Werke  ein  Sliick  Eisen  von  17^  Pfunden 
fibergeben,  welches  sich  in  der  Goldfiihre&den  Trummerfor- 
mation  desMra««k*erBezirkes  gefiyiden  hatte,  un4  awar  in 
einer  Tiefe  von  31JS  EngL  Fulsen,  in  der  untersten  Schicht 
jener  Seife,  auf  einem  aus  dickschiefrigem  Kalke  bestehenden 
Flotae  derselben.  Es  sind  zwar  in  diesem  Triimmerlager 
auch  friiher  schon  Stiickchen  gediegnen  Eisens  vorgekom-* 
men,  angieich  mit  dem  Brauneisenstein  den  es  in  grofeer 
Menge  enthali.  Man  hat  sie  aber  theils  wegep  ihrer  Kiein- 
heit,  theils  auch  deswegen  nicht  bespnders  beach tet,  weil 
man  sie  fiir  auTallige  Bruchstiicke  der,  beim  Fordem  und 


*)'  Der  uthi  zweckmaijiige  Riusische  Ausdruck  ro««yp  ist  hier  bald 
dorch  Seife  bald  durch  Trummerformation  nbersetzt  Er  be- 
seichnet  gaiue  eigentlich  eine  in  die  BreiCe  zerfallene  Masse,  nnd 
wnd  a«eh  in  der  Volkasprache  ton  den  SehaUlagen  an  Gebiigsab- 
hangen  gebraucht. 


Ueber  gedlegenk.  filwn  ani  der  PetrapanvlowBker  Gold-Setfe.    315 


W«8dieii  dcfr  SHade  gebraaehten  eisemeti  Werlueeiige  hiell*). 
Die  jelcige  Aiiffindung  eines  so  gewiditigeB  St&ckes  mufile 
aber  um  so  merkwurdiger  scheinen  als  man  an  kem  xufiiUi* 
ges  Hineiiigeralhen  desselben  in  die  Tiefe  in  der  es  gefiuw 
den  wurde  denken  konnte,  itunal  nicht  in  dem  Mra^aker 
Beairke,  wekher  bis  aur  Aufiiabme  seiner  Goldstreifen  CmI 
gaiftiich  unbewohnt  war. 

Die  in  Rede  stehende  Eisenmasse  ist  ungefahr  dreisei- 
tig  prismatisch  (?)  **),  mil  abgerundeten  Winkein  und  Kanten, 
und  mlTst  nach  ihrer  grofsten  Ausdehnung  7y25  ZoIT  und  nach 
zwei  darauf  senkrechten  5;5  und  3  ZoIL  Sie  ist  von  aulsen 
mil  einer  Brauneisenstein -Rinde  uberzogen^  welche  an  dea 
Kanten^  die  (wohl)  eine  slarkere  Reibung  erfahren  haben, 
das  metallische  Eisen  kaum  bedeckt,  dagegen  an  andrenStel- 
len  mehr  als  eine  Linie  dick  ist  Sonst  zeigt  sich  die  Sub- 
stans  derselben  durchaus  gleicbariig,  und  ihr  Gefiige  uberaH 
derb^  mil  Ausnahme  einer  Einsenkung  an  der  einen  Seile,  in 
deren  Umgebung  es  sich  dem  blattrigen  zu  nahem  scheintl 
YieUeicht  war  dort  einst  ein  fremdarliger  Korper  eingeschlos- 
sen  der  spater  herausgefallen  ist.  Der  gediegne  Theii  des 
Stiickes  ist  von  hell  slahlgrauer  Farbe  und  von  starkem  Me- 
tallglanz.  Es  ist  schmiedbar,  und  obgleich  eiwas  barter  als 
gewohnliches  Eisen,  doch  leicht  rilzbar  durch  Stahl.  Ein 
kleines  Stuck  dessdben  zeigte  ein  specif.  Gewicht  von  7,76 
(gegen  Wasser  von  welcher  Temperatur  wird  nicht  gesagt  E.) 


*)  So  vrtheilte  anch  noch  Herr  Rose  in  seiner  Reise  nach  dem 
Oral  n.  a.  w.  Thi.  1.  S.  161.  von  derselben  Bncheinnng  in  den 
Unlischeii  Galdlagem:  ^I^^t  die  Art  gesehen  hat,  wie  am  Ural  def 
„6old-'*«nd  ebeiiao  der  Plaftai*lialtige  Sajid  gewaschen  iriid,  luum 
,,aber  den  Unpnuig  der  Sdrappc^en  metaUischen  Bisens,  die  inan  in 
Mdiesem  Sande  ge^nnden  (Tergl.  Poggendorffs  Annaleli.  Bd.  XL 
91 8.  31&.),  fiicht  zweifelhaft  sein.  Man  kann  wolil  oluie  Bedenken 
^annAmen,  dais  es  Stuckclien  Bisen  slnd,  die  sich  von  den  Krneken 
yybeim  Terwascben  des  GfOldes  abgesto(sen  baben.^ 

**)  wMUdh:  ist  nnregelmttig  dreifladdg. 


816 

wdch^s  ^  grMrtM  AngAe  fBr  das  rtbe  Eisai  gMdi 
lESmmt  Von  C3UorwMfer«ioftaiire  wird  et,  unler  Emwick* 
lung  goBB  gerueUosen  WaaBentoflgaies,  atifgeiSat  —  dodi 
Ueibi  wann  tnan  adiwacba  Siure  aowaDdat,  em  grauea  mt^ 
lalliadiea  Pulver  aurfick,  welches  ent  durdi  Kodictt  mil  can* 
Dentrirlery  voUstandig  renchwiiidel.  In  KSnigswasser  15sl  es 
aich  bei  weilem  leichler  mid  ohne  jedea  Riickstand.  Yon 
SdiweTelwassentoffgas  wird  aiis  der  eriialtenen  Flusngkait 
durchaus  NichU  gefiUlt^  aber  durch  Zusati  von  kaualischem 
Ammoniak  im  Ueberschuis,  erhalt  man  daraus  einen  volumi* 
Dosen  Niederschlag  von  manganfreiem  Eisenoxyd.  —  Die  von 
(ffiesem  abfiiUirte  ammoniakalische  FlOssigkeit,  isi  schwach 
blSnlichy  und  giebt  mii  Schwefelwasserstoffgas  eineo  scfawar* 
sen  Niederschlag^  aus  welcfaem  durch  AuflSsung  in  KSnigs- 
wasser  mid  Fallmig  miC  kauslischem  Kali,  apfelgriiniss  Nickel- 
oxyd  erhallen  wmrde.  Der  Rttcksland  von  der  mii  Sdiwe- 
felwasserstoff  behandelten  ammcMiiakalischen  Fliisaigkeii,  und 
das  von  dem  Nickeloxyde  Abfilirirle^  enthielten  weiler  keine 
meiallischen  Sioffe.  Auch  fand  sich  in  dem  untersuchien 
Eisen  kein  Schwefel,  dean  CUorbarium  gab  mii  der  Aufldsung 
desseiben  keine  Spur  eines  Niederschiages.  Auf  die  Eni* 
deckung  von  etwa  vorhandner  Kohle  war  man  besonders  be* 
dadily  well  diese  vielleichi  iroU  aller  iibrigen  Umsiande  den 
Verdachi  einer  kunsilichen  Entsiehung  wieder  aufgebracht 
hatie.  Es  wurden  xu  diesem  Zwecke  zweierlei  Untersuchun- 
gen  angestelli.  Bei  der  erslen  wurde  ein  dunnes  Siiickcfaen 
jeaes  Eisens  in  eine  im  Kochen  erhaliene  AuflSsung  von 
Kupfer-Doppelchloriir  gelegt  Es  verschwand  darin  voilsian- 
dig  und  erseugie  einen  Niederschlag  von  melallischem  KupfeY, 
welcher  sich,  ais  man  ihn  von  nenem  mii  Kupfer-Doppel- 
ehloriiry  tu  weldiem  einige  TropCen  ChlorwassersloffiNiare  ge- 
ngt  waren,  fibergofs,  ebenso  vollsiandig  auflSsle,  ohne  die  ge* 
ringdie  Spur  von  Kohle  su  hinterlassen.  Bei  der  zweiien 
Cntersuchung  legte  man  ein  dunnes  Sliick  des  «u  prii- 
fenden  Eisens  auf  eine  runde  Scheibe  vtfn  gesohmolsnem 
Chiorsilber,  und  liefs  es  mii  ihmi  unier  Wasser  su  welchem 


dyge  Tnoffen  GUorwaiMritoflUiure  gegossen  warM^  dugt 
Tage  lang  in  Beruhrting.  Es  bildeie  ttch  Ghlor-ESaeii  und 
die  Olm^ache  des  Chlorsilbers  wurde  melailisdii  ofane  irgend 
wdkhe  Spuren  von  Kohle  su  xeigea  — 

Nachdem  man  sich  auf  diese  Weise  Gbeneugi  hatte  dab 
das  in  der  Petropawlowsker  Goldseife  gefundne  Stuck 
nur  Eisen  und  Nickel  enthalt,  wurde  es  quaniilativ 
analysirL  ^ 


1,413  der  sa  untersudienden  Masse  warden  ohne  jedea 
Ruckstand  in  ILonigswasser  aufgelSst  und  gaben  durdi  UebersaU 
ligung  der  Auflosungmii  kausltschem  Ammoniak  1|9826  Granune 
Eisenoxyd.  —  Aus  der  davon  abfiltrirten  ammoaiakalischeii 
Fliissigkeil,  erhieli  man  wieder  durch  Schwefeiwasserslofigaf 
einen  schwanen  Niedersehlag  (von  Scfawefelmckel),  welcher  ge* 
sammelt,  mil  Hy droihion  -  Schwefelammoniak  -  haitigem  Wasser 
gewaschea,  itnd  darauf  in  Salpetersaure  au^elSsi  wurde. 
Den  Sehwefel,  welcher  sich  dabei  niederschlug,  trente  man 
durch  Filtriren,  und  fallie  dann  aus  der  abrigen  Fliissigkeifc 
darcfa  Zusati  von  kaustischem  Kali  nnd  Erwannung,  das 
JNickdoxyd.  Dieses  wog  nach  dem  Gliihen  0fi372  Gramme. 
£s  folgt  hieraus  dais  die  untersuchte  Masse 

0,9729  Eisen 

0/KK>7  Nickel 
eolhiill*).     Der  Verlusi  von  i  Procent  wird  nichl  weiler 
erwahnt 


Herr  5okolowskji  fiihrt  sodann  die  bekannten  Analy- 
sen  deijenigen  11  gediegnen Eisen -Massen  an,  die  man 


*)  Dieses  Resaltol  welches  icli  nsdi  Berzelins  Angaben  (in  Alphabet. 
Tafeln  aber  das  Atomgewich-t  and  die  Zusammensetzaiig 
u.  8.  V.)  aus  den  Versnchszalilen  berechnet  liabe,  stimmf  mit  dem  in 
dem  Rossisehen  Anlsatze  eathallenea  volbtiindig  ilberein. 


818  I%jiilnitQk-«iftllieiMitiiriw  WkMiiMlitllMi. 


theili  olme  ZweiM,  Uieib  nut  grofiMr  Wtdnrschekilichkai  flhr 
A#r0lilhen  tu  hallen  hat,  und  wdehe  dentiooh  der  neuen 
«Sibiri»cheii,  durdi  ihre  chemische  Besdiaffenheit  b^  ahn^ 
lich  sind.  —  Diese  wiirde  namenUidi  mii  der  71  Pfaad 
schweren  Masse  aua  0,965  Eisen  und  0,035  Nickel  die  Bian 
lu  Hraschina  im  Agramer  Comitate  (1751  Mai  26«) 
unter  Feuererscheinungen  herabfailen  gesehn  hat,  sehr  nake 
iibereinstimmen ,  und  volistandigy  innerhalb  der  Gransen 
]  der  BeobiftchiungsfAler,  mit  der  Eilbogner  die  nach  Klap- 
roth  au8  0,975  Eisen  und  0,025  Nickel  bestand.  —  Den 
Folgerungen  aus  solchen  Vergleichen  miifste  aber  ver  AUem 
eine  noch  voUstandigere  Krilik  der  Byko%v*8ehen  Ent* 
deckimg,  und  namenUich  auch  eine  genaue  Bekanntsehaft 
mit  der  Oerllichkeit  an  der  sie  geschefaen  sein  aoU,  vor- 
hergehen.  —  Fiir  jetst  ist  mir  davon  nur  noch  Folgradea 
bekamit 

Das  Goldlager  von  Petropawlowsk  in  Bezirke  des 
Mratfa-Flusses,  liegt  unter  etwa  52^,7  Breite  und  85^7  Osl 
von  Paris.  Von  Kusnesk  19  Meilen,  in-ungefahr  SSO.ticher 
Riehtdng,' entfemt,  am  nordwestlichen  Abhange  des 
KusneskerGebirges,  zwischen  denQuellen  des  Tom  und 
demTelezkerSee.  Der O r t o n welcher dasselbe durchschnei- 
det  ist  der  ostlichste  von  den  Bachen  welche,  nahe  an  der 
Goldwasche,  die  Mra«a  biiden.  Diese  fli^elst  von  dort  fast 
mit  dem  Tom  parallel  und  vereinigt  sich  mit  demseiben  etwa 
3  Meilen  oberbalb  Kusnezk.  —  Zwischen  Kusnezk  imd 
diesem  Lager  geht  eine  sehr  ausgezeichnete  Sleinkohlen* 
Formation  zu  Tage  —  die  auch  schon  langst  wegen  ihres 
Eitfen-Reichthums  beriihmt  ist  Die  Anwendong  welche 
die  Kusnezkie  Tatary  d.  L  Schmiede  Taiaren,  von  dem- 
seiben machten,  hat  sogar,  sowohl  ihnen  als  der  ganzen 
Gegend  ihren  Namen  gegeben  —  ja  man  mochte  am  Ende 
)  geneigt  sein  Herrn  Bykows  Fund,  anslatt  wie  die  frii- 
!  heren  fiir  Bruchslucke  von  den  Kriicken  der  Russischen 
Goldwascher,  fiir  einen  Rest  jener  uralten  Industrie  zu  er- 
kliiren.  —     Im  enlgegengeseUten  Sinne   ware    aber  dann 


Ueber  gediegeiiMi  Biien  am  der  Pettopatrtowiker  Gold-Sdfe.    819 


aQch  £e  sehr  Terbreitefe  Sibirische  Sage  %n  enedmen, 
nadt  welcber  jene  Sdimiede  Tataren  und  die  Jakuten 
vom  Wilui  ein  natiiriiches  Gufreisan  (Ischugun)  su  finden 
wfifsien  *).  —  Hoffenilich  werden  geeigneie  Untersuchuiw 
geh  der.  Kolywanischen  Bergwerksbeamteln  ihre  wiehtige^. 
Wahrnehmung  bald  iiber  dergleicfaen  Discassionen  erheben.      j 

Bei  Gelegenheit  dieser  Aaffindung  merkwiirdiger  Ei- 
senerie  in  den.GoIdsSnden,  bleibt  jedoch  jedenfalla  be* 
aehtungswerifa;  4^  scfaon  sehr  alte  Traditionen  iiber  die  doN 
lige  Gegend  ein  aolchea  Zusammenvorkommen  er» 
wihnen. 

Die  vnter  den  Turken  und  Mongolen'  des  mittteren 
Sibiriena  verbreitete  Sage,  dab  ihre  Vorfohren  sich  einsl^ 
vermiUekt  BlaaebSlge  und  Feuer,  duroh  Enmasam  hinler  de- 
nen  aie  abgeaperrt  f^wesen,  etnen  Ausweg  gebahnt 
ist  von  Abulghaai  auf  eine  Befreiung  aus  Bergwerken, 
er  Erkene-kun  nenni,  gedeulei  worden.  —  Sie  wird  aber 
vne  Herr  Scholi  bemerkt,  aowohl  beeliiligl  ak  audi  in  be- 
alimmtere  Beziehung  m  d»  Anwohnem  des  Altai  gebraeht, 
duroh  daa  was  die  Chine  sen  davon  berichten.  In  ihrer  al- 
ien Erdbeschreibung  unter  dem  Titel  Ho*an-yii*kiy 
Bttch  194  unier  der  Rubrik  Tu-ku  wird  ersahU:  ^dab  die 
Tu'-ku  (d.  L  wahrscheinlich  der  Name  Turk)  aniang^idi 
einem  andren  unbesiimmlen  Volke  der  Tatarei,  den  Schen* 
schen,  dienstbar  gewesen  seien.  Als  aber  im  6ien  Jafarhutt- 
dert  u.  Z.  einer  ihrer  Hauptlinge  sich  erdreislete  am  die  Toeh- 
ter  des  Kdnigs  von  Schen-schen  su  werben,  und  er  von 
diesem  mil  der  verachtlichen  Antwort:  ,,Du  bist  nur  mein 
meiall-schmelzender  Sklave**  abgewiesen  worden  war 
versammelte  er  ein  Heer,  und  schlug  den  KSnig  von  Schen- 
schen  so  volisUindig,  dafo  dicser  sich  das  Leben  nahm.  So 
legten  dieTu-ku,  die  bis  dahin  (iir  dasVoik  Schen-schen 


*)  Was  man  mir  in  Tobolsk  als  angebliche  Proben  aolchen  Enes  zeigte, 
war  jedoch  nichta  weniger  als  metaltisch.    BrmaaU  Roise.  Abtfal.  I, 

EnMOM  Rmss.  Atehiv.  18«1.  Hft.  3.  21 


Fiifnkalweb-jMtheiiiatisclie  WioeMokftfteii. 


di^  £is^ii|>ergwerke  am  Kiii-sehan  (d.  k  Gold-Berg,  Al* 
Mi)  avsgebeutet  kailen,  denGrund  su  ihrer  MacfaL'* 

Ueber  die  Be$eichnuDg  jener  Bergwerksgegend  oder  daa 
Wort  Erkene-kuDi  bemerkiHerrScholty  dais  desaen  von 
Hammer  (Gesdiiehle  der  goldnen  Horde  &  54)  gegdme 
DeuUmg  Berggewolbe  der  Kunen  (Kumanoi?)  gam  ver- 
feMt  sei,  da  ein  Geoitiv  weder  im  Tiirkitchen  noch  im  Mon- 
galisehen  nachgeseUt  werden  diirfe.  Das  .Wort  *  iat  iriehaehr 
wohrficheinlich  Hongoliscb,  aus  erki  oder  erkin  (hoch 
mid  steil)  wid  kiin  Hohle,  und  beaeichnet  also  eine  Hohle 
mit  achroffen  Wanden.  — 

Dab  ehineaiiche  Schriftaleller  die  Tju«ktt,  nach  ihrer 
]9lefr^iimg  von  der  Bergwerksarbeit  fur  fremde  Unterdriicker, 
4da  ein  nlachiigea  Volk  betraehten,  ist  gleichfails  aehr  giii^ 
alig  fir  die  Annabme  ihrer  Identitiit  mil0len  apiiler  aogenann* 
ten  Kusneakie  Tatary.  Noch  bu  Ende  dea  16tea  Jahrlv 
wnrden  diese  von  den  Ruaaisehen  Einwandrem  ebenao  geachil- 
4ert,  Sie  waren  danuda  Untergebne  dea  Altyn -Chan,  dea- 
aan  Maeht  aioh  iiber  die  Umgebungen  dea  Telesker  See 
nnd  dea  .Altai  eratreckte,  und  den  Ruaaen  lange  Zeit  ger 
fttelieb  blieb. 


Ueber 

die  dmtnetion  welche  das  Queeksilber  beiiii  6e» 
fHereii  erieidet,  nadi  JEfemi  Helms  VereudheB 

in  Jekaterinborg. 

Von 

A.     £  r  m   a  Q  '^). 


Jflaii  wird  kaum  kugnen  daft  en  wichttg  wife,  yon  redit 
^len  Sutetanten  die  DiditigkeiUverandemngen  su  kennen, 
welche  fie  beim  Uebergange  ana  dem  flieeigen  in  den  festea 
Aggregata  -  Zusland  erfahren;  sowohl  un  dadnrek  i&r  die 
Lebre  von  den  CohaesionskrSften ,  v^iehiige  ThaUachen  mi 
gewinnen,  als  aueh  wegen  der  Anweiidungen  dieser  Kennih 
niiii  anf  mehrere  geologifclie  Fragen. 

Wenn  die  Verdichtung  welche  ein  Melail,  dureh  Hiimi- 
mem,  Walien  u.  dgL  erfiihrl,  0Ow<M  arine  apecifiache 
SpannkraflerhShl^akAUchWUrnie  aus  ihm  freimachl, 
so  aucht  man  Dieses  meisiens  dadurch  su  erklarenj  dais  ja 
die  gleichen  Efaeheinungen  auch  beim  Erstarren  fasi 
atler  Subslanaen  siatlfinden.  Man  libersiefai  aber  dann 
dafei  so  vicl  wir  bis  jelsi  wissen,  dieses  Eralarnsn  grade 


*)  HeiT  H*  hat  mir  schon  be!  meiner  Anwesenh^it  in  Jekaterinlmrg 
eine  sciiriftlicbe  Notiz  Gber  diese  Verjnche  mitgetlieilt,  welche  inlt 
einer  andren,  In  dem  OotAj  Jarnal  1829.  Nr.  1.  YolUUUiaig  liber* 
euuRiiimf* 

21* 


322  PliTiikaliftch-matlieniatitclie  Winensehaften. 

ebenso  ofl  mik  einer  Abnahme  der  Dichiigkeii,  ab  nut 
einer  Zunahme  derselben  verbunden  ist,  und  dab  also  auch, 
nach  dieser  Analogic:  cine  Verdichiung  durch  aufsere 
Krafte  eben  sowohl  zur  Verminderung  als  Eur  Vermehrung 
der  apecifiscben  Spannkraft  und  der  freien  Warme 
in  den  beiroffnen  Korpem  beitragen  konnte. 

Ebenso  ist  man  femer  geneigt  die  Zunahme  der  ther- 
mischen  Dilatabilitat  (VergrSberung  des  Ausdehnungs- 
coeffisienten)  bei  Erhohung  der  Temper alur  —  durch 
die  gteichzeitigeDichUgkeits- Abnahme,  oder  durch  die  wach- 
pende  Entfemung  der  Molekeln  tu  erkiiiren*  Aber  auch  di^e 
Erklarung  kann  nur  so  lange  befriedigeni  ais  man  aile  Sub- 
stanzen  welche  im  siarren  Zustande  spedfisdi  leichter  sind 
ab  im  fliissigen,  in  jenem  auch  thermisch-ausdehnsamer  ge- 
funden  hat  wie  in  d^esent  Fiir  jetzt  kann  man  indessen  die- 
sen  SaU,  bei  hochst  geringer  Zahi  der  dahin  gehorigen  Er- 
fahrungen,  nur  fiir  einen  nicht  widerlegien,  keineswegs  aber 
liir  einen  geniigeod  erwiesenen  ausgeben. 

Kicht  anders  verhalten  wir  uns  dann  endlich,  wemi  einige 
geologiscfae  Probleme  auf  dieseiben  Fragen  hinauskommen. 
Seildem  es  von  verschiedenen  Seilen  dringend  wahrscheiniich 
geworden  ist,  dafs  die  Erde  urspriinglich  durch  Warme  fliissig 
war  und  darauf  bis  ni  ihrem  jelzigen  Zustand  erkaliete  und 
erstarrte,  kann  man  kaum  umhin  auch  die  Entsiehung  der 
Berge  und  Gebirgskeklen ,  als  eine  Folge  dieses  Hergan- 
ges  su  denken.  Auch  mufste  in  der  Thai  die  suerst  erslarrie 
Ainde  des  sich  abkiihienden  Korpers,  hernach  wieder  gespal* 
ten  werdeni  und  es  mufsten  sich  dmrch  diese  Spalten  berg- 
lormige  Theile  der  unteriiegenden  Classen  hindurchdrangeni 
weto  nUr  diese  Massen  im  sUrren  Zusiande  speziHsch 
leichter  oder  voluminoser  waren  ais  im  fliissigen: 
jedoch  auch  nur  in  diesem  Falle!  —  Unsre  Vorsteiiung 
von  der  Entstehung  der  Gebirge  wird  daher  entweder  su 
einer  aulserst  wahrscheinlichen^oder  zu  einer  vollslandig  wi- 
derlegten  werden>  je  nachdem  man  dereinst  die  Beslandlheile 
der  krystallinischen  Gebirgsarten  hinsichts  ihrer  Erslairwgs- 


Ueber  die  Contnetioii  welohe  dai  Qaeelwiiber  bdm  Ge^eten  edeidet.  BHi 


ersdieinmgeti  entweder  mil  dem-Wasser,  oder  aber  mM 
Phosphor  and  dem  Quecksiiber,  iibereinstimmeiid,  d*  h.  im 
fesleti  ZasUinde>  specifisch  leichter  oder  dichier  finden  wird 
ab  im  fliiBsigen.  —  Wie  vninschenswerlh  es  sei,  dafs  we- 
nigstens  die  Wahrscheinlichkeit  der  einen  oder  der  andren 
dieser  swei  Annahmen  erhoht  werde,  (wain  auch  nicht  dardi 
direcie  Versuche  an  Gebirgsarten,  so  doch  wenigstens  dardi' 
Erfabningen  an  einer  weit  grofseren  Zahl  von  leichter  schmek- 
baren  Korpem)  —  das  hat  man  neuerdings  auch  durch  eine 
Dcee  Theorie  der  Temperaturverhiiltnisse  der  Erde  erfahren, 
welche  Poisson  der  fast  aligemein  angenomnmen  entgegen 
selste.  Es  ^fiel  ihm  in  sehr  grofser  Ticfe  nicht  mehr  unge- 
heuer  heilse  and  geschmolsene ,  sondern  v5ll]g  abgekiihlle 
luid  eestarrte  Schichten  vorauszuseten  —  and  auch  diese 
Praemisse  bfieb  unwiderlegbar,  weil  man  nicht  weifs  ob  die 
suerst  erstarrenden  Schichten  der  gliihenden  Kugel,  leichier 
warden  als  die  fliissig  gebliebnen,  oder  ob  sie  wirk* 
hehy  wie  Poisson  voraussetst,  durch  vermehrie  Diehlrgkeit  in 
diese  untersanken,  undsomit  den  tie&ten  Schichten  zuerst 
und  fiir  immer,  die  niedrigste  Temperatur  mittheillen.  — 

fiei  solcher  Wichtigkeit  desGegenstandes  seheinen  mir  sogar 
80  kleiae  und  isolirle  Beitrage  ku  demselben^  wie  der  hier  vor« 
fiegende,  nieht  ganz  unetheUich,  denn  da  bis  jetst  die  Dtch-" 
ligkeilsaBdrungen  welche  das  Erslarren  b^leilen,  im  Gamen 
nur  fur  drei  oder  vier  Substanzen  untersucht  sind,  so  ware 
eis  immer  noch  wichtig,  wenn  fiir  eine  derselben  das  Resullat 
durch  die  hier  zui  beschreibenden  Versuche  zuverlSssiger  ge« 
worden  ware. 

Herr  Helm  hat  in  Jekaterinburg  am  18tenJanuar  1828 
gegen  Mittag  einen  kleinen  gliisernen  Kolben  mit  engem  Halse, 
mit  Quecksilber  gefiillt,  und  ihn  dann  ins  Freie  geselzt,  wo 
die  Lu  A -Temperatur  damals  etwas  niedriger  war  als  — 33*  R. 
Er  halte  das  anzwendende  Quecksilber  durch  Deslillation  ge- 
reinigt  und  es  durch  anhaliendes  Kochen  in  einem  eisernen 
Loffel  jgelrocknet  und  von  Luft  befreit.  —  Am  nachslcn 
Abend  fand  er  cs  in  dcm  Kolben  an  dor  Oberflache  und  an 


PbmiUlMdi-aMittoMliccke  WiiieMcli*Ckii« 

den  Wanden  icaselhtn  fetl>  is  der  Miite  «ber  Qmm^    hm^ 
statu!  ei|  da  wo  es  das  Glas  beruhrte,  elwas  hdher  als  m  der 
•iitle  und  uimchlofs  luiter  jenen  faofaeren  Stellen  ebige  leere, 
Oder  dach  nicht  mil  QuecksUber  gel&lUe^  H&blftiigeii.    Naeh 
Durdttlaftiing  der  feilen  Theile  mil  eiaetii  wlh'mereii  Eiaen^ 
Aralbe  versch^vanden  diese  Hohlmi^Dy  uad  das  GetUb  bli^ 
dkiauf  die  Nacht  Qber  im  FreieiL    Am  Morgen  dea  19|en  Ja- 
«iiar  war  die  ganxe  Masse  sowohl  fast  ais  aueh  ohne  siebt- 
bare  Zwischenraame.    Ihre  Oberffitche  wurde  jedoeb  errt  ge«- 
niigend  eben,  als  aie  nochmals  diureh  SeriibnUig  wail  4ett 
Eisendrathc  geschmolaen  worden,  uad  darauf  sum  4ri Itoftmale 
erstarrt  war.     Herr  H.  beaeichaele  dami  deii^DivchsGlMMU 
dieser  geebnelen  OberflSche  mti  den  Wandea  dea  Koibena, 
and  bestimmte  ebenaa  den  Stalled  dea  entbaltenen  Queckail*- 
bers  naehdem  es  in  einem  bis  -f-  10^  B«  gehendten  Zimmer 
wieder  fliissig  gewarden  war  und  die  Tempenrtur  desselben 
aagenonunen  haile.    Es  fund  sich  dann  endUeh  das  Gewicbi 
des  Qnecksilbera  von  -f  10^  ^*  welcbes  den  Kollxea  bi3  s9 
der  beseichneten  Oberflache  des  feat  gewordnen 
anfiillte,  zu  9470  Gran,  und  das  GewichI  der  gesammten  Masse 
wa  'WIO  Gran  —  so  wie  atich  die  Gewichle  zweier  Mengen 
desHUirlen  Wassers,  welcfae  bei  -f  iO®  R.  re^kiive  iini  dam 
Quecksilber  als  es  fest  war  und  init  dem  fl&Sfigen 
and  bis  su  10®  R.  erwarmten  gieiches  Vobmiea  liattei^ 
lu  695  und  su  720  Gran. 

Urn  aus  diesen  Wiigungn  das  VerbiillAiGi  der  Vohimina 
▼  und  V  des  fliissigen  und  des  ferten  Queckailbers,  beide  bei 
derTemperatur  seines  Schmelzpunktes,  und  mithin  aueb  die 

gesuehte  Contraktion  dieses Metalles  wahrend  des 

« 

Erstarrens  oder  1 — -,   in   alier  Sirenge    zu    beslimmen, 

miilste  man  noch  eine,  leider  nicht  niit  angegebne,  Grofse 
kennen.  Ich  meine  die  Temperalur  des  festen  Quecksilber 
und  des  Glases  in  dem  Augenblicke,  in  weichem  die  Ober- 
fliiche  des  ersleren  auf  dem  Kolben  bezeichnet  wurde.  Diese 
Temperalur  mu&  indessen  jedenfalis  nur  urn   eiae  kleiae 


Ueber  daa  CoaUtetiMi  wwklie  dai  QMckMlbw  bein  CkiiriBrtn  erleidet  825 

Qvanlilat  imisiga  ah  der  Sdiitielqmidbl  des  Queekrilbers 
oitt  ab  -*32^4  ^^  *)  gewesen  sein.  Ich  werde  die  in  RscheA 
Grad^n.  durch  —  (32^,4  -f  %)  ouadrucken.  Nimmt  man  dann  ak 
Volumea^Euibeil,  das  Volumen  einer  Queckailberkugel  wekhe 
bei  4-  10®  ^  einem  der  von  Herm  H.  gebrauchten  Grane 
gleidil  wiegt,  and  beseichnet  noeh  mil  1  und  a  respektive 
'He  KubikausdehnuDg  des  Glasea  und  des  feslen  Quecksiibers 
Hir  je  1®  R.  Tempeiaturftideriingy  und  die  lelztere  flir  die 
aelir  nabe  unter  d^en  Schmekpunki  g^gnen  Temperaluren, 
ut  d  aber  den  Quotienten  der  speciflacben  Gewichte  des 
Quecksiibers  bei  -^  10®  R.  und  des  Wassers  bei  derselben 
Tempetatur,  so  erhali  man,  mil  Vemachi&smgung  der  Kobersl 
kleinen  Glieder  tveiche  die  Produkle  der  Aosdebnungscoeffi- 
sitnlen  enlbateen: 

V  =  9470  n  _  42,4  I  +  ^  (a  —  1)} 
v'  tss  9810 

V  a  695-*  {1  —  42,4  1  +  »  («  —  I)} 
v'  as  720  A 

wo  naeh  den  Versuehen  von  Dulong  und  Pelil 

1  =  0,3229.  10~*  zu  selzen  ist 

Als  Fehler  in  den  vier  Wagungen  bleiben  dann  rcspek- 
live  nur: 

+  0!05  —  9470  »  (a  —  1) 

0,00 
—  0,06  —  9470  T  (a  —  I) 
0,00 
wenn  man  als  Resultat  derselben  annimml: 

v  =r  9457,00  +  9471,30  »(«  —  !) 

V  =  9810,00 
J  =  13,62493 

mid  1  —  ^  r=s  e/)3698  +  0,97  »  («  —  1). 
Es  isl  sehr  wahrseheinlieh  dafs  der  Stand  des  fest  ge- 
wordnen.  Quecksiibers  sogleiek   nach  dem  lelzlen  Erstarren 


*)  Nach  Pouiliet'a  Mue«4er  Beftiaiigttiig  dtsr  friiherea  Angaben. 


SS6  PbislkaUMh-madiefltfttiMhe  WisBMMcluiftea. 

beBlimmt  wurde  imd  dab  daher  v  hSdiai  iiahe  ss  0  gewesen 
isL  Selbflt  wenn  man  ihm  aber  den  aufserst  mBglichen  Gram- 
werih  von  +  2^^  beilegi^denn  gro&ere  Kiillen  als  —  35^  R. 
sind  in  Jekalerinblirg  wohl  kaum  jemab  vorgekommen  %  imd 
ferner  a  oder  den  Au8dehnung8Coeffiz.  des  feaien  Quecknlbers 
ebenao  grofs  seUt  wie  den  des  Fliiaaigen  swiachen  0^  Und  +80*, 
80  wird  der  angegebue  Werlh  der  Condenaation  beim 
Gefrieren  doch  nur  bis  auf  0,03552  vermindeYt  Man  halle 
hiemach  dieae  Grolse  iwischen  den  Gransen  0,0360  und  0,0355 
besUmmt  au  haiten,  jedoch  so  dafs  der  ersteren  eine  bei  wei^ 
tern  grolsere  Wahrscheinlichkeil  aukame  **)• 

Auber  dieser  neuen  Bestimmimg  der  fragiichen  Grolse 
acheinen  nun,  aehr  aoffailender  Weise,  nur  noch  awei  erwak- 
nenswerUie  vorhanden  und  zwar  eine  von  Blagden,  der  aie, 
aus  den  in  Nordamerika  angestellten  Verauchen,  au  0,0427 
geschlossen  hat,  und  eine  andre  voq  Braun  welcher  be- 
merkte  dais  das  Quecksilber  im  Augenblick  des  Feslwerdena 
in  einem  Fahrenheitschen  Thermometer  auf  —  556®,  miUiin 
in  einem  R&iumurschen  auf  —  261^,33  sinken  wiirde  ***). 
Man  erhait  aua  dieser  letzteren  die  Bedingung^ 

daa  Volumen  des  Fliissigen  bei  —  32^,4  s= 
(v  _  32,4)  (1  —  I  32,4) 

daa  Volumen  des  Festen  bei  —  32^,4  ss   ' 
(v  — 261,33)  (I  —  i  32,4) 

wo  v^  as  1      ,  und  /9  s  0,1929. 10  ~  ^  die  Differens  zwi- 
acben    der   kubischen   Ausdehnung    des  flussigen  Queckail- 


*)  In  den  Jahren  ton  1886  bis  1889  waren  die  grofiiten  Kalten  dei  Jali- 
res  retpektiTe  ~  8i«,e,  —  84^0,  —  84V  ^^  '  32«,4. 

**)  Heir  Helm  lelbst  hatte  zwar  am  aeinen  Veraachen  dieie  fraglidio 
Verdichtong  za  0,0345  oder  abgekitrzt  za  Vt  gesclilossen,  jedoch  nnr 
well  er  die  Aasdehnnng  der  Glasgefauer  dundi  eine  Temperatorin- 
dmng  Ton  42*  R*  ubersehen  hatte.  — 

^  Annalen  der  Physik  Band  1  und  2.  Einer  dritten  Angabe  Ton 
Ronppe  nach  welcher  das  feste  QaecksUber  bei  der  Temperatnr 
—  86*  R.  in  einem  R^nm.  Thermometer  nnr  bis  — 58*,66  sinken 
Bollte,  lag  o£fenbar  eine  sehr  grobe  TSuschung  aa  Grande. 


Ceber  die  ConlneCioa  wirfdie  dM  QsM^&bcfr  hetm  Geliiereii  erioidet  S27 


bere  and  der  mil  1  beseichneten  des  Glastis  ffir  1^  R.  bedeu- 
let.    Di^  fraj^iche  Condensation  wird  hiernach  a=  0,0444  *). 

Herrn  Helm*8  Resuliat  ist  abo  betrachilich  kieiner  ab 
die  beiden  andren.  Es  IfibI  mch  aber  kaum  entscheiden  ob 
Dieses  von  einer  vielleicht  doch  nicht  -gHnzlich  vermiednen 
PoTositat  des  festen  Quecksilbers  in  setMt^m  Apparate,  oder 
▼on  storenden  Einfltissen  bei  den  friiheren  Versuchen  her- 
rShrte*  Man  hat  vielmehr  ffir  jelzt  wohl  das  Mittel  aus 
jenen  drei  Angaben,  oder  0,0410  als  das  wahrscheinlichste 
Resultat  eu  betrachlen,  jedoch  wegen  der  betraGhllichen  Un- 
sicherheit  desselben  (von  0,0036),  eine  Wiederholting  der 
Versuche  unter  so  gtlnstigen  Umsi&nden  su  wiinschen  wie 
ne  sieh  in  mehreren  Sibirischen  SUidten,  durch  Lull* 
Temperaturen  welche  mehrere  Wochen  lang  unter  dem  Ge- 
fiierpunkt  des  Quecksilbers  bleiben,  fast  jahrlich  darbieten. 

Die  Erfahrungen  fiber  die  Volumveranderungen  beim  Er« 
starren  beschrSnken  sieh  aber,  nach  Hinzunahme  dieses  neuen 
Resultates,  eiwa  auf  die  folgenden  Zahlen: 


Qaecksilber. 


JWasser. 


S9S 


—  0,0410 


+  0,0799 


11 


Phosphor.      I  Ros'Mihe  MetaU. 


~  0,03145 


0,000 


■§<§ 


I 


I  unbekannt 


0,91920.10-3 


0,47485.10-3 


0,21864.10^?+i) 

0,2186410-3 
und  es  bleibt  somit  vor  AUem  erwiinscht,  dais  der  Ausdeh- 


|0,2252ai0-3|o,54828.10-3f)|o,90616. 10"* 


•)  Wobei  jedoch  die  Theilang  des  ThermometeTS  auf  dem'  Glaae  selUt 
Oder  docli  die  Skale  and  Rohre  gleich  aiisdehii«un  vorausgesetzt  sind. 

**)  In  Theilen  des  Fliissigen  beim  Schmelzpunkt 

t)  Die  mittlere  zwischen  0  and  •(•  80*,  ohne  Rucksicht  auf  das  Mini- 
mam  des  Volamcn  bei  +  S*^. 

If)  Die  mitUere  zwischen  0  and  -f  80®,  ohne  Rucksicht  aaf  das  Min. 
des  Vol.  welches,  wenn  das  MetaU  zuTor  geschmolzen  war,  bei 
•f  W  R.  eintritt. 


82B  Pb/iifcalisdi-instfiematitche  Wi^teMcluiaMi. 

nungscoeffisient  des  feslen  Quecksilbers  ermiUeit 
werde.  £r  miilste  sowohl  luich  der  Analogie  unsrer  Erfah- 
ningeo  fiber  das  Wasaer  and  fiber  den  Phosphor,  als  aach 
nach  den  theoretischen  Aiisichften  von  den  Cohaesions- 
iuraflen,  betrachtlifsb  kleiner  sein  ais  der  fur  das  flussige 
Quecksilber.  Seii)0  Besiimoiiing  diurch  Versudie  welche 
moglichsi  weit  unier  —  32^  K.  reichen,  ist  aber  urn  so 
noihigeri  da  schon  jetsi  eine  jener  Vermuthiing  direkl  vAr 
dersprechende,  jedoeh  wahrseheinlich  sehr  leichi  m  widerle- 
gende,  Angabe  darfiber  vorhanden  ist  Nach  C reliefs  che- 
mischen  Annalen  fur  1787  soil  namlich  der  Chirurgos 
Friess  zu  Welikji  Ustjug  gefunden  haben,  dais  sieh  das 
feste   Quecksilber    ffir   gleiche    TemperaiurabBahoien   weit 

starker,  ais  das  fifissige  condensire!  ^ 

Wenn  man  die  niedrigsten  Lufttemperaiuren  welche  in 
Jakuftk,  in  Tobolsk  und  selbst  in  Jekaterinburg  vor- 
kommen  aach  nor  durch  die  Lowiz*schen  Refrigeraiionsmii- 
tel  herabseUtCi  so  wurde  n^an  leicht  fiber  diese  und  fiber 
viele  damit  verwandte  Fragen  Aufschlufs  erhalten*).  E&leuchtel 
aber  ein,  dafs  auch  die  Liquefaction  und  das  Gefrieren-machen 
der  Kohlensiiure,  bei  solchen  Kalten,  ungemein  leicht  gelingen 
wurden,  und  dab  man  von  der  Anwendung  dieser  Producte, 
su  femerer  Refrigeration  nach  Thilorier's  Methoden,  unter 
den  dortigen  Umslanden  ganz  neue  und  vielleicht  ebenso 
unerwartete  Resoliate  zu  erwarten  hat  —  £s  ist  zu  hoffen, 
dafs^inige  geubte  Beobachler  welche  den  meleorologischen 
und  magn^ischen  Observalorien  in  5ibirien  vorstehen  die 
Gelegenheit  la  so  wichtigen  Arbeiten  nicht  unbenutzt  lasscn 
yirerdeu. 


*)  Namentlioh  auch  iiber  die  latente  Warnie  des  Qucckfeilbcrs ,  wclclio 
schon  Haaaenfrats^  durch  Mischung  von  festcm  und  fliiasigem,  zu  68^ 
bb  60^  R.  gefunden  haben  wollte. 


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Neue  Dala,  die  SapOFOgisehen  Kosaken 

betreffend. 

Von 

I 

A.    5kalkow«kii. 


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I 


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..I 


VI 


l/i^se.in  ^wei  Heften  des  Jurnal  miui^ter«twa  nar.od-f 
nago  protfwjeschtschenija  enlhallene  Abhandlung  die. 
wir  ihreoi  Haupiinhalte  nach  hier  mittheilen,  ist  ein  vorJaiifi- 
ger  Auszug  eine^  b(4d  erscheinenden  Buch^s,  das  „^e  lejlzUn 
Tage  des  S^porogischen  Kosaken  *  Heeres "  ( Po^Iejdme  dni 
Saporo/skago  KasaUcjijago  Wpi^l^a)  belitelt  sein  vnxd,  ein^r 
neuen  F^rucht  >  des ,  nUizlichen  Wirkens  des  Herrn  /S/k.af- 
ka>y«kiL  > 


I   :       •  I 


.  Ill)  Jalire  1839  erhiel^  der  Verfass^r  Kaiserlich^  E^laub* 
nifs,  die  Archive  4er  Gerichtshofe  in  den  Neurussisehea  Gou- 
verneinenis  upd  in,  Betf^arabien.zu  iospicirei)^  um  geschich^- 
liche  Documenie  aui3zuziehen,>  die  zu  einein .  ^li^lprii^f^^)!. 
Archive  N/eurufsIands  Material  lietern  kgnnlem    Scbon  ,183^ 


390  HbtorucIi-linguiBtiiclM  WiMenM^haflen. 

einpfing  er  von  Privalpersonen  einige  wichtige  die  Saporo- 
ger  betreffende  Urkunden,  allein  diese  enlhiellen  eiiien  so 
UeinenTheil  ihrer  Geschichte^  jdafs  sie  nur  als  Zeugnisse  von 
irgend  einem  abgesonderten  gesellschafUichen  Zuslande  die- 
nen^  aber  zu  keinem  historischen  Werke  die  Grundlage  bU* 
den  konnten.  Erst  im  Laufe  des  vorigen  Jahres  entdeckte 
der  Verf.  der  Spur  noch  vorhandener  Documenle,  .iind  der 
freundlichen  Auweisung  eines  hochgestiellten  Mannes  folgendi 
auf  vermoderien  und  halb  zerrissenen  Papieren  ein  Bnich- 
stiick  des  ISaporogisehen  Archives^  das  wahrscheinlich  zu  einer 
weit  grofseren  Sammlung  gehort  halte.  Man  weils  nicht,  wie 
dieses  Archiv  enlsianden  ist^  wo  es  .angefangen  oder  geendet 
hat;  aUeia^ter'Vorfaeser  hofii,  itSs  peine  kinijgai  Jfachfor- . 
schuRgen  unter  dem  Schuta^e  des  Grafen  Woronzow  noch 
mehr  Erfolg  haben  werden.  Seine  vorliegende  Skizze,  ein 
Auszug  aus  einem  ziemlich  giroiisen  Werke,  soil  kein  anderes 
Verdienst  haben,  als  das,  auf  eine  reiche  Fundgrube  hinzu- 
weisen ,  die  bis  jelzt  nicht  aitsgebetttet  worden  ist. 

Die  in  dem  Saporogischen  Archive  von  Herm  S.  aufge- 
fundenen  Urkunden  sind  theils  aus  der  lelzten  Periode  der 
politischen  Selbstsiandigkeit  dieses  Krieger-Staats  (1730  bis 
1775),  Iheils  Copieen  von  Urkunden,  die  bis  1660  famaufrei- 
chen,  also  beinahe  bis  zur  Epoche  des  Abfalls  der  Ukraine 
von  Polen.  Der  Inhalt  dieser  Papiere  ist  diplomatisch,  miU- 
tairisch,  juridisch  und  administrativ,  auch  befiiiden  sich  Pri- 
vatschreiben  darunter.  AUe  diese  historischen  Scfaatze  waren  • 
jbis  jelzt  absolut  unbekannt,  ja  Viele  hatten  die  Sapotoger  fur 
«ine  An  von  Wilden  gehallen,  die  nicht  einmal  der  Schreibe- 
JLunst  kundig  gewesen  sein  sollten!  Schon  im  Ait^rthume 
hat  man  eingesehen,  dafs  die  Gesetze  und  somit  auch  die 
^crichtlichen  Verhandlungen  eines  Volkes  ihm  als  vvahre  Ge- 
fichichte  dienen  konnen;  und  der  Verf.  glaubt  aus  Erfahrung 
jiberzeugt  zu  sem,  ddfs  der  sogenannte  Abgrund  der  admim- 
iitrativen  Correspondenz ,  wie  nian  die  Archive  der  T'ribunale 
nennt,'  die  treneste  imd  oft  auch  die  beredlesle  gleichzeitige 


Nene  Data,  die  Soporog^itchea  K<»talKea  betralFend*  Ml 

Chronik  ^ntbalte.    Ohiie  Zweifel  wurde  bei  Gelegeokeit  der 
Eisliiniiiuig  der  NeueD  jSetsch  (im  Jahre  1775)  dieses  Ardiiv 
ohne  Aufoahme  eines  Verzeichnisses  weggenomgien  und  ohne 
AuBwahl  in  die  nachste  Kreissladi  geschicki*).    Von  da  wan- 
derte  es  nach  Nikopolji  wo  ein  Theil  desselben  durch  die 
Unwissenheii  der  Custoden  zu  Grunde  ging.    Endtich '  kam 
die  Sammlung,  man  weifs  nicht  wie,   mil  den  Acien  ver- 
schiedner  Disirikte  und  Provinzen  in  die  Deposiiorien  einea 
Gerichtshofes  von  Jekaterinojiaw^  wo  Herr  S.  sie  ausfindig 
maichie.    Hier  war  die  Hatfte  der  Papiere  dorch  Zeit  und 
Faokuis  eine  uiyffirmliche  schmutzige  Masae  geworden,  in  wel- 
cher  der  V^f.  mil  einiger  Selbstuberwindang  henimwfiUle; 
diAu  waren  viele  Aclen-Biindel  ohne  An£ang  und  ohne  End^^ 
serrissen  oder  von  Wurmem  zerfressen,  andei^e  aber  durch 
Einwirkung  der  Sonne  zerkriimeli  und  in  Staub  verwandelt 
Und  doeh,  mit  welcher  Befriedigung  zog  der  V^f.  aus  den 
Tnunmem  dieses  Archives  die  kostbare  Kunde  yon  jener  un« 
terg^;angenen  Gesellsehaft,  wenn  er  bedachte,  was  fiir  ver- 
kehrie  Begriffe  bis  dahin  alle  Historiker  von  den  Seporogen 
gehabi  batten!    Selbst  jelai  und,  nach  Durchiesung  der  hier 
gesammelten  Documente  werden  die  Gesehicbtsfreutode  mit 
Miihe  glauben  k^nnen,  dab  di^  Saporoger  scfgar  in  den  lets- 
ten  Jahren  ibrer  poiiliscben  Exisienz  mit  der  Krym,   mit 
Rulsland  und  Polen  in  diplomatischer  Verbindung  standen, 
da(s  sie  zu  den  Siegen  eines  Miinnich^  Rumjanzow  u.  s.  w. 
wacker  mitwirklen  und  oft  eine  wahre  Brustwehr  Rufslands 
gegen  die  Ueberiaile  der  Nogai'schen  Horden  gewesen;  dab 
me  endlich  im  Innem  des  Kosch  (s,  weiter  unten)  eine  siem- 


*)  Dai  Wort  Settch  oder  ^jetich  (Poliioh  tieos)  bedealet  ein  Ver- 
hack  aad  Ut  der  laiinitiT  eiaei  bekannlen  SlawiMiheB  Veiboms  fiir 
hsaea,  sclineiden  (Rnas.  «ekA,  Pol«  siek^e,  das  Latein.  te«- 
care).  Man  aagt  aach  tetscha;  beide  Foimen  iind  weiblich* 
Der  NamoNareist  daranf  hin,  daOi  dieae  Orte  Yon  Venehaninngen 
(einem  ErdwaUe)  nmgeben  waren,  die  sie  Ton  der  Umgegend  gleich* 
B^m  abaelinitten  tuid  isolirtea. 

9oh. 


$39  inttofitdi-liiig«islitch«  WisscMehafteii. 

Hdi  eompliciirie  Regiening  hailen^  wekhe  sicit  die  sn^nllieh^ 
Ordnung,  die  Rechlspflege  iind  die  naiionale  Oebmoorie  m^ 
gelegen  seiif  lieb. 


Enistehang  des  Kosaken-Bundes.    Erstes  iBrsthei 
nen  Slawischer  Ritter  in  der  Geschichte. 


Der  anaefanlidi^  81a\mehe  Stamm,  weleher  onter  deoi 
Namen  Ru^i  oder  Rut^kie  (Rus^  Ruaini)  bekamit  war, 
wehnte  in  den  aeliSnm  Landern,  die  ungeflKhr  vom  Urapnmg 
dea  Dnjepr  bia  zum  achwaraen  Meere  auf  der  einen ,  und  hk 
■u  den  Littaoiachen  WSldern  ^uf  der  anderen  8eite  reiehUm. 
Dieser  Slamm  war  aua  aehr  vielen  Zweigen  gebildet.  Grade 
in  der  Milte  jener  LSnder  nahm  das  eigeniliche  Rnsstsche 
Gebiet  (Rvaj)  oder  daa  KnJQSthum  Kiew  den  erateo  Rang 
ein;  weiler  tiordwSita,  am  Knken  Ufer  dea  Dnjepr  ^^irehnten 
die  Ukrainsy,  d«  1l  die  Klein -Ruaaen,  Weifa-Ruasen 
und5nioijaner;  siidlieh  von  Kiew  lag  Schwftra-Rura* 
land,  d.  h.  die  Knjasthumer  Podolien  und  GaMen;  nerd* 
weaiiich  aber  Wolynj  (Wolhynien)  and  Polesien,  d  h» 
Schwars-Rubiand  mit  dem  iSlawischen  littauen. 

Diese  Stamme  waren  besUndigen  feindlichen  Ivrasionen 
ausgeaelzl.  Aua  dem  Norden  fiberfieien  aie  die  Unbeaiegba*^ 
ren  Skandlnavier  und  grundeien  ein  ganzes  Reich  in  Kiew, 
¥on  wannen  aie  die  iibrigen  StSmme  bekampften  and  soger 
mit  gewaflfheler  Hand,  auf  leichlen  Baricen  bis  Conslantinopel 
vordrangen.  Von  Nordwesten  machten  die  wilden  and  armen 
Lillauer  auf  ihren  kieinen  Klepperp,  acUecliI  bewatbet  und 
aclilechi  gekleidet,  aber  atark  darch  Tapferkeil  und  driicken- 
den  Mangel,  Einialle  in  Wolhynien,  verheerlen  die  Ukraine, 
scngten,  mordeten  und  aogen  ofl,  ohne  in  den  croberlcn 
Stadlen  auch  nur  eine  Bcsalsumg  zu  hinierlassen,  in  ihre 
Walder  und  Mordsle  zuriick.  Der  Scfaall  ibrer  laogen  Kriegs* 
homer  verbreitele  Schrecken  unter  alien  ^wen,  und  Rache 


Neae  Date,  die  Saporogiseheii  Koaaken  betreffend.  SSS 

m  nehmen  war  in  einem  Lande  wie  LHtauen  keine  leidite 
Attfgabe.  Im  Westeti  schaarien  aich  die  Ljachiachen  oJer 
Pe^acldachen  (Lachiachen,  Polischen)  RiUer,  romische  Ka« 
ihofiken  find  gieich  deii  Deulschen  mit  eisernem  Paneer  ge- 
wapnety  unter  den  Fahnen  ihrer  KoroTa  (KSnige)  an  den 
Ufem  der  Weichael  und  dea  *  Narew^  von  wo  aie  gleieh  WeN 
lerwolken  in  RuTaland  einscMugen,  um  aich  in  Kiew  (einer 
achon  lange  handeltreibenden  Stadi)  mil  Beute  zn  bereichern, 
oder  in  die  Angelegenheiien  der  Knjaaei  der  Nachkommeil 
4m  Jaro^laWy  zu  ikiischen.  EndKeh,  sehon  nach  dem  ]2ien 
Jalirliundert  bracken  die  ietcien  Eindringlinge ,  die  Hor« 
den  Tsehinggia- Changs,  Iheils  muaelmannisdie,  theila  buddha*- 
glBabige  Barbaren,  in  den  Steppen  jenaeil  der  Woiga  ihre 
Zelte  ab,  durchsiiirmten  fast  alle  Russischen  Lande,  Qberwill*- 
iiglen  aie,  und  grOndeten  dort,  wie  in  Asien,  einen  Tatari« 
achen  Staal.  Dieae  VSlkerstUnne  dauerlen  faat  ohne  Unter* 
bredinng  vom  9len  bta  ins  ISte  Jahrhundert 

Daa  Rnaaiscbe  Yolk  muftle  darch  diese  UeberfiUle,  Kriege 
und  Erebeiungen  Tiel  erieiden,  und  wiirde  idelleicht  nach 
vol^Stigiger  Zerslficklung  in  den  erobemden  StSmmen  unter- 
gegangen  aeyn,  hfilte  iiichl  sein  Glaube  ihm  Rettung  ver- 
schaflk.  Die  christliohe  Religion  kam  auf  zwei  Wegen,  aus 
dem  westlichen  und  sfldlichen  Europa  nach  Rufai&nd.  Von 
Weaten  her  verkOndelen  sie  romische  Priester^  grSfstenlheila 
Benedictiner,  die  aua  Itaiieni  und  Bohmen  kamen,  auch  in 
Polen  aich  ausbreileten  und  segar  dort  Kioster  gr&ndelen. 
Aber  diese  Glaubenaboten  sprachen  lateinisehy  betelen  cu  GoH 
in  einer  £^rache,  die  keinRusse  verstand^  und  verlangten  einen 
bUnden  gans  unbedingten  Gehorsam ,  nicht  gegen  die  iSlawi- 
achen  Knjase,  sondem  gegen  den  Oberpriesler  zu  Rom^  einen 
aufllSndiachen  Herm;  audi  verlangten  sie  Zahlung  des  Zehn- 
lehy  der  in  den  Slawischen  LSndem  cine  gana  unbekannte 
Sadbe  war.  Von  SOden  her  kamen  arme  Griechische  und 
Illyriache  (d.  h.  Slawische)  Glaubenspr^diger,  denen  es  schon 
geftmgen  war,  die  sQdlichen  iSlawen  au  ihrem  Glauben  %n 
bekehren;   diese  Leute  verkiindeten  zwar  beinahe  dieaelben 


8S#  Hbtoriich-Iiiisiiittiiolie  WineaiduilleB. 


Dogmen,  ifvie  vordem  die  Katholikeii  (kn  MMen 
Jahrh.);  alldn  aie  verlangten  keine  Unterwerfiing  uater  deb 
WiUen  des  Papstes,  keine  ZehnteDi  keine  Trennung  des  SUaU 
von  der  Kircbe.  Der  Erfolg  krdnle  ihre  Bemuhungen ;  tooh 
lOlen  bis  ina  13te  Jahrh.  beteten  die  ftusaen  ruhig  sum  wah- 
ren  GoUe.  lebten  im  Wohlaland  und  unter  der  Hemchaft 
ihrer  eignen  Knjase,  bis  innere  SIreitigkeiten  swiach^  den 
Nachkommen  des  Jaro^Iaw  und  die  ihnen  folgenden  UeberfilUe 
rauberischer  Feinde  die  Rube  des  Landes  erscbiiUerten.  Ab 
endlieb  die  Periode  namenloser  Laden  kam,  ak  Mongokm 
und  TQrken  fast  ganz  Rufidand  eroberten,  da  fanden  sdue 
alawischen  Bewohner  in  ihrem  Glauben  und  in  ihrer  Hinge- 
bung  an  die  Knjase  und  Bischafe  ihre  H^ffaung  und  eiii- 
Qge  StiiUe. 

In  derselben  ungliickseligen  Zat  mogen  wohl  die  erslen 
Auswanderungen  des  Ruasischen  Volkes  nach  den  ihichiba* 
ren  Steppen  des  Siidens,  nach  den  Hohlgriinden  an  den  Ulmi 
des  Dnjepr,  des  Bug  und  anderer  gro&er  und  kieiner  Fltiase 
statt  gefunden  haben.  In  derselben  Zeii  mochten  viele  ger 
waffnete  Genossenschaften  (drujiny)  alawiacher  Helden,  sum 
Schutoe  ihrer  neuep  Ansiedlung,  unier  ihnen  entatehra.  Diese 
legten  sich  entweder  in  Nachahmung  der  Tataren,  oder  aua 
anderen  bis  jelzt  tuibekannten  Ursachen  den  Nalionabiamen 
Kosaken^Kasaki)  bei.  Ihr  aliesler  socialer  Zustand  ist 
aber  noch  nicht  durch  historische  Urkunden  aufgeheUt  Ohne 
Zweifel  waren  die  Kosaken  ais  Parteigang^r  der  Steppe,  ak 
eine  Art  nordischer  Beduinen  schon  vor  dem  16ten  Jahrh. 
bekannt  geworden,  aber  die  Geschichte,  d  h.  die  gleidaeitige 
Chronik  schweigt  von  ihnen.  Wir  erwarten  suverlasagere 
JNachricbteny  uni|  auf  sie  gestiiizi,  su  ermiUehi,  weldies  der 
Unsprung  jener  Genossenschafl,  jener  kriegeriachen  Verbrii- 
derung  gewesen,  die  nicfat  blofe  gegen  Alie^  nicht  Ruasische 
(Slid-  oder  Klein -russische),  gegen  Tataren,  TurkeUi  Polen^ 
aondem  gegen  die  Russen  selber  feindselig  gesinnt  war;  denn 
Rulsland  erhielt,  seiidem  Moakau   die  Reaidens  der  Zaren 


NeaelHilii  die  0^iocognobe»  KonJbea  Ik^reffend.  3M 

wUrAey  von  den  Koftaken  den  Namen  ^Beser  Sladi,  und  da$ 
Voft  4i4milen  sie  M«itkali'( Motkis wiier ). 

Die  gljuibvriirdigBCen  pragmatischenDataiScheinen  %u  et^ 
gebeii,  dab  ;alle  Kosdcoiif-GeoieinachaAeii  (die  Sappro^chen, 
Donischea  u.  s.  w«>  zudner  tind  .derseUban  Zeil,  BMnentiioh 
kaAnfeuig.  dea  lAten  JlArh^  (ld06^t- I5i5)  hervorgetretflD  sind* 
Wir  mtoin€»  ihre  faiatairisdie  und  pMi»die  firscheinUng,  in 
dar .  Foraa;.  eines  regdasa£rigen  arganiaiirlan.  Krieg^rbimdea^ 
Qaa  Schrecken  vor  der  fftiiselmamMsobati  Herrdcbafty  d-  h.  dar 
mtmw.  nooh  schreckende  Gedanke  an  die  ScbickaMe^  welebe 
die  iSiawaa  vom  ISlen  his  zu  Ende  des  15ten  Jahriiunderts 
erCahren  faalian , .  und  die  Beftirchtung  eitoer  kunftigen  UnleiSr 
(kiiitkungf  dei^  Vorbild  man  in  dem  Falle  von  Byzanz  ge» 
aehen^  vaubHUa  der  wahre  Grund  zur  Sliilung  einer  beWaffne- 
len •  GcSdsbuti^  d.  h.  der  Anfang  des  Kosakenthuma 
gewesen  sein.  So  bildeten  sich  wahrscheiiriich  nach  und  nach> 
dIm'Oewohnheiten  des  Volkes  und  der  geographischen  Lage 
angannptaen:  1)  die.Kiaeger-Colonie  an  der  Ungarisch- 
iSevwiscben  Grange;  2)  der  Saporbgische  Kosaken- 
bimd  *) ;:  3)  der  D  o  n i s  c b^  Kd^kenbund.  Der  ersle  enlsland 
aua.  siidliciien  i^wen:  Ulyri^rn,  51owaken,  Tscbechen  und 
iSerben;  der  andere  akia  Rusten  oder  RuAnjaken  (Bewohnern 
der  Ukraine,  Wolhyniens,  Podoliens,  Galiziens  u.  s.  w.),  der 
driUe  endlich  aus  nordlichen  5Iawen  oder  Grofs  -  Rus&ej^ 
Man  braucht  die  Kosaken  am  Don  nur  anzusehen,  ibre  Spruehe 
fiu  horen,  und  sie  mii  den  heutigen  Saporogem,  ja.  ibre  Na^ 
men  mil  denen  der  letzieren,  zu  vergleicbem  und  die  etbno*- 
graphiscbe  Nuancirung  zweier  slawiscben  Yolker  wird  auf 
iibereeugende  Weise  ans  Licbt  treten. 

Una  4ieselbe  Zeit  in  der  wir  die  Saporoger  uhd  die  Do- 
niscben  Kosaken  in  den  unabsebbaren  Steppen  am  Dnjepr, 
Don  und  der  Wolga,   d.   h.   an   den   bedeutendslen  Fliissen 


*)  Sa  porog  heifet  jenseit  der  Wasserfalle  (am  Diijepr)^  daher 
*     'im  PoiitohlMi  Zaporoz'e,  Saporogien,  das  Land  jenseit^  d.  b. 
weitlieh  der  Waaserfalle.  • 

EnBUS  R«M.  AicbiT.  1841.  HH.  7,  22 


8M  ilibtoiiMh-lifls«»lbohe  1VitMM|tetemr 

Rii&koidsi  MMst  6iiden>  boj^nenaveb  ^Raskiaehe  tindidic 
Polische  Regierung,  aus  der  "frtundiidwii  GcsinD^ii^'dicUer 
GenoisetMohaften  gegen  ae  und  mis  ifcreiti  H«Me  ge^^  die 
Muselibd&fiiKsr  Vottheil-  lu  ti«hcn;  So^npoU  ffiifalrnidsab  .B^ka 
eriheileii  ihnen  durcii  formelleChaiten  das  lieclil  det  BesitB^ 
der  LUtider,  die  sie  (de  hdo)  eehon  besafadn;  si^  bildtii/aHB 
ihnen  kriegemche  KaMtoeradsehafkeiv  (dtujliny),  dietaleU  ^ti 
riislel  und  schlagferltg  waren,  um  iUren  Dural  nach:Khnq^ 
InvaBlonen  und  PIunderungiet»  aum  Verderbea  der  nidbtnM^ 
der  kfiegerkehen  und  unrubigen  Taftarischen-  Uordto  >adcff  dor 
flinken  Tilrkenheere  tvt  lenkeu.  Mit  einen  Woitey> .diea^voii* 
dem  BO  roheu,  sugeUosen  und  keiner  Art  von  Begiennig  ge- 
horcbenden  Krieger  wurd^  beinahe  eine  o»viIiflitte  GeaeUadiaft^ 
die  sich  selbsl  ihre  Fiihrer  und  Oberhdupter  watte-y  nnd  daa 
heilige  Vorrecht  von  BescbiiUern  det  jHawiacben:  CShrbteiH 
heit  halte*  ... 

Werfen  wir  cinen  Blibk  auf  eiA  Univarsai  dea'Hdh 
man's  Bogdati  Cbmjeinizki,  das  er  der '  Sapora||;iaelien 
Kriegerkaate  ertheilley  und  -wir  werden  darbi  eitieii  fiewtb 
ftir  das  eben  Gesagte  (inden.    Ea  f9%t  faiar  wiMUelk:: 

„Dem  wiirdigen  Herren  Obev-Aelleslen,  dtt^  lierreii 
Polk-Fiihrern,  den  Herren  Polk-Aekealen,  den  iSo4iiib*<s 
(Hauptleuten),  Atainanen  und  alien  iibrigen  I^ettlea  dek 
fanzen  Ukrainischen  Kriegcrscliafi  jegiiches  Standes  und  Ran<* 
ges,  wie  iiberhaupt  einem  Jeden,  dem  es  jetet  und  inskunftige 
au  wissen  zukommt,  verkiinden  wir  durch  dieses  unser  UnL* 
versal:  dais  de||pCoschewoi  Atamon  der  Saporogischen  Krie^ 
gerscbaft ") ,  Herr  Demjan  Barabascfa  in  Genxeinscbaft  mil 
dem  Kriegs  -  Aeltesien  und  den  Atamanen  der  Kuren^a  uaa 
einen  Gnadenbrief  des  erlauciitesten  Koniga  von  Polen,  Sie- 
pban  Batoriy  vorgelegt,  welcher  auf  Ansucben'unaerea Vor« 


•  • 


*)  Koscliewoi  Ataman  oder  schlechthin  Koschewoi  liiels  dcrAta- 
nian  (Hetmaa)  cincs  Kosch  od^r  Haiiiitquartiers^  de«i  die 
Atamane  der  veracliiednen  Kiiren*s  nnd  die  Befi^lilsiifalwlr  der  Pa- 
lanken  untergeordneC  waren. 

-     -  .  !•  .■  .    l/     ,      W.I 


•  li 


Neoe  Bate)  die  Sftf^rogiMAcpii  Xlttdten  bcCoeffend.  Ilf 

gltalgani,  ^  IfeMan^a  ^ftkoiK^  Bogdan,  xmA  des  K4»eii^i 
wof  tder  soporog. Kriegerschaft  am  unterenDfijepr/Pawljulc, 
am  20sleii  Auguai  dea  Jakr^a  1576  eilassen  wirden^  und  m 
welehem  kOnigliclhen  Gnadanbnafe'gea^hrieben  stefat,  ivie  felgt: 
„Saine  k^taiif^iche  AIijaBtat  kabeii  in  ErwaguHg  der  htsoHH 
deren  E^gd>anheit,  Ikh  die  Saporogkchen  Kosakan  Hdcfaaal^ 
hig/i&r  heimewn  uad  d^r  vktirliclien  tapferen  Dietisley  die  aie 
aeiiier  Miijaattt  emieaen;  ind€fti  ^  die  Sireitkraifte  mUohtiger 
Ii^DtdiMsdiar  Feinde  aufreil>etid,  ihrem  Durate  nach  Christen^ 
fttti  efin  Elide  madlilen,  ihren  nach  der  Poiiadien  Krone 
aoBd^ni'^ehrenwierthen  Veik  der  Ukraine  schnappenden  Rs^ 
ehen  -  sitttepften ,  und  ^e'Zugiinge  nach  Poien  und  der 
Ukraine  Seschfilxteh ,  aueh  alle  ihre  unzShib'aren  Heerhaufen 
mid  freebenF  Einfalle  in  cbrisUiche  L3nder  mit  tapferer  Brust 
abwehrlen  — ^  damit  solhane  Dienste  belohnt  wiirden ,  damft 
die  Sapoto^ehe  Kosakenschafl  zu  ihren  Winter -Lagem,  wo- 
ftte  es'w^niKch^  Platz,  fiir  iht'e  vom  Feinde  verwundeten  Ka* 
oiaraden  PiDege  und  Heilung^  in  alien  N5tfaen  Abhiilfe  und 
i&r  aOe  ibra  Bediirfnisae  Befriedigung  finde  -*  den  Saporogi- 
8<3ien  .Koflaken  am  tinteren  Dnjepr  die  Stadi  Terechtymirow 
aanuni  Klosier  und  Ueberfahrt^  dazu  ihre  alte  Proviant  ^Stadt 
Tschigrin,  und  von  gehannter  Stadt  Terechtymirow  uniet^ 
Warta  den  Strom  entlang  bis  zur  Stadt  Tachigrin  und  den  zu 
iltrem  Gebiete  gehorenden  saporogiachen  Steppen  aila  L&ndet 
nebst  alien  in  diesen  Landem  gegrttndeten  St&dtehen>  DiSrfem 
uhdFutoren  *),  nebst  dem  Fischfang  an  sothanem  Ufer  des  Dnjapt 
und  anderen  Emolumenten,  imgleichen  in  der  Breite  vom  Dnjepr 
nach  der  Steppe  bin,  die  schon  lange  vorhandenen  und  jetist 
von  ihnen  bescbirmlen  Wofanorte,  imgleichen  die  alle  Saporo- 
ger- Stadt  5amar  mit  der  Ueberfahri  und  den  Gegenden  am 
oberte  Dnjepr  bis  zu  dem  Fltilachen  Orel  und  waiter  abw&ria 
bia  zu  den  Steppen  der  Krym  und  der  Nogajer,  imgleichen  iihfiT 
den  Dnjepr  und  die  Golfe  des  Dnjepr  und  Bog,  wie  es  seit  lange 
gewesen  bis  zu  dem  von  Otscbakow;  imgleichen  am  obereli 


'^  Pater  Ut  eine  raolirt  Regcnde  VkreiAisdie  WirthBcJiaft  od«r  O6l0idtf. 

22» 


SW  BiilotlMlh-liigMtfHrtlifr  IfilMMclitilMi 


•  •• 


¥lvm%  BagliiB  Mm  Fkisae  Silbcha;>  toad^m  Afllir'«ciieB  Landt 
aber:  durch  die  Steppe  bis  sum  Flwiae  Doo^  wo  alibereito 
unier  dem  Hetman  Prexlaw  .LaMkotuaaUii  ^1506— IL}  An 
Sapcdroger  ihre  Winterqiuvtiere  hallenv'  flvf  ewige  2eitM  « 
B<Mita  zu  geben  gerukf'  -r-  Und  daibil  alte  dieae  BeailaimT 
geu  den  Saporogisclreii  Koaaken  aitf .  e^gie  Zeiteli  unv^rikut 
'VArtileiben,  hat  Ihre  Kofiiglkhe.Sfc^aiaL  ihben  dieaelbaii  dui«H 
dieses  Schreibeti  zugesicheii,  ond  ^  in  dei^bea  btofeaiigeb 
Der  Pan  Koschewoi  Barabasch  hal  mii  der  g«ilcen  Kri/egisr* 
achaft  dieses. nnser  Universal  erbeten,  die  lUage  hlnmrfSgendc 
dalfe  weg»i  der  in  vielen  vergangenen  Jahren  .^efiiihrten  Kriegie 
vnlt  denTataren,  Tiirken,  Wlacheii  uad.ktatKdnmchjpait.den 
JLfjadien  (Lachen)  die  SaporogischQ  Kiiegeraehaft  selrr  ^liites 
hal  und  alie  ihre  erwahnlen  StSdIe  nnd  L&nden  iiintn  6n|^ift- 
sen  worden  sind,  also  dais  sie  weder  ihre  Pfetde,  Mi  deoM 
sie  im  Kriege  dienen,  noch  sich  selbst  za  emajMren  iin  S^si^ 
Daher  wir  Bogdan  Chmjelnizkii)  ob  wir  gl^iffc  yw^.solbhffr 
Klage  des  Saporoger-Heeres  uns  abgewendet  (wi^etid^  dftfiv 
sie  selber  durch  alle  Privilegien  Polischer  Komge  unlersiiitot 
werden,  auch  besondere  Kriegs-Kleinodien  ^md  eine  Kri9gs> 
Armata  besiteen),  da  wir  gleichwohi  von  d^m  Sapor^^Mben 
und  Ukrainis^hen  Heere  zur  Beschulzung  des  Valerlandes  die 
Oberherrlichkeit  empf^ngen  haben  und  durch  Gottes  Gpad« 
wie  durch  Wahl  des  Heeres  und  Voikes  die  Macht  besila^ 
a^f  beiden  Seiten  des  Dnjepr  im  Kriege  ivie  im  Frieden  ,%n 
regieren:  also  vermoge  dieser  unserer  Obergewall  auf  so* 
Ihane  BiUe  d^s  Pan  Kosehewoi  und  der  ganzen  Kriegersch^^ft 
eiogebend,  Be$itz  und  Vernutzupg  aller  jener  Ortschaften  und 
Futor's  gestaiten,'Wie  auch  alier  Yorlheile  aus  denselben,  wie 
aie  von  dem.  aUerdurchlauchtigsten  Poiischen  Kdnig^  Baion 
dem  Saparoger -1  lleere  bewiliigi  worden;  und : bekrafMgen  vrix 
dur<ch  die$e8  unser  Universal,  dafs  alles,  dies  unverkurx(  und 
inunerdar  in  ihrer  Gewalt  verbleibe.  Am  15ten  Janner  des 
Jlahres  1655.    In  Bjeloi  Zer.kwL'' 

Aus  diesem  Universal  ersehen  wir,  dafs  Chmjolnizkii,  ob- 
schott^  er  sich  von   Polen,  lo^rils,   der..  Saparoger  Ki>aak,en- 


tfdiall^AUeft  bftitili^ey  whs  ihr  v#n  PeHsriiai  XOrngtia  iwei- 
mill  (in  dbn  Jaiifen  1616  trnd  1S76.)  gesdwnlit  wordeo'  utt4 
baiiiabe  pblilMclie  6e«^lzeskraft  ^rkttgt  hatie^  Eben  so  deoU 
iiich  erhell^  A^'^B^oUv'Bii,  da&r'diese  Sctenkntig  eine  Beiofi^ 
MDg:  fE^r  '(tiSHeie. Dieoste  und'eine  AuAmmtening  bu  neimi 
(IntJenMhinuDgeii'seia  soUle.  .  Aehnliche  >Kifiladmigeit  raiii 
KrtegsdieiwC  finked  wir  in  den  k^isedieheniSchMiben,  weleke 
der  Saporo^cheir  Kriegersehaft  dtircli  den  FeUmarsdhail 
llfiiDiuclH  den.Gcnefal  ves  WciMach,  dm  Gtabm  Panin  o.  s.  ivl 
Lonimen  *).«    * 


'  > 


i  •  ■    • ' 


B^^itsungen  uodGrap^^en  der  Saporogef^    Ihjfp.YeiXf 

fiissung  un4  Verwalijunr.      ',. 

•  I 

Die  Saporogische  Kriegerschaft  bewohnle  einen  sehr  an- 
^ehiilichcn  Theil  des  jelzigen  Neurussischen  Gebietes;  fast  daft 
gafize\Gouvernemeni  Cher^on  iitii  gant  Jekalerino^laW 
gehorleh'  za  ihren  BeSilzungeti.  Auf  Deboquefs  (^)  Karte 
sittd  dlle'diese  Gegeftden  ',,'Wohnsilze  und  Wiiiierquaiiiere 
der  Saporogischen'Kosaken"'  gchanht;  sie  zeigl  uns  deutlich 
die  Sapotoger  Granzen  itn'Anfang  des  18len  Jahrtiuhdi^rid. 
"So  Gnden  wir,  Safe  die  Tiirkische  Griinze  (der  Dislnkl  Ot- 
'schakow)  iiu'Weslen  die  Fliisse  5injucha  und  Bug  etil- 
lang^  ziehl;  im  Norden  und  Nordoslen  erscheihen  GroCs-Rufe- 
Lin^V  d.  Ir.  Weu-5erbieii,'  dii  Colonic  an  der  UkrainisclieA 
Linie  und  iSIawisch-5erbien,  drei  Niederlassungen  in  Liindem, 
li'elchc  die  Saporoger  zu  den  ibrea  reclinelen.  Iiu  Osten 
^d.  h.  Siidost)  fiegen  die  Sianizen  (Wohnplaize)  einer-  anderen 
Kosakenscfaaft,  der  Dbnischen ,  und  im  Siiden  dehnt  sich  die 
Sleppe  der  Nogai-Tataren  aus,  welche  der  untere  Dnjepr 
'Von  Saporogien  treiint.  Diese  war  der  Schaupialz  iniiner- 
wahrender  Kampfe  mil  den  Chanen  der  Krym. 


*)  Ganz  abBlkh  war  das  iVefbaltoifB  der  Dontsdiea  Konken  zu  den 
Rtumchwi  Monarchen. 


•  . 


Don^liefc  feffMAaiMa  Utiivteaafo  niMl  imdi.Mdfifeeft.Uflw 
kundcfi^ desSapooe^chen  ArchiVer  sitfo|g«r  wteta  dieae Griuit 
Bfin  :fraker  tingiekh  "w^eiler  vorgeriioki;  .deMri  )Mfe  lfit«i  imd 
L7(te  JahrbondorL  gali  es  in.  den.KosafceBffl^ndttragair  keiii^ 
•Marischen  Wohimrte  und  die  Kotak^D  alMn .  ivagjieii  m^ 
ihre  ausbedungeiiea  Graiiien  m  iibendtreiteo^..  ;Niur.  daiui 
mkd  wann  dmngen  Rulke  Riisaischer  SaMatoft^  4^dar  Fahntaia 
jtmget  Polischer  EdeDeuta  in  die  Sieppt  eia^  am  Talarisahe 
RaubhiHrden  an  Terlraiben  imd.  iiir  atoe'Varhaannlgen.Badia 
su  nehmen,  oder  die  Kosaken  selbsl  wegen  ihrer  PiiindenHi* 
gen  zu  ziichiigen. 

Yon  den  Kosch*)  oder  Residenien  der  Saporoger  sind 
bis  jelzt  drei  bekannt:  1)  der  Poliache  in  dem  iSelscfa  auf 
Ch6riin«kii  O^tro w  (von  1570  Us  1712).  2)  d^r  Krym* 
ache  (beiaahe  bis  1736).  3)  der  Rn$sische  im  Meuen 
i^eisch  (jetat  das  Dorf  Pokrow«koje)s  wo  das  pottUsche 
Dasein  der  Saporoger  endete.  Im  Kosch  war  der  Site  der 
Regierun^,  4ie  Residenz  der  Atamana  (Hetmane);  hier  bf fan- 
den  sich  die  Kriegs-Kanzlei^  die  SchAtzkamnMr  uind  die  Ar- 
mata.  d.  h.  aller  militairisehe  Proviant  Der  Kosch  oder  die 
Setsch  war  auch  die  bedeulen48ie  Saporogiscbe  Festung.  Die 
B^bausung  des  Koscbewoi  -  Ataman  verwahrle^  wie  Z^eilgie- 
noasen  sagen,  ihre  Kriegs-Kieinodien  (Fahne,  Befehbhaber- 
Stab>  Rofeschweif  und  Siegel)i  deren  sie  nachmals  ^ wegen 
ih]fed9  dem  Verrather  Masepa  geleisteten  Beisland^s  eine  Zeit^ 
\imf^  verlustig  wurden.    Dem  Vertrage  von  Adrianopel  (1713) 


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*)  Das  Wort  Kosch  bezeichfiet  die  Residenz  oder  den  Hatrptort  iii 
der  Setscha,  aber  aneh  das  GeneinWes^A  Mllbst.  fas  ist  wahtw 
Bclieinlidl  T'uorKischen  UrspningB  uad.  bedeatet^  Bamnliiagi  8ftni- 
Bielort,  vgl.  im  Tiirk.  koschuljn&k.,  sicb  TerbiAdeA)  verb&^r 
den,  and  Koscliuo,  ein  Heerhaaie,  Armee.  Die  yecsckiedneii 
Wohnorte^  von  denen  jeder  seinen  eignen  Ataoian  baUe,  hiefsen  Kn- 
reni  (Orte,  wo  es  raucht,  wo  gelocht  wlrd,  yon  kuriijt);  sie 
waren  alle  in  dem  Bezirke  der  5etscha  eingeschlossen.  Aiilserhalb 
lagea  die  Polanken  mit  den  ton  ibnen  nbhSiigfg«ft  Dtstrlklen. 

'  Sob. 


«dblge>  blid>iSap<lrQgicat«ilttr  idkrliwrae^  4«rKrtf«^«€li^» 
Chane;  allein  der  Had  gegea  alles  Muselmannische  ppd.;  ^0 
UnfaiUen.  die  aie .  .voa  ihreo  TatanscheQ  HQit9cbeni  ^rU^agen 
■mifiifriiy  iMsiimiiilen  die  K09tdieo ,  .aidi  wk4er  sjer  Kaberin 
Anna  .his  gjBtcene  Utiiertliaiieii.  aD«eUeU«»    Die  fi^em  vefr 
teiehMihneDi  .nofam  eie  (1734  bis  HSft)  :.)wi^der  itoter'ibrw 
JBcIiiUi,  4iikd  eriaubte  ilmto  euHiii  tieuen  <SetsQh'Ode.r  Kosch 
«u ^undeii^    DieiBerr  wtirdii  aft  der,  fiHunjOnduiig:  der  Fifiljt- 
cben^  fiiKuUik:  und  Pad|Hilf)a  ia  den  Dnjepr  engelegt    Ib  dea 
Jbhr^n  1742  Imd  1750  eiUdi  die  Koaakeivicluift  ihre  Kleiiio- 
dibi  A«riiek,  und  Hiifteifdein ,  Gi^derigesebenke  ian  Geld  Uftl 
£jriegBVotTatbeiu  !  :  ; 

:m  Daa'  Kabxe  Vdtk  dei^  Saptreger  zerfiel  in>  iiWei  Voti  eitf* 
ttufer  s^r  vcfersdbiedne  Aiilbeilimgen:  .eine^ObtecihUoliiaA 
<ikmeilmiaaeki;),  «.<te  .der  baM  inabeaondere  die  Hede  seio 
«riM,imd  in  Selk.oder  Siinowniki  j(Witi.ier<|«artiei'eh 
4^  obdr  daa  gni»6  Sapdreger^i^end  seiUieut  uod  ibrtaPa« 
iji4ikeo^,  Ilk  wiekhen  die  Pdlkownik'a  couMnandirteai^  uft* 
kBfffmiigktl  tirareii*),  Ojye  Ob&ohiachtna./od^  der^osch) 
beetand  ana  6dx  versehiedHen  AUmain.'s/deftSUr^Qbitfea 
{AiihjB8ieA)i  ileaaui'a  .iiad  den  KriegadienBle  ihii^M^ii  be- 
etandig  u&Yexlieiiraihielren  K^^aaken;  txt  den  Pplanken 
aber  gehorledie  ganzcf  ubri^  Bevolkerunf^  dieirereheliclir 
ten  'Koaaken  und  ihre  Banern.  Jedes  Dorf  baUe  etaea  Yoivi 
geaeUt'en,  dar  Gremadnyi  Ataman  (A.  der  Geiaeinde) 
hiale.  Der  Poiankan  aabUe  man  aechs:  Kolazkaja  Po- 
lank  a  (die..erate  an  der  Uein-rus$isahen  Granze)  *-r-  Niki-; 
iiBaJiaja  (eder  Perewoeinakaja)  —  Samar^kaja  (jen-* 
«il  dea  Diijepr)  «^  Kaioiiuakaja  (am  Gestade  dea  Asow-^ 
aeben    Meerea)    *-    Ingulakaja    (iniUen    ia   der  Steppd 


I  I  t«  1      »         Mill       I 


i'*it  VoUa^^  Ml  ein  klem^s  Foct.  Man  begrtiift.  aber  anch  den  gai^tft^ 
;.  .DisiMikt,  &er  zn  einer  Polanka  gehorte,  mit  alien  seinvn  Dorfer^^ 
iint«r  dieser  Benennung.  -^  Das  Wort  iniilste  eigcntlicli  palank^ 
^eschriebQn  werden,  da  cs  oflfenbar  mi(  Pfahl  (palus)  verwandt  isi 
*'"'(rraMwerk,  Vetschanziittg),  Kb  ist  bckannttich  auch  in  dieT1if- 
"'''ki«c]|l^  8|>radie  iibel^e^iigen.  '•   ' 


Dnjepr).  •• 

Die  Nikitin^kaja  Palahka,  jetsU  Nikep^lj,.  wlar  fiilr 
4ie  Saporoger  em  beMmders  •wiehdgei'  Bkals ;  deaai  vamefaav* 
lich  wn  hier  aud  beobaehlele  man  fte  BcKvegHngjen  der  «ri» 
terBfitmlichen  feiodlidieB.  Nachbaren  (Krym^scheti  Talarkn  uii4 
Nogajer).  Hier  iraten  -au  draeA  Maien:  (in  den  Jintoen  2358^ 
1762  und  1763)  RoBMche,  Keeakladie  ond  T\itaii8dlie'Al>geb. 
«rdnete  snsaoittien;  urn*  Granzfttreitigi^eilieii '  und  IZbrartkliiiaae 
Wifgen  gegenseitiger'Plunderungen  bnd>UebdrfilU4'bcnzuljegcA^ 
bannl  war^dieae  i^olanfca  biB>zur>2emi0riiMg'dei;f6visehia 
ein  wichiiger  Port  ftir  den  Handel  und  eia'SlidpdplQiS'iiilr 
die*  Ueioen jK^napivaneoy  die. trots  ail0piGofidi/eii,.'Ve^aaU  und 
&eadi«rer(len'6iber  langen  Wiindeningy'duMli  dkr  Sifc^e  dua 
tinlercn  Dnjepr-  aogen.  Hier.''v^arteUn  ibver •  Tiickiaohe  oder 
aeibsl '  Saperogi^he  Kaafleutey  die,  naehdtai  aie  i^mn  dm 
Seria^kjer  iso  Olickakaw-  oddr  deR'Kfnmakmnnn'  Ai^ereke^ 
gfttfislige  Peranane  erfaaHbn,  'RuBJ^iadie'WaaiMt'fiacli'  der  Krytak 
wkd  sogar^iiach  Konatonlinopei  ( veratehl  sicb  laof  jTdrUecheil 
Sclnffen)  U^ansportiren  konnten.  Nach'depAuflfeuBg  Acn-iSa^ 
peto^siehen  Staates  (1775)  gab  ban  den  'in  Koack  sollQeki- 
gebliebenen  Ariedlichen  Kosaken  Woiiltoitte  $n  Nikopoiy  -und 
ndeh'im  Anfange  des  19ten  Jafarhunderts  isah  manf  Ueberneale 
ifaf^i*  ansgedebnten  K  u  r  e  n '  s ;  aber  jetsi  >  iat  keine  Spur  mekr 
vorhandetr.  ..::..    n 

'  Die  General  -  Kanslei  des  kkmrussiachen  Heei^es  verr 
langie  (am  Slslen  Mai«  1759)  von  dem  K^sch  eineniun^ 
st&ndlicbeH  Rapport  daruber^  wie  viele  Saporogische  Kiieger^ 
faUs  ein  fiefehl  erginge,  wirklich  an  Felde  Ziehen  koonlen; 
Der  Kosch  gab  die  Zahl  der  immer  schlagfertigen '  Kosaken 
auf  6000  Reiter  und  5000  Fufsganger  an,  und  legte  eine  spe- 
dficirte  Tabelle  bei,  worin  die  zum  FelddiensI  fahige  Mana- 
schaft  jedes  Kuren  verzeichnet  war.  Die  Tabelle  ergab* 
11^769  Mann  in  38Kuren's.  Rechnet  man  zu  dieser  Summe 
nocfi  1899  Mann,  die  bestandig  an  den  Griinzen  Wache  hiel* 
ten 9  und  ungeHihr  3000  Mann,  vvelcbe   die  Wacbposten .  und 


Neue  DtiK,.  d»  AipDM#ifll|fi»  XiMiikflpi  .NIieffeBil.  9$$ 


fefiU  ddr  imiiieo;k»iQpffSbiee*:  ilnd .  g0ri»t^|t«n  $lreitepr  4Wr 
die  Ackerbauern.  i    .  .»  !»  r'  •'  •      :;  '     .    ■• 


•»   .        '.      *      •     .   I  •  •  i.   t.       •  '     f   '■''••...  i    '-.    .1   •,'•'  'I 

*•  *  Dtf*  G*irieinwe8ien  "Ad^r  die  K^rii^radsehaft' 

'      •>  '. /lo.r   ^."j.  '  der  i^»p^fOjgie^#  "'^ '  '■•-"»•    !-•..- 

:  It.  //Die  &pivdgBr  Uldetcn.  eimiM  .ktiege^^  >V€ffbMNi«r 
Afcng;  altelioh  den  Tanusdi-kiilhoUschen/gewUid^ 
lOvdeboi  /Wi^iditot/  Warinl  eiicli^dlMXmakM  diirtih«di4  Binde 
•di^'>€i«mdiBWi«ffeb4S  jpldei?  -  4er  iGe'teUi^ckaff  » (ab^clir 
49ohd»iiy  isocielae)Kdes{Glaui!e'n>8i  (fw!jrera^'  rbUgiQ)iuii4 
dee  Zieles  oder  Bier^fea  ip9isMBaiaii  vodaUo)  v^iikettel. 
XadbeniiiOBdnc  hetliige^iX^ftB^ti  iriiifii^ief iMittodifeilich  :<iii^  fast 
wJi^bliribibrsdMbte^idaft  M  £^kf»f|ldrddD^  ^ 

ttM  grii  mebllifiiiu^dto.  Veft^ni>^£utopa!a  ^BSMtet/iif  iderj^V^r 
fittadi^otbieriUtler.'.Ordeiifi  aul  4en  Sehan)>lal».ier.Gi^Mi6Qbte 
traleii)  und  zwar  in  einer  Zeit,  ais  die  ubrigen'Orden  bereiU 
^Dtersegangen  waren  und  nur  schriftliche  Urknnden,  Nanien 
un^  Wappen  jes '  aDendlandischeb  Adels  von  ihrem  eheniaii* 
gen  Beaiehen  Zeugnifs  ablegten*  Die  Jqlvai^niter  aU€^l  er- 
hieben  aieli.  Aoeh- .^avi.^w  pden  FeJ^en  der,  I|iaei,Ma)jtai  <aber 
diese /'kampAen  mjac  auf 'dem'  Meeie-  Otft  deniTtirken^und 
ihreii  barbariseb^n  Vadaflen. 

•  Keiner'  Aurfte  in '  dieh  Kosaken  -  Bund  Irelen ,  dcr  sich 
nicht  zur  orlhodoxen  Griechischen  Kirche  bekannle.  Sie  tha- 
leivdas  Gelubde  des  Gehors.am.a  (denn  niclit  nur  die  ganse 
Broderachaft».aanderii..die  S^orogisebe  Kirche  selbsi  wi^r.  von 
keiner  fiparehie  abhingig  und  gehorehte  eiazig  and.  aliein 
dem  Vorgesetzlen  desOr'dens,  d.  h*  dem  Koaohev^oi), 
und  das  der  Eheiosigkeii,  denn  ntii'  unV'ferhieirathete  Man- 
ner i^ahmen  an  kri^gerischen  Unternehmungen  Theii  iind  bil* 
deien  den  Kosch.    Jeder  Verslofs  gegen  die  Keuachheii  gait 


VU'f 'Alter  war,  wie  fcd  <len  kadhoischen  Ritter-Onleii,  Kampf 
iMR  den  Peindeii'  dietr  (Christeiihlsit*  tifid  BesdiCitning  ^rseiheii 
gegen  die  Ueberfalie  der  Muselmanner. 

Alle  voa  Herrn  5.  aufgefundenen  Documenle  beweiaen, 
dafs  kcin  Saporoger  als  eine  von  der  -Genossenschaft  ge- 
Irennte  Person  betrachtet  wurde.  Jeder,  welches  auch  seine 
Stellmg .  wa>r  ^  haii4e.lte  ids  ein  untren^re^  Glied  4ef  Can*- 
Ben  (coUectiv)  und  im  Nameil  deic  VerbHiderung,  desKosch  **). 
Auch  hatie  Keiner  ein  besonderes  Eigenihiun,  weder  an  Lan- 
^hirden  nofth  an  MoliiMen^' mil -eincigcir'iAiiiiBJihme  seiner  W 
fen'^uhd  Plardei'  Nurxwerhiobt  wr  fienoaaenadiaft  gehiirto, 
^iattii  MiraAheti,  Aclr  anaiedeln^  and  LandwMi  oAtt  KaufioiaM 
wierdert*:  ein  soldier  wurdePia^poHi  oder  K4»aak.g«rK>d«r 
^t^i'(Civil^Kcaaikr)>  benamit,  im  GegensAtae.  bu .dem- nu^ 
JitiaiHaciY«n'Koaaken  ('K.!WDiakdwiai)L  :  -  'rji.xf' 
•  8cAir  merkwtirdig  isl  die  Thatsacfae,  dafis^  and  mrar  gteadb 
W  den'  leteieit  Zeiten  der  Selbatotandigkeb  dieaca  Vbjkes 
<t76lw^l775)  uiiter  den  Ruasen,  besonders  MittCaar-PfepRsattcii 
'Ae  Mode  aofkam,  fn  >den  Safparogischen-Kosaken^Ban^  (yeg* 


f ' 


J  t 


S   / 


*)  Ein  weibliclies  Wesen  Uurfte  uater  keinem  Vorwaude  Ih  das  Bereich 

dejr^etsclia  kommen,  pnd  jederKosak,  der  sicli  yerheirsth^n  w6llie^ 

itatifst^  atis  d(ir^et6cha  hinans.  -*> 

^)  Ih  der  teb^ten  Peirbde  d«r  BelbststaiidigfcMl  der  8aporog#r  (lDl»^ 

'*      7S)^'ilA.dM  Ruaaiidie-Regieniag  jKeaa. KrfegarBdnflfc  nnr  iioab  aJa 

ein  Theilcben  des  Gebietes  ihres  Vaaalltn«  4e8  GMls*HJBtmtn*s  der 

/  DkcfUfle,..bei;r9(chtete,   gab    desaea  General-Kaa:(4ei  ihrer  Ordre 

fl^e    UeberBchrift:     Hochwohlgeborne    und   Hochzaverehrende !     Ko- 

scliewoi  Ataman  der  Saporoger  nebst  Aeltesteif  und  Genpsse'nscIiafL^ 

fn  der  unterthanigsten  Supptik,  welche  die  Saporoger  (am  ^12ten  Mars 

'  '  '  iTfflf^  an  die  Kaiserin  Kalharina  lit  richteten,  heifite»;  Riief cr  Mfefa^ 

Ucat  allergelreaeste  Unterduuienv  die  jSapekoger  am  aaAcven  Hiuq^i^ 

'   4mt  Ko^oliefroi  AUmiui.,  der  Afslleato  der  Kriej^ndiaft,.  die  Al* 

.:  !ten«'.di^  Atoma^.  fler  Ki]i;en*«  upd  die  ganze  Krieger^c^af^ 

_ij,.  faU<^n  '^nerer  l^ajestat  zn  Fiiiiien   (genaner   „scblagen  mit  ^er 

^      Sticn  an  den  Boden **).'*    Diese  zwpi  Beispiele  mogen  Kir  viele  an- 

dere  stehen.* 


atehl  •IchiBHF  iio<ni«al)  eiiMluMriileRi  tt«d  sii^L  m-m^t^  Qdor 
Ani  andkren  Kiuren  eintehltiben  m  laaseo*    Di^  yi>niehmate9 

felgeDd«8.A4iealkt^  .wekhe9  iter  S.  ,bi  j4fm -^uporogieclMii 


»   '  •! 


>  ^Scioer  EkcaUwa^  dea  Geila#a{^  aa«<^e£' uiTd  Getier^r 
SUllhaUen  Ihw  ICiewi'Iwao  Gljebowia-  Schn^Mr.  Arlil* 
fcsne-iliieiilmiaat.Iwai)  GljeboWi  isi  ailf  a^eniiWuileeh  lH 
ibe  Saporxigiaehe  Kmg^nscbail  am:  «litiMiiDiijapr^.ttnd  liwa? 
in   den  DjadMwakiMhfln  KurejD^.iii  dia  Zd>l -devjdoiftji^ 

GenoiiseaajebaCt  .ttiifgiNH>aiiiian''Upii'  lA.  did  fltifibairfacbw 
und  Kurenischen  Register  eingelragen  worden,  damjl  .ea  §tt 
MMtam  KiirealimtnaiAasiaigehckrac  Waaivogan.  #bgMAelde- 
ImfHema  LieulfeQairi;  difeaaa^'AMestaAMial  .ttnMTer'UbtMr 
sehriftiiBd  deAliwiagel  jUit  £iAq||enQhfA.1ronw4Mi  Kotdh 
dak  Sqporogeil  Heeraa.  miagAaldlt  iMtdenr  jmu  Slen  SqAHsltet 
dea/ Jtdifta  17i3*).n->t.  ."!  •  >  •  /I'^'l-  -  .  ^  /  .--i^fi!. /i 
.i  '.Abels  jeder  ifiapArogar  .kbimte  (wiei>sdioii:b0DQ|afkl)..atti 
Ar  GiiAMmisehaft  :fteta»  JDbd  Landwhib^  Kaufibaim  ele^  xk94» 
dm,  ja  tof^araiia  dcttiBereiohe  'dar  GdHoktabarkeii  dasKokfc 
aicb  eglfetnatk  ba ,  ertlcn  FaUa  wnrde  ar  ahaHaaiger  Koaak 
md  Ueb  .aich  ini  fiaporagiadiaii  GefaieU^iimUr,  iivaj^as  ifca 
behi^gla,  wann  \er'  mir .  eiae  kleiae .  Abgaba  anlriditete.  «dd  »m» 
fidiabuiig  dar  FSbr^n^  ztt  Auabeaamalj^  der  Bi«iUbaii»  dav 
ilbei*  Moriiale  .fiihrendan  W^,  der ; Porta  o^.a^  \94  i(titmkJtih 

♦  /'Ji  *.         ..  '  ■  '':..■«•]  '.f  ■  •'    I       .      '        '-'f  I     . 

I  >  .  f         f  •       i        •        '      .  : I iJ 

*)  So  wurdeii  in  denKosak^iiTBaiid.  aii%enoBimen  and  frhi^tn  Afc- 
teitate: 

ITO^.'StaatsmCh  Peter  Wetfetizkii,  nachinats  ResiilK^nt  bei  dem 
'     ••«*aned45f  Ifrjfto,  iratsfeineii  beiden'S6hricii.  •'•.'; 

-^.0hadginA  SohtilMkiL  "< 

.  ]77<Kr  ArtUleiif^-Liatitiitiit  ObciaUjih  KmUt  {•tiu  Sollii  ^B^h^ 
rubniten  Mathematikei^ii.?)  ,       .     .    .^,j 

—  General -en*  Chef,  Graf  Peter  Panin. 
1772.  General-Major  Potemkin. 
1773^  G«iieral-Lietat6iiant  Graf  Oat er man n. 
Ond  aehr  viele  Andere*  ' 


9M  Ostbilidi-liAgtiliiliehie  WMeMiebilleii. 


,/ 


Ihbil  Mtileueiie.  'Wentf  <^ii  Kosak'^  Kri^gtmcHaft  \suu 
Verliefs,  BO  war  er  iron^aller  AMStigigkett  Crei.  Id  jedeni 
FaNe  eHheiite  man-  ibm  ein  EnUtwaiitigs-Zeugiiiiii^  jfaiB  ak# 
lEinlK^b:  'Von  S^len  dea  Koscb  etc.  hat'dcr  geweaehe  G«^ 
nosse  des  N.  N.  Kuren,  und  jetaige  verheiratkete  Bewafcnek 
dM  Ortes'Ni'N.  diisatip  Schetiv  erkaltea'  lu-  s^  w.  I>abii  Xolgte 
i^e  AuivaUung  seiner  'gel^iiAeilen  Diettsle^  md  eiidBob  4U 
V*enicherungy  •  dafs  er  livs  •  def  GeiMtesenaelbaft -  enUaasen  ml 
In  deh  eraten  Jahrhnnderten  dea  Beatekena  <  der  MSvporogdr 
iMxrde 'Quf -aolohe  Art  die  ganae  Ukraine  angebaiii;  ala'  dck 
yen  MulCerland  man  SaporogieD' am  unleMti  Dnjapr  beiindi- 

! '  Aile  Aeailer  ini  KoschtHidiw  den-Polankeii  .tiriifdatt 
dliMh''Wohl  Uberlra|;ed.  In  dai»  Groiben  Bialb^  der  gadmi 
(ftatiof^ogiadien  Kitegeraohafti  kvKUle  nian  dea^Kbaeh^Woi 
Igcntihoiich  kiif  «in  Jahr),  Ahi  Heerea^RiichtefM^d  daii 
Kanaier  (Schreiber,  piaar).  In  den  klcaben  >ftdlhavei!^ 
aammiit&gfiiiidavtiKurea^a  iinndan^dia  Aialn'aft*f  dtiiBelben, 
«Bd/  in  den  Pol  a  ti  k  e  ii  die.  Piali  o  ^nl  ki*:a  ^}  gewtthH,'  tKb 
Ibdoohekst  vbn 'dfiioiiKoaeikdHre  BealittiguB|gieTkieileni  01^ 
ilekon  derifioscbewoiaeki  Ankt  durdi:Widil  erbiell,  so  war 
aaiHe  Geiwalt  dtoiiock.  iihbe^nkizA:  erwar  Herr  iiber  Lebwi 
andlTod'eines:  jedenXoiaken;  er  acblofa'Vartrage^  enq)fla^ 
aild  ^eUckte :  Geaandlacbaftjui;  AUe  ofifioiiUe  SdbreMmti  i»i 
hatochbAvten  Regkrutigeh  .wurd^i  an^ibn.  addreaairi;  uMeir 
seinem  Namen  wurde  die  ganze  diplomatische,  administrative 
und  gerichtiiche  Correspondenz  geleitel. 
'^  'D^aa  tiodh  jet^t  bestehende  Sprii'chwort :  „  Dulde  nur, 
o  Kosak;  du  wirst  (dafiir)  Alaman  werden,'*  beweiaet,  dala 
nach  den  Rechlen  der  Genossen^chs^  jeder  KQ$ak  amn  Ata* 
man  gewahlt  werden  konnte.  Abear  aeine  ganae  Mackt  und 
sein  ganaea  Ansehen  horlen  auf^  aobaid  eine  andere'Peraon 
diese  Steile  erhielt.     Alsdann   wurdc  der   bi&herige  Alaman 


*)  D.   h.  Ftihrer  eine»  PoU.  .Dieses  Wort  hal  jeiiC  ioi  Haft,  die 

Bedeutung  Regiments-Cbef. 


Neae  Date,  die  Sufpnciflcbea  KesAfcen  betrenend*         •  $$f 

mete*  gvwmer  Kos4k  iii;  sf^'ttn.  Kuren  lud  stwd  mil  4ei| 
fibirigj^ii  Kameradeii'  auf  glekhfer.SiUife.  Ebm  so  hidV  maa  «< 
Mkasntltoh  in  den*  abeiidlmdisclien  RiU^^rorden,  nur  iqit  49in 
Ilnteeaehiede ,  dais  *  der  Grol^teiv^tejr  <$«m  Ami  auf  Leb^m^fil 
bekJeidete.  r     .  .  , 

Den  Schlufs  dieser  Abtheilung  moge  ein  Scbreiben  des 
beriihrnten  Potemkin  an  den  Koschewoi  Kalnischew^kji 
bilden.  Es  ist  eine  Antwort  auf  dessen  Gesuch  um  FiirbiUe 
bei  der  Kaiaerin  Katharina  II.,  .  da^s  sie  einen  voo  dem 
Kosch  gewaUten  Oberpriesier  als '  A'rchimandrilen  der  Krie- 
gerschafl  bestatigen  mochte. 

* 

Erlauchter  Herr  Koschewoi  Peter  Iwanowitsch! 

Mein   geliebler.  Vater!        \  '' 

9,0bscbbh  ich  nicht  die  Ehre  babe/  euch  personlicfi  'z'U 
keniien ,  so  habe  ich  aoch ,  vveil  ich  eines  Theils  za  deiuset- 
ben  Kuren  gehore*),  und  jetzt  als  General  -  Gouvemeur  von 
N!euiru|kk^  auoh  euer  Najchbar  bin,|  an4^,en.T\\^ii9  fBiber, 
weil  ich  von  Ru(  u(id  Horensogen  euere .  4^asgezeichn€\tep  rEi,-; 
genschaflen  kenne  —  vermo^e  welcher  ihr  die  Feindc  tapfer 
bekifaiipfk  lind  euei'en  Kosch*  fllrlrdfilich  verwallet  -^  endlich 
auch 'Wegeti '  der  FrMiidsdhhfl^  die'  ihr  tilir  aHbet^its  bewiesto, 
fiir  meme  Pflichi  erachtet,  mil  dem  Uebefbringer  dieats^Bm* 
fes»  den»  Herm  Jeaaul  Anton  Golowatyi,  als  Zeichen 
meiner  bestandigen  frenndlichen  Gesinnung  euch  eine  Taschen- 
uhr  uqd  ein  Siiick  Samnit  zur  Kleidung  zu  iibermachen,  da-* 
mit  ihr,  diese  Gegenstande  an  eqeh  tfag^^y  slundl^ch  ^4^sje- 
nigen  gedenken  moget,  der  euch  stels  in  unverriicktem 
Andenken  erhMt  und  aUe  eoere  Auftrilge  mil  Frcuden-  und 
besonderer  Genugthuung  ausrichlen  \vird.  Ich  ver^ichere  mch 
aus  reinem  Herzen,  dafs  ich  kehie  Gelegenheit  werde 'vorbeU 
gehen  lassen,  be?  de^r  ich  eueren  Wiinsoheii  auf  reofaticbeiU 
Wege  Befriedigung  schaffen  knnn,  und  von  ganzer  Seele  be- 


*)  Wie  ohea  bemetUi  iifttte  sich  Potemkin  unfer  die  Saporoger  atif- 
nehmen  lautn. 


SM*  Htftorfseli-lifigiibidscfa^  WifieBtclMilleii. 


•  r 


r^  seiti  Werde,  sowohl  am  Throne  der  Mohardriii  am  •>cAw€i 
Beaten  mllen  Fiitisproche  eitizulegeny  ak  audi  wi^tt  VMtrbt 
Nachberschaft  in  eueren  sonstigen  ^PriitentkMien  die  'gaml 
Verkettung  der  mir  noch  mibekannleii  UmiPiande '  pfflfend^, 
Buch  Beistund  zu  leisten  *). 

Der  ich  unerschiiUerlich  verharre 

Euerer  Erlaucht 

allerwilirulirigster  Diener 


'  ii 


M       .1 
SU  P.  21slen  Junius  1774/  Grigorji  Potemkin! 


N.  S.  Ich  thue  euch  hiermit  zu  wissen,  dafs  Ihro  Kai- 
serliche  MajesUit  zu  euerer  Bitte  sich  herablas^end^  AJiergna- 
digst  geruht  hat,  zu  befehlen^  dafs  euer  Ober  -  GeisUicher 
Jeromonach  Wladimir  zum  Arcjiimandriten  iiber  euere.5etsch 
befordert  werde:  vergefst  nicht^  Seiner  HocKwiirden  deshalb 
zu  graluliren.  •         ' 


>  -  / 


Vermeldet  dem  Kurennoi  Ataman  von  KnsehiBehew&k, 
und  der  ganzen  Genossenschaft  nieinen  Ghifs.  '  ' ' " 

Sei  doeh  80  giitigi  VjiMcbeo,  mir  ma  «cbonef  X.#«rir 
sduHi  Pferd'  w  achiekeni  dumit  ich  Jahr  aus  Jahr  ein.  d^n 
Ko8ake»  apieten 


t 

9      • 


Diplomatisehe  Verhaitnisae  der  Sapor^ger. 

Um  das  Publikum  mil  alien  Phasen  des  poUliadh^n 
Stills  der  Saporoger  bekannt  zu  machen,  bat  Herr  $kal<» 
kow«kii  ekie  grofse  Anzahl  Documente  geaamioelti  .  die 
ihre  Beziehungen  au  Nachbaralaaten  betrefi^.    EiQigeder* 


*)  Potemkin  erinnert  hier  an  die  Ton  den  Saporogern  veranlafsten  Dn-» 
rnlien  im  Gonvernement  Neurtiiflland ,  fiber  weldie  sein  V<Mrga»ger 
Wojeikow  Bescbwerde  geftihrt  hatte. 


Nene  Bift^  iliii  Stpoi«tM)#ii  K#salHMi.lietrffireiid. 


Ittrf  die  Oenossewcbaft  am  uoteren  Dnjepr. 


■• 


•    ■/.  . 


...  • 

Sclireiben'  ier  beiden  Zare:  Johann  lind  Peler  AlexijeivKsch 

utid  der  ZaHn  Sophia  (die  Feslung  5a mar  betreffend)  1688^  ' 

'  Wir  vtoa  Gottes  Gnadeik  die  AllerdurcfalauchUgslea^' Greft4 
machiigslen' Grofsfurslen  JohannAJexijewitsch  und  Peler  Ale i; 
sujewitsch,  und  die  GroTsfiifstin  und.  rechlglaufaige  Zarin  So* 
pUa  Alcxicwnay  des  ganzen  Gro&t^  Klein  ^^  und  Weifs^Rllf$1! 
iabds  Scilistherrachet,  vieler  Reiche  und  Lander  in  Ost,  Weal 
und  Nord  erbUche  Gebieter  vom.Vater  und  Grolsvater  he/> 
senden  hlermil  iui  idich^  Unaerer  Zarischen  MajestatUnterthan 
nen '  und  Koscfaewdi  Alainan  .  der  Saporogisohen  Krieger$ehaft 
am.Nieder-Dnjepr^  wie  aucfa  alien . deinen  Leuten  Unser  goflb* 

HigCB  Wort.  •.'"»»•  f     .    ■  '       :  ,•     I'.J 

Wir  kaben  Unsei^r  KaiserLiMajesliH  Gfanz-^Vetwaltev  uml 
Slalthaller  von  Karaischew^k,  Leontiei  Roinanowitsch  Nepi- 
jujew^  imgleichen  Unserem  gelreuen  Unlerlhan  deni  Heioian 
der  Saporoger  an  beiden  Dnjepr -Ufern,  Iwan  Slepanowitsch 
(Maaepa)  au  befehlen  geruht;  dafs  sie^Er^terer  mil  einer  be- 
deuteaden  groCsrussischen  Kri^gerschaar  zu  Pferde  una  zu 
FttiS)  Lelxteter  aber  mitdBn  kkiomasiscfaen  Polk's,. iiirt  Una 
DiAate  ttiuD^^rndgeny  ^ur  Abwehr  der  feindBcheii  Bewohnfeo 
der  Krjin»  DeigleiclMkR  haben  wir  d^n .  geDaniileo  fiiidcA 
Unseren  GrOlafiarailiclieii  Befehi  gegeben^  mit  Hiilfii  GeUei^ 
dureh  die  FiirbiUe  der  AUerheiligslen  GeUeagebarerin  udB  die 
Gebele  der  Wunderthater  von  Mo^kwa  und  Kiew  am  Flu0a6 
Samar,  zu  wirksamster  fiaridigung  der  Fekuie,.  curBeschiivv 
mung  der  Grofs*  und  Kleinrussisidien  Siadte  vor  ihrenUeberr. 
fallen,  und  iBaonderbeii  zum  Sehutze  euerer  selbsty  namlidh 
der  in  der  Setsch  wohnenden  Unterthanen  Unserer  Zarischen 
MajesUity  eine  Stadt  zu  grunden,  die  ein  Zufluchtsort  (iir  die 
Kriegsleute  Unserer  M^esliit  und  cine  Niederlage  von  Vor- 
ralhen  aller  Art  zum  Behufe  des,  so  Gotl  will,  bevorslehen- 


SM  Hlil6i«ch-IUlgiliiteke  WiMeniiebAlM. 


den  Peldzuges  in  die  Krym  sei.  Nun  lAer  iM'  mm^nMin^ 
schen  Majesiat  anges^igt  worden,  dafr  da^  dtr  AUmlin',  invd 
die  ganze  Kriegerschaft  am  unteren  Dnjepr,.  wegen  der  Er- 
bauung  dieser  Stadt  gewUse  Skrupel  habet,  als  ob  durch  sol- 
^en  Bau.euere  R^chte  und  Freiheiten  vefletet  wurdei)  and 
ihr  im.  Fischfang  und  im  Jagen  verkiirzt  wtirdeL  in  welchem 
Sinne  ihr  auch  an  den  Uns  unlergebenen  Hetman  geschrie- 
beo.  So  geben  wik*  euch  denife  Uitsere'  G^ofifuntfichef'Ver- 
sicheningj  dafs  sothane^Festung  am  Samar  euch,  deii'Ko^ 
schewoi  Ataman V  uAd  eiier  gahzes^  Volk  iii  loeiiiem  fieiitie 
sehmalem  ond  euere  Reehle  tindv  Fceilietiten.:  nkumermekf 
^erletzen  werde.  Ihi*  moget  >  ieuerem  Fiachfang  und  jedet 
Art  von  Jagd  an  den  •  gewohnten!  Often,  nach  wie  vov 
obliegen  und  soUt  von  Kehiem  beelntraditigt  «werden;i  ver- 
frauet  deshalb  nur  der  Gnade  Unserer  Majestat  (Esffelgi 
nun  eine  wiederholle  firklarung^  warum  diese  Festun^jerrieh*) 
tet  werden  soil,  und  eine  Ermahnung  an  die  Saporo^er  bq 
Ireuem  Kriegsdiensie  gegen  die  Feinde  der  Ohrieteubfiil.) 


. »    /     •  :     '  i 


;/'» 


Scbreiben  an  den  Chan  der  Krym/  bei  Gelegenhcil  d^r  Un- 
ierwerfung  der  Kosaken  unter  die  Russische  herrschaft. '' 

r  >  «     p  '  ,  ^  .  * 

:  Erlauehlester  Jittid  grolsbiachftigsterHeiTy  Kaplan«^Girai; 
Chali  4ler  groben  Krym^cheto  Orda'sy  derer  von  fijddgrod; 
der  Bmdjiatfkiadbeii,  Nogaa'achen,  Tsdierkeattsdien.  u.  49.  wli 
UDser^ehtf  gUtiger  Herr  und  bestoderer  WohiUiSter. 

Etterliohes  Scbreiben^  das  uns  durch  Euieren  Ge^ndieri, 
dea  Hetman  undSlrajnik'^)  von  Duba^r^.zugekommen^  >habea 
ipnr  ehrerbieiig  aufgenommen  uhd^  nach  unserer  Sitte,  m  der 
allgemeinen  Rathsversammlung  Alien  zu  Gehor  verlesen.  Es 
iat<  una   daiaua  kund  geworden»  daCs  Eueire  Hoheit   unsere 


i^*i 


'J 


*)  Strajnik  (Polisch  straznik)  heLbt  eigentlich  Wachter  luid  be- 
deatet  aU  militSiriBcher  Titel  General-Wacbtmeister.  '' 


Neite  Ditey'dte  SaporogitdieR  KossImII  beifeffend.  iftl 

gatae  Kriegerschaft-  'unier  Ibreii  SchulB  liehnieii  im!!  mis  Am 
mterm  Dnjepr  aniie&lii  wiU,  tnit  dem  Vergpredien ,  iiii0er4 
Freikeilen  mfrecht  Ma  kalten  vnd  den  Hetufan  Diiik,  wclohef 
auf.BefeM  der  OamaniBclMfl  Pforie  aks  iSdhiBgrad  M  Eiiei^v 
Hoheii  ^abgegitogen,  (laut  seiiiem  an  ubt  gedcketaa  utid  nacH 
den  Ettrigen  verlesenen  BHe/e)  als  Eueren  Feldheitii  mtof 
niAuMtt.  Weawegen  mr  (wie  sdien  Mver  M  der  Ldasa^ 
gong  voni  Euerer  OberberrlichkeR  geatheben )  d^m  atferbodH 
aleii  Golt  Preia  uad  Ekre  ge&end>  vor  Euerer  itobeit.  bia  tnt 
Srde  mi  'venveigen  uad  noehmals  brfinstig  danken  tat  daa 
Brbd  trnd^  Siak^  daa  ^r  mehrere  Jahre  uote^  £ueiifttti  Sckaise 
genessen*-  >  Atieki  wir  wiinacheti  anch  tekan  nkkl  inehr  Keian* 
Beh,  aendem  offen,  unter  Schirni  tind  Henrsehaft  Ihr^t  Kai^ 
seri  MajeatSt,  der*  Naofafolgerin  unserer  erftten  reehtgUiubigeii 
Monarchen  und  nunmehrigen  Selbstherrscheriii  voh  gana  Ruft-* 
land  auf  ewige  Zeiten  ku  leben  und  ihr  treu  zu  dienen;  und 
ihuen  wir  dies  um  so  liebery  da  wir  sehr  viele  Drangsale 
durch  dio  Nogajer  erliUen,. als  welche  eta  (Die  Saporoger 
gehen  nun  in  das  Detail  ihrer  Beschwerden,  fiir  welche  seine 
Krym*ache  Hoheii  tMib>  gewesen,  iim  darculhm^  4a&  'schon 
die  Noth  sie  v  gezwungqn  habe  ^  der  Russisohen  MojQarcfain 
wieder  au  huldigen.)  —-..'. 

3. 

•  •     .  '  .  •  •      ;     •  I      .    • 

,       ;     ,       Ordre  f|w.  Grafeoi  M4in»icb»  1735. 

An  jen  ehreawerthea  Kfoschewoi  Ataman  (Milaachewitsch). 

Im  Vertnaueh  auf  -eu^re  Treu^  gegen  t.  K.  M.  kann  ich 
nichi  amhiA,  ^uch  anauaeigen,  dafa  auf  allemia^igslen '  BefeM 
L  M.  eine  atfsehnfiche  Hearesmacht  unter  dem  Commando 
dea  Gisnerallieuienanta,  Rltlers  Leonijew,  in  die  Krym  eitt* 
gerldkt  iat,  mid  heffe  ieh>  da(a  aueh  ihr,  in  Gemtifebeit  euerer 
Treuis,  efaat  hinr«idieilde  KiriegeniaM  su  diesem  Heere  wer^ 
dei  stolaieii  laaaen,  dandt  euch  Schuta  mid  Gnade  t.  ML  Aitkl 
enlBOgaii  wef  de.    An  dte  Nogakri  die  Bjdogeroder  imd  Ahr^ 

Enmms  RMt.  Ardiiv.  I8«l.  HA.f.  23 


I 


gw  Herfleo  aoUi  ihr  aufrerordefilliche  Boteh  ron  :€i)>niker 
AecIiUcliafMiibeit  abgeheti  basen,  und  ikita  insgeheimbedmit 
kt%,  ddCs  ae  der  Kryoi  ke}n<  HAUe  letoten,  tondern  luHof:  dli 
iUertiScliate.  ProtecUon  L  K.  M.  sieh  ^geben  soUen',  wo  I  Sire 
ft-iih^mn  FyeiheHea  und  PrivUegien  ihnf^n  verUeiben  .v^dett 
Wegcn  imsereaiHeeres  aber  eeiget  ibniea  und  donen.von.dclr 
Krym;  a|i;  daC)  9«  lun  Ldiner  anderbo  Ursacbei  als  .Rwr.tmi 
des  SehuUe^  xinaerer  Gr^nHen  AViUen,  und  Eur  Abwehtung 
der  Eipfalle  des  Gbanes  iu  die  Krym  eiDgeciickjk .  ist,  nild  daA 
jeaea  Uorden,  wofem  dienur.den  Kryniem  keine  HiiUeleif 
aleoy  keina.Arl  Unhml  mderfahren  werde.  WdUen  aie  iabtf 
nut  den  K^jiMirn.ig^ineitiaebaftlicbe  S^che  Bia^n,.^ao  wkd 
nuiii  mil  ilm^n  iils ,  m&t.  wjrkjichen  Feinden  verfahr^ai  wo^ 
von '  ihr  .  Bie .  durch  eqeve  Bolein  in^geheiin  infonnirett  mo- 
get  p.  ,s.  w-      • 


'    Schrefbeti  der  Kaiserin  KAlharina  H.    1774. 

Wir  KaUieifna  U,  vw  Golk»  Gnadan  Kaberin  ete.       / 

An  den  UntertKan  unserer  KaiserL  MdjesUit ,  der  Sapdrpger- 
Kriegerschafl  am  niederen  Dnjepr  Koschewoi-Ataiban  und 
das  ganze  Saporoger-Heer  unser  gnadiges  Wort 

So  sehr  auf  einer  Seile  die  Treuc  und  Tapferkeit  der 
Saporoger  im  gegen^Dtiigen  Kriege  (1768-^1774)  zu  ihrem 
besonderen  Ruhm^  und  Unserer  wahrhaften  Befriedk^ung 
sich  kund  geben,  so  sehr  verdriefsen  tins  auf  der  anderen 
Sdiedie  unaufhOrlichen  Unruhen  und  VenWrrungen^  auwel- 
cben  die  Griinzen  awischea  der  Setai^ha  und  dem  Gouvctne* 
fttenl  NeuruCsland  Veranlasaung  geb^n.  So  au^  die  eigen* 
machlige  BedruckuDg,  .welchb  Ansiedler  in  Unaerem  Reichfs 
4md  arme  Glaubensgeaosaen ,  die'  mk  UDter  fUmergn  SdiulS' 
j^eben^  Ton  Saporogem  «rdutdeii  mtMMAi  .dn  da^  in  aot- 
chei;  sch^eren  Knegeszeit  di^!  SapffrPtf^r^chaft  '  ws  blofaet 
Liaise' zum  Vaterlonde  rich  bttjev^nOif^tetiitfltonjniiimi^ 


>i 


•  .> ' 


SpraA  db  IBateff.  jescT'LiMer).  4fcn  y/itm^mer  Zol 
wvfdcli  f4tg«fac»r  laflflnn^idn  GMOld  dbzuHTarUn..  .:Ind«oi  \Yk 

mend  anerkennen  und  wegen  der  von  Einigen  wiUir.tihneii 
bewies^ien  WiUkiir  Uns  schwer  gekrankt  fiihleny  wolltea 
Wir  durcfa'^ese  allergnadigste  Verordnung  und  Warnung 
aller  in  Unserem  Gebiete  wegen  der  Granzen  entstandeneri 
Verwirrung  ein  Ende  machen.  Darum  mogen  die  von  una 
allbereita  in  jenen  Landern  angesiedelten  Leule  ruhig  dort 
bleiben^  bis  auf  weitere  Ordre.  Euch  aber,  den  Koschewoi 
unaeres  Saporogischen  Heeres  wie  auch  die  Kriegerschafl 
ielbst,  ermahnen  Wir  hierdurch  nachdriicklichst,  euch  jeder 
Handlung  der  WiHkiir  su  enthalten  und  sowohl  alie  gegen- 
wartigen  Cofonieen,  als  auch  diejenigen  Christen,  denen  wir 
unseren  Schutz  verheiben  haben,  in  Ruhe  ku  lassen.  Da 
es  femer  eine  unabiinderliche  Kegel  Unserer  Gerechtigkeit 
isi,.,ftlen  Unseren  getreuen  Unterthanen  und  somit  auch  dem 
durch  seine  Ergebenheit  und  seinen  Muth  sich  auszeicl^en- 
den  Saporogischen  Kriegerstande,  das  gebiihrende  Recht  wi- 
derfahren  zu  lassen  —  so  befehlen  Wir  euch,  zwei  oder  drei 
Deputirte  aus  euerer  Mitte  x\i  wiihlen  und  sie  mit  alien  auf 
Grundeigenthum  und  Rechte  der  Kriegerschaft  bezuglichen 
Documenten  an  Unseren  Hof  zu  schicken.  Alsdann  werden 
Wir  euer  Recht  in  Erwagung  ziehen  und  euerer  Pralenlion, 
wenn  sie  begriindet  erscheint,  auf  gerechte  Weise  geniigcn, 
aber  bis  dahin  vermahnen  Wir  euch  auf  das  Strengste,  ruhig 
zu  bleiben,  wie  es  rechtschafienen  Staa^biirgern  und  Unse- 
ren getreuen  Unterthanen  ziemt.  In  dieser  Hoffnung  vcr- 
bleiben  Wir  euch,  dem  Koschewoi  Ataman,  und  der  ganzen 
Kriegerschafl  jetzt  wie  immerdar  mit  Unserer  Kaiserlichen 
Gnade  gewogen.  Gegeben  in  Zarskoje  Selo,  am  22s(en  Mai 
dea  Jahres  Christi'1774,  unserer  Regierung  aber  des  12ten 
Jahres. 

Katharina. 
23* 


I  Die  Sfl|ior0ger  idifiktfan  uiTmnAgMb  ArfT  at|MtUii 
Aach  SL  Pelctsburg.  Qire  aefeiintevpsalilifei  BciicUlicfil 
ieti  Kosoh^die  to  tar  ZcfilSvang  "der 'Seiaolm  tetgv^ 
selit  irarden,  hat  Herr  ^SkoUio^aUl  dttn&db  In  OrigMnk 
mfgefutifleff.  .       .        / 

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.  Ueber 

den  fiinflofti  der  Oriecken  akif  biirgfvlielie 

Bildung  in  RoTsland. 

Voa 

Dombrowskjiy 

Pi^fessor  an  Act  Kiewer  WbiAtmtr-tiiitisii^tSi 
(Ans  ilem  i.  des  Minist  der  VoUbiaiifkl.  fur  1841  JaBiiar,  Ibersetzt.)    . 


>*Mii*a*i 


44m# 


Eiiiie  auimeirkB«m0r(  Betradituog  der  ForlMfaritto  bOrgtfr*! 
licher  Bildmig'  in  .^f^r  Ulteyteii.  Period  der  I^tttuiAefll  (iD* 
4eUehte  iiberteugt  uns^  dafs  die  Bestandlb^ile.  Ms.  deneb  dkit 
alieRiM  ra  eunem  polilischep  Ganasen  wurde^  aiisk  uoter  dem' 
Eii^utoe  allies  yon  au£ie&  buizpgekemmeii^Oj  ^f  ttll  den^ 
VolWeben  xmtrenidiar  verwadMnen.  Elemeol^a^,  enlwkkfmii 
haUeiu  —  ■*.,.'.  -.v 

DieMa  EleiDeot  verbreilete  sich  uber:  die  Rii$6]adien  LSn-^. 
der  von  Siidea  her,  voq  den  GriechetSi  gegan  Ende  de«  lOlcA  - 
Jahrhunderis  aater  dem  H.  Apoatelgleichen  WlacUmir^  Mndi 
hestand  vontugsweise  in  dem  Chrisllichen  Glauben.    Wie  di^-* 
ser  uberali  ein  neites  Leben  verbreilete,  indem  er  Frieden 
iind  briidetfiche  Gemefaisehaft  predigte,  die  menschliche  Na- 
ttir  veredeite  und  den  polilischen  Eg^smiis  der  altesten  ge* 
aelligen  Verbinduhgen  zerstSrte,  so  bat  er  auch  auf  die  Rus- 
ajscbep  Lande  l^eilbringend  gewkkt  .  £r  milderte  den  kriege- 
risch  raiiben  Character  der  Ru6sen»  verwandelie  dadurch  ihr 
Verhaitniis  su  den  ihnen  ualerworfenen  SLxwwhr  in^on  etc 


356  Hbtorisch«lingaistis€tie  TlHiseiiteliAfleB. 

beide  aufs  engsie  durch  religiSse  Verwandsdiaft  verband  and 
somit  endlich  eine  polilische  Einheil  in  Rufklaiid  hervorrief.  — * 
Nach  diesem  beiebenden  Einfluls  auf  den  ersten  Keim 
unsrer  b&rgerlichen  Bildung,  hat  Griechenland  aber  auch  auf 
dessen  fernere  Entwicklung,  und  aligemeiner  auf  die  Gesamml* 
heit  unserer  poiitiscSien  Institutionen,  unverkennbar  gewirkl, 
namentiich  in  zweien  der  wichtigslen  Momente  der  Russiachen 
Geschichte^  zu  Ende  des  X.  und  zu  Anfang  des  XV.  Jahr- 
hiuiderts.  Diese  beiden  Epochert  slehen  zi|  einander  in  innig- 
8ter>B^aMiwa^'ind<haUcii>iQdi  ib^id^  4}ei^'KHdi<%e  K<l%en. 


•  r 


Nachdeiii  ;0i^,:]|^t^^  d^fj^  H«  Wla^iipi^  89i>voU  4*c  Dogmen 
des  Christenthums  als  audi  die.  kirchlichen  Satzungen   und 
Gebrauche  in  attester  lind  o'rlhodoxester  lR.einheit  von  den 
Griechen  iiberkommen  haUeB,  ielglen  wir  diesen   auch  bei 
Begriindung  unsrer  Hierarchie.    Nach  dem  Vorbilde  der  ost- 
Hehoii  tnuimleii^  ^hlii  die  Rusdi&cbe  llief^rdm  lu  Anfong 
8<dn^  •TtffetfgsWeise'Griecb^- unlk 'Ihren'BiAchSf^    Wdkibe> 
aicli  >in   kiroMidien  Angelegefkikitien  an  den  Byzanftinisbhen' 
PillviaVebM  >  Weindef leti.     Rutsl^d  wnrde  dddo^ch'  ^ine  ^der^ 
d6ti^M>is<shifen  zu  Kdn8tantih6tiiei  unt^ergebeifen  Enardden^  *)/ 
lAid'ebgl^itiv^t^h  spiti^  VetUndtinigeil  in  dem  V^hhlbissef' 
swischen  Rufsland  und  Griechenland,  der  Einflufs  des  Pairi-* 
sMh^  vm  KonsUiRtiAopei  auf  die  Rttssibbh^  HieraffidiJi*  ge- 
sditi^hi  \vtk<de^  so  skidele  er  dK^ek  i^rsi  bei'Biincf&ung  des 

PdktiavdhtAs  in  Rufsiond^  unter  Zar  Feod6t  IwaiivWitscli. 

.  •  /  •  •  'I 


If   ' •    . •• 


.f)'D^  ,ny»aM.  ScbriftstcUer  Joliannes  .KiMnnioff   Aef  ptd/^,  BffnpMi 
.  Koiime|i«8  l^pte  (1143  —  1180)  SQgt  ^arube^  Fol^en^es:  "Moth  j^  t^. 
h,  ravf^ooKvO'tKJj   n6X$^  oro/io  uiufitu  ( tfutfia)  ^  nolimv  %m  v:f^Qmd&^;f»t 
"'iup    ulXuPy   Saai  liji^a  tSqurta^,   nut  ij  utti' fitiTQonoXi^  x^  I'^-m  tout^ 


Uvtar  4ea  Bidliife  dir  OmtlHto  MuT  UvgfflL  AUteag  in  Ral>l«i4. 


.     Dio^  tiiislialiftifiirdici  erli^  VeiiMui^  iiiicK*4dk 

Voradiriften  der  heiligen  Apostel  and  der  Kirchenvaier,  sadi 
makkm  imm^MaaV'  di«iiDcigneii  addi.dra'Rangirerliillnisse 
hH)il  die  tidbierfidie  .Coiii)ielteS';dt^.GfeifliScl^ 
1E0  ^Mtolwid  auaditatn  :Votecbiift«fi  das ;  binon^cfae  Redht 
<AM0'GiMehia^!Uhd  BSflHMibeii.Kimfaar  Iii»  %vistiiclieii  £i»- 
h^ptt  ObHa  diiuief.  jdbaa.iala  /bedeitenden j  wenn!  aiudi  b^^ 
TJfanBiMiMgwimstaada  •  dm  irioxdiita  Volker  wnttdiedalniy  fiin- 
Aifr  auf  dMualgfinbiiitre  fieaitf^obaigj  mid  labAiso  wiirdi 
matk  aiiuiufcaiVateilande  del  GrieofafaheNoiiiokiuiiofi  dik 
^henfllag^  d^  KirdMiredifea.^  ilr  ^Bta:ainrar  Oeiallittds^ 
^/liiMfawciiliebes/rViQifciHf  obgUick  aio  ihii  deb  fid^BdorWir 
4di  dda  V^lbl-Cbartetera  tind:  der  BediiiriiMwr  «|  ftufiriwl 
i;eDa«ec :  1  amnpiwoen  :versycl|iter  ^ie  mh  di^Uilkstimeaubgea 
mehrerer  Kirchenvemaittblmgctt  hervdrgirfik  -fio.teiHliiiU.UBr 
Mi  Sib>»glaw  (d.  :h«  die  bimdert  Kapieft  oder.  Abocbnitie) 
iw^ddM  lin^der  MiUe  dfifB  Xyi.  JUirhupNlienU  craehieA,  taadbto 
laiidels/ala  eioe  AuawAhl  iM  den  Abbandlungen  jenfes  Nd- 
»ii&olcaa<ini  jedeeb  naok  voRhergegangMr  SieKkdng  uod  «att 
^rsehiednen  ZAisjtlaeii* :  -^  'Z^gMcb  mii  deok  Chiisteiilktait 
.erschieB  audi  dasfinaiedterleben  inRufiilaikd^  lu^nstin'Kiew 
iind  dam.  aech  in  ,  andiseB  Gegeodeou  Die  Kidalei' ^flromcacir 
JLenebiUn  velche  ihr  -  Leben  dw  Fastett ,  deaa  Gtbeie  und 
'geasiBchen.  Tbalen  weibteR^  e^bi^UeH  bei  una .  ibre  Sataungen 
Oder  Regebi  von  den  Cmchm:  uod  ao  hA\  aueb  namenUikli 
das  beredteste  Denknal  Rw^Uelier  Goilesfuridit  im  fruheven 
Jabehimderty  maer  i^iewer  Lerrbct^r  (Kiewakaje  Lawr.e 

.d.  i.  der.ake  Iffame  dea  Xlewer  ]^0sl«r»)  ela  'm  noeh  nidKt 

1 

ein  80  dicblbelaubler  und'  bliihender  Baum  wie  jelzt^  doch 
acbon  seinen  Grofsen  Antonius  geb^bt  hatle^  van  dei^  Qrie- 
.cben  unter  dem  Hqcheb^.  TheQdosius  die  Re^el  des  Sludi- 
scben  Coenobium  au  Konrtantinopel  *)  angenojlunen>  welche 


.i 


«  1  • 

*)  Dal  Studisehe  Kloster  (lav  StovSiov}  war  dem  H.  JoJiannes  dem 
Taofer  geweiht  imd  la^g  nach  GilQ*8  Benierliung  an  dem  Wege  der 
Ton  der  3aule  des  Ai'kadioji  vi  dem  aebenthufmigen  Sclilosse  fulurte. 


dma  wfAim  mA  iuf  die  ftbHgw  RwU«faBb  KItator  Bibei^ 

Afil  dem  Chribtettlbiiine  erUeltaii*  vm  ferMr  ma  dw 
Griecbea  aiiek  ifie  kircUiche  BaulcmisL  Die  iiltinten  Xempd 
IB  Kiew^^  in  Orefb-Nowgorod  md:  ia  andieBi  SUkd^ek 
murAsa  vmA  d^  Master  mil  ihaea''  ^Mnumiga.  Bymiliafc> 
adier  Kircben  erbmit  Dk  AuBidiariicfcang  dieser  Teafdl 
^reruakMe  bei  one  die  errteti  erfolgreicbea  Yeraadie  in  dir 
Mdeffel  Mm  Uevie  aia  wiird^  itiii  Btldera  K^oreuarsd^rflr 
Orapbik  (KorfaaaiLbe  piano)  m$e  aiaa  die:  i«  dllen 
ftaUaad  Us  sar  Milte  dea  XV.  Jahriiaadnta  iOliche  Byaan^ 
iiaadbe  Maleakanat  aanate.  --  Von  den  /Kenidiilta  aad  ^nA^ 
leic9it  itaoii  aater  den  Laiea  lernlea  ^i«le  dii  UieMiehe  Ma^ 
ie^ei  von  GrieddBchaa  &ansdeicb^  and  alveiMa  >  daaa  ^ 
^SdiSnhinten  ftrer  Verbilder  sa  evreiohen«    .  i 

I  Die  Griecbea  niadhten  una  each  mil  der  mamiaclMai 
OUbelt  <ilaaa.  taaai]4i,  Grieeh.  >evoiW  ^o«f^  belcannk^  Der 
Tempel  der  H.  Sdphia  xur  gttttlMien  Waifilieil,  bei  welebcBB 
4die  Palriarebea  tebien,  vntr  vein  dem  Kaiaer  besondera  reidi 
liedachly  and  Sberiraf  an  Praehi  nicbf  nur  die  iibrigen  B^ 
aantiniaeben ,  aondem  auoh  alle  andrien  Kirehen  dea  Orient 
Die  Griediiachen  HeiTscher  nanntea  ibns^die'Muiler  ihret 
iPrSmaiS^kail' und  Grdfae^)«^  Dieaer  Teoipd  wurde 
fiun  eiieh  fttr  daa  ^alte  Rubland  aaai  Gegeaaianld  and&cbtigor 
tfiewaadei^ng.  Hdchal  inerki^rdige  and  grofeaiitgeiMaai*- 
^ea  lierlen  seine  WHnde  and  etsetalea  foal*  in'  jeder  Beaie* 
liang  Toyeadete  Genialde«  Als  denmach  Jaroa}aw>  der  Soba 
des  Hlg.  Wbidimir,  den  Sophien-Tempel  aa  Ki^^  naoh4em 

■       ■  1       .  f   '  ■ 

VoUstSiiinigere  Nacliriohten  fiber  (ifisselbe  fimlet  man  in  y.  R,  MQIferk: 
Studiuni  Goenobium  Coirstanttftopolxiantim  t%  Maaottl, 
BfztkAt  elntmn.  Lipsiae  1721.  4to. 
*)  Zcno  in  Leg,  XVI,  Cod.  de  sacrosanct,  eccles,  und  Jiistimanns  in 
Novella  llh  praefat  —  Car.  da  Fre«ne  du  Cangc  bat  nns  im  3ten  Bnche 
^  seiner  ConsCantipolis  Christiana  eine  aosfuhrUcIie  aeschretbang 
des  Tempels  der  H,  Sophia  binterlassen,  und  von  dem  Byzant.  Sgltnft. 
uteUer  Paul  SaentiariMJ  i»t  er  in  Versen  gefeieit  worden. 


abnliclie  pradfl^roMe  AusitatliMg  M  VerMlM»./  AmT  immA 
Wunsch  sierten  Griechische  Kiinstler  die  Kiewer  Kirokie  ^;iBil 
ttmsivitdi^n  liMem^  let  HMuldM,-  ier  -MflMMr  6«IJU»;  der 

Ittagw  4«sr  khmAauk^  utod  4»  ^HMfes^^MSwiitig.  Nadi 
iK«Mi  llkrtllr^'  unttdw  4*^**  ^  VertiefibYj^eiiii*  im MfaB«l 
in  4er  v^'WMbnir  JiM«lawMicb  lM&  «it>iM)M  N«ii^m>^ 
der  SopM^^K^Uledfale  geaiMtet;  Im  liSm  llJlS  Jbis  i«» 
M«lftfv^  fitfk^  8Mf^iUipdkvMiiiiirtl'  TttiW^  iler^CltaiaU 
tfer  (QrieriMeheb  t*4iir^iiii  BurbaMis  ^den  tM  Olns  ei%i^^ 
^tmpa  de6  H^  AttlAiltftitegeM'  lAtliMel('  ftbMlldb  Mil  «ImI 
JMiBivisciieti  AiWt  "sdiniGckMi  Vob  wMdier'  jMf  mir  dti 
Oairiicllullg  4eB  Hig.  iUiMdiitlei  \$kn^  Akare  ^liaMeii  '■  htk 
Atieh  wnrde  ftoeh  deitt  Abm  lte9  d^  'i^lMtiOrkfcb^  iPtaipel 
M  Miiiia  Hitnmetfakrt  nM  MefrfvM  t«mliii  £«  Isf'n^^gKdi 
imd  segiir  aufeersi  Wc^rildleiBBlsh/ dill  4^  Iffidbitei^  liil 
HimmeUahits-Kiitlie  s^hM  nidlt  nf^hr  dilft^ 'gri^diifldle  Aiu 
%e^,  sdi^rti  ^kuKih  WbAe  ^Rtisdbeher  KOnMlet*  ^MHyiiickt 

Alltii<  Ae  Mrgeifich^  AH^iU^klttr  habeti  ivif  Vi^bM  M 
kirehfi^en  Ipon  den'Griedferf  e^lehht  l36i  denni  BlaU  ihrea^ 
Ihunnartigen  Wohnungen  (teremi)  und  ihrer  PalasW)  b^  dev 
AttduhniDg  v«n  Sudtmauem  wid  mefareren  iUinfioheii^  folglen 
4Be  FiMletti  dte  altan  ft<ift«  eleU  gtieeMloheB  V^rUMern. 
Vnter  den  lUiIretclieii  T&orefi  ven  Byzam  war  die  *  f^dne 
Worle  (nvXij  pifcij)  art  der  BGdselte  der  Mauer  die  vorkiig- 
lichste.  Durcn.diese  und  fiber  den  Freiplaiz^  A^^W^  gingen 
di^e  Kaiser  bc|i  fe^erlichen  Gelegenheilen  zu  ihren  gro^.eniPa^ 
Jask;  MamuNnie  Thunnawd  SWUiw  luerten  dieses  XW,  ao 
welchem  die  Thaten  des  Herkules '  dargfeelelit  wapea^    Und     ^ 


^■IW" 


*)  Dm  gol4ne  Tii«r  «n  KoMtan4iiop«l  wiiHte  von  -ThlMdosiai  dem 
Grofcen  eAmxA^  Aaeh  ki  Anii  und  fin-  TiiiiJonMi  iraMAi  goMne 
Plortatt,  S,  Otto  Friiniig  lib*:]l.  4»  gesCi*  *Frid.  e.  XXIII.  uad  Jo* 
mm  C»nieiii»t«ib  He  excidio  Thessalonicao  cap,  XXiV, 


>     t 


HiitiMtwIi  llMUMiiiiilii  yftmaMtiiftnn 


RM^iifitmUAi 


t:>  Praikk  war  4a#JKiew«»r  ^4intiTiwr  !iir(4il  bNB0  gtm 
fl^BtomeiCiQfie  imri  .^cun  4tr  Bipmft  fUmftiA^AU'iMt^  htm 
iam6s  ohxM^  ZmriM  4Mf  ;N«ifteil  (UPd  ^brUoe  4aw  Ji^^gui 
km.  Auok  wAyU4i«iir  an  4«rKiJA$iii«  ^wUA.4er  i^Mifiir 
fiinllidie  Thiwi  "voaKiew  ws  OMgiPg»  ^ab  /fs  {^il  .tiiM^ 
wahK$diearfii:h  4er  KUwer  niKsbg^iU^t^  gQl4^ftel^-r^ 

ibMMier  FronmuglM^  dM  akrigep  th^ye^RiifelMid^  d>eim 

deii  H^  Iraief^)  vu.  By«iiia«  ia  grolQitiSVi  Aji^ebn  flU«i4M 
ko  fipdea  wir  wiNitM  miek  ate  liaiipbu^rde^  yw  .Kl^iWj 
dottaeU^  Heiligejagawaihtft  JKirckeOi  i9id  spdann  euMm  4qiii 
Kii^wer  nachg^ah>ptm  Tampd  d^r  P#ib  Sophia  aoMfiM 
ia  Grt>Xa*M9V^g0i:Q4i.ab  iia  ull^  Poioa^^**),  i 

J  Ebenso  wie  in  F^giQs^ii  ^Dii^ei^  ^)n  4em  KirohenlMui 
und  der  Verschonening  der  Sladte,  so  hat  sich  aber  derEiok 

Sud  von  Gfi^hoBlmd  atith  in  der.:&ilebiiiig  d^.  C^fwerb* 
I^Ufieq  in  liBsrein  Valedanda  |HiiB08|qnM^<;n.    StU  d«r  Z^il 


)f-p^ 


■••• 


li 


*)  8«  MieliaelM  aedet  in  Pttktio  Nittp^  -^  Di«t«r  TempiA  w«nl«  von 
doB  KmiMT  nuUtw  ]M»cedoiiiDiit  .aehattt  unMr  donh  dcA  Patnaickai 
PJiotiat  eii^lOT«ilkt,  ,l4^it|^iMd  yipft  CeeiqwM  (lib,,^.,  c«^^  ,1L>  wfft 
Hber  B.Millqs:  &b|i<fvH  aateai  pcetkMQ ^t  ndr^biU  opecn^jiqLla  jpa*- 
latianiy  Orientem  ▼enog^  Eocletiaia  ^m  IV/air.  i.  ^.  Nowi  vocitiiti 
in  honorem  imnnu  ejns  coele^tis  mititiae  piincli>i8  Archangel!  MichaStia 
qui  Gfiieca  Archistratego*  appellatiir.  (Aiieh  im  Russiaehen  neiuii 
naa  die  Brtengel  der  plbMMien  KIrehe  Gabriel  mM  Micbaei;  m 
ArthitiUmikgU    Uebeca.)  '  :...*.. 

**)  8*  Georgi  in  Manganii  splendid oja  et  amplnm  a  fnndamentiii  mo- 
naaferinm  exdtavit  Conatantinaa  Monemachiia,  sag!  Dn  Cange'io^ 
4laii  Bnebe  der  Caaatantinop*>-okriaiMina«, 

*^)  Vom  Kaiter  Maiidan  eri>aiit..   SMle  Canat.  cbrlal»  lib.  IV.  21. 

**^)  Mm  Teigleiche  Uber  diesen  Ain  in  diwevi  Arobive  1S41 .  eiObalte^ 
Ben  Aoft^ts  S.  1^8.  D.  U^ber^*. 


U«b6r  den  EUtd^  4m  QtMmti  Ml  Vbg^  IMfig  1m  iifcliaJ 

deaH.  Wh««ir  htfwecktw  M  alle  Vetlvii^  1m  lAmt 
Rui  vii  BjitAM^  dio  Stefaerqng  «kr  >^toiiriti|W  HyMiir 
wwlhciGk  t^  '    '  .  .1 

aimahmen,  ea.ikk  aW  w4hr9ob^Ali(lii  4iifr  dweiJhiam  nilf 
nab  eintei^htoUifbi^ii  ^iiiiuiiiliif  Rur  aii^fyabl  babeft 

Im  XIIIf«i  iMMiunden  .l»eti>ar  di«  KiMwdieii  Liirft 
4as  gao&ie  Eland,  iiidM^  .$ie,d«r  Il«fmiMA  dar  Mo^ng^ 
len  tinlerUg^p..    Ihire  £«){^ .  diai^ffc^i^  tPh  5iM^ 

waalisii*  wd.  WeMe»  b^r  lliirdi  ffiaiibalida^ge  fff^iartai  l^idralil 

aallMll  ^M  al^  Riinaiscba  Wal^  i»  4^  >gfifennt&  SjrHeiM 
Site  ^^ba^  defaeiban  innwitairta,  siish  'sclmaU.md  daK^rbaA  wt 
tdr  dan*  Nafehfotgtnr:  diss  waipan  Jo^ioa;  vpD  |iaaka«i.  9$ 
gaalalMar  sieh  ini  Wel^n^  Jal^e:  p{ic||i-4#ip  JMe  fK^I^H^^ 
pfi)i«i^  Mcb  Abwj^ipg  das  ^ongoiiaph^^ai^^MiaiMis 
RiljIsi^abaaZ^tfjrtliiimJJluaaJk^^^arsti;^!^^)),.     .^  ^.i 

»  r  •  I  •  ' 

.4.  <  '      .        '  J.I  .  ..  ■  h  It    f      w 


JAri. 


*}  9^  dtesoc  Qal^gepfheit  kt  m  vi^Ueicfat.aicht  abeifiiUng  an  ,dk  Yw^ 
mutbung  zn  erinnern  dais  da»  Rossische  Zar-,  mit  dem  Griechlsthen 
nuqfi  da^Hanpt  zosamiqeiihange,  ebenso  wiedie  mit  abnlichem  Sinnti 
in  West-Eorop.  Si^rachen  frbergegan^e  Oriechiscbe  F'brm:  wnqapo^. 
die  tvLioT  %a  at^Mroc  Bnd  yV^ii^mc  gf*irord6M  tel.  All  ^alo||ia-li^ 
aie  TeflMadtaag.  dat  GmMatiamJL  in  dn  Aoiiitcbea'  Z^  ufaA 
dabd  "iintov  andftnii'  die  Batotehiuig  dee  Rafleitchan.  Zefkov  ^if 
Kirdie,  aos  dem  Grieofaischeii  Mvgtaui  (jkL  eivAi)  ang^dliaU  <8iefcf 
Conitantin.  Oekonpmides    ntql  v^c  ev^^^^.cyctftc.  ^ilC  ^Xa^ 

soAc»  9»K^.  torn.  II.  ad  ▼ocem  Zar.  — >  Die  Boch  jetzt  In  RnfaUuia 
aCattfindende  Mwendangi  des  Wortea  Golowa  daa  Haupt)  in,  dem 
Siaaa  von:  Eaaplling  ^, namentlioli  ala  BenenA,«na  ffft  den  Ywt* 
eleher  einer  Bauerngemeinde  —  wSre  dann  eben&Ua  niii  4erEnl^ 
atelmng  daf  bedentendaten  Roaaiacben  Hemcbertitela  Terglpiclibar* 
Hear  Conatantinna  widerfpriclit  dagegan.dorchaua' jedem  Zaganqnen- 
hange  dea,  nacb  ihm  acht  filaYonischan  Wortee.Zar  mit  dem  f«efat 
weit  ^ater  und  awar  aoa  dem  UteinMcbea  caedare  anlataadenen 
Namen  and  Titel:  Caeaar/*    in  der  That  war  abar  daa  Appeilati^ 


•  .» 


L 

ii  '  UiltrdeiBeil  tvuirde  in  dim  erMtii  Jalirliiiiidtri  dioailr 
UmiMjadiittig ,  ^e  felitiMhd  Verbindcuig  ifrndieii  Grkcfarat 
land  und  Ru&land  voUslandig  abgebrochen,  obgleieh  ein  Vny 
iMbd in  <iiMl)Mi*^A€lien  aod^damals  timfli  ferivifiiiiie,  und 
HMM  r^lglaMge  Kkehe  tMlt  Freuden  ihre  vomtkmaked 
BktoMe  MB  (Mee^enland  m  entMhmen  forU«br« 

Man  ibetlcie  ilbrigena  schon  damab  itbOrMiAiidieH  Kai* 
iktMaui  VoMeichen  aeinea  baldigieti  FiAdi.  Mdirere  Vasal- 
bli  iiin^cher  Ilerra<^h€ft'  die  wShrend  Atr  Kreuizilge  in  vidk 
tiUBger  Btealdbditg  mil  den  iSriechen  gdweaen  und  ouf  lang«f 
Uff -m  halbea  Jitbtitofidert  in  dM  Beaits  tm  Byiana  gekran 
wm  Waren ,  Ob^rtigen  auf  dte  Griedlen  ifar*  feoMiatiadieo 
Begifflb  von  d^i*  -04berhenrsdiaft>  so  wir  tm  alhn  Regie* 
raiigsverhSltiiiskeny  iind  dieae  warden  dann  ekie  QoeHe  4ei 
Uteela  Ibr  daa  IC^itferrdich.  Hit  jedSem  Jahnehend  wurdd 
Giledieiitahd  achfwSdiery  indem  es  innere  Krafte  und  alndi 
giatfe  Ftovitoeti  %fi  dem  Kampfe  g^gen  die  Tiifkra  verloi; 
bis  dafs  endfidi  gegto'^  cHe  lililte  des  XT.  JahrKundcprU  By^ 
sanz  selbst  eine  Beule  des  Sultans  MuhamedIL  wurde.—  . 

Die  Griechen  traf  nun  ein  bitteres  Loos:  die  Rohheit 
Ijd^  der  Ded))ot]smus  der  Tiirken  unterdrttckten  ihre  Bildung, 
jlnd  liefsen  sie  bold  sogar  die  Namen  der  grofsen  Manner 
ibrqr  Vorzeit  yerg.e9seiv  £he  aber  die  Flamme  Griechischer 
Giildiuig  iganslicb  ^rloscby  gelang  es  den  gdehrtesten  SShnen 
dtealten  Hellas,  sie  tiaeh  lislieii  und  den  Westen  Europa's 
au  ilbertrjtgen,  und'  in  der  damaligen  Well  eine  ailgendleine 
TheflnaJime  an  dem  Schicksale  ihres  Valerlandes  zu  wecken. 
So  war  cs.Criechenland  welches  zuerst  die  Bildung  der  alien 

I    "vttfn  ZhT  wei^gstens  ntifleieli  SUer  ab  di^  hier  erwahiite  Entaftollnng 

d«8  ZiiTthttiAs  (Rmntflch:  Zarstifo)  ievm  sehon  in  det  ^rkerge* 

*' '  lieihid^ti  Bpo<iIie  warden  die  6riechi«e1ten' Kaiser  tor  den  Rns* 

*  '    ««a{  Zkrl|  und'Byzans  selhst  SBarograd  d.  U  die  ZaveiiBtadt 

'*    'g«fiaiiiit;  atoch\i^aren  inder'Slavonischen  Bibel  die  Auidrilcke  |alLo 

iWoe  jest  zarstwo.;.  denn  dein  Ut  das  fleicli  etc.,  da  pride 

zarftiiro  twoc,  dfein  Reich  fcbmil^e  a.  a.  iHn^t  gebiSuchllcb. 

*'  '  t),  Uebcrs. 


Oeber  den  EbAuU  d^VaMbm  v^  hftilffrt  Mfcag  jfc  KvUmmL 

WBb  ;vwr  4ettiBfttVarmi  »Bele;.di0  Jm  WetftUeh^Kai- 
mduim  ie#ai8rteii,.akidtfln  ^v^tgciLdaa'fiadiiMiiier  agw 
men.  poHliBdMii  Laa&fthn^  ftM  ffilduBg  des  l!iadihoii»Ddi 
jettfcrrseibeiiBasbifaMi  obergtb,  waUie  mtbrdeaBen  •kb»n  Mitt 
aMi  und  sue  .ABBahnie  der  v0rf(Bawrla&  Buirger&helir  Vtiffi# 
fBMimg  dca  Gri^ddTarbareitel'woideh  ikrar^    i  ;.  u 

i  >  So  via  abar  Gneabanlimd  .im/Xten  JafarKondorfc*  ianll 
aeine  VenmtUung  die  innigere  Verwachsung  dar  Fluaiaipia 
Hbb  attaft  ftoa  bewirki  liaHe,  so  fibeKgab  MHiai  audi  U  der 
amitcn  flKia^  diea  XV.  JahtbuHdartB  gik^Mi  daa  Eodb  li&Mi 
a^gdfiii' BiiilMa^ '  8<anan  Ruariadifsn  QIailbaiibgenbaaaii  aineai 
Ziw^ai^  ai^^*  HaiiaiiioUii  Baitm^B^  tmd  imi'Shm*  dah'  6m 
dankn  an  KaaaaHdia  >  Qyttto  adner  Henaehar^' «tid  an  dtat 
liagrilndimg  ,4aM8  farunkyoUan  Hof^  •      N   -         i  > 

Die  ftossen  hattea  tod  Altera  hal*  dali  GriaailiadKii  Rabi 
sern  den  Namen:  Zaren  gegeben  und  diesm  Titel imL^dem 
aia  den  Begriff  einer  Selb^therrschenden.Tl^acht  ver^an- 
^f.  apal^r  auch  auf  die  Befebi^haber  dep  ppjidpen:0/da 
iibertragan.  Als  aber  au£ode  dea > XV.  JaJ^rbttsderta  faat.alle 
Tfaeiie' des  aken  Ra<^  (anfaer  den  dweb  die'>LiUha«ler, 
dorch  den  LiVonia6hen' Orden  tind  dtxr^  di^  'Seb'we- 
den  abgeiisserien  t4SndernJ  bereiU  in  den  Verbfind  ^^s  ^los- 
kowischen  Herrscbe^thuois.  getreUq  uOd!Rulkland  scKon  Von 
deal  MangoU^cben.  Joc^ie.  frei  gevvyordi^i\.  war*  g^  .aifii  jJo- 
aan  ULy  der .  mit NaiDem  ^roUkigja --daa  ByaanAittifekaft J[ai^ 
aerliaitaea>  mdt  Sophia  der  Tochleir  d«s  Thanvaa  Pal46Io- 
gos,  ehefieb' verbund^h  t^ar,  denTitel:  Zar'des  gesaihm* 
ten  Ru^,  als  Zeichen  unumschrankt^  Herrscbaft'*). 

f  I.  • .  .■   »•  •  7     .     '  A*  ^ '         ■  *  '' 

'^}  BtB  A»MdKMiB  Stan9id9f$e%^  #aiii«prjiiwa^$   uiul- #ftm<oaer^ 
ifL.fmMngrfipmn9^t^.ifMftn  in  DratMhA  ineisteiity  r«aisf  diptfcleiter 

flire.xwei  BeitMidtbetIt  (93111^  a;^Oy  k«L*b»t,  und 
A^rfut^ii^ek^  deTJawa  die  Macht  «ind  ali  deken -aa^erar  Zei- 
cfaett:.  dfT  Reichtapfel)  —  dorch  8ellMiftae»r«9li«»4.  aalbst- 
herrtcl|fiid  n*  ••  w.  &b«*nelBC  Amdk-  voaipiicht-  dLas*  ihnv  EatMe* 
hnag,  am  de»  acMdl^Mieii  a^o^pcmfl  .ia  dm  VM^iMiaigHl  mit 
aadrta  Adjeetmn  Iw^  |oda«b  daa  jaaip  ««  cteatcfi  oil  «inft'lii»li  so- 


■     I 


'/Ml  'diicBer  Aftdgiuiig  dm  Kjurra^.Tiitlt  Wmbb  Mdl 
tt^  mantbe'  andieAttribnfte  dtr  obetBlm;<9##alt  in  VmUbh 
iking^  unii  auck  Ueoniufserte  nchiwiedec  GaedMeher  Son 
flife.  Schon  vw  dtn  JUtfe.  1497^  «d  mMmOi  Joinn  lILi 
dm  RoflfliBcheB  HevrJcker'^Wiappeii  AasL  ■nftiloBpfigon/  Adlnr 
des  Griechiscbeii  Kaistrreielies  dn^wleSilb , .  .wurdfu  fadat 
MboflkowUcheti  Ho&'.viele  GebiiMhe  dm  BjmatiakdMa 

h  Bjmam  umgdmt  die  Pen^n'  d€(8.  £ais«nj .  mdte  ab 
TO  Aksttfottged  vim.Wuidtiilngehi;  der  Zu^  di^.BemdMrt 
k  die  iKmdie  dec  Big.  Sopliui,  d«r.i%  AposMi'')  uni  » 
die  iiUigen  :T9iiq>el»  idie  fiegehRitigiidcir  Feicrligeyidn  ¥td«^ 
U^;.  vo*  fieb^niuigen,  die  Erheboiiig  ait  Patent -r.WMbi'^ 
Oder  Eu  einem  andren  ftrnge^  wurdaaiaimBiflich  nhdi  fait 
lii»d:9mtalieafatetteh&d^eb^^  .y. 

ff-  -»    :.   .  .  ;  V    .  .'  .     ;   .    •  ■•      •    j:'. 'i'    \   .     »?  .;  •'.  i:'ji'  /    f: 

perlativiftche  Bedeutnngf  aiigenommen  "and  deh  urftprah^licb^ri  BegrilT: 
'      ^elHs't  fast  yefloren.     En  ist  demnach  kanin  vdllig  zir  entselieidl^j 
'     ob  Ai8i9ttn0d«fjiairnaiG^«bd«.T  aicht^iudi  diiiCftdierdlinsk1d&d»^ 
.)    Ugit^  o4er  «jii»inf«br|ftkiter  .H0rx0Gjiii^'^«iM4i9Kii^^ 

r    .       .      ?  '    J>«  Ueber#« 

^  Der  Teiiipel  der  Hlg.  Apostel,  nachst  dem  der  Htg.  Sophia  der  reichstQ 

prfichtlgstd,  wnrde  vbn/k (instant in  dem  Grofs^ti  erbatit    Mtn 

t^gM^  Sn  deuielbeu'dte  GrMhiBelMDii  Kaiser »    so  wie  bei  mw  di^ 

- .    'Emnai  te  ^hnr  Bnei^gil^Katfifldnle  ( jLichaafiMIl  Jobori)  za  itoiMlK 

. .    Audi  ipikt^n  U  9bs90m  TfvM^,  fie;  vt^TwyrMidM^n  Bits^  to;  0|g^ 

^.  Ki;»iig«UsteJi  Lnkas  .  uaud  jtfa^thliu.    Goas^sJiiiiiap.   ohristi 

Ub/lV.  1-     .    '     '        .         .    •  :    \y  \\^.) 

*^)  Der  Patrizier-Rang   ist   naich'  dem  Zeugnisse    des'Sotimos  yon 

Konstanti]i,dem  Grolsen  gegrundet  wordeA  and  war  niir  ein 
.    BbnfttiteL    Es  giOi  bik^erlMw  Pafaisier  ^ijMletioi)  vad  lariegetiidie 

(pulmpajhir^)^  wie  ipin  a«a  ConsteEtiii  PorpliyiogeB^lea'  (^u*- 
.  sisoh:  GoJMt  bagrjaAOffodny)*  emtht  VecgU  fiUsifrt*  ad* 
..s«ript»  meA<  et  inC  Grae«itaftla»  Liigdwil  1688*  4tpw  $abTOce 

•  .  JAv^fRMc  pag.  lias*  .        .  - 

^  IWie  Melv  laan  in  BjBUdbaiif  atoOBge'fieoliaditiuig  dUeper  VoiMfarif- 

•  .  taft.  iMt»  jat  an*  dta  Wbitea.dea  Ifiwksr  flLonataaiifa  VIL  In:  aeiner 
•    Vnetaia  SW' AiaffK  «i|«  tfaa>i*w|C  «toli««  eniclUlielu   Hebat  die  ge- 


« 


Ueber  den  Einfioti  dter  Qthdktt  «lif  Mqinift  WMmg  ii  Rnfiiasd. 


Nidi '  Vallkiehung  1  der  tht  .mil  itr  Kaisecloditer  8# 
ji^hiai  lind  naeh' Atmahtte  dea^Zfaren^Titels  vcrgrSfrefto 
J^annJQfL  miohtdie  ZM  d*r  hSfiMfam  Wbrdeiitriger'X  Uleila 
aii^  cBai  .WuBsch  aeiocftr  jGeoMMiim  £e  aich  tm  deui.Plruiikli 
dea  ;Grie<^i8Ghto  Hdea  nicht  ^snl^Shnen  kobntey  Iheiia  inich 
aiis^  tigMoiGesehiiUiek^  J^itnnaNtdifol^r  gki^ 'dann  In 
dieaer;  VenliehiluDg'  hedi  weibtt*.  Weiair  oum  iridi  mit  d^Q 
Rangvierb^UnialBen  belm  Byaafiiiniadim  Har&;bakai»l  gamadfl 
hat,  30^  kfllm  man  deaben^ioflula  mtf*  die  ieiAaplreefa^ndaoi  VeiH 
liSilnisae :  to  Moskau  wohl  kffum  Tetkeimeti.  Maak  bem^rlil 
jiukr  denjIInleiBohiisd^'dab  we^^r  Joanft  nM^hidMiesi  Nn^ 
Mgpbr  bei  ihreaf  Hofe  Srgeftd  ei»e  WOrd^  ^inObrieb,  l^eleh^ 
so  wie  .4!9  PatriuMbe.  au  Byaanx,  dutchaua  ohne  wlri^ichi 
VerpfKcilituag  gewailen  wSre. 

Die  aub^roTd^nlliche  Pninksuebt  dea .  3]FuiQtiiiiaQhe9  Hat 

fea  xeigle  aiob.  vor  ^ll^m  baUn  Emyfapge  ayslairijadiey  jG^4 

aandletii  und  eine  gam  abnlieiie  berrachte  mm  w^  b^'  gl^ 

ehen  Gel&genbeitai  am  ftloakwer  Hofe.  /  <■      .j 

I  .  Im .  OeaUieben  Kaiaerreiebe :  war  ai  Gevirohnheil  der  Q^ 


*  * 

II    I  I  t0 


I 


.r. 


sammi^  Beschaffeitheii  des  Hofes  Ton  Kontiantinopel  kanii  maii  bei 
kodin  fiiQl  riv  tfipwUtltrnp  toO  nmlat,  nmPittarg,'  ntip,  ft  taacMt^seiu 

*)  Von  den  Wf^rdentri^ern  de«  Motfamer  Hofet  ent«p#ndi  deiF  fiiWcT^ 
r^fclLji'  (fldckiiiitt  HofmieiAJtar  TOir  dwdr  daa  HaQ.'dem  B^rdiadaH 
sclm  pMVf  •na^lavijfi  veteiaiaita  aber  mil;  dfwiea  V4fpliiclif^|fti|^ 
anch  aoch  die  des  jr^f/fiHAViy^/eif  viic  «^f4ck  Der  KiMijdi(c|ijl 
(d.  i.  Mahnchalk  oder  Stallmeuter,  Ton  kon  dae  Ro£i)  entsprach  dem 
Byzandnischen  fttymXtt  uovtoormvl^oder  fiomiti  stabulFimp^* 

,  Mtarii.  Der  lM«laitchji  (vielleiclU  von  ja^U  die  Kapfie)  .war 
dent  M f  jif  o i^T  «  T  •  tf :« jl  Of"  <o  V  apa  Kcmatantinopel  gleick*  Der  Lo w  ti^c  h j  t 
and  Sokolnitftckli  (d.  i.  der  lagd-  nnd  der  Falkea-'Mettier 
▼on  Ipwiij.  fangea  ii|ad.^,<(kol  ein  Faike),  entepracben  dem  Grie- 
cbiBchen  ngmTouvv^/f  and  it^mToU^aumQt^  Der  Poatal* 
nitBchii  to#r'.Bei4'9:«ftmte  ?on  paitelja   fin  Bett  ader  weci* 

V  .tfcber;  •abairatnm)  war.  der  na^mnQt/^mfkiw&is  %ov  m^^Trnvt* 
Die  Rnindj   eaisff^Kl^oil   dea  Byzaattnirohen:  ^a/^dav^oic   oder 

'  jUictoren  n.  ••  w>  Yergl,  Kodin  Capt.  2.  nebft  den  daaa  vorhan- 
den^n  CoauneBtorien* 


IM  '      :   filiiwirtBB-llasvMiblM  WimiiMbaile»; 


BmdlsMhelr  jamm  ci^eb  Vonleher*  bb-  m,  dJM  Kdibgran- 
Mm  mitgegeQ  n  achidbeOy  mit'detn  rie  sioh'dann  der  Hanplr 
itadt  juaherteti  imi  tuHerw^gcto  A^all  vm  'den  Praefedei 
der  St&dle  begrttCit  wurden*  Die  lurReiae  liach  derHai^l* 
ikadl  sd  litrvrendeflde  ZmI  war  bin  fur  alMmal  festgaielit,  to 
wie  auch  ei^e  ^um  Uiiierhahe  dea  Geaandten  tuid  aetata  6e^ 
fblgea  ani^ewieana:  Snaime.  Zii  auateiehnender  ChmAlji^Med^ 
^g  achiekte  dar  Kaiser  Sen  OeaanAsciiaften  Uaw^ileii  aeine 
hSchsleai  WftrdfnlHIgiev  ewlgegen.  Nach  einigent  Aufenduike 
hk  KonataMlifiopel  wcirde  sodaiipi  dem^Oeaandtob  ein  m  ad4 
neaa  IderiiGhen'Empfeage  feiil^asetatier  Tag  i^  wobei 

er  Ei^eioh  iron  eineib  eignen  Dbkurio^  im  Namen  dea  Kii* 
Mra^  ab«rr  die  Gaaundkeit  a^Miea.  Harm  befragt  wui4e.  - 

Am  Vorabande  der  Audiens  urarde^  den  Senaleven^  be^ 
ft'Metl,  ^h  ttum  l^mpfahge  dea  Ge8atidte»'  fertig  au  haltenl 
D^er  ttiaehte  aiicb  darni  eiidlieh  n^b  Hdfe^aiif  udd  wiirde^ 
M^deai  er  dul^'  die  aogenatinte  Kai'serli'che  PtOrle  ge« 
treien  w^r,  dutch  einen'^gifteMfWat^eiitra^^  den  Waglaleri 
em^fftngeih  ^).  Dep  IfegisCer  A-agte  de»  Geaahdten  ,0b  er 
nicht  Geschenke  fur  den  Kaiser  mit  sich  fiihre  uud  bai  iha 
dieselben  am.  zeigen  und  yorlau^g.  durchsehen  zu  iassen. 
Pan^  fi^leiteten  ihn  die  Dolmetscher  und  die  Schriftenbe- 
s^^ahveK  in  d^  AdmiaaipAalion  (pinem  b^oadren  Gewache 
neben'  dem  AKuUtnaaaale)  y^n  tmaiGheni  er  in  daa  Chryso- 
frlklinion'  oder'  daa  Gc^ldne  Gemach  (aaletaja  pa- 
la  i  a)***)  gefflhrfwurde,  viro  der  Kaiser  tbronle.    In  diesem 


■.:i  ■! 


'  *)  Dat:W«rt  Bentit  (Sihmwr)  hbtte  bei  dem  Oritoebea  eine  weitere  and 
eni«  ^^H}  Bedealting.    In  der  tnUtek  bezeichaete  es  aOe  hOdisteii 

'  -WGrdeAMger,  sowoM  biirgeitidie  als  kriegerifecbe,  ia  der  aadren  aber 
fitir  dief  blhrgerfitehen.    Man  bat  ea  bier  Ift  der  weitorea  tiedeatang 

"  ^'za'hebmen.  ♦ 

^•^SMbt  Da  Oange  ad  Alexlad.  (^90  tkA  J.  1^  Reiakii  com- 

'   'm^netir.  ad  €6n'jit.  Vt^vphyt^g.  de  c^reM.  aalaa  Byv*  d.  IS. 

'^  ^THi^  Cbr^ftotrfklinien  eiinAert  ant  aa  &»  aolataja  palata 

odbr'daii  ^e^dtte'Gema6h  im  KtdmL    £s  Mdete  einen  Tbefl  dea 

gro&en  Palaates  {wv  /ityQXmp  nuXattmv)  and  war  die  CfewSbaUdie 


IM>er  den  Ridliilli  der  CMMben  a«f  InHgeii  BiUang  in  RoUand.    Mf 

miterluek  sidi  der  Legothei  im  Namen  mid  in  Gegrawart 
des  Kmefs  niit  deni  Gesandten,  bia  der  Kaiser  aelbsi  iha 
liber  ,die  Gesundheit  seines  Herm  befragte.  Dann  iiberreichte 
einer  der  Proionoiari^i  dem  Kaiser  di^  Geacbenke*). 

Aus  den  geschriebnen  Denkmalem  des  XVL  und  XVII. 
Jahrhonderts  ersieht  man  nun,  dais  atteh  in  Ruiidand .  e%ne 
daztt  emannte  Vorsteber  ( prists wi)  den  Gesandten  an  der 
Granze  ( enq>fingen  y  und  dab  ihm,  ebenso  wie  die  Griechi« 
sehen  Praefecten,  bei  uns  die  Zarisehen  Slattballer 
und  Woje.woden  in  ihrenSUidlen  enlgegen  traten,  naehdem 
sie  aUes  lu  sdnem  Unterbalt  Erfordelrliche  verbereitet  hallen. 
So  wie  in  Griechenland  so  befabl  audi  bei  nns  der  Zar,  sich 
naeh  der  Gesundheit  des  Gesondten  su  erkundigen,  der  sich 
dann  der  Hauplstadt  langsam  naherie  und  nicht  eher  in  Mos- 
kau  maog,  als  bis  er  dara  eine  besondre  Erlaubnib  vom 
Zaren  erhallen  halte.  An  dem  Tage  des  feierlichen  £mpfan* 
ges,  der  dem  Gesandten  am  Vorabende  angezeigt  wurde,  ffiUte. 
sich  der  Palast  mil  den  Hofbeamten,  welche  reiche  goldstot- 
fene  und  sammtene  Kaftane,  und  hohe  Miiizen  von  Zobel- 
oder  Schwarsfucbs- Fallen  trugen.  Ein  Jeder  von  diesen  ver-. 
blieb,  grade  wie  die  Byzantinischen  Senatoren  und  Palrizier, 
streng  an  dem  ihm  vorgeschrfebnen  Platze  und  beobachtete 
ein  andachliges  Slillschweigen^  wahrend  einer  der  Zarisehen 
Djaki  oder  Sekretare,  den  man  bisweilen  den  Logoiheten 
nannte,  in  Gegenwart  des  Zaren  und  in  dessen  Namen ,  sich 
mil  dem  Gesandlen  unierredete,  dem  Herrscher  dessen  Be- 
griifsung  und  sSmmtliche  Antworien  iiberbrachie,  welche  zu- 
vor  von  den  Dolmetschern  iiberselzi  worden  waren^  sowie 
auch  dem  Gesandten  die  Reden  des  Zaren  mitlheilte.    Dann 


Wohnang  des  Kaisen  LuitpraRd  Ton  Cremona  nennt  das  Chry- 
sotriklinion  praestantiorem  palatii  partem  (legat  cap.  0). 
Den  Beinamen  des  goldnen  eibielt  dieses  Gemach  yon  seiner  gold- 
nen  Thur  anf  welclier  sich  goldne  Vogel  befanden  und  von  den  gold- 
nen Lowen  die  anf  den  Stnfen  des  sogenannten:  Salomon  is  olien 
Thrones  lagen  and  mit  ihretai  GebriiUe  den  Gesandten  begrSUsten.  (sic ! !) 

*)  VergL  Constant.  VII.  de  cerem.  a  nine  By  z  ant.  cap.  89  a.  00. 

Enuat  Bom,  AnbiT.  1841.  illl.  2,  24 


Hiilorifdi-llasniMSMlle  WkMBtohaltett. 

warden  wie  «i  ByiMR  dem  ZorM  ^  GeBohad(«  ym  dem 
Gesaadten  seUisI  iiberreiqht  und  dieser  Idsweitai  ^reki  iibcf 
die  Gesundlmt  8einee  Herm  befragi  *). 

Au6er  den  diptomolidchen  Gebtnuchen  gab  es  aber  am 
Rusaischen  Hole  noch  viele  andre  ta  Ende  des  XV.  Jahr- 
Imaderta  ana  Griechenland  entnoniinene.  So  u  B.  die  Kiroh'* 
gange  der  Zaren  an  bestimmten  Feiertagen,  welche  aiGh  naeh 
und  haeh  in  Moakan  genau  eben  so  gealalleleny  wie  sie  Con- 
atanlin  Porphyrogenea  in  seinem  W^rke  iiber  die  Ceremo* 
nien  dea  Bynanlinischen  Hofea  beach?eibt»  ferner  die  6e* 
brinclre  bei  Unteriiandlungen  awiaehen  dem  Landeriierrn  und 
dem  Patrisrchen  **). 

I«  eraten  Viertel  dea  XVII.  Jahtliundeiia  verfalale  der 
Moakauer  Palriarch  Kir  Phiiaret  ein  emenerlea  Ritual  (wei* 
olwar  in  der  Kirehenapradie  jei#twennye  Ischiny  ge* 
nanni  wurde)  and  im  Jahre  l(i^7  erschien  eine:  ^yBeadiTei- 
bung  dea  RiUiales  der  HIg.  Apostolischen  Himiiidfidirts- 
Kaihedrale/*  Es  leidet  keinen  Zweifel.  da&  aucli  dieses, 
apaler  (im  Jahre   1668)  durch   die    „SaUungen  der  Mes- 


*)  Den  ijilinilischen  Nachrichteo'  iiber  die  Gebraache  4e8  Moskaoer 
Hofes  beim  Rmpfange  fremder  Gesandten,  VkShi  sich  nocb  Vieles  bin- 
zttfngen  am  Herbert tein  und  Toixuglich  aus  den  SchrifUtellem 
d«»  XVII.  JabrKnnderti  wie  Margeret  n.  A.  (Za  den  Ton  Heber- 
•  tein  erwfthnten  GeMoebea  geli6rt  n.  A.  die  Beiwirtliiuig  dee  G^ 
tandten  loit  Brodten,  denen  man  die  Form  einoa  Zag-iodlef  (beltii 
eqaini)  gegeben  hatte,  um  die  davon  Bsaenden  an  ibi!e  Unterwer- 
fung  unter  die  iSariscbe  Macbt  za  erinnem.  Ra  bleibt  aber  noch  an 
entscheiden,  ob  diese  Dentang  dea  Symbolea  wirklicb  Ton  den  Eifin- 
dern  nnd  Inl&ndem  herrQhrte,  oder,  wie  mehreres  Aehnliche  bei  Her- 
berstein  nur  von  demWitze  der  Deotichen  Geaandscbaft  zeagt  Ueber 
abnliche  Volkagebriuiche  im  jetzigen  Ra&land  t.  v.  A.  Bnnana  Reiae 
Abth.  I.  Band  1.  pag.  139»  144,  401.  D.  Uebera. 

^)  Vergl.  die  Kircbengebraache  in  der  alten  Rnaaiacben  Bi- 
bliotbek  (drewnaja  Roeajiak.  Bibliot.)  and  iiber  die  Kircb- 
gange  der  Griechiadten Kaiaer  bei  Kodin  Capt  15  nnd  Const.  Por- 
pbyrog.  in  den  eraten  Capiteln  aeinerCerem.  dea  Byzantiniacben 
Hof  e  f . 


CebMT  den  Euflaft  ^r  CtekAeft  ftiif  Wtogeri.  MUMg  im  RvUaiid.    SM 

kaucr   PMlwdieii''    (Utlaw  BfejL  Pair.)  VetMliiUndigte^ 
Mliial  eiMm  GnMhitcbcn  .natligelriMat  war  *).    .. 

Obgleieh  die  verfeinerten  Gebriucke  des  Byxantmiscfaai 
Holes  weder  von  Joann  dem  Grefeen  noch  ven  desaea 
Naehfolgem  voUslindic  angeiioiniiien  wurden,  so  ubten  At 
flbeh  cine  laiMrkemibaire  Wirfcimg  auf  daa  Ceremomai  der 
BesMiuiigeii  awiiehen  den  Zaren  und  den  Kuaaiflchtn  Palrii* 
trohen  **).  Sogar  die  Kronimg  der  Zaren  M  ilvw  ThrraM- 
beiCeigtiAg  adieiiit  bei  uns  nach  dneai  ahnlMieA  Byaaaliiifr* 
aehen  Ceremomale  eriolgi  su  sein  ***)• 

Dttidi  dieae  fliichtige  und  oberflaeUUehe  Sdulderung  der 
Z9ge  in  denen  aidi  ein  Einflufii  der  Griechen  auf  unire  bftr* 
gerlicke  BUdimg  ausspricht,  iiberaeogen  wir  uns.  dale  der« 
aelbe  zu  Ende  des  X.  JahrluinderU  am  wirksaoialcii  nmr^ 
grade  ala  VolksttiiinilichkeU  und  gcislige  fiUdung  aioh  bel 
uns  au  iiafsem  anfingen* 


*)  Hie  BvMhMibsiia  dei  RilaalM  ete.  indet  sum  is  der  ittsn  (ftusdr 
•d^a)  AnHnbe  dei  Alten  Roft.  BiblU  tYI.  psf.  1^2^238.  Es  wlr4 
la  d«aelbe«  s*  B.  bestunmti  welcbex:  d«r  TeiDpel,  an  jed^jn  der  be| 
fiofe  gefeierten  GedachtniOstage  der  Heiligeii^  von  ,,deinZar  and  dea 
Patriarchen  nebst  den  Herrscbaften^  zn  besucben  sei;  ancb  wvrdea 
die  Prozesaionen  und  Tieles  Andre  darin  festgesetzt*  Die  Aehnlich« 
keit  ziriieben  dem  Rftoale  in  RofiiUind  nnd  in  Bycans  eifMt  sish 
daich'Tetglskdiaiig.dea  15ton  Capitela  bei  Kodin  wh  ^den  &•<>■»•• 
aen  der  HeiL  Jfoakauw  PaliiarcbeB"  in  Alto  liMiisclis  BibUothelc* 
Thea  X. 

^^)  VeigL  Ueber  einige  Gebrancbe  bei  den  Relationen  zwi« 
acben  den  Zaren  nnd  Patriarcben:  Atte  Rusaiscbe  Bibliotb. 
TbI.  Vr.  nnd  Const  Porphyrog.  cer.  aulae  Byz.  lib.  1.  q>t.  ]3« 
17  n.  a«  Dnrcb  Vergleicbnng  dieser  beiden  Besdireibnngen  bemeilLl 
man  leickCf  dafii  aHea  VeiCeinerke  «sd  Gesiidkte  ia  dcni  Ryzantia* 
GafCBOiiiale  am  Moakaiier  fiofe  nnbi  aaflwo,  dageigea  sbar  dsrch 
2kgp  der  iiationelbBn  GasCticbkeit  eiaetet  vnrde. 

^**)  In  (Karanisiiui )  Geacb*  dea  Rasa.  Reicbea  aind  einige  Rnssiscbe 
Kronongen  beschrieben,  nnd  man  £ndet  daa  entsprecbende  Griecbi- 
scbe  Ceremonial  bei  Kodin^  Cap«  XVU.  m^l  mifav^^o^Ut^  fiaa$limi' 
In  Griecbenland  vnrden  anch  die  Gemablimien  der  Kiiiaer  gebrdat*    * 

24* 


Wahrcnd  des  MittelaMen  Mwrde  im  wettliebis  Etoopft 
die  Bildung  darch  dia  Ivflden  Sitten  die  unanfliSrbdieii  Kriage 
mid  den  Abergiauben  der  V5&er  verCoigl.  Sie  floh  in 
die  friedliehen  MSnchstellen  und  erwartete  deri  geduldig 
^cUitbere  Zeilen,  urn  auch.  auf  die  Laioi  mederum  einaiH 
wirken«  Im  alien  Rulriand  wareA  dagegen  die  Kioaler  nicbl 
blab  eine  Zuflacht,  sondern  auch  ein  bestandig  wirkendas 
VerbraitiingMniifei  fiir  die  Bilduog.  Die  Ruasisehen  Moncha 
achufen  und  vertheiilen  im  Volke  Uebersetsung^i  von  deo 
Schriften  der  Kirchenvaler.  Sie  enUiahmen  aua  griechischea 
ChroBiken  was  die  Geschichte  unsrer  Glaubansgenofaan  An* 
aldiendarea  darbot,  und  yerbreiteteten  Dieses,  so  wie  die 
Koade  von  andren  Landern,  unter  den  Russen.  Maeh  deoii 
Vorbiide  jcner  Cfaroniken  fiibrlan  sie  sodann  auch  eignOi  iiber 
die  valerlkndischen£reigniasey  die  sie  in  einfachstem  abar  oft 
auberst  erbaulichem  Slyie  der  Nachweli  hinlerlassen  babea. 
So  entstanden  die  kosiharen  Jahrbiicher  (Ijelopiai)  des  Hoch- 
ehrw.  Nestor. 

Je  unerschutterlicher  sich  nacb  und  nach  die  Anhang^Kch- 
keit  der  alien  Russeti  an  der  orlhodoxen  chrisllicben  Lebre 
gestallete,  um  deslo  mehr  wuchs  ihr  Zulrauen  su  den  Grie- 
chen  denen  sie  dieselben  verdanktcDi  und  deslo  gelehriger 
nahmen  sie  auch  alle  U^berlieferungen  biirgerlicher  JBiU 
dimg  aua  Griechenland  enlgegen.  Die  Arl  des  Einflusses  er* 
reichie  aber  um  die  Mitte  des  XV«  Jahrhunderls  ihre  grolsle* 
Hdhe.  VoU  Abneigoag  gegen  AUes  was  den  Slempel  west* 
licher  Cullurverhiillnisse  an  sich  Irug,  und  slots  beliirchtend, 
dafs  ihre  Orlhodoxie  durch  neu  einzufiihrende  Gebrauche  leiden 
konnte,  waren  damals  unsre  Vorfahren  deslo  geneigter  die  Grie« 
chen  bei  sich  aufzunehmen,  welche  Iheils  aus  eignem  Aniriebe 
ihren  SchuU  ansfMrachen ,  Iheils  von  den  Moskowischoi  Zaren 
berufen  wurden.  So  kamen  nach  Rofisland:  Maxmius^  die 
Briider  Jbanniluoa  und  Sophronius  Lichudes,  Domeslieua  Me- 
lelius  u.  V.  A.  —  Oft  besuchlen  auch  orientalische  Palriar- 
chen  unser  Vaterland  und  jeder  dieser  Besuche  wirkte  segens- 
reicb  auf  unsre  Bildung,  vor  alien  aber  un  Jahre  1655  der 


Ueber  den  Biailab  der  CMmImii  an^MHKed.  BiMmg  in  Rufiiland.    $71 

AufenUialt  der  oekttineiiiBckm  BischSfe  (w«elen«kie  «wja- 
liteli)  Pmnaa  vdn  Alexan^neny  undMabariua  von  AnlioeUeiiy 
m  ModiaiL  —  Diese  gesfattelen  auf  den  Wuosdi  des  Zorei 
Alekaei  MlchaiUwiUch,  da&  „sit  Goltes  Elm"  in  Rda*. 
land  ^Teradiiedne  Sprachen  (dialekiy)  u6d  namenliidi  dia 
Griediiachei  jSIawionisdie  und  Lateiniaehe**  gddiri  wdrdenb 
In  der  nach  dea  Zaren  Aleksei  Anleiiung  begrundtten  Stlsnv^ 
j^io  -  Gri^ehiaeh  •  Lateunaolien  Akademie  sum  Heikindabilde 
(aaikonaspaa^kaja  akademia)  wurde  daranf  unter Alek« 
«ei*a  Nadifolger  The  odor  ^  der  Uaterrichi  in  der  Dialektik, 
der  PlttlosopUe,  der  Theologie  und  andren  Wiasenschaften,  in 
HcHeiiogriediiacker  Spraehe  eiogefiihrt  ^)  und  suerst  meialena 
Griechen  m  Lehrem  emaant  — > 

Auch  auf  dasy  dem  Litaniaclten  HerradMrlhitBae  onvevf 
leibte,  sfldwesUkdie  Rufiiland  wirkie  der  Beaudi  von  iirienfaH 
&eben  PaUiarcken  noeh  wohlibatigy  aelbai  ab  es  apSter  (im 
Jahre  1669)  mit  Polen  yetmni  wurde.  Ab  der  Byiantiniache 
Ersbiachof  Jeremiaa  su  Ende  des  XVL  Jahrkunderta  nadk 
Moskau  reiale,  um  den  eralen  Russischen  Patriarehen  Hiok 
einEuseteen,  beauehte  er  Kiew  tind  begrikidele  in  dmer  alten 
RendeDi  eine  Sdiule,  weldie  ebenso  wie  daa  BriiderUoster 
stt  dem  aie  gehSren  aoiite,  dem  PalriardbM  von-  Konalantino- 
pel  unmiltelbar  untergeben  wordft  Zivei  und  dreilaig  hixr^ 
apoler  wnrde  diese  neu  begruBidele  Brnderaehaft  und  iiire« 
Kiewer^-Sclude  dorch  einen  Brief  dea  Jerusaleaief  und  PalaT 
alauier  Palriorchen  Tkebpfaanias  ^  ausdriieUich  beatiligt  und' 
ihr  der  Unterricht  der  reehlgiiiubigtn  Ruasiacben  Jugend  ao-i 
wohl  in  der.Tbeoiogie,  derPhiiosophie,  derRbeiarik' 
und  Poeaie^  als  anch  in  der  Helieniaehen,  iSlowjani*. 
achen  und  Laieiniacben  Spraehe  iiberirageR.  Niclil' 
minder  heikam  wirkte  auf  Kiew  mid  auf  dieae  Bruder  SefaaJe^ 
A&r  Besueh  dea  Jenisaleiner  Palriarihen  Paisiaa  hn  Jahr 
lfi49,  als  jenea  hiatilut  unier  dem  Namen  dea  Kiewo-mogiUA*' 


*)  In  der  Folge  warden  einigo  Objekte  in  Latiomsciier  Spntche  ferge- 


672  •    fiiilofitdi-lfaigvbliMabe  WiMtaie1mft«i. 

idfldieii  CdUegUnns  unter  deni  Sdtiilse  mbM  wleiittSifidiflli 
^Vbrinundei,  AuCsehers  und  BcschimMn'*,  des  HwergeGriieheil 
Peter  Mogila  bereils  fiir  die  WisseneciKilt  frttcbtfatingeBd 
gewesen,  darauf  aber  wiedenim  verwaisl  wan  P  oi  si  a  a  ver* 
Meh  dem  CoUegimn  einen  neoen  Freibrief  und  adMA  es  ittAer 
aeinen  Sckatz.  Et  erliielt  im  Jahre  1609  den  Nameii  der 
Kiewer  Akadeniie.  — 

Ea  etitstehl  nun  die  Frage,  eb  dieaihr  ao  bedeulende  E^ 
flub  der  Grieehen  auf  unsre  bfti^riicfae  fiiUlung  m  enier  Sbt 
Rutaland  gilnsUgen  Zeit  begoniien  habe,  and  ob  er  dkeilig 
d«  ii  auf  alle  Zweige  dieser  Bildnng  wirken  lunMite? 

im  lOten  ^ahrfaundert  war  Grieohenlmd  adch  fern  you 
aeinem  Verfalie :  seine  biirgerlicheB  Inatilulienen  raAwiekelteo 
aicb  fnedltch  und  iihne  soloiie  Wirren  wd  Uonthen,  wie  da* 
Buda  den  Weblen  Earopa'a  ersdiiiteHeti ,  wir  dtirTen  iaheai 
behaupteni  dab  diese  AnnSberung  an  die  Grieehen  Ifir  Riib^ 
land  in .  einer  gilnafi|;en  Zeit .  begonnen  habe.  Wir  erfuhrieii 
den  tnSchtigslen  Ebiflufs  derselben  in  GLaubcnaaacben  uiid  nab« 
aken  in  Beaog  auf  Regierungsferitien  nur  Einiges  an. 

Se  wie  aber  Griecheniand  sich  ausxeiofaneie  d«tfch  die 
Reinheit  in  der  es  die  Dognien  und  die  Verfttssung  derKircho 
bewahrte^  wie  die  Geistiichkeit  im  orientaL  Kaiserreiehe  siets 
in  der  riehiigen  Bezi^ung  «i  den  weitlichen  Herrtohem  ver* 
bUeb,  so  begilkidete  auck  die  Riusiiisohe  Kircbe,  ala  ein  ge* 
treues  Kind  der  Griechiaehen  ^  fiir  ihre  Geiatlichkeii  gann 
ifimliche  Verliaitnisse.  Und  daher  babcn  denn  die  Russisdmi 
Geistlichen  bestSndig  ein  Beispiel  der  Friedlicihkeit  und  Sanft* 
mulh  gegeben,  in  derselben  Zeit  in  der  Rom  die  Ifticht  Eki^ 
ropdischer  Monarcbon  in  Zweifel  stellte  und  bekaaapfte,  und 
in  der  der  Klerus  der  Westticben  Kirche  sich  ui  einer  selbsU 
sliindigen  Welt  innerhalb  der  christlich-politischen  au  gestal* 
tan  trachtete.  Nur  dareh  Christi  Wort,  und  durch  ihr  e^nea- 
Beispiel  wirkten  unsre  Bischi^fe  auf  ihre  Heerde,  indem  Me 
sugleich  jeden  Laien  zum  Gehorsam  gegen  seine  rechUnalsi- 
gen  Oberen  vermahnten  —  und  deshalb  haben  sich  auch  sait 
Begrundung  der  christlichen  Kirche  die  biirgerlichen  Verhait- 


lUer  dift  BinivDi  te  GiieehM  a«f  ]>Sfgeil.  BUdong  in  RoftlaBa.    87S 

Bisse  im  alien  Rtks,  grade  so  wie  in  Griechenland,  ohne  alle 
Ecschiillenuigen  entwiekelt 

GriecheDlands  Einflufs  auf  uQsre  biirgerliche  Bildung  konnte 
kein  alkritiger  sein,  weii  er  nicht  immer  ein  unmilielbarer 
war;  wir  eninahmen  sogar  viele  Formen.Griechiacher  Civili* 
sation  erst . miUelbar  von  ien  Bulgaren.  Auch  drangen 
su  uns  seit  der  Mitte  des  XI.  JahrhunderU  auf  den  Handeb* 
Wegen  der  Hansa  liber  Gr  of  s- Now  go  rod,  und  seit  Ende 
desselben  Jahrhunderts  durch  das  siidwesUiche  Rulsland,  wel* 
ohei  a^t  beoaehbarten  Reiphen  im  Verkehr  stand »  ^ele  im 
Occident  herrsehende  Begriife,  die  in  den  Ruasischen  Voikscha* 
rakler  iibergingen,  und  durch  deren  Yermitlelung  der  Grie* 
chische  Einflufs  auf  unsre ,  geaelfigen  Yerhaltniss^  gemildert 
wurde,  bis  dais  ihn,  seit  dem  XIIL  und  bis  sur  Mitte  des 
XV.  Jahrhunderts,  die  Mongoienherrschaft  noch  wesentlicher 


Man  darf  auch  behaupten  dab  sich  in  dem  Charakler  des 
Russiachen  Volkes  schon  von  IHih  an  jene  eigenthiimliche 
Vorsicht  zeigte,  vermoge  welcher  wir  das  niitzliche  und  we-^ 
sentlicbe  von  den  AusJandem  nie  ohne  strenge  und  gewis^ 
senhafte  Auswahl  annahmen.  Aus  diesem  Grunde  hat  auch 
unser  Yaterland,  trota  alien  Prufungen  denen  es  im  Laufe 
vieler  Jahrhunderle  unleriag,  slels  seine  Volkslhiimlichkeit 
bewahrt  und  ist  eben  dadurch  einer  wabrhaft  macbtigen  Exi*>^ 
stenz  entgegen  gegangen. 


BrieflicheNnchiiditeii  uber  dieTsdiswAsdim  imd 

die  Tscheremijen  des  Gouvernemebts  Kasan 


Alexandra  Fuchs^. 


jjieses  an  interessanten  Beobachtungen  reiche  Buch  ist  eine 
gednickte  Correspondens  der  schon  bekannten  Verfasserin 
mil  ibrem  Gemahle,  dem  Kaiserl.  Russischen  Staatsralhe 
Fuchs**).  Das  Journal  dcs  Ministeriums  der  Volksaufkla-' 
nmg  (Januar  1841)  giebl  einige  Proben  des  Inhalles,  die  wir 
flbersetzt  folgen  lassen,  und  welehe  sehr  geeignet  sind,  fur 
das  ganse  Werk  ein  gunstiges  Vorurtheil  su  weeken. 

Tsehuwaschisehe  Todienfeier.  „km  2Tsten  Junius, 
Morgens  uin  6  Uhr,  begaben  wir  uns  nach  dem  Tschuwa- 
scfaischen  BegrSbnifeplais  (im  Kreise  Tsehebok^ar),  wo 
berals  eine  Anzahl  Bauerwagen  (telj^gi)  mil  Speisevorra- 
then  an  einem  Waldchen  geordnet  aufgesielli  war.    In  jedem 


*)  SapUki  Alektaadry  Fnkt  o  Ttchawaichacli  i  Ttoheremi- 
•ach  Kasanikoi  Gnbernii.  Kasan,  in  der  UniTenitate-Drackerei. 
1840.  329  Seiten,  gr.  8. 

**)  IMeselbe  Dame  hat  bereito  im  Jahie  1884  Briefe  fiber  die  Tsdin- 
iraachen  in  der  Zeitichiift  Sawtfljtkii  Mnraw^i  (Ameiae  jenseil 
der  Wolga)  mitgetheiit.  Sch. 


Geber  die  TsehawMclwft  tmd  die  Terbenaifeii  dei  Ga«f em.  Kasan.  Ml 


Wagen  befand  tidi  ein  FSbdten  Bier,  ki  ieinigM  cin  kletoei 
Gftfiib  Branntwem.  Bine  SStnnde  lang  ataaden  die  Wagen  Ei* 
ner  hinler  dem  Anderen,  and  tabge  hem^le  dne  tieTe  StUei 
Sodlich  traten  Tier  Greise,  die  Zauberer  (Tsehttwasckiidi 
Jomsy)  waren,  ana  detn  HaufeA  henrer  onld  aleBlen  sieh  in 
die  MHte  dea  Todtenfeldea  •),  MSmier  und  Frmen  bild^e* 
einen  Kreis  evn  aie^  Die  Zauberer  IcoieieD  meder,  waa  dili 
ganse  Veraammlung  tbnen  nadithati  nnd  begannen  ein  Gebel 
«a  apredien,  worin  aie  ihren  GoU  Tora  nm  Ruhe  ftr  die 
Abgeacfaiednen  anflehten  **).  Naeh  dem  Gebele  holle  Jeder  die 
milgebracbten  Trank«*  and  Speisegeben  aua  aeinem  Wagen 
und  tnig  aie  an  daa  Grab  seinea  AngdiiMgen.  Zu  FCifiico 
jedes  Grebes  sleeklen  aie  einen  Stocic  in  den  Boden,  der  nn- 
gefiihr  drd  Araehin  lang  war,  and  an  den  aie  weifae  Ta* 
edieniOcher  oder  lange  HandlUcher  befesligien.  Daraof  bret« 
telen  aie,  Jeder  nadi  Mafiigabe  amines  Vermdgens,  Sitldce 
Leinwand  von  einigen  Araehin  —  die  Armen  audi  weU  kleine 
Llppdien  —  tiber  den  Giiibem  auSyOnd^alelllen  je  i«ne» 
hdkeme  NSpfe  darauf,  von  derien  Einer  aJle  Spdsegaben  be-* 
herbergen  mufate.  Die  Bier-  und  Wdn-Tonndien  w^den 
ebenfaUa  an  die  Graber  geatdh,  and  nun  begaan  die  Todten- 
leier  nach  dtem  Herkonmien.  AUe  Anwesenden,  vom  Greiae 
Ma  zum  aditjMhrigen'Kinde,  braehen  um  die  Reihe  von  jeder 
Speiae  ein  Sliick  ab,  Ihaten  eineh  Imbifr  und  apraehen:  ,,Wir 
feiem  euer  Andenken  —  wir  aparen  nichla  um  euereliwillen  -- 
wir  beten  va  Tora  fiir  euch!  Datum  bleibet  aber  auch  ru^ 
big  —  Banket  meht  mit  einander  in  den  Grabem  —  beunm^ 


*)  Jomsy  Oder  Jomse  fur  Zauberer  entspricht  dem  Tatar- Torldschett 
Jaize  Oder  Jaitsehy,  was  gleiehe  Bedeetang  bat|  tmd  dem  Mongo* 
lischeii  Jadatachi,  eigentlich  WettermaeJier,  Wetter^-Verand^rer;^ 
dena  In  letslerer  Spndie  heiDit  jada  (aada)  ein  Witlernngt^* 
WechaeL  8ch. 

*^)  Diesea  Tora  iat  ohn*  Zweifel  daa  Torkische  langri,  Himmel, 
hdehstes  Weeen.  K>enBO  wird  eongra  (Toiiiach  aaoh)  im 
Tachaiw.  «or*  (mit  Bliibn  dea  ng);  and  dar  Uebergaag  dea  A  in  O 
lit  ebea  ao  biafig,  wie  der  dea  I  in  A.  Scb. 


Ugt  ma  Bichk  --*  kMiinei  fticiil*¥4e4er  wmisif  Dte Tflthii^ 
wAsdieii  glmibfn'  nilnlich  ibte  Abgescfciejiieii  kfimiten.  ate 
Gespenrtet  wiedarkommen  >  raiti ill  $oUh» ,  4i/^  Wt'  ihren  LalH 
aeiteii  boM  imd  streitefldilig  vrarea.  Btsoadev  firchtan  aUi 
Mlehe  ToAoily  'die  ashr  ebtoteUl  tind^  dMD  aie  orittMn  ap^ 
dme  Mieft  keUnlishe  ZMibeirer  gewcsen,  imd  eoUliegM  b6«* 
tiiDdig  ihreft  Griberii^  urn  ilir  Geleerbe  foitawtreib^li.  Ift 
Fatten  dksor  Ari  aind  die  mchl  getauAem  TadiuwaaGhen  •» 
farchtaani)  dab  at  deB  8atg  einaa  vetniBstaliMen  Tedtas  aehr 
ttA  steagdbi^  nad  bisweilea  adit  eiseiaaa  ReiSmk  vmgAm^ 
dean  Leichnam  aalbst  aber  graAe  oBerne  NSgei  durdb  daa 
Han  and.  die  Fuftsablan  schbgen,  damii  er  tainati  Swg  me^ 
auds  verlasaeai  k5nna«  -^ .  S«  oft  eia  Tiebuwascbe ,  aeiM 
fiitte  an  die  Todien,  die  oaiiiriioh  «fter  wied^rhalt  wtiffde, 
aoBgespcoditn  halte,  tiabm  er  da»  ungebilswe  SUkek^  uftd 
warf  es  in  den  keren  Napf :  ebenso  maohtan  sie  ea  mil  danar 
Weia6  tmi  dem  Biace»  iadam  sie  die  HMdidlen  Worta  apra^ 
cbend,  etwaa  tranken,  und  das  Uebrig^  in  denselben  Napf 
goaseny  der  ike  aagebiaseneQ  SUicka  aufgeaomoiea.  Die  Ce* 
aemapie  endete  damili  AsSb  man  die  angebrachanen  Spei^a** 
Artikal  auf  eine  an  der  rachlen  Saile  dea  Girabes  auagabreik 
lelie  Laiftwand  if^arf,  die  mit  dem  Bier  Yennangten  SUicka  w» 
den  Napfen  fiber  die  Graber  attsg4rfa ,  und ,  aiif  die  an  dan 
Stiben  befealigten  Tiitber  deutand^  aii  dan  Todtan  aagtet 
ifSlehet  in  der  Nachi  anf  mid  esset  euoh  aatt;  da  babt  ikr 
such  Handiadiar,  am  eudi  den  Mund  an  ^Kischen/*  Zitr 
Ittuptan  der  Griber  kglen  sie  Hamden»  Sltumpfe  (oaut&chi)^ 
BasUchube  (lapti),  die  Reichen  sogar  getragene  Oberkleider^ 
Die  Tachuwasehea  unterbalten  sich  immer  mit  den  Todien» 
wie  mit  Lebenden."  Am  Sehiuwe  der  Todtenfeier  wmrde  ge<^ 
aecbt,  getanai  mid  gesmigen*)! 


*)  Ohm  Zireifel  Bind  es  heidnische  TschnwMchen  gewesen^  die  dm» 
Todleafeier  begingen.  m»  Kafal  dentlbtn  beteishtiet  dor  Refireiil 
nut  eoch  mif  I^ia  Individaeo^  ^lutiid  ea  nftdi  ihin  SeajMa  chrisU 
liche  Tirehnwatchengiebt.  6ch«       ^ 


EinT9ekere.ati«Sft«Ji«r  Feiertte*  Dan  .hitom» git 
4Bf  b»diiiiebeB  Tsfsberttoiiwi  iMifet  ^w^m  4)deir  SekUriHi» 
£0  vmd  am  Esde  deft  JwiuargieCeiari  mA  i#i  dtv.  hikfatan 
Goilliatt  Jum  gfitv^ibt  Knige  Tugt  v^lier  iHard  4a$  F«4 
jdWan  GemeiMan  eiMs  Baaurkwa.  angez€gig|>  damK  Je4ara# 
dam  icartgaitetaiaia  Taga  in  ie«i  WaUa  ocflchrinei  .iM  loan 
aMiiihrlidh  de»  GotUadianrt  abifihaikM  pfl0gU  .lo'  dao^  WaUai 
Wfittdat  aich  ein  Tliai  out  alaem  BaueBi^  iia  der  MHla^.  d4t{ 
wahrachainlich  fiir  heilig  gilt.  Am  Tage  des  Geliatea  arifciapUi 
lUaTacharaoliaen  ain  Bwt,  alabaft  reii»a  Heaidea  uad  Bata- 
dian*a  (leinene  OberUeider)  an,  uud  b^aban.  mA  Ml  und 
friedKch  anOrl  wd  StaUa.  Kaiii  vraiUiob^  Wason  W^^  aa, 
in  dam  Thala  aieh  aehan  au  laalatL  .  Qiaaar  Fai^tti^:  wird 
vaa  dra.  Taaharaatiaan  90  ia  JSbraa  gahaUat),  dala  wihtebd 
dar  drei  Tage  das  Gebetes  ILtimt  Tabakii.  sdawupft  odar 
achmaueht,  so  liab  ihiten  tacb  dla«ei(  Gtemvla  iat.^  Sta  iiMa- 
acben  sich  in  diaaetr  2ait  unaufliioditkj  vrim  dta  TaUitan. 
Waap  alia  Baber  vavaaaNualt  aihd^  ao  nunniall  dar  Kart 
(Priesier)  eina  Geldsumma ,  zu  dar  Jeder  s0  viai  bdiMauert» 
ab  Sun  b^iabty  und  Jfegt  iSaaaa  GaU  4i|  ainan/bawNpdafea 
Ort:  as  iat  sum  Ankaufa  van  Kiibati^  Scbaafenimd  iJlerlei 
Gafiugai  baaimmlL  Maa  aeham.aJMa  Naag^Viab  harbi^i, 
wail  nur  eiwa  das  aehnle  Siiick,  nach  beslandaMff ,  Probe, 
Kun  Opfem  yalcwattdat  jivkd*  iiit.die  arforderliaba  Swmbe 
Qaldaf  baigaaimaBy  ao  bauaa  3ia^  fiM  dan  Fall,.dafr  ed  nagnen 
aoltte,  eine  Art  van  BiaUgan*a  ana  Banwrtndan^  in  denen 
aia  Feuer  anzundan  laid  Ka«al  auQiangan  *).  Dann  achrailei 
maa  tnoi  Proben  daa  Opfarviafas:  dan.Kiihaa  imd  Schaafrn 
ymd.  Waaset  auf  dan.  Bueken  .gagos^^;  achitileU  aich  daa 
Thiar'  bai  dar  Operafsoiiy  so  iai  esrimm  Opfern  gml;  Uaibt  ts 
abar  whig,  ao  aialU  Mai  as  deoi  Verktafar  sswiidu  Om  an* 
genommenan  Thiere  werden  thenar  besahlL  Gafiagfd  wird 
abae  Auswahl  angai|ommen»  and  niaitela  feilacbl  man  Uni 


rf«M 


*)  IMicr  diese  Bbllea  ^der  Lauban  Hlt»  aaa  i£iaBaii*i  R<Bis«  (Uistor. 
Berichti  Th.  1,  8.  a08  and  816).  ^cli. 


S98  Hiiibftoeh^HiigwfaihcKe  min$mdtmhBn. 


ien  Yerktofern,  die  audi  ^imeTiVHitd  iMn  ribuviel  foi^em. 
Man  bmdet  das  Vieh  an  den  Baion,  adftittrt  ihm  die  FiMie  lu- 
iammen  and  seidaebtet  es  dami.  Die  Haul  wird  abgeaogmi> 
das  Fleisch  in  groXse  Slfieke  serschnitten ,  in  die  Kessel  ge- 
worfen  und  gekodit  Der  Priesler  geht  an  den  Baiioi  und 
itecki  ein  Licht  atif  einen  Asl;  die  game  Gemeinde  Mgt  6ei«- 
nem  fieispiel,  und  in  wenigM  Biiiittlen  isl  der  ganse  ftiuna 
iUttminirt  Daraof  sprechen  sie  mn  Gebel,  das  ttlgende 
Bitlen  begreift: 
Wer  GotI  ein  Opfer  gelHradit  baft,  dem  gebe  Goll  Heil 

und  Gesundheit 
Dai  Kindeniy  die  sur  Well  komraen,   adienke  er  Gdd, 

Brod,  Bienen  und  Vieh  die  Fiille. 
Er  lasse  die  Bienen  im  neoen  Jahre  adiwilnnen  und  Hb- 

nig  in  Ueberflub  bereilen. 
ESr  segne  unsere  Jagd  auf  VKgel  und  Wttd* 
Er  sdienke  una  Goid  and  Silber  tur  GenOge. 
Lafe  uns,  o  GoU,  den  dreifacben  Werth  unserer  Waaren 

etenehmen  !- 
VergSnne,  dab  wir  aller  Sehaize  haUiaft  warden,  £e  in 

der  Erde  und  in  atter  WA  sind. 
Setae  una  in  dm  Stand,  die  kaiaerfichen  Sleuem  au  enl- 

richlen* 
Wenn  der  Frittding  kemmt,  so  lab  die  drel  Arlen  Vieh 
auf  die  drei  Wege  Innaus,  and  schiiiae  aie  vor  tiefem' 
Kothe,  vor  BMren,  W5lfen  und  IK^en. 
Lais  unsere  gellen  Kiihe  frudilbar  warden. 
Lab  die  mageren  Kuhe  durch  Kinder -Gluck  fett  warden. 
Lab    una  ^e    gelten   Kiihe    mil  Einer  Hand  verkaufen, 
und  mil  der  Anderen  das  Geld  in  Enqifang  nehuen; 
Sekicke  una,  GotI,  &nea  wehloieinMden  Freond  (oder 
Menschen). 
Wenn  wir  in  die  Feme  reisen,  so   behlile  una  vor  bo- 
sen  Menschen,  schlimmen  Krankheilen,  dummen  Men- 
schen, bosen  Richtem  und  verlaumderiscfaea  Zui^^en., 


Wie  4er  Hqyfen  pr«U  ial  uad  voU^  8o  segne  ud»  mit 
Gluck  uml  VentBod. 

Wie  iag  Licht  bell  breMti  so  lab  uii»  lebea  imd  sdienke 
uns  Gesimdheik. 

Wie  4asW4i4»  aich  gleidifitarnug  setsl,  so  scbenke  mis  dm 
(Sluok>  bestand^  su  leben. 
.  Verleih',  dais  deijeaige,  der  da  billet,  empfiQge. 

1st  das  Fleisch  gekocht^  bo  essen  sie.  davon  imd  wendea 
sich  daon  wieder  cum  Gebate,  das  sie  fas|  immer  auf  den 
Knieen  yerricbten,  ibr  Gesiobi  an  die  Ejrde  lageod*  Sehaapa 
iid4  s^lbst  ibr  unentbebrliehes  GelrSiik>  das  Bier,-  diirfen  sie 
wabreiid,  d^  Feier  aipht  irinkeD^  dafiir  ixioken  sie  Metb,  der 
ab^r  nicbt  lu  Hause  bereitet,  sondem  am  Orte  der  Feler 
selbsi  gi^ant  ist  Dieser  GoUesdieiisi  wSbri.  drei  Tage  un^ 
drei  fiiadiley  die  man  ohne  SeUaf  »|bviiigt  Was  sie  an  deii^ 
dn^  Tagen  nicbt  aufeasen  konnen,  werfen  sie  ins  Feuer^ 
eboMO  die  Knocben  und  Eingeweide  der  gesddacbl^n  Tliieve» 
Wenn  das  Fest  su  Ende  ist,  so.  bestimmt  der  Priester,  an 
welebem  Tage  man  auf  dem  Felde  sqsamadenkonunen  sal^ 
iim  den  Scbaitan  (Satan^  bosen  Genius)  aussutreiben *). 
Dieser  Feiertag  falit  gewSbnlieh  in  die  Mitte  des  Soouners. . 


Der  Referent  nammt  bier  Gelegenhat,  eine  Ueb^rsichic 
dessen  milsatheilen,  was  iiber  beide  YSlker,  iiber  jhre  Sprar, 
dien  und  in  ihren  Sprachen  gesobrieben  w<nrden  ist  PaUaa, 
asgt  in  seiner  Reis^bescbrabung  (1768).ein]ges  Wabre  von 
den  Tschttwaseben,.aber  noeb  nel  mehr  Falachesi  da  er  ibre 


*)  Schaiiaa  ist  dM  QBTeranderte  Arabiache  Wort  fiir  Teiifel. 
DiesM  Wort  exutirt  aooli  bei  mehmeii  Fuuiaeken  YSikma,  Siboieiis, 
und  da  ei  nor  Ton  einem  mahammedaniichen  (tennnChlMh  Tiir- 
kisdi-Tataiischen)  Yolke  erlK»gt  seyn  kann,  so  ist  et  neikw&rdig, 
da(s  selbst  die  heidnischen  Finnen  dafon  Gebrauek  taaohen,  als 
bitten  lie  ein  boses  Prindp  .  ent  dunh  IfiAsniMtdsner  lodaiien  ge- 
lent  ...    BolL. 


Sitten  nicM  Aelbst  beobaehMe,  Mtid^ni  attf  KliiUcliet^lM  An- 
derer  horte.  Georgi's  Nachrichten  (1774)  sind  weit  genaaer 
iind  veriaMiiger.  In  "dli^in  Buehe:  Beschrelking  alter  in  Rula- 
land  wohnenden  Volker  (Opbanie  w^jeeh  oMtajttseiitechich 
tr*  Rii'Mii  nAt<^ow),  welclies  1799  ^nschim,  fiiidet  man  We- 
nigesy  was  nicht  Pallas  und  GeorgI  sdion  bemerki  hKtten; 
und  dasselbe  )S6t  alcb  vmi  Folk's  yLepeehift's  raid  Rylseh- 
kow^s  Na<4iridilen  sagen.  ilMet  enihll  nor,  was  er  von 
Anden^n  geli6rl  hat;  seine  gesammdlen  Notisen  findto  sieh 
im  4rtlten  Bande  der  Sammlung  vim  Nachriditen,  die  Ge-» 
sekiclile  Rufiiands  belreflend.  Sfralenbergs  Aiisicbleii  moA 
Mrimingen  VM  den  Tschuwasehen  rind  bcfkanntKcb  gMa  rtr^ 
kehrt  Neuere  Kunde  von  ihnen  ^ebt  das  Noi^che  Archiv 
(I8&7');  d«r  ungenannte  Verhsser^)  der  Nacbriefildft  fiber 
die  Tscbawaschen  des  Kasan^schen,  Simbirik^sohen ,  Oren- 
bm^^hen  und  anderaif  Gouvef'nemenls  (kn  Kasan^lfi  Vi^e^l* 
nk  votn  Jahre  1829);  der  Verf.  der  Anmerkungen  sii  dieser 
AUiandlMg  (tn  ^eitiseibeil  Jahi^ang  des  envShnlen  Blades); 
dio  Slatistische  Besdireibung  der  Bewohner  des  Gouveme** 
meills  8aral#ir  (im  MoAowskii  Telegraf,  1888),  und  der 
Prolopope  Wlsfdinewskii  in  seinem  Artlkel  iiber  d»e  Tschu- 
waschisehe  Sprache  (Sawol/skii  Murawei,  1832).' 

Zu  einer  Tschuwaschischen  LiUeraiur  ist  noch  nicht  ein- 
Dial  der  Anfang  gemacht,  wenn  man  einige  Volkslieder  ab* 
rechnet,  dergleicben  auch  bd  VStkem^  die  noch  roher 
sind,  sidi  vorfiftden^^).  Die  bSs  Jebt  vorhdndenen HfiMsmittel 
•ur  firlemung  der  Spraehe  mnd  einige  Orammatiken  neb&l 
Glossarien  und  mebrtre  von  Rusrisehen  Geislltchen  in  Tscha- 
waschischer  Sptadie,  aber  nnt  Russischen  Bucbstaben  (denn 
dieses  Volk  hat,  so  wenig  als  die  Tcheremisen,  eine  eigne 


-*— »■ 


*)  la  lier  Voiweds  ta  einer  TsekawatisytdlieR  Gwumninatit  vom  Jahre 
16S6,  die  kh  liMitM,  nit  hiiiMehttt<A  di«ser '  AbhandUner  betneifct, 
dafii  Ha  YciL  die  Ttdiuwfuwbea  mit  vpottiiehem  Bliek  (na- 
<mjeidiliwyai  okon)  betfacbte,  tekis  Arbeit  also  keine  wabre  Beleh- 
nmt  fiber  dieaee  V«lk  'gebea  kdaae.  Bih. 

^i  Vgl.  AeMan*!  Reiae  a.  a.  O.,  S.  £M.  IScb. 


Uetar  die  TsdntwiMlieii  nad  die  Ttcheiemiieii  det  Gourern.  Kasui«  981 

Sduift)  geschriebcne  Biicher  oder  BQehlein^).  Der  Referenl 
dlirt  vier  Sprachlehren ;  die  Eine  ist  in  St  Petersburg,  yon 
der  Akademie  der  Wissenschaften  herausgegeben  and  ohne 
Jahrxahl;  die  Zweiie,  noch  Manuscript^  hat  den  Protopopen 
Taliew  in  Kasan  —  die  Driite  nebst  Glossarium  (1836)  den 
Protopopen  Wischnew^kii  ebds.  sum  Verfasser.  Eine  viert e 
erschien  im  gleichen  Jahre,  auf  Veranstaltung  der  geisllichen 
Gerichtabarkeit  Die  Tschuwaschisch  geschriebenen  Biicher 
tiiid:  1)  €in  Kateohiamus,  von  dem  Metvapoliten  Platan 
(B^afaiu  J0O|I),  in  Kic^lienflehrifi  2)  ein  Kateehismnsj 
▼OB  dem  Metropoliten  Philaret,  nebat  einer  biblischen  Ge- 
schichte  (Kaaan  1832).  3)  eine  Predigt  fiber  die  Er- 
Biehnng  der  Kinder^  von  dem  Geistlichen  Alekajei  Alon- 
sow  (SU  Peterab.  1619).  4)  einTraclal  fiber  den  Zweck 
der  Bibelgeaeliachafl,  fiberaet^  von  Basilewakii.  5)  die 
vier  Evangelien,  unter  der  Leitung  des  Biachofs  von  Ka- 
aan uberseixt  (Kaaan  1820)**). 

Nachricbteii  fiber  die  Tscbevemiaen  finden  aiob  ebenfaili 
in  den  oben  erwahntes  Reiaewerken  a  a.  w.  Eine  Tache-. 
qemimohe  Ueberaeizong  der  Evangelien  erachien  1821;  eine. 
Gtaannatik  der,  Sprache  bereila  im  Jahre  177&  Vor  drei 
Jbihreii  hat  die  geislliche  Gerichtabarkeit  von  Ka;san  eine  neue 
Tacheremiaiache  Grammaiik  herauagegeben  (Kaaan  1838). 

S  c  h  o  I  t. 

*)  Fiir  den  Deatschen  Leser  bemerke  ich  hier^  dab  die  Tsctiawa-' 
schen,  wie  der  ganze  Ban  und  Character  ikrer  Sprache  zeigt,  ein' 
Volk  Tfirkisehen  Stammes  sind;    die  Tacheremifen  aber  smn 
FittnitehenStanme  (Im  ifeitereii  Siane  dte  Wertea)  gehorea.    &elu 

•*)  Die  KMaU  Wbiioliiek  a«  Bertia  beritet  eine  in  Petetabiug  cm|ii^« 
jiMMi  Tfcbowaacbiicho  Gfanuaafilc  (Sotschineiiya  priaadleiaacblMhya^ 
k*  Grammatikje  Tscfaawaacb^kago  Jaayka)  Tom  Jahre  1775.    Ich  aelbat 
yerdaake  der  Guie  dea  Herrn  Staataratba  Frahn  eine  im  Jahre  1696 
gedmckte  Grajnmatil^  von  der  auf  dem  Titef  gesagt  iat,   dafr  aie 
^r  die^  geiadidieii  Lebramtalleii  der  Kaaaniaelien  Bpafcide*  beafinml' 
aei;  deagleicben  ein  Rxemplar  der  Evangelien -Uebetaetaang 
lahra  ISaD.  Scb. 


Bew^s^   dafs  Herodot  seme  historuschra  Na4di- 
riehteii  iiber  Persien  aus  P^nsischen  Quell^i 

erborgt  hat.  ^ 

Von 

Prof.  Erdmann  in  Kasan. 
(J.  M.  N.  P.) 


Blan  maclit  Herodot  den  Vorwurf,  dafs  er  bei  Abfassung 
seiner  historischen  Nachrichtcn  uber  Persien  viele  Irrlhtimer 
von  mancherlei  Art  begangen  habe:  diese  Irrlhiimer  sind- 
grofsten  Theils  seiner  Leichtglaubigkeit,  oder  ungeniigender 
Kritik,  oder  endlich  einer  mangelbaften  Kennlnib  der  Spra-* 
chen '  derjenigen  Llinder,  in  denen  er  wanderle,  Schtdd  ra 
geben.  „Ein  reisender  Historiker'*  —  sagt  der  Vert  r—  „der 
sich  mit  einer  ihm  fremden  Nation  vertraut  niaehen  will, 
mufs  nach  meiner  Meinung  die  Landessprache  der  Nation 
grundlich  verstehen,  und  darf  nicht  mit  verkehrten  Notisen 
fiirlieb  nehmen,  die  iboi  entweder  ungebildete  Dolmetadier, 
oder  von  ihm  aeibst  mibverstandene  ( schriftlidie )  QueUen, 
oder  Eingebome  des  Landes  iiefem,  die  er  aus  Unkonntnifo 
der  Sprache  nicht  verstehen  kann^  und  wormiter  auch  Solche 
sich  befinden,  die  ihn  absichtlich  hintergehen,  oder  ihm  spa- 
tere  Entstellungen  der  Facta  und  unwahre  Tradilionen  mit- 

V  - 


*)  Wir   erinneni   ubrigeni   hier   an   manche   Beleachtuiig  Heiodott* 


Beweip»  cbis  Herodot  Miae  lutCor.  NMhtr.  itker  Penlsn  erborgt  liat. 

N«ch  Prof,  firdmaim  sdittpfte  Herodot  seine  hisioriBchen 
Data,  Penien  betrefFeadi  aua  geschriebenen  oder  miindw 
lichen  Qaelkn,  oder  a«ch  woU  auo  Beiden  sugleich, 
wmnit  frdliefa  AUes  ersohopft  ist-,  was  'man  in  dieser.  Betie-i 
knng  annehnMn  kann,  wof^  ea  Einem  nichi  beaser  b^liagt^ 
den  Grieehen.  aeine  game  hktonidie  Kunde  von  Peraien  or* 
dkhten  m  liiaaea  Herr  E.  behaiiptet  mil  Recht,  eine  radi** 
eale  Aualilgmig  vieler  Ungereiinilieitien,  die  in  historiaofaem 
Werkcn  imnKr  wkderhelt  wnrden,  aei  nnr  votn  StandpOBcte^ 
griindlicher  pbildogiacher  Kenntnib  mfigiicb  und  M^'  dnrch 
Minen  Yorliegenden  Veratieh  anderen  Foraehem  eioe  nene 
Bohn  m  fenetfen  Uotersuchungen  auf  die^em  Gebief«  verge-* 
seidiDet  stu  haben.' 

Zuvorderat  steUt  der  VorH  seiner  KrUik  die  Bedingungy 
4ab  AUee,  ivas  #n9  Bereidk  seiner  Untersnekangen  komml^' 
dorEigentbiiwiicbkeit  deis^Volkesentapredieniiiiisae,  'Wtih 
chea  den ,  alten  Peraiachen  SUUit  auamaebte.  ^Weiin  wir 
demnaohV.  -r^  aibd  seine  femeren  Worte  -^  ^gtaich  auf  >d4it 
Scfaw«lle  der  abendlandiiefaen^Geachicfalsbiicher,  bei  Herodbl 
und  andecen  Autoren,  Nauen  von  Persiachen  KSnigcfti  finden^ 
wie  s.  B.&yros,  Kaqtbysea,  SmerdiSi  Xerxes  u^  s.  w.^ 
80  miisaea  wir  una  gana  naliiriicb  die  Frage  steilen:  sind 
diese  Naoii^p  in  der  That  Pers^ebe,  n^id  kann  ni^^(|ii^>ihreri 
verderbten  Geatalt  d)sn  Persiachw  Ursprung'  eraeben?.  !Uor», 
sere  Antwort  wird  dem  grelseren  Theile  naqb  vem^ioand^ 
ausfallen»r  Ea  ist  aber  kein  Qfrund  vorhandeni  wesbaib  man. 
dieae  JNamen  gradezu  fiir  Griecbisi^be  Erlindung  haltea  a^lliei^ 


seller  8telten«  welche  aieh  aHf  Iford-^Asien   be^ielien  iii  S'rmati^  - 
Hciie  v.  ••  w.  AMhL  I.  usd  in  desMS  Ptoggnnmi  Fr»|;men«' tnr 
BiwQdoie  el  Is  Sib^ri^t  weiL  niu  aos  d^nt^en  die<«ibjsc4ijl2irft. 
Wahrheit  der  Beobach^angen  des   Griecbep   mindett^   eben^o^ 
entschieden  henrorzagehen  scheint,  aU  die  geringere  ZaTerlasaigkeit 
seiner   historischen   Angaben   aus    Herm   Erdmaniis  Aofsatz. 
In  diesen  hing  Heredot  yon  den  Zeugnissen  Anderer  ab,  lind  mag 
woU  anch  bisweilen  die  strenge  Wahrheit  der  Schonheit  sum  Opfer 
gebracht  haben.  Sch. 

Rms.  ArduT.  184I.  Hit.  2.  25 


HIitwisch  "  iMigwiitbcfce  WMMmdMiften* 

da  die  Tkatsadien  ScMwt,  in  dwen  sie  figuriren,  nichi  sowohl 
das  Geprage  der  EnEdihBig^  ala  das  •  dar  Enlslclkiiig  ana 
Mi&versiand  an  fiich  Irageti,  und  war*  ea  nidil  etwas. vcht- 
eilig)  wean  vni  Namea,  die  man  ims  ala  altperaiiche  libera* 
liefariy  schon  dantm  iperiiorresciren  wollten ,  wdlaie  in  dena 
bankrolt  gewardenen  Neupersiflchen  keine  paisende  Dcu^ 
Inag^  findea?  Viellsicht  wird  die  darch  Bopp'a  und  Dtar- 
■ouPa  fioharfsinnige  Untenuchongen  imnier  *  heUer  ana  Lieto 
Ireiende  Sprache  das  Send-Awesta  in  dieser  Hinachi  wdt 
befriedigendere  AufscUiisse  geben.  Endlioh  sind  aocih  die 
Grtinde,  womit  der  Verf«  einige  Tenachte  Eiymo3ogieen  ana 
dem  Neuperaiachen  bekampft,  nidii  einmal  itberaeugaad  ge~ 
nug.  So  2.  B.  ist  es  kein  giiltiger  Einwund  gagen  die  ErUb- 
ining^das  Naniena-Kambyaes  aiis  Kdtn^bachseh  (der  die 
iWiinache  befriedigt),  wenn  der  Varf.  aagt^  dieser  Name 
Viehe  UL  der  Parson  und  den  Hahidlungen  das  Kambysei^  in 
^cfaneidendem  Widenipruch ;  denn  es  war  jn  kain  posthiUBcr 
Ehrentiiel;  imd  mil  demselban  Rechte  konnte  man  fragen: 
wie  kammt  der  grauliche 'Sultan  8^1  im  I.^  dessen  ganae  Re«-. 
gierung  Krieg  und  Mord  bexeichnefcen ,  au  dem  Namen.  dea 
Friedferiigen?  Was  den  Namen  Kyros  betriBt,  so  aiahi 
das  Hebraische  Vfyo  Koresch  (denn  sa,  und  niehl  fin^S 

fidods  ist  su  lesen!)  der  Deutung  desselben  dureh  Sonne 
niehl  entgegen;  denn  Letzteres  kann  eine  Verstummelung 
von  chdrschid  seyn^  welches  Wort  im  Neupersischen  noch 
dieselbe  Bedeutung  hat.  —  Die  Erkliirung  von  Xerxes  aus 
Sch$r-schiih  (L6we  imd  Kfinig)  gewinnt  aber  sehr  viel 
Wahrscheinlichkeit  durch  den  Umstand,  dafs  ks  (x)  in  der 
Send-Sprache  (wie  kach  im  Sanskrit)  noch  dfter  da  er- 
scheial,  wo  andere  Indo  -  Germaniscbe  Spraehen,  und  nament- 
lioh  aueh  das  Neupersische ,  ein  biofiles  sch  haben,  und  so- 
nach  wSre  XerxSs  kaum  eine  Verderbung  zu  nennen,  be- 
sonders  wenn  man  Dorisch  Xerxas  sprache*). 

Der  Verf.  hebt  nun  verscluedne  Ereignisse  aus  dem  Le- 

•)  Siehe  Bopp*s  vergleichende  Grammatik  des  Sanskrit,  ZeR<f,  Griechi- 
schen  ii.  >.  w.   S.  50  ff. 


Beweif,  dais  Herodol  tmiia^iiitlor.  Miidirr.i  ffter  PenM  eriiaiig:t  hat 

beti  d^  Kyrto  heraiid,  fie,  so  wie  Htrodol  m  «imllill,  4lm 
GeprSge  der  EnUteUung  und  Verfalsohung  tmgen.  Ba6  kfi* 
liMiie  Verfahren  des  Herm  E.  wird  darch  einige  abgekiinle 
Pr6ben  deullich  geirag  werden. 

Nteh  Herodot  bedieni  sidi  Kyros  einetf  mndieh  dfceiv 
fien  Mittets,  um  die  Ueberseiigung  ku  gewiniieii,  dab  die  Peiu 
8er  seinetn  loteresM  gaiM  ergeben  sind.  Er  beraft  dned 
Hath,  Tevtiest  in  demselben  efaie  imiergefiehobeiie  Urkonde^ 
woria  iliii  'Aslyages  euiu  Ober-Befehlahaber  iiber  die  Peneir 
ernennt,  imd  sag!  atUen  Anwesenden,  aie  mdchlen  am  firigen- 
den  Tage  mil  Stchdn  voiw  ihm  erBcheineti.  Diea  gescbieht) 
und  auf  seiQen  Befeh^  mihen  die  Per«er  alle  DenibuaciM 
nieder,  die  auf  einer  Ebene  von  18  bia  20  Stadien  wuchaen« 
Am  dritlen  Tage  bringeti  sie  mil  ihm  gemeinschafUich  Opfeh 
Der  erste  Tag  stelHe  die  harte  Heirschaft  des  Astyagea  dar, 
mid  der  cweile  solhe  ein  Verbole  der '  Befriedig«Dg  aeyn,  die 
man  unter  der  Herrschaft  des  Cyrus  erwarien  koDiiie.  Obne 
Zweifel  hal  Herodot  hier  metai^iorisehe  Aosdrueke  im  buch* 
stablichen  Sinne  genommen;  denn  noch  jeiit  gebraucht  man 
im  Persischen  mad  im  TUrkischen  den  Ausdruck:  „ein  FeU 
von  den  Dornen  oder  Klelten  der  Feinde  retnigen/^  f(ir: 
nach  D&mpfung  eines  Aufruhrs  oder  nach  der  Niedcrlage 
eines  Feindes  das  Reich  in  die  gehSrige  Ordnmig  bringenc 
Die  Quelle  des  Griechischen  Autors,  mochte  «ie  nun  ein4 
schriftliche  oder  eine  mOndliche  gewesen  seyn,  woiile  nmr 
aoviel  sagen,  dafs  die  Perser  nach  getroffener  Verat>redimg 
Bieh  entschlossen,  ihr  schwieriges  Geschaft  aussuflihren,  oder 
lur  Befriedigung  der  Mifsvergniigten  die  gute  Ordnung  im 
Reidie  \^eder  herstellten. 

Seinen  lelsien  Feldsug  unternafam  Kyros ,  wie  Herodot 
meldet,  gegen  die  Massageten,  vermnihlieh  ein  Tiirkisohei 
Volky  das  dstlich  vom  Araxes  (Oxus)  wohnte.  Xenophon 
weifs  von  diesem  Feldzuge  nichts;  Ktesias  UMit  den  Kyroa 
gegen  die  Derbik  (?)  und  die  mii  ihnen  verbiindeten  Indier 
zidien:  er  gewinnt  eine  blutige  Schlacht,  slirbt  aber  bald 
nachher  an  einer  achweren  Wunde,  die  er  auf  dem  Kampf- 

25* 


flMz  ewfiUaigm.  HelodMr  tnSUk  die  V^raniasstuig  imd 
dea  Vevlauf  dieies  Kiiegea  sienJich  umsltodlich:  nadi  ihm 
regierte  damals  uber  die  Massage  ten  eiae  Konigiii,  Namens 
Tomyris,  die  einen  Heira(h8«Aiiir«g  deaKyres  mit  demBe* 
aeHten  siiruckwieay  da&  e$  ihm.  nicht  urn  Uure  Person^  son* 
derri  am  den  Beaila  ihrea  Reiebea  za  thun  aei.  Der  ers&rnte 
Kyraa  Ubli  aeinen  S^im  und  Nachbjger  Kambyaes  in  Persien 
atfriieky  und  aetzl  mil  adnem  Heere  iiber  den  Araxea.  bi 
der  eraleB  Sehlacht  beaiegt  er  die .  Massageien  und  oimail 
den  Sehn  der  Kioiugin  gefiaegen,  der  sein  Leben  durch  SeibaC-> 
mord  endet.  Aber  die  sweite  i^htachl  ial  fiir  die  Peraer 
aehr  uDgificklieb;  aie  erieiden  eine  voUalSndige  Niederl^i^ 
und  Kyroa  aelbat  bleUit  todi  auf  aem  Plaice.  Sein  vom 
Rttmiife  gelrenntes  Haupt  wirft  Tomyria  in  ein^n  mil  lilen*- 
achenblut  gefuUleii  Sa^tk  u*  s^  w. 

IB'  dieseai  Berichle  ist  Mailche^  sehr  cweifelhaft  Ea  hai 
wenig  Wehrschmnlichkeii,  dafs  ein  Weib  iiber  die  Massive* 
ioi  herrsohte^  kumal,  da  sie  achpii  einen  erwachsenen  und 
voUjahrigen  Sohn  haUe,  der  an  der  Spilse  des  Heeres  aland* 
Audi  acheinl  ihr  Name^  desaen  Foroa  lebhaft  an  daa  Tiirlu- 
aehe  Weri  fur  Eisen  (timur,  tamyr,  demir)  erinner^ 
beaaer  auf  eiaen  Mann,  als  auf  c^in  Weib  %n  paaaen;  u^d 
wirUieh  wird  der  Nome  Tkamyris  (\vie  die  vorgebliche 
Konigin  bei  Jualinus  beilst)  in  der  Iliade,  in  den  Peraem 
dee  Aeachyloa,  und  bei  Polyaen  nur  Miinnern  von  barbari- 
aebem  Stamme  beigelegt  Wenn  aber  Tomyris  kein  Weib 
war,  80  iat  naiurlich  auch  der  Heiraihs-Antrag  ein  Mahr- 
chen.  Scbtver  su  giauben  isl  es  femer,  daCs  Kyros  aein^iH 
Sobne  Kambyses,  der  erst  unlangst  sein  Feind  gewesen,  in 
aeiner  Abwesenheit  (und  in  ao  bedeuiender  Entfen^ung!)  daa 
Land  anrertraut  haben  collie. 

Ea  bleibt  ako  nur  soviel  von  Allem  giaubwiirdig,  daCi 
Kyroa  niil;>  einem  Turanischen  Volke  Krieg  g^fiihrt  h^;  und 
die  Nachrichten  Asiatischer  (Persischer)  -Histonker  konnen 
una  vielkicht  den  bei  Herodot  eingewcbien  Fabeln  auf  die 
Spur  flihren.    Mirchond  er^iihll,  dais  Afrasiab,  ein  Tiirki* 


B«weit»  dMk  Herodol  taiM  hklir.  Machir.  iber  Pmmm  eiborgt  hftt. 


«cher  Kitaig,  baU  nadi  ci»er  8cUa|ipey  ^  ibm  Rusleol, 
.4nr«-fr»fae  Fddktrr  des  Kaickosrew  (Kyros)  beigehradil, 
Jen  Krieg  mil  Persien  ernraeii  liabe.  UnAtrddb  Mfurde  Bi» 
jan^  en  LitUiiig  de»  Kaicbwrew,  4er  wegen  eiaer  inilMaf 
Ilia,  Aframb'ft  Tochter,  angeluMipfleB  Lkbes- Intrigue  .mi 
Kerker  echmaohten  miiaaeOi  durdi  Rustom  \neder  Iwfpeik 
ftuatem  uo4  Afrasiab  lieferten  mander  eine  bhitige  ScMachl 
Sb  Sifltan,  und  die  geaefalagenen  Turkinanen  nuifrten  libmt 
•heik  Darattf  erhielt  der  achon*  hoch  bejahrto  Rasiem  aeihe 
fibtfaaamigy  und  Kaichasre^  Jids  den  mil  Afraaiafc  begoi^ 
nenen  Krieg  durch  desaen  Nachfolger  iin  Commando,  Gur 
AiirB)  fortaeUen.  Gudura  und  Ptranwia,  die^Fiihrer  der 
Jwiden  feindlicheB  'He^tfa,  verabredeien  endlioh,  die  Saohe 
durch  2weikiimpfe  su  enlacheiden;  aber  aii^  in  dieaeD  bli^b 
^en  Penem  der^Siag.  Beaottdera  merkuriirdig  isl  der  Zwei- 
Jkaaqtf  awiacheD '  den  heiden  Feldherrn :  Piraawja  atdrale  vor 
aeiiram  getSdlelea  Pfcarde^  2«rbradi  kieb  4i^  reohie  Hand  und 
wdUte  ffiehen;;  aber  Gttdura  l|»Ue  ibn  ein,  .dupehbobrle  jiuto 
die  Bhial,  und  U§  mil  barbariachef  Freude  dha  Blui  aua  der 
Wunde  amea  gelaUencn  Gognera.  .  Kaiohoarew  machte.aicb 
dim .  gwialid^  •  Wendung  der  DiUge  au  NuUe;  aog  iiber  deft 
OemBj  und  bemMlerle  aiob  der  Siadte  Samarluud  «nd  Bur 
cskara.  Der  Sohadea  Afcaaiab,  weleher  gekommen  war,  uaa 
Frieden  au  erbiUen,  fid  lan  ZwetkanpCe  mil  Kaieboarew  aeir 
her.  EndUfih  aoUug  Letaierer  den  Afraaiah  auTa  Haupl., 
aurbm  ibn  auf  der  Fiuchl  gefangcn  uftd  Jsela  ihn  hiarichleli« 

In  dieaer  JEraBMing  Cnden  wir  alle  Elemente  wiedei^ 
Alia  denen  Herodol'a  Naehriehltn  enlalanden  aindi  Der  f^r- 
aiache  KSnig  fiikrte  einen  bhAigea  Krieg  mil  rden  Tiirktiii 
dmn  Afiraaiab,  der  einige  Jabrhulidierle  durehleibl,  acbeinljein 
allgemeiner  Titel  aller  Tiirkischen  Oberhaupler  jener  Zeil  in 
Ma-wera-*nnahar  oder  Turkestan ,  und  Herodot'a  Tomy-^ 
ria  der  besondere  Name  Einea  von  ihnen  gewesen  su  seyn* 
In  dem  Liebesvcrhaltnifs  zwischen .  Bijun  vnd  Munia  sleckt 
vielleicht  der  Heiralhsantrag  des  Kyros  an  Tomyris.  Der 
Sohn  dea  Turkmimenkoniga  Afraaiab   wird  von  dem,  Konige 


186  Htitortacb'lMgmifltitdie'WiMieMilMftoR. 

der  Parser  gelddtct,  wie  audi  SfMirgapu,  dkr  Solm  dtr  Mai«- 
sagelen-KSnigin,  im  feindlidieii  Lager  iima  Lefcen  komml. 
Gudurs  endiick  trinkl  aus  Rache  das  Bint,  das  avs  der  Wuode 
dea  von  ihm  ersehlagenta  Piraawia  henrordrihgt,  emt  Roli«> 
heit,  die  He;odot  oder  aem  PeraisGher  GewahrBmann  didiin 
gemildert  hat,  dad  ein  abgeschniliener  Kopf  in  Blai  ge^ 
iaucht  wird;  aber  bei  Herbdot  iai  die  Miederlage  auf'Sel- 
ten  der  Perser,  Kyroa  aelbst  mu(a  seinen  Kopf  hergebett  und 
Tomyria  in  aigner  Perison  aine  Radie-Ceremonie  voU^ 
aiehen,  dorch  wekhe  das  tragisohe  Interesse  allerdiiiga  deiir 
gewinntl 

'  Von  den  alien  Griediisdicii  Autoren  laaaen  mtr  Heradol 
nnd  Kteaias  den  Kyros  eines  winaliiriiehen  Todes  steAeo. 
Bei  Xenophon  hal  er  nach  Besiegvng  der  Babyioni^r  noch 
geraume  Zeit  gelebt^  verschiedne  sehr  niilxliche  Emriditan*- 
gen  getroffeni  imd  in  hohem  Alter  daa  Zeilliehe  gesegoet 
AUe  Biographen  Alexanders  dea  Grofaen  aagen  einatiaaniigy 
dab  Alexander  daa  in  Paaargad  verbrannle  Grabmal  dea 
Kyros  wiederherslellen  Kefs.  Den  morgenliindbehen Hisloti* 
kem  Kufoige  lOg  sich  Kaichoaraw  (K]^oaX  ale  er  seinen  Nacb^ 
folger  ernannt  hatie,  hochbejahrt  in  die  Einsamkelt  curudy 
-wo  er  naek  einigen  Jahren  wahrend  ekie»  farchtbaren  Gewil* 
t^raiurmsy  der  die  game  Urogegend  verkeertei  wie  Romuhia 
verschwand.  Ohne  Zweifel  bat  man  dem  ^minderbaren  Mamie 
auB  besonderer  Hochachlung  seines  Andenkena  alich  ein  wm* 
derbares  Ende  cuschreiben  woUen,  Malcolm  glaubi  dieae 
Persisehe  Nachricht  von  dem  Tode  dea  Kyros  mii-der  An- 
gftbe  dea  Herodot  versShnen  lu  k5nnen*);  aUein  er  ilbersiehi 
dabeiy  dafs  die  im  Wesenllichen  weit  glaubwCrdigert  Perm» 
ache  Nachrichl   von   dem  Erfolge  dea  Maasageten'^Krieges 


*)  „Tlie  great  iiionarcli''  sagt  er,  ^ could  not  be  peunitted  to  fall  in 
battle,  and  t9  be  defeated.  He  retires  to  an  unknown  place  and  ia 
lost,  or  in  other  words,  dies  or  is  slain  in  a  distant  country  and  his 
companions,  the  first  heroes  6i  Persia,  perish  lit  a  stonn  on  their 
return.    They  probably  were  slain  in  th«  relrtiit'/'  ■  •   ■    -    • 


Beweis,  dafii  Herodot  aeine  histor.  Nachrr.  liber  Persien  erborgt  hat  889 

eine  solche  Veraobnung  unmoglich  nmcht;  denn  der  einxige 
auswiirtige  Feind  des  Kaichosrew,  der  Turkmanische  Konig 
wird  geschlagen  iind  getodtet,  und  mit  seiDem  Tode  haben 
alle  Feindseligkeiten  ihre  Endschaft  erreicht  Selbst  nach 
Ktesias,  der  Kyros  im  letzten  TreOen  eine  iodtliche  Wunde 
empfangen  lafst,  sind  die  Perser  -wenigstens  Sieger  geblieben. 
Der  Titel  dieser  inieressanten  kleinen  Abhandlung  scheint 
uns  ihrem  Inhalte  nicht  gans  angemessen.  Dafs  Herodot 
seine  historischen  Nachrichten  iiber  Persien  aus  Persiscben 
Quellen  geschopft  —  wenn  man  das  Wort  in  so  weiter  Aus* 
dehnung  nimmt,  Wift  den  Verf.  .-^  wnadl  nie.  Jfemand  gelaugnet 
baben;  es  iat  aber  aucb  Herrn  Erdmann  offenbar  weniger  um 
diesen  Beweis  zu  thiui,  als  um  evidente  Darlegung,  dais  die 
Nachrichten  des  Herodot  nicht  den  Grad  von  Wabrschein- 
lichkeit  haben ,  wie  die  einheimischen  Quellen ,  oder  mit  an- 
derea*  Worien^  da(l'er.ohne*geb&rige  Sprachkeniitaiifi 
und  Krilik  diese  Quellen  benut«t  bat 

W.    S  c  h  o  t  i. 


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Der  Rafjkii  WjeMnik. 


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Vom'  dieter  schiilyeiiiHterUlcD  2eitielirift»  dfe  mit  Anftng  dei 
laufenden  Jahrea  wieder  Jas  Lebeii  igotfeten  ist,  sind  mis  big 
jelxl  die  fiinf  erslen  Hefte  sugekommeD.  Eine  Vorrede  des 
Herrn  Nikolai  Grelsch  berichtel  iiber  die  Schicksale  dee 
R.  W.  von  dem  Jahre  seiner  erslen  Griindung  durch  den 
eifrigen  Patrioten  Glinka  (1808)  und  gedenki  des  segensro- 
chen  EinflusseSy  den  die  kernigen  und  begeistemden  Arlikel 
aus  der  Feder  dieses  Schriftsiellers  auf  das  nationale  Selbst- 
gefiihl  der  Russen  gehabt  Nach  dem  Slurse  der  Napoleoni- 
schen  Weltherrschaft  war  die  vomehmsie  Ursache,  die  das 
Journal  ins  Dasein  gerufeUi  nicht  mehr  vorhanden;  and  der 
R.  W.  wi^rde  bald  durch  andere  periodische  Schriften  ver- 
'  drangt  Er  erscheint  jeUi  wieder  ak  eine  acht  palrioiische 
Zeitschrifl,  die  wegen  der  veranderlen  Umsliinde  nicht  mehr 
%n  Schirmung  der  nationalen  Selbststandigkeit  gegen  aualan- 
dische  Eroberer  mahnl|  sondem  die  Forderung  alles  dessen, 
was  Rufsland  auf  eine  moglichst  hohe  Stufe  nationaler  Inlel- 
ligenz  bringen  kann,  sum  vomehmsten  Augenmerk  hat  Ge- 
genstande,  die  dem  Kussischen  Leser  sunachsfc  liegen,  vater« 
landische  Sprache  und  Alterthiimery  valerlandische  LiUeralur 
und  Geschichte  sollen  den  Hauptjnhali  des  neuen  R.  W.  bii- 


B«r  KflMhii  WJMtiitk«  MI 

dea;  PoHsdbriU^  ^r  WiiMMelurfl,  der  Kunsl  tind  Aiiftlaniiig 
ia  Mderen  Landeni  mtr  mck  Mabgabe  ihrts  Euifluaaes  aitf 
die  nSfemeiM  Cidiliir  baruoksichtigt  werden. 

Jeder  Band  des  neuen  R.  W.  zerfallt  in  vier  Ablheilun- 
gen,  von  denen  die  erste  selbstsiandige  Aiiikel  hislorischer 
oder  philosopbischer  Art,  noch  ungedruckie  Urkunden,  kleine 
Novelten,  Erzahlungen  oder  Sagen  und  gelegentlich  auch  Ge- 
Adbfe  in  sich  faTsl.  Die  zweite  Ablheilung  enihalt  Recensio- 
nen  von  grofserem  Umfang;  die  drilte  und  vierle  enlhalten 
kiirzere  Anzeigen  Russischer  und  auslandischer  Bticher,  und 
Notizen  der  verschieden$ien  Art.  Wir  beschranken  uns  hieir 
auf  eine  skizzenhafte  Uebersicht  der  bedeutendsten  Arlikel, 
eine  niihere  Charakleristik  und  auch  woM  voUstandige  Milthei* 

luilg  einzelner  luf  andere  Gelegenheiten  versparend. 

.*        '     •  .        .  .     ' 

Zutiildui-  die  Arlikci  von  hisloritchem  Inler^^se  Ertftea 
Heft:  BericM  des  GeaeraUnajeN  KotI|areV^kii  an  den  in 
GraBien  eonunandtredden.  GeneraHieiiteiiaiil' RlischtseheW, 
fiber  dib  (am  Ulen  Januar  1813  erfolgte)  Ei«8liirm^ng  der 
Pealttng  Letkrkoranv  welche  der  SchliiBael  tu  P^rsien.  Kai-* 
ser  'Alexander  eaaspSx^g  dit  Kunde  von  dieaer  glanzenden  Waf- 
fenlhat  gleichzeilig  mil  der  Nachricbt  von  der  Einnahme  Drea- 
deas.  ***-  Kweiles  Heft:  Fragment  einea  Memoirea  des  Baron 
Qstermlnnk  fiber  did  pe^litischeh  Verh8ltn#sge  Rufslands 
sum  Auslande  (1726*).'*^  Ueber  die  Wahl  eines  Can-' 
didAten  zttm.Tbrbne  Pelens,  bei  Oelegemheit  des  Todes^ 
Aiigust:.des'  Starken  und*  der  Nackfolge  seines  Sohnes  Ao* 
guatllL  -^^  Der  Annin^kische  Winterpalast,  von  Herm 
Kokoijiiiik.  Sine  Gescfaichie  dieses  Palastes  und  seiner  Ver-^ 
a^SneruBgen,  <va[D  Peter  dem  Grofsen  bis  17S3.  *-*  Dritfees 
Haft:  Memoire  fiber  das  mifitakische  Wirken  des  Feltear- 
schalls  Grafen  Gud^wilsch,  von  ihm  sdbst  verfafst*).  «^ 
Heft:  Memoire   des  Vicekanalers,   Baron  Ostermarni, 


t 


t>iJ>Mtifr  ^aHiente  Offisdiier  w«rde1l7il  seborsa  ttndTstarb  16fl0k 


Its  AUi^eaieiii  LMsrailMlni. 

iiber  die  Peinischen  und  Tiirkiidim  Angeleg^nheitob  (17l6).  -^ 
Nachriehten  timber  den  Ffirsten  Poletnkin*  (deiieii  ScMiA 
noch  zu  erwarien):  eine  Dene  und  ausfttirBcKe  Biogriqphie 
dieses  meirkwiirdigen  Mannes,  vennulhlich  mit  Benutsung  noch 
ungedruckter  Documenle  bearbeilet.  —  Fiinfles  Heft:  Me-^ 
moire  an  Peter  den  Grofsen,  aus  dem  J.  1724^  von  Wolynf- 
kiiy  Gouvemeur  von  AtftTcichan.  Enthali  eigentlich  nur  ikiimd^ 
liche  Befehle  Peter's,  die  der  Einsender  zu  Papier  gebracbt 
halie  'y  sie  betreffen  lauter  Gegenstiinde  des  Kaiserlichen  Haus- 
baits  y  und  beweisen,  dafs  der  grofse  Herrscher  alle  Details 
seiner  okonon^ischen  Bediirfiusse  kannte  und  jeglicfaes  Ding 
niitzlich  verwendet  wissen  woUte.  Dieses  kleine  Document 
i&t  ein  Jahr  vor  Peters  Tode  geschrieben,  als  der  Monarch, 
an  seinem  unheilbaren  Uebel  leidendj  die  Bader  su  01one& 
gebrauchte.  —  Tagebuch  iiber  Peter  des  Grofsen  Aufenthali 
in.Poiis  (1717)^  wahrscheinhdi  von  eimenr  Kamn^etdiiener  des 
Nonarchen  gefiihrt.  IKe  gleicteeiiigo  Handsdirift  lal  im  Be^ 
9]|«  eines  geaobtf  ten  Aiefaao|»hiien.  —  Geachichte  der  Sapo-- 
rog^r  under  der  Hetma^nschaftidea  Barabaseh  Aus  der 
im  Druck  befindliehen  Geschichle  Kkinnifslanda^  von  Herni! 
Markewitechi  der  sich  berml»  ab  Dichier>  eineii  Nameo 
gemacht 

Bin  Umrifs  au  einer  Philosopfaie  der  Geschichle ,  mit  he^- 
smderer  Beziehung  auf  das  iiltere  Bubland  bis  auf  Peter  dm* 
Grofsen  (im  eiisten  Hefte)  fiihrt  die  Ueberschrifl:  Eur  op  a , 
Rufsland  und  Peter  der  Gre&e.  Derigeislreiehe  Ver<^> 
fm$er  (Herr  Polewoi)  hebt  den  Unterschifid  zwischcto  de^ 
europ&ischen  und  der  asialischen  Henschheii,  £e  verscitle&e 
Cultur-Entwiddung  in  beiden  Welttheilen  hervor.  liver  und 
dffti  hat  der:Menseh  mit  der  NaGur  geHingtn,.  aber  nur  m 
Europe  hat  ^r  sie  uberwiilAigl ;  *  in  Asien  ist  !er  ihr  unierlegan ; 
daher  mufste  in  fenem  Welttheite  der  GeisI  die.  Herrachaft 
enringen,  in  dieaetn  die  jyiaterie;  Diese  Gontrasie  'zwischer/ 
Europa  und  Asien  und  der  nie  ruhende  Kampf  zwischen  ein- 
ander  widerslrebenden  Prineipien,  macht  die  Geschichte  des 
Menschen,  der  Nationen,  dear  Mensehheit  aus.    Unaer  gwtiges 


Dwr  llMiki&  WJmImIi. 

Xiebte  bttlebi'mis  vier  Uonenlcii,  etnem  religidien^  phileao'^ 
phischeti^  poliliMdMB  vmA  peetisdieni  in.dieseii  £lementen  be- 
Wflgt-siidi  tmd  atrebt  die  Mcnschheik  aU^rwarts;  jaAier  4er  N»fw 
den  und  Osito  waren*  ekie  Vprratiiakonartier  dbrtLebenakraAe^ 
die  sich  im  Weaten  und  Siiden  erst  enlwickelien.  Der  Verf. . 
seigi  die  Ausartung  dicser  v^ev  Elemenle  des  geisUgen  Le* 
bens  in  A^ien,  und  ihre  gliickliche  Herausbildung  in  Eurppa. 
Er  beleuchtet  den  Kampf  des  Osiena  niii  depjs  W^islen  >  und 
jm.  Westen  selber  den  des  osiai^schen  Prineipes  init  dem  eu- 
rDpiU3chen  in  der  alien,  mitlleren  und  neueren  Geschichte. 
Jede  Periode  strent  in  irgend  eincm  der  erwahuten  Lebens- 
Slemente  Saaien  fur  die  Zukunft  aus;  und  in  jedfr  Periode 
seigt  sieh  gro(sere  VervoUkomqinung  und  starkere  Anregung 
der  iuen3cjblidhen  Krafte.  Nie  waren  die  Ereignisse  so  ger 
waUigt  ihi"  Sichaupl^U  so  ungebeu^r,  wie  in  den  leUlen  vier 
Jahrhunderlefi ;  aber  das  Geseiz^  der  IdentiUit  in  der  Mannig-* 
f^tigkfit  blieb  gMcbwobl  dass^e;  Der  Verf.  gehi  qua  m, 
Rubliuid  fiber:  ^r  zeigt,,warttm  diaser  ^Ueii  bis  %n  Ende  des 
)l7ten  Jahrhunderts  nar  wataiell  sich,  enl\vickeU  babe,  und 
ymn^  naahd^m  sechs .  Jahchunderle  nothig  geweseui  urn  seynea. 
nKilerielten  Fonnen  aufueubilden,  die  iniel^ectueUe  Belebung, 
di^^er Fqnnen.  einem  Moparchan.  —  Pele.r  ^i^^m  Grofsfin •*« 
in  36  Jahrfn  gelungen  sei, 

Far  die  Kenntnifs  der  geisligen  Cultur  Riifslands  im  17len 
Jahfhundert  hdt  die'im  5ten  Hefle  milgetheilte  Dedication  des 
abersetzlen  Chri^mologion  an  den  Zar  Alexjei  Michai- 
lowitsch  (1673)  keinen  geringen  Worth.  Das  Chrismologiony 
deasen  Original  griechisch,  ist  ein  Comimentar  zu  den 
Weissagungen  Daniels;  der  Uebersetzer  war  ein  gelehr- 
ler,  in  Rufsland  eingebiirgerter  Moldauer,  Nainens  Nikolai 
Spafariiy  von  dem  man  auch^in  selbststandiges  Werk :  j^Aus- 
legung  der  sieben  freien  Kiinsie*)''  besitzt    Seine  aehr  lange 


'*)  <9)>afarH  floli,  nachdetn  flt>r  Snltan  ihtn  fiir  ein  ahgfcMlclies  politi- 
»che»  Vergehen  Nase  iind  Oliren  abschneiden  la«sen,  atis  ueinem  Vater- 


SM  AUgWMin  LittMRMiMlMi. 

Zmiagniing  an  den  Zar,  der  iiun  jene  Uebcfselsimg  anbefohlBD) 
gisbt  in  Form  und  Inhall  einen  rechl  ansclMwilidien  Begriff  von 
deal  SdiolaaliciMaas  der  damaMgcn  Ruasisdhen  Oetehrten  raid 
vott  dem  Chmnkter  dar  Biidienpradbe  in  jener  Zfiit« 

Weniger  dem  Zwecke  des  Journals  angemessen,  aber  fiir 
den  Erforscher  der  Religionssybteme  des  Orients  sdir  widitig 
ist  die  (im  dritten  Bande)  unter  dem  Titel  Ausl^gung  der 
Buddhistischen  Religion  mitgetheilte  Russisdie  Ueber* 
setzung  eines  Mah2jana-«Atra,  d  h.  eines  von  denjenigen 
heiligen  Biichem  der  Buddhisten,  die  sich  fiber  den  verborge- 
nen  Sinn  des  Wandels  und  der  Eigenthumlichkeiten  Buddha's 
und  der  Bodhi«atwa*8  verbreiten,  und  den  Weg  in  das  ab- 
siracte  Nirw&na  zeigen.  Die  Sprache  dieser  Biicher  ist 
sehr  abstrus  und  schwierig;  man  mufs  also  das  Verdienst  des 
U^bersetzers ,  Pater  Hyacinth,  um  so  hoher  anschlagen. 
Das  mongolische  Original,  von  welchem  auch  Herr  Erman 
ein  Exemplar  besitzt  (s.  dessen  Reide  um  die  Erde,  histori- 
scher  Beridht,  2ter  Band,  S.  196—200)  hat  den  Titel:  chu- 
tuktu  ^atschir-jar  oktoloktschi,  bilig*un  tschinalil 
kidsaghara  gdrfik^en  neretu  jeke  kiilgen  ^udur,  d.h. 
der  mit  heiligem  Skepter  scheidende  SAita  des  grofsen  Mitleb, 
wodurch  man  zum  jenseitigen  Ufer  der  geistigen  Erletichtung 
gelangt*).  Die  sehr  lehrreiche  Abhandlung  des  Herm  J.  J. 
Schmidt,  ,,Ueber  das  Mah&jftna  und  Pr&djnft-Plra- 
mita  der  Bauddhen"  (M^m.  de  PAcad.  T,  4.  1837.)  wird  zu 
einem  tieferen  Eindriugen  in  den  Sinn  dieses  und  ahnlicher 
Werke  unentbehrlich  sein.  . 

Die  bedeutendsten   belletristisehen  Erzeugmsse   in  diesen 


tande,  urid  begab  sich  ziierst  nacb  dem  KniiuTstenUinm  Brandenburg, 

dnnn  nach  Roljiland,  wo  er,  aU  Hof- Dragoman  angestellt;  derbeson- 
.    deren  Gnnat  di*s  Zar  Alexjei  sich  erfreote.    Im  J.  1675  machte  er  eine 

GesandtschafUreiae  nach  China,  die  jedoch  keinen  Krfolg  batte. 
*)  Die  Konigl.  Bibiiothek  zn  Berlin  besitzt  eine  Chinesiscbe  Bearbeitung 

dieses  Sfttra  unter  dem  Titel:  Kln-kilng-ktng,  d«  i.  der  diam^n- 

.iene  Kanon.  / 


Bot  RaMkli  WJMtetk.  3M 

fitaf  Hdkn  skid  Bniiihlinigra  oder  Ueiae  N«vetten  von  Ku* 
ko^ijaiky  Kamentkii  und  BaschuKkii,  iiiiier  denen  tins 
swei  mat  Russischem  Boden  apiekndey  in  denen  Peter  der 
Grobe  figoiiri  (Beide  von  Kakoijnik)  am  meisten  ange* 
spfoehen  habeo.  —  Die  Eine,  der  Procurator  befilelt^ 
fBhrt  una  auf  den  Jahrmarkt  von  Olonez,  wo  swei  Kruaer 
m  der  Wictfasbude  aus  Brodneid  und  Prahlerei  mit  einander 
HSbdci  bdLonunen,  die  der  geplagle  Woiwode  am  andeven 
Morgen  acblichtet  Der  Zar  lemt  diesen  Mann  gleich  daranf 
peraoniich  kenaen^  iiberaeugi  sieh  von  aetaer  aeltnen  Ehrlicb* 
keit  und  Uneigennutxigkieily  und  flbertragt  ihm  das  Ami  einea 
Procorator's  am  AdmmKtato- Collegium,  Jhe  gegenaeit^gen^ 
CUcanen  der  beiden  Kramer  im  Wirthsbauae  und  ihr  Vorhor 
vor  dctn  Woiwoden  aind  ungemein  launig  ersaUt  Noch 
hoheren  WeHh  wogen  ihrea  emstcren  Charaktera  undd?i 
Mannigfaltigkeil  der  Charaktere  und  Situationen  bat  die  an^ 
dexe  Eraablung:  Vom  blauen  und  grunen  Tucho  (O 
aiftem  i  selenom  ^ukne),  in  weleher  die  Fiifsten  Dol?t 
gorukii  und  Sfenschtscbikow  figuriren.  Ein  ehrlicb^i; 
alter  Garde  *•  Sergeant  ^  Onixow,  und  aein  aeelenverwaodter 
Freund  Bloklyi,  Oberster  von  der  liniey  miiasen  harte  Prii^ 
fuagen  bestehen:  der  Erstere  von  Seilen  eines  milcbbartigan 
Wilatlinga,  Menschtschikow'aGOnstiing  Jermolajew^  der 
seiner  Tochier  nachsteliti  der  Andere  abervon  Seiten  eine^ 
QroCsen^  dem  nacb  seinem  viiteriiehen  Erbgute  geliistet. 
Oberst  Bloklyi*&  Freundschaft  mit  dem  edefai  Fiirsten  Dok 
gorukii  verbilft,  jedoc)i  erst  nacb  Ueberwindung  manches  Hin- 
dernissee,  ihm  und  dem  Unter  -  Offizier  zu  ihren  Herzenswun<* 
sdien,  wohin  denn  auch  die  Yermablun^  der  Tochter  dea 
Lelateren  mit  dem  Sohne  des  Obensten  gehtfrt  Der  Sctiau* 
plala  der  ErzSbhmg  ist  das  junge-  werdende  Petersburg,  mi 
alien  den  Konst^  und*Naturwundem»  die  man  zum  StaUnw 
der  altea  Generation  dahin  versetat  AUes  erweckt  ein  gun-^^ 
stages  Vonirtheil  fiir  die  lebendige  und  treue  historischo/Auf- 
fassimg  des  Henm  Kukoljnik,  iiber  die  jedoch  dem  Auslander 
keina  entsoheidende  Stimme  aukommt    Gewisse  Scenes ,  wie 


M6  AUg*aifliii  UllMiiiMliM. 

s.  B.  die  Riiekkdir  dcr  beiden  alien. Fraunde  aus  detn  6on« 
mergarten,  in  BegleiUmg  iiirer  Kinder,  wid  ^ie  an  Venw^C^ 
lung  granzende  Yerzagtheil  des  Onixow  bei  ibrer  Begegniing 
mit  Jennolajew,  die  Jenen  au  einem  ungeheueren  Umwegt 
bestimmt,  sind  vieileicht  uniibelirefflich.  Eine  angenebiqe 
LecUire  gewahren  auoh  die  mittelaherlich-^italifiniscbe  ;Au« 
rora  Galigai,  von  demselben  Verfasser,  tind  Despo^  «ine 
Episode  aus  dem  iangen  Kampfe  der  Sulioten  gegen  Ali^ 
Pascha,  von  Kamen^kii  mit  griethischer  Glut  ermahlt  In 
dem  Unbekannten  (Neiawje^tnyi)  sduldert  Heir  Ba** 
Behuzkii  eine  gewisse  rathselbafte  Klaftse  von  M<tntchen  in 
grofeen  Hauptstadien^  iiber  deren  eigentbchen  l^and  und  Be-^ 
nif  man  sich  vergebens  den  Kopf  Kerbricht  —  £in  Mikr-' 
dien  des  Hetm  Polewoi,  die  Sieben  Semioney  hat  viel 
orientalbche  Naivet2ty  ist  aber  Kir  unseren  GeriMAmack  etwas 
zu  lang  auggesponneni  -^  Das.Invaiiden-Gespr^ch  in 
einem  Kriegshospilale  (von  5kobelew)  malt  in  Ireuen  and 
krILftigen  Ziigen  dic^  Denkungsart  dieser  alien  Kri^er  und 
beilaufig  auch  einige  Schattenseiten  des  Yolkslebens.  —  Ein 
Artikel,  T8cherke#«i«cheSagen  (von  X.  G.)  eeugt  von 
begeisterter  Auffassung  der  Natur  des  Kankasus  tmd  des  Gha-^ 
rakters  seiner  Bewohner>  und  befert  sehr  niiflzUdie  Beilrage  2Ur 
Kenntniiis  ihrer  Sitien  und  Gewohnheiten.  Der  Verfasser  kommt 
im  Verlaufe  seiner  ErzUhking  oder  Bearbeitung  utid  'Aus  - 
schmUckung  einer  Ischerk.  Sage  (S.  309  ff.)  auf  die  Sageri 
dieser  Nation  dberhaupl  zu  sprechen,  cBe  alle  miindliclr 
fotigepflanzl  werden,  und  deren  Wirkung  auf  die  Gemtilher 
wunderbar  grofe  ist.  Es  giebt  drei  Arien  derselben:  Lieder 
filr  atte  Lebensverhaltnisse  ^  aite  Erzahlungen  —  alfce 
MShrchen.  Die  Erzahlungen  dienen  den  Liedem  als  Eiw 
gSnzung;  sie  biiden  mit  ihnen  gemeinschaftfieh  das  einnge 
unschlitzbare  Denkmal  aus  der  vorhistorischen  Bpoehe  der 
Tscherkessen;  doch  haben  erstere  augenscheinlich  noch  grofse-^ 
ren  Werth  als  letztere;  denn  die  Lieder  bestehen  aus  Ver- 
sen  mii>  Assonanz ,  die  man  singt  und  in  ihrer  ganzen  fate* 
grilfit  lor^fianzt ;  daher  besungehe  Begebenheiten  lange  nicht 


Ber  RoMkii  Wjettnik. 


307 


so  leicht  wiUkurlich  oder  unwillkiirlich  versliimnieU,  ent- 
stellt  und  gefalscht  werden  konnen,  als  in  Prosa  nacher- 
fahlte.  Uebrigens  sind  auch  die  Erzahlungen  sehr  anzi^- 
hend.  Die  alien  Mahrchen  haben  gleichfalls  ihre  interes- 
sante  Seite;  der  Yerfasser  verspricht  bei  einer  anderen 
Gelegenheit  einige  mitzutheilen.  Wie  wir  aus  guter  Quelle 
vemehmen,  ist  Herr  X.  G.  selbst  ein  Tscherkesse,  wel- 
cher  Umsiand  auch  gewisse  Eigenthilmlichkeilen  seiner  Schreib- 
arl  minder  befremden  lafet  Mo^chte  er,  dor*  jm  ^e^Uz^  i^e^ 
der  Sprachen,  des  Tscherkessischen  und  des  Russischen  is(, 
durcK'diesen  unschStsbaren  'Vorlhbil  ^ich  b^wogen ' Snden, 
(iir  die  granifP(iliac|^  ipi^  IfvfUlaliaelf ^  tH^eytliUiifii '  seiner  Mut- 
tersprache,  die  selbst  in  Rufsland  noch  so  gut  als  unbekannt, 
etwas  za  thun.  Bine  schiifttiehe  Sammlung  tscherkessiseher 
National -Lieder  versichert  HerrX.  G.  schon  veransialiet 
zu  haben. 

Schliefslich  bemerken  wir  noch^  daCs  unter  den  auslan- 
dischen  Werken  insonderheit  auch  ultere  und  neuere  Reise- 
beridhte  iiber  Rufsland  in  den  vorliegenden  Heften  des  R.  W. 
gewiirdigt  sind. 

S  c  h  0  I  t. 


» , 


Auffindimg  Devonischer  Sebdchten  bei  Orel/  und 

Yesrgleichiiiig  der  Mittd-Russi^dieii  mit  der 

Waldfdsdieii  E<rfileiiformatioii. 

(Kin  Brief  Ton  Herrn   y.  Helmerten  an  Herm  Leopold  y.  Baclu) 


St.  Petersburg  den  lOten  October  1841. 

,  ^Nachdem  ich  im  vorigen  Jahre>  bei  ftjew  an  der  obe.- 
ren  Wolga,  die  obere  Abtheilung  unsres  BergkalkeSp  jene 
weilsen,  weichen  Kalksieine  mit  dem  fiir  sie  so  characteristi* 
schen  SpiriferMosquensis  kennen  gelerni  hatte'^)^  nahm 
ich  in  diesem  Jahre  meine  Untersuchungen  in  derselben  Ge- 
gend  bei  der  Stadt  Stariza*^)  wieder  aiif.  Die  obere  Ab- 
tiieilung  des  fiergkalkes  ist  dort  ebenfalls  sehr  deutlich  und 
schon  entwickelt  Von  Stariza  ging  ich  nach  Moskau,  sah 
hier  die  Jura-Schichten,  und  wandte  mich  dann  zu  den 
Kohlenlagem  in  der  Gegend  von  Tula  und  Kaluga,  deren 
nahere  Erforschung  ein  Hauptgegenstand  meiner  Reise  war. 
Es  ist  mir  gelungen,  das  Alter  dieser  Kohlen  genau  zu  be- 
stimmen  und  die  verschiednen  Abtheilungen  unsers  Bergkal- 
kes  auf  eine  Weise  kennen  zu  leraen,  die  iiber  ihre  Lage- 
rung  keine  Zweifel  mehr  lassen. 


<*)  Vergl.  dieMt  Archly.  1641.  S.  83. 

**)  An  der  Wolga  genaa  auf  dem  Meridtane  yon  Torjok. 


AoflhHliisgf  Deroiwiselier  Mnchteft  hn  Onsi*  eli.  S99 

^  Diafr  die  Kohletiliger  an  der  Mat  a  und  Pri'kacha  and 
nSrdlidieti  Abhange  des  WaUaa,  die  iiefslen  vom  Bergkatke 
umftchlessenen  Schichtea  sind,  gefai  8ehr  dnfach  daraua  her* 
roTy  daft  sie  tiberall  in  jener  G^gend  unmiltelbar  aiif  dem 
alten  rothen  Sandsteine  mil  HoIoptychus-^Reslei^ 
Kegen.  In  den  Bergkalk-^Sdnchten  Welche  die  Kohlenhger 
bedecken ' ist,  Produefiis  Gigas  and  Unio  (Sanguinola*^ 
ria)  sulcalns  so  hMufig,  dala  sie  fiir  diese  Scbichten  ab-Lfeitff 
musehelb  belrachicl  werden  konnen.  Da  wir  nun  von  P.  Gi«> 
gan  aus  den  Tulaer  Becirken  niehrere  Exemplare  in  m^^ 
seren  Sammlungen  bedizen ,  so  halte  ich  sdion  friiher  die 
Metilitiit  der  dortigeii  (MitteURiusischen)  KoMenlager  mil: 
dehen  des  Nowgoroder  Goavernements  behauptet,  nack 
weldr^r  beide,  der  tiefsten  Abtheilung  des  Bergkalkes^ 
untergeordriet  seien.  kh  beeile  mich  Ibnen  andre  ThaU 
sachen  mitzutheilen,  durch  welche  die  Richiigkeit  dieser  An-- 
sichi  vollstandig  bewiesen  wird. 

Auf  dem  Wege  von  Moskau  nach  Tula  fand  ich^  in 
Podolsk,  genau  die  Sehichten  von  Stariva  an  der  Wolga 
wilder;  dieseiben  kreideweifsen  und  weichen  Kalksleine  inii 
Feuersieinlagen y  Spirifer  Mosquensis,  Cidaris-Sia*- 
chein,  Beilerophon,  Chaetete^  radians  u.  8«  w.  Hier 
ist  keine  Spur  von  grofoen  Produetus-Arten  odcr'Pflan* 
zenresten,  und  keine  Spur  von  Kohie.  Baron  Meyendorfl 
und  Graf  Kaiserling  haben  sehr  richtig  bemei^t,  dafs  Spiri- 
fer Mosquensis  und'Pr.  Gigas  einander  fliehen,  eben  weii 
sie  zwei  verscKiedne  Ablheilungen  unsers  Bergkaikes  mil 
grofser  Sicherheit  bezeichnen.  Siidlich  von  Podolsk/ bei 
5erpuchow,  hat  man  jenen  weifsen  Kalkstein  verloren^  Es 
sjnd  graue  und  gelbe  Mergel  und  Kalksteine  an  ihre  Stelle 
getreten,  mit  Productus  Martini  und  gewissen  Spirifer-* 
Arten,  welche  beweisen  daft  diese  Sehichten  das  Hangeade 
der  Kohlenlager,  nnd  der  Kalksteine  mit  Pr.  Gigas,  bilden; 
demi  ganz  ahnli<!h6  Sehichten  wle  die  von  SerpuchowJ 
siefil  man  bei  Alek^ina  an  der  Oka,  in  scbdnen  Feb-Gut^: 
blSfsvngf^n  'voii  iOO  und  mehren  Pub  Hithe,  auf  dtM  Kslk* 

Enmas  Rom.  Archir.  1841.  Hft.  2.  26 


4M10  PhyBikaUidi-matlMnttiaehe  WiMmudnftM. 

steine  mil  Kohlen  und  mil  jenen  Produeias*Arien  liegen. 
Dieser  teUtere  tiefsle  Kalkstein  enihalt,  bei  Aleksina  sowohl 
als  bei  Kaluga^  Lichwin  und' manchen  andren  Orlen  die^ 
ser  Gegend,  neben  Prod.  Gigas,  Prod,  hemisphaericua 
und  Prod,  aniiquatus,  auch  Unio  sulcaius  undAbdriick^ 
von  Stigm aria  ficoi'des;  er  hat  miihin  die  grolaie  Aehnlich* 
keit  mii  den  Kalksteinen  von  der  Mata  bei  Borowitschi, 
und  ich  wiifste  kaum  eiqen  andiem  Unierschied  swischen 
beiden  anzugeben,  als  dafs  der  Kaik  von  Kaluga  und  Alek- 
sina in  2  bis  3  Fufs  machtigen  Lagen  mit  der  Kohle  und 
dem  sie  begleitenden  grauen  Thone  wechselt,  eine  Erschei- 
nung  die  man  am  Waldai  nicht  beobachtet  hat  Hiermil  steht 
es  nun  aber  offenbar  im  Zuaammenhange  dafs  in  den  Kalk- 
steinen von  Borowit'schi  die  Pflanzenabdriicke  fehlen, 
welche  in  den  Tulaern  und  Kalugaern  so  hiufig  vor- 
kommen. 

Nachdem  ich  die  Kohlenschichten  im  Tulaer  Gouver- 
nement  gesehn  hatte,  war  ich  iiberzeugl,  dafs  man  in  derem 
Liegenden  irgendwo  den  alten  rothen  Sandsiein  antreffen 
wiirde.  Ich  untemahm  deshalb  eine  Fahrt  nach  Orel,  wo 
sich  in  der  That  machtige  Ablagerungen  dieser  Formation, 
und  namentiich  Mergel ,  4Calksteine ,  Dolomite  und  Sandstein 
fanden.  Holoptychus- Schilder  in  . dieser  letztern  Felsart 
liefsen  keinen  Zweifel  iiber  das  Alter  derselben.  Mein  Reise- 
gefahrte^  der  Lieutenant  5okolow,  fand  spater  bei  Mzensk 
die  Schichten  von  Tschudowo  und  vbm  Ilmen-See  wie- 
der,  namlich  Kalkstein  und  Mergel  mit  Spirifer  trapezoi- 
dalis  und  Spin  speciosus,  macropterus.  Das  Devo* 
nische  Schichten^System  ist  bier  weit  verbreitet,  imd  scheint 
von  SW.  nach  NO.  zu  streichen,  was  mit  der  Configuration 
des  Landes  wohl  iibe reins timmt.  Alle  Gesteine  die  ich  in 
diesem  Sommer  untersuchte  sind,  mit  Ausnahme  einzelner 
nie  weit  v^rbreiteter  St^rungai,  entweder  horizontal  oder 
kaum  merklich  geneigt  Der  Bergkalk  von  Tula  und  Ka- 
luga seigte  bier  und-da  eir^  schwacbea  Fallen  nach  N.  un4 
NWr>  welches  zu  allem  bisher  Angefiihrten  aehr  wohl  palat. 


Aaffindung^  Devoiiitcher  Schicliten   bei  Orel  etc.  401 

denn  man  hat  diese  Formation  und  die  ihm  untergeordneten 
Kohlen  als:  ein  grobes  Beckeil  im  Alien  rotheji  Sand- 
stein   anfullendy   zu   betrachten,   dessen   Griinzen  ich   noch 

nicht   zu   bestimmen  wage/' Diesem   geniiils  senke 

sich  dann  auch  das  Terrain  von  Waldai  bis  Moskau,  und 
steige  von  da  bis  nach  Tula  und  Kalliga:  wieder  bis  zur 
Hdhe  von  Waldai..  „I|n  tiefsten  Punkte  dieses  Beckens  lie- 
gen  jene  kleinen  Ablagerungen  der  Juraperiode  unmittelbar 
auf  Bergkalk.  *" 

9,  Von  Petrefacten  die  Sie  aus  unsrem  Bergkalke  noch 
nichi kennen, habe  ichSpirifer  resupinatus(beiAlek«ina)^) 
kleine  Terebratein,  vor  Allem  aber  einen  schonen  Ichthyo- 
doridithen  zu  nennen  den  ich  bei  dem  Dorfe  Troizkoje, 
30  Werst  westlich  von  5erpuchow  in  den  mitileren  Schich«* 
ten  des  Bergkaikes  fand.  Er  ist  schwarzbraun ,  wie  von 
Firnifs  glanzend^  schwach  gebogen  und  auf  dem  inneren 
Rande  mit  Zahnchen  versehen>  deren  Spilzen  etwas  nach  dem 
unteren  oder  Anheftungs-Ende  gerichtet  sind.  Von  seinen 
Langsstreifen  zahlt  man  am  oberen  etwas  iiber  1  Linie  brei- 
ten  und  kaum  i  Linie  dicken  Ende,  sechs  bis  sieben.  Diese 
gabeln  sich  aber  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  so,  dafs  sich  am 
unteren,  iibrigens  nicht  ganz  erhaltenen  Ende  deren  zwanzig 
bis  einundzwanzig  finden.  Dieses  untere  Ende  ist  iiber  zwei 
Linien  breit  und  kaum  dicker  als  das  obere.  Eine  zweite 
Reihe  von  Zahnen  oder  Widerhaken  ist  wahrscheinlich  im  Ge- 
steine,  einem  feinkornigen  hellgrauen  Kalkst^ne,  versteckf 

,,Ueber  unsre  in  diesem  Jahre  untersuchte  Kohle  kann 
ich  vorlaufig  schon  sagen  dafs  sie  sich  als  brauchbar  erwiesen 
hat,  und  dafs  man  emstlich  an  deren  kiinftige  Benutzung 
denkt.  Einige  der  besten  und  machtigsten  Lager,  am  Ufer  der 
Oka  und  in  der  Nahe  der  Upa^  konnen  auch  Moskau  zu 
Gule  kommen,  wo  die  Holzpreise  sehr  steigen/* 


*)   Deiuelben  von  demtelben  Orte    haben   aach  Heim  ▼.  Meyendorfa 
Begleiter  angegeben  rergl.  dieses  Archiv.  1841.  S.  107. 


26 


Ueber 

Pater  Hyacinth's  Kitai  CChina), 

Vofi 

W.    S  c  h  0  i  I. 


Das  vorliegende  Werfe  ist  seinem  vornehmslen  Inhalte  nach 
eine  Sammlung  von  AufsUtzen,  China  und  seine  Bewohner 
betreffend^  die  ihr  Verf.  zu  verschiednen  Zeiten  einzeln  pu- 
blicirt  hat*).  In  seiner  kurzen  Vofrede  macht  der  Paler  auf 
die  Unzuverlassigkeil  vieler  katholischen  Missionairei  sofern 
sie  von  Siiten  und  Gewohnheilen  des  Chinesischen  Volkes 
handehi,  aufmerksam.  Morrison  und  Davis  haben  nach 
ihm  viel  Wahres  in  Belreff  China's  berichlel,  aber  sie  gehen 
Bu  wenig  ins  Einzelne  und  reizen  den  Leser  mehr,  als  sie 
ihn  befriedigen.  „Es  bedurfte**  —  sagt  der  Verf.  —  ,,eines 
tiefen  Eindringens  in  die  Gesetzgebung  und  in  das  Wirken 
der  Regierung,  um  den  Geist  der  Gesetze,  die  Politik  der 
Verwaltung  zu  erfassen^  und  darnach  den  Grad  der  Aufkla- 
ning  dieses  Volkcs  zu  bestimmen."  In  wiefern  diesdem  Pa- 
ter gelungen  sei,  mag  die  folgende  Darstellung  des  Hauptin- 
halts  seines  Buches  ergeben. 

1.  Von  der  Chinesischen  Sprache  und  Schrifl. 
Der  Verf.  bertihrl  die  Eigenthumlichkeiten  Beider  mit  kurzen 
Worten   und   handelt    etwas   umstandlicher   von    der  Aus- 


•)  Volbtandi^er  Titel:  Kitai,  jego  jiteli,  nrawj,  obytschai, 
protwjeichtBchenie  (Ctiina,  seine  Bewohner,  SiUen,  Grebranche 
and  AuAOarnng).    St  Petenbm^  1840. 


Ueber  Pater  Hyacinth**  Kitai  (Cliina).  MS 

sprache.  Er  bemerkt,  unler  den  EinEeUauten  der  Chinesen 
sei  k^ner,  der  nicht  auch  in  dem  Rnssisclien  Lautsysiem 
aidb  iande^  und  ein  merklieber  Unlerschied  gewi^ser  Lauie 
griifide  sich  nur  auf  die  Aussprache  (proisnoschenie) 
derselben.  In  was  Anderem  soU  aber  der  Unlerschied  liegen? 
Versiehl  d^r  Verfasser  hier  unter  Ausapracbe .da» Zu8amnien<* 
aprechen^  die  Combinalion  dieser  EinEellauie,  oder  meint 
&r  blobe  Modification?  In  jedem  von  beiden Fallen  scheint 
UBS  das  Russische  Lanlaystem  dem  Cbinesischen  nicht  eben 
^erwaQdter,  ^  das  mancber  anderen  Europaischen  Sprach& 
ISs  giebt  Chinesische  Einzellapte,  die  sich  unter  uns  genau 
9o  wiederfindai  und.  ander^^  die,  obwohl  verscbiedentiich  nil* 
aiiebt,  gewissen  Lauten  unserer  iSpracben  wenigstens  analog 
fiod;  keiner  aber  ist  so  gans  dgenlbumlicb «  dafs  man  sagen 
kdnnte,  es  f^te  ibm  in  den  Idiomen  Europa's  Jede  Analogies 
Es  giebt  femer  Laut- Combination  en  im  Cbinesischen,  di^ 
jnaoche  Europaisobe  Sprache  vermeidet,  wenn  gleich  die  Ele- 
menie  derselben  ibr  durchaus  nicbt  fehlen;  so  i^t  <  -f  se^ 
als  einfacb^r  Wurselbestandtheil  dem  Deulschfn  fremd;  und 
wenn  beide  Laute.  ja  einmal  xusammenstof^en,  wie  z.  6.  in 
Bartscbeerer,  so  gehort  jeder  zu  einer  besonderen  Wunel*). 
Der  gelinde^  dem  sch  nur  analoge  Sauselaut  j  fehlt  uns 
Deutschen  ganzlichj  die  Russen  haben  ihn  und  bezeichnen 
ibn  durdi  einen  besonderen  Buchstaben;  woUen  sie  aber 
4-|-j  (den  combinirten  Laut  des  g  in  dem  Ital.  giorno  oder  in 
demEngL  gentle)  ausdriicken,  so  sind  sie  in  demselben  Falle 
wie  wir  hinsichllich  des  isch;  diese  Combination  ist  bei 
ibnen  hiiufig,  jene  aber  niemals  Bestandtheil  ein^r  und  der- 
seibai  Wurzelj  und  ein  Zusammentreffen  beider  Laute,  wie 
z.  B.  in  podjimaju,  nur  zufoUig.  Daber  giebt  es  fur  dj  im 
Russisoben  keinen  eignen  Buehstaben. 

Der  Chinese  hat  aber  aucb  einfache  Laute ,  die  in  dem 
Laulsysteme  der  Russen  trotz  seines  unverkennbaren  Reich- 


•««N 


*}  Anagenoimiifm  ist  tsch  in  einer  Anxalil  iniitatirer  Worter.  In  Deulvch 
seljbst  ist  68  eine  Contraction  von  Deutiach. 


404  Histoiiftch'Ungaiitische  Wiaseiuiehaften. 

Ihuitis  iiur  enlfernie  Analoga  finden.  So  z.  B.  tvird  der 
eigenihiimiiche  Spiritus  vor  initialem  a  und  e  (wie  in  ''Ai, 
lieben;  'en,  Wohlthat)  einem  Rus&ischen  Organe  seibsl 
dann  noch  widerslreben,  wenn  er,  wie  in  den  Slid- Pro vinren 
der  Fall,  zti  dem  nasalen  ng  (ngai,  ngen)  sich  erhartet  haU 
Ungewohnt  ist  dem  Russen  ferner  das  gelinde  A,  derjenige 
Hauch,  welcher  die  Consonanten  ft,  p  und  t  ofler  beglekel^ 
wie  2.  B.  in  k^,  bitter;  t^,  Erde;  p*ing,  Gleichheit, 
daher  die  Russ.  Sinologen  kcliu,  tchu  u.  s.  w.  schreiben. 
Endlich  findet  man  auch  GXr  das  den  Chin^sen  so  gelaufige 
tf  keinen  Buchstaben  im  Riissischeh,  daher  bald  fi,  bald  ju 
seine  Stelle  vertreten  mufs.  — •  •  Zu  diesem  kurzen  Gapitei 
gehoren  die  vergleichenden  Tabellen  der  Franr5siscfa^n,  Eng^ 
lischen  und  Russischen  Orthographie  Chineskcher  Worter 
(S.  427—442),  die  ein^n  Anhang  su  vorliegendem  Werke 
bilden. 

2.  Kurze  statistische  NotiE  uber.Ckina.  Hierhan- 
delt  der  Verf.  von  der  Eintheiiung  der  Provinzen  in  Di- 
slrictc  and  Kreise  —  von  der  Bevelkenmg  des  eigentivchen 
Chinas  und  der  unterworfenen  Lander  —  dem  Bestande  deft 
angebauten  Bodens  in  den  verschiednen  Provinzen,  nacb  Chir 
nesischer  Berechnung  —  und  von  Eintheiiung,  Verfassung 
und  Zahi  des  Militairs.  Diese  Notiz,  die  in  manchen  Ein- 
zelnheit^n  Neues  und  luteressantes  enlhalt,  glaube  ich  um 
so  mehr  iibergehen  zu  konnen,  als  sie  schon  vor  mehreren 
Jahren  in  Russischen  Blattern  gestanden  hat,  und  aus  diesen 
in  der  Konigl.  Preufsischen  Staatszeitung  milgetheilt  worden 
isL  Weit  detaillirtere  Angaben  hinsichtlich  der  Bevolkenmg 
und  der  Landereien,  aus  dem  groCsen  Staatshandbuche  T'ai- 
ts'ing-hoei-tian  wortlich  iibersetzt,  findel  mdn  iri  Pau-* 
tkier's  kiirzlich  erschienenem  Werkchen:  Documents  sla- 
iistiques  officiels  sur  Tempire  de  la  Chine. 

3.  Blick  auf  die  geistige  Cultur  Chinas.  Ein  sehr 
reicfahaitiger  Artikel,  in  welchem  das  Publikum  iiber  den 
Studiengang,  die  Examina  und  gelehrten  Grade  der  Chioesen, 
so  wie  fluch  iiber  Schulen  und  sonstige  Anstalien  zur  Bil- 


Ifob«r  Biter  H7ftciatll^l  Kitai  (China).  MS 

dung  wftckerer  Staaisdieiier  and  znr  Fdrderung  der  Litteratur 
uiid  Wissenschaft  im  Allgemeinen  Belehrung  empfUngt  Bei 
Aesem  Abschmtte  wird  Rec.  etwas  langer  verweilen^  mob 
aber  suTor  iiber  zwei  durchgreifende  Mangel  setn  Bedmiem 
aufldriieken.  Pater  Hyacinth  substitnirt  den  Chinesiachen  Be- 
nennungen  (iir  Aemter^  Wiirden^  Ehrentitel  u.  dgi  faat  immer 
Russische ,  obachon  kein  Begriff  der  mit  jenen  Benennangen 
kn  Cfaineaiachen  verbunden  wird,  mit  dem,  was  daa  entaprci- 
chen  sollebde  Ruasisehe  Wort  auadriickt,  voUkonunen  iden^- 
tisch  und  also  die  Recognoscifung  derselben  5fker  sefar  schwer 
ist  Sodann  ware  auch  mehr  iibersichtUche  Klarheit  und  Ver^ 
arbeitung  des  Stoffes  zu  wunschen. 

Das  Unterrichtawesen  dieaer  Nation  (die  Volksaufkiarung) 
ist  liemlich  eng  begransL  Es  umfafsl  nur  vidr  Arten  littera- 
rischer  Institute^  namentlich:  die  niederen  und  boheren  Schu- 
len  —  das  kaiserliche  Padagogium  zuPe-king  —  das  astro* 
nomische  Collegium  —  und  die  Akademie  der  Han*liki«  In 
den  Lehranslalten  beschafligt  man  die  Z5g(inge  mit  sohonen 
^issenschaften  (Geschichle,  Poesie,  Wohlredenbeii ) ,  mit 
Moral  und  politischer  Oekonomie«  •Auch  Musik  und  Ritual 
bilden  ein^n  wesentiichen  Theil  der  Ertiehung  des  Gebilde- 
ten,  wogegen  Malhematik,  Chemie,  Medicin,  Botanik,  Archi* 
tectur,  Hydraulik  naeh  Belieben  studiert  werden^  und  keine 
besoiidre  Lehrstuhle  haben.  Alios  was  zum  Slaatsdienste 
nieht  unmittelbar  nothwendig  ist,  gilt  fiir  unniitzlich;  und 
eben  darum  schenken  die  Chinesen  vielen  europaisphen  Eak^ 
deckungen  und  VervoUkommnungen  auf  wissenschaftlichem 
Gebiete  entweder  gar  keine  oder  doch  nur  sehr  geringe  Auf* 
merksamkeil. 

Das  padagogische  Inslitut  in  Pe-king  bildet  Lehrer  fiir 
die  verschiednen  Lehranstalten  des  Reiches,  ist  also  insofern 
eine  Art  SchuUehrer- Seminar  (s.  weiter  unten).  In  dem 
astronomischen  Collegium  werden  ausschliefslieh  mathemati- 
sche  Wissenschaften  gelehrt.  Der  Schulen  oder  gewohn- 
lichen Lehranstalten  sind  dreierlei:  l)AlIgemeine  oderVolks- 
Schulen.    2)  District-Schulen*.  3)  Gouvernements- 


406  HwMmMh^UnguivtMiebe  Wvmbn9d^9^ftep» 

Schuie)).  Volka-Schuleo  gloU  ^s  in  aUei) 'SiiidMi},^ ^ucbt  la 
D$rfern;  sie  sUhen  unter  Obliut  dtt  Ortsbeb&cdeo,  die  ar- 
machligt  flmdy  Kinder  in  dieselben  aufeunehnieA  und  wied^ 
tvL  eDliasfietiy  sobald  ihre  Aeltern  ader  son^lige  Kr^ieher  «s 
AVilnacben*  In  diesen  Anstalten,  zu  deren  h^hftm  u»ai;i  amis- 
freie  Leule  von  unbescbollenem  JXuie  b^^^^t)  ctDipfangl  der 
Kaabe  die  ersie  filementor^Bildung;  mid  hal  er  durch  wohl^ 
bestaodeiie  Priifung  d^n  Qrad  eines  Siu.d^ntie^  (Siii-ts'fii, 
4*  h>  Miina  von  bliihendea  G^aben,  was  Atid^re  luitBacr 
palaureus  ubers^eizen)  erlangi>  so.  wird.  er.oaeh  ciaer  Di^- 
alrict  -  Scbuie  .  befcirdeii.  Wohlbabepd^  und  I'l^if^h^  Leu^ 
schicken  ihre  Ejnder  jedoch  nichi.  ii^  VpJUbscbulePf  die  su- 
lUQisi  v0tt  armen  Kindern  und  Wnis^nknabeo.  besucbt  wer- 
den,  sondeiti  lassea  sie  duroh  Piivallehrer  s^uni  ^rsU^n  Exar 
men  vorbereiUn«  —  Die  District*$chulen,  dexw  es 
^benfalls-  in  alien  Stadien  .giebi,  zerfalien  in  giofso.  mill* 
lere  imd  kieine,  je  nachdem  die  Stiidte  vom  ersten,  zwei-^ 
len  oder  driUen  Range  sind.  Die  Lehr-GegeDsUinde,  sind 
iiberoll  von  gleicher  Art;  aber  in  den  meisten  grolis^  Dy- 
strict  -  Schulen  ist  die  !^ahl  der  Studeoten  ^  grofseri  ai^.  in 
den  miltUren,  und  in  diesen  i  gc^faer,  oU  in  den  kleinent)^ 
Gouve.rnemenl$-Schu,Ien  findql  man  in  den  GoMvernet 
qients-Stiidten  (Sladlen  vom  er^len  RaQg^?)i  Einc  in,  jeder> 
die  von  der  Regierung  gcgrlindet  ist,  Und  einig^  in  der  Fro-* 
vinz,,  deren  Siifter  Privalpersonen  sind.  Die  von  der  Regies* 
Fling  gealifieten  (kai^ichen)  Schuleo  be^iehe^  ihre.£jijBkunfl<^ 
aus  den  daxu  gehorigen  Liickdereien.  Die  Stallhalter  der. Pro- 
vinzen  sihd  ermachligt^  Lehrer  fiir  diese  Schtilen.  ^^szuwuh-* 
len  und  zu  ernennen.    In  den  Gouvernements-Scbulien  erbal- 


■  ««      1    t   ■    ■«!     ^ 


.'*)  in. den  neisteii  Difttriot-SclialeA  ist  ein  alteri^r  und  cin  jungeror 
Lebrer  apgeateUt.  ,  I>ic  Zahl  derselben  wird  ijn  Ganzen  auf  3022^  die 
.  der  Studenten  auf  40,^0  berechnet.  —  Morrison  anfsert  sich  iiber 
diese  hohejren  Scbulen  sehr  despectirlicb ;  er  sagt  von  ihnen:  „The 
national  district  colleges  for  Sew-tsae  (Sln-ts^ai)  graduates  ate 
managed  in  such  a  8loTenl5  manner,  that  nobody  blt«ndt(?), 
'ex€#pt  when  tlie  period  of  public  examination  cames  roiutfi.'* 


Mb  di^  filtiyea  hub  ei^^ir.Wabl  ZutriUi  und  verJU^s^^Q  si^ 
Aucii  wieder  h^mJi BeUebeQ,  In  di^en AnsUlken  ^bl  eSiaUp 
fbba  0o.weDi§  wie  in  dien  YpMLSscbulen  9taiig^  Unierweir 
sung*).  ..  ,w 

Sob^d  d^  junge.  Chinese  in  eine  Diatrict^Scbule  iiurge- 
nomQiea  isi,  wird  er  Zogling  der  RegieruDg  und  hat  forthin 
kein  Rechi  mebr,  uber  die  Wahl  seines  kioiftigen  Beruf^ 
9elh&i  %n  verfiigesL  Al$  Candidal  des  kaiserlichen  Dienstc;^ 
m^.  er>  ^ioa  Regierungs-Leb^rera  geleitei  uiQid.unil^r  juamit^ 
lelbarer  Audsicbl  der  Obrigkeit  i  sjch  femer  ausbilden.  Seiqe 
V'OraebinsUn  BescbMftigimgen  sind  und  bleib#n  jkan^Hiiscl)^ 
Biicber,  Ge^chiqhiet  .MAral>  Politik  uod  Poesie.  Er  ublji^^ir 
nen  St\\  unaUiissjg  und  wird  auIiBierdelO,  in  Musik  und  rfsHgior 
4er  MUmk  Atnler^eseni  4a:  jeder  Wiirdentrilger  tnH  smein 
Anite  «ugleich  die  Pflichtea  ekies*  Prie^ters  der  Reichs  -  Reli*- 
gipn  libemimmt.     .    . 

Fiir  die  Studenten  oder  Zoglinge  der  Pisb'ici'*-i3i;|iuleB 
igieU  e^  eine  jab^liche.  upd  eine  vorl^^fige  Priifung 
(Tentamen),  B^i  eraterer  empfangen.  ui0  dfei  scbriftliche 
Arbeilen:  eii^n  Sprudi  aus  den  iSy^scbil  (Sse-acbu)  oder 
kanoniscben  6b^  tyveilen  Hangea^^eitiep  d^r^eichen  aas  den 
King  (Beide  «i  AufeiiUen  in  Prosa)^  und  ein  Thetna  sku  funf- 
aiibigen  Yeraen  von  vier  bis  2ehn  Zeilen.  ;Pie  s^gepapiiit^ 
vorlaufige  Priifung  findet  nur  aile  drei  Jabre  slatt,  und  zwar 
«he  der  Student  dem  Candidaten-Examen  eicb  unterwirft, 
das  in  der  Hauplaladt  jeder  Provinz  vor  sicb  gebt  **),    Bei 


*)  Man  erfabrt  hier  durchaus  ntclit,  in  welchem  Yerhaltnifise  diese  so^ 
genannt«n  Goufernements-Scliolen   zn  den  District- Schnkn  steJien. 

«  Wenn  die  finteien  eben  so  gut  Iiohere  und  ziim  Theil  Ton  dem  Kai- 
ser gestiftete  Scliulen  ainil)  wie  die  Letzteren,  warum  ist  der  Sebuler 
nur  in  diesen  Zogling  der  Regierung?  oder  warum  besucbt  man  nicbt 
vorzugsweise  Gouvernemcnts-Scbnlen,  wo  dem  JiingUng  die  fi-eio 
Wabl  seines  kiinftigcn  Derufes  bleibt?  Was  fiir  einen  Zweck  bat 
iiberbaupt  die  ^tiftung  der  letzteren? 

"*)  Was  Pater  U.  Candidat,  die  itbrigen  Missionaire  ^ber  Magister 
nennen^  ist  das  clones,  kiu^jln,  bjefordectex  Mann. 


4W  ffiftornch  -  lingnittiiclie 

dieser  mob  der  Student  aueh  einen  po^itiseheii  oder  national- 
okonotnischen  AuCsais  machen.  Je  naeh  dem  Werthe  ihrer 
schrifllichen  Arbeiten  hinsiehtlich  des  Stils  und  der  Gedanken 
werden  die  Zogiinge  in  sechs  Klassen  getheilt 

Zu  dem  Candidaten-Examen  in  der  Provincial- Haupt- 
atadt  dilrien  anfser  den  Studenten  auch  Angestelite  und  Pri*- 
vatgeiehrte  sich  meiden.  Die  Zahi  der  bei  jedem  Examen 
Zagelassenen  ist  aber  durch  Gesetse  bestimoit,  und  ebenso  die 
Zahtderer^  Welche  den  Candidaten- Rang  gleichseitig  erhalten 
kSnnen.'  Ein  Jahr  nach  der  Provincial -Priifang  begiebt  sick 
der  Candidal  nach  der  Resident  (Pe-king),  wo  er  in  einem 
dritten  Examen  die  Wiirde  eines  Kunn-schi's  (Kung^fae), 
und  in  einem  unmitlelbar  folgenden  viertatt,  das  iln  Palaate 
seibst,  in  dem  Thronsaale  Pao-hb-tiap  vor  sich  geht,  den 
Rang  eines  Dsin-schi  (Tsin-fse)  oder  Magister*8  er- 
vnrhXy  was  cine  in  kaiserlichen  Dienst  trelende  Per** 
son  bedeutet').  ' 

Die  Curatoren  der  Lehranstalten  leften  nur  die  Examina 
der  Zogiinge  inVolks-  und  District  ^Schulen.  Zur  PH>vineiali^ 
oder  Candidaten  -PKifung  werden  Examinatoren  aus  der  Haupt^ 
stadt  bestellt.  Bei  den  Examinen  in  der  Resident  prasidiren 
Minister^  Prasidenten  der  Collegien  und  andere  hohe  Wiir^ 
d^ntrager.    bt  die  Priifung  bei  Hofe  voriiber,'  so  werden  die 


*)  Der  Pater  H.  anterlaJJst  es,  zu  bemerken,  wie  viele  iBxamina  eia 
junger  Clunese. machen  mulii,  wenn  er  zum  Staatsdienite  iiberbanpt 
qualificirt  sein  will.  Nach  Morrison  giebt  daa  wohlbestandene  zweite 
Examen  schon  Anspvuch  auf  Aemter;  es  wird  aber  nirgends 
bemerkt,  was  fiir  welche.  Ohne  Zweifel  sind  sie  nnr  gnbaltemer  Art. 
Das  dritte  Examen  des  Pater  H.,  welches  znm  Kang-fse  befbrdem 
soli,  wird  Ton  Andcren  gar  nidit  erwahnt;  Termitthiich  ist  es  ein 
blofses  Tentamen  vor  dem  eigentlichen  dritten  (bei  Hyac*  Tier- 
ten)  Examen,  auf  welchem  man  denTsinfse-Grad  erwirbt  und  su 
welchem  nach  Morrison  nor  SO  IndiTidnen  gleichzeitig  Zulafs  erhal- 
ten.  DieTsin-fse  heifsen  bei  den  alteren  Missionairen  Doctoren, 
wie  die  Han -1  in,  Akademiker.  Aus  dem  Folgenden  ergiebt  sich, 
dafs  die  Tsin*fse  im  Hanlin-ynan  selbst  20  Mitgtiedern  dessel- 
ben  ausgebildet  Oder  auf  die  letzte  Priifung  Torbereitet  werden. 


ITefaer-  Pftter  H^ftdaUi't  KiUi  (GkSnm).  4M 

feehn  ersUn  Tsin-fse  dem  Kaiser  feierlieh  vorgefuhrti  imd 
mii  groCsen  Eihren  entlassen. 

Der  VerL  verweilt  mit  vieler  AusfQhriichkeit  bei  den 
Examen  -  Staluien ,  ans  welebibn  man  erfahii,  was  AUes  von 
Seiten  der  Candidaten  und  der  Examinatoren  wahrend'  der 
Prafiing  zu  beobachten  ist,  und  giebt  auch  eine  Bescfareibung 
der  Fesilidikeiten,  die  man  nach  jedem  Examen'  den  Gra- 
duirten  su  Ehi^en  anstellt  Alddanh  handelt  er  unter  besan* 
deren  Ueberschriften  von  dem  p^dagegiischen  Institute  Kue^ 
tfse^kianin  Pe-Ling,  von  dem  asironomischen  Insti* 
tote  und  der  ALiademie  Han->lin-yuan. 

Ueber  das  'erstgenannie  Instiiiil  habeh  wir  bis  jetsi  nur 
Sofiierst  dlirftige  und  unbestimmte  Auskunft  erhalten.  Morri^ 
son  nennt  es  in  seinem  View  of  China  „eine  Anstatt  tt^ 
Ereiehung  der  Sohne  undBrCider  der  mongolisehen  Piirsten"; 
an  einem  anderen  Orie  ,,ein  CoUegium  zur  ferne^en  Aiidbi)^ 
dang  mandjuischer,  mongolischer  und  chihesischer  Graduir*^ 
ter."  Im  ersten  Theile  seines  ehinesisch-englischen  Wurzel- 
wSrterbucheSy  unter  dem  2^ichen  Kuan^  Magistratsperson 
(S.  818),  bemerkt  derselbe  gelehrte  Missionary  der  Name 
Kue-tfse-kian  ( Collegium  der  Kinder  des  Reiehes )  sei 
sehon  va  Anfang'  des  7ten  Jahrhunderts  aufgekomtnen.  Be- 
reits  unter  Kaiser  T'ai-tsung  von  der  Dynastie  T^ang  (unis 
J«  660)  wurden  Sludenten  aus  Korea  und  anderen  Nachbar- 
iSndern  in  diese  Aiistait  aufgenommen^  bis  die  ganze  Zahl 
dersdben  iiber  8000  betrug.  Unter  der  mongolischen  Dyna- 
stie Yuan  waren  die  Zoglinge  am  Kue-tfse-kian  fheils 
85hne  und  Enkel  von  Hofieuten  (courtiers  sons  and 
grandsons)^  theils  Jilnglinge,  die  man  wegen  ihres  hervor- 
leuchtenden  Talentes  in   das  Institut  auihabm'*).  —     Nach 


*)  In  dem  giolkeii  WocteNpiegeL  der  Man(^*u-$j)rficbe  is.t  folgendfii  |>e- 
finition^von  dem  Kiie-ti's^-kian  gegeben:  „Eine  Beliorde,  iivelche 
der  Verbreiittng  des  Unterrichts  im  Reiche  vonteht  und  dhe  Bildnng 

-  und  Uttierweisnng  alter  Studierenden  leitet  und  beobhutet**  (Mand- 
j«isr.h;   gnrun  boo>i  tatsichtan  wen -be  badarambnme  selgiere^  abkai 


MO  Huionach-*  UiiKuutii^e  WiwaKhaftttifc 


Pater  Hyaciath  hat  das  C^Uc^puom  einen  Chef,  aw^i  Aectorea 
und  drei  Inspecloren.  Es  besitztaeioe  ^igne  Bihliolliek.  Zw 
Aufnsihipe  in  die  Anstalt  qualificireQ :  der  Rang  des  Z^giingSy 
daber  a.  B»  Sohne  tmd  NachkoionoM^  auslandiseher  Furatei^ 
die  Cliina  uaterworfesi  oder  tributpflichtig  sind  oder  gewesea, 
eintreien  konnen  r~*  die  Verdienste  seines  Yaters  um  deu 
Staat  —  und  seine  eigne  Ausseichnung.  Der  Cursus  des 
Unterricjits  isi  ^igei|Uic|i  in  drc4  Jahren  voUendet;  naoh  Ab* 
lauf  dieser  .Ze|t  warden  einige  Rubriken  d»  tfichtigbten  Ziig* 
lil^^e  :Zi^r  AnsteUung  :als  Lehrer  in  Districtscjhulen 
empf (Alien,  oder  nian  lalist.  sie  noch  drei  Jahi^  siudieren. 
lat  au^b  diesa ;  Peripde  abg^laufen,  so  werden  sie  geprdft, 
d^m  Kaiser,  yorgestellt,  und  su  District- Yorstehern 
e[maonL 

Die  Zahl  der  gleichzeitigen  Zoglinge  des  Kue-tfse- 
kian  ist  auf  270  bescbrankt,  die  in  sechs  Klassen  aerfaUen. 
Zu  jeder  Kiasse  gehoren  25  Stipendiaten  und  20  auf  eigne 
Kosten  studierende.  Die  SUpendiaten  erkalten  im  InsHtute 
selbst  ibre  Wohnungen;  alle  Uebrigen  logiren  in  Privath&Ur 
sern,  die  aber  hQchstens  30  Li  weit  von  dem  Institute  ablie<^ 
gen  diirfen. 

pas  Han-lin-yuan  oder  die  kaiserliche  Akadenii«, 
4eren  Mitgliedem  anzugehoren  das  kochste  Zieji  des  Ehrgei* 
aes  eines  cbinesischen  Geiehrten  ist,  zerfailt  in  ein  CoUegium 
Mnd  eine  KanaieL  Im  Collegium  sitzen:  ein  President,  den 
der  Kaiser  selbst  aus  den  Ministern,  Yorsiteern  and  Rathen 
bei  den  hocbsten  Slaatsbehorden  wiihlt,  und  awei  jSio-schi 
(Hio-fse)  oder  Rathe.  Zur  Kanzlei  gel^oren  ein  gelehrtea 
Comile  und  zwei  Kammern:  die  Kammer  der  Journal- FUhrer 
upd  die  der  Correctoren.  Das  gelehrte  Coniit^  bildea  25  Mit- 
glieder  (10  Mandju's  und  15  Chinesen),  denen  eine  unbe- 
slimmle  Zahl  iillerer  und  jtingerer  Concipienten  oder  Cor* 
recteren  beigeordnet  isl.    Aus  den  Mitgliedem  des  Comite's 


.fcdi'eTgi    bitclie    chiMara    niabim-be    cliiWchabume    Utoibare   d^'ergt 
baita-be  ucUeri  kadalaaie  iUichiara  jamua). 


Oeber  Pater  Hyaeinth's  Kitei  (CUna).  fit 

Warden  lieyotidere  Commistionen  aur  Abfassung  der  wad  kai«- 
serKche  Koilen  erscheinendeii  Werke  emannt.  Durch  die 
Bemtikuiigen  dieter  Manner  sind  seil  Aniang  der  heul^cn 
Dynaalie  132  grofrlentheils  bandereiche  W^ke,  z.  B.  die 
grofse  Reidis- Geographies  die  grolise  Reidis-Statielsky  ver<^ 
sduedne  WSrterbucher,  EncyUopadieen  u.  s.  iv.  ans  LicKi 
gelrelen* 

Die  MiCgfieder  des  Hanfin^CoUegiums  miisaen  sieh  einer 
slrengen,  in  unbestimmten  Zeitranmen  wiederkehrenden  Prfn 
fang  uiilerwerfen,  bei  Weich^r  dor  .Kaiser  selbst  sudeh 
Auaarbeitungen  in  Prosa  and  Versen  die  Tktmata  wiihlt*); 
Die  Bewtheiiung  dieser  Probedrbeiten  wird  den  hodisten 
Staalabeattiten  iibertragen. 

Zum  Collegium  Han-lin  gehoren  noch:  eine  litteraHsche 
Akadeaaie  —  eine  Comndssion  der  Hof-Joumalisten  und  eine 
hiatorindie  GeseUsdiaft  In  der  erstgenannten  besduiftigA 
sicb  '%wei  Lehrer,  ein  Mand^  ubd  ein  Chinese,  mit  de^ 
weiteren  Ausbildung  der  in  das  Hait-lin- juan  ein- 
getretenen  Magister*  —  Die  Hofjbiirnalisten,  susammen 
22  Milgiieder,  ftihren  da9  Tagebueh  des  Hofes,  in  welchen 
alles  Wichtige,  was  im  kaiserl.  Palaste '  gesagt  oder  geihan 
wkdy  seine  Stelle  findet  Die  Ordnung  desseibai  ist  folgende: 
suerst  werdea  die  kmerliehen  Befehle  registrirt;.  dann  dte 
VofsleUutigen  und  Berichte  vdn  Sehen  der  ReieKs*Gollegien 
und  der  Geuvememenis^Behdrden,  die  Eingaben  ttnd  Berichte 
der  acht  Biuiner,  und  en^ch  die  der  Grofi^eamtai  in  Hai^t- 
siadi  und  Provinzen.  Von  diesem  Tagebuche,  dem  vornehm- 
sten  Material  sur  gleichzeitigen  Geschichte  Chinas,  kommen 
monatlich  zwei  Hefte  heraus,  also  am  Ejide  des  Jahres  24, 
und  diese  bilden  die  gleichzeitige  Chronik  Chinas*  Anfangs 
arbciiet  man  aua  dem  Grobslen;  die  alteren  Joiumalisten 
durcbioBen  jedes  Heft  Satz  fiir  Satz ,  corrigirt  n  ea  nach  dem 


*)  Hier  kann  doch  wolil  nor  dicjenige  Profuog  gemeint  aeiQ,  wodurch 
die  in  das  I|is|itnt  ^nfgenomnieneB  Tain- fie  altenfnt  iQ  Haii*lin*g 
qnalificirt  werdeii. 


418  Hktoriach-MngiiisliMhe  WiMMtcluifteii. 

Principe:  4^(Htiez  qnelquefmB  ei  M&uveni  effac^z^  uod 
legea  es  dann  den  Akademie-Rathen  (Hio-fse)  Eur  fieur- 
theRung  uDd  Bestikigung  vor.  Dmin  driicki  man  dem^  Hefle 
das  Hanliii-Siegel  aut,  kgi  ea  in  eineiA  eisernen  Kaslen,  der 
vohl  verschlossen  wird,  und  sehicki  den  Kasten  am  Schkiase 
dea  Jahres  in  das  kaiaerlidie  Cabinet ,  wo  die  geheimen 
Siaatsrathe  im  Vereine  mit  den  Journalisten  das  Ganse  wie* 
denim  revidiren  und  ins  Archiv  legen.  Dieses  Hof-Tagebuch 
is(  das  Material  zur  obrigkeitiicheii  Gesckiehte  Chinas;  «]n 
Auszug  aus  demselben  <fie  taglich  herauskommepde  Staaissei* 
tung  von  Pe-king. 

Die  hislorische  Geseilschaft  bestekt  aus  4  von  dem  Kai<- 
ser  ernannten  Direcloren,  10  Historiographen,  34  Verfassem 
und  18  Correctoren.  Diese  Gesellschaft  beschaftigt  sick  mit 
Abfassung  der  jahrlichen  Geschichte  Chinas.  Sie  hat  keine 
etat8ma£Bigen  Mitgiieder;  ihre  Directorea  werden  aus  dem 
kaiserlichen  Cafainette  und  dem  gelehrten  Comite  gewiihlt 

AuCser  den  Civil- Examinen  giebt  es  auch  militairisalie 
Priifungen  fur  Individuen  der  acht  Banner,  welche  militai* 
rische  Chefs  werden  wolien,  und  eigne  Dolmetscher-Examina 
fiir  Individuen  derselben  Yolks -Abtheiliing,  die  von  den  drei 
politisch  wichligsten  Sprachen  Chinas  (Oimesiseh^  Mand/mscH 
Mdngolisch)  wenigsiens  sweier  tnachtig  sind*). 

4.  Oeffentiiches  und  Privatieben  der  Chinesen. 
ki  diesem  Absehnitte  handelt  der  Verf.  von  dem  kaiserL  Pa* 
laste  und  anderen  offenlliehen   Gebauden  in  Pe-kiog,    von 


*)  Die  acht  Banner  oder  Division  en  sind  die  Nachkommen  der 
Tnand/uischen  Eroberer  Chinas  nnd  der  mit  ihnen  nach  China  ge- 
kommenen  Mongolen  und  Chinesen,  welche  den  Thron  der  hentigen 
DynBfltie  befestigt  haben.  Diese  durfen  niir  nnter  einander  heirathen, 
•ind  geborne  Krieger  und  bis  anf  diesen  AugenbUtsk  die  kiftllifate 
S'tiitze  der  regierenden  Dynastie.  Hohere  Militair-Stellen  werden 
nor  Individuen  der  acht  Banner  anvertrant,  die  iiber  300,000  streit- 
bare  MSnner  (yon  15  bis  60  Jahren)  zahlen.  Die  Meisten  wohnen 
mit  ibren  Familien  in  Peking;  die  UebrigeA  liegen  als  Gamiionen 
in  den  anderen  vornehmsten  Stiidten  des  Reiches.' 


UeVer  Pater  HyadntVs  Kitai  (Chiaa).  413 

Bauart  und  E^richtung  der  Gebaude  uberhaupt,  von  Qhrono- 
logie  imd  ZeU-Einlheilungi  Tribut  und  Huldigiingsschreibevj 
Faidilieii-*Namen  and  Beinamen,  von  dem  Hof-Cereinom«lk 
in  all^n  s^inen  Yeraweigungen,  den  Hochseita-  und  Trauer- 
gebrauchen,  den  Volksf eaten ,  der  Etikette,  den  LebensaiiUeln 
und  der  Kleidung.  —  Ueber  Paliiste  und  GebMude  erbalt 
man  in  der  Besehreibung  von  Pe  -  king,  welche  Pater  H.  1829 
herauagaby  noch  detaiJlirtere  Auskunfl;  und  die  iibrigen  To* 
pika  sind  von  alteren  und  neueren  Missionaren  Kiemlich  er- 
achopfend  erortert  worden;  nur  den  verschiednen  Hof-Feier-- 
lichkeiten,  deren  Beschreibung  jedoch  keine  Ausztige  zulafst, 
schenkt  unser  Verf.  wohl  grofsere  Aufmerksamkeit  als  alle 
seine  Vorganger.  Besonders  interessant  ist  aber  der  Artikel 
„Tribul  undHuldigUngs-Schreiben"  (gluck>vUnschende  Adresse),' 
weil  dieser  liber  die  Stellung,  die  China  zum  Auslande  ein- 
nimmty  wichtige  Aufschliisse  giebt.  Bis  um  das  Jahr  231  vor 
Chr.  war  China  ein  Staat,  der  in  viele  grofsere  und  kleinjcre 
Feudal -Reiche  zerfiel.  Ueber  die  Rechte  der  belehnten  Fur- 
sten  und  ihre  Verhaltnisse  zu  dem  Oberhaupt  des* '  Staateii 
(dem  Kaiser)  liefem  uns  die  alteren  Annalen  der  Chinesen 
merkwiirdige  Documente.  Der  Kaiser  halte  seine  Doniaine 
Sir  sich,  und  nahm  von  den  innern  Angeiegenheiten  der  Fur- 
stenlhumer  seiner  Yasalien  keine  Kenntnifs.  Die  letzteten 
ivaren  Prinzen  aus  kaiserlichem  Gebliite,  Nachkommen  einer 
ontergegangenen  friiberen  Dynastie,  oder  auslandische  Fiirsten^ 
die  dem  regier^nden  Kaiserhause  auf  den  Thron  geholfen 
flatten.  Die  Lehens-Pffichten  dieser  Herren  best^nden  darin, 
dafs  sie  dem  Kaiser  alljahrlich  eine  bestimmte  Quantitat  aus- 
erlesener  Erzeugnisse  ihrer  respecliven  Filrstenlhiimer  zu- 
schickten,  die  er  seinen  erlauchten  Ahnen  opferte.  Diese 
pffichtmafsigen  Geschenke  hielsen  kdng,  ein  Wort,  das  nach- 
mala  die  Bedeutong  Tribut  erhielt 

Diese  Einrichtung  war  eine  der  altesten  und  zugleich 
ehrwurdigsteUy  da  die  cbinesische  Staatsreligion  jedem  Chipe*^ 
sen  oboe  Ausnahme  den  Cultua  der  Manen  seiner  Vater  als 
heiUgate  ^flicht  auferl^    Der  Pericht  des  Fiirsten  und  n^^ 


414  Hifttoriscli-llngriiisttsche  Wissefiscbafben! 


maligen  Kaisers  Yfi  Uber  me  Austroi^knung  d^r-  v^iv  <)eni* 
Hoang-ho  ttbcrfluihcten  Regianen  Nord- Chinas '(«in  Ricseo-^ 
Uhtemehmcn ,  xreldies  dieser  vw weltliche  Wfthllhaler  •  «eineH 
Landsleut«  fiber  2000  Jahre  vor  Chr.  bewerkstelligt  habeti 
soil),  ist  Ya-kung  (Tribut  des  Yfl)  beUtell,  w«l  der  Ver- 
fbsser  in  selbigem  aufser  der  Rechenschaft  did  er  flber  seine 
hydi'aitlisehen  Arbeiteti  ablegt,  auch  die  vomehmsten  Piit>duel<e' 
d^  einzeinen  Lander  nanihaft  macht,  und  deal  Kaiser  anteigt, 
von  wo  und  auf  was  Rir  Wegen  die  j^insbaren  POrsten  nacli 
Hofe  reislen. 

Die  Lehensverfassuog  des  Chinesischen  4^eiches  wurde 
mii  der  Zeit  eine  Quelle  unabsehlicher  Fehden  und  ZerruU 
Umgefti  bis  sie  im  dritien  Jahrhunderi  vor  Christus  zusaia- 
mensturzte.  Die  Oberhiiupter  der  sieben  vornehmsljen  Reiche^ 
in  welche  China  seit  lange  zersiuckelt  gewesen,  halten  einan- 
d.er  drilihalb  Jahrbunderle  hindurch  ununterbrochen  bekam^tfl 
und  nachdeiH  Schi-hoang-tiy  der  Staounherr  des  Kaiser- 
hausesTs'in,  alle  seine  Mitbewerber  (iberwaltigt  balte,  setzle 
er  an  die  >StelIe  der  Feudal -Yerfassung  eine  absolut  monar-. 
chische.  AUer  Grundzinfs  von  den  Liindereien,  der  friiher  an  die 
Yasailen  kanii  wurde  von  jeti^i  an  kaiserliche  Abgabe, 
und  die  ehemalige  Yerpflichtung  der  Yasailen  ruhte  forthin. 
aiff  den  Statthaltern  der  Provi^zen.  und  auf  den  auslaodischen 
Fiirsten^  die  von  China  abhingen.  AUe  loealen  Erzeugnisse^ 
die  fiir  den  kaiserlichen  Hof  in  den  Proyiiizen  ang^aufl 
werden,  alle  seltnen  Kunst-Productej  welche  die  Slaltbalter. 
am  neuen  Jahre  dem  Kaiser  tiberreichen,  heifsen  kung;  und 
di2  vQn  auslandischen  Gesandlschaften  an  den  Hof  gebrachten 
Geschenke  werden  ebenfalls  nur  unler  diesem  demiithigenden 
Titel  einre^slriri. 

Pi2io  bedeutet  zunachsi  die  Aussenseite  einer  Sacbe; 
ite  figiiflichen  Sinne  aber  die  Manifestation  loyaler  Gennnun- 
gen  gtgen  den  Oberherrn  bei  irgend  einer  feierfichen  Gele- 
gbhheit,  die  Gratttialions-Adreldse  der  Vasallen.  Schon  zwei 
JahrhundVrte  vor  unserer  Aera  verlange^  der  chtnesi^cbe  Hof 


MB  dan  abendandisciMR  FOrtteii^  nit  denrn  China  m  Ver- 
bahmsse  trai,  daia  aie  ihre  officiellen  Schreibea  piao  nemieo 
■Kkliten ;  und  dieae  Pralenlioti  wvrde  nachmals  up wandelka- 
tۤ  Geselz.     So  oft  eine  aualandische   Gesandtschaft  China 

•  * 

betrili,  verlangi  man  ifar  Beglauhigungs^Schreiben  unter  dem 
Vorwande  seinen  Inhali  kennen  zu  leraen;  und  findet  sich 
dauiy  dab  dieaea  Scbreib«t)  anders  bekitek  ist,  so  wird  dem 
Geaandlen  badautet,  anatalt  dea  gewahlten  Woitea,  piao  zu 
aeizen,  ^drigenfidk  er  wieder  umkehren  mufs. 

Sonach  aind  die  Worte  kung  und  piao  zwei  Symbole 
der  aqgemabten  iSuperioriUit  Chinas  uher  alle  anderen  Staa- 
%m  der  Welt. 

5.  Mafsregein  derVolks.ernahrung  in  China.  Das 
cigeaUicbe  China  enfthaU  ungelahr  47  Millionen  Russiacher 
Deajatinen  einlraglichen  Landea,  bai  einer  fievolkerung 
▼on  beilaufig  360  MiUioQen  Seelen *)•  Unter  eintraglic^em 
Laade  isi  allea  Land  zu  verstehenj  dessen  Erzeugnisse  der 
Regierung  etwas  einbringen;  also  z.  B.  auch  Niederungen  die 
man  in,  Teiehe  verwandeit  iM,  urn  Fische  zu  ziel^en^  und 
sanfige  Gegieiiden  mil  Scbilfrohr,  Hanf  und  einer  Art  Hirse 
(bobartakoje  proao?).  Hier  aber  ist  in  der  ^ahl  jener  47  Mil« 
lion^i  Deijatiaen  nur  guter  Boden  embegriffeny  der  auaschliefe- 
Kch  sum  Gelraidebau  vMnutsI  winL  Wieaen  und  Brach- 
feld«r  kennt  man  in  China  ni^ht  Ip  denSud-Provinzeii 
anidtel  man  swyeimal  jahdich  Reia,  von  dem  eine  mafeige 
Aemdte  das  Hwidertfache  der  Auaaaai  lieCert  In  der  Nocd- 
biyfte  dea  Seiches  wird  thaiuptaJicWicjb  Weizen  und  Hirse  ge- 
bani;  au^  geHngt  ^ea  dort,  auf  demselboi  Acker  Beides  zu 
iimdlcD,  indm  man  aUemai  eine  Furche  mit  Weizen  und  ^ 
Mdere  mit  Hiiae  beia^  Der  Weizen  raift  zu  Ende  Miv  U|9d 
AaCsng  Juniua;  die  Hirse  atier  im  September.  Viehzucht 
iaft  in  China  nicht  vorJhanden,  daher  die  Erfaaltung  des 
wenigen  Hauaviehs  nur  wenig  Getraida   erhcjiseht.     I^imn^ 


*)  Die  Deijstine  ist  ein   Stuck  Land   Ton  2400  rwsiiichfn  Oasiln^tr 
St^tpcn^  mm  tmiMpntM  naho  5,71  PrenfsitchQii  Mo^f^n. 

Ennans  Rass.  Archir.  1841.  Hft.  3.  27 


41ft  Htitoriich-linfcanliM^  Wims*clMili»«. 

man  dazn  noeh  die  Rei9-Zttfcihr«ii  aus  dM  rtiaeln  des  aid* 
lichen  Oceans  und  aus  Indien,  und  erwagi  man  alif  der  ande« 
ren  Seile  die  mtthige  Lebenswieise  der  Chinesen,  bo  wifd  es 
Einem  nichi   mehr   unwahrscheinlich  Torkemmen,  dafa  Eum 
Deajalitie  Landes  achtMenschen  emShrL    Aber  einUmsland, 
der  auf  den  ersten  BKck  dieser  Wahracheinlidikeit  sehr  ent*> 
gegen  ist  and  die  Chinesische  Regierung  aelbsi  6fter  in  Ndlh 
und  Verlegenheit  setzt,  ist  der  Mifswachs,  der  allerlei  Ur^ 
sachen   haben    kann.    Im   nSrdlichen  China  ist  der  FruhKhg 
gew5hnlich  irocken  und  der  Sommer  regnieht    Im  Mars,  im 
April  und  einem  Theile  des  Mai  ist  der  Himmel  fast  beatan- 
dig  klar  und  Regen  eine  grofse  Seltenheil.    Uiii  d(e  Halfte 
des  April  beginnt  eine  anhaltende  Hilze  von  mehr  ala  20*  R. 
im  Schatten,    Die  durch  Canale  get  rankle  Fruh-8aat  waehal 
alsdann  schnell  und  Oppig  empof.    Wenn  aber  diese  Troeken- 
heit  der  Almosphiire  bis  in  den  Junius,  ja  nc/ch  weiter  hinaua 
sich  veiisingert,  und  durch  uiiermafsige  Hitie  die  cur  Waaae* 
rung  der  Felder  benutzten  Qiiellen  selbsl  versiegen>  dann  rer^ 
brennt   das   Getraide ,   und   der  Mifswachs  ^  ist  unabwendbar. 
Aber  auch  der  Bfegen  schadei  demOelraide,  wenn  er  imVer* 
laufe   des  Sommers   cu  haufig  (liUl  uild  6ft  hn  voUen  Sinne 
des  Wortes  di^  Felder  tiberschwemml.    Die  niedrigen  Gegien- 
den  siehen  alsdann  bisweilen    lange  unter  Waaaer  und  daa 
Kom  fault  an  der  Wurzel.    Wenn  aber  votterida  bei  aohial* 
tend    starkem   Rege^    die    Fliisise,     durch  >  Bcar^aaser    ge^ 
schwellt,  ihre  Ufer  trbersieigen,  so  gewinni  4is  Wasser  em^ 
mSchtige  Ausdehnurfg,'  und  SVAif^  und  DMer.  gehen  nieht 
selt^n  in   den  Fluthen   uhter. '  In  ergiebigein  Jahretv  erheben 
sich  zuweii^n  grofse  Hetischr'eckeii-SchwMrme,  die  tiicht  min^ 
det  ab  Dnrre  und  Ueberschwemmung  den  Feldern  Schaden 
thun.     Diebe   physischen  UngllrcksfSlle  nenht  die  Regierung 
,,Allgemeine  Noth"  und  nimmt  zehn  Grade  dea  Schadens  an, 
den  das  Reich  durch  diesetben   erleidet.     Wenn    man  z^  B. 
nicht  Ein  Korn  von  der  Aussaat  erhalt,  so  hat  die  Noth  den 
zehnten  Grad  erreicht. 

Wenn   allgemeine  Getraidcnolh  irgend   eiiien  Theil-  des 


Rtiches  faefallt,  sq  jaawBen  die  Annen  DaMirlich  eber  als  An- 
dere*  Hunger  {eiden;  slait  aber  dann  ihre  Ueimak  %u  verlassen 
lud  belUkd  durch  die.  Weli  zu  Ziehen,  begeben  aie  sich  auf 
die  Felderi  ain^mela.was'gewaehsen  ist  ohne  AuswaU,  pfliicken 
aogar  die  Blatter  von  den  Baumeny  kocben  sich  Alies,  und  .ge« 
nieben  e9  aTa  Substilul  fur  ibessere  Nahrung*    Unierdessen  ist 
die  Regierung  unerniiidel  ihatig^  den  Nothleidenden  zu  hel* 
fen,  und  ihre  bei  solchcr  Gelegenheil  gelroffenen  Mafsregel^ 
zeugen   von  grofser  Slaatsklugheit.     Zur  Aufbewahrung    des 
Gelraides  sind  vier  Arten  Magazine   besiimmt:^  1)  Kaiser- 
liehe.    3)  Vorrath'S-Magazine     3)  Land-Magazine. 
4)  Vereins -Magazine*).. .  Die  Magazine   tier  ersten   und 
zweiten  Art  werden  durch  die  Regierung   mil  Vorrii^hen  von 
allerlei  reifem  Getraide,  das  als  Grundsteuer  eingcgangen,  an* 
gefiilit.     Die  Land -Magazine  sind  auf  Kosterl  der  Unterthanen 
gegrundel  und  ihrer  unmittelbaren  Verfiigung   anheimgestellty 
ausgenommen  in  Schan-«i,  wo  die  Kegierung  sie  auffiihren 
lassen.     Die  Ycreins*  Magazine  danken  besonderen  Vereinen 
ihr   Dasein;   sie   sind    ini   Grunde  von  gleicher  Art  wie  die 
Land -Magazine,  und  stehen  unler  Verfiigung  der  Giieder  des 
Vereines.     Die    ungeheuren    Getraide -Magazine   in  Pe-king 
und  T'unn-djeu    (T*ung-lscheii),   das   21   VVer«t   ostlich 
von  Pe-king  liegH  wie  auch  die  militairisclien  Magazine  in 
den  verschiedneh  Statthalterschaften-und  die  vorliiufigen  Ma- 
gazine   an   den  schiffbaren  Canalen  wwden  nicht  zu  obigen 
vier  CJassen  gerechnet,  weii  in  den  ersteren  Getreidevorralhe 
aus  kaiserlichen  Nagazinen  zum  Bedarf  des  Heeres  aufiiewahrt 
werden;  in  den  letzteren  aber  das  Getraide  zur  Befrachtu^g 
der  Flossen  lemporair  aufgeschiehtet  mrd  **). 


*)  Da  der  VeiT.  die  diineBMchen  Benennangen  nicht  beifiigt,  so  hab<* 
icli  s«ine  rassitchen  Snbstitate  (kasennyje  luagasiny,  sa^a^nyje, 
clerewen«kije,  obBchtflcbe^twennyje)  wortlich wiedergebm  inu«- 
sen,  obBchon  aie  nicht  lehr  deutlich  sind,  and  naraentlich  der  Ans- 
drnck  Vorratbs-Magazine  to  viel  als  gar  mchts  sagL 

'")  Wie  viel  Getraide  man  aUe  Jahr  in  den  Kaiseiiichen  und  Vorratbs- 
Magazinen  nnttrbringt,  mag  die  folgenile  TabeUe  seigen,  in  welclier 


Il^ 


HistorincIi-lingiiistiBche  WiM^fiscffaften* 


Man  darf  den  unbegrfindelen  Nachricfilen,  iiltn  Sie  Schalt- 
kammern  und  Getraide-MagaKine  im  dnnesUdien  Reicbe  diireh 
Mifsbrauche  von  Seiten  der  Beamten  verddet  wiirden,  kdn^ 
Glauben  beimessen.  Zwar  giebt  es  Defecte  in  YerwalfiungB- 
Cassen  und  liickenfaafte  Yorrathe  in  Magazinen;  aber  diesen 
Mangeln,  die  man  im  allgemeinen  Uebersehlage  desVorband^^ 
nen  kaum  bemerkt,  wird  von  Seiten  der  Regierung  sorglicli 
abgeholfen.     Der  Mi&wachs,   den  die  Diirre  von   189B  (sie 


daf  G«tiftid«  nacli  Sicken  bercdinet  ist,  der  Sack  zn  166  Kia,  wi« 
nacli  masucJiem  Maalse  5  Pad  92^  aotmacht. 


ProTinzen. 


Quantitat  des  Geiraides. 


Dii-li  (Tacbi-li) 

Schan-tung 

^han-fi 

Ho -ha II 

An  -hoi 

(*An-hoei). 

Dajann-tfu 

Dajann-^ 

(Kiang-ft) 

Fo-dsjan 
(Fa-kian) 

(Tsche-kiang) 

Ha-bei 

(Hu-pe) 

Hd-iuia 

8chan-ti 

Kan-ra 

Sy-tschaan 

Knang-tong 

Knang-fl 

Jan-nan 

Gui-d/eu 
(Kuei-ttcfaen) 


Kaiserl.  Mag. 
1197524  Hirae 
2945300      - 
2273032      - 
227u'99v      — 
9«7IN)0  Reis 

1158000  ilirae 

I3207IS  - 

2962559  - 

2988501 

1955433  - 

1487712      - 
8083011  Getraide 
0030428 
2887917  Hiree 
2860830      - 
1274388      - 
830674  Geiraide 
2000000      - 


Yorratlis-Mag. 


1039000*) 
200000  lline 

*)  Darunter  697000 
Shtke  Reis. 


800000  Hirsf 


lOdtX) 


ini  Ganaea        11049991 


JMmooo 


dMierfe  voiti  AprS  bis^stmi  Au^si)  ^rzeugte^  nhd  die  grofte 
Heuschreeken  -  Verheerung  1895  reraniafeten  in  den  siebcm 
Pt^insen,  die  von  <fie^eh  Latidplagen  bermgesnclit  warden, 
keitie  aufriihrerische  Volksbewegung;  uftd  dies  beweisf  hin- 
iSngKch,  dafs  fie  Getraide-Magasine  gut  r^morgt  werden. 

Von  dem  in  den  kaiserlichen  Magazinen  der  verschiednen 
Goiivernements  aufbewulirten  Getraide  konnen  nur  ^  ver- 
kau/l  werden.  Mit  Riicksicht  auf  die  Natiir  des  Erdreichs 
verkaiift  man  jedoch  in  einigen  Gegenden  die  Halfle  und  so- 
gar  ^V;  1"  gulen  Jahren  aber  nicht  fiber  -jV  oder  bSchstena 
/(^.  tn  einem  fruchlbaren  Jahre  wird  das  Getraide  in  den 
Magazinen  gewohnlich  um  fiinf,  in  einem  Mifsjahre  aber  urn 
zehn  Procent' unter  seinem  gesetzmafsigen  Marktpreise  ver- 
kaufl.  Nach  der  Herbst-Aemdte  fiillt  man  die  Magazine  mit 
neuem  von  der  gelosten  Sumroe  aufgekauftem  Getraide.  In 
den  Land -Magazinen  mid  Vereins- Magazinen  aber  -wiri  das 
Getraide  den  Landbauern  durch  Leihvertrag  verabfolgt,  in 
welchekn  sie  sich  anbeischig  machen,  die  geliehene  Quantitat 
nach  der  Herbst-Aemdte  in  natura  zuruckzustelltfn. 

In  ^inem  Reiebe  wo  das  ahgebaute  Land  im  Vergleiehe 
mil  der  Bevolkemng  aafscirordeilllich  kkin  ist,  muCi  die  Re- 
gierung  vor  AUem  den  Feldbau  ermuntem  und  begiinsligen. 
Zu  diesem  Zwecke  sind  die  District -Vorsteher  in  China. an- 
gewies^n^  den  fleiCsigen  Skonomischen  und  rechisehafftnen 
LiAndbauem  die  bsigliien  subaltemer  Staatsdiener  zu  erthei- 
len*  W^nn  in  irgend  einer  Provinz  Land  oildeckt  wird,  das. 
sum  Feldbau  iaug^efa  isi|  lo  miisaen  die  Ortsbehorden  frei- 
wiltige  Bestelier  des  Bodens  aufnifen  und  sie  mit  Pilug^ 
Ochsen  und  mit  Soamen  zur  Aussaat  versoi^gen.  Auf  einem 
Aoker,  der  Getraide  hervorbringen  kanh^  darf  kein  Tabak^ 
gesael  werden* 

Die  Ausrettimg  del*  Heu^chr^ck^n  ist  ein  anderer  Gegeil- 
sUM  4er  F0rs6fge  d^  R^gienltlg.  Die  HeUsdhrecki^  koktaitit 
ztMeiAl  in  ieuchteti  Niedetang^n  ait  groFs^n  See'^fi  uild  Fltis- 
sM  ins  Das^in;  AAhH  ihlissen  ^  OHs  <^  Obrigkeilen  ^l^^hrii^h 


4JW  HMtorbdi-liagaistitdio  WisteitMhiUlta* 

im  Februar  and  Mirz .  ibre  Puppcn  xersU^rao  ^BM^n.  Sobi44 
die  Heuschrecke  sich  leigt,  sckic)tt  maa  Soldateiv  and  Bai|a|ni 
aus,  die  den  Bodei\  au%raben  und  die  Puppen  iSdlen  i>der 
bet  trocknem  Wetl^r  verbrennen.  W^enn  die  Heuschrecke 
gleichwobl  Fliigel  b^komml  und  schwarmty  so  werden  die  Be- 
hdrden  wegen  Fahrlassigkeit  vor  Gerichl  gestellt 

Grofse  Ueberschweminungen  sind  in  China  gar  nichl  un* 
gewohnlich,  besonders  in  der  Ebejoe,  welche  der  Hoang-ho 
von  seiner  Beugung  uach  Osten  an  durchstromt.  Obschon 
dieser  gewaltige  Fiufs  an  gerahrlichen  Stellen  einen  doppelten 
Uferdamm  und  noch  einen  anderen  Damni,  der  einige  Werst 
voni  I3fer  abliegl,  zu  Schranken  hal,  so  scTiwellen  ihn  doch 
slarke  Regengiisse  in  dem  Alpenlande  Tangul,  und  in  den 
wesllichen  Gebirgs-Regionen  Chinas  bisweilen  so  ungebeuer 
und  machen  seinen  Strom  so  furchtbar  stark  ^  dafs  er  alle 
Damme  niederreifst ,  Dorfer  und  Stiidle  zerstort  und  die  Ge* 
Iraidefelder  in  weitor  Ausdehnung  iiberschwemmt.  Jn  soJchen 
Fallen  mussen  die  Ortsbehorden  dafiir  Sorge  Iragen,  dafs  die 
in  Lebensgefahr  schwebenden  Menschen  gereltet,  die  Ertrun- 
kenen  aiif  Koslen  der  Regierung  beerdigt  werden,  und  den 
dnrch  die  Ueberschwemmung  Verarmlen  durch  vorgesireektes 
G^Id  wreder  aufgehotfen  werde.  Die  QuantitHt  solcher  pecu- 
niSren  Untersttitzungen  ist  durch  besondere  Verfiigungen  fest- 
geselzt 

III  jedem  Mifsjahre  isrst  der  General -Statlhaller  der  be-' 
treflenden  Provinz,  nachdem  er  Seiner  Majestat  Von  d\er  Nodi' 
des  Volkes  Berichi*  erstailet,  die  Magazine  offnen  und  vor- 
lau6g  die  armen  Bewohner  mil'  Brod  auf  einen  Monai  ver- 
Borgen.  Dann  berechnel  er  den  Grad  der  allgemeinen  Noth, 
tkeiit  die  Einwohner  in  Bedtirflige  und  Bediirfligsle ,  und 
macht  dem  Kaiser  wied^rum  eine  Vorstellung  wegen  der  fer« 
ner  zu  leistenden  Htilfe.  Hal  das  Eiend  den  lOten  Grad  er- 
reicht.  so  erhaltea  die  Bedurftigslen  eine  fernere  Unterstulzung 
an  Gelraide  auf  vier,  und  die  Bedurftigen  auf  drei  Monate. 
Bei  aechs  Graden  versorgt  man  nur  die  BediirXligsteo  ftuf 
einen  Monai  mehr,  und  bei  noch  niedrigeren  Graden  hdren 


IMkw  PMwr  ll7Mfaith\i  KMai  (ChiiMt).  4ftl 

Znschdsse  ganz  auf.     Daft  Gelraide  wird  jeden  Tag  aot 
dm  Magazinen  verabfoigt 

-  Diirre,  Ueberschweminungen  und  Heuschtiecken- Plage 
kaben  gew6hniich  He  Wirkung,  dab  der  Preis  des  Getraidai 
nach  Mabgabe  aeines  Mangels  sleigt:  daher  die  Regierung^ 
urn  den  Zusland  der  Nothleidenden  tu  erleichtern,  das  Ge^ 
IraMe  in  den  kaiaerlichen  Magazinen  urn  niedrigere  Preiae  ab 
die  Marktpreise  sind,  verkaufen  lafsi.  PeMt  ea  in  den  Maga«^ 
ibien  an  zureichendem  Verralhe,  so  tvird  auf  Kosten  der  Re-^ 
gieriing  in  benachbarlen  Provihzen  Gelraide  angekauft.  2^m 
SGhlnsae  erselzt  man  das  vei^kaufte  Gelraidis  wieder  mit'  an^ 
gekaaftem,  and  das  auf  den  Ankauf  verwendete  Geld  wandert 
in  die  Caase  zuriiok. 

Wenn  im  Friihiing  nach  einem  Mifsjahre  die  unbemittel- 
len  Landbauern  kein  Gelraide  zur  Aussaai  haben ,  so  borgt 
man  es  ihikeii  zur  Nahning  und  zur  Aussaat.  Erfolgt  eine 
Dikre  oder  U^bersckwemmung  im  Sommer,  so  erhallen  die 
Landleule  'aufser  der  gesetziichen  Uniersliiizung  noch  Gelraide 
«f  Betg  zttr  Winler-Saat;  d&s  sie  nach  der  Spal-Aerndle 
des  felgen^n  Jahres  zurlickerstatlM  mdssen,  jedoch  ohnc^ 
Ziose*. 

Denen  die  bei  allgemeiner  Nolh  mil  gelillen  haben,  wird ' 
je  nach  dem  Grade  der  Landesnoth  auch  ein  grdfserer  oder 
kleinerer  Theil  der  kaiserlichen  Abgaben  erlassen;  und  zwar 
eriafsl  man  ihnen  ^,  wenn  die  Nolh  den  lOten  Grad,  ^, 
wenn  sie  den  Qlen,  und  nur  ^^  wenn  sie  den  6ten  oder  5len 
Grad  erreichl  hat.  Wahrend  der  Mangel  anhalt,  wird  das 
Einsammein  der  Abgaben  unverzuglich  unlerbrochen,  und  der 
Termin  des  noch  £inzusammelnden ,  wenn  die  Landesnoth 
8  bis  10  Grade  erreichl,  auf  drei  Jahre  verlangert.  -Eine 
Landesnoth  unlet  5  Grad  wird  nicht  als  Nolh  erachtet,  und 
besciilielsl  der  Kaiser  gieichwohl  eine  Prorogation  des  Zah- 
lungs  -  Termins,  so  ist  es  nur  bis  zur  nachslenSommeramdle; 
die  Steuem  fiir  den  iaufenden  Sommer  aber  werden  auf  den 
Herbal  hinausgesetzl. 

Um   die  Bewohner  solcher  Gegenden,  die   an  Mibwachs 


IMen,  am  Lebcn  xu  erhaUen,  bt  eine  gr^iaere  Gctfoid^- 
Zufuhr  aiu  benachbarteti  Gegenden  erfordirlioh:  darum  er^ 
biitel  man  von  dem  Kaiser  die  Erlauhnib,  den  mii  Gelraide 
iundelnden  Kajufleuten  dies  anseigen  tu  diirfen.  B^  -sokkyef 
Gelegenh^t  iat  das  Gelraide ,  welches  in  <Ue  noiUeidenden 
Gegenden  «um  Yerkaufe  geacbickt  wird,  keineoi  Zpll  unter* 
worlen.  Aucb  verstattet  die  Reglierung  Privalperaonen ,  dem 
Volke  Untersiiilziuigen  an  Gefaraide  sq  yeyabfelgen.  Ein 
Kaufmunn,  der  in  einem  Noibjalire  ein  Micbea  Opfer  mm 
allgemeinen  Beaten  bringen  wilt,  mofs  am  obrigkeiUicbe  Er- 
L^ubnifs  daui  nachsuchen;  aladann  stelU  mm  Am  anheim,  in 
welcher  Art  er  liber  aeine  Gabe  verfiigen  will^  und  kein  Be- 
amier der  Regierung  darf  ihm  in  dieser  Hinaioht  eiwets  vorr 
schreiben.  Die  Staltbalter  der  Provinsen  sind  gehallen^  dem 
Kaiaer  iiber  Leute,  die  ansduiiicjbe  Opfer  ^cher  Art  gebraehl 
haben^  Bericht  i^u  erstatten,  damit  die  Anerkennung  ihrer  Ver- 
dictate  nicht  au^bleibe.  Da  der  Landmwn  in  SClsjahren 
noch  mebr  ala  der  Stadter  um  Erwerb  veriegen  iat,  bo  mtis- 
ten  die  Staltbalter  in  solchen  Zeiken  aXkrlei  nothwendige 
herrscbafUiche  Arbeittfi^  a.  B.  Reinigung  der  CaniHe)  Aoabea- 
serung  der  Damme  und  Stadtmauem  u.  a.  w.  auafuhren  las* 
ten,  daont  das  ar^e  VoJk  aich  Brod  vendienen  konne. 

(Beschlufii  folgt.) 


Archiv 


for 


wissenschaftliche  Kunde 


VO0 


Russiand. 


Heniusgegel>en 


Ton 


A.     Kr 


/ 


1841. 


Vrlttes    ■•!«< 


Berlin, 

gedruckt  und  verlegt  bei  G.  Reiner. 


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Die  iSagen  der  I'scherkessen  *3- 


Kin  Volky  das  ohne  Schreibekunst  ist,  hat  auch  keine  eigne 
Geediidite:  sie  wird  von  Anderen  geschrieben.  £s  weifiy  nur, 
dais  seine  Voraltem  gelebt  und  gewirkt  haben:  denn  die 
Zeugpisse  ihrer  Thaten  pflanzen  sich  ouf  die  spatesten  Nacli^ 
kommen  fort  Weldie  sind  aber  diese  Zeugnisse?  £s  sind 
Ueberresle  von  Hindearbeit,  Waffen,  Geratke,  Bauwerke  und 
andere  aiaterieUe  Denkmaler  der  Yergangenheii,  oder  mundlicbe 
Ueberliefenmgen,  wie  Lieder^  Mahrchen,  Heldensagen,  die  im 
Gedachinisse  der  Nachwelt  geblieben.  Die  WohnsiUe  der 
miier  dem  Namen  Tscherkessen  allgemein  bekannten  St^mme 
sind  arm  an  Ueberresten  von  der  ersteren  Art;  kapan  aber 
nicht  selbst  diese  Armuth  demjenigen,  der  jiber  die  wech- 
selnden  Schicksale  der  Yolker  des  Kaukasus  nachforscht^  su 
Betrachtungen  reichen  Stoff  geben  ?  Das  tscherkessisehe  Yolk 
hat,  obwohl  jede  hdhere  Civilisation  ihm  fremd  geblieben, 
durch  natiirlidien  Yerstand  und  kriegerisch^i  Charakter  2|us- 
geseichnety  viele  Jahrhunderte  lang  seine  Selbststandigkeit  sbu 
bewahren  gewulBt.  Einfliisse  von  Aufsen  her,  die  in  anderen 
Theilen  des  Kaukasus  unverkennbar,  zeigen  hier  keine  ^%m- 


*)  Ein  Ausziig  ans  einem  Artikel  nut  gleicher  Ueberschrift,  der  im  5ten 
und  eten  Refte  des  Rn«<kii  Wje<tnik  mitgetheilt,  nnd  deueftVef^ 
fauer  ein  Tornehmer  Tacherkeese  iat. 

Ermut  Rum,  Afciiiv.  184|,Hft,3.  28 


424  Historiscli-lingiiistiselie  Wissenscliaftcn. 

ren  UDgefahrdeier  Herrschaft  oder  moralischer  Macht;  selbst 
die  Religion  Muhamnieds  hat  auf  ischerkessischem  Boden  nicht 
durch  Eroberungen,  sondern  aus  Ursachen^  die  wr  nur  in 
ihrem  innem  Wesen  suchen  diirfen,  Wurzel  gefafst  Das  Hei- 
matland  dcs  tscherkessischen  Volkes  isi  arm  an  Denkiniilem 
derKunsi,  aber  iiberschwengUch  reich  an  mlindlich  iiberliefer- 
ten  poeiischen  Schopfungen  -7-  dje  Poesie  war  die  Seele,  das 
Denkmal  des  Daseins  der  alien  Tscherkessen ,  die  lebendige 
Chronik  der  Ereignisse  in  ihrem  Lande.  Sie  beherrschte  ihren 
Verstand  Qnd  Ihre  Einbirdungskraft,  im  faSuslichen  Sein,  in 
den  Yolksversammlungen,  bei  Freudenfesten  und  im  Leiden; 
sie  empfing  den  Tscherkessen  bei  seiner  Geburt,  begleitete  ihn 
von  der,  Wiege.  bis  zum  Grabe,  urrd  iiberlieferte  der  Nachwelt 
seine'  Thaten.  ^       ' 

Untcr  Pocsle  vciuldhe'  ich  jen^  ethabeh^n  Li^der  der 
Tischerkessen ,  in  Welch^n  ^edatiken  j&er  Befichiiteuhg  ded 
8tehwaeh«n;  Achiung  ftir  alles  Gr6ise  ttrid  fBr  nich  selber, 
Oedanken  iuber  dns  Urlheil  der  Naehwett  —  kufk  alle  ed^ln 
H^gitngen  einer  hbhen  Seele  enthallen  dihd,  2u  d^nen  ieti  «o-^ 
gar  verderbliche  Leidensehaflen  rechne,  <4ie  den  Tfwtherkewen 
ku  Riuber^i  ufid  Blulvergiefs^n  sporrttai,  ^ft>bei  aber  fiidht 
Dtlrst  na^h  Beiite,  sondern  Durst  nach  mifevdrslaiideneiii 
Ruhme  zum  Gninde  lag.  Diese  Ideen  Waren  nicht  in  Wof- 
len  allein  ausgcdriickl  —  nein,  sie  erhidten  sith  m  Wcrkfeh; 
die  Himmelskraft  der  Dichtkunst  {|5bte  si^  ein,  gab  ihnen 
iiHmHehtige  Wirkung.  Alle  Voikcr  kentien  die  Poesies  der 
Yaohe  Wtislenbe^6hner  und  der  im  Lulcus  sekweigend^ 
Stadter  besingen  ihre  Freude  und  ihren  SchmersE;  in  der  gan- 
reh  MenschheU  Icbt  Poesie  r-  sie  ist  ein  TTieil  des  Men- 
B^hen.  Aber  die  Folgen  ihres  Einflusses  si))d  nicht  gleieh* 
flrtig,  sogar  tmgemein  versbhiedner  Art,  und  wohl  nirgends 
offtmbatie .  sich  diese  Verschiedenheit  so  scbarf,  so  ge^vf^ahig, 
so  allgemein,  wie  bei  den  Allvordem  der  Tscherkessen.  Und 
wie  kiar  thun  sich  die  wohithatigen  Wirkungen  dieses  Einflusses 
nooh  jeUt  bei  den  tscherkessischen  Stiimmen  kund  y,  $0  sehr  sie 
auch  in  mancher  Beziehung  ihren  Vaiem  unalmlich  geworden! 


Die  Sagen  der  T^cbfrkessen.  42& 

Ich  glaube  nicht,  dafs  selbst  die  Gesange  Tasso's  -r-  ver- 
gleichungsweise  geredet  —  so  tnachiig  auf  Italien  gewirkl 
haben,  wie  die  alien  Lieder  der  Tscherkessen  auf  ihre  spa* 
teste  Nachkommenschaft*  Beweise  dafiir  —  und  welche  Be- 
weise!  —  findet  ihr  bei  jedem  Siamme,  noch  im  heuligen 
Zustand  der  Tscherkessen. 

Der  Tscherkesse  wird  bei  seiner  Geburt  mit  Gesangen 
empfangen  und  Gesiinge  begieiten  ihn  zur  Gruft.  Wenn  ein 
mannliches  Kind  sur  Welt  kommt,  beauftragt  sein  kiinfUger 
Erzieher  oder  Atalyk  die  Sanger,  ein  Wiegenlied  fiir 
den  Neugebomen  zu  dichten*).  Sie  machen  sich  ans  Werk 
und  mit  welchen  Farben  schildem  sie  die  kiinfUgen  Schick- 
aale  des  Knableins!  das  sind  gliihende  Oden!  Zuerst  werden 
gewShnlich  die  Voraltern  des  Kleinen  gefeiert,  dann  seine 
AelteiTi  und  xulelzt  sein  eigner  ktinfiiger  Thatenlauf.  Wie 
viele  Gemalde  entrellen  sich  da  im  Lichle  der  siidliehen 
Sonne  y  in  der.  Farbenpracht  der  kaukasischen  Natur!  die  Be^ 
geistemg  des  dangers  wallt  und  sprudelt  —  es  ist  ihm  keine 
Granze  gesetzt;  er  besingt  nicht  eine  Vergangenheity  die  sei- 
ner Phantasie  mehr  oder  weniger  driickende  Fesseln  anlegte 
—  neinl  er  besingt  das  Werdende,  noch  Unbekannte,  und 
keine  Schranke  hemmt  die  Ergiisse  seines  HerEens,  seiner 
Phantasie. 

leh  weifs  einige  Stellen  aus  dem  Wiegenliede  eines  roei- 
net  Altersgenossen  —  sonderbar!  in  diesem  Liede  hat  man 
den  Knaben  nach  dem  fernen  Norden  gesdiickt  Audi 
kam  er  v^rklich  in  der  Folge  dahin  und  die  Sonne  beschien 
den  Jiingling  im  kalten  Lande;  aber  die  Sanger  hatten  nicht 

voiiiergesehen Heil  euch  ihr  Sanger,  die  ihr  keine 

Prepheten  seid!  er  hat  einen  Segen  aus  seiner  Heimat  mitge- 
bracht;  die  Erinnerung  wird  ihn  fiir  Alles  schadlos  halten  imd 
ein  ruhiges  Gewissen  ihm  in  seinem  (ibrigen  Leben  der  reich- 
ate  Trost  sein!    Verzeih"  mir  diese  unwillkiirliche  Aufregung, 


•)  Atalyk  ist  ein  den  TUrken  erborgtes  Wort,  da«  eigentlich  Vater- 
sehaft  b^deatet. 

28* 


9Sfli  Historiscli-Ungiiiftiscbe  Wissenscliaften. 

o  Lcser!  Nichl  Jedcr  isl  seiner  Gefuble,  seiner  Zunge  miich- 
lig ,  und  nicht  Jeder  besiUi  —  Gott  sei  Dank  —  die  Kunst, 
sich  su  verstelien 

Das  merkwiirdigste  mir  bekannte  Wiegenlied  war  dem 
kurzlich  verstorbenen  Fiirsten  des  SUmmes  Mochosch  ge- 
sungen  worden.  Die  Melodie  des  Liedes  hatte  Einer  von 
meinen  Bekannten  auf  Nolen  geseUl;  abcr  Nolen  und  Text 
sind  schon  lange  fiir  mich  verloren  und  es  bleiben  mir  nur 
angenehme  Reminiscenzen  zuriick,  vOn  denen  ich  einmai  re- 
den  eu  konnen  hoffe  —  es  wird  mii  ganz  unparteiischer  Of- 
lenherzigkeil  geschehen 

Diejenigen  Gesiinge,  welche  man  Tlbepschnail  (Ge- 
saoge  vieler  Manner)  nennt,  sind  hochst  merkwurdig  und  von 
grobem  hisiorischem  Werthe:  in  ihnen  werden  Ereignisse  — 
mil  Ausnahme  der  kriegerischen  —  gefeiert,  an  denen  ganze 
Slamme  Theil  nahmen.  Wenn  man  in  diesen  Liedem  die 
Jahre  der  Begebenheilen  bezeichnete,  so  konnlen  sie  ein  liisto- 
risches  Material  abgeben ,  wie  nur  wenige  Volker  aus  ihrer 
sogenanplen  vorhistorischen  Zeil  es  besitzen  diirften.  ^  Diese 
Arien  Gesange  sind  im  allgemeinen  von  gleichfomiigem  Cha- 
rak^er,  aber  sie  unlerscheiden  sich  dureh  besondere  Namen 
und  Weisen:  eitiige  fiihren  die  Namen  der  vqrnehmslen  Ur- 
heber  der  Begebenheilen:  so  z.  B.  die  beriihmten  Lieder  iSo- 
lochi  Karbetsch,  Kanbolet  u.  s.  w.  Andere  sind  nach 
Ori  und  Zeil  (?)  von  Schlachten  benannt,  z.  B.  die  Lieder 
Kkureje,  Kjeschteiwo^  Bsiekkoseogor  u.  s.  w.  Das 
Lied  Karbetsch  beginnt  damit,  dafs  jung«  Furslen  und  Edie, 
ohne  auf  den  Ralh  der  Alien  zu  horen^  einen  Krieg  anfan- 
gen  u.  s.  w.  Dann  folgen  die  Thalen  der  Manner ,  die  an 
den  Begebenheilen  Theil  genommen,  nach  dem  Grade  ihrer 
Wichligkeit  Hier  kann  es  Einem  nicht  enlgehen,  mil  wel- 
cher  Ehrfurchl  der  Sanger  von  den  Gasten  fremden  Slammes 
spricht,  die  zufaliig  am  Kampfe  Theil  genommen.  Und  welche 
Kraft  und  Schonheit  der  Ausdrucke  isl  in  diesen  Liedern! 
Wenn  ich  das  beruhmle  Lied  „von  Igor's  Heere"  lese  und 
viele  Stellen  aus  den  beslen  tscherkessischen  Volksliedern  da- 


Die  Sageh   der  TsclierkcBsen.  ^7 

mil  vergldche^  so  weifs  ich  nichl,  wen  ich  mehr  bewundera 
soIly  den  »la\vischen  oder  die  ischerkessischen  Sanger.    Ich 
mufs   es   gesiehen  —   in   den    Ischerkessischen  SchSpfungen 
finde  ich  mehr  Poesie,  mehr  Kraft,  und   konnie  ich  sie  ins 
Russische  iibertragon,  so  wiirde  man  ihnen  gewifs  in  jeder 
BeziehuDg  Vorsiige  sugestehen.    hi  dem  Liede  5oloch  ist 
ein  Umstand  hochst  merkwiirdig.   Moloch,  der  gefeierte  Greis 
(ich  vermulhe,  dafs  er  zur  Zeit  des  Bori«  Godunow  lebte), 
verlor  sein  Leben  durch  einen  Sturz  voin  Pferde;  aber  die 
Hochachtung  seiner  Zeitgenossen   vor  ihin  und   sein  Ruhni, 
den  er  in  bluiigen  Kiimpfen  erworben,  erlaubten  dem  Sanger 
nicfat,  diese  Todesart  ausdriicklich  zu  nennen,  doch  durfte  er 
auch   die   allzu   bekannle  Wahrheit  nicht   verhiillcn;   darum 
driickte  er  sich  so  aus,   daCs  man  anfanglich  denken  sollte, 
der  Held  sei  im'  Schlachtgewuhle  gefallen ;  erwiigen  wir  aber 
nur  eine  Minute  lang  die  Ausdriicke  des  Siingers,  so  giebt 
sich  uns  das  Wahre  der  Sache  von  sclbst  zu  erkennen.    In 
dem  Lie.de  Karbetsch  ist  eine  Slelle,  die  man  nicht  ohne 
inniges  Mitleid  hdren  kann:  es  ist  die  Beschreibung  der  Qua- 
Icn  des  Karbetsch,  der   an  einer  Wunde  langsam  hinstarb, 
und  des  Jammers  seiner  Frau  und  Schwester  iiber  sein  trau- 
riges  Ende.    Der  Sanger  sagt  unler  Anderem:  „die  bleieme 
Kugei  kampft  harlnackig  mit  dem  Schenkelknochen,  und  keine 
Hoffnung  ist  mehr  zur  Retlung  des  Verwundeten  ....    Er ' 
fiel  vom  Hause,  wie  ein  goldner  Dachsparren!''     Urn  die 
Kraft  dieser  Vergleichung  besser  zu  fiihien,  mufs  man  wis- 
sen,  dafsDachsparren  hier  eineStutze  bedeutet;  denn  der 
erschlagene  jungeHeld  war  der  leizte  seiner  Familie. 

Eine  dritte  Gatlung  Geslinge  sind  die  Gbse  oder  Kla ge- 
lled er.  Diese  besingen  ungliickiiche  Begebenhciten ,  z.  B. 
den  Untergang  ganzer  Stamme  durch  Krieg  oder  ansteckende 
Krankheiten,  oder  das  traurige  Geschick  einzehier  Individuen. 
Beziehen  sie  .sich  auf  viele  Leule,  so  nahert  sich  ihr  Inhalt 
mehr  dem  der  historischen  Lieder;  werden  aber  nur  die  Lei- 
den Einzehier  geschiiderl,  so  gieichen  sie  mehr  denen  Lie- 
dero,  die  ich  biographische  nennen  will.    AUe  Klagelit^der 


428  HUtoriwh -linguistische  Wiase^sdiaften. 

haben  einen  eigenthiimlicheii  Charakier;  sie  unterscheiden 
sich  durch  eine  Melodie,  deren  blofsed  Anhoren  zu  Wehmuth 
und  Mitleiden  slimmt,  belriifen  sie  auch  L^ute,  die  vor  Jahr- 
handerten  geiebt  haben.  Im  AIlgemeiDen  steht  diese  Galtung 
^  Lieder  an  Schonheii  der  Gleichnisse  und  Kraft  der  Ausdrikke 
den  iibrigen  Gallungen  nach;  und  dieser  Umstand  liifet  nuch 
vermulhen,  dafs  sie  ersl  ein  Erzeugnifs  spaterer  Zeiten  sind. 
Die  alten  historischen  Gesiinge  gehen  heutiges  Tages  sogar 
vdllig  in  Vergessenheit  iiber,  wahrend  unerhebliche  Zufiilie> 
die  nach  Umstiinden  Theilnahme  des  Volkes  erwecken,  sofort 
zu  Klageliedern  Stoff  geben.  Unsahlige  Beispiele  dieser  Art 
iindet  man  bei  jedem  Stamme,  ic^  will  nur  Ekies  anfuhren, 
das  merkwiirdig  genug  isL ' 

Einige  eingefleischte  (Russiscbe)  AHglaulMge  flohen  aiw 
dem  kaukasischen  Gebiete  iiber  den  Kuban;  vor  ihnen  lag 
im  Siiden  das  unabsehbare  Gebirge^  und  die  Fliichtlinge  schlu^ 
gen  ihren  Weg  dahin  ein,  verhoffend,  dafs  sie  dorl  ein  sicheres 
Asyl  finden  wiirden.  Aber  noch  ehe  sie  das  Gebirg  erreich- 
ten,  iielen  sie  den  Mochosch  in  die  Hande.  Dieser  kleine 
Slamm  wohnte  damals  schon  in  der  Nachbarschaft  der  feind-* 
lichen  x\bedsach,  wurde  aber  eu  den  sogenannien  fried- 
lichen  Stammen  gerechnet.  Die  Fliichtlinge  bemiihten  sich, 
allerlei  alberne  Miihrchen  unter  den  Bergbewohnern  aussu- 
breiten,  damit  diese  ihnen  nur  Aufnahme  gewahrien  und  sie 
nicht  wieder  auslieferten;  aber  alle  ihre  Bemiihungen  waren 
fruchtlos.  Die  Mochosch  urtheilten  sehr  richtig,  dafs  sie, 
wenn  sie  die  Ausreifser  bei  sich  behiellen  oder  liefer  in  die 
Berge  fuhrlen,  der  russischen  Regierung  veraniwortlich  wiir- 
den,  und  brachten  sie  daher  Euriick.  Jetzt  erhob  sich  ein 
furchtbarer  Larm  im  Gebirge:  man  iiberhaufte  die  armen 
Mochosch  mil  Schmahreden,  und  verfolgie  sie  mit  fanatischeoi 
Hasse;  ein  Klagelied  wurde  abgefafst,  in  weichem  andachtige 
Theilnahme  an  dem  Schicksal  der  Fliichllinge  sich  kund  gab 
und  die  Namen  vieler  Mochosch  auf  die  gewissenloseste  Art 
verunehrl  warden.  Halten  die  AusreiCser  ins  Gebirge  sich 
begeben>  so  warden  die  Abedsach  mil  ihnen  verfahren  sein^ 


IMe  Sftgen  dot  Tacbeckeiteii. 

wie  bei  de»  GebirgBvciikern  JSiftte  ist;  sie  SrSgiin  kie'  ab  Ge^ 
fangeae  bchaltea  uiiil  ihneb  die  hartcslen  Arbeiten  auferkogjt 
haben;  auch  hilte  man  ihrtr  nun  sckoa  langst  vergesaeii;  aber 
die  ^aohe  kam  anject,  un^  ao  Wurdeii  die  Uebelthiiter  ^!?) 
iSegenatande  dea  Mkfeida,  iomI  sthon  aeil  Tiekn  J^brea  iveri- 
4cn  ihre  Namen  in  KiageUedern  fortgepflaazt 

Die  Angviffs-Lteder^  S^ikoforod,  muTs  man  dbn 
biograpkift^hen  b6iz£thlen;  denn  sie  werdcn  imFelde,  bd 
G«iegeiiheit  dor  CJekerfiUJe  geaungen.  Die  beruliiuteslen  die* 
aar  Lieder  aind:  d^a  unite  Kaiain«  lind  daa  imdir  meueslcii 
Zeit  verfafste  Chat^ch-mgametf).  Man  miilil  augKgensbijb^, 
vhrnn  dad  KaimgeAmgea  ^Mrd,  um  die  gaiize  MacKtAeiner 
Wifrkung  M  bagreifon.'  £d  oft.  «ke  Sanger  diiL  einat  filrflfiia 
farlig  aiifd^  iiehao^ii  ate  ilire^Miitoan  ab  iind)^veriiei^gcn  fick 
bit  «liif  die  MlUiiia  ibri^a  Pferdida;  jader  Tsckaiikesse  aber  eouri 
bettii^l  beiBB  Anhoreii  dea  Liexlcs  imft  8esl>em.Plenie/und  ziiclU 
nicht  aeften  aeinen  Si^L  « 

Die  feli'giosen  Lieder  aasg  man  in  der  hcidniacken 
SMe,  gewfihiilidt  an  Feieiliageft  au  Elbren  cfer  heidnkehcM 
Gmter;  Uiid  aieta  nrit  cnkbioblem  Haupfle.  War  daa  Fest  deia 
Donnergette  gekeiliigt,  ao  .tanzten  due  Tseberkassen'  und  wie» 
derholten  daWi  imntoer  die  Worte  Jele!  0  Jele!  Jele!  Die« 
ae»  Wort  odiar  diesen  Namen  aprecben  die  Osaaten,  daren 
hetdrtische  Oebr^ucbe  denen  deit  Tacherkesnn  aebr  ahnlicH 
II j a  ims;  und  es  iat  bekimni,  iaSs  eke  MufaanunedaiMr  in  ifarea 
<yebeten'  zuif:  Akwendoa^  etnea  Gewittera  den  Namen  Iljiaa 
(Eli as)  nennen.  Was  soil  man  hieraus  folgern?  Ich  fiihie 
jetZft  keinen  Berufi  diese  Frage  zu  beantworten,  biUe  aber 
den  Leser,  einen  (Jmstand  zu  beachten,  der  noch  inerkwurdi- 
ger  ist:    an    mehreren  Festen  sangen  die  Tscherkesaea  mit 


')  IMe  Sagen  iiber  Sen  Ursprnng  den  erateren  Liedes  rind  seiir  Ter- 
scMedenttrtlg  und  hochst  merkwUrdig.  Dieaes  Lied  aowohl,  ala  die 
alten  Sagen,  die  es  betreffen,  habe  ich  ia  meine  mU  mehreren  Jah-^ 
ren  yeifafste  liandschriftlicbe  Sanimtung  tfcheriteaaiacher  Geiange 
und  Sagen  airfgenomnieB.  A*  d.  V. 


iM  HistoriMh-liiifniktisdie  Wkwiiaehaften 


grolserAndachtdieWorte;  MerjemischehoTchaschchomo 
jane!  deren  buchsiabliche  Bedeutung  die  iat:  GrofseMa* 
ria,  des  grofsen  Gottes  Muiier!  Sind  hier  nicht  deut- 
liche  Spuren  des  Einflusaes  der  griechischen  Kirche  erkennbar? 
lo  die  Reihe  der  religiosen  Lieder  gehoren  auch  solche,  die 
man  gewohnlich  bei  der  Leiche  eines  Verstorbenen  absang, 
am  Tage  vor  seiner  Besiaiiung;  diese  nannie  man  5a ch- 
gesch.  Uebrigens  sind  Lieder  dieser  Art  in  Riicksicht  ihrer 
Alelodie  and  ihres  Inhalts  n^he  mil  denen  Liedem  verwandl, 
die  man  bei  Verwundelen  £u  singen  pflegt  'Diese  ha&ea 
Tdiaehepschjeko*ored*)< 

Bei  den  Siammen  von  Nieder^-Tscherkessien***)  sehieki 
Bun  einem  solchen  Liede  allemai  das  lied  Krakea  voraDi 
das  sich  durdi  eine  besonders  gedehnte  Melodie  (elwa 
largo?)  auszeichnet  Dann  folgen  andere  Lieder,  von  denen 
das  merkwurdigsie  dasjenige  isl,  in  wekhem  eine  Art  von 
Halbgott,  Lep«'scha  (bei  den  Osseten  Kurd-alaugon)- 
angenifen  wird.  Die  Besueher  des  Krankem  theilen  sich 
ID  zwei  Parteien,  die  wetteifernd  vier  rhythmiache  Stanisen 
flingen  mid  so  oft  wiederhoien,  bis  eine  Pariei  ermiidet;  sind 
aber  beide  gleich  miermiidlich,  so  endet  der  Weitgesang  ofter 
mit  einem  ergotslichen  Kampfe.  Wenn  das  Lied  Lep«*scha 
gesungen  vdrd,  schlagen  die  Sanger  mit  einem  eisemen 
Hammer  auf  einen  Hakenpflug  (focha),  der  am  Belte  des 
Kranken  liegt;  dieser  muls,  wie  grofs  auoh  seine  Schmerten 
sein  mogen,  den  ganzen  Spectakei  ruhig  anhdren,  ja  biswei* 


*)  Man  halte  die  Consonanteii-Verbindang  tdtsch  und  noch  Hhnliclie 
fast  gransenerregende  Hftofungen  ja  nicht  Ifir  Dnickfehler.  8,  wei^ 
ttr  onten, 

**)  Ich  mufii  hier  bemerken,  dafs  sowohl  die  ticherkessischen  Worter, 
die  ich  aniuhre,  als  auch  die  von  mir  beschriebenen  Gebrauche  vor- 
zugsweiae  bei  denNieder-Tsoherkeuen  sich  findan.  VieleSagen,  die 
bei  einem  Stamme  sich  erhalten  haben,  sind  bei  den  anderen  Stim- 
men  unbekannt,  oder  anders  gestaltet  Von  4en  Liedem  kann  roan 
ein  Gieicbes  sagen,  doch  mit  dem  Unterschiede,  dais  die  alien  treff^' 
lichen  Gesange  alien  Stammen  bekannt  sind.  A«  d.  V. 


Die  S«gen  der  Tscheiiessem  431 

lea.  sogar  in  das  Lied  mil  einstimmen ,  wenn  er  nicht  fiir 
Ueinmutiiig  gelten  will. 

Die  Tanzlieder  heifeenUi'tsch-ored.  Es  giebt  bei  den 
Tscherkesaen  zwei  Arten  Tanze:  der  eine  heilst  UiUschi; 
an  diesem  nehmen  Aile  Theil^  Yornehme  und  Niedrige,  Jung* 
frauen  und  Jungtuige^  er  wird  nach  dem  Takte  der  Meiodie 
getanzt  In  dieser  Art  Lieder  darf  man  nichts  Edles  und  Er- 
babenes  suchen;  ihr  Text  ist  kurzweilig,  mitunter  sogar  un- 
anstandig.  Alie  Lieder  ^  die  heutzutage  bei  den  Tscherkessen 
gedichiet  werden,  baben^  mit  Ausnahme  der  Klagelieder, 
die  Meiodie  der  Tanzlieder,  und  sind  in  keiner  Beziehung  mil 
den  alten  Gesangen  zu  vergieichen. 

AUe  tacherkessische  Lieder  werden  in  niehr  oder  weni- 
ger  gedehntem  und  recitativartigem  Tone  gesungen,  damit  die 
Worte  nicht  verloren  gehen  und  ibre  voUeWirkung  auf  das 
Gemiith  haben.  Zwar  giebt  es  auch  Lieder,  besonders  kleine, 
deren  Meiodie  nicht  gedehnt  ist;  aber  auch  diese  erfordem 
einen  kurzen  Vorsang  (pripjew).  Dahin  gehoren  solche, 
in  denen  man  die  Eigenschaften  der  Vogei|  des  Wildes, 
reifsende  Strome  u.  dgL  besingt  Wer  das  kleine  Lied  vom 
Bergstrome  hort,  der  giaubt  das  Tosen  eines  Gielsbachs  zu 
vemehmen.  Wie  Schade,  dafs  fast  alie  Kraft  und  Schonheit 
der  Originale  in  Ueberselzungen  verloren  geht! 

Ich  schliebe  mit  einigen  Bemerkungen  iiber  die  Lieder 
Eines  Menschen  (Tlsekopschjnatl),  die  ich  biographi-> 
8che  genannt,  weil  sie  ausschlielslich  den  Thaten  und  Leiden 
Einer  Person  gewidmet  sind,  so  dalis  die  iibrigen  in  densel* 
ben  vorkommenden  Individuen  nur  eine  erganzende  Meben^ 
rolle  spielen.  Die  interessantesten  derselben  sind  die  Lieder 
Aidemir  und  Bchesineko-bek^irs.  Die  Zeit  der  in  den* 
selbeiv  besungenen  Begebenheiten  kann  man  mit  Huife  der 
russischen  Geschichte  einigermafsen  errathen.  In  dem  Erste- 
ren  ist  von  einem  Zuge  der  Tscherkessen  gegen  A«trachan 
die  Rede;  diesen  Zug  hieit  ich  anfangs  fiir  eine  blolse  Er- 
dichtung;  als  ich  aber  in  der  Eolge  Karamsin's  Geschichte  las^ 
fand  ich,  da£s  A«trachan  in  der  That  einmal,  und  zwar  in  der 


432  Htstorisch-linguistische  Wnsenscba/ten. 

» 

Regierungszeii  Wa^i  des  Flnfiteren^  von  den  Tscherttcsim 
zerstort  worden  ist  Das  andere  Lied  bt  noch  merkwUr^er, 
und  zwar  darum,  weil  in  selbigem  desLandes  des  Grofsen 
Ffirsten  (ehemals  fOhrte  Rixfeland  bei  den  Tscherkess^n  die- 
sen  Namen)  Erwahnung  geschieht  Lieder  sokher  Art  warden 
gewohnlich  nach  dem  Tode  der  Personen  die  sie  feiern,  ge- 
dichtet,  aber  das  Lied  Bek^irs  ist^  der  Sage  naeh,  schon  bet 
Lebzeiten  dieses  Helden  abgefafst  Er  war  ein  hochbcjahrter 
Greis,  als  seine  Sohne  den  Sangem  die  Abfassung  dea  Liedes 
tiberlnigen;  man  sang  ihm  auf  scin  Geheife  das  Liid  vor;  et 
hSrtc'unter  Anderem  auch  die  Beschreibimg  einer  UAtcrnefc- 
mung,  die  einen  seiner  Widersadier  demulfaigf e ,  und  belahl 
sogleich,  die  SchmiBmngen  auf  den  Gegner  filr  immer  weg* 
zulassen;  denn  Bescheidenhest  gait  bei  de»  Vorhhren  der 
Tscherkessen  fiir  die  grofete  Zierde  des  Menaidien.  Das 
Merkwiirdigste  in  dem  Liede  Bek^rs  ist  eine  drama^iisck^ 
Stelle,  wo  der  Sanger  einen  in  den  Sagen  bekannten  Mann^ 
den  5mschaIeko-Ka«poIet,  der  auch  am  russischen  Hofe 
gewesen,  einfiihrt.  Die  Zarin  befragt  den  Ka^polet  iibe* 
die  Untemehmungen  des  Bek«rs.  Ka^oliet  enlgegn^:  Dei? 
ist  von  Eisen^  wenn  er  in  den  Kampf  gefil.  Sein  Pfeil 
dringt  durch  den  Panzer  des  Feindes.  Sein  Bogew  ist  in 
Urt  gekriimmt.  Gegen  ihn  zu  Fclde  Ziehen  heJfsf;  soviel 
als  in  eine  Feuersbrunst  sfcapfen.  Er  ist  mit  Unheil  gewap- 
net  —  mochte  GoU  unser  Land  vor  ihm  bewahren!*^  Viete 
in  den  alien  tscherkessischen  Licdem  vorkommende  W<h»ter 
sind  in  dem  Lande  selbst,  wo  sie  gesungen  werden,  jetsl 
nicht  mehr  verstandlich.  Was  soil  z.B.  Urt  bedeulen?  Nie- 
mand  weifs  es;  vermuthlich  dieStadt,  wo  manBogen  fertfgte. 
Jeder  beriihmte  Mann  des  tscherkessischen  Alterlhums 
hatle  Sanger  nothig,  die  ihm  durch  ihre  Lieder  Unsterblich-- 
keil  auf  Erden  verschafllen.  Darum  wurden  die  Sanger  von 
den  Helden  stets  in  ihren  besonderen  Schutz  genommen,  und 
sehr  freigebig  beschenkt.  Die  Sanger  schiitzten  ihren  Beruf, 
der  ihnen  viele  Einkiinfte  und  doch  aliem  An^chein  nach  we- 
nig  Ehrie  einbrachte.    Aus  dem  lelztercn  Grunde  woUle  kein 


Die  Sagea  der  Tschcrkeisen.  4S9 

Ttcherkesse  von  hoher  Gekurt  ein  Siuiger  werdeti:  man 
nannte  die  Sanger'  im  gemeinen  Leben  Dekoak,  welches 
Wort  mehr  den  Sinn  eines  Lustigmachers  hat,  als  eines  Men* 
schen,  der  Andere  durch  sein  Talent  verewigen  kann.  Uebri- 
gens  waren  die  Sanger  zum  Theil  selber  Schuld  daran:  sie 
wanderten .  von  Dorf  zu  Dorf,  wie  Seiltanzer,  und  sammelieD 
Gaben  em,  deren  sie  grolstenlheils  nicht  eiiimal  sehr  bedurf^ 
ten ;  ^  und  aufserdem  war  ihr  ganzes  Leben  eine  Kette  von 
Scherzen  und  Witzworten,  die  oft  in  gemeine  Zoten  ausarte** 
ten.  Wenn  man  die  poeiischen  Leistungen  der  tscherkessi^ 
schen  Sanger  sich  vergegenwartigt,  so  weila  man  kaum,  ok 
man  mehr  liber  die  Kraft  und  Schonheit  der  Ausdriicke,  den 
Adel  der  Gesinnung  in  ihren  Liedern,  oder  dariiber  staunen 
soli,  dab  die  Dichter  so  herrlicher  Lieder  Mensdien  waren^ 
die  sich  zum  Gewerbe  von  Lusligmachern  erniedriglen.  Doch 
gab  es  auch  Sanger ,  die  in.  allgemeiner  Achlung  standen  und 
nicht  der  Verhohnung  des  Voikes  sich  ausselzten,  wenn  es 
ihnen  auch  nicht  gelang,  ihren  Stand  zu  Ehren  zu  bringen. 
Nicht  selten  waren  die  Sanger  als  Bewahrer  der  Bege-- 
benheiten  holhwendige  Mittelspersonen.  So  erzMhIt  man, 
dafs  einst  zwei  fiirstiiche  Hiiuser  in  einer  Streitsache  sich 
nicht  vereinigen  konnten,  und  zur  endlichen  Entscheidung  des 
Zwistes  einen  Sanger  kommen  liefsen,  der  ihnen  eines  der 
altesten  Lieder  vorsingen  mufste.  Dasjenige  Geschlecht,  de8« 
sen  Ahnen  bei  ii^gend  einer  bekannten  Begebenheit  sich  ani 
moisten  hervorgethan,  sollte  den  Procefs  gewinnen.  Die  Lago 
des  S&ngers  war  kritisch;  denn  diejenige  Partei,  die  den 
Kiirzeren  zog,  konnte  an  ihm  ihre  Rache  ktihlen,  Allein  or 
besafs  soviel  Herzhaftigkeit,  dafs  er  mit  folgenden  Worten,  die 
er  selber  hinzusetzte : 

„Wenn  der  Sohn  des  Slammherrn  N.  N.  mich  t5dlet,  so 
komme  ich  in  demBauch  eines  Hundes  urns  Leben!'* 
den  Vorrang  des  einen  Geschlechtes  vor  dem  anderen  aus- 
sprach. 

Alles   was    die  alien  Tscherkessen  miindlich  auf  ihre 
Nachkommen    vererbi,   laCst   sich    in    drei   Classen   bringen: 


4S4  Historiach-liiigiiisiisclie  WiBsenscli^ten. 

1)  Gesange  (Ored,  pschnal^ie,  chbse),  2)  alle  Er> 
zahlungen  (Tchdes^^i),  3)  alte  Mahrcben  (Tchde* 
#e8'«i)*).  Da  ich  meine  Leser  mit  den  Gesangen  hinlang- 
lich  bekannt  gemacht  habe,  oder  zu  haben  hoffe,  so  bleibt 
mir  nur  noch  von  den  anderen  beiden  Classen  %\i  spre- 
chen  iibrig. 

Die  alien  Erzahlungen  sind  gleichsam  Coinmentare 
und  Supplemente  zu  den  Liedern;  sie  enlbalien  erweislkh 
viel  WahreSy  sind  aber  dobh  minder  worth voU.  Die  Lieder 
bestehen  aus  toniscben  Versen;  d.  h.  der  Einklang  des  vor- 
kergehenden  Verses  mit  dem  foJgenden  bildet  in  ihnen  die 
Kmisl  der  Wortselzung;  darum  werden  auch  Lieder  nicht 
^xiiblty  sondern  gesungen  wid  bewahren  ihr  urspriin^iches 
VersmafSy  ihre  urspriinglichenWorter;  dieWahrheit  der  Thai- 
sachen  ist  in  ihnen  nicht  so  vielen  Veranderungen  des  Zu- 
falls  und  der  Willkiir  unterworfen,  viie  in  den  alien  Erzah- 
lungen, die  an  keine  bestimmle  Form  gebunden  sind.  Bei 
dem  Allen  verdienen  sie  grofseBeachtung;  sie  enlbalien  einen 
Schalz  heroischer  Anekdoten,  von  denen  ich  jelzt  nur  eine 
mittheiien  werde. 

Der  Edelmann  Kail  war  ein  ausgezeichneter  Kampfer; 
aber  sehr  hochmuthig;  das  Blut  der  Janin  rollte  in  seinen 
Adem.  Als  er  eines  Tages  von  einem  Ueberfail  heimkehrte, 
besuchle  er  ein  schones  Rladchen;  diese  fragle  ihn  lachelnd: 
nahrst  du  dich  auch  wie  jene  beiden  Fiirslen  (hier  nannte  sie 
zwei  in  der  Sage  beruhnite  Helden)  nur  von  der  Speise,  die 
man  auf  Kriegszijgen  fin  del?  Mil  einbrechender  Nachl  macbte 
sich  Kail  auf  den  Weg  zu  den  beriihmten  Kampfern,  urn  sei- 
ner Schonen  den  Beweis  zu  geben,  dafs  er  an  Kuhnheil  und 
Ausdauer  in  Beschwerden  keinem  Kampfer  auf  Erden  nach- 
slande.     Die    gefeierlen  Helden    verweilien   im  Hause   cines 


♦)  Ticherkessische  Worter  mit  ruBsischen  Buchstaben  richtig  zu  schrei- 
ben,  ist  so  schwierig,  dafs  der  Leser,  trotz  allcr  Bemiihung,  aus  den 
von  luir  angefiihrt^n  Wortern  nur  einen  entfernten  Begriif  von  der 
tscherkessischen  Anssprache  erhalten  kann.  A.  d.  V. 


Die  Sagen  tier  Tsclierke88en«      ,  435 

Mannes,  der  ihnen  ergeben  war,  als  Kail,  alien  Drangsalen 
einer  langen  und  gefahrlichen  Wandcrung  Trolz  bietend,  bei 
ihnen  ankam.  Zwei  bos^  Hofhunde  zerfleischlen  ihm  die 
Fiilse;  er  aber  kummerle  sich  nicht  darum  und  ging  mil  sei- 
nen  blutenden  Fiillsen  weiler  ins  Haus.  Die  Tochter  des 
Wirlhes  meldete  den  seltsamen  Gast.  Die  beiden  Fiirsten 
staunten  iiber  seine  Kaltbliltigkeit  und  wolllen  ihn  sogleich 
kennen  lernen;  von  dein  Tage  an  war  Kait  ihr  Herzens- 
freund  und  ihr  Gefalirte  bei  jedem  Wagnifs.  Bei  einer  hilzi« 
gen  Verfolgung  der  Feinde  wurden  beide  Briider  ^todtel; 
Kait,  der  mil  ihnen  war^  kampfie  wie  ein  Verzweifeiter,  und 
beschiitzte  die  beichname  der  Gefallenen  so  heldenmiithigy 
d^b  die  erslaunten  Feinde  ihm  zuriefen,  er  konne  ruhig  und 
ungekrankt  in  seine  Heimat  ziehen.  Aber  Kait  woUte  von 
Schonung  seines  Lebens  nichts  horen  —  er  fiel,  die  Leiber 
seiner  Freunde  beschiitzend.  Als  die  beiden  Fiirsten ,  schon 
d^m  Sinken  nahe^  ihn  ermahnten^  sie  jetzt  ihrem  Schicksal 
zu  iiberlassen^  sprach  er  begeistert:  Ich  habe  die  Speise  der 
kriegerischen  Ziige  mit  euch  getheilt,  und  will  jetzt  auch  den 
Tod  mit  euch  theilen! 

Die  Tseherkessen  besitzen  eine  solche  Menge  alter  Lie- 
der  und  Erzahlungen,  dafs  man  viele  Bande  damit  anfiiUen 
konnte.  Was  ihre  alten  Mahrchen  betrilfty  so  hab'en  dicse 
freilich  keinen  faistorischen  Werth,  aber  gleichvtrohi  viel  In* 
teressantes.  Ich  hoffe  dafs  die  Leser  hierin  mit  mir  einstim- 
men  werden,  wenn  ich  ihnen  einige  Proben  derselben  mit* 
iheile;  doch  kann  es  jetzt  nicht  geschehen.  Sch. 


Jahreskerichte  fiber  die  Flufsschifflfahrt  im  Eu- 

ropaischen  Russland. 


jLlie  Behorde  des  Wegebaues  und  der  offenllichen  Gebaude^ 
welche  diese  Berichte  heraus^ebt*),  beabsichligt  durch  die- 
selben  ein  rooglichsl  vollstandiges  Bild  von  alien  Zweigen 
der  Industrie  und  des  Hatdels  zu  geben,  deren  Thatigkeit 
durch  den  Wassertransport  belebt  wird.  .  Unter  fortwafarender 
Verbesierung  der  Flufsverbindungen  von  Seiien  der  Regie- 
rung,  gewinnen  swar  schon  von  selbst  die  darauf  begriinde- 
Priyat-Uniemehmungen  fast  alljiihriich  an  Ausdehnung.  > Jhr  « 
Gedeihen  konne  aber  dennoch  nur  dufch  Bekanntmachung 
alier  darauf  beziigiichen  Thatsachen  genugsam  gesichert  wer- 
den.  Namentlich  wtirden  aber  die  Zahlenangaben,  welche 
man  in  den  Jahresberichten  iiber  die  Russische  Flufsschiff- 
fahrt  findet,  manchen  einsichisvollen  Verwaltern  von  Fabri- 
ken^  Landgiitem  oder  Handelshausem  nicht  minder  niitzlich 
sein,  wie  die  Logarilhmentafein  bei  maihematischen  Beschaf- 
tigungen^  indem  mit  HiiJfe  derselben  die  wahrschejnlichen 
Erfolge  vieler  Handelstransporte  im  voraus  berechnet  werden 
konnen/*    Sie  scheinen  uns  aufserdem  in  vielen  weit  allge- 


*)  Jurnal  pntei   foobschtschenija.  1837  December,  1839  Januar, 
1840  Joni,  1841  Marz. 


Jahresberidite  iiber  die  Flu^MchiiHiahrt  im  Eoropaischen  Ruf^land.  #SY 

meiiier- statifitiBchen  Bedehungen,  von  Interesse,  indem  sle 
einei  der  ausmchnendsien  und  am  frtihesteii  benuUten  Na^ 
turvm'haltnisse  des  Landes :  die  Manniefafaltigkeii  und  die  weitto 
Ausdehnung  seiner  Wasserwege  vor  Augen  ie^en.  > 

In  der  jetzt  angenommenenen  Form  erschienen  diese 
6erichle,  nach  vorhergegangner  Instrukzion  aller  Lokal-Be- 
liorden  welche  gen^ue  Nachrichlen  iiber  die  Flufs-SchifiTahri 
sammeln  konnten,  zum  erstenmal  fiir  das  Jahr  1837,  und  so- 
dann  fiir  1838  und  1839*).  Ein  jeder  derselben  zerrdllt  in 
acht  labellarische  Abiheilungen  folgenden  Inhalts. 

I.  In  der  erslen  werden  aile  schiffbaren  Fliisse  zu  Grup- 
pen  oder  Systemen  vereinigt  aufgefiihrt,  nebsi  der  Anzahl  der 
injedmi.  Syaleme  angekonuiieiien  -und  «us  demaelbeit  abge- 
f«itigUfi  Bordfahmnge  und  FlSisae^  und  dem  Werihe  ihrer 
Ladungow    Piese  Schiffahrts  **  Systeine  fiihren  folgende  Namen : 

1)  die  schiffbaren  Wege  zwischen  Petersburg  und 
der  WoJgf. 

2)  die  nordischen  Sehiflswege  (die  Dwina  nSt  den 
zu  ihr  gehorigen  Fliissen),  W€lche  durch  den  fleil' 1828 
vioUendftten  Alexander  Wirt  ember  g  8  ^Kanal  mitdem 
Marjinsker-Sysieme  (eineni  der  uhter  1  genatihten) 
irerbunden  ist  — 

3)  Das  System  der  Wolga. 
d)  Der  Don. 

6)  Die  iSysteme  des  Dnjepr,  des  Dnjeslr  und  der 
Wolhynischen  Fliisee* 

6)  Das  Oginsker  und  Beresina-Systetn. 

7)  Dtr  Boor  und 

8).Di«  Westliche  Dwina  .(Diiaa  der  Deutaohen)  und 
def  Narew. 

II.  Die  zweite  TaM  zeigt,  fiir  eine  jede  der  beiden 
Haliptstadle  und  fiir  die  an  schiffbaren  Fiiissen  iiegenden 


M^-i^Aih*i 


*)  Far  1834,  35  and  36  warden  vcn  derselben  Beliorde  inebr  sammari- 
Mche  tJebeitichten  der  jflufeschiffahrt  heransgegeben,  welche  zu  dem 
Folgeiidea  tfeichfatU  mit  b^nutzt  siAd. 


438  Indmirie  and  HaiMlel. 

Hafen-  und  Grans -Siadte,  den  Werth  der  auf  Flufafahr*. 
seugen  eingefiihrten  Russischen  Ek^eugnisse,  die  Herkunft 
derselben  und  ihre  Bestimmung,  entweder  zum  inliindischen 
Verbrauche  oder  zur  Ausftihr. 

ni.  In  der  dritten  Abtheilung  werden  die  Angaben  der 
ersten  noch  femer  und  bis  fiir  die  einzelnen  sogenannten 
Schiffahrtsdistricte  spezialisirt,  von  denen  in  jedem  FluTs- 
systeme  mehrere  besonders  benannte,  in  allem  aber  136,  un- 
terschieden  werden.  Wir  woUen  hier  anstalt  der,  meistens 
von  Ortschaften  entnommenen,  Namen  der  einzelnen  nur  eine 
Uebersicht  der  Lage  derselben  geben: 

Die  Distrikte  1  bis  16  begreifen  die  Unierabtbeilungen  der 
Newa,  derTwerza  und  der  Fliisse  undKanale  welcfae, 
unter  Vermittelung   des   Ladoga  -  See's ,  beide  ver^' 
binden. 

17  bis  18  die  Fliisse  bei  Tichwinsk  (zum  Ladoga)^ 

19  bis  21  die  Fliisse  von  nahe  bei  Tichwinsk  bis  lur 
Wolga. 

22  bis  26  die  Abtheilungen  des  iSwir-Flusses  zwischen 
Onega^  und  Ladoga*See. 

27  bis  34  Die  Flufsverbindung  vom  Onega -See  bis  in 
die  Schek«na>  die  in  die  Wolga  miindet,  mitHiilfe  des 
nur  3  Werst  langen  Marjinsker  Kanales,  zwischen  der 
Kowja  die  zum.  Wolgagebiete  gehori,  und  der  cum 
Onega-See  gehorenden  Wytegra.  (Sie  heifst  dasMar^ 
jinsker  System.) 

35  bis  42.  Die  Abtheilungen  der  sogenannten  nordlichen 
Scluffahrt  auf  der  Dwina  und  der  zu  ihrem  Gebiete  ge- 
horigen  Fliisse,  welche  durch  die  Wologda  und  einen 
Kanai  mit  den  vorgenannten  communiziren. 

43  bis  67.  Die  Wolga  mit  Inbegriff  ihrer  obersten  scbiff* 
bar  gemachten  Zufliisse  Gjat  und  Wasu^a  und  bis  zu 
ihrer  Miindung. 

68  bis  70.  Ablheilungen  des  Schiffsweges  von  Per  mi  en  bis 
zur  Wolga,  und  zwar  der  auf  der  obereu  Kama,  der 


Jahreiberidite  aber  die  Flnbtchifffabrt.im  Earopaitcbeii  Rnisland.  439 

auf  der  Wjaika  imi  der  auf  der  unleren  Kama  bis  zur 

Wolga   bei  Laisehew.^ 
71.    Der  Diatriki  der  Sura^  die  in  die  Wolga  miindel. 
72  bis  76.    Abtheilungen  des  SchitTsweges   auf  der  Oka, 

und  auf  der  Suscha  ihrem  Zuflusae  an  dem  die  Stadt 

Mzensk). 
79  bis  82.    Abtheilungen  der  Moskwa. 
83  bis  86«    Zum  Wolgagebiete  gehorige  ZuflUsse  der  Ok^ 

und  der  Kijasma^ 
86  bis  90.    Abtheilungen  des  Don. 
91  bis  98.  -  des  Dnjepr. 

99  bis  100.    Zuflusse  des  Dnjepn 
101  bis  102.    Abtheilungen  des  Dnjestr. 
103  bis  107.    Zuflusse  und  Abtheilungen  des  Pripetj. 
108.    Der  Bug. 

109  bis  UL    Abtheilungen  des  Ogiiisker  Kanals. 
112  bis  113.  -  des  Schar-FIusses  der  in  dert 

Njeman  gehL  * 

114  bis  120.  Abtheilungen  des  Nj email. 
121.  Die  Wilia  die  zum  Njeman  geht. 
122  bis  123*  Abtheilungen  derBeresina  die  zumDnjepr 

geht. 
124  bis  127.    Kanale  zur  Verbindung  der  Dwiha  mit  dem 

Dnjepr-System  (Sergutschskji-Kana), 5oedinitelny 

oder  Vereinigungs-Kanal,  und  Tschaschnizkji-Kanal). 
128  bis  133.    Abtheilungen  der  Dwina* 
134  bis  l36.    Des/Narew  und  seiner  Zuflusse. 

IV.  Die  vierte  Abtheilung  der  Schiffahttsberichie  giebl 
Kechenschaft  von  der  Ueberwinterung  der  Fahrzeuge^  und 
fteigt  sOmit,  an  welchen  Punkten  ilnd  von  welchen  Waaren 
temperate  Niederlageii  fiir  die  SchiflTahrt  des  folgenden  Jah- 
res  entstanden  sind^  und  es  werden  sodann  noch  fiir  die  ein- 
kelnen  Distrikte  genannt: 

V.  Die  Zahl  und  der  Werth  der  neu  erbauten  Fahrzeuge^ 
tium  Nachweis  der  Gegenden  in  ivelchen  noch  vorzugswejse 
SchidTsbauholz  neben  den  FUissen  vorkommt^ 

EniMfis  Rii8f«  ArckiT<  184h  llfi<  X  29 


44* 


Indnttm  vod  Haadel. 


VI.  Dm  Tagelohn  ftkr  die  verichiednen  Arlen  von  Schiffs- 
Arbeitern  und  die  Kosten  des  Transportet  von  1  Pud  ver- 
schiedner  Waaren,  von  1  Batken,  100  Bauslekien  u.  dgl. 

VII.  Die  bei  der  Binnenacfaifilahrt  vorgekoinmenen  Ver- 
ungludLitngen  von  Fahneugen  und  Leuten. 

VUI.  Die  Tage  des  Aufgehens  und  des  Gefrierens  der 
Fliisse  und  Kanale. 

Wir  woUen  nun  noeh  aus  den  einzelnen  Abtheiiungen 
dieser  Berichte  einige  Resultate  hervorfaeben. 

I.  Es  sind  iiberhaupl  auf  den  Europiiisch  -  fiusaischen 
Flussen  verzeichnet  worden: 


Fahrscuge 

Ladongen 

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«b 

aa(ek«inmen. 

abgefertigt 

ang«koniin«R.  1  abgefertigt. 

• 

Werth  in  Rubeln  Bco. 

imJahre  1834 

37448 

— 

281538281 

— 

-.    -    1835 

50151 

— 

304829118 

1 

-      -     1836 

56935 

— 

299167988 

-      -    1837 

59525 

70757 

490505940 

618990306 

-      -    1838 

61180 

83444 

462934663 

625873460 

-      -    1839 

64319 

84698 

538921730 

737814276 

Es  wird  hierbei,  unler  aridren  fiir  1837;  bemerkt  dafs  die  An- 
gabe  fiir  das  Angekonimene,  sowohl  an  Fahrzeugen  als  an 
Geldwerlb,  hiiiler  der  fiir  das  Abgeferligte  nur  wegen  Un- 
voUkommenheit  der  Controle  zuruckbleibl,  indem  viele 
Fahrzeuge  zwischen  den  beaufsichtiglen  Uferstellen  abladen. 
Aus  deuiselben  Grunde  und  in  noch  bedeutenderein  Maalse 
konnen  die  Angaben  fiir  1834  bis  36,  in  welcher  Zeit  nur 
eine  und  zwar  welt  unvollkommenere  Zahlungsart  angewen-^ 
del  wurde,  nur  als  Minima  des  gesammten  Transportes  gellen. 
Die  Zahlen  fiir  die  acht  Haupt  -  Systeme,  aus  deiien  sich 
diese  Summen  zusamiuenselzen^  zeigen  dann  z.  B.  dafs  auf  der 
Wolga  allein  elwa  ^  des  Ganzen  eingeschifft  und  etwa 
f  ausgeladen  wurde,  wiihrend  auf  dein  unler  1  genannienFluls- 
sysleme  zwischen  der  Wolga  undNewa  das  Eingeschiffle 
unter  ^^,  das  Ausgeladae  dagegen  fast  i  dor  bezuglichen  Gc* 
sammtsumme  belrug. 


i 


Jahresberichto  ttber  die  Flitfi«ebiffRllift  fBTRnropaischeii  RoCiUind.  44t 


If.    Uebet  die  «wei 
Griinz-Stadle  crfahrt  mm 
fahrt,  Mch  ihrem  Werthe 


HimptstUdle  imd  fie  Hafen-  und 
diifd  die  Eiitruhr  durch  FlafsschifF' 
in  Papier -RubelHj  betrug; 


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442  lodfUtrift  mid  HMdeL 

Wahrend  also  die  BevdUberang  von  .Petersburg,  die 
von  Mosjcau  fast  nur  urn  -^  iiberirifll*),  iai  die  Zufohr  auf  den 
Fliissen  zu  jener  Hauptstadt  dnrclischnittlich  eUva  7nud  alar- 
ker  als  zu  dieser.  Man  hat  wohl  anzunehinen  dafs  in  Mos- 
kau  eine  weit  sliirkere  Zufuhr  £u  Lande,  diese  enorme  Ver- 
sclnedenheit  tiusgleicht. 

Von  Hafen-  und  Granz-SUidten  werden,  in  Beziehung 
auf  die  dahin^  geriefalete  Flufsschiffahrt,  fur  1837  erwahnt: 
1)/Rigay   2)  Archangelsky  3)  Taganrog^  Rostow 
und  Nachitschewan,  4)  Astrachan,  6)  Cherson, 
6)  Jurburg,  7)  Brest-Litowsk. 
Zusammen   nut  ciner  Einfulir   von  67704930  P.  R.  an 
Wcrlh. 
Die  grofste  nach  Riga  mil  22212377  P.  R.,  und  dem- 
nachst  nach  Archangelsk  mit  etwas  iiber  der  HaUte 
der  f(ir  Riga. 
Die  kleinsie  nach  Brest-Lilowsk  mil  nur  459196 P.  R. 
Fiir  1838  fehlen  dieAngaben  iiber  Astrachan  (auf  wel- 
ches doch  im  vorigen  Jahre  nahe  an  ^  ies  Ganzen  gekom- 
men  war)   und  fiir  Brest -Li  to  wak^    Die  5  andem  bat- 
ten  zusammen   eine  Einfiihr    auf  Fliissen    zum  Werthe  von 
45194150  P.  R. 
Die  grofste  nach  Riga  mit  19467794  P.  R.,  und  dem- 
nachst  nach  Archangelsk  mit  etwas  iiber  der  Hiilfte 
der  fiir  Riga. 
Die  kleinste  nach  Cherson  mit  4038329  P.  R. 

Fiir  1839  fehlt  nur  die  Angabe  uber  Brest-Litowsk, 
Zu  den  andem   betrug  zusammen  die  Einfuhr  auf  Fliissen 
73678129  P.  R. 
Die  grofste  nach  Riga  mit  32281500  P.  R.,  und  dem- 
nachst  nach  Archangelsk  mit  etwas  unter  der  Halfle 
der  fiir  Riga  (15  Millionen). 
Die  kleinste  nach  Cherson  mit  4065835  P.  R. 


*)  IM^set  ArchiT.  1641.  S.  227. 


Jahresbericiite  &ber  die  Flafsselriflffahrt  im  Kuropaischen  RufkUnd.  44S 

in.     Hinsichllich   der  Bewegung  in   den   einzelnen   der 
oben  angedeuteten  SchifFahrts-Distrikte  ergeben  sich: 
Fur  1837: 

7  Schiflfahrls - Distrikle  ersler  Klassc^  d.  h.  in   denen 
far  20  bis  149  Anilioncn  P.  R.  Waaren,  cnlweder  aus-  odev 
eingeladen  wurden;    namenllich    nach  ihrer  Ben^nnung   und^ 
ihren  Nummem  in  dem  eben  erwilhnlen  Verzeichnilis  dieser 
Distrikte,  die  von: 

Rybinsk  an  der  Woiga unterNr.  54 

Nijnei  Nowgorod  an  der  Wolga  ....        -  58 
Sominsk  an  der  Somina  (diirch  Tschago- 

doscha  imd  Moioga  zur  Wolga) ....        -  19 

Perm  an  der  Kama -  66 

Werchnewoljsk  und  Gjalsk   an  den  Qaell- 

fliissen  der  Wolga :    .    .     .     .        -  43 

Kojkowa  ah  der  Newa  nabe  bel  Pclersburg  .        -  1 

Krochinsk  an  der  Schek«na   ......        -  31 

Die  bedeutendste  Verladung  von  Waaren  geschali  zu 
Rybinsk  mit  nahe  an  88  MilHonen  P.  R.  anWerlh,  die  be- 
deutendste Ausschiffung  zu  Ro/kowa  bei  Petersburg  fur 
nahe  an  149  Mill.  P.  R.  — 

66  ScbifTahrts - Distrikte  zweiter  Klasse  d.  h.  an  de- 

» 

nen  fur  1  bis  20  Mill.  P.  R,  Waaren  enlweder  ein  -  odcr  aus- 
gcladen  wurde, 

und  63  Schiffabrls - Dislrikte  dritter  Klasse  mit  weni- 
ger  als  fur  1  Million  P.  R  Etn-  und  Ausftihr. 

Es  werden  sodann'noch  diejenigcn  9  Dislrikte  besonders 
nngcftthrt,  aus  denen  die  Verladung  weniger  als  50000  Rubei 
betrug,  und  endlich  als  mittkrer  Beirag  der  Verladung  aus 
jedem  der  Dislrikte  4551399  K 
Fiir  1838: 

8  Schiffahrts- Dislrikte  erster  Ktasse  d.  h.  in  denen 
fiir  20  bis  143  Milfionen  P.  R.  entweder  ein  -  oder  ausgeladen 
wurde  und  zwar  aufser  denselben  wolclie  fiir  1837'genanni 
sind,  noch  der  Dislrikt  von 

Morschansk  am^Zna  der  zur  Oka  geht  u.  Nr.  8ft 


M#  Jadusirie  mid  Hanilel, 

Die  i^ttCste  Verladuog  gesduih  wicder  io  Hem  von  Ky-. 
binsk  fur  94  Mill  P.  R.y  die  griiCste  Auaschiffung  zu  ftoj- 
iLowa  fur  143  Mill.  P.  R. 

65  SehiBabrU ? Distrtkle  sweiter  Klasse  an  denep  fiir 
1  bis  20  Mill  P.  R.  ein-  oder  ausgefuhrt  wurden, 

und  65  Schiffahrls-Distrikte  dritter  Klasae  mU  weni- 
ger  als  fiir  1  Million  Aus^  und  Einfubr  und  au&erdem  5  in 
welchen  gar  kein  Fabraeug  anlegie.    Fiir  wefuger  ala  50000 
Rubel  wurden  in  12  solcben  Di3Uiklen  verladea 
Fur  1839: 

9  SchiflahrU-Diatrikte  erster  Klasse  dt  b.  an  denen 
Kir  19  bis  197  Miilionen  P.R.  .enivvedar  ein-  oder  ausgefiihri 
wurde,  indem  zu  den  8  fiir  das  vorige  Jahr  gepannlen,  n^ch 
der  von:  , 

Wosne^ensk  am  Swir-Flusse  unier.^r.  26 
hinzukauL    Die  grofste  Verladung  gesdiah  zu  ilybinsk  mil 
fiber  94  Miilionen,  die  grbfsle  AusschifTmig  ^u  Ro^'kowa  flir 
liflhe  Qfk  )97  MiUionen.  — 

bn  Allgemeinen  scheint  die  Frequenz  eines  besliminie|i 
Theilea  einer  Wasserverbindung,  durch  diese  Art  von  Zaiw 
lungen  nicht  beurtheilt  werden  zu  sollen,  indem  z.  B,  ein 
Kanal  welcher  vpn  sebr  vielen  Fabi'^eugea  befafaren  wird, 
ohne  dab  innerhalb  desselben  Ein-  oder  Ausladung  erfolgt, 
einem  ganz  unbefahmen  gleich  geacbtet  werdea  wQrdef  Dafa 
in  Bolchen  Fallen  eine  Auffuhrung  dpr  blofs  durc)igegang-r 
nen  Schiffe  geachelie,  kann  aber  auch  nicbt  angenommen 
werden »  ohne  ftugleicb  mehrfache  Anfiifiruiigen  ein  und  des- 
selben Fabrzeqges ,  und  dadurch  ein  fehlerhaftes  Resuliat  fiir 
die  Gesammtyabl  der  in  Bewegung  gewesnen  yoFauszusetzcii. 

Per  WirlembergSrKan^pl  welcber  das  Dwina^Sjr 
stem  mit  denen  der  Newa  und  Wolga  verbinde^  (unter 
JSummer  34  der  SchiffahrUrDislnkte)  ist  1837  nur  mit 
332508  P.  R.  Werth  der  abgefierligten  Waaren  a^fg6lubrt, 
miUiin  mit  fast  nur  ^V  von  dem  mittleren  Beirage  def 
Verladung  in  einem  Dislrikie.  In  wiefem  hkraus  auf  geringe 
Frequent  dieses  Scbiffsweges  zu  scl^Iielaen  sei^acbeint  on- 


Jalic«8bericbt«  fiber  die  FJulMckiiiilirt  im  KuroiiaUch^ii  RuDilajid.  44^ 

gewiby  and  ebenso  auch  oach  dea  Aqgab^n  dtr  Berichte  fiir 
1834  Im8  1836  wdcbe  ihn  mil  der  nicht  bedeuleiiden  Zaid 
von  130  bis  163  in  Ladung  gewesener  Scluffe  auSiihreii. 

AU  Waaren  von  denen  die  werlhvoUsien  Massen  and  oii- 
ineoUich  fiir  inehr  alt  eine  MiliiooP.  R.  aiif  den  Flussen 
Iranaporiirt  wurdeOj  sind  erwiiiint. 
Fur  1837: 

Von  Lebensmiitelo:  Mehi  (besooders  Roggen-Mehl 
und  Weiaen  *  Graupen),  Geiraide  (vorsiigJicb  Weiaen  find  Hafer) 
Sals  I  i^uchweizoDgraupcfi^  Wcingeisiy  Fische,  Wein,  Thee^ 
Kaffee,  Zucker. 

Fjlr  Manufactaren  und  Fabrikeo:  Hanf,  Flacbsi 
vertchiedne  Samen  (besonders  Leintaal)*  Talg,  Poliaschei  rphe 
MetaUe,  Farben  (besOndeni  Indigo  un4  Krapp). 

Indu8trie«Produc(,a:  Atislaadi8clie  Leinwand,  Melaiie^ 
Ledcr-y  Linnen-  und  PeU- Waaren  ^  Seife,  Sirieke^  Taue, 
Grabe  ( inliindiscbe )  Leinwand^  BaumwoUen- Waaren,  Tudie. 

An  roh  zu  verbraucbenden:  Ziegel,  Kalk,  Granilj 
ttruchsteine ,  Koblen>  Scbifis-Bau*  und  Brenn-Holx,  Heu. 

Fiir  1838  und  1839  lauien  diese  Aufzahlungen  genau 
ebenao, 

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IV.  Amh  die  AnmU  und  der  Ladungs^Werlk  der  uuf 
deit  Fl&ssen  iiber%vintemden  Schiffe  scheinen  tich  in  vwschied- 
nea  Jahrca  sienlioh  gleichmiiliug  «uf  ^  l>is  Vir  aUer  abgefer- 
iigten  BU  eriieben.    So  iiberwinterlen  mil  ibreu  Laduugen: 

1837. 

1578  BordschifTe 
und  778  Fleaae  mu  Wertiie  voo  1637b720  P.  U. 
1838. 

3172  Bordschiffe 
und  472  FMsse  sum  \Vei4he  von  45745600  P.  K. 
1839- 

2198  jBordscbifie 
und  708  FlSsse  zum  Werlhe  von  21717437  P.  R. 

V.  Die  auf  den  Russbchen  Fliis&en  gebrauchleu  Fahr.« 
xcuge  v^erdea  uoter  nicht  weniger  als  folgenden  45  vcrscbied- 


446  Industrie  and  Handel. 

nen,  zumTheil  von  den  Erbauungsorleii  hergenommetien,  «i-« 

meist  aber  wohl  unQbersetsbaren  Namen  aufgefiihrt*): 

1)  Lady,  2)  Barky,  S)  Polubarky  (d.  h.  Halbbarken)^ 
4)  iSemiriki  (vielleicht  wegen  der  Ruderzahli  von  8 em 
sieben),  5}  Lodki  (etwa  B5le),  6)  Tichwinki  (Orlsname), 
7)  Wyschnewoljskije  (Ortsn.),  8)  Paschskija  Lodki, 
9)  Gibeschnija  Lodki,  10)  Kosija  und  obykno^wen- 
nyja  Lodki  (d.i.  schrage  und  ge\v5hnliche  B5te),  11)  Wy- 
liny,  12)  Galery,  13)  Lyjwy,  14)  Duba*i,  15)  Bai- 
dakiund  16)  Polabaidaki,  17)  Barka^i,  18)Barchoti, 
19)  Kamskie  Schitiki,  20)  Konnomaschinnie  (d.  k 
Ro&werksschiffe),  21)  Bjeljani,  22)Podtschalki, a3)Me- 
^eumki,  24)  Mokschani  (Ortsn.),  25)  Kolomenki, 
26)  Spiawnie,  27)  Strugi,  26)  Schkuti,  29)  Boli, 
30)  S€hkoi,  31)  5oimi,  32)  Sominki  (Ortsn.),  33)  Ka< 
Juki,  34)  Nawoski,  85)  Obia«i>  36)  Karba^i,  37)  Schi« 
tiki,  38)  Romanowki,  39)  Rasschiwki,  40)  Kladnie 
(d.  k  Frachtschiffe),  41)  Do^tschaniki  (d.  h.  Bretterfaiir- 
zeuge).,  42)  Gu^jani,  43)  Chodowie  (etwa  Gang*-  oder 
Schnell-Schiffe),  44)  Paromi  (Prame),  .45)  Ploti  (Flosse), 

Ea  wurden  dergleichen  gebaut: 
1837  in  60  verschiednen  Schiffahrls-Distrikten  und  xwar: 
8197  zum  Werlhe  von  12519575  P.  R. 

die  meisten  (880)  in  dem  Cholmsker  Distrikte  an  den 

Fkissen  Lowat  und  Polist  (u.  Nr.  8.) 
1838>  53  Schiffahrts-Distriklen 
6681  zum  Werlhe  von  6128883  P.  R. 

die  meisten  (939)  wieder  in  dem  Cholmsker  Distrikt. 
1839  in  52  SchiffahrU  -  Distrikten 
8075  zum  Werlhe  von  6281583  P.  R. 

die  meisten  (944)  in  dem  Distrikte  derFliisse  Mologa  un4 

Tschagodoschlscha  (u.  Nr.  20). 

Eine  groCse  Verschiedenheit  d^s  Preises  dieser  Fahrzeuge 


*)  Von  einjgen  dieser  Namen  findet  man  eine  Erklorung  in  dem  welter 
nnten  folgenden  Aufsatze  iiber  die  Stadt  Rybinsk  an 'der  Wplga. 


"    Jahretberichle  After  dW  FtoliiichiflEfttet  im  Kwop&iteheii  Raitlaad.  40 

gehl  snm  Theil  scbon  aua  den  eben  angefiihrlea  Zahlen  her- 
vor,  wifd  aber  auch  ausdriicklich  erwahni,  indem  b.  B.  ein 
sogenanntes  Rolswerksschiff  auf  40000  bis  60000  P.  R.  zn  $te- 
hen  kommt,  und  dagegen  (1^7)  57  sogenannte  Podtachaiki 
xusammeii  fiir  1425  oder  jedes  fiir  25  P.  R.  gebaut  warden, 
Man  soil  jedoch  zu  bemerken  haben^  dab  in  einigen  Gegen* 
die  gesammteAusrustung  derPahrzeuge  in  den  PreiaiUH 
gaben  der  SchiSbauer  mit  inbegriffen  iat,  in  andern  nicht 

Auch  das  Lohn  der  Arbeiter  auf  den  Fldsschiffen,  welche 
man  Lozmanni  (Lootsen),  Korennye  (etwa  Slamm-Mann* 
achaft  oder  von  Oben-her  milgobrachie)  Wodoliwi  (Was* 
aerschSpfer)  Konowodi  (Pferdefiikrer)  Tjaglezi  (Treidler, 
die  doch  gewohnlieh  Bnrlaki  genannt  werden)  und  Seho* 
dotschnie  rabotschi  (etwa  ab  and  zu  gehende  Arbeiler) 
nenni  —  ist  aufserst  abliiiogig  von  der  Geschicklichkeil  die 
Von  ihnen  gefordert  wird,  und  von  der  durch  die  Jahreszeii 
und  durch  andre  Conjunchiren ,  bedingten  Nachfrage.  So  er» 
halt  z.  B»  jeder  Lootse  in  danilojkower  Schiffahita-Di- 
sirikte  (u.  N«  1)  fitr  den  ganzen  Sonimer  450  P.  R,  und  fiir 
die  Woche  18  bis  50  P.  R.  Auf  dem  5wir  in  dem  Mjalu- 
«ower  SchifTahrts - EHstrikte  (u.  Nr.  25)  fiir  den'Sommer 
325  RR.,  in  demOrlower  Dislrikte  auf  der  Oka  (u.Nr.72) 
bis  nach  Rybinsk  von  300  bis  600  P.  R.^  an  der  Witebs- 
ker  Anfuhrt  bis  nach  Riga  (u.  N.  129)  von  66  bis  150P.R. 
£in  Korennoi  fur  den  Sommer  150  bjs  250  und  fiir  die 
Woche  von  9  bis  20  P.  R.  Ein  Wodoliw  fur  den  Sommer 
von  150  bis  225  und  fiir  die  Woche  von  7  bis  15  P.  R.    Ein 

r 

Pferdefiihr^r  ohne  Pferd,  fiir  den  Somnier  200  und  fur  die 
Woche  7  bis  15  P.  R.  Ein  5chodot8chny  fur  den  Som- 
mer 200  und  fiir  die  Woche  6  bis  15  P.  R. 

VII.    Von  Unglucksfalleq  werden  aufgeziihU  an: 

1838     1899 

^  jGeslorben  durch  aulsere  Verletaung   ...        10         8 

iJErlrunkcn 132      131 

«S  IGestorben  an  acuten  innern  Kronkhellen    .        10         5 


L 


c 

s 


1838    1899 

Beschadigt 31        61 

Verbrannl 5  5 

Yersunkcii  durch  NachlSssiglLdt 2»       27 

•  Shirm 52      119 

.     Kfippen 17       15 

•  £]sdruck 18         7 

•  Alter 7         4 

Das  Vernnkeo  dardi  Slurm  tm  Jahre  1839  ereigpete  mth  am 
haiifigsieii  auf  dem  Don,  dem  WoJchow  uod  bet  den  FiiU 
len  (porogi)  des  Dnjepr,  dagegen  ioUeni  hA  neueren  Ver* 
Besaerungen,  die  sontt  ao  aehr  gefiirchleten  F2iUe  dea  Mala 
bei  Borowilachi  von  den  aahlrddien  Barken ••  Kara wanen 
fast  ohne  Unfall  paaairt  warden. 

Die  una  voriiegenden  Ausziige  der  SehifEabrtaberichte  eal^ 
halten  endiich  auch  noch  folgendc,  hier  bereila  in  neuen  Slyl 
uingeseizte,  Angaben  fiber  die  Eisbildung  auf  den  Ruaaiacben 
Plufisen,  welche  aich  in  den  ▼oUsiandigen  Tafebi  ohne  Zwei- 
fei  apezielier,  und  dadurch  ftir  meteorolo^che  Folgerun- 
gen  anwendbarer  finden. 


i 


Am  Skuh-  \ 

1887. 

183a 

1838. 

•len         J 

(iSachona  NoTem- 

(Marjinsker  Ka« 

(Wologda 

• 

ber  6) 

nal  Nrbr.  13) 

u.  Moskwa 

)  gestand 

October  26) 

1 

(Styr  beiLnzkJa- 

(Dnjepr  ii.  Wilia 

(Dnjepr  bei 

Am  spat-  1 

nnar  4) 

December  22) 

<9molenak 

Bten         / 

Dcbr.  13) 

•pater  als  December  12: 

fia  gestenden: 

(DnjeprDobr.Ii— 

(DnJettrDcbr.li) 

SOinTierDiatrikt) 

(Bobr  Dobr.  16) 

(PripetjDcbr.13) 

(Styr,  Wolga, 

(Slutach  Dcbr.  14) 

Dnjepr  o^  Wilia 

(Njeman  Dcbr.  14) 

Dobn  21—22) 

(Schar  Dcbr.  14) 

. 

(Dnjeatr  Dcbr.  15 

-17) 

• 

(5oia  Dcbr.  19) 
(Obere  Njeman 

, 

Dcbr.  21—22) 

• 

(GorynjaDcbr.24) 

(Wilia  Dcbr.  30) 

'^ 

Jahretberichte  fiber  die  mfawThiathrt  im  iivro|»belieii  RnlslMid. 


Ki  gingen  tnC: 


vor  A^'lg: 


1817. 


WolgviyOka^Swclu^Wolga,  &ckelc#aa«     am  friiiuitMi: 


i«i8« 


Dor,  Dfije|Nr,  Soja,  Oka,  Aidui 
Dmm,  Dnjestr,  <Ue 
Wolhynisdieii  Fl., 
Bera»iiia  April  5, 
Bohr  Apol  10. 

TMi  Afvil  U  bi0  Mai  12: 


1810. 


Dyjestr 
MiixM 


olUubiigeA 


aJk 


Marjinsker 


Maiie. 


E. 


Der  Alexander-Wirtembergs-Kanal  ve^iiulet  die  Schek«na 
mit  dem  Kubinsker  See,  mit  welchem  die  zmn  Dwina-Sjsteme  geho- 
rigenFlussefi^achona  nndWologda  ziuajnmenliangen*).  Kr  stellt  somit 
die  Verbindung  der  Bwina-ZaflnMe  einerseits  (diirch  die  Schek^na) 
mit  der  Wolga,  und  andrerselts  (darch  die  Scliek«na,  den  Bjeloe 
osero,  die  Kowjh  and  den  Marjinsker-Kanal)  mit  dem  Onega- 
wtd  Ladoga- System  nnd  dadarcli  mit  Petersburg  her.  — 

Anch  konnen  nnn,  rermogc  desselben  Kanales,  gewisse  Perihische 
Produkte  YOn  der  oberen  Kama,  nnd  mitliin  namentlich  das  5oli- 
kamsker  Sals  noeh  auf  einem  andereh  ab  dem  bisherigen  Wege  dnrch 
die  Wolga,  nach  Petersburg  gelangen,  denn  ein  nahe  oberbalb 
Tscherdyn  gelegner Zufluls  anrKaroa  (die  sudl.Keljtma)  war  schon 
friihei  dnrch  den  Jekaterinenkanal  mit  derWytschegda  des  Dwina- 
Systemes,  yerbunden, 

Anf  dem  XlVten  Blatte  der  schonen  Schnbert'schen  Spezial- 
karte  Ton  West-Rufsland  (dieses  Archiv  1841.  Seite  35)  ist  es  mir 
nicht  gclongen  den  Namen  des  A.  Wirtemberg-Kanales  anfznfinden, 
obgleich' dieses  Blatt  bis  sum  1,  Jannar  1840^  vervoUstandigt  worden  sein 
soli«  VieUeiclit  fehit  er  anf  demselben  nnr,  weil  d^r  Kanal  dnrch  eine 
mit  aiiserordentlicli  yielen  Ortscbaften  angefiillte  Gegend  hindoichliihrt 
Man  sieht  anf  dieser  Karte  denFlnlkPorosobitscha  der  sicli  (im  allge* 
meinen  von  W.  gegen  O.  flieOiend)  in  das  MW.-Rnde  des  Kubinsker 


*)  Nacli  einem  geograpb.  Uebersichtsblatte  in  dem  Jnm.  der  Reichs- 
Domainen  (J.  Gossndarstwennych  imuschestw)  1841*   Nr.  5. 


496  bidvlCri*  iiiid  naoML 

Sees  ergieist,  am  einigeii  kletnen  Been  enttpiingeft.  Der  wettUcbste 
Ton  diesen  liegC  (bei  W  56^  Bieite  Se'^  IT  O.  t.  Puis)  nor  0^  Meilen 
yon  dem  datticbilen  mehrerer  anderen  Seen  (die  aicli  gegen  W.  bi&  Kirilow 
binzteheil)  entfernt.  IMese  leizteren  sind  theils  durch  natiirliche  Waster- 
laafe,  tbeiU  darch  einen  gradlinigen  and  daher  sicher  gegrabnen,  mit 
der  oberen  Scbek«na  im  Zasammenhange*  Auch  innerhalb  jener  Strecke 
▼on  0,3  Meilen  soil  woM  dnrch  eine,  aoa  dret  graden  Stiicken  beste- 
heade,  einfacbe  Linie  anf  der  Scbnbert*scli^n  Karte,  eine  gegrabne 
(und  vieUeidit  damato  nodi  idcbt  YoUendete)  Verbindung  dea  Qnellseet 
der  Porotobitscbft  mit  dem  dailiclisten  der  zi^tzt  genanaten,  und  da- 
diureh  ancb  das  fragliche  Stuck  der  Verbindung  zwisdien  der  Scbeksna 
und  der  Sucbonai  angedeutet  sein. 


W.  Origorjew^s  Beschreibung  Kufischer 

Manz^Q  *\ 

Von 

W.     S  c  h  o  i  i. 


iJer  Verfasser  dieser  Abhaodhing  uber  erne  Ansahl  kufischer 
Miinzen  aus  dem  l(Hen  Johrhundert  isi  ein  junger  rugaischer 
Gelehrier,  der  schon  durch  mzoiche  gehalireiche  Arbeit  hislo- 
rischer  und  stalistischer  Art  riihoiKchst  bekannt  geworden  **). 
In  der  Yorrede  giebt  Herr  Grigorjew  uinachst  ijher  die  mil 
dem  Auffinden  dieser  Miinzen  verbundenen  Umalande  Aua- 
kunit    In  dem  Dorfe  Bjeloi  Omut  das  am  Ufer  der  Oku 


*)  Opi<anie  Kofitsche^kicli  Monet  X  Wjeka,  naidjennycli 
V  Rjasanxkoi  Gubernii  w*  1839  God  a.  (Beschreibang  Kuf.  M. 
d.  let.  Jahrh.y  die  Anno  1839  im  GoaTernement  R.  anfgefunden 
ygfotien.)    BU  P.  1841.    52  Seiten.    4. 

^)  Geackidtie  der  Hongolen  bis  anf  Tamerlaa,  ana  den  peniadieii 
Originale  Ch4ndemir*8«  1834.  -«  Ueber  die  Wolga^adiea  BnU 
garen  (ia  der  Bibl.  dlja  Tscht.)  1836.  —  Ueber  Rniahuida  Ver- 
haltniBse  znm  Orient.  Odessa  1840.  —  Mehreres  uber  die  Chasa* 
ren  n.  s.  w.  Herr  G.  war  Zogling  der  asiatisclien  Schule  und  der 
Unitersitat  in  SL  Petersburg;  seit  zwei  Jahren  ist  er  steHyertretender 
Professor  d^r.arab.,  pen«  und  tiirk.  Spraehe  am  Lycetun  Ridielieii 
zn  0«|essa« 


4S2  •  HitCoiiteh-liBgiiittltehe  WitwntehftAen. 

• 

und'den  Ruinen  der  alien  StadtPerewitetk  (Gouvememenl 
Rjasan)  gegeniiber  liegt,  enideckte  sie  ein  Bauer,  der  die  Erde 
aufgrub,  urn  Pfahle  unter  seiner  Wohnung  su  befestigen.  Er 
gab  seinen  Fund  einem  Geistlichen  des  Ortes  in  Verwahrung 
und  von  diesem  kaufte  sie  der  Priisidenl  der  OdeMaer  Ge« 
tellschaft  fiir  Geschichte  und  Allerthumer,  Herr  Dmitrii  !!iIak-« 
«imowit8ch  Knja/ewiisch,  welcher  im  selben  Jahre  durch  das 
Dorf  reiste.  Bei  seiner  Ruckkehr  nach  OdeMa  schenkle  Herr 
D.  M.  K.  die  Miinzen  der  Societiit,  welche  die  Entzifferung 
derselben  Herm  Grigoijew  iibertrug,  tmd  seine  Ergebnisse 
aus  eignen  Fonds  druckcn  Ue£i. 

Die  Melhode^  welcher  der  Verf.  bei  seiner  Beschreibung 
gefolgti  ist  folgende.  Die  Legenden  schrieb  er  voUslandig  ab, 
init  Ausnahme  bekannter  musehnannischer  Symbole  und  Ko-- 
ranspruch^,  die  er  oft  nur  durch  Initiale  andeutet  Aehnlich 
verfulir  er  bei  der  Uebersetzung.  Worter  auf  ganzen  Mun- 
zen,  die  halb  oder  ganz  verwischt  waren,  wie  auch  seiche, 
die  a^  angebrocheneB  oder  nnr  hafb  vorhandenen  Munsen 
ganzUch  fehlleni  deuiele  er  durdi  eine  Reike  Puncte  an. 
Konnle  er  sie  ex  coniectura  lesen,  und  war  er  von  derRich^ 
ligkett  seiner  Conjeclur  aberzeitgt,  so  riickte  er  sie.  gleidiwohl 
nur  m  der  UeberselziHig  ein,  schrieb  sie  auferdem  mil  schrS- 
gen  Bnchslaben  und  stellte  sie  in  Parenthese.  Was  er  aber 
■ieht  nit  Hulfe  anderer  schon  friifaer  besehriebener  Exemplare 
einer  Miinze  diviniren  konnle,  bezeichnete  er  auch  ia  der 
Uebersetzung  nur  mit  Puncten,  und  verbreitele  sich  in  ^^ 
merkungen  dariiber.  Eben  so  hielt  er  es^  wenn  seine  Con-' 
jectur  ihm  nicht  sicher  genug  schien.  Die  monetarischen 
Zeichen  und  iiberhaupt  die  verschiednea  Abkiinungea  Iheilt 
Hetv  &  inuiier  mil,  wo  sie  nur  irgend  im  Drucke^rieh  dar^ 
sleUen  He&en. 

Die  ganze  Arbeit  wurde  nach  dem  eighen  Wunsche  des 
Verf.  seinem  beriihmten  Lehrer,  Herm  Frahui  der  im  Ge- 
biete  der  orientaUschen  Numismalik  bis  jetzt  in  keinem  Lande 
seinea  Gleichen  bat,  zur  Durchsicbt  iibergeben;  und  von  dem- 
selben  mit  krilischen  und  hiatoiischen  Anmerkungen  vnrse-* 


Grigoijew*0  Beschreibimg  Knfiaciier  MSmen.  453 

■ 

hen.  Herr  G.  beklagt  ea,  dads  ihm  in  Odessa  nothwendige 
geiehrie  HiiUsmiUel  zn  grSberer  Vervollkomamung  seiner  Ar- 
beii  gefehlt  hatlen,  und  entadiuldigt  nch  wegen  vieler  Erluu- 
lerungen  mit  dem  BemerkeUi  dais  seine  Beschreibung  nicht 
sowohl  fur  Kenner,  als  iiberhaupt  fiir  vaterlandische  Freunde 
der  Miinzkunde,  unter  denen  Viele  nur  sehr  geringe  Kenninils 
vom  Orient  batten ,  geschrieben  seL  £r  verspricht  schlieDs- 
lich^  in  moglichsler  Kiirze  ein  Buch  erscheinen  zu  lassen, 
worin  er  seinen  Landsleaten  aeigen  wird,  dab  solche  Funde 
nicht  blols  rein  numismatischen  Werth  haben,  sondem  auch 
zur  Aufhellung  des  Dunkels,  das  auf  den  alteren  Schicksalep 
Rufelands  ruht,  als  wicfatiges  lustorisehes  Material  dienen 
konnen. —  Die  in  der  Abhandlung  beschriebenen  Miinzen,  an 
der  Zahi  43,  sind~^  alte  von  Silber.  Nach  den  Dynastieen 
zerfalien  sie  in:  Abba«idische  (2);  5amanidische  (30); 
Siaridisehe  oder  Deilentidische  (7);  Boweihidische 
(1);  and  Miinzen  der  Wolga'scheii  Bulgaren  (3).  Herr 
Frahn  charakteiisirt  manche  dieser  Miuizen  in  seinen  b«ige- 
druckten  Anmerkungen  ab  numus  rarus,  oder  noUbilis, 
oder  nondum  editus.  Beigegeben  ist  eine  lithographirte 
AbbilduDg  der  drei  Bulgariaehen  Altiozen  (Arers  und  ReveiB), 
von  dcn^d  die  beiden  ersten  nur  als  Hiilfien  vorbanden.  Die 
LeUte  hat  Charaktere,  aus  denen  man  nichts  niacben  kaan, 
und  die  eigeniiicfa  gar  keine  Schrift,  sondem  iinr  eiwas  Sehr^ 
ahnKcbes  sind  Sie  gehSrt,  nach  Frahns  Vemmtbung,  su  de- 
nen &imaaidisefaen  Munzen,  die  von  den  Wolga'schen  Bui* 
garen  geniaeht  worden,  und  die  man  nicht  selten  unter  achten 
Miinzen  der  5amaniden  antriflft. 

Die  ganze  Beschreibung  zeigt,  dad  der  Verl  achloi  Be* 
ruf  zur  Sache  hat;  sie  giebt  von  seiner  Gelehisamkeit  and 
Ausdauer,  von  seinem  ScharCsinn  und  seiner  Genauigkeit 
schone  Zeugnisse.  Die  hinzugeCigten  historischen  Bemerkun- 
gen  beweisen^  dab  er,  wenn  ihm  auch  wenige  Hillfsmittel  su 
Gebotc  standeoy  diese  doch  sehr  gut  zu  benutzen  gewulst 


Verhandlungen 

der 

gelehrlen  Eslbnbcbeu  Gesellschaft  za  Dorpat^> 


Die  fieii  1839  bestohende  Cslhniflche  GeseUsdiaft  hal  deii 
Zweck:  y^dieKenntnils  der  Vorzeit  und  Gegenwait  des  Eslh-' 
nischen  Volkesy  seiner  Spradie  und  Litieraiur,  so  wie  de^ 
yon  ihm  bewofanten  Land^s  zu  fordern.*'  Das  vorliegende  erste 
Heft  ibrer  Verhandlungen  beginnt  mit  der  uuberen  Gcschichie  der 
Gesellschaft.  Die  Alitglieder — danuds  schon  39,  darunter  auch 
der  riihmiichst  bekannle  Spracbfors*eher  Sjogren  —  versam" 
mek^  sich  eimnal  monaiiieh  in  Dorpat,  urn  Vortriige  zu  bal- 
ten  und  die  GegeosUnde  ibrer  Bestrebungen  zu  besprechen^ 
Der  Fond  belru^  >  erst  ungeGibr  400  Tbaler;  die  Bibliothek 
siihtte  bereits  88  Werke  (124  fiucher),  und  das  Maseum 
562  Miinxen  und  12  Nummem  Altertbiimer.  Zu  den  wich- 
iigsten  grofseren  Unternehmungen  des  Yereines^  an  deren 
Ausfuhnmg  schon  gearbeitet  wird,  geboren:  eine  verbesserte 
Aosgabe  der  dorpt-^esUinischen  Bibeliibersetxung;  die  Ausar^* 
beitung  eines  moglichst  volktandigen  eslhnisch  -  deutschen 
WorterbacheSy  und  die  Errichtung  von  Niederlagen  eslhnischer 
Drucksehriften  in  Dorpat  (Dorpt)^  Revali  Pemau  und  Werro* 


«-■•■ 


*)  Erstcn  Bandes  enies  Heft^    Mit  sWei  Utiiogf.  faCelii.    JHttf^  nnd 
Leipzig  1840' 


Verbandlangen  der  (leMirt^n  RtilinMCheR  Geaeltodiiift  zn  DorpaC.    4S&- 

Man  darf  \Volil  amiehmen,  4afe  die  WkrksaMiik^  diesoii' 
Vereines  nicht  ausscfaiieblicb  in  denGramen  desaineu  Vdlk- 
chens  fiimischer  Race  bleiBen  werde,  noeh  welchem  cr  sich 
benantit:  hat;  dafs  wenigstcna  aiich  die  Spraehen  und  Alter- 
Ikiuner  der  iibrigen  auk  dem  so  well  vers%ve%ten  Hauptolamme 
gehdrenden  VolkeiinimtBer  im  ntfrdwestHchen  und  nordBchen 
Riifeland  —  eigenilich  sogenannle  Finnen,  Lappen/  Sa- 
in oj^d  en  ' —  niii  in  den  Kreis  ifarer  Forschungeii  gesogen 
werden  durfteny  was  schon  sui*  Aufhettung  manoher  Dunkei-* 
lieiten  in  der  Spraclie  und  den  alteren  Sclucksalen  der  Estiien 
aelber  noUiMrendig  aein  vnri.  Und  wirklich  isi  mil  derAn-- 
aeige  imd  den  ins  Dettlsche*  iibersetzteti  SleilM  de^  finni-*. 
schen  NaUonalgedidttcs  Kalewala  (s.  ttii(«n>  schon  ein 
gliicklicher  Schriil  uber  die  Granze  gesdiehM.    < 

Naeh  den  Slatut^  der  Gesettachaft  und  denrVerzeidinifs 
ihrer  Alikglleder  nnd  aeehs*  kleine  AlAandMn^en  niiigeliicHl,^ 
deren  Inhalt  schon  darum  dqrebweg  *  anxiehend  ist  j  weU  ev 
beionders  uiis  westeuropSisohen  Les^m  fast  laHler-Kettesbie^ 
let,  lind  wie  ein  wohkhatig  friiober  Lufkbauch  in  He  etwa» 
rerschwuUe  AtmoispbSre  des  Bekannten  nnd  AUtaglibhim  ofn*"' 
dringt  Die  >ersle  Abhandiung,  Von  Herrn  JCirgenson,  belrift^ 
das  Enlstchto  der  beiden  iUnif  Idfalekte  da*  estfiift»cKe»  Sprache^ 
Die  genancre  Kenntnils  der  Uvbewohner  £sttiAa«»ds .  beginni 
etsi  rait  dem  Untergang  ihrer  Freiheit^  d  h.  mb  der  evsltnr 
Londung  der  Dentsehen.  Ibre  Zaiii  bdauft  sich" jetit-nocb 
auf  €S2fiO(y  Seelen^  die  iibdr  einen  Rmmi  von  ndgefilhr 
770  Quadratmeiieti^  fer$treut  sind.  SobriftUche  8|SVaoh*-I>bcii^ 
ineiUc  fehlen.  bis  kit  AnCang  des  17lett  Jakrhnnderts.'  DMr 
verecbiedoM  pdiliBeheUp  Verbindniigen'y  in  we)olMi'iiie'£i4ho» 
sM  End6'di»  12ten  JaMiuhdms  mittden  D«nm^  ^B&iilse^ 
Schweden  und  Rnsden  trotcin,  be90*fats  «lnsr  >M  (Jhl4tim-^ 
thum,  welches  theils  die  iiufeeren  LefoenBverMllMise^  cifiderd^ 
goslaltettt,  ilieils  d«in  gdsiigto  Leben  desVoUkea  eine  andero* 
Kiehtai^  gab,  waven  rmi  modifieineiiideni  fii&flilfii  auft*die^l^ 
dmig  dereslhnilsoben  SpiaUie,  dio  h^mi6»  tot  200  und  «M4Ar' 
Jahren  in:  £«rei  Muhdarten,  dei^  Reval^hen'  luid  der  ffor|^U 

Erm»ns  Bum.  Arcliiv.  1841.  Hri.3*  30 


490  HisiMriidi-liagvMiitclM  WiMtuehftlt«ft. 

scbeu  gesprdehtti  urar<l.  Dodi  sUndee  dieie  MondArln  ein- 
aiider  dam^k  isv^eii  niher,  ds  healntUge.  Der  VcrU  fisdel 
es  9elir  wakraebeiiilich,  diifii  die  Balben  ift  niltelalkrliclier 
ZeU  sammtlich  nur  einen  Dialekt  tpracheiii  der  dein  heuti* 
gen  DdqHt'scheii  stmiidisi  komtiien  modite;  aber  tm  GeUeU 
von  Rtval  cnlwickelle  sich  initer  dem  Einflusse  auiliiidiacher 
iind  chrisiiicher  Ciiltur  eiiie  wohlUingendei^ »  geschmeidigcre 
imd  regelmaCngere  Spriche,  die  mil  der  religiosen  ttljluiig 
von  dort  mis  Cast  aUgemetn  wurde;  tuir  im  Dorpi'schen  er^ 
liiell  sichi  ob  schwererer  CotuDiunicalion,  der  alte  Dialekt, 
von  welchem  Herr  J.  wmsckt,  dab  er  mil  Beibehallimg  eini- 
ger  mcht  unbedeulender  VonOge  in  ^em  Reval'schen  aufge* 
h«o  modile,  w^aus  daim  wieder  eine  aHgemeine  aber  g^gt^i 
aonsl  sehr  veredake  esihnische  Sprache  entslande. 

Der  sweile  Ariikel^  veto  Uerm  Holinberg,  inl  eine 
Uehcnieht  des  |nludla  der  finniachen  (ven  Dr.  Lonnrolh 
herauagegebenen)  NaltonaNEpopoe  Kalewaia,  die  aich 
b«i  dem  Karel'sehen  VollEsalamme ,  dem  macfaUgaten  der^ 
Fmnen,  iila  das  einzige  Denkmal  ihrer  friiheren  Herrlichkeit 
erhaitea  hat  An  jene  UebersichI  sdiKeCii  sidi  die  Probe 
aner  eaUioiachen  und  deulaeben  Uebersetiung  dea  Prologs,- 
veo  Herm  Miihlberg.  Der  vornefamsle  Schaupiata  der  bun- 
ten  nordiachen  Zauberwelt,  in  welche  die  32  Run  en  oder 
Geaange  desJKalewala  una  einRihren,  daa  gleiehnamige  Land, 
kit  woU  unalreilig  Fin  nl  and  selber.  Zwtt  Sblme  des  finni- 
adien  UrgoUea  Kalewa^  von  denen  Einer^  WiiinSmdinen» 
die  Menaeben  mil  Geaang  und  Hartenapitl  beaclienkt»  der  An*. 
4are>  U«iftrined»  den Loftregionett  gebietot,  erleben  und  ven- 
aniaaaen  saaaMaigfaehe  Abwlencr,  in  die  noch  andere  hoker 
bf^lhte  Weseft  und  gemeiae  Slerbliolw  mii  verfloehlen  sind« 
Der  kyptrboieiac^a^  Didilw  iat  sehr  cirfiiiderisch  in  mahrdien- 
haften  ^SiAuAtiaiieni  die  er  mil  lebend^en  Farben  ausmalt,  und 
derm  Reia  dadoroli  erhobt  wird,  dab  maa  die  Loaung  der 
Inlriguen  niciil  vorheffsehen  kann;  dem  eme  gehdnmifavoile 
Maohl  Widlel  uber  den  Goltern  oder  Hathgaileru,  \vie  uber 
deft  Menaehen;  und  wie  Erstace  neben  ifaren  Wundengaban. 


yprhandlangen  der  ^ehrtes  EsthnfiflckeA  Cieseltoehalt  zn  Dorpat.  451^ 

manche  Schwache  armer  iSterbltchen  bcsitzen,  so  werden  sie 
auch  von  den  Letzteren  vermitleist  entgegentvirkender  Zau* 
ber  nicht  selten  geliiuschl,  und  in  Noth  und  Yeriegenheit  ge- 
setzL  In  gewissem  Belrachle  darf  man  den  unbekannleii 
Sanger  der  Kalewala  einen  Spenser  oder  Ariosto  der  finni* 
schen  Vorzeit  nennen.  UniibertreRlich  schon  und  von  Seilea 
seiner  lieblichen  Naivetat  unerreichbar  ist  der  Prolog,  worin 
der  Diehter  allegoriscb  andeutet,  \vie  ihm  aufser  den  Erziih- 
lungen  seiner  Aellem  die  ganze  Natur  zu  aeinem  Sange  Stoff 
gelieferty  und  wie  er  diesen  Stoff  lange  mil  sich  heriuu  ge* 
tragen  habe: 

^Bieae  *)  sa«s  wtr  «iiist  mdm  Vatpr 

AU  er  aicU  den  BeiUUel  acUaAUCr , 

Diese  lelirte  mir  die  Mutter, 

Ab  sie  ilire  Spindel  spinnen, 

fhre  Spul^  wirbeln  lie(s. 

Noch  siKd  drunter  ftndre  Wprte, 

Die  ich  an  dem  Wege  pflScktc, 

Von  der  Hoidekraotfliit  rq^ftf«. 

Von  des  WaLdes  Dicklcht  abbrach. 

Von  den  .Strauclien  heim  roir  liolti', 

AU  ich  in  die  Hiitung  hiipfte, 

Zu  der  Heerd*  ala  Hirtenknabe, 

Auf  die  waldbe'wnchanen  Hugel, 

Atiif  die  g«Adneii  B4^rg*«lidlieii, 

Aof  der  aoiiwars^n  Muvriki  ^pnr«^,' 

fn  der  bunten  Kim  mo  Nabe**). 

Dorther  bolt*  ich  hundert  Worte, 

Taiuend  Lieder  zn  verfert'gen; 

Band  die  Lieder  in  ein  Bundel, 

Warf  das  Bundel  ht  mein  Schlittclien. 

LAnge  lag  nan  iii  der  UHe^ 

Viel  in  duttkler  Rub  mein  Lied ; 

Nan  mein  Lied  ich  aiis  der  Kalte, 

Aus  dem  Frost  den  Sang  ich  hol<%  . 

Anf  das  tannene  Bret, 


•)  Namlich  die  Sagen. 

••)  Mnnriki   nad  Kimmo  siaud  linnische  Knboamen. 


:10* 


ti$  Hiittorisch-li«Siiifltisclio  Wissciwrhaft^n. 

VniQT  «lic  pf|»rie«i^iif  Fwrrte, 
I'nter  das  geriibinle  Dach; 
Dft  nun  wincr  ich  aV  Tom  KnUiiel^ 
Knui>f  icli  lofl  des  fiiindelB  Kiioten. 

In  Aeni  32slen  Gesang  dcr  Kalcwala  maclit  sicli^  nacli  der 
Inlialtsauzcige  zu  urtheilcDj  zuui  crslen  Male  das  Chiislcn- 
Ihuin  gel(endy  dessen  Triumph  ul>er  die  heidnische  Religion 
der  Finnen  liier  deuUich  genug  lezeichnel  isl.  ^Der  Solin 
einer  Jungfraii  Namens  Maria,  den  Wliinatnoincn  gc- 
todiel  wisscn  will,  weil  der  Name  seines  Valers  ein  Ge- 
hcimnifs  blcibl,  erkliirt,  dafsder  keiduische  God  nicht  geselz- 
)ich  gciirtheilt  hake,  und  wird  vom  Predigcr  getauH. 
Wiiinamoinen  itrgcrl  sich  dariiker,  und  Zciukeri  zum  letz- 
len  Male  ein  Dooi  hervor,  mil  dem  er  auf  ewig  ahzieht,  Ge- 
sang und  Harfe  auf  Erden  zuriicklassend.  Veniiuihlich  ist 
dies  die  spiilcre  Enlslellung  einer  alien  heidnischeh  Sage,  jdic 
sich  mil  den  UMistaoden  der  Gckurt  Jesu  ciu^ennalsen  ver- 
einbaren  liefs.  ^ 

Was  Herr  Mulilborg  (S.  90)  in  der  (tnnisclien  Sprache 
hoclisi  eigenikiimlich  liennt ,  niitnlich  das  Pronomen  im  Gem- 
iiv  Tor  einem  Nomen  mil  gleichcm  Suffixe,  ist  ebenso  in  den 
uieisten  Sprachen  von  iiirkisckcm  Siamine  Kegel,  z.  B.  me- 
DiDg  alam,  odor  keniin  kakami  lueiner  Vater-niein. 
Der  Verf.  cilirt  noch  PronomiBa  suffix  a  anderer  Spra- 
chenfaniilieni  von  denen  iibrtgens  die  ilaliiifiischen  am  Yer- 
bum  nicht  gut  hierhcr  passen,  ond  kniipft  die  Bemerkung 
daran,  dafs  alio  dicsc  Suffixe  urspriinglich  kcinen 
oder  nur  dunkeln  Sinii  hiitten.  Dies  ist  sehr  irrig; 
d^pm  die  moisten,  wo  liicht  allc,  legilimiren  sich  schoa  durcli 
ihre  Form  als  Abkurzuagfii  der  absokilen  Pronomina:  das 
italiiinische  mi  ist  aus  mi  hi  verstilmmclt;  ti  aus  tibi;  vi 
aus  voi  etc.  Das  ungarischc  d  (dein)  komml  augenscheinlicli 
von  te  (du),  wic  ja,  sein,  von  ej  (jetzt  i),  wie  z.B.  fej  s= 
fS);  das  m  des  SufRxes  er&ler  Person  ist  noch  im  Plural 
der  absoluieu  Form  (mi)  erhaJlen  u.  s.  w,*). 

•)    Bfi  tlfii  Mordwlw^'t^  pnti«tehen  stfis   mon  (moinl,    tan  (dein). 


k 


Vcibaudluii*ren  d«r  f«l«lirt«ii  Katiuusclien  Gt^elkicliAlt  zu  DorpaC.  4filf 

In  der  drillen  Abhandlung  enahlt  Herr  Fahlmaoii  drop 
8chr  aninulbige  Sagen,  die  .sich  anf  Derf «(  nnd  «eine  iiac)i#te 
Uuigebung  beziehen,  und  die  er  dem  soipst  fur  AuAlandeiry 
d.  h.  fiir  Nidii  -  Esllien  yerschloaseneii  Muodc  de4  Voikef 
gliicklich  zu  entlocken  gewu&t  Sonderbarer  Weise  ist  geradft 
der  Esthe  urn  Dorpat  mit  diesen  Sageu,  in  depen  aebe  Hei- 
inat  als  ein  weiland  irdischea  Paradies  gefeierk  wird^  iuUm* 
Lairni;  wogegen  sie  bei  weit  enlfemterea  Eslhen  triafh  nnd 
lebensvoll  sicli  erhalten  haben«  SowolU  dleeer  Umstand  p^  ab 
noch  andere  Griinde  sdieinen  unwider^prechlich  zu  ergefac% 
dafs  die  jetzigen  Dorpt-£aUien  spalere  Einwauderef,  wabr** 
scheiniich  die  alten  Liven  sind.  Die  ersle  Sage  belrifll 
die  Entstehung  des  Embachs  bei  Dorpat,  der  auf  dee 
Schopfers  GeheiCs  von  den  Thieren  des  Waides  gegraben 
wild,  dfimit  der  Konig,  der  ihrer  gegenseiligen  Feind^cl^all 
ein  Ende  machen  und  glucklicke  Zeiien  bringen  aoU,  einen 
lieblichen  WohnsiU  erbalte.  In  der  zweilen  Sage  JelirtWan- 
nemunne  (der  Wainiimoinen  der  Finneo,  s.  obcn)>  dor 
byperborei^che  ApoU,  auf  seiner  himmlischen  Harfe  apielendi 
den  Erdenbewolinern  ihre  Festsprachei  den  Gesang,  und  alio 
Wesen  merl^en  sich  elwas  davon^  nur  der  Mensch  faCsi  ihn 
ganz.  Das  driite  Hahrchen,  i^Vom  Kocben  der  Spraoben** 
verdankt  ohne  Zweifel  einem  Bediirfuisse  der  armen  Eslhen, 
ihrem  Uasse  gegen  fremde  Unlcrdrucker  irgendwie  Lud  zii 
machen^  sein  Dasein,  und  ist  wirklich  eine  originelJe  Salire. 
Nachdem  der  Alle  (Allvatcr?)  den  Esthen  seine  eigne 
Sprache  zugelheilt,  slellt  er  einen  Kessel  init  mystischen 
Wasser  iiber^s  Feuer  und  kocht  alien  iibrigen  Volkem,  die 
sich  der  Reihe  nach  zu  diesem  Zwecke  melden,  ihre  rcspecti- 
ven  Sprachen,  die  jedesuialige  Gabe  uiit  eiueui  hausbackenen 
Spotle  wiirzend.  Die  Dcutschen,  Russeu  und  Letten  fahren 
dabei  am  libelsten. 

Die'  vierle  Abhandlung  —  von  Herm  Hueck  —   cnl* 


SOB  (lein),  dt«  8a(iixen  ni,  t,  se^  Ihji  den  ^yriiinen,  auii  iii«,  i«*, 
f  ?ja,  die  SuOixeii  ym,  yd,  y»  etc. 


tcO  HistoriiKrh-linguistiBche  WiKS(*iisc1ialleii. 

> 

halt  NMieen  iifcer  alte  Burgwalle  Aer  Ureiiiwohner 
Liv-i-  utid  Eslhlands.  Diese 4»e80nderB  in  Liefland  zahl- 
reieh  serslreuten  Verschanzungen  aus  Steinen,  aufgeworfener 
Erde  oder  btofsen  Pfiihien  (im  ersteren  Falle  ohne  Verkit- 
lung  durch  Morlel  oder  Theer),  deren  Unscheinbarkeit  mil 
der  MajesUit  der  Rillerburgen  des  Landed  merkwurdig  con* 
trastirly  dienteti  in  Friedenszeiten  als  Wohnung  des  Aellesten 
etner  Landschaft,  bei  plolzlichen  Ueberfallen  unruhiger  Nach- 
bam  aber  als  Zufluchtsorte  fiir  die  Bevolkeiiing  umliegen- 
der  Dorfer.  —  In  einein  ftinflen  Arlikel  berichlel  Herr 
Hansen  iiber  einige  beiOberpalen  gefundene  Kufische  Sil- 
bermiihzen  aus  dem  zehnlen  Jahrhunderl,  als  demjenigen 
Zeitraiimey  der  den  Miinzcabinelen  die  meiste  Ausbeule  ge- 
geben  hat.  Man  zweifelt  jetzt  nicht  mchr,  dafs  solche  Mtin- 
ten  durch  den  Handel  nach  Esthiand  gekommen  sind;  nur 
fragt  es  sich  noch,  ob  die  muhainmedanischen  Raufleule,  die, 
tvie  Ibn  Fo^ian  ausdrdcklich  bemerkt^  Pelzwerk,  Sklaven, 
Bernstein  und  Metalle  fiir  bnares  Geld  kauften,  selbst  nnch 
den  Oslseegegendcn  gekommen  sind,  oder  oi)  ihr  Geld  durch 
Zwischenverkehr  dahin  gelangt  ist.  Der  Verf.  enlscheidet 
sich  mil  Grund  ftir  das  Leizlere. 

Die  sechste  Abhandlung  ist  ein  vorlliufiger  Bericht 
ifber  zwei  von  Prof.  Kruse  untemommene  antiqliarische 
Reisen  durch  die  Ostseeprovinzen  (1838  und  1839)^ 
auf  denen  er  Oertlichkeit,  Zusland  und  iiufsere  Geslalt  der  Gra- 
ber  aus  alter  Zeit  genauer  kennen  lernen  und  die  in  densel- 
ben  enthaltenen  Gegenstilnde  zin*  Erlliuterung  der  his  tori* 
schen  Nachrichten  iiber  den  Seehandet  dieser  Gouver- 
nements  im  Alterthum  untersuchcn  sollle.  Der  Verf.  giebt 
eine  Uebersicht  der  vielen  von  ihm  besuchlen  Puncle  und 
verspricht  ein  ausfuhrliches  Werk  iiber  die  (ro  mi  schen, 
griechischen,  scandina  visch -germanischen)  Alter- 
thihuer  dieser  Gegenden,  desgleichen  ein  anderes,  worin  er 
die  hislorischen  Verhultnisse  der  Ostseeprovinzen  in  heidni- 
acher  Zeit  bis  aur  EinfUhrung  des  Christetithums  beleackten 
wilL    Beide  Werke  sollen  auf  Subscription  erscheinen. 

S  c  h  0  t  t. 


\ 


Ueber 

Pater  Hyiicuiai's  KiUii  CChinft}. 

Von 

W.    S  c  h  o  I  U 

(Betcfalals.) 


6.  Criminal* Gesetxgebung.  Da  der  IlaujiiifihaU 
des  Criminal 'Codex  der  Chinesen  dem  grSfseren  gebildelen 
Publicum  in  Slaunton*8  vorzdgficher  Uebersetzung  tugKnglich 
isty  80  fibergehen  wir  diesen  Ariikel,  und  theilen  nur  die 
wichtige  Bemerkung  (S.  305)  mil,  dab  unter  der  heutlgMi 
DynasUe  alle  Leibesstrafen  der  Beamlen  abgeachaR  und  dundi 
Enlziehung  vonGehall,  oder  Degradation  ersetal  sind*).  Bei«> 
spiele:  slait  10  Bambusfaiebe  tw  empfangen^  mufa  der  Beamle 
einen  Monat  lang,  stall  60  diiio  zu  empfangen,  ein  Jahr  lang 
seinen  Gehalt  en(behren«  Die  Strafe  von  100  Schlagen  iti 
mil  einer  Degradation  um  vier  Siufen  vertauschl.    Der  Lan- 

Oder  Hinrichtung  sind  Beamle  nur  in  gewisaen 


*)  Der  Verf.  tag!  in  einer  Amnerkniig :  f^Untere  Cksbriflateller  Mgen 
noch  jetzt  mit  redneriieber  Em^kuft,  da£i  in  Chiiin  der  Miakter  and 
der  Bauer  denielben  Bambvastoek  liiblen  n8(slen,  Herr  Dobel, 
det  cebn  Jabre  in  Canton  gelebt,  Tenieberte  diet  feierliek  den  Bu- 
ropieniy  wad  Bniopa  priek  ibn  wtgen  aeMar  Aniklnmng.** 


Hisloriich-UnguijitiMho  WiMenicLafCen.       i 

Fallen  unnaclisicbtlich  untenvorfen;  in  anderen  Fiillen  konnen 
sie  sich  von  Beidem  loskaufen* 

7.  Vom  Schamanen-Diensle.  Ein  Artikel,  der  um 
80  wiclitiger  fur  den  europuischen  Forscher,  weil  Pater  Hya* 
cinthi  wenn  Ref.  nichl  irrt,  der  ersle  in  China  bewanderle 
Europaer  ist,  der  iiber  diesen,  am  Hofe  der  Mand^u- Kaiser 
forlgepflanzten  National -Cultus  ilirer  lungusischen  Yorahnen 
elwas  niihere  und  befriedigendere  Aufschlussc  giebt.  Die  No* 
lixen  des  Verf.  die  wir  hier  in  gedrangler  Kiirze  miltheilen 
woUen,  lassen  keinen  Zweifel  dariiber,  dafs  der  Gcister-Cultus 
Nordasien*,  welclier  in  iUtarer  fteit  audi  iiber  eitien  groben 
Theil  MiUelasiens  verbreitet  gewesen,  eine  ganz  andere  Quelle 
hat,  als  der  Buddhismus,  dafs  er  aber  namenllich  unter  den 
nach  China  Ubergesiedelben  MandjVs  der  Chinesischcn  Reiclis- 
Religion  und  deui  Buddhismus,  wohl  hauplsiiclilich  aus  polili- 
schen  Griinden,  sich  angenlihci  t  hat  Er  bildet  neben  den  cr- 
wahnlen  Beiden  und  der  Lelire  der  Tao-fse  eine  vierte 
Superstition  I  die  aber  wegen  ihrer  dogtnatisdien  Armuth  und 
Nackiheit  der  Einwirkung  freo^r  Lehrmeinungen  cbenso 
wenig  als  die  Reichsreligion  China^s  widersiehcn  konnie*). 

Bei  den  Volkera  Nordasiens  pflanzt  sich  das  Schamar 
otnthum  durch  nuindljcbc  Ueberileferung  fort;  nilr  zu  Pe- 
king ertcHien  1747  eine  Agende  dieses  Cultus,  die  scbon  al- 
lein  dariiber  belchren  kann^  dafs  er  nicht  cin  blofscs  Gewebe 
von  Gaukpleien  und  Teufelsbeschworungen  isL  Sein  Name 
kommt  von  dem  tuogusischen  Worle  ^aman,  das  einen  Men- 
schen  bezeichnet,  der  die  Eligcnschaflen  des  Priesters,  des 
Arztes  und  des  Zciuberers  in  sich  vcreinigl  **)•    Die  Gesdiichte 


*)  Der  V«lf.  Mgt:  ^,die  fanaiUsche  Un^aldBainktii  andercr  kwdirifelicr 
Religionen  ist  dem  Schamanentbiim  nocli  heatzatage  fromd.  Die 
Mand^a^s  vollzieben  ancii  die  Gebrauche  alter  ubrigen  im  qliinesi- 
■cben  Staate  gedoldetcn  Religionen ;  und  bei  festlichen  Getcgexliehen 
begehen  tibetiache  nnd  mongoMcbe  Latna^B  im  PaUste  selbti  einige 
Tage  lang  iJimi  Gottesdienst.^ 

^)  Diesel  angeMiche  tangaaitrhe  Wort  iit  wohl  nickC  der  urspriinglicb 
ijiTaiigmen  lieimiidie  Name,  tondem  gleich  dem  chiaeaiacheti  scha- 


IM«v  PAlcr  U7actiiih*«  Kitai  (Chiiu).  4fS 

lehri  UDs  Bcbon  kftge  vor  Chrisii  Geburi  dergleichen  Leule 
in  Aaien  kenMa*,  leider  hal  man  aber  bis  jelxi  weder  hbto- 
rii^be  Naehrichten  noch  Deakmaler  anderer  Art  aufgefunden, 
aua  denen  aicb  ^rgSbe,  worin  und  wie  weil  das  jetsige  Scha  • 
manenihum  von  dem  alien  sich  unlerscheideU  Was  die  beu- 
ligen  Scbamanen  in  der  •Maadjurei.beiiifll,  so  iHlden  diese 
keinen  eignen  Stand  in  ihrer  Heimat,  und  fiihren  den  Namen 
nor,  wenn  sie  das  Ami  von  Priestern  iiberaeboieny  was  je- 
desmal  freiwiliig,  ohne  vorgiingige  Einweibung  und  oboe  Be- 
statigung  von  Seiten  des  Gouveroemenls  geschiebt  Uebri- 
gens.  bat  es  in  der  ftland^'urei  memals  Tempel  des  Schama- 


men  eine  blolse  Verderbnng  dci  indjachen  tram  an  a  (im  Palt  sa- 
mana),  velcliea  eine  bescbaalicli  und  in  frommen  Bctrach- 
tungen  lebende  Person,  audi  insonderhcit  elnen  Buddha- 
Mo  neb  bezeichnet,  und  sonach  mifsbraacbsweise  auf  die  Zanberer 
dea  nordlicben  Asiena  ausgedehnt  vrare.  Bel  den  Chinesen  bezeichnet 
aeiia-men  iramer  oder  fast  immer  einen  Buddba-Monch  (audi 
Ho-acbang  geaannt),  wogegen  die  Maad/u'a  onter  Scbanianen 
(sama-aa)  nur  antacbUefsIicb  Prieater  des  tangusisdien  and  sibiri* 
sdien  GeistercuUus  yersteben,  was  oiit  de'm  Gebrauciie  des  Wortea 
bei  uns  Raropaern  Hbereinkomint.  Dies  ergiebt  sidi  auf  eine  lebr- 
retcbe  Weiso  aus  dem  grofsen  Worterspiegel  der  Mandyn-Spradie 
(Bnlekn-bitcbe),  wo  das  Wort  faman  (Plural  «ama-ira)  nicbt 
doreh  aeba-men  trklart,  sondern  mit  t sch a- se bin-Jin  (Geister- 
Beachwoter)  ubersetzi  wird,  die  Bsddba-Priester  nur  i a  - m a  ( L  a- 
ma*a)  and  bo-acbang  beilseOy  and  AUes,  was  iiber  die  Functionen 
der  ^ama-aa  gesagt  ist,  nur  auf  die  tnngusisdi-sibiriscben  Scliama- 
nen  pafst.  Weldies  aber  audi  der  Ursprung  von  «anian  sei,  so  bat 
dieses  Wort  jedcnfalls  in  der  tnngusisdien  Sprache  tiefe  Worzel  ge- 
sdilagen;  dies  ergiebt  sich  ana  den  mandjuiachen  Verben  aama- 
aebsinbi  and  asm  dam  bi,  welciie  <lie  religidsen  Verriditongen  dea 
Sdmmanen  beseicbnen,  wenn  er  init  seiner  bisarren  BledimitUe,  »H 
8diellengiirtel  und  Handpauke  und  onter  wildcn  Spriingen  die  Geistcr 
anrnft,  um  iliren  Willen  zu  erfaliren.  Nadi  dem  Bulelia-bitcbe 
bat  der  Sam  an  aui  Krankenbette  viol  zu  thnn;  aucb  erwahnt  ilasselbe 
ausdrncklfdi  uiannlicher  und  weiblicher  Sam  an  "s;  aber  von 
Tempebi  die  dieaem  Caltnt  in  Pe-king  gewidmet  waren  and  von 
formlichen  Hof-Schamanea  ist  nicbt  die  Rede. 


4I|4  Hifllorifch-linffaiititche  WiMeiiscli«ft«ii. 

nen-CuItus  und  nichl  einmal  Tag^  gegeben,  die  ihm  gewid* 
met  gewesen  wareti.  Man  lafsl  den  Schamanen  konfmen,  so 
oft  man  seines  retigidsen  Beislandes  sit  bediirfen  giaubt.  Dei- 
Kaiser  allein,  erfreul  sic^h  des  Rechtes,  Tempel  und  ordent* 
liche  Priesler  seiner  National* Religion  zu  haben. 

Der  Schamanen -Cullus  wird  in  Pe-king  an  sweien  Or«- 
ten  voUsogen:  iin  Palaste  der  Kaiserin  und  in  einem  beson- 
deren  Tempelgebiiude  das  ebenfatts  in  der  n^rdKehen  oder 
Tatarenstadt  errichtet  ist  LeI&teres  schliebt  drei  Hallen 
in  sichy  von  denen  die  erste  ein  Saal  in  drei  Abtheilungra  ist, 
-He  zweite  einem  runden  Pavilion  (pawiljon),  und  die  dritle 
einem  Lusthause  (be«edka)  gleicht  In  diesen  Hallen  sieht 
man  weder  Tempelgeralh  noch  irgend  einen  Zierrath;  auch 
ihre  AuTsenseite  ist  gnnz  schmucklos.  Da  die  Kaiserin  selbst 
dem  Gottesdienste  zuweilen  beiwohnt,  und  abdann  aufser  den 
Eunuchen  kein  mannliches  Wesen  zugegen  sein  darf^  so  voll- 
ziehen  in  beiden  Tempeln  nur  Frauen  die  priesterlichen 
Funclionen.  Eine  Schamanin  im  religiosen  Gewaiide  iiesi  die 
Gebete  und  singt  die  Hymnen,  wahrend  eine  (Inter -Schama- 
nin in  gewohnlichen.Kleidern  ihr  zur  Rechten  jedoch  elwaa 
hinter  ihr  stehL  Als  Schamaninnen  fungiren  zwolf  Frauen 
von  Officieren  der  Leibgarde.  Aufser  ihnen  sind  36  Unler- 
Schamaninneni  37  Frauen ,  die  eine  gewisse  Baumrinde  zer- 
mahlen  und  19  Andere,  die  aus  dieser  Rinde  Raucherkerzen 
machen,  angeslellt.  Alle  diese  Diakonissen  sind  die  Ehegat- 
linnen  gemeiner  Leibgardisten :  sie  erhalten  monatliche  Be- 
soldung,  die  Schamaninnen  selbst  aber  nicht;  diesen  wird  nur 
ihr  priestcrliches  Gewand  gratis  verabfolgL 

Der  Schamaniache  Gotzendienst  besleht  aus  Opfem  und 
Gebeten  an  den  Himmel  und  die  Ongot*s.  Unter  dem 
Himmel  versteht  der  Schamane  die  weltbeherrschende  Macht; 
unler  den  Ongol's  aber  die  Seelen  gewisser  Menschen,  die 
bei  ihren  Lebzeiten  vie!  Gates  gelhan  und  auch  nach  ihreui 
Tode  der  Menschheil  Gliick  und  Segen  bringeiL  Die  Opfer 
serfallen  in  gewohnliche  und  in  zeitliche  oder  xufiiUige*  Die 
Ersteren  werden  im  Palaste  der  Kaiserin,  die  Anderen  «cimeisl 


U«b«r  Paler  HyaetnthV  Kitai  (Chiiia).  465 

im  grofiien  Tempel  voUzogen.  Das  gewShnlidie  Opier  isi  ein 
tSgiiches  und  ein  monatiiches.  Ersteres  findet  swei  Mai  d«s 
Tages,  am  Friihmorgen  und  am  Nachmiltag  slatt.  Morgeos 
verehrt  man  die  dreiOngors:  Sakjamuni, Bodi«aiwa  nnd 
Kuan^ti,  von  denen  Kwei  aus  Indien  stammen,  der  Dritte 
aus  China*);' der  Nadimiltags-Cullus  ist  aber  sehn  anderen 
Oiigot*s  gewidmel,  die  sammtlich  Tungasier  sind  und.  reih 
tungusische  Namen  fiihren,  z.B.  Achun^njan^i,  Antschun* 
ajara,  Muri-muricha  u.  s.  w. 

Das  Ritual  des  tiiglichen  Morgen  -  Opfers  ist  folgendes! 
im  goUesdienstlichen  Saale  der  Kaiserin,   auf  eine  vor  den 


*)  S4kja»UAi  ist  bekanntticti  der  Buddlia  anserer  Weltperiode;  uater 
Bodi^atwa  (Bodhisatwa)  kann,  da  es  viele  solcher  verUarten 
BuddhiatiacLen  Intelligenzen  giebt,  welclie  die  YoUendete  Baddlia- 
Wiirde  noch  niclit  errekht  liaben,  natiirlick  nur  Einer  verstandeii 
sein,  der  par  excellence  diesen  Titel  fiilirt;  venniithlich  ist  es 
Mand^'n^ri,  als  desaen  VerkoriHTtingen  die  Kaiser  China*s  von  den 
Tibetem  nnd  Mongolen  verelirt  werden.  Knan-ti  ist  ein  vergotter- 
ter  ciiineaiacher  Krieger,  der  im  SSeitalter  der  Dynattie  Han  gelebc 
hat*  J>a  der  Hi  mine  I  hei  den  Tnnguaiern,  wie  bei  den  Chineaen, 
die  oberste  Gottheit  ist,  so  bedurfte  es  kaum  nocli  der  Aufnalime 
dieses  Tffitional-Heiligen,  urn  das  Schamanentlium  mit  dein  Chinesen- 
thnin  zu  versohnen;  ob  aber  die  eifrigen  Buddha -Verehrer  dabei 
sich  befriedigen  diirften,  dafs  ihre  iiber  den  Himmcl  selbst  weit  er- 
Jiabenen  Bnddha^s  and  Bodhiaatwa*8  im  Scliamanen-Cultns  dem  Him- 
mel  snbordinirt  aind,  ja  dala  man  aie,  die  wahrend  ibrea  irdiacben 
Wandela  das  Sdiiacbten  der  Tliiere  iux  die  achwerate  Siinde  er* 
klart  baben,  TermitteUii  bin  tiger  Opfer  (welcbe  ungebeore  Iro- 
nic!!!)  gewinnen  will,  ist  eine  ganz  andere  Forage.  Nur  absolute 
religiose  Rrschtaffung  kann  so  schneidende  Mifstone  ijberhoren.  Daa 
Ritoal  dea  Scbamanen-Cnltns  zn  Pe-king  scheint  Ubrigens  mit  dem 
der  aibirisdien  Bcbamanen  im  Weaentlichen  gleicber  Art  zu  sein;  nur 
bat^et  aicb  in  der  Residenx  der  Mandjn-Kakier  amplificirl,  verfei- 
nert,  bofminnisch  nnd  groiaatadtiscb  gemodelt.  Von  den  Hofidamen, 
die  als  Scbamaninnen  fungiren,  wird  man  z.  B.  nicbt  verlangen, 
dafs  aie  heilige  Convnlsionen  bekommen,  das  Gesicbt  verzeiTen,  die 
Augen  verdrehen,  ein  tbierisckes  GebrSll  ausstofscn,  und  mit  schilu- 
mendem  Monde  wie  Besessene  sicb  am  Boden  walzen. 


4M  Uistoriadi-lmguistiaLdAe  Wis§tmthidUa* 

Bildem  der  drei  Oiigoi's  errichlete  Tafel  steUl  map  drei  kkioe 
Sehiissela  mil  Riiueherwerk,  drei  Schalchen  aiit  reinem  Was* 
ser  und  einiges  Backwerk.  Die  Schfimaoin  beginot  ihre  re- 
ligiosen  Handlung^n  mil  einem  Gebete,  das  sie,  von  swei 
Inslrutncnten  die  Pater  Hyacinth  Balalaika  und  Guitarre 
nennty  accompagnirt,  in  gedehntem  Tone  absingi.  Noch  wall- 
rmid  des  Gebetea  und  vor  dem  Scblachten  des  Opfertbiers 
nimmt  man  die  drei  Schalen  voU  Wasser  vom  Tische,  ver- 
schliefst  die  Halle,  verhangt  die  Bilder  der  drei  OngpCs  und 
fiihrt  das  Opferthier  herein.  Hat  die  Schamanin  ihren  Gesang 
beendigty  so  wird  das  Wasser  in  die  Ohren  des  Thiers  gc- 
gossen,  darauf  schlachtet  man  es,  theilt  cs  in  SlUcke  und 
kocht  dieselben.  Das  gekochte  Fleisch  setzt  die  Schamanin 
auf  den  Tisch,  und  beschiieist  die  Handlung  mil  einem  ande- 
ren  Gebete. 

Beim  Nachmiltags-Gotzendienst  stellt  man  fiinfSchusseln 
mil  Raucherwerki  fiinf  Tassen  mii  reinem  Wasser  und  eini- 
ges  Backwerk  vor  die  Ongot's.  Eine  SdiamaniUi  die  eincn 
Giirtel  mit  Schellen  um  die  Huften  befestigt  hat,  und  biipfend 
eine  Handpauke  schliigt,  singi  eine  Hymne,  die  von  dem  Spiel 
dner  Guitarre  und  von  Taktschlagen  mil  einem  hokemen 
.  Instrumente  begleitet  wird.  N«ach  dreimaiiger  l^derholung. 
dieses  Ritus  recilirt  sie  ein  Gebet.  Daun  fiihrt  man  das 
Opferthier  herein  und  verfahrt  mit  ihm  wie  beim  Morgen- 
opfer.  Das  gekochte  Fleisch  stellt  die  Schamanin  auf  den 
Tisch  und  spricht  ein  neues  Gebet,  nach  dessen  VoUen- 
dung  man  das  Raucherwerk  in  den  Schiissein  und  das  Licht 
in  den  Latemen  ausloscht,  den  Ofen  in  %velchem  das  Fleisdi 
gekocht  worden,  zumacht,  und  einen  dunkein  Vorhang  fallen 
liilst.  AUe  Anwesenden  entfemen  sich  dann  aus  der  Halle 
deren  Thiire  verriegelt  wird;  Bur  die  Schamanin  bieibt  zu- 
riick  und  singt  in  gedehntem  Tone  unter  Begleitung  einer 
Guitarre  und  indem  sie  die  Schellen  an  Giiiiel  und  Hand- 
trommel  schiittelty  ein  Gebet.  1st  dieser  Ritus  vier  Mat 
vollzogen,  so  zieht  man  den  Vorhang  wieder  auf,  eutrie- 
gelt  die  Pforle  der  Halle ,  zundet  die  Lateraen  wieder   an. 


Ueher  Pater  Hyftciiith^»  KiUi  (Cltiiia).  4S7 

Iragt  das  Opferflebdi'  fori ,  und  ^itiiint  die  BUder  der  Ongo(*s 
herantcr. 

Die  allmonallich  wicdcvkchrende  Anbetung  der  Ongol's 
findet  ebenfalls  am  Morgcn  und  am  Abend  eines  bestimnHen 
Tages  staU.  Die  Gcbriiuche  unterscheidcn  sich  nur  darin 
von  denen  des  Uiglichen  Opfers,  dafs  man  hier,  slatt  reinen 
Wassers,  eines  siiuerlichen  Weins  aus  Hirse  sich  bedienty  der 
ebenfalls  dem  Opferthicre  ins  Ohr  gegossen  wird.  ->»  D<i8 
Ritual  bei  denen  Opfern,  die  dem  Hi  mm  el  gebracht  werden^ 
isl  ehvas  verschiedner  Ari. 

Die  zeitlichen  Opfer  werdcn  iheils  in  grofseren  Zeilab- 
schuillen  —  Jahreszeilen,  Neucs  Jahr  u-  s.  \v.  —  iheils  an 
ujibcslimmten  Tagen  und  bei  besonderen  Gclcgenhcilcn  ge- 
bracht. Paler  H.  beschreibt  sechs  Arten  derselben,  unter  de** 
lien  ich  die  Feierlichkeit  bei  Aufrichlung  der  heiligen  Fah- 
nenslange  heraushebe.  Diese  gehl  alle  Jahr  im  Friihling  und 
im  Herbste  vor  sich.  Man  (riigt  die  Biidcr  der  beim  Morgen- 
Gotzendicost  angebeteten  Ongol*s  aus  dem  Palaste  der  Kaise- 
rin  in  die  crsle  Halle  des  Tempelgebiiudes.  Bald  nachher 
begiebt  sich  ein  Eunuch  auf  einen  Berg  im  DistricleTsMng- 
tscheu  und  Tallt  dort  eine  Tanuc,  die  20  Fufs  Hohe,  fiinf 
Zoll  Durcbmesser  und  10  Rcihcn  Aeste  haben  mufs.  Diese 
wird  vor  dem  Eingang  der  runden  Halle  aufgerichtet.  Am 
Tage  der  Feier  opferl  man  in  bciJcn  Hallen  den  Ongol's 
Wein  und  Backwerk.  Von  dem  Vorhang  in  der  erslen  Halle 
spanut  man  durch  beide  Hallen  bis  zu  der  aufgepflanzlen 
Tanne  drei  Leinen,  an  welche  Airbiges  Papier  gdiiingt  wird; 
auf  den  Gipfel  des  Baumes  aber  steckt  man  eine  Flagge. 
Alsdann  fojgt  ein  drcimal  wiederholles  Gebct  der  Schama* 
ninnen. 


&  ChiBeaischeiScilutig.  Eiile  Notn&  iiber  die 
ana  finlitcfaen  Naehrichieii  bekantile  SUala^-ZeHung  von  Pe- 
kkigy  eiOQ  Alt  Aititsblat4|  das  unter  dem  Tiiel  daintt-bao 
(kiteg*|>ao)y  d.  h.  Bole  au$  der  Reaidena,  aUe  Tage 
atiagegebea 


M6  Hmtdritch  ^iingnktisohe  WiasaNSttiiiflteii. 

9.  Belettchlung  der Antworlen Ki'usenslern's  auf 
die  China  betreffenden  Pragen,  die  ihm  Herr  Wirst 
niilgegeben.  Ehe  der  berilhinte  Russische  Weltumsegler 
zn  seiner  Reise  sich  anschickte,  erhieit  er  von  Herm  Wirsl 
27  Fragen  in  Betreff  China's.  Sein  kiuxer  Aufenthalt  in  Can- 
Ion  konnte  ihm,  da  er  der  diinesischen  Sprache  unkundig 
war,  nicht  soviet  I^ennlnifs  des  Landes  zufiihren,  dais  er 
(ahig  gewesen  wiire,  aus  eigner  Erfabrung  oder  Beobachlung 
genugende  Antworten  zu  geben;  daher  er  wahrscheinlich  nur 
bei  britischen  Kaufleulen  in  den  Facioreien  Erkundigung  ein- 
cog.  Die  Nachriehlen  dieser  Leute,  die  er  seinem  Reise  werk 
einverleibte,  sind  aber  so  mangelhaft  und  mehrenlheils  so  un- 
richtig,  dafs  sie  von  sehr  geringer  Kennlnifs  der  inneren 
Verfassung  China's  zeugen,  und  daruin  hat  Pater  H.  sich  der 
Muhe  unterzogen,  sie  in  einem  besonderen  Abschnitt  der  Reihe 
nach  zu  priifen.  Wir  erfahren  hier  allerlei  Interessantes  iiber 
statistische ,  staatsokonomische ,  mercanlilische  GegensUinde, 
iiber  Postwesen,  Fabriken,  Lage  der  arbeitenden  Classen 
u.  s.  w.  Bei  einer  anderen  Gelegenheit  hoSl  Referent  auf 
einzeine  dieser  Puncte  zuruckzukommen. 

10.  Sit  ten.  Dieser  Abschnitt  handelt  von  demCharakter 
des  Yolkes  und  deni  Zustande  seiner  Sittlichkeit,  so  weit  der 
Pater  sich  dariiber  belehrt  hat.  Die  Sittlichkeil  ist  in  China, 
wie  alierv^iirts,  weniger  an  gi'ofsen  volkreichen  Orten  oder  in 
iippigen  Gegenden  unter  tropischem  Himmel ,  als  in  DSrfern 
und  in  rauheh  von  der  Natur  kiirglicher  bedachten  Gegenden 
zu  suchen.  Zwei  Haupt-Laster  der  chinesischen  Grofsstadter 
sind  sinnliche  Ausschweifungen  und  Spieisucht  Andere  vor- 
waltende  Schattenseiten  des  chinesischen  Charakters,  \\ie  z.  B. 
Eigennutz,  Verstecktheit,  Treulosigkeit,  Rachsucht,  entdeckt 
man  erst  nach  langerem  Umgange;  denn  im  Verkehre  mit  Frem- 
den  ist  der  Chinese  hdflich|Verbindl]ch,8chiiuegBam  und  sehmeich- 
lerisch,  obschon  er  ihn  verm5ge  seinefi  groiaen  Nattonaldtlii^ 
kels  sich  seiber  tief  unterordnet.  Dennoch  giaiubl  der  Verfaaser 
dreist  behaupien  za  kSnnen,  dafs  die  gute  Seite  bei  den 
Chinesen  (iberwiegend  sei,  wie  denn  auch  fur Aafineeht- 


Ueber  Pater  HTacintirs  Kitai  (China).  469 

hallung  guler  Zuchl  und  Silte  von  Scilen  der  Regierung  er" 
staunlich  viel  gethan  wird.  Der  Verf.  ziihll  alle  die  ehren- 
den  Auszeichnungen  auf,  die  notorisch  rechtschaffenen  Leuten 
jedes  Standes  und  Geschlechtes  widerfahren,  und  beschreibt 
schlieCsUch  die  Funclionen  des  Coiiegiums  Tu-is'a-yuan 
(d.  L  das  Alles  inspicirende  Collegium),  welches  in  gewissem 
Betrachte  Jusiiz-ftfinisterium  heifsen  kann. 

11.  Chinesische  Kosmologie.  Dieser  letzie  Abschnitt 
ist  einer  von  alteren  und  jungeren  Missionairen  vielfach  und 
zutn  Theil  mit  grolser  Ausfiihrlichkeit  besprochenen  Materie, 
der  Welientstehung  nach  chinesischen  Vorsiellun- 
gen,  gewidmety  und  enlhalt  fiir  den  westeuropaischen  Leser 
nichts  Neues. 


Ueber 

die  Riissische  KaufTalirteischiflTahrt  aiif  dein 

Schwarzen  Meere 

ven 

Herrn  Buchtjeew, 

Scliiffa-Baumebtor   in  Clienon. 
(Nach  iler  KominertocbeftkaJA  Ga«eta  1840  Nr.  119,  120»  1841  Nr.  2Z.) 


Ikaufrahrleischiffe  werdcn  auf  dem  Schwarzen  Meerc  bei  Be- 
ritflawl,  Aleschki,  Cher«on,  Nikolaew,  Odessa  und 
Ismail,  gebaut/ am  vorlheilhafleslen  aber  bei  Cher«on,  wo 
die  naturliche  Lage,  die  Enhvickelung  der  Industrie  und  die 
von  den  Behorden  herbeigefiihrlen  Verhiilinisse,  zur  Unterhal- 
lung  eines  Werftes  und  Arsenates  fiir  die  Handelsmabne  vol- 
>  lig  geeignel  siud.  Man  findet  dort  zu  jeder  Zeit  alles  was 
zur  Ausrtislung  von  500  Kauffahreni  gehort,  und  konnie  da- 
her  deren  jetzige  Anzald  in  einem  Jahre  verdoppeln.  Das 
Cher^oncr  Werft  liegi  auf  der  sogenannten  Qiuirantaine- 
Insel  (Karantinnji  o^lrow)  welche  durch  die  bei  der 
Stadt  erfolgende  Theilung  des  Dnjepr  in  zwei  Arme,  gebii- 
det  ist  Der  iinke  Arm  wird  vorzugsweise  der  Flufs,  der 
reclite,  der  sicli  8  Werst  ualerhalb  C hereon  wieder  mil 
jenem  vereinigt,  die  Koschewa  genannt  Am  linken,  der  Sladt 
gegeniiberliegenden,  Ufer  der  Koschewa  erslrecken  sich  nun 


RnmiBche  Kanffohrteisckiirabre  avf  dma  Schwanen  Meere.     4M 

die  Stapet  nan  Schiffbau  von  der  Theitung  der  beidcn  Amie 
drei  Werst  weil  abwarls.  Ibre  Lage  hat  nur  swei^  flbrigens 
aehr  leidii  su  beteitigende,  UnbequemlicMceiten ,  ntadieh  die 
Seiehtheit  der  Koschewa  bd  der  Tremrang  vom  Dnjepr,  wo 
file  bei  gewSfanfidiem  StaBde  nur  64  E.  Fuife  lief  ht,  wd  die 
Flaehheil  des  Ufers  wekfaes  biswmlen  im  FrUhjehre  fiber- 
BohwenuDt  winL  Man  IcSnnte  hidesaen  eihst  bei  grSberer 
Auadehnong  des  Schiffbaaes,  die  Stelle  des  jetzi  unbemitsten 
derligen  AdmiralitaltgebcHides  lu  einem  veditefiKchen  Warfte 
flinrichieti.  Bei  Beritlawl  mid  Aleaehki  wo  an  den  Ufem 
des  Dnjepr  und  dee  FU&chen  Konka  Scfaiffsbaa  gelrieben 
werdcn,  giebt  es  docit  keine  pasaende  Slellen  f&r  Werfte»  und 
in  Nikolaew  baut  man  swar  an  iweien  Ponkten,  am  Ufer 
dea  Bug  bei  Popoiwa*Balka,  und  am  Ingul  oberhalb  des 
Kaiseilichen  AdeoiraUlilsgebiiides ,  Kaoffriuieiscbiife,  aber  at 
beiden  kann  ma&  sogac  die  kleineren  wegen  des  niedrigen 
Wassentandes  niohl  ofaie  beaendere  VonUrten  van  Stapel 
ksaea.  Di^gen  hai  betOdeasa,  wo  jeixt  nur  kMne  Fradit- 
bMe  beim  Hifm  in  der  Nflie  des  Acdsehanses  gebaut  wer* 
den,  daa  Meer  hart  an  der  Kiiste  eine  sdbst  fBr  bedeutende 
Kafaraeuge  Umreichende  llefe^  auch  besitat  Ismail,  das  nodi 
trime  Ueibende  Stapel  ist,  so  me  iiberhaapt  die  Ufer  der  un^ 
Cated  Donau,  viele  OertlieMMilen  die  sidi  au  treffKdien  Werf- 
4en  eignen. 

Von  den  jets!  vorhandenen  (Kauffahrtei-)  Schiflbn  des 
ficbwaiaen  Meeres  sind  denmacb  gdiant  wordtn  ^), 


In  Aleschki 

-  Beritflawl       — 

-  Ismail 
•>  Nikolaew 

-  Cheraon 


Corvi 

atten. 

LmMm. 

Bri] 

AnnU. 

ItasteB. 

TrilM 

•■ 

29 

.—. 

_- 

■~— 

7 

.— 

— 

1 

100 

.^ 

3 

894 

3 

386. 

7 

3 

650 

40 

6359 

129 

Lajit«R* 
1579 

239 


Zusamnen       6    |  1544  |    44    i  6845  |  172    1 11464 


*)  Die  Aiclrang  Htnelbeii  Ist  in  La t ten  zu  4800  Rutriacfien  P^ndea 
aagegdbea. 

CrauMit  Rtuf.  Arcbiv.  1841.  Hfl.  3.  31 


MB  i«l«ilvl»  \md  MttnM* 


ABe'  Mitoruilira  tnk  dieseii  SeliURMiit  iilr  dn^  ficfawmrM  Mmt 
werdirti  ail(  dem  Diijepr^  auB  den  GegolideB  die  cr  setttti 
«ftd  's^ne  Zidhte^  bespiileOy  nach  Cher«oli  ipebrticht,  nii 
Ausniihiite  dts  EiobeaMiei  fiir  iit  Weiile  kl  iKmAiI,  wtl- 
fbe^  «is  defi  WaMnngen  am  NoMdrilange  ^r'Babadagi^ 
•eh^n  Btefge  kommt  Von  Chetson  wird  das  Hak  nack 
Mikoiaew  id  Flossen,  Airdi  Damp&chiCk  bugart,  mtulk 
Ode-sia  und  Ismail  abar  auf  Segekchiifan  g-efiilHrt  Von 
TatmeniMdi  Ummcn  jahtfieh  iiioiil  wamgi*  ala  200800  SUksior 
viMI  Vcracliiedaar  Gr6&e  imd  Beftdialfenfatll  nach  Odeaaa, 
die  Metaian  »H)d  Balken  ifou  3  bia  10  Sa/enen  Lange  lod 
Von  &  bia  I4Wcraeliok  (d.k  0,73  bia  2^04  EngL  Fufs)  Dkke. 
Die  bcolen  Tamian  fiir  dan  Sdnflbau  (webdie  dorl  luirttcb* 
naja  a^ana  geaaana- warden)  WaAaanon  ieta  Bychowar 
imd  TacbdrnigDwar  Kreiae  4ea  OaofiamMiianla  VM  llo«- 
bileW^  tind  in.dem  Bobryakai^  mid  IgiamcniaeheA  daa 
Minaker  GoiitdnnDianla^  aaab  komnten  die  Marian  von-ebcik 
didier.  Von'  aobdieti  tannanen  Baflreh  ^ird  abar  in  Oher«an 
4Ka  laiifailda  St^m  mik  1>«  fatt  2  Rid>ai>)  beaddL  <-^  Ekhm- 
koh  adwlt  man  bus  den  Foralen  dcr  OoilvaiMinanta  vaU 
Minsk,  vaa  liohilawuiid  ¥on  KieW,  vnd  vwar  van  v^ir^ 
anglichstar  Crifae  und.  Baacbalienheit  alia  dem  Rjetsehiaar 
imd  Moayft'akor  Kraise.  fai  Slficken  von  v^rachiedner  Fans 
werden  davon  jahriich  gegen  1  Million  (EngL)  finlikfnft 
gaiieiaKi^ 

Et  ist  tOB  kriaeMr  BeschrffimlMili  •*)  and  «ird  acUirt  ia 
den  WtiSMIItea  Palkti  mit;  nidt  m^  ab  1,5  Rubel  fur  den 
KbMkftift  betahlt  (ttiHhili  9  bil  lOmal  Iheitter  als  das  Tannen> 


*)  Em  siml  hie(  iilid'  liberally  wo  nicbt  dai  Gegcntheil  geiagt  itli  Pa- 
pier- o«er  B|tnt«->- Rubel  tu  Ttirsietketi. 

**)  bdEanMMfch  hkt  da^  tlplk  ton  nl^rlH^ea  ufld  fenchter^  6lattd«rt»ii 
dfi|i|ierel  JftlVRm<^  Sn^  .tireitfrt  KpttKluclilen  aW.  4sfi  GBMfasheis, 
and  man  nennt  dcsbalb  das  entere  lockeres,  das  zweite  bei  wel- 
chem  die  festeren Sehi^ten  (die iahrringe)  fiberwiegen  derbesHolz. 
Itties  ferbalt  aioh  an  dieseni  kissichU  der  Fcvtif^eit  fall  wie  S :  S. 

A.  dfe  Y* 


RiuMiiche  KaufTafarteMMWicI  Uf  4m  SchwineB  Mem.      Hf 

hob  iiadi  4m  «jng»n  Aagabm).  ~    Stabeifea  wM  ab  3diie* 
Btm,  S^e  and  ScfaUisncigel  aw  Sibtrieii  (d..h,  yewn  Ud4) 
hk  Ni|nei  Nowgorod  wfderWolga^  daoa  die  Oka.  wfr 
^mirta,  daraof  nadiBrjaoak  C»  GMvemean^i  Or.«l  67^  M( 
firaite,  da?  4!  O.  y.  Paria)  uiid.voo  dorl  auf  Barkan.  abi|»rl« 
auf  der  Deana  und  deot  Dajepr  bia  Cheraoa  gahraabL 
£a  isi  aahr  gut,  abar  audi  aufretordantiirh  lhQiiar>  indeni  dai 
Pud  von  den  Sobieoan  auf.  7,  von  Sj^ben  auf  9  u^d  von  Ii|* 
gob  auf  12  bia  16fiabol  MVtrSkAm  koomt*).  Zu  d^Sehmia^ 
daarbeiloQ  ivefdan  HoIakoUan  vam  obai^n  DnjfBpr  gabraobt 
und  inil.  3  Bubel  fur  den  Tsabelwert  (7^07  K.  Kabik|a(ip^) 
beaabit    In  Gheraon  kamt  romi  abar  nut  grolaaai  Vi»i1baU 
anstati. dotsalben,  BaobmularStamkoUen  anwandas^  walabi 
au  Wagan  nach .  dem  Oorfa  KiUcbkia  ani  Dnjepvund 
von  dort  in  aoganaunies  Aa i daika n  ( Fbfefahrawg^ii'  * oben 
&  4tf)  wejiar  befikdeti,  aitf  Mht  luebr.  ab  Ofi  JMM  Ok 
daa  Pud  auj  aldian  komniao.    U^  Pud  diegar  Baohmni^r  Kfikf 
ien  anabon  dneh.  Taahekwort  HaUkaMen  (jano  aiid  d^f 
fmal  mnohibiler  als  dba«).  r-    Tliaer  und.Paah.  drtiiiU.  mfu, 
MrailgKah  .von  dan  Uf^midarBtiraimai  dar  Sojfa  uuddei 
Pripetj,  laapaklive  fik  3i und  S^RubaLdas  Pud*    t^ TaM 
wai'daa  in  Cbavaaa  gafeahbgen  und  die  Strehnen  dazu  fer- 
Hg  vonSrjmiskgabraehL    Der  Hanf  ist  zwar  aehr  gut,  dock 
labt  die  Bearbeitung  vbles^au  wSateehaii  iibvig.;  duah  ^iMbrdeA 
in  Cheraon  oft  Taua  t^n  awriM  QoidHMt^,  ton  dancin  daa 
Pnd-nur  8  bis  10  Rubel  koslet,-  anstalt  darer  vOQ'erslin*  die 
11  Ina  13  Rubel  das  Pud  gritton,  verkaaft^  imd  db  Soafebrat 
latifen  dam  GeCahr-  ibrer  Tak^go  mehr  PasligkaMi  caaubauen 
ak  sie  wirklich  besital.    Mi  Arien  van  Segebutk  kotomeii 
von  Moskau  au  mafMgan  Preisen  von  1i8  bia  30  Rubal  Cur 
das' Stuck.  -^        .      •  '4. 


*)  Hiernaclt  9cbei«i  ^beiien  alls  den  Donrzer  Werkei^  C^i^s^t  ArdiiT. 
1841.  8.  268,  267,  278)  noch  tm  Torigen  Jshre  keiiie  Anwendnng  bei 
diesem  Schifiban  gefanden  zn  haben,  obgleieh  et  doch  woh||  nach 
einer  andren  SteUe  dtetet  Anfinitzes,  nach  Clierton  gebracht  wird. 

31* 


4t4  Indiitrit  and  HluiM. 

Die  Ai4>eker  bei  den  Werften  md  meiilen '  verahtdiie^^ 
dete  Mifroseli  (der  Kriegsflotle)  uad  Bauern  aus  den  Gra- 
^^meiiienUi  von  Kursk,  von  Orel  und  ven  Kaluga.  Sie 
rind  &ur  Ziitamerarbeil  aehr  brauehbar,  aueh  finden  rie  ikii 
au  fKeser  slets  in  geniigender.  Anaakl,  wahrend  es  an  tOchli* 
gen  Schmieden,  Kalfaterem,  Dredialem  und  JMockarbeiteni 
fehlt  Die  dortigen  BehSrden  welche  aieh  daa  (Jedeihen  der 
Handekmarine  sehr  angelegen  sein  lassen,  haben  daher  au<A 
vorgesehlagen  dafs  man  Einige  von  der  Zunft  der  soganaDn* 
nannten  freiwilligenMatrosen*)  ihren  IHnl^ttnigeft  Dienat 
anslall  in  der  Kriegsmarine,  in  der  Admiralitat  abmachen  und 
dorl  in  den  Handwerken  zum  Sduflbau,  mit  der  Be^Kngung 
unterweiden  Jiefse,  dafe  sie  diesdben  apaler  sum-fiesten  der 
KaAfTahrteischifffahr I  auf  den  Cheraonef  Werftea  auaiibten. 
<•  Bei  alledem  baut  man  in  Cheraon  vieil  wohUeiieta  Sclnffe 
abinandrenRussischen  undWusi-EuropaischettSeealidien, 
namenUich  filr  dieHMlfte  der  amAdrialischen  undMitteU 
Itndischen  Meere  vorkonunenden  Preise.  Man  ersieht  dies 
(MB  der  folgenden  TafeJ,  welche  in  Rubaln  denTheit  der  Bau- 
kosten  in  (Qheraon  anseigt  der  einer  Zunahme  der  Tri^gkralt 
dea  Schiffes  urn  1  Last  von  4800  IL  Plimden,  anlspricht 

Baui»ien  Or  jede  Laat  bei: 
Corvatles,  m$gg\  TriMcsn 

Der  ganae  Korper  des  Schiffes  ausTan- 
,  ueubfda    mil  eiaeoien  BoUen,   ohne 

Ku|iCBnuig 156      149       122 

liit.eioheiv»  Innholaem,  tannmer  Haul 

und  eiaecften  Boiaen  ahne  Knpfening  173      162       134 
Der  Korper  aftii  Ausaahme  der  Df^kbid^ 

ken  aus  Eichetihob,  mit  dsemen  Bd^ 

sen  ohne  Kupferung 189      171       .147 

Mit  eichenen  Innhokem,  tannener  Haut, 

unler  der  Wasserlinie  mit   kupfemen 

Bolsen  und  mil  Kupferung     ....  210      195        172 

•)  Wolnie  matrofy.    Wir  wcHen  unten  auf  die  Kntstehnng  ctifMr 
Rorp«rB€}iaft  cnrTickkomineii. 


RoMische  KaiiflfahrictfcliifffiiikKt  aiif  dem  fichwarzen  M«ere.       ^^ 

GoeleUen  koBften  ebenso  viel  wie  Briggs,  und  Palaker .  eiMtai{ 
weniger  als  Corvetten.  —  Mau  giebl  in  Cher^on  deo  Scbi(«' 
fen  meisl  eine  betraehtiiciie  Breite  unlethdb  der  Wasaerjiiue, 
damit  sie  flacb  geben  und  in  die  FluIs«Miindungen  ainSchwar- 
sen  Meere  einWifen  kSnnen,  doch  ist  diese  Breite  nicht  sq 
grob  da&  sie  die  Sicherbeit  wesentlich  beeinlrachligte^  un^ 
B« .  B.  noch  iminer  gennger  als  bei  den  HoUandiscben  KauC* 
fehrern.  Die  groDsen  Russischen  Scbiffe  geben  oamentlicii 
obne  Ladung  7  £.  FuCs  und  mit  voUer  Ladung  13  £,  Fub 
tief.  An  Festigkeil  ibres  Verbandes  febll  es  zwar  niebt^  docl) 
diirfte  ne  nocb.  zu  vermehren  sein,  weil  die  Scbiffe  auf  dear 
Sobwanen  Meere  meistens  (apezifiacb)  scbwere  iiadungem 
fiibren,  welche  stark  snr  Aufloekenwg  desselben  wirken.  Sie 
werden  als  Corvetten,  Briggs».  Goeietten  oder  als  Tr^takeiv 
getakelt  Das  letxtere  gescbieht  am  baufigsten,  weil  es  am, 
weblfeilsten  su  sleben  kommt,  und  die  Cber^ooer  ^he.der 
geben  desbalb  sogar  Scbiffen  van  200  Lasten  dergleicben 
Tribaken*Takelage,  obgleicb  diese  .sowobl  im  Ailgemeineii 
als  auch  besonders  auf  so  groben  Scbiffen  viel  Unzweck*; 
mafsiges  hat 

Die  Russiscben  Kauffabrteisduffe  auf  deni'  Scliwarzeni 
Meere  dienen  durcbscbnittUcb  13  und  nur  in  einzeinen  Fallen 
20  Jabre  lang.  Die  Giile  der  ungewendeten  Alaterialien 
miiliBte  ibnen»  bei  kunstgerechlerem  Baue,  eine  weit  grafsere^ 
Dauer  zusichem.  Mil  ihrer  Festigkeil  stebt  es  jedoch  scbon 
besser,  denn  als  sie  im  Jabre  1839  desfalls  uniersucht  und. 
die  Resullate  s  o  durcb  Zahlen  ausgedriickt  wurden,  da£s  man, 
die  grofste  VoUkonimenbeit  mit  6  bezdcbnete^  ergab  sich  der. 
initllere  Werth  derselben  3=  4,9833*).  —  £s  hat  sich  dem-^ 
ungeaebtet  in  dieser  Beziebung  eine  sebr  unvorlheilhallLe  Mei-i 
Dung  von  ddn  Cher^oner  und  uberhaupt  von  den  Russi- 
scben Kauffahrteischiffen  verbreitet.    Sie  werden  von  fremden . 


*)  Rs  wird  iiber  diete  Versache  iiichU  weiter  ang«ef«b«H,  obgl^i^h  da»* 
•     eben  gesagto  wohl  kaum-  xu  eineoi  Begiiffe  von  dtiis^lben  huuisklit. . 


#76  Indottrk  uM  ^ftiiM. 

Kattfkulen  Tasl  imr  kn  itdbefsten'  NotMibill  getniliditt,  ilbld  dk 
Verskherungsges^Uschaften  ti^fufen  rie  thdh  ikr  gegen  die 
dDppelte  Prlimie,  Iheib  itudi  gdr  ifneht  an.  Wit*  kdnmn  je* 
doch,  bei  g^nauer  Kennttiiis  d^  Sihilfe  fdfirt  aUer  Nationra 
tod  dhhe  jede  natbnelle  PttrtheiHclikeiti  y^rMchem,  dab 
^andie  jetier  ftas^scKm  Fahrtet^e  fester  iind  ^  atie  ttbri* 
gen,  'faiit  ^inziger  Ausnahme  d^  EtigBdehtn.  -  Von  denen  dei 
Sdmanen  Meeres  geben  wfr  fireiBch'  zU ,  Vtdft  ^  schteohlMr 
aegeln  als  die  MittellandiscHefn ,  -doeh  ^Uai^  iidi  dieses  ^ 
ttugsfam,  durch  die  schon  ertrShinte  Flatldieil  iktes  miteren 
Theile^,  welche  medenim  dutch  die  bisher  feat  auaachiet»< 
Bcfte  ^^fAimnmng  tieraelben  leu  Cabehkge-Fnhrfen' «lid  MA 
Einlaufen  in  aeichte  Flufimtinthingen  bednigt  wM.'<--  Wir 
#6l(en  librigena  andiTit*seili»  iiuch  nic^t  At  dicr  (^altgkcfit  mid 
die  G&te  a  Her  Schiife  4es  Sehwarzan  Meerea  aufkMmneii, 
abndem  geben  ^u  tlah  HMl  dieHSlfte  derac^rilhdk  sdilecbl 
^baut',  Iheib  dufch  scfaledite  Hakung  hctunlergekomaMtt 
aind.  Auch  haben  oft  ScMfi^eigner  ihre  FafarBewge  gemaaen- 
loa  vemachiaasigt,  aobald  trie  dieselben  Teraichert  hattdn;  und 
in  Folge  der  dadurch  hiiufiger  geWordnen  Schiffbi<k)ie  ial  ihr 
Credit  im  Alfgemeinen  gesunken.  Die  Aaanradettn,  ^relche 
liicht  Gelegenheit  baben '  den  Werfh  jedes  einzcfbien  SchUiea 
rt  nnteranthen,  mufsten  naLiitiich  zur  £i4iohuAg  der  Praniie 
in  Bezug  auf  die  ganze  Galtung  derselben  sehreilen. 

Die  Mannschaflen  der  Scfaiffb  des  Schwarzen'Meeres  be- 
atehen  aus  Eimvbhnem  der  Haren-StSdle  und  -•D&rfer  am 
Dnjepr,  Bug  und  Dnjeatr,  und  T^nt  mei^ena  aus  Kleins' 
rtissiachen  (Maloro^iiani).  Diese  -sind ,  tdd  wtirdigte  NacJikom*- 
men  der  Sapbroger  welche  einst  in  gebrechfidhen  KidinM 
keck  uber  den  Euxinus  fuhren,  mit  grorser  Fiftigteit  und 
Kahnheit  f&r  den  Seedienst  begabt.  Die  Sclnifer^Cftpilains) 
aind  auch  meiat  von  demselben  Schlage,  ztlm  T^il  jedodi 
auch  Griechen  oder  Slawjanen,  und  freilich  wird  von 
dieaen  nicfat  inuner  pflichimalsig  gehandett,  sowohl  aua  Mangel 
an  Bildung  ak  mch  in  Folge  achlechter  SiUeo.  So  aind  na- 
menllich  ilie  aualSndischen  Capiiaine  meiatens  wegen  Untaug- 


i 


I 

RuMiselie  KaufialurtdMkUrfaiiH  attf>dek»  Scbvaraeii  Meere.      99t 

lidiktfR  o^r  flfdilecAter  Anfi&kiMg,  mi  imn  VaUrMndc  brdd^ 
los  g^wordeti,  imd  die  unsrigen  habeli  ifenn  dorch  m  schlediie 
Geselfechafl  die  poiriaidmlitt^ii  Togandeti  eitigebidsly  wdoiie 
dein  geiMineii  Russen  €igen  sind.  Dm  ^il«elitMi' Beitpidtf 
4er  CapiUiiui^  wirken  aber  bald  aucfa  ebenso  YerderbUdi  auf 
die  Matroaen  und  ao  kSmml  ca  dababy  daia  jene  daa  InleraaMi 
der  SchiSbaigner  ireinachliiaaigea,  and  bei  ihren  MaCrasan  kei- 
nen  Gehamain  fiiiden.  Ala  Bcsoidcug  arMll  iibngoda  dar 
Schitter  (Capilain)  auf  unarm  Kaufiiihilaiadiiffeii  die  HUke 
daa  eingiefcraditen  FrachUohnay  wofut  er  die  lilatraaen  en  tin* 
ierkaiten,  imd  nameni&di  jedam  von  ihnaii  avfter  der  Veiffla- 
gimg,  36  bia  SO  Rubel  aaonalliclr  su  geben  hat 

Zur  Veraieherimg  der  Sdiiffe  gegan  Seaaokaden  beate- 
hen  in  Odaaaa  drei  Cempagmeen,  imler  den  Naiiden  der 
Neu^Rusaiacben,  dert^hilombariker  undder dar  Han* 
dela-Freunde.  Die  erste  assecurirt  vanogaweiae^llttari* 
ache  Fahraeuge  und  hatte  im  Mire  ]i888  die  Gjiraatfa  fiir 
354  Segebchiffe  rom  Sehwavsen  Imd  Aaawachen  Mccre  maH 
8800722  R.,  fUr  Dempfecbifle  imd  deren  Ladungen  mil 
1129500  R.,  Itir  avslandiaehe  Sohiffa  nit  1931072  Rubd,  uber.* 
iMMumen.  Die  Veraicherungsgelder^)  belnygen  nabe  an  6,58 
Procent  des  aaaecurirten  Ca|Nitab. 

Voa  Seiteii  der  Regiening  aind  folgende  Eisricfalubgcii 
sur  Belebung  der  HrnddaacUflFfahii  getroffen  wacdeiL  Daa 
Comptoir  der  Cheraoner  Wcrike  leialel  mil  daam  Capital  von 
150000  Rubeb ,  Dailehen  sum  Bau  and  lair  Aoariiaiuiig  vad 
Kauffahrteisehifien.  Es  warden  sur  enien' Aualage  beim  Bau  too 
eiehenen  Siluffen  100  Rid^  fiir  die  Laat,  von  eiehenen  imd 
tannenen  70  Rubel  und  von  gana  (annanen  50  Rubefy  bei  der 
Auarfialmig  aber  25  Rubel  fiir  jede  Laal  gagebeiL  «-*  Der 
eiflliehene  Vcfrachula  ial  nach  drei  Jaluren  aufilck  eu  erstalieii 
und  der  Empfiinger  behiik  daiiaelben  wabaend  des  ereieu  Jab-' 


')  E*  find  wohl  diejenigen 'gemeiat  wetpbe  die  GfselUcliaft  alt  Priimie 
Ton  den  ScMffseigoerii  empfangen  hat,  und  nicht  dicjenig^n  wdche 
lie  iluiett  ftir  wirklich  tCatlgefiiadife  Havariaii  aa^aaidtr.   J>.  Venters. 


#19  la^wtnn  Mid  UarM. 

res  sbiilMifeeii  wSlumd  der  mwm  folgenden  aher  gegen  A  Pro- 
cent  Zinsen  —  audi  mub  er  stir  Sicheruog  des  Comioirefii. 
ein  Pfand  bei  einer  GerichUbehorde  deponiren,  oder  swei  Ge- 
wabninSimer  stellen  deren  Zuverlasaigkeit,  wenn  es  Adliche 
sind,  von  dem  Vorsleher  dea  Adels  ia  ihrem  Kreise,  sopsi 
aber  von  einer  Magistratsbehorde  %n  beguUchten  iai. 

Ea  iai  femer  in  Cher«on  eine  Sdiule  fur  Kauffahrtei* 
adiififahri  gegriitodel  word^  in  welcher  jooge  Leute  dea  MiU 
tektandea  zu  Sdiiffem  (Capitaina)  und  Steuerleulen  gebildet 
warden.  Es  adUen  darin  ateia  24  ZdgUnge  auf  Stalakostea 
erzogenfy  und  jahrlich  die  Hiilfte  deraelben  enjUaaaen  werden« 
Auch  lieferte  die  erale  Enliaaaung  im  Jahre  1838  aehn  theila 
zu  Steueiieuten  y  theila  lu  SteuermannagehCilfeB  atiag^bildete 
Siatasogtingey  und  die  dea  folgenden  Jahrea  13  dergleichea  und 
1  der  auf  $eine  eignen  Koslen  in  dieaer  Anatalt  unler- 
richtet^worden  war. 

Zar  BUdung  von  Manolschaften  fiir  Handelaaebiffie  hat 
man^  in  den  Kiiaien-Stadten  und  -Dorfenii  Corporationen 
fireiwilliger  Matroaen  eingerichieti  zu  welchen  der  Zutritt  je- 
dem  Freigebomen  gealaltel  iat  Die  IVIitglieder  deraelben 
werden  aller  Abgaben  und  Frohndienaie  fiberhoben,  un- 
ter  der  Bedingung  dafa  eine  beatimmie  Anzahl  von  ihnen 
zur  Uebung  im  Seewesen,  auf  b  Jahre  in  die  Kriegsmarine 
dea  Schwaraen  Meere  eintrete.  Ea  miiasen  aieh  namentliGh 
wiihrend  der  eralen  5  Jahre,  von  den  jungen  unverheiratheten 
Leulen  aolcher  Korperaehaften  atela  die  Haifte,  und  von  den 
zwiachen  25  und  35  Jahre  alien^  der  je  lOte  Mann  in  dem  ge- 
nannten  Floite-^Dienat  befinden,  apalerhin  aber.nur  nocb  der 
je  20ate  von  den  jungen  Leultti.  •— « 

Ea  haben  aich  bis  jeUi  in  solche  Innungen  einacbreiben 
baaen,  m  Nikopol  1329,  in  Aleachki  278,  in  den  Sladtea 
und  Dorfem  am  Dnjepr  im  Cheraoner  Gouvernement  771 
und  am  Dnjeatr  1330  Personen,  und  aua  den  beiden  erste- 
ren  Stadten-  aind  bereita  200  Mann,  zum  Unterricht  in  den 
Flotte  <  Dienat  gelreten.  Man  darf  aber  von  diesem  Inalituie 
die  wiebligaten  Folgen  erwarien,  denn  ea  wird  nicht  blois 


Riittiicli«  Kaal&liffteiMUMikfft  attl  4tm  SchwirMB  llMre.      iff 


dem  jelil  so  oft  fiihlbaren  aUgemeiMn  Mangel  an  Seeleolai 
begegnen,  sondern  auch  die  Russische  Schifiahri  von  den 
fremden  Matrosen  befreien.  Es  kann  auCserdem  xur  Bildung 
des  gemeinen  Volkes  beitragen,  indeoi'ea  sdnem  Unterneh- 
mungsgeisle  einen  neiien  Weg  erSfihei  und  seine  Thatigkbil 
unterhalt,  und  es  durfte  endiich  neben  seinem  wohlthaligen 
Einfluls  auf  den  Handel,  auch  einen  ahnHchen  auf  die  Bedeu- 
tung  der  Russischen  Kriegsfloite  ausiiben ,  da  ja  in  iaat  alien 
Staten  die  KriegsscliiiFe  ihre  Reserven  in  der  Handebmarin^ 
haben.  hUn  kann  daher  nut  Recht  behaupten  dais  dem  Ur- 
heber  fieser  wohlthaiigen  Emriehiinigy  in  der  Gesebichte  der 
Marine  eine  ebenso  ehrenvoUe  Erwabnung  gebuhre,  wie  ^m 
Seh6p(er  des  Wohlstandes  von  Neurufsland  in  der  allgemei- 
nen  Russischen  Gesebichte*). 

Die  gesammle  Capazilat  der  Schiffe  des  Schwarzen  Mee- 
res  isl  in  den  Jahren  1828  und  1829  in  Anspruch  genommen 
worden,  wo  dieselben  beim  Transporte  aller  Erfordernisse 
turn  Feldzuge  gegen  die  Turken,  sehr  weseniliche  Dienste 
leisteten. 

In  Beuehung  auf  ohnliche  Verhaltnisse  sei  hier  erwiihnt^ 
dafii  die  jetot  vorhandnen  221  Fahrzeuge  des  genannlen  Mee- 
res  137668  Tschetwert  Getreide  gleichzeitig  nach  Hafen  des- 
selben  iransportiren  konnen,  und  dafs  sich  darunter  96  Schifle 
befinden,  welche  su  Fahrten  in  eniferntere  Meere  iauglich 
und  bei  solchen  zusammen  90000  Tschetwert  tragen  oder 
90000  Mann  Tnippen  aufiiehmen  und  1038  GesctfGlze  von 
6  bis  ISpfiindigem  Kaliber  stellen  konnen.  —  Die  folgenden 
Listen  gew3hren  endiich  noch  eine  Uebersicht  des  Aniheils 
der  einzelnen  Hafen -Stadle  an  diesen  Schiffeni  so  wie  derEr- 
bauungsseit  und  der  Grdfse  derselben. 


*)  Betde  Bezeichnungeo  j^elten  oline  Zweifel  dem  jeUigen  Generalgon* 
vemenr  Ton  NenfuOiIand  dem  Gnfen  Woronzow.  D.  Uebers. 


ladMlrie  wid  Bmm^l 


I  Ai|2dU. 


wohnern  von; 

Akkerman 

Al^schki 

B«ri«lawl 

Ismail 

Kertsch 

Nikolaew 

Nowogeor- 

giewjk 
Ode^fa        .1      2.       «00 
Oiachakow 
Cher«on         I      4         944 


2 


1 
1 
1 


LaKten. 

322 


100  J 
123 
70 

563 
1842 


Tribftkeii. 


4 
13 

22    I  3806 


Anzalil. 

1 

8 
7 

~2 
9 

8 

lot 


Lasten. 

25 
333. 

2.^ 

125 
546 

791 

1970 

23 

7412 


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E»  warden  gebaat 

iiriJahre*) 

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1812 

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35 

..«. 

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1 

266 

2 

242 

36 

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.^__ 

1 

70 

4 

276 

37 

_- 

.1.. 

_ 

9 

550 

38 

2 

514 

2 

391 

3 

967 

39 

3 

650 

16 

2281 

46 

2213 

Es  sind  von  Corvellen. 

10  bis  50  Laslen")         — 


1 
1 
2 


50 

-  100 

100 

•  150 

150 

-200 

200 

-  250 

290 

380 

Brigg's. 

'  Tribakcn. 

— 

70 

5 

77 

14 

21 

17 

7 

7 

—^ 

1 



— 

k 


^  In  dieser  Liste  ist  eine  Brigg  von  100  Laaten  auBgelaaaen,  wahr- 
Bcbeinlich  die  von  la  mail;  desgleichen  3  Tribaken.      D.  Uebera. 

**)  Dieae  Liate  enthalt,  wahracbeinlich  weg«n  Anfuhrung  deaaelb^p  Fahr- 
Eougea  Qnter  venchiednen  Namen,  eine  Tribake  weniger  and  ein« 
Corvette  mehr  ala  die  ente.  D.  Uebers. 


^ 


Rimiicbe  KftnffalurteiiGbifllRlirC  nmi  dftui  Scliwarzen  Mecre.       481 


S>mr  KoiAetipiimr  dler  dieMr  Fahrseuge  belragir  3284«56?  Ru- 
bel  (milliin  dnrehschnilUich  165,43  Rubel  iiir  4ie  Tragkraft 
vob  einer  Last)    • 

•  ~  •   I  • 

AU  weftontUch^  EigSnznng  zu  diesen  Mittlieilun^ev  laesen   wir  IiJer 

I 

«ineii  Aufsatz  desselben  VeEfassers:  uber  Danipfscbifftalirt  in  den  Neu< 
Rassischen  ProTinzen,  im  Aasznge  folgen.  s 

Kaum  25  Jahre  nach  der  Erbauung  des  ersten  Dainpf- 
schiMeg  in  Bufsiandi  findet  man  jetzt  dergleichen  auf  alien 
Meeoen  iind  Hauptfliissen  des  Reiches,  unier  andren  auch 
zwei  die  di^  abere  Halfle  its  Dnjepr  achon  sell  mehreren 
Jahren  befahreo.  Der  Vorsclilag  zur  Einricbtiing  von  priva- 
ten  Dampffahrlen  zwbchea  den  Porogen  und  den  Hiifen  von 
C hereon  uad  Odeesa  ist  aber  Widerspriichen  begegnet, 
weiche  zu  einig^n  Worten  iiber  die  jetzigen  TransporioiUlel 
auf  dieser  Strecke,  ^und  iiber  ^den  Einflufs  den  deren  Ersalz 
dur^  undre,  auf  die  KauCTahrteischiflfahrt  ausiiben  diirfle^  veran- 
lassen.  Die  Proddikte  der  Gegenden  weiche  den  oberen  Dnjepr 
und  dessen  Zufliisse  umgeben^  und  namentlich  Holz,  FlacJis^ 
Talgy  Pech)  Slab  -  und  Gulseisen  *)  u.  a.,  wcrden  auf  Flossen 
und  Barken  nach  Cher^on  gebracht,  die  der  unleren  Gegen- 
den aber»  welch^  meist  in  Gelraide  bestehen^  auf  See -Bo ten, 
Man  versendet  sle  von  dort  nach  alien  Hiifen  des  Schwarzeo 
RleereSy  besonders  nach  Odessa  und  beschiifligt  damit  gegen 
250  Cabotage-  oderKiistenfahrzeuge*')  weiche  jahrlich  l^MiK 
lien  R. .  Frachllohn  einaehiBen.  Die  Stromung  des  Flussea 
und  -die  ungiinatige  Lage  seines  Liuian  gegen  die  Richtung 
der  herraohepden  Winde,  erschwercin  aber  die  Fahrten  der 
Segelschiffe  auf  demselben  aufs  iiufserste :  so  bedarf  man  zuni 
Auslaufeo  aus  dem  Dnjepr  und  z^ir  Riickkehr  nijodeslcns 
vier  verschiedner  Richtungen  desWindes;  nun  herrschen  aber 


*)  V«rfl|l.  di«  AnineilLvng  za  S.  473. 

"**)  Nv  aewisehen  Cfaer«on  und  Nikolaew  wardea  fclioa  Damiil'bdte 
ram  Biigsiren  der  Fldue  gebraucht,  oben  S.  472. 


482  IndOKtrM  uii4  flttndei. 

• 

in  der  dorligen  Gegend  im  Friihjahr  und  Herbsi  die  Oral- 
lichen  so  entschieden,  dais  die  SchiEfe  oft  liinger  als  eioeo 
Monat  auf  eine  giinslige  Aenderung  warten  maasen*).  So 
tnachen  sie  denn  audi  im  erwunin^hiesien  Falle  in  einem  Jahre 
nichi  mehr  als  10^  oft  aber  auch  nur  5  Fahrien  swischeii 
Cherson  und  Odessa;  und  man  kann  Waaren  von  dem 
ersteren  dieser  Platze  nach  den  andreUj  bisweilen  in  swei 
Tagen  oft  aber  auch  nicht  schneller  als  nach  swei  Monalen 
erhalten.  Die  Frachtpreise  schwanken  demtiach  zwischen 
8  Rubel  und  40  Rubel  ftir  die  Last^  indem  sie  bei  anhalten- 
den  Osiwinden  foriwahrend  sieigen,  beim  Eintritt  des  West- 
windes  aber  sogleich  imd  durchaus  sprungweise  sinken«  — 
Wie  griindlich  dies  en  Uebelstanden  durch  Dampfschifffahrt 
abzuhelfen  ist,  leuchiet  ein,  und  es  bleibt  daher  nur  zu  erwei- 
sen  dais  eine  solche  auch  keine  natiirlichen  Hindemisse  findei 
und  in  keiner  Beziehung  den  wahren  Handels-Inleressen  za 
nahe  irilL 

Von  den  Porogen  bis  zu  dem  Limane  hat  der  Dnjepr 
nur  an  einer  Stelle,  einer  Bank  bei  Berislawi^  nicht  iiber 
6  FuDsy  sonsl  aber  iiberall  eine  weit  grofsere  Tiefe.  Man 
wiirde  jene  wahrscheinlich  sehr  leicht  vermehren  und  schon 
ohnedem  mil  einem  Dampfschiff  von  ansehnUcher  GrSCse  fahren 
konnen;  auch  sind  sammtliche  Kriimmungen  des  Dnjepr  auf 
der  genannten  Strecke  sanft  genug,  um  dafs  man  ein  solches, 
zugleich  mil  dem  bugsirlen  Fahrzeuge,  leicht  hindurch  bringen 
konnte.  —  Zwischen  Cherson  und  Odessa  isl  die  Be- 
quemlichkeit  solcher  Fahrten  aus  Erfahrung  bekannt,  denn  die 
Dampfbote  der  KriegsfloUe  des  Schwarzen  Meeres  sind  oft 
mil  Flachschuten  im  Schlepptau  von  einem  dieser  Hafen  zum 
andren  gegangen,  auch  wiirde  man  in  der  Folge  ganz  sidier 
die  nrilHolz  beladenenFlufB-Baidaken,  nach  einigen  Yerbesse- 


*)  Nach  metereologischen  Tagebacheru  herrsclien  inCherton,  wahrend 
Ewei  Drittlieilen  tier  SchifffahrU'-Zeit,  Winde  Bwischen  NO.  und  S. — 
VergU  dieses  Archiv  1841  S.  247  aber  die  miUlere  WindriohUmg  in 

Nikolaew. 


RMtitehe  KanlXalirteiicUilfahrt  anf  dem  Schwanen  Meere.      IBS 

rungen  bei  deren  Bauart,  aof  diese  Weise  fubrcn  konnen^  und 
dann  verloren  die  herrschenden  Ostwinde,  welche  den  auf- 
warts  fahrenden  Schiffen  bisher  ebenso  hinderlich  waren  als 
sie  die  von  Cher^on  nach  Odessa  gehenden  begunstigten, 
jeden  nachtheiligen  Einflufs. 

Yom  okonomischen  Standpunkte  erscheint  sodann  ein  sei- 
ches Communicationsmiltel  ebenso  vorlheilhaft  als  vom  phy- 
sischen:  man  miifste  nur  fiir  jedes  SEwischen  den  Porogen 
und  Odessa  anzuwendende  Dampfschiff,  6  den  Flachschuten 
almlicbei  von  100  bis  170  Lasten ,  haben,  von  denen  drei  fiir  den 
Kom-  und  die  andren  fiir  den  Hoiz  -  Transport  bestimmt  blie- 
ben.  £s  miilsten  wahrend  das  Dampfschiff  iwei  von  diesen 
Fahrzeugen  leer  den  Dnjepr  aufwaris  nach  Beri^lawl  bug- 
sirte^  zwei  andre  in  Cherson  zur  Absendung  nach  Odessa 
in  Ladung  liegen,  und  nach  Beforderung  dieser  eine  dritte 
Fahrt  wiederum  mit  leeren  Schiffen  von  Odessa  stromauf- 
warts^  eine  vierte  mit  beladnen  von  oben  nach  Odessa,  und 
eine  ftinfte  von  dort  mit  den  einstweilen  geleerlen  nach  Cher - 
ton  gemacbt  werden. 

Die  Kosten  und  der  Ertrag  von  den  Reisen  eines  Dampf- 
•cfaifife^,  von  60  Pferdekraft  zwischen  Chorion  und  Odessa 
lassen  sich  folgendermallBen  beurlheilen.  Die  SchiCfahrt  auf 
dem  Dnjepr  dauert  (nach  neuem  Style)  etwa  von  Marz  27 
bis  December  12.  Wir  rechnen  dafur  250  Tage  (es  sind 
deren  260).  Da  nun  die  Fahrt  zwischen  den  genannten  Ha* 
fen  160  Worst,  die  Geschwindigkeit  eines  Dampfbootes  als 
Schkppschiff  ftr  beladne  Fahneuge  6,  fiir  leere  10  und  im 
Mittel  8  Worst  in  der  Stunde  betragt,  so  werden  zur  Hinr 
und  Riickfahrt  40  Stuhden,  und  wenn  man  auf  Abladung  der 
Waaren  und  Kohlen-Einnahme  2  Tage  rechneti  zu  einer  voll- 
standigen  Reise  4  Tage  gehoren,  wonaeh  denn  in  jedem 
Jahre  wohl  60  (eigentlich  65)  Reisen  auszufiihren  sind  Bei 
giinstigen  Winden  konnen  die  Lastschiffe  ohne  fremde  Hiilfe 
gehen  und  das  Dampfochiff  einstweilen  zum  Bugsiren  der 
Holzflosse  von  Cherson  nach  den  Admiralitats - Werflen  in 
Nikolaew  gebraucht  werden. 


.  4St  ItKhnfrie  and  Haiidet. 

An  Ko$len  hat  man  su  erwaiien: 

Fiir  Heizung  und  Unlerhaltung  dea  DampfschfTes 
wahrend  2400  Arbeits-Stunden    .    .    ....  40000  Rubel 

Item  in  150  mussigen  Tagen    .......    12000  - 

Fiir  Ladung  und  Enlladung  der  6  Fahrzeuge  und 

fiir  die  Mannschaft 18000  - 

Fiir  Ausbesserungen 10000  - 

Fur  die  Verwallung 10000  - 

oder  in  alien  90000  Rubel  jahrlich.  —  Es  k8nnen  aber  bei 
60  Reisen  8100  Lasten  transportirt  werden,  und  wenn  man 
den  miilleren  Frachtpreis  nach  5jahrigem  Durchschnitt  zu 
18,84  Rubel  fiir  die  Last  annimmt*),  so  folgt  als  Einnahme 
fiir  den  Besitzer  eines  solchen  DampfschifTes  152604^  oder  nach 
Abzug  der  Kosten  als  reiner  Gewinn  62604  Rubd  jahrfich. 
Das  Schleppschiff  und  die  6  LaslschilTe  lassen  sich  bei  zweck- 
mafsiger  Leitung  des  Baues  fGr  230000  Rubel  Iierstellen,  so 
dafs  sich  das  Anlagecapilal  nach  Abzug  von  10  Procent  zur 
Ablosung  desselben,  noch  mit  17  Procent  (im  ersten  Jahre 
und  in  den  folgenden  hoher)  verzinsen  wfirde.  Man  kbnnte 
aber  durch  das  Bugsiren  der  Flosse  nach  Nikolaew  und 
durch  Waarenlrahsport  zwischen  Cher«on  und  'Odess^l 
auf  dem  Dampfschiffe  delbst,  den  hier  berechneten  Vortheil 
noch  merklich  erhoheii. 

So  Uieben  denn  nur  etwa  iiber  den  Einfhib  der  Dampf* 
schifffahrt  auf  das  allgememere  Inleresse  des  Handelsr  imd  d^r 
Sehifls-Rheder  Bedenklichkeilen ,  gegen  die  wir  zunXchst 


< . 


*)  Rr  b«trag  im  jittivlidm  narehsokaUt: 
1834    i^,aO  RuM 
1836    UfOO      • 
1836    18,50      - '  - 
18^7    19,70      - 
'         18^    25,80      - 


.i> 


Runiscbe  KanfTahHeiMhlf fabrl  $Mf  dem  Schwarzen  Meere.      4M 

V#rtheile  dues  pUnklfieheiv  Ettipfangeft  der  Waarran^  g^gM 
mSlbige   and  im  ^oraus  bekannte  Preise,   die  BrniedrigiB»g 
der  Versi^heninga '-Kdfiteii   auf  ein  Viertety  weldie  aus  der 
kiireeren  Dau^  der  Fahrien  hervdrgeht,  und  die  wahrachein* 
liche  Erhohung  der  Nachfrage   nach   den  iiilandischen  Pre* 
dukten,  in  Folge  ihres  dann  verminderten  Preises^  anluhren. 
Was  aber  die  Rhederei  beiriSl  so  miissen  freilich,  wie  man 
uns  oft  vol!  Befiirchtungen  einwarf,  dleKustenfahrten  (Ca- 
botage) mit  SegelschifTen  y  aufhoren  wo  Dampffahrten  begin- 
nen.  —    Dieses  ist  jedoch  grade  ein  Gewinnn  fiir  das  wahre 
Seewesen !    Wir  glauben  in  der  That  nicht  dafs  unsre  Schiffe 
verdammt  seien  bis  in  alle  Ewigkeiten  nur  auf  dem  Limane 
des  Dnjepr  bin  und  her  zu  wanken!    £s  giebt  vielleicht  anf 
der  ganzen  Erde   keine  Provinz  die   alle  Erfordemisse   zum 
Schiffbau  so  wohlfeil  und  so  vortrefflich  darbote  wie  dieNeu- 
Russischen:  von  dem  Span  bis  zum  Mast,  vom  Nagel  bis 
sum  Anker   und  vom  Faden   bis   zum  Kabeltau^  haben  wir 
AUes  zu  eigen  und  Alies  zur  Hand  —  und  doch  'wissen  wir 
noch  nichts   von   auswartigem  HandeL     Wir  iiberlassen  ihn 
ausschlieislich  fremden  Schiffem,  weil  sich  die  unsrigen  bisher 
bei  den  Kiistenfahrten  gut  genug  standen.    Es  sind  jetzt  ge- 
gen  100  Russische  Kaufifahrer  zu  femen  Reisen  geeignet,  und 
doch  verlassen  davon  kaom  5  ihre  heimischen  Meere.  —    Sie 
wiirden  sich  sogleich  und  zu  ihrem  grofsten  Vortheil    dazu 
entschlielsen,  sobald  ihnen  erst  durch  Dampfschiffe  die,  be- 
liebte  Cabotage  genommen  wiire.    Und  wie  miifste  unser  aus- 
wartiger  Handel  sich  heben,  wenn  die  Russischen  Erzeugnisse 
auf  eignen,   aulserordentlich  wohlfeilen  Schiffen,  und  daher 
gegen  weit  emiedrigte  Frachtpreise ,  aulser  Landes  gebracht, 
dort  ungleich   wohlfeiler  verkauft  werdcn  konnten  als  bis- 
her.     Manches  unsrer  Produkte,   welches  die  jetzige  iiber- 
mafiiige  Fracht  nicht  zu  tragen  im  Stande  war,  wiirde  erst 
dann  einen  Markt  im  Auslande  finden.  —    Und  somit  hatte  ich 
denn  auch  endlich  auf  die  Einwiirfe  mancher  Rheder  gegen  die 
Dampfschiffe  auf  dem  Dnjepr,  nur  noch  unser  Russisches  Sprich- 


Maitrie  vnd  HamM. 

wort  tu  erwi/dern:  der  HechI  Ui  im  Meere  damii  die 
Karausche  nicht  schlammre*)!  Mogen  sie  in  ihrer 
bisherigen  Seefahrt  die  Karausche,  in  den  Dampf-Fahrten 
aber  den  Raubfisch  der  sie  au  heilaamer  Bewegung  anireibt, 
erkennen! 


*)  Na  t6  w*  morje  schtschiika,  tschtob  Kar^#j  ne  dremkl. 


.  ( 


Die  Vereine  4er  freiwiUigen  Mhttomotk 


Das  Jurnal  Manufaktur  i  torgowli,  1841  Juni  pag.438 
bis  453  ^  enlhait  einen  AufsaU  iiber  die  freiwiUigen  Ma- 
ltose n -Vereine,  nach  welchem  die  Griiodung  von  der- 
gleichen  seit  1834  begonnen,  aber  erst  seit  1838,  in  Folge 
neuer  gesetzlicher  Bestimmungen,  haufiger  geworden  isL  Die 
Regierung  hat  nun  namentlich  auch  bekannt  gemacht  dafs 
Bauem  der  Reichsdomainen ,  welche  in  diese  Gesellschaften 
eintrelen^  dabei  zugleich  den  Nie£sbrauch  des  ihnen  cuge- 
schriebnen  Ackerlandes  (fiir  ihre  Familien)  behalten  konnen, 
in  sofem  sie  fortfahren  wollen  den  Erbzins  (obrok)  zu  be* 
zahlen.  —  Aus  den  zwei  zuerst  errichteten  Vereinen,  zu  Ni- 
kopol im  Jekaterino«lawer  und  zu  Aleschki  im  Tau- 
rischen  Gouvemement,  batten,  im  Mai  1835»  100  Mann  ihren 
Dienst  auf  Kriegsschiffen  angelreten.  Sie  waren  daher  jetzt 
schon  sammtlich  auf  privaten  KaufTahrem  angenommen ,  und 
leistelen  daselbst  doppelt  so  viel  als  ihre  ungebildeteren  Vor- 
ganger.  Es  ware  wichtig  zu  erfahren  ob  sich,  als  wesentlich- 
ster  Antrieb  zu  allgenieinerer  Nacheifrung,  auch  ihr  Verdienst 
in  deinselben  Verhliitnifs  gesteigert,  und  ihnen  daher  einen 
Ersatz  fiir  die  5  vorhergehenden  Jahre  gewahrt  hat.  Wah- 
rend  dieser  erhalten  sie  nur  Kleidung  und  VerpClegung,  wie 
die  iibrigen  Kriegs-Matrosen.  —  Von  2313  MitgKedem  der, 
seit  1838  im  Cher«oner  Gouvem^ment  gebildeten,  neuen  Ver- 


F.roiims  Ruts.  Arebrr.  IS41.  Hfl,  9. 


32 


488 


Industri*  and  Handel. 


eine  dieter  Art,  haben  darauf,  lu  AnftDg  1841,  wieder  252  Mann 
ihre  vorbereitende  Laufbahn  auf  der  FloUe  begonnen.  Man 
hofll  daher  auf  femeres  Gedeihen  dieses  ^ichtigen  Insliiutes, 
obgleich  es  von  der  Erreicbung  seines  Endxweckes  noch  weit 
entfemi  ist.  Es  gehoren  niimlich  blofs  su  der,  jahrlich  an 
Ausdehnung  gewinnenden,  Kiistenschiffahri  auf  dem  SchwaT- 
zen  und  Asowschen  Meere  5000.—  und  sum  Transporte 
Russischer  Waaren  in  auslandische  Hafen  (welcher  bis  jetsi 
qoch  ganslieh  in  fremden  Handen  isl)  90000  Matrosen  auf 

3000  StWffr*:' /'   '  }.    \:.-  •  : 


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Russische  Karawanen -Rdsen  nach 

•  •  •  K  .  . 

CSiiwa  und  Tastflikeiit. 

(Ein    Brief    TOn    F.    Pitichqgin^) 


Orenbnre;  Hm  17.  loll  184) » 

J.n  Folge  des  Handek  den  icli  seit  meiner  Jugend  mit  unsren 
Asialischen  .Nachbam  sowohl  in  Orenburg  als  auch  an 
andren  Griinzorten  der  Kirgisen«Sleppe  gefuhrt  habe^  hegte 
ich  schon  langst  den  Wunsch  unmittelharere  Verbindungen 
niit  denselben,  in  ihrem  eignen  Vaterlandej  anxukniipfen.  Er 
ist  jetzt  endllch  erfiiUt  worden.  Ivi  Oclober  und  November 
dea  vergangnen  Jahres  (1840)  sandte  ich  meine  Ruasisclien 
Reisenden  ( Prikasihtschiki  d.  h.  iheilfl  Comuiis,  theils  Kara- 
wanenfiihrerj  mit  Waarenlranaporten  nach  mehreren  Asiali- 
schen  Pliitzen  und  namentlich  von  Petropawlowsk  nach 
Taschkentj  meinen  Vetter  W.  Gurjew  uiit  einem  Petro- 
pawlowsker  Burger  Gretschinin^  von  Ore-nburg  nach 
Buchara,  den  Kaufmannssohn  N.  Kononow  aus  Ro^low, 
und  n«ach  Chiwa  den  Rostower  Biirger  J.  Polo«uchin..  An 
meiner  Sendung  nach  Chiwa  haile  der  Orenburger  Kauf- 
mann  Deew   einen  Antheili   der   deshalb  auch   den  Roato- 


^  AuB  der  Komm^rttcheAaja  Gaseta  1841.  Tir.  98  mici^tzt. 

32» 


490  Indnstrie  ond  Handel. 

wer  Burger  Ph.  Ulybin   zur  Verwaltung  seiner  Waaren 
mitgab. 

Nach  Chiwa  und  Buchara  gelangten  unsre  Karawanen 
in  etwas  mehr  als  50  Tagen;  von  Petropawlowsk  bis 
Taschkenl  blieben  sie  dagegen  zwei  Monat  lang  unterwe- 
ges.  Die  Riickkehr  nach  Rufsland  geschah  im  Friihjahry  war 
▼iel  bequemer  als  die  Hinreise  im  Herbste,  und  dauerte  auch 
10  bis  15  Tage  weniger  als  diese.  Di^  Reisenden  kamen 
iiberall  ohne  erhebliche  Beschwerden  davon,  sie  wurden  nir- 
gends  von  Raubern  angegriffen^  verloren  nichis  von  ihren 
Wjiaren  und  blieben  auch  alle  durchaus  gesund.  Der  Kara- 
wanenfuhrer  P.  war  faii  der  Abnsise.  so  krinklichy  dafs  ich 
ihm  den  Chiwaer  Transport  nicht  ohne  Besorgnifs  anver- 
traute;  das  halbe  Jahr  welches  er  unterweges  zubrachle  hat 
ihn  aber  auffallend  gesUirkt^  und  wahrscheinlich  mehr  als  jede 
Badereise. 

Am  *freundlichsten  benahmen  sich  gegen  unsre  Russen, 
die  Chiwaer,  trotz  des  kaum  erst  eingesteUten  Krie«' 
ges.  Sie  nabmen  von  unsren  Waaren  ohne  jede  Verhandlung 
genau  so  viel  Zoll  wie  von  denen  ihrer  eignen  Landsleute, 
namlich  2^  Procent.  Die  Taschkenter  schienen  uns  schon 
minder  geneigt  und  erhoben  auch  $  procent  Sleuer,  doch 
war  dies  noch  glimpflich  gegen  das  stoize  und  sogar  druckende 
Benehmen  der  Bucharen,  denen  man  doch  stels  in  unsren 
beiden  Hauptsladten  begegnet,  und  von  welchen  sich  vielp  fiir 
immer  inKasan  niedergelassen  haben,  um  jUhrlich  nachNijne 
Kowgorod  zur  Messe  zu  reisen.  Sie  liefsen  zuerst  unsre 
Waaren  20  Tage  lang  ohne  Visilalion,  und  nahmen  uns  da- 
durch  die  gunsligste  Zeit  zum  Verkauf  —  erhoben  aber  so- 
dann  10  Procent  Steuer.  In  RuCsland  gehen  wir  doch  wahr- 
lich  ganz  anders  mit  ihnen  um.  Erinnern  sie  sich  nur  wie 
noch  neulich  unsre  Grofshandler  auf  der  Petersburger  BSrse 
einem  mir  bekannlen  Juden  aus  Buchara  begegneten,  und  wie 
sie  mil  ihm  personlich  und  in  alien  Ehren,  wegen  der  Waaren 
die  er  verlangte^  unterhandelten.  — 

Eines  grofeen  Gewinnes   von  den  diesjahrigen  Karawa- 


Roasiiche  KaniWliiOD-R«iMii  naclr  Buchan  etc. 


nt!ti\  hake  kh  mich  eben  nichi  su  riibaieii:  die  RuMsehen 
Waaren  aind  in  Asieii  bedeiuieiid  im  Preite  geaunken.  B«i 
alledem  erhieit  ieh  jedoeh  fiir  die  nimiigen  in  Buckara  mi 
Tasehkenl  6500  (dortige)  Dukalen  d.  h.  iiber  100060 
p.  Rubely  baar  ausgezahlL  In  Chiwa  warea  die  Preiat 
vortheiihafter ,  und  ob^eich  dort  der  eigne  Verbranek  nicbt 
bedeutend^tet,  so  hieit  man  dock  iif*glieh  Gelegenkeii  ziiSen* 
duagen  nach  Buckara,  wo  unablaang  der  lebhafleate Handd 
geiiikrt  wird.  Es  komraen  dakin  wockentiick  Karawanen  aui 
Persien,  K/ibul,  Kasckniir,  Kaaekgar,  Kokan,  ^9a<- 
markiind  nnd  Sckariachan,  und  in  deil  Ungekeuren  Baaa^ 
ren  dieser  Siadi  kann  man^  bei  einiger  Herabselzung  des  Prei<- ' 
aes,  4U  jeder  Zeit  fur  bedeutende  Massen  von  Waaren,  bpajr^ 
Zaklung  erkalten.  — 

Die  Kleinkeit  der  Erfelge  meines  eralen  Versuches  in  dieser 
Art  des  Handels  hat  sum  Tkeil  an  Fehlem  und  Uakunde 
bei  der  Auawakl  der  Waaren  gelegen,  und  ick  verfehie  daher 
mcht,  auck  jetzt  wieder,  aowohi  nack  Ckiwa  als  naeh  Bu* 
chara,  eine  zweile  Kara  wane  mat  Russiscken  Pukrem  abeuferli- 
gen.  Durck  die  Fiiraorge  unarer  Regierung  sind  wir  nun  ditt 
Bednidiungen  in  jenen  Landem  weit  weniger  ausgeselaly  und 
ich  bin  iiberaeugt  dafs  uns  auck  dieBuckaren  zum  zweileH 
Male  besser  begegnei^  werden  als  im  vergangnen  Jakre* 

Mein  beslandiger  Umgang  mii  den  Asiaten  imd  die  Rei^ 
sen  nack  den  versckiedenslen  HandelaplMteBn ,  haben  mieh 
librigens  gegen  allerkand  Besckwerden  abgekartet,  und  audi 
mit  der  dortigen  Art  des  Handels  genugsam  bekannt  ge- 
mackt.  Sie  wissen  dafs  ick  seit  40  Jakren  regelmafsig  nack 
Orenburg  geke,  und  seit  20  Jakren  mit  den  Mukameda- 
niscken  Kaiifleuten  verkekre.  Nickt  selten  war  man  im  Frtik- 
jakr  in  Moskau,  ging  im  Juni  iiber  Roatow  nackUraUk, 
von  dort>  nack  Gurjew  am  Kaspiscken  Meere,  zog  sick 
dann  in  die  Uluae  der  Kalmyk  en  und  ging  zu  Pferde 
oder  Kameele  durck  die  Steppe  nack  der  Bukeewer  Orde. 
Sodann  darf  aber  die  jakrlieke  Reise  zur  Messe  nack  Nijne 
Nowgorod.   nickt    ausbleiben    und    nack    derselben    gekt 


liidiaitri«  ««a  iUmM: 


0^  wismiZeil  bieibt,  su  Hatwe  Mch  R4»tiow  und  sonsl  a^gleidh 
wiedejr  aacfc  Orenburg*  Dorl  werdeu  \m  wm  Oktober 
•der  Nofvaiber  die  amlUehsn  Getdvifte  b^farinbeB,  diMrauf 
«ber  ooch  eine  Fahrt  nach  Troitk  oder  Pelropawlovf^k 
•bgcmacht,  and  endiich  in  jedem  Jalire  daa  WethaachUfesI  19 
Ro«low  geftt^rL 

Wie  fjem  ware  ich  nun  soch  adbal  nut  nach  Cliiwa 
gegaagett»  mubte^  niicb  aber  damit  begniigen»  da&  we- 
nigstena  meitie  Karawane  abging,  wie  ich  es  ae  lange  ge« 
wunschl  halle.  Ich  /\ireinte  voir  Freude,  ab  ich  vor  dlnefli 
Jahre  den  Ziigel  dea  er$ien  der  nach  Chiwa  bealiuMit^  Ka- 
meele  ergriff  und  ea  aua.  dem  hiesigen  Tauscbhole  in  die 
Steppe  hinaotfiihrle.  — -  Eine  fiir  niicb  beatimoite  W^aren* 
liefening  aus  Buchara  ist  wahrend  meiner  Abwesenbeit  auf 
72  Kameelen  hier  angekoninien»  und  eine  andre  aua  Bu- 
chara und  Chiwa  erwarle  idi  jedl,  uad  ghMid>e,  dab  aift 
meinen  Hoffnnngen  von  dieaeoi  Handel  eoU|nrechen  wird.  -^ 
AuaTaachkent  Ut  in  dsesein  Jaiu*e  die  erste'  Karawane  vea 
2000 Kameelen  atn  ISwJuni^)  inPetropawlowak  aageiangly 
tut  Kweile  mit  1500  Kameelen  kam  yor  kuraem  nadi  dem 
luesigen  Tauachhofe;  die  Sominer- Karawane  aua  Buehara  -er^ 
warten  ivir  noch,  aie  wird  aber  wegen  der  Beachwerden,  m\ 
denen  aie  auf  ibrem  Wege»  bei  der  diesjiihrigen  autaerordentr 
Udien  Hitee  xu  hiimpfen  hatj  kaum  ftur  Me&aeil  Cftr  Nijne- 
nnwgorod  einticffan. 


>»■■■» 


•)  Neiea  Stjlei. 


f       t 


• 


I  \ 


Ueber 

ein  in  Wolynien  gefiindeneB  versteintes  Holz,  8o 
wie  liber  das  Situdium  der  vei-steinten  Ilolzt^r 

fiberiiaupt. 

Voii 

H.    R.    Goepperi, 

Pioi«ttoir  B«  Bretlatt. 


Jflit  den  durcli  das  ganze  nSrdfiche  Deulachland  und  R11&'- 
land  bis  an  den  Ural  verbreiteten  Geschieben  kominen  nicht 
sellen  Bruchsliicke  versteinter  Hoker  vor,  deren  Uolersu- 
chong)  wenn  man  namentiieh  eine  groise  Zabl  iron^  in  den 
versehiedensten  Gegenden  gesammellen,  Exemplaren  ku  ver- 
gieichen  Gelegenheit  hatie,  gcwib  nichi  uneriiebliche  Resul- 
late  liber  die  Verbrcilung  und  den  Urspning  jener  Triimnier 
liefem  diirfte.  Von  nicht  geringerer  Bedeutung  sind  die  xabl- 
loses  Trtimmer,  die  in  dem  Geroile  unter  der  Oberfliidie  in 
grefiMrer  oder  gerii^ererTiefe  theik  vereinselty  iheys  in  gan- 
ten  Massen  als  Braunkohlenlager,  mii  mehr  oder  wcniger  er- 
haltener  vegetabili^her  Struktur/  angelroffen  werden.  Bei 
uns  in  Schlesien,  und  wahrscheinlich  wohl  atich  nWratl  in 
den  pben  bezeichneten  Landern  grabt  man  kaum  irgendwp  in- 
die Tiefe,  ohne  dergkichen  Bnichsiucke  aufzufinden,  wie  df nn 
auch  bk  jeiit  ekie-Menge  ^grofetrer  Abkgerungen  enldeckl 


4M  PbjsikaliMh-iiiatiieiiuitiicbe  WumumIuiIUb. 

worden  Bind.  Bereita  bin  ich  im  BesiU  einer  groCien  Menge 
versleinter  und  bituminSaer  Holter  aus  der  Lauflito,  'Sadiaen, 
Scblesien,  dem  Grolsherxogtham  Posen,  Preufs^en,  Pommern, 
der  Mark,  und  Mecklenburg.  Aua  Ru&land  empfing  ich  bis 
jeUl  nur  ein  einsiges*)  und  xwar  ein  vertfteintes,  aus  einem 
Braunkohienlager  bei  dem  Dorfe  Salisze  unfem  der  gaiisi- 
schen  Grenze  in  Wolynien  vorkommendes  Holz,  welches  ich 
der  geialligen  Miltheilung  des  Herm  Slaatsraihes ,  Professor 
Dr.  Eichwald  verdanke**). 


*)  Mebr^iT  HaliuranleiiieiiHigen^JKiibHsarten  ufid  BIsttalHlrficke  die  ick 
in  veocliiednen  Formationen  aaf  Kamtsciiatlia,  aaf  Sitcha  und  in  9i- 

'  birien  geaamineU  habe,  so  wie  auch  ein  venteinerteB  Holz,  welches 
HeiT  Baron  Meyendorf  fffi-d^  £itt€liona  im  nordlichen  Roropai- 
•chen  RnDiland  niUbrackte,  hat  Herr  Goppert  erst  vor  einigen  Wo- 
chen  erhalten.  Die  Blattabdriicke  von  Kamtschatka  haben  bereita 
die  scbon  frijher  von  ihm  aosgespAKrhne  Tliat^che  bestatigt,  dali  die 
Fioren  der  jQngeren  Fatmationen  in  Tereduednen  Erdstrichen  ebenso 
dnrcligehende  generische  Verwandschaften  zeigen,  wie  die  der  Stein- 
kohlen-Penode.  Mit  den  Reanltaien  femerer  Untersuchongen  jener 
Versteinerungen  verspricht  Herr  Goppert  eines  der  folgenden  Hefte 
dieses  ArdiiTPS  zn  bereichern,  and  es  werden  dann  atick  die  geo^m- 
stiscben  Verbaltnisse  ihrer  Fundorte  vollstSmliger  geschildert  werden 
konnen.  Krman. 

**)  Ueber  den  Fnndort  desselben  gtebt  Herr  Rtehwald  '{l^^ssen  na- 
tntliist.  Sfcizze  Ton  Lilttiauen,  VoUiTtiien  and  Podalien.  Wilna  littlt. 
p.  bl — 59i  Fcilgendes.  «a: 

Kiner  der  merkwiirdigsien  Pnnkte  fdr  fossiie  Tiiiere  uni. Salisze  ist 
die  etwa  Tier  Werst  aiidwestUch  vom  Dorfe  gelegena  Kluft  Schabak, 
die  also  der  galiziscben  Granze  nin  so  vieles  naUer  liegt,  nnd  sich 
iiber  eine  Werst  weit  in  mancherlei  KrUmmungen ,  znweilen  an  40 
Kfafter  tief,  entreckt;  oben  ist  sie  gegen  die  Milte  utid  das  Rnde 
Ion  mit  aiarkeitt  Gabdlk  bewaahsen,  wfthRnd  irfa  am  Aiifliafe  von 
.al)em  Baivnwsliie  entUoial  isl^ 

■  Den  hocbiten  Pupkt  dieser  Klnft  ackeint  ein  Mnschelkalk  eiaan- 
nabmea,  mit  denselben  Mnscheln,  wie  nm  Alt-Potscbaiow,  and  selbst 
an  anderen  Stellen  um  Salisze;  er  ist  grao  and  weilsgefleckt, 
die  Flecke  entstehen  meist  Ton  den  TeAalkten  Mnschetscbalen  der 
LaciMea,  Tat^en  a.  a. 
Am  Aafange  der  Klvft  seigt  sick  dag egen  folgende  Rdieiifelge  dar 


lodem  idbt  nachfolgead  dasselbe  iiUher  besdireiben  werde, 
will  ieh  hier  sun&chsl  our  dnige  Bemerkungen  iiber  dii$  ter- 
•chiedene  Beschaffenheil  der  Hdlser,  insbesondere  derer  Ton 


-•— T" 


verscliiedenen  Gebirgsmassen.  Za  oberst  Uegt  unter  einem  gemeU 
nen  Lehmeine  afldre  LehauoliichC  mit  Mmcheln,  ftb  Modiolen,  Pec- 
ten »  Ceritliien,  Tctcben  u*  a.;  m  Uim  z^gen  ridi  TrSmaier  einea 
kattigea  MnsclielBaiidBteiiuiy  4ie  oft  ganze  Lager  bilden,  und  Cardien, 
Corbalen,  Luriaen,  Ceritliien  u.  a.  enthalten;  er  iat  feinkornig,  oad 
enthalt  selten  grof^ere  Qaarzkorner.  Unter  ihm  Uegt  ein  gelblicher 
Mergeltiion  mit  Cerithien,  der  sohon  kalkige  Bestandthcile  aufnimmt. 
Welter  vnten  itebt  tiefer  in'  der  Kluft  ein  aehr  fester  (ilnd  barter) 
Serpnlenkatk  von  besonderer  HSrte  an,  die  SerpolenrSbrcben  d'arch- 
setaen  ibn  nacb  alien  Ricbtangen,  nnd.  aeigen  swiacben  sictv  selten 
Cardien,  Rissoen  n.  a.  Nocb  tiefer  zeigt  sicb  ein  Mascbelkalk,  der 
liier  horizontale  Lager  bildet  und  leicbt  in  grofae  dicke  Schicbten 
spaltet,  und  zerkliiftet,  denn  cr  besitzt  schon  eine  lebmigte  Beimi- 
scbung,  daber  ist  seine  Farbe  braun,  und  an  einzelnen  Stellen  sogar 
Yon  Bisenoeker  brannrotb;  in  ibm  liegen  Lncinen,  Naticen,  Ceri- 
tMen,  TorzligUch  aber  Serpnlen;  er  ist  horizontal  gelagert  nnd  an 
BFufs  mlicbtig.  IteterJbm  ziebt  sich  eine  braane Lebmacbicfaty  meb- 
rere  Fala  macbtig,  mit  aehr  vielen  Serpnlen,  Mitren,  Cerithien,  Tor* 
ben,  Riaaoen  d.  a.;  und  damnter  Uegt  anfa  none  ein  fester  Mnacbel- 
kalk  mit  Ceritbien,  Tarritelleu,  Trocben,  Scrpulen  n.  a.  Moacbeln, 
sogar  mit  5—6  ZoU  langen  Panopaen;  er  ist  tiefer  unten  lehmigt, 
gran  oder  gelblidi  von  Farbe.  Ueberbaupt  erinnert  dieser  banfige 
Wechael  von  Moadietfiihrenden  Lehm-  nnd  Kalkscliichten  sehr  an 
ShnUcbe  l4igef  von  Alt-Potschaiow, 

Daranf  folgt  ein  Topferthonlager,  das  oft  von  einem  ockergelben 
Muscbelsande  mit  Mitren,  TorriteUen ,  ^ectnnkeln  gedeckt,  banfige 
horizontale,  zuweilen  mehrere  Fu(s  roach tige  Schicbten  von  erdiger 
Braunkoble  nnd  versteinerteni  Hoize  zu  beiden  Selten  der  Kluft,  ent- 
halt Das  versteinerte  Holz  ist  steinhart  und  blattert  nach  den  Jah- 
rearingen  in  coacentriaehen  Sehichten  ab;  oft  fand  man  ganze,  fnOi- 
,  dicke  Banmatnmmo,  die  noch  ihre  fasrige  Rfaide  zeigten,  ao  dala  man  mit 
dieaen  Faaam  liinden  konnle.  Die  weichore  Bmnnkohle  brennt  lehr  gut, 
nnd  iai  bier  mit  Vortiieil  zom  Brannlweinbrennen  angewandt  woiden, 
doch  verbreitet  sie  immer  atarke  schweflicbteDampfe.  In  jedem  Brann- 
kohleniager  finden  sioh  die  versteinerten'  Holzstamme,  mit  ganz  nnver&n- 
derier  Dycotyledonenatmklnr,  aie  dnd  aofiien  dankelaebwarz,  gleicb 
der  weicberen  Biannkohle,  inwendig  aber  gran,  kieselbart,  nnd  be^ 


4M  /     Physikailicl  -  math  BOWtiiichg  WincNiftclmlleii. 

dmi  ebengttiMiiintcfi  Fundori^n  vdraMsdiinlocii  viikd  die  Uiiiis- 
mitlel  angeben ,  den^ti  vnr  'unt  stir  finuiliiiaig  ihrer  ^Strnktur 

Sie  kommen  im  AlJgemeinen   in  dreifach  versdiiedeiier 
Form  vor: 

1)  In  Form  d^r  sogenannien  biininindseii  Holzcr 
inil  voUkommen  erhaltener  Hol»tniktur,  gdirauni,  xu- 
weilen  noch  so  fest,  dafs  sie  zu  Hohwaaren  veratbeUet 
werdcn  konnien,  gewShnlich  aber  brScklicht,  oder 

2)  glanzend  schwarz  mil  muschligem  Bruch  fast 
di^r  Sleinkohle  ahnlich,  in  welchem  Zustande  maa 
sie  aber  immer  noch  durch  dea  braoneli  Siricb  und 
eigenihtimiich'en  biluminosen  Gemeh  als  BraunkoUe  su 
erkenneh  vermag,  und  endlich 

3)  vers  taint,  und  zwar,  so  viel  ich  jetzt  wenigstens  gese- 
hen^  entweder  durch  Kiesel  oder  durch  Eisenoxyd. 
Durch  Kaik  versteinte  HSlzer  habe  icb  unter  ttmen  noch 
nichi  bemerkt  In  numcben  Braimkohleiignibeii  findel 
man  auch  nichI  selten  theiiweis  versteinles  Holz,  so  dafs 
versteinte  Holzlagen  mit  ganz  biegsamen  vrechseln  (Siehe 
die  Einleitung  zu  meinem  Werk  fiber  die  Gattungen  der 
fossilen  Pflanzen.  Heft  1  und  2.  184L) 

Wenn  man  mm  von  diesen  Holaem  zur  mikroskopischen 
Untersuchung  geeignete  Quer«-  oder  LSngssehraite  anfcrtigen 
will,  so  unterliegt  dies  bei  den  festen  bituminSsen  iiol- 
zern  keinen  Schwierigkeiten.  Die  etwas  brocklichen  be- 
feuchtet  man  vor  dem  Schnilt  mitWasser,  die  in  Steinkoh- 
lenarlige  Masse  vcrwandeiten  lassen  sich  in  derRegel 


ctentend  schwer;  an  andv^rn  (Menen  Ut  das  Tentanerte  Ifolz  eher 
braaa^  vad  xerffiHI  leiehi  ta  Mae  Blatter;  aturritaa  iat  «i  mtoA  drr 
Qaare  nadt  in  eiae  AS^nge  eckigter  StiRdie  •  gctbeUt;  mid  thribai  braon 
aad  aieailtch  wctdi  ^  so  daib  man  dcrgfewhan  Siiieke  ffir  «i*e  iErr> 
faftne  Rmde  Iialten  konntp.  Kin  ahtttichea  LignHlager  findel  sicli 
•anch  eine  halhe  Went  ten  hier  ta  einer  andem  Ktuft,  die  aicli  in 
diesetbe  Kbeaeven  Kotiiclia  veriierC;  ififr  sell  et  hief  von  gertn^rer 
Miklitigkolt  seifl. 


woi^n  stt  grofset  Sprddigkeit  ive<kr  sdileifett,  nocb  durcb 
ftlesser  In  hinreichend  feine  PIttltchcti  schneiden*  Urn  nun 
demohnerachtet  den  beabBichtiglM  Zweck  au  erreichea,  t^inunl 
imh.  klein^  8pUtierchen»  cerreibl  aie  groblicb  in  einem  Mor* 
ser  Ai04  bringt  dieses  Piilver  init  Oel  befeuchlet  unter  4aa 
Afikn)skop,  wo  !  man  dann. .  eine  Menge  Siiickchen  fiiidct,  die 
eine  Ansiohl  der  xur  Unlencheidiuig  einea  Holses  liothigen 
SchniltQ  gcwahren,  oder  mii  andem  Worien  die  BescbaiTeft- 
belt  dea  terkohlten HoJaes  iraX^iierachnill,  iiiiMarkalrah«* 
lenliingaacbniti  odeirCenirumaclinilt  imd  im  Rinden-r 
iiingaachnitt  neigen.  Vfetm  man  ein  wag^rechi  abgeapreng* 
lea  Stuck  von  oben  nach  unten  zerdriickti  erhull  man  inab^ 
AOttdere  viel  Queracbnilie^  ^venn  dies  yon  der  Seite  odei?  von 
vem  nacli  hiiHen  geschiebiy  mebr  Markstrahlen-  mid  Kinden*^ 
liingaachnilie.  Lange  hatte  ich  mich  bemiiht  eine  zur  Uttter^ 
aucbung  diesor  Holser  geeignele  Methode  ausfindig  ul  macbeni 
bm,  mich  der  Zufall  das  oben  beschriebane  Verfabi^en  kenoei^ 
lehrte>  welches  in  jden  meisten  FiiJlen  ausreicbl;  ich  aage  ab* 
sifdiUich  in .  den  moisten  mid  lucht  in  alien  Fallen »  w^  es 
verkoblie  Holzer  von  soldier  Undurchsichtigkeit  giebt,  daia 
keines  der .  eippfohlnen  MiUel»  weder  Befeochien  mit  ieilavft 
Qoeh  mil  allierischem  Oel,  Aufscblufs  iiber  ihre  innere  Struk-^ 
tur  attt  geben  im  Stande  ist 

Die  wabrbaft  verateinten  HoUer,  derenZeilen  und 
GeiiiCEie  dttrcb  mineraUsche  Subsianz  au^gefiUlt  siod,  kami  mm 
aiif  doppelte  Weise  sur  mikroakopiscben  Belraebtung  gescbickt 
maeheoy  namlieh  auf  mechanischem  mid  auf  chemiachen^ 
Wage: 

.  Erst^res  geschiebt  am  zweckmiiiaigaien  durcb  dasScblei-' 
(en  in  diinne  Piuitchem  wdches  bekanntltdb  Witbam  snersi 
lebrle.  Vor  AUem  komm(  es  bier  davauf  an  i  gleicfae  trana^ 
veraale  und  ebeaao  wiukelrecbte  LoogitudinalslUcbchen  sieb 
Stt  veracbaffen,  die  uum  sieb  bei  einiger  Uebung  leichi  dureif 
vorsichtiges  Schlagen  uiii  einem  uicbt  au  schweren  sUibkr-^ 
nen  Hammer  darstellen  kanu.  Nur  bei  dea  dureh  splidrigen^ 
tiornslein  veraieinlen  Uohern  isl  dies  mit  einigien  Sdiwierig-' 


IM  ^        Ph3niikftliieh-]mitli«BUitiNli«  WuMttadiftfteB. 

keileii  verbunden.  Das  Sliiekcben  wird  nun  am  Ende  eines 
ninden  Slabcben  nuUelst  einer  barfeigen  Masse  (WeUapech 
und  Ziegelmehly  oder  Siegellack)  befestigel  und  auf  einer  ge- 
w6hnl}chen  Scbleifmascfaiene  nut  Schmirgel  bis  sur  erforder- 
Hdhen  Dtinne  und  Durchsichtigkeit  abgeschlifien.  Bei  sehwatx«- 
licben  Holzern  werden  die  QuerBchiiffe  wie  begreiflich  deol- 
licher,  als  die  Langsschliffe,  bei  denen  es  sich  darum  handell, 
£e  Beschaffenheit  der  Wandungen  der  GefiUse  und  Zeflen 
deutlich  zu  erkennen.  Quersehfiffe  sind  aber  oft  sebr  sprdde 
und  brechen  gem  an  den  engeren,  die  Jahresringe  begran* 
senden  Zellen  ab,  wie  dies  insbesondere  b^  den  Coniferen 
wahrgenomnoen  wird.  Das  hinreichend  dOnn  geschfiffene 
PlSttchen  sucht  man  am  besten  durch  Einweichen  in  sCarkem 
Weingeist  vorsichlig  von  dem  Hans  eu  befreien.  In  Erman- 
gelung  einer  Schleifmaschiene  kann  man  sich  auch  kleinere 
Plattchen  durch  Reiben  auf  einem  gewohniichen  Handschleif- 
stein  bereiten.  In  der  Kegel  ist  das  freilich  grofsere  Durch- 
siehtigkeit  bewirkende  Poliren  des  erhaitenen  diinnen  Piatt** 
chens,  was  durch  Reiben  auf  Eisenrolh  (Caput  mortuum) 
bei  Anwendung  einer  Schleifmaschine  auf  einer  Zinnscheibe 
geschieht,  nicht  erforderlich,  und  wird  nur  dann  nothwendig, 
wenn  es  bei  etwas  undurchsichtigen  Hdlsern  nicht  glCicken 
Willi  gewisse  zartere  Theile  der  Organisation,  wie  z.  B.  die 
gewohnlich  sebr  kleinen  Poren  in  den  Markstrahlenzelien  zu 
erkennen.  Bei  Holzern  die  schon  bei  schwaohem  Klopfen  in 
L&iga9plilter  zerfallen,  erhalt  man  oft  StiickGhen,  die  nicht 
erst  auf  der  Schleifmaschine  geschliffeni  sondern  nur  auf  dem 
gewohniichen  Schleifstein  abgerieben  werden  durfen,  um  ihre 
innere  Struktur  erkennen  zu  lassen.  Zwei  bis  drei  Linien  im 
Durchmesser  hallende  Plattchen  sind  in  den  moisten  Fallen 
sur  Untersuchung  vollkoounen  hinreichend,  wobei  es  aber, 
wie  *  ich  nochmals  wiederhole ,  aufserordenttich  darauf  aii« 
kommt,  dafs  die  Schliffe  gehorig  winkelrecht  und  nicht  scfaief 
gemacbt  werden,  weil  npian  sonst  eine  falsche  Ansicht  von 
der  eigentlichen  Struktur  erhalt  und  leicht  zu  unrichUgen 
ScMiissen  verleitet  werden  kann.    Um  dies  letztere  zQ  vet* 


Ceb«r  teivteiate  Holzer  etc. 

hfllen,  ist  tSy  beilMtifig  bemerkt,  durcfaaus  erforderHch,  lebende 
Hfilzer,  mil  denen  man  die  fossilen  fur  verwandi  halt,  in  alien 
Ricbtimgen  zu  durchschneiden  und  die  so  erhaltenen  Ptiiti* 
dien  genau  su  unlersuchen.  Da  es  wiinschenswerth  iai, 
grSfsere  Fiacben  eines  fossUen  Hokes  auf  der  Quer-  oder 
HorizonlalQ^che  zu  betrachten  um  den  Verlauf  oder  das  Ver* 
halioift  der  Jabresringe,  der  Marksirahlen,  oder  bei  volkian- 
dig  erhaltenen  Sl^mmen  des  ftlarkes  selbst  zu  sehefi,  emplfeb- 
)en  wir  die  glattgescbliffene  Fliicbe  nur  obne.  Wei^erea  bei 
reqht  heliem  Tageslicbt  unter  das  MMcroskop  za  bringeo. 
Wenn  der  Absi^^d  der  Linse  von  deni  Objekt  nor  wenigstens 
1  ZoU  beliragt,  Avie  man  dies  miltelst  der  trefllieben  Schiek* 
scb^n  und  P  loess  el  schen  Instrumente  ieiehi  erreicben  kano, 
mrd  man  auch  diese  dunkeln  Gegenstande  hinreiebend  be-^ 
leuchiet  aehen,  um^  ihre  Sirukiur  selbst  bis  auf  die  Zelien  der 
Marksirablen  leicht  unterscheiden  za  kdnnen. 

AyC  chemise b em  Wege  unteiBucht  man  naeh  meinen 
fieobacbUiogen  die  versteinten  Hdizer,  indem  man  aie  mil 
ciner  Saure  beb;aindeU9  welcbe  das  versteinende  Material  auf- 
sulosen  im  Standi  isl;  und  zwar  durch  Kalk  oder  Ei8enoxy4 
versteinte  Holzer  inittelst  Salzsaure,  verkieselte  durch  FluCi-? 
saure.  n  Nach  der  Aufl5sung  findei  man  sehr  haufig  so  wohl 
erhaliene  Pflanzentheile,  Gefabe  imd  Zelien,  dafs  man  noch 
z.  B.  auf  ihre  Abslammung  von  Coniferen  oder  Cykade^ 
schliefsen  kann^  ja  in  einigen,  freilich  seltenen  Fallen ,  wi^ 
z.  B.  bei  Stigm(ffia'*Stammen  (vergl.  meine  Abhandlimg  uber 
die  Stigmma  luirlsten  und  2ten  Heft  der  Gatlung^n  der  fosr 
silen  Pflanzeib)^  ^^ibt  die  Pflanze  in  der  Form  zuriipk,  in 
welcher  sie  sich  'vor  der  Versteinerung  oder  AusfiiUung  ihre|i[ 
Gefdrae  durch  d^  versteinende  Material  befandi  d.  h.  die  Ge* 
fafee  der  Pflanzen  sind  nur  schwach  verkohlt,  aber  ihre 
WMnde  so  gnt'm^allen^  dafs  sie  ihre  urspriinglich  eckige 
Fcirm  ui^d  die  zjirte  gestreifte  Zeiohnung  ihrer  Wandungen 
noch  zeigen.  Qft^  aber  gewinnt  man  auch  nur  undeutUche 
und  wenig  zusammenhang^de  orgaqische  Fasem^  wenn  die 
organische  Maierie   nach  der  Versteinerung  oder  AusfiiUung 


500  Ph jsikaliscli  -  mathem&tische  Mlftsenschaften. 

^nlweder  diirch  Wasstr  .luf  nassem  Wege  (\vie  dies  in  seW 
vielen  wasserreichen  Opnl-  oder  dai  nchatisirten '  HfllEem  der 
Fall  isl)y  Oder  auf  trockenem  W^ge  (wie  c.  B.  in  dem  im 
Porphyr  bei  Chemnitz  und  in  Schlesien  von  mir  beobaehleten 
H^itern)  verloren  gegangcn  war.  Demohnera^lileti  wie  ich 
hier  noehtnals  mir  zu  wiederholen  erlaube,  sind  diese,  keine 
deulUche  organische  Faser  nach  der  AuflSsung  zuriicklassen^ 
den  HBlzer  keinesweges,  wie  es  gewohnlich  fabehlidh  heibt, 
durch  eine  Verwandiung  der'  organisehen  Subatans  in  Slein^ 
sondem  eben  nur  wie  die  iibrigen  durch  einen  AusfiUImigs* 
prozefii  gebildel  worden.  TfacKdem  die  Ausfgllung  yoHstSndig 
erfolgt  war,  verschwand  erst  die  organisehe  leaser;  da  abcr  die 
Audffiilungsmasise  in  der  Gestalt  der  GefSf^e  und  Pflanzensei^ 
ten  zariickblieb ,  hier  also  dasselbe  im  Kleineii  gesehab,  was 
wir  bei  der  Bildung  der  Sti^inkerne  im  Grofsen  sehen,  bo 
darf  man  sich  nieht  wundem/  dafs  die  inncre  Struktilr  noch 
4>ben90*  gut  sichlbar  erscheinf,  ab  bei  den  H^>Isem,'deren  or- 
ganische Faser  noch  liiehr  oder  minder  vollkommen  erfaalten 
ist:  Dflb  sich  dies  in  der  That  so  verhfill,  zeigen  die  R^siil* 
late  der  von  mir  fruher  schon  (Einieilung  feu  den  Gattungen 
der  fossilen  Pflanzen  Seite  18)  angesteUten  Gliihversucha 
Wenn  man  niimlich  versteinte  Holzer  bis  zur  voUkommenen 
Zerslorung  der  organisehen  Subslanz  gliiht,  und  nun  mit  dem 
Mikroskop  uniersucht,  wird  ihre  Struklur  oder  die  Form  und 
Beschaffenheit  der  Zellen  und  GefSfse  nocH  onverandert  an- 
gelroffen.  Zur  Erlauterung  dieses  immerbin  hochsl  merk^ 
wfirdigen  Processes  erscheinl  es  durchauis  'nOthwendig,  nicht 
^  einzeines  Stuck,  sondem  eine  ganze  Suil^  tersleinler  Htfl- 
tet  von  den  verschiedensten  Graden  der  Erhilltung  zu  untersu*^ 
chen,  um  zur  riehtigen  Wfirdigung  dieses  Phtihomen^s  zu  ge* 
Inngen.  ''"-     • 

Wenn  man  nun  auf  die  eben  arfgegefcM*  Weise  slch  die 
H5lzer,  oder  nur  einzelne  geeignete  Theilchen/^hbitte  oder 
Schfiffe  derselben  zur  Unicrsuchung  darge&lellt  hat,  sudil 
inan  sie  nach  den  analogen  Bildongen  in^dei*  Jelzlwelt  zu 
befsHmnien.    Da  der  bei  weilem  grbfsteTheit 'der  fossilen  Hot- 


Uebar  vmteiiite  Hilaer  ete.  SM 

Mr-  Urtd  'inirar  niofai  bios  4ie  d#r  Geschiebe,  aondetn  anch  dH 
alter  iibrigen  Fonintlionen,  so  <leii  Coniferien  oderZapf«n^ 
tragenden  Gewachaen  (Fiehtaiartan)  gehOri,  kabe  ieh 
midh  'Tonnigbwme  nmScliBl  mit  dieseii  besohSAigt,  und 
au  diaaeaa  Timtcke  soviel  Artm  ab  ich  imr  aii  erlangeii*  ver- 
modAa  (IQB  Speciet),  also  woM  lasl  4  <}^ir  bU  jelit  besohtie* 
beneii  Coniiferen  untenuchl,  urn  gewissc  ali^aowine  CtAego^ 
ridi  aonuBuUeln,  naeh  dcnen  wir  die  fossflen  bu  ordncn  mi 
■u  wil^ndieideii  venbdcfattn.  Dies  iai  mm  awar  iai  alJge- 
meinen,  fiir  die  grofsepfen  Gruppen  dieser  naturlichen  Familie, 
aber  nkbl  At  die  einielnen  Arien  ein  und  denelben  Gattiaig 
gafangen ,  kidem  ieh  daa  merkwtlrdige'  Retultat  erbielt  (Ueber 
ditff^anileren  in  der  Uebersiebt  der  ArbeHen  undV^Vhand- 
hriigen'  der  sdilesiiriien  Gesellsehaft  SSit  viilerfilndMicfae  Kultur 
im  Jahre  1839]  Bmlao  1840.  Scile  146— 149^  imd  ausfiihr- 
lidKTiJii  metner' Scbtift:  De  Gon^ranini  stnieiura  anatotniea 
eniilabalis  ^Mboa^Yraiklaviae  1841.)  da fs  nicHtibiof  fast 
m  aJien/FaUea  die  Arlen  ein  und  derselb^n  Gal- 
liing^adiidem  aelbat  aueh  auweilen  die  Arteta  welche 
zu  versehiedenen  Unierabibeilungen  gefkdred/  in 
anatamiiaeher  Hinsr6ht  so  itbereinstimmen,  dafs 
■i4n  stamit^eial  der  von  ibrer  Strnklur  entlefahten 
Merkmale  oieli-t  su  unteracheiden  vermag.  Unter 
dieses •  UtmMinden  bleibi  niebts  iibrtg,  als  aur  (Jnierschei-*^ 
dung  der  einaelnen  Arlen  der  fassilen  Ooniferen 
auch  das  Aeofsere  des  Stammes,  die  Rinde  (welche 
freibch  im  Gansen  selien  angetroffen  wird),  und  die  etwa 
auf  derselben  befindlichen  Blallansiitae.  so  wie  das 
Vorkommen,  die  Art  derVersteinnng,  das  Material, 
weldiea  sie  bewirkily  seibst  die  Farbe,  mii  in  Betrachtimg 
zu  Ziehen,  ^lid  sie  in  die  Beschreibung,  obsehen  natiirlieh 
nicfat  in  die  Diagnose,  aufrubehmen.  Nur  die  Blatlansatze, 
odeir  Blattnarben,  wcdehe  ttber  den  ganaen  Habitns  des  Bau- 
mea  und  vor  Allen '  fiber  die  Beschaffenheit  der  Bliitler  Auf- 
sdUufii  eiiheiien,  wiirden^hief'  nodi  zu  beriieksioktigen  sein: 
Da  nttn  das  oben  erwiihnie  inWolynien  gefondene  versleikHe 


PliysskalMck-Mtii«MtiMte  WkMudKOfoa. 


Hols  m  den  Conifaren  gehdri,  etiavbe  idi  mir  4it  Utopia 
r«0iiltate  der  obigea  Unleraodiuiigen  amufiihreii ,  in  so  vreil 
m  «ir  Bestimmnng  deaoelbeii  erforderiUdi  seheinoD. 

Drei  Schnitte,  vne  ich  schon  im  Jahre  1837  (S.  403. 
von  Bronn  imd  Leoohard  Zeitochrift )  auseinaiijder  setale,  sind 
•rf ordorlich  9  um  die  charakterialiseheQ  Zeichen  der  knefen 
Structur  eines  Holzes  aiitwifinden ,  namlich 

a)  ein  Querschnilt,  um  die  Beachaffenkeii  der 
Jahresringe  und  der  aie  bildenden  Zelien  zn 
zeigen; 

b)  ein  CentrumachniU  oder  Markstraklealangs- 
scbniii,d.i* ein  LangBsckniU,  parallel  den  Mark- 
tflrakleui  um  denAuagang  der  leUtem  a»$  dem  Mark, 
•oder  iiberhaupl  den  Yerlauf  da-selben,  so  me  die  Be- 
adiaffenheii  der  Ht^zsellen  und  GefiUae  su  aehen;  und 

e)  ein  Rindenlaagaacknilt  oder  ein  Lan^asehnitiy 
parallel  der  Ainde,  um  die  Au^ny  der  Mark- 
«lraM^n,  so  wie  die  Beschaffenhenheil  der  Wandongcn 
der  Holuellen  und  GeTalse  aucb  in  dieaer  Riefaiung  xu 
belrackten. 

Indem  ich  nun  auf  diese  Weise  die  Coniferen  unlenuchte, 
land  ich  foigende  vier  Haupiformen  (vgL  die  angefuhrtaM 
Sohriften)  die  im  AUgememon  so  i^iemlioh  den  von  Rickard 
aufgesieUien  Unterabtheilungen  dieser  Kamilie  entqiieehen; 
L  Die  Pinua-Form  (Forma  Pini). 
IL  Die  Araucarien-Form  (Forma  Ara«eaiiae)# 
ID.  .Die  Taxus^Form  (Forma  Taxi). 
lY^  Die  Ephedra* Form  (Forma  Ephedrae)*  . 

I.  Die  PinuB*Form  (Forma  Pini  G6pp.):  De  slmelinra 
Coniferarum  anatomica.  Tab.  I.:  in*-^}UUn. 
a)  Querschniit  (aegpnentum  tranarersale).  « 
HolaseUen  in  Langsreihen,  poros^  vierseiiig,  prosenchy- 
maiisdi,  die  im  Frtihlinge  und  Anfange  dea  Sommers  geUl* 
deteUi  weiler  als  die  am  Ende  dea  Sommers  und  im  Herbsle 
erieuglen,  weiche  letziere  eben  die  Grense  des  WadiaUiums 


boiaiduien  qntt  die  sagwAnp^tevi  .Jahr^ar^Qg^  «f^M/elMii. 
Die  MatkstrdUkm  ^ehQiv?^..  siv  Cat0gorie  der  kkw<q|..  (4ie 
l)iGh(  alle  ftondern  nut*  eip^fdne  Jaluresn»e^  durch96|3^n)|  uii4 
ei'sebeilien  ak  aohnuik^  4<m,  unfaeiYafiiaeMn  Auge  ttffw  siqblp 
bare  StreiCeo,  die  gewohplkh  attaeiner^Reiheivon  9eDel|  ba^- 
aiehen;  aaken.  ^ind  2-^3.  m^n  .eioaMeri.  ZwJMsbeii  viar 
bia  filAf  'ZeU^mailien  befiniiai.  lich  •  gewckhnlic^  tin  lVIairksti»|ii. 

b)  Lan^gaachnill,  4^r  Kimde  parai'tel)  o4er  Rijir 
4etiJangaacbiiiU  (S^gftfeflUwn  iongitudwal^  cmliti^nA 
lelum); 

Die*  DialzaeUen  ofanie  Tiipfel  oder  Pf)v6ti')»  wail  diesal 
ben  sm  auf  de^  beider^.  deni.&tar|(akraU«.atdiegiendea.  W^ 
den  4er  tiereckigen  Proaenebyiiuielie  wid. iMwr .  auaniihwwweiae 
auf  alien  vier  Seiien  sicfa  befinden,  ivie  ich  in  deH  dwnnorffl 
Wuraetn  vm  PiBM^asyiv^tri^^  w^auw^ilan  b(Ahmx  euro* 
paea  $ah./:Die  INhrKsirnUei^UM  ,atehaQ  iiberaHiaiKider.ift-wtv 
achiedn/^r;  Zabiy  v^on,  Ir^SG^ia  einfocber  l4»gainilfe  ftlriichen 
4en.iM»lell(9ny  4eUeQ,2— a  naben  mM^^i  odar^beQMiM 
iMiiilm  in  eififaQbart^gegeil^  die  Afitte  m  doppdier  jRelba>  daik 
eii)  gr^P^es  Hbirag^fUa  Oder  richiUgar.  Uarzgaog.UfiiscUiiMaMd- 

c)  L>&^gB.6cboitt.  oii^Aen?  4(iircb  *di^  .VU^kn^ht^ 
Knd  ^a9Ua'i:z^ parallel;  den,AU>tiKsUrahi^>  aideiiiBiaih- 
trum,  odier(l(;^r.pscbnUt'(t$egfM«$^m  ligllU^  4<eD3^4M|r 
j^eJi^ .  mf dullaifia  idu^tiw.  val.  aegpi^ptiM  >  lon^lAdJMle  radiis 
medullaribus  paralieliun).  :-  .// 

.  .,  r>i§  Tii9$^  pdfff  /RereiL  «w  a«rf  d/ip;,  den  JOirbMrahlen 
{efl^iMlbar  ataii^odm  Wandie»  vq|-bwde«,iiiniiftiiifaeher  'htrnp^- 
i^d^.  pdei:  auc]»  wie  in;  sa]^,  br^iali«Z)9Uan/«u|i.ai«eti  aattMt 
JM  4lre95.nabmBinaiM|ier«H|ebr  gd<^r  wa^f^rieiluinder 
49.  tdafb  ;ihim,(Cmlra.  nicbt.  ivm^x  4ureb  : ^n«  . ^adia 
4ttrfib$ebmlien,w>^rdalL:,^|»  );Wr-^i30<acher  fcirtw-VergrBH 
ia^vilgrit^rapbfMiH  der .  ^mifffl.  Kr^^aa » <^  Tji^fefe  mtt  eiMin 

.iii|Ulii,il     'JT'  '  .1.1'!        '^M      •      >«>•',  ••     '  •!     "1    ,i)')i 

•)  Ueber  die  eigentliche  Natur  dieser  Tiipfel,  die  man  tttir  nheigftnf* 
iich  Poren  nennt,  babe  ich  mich  in  den  oben  angezeigten  Scluriften 
naher  anagesprochen. 

Emmas  Ruw.  Archiv.  18^1.  lift,  3.  33 


PliytilnUMAi -ttiiNHiflMieto  Wl»tnith>ft«i. 


9tid  eH^m^  g^n  Gnde  ^^s  S^HntttOrs  g^blMeleti  Hokzdten 
llttVch  s)>$ftiKg«  Oim*dir€$Aiiig  auftgetieichn^t,  vfil  aucb  Tiifyfel 
iMti'  rmrittiy  -^^r  ki  iehr  «iig«A  Z^UeH  Mdi  von  eifttrmig- 
iiligli^her^  Qtiliit  Die  Z^M  der  MarriiislNihkii  Mil  fiMl 
IpiXdAliMh  Md  sb  Wtl  ol^^lb  ifohz^eii)  an^denen  ttie  lie- 
^l  Sie'^etilhaAeii  1  bis  6  I^reti.  Macdi  der  Bea^affetikiA 
nild  *'Zdhl  der  P^ttn  in  dtn  ^MttrhsirMm  ceiftHl  ^e  ganse 
|N|iMi$.|n»iitt*  in  tfwei  gchtirf  jgeaoMedene  AblheilungeB,  nfiu*- 
lich  in  die  Pinus-Form  im  engeren  Sinne  des  Worta 
ii]i4diei*A4iiai^'V^iiira3.  Jtoa  ap\tehi  ^e  dieBe  unlencheiden 
iMi*  aW(li>  tmlIab<lo&  voit  einander^  bo  da6  also  liicr*^^ 
^siMmiMli^m  >>ClM«ablore^  i^t  tffaiMi  der  MdeiM  Thaile  ni^ 

•<P«friM  2FWili'Wd«»M  ^MoiidA  <y^eppi>t'd/^1>a6r  h:  III)  IV,'  V^). 
nf>i!  HMv  MkitaUtlMbimlleh  mit^  ^iiif^  F^oiPM  oJ«pl'tlpM'»vel^ 
lMhn^!^«lc!if(^  in  <d^it(^^iftM^  Form  ftieh  voa  ekkim  Wm- 
kiA>  dadh  'lio  gantst  fir«M;e  der  ^kle  %v  dem  enpgftffesig^mtkm 
-kmtwkiy  litidbei  aodf^tdier  Lin.  Vergi^ftemtog  neeh  ifWi 
%tobW  ^M^lierf  HoM  £kdi6er>Hlim:ittthtiiUieti  ei^^  Dieae 
^Sttmlttir  b^eaiiveti  (aet  aHe  Arten'  dier  GaUimg^PiiiUfi^  wie  aie 
itar^l^Hemi;  Llflk*  be^r^i«  ward  <Goepp.  1.  e.  "p.*  24);  - 
ci  1  in  :>ibbt^A^bie9-rerifr  (fermavAMeKmiKydli^.  4^  e»  Taki. 
XX.  2.).  I 

fr;iI^iHe:AlarkfetraIikMeiM  lMl2^^ip«^H  ^ttlekefi:  einer 
mm  ti^m^mikM'itu  >«^nigeren,  %#^  auf  gleiche  Weise,  in-  imi^ 
%$yoA  Zkriteli  >f^^elll/,>Bdll«fi- «  oder  7^8,  wie  itaii%  bai  La- 

tH)t(*eitM|)aabi'  iJ^er  Poru^'  et^eheitit  be^  IM^  nMtfa<di«r  Vm^ 
tgM&enhag^attoiieinfiieher  KH^,  bbl^atarkerisr  nil  doppeltem 
«a|ft  iim|^i«.  <|ligeiitiiumfif4i  kf' dieae  P^foi  aail<  OAUtn^ 
i(9iM  Abtetf,  Pib^}  OopresMr/  JiiMif^etui  iina  4ett  Thi;|a^Ar^ 
ten,  selbst  Salisburea,  Podocarpus,.  Belis  und  andere-^Goeiip. 


UeUr  Tmtokie  Holser  etc.  580 

il.    Die  Araucarien-Form  (Foima  Araucariae  Goepp. 
1.  c.  Tab.  n.:  XXIr-XXXV.  p.  25-^26). 

a)  QuerschAiit  (Segmentiim  transversaie). 
Jahresringe,  mit  bloben  Augen  leicht  aichftbar.   Die'  Holz- 

zellen  ziemlich  diekwandig.    Die  ebeofalls  kleinen  Markatrah- 
len  aus  einer  ^ohchm,  saileii  doppdten  ZeUenreibe  bealehend. 

b)  RindenliiQgascb'niit  (Segmentiim  caiiici  paral- 
leliim).  • 

Die  Hoiseeilea  erscheiRen  ana  der  aohon  bei  dem  Rio- 
deniangsschnitl  der  Piaus-Form  angegebenen  Ursacbe,  ohne 
Tiipfei  Oder  Poren.  Die  Markstrahien  in  einfacher  Reihe  ail3 
2~-12  uberdfiaader  aleheaden  Zelien  besteheod. 

c)  Markstrahlenlanga-  oder  Cenlrumaebniii 
(Segmentunt  per  aabeni  leanafi*  medullaris  fadimiy  vei  aegpmcn- 
tum  lottgiliifiiiale  radiia  meduUaribiis  parallelum). 

Die  prdficiiekymaft«aen  UoJiBzeUen,  mil  ia  1-^3  Reih/^p 
geetellfien  Poren  oder  Tiipfelli,  deren  Slruktur  ersi  in  2.bia 
300facher  Lin.  YergroCserung  deuUicb'  erkaoni  werd^li  k^m^ 
Die  Poren  oder  TiipH  gewdhntich  aU.  25  ^  30  in  einer  Reihe, 
md  im  Qmofunx  gestelli  und  gander  8«  genShart,  dab  sicy 
wie  es  acheini,  offenbAr  in*  F^ge  der  Wirkung  dea  Druekea^ 
nidil  mebr  nrnd,  sondem  aediaeickigi  feat  aeUenabnlich  er- 
8cbeilien>  die  m  der  Mitte  mit  eioem  beUanen  aohief  ovaIm 
Fhick,  draiiiiaem  Haf  dea .  Tii^feJbi ,  g/^wkael  mi*  Wco^ 
man  dieaan  Reck  ai»ig«rma£s«i  vQn:.dQr  &9\le  batraelitei«  «r- 
mhaki  nochiein  sweiliev  Fle^y  wWiB^er  dan  torigea  dwch^ 
admeidel  und  dem  diUiahsch«ii>e^4en  TilpCal.  der  mliagei«4i^ 
Hahaelk  angafaook  In  den  <aii|ge(an.  lloi^»eM«i»9  ViM^  .4^e 
Gfenae  d^  fUmffta  Waehaihama  hm^iqtvmi^^ .  siiebt  jpmi  gfir 
wohnlich  nur  eine  Reihe  Tupfi4  lod^  Poren.  .^  ,  . , 

Die  MarkairablenaeUaOj  w^tob^  da^n.  hv^mte^^^^z^^cn 
aaliegen,  entfcalten  ^  bia  9,  die  dier  ^gfur^^p^  3  bi§  4  f^r.  gar 
naherte,  mit  iiom^  dappelten  Hofe  uaigeb^  Porfsii.  Die 
Zelien  d^r  MarkatraUeo.  afnd  feat  quadfAti^  und  m  (jreit  ala 
die  tiabaelleBi  an  denen  aie  lieg^n.  Dieae  hochat  mei^^^iir- 
dige  Slnikiur    beobacbtiete   %ck   bei   Ar^qcaria  Cuninghmnj, 

33* 


"N 


&06  PkysiLalii€li-*iiiatheiiiftliube  WMieABchaften. 

Araucaria   brasilienais  uiid  Ar.   excelsa,    so  wie   bei 
Oammara  auslralis. 

IIL    Die  Taxus-Form  (Forma  Taxi  Goepp.  1.  c  Tab.  L: 
XXIV-XXVUI.  p.  27). 

a)  Querschnitt  (Segmentun  transversale).. 

Die  pFOsenchynialosen  Holzzellen  uater  allon  mir  bekann- 
ten  Coniferen  am  dickaieny  so  dafs  selbsl  die  WandiiDg  der 
weileren  im  Friihjahr  gebildeten  Zellen  fast  dem  Lumen  oder 
der  Hdhlung  an  Durchmesser  gkidi  kommt.  Die  Marksirah- 
ten,  ebenfalls  zu  den  kleinen  gehorend,  bestehen  aus  einer 
Reihe  Zellen^  selten  aus  zwei. 

b)  Rindenlaiigsscbnitt  (Sq^enium  loDgitudinale  cor- 
tici  parallelum). 

Die  Zellen  aus  ahnlichen  Griinden  wie  oben,  porenlos 
erscheinend,  aber  durch  spiralige  Quenlreifen  aosgeBeiduiety 
die  eiwa  um  die  HUlfte  des  jedesmaligen  ZeilendurchmesseTS 
von  einander  absiehen.  Die  Zellen  der  Markstridden  in  ein- 
facher  Reihe  zu  1  bis  30-  iibereinander. 

c)  Centrum-  oder  Markstrahlenlangsschnill 
(Segmenlum  longitudinale  radiis  medullaribus  paralklttm  vel 
segmenlum  per  axem  canalis  meduliaris  factum). 

Die  Poren  oder  Tupfel  der  Zellen  stehen  zwisdien  den 
Spiraifasem ,  welehe  klatere  auf  alien  Wandungen  der  Zelien 
in  der  oben  beschriebenen  Beschafiienhdt  ▼orkommen.  iKe 
Markstrahlenzellen  mit  2  bis  4  schief«eM5rmtgeny  mit  einem 
doppelten  Hofe  umgebenen  Poren  oder  Tiipfeb;  die  Zeiien 
selbst  ebenfalls  wie  bei  der  Pinus-  und  Aniucarien<-Ponn  fast 
qoadratisdi;  so  breit  als  die  Holznelleni  an  denen  sie  liegetu 
Diese  nichts  weniger  ab  hSnfige  Form  beobaditete  ich  bis 
jelzt  nur  bei  den  Taxus^Arten. 

IV.  Form  der  Ephedra -^  oder  Gnetum-Arten  (Forma  Ephe- 
drae  vel  Gnetacearum  Goepp.  i.  c  Tab.  1.:  XXXVI  «-XLIl). 

a)  Querschnitt  (Segmeiitum  trans versale). 

Die  Jahresringe  werden  s^r  deutKch  dorch  3  bis  4  en- 
gere  Zeilenreihen  gebildet.  Die  prosenchymatosen  Zellen  vier* 
ecUg,  in  Langsreihen  von  ronden  2— 3mal  grdfseraa  unler- 


Itehef  venCeinie  Holzer  ete,  507 

brochen,  'die  sich  am  Anfange  des  jtiirigeii  Anwuchsefl  bij* 
den.  Die  Markstralilen  in  doppeller  Beschaflenheil  ak  groia^ 
und  kleine,  jene  ais  weifee  excenlriache  Sireifen  schon  dem 
blofsen  Auge  sichtbar,  dutchset£te  alle  Holdagen,  and  be- 
diehen  aus  4—6  Zellenreihen,  diese  oder  die  kleineren  kom- 
men  nur  in  den  einselnen  Hoklagen  oder  Jahresringen  sum 
Vorschcin. 

b)  Rindenlangascbnill  (Segmentum  iongitudinale  car- 
tici  parallelum). 

Die  Zellen,  sowohl  die  kleineren  viereckigen,  als  die  gro- 
fseren  runden,  erscheinen  poros  oder  geliinfelt,  da  sie  auf  at-* 
len,  nichi  bios  auf  zwei  WMnden,  wie  die  %>rigen  mil  Tiipfeln 
veraehen  sind.  Die  Markstrahlenzellen  sebr  verliingerl,  die 
der  grofsen  in  4  —  6,  die  kleinen  in  1  —  2  Langsreihen. 

c)  Centrum-  oder  MarksirahlenlangsschniU 
(Segmentum  per  centrum  trunci  factum  vel  radiis  meduUari- 
bus  parallelum). 

Die  Zellen,  aowobl  die  viereckigen  ak  die  runden,  mil 
T&pfeln  oderPoren  versehn,  die  der  ersteren  mit  einem  dop- 
pelten  Hofe,  in  einfacher  Langsreihe,  die  der  lettieren  o(l  in 
doppeller  Reihe,  gew5hnlkh  in  Quincuncialstellung,  grofser 
und  meistens  nur  mit  einem  Hofe.  Die  Zellen  der  Mark- 
atrahlen  nicht  wie  bei  den  ubrigen  Ceniferen  fast  quadratkch, 
sondem  fast  doppeit  so  lang  als  breit,  und  nicht  von  der 
Breite  der  Hokzellen,  an  denen  sie  liegen,  sondem  breiter 
und  mit  ihnen  alternirend;  wie  dies  bei  den  ubrigen  Dicotyle- 
donenhbkem  vorkommt,  wodurch  sie  sich  auffallend  von  de- 
nen der  iibrigeh  Coniferen  unterscheiden,  bei  denen  die  Mark- 
strahlenzellen immer  an  den  Holzzellen  und  mit  denWanden 
derselben  parallel  liegen. 

Die  oben  angegebne  Slruktur  fand  ich  bei  den  Ephedra* 
und  Gneium  -  Arten. 

PieseGruppe  verbindet  die  Coniferen  mit  den  iibri- 
gen  Dicotyledonenholzern,  und  vcrmillell  <il60  den  Ue- 
bergang  zu  denselben,  wie  ich  in  der  oben  angefiihrten  Schrift 
(de  Conif.  struct,  anal.  p.  29)  niiher  auseinnnderselzte. 


soft  k'byaikalisciit-iiatitfiuaUMhe  WiMonsebaflen. 

Das  obea  erwSlttle  bdi  Salisib^.  io  Wotyniea  gefundme 
durcii  Kiesol  versteinta  Hab.  b^slehl  in  ^iqem  risdelos^ii 
S^  P.  Z.  laogm,  2^  Z^  bmten  mi  S  laiu  dickm  flacben 
Sdieiiy  .ivelcher  11  Jabtesbgen  dnibllt.  EU  iai  wf  der  eiQOQ 
Fliicbe.  durch  3  JahreabigeAy  die  .wiibf90heialich  dfir  AimQ« 
tphare  auageseUl  war«n>  siafk  viecwiUeft>  vpn  woifser  FaKbe* 
nach  innen  aber  noch  sehr  fest,  schwach  braunlich.  Bei  der 
Bdbaodiung  desselj^en  mi  Fhif^v^Hf^  Ueibl  our  sehr  wenig 
organische  Substanz  nocb  zuriicL  £s  lafst  sich  l^icbt  scblei* 
fen  und  gehoi%  seiacir  StrukUir  naol^  m  4ie  z^f^it^  Uj^Aerab- 
ti^Uimg  un^rer  Pinus-Fori9  oder  zm  dw  AbletiDeen*), 
Flir  diese  Unterab^kUung  babe  ieh  dcA  iwsprungU^h  von  Wi^ 
thani  io  aeinem  scbaUeosworthen  Wef ke  (TM  int^rnul  sirmlvr^ 
of  fossil  Vegetable^  found  id  ibe;  Carbdiuferou^  and  oobtiq 
deposits  of  great  Britidn  described  sn4  illustr^t^.  £dinb.  1833. 
p^  32)  gewahlten  Gattqngsoiepen  Piqite;).  b^ibeba4tw»  jedodi 
seine  Diagnose  ganzlich  verantlert;  indem  er  mebi^re  often* 
bar  generisch  vers<;biedene  und  zii  den  Arduk^ii^n  geborende 
Arten  unler  jenem  I^amen  vereinigLe  und  iiberhaapt  ibre  Slruk- 
Mtr>  wegen  niobt  binreicbend  nmfa^seoder  Ke4;mt9is9>9  lebeudw 
Coniferen,  ni^ht  generi$cb  ricbtig  siu  wiM:4igeii  vermoch^i  WW 
ibm  aber  keinesweges  zum  Vorw^f  diwen  sq11|  dfnn  in^ber 
fk^udere  in  unserer  Wissenscbaft  stebt  d^  lane  iipiner  auC  im 
$cbuUern  des  Andern.  Wir  tragen  nin^  ^insebe  Bai^sieine 
^u  dem  Gebaude^  deasen  VoUendung  jetal^  nKMih  ipchl;  nuigUelb 
ist,  und  sooiit  hat  genetiscb  betrachtet  die  er^te  unvoll* 
kqn^mne  L^i^tung  sa  viel  Wertb  ^U  d.i^  U^'U  volU 
kommne,  4^  di^s^  obne  jene  nicht  m&gUcb  war. 
Indem  |cb  quq  d^n  GfitljMiDgs^iir^ter  mUtb<»l^»  hw)«rke  ieb 
zur  Entscbuldigung  des  grofsen  Umfanges  desaelben,^  dn(s  hei 


•)  .Es  dilrfte  somit  iiberflijssi^  erscheinen,  dafs  ich  oben  auch  die  Struk- 
tar  der  fibrigen  Form%n  der  Coniferen  anfubrte,  jedoch  hoflfe  ich, 
spater  ans  deni  weitem  Gebieten  des  nissiscben  Reicbes,  noch  Ibssile 
Holzer  za  erhalteiif  di»  aaok  in  diMe  Ahtheilang  i^orea.  Ich  habe 
daber  kiinUig  nor  notiug,  jgloh  a«f  jene  MiUheiliuigea  %\h 


lMi«f  vepltyMbd  HIBsior  etc 

AAWwdung  watomwdkr  Chiyraktoi^ :  dki  infi  fUcM  ibiMt^ 
Kiirz^  hier  leraer  iiicht  rtaU  imden  kamn^      .     .,:);.;.    j 

Pinites  Witham  ei  jQpfepp..  ..    ;.,;   ..,..;, 

Truncorum  ramorumque  structura  interna  ei  habitus  ex- 
ternu8i  Amenta  et  SlroUii  Pimofaai  tiv^^uni;  >  « '  >  ^ '  ^  >  •'-'  I 

TruncAruoi  4trii^4«r4^:  .Q^l-iiUat  l^i  .^tgiitn- 
cfcymAtoaae.  p0r^«a€t»  in  s^|^«ii^aN  lj^n4«tev8iiJ4fisiib«r 
fttidffMguliie,  JA  8tMl^  MH^MbicA  mikMne^i.'^pQisi  in^ 
segmento  longitudinali^  per  axeoi  ducto,  dmiki-.^ctfte 
fohnanlur  et  fere  ^^ip^r  in,  sif^pUct  ireli<d9pjid>'  inJHrd^  vef 
tBfdiet  Mvie  ^ei^m^um  topgiMi^j^fD  in  219  tmtuai  Q^uli4|wnr 
pari0tibtt¥y  quae,  sibi  oppa«iU  et.  cadiU  nit^ullaribui^  rt^silrs 
UK  sunly  inveniimtur^  igitur  .i<i  p4.rietfcbu».colvftici.|Hir4^1-i 
Ulia  (aive  iaAegBitento.jQQ^i.|Qdii}ali  9^f>ii«il.p^lirl-^ 
Ulo>  bau4  persipiiii  po$#unt4.nPvi  ifitii,  ai  i*  4i^<si  mI 
tiiplici  $erie  ivbunt^  tuiix  juxt6  i^Q  in  ed^dam  ipAaoio  ht^^ri^ 
Boniali  p^sili  videntttr.  ,!  *         ..^     ,  ^^ 

Radii  m^dulij^rea  oculo  nuda  in  s^gMeaidliigllif 
UansT^rauli  nt  9iMriae  ienuissimae  ^meit(9Pl^.0vfli9iR^i4riiK 
ad  ambiiuiD  leildMl^s)  obvii;  ipi})ore9.dijQfmJku]:»  .^jNlit  nMtmU^ 
vel  aiogula  tantuoi  Jigtii.  atrati^  porMoaot  et  pterumjue*  ^n  m^ 
langitudinaJi  cettulanim  aerie  confl^ti  ^iiaL  Xn.  ,#egni<f;%t«| 
e:oftiol  p^arallelo  ecjiul^^  subbes^ivtlgulaiij  ijkitor  dri^a  |igoj^ 
eellulaa  plenimque  avuplici  a^iie  longit^tdbiaU  veln^f^:  ^tm^ 
3i — 4  pUci  po^itoe  cavkspiciiuAiir^  4diae  ««4>ev  aliis  ,jafie9ifl»* :  Inr 
gegmenio  loligtodioali  pev  axiem  diUctc^ :  oetNa/t.  ^Wadr^PgHtf^ 
ceUulanua  ligni,  quibiis  adjacent,  latilMdinejn  se^jftiintW^'  Gelrr. 
hiae  ipsae  1  -r^  6  p<ma  praeditae*  Se^iuldMin  honhni  nMt^^. 
puoa^  Pini  in  duaa  tribua  di^cerai  pQ&$Mirt>  quarwp^.^n^  W^ 
Lk.  apeciebiis  na9tratibusy  .ak^m  inptioM^.  AbUit9i^9  i^t  if^un 
pressineis  afiinis  videtur.  *  ,  ••:   '  i"  il.  I 

.     \  i  '  ..  ; 

PinUe«  Eichiyal^ianu.3  Gpepp^.  ,,,,    »,;..,. 

P.  poiia  efUqlarum  %n  :iH  ^^meiito  lon^gitiidiilaji  pa^ 
axem  duct^  i<i  aiiopUci  strie/dispci^itis,  radiorim  Rii^dllUwumL 


SM  Pliysikalkdi-uadienttlkdie  WiuentfcbafteR. 

eslliilb  bi-  vel  qundri^patioUfltft  in  simpKbi  'ftbrte  longitiafinafi 
1  — 10  denis  alib  8U)>er  aliis  jacenlibus. 

Den  Specialnamen  erlaubte  ich  mir  von  dem  Enidecker 
dieter  Art  zu  enllehnen. 


I   • 


Beschreibung  und  Erklarung  der  Abbildun^^ 

Fig.  L  Da&  fessile  Holi  in  nalilrficher  Grdfse-yon  der, 
wie  obeli  schon  erwahill  ward,  elwaa  ver\ir)Ueiten  \Seite  ab« 
gebildet  Man  erkenilt  deullich  bei  a  die  eiMekien  Jabresh- 
gen  desMften. 

Fig.  II.  Ein  Qu^erschljff  dtis  TOrigen  in  250nial  Lin. 
VergrdfaeTung,  bei  welcher  auch  die  folgendetfi  Abbildungen  an** 
geferligei  aind.  Die  danebeii  slebende  langlidie  Figvr  zeigt 
hier  wie  auch  bei  den  iibrigeti  Abbildutigen  die  '  tialtirKoiie 
6r5fee  dea  vergvofserten  Sliiekes  an.  Man  aieht  1.'  die  pordJ 
aen  pro9eiichyinat5aw  Zellen  und  zwar  1  a  (die  weileren, 
welehe  in  •  jqr-  Jetzlwelt  im  FrGhfing  und  nur  Anfang  des 
Sommers,  1  b  die  engeren  oder  diekwandigeren,  weiehe 
9n  Herbat  gel^Udet  Werden.  Von  den  enieren  aaUte  ioh  in 
den  einselnen  Jriirealagen  16—20,  von  den  lefliAeren,  welehe 
aiemlich  ac^ioell  abfallen  und  nur  aehr  albniSitig  dicker  wer* 
deii ,  10 — 15.  Bei  1  c  arehl  man  auch  noch  die  Inlercella^ 
hlrgQtige,  welcbe  nieht  gar  zu  h&ufig  im  foesilen  Zmtaode 
noch  erhalten  nnd»  Hier  und  da  bemerkte  ich  apch  nocb 
Andeutong^n  der  elliptischen  kleinen  Hohlen  swi^c^en  den 
Wanden  aweier  anetnanderliegender  Hobzellen,  wehthe  dem 
kmeren  Hofe  des  Tiipfels  oder  Porus  ungehdren,  jedoch  niebi 
ao  deuUich,  dafa  ich  aie  hiitte  zeichnen  konnen.  2.  Die  Maric^ 
atrahlen,  die  wie  schon  erwahnt  zu  der  Abtheiiung  der  klei« 
nen  gehoren.  Die  Zellen  deraelben  aind  nur  hie  und  da  haa- 
r^ichend  deulfich,  wie  diea  auch  in  der  Jetsiwell^  haufig  der 
Fall  zu  sein  pflegU 

Fig.  III.  Ein  Langsschliff  parallel  den  Markstrahlen  1.  die 
weiteren  proaenchymntSsen  porSsen  Zellen:  la  die  weite- 
ren;  lb  die  engeren;  Ic  die  Inlercellulargange,  die  hier  nur 
an  einzelnen  Stellen  aiditbar  ^nd.    1  d.  Die  Tiipfel '  oder  Po« 


Uobei  Y^nteialt  Hofawr  etc  SAl 

rtn  'dutch  aiwd  fireise  gcUIdc*.  %  Die.  Zellen  der  Mark- 
strahleob  2  a  die  ZeHra  welcbe  den  bretteren  und  2  b  Zellen 
'Wetobe  defi  eng^en  HokseUeii' aolkgni,  eratere  mil  2— 3^ 
lelzteve  nur  mil  1—2  Pores*  Wegen  der  geringen  Metige 
nocli  Yothandener  organisdien  Substans  konn  man  die  Poren 
hier  mcht  uberall  hiiifeichend  detitiich  und  nur  an.den  hochsi 
ditiii  gfeaehlifiien  Sidkhi  aehto^  ^Hs  aie  aber  4uoh  da  w4  sie 
iHcbfc  gezeicfaiiei  aind  vflhrhanden  waren,  darf  woU  nieht  erst 
betnr#i£dt  werden. 

'  Fig.  IV.  Ein  Lanigsachliff  piarallel  der  Rinde  oder  m 
BindenlaagsacitBilL  la.-£in  Kaiial  oderGaog  der  gegen'detl 
SeUenmwii  geoffiiet,  ge^eo  die  beiiachbarie  Zelle  bin  aber 
durch  eine  ftarie  Haul  geachlosaen  erscbtinty  nnd  welchev 
dem  iimemn  Hofe  dea  Poms  oder  Tupfeis  cntaprichL  Zwi«< 
flcheu  beideQ  Zellen  siehi  man  bei  1  b  einen  ianglichen  faah-i 
leu  Rauih.  Ea  gcbi  hieraus  klar  hervor;  dafs  eben  die  aoge* 
Bannien  Poren  durehkeine  Locfaer,  sondem  nor  durefa  ver-' 
diiuite  SteUehu  in  der*  Zeliehwond  geUldeiiwerden.  Jedoch 
isi  diieae'  iiiiiserat  sarle  Qrcanisaiion'  nieht  iiberaU,  wie  sidi 
leibht  denkeh  lafet,  aci  unsenn  HoIto  sichibar.  Die  Poren 
seibst  leUen  aof  der  ZeUenwtmd ,  weii  sie  nur  wie  schon  er« 
"Wiihnt  au{  awei  Seitezi  derselben  auC  den  den  MarksiivihleBi 
panraUel '  liegenden'  vaikommen.  2.  Die.  MarksUrablen,  welche 
aieh'  gevd^sermalsen  zwisohen  den  Holzzelien  duirdidrangen« 
Sie  besti^hn  sehr  hSufig  nxir  aua  einier  (2  a)  oft  au$  z\yei  (2  b) 
lidcbalens  =10 '-^12  Zellen  (2c)  die  aber  immer  nur. in  einer 
Liiiigsreihe  liegen.  I^e  Fotvm  derselben  i$l  die  eines  unre** 
geimSfsigenNSechseckefiL  Interoellulargajngei  die  aelbst  bei  le^ 
benden  schwer  zu  sehen  sind,  erscheinen  nicht  erhalten. 

Worn,  wir  nun  f iir  unser  .  fossiles  Holz  ein  analoges  in 
der  Jetzimll  suchen,  so  mrd  untar  alien  daa  von  Pinus  Abie^ 
•der  der  Rotbtanne  ihm  riicksichiiich  seiner  Organisation  ati^ 
moisten  entsprechen.  Schon  das  Aeufaeire'  eines  einem  iilte-* 
ren  Siaihme  entnommenen  SUitkes,  aeigl  grofse  Ver\yattdU 
aohafl  Fig.  V.    Noch  melir  die  ionere  Struklur. 

Fig.  IX.    Qu^rsdmiU.    Die  prosenebymaiosen  tloUzollcn 


/^ 


512  Pbysikalisek-iiisdieaiftlueiM  WiiMmflhafteii. 

mid  Bammtlich  elwas  diekwaodigery  die  eagftrcn  udikeiclier) 
jedoch  giebl  dies  kdnen  konstanten  UnleilBcliiedy  indem  Ab- 
weichungen  von  diesw  Merkmaien  mannigfacMr  Art  bei  coMm 
and  demselben  Siammsiiicke  verkommeB.  Die  finckflUliMi 
la,  1  by  1  c  und  2  haben  dieaelbe  Bedeuiing  Miie  ia >Fig. IL 

Fig.  VI.  Ein  Langsichniit  parallel  deiiftIarkstaraUen4.  Qie 
Buchstaben  baben  uberali  4iesalbe  BedaHimg  wie  in-Figk.  DBL 
Man  sieht  dafa  dieaer  Schniily  wenn  der  foasale  giua.echallaB 
ware  mil  demselben  iinstreiiig  die  grofsie  Aehatkhkeit  daabittoi. 
Den  Untersehied  unsrer  Art  von  der  lebendeD  stelU  sich  erst 
in  daoA  folgenden  deutBch  heraus,  nandich  in  Asxbl  AiadaiH 
iKngsscbnitt  Fig.  VIL  la,  lb  md  Ic  dieseihe  .Aadfintuiig 
wie  in  Fig.  iV.  Die  Markstrahlenzellen  and  sekenttr  vercin- 
selty  gewdhnlich  2U  5 — 6  ja  bis  su  30^40  senknaekA  iibcr-* 
einander  2b,  und  oft  aucb  2*— 3reihig  wie  2c,  iadem  m 
oberhaib  und  unterhalb  mit  einer  Reihe  begionen,  aber  Qbcr«i 
haib  awei,  dreifadi  neben  einander  aleben  und  ein  gcttfiMS 
Harsgefab  2d  einschlielaen,  welche  Besohaffenheil  bei  deoa 
fossilen  ganiHch  fehlt  Dieser  Untersehied  b«nibt  niekl  atif 
ZttfiilKgkeiten,  sondem  gekort  nadi  meineii  vieUalligHi  anato^ 
misdientJntersuchungen  der  Hoherder  Jelatwek^  an  den  kan- 
itanten,  die  naan  zur  Unterscheidung  derArtenin  dieDiagnoae 
aufhehmen  kann,  wie  aueh  oben  geachdien  iat  Bei  den  Kih 
pressineen  kommi  eine  ahnliche  BeschafiEenheit  der  Markstnk- 
len  vor,  wie  Fig.  VIII.  ein  Rindenlangssehnitt  von  JumperuA 
barbadensis,-  zu  zeigen  bestimmt  ist.  Die  Buehaiaben  kabea 
dieselbe  Bedeutung  wie  in  Fig.IV.  Im  Quer-  und  im  Cea-*! 
trumschnitt  weichen  aber  die  Kupressineen  von  unsrer  ibsm- 
len  Art  bedeutend  ab. 

Schliefslich  erlaube  ioh  mir  nun  noch  den  Wunadi  aus- 
tosprechen,  recht  sorgfaltig' im  ganaen  Obbiet  de^ 
russischenReiches  auf  das  Vorkommeii  der  foasilett 
Holzer  achten  zu  wollen.  Vei^ohlte  wie  verateinle^' aa-^ 
stehende  oder  Ges(^iebe«»fi^lzer  sind  von  gleicher  Wichtig-i 
keit,  besonders  nothwendig  hiebei  aber  mit  der  grdfilen'Qe* 
nauigkeit  den  Fundort  anzugeben,  wenn  die$e  Untersuchung 


Ueber  fenteinte  Holzer  etc.  513 

uns  eiBige  Aufsehliisse  iiber  die  Verbreitung  der  VegeiabiUen 
geben  soUen,  eine  Anforderung  die  die  Geologie  wohl  mit 
Recht  an  die  Botanik  machen  darf.  So  angenehm  es  auch 
immer  isi  recht  grofse  Exemplare  in  Sammlungen  zu  besiUeni 
so.reichen  doch  zur  Untersuchung  in  den  meisten  Fallen  klei- 
nere  Stucke  voUkommen  auB,  wenn  es  namentlich  Slamm-" 
stiicke  sind/  die  dann  nur  1 — 2  Z.  lang  sein  diirfen*  Von 
Braunkohlen*  oder  bituminosen  Holzern  lassen  sich  durch 
Sagen,  nnd  von  versteinien  Holzern  bei  einiger  Uebung 
nicht  minder  leicht  durch  Klopfen  dergleichen  Exemplare  er- 
halten,  da  sie  eine  Ncagiiftg  b^bea  in  parallele  Querstiicke  %u 
serfallen. 

Gem  erklare  ich  mich  bereii^  die  Untersuchung  derglei- 
chen fossiler  Holzer  ubernehmen  zu  wollen,  wenn  man  sie  mir 
auf  geeignetem^  d.  h.  kostenfreien  Wege  zukommen  laCsl. 


Wen*  mM  solelie  Yerfteuiemiigeii  naoh  Beriin,  ^ngleicli  mit  den 
ufMgetL  MatertaUeii  iitr  4i^  Redaction  dies^a  Archiyes,  sendetei  so  'wiir- 
den  wjr  den  tqa  Heirn  Prof.  Goppert  eben  auageaproduieo  Wrwcben 
voUstandi^  genu^en  konnen*  d 


Memoires  de  FAcademie  imperiale  des  sciences 

de  St.  Peterobonrg. 

(Sciences  politiques,  liistoire,  philologie.) 


IJie  erst  kiirzlich  uns  zugekommenen  funf  letzien  Jahrgange 
dieser  Memoiren  enthallen  Abhandiungen  der  Herren  Akade- 
miker  Frahn,  Schmidt,  Dorn,  Brosset  und  U^lrjalo \v. 

Die  Abhandlung  des  Herrn  Schmidt:  Ueber  das  Ma- 
hajana  und  PradjnS-Paramita  der  Bauddhen  (1837) 
ist  ihrem  Hauptinhalte  nai^h  der  tibetische  Text  sammt 
deutscherUebersetzung  des  nlimlichen  heiligen  Buches  (Sii- 
tra's),  d«is  Paler  Hyacintli  Bitschurin  vier  Jahre  spater  (im 
dritten  Bande  des  Ru^^kii  Wje«tnik  fiir  1841)  nat^h  einem 
mongolischen  Texte  ins  Russische  libersetzt  hat.  Von 
diesen  beiden  Ueberselzungen  behalte  ich  mir  vor^  in  einem 
eignen  Artikei  zu  reden. 

Zwei  Abhandiungen  des  Herrn  Frahn  (1838),  die  Eine 
deutschy  die  Andere  lateinisch  geschrieben,  betreffen  Inschrif* 
ten  und.  Miinzen.  Die  Erstere  ist  betilelt:  Ueber  alle  siid- 
sibirischeGraberfunde,  mit  Inschriften  von  gewis- 
sem  Datum;  die  Andere:  Quinque  centuriae  numoruin 
anecdotorum  chalifarum  cum  Umeijadarum;  turn 
Abbasidarum. 

Die  in  den  sogenannten  Tschuden-Griibern  an  der 
ganzen  sitdlichen  Ausdehnung  5ibiriens  sich  vorfindenden  ebenso 


MemoireA  der  Akademie  sn  St'  Pettnbiirg.  >S19 

staningiacilM;  A  hechsfc  merkwiirdigeD  und  zum  Theil  kost* 
Jbaren  GegenatSinde  liefern  dem  AUerthumsforsdier  unerschopf* 
liebea  MaieriaV  utid  haBen  schon  eine  Menge  Hypoihesen  vex* 
whdst,  deren  belriibendes  Ilesultal  aber  kein  Anderes  ist,  ala 
dafi»  die  Nation  (oder  die  Nationen),  der  jene  Gegenstande 
angehorteny  und  selbai  die  Zeit  der  Anlegung  jeser  Graber 
WMQirSthaelt  gebJieben.  Herr  JPriihn  woUte  uDter  den  nach 
Petersburg  transportirten  Ariikeln  aus  jenem  «ibirischen  Todlen-" 
reiche  etwas  entdecken,  das  eioei  Inschrift,  und  swar  eine 
unsverstandliche,  fiir  Gbronoiogische  Besiimmung  an** 
wendbare  Inschrift  enthielie,  und  es  geiang  ihm  an  zwei  Ge^ 
genstanden  des  kaisarL  Museums  zu  Petersburg,  die  mil  groCset 
Wahrseheinlichkeit  in  Tschudengtabern  aufgefunden  sind.  Man 
darf  siclinichi  wundem,  dafs  dieser  einzige  siebere  Weg  sur 
Walirkeifc  ersi  von  Herm  F.  eingeschlagen  ist;  denn  welcher 
seiner  Vor^nger  —  hSite  er  auch  denselben  Gedanken  ge- 
habt  -^  witrde  nicht  an  der  Ausfiihrung  verzwetfeit  son! 
Wohl  aber  darf  es  uns  Wunder  nehmen,  dafs  die  ^Sbirischen 
Graberfimde  nicht  sehon  weit  fruher  von  anderen  Ausgrabun- 
gen  streng  gesondert  worden  sind,  dafs  selbst  hinsichliicb  deft 
angedeuteten  awei  Gegensiande  noch  einige .  Zweifel  obzuwal-« 
ten  seh^en;  Das  erste  Sliick  iift  eine  kleine  mii  Afabeskeq^ 
ge&erte  Trinkschale  oder  Sehi^^eUe,  auf  deren  Boden  noan 
eine  Inschrift. m  sehr  rohen  anibi^ehen  Charakteren  Ivon  9^- 
getriebener  Arbeit  und  in  ost-iurkischer  (tach^hatajischer) 
Sprache  bemerkt,  die  also  lautets 

«ene«i  hhasret  Mekke-den  Medine-gha  barghaly 

ally  jiis'on  jeti 
d.  h.  im  Jahre  617  (1220  u.  Z.),  seit  der  Prophet  vol^ 
M.  9aeh  M.  g^gangen  (seit  der  Fkicht  des  Prophw). 

Diese  hsehrift  isl  gefwib  eiiie  der  altesten  in  osi-tiirki-r 
sdier  Spraehe.  Nach  d^m  Zetignisse  sehr  glaubwiirdi^ 
arabischer  Schrifitsteller  gab  es  sogar  schon  im  9ten  u.  lOten 
Jahrh.  u.  Z.  in  Sibirien  und  ki  Central -Asten  zura  lalam  be- 
kehrte  Volker  voif  tiirkisehem  Stainme;  daher  jene  Zeitangabe 
diirchaus'nidit  verdilchtigi  werden  kann. 


V, 


$H  HMorMi-lifigviitiMhe  WiutMchalln. . 

Die  andere  AnIiquitSH  isi  eina  stnlce  GaUpkrtte  in  Fom 
einer  Bime.  Sie  hat  oben  ein  Oehr  und  trarde  veramlUidi 
ak  Amulet  an  der  Brusl  getragen.  Die  in  Relief  gearbeitelett 
aegnenden  oder  betenden  Figures  «if  beiden  Seiten  acheinen 
dyridtliche  Embleme  zu  sein.  Um  diese  Fignren  siehi  aich 
eine  aufserat  roh  grayirte^  ganodich  vendtelte  utid  obendrem 
auf  4ein  Kopfe  stehende  Inscbrift,  grofatentheik  in  arabisdMii 
Charakteren,  die,  wie  Herm  FrMhnHi  bewundernawdnKger 
Sdiarfainn  erkannte^  nichta  Anderea  ist,  als  die  hochat  uag^^ 
sehickle  Naohbtldung  einer  arabisch-anongolisdien  Legende, 
wie  aie  auf  einem  ihm  sehr  bekannten  namua  bilinguia 
des  Toklogo,  Chanes  der  goldnen  Horde  (regierfce  Ton  1291 
biB  1313)  aich  findel,  nur  mit  einigen  Zuafitieni  die  der  Vcr- 
feiiiger  von  enderen  Miinien  oopirt  haben  umd.  Der  game 
Charakler  dieser  \fuaderlicfaen  Copie  lafal  •  beioah^  ketaen 
Zweifel  dariiber^  dafii  der  wahrsdieinBoh  ehiialiidie  Verferli- 
ger  dea  Anmlet'a  die  Inachrift  gar  aaeht  veratandm,  md  nor 
deshdb  gewahlt  hat,  um  die  Platte  mit  myateridaen  Charak- 
tefeti  au  bedecken.  Arabiadie  inackriften  Jafcen  im  nfird-^ 
Hctien  Aaien  5fter  ni  magischen  Zwe^en  gedknt.  Htorr  F. 
laffit  es  dahin  geatellt,  was  fiir  einem  Voihe  der  Gfliviciir  and 
der  8ieeitae#  des  Atnulef  a  angebort  haben  mCgens  a<4iteB  ea 
elwa  ruaaiache  G^daucher  geweaeir  sein?-  iiua  dcaa  Datalaader 
Mfinze  (1310  u.  Z.)  ^rgiebt  arch,  dafe  die  Qoldfilattfi  niebt 
frnher  ota  ioa  14ten  Jahrfa«  gravirt  aein  Jcann. 

Endlich  beachreibt  und  erklart  Hen-.F^  in.  demaelbm  Ar- 
ttkel  neck  vier,  in  Taohudengrabem  aufgefcmdtae  und  von 
dem  Hollander  Wits  en  in  dessenWerke  Meord->-en  C^oat- 
Tartarye  abgebiidete  Munaen.  Zwei  davon'  abid  uirtelr 
Chanen  der  gpldnen  Horde  (namendioh  Uabek  uiid  Berdj^ 
Bek)  in  ChareMi  gepnigt;  die  driUe  isl  eine  Damaoiaehei  die 
vierte  aber  eine  von  dc&  bis  Jetst  sehr  .adtnen  T^ohagbtt'* 
t^ijidear-Mtinaen,  und  zwar  aua  der  itegierungaaeit  dfs»TBjr* 
maschiri,  des  16ten  in  der  Reiie  der  NadiMgei*  Tseka* 
ghaiai'a,. im  J.  1332  zvl  Samarkand  ^dibgen*    •    ' 

Das  hohe  Alter  der  Tacfnaden^ber  achejat  dumb  4Ue 


dor  Akadeaue  w  St  Petenbiirg.  Sit 

Attie  Data  elwa*  prohlemttiich  m  wctden,  indcm  dM  «r« 
WtidiohmiMle  derTM  HL  F.  besdiriebtwni  Alterthiimer  (db 
Trinkschdle)  ersi  dem  IStan  Jjbrh.u*  2.  angekarU 

bi  dar  Emieitung  su  der  Bwcslttn  Abhandlung  veH)Teit«l 
ritii  Hirr  P«  Uber  die  immer  noch  beilehaide  grofiie  Liicken^ 
httftagfceil  unserer  KtMitnift  d«8  muhaflUBedjiniftcfaeii  ftSuncwei* 
tena^  ivoUs  Attem,  w«b  Usher  in  yerseUedenen  LfiBdarn  da&r 
gtadiaben.  Daa  Sta<fium  •  der  oriraUiiisciiea.  Numismatik  isl 
freifidi  ei8l  ongeflifar  ittmdeii.  Jahre  ali^  und  noch  iieutigea 
Tages  beiftssdn  mh  wenige  Orieatalisten  damiU  Wie  viek 
Satmnhmgeii  lagea  vor  Heita  F.  in  Staub  uad  Verborgcnlieii 
«He  Er  wa&iBi  und  attem  ana  Licbl  gefordert!  Ungleioh  den 
CHiiiiesoft  vnd  Japanem,  die  ibre  alien  Miinaen  sorgfiih^  sam** 
ill^'itildgeiiau  beschreiben^  hat  der  nmhluiiiiied*  Morgenlander 
sKe  lllr  «e  etwaa  Sinn  gehabi;  audi  wurden  die  Mtesen  fro* 
hever  Dyhaatieeii  gewohnlich  too  Spatemn  umgeaehmoLBai; 
daher  die  me^bvirdige  Thaisache,  dafa.'in  Vorderamen:  und 
in  Afrika'iiltene  mnhaoimedanische  Miinaien  bei  iveitem  nioht 
a^  sfiallreich  ^waireiiBn:  aind,  als  in  maiiebem  Lande  Euro*' 
pas.  Das  russische  Rdch  y  die  Lander  am  Baliischen:  Mben^ 
Spaliien  und  SioUitti  sind  wahre  Magazine  •  aolcher  Muiizen; 
fai  den  beiden  Brstaren  aliein  hai  man  eine  unsagliche  IVfenge 
'andgeyaben ,  die  gr66tenlheiis  ualer  den-  umeijadiadien  uiid 
AbaAdisdi^  CludifeiH  ihrm  Slallhaitem  in  Asien  and  AMkn, 
xioMr  den  KdMgen  von  Taberiatan^  den  Amaniden  in  B»* 
duflra ,  dte  BtiweiMdeti  in  Persien ,  den  Emirtn  mid  Cbalifen 
Spaniens  u.  s.  w.  geschlagen  sind,  Man  verdankt  diese  reich- 
lichen  Sammlmigen  dem  russisch-asialischen  Handel ,  der  zu 
Aairfttng'^des  dtflen'Jtthriiunderis  faltthte,  den  ahen  Rossen, 
%widli6  die  Ufer  des  Kaspisefaen  Sees  ^v^rfaeetten,  und  ded 
RaiibtttgM '4er  Nertoannen  roder  W^frMgev  an  den  Kait6iAit»> 
dem  Spaniens  mid  Nordafrikas.  Rublands  Boden  ist  au&er- 
dem  die  einzig^  und  s%hr  ergiebige  Quelle  der  Miinzen  der 
g^dnep  Horde  (des  Chanaies  KyptschaL). 

.  .  JN«n  aber  gehorep  die  meisten  der  ajlerwarU  gelundenen 
orienUlischen  Miinzen  nur  gewissen  Zeiten  und  gewiflsen  Dy- 


DBBtieeB  'an.  Wahfend  voa  nuaitimr  Djmas&ie  eine  faftt  aUkft 
Glauben  iiberiiteigeiuie  Menge  MBnzeh  dem  NimiiSliMitikiir  so* 
flieCst,  bekommt  er  von  Aaderen  kaum  eine  einsige  Mtume  aui 
Gesicht.  Die  Zahi  der  mnhammedanischen  DynasUeeiiy  welche 
viek,  Oder  wenige^  oder  einzelne  numismaiiache  Defdooakr 
auf  una  vererbt,  ist  aehrbedeatend^  thtn  ntchi  minder  groJb 
ist  die  Zahl  derer,  die  in  der  .Niunisaiaiik  noob  gar  keina 
Stelle  haben!  Die  eralgenannben  ( nuntesmalidch  placi^len) 
Dynasiieen  berecfanet  Herr  F;  alif  109;  die  iibrigen  auf  nm* 
destens  107;  von  beiden  Kale^rieh  theilt.  er  die  yoUstandigp 
Nomendatur  miU  —  Aber  sdbst  imter  den  Dynaatieen  Nr.  1 
beaitst  man  noch  bei  weitein' nicht  von  alien  Fiirsten.Mitfi* 
sen,  geschweige  denn  aus  alien  Jahren  ihrer  Re|pHexung$Mit 
Doch  labt  sich  annehmen^  dab  unterden  noeh  unb^atimintea^ 
ungewiaaen  oder  falach  veiistandendn  Miincen.der  verackied* 
nen  Muaeen  Eoropaa  wohl  manche  aus  einer  .der  Dynaal4#eit 
Nr.  II.  atamme.  Herr  F.  gedenkt  in  eineoa  beaondei9C^  BiitCb? 
lein  „de  numis  incertis"  von  Mtinsen  dieser  Giasse^ 
die  er  aelber  beaiizl,  oder  aus  iremden  Muaeen' keottt^t  aai 
kandeln. 

Der  Verf.  weiaet  nun  insonderheit  auf  die  itk  der  Miwia^ 
nuitik  derChalifen  noch  obwaltendeti  Liioken  hin»  ^iad.ergjuwl 
aie  thettweiae  mis.  seinen  Ins.  dahin:  ungedriicklen ,  Noliaeiii  sur 
yordersl  niit  Beziehung  auf  iMunzcn  d^r  Uaiei^aden  *)b)  Man 
fiftdei  in  dieaem  Absefanitle  Jieidbal  >lreiikvoUe  krftsBcbe.Di§riBfK> 
aionen  iiber  noch  unbekannte  odcfil  weoig  bekamtte ,  PriKgMrtja» 


-         M 


Von  drei  A^ihandiangen  dea  U^nm.Qftr.n.  iai.die  ^isif^ 
(iSdO^Gramaiaiiac^e  BenfteirkrUjig.en  4^b^jf*da^J?u6cli>l^ 
ader  die  Spirached^r  Afghan e^betiteiU'   Di^sp  S{^acbei 


i^M 


»jl|'  (     •• 


♦)  Herr  P.  hat  zum  Behiifq  dieser  Forscliungen  die  riuuiismatiscben 
Schatze  von  13  europaischen  Mnseen  selbst  insplclrt,  un^  voii 
5  atid^ren    die   init  AbbHdtingreti  i!er  Mihizen   yerai^hMen'Kttaloge 


I4nwi,.  ^i4»  ttftch  ,4<ii9(iB9h  qi|)>edeut9»4eii  und  feUerha^^ 
¥eilNid>mi,an^«r  jG^iiliiifjih  voo  Honp  D.  ^o  griiAdlic}i  be-». 
Icncbtftl^  4ab  w  mem  i^lbitaiidiigw  grymn^tiwAfn  L|^bq;i^, 
bliid^  demeUm^  kf»Hi  94ir  gf9&er  Sichi;iU  mehr  M  ihun  adidoL 
.  In  ickr  G#s^chte  der  A%1mw|I|  dlmiil«|i :  es  ei]^t  qit 
dim,  Sftfo  iTiibrbuDdefi  u..  Z.  S|e  -g4i^rtea  w.  de^  l-Qhjes^; 
BdbilMimi  des J^Iam.  EimPim ^^Mff^^A^^^^  np'^f^  hdfx^fl^ 
qoA  beiwwig  8i«  ibeilwci^e  der  f^nU^le  Sultao  JVIaikiimd. 
Mon  Glmiiia  j(  Qinne  J.  iUgli^iMii  tvldeten  teitdeia.  ep^  Tbeili 
der,.£b«ire;£^e».Fiurftteiij  ^md  wie  ihrt  y;ertra!Ut^e  .G^ka^nl^*. 
flchaft ,  ooiifc  Pmei)  mid  b^ei^  fiir  sie  efp  la^u^  m  Untor*, 
Qidiiiiunigln.iii  grf(fsf$]!)em  MapdiMlabe  ivturde^  pi  wirkte  ge\yili», 
mch.  4ie  U»rai  ;si^  juij^^fefide.Bfikaiml^afl  mix  ^miih^ 
xmi.litUnMr  ihr#r  Urvor^Via^dten  in  O^i  mid  West  «uf  jhre^ 
lyiuiltosimcte  vdrilfik.  D^.gn^ve.giiiiiuii^tisebjf  Systeqider, 
A%lMUiei»  -^.angt  derVerf. : —  j|€blie(st  sich  dem  der  neu^ 
persischen  und  der. .  luiido^t^JiH^lii^n .  Spradie  .i^n^ia .  9fkj .  do]^^ 
s4,  .ddb  es.  «ch. .  Aamc^ntlich ;  iii .  der  jConjug^Uo^  d^m  Persi- 
Mahenvoehi:  .tiiUM^»  wat^ieiid  ii\  der  JDodinatifiHi  der,  Einflufa 
Mder:  Sprltf^hea  sieh  uMdieh  .da$  !G)aic|^ffv^cbt  biU-  ifEin^. 
9HMBiBte«iPjrfiliuAg>dba:hMtf  6e9agte^  \m  iib^hflppl  ein^  U^*^ 
leteudyang  der  ii|»raefafiehw  £igliirihiMkhk|9iien.  ^  A/gl^fu- 
ttdien-  M'>  dea  Gtund  die«^  leb^^icben  AUi|qi4l!^-  W^^ 
GsgQMlsuid  eiws  btfaoqdarw  .^jEtikd^  .w^r4(Bnr.  Wjir .  ))f n^ert 
km  'faktf  *niir  voidtuAg^  d^.  di6,  afgh^c^  Graniif^aVik 
dnrdi-;EkifliiaM  yOft.aqfisan  her,  tvena  apcb  vi^fV/$|eikftt.;ver-, 
jmtidlUr' ¥ottdiir9  fjcbwedi$:h.  bed^ti|en4e  yer|Ui4eru||gep  jerfah^ 
9kab  bfll,  .mdem  jad^  Spracba  ibra^  .eimpul  |^tib6^|;Mifi. eoJb^ 
^rndkeUk  grwhraaUitchen  Fdvwan  trei^  bleilit  Andaiv  veiihult 
ea  ifcbiniii  dieai.kidcat^lM  Thailei  da  iwd  jutn.i^i. My- 

*)  In  einer  kleinen  18118  enchieaeneiiDineitotion  (Bnlletin  dtf  A&iSA 
''  '  'T.  IV^  gi<ft>t  Hirr^DarW  B^iM«9  var  GeMskl«hta  «la^  &tk  neifc- 
•'<    wtMl^fltea* «%likakiekea  Stfaai^,  der  JajnlMi       •     •        .     t  * 

EmaM  Rum.  ArcfaiT.  IMI.  Hft,  3.  34 


jAfr       «   *        BhteAiAv  }h^iMMkQ  WiMltteliillMk 


mtlh^Mker  UnteraaeKimg  iDe  adM:  alf(|;|i«tiwli!eii  Wtrtor  ym 
diM*  aitngd  tf|iSMfttlr  £%itnpifMbi|^  bu  wm  P^oisiflfllMlii  wm 
IBff^^biftisi^hM  im^  dent  niteblvvfwMAeii  ^Arabbdien  wmh 
iern  miisMtt  Wav  fbrigena  fil|Ainsit9M*8  MMMplaDg,  Mr 
vMi»  8c4it  A<|^imfsche  WSMar  gam  isofNirli  aUiadeis  ItolriA^  ao 
gtftWtet  tfdi  Aese  -^  vm  audi  Hairr  D:  tetiafeiHt  *^  gawifc 
iMf'aiif  oberfltehHi^  BfeftPacKlung  der^ltieii;  hat  taan  cnl- 
Udi  ffie  LatalgteMie  Aeaer  SfnKdie  ii^glMMg  mf^enmM,  ao 
wardcut  waM  Sire  maMen  Wuraehi  ali  hdo^gafniiwiiiJn' 
fl^  lierau|Mailen.  Hin  tmd  wiedar  muft  cine  aiataonlidw 
Conftra^Mioii  der  Wflrter  stalt  gafandeii  haban:  m  Mteiliigl 
^8  wohf  kiftinem  Zweifd,  daft  14r,  T<^ahter^  mil  uaareni 
deuUie&eh  WttMe,  dem  aaadcilL  d^bilri,  pars*  dochltr 
u.  ^.  w.  Metitfsdi  tot  Der  Laol  I  trill  im  Af^uoL  hiufig  an 
A»  Sldl^  dues  d,  and  die  Mere  Ferin  d6r  ktaHte  mA  so 
duet  nodi  IkereMy  ebeiifails  a^oti  aosgabdafen  Fern  dAbai* 
ungeiUir  ebeikao  verbiilteny  wie  daa  OaaeliMlia  Waal  ckti^,. 
Sichweater,  tu  datn  Neupersischen  ehlher,  fi^eldiaa arwaja- 
Hch  detti  Amslttitsdieii  awaari  entajMMkt 
^  tyi€  Uhtersuehung  dea  Verf.  kl  klar  and  kSdisI  aai^^ 
tig;  aitch  tatftgl  ale  y«m  einer  ubarmadiattdett  BelaiaAail  m 
afj^niadieD  Qndieii,  besondera  paeliadier  AiC  Herr  D»  be» 
tettdilet  add  Regefai,  die  er  rail  Miihe  und  SdMotfao  haww 
fittden  miissen,  mil  dner  FMIe  von  BaispieleD;  nur  der  Al^ 
$daA\l  twn  mstbttm  iat  TerliSUiuimiliug  mibafriadigandi  indeai 
Ider  dor  Paradigmcu  aofgeatdll  diidi  ebne  imtcte  B^gritii- 
dung  tttid  EMiitenmg.  Dodi  vmd  Hanr  a  dieia  Liaka  mil 
der  Zdl  ge^prtfr'  ergamseiL  Madi  dQi  Pttradigmto  sa  uiliMa« 
Im,  faM  dea  afjlihatiisdie  Vetbom  decb  fejgaalhthnlifhbdtMi, 
die  dem  Nenpetdaeben  fremd  siod,  mid  vm$x  in  aabr  waoMii 
beheii  HngM.  Im  Ganfeen  madil  dai  Pvaobta  dtn  Bm^ 
dttteic  emit  ieitteUAan,  anifytiadMft  Spiadia,  wia  a.  &  Nes* 
peidseb  vnd  die  Tochleiapradien  dea  ^Suukrit  im  bfiotigeii 
Uinjipj^. 

Die  aweiie  Abbwdliing  dea   Jiwtn  Dorn:   Verauch 
einer  Geachichie  der  S<;hirwiin«SeJiabe  (18il)  isl 


Mmoifeii  ier  Akademie  sn  9L  Petertbvg.  581 

roh  hi^otischtr  Atiy  vmf  fuhii  ms,  wie  sehon  der  Tlld  be** 
sagly  in  die  Regioim  det  Kaukasus.  Die  Foradiimgen  in 
dieseBi  ndohligen  und  ao  vielheh  merkwttrdigen  GelnrgB^ 
Ittide  -— ^fieitdem  es  fur  Europaer  zug|}ngKch  geworden  — * 
bMrafta  haoplaacliiiek  detsen  Natur,  Vdlker  nod  SpradieBi 
^viahrend  iie  Gcfschidiie  deaselbefi,  hSdisUms  mil  AoanriiBM 
der  neiieren  und  neuesten,  im  Dunkeln  blieb.  FrciKeh  war 
ea  dasQ  nidbl  kmreichetid ,  den  Kankaaut  aus  Antopaie  oder 
Beaohreibttngen  m  kennen;  aa  miiblen  ^  morgeniartdiidbaii 
nnd  namanllidi  die  mahammedaniadien  G<aebidil8wwk«  aua* 
gebeulei  und.  die  stralreiilm  Naehriditen  deiaetttn  Maam* 
mengesieW  warden.  Indetn  nun  der  Verf.  fUra  ESrate  did 
Oeadiidile  der  ebeaBodigeii  Fiiralen  der  kaukaaiadien  Lan^ 
aohaftSehirwan  tu  achr^Msn  unleniahm,  halte  er  dabei  den 
doppelten  Zweek,  eine  nech  aehr  dimkel  gebBebene  Partie  itt 
der  Crascklchte  der  Asiatep  iiberhaupi  ra  belauchteni  nnd  eine 
Lfleke  in  Rufdanfc  Oeaebbhte  auaaufiiflen,  efnea  Theib,  wail 
Sehirwan  und  £b  angrSnienden  LMnder  Karabagit  md  Da« 
gheatan,  fiber  welehe  die  Sdnrwan-Schahe  au  veradaedneii 
Zeiten  ihre  Madit  ausdehnten,  dem  niariachen  Reiche  dnvelr-f 
kSbi  aind,  und  anderen  Theila,  weil  dieM  Ffiralen  aebeh  ae)» 
Mtti  in  Berttkrung  mil  den  Ruaaen  lumien*  Dim  raidwn  ori« 
entalischen  Handschriften  «—  Sammlungen  St  Peterabofga  ka^ 
ben  Herm  D.  bet  aeiner  rOhinBdien  nnd  eiMgreielien  Be« 
miihung  Ireu  unteral&taL 

Von  dem  eralen  laaioriachen  Auftrelen  der  FkirslMi  Sdiirw 
^an's  (im  Alen  Jahrh.  u.  Z.)  bia  aur  ganaiieken  Vemidilmig 
ihrer  Herrachaft  dm-ob  die  peraiache  Bynaatie  der  Saf i  (im 
16ten  Jahrh.)  kaben  Aeae  Potentaten  immer  eine  aeeondatre 
Heila  gespielt  Nach  den  Beri^kleii  morgenlKndlMiier  A«la» 
ran  von  dem  groben  NuachirWan  ala  Orinawieliler  dea 
pelwiacken  fosiehea  ebigaaeM,  mufafean  iie  gewifa  die  Okef^ 
keniichkell  tier  liBaattiden  anerkenneni  wmih  aie  Mdi"b»» 
nadibarte  kleine  Slaalen  dea  Kaukaaua  bemirah^ton  eder  mi» 
lerwarfen.  Huldigend  kam  Sdnrwan  dem  At abiadien  Evoberar 
mlgegeUi  der   daa  Land  dureh  HKnftthnBig  dea  Iilam  neck 

84^ 


StSt  Hittoriidi-l^gQistitch^  WisMAMhi^ktfi. 


«.  * 


(eslet  ail  aAn  dialibl  kaNffte.  rbditifafe  ulteHageii  die 
SehirwaBf^Schahe  abwechseliid  den  Pagralidea',  den  MonigQ* 
lei^  Ui  s:  W.I  Ntir  im  KaokAsus.  wareh  ihee  MiickL  u«d  ihr 
Rtthm'tioe  Zeltlilng  grefe,  was  aie  kum  Tbeit  aucfa  deitf 
3ehttUe  Tci!daakleo,  den.  tie  derWiMenachaft'ttiid  der  Diokl-^ 
kMttii  mi^edeiheii  Jidaeo*    Der  V«r4  Ibdilt  ihre  GeicMdbIa  m 

si  Zeitiimme. .  ^ 
.An*  dieae  Abhandking  aeUiefcl  aich  UBahittalMir  die.  fdk 
gaoide;.  G'^ac^ichteS^hirwana  unler  den£latlbaitecQ 
litiid  CLhaa^H,  yen  1&88--18SM>/  JDiea  ist  die  Periede  dee 
V«rfiaHa>'i0  wekher  das  Land.eiae  gevaumei  Zeil  bindurdi 
deb  JSaeJ^lipfal  awisebRnPernen  und-.  dem  .0#aw«s<Afte  Reidie 
War  9  ^\r  sdoea  Eleichlhfpna  an  >Seide  tm  KeuGkftiten  aua  na- 
ln4  vnd  :eatfeiiilen  Xiandeni  eine  Zeitlang  beawcbt  Waiid>  imd 
aadttek.  Rubland  anheimfieL  Die  morgenlaDliiaehca  Quetteft 
flidbeh  fiir  difeaen  Theil  dec  GeachifMe  in  mindeiM  Ana^ 
Ibsr  itt  reicherer  Fiille,  und  warden  6ft  durdk  etirepaiaelie 
RdaeMe  el^nak  And  venroUatSndigi.  il^triiiiiM9  1)  Peni* 
admr  (lfi38r-78).  2)  Tiirkiaeher  (bfe  1605>  3)  Perwcber 
fl««7:--17a2>  4)  Peraiach-Tiirkiaeh*Ruasi*Aer  (bia  IBHO). 
Aiif.  jie  Detaila  dleser  uild  der  vorhergehlmdeli  Abhandbmg 
kininen^wir,  bei  allem^  was.  aie  btereaaanfces  hieUny  bier  niehl 
ein^ebeiK. 

-  .  UeiTii  'BreB«e:i'a  drei  AbhandbingeQ  beaieheii  aiA  e«f 
Geadiichle  und  Alterihiimer  Gru8iena.'(Geergieiis).  Die^:&rale 
101  bMilell:  Explieaiion  de  diveraes  inacripfciona  ge- 
org;i)BJine#,  ai'meniettnea  et.grec^ue^  (1^9). - 

*  Die  gerluiaigea'Lfinder>  wejche  d^Xur  und  der.  Ara-* 
sea'  bewJiaaene^  waren  weiland  v^n  aaMreidbe*  ^pfeMn  YlA* 
bam'  bei«toliM»  die»  bald  imMiaDgig,  bald  unleijoebl^  aber  imH 
iBllenwsalrfeiiry  auf  iheem  Gdnotie  iooipOajmte  Triitwftpr  binlM-' 
laa^a  M>en.  S!$jl  dieaeo  NaUoMttftuitien  kOMHett  die  4e9 
fttb4feiv  w$A  Aanenien  nvie/Genir^aft  bietaii  im  Beobgtbcr 
aiiac  iMopge.iihlaumwte  »e<Hihfedp»r.  Nati0oep..ut>d  Zeitotlen 
foi'^n  ieio«i  Laaule  hthm  AMyD^r-  und.  alte  Ptoraex  die  Ge- 
kMe  pMl  ibaen  Legaanlen!  b»§eh|gefa»ny  dia  jetalj  denen  dea 


danen  .CSyiliAilkm  spater  %mi  luir:  oii-denAWstaitllamiaHC- 
luini^  Boogtn  eidgb  GakhwDenktaMlte  vonuirdtei!  pcaifaiiiBhar 
•  Hemdiaft*  DefEifar  fimisnier. £didge  iind'l?rktlar  imk  dUs 
Uebrigeig^tfi;  um  dfe  iwkoikeii*  ekrbllidKetf.fitiftalaigia  lu 
."varemn^iaL  Atti/ikii'£|iocheii.ider  CbalUenyJiet  Viirlim  uod 
:derNciqpaiser  akiid  in  beiden  Laadem  &^t  jmr'Spmm  iir 
.yieDiduDg  gaUuben.  *      :  'v    ..'  r 

J.  '  Die  geongiscUuilbadmBeft  anid  alk  teligi6Aet*Arl. .  ikr 
.Iftteirial  isl  gewdfanlidi  «m  sorter  Kalkatokk ^ vot^  gMUMllr 
Farbe,  der  mekr  odisr  weniger  von  Liift  und  Wiritar^  SpBiiUi 
^InU  JEHe  BuchalalNni  moA  waeiakmAwSk  giiQfii:^'«wobt.  piJopM- 
IkmiH  uBd  Uaweilta  mil  ktdligrapkiBeileilb  ZiitMihM  "mM- 
hen.  Vide  un^mtthdlcka  AUSInuta^ 
inn^  eraekwoNiD  da^  VeifbUittdMfik  *    i.!^^        :.  •) 

Der  baMlmte  Keiaende/Haar  DuAioas^  lutta  i»da  i» 
uM^graabdier  u^  a.  w.  hadiliilaD.ah  Oit  tahdiataUa!  taigyi 
•lig  eafirV  UHl'ihrtB  faball^ii^n.  aJMfan  galeliitea'>fldoigiar-BiB 
der  heiligen  Schriftg^tang  cltdlaitri  in  moiitindCkhttiMk 
.iimsrfireilMii..|aBiaii«  Mil  liiUe  diaaar  Umacliwifcingiat  und 
dcir  jEvUknlBg^  eines  iaaideni»  Gelehcten-dieaer  NaliDnv  daa 
l^Oralaii  Taimiirae^  gelangi  eaidein  Veif.^  iea  hlhaltoa (Uii* 
flar:  tu*iviKrden:  eri  theill  'dies  Inschifllen^  Taxi  ftind'»{J«hla^ 
uaietamg ^ ^wHatfindig  mit ,  und  bcgiaitei.sia  miif  fj/MxMn  iob- 
anai^iibgeiiL  .    ;  ■'  '  ^  -   u  :-i»  i'  ?.. 

Zweite  Abhandlung:  Insiiri^tibn^:  liija4fiajfc^^ 
^edr^ieiiiKia  de  MeacAU  et  de  &kPeierabi»U'rg:i(I839). 
fiiMfirkiitlwrg  d^  fipikflliei  vbniahiiier  <iruaiidr,idleir'ii 
aweL  Peiiaden  --*;  tmtab  Fefter^denii  Gibfeas  und  aatt  IMS  4^ 
iunli  RulailMd  aoagewandart  upd.daadbal  geaierkin/aiadil  .iDi% 
Itfteaien  diaaet  Efitapfaien  .bafiaden  aick'ia  Maakaus  aae  .ainl 
cmiaeiat  voB»  Uaeri'naaaiaeheifr'liebeneUHaa^'bfegtailak  .  fi^ 
,  Dritta' Abliandiuiig^  iiat^riiiUxipQtfrii  aervirJb 
I'bialoira-df'.Hi /Gdt^rgie,.  depUia  l^aft  1201  jtisiifiiVeri 
1755.  (1841.)     Im  Jahre  1830  hatte  Herr  Brossei  mil  aebe 


geriogen  littet*ariscbeii  Htifomittefai  eine   georgMehe  Chrortik 


•• 


wft  iialwfcMHitiiH  VcirfaMar  liii^nBtat  D»  Oti§iBd  4eMd- 
bca  mi  m  M^n  MiderblM  md  irta  FnmAmlklam  mm- 
wmM^B  Diaiekle  gefldirieban,  imidMr  dm  Grariem  fettiii 
•diwvr  twfUiiidiiGlk  In  St  Pelcittbwf  war  der  Vol  ao 
gliiddidi,  mil  HuUe  dner  AnMttucbcn  Ueberaelwiig  jtaar 
ChroQiky  und  anderer  granadicr  Oatpkichliwa^e  aoiii  yattan 
Varilindwih  des  BfleUeiiia  su  gelangefti,  daa  er  wma  im  einar 
aelir  ▼erbesaerlen  Uabenetunig  miltheilt  Aofaardem  catUlt 
diesa  Abfaaadhmg  aodi  aiaa  UabaasiciJi  der  chroBob(^8cheii 
Data  dea  Waekiiaehl^  dea  Vataim  der  ^frunialien  G^tddldAe. 
Diaae  reklM  mm  dam  Tode  der  Kda^in  Thamar  (1301) 
-Ui  17^9  wogajgen  dfe  aBenyie  Ctvoatt  aur  dan  fllfcitranai 
^amUAm  ISfS  ond  1709  amfaiit  In  eiaar  nadisian  Akhand- 
kny  wird  der  VtrL  nodi  Mgendea  laMdfiache  Material  fia- 
iem:  1)  Chronologiach  -  ge  wdaaU  Aiuaiiga  ainea  tob  Tciiroi 
faa  ihgtfiiiiaii  ManMcripteSy  das  aebr  interasaanta  .hbtcaische 
•E|iiaadun  cntballan  aolL  2)  Oaneldogieaa  aller  SamneraiDe 
der  vtaAMomn  gtwiaolieB  Fikattnihihneri  viai  Mibng  dea 
laiaii  Jbbrk  Ua  anf  den  haitiigen  Tag '). 

Die  Uane  Abhandtmig  daa  Harm  Uairj.ale«  (18a»), 
art  in  fw^MAer  Spracbe  gfcjdnidwiii.  Sb  ittkvt  den  Tild: 
O  tt^naatyrakieh  imjeniach  w^  Ao^aii  (won  dott  B^ 
ailwngeft  der  Kl5ster  m  RulahMid)^  und  ist  mlr  ain  Auai^g 
mm  4ti9  EanieilMng  za  aanem  nocfa  nngadmcktan  Waikas 
^Forachungen  iiber  die  historische  Entwicklung  dse  innaiaB 
Voikalebana  in  Rubland.** 

Uiter  irieleB  and^ran  Vorvechten  beiabeti  die  nuMehen 
KlaaliMr  Ua  site  Jahre  1764  (niil  vreniger  UaterbrechiBig} 
glaiehea  Bania*-  nnd  Erbrtdtt,  wie  der  AdeL  Ana  dan  iud^ 
aalielikp  Jutm,  die  in  dar  nanaaten  Zail  veriflMiiliaht  iMr» 
dan,  atfidut  naan,  ma  sie^^iaBas  Reeht  erwarben  vnd  bafa* 
atigt,  warin  aa  i>eflland,  und  nvia  aie  aainer  veriuatq;  gawaiv 
da&  --  Schaii  die  Hkasten  tmmkm  KiiUk^v  baiaben  jene 
Radila^  weleiie  von  den  berrwhiidiligitan  fii^dMi  re8|Molitt 


O  Wir  enfibMA  ki«r  aaoh  dtt  VmC.  SLaUloa^  det  Biblioiliek  ?aa 
Etschmiadsin  (1840),  woruber  naciistens  ein  Mehrercs. 


s 


Meiioiwn  der  AkadMue  sa  St  Potenbwg.  Atf 


nmrdoi;  Mdi  floaien  ihnen  von  Anbe§^n  reiche  DotaHomn 
siL  Im  i3len  Jahrh.  hatten  die  meulen  KlSsler  schon  an- 
•ehnliche  Lindereicny  und  Ekies  dcnelben  besab  in  mehreren 
Ffirtlenthunieni  DSrfer.  Die^Knjaae  beatarktoi  daa  Gnuid- 
herm-Recht  der  MSnche  durdi  Urkunden  und  verliehen  ihnen 
noch  andere  wichlige  Privilegien.  Jedea  Klosier  konnle  Ban- 
em  ana  alien  tubb.  FiirstenUiiimeni  und  so  vieie  ak  ihm  be- 
liebte,  auf  aeben  Beailaungen  ansieddn:  dieae  Bauem  wur* 
den  10  bia  20  Jahre  lang  aieuerafrei,  und  sahlten  dafiir  einige. 
Abgaben  an  daa  Klosier,  wdehes  in  alien  Angeleg^iheiten  — 
Crimindfitta  .aiwypeiniiffl,  >^.  |iry  fifH^iAA^  Mffl-de  war. 
Die  Einkunfte  der  KiSsier  waren  gans  ibr^^  eignen  V^rfU- 
gung  anheimgeslelU;  nur  nhllen  sie  jahrlich  cine  sehr  ge- 
ringe  Gebuhr  an  den  Knjas  und  den  Meln^liten  des  Knjaa- 
Ihuma.  Ztt  den  anderen  Privilegien  der  Kldaler  gebdrten  Mo* 
nopole,  Slempelgebtthren  (d.  h.  von  Pferden^  die  lum  Verkaufe 

yiitriiydt  ww^den!),  Befreiiing  ym  niton  JKiKguMWr  «tA  . 
Die  ^oUkawnensie  fiptviv^qv^  dmer  KloaMmeqble,  fiil|i 
in  )daa  14te  und  15te  Ja^pjwndejri..  XJm  .i^e  tm^  4$b.  JKNp 
wmrden  di^se  liediie  von  den  Cff^lfifiMm  g^idiina}a!rt;.'9bftr 
.Us  1701  verwallelcn  d^  goiallichf n  BibMen  4lire  KwmHi- 
^n  in .  Juiislisober  jyid  (tnaficieller  Hiqsicbli  W44»hiiMJgv!irPP 
der  Cis#-Obr^Mt  l«i  Jj  ^TOjl  »8|eUl^  ;P^t«r  4ei  .«.roC|».,]d^ 
BesUauqgi^  di^r.Kidater  unVer  djeVerwalHwig  imf^  X^jU^l^Mr 
4^if bis  <jaQAa.atyifAkii  pcikw,),  ^aa  mmi  f)fr.  gmlli^ 
JBebSrde  nnabhaogjig  .war;  dier  2Q|Jahrii  spSlar:  bealfwi^iip 
ihn  b^ftige  Beacbw^9ider.Sy|i^p»  die^  piHli^lhiKg  ^|^ 
ider  au£udteben^  dagc^m  Wifuffilcrk  dioJ^JIiBl^r!  i^k^e  J^njjjjfiflift 
an  das  okonomische  Collegium  abliefem,  von  welch^m.  d§  'i|j|i 
,€tatQia&ige8  G^hall  .fnipfiog^  . ^ildiW  k^m  fasuuMf  ver- 
aehiedneii^  .R^gierHi»ga^.  d^^i^i^fibld : sRa  f^PfzidMIKi wd  'WOt 
td|9rerUiei|Miig  der  alUp  fgi9s^r](qcMe9  Jm.^l^^^t^flixPf 
J.  1764  die  ^acbe  defipitiy  nai;^  cdem  #f4Uv  ^lan^  ;^e^ 
d.  G.  en|8|chf(ML  Die  BestinimwgrOiKaMinrinaf  ilMldiAC^i  ita^ 
Gnmd^gen  ^^jbe^beil,B»bli«bw^.&i4.a9(  :do|t  ^iwtlgW.Tfg^  ( 


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Thierfaiirteii  im  LhlMi^er  (SknMMdn. 

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(liacb  Fitcber  TO.n  Waldheim  in  Bnlletin  de  la  Soc.  Imp.  des  P^aturalistea 


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tim^  »  i    * 


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4       •■ 


Die'  niicMblgetifd^  Notb  Vb'er  Afef  emett  IchnioOthen '*^yelciib 
tnan  in  Rurdati^  gefondM  hikt;  dSrfte  woM  auch  ijei  una 
idiM  ^kn '^katinl  aein;  i--    M^r  glatiben  di^ocli  ale  M^ 
IliMsh'  beaondera  4i«yvoriiei^li  'aH'infilMsii',  w«i  tie  TUMTe'fra- 
ikfr'WNuditeUebersiiiht'ider  dortigefn^ormationeh  (dieses  AfK 
^Mv  18(1.  &  6»  und  2^)i  von  eihei"  #eitentlk^eri  iSdfte 'iNt^ 
J^XntL    Sle  mufii  n&mlieH  ehtw^der  "iia  efti1ger*Besehriinkting 
*dea^  do^  ao  woM>  belegl  ach^ineiideti,  Aus9|^ruches:'  da  fa  iA*K 
'ler  LWIaflfdiaclie  ^andaleih' vUih  .Deroniae&en  B^j^ 
'aieme  gebSVe  (ii.  a.  O.  iS.  8^  verahtassen ,    edfer  gar  tk 
der  AMabflie'-dafc  diia  Ckitolliefrittm  tuinua/Fiacfa^r, 
adieii  Wahrend*  aSner*  der  ai(es^iiTranaiiibils«;'Epoc1^en'  gelebl 

'Itabe!  —•'.■•'  •    '     "  ■' 

•  Vbii  der  8lefa[daUe  anf  Hireleher  'Herr  'F;  v.  W.  die  iti 
itede  •M^bftndeh  ThierahHeti' hachge^M^ti  hat,  M  ftm  Ms 
9«lsi*der  apeaiellere  f>andbrt  tiribekamrt  geblieben;'  Er  hat 
^^  abben  im  Johre  1690  ^rhalten,  isiab^  erat  dur^h  *^ick- 
fei^  EBldeckung  der  tiefAbei'j^er  Ichniblitikeh  (December 

1884)  adtf  dereA  wahre  B^deDMng  geTQlirt  word^h.  I^iifr  aie 
aber  ttberhaupt  in  Li  viand  anatehend  gefunden  iat^  aoU  ket- 


^Mn;  cftrtialt  IteiM  Koodien-Raitd,'  audi  'irarien  an  ibr 
keba  imdren  VlM»teiiicr»gen  «milHit.  ^  Anf  .^der  Obvrflfidie 
drnfttwn'  ttigltai  sber^  gmtt  wie  urf  Sen  HefebergerSaai* 
atainiPUMte'  mid  auf 'ttenw*  ma  Cokrieeticttt,  eriadboe 
Steinkenie'  bnnrof  y  wtieh^  die  AMkiioba  ftwtm!  TWtrttfarlUi 
Mligdfillli  tettM.  Von  dM«feigen  SMne  UifiMviohidiese 
MUtiiMim!il«lief-AbgtM  M^  . 

'     'TaieIJE.'%  1^  ifllMieOope  T^ 
bildiing  denelbai,    welcher   er  di^    JMgMde  Be8olir«hiBig 
rianiiMgi*    -  '>  i  t        '.••..  ^     .-.    -  . 

•  "  >ifttr  beii^rfcl  ioi^^  fiM  Zeiwtt,  tm^  denen 

d«r  IMmrifr  (la)' MTslBrl,  mid  derimreilie  (b>  an  muw  Spilie 
•iwaa  veratuBMkdt  ist  Dw  drilte  2Mi  Ut  ari  dei^  Bob  sehr 
'dteie,  and  witfd  gqj^  adn  Ende  •■  b^iritebtUdi  breiltr ,  bei- 
nahe'ialfidejdieaad  beiCh^eiraaiya  der  Fidliit.  Der  letzte 
tHfcr:  aiifterate  jBeh  (d)  ist  der  sttAsle. 

Die  DimenaiMien  der  einzelnen  Thei|e  (inbfalerb)  sind: 
^  ^  ^  'i         Linge  der  gamen  FAAidfieS  i    ' .    : 

'   fireild  defselbth    •       ^     0,062     \   -  -  '   . 
••   ».  .Dxeke---::   -'■.-.        •    -.0,036    .»•.•.! 
Litoge  dee  sweilen  2Mi     0,048 
j^j  .    i     '     •        -    dfililen  •   ^  •     0,047 
•"'  ■•     '»•'»-        -    vieftdn  .  -■      ;0/)48    •'•  .' 

w^niif  ibitti  die*  Laage  dcJkr  S&eberi*  ^dn  einem  die  fioden  ihrer 
Scheidungeknien  verbiiidenden  Zoge  an  mifrt  — 

Herr  Fischer  von  Waldheim  isi  der  Meinung  dab  diese 
Fahrten  miidraen  bei  Buckland,  Geology  and  Minera- 
logy etc.  Bridge  water  treatise  1836,  TaL26.  fig.  3,  ab- 
gebildeten,  welche  auf  dem  Sandstein  von  Hefsberg  vor- 
konunen,  genugsam  iibereinslimmen ,  um  beide  einem  Thiere 
derselben  Spezies  zuzuschreiben.  Er  ftihrt  dieses  als  Chi- 
rotherium  minus  auf,  und  halt  es  mitbin  auch  mit  demje- 
nigen  fiir  nahe  verwandt,  yon  welchem  auf  dem  Hefeberger 
Sandskeine  die  grdfserenHinterfubfahrten,  welche  bei  Buck- 


ifeaei  gr8U«ire  (BttckL  6g.  2)  ivwde  ainlich  nm  fncUor 
laid  tdtoiftadbftl  auch  tm  im  «pi&eim  Bwriifcilieoi  Ckito* 
tkeriua  yMWit,  uiidi  md  den  Mdaleii  Bk  Ml  Ma4r«ii^Ale 
gAdtBP;  wilmnd  (iock  ^  dMrch  %  3  4«rg«tdlle  Fihite 
Hami  BucHMri  «b  ekte  LaidadbildkrCte  erinMvIe*    ; 

Es  acheiiit  uof  akcr  ab  4ilrftHi  krineiiUb  swei  Uattr 
sduede  iwiadien  dm  FHkem  das  RnanBohaii  Jiiad  doam  skm 
^dnnil  wrgBckeneo  IUri>a«^  TUorea  (a.  a.  O.  %3)  OiMsr- 
warden  md  twar: 

1)  in  der  Gestalt  des  Daomen;  denn  M  dem  RimmhImii 
kann  dieaer  4ach  waU,  naoh  i^karigar  Kufhakfct  auf 
die  BeaehanfiguDg  aeiiiaa  AbguaMs  wid  nafik  daai  waa 
una  die  AAsddufr-Lime  deaaelben  lan  dan  nnwiien  Za- 
ben,  nanwntiich  kei  derFakrIe.te  linkieji  Fiafees^  adgt 
-f—  kamn  ao  weit  naclv  einwlirU  Ave«abnr  iron 
dem  iweilen  aagenommen  wendan^  dk  «  ea  kei  dam 
Deatinhan  geyrasen  iat 

2)  in  dem  LangoivaTkiiilttiasa  dar  Akiigqn  2^en,  indent 
eine  die  Zehen-^Sintien  verbindwide  Lime»  bei  bddan 
Fabrten  eine  gebrochene,  oder  aus  aiaaien,  sicb  in 
einem  Winkel  Tereinigandai^  Tbeilan  keakbende,  ivird: 
jedock  80,  d^  fiie  kei  der  Hebkerger,  ^msre  TaL  UL 
fig.  1  A,  diesea  Winkei-  an  der  SpiUe  des  dritien  oder 
millieren  Zekan,  kei  dar  Livlander^  fig.  IB,  da- 
gagan  akenad  aaiaakieden  jui  der  das  v>erle»  Uldat 

e. 


Uebcr 


M*i^M^*Mai«» 


'Herr  6.  Spa#9l^i  *)  machte  im  April  1631  auf  €iii  iSbmsdies 
i>enkflial'Miiiierk8aiii,  weldies  ihm  nit  iledit  tot  MeA  andmi 
eiM  iMchmal^  wid  enUeheidende  UnlemidiiiRg  ni  i^rdie- 
nen  adtitm.   (Er  beftdireibl  f»  felgendvnnaiiMn : 

IDiGfal  iieben  iter  Bu^htarminaker  Fetftting**)  iat  das 
Ulbr  des  ^leicldiaiii^n  flitssea  (der  Bttchtarmia)  SSafe^ 
ti«n,  ader  M  Engl.  ¥nk,  iieeli.  Ea  beateht  aus  dnem  gatis 
i^e  Thoflfaelikfer  gi^sdiichteteii  Granlt,  itach  '«\rdch«ni  aogar 
'Ae^eben  ei^^Shnte  OHaehaft  ursprutiglidi  den  Namen:  P.lit^ 
«)a^naja  Krjepoai,  d.  h.  die  FiSU*  oder  Flieaen^f^e- 
«tu«g  eritailen  halle.  Anf  einem  der  oberaten  ron  dieaen 
FldUeUi  befinden  aich  nun  (Vertiefiingen  welche)  Abdrficice 
ven  aweien  MenachenfSfaen  und  mehrere  Abdrucke 
^ine^  PfefHeh-nfea  (darateHefi)  ***).  Die  beigegebne  Abbil>* 
'dmig  •  d^radben ,  unare  Taf.  lit.  fig.2)  iat  sdien  im  Jahre  I80& 
ynm  eineai  ;LieUiaber  hiaCoviaeber  Denkmfiler  gemachi  Trordem 


^)  Bekannt  Jarch  aeine  Abbandlangen  ub«r  ^ibirMcbe  AlUcthnmer  oari 
•eine  Zeichnnngon  dertelben:  —  de  an ta quia  qnibaidam  scuU 
ptnris  etc«  in  Sibtria  repertis.  Petropoli  182li,  —  bo  wie  ala 
Heranageber  deaSibirBkjiWjeatnik  nnd  dei  Asiatakjilf  jeatnik. 

**)  48%  7  Bieite,  81%  &  Oat  Ton  Paria. 

^**)  Die  eingeklammerten  Worte  fchlen  in  dcm  Ruaaiadum  AuiaataLe. 


990  Pbysikaliidi^malkenMitUGlie  Wimewadiaften. 

Herr  S.  fOhri  darauf  an  aus  wddben  Grunden  er  diese 
Spuren,  namentlich  aber  die  welche  menschlicben  FiifBen  glei- 
chen,  nichi  fiir  Kunsiprodukte  halten  will,  sondern  fiir  wirib- 
liche  Eindriicke  von  Gliedmaben  lebender  Wesen,  in  das  noch 
weiche  Gestein.  Man  finde  xwar  an  verschiedenen  Steilen 
iSbirienSy  in  Felsen  eingehauene  Bilder  seiche  an  Thiere  und 
Menschen  lerinnern  soUen,  aber  unmer  nor  in  Umriasen  und 
swar  in  so  aufiserst  fehlerhaften  und  untreuen*),  dalis  man 
ihnen  unmSglich  einerlei  Entstehung  mii  den  Buchlar- 
miQsker  Fiifimpfen  »u(iclnraAen  kimh^^  di^q*von.d|es|qi  sei 
namentiich  der  des  grfifseren  menschiichen  Fufses,  bis  ins 
feinste  ausgefiihrt  und  in  alien  Theilen  naturge- 

mafs. Die  Versicherung  der  an  der  Buchiarma  leben- 

den.Kiigis^i  dab  Niemand  yon  ifarem  Voik^.,  wilder  jeist 
noch  ii^  fri^heren  Z<^ilen,  Jm  jStande  g^wesen  api  ein  der  N9- 
tur  so  :g|eiGh  kompiendes  ScuJfulurwerk  bervor  «i  >lHiiQilW> 
und  ihre  fesie  UeberzeMgung  daft .  dM^elbe  .  ipis  wirklic^heii 
Abdriicken  bcist^be,  werden.^odwn.e^^hfalb.  a](»  fteweise 
.liir  xliese  leUtere  Ansicbi  angafiibri^  Sie  aiid  aber  wphl  Fop 
weit  jeringerer  Bedeu^uog,  und  >vena  H^rr  $^jasf\^Y^  auch 
nodb  .darch,;4ie  uni-fg^lmii^sige  und  .  nnymmmjivnohtnBeBde 
J^isppsition  der  ^»&ben  Fohr^en,  der^n  l^unsJ^icMiHar- 
vpi^xingung  >viderjegei| .  wi|l ,  so  ^cheini  uos.dkMer.rUfVi^Mmd 
spgar  w^t,mebr  gegen  ;eiQe  naiiirlici^e  fi^^tolnu^:  w 
^precbeiu  —    *  v  . 

.  AbgBnebfl^  vpn  a|Ien  iibrigcn  Ai^umen^ni  y(m  denaii 
9}chf  gegpn  das,;EiD4rucken  men^fcblipber  FiUseiifi.prani^i.W 
viele  darbi^len.dob  qdan  sie  nic^t  einn^ .  ansufiUuMn  njMhig 
)^  wui;de  ea  naaUichj,  bi3  auf,  fersere  .Au{klarung»  £ai^(:  |U))>e- 
greiflich  sein  wie  »ch  ein  ausgewachsnes  und  ein  junges 
mensehliches  Individuum,  ein  jedes  nur  auf  einem  (dem  re<;h- 
ten )  FuTse  stehend ,  auf  eiAer  so  sonderbaren  Unterlage  be- 
funden  hatie,  und  wie  es  dann  ohne  andre  Spuren  als  die 


.t 


*)  Die  Abbildungen  denelbea  flndeft  niMi  in  Hefni  9iilU«fijw"<^enge« 
naantor  Abkandhiag. 


i 


jentfs .  fUmti  FuSie^  pu  liiiilcHrlaaseD  von  d^nelbeti  eirtkiwiiiie& 
w«r«u  r^,.A»dk  kBnaA  ^  fiir  Pferdespiiren  gehallenen Ver* 
tiefiingeny  weim  die  davon  vorhandene  Zei(^ouQg  audi  nur. 
•lUiglBnBaatito  liiditig  ist^^^^ohl  eher^ea  a&dre  ab  dan  wofiir 
imiIl  die  ausgiebl'  gewesm  seiii;  4^n  M«:emi  mch  aucli^  in  der 
Fjifcrle  ^ol^.jKeaehlagii/e^ii  Pferchss  (jedoch  mch  niir  bei  die-r 
mm)  der  iU»4  4ei  Hiifea  eiwas  4eiiliyiciier  ri^drflcM  ajs  andre* 
TJmk.d^  4S0hle,  30  konite  iQck.  jede  S^  yon  dieaer  lebt*. 
Wveo  ki.  Iwnem  Fatfe  fobleii,  wd  ea  biiefte  aii^b^rden^i:  eiiia, 
aoldie.jg^fttfseiljge.SleUu^  d?r  eina^beo  1>ttte,  liie  iie  dier 

■  ''iiltk,  Foifjfi ,yi^ex  E^tdeokuBgea  der  wma^m^it^f  und  w*- 
fenr;  andiM  dwprdi.  di#  uMwmilelM^ei^  Iehi¥oUtlHn  m  Peutach-. 
I4M9  iniEpgUodi  in  Nerdatiieipk;a ,  in  Uvla»d  vk^-^  mi  in* 
dei^w..  ubglii(Ub)g#  :QeiOgAOsUii  m  wildftrtway  ebe«Bi>. 
achljimnga  R»i  gekoPUPe»  ala  4ie[  ieicbigtautHgc^n* . 

HeiT  i9paMkji  M^hmt  4aber  mil  v<4kiffD  Jlschle^  auf  .^ine 
Wg^^cgentJicbe.  Unteraucbqog  jeaer  ]gdadruck;a.iiir.daD  Bi^ch*. 
^AfQl^iagker  Felseft  2)1  ditege|i>  dew.  0r  selbMih^t  sie  ia 
friibwM J^lhsw  iw  fliiditig.  geaehen  laiid  iai  f«ft  dur^b.liejpni 
QiMklaiids  AiieiJReQiiUDg  der  Reptilien-JPjihrfieiir  y#n  Pam^rioflj 
ii|iedei;>:d|ifaa.  erw^art.iKqidm.  Sr  acbeiW  mebt  ebmid:  die^ 
Hitler;  ^gmtigjLm  Y^iviuUiUBg  iioch>  elSvy^a  gunatjgeveiij  JOai^ 
9jldlu9geil  4wei«r  hihdwt.  «i^^69  BdttacUiGlieft  FiUfMohlm 
ifk  jtoi  fSknidateilibniidMtt  .voi^  Saini  Louis  4uC  der  WobI^ 
Si(^:A^  MipNH^pi  gekwut  u  baben  weleh^  inideiKi  Awe- 
riean  Journal  of  Scien.ee. VoL  V.  beacbmben  und  gs- 
i^l»e|iaind*  G«g«n  die.£nUlehwg  dieaer,  dureK  fiiadriicke 
Wirk^ciher ,  M^Q^qbciiiGifBie  m  daa  nocli  ^ttcbei  Qe^tein,  will 
unter  andern  HerrMantis^l  4ur(9h4u#  kejueii  ZwwiM  ^ulkMBr 
HfH9i  laa9^n^)j  obglei^b  ameb^aie  von  einer  ao  AelUim  n^ugen 
WmI  g»r  .ulcJit.a.^Jkr^iteoiden  .Stoiliiag.  dea  lo^tividlittiM 


^i*MaA*M 


*)  y,Ei  ist  nach  meiner  Meinnng  keinem  Zweifel  nnttrworfen  dais  diete 

•     ^Fa6aoliten»Bilder'wUU<die  AMriokv  toa'MeMbliaiiilUiMli  ia  lo- 

,,iein,  spiter  darch  eine  kaUdge  ttfiUmHoli  cfrbiltfltB  9mla  4ad.** 


^welcher  tie  hetroiWadite  leeg^n  ipi^firikii^  daf»  im  VeAtni 
ihrer  Ehlstehuiig  gewifs  nichl  ski  den  phusibelttM  Ereigninai 
zu  rechfien  vfVirtl  — 

Beide  lliotsadieny  die  Nord-Amerikantsohe  imd  Ae 
bis  jeUt  noch  Qn^leidi  Kweifettuifteve  iSlbirische,  habcn 
audi  darih  einerfei  Sducksal,  dab  man  ungkraMch  laage  aaf 
eine  enladieideiide  Wfirdigimg  dereelben  wariel;  deim  db 
erstere  ist  sdioii  aeit  1822  besehrteben/  wihrend  dar  fo%w* 
den  zwei  JiAraehiile  abery  troll  vieKaltiger  AufferderungeR 
iNin  Ea(^and|  nichl  wieder  nnteysuelil  wordan.  Van  der  an* 
dren  isl  aber,  in  dem  Rusaischen  Bergweriutieuinalei  ab  An* 
meriting  m  Herm  SptLsskfLS  Auitatie  geaagi}  y»Daa  gelahrte 
^Comltai  nr  Bei^werka^i^  md  8alinen«Angelegeiah«leB|  hat 
^aegMch  iw  AwfBliruBg  der  hier  irorgeacUaguen  UntaraiK 
^ebuogen  Anatallen  gein^ii,  imd  wird  niebl  unterlasaai  daa 
„Pub]ilLum  ¥on  deren  Erfclge  in  Kennlnifli  wm  aalaen**  — 
dennoch  ial  aber  nm,  so  viet  wir  wiasen,  dieses  Verapracfaen 
mehr  ids  aehn  Jahre  lang  obne  SiMlung  geblicban.  H^rrSL 
emi^ehlt  unter  andreoi  mu  beachlen,  ob  in  den  fragUeben 
VeiilafungeB  ^  Kryalalle  dea  OliaBasera  aarsifiakali  odar  er* 
balten  sind,  und  in  der  That  kSmte  auoh  hieite  fOB  Mhtel 
lur  ^tacheidinig  Obe#  deren  kttnalHehe  oder  natttrliehe  Enl- 
atehnngaaft  liegm;  neoh  auber  den  vlelen  andren  weleha  M 
einer  genanen  KenntnMs  lhr«r  Form  nicht  auaUeiben  wQrden. 
Wir  mOaaen  demnaoh  fortbhren  su  hoflbn  daft  flum  aieh  in 
Peleiaborg  reeht  bald  dorch  Abformiing  oder  getreue  Zeick- 
nung  jmer  Eindriicke,  eine  soh^e  Kenntnifs  i^eriehaffen  und 
dadurch  die  Oeognoaie  \vieder  einmal  Ten  einer.  detjenigm  Ab« 
gaben  befreien  werde,  welefae  eben  so  wenig  au  Fo%erungen 
benutat,  ala  versehwiegen  werden  dilrfem  — 

EinslvMllan  muft  man  slch  wohl  etimiem  daft  hi  viataa 
Bttddhistisehen  Landem  mensehliche  Fiftrten  in  Feben,  unier 
dem  Namen  von  Buddha^s  Fubtapfen,  von  den  Lamfifi»  der 


••— '^■^■^■■^ 


Dr.  G.  MaaUtl  Tb«  weadari  of  f  selogy  UebwisUeag  voft 
Bnrkart.Boaa  1830«  ysg.  at.  i 


Vfhm  rm^kMOi^  Idmiolitlm  Ui  Bachttmiask.  MS 

Anbaong  der'Gliiidiigen  empfdikn  werden.  Will  man  daher 
nicfai  elwa  ein  in  Aaien  siemUch  haofiges  Vorkommen  menadn 
Bdier  Ichniolilhen  annehmen,  so  mub  man  tugeboi  dab  sO"- 
wohl  jene  Priester  iiberhaupl,  als  auch  diejenigen  von  ilinen 
welche  an  der  Buchtarma  labten,  aich  grade  in  der 
Skulpiur  von  Fufss^hien  vielfach  geiibi  haben  konnten. 
Der  AnUick:  jedes  ^uddhistuichen  Tempels  in  iSbiiien  lehrt 
aber  liberdem,  dab  die  Lamen  in  allerlei  Kiinsten  welche  auf 
den  Glans  oder  Ae  Erfaaltung  ifarer  Hierarchie  gerichM  sind^ 
Afiyjii^iig  nicht  mbedmlfod^  Forttcbrilte  gemocht  haben* 

E. 


] 


.     .1  *  r  «     I         'I    I  '  !•.♦.*» 


»      »  .»  .  /.'         I  ,  'I        I         •  .     I        I 


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•         f 


•  •  • 


'    Die  EiifstehuAf  d^r  Imatrti-I$teine    ' 

•  I  ,      »      • 

'"     *  E.  HoflBttiann,' Parrot  und  Ehreriberg. 


••  •  • 


;«•  I. 


Der  grofse  S  aim  a -See  im  sudlichen  Finnland,  stehl  durch 
den  W  u  0  X  a  -  Fluls  im  Zusammenhange  mit  dem  bei  weilem 
niedrigeren  Ladoga.  Dieser  Abflufs  ist,  wenigstens  in  seiner 
oberen  Halfte,  iiberall  von  Oncfos-Felsen  umgeben  and  hat 
swischen  diesen  durchschnitUich  640  ^  an  einzeinen  Stellen 
aber  gegen  1150  E.  Fufs  Breite,  wahrend  er  an  andren  bis 
zu  139  E.  F.  eingeengt,  machtige  Slroinschnellen  mid  Kata- 
rakien  biidet  Unter  diesen  sind  die  von  Imatra  die  be- 
riihmtesten.  Sie  liegen  *)  in  einer  Langen  -Kluft  des  Gestei- 
nes,  denn  die  Thalwande.  streichen  dort  ebenso  wie  die 
Gneus-Schichten)  von  SW.  nach  NO.,  mid  besitzen  auch  wie 
diese  eine  (von  der  senkrechten  etwas  verftchiedne)  Neigmng 
gegen  SO.  Die  rechte  Wand  biidet  daher  mit  dem  Wasser 
einen  stumpfen  Winkel,  und  ist  leicht  zu  ersteigen,  wahrend 
die  linke  unter  einem  spitzen  fiber  dem  Wasser  iiberhangl. 
Eine  malerische  DarsteUung  dieaer  Kalarakten,  in  den  M^moi- 
ren  der  Petersbm*ger  Akademie^)  zeigt  sowohl  dieses  Ver- 


*)  Nach  der  gro/sen  Schubertschen  Spezialkarte  (dieseg  AtcIut 
1841  Seite  35),  aitf  der  abrigent  die  Katarakten  gelbit  nichi  aagedeu- 
tet  sind,  bei  etwa  61*  12',  8  Breite  26*  29^,  3  O.  ▼•  Paris. 

**)  M^m.  de  TAcad^m.  des  Se.  do  St.  P^tersb.  Vl^me  S^e.  Sg.  mmtfa. 
phys.  tome  V.  pag.  297. 


hlOkaHBf  als  audi  die  Aofregimg  dm  SmtMM  ffetnaHgm 
Wa880r«M«ite  welchey  gleich  imleriialb  der  Emmgung  audi 
emeii  plfitstichen  Fall  vod  eiwa  50  EL  Fub  and  darauf  eiM 
sweite  Einengung  erieidet  lanerbalb  £eser  drei  AbUieilingeli 
der  KaUniklen  ven  Imalra,  welcbe  zuflammen  ndie  an  900  E. 
Fufa  Jang  md,  betrfigt  das  GeftUe  des  Siromes  63  E.  Fnb. 
Man  findel  nun  imierhalb  derfeiben  am  linken  Ufer  des 
Wuoxa,  «ne  grolae  Menge  von  SteineUi  welcbe  sdion  kngei 
sowohl  durch  ihre  Ferm  ab  aneh  wtgm  ibrer,  unler  den 
dorligen  Umgebungen  aehr  bebemdenden ,  chemiachen  Be* 
•ebaffonheil  auffielen,  imd  desbalb  rniler  dem  Nemen  ven 
Imaira-Sleinen  in  die  Minendienaammlttngen  eingingen.*^ 
Sie  bealehen  aua  Kalk-  undTbon«Silicalen  mil  etwaaEiaen* 
Oxyd  und,  wie  Herr  Parrel  angiebt,  einer  Beimengang  ven 
Sehwefel*).  Ihre  Gealallnng  idgi>  bei  grofrer  Maeniebfal- 
iigkeity  doch  immer  daa  GesetBoialttge  einer  fui  ebnen  Grttn4> 
flachey  auf  wekber  die  iibrige  Maaae  bnut-  oder  wanen- 
fSrmig  a«i%Baelxi  iat  Ebnen  die  man  mil  der  Grundflaebe 
einea  aelchen  Stiickea  parallel  legt,  sdmelden  ee  daber  in, 
meiai  aufaersi  regelnuifiiigen)  Ciirven«  Bei  einigen  aind  ea  fait 
maih^Hialiaeh  riehti|ge  Kreiaey  deren  Dnrchmeiaer  bei  waeh- 
eendem  Abatande  von  der  Gmndfluchey  Ibeila  %onlinuirBdi 
abninmit,  thdla  anfanga  wacbat  nnd  dann  erst  abnimmt  — 
Bei  andren  Sliieken  gehen  dieae  Durebsehnillaearven ,  bei 
waclisender  HMie  iiber  der  GrumMiche,  aUmiiig  aua  einem 
Ovale  in  eine,  eiiyer  8  ihnKcben  Linie  nnd  darauf  in  awet 
geiremite,  nabe  krciafSmngeZwdge  iiber.  Bei  noeh  andren 
Imatrasleinen  leigt  achon  iKe  Graw^ftacbe  drei  bis  vier  Ein* 
biegungmi,  and  oberhatb  einer  gewissen  HMie  werden  dann 


*)  Nsch  aifilir«cBs  aahe  ubereiMtiinm«n<l«n  Aaat>s*n  von  Hem  Panel   . 
entlialtea  dieselbea: 

0,4897  Koliknmirur  Kalk  \ 

0,1916  Kieselerd^  J        Sowolil  der  Kalk  als  der  Scliwefel 

0,0900  Thonerde  I     fehlen  enUchieden  in  dem  8aa<flf;eii 

0,ia46  Kisenoxyd  f     Letten  welehe^  die  ImatrasMiif)  urn* 

04)444  Miwefel  I    e:t«bt. 

0,0000  HygroKop.  Wasaer  / 

Erwiint  RttM.  ArchW.  1841.  HA.  3.  35 


Pliysikatisch  •«MllMm«lia0lie  JItineiisehafteii, 

detagtaah  mA  die  mto  ihr  (MMlklen.  SdiMile  lu  fkm  a» 
rmka  Kmsra  ab  dctglndiMi  EiobiegMgeii  vMRluMdai  «io4. 
4iM  )e4flr  dioMT  Alien  bemerki  num  aitibtrAeiii  oft/  airf  .^ 
iObo^Bifikft  lierverre^ode  Binge  oder  Wulate,  Aoren  Bimf 
4mkt9tk  mk  der  Gnmdliiielie  fianiUil  £««»ii.  Hfiohst  eorg* 
iiUl%e  Ahbildungmi.  diM^r  Fofmm  hat  Heir  Pamei  naeh  eioer 
iffobmi  Sfmunkingvon  kMlraileiiieti»  gbnoliCiUaia  dem  ^mann- 
.toi*  Bande  der  Me«u  der  Petertb.  Akademie  bekawnl  geanacht 

Die  Udvnikl  deraeUiev  irt  vom  knalf a  aeibsl,  einige  anlre 
ailkl  .AeUa  im  JSonde  sonrpM  bei  Kvonatadt^  afe  afidlicii  von 
PtAetfimtgy  f¥iltei  1>^  dieser  tUwptitadt ,  gefunden,  4heUa  aadi 
aua  No  r  da  lifter  ik a  von  nicbl  aUwr  angc^gribnea  Fundorl^p 
^racbt^ 

'  [He  Uaade  dieaer  Sleine  kk  iuhpimi^  dejrb  utid  meiai  ohne 
•b«ianilfe  AUIosupgen;  mir  im  einwiMn  land  imo  sie 
•parallel  mil  der  Gru^ndflacbe.getcbieferk  Von  ber 
aendren  fimacbluaaen  enlbSli  .$ie  bieweiiea  eioe  MrretUiche 
ffolbe  Gcde,  decien  SErtftsatninensetzniig  jedocb*  von  derdaa  iibnigea 
j^eincB  "^voQig  aburaichty  imd  ia  an^ren  FaUen  rein  kieaHgp 
Concoelioneow 

Oiganiac^  Baale  bai.  man  nook  nie  daiin  beaierkL  -^ 
Selir  efii  &Alel  man  die  bniMrealeiM  zia  anehra^eia  nebeii  cjn- 
andes  mil  ibt'er  GnmdB&cbe  auf  Gneua-BioekeA  uad  Granib-GMSIr 
Jen  aiaCiHi^dy  ao  de(9  man  dbdureh  an  4aa  iihnliebe  Verbal 
Ai^.  von  Uuaehebi  des^Aitatemi^acUecbtea  erimieri  wird.  Der 
;Rwaaimnenbi^  aeicber  Kalk-Waraeu  mil  deAi  Granite  iat  •• 
imig^  da£i  man  ihn  me  obne. ZerlriinnMning  einea  der  ver^- 
^mdeow  GestoiAe  wibeben  kann*    . 

Zf^t  ErUarong  4ieaer  Erscheinuflgcli  war  nun  eine  errte 
Hy|)olhese^  dafs  die  Imatra-Steine  von  weil  her  auf  dem  Bo- 
den  dea  Wnoxa*FkHsses  angetpttMl  seien  nnd  dab  sie  ihre 
auffallende  Fomien  durch  rollende  und  ^rbeinde  Boweguag 
in  den  Katarakten  erhalten  hiitten.  Die  Verlcgenhcit  wegen 
dea  Yorkomniens  von  derben  und  erdigen  Kalkslii^ken  in  einer 
Gegend  in  der  man  nur  kryslalliniscbe  MasaeQ.*an8le* 
bend  kannte,  wurdc  dadurcb  iv/^v  nicht  voUalaedig  aber  doch 


m  fen8e*l>ei«ligt,  ab  ntan  ifoch  gtauli^n  ^Aiile  irgendwo.oii, 
defiiZufSMfH  des  Sainift-9ee6;od«x  deft  Wuoxii  Kalkfebei^ 
Bv^fiinkm  Auch  benerkte.  oum  an  dan  Granii  und  Gneua* 
blii«keii  am  Bodw  d^  Floma,  mandia  inarkwtii  diga  Ecfalga: 
V4IB*  wirlMBloder  Bewagvng  dar  Slaiae:  aamentiich  tiefe  und. 
eage  JLi$cliiert  weloha  durch  Sawcfiuig  maf(:}Jaioerfea  Stuckaa. 
in  ^fi»r  anbugs  flacbao  VertieCung  aiaaa  grgberan^  gabobct 
warden  wares*  Hafr  E.  Hoffoiaiiii'*)  batohraijl>t  ein  aalchaa 
Lflleh  in  deiy  er  ngeh  jelzt  daa  |>ohraQde  Steio  -  Stiick  .(smd^ 
Msrioiieg  bei  geim^iideai..Wa«ier§l|inda.  auch  WQi4  seine  Tha-* 
iifkeik  nach  fot>Ual9te,  Di«  basal^iabneii  Fonnaa  der  Iioalran 
alailie  die  laaehifaQhen  Einblaguageii  ibrer.  Gmndilacha,  dia, 
iMMrVarragendaii  Wiisle  opif  ihreiu  JManlel  **)  aeigten  ficb  a|)qv 
bai  nabaDar  UeburWgiing  g aoa  u^veraiobar  mil  einer  aalch^ii 
EiAfttehmi|s*  '       '  .      , 

BeiT  Hafiaina  aib  diasaa  ai«»  mid  erklarle  dayaur  j^o^, 
MgKehaB.Maasen  liir  niabta  waiter  4ik  Kalk-.  ader. Mergal* 
KniUao,  wdcba  sidb  diirch  liMa.chtii»iaeha  Krafta  ana  eioei; 
aia  uin^abandto  lieiai^genen  Haiiptiiias«iay  aben^  ai^iaiMnaii- 
gtrngmk  nod  gafarinl  baUHiy  wiadie,.ihiian  aiiiigerii).aUe;i 
iiialirhfn,  Kalk^^KnoUeo  van  Lyoae  Beg-ia  in  EngUmd.  Er 
gIMM  (emer  dafedie  voalimaira.  in  gewiasai^  SaodsabicbteA 
gategatt  bitlien  die  uatarbaib,  de«  Falle3  und  dar  Slrom^phiieU 
laii  des  Wuoxa,  aaianotfich  in  dar  Naba  deil  CforXea  Miek, 
die  (iaiewfeken  bcrieckanr  und  dula  duvcb  aeiUicba  Abspoluog; 
wiea  Tliailas  diaser  Wande,  4>ei  walcber  der  Sand  und  die 
fandan  Grainibldcke  w«itar  abwjirts  gcfiibct  und  die  plaiteraa 
I«aira--Steine  liegau  geUiaban  aeian,  aine  sa  graba  Menge 
vas  ihnan  iibateiilandar  gahaitfk  wardica, 

Aaeh  die«e  Aoaicbt  lal  aber  baM  darauf .  durcb  Hfrrn 
Pavrai  in  seiner  aefar  unCfMi^wcban  Abbandlung  uber  dia 
blaliMtaine  Mein.  de  (Acad.  lae.  laud.  fag.  297  bis  426  ab 


*)    Geognost.  Beobaefitungen   au/einer  Reise    von   D»rpftt 

bis  Abo  Ton  Dr.  Krnst  Hoffmann.    Dorpat  1837. 
^)  Vor  alien  aberilire  Anbeflttng  an  anifora  G^steirten.  K. 

35* 


538  PbystkaUtch-iiHitlH«MtiMli#  WiteeiMcliallefi. 

tttihallbnr  darge«lelh  wonleiu  Er  bemerkt  4alii  dm  was 
Herr  de  ia  Beche  fiber  die  Kaik-Knolleii  Ten  Lyme* 
Regis  utid  deren  nttUimabBehe  EnMehung  bekatml  ge- 
macht  hat,  ste  doch  weaentlieh  milersebeide  von  den,  bel  wei- 
tem  gieichmlifetger  nnd  nadi  einem  weil  beslinnitereii  Oe- 
seize  geformten,  Imatra*Sleinen;  dab  man  in  Aeaen  niemalB, 
in  den  damit  vergieichbar  aein  soHenden,  Englischen  Sicinen 
aber  fast  tmmer  organische  Resle  gefnnden,  ja  aogar  dieae 
lelBleren  als  Gelegenheilstnvacbe  der  Kaikaoaacheidilng  beirach* 
lei  habe.  Aiich  gSbe  die  Vergleichung  mil  den  Coneremen- 
ten  Ton  Lyme  Regis  dnrehons  keinen  Aiifsebliifii  Mier  eine 
der  henrorstechendsCen  EigensdiaAen  der  Sleine  aits  dem 
Wiioxa-Flusse,  namlick  iiber  die  Aft  des  Anballena  deraelbeii 
an  groben  Gneusbidcken.  Diese  ielaieren  dSrfe  man  ineiit 
elwa  ak  Korper  belrachlen  welche  die  Aossdieidung  oder 
den  Niedersdilag  der  Kalkmasae  ireranWsl  hiUen,  vmi  ne 
dann  von  dieser  gleichmiibig  eingehOUl  aein  miiisleii,  wjft- 
rend  man  sie  gans  iui  Gegenlheil,  mir  an  einsefaien  Stetten 
mil  mehreren,  biaweilen  Ober  aO,*aoidier  s«liaan«n  Kalk- 
Waraen  besettl  bide,  Es  scbeini  Herm  P.  sodann  itmiclial, 
dab  die  Belrachtnng  dieser  Finnischen  Sleine,  aufeer  den 
zwei  widerlegten  Hypolheaen,  noch  drei  andre  veran* 
tasse  welche  er:  die  stercorale,  die  vegetative  mid  die 
animalisehe  Hypolhese  nennL  Nach  der  ersteren  dieser 
drei  Ansichten  wiirde  man  die  Imatra-Steine  mil  den  90 
genau  bekannlen  Ko|>rolilhen  oder  versteinerlen  Thler-Eiere- 
menten ,  und  nadi  der  sweilen  mil  elwa  iihnlich  geslaHeleii 
pflantiiehen  Organismen  vergleiehen  woUen.  Da  man  aber  in 
beiden  Fallen  durdiaus  keine  befriedigende  Ueberdnalimmmig 
weder  der  Gestall  naek  dee  Vorkommens  der  tu  erklaren- 
den  K5rper  mil  den  damit  su  vergieiobenden  finde,  so  enl- 
seheidel  sich  Herr  P.  endiich  fiir  die  dritte  oder  animafiaehe 
Hypolhese,  welche  jene  kaikigen  Siucke  gradczu  fdr  ver* 
steinerteThiere  erklarl.  Er  glaubl  diese  namenllich  einer, 
elwa  anderweitig  noch  unbekannlen,  Gallung  weichhauiiger 
Moilusken  angehSrig,  wdche  er  I  ma  Ira  zu  nennen  vorsi 


lie  iMMm-SteiM.  490 

Die  einfachflle  und  regeltnMrsigsle  Geslall  jeaer  Siaiie^  Welcbe 
Herr  Parrot  die  monotjrpisdie  nennly  hat  man  oach  iboi  als 
die  nomiale  dea  Tkierea  ana  d^m  me  enUtanden.  su  Im- 
irackleii  ^^  wihrtBd  die  ceilqilisirleven  (di-  tri-  oder  poly- 
iypiaclieii)  Sleingealalten  dmcb  one  Yerwaclifttng  mehra- 
rer  Mividiien  j«ier  Thiete  virattlafiit  worden  aeien.  Daa 
Haften  en  (loaen)  GranicUScken  nber  welehee  Herr  P.  noch 
ali  Kegel  bemerkly  dara  ea  alels  an  deojenigen  Fladien  aialt 
gefiinden  babe,  welehe  bei  4er'  Qdchgewidita-Lage  dea 
BleckeB  aenkrecfal  waren  —  erUart  aich  gleich^dla  dtiidi 
dieae  Hypolheae,  imd  mag  w<dil  nierat  auf  dieaelbe  gefiibri 
heben.  Der  Verf.  iprichi  dagegen  niehl  ana,  ob  er  daa  Leben 
mid  die  Vemteinerung  dieaer  MeAiaen«artigen  Tbiere  miler 
denjenigen  VerhSllmiaen  gedachi  wiasen  will,  weldke  jetai  in 
der  Ntiie  ihrea  Fondertea,  in  dem  Belle  dea  Wuoxa-Stro- 
mea,  alalt  finden,  oder  in  einer  amfaen  geologiaciien  Epoohe 
mid  in  welcher  namenliicb.  Von  den  aandigen  Sehichten  die 
den  Gneoa  unleriudb  der  bnalra-Fiifle  alellenwaiae  bedecken 
mid  wefadien  man  biriier  nnl  jenen  'aellaemen  KaibbiMmigen 
eine  gleichaeilige  Enlslehmig  inadirieb,  erfiynrl  men  awdi 
nedi  mchli  ob  aie  kuu  Diluvium  oder  mt  einer  allereii  Foi>- 
malionagnippe  gehSren.  -^  « 

So  hal  denn  nun  aucb  H«rr  Ehrenbetg  in  einer  apileren 
Abhandiunr*),  iiber  £e  Imalraateine  Anaichlen  beiumnl  lb* 
machi  £e  Ton  dieaer  Parroraehen  gaiisli<&  vemcbieden  md, 
ttocb  welehen  aber  dieaeiben  aogar  eine  nocb  wcti  grofiwre 
jge^agnoaliaclie  Wiehligkeil  erlangen  wiirden.  JSr  beadiaeibt 
timlich  geformle  Sleine  weidie  ihm  ^on  gana  andren  Fundp 
Often  lugekommen  aind,  und  awar  namentlich:  „die**  von  ihaf 
ao  genannlen  ,,Kugel-*,  Augen*  und  Doppelaugen-  oder  Bril«- 
len^ Sleine,  weicke  in  einem  mergligen  Zwiadien *Lager  der 
Kalkfelaen  Im  Dendera  in  Oberagypien  v4rbommen.  Ea 
aind  Ibeila  regeimiilbige  Kugeln  dercn  Durehmesaer  uieisl 
3^4  Zoll,  bisweilen  auch  1  Fub  belragt,  Ibeila  mehr  oder 


*)  Verhandlungen  der  Berliner  AUd.  d«  WiM.  1940.  Inlii  29. 


S40  Pliygy^aliMli-aMflieoMilteiie  WisMiuwhaften. 


tveniger  plMte,  regpltliafirig  nmdeSoheHieci^iiMl  kugelfiiraiigfflti 
augapfeUrt^ein  K«iti  vnA  CMicenlmcheii  Wfikten  imd  RhigM, 
tlieilt  aueh  in  Form  von  BriUett  verbonln*  DoppeiMheihM. 
-Nurdie  venchiedlien  IniAmshmlmmea-  iuMkfm  dieMB  g»> 
mmnten  abtr  keme  gm  iumm  abv^eiaheiide,  findes  ikh  m 
jenem  Lager  iii  imsahfiger  llmge.'*  -i  AdiDlidie  GekiUfe  Im^ 
'obachUte  Hcrr  EL  «iniebi  sipiAielite   ddi  Fau^rsteincii  dttr 
Kreide  voti:IUigeB,  e6^  wie  tadi  in  Saknmltogaii  rim  iieift- 
Kith  HBgeMibiget,  d«ti  Ianlra«-ateioto'  analogea,  imd  OMsh 
-lietniPiirrdtaNoiiieiiclatur,  dkypkchcs  SandHtiiiAttck>  Mii  dem 
MuidieliuilW  be]  OberalreMb,  so  mrie  mae  ack^araa  K^gul 
voQ  >  ge^n    7   ZoU  DnrdiiMaaer*  mm    dejki  Sleinkohlrage- 
Mrge  im  ittihrtbd.    Die  bMAraaleiike  mUmI  kwmte  Herr  E. 
•nur  ints^'deii  Tortreflieheiii  Ztttiutungcn  lu  Herrn  Piirroto  AIk 
baMteig  ilber  diteelben;  er  l^Ue  dag«ig«o  elnc  v^li  J3lr.  Wi» 
ikttd^r  Dach  Hnrlin  gdbrachto  ga«ge  JSanipJwpg  ibncn  stlM^ 
«knli€lier   wkd  ikdiml  regdmfirsig   gofadtater  Maifdbtidie 
>«iliaiie»,  dit  bei  der  Fadaw||ii|ile  uiribm  Tunaberg  te 
'Sdiwed^n-'in  dadit  Lagar  vaa.  fdntari  UaMm  Tii^M  farr 
koaman^    Vmrn  dieseti  StiiwadisdNli '  Inutrs's  wit  ala  Harr 
Parrat  nakuien  wilrde,  -oder  Mattfaitor!  wia  sie  in  SQliwa^** 
den  heifeen,  sagt  auch  HerrE.  sie  seiett.  thiaiisob  ^rgmndtim 
'Gabild^  oft  60  ubainroschend  mtd  guSUkmi  abnlicb,  dafe  man 
«ff  gar  we&l  .Ck  vevfteinarte  Aielltisliati  batle  Jialten  kwitiL 
Weil  eMfamC  -riok  durch  dieaen  taHBebanden  Ansckeiii  hi* 
irtsnmen  su/laawnv  bagrOndet  er  albcr  Bfm  dgtias  Uclbeit  aiaf 
Iheibi  friiheren,  tbaiis  grade  bei  dieser  Gal<^eiiheit  nngegfaifllcai 
flfaikriskofAschen  Untafauahungaa*    Scbab  im  Jabra  1896  bl^ 
markle  Herr  E.  in  vieien  deriien  und  crdigen  MiofendAen  aiM 
reg^lmaraiga  Anordnnng  dar  aie  ccMiiilirenden  Criuid- 
kdrperehA  anarganiacben  Ur^prongea)  die  arKry«iallalil# 
nennt    ttein^lfaiikgilbr  twd  Maartchaum  aoUe  di^e  st^MbaVF 
Rcf^lmiUaigkeit   in   enter   liilearal   AiMsnaadenreibtmg  janer 
VMlchan*  die  naa  einer  Poiarisftlidn  dersi^Uian  au»i<3a|iqeibcti 
halle,   bei   der  Porzelian-Erde  und  der  Kreide  dagegen  in 
einer  Zusnmmenhaitfung   derselBcn   zu   kreisiormigen  Ringen 


die  liMitni-'Sl^fM).  Ml' 

9der  stt-Spinlen  Usldietty  welehe  Beii  E.  einel*  iiiiig»  MfioiMrr 
Uttien  ^abschliersend  wirkendeti'^  eigenthiloilkdien  Kraft) 
sii8cbr«ibt  Do  man  ntm  auch  in  4«n  voi^^nmiiilieii  tigypliiclMi. 
Rkig*)  Scheibeo-  and  Kugel-^SlttAeiiy  \kre  kleinsten  Theikl 
and  ii«iii«Dllidb  die  milurasbopisolMn  argnniadieti  EioMhliiMOi 
(turto  Texiularia  ^l^huko^a  m.  M.y  mehl  seken  ringfiktBig* 
«eiilaiMldr  g^'eiiil'  6mit,  m  elUiti  Her?  £•  nidit  im  oooh  derail' 
aafftere  F^rmati  eine  Folga  J6Mr  cdfteii  »yab«ehliefecnd' 
wJrkdAdeii^^Krifl  eu  belrachioB^   Br  Btnnt  dabtr  jctio  Sleim' 
80  wie  auch  die  mil  ihnen  verwandkeh  Schirediai^IieBv 
FitiM«rch«n  tt«  -a.)  tikmAmUni;  iffMait  Anal^a  fiir  tfiTex- 
tanventlMttimgeil  der  Krade^    Nach  dtmaelUn  Gies^lae  imI 
doreli  dieaeiba  vriiiEdnda  Utsache  wie  die  mikniiBkofiMhml 
KiyBtaUaidfi  geUldat>  mmi  daliar  dieaa  gMiftcn  Konper 
faHa  KryalalUide  oder  auek  Moirpkoiiihk  in 

Durcfi  mikroskopifictie  Beobachlutig  chemischef  'Ni^er- 
adilfige,  besonder^  Von  koUensauirem  Kaike,  im  Augenbltcke 
ibr'er  Eolslihimg  wutde  Herr  E.  noch  ferner  anzunehmeti' 
^eranlaftt,  dalk  eifie  J^de  fesl^  anbrganisch^  Contreition ,  eiticr 
von  dreien^  aetiotogi^  su  anterscheidenden,  Kategorien  mt^ 
gehdre  and  twar  eiltwede^: 

.  C^rslens  der  der  unbeslimnit  gfformten  hoinpgenen 
glaaariigen  Maase.D>  weiche  aus  selir  kleinen,  ziemlich 
gleichrormigen  und  zu  rasch  aneinander  gefiigten  Thcilchen 
besiehen,  oder 

Zweitens  der  £i!ategorie  der  regeliniifsig  geformlen  Kor- 
perchen,die  sich  aus  8ehr  vielen  kleineren,  scliciebar  rundlichen. 
Tbeilchen  sicbtlich  xusanunenselzen:  unil  swar  so  dais  dabei 
eioie  ^linnere  ceutrale  Anziehiiogskraft"  thiilig  sci. 
AU  Rcsullale  dieser,  nlcIil  mil  der  Krystallisalion  zu  verwech-' 
selnden,  eigenlhiinilichen  Krafl  £eien  auch  die  grofsen  Mor- 
pb  oil  the  (die  Iinatra-Sieine  und  Jercn  Verwandte*))  zu 


*)  Zuwelchen  waiil,  nebMi  tHfleo>  aftfkten^  «iidb  die  fcopfgr*(jei)  MergeU 
•    kageln-a^liQmi  wcurcleft^  welt'tw-  in  laaera  ^ti  KamtiicliliUa  i«.  san- 


Wi»eMcliftfleB« 

btlfadrtett,  kideni  auck  das  MUuoakopi  ba  NidfencliiSg* 
die  m  diemv  sweilen  Kal^ne  gehSrea,  uchweise  d«b 
Mck  MS  d«r  erBioi  feioen  TrtUNingi  einfacbe  fehiLdniige  (?) 
KiigdOi  Doppelkagtln,  Nierea,  Do|>pelittereD|  GfiederBtibe 
und  kArnige  Ritige  oder  auck  getappto  und  krondiearartiga 
Gcrtaltca  biUen.  Voa  der  oiorpkolitkiackaob  oder  a^ek 
InrjalaUoi&okeo Kraft  wekker  alee  4ieIaaaira«Sleuie  ikreii 
Urspmig  verdattkeB^  kabe  man  anauaekBaen  dab  aie  ^ydie  tta-*. 
tenellen  Tkeile  ftur  Bfteekankdi  erAie,  nkkl  abar  aie  Ver» 
wattdefe.**  (tiiiq;e8Ulle?) 

•  Drilteaa  entstehen  aber  daan  NiederacUage  aut  vott  pa- 
aaHden  Ebncn  begriiiiiteii  vad  deauuMdi  ecbl  ktyatalBaiaAcai 
Formen.  Henr  £•  vennulhei  dais  oil  dieae  lelatareii  niekl 
iiwaittefl>ar  enlslehoa,  aoodern  ant  nadidMi  die  Subaiatia  be- 
raite  dooMd  ab  Kryalalbnd^  durdi  die  blofa  erdaende  oder 
morpbolithischeThatigkeity  erstarrt  gewesen  wan  hUn 
aUhe  daher  oft  (wahrend  der  Biklung.  yon  Niederschlagea) 
„ein  plotsUcheSj  fast  wunderbar^  Umwandehi  von  kieinea 
Jj^lorpholitben  oder  Krystalioiden  in  eniweder  einfache  oder 
^vielfache  Kryatalkj  je  nachdenii  j^e  sellwi  (die  Morpho- 
„lidien)  einfach  oder  beerenariig  vielfach  gebildet  gewesen 
^waren/* 

Henr  Ehrenberg  ist  sodann  endlich  auch  geneigt  die  mei- 
slen  dralhfSrmig,  haarformig  und  getrojpft  (staiaktitischen) 
vorkommenden  Fossilien  als  Produkte  der  beiden  soe- 
ben,  ala  aweite  und  als  driiie,  gena.nnt'en  ThSiigkeiten 
su  belrachten,  indem  namlich  diese  oder  die  Krystailisa- 
tions -Kraft  den  solche  Fossilien  constituirenden  Theilcben 
wahrbaft  krystallinische  Gesialt  gegeben,  jeile  oder  die  mor- 
pholitbische  Kraft  dagegen,  die  bereits  ferligen  klmen 
Krysialiei  zu  ebenii  nach  ganz  anderm  Formgeseta 
gebildeten,  Aggregate  oderKrystall-Slocke  vereinigi  babe*}. 


digen  Tbalwaiiilen  so  liaufig  liegen  dafii  dieae  letsteren  den  Nameii 
pirojniki  oder  PasteteB-Wftnde  eriialleii  haben. .  K> 

')  IHe  Stelsktiten  und  Stalagnitea  welcbe  maa  ia  KatkliUca  aas  eim- 


Me  iMUm-AMM.  441 

(Vm  ekMR  Mldim  KrytUll-Siack*  boIImi  mh  aim  db 
Iaiatra*8leiii€  dadnrcb  unteraeheiden,  dab  ihre  eonalilmreiideii 
Tfceile  keine  von  der  dea  Gamen  Terachiedne  Gestalt  ba- 
aitzen.)  Man  konne  aber  ganx  im  Allgemdnen  die  bei  Kry- 
atall-Siocken  ▼orkommende  Verscbiedenheii  der  Formge- 
M9tM^  filrdaaGanse  eineneili^  und  fiir  seine  conaliluiren* 
den  Tbaile  von  dor  andran^  venfiairiicn  mii  der  aknlidian 
die  bei  einem  Polypenaiocke  und  bei  den  ihn  xusam^ 
menaelsenden  organiachen  Individuen  vorkonune. 


Refer,  eriaubt  lich,  ab  Kachtng  s«  dea  von  Herrn  Ehieaberg  in 
aer  dritleB  Kalegoffie  seiaer  Beobachtvagea  erw&hatea  neiapielens.  Toa 
Oniwaadlaac  der  Krjitallgeatalt,  aa  eiae  Biacheiaaag  za  eriaaera  die  ilna 
■ar  eiamal  ia  Sibiriea  Torgekoaunen  Lit,  aad  sa  derea  fenwrer  Br- 
fonchang  nch .  demaach  aater  andren  aach  ia  RaiiUind  Gelegealieit 
dafbietea  darfte.  Bei  einem  SchaeefaU  sah  maa  aamlieh  die  aieiBtea  der 
lieiabfidlendea  Krystalle  theib  ira  Angenbticke  wo  fie  fette  Koiper  welche 
die  Lafttempenitnr  besaiiea,  beralirtea  theils  wie  et  ichiea  audi  aehoa  in 
der  Laft  eelbet,  lehaielsea,  oder  Tielmelur  nar  theilweise  xajammea* 
aiatera,  (iadem  eich  daa  eatsteiieade  Waiter  am  gewine  fettgeblie- 
beae  Theile  des  Biaileraee  aaliaafle  aad  aomit  eiae  Toa  der  Tropfea* 
form  TOiMbiedae  Gettali  lieliiett)  im  alchatea  AageablicKe  aber  ia  eiaer 
Aeaea  GcstalC  wieder  entarren*  Die  aeaea  Kryatall-Gestaltea 
ware  a  stete  complizirter  als  die  arspraaglichen;  aach  erlitten 
gewiese  gleichxeitig  aber  leltaer  falleade  Schaee-Kryitaile,  die  schoa 
vrqpriaglich  znaaramengeietster  warea,  weder  Schmelznng  noch  Uai- 
waadiang.  t 

Tale!  HI.  fig.  5.   zeigt  aaler  a  b   o  aad  a'  V   c'   retpelttiTe  die 
nrtpriiaglicbei  die  wahread  der  Scbmelzaag  entataadae  aad 


aad  oft  mil  Kobleaaanre  impragairtem  TagewaMer  eal- 

■tebea  liebt,   scheiaea  doch  aber  ibre   nierfonaig  gesehichteto  aad 

zagespitzte  aaiiere  Geetalt  keiaea  abdrea  Kvaften,  als  dem«  ii^bread 

der  Verdampfnng   des  Aaflosoagsmittels  stattftadeaden ,   Zusammea- 

wiikea  der  8 ch were  and  der  gewohalichea  Moiekalaraasie- 

baag  za  verdaakea? 

K. 


w4t 


Physiluillseh^miitbnttttlMslie  WiiteiiMhaftca. 


die  eftdliche  CcilrtI  swelef  Mklitii  KryiMtf  fliiltr  d  imd  iTtAtr^tttd 
4Mr  irnvwiirftrtighan  Fonpita  dtielfcea  (VftgL  BiWiwfc  Rm#»  BM9fA 
B«richt«  TW^I^&SM).  WoU|e  oma  f^'m^  tor  O^rra  Khnenbeig*!  Krj-' 
fttolloiden  mit  jenei^  tlieilweui  getcbmotzenen  Schneestecnen  rergleicbeii, 
so  wiirde  dieser  letzteren  befrenideiid  scknelle  and  ohne  angebbare  Ur- 
sache  erfotgende  Bntotebong  ans  Krystanen  und  ilir  Uobergang  In  aiidre, 
alf^rdlnga  an  dw  ift  dMr  angeAMett  AMtiidtinig  namhuft  geiaiohten  Oo^ 
illuiltak«i«radMiiiin#es"«iteiMak  Ob  «k«lr  dIeM  ftbar  Jen*  ^aigei  Lkht 
v«ip|u»ifteii,  ob  4as  MigdMBrtt  atatt  iM«»  bitlba  oiMivteikfi  i|a«rocML 


K. 


I* 


•      r 


Nikqlai  Gret^cb's  Vorlesiuig^n  uber  die 

•  ..  . 

Von 

'    W*    S  ell  o  I  l^ 

•  .     .     . 


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1 1 


•  * 


err  Stqlsralli  GreUcli  hal  diese  VorJesungeti  «iurAnsuche^ 
geflcbatzter,Freunde,der  rus^ischen  Litteraiur  iii^  Verlaufe  de^ 
Winters  1839  —  40  gehallepi  und  er  ubergiebt  sic^  deiu  Wuiit 
8che  Mehrer^r  von  ihnen  ^^iilfahrent^  der  QeffenltichkeiL.  Da 
ein  grols^r  Theil. seines  ungeniein  zahlreichen  Horerpersonab 
Vortjriige  iiber  Grammatik  all.ein  zu  trocken  fand^  so  Ibeille 
Herr  G.  von  der  fiinflen  Vorlesung  an  jeden  seiner  Vortrligc 
in  zwei  Thcile,  von  welchen  der  erste^llema|  graomialisclif 
Eigenschaflen  der  Sprache  bchandelli  der  andere  aber  irgeof) 
eiuem  LiUeralur  -  Zweige  gc^widuiet  ist  Diese  Halbirun^ 
schaaeie^  wie  der  Verf.  .selbst  bemerkt^  der  Einheit  und  Voll^ 
sliuidigkeit:  Herr  G.  konnte  jelzt  nicht  mehr  die  grpinmati^^ 
schcn  Regeln  mil  ;^llen  Bew^isen  und  Oeduclioficn  darlegcf, 
und  auch  in  dem  ci^cntlich  litlerarischen  Theile  anifsle  ef 
niinder  sorgHiltig  und  iersdiii!|)fend  zu  Wcrke  gejien. 


I »    I .   '•  ;  t 


O.T9elitesija.o  a««tJfiiiitt  J»«9k4A«  S«.K  UNA.  Z 


.  •«.«'- M 


Mt  iiai«oiMdi-liiiK«»«iMlw  WiMM»MNdMftett; 

In  der  ersten  Voriesimg  begegnet  Herr  G.  sehr  gut  dcm 
moglichen  Einwurfe,  dab  graminalisdie  Beschiiftigung  mit 
Sprachen  eiwas  UnwichUgeSi  oder  nur  fur  Kinder  Passcndes 
seu  Die  widitigaten  Gegenalande  der  mcpichlichen  Erkennl- 
nils,  die  achwiengsten  Probleme  dea  Lebena  und  der  Wiaaeii-> 
acbaft  werden  una  in  der  Jugeiid  vorgel^,  und  ea  iai  nichl 
der  Gegenatand  dea  Lemena  aelbat,  waa  mil  lundunenden 
Jahren  und  Veralandeakraftoi  aich  verandert,  a'ondem  die  Art 
und  Weiae,  ihn  su  belrachten.  Der  ungdnldele  Menadi  be-» 
dient  aich  aeiner  Mutterapradhe  nur  nacih  Gewohnhbit  und 
Tradition;  der  Gtbildole  apckhl  «lid  admilt  iiach  Anidtung 
der  Wiaaenadiaft;  der  Foracher  aber  dringt  in  daa  Weaen 
der  Sprachen  und  Iria  su  ihrem  Uraprung;  cr  felgt  Surer  Eni- 
widdung,  enthtiUt  die  Uraadien  ihrea  Wachadnuna,  ihrer 
Biiithci  ihrea  Verfalla,  imd  atdll  ao  die  Sprachforachung  nut 
den  anderen  Wiaaenschaften  in  gleiche  Reihe.  —  Herr  G. 
geht.nun  auf  den  Werth  der  Sprache  f&r  den  Bienachen  ein, 
berOhrt  die  Hypothesen  vom  Uraprung  deraelben,  handelt  voa 
ihrer  albnaiigen  Fortbildungi  von  der  Bed^itung  gewiiaer 
Lante  filr  £e  Empfindungen ,  von  dem  figQrfidien  Gebrauche 
der  WSrter  und  den  eigenthiimlichen  uniibersetsbaren  Wor-» 
tern  einer  jeden  Sprache,  die  auf  der  eigenthumlichen  Na- 
turanachauung  I  Denkweiae  und  Empfindung  der  einaebeii 
VSllier  beruhen.  Sodann  geiit  der  Verf.  su  den  Einfluaaeft 
dea  VSikeryerkehra  und  der  Volkervermischung  auf  ihre  Spra- 
dien  uber.  Nachdem  er  bemerkt,  dab  dic/Nationen  erborgie 
Fremdwdrter  ihrem  Organe  anpassen,  sagt  er,  dala  eine  adion 
mannbare  und  fiir  die  Scfarift  ausgebildete  Sprache  Recht 
und  Fahigkdt  verliere,  auf  naiUrliehe  und  organische  Weiae 
WSrter  au  biiden.  '  Eine  Sprache  kann  aber  neue  Worter 
hervorbringen ,  indent  aie  achon  vorhandenen  eine  neue  Be* 
deutung  giebt,  oder  Compoaila  bsldel,  c.  B.  aemleopiaanie, 
Erdbeschreibung;  njeboakion,  Himmelabogen;  tje- 
plomjer,  WSrmemeaaer.  Herr  G.  verwirft  dieae  und 
iAnlidie  Wortbildungoi ,  weil  aie  nur  todte  Eraengniaae  des 
menflcUidien  Veraiandea  und  der  Kunal  aden,  dao  1)  Erliu« 


teMDg  tmd  lange  Gewobnheit  ( ? )  Terl«iig|e»,  m  eing^fBhrl 
tu  werden;  2)  der  Kraft  beraubl  seien,  neue  WSrter  m  er-» 
Miigcn.  Wir  imsercii  Theib  wdrden  soldie  neue  Wortbit- 
doagen  niir  dann  nalUnllgmy  wenn  rienieht  apracfagemafSy 
4  h»  ohne  Analogie  in  der  belreffenden  Spradie,  antitandaii 
wkreiiy  Oder  wenn  der  neue  Auadmek  den  Begriff  dea  Fremd* 
wortea  niangelhaft  daraleUle;  sonst  aber  hallen  wir  aie-  fBr 
wabre-fiercicherangeB  aiaer  Spraehe,  an  die  nMm  aich  bald 
gew5hnl»  und  die^eine  kfinftige  Generation,  ja  ein  grofrer 
Thctl  der  Zeitgenosaen  ifarer  Eiitstehnng  ebenao  lebendig  er* 
iaaaen  wirdy  wie  die  Mlleren  Wortbildnngen*).  Auch  darf 
Man  die  Wirfamgen  dea  Geniea  in  dem  BiUinigBgang  der 
Spracben  nidil  Mieraehen;  waa  .ein  Geniua  in  aeiner  Mutter* 
apndie  Neuea  gealaltel,  daa  geki  aua  dem  inneraien  Lebch 
bervor  imd  wird  aoeh  lebendig  naehempfenden,  mag  ea  gleich 
in  der  Periode  der  aegcnannlen  fthnnbarkeit  cnlatanden  aetn. 
ZiigjMeli  mit  der  Sprache  acbafll  daa  Velk  aeine  Mnaik 
in  den  Melodieen  aeiner  Lieder:  m  Volkaliedem  und  Mahr* 
chen '  adiaft  ea  aidi  eine  nalionale  Poeaae;  in  den  Sprileli^ 
wxirlem  ilberipebi  ea  der  Wdl  aeine  Phileaephie.  ^Gliickfieh 
die  Utterainr/'  aagt  der  Verf.  ^die  aua  Aeaer  velkathiin^ 
jBehen  Quelle  ihren  Charakter  und  Uiren  Reidilhum  erhSll! 
aie  braucht  nieht  bei  fremden  Spraeken  aieh  zu  erholeny  wenH 
gie  auch  durch  daa  Aherilunn  geheiligt  aind:  in  aieh  selbal, 
md  ihrem  Boden,  unter  dem  heimiaehen  Himmel  findet  aie 
ein  Geidera,  daa  nur  dea  Bearbeitera  harrt*^  VorlreSfiehe 
Worle,  die  jeder  maaiache  und  deutache  Lilterat,  von  denen 
Mancher,  wenigalena  in  friiherer  Z^,  ao  geachrieben  odef 
gediehlel,  data  ea  ftir  eine  biobe  Ueberaetaung  aua  dem 
Franaoaiachen,  dem  JEngiiaehen  u.  a.  w.  gelten  kSnnte  —  daft 
die  NalionaUliit'  nur  im  fermdllen  Tbeil  der  Spraebe,  nieht 


*)  Im  Verlftofe  seiner  Vorlesangen  bedient  Herr  G.  selbtt  sich  Khnlichvr 
Worter,  z.  B.  nmos  rjenie,  Vferstandet-Aiitchaiiviig  (Theo^ 
ri»).  Wettigsfent  bt  es  ans  ntelit  wahncheinlich ,  dafa  dieses  Wort 
einer  IrlUien  Period^  angehort 


5M  Ilktoritdi-ltligdbtiMfct  WmmmmUtttm. 

« 

In  Drak-  uimI  AnchMttogsWeise  deh  kand  g»b^  niefai  gOMi^ 
behenigsen  kahn! 

Herr  6.  wendfti  sich  voa  der  S|iraciie  «i  ihrer  BM^kfe* 
nimg  dareh  Schrifl  -^  Bilder  oder  Budtataben^  Was  er  b^ 
A^mr  GdegenbeH  fiber  die  OUtiesiache  Schrift  beactlil,  iat 
gvMrtenlkeils  falach  oder  imr  balb  riefatig,  and  eiiie  Wiedar^ 
Iwlung  all«rer  Anaicbieiiy  dia  schon  langie  i^aijtifarl  a^iii  iolU 
fen.  Eilie  anafiihrliabe  mativirte  Widarl^inig  wifde  ^  faiar 
niakl  an  ihrer  Sidle  aain:  wir  begnugtn  juna  dbhar,  in  AH- 
gemaiiien  au  bamerkent  1 )  dala  die  214  sogmamilaA 
SeUiiaaal'  grofettiiUnali  kaiaai^wgea  ElaoieiiUneiabea ,  aan-^ 
dam  nur  die  am  meiiten  ina  Auge  frfkndctt  und  an  deiaak 
ben  Stelte  eoaseqiiaRi  iKiiedcrkabrendeii  Tfaaile  der  Charaklere 
aiad;  2)  dab  weder  Gaaahidile  nodi  Mylbe  den  dufteainhan 
Ckarakteren  die  Hitraglypben  der  Ai^ypler  ais  Baaia  witevw 
legan ;  3)  daft  die  Zahl  der*  wirklidi  Torkomlnaiden  Chatak*. 
tare  niobt  ein  Zehalbeil  eines  Mensefaenlebetoa-  effariiaii>  un& 
erleml  an  werden,  and  dafe  d^r  gemciiie  Mami  inCkina  weift 
Mhifiger,  ah  in  manehem  Lande  EureptVa^  leaeo  nnd  acbrai-* 
ben  kann.  Die  ^aettsche  Spuaehe  ial^  ebseiimi  ihre  Wdrler 
der  Form  nadi  reitie  VVuraein  geblieban ,  ao  reidi,  an  Begrif^ 
fell  mid  NBflfiiciMingeiiy  wie  weaige  Asialische;  und  mmmi 
Ghima  in  adner  aelbstefwodteinii  Cidliir  gldekwd  v^eMfi^ 
ilerl  iat,  ao  hat  adiie  beatindige  SelbalgenugMmkeil 
mid  iaiellecludie  AbgeaeUosfenheil  van  der  ganien  ilbrigeft 
Wait  die  iiieiftte  Sdmld  daran.  Wie  unboreckenbar  Vid  ▼€»«- 
dankl  daa  ganae  geiallge  Leben  ilea  neveren  Buropa'a  den 
liHeraliiren  der  Griechen  und  Remer,  wie  vid  ^m  friaehea 
mid  mannigfadiea  Impalse  ^  weleben  der  gei8%e  Biasieswrw 
kdr  der  europaeehen  Naiionen  ibm  gegeben!  Die  Ghineaen 
kaben  addier  Vorlhaile  immer  entbehren  miaaeB,  imfl  dn 
ihnen  auberdem  die  schdpferische  Kraft  der  Griechen^  fekUe^ 
ao  ist  ihre  Litleratur  (wenn  man  das  poetische  Eleonent  ah- 
rechuel)  zwar  nicht  Iiinler  dcpen  anderer  civilisirlen  VSlker 
Asians  —  denen  aie  in  oiaochem  Zweige  seg^  4iberJegeii 


igl  ^  amM  ^ab^r  iMtr  ihMn  4«»  ultai  vmI  M«en  fiuiwp**ii 

Die  die  W«lt  hafc  ftwiei  voo  eimmder  unabhiiiigige  BU- 
jier-  eder  P^griBmJiriftap  iob  Daseio  gdhracbl:  di^  A«gyp- 
liache  luid  die  Chinesigche.  Der  Ur*Aif  haJketo  wird 
muE^  da  die  Sebcifl  der  Kereaner  ak.eiM  wahre  BiichsUh 
beoechrift  aidb  berauaatelli,  jeUl  vrefdgaienfr  drei  annehnmi 
ttitoseii.  Oak  die  Sebrift  derSeaiiUft  ia  keiACin  verwsiodir 
schaftlichen  Zusaminenhange  nil  der  AU  -  Indttcben  fllfdil, 
dariiber  diMte  vr^hl,  ungeachlet  eioiger  Aaal^gift  des  (aiif  der 
aken  Hrajaim-Scbrift  f flifiMOden )  AelUofiifehen  tSebnftchar 
mkUM  mii  deia  bdiacben,  kein  gegrandeter  ZweiM  i»ebr 
^vmikmi  mm  Unn  J.  lUapr^Ui,  d^  eineB  wnlcheA  Geganr 
^land  niemala  lieftr  uiiteraucbt,  biec  \um»  Auiariiiil  abfa<- 
ban.  ~  Dke  aueb  in  DeutachUnd  nauavdii^fa  wied^r  a^ga^ 
feniGble Hypotheae,  vann&ga  wskber.eiiiTheal  dar  Buehatabon 
db  Siimmorgiiiie  abbUden  aali,.  isl  anhaUbar;  iaiwoU  die 
Nanen  ak  die  urapningliehe  Ge stall  dacaelhea  ^^m.mi 
efideve  Molieba  Objactr,  hin»  derea  Anfaiigaliitt'ie  aie  im 
ehfiniMcbeB  i^praiMlarteii:  ao  a.  a  iat  belh  (baU)  ai» 
Nottftdea-ZeJt  oder.  Hauf;  gimel  (gamaaa),  ein.K** 
■aeel  (ak  Biiebstobey  Kamealbuekel);  dale4h.  (daU.a), 
4m  Tbarfliig#l;  kaph  (fca^p^a)  eine  hahle  Hoad;  m#ai 
(«Ay)9  Waaaer  lu  a.  w,*>  Zox  ficaachniiiig  ibrer  Vocide 
biben  die^GiiecheB,  da  aie  im  pbSnieiseben  AJfdiabete  nur 
.Coiitonanteii  vorfiidmiy  das  jod  und  die  aaeialen  Kebl^ 
tau.le  (ale  wekbe  der  Ypcginrim  yerwandler).fawiihlt;  doa 
al pba  der  Griech«n  iat  daa  «ieph  (Bedeutung;  Stier)  d^ 
Smai/teut  ein  geliadec  Lw^ftndnipby  deaaen  Figor  tioenSiier*- 
k«pf  damteUle;  das  epsilon  isi  ihr  be  (b);  das  emikroA 
ibr  'ajink}  abev  'ajia»  aueb.bei  ijLen  Pbdoicaem  rund  gea#ieb* 
iftSi>  badfiittl  AMge  maid  nicbt  Mit.ad.   fa  .dean  u  d«r  Grie- 


'^"Niir  indanH«br.  tehin,  das  fkberallilret  Zacken'te^C,  diwfiiiM 
asJ^adSaUask  aie^zaiiM  •lieaaea,  da  derZaba  ln'dMi9«aiit.8fif- 
chiktacbaa,  Bchia  aad  «iaB  Mirt. 


JMi  Ifii«oriicli-lkeiditfseh6  WkMwMHsflMi. 


cImi  dflrf  nim  Mn  ffst  kdMn  Sim  iniilwiii  4^  es  oils  Uobe 
Ineinanderschlingung  von  o  und  i;  ist^  wie  deoUiefa  n  erschen, 
wenn  mm  v  fiber  •  schreibl;  auch  isl  dieses  compendium 
scribe ndi  wis  mehrere  andere  nicbt  blofs  den  Phonideniy 
sondem  den  alien  Griechen  selber  fremd  gewesen  und  mie 
Erfinduag  spaterer  Zeiten.  —  Bri  dem  seha  der  Rusasn 
4&rfte  woM  eher  das  Hebraische  schin  sum  Grande  li^jen, 
als  das  Ko|rtisdie  sckei,  dessen  Figor  vielmehr  der  desRus- 
sisdien  schlscha  genau  enlsprichu 

„Mit  Eriindung  der  Sehrift'*  —  sag!  Herr  G.  —  „wird 
^  Spradie  beslimml,  unteneheidet'  sieh  durch  wesentfidie 
Merkmaie  von  Anderen,  und  eriiiiU  einen  eigenlliSmliehett 
€harakler/*  Wir  ml^clrtm  diese  Behmptung  daltin  modttci- 
Ten,  dab  jene  Eriindnng  aur  Fixirmg  der  SpraeKe  ^hr  Tiel 
lieitrSgly  besonders  insofem  sie  einen  DiaMit  ttber  £e  An- 
deren siegen  liiisi;  denn  mil  Wnsidil  anf  swei  versdiiedne, 
ti^nn  aaeh  uisprfingiich  verwandle  Sprachen  bedarf  es  wnU 
kaum  erst  eines  soichen  Milleb,  da  grammatiseher  Aus- 
tausch  selbsl  unler  den  einander  aamidist  vervrandten  VM> 
kern  niemals  stall  findet;  dafs  aber  auf  der  andem  Seile  die 
6chrift  deai  Eindringen  vieler,  ja  unsagliek  vielsr  auslaadi- 
schen  Worter  kdnen  hinfanglicli  slarken  Daomi  enlgegen- 
setsl,  sehen  vAr  an  der  barbarisohen  Verm^i^mg  des  Dmi^ 
schen  mil  Latein  und  Fransdsisch  im  nebsehnlen  Jahrhundert 
Die  Aufbeirahrung  der  Geisles  -  Erseugnisse  durdi  Schrift  ist 
dKe  einsige  Bedingung  sa  vielseiliger  Enlwickkmg  und  Ver^ 
iroDkomimiung  der  inlellecluellen  Krafte,  die  eins^  Bedin- 
gung  sum  Gedeihen  der  Wissenschaft;  aber  auch  ofane  daa 
Medium  der  Schrift  kann  ein  Schats  von  Poesie  und  Sagen 
frbch  und  ungelrubl  auf  die  Nacliwelt  sieh  foKpflonsen,  and 
fiinlangliche  Kraft  besilsen,  dem  inoraHsehen  Sein  der  Nation 
die  hdchste  Sdbstetiindlgkdl  su  %vaiiren:  dies  lebrt  mis  das 
Beispiel  der  Griechen  in  Homeriseher  Zeil,  lehren*  uns  die 
heuligen  Tscherkesseh.  Ein  Nachlheil  der  Lese-  und 
Sehreibekunst  isl  aber  der,  dab  sie  eine  ZeiUang .  den  Trieb 
sur  Nachahinung  und  Auslanderei  wecken,  oder  naeh  Um- 


•ttBden  4ea  (Seiel  gaDs  cJoachHtfcrn  kann*  Das  fimnadie  Ma* 
llonal<»Epii8  Kalewaldi  wenn  es  audi  aekie  heulige  Form 
eral  durdi  die  Schrift  erludlen,  imd  die  lieUicheii  Sagea  der 
Ealban  aind  Prodnde  einer  illiteraten  Zeit;  jeUt  ^nd  dieae 
Volkchen  achon  lange  der  WohUhat  eiiies  A^ihabetea  theil- 
hakf  Hud  ihr  achaffeiidea  Prineip  —  isl  imterg^angaD.  Ein 
mil  Schrift  begables,  mit  ihr  achon  aufge.wachaenea  Voik 
hal  kamn  eine  Idee  von  der  Macht  und  Trcue  der  Tradi- 
tion bei  illileralen  VSlkem:  ao  enetsen  dem  Bfindeti  adn 
aohavfea  Gehor^  seine  raache  sichere  Erfaasung  und  die  liehU 
voile  Anordnung  der  Materien  in  aesaem  Gedachtaiase  jeden 
Anbaltpanoi  dureh  daa  Auge,  der  dem  Sebendan  mienlbebr* 
liefa  adicint* 

Der  Verf*  geht  nun  an  den  Spraehen ,  als  einem  Gege- 
benen,  uberi  macht  anf  die  acht  wiaaenaebaftiiche  Erforachong 
imd  Vergleicbnng  deraelben  im  Gegenaatze  su  der  falachen 
imd  abenleuerlichen  ^  aufmerkaam,  und  falsi  Mn  insonderiieit 
den  Indisch-Germanischen  Sprachenstamm,  zn  dessen  Hanpl* 
Aeslen  auch  das  51  a  wis  eh  e  gehdrt,  ins  Ange.  Wo  Herr  G. 
von  dem  Sanskrit  spridit,  nennt  er  das  Malajisehe  oder 
Kawi  seinen  nachsten  Spr5fsling.  Hierin  begen  aber 
swei  UnrichUgkeilen :  eralens  siebt  gerade  die  Malajisehe 
Sprachenciasae  in  ihrer  grammaUsdien  Gestaltung  dem  San« 
dcrit  sehr  fern,  ^e  ana  des  verewigten  Wilhelm  v.  Hum* 
boldt  und  Herm  Buachmann'a  iiulserst  grtindlichen  Forsehim- 
g^  in  dieaem  Gebiele  deullieh  genug  henrorgebt;  und  wenn 
aiteh,  wie  Herr  Bopp  au  beweisen  untemimmt,  wenigsiena  in 
Riickaicht  der  Sprach-Wuraeln  eine  wahre  Verwandlschaft 
swisebra  dem  indischen  und  dem  malajischen  Spraehensy- 
ateme  obwalten  sollle,  so  wiirde  uns  diese  allein  nimmermehr 
bereehUgen,  in  dem  malajischen  Stamme  einen  nahen  SprSls* 
ling  des  Sanskrit  su  seben*).     In  einem  ahnlicben  Verhall- 


*)  Da«  Kawi,  die  lieilige  Dichterspraclie  von  Java,  kt  ein,  nnr  mlt 
einer  Menge  tpater  aufgenoinmener  Sanakntworter  yerwebter  mat  a* 
jiicher  Dialekt 

Eroiani  Itaf**  Ardiiv.  1841.  nri,3.  36 


nistf'e  tma  Saiiskiil  sleht  die  SenHlMehe*  Spmobeiwiisae^  wni 
sqHmI  die*KellSsclwi&  S(nrachen  aind  in  der  FonH,  in  der  wit 
flie  beiinen  ^lernl^  den  Itido-Germanischan  sehoQ  cnlfremde* 
ter,  ak  z..  B.  tb&  Slawisehe  dem  Deutadien.  AIb  wahrt 
Scbweslarsjiracben  kann  man  nur  auffuhrdi:  Sanskriiy  Al|^ 
Persischy  Godiiaeiiv  AU-Jbw]9cli»  iiltauiach^  Laiainiad^ 
tiri^^clasclu 

fis  folgi  aine  inleresaanta  Cbtfakleristik  einiger  der  ge* 
InldeUten  Sprochta  Entapa's.  Bei  dem  Engliachea  haUa 
Bem^i^ig  vei'dianl)  dafs  seine  Miscbuag  nur  lexi€alis4dier 
Art  isi;  salbal  di^  uiaige  Amalgamation  der  Normiiniler  mil 
d«a  ABgel6«ich8en  bal  auf  doa  Grammatiadie,  ale  dti^aiige, 
was  einer  Spraclie  vor  AUem  angehort,  durchaus  keinen  Eia*> 
flufs  gebabl:  dieses  isi  uobeniliri^  aehl  gemianisch  gebbe- 
ben.  —  Zu  der  Charakteriaiik  dea  Franzdaiacken  bemer* 
ben  wir,  4a£s  seine  malerielle  Verarmung  nieiit  ursprting* 
lich  iu  nenoeu;  sie  ial  das  allmalige  Ergd>iii&  der  immer 
vreiolUidier  nnd  glailer  gewordenen  Ausaprache^  die  eina 
ftlenge  in  der  Schfifl  noch  fortbeslehende  Uiilei-schiede  a«if- 
bebif  Bei  deui  erslorbenen  Organismns  ihrar  Formen  kaan 
die  franzosisciie  Sprache  fast  nur  ideale,  nickt  reale  Be*- 
aeicheruag  verlragen;iiber  sie  is4  nielit  „aus  Lappen  auaafli<- 
mengaflickt/'  sondem  dem  bei  weitem  grofsesten  Theile  ihrea 
Worter-  und  Formen -Yorralhs  nack  (wie  die  iibrigen  roma* 
niscban  Spraeken)  veruiiige  consaqueoter  LauUimwatidktng  $M 
dem  mittelalterlieken  Lateia  kervargebildet.  Van  Fremdwoc* 
tem  kai  daa  Fransdsiscbe  sidi.freiar  erkaben^.  ala  mandbe 
weit  edlere  Spracke ;  aber  bei  der  rdcken  Spende>  die  jadem 
anderen  gaistigen  Vermogen  geworden  ist,  sind  Pkantaaie  und 
Genuith  zieiidiek  leer  ausgegangen.  <^  Das  Italianiacke 
diirfie  woki  ais  eine  i,\veicbe»  aarie.und  Ueblicbe  Spraebe'* 
niekl  erscbi(|)f«nd  genug  diarakterisirt  sein:  as  besitat,  var* 
zuglicb  im  Alunde  des  Fiorentiners  und  des  Rdmers,  eine 
Energie,  in  der  es  kaum  von  dem  Spanischcn  ubertroffen 
wird  —  Jiejenige  harmonische  Rlischnng  von  Kraft  und  Zarl- 
keit^  ohne  uelche  der  vvahre  Wolillaul  unmogiiclu     In  den 


Mr  MterHMhriMwiWbHeii  ttk^  fliaiiiiU«ll«tf  Sprarfie  M'di^ 
hiMiiMlM  Mitli  «t^  UttiJiihiJ  6ihkiilhi<}i/gelwipmc»,  n* 

fiVuM^MD'  uHd  fili^lddMi  MBgiMpifidieii  tnid  Bkieii  ^we^ 
MsiklMiJntertehM  mbebt  hi«r^^^^  Mlfl^  MilmtiOft  d» 
R  hmlli,  wte;  daft'  sdOtfu'  saubeiitre  S  no  Ifande  ikr  SM-i 
liiMdtfrt).  MmAeBi  z^  a  ipi  d«r  „<Mlllielie#  l^^ttrittlv'f  iHH 
jtilMniMliniti  Oi^n  4ie  Dornieni^l^  itar  MeJl^D- Feliw.* 

'•«   •  •     ■       ±IL  I-  '-  Sc  io  m!' Waicdroro,        *      '  *  '    ' 

"••  ;  VedMi1nMBol«narJitetlsoifooM:''v  1 

und  nenne  uns  etne  Spraehe,  in  der  sie  ndeli  mafmlieltef  tindl 
gcHTAkigey  kKngm  s^teto!^^^  i  Wias'Hei^r  G:  fUktt  di«  deul- 
sdr^^rMKe  8i%t,  i^MdieiHI'WiMMfi  iiafridiligstefiDank!  '„V\i0^ 
imllellikr  dem  3mti6 '^r' Jiidd-^^miaiitochen  SpitH^h^h  eril^ 
qiibllefiVbM^  fi^  di«  rij^lBldie  deiAs^  Mdiersprachitf 

iDi^ '  l6lim  -Jidifhtindeflr  'darch  LuiMh«r*d '  BifcfetiHwetWgtiwmg,'  unif 
itthn  M  ftdcbttom  lihA' ftMd&AoAeit;  Hmr  AlMgfteili  in  alftii 

Sffrttth«n^«faHi  dnsufiigtaen^,  lintet^*  ^«n  Spraclfefj  d«r  Ei^ 
eke-  4w  eMM  Stetett'efal;  i>MAs<*hlaAd  ^t  *vot«ttgft#cll#tf 
daft  LaAd  dW  Theorie  iifld"d«rW{»spMB(5hiilbt)r:  Chme^gefehrl^ 
heir,  R«elil9kuiid«,'  itrtSdhdl^'Mc'dicSh  tm^  fHittosepMe'  Ufiheii* 
hier.iii  ihr«i' gattim  QAen^Mtetl' und' verlreit^  bus  diilMiir 
Mtttelj^ilet  Bun^y  das  Lkbl^  d«r  AtifUHrutig'^tiW  M«  1;Mm 
d«r/  'DiU'ch  gf(Mdltelie"Ei4«niuhg  irfter  fr^niden  ^prudietf 
fan^ben  dieDetilschen  «ich!ky>genauen  dasslsehen  UebetiS(ltlBim«^ 
g«fi  die  Lilteraluren  der  NfaUonen  deis  Alteirthanls  nnd^e^e^ 
rer  2^1  ar^geeigrtef.  •Werr  ;dfi9  Detilsche  gt^dHdi  veratoht; 
dem  ikil!*di«  Pfclrl^'in  ^a  H^thUm'j^der^^istMlithali^unil 
LiMeraAur  ge^lTnet.  Jv       .  '.  -  Die:  poelifiehe  l$prablv«'.d«r- 

-    ..      ■    ..  .:■        ■     I    ...      '    .'  .      }    •      •    •         ..  •  ,»       5.i-.'j» 

*)  Die  meiBten  Nord-Kurdpaer  liaben   gle^clisam  ein  luilbfodtes  It,  dai 

36* 


ir^hlbiir  ^  W«rtoni^  fit  wa.deoi  ikiMta  k«taM^  mi  «i' 
Mm  in  kakMr  Aoderm  ^wedtigchia  kMn  <#dar  wtar  ib#r^ 
8#ftsto  woU  W4Mti  wit  GM»liih^  SMlMtcki^  AJmung?); 
M  hat  su  dm  Sdid|lfaiigM  gnrfacr  :Didyber  ab  WwkMng 
gadieni,  uod.nMk  AtfwaiaitQg  Ami  Geniaft  aUe  egdwiMirhm 
Fimnett  xingmMimciW'  vOn  ilea  ZeiMi  dar  MiaaesiDg^r  bb. 
anf:  dM.kaaAigeat  Tag;  nar  die  Spradie  der  daalacheii  Wia- 
sensdiaft  hat  akk  Ungri  ka  4ai|  Faaadn  dea  Padniiliatiiua  hiia- 
geschleppi'*  •  •  .  .  •  Der  Verf.  liesi  nun  den  deulachen  Fhi- 
loapphfai  uber  ihre  ScbweHalligk^  and  flber  die  atyliatiacbe 
Fimternifs,  mil  der  sie  aicb  uoyi^eni,  Mie  nieht  gam  imver- 
Aenle  Epislel,  ahne  darahn  ila^Tielb  and  Originalilai  inZwei- 
M.aif^  aa  wollen, 

UoiW  war  nua  doa  UrOiti  das  VerC  iilkff  aeine  Matter- 
apr4C.hef.;„Daa  Ruwiaehe,  unmitltUNHr .  aaa  den  alien  aiawfi- 
aahen  StMiH^e  hervorgegangeo/  b%t  den  iSftempel  aaageaeid^ 
loiter  NaM&flBQhkeii  :(i«amorodnoat).  Sein  graaa«natiaeher 
«b4:  lexiealiaeiier  Banaei^A  ,toa  bewaademewandiger  Re<- 
gehnafaigMt  and  Siorgfait  (<>lUehetUweat);  von  ianigeaa 
ifaiftawineahaiig  niit  dfii  allgeaieinea  Pn^piea,  anf  mMiaie 
diie  anenechliohe  Rede  gegriiodet.  isU  Bei  der  AMaaaitPg  niei* 
aer  Grammatik  halite  icb  mehrmala  die  SeaierkiiBg  geaiacb^ 
de(a  FreUeiae^t  welche  tiefainnige  Sprachlaraeher  des  Au4aa- 
d^a:  in  VeKtc^eilbielt  geaetot»  in  deir  ruaatschen  Spracb<  v^a 
^fith^  rich  lofen,  R^fela »  die  in  dar  Theeiie  aiiderer  Spra- 
ch^ni  ntangalkafi  bleihen,  fiadea  ihte  YoUtodimg  iai  Ruiii- 
aehen*  Der  atreng  legMche  Chi|ra(^ler  der  Sprache  seagl  veo 
der  imgemeia  folgerechlen  kraftigen  Deok weiae  dea  ruaaiaehen 
\cik/(fij  Welches  diese  Sprache,  gelettet  von  aeinem  gesunden 
VemUinde  und  oiiisikaliacbea  Gel|j>re  aelbst  geformi  hM,  wie 
die  Naidkis^  ihre  aaannigfaeben ,  unnaefaah^iiehea  laid  im- 
Miaprechiichen  Kleiodien  aus  sich  ergieTsL  An  ReicMham 
utid  Gesdimeidigkeil  atebi  da«  Ruaaiacbe  dem  Griechiachen 
nicht  sehr  nacli,  und  kann  sich  mit  dem  Deiilschen  messen. 
Bei  uns  sngt  man  in  Homerischer  Weise:  rmnjanolanii- 
naja  djewiaa,  das  rolhwangige  (oder  resienwangige) 


Mtftgdiehi*' feoAii#ilo#fjeftehilyj4iiiiiyJ^i,  die  rbstege- 
panKerleft  MSifUer;  Ij^poku^rajiA'tt^ra,  Ae'Aci6^«. 
iotrktt  H efa;  fl«kiriiki)rii«llvf>lt«je  m^'t&y  Asm  wl^Hitd- 
finth^nde  (weUhiafhilhende)  Meer^.'  Cihar  tiiMtrtr 
4m  ftHMficlteii  scte  Ib^rulmites  ^riiHih^^l;  u^itl|el,  jvol^jff- 
dii-(ir«nty  vidif  vi^i)  sagen  Miitieiu  Aoa  zwd  Versetiied^- 
nm  Anffngen  gdrfUet,  eineir  *¥alkiip#adie ,  imd  ei*er  iMhr 
MinsUidieny  der  Kindietiapradiey  beaeiahnel  das  Rua^riBdie  e#- 
Ittbeiie  GegeiiatSiide  md  GegMMInde  daa  gewlMMficliaii  Le- 
'bMs  in  vertdbiediier  Weise:  ieh  mma^  ddii  gerade  die  i^ 
Mlii^tdbM  Wertef  Ar  dentelbm  Qfgviff,  Wte  rot  Uad  uaU 
ArMttiiA^');  selrtsftllekiiniil laxity  <B«iek6ii  undWutf- 
gett);ltapar«Ddajekifli  (D«4litiidAxl);  lob  tai4U€llolo 
JRlr  Sllrno'^;  aelbal  it  den  Formeii  d«r  W«itef  wird  dh 
Sriielning'dav  BagiMfb  vMi  Slndi^heii  tdm  Cditfgtn  auagdL 
dtttcft:!,  1.  B.  ogorayiwalj  aaboriMii,  imt  eiiiem  Zoime  an^ 
geben  {umlriedigev,  aiDfti6digoif>  iindogra/datj  a^o*^ 
koialwiefii,  OTt- WnAe  umgobaii  (ungeMir  wie  befVii»dU 
gen);  wjrbjeiiwMj' aljenUy^ne-Bfetfar  weifs^n  <W«ift 
tBAcben)^  wid  tfbfeijotj  ajedinbjiiY  9iavAlleriveir»'  w^er* 
de»,  ergraiieii;  otrbi^jSwa^jaja  oi  wtny^  rich  lo8«ehw8ii> 
ren  von  eiher  ^didd,  uiii  ^b^^/litj  #w}iiyn)iL,  elwM 
iMBgea  y^fthttm"^)^   fai  ftiianVenkMSI  bildet  die  ri^ 

^DIniattdihiiidN)MidHhriui.tiirf.d^^         iMbh»t  t^taiaaM 
/cm  riMliMr  4oft»to^  G¥  •fbafi  afhfL  iii|i^qMPi|iHWP  •M  aaDh^gdbMMt 

•tftd)  nicbt  <Ai  a<;lit  Ra^pisdi  «,nerkeiiii«n,.  4a  sie  .||;evii»  opil  einei 

aelir   spaten  Periode  angehoren   und  Tielleiclit   nock  schwerer    dem 

lebendigen  SpracTikorpet  ticli  aMimiliren  uiid  dieselben  SHfte  einsaa* 

'  gen  dutften,  Ms  2.  B.  i)ept«ro'd  o^er  venrteopUanii?.      "  ; '  ^ 

**)  ta  Denti^ieii  etwa  Maul  iiii4  Maa^^-  Wmii^  «lcha  lMl0Mi  aM 

gar  •«  anioMliselie  BedeMtoiig  eriangt  hitter  wm  bet  Mnem  der  bei* 

den  RoMiarhen  Ww.  d«r  Fail  bt 
^*)  Daa  engtliche  Wort  forehead  (Vorbanpl)  fdr  Slime  Hnnto 

der  ediere  germaiutche  Ansdmck  geiresen  sein. 
^^*)   Otba/iwatj«ja  heifsC  bo^cbstablich :   slcb  von  RtWM  ab*  oder 

ent- gotten  (bog,  Gott)-,  obojat  aber  be^gotten,  alt  goilUch 


JWtf/^ftmiwgA  ifilene)  aidi!  4MAb<^t«!»4»  itf «  Ar^nr  IffsiniMr  Off- 
JmiHi^^  rimteak^  Apr^pbb  :fi^  gur  ^<ite»  IttnMni^  19:  A4h- 

4i|i4  ia  RiiUon^  «»«  tnJc^ie.  Y^lkmrj  \^9Hfr  .i^ii  MdM^e  a^w 
firwidfs  lerh^iliea/  niWisim^.  j n^,.  i^i|$^mr.Fw49frig9tcl^ 

dWtai  l«d  diMk  dM /iwMlUii^Mi  Herrsiifaar !  ¥^r.  4qii»^^  Mifrf 
brauch  der  Gabe  des*  Warles  in  Schrift  und  Dnick  behiilet, 
lull  die  Nation  in  ibrer  Sprache  elwas  Edles  und  Kcusdies 
hmirdmifWMhtim  ^'HohlMil,iiM-d«r  Cyiuatiiiifr  dar  Ans* 
IrtMta,  die  bri  tttehratui  titttlBiltetr  ¥Wk«M  Ddidwg  «Bdeii, 
fremd  geblieb^n.flitlii./  Dageg^n  be^t  sie  iu^d^rb  VbUL^fhum* 
fiche  £igen8cbafteni  als  WUz^  Laune^'hariiilose  SchalkhaAig- 
keiiy  die  ebensowolU  ifi  4w  Ge$pra<^n,  d^s.  Volkes^  >yie.ui 
4i(>  Littaratiur  aich  kimd  gabea'' 1 

•  .?        I.    '      1*  i»     .       ,•■■•'  -,  fl*  •• 

•  .,bi]fiaii44Mn.    Duroii  ^u  Cr«br^uob  f[pK,  mit  si^m  tnilwm/dh^c\L  ge- 

.  «prii    ngUdi  nur  das  Versichef n^  Abadhworen  lu  s.  w.  onter  AnHibriiiig 
dea  goUlicben.  Nameas  beseidm^tea. 


Gretach**  ¥wtwi»«i  dbcr  dk  KmumcIk  Sf raclte.  &U 


W4r  Bind  weit  entieriil,  dm  TreDiclAeil,  die  licbe  fiiU* 
smtJUkf   und  den   lebtmvoUen  Ovganumua   der   niisisdiea 
SfAraohe  s«  imrk«iuMii,  aber  avch  ebenm  Qbcncug!,  daCi  m 
diose  fiigenselKiflen  nichl  de»  Roftsischeii  iSbwca  alleia 
verdankk    Ak  die  Shmmh^  Spraehe,  an  Avekber  aUe  jus» 
aeicltaienden  Eigenicluiftcn  der  nacbmaUgenSpriichen  dieses 
Nemeni  liwUe  TOllaUindig  enifvickek,  ibeils  yorbefeitot  tind^ 
sich  eeil8M8ii^  wganiairte,  gab  es  noch  ebenao  wenig  eii 
Atfssisebea  Volfc)  ab  ein  iSerwiscbesy  Poliaebea  eder 
Bdhukiciiea:  Alle  aind  einelr  gemeinaraien  Wared  entsprost- 
fteO|  imd  ^«enn  einige  dieser  SchweaUr-ldiome  daa  fiild  der 
Ercengerin  Aller  mil  grfiberer  Tr^ue  dawaleUeD,  so  sbd  aueb 
gUicUkbe  UmsUinde  dabei  ihatig  gewesen,  und  die  Erienge* 
ffiti  selber  bad  dasjenige,  was  ibr  die  Fafaigkeift  gob,  nur  eo 
and  nichi  anders  sieb  su  aiiwickebiy  noch  ^el  weAer  bar 
nberkommen :  es  flo&  aus  dem  in  verwelUiehes  Dnnkel  |[e* 
hiiUlen  Urqttell,  der  sammibcbeD  indo  -  gerBSaniscb^n  Grund^ 
apnMthen  ibr  bewoDderaawiirdigea  Dasafai  ge|;ebea  bai.  Wcnn 
aber  demitee.,  als'«BiaaL  Aualaftdar,  iiberhaupl  ein  Uribeil 
•ber  die  abifrnqhs  Spracbencfaiaae  aosteb^  so  wagl  er  sn  be* 
baiqiUm,  da&'die  itenigaten  Eigaoibiinrfichkieiten  der  gebible* 
km  wesUlawisclien  Idbme»  wie  PoHacb  und  Bahmmcb,  ali 
Verkummerung  oderVerbastardungdurcbEinflttsae  vanidulsea 
ber  su  betracfaleki  sind*  -^    fiire  Grammaftik,  an  deren  Ge- 
stnllung  Deubch  und  Latrai  gewib  keinen  Theil  baben^  er<» 
scbeint  nns  in  einifen  Parlieen  vollknnininer,  ab  die  Ruasi« 
sebe  aelbst    Die  Wunebi  oder  Kenilirdrier  haben  iin  RassL* 
acben  grOteendieils  einen  raineren  nogelrubieren  Cbarakler) 
Amr  es  febii  niebl  an  Beispielen,  wo  daa  Umgekelirlie  dM 
FaU  isl;   ao  t.  R  beWabri  das  Poliacbe  mondry  (klug, 
we&ae)  die  indo«'gemMinisehe  Wurtel  fiur  den  ken  (inain) 
▼itl  laenar,  als  das Rusaiache  mndryi,  in  wdcbeaa  tte  wuiufn 
baft  ventinnmeli  encbeint    Wir  \v^dea  diesem  ganzen  G^ 
gensiande  vieUeidit  einoial  eine  genauere  Unlersuchung  vfid-^ 
Mtn.  —    Das  gegenseitige  Verballnila  der  gerui  anise  hen 


\ 


Spniclic9i  koiinie  hakt  to  tnamher  Parallele  Staff  g^ea:  so 
I.  B. .  diirfen  der  Dane  uikI  der  Sebwede  nodi  graBOMili- 
teher  imd  lexanlisdier  SprachgulMr  aack  rOlunett,  die  iwt 
ntia  Deiiiache  tlieiia  ganslieh  varforen  aind,  ikaila  niir  var* 
k&Dineri  unler  una  aich  erhaiian  liabea;  darads  erwichal 
•ber  den  Spraclien  Skandinaviena  nkht  elwa  daa  Recht,  in 
dem  Deoladien,  daa  wieder  seine  eigeaihiinlielien  Veraiige 
hat,  erne  entartete  Schwest^  oder  eia  ungeralhanea  Kind  an 
aehen*  -*  In  dem  Uoastande  endlich,  dab  die  ^larasekea 
Einaelaprachen  fiberhaupt  imd  daa  Russische  inaonderiiMt  (aat 
gana  dine  Dialekte  suiidy  wurden  wk  eiier  einen  Naohtkeil 
ak  einen  Vorlheil  erkennen^  ware  nidit  der  Stamat  dea  Ait^ 
iShwischen  im  Hintergntnde ,  mit  welcbem  nanientliek  die 
Sprache  der  Russen  wot  ianiger  ausammeobSiigt,  als  a.  B» 
unaer  heotiges  Deutscb  mit  dem  Gaihischen  dea  Ulfilas.  »In 
ihren  Dialekten  seheint  aich  das  geisUge  Gemeingnt  einer  Na- 
tion auf  deu  ersten  BUck  au  aersplittem ;  idlein  flire  edelsten 
Krafte  entwickeb  sich  dureb  dieseiben  nnr  mannigfalliger, 
und  Allca  wirkt  ooit  der  Zeit  auf  den  aiir  LiUerstur-iS|iraehe 
erhobenen  Dialekt  segenareieb  zuriick,  voraosgaselaty  dab  ev 
aicb  nicht  voroehm  isetire  ond  van  dem  awar  versehiedemar-^ 
ItgeOy  aber  doch  acht  nationaien  Erwerbe  aeiner  Broder  anl 
weiser  Oekonomie  Gebrauch  macbe. 

In  der  vierten  Vorlesung  lat  eine  Gesehiebte  der  ruarir 
aebea  Sprache  bis  aur  erslen  Dammerong  der  Litleralur  ge- 
geben*  Hier  beriibrt  der  Verfaaser  aunacbat  die  versehiednen 
alien  VSlkerafige  aua  Aaien  niicb  Em'opa.  Man  bebauptet, 
dab  viele,  %vo  nicbt  atle  Vdlker  des  indist^  -  emropaiscben 
Stammes  fiber  den  Kaukasus  in  Europa  eingewandert  aeien; 
allein  diese  Hypothese,  der  \nv  aoch  den  Titel  Kaukasi- 
aobe  Ra^ e  yerdanken^  bedarf  noch  aehr  dnes  Fundamenlea; 
denn  swischen  den  Spracben  Georgtois  und  der  Kaukasiacben 
Region  auf  der  einen,  und  den  Curopaiscben  auf  der  anderea 
Seile  liegt  —  wenn  wir  das  Osseiische  ausnehmen  —  bis 
jelat  noch   eine    unttberspiingliche  Kluft,   und   man   ist   um 


hiB  b^iMT  dkran^  «miii  man  dBcse  iOoft  dmrdi  AfanalNM 
•coMr  Vermbdraii^  der  ci^^aillieheft  Kaukatter  mit  Samkeil 
«d  Talarai  atnofallaii  Mcht  ~    Der  SfaMiadia  Slamm 
ipitt1)rcitele  aich  rmt  aMe»  Emwandereni  au8  Aiieti  aai  Weft* 
leateQ,  da  er  auf  die  imeriiieiiUeheii  Ebcnen  Oat^Enropa^ 
aogewiesea  wan  er  muTs  tchon  tange  vor  wiserer  Zeilreclw 
Buiig  in  acinen  heatigen  Wohnsttaen   gehaust  haben*     Uaa 
daa  6le  Jahrhiinderi  madtien  die  Shxwen  yerheerende  Ein* 
lile  in  daa  rfimiadie  Reicii. «—  Yen  iiirer  daniaKgen  Spraehe 
aind  una  kcine  Denkiniiler  gebtieben.     Die  ttaliiehaleii  md 
ndrdlichaleii^  in  Rv&lattd  luruckgeUiebenen  Aawen  Iheikeil 
aieh  bald  ia  swei  HatfpMSmnie^  Grofa'*  nndKlein^Raaaeii; 
die  Mch  jeial  in  MniMiari,  Silte,  Kieid«ig,  Geaichtazi^en  siA 
unteradieideni    lai  9len  JahriMmdeH  cnlatand  ditrdi  Witl^ 
adie  Oder  Nomilnntaehe  Ab^iAeaever  eih  Reidi  der  roaiW 
adien  Siawen;    die  Yermiaeliai^  dieaer  germaniBchen  An^ 
ktaamfinge  mil  den  Eingebomen  wirkle  aoviel,  daft  mandiea 
alldeutaehe  Weri  ina  Roasiaeiie  libergingi  wie  denn  mii  de^ 
Griindiing  dea  WaragentaoleB  die   Geaefaichte   der  vntai^ 
achen  Sfraebie  eifii  - anhebt.    Unter  den  von  'Herm  Oi 
dtirten  Wtfrlem  bafinden  aieh  aber  gewifii  Mehrereibd  d«M 
nen  an  keine  Erbergung  tn  denken  iat,  a.  fi.  moioko*, 
Milch;  dol|  Thai;  djeliij,  Iheilen;  dwer,  ThCire  {wo^ 
far  man  adien  im  Peraiadien  der  aagt)  tt.  a«  w.    Die  vef^ 
nehmaten  VefSndenmgen  wurdaii   im  Ruaaiaehen   herbeigap-i 
liihrl:  durch  EtnfiUtnmg  dea  chrialfichen  Glaubens  gegenEivda* 
dea  9len  Jabrhunderta  —  durch  die   drillhalbhmidertjahrig0» 
Herrachaft  derTataren  —  durch  die  Herrachaft  der  Polan  ini» 
weatiidien  RuUand,  und  endiidi  dureh  4ie  Epbehe -Paiet^a^ 
dea  Groftab*  ^    Daa  dawiaehe  (kyiiliiadie)  Alphabet  erfati^ 
den  in  der  Halfte  des  9ten  Jabrhunderta  die  Griechen  Me». 
Ihodioa  und^  Kyrilloa ;  dieses  hat  sich  mit  einigen  Modification 
nen,  Abkiirsungen  und  Zusalzen  bis  auf  den   heuligen  Tag 
erbalten.     Die  sogenannle  Glagolitische  Schrift  iat  nur 
eine    durch  Verzierungen  verunslaitete  Kyrilliachci  von  der 


wefll^«Uwik€hAi  Gtfitliciik»it  im   idlMi  JiUiturferi  tik  :4m 
Dolmtlier  trdftdbt*).     Dk  £rfMct  M  kTRMbdwii 'Alplui. 
betes  iibsfottatcM  die  EvaDgeliai»  dfe  AfmM,  4ai  Psalter 
UBd.  aiMiere  %taa  GoUeadieMi  noUnvvedii^  Bueher  hn  des 
jSlawiscliet  sie.  verlkilircii  debet  straig  wotiiich,  aUe  EigiiH 
tbiimKcbkeiien  des  Griechiflchsn  beibeballcnd ,   nnd   nahmen 
eedh   medches   gnecdiache^  Werl    imfibeiaBetst    eeC   .  Diese 
'Sprtchb  der  Bibel  gevwme  immer  mehlr'  an  £hrwiiffdigkeit 
wid  behauptete  skk  .eiiie<  laoge  Petioda  biDdurdi  ebi  die  111* 
tereriscbe  Sprache'  der  lUineii.    Das  aitesCe  fndU  geisllidie 
DoeHOent  deieelben  eiiid  OJeg's  tad  Igor^s  Verlrege  mit 
ByMAK,  bus  den  Jabres  912  uad  94&  ~    Der.  Moiich  Ne- 
elor  isl  die  merkwisdigste  Person  in  der  ailen  Gultarge* 
achkbte  Rufrhnds:  ihm  verdsnkt  inan  efaie.bb  ins  ISHe  Jahr^ 
hundert  reichende  .Chrenik>.  deren  wesenllicbfln  Inbek*  k^abe 
ki!ilis<^en.Se|ibisaien.BiederncsiZeiL.widerlegen  kimnte.  Das* 
selbe  Jahrhutideri.  bintef Jkfo  Bulsiand  ein  Dcbbnal  damaligei 
Pcfeste  in  d^m  Liede  vem '  ungtieyieben .  FeUauge  iM  nor- 
dlwfaen  F«ir8te&  tfj/w. .  Die  Hcraeheft  der  IMhfngeiea  ver«* 
iClchle  kieder  das  jimge  FlamiKfben  ^der  rinsiieben  irtifUe* 
niAg;  Glaubei  Wisscoschaft  und  Litftdratur  erfaielteii  sieh  in 
jen^m    taraurigon  Zeitaraum-  nor   bei  den    Atbncben.   .  Weil 
gntisere  Gebhr  drdbte  aber  eacbmals  der  nlssisebeo  Intel- 
ligens'  und.Spracbe  ▼en  Westen  her,*  afe.i£e  altai  Ueifnal* 
Iteder  d^r  Kn^ase  ^  Polca  kaoien,  imd  aile  ffid&matiUit 
d*r  Eangebomed    planmKfiig   erlodkt  ivenden  •  aellte.     Aus 
dieser  Periode.lmlei  der  Yerfuser    den   batbdriscben  Stil, 
4er  \in  Rufalands.  geiafUchisr  <ttad  welUicfaer  litteraUilr,  nut 
wenigeii  riibmicbai  Ansfiahnien,  bis.  ins  ISte  Jahrbunderi 
berfMhie*    Dj&  reme&faeidbng  «kr  tilssiadien  BiidiarqpraGbe 


"    '    ■        »       ■ 


*)    Proben    der   glagolitisclien  Sclirift   aiclit   man    unter  Aiuleren   aof 

•  _  »  .         • 

dem  Facsimile,  welcheb  einer  Abliandluiig  dec  zu  fruli  verstorbenen 
Sergij  5lrO]ew,  den  beHAinten  Codex  von  Rheims  beireficed^ 
bdjgegebeB  ui.       - 


GfclMh*s  YogtowmgcM  ober  die  -RvMitelM  Spncbe^  Ml 


von  der  Kirchensprache  ^rfolgle  in  der  ersten  imd  die 
dung  des  heuen  nissiaclien  Slils  in  der  x weiten .  Halfte  des 
]8ten  Jahflinnderls.  • 

Hier  brechen  wir  ab^  urn  in  einem  sweiten  Ariikel  fiber 
den  femeren  Inhalt  dieser  Vorlesungen  zu  berichten.  Wir 
werden  dabei  haaptsachlich  den  litterar-historischen  Theil  des 
Bucbea  beriicksichligen ,  worin  Vieles  aus  einem  neuen  Ge- 

Leben  der  beaeutendsten  ochpftsteller  mitgetheilt  smd. 


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Beitrfige^  asm  Klimatolo^e  des  Rindschen 

Reiciies^ 


TOR 

A.     E  r  m  a  n^ 


L    Ueber  das  Klima  von  Ross  in  Californien  und 
Herrn  Tschernychs  meieorologische  Beobachiun- 

gen  an  diesem  Orie. 


Herr  E.  L.  Tschemych,  ein  ehemaliger  Zogling  der  Land- 
Wirtbschaftsschule  in  Moskau,  lebt  seii  Echn  Jahreny  im  Dienste 
der  Russisch-Amerikanischen  Handelscompagniei  in  der  Cali- 
fomiachen  Besitzung  derselben,  tbeils  an  der  Kuste  in  der 
Niederlassung  RosS|  theils  in  einem  15  Wersi  lahdeinwarts 
gelegnen  Rancio  oder  Hofe  welcher  seinen  Namen  ftihrl 
(Rando  Tschemych).  Ala  wissenschaftliche  Fnichl  seines  dor* 
tigen  Aufenthaltes  hat  er  die  Thatsachen  weldie  luer  be- 
nutol  werden  sollen^  in  dem  Jumal  der  Moskauer  agrono- 
mischen  Geselkchaft  bekannt  gemacht*). 


*)  Jaraal  «elfkago  choiaiilwa  i  owsewodfCwft,  iidawajemy 
ot  IraperatorikagoMoskowtkago  obBchlichefCwa  «eIikago 
chosaittwa  1841.  Nr.  9  d.  L  Jarnal  far  Landwirlhtchaft 
nnd  Scliafzuchty  herausgegeben- von  der  KaisefL  okonom. 
GeielUcbaft  in  Moskaa. 


Die  stmaditl  MglnidUa  HiiimMwiscn  ider  Lirft^Teiii- 
perabir.  jscbfinfii  mir  vpr  alletn. v5chtig,  jodem  bk  jeUt  unsre 
Kemtlnifs  von  dem  thcmiisclien  Klima  jener  Gegend  nur  durch 
emige  ThertnomeUr^Beobiicliiungen  auf  Capitain  Beecheys 
SdiUTe,  und  ^uf  dem  Krotkoi  bei  San'Frandaao  jm  Deotin- 
ber  18S9,  ao  .v4e  durch  diet  Temperalur  sweier  ()ueUen  be- 
grfindet ,  war  welche  ich  be!  demselben  Orte  und  in  demsel** 
ben  Blbnale  bealiinoit'  habe  *).  Herm  Tschemyclis  Thermo- 
meter tiing  .bei  Rosa^  dicbt  am  Meere^  an  einer  n^ch  Norden 
gerichtelen  Hokwnnd,  wtlcfie,  wie  der  3eobachtep  bemerkl^ 
von  dem  herrache^iden  NW.winde  follatfiodig  beatriohen  wuvde. 
Die  aua  den  •  Abiesmigen  ddsselben  gescblossenen  Mitteltem-j* 
peraturen  Wielche^  in  den  eiiixelneii  llonalen,  dreied  verachiedr 
nen  Tagesslunden  sukomiiien,  aiod  —  wie  aile  bi^r  anauflili^ 
renden  — •  in  Reaumuradieii  Oraden  ansgedrftckl,  mid  mf 
gehen,  da  die  Tage  nach  diem  Slyle  benartnt  wurden,  re- 
apektive  fur  die  Data  Januar  27^,  Febniar  26  oder  26^^ 
IRarz  77,5  u.  s.  w.  nacb  gewohnlicher  Zeilrechnui^.-^  Pja- 
dlichew^t  Ruasiache  Gouyemementa  Karle  ael^t  den  Be<- 
obachtungsort  bei  Rbaa  mn  4S  nordlich,  und  um  1^34' 
weatlieh  von  San  Frandiaco  und  mithin  (n^ch  meinen 
Bestimumngen  ftir  diesen  lelzteren  Ort**))  in: 

38*34' Breite 
233»4r  Osl  von  Paris.    . 


*)  Anhaaa  aa  KiaitSi  Lfhfbacb  d^r  Meteorologie.  TheH  II. 

Seite  580  and  ^7  iMifl  B.9ii<eq|^uiigeii  iber  N«a-Galiforiiie4| 

ia  BergliAna  Annalan  def  f^vdimadc* 
^)  KrfiMi*t  Reite  n.  t.  i<.    f lifiiUt  BeoM».  BUnd  1* 


.*. 


I   •• 


Ef  %iiife  '4ibcr  jMd  g9ftnftn"MtfiM 


li  '  •   ••  \ 


«i 


Ltift-TemperaCur;  |      AiiziM  def 'Tag*  hilt 


.1837. 


Februar 

Mara 

April 

Jupi 

Juli 

Atigiirfl ''   * 

September 

OpioKor  . 

November 

December 


Jasiuar 

Februar 

Marz 

April 

Afai 

Juni 

Jnli 

August 

September 

October 

November 

December 


■ 

fl     ■    1 

•: 

,          • 

. 

1 

■ 

4«,64 

9»,70 

5»,5l 

.4. 

3 

8 

21 

1 

5,64 

9^ 

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6 

..2. 

11 

9 

-"— 

6,09 

10,67 

•6,8i 

7 

7 

3 

14 

— 

7,60 

11,13 

7,46 

9 

4 

5 

12  1 

1 

7,93 

12,58 

7,% 

.2 

12 

4 

•13 

-^ 

6,96 

13,96 

f,10 

1 

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8 

13 

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9,22 

•13,51 

9,51  • 

0 

15 

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• 

8,77 

13;87 

^,87 

0 

11 

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16 

—  ■ 

8,90 

1S,48 

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1 

M 

6 

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1 

8,16 

13,74 

8,90 

1 

5 

3 

22 

■  ■ 

8,03 

11,73 

8,53 

6 

2 

10 

12 

5,67 

9,87 

6^ 

12 

5 

7 

7 

1 

■ 

1 


EmuMiV  BiiMge  Mir  KlmMloloele^erR«M.'ll«iolieB. 


1839. 


Lull  -^tTempenilttr. 


Januar 

Februar 

Mars 

April 

Mai    . 

Juiii 

Juli 

August 

September 

October 

November 

December 


18- 


2u 


8" 


a  it^®      .21 


6»,09 

7,21 

7,22 

7,00 

9i22 

10,43 

10,25 

11,03 

8,50 

7,45 

6,10 

742 


10",80 
11,57 
11,00 
10,90 
12,09 
13,76 
13,35 
14,88 
12,93 
11,83 
10,66 


7»,29 

8,17 

8,00 

7,93 

9,58 

10,58 

10,38 

11,12 

8,7# 

829 

6,66 

7,80 


AimM  der  Tage  nrit: 


i§i 


0 
2 

8 

10 

2 

0 
0 
0 
1 
6 
1 
13 


7 
3 
7 
6 

8. 
8 
14 
3 
5 
2 
1 
8 


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2,5 


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9 


13 
4 
6 
6 
9 

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6 

7 

3 

6 
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0 


11 

19 

10 

8 

12 

13 

11 

21' 

21 

17 

21 

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1 


1 


..  1  .^. 


184a 


Januar 

Februar 

Miirz 

April 

IVIai 

Juni 

Juti 

August 

September 

October 

November 

December 


18- 


4»,16 

3,03 

4,38 

6,36 

9,77 

10,53 

10,93 

10,32 

10,10 

8,93 

9,86 

6,83 


2" 


8» 


50 

9 


e  o* 
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Si 


9«,12 
9,41 
8,90 
10,93 
14,22 
H20 
14,90 
13,35 
14,06 
12,54 
12,60 
10/42 


4»,58 

11 

1 
■  • 

1 

3 

16 

1 

4,56 

8 

4 

1 

16 

1 

•6,09 

7 

4 

3 

17 

-« 

6,86 

2 

2 

16 

10 

.-^ 

10,29 

1 

1 

12 

17 

— — 

10,16 

0 

6 

5 

19 

-^  ; 

10,54 

0 

13 

10 

8 

~~^ 

10,22 

0 

12 

6 

13 

10,46 

0 

4 

7 

19 

.^« 

9,09 

1 

4 

7 

19 

9,56 

8 

1 

5 

16 

.—. 

7,51 

2 

4 

8 

17 

■ 

1- 
1 


*)  In  dem  Russisclien  Aafsatze  haben  fur  die  Jahrc  1830  und  1840  die  Zah- 
len  iieJche  hier  unter  Bcwolkung  autgefiihrt  sihd,  die  TJeberschrift 
TlellerHimmel  und  nnigekelirt. ^—  Ich  nchmean  da(s  dieses  auf  einem 
ficbreib*  qAw  Dmek-Feliler  bemht,  weil  sonst.ein  kavm  glanblkder 


»yiiUlii<h  -wftitMMinliiHm  WJgnijfJMrfibHL 


Atis  4ieimi  immiUellNHriii  ErgdkoiaMfi  Qber  cinige  stttnd- 
liche  Temperatureny  habe  ich  xuerst  die  miitlerenTa- 
gvstemperaluren^  ebenfalls  flir  die  HiUen  der  Monate 
nach  altem  Style,  mil  Hinsuiiehttng  der  stundliclien  Tem- 
peratunnessungen  in  F^adua,  abgeleiiet  Beiekhnet  man 
nSmlich  mit  M  die Tagesleinperatur  fur  Padua  und  fur  eineo 
der  Monate  oach  allem  Style,  mit  (19)  (2)  u.  a.  w.  die  Tern* 
peratfir  fiir  diese  Slunde  an  demselben Orte  und  fiir  die 
geniinnten  Jahresabschnilte  gultig,  sowie  respekiive  mit  P  und 
mit  R  die  eq  Padua  und  Ross  swiaehen  gleidien  Tages- 
•tunden  und  in  gleichcn  Jahreszcilcn  alattfindenden  Zuwiidise 
der  LuA-Tempefalur*),  so  erhiilt  maqi 

tixr  Padua. 

AllenStylesjII 


(19)  +  (2)  +  (6) 


9 


±.Bl 


R 
P 


• 

Januar 

F«bruar 

Man 

April 

Mai 

Juni 

Jdi 

August 

September 

October 

November 

December 


0'>,26 

-  0,2a 
0,40 

•  0,79 
1,17 

•  1,33 

-  1,3(1 

-  0,90 

•  0,53 
-0,39 
.0,38 

•  0,38 


—  0«,17 

—  0,14 

—  0,03 

—  0,13 

—  0,36 

—  0,29 

—  0,17 

—  0,11 

—  0,14 

—  0,19 

—  0,27 

—  0,23 


1,669 
1,617 
1,312 
1,164 
1,056 
0,986 
0,776 
0,768 
l-,085 
1,331 
1,102 

1,414 


Untecscliivfl  in  Bexichiing  anf  Wolketihildung;  xwUchen  de«  Jahnm 
1637  iili<l  1838  Ton  ikr  einen  niid  1830  und  1840  von  der  andeni 
Srite  sUttgefnnden  hatte. 
*)  Ich  Italie  namlich  die  Gi<j£se  (2)  —  (10)  +  (2)  ^  (6)  nach  d«s 
Beobachtungen  im  Jalire  1837  zn  Koat  nnd  dann  (2)  ~  (18)  -f  (2) 
—  (8)  nach  den  daaelhat  in  den  drci  folgenden  Jahren  angeatelltrn 
BeobacUtungen,  einzein  mit  den  ebenao  gebildeU*n  Grdfaen  ant  den 

MeEinngen  in  Padua  fiir  dietelben  Zeilrauine  (das  Mittcl  der  Monate 

R 

nach  altem  Style)  Tcrgticben.    Die  oben  angegebenrn  WerCfae  Ton  - 

aind  dalier  ein  jeder  aua  vier  einzelnen  Bestimmongen  henrmrgegnngen. 


i 


RraNlB^JMWi^t  «KC  JUiMMlttie  dit  Uu§.  adehet. 


Efitil!  dNte- all  drtit  MiM  ate  4tti.drei  mC  •iiMk»Tiig  be- 

:MigBcIito.  AngilMi  voa  Herni  Ttekcmydi,  fOr  das  Jabr  1637 

.4ii#  FmteSl.dtr  m  gUidiMi  Tage  gahorigm  ZaUes  Ma  ikir 

ilaten  uoi  ausi  der  3tcii:S|Mille  dor.  vintdMadtn  Tafel  — filr 

jatbif  dar.drd  foigaodM  JafaM  aber  4aa  anabgfr  PnrfinA  alit 

:imi  ZaMm  4er  3ten  iMd  dimt  Spdto.dUier  Tafel  aidirt 

iMrdiii.  .  Stia.idadurclr  erkaKaacd  J^^bet^  welcbe  hiamaifctl 

folgen,  werdea-  aich  von  den  gesuchten  Milteltamp^tatai- 

ren  far  einseloe  Jahrestage  kaiim  in  den  Zehnlheilen 

der  Grade  tinterM:lieiden.  —    Uater  den  MKUelwerthen  fOr  die 

vier  Jahre  babe  ich  sbdann  hoch  die  Dauer  des  Regena 

in  den  eintebien  Monaten  d  h.  den  Quotienten  der  in  dem- 

aelben  vorkonunenden  Regen^gey  dkirch  die  Ansahl  aller  Tage 

deaaelben  Monataa».aufg!efii)4r^ 

JFiirRbsg    38*84' Breilc 
i***^'^'*"233Mr  Oat  r.  Paris 

Alten      I  1837.  |  1838..  (  1839.  |  1840.  |      Vier  Jahre 
Styles.     I      J^ittlere  Tagea-Temperaiuren.       jRegeadawer. 


} 


Januar 

Februar 

Mara 

April 

Mai, 

Juni 

Jufi    . 

Aagiut 

September 

October 

November 

December 


7*,77 

5»,66 

6»,75 

8,76 

5.44 

7,13 

8,70 

6,42 

7,98 

8,46 

7,90 

8,59 

-9,92 

11,05 

10,37 

11,30 

11,34 

11,07 

11,16 

11,95 

11,50 

12,10 

"«S 

11,73 

9,91 

11^9 

10,65 

8^94 

9,1M 

9,52 

7^7 

^^^ 

8/» 

8»11 

7,98 

7,52 

0,201 
0,178 
0,226 
0,208 
0fi64 
0,016 
0,000 
0,000 
0,000 
0,097 
0,167 
0,363 


j.hfM  -MitteL!  9«,5t  I  8»,96  I  9«,39 1  9«,22l9»>7  j    0,129  '" 

Ea  folgt  ana  ^estn  Zithlen ,  wenn  T  die  'Af ittlere  Tageatem- 
peraiur  bexeldUiet  welcbe  einer  um  n  Blonate  nach  Januar  o 
neuenStyles  eintretenden  Jahreaxeit  entspricht: 
,T  sp  +  0?;J67   +  2*,380  m  Ma  -  4)  3p«  +  MV^S^iBO) 
...         4-  ©•,087  Bin  ((n  ~  i)  60*  +    3B*ae',45) 


f  Rbm.  AidiiT.  tHU  Hfi.  9. 


37 


t*ltfr<iilllnDi'  liialfriWMiiitiilii'll^lliiiilifltfciiliai  '  t 


vKat4r««AikigdKn-'in  vonNtAMiler  Tiifclii  -w««den->iAii«lif>  JUiMii 

Ih  tlt^M/  i^waak  iMaii'  kor  Seadi  'cwtb  «(|U  fiiMMri'  Mbe- 
•Mft;  F«r  dio  MMlen^lvr'MNlite  WM:h;nku««i  St-yy:  glibt 
dnisaibes  «o«ie  «m  iiiwiirKiiit . «t* •  CHwkfliMig  iMp" fW- 

••  ^'Wir-  '8&f34'  Breite...     .    .  ^.  j  •,  •,;..  i  ^  •.  ■• 


•       i 


• »     .\ 
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I  I  I  a  , 

iNqnefi      Tngesicni-  ,  Kegen- 


Siyi<*;.'     |)ertitur,  'T.\^  ftiacr, '«: 


t  ii  *t  t  *  I 


•lAniinr 

{ebriiar 
•  to" 

'Juni 

Juli 

,.     Pc|o|]ier 


7^te  1    o,^t  ^ 

1.    W»  0,151      , 

7,16:.:..  '   0,216;  '  i 

.    8,43,      o;^i.  .   . 

.     d,64,      ^OJi22 


•    *  • 


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11,52.      ,   O^OOi. 

U,65.r|r      ^W 
.:  11,U  V  (^^) 

.1.1  f   :  ••'.'•I   '  \'>:.\ 


II 


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^.«  -|-<il4aB   4.1(1619.  Bill  (In  *.•-}) 
i \r  iljftl    III!  ((■  —  4>i 


■ .  ♦ 


f  .• 


.:.T  t  • 


\-  0,022.  sin  ((n  —  ^)  150^  +  lOT'W') 

ftemer  so  |iestimmtcn  nameriscLen  Deuti^n^,  wie  die  powtiven  uUilg 
slAd,  stf  iCArth  Inan  si*  4bcir  mdit' willersinmg  nenneik '  hut^^      'b^i 
-      ^kbt  t4it4pf]feU<»M  kegen^i a^  'MSstaii fr-  y<m  ten  ^n$iiifi«n'^t<4e 
^    UAi  li^rbei|tihf'QA»^vaden  ii})Hkcfilial'^x'»ref^  sein  kann. 


f  i 


•  • 


tmd  wenn  man,  |o  \vie  e^w'^ei^  M#(«oiB|||igib  iiUich  gewor- 

den  isly  die  MonaU^'D^^en&bei*.^  JMuhr  iind  Febniar,  Winter* 

und  die  folgenden  jej,dr«M)n«n«^lif^e9^j9^j[^(|li|bschniUe  Frfih- 

jahr^  S.onmer  und  H9e<rb44ijienbl-: 

i  Viir  ^8^34'llreite  » 

\  '"  M9»4r  Okt  V.  Paris    ] 

W  i  n  I  ^  tU  ni^  lei  a  i  u  r.  7*^ 


.     ,  ,    FxuJijahrs-' .  '  -  8,51 

opmmer-  -     ,    11,31 


und  feroer  d(isiejil)i^l .        ^ 
Tennperatii^' 'de^/J^ullesUn 't^igWoder  F^^^         4:  fe*92 

.  -    wuniisUn      -    .    -     \^i]gust    01  HfiS 

Dieai^Jlttultate  ^ver^eo,  .^urch  Vergleicliuhg  init  ^^n  ihnen 
an  andern  Urlen  enupjf^chenaen ,  so  unerwartel  erscheinen, 
dafs  Iceine  Prufung  Serselben  durch  frt|tierc  'BeobaGhlunjeen 
vernachjaj^ftigt  >verden  darf.  Ich.lia1]be''su  dieseiDt  tZ'w^cl^e  zu-- 
crsr'di^  Messimgen  der  LuTt-'f  emperaturen  ^ehuiai"4ie^w&h« 
rend" inehies ' Aiifehlhalles  in  X?aliT(^rnUri  vQii'/yiier  zd*  Vjer 
Stlind<m  ^aui*deui  v^rJecTf  a«r  y<>.'^etU  kro^t^  gednisfcia 
wiirdeni'^'l/as.'g^panole  Schitf  Ug  wii^irend  derselb^nr  iiii'In- 
nem.  der  Bucht  ,vo|i  o^n  Francisco^  vox  Ai^k^^,  uha  mithm 
uiu  ttwa  iiO'CJeogf.  Weiien'geg^h  .tt.Stl^S. /von  Ros4.||*  Mfip 
dan  aber  ypn  vo^n  npreip  vqraus^cizen  dais  die  nintefteptr 
peraturen  an  diesem  Punkie  nut  aenen  bei  npss  vorkonimen- 
den  sehr  nahe  iibereinslin^^en.  indein  sie^urcK  etne'um'4jf 
kleinere  Breite  kaum  umi  menr^  eili5nt'*\verden  konnen,  als 
aie,  wegen  etwas  grobereV  l^tf^O^ungFlyM  ^Mi  offnen  Meere, 
niedriger  als  jene  lelzieren  sein  mttssen. 

Aus  19tagigen  Beobachlungen  im  Jahre  1829  von  De- 
ceuiber  6  bis  Depcuiher  M  lol£;t  abcr  nun:   . 

r-'^i't.     ••     \     ..I.      .1/        .,  /       .••  •  ?^,| '^i'*    «»*l««>    ••ii.     »i  •**     I'liJ'/f 

.1  «ni    »|    I  .t"«    »'|    till  t'l'    .♦    .>   'I    *hl-ni"l4    hi'. I    •♦}•••••;    #.  »    !•*!<»  I* 

ni**    I    i.     4    *  .1  I    1.  I4  I    ...      .'•»•»-   ••,i<n\iii  Ii    !(  ."I    •■»ifiiil  r./*;» 

-m*«t      •♦       • '    .   I.   'I    ^'"     '!'»!,   >•  1    /I  .  i)   cmIj^'I  list  il'.  .A     pfi-.iw^ 

IT    oi-»f»  .1   t  .i..a  .*i  iu  lu  I  0-*  I »!/  i»li 

37* 


m'  '  iphti  3i*^y  B^#''       I  •  '       '  ♦•  . 

.,  .Lunlemperalur 

*'  DecembCT  15.  6-:  lb*j6     ' 

.     —  ,    ;t»r  •  7^       r  , 

.     ^  .    1>:    €iM          , 

^  16-:    6,71    . 

.:-  20":    6,79 

iind  aus  diesen,  wepti  num  mit  I  die^  uui  K  Suiiiden  nach  dem 
Mittage  des  genafwM  Tagea  dntret^hde  Lufttemperatur  ni 
San  Francisco  bexeichnet: 

%  «7«,6034  2*;356  ap  (h  +  58«28r;2)         ^ 

:    . .  +  0«,T26  am  (?h  +  61*69',6) 

Es  trafea  demnach  Decen^er  1$ 
'   '       die  grafsl'e  WaVme  auf  l"36i',^  mit  I0«,653 
''     '     -   kloinste       -,     '.    -  I6"3a',7  '-     6«^7*).' 
und  eg  beUtie  das  Millel  aivi  .  .        .  i   . 
\denT/eni|)eraiuren  KU  den  6  ^envnnlen  Slunden  7^60  s  A 
den  Extremen     .    .    .    :..   ^    /...    ...    8.13  ss  B 

Diese  Yerscniednen  Resulta^e  erge^en  aber  iwei  so  ^t  aU 
yoUstiindig  iibereiasliminende  JTur  die  Mitiiere  Tagesiem- 
DeratUcT^  wenn  man  die  frflher  gebraychte  Reduction  vermit- 
tel^der  siiiiidiichenPaduaniscHenBeobachttiiigeii  auf.jedes 
derselben  anwendet  ^ach  diesen  leisleren  erhklt  man  bam- 
lich  fur  Ross  und  December  16  4ie  MiUlere  Taeesiem- 
i»eri^iur  respektive: 


*    .• 


^  Dm  B«obaehtang8moment«  sind,  wi« ,  gewohnlich  »uf  8chifie«,  mmIi 
Wftbrcr  Zeit  det  Ortet  angegebeii.  Nach  Mittlerer  2^eit  wSrea 
daktr  dM  froitte  und  kl^iaste  Temperator  fir  D^oenber  IS  Meb 
etwaa  frihw  n&nlicli  beziehwigiweiM  am  1*34',1  and  10«^r94  «ia- 
f«tr«tMi.  Aach  ArPadna  ftnde  ich  didTagcaseit  der  groliCeii  Tan- 
pafatar  aalia  abeoao  aamlich :  Decembar  15  1"W  A  «m  Hem  KmMs 
SafaMlaaf  dar  dortigan  aCiadttchaa  Baobachtoafan  ia  Labrbacb 
dar  MalearoUfia.  Baad  1.  Saite  71. 


( . 


^ 


tmil  mithin,  wennitnan''^  nach  fletii  OBSgen  fOfr  December  15 
3&5  1.38  seUL  Dach  einander  fUr  die '  ee8U<;)ile  Grorse:    .' '  * 

.  '•,63  , 

und  7,61 


*  •    < 


Die  Uebereinstimtnung  dieser,Za&IeQ  spriclil  zun^cbst  ls\x  die 
KicliligkeiC  iinserer  obigen  Ableilung  mitUerer  Tageslenmera? 
luren.  aui'dfen  beobachteten  fiir  eiiueliie  Stunden.  pas  nfitlel 
derselben  oder  .  '     *    .  *  '!    '    "i/    ^   '  * 

ist  aber  dafin  auch  voh  dem  aiiii  tierirti'Tsctieriiych^  6e|- 
obacblungen  gefundneh  tVeruic  "  . '  .     '    '  •  •   >  •  •;.  i» 

:      ;  "  7%n  fiir  Deceinber  IS.  (ISSt-r*))  ;  "   ;      "  » 

urn  wenicer  ala  der  uutilere  Fefiler'  fur  dieseplelzteren  vei:- 
schieden  und.madxt  demnach  aulaerst  wahtscheihUcn,'  dafs  das 
su  ykktjfk  lieuefen  ,  und  voUatandi^eren  B^obachfungen  ge* 
braucbte  Thermometer  mil'  deni  rich%en  aul  dem  Krolkoji 
uberemsbmmL  ,  .  . 

Ich  babe  mbetAtm  im'  December  1829  bei'  Sao  FraQ-^ 
dsco  die  Tempera  tor  sweier  ^uellen'bestimrat,  welchie  so 
wass^rreich  8ii)d/,dars  man  3ire  Wlurme  fur  nahe  unverander- 
Ech  zu  halten  hat  In  der  einen  ybi)  ihnen,  dicbl  an  der 
Mission,  war  bdm  Cr^runge  ^es  Wassers  die  Temperalur: 

Bir  December  8:  8*,50. 
Zu   der  andren,  am  Nbr^-Ufer  der  Bai,  von  welchcjr  dip 
Scliifiier  i{ir  Trinkwasser  ui  nehmeti  pflegen,  Lonnte  ich  nur 
etwas  miUrhalb  Ares  tJrisprungs  irelan^^n  und  £and  dort  die 
Temperalur:'       /  .  ^ 

, ,       .      ""     fiir  Deceikiber  IS.f  i^^.  *        [\ 

Man  darf  wohl  die  ersler^  dieser^  Angaben  oder  8*,iS  fur,  ilie 
wahre  QuenenlemperaCur  bei  San  Francisco  Kalten,  un^  diese 
ist  nuUihi  um  kaum  0*;B  hSher  als  die  Luft-TempenKar  im 
December! 

6a  Unge  mm  iibcr  daii  dortige  Klima  nor  diese  That- 
sache  kansiie^  imfirte  man  geneigt  scin  den  CaKfemisdien 
QucMdh  cine  in  ganz  ttngcwcrtinlichiem  Grade  gcrin- 


t  .1'  '  ii 


#  «     »l 


.  < 


somit  auch  .al^  d^r  Lufl  jpi  juhrliph^n.  piirchsc|ii^ilte^.  Y"^u- 
•direibeh!  £in  soklies  VerluUtuilis  blieb*  aber  dcWer  zu  er- 
Uilreii,  sellwt  w€nn  man  anna|iiu ,  dafs  jene  Wasseradem  nur 


l<       . . 

dagegen    nun  die  Vorausseliuug   jenes    ganz .  iuigew^|inlic^ 


In  jeder  betiekiffen  Geirend  der\Erd<L  mub  niiinlTch  die  Teui- 
peratttr  der  (^fi^llef^^v9^€Mn  sLweiei^  ^Griih^WQphen  enUiailen 
sein:  swiscfatnderder.  irocKefien  $qden-$chichlen,  %Velche 
der  mittlercin  LufUcmperalur  cleich  isl,  nnd  swisdien  .der 
rempennlur  leinies  Cemeniees  atia,allem  wahrend  emes  Jahres 
nerabfallendeii  und  in  leve  Schichteji  einqnne[encitt|i,  W^^ser^ 
oie  wurde  die  erste  oder  die  andre  dieser  uran^en  erreiclieiL 

fe  i-cl^a9U,.^e,J^esw«isser^^i  ihrem,.W^^^^^ 
die  Bodcnlemneraturcntwcder  vollslandig.  oder  car  ni^cht  ab- 
nal^inen. ,  Dasj  Einirelen  eines  jcden  dieaer .  exir^men  h  alle 
jst.aber  ^oicli  unwahrscneiniicli,  un^  ebeii  deshalb.undet  roan 
audi  m  Oeircnden  wo  die  Sommer-Kefen  vprherrscnen*  die 
VueJlen  zwar  Warner, fMS^den  .troqci^n.  poden,  jedoch  Dei 
weitem.  nicht  um  sovjel  als  es « ein  Cuemenge  aii3  alien,  Nie? 
erscblaeen  sein  wiirde  *)  — •  und  mm  erwartel  Y^*^  Yorne 
herein.,  ein  en(firecen&;e^Qlzle8  Yerhallen .  m  aUen  Ironiscnen 
und  sub-lropisd)cn  KiimatCny  in  welchen  die  nieisten  lage^ 
wasser  wahrend  d«r  .kalien  Jahr^azeit  enlsteiieti.  *  Fur 


')  8o  habe  ich  r.  B.  fur  frknzk  die  Miltlere  Lufi-  oder  lidadfi|iemf»W- 
•'i'Utiiir:   wi<0Yy8i    Hie.Tietfijii^ralirV    cili«!r  afli«ll«;'«^ld^^   und 

tangen  aiif  die  icli  im  Verifolge  dieser  Betlrage  zuruckkommen  werde. 


^^^1  ^rj^^^^^A^^^^^^^  ^^^^^^^^^^^  ^^^^JL^^m 


dHi»|;'4irailhM!tQrfanlte»>  iodUteinmiv-m^  4m  .o|mi  aagegdi^ 
■ei>:Datttetti».4miiKqgi»n3  ) yiwp.»r4lpiHrt  •elgl.  ..Joh  .glikbei 

^j;  iwmft  mwi/  <Uti  4e«i  tB«itiiig}  ^iMt  jidtM.  AegMMl 
Mki  lilDli-Miiek:DM*rr'4i:  tm»dtm>'»a»h ,  .»itfiin4— ,  4e« 

gigen  Maximum  des  Dampfgehaltes  der  Luft  f  (()  fKOfMHnM 
aal  9^U^  Pie  gefMc|it^  l>m>«|:^t  .cities  Geiiienges  au3  j|||^ii 
wahreiid  des  Jahres  gefaltenen  Regen  ergiebl  sick  (faiiu  of- 

«idtr/'t«iL-Ad«irthdMg>alif  die  ZAUweilkb  w  im  BMbattn 
MiB^.fiir.iHfM,  nt»'8S0a^)i  :!W«».nftii>'dkhtf  im,^Mbmfbt 
HOgk^tigMeU^'lvmA  Ailnrcb'lUidbftiielilioiiQmi  Fw^iinJ 
des  Tfaaues  und  der  Verdampfung*  arf  difc.'iMiii^  idsk 
QueUwassei:$  eiDsiweilen  ubersi^M>|  ^o  hat  man  ;iach.Tsc;|^r-> 
nychs Beobachtuhgen  die  QueUentemperatui^  fiir  Ross  zWrsclien 
^^0^  lAid  9^;a.n.kTm^my  ^  11  i}MUbf«lk  *driv^  ^ihIk  an 
der  wiUidk  t^Usobetatt  fnni89v6/lKii&a»i*rdiicaismi.  « 
•(  ^  VMVfdti  ateIulMMd«rcfeilMiHliglcli  Resu|teMi  a^  *itk 
iMbjiihrig^a  Txnifieniluntfieoli^ckltAi^eii;  bdi  .fitoaav  '*^Kilt  soli 
nun  zuerst  die  Jahres  tempcraiurJuii  4e»  ihr  lOii^pMehmi* 
den  fur  einige  andre  Qeg^nden  dfer  Erde  vergleichen. 


peraturcn    gut 
IMMi  a»vifidkaa.8]^.|iM^U''Ib4ift^  .felvib^be  ^M-^s^.Jni^liiH 

rmi4ui^M««iei^4iitoi|iillit^««;rAi^^     }m>  welcliftiii  4p  Wn 


•  I 


1 


*»  >  •  *  I-  '  »i '» 


*  '•    .'  ill 


r    I 


/'■    •      •      ••       •  •/    ;        -;  :        ..I       ■  •       •  •     »    . 

*).  Weiu  Aian  f(tj   oder   di^  J^pansivkraft   des^  IVasscrdauipfea   nach 

(Ten  Voii  Kamtz  zusamipcngfrsU'lUen  Venudifn  (Lclirl).  der  Meteurot 

''•  TM^  II.  k  2tfl)  airnlmhit;  '       '       ' 


^'^i^)  VevcetclaHfir  vMi'9laftMs^  iiM'>Jalil»if(«>«il|>^ralttprii  a.  •.  iO.  1!M*  tt*' 


gkieh  HM  <icr  Liwf  ••wi4  Ttedtr  Bi-eilii  dtr  iugdiarigiii' 
Ofle  nthiingig  ^btwieiitel  wui^iM,  Mb  tMrnmh  niilUreto. 
Fehler  vnn  ±  O^fiS  darge»Mlt,  und  Ann*  veffiaage  dmw 
AatdrodbM,  t^h  der  w  9^,167  gdiSrigaiiM«oili#rare  tIm 
IUm  <biii  iwtfilm  Punkt  (iir  5*  Obi  ^^w  Parit  befltiaainU 
£•  ist  HMMitlidi,  nfMn  7  wd  1  Brrile  ttnd*  Ltege  Ctet 
Pam>  t  £«  Jaiure9tatni>eff«lur  bedcwten,  iiiiieii«U>  dw 
km  (kSxmtap 

9 

9»^7  -  t  =5  (y  -  47»^2)  0»,lte  4-  (I  -  5')  0*.028. 

Einen  drilten  imd  vierten  Punkt  denelben  boUiemM  cr« 
hiib  man  mil  ndie  glekilier.Sidierimil  (±  Q*|50  miiilerem 
Fehler)  im  £oropaiach«ii  Rttfrland,  bei  25""  imd  35^ 
Oil  imi  Pan,  aoa  den  m  dieier  Z^itochnft  1641  S.  246  u.  L 
milgiliiamaii  Boobaaklwi§Hreaiaia(en,  welck  fir  die  Jbhraa^ 
Tain|iaralMrmi  In  der  Nilie  del  f ragiclMi'  PmiMea  an  Mfsn* 
dem  Awadniak  filhreni  •      • 

$•,267  —  t  =  (^  -  44»,38)  3»,400  +  (1  -  30«)  0»,070l 

kn  OeaCliclien  Aiien  Jiaha  an  dem  Meridian  von  Jatuslc 
welcber  in  liSkeren,  aiw^ischen  fiS^  nod  70*  keiragenf^ 
den  fireiien,  fiir  den  kiHaiicb  ebkanht  kl,  kemmen  von 
den  lieobaebtelen  Jahreatemp^eralurcfn  die  s^d.  felgeildaii 

der  ven  Roas  an  iKidnten: 

•  ■ 

Breite  Ost  ▼.Paris 

I.  Nanga#aki       WJb      l27^       12*,81 
II  Peking  39*,90        114%12        10*,04 

Offenbar  irt  aber  der  Unlaseeiiied  alnriMlien  dteean  beiden 
nur  deahalb  so  gei^ng,  'weil  sie  lAeln  abler'  rinerlei  Meri« 
dian  liegen.  Mil  Riicksichl  auf  die  fireite  hat  Nangaaaki, 
dessen  Liinge  der  von  Jakuzk  bis  auf  wenige  fttinuten 
gleich  ist,  (troU  der  grofseren  Niihe  des  Meeres)  ein  relaliv 
kaiteres  Klima  als  das  wesllichere  Peking.  Zur  Bealim- 
mung  einea  fiinAen  Punkies  der  Iseiberuie  von  Roae  hal 
man  daher  zu  den  £wei  genannicn  nocb  die  Jahreaiempera- 


Inpen  fihr  felggaJc  yM  ttir  wdt  ^tfenilcre,  almr  d«m  Ikii- 
dKaM^  VM  Ji^iiik  nahe  gel^^ne  Pinkte  tunni  ;WMiniai*): 

IK  Am  Ae<ittftlar    0%00       127*^       +Vl^,m  ' 
lV*Jiiktiik  62*,»      127*,41       **  V/» 

V.  Ualjansk  70*,80       138^^   .^ll^»l 

Ich  dabe  diese  fBaf  TemperiitiifM  Mob  ab  RuMimi  ^  su 
ibnen  gehSrigen  Brdten  dafrMstoHeii  renndk;  derni  ibre  Aii«i 
iaiil  reichi  VA  wdleu  i^hi  hin  urn  sitgldeh  aHeh  fOr  die 
ganse  Zone  von  0*  bis  71*  Breile^  Am  BaaMt  ^v  IMogjk 
auf  das  Uiem&che  KliflM  inv  erintttefai^.    Den  Auadnick: 

I  Sis  +  IS^^S  +  20^|lrGOs  2 9  +  5^09  sin  2y 
wekher  sieh  ikiien  bis  auf  dnen  mil  Iter  en-  VyhleV  van 
Hh  0*,66  anieblkslst,  kann  man'  daher  fitr  einen  dem  Jakus- 
ker  jedenfaBs  isehr  nalie  gelegnen  Meridian,  gultig  an- 
aehmen  und  erlmlt  danh  ftir^  diesen^  Ae  BrcM  bei  wdcher 
die  Jahreslemperatmr  von  Re^ss  stallfindet  as  40^,41^' 

In  Amerika  selbst;  son^^M  90*  ak  auch  d2^  Salttoh  von 
Ross,  lessen  sich  dann  endlieh  noeh  awei  Punkle  dct  Iso- 
tberme  dieses  Ortes  bcfsftaaien,  det  tntt  aus  den  JMg^obea  ^ 

•  Council  Bluffs ***y  41S42  "^261^5^'  +    9*,13 

Cincinnati—)  S9*,H}       275*,00  +  10*,38      ; 

der  zWeite  nadi: 

PorlWoilcott        '41*^       286*,37  +  '8*,35      ' 


J       .  •       »  -        ...  I 

/).  Nn  HI.  aacU  Kamtz  a.  a.  0.,.  Nr.  IV.  and  V,  naph  ^eot>acIitmigen 
"    aiifwelcbe  ieh  in  dieieit  BeitrSgen  tnriickkoniineit  werde. 
•«>  MunenlBeh  laial  shsfc  t\k  ASidnitk  vbn  ^r  F^nii:  '      .'     *  // 

'  t  as  a  4^  b  tea  1^  •f  e  (I  "^  L)  *  n^  t^  >  ( 

in  dciR.LI^niieaiae  JUangs  ^desfet  J«r  . paaa  ajbcRali  swctvei);^!? 
end  71*  Bseite  die.  selaHv  kLeinate  lahresteoofnAtaren  ^sch^ijlwa 
wSrde,  jeneji  Be^bachtungeii  nnr  weit  unvollkommeiier  anachliefaen 
als  em  andrer  d«r  die  Breite  allein  beriicksichtigt. 
***)'Wenii  man  wegen  120  Toisen  and  85  Toisen  Hbhe  dreser  ^rie^ 
respekttvo  1^,00  iihd'0*,6^  tu  d^n  beobaditeten  lakn^teinporaMt^a 


'.    1 


(     1 


Fort  Coluinbtw  '      40«,7«   J^283»,62       +    9V2 

Fo(Kt4lifttin    .     ^r39*,86       2«l%«^  .  H-n  >MI 

W(»ftl4ngion    rj      :;38*,a»r280*,89      ,+;*«•,% 

welck«  i«kUren  diMiiir  2        t.^     r  J    ■   m)  ./ 

,.  .9%»7  ^  fc  ;=*  (^  ^  llPS4fc)  ISW  +  U  r^.28»)  ,W,|0; ,; 

.  n:  JBilr^fOliMko  ftufeUAa  2&.%00. ;    .  4d^!;t^.     *   .. 
.       i:    ilenglbUliyn  .(35''^..     .43'«||]l         .. 

Bi^jel^  jrt  ilUa  k«iii4^  Qe^oM  d^*.£rde  li^l(.^ik«| 
in  welcher,  unl«r  Aem  B-fftitenkreise  von  Ross 
(38*,^)y«injB  so  iile4i^tge  Jt'l^r^t^mpf^rai^r  J^i^f;^s<^l|le 
als  |ipi'4^](esem  Ori^-^elbsi^  iHid  ^och  ^nit^oqkjl  SK^ jtijpse 
Aussage  auch  schon  auf  diejenigen  Meridiane  larelpbe^.  ip^  hi^r 
h  e  r  ^jn  *£!  r  e  i  t  e  n , ;  ^10,  Mitest(eai  fpd.  Uqter  ,  ifjan.  Mf liili^De 
von  Jakuzk  findet  man  namenllich  erst  tun  nahe  28  und  un- 
ter  denen  von  Ncw.York  und  von  Boslon  um  28.4  Googr. 
Meilen  norduch , yop  den^  f  ^r.aUf^krcis^  von  Ro9fi|  ,^  .Orie 
welche  ebenso  ,|^iil^  siadi^^^diiNM  RM«8wb«  Wiedtrlawwig* — 
Diese  Thals^e  iA.4ri>er  t|ani  nOi  luierwa^eler-  als  wir  unter 
JftnCaHfo^rnilscliim  MeH^ia^ieii  xMktr  nord^rasM-y  vogar 
^a'h^  hh'  Gegeiithcfir  auffaflend  Jholie  JalrrestempehlureA 
keunen/  dchn  die  von  S^^  welche  nahe  bei  Neil  Archan- 
g^sk  a^r  SUaha  xorkomuil  findet  sich,  re^pektive  bi^i.127* 
ui)(i«28a^  ;Ost  von  Pajfis»  uvtA.  uiu  1^26.  uqd  l^SiGeogr.  Meilen 
siidlicli  von  dem  Parallelkreise  jeues  Orles.    Der  Wannnauui- 


gAt'^  tn\  tllili  l6aiyfo<ttt»n<a<i<AihM!ilMiiiiy  iiiitlidt 

ikdUMdiitai>£aMak>.ffir>.^eh  ^Uafcl  4nl'.Saf«iMa4lMt4 
M0^«£kieB  -tdye*/  la^ih«i-ibui  >;  (irehi^clni!  dl«Mrit -fi Jrail  M 

L»ll^n.gei<Jer  jf3)ii;p^^nfp.«i;atufp,  J)J5Pil^^  .•^«P?"#'  ^W9f?}^159 
sofern  iibertroffeny  als  iu  Eur  op  a  nur  die  zwischen  50^  jind 

Pf,^'.*,«.^?H?fW  jt'V'j  ^mmn,  3P?,  v»i40^  eel^gffSiJ  .<feseg,{^ 


■werde  ich  jelit  nur  namhpf^  j,uiac^jcn,^.ui|)  l)|Ci  iprier,  aij^rf^i 
Gelegenheil  zu  untersucheii  in  wiefern  sic  audi  mil  andren 
Thalsachen  vereinbar  ist.    Es  scheinl  naiulich  als  wenn  die. 


««*  :^.irni  III  I  liil  III!  iwka  O;  bmIi  W,  gMUMh») 


0«lf»t«ff«B  'mAimiim-  FwiiiiUuiigiA  ■■  ki9T4li«H«i»  AU 
l«»ltsbli«tt,  lind.dKe  v!MK<dfr  Ja^aailtcliaiB  UMa' Meh 
Kaataehaik*  unlSiiciia  vad  vaa  daal  ««Bd«r  ana'Aa^^ 
•air  gmkfclatia  ini'  iHi iWiiifcai  grofaem  Ooean  -^  oMr  M 
M  iiircii  NOMivta  and  datui0.wMa  garictMan  Ililftaii  illHU 
daaliiiUBan,  m  daaa»  ttMBi  dar  WaalkQate  .d«r  CooliDante 
nadi  S.  xorOckkdireiiden  Halften  da^egdHi  due  iehr  var* 
sduedne  RiehfUDg  und  Ausdehnung  besiUen  mOfslen. ' —  Die 
nacli  Werteii  ^roSmmiMide  GetMdi  mi  dte  SWJic&e  RSqIh 
tang  der  Weslkusle  des  alien  Cdntihentdi  bis  siidGch  yoo 
Cap  Boja^or,  ^tlaifbl  den  V9n  N.  sutiickkdireiideQ  Waasem 
Aur  weit  langimer  tu  niedrigen  Brelten  «u  gelangen''  mi4 
veranlalat  aie  su  dner  ^tai  frOheren  Wendiittjgt  ^  ^  VHVLe 
dea  Oeeana^  ab  die  SO.ttdie  Riclitalig '  und  die  ftat  coneare 
Biegung  der  amerikaiiitfehen  Weatkfiale,  vbii  den. Allan* 
tiaehen  Idaeb  )»ia  mm  Aequator.  Ea  adieini  dalier  woM 
analog,  daft  iwar  Schotiland  uhd  Neifweffen  d>enao  wie 
sitcha  die  wSrttiendeii  Binfliiaae  der  Tbti  SOden  herstam- 
nienden  Stromungen ,  theila  direkt  thetta  dureh'Vermiktlung 
der  aie  beriihrenden  Lttftadnchleni  er&duren'  —  dab  aber  Uot^ 
dem,  atmdieh  30^  nnd  4d^'Brdte  an  der  Amerikaniaehen 
Weftkfiate,  eine  ^^i  >larkere  firkaltung  dhurch  <fie  von 
ftorden  rflcklehrenden  Waaser  atattfiiidet  ab  an  der  Enro-» 
paiachetu  — 

Ebenso  sehr  wie  diirch  niedrige  Mittdtemperatar  iai  aber 
daa  KKma  von  Roaa  durch  £e  Klieinheit  dea  Utileraebie- 
dea  swiachen  dem  Warmatek^  nnd  kalleaten  Mohate 
auageieicbnet  Dieaer  Worth  dem  man  mit  Redit  auif  die 
Flora  mid  FaonA  einer  Gegend  mipdeatena  ebeiiao  viel  Ein* 
flub  einrKumt  wie  der  Jahreaiemperaturi  kann  nameniKd^  fur 
verschiedne  Punkie  4or  laolhernite  von '9^,267  fol- 
gendermafseta  angenommen  werden: 


41 


Rmm*»  BiMft  lar  miiilolngi>  te  1m.  ■■JAii, 


Oil  vm  Ptd»     Jdtt.  t  — 

Weslfiche  Europa      5*  16^ 

Europ.  Rttfsland       90"^  15* 

Ross  233*,67       4*^ 

Innere  ▼.  Amerika  2fi3*  23* 

Ostkusle       «  285*  18* 

So  isi  also  Ross  auch  darch  £e Veriinderungeii  seiner  Tem- 
peratur  vom  wSrmsien  bis  aum  kaltesten  Monate  gegen  alle 
auf  derselben  botherme  geleffnen  Oite  hochst  aufEallend  *  im 
mOilbfiliUjMimm  sUlUf  liia»ttk:)tirwaiien  da&^udiseii^ 
F1<K^ ^^\., ^I^^ipg^  die.  F^^jp  Wearer  .y<M»  eioodei  Bieile, 
sondein  auck  gegen  die  weit  nordlicher  auf  eineriei  Isotherme 
vorkonunendeDy  an  HanmdifidCgl^h  soriicksleheo  werde.  — 


.  1 


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(Fortoetoaag  folgt.) 


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III'*  r    f...*;-   r»      »*i  ••►III     ./'ill   A  mil}   f!  »li-.   <-•    If   *»  .'  .   ;  ,   ..• 

ii.i"J  -A'  .1'-.     .  •.'      i   •i'"t    ;•••'.  ;!';i   •»:.!  •••>!. i.^I   !>•  :i-i- !•..!.  ',,i . 

Aaroti. Ar  ir, •^llle9reIiiiMri^«;  mid'  seHuar  JQ«gkiU0r 


«         » 


« 

Ks  isl  in  diesem  Archive  (1841  S.  61)  bereits  erwafanl  wor- 
den  dars  der  Baron  A.  v.  MeycndorlT  im  Jabre  1840  ver- 
sehiedne  Provinzen  des  Europaischen  Rufsiands  bereisi  hat, 
uin  die  dermaligen  ZusUinde  .uad  Hiilfsquellen  der  Indiulrie 
in  denselben  kennen  zu  lernen,  und  dafs,  durch  liberale  Un- 
tersiiilzung  des  Kiiiserl.  Finan;em]nisteriums,  auch  die  Russi* 
schen  Bergwerksbeamten  v.  Zinowiew  und  Graf  Kaiserling, 
so  wie  Herr  Blasius,  Professor  am  Lyceum  zu  Braunschweig, 
zur  Theilnahme  an  diesen  Untersuchungen  aufgefbrdert  oder 
befahigt  wurden.  Der  letztere  dieser  Herren  besorgt  Jetsl  in 
Braunschweig  die  Herausgabe  eines  Berichtes  iiber  ihre  ge* 
meinsame  Expedition ,  welcher  zuerst  in  Deutscher  Sprache 
und  demnachst  auch  Russisch  erscheinen  soil.  £r  wird  in 
eincm  Quarlbande,  die  Erzahtung  der  Reise  durch  Herm 
Blasius  und  vier  Abhandlungen  iiber 

1)  die   industriellen    Beob'achtungen  von  Herm 
V.  Meyendorffy 

2)  die  zoologischen  von  Herrn  Blasius, 

3)  diegeognostischen  sammllicher  Theilnehmer, 
und  4)  mehrere  Barometrische  H5hcnmes8ungen  von 

Gr.  Kaiseriing, 


<lliiA(gB-l^rilik>-  1(1  tf6oiDgi&tW  FlallM>  tewiu  tJfebimiiihlskMtBh 
iiber  die  industriellen  Eraeugnisse  und  fiber  4fo'ii<tlMMd^«- 
Malintose  dermmWsttd&taii  l^rd^irii(eit/%irid>  teiartbilektbiische 

'tSAtthlMrtvim  bi^^ri^Kn'StSdien  >m(<t  Dlh«^/^iiieiSiiiMilaBg 
^^ '  Ati^ieMmi  zttrbckgebiMhlv  4et^  BAiAmmmAxdnf^  I  iiWlil 
ito6b  d«u!Jlt)«Ssi«><KAs'^  'Be^^i^npaii  tftiietf^  f^nBtmiiA, 
ndon  EMflndr  9yt^fftiiiii$t$h«r  Muster  «dg^(i  ^ifcrd^  ^i««IcUkm  mni 
<Mtb6i<b«i  dM'Ms  Htflfli  gCfbatAieil  Ki^ehM  ilv  deir^nUegenWi 
•RiiSM^b^ti  |4iedeylassting^  b^metki:  <  -^  Vdn'  "fler  •  ihiliMbi 
^MsMltcfiJg'dtes^sr 'Werkes  darr  rniiii  fiu¥  4iii< Odnili||^  »^ 
IwiirM!^  ifidiHtl  die  Rudrifik^e  'flegi«ruiig  <iiiAh  4oA  deiiVw- 
^ikm\kn  d^n  gi^felten'  Theil  Un  v^rMs^geieirkl' Jii«^^^  i^  ^^ 
-  £fif  fotgl  Mer  i^lii  Btfispiel  Vto  tteiHl  UaiMsekM  iGilarife 
^Mdb^y'ditf  \v«Hli<4ie  U«bersteltM^  tfHtifet  4mf  iiu^4jmwik 
'fifwj«i>4t>«  dtereh  Bardfi  Ai^v.-^Icy^^^^rff  dlilgiittWiidtMi 
'A4fanh-d1itlig/Av€fl(^e  ef' <irn  28; JM' 1^^^ 
^Akad4niteiiuiterd«tti'Tii6li*  dK  4^  ftusBi^  ^d^ftufo^e  d^yfa 
sa  ponfiguralion  exlerieurp  iibeitl^k^ht  halltf.  !  MmV  kfll 
ldMnr't»«Al  m  ttWi^kn  *iab;'^  dMi  W«rke- setM,  i4.«Ilge-. 
-^ein^'  ^AfMiehten  \vit '  sk  -  tier  Tfrfesner  Mef  Qufcliell^  m^ 
''i^U^nH^thksKvH^httki^\kiit^n^  iiUKheii^deii  EinAl- 

'">  ^^^N^blsti  'ikA'  ^Wrtl^eilttn^  d^t*  g«dh^gtflcli«tl  -  FoviiuiUmqii 
-ilv  t(iiAAa«Mf  j  Vetlient^'iucb^d]e^'¥enb«Siutig  dor  Ai^n-(»b#^ 
«ttfte  '^niidk*4kt  ¥ehkvHt  H^  Hik^r  VAtefie  (I*  Y«|Tartil{bii  in 

^MkriMmkeft:'^' ^'  .  •     '«  1.  ;.    ;    ,         ;.M  *.  .-      •.;    »i!.    '.-J/ 
^Auf  den  erslen  Blick  erscheint  das  Europaischejlub" 
li^nd  dem  Reisendcn  a^s    eine  voUig  horizontale  Ebne^  und 
Jabch  is^^  es  yf^n^  niehrer,eij  sehr  cbc'irakterisUscTien'Hiigelkelien 

J»^AwtPhi^^i^^'. W .M«ni«^U*P<;i»fP^i 8fS«e?  S^^ep Ge- 

.4{fiUu»g.  i«i  «ia  ^ctutvahft  Bhtewi,.  d«Wieni.MiW«l|iMPkt  %MJb  bei 

Moskattiiitgt/undiin  drei  Abhange  desselben '«iiiih0il«i>/  von 


4IMW  fkr  eii^.^e9Hi  4ieOsl«ce,.ilflr  i«4re  0ig«  dfsWltfir 
llfl«r  etric)4«l  My  xnrahrmd  der  dritto  ai|8  %wmn  adir  dmrih 
lidiMi  aitffM  (4Uig«)  nui  SdkWtfMn  wd  .Eum  Ki»piflclMi 

;  :^1)  Die  H9b«i  de«  Wtldti,  ?m  dmen  die  gy«frte 
.MIB5.£«r.fil(ii  iNMigi'),  vorflaiBkeq  mh.  gtgetir  Smolnns^ 
wo.M  btiK^U»€^Uwo  (N«rdl»cb  vopi  ^m^Unsk)  nor  nock 
4m  Pi  ¥4  mmdkxst.  Dieser  PmU  isl  der  h«cMe  wf  4er 
Waeieneheide  ftmschen  der  OsUee  uod  item  Dojepr.  Ger- 
'gen  NO..eelseti  dieWaldaioHOhen  bU  jeaatito  de9  Onega* 
8eee  |ett  —  Iin4  bUden  in  deagen  Umgekingea^  niir  n^ 
.ciMiitm. 980  bk  600 P.F.  uber  derQsteee  geiegneo ASckea. 
IKeaeHi^en  begmneen  eomit  gegen  SQ^r  den  war  Oaleee  gp- 
iiditeleii  Abhaiig^  weleber  7  liiUiDiiea  JBbwphner  beeitat  nad 
ndi  binakdiie  eeiner  mtfirlicben  md.  indvrtrieUbn  Prodnkle 
•dtadi  Heb-^  tmd  Uaef-«Ciikiir»  n>  wif  durok  Gewbnuog  vie* 
Jer  kryiteUiniHber  nad  eadrer  Bansleioe  luid  duf^h  (SchifflMW 
,iaMi  ScbUOhhrt  af^iefebnet.  P^rsbmrg  isl  S9  m  aageo.dtr 
Awnnpnnkt  dieaea .  Abbangea,  imf  welcliem  fast  auaacUie&licii 
dk  krjralaUiniadlen  Gebirg^arleni  die  Siliiriadiea  und  die  d^ 
,eld*ced  verkooMnm/' 

.  .„2)  Tea  dieser.  erateii  oder  W/ildaifeben  HugelUtte, 
(toennt  aick  im  Stidea  dea  Onega  ein  hobea  Plateau  wc^ 
Aea  audfieh  veo  Wologda  (ortne^t  ui4  bei  eMira  62*  Ibttte 
an  den  Ural  anscUielkt  Dieser  29  bia  40  Wera(  breite  HO- 
giUug  erreicbi  hat  Grjaa^wea,  42  Went  aQdiiebvm  Wo- 
iAg<da,  aeine  grobte  Hohe  mil  733  P,  F.  &  bUdet  die  Waa- 
iiaraebeide  awiachen  dea  Fbifii  -Giabiptiva.  df^r  jtordficbea-Dwina 
aad  der  Wolga,  mouni  von  dfm  Abbaage  g^gen  daaWeifte 
Meer  die  hScbaten  Punkie  eia  und  begrauBt  feaj(,(?)  g»fin 
^  •  •    •  .       ^ , 


1 1 

1 1 


I    ■  ■  . 

*)  Diese  Hohen  hat  mein  Freund  and  Reisegefahrte  Graf  Kaiferliog 

Varometriseh  beatimmt,   imfem   da«  Petertbajter  OhtMrvatoriiigi  am 

'  ao  Parlte^  rail  ib^lr  Aat  tkUet  and  tllM'<M*ffinrttirim:  ie  lihfer  Mr 

aii«#Mk  aM^aii  Van  MMkii  a«  Wt»  Par.  H  IbM  auaaUM^ 

aaade«  ilLiunt:daii.V^ri..; 


MeyendoHTt  etc.  Reiien  im  BafopEiMheti  Rn&laii<}.  583^ 

die  griUble  Waldgegend  des  Reiches,  welche  sich  von 
dem  Waldai,  immer  breiter  werdend,  bis  an  das  Wei'fse 
Meer  und  den  n^Mlichen  Ural  eratreckl.  Diese  Gegend  enl- 
halt  noch  mehr  als  40  Millionen  Heclaren  ununterbroduier  imd 
fast  au8schl|e(sljch  zu  den  Staatsdomainen  gehdriger  Waldung. 
Archangelsk  und  Usljug  amd  deroi  belebende  Brenn- 
puiikte  und  sie  hat  nicht  mehr  als  1200000  Einwohoer/' 

,,3)  Ein  3le8  eharakteristischea  System  von  Hiigeln  geht 
gleichfalls  von  dem  Waldai  aus,  bis  siidfich  von  Smolensk, 
woselbst  sich  bei  Jelna  ein  Haaptknoten  desselben  noit 
707  P.  F.  Hdhe  befindet.  Sie  verlangern  sich  von  dort  langs 
der  Desna  uid  haben  bei  Schelechowa  unfem  Kursk 
ra6P.  F.  Hohe,  setxen  dann  fort  tiber  Rajsk  (?)  nach  Pensa, 
indem  sie  im  Halbkreise  siidlich  von  Tarn  bow  vorbeigehn, 
mid  erreichen  bei  Samara  die  merkwiirdige  Biegmig  der 
Wolga.  An  dieser  verschmelzen  sie  sich  mit  den  Hiigeln  die 
das  hohe  Ufer  dieses  Flusses  ausmachen  und  welche  m 
jener  Sfelle  eine  mittlere  Hohe  von  400  Fuls  fiber  dem 
Kaspischen  Meere  zu  besitzen  scheinen.  Die  Gesammtheit 
dieser  Mittel-Russischen  Hiigel  Irennt  <Be  Oka  nut 
ihren  Zufliissen,  von  denen  des  Dnjepr,  des  Don  mid  der 
unteren  Wolga.  Moskau  Uegt  fast  im  Miltelpunkte  des 
mSttleren  Plateau,  welches  gegen  N.  durch  die  HShenketie 
von  der  die  Wasser  zumWeifsen  Meere  ausgehen,  begransl 
ist,  und  gegen  Siiden  durch  diejenigen  welche  zuniehst  nord- 
lieh  vom  Slid-Abhange  des  Rdches  liegenr.  —  Moskau  ist 
(aber  auch)  der  Mittelpunkt  eiaer  industriellen  Gegend  welche 
im  Norden  und  Siiden  an  jenen  huglichen  Plateau -Random 
(rebords  de  collines)  gegen  Oslen  an  dem  Ural  und  gegen 
Weslen  an  dem  Waldai  fast  genau  abaehneidet  Dieses  Pla- 
teau hat  13  bb  14  Mllioiien  Einwohner  und  enthilt  die  5000 
bis  TOOO  Fabriken  des  Reiehes.  Die  gesammte  Weberei  und 
die  Metallprodudion  im  (Europiisehen)  Riifsland  ist  auf  dem- 
selben  concentrirt  Moskau  ist  der  grofse Brennpunkt  dieses 
Gewerbfleibes  und  Nij'nei  Nowgorod  die  Messe  fiir  den- 
selben.     Die  Uebereinstimmung  zwischen  den  Granzen   der 

Emant  Riu«.  Aroblv.  1S41.  Hft,3.  38 


584  Pbjftikalitcli  -  maUiematisclie  Wiaiemeiiafiiii. 


industriellen  fielebtheil  und  zwiseben  den  hervorspringendn 
Randern  dieses  PJateaus  (lea  lignes  saiUaiites  qui  tenniMlii 
ce  plateau)  verdient  hervorgehoben  zu  werden.  Sie  iat  reidi 
'an  Folgeningen.  H^it  man  eininal  jene  Plateau- Hinder  er- 
reicbl,  so   Gndet  ^man  im  Norden  uur  Wald  und  im  Siiden 

.  nur  Felder  und  Ackerbau  gans  ungemiacht  mil  Gewerbfleils 
(des  champs  el  de  Tagriculture  sans  melange  d'indi£9lrie).  Der 
S&drand  oder  diejenige  cenlrale  Hiigelkeite  welche  dieWolga- 
H6hen  mil  denen  bei  Smolensk  verbindet,  isi  su^eich  die 
Granse  der  zusammenhangenden  Terbar-  und  Kreide- 
Formationen  *).  Sic  bildel  auch  beiliofig  die  Grfinae  dts  ha* 
mus-reichen  Bodens  der  im  Ruasischen  tachernoisem 
(d.  h.  schwarzes  Crdreich)  genannt  wird.  Dieser  bHdel  swisdien 
jeoen  Hugeln  im  Norden,  und  den  Donischen  Gegend^n 
im  Siiden,  und  von  dem  Fufee  der  Karpathen  bei  Kame- 
nez  Podolsk  bis  zum  Fufae  des  Ural,  einen  Dishikl  vjOfa 
mehr  als  80  MiUionen  Hectarea  des  allerfruciilbarsten  Laa* 
des.  Es  ist  das  Feld  und  der  Gemfiaegarten  Rudlands,  em 
Ackeriand  wdiehes  mehr  als  20  Mtllionen  Bewohner  emahrt 
und  jahrlich^  theils  ins  Ausland  t hails  in  andre  Theile  d^ 
'Reiches,  mehr  als  20Millionen  HectolHres.Cer^en  ausachilk- 
let    Diese  Gegend  oder  dieser  S8d*Abhang  endet  mil  einer 

^  l^ugelkelte  die  sich  vom  Dnjepr  bei  Jekaterinoalaw 
liber  den  Donei  forlsetzt  und  nordlieh  vom  Don  aai  den 
WolgaHShen  vereinL 

4)  Eine  lelzte  HtigeU^he  bildet  zu  grSfaerm  Theile  die 
Nordgranze  der  Hirtengegenden  im  Europaiachen  Rulaland. 
Diese  erstrecken  sich  von  Bessarabiea  bis  zum  Ural  und 
haben  etwa  3  MiUionen  Einwohner. 

Sie  enthallen  aammUiebe  Arten  von  Sleppen:  die  mit 
nneullivirlen  Weiden,  die  SalzsUppen  (mit  SalMeen)  und  dm 
tmUgetL    Ein  ganzfieher  Holzmangel  und  M  Rekbtham  an 


*)  bolirte  Siucke  teitiarer  Bildungea  findea  aieh  iai  Hloskaaer  G«a- 
Ternement  and  adrdlith  voo  der  Dwina. 

Jkftou  d.  Vea£ 


Meyea^MrCt  Ht,  Xeiien  im  ItoropoUclieK  Raltliind.  SBt 

afeioialitebea  fVoduclen  den  man  sontt  nirgends  m  gUcher 
Antdehming  findet,  sind  au&erdeui  auacdchnend  fttr  dietten 
DiaCrict  Er  liefert  unler  andretn  fiir  53  BUlionen  Frauken 
an  Talf  tur  jafarlicben  Ausfuhn  Von  den  Untjefeii  des  S  eh wa  r* 
len  und  Kaspischen  Meerea  reicbl  diese  Ebfie  bia  sum 
Pulae  dea  Kaukaana.  — 

So  finden  wir  also  im  Europiiischen  Rulaiand  fiinf  dorch 
naWrlielie  Grimxen  gebiidele  Abtheilungen^  dureh  deren  Kennt- 
nib  die  Wurdrgnng  der  HalfeqaeHen  und  der  Produde  dicaea 
Landea  bedeulend  eiieichlert  ivird* 

1)  Baltiacher  Abhang,  Hob,  Hanf,  SeeacbiflUul^  Ku- 
alanleben,  begrantldiirchdieWaidai-Haben  swiachen  Smo « 
lenak  und  dem  Onega.    Peteraburg  ala  Miilelponkl. 

2)  Abhang  zumWeiraen  Meere.  Zuaammcnhangende 
Waldung,  Jagd,  FiacMmg.  Archangelak  und  Ualjug,  ala. 
Aniiehunga-Mtttelpunkte  (centres  d'attraction ) ,  begransl  von 
einer  Hugelreihe  welche  die  Waldai-Hoben  mil  dem  Ural 
verbindend,  von  700  Ina  800  P.  F.  Hdhe  en^ieht 

3)  Ein  Milklerea  Plateau,  im  Norden  begriinal  von 
dieaer  aelben  Hiigelreihe,  imSuden  durch  den  Zug.  der  cen- 
tralen  Hiigel,  welcbe  die  hohen  Wolga-Ufer  mil  den 
j^molensker  Hohen  verbinden.  Diese  sind  ununtcr- 
brochen  und  bilden  daher  in  mannichfacher  Beziehung  cine 
Abgranaung  (coUines  continues  qui  forment  la  limile  de  beau- 
coup  d'ordres  de  choses  differenls).  Auf  diesem  Plateau  con- 
oenUirt  sich,  vorxiiglich  in  Folge  der  centralisirten  Beschaf- 
faihmt  der  Wasaereommunicationen  welcbe  aich  auf  demselben 
verdnen  (par  Teffet  de  la  nature  centr^e  des  commttnicaliona 
par  eau  qui  viennent  sy  reunir)  —  die  grSCite  Belebtheil  dea 
Landea.  Moskau  und  Nijnei  Nowgorod  sind  die  Aus- 
drudLe  dieaer  centralen  Beleblheit. 

4)  Der  Siidabhang  von  dem  aiidlichen  Rande  des  cen- 
tralen Plateaus  (Du  rebord  Sud  du  plateau  central  le  ver- 
aant  meridional).  Die  Ackerbauende  Gegend  welche  aur  Er- 
niihrung  der  Baltisdien  Region,  der  Holaregion  und  der  Indu-* 
atriellen  Region  des  Landes  bedeulend  beitragt. 

38^ 


SW  Phyflikaliidi-nMUieiiiatiiiche  WiiwcMchafileB* 

6)  £iiie  lelsle  Hagelreibe  von  180  bis  200  P.  F.  H8lie 
Inidei  die  sweile  Stufe  des  Siid-Abhanges  (le  aecoad  etaf^ 
du  versant.  ineridional )  und  gteichieitig  nit  diesen  HOfpria 
begiimen  aach  die  Steppen  die  von  Bessiirii)>ien  bis  subs 
Ftdse  des  Ural  reklieii.  Steppen  wekbe  in  Giaropa  erst  an. 
den  Kaul^asisdien  Bergen  und  am  Schwariefi  und  Kaspischen 
Meere  auflioren. 

Diese  an  Ort  und  Slelle  eniworfene  Eintti^usg  nach  der 
aufiiem  Gestahung  dea  Bodens,  welche  wir  nadi  dem  Aus- 
drucke  des  beriihuiten  C.  Rilter  eine  piastische  Einthei- 
lung  nennen  konnteUi  und  ihre  Uebereinstimmung  mit  der 
Eintbdlung  nach  den  Erzeugnissen  des  Bodens  und  nach  den 
BeschSfbgungen  des  Voikes,  liefert  ein  i»eues  B^spiel  von  der 
hoh»  Wichtigkeii  der  geologischen  Beadbaffenbeit  and  der 
Bodengeslaltung  eines  Landea  in  Beziebong  auf  die  Enlwieke- 
long  seiner  Reichtfaiimer  und  seiner  verscbiedenariigen  HiilCs- 
quellen. '' 

,^Alie  vorstoheiiden  Zahlenbeslioimungea  kSanen  bis  auf 
10  Proceni  ricbtig  betrachtet  werden." 

Unterschrieben :  Baron  A.  v.  Mey  en  dorff  und:  A.  v.Hum- 
boldt^  Puissanl  und  Roussin  als  bench terstalt en de  Com- 
missarien  des  Institut  de  France.  — 

Der  Verfajwer  hat  dlesem  Aafsatze  aacli  eine  kleme  Karte  beigege- 
ben  welche  eine  nngefalirc  Darstellnng  der  Ilaiiptfliisse  von  Ru&Iand  und 
dann  noch  die  so  eben  beschriebnen  und  meistens  ganz  nah  an  denWas- 
•erscheiden  gezognen  Granzlinien  der  von  ilim  angenommenen  5  Dtatrikte 
eiiUiatt    Von  Sdirift  beliaden  aieh  aaf  dwaer  Karte  nnr  die  foaf ,  eben* 
faMs  im  Teale  genannten,  Namen  dieaer  ttatistifchen  LandeaabtHeilungea 
imd  die  Bewobaenalil  eiaer  Jeden,  nithin  folgeode  5  Bezeicbnungeif : 
Region  Ibaltique,  6  millions 
hoisee,  1200000 
indiistrielle,  14  millions' 
agricole,  M  millions 
paatorale,  S  millions.  — 
Nach  dem  Vorhergehenden  wird  BMm  sie   leidbt  an  den  gehorigen 
StcUeK  ia  ^ne  jede  fertige  Karte  des  Reiches  eintragea  konnen.        K. 


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Deber 


dm  AbefglMibeB  des  nMsischeii  Volkes. 


Von 


Ju  .Aw.dLa|ev«. 


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j9Lberg|biiaben  imd  Vonirtiwite  findct  aun  in  ^tirkarm  oder 
•chwadieram  Gradt-  bei  alien  VolkoriLi  unA  ad  auch  bd  dem 
rasmcheiL  Sie  diirchdriiig€B  aUe  LdbeosveriiiillmaBe  miA  find 
una  niir  darum  weniger  bemerklich ,  weil  wr  van  Kindheil 
aof  ihrer  gewobnl  and.  So  i.  B.  glaubi  imaer  geraeinea  Volk 
unbedenUich  an  Beachw&rnngen  vM  Wabra'agerei; 
adbft  weft  gd>Udelei«  CSataen  aind  Ton  dieaer  SehwSdie 
nidit  enandpirty  und  gehi  man  den  Tersehiednen  abei^lanbi* 
achaii  Meinungm  aof  den  Grand,  ao  iSlat  aich  vid  lierkw&r* 
digea  und  aelbst  Niitalidi^  antdedien.  Unaere  Volkt-Hdl- 
kmide  it!  von  aweieriei  Art.  Es  giebl  Leute,  die  vencUedne 
nuialiche  Gewlicbse  und  ihre  beilende  Kraft  kennen;  Eanige 
hailen  aogar  durdi  Magnelianma,  ebne  ea  lelbal  an  wiasen. 
INe  Wasseriieilkunil  (Hydropalhia),  weldw  jetkfc  die  Aofinerk- 
aamkeit  dei  gebildeten  Enropas  erregi,  iat  dem  raasischen 
Volke  adion  lange  Muamt  Eine  andera  Aii  von  Heikne- 
thode  beelaht  im  Baspraeben  edar  fieadiwor^n  dnea  Uebela, 
wo  dann  die  ganae  Heilkraft  in  den  Worien  der  heilkundi- 
sen  Peraon  fiMt:  diaa  iat  reiner  CbarlataniauHia ;  aber  die 


'; 


U«ber  dMi  AterflMbMi  4m  maiMlMM  Vttices.  AM 

Qyjchiaifcer  wenden  bci  ihren  Be^eohimgen  iiach  aiulere 
MUlil  «i»  su  deMR  Mdi  eb  Begicfreii  oder  Betpraig^  mH 
W«Mer  gdMM. 

Dii  dkr  geniflliie  Mann  den  UrMwhai  ^er  KrankliatlaB 
nidil  nadifnrsdil,  ap  leilet  er  jedes  k6rperlidie  Ucbel  eMwo^ 
dtr  VM  dor  Ekumikiiiig  dea  bosen  Auges,  od#r  you  defer 
PorUeha  (d..h.  Verderbnift,  von  portilj,  verderben)*) 
lier;  jede  tmbdcamite  KranUieil  heifiit  bei  ihiii  Poriftch^, 
Md  cr  giaXibty  dab  ein  tfiekischer  Menach  tie  gkidwam  eiii^ 
ge4e  Oder  eingiefse.  Hytlerie  und  Hjrpochondrie  babei 
detr  gMMbiaiuiftlichtn  Nammi  mmt  aua  6roll  eingeg**» 
b^neii  B«kieramung  oder  Unrobe.  Auch  die  Uafnidil^ 
barkeit  dner  jongen  Fniu  wbrd  bSaen  Leulen  Schold  gag^ 
ban*^).  Jede  plotiKche  Krankbeil  adireibt  man  dem  boa  en 
Attge  ■»;  dii^  Uee  iat  ao  allgemeiny  dab  ea  versduedM 
Miche  BeaeidNiuogeB  dafthr  gid>t  h  Kiarak  imd  in  Moskau 
aagi  man:  aglaaa>  dureha  (boae)  Auge  (i*  h.  erkrankt);^ 
md-  agiaaiii,  nan  bat  (ihn)  durcb^a  Auge  behexi  oder 
krank  gettia^hi;  in  Jaroabwl:  oaep,  md  akVerbum  oae- 
pi'irat;  in  Sbirien:  a'ttrokoVy  und  als  Verbaim  iauro^ 
laehiwat  Die  Abirier  giauben  dab  der  Meoaeh  ki  Foige 
einer  Bebexung  durch'a  Auge  (a'vrokow)  aogar  sleiw 
ben  kSmie.  Fftr  Kennaeiehen  dieser  Bdiexung  erklarle  mant 
CUnauehty  Faoalbeiileny  innere  Hilae,  und  bei  Kindern  Schlaf^ 
loaigkeit  Die  Heifanelbode  war  vencbieden ;  gewShnlicb  (ibepr 
Mbnen  Hebaaaoien  die  Kur;  in  friiherer  Zeit  veratand  aich 
iibfigena  faat-  jedea  alio  Wdb  tmt»  Beaprengen  und  auf  Wa* 
acbungen ;  nad  era^  wenn  dieae  Cerenonien  ohne  Erfolg  Uie« 
ben,  beb  man  etnen  weiUicben  Aral  (lekarka)  komman. 
Die  einfacbale  Art  dea  Beaprengena  bealand  in  folgandem: 
fiillte  irgend  ein  Geacbirr,  ebne  dnbei  tu  aprechen,  mit 
1  '  I 

*)  In  den  meitlen  Fallen  wird  aber  dlese  pftnonificirt  nnd  ala  ein  dem 
Kranken  inwohnendes  lelhatotandiges  Weaen  gedacht  E.        * 

^)  Man  nicht  in  dtetem  Falle  die  Portscha  auszatreiben ,  nnd  glaubt 
^e,  wenn  Hydaiiden  ahgehen^  in  Person  zu  betitaen.  K* 


flip  Hittoriich-Ui^rnM^*^^  WkitnttAirfl— ♦ 

WiMer;  nun  legle  in  ^  Waatet:  m  KilUbfiD, 
Sittck  im  Ofen  Tflrbrnnlai  Thoii,  iMi4  me  Qwuitiltt  .Siim 
drei  Mai  neun  Pfotchen  volL  DanD  wurde  tkm  Art  voa 
GebeUbnMl  geeprMhaii.  War  AUei  (triigt  io  mufiite  der 
Kniake  unversehens  mil  dtm  Waaser  besprengi  wcrdeB>  «ihI 
dkaes  Ifiltel  versebaffke  ihm  wirUieh  lift  liMkningy  viwmilh- 
lich  wdl  ca  unerwariet  kam  vnd  der  Ueine  Sduntek  coie 
vrohkhttige  ErschOltening  der  Nerven  veraekfirte.  Im  FeU 
einer  erhebiichen  KranUieii  aber  wendete  man  aidi  aneinas 
HeiUcuDdigen  (anachar  oder  Wiaaenden  von  anatj  Mriaeao) 
y%n  (kfwerhe.  Daa  vomdiaiake  HeilaiilMl  diaaar  Laale  war 
elMAfalia  Waaser.  Wens  ea  irgmd  anging,  aa  nufate  ea  tm 
efaier  Quelle  aein;  dock  bediMte  mail  aidi  auck  dea  Flt^ 
waaaersy  daa  der  Aral  aelbai^  ader  irgeaMi  eine  attverMlaaige 
Feraon  aehopfte:  diea  mula  an  einem  Friihinergm  .geaobebeil 
und  daa  iSefiUa  einea  EKecket  haben;  is  AbirieQ  mmmi  «iMi 
gewMffdieh  einen  Bvrak,  oder,  wie  ea  dori  Mbt,  ein  Tii« 
)ea*).  -->  I A  der  Triiger  dea  GeTabea  luni  Fleaae  yakann 
men,  ao  achSpft  er,  aehwdgend  und  okne  svA  mommAm,  im 
Strome;  denn  raachl  er  den  Deckel  au^  briogl  deaWeaav, 
wiedermn  achweigend  und  okne  aich  umiiiaeben,  neeh  Haoee 
mid  Obergiebi  ea  dem  Snaehar.  Dieaar  wirft  .ein  Meaaer 
Uneiny  sieht  aich  in  einen  Winkel  auaiiek,  und  beg»nBl,aeiM 
Beapreokungea.  Ich  aelbat  bin  Zemge  daven  gmvMen,  wia 
man  daa  Waaaer  beaehwori,  und  liabe  fj/miAi^t  dafa  die  be- 
ackwSrende  Peraen  aelber  —  aei  ea  win  Chariataoerie  oder 
wirklicber  Glaube  an  die  Kraft  dea  Sprucliea  gieweaen  —  •»- 
fiinglich  gahnte,  dann  verachiedne  GeMcliter  acknikti  und  bia- 
weiien  aogar  ThrSnen  vergofe.  Hal  der  Snaehar  aMie  Be^ 
aprechnrg  voliendet,  ao  wird  daa  Waaaer  wieder  «D|gedeckil> 
und  aur  featgeaelxten  Zeil  libergiefiBi  man  den  Kranken  diMit« 
In  schweren  Krankheilen  begofs  man  den  Patienlen  wolil  zwei- 
mal  in  24  Slunden,  bei  Soiiiienaufgang  und  bei  Sonnenunler- 


*)  Barak  lieilkt  ein  ovalfs  GeliiilK  au«  Oirkeiiriniic ,  imU  lidUvrnem  0»- 
fl<'ii  und  Deckvl. 


Ueber  Hea  Aberglaaben  det  ruMisobea  Voikei.  Ml 

gang  und  liefs  ibn  bUweiien  das  Waaser  Irinkeii.  Aulser  der 
Begiebimg  mil  Wasaer,  die  an  sich  unschadlich  bi,  kennen 
alte  Manner  und  Weiber  aua  dem  Volke  auch  die  Heilkrafle 
vieler  Krauter>  die  in  der  Medizin  sehr  nuUlich  werdeh  konn- 
ten,  wenn  diese  Leuie  nichi  aus  ihrem  Wisaen  ein  Geheiui- 
nib  uiachten.  Die  Snachari  geben  solche  Krauter  gemahlen 
oder  gebriihet  ein.  Da  ieh  nicht  Botanik  veratehe,  ao  mufa 
ich  die  Kjrauter  nolhgedrungen  nach  ihren  drtiicfaen  Nameiir 
benennen.  Wegen  der  grofsen  Ausdehnung  Rufslands  iat  das 
Pflanzenreich  bei  uns  seli^  nmntAffMgf  und  viele  Gewachse 
^ibiriens  finden  sich  nicht  in  GrobruCala^^ ;  auch  haben  viele, 
die  su  ein  em  Geschlecht  gehoren,  ein  verschiednes  Ansehen. 
So  a.  fi.  unierscheiden  sicli  der  VVermuih  und  das  Farren- 
kraul  in  den  Bergen  Sibiriens  so  sehr  von  unserem  gewohn- 
licben  Wemuith  und  Farrenkraule,  dafs  ein  NiqhikeaBer  sieh 
Uiuadien  und  «ie  fiir  eiwas  Aoderes  halleu  kann.  Ich  wiU 
hier  nichl  aile  niiUliehe  Kriiuler  aufEahkn,  behajte  mir  aber 
vor,  ihnen  einen  besonderen  Arlikel  ku  wvdaien;  ich  gedeokf 
nur  derjenigieB  Kraufcer,  die  am  hjiu%8^n  gehrauchi  werden. 
Die  Snachari  bediepeii.  sicK  W  ihreii  Beapreehungen  UMd. 
RaucherusMn  eines  Kraiilesy  das  miier  dem  aJJeetaeineQ  Na* 
meti  Uroischnnja*)'  bekannl  isi,  £s  hat  ekien  duimeQ( 
Siiingcl;  die  Blatter  gleichen  denen  der  Preusselbeeren ,  sind 
abtf  gans  rund. 


*}  Von  aroki,  Ang^enhehexun^. 


IFortMtxan^'  fetgt.t 


Von  zweien  in  Rufsland  vorkommenden  Yerstei- 

nenmgen^ 

(Zn  Tafel  HI.  fig.  III.  a.  IV.)    ' 


Die  diesem  Hefte  beigegebne  Taf.  IH.  fig.  HL  leigl  den  von 
Herm  v.Helmersen  im  Bergkalke  beiTroitkoje,  dOWerBl 
West  von  Serpnchow*)  gefundenen  Ichthyodonififhea **). 
(IKeses  Archiv  1841  S.  401.) 

Aehttbche  fosaile  Ueberretle  welehe  man,  gewShnlidi  su- 
aanmien  mil  Ganmenplatten  nnd  Zahnen  des  HaygesdileGhtea, 
in  venduednen  ScMchien  vom  Ueber|;ang8gdihge  Mi  war 
Kreide  findet,  warden  lange  fiir  gesiUmte  Kinnladen  von  Fl- 
achen  gdialten.  Sie  gehen  aber  jelsl  fiir  knocfaige  StMaen 
Oder  Elevatoren  von  Riickenflossen.  Den  Namen  lehftyodotu- 
lilhen  oder  versleinerte  Fisch^Spere  gab  man  ibnea  weil  aie 
augleich  ais  Verlheidigungswaffen  gedient  haben  mogen;  auf 
ahnliche  Weise  Mrie  die  Stachefai  die  oft  bei  dem  Genua  Ba* 

^  Hales  an  die  Slelie  der  BniatAoaaen  Irelen,  wie  bei  Siinrua 
und  andren  aus  der  Famiiie  der  Hoplophori,  La  Cep.  der 

.  atadilige,  oft  geiahnle  und  in  das  Knochengeriiale  eingdenkle 
erate  Siral  der  BrasU  und  audi  der  Riicken-flosseni  und  wie 

•)  Also  in  U%92  Breite  34*,aO  Osl  von  Pam. 

^*)  Die  feinen  Spitsen  in  welche  die  Haken  oder  Zahae  dieMa  Korpen 
autUofen,  Bind  in  der  Orifpnalzeiichnnng  noch  etwai  mehr  nach  hin> 
ten  gekriininiC  ab  die  Torliegende  Nachahmnng  dendbea  seigt 

B. 


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Von  swam  in  Rnblnnd  ToifcMunen^n  VetBtoineningen.      MS 

oidlich  audi  bei  Flsdiea  am  der  Famifiedor  Alraktoao- 
mesy  Lli  Cep*  und  iMUBentlich  bei  Gasleroateus,  4ie  ia 
daa  SteiwuB  cSttgel^dctoa  SUdidb  weiche  die  Stdie  der  Ver- 
derflossen  Tertreleii.  AuchkoimnennochySuenirenil<HrerVer;^M* 
ehung  mii'  j«Beii  foaailen  KiM|»eni,  an  .  jetxt  leb^odea  Fiachco 
bei  Barbua  Vulgaris  eiae  doj^elte  fieihe  von  Haken  am 
erstemStral  der RucktBflo§8e;^d  bei  Cyprinua  Carpio  an 
denen  der.Riieken*  und  After-Flosae  vor.  —  Die  bia  jetit 
gefandnen  Ichibyoderulithen  bal  aber  HerrAgaam  theik 
auagetlorbnen  Atitn  der  Gattung  Chimaera,  iheila  Fiaehan 
dea  Haygeachlechiea,  vonsvi^h  ana  der  allealen  aeiner  drei 
AblheiluDgen  deaaelben  (dea  Ceatracienlen)  sttgeacbriebeQ. 
Wirfciich  isl  der  jetol  lebende  Reprasentani  dieaer  Families  der 
Hay  van  Port-Yakaon  (Ceslr.  Pbilippi)  der  einsige  der 
einen  knockigen,  und  an  der  eoncayen  iSetle  mit  ZiAaien 
beaelsten,  Stachel  in  der  Riiokenfloaae  fiihrt,  wabrend  die  Siuk- 
lieben  Sladidn  beimDom^Hay  (SpinaxAcaatbias,  Guv.) 
und 'bei  andren  Squalia  nur  bomartig  und  ungeaahnt  aind. 
Der  kbliiyedondilh  vmt  Hybo^dna  incuryua,  ^em  im 
Liaa  bei  Lyme  Regie  wrgekoimaenen  Hay  ana  der  mmi 
ten  van  Herm  Agaaais*a  AbMmbmgen  dieaea  GaaeUaabtfli 
(den  Hybodonten),  ial  von  dem  bier  abgebiUelen  Ruaai^ 
acben  namentBch  audi  dnrcb  weil  tieCere  Furdrng  leiner 
MtenttbdMi  onleiaeUeden.  Dafa  die  Haken  oder  Zahtte  auf 
der  Oberflache  in  doppelter  Rdiie  gealanden  hSttcai  (wie  bei 
Hyb.  incurvua)  hSk  aber  Herr  v.  Hefane»en  ancb  IQr  den 
van  ihm  att%efuadncn kkhyodond*  fir  aiil^  (obanadOl). 

Figur  IV.  deraelbcB  Tafel  aaigt  den  iMniek  einea  kaeh^ 
atli^BiiTUaraa  der  dnrdiHetmJSldde  ^obenS.  996^283  u.  a.) 
im  Graowackenaehiefer  von  Podolien  gefiuidenvmd  dnrcb 
H.  FiacJie^vonWAldbelm  i^  eina  aeiie  Spadea  der  Gafr* 
tang  Enryplema,  Dekay  anier  dem  Namea  Eurypkerua 
telrogonopbtbalmua  beachrieben  worden  tsl*)« 

tn   dem  Grauwadcenscbieler  von  Westmoreland  in 


*)  BalUl.  da  Is  Sae.  Igip.  detNalnisL  deMoscoip.  1980.  p«  ue. 


Oneida  eounly  ^  Slaotes  New  York»  hat  Dekay  m- 
ersi  im  Jaiire  1826  den  Abdruck  ekiM  8y5  E.  ZoH  langea  In- 
dMduuii]  aui  diesem  GeaoUeehte  der  BrancU^poden  Cruata- 
eeen  geftnden*).  Eine  Abbtidung  dessdbcn  cnthfilt  u.  a. 
Bronn^Leihaea  geognosiica,  aiif  Tab. IX.  fig,  1.  DerEnl- 
'decker  besUnnnle  ea  als  Eurypterua,  Speeiea:  remipes 
dureh  folgende  Cliarakiere **) :  Caput  a  ihora'ee  tion  di- 
alincium;  os  ignoturo;  oculi  duo,  seaailea,  diatanles 
iunati;  abdomen  elengatum,  posticam  verava  exire- 
milatem  aensim  graciliua,  aegmenlis  tranaveraia 
aubimbricalia  diTisuiii.  Pedea  octo;  due  antici 
branchifarty  duo  ulrinqtte  poaliei  oiaximiy  omnes 
tamelloai. 

*  Harlan  ianddaraufbeiWiliiamaville,  7 Bngl.Meilcii 
aiidliih  von  Buffalo  eine  d^  dahin  gAMgt  &fi  E.  Zoll 
krnge  Veraleiiiertuig,  aus  der  er,  1835,  dne  zweile  dem  E.  re- 
in ipe  a  jedocsk'  aehr  nahe  atdiende  Spedes  E.  Jacuatria 
UMele*).  ^ 

Daa  durch  Herm  BUd«  enldeekie  Podoliseke  FmsII 
^fvM  aber  iMsi  von  Herm  F.  v.  W.  ala  dfiite  Art  daraeiben 
Gallang  anfgefiihrly  indem  aieh  die  apeai&aclien  Ckamklare  d«r 
drei  vanrandlen  FomnHi  folgenderroaasen  kenmastcUen: 

Earyplerua  remipes,  Dekay. 

E.  ocidia  diatantibua  ovoideis;  abdonime  angnatnto,  «ftw 
eolia  brevibva,  latere  rotundalia. 

Eurypterua  tacuatriai  Harlan* 

E.  oadis.dialaaitibua  auignia>  aubfriaagnlaribua,  abdomine 
dilatato,  artiovHa  latloribus,  latere  r^lnndMia. 

E.  totragainophtlialmoa,  3<*iaeber.  ^  Tab.  UL  fg»  IV. 


^  Taa  Dr.  Mite  hat  wiitJt  diiMr  Ar  abie»  FiMb  ^s^taMoi  mmA  ak 

Miolm  (Silwai)  {i«i«M0bfa  ta  ApnMt^aa  .Hoatt^Vy.  Magaaia. 

VoL  in.  p.  291, 
*«}  F.  E.  Dekaj.  AaaaU  of  the  Lyoeum  of  Nat.  hiit.   Vol.  I.  f.  875. 

pL  29. 
***)  Harlan  medical  and  phyiical  researchea  etc  Philadel- 

pbla  1SS5.  Bro  iliuttraled  ifltb  platei  eontalaiBg  105  llgart^.  p. 


Voa  sweien  in  RafiilftBd  TorkoinmeiideK  VeniteiReniiigea.      S^ 


E.  ocuKa  dislantibus  leCraedris;  abdomine  anguslaio,  ar« 
liculiB  valde  restriclis,  latere  serratis. 

Der  Abdnick  des  letsiaren  ieigt  noch  femer;  einen  ab- 
gerundeten  Kopf  mit  einer  linearen,  dein  Stirnrande  parallelen, 
Vertiefung.  Die  Augen  des  Thieres  erkenni  man  schon  ohne 
Vergrobemng  ab  vierec^ige  EindrGckey  bemerkl  aber  unler 
der  Loupe  in  diesen  einen  etwaa  erhabnen  jedoch  noch  im- 
mer  unter  der  iibrigen  Korperflache  liegenden,  eifSrmigen 
AugapfeL  Ein  linearer  Eindruck  unlerhalb  der  Augen  scheinl 
&e  GrSnse  des  thorax  anzudeuteni  welcher  fast  quadratlsch 
ist,  sich  jedoch  nach  hinten  etwas  ausbreitet  Der  Unterleib 
iti  langlicky  wird  gegon  den  Schwann  schmaier,  und  beateht 
aus  12  QlkJ^m.  Der  Schwana  iai  aibgeiNrocheii.  Die  7  olie« 
wm  GlMer  sM  (naeh  der  Axe  des  Ktrpers  gewMsen )  kiir-r 
ler  Als  £e  dem  Schwanze  nSheren,  und  nach  hinten  fein  ge- 
finrcht,  mit  gesahnten  Seitenrandem.  DieAbdrucke  der  Fiilse 
soUen  in  der  Deckplatte  des  vonHerm  Blode  mitgebraehten 
Sdnefer-StQckes  gewesen  sdny  sind  jedoch  verloren  worden. 

Herr  Fischer  giebl  sodann^  noch  von  den  xwei  Nord- 
imerikanisdien  und  von  der  Russischen  Species  dieser  Cm- 
ttaeeen - Gattung,  folgendo  Diionsionen  in  Metem,  an: 

Eurypterus. 


des  canxen  Thieres 
Lanjge  des  Kopfes  und  thorax 
fireite  des  Kopfea 
Breile  des  Lems 
AlMtand  der  Augen 


0,034 
0,011 


(M)16 

OfiU 
0,004 


0,095 
0,024 
0^046 
0,099 
0,012 


0,150 
0,039 
0,057 
0,068 
0,024 


.» 


Zusalse  und  BericJbtigungen. 


9k  5&1.  YOft  iiiile«  luid  die  Woite  eiasatchalton :  sweitaas,  kum  d«r 
Amdrnck  Malajiich  oder  Kawi  sa  MilsTentaiidiiiHem  fibrea, 
da  dai  ifcawi  Richt  etwa  die  einaige  malajische  Sprache,  Ja  tddkt 
einmal  die.  M«tCer«  td^dem  btoia  eine  Miweitfer  ffer  OeMgen  kL 

8,  IM7.  ^QiliM:  dai  peibdie  WMt  mos^rj  dSffta  leiM  iiaatteilu^  as 

.     dM  «nraiii«ii4ie.F«M  dock  ifohljivr  de^t  ZiMall  Twdukea,  idA 

..  die  Polieebe  Sffafsbe  eiie  aaJiergydwi tlicfc  at^ifk^  TeMeaa  1^ 

die  reiaen  aU-flawiJchea  SeUistlaaCer   durch  naiale  NachkUUpge 

ZQ  truben,  und  somU  ihr  lieutiges  ^loit^ry  i^echtgaiaot  nudrji 

ent  entitanden  lein  kann.  *    '  '       ' 


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VVidiUgere  DrMckfehl6r<. 

%4sii(f:  Zt\f»i  anitoU:  fiai:     ^' 

417             &«.  u.  Boor  Bote.    • 

I    .     .           ^U  k7 .9V  0.  3««400  9ri409 

ri78  17  T.  0.  Atlan-  '    -Aleu 


•  • 


Archiv 


fur 


wissenschaftliche  Kimde 


VOB 


R  u  19  s  1  a  n  dL 


Heraotgegeben 

▼OB 

A*     K  r 


1841. 


Vier«e«     Heft. 


B  e  r  1  i  n, 

gedrockt  and  rerlegt  bel  6.  Reimer. 


i 


o  ■ 


'    t 


Betrachtongen 

iiber 

RuIMmkIs  Hundel  mit  Asian. 


>i  in  1  lit 


.» 


Riifrfand  gehSii  seiner  geogr^pfciscben  Lage  Meh/ebea 
wehl  til  Asien  ab  su  Europa,  and  oh|[leieh  Mlbst  s^ine  ma- 
teriellea  Interesseo^  es  weit  mahr  an  .dan  Weslen  kniipfen,  so 
Bcheinl  es  oft  ak  habe  England  iridht  Unrechi,  Rufrland  ab 
sdnenMebeid>uMer  im  Orient  ansdsefaen^  denn  von  der  Do* 
nan  Us  Kum  Antur  Meiflen  aidi  seine  GrSnKposlen,  and  jade 
Ersebttterung  im  SOden  dicker  linie',  thefll  sich  durdi  unh 
miHeliMve  BerOkmng  anch  dem  Norden  niut.  Ueberall  wv^ 
hin  AulUaiid  dnrch  aetne  blofse  Sdiwtrkrafi  gaslelk  ist/  be* 
gegnel  3im  England  von  dem  un^prkTerstelificlien  Gelrole  seine^^ 
Inlertsnes,  mni  dem  €esatse  seiner  Ehtwiekelnngy  getrieben. 
SioherheiU^'Ifaarsregelny  weiehe  Rufeland.  sum  Sebnlae  gegen/ 
die  FeM-  an  den  M&ndniigeti  der  Drnnan  ergreift) '  siAieinMi 
Engianda  Handel  init  der  Moldan  und  der  WaMadiei  lu  \m^ 
drohen.  Un^  den  Waarenabsats  in  Persten  sireilen  EngUn« 
der^  die  fibef  Trapeseni  kommen,  mit  rasafschen  KauflMi^ 
ten,  weirhe  dnreh  Transkaukasien  und  auf  dam  Kalyaidwtt 
Meer^  sieh  Handelsairaben  erMh«.  Von  Bdmba^  und  Hta^' 
kau;  begegnen  Waarenxfige  akii  attf  don  Hahen  deaiHtadnlMi 
und  ringen  vm  die  Herrsehaa  in  das  EbMen  >aidiiAi  «M 
ndrdfidi  dioser  Barge,  jd  im  eisigen  Virion,  an  der  OffiinBt» 

£rin«i»  Rn»9«  Archir.  1841.  UfT.  4.  39 


598  la^flttrie  tttd  HmiM. 

tier  Mongols  slocki  der  Verkehr  nutifdier  KattBeule, 
der  Behemcher  des  Mittelreichs  vcm  besonderem  Widerwitten 
gegen  Malwa  Opium  ergriffta  worden.  Dab  durch  so  hau- 
fige  Reibung  oft  Uniufriedenheit  erilsteht,  iai  nichi  zu  ver- 
meiden,  dab  diese  von  Sdten  Jener,  deren  Lage  eine  kunst- 
lich  erschaffeoe,  die  nur  durch  grdbere  Spannkraft  eriialtea 
werden  kann,  besonders  gesleigert  wird,  ist  erklarlich,  und 
doch  kSnnie  feindliche.  Begegnung  nur  von  Verkennung  der 
beiderseiligen  Interesaeu  seugen*  Troll  dem  dab  Schuts- 
ZSlle  Rublands  Verkehr  mil  den  Europaiachen  Staaten  er- 
schweren,  der  Asiatische  Handel  aber  wenigen  Beschrankun- 
gen  unlerworfen.kl,  btlra^-  dmftt  deUi^iM'Ckti  6lenTheU 
des  mit  Europa  umgeseUlen  Werlhes,  und  England  gehort  ^ 
det  'ru88iftchen  Gesammi-yerkefara.  Bei  dem  gegenwarligen 
Zustande  des  Handeis  swischen  Rubland  und  dem  ilbrigen 
Europa,  bedarf  e»  ntr  Akafitegek  der  Regierwgen  ua  di^« 
s^m  Oder  jeneni  ZwdifO  pttteUch  eine  bedeutMde  Ausddbr 
Hung  au  gebea  Zuaabme  dtr  Bevolkemog  .und  der  Ladu*: 
slirie  aicherti  in  Europii  aleta  aleigwden  Absatob  in  Aaion  tiHi 
dagtgen  dcmi  l^bosehen  ^  Nataur  hetamwd  onlgegen.  IfiiW^r 
aten  ilmgab  aie  die  geringe  Zahl  inidhibarer  0»eo»  ala  WoUe 
lie  vot  tttthetiiger  Betnuhrung  sie  hewAt^f  m  erac^iwcite  4eii 
Gebrattcb  Von  Land*  mi  Waisw  -  Wi^gcii,  und  MUiefs  mm  ibtmx 
Werkatiiie  4ie  Bewehnep'mit  dem  Ge^ge  mntr.  fgiMgni 
Unrirtfe^  die  ftelbal  durch  frrmdan  Zuihua  ntebt  ^ekeitigtiwiird. 
Difj^iiigeft  TbeBe  Oen*ral*AeieBa  aiebeiondtre,  wekke 
Kubland  a«^ekehrt,  %Hid  diel  attdn  dem  HMdel  mil  ym  nu* 
giiBgtieb^  sindi  erfcheiMii  so  eleod  durdi^dieNaturunil  dunrii 
ihrtr  BewbhAer  Lebtoshrt  und  unftiebere  Zuattedei  dab  we- 
der  in  der  Ge^^nwari  neck  in  Zukunft  dkh  bedeoUnde  V#r- 
Uiaite  iMs  deir  Yerfaindung  mit  ihnen .  ermMlea  buMn.  -^  Es 
b«mdflw«  vMniir  gaingOM  WMhe  aaii,  w^idovl  dieC)hcr^ 
hadl  behiU%  Und  tiler  Strcal  urn  diaae  Undrir  im  eiM  TIm^ 
bM^  iilftld  .tr  aneb;  imr  die  geringsle  SMniAg  im  wvopiii* 
ttk0B  Vtrkebr  ^  StMfeen  herverbringi  CUm  ii*  dw  ein* 
mg»  iiiiler  den  mil  Rttbhmd  handebidcn  ft«ioi|tn»  i^ekhea 


4II0  'BcriiBfliMmi  m  ciiMfli  vorlhtiUiAAMi  Auifauisckft  vMrcioL 
i^NT  w«gm  MiMr  Entteimog  TOn  den  KernproYbim  Bub. 
Jwdsy  kaim  dieter  Verkehr  aur  beilehen  und  UiiheBy  to  lange 
er  iren  des  UmeUiiideii  besonden  b^gynaiigt  wird* 

Fiir  Enroll  Indflietrie  iit  der  amlidche  Marki  «ia  Ver^ 
darb^  demi  er  liebert  eucb  dea  •Ghlechtealen,  oder  vielmebr 
nur  schlechien  Weereo,  eioen  Abeets»  und  in  Rnfelaad  a»- 
meoUich  warden  mancbe  Gewerbisweige  eben  dadureh  in 
aleler  Kindheit.  erbaiten,  so  wie  e8s.fi.  mit  vieierlei  Eisepwaa- 
ten  der  Fall  isU  B«»Uand  sucht  und  findel  in  Europa,  was 
ilun  stt  eigener  Eniwiekebu^  Noib  thak  Alit  eigmer  Auabili^ 
dual;  gen»iyaai  bescbSiUgl,  fiihli  es  aicb  aocb  nieht  gedrangity 
ven  Mwagtober  BevSlkerung  oder  fibersiromenden  Saften» 
aeinea  Ueberflufii  an  feme  Liadcr  absugeben,  und  wenn  ea 
anch,  durch  seine  Lege  and  anhallenden  Verkebr,  aur  Mittla^ 
rio  ailmiihliger  Gesittuag  in  diesen  Landern  wird,  so  biebe 
es  d|e  eigenen  Interessen  verkennen»  wenn  ea  seine  KraAe 
aur  CivUisation  von  Asian  vergeudan  woUie.  *-  Die  Bildungp- 
Mission  mSgen  fcir  jelsl  diejenigen  iibemehmeny  wakbe  nut 
sieh  selbsl  die  Reoluiung  abgescUessen  haben. 

Unler ,  alien  Landem  des  Oiienls  wit  denen  RnUand  in 
Verbindung  slebt,  ist  unstreilig  Kbwamn  dasjanige,  welcbes 
enrepaisdien  Waaran  den  bealen  und  sicherslen  AbsaU  bielet, 
derni  ea  isi  reieh  an  Gegraslanden,  die  sieh  stun  Auslauseb 
ji»igien«  Siets  wurden  aus  den  Hafan  des  scbwacaen  AieeEe% 
JK#ffii,  Eiaen,  Buller^  Taue,  Segeltueh,  GoU-  und  SUber-dnhl 
dahin  veraehifli  *).  Russische  Manubkiur-  Waaren  konnen  aber 
dort  nicht  gegen  die  Concurrena  europaischer  Erzeugnisse  ber 
aleben.  Deft  diese  in  Rufsland  Uieuerer  aein  miissen  als  in 
Landem  nit  alter  IndusMe,  bedarf  keiner  ErUarung,  selbat 
wenn  mail  die  H5be  des  Zitts6ifaes,  den  Zoll  weldier  a.-BL 
nnf  T^nsl,   Robaueber,  diemiseben  Praperaten  ruht,   (bei 


«iM*i 


*)  Aosfiihrlielie  Kande  ron  dem  HsndeliTerk^hr  In  Westisten,  ^tMBH 
dto  SslMillx  Bstai  sur  lea  Retto«r«et  de  rA«io  Oceidvntsle 
par  i.  de  Haf«Bottter<.    SI.  P6leftl»OBra  iniO# 

39* 


CM  IMIfstifo^  Mil  IftMidkL 


•I 


def  AibftAr  verai^eitebk*  Wmimi  «lMr  iM*  tMMtt  uii4) 
nieht  inf  AmdUag  bringt  ^  HiniiGhllieh  woUencr  Wmmi  Itfii 
sich  jedoeh  *  hofflen ,  dirf»  die  WoMfeitheit  de»  riAien  llalerials 
die  RussUchen  Fubrikaiileni  baM  in  d^  Stand'  fltetiiek  i^itfl^, 
deiii  Aii^latide  dieWaage  su  haHen,  wenn  aie  iiireWaare  nur 
detn  Gesclimdck  der  KKufer  anzupaa^ir,  lind  a«dl  lockerem 
6e\vebe  eiii  sehones  Ansehti  su  geben  lemen. 

Alit  griechiseheii  Weinen,  01iten4>el,  getroebitfleti  iVOeh- 
ieti,  Tdback,  Brussa^Setde,  Stnyniaer  iind  noch  tnehr  ^egyp^ 
tb^her  Bauniifolle,  bezahkn  die  KanileiM  in  Konalattllliopel 
und  Smyrna  ihre  Beivge  akis  dem  schwaraeA  Meere,  uiid  der 
Abaalc  ^ieser  GegfenstSfide  ki  Rublaiid  iai  UMliteitif  Iktmr 
Natnr  nach  melir  geaicheit,  ala  der  Veririeb  der  Ton  imi 
Misgefiftrten  Waaren.  Ihr  jXhrMeher  Betrag  isi  scHba  bk  Mm 
Wertfi  von  10*- 11  Miliionen  Papier-ftubehi  gealiegen  and 
'diese  Handeisiweige  smd  bedeulender  Enlwkkeluiig  iWiig.  8e 
Kal  aich  die  Menge  dev  in  dan  HUfan  dea  ackwaraen  Meerea 
eingeltihrlen  Baoinwolle  1888  aitf  betnahe  80000  Pud  erlia^ 
ben ,  wMtend  aie  in  den  Jahren  1814  bia  183S  Hie  lOOdO 
erreichi  hatte,  mid  nor  die  mangetturflen  Bnrichl«aigen  4er 
Quarantaine  m  Odesaa,  haben  bisher  eine  femere  Venneh- 
rang  gehinderi  Von  den  120000'  Pud  TorireBlieher  Seide, 
tvelehe  in  Bmsaa's  Uingdbiing  gewpinien  wetden,  eilulk  Ridii 
4and  dttrdiaehniHlieh  nar  ^V^  wetdhaea  ungelSbr  -f  aeinea  gan<- 
4sen  Beaaga  aus  dem  Amlande  betriigL  Zn  dieaem  pAegl 
ilalien  die  Httfte,  und  Pefaaen  daslJebrigel^iiate«ero  avail 
Heterii  die  ruaaiech  -  tranakankaaiachen  Prbvijazen  aehea  jelal 
viele  Seide.  — 

Die  Weinet  des  Archi|)elagiia  aind  duneli  einen  niedi^^ani 
EMifobraoll  vor  aMeii  andem  dea  Auaktida  begAMligl,  aaaat 
JKfinnien  aieteiehl  ^tfrch  apaniachen  Wein,  der  mcbl  Ihaaerer 
vttd  noch  feuriger  isi,  eraeixi  werden.  *  Inwiefern  der  inNbu- 
Ru&land  aeibst  eraeugte  Wein  ilirem  AbaaUe  Einlrag  Ikun 
J^on,  li^ird  erat  die  Ziikunft  kliren. 

Die  Taiar^in ;  der  Krimm  beaiehen  nodi  immer  einige 
lialbseidene  Zenge  von  dem  gegeniiber  liegenden  Urer  Kiein* 


Belnclitaiigea  iUr  R«iA|a««b  IiM|A«l  nit  Auen. 


AiiBM,  dnsh  warden  Jms^  Yimfesk  v^n  den  nmiiMJien  iin* 
ner  melit  verdriogl;  dudiudi  kel  wich  die  Verbmduof  mil 
Sinape  uad  Samvim  faat  gans  aii%ehort'  Ea  werdeo  jedodi 
Aech  Sub,  Kom  und  W^e  d^rUm  geaaQdi,  and  in  den  le^Mn 
Jebren  hal  aneh  die  Antfiihr  von.  fli«e&  nofili  TrepeAOol  sicb 
gemehrt,  so  dafs  die  Beztige  dieses  PbUea  von  I{iil«land»  in| 
Mutm  1999^  d^nWeilh  von  3060000. P4pi^*Riibein  eireichl 
ImWn; -^  .Jlii44facjbes  £iaen»  an  wekbes  ^dpe  Bewohner  di^ 
^  Gegend^uif  seit  viplen  Jafaien  ^wohnt  sind,  bat  nur  nut 
MMke  dnndi  .engliaobes  von  don  UoinaspaMscheB  HafanplStion 
vwdrangt  wenlenJ^anneA,  und  sobald  die  Yerbindungen  xwi-t 
aohen  dor .  nSrdiiebon  .und  sndficben.  Kiisie  dea  sohwaifften 
Meereft.  omonert  wiirdeny  irnte  wea  aidier  vfieder  in  aeino 
alien  RMlito*  ---      >-  i 

Aber  ;0b|^c3ck  von  violon  nMacb*»arnieni8c|ien  Handels* 
iMllelB.  be<uditf  itlTrs^^eaont  dam  ntssta^n  Handel  docb  fromd* 
finropaiacbe  Woarw  .finden  in  aeiner  Umgegend  nur  g^ciagen 
AliaatSy  und  dar  Ori  kti  nur  wiehlig  dureb  seine  VerUndung 
mit  Aummm  und  Tnwrifl-  Dab  ar  fUeso  Wicbligkait  ersi  er- 
langlt  bat,  aaildfm  m  Jabfe  18|3£'  RnUand  den  Twmi  frem 
4ar  Waaren  dureb  ^Srusien  nacb  Persian*  verbot,  ist  bolpinnt* 
Saitdem  slieg  die  Einfiibr  daaelbst  reibandy  bis  1836 1'  wa  a^ 
anC- 30000000  Papbr-Rubal  ^esobaiat  ward.  Ueberttiebena 
$pabulatioqen  bat|an  aber .  voUkommene  Entmulhigwig  und 
Zersldmng  aWea  Kradits  uir  Foige,  und  ea  trat  anfan^^  eino 
Wdculcnde  Venninderung  der  Znfuhren  ein.  Im  Jabre  1839 
batta  Bie  aieb  jedbcb  in  Trapesont  wieder  auf  31000000"  Rib- 
bel  erboben,  .wovon  ^er  nur  ein  ileiner  Tbeil^  fiir  7^  ftlilL 
Ridial,  nock  in  damaolbeii  Jabre  nacb  Tawiis  gelaag|t  war* 
Der  Wertb  der  RiicMradiUin  bat  sicb  me  ciber  die  Halfta  der 
ZnMhr  erboben  und  bestebt  bauplsacblicb  in  Seide,  nebst 
GallBpCabi,  Taba<^,  Geibbeeren,  Pfeifqiurdhren  und  baaran 
GjaUe.  Der  grSfete  Tbeil  dieser  Waaren  komml  aua  PersieOi 
einige  abar  aneb  aua  Armenien  und  dem  Kurdistan  iiber  Ar« 
sfMrum,'  das  europiiaseben  Waaren  sicberem  Absotzi  bietet  als 
Trapeaonl.    Fiir  ibren  Veiiebr  mit  Rufsland  ist  diese  Gegend 


Ml  IiiJuttik  viia  UmM. 

gdnsliger  g^ellt  als  hMrichlliGli  Eiiropffiy  itan  Ht  Bew^li^ 
ner  TramkAakAsiens  beiiehcn  avf  der  TOricti  io  tvie  mm 
Penien  eine  grofse  ftlenge  baumwollener  und  tddeMt  Zeuffe 
IBr  wridie  nadh  KaiVi  Araertun  u.  s.  w.  rohe  Hinfe,  utid  vei^ 
•ehledcne  Manufactiir  •  Waaren ,  MiaafRinieii  im  Wertbe  tou 
H  MiUiMen  Rabdn  gehett 

Tawria  ist  der  Tummelfilali  dea  europfiaehen  llaitdab  in 
Persien.  Yon  dori  wird  die  game  ndrdfiehe  Hmfte  dea  Rcid» 
mil  engliachen  utid  deulachen  Nanttfadur-Waaren  veraehen, 
wddie  in  bpahan  mil  den  ^  ^on  Indian  aua,  Iber  AbnacMUr 
dngeftthrten  GegenstSnden  snaanunen  Ireffm.  Der  Abaals  ma- 
aischer  Waaren  hat  bei  a<rfcher  Concurrent  geHlten  und  an 
mannfacten  aind  im  lelilen  Jahre  ner  fBr  200600  Papief- 
Rubel  in  Peraien  eingefuhrt  worden.  Nur  gewi^rtige  Ge- 
genalinde,  Eiaen,  Kupfeir,  MetaHwaaren  werden  m>eh  mil  Vor- 
ibeil  van  Astraehan  nach  Enaefi,  Aatara,  Aateralmd  nnd  d^ 
KSate  von  Maaandera  g^braeht  Naphta  venehiffl  rim  dorl^ 
Un  von  Baku,  doch  aelbat  die  Aualiilir  dieaer  Gegenatiinde 
ana  Ro&Iand  nimnii  nichl  su  und  acbwatikt  swbefaen  9000— 
SBOO  Pud  Knpfer,  twanng  Mai  meKr  Eiaen,  Metattwaaren  fHr 
den  Worth  von  200000,  und  Naphia  Air  ^  Million  Rubel. 
Dieaen  UmaaU  betreiben  meiat  Armenier,  auch  Peraer,  aber 
krine  Ruaaen.  Doch  konnte  der  Handel  Rofalaftda  mil  Per* 
aien  bedeulender  werden.  Dieaea  d&rre  Hochland  mil  eineir 
luxurloaen  Bevotkemng  die  nach  europinaehen  Wiaren  acffmiaelH 
tet,  iat  durch  daa  UnverhiiitniftmSfaige  aeiner  Bedurfimae  nnd 
der  MiUel  lu  ihrer  Befriedigung  an  den  Rand  dea  Verder- 
bona  gebraehl.  Ea  kann  an  Buropa  und  Indien,  nur  £e  Seide 
von  GUIan,  Gallapfel  und  Gelbbeerisn  ana  dem  Salfidien  Knr^ 
fiatan,  als  Tausehmittel  gegen  alio  Reichlhtimer  bieteni  welehe 
ea  von  dart  beaieht  und  dannn  iat  der  Werib  aeiner  Auahhren 
oft  um  eihige  Hundert  Procent  unier  dem  der  Einfuhr  geblieben. 
Daher  die  wtederholle  Slocknng  der  Geschtfte»  die  Z^frM- 
lung  dea  RreditSy  welcbe  besonders  im  Jahre  1896  die  Folgen 
unmSrsig  geateigerter  Einfuhr  tvaren.  Daher  £e  EhtblQfNmg 
des  Landes  von  edien  Melailen,  die  nur  aus  Rufsland  beso-* 


BeftrachtaiigeA  ilber  Bafcim^i  Maiulel  mit  Alien.  M^ 

gth  %DHhleB.  iZdw  kimfai  4ie  Tusktii  permciiM.  Ta|i«9ky 
ivekbcr  ivdl  lurki^jucher  aU  der  ibrige,  iui4  besieheo  tueh 
MM&  ant  Sehtttler-  Arefflicbe  Pfelfenriibrei  aber  di.e^  Gegeii- 
•ijHide  silid  jiinr  von  geriogcai  Betrag^,  In  aeinem.  Haft- 
dcbveririUhiWge  m  Persieii,  wie  lu  ganz  C^ntroi-Asiep,  bi^l 
Riiislaiid  oiiMrn  dappdten  Varnig,  der  aber  fur  sein^  Beaia- 
fclMigatt  M  £iiropa  usd  auch  biBsidittich  eigeiMr  Enlwiofce- 
iMi|^  nnr  ala  Himianiife  angeaehan  werdeo  kann.  Wir  main^i 
4afr  Riifrlanda  aehr  aaUraiebe  asiaiiacbe  Bewohner  .eine  Msog^ 
Indualrie-Eraeiigoisae  derjenigen  museiinaoiiiaehan  Lapder.vei- 
htaodian,  welche  acii  friiher  Zeii  aich  durch  ihte  Gewerbs- 
iliillglrfil  auBieichneieii :  Periiana  wid  Bacbara'a.  Dana  Uegi 
mcb  daraaUiclie  Tbdi  der  mBsischen  Provinaen  ao  entfernt, 
a^woU  yon  Europa,  ala  aelbai  von  danMaoufaclur-Diairidfiii 
.dea  fteicba,  dafii  dorl  tiele  Eraeiigniaae  der  NocbbarKind^r 
ciMo  AbaaU.  indan  koonoi^  welche  die  Concurrens  eiMrojill^ 
acher  Waaran  nie  ertr^gen  wfirden.  Es  UiU  dadurth  a|i 
Handel  PerriiNia  aowofalj  mU  auch  Central -Asieos  mitRuialaH4» 
daft  anffallenda  Varbniliiils  ein,  dab.  der  civilisirier^  und  pur%* 
fSmk  lindualrieUe  Slaat  ala  b^iirflig  fracbeiaty  aeinco  asiali* 
achen  Naebbarei  gt^cnilber,  in  aofera  er  einen  groDs^  Tbeil 
aeiner  £inkiHife;ii^  Ducaten  feoldirt»  wekbe  dazu  dienen^  09- 
davtr  Seila  engj&aclie  Waaren  an  kanfen.  Ein  aweiter  Gega^ 
■iand^  wakheA  dieaen  Volkem  nur  Rufiiland  geben  kano^  mid 
der  ibnan  durchaua  nolbwendig,  aind  Kupfer  und  Eben,  devp 
das  Kupfer  welcbea  in  Peraien  bisher  ^ewonnea  .wird»  iat 
.nicdil  ^rcikJiend .  Ok  dan  Bedarf^  und  aelbsi  wo  au^h  Uetall- 
adam.aaigen  (wCsei:  im  EUbrus^  der  bewaldai)  fehlt  e$  an 
firemiiiateria),  nm  ai^  »•  Mitaen«  Diaser  Zntland  vmb  aicli 
aiaai  in  aaftm  andern,^  ala  ruaaiacbe  Fabrikale  grolsen  TheUa 
die  achkcblen  £rxeiigntaie  Aaiena  in  den  Granzen  dea  eig0* 
nan  Vaiariandaa  eraaUen  werdent  dodb .  OMicbte  das  p^pch  langp 
dauem,  da  GawiobnlMii  dea  Volkea  aowohli  als  Pauerhaftig* 
keil  der  aaiatiachen  Zeuge,  an  denen  das  Malarial  nicht  gut 
apart  iat^  fiir  aia  abreilen.  Dieaen  Voraug  aber  mussen  die 
aaimiacliaii  Wanran  daruai  aleU  vor  alien  .c^iropaisdien  habafp, 


#11  .  '    IiAuMq  vailHMiel. 


w«y  Jaa  Material  doH  veiluiiliiilMifiii|  men  die  II«rfaAcit 
woUMl  ial,  wHhrand  in  Eiiropa  uaiMmiy  dte  AiWl  mat 
Maacfaineiii  daa  robe  Malcrial  ab  daa  Tkcuere  %hiAamm  lifiift. 
Ueberdies  vertau4chen  die  Rusaen  den  angcibBeiidai-  Nea*-* 
den  vieie  Waaren,  welcbe  aie  seHisI  von  4n  wiiiaaigan  B^- 
wehnern  Asiens  erbaltenii  und  aiehem-diepen  aonil  sMen  Ab-> 
aals.  EiidKeh  werden  in  mtiiachen  Fabnben  Ti 
'BttumM^Ue  und  Garne^  au  Gewd^en  -vaitafbekel,  die  fiir 
niederen  Klaasen  der  eignen  UnterihanM  oder  Sit 
Kaufer  bettimmt  aiod. 

Die  Biicharuebey  Peniaehe,  so  i^e  die  Sniynia> 
wolle  aind  bekanntKcb  cinjihrige  Pflanaen,  die  karae^  9^ebe, 
aebr  Starke  Ffiden  geben.  IKe  persisoke  ipvird  weviger.ge* 
aehatet  ala  die  beiden  anderiij  und  mit  6  k|r  10'  pGt  ivenigar 
besaMt  ala  die  beaten  Galtungen  der  Buchara-Waare»  Van 
Cwsr  koatet  daa  Pud  aan  PraduelioM-Orle  12—17  Papiaiu 
nubel,  in  Ni/nei  Nowgorod  18^25.  Mm  lahlte  1887  m 
eaayrma  13—14  Robel,  in .  Maaanderon  10—18  Ri4»el  tlr 
On  Pud.  Beriickaichtigen  twvr  dafa,  im  Uiife  lier  Jahra  1831 
bia  1839;  der  Preis  dea  Pfdadea  fianaiWolte  in  Lbndott  iwi* 
aeben  4—13  peneea  (14  bia  46  Rnbel  daa  Pod)  ge^ehavMkt 
bat,  und  dafs  die  achleeliteate  dorl  eingefSlitte  BaiunwoUe  — 
-Madraa  —  gewifs  die  beale  Bochariache  iiberltift,  ao  lenchtol 
aehon  hieraas  ein,  welche  Schwierigkeiten  em  cenlincfttalea 
'Reich,  wie  Rufsland,  bei  der  Verarbeitung  einea  ao  gmriohli- 
gen  auswartigen  Arlikela  tu  beaiegan  liat 

Trolxdem  ist  ein  langaamiea  Sieigan  derZupAikr^ran  lohar 
'und  geaponaener  BatimwoUe  aus  Genlml*Aaten  ^wrfiraaieli 
men  I  und  die  Menge  der  eratere»  baitrigt  in  Lanfe  4ar  lab- 
ten  Jahre  20—40,  der  andeni  80— 45  Unaand  P«d  jiibvlidu 
-Nebmen  wir  den  DurchachnitI  der  leialitti  3  Jaiire»  ao  betiigl 
ifie  Einfuhr  aus  Persien  und  Central -Aaicn  an  fahar  Bmmt- 
woUe^,  .a  geapomiener  ,V  der  GeM»»t.C<»>«ualni<k. 
Reicha. 

Persien  lieferi  dazu  nur  einen  aelnr  unliedeutenden  Bci- 
tvag,  obgieich  der  Sad*  und  Ntedfufe  dea  £lfana  woU 


1 11 1 1 


Fai  dsn  Awhwte  ytAmakk  koMite^  uad  ^r  T#a0i|iibrt  von 
d«i  hw  Aftlrachito  6,8 ,  imm  mf  dcr  Woiga  hb  Mi>ei  Hvw^ 
fftioi  €0  Uft  0,6  ftubdl  kosM^  widHrted  man  tiack  dort  v«fn  Bt^ 
dbn  4^,  tnid  iren  Chiwa  ~  das  iiMgiMur  but  weaig  Baumh 
woUe  JMerk  —  3--4  Rubel  an  Rracbi  iur  ein  Pud  aiddt 

Trl^  aoeh  dia  aied^e  Qualitiit  der  p««bciMn  Bamn wolle 
aadga'Sdnild,  aa.ist  dooh  der  geaunkene  Handet  mil  dieeeao 
Laada  geiiiife/die^Haii^l<^Ui8adie  der  geriagan'  Zttfahf,  deon 
an  daa  Zek  aU-  der  Watoebpag  diiifch  Crnsien  naeh  Fbrsien 
aiii  Jlaibta»  war,  in  dan  Jahnn  1690—183%  ak  der  Frieife 
ndt  dar  Tiiiket  eha  grolie  MQmge  ^aii  TfanaportecbiOaa  .«»- 
WKffhiiflijjl  lieb,  wakke  aam/VcrfBhrcn  das  Provianta  van 
Aataackaii  aabk  Mar  und  Lankaran  gecUanl  hallan,  da.  ward 
a»  mie  vok^  md  gespmiaena  Bauon^oUe  van  deh  Sii^aalfr- 
dan-  daa  kaiqtefaan  Meat^  nach  Rufafamd  gebrackl,  wie  me 
afMlar.  Ea  gmgan  abar  anch  damala  ineiMai  Jafara  27MQD 
Pnd  Eisen  and  IflOOO  Pwk  Kopfinr  von  Bnbfaaid  nach  PaN 
aian.  Seii  diaSckifiaiffl  jenas  mfiill^an  Spomas  antbafarl^ 
Kal  aiab  die'Zahl  der  Fakraange  acbr  vannindcirt,  und  bdi 
ptMdkdiaB  Aniiehwunge  das  Handab  winda  ea  selbat 
'TaanapartioiUeln  Mdani  Zum  gPoAan  Tkeii  erbaui  aus  date 
Ibteriale '  der  kackten  WaJga«-Fidirzenge^  db  man  ra  diesam 
2iwia^  ill  Aatrachanr  anaainandar  mmmt,  van  Talaren  beaaannt, 
aegaki  kuoHnenrall  eiba  kleine  ZM  ^kddfle,  mohamedaniscken 
Bewafanara  von- AalMdian.-  und  Biiku  'gahfircnd,  awisekan 
A8tracban,und  den  Halfan  TranilMiakaaiens  und  PenieM.  In 
jena  bringan^aid  LabenMniltel  und  Munition  fiir  die  Truppi^n,  in 
dieae  etnigeniaiMcba  Waaren.  Aiidcra  beaekaftigen  si^  mil 
derEiiolietei  8n>dM  Kiialen  liasandavona  und  Ghilana  die  van 
PaaiMii;  %ekrite  in  Ailraeban  atisafirig  aind,  gepachtel  irt  und 
gagevSOOQOPud  liriart  Sia  besncben  su  difesam  Zwdeke  selkat 
die  Oatkiiaten !  das  kaspiacbcn  Maeres/  und  haban  dahai  auah 
tkaffat  Tauaekkandel ,  mil  deh  Turkomannen  ain^leiiat  Die 
ZoMlr  van  Nisykia  ans  Baku  aack  Eaaeii  beaehaMgi  gieicb- 
isHa  mehrere  FakrKei%&  Die  Einwobner  dieses  iaialen  Ha« 
km  basilaaii  ^  Sea^Sebitfe  und  gegen  500  Einm^tar,  die 


a00--800  Pud  ladeni  DkM  ditm  lumpliiBUidk  mm  V«<u 
fahren  von  Waaren  twiidieii  Enaeli  undl  Plike*>^as«r  am 
ReBcbi-FloMey  falim  Aer  muk  liingB  der*  MMrca^KOiU. 
&idtich  habea  selbtl  die  Tiirkomaiiiicii,  wwa  Stai^ni  dtr  Jb- 
mudesy  gegen  100  kldnefe  xmA  60  fvobete  FahrsMge,  jmd 
denen  rie  nadi  AtleralMMl  und  den  Masaaderon^^Kfitteii  Stein- 
sahr  uttd  Naphia  kringen,  aack  wokl  Seerauberei  Iveikaa. 
Diese  Fabrseu^  warden  Mus  f^anjfkeni  Ekhcidiflla  gabwL 

Die  Sehiflfahrt  auf  dem  kaapiickeB  Maare  laird  dupeli  den 
Mangel  an  LandmigsiJilMn .  crscbimri,  dean  nor  dfe  Hifieii 
VMi  Baku,  Ensdi  and  Aslerabad  sind  ab  aaksha  anaasahen,  ao 
wie  aaefa  dureh  heflige  Slinney  walckean  den  lefat  laehen  K«- 
sten  besonders  geflifarlicfa  aind.  Die  Ranbereien  dar  TtarkaoiaB- 
nan  erslredctn  iieh  teUbal  aiif  das  If  ear,  and  weka  dem  unb«- 
waflneten  Fidmeugey  daa  rich  la  nabe  an  ihta  Gealida  wagl* 
Der  ainaige  Sirom  welcbar  sich  in  dieiafl  Alaer  aigiefiil,  die 
Wolga^  ist  an  scdner  Mttadnng  ao  veraandet,  dab  erkann 
mehr  als  Vertnndungvslrafca  nut  Ruiiland  angeseban  wafdan 
kann.  Trots  diesar  Hindeniiase  mfibte  dieaas  Wasaarbecbah 
docbsehon  aneinerweilgrBlaarnBadentaiggelangtmdlaainan 
Anwohnem  daa  fiediirfi^  einea  ld>haften  Verkehrea  ioblkar 
gaworden  aain,  aber  die  Unaidierheil  dea  fifeailaea  in  dan  aaia- 
tiadicnReichen  hai  die  Ruasen  biaher  von  alien  CJniemeh- 
.mongea  dortfain  abgdudten,  and  era!  wenn  ain  Uebaiiafe 
van  Kapitaiien  die  Kaufleute  xuWagniaaeB  tteiben  wild,  wkd 
daa  kaapiacbe  Meer  die  wiahtige  RoUe  apaekn,  an  larichar  ea 
die  Natur  irota  aUer  aeinar  liSngel  olEanbar  baaliBganI  hat^ 

Die  einzigen  frucbibaren  Provinaen  Paiaiana  fiagen  an 
demsalben.  Vor  den  VerwfiaUnigen,  walehe-die  Gfaolara  im 
Jahre  1830  dorl  anriehlele,  fieferle  GUIan  3660O  Pod  Said^ 
an  Werib  Vfohl  15000000  RubeL  Obgleich  dnrek  die  tSair 
vMkenmg  der  Betrag  gegenwariig  nur  die  HaUle*emiabt»  ao 
wird  er  aich  unalraitig  anr  voiigen  Hithe  wieder  ^rhebea^  am 
ao  mehr  ala  die  Preiae  diaaer  Waare,  dea  «naigen  Zalifanittda 
von  Peraien  an  den  Weaten,  immer  a^r  kad»  alehen.  Dieaer 
Umatand  sowohl^  als  die  vermehrle  Seidenprodnction  in  Tnms- 


Betnebtttagea  ibcr  Rvlbbmdt  fiandcfl  mil  Anen.  Mf 

kaiAanen  »l  ier  Gnmi,  dab  jetil  oft  nur  ^  der  frOlieren 
Seiden-Mmge  imch  Ra&land  getil^  and  dab  Konttantinopel 
den  grfifaern  Th'dl  dendben  erhSIt 

Am  Fitfae  dea  Elbrus,  swiadien  den  Fltiasen  Kisif-Uaen 
tmd  Sdiaehrad  sind  naihe  an  25600Q  Oelbanme,  die  sehr 
reiche  Ettidte  an  OiiTen  gaben.  Alan  erbik  Ton  dieaen  i 
ibffea  Gewiehlea  an  Oel,  daa  grolalentheila  ▼eracbiAl  wtrd. 
ESn  Plid  deaaelbeii  koatel  6 — 10  Rnbel,  was  selbstbei  seiner 
wegen  seMeehterBereitong  niedrigen  Qtialilat  niehl  sehr  Ihener 
{at  Dettnoek  hat  man  davon  nach  Aslrachan  nie  eingefiihrf: 
Ebenao  isl  noeh  wenig  bekamili.  dab  man  awfschen  Rescht 
mid  Kaswin,  uhd  in  der  Provina Karadag  die  Rhamnus  in^ 
fee  tori  a  geftmden  hal|  wdche  die  sehr  gesuchten  Gelbbeeren 
in  voraQglicher  Gfite  liefert  Verschiedene  geirojckneie  FrCkihte 
sind  jedoeh  an  jeder  Zeil  von  fSnaeii  nadi  RnMand  gcbrachi 
worden. 

Nefcst  der  BamnwoUe  bildel  ReiiT  das  Hanpt-Prodael 
Masnnderons.  Er  isl  seKir  geschiitzt  in  gana  Persien^  slehi 
aber  dem  ^amerikaniaehen  nach.  RoTslaml  hat  jedoeh  -I 
seines  ganseni  iibrigens  unbedeulendeny  Reisbedarfa  (}m  Jahre 
18S8)  von  dort  beiogen.  Auch  Zucker  wM  daseibst  gebauf, 
da  daa  Kiima  ihm  aber  nieht  gehSrig  au  reifen  gesCatlei,  so 
acheittt  er  Traoben* Zucker  tu  Ue%en  nnd  krystallisirt  nicht 
Zor  Romfabrikation  eignet  er  sich  jedoeh  volHcomnien.  Man 
kaiift  ihn  n  8~  12  Rubel  das  Pud,  und  bringi  j8hrlich  einige 
Tausend  Pud  in  die  russisdk-transkaukasischen  Provinaen. 
Filgen  wbr  su  diesem  noch  die  Producto  der  sehr  bedeulen^ 
den  Fiacberot  an  den  MOndungen  der  FlOsse,  welche  sieb 
vom  -Elbrus  ins  Meer  ergiefiien,  und  an  den  Ausfldssen  de» 
GsnrgaB  und  Atrek  an  der  K^ele  der  Turkomannen ,  so  ken- 
nen  vrir  aSmmtliclie  Eraeugnisse  weldie  das  Litoral  dea 
kaapiaiften  Beckons  an  RuTstand  liefem  kSnnte.  Aiis  grdfse* 
rer  Feme  kommen  noeh  GaUapfel;  auch  konnien  die  Tarkise 
VOA  'Nischapur  leicht  den  Weg  ikher  Aslerabad,  slalt  ilber 
Bnchara  und  Orenburg  nehroen,  wobin  jahrKch  fUr  den  Werlh 
von  eiiiigen  100000  Rubeln  von  diesen  ^Uinen  gebracht  werden. 


^ffw  ui49'Vw  mmL  HmmieV 

Alles  4w8eSy  nebrt  dm  hMmwoMoMa  uod  sddeMki  .Z«a** 
gen,  derfsn  RubUnd  jjihrMieh  aut  Peraien  wm  fielrage 
5 — 6  Millionen  Rubel  bexiehC,  bew^ei  dafii  dieaea  Land 
nem  Naehbar  vM  au  biatea  luil.  Unatraitig  kaM  aa  aber 
anch  eban  so  vial  van  iha^  an^ngM,  uad  je  tsudar  viit  tmA 
Oaten  vorsfBhreiten ,  deato  -wemger  wird,  aelhai  in  deb  leidi- 
taalen  ManufacUirwaaran ,  die  Concuirenz  dea  fihngao^  EiawH 
fas  filr  die  ruaaiaehan  EifteilgniBae  gefiihiji^  deain  die  Ffndbt 
von  Trapeeont  bia  Tawris  koatel  achon  -6  Bubel  daaPudi  von 
.  doi^  bia  Reacht  2,  bia  Tebeaan  3  ftubcL  WaMren  ifefche 
vop  bdien  ana  liber  Herat  Imwnen  soHlen^  ^wdKden.tiodi  be<> 
dautendere  Koaten'  xu  tragan  habeii,  wiillrend  im  gjtoHigan 
FaU,  ein  Pud  von  Ny^ai  Nowgorod  lilr  1  Rnbel  bia  Enadi 
geaclMffi  warden  kann« 

Doch  acheint  ea>  dalt  die  BenuUang  dea  k^Mf^itfohen  Bfae- 
rea  aich  nieht  auf  den  Handel  mit  Peraien  beachranken.  wMile 
Auek  Ghiwa  nod  Ruehara  kaaen  aidi  vennillebi  dea  iViiaaer- 
wagea  leicbler  arreicbeny  aobald  eitt  einmal  die  wiUan  Taa^ 
komannen  ftiadliehe  Karawanenfiihrar  abgdien,  und  die.  Rank- 
liiai  der  Chiwiflaen  aieb  an  Bitebariaebu  Waam  mdht 
mebr  eijgehen  wird.  Die  iSehifibarkeit  dea  Oxua  iai  auf  der 
ganaen  Strecke  awiadien  Cbiwa  und  der  aftdlidien:  Grime 
von  fiuchara  erwieaen,  foiglieh  eine  VecbiiiduDg  -sMriaGben 
beiden  Landera  aehr  erieichtert 

In  jedem  FaQe  hlMfte  aber  dicner  teue  Handalafwi^  dan 
Nachlbeili  dab  die  Aaiaten  nichi  mebr  aeftat,  Ruidaada  Markie 
beaocben.,  nicbt  mebr  aelbat  unter  aaiaeni  oft  neuen  Eisrag* 
niaaen  wablen,  luid  ikten  Geadunaek  heranbiiden  kStnlaii. 
SoUte  jedadi  die  Bannianng  dea  Waaaarvregea  ntir  it  diar 
Wiidheii  der  Turkomann^  ^ein  HindemiTa  finden,  ao  liafiio 
sieh  befiircfalen,  dafe  die  Ruaaeo,  dam  Beiapiela  anderer  hodi* 
gebildeler  Volker  foigendi  verautditen  in  DmnlwdnllaadbM 
den  rhiberiacban  Horden  die  Civiliaalian  iiiaialctigaa.  Die 
nur  sebr  geringe  AnhangUchkeii  detaelben  an  die  LehMi  dea 
Propheten  \vird  aie  so  eindringfichem  Zuapniche  nicbl.  un- 
emi^angUcb  macheni  and  die  ErCahrung  hat  -gcMurt,  4aCi 


Betaehtangeji  Wkef  Rttfafamcli  IfelHlel  mil  Asien. 

di«'Liel>e  zti  storken  <>etrHnken  Ariaten  «benso  tm  EtlropiMTfi 
etgm  iit' 

^  •  Wiihrcnd  de)r  Handel  xwiaehen  Rufklmd  iind  Persien  an 
Bedeutung  verloren ,  steigen  seine  UmaHtee  d^n  TuAislan 
vnd  der  Kii^sensleppe  gegenOber.  Im  Jahre  i825  belief 
aieh  Rafidanda  Handd  rait  dieaen  Lfind^rn  nur  aof  10000000 
Rvbel  nnd  lat  jelzt  von  16—18  JMtttionen,  doch  mufif  det 
Uebnvtchulb  der  ISnfoikr  stela  durch  Hiariaehea  Geld  gedeckt 
warden  >  Weleheay  wie  es  acbeint,  in  den  leislen  Jahren  um 
ao  mehr  gesuckl  wardy  ab  daoiil  angliache,  ana  Kabul  kom^ 
iMnde  Waamii  beaahlt  warden  mtiaaen.  Dafa  dieae  aomit 
dem  Abaata  ruaaiseber  Mannfaclur^Waaren  iii  Buchara  scha- 
^en,  iai  keinem  Zweifel  unlerworfen*),  und  mi^te  dieaea  auch  ^ 
aehon  dadurch  beatlitigl  werden,  dafa  in  Ohoekan  mehr  nis- 
mche  Maaaifiiclur-Waaren  abgeaetzl  werden  ala  in  Buehara, 
W4^  £e  engBaehen  dortbih  achwerer  gekmgen.  Freilieb  liebe 
ea  aiob  audi  dadurcb  erkHlreta,  dais  aie  von  dort  aneh  einen 
Weg  nadi  Kascbgar  finden.  Bia  naeh  Afganiatan  gelangen 
Maweien  maaiachea  Tueh,  P^ier  und  QuincaiDMen;  Die 
HMpt  -  Biitfohr  naeh  Turkistati  besleht  in  *  baumwollenen 
^ttid  wottenen  Gewebei,  raffinirtem  Zucker,  ainerikanischen 
FMbeatafleni  Eiaen,  Kupfer,  Metall,  Glas^Waaren,  Leder  und  . 
idekn  Kleinigkeilen ,  die  theila  vom  Meerbuaen  von  Man* 
^idchlak  naeh  Chiwai  theils  von  Orenburg,  Troick,  Orak  und 
Petrbpawlowak'  dureh  kirgiaiadie  Kanieeltrdber  naeh  Chiwa, 
iSttchtfra,  Taadikent  nnd  Cbochan  gebracbt  werden«  Die  Ein- 
4Blinfa  geaeh^hen  von  asialiaeben  Kaulleuteni  nieiat  auf  dem 
-Maihte  ait  Mij^  Nowgorod,  im  AugiMt  Sehen  gehen 
Twaiadie^  tbittrlhanen,  Armenier  eder  Tataren  naeh  Buehara. 
ini'  Oeloher  ilder  November  veriaaaen  die  Karawanen  die  rus* 
aisclK  Gi#iso'  uiid  gehmgen-  von  Orenburg  in  1  Monat  naeh 
ISkiwa^  in  2  Monaten  naeh  Bnehara.  Den  RQekweg  ana  Bu*- 
*diBra  |Aegl'  eine  Karawane  im  Januar,  ifie  andere  im  Mai 
mwailgsloil.  S  Bfsher  waren  sie  den  ranberi^chen  Anfallen  der 


*)  VergL  oben  S.  490  a.  491. 


cm  liulvatiit  vjul  HmM. 

ChiwiAien  a«pg«MU(t  Dies  wM  abar  KaOenUidi  in  btanft 
Qicht  mehr  der  Fall  sein  *)  und  somit  nicht  die  Nolhweiidi|^Mit 
eiolreleD,  den  oil  bedealeodea  Umweg  liber  Peln»|iawlowsk 
i^id  Taachkeot  nach  fiiichara  einwchlagea* 

Aua  den  Oasen  Turkeslana  fiihrt  omo  nack  Rn&laftd 
Mber  rober  aowie  aucb  ver^ponnener  BaumwoUe,  baUiwelp 
jenen  und  seidenen  Zeogeni  aucb  Pelawerk,  FrUebte,  per^ 
aiscke  Tttrkiaet  Lajiia  laxuli  aus  fiadacbaehan.  Ean  Thail  dcr 
Gewebe  aammt  mssiiehen  Manufactairwaaren,  Jniken,  MetaU- 
waaren  imd  Korn  wird  an  die  Kirgieea  fegeii  Sehaafe,  rolie 
Haute  iwd  Pebiwerk  vertaufcfat;  kUtefea  fiodet  Abaaia  in  Cliiiia. 
Daa  Fett  der  Schaafe  gtbi  auf  d«r  Wolga  nach  SL  Pelaca- 
burg  uod  dieiar  Handel  hat»  wie  aUer  Verkdir^awiedMi  No<- 
maden  und  Adierbau  ireibender  Bevoikeruoigy  eine  aiehere 
Basis.  Der  gegenwiirtige  Umsala  uun  Beirage  yen  7— -9  MiU 
lionen  Papier  •Rubebi  kann  vielieiebt  aucb  nedi  eiaige  £^> 
weiteruQg  erbalteui  doch  ill  diese  naliirUch  nnr  aebr  be- 
schrankt,  da  die  Bedur&iiase  der  Nenaden  nur  leering  aein 
kenneq,  und  da  ihre  Zabl  so>yablf  als  ihr  ReichUaun  eber  im 
Abnehmen  als  im  Waebsen  au  sein  scheinen.  Audi  der  Zu- 
stand  der  einaelnen  Oasen  Turkesia0K,  die  webl  hddislena 
2^  ^3  Miiljonen  Einwohner  fassen,  scheini  in  keioer 
deren  Entwickelung  -begriffen,  denn  wie  alie  Yalker 
geben  sie  von  der  Rebbeit  nur  aur  Enlartung  fiber.  Die 
Lage  inmilten  von  Sandwfisten  und  Raabeilioiden  macfai  aie 
von  diesen  abhangig.  Ibr  Haupi-Verkebr  grfindet  aieh  mat 
(den  Eintausch  von  Producten  der  Viebaucl4»  welebe  ihnan 
aelbst  bei  dem  hoben  Werih  des  kultivirbaim  ond  be^ 
baren  Bodens  Ceblen,  gagen  die  Fnnnpiasa  des 
AckerWes  und  Gewerbflaifses  und  sie  nriiseen  dieseii  den 
Bediirfhissen  der  Nomaden  genals,  uateriialten.  j|yQch  sehsn 
wir  dals>  obgleich  in  Turkeshn,  ivie  in  Penaen,  die  Gegoo* 
stiinde  der  verfeinerten  Industrie  £ttnq»as  gaUten^  4^  Waosp 
ren  au  ihrer  BeaaUung  fehlen.    Von  den  rohen  £i 


*)  Verst  oben  S.  490  n.  481. 


BnoliWMi  ittrf  QiMbMt  findkt  ninr.  die  4<Hi'  in  goringMi 
Miafca  iindJn  acModiler  Qualit&t  benroff^radiie  Sdd^  (su 
200^250  ftubd  das  P«id)  in  A%Mii«tan  dnigeii  AbiiiUu 
Dasu  kommw  noeh  eiinge  8eid«ne  G<w^ba»  ruasiiebe  Wat* 
rfB|  ddMSttdker  Thee  and  Silberbanren  $ammi  nMitdicfi  Dti- 
halett.  Naek  Indien  verlieft  mdi  aber  nie  eio  Buchansehea 
ProdueL  Der  Werth  dieaer  Diofa  mwhie  die  fiiafuhr  decfeen, 
0»  iaage  nar  indisaker  Zaeker  wid  bauinwpllaiie  VVaaran» 
aaoMBt  dam  aaUedilen  I^d^go  daa  Sindh  ( van  daoi  sieh  1838 
w  Budlani  sa  vM  aageaanuneU  httta»  daft  er  i«  80  Rubd 
daa  Pud  vaiiautt^  wurde,  wahread  er  sons!  4—5  Mai  mahr 
kaatel)  dartlki  ana  Kabul  galaagtea.  0ai  dam  Zualromeo 
engiiaeber  Waaren  wird  jd>er  der  Maagel  so  driickendi  dale 
aalbai  die  bucbarisch^  Regiening  darauf  auftnerksam  gciwar^ 
dan  iai.  Am  Nord^^  und  Siid-Fufse  des  Hindiikuh  wird  der 
engiische  Handel  auf  dieselbe  Scbwierigkeil  stofseo,  und  ^uber 
PCardan»  welche  die  Nimiaden  der  iodisehan  CavaUerie  He- 
Ctm  und  in  graTser  Meage  lief  em  kdnaen;  wird  afeh  schwar- 
liali  ai»  G(^|[ensUaid  findan,  mii  dam  fiaelrieii  seine  Baaiiga 
aus  Indian  au  beaaUan  im  Slande  ware. 

Salhal  im  Vergleiek  au  daAjemfen  Volkam  die»  im  gere- 
galfeen  Handel  ihre  Waaran  an  densalban  Praiaen  slellen  kan^ 
nan  wie  England »  hal  dieaea,  durch  die  GraCmriigkail  seiner 
Balriebe  und  dan  Raichtbum  der  UntartiebaMr,  in  Asian  einaa 
unandKchen  YorUiaiL  Es  blaiben  namlicb,  sawohl  in  den  Fa- 
brik-Orien  selbsl,  als  in  dan  versebiedenen  Enlrapols,  immar 
Waaren  Jiegen,  die  wegen  gnijtoderter  Made  ader  sanstiger 
Canjmieluren  kainan  Absala  finden,  und  urn  Jeden.  Praia  loa^ 
gaadil^an  warden  miisaan,  Diaae  S|iJiUar  des  engliscbai^ 
Grctftbandela,  maist  AsisaabnCi^  raiehen  sa#b  bin,  die  asageran 
asialilcbaii  Mirkle  m  iibemchWfONtoan  und  die  BSvelitat  aller 
(^McnriMian  niader  tu  acUagen. 

Bifte  aehr  waebliga  FVaga  ial^  44»  es  rathaate  imd  ibun- 
iHsb  sai»  dab  ^nropiiaaha  KanOflula  saUiai  dan  Htndel  im  Iih 
Mm  Asians  fBbreny  odar  ob  aia  ihn  ddn  £ingebamen  au  ilbav^ 
*wen  baban*   .Sia  iiUai  siefa  naileichL  am  BesUn  durch  daa 


Beiipiet  Penieiis  erISelem.  Intern  aidi  eiMpiiiidie  HMMt-* 
kikiBer  ki  Tawm  imd  TeherM  mederiiebeD,  hat  dtr  YeHMbr 
all  RegeliliUa^iseit  bedeuli^  ^w#nDen,  aber.  die  lUBgea  Oto- 
Me  welohe  imtiMr  den  KStafern  be^Kitligl  weiden  iMiriiiiy  die 
Sehivierigkeileii  M  EintreHMflig  dea  Geldea  htkm  aHmBUiK 
die  Euvopaer  Motiiatbirt  imd  die  fiiiigeboraeii  aiiid*  iMedcr  in 
ibre  frttberen  Rechle  geti«eten.  -  Daft  fiberhaapt  dn  ffingm- 
fetivM Frtmden  in  den Detmlhandel  gaM  lamidgMi, vcratelil 
ateh  von  salbaty  und  beiden  geringen  UmaSlseB  im  Tnrke- 
^an  wnrd  ttah  woM  aodilange  den  Handel  in  dea  Hladen 
der  Tad/iks  las^n  uKhflen,  scflbst  wenn  Intoleraaa  uad 
Argwohn  der  Bewnrfitier  ioebt  aehoh  jedem  FreaidaB  den  Ein^ 
Irilt  ersebweiien.  Doeb  wsire  es  aehr  wiiasdienawerthy  die 
dnrch  hohe  Kapilal- Zinaen  and  die  allgeoMine  Uniichetlieil 
dea  BesiCzea,  etawungeae  Preiserhilhung  der  Waareni  au  er* 
miifMgeti. 

Die  ehineiiadien  Marken  beHihrt  Rufidand  saeni  in  der 
NBbe  von  Buehiarminak.  Von  dort  geht  jifcrBeh,  -r-  am  dia 
Waaren  to  erlangen^  dereninan  siiei  Eiaianaeh  von  PredacUen 
der  Jagd-  und  Viehzucht,  welelie  die  Kir^iaen  liefenii  l»edatf  -^ 
eine  Pferde'-Ktfawane  naeh  der  Pnavina-  lU  dea  ehineaiacben 
Tarkeaiahsb  Sie  befilehct  ons  rasaischentUtfaren^vonKirginaeiictt 
TrabkneebleA  geleiUt  and  nur  aeltea  achliebeiieieb  ihr  ChtialaB 
an.  ftuaaiacbea  Tach,  Biaen waaren,  Jaften  und  viele  Kieinig- 
i^eilen  werden  naeh  Kuld/a  gebracht  -and  dort  gegen  baaai- 
walkffite  Gewebe  eingehandelb  Selten  gebl  dieaelbe  Kara- 
virane  bia  Jaikendi  aondem  Mtti  gow$halieh  von  Kdd/a  naeh 
Verianf  von  8  Moaaten  aurtiek.  Der  UmsaU  betrlgi  viaieiebt 
einige  bmdert  Tamend  Rabei  und  -kann  in*  einem  Lande  arie 
daa  ehiaeataehe  T  urkealaa ,  welchea  aa  den^iMnigat  be«4Ukeiw 
ten  der  firdls  gehdrt^  aueb^^^okr  an  eiaiger  Dedenlaag  ken- 
men ,  aeibst  wenn  der  Zwang  vadUbm:  dit  'dnaeMciie'iiihi^ 
aadii'  jeM  iden  Besuohem  ^afeal^i  aabwiadet  In>Kdld/a, 
wie  in  Ijaehia  hal  mm  ea  ivarlhelihalk  getai'dea,  iiek  alMa 
dareh  efaiige  BevoUmbohUgle  der  KaaflaaiO)  wil  daaiOhine- 
iea  Aer  dair  Preia  jfed^r  Waare  au  vefebiigeny  ehe  ddr  Haa* 


Betracbtiingen  uber  RnlilaadB  Huidel  mit  Atien.  0IS 

del  begimit.  AIs  Tauscfamillel  dieni  m  Kutdja  weiGies  bmmw 
woUanes  Gewebe,  in  Kiacbtia  blauer  Nanking  (ia  iS&iiritn 
Kitaika  genannt)  und  nur  im  Klein -» Handel  def  Ziegel- 
thee.  Wenn  Ruislands  Handel  mil  dem  chmesischen  Tur- 
kestan nur  geduldet  ist,  so  isk  der  Yerkehr  an  der  Grinse 
der  Mongolei  auf  xwei  Punkten,  Kiaebla  und  Zunichailu  ver- 
tragsmaisig  festgesetzt.  Hierin  hat  Ruikland  einen  Vorllieil 
vor  alien  librigen  europaiscfaen  Nationen,  die  in  ibrem  Han- 
del mit  China  kein  Reebt  in  Anspnieh  nebmeh  kdnnen.  Der 
Unisatz  in  dem  su  weit  nach  Osien  gelegenen  Zunichailu 
ist  ganz  unbedeutend,  und  alie  Geschafte  werden  in  K^chta 
gemacbt^  einer  Sails  von  russischen  Kaufleuten '  und  ibren 
Commissiondiren;  andererseits  von  Cbinesen  und  Bucharen 
die  zur  Zeil  des  lebbaften  Verkehrs  iiu  Januar,  Februar  und 
Juli,  ^das  daneben  liegende  Maimatscbm  bewobnen.  Ein 
jedes  chinesische  Handekbaas  beslebtaus  zwei  bis  dreiTheil- 
nehmem^  die  abwechselnd  den  Handel  mit  den  Russen  be- 
treiben,  und  die  aus  dein  Irniem  auf  Kameeien  und  zweira- 
drigtti  Karren  heranziehenden  Karawanen  begieiten. 

Die  russischen  Waaren,  sei  e»  aus  Moskan  Oder  vom 
Markte  zu  Nijnei  Nowgorod,  werden  entwe'der  ganz  zuLande, 
oder  abwechselnd  zu  Wasser  und  zu  Xande  versandt.  Die 
Entfernung  von  Moskau  bis  Kiachta  betragt  6300  Werst  und 
die  Ftacht  wechselt  zwischen  12 — 16  Rubd  IBr  ein  Pud. 
Dem  Yertrage  mit  China  vom  Jahre  1728  zu  Folge,  bei^tzt 
Rulsland  das  Recht  alie  3  Jahre  eine  Karawane  nach  Peking 
zu  senden,  doch  ist  davon  nur  sechsmal^  bis  1755  Gebrauch 
gemacht,  weil  bei  den  Chikanea  und  dem  Argwohne  der 
Cbinesen  daraus  mehr  Anlafe  zu  Zwistigkeiten ,  als  Vorlheil 
erwuehs. 

Ueberhaupt  verdient  das  Verhalten  der  russischen  Re- 
gieruBgy  in  Bezug  auf  den  Verkehr  mil  China,  die  grolste 
Anerkennung,  und  es  wird  alles  vermieden,  was  zu  den  ge- 
ringsleft  Reibungen  flihren  kSnnle.  So  ward  der  VorscMagy 
Opium  aus  Kleinasien  oder  Persien,  nach  China  zu  senden, 
entschieden  zurnck  gewiesen,  obgleidi  dieser  neue  Handela- 

ErauBS  Rnst.  Arohir.  IS41*  H^t.  4,  40 


•rtreig  bedeolendM  Torthml  in  Aosadii  stettte.  So  hat  iich 
die  Reginting  binher  geteheut,  die  inindesten  Veranderangen 
im  Verkdir  mit  China  einzufiihreny  so  nolhwendig  imd  allsei- 
iig  vmriheilhaft  sie  auch  erschein'en ,  um  nicht  durch  Abwei- 
dnng  von  der  alt  hergebrachten  Ordnung,  die  ohinesoM^be 
Siabilitata'^PoKtHc  schmenHch  su  bcTiibreii.  AndrerseiU  took 
man  aber  auch  den  Chioeaeii  die  Gereditigkeil  widerlihren 
4a88en,  dab  «e  in  der  Beobacbiinig  aller  Begdn  dee  Grana- 
Teirkehn ,  sich  eehr  ge&au  an  den  Worten  des  Verlragea  und 
der  aken  Sitle  halten. 


Vm  alien  MifsversUindnissen  vorzubeugen,  welche  leicbt 
durch  Collisionen  iinler  den  beiderseiligen  Unterthanen  enl- 
slehen  koniilen,  Yial  die  russische  Regierung  fiir  nothig  be- 
funden.  den  Kiachla- Handel  jnsbesondere  zu  bevormonden. 

Dbgleieh  dieaer  von  beiden  Seilen  dureii  Privaiieiile  be- 
trkben  wirdt  so  wird  doch  ateU  bei  Eroffnung  jeder  Messe 
ein  Rath  von  Kaitfleuten »  unter  Vormlz  des  obeiaten  Regie- 
rungs  -  Be  wiien  efnannt,  der  sich  nut  den  Chineten,  welehe 
sich  in  gleiefaer  Weise  vereioigeUi  uber  den  Preis  aller  Waa- 
ren,  im  Vergieich  zum  Nanking  >  verstiindigl,  Dann  erat  be- 
giant  der  Handel  im  Einzehien.  An  Einiraehi^  Harloackigkal 
und  Schlauheit  ubertreffen  dabei  die  Chinesen  bei  weitem 
ibre  Gegner,  und  wissen  sehr  wohl  ihr  Gebot  nach  den  Um- 
'Sianden  an  richten.  Die  Russen  befinden  sich  durehaus  im 
Nachtheily  dioin  bei  dem  weilem  Wege,  welchen  ihre  Waa- 
ren  zuriickgelegi>  ist  es  vortheiihafter  sie  den  Chinesen,  selbst 
au  den  niedrigsien  Preisen,  zu  verkaufen,  als  sie.  nach  Aula- 
land  zoriick  zu  bringen;  in  Sbirien  aber  finden  sie  keine 
Kaufer.  Dann  giebt  es  viele  Handelsieute  mil  geringen  Mil- 
fceb)/  selbst  seiche  welehe  das  Geld  zum  Ankauf  der  Waaren 
au  hohen  Procenten  erborgen,  und  £e  sie  daher  nicht  auf 
dem  Lager  Jassen  kfinnen.  Sie  mUssen  aber,  selbst  nach  dem 
Einlauscb  chinesischer  Waaren,  noeh  baares  Geld  Mialten, 
um  den  ZoU,  sei  es  in  Kiachla,  in  Moskau  oder  in  Peters- 
hw%^  jedoch  nicht  si>ater  als  nach  6  Monaten,  zu  eriegen, 


Betracbtungen  iiber  Rolsianils  Hiuidlel  mit  Atien. 


6IS 


eiii6  Frifil  innerfaalb  wekher  ihr  Kapilal  Beken  reafisiit  wer- 
den  koiui. 

Die  voniiglichBlen  Gegfiistande  ikrAiisfuhr  bilden:  woUne 
Waam,  baumwollemr  Sammt  (Yelverei),  Leder,  Pelswerk, 
Ldntwand,  dann  Melallwaaren ,  Spiegel  und  vielerlei  Kiyiiig* 
keiteiu  Dagegen  geben  die  Chineaen  Thee,  Seide,  seidene 
Zeiige,  Nanking,  Rhabarber,  Kandia-Zucker  und  nur  aekr 
wenig  edle  Metalle,  weil  der  Gewinn  an  Hinen  geringer  isi  ala 
an  Waaren,  und  daa  beiderseitige  Bediirfiiifs  an  diesen  ii^ 
siendich  gleidiem  VerhSltnisse  su  stehen  seheint  Der  gam 
ficlive  Tauaehwerth  der  Waaren  welcher  weit  unler  dem 
wirkiicfaen  steht,  kann  jedech  ala  Scala  dienen,  um  den  vef- 
gleichungsweisen  Stand  des  Kiachta  -  Handels  ku  bemeaaen. 

Die  Auafiihr  betrug*) 


in  Aliem: 


Rabel 

1823  —  6095297 
1831  —  67/5858 
1835  --  7146205 
1838.  -  8286055 
1839—  — 


davon  kommi  anf  Tuch:  aufPelzwerk: 

8741  2264564 

1385340  131203 

136201 


Rnwi- 

aches. 

22954 

374214 

1794974 

2841478 

3500000 


Zasamo 
men. 

2296259 
1890757 
2396125 
2822865 


2485519 
2904105 
2392686 
2868655 


466950 
1377 

1000 

Die  Ausfuhr  der  VelvereU,  deren  Tauschwerlh  1823  zu 
136000  Rubel  angegeben  war,  unter  ihnen  nur  fiir  2000  Rubel 
russischer,  belrug  1831  schon  550000  davon  i  russischer  und 
erreicht  jelzt  bisweilen  1000000  Rubel,  von  denen  }  russi- 
sches  FabrikaL  Dagegen  verminderl  sich  die  Ausfuhr  von 
Ledcr  und  Juften.  Der  ZoU  von  chinesischer-  Seite  betragt 
5  Proc.  Der  eingefiihrle  Thee  deckt  fast  alle  russischeb 
Waaren,  indem  die  iibrigen  E^rzeugnisse  Cliinas  fast  nur  in 
iSibirien  Kaufer  finden.  Die  Thee- Zufuhr  ist  aeit  40  Jahren 
folgendermafsen  gestiegen:    1800  —  .69975  Pud 

1809  —  92918  - 
1819  —  113991  - 
1829  —  134065  - 
1839  —  206695    - 

■    '  ■  ' 

*)  AUe  Zahlenangaben  iiber  den  rasrisch-aiiaiitcheii  l^iidet  siAd  den 
Ton  der  Regierang  veroffentlicbten  Zollliiten  entnonimen. 

40* 


6M  Mmtrie  vmd  Handel. 

Ana  dem  Obigen  folgi/  dab  RaUandft  Hinidel  mil  CImia 
regelmafsigy  doch  langsam  sunimmt  Der  Grand  lu  demsel- 
bra  ward  durch  den  Ueberfluls  an  Pebwerk  gelegt,  der  sich 
aii8  den  Abiriachen  und  spaler  auch  ana  den  amerikaniaGhen 
Beti^uDg^n  in  RoCsland  aufliaufte.  In  China- findet  ^eaer 
GegensUoid  Bleta  einen  geaicherten  AbaaU  und  ao  lange  die 
WSlder  dea  Nordena  nichl  ihre  behaarlen  Bewahner  verise- 
reuy  wird  Riifalanda  Verkehr  mil  China  nichi  aafli5ren.  Sonal 
brachien  die  Nordamerikaner  grobe  Mengen  dieser  Waare 
nach  Kanion,  ihr  Vorralh  adieini  aber  eradiSpft,  und  die 
Pelswerka-Einfuhr  von  Siiden  her,  hat  aich  bedeutend  ver- 
mindert,  so  dafs  alatt  der  im  DurdischniU  der  Jahre  1804 — 
1807  eingefuhrien  254000  Felle,  1831  nur  noch  24000  mm 
Werlhe  von  1G6000  Dollars  ridch  KanUm  gebracbi  wurden. 
Dieaea  aber  mochte  auch  der  einaige  Gegensiand  sein,  iiir 
weichen  Rubiand  nichl  die  Concurrena  der  Englander  und 
Amerikaner  su  furchten  hat  AUe  librigen  Waaren  wurden, 
dea  leichteren  Transports  wegen  von  diesen  deh  Chineaen 
mil  weit  groberem  Vortheii  geliefert  werden,  wenn  ea  ge- 
lange  den  Zulritt  su  einigen  Hafen  an  der  Oatkuste  dea  Reicha 
su  erlangen.  Dieses  ist  besonders  mil  WoUen-Waar^i  der 
FaU.  Ihr  Verhrauch  beschranki  sich  auf  die  nordlich^n  Pro- 
vinzen  Chinas,  und  dennoch  liefern  die  Russen  dasu  auch  jets! 
keinen  groberen,  vieOeicht  selbst  einen  geringeren  Beitrag, 
als  die  Handelsleute  in  Canton.  Die  Einfuhr  nach  China 
ware  gewib  weit  schneller  gewachsen,  hatle  nichl  die  unge- 
messene  Zunahme  des  Opium -Handek  daa  Verhiillnib  Chi- 
nas zum  Ausiande  au  einem  so  ungiinstigen  gemach^  dab  ea 
^  im  Lande  an  Gegenstanden  sur  Bezahiung  fehlt,  und  ein 
Werlh  von  4-^6  Millionen  Dollars  an  edien  Metallen  jiihr- 
lich  auageflihrl  wird,  Wahrend  aonst  die  Europaer  auf  die 
Auffindung  neuer  Einfuhr*  Gegenatande  sinnen  mufsten,  um 
den  chinesiachen  Thee  zd  bezahlen*  Jetzt  acheinen  die  Zu- 
fuhren  an  europaischen  Waaren  in  Kanton  sogar  abzuneh- 
men,  was  aich  im  Vergteich  zu  der  Zeil  von  1820^^1825 
besonders  deutlich  herauaatellt 


Betraclktangeii  iiber  Rniidaiids  Haiid«l  mit  Aftien.  017 

Die  Einfuhr  von  Tudien  iiber  Kiachta  hal  keine  sehr 
bedeutende  Sleigening  erfahreni  obgleidi  aie  fur  die  nisai- 
schen  Fabriken  sleU  wichtiger  geworden  iat    Wahrend  vor 
zwaiuug  Jahren  fremde  Tuchwaaren  den  gansKeii  Markt  be- 
hemchten,   dann    kurz  vor  dem  Ausbruche  des   polniachen 
Kriegea  das  pohuache  Tuch  dominirte,  sieht  man  jeUt  aua* 
achlieblich  nissischea.    Dasaelbe  Schicksai  baben  die  Velve« 
rets,  die  aber,  obgkich  in  gro&er  Giiie  gefertigty  gewib  nicbt 
mil  gleichen,  von  der  Seeseile  eingefiihrlen  Waaren,  coocur- 
riren  kdnneo«     Alle  ubrigen   GegensUinde   der  Ausfuhr  aua 
Ruialand  sind  unbedentender.    Beim  Beginn  dieses  HandeU, 
ala  die  Chinesen  nach  russischem  Pekwerk  liistete  und  die- 
sea  xu  weii  boheren  Preisen  abgeselsl  wurde,  als  der  Thee 
noch  wenig  Eingang  in  Rutland  gefiinden,  da  wurden  aubcr 
vielem  Siiber,  baumwoliene  uHd  seidene  Zeuge  in  groGwr 
Menge  aus  China  nacb  Kiacbta*  gebracht    JeUt  isl^  xumTheil 
durch  die  Fortscbritte  der  Fabrikation  in  RuGdand^  ihr  Abaats 
sehr  beschrankt,  theils  aber  hal  sichi  iitt  enlgegengeseUteni 
fiinne  wie  in  Kanton  durch  das  Opium,  das  Yerhallnils  Chi- 
nas wfL  RulsUnd  geandert^  und  dieses  isl  dnreh  seine  gesiei- 
gerl^  Thee  -  Consumtion  das  BediirfUge  geworden.     Uebri- 
gena  ist  aber  auch  diese  im  Vergleich  lu  der  engCschen  sehr 
gering.    Yon  den  205000  Pud  Thee,  welche  im  Jahre  1839 
in  Kiachia  abgeseist  ^vurden ,  waren  64000  Ziegelthee ,  d*  h. 
ein  Gemisch  von  Blaitern  versehiedener  Theestauden  mit  den 
BUUIern  einer  Saxifraga  aus  dem  siidlichen  Theile  der  Hon- 
golei,  welches  Gemisch  durch  Sehaa(bittt  rerdicki,  in  PhUten 
xusammmen  g^rebt  und  im  Ofen  geiroeknel  wird.    Es  isl 
ein   Haupinahrungs -•Miilel  aller  Wandeivolker.     Die   iibrig 
Ueibenden  141000  Pud  machen  ungeTa^  5180000  en^ische 
Pfunde.    Aus  Kanton  aber  werden  im  Ditrchschnitl  50-^66 
Millionen  PiimdThee  fiir  25 — 28  MiHionen  Rubel  SUber.aus- 
gefiihrt,  davon  die  Englander  im  Mittel  der  leialen  Jahre  37, 
und  die  Amerikaner  in  manchen  Jahren  nahe  an  20  Millio- 
nen verscfaickt  baben.   Rublmd,  als  Markt  fur  das  chiaiesi-'  ^ 
sche  Product,  wird  dadurch  also  augfa  fiir  die  Bewohner  dea 


618 


lnclii«tri«  and  Handel. 


Miltelreiches  von  geringerer  Wichiigkeit ,  und  belraehlel  man 
die  rei&ende  Ziinahme  des  Theehandels  in  Kanton,  der  sidi 
in  den  leUten  20  Jahren  Om  eben  so  vieie  MiUionen  Pfiuid 
gesteigeri)  so  vnrd  man  leichi  einsdien,  dafe  die  Lficke^ 
weldie  ein  Aufhoren  des  Handels  mil  Ru&land  enei]|;en 
kOnnte,  bald  gefullt  sein  wiirde.  Dodi  sei  damit  nicfai  ge- 
sagti  dab  nichi  Ru&lands  Thee»Einfuhr  sdir  bedeutend  wer- 
den  kann.  Sie  wird  es  mil  dem  sieigendem  WohUeben,  denn 
der  Geechmack  an  Thee  isi  sehr  ailgemein.  Sein  Preis  isl 
jedoch  im  Lande  so  hoch,  dafs  der  Anne  ifan  nicfat  erachwin- 
gen  kann,  denn  unter  6  Papierrubel  wird  im  hnem  nie  ein 
Pfimd  Thee  yerkauft,  und  man  besahlt  den  ailerbesten  mit 
50  Rubel ,  wahrend  in  London  (wo  der  ZoU  elwas  hoher  als 
in  Rufflland,  namlich  14--3  Schilling  auf  das  Pfiind,  in  Rufs- 
land  aber  38-- 60  Kop.  Silber)  der  Preis  eines  ^Pfundes  nie 
3  Rabel  Silber  erreicht  In  New  York  wird  das  Pfund  des 
sddeehtesten  Thees  en  7  — 8  pences  -verkauft,  ujid  dBe  kosi- 
bareren  Gaitongen  kosten  s^en  mehr  als  |-*1  Dollar. 

Dieses  Begt  erstens  l  &xi  der  grdfe^en  Entfernung ,  aus 
der  der  Thee  in  Ktachta  anlangt,  als  in  Kanton,  da  er  s^pimU 
lich  aus  den  sfidSsUichen  Prpvinaen  Chinas  stamrnL  Zwei- 
tens:  an  der  Nothwendigkeit/ in  weldier  sich  die  Russeii 
befinden,  ihre  eigenen  Waaren  beim  Tausdi  niedrig  anzu-* 
seUen>  in  der  Hoffnung  den  Verlosl  beim  Verkaufe  des  Thees 
m  decken  und  also  auf  dessen  Consumenten  alle  Last  ni 
wfiken,  die  aus  den  ungiinstigen  VerhSknissen  ded  Kiaehia- 
Handels  entspringt.  Drittens:  in  den  Kosten  des  weiten  in- 
Hndischen  Transports.  Viertens  in  der  Zeit,  weldie  erfor- 
derlich  ist  um  das  Capital  umsusetzen  und  endlich  fiinftens: 
in  dem  hohen  Zin^Mse  und  den  bedeutenden  Capiti^Jgewinn^ 
sten  in  Rulsland,  welche  besonders  fiir  Leute  die  nichi  mit 
eigenen  Mittehi  handeln  erdriickend  sind. 

Da  das  russisehe  Publikum  an  hohe  Theepreiee  gewohni 
ift,  so  finden  die  feinsten  Theearten,  der  en  man  selbst  in 
ChiM  nur  wenig  erzeugt,  in  KiacHta  Kaufer,  nicfat  aber  in 
KantML    Es  werden  die  nidlrigsten  Theegattungen  in  Rub« 


Betrachtangen  uber  Ru&Undt  Uandel  mit  Aaien.  flIO 

Jan^  iiberhaupi  nnr  w^nig  abge»eUt,  obgleich  sie  dem 'gemei- 
neti  Mann  gewifs  sebr  ^villkolIllnen  waren,  da  Ihm  jelsl  oft 
Surrogate  aus  den  Blattern  einheimischer  Pflameti  unter  detn 
Namen  Iwi^nowskii  Tsehai  gegeben  werden. 

Das  Aroma  des  ^arawanen  -  Thees  ist  daher  zu  erUaren, 
dafs  er  nicbt  durch  bo  heiliie  Gegenden  gefOhrl  wird,  wie  der 
Kanion-Thee,  und  alao  weniger  der  Verdiinslttng  ausgetelzt 
isi,  denn  in  China  selbsi  ist  allgemein  der  frisdie  Thee  ak 
der  beste  anerkannt  Dann  verdirbt  verfaaltnifsmSfiig  der  fei- 
nere  Thee  weniger  schnell)  als  der  niedere,  sum  Tfaeti  viel* 
leicht  sdion,  weil  man  auf  seine  Verpackung  mehr  Sorgfall 
verwendet  *). 

Der  Griuizhandel  in  Kiachta  mufs  stets  ein  sdir  be- 
schrankter  bieiben,  weil  die  von  beiden  Seiten  hingebraehleii 
Waaren  nolhwendig  abgesetst  werden  mfiseen.  Insbesondere 
sind  £e  russisehen  gewiehtig,  iei'den  kenne  Riickfracht  und 
finden  keinen  Absatz  im  menschenarmen  jSbirien.  Daher  be* 
schrankem  beide  Theile  ihre  Zufuhren,  die  Chinesen  jedodi 
mehr  ab  die  Russ^i,  weil  die  Waaren  dieser:  Pekwetk, 
TtLeher  besonderer  Art,  Velverete,  insbesondere  fiir  den  cU- 
nesischen  Markt  bestimmt  sind,  wShrend  der  Thee  nieht  so 
exckisiver  Natur  ist  Uebrigens  trilt  beim  Fabrikanlen  eine 
iibermaiaige  Production  leichter  ein  als  beim  Gartenbauer. 
Es  geschidit  daher  jahrlich,  dab  ein  Theil  russischer  Waa- 
ren unverkauft  bleibi  und  somit  die  Preise  gedriickt  werden^ 
Die  Zahl  der  chineslschen  Kaufleote  in  Maimatschin  ist  ge^^ 
ring,  ea  isl  ihnen  daher  leichl  zusammen  an  halteoy  da|{egcm 
isi  Kanton  ein  unermefelicher  Markt  mitten  in  einer  iiberviilr 
kertep  Provinz,  die  stets  dorcb  ihre  Handcbthiitigkeil  beson^ 


*)  Dieser  letztere  Umstani!  trigt  wohl  am  itieiftten  zo  den  Vortngea 
€letKsi«wan«n*Thc<}  bei,  dennr  Toa  den  femeten  Arten  wunlea  einiac 
in  Kiachls  sekaufle  Kasten^.selbvi  nach  deai  Traaspqrte  Sbcr  Karnt- 
scUatka  und  nadi  IlmooatLielier  Seareue  bei  zweimaligem  Aufent- 
haltd  in  den  Tropengegenden ,  in  Petersburg  durchaus  ebenso  aso- 
matisch  gcfunden  als  andre  liber  Moskan  zu  Lande  daliin   gebrachtc. 

K. 


AID  Indottoie  nnd  Handel. 

d«rs  auflgeteicknet  war.  Dart  ki  Conourreni  der 
Verschiedenarli^eit  der  Gegenslande  dea  Handela  und  leich* 
ter  Tranaport  auf  dem  Seewege.  £a  ist  daher  einleuchtend 
weahalb  Englander  und  Amerikaner  uneadlicb  gewiuieni  ao* 
bidd  ibnen  an  der  Nordkiisie  Cbma'a  der  Zuirili  gestattet 
wird.  -•  Ri|bJand  aber  wiirde,  selbat  durcb  den  auaachlieb^ 
licben  Besitz  eines  solchen  fiechtesi  kaum  nfehr  als  einen 
leiditerM  Abaata  fiir  daa  Pelzwerk  seiner  nordaQierikaniacheii 
Colomeii  erlangen.  Grade  dieae  Waare  wkd  aber  audi  ohne 
dem  uad  achon  jetst  am  Sichersten  •  verkauft.  Aile  iibrig^i 
urfiaaen  atela  aua  dem  Innem  dea  Reiches  su  Laiode  durcb 
gans  Sibirien  gebracht  werden,  und  man  gewonne  aogar  we* 
nig,  weim  man  aie  auf  deol  Amur  bia  au  aeiner  Miindung 
verathiflle.  -^ 

Ueberblicken  wir  aomit  den  Verkebr  auf  der  ganxen  weii* 
geatreckten  Granze  Rnfalands  gegen  Asien,  von  der  aiidosl* 
lidvten  Spilze  dea  achwarzea  Meeres  bis  zum  stiilen  Oceuiy 
ao  lettchlei  ein,  dab  die.  ruaaischen  Fabrikale  urapninglich 
von  der  Concurrenz  mit  europiiischen  Waarm  urn  so  weni- 
gat  %n  fUrchlen  batten,  als  .man  sie  weiter  nach  Oaten  irana- 
portirte;  dab  ea  aber  jetat  achon  keinen  Punkt  mehr  giebt, 
auf  wdefaem  aie  niehk  mit  denaelben  zusammen  fidsaen.  Un«  ^ 
ter  alien  dieaen  Gninzlandeni  ist  nur  das  eine:  Cliina,  amer 
Bevolkerung  und  seinem  Reichthume  nach,  geeignel,  dea  Er- 
zeogniaaen  dea  europiiiscfaen  Rdaianda  einen  ausgedehnten 
Markt  zu  bielcn*  Dieses  eine  liegt  aber  den  bewohnterenTheilen 
daa  Retehea  ae  fern,  nlaia  davon  nur  geringer  Nuftzen  gezo* 
gen  werden  karai,  und  aelbat  dieaer  drolit  su  entaddiipfen. 
TnrkeitaB  und  Peraien  aind  zu  arm,  ala  dab  aich  eine  be- 
deutende  Ausdehnung  des  Handels  mit  ihnen  in  Auaaichi 
atellte ,  doch  labt  sich  demselben  einst  durch  zweckmaisigere 
Benutzung  des  kaqHsehen  Meeres  vielleicht  einigermaben  auf- 
^elfen.  Der  Betrag  des  mssisch-aaiatischen  Handeb  auf  der 
Landgranze,  im  Durchschnitt  der  letzten  Jahre,  labt  sich  viei* 
leicht  folgendermaben  abschalzen: 


Betfaclitangen  uber  Rttfirfands  Handel  iiiit  Asien. 


621 


Autfiihr  ans  RuCiland, 
Von  der  Tiirkei  bis  China. 

Pap.  Rnbel. 
Koni  800000 

Eisen  1000000 

Kapler  200000 

Leder  und  Joften  llOOOOO 
Baamwoll.  Waaren  3000000 
Seideae  -         150000 

WoUene  -  450000 

Metall  -  550000 

Raffiahtar  Zaeker  160000 
Peiawerk  — 

Venchied.  Waaren  3000000 


Nach 
Cliina. 
500000 


2000000 
4000000 

12000000 


12000000 
2000000 


Summa  10500000        32000000 


Biafabr  nacb  RitCiland. 
Von   der  Tiirkei  bis  China. 

Rnbel. 
FrQchte  000000 

Banmwolle  400000 

Twist  1700000 

Seide  1600000 

Uaate  200000 

Baa m won.  Waaren  8500001^ 
Seidene  -        1000000 

WoUene  -  300000 

SahlachtWeh  S200000 

Pelzwerk  1300000 

Verachied.  Waaren  1700000 

Summa  21000000 


Schaiasen  wir  den  Worth  des  aus  China  eingefiihrten 
Thees  willkuhrlich  auf  30000000  Rub'el,  80  bleibt  ffir  die  iibri- 
gen  Waaren,  vorxuglich  baumwollene  und  seidene  Zeuge,  noch 


IIIITI 


'  Mil  Ausnahme  der  Seide  pflegt  der  grofsle  Theil  dieser 
Waaren,  wenn  er  ins  europaische  Rufsland  bestimmi  isi  auf 
den  Markt  nach  Ni^'nei  Nowgorod  gebrachi  su  werden,  nun 
aber  wurden  dorl  umgesetsl: 

1839.,  1838.  , 

Russische  Waaaren  fur  .    .    .  101527074  fur  92600530  P.  R. 
Europaische  und  Colonial- 

Waaren'fur 11613500 

Thee 19800000 

Verschiedene  asiaiische  Waaren    4160000 


•  13434050 
.'  18200000 
.      5000000 


Summa  137100574  129234580 
Und  von  diesen  asiatischen  Producten  selbst,  wurden  z.  B. 
Pelzwerke  sogleich  fur  den  Kiachla- Handel  gekauft  undiiber- 
sehriilen  nichi  die  Wolga.  Wir  miissen  daher  daraus  schlie- 
ben,  dais  der  groCste  Theil  der  *aus  Asien  kommenden  Waa- 
ren auch  in  diesem  Welttheile  wieder  verzehrt  wird,  und  dafs 
weder  viel  rohes  Material  zur  Verarbeitung,  noch  auch  Ge- 
genstande  sugefiihrt  werden,  der^n  die  Bewohner  des  euro- 
paischen  Rublands  sum  Leben  bediirfen.  Ausgenommen  isl 
der  Thee  und  auch  dieser  i^are,  zwar  nicht  besser,  jedoch 
wohlfeiler   auf  anderem  Wege   xu  erhalten.    Wichtig  ist  es 


622 


Indastrie  und  Handel. 


aber  unsirettig  fiir  die  junge  russische  Indasfciie,  einen  AbsaU 
fiir  ihre  Erzeugnisse  auch  aulserhalb  der  GrSnzen  des  eigenen 
Vaterlandes  zu  haben,  denn  nur  in  wenigen  Ariikeln  wurde 
sie  sich  bis  jetzt  auf  den  Markteh  des  Westens  mit  den  Ma* 
nufacten  anderer  europaischen  Lander  messen  konnen.  Noch 
wichtiger  ist  aber  vethaltnifsmaisig  der  asiatische  Handel  fur 
die  Bewohner  des  russischen  Asiens^  denen  der  Granzverkehr 
mil  den  benachbarten  Nomaden  nichi  geringeren  Gewinn 
bringt,  als  die  Karawanentiige ,  welche  das  Land  von  Westen 
nach  Oslen  darchsiehen.  Ihr  Interesse  ist  es,  wdiches  die 
Regierung  bei  Beforderung  des  asiatischen  Handels  vielleicht 
noch  mehr  im  Auge  hat  und  haben  mufs,  ais  das  ihrer  euro- 
paischen Unterlhanen.  Diese  kniipft  ihre  Lage,  ihre  Enl- 
wickelung  an  Europa,  und  sie  kSnnlen  leicht  auf  europaischen 
Markten  ErsaU  (inden  fiir  Verluste,  die  sie  in  Asien  trafen. 


Obgleich  der  geehrte  Verfkwer  des  Tontehenden  Anisstzet  ilch  fifar 
jetzt  nicht  nennt,  so  hoffen  wir  dock  auf  ToUes  Yertratieia  ua  seiaen  ebeosa 
nenen  als  wichttgen  Ansicliten,  weil  dieselben,  namentlich  fur  die  west- 
asiatiscken  Lander,  so  offenbar  auf  lebendiger  Anscbaanng  begrun* 
dety  and  erst  dann  diircb  Tollstandigen  Bes^tz  der  offlziellen  Berichte  uber 
sammtUcke  Yerbaltnisae  des  Russiscken  HandeU,  weiter  entwickelt  wor- 
dea  sind.  B> 


Ueber 

dra  Abwglauben  des  russischen  Volkes. 

Von 

K.    Awdejewa. 

(Beschlub.) 


Oie  Bogorodtfkaja  (der  Thymian)  ist  allerwarU  unlet 
diesem  Namen  bekannt.  Von  beiden  Krautern,  der  Uro- 
tschnaja  und  der  Bogorod^kaja,  hiellen  sich  die  Haus- 
frau^  weilandVorrathe  und  beraucherten  damit  nicht  blors  ihre 
kninken  Kinder ,  sondem  auch  Hausthiere  und  Vogei.  Ein 
drittes  Kraut^  das  den  Namen  Pelrow  kre^t  (Petri  Kreuz) 
fuKrty  soil  nicht  Jedermann  finden  konnen;  es  soU  nurGliick- 
licben  zufallen.  Man  naht  das  Pe.tr ow  kre«t  ans  Kleid, 
und  glaubl  alsdann^  vor  alter  Hexerei  sicher  zu  sein.  Blalter 
und  Wurzel  dieses  Krauies  gleichcn  an  Form  einem  Kreuze. 
Bei  Raucherungen  gebrauchen  die  iSbirier  noch  das  Nest  der 
Beutelmeise  (remes).  Dieser  kleine  Vogel  wohnt  in  tie- 
fen  Wiildem:  sein  Nest,  das  er  mit  vielcr  Geschicklichkeil 
aus  den  feinsten  Daunen  flichl,  hat  ungePahr  die  Form  eincs 
Gans-Ei's^  und  an  einer  Scite  ist  eine  Oeffhung  zum  Ein- 
und  Auskriechen.  Nan  bebauptet,  dieses  Voglein  verlasse 
seine  kleine  Behausung  niemals;  daher  das  «ibirische  Spriich- 
wort:  „er  ist  so  eifersiichtig ,  wie  eine  Beutelmeise"  (rew- 


62#  HiBtorisch- linffiuBtische  Wiaseiucliaften. 

niw,  kakremcs).  Man  «rhalt  diese  Nesler  durch  Pro- 
myscbiennik's  * ) ,  die  um  der  Jagd  wiUen  in  Waldem  woh- 
nen ;  befreundeie  Hausfrauen  thdien  sie  unter  sich  und  ver- 
wahren  sie  xu  Raucherungen. 

In  aiterer  Zeit  lieliB  man  su  kranken  Kindem  nienuds 
einen  Arzi  rufen;  .die  ganze  Heilung  derselben  besland  in 
Raucherungen,  Waschungen  und  Badem,  mil  Zaubefspriichen 
verbunden.  Zu  Zeiten  wendeten  die  Ammen  auch  Kriiuter 
und  verschiedne  Salben  an.  Wenn  ein  Kind  immer  schrie 
und  nicht  einschlafen  wollle,  so  nahmen  sie  ein  Sakfab,  schut- 
leten  das  Salz  heraus,  fiillten  es  mitWasser,  warfen  drei  Mai 
je  neun  PfStchen  Salz  hinein,  wuschen  das  Kind,  spucklen 
dabei  aus,  iind  sprachen  dieFormel:  ^Augen-Hexerei,  weicfa* 
in  die  Wustenei!*'  Auch  wuschen  sie  die  Angelhaspen  an 
drei  Thiiren  mit  demselben  Wasser.  Die  Raucherung  ging 
auf  verschiedne  Weise  vor  sich:  zuweilen  schabte  man  drei 
Thiirschwellen  ab,  nahm  aus  den  Winkeln  das  Moos,  womit 
die  (holsemen)  Wande  kalfalert  werden,  that  noch  von  den 
Krautem  Urotschnaja  und  Bogorod«kaja,  und  dem  Neste  der 
Beutelmeise  dazu,  und  beraucherte  mit  dieser  Mi^chung  das 
Kindiein.  Im  Falle  fortgesetzter  Schlaflosigkeit  nahm^^sie 
Flachs,  machten  lange  Faden  daraus,  mafsen  dem  Kinoe  die 
Lange  seiner  Hiinde,  seiner  FiilBe  und  seines  Kdrpers.  legtea 
dann  den  Flachs  auf  die  Ofenthur,  und  hieiten  das  Kind  iiber 
den  Ranch.  Argwohnien  sie,  dafs  irgend  eine  bekannle  Per^ 
son  cBe  Augenbehexung  veriibt  habe,  so  bemiihlep  sie  sich; 
Haare  dieser  Person  oder  einen  Lappen  von  ihrem  Kleide  zu 
bekonunen,  thaten  noch  obige  Krauler  hinzu,  und  raucherten. 
Man  mudste  sich  aber  dabei  so  anstellen,  dafs  die  Person,  der 
man  Haar  abschnitt,  nichts  davon  merkie.  Wenn  ein  Kind 
um  Mittemacht  aufwachte,  so  mufste  es  der  Mitternacht- 


*)  Ueber  den  pragnantcn  Sinn  dieses  fiir  una  uniiberseizbaren  Wortes 
••lie  man  Krman^s  Reiae,  later  Band  (tiistoj*.  Bericht),  S.  466  und 
andere  Stellen. ' 


Ueber  dmi  Abeffiglaabeii  d«t  rostbchen  Volket.  6S2S 

vogel  (polunoischnisa)  gewecki  haben*)*  Akdann  trug 
die  Mutter  das  Kind  an  drei  Friihmorgen  so  den  Huhnern  in 
den  Hiilinerstall ,  l¥ie§[te  es  in  ihrem  Schofse,  und  sprach 
daiu:  y^liebe  Morgenrothe,  nimm  deine  krik^uschki!  **)•** 
Kenner  pflegen  xu  sagen,  dafs  man  am  beaten  thue,  wenn 
man  lur  Zeit  der  Morgenrothe  ein  Uebel  bespreehe:  Als  Zau- 
bermittel  gegen  die  Schlafloaigkeit  legte  man  auch  den  An- 
scbnitt  eines  Brodes,  ein  Bliimchen  Mannstreu  (centaur e a 
ben edic ta)  und  ein  Knochlein  aua  dem Kopfe  eines Spanferkela, 
oder  eines  gewissen  Fisches,  der  in  der  Volkssprache  Son 
(Schiaf)  heilst,  zu  dem  Kind  in  die  Wiege;  dieses  Knochlein 
hat  die  Form  einer  alten  silbemen  Kopeke.  Auch  ^varde, 
wenn  das  Kind  ein  Madchen  war^  eine  Spindel,  und  war  es 
ein  Knabe,  ein  Bogen  mit  Pfeilen  (um  den  Nachtraben  vx 
erschie&en)  in  die  Wiege  gethan. 

Donnerkeile  (gromowaja  atrjela,  Belemniten)  von 
schwarser  oder  duokelgrauer  Farbe^  die  man  auf  Feldem, 
aber  haufigeir  noch  in  Sandsteppen  findet,  gebraucht  man, 
wenn  ein  Kind  oder  ein  Erwachsener  durch  einen  Spuk  er- 
krankt  ist  Man  legt  *  dann  einen  solchen  Stein  in  Wasser, 
und  begiefst  den  Kranken  damit  unler  Zauberspriichen.  — 
Wird  ein  Kind,  was  nicht  selten  geschieht,  in  Hantumhiiliung 
geboren,  die  im  gemeinen  Leben  5orotschka  (das  Hemd- 
chen)  heilist,  so  erklart  man  diesen  Umstand  fiir  ein  unzwei- 
deutiges  Gliickszeichen.  Man  naht  diese  Haut  in  ein  Kleid, 
oder  in  einen  Beutel,  und  tragt  ihn  immer  bei  sich.  Daher 
das  Spruchwort  auf  einen  Menschen,  dem  Alles  gliickiich 
ausschlagt:  wjerno  w'  ^orotschke  rodil^ja^  der  ist  fur- 
wahr  im  Hemdchen  geboren !  Zuweilen  borgt  Einer  dem  An- 
deren  dessen  5orotschka,  wenn  er  in  wichtigen  Geschiiften 
irgendwo  hingeht,  damit  AUes  glAcklich  ahlaufe. 

Ist  ein  l^nd  schwachlicher  Constilutioni  so  verkauft  man 


*)  Batspricht  anserem  Nacbtraben  oder  Ziegenmelker. 
**)  Sarja  moja^  tarjaschka!  woimi  #woi  krik«a*schki»  Aorora 
mcin,  Aoroffchen,  nimiii  deiae 


686  Hutoriseh-Unguiitbclit  WiiMMiMhtfteB. 

es  irgend  Jemandenii  vorangsweise  einer  ahen  Petson:  der 
Kaiifer  stellt  sich  unler  das  Fenster;  man  reichi  ikm  das 
Kind  din*ch*s  Fenster,  empttngt  f&r  dassetbe  fiinf  oder  sdm 
Kopeken,  und  stellt  eine  Kir  diese  GeldsUieke  gekaofte  Kene 
in  die  Kirchei  worauf  der  Kiufer  das  Kind  der  Mutter  zurQck- 
giebt,  und  dabei  spricht:  ^lebe  %u  meinem  Gl&cke!**  —  Em 
neugebomes  Kind  wird  vor  Abkiuf  der  ersten  seeks  Wodien 
nicht  gewickelt  (g^rtet).  Erst  nach  demGebele  des  40iteQ 
Tages  begiebt  sich  die  Mutter  mit  dem  Singling  su  der  P^ 
thin  I  und  diese  wickelt  ihh.  Die  Haare  schneidet  man  den 
Kindem  nicht  eher,  bis  sie  ein  Jahr  alt  sind;  an  einigen  Or- 
ten  hat  diese  Handlung  des  ersten  Haarabschneidens  bei  Kna- 
ben  etwas  FderKches:  man  bringt  einen  Sattel  herbei,  setzt 
das  Kniibiein  darauf,  und  bescheert  es  dann.  -^  Wenn  eine 
Frau  in  ihrer  Schwangerschafl  keinen  Appetit  hat,  so  giebt 
man  armen  Leuten  die  sogenannten  40  Almosen,  d.  h.  vier- 
cig*St(icke  Bred,  die  sie  verzehren^  suweHen  erhallen  sie  nur 
ein  Stuck;  auberdem  begiebt  sich  die  Schwiegermutter  d«* 
Schwangeren,  oder  eine  andere  sur  Familie  gehorende  Per- 
son in  ein  fremdes  Haus,  und  sucht  in  demselben  ein  StQck 
Brod  zu  entwenden;  dieses  StQck,  so  glaubt  man,  reizt  die 
Efelust  der  Schwangeren  wieder.  Ebenso  wird  den  Armen 
Almosen  gereicht,  wenn  nach  einer  Krankheit  keine  Eblust 
vorhanden  ist.  Wem  Kinder  geslorben  sind,  dem  bringt  man, 
wenn  er  wieder  taufen  labt,  die  erste  beste  Person-,  die  auf 
der  Strafse  angetroffen  wird,  als  Pathen  ins.Haus,  war*  es 
gleich  ein  Bottler. 

Wenn  vor  alterer  Zeit  eine  Braut  zur  Trauung  gefuhrl 
wurde,  so  empfahl  man  ihr,  dafur  zu  sorgen,  dafs  sie  zuerst 
auf  die  Fulsbank  trate;  denn  alsdann  wiirde  sie  grofs  werden 
im  Hause.  —  Befand  sich  einer  zufillig  in  einem  Hause, 
dessen  Bewohner  schlechte  Leute  sein  sollten:  so  mulste  er, 
ohne  dais  man  es  merkte,  jede  Speise  und  jedes  Getranl^  an- 
pusten*)  und  dabei  mit  dem  Munde  das  Zeichen  des  Kreuses 


*)  DsB  Ajiblasen  oder  dntj  wird  nocb  jstat  tob  glaiibigea  Sibirieni  fiber 


Cebflff  dtA  AberglAUbeA  det  rosMitlieii  Volkes.  687 

IB  der  Lttft  machen,  oder  ime  sprechen:  „EUe  und  Sdieere!" 
dcttn  die  Etfe  milti  ^glicbes  Bose  und  die  Scheere  Achneidei 
es  weg;  Wer  um  eines  RechUhandeb  wiUen  in  ein  Haus  ging, 
der  ihat  wohl,  wenn  er  vor  dem  Einirelen  dreimal  an  die  An- 
gelhaspe  der  Thiir  fabte  und  dabei  sprach:  wie  diese  Angela 
faaspe  sehweigt,  so  miisse  auch  N.  N.  mir  gegeniiber  achwei- 
gen.  Bom  Eintrill  war  es  geraUien,  dab  er  sogleich  nadh 
sdnem  Widersacher  hinblickte  und  dabei  dachte  oder  sagte: 
^Ich  Un  der  Wolf,  du  das  Schaf;  ieh  fresse  dich  auf,  ich 
versohlinge  dich;  furdite  dich  vor  mir!"  —  Die  Aerzte  des. 
gcaieinen  Volkes  beschneiden  den  Kranken  dann  und  wana 
die  Nagel  an  Handen  und  Fulsen,  nehmen  ein  Ei,  machen 
mii  Geschick  einen  Ri(s  in  dasselbe,  siecken  die  Abschniteel 
der  Nagel  hinein,  verkleben  die  Oeffnung  mit  Wachs,  und 
tragen  das  Ei  in  einen  Wald,  damit  ein  Vogel  dasselbe  fort- 
nehme  und  die  Krankheit  dazu.  —  Kinder  und  Erwacbsene, 
die  man  fiir  verspukt  oder  besessen  halt,  fiihrt  man  suweiien 
in  einen  Gleckenthurm ,  wenn  eben  gelautet  wird,  und  stelll 
ste  unter  die  Glocke.  —  Auch  verwahren  die  Leute  vom 
Volk  ein  Ei^^  das  sie  bei  sich  gefiihrt,  wenn  sie  am  ersten 
Osterfeiertage  mit  dem  ersten  Bekannlen^  der  ihnen  begeg* 
net,  den  am  Osterfeste  herkommlichen  Kub  der  BegriUsung 
gewechseit  haben:  sie  behaupten,  dieses  Ei  verderbe  tAeh% 
and  wenn  ein  Feuer  ausbreche,  so  brauche  man  das  Ei  nur 
in  die  Flamme  zu  werfen,  um  diese  sofort  su  ertodlen.  Eine 
Feuersbranst,  dii  der  eins^hlagende  Blitz  veranlafst  hat,  inuft 
nach  dem  Volksglauben  mit  Milch  und  Kwa#  geidscht  werden. 
In  dem  h&uslichen  Leben  sind  so  vielerlei  abergiaubische 
Riicksichten  zu  beobaditen,  dais  es  schemt,  als  konne  der 
gemeine  Mann  ohne  sie  keinen  Schritt  thun.  Wenn  der  Vor- 
der-Winkel  des  Hauses  oder  die  Maliza  kracht,  so  glaubt 
man,  es  bedeuie  einen  Sterbefall;  kracht  der  hinlere  Winkel^ 
so  mufs  eine  lebende  Person  forlwandem:  in  solchem  Falle 


jedem  bersiuckeAdcn  Getrank  (chngelnoi  nspitok)  ala  wirkMunet  Bfil- 
tol  gegen  das  bote  Princip  in  demselben  aiuigeubt  B. 


verlabk  der  Wirth^  oder  sonsi  Einer  der  Bewohtter  ditt  Hans. 
Heipachen  oder  Grillen  welche  besoaders  in  aikm  liii- 
senien  Haiisem  vorkommen  und  wegen  ihres  taklmafingen 
Gerausches  Kusnetschiki,  d.  i.  Schmtede,  oder  an^aii- 
dereo.  Orlen  auch  Tscha^y  (Uhr)  genannt  werdeo,  sol- 
ten  eiBen  Slerbfall  oder  soost  ein  Uogliick  aazeigeii.  — 
Wenn  ein  Huhn  nach  Art  eineB  HaUnes  kraht,  so  wird  es  aaf 
der  Slelle  gesdUachtet ;  weib  man  aber  nichty  was  es  fur  ein 
Huhn  ist>  und  hdrt  man  nur  sein  Krahen,  so  raft  man  ge- 
wohnlich  aus:  „deinKrahen  komme  iiberdem  eignesHaupi!" 
(d.  h.  rufe  dir  allein  Ungliick  herbei).  Wena  ein  Rabe  oder 
eine  UobJurahe  auf.da's  Ddch  eines  Hauses  sich  setxt,  so  soil 
dteser  Umstand  ebenfalls  Tod  oder  Un^iick  bedeuten*  Bale 
oder  Kuckuck  verkundai  im  selben  FaUe  Tod  oder  Feuers^ 
brunst  Wenn  die  Hiihner  in  der  Nacht  gackem,  so  gidil  es 
Kriegy  oder  eine  Recrulining  *)*  Wenn  ein  Hahn  am  Abend 
zu  ungewohnlicber  Zeit  kraht^  so  muis  man  iha  von  der 
Stange  holen  und  seine  Beine  anfUiilen:  sind  sie  vmnn,  so 
bedeulet  das  eine  Nachrieht  oder  Gaste;  sind  sie  aber  kail, 
so  stirbi  Jemand.  Wenn  die  Hiihner  und  andere  Vogel  m 
der  Nachi  Futier  picken,  so  entslehi  eine  Theuaruag  dor  Le- 
bensmiiteL  Ein  Hund,  der  eine  Grube  seharrt^  oder  vor 
einem  Hause  heult,  verkiindet  einen  TodesCaU.  Wenn  meh- 
rere  Hunde  sumal  heulen  und  dabei  die  Kopfe  enporhebeSy 
so  sagen  sie  eine  Feuersbrunst  an**).  Nislen  sich  Sdiwal- 
ben  in  einem  Hause  ein,  so  verkiinden  sie  Ruha  and  WoU- 
stand.  Auch  Tauben  sind  Vorboien  des  Wohlstandes,  imd 
schwarze  Schaben  bringen  Gluck.  Wenn  eine  Spume  auf 
einen  Menschen  sich  niederl&la^  so  isl  das  ein  guAes  Zeiefaen. 


*)  Eine  Recratirang  furcliteii  die  Rnssischen  Baacrn  auch  in  den  Jah- 
ren  wo  die  Pilze  gut  gedeihen.  B. 

**)  Auch  halten  die  Sibirischen  Russen  fur  ftchadlich  wenn  ein  Hnnd 
einem  Bnenden  znsieht  —  offenbar  weil  er  dorch  aeine  begehriichen 
Mieaen  deiaen  Mitleidea  eiregt  nnd  ihn  dadvrch  ton  dem  rohigea 
Geaoiae  abliiUt.  B« 


Wmh  liauiM  dis  BhkI'  voa  Oben  oach  IJnteii  anfres^en,  so 
fSttt  da^  Gobraide  aahr  im  Preiie;  fresaen  ne  ea  voq  Unlan 
naeh  Oban  aiif  so  w4  es  theiMr;  fresseu  sie  abar  in  dip 
BfiHe.biiieiQ,  so  wird  dor  Preia  mittelmSTsig.  Eon  von  Man- 
sen  aernagies  Kleid  bedeutet  KraiftJieii,  Tod ,  oder  einaii  Yar* 
\i»alU  -T-  W^m  ife  Oaterbrode  und  aadare  Zubereitungfn  lur 
Osteifeiqr  nichi  garafthan,  ao  gkuibt  man,,  es  badeuli^  ai^an 
aablaohten  Wirih.  Entatehen  wahrand  das  Bapkens  Kopfa 
(Hock0i)i  am  Broda,  so  nub  ncian  Acfat  geban^  ob  die  Kopfe 
dam  Jimarn  des  Olaos,  odar  der  Oeffoung  augakabrt  sind^  im 
arataren-FaUe  badeutan  sie  Gawinn,  im  anderen  aberVerlual. 
Wami  die  Gciitaa  im  Topfe  iiberlauCi,  so  macbi  nwi  dieselba 
BaobaobMing.  —  Wenp  aioe  Katsa  sicb  puiai,  so  darf 
maia  Gaste  erwaiten,  und  a>war  komman  sie  von  der  Saile 
bar  1^  an  weldxar  sie  ibra  Pfota  kekt;  streckt  aie  aber  eine 
Hinlerpfole  in  die  HSbe,  ¥>  befiihlt  nUkn  die  auagaslraekte 
Pii^r  i»l  sie  yfamtj  so  wird  as  em-  angenehmer  Gast  sein^ 
ist  fik.  aber  kiSlt,  ein  unangenebmer.  Kebrt  die'Kal^e  ias, 
Scbl^f  ihre  Sisbnauae  nacfar  Oban,  so  bedeutet  ea.^arm^ 
Waller;  ruekt  ^ie  aber  an  den  Ofeh  und  veraleckt  sie  ibran 
Kopfi  so.  wird  es  kalt  —  Wann.  ein  Wieael  im  Hause  wobnt, 
ao  «it'  daa  ain  gutes  Zocban.  Wemi  aina  Scbwalba  oder  ein 
Sperling  ins  Zimpner  fliegty  so  badeutat  es  einan  Todesfalf, 
Oder  BrantU  Kauzcban,  Uhu  md  Naehtaula  verkiindan  nie 
etiiv^aa  Gqtes«  Wiann  Jemand  anf  d^  Beise  eine  Flur  od^ 
aioan  Wald  pasairt,  und.  e^.  4aiift-,eia  Wolf  uber  seinen  W^^ 
so  bed^Utat  daa  gnt^  Erfolg;  isl  ^jb  aber  ein  Fucba  oder 
Haaety  6o  mifs^gt  sein  Up^arnciimanf  oder  er  jmda  mit  Hin- 
darwasep)  kampfen*  Salz,  das'beim  £saen  versabiittat  wir4 
badautel  Hadar*  fQann  mM  bai  Tische  niobt  umhup ,  einem 
AndernSala  ^u  raicben,  so  muCi  jnan  dabai  lichebiy  sonat  gjlebt 
as  JUader  mit  derje^igen  Person,  daff  man  daa  Sab  gfirmkvy 


♦ 


1  • 

^}  Ton  einem  EDrtfech  auf  Bern  ihs  SshefafB  Ver^essen  iat,  wird  ^pnrtch- 
wMiteh  aesngt  ,j«r  set  seM^f**  (sist  Itfyw)  unit  es  wM  ISr  tlMluiit 
Ifsbillsii  iMtaaemea  Mclien  'xn  wttitt^..  •'  .>B. 

ErinNBs  Rims.  ArcbiT.  1841.  Hfl.  «.  41 


€30  Hfetotifdi-liiiRiiftifticlit  WtiWJM^h«<lM>> 

Giebt  mm  JemmAni  eiiie  iSl^k-  4Hler  Itlilliiiiidrf^  m  miBfi 
man  'ste  xuir<yr  in  elwa«  sleeken,  damit  keine  imalKveiidbA^ 
Swietrikehl  entsiehe.  Macfil  man  Je^onden-  eitt  Mfetser  istfni 
'fileflf'chenk,  Mo  iniiTs  man  irgeml  em  GelJblQeky  %.  ft  viiie  K#- 
p*fce  *inir  nehtnen: 

WeAn  beim^Einheicen  Kolileii  nits  defli  Ofen  springeHy 
Oder  Aas  Holz  nstch  Vohien  fattt,  so  ^rf  man  attf  ^bte 
rcchhen.  Wenn  ehi  Verslorfccner  emen  su  grofiim  Ssrg  be- 
komnit,  oiler  wcnn  itr  VerstorbMe  Inngo  i^jirm  bteihty  w 
trird  noch-  J^mnncl  an  Hnuse  slerben.  Bit  S^,  woiait  ein 
TbcRei^  genlrasclien  %vordert,  %'erwalirt  man  und  wSsehl  itanit 
demjenigen '  die  NInde,  der  Sebmensen  darsn  l«idet  Wtnn 
•es  pRRsKeh  Yiach  Weihranch  riedit,  so  wird  es  bald  eino 
Leiifhe  im  Haude  g^bM.  —  Joekl  ESnem  die  Stirne,  m  wM 
er  mK  Jcmatidein  sith  begnifsen;  isl  es  die  i*eclite  BrM^so 
bedeulel  thr  Begegnung  mil  einer  angenehmen  —  ist  es  die 
finke,  m)t  einer  unangenehmen  t^efson.  Sin  Jtt(icen  des  obe* 
renTh^fs  <!er  Nase  deolet  anf  ^emen  Sterbc^all;  em  Jwken 
iinter  den  Angen  /  nuf  ThrHnen ' -^  am  iSehnurrbart ,  auf -Ge- 
Mbenke  aits  NOdcher^i^n  —  in  def  reehlen  Hand,  anf  OeM, 
^as  man  l>ekammen  >Tird,  und  in  der  Ihiken,  auf  tjoM,  daa 
.man  beitablen  mafs.^  Wenn  man  in^er  Zungenspitse.Sliclio 
•lilhlty  so  Mtg^  es  Untetfiiillmig  mil  einem  Keiaenden  an. 
Spiirsl  du  HHze  in  der  reelAen  Wange,  so^  ^priehl  Jemand 
Gules  Ton  dir;  isl  es  dielinke,  so  ttste^«rdicb.  Sespoekal 
4a  einmal  dicli  selberj  M  'bedenlel  es  <ein  liea!^  Kldd,  oder 
mini  TerMomdel  dk?h«  Siehsl  da  eiil  Hemd  a4er>81eid  ver« 
Icelirt  an,  so  tvirst  du  beransdtt  werden  oder  Prtlgel  bakam^ 
men:  Klingl  es  Jemandem  im  Obre,  W  denkl  er  sidi  «Mraa, 
iilid  laCsl  dnnn  ^inen  AnderM  rHllwfn;  in '  wel«liete  Oliva  ea 
ihm  kfingf.  fiitSlh  dies  der  Gefragle ,  so!  gelil  due  Gadadte 
in  firfttHimg,  sonst  abar  niehl:  Kriegl  I^Mr  daii  SddodMi, 
so  nimml  er  an,  es  denke  Jeman^  an  ihn,  mid  benfibl  aidi, 
dieaen  Menscben  %u  errnUiaBj  dmn  er  gbuibl>  d|ui  .Scfaliieken 
wevda  airfhwah,  sohaU  ar  iUi,  etsiillie^  .Aharglawhiache 

alte  Prrsonen  sagen  aiiah  woU/ itt  4ev  Zail  dfea  SaUttakena 


« 

gii— njiir^  imhI  ([iihM  4ii»«r  ▲efct^  an  wm  der  S^hbitiiit 
iiake;  4«li«t  •ogoBk  m  knoier,  wwbi  tie  dM  SeMiwfcOT  Jmi» 
Wb:  iffiMlnke  mrfnor,  o  H«rr,  weM  du  ia  di»  Mil 
kMMmli**  —  Wer  «iilt»^  voneiMCB.  Baiiiorwi^giii  gefillcw^ 
AAmmrngd  odar  aiimi  Stfauh  auf  dam  Wage  fiad^t,  4af 
MouBi  ihn  mk  liadi  Haw^  ab  eta  Mittal  gages  dii  WanikHk 
Mai^iviifdig  iat  naah  eiii  andaraa  aimrgttubtfchaa  MiUaL,  wor 
dutch  iMDaiii  letalaB  Fldachti^  var  Pairi -Faaten  dia  Wateali 
«iiimilmlMn  vf  wariaf :  am  Abende  nalMBaa  daa  acilg^banii 
Xbd  Hsd  daijanigei  walehes  ^  MiHlar  auietat  gabai^a  •^ 
fiitflares  aiaaii  Lottsl  vatt  fiotter  mtd  Sdbauerkaaa,  LeUleiaa 
aber  aina  Dfleagabat,  auf  der  at  draiaMd  Ums  Hmm  hankm 
railed  an  jedem  Winkai  aiwaa  yerwailaiHL  Dar  Eralgebomf 
lalgt  udi  aaineoi  gafiyken  LftfTel  daai  OfangabeUBeilatf;  dfc^ 
Mr  fr&gi  ihn  von  Zeil  su  Zcil:  ,,Waiiiil  baBcUMaeit  da  dM 
FleiMbaMen?"  Anlworl:  ,,niH  Qutlar  und  Ki^/'  ,,,,11*1 
^9«Mit  bascMia£mi.aa  dia  WaaMO ?  ^'  '*  -  ^ Eite  fiifel  iSt  An* 
dbm''  Diese^Fragto  und  Attlwairlen  wiedacbalaii  aick  h 
jedem  Wittkal,  bU  dar  dramalige  Vmnii  voUeadet  i^b  Zitt 
Mai  Tanehrl  dar  Lafieliugar  dih  Itibldi  daa  LitMs.  _ 

fiM'gamaiBe  Valk  giaubt  nadi  jetat  an.  aUeriai  DatuaN* 
nan  uad  m  RnaalkA'a  <b*  weiMr  uBiM>  Dm  HauHaiiv 
fel  nanntman  MiSyiiriaiiSuajadko  (fioii  So^'^^d^  derNaah^ 
bar  sMaomienbMgaBd),  aMb  gcradaM  Oboaiain  (Haiuf 
h«rr))  man.liitdrtar  aiah,  iftn  m  arnkliaa^  and  billet  iba.aft 
in  scbraaichcfadM  AuidiiiakM,  wia;  ^YatarabM  HaMhUrrt- 
dmn,  behfita  Unser  ViahckM!"  um  Scbuto  dMViabaa.  Wm» 
ain  Stock  \^b  naager  wirdy  Mgt  araa:  .^^aa  fiafii  mcbtianm 
Hafe:''  Man  bcMtht  aick  daahaik,  RmdiFfeb  van  danaaipH 
Farba  auBauurahlM ,  vmi  dar  mm  bacMrkL  habra  iViU).  dab 
aaa  dam  ^uajadka  gcfillt^  uad  auf  d^m  Uun.  rtnlAaiiitli 
Hala^ gam gaaehea isL  Die LeutaaagaDf  dad  der iSaajaidJuy, 
wean  ihm  irgend  ein  Stuck  Vieh  nicbt  anslehe,  in  dar  Nacbt 
auf  demaalben  reila^  ibm  Qnalan  verursiicha  und  das  Futter 
aua  seinem  Magen  wieder  heraushole.    Die  Hiibnffr  9in4  ainer 

41* 


§9^  HbfofMi-'liagiiMtcAe  Wi—ii whdtem 

tMMmiamgta^m,  weMw  ihim  4m  Hib  iraten  M*; 
ahar  ^im  Volk  ftaibC  in  sotehem  Fait*,  der  (Uua^iimob  Ikuc 
Hm  mgmASoE^  Vfma  die  Pferda  laul  KCiba  fraU  mM 
Uaak  fliad,  sa  isi  dies  einZeidben,  daft  dar  HausdKmaa  ihaaa 
gai  isi;  sie  potstand  fiillarly^^ ihaea Sahwaas  and Mahne  tUnt^ 
ydt  Waan  eine  Person  im  Haose  alerbea- odor  iorlaeheli 
•all,  ao  haull  dec  Ai«jedfaa.  Driiakl  Jemaadea  der.  Alps  w 
fimk  min  ihniy  in  ^eaem  Sastaade,  werai  audi  our  la  6e- 
daakan,  ein  Gobet  aa  sprecben.  Die  alien  Lenle  aahraben 
diase^^ga  dem  ifausdlinioii  tu;  and  kataaii  ihnen  ein  aai- 
alier  JMaU  an,  so  frogen  sie:  y^bedaatei  as  Gulas  eder  Bo^ 
aaa?"  Sie  versieiiem,  doTs  tie  dann  atta  Ma^eatwadar  ,,Gitles^ 
ader  ,,Mses'*  als  Anlwort  empfangan.  JSiiiife  bdiaapten  so- 
ff»y  dan-  Hausdamon  feibbaflig  geseha  aa  baton,  and  be«- 
salireiWti  Um  als  ein  xaUiges  dies  MSnnleitt.  Seine  Wohn- 
sHtte  sdti  oaler  oder  Mater  dekn  Ofen  sein;  dahin  lagl  man 
ifam  kkine  Brodchen  ab  Opfer  *>. 

DerWaldieafel  (Ljeanoi  oder  Ljes«^hii)  fiiiirtyOaQh 
iem  VoUisglaabca ,  die  Wanderer  in  Marasfl,  in  undurclH 
driaglidte  •  INeluchte,  adar  itn  Kreiae  um  einen  Ori  henm, 
so,  dab  der  ungliiekiiclie  Wnnderer  seine  Kriifle  ersdii^il^ 
«ad  nimaier  den  Weg  findea  kann.  An  gewissan  OrMi  er- 
eigaat  sieh  dies  kiirfg.  In  soldier  Verkgaaheil  liafat  der 
Varirrte  sein  Kknd  aus,  kehrt  die  imiere.Saile  nach  aulaen, 
4agt>  seine  Fu&bekleidang  ab,  sehwilelt  sn  aus,  legt  die  po- 
aielkt,  d.  h.  Uylerlagan  m  dan  Baslscbuben  oder  Stia- 
•feh  aafdie  andeve  Seila,  undMsachi  sicb  nin  daraa,  on- 
ear  Segeaswiinsdiea  den  Weg  aa  soefaen.  Der  Waidlaoldl 
«ssabeial  ioiiMfr  in  der  Oestall  einea  Waaderars,  o^  ninunft 
4ia  Gestall^ eines  BUcailnien  dessea  an,  dea  er  foppeh  wiK; 
ar  sprieht  nul  ihin  aad-  taaschadndet  pldlsliah.  Wenn  die 
BeeaBastoher  oder  Lieute,  die  irgend  eine  ieiiideia' Arbeit  iai 
Waide  than,  bemerken,  dafs  sie  ihren  Weg  vecliMPeft  badiM 


^)  Audi  die  Bader  geltpti  fiir  LieMwigI^»it%e  -^es  Dan8geif««t:  BnmSi 

'     s.  II.  CB.  If,  s.  au.  ' 


ITebe#  den  Abergliiabeii  d«t  rMiisebeft  Vottiei. 

md  an  ehieni  gaifz  attAerea  Orle  sich  bofiadai,  ao  oftanbaVt 
tier  WaMleufel  biaweiien  seioe  Freude  dwftber  ditrch  Gvelttdi^ 
ler  uod  HandeklaiaelMni;  aseh  zeigi  er  aieb  woM  auf  timm 
Bwgj  an  cHier  SieUm  die  kein  Meiiach  au  erkiimoim  fiAifk 
und  vtirhvlmt  imo  dori  aua  die  Betrogeiieii ;  er  pfirift,  Ualschl 
tmd  kcht,  dais  ea  weil  vriederhallV*).  Man  beaebreibt  ilm 
ala  einen  grafsen  tmd  kriiftig  auaaehendeo  Burschen.  Zowei* 
len —  so  erzaUeit  die  Landfenle  —  reiaet  em  Bauer  aiir 
WkrteraaeH  alkin;  er  isi  ganz  dnrebgefroren  imd  mechle  aich 
irgendwo  erwannen  kdnnen;  aber  aehen  geht  ea  auf  die 
DSnunening  Ids.  Da  gesellt  msh  ein'  anderer  Reisender  an 
ttaxt;  aie  kommen  ina  Geapi^eh  und  gehen  mit  einander,  oder 
der  Unbekannte  bielet  aieh  Bun'  ala  Fiihrer  an^  So  welt  gul; 
rfier  atebe  da!  mil  eonem  Male  ist  Jener  wie  w^ggeblaaen 
imd  der  arme  Bauer  atehi  in  einer  SeUuebt,  oder  atecikl  19 
«»em  Sumpfe*  Nacfr  mmer  Meinung  grunden  aieh  atte  ^ae 
Oeacfaiehichen  darauf,  dab  der  Bauer,  wenn'  er  beioiwarli 
reilety  gera  fafarKiaaJg  und  aehlaffig  wird,  oder  aucb  woU 
aieh  beirinkty  und  nun  die  Wahl  dea  Weges  aeinem  Pferde 
Ikberlasaen  bkibt  24ttdem  macbett  die  mdat.en  unaerer  Bnu^ 
em  auf  den  Siricdien  awischen  DSrfern  und  Land^krafaen  ala 
Jager  die  Runde,  und  da  iai  ea  nieht  au  yerwundepmj  wenn 
ne  ofter  vom  Wege  abkommen.  Bisweiien  apielt  aucb  ivoU 
£iner  von  ihben  dem  Anderen  einen  Sehabemack,,  und  ein 
aolehea  Biatorcben  geht  aladann  mil  Zusaiaen  uod.  Ueberira** 
fciingen  von  Gescfalecbt  au  GeaeMechte,  Obne  Zweifel  wird 
audi  5fter  d^  Schrei  einea  Uhua  oder  Kauzchena  fiir  daa 
Geliicbler  des  Waldteufela  gehalten. 

In  den  nSrdUeben  StaUbaltersebaftm  borl  man  wenig 
von  Ruaalka's,  Hexen  und  Upyr's;  aie  sind  Bewohner  dea 
Sfidens,  wo  idlerlei  Geacbichien  von  ibnen  erzilblt  wefden. 
In  den  nordlicben  Slattbalteracbaften  glaubi  man  mehr  an 


*)  Wie  Herr  Erman  erfuhr,  so  80II  er  audi  mil  Steinen  nacli  den  Lea- 
ten  werfcn  und  selbst  nit  Kreuzen,  die  man,  uni  ibn  zu  baanen,  auf 
Berge  |»ttanzt.  .A.  a.  O.,  8.  213. 


C3i  BbtoriMh-liMffiiMMlie  Wiveiuelialleib       ' 

WumetfAxm,  ^teneft  det  Ab«rgliuke  linter  Mtiilen  tmd  ki  im 
Uowy*)  ihren  Pbis  anweifll.  Leute  die  m  derNihe  t^lchar 
fliradel  sich  baden,  werden  von  SirMie  forfgeriiseii  and 
feken  tnket.  Fmdet  nroii  Leidmant  ehmnkencr  Parsoiwi^ 
«ii  denen  blaue  FIcckeD  sind ,  «•  aekrrfbi  nnn  diese  dBmani* 
Mber  Bhii«4rkuiiig  tu.  Von  dan  Mttlkim  sag!  nwi  tUgusum, 
dafo  sie  mil  den  Wasaer-UnhoMen  tlmgai^  Uken;  dann 
tttid  trans  weilen  aveh  Leula  voniTolka  aahan,  wie  die  Waa* 
aembre  aidi  ihr  Haar  kttmmt  ]>er  gemeine  Ibam  ginikf, 
4iiby  wefm  eina  Fnm  bet  dem  WaaaerdiflBes  nJederlreiBMnlj" 
ttte^er  in  Menfirchengestall  cradidne  ond*  ihr  eine  HehaMine 
Itele.  A^  aolclMV  Oelegenheil  lluit  er  Uir  dindMnis'  kein  Laid 
<m,  ultd  gifbt  ihr  noeh  Geld  dan.  HebaasnKn,  dk  htk  einem 
Wassemix  gewesen,  liaben  bei  ibas  loele  ihrer  GeaStbsobal* 
ten  eritannf ,  die  darakn  abhanden  gekemmen  vraran,  wail  m 
dieseiben  Mngeslelll  halleit,  ohne  ewiGebeidatu  att  aprecbtn* 
Mr  Bad  gill  bel  dem  gemeinen  Veike  amer  far  dben  wmp 
liolfgen  und  ersobrecklicben  Orl :  der  Terwegensle  MeiMb 
"wagt  er  niebty  atlein  ins  Bad  an  gehen,  beaoadeia  am  Abend 
{^asBadegerath,  eder  s«rdUig  ins  Baddbcal  gekradile  Zober 
lind  Sillier/ (Ni^r  selbal  Gi^Sfee,  in  die  mab  Badewasaar  ge* 
go8il6n,  gcSlen  i8r  veruriretn%t/ und  fiber  Badegeradischafteti 
tHrd  nilsmab  ein  Weibgebei  geapraebem  Tordcm  war  es 
^tle,  dsib  man  Frauen  die  ibre  herannahende  Enlbindnng 
fOhtten,  in  ein  Bad  fubiie,  'Wo  sae  demi  aueh  niederkanttn. 
Bei  solchet  Gelegenheil  wurde  ein  HeiligeBbitd  nutgenoomien 
tnid  n»in  liefe  die  Gebarende  nicht  allein.  Mnfile  die  Heb* 
anime  wegcn  eines  dringenden  BedSrbiaies  innmal  aieh  ent- 
femen,  wenn  auch  auf  knrae  Zeii,  so  ttetlte  aie  aoyor  betend 
la  eihe  Eeke  des  Gemaches  einen  Baddbesen  efata  fif alter 
(g^)ik),  eder  einen  Stab,  torn  Scholaie  der  Wdchnerin  aad 
des  Kinder,  ist  es  wohl  nSlhig,  den  Grand  dieses  Abei^glaiH 
bens  zu  crkliiren  ?  die  Bitder  werden  an  VVassern  gebaut,  und 


*)  So  nentit  man  in  SHMiicn  die  Strudcii  oder  Vertiefuiigen  an  Flibsen 
tifi'l  SeeVn,  in  denen  daa  Wassirr  lich  wj«belnd  umdreUt. 


niffi  .ivfiiibt  fie  iiicht  cm  wie  VVohnhauser^  und  4aber  glauiit 
jpiiOy  dab  em. baser  Q^  ia  ihi|eQ  h^use. 

In  numcbem  Jalire  ereignet  ea  ticb^  dafe  verscfaiedne  Ar- 
tfiH  Wild  ki^d^Q  Waldem  Abirieiis  ^lua  eiuer  Gegend-  in  dip 
mi^ffi  whim-  Die  Alton  erUarea  eine  «olche  Wanderung 
4mtvti  4a&  ein  Waldleufel  dieaeg.Wiid  an  einen.Aqderen  ver- 
«|^l  liflbe,  und.  der  Lelstere  es  zi|  aich  in  sein  Reyier 
Ir^be^  -r-  Jtfete9re  biilt  der .  gemeinc  Mann  fiir  fliegende  feif- 
rif/R  Sdilangw;  nacb  a«iner  Meinung  bringen  sie  Reicbtfaunt 
in  das  Haus^  welchem  aie  zuflicgen^  dieser  Rejchlbum.  is( 
iher  Dicht  von  Oauer.  Man  bai  iiber  (Ue  Entstebung  der 
Imwigea  SeUa^gea  ein  alberaea  Mabrlein  aiiagehecil :  wenn 
MiUnhnftller  ii^»  aia  drei  Jabrq^  aa  soil  es  nicbt  ratlisai^i 
9tmf  ibn  iiD  House  ku  bebaltoa;  er  konnle  aonst  ein  £i  i^gjsn^ 
4i^m  ciae  Sf^nge  enlkriecbL  Das  Ei  des  Habns  gjiebt  sich 
durch  9/me  Form  lu  erkennen:  es  ist  liinglieh  uml  einer 
S^UfUig^  abolicfa^..  £in  Mfnschj  der  keine  gulen  Ajb^ichteii 
kak,  laimml,  9n  iK^lebes  Ei  an  sicb,  und  triigt  es  sechs  Wq- 
jshen  Im^  in  seinem  Busen,  bis  die  feurige  Schlat^e  aus- 
kiiecbt  und  Rj^cbihum  in  sein  Uaits  bringl  Andere  sagenj 
AMU  mjisse  oin  solohes  £i  mil  eipeip  Spruche  in  den  Diin-*, 
fffsi  Yergrabeni  und  nach  secha  Wechen  kommc  die  Sehlange^ 
hervor*  Man  mub  mil  einer  feurigien  ScbUnge  bebutsam  um^ 
Ipshen.und  sie  niebt  reit^,  sonst  verbrenni  sie  da$  Haus« 
W^tta  die  .Seblanice  herbeiiliegty  stelll  man  ibr  gewohnlich 
Milch  bilk  Wenn  Jenunid  ptoUlich  reieh  wird^  so  aagl  man; 
„aM  Scblange  hat  ihm  das  Geld  zugescbleppU  *'  -7  Stern- 
•ehnapfiien  halt  das  Volk  fiir  bSse  Geisler,.  die  4>vcb  Eugel 
xnata  Himoiel  berab  gescbleudert  werden.  -^  Das  Nordlicbl^ 
gUt  in  Gegjmdep^  wo  man  seiner  nicbt  g^vobnt  ist>.  fiir  ein 
Sehreckeiisaeicbeii.  Man  «iigt:  |,es  wa^ddn  Siivlen  am  Hia)<« 
mer*  und  schliefst  daraus  auf  eincn  bevorstehcnden  Krieg. 
Komelen  bedeuten  Krieg,  Hungersnolh  oder  andere  Landphgen. 

Die  Kikimora  (ein  Gespensl)  soil  Jemand  •tils  GrolMn 
ein  Haus  scbicken  konnen;  besonders  fiirchtet  man  dies  von 


C3B  Historiscti-liiiguistUdi«  WiyfcefiKhalleii. 


«  0 


Zimmerleuten  tind  OfenseUern;  Uaher  mhn  diese  Leute  iMit 
gern  xum  Zorne  reut  Hat  die  Kikhnoni  in  einem  HaM^ 
sich  eingenblet,  so  la&t  iiie  keinem  Menschen  RiAte ;  gewMhtt-- 
lich  gehen  ihfe  HandKingen  vomOfen  IniBVAis  wtrft  tnitSlei- 
Hen,  Ziegdn,  Hok,  oder  GeB&en.  Bei  soldi«r  Gelegenheil 
fiiftt  man  eine  Mmme  Person ,  oder  dnen  bekaimitfn  Be^ 
sehwBrer  kommen:  dieser  durchsncht  aile  Winkel  im  HauMy 
nimmt  bisweSen  sogar  den  Ofen  atikeinqnder ,  und  holl  eitte 
Art  Scheuche  heraus,  die  wahrscheinlich  vorber  Hnein  ge* 
braclit  ist;  audi  schlSgl  er  an  verschiednen  SlelUsn  Keile  wi, 
und  giebt  deii  Hausbewobnem  atterlei  Anweisungen. 

Bauchredner  hat  es  bei  mis  schon  in  aller  Zeit  gc^dMI^ 
und  gewils  haben  solche  Leute  keine'  GeJegenheil  veriSonl^ 
wo  sie  ihrer  Kunst  sur  TSuschung  Andcrer  sidh  bedieneft 
konnten«  ^  Der  Glaube  an  ScbSixe,  die  man  heben  karni, 
ist  bei  dem  Voike  noch  tief  gewurzelt.  (Mine  ZwdM  fehk 
es  nicht  an  Betdpielen  gefundener  SehStse,  und  vermuihlioli 
hat  man  in  der  Epoche  der  Tatarenherrscfaaft,  ais  Kemer  des 
mhigen  Besitzes  seiner  Habe  gewifr  ivar,  filit  dem  Vefgrdheft 
von  Geldsummen  den  Anfeng  gemachl;  und  wenn  auch  )cliil 
kein  Geld  mehr  vergraben  wird,  so  wird  es  w^gslens  Mer 
versteckty  und  die  Kinder  eines  woblhabenden  Bauem  wissett 
oft  nicht  y  wo  ihr  Vater  das  baare  Geld  unlergebrachi  haL 
In  alter  Zeit  war  das  Verbergen  ties  Geldes  eine  wahre  Lei- 
denschaft,  und  wurde  fSir  eine  Pfficht  gehaltmi.  „S|Nire  dm 
Geld  auf  &e  bosen  Tage/'  sagten  die  Alien  und  verscbanv 
ten  ihre  Habe  in  die  Erde*);  auch  ttSuber  yergruben  die  voa 
3inen  geraubten  Schatxe  in  Wiilder.  fietriiger  und  MarkU 
schreier  haben  allerlei  HistSrcheti  von  Schatshebungen  untor 
dem  Voike  veibreilet,  und  den  Leulen,  gtauben  gomocfat,  4ais . 
kern  Scfaat2  ohne  Volkiehung  gewisser  ihnefi  bekannter  6e» 
brauche  und  Beschwomngen  .gdioben  werden  kdnne,  ii 


*}  Kopetscliku  na*(8oliernoi  den  iL  li.  eiit  Kopekchen  fiir  tlen 
schwarzen  (od«r  unglucklielien)  Tag,  ist  ein  Y>eliebtei- Volks- 
aii0f1ruck.  B^ 


Uebel*  d«n  khttfgtinhm  deft  MitiMlMil  VolkeB. 

tf^r,  iet  tSMh  Sthlili' vergtObe,  dabmngle,  wer'ihit  lie-, 
-fcen  sol)^  lva»  dabei  cu  beobachten,  unA  in  welcher  For« 
4$r  frteheitieti  soU  Die  Sprliehe  bcAtn  V«rgrabeii  der  Sebitfle 
waren  mannigfiDtig:  bisweilen  ^Ile  et  um  den  Preis  efaies 
i^fe  inehrerer  Menachenkdpfe  ta  haben  8^n:'akdaiin  nuiMe 
der  Aspirant  eine  besUniiiile 'ZoM  Menabhen  Wdten,  und  der 
Schaia  kam  ihm  von  aelber  in  die  Hand.  Unler  vielen  Anek- 
doten,  diesich  um  SchaUgriiberei  drehen,  ertahlt  man  auch 
die  folgende:  Ein  Greis'^  der  sein  nahes  Ende  fi^e^  vcTrgrub 
in  einer  Zeit^  als  er  sich  gunz  allein  gtaubte,  einen  Schats 
unter  4er  Diele;  aber  aeine  Schwiegertochter,  die  sich  ver- 
ak^cki  hatte^.horte,  wie  der  Qreia  beim  Einscharren  dea  Gel- 
dee  aagte:  ,ydie  Hasd,  die  iha  v«rgrabe»' hat,  aoli  ihn  aueb 
wieder  awgrabeh!"  Ala  mm  der  Grei»  tald  darauf  ilarb  mid 
attf  dem  Tische  lag^ssang  seine  Schwiegertochler  in  der  Nacht 
einige  Psalmen,  hob,  als  'Jedermann  schlief/  deA  Leichnam 
vom  Tisch  auf  die  Diele^  und  grub  mit  seiner  erstarrten 
Hand  den  SchaU  heraus.  Ein  Anderer  sagte  beim  Vergraben 
MBea  Sfihalaea:  j^liif  hmidert  fti«Bichenk$pfe  au  beben!*'  der* 
jeHSge  aber/  der^ea  im  Verateck  bdrte,  apnloki  „inr  famideH 
HCAinerkopfe  zu  heben*';  daraaf  schniU  er  hnndert  Hulment 
die  Kopfe  ab,  und  der  Schatz  fiel  ihm  zu.  -Zuweilen  ver- 
grub  man  Schiitze  mil  dem  Sprucl^  ^^fur  einen  Giucklichen*^ 
und  alsdann  erschien  der  SchaU,  in  Geslalt  eines  Hundes, 
einer  KaUe,  oder  Uenne.  Wem  ein  SchaU  erschien,  der 
mufsle  ihm  nadigehen,  mit  der  verkehrten  Hand  auf  ihn 
scMagen  und  dabei  sprechen:  ,;falle  aus  einander!*^  Dies 
geschah  enlweder,  oder  der  Schatz  verschwand,  und  man 
muiste  ihn  an  dem  Orte  ausgraben,  wo  er  verschwimden  war.' 
Es  gab  auch  Schatze,  von  denen  Viele  wubten,  die  aber  un- 
ter gans  unerliilibaren  Bedingungen  vergraben  .waren ,  und 
dso  gar  nicht  gehoben  werden  konnten.  So  s.  B.  lag  an* 
h'gend  einem  Orte  ein  Schatz,  der  nur  demjenigen  zufallen 
solile,  welcher  ein  und  vierzig  Lieder  hcrsingenj^onnle,  von 
denen  keiues  einen  verlieblen  Gedanken  enlhiellc.  Nun  aber 
war  dies  in  alter  Zeit  t»ehr  schwierig,  do.  leiu  Liedo'inacber 


MoiwifilNrL  iMli  befrikhten  iioh  dM  Mf  SdwiUe  qiMaliraoh 
4ett  Leute,  iKe  Bhime  4«s  Farr#iikrrauU  su  bdwmMn, 
welohe  ntir  in  dct  Nacbi'des  J^ftm^iilagB  b|iiih«Pj  und  nit 
4mm  Httife  jcder  Schnlto  kidbl  w  eiUdeeken  seia.  imttte ;  d^cr 
dni  AnffiadM  dieae0  IViimifim  war  Hngcutein.  adk^w^* 


Sebr  utolft  aiad  die  alMaqglSabiMlieB  Aaiiehl«a  #»  CJiiaflsem  k 
Iletieff  dcr  Huhaer.  So  hei£it  e«  ia  der  arotsea  NatorgMcbicbte  Pea- 
t8*ao-kang--mii  in  dem  Artikel  Huh  a  (Bach  48^  Bl.  1);  ^Wenn  alle 
HuhRer  eines  Hausei  znr  Nachtzeit  ahne  VerentaMOng  sctkreiea,  lo  ist 
dies  etne  angtucktiche  —  ir«nn  tin  cinzetnef  Haha'ia  der  Abenddfamae- 
ffitag  «direit|  eiae  glicMaW  Tmbedaalaag  far  4m  fcarimniu  >JB»  aMH 
tWui,  daa  aieaKUHte  W«ta  voa  aidk  giclit  (!),  m  awftyidiPt  IMm, 
daa.irie  ala  Jftdm  MaH  «>^  ^  fialia,  dec  Riar  Uft,  watdea  ^i^iiii  fa- 
whlaohtet''  ^  la  dem  Artikel  Wildei  Haha  (FaMa)  iet  dcs  Yotta- 
^laabeni  gedacbt,  lUK^h  welcbem  Huhaer  ia  Schlangcn  aich  Tennin- 
deln,  and,  von  Schlangen  befnicbtet,  Kier  legen,  aoi  denen,  oiit  oder 
ohne  gelriise  Bedlngaageii,  eine  Art  tor  Drache  wM.  Biae  der  Aala^ ' 
iMMea  dca  eUaeitocbea  Pliaiaa  aagt:  ^Weaa  eta  ^mU/im  MkM^  dn  ait 
Maar  fldilaaga  aidb  btgaicei  Ihi*^  aa«i  Bt  aai  Badea  UagMi  VkUt^  aa 
Jaia^  Man  U#aaad  Jabra  fpatar  ein  Draahe,  der  vie  joiae  Sctdaaga 
•iebit  aVer  Tier  Fufiie  hat^  aad  den  Menacbea  gefibrlich  ist.  —  Eiae 
andere  Au  tori  tit  eildaif  aidi  also:  „Wenn  einHahn,  das  Ton  einer  SchUnge 
befraclitet  worden,  ein  Ei  fegt,  und  der  Blitz  dieses  Et  mebrere  Kothea 
tief  i%  die  Erde  scblSgt,  so  eriiSIt  es  die  Gestalt  efner  Sehlaaga,  aad  aadk 
aiv«i  Oder  drOi  Jdlriiliaderten  eatsdilipft  ibai  efaRi&a  (ao  heilai  dia  lai^ 
lite  bsidiriabeiw  Diachea-Ari),  dor  in  die  Laila  eaipaaftegl.  Blobt  abar 
das  Ei  obea  aaf  der  Erde,  so  kouimt  ein  Trildes  Haha  heraas.**  —  Bet 
cbiaesaKhe  Plinips  setzt  hinzu^  dafa  man  nicht  ermtttela  kdaae«  aie  Tiel 
Wahres  an  diesen  und  abnliclien  Sagen  geL  ScJu 


Int  AHgameiiien  visde  iia  AafidUaag  dor  Tolkptbtelicbaa  Ri 
•  saben  Tra^tioaea  and  Crebraachei  datcli  etwaa  fcriiischela  Sonderaa^ 
nooK  weit  interessanter  iverden,  indem  eiaiges  daTon  als  charaUeristiscbea 
Genteingut  des  prawo«lawny  n&rod  („rechtglaubiges  Volk'*)denw 
selben  fiberall^in  gefolgt  ist  —  walirend  andres,  oft  aaf  hocljtt  laieres- 
sante  Weise,  erst  aus  den  nenen  tJmgebangen  odcr  BeschSftigongen  der 
Aosgewanderten  entspraag..   Za  jenem  gehdrtz,  B.  dafs  man  aelbst  In  <4en 


r 

Ueber  4e»  Abeigltvbe*  d«9  nmiiollm  Volkef. 

Mtlidnka  AbfaiMben  SiSdIen  aad  INMpni  swimIwb  Otteni  and  Mng* 
•ten  wditf  •«•  deM  FeMlcr  wifft,  mn  nicht  Christiu  sa  Ifelfen  der  daan 
wieder  avf  Krden  waiidelt.  —  Zu  dem  letztereii  o.  a.  die  Gebraiicbe  ond 
UebenettgQiigeii  deijenigen  Promysclileiiiiikt  die  jabrlich  von  Witimak 
■acli  den  Qaellen  des  WitimflaBies  reifen,  denii  lelbtt  dasWenige  was 
Krascheninikow  hocli  Tor  etwa  90  Jaliren  Ton  dem  Jagerglanben  der 
dortigen  Zobellanger  erftthr,  diirlle  Jetxt  kj^nm  irgendwo  seines  Gfcd* 
di^rhaben. 

So  batte  der  Anfiibrer  JederTscbantza  oder  Uaterabtlieilung  etner 
Witimsker  Jagdgesellsdiaftt  daraaf  stt  ludten  dais  Keiner  seiner  Untergeb- 
nen  im  Stilien  vnd  aofser  der  grmeinscliaftUcben  Malilzeit  irgend  etwas 
SIse  —  dais  Rslberf;  Schfangert  nfid  Kartaen  nlebt  bei  Ibrenr  Namen^ 
sondern  respektiTe:  derObere,  die  Bose  ond  derOfenhocker  genannt 
warden.  Ancb  niaisle  efai  Jeder  wabrend  der  iagdzeit  anslatt  Kir c be, 
Spitakopf,  sagen,.a«atall  Fraa,  die  SokelininA  oder  der  Weifs- 
lL«pf  nnA  dieWofie  Pferd,  Knh,  Scbaf,  Scbwein  and  Habn  dnrch 
LangscbwanZy  Briiiltbier?  (Rjkascha),  Diinnbein,  Tiefseber 
(niskogljad)  Kahlfufs  ersetzen.  Sowohl  mit  diesen  Vorscliriften  als 
ancb  mit  der  Dedication  ron  einzelnen  Fallen  an  bestinunte  Kircbenbeii- 
Hgi*,  weldi«  dann  an  der  Beote  aas  dentelben  TheH  lislfciiy  wuide  es 
idseM  almir  ffewMMBeft,  weil  dcv  ZobH  ebi  $^  ▼onAifttges  TUcf  ud 
Md  d^dialb  4in  sdiidMteft  ligem  d«i»  MMm  ana  itftk  Fatteii  mnJaUm 
iwd  aie  iiawchunpfe  aaatatt  stcb  laagon  air  lasseik.'  Der  AaGilurer  ein^r 
Tscboniza  merkto  sick  desbalb  die  von  seinen  Unteigebnen  begangnen 
Ventofse  gegen  die  beiiigen  Jagdgebraocbe ,  wabrend  er  selbst  in  dieser 
Beziebung  Yon  alien  seinen  Begleitem  ebenso  streng  beaufsicbtigt  warde. 
Bei  der'Riickkehr  In  das  Winlerlager  wnrdeii  dann  aHe  deslkllsigen  i^th-, 
Ml  den  gete^wsfliitstAik  odsir  Hanptranitebcv  gen^et,  walaber  eiaMi 
laden  ^ifi  iiUicbtn  Btmf^m  zacKkaante.  Di^  aber  di^so  cecbt  nack* 
<|#iicklicb  gewesea  sind.laist  die  beroiscbe  Abbartong  der  Witbiwkrf 
gar  aicbt  bezweifeln.  K. 


Ueber' 

die  Russische  Real-Encyklopftdie. 

Von 

W.  iSchott  und  A.  ErmHn. 


Von  diesem  Werke^  AttB  uaUr  dem  Tiiel  Eniiklopedi* 
t8che«kii  Lek^ikdn  (eneyUop.  WerAeriniek)  ofidbpiiit,  ki 
UBB  kttrslidi  die  AMieilug  Die  —  Djilt  des  IVten  Bmim 
sugekommen ,  wdche  mit  Einschluls  eines  den  ITten  Band 
iiberhaupt  beireffenden  Supplementes  (S.  422  ff.),  451  engge- 
druckte  und  in  zwei  Spallen  abgelheille  Seiten  mit  nahe  an 
950  Artikeln  befaiOst  Voran  geht  die  Lisle  tod  47  MiUurbdr 
leniy  darimter  die  sum  Tlieil  aiucb  schen  im  AusUnde  ge- 
sdiiteten  Namen  D.  A.Kropotkin  (KnjSs),  D.A.  Eri#lew 
(Knjas),  W.  W.  Grigorjew,  A.  N.  Deni^ow,  W.  N. 
Karpow,  P.  A.  Kor^akow,  S.  F.  Leontjew^kii,  P.  X 
F^elrow^  A.  K.  Rummel^  P.  5.  5awe^jew,  Stakelberg, 
Siukenberg,  D.  J.  Jasykow;  so  wie  (ur  Mathemalisches 
imdNaiunvissensehafUiches  A.P/Sagor8kj  i,  A.  !>•  Oserskji, 
R  F.  Kusmischtsph'ew*),  N.  M.  Schtschukin,  X  G. 


*)  Wahncheinlich  derselbePaulFedor'itschK.  der  aU  Capitain-Liea- 
tenant  in  der  Marine  mehrere  Jahre  lang  in  Petro-PaoUhafen  anf 
Kamtschatka  lebte,  und  tni  Sotnmer  1829  von  einer  Baidarenfarth  nach 
den  Knrilischen  Inseln,  ein  Herbarinm  dersolben  zuruckbrachte.       R. 


Ertiiig,*!;  J.  Brytaw,  K.'A^  Bu«h  u.  a*  geAUhnl  wevdea.  -^ 
Das  ganze  Werk  wird  aus  etwa  85  Oclavbanden  oder  1700 
Bogeii  mit  mehr  da  60000  Artikeln  bestehra,  weiin  mati  nach 
lexikatiBclMa  Erfahfiiaigeii  antmnnlt  dafii  su  den  bis  jetxl  be* 
««baitel€ii  Budislabcs)  A  bis  D .  nahe  der  finfte  Theil  der 
Auaabcken  Wiirler  gehSrt.  Bei  etMni'  soldien  UmfiiBge  bifat 
aieh  dmn  allardrngs  9mt  mm  c^nseqaenle  DUrchttbruDg 
des'  riesigen  Planes  hoffen,  nach  welehem  die  bis  jetal  er* 
sehfanenen  Theile  bearbeitet  sind. '   ^ 

Was*  der  uoa  voifiegendefl- AbUieSungy  ^ie  deiA  Easi«» 
klop.  Lek#ik0B  fiberkaupt  aach  iiir  das  Aufltand-  bedeoten^ 
dan  Wevth  giebii  daa  auid  die  taii  grober  Seifffakloiksgear- 
bekMeQ  *  bio|praphisdben  y  geografil&olMH)  juridiacheD  ii.  s*  w. 
Artikel,  welche  merkw&fdige  rasaisdie'Indivldttallialen,  oder 
Gegenatiinde  der  Geographie  RnfilanidB,  der  Verbwungy  Recbte* 
pflege  u.  8.  ^w.  dieses .  Reichesf  betreffen.  •  fibenao .  finden  wit 
hiatenache,  eihnelogiache,  arehflelegiadie'  Avtikri  iniBesiehttng 
aaf  Volker.  Nordasiens,  besenders  nom  mongoliacheni'  und.  tun* 
^uaiaeliein  Slammey  die  nanebe- Likcke  in  iwdaleurepiiachm 
Weiken -dkaeir  Alt  aasfQlkB  kSnnien.  Unter  den  gediegen** 
elte,  aal  RuIslaBd  und  ahdtre  SkVen- Lander  befli^gKolieB 
Aiitikebi  nenaen  wir:  Dndilrjew  (der  Diditer),  Dnfepr, 
Dnjeair,-  Dobrowakii  (der  Sekipfar  der  BilhiiiiaaheB'  LiU 
leraltir),  Doigoru4ii  (die  Familie),  Bones^  Den,  D^oni';* 
bches  La'nd^  Deelilikrow.  AnAi  aiiagezeuiineten  Pev» 
senen  und  merkwiirdigen  Gegensianden  des  Ausiandes  ist 
sehr  lobenswerthe  Aufmerksamkeit  geschenkt,.  ja  Artikel  die- 
ser  Art  wetteifem  zuweilen  an  Ausfuhrlicbkeit  mit  solchen^ 
die  £inheiaii$ches ,  beireffen.  —  In  der  kiirzeren  Biographie 
^rfrana.  Gelebrtm  Louis  Dutens  (S.  415  — 16)  ist  auf- 
fallender  Weise  der  Verdiensle  dieses  M^nnea  um  idie  finluC- 
ferang  der  ni9iiieisclien  Sebrift  und  seiner  dieaen  Gegcnsiand 
betreffehden  Abhandangen  mil  keiner  Silht  En;9&hnung  ge- 
schehen  *).  —    .  Audi   vermissen   wir    gan^Bdh    die  Artikel 


*)  Die  wichtigsto  ist : 


OobriMM,  Drakiii  (dfer  WalicUickft  Ftfuil),  0ttk«gkt» 
tmi  Dttlcigao* 

Die  namlMillMlM  Arlikd  i^  atypUimiea  sM:  Da* 
wydowy  Daguerre  and  Daguerrolyp,  D^mi^aw,  DU 
fciisoh,.  Dia4k<erfliik»  Diffraclian  «•  a.  w.  Ala  Prpke 
laiieB  wir'dea  arMan  diaier  Arlikal,  ifer  aiaatti  gpfaiartoa 
Diahlar  md  Kamplar  fiir*a  Valariand  ^ewidabai  iai,  ibaraalal 
Mgett*): 

„Deiii«  Waailjewit9ck  Dawydow  wwda  aai  Hioa 
Jufias  (A.  St)  1784  ao  filoakaii  gakoran  and  atavb  auC  aeioem 
Landritee  im  AnbinkisdiM,  am  Ifiabm  Apait  1839." 

,,Da«iydaia  aalalaaiiiiUi'  eiaier  aftaa  abir  unli^iileriaa 
raMMckea  Faaniliii.  Stm  Valar  dieDte  ab  Obantar  im  iUgH 
maate  dar  laiohlan  Railarei  Ton  Pokawa;  ar  ivar  mil  iS^laM^ 
paw  iieframidaC,  mid  haUa  aiak  ioMnor  aakiar  Aiilaitmig  aa 
arfreaaiu  Dat  Knabemdtar  mid  die  tsmlaa  J^gendjakre  Dawy« 
dow^  vaiflaasaD  im  GaUimmal  dca  KiiegalBbcM,  baM  m  Gar* 
amananv  kaU  im  Laganaila  aaiaas  Valava,  d^.  aich  ia  saioer 
ganicA  Dienalamt  fast  memak  Mn  aiiner  Faadita  timwiau 
Sahmi  Bis  Kmiba  arfgte  Daw^aaf  ktikaeii  kkanftgan  Qtalt 
md  leidcflttckaAlicbea  Haeg  ami^  KriagadimMla.  8eki  liebttaa 
afitlwmk  wamb  Fliiita  und  SabaL  Ala  SewaiMr  aiaaa  Ta- 
gaa  kai  dam  aken  Dawydaw  z«  Tiseba  war^  im4  dm  kiia|[a» 
rimhaa  Neiguiigta  aainea  iiabeii|iifarigaa.  tSakaaa  baaMrifil^ 
aprach  ar,  daa  KMiien  baiMid  mid  aagaaUd:  ^O,  dar  imd 


£xplioation  de  4|«elqiiei  roeflailleB  ^recqaei  et  pli^nici- 
«niiej^  ayec  nne  pal^ographie  n  u  m  is  mat!  que.  London  ITTaL— 
Am  Tiesten  wnrdigt  setne  paIaograph!icfaen  Verdi^fiaCe  6e«eBiaa  te 
•d^n  SeriptBfie  lingumeqiie  ph*«liiiBia«  aaaa Aelrta> >' Lilj^ 
iA§  mil.  ....  1,        . 

lidwtf»  Cpfdi^hte:  ^OdAin  Bitju^che**  (a|n  Hfae^  weA(far!) 
gewidmet.  £•  Isi  im  Todeajahre  DawjdoiwU^  bei  GMetjemlieit  der 
Feier  d«r  Schlacht  bei  Borodino  gedicbtet,  nnd  boginnt  Miit  den  iforteA: 

Wo  bist  Dn,  nnaer  Hold  nnd  ftinger,  ^ 

I>er  Heimat  doppelt  thevreir  Sohnf 


Ueber  die  ftiMtltdto  llc«l*«K*eyUopadie. 

ff&Mk'^ilA  Kriie|pttiMii y  tiocN  ohe'ich  gisttti^M*  bin  v4m*  et 
dyii*  Sdik^teh  gewMmn  liobeii!"  Diete  Weiabagiiiig  tiMt 
M^graottfti  Heideti  eiitecliie4  ^Qber  dii  ytngm  f)irwyd0k% 
SMAnlL  Der  Util«nriclil,  dm  er  genofii/  wabrle  nidit  kmg^ 
imd  betdMrankle  «idi  ml  wenige  Gegensliinde:  FrmMsiMhy 
TanMn,  Mimk,  tmd  die  oberfelcMioiiile  Skkse  d^r  G«mMcIiW 
war  Attety  was  er  ni  Hauae  kmle.  In  aeineaft  17ten  iahM 
(1801)  tral  der  jimge  Dawydaw  ra  Si  f^iersirarg  fai  £e  Ohm 

yallarie  der  Garde.    Hier  wurde  er  wit  einem  naheii  Ver^ 

• 

w4kndleD  liebMint,  der  ilM  die  NMhwmdigkeit  wiaienschi^ 
fioher  Keamtnisae- vonidHte  und  ilin  dadnrch  vennoelite,  rich 
mil  Budiem  m  beadriUygen.  fan  J.  1604  ndtfiiglen  ^nM^ 
dene  Umslande  den  Jiingling,  als  Ritlmeiater  in  daa  w^fe^ 
maaitdie  HoaarenVe^nienl  m  Irelen.  im  J.  1866  kAm  er 
itHeder  ab  Lienlenant  anr  Gurde  (im  LefUitttaren-^ileginieftt) 
ttnd  Wttrde  bald  Adjutant  bei  deen  Fifrsten  Bagmlien*:  er  be^ 
gleilote  dieaen  nv(  dem  ganxen  Feldaoge  jenea  Jabres ,  tMi 
jedoefa  beine  Gelegeidieit ,  aidi  anaznaeiehnen.  im  J.  166^, 
in  Airfang  des  Kriegea  mil:  Sehweden,  kam  Dawydew  anf 
aeoi  Geeiich  m  der  aeliven  FlmiHln^ehen  Armee,  mid'fiihrtd 
iri:Kttbi0wlB  Avanflgsrde,  bei  4tt  er  bestandig  biiib,  einige 
kiime  Handrtraicke  Ms.  fan  J.  1809  begab  er  sidi  van  doit 
naeh  der  Moldan,  we  FfirsI  Bagration  damala  daa  Heer  jen^ 
aail  der  Denaa  befebiigle.  Als  Napoleon  (1812) .  in  RoTaland 
dnriitkte^  wmrde  Dawydew  ak  Oberstfle«rt«iiant  von  der  Garde 
su  dam  Aehiyrtkiaijien  Hnsarenregimente  versetti,  bei  wei^ 
dMn  er  bia  9um  StddadiUage  von  Boroifino  bKeb.  Kun  voN 
bar  baite  er  dem  Chef  des  Regimenles  die  NmiSehlteil  dev 
Fipieigllngec «- ITntemebmmigeii  einleuehlend  gemaebt;  jelA 
ilaHle  >6r  aieb  nsH  finwilBginig^  desCaiefa  to  die  Spilae  dner 
kbimito  Abttiailniig  Hiiaaren'  md  Kosaken  von  der  Hanptar-* 
Bsee^  «Hd  begsm  aeibe  befOhmlcsi  keeken  JSlreifaiige.  Dto 
fbnf^rikmgte  vonl  ¥fjSama  waren  der  ersle  Sebauplal*  aeinier 
TimlaA:  bei  IjaeiKHPr  addug  er  im  Yerdhe  tail  Ftlgfier,  Or* 
l»w*Deniabw  and  iSialawin  dte  Attgerean'adie  Corpa,  weL* 
eken  in  noiw^  CMtti6^nsdliA  getfdh;  ismi  braeble  er-  deni 


•  \ 

I 


tli  iUlflff^elil  fcittmiiM*rS' 


s 


feindi  htk^offfi  mi  B|*t)niytochi.Niedw|i|geB  hei  mi 

4ihCv  den  WuMiogerode^'sdieii  Corp*  ani  (mIiI  in  loAreKB 
ficMichiattjwigeil  derGraose  mil,  und  heseUie  ohne  voigia- 
g^a  Ofdre:  die  HfilAe  der  Stadft  Dresden.  W^gen  dieser 
Ihtidhmg  d^r  WiUkiir  verlor  ec  ditt  CanHnando  UAd  wwde 
]«a  Hai^>tqiuiiiier  geaehiofati  wo  er  jed#ch  nioht  laoga  vec- 
weilte^da  Kaiser  AiiexMider  iha  bald  wieder  activ  madrte. 
WSkrend  de^  Feldzuges  in  jFiankreiali  cominaii&le  Dawy- 
dpw,  der  Armee  vnter  BUchcr  betgeadtbU,  Mfiiaigliek  ^ 
Acbtyrjkisch^  Huaarea-Regiineat*  dma  eioe  CavaUerie •Bri- 
gade ;.wd:iiai^  der  Sehlaobl  bet.Oriewe  Mfurd^  er.  Geoe* 
rabm^or. 

-  .D««v}^w  verbeiratbete  aicbJiB  J.  1619>  und  labiti  1833 
aeipen  Abacbied;  ab-  aber  der  Krieg  mil  P«mdn  loabradb^. 
belrai  iwaer  Held  von  Nefien  die  nnfiUinMhe  Laufbabu*  Er 
$aUed  van  teiner.FamUie,  und  begab  Mck  au  d«n  KatdEasi* 
sebeB  CoTft.  Awh  hiec  ge^ng  es  Sim,  eiaige  Loibearn  su 
jMcndlan;  aber.  daa  per^iaohe  Klima  uai$rgn4>  a^e  Gmmtd* 
Imij  iUbd  notbiigte  ibn  nacb  Uinlauf  eines  Jahres  aiir  RiHJk* 
kebr  ins  Yaterland.  --  .  £r  aog  auf  ^in  LaftdgH^  und  wobble 
dasiMbai,  nur  der  Poesie  mid  seiai^n  Angeh^gm  lebe&d,  bis 
1831*  Jb '  dieaeai  Jalire  px^  er  ^aaf  ki^iserl  JMIM  au  der  Ax-* 
foee  in  Pelen  nnd  ubemabm  das  Comniando  riaiMa  ibm  an<* 
v^ElrauteiQ  Petaeheokepits,  Im  *Altfaiig.  dea  April  ersliiniite  Da« 
wydow  Wladiiuir  .in  VV^iUiynieo »  noeh  im  'selben  Menale  hal£ 
ev  die  Niederlage  dea . .  CJiraanowsld'^cben  Corps  votteaideBy 
il«d  am  6len  Junins  .naboi  er  an  dem  Kampfe  bei  LiaDbiki 
Tbeil:  bier  fiihrte  er/die,Avantgar4e  deaiUidiger'aebea  Corps, 
Viatisicii  durcb  Tapfiearkeit  und  klugp.lAifirqgsb  bianiar^-iliBd 

evbieU  ^n.  Ra^g  ^inea,<ieHen^^|e4Mtoi»^  X^aeb  daif .  leMge- 
Mtmleii  Sehla^bt  VelaUig^tW  Mdldie  Jfteilam  4fia,Mijgm- 
%ehen  Cfiipa^  bald  .v^w^KkidRe.^ere  Dpt<chaaieal»  qnti  ma 
29Bten:  Augusi  schl^  er  «^  4^m  >. SikadtaheltiXhaifiiirs: .  canto 
Ueberfall  dos  C^oirpi^ .  Rndij^ki .  auriick*  Necbdem  die  Riihe .  ia 
iti4ftn  wifAW:  h^rgcpiisllt  ifw»^ei^<igi«^:IX«n^]idaWirm  awraikb 


Ueber  die  RotsMdie  Reftl-BacgftlapSdie. 

Rial  den  Kriegsditiiste,  und  ging  nadi  Moskau,  wo  er  £Mt 
iAme  einmal  die  Sladt  zu  verlasaen^  im  Kreise  seiner  Aii|^ 
horigen^  Freunde  und  fiekannten  seine  iihrige  Lebensseit  w^ 
brachte,  als  Mensch,  Dichter  und  Krieger  von  JederaiaBn  gch 
dirl  und  geliebt  Als  im  J.  1838  die  Errichiung  eines  Denfc* 
mals  auf  der  Ebene  vcm  Borodino  beachlossen  ward,  jnachte 
Dawydow  zuerst  den  Vorschlag^  dafs  man  die  irdischea  Uo- 
berresie  des  Knjas  Bagration,  der  an  einer  im  Kampfe  bei 
Borodino  empfangenen  Wunde  gestorben  war,  dahin  bringen 
mSchlef  und  der  Kaiser  Qbertrug  ihm,  als  Bagralion's  Kampf* 
genossen,  den  Transport  der  Asche  des  Helden  aus  dem  be* 
scbeidnen  Dorfkirchbofe  Lofi  Gouvemement  Wladimir  nach  dien 
Ebenen  von  Borodino.  Dawydow  soilie  sich  im  August  1839 
dieses  Auftrags  entkdigeuy  und  woilie  die  Zwisehenseit  auC 
seiiiem  Landsitze  in  iSmbirsk  zubringen.  Als  er  dort  ankam, 
fiihlle  er  sich  sehr  unwohl.  Er  legte  sich  nieht  su  fiette, 
schrieb  aber,  seinen  nahen  Tod  ahnend^  Briefe  an  seine  Fa- 
milie  und  Freunde,  traf  verschiedne  Rausliche  Anordoungen 
und  sehickle  am  Abend  des  25sten  April  alle  Dienstboien  aus 
dem  Hause,  indem  er  ihnen  sagte,  d«b  er  ihrer  morgen  nicbt 
mehr  benolhigt  8ei«  Dann  erst  legie  er  sich  meder,  und 
starb  am  anderen  Tage. 

Dawydow  gdiort  als  Dichter  zu  den  origineHsien  ruasi- 
schen  Geistcm:  last  alle  seine  Gedichte  schrfeb  er  im  Kriegs- 
lager  oder  beim  Becherklang  —  beim  heiteren  Getage,  oder  im 
Bivouac  nach  heiisem  Kampfe  nieder;  nur  sehr  wenage  sind 
das  Erzeugnils  seiner  friediiehen  Stunden,  die  er  im  Iwus- 
lichen  Kreise  verlebU  Seine  poetische  Sprache  isk  niebt  so 
rein  und  kiinstleriach  achdn,  wie  die  PumcdEkin's,  aber  nervig, 
beslimmt  und  gedrungen.  Meiaphorische  Ausdrticke,  Hyper- 
beln,  schwiilstige  Vergleichungen ,  iiberhaupt  aller  poetische 
Flilterputz.  ist  bei  Dawydow  fast  gar.nicht  zu  finden:  seine 
auszeichnenden  Eigenschaflen  sind  Einfalt  und  NatQrlichkeit 
Von  seinen  Gedichten  haben  bis  jelzt  nur  sehr  wenige  Publi- 
ciUit  (durch  den  Druck)  erlangt,  da  sie  grolisieniheils  entwe- 
der  EnnnMimgen  an  itapwohend^a  Lebensgwwfs  und  muth- 

EnMBS  Ran,  Aichiv.  ISIU  Hft.  «•  42 


Mlgciii^iii  LHtencwchiM. 


wilige  Streiche  gewidiMl,  odef  kriegeriache  Husiircidieder*) 
Mid.  Von  den  wenigen  Gedrackten  tragen  wohl  swei  Diill- 
theilo  dm  Stempel  einet  acht  po^iscben  Talentes.  Bk  jeUt 
hdt  man  swei  Ausgaben  deradben:  die  Eine  (Moakau  1832) 
ertcMen  in  eia^m  Octavbandchen ;  die  Andere  (P^«rsbui^, 
1840),  welche  aiicb  prosaisc^  AufiaUe  Dawydow*8  entliaky 
•In  drei  Binden.  Die  prosaischen  Artikel  waren  bia  didiin  in 
▼arschiedocn  ZeiUehriften  venettelt.  Aueh  in  dtesen  finden 
wir  die  Kraft  und  GedrungeQhdt  einer  acMschten  naUlrKchen 
Spraofce,  and  dazu  ein  scbdnea  ErzaMer « Talent,  obaeiion 
der  Verfaaaer  bin  und  wieder  vcralteler  Wendungen  aieh  be- 
dient  Waa  er  in  Proaa  geachneben^  aind  sumeiafc  EraaUongen 
merkwiirdiger  Umalande  seines  eignen  Lebena ,  ^  oder  denk- 
wurdiger  2«ilereignisae.  Beaondere  Auasekhnung  rerdienen 
Mgeiide:  Bekannischaft  miideoi  grofaen Soworow — 
Bekanntachaft  mit  dem  Feldmaraeball  N.  M.  Ka- 
menakii  —  Bri^f  an  Waiter  ScotI  (geachrieben  niTikit 
im  Jahre  1807)  —  Xua  dem  Tagebuck  einea  Partei- 
giingera.  Auberdem  publidrte  Dawydow  im  Jahre  1822 
ein  eignea  Biteh,  betileitt  Verauch  einer  Theorie  des 
Parteiganger-Krieges,  daa  viel  kriegawiaaenaehaUbches 
Verdienat  hat,  und  im  J.  1832s  Bemerkungen  xu  demNe- 
krologe  N*  N«  Rajew^kii^a,  die  ebenCaUa  viei  Trefflichea 
enlhalten.  Daa  Erste  dieaer  Werkchen  iat  nickl  in  die  voU- 
•lancBge  Sammkmg  aeiner  Sebriften  aufgeBamaifn*  Endticb 
liinteriie£i  er  noch  handMhriftiidiz  ein  Parieigiingcr- Ta- 
gebuck in  Bwei  alarken  Banden,  das  achon  \m  aeiaen  Leb- 
•Beilcn  aum  Drueke  vorbereitet  war,  und  eine  Geachichte 
dea  Poliachen  Aufatandea,  lu  wekber  er  glaubwiirdige 


*)  Wahncheinlicli  tin^  aacii  voa  ilun  die  a«a«mi  Soldat^aUedef  von 
denen  mehrcre,  im  Vergteich  mit.  den  Reizen  des  aiten  Rassischen 
Reiterlebens,  die  Prota  der  modemisirten  und  verfeinerten  Kavalerie- 
garnitonen  verabscheaen  ^  und  welche  sich  sammtUch,  in  Folge  der 
rolksthumtichen  Sprache  ond- Denkart  ibret  Vefluiert,  nebeii  tfeti 
MkBtn  NatSoialilgeaageii  dareh  gaaa  lla(iUad  ^HMiat  tMbMU 


Ueber  die  RnstitGhe  Real-Encyklopailie.  M7 

Documnente  benuizt  halte.  Die  rait  kiihnen  und  originellcfn 
Ziigen  entworfene  Skisz^  einer  Biographic  Davfydovf%  welche 
beiden  Ausgaben  seiner  Werke  vorgedruckt  ist,  hat  aller 
WahrscheinUchkeil  nach  ihn  selber  sum  Verfasser,  obschon 
er  dies  in  der  letzten  Ausgobe  liiugnet,  and  sie  fiir  dasWerk 
eines  GeneralEeutenants  O-^kii  erkiart. 

Dawydow  war  nicht  grors  von  Statur  und  kein  beson- 
ders  hiibscher  Mann,  aber  voli,  kraflig  und  lebhaften  Tempe- 
ramentes.  Er  besaCs  einen  entschlossenen ,  oflenherzigen  und 
^eln  Charakter;  alie  Beschwerden  des  Kriegerlebens  Ifug 
er  mitGeduld;  aber  lange  Verliefung  in  geistige  Arbeiten  war 
nicht  seine  Lust.  In  seinen  jungen  Jahren  fand  er  an  dem 
xfigeilosen  Husaren  -  Leben  grofsen  Geschmack,  unteriiers  keine 
Gelegenheit,  wenn  es  weibliche  Gunst  su  erwerben  gait,  und 
z^igte  sich  zu  toilen  Streichen  jeder  Art  aufgelegt.  Auch  ini 
vorger&cklen  Alter  bUeb  ihm  die  friihere  Lebendigkeit  und 
Heiterkeit  seines  Temperamenies;  er  v/Ar  immer  in  GeselU 
ftchaflen  ein  wiUkomraner  Gast  Dawydow  hniie  erne  durch- 
dringende  Stimme/eine  rasche  und  sehr  lebhafte  Sprache, 
ein  seharfes  und  richtiges  Urtheil.  In  den  kurzen  Perioden 
seiner  Erhohing  vom  Kriegsdienste  war  die  Jagd  seine  liebste 
BeschHftignng.  Er  hat  eine  ziemHch  zahlreiche  Familie  hin- 
terlassen,  an  der  er  mit  ganzer  Seele  hing. 

Nicht  tninder  neu  und  anziehend  scheinen  uns  die  bio- 
graphischen  and  literarischen  Notizen  liber  die  noch  lebende 
Russische  Kriegsheldinn  und  Schriftstenerinn  Nadejda  An- 
dr6jewna  Durowa  (S.  309— 311)  und  fiber  den  1825 
verstorbenen  Slawischen  Alterlhums-Forsdier  Dolenga-Cho- 
dakbwskji  (S.  97—102). 

Der  Husaren  -  Rittmeister  Andreas  Durow  hatte  in 
C hereon  ein<^  wegen  ihrer  Schofiheit  beriihmte  Maiorossinh 
geheirathet.  Seine  im  Jahre  1790  aus  dieser  Eh'e  geborene 
Tochter  Nadejda  mufste  er  darauf,  darch  ein  seltsames  Mit- 
tel,  Tcn*  einer  ebenso  seltsamen  Abneigung  ihrer  Mutter,  welche 
einen  Sohn  gewQnscht  hatte,  schtitzen.  Er  fiberg^b  nfimKch 
4tiB  nur  adit  Monale  alte  Rind  einem  der  tiichtigsten  Ifusa« 

42* 


C|8  AUgenein  LiUerariscIw s. 

ren  seiner  Schwadron,  welcher  darairf,  ,imttm  im  Lager  luid 
IrolE  8eine$  gewalligen  SchnprrbarUy  das  ihiii  neueAmt  eines 
Madchenersielie(9  fiinf  Jahre  iaog  mit  grSfsCer  Zartlichkeit 
und  Treue  ausubte*  Erst .  als  D  a  r  o  w  nacb  Verlauf  dietfer 
Zeii  den  Kriegsdiensi  yerliefs  uod  als  Stadlhauplinapn  ip  das 
PernVache  GouvernemenI  versetsi  wur de,  nahm  er  sme  Todi- 
ler  wieder  zu  sich,  bemerkte  aber  bald  dab  sich  in  ihr,  set 
ea  als  miitlerliches  Erblbeil  oder  in  Folge  ihrer  Eraiehung, 
fin  ganz  unbeawinglicher  Hang  xu  mannlichen  Thaten  und 
nannenilich  aiim  Reiler  -  Leben  entwickelte.  Ein  von  den 
Tscherkessen  erbeuteles  Pferd,  dem  Durow  den  Namen  Al- 
kides  gegeben  hatle^  wurde  nun  bald  der  Lieblingsgespiele 
der  jungen  Nadejdai  und  auf  diesem  ^tfloh  sie  auch  end- 
lich,  in  der  Nachi  des  17ten  September  1806,  in  Mannaklei- 
dem  und  nachdem  sie  ihr  Haar  geschoren  haliei  dem  alter-' 
lichen  Hause  und  den  verhafsten  weibliehen  Arbeitm  mit  de- 
nen  die  Mutter  nicht  aufhorte  ihr  zu  droben.  Sie  erreichte 
bei  Tagesanbruch  das  Kosakenre^ment  welches  zw^  Tage 
friifaer  aus  ihrem  damaligen  Wofanorte  zum  Kriegsdienst  in 
D^itschiand  aufsgeruckt  war,  und  erfaielt,  nach  dringenden 
Bitten,  bei  denen  sie  niph  fiir  den  Sohn  eines  bekmnten 
Gutobesitsers  ausgab,  die  Erlaubnils  dem  Regimente  zu  fol* 
gen  und  die  Anwarlschaft  auf  kiinftigen  Eintritt  in  dasseibe 
&Ian  rilt  nun  zuerst  an  den  Don  und  von  dort  naeh Grodno, 
wo  Nadejda  endlich  unter  dem  Namen  Alexander  An^ 
drejewitsch  Durow  dem  eben  zu  erglmzenden  Polniachen 
Ulanenregimaite  -zugezahlt  wurde.  In  den  Schlachten  von 
lieilsberg  und  Friedland  uAd  in  vielen  kleineren  Ge- 
fechten  des  Feldzugs  von  1807  gewann  sie  durdi  tapferste 
Wagnisse  die  allgemeine  Achtung  ihrer  i^egsgefahrten,  wu&te 
aber  dennoch  das  Geheimnifs  ihres  Geschlechtes  bis  zurRiick* 
kehr  nach  Rutland,  nach  dem  Tilsiter  Frieden,  zu  bewahren. 
ErsI  vor  dem  Kaiser  dem  sie  in  Petersburg  vprgestellt  wurde 
kam  es  zur  Sprache^  und  veranialste^  nebea  mancher  andren 
Anerkennung,  ihre  Ernennung  zum  QCGzier  in  dfim  Madu- 
poisker  Husarenregimente  und  die  Verleibung'  des  Familien- 


r  -  - 


Ueber  iti«  Rnssiscbe  Real-Riicyklopadie.  649 

nameil  Alexandrow,  welcher  wie  der  Kaiser  ausdriicklich 
bemerkle  an  seinen  eignen  Namen  erinnern   und  somit  seine    . 
beiBondre  Theiinahme  fOr  die  Inhaberin  bekunden  sotlte.  — 
An  dem  vaterlandischen  Kriege  von   1812  woHte  Nade/da 
nur  unler  der  einmal  lieb  gew^nAenenWafre  Theil  ndimen. 
Sie  erbat  sich  daher  die  Verseiziing  in  rin  Lidiauisches  Ula- 
nen-- Regiment  and  focht  in  diesem  bei  i9tnolensk  und  bri 
Borodino.    Wegen  einer  Verwundunjg  am  Fnfse  blieb  sie 
darauf  eine  Zeiilang  ails  Ordonnanz-Offixier  beim  J^eldmar- 
sdiall  Kutusow,  und  forderte  dann  einen  Urlanb'um  ihreti 
Vater  su  besuchen.    Aber  schon  im  Mai  1813  war  sie  ivie-^ 
der  in  ihrem  Regtmente,  nahm  den  Ibatjgsten  Aniheil  an  des- 
sen  Leistungen  im  Auslande,  und  vefliefs  es  ersi  nach  dem 
Pariser  Frieden^  urn  die  Pennon  welche  ihr  als  Stabs -Riti- 
meister  zukam  ihren  unterdessen  verarmten  Aellem  zuzuwen- 
den.  —     Die  sellsamen  Sagen  fiber  die  Russische  Heldinn 
mil  denen  man  sich  darauf  im  Yolke  und  •  im  Hecre  heruni 
tmg,  und   der  Glaube  at|   deren  noch  immer  fortdauertide 
Kriegsdienste  veranlafsten   endlich  Nadejda   Andreewna 
sur  Abfassung  ein^  Selbsfbiograpfaiey  M^eiehe   in  Petersburg 
1836  unler  demTitel:  das  Reiter-Miidehen  (Kuwalerist^ 
djewiza)  erschien.  *  Es  bedurfte  kaum  Puschkjns  Empfeh-* 
lungen  um   allgemeine   Theiinahme   sowohi   fiir  so   sellene 
Erlebnisse,    als    auch   ftir  deren    Ireuherzige   und   lebendige 
Darslelhmg  zu  weaken ,   durch   welche  sich  die  vaterlSndi^ 
sehe  Heldinn  nun  auth   als  begabte  Schriiftsleilerinn  bekun-* 
dele.     Nadejda  Durowa's  Ruf  soil   sich  auch  von  die^ 
ser  Seite  noch  femerkin  bewShrt  haben,  durch  eine  Reihe^ 
kleiner  ErzShlungen  welche  in  beDetrislischen  Joumalen  er-' 
schienen  und  darauf  unler  dem  Tilel  Alexandrows  Er* 
sahlungen  (Powjesli  Alexandrowa;  Petersburg.  4TM: 
12.)  gesammelt  wurden  —  so  wie  durcl|   folgende  spatere 
Werke: 

Ein  Jahr  in  Petersburg.   (God  ^isni  w*  B.  Pet^t- 
burgje.  1  TH.  12.) 

Denkwurdigkeiten  als  Crgiinzung  zu  dcm^Rfciter- 


/ 


Jtf/f  AUgeaeui  Littemiaehes. 

Madchen  ($api«ki  pribawleoie  k*Kawaleri&t- 
djewitje.  Moakau  1839.   1  Thl/  8.) 
Gudiachki  (ein  Roman  in4TbeUen.  1%  Petersburg  18390 
Jarischuk  oder  der  Uund  aU'CkiaUrseher  (J.  ili 
fobaka  duchowide&  Peteraburg  1840.  2TlUe.  12.) 
.  Oer  Schatz  (Klad.  Petersburg  1840.) 
imd  Ugo  1  d.  i.  die  Ecke  (eine  ErxaUung.  Petersb.  1840.  12.) 
lu  Petersburg  begegnet  man  dieter  ausgeseichneten  Fran 
Boch  )ekt  in  manniicher  Kleidimg  weiche  nur  ein  sehr.wohl 
verdienles  Ordensaeicben  scbmiickt,  \md  man  erkenni  nodi 
jetat  die  Kriegeiinn  an  der  Riistigkeit  und  Gewandtheit  ihres 
Ganges.    Ein  iibrigens  nicht  gana  Shnliches  Bildnifa  v<m  N. 
Durowa  findet  man  in  dem  erslen  Bande  von  ^S^mirdins: 
^Hunderl  Russische  Scbriflsteiier  (^to  Auaakich 
litUrdtorow). 

Ueber  Chodakowskji's  hocbst  parodoxe  Anachien 
von  einer  hoben  Cultur  der^  Sla wischen  Voraeit,  iiber  aeine 
von  ISaO  bis  1825  auf  Staatskoslen  unternommenen  anliqua- 
riscben  Reiaen^  so  wie  iiber  die  doch  allaa  zahb-eieh  schdnenr 
den  Eoideckungen  von  Sl^dte^Ruinen  langs  der  Russiscben 
und  Nord-^Deutscben  Fliisse,  durch  weiche  er  alle  seine  Vor* 
gibiger  besdiamle  -^  vfiri  man  erst  ^ach  Ansichl  seiner 
Schriften  urtheilen  konnen.  in  dem  ihn  betreffenden  Artikel 
des  £na]k«Lekaikon  findet  man  dieselbra  aufjgerahrt,  jedoch 
npeistens  nur  ols  inedirte  Manuscripte,  die  bis  jetat  nur  erst 
theilweise  in  den  Beska  der  Moskauer  arcbaologiscben  Gc- 
seUschaft  gel^ngten.  Einslweilen  sind  ivobl  die  falschen  An- 
gaben  uber  seine  Herknnft  und  seine  faiheren  Lebensverhalt- 
nisse,  weiche  sich  Chodakowskji  selbst  in  einer  erst  nach 
seinem  Tode  herausaugebenden  Autobiographic  zu  Schulden 
kooinsen  fioGs,   eben  nicht  geeignet  ihn  als  zuveriiissig  dar* 

^ziiatelien. 

Unter  den  malhemalischen ,  den  nalurwissenschafUichen 
und  den  damit  verwandtcn  tecbnoiogischen  Aufsatzen  der 
Russischen  ReaJ  -  Encykiopadie  sind  cbenfaMs  viele  so  aus- 
fubriicl)>:als  babe  man  damit  voilstandigen  Ersatz  ftir  eigne 


Ueber  die  iUttsMcbe  Re«l*Kn€yklop£ilie.  CSl 


Leiirbticiier  dieser  WkteoMhaAea  beaiMichUgt  —  Mid  dM^ 
Bodi  sdieini  die  gefiihrlicbsie  Klippe  fiir  ein  solehes  Uiiier* 
nelmieii:  die  Wiederholung  gieteher  firlauterungen  unter  vetf 
9tehiediieii  Riibriken  und  die  AusiaMusg  andror,  meirt  «clir 
genilgead  vermiedeiit  So  and  namettllich,  in  4ein  vorliegen* 
den  17le&  Bande,  voa  den  arilhmeiischen  ErkJarungen  iiber: 
Reclinuiigsopei'atioH(dyeiaitvie),  arilhmetisehes  Ce«i-* 
plemeni  (dopofaienie),  Diviaion  (d||eleBie)^  Briiche  (dtobi), 
Theilbarkeii  der  Zahlen  (djelunoai  Ischial),  Faciorea 
(dieliteli)  u.  a.  eioe  jede  fiir  aich  verstaodlioh  und  fceklireiid» 
dabei  aber  tasi  ohae  Wiederholung  von  anderwaria  gegebneA 
Delinitionen  behandelL  Bei  mebreren  dieaer  Artikei  wini 
wegen  fernerer  Aafischliiaae  auf  tin  Leittkon  der  reiii«i  und 
angewandten  Malhemalik  von  H^rm  Bunjakowakji*)  und 
aof  ekiige  andre  malheaialiaGhe  Werke  in  Buaaiacher  Sphiebn 
welche  wir  nocb  nicbl  gesebn  habto»  varwieaen.  Ea  kanit 
daher  nichi  enlacfaieden  werden,  ob  ein<>  wohl  kaum  hallbanai 
Cla^aificati^a  der  ReebnungaaperatiaBflBy  aua  einem  dieaai^ 
Werke  entnommen  iai,  oder.  von  dem  ungenamiten  Veifasaer 
dea  belireffenden  Arlikela  in  dem  Enz.  Leka.  heiriifari.  Nmck 
gewShnlieber  D'araieliung  der  Entalehung  und  dea  Zuaam- 
menhangea  der  Addition,  Subtraction,  Alultiplicalion,  DiviaioB, 
und  Potenairungy  warden  namlich  noch  ala  algebraiscbe  Reeb* 
nunga-Operalionett  aufgefubri:  6)  die  Aufloaung  der  Glei'*^ 
ohungen  und  7)  die  Wutzelauaziebung.  Diesea  geacUehl  mh 
menllich  ao,  dab  »jerat  der  digeineine  Begriff  einer  a%e«* 
braiscben  Function  eriauterl,  und  darauf  die  Auffindnng  deij^ 
nigen  Wertbea  der  Veranderlicfaen  welcher  eine  seiche  Function^ 
etner  gegebnen  Grolse  gleich  macht,  ala  aechste  unter  den* 
algebraiachen  Operatienen  aufgefiihri  wtrd,  obglekh  nuni  Me> 
doch  wohi  nur  fiir  eine  gleichxeikage  Anwendung  der  fiirif 
vorhergehenden  und  der  folgenden  siebenten  oder  Wnnel'^ 
auaaiebung  zu  belracbten  haL    Die  daranf  folgende  EiUarung' 


*)   Lek«ikon*  tscbisloi   i   priktaclnoi    maibematiki,    Bofija 
kowtkago. 


MB  AUgmeiii  LitterariMbM. 

fiber  liMiBsendenle  Operatfoa  sefathii  luw  dagegm  sdir  «weck- 
miittg  und  allgonem  ventandttdi  auAgedrikkt ,  brtoiklen 
wmn  der  VeilMMer  in  dem  Artikel  iranssendenie  Funk- 
lionen  md  den  er  TevwaUl,  die  aDgemeine  Anssage  dnrch 

Anwendvng  aitf  einige  besendere  Falie  erl&utert Ehie 

Bkht  gana  uttwesenlliche  AuslaBsiing  isl  una  in  dem  AnfsaU 
iiber  Blaae-Inalrumenle  (dadiowye  inalnmieoty.  S.  336 
bia  340)  aufgefallen,  in  welehem  die  eigenlfichen  Zungenpfei- 
fniy  in  denen  He  ionenden  Schwingungen  onea  MelaUblecbea 
4^;leich  mil  denen  der  L^ta9«le  wirken,  merwafant  Uriben. 
Aoeh  iai  der  Anadnieks  y^in  ^migen  Blasinalrumenlen  wird  ala 
^Mimdstiiek  ein  cyUndriadiea  SchtUaiuck  (FranaSsisch  anche) 
angewendei*'  — -  waU  gegen  den  Sprachgebraucb,  indem  we- 
nigatena  die  Franaoaiacben  Phynker  unter  inalrumena  b 
Miehe  grade  die  mil  einer  ianguelie  oder  ionenden  Zonge 
lewihenen  Klarinellen,  Baaaona  u.  a.  w.  *teraleben»  ^—  Filr 
die  Artikel  Draihermiamna,  Dagaerroiyp,  ao  wie  aucb 
Theit  DiffracUenaeracbeinungen^  wekbe>  wegen 
Nenheil  der  dahin  gebSrigen  Gegenalande,  m  den  metalen 
nliaerer  Deotacben  Werke  ahnlichen  bdudlea  s.  B.  in  dem 
Geider^cben  Wdrterbuche  noch  fehJen,  ain^T  die  Originalab- 
handkmgen  der  fiegr&nder  dieser  Lehren  aehr  gewiaaenhaft 
bennfat  —  und  in  mehreren  andren  findet  man  dagegen  No* 
tiacn  wekhe  auf  Russiaehen  Beobaehlungen  beiuhen  und  da* 
her  bdi  una  theila  nur  unvoUaliindig  Ibeila  gar  nicht  bekanni 
fittjdh  So  ist  z.  B.  unler  der  Ueberoohrift  Dolemiairung 
( delomiaaiaa )  auerat  eine  allgemeine  Rechenachaft  icon  den 
Umwandlangaf^niomenen  gegeben  welcbe  bei  Bernhrutig  phi* 
toniadier  und  neptuniacher  Gebirgaarteny  an  den  GrSnaen  von 
Gangen  und  gangfiibrenden  Gesieinen  u.  a.  w.  vorkommen, 
ad  wie  die  Angabe  dafs  ersi  L.  v.  Bucb*8  Beobacblungen 
iiber  Dolomite  die  ricbtige  Wurdigung  jener  allgemeinen  fir- 
acbeimuigen  herbeigefiibri  habeo.  Der  Verfaaaer  diesea  Auf- 
aaUes  Herr  0  s  e  r  «  k  j  i ,  fiigt  aber  sodann  su  den  bekannlon 
LokaiiUilen  an  denen  sich  solcbe  eigentUche.Dolomiairung 
aeigt,  —  noch  eine  ^ibirische,  indem  er  aagt  dafr  er  in 


Ueber  dk  RimmcIm  Roiri.8MyktopS4ie.  tM 

Daurien  firngs  der/Selenga  (aber  in  wdeher  OegeaA  Hires 
Thales?)  eine  uemKcli  aleile  KalkwaBd  g«ftuid<»  lialie  im 
von  Dioril  durchaetat  uad,  aowohl  an  der  GvBnae  Aesca/  Ge^ 
aleinea  ak  anch  Us  aujf  enige  A/enen  van  dev9elbaB>  lAt^ry^ 
staUhnschen  Dofomil  vcnmandalt  aa.  AUarding*  lasam  aaU-^ 
reiche  Spiireli  von  Vuikamaoiiis  aovi^ohl  in  don  toansbaiMisaiieiii 
Dislriklen  iiberliaiipt  als  auch  besondeao  oboihalb  ^olen« 
ginsk  an  der  Sehnga  dcrgMebon  Brscheinungen  orwartofii^ 
Es  war  aber  ebondeshalb  nnr  noch  erwubsdUoff  dafs  Ueri) 
Osertfkji  seine  wichtige  Beobachtamg  noch  etuvoa  vottitiio- 
diger  ge^childerl,  oder  doch  a«f  ebon  elwa  sehon  g^gobsmi 
Boridbl   tibor  dieselbe    iki  oinen  aadren  AubaU  verwieaaa 

h8tte« Ebenso  enihUllr  der  AriikelAihmung  (dyobanit^ 

S.  354—364)  der  von  Herm  Sagorakji  mil  viekr  Sq^KA 
sowohl  in  ebamisoher,  allgemein  pbyaiologischer  ilnd  palboIcK 
gischer  Boaiehangy  als  mich  von  dam  Stand|Nink(e  dor  fev^ 
gieidbenden  Anatomio  boarboitei  1st  —  eine  bes^ndere.  Bt^^ 
hittg  auf  Utrm  v.  Bara  in  den  Petertburger  Maint>in9n:  n^r* 
gelheille  Unlerattchinig  fibea  daa  AtbiMn  der.  QltaceM^ 
Sowohl  die  eigenilichen  WaUfisehe,  iU  auch  dks  JMiysetefen 
nnd  die  Delphine  soHon  aua.  ihr^n  Spriildoehom  durehw* 
nur  Luf I  auswerfen  welehe,  durch  AuCn^lune  feioer  SfUein^ 
tropfen  von  den  Waaden  der  AUmuingsorgane  alwaa  neb  el- 
Art^  geworden  sein  koone  *—  niebi  aber,  wio  man  bisher  ao^ 
aUgemein  geglaubi  hat,  di<bte  Stralen  verachluckfeen 
Wassera.  So  entscbieden  auch  gegen  diese  Bohauplnng 
des  Russiacben  Akadeuiikers  der  Aablick  an  streiian  acbeii^ 
welehen  die  Stralen  sprtilaender  WaUfische,  aus  eiiiiger  E|it;7 
feraung,  und  die  von .  apriilsenden  Cacheloiten  (Pbyaat«?r  -^^ 
selbsl  in  groTser  Nabe  gewShren,  so  hat  dooh  wobly  rperk- 
wiirdiger  Weise»  noch  kein  WaUfischfiinger  aeine  desfilUsigen 
Erfahrungen  zq  fernerer  ErSrterung  bekani^  gein^ich^i  .aoc|i| 
wissen  wir  dab  Eiiiige  unsrer  ausgeieichaelltien  Phyaoiogw 
noch  vor  kursem  an  die  wabren  FooUnnen  der . .  CetfGis^ 
achon  deswegen  gbiubieny  wcil  ibQfn  die  dagc^^on  erb^dipfBi| 
Zweifel  unbekannt  geblieben  waren« 


M4  Allgefiieiii  LiUerariwIies. 


\ 


Der  AHfilati  iHmrSchiflk- Docks  w6ldier  wokl^  so  wie 
nele  atiidre  aitf  Seewesen  beaSgliche,  von  Offisieren  4er  Aus* 
sischen  Msrine  herrOhrt,  enihak  toeben  den  aligemeineiien  &^ 
orterinigen  seiir  interessante  Notisea  tiber  die  Anlage  uad  die 
ESntJchtong  der  Docks  in  Kronstadi,  in  iSfweaborg  and 
in  iSewastopoi  «^  und  xiele  Hknliche  tins  guns  none  Thai- 
saehen  finden  stch  dann  ettdlich  auch  neben  den  Namen  von 
Hussischen  Provinseii^  Ortsdiaften  nnd  andren  Landestheilen. 
Iti  einem  ^Keser  geograplasdien  Artikel  iiber  den  Dnjepr 
(S.  80— 3t)  ist  uns  jedoch  eine  wohl  kaum  richtige  Anaicht 
aolgeftdlen,  irideoi  von  den  benihmien  Porogi  oder  Fallen 
dieses  flttsses  gesagt  wird:  '^^unterkalb  der  Sladt  (Jekateri- 
noslaw)  bekundet  ^eh  in  dem  Bette  imd  in  den  steiien  WSn* 
den  an  den  DnjeprfiiOen  wiederum  der  felsige  R&cken  *deije- 
nigen  Nord-Gebirge  (j^ewernych  gor)  ^  sich  sclu>n 
in  deni  Narwaer  Wa'sserfalie  imd  in  den  Slromschnellen 
der  D  li  n  a  seigen ,  welche  dann  noeb  'bei  ihrem  Dnrchschnitt 
mSt  dem  Laofe  das  Dnje^lr,  die  Jampoler  FSUe  bHden 
mid  mdi  endfich  in  die  feingea  Abhange  xam  Asowschen 
und  sum  Schwarsen  Me  ere  verlieren/'  —    Es  sebeint  una 
aber  ak  wenn,  weder  von  hypsometrischen  nodi  von  geogno* 
stfschen  Thalsachen^  irgend  etwas  su  einer  so  'seltsamen  Ver- 
bindung  swischen  FdbwSn^en  berechtigle,  welche  sick  in  vier 
bis  EU  180  Dentschen  Meilen  von  einander  entfemten  Fhib^ 
betten  seigen.  —     Yiele  sehr  werthvoUe  physikalische  AuC- 
seltlSsse  welche  so  wohl  der   ebengenannte   als  auch    andre 
Ariikei  der  Russischen   Reai-Encyklopadie  darbieCen    hoffen 
wir  dagegen  noch^  bei  spateren  Gelegenheiteni  unter  datokba- 
rer  Anflltirung  ihres  Ursprunges,  su  benuizea 

Die  Redaction  des  17ten  Bandes  des  Ensikiopedil.- 
scheskii  Leksikon  besorgt  Herr  P,  5.  5awejjew,  dem 
Rufriand  tmler  Anderem  eine  Biographic  des'  franaSsischen 
Orienftalisten  Syivestre  de  Sacy  (1839)  und  eine  lehrr^che 
Beflfdireibung  von  Buchara  im  J.  1835  (sie  erschien  1836) 
terdflRikt.     Das  erstere  Werkchen*)   ist  hauptsacMidi   nach 

*)  8ein  raMiicher  Titel:  O  >isiii  i  triidack  barona  S.  d.  8.  (Leben 
und  Werks  dea  Baroni  S.  d.  S.) 


Ueber  \1m  RoMiaclie  Real-Biicykto|Nuli^.  ttS5 

Reinaud's  Notice  hisionque  el  liiieraire  suf  le 
Baron  S.  d.  S.  bearbeitet:  wir  sind  mil  dem  ganzen  Inhalte 
deaseiben  einverstanden,  bis  auf  den  lelxien  Sata  (S.  48) ,  wo 
von  Sacy's  geisligen  Aniagen  die  Rede  ial.  Ohne  Zweifei 
war  Sacy  kein  Genius;  dab  er  aber  nichis  ans  Licht  geiSr- 
deri  haben  sollle,  was  auch  nur  ein  bewundemswerlhes  Ta- 
lent in  ihm  entdecken  lieCse,  acheint  uus  eine  su  weit  ge- 
hende  Behauptung,  .Wenn  wir  nichts  von  Sacy  besafBen,  als 
seine  arabische  Grammatik,  so  wfirde  dieses  von  seltnerHerr- 
achad  ftber  eiA  gitfwaHiges  damals  nocb  so  gul  als  imverar- 
beitetes  Material  und  von  'schar(ster  kiarster  Entwickelung  der 
sprachlichen  Eigenlhiimlichkeiten  seugende  Werk  schon  bin- 
reichen,  um  in  dem  trefllichen  Gelebrten  auch  einen  Mann 
von  uogewdfanlichen  Aniagen  erkennen  «u  lassen.  —  Auf 
die  Beschreibong  von  Buchara  werden  wir  ein  anderesMal 
suriickkomnien :  in  dieser  AUiandlung  ist  kugleich  von  alien 
enropaischen  Reisenden  Kunde  gegeben,  dicf  diese  Sladt 
som  Jahre  1835  (eiasehliefelick)  besuchi  baben. 


tIebcV 

Herm  E.  v.  Muratt's  neueste  Werbe. 


Herr  Eduard  v«n  Uuralti  ein  gebomer  Sehweiier  aos 
Miobafter  Faoulie,  evangeliachet  Prediger  in-  Si.  Pelers* 
\^iu:g,  bat  in  den  Jaluren  1899  ud  1840  mekrere  Werke  von 
Uainereiii  UmCang  herausgeg^ben^  die  gleich  aeinen  firuheren 
Schriften,  einen  Freuod  uod  eifrigen  Pfl^ger  der  Erdkunde 
i|^e  der  Allerlhumswissenschafl  in  ihm  erblicken  lassen. 

Das  ente  dieser  Werkchen  ist  betitelt:  Achilles  und 
seine  Denkmiiler  aufser  Sud-Rufsland  (d.  h.  ini 
iibrigen  russischen  Reiche),  Eur  Erklariing  des  vermeinten 
Grabmais  Homer's  im  5trogonow*schen  Garten  su  St  Peters- 
burg*).  In  seiner  Dedication  an  den  ftUnister  der  Volksauf- 
kliirung,  Herm  Sergei  von  Uwarow,  nennt  der  Verfasser 
als  Zweck  seiner  Arbeit:  Nachweisung  der  Anfangs-  und 
Endpuncte  der  Beriibrungen  Rufslands  init  Griechenland.  Durch 
Zusammenfassung  einzelner  Gelegenheitsschriflen,  mejst  rus- 
sischer  Schriftsteller,  iiber  griechische  Alterthumer  in  Rufs- 
land,  soil  von  ihm  geseigt  werden,  ,,dafs  der  ISorden  wie  der 
Siiden  des  grofsen  Kaiserreichs  hellenischer  Kunst  und  Kunde 
sich  erfreut  batten.  '*  Der  Text  des  Biichleins  Eerfallt  in  xwei 
Capitel:  1.  Achillas  Jugend  und  Denkmiiler  desselben  aus  deoi 
europaischen  Griechenland,  sammi  Homer's  wahrem  und  vcv* 


*)  8t-P.  und  Leipzig  1830.  72  Setten,  klein  8. 


k 


Ueber  R.  v«  Mandf  s  -  neoMie  Weriie.  6fi9 

tneirtcm  Grrfie  ^  S.  1&).  2.  Acldl%  Siegeskdm  und  Grab- 
maly.  Oder  die  Bias  vor  und  nach  der  HoiiMriachen  (big  S.  26>. 
Den  ganxen  iibrigen  Umfang  (bis  S.*  72)  nefamen  geidirte 
Noten  ein,  denen  Verxeichniase  der  angefiihrten  Schriftalelier 
und  der  vorkomm^nden  mythologischen  u.  a.  w.  Namen  sich 
anschliefsen. 

Daa  auf  dem  Titel  erwahnte  vermepUiche  Gbrabmal  Ho- 
mer's isl  ein  Sarkophag,  von  welchem  in  George's  Be-* 
sehreibung*  der  Stadi  St  Petersburg  (1790)  suerst  MeUung 
geschiebt  Diea^es'  antiKe  Monument,  ab  dessen  Fundort  man 
eine  Inael  des  Archipel  angiebt,  soli|  nachdem  ea^Friedrich 
demGroben  angeboten  worden,  der  kunstliebendeGrafStfo-* 
gonow  fiir  8000  Thaler  gekauft  haben.  Im  J.  1794  erlau- 
terte  der  Gottinger  Philolog  Heyne  das  Monumenl,  nadi 
einer  Skixze  von  Lechevalier,  in  einer  nun  vergrilTenen 
Schrift.  Die  Brgebnisse  dieses  Alterfhumsforschers  stellt  Herr 
v.  M.  mit  den  neueren  Porschungen  zu  neuen  Ergebnissen 
Kusammen.  Die  Basreliers  des  Sarkophages  stellen  lauter 
Scanen  aus  del*  Jugend  des  Achill  dar,  von  denen  Homer 
hiehts  weifs,  c.  B.  wie  Cheiron  ihn  den  Bogenspannen  lehrt^ 
vne  er,  in  Frauenkleidem ,  unter  den  Tochtem  des  Konigs 
Lykomedes  versteekt,  umsonst  sein  Geschlecht  xu  verbergeq 
suchl  etc.  Sbwohl  dieses  Factum^  als  die  fehiende  Inschiif^ 
weiche  das  sogenannte  Griibmal  Homer's  auf  los  schmucken 
sollte,  und  noch  andere  Umstande  verbieten  uns  jeden  6e- 
danken  an  die  Identilat  des  Sarkophages  mit  Jenenu  ^^Es 
scheint  **  —  aagt  H.  v.  M.  —  „  der  Sarkophag  eines  Junglings 
su  sein,  der,  im  Begriffe  von  gynmastischoi  und  mustscheir 
(I)  Spieien  sum  Emste  und  Kampfe  des  Lebena  fibenuge- 
heOf  men  friihen  Tod  fand,  wie  der  Hero%  dessen  ersle  Ju- 
gend Mer  dargestdll  ist  VielleiGliI  auch  isi  es  ein  Keno* 
laph,  ein  leeres  Denknud  cur  Erinnenmg  an  diesen  ram 
Ideate. der  Jugend  gewordenen  Helden  (Achill),  den  wir  (ib«r» 
all,  wo  hellenische  Zunge  ertSnte^  von  GroCsgriechenland  bia 
zum  kimmeriscfaen  Bosporos  auf  manni^altige  Weise  verabrt 
sehen. "    Der  VerCasaer  erxabk  nun  noch  aUeilai  Stigsa  ana 


0M  AUgMBsin  UMmriichei. 

Achill*i  Jngendy  vor  ieut  Zuge  gegen  Trojar  £•  ^*>^  ^Mist 
an  einiebne  Localililen  kniipfen  zu  dettA  Verhenrliduing  mt 
wahndieinlicli  enUtanden  nnd  *)• 

Ein  xweites  verdienstliches  Unlernehmen  ie^  Herm  v.  M. 
isi  sein  Catalogus  Codicum  Bibliolhecae  Imperia- 
lis  publicae,  graecorum  et  latin orum,  von  welchettt 
das  erste  Hell  (1840)9  die  griechischen  Handschriften  befas* 
aendy  uns  vorllegt**).  Diese  sind  alao  verUieilt:^  I.  Codd. 
Ecclesiastic!,    a.  Scripturae  (13  Nummern).    b.  Juris 

a  • 

eccl.  (4Nmiii.).  c  Patrum  eccl.  (11  Nmm).  d.  Hymno- 
logia  (4Nmm.).  —  11.  Codd.  Profani.  a.  Poetae  (4Ninm.). 
b.  Philosophic  Oralores,  ftt^dici  (4  Nairn.),  c.  Gram- 
tnatici  (5  Nmm.). 

Die  biblischen  Codices  sind  lauler  FragmenlCi 
grofstentheils  neuiestameDllicher  Biicher,  und^  wie  allea  Ue* 
brigCj  von  dem  Verfasser  hochst  sorgfallig  beschrieben.  £i- 
nige  .derselben  reichen  in  ein  hohes  Alterlhum.  Uater  den 
Kirchenvatern  der  Bibliolhek  befindet  sich  Mehreres  voo 
Chrysostomosy  namentiich  auch  fiinf  a#cb  imgedruckte 
Homilien  desselben.  Die  Codices  Profani  sind  meist 
phne  Belang;  unier  den  Grammatikern  befinden  sich: 
Eroteifiala  Emanuelis  Moschopuli  Cretensis,  imd 
ein  Manuscript  der  ersten  in  Kleiorufsland  versuchten  grie- 
cbischen  Sprachlehre  (1734  geschrieben ) ,  von  dem 
Monche  Simon,  der  ais  primus  plantalor  iinguarum 
orientalium   auf  dem  Tile!   bezeichnet  wird***).     Unler 


*)  Alt  FoHs^tettitg  ffi^es  W^rkei   soil   mchehlen:  Achilles,  odet 

••  Periegete  der  Nordgeittde  He*  Pentos,  ein  mrchIolofiiidi«t 
Wiegwoiser  fur  Sadrafiilaiil.  INe  im  M anasQif |^  vai  sagaMlUMi 
BiaJeUaag  deptelben  latii«  wk  liiemUisC  ftlgeB,  «ad  b«Cfen  daCi 
Herr  t.  M.  reebt  hM  die  gewuiwclite  Gelegenbeii  vm  Hem— gibs 
dieter  Schrift  in  Deattchland  finden  werde. 

**)  16  In  Spalten  abgetlieilte  Blatter.    Greit  Folio. 

■**)  Bieier  Tftel  latitet:  „Rttdimeikta  linguae  graecae,  Sn  i|iftbiit  pan- 
deek  eoRJ«  earn  alltt  pvaeneoessariis'' ad  solidi 


Ueber  B.  T«  Mimdfs  iiBuealc  Werke. 

-den  philotopbisGheii  Manuscripien  beflnden  fidi  fo^ewfefidittf- 
ten  des  Monches  Sophronius,  Lehrers  an  dem  von  Alexjri 
Michailowilsch  gvstifteien  Ltmuih  m  Meskai*  (1690):  tf.  Iik- 
Irodnctid  Iripariita  in  logicam  Atislotelis.  &•  Qoaealioiite 
praeliminares  ad  Logieam.  c.  Paraphrases  ei  qiiaetitiikiiet  iti 
Porphyrii  inirod.  d*  In  viii  11.  Physices  Aristotelis.  —  kx$ 
enter '  Uihographirlen  Tafel  giebl  der  Verfaiser  genane  Pro^ 
ben  von  dem  verschiedenen  SchriAcharakter  der  beschriebe- 
nen  Codice*. 

Die  driite  Broschiire  des  Herm  v.  M.,  beiilell:  Finn- 
land  im  Juli  1840,  besteht  aus  mehreren  Aufsaizen,  die  in 
verschiedenen  Niunmem  der  Petersburger  Zeitung  (1840) 
gestanden  haben.  In  dem  Ersten  beschreibt  er  seine  Land- 
reise  an  der  Siidostkusle  Finnlands  bis  Helsingfora;  in  dem 
Zweilen  eine  Jubelfeier  an  der  dortigen  Universilai  wahrend 
seiner  Anwesenheit;  der  Dritie  ist  ein  Riickblick  auf  Helsing- 
fors  und  das  Innere  Finnlands.  Diese  recht  lebhaften  und 
inleressanien  Schilderungen  lehren  uns,  dafs  Finnland  tiber- 
fcauptund  namenilicbHelsingfors  in  Riicksichi  aufWissen- 
schaft  mid  auf  den  Comfort  des  Lebens  einer  recht  erfreup- 
lichen  Zukmift  entgegen  sieht  Vorziiglich  imponirend  sind 
in  Helsingfors  die .  In  einfach  edlem  Slile  errichteten  und 
sum  Theil  grobartigen  Gebaude:  Universitat,  Bibliothek,  Se- 
natspalast,  neue  Kirche,  Sternwarte,  Cur-  und  Badeanlagen 
u.  8.  w.  Der  Verfasser  beachtet  auch  die  geognosiische  Be- 
•chaffenheit  der  von  ihm  gesehnen  Punkte  des  Landes,  und 
hut  seine  Wahmehmungen  auch  in  die  von  ihm  beigefiigte 
Karte  Finnlands  (nach  Engclbardt  und  den  Karten  des  Gene- 
ralstabs)  eingetragen.  Die  Rander  der  Karte  fiillen  statisti- 
8che  Notizen.  —  .Herr  v.  M.  giebt  den  Bewohnem  Finn* 
lands  hinsichtlich  ihrer  achlen  Religiositat,  ihrer  Sittlichkeit 
imd  ilires  wirthlichen  Sinnes  schSne  Zeugnisse.  i^Die  Resul- 
tate  der  Gesprache  mit  wohlunterrichieten  Mannem  aus  ver« 


hoias  sacri  idiomatii  cognitionem  obterTationibat 
—  —  —  —  pubUc«  exbibiU  sunt  7 


AllK«iMiii  LkteitniclMi. 


•ddefam  Theiliii  des  Landes*'  — sagt  Hcrr  v«  M.  —  ^fce- 

widirten  aich  mir  bekn  Besuche  desseiben  auf  das  Befriedi* 

•gjandstey  uad  war*  €8  auch  nor  in  dem  gesunden  frShliehea 

AnateheB  der  meisi  wohlgeaialteteii  Finnen  und  der  Rein- 

licbkcil  in  Haua  und  Feld»  dem  GegenaaUe  jener  horribilis 

liauperias   der  Finnen  dea  Tacitiu,   und  aelbsl  mancher 

St  Petersburg  benaohbarter  Ingrier;    die  man  in  den  von 

Wetlen  aua  durck   germawiche  Kirche  nnd  Schuie,    Aer 

ohne  germanischen*  Feudalismus  gebildeten  Eingebomen  nicbt 

mdir  erkennL'* 

Sch. 


Achilles   oder  Periegese  der  Nordgestade   des 
Pontes,  ein  archftologischer  Wegweiser  fiir 

Sud-Rufsland 


von 

E.     V.     M  u  r  a  1  t. 


I.  Die  Colonien  Tom  Istros  bis  Sagaris. 

II.  Die  Aeliiltes-Insel  Leake. 

III.  Die  Acliilies-Iiuel  BorysChenif. 
iV.    Otbia. 

V.  Die  Laufhahn  des  Achillea* 

VI.  Tauroikytbieii. 

VII.  Chenonesoa. 

VIII.  Theodosia  and  def  earopaiache  Bospor. 

IX.  Der  aaiatiadie  Bospor  und  Kaukasien. 


Eiuleitang. 

Die  pontischen  Anschwemmungslande^  diese  ieizte  Gabe  des 
Meeres,  das  europSische  Unleragyplen  und  Unlerindien^  an 
dessen  Ufern  nach  Forchhammers  Deqtungen  der  Sohn  der 
Meere88tr()miing  (Thetis)  und  des  Lehmmannes  (Peleus),  der 
Lippenlose  (Achilleus)  herrschte,  der  die  Miindungen  der 
Steppenfltisse  von  der  Donau  bis  sum  Kaukasus  wie  in  sei- 
ner Ihessalischen  Heimalh  Ueberschwemmende  und  aur  den 
vor  diesen  geiagertfn  Insein  tlohende,  nachdem  er  von  sei- 
nem  Grabe  am  Ausflub  des  tvoiscben  Skamandros  durch  die 

EnMU  Rait,  ArcfaiT.  1S«1.  Uf».  4,  43 


Q62  AHgemein  Litteraritcbet. 

Heroen*Sage  dahin  verselxt  worden  —  tie  sind  dun;|i  den  Zu* 
sammenslofs  hellenischer  Bildung  und  skytluschen  Notnaden- 
lebens  in  niehr  a(s  Einer  Beziehung  der  Beachlung  werth. 
In  derselben  Zcit,  als  von  hier  aus  die  Skythen  ala  Herrsdier 
iiber  ganz  Vorderasien  und  das  petraische  Arabian  bis  Ae- 
gypten  sich  ausbreiteten ,  wie  sie  apater  am  Sudfube  dea  in- 
dischen  Kaukasua  und  bis  su  den  buddhistischen  Topen  am 
Indus  sich  finden>  siedelten  sich  jonische  Colonisten  am  Saume 
ihres  VVeidelandes  mid  an  den  Miindungen  ihrer  Flusse  an, 
mid    brachten   die  Ktinste  der    friedHchen  GesitUingy   Han- 
del und  Gewerbe  in  jene  Gegenden,  die,  von  den  Delphinen 
und  Heringschaaren  des  Pontos   kaum  verlassen,    bestimmi 
schienen  nur  von  wandemden  Horden  durchzogen  zu  war- 
den.   Diese  Steppeti,  sonst  nur  bekanni  als  die  grofse  Stralse 
der  Nationen,  welche  nach  und  nach  Europa  bevolkerl  ha- 
ben    von    den  Ketien    bis    zu    den  Golhen    und    von   den 
Kumanen,   Peischenegen,   Polowcem   bis  zu  den  Mongolen, 
haben,  seildem  sie  durch  Kaiharioa'die  Grofse  der  euro* 
pSischen  Wifsbegierde  wieder  eroffnet  worden  aind,  von  Jabr 
zu  Jahr  neue  Fundgruben  des  Allerihums  aufgezeigl.    Heul- 
zutage  brauchie  kein  Anacharsis  mehr  nach  Griedienland  zu 
reisen;  er  wiirde,  neben  den  Bildem  jener  Skythen,  £e  vnr 
unter  dem  Namen  Scheta  mil  den  ehrenvoilen  Pra£calen 
grober  verbiindeler  Vdlker  im  Ramasseum  des  hunderilhori- 
gen  Thebens  dargeslellt  sehen,  deren  Schriften  an  den  Fd- 
sen  des  Weges  vom  Sinai  nach  Suez  eingegraben  siehen  *) 
und  deren  Miinzen  bis  zum'  Indus  geheui  ncjien  ihren  Wehren 
und  Waffea  die  Yasenbilder  dionysischer  MysUrieD,  don  fan- 
s4en  Schmuck  in  Gold  und  Edelsteinen,  Gedicble  and  Reden 
in  Inschriften,  und  eine.  ganze  Geschichte  in  Munaeii  findea 
So  sind  diese  Graber  und  Katakomben,  iiber   weldie  dae 
ganze  Vfilkenvanderung  hinweggegangen  ohne  sie  su  serstfi- 
ren  es  wohl  werth/  dais  wir  in  sie  hinuntersteigen  and  ifie 
sell  1500  Jahren  darin  ruhenden  Zeugen  batbarischen  und 
hellenischen  Lebens  ans  Ti^eslichl  siehen.    Aber  das  Mi^te 
was  dariiber  bericbtet  worden,   isl  entweder  in   mindier 


Achillet  Oder  Ptticftiwo  4tr  Noti^gwted*  ikt  PmIm.  iM 

Spiradie  oder  in  sekaien  Brosc)i&ren  *)  oder  in  handsdirift- 
Hcheh  Notisen  and  Zeidmungen  enthdteii  oder  in  grolsen 
PrachtVrerkeD  wie  In  dem  lateinischen  Corpus  inscriptioniim 
graecanun  dea  Bariiner  Ademiker  B8II1  niedergelegt,  waa 
Alks  noch  suaanmienzufasaan  and  mit  den  neualen  Foradmn* 
gen  nnd  Fiuiden  in  UeberraiatiaMniing  an  bringen  iat,  ala  mm 
Veranch  fiir  den  Frevnd  dea  Alterthuma  daajenige  au  leiaten 
was  Kohl  in  aeinen  Reiaen  in  Siidnilaland  (Dreaden  Sei  Ar- 
nold) fiir  die  Zualinde  der  Gegenwait  geUian  hat* 

Ea  kann  aber  fieae  neue  Bearbeilang  der  AlCerlli&ner 
Sudnilalands,  nach  der  innerlich  vollendeten  im  erwibntea 
Corpus,  ihr  Ersdieinen  nur  durch  folgende  auTseriiche  Vor* 
ibeile  rediffertigen: 

1)  Al%eineine  Brauehbafkeil,  Ueberlragung  der  Resuitate 
joner  Untersuchungen  in  eine  neuere  Sprache  und  aua 
dem  groCrten  Folio -Formate  in  daajenige  einea  Reiae* 
handbachs,  in  weidiem  aach  mchta  aw  andem  Gegen* 
den  vorkSmmti  wie  fiesea  mil  dem  eraten  Heike  dea 
Eweilen  Bandea  dea  Corpus  der  FaD  ist,  daher  enAeh 
Erieichlenmg  im  Preise,  iodem  dieses  Heft  nur  IBr 
7  TMr.  itt  bekommen  ist 

2)  AuUpaie  der  nadi  St  P.  gdiradilen  DeakaiiUer,  beaon- 
ders  Mfinaen  md  Gerithe,  welche  sleta  die  acbSnalaa 
und  wiehligaten  unler  den  gefdndenen  rind. 

3)  Erganaung  der  im  Corpus  nur  von  Inschriften  und  Miin* 
aen  auigehenden  UnlersuchuQgen  durch  die  ubrigen  Funde. 

4)  Nachtragung*  dea  aeit  dem  Erscheinen  jenea  Werkaa 
(1832)  Enldeckten  und  voUalSadigere  BennlMig  der 
Heher  gehSrigen  Literatur,  die,  sum  grSfelen  Theil  ana 
Monographien  (vornefamer  Kunstfreunde  oder  (Or  solche) 
bestehend,  nicht  in  d^n  Buchhandel  gekommen  ist 

Den  HaupUiiel  aber  hat  dieses  Werk  erhallen  als  Fori* 
aetaung  dea  Jkieineren  fiber  Achillea  und  seine  Denkmaler 
nufiwr  Siidrulsland,  St  P.  1839.  12.,  indem  das  Ende  und  eia 
Theil  der  Lebensbahn  diesea  Heroa  imerhalb  der  aOdruaai- 
schen  Griinten  Hegt  imd  den  rolhen  Fadeii  au  fieser  Perie^ 

43^ 


9M  AUgewein  LiUcnri 


f^%e  abgiekt.  Von  der  Donau  bis  gam  Flecken  Achilleion 
Imh  kimmerischen  Bosporos,  ja  his  sum  Pha«3,  weleber  dureh 
di^  mil  Achilles  verbupdene  medische  Zauberinn  io  .der  frii- 
bH&$.ien  Sage  schon  bekimnt  war, .  wie  heuiautage ,  da  er  die 
Gcaoze  des  machtigsten  Reichea  bildet,  das  die  Efbschafi 
f^nes  groisleii  alter  Heldw  dea  Allerlhuois  in  seinen  Kampfen 
fiiit  de^  Sobnen  des  Morgeos  su  iibemehmen  sich  aoachickt 


Nachweisuiig  der  zur  Eiiileiluiig  beiiulz(eii  Werke. 

'  I)  Helteniva.  Bertin  1B37.  I.  19. 

2)  Prahn  Bolletin  der  Akademie  in  St  P.  1.  %  fiber  Ibn-AM-Jakob 
«1  MecKnri  Nachrlcht  ton  der  Scbrift  der  RuMen  iai  X.  Jahrlu 

a)  jlValel,  L«fn  de;  Recaeil  do  qveiquet  ««ti<|fatttt  trooT^s  lur 
]^%  bord«  de  U  mer.  Noire  dessin^a  en  1797,  1788»  riie|i«ch  St  P.  1801, 
frana.  und  deutoch  Berlin  1803.  4.  et  BvUe  da  Reciieil,  comprenant  lea 
decouvertes  TaitjBS  depuis  1798.  4« 

d)'€ruthrie;  a  tear  perforfned  in  tlie  years  179|  throngh  the  Tan- 
rida,  Lond.  1802.  4. 

h)  PalUt,  BemerknngeB  aiif  einer  R^se  ui  die  audlielieft  Statflial- 
fpxielitfleii  dt$  roM.  Reichs  1798  und  94>  Lei^iMf  1601.. 4. 

a)  Liinemann;  descriptio  Cancasi  ejc  Stral:(oaey  oomparalia^Galten- 
stodia  (Reisen  ed.  Pallaa  St.  P.  1787)  et  R^neggsio  (ed.  Scbroeder  St  P. 
179f)  comm.  praemio  ornata  Lips.  1803.  4.'    \ 

e)  Potoafky;  Hfstoire  ancienno  dti  goaTernement  de  Chenon.  St  P. 
1908.  4. 

g)  Reililly;  Tojige  em€>dmAe  etaor  let  bordi  de  la  mer  noire  1603. 
Paris  1808: 

f)  Kobler»  H.;  Diasertation  sor  le  montuneat  de  la  reini  Comoaarye 
St  P.  1805.  8.;  Description  d*one  m^daille  de  Spartocus,  Roi  da  Boo- 
phore  C.  da  Cabinet -RomanzofT,  avec  an  sappl^ment  contenant  la  d^ 
seripfion  de  plasiears  m^dailles  grecqaes  rares  et  in^dites  qal  se  troa- 
tnt  dMM  lo  n<4aie  cabinet  St  P.  1824i  8.  M^moire  sor  les  Islee  et  la 
OQurso  conator^s  a  A.  daaa  la  Pont-Eaxin  avec  des  eotainsiBaenieni  aar 
let  anHqaitda  ^  littoral  do  la  Sarttatie  etc.  ayee  2  ear/toi  ^^^ographiqaes 
St.  P.fl^  fi  531  —  819.  4.  der  MpmAiren  <,dfir  Akademie  in  Folge  einer 


Achilles  oder  Pwiflgtiio  der*  IloMig«t6ide  des  Pontoi.  MA 

1821  im  Aultcaffe  d«nelb«n  mlt  dem  Arehiiekton  Panel  unMrnoaime- 
■Mi  Reiee.  ^ 

8enpis  St  P.  1633.  a  ( niGlit  edirl)  efllliMC:  p.  1.  MMiiHet  grocqilet* 
p.  90.  D*it4  rol  incoiina  dit  B.  Cimm.  (Rhad.)  44:  Ueber  die  gr.  8Cadte, 
welche  aof  etnem  za  Bitren  dee  Tbeoklee  von  der  Stadt  Otbia  gegebeneii 
offontlichen  Beechlntse  genannt  werden.  50:  Notice  dee  medaillei  de  MU 
iMdalo  VI.  50:  Besehltiia  der  St  O.  fur  Dasdoft  (12: 'B;  liir  Proleg«Mi; 
81:  Remai^aet  enr  an  oatvage  inlkdI4?  Antiquity  da  0.  C.'2S5.  Sap^ 
pitoent  h  la  suite  des  m^daillea  Aea  lloJa"d#  laBaclriaiie.  210?  BeatfChel- 
long  der  Altertbiiroer  am  N*  6.  des  P.  289:  Description  d*nne  m^daiUe 
de  Spartocos.  320:  Suite  des  m^ailles  d*Asandre.  320:  Description  des 
m^dailles  da  cberson^os.  373:  M^d.  choisies  de  Panticapaeum  et  de  Pha- 
nagorie.  385:  Sor  les  m^daiUes  en  Bronze  qui  ont  an  grand  corjte  poor 
revers  et  qui  sent  incertaines.  300:  D*one  m^.  incertatne  noavellement 
d^conxerte  et  de  qaelqaes  m^d.  d^crjtes  dans  le  m^m.  VII.  302:  ]^*ane 
m^d.  en  br.  trte  pr^cieuse  de  Saoromate  III.  305:  Das  konigl.  Schlols  des 
BoBp.  and  die  Stadt  Gargaaa  aof  der  taar.  H.  I.  500:  M^dalUes  de  Pha- 
niace  II. 

e)  StempkoTsky;  Notice  sur  les  m^dailles  de  Rhadam^adis  deooa- 
vertes  en  Tan  ride  en  1820.  Paris  1822.  8.  .  Untersuchungen  iiber  die  An- 
siedlangen  der  alten  gr.  Colonisten  am  P.  E.  aTinschen  dem  Tym  and 
Borysthenes,  ?eranlafst  durcb  die  1823  in  Odessa  gefundenen  Altertliiimer 
Diit  einer  vergleichenden  Karte  der  altcn  and  neaen  Geographic  dieser 
Gegenden  (rassisch  bei  Siuirdin  St  P.  1826.  12.).  M^daiUe  de  Mithri-^ 
date  III.  Roi  da  B.  C.  et  de  la  Reine  G6paipyris,  Odessa  1827.  8. 

k)  Murawiew-Apostol;  Reise  nachTaarien  (rassisch)  St  P^  1822. 
Blaramberg,  de;  Choix  de  m^daiUes  antiques  d^OIbia  accompagn^ 
cl*ane  notice  sur  O.  et  d^nn  plan  de  Templacement  on  se  Toient  aajoar- 
d*hai  les  raines  de  cette  ville.  P.  1822.  8.  De  la  position  des  3  for- 
teresses  taoro- scythes  dont  parle  Strabon,  avec  ca^-tes,  plans,  copies  d*in- 
scripHons  et  dessins  d^apr^s  des  Inarbres  antiques.  Odessa  1831.  8. 

b)  Koppen,  P.  von;  Plan  der  St.  Olbia  mit  Umgebnngen  1821.  Fol. 
Alterthiimer  am  Nordgestade  des  Pontns  and  Nachball  vom  N.  G.  des  P. 
an  den  H.  K.  R.  and  'Hitter  H.  von  Kohler.  Nacbricht  von  einigen  in 
Ungarn ,  Siebenbiirgen  and  Polen  bciind lichen  and  bisher  nur  wenig  oder 
gar  nicht  bekannten  AUerthumern.  Olbisches  Psephisma  zu  Rhren  des 
Protogenes  (ans  den  Wiener  Jahrbiicliern  1828.  8.  besondecs  abgedruckt 
1823  bei  Gerold).  Krynischer  Sammler,  aU  Wegweiser  fiir  die  Siidkiiste 
St.  P.  1838.  8.  mit  Pliinen  and  4  vortremir.Iien  Karten. 

n)  Sestini;  Dcscrizione  d*alcune  medagUe  greche  del  mnseo-chaa- 
doir,  Firenze  1831.  4, 

o)  Chandoir,  St.  de;  Corrections  et  additions  h  Twuvrage  dn  chev. 
p.  Sest  Paris  1835.  4.  et  Supplement 


lafeHiuitar  la  mum  OdeMM  1885.  8.    B«ter.  vMei  pvbliei  MenMii 
pan  L  coaliMM  awwipMMt**  Od.  1841.  4. 

■i)  Odessa,  JowbU  de,  ftmuMiKb  vnd  noMdi  18W**1841  ndt 
Be»erk«iigeji  der  Harrra  StempiwTsId,  Blanaibefg,  Asbiky  Kmmcha, 
Bvbrwi  (cber.  da  St  Lo«ts  et  direclew  det  mUms  deKertidi)  mm  w«l- 
chin  akk  Mek  eiae  DetcripiiAft  des  fouHa  lailet  k  qoslqmes  lm«faai 
d0  K.  68.  8.  FoL  alC  8  PttiM  «iid  einer  TiM  AMildHifM  JMndMbiiA- 
llBk  ki  B«iilw  dii  H.  imi  Xipfm 


Zur  Geschichte  der  Gftrtnerei  iind  des  Weill- 

banes  in  Rufsland*}- 


Eine  frOkxeitige  Vorliebe  der  R us 8  en  liir  den  Gartenbau 
liilst  sich  sowohl  aus  Chroniken  und  anderweiiigen  Ueberlie* 
ferungen,  ala  auch  aus  ihren  Volksliedern  nachweisen.  Bis 
tu  Anfang  des  18ten  Jahrhunderts  mag  derselbe  swar  liem- 
lich  unvollkommen  gewesen  sein,  aber  dennoch  kannte  man 
in  Rufsland  die  Veredlung .  der  Baume^  durch  Inoculation 
schon  ungleich  friiher:  vielleicht  nach  Miilheilungen  der  Aus* 
lander  welche  sail  dem  15ten  Jahrhundert  dahin  kamen.  — 
Urspriinglich  waren  der  eigentliche  Obstbau  und  die  Gemiise- 
Eucht  von  einander  nicht  getrenni,  so  wie  man  es  audi  noch 
jeUt  in  den  Russischen  Dorfgarlen  findet.  Beide  wurden 
nicht  2ur  Eraielung  von  Handelsgegenstanden ,  sondem  nur 
liir  den  eignen  Unterhalt  wahrend  der  Fastenzeiten  und  der 
langen  Winter  betrieben.  —    Einige  Notizen  fiber  diese  alte 


')  Der  Rnjwiiche  Asfsatz  ant  weldiem  Hm  folgenden  Angabeit  theilt 
Sbenefsl  theilt  awgeiogea  iind,.  beiindet  eieh  ia  dem  J.  dea 
Miaiiler.  der  ReichedonaineR  (J.  Miniiterstwa  goiadaratwea- 
aiok  inutchettw)  aaCer  dem  Titel  hislor..  Ueberaiclit  der 
Regieruagtmafsregeln  aar  Belebnng  aad  VerTOllkomm- 
aaag  der  Gartaerei  aad  dei  WeiaBaaes  (ittocittcheskoe 
oboarjeate  mjer  prawiteUtwa  k^pooachtacbreaiju  i  aao- 
weraoheaija  tadoirodatlt.a  i  wiaodjelija  V  Roatli.) 


668  ladoitm  aafl  Huidel. 

Industrie  enihallen  dieSchriften  Von  Jojaphat  Barbaro  der 
in  der  ersten  HalAe  des  15ten  Jahrhunderis  in  ft  uf  si  and 
reistei  und  ebenso  die  von  Ambrosius  Contarini  aus  der 
swdien  Halite  des  15tenj  Paulus  Jovius  aus  der  Mille 
des  16ten  Jahrhunderis y  so  wie  auch  dieBerichle  von  Olea- 
rius  und  anderen.  —  Verordniuigen  sum  Schutze  der  Gar- 
ten finden  sich  sum  ersten  Male  in  dem  GeseUbuche.des  Za- 
ren  Alek^ei  Michailowitsch  und  zwar  werden  nament- 
lich  daselbst  (Ulojenie  Sakou  Capilel  X..&221  u.  C) 
Geldbufsen  und  versehiedne  andre  Strafen  fur  Gemiise-Dieb- 
stahl,  fur  das  Fallen  fremder  Biiuaie  u.  s.  w.  feslgesetzt.  Da- 
mals  scheint  also  der  Gartenbau  angefangen  xu  haben  mil 
andren  Zweigen  der  Landwirlhschafl  an  Wichtigkeit  zu  welt- 
eifenL  — . 

Erst  spliter  trat  in  Rufsland  zu  der  Obstzuchl  auph  der 
Weinbau  hinzu.    Die  Moglichkeit  desselben  begann  erst  mil 
der  Unterwerfung  von  Astra ch an  —    er  kam   aber  nicbt 
vor   der   Mitte   des   XVIIlen  Jnhrhunderts    wirklich  in  Auf- 
nahme.     Ein   gefangener  Oesterreichischer  Moncli  soli  dort 
zuerst  einige^  aus  Persien  eiDgefiihrte,  tleben  gepflanzt  und 
bald  darauf,  im  Jahre  1613,   auf  Veranlassung  des  Zar  Mi- 
chail  Feodorowitschy  einen  Weingarten  angelegt  haben.— 
1636 y  als  Olearius  Astrachan  besuchte^  batten  schon  viele 
dorlige  Einwohner  solche  Garten.    Alle  lieferten  Trauben  von 
vortrefllichem  Geschmack,  und  es  wurden  viele  dergleichcn 
aus  einer  der  Regierung  gehorigen  Aolage,  mit  andren  ObsU 
arteUi  nach  Noskau  an  den  Zarischen  Hof  und  on  die  hohe- 
ren  Wiirdentriiger  des  Reiches  versandt.  —     1640  hatle  der 
Weinbau  um  Astrachan  schon  so  sehr  zugenommen  dafs 
sich  die  Einwohner  einen  Deutschen  Winzer  Namens  Jakob 
B  0 1  m  a  n  n  konunen  lieben,.  und  um  1669  machten  sie  schon, 
wie  Strauss  in  seiner  Reisebeschreibung  versichert,  gegea 
200  Fafs  Wein  und  50  Eimer  Branntwein.     Im  Jahre  1700 
wurde    der  Astrachanische  Wojewode    Musin    Pusch- 
kin.  von  Kaiser  Peter  I.  recht  ausdriicklich  mit   der  Ver- 
mehrung   der  dortigen  Wein-    und  Frucbtgarten  beauflragt, 


\ 


Znr  Getduohle  der  Glrtnwei  dnd  d«ft  ^Weinbalies  ill  Raiiiland.    9A9 

iRfteh  tnaehte  d^r  Kaiser  1722  bei  seinem  Aufenlballe  in. Astra* 
cban  eigenhaBdige  Versuche  Hiii  den  tiegielsungs  -  Maschineii 
welche  er  angegeben  Iialle.  -r-  1743  \vurden  daselUt  durch 
einen  ans  Frankreich  berufenen  Winser  Possuei,  mehrere 
franKOsische  Rebenarten  eingefiihrt 

Um  dieselbe  Zeit  von  1706  bis  1722,>wurde  die  Aniage 
von  Weinbergen  und  Fruchlgarten  in  Tschuguew,  am 
Don,  iiiKiew,  Konstantinograd,  Woronesch  bei  den^ 
Grebensker  Kosaken,  und  inDerbent,  so  Avie  auch  die 
Vermehmng  der  Asirachanischen  Pflansungen  anbefohlen  — = 
und  bei  Moskau  (1706)  und  Petersburg  (1714)  Botani-* 
sdie  Garten,  vorsugsweise  zur  Erhaltung  von  Arzneigewaek- 
sen,  so  wie  auch  der  Petersburger  Sotnmer-Uarten 
(Ijetnoi  5ad)  und  der  Park  von  Peterhof  angelegt 

V 

Von  Peter's  I.  Tode    bis  zu  Paul  I.  biieb  die  Obst- 

_  •  _ 

zucht  von  der  Regierung  fast  unbeachtet  Die  Kaiserlichep 
Garten  im  miltleren  Riifsiand  geriethen  daher  in  Verfail,  doch 
'  wurden  nun  anstntt  ihrer  vieie  andre  von  Privatleuten  ange- 
legt  Um  die  Mitle  des  ISlen  Jahrhunderts  riihmle  man  be* 
Bonders  die  Garten  von  Kor^akow  und  Rasumowskit 
in.  Klein -Rufsiand,  den  Kloslergarten  zu  Lubni,  dei| 
des  Obersten  Zintelew  zu  Zarizyn  u.  m.  a.  Wichtiger  als 
alle  iibrigen  war  aber,'sowohi  wegen  seiner  VQllkommenlieit, 
als  auch  wegen  des  Einflusses  auf  die"*  Umgegend ,  der  von 
Demidow  im  Jahre  1756  bei  dem  Donischen  Kloster  ia 
Moskau  angelegle^  welcher  nach  Pallas  Urtheti  mit  den  be- 
riihrntesten  Garten  des  Auslandes^  wetteiferle.  Aus  diesem 
wurden  auch  die  kieineren  Anpflanzungen  der  Bauern  in  den 
Dorfem  Zarizyna,  Ismailowsk,  Petrowsk,  Oslan* 
kin  a  u.  a.  mit  Samereicn   und  Selzreisern  versorgL 

In  Siid-Rufsland  machte  darauf  der  Weinbau  neue 
Fortschritte  durch  viele  Rebenpflanzungcn  welche  seit  1740 
am  Don  und  besonders  bei  Wedernikowskaja  Staniza 
an  die  Stelle  der  Obstglirlen  tralen.  lu  Astrachan  wurden 
1752  die  Kaiserliohen  Garten   der  Verwallung  eines  ^Serben 


670  ladiiitrie  «ftd  Haadel. 

des  Lieutenant  Poroiiitseh*)  ilbertragiAi,  weldier  darMf, 
ifli  Verein  mit  einer  gfeichzeitig  errichteten  GaitenbehSfdey 
and  onter  Benulrang  der  dasu  angewiesenen  Summen,  deren 
Zahi  bta  anf  21  erhob,  und  vkle  auslandisehe^  beaonders  Un- 
grische  Reben  einfiilirt^.  —  Seit  1750  entslanden  dann  in 
den  5tanisen  am  Terek ,  bei  Kisljar  und  in  den  Colo- 
nien  der  damala  aogenannlenNeu-Serbiachen  ondAaow* 
achen  Gouvemementay.  neue  Weinberge,  audi  Euiden  Reiaende 
der^eichen  um  1768  bia  1775  an  einigen  Orten  der  Gouver- 
oementa  von  Poitawa,  von  Kiew  und  Saratow^*).  — 
Durch  die  Eroberung  der  Krym  tm  Jahre  1783  gewann  der 
Rnasiache  Obst-  und  Weinbau  von  neuem  an  AuadehnuBg, 
doch  bliebenPo  tern  kin  *aBemtthmigen»  welcfaer  1785.  20000 
Upgriache  Reben  aur  Anpflanaung  in  der  neuen  Provina  ver* 
achrieb,  ofane  geniigenden  Erfolg,  weil  man  die  Weinberge 
an  ung&natigen  Stellen  anlegte.  Erst  Pallas  wahlte  daa 
Sudak-Thal  fur  dieselben.  —  Bei  Cheraon  wurde  1783 
em  Aprikosenbaum  von  der  Kaiserin  RatherinaD.  e^nhan- 
£g  gepflanzti  welcher  aucb  jetst  nocb  wachst  und  Fruchte 
bringt.  In  Astrachan  hatte  man  dagegen  26  Kaiaerliche 
Garten,,  seit  dem  1785  erfolgten  Tode  des '  obengenannien 
Vorstehers  derselben,  auerst  der  Stadt  aur  Benutaung  fiber- 
geben,  hemacb  aber  ab.sie  ganalich  verwilderten,  einxdn,  lu 
wenig  fiber  1000  Rubel  einen  jeden,  verkauft.  —  Nach 
dnem  im  Jahre  17%  an  Kaiser  Paul  I.  gemachten  Bericht 
fiber  diese  Angelegenheit  waren  jedoch  350  private  Fruchte 
l^irten  und  Weinberge  aua  diesen  verkauftei|^  Pflanxungm 
entstanden.  Der  grSlsie  derselben  den  der  dortige  Gouver* 
neur  Beketow,  8  Worst  von  der  Stadt  in  dem  Dorfe 
Tacherepacha  angelegt  und  mit  ateinemen  Substructio- 


*)  An  dner  andtea  Stdle  dei  Ron.  Aolsslies  irird  m  eis  Uiif  er  g^ 
naiint 

**)  Demiiscli  JedenfsUa  swiscIieB  48*  asd  50*  Breile  worn  d«ii  ge- 
namiteii  (SoaTeinemenU  die  HfitteKTempentar  nor  tob  7*»47  bis 
a«,67  bvtragt  —    Bieiss  Archiv.  1641.  6.  848.  B.    ' 


Zm  GeNUdife  der  GIrtiMWt  vmi  4mi  Wfinbtnef  ia  RiilslMia.    tH 


tmi  MB  Sdmlse  ifer  Rebtti  varadieii  hatte,  beatdil  audi' in 
diesem  Aagenhb^. 

Gegen  Ende  4e8  vorigen  Jahrliunderto  war  daher  iin  AUr 

gcmeinen  fiber  den  Rnssiscfaen  Garten  -  nnd  Weinbatt  su  be* 

merken  dad  um  Petersburg  und  Moskau  der  erstere  von 

vielen  Privatleaten  mit  Erfolg  betrieben  wurde.    Die  ObdU 

sudil  im  Freien  war  daselbat  durch  daa  KJima  meisi  auf 

Aepi0iind  Kirselien  bescbrankt. .  Bimen  «nd  Pflaumen  wur* 

den  nur  an  einaehen  Orten  gewonnen*    In  Treibbauaem .  seg 

man  dagegen  alle  Sfidfruchte  mil  beatem  Erfolge.    "Ea  gab 

▼iele  Obatgarten   in   den  Oatseeprovinten,    ae    wie  in 

den  GouTemementa  ven  Pakow  und  Newgorod,  dagegen 

atta:  Wenige  in  imm  ven  Koatrema  und  ron  Jaroalaw, 

doch  wttTi  in  dem  letsterea^  Roatow  wegen  aeiner  Kfiehen- 

garten  bcriilunt  ^  Weiter  oalwarta  gab  ea  ( unter  demaelben 

Parallel?)  gar  kmen  Garlenbau.    In  Moakau  gerieth  awar 

4er  Demidow'acbe  Garten  lu  Ende  des  18len  Jahrliunderta 

auiier  Pflege,  ea  entatanden  aber  ebeoao  au^eaeichnete  in* 

den  DSrfem  Gorenki,  Ostankina,  ArohangeUk  u.  a^ 

wdche  nun,  ebenso  wie  der  Bolanische  Garten  der  Haupt* 

aladi;  aur  femeren  Verbrdtung  von  Coltuipflanien  beitnigen. 

Bei  Wladimir  an  der  Kljaama  gab  ea  beriihmie  Kirsch- 

l^tarten,  bei  Hurom  log  man  viele  Aepfel  und  ebenao  auch 

im  Rjaaaner  Gouvememeni  raie  eigenthfimlicbe  kleine  Art 

welehe  Resani  genalmt  wird.    Im  Gouveraement  Worc^nej 

war  Ueberhifr  an  einer  aehonen  Art  von  sauren  Kirschen, 

mid  die  von  Kurak  und  Charkow  batten  eine  mcht  unbe- 

denbende  Auafobr  von  Gartenobst   Im  Gouvemement  5ara« 

tow  gab  ea  viele  Garten,  namentlich  bei  5aratow,  b« 

Woljak  und  bei  dm  Deutsdien  Colcmien.    Weinbau  trieb 

■um  aber  nur  in  einigen  der  unteren  Colonien  und  bei  Za- 

visyn*)  und  audi  dort  wurde  er  ^ter  wegen  klimaKsdiea 

ffindflfoiate  aofg^eben. 

Am  Don  liderten  die  neuen  Weinberge  scbon  einigen 


*)  4eM  Brdte. 


i 


tTS 


InAutliie  iind  HMdel. 


Brtrag  unj  bei  Astrachan  gab  ea  wie  scbon  erv^hal,  SfiO 
dergleichen.     In  den  Sudwesilichen  GouverneineiitB  and  in 
Klein-Riifsland  hatlen  mir  die  grMaeren  GutabeaiUer  Obat- 
glMen  und  zwar  nnr  ganx  btinstioae  and  wenig  dntragUcha 
Die  Baaem   begniiglen  sich  meitt  nut  den  midwachaenden 
WaldfrQchten  an   denen  die^e  a6honen  Landachaften  Ueber* 
flttfs  haben.    In  der  Siidhalfte  ren  Kiein-Rufaland  und  in 
Podoiien  legten  sioli  einige  Gutobeaitzer  audi  auf  deiArein- 
bauy  indeasen  mit  geringem  Erfoige*    In  der  Neu-Riiaai- 
achen  Provinz  gab  ea  nur  erst  die  von  Potemlcin  ange* 
leglen  Garten  und  die  der  aualioidischen  Coloniaten,  und  audi 
in  der  Krym  lag  der  Gartenbau  nock  danieder*    Die  alien 
Anlagen   der  Tataren,    so  me  der  Garten   der  Kierim« 
Gire'en  bei  ihrem  Pallaste  zu  Baktacbt  Sarai,  verwilder- 
ten  iminer  mehr,  und  auch  die  Pfirsicfa-  und  Granatbaume 
ao  wie  viele  andere  Obslgewaehse  warmer  Kliouite  die  aidi 
alellenweiae  in  dei*  Sfidhaifte  der  H^ibtnsel  ohne  jede  Pflege 
erhiellen,  waren  Reste  der  aehon  onier  der  HerrBcbaft  der 
Griechen  und  Genuesen  genlkachten  Pflanaungeii.  --    Bet  Kia* 
Ijar  am  Terek  fand,  der  nachmalige  OberaaCMsber  dea  Sei* 
denbauesy  Marscfiall  Bieberstein  um  1798,  Weinberge 
welche  gegen  2000  De^jalinen  eionahmen  und  an  700000  Ei* 
mer  Wein  lieferten.    Bei  Mosdok  l^e  man  aioh  vorziigs- 
weise  tiuf  die  Cullur  von  Aepfel-  Bim-  und  andren  Obst- 


Gegien  Ende  dea  18ten  Jahrhanderla  be^nnen  auebVer* 
awehe  die  GSrtnerei  durch  Sehnlen  zu  befordem.  Ea  wurde 
namefeUidi  von  Seiten  einer  Mrniateriiileonllniiaaion''unlef  Kai* 
aer  Paul,  die  Anlegung  von  ^ei  jei^teichen  zur  Unlerwei-* 
Bung  imWeinbau  und  in  der  WeinfaferikaKon  am  Terek,  am 
Don  und  in  der  Kryin  in  Vorsehlag  gebrac)it.  Bei,  Aa Ira- 
chan  sollten  dagegen  die  RebengTiyten  vitgen  Magerkeit  -  dea 
Bodcns  aufgegeben  werden*). —  In  der  Krym  ward  dne 
aolche  Lehranstalt  unter  Pallas  Leitung  zUerst  ve^rklidiL 


*)  Vergleicke  docli  aber  S.  670  und  671. 


Zor  Creschichta  der  dirCaeiei  and  des  Weinbaues  in  Robland.    67S 

Es  wurdea  derftelhen  iniiSudak-Thale  ein  von  verwilderten 
Garten  eingenommenes  Stuck  Land  von  55  De^atinen  iiber* 
wiesen,  und  sodann  4000  Rubel  zur  Anschaffung  von  aosian- 
dischen  Reben  und  von  Modellen  zu  Weinpressen,  15000  Ru- 
bel zur  baulichen  Einrichtung,  so  wie  auch  Jahrlich  5000  Rubel 
sur  Besoldung  eines  Aufsehers,  zweier  Winzer  und  eines  Kil- 
ters die  man  aus  Frankreich  lierufen  ha  tie,  verliehen.  Aufser 
den  Schiilem  von  denen  10  bis  15  aus  den  Militair-Waisen- 
hausem  und  die  iibrigen  auf  eigne  Meldungen  angenommen 
werden  soilten,  v^urden  dieser  Anslalt  als  Arbeiter  20  Re- 
kruten  aus  der  Neu-Russischen  Provinz  iiberwiesen. 

Die  Kaukasische  Schule  zu  Kisljar  \vurde  unterLeilung 
des  Marschall  fiieberstein  erst  1807  erolihet  Sie  besafa  ein 
4  Werst  von  Kisljar  belegnes  Landstiiek  von  10  De«jatinen 
und  es  wurden  in  derselben  yon  einem  Inspektor  und  drei 
Winzem,  die  aus  Deutschland  berufen  waren,  anfangs  4  und 
aeit  1811,  8  ZSglinge  auf  Staatskosten  unterwiesen* 

1809  pflanzte  man  in  dem  Garten  dieser  Anstali  23000 
tbeils  Rbeinische,  theils  aus  Zante  i!lnd  aus  Ungam  verschrie- 
bene  Reben,  2500  Maulbeer-  und  800  andre  Obstbtume,  so 
wie  auch  die  lum  Binden  .und  Stiitzen  der  Weinstocke  n5«> 
thigen  Weiden  und  Eschen.  Den  FamiMen  welche,  aus  Ge^ 
'  genden  die  sich  xum  Wembau  eigneten,  Zo^nge  stellten^ 
•  worde  dagegen  ihre  militairische  Dienstpflicht  erlaMcn. 

Nachdem  eine  Reihe  von  Verordnungen  der  Regierung 
den  Gouvemeuren  von  Neu-Rufsland  die  Ermunterung 
sum  Garten-  und  Weinbaa  zur  Pflicht  gemacht  hatte,  wur* 
den  auch  '  1805  einem  Commerzienrath  Rouvier  (?)  lur  An- 
lage  von  Weinbergen  in  der  Krym,  20  Detjatinen  Wald- 
land,  nebst  einer  Summe  von  12000  Rubel  auf  13  Jahre  ver- 
liehen und  aulserdem  Reben  welche  auf  Staatskosten  von  Ala- 
laga,  Madera  und  aus  Italien  verschrieben  worden  waren,  so 
wie  einige  Winzer  vom  ersteren  Orte  iiberlasaen.  Der 
Ei^pfanger  verpflichtete  sich  dagegen  das  ibm  verliehene  Land 
in  10  Jahren  in  einen  Webbei|;  zu  varwandeh,  jahrlich 
Reben  zu  verkaufen  und  unentgeldlich  im  Weinbau  sa 


III 


674  Indailrie  und  HaiideL  ' 

unierrichten.  — »  Gleidneilig  wurde  aoch  Aer  Veriunrf  der 
in  Neu-Rufahnd  eneugten  Weine  von  jeder  Abgabe  befreit. 
Trauben*Braimtweine  soUteh  die  Weinbergsbesitxer  gleidi- 
falls  sleuerfrei  veilumfen  durfen,  jedoch  nur  an  Constimenten. 
Bei  der  Ausfuhr  unterlagen  dieselbcn  jedoch  einer  Steuer 
welche  fiir  die  in  der  K  r  y  m  erzeuglen  auf  1  Rubel  vom 
Eimer  festgesetxi  wurde.  —  Seil  1803  sorgte  man  feraer 
dafOrdafsin  demWolyni8chen,Podoli8chen  and  Kiew- 
achen  Gouvemement  die  katholischen  Seminarisien  aich  ioi 
Gartenbau  fibten  und  dafs  jeder  griechiache  Geislliche  bei  sei- 
nem  Hanse  eine  bestimfnte  Anxahl  Fmchtbaume  xSge.  Audi 
verpflichlelen  aich  die  verschiedenen  MSnchsorden  in  eignen 
Garten,  Farbe  -  and  Annd  -  Gewaehae  xu  bauen  und  es  mnb- 
ten  beini  Antritt  thnH*  neuen  Wfirde  ein  Monch  10,  ein  Pro* 
feasor  30  und  ein  AM  80  FruchtbSume  oculiren. 

Bd  Jekalerinoaiaw   %vurde  seil  1804  der  ehemalige 
Potemiunache  Garten  und  eine  in  den  xwei  folgenden  Jahren 
begonnene  Anpflanxung  von  Akaxien,  von  Maulbeer-  und  ao- 
dren  Obalbaumen  unter  fortwahrender  Beisleuer  avm  Staata- 
kaasen  dahin  gebracht,  dafs  sie  von  1813  bia  1816  einen  Er- 
trag  von  etwas  uber  SflOO  Rubel  fur  verkaufte  Baume  fieferten. 
Auch  mit  dieser  Jekalertnoslawer  Aniage  verband  man 
bald  darauf  eine  Lnlerrichtsanstall  fQr  G8rtner,  in  der,  unter 
Leilung  einea   sogenannten    pomologischen   Comtlaets,   atets 
15    ZSglinge    ausgebildet   werden    soHten.      Zs   theilweiser 
Deckung  der  Kdsten  dieses  Inalitutea  wurden   in  demselben 
von  1819  bis  1826,  61644  Slilek  BSume  fur  28060  Rubel  uni 
fQr  5000  Rubel  Priiehle  verkauft. 

^Noch  erfdigreicher  war  im  Jahre  1611  He  Adage  del 
aogenannten  Nikiti*schen Gartens  am  Sfld-Ufer  derKrym. 
Ea  waren  1000  Rubel  xu  dessen  jiihrliehem  Unterhalte  aus« 
gesetat  und  seine  Bestimmung  die  nulxlichsten  Gewachse  war- 
mer Hittunelsstriche  xu  akklimalisiren  und  daan  dnrch  dai 
Land  xu  verbreiten,  blieb  nicht  nnerreichl)  denn  er  entbieit 
acfaon  um  1816,  gegen  6000  OelbXumei  9000'  Kastanien*  und 
1000  Feigenbiiuaie. 


Zv  GMchieble  der  Gfirtaerei  ud  des  Weiiriiaaes  in  Rofiland.    S75 

Um  ISaQ  warde  femer  der  BoianisGhe  Garlen  bei 
Odessa,  2^  Went  voo  der  Stadt  auf  eineni  Raume  von 
90  Deirjatiiien  angdegt;  su  desaen  Erhaltung  ebenfalls  10000 
Robel  jShriich  und  3000  R.  zur  Besoldung  einea  AufiMhera  .^ 
ausgeaeUt  waren.  Herr  Desmel  der  bis  dahin  ab  Professor 
der  Bolanik  m  Paris. gelebt  hatle,  fibemahm  dessen  Leitung 
and  man  sahile  nach  einem  Jahre  in  dessen  BaumschiiieB 
acfaon  150000  und  naeh  5  Jabren  900000  zur  Verpflanzung 
geeigneie  Stanune,  von  denen  naeh  und  nach  20000  ioi  Liande 
▼eitheill  warden.  Aulserdem  waren  daselbst  aueh  kQnsiHdie 
Wiesen  angelegt  and  Araneigewachse  geiogen,  so  wie  aocii 
B&i  1822^  15  Zdgimge  aus  dem  Kiewer  Gouvememeni  in  der 
Gartnerei  unterwiesen  worden. 

Zwei  ahnliche  Anstallen  zur  Endehang  von  Samereien 
and  SelsUngen  and  zum  Unlerricht  in  der  Giirinerei  bestan* 
den  ebenfalls  seil  1820,  bei  Pens  a  (63%19  Breile)  und  bei  PoK 
ia wa  (49^,58  Brrite).  Eine  jede  empfing  jahvlich  20000  Rnbel 
au  ibrer  Erballung.  —  1825  besails  die  erstere  72000  und 
die  andere  124000  Fmcht-Baome  und  es  waren  aus  ihneii 
respektive  9000  und  7000  Setzitnge  verkauft  worden.  Der 
Seidenbau  der  bei  Konstaniinogrtfd  im  Gouvemement 
Poltawa  scfaon  sdi  Peter  L  in  einer  grolsen  Maulbeer-^ 
pflanzung  belriften  wurde,  isi  aufgegeben  worden,  seiideBi 
auch  die  Vorsleher  der  Poltawaer  AnsUdI  sieh  von  dem 
geriiigen  Erirage  desseiben  uberzeugt  batten.  Dagegen  be- 
ateht  auch  bei  Taganrog  seit  1825  eine  Pflanzschuie,  deren 
Bestinunung  und  Dotirung  denen  der  bisber  genannlen  gieidi 
kommt  — 

Ak  sicbtbare  Erfolge  alter  dkser  Anstalten  wird  ange- 
^rt,  dafs  bald  darauf  in  derSudbaltte  der  Krym  die  Praise 
des  Gartenlandes  auf  das  Doppelte  und  Dreifache  sliegen; 
^Qd  dafs  daselbst  schon  1825,  220000  Eimer  Wein  in  einem 
Jahre  gewonnen  warden.  —  Der  Absatz  desseiben  und  der 
der  gewonnenen  FrSchte  blieb  jedoch  wegra  mangelhafter 
Verbindungen,  auf  das  Inland  beschrankt.  In  der  gegen  Nor- 
den  oflheren  ^  Nordbaifte  der  Halbinsel  gab  es  noch  immer 


67S  Industrie  mid  Handel. 

sehr  wenige  G&rien.  —  In  der  NAe  der  GouvernenieQU- 
Btadte  Oherton,  Jekaterino^law  und  Odessa  so  wie  in 
den  Menaniten-Colonien  trieb  schon  jeder  Landwirth 
ObsUucht  and  einige  Forst-Ciillur.  In  Bessarabien  gab 
es  sehr  viele  obgleich  nicht  ram  Beslen  bewirthschiifteie  Gar* 
ten  und  Weinberge  u.  a.  600  der  Regierang  gehorige  and  es 
waren  von  1820  bis  1826  316323  Eimer  dortigen  Weines  in 
die  nSrdiichen  Gouvememenis  versandl  worden.  —  Bei 
Kidjar  sohlle  man  1120  WmgHrten  mit  einem  Areal  von 
4000  De^iitinen  and  man  gewann  jahrlich  800000  Eioier 
Most  der  grofsentheils  zu  Branntwein  verwendei  wurde.  Die 
bedeuiende  Nachfrage  nach  diesem  Produkte  (der  sogenann- 
ten  Kitfljarskaja  wodka)  war  flir  die  dortigen Winaer  urn 
so  vortheilhafter,  als  ibreWdne  selbsi  von  niedr%er  Art  und 
car  Aasfuhr  nicht  geeignet  waren.  —  Am  Terek  und 
Kama  erhob  sich  die  Obslzocht  nicht  iiber  den  eignen 
Verbrauch,  weil  die  Ausfohr  dureh  die  Schwierigkeit  des 
Transportes  in  der  Kaukasischen  Provins^  beschraokt  war.  — 
Am  Don  machte.der  Weinbau  besonders  sett  1811,  wo  man 
Rheinische  Kiiper  hatte  kommen  iassen,  bedeuteade  Foit- 
todiritte.  —  Er  kam  dagegen  in  Astrachan  in  Verfally  Iheib 
durch  einige  harte  Winter,  theiis  und  vorsu^di  wegen  fort- 
Sjchreitender  Erniedrigung  des  Spiegel^ der  Wolga*), 
wodurch  die  dort  nSthige  Begie&ung  der  Weinberge  immer 
sebwieriger  wurde. 

Bel  Zarisyn,  in  den  KaiserL  Giirten  bei  Kiew  und 
Poltawa  und  im  Allgemeinen  in  der  siidfichen  Haifte  der 
Gouvemements  von  Poltawa  und  Podolien,  fuhr  man  fsrt 
WeinstScke  su  halten,  jedoch  ohne  zu  keltern.    In  den  Goo- 


*)  NacU  Henm  Lenz  vortrefflichen  UntersQchnngen  uber  die  Veria- 
derungeR  der  Holie  welclie  die  Oberflache  des  Kasp.  Mee- 
res  bis  znm  April  1830  erlitten  hat,  ist  das  dortige  Waaser- 
niveau  von  1700  bis  1727  iiin  10  Fnis  gestiegen,  daraiif  bis  1760 
stationaer  geblieben  und  von  1780  bis  1830  wiedemm  um  10  Fnfs 
gesankAn.  B. 


.Znr  Gesdiichti!  der  GSHaeM  wmi  det  W«fiRbavet  in  RafsUind.    in 

vrniekfaents  yon  T«mb«W^  Kaluga^  Orel  undCbarkaw 
hotten  i/wle-  Guiibesiizer  ▼ortrefflkb  angmrdnete  Obstgarlea 
umI' 4ie  bei  MosJcau,  bei  Woi;;8k  und  W.Iadimir '^ebg* 
neii  Kelerten  vm  5000  bis  15000  Aubel  jahrliobM  Etirag.  ~ 
Bdi  Pet^sraburg  and  in.den  O^is^epi'oyitizen  veranlalala 
cKe  Sichetkeii  it^  Abaatzes  imdider.  fcoiwre  Preis  des  L«i» 
des 'z«  bedeulender  Yermdirung  dar  GartenaBlageii  ;Iai  Fnrieii 
aog  ma  awfir  immer  niobt  mebv  als  eioigfi  Arlaa  van  Aepfebn 
BMan  laid  andrera  (?)  Obat  —  die  Troihsrei  und  da^  Ga^ 
wiiaebau  <eifeiohten  aber  imaier  aiehr  eitie  seMene- tind/ veiv 
Nioge  der  statkim  Consumplien  in  der  Hav^lstadl>  aehr  h^ 
Mwaiide  Vdllkoatinenheil. 

InSakawkasien  undnaroenilichbeiDierljeDi,  Sehir<* 
wan/  ki  Kataiinien  und  Kaclialien  haUieii  sich  die.^n** 
saarfgan  Eifavv^knatf  i^n. jeher .mil  Weiii'-  und.Oltttbau  be^. 
aefaiifligt,  walohd  dait  iwenig  MAbe  ^randeihy.und  ia  Grttsieji 
vmien  aeit  der  Erobenuig:  dieaer  Praraw  atir  £rikiUluig  vcm 
90  kaiaeviiohen  Gartes  jahrlkh  3000  Aobal  Siibar  anagesetst 
worAen;  Der  bedeutendale '  unfttr  ihnen/  hei  T  if  I  i  a,  war 
adiab  idi  I2teii  JahriMUidecl  van  einer  Firalinn  T  a  mar  a  ge» 
grimdel  worden.  .   v   f.  .    j    / 

Aus  den  lelzUrerfloaaenen  M5  JaKren  warden  iloch  •  viela 
Verordnnng^n  and  Maferegein  dlbr  RegiamN^  angefiahvt  welche^ 
aban  yiie  die  bisb^r  genannleiii  zor  .Aufoabaie  der  fiaunif* 
sucht  und  Gsirtnerei  in  den  -afidlichen  Protinzen  bdtriigen 
sellten;  unter  andren  die  Ankge  noeh  zweier  Pflatiz*  und 
Unl^rriehtfl'-ABslaUen  bei  Akkerman  und  bdi  Woijsk,  die 
Ueberlassang  von  Krondlandareien  bei  iSewastopal  und  in 
Baaaarabien  an  Goloaialan  "^alcha  aie  mit  einer  ieatgeselaleii 
Anzahl  von  Baumen  bepflanzt  haben  wiirden.  Seit  l634  iat 
diese  ietztere  Mafsregel  auch  auf  Sakawkasien  ausgedehni 
worden  f  und  man  hat  d?e  Anbanung  in  dieser  Provinz  aach 
AuslanJem  gestattet  und  zwar,  wahrend  der  ersten  10  Jahre^ 
ohne  Uebernahme  der  Yerpflichtungen  Russischer  Unterlha- 
nen,  .Seii  1833  isi  dieP.ensaer  Leh^an^tali  aus  deren  eig« 
nemEfflrage  fast  auf  das  Doppalle  evwekert,  und  die  K auk  a- 

Emiwfl  RiiH.  ArcbtT.  1S41.  Hft.  4b  44 


mriie  ^dcbfiilb  attf  bniere  Brhakwig  ads  eigMB  MiMdii 
ngviviesea  wordn*  Sie  haile  danab  ilv  KapUal  anf  30008 
Rubel  Silber  erhabeo.  —  Axis  4er  tieittlM  Zab  wird  feiter 
aBgefttkri,  dad  man  tweckiaibiger  WeUe  baaehiiBcn  habt^ 
aam  Asbau  geeigiielcr  IKillHkte  wd  Kamtackaika  nidbt 
imier  —  ao  wie  iai  ^hrt  1838  -^  aiiMiil  KunstgarlMr,  son* 
dent  tinen  Landwirtk  iMn  n  aoidan  *),  auoh  liaft  dcr  Var- 
iMser  bedaateftde  Erfolge  Yon  der  tail  1833  in  Moskaa  ga« 
grikidelen  Garteniiau-GeseUsebaA,  and  van  dar  Zdtadwift 
welcha  dieaeike  herausgiekt  Et  sind  diaatei  Vereiae  rm 
daf  Regiertmg  dar  Yorstiidtiaeha  ScbMigartan  in  Maakan 
(Slobodskji  dworaowji  «ad)  verliahen  vnd  11600  Riikal 
jtfiriiak  mm  Unlerbalta  daasalkan  ange^aaan  wardaiii  auck 
Kaferlali  fireiwiliiga  Baitriga  dar  Mitgiiadar  sekon  im  eralco 
Jakra  20000  Riikal  Mr  die  Zwecke  diaaar  GeaallacbiA,  waUw 
in  Fol^  dnvan  mahrara  Trcikkiusar  angsl^  and  aaii  1836 
.mekrmab  iii  Jakae  akie  GewiiakBaoaalaifaHig  veteiilaileft  kah 
Dar  una  vorliaganda  AniaaUi  ^cbliafet  cndliak  mil  door 
auf  daa  lelzte  Jabr  beiuglidieny  abar  wiadarum  aehr  al^e-'  " 
main  gakakenan  mid  deskaHi  wanigar  aaacbauliebaa,  Rcdwn 
acbaft  von  dem  Zuslande  der  Garlencullur  in  dam  ganaen 
Laadei  Ueber  vieie  Tbeile  daaseUian  mid  namcalfieb  iiber 
die  nutlleren  und  ndidiicken  Gonvemamenta  findei  man  da* 
ker  aiich  fiist  diaaelben  Worle  wiadei,  wie  in  der  Ueberaidii 
fiir  1825  (oben  S.  675).  Ill  den  wesUichen  Provinxan  mid  in 
Klein^RuTsland  sallea  jelal  die  mmlen  GoutemementB- 
aladie  Sffenllidie  Garten  odar  Baum«Pfianamigan  betitacn, 
unter  welchen  die  bei  Bjalisiok  (53^13  Br.  20%92O8i  van 
tcbon  van  daii  Palniscban  Kdnigaii  angelagten,  baaaiH 


*)  Eb  wird  Aber  dab«i  noch  dM  eigae  Urtlicil  d«r  IUmtiGba4ale«  lou 
Maschura  und  Kyrgana  im  mittleren  KamtscbaUa-Thate  zu  be- 
rUcksichtigen  sein,  nach  welchem  aie  ebenso  yiel  Brodkom  ge^inaen 
wonleh  wie  die  RiiMiBchen  Aii5iedl«ff  in  Ktiotschewikoe  Sele- 
nie,  BoHId  mah  ihnen,  atiMalC 'alier  afeidren  UAtrntntzUng;  daa  i«m 
Pftiigen  nothige  2iig¥iell  irefvelHilincr.  R. 


den  geriUiint  werdeiL  —  Von  den  HustergSrIen  in  der 
Krym  (dem  Nikitischen,  einem .  andren  bei  Alupka 
und  dem  der  Weinbansdiule  die  jetst  vom  5udak-11iale 
nach  Magarak  veriegl  ist),  itn  Cher^oner  Gouvernemen^ 
(bei  Odessa)  und  in  dem  von  Jekaierinotlaw  — :  wird 
angeCdnri  dab  aie  fortfiihren  lur  Verbreilung  von  Obsl-  und 
Hols  -  PflaHiungen  ni  wirken:  der  Odessaer  Garten  enlball 
jelsl  namenliich  drittehaib  Mffli'onen  sum  Verkauf  beslimmter 
Fois|b|umo,  .und  80000  Obalbaume.  Auch  sollen  im  Gt^uver- 
ntment  vonJtkaUrinofUiv  die  Me^onilen-Colpnleii  aw 
FlMio  Molertiehon  aelMA  anacbnliehe  Hok|ifl«nwngw  be^ 
MUM.'    "'•'   '■ 

Voni  Dt)ti  wetden  )«tel  ^Rrii  fSOtfW  Rim.  Eikw 
(stt  10,74  Preub.  Quart)  Wein  und  gegeri  38MM  Pud  TVini* 
ben  in  die  ubrigen  Rusmdken  Gouvemements  ausgefBlMi  — 
dagegen  rind  im  A«triipJuni8cllien.Gouy(?memeiM^  onr  nodi 
M^Kraftn^i'  J4r  bodeutondere  QbstrimA  WoingMm  (obeia 
8:  0M).  "^in  Sfttkairitaivteii  iM^Wtimimaaagd  aewdrf  den 
dbsC-  unik  WcSttbaU  als  audi  iloAte  KMPefgn  4er  L«nd<ivirtli- 
achaft  erschweren:  man  erwartet  jedodi  da(s  ^ihe  ddri  enl- 
atandene  Gesellschaft  xnr  Beiebung  der  Induslrie,  cur  Bead* 
iigung  dieses  Hindennsses  bdtragen  werde*). 


*)  Nach  eneai  Bciielile  aber  in  gaitiad  der  aogeiuuuMtea  Knmslaa- 
dereiea  iai  Jahre  1640»  —  ia  dem  Jaraale  det  Miaister.  der  Reicha- 
^Biaiaea  {J.  M iaUt  gotudarttwennich  ima8che«tw)  —  en(- 
iuiMen  dieselben  jetzt  814  ia  PachC  gegebne  Weiaberge,  Yoa  denea 
415  ztt  dea  Kaakasi^chea  Proviazea,  die  abrigea  za  aadrea  iod- 
Uchea  GoaTeraemeats  gefaorea  —  uad  aalierdeai  8  tottitiUidige  Meie- 
reiea  aad  18  BieaeawitUifchaflni.  —  Die  b«  dea  6artea«  and 
Weiabaa-Sdiolea  gehorigea  Liadeveiea  uad  aichi  verpachtet  uad 
dalier  aaeh  umUi^  dieser  Aagabe  aicht  ant  begriffea. 


44 


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'  Die  hiernachst  folgenden  Aaszoge  aos  Ruuischeii  Aoftttf^n  welch# 
8ich  in  Verschfeanen  Jabrgingen  'AerF^Urfebtr^evEni^Mftli^lilifi* 
%\i\itfL  %t\%VL%%^)  \vA  in  viiilgeA' aalMi  lasailliL  Mblai(/ealiHlM 
aaicha«li€here  Eiginatuigaii    sn  der  yonteheaden  Uabenicht,  U494,im 

j|ielVifnr..1£Tltw<N««eif,. ton  p^^nM^^l)^  latere^  lein,!   ^  .^  ^ 

''  •)  Seml^flJeltkcResVitja  gaf«<a'i«J[i^4Waj«'p^*%y*«lae^ai«> 

*"  "(^eli«n«i  pow^l^MiJi;  •6^liltij^tiirilMfc.-t4.l.  Y«i*diiaeW2Wlh 

:  :>  ■(iklik.«ffMd^iMrf0taft.«iiaM4iW^»fbip^  «PV»  4i» 

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-•j'»  /  iti\  It..;  rr.'i//  i( /|j  '!wl  s/.i.iii/  !.  :•  i  1j».i'  •■  -  t  ;: 
..    irii'.i.»>l   •••    '.:\tf''':   ;*.  .\tfi  ;m*i  flftirf  >   '-  i''tt    ••  k    i!  >»;ii    umtiIu"*^ 

ii^9hdi^RychlMiAtadi4>Hi«liMi.  "V^>>l^flklildi  >wiif4feft 

gelegnen  Nie4lSri«llfti|g<^6ifj^  tUt  tUUSH^'Hirtk  P^vWi^p'  htf>- 
aUbji  iii>'  Vt^egeri  '4ii(tialig«lr<llRdl«-iKoiiriq)l<e(6e  ■(iskllkd<4ileD) 
Wbr1iu<li  4ik  Ot«V<hii%««i*«bill(ft  1h«uer.  ^  Vbtr 'd«P  illrokIf«ili- 
sttm  f^«M«nlrtt>WttMie*!^A>'Altt><»4i  (4.1tl  R«>tl»«  PfiiMinit 
Vwiiie^THtMriiieh«b:jiii»k  rMti^'iAnf^ii'Wk'U. PAhutn^'igti^ 
iilMtot<><#ifb-,»>')Eltst«W>'ab*r-'A»illl»i»li'  itA^  Pftmtf  ■tM»i<'d«i^€M' 
kihdlbiv'iAir  !e  <bi^>4  X<^eli<ln^)y ' unf4*ltt'  e|ntMii>:«rid'iltftt 
i^4ifili4A<%«tt|!'fiMDaiWelM4lNllttef|-'dM^  >fNk 

.'••i    ,lln''.!     ll"»'i|i  J     ^t»     till'     iVt'i'tSt':      !-'l'-IM,|<!    .>     If. ■••'[•I     fii'i\ 

*)  Rai8.  Landwirtbtch.   Zeitnng  (Semledjeltscheskf^^aj^ll^ 

•eta)  1834  pag.  166,  1840  pag  89. 
'^)  In  dem  Rots.  Anfsatze  sind  dle-Preise   einer  sogenannton  Okka 

'  >  <«  *M4f^>atfMt*>lMlrafe«li  luUie  f  eniig  If  ^nMi^  «ittiif#mdh«ii'  oder 
genaver  13,55  Pfennige.  '^''»      •'•*  •"*' '  '*  '^ 


Isjttni-irek(d.h«  sm  TaUrischenReniM-  oderTiwibeD- 
pflaume)  d.  L  ei&e  schwarie,  klekie  abcr  auberordendkh 
•iilse  und  nun  Trocknen  sehr  geeignete  Art,  von  12  bis  16 
KopekeOj  dai  Pfund.  Von  audandischen  Pflaumenaiten  war 
nor  £e  Reine*  Claude  allgemeiner  yerbreitet,  und  su  dcmsel- 
ben  Preise  wie  die  friiher  genanntea.  1832  hatte  nuw  sogar 
aoviel  davon  gewonnen,  dab  das  Pfund  nur  eine  Kopeke  ko- 
stele,  wesKalb  auch  fast  aus  der  gansen  Aenidle  eines  grolMii 
Gartens  an  der  Alma,  Branntwein  gebrannt  ond  dann  am 
diesem  Essig  bereifel  WQfde.  ^'  Oas  Tf^fdiEMyii  dUMr  FrCchle 
wurde  nur  noch  bSchst  unvolHionunen  an  der  Sonne  be- 
trieben,  in  geeignetep  <]|f|i9i^  j^Qp^ ! jnan  aber  leiebl  weit 
grSbere  und  betaere  Vonrathe  IBr  den  Denier  und  nor  Ver- 
sendoQg  nach  den  nSrdlieiMn  Provinten  gewinnen  kSnncn*). 
Von  fiinien  wurden  mehr  ab  10  eehi  Krymisdie  Arten 
«ifsMuft<  wd  i^uffecdf m  qpfl|»rf(r«.  n^  cjogyfii}^  iHw^ 

mk^   91090  lftatiir9»  vrareii  ledqfli  iiody  ii^ 

wm\tmM  wd  lloslMBn  Mm  ^H  ISI  Mt^-Mi'KffMrlM./das 

Pi»4y  waimmd  inan  nnn  im  1bryimi¥im.imWnd.S(it  4 
S^$iMg^n  miB^l-9kr»nArii.  k/I|9>«^«Bttn«),:wHrr 

Arbtaep  <Wa«mrrMi|i0i«l)  9¥a«M  Mck  Jlitfllt  ^cbr  hao- 
Hg  imi  ea  wurden  dab4r  Ar  ^fnon^  Jfatma*  odi*  19  Pfwd 
doroalbM  3St;bi9.4l9  Jtopobon  4>wiiaty  Kgfarend  vm  det  wh 
f^i€k  Kori^iiotefsii  MoloDtn,  dor:iPaiflttwi:  iWi  31^  Ks  30 
Kat>#kan  kMelei -r  AM(s^doa9- watoH  ykhhi^io^  nurioii* 
loboliMgev.  A«l^^  fQr  2..bi>  3  KopekeH  ^a^  I?fimd,  aof 
di«i  VMn^   Vo» .Bfiiftiolmi .f^w49»  ifisiMtiirtaii  mr  noeii 

luni  eignen  Gebrauche  gesogen  und  es  kani«i  uberhaupi 
▼on  den  fruh  reifenden  Fruchlarlen  nur  erst  wenigo  tarn 
Verkauf.  .      » 


*)  AoiBachant  wenlwft  Miaanllibktott.96lreckne(«a.AfrilM«ien<<7rttk), 
Weintambtft  (KUaJ^siiiSflh)  a^  •.  jgliiliok  iHrfealop^  Mmpm  meh 
Raiiiland  eingeHUirC  .  i    •  • 


Udber  d«ii  OttstgewiM  im4  4ea  W«iRt>aa  in  der  Krym.        MH 

Weintaraabta  wi|reii  em|  $eit  w^tiigm  Johren  im  HwM- 
Vta  dtm  BQgeoaiMiliHi  Ch«9iela$  oder  Gutedel  koflttedip 
Okka  (drei  Pfund)  anfangt  40,  1834  aber  our  n^ch  30  Kppet- 
keB»  audi  wareo  sieuilicb  aauei«  Trauben  aiAi  KaUchi,  von 
demft  dia  Okka  anfiu^Uch  32  Kopakan  kaatcle,  1.834  achp^ 
fiir  18  l>M  20  Kopeken  «tt  liaben,  ^jmiosq  wi^  dia  vo9 
Aluachta  auf  Saumlhierait  (iiber  das  bobe  Taurischf  Ge- 
bii^  auigafiihEkn. 

•Die  damatigrn  K<Nrn|Mrat«e  wares  aber  wie  ecbon  erwiihn^ 
uogawafiDUch  hecb,  «nd  batrugaQ  nameoilicb  Ciur  den  T^p heir 
wert  (3^3  Preitb.  ScbeSel)  von 
Taebawdar,  d*  i«  dnam  Gemenga  aus  Wei- 

aeo,  Koggeo  vad  Gerste     ...«•.«    26,4  Rubel 
Weiaen  der  van  der  Donau  iiber  Kaslow 

V   aiDgafiibri  wurde    • 20    - 

DaagL  ialandisabem,  fmabedii 20^5    - 

Uafer 16    -♦) 

Yoo  Hirsa  achien  die  nacbMe  Aerodte  ungemein  reich^ 
lieh  warden  xu  woUen  and  dcanoeh  wurde  aie  n^cb  m 
3  Rttbel  daa  Pud,  die  Karioffeln  aber  au  8  Kopeken  dtf 
Okka  —  (d.  h.  mehr  ab  doppeli  flo  ibeuer  ab  fteine  ClaudeA 
ioi  Jahra  1832)  —  verkauft. 

Herr  J.  Linowakji  webhar  in  der  sudlichen  Kryiu  di^ 
Weinberge  bei  dem  DorCe  Gurauph  bewirihschaftei,  berecdi* 
net  nacb  vielfihrigen  ErfahrmigBn  dab  dori  von  einem  mil 
Rebeo  bepflanaien  Landstuake  jede  De^jaline  **) 


•)  Dk;  Prcwc  des  Prcufs.  SchcffeU  in  SiUicrgroscUen  wsir«it 
demnacb  Ton  den  eben  genannten  net  GetKidearten  nahe  76,  58* 
j^  and  46  '—  (indent  1  Rnbel  sa  0,3764  Prenb.  Thatern  ansnntfli* 
men  i«l)  «nd  es  bedragen  Kompreiae  weltbe  man  dort  fiir  sebr  hocfa 
liaiC  Unm  die  HiilfCe  der  in  Nord-DeuttckUnd  ulilichen,  TroU  dem 
ist  daa  ArbeiUiohn  in  der  Krym  nicht  geringer  aU  in  DeaUohland, 
wie  ans  dem  folgtnden  Bericbie  iiber  die  Slid -Rnssischen  Weinberge 
hervorgeht. 

**)  Ea  ist  die  sogcnannte  ukasnaja  denjatina,  zn  2400  QnadraUa-' 
;enen  oder  an  4,27bS  Preub.  Morgan  gemebt 


jahrllcli  aaB  Rub«l  und  miihin  jedcr  Md^eu  (%u 
180  PreufB;  QtiadrAi-RiiiheD)  19^  Preiif«.  Thaler 
Reiiidrtrag  liefere'^). — 

£9  folgea  Mer  auf  (Veuiiiidiea  Gdd  imd  Fja^hanmaafc 
^aduciii  diejeaigeti  Einaeii^Nliaii  dUaer  Aereahauiig,  walche 
ta  nMiierer  Keimllii^  dai  RuMstkea*  Wefnbaueft  baftragen. 

'  Das  Land  Welahos  afean  in  d«r  iiUUieli6Q  Krjnoi,  su  88 
biB  176  Thalern  den  Morgan,  kauft,  ist  mil  uageheonn  Slein- 
bldcken  badeckt,  vnd  von  gana  wei^hlofiatD*Aaiaiiii»    Die  An* 
iage  eintes  Wtmbarget  begimt  dkher  immer  mit  Forlachif" 
fuog  dieser  Sieine  und  Umgrabuag  das  Badens  ulid  oiaii  faai 
liir  die  erstere  26  ThaJar,  fttr  das  UtngFaban  10&  Tbaler  oder 
msamoien   131   Thaler  von  jedam  Mdif^  ni  saU^i.     Die 
Einhegung  kasM  17,5  oder  -13  Thaler,  je  nacbdem  man  doxu 
one  sleinema  Mauer  oder   nur   einen  Fleebtzain  <anwandet, 
und  es  sind  nachsidem  noah  Mr  AnsdiaMudg-  dtr  GeOiliM  and 
der  Kelter  (welcbe  aus  denv  in  der  Krynv  sogenannten  Ta- 
rapan  und  dem  Skenje  bestobt)  niohi  mebi*  ala  68  Thaler 
§&r  ain  GrundsUtck   von    einer  De^jaline-  (nrilhin  naJie   an 
16  Thaler  pro  ftlorgen )  zu  i-echnen;    Diesd  GefMie '  Warden 
airsi  im  dritiea  Jahre  angesehafll; . 

Zu  diesen  vorlaufigen  Ausgaben  kainmen  in»et«lan  Jahre: 
die  Beseicbnung  der  Pflanzloohar  >  fur  die  Rabea,  «wekfab  fiir 
jeden  Morgen  sehr  nah^  2  Tagawerke,  au  1 1^  6ilbergrosehen 
ain  jedes,  orfordeK;  das  Pflaoaea  ^n*  1870  ^s  2i03  Weia- 
atScken  auf  dan  Moijgen  und  die '  iai  erslen  Jahre  aokhige 
Begiefsung,  wozii  respeklive  ciwa  14  Tagcwerke  su  dem  ge- 
nannten  Preise  und  7  andre  zu  9  Silbergroschen  gehoren, 
und  die  Unlerhallung  der  Umziiunung  zu  ^6,4  Silbergroscheu 
pi^  Morgen. 

Im  Miirz  oder  Apiii  des  zweilan  Jahras  werdan  die  Re- 
ben  beschnitten  und  zwar  jt  1600  in  einam  Tage  von  einem 
Arbeiter,  welcher  bei  dicsem  schwierigslen  Theile  der  Wein- 
bergsgeschafle  34  Silbergroschen  Tagelohn  bekommU  —    Von 


*)  SemlecljeltflcheKkaja  gajctalSIO.  iHig.  dtf. 


Uebet  d«n  Obstgewia*  itwA  dnf^eishnn  in  det  Krym. 

PfiHibn  4k  JnudenseHite  . JalMi  iMthi^.tirteiikll,  afrU,  lM6b 
einer  seit  1837  Cekanni  gemadii0tTak6,i-tei:dflQi»k«MkU(^^ 
WaUiMgte.dav  Hunfleri  sd:  169  SilbergrffMhe6' wilaiifti  wer- 
Ami  weim  iie  von  tEicbea  oAec  Akuni,  und-itur  Hf4fltei.dfo9^ 
Prdfewiwetiii  MSiian  md€ea'Halftarten»uid..  ^B«iI4inl6ru«ai^€il 
GtfkBbeoitoeili'  vtoA  kei  4te  Tataten.  etfhalt  oiAh  aber  ilock.§eUt 
4m  HaDfUrt  Wsiiipfihle  iaJ6&  Silbei^iMdieii,  'imd  Ut  fUr 
das  Einaetado  danelkep  M6i(&yyb«rgM5<lfaQD.'  vom  Alorgra  fmd 
fur  daa.  Herauflnehmtn  uMd  >  Ztuanlifi&ilegen  iA  iHet tete  •die 
Hiilfte  diaser  Sumtna  zurechnen.  <  •  :  I  *;    - 

Das  Bindeti  dep  Siocke  wird  im  iWtiteii  SojauMrschon, 
00  via  in  jbdem*  foigendanj  jdveiptial  vied^h^  tnd  kostet 
dtomach  beiteincw  Tafljaloho  vdn  .9^  SiU^e^roaehen.  iOf  dfese 
Afi  yoilAi4ieiV<94iSiJfaergN$dijeo.V9ai  Jttiir^  VniiOSik^mott 
hiarzujiiodilittr  riidaiaUa^djraiittaiages  Aiegifiiaeiii  daa  CNififr 
pdie  .dwaer  Suntme,  mii  {HiLdie .  Udtfiibaltitog. I ^ier  Al4imr 
^dbr'  des  Ziiuii^  4aa/friUiev  Gtoitimla.  ■!.  -.  /  ir  t  d  v  .(. 
:  kn  driltabJahfe  Vtri^derh(}kIl'  aichMffia:  Aqi^ejii  fut  dan 
JtMSistaeii  ilnd  :HaRaiiaba|iaMm  don  Klahk/  fila  diQ4;  fiegiejaen 
daM  Weiobergas  \imd  Jiir  dia  /  AualteteeniBl)g  .dfiv  fiikihe^ng 
grade* .wle  ini .YtH^be^ahehdattv  DaikB^aaliMJid^^  dj^czwat* 
jiUirigenReb4«ii<tffofdkrl.akerii|iebi<^eil^v8Nr  daf^i luft (}Q00  ^ 
wM^  Tage  voQ  .i^iikftfi  ^IVlaliadhdB  I^ofgto.werdfe^,:  dni*.^ 
miwaen' fani€9rbi» '^:  ida0  Wjaiiipf^e  dtiDok  naiie  !e|gan9^|,iiu|d 
f jk  da6  Umgiuibaitida^  I^Hndes  12^  Ti^al^  fiir:dl)P  ;Tir(M»a|M>ct 
der  Traub€)B  Jbtis  aur  KoUar,.  40  wie  fur'  daa.tKeltpra  zusam* 
Vi«  d,28  Siltergr^saban  (2  Rubel  .vim:  jeder  Da^jatin^)  und 
fiirBQwachungdas-WMbfirgea  264'Silbargr9$4^n  vona  1^0^;? 
gm  beaablt/werd^Q;   !.  .  -  .    L     I  •.  i.  i  ir., 

..Im  yierteii  Jahraa^^ctrl'^ich  y(to  dieaM  AvsgjfbaivMMT 
die  fiir  das  Beschnciden  der  Reben,  welche  um  fast  -J-  (ge- 
Aauer  •^)'8Aeigt,  so*  wie  flir  den.  Transport  und  daa  Keltern 
der  Trauben  vthd  ftir-die  Bcwachung,  die  •sich-  rebpeklive  auf 
das  dVeifache  und  das  *|facheder  vbrjiilirigcn  crheben  —  bis 
dann  endlich  im  furiflen  und  in  jedem  der  folgenden  Jahre 
nur  fiir  den  Transport  und  ^das  Keliern  der  Tprauben.V,  d^^ 


^ukM  fai  4Mi  JAm  bstaUt  ifreidsli,  vrtdmBd  afe  ttri^en 
Aiisfnbeii  imMriiMleii  Uttben^). 

B«i  hmtdmmg  dw  udiidtlelbarta  Ertragw  hal  nM  deti 
Verkmifcpras  dss  in  Oiir#uph  geiyoniKMim  Mo«laiy  qmIi 
lOjibrigem  Durehscknlt,  iq  46^  8ilbei|ptiMiwi  ffir  dwikis- 
Wficiien  Einwr  (Wedro)  od«r  tn  mdie  m  4^  SUkmgtowdkm 
fitar  4m  BeriiMr  Qnart  (w  64  Knb.  Z.  Piw<k)  aniunehmcn 
«i4  aomil  all  Gewion  won  eineni  Morgan  in  fechnen 
im  3leii  Jahre  37,7  Quart  MosI  Mr  5^  Thaler 

•  4len     -  125^      .        .      •  17^      . 

-  5len  n.  d.  Mgd.  6Q2»1  -  «  *  70^  <* 
Der  Reinertrag  kn  6l6n  imd  den  folgendan  Jahrcn  ti|[iebl 
Bidi  wenn  man  von  der  snlelsl  genannien  Snnnne,  sueni 
4  Precent  deajenigen  Kapitals  absielii,  webhes  ant 
ilpn  eben  erwiOuiton  einmaligan  Anagaben  und  deren  Vcr* 
mehning  dweh  eiajlhrige  Zinaen  far  den  ersi  kn  dritten 
Jahre  ndlhigen  Ankauf  der  Gefiibe,  ao  \^  dnrck  vieijahrige 
fiir  <fie  ibrtgtn  TheUe,  entaleht  Sodarni  werden  db  AosJa- 
gM  in  den  erslen  vter  Jahnni)  eine  jede  um  die  ^raeenlignn 
Zbisen  bis  turn  ^n  Jahrei  vemiehrt,  und  vw  einer  jeJ^ 
der  gleichaeilige  nn4  auf  dieseUM  Weite  vermehKe  Erirag  in 
diesen  Jaliren  in  AiNBug  gebracbt  Von  der  anf  diese  Weiae 
entslehenden  Somme  tind  4ann  in  jedem  der  felgenden  Jahre 
ebenfaUft  4  Procent  als  Ausgabe  in  Redinung  an  bringen, 
aufterdem  aber  noeh  jahrfich  -^  dieser  BearbeilungatLosten) 
well  man  annehmen  kann  dafs  aich  ein  Wetnetodt  nur  SO  Jahre 
lang  in  gentlgender  Eriragsi&bigkdt  erhMtl  und  weil  didier 
nach  AUauf  dieter  Zeit,  die  auf  den  Belrieb  verwiifidte  Summe 
verioren  isi  **).  In  gieichem  Sinne  wird  ^  von  dem  Ankarfi- 
Preise  der  GeiUte  au  den  j^lidien  Ausgaben  gerechneL  — 


*)  Im  Sa4ak«Thale  kommen  »i  iliesea  stebemlen  Amg^beif  mmk 
90  Rmbel  toa  jeder  ]>firj«liiie  fiir  Bestroclinftg  d«r  Weiaslocle  mil 
einem  Mittel  gegen  Wurmer  (7)  welclie  in  4e«  tadwestUcben  Tbeilm 
del  Krym  den  Pflanzungen  sehr  gefahrlicli  find  in  ilen  siidtichen  nber 
nicht  Torkommen. 

**)  Die  Yorliafige  Bearbeitung  des  Landea  gelit  nicbt  reiloren  indem 

(9*  S*  Bob*} 


w 


CelMff  dcft  Ofcitgqwt— .iMit  MmWMbtm  ui  a«f  Krym.       HI 

•ckaftttiig  einea  Morgen  Weinberg  iti4er  aftdllnh^tt 
Kryak:    •;.  ''  •■  < 

Ao»gab«n  niiii  Eartcag  in  Prenff^  ThaUm: 


J  '   I  y 


Beinigongdeal  ha 
Bodent         >  ttao 

UmzliaDinig   1  Jahre 

Antchaffong  der  Ge- 
fUfe  im  3teB  Jahfe 

Far  Angabe  d.  Pflanx- 
locher 

•  Fftaaien 

•  Begi^fMi 
".'BetchneideB  der 

;-  Rjebte> 

.  r  MkHftt:  dar  KfaUa 

-  Setzeb  dersell^ 

-  Uai^mbea  dei 

"-  lleraiisiiehiiieii  der 
MiMa 

•  Tyamait  dep: 
Traaben 

-  Kdhera  d^rselbea 


Vort- 
lAufig. 

13,90 


-  Ausbesseruofg  der 

Mauer 
w  YeMluial  TM  Moit 


l.iakr. 


di 
0,70 

2,U 


2.Jalir. 


6,33 

1^ 
43,54 

M7 


3.Jahr. 


4«Jii^r. 


til 
6,33 

1,45 


—     I  12,32 


!.« 


O^S 


t,w 


0,09 

o/)d 

-^    i   0^ 


—3,28 


6,33 


6bU.flgd« 
Jfahre. 


th 
6^3 


KitealfimbD 
Zmfa  bii  am 

Jahre 


0^6 
•,26 

038  I     Oj» 


l«D,Mt   6,00 

I2ft^l 

I    1,27]    1^ 


Sttimne  der  vorliufi- 
gen  Ausgaben 
mihme  dti  tiefWiri- 
~  giMr  Sell l€na|^ictes 
ZiBsen  der  TorliUifigeo 


Aaalaaen 

Xio*.  a.  Detnebsee 
WcgeH  Verscblecnte- 


Zio«.  dTBetriebsgeld. 


rung  der  GeHir^e 
W«rg«»li  TeMcMecliler. 
derPiaiiaiDg 


V0,79 
7,29 


27,36 
2,21 


16,30 
0,66 


165,47 


124,40 


—  35,6< 


7,4» 

4,96 

1,32 
2,49 


»r  .  .  /*    .  •*. 


ti       ..•.    • 


"    •  1«  U^   (•••»•   -T-*.!     I 


'(      i< 


Herr  Linowskji  ftihrt  noch  ao,  dab  die  Menge  jda^iuf 
gleichMi  AruU^  giewRiiidnai  IfbMltei  b^ln^er    i  •  .   u  A 
durchschnittlieb  in  Friiiikreiioh!  0,60 'f^ir'dvi*  in  der  Krym 
in  dcjr  ftovence:  '^ 

am  nhein  bei  Markebninni  wo 

diet  Weinberge  aUe*3  Jabre 

gediingt  werden:.  2|ro 


'Na 


J. 


I- 


**•  M.I       •'  *^   J 

♦  "     «    I  '     .        .      I.       I 


•I 

i 
I 

.      I 


den  Weinbau  von  Heim 
n";  /.  Miui.iit  Go«u'd. 


^iner  Abhandlibni;  fiber 
Micnallow    (J.  ^er  tleichBdomai 

itmrscieaiw.  16(11.;  Nn  4)  wird  jetal  in  Rufisland  iiber- 
Vti^t,  H^^chimit  A^5chlurs|iron  BeVsfr^l^^ 
kAMr.kab^ll.  un^  detir  tiai^de^delr  Dbn|#!fil||iWi^g^'a]lrpD| 
an  Weil  eewqnnen:  »  I  '•*'  a^i*  ■!.•».•  i  - 

ii£imet  <C(il6,MPr:Qtt9rt);  d.  h.  4ne  Quimtitat  weiohe  Atviras 
liber »  von  der  inPreuffaen,  ciceiren  abetr'^JaF^ilW^).TlT 

i,v^  lor  IP  F{ra<pkrei€h  gewoinenen  gteirJi^^qpijp^.;foll. 

S'  Llnld^r  Krynn'selbst,  ^egen  iur  4490  DejyslilMw  *«der 
1921)2  Aforgep  V<^  |ene^  |^gegebnA  Weinb*di^i;Jn!bVte)^^ 
fUeinheft .  ditse»  ^eales  erUart  sijh  genligatn^.rA^^ijCfr  mur 
m^m  air  emea'acKocialw  itNtrei^  <}a»iVMaicnen,  8i|ia,4|i;.f|iif 
Meer  ftllendeii  Abh4Dges^  lies  g^^tidlHM'''  IHiieiifeeMygtt 
der  Ha|)inse^J)0ft^2n£U4^jPic^ea  £tbirge  welches ''sich 

I — .  j  »•■    :o.'  i«|i   'Ml    •*■'• 

der  Preis  eines  schon  von  Steinen  tereinigfeeA-^flp^^^iilin.  .^ei||0f9(| 
eingtricbteten  Laf4»^€)Les  5  b!i  lOmLl  gMlser  iit  N!»>«dt^if^^|  ^Kr 
arbeipten.  '  |  j«:  *«i;.;ij#  iiJ- n  *it.\ 

^)  Wejin  man  jedoch  ancli  die  Zinsen  les  Kau%»fei8«B  fpr  dttift'^jffWd- 
BtncK  init  beach tet,' so   bleiben  von  Uiesem  Er\i^V> '^'*  W^^^^VT 

,  1^3  ider  11,1  Thaler,  je  nachdem  na<A  deni  obigej^,^  fH^^^f'^  TV~ 
ler  ak  urspriinglicher  Werth  ciues  Mcrgen  La^^<^{Mtt^l¥M»y>^i^  yiWC* 

t'daii.  I  I      Anm.  dea  |l»teclk'l  iii 


"H 


Ueber  den  Obst^ewinn  rniil  den  Weinbaa  in  der  Krym.         689 

bis  iiber  4000  P.  Fufo  erhebt,  fallt  nach  der  Landseite  weni^ 
ger  steiL  Deimoch  reichen  aber  die  krystatlinischen  Gesteine 
iind  mit  ihnen  audi  die  wasserreichen  und  schon  bewaldeten 
Thaler  desselben  nicht  weiter  als  Sympheropoi  oder  48^ 
Breite.  Ebenso  ausschlieiislich  wie  der  Weinbau  auf  dem 
SO-licfaen,  wird  der  oben  erwahnle  Obsibau  nur  auf  dieseui 
fruchtbaren  NW.-Abhaoge  desTaurischen  Gebirges  betrie- 
ben,  und  ndrdlich  von  Sympheropoi  aollen  sich  die  nie- 
igen  trocknm  und  baun^i^^ii  fbnen  der  Halbinsei  kaum 


ircendwie  .jron  dfr  NogiMSchen  und  von  den  nordbcheren 
oteppen  unterscneiden,  weiche  sich  zwiftciien  dem  Unjepr 
und  dem  Don  noch  bis  jenMito  48*  Breile  erstrecken.  — 
(VergL  den  folgenden  AufsaU.)  .    .  ^ 


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die  Cultivirupg  der  Sud-Russiseliefi  Stfeppen. 

Herrn  J.  Kr^^stling, 

Vorateber  dcr  MMtor-Meierei  bei  Lugtn*). 


ei  seinem  Aufenthalt  in  den  Stid  -  Russiscfaen  Sieppen  hal 
sich  der  Verfasser  dieses  Anfisatzes  ubeneugt  dais  sie  fast 
ohne  Aosnahme  einen  sehr  humCisreichen  Boden  besiUen. 
Sie  wiirden  daher  den  nordlichen  Gouvememenls  in  landwirth- 
scfaatilicher  Betiehung  bei  weitem  vomuuehen  sein,  wenn  sie 
nichi  an  den  meisien  Stellen  ohne  Wasser  und  Hols  und  in 
Folge  davon  auch  sehr  menschenleer  waren,  Nur  an  den 
nicht  zahlreichen  Fliissen  dieser  Steppen  liegen  kleine  An- 
siedlungen,  und  swischen  denselben  ist  man,  bei  Winterrei- 
sen,  oil  anf  sehr  geGihrliche  Weise  ohne  jede  ZufluchI  gegen 
die  wulhenden  Schneestiirme.  Unier  den  Bewohnern  ^eser 
Stcppen  herrseht  die  Sage  dafs  dieselben  in  friiheren  Zeilen 
viele  eiazelne  WalduAgen  besa&en  **)  und  dab  sie  sogar  nodi 


*)  Aqs  tSe«ledjelttche«kajiiGMeta.  1841.  Nr.  80.—  DerPaoO- 
lelkreis  Yon  46%4  sollostlich  TomDAJepr  etwa  die  nofdliche  Grinse 
dieser  Steppen  bilden. 

"^^  Duuelbe  wird  aucb  Ton  Herra  Kowalewtkii  bebanpteC  and  siem- 
tich  wabncheinlicb  s;einacbt    VgL  diewt  ArchW  1641.  S.  260  o.  270. 


Ueber  iKe  ColdTiniBt:  d«r  SU-KiifliiMheii  Steppen. 

¥or  50  JakreBi  weft  weaiger  ak  jets!  von  Wassemmiigel  ioi 
Steuner  und  von  sUrken  Kitten  im  Winter  litlea.  — 

Herr  K.  hatt  dieae  Angabeti  IBr  riditig  mid  glanbl  na^ 
iientlieh  dab  die  Attsrottimg  dor  Waldungen,  die  Regemhenge 
▼erminderi  und  anfiMfdem  eine  aolehe  Ausiroc^ung  iind  Er« 
hirtilng  dea  Bodens  herbeigefuhii  habe^  dab  jetal  audi  daa 
neeh  iibrige  Waaaer  nur  an  der  CHietflitcbe  und  ohne  ^inaa« 
dringen  abflielae.  Urn  einen  so  maektigen  Einfluft  der  Wal« 
dmgen  anf  die  Cultivirbiurkeit  eines  Landea  m  beghuUgen 
fnfarl  er  am  dab  bei  Kairo,  wo  ea  ehedem  gar  nichl  reg«* 
nete^  die  winterliche  Regenieit  jetzt  schon  15  bis  20  Tage 
danerty  in  Folge  von  Baumpflaniutogta  mil  denen  man  dodl 
ntur  nahe  an  9000  Morgan  bedecki  hal,  und  dais  di^gen  die 
alarken  Niederschliige  welche  Ober«^Aegyten  nock  vo# 
80  Jahren  erhiell,  fast  spurlos  verioren  aeieil,  sdldenr 
man  £e  fiSnme  und  GesUaucbe  von  den  Lybischen  und 
Nnbischen  Gebn^sketten  zu  Flofiihoh  gerallt  habe.^  Audi 
dort  aei  mm  der  ehemaiige  Waidboden  so  ansgetrocknet,  dafii* 
or  nicht  einmal  Wetde<-Graser  trage.  Audi  werden  nodi 
tamer  anr  Eriauierung  der  Sud-Ruasisehen  Verliiiltnisse  eiw 
wahni:  die  Fnichibarkeit  welche  die  Lombardei  ihren 
grofaen  Baumpflansongen  verdanke,  die  Verwiisiung  einiger 
Thaler  des  Sudlichen  Tirol  durdi  Ausroltung  der  Walder, 
die  Nachtheile  des^  an  sich  nicht  unfruchtbaren ,  Bodens 
der  Liine burger  Haide,  gegen  den  ungleich  sandigeren  aber 
ettiras  holsreicheren  in  der  Mark  Brandenburg,  so 
wie  endlieh  die  Veranderung  deaKlima's  urn  T  onset  in' Nor* 
wegen,  wo  der  friihere  Ackerban  unmagiidi  geworden  ist 
seitdem  man  die  von  Bergen  dngeschiossene  Gegend  ihrer 
Waldung  beraubi  haL 

In  den  Rlissisdien  Steppen  sind  nun  die  vielfadi  ter-* 
sucbte  Pflanznng  und  Ausaaat  von  Waldungeh  bisher  nur  voii 
unbedeulendem  Erlblge  gewesen,  weil  jetst  audi  die  zam 
AnwDchs  nfiHiige  Feuditigkeit  fdib,  und  Herr  K.  i9t  daher 
der  Mctnung  dafs  man  zuerst  diesc  leUtere  durch  em  v6n 
ibm  vorgesddagnesVerfahrtn  nUmahlie  kerfccisaadMffen  hnbei 


B»'  bt  niebt  smvdhl  ein-  ^XoaHoh^r  Mangel  <m  Medfei^chKgen 
welcher  jeneiJegonMlen  iu]bratteIibiN*«iiiadil^  ab- vi«lmebr^  wie 
sehoii  erivahni^  etn  Ett  wbnigi  geliinderler  and  dther 
nutzloaer  Abfiafs  det  TageswMsen  DieSleppim  mi  - 
von  nelen  Thalcra  mid  ScMitclitini  Airefafidiiiiibev,  tn . wislebo 
8uA  im  Frftfijahr  das  Sbhtiee^^^asaer  Vod  dea  hiSieuM  £lm«ii 
mitMacht  er^efit,  jedoch  itfitckWbansa'aclMeU  abaiebt.  Diaae 
Wasser  wirken  daher  jetat  nur  nachtheilig  indem  aie  Blelkh* 
weiae  das* 'Wieidttfe  Ackeriond  abB|iiilMi,t  DhM  4en  tBodan 
dautrnd  au  befini(<hl6n.  -^  Dergleichen  abgeapiilte  Stella 
blaiberi'abar  dann  auch  far  den  Somiuer^Regan  voUig  un-. 
dkardhdiiogliah.  Es  wird^demnach  >vioi^cschIagen  die,  mcial 
mchl  hreitcin,  Thaler  in  den  Steppen  so '  efaiandaoEHiieii » ■  dafii 
das  EvtiUings^.  ttnd  jRegen'- Wasser  am  AUKefisen  gefaindert 
weitdie ,  und  a  war  soUe.  namerillic^  eine  solehe  oft  wjobl  Mei- 
len^-lange  Senkong  nkhEt  mit  einetaj  'sendern  mit  mehreren 
Querdammen  veraehenWd  dadiireh  idiJE^  eu  aan^elnden  Wiasaer 
]ft  ebetiaO' vielen  Bekaltern  /  dereri  Niveau  nach  dem  Gefiiile 
der  Schluchi'  stufenariig  abAimmt,  ver^nigt  weiden.  *  Dieae 
Damme  werdea  daim  weit  geringereo  Druck  erhfaren  tieda 
weim  allesVy^assei^  eiaes  T&jdes;  ineinemBecken  vereinigfc 
wiirde  und  dieser  Umiland  ist  wichiig  da*  sie  wegen  Hok- 
ma&gek,  .ganzlich  aos  gescfcUgner  Erdi  aufzt^hren,  und 
aulaerdem.  nur  mit<Plattea  eines  weifsen  Kalksteines  au  1>eie*> 
sligen.atnd  weJeher  in  den  Senknngen  des  Terraina  der  £rd« 
oberflaohe  ■  oabe  iie^.  Aucli  mufs  man  den  Danifa^  lyehi 
sogleich  die  beabsichtigte  Hdhe^  sondem  im  ersien  Jafare  nor 
cane  weit  geringere  gebe»>  damii  das  A^geschiltlete  sicb 
gehfirig  seUen  kdnne.  Es  isl  i^^khmcheinlich  data  daa 
Wasser  in  dergleichen  abgediimmten  Schlaebten  aidh.attla&gtf 
Uieils  m^die  Erdwiiiie  siehen^  Iheils'durch  Verdatnpfdng  Svie- 
der-verUeven,  lind  daher  nap  im  Frid^ahr  ^  aichtbar  aeiti  •  wurde. 
IndflsseH  ^are  aiteh  idaa  Verdampfte  keindswe^  verlortt) 
sond^rn  wiiiide  der  Vegetation  in  der  Umgegtad  ala  Thatt 
oder  Begeh  ao  Guie  kbmmen.  •  Aufeerdem  -^vfirde  man  aber 
naeb  mehr^ea  Jakren^  bei  aUmoUig  fortgeaetater  Erho^ung 


Ueber  die  CultiTirnng:  der  Siid-RnssUchen  Steppen.*  693 

der  DSmtne,  gans  sicher  kiinstliche  Seen  erhalien  die  sich 
von  naiiirlichen  durchaus  nicht  unterschieden.  Die  dazu  n5* 
thige  Wassermenge  ist  vorhanden,  denn  die  Steppen  werden 
jetzt  in  jedem  Jahre  durch  Strome  geschmokenen  Schnees 
in  ihren  Schluchlen,  eine  Zeitlang  durchaus  unwegsam,  aiich 
verschlammen  die  schiffbaren  Flusse  in  jener  Gegend  und 
tiamentlieh  der  Dones  nur  allein  durch  die  Erde  welcbe 
das  Schneewasser  von  den  Steppen  mit  sich  forlreissi  und 
ihnen  sufuhrt 

Herr  K.  deutet  noch  auf  einige  der  unerinesslichen  Vor- 
Iheile ,  welche  dergleichen  kiinstliche  Seen  gewahren  wiirdem 
Die  Feldarbeiter  in  den  Steppen  waren  dann  nicht  mehr,  wie 
jetzt  so  oft,  genothigt,  bei  driickender  Hitze  ihr  Trinkwasser 
aus  Entfemungen  von  mehr  als  50  Wersten  herbeiiuschaffen, 
die  jetzt  so  hauBgen  Viehsterben  wiirden  aufhdren,  wenn  sich 
Tranken  und  Schwemmslelien  in  der  Nahe  der  Weiden  be- 
fanden  —  vor  Ailem  aber  wiirde  ringsum  die  Seen  der  aus- 
gedorrte  Boden  sehr  bald  wieder  zu  der  reicheren  Vegetation 
und  zu  der  hohen  Culturfahigkeit  gelangen  y  welche  die  Natur 
ihnen  urspriinglich  verliehen  hatte.  Ausserdem  konnten  aber 
solche  Wasserbecken  von  verschiedenem  Niveau,  zu  Ueber-* 
rieselungen  und  vielleicht  auch  zum  Betriebe  von  Miihlen  und 
Hiittenwerken  benutzt  werden.  —  Die  Ufer  derselben  miifste 
nan  mit  Weiden  und  andrem  schnellwachsenden  Slrauchwerk 
bepflanzen,  welche  bei  zweckmassiger  Behandlung  den  gSnz* 
lichen  Mangel  anBauholz  gleich  anfangs  verminden*^  zugleich 
aber  den  in  ihrer  Nahe  anzusaenden  Waldungen  den  noihigen 
Schulz  gewahren  wiirden. 

Ueber  die  Krymischen  Steppen  (oben  S.  689)  sagt 
eindort  ansassiger  Landwirlh*):  ,,Von  den  Ufern  des  Dnjepr 
bis  dicht  an  die  Garten  von  Synipheropol  findet  man  nir^ 
gends  grunenden  Rasen  von  einiger  Ausdehnung.  Die  Graser 
wachsen  nur  fleckweise   und  nur  auf  einem  Driltheil  der  ge- 


*;)  J.  Gonad,  imnschestw.  1841.  No.  6. 

EraMM  Riiis.  Archiy.  I84K  Hfl.  4.  45 


6M  PhyitkalischeB. 

sammlen  Obeifliiche.  Dns  Uebrige  bedeckt  sicb  nur  im  Friih-* 
jahre  mit  eifiigen  xarten  Pflanzen,  die  nadi  erlangter  Reife 
fast  su  Aache  versengt  werden  und  einen  todten  Boden  m^ 
rucklaaaen/'  Sowohl  dieaer  Zusland  der  WeideUUideir ,  aia 
auch  der  der  Krymisdhen  Aecker,  welche  in  den  ersten  Jab- 
ten  stets  eben  so  viel  einlragen^  wie  der  Boden  von  miUlerer 
Giile  in  Deutschland,  aber  spater  iminer  unfruchtbarer  wer- 
den, aoU  jedoch  bauptaacbUch  von  der  BewirlhsehafUuig  und 
nur  well  weniger  von  ungiinsligen  kiimatischen  YerfaiiltniaBeii 
abhangen.  Die  Weideliinder  werden  von  den  Sobaflieerden 
aeraldrt,  weil  man  diese  feu  jeder  Jahre«seit  ausUreibi  and 
daher  die  jungen  Pflanzen  au  friih  ihrer /Blatter  berauben  oder 
mii  den  Wurieb  ausreisaen^  den  enlbioaslen  Boden  aber  ao 
feat  treten  lassl ,  dass  er  auch  im  folgenden  Jahre  kahl  bleibU 
Ebenso  verlieren  die  Aecker  ihre  Fruchibarkeii  aUmalig  und 
nur  deawegen,  weil  man  aie,  aus  Mangel  an  Rindvieh,  ohnf 
jede  Diingung  mehrere  Jahre  hiniereinander  beatellt 

Die  von  Herrn  Krestling  vorgeschlagene  Bewasserung 
koonle  wohl  am  eralen  —  wenn  sie  auch  dort  ausfiihr- 
bar  aein  aolite  —  die  aur  RindviehauchI  nSihige  Anlage 
kiinsUicher  Wiesen,  aowie  den  Kleeban  und  soaui  auch  eine 
grundliche  Verbesaerung  der  Krymischen  Landwirlhschaft 
herbeifuhren.  —  Sie  konnte  aufserdem  auch  diesen  siidlichaten 
Sleppen  den  Baumwucha  wiedergeben,  von  dem  sich  noch 
jelat  bia  an  die  Kiisle  dea  Asowschen  Meeres,  viele  alarke 
Stamme  und  WuraeKEnden  unler  der  Erde  erhalken  haben. 


Einige  Notizen  iiber  den  Gartenbau  in  den  mitt- 
leren  und  nordlichen  Provinzen  Russlands. 


Ubgleich  der  Gemiiaebau  in  den  mittleren  uud  nordlichercn 
TheUen  von  Russland  bei  weiiem  noch  nicht  allgemein  ge- 
nug  verbreitet  ist^  so  haben  doch  daselbst  und  schon  sehr 
fruhzeiiig  gewisse  Zweige  desselben  eine  ungewohnliche  Voli- 
kommenheit  erlangt.  In  der  Gegend  von  Roslow  (57^^ Br. 
37®y2  Osl V.Paris)  und  in  mehreren  andren  haben  die  Bauern 
Gemiisegarten  (ogorodi)*)  angelegt,  in  denen  sic  nur  Sa- 
men  von  besonders  veredelien  Kiichengewachsen  Ziehen. 
Sie  benuUen  diesen  als  Aussaat  theils  in  ihrer  Heimath^  theila 
und  vorzuglich  auf  Landsiiicken  die  sie  in  andren  Gegenden 
des  ReicheSy  und  namenllich  in  den  deutschen  Ostsee- 
Provinzen  und  in  der  Umgegend  vonWarschau^  fur  einen 
Sonuner  in  Pachi  nehmen.  Ihre  Geschicklichkeit  muss  daher 
die  der  dort  ansassigen  Gartner  so  sehr  iiberireffen,  dass  da-* 
durch  nicht  bloss  die  meist  sehr  hohe  Pachtsumme  gedecki 


*)  Schon  Beit  den  altesten  Zeiten  wird  in  der  Russischen  Sprache  onter- 
schieden  zwischen  ogorod,  d.  i.  ein  eingehegter  Platz  fur  Krant- 
gewichae  die  man  anf  Beeten  ana  dem  Samen  zieht  (?on  ogoroditj, 
o  g  0  r  o  J  i  w  a  t  j,  lunzaiinen)  und  5  a  d,  welches  Torzagaweise  einen  Pflanz- 
garlen  (yon  po«adit],  aa/atj,  pflanten)  bedevtet. 

45* 


696  PbysikaliBclies. 

wird,  sondern  auch  die  Kosten  der  zweimaligen  Wanderung 
und  der  obrok,  d.  h.  die  Abgabe  welche  sie  ihren  Gulsherm 
wahrend  ihrer  Abwesenheit  zu  enlrichten  haben.  —  Zu  den 
bekannleren  Leistungen  dieser  nationellen  Industrie  gehort  die 
Zucht  und  die  Behandlung  der  sogenannten  Zucker-Erbsen, 
von  denen  jahrlicb  eine  bedeulende  Menge  nach  Nord- 
Deutschland^  nach  -Holland  und  nach  England  aus« 
gefilhrt \vird.  In  Petersburg  bezahlen  mehrere auslandische 
und  nameiitlich  Englische  Handelshiiuser  die  beste  Art  die- 
ser geirocknelen  Erbsen  mil  2,2  Rubel  (25  Silbergroschen) 
fiirdas  Pfund.  Es  werden  aber  von  dieser  Art  nur  aliein  in 
detn  Kreise  von  Bori^oglieb^k  gegen  40000  Pfund  jahr- 
lich  und  miudestens  eben  so  viel  von  den  niedrigeren  Arten, 
von  denen  das  Pfund  niit  0^8  bis  l,b  Rubel  (9  bis  15  Silber- 
groscheti)  bezahlt  wird,  gewonnen  —  auch  belief  sich  1839 
die  Ausfuhr  an  Erbsen  in  den  Russischen  Hafenstadlen  auf 
elwa  45900  Preufs.  Scheffel  (11995  Tsclielwert) ,  von  denen 
ein  belrachtlichcr,  jedoch  nicht  naher  angegebener,  Theif 
dergleichen  grun*getrockenete  gcwesen  sein  sollen. 

Die  meisten  von  diesen  gewinnen  dieBauem  des  Jaros* 
lawer  Gouvernements,  bei  Rostow  und  bei  Borisogl- 
jeb«k  (67*,9  Br.  37 ^,5  Ostv.  Paris)  durch  ein  sehr  einfachei 
Verfahren.  Die  Erbsen  aus  jungen  und  auserlesenen  Schoten 
werden  sogleich,  und  ehe  sie  an  derLuft  verwelken^  in  heif- 
ses  Wasser  gelegt ,  in  welchem  sie  nur  bis  zum  Aufschwelleni 
jedoch  durchaus  nicht  bis  zum  (weich-)  kochen  bleiben  miissen. 
Sie  werden  dann,  nachdem  das  Wasser  abgelaufen,  in  sehr 
diinnen  Schichten  auf  grobem  Papier  ausgebreitet^  auf  eineni 
Ofen  unter  oflmaliger  und  sorgPaltiger  Umkehrung  getrocknet^ 
und  endlich  durch  Siebe  von  verschiedener  Feinheit,  in  dret 
bis  vier  Arten  gelrennt.  —  Die  Hiilsen  werden,  auf  dieselbe 
Weise  getrocknet^  zu  Mehl  zermahlen,  welches  (durch  Gah- 
rung)  einen  sehr  belieblen  Kwa«  giebl. 

Seit  einiger  Zeit  werden  auch. (in  derselhen  Gegend?) 
viele  Tiirkische  Bohnen  jung getrocknet, und  vonPeters- 
burg  ins   Ausland  versandt. 


Notizen  ub.  d.  Gartenbaa  in  den  mitUTa.  nordi.  Prov.  Russlandg.   997 

Die  eifrigsten  Theilnehmer  an  den  Fortschritlen  des  Rus*- 
sischen  Landbaues  halten  aber  diese  Leistungen  kaiim  fiir  so 
wichtig  wie  die  Bereitung  von  Karioffelslarke,  mil  der  sich 
£e  Bauern  des  Jaro«law*8chen  Gouvemements  in  deniDorfe 
Opolnew  seit  einigen  Jahren,  ebenfalls  aus  eignem  Antriebe 
und  daher  auch  mit  betriichUieheai  Erfolge,  beschafligen. 

Als  eine  Eigenthiimlichkeit  des  nation  ell  en  Russi- 
schen  Gartenbaues  wird  angefiihrt:  dafs  die  Beele  eu 
demselben  hoher  aufgetragen  und  durch  liefere 
Pure  hen  getrennt  werden^  als  in  andem  Landern.  Man 
waMt  deshalb  ku  den  Kiichengarien  ein  moglichsi  niedriges, 
aber  nicht  eu  feuchtes  Land,  welches  mit  Dtinger  und  zwar 
am  liebsten  mit  Pferdemist  iiberdeckt  und  darauf  mit  tiefen 
Graben  dui^chzogen  wird,  aus  denen  man  die  Erde  auf  den 
zwischen  ihnen  gelegnen  Streifen  aufwirft.  Es  wird  der  Auf- 
lockerung  des  Bodens  bis  zu  betrachtlicher  Tiefe  zugeschrie- 
ben,  dass  der  angewandte  Diinger  und  die  nur  bisweilen  durch 
Begiessung  erhohte  Feucfaiigkeity  auf  diesen  Russi schen 
Beeten  einen  schnelleren  und  besseren  Wachsthum  herbei- 
iuhren,  als  auf  den  in  Deutschland  iiblichen.  Man  ist  aber 
namentKch  in  den  Ostseeprovinzen  und  in  Litthauen,  wo  schon 
von  altersher  beide  Bestellungsarten  neben  einander  (die  eine 
von  den  ansassigen,  die  andere  von  den  eingewanderten 
Gartnern)  angewendet  werden,  zu  einem  solchen  Resultate 
gelangt*). 


*)  El  scheint  fast  als  seien  Treib-Beete  (Rnftsiscli:  parniki,  d.  Ii. 
ongefahr  Dampfer zenger,  Yun  par,  der  Dampf  oder  die  Aus- 
dunstung)  inRassland  friilier  angewendet,  oder  dock  fraher  ver- 
Tolikommnet  worden,  als  im  siidlichen  Deutschland,  denn  Berber- 
stein  hielt  die  nm  1526  bei  Moskaii  zur  Melonen-Zncht  gebrauch- 
lichen  folgender  umstandUchen  Besobreibung  werth:  „ terrain  fimo 
permixtam  in  areolas  quasdam  altiores  componunt,  inqne 
eas  semen  coadnnt.  Hac  arte  calori  et  frigori  immode- 
rata  aeqne  suecvrritnr,  nam  si  forte  aestns  nimins  fuerit^ 
rimtilas,   tamquani  spiracnia    quaedam,   ne  semen  calore 


•  ■       •* 


der  Bauuuucht  iind  ObstculUir  in  den  aordlidien 
GouvernemenU  hat  sich  allgemein  die  auch  anderweiiig  be- 
kannte  ErCahning  bestatigt,  dafa  Slamme  die  in  einem  fetten 
und  dabei  lockeren  Erdreicbe  wunein ,  dem  Erfrieren  uogleich 
mehr  ansgeaetzt  aindi  als  in  mageren  und  featen  Bodeh.  — 
Die  SeUlinge  und  Siimereien  su  Gaiienanlagen  mogen  jelii 
wohl  zu  bedeutendem  Thdle  aus  den  Pflansungen  dea  oben 
(S,  676)  erwahnten  Instiluts  bei  Penaa  (53%19  Br.  42«,70 
Ost  V.  Paris)  entnommen  werden.  Ein  una  voriiegendea  Ver- 
zeichniss  der  dort  kauflichen  Obstbaume,  ZAerstrauche,  Kraut- 
gewachse  und  Samen  enihiill  240  Arten  von  Apfelbaumm, 
and  zwar,  neben  vielen  aus  dem  westlichen  Europa  einge*- 
fiihrteni  die  Tatarischen  oder  Krymischen:  5ogan- 
alma  (d. h* Zwiebel* Apfel) ,  Sudak-alma,  Tamach-alma» 
ZweNalma,  Tschelebi^  Schaltrauch-aima,  Schiph* 
iale-alma  und  Scheker-alma  (d.  h.  Zucker-Apfei).  So- 
wohl  diese  als  auch  die  Halfte  der  WesUEuropaiacben  Arten 
(115)  kdnnen  seibst  die  strengslen  Winter  welcfae  bei  Penaa 
vorkommen,  im  Freien  ertragen.  Die  ubrigen  (unler  denen 
3L  B.  alie  Borsdorfer  Aepfel)  wiirden  oft  ausgehen,  wenn 
man  sie  nicht  bedeckle  oder  in  Glewachshausem  schiilzie. 
Ebenso  verhali  es  sich  mit  aammllichen  125  Arten  von 


nimio  suffocetar,  per  fimum  terrae  mixtam  faciant:  in 
frigore  yero  nimio,  laetaminis  caior  seminibas  recon- 
ditis  praestat  anxilium.**  Aach  ist  wohl  in  demaelben  Sinne 
bemerkenswerth,  dais  die  von  altenher  in  Deutschland  ansassigen 
SI  a  yen  sich  noch  in  dietem  Angenblick  dnrcb  nngewohnlich  erfolg- 
reichen  Gemoaebaa  ansseichnen,  and  dafii  viele  Ton  ihnen  sich  dabei 
deaselben  Mittelt  wie  ihre  SCaflimverwandten  in  Rnasland,  aowohl 
an  Herbenteina  ala  auch  an  unaerer  Zeit  bedienen.  So  imben  die 
Wenden  oder  richtiger  5erbi  des  Spreewaldea,  swischen  Libbenan  und 
Burg,  aof  den  Wiesen-Cfern  der  FIoss-Aerme  oft  mehrere  Reihen  sol- 
cher  bohen  Beete  ana  Flviinchlanim  anfgeschiifttet,  auf  denen  sie 
Meefrettig,  Selleri,  Goiken  and  die  anderen  Kaohengewachse  ge- 
winnen,  welche  von  dort  in  sebr  betrachtlicber  Menge  aosgelohrt 
werden.  B* 


Notizen  ub.  d.  Gartenbau  in  den  mittl/n.  nordl.  Prov.  Russlands. 

Biriibaumen  welche  in  den  Pensaer  .Pflanxiuigen  ku 
kaufen  sind*  Keine  von  ihnen  kann  die  doriigen 
Winter  qihne  Schntz  eriragen.*)  Man  darf  sie  dahet 
^auch  nichi  anders  als  in  Kiibeln,  auf  tiberdachten  fieeien, 
*oder  noch  besser  an  Jiegenden  Spalieren  Ziehen;  An  diesen 
-lelzteren  bringen  aie  Bckac  bald  Fnichte  und  bleiben  seibil  bei 
4en  str^gBten  Fiiosten  oRverBehri,  weim  man  sie  einfd  Fab 
hoch  mit  Scfaliee  b^deckL  Von  eigenthutnlidien  Alien  wer- 
den  unter  andem  die  Ak-armud  (d.  h.  weisse  fiirne),  Ak-^ 
^ul^armud  ^oder  Oxus-Birne),  Bal*armud(Hotiig-3iroe), 
iSulu'WOsdurgan,  so  wie  die  Gulabi  (d.  h.  RosenWasser) 
und  die  Selenaja  ^molekiakaja  oderGrune5molen^ke.r 
Bhme  au^efiihrt. 

Von  den  Kirsohbfiumen  eind  29  Arten  unier  dem  GaU 
lungsnamen  Wischni,  der  etwa  mit  einheimische  oder  ak« 
klimalinrte  Kirschen  gleichbedeutend  ist,  und  die  iibrigeil 
S2  ala  Tachereachni  oderedlere,  exotiaehe  vtraeichnet^). 
Vnter  den  erateren  oder  Wischni  miisaen  nur  10  im  Win- 
ter bedeckt  werden,  die  iibrigen  19  ertraggn  Teoftpenituren 
von  —  20<^bi8 — 25^  obne  jeden  Schulz,  und  selbst  bet-— 2B^ 
soUen  zwar  die  Bliitlienknospen^  jedoch  hSchst  selien  die 
Bshioie  selbat  erfrieren.    Nur  eine  davon,  die  Wladimira- 


*)  Herr  N.  von  Hartwis,  ein  Landwirth  der  sicli  friilier  Qm  die 
Baaoizacht  in  Liewland  und  seit  1824  urn  die  in  der  Krym  aus- 
serst  verdient  gemacht  hat,  bemerkt jedoch,  dafs  die  siidlicheren  Obst- 
arten  nnd  namentlich  auch  die  Birnen  ohne  jeden 8chatZ)  setbst  am 
Often  gedeihen  werden  wo  Temperataren  Ton  —  27*  bis  —  30^  IL 
vorkommea,  wenn  nnr  die  einheimischen  wilden  8tainme,  auf  weloh^ 
man  sie  pfropfte,  schon  alt  und  an  solcbe  Kalten  gewohnt  siod.  — 
1200  Obstbaume,  welche  er  zu  Kokenhof  bei  Wo  1  mar  in 57^,62  Br. 
auf  diese  Weise  veredelt  hat,  haben  sich  nan  schon  16  bis  1$ 
^ahre  lang  erhalten  und  meistens  gate  Friichte  gebracht 

**)  Ich  bemerke  iibrigens,  dass  die  angegebene  Bedeutung  de^  Benen- 
nungen  Wischnja  und  Tschereschnja  durchaus  nicht  etymo- 
logisch,  sondem  nur  aus  dem  Sprachge branch e  nachznwef- 
scn  ist. 


kajd  Wischnja,  aiu  den  diemab  berfilmiteii  Kirachgartca 
von  Wladimir  an  der  Klja«ma  diirfle  im  westBchen 
Europa  weniger  gan^ar  acin,  die  iibrigen  fiihren  Deulacbe, 
FranaSsiache  oder  Englische  Namen.  Die  Tachereschni 
aind  dagegen  atte  nur  auf  dieaelbe  Weiae  wie  die  Bimbaume^ 
am  betien  an  Jiegenden  Spalieren,  an  aiehen,  indem  ein  je* 
der  dieaer  fiaume  im  Freien  aehen  bei  Tem|>eraturen  van 
—  18^  bia  — 20*  volklandig  aoageht.  Von  Takarischen 
oder  Krymiachen  finden  sich  unter  diesen  edleren  Arien 
von  Kirsdien:  die  Al-kirjas  (d.  h.  Rothe  Kirsche)  Lapu- 
chin-kirjaayStaaabul-^kirjaSy  unddie  5udazkaja  poa- 
dnaja  oder  Spatkirsche  von  5udak. 

Ea  folgen  sodann  in  dem  Pensaer  Veneictiniase  36  Ar* 
ten  von  Pflaumenbanmen ,  von  denen  jedoch  nur  7  (iind  awar 
die,  auch  wohl  unaeren  Giirinem  unter  dem  NamenWeiase 
Pflaume,  Prune  briganiine,  Friihe  gelbe  Pflaume, 
Johannia-Pflaume,  Kleine  schwajrae  Pflaume,  Mi* 
rabelle  blanchB  und  Mir.  rouge  bekannien)  die  dorligeo 
Winter  im  Freien  ertragen.  Die  iibrigen  29  konnen  im  mitt- 
leren  und  nordlichen  Ruaaland  nur  an  Spalieren  oder  unier 
anderweitigem  Schutse  geaogen  werden.  Von  eigenUiihn- 
iichen  sodrussischen  Arten  werden  nnr  A  k  -  i  r  e  k  und  T  a  c  h  a  n- 
ts churl  erwahnl. 

Setzlinge  von  10  Arten  Pfirsich-,  6  Arten  Apr iko sen- 
und  Mandei-Baumen,  sowie  von  25  Reben-Arten  werden 
den  Garlenbesitzem  im  mittleren  und  nordlichen  Russland 
natiirlich  nur  als  Spalier-  oder  Treibhaua-Pflanzen  angeboten 
und  unter  den  letzieren  scheinen  die  A«ma  bjelajaj  A«ma 
kra^naja^  A«ina  tschernaja  (d.  h.  die  weifse,  rothe 
und  achwarze  krymische  Rebe)^  sowie  die  als  weifse 
Astrachanischcy  und  als  weifse  undjchwarze  Bja- 
listoker  aufgefuhrten  Reben-Arten  bis  jetzt  den  Russiachen 
Obstgarten  eigenthumlich ,  und  ebenso  auch  von  den  31  Frucht- 
strauchern  des  Pensaer  Verzeichnisses,  ein  Krymischer 
Nufsstrauch,  unter  demNamen  Bedem-phunduk,  wel- 
cher  durch  Grofse  Nusse  erklarl  wird 


NoCizen  ub.  d.  Gartenbau  in  den  mittl.  a.  nordl.  Provinz.  Rniiilands.     701  ' 

Alu  demselben  Garten  sind  duTserdem  zum  Verkauf  an- 
geboien : 
gegen  290  Arten  Zierstrauche  und  Baume, 
—  350  ,,  mehijahrige  Beetpflanxen ,  unler  denen  nur 
21  im  Winter  mil  irockenen  Blaitern  zu  bedecken^)  und  9  in 
Treibhausem  eu  -  uberwiniem  sind ;  —  aufserdem  aber  eine 
groise  ZaM  von  Treibhaus  -  Gewachsen  und  viele  Samereien 
von  Gemuse*  und  Zierpflanzen. 


*)  Von-  dieten  Pflanzen,  deren   nordliclie  Verbreifnngsgranze  demnach 
nar  urn  wenigea  aiidlicli  von  Penaa  anziuiehinen  ist,  sind  einheimiaeh: 

1)  imsiidlichenPrankreich:  Anemone  h  or  tensis,  Di  a  nth  as 
caryophyllas,  Narcissus   jonqailla,  Tussilago   fragrans 

2)  ivi  sudllchen  Etiropa  tiberhanpt:  Althaea  cannabina, 
Amaryllis  lutea  (anch am Kankasos),  Campanula  pyramidalis 
Cynoglossiiui  omphalodes,  Narcissus  poeti  c  us  (aach  in  Eng- 
land); 3)  in  mittlern  Breiten  Earopa*s:  Atropa  Belladonna, 
Campanula  media,  Narcissus  pseudonarcissns  (auch  in 
der  Ki^m)  und  4)  im  westlichen  Europa  fast  durchgangig: 
Colchicnm  autumnale,  Viola  odorata. -^  Aufserdem  sind  un~ 
ter  ihnen  Hemerocallis  alba  und  coerulea  aus  Japan,  Lilium 
concolOT  ans  China,  Parthenium  integrifolium  von  den 
Gebirgen  Virginiens  und  Carolina*s,  und  Alyssum  saxatile 
welches  an  den  Dnjepr-Fallen  und  in  Podolien  zn  Hanse  ist, 
und  demnach  einen  sehr  schmalen  Verbreitnngsbezirk  zu  baben  scheint. 

E. 


Die  klimatischeii  Veiiiftltnisse  Rufslands,   nach 

ihrer  Abhangigkeit  von  der  geographischen 

Lage  und  von  lokalen  Umstanden,  in 

Beziehung  auf  die  Landwirthschaft. 

(Von  dem  Finanz- Minister  Grafen  yon  Cancrin*). 


Alach  denjenigen  pflanzlichen  Erzeugnissen  welche  auf  die 
Exisienz  der  menschlichen  Bewohner  von  bedeuienderem  Ein- 
Qusse  Bind,  hat  man  Rufsland  elwa  folgendermafsen  einzu- 
theilen: 

1.  Die  Zone  des  Eisklima;  2.  der  Renthiermoose ;  3.  der 
Walder  und  Viehzucht;    4  des    beginnenden  Ackerbaues  mil 


*)  Das  Original  dieses  wiehtigen  Aufisatzes  warde  schon  1834  in  dem 
ersten  Blatte  der  Rudsischen  Landwirthschafts  -  Zeitung  abgedrackt 
(Semied.  Gaseta,  na  1834  god  Pribawlenie  k*No.  I.)  —  je- 
doch  ohne  denNamen  des^Verfassers,  der  anch  jetzt  nnr  dnrch  miind-  ' 

iiche,  aber  fur  sicher  zn  haltende.  Tradition  bekannt  ist  Wir  nennen 
ihn  bier  weil  es  interessant  scheint  einen  Staatsmann  welcher  In  aei- 
nem  VaterUnde  die  wicbtigsten  Zweige  der  VerwaUang  nen  belebt  und 
zum  Theil  erst  geschaffen  bat,  zugleicb  aach  eben  so  erfolgreich  nnd 
eben  so  selbsttbatig  mit  der  wissenschaftlicben  Begriindnng  der- 
seiben  bescbaftigt  za  linden. 


Uit  klimatuchen  VertuUtei£ie  Rnlsluidt.  fW3 


Gersie;  5»  dea  Roggens  iind  Leine;  6.  des  Weisens  und  der 
Baumfrttchte ;  7.  des  Mais  und  der  Reben;  8.  des  OelbanniB 
imd  des  Zuckerrohrs* 

Bestimmt  man  die  Gransen  dieser  Distrikte  nach  unmit- 
telbarer  Anschauung,  so  zeigt  sich  (ebenso  vne  bei  der  Zifr« 
sammeiistelluDg  thermometischer  Resultate)^  dab  das  Ktima 
eines  Oties  nicbt  nur  auf  die  aUgemeinere  und  bekannlere 
Webe,  ¥on  seiner  Breite,  seiner  Lange  und  seiner  Hohe  iiber 
dem  Meere,  sondem  auch  von  manchen  sogenanntcn  Lokal* 
Verhaltnissen  (wie  die  ehemische  Beschaffenheit  des  BodenSi 
die  Gesialtung  des  anliegenden  Terrains,  die  Nahe  groberer 
Wassermassen  u.  s.  w.)  abhangt;  so  haben  s.  B.  einige  Ge- 
genden  des  Gouvememenls  von  Wologda  *)  ein  auffallend 
giiBstiges  Klima,  und  ebenso  unierscheiden  sich  auch  manche 
Flacfaen  in  der  Nahe  der  grofseren  Rufsischen  Fliiise  duroh 
besondere  Produciivilat  vor  den  angransenden  Theilen  der 
Breiteneonen  su  weichen  sie  gehiren. 

L  Zu  der  Zone  des  fiisklima's  kann  man  rtchnen;  (die 
nordiichsten  Theile  von)  Nowaja-Semija,  mehrere  Inseln 
uad  Haibinsehi  des  nordiichsten  5ibirien ,  sowie  auch  den 
nordlichen  Theil  des  Kolaer  Kreises**). 


*).De8sen  HaQptstadt  nnter  59*^  Br.  u.  37**,55  O.  v.  Park  liegt. 

*•)  Nacli  Admiral  Liitke  werden  doch  bei  Kola  ielbst  (BS'^^S?  BreiCe 
30^,66  O.V.Paris)  noch  verschiedene  Gemiiae  gebaut,  auf  den  nord- 
licheren  Inseln  des  Kolaer  Meerbusen  viele  Beeren  Ton  Rub  us- 
chamaemoras  (Rass.  Mardsclika)  fur  die  Hofkiiche  in  Peters- 
bnrg  gesammelt  und  anf  Kildin-Insel,  bei  GQ^^lO'je  Br.  32<*ir  Ost. 
y.  Paris,  grosse  Rennthierheerden  gehalten.  Liitke,  Viermalige 
Reise  dnrch  das  nordl.  Kismeer.  Uebersetzt  von  A.  Erinan. 
Berlin,  1835.  8^.  pag.  ^0,  223  n.  f.  —  and  ebenso  hat  aach  Herr 
Bothlingk  bei  Kola  selbst,  nochTannen,  Fichten,  nordische 
RrieB  fa.  glntinosa?) ,  Rbereschen  und  Prnn.  Padns  —  so  Nvie 
anch  Ranch-  nnd  Ufer-Schwalben  nnd  bei  den  Stadtwohnangen 
Kraut-  nnd  Riibengilrten  gefnnden.  An  vielen  Sommertagen  war  dort 
die  Loft-Temp.  +!%•  bb  ^-IS^'R.,  die  Temp,  des  Meeies  +6*  bis 
•^8*  nad  die  Kolaer  Jogend  badete  Ton  Morgen  bis  Abend.     Bei 


7M  PhynUiMdi^iiiatiieBuUiiclie  WiMesMluiftMi. 

Eine  dreimonatliche  Nachi*)  imd  die Spirlidikrii  der 
dori  gedeihenden  Pflansen  halten  Menschen  und  sahmbare 
Thiere  von  einem  bestandigen  Aufenlhalte  in  diesen  Ge- 
genden  ab«  —  Jager  und  Heer*Fischer  wdche  sie  besuchen, 
finden  dort,  eben  so  wie  die  einheknischen  Eisbaren  und  Po- 
Jarfidiae,  keine  anderen  Nahningsmittel ,  ak  Robben,  Watt* 
roaae  und  Fische,  die  sich  dem  Pole  weit  mehr  ak  die  Land- 
thiere  naheni.  Auch  lebt  auf  Nowaja  Semlja  eine  beaon- 
dere  Art  von  Erdmausen  (Myodes  Lemmus  und  iorqua- 
tu8y  Pallas)  9  die  Winter *Vor rathe  von  mancherlei  Wursdn 
sammelt  und  welche  von  den  Fiichsen  gefresaen  wird. 

Diese  nordlichste  Zone  geht  allmahlig  in  die  angranxende 
IL  Zone  der  Rennthierinoose  uber.  In  dieser  findet  man 
auf  den  segenannten  tundry  oder  Moossteppen  nur  Grfbet 
Moes  liber  dan  stets  gefromen  (d.  h.  mit  Eisschulfem  durdi* 
setzten)  Boden.  Erst  niiher  an  dem  folgenden  Districte  seigt 
sich  Gestrauch  und  endlich  Larchen  und  gelagerte  Fichten**). 
Die  Natur  hat  diese  Zone  mit  dem  Rennthiere  begabt,  und 
sie  nur  dadurch  fur  den  Menscben  bewohnbar  gemacht  — 
Waiter  bin  nach  Norden  begleiten  ihn  nur  der  Hund  ^^*)  und 


denelben  Reise  zeigten  sich  aber  auOierdejn  auch  ganz  nahe  an  dem 
nordlichsten  Pankte  des  Kolaer  Kreisea,  unter  00*^,7  Breite  auf  der 
schmalen  Landzunge  welche  das  Pestland  mit  rybatschji  polu- 
ostrow  (d.  i.  die  Fischer-Halbinsel)  verbindet,  ein  schoner 
Birkenwald  mit  Stammen  von  20  bis  25  Fufii  Hohe ,  und  die  blumen- 
reichen  Cfer  waren  von  Wachhulderdrossein  und  Bachstelzen  belebt. 

*)  Diese  tritt  erst  bei  etwa  74^,5  Breite  ein,  und  der  Herr  Verfasser 
scheint  demnach,  voLlig  iibereinstimmend  mit  neuem  Erfahrungen  und 
trotz  der  Erwahnung  des  Kolaer  Kreises,  die  Siidgranze  seiner  Eia- 
zone  durchschnittlich  nicht  eben  unter  diesem  Breitengrade  ange- 
genommen  zu  haben.  E. 

*"*)  Die  Larche  belialt,  selbst  an  den  auDiersten  Granzen  ihrea  Verbrei- 
tungsbezirks  (sowohl  nach  der  Hohe  aU  nach  der  geogr.  Breite)  — 
stets  einen  geraden  und  aufrechten  Stamm.  E. 

***)  Auch  iit  innerhalb  diesef  Zone  sebr  oft  in  Eolge  von  Lokalver- 
tialtnissen  auf  Weite  Strecken  dem  Huiide  vor  dem  Rennthiere  der 


Die  kitmatisclien  VerhfiltnirBe  RulriMds.  TOS 

swei  bis  drei  Arlen  von  Vdgeln.  Vom  Archangel*8chen  Gou- 
vernemeiit  bis  snin  ostlichen  Ocean  ist  dieser  Disirikt  nur 
sparsam  bevolkert  von  zahlreichen  Nomadenslammen ,  welche 
neben  den  eingewanderten  Russen  mehr  und  mehr  aussterben, 
weil  der  rohe  Naiinrmensch  die  N&he  des  Gebildeteren  nir- 
gends  ertragt  Fische  bilden  die  Haupinahrung  dieser  Be* 
wofaaer,  die  sich  unter  andrem  durch  einige  Arten  des  Loffel- 
krautes  vor  den  Verheerungen  des  Skorbules  zu  schuteen 
•wissen.  Yon  ihnen  wird  vorzogsweise  die  Jagd  der  See-  und 
Pek-Thiere,  sowie  der  Schwane  undGMnse  beirieben^  welche 
lum.  Sommer  in  ungeheuren  Schaaren  an  die  Ufer  der  zahl- 
losen  Landseen  auf  den  Moosebenen  tiehen,  auf  denen  sie 
mauserh  und  nislen.  Weiter  nordwHris,  an  den  Miindungen 
grolser  Fiiisse  enthalten  diese  tundry  (eben  so  wie  die  Ufer 
mehrerer  Inseln  der  vorhergehenden  Zone)  jene  unsahligen 
Knochenreste  von  giganlischen  Thieren  der  Vorwelt,  deren 
dorliges  Vorkommen  wohi  fur  immer  vieles  Ralhselhafte  be- 
haken  wird. 

m.  Die  Zone  der  Wiilder  und  Viehzucht  seigt 
lonachst  einen  allmaligen  Uebergang  von  dem  diirftigen  Ge« 
sirippe  und  dem  schwacheren  Nadelholze  der  vorigen,  zu 
ungeheuren  Weifstannen-,  Larchen-  und  anderen  Waldungen^ 
in  denen  noch  keine  Menschenhand  stSrend  in  die  erhabenen 
Werke  der  Schopfung  gegriffen  bat 

Langst  der  Flulsufer  und  an  andren  offenen  Stellen  zeugt 
zwar  der  Graswuchs  von  ungewohnlicher  Fruchlbarkeii  des 
Bodens,  aber  spate  Froste  im  Friihling  und  friihe  im  Herbste 
sind  dem  Getreidebau  hinderlich.  Die  Jagd  bleibt  daher  noch^ 


Vorzng  g«geben«  So  in  dem  Obdorsker  Bezirke,  wo  Hondo  nm 
Flafse  und  Rennthiere  zu  beiden  Seiten  ukerwiegen,  zwischeu  Ja- 
kuzk  und  Ochozk,  wo  beide  bei  gleicher  Breite  nnd  aaf  Kam- 
tschatka,  wo  die  meisten  Honde  siidlich  yon  den  Rennthieren  ge> 
halten  werden.  Dort  sind  im  Allgemeinen  die  ersteren  bei  den 
Fiacher-Htammen,  die  anderen  bei  den  Jagern  Torzugtwexie  einhet- 
miacb.  K. 


^M  PhyiiUliidi-matheoiatisolM  WiMeaidttlton. 

io  dfiD  ndrdlicben  Theik  dieser  Zooe^  die  Haupibeichiftigiing 
des  Menachen  —  und  die  grSbere  oder  geringere  Menge  von 
Etchhornern  (den  gewShniichaien  Bewohnern  der  dortigai 
Waider)  entscbeidet  sumttsi  iiber  den  Werth  von  einselnen 
G^enden.  —  Writer  sudwHrU  begiant ,  bei  gr5fiiereni  Ueber* 
flub  an  Gras  und  Heu,  die  Viebsucht,  auch  trifil  man  an 
gjGupstig  gelegenen  Stellen  und  gleiebaam  ak  Vorposten,  adum 
Getreidebau,  freiiicb  nur  von  geringer  Bedeutung, 

Der  ndrdliche  Thril  dieaer  Waldione  wird  von  verscAie- 
denen  Nomadenstammen  bewobnt,  an  welche  sicb  gegen  Sii- 
den  in  feaien  Wohnungen  lebende  Anaiedler,  wie  s.  B*  die 
5yrjani  und  die  Finnen  anachiieCBen.  So  leben  die  meialen 
Bewobner  dea  Innem  von  Finnbmd  faat  auaacbiiefeBcb  von 
der  Hornviebaucht  —  Die  audlicben  Grfinaen  dieaer  Zone 
aind  wegen  aikoaligen  Ueberganga  in  die  folgende  meiai  achwer 
•u  beatimmen. 

IV.  DieZone  dea  beginnenden  Ackerbauea  iat  oben 
ab  die  der  Gerate  bezeichnet  worden,  weil  hier  w^eo  der 
Kurse  dea  Sommera  und  der  oftem  Morgenfroafte  nur  dieae 
Getreideart  nut  Erfolg  gebaui  wird.  Bei  aorgfaltiger  P&ege 
mSgen  auch  einige  Gartenfiruchle  gedeihen  und  der  KariofEel- 
bau  iat  dort  au  verauchen.  —  Die  anaalaigen  Rusaen,  Fin* 
neuy  ^yrjanen  u.  a.^  welche  dieaen  Landatrich  inne  habeoi 
auchen  aber  bei  der  Geringfiigigkeit  dea  Ackerbauea,  ihren 
Unterhalt  noch  vorzugsweiae  durch  Viehzucht,  Jagd,  Fiach- 
fang>  HokA9iaen  und  ahnlichea  au  gewinnen.  Blanche  Gegen* 
den  der  Gouvemementa  von  Archangelak  und  von  Wo- 
1 0  g  d  a  beaitzen  und  vermehren  aehr  achone  Racen  von  Homvieb. 

Die  aQdiiche  Granze  dieser  Zone  kann  man  annaherunga- 
weiae  durch  die  Stadt  Jarenak  im  Gouvemement  Wologda 
legen  und  mithin  (bei  35«  bia  40^  O.  v.  Paris)  durch  63«  Br. 
Die  Natur  bielet  hier,  wie  der  Verfasser  selbst  Gelegenheit 
hatte  sich  zu  iiberzeugen,  im  Allgemeinen  einen  schonoi 
Anblick  dar:  ungeheure  Waider,  grolise  Fliifse,  herrliche  Wie- 
aen  und  der  kraftige  Wachalhum  iiberhaupt,  machen  dort 
eben  jenen  iiefen  und  eigenthumlichen  Eindruck,  welohen  be- 


Die  klimatbehen  VeilialteiMe  Rniilalidi.  M^ 


in  den  unsuganglichsieR  Gegenden  von  Sud* 
und  Nord-Amerika  empfanden. 

V.  Die  Zone  des  nordlkhra  bestandigen  Ackerbaues 
wilrde  von  uns  die  Zone  des  Roggena  und  Leins,  als  der 
ihr  am  meisten  eigenChumlichen  Eneugnissei  genannt  Sie 
erstreckt  sich  von  der  GriUuie  der  voi^ehenden  nach  Siiden^ 
okngofiihr  bis  in  die  Milte  des  Tschemigowschen  Qouveme- 
mentSy  etwa  bis  turn  51*  N.  Br«  ond  langs  diesem  gieich^ 
mSflGg  gegen  Oaten,  mil  einiger  Hinneigung  sum  Aequator* 
Es  ware  iiberfluaaig  aich  in  eine  genaue  Schilderung  dieser 
wdten  Zone  einiuiasaen ,  welche  den  bedeulendsten  Theil  dea 
grofsen  Russischen  Reiches  umfafst,  weshaib  wir  uns  bios  auf 
eaoige  partielle  BeMorkuagen  beschriinken. 

1.  Es  versteht  sich  von  selbsl  dab  der  sudlicbe  Theil 
dieaer  Zone  einige  Vorsflge  vor  dem  nordiichen  hat;  allein 
dieae  sind  nichi  bedeutend  genug  urn  eine  eigene  Unterabthei-* 
lung  .au  begrunden;  man  kann  befaaupten,  daaa  daaKiima  der 
Uebergangagegenden  einige Nachtheile  hat,  was  besonibrs  in 
Weibnifiiland  neben  andem  f  diesem  Lande  ungfinsUgen,  Urn- 
atanden  bemerklich  isL 

%  Der  Unterschied  zwischen  den  weaUicfaen  und  ost^ 
lichen  Granipunkten  dieser  Zone  ist  sehr  au£faUend«  Als  das 
eigentliche  Russische  Klima  kann  man  das  von  Mbskau  an- 
nehmen;  es  ist  gemalsigt  und  der  Landtvirlhsdiaft  sehr  for- 
derlich.  Die  ribirischen  Gegenden  sind  viel  ratther;  gegen 
Weslen  dagegen,  jenseits  der  Diina  und  des  Dnjepr,  teigt 
aieh  aUmalig  eine  groise  Veranderung ;  das  Klima  der  litthau^ 
adien  Gouvemements  ist  viel  gelinder,  da  a.  B.  in  Grodno 
und  Bjaliaiok  (53%7  und  53^la  Bn)  im  Freien  Bimen  und 
Pflaumen  gedcifaen,  welche  in  den  iibrigen  Gegenden  derael- 
ben  Breilen  nicht  so  frei  .gesogen  werden  kSnnen. 

3.  Unter  begiinsiigenden  Umatilndea  und  mittelst  allma- 
liger  Akklimaiisirung  koounen  in  alemiieh  nordiichen  Gegenden 
dieser  Zone  auch  Frtichle  fori,  vomamlich  Aepfel;  aber  eineft 
Thcils  erfordem  sie  eine  bcsondere  Sorgfdt,  andem  Thtik 
verderben  oft  Frosle  die  Biiume.    Deshalb  gehoren  auch  die 


TUB  PhyiiloaiTCh-matbeiiiftttMhe  WisMnchftlWa. 


Baumfruchle  mchi  eigtnllich  zu  den  agenlhuiiiticlien  Eneug- 
nissen  dieser  Zone. 

4*  In  den  Ostsee-Provinzen  hat,  auber  der  westlichen 
Lage,  auch  die  Nahe  des  Baltischen  Meeres  Einfluss  auf  dae 
Klima;  dieses  isl  etwas  milder  als  in  den  ubrigen,  unter  der* 
selben  Breite  liegenden  Theilen  Mitielrufsiands. 

5.  Da  der  grofiile  Tfaeil  dieser  Zone  des  europaischen 
Rufiilands  eine  Fiiiche  mil  unbedeutenden  Bergen  und  ErhB- 
hungen  ausmacht,  so  ist  der  Unterschied  der  ortiichen  KD- 
mate  nicht  sehr  merklichy  und  riihrt  hauptsacUich  von  Wal- 
dem  und  Morasteny  so  wie  von  der  Beschaffenheit  des  Bo- 
dens  her. 

6.  Der  Ackerbau  steht  hier,  beinahe  ohne  Ausnahm^ 
noch  aof  der  untersten  Stufe  einer  nach  Grundsatten  gere- 
gelten  Lwdwirihschaft ;  er  ist  dreifeldrig.  Im  eigentlichen 
Ru(siand  findet  man  ausnahmsweise  hin  und  wieder  Anfange 
eines  verbesserten  Feldbaues,  jedodi  mehr  nur  als  Vemicbej 
oder  auch  blofs  als  landwirthschaftlichen  Luxus.  In  den  Ost- 
seeprovinzen  dagegen  sind  mit  Einfiihrung  der  Vielfeldenvirlh- 
schaft  und  iiberhaupt  eines  vervoUkomneten  Ackerbaus ,  schon 
bedeutende  Fortschritte  gemacht 

7.  Die  Viehzucht  bleibt  gleichfalls,  mit  eimger  Ausnahme, 
beinahe  ohne  alle  Verbesserung;  sie  bildet  km  besonderes 
Gewerbe,  sondem  wird  blofs  als  nothwendig  mit  dem  Aeker- 
bau  verbunden,  getrieben. 

6.  Die  Walder  vermindem  sich  leider  in  dieser  Zone 
augenscheinlich,  mit  Ausnahme  der  Gegenden  aus  welchen 
das  Verfiihren  des  Holzes  an  entfemtere  OKe  nicht  bequem 
ist  Dieser  Umstand  droht  um  so  schadlicher  zu  werden,  da 
viele  mehr  nach  Siiden  liegende  Orte  blofs  durch  Flolsholz  aus 
dieser  Zone  versehen  werden.  Deshalb  ist  die  Verbesserung 
des  Forstwesens  ih  Rufsland  wohl  eben  so  nothig,  als  die 
VervoUkommnung  desAckerbaues,  welche  Qbrigois  auch  sehr 
viel  zur  WiederhersteUung  der  Walder  beitragen  kann>  da  bei 
einer  verbesserten  Ackerwirthschaft  weniger  neues  Acker-  und 
Wiesenland  erforderlich  ist  und  also,  wenigstens  auf  den 


Die  klimatischeli  YeriiSltniMe  Rnftlhailf.  10} 

vatgilteniy  nicht  so  viel  Waldungen  dazu  ausgehauen  zu  wer-^ 
den  brauchen. 

9.  Das  ChM'aklerisiische  dieser  Zone  besteht  in  ihren  vie- 
len  Wasset^verbindungswegen,  welche  so  ausgedehnt  und  be-* 
quern  sind,  dafs  man  sie  mil  Reehi  einsig  in  ihrer  Aii  nennen 
kann.  Ohne  sie  hatlen  die  Erseugnisse  des  Feldbaues  der 
innern  Provinzen  beinahe  gar  keinen  weilern  Absatz.  Wir 
wollen  nur  des  Taigs  erwahnen^  von  welehem  jahrlich  {iBr 
die  Sumrae  von  40  Millionen  Rubel  ausgefuhrt  wird. 

VI.  Die  Zone  des  Weizens  und  der  Baumfriichle 
wird  von  uns  nicht  deshalb  also  genaunt,  weil  etwa  in  der 
vorhergehenden  Weizen  und  Baumfriichte  nicht  fortkamen, 
sondern  aus  dem  Grunde  weil  sie  sich  hier  in  grolserer  Menge 
(inden  und  dem  nalurlichen  Klima  eigenthumlicher  sind.  Diese 
Zone  kann  man  etwa  bis  Jekaterino«law>  oder  bis  zura  48* 
N.  B.  annehmen% 

Mehrere  Erzeugnisse  wie  Hirse,  Buchweizen  u«  a.  wer- 
den  hier  mit  grS&erm  Erfolg  gezogen,  als  in  der  vorherge- 
henden Zone;  auch  Taback,  welcher  mit  der  Zeit  eine  Quelle 
bedeutenden  Gewinnes  werden  kann^  obschon  er  den  Boden 
entkraftet,  fangt  an  in  dieser  Zone  fleiCsiger  gebaut  zu  wer- 
den. Hanf  wird  an  vielen  Orten ,  ebenfalls  mit  besserem  Er- 
folge  gezogen,  als  in  den  mehr  nordlicben  Gegenden.  Einer 
der  wichtigslen  Gegenstande  der  dortigen  Landwirthschaft  ist 
die  Viehzucht  Pferde-  und  Schafzucht  werden  schon  als 
abgesonderle  Erwerbszweige  betrieben;  Homviehzucht  hinger 
gen>  obgleich  in  sehr  bedeulender  Menge,  doch  mehr  als 
HiilfsmiUel  zum  Feldbau,  und  in  Verbindung  mit  demselben. 
Die  Bienenzuchl  ist  ebenfalls  ein,  besonders  fur  den  Bauer> 
bedeutender  Zweig  der  Landwirthschaft  ^  doch  nicht  aus* 
schlieMch  diesem  Landstrich  eigen.  Die  Branntweinbren- 
nerei  bildet,  bei  dem  Ueberflufa  und  der  Wohlfeilheit  des  Ge- 
treideSy  einen  Hau{{tgegensland  der  landwirlhschafUichen  Fa- 
brikation, 

Ein  groDser  Theil  dieser  Zone  wurde  spater  angesiedelt 
als  die  vorerwahnte;  die  Ansiedelung  des  siidlichen  Tbeiles 

Erinaas  Riiu,  Archiv.  1841.  HXt.  4.  46 


710  Ph78ikalisdi*Tnatliematisch«  WisseMcliailefi. 

kann  erst  seit  der  Vereinigung  Neu  -  Rufslands  und  der  Kryn 
mit  Rufsland  als  vollkonimen  sicher  geslelli  und  dauemd  an* 
gesehn  werden.  Jetsi  kann  diese  Zone  «iit  Recht  die  Korn- 
kammer  des  Reiches  heifsen;  denn  mit  ihrem  Ueberflusse 
ftichert  sie  nicht  allein  den  Unterhall  der  Resident  und  der 
Armeen,  aondem  versieht  auch  den  auswarligen  Handel  sur 
See,  mtt  etner  bedeutenden  Menge  roher  Ausfiihrprodukte, 
aurser  Flachs.  Man  kann  daher  miiGrund  annehmen,  dab 
mit  Zunahme  der  Bevolkerung  und  des  Anbaues,  fiir  diese 
Zone  die  Gefahr  der  Hnngersnoth  aufhort,  welche  in  friiheren 
Zeiten  nichl  selten  bei  uns  stait  fand.  Je  suverlMssiger  aber 
die  Hoffnung  auf  die  Eraeugnisse  dieser  Zone  in  der  Regel 
fsl)  desto  empfindiicher  wird  auch  das  Ungliick  eines  allge* 
meinen  Mifswachses  daselbst,  welcher  iibrigens  doch  nur  sehr 
sehen  eintreten  kann. 

Bei  der  Wichtigkeit  dieser  Zone  ist  es  nothig  hier  nodi 
einige  besondere  Beziehungen  derselben  2ur  Landwirthsch^ft 
zu  beriihren;  dahin  gehSren  namenllich,  die  Sfteppen^  dieVer* 
schtedenheil  der  Klimale^  das  Verhaltniiii  der  Bevolkerung 
und  der  Zusland  des  Feldbaues. 

Die  Steppennatur  des  Bodens  iet  Osleuropa  und  Miitel- 
asien  eigenlhiimlich,  und  unterscheidet  sicfa  gansiieh  von  der 
der  Amerikanischen  Savannen ,  oder  weilen  Grasebenen,  darm 
dafs  diese  letzleren  zur  Zeit  der  tropischen  Regen  an  vielea 
Sleiien  ganz  unter  Wasser  stehen*);  Die  weseniiichen  Ur* 
sachen  des  Holzmangels  in  den  Steppen  sind  folgende:  1)  In 
vielen  Gegenden  die  Hiirle  oder  Dichiheit  des  Erdreichs, 
welche  dem  Wachsthum  der  Baume  durchaus  hinderlich  ist, 
weswegen  man  denn  auch  keine  pflanzen  kann^  wenn  fie 
Erde  nicht  sehr  iief  aufgeackert   ist     2)   Die   Dammerde, 


*)  Da£i  der  wintcrlicfae  Niedencblag  auch  in  den  Rnasiacken  Steppen 
niclit  nnbetracbtlich  ist  scheint  ans  dem  Obigen  (S.  603)  hervorxa- 
gehen.  Ueberacbwemmt  werden  aber  nur  die  den  HauptfluMen  nabe- 
gelegnen  Streeken  derselben  and  zwar  erst  zn  Anfang  dtn  Sonuners, 
ditrcb  das  Scbneeschmelzen  in  den  Oaellgageftden  dieter  Flimie. 


Bie  kKmatischen  Verhaltnisse  Rnfilandt.  ?11 

welche  da  wo  sie  sich  findet,  dem  Gedeihen  der  Baamo 
tiicht  sehr  giinstig  ist  3)  Die  Natur  des  ostlichen  und  die 
vorherrschende  Diirre  des  siidlichen  Kiima^s,  welche  bei  der 
ailgemeineti  Erhabenheit  der  ganten  Gegend,  wohl  die  Haupt* 
ursache  dea  kiimmerlichen  Wachsthums,  %.  B.  der  Aepfel 
sind,  die  hier  auf  niedrigen,  nur  wenig  iiber  das  hohe  Gra8 
hcrvorragenden  Striiuchen  wachsen.  4)  Die  Salebaltigkeil 
vieler  Gegenden,  welche  nicht  allein  dem  Wachsen  der  Baume 
und  Krauler>  sondern  auch  dem  Ackerbau  hinderlich  ist 

Zufaliige  Ursachen  bestehen  in  der  Ausrollung  friiher  da 
gestandener  Wiiider,  von  deren  Dasein  zuverlassige  Spuren 
gefonden  warden.  Eine  solche  Yerheerung  riihrt  hauptsach* 
lich  her 9  von  der  Lebensart  der  Nomadenvolker,  von  St^p- 
penbranden,  von  Vemichiung  der  jungen  Baume  durch  dai 
Vieh  u.  8.  w.  AUes  dieses  hatte  friiher  einen  um  so  grofseni 
Einflufs,  da  seit  den  alleriillesten  Zeiten  viele,  schon  langst 
erloschenoy  Volkerschaflen  in  diesen  Sleppen  leblen^  und  voq 
da  aus  ihre  verheerenden  Streifstige  wider  die  Ackerbau- trei^ 
benden  Nalionen  machlen.  Wiilder  die  einmal  ganz  ausge* 
roitet  worden,  erneuern  sich  beinahe  nie  mehr  von  selbsl$ 
ihre  ganzliche  Abwesenheit  aber  vermehrt  nicht  nur  die  na» 
tiirliche  Diirre  des  Bodens,  sondern  rliumt  auch  den  Winden 
und  der  Kiilte  mehr  Gewalt  ein;  so  wurde  das  Steppenklima 
noch  ungiinstiger.  Bei  dem  so  ganz  eigenthiimlichen  Cha- 
rakter  der  Steppengegenden  konnen  obige  Angaben  auf  den 
ersien  filick  vielleicht  ungeniigend  scheinen;  aber  hier  isl 
nicht  der  Ort  in  eine  weitiiiuftigere  Erorterung  einzugehen. 

Die  Sleppen  in  ihrem  ganzen  Umfange,  konnen  einge* 
Ibeilt  werden:  in  grasige,  heidenartige  (mil  Reihergras  be-> 
wachsene),  salzige,  sandige  und  steinige  (nicht  zu  erwahnen 
des  Schilfes  in  den  Niederungen)«  Sie  haben  sehr  bedeuten^ 
den  Einflufs  auf  die  Bevolkerung  dieser  sechsien  Zone.  Wenn 
sie  von  der  einen  Seite  die  Viehzucht  befordem,  wodurch 
gerade«  die  Nomadenvolker  fiir  Rufsland  so  niiizlich  werden, 
so  hindero  sie  andererseits  einen  regelmiilsigen  Anbau,  durch 
den  Mangel  an  Wald,  durch  die  vielen  zum  Ackerbau  nicht 

46  ♦ 


712  Phyiikalisch-iiialfacinatiiche  Wiiteiitctilften. 

geeigneten  Slelien,  durch  ihr  ungUnstiges  Klima,  durch  die 
Schwierigkeit  die  Felder  vor  den  Heerden  der  umherstreifen- 
den  Stamme  zu  bewahren  und  durch  ihre  Wasserarmiith, 
welche  ein  wesentiiches  HinderniCi  der  veriialtnibinarsigen 
Bevolkerung  ausmachi  Auberdem  geben  die  Steppen  sum 
Theii  Veraniassung  zu  dem  System  des  Feldbaues  mitlelsl 
Umackerung  verwildcrler  Felder  (perelogi)  von  welchen  wci- 
ler  unlen  die  Rede  sein  wird. 

Uebrigens  erselzen  die  unfruchlbaren  Steppen  zum  Theil 
ihre  Nutziosigkeit  durch  Salzseen,  wahrscheinlich  Ueberbleib- 
sel  des  Meeres  welches  einst  diese  Gegend  iiberfluthete; 
einige  derselben  konnen  auch  von  Steinsalzschichten  hernih- 
ren,  welche  unter  ihnen  verborgen  liegen,  oder  von  breiten 
Lagem  salziger  Thonerde,  die  ihren  Abflufs  in  die  Salzseen 
haben.  Es  isl  nicht  unwahrscheinlich  dafs  mittelst  beharr- 
licher  Anwendung  der  beslen  Methoden  des  Feldbaues,  viele 
salzhnltige  Gegenden  dem  Gedeihen  der  ihnen  angemessenen 
landlichen  Rrzeugnisse  beforderlich  werden  konnen;  an  an- 
dern  Orlen  aber  kann  die  Bewasserung  der  Steppen  grofsen 
Nutzen  bringcn,  besonders  wenn  artesische  Brunnen  und 
kiinsiliche  Sufswasserleitungen  gelingen. 

Der  Hauptvorzug  der  Steppen  besteht  iibrigens  in  der 
dadurch  gestitteten  Mogltchkeit,  grofse  Schafheerden  von  ver- 
edeller  Race  zu  halten.  Wenn  man  den  geringen  Preis  des 
Landes  bei  uns,  den  grofsen  Umfang  der  zu  Schafweiden 
geeigneten  Sleppen,  die  Wohlfeilheit  des  Getreides  und  der 
Arbeit  in  Erwiigung  zieht,  so  kann  man  wolil  mit  Grund  an- 
nehmen,  dafs  Rufsland  einst  einen  grofsen  Theil  Europa^s  mit 
Wolle  versehen  wird,  mit  Ausschiufs  etwa  der  allerfeinsten 
Sorten,  deren  Erzeugung  fiiglicher  in  solchen  Gegenden  be- 
trieben  wird,  wo  die  Schafzucht  mit  einem  veredelten  Acker- 
bau  vereinigt  ist;  aber  auch  in  dieser  Hinsicht  ist  in  den 
Ostseeprovinzen  und  in  einigen  andem  Provinzen  desReiches 
schon  ein  bemerkenswerther  Anfang  gemacht 

Der  Unterschied  des  Klima^s  in  dieser  halbstidlichen  Zone 
ist  in  den  verschiedenen  Theilen  derselben,  viel  auffallender 


Die  klimaUachen  Verhaltniis  RaliUiids.  713 

ak  Ml  den  vorhergehenden.  Die  w^stlichen  GouvernemenU, 
wie  ft.  B.  das  Kiewsche  und  Podoiien,  haben  ein  sehr  mildes 
Klima,  in  den  ostlichen  aber,  ohne  iSibiriens  zu  crwahncn, 
welches  ganx  besondre,  ihm  eigenthumiiche  Abweichungen 
im  Klima  seigt  —  finden  sich  die  meisten  Naehlheile  des 
osUichen  und  asialischen  Klima ,  besonders  in  den  Step- 
pengegenden  und  naher  an  der  folgenden  siebenten  Zone; 
woher  denn  auch  eine  bedeutende  Verschiedenheit  in  Betreff 
des  Ackerbaues  entspringen  mufs.  In  Osten  kann  man  nicht 
unter  derselben  Breite,  mik  gleich  giinstigem  Erfolge  die  Pro- 
dukte  erzeugen,  welche  in  wesilichen  Gegenden  sehr  gut  ge- 
deihen.  Uebrigens  ist  es  wahrscheiniich  dalis  mit  der  Zeit, 
durch  Verbreitung  des  Ackerbaues  so  wie  durch  Baumzucht, 
das  Klima  in  vielen  Gegenden  dieser  Zone  sich  verbes^ 
•em  wird. 

Hinsichtlich  der  Bevoikcrung  Iheiien  sich  die  Gegenden 
dieser  Zone,  in  solche  welche  von  Alters  her  durch  die  West* 
russen  angebaut  worden,  z.  B.  die  Gouvernements  Podolierii 
KieWy  Neurubland  u.  s.  w.,  in  solche  die,  wie  das  Kurskische 
Gouvememenl  u.  a.  erst  spiiter,  hauptsachlich  von  den  Ost- 
russen,  und  endlich  in  solche,  die  erst  in  der  FoJge  angesie- 
delt  worden,  wie  das  Saralowsche  Gouvemement.  Im  grofs- 
ten  Theil  der  Gouvernements  der  beiden  ersten  Gattung,  ist 
die  Bevolkerung  im  Verhaltnifs  zu  ihrem  Fiachenraum  zalil- 
reich  genug,  und  bei  der  zur  Zeit  dort  noch  gcbrauchlichen 
Art  des  Feldbaues,  und  dem  grofsen  Bediirfnifs  an  Waldemj 
Wiesen  und  Weidepliitzen  mangelt  es  beinahe  an  Land.  Dies 
ut*  besonders  fiihlbar  in  verschiedenen  Gegenden  Kleinrufs- 
lands  und  namentlich  im  Poltawaschen  Gouvernement,  wo 
der  Wohlstand  der  Einwohner  durch  die  unverhaltnifsmafsig 
grobe  Anzahl  von.  Trinkhaasern  sehr  gelitten  hat. 

Diesem  Mangel  an  Boden  abzuhelfen  giebt  es  bios  drei 
Mitlel:  Versetzung  der  Ehiwohner  in  andre  Gegenden,  welche 
aber  mil  grofsen  Sch^vierigkeiten  verbunden  ist;  Vermehrung 
der  stadtischen  und  landlichen  Gewerbe  und  Fabriken,  die 
jedoch,  wegen  der  ortlichen  Beschaffenheit,  wegen  des  Cha- 


714  Phytikalisch-niatheinttUclie  Ifnttenichafieii. 

rakters  der  groCsen  Volksmasse,  wegen  des  Mangels  an  Bram- 
stoffen  und  wegen  der  Schwierigkeit 'des  Absatces  der  Er- 
ceugnisse  keinen  bedeutenden  Erfolg  haben  kann.  Denmach 
bleibt  nur  noch  als  einziges  Mitlel:  die  Verbesserung  des 
Feldbaues,  welche  ohne  alien  Zweifel  den  friiheren  bluhenden 
Zusiand  Kleinrufslands  und  der  (ibrigen  Gegenden  wiederher- 
atellen  k5nnte^  wie  wir  in  der  Folge  sehen  werden;  denn  die 
Gegenden^  welche  bei  uns  jetzt  fur  arm  an  Grund  und  Bo- 
den  gelten,  wiirden  in  andem  Landem  Europa^s  (nicht  zu  ge« 
denken  Englands^  Belgiens  und  Oberitalitas)^  bei  der  daselb«t 
bestehenden  '  verbesserten  Landwirlhschaft,  fiir  iiberreich  an 
Land  gehalten  werden.  Es  ist  oben  geaagt  warden,  dafs  die 
grofse  Menge  herrenlosen  und  Steppen-Landea,  bei  dem  frucht- 
baren  Boden  dieser  Zone,  die  Ursache  sei,  dafs  der  Feldbau 
daselbst  grofstenlheils  auf  den  perel6gi  beruhi  d.  h.  auf  einer 
willktihrlichen  Umackerung  und  Bearbeilung  eines  Stiickes 
Land,  welches  man,  wenn  es  nichl  mehr  hinlangliche  Kraft 
hat,  wieder  verlafst  um  zu  einem  andern  uberzugehen  *).  Dies 
isl  doch  nicht  allgemein,  denn  an  vielen  Orten  ist  schon 
Dreifelderwirthschaft  eingefuhrt,  und  in  neaester  Zeit  stnd 
sogar  auch  einige  Yersuche  mit  der  Vielfelderwirihschaft  ge- 
macht  worden. 

Es  ist  gan£  natlirlich  dafs  der  Mensch,  da  Wo  fruchtba* 
res  Land  im  Ueberflusse  vorhanden  ist,  dem  emsigen  Bear- 
beiten  eines  und  desseiben  Feldes,  das  blofse  Aufackem  eines 
Beuen  StUcks  vorzieht,  wohi  fuhlend  dais  er  in  diesem^  Falle, 
so  zu  sagen,  immer  einen  betrachtiichen  Theil  der  schdpferi- 
schen  Kriifte  der  Natur  vorwegnimmt,  welcher  seiner  Bemu- 
hung  zu  Hiilfe  kommt  —  und  in  dieser  Hinsicht  verfShrt  er 
ganz  klug.  Aber  mit  Zunahme  der  Bevolkerung  kdmmt  die 
Zeit  wo  dieses  Verfahren  nicht  mehr  passend  ist  Die  Pel- 
der  welche  nachlassig  gepfliigt,  dann  wieder  verlassen,  aber 
nie  wieder  geslarkt  worden,  verlieren  nach  und  nach  an  Er- 


•)  Vergl.   liber  die  Nacbtheile  einer    solchen  Bewirthschaftung  in   der 
Hrpi^  oben  S.  691.  ^ 


Ke  lUniatitGben  VerlialiiUMe  Rii£ilaji<It<  715 

seuguiigskrafl ;  die  Zeit  der  Ruhe  oder  Bracke  wird  tioUi- 
wendig  immer  kiirzer;  ^ler  Boden  ganzer  ProviDEen  minder 
fruchlbar,  dieEmdte  kiirglicher  und  Alifswachs  tritl  ofter  ein; 
di^  Viehweiden  werden  geschmaleri,  Walder  beslehen  nur 
jioch  in  der  Erinnerung.  Dies  isi  der  Zusland,  in  welchem 
sich  ein  bedeutender  TheU  NeiiruMands  und  der  andern»  von 
Alters  her  angesiedelten  Gourememenis  befinden.  Die  Ein- 
fiibrung  der  Dreifeidetwirlhschaft,  obschon  der  Umackerung 
▼erwilderter  FeMer  vorzuziehen,  vermag  diese  Nachilieile  noch 
nichl  zu  entfemen,  und  nur  die  Vielfeldenwirthschaft,  die 
malsigd  und  zweckmafsige  Yerwendung  des  D  lingers  und  an- 
drer,  die  Fruchiharkeit  befordernder  Miltei,  die  Anpflanzung 
der  Karloffel  und,  wo  es  Ihunlich  ist,  des  Mais»  die  Ansaat 
.von  FuUerkrautern,  Runkelriiben,  und  der  vermehrle  Anbau 
»voD  Handekgewachsen,  besonders  von  Oelpflanzen  z.  B.  von 
Raps  oder  Feldriiben  und  dergleichen  leicht  zu  bauenden 
Feldfriichten  mehr,  konnen  allein  die  Lage  der  Einwohner  ver- 
bessem.  Freilich  begreifl  der  Landniann  nicht  leicht  den 
verbesserten  Feldbau^  zvt  dessen  vollslandiger  Einfiihrung  ihm 
sum  Theil  auch  wohl  der  erforderlicbe  Wohlstand  f^hlt;  aber 
es  bleiben  ihm  die  leichiesten  der  obenerwahnten  Yerbess^- 
rungsmiitel  9  welche  dennoch  einen  bemerklichen  EinfluCs  aiif 
die  Yerbesserung  seines  Zustandes  haben.  Es  ware  sehr  xu 
wunschen,  dafs  man  mil  der  Einfiihrung  verbesserler  i!iletho- 
den  des  Ackerbaues  einen  Anfang  machie,  siaii  wie  bisher 
die  flaupleinkiinfle  vom  Erlrage  der  Branntweinbrennerei  sui 
gewartigen. 

Dagegen  wird  man  wahrscheinlich  einwenden,  dais  selbsl 
dasjenige  was  jeizt  hervorgebracht  wird,  keinen  Abgang  fin- 
del.  Dieser  Mangel  an  Absatz  isi  haupisachlich  dem  Urn- 
slande  zuzuschreiben,  dais  der  Liandbau  sich  bis  jelzt  beinal^e 
auf  Getreide  beschriinkt,  dessen  auch  die  Gouvernements 
^bst  fiir  sich  nacb  und  nach  immer  mehr  bediirfen.  Die 
Yerbesserung  des  Ackerbaues  hat  keinen  plotzlichen  Erfolg, 
aber  mit  der  slufenweisen  Wiederberslellung  der  Wohlhaben- 


716  Ph7titm1ia€h<>]iifttheBuiti«ehe  WiMeMcIialten. 

heit  des  Landmannesy  werden  Stadte  enteiehen  iind  bUiheB, 
die  den  Absats  landlicher  Eneugnisse  erleichteni  und  sichani. 

Uebrigens  wiirde  man  irren,  wenn  man  annehmen  wollle, 
es  gabe  in  dieser  Zone  Gegenden,  in  welchen  ea  wegen  der 
grofsen  Zahi  der  Bevoikerang  nicht  Beddrfnifs  ware  von  der 
Dreifeldrigen  auf  die  Yielfelderwirthschaft  iibenugehen;  im 
Gegentheil  ivare  dies  ohne  alien  Zweifel  iiberali  sehr  vor- 
Iheihafty  ausgenommen  etwa  in  den  Gegenden  wo  noch  eine 
bedeutende  Menge  unangebauler  Grundstiicke  sidi  vorfinden. 

YII.  Wir  gehen  jetsi  sur  Beschreibung  der  siebenten 
Zone  liber,  die  wir  zur  Beseichnung  ihres  besondem  Charak- 
ters  die  Zone  des  Mais  und  der  Reben  genannt  haben, 
obgleich  Qbrigens  hier  auch  aile  Erzeugnisse  der  sechsten  Zone 
gedeihen.  Die  Rebe  erheischt,  wie  bekannt,  ihre  besonders 
eigenthiimlichen  Ortslagen,  und  der  Mais  ist  hier  nichi  sowobl 
als  ausschliefsHcheSy  sondem  nur  als  vorxuglich  haufiges  Pro- 
dukt  bekannt. 

Diese  Zone  umschliefst  Bessarabien,  Neurn(sland>  das 
Land  der  Donischen  Kosaken,  Astrachan  und  das  Kaokasiscbe 
Gebiet  *  Was  von  Abirien  etwa  in  diesen  Landstrich  faUt, 
kann  bei  den  besondern  Eigenheiien  des  dangen  Klima's, 
kaum  theilweise  eigenilich  su  dieser  Zone  gerechnet  werden. 
Der  gro&te  Theii  der  ebenerwahnien  Provinzen  besieht  aus 
Steppen,  die  theils  blofs  zur  Yiehzucht  geeignet,  Iheils  auch 
ganz  unfruchtbar  sind.  Der  siidliche  Theii  der  Krym  gehori 
eigenUich  schon  zur  folgenden  Zone. 

Ab  auszeichenden  Charakter  der  Provinzen  dieser  Zone 
mag  man  folgendes  annehmen:  das  Bessarabische  Gebiet  isi 
im  obem  Theile  gebirgig,  nicht  ohne  Wald  und  fruchtbar; 
der  untere  Theii  ist  steppenreich,  naher  der  Donau  mit  Schilf 
bedeckt  und  ungesund,  aber  in  der  Nachbarschafl  der  iibri- 
gen  Fliisse  und  in  einigen  anderen  Gegenden  dem  Weinbau 
giinstig.  Das  Chersonsche  Gouvernement  steilt  eine  von  tie>> 
fen,  schmalen  Thalem  (Balki,  Thalschluchten)  durehschnittene 
Ebene  dar,  defen  Boden  hart  und  zur  Baumzucht  ohne  kunsU 
liche  Hiiife,  wenig  geeignet  ist.    Die  hier  oft  stallfindenden 


Die  Uinadickeil  VeriuUtiiiiie  RdSOandf.  tif 

Diirrea  bnngen  Buweilen  MiCswachs  hervot.  Auls^rdem  rich- 
ten  hier,  wie^  auch  in  anderen  Gegenden  der  siebenten  Zone, 
suweilen  die  Heuschrecken  grofse  Yerheenuigen  an.  Daa 
Jekaterino«law8che  Gouveroement  hat  weniger  von  den  Nach- 
theilen  des  Cher^onschen ;  aber  nach  Osten  zu,  auf  dem  Do- 
neskiachen  Bergriicken,  in  der  Gegend  von  Bachmut  und 
iSkiW)anoMrbsk ,  tritt  die  Diirre  haufig  ein.  Taurieh  hat  an 
Sals  Ueberflufa  und  im  Norden  Steppen,  weshalb  es  sich 
mehr  zur  Viehsucbt  eignet.  Die  sildliche  Krym  aber  hat  ein 
Gartenklima  und  die  Siidkiiste  inabesondere  gehdrt,  ihrer  vor- 
theilhaften  Lage  nach  Sudwest  und  des  Einflusaes  der  See- 
luft  wegen,  wie  schon  oben  gesagt  worden,  mehr  zur  achten 
Zone.  Hier  gedeihen  nicht  allein  die  Rebe  und  andre  aie  be- 
gleitende  Friichte  mit  herrlichem  Erfolge,  sondern  selbst  Oel*- 
baume,  Kapem  und  zarte  Gew&chse,  welche  schon  zuip 
Theil  dort  zu  finden  sind,  und  wahrscheinlich  durch  voJlige 
AkkKmatisirung  in  grdlserer  Menge  hervorgebracht  werden 
kSnnlen.  Die  siidlichen  Theile  des  Gouvernements  Woronej 
and  Steppen,  aber  zum  Ackerbau  tauglich.  Das  Land  der 
Doniachen  Kosaken  ist  im  Siidwesien  dem  Ackerbau  giinstt- 
ger.  Der  in  dasselbe  -  hineinreichende  Donezkische  Berg- 
Tucken  liefert  Steinkohlen,  Eisen  und  Bleierz.  Die  librigen 
Theile  aind  mehr  oder  minder  zum  Feldbau  geeignel,  an  den 
Floaaen  aber  giebt  es  auch  fiir  den  Weinbau  taugliche  Stel- 
len.  -Das  Astrachansche  Gebiet  hat  in  vielen  Gegenden  Sand- 
boden,  der  zu  diirftigen  Yiehweiden  dient.  Die  Rebe  wird 
nach  Weise  der  Asiaten,  mittelst  kiinsllicher  Bewiisserung  ge* 
sogen  und  ist  deshalb  nicht  geeignet  zur  Weinbereitung.  Der 
nordliche  Theil  Kaukasiens  ist  grofsientheils  sandig,  mit  salz* 
haltigen  Stellen  und  Bachen.  Die  doriigen  Nomaden  treiben 
vortheilhafte  Viehzucht;  der  sudliche  Theil  an  den  Fliissen 
ist  in  verschiedenen  Gegenden  giinstig  fiir  den  Ackerbau,  be« 
0onders  an  noch  unbebauten  Stellen  fur  den  Weizen;  der 
^vesUiche  Theil  ist  in  dieser  Hinsicht  besser  als  der  ostliche. 
In  der  Umgegend  von  Ki^ljar  wird  Wein  gebaut,  der  jedoch 
mehr  zu  Brannlwein  verbraucht  wird.    Es  unlerliegt  keinem 


i 


ZweiM^  dafii  auch  an  andern  giinsltg  gelegenen  Orken  die 
Rebe  gesogen  werden  kdnnle.  Das  Land  itt  £otaken  vom 
schwarien  Meer,  isl  tkeil^  niedrig  gelegen^  theik  gleicht  et 
dem  wesUicfaen  Theile  Kaukasiens. 

Im  Allgemeinen  isi  die  Bevdlkemng  dieser  Zone  spSrliek 
▼ertheilt;  die  beginnende  Landwirthschaft  gehort  grSfrtenUidb 
der  neuesten  Zeit  Elin  siemlich  bedeutender  Theil  der  £iB- 
wohner  sind  Asiaten;  audi  Nomaden  tnffl  man  hief  in  nicht 
unbedeutender  Menge.  Die  iibrigen  Landbewohner  amd  Ru»> 
sen,  Moldauer,  Griechen  and  deulscbe  Kolonisten,  unter  wel- 
chen  sich  die  Mennoniten  als  vontiglich  gute  Landwirthe  aua- 
zeichnen.  Bei  diesem  Kulturaustande  kann  man  koffen  dab 
in  der  Folge  verschiedene  wesentliche  Zweige  des  Feld*  nod 
Gartenbaues  aufbliihen  werden.  Die  Viehzucht  isl  ab  be- 
sonderer  Erwerbszweig  sehr  bedeutend.  Hier  werden  liaupl- 
sachlich  die  gro&en  und  vorirefilichen  Merinoheerden  gexo- 
gen,  deren  Zahl  mit  der  Zeil  sich  unendlich  vermebren  kann. 
Man  darf  hoffen,  dafs  kunftig  auch  in  iSIbirien  grofse  Haer* 
den  dieser  Thiere  gesogen  werden  konnen,  weshalb  auch  die 
Untemehmung  der  Gesellschaft  welche  Merinos  dahin  vet- 
schrieben,  besonderes  Lob  verdient.  Dieser  Induslriezweig 
kann  einen  neuen  Schwung  erhalten,  wenn  in  der  Folge 
Kronslandereien  zur  Scbafzucht  angewiesen  werden.  Fur 
die  Nomadenstamme  ist  die  Merinozuchi  schwerUch  passend, 
weil  man  in  der  rauhen  Winierszeit  den  Schafen  eine  Zit- 
^ucht  in  zweckmSifsigen  Gebauden  geben  und  deshalb  Heu- 
forrathe  haben  mufs. 

Der  Hauptmangel  dieser  Zone  besteht  in  Waidungen  mid 
in  der  Schwierigkeit,  solche  zu  ziehen;  man  ist  genolhigl  ak 
Feuerungsmaterial  Sleppengras,  Schilf,  Stroh,  und  getrockne- 
ten  Kuhmis^  zu  brauchen.  Das  Verwenden  dieser  zwei  lelfr- 
(eren  Slolfe  zur  Feuerung,  ist  jedoch  den  Grundsatsen  eines 
verbesserlen  Feldbaues  vdllig  zuwider,  indessen  mub  aian 
gestehen,  dafs  in  dem  grSfsten  Tbeile  dieser  Zone  schwerlich 
schoA  die  Zeil  der  Einfiihrung  eines  verbesserlen  Ackerbauea 
eingetrelen  ist    Im  Allgemeinen  mub  sich  zuerat  die  Hatip^ 


Die  UlmatiiGhM  Tetyttteiis*  RBbUndi.  719 

sorgfalt  auf  Erweitening  der  Schafisucht,  auf  Oaiien-  iind 
Weinbau,  die  Gewinnung  von  Handekgewachsen,  Mais  u.  s.  f. 
wenden.  Alter  Wahrscheinlichkeit  nach  wiirde  hier  kiinst- 
Hche  Grasaussaai  sehr  vortheilhaft  sein,  sowohl  fur  die  Viehr 
mcht  als  aueh  fur  die  nachkerige  Getreidesaat.  Nicht  minp 
der  wieblig  ware  hier  das  Saen  und  die  Anpflansung  von 
Waldem,  nicht  allein  wegen  dea  Gewinnes  von  Bau*,  Werk- 
und  tirenn-Hole,  sondem  noch  mehr  wegen  Verbesserung  des 
Klima  selbst  Bis  dahin  mag  man  sich  mii  den  gegenwartn 
gen  Feuerungsmitieln  begniigen;  demnachst  kann  die  Slei»- 
4ohie  des  Doneser  Gebirges  weii  beaser  benutzt  werden, 
wenn  man  die  Art  der  Feuerung  dj^sem  Brennmaterial  an- 
pafsl.  Eben  so  miilisie  man  sich  auch  der  Aufsuchung  von 
Torf  befleiCsigen. 

Zur  Anziehung  von  Waldem  giebt  es  drei  Mittel:  1)  die 
Ansaat  von  Nadelhok  —  unter  welchem  der  Larchenbaum 
am  schnellsten  wachst  —  an  solchen  Stelien  wo  der  Boden 
daau  geeignet,  nicht  zu  sehr  erhoht,  und  der  junge  Anwuchs 
vor  heftigen  Winden  geschutzt  isL  Unter  dem  Schutse  des 
ersten  Geholzes  gedeihen  dann  andere.  2)  Die  Anpflan^unjg; 
gonzer  Walder^  welche  jedoch  grofsen  Schwierigkeiten  unter* 
liegt  und  in  ^nderer  Hinsicht  bei  libermafsiger  Hiirte  des  Bot 
dens  gar  nicht  gelingt  3)  Die  allmalige  Pflanzung  besonde«s 
rer  Baumarten  im  Bereiche  von  Meiereien  und  Dorfem,  an 
FUissen  und  Buchlen,  langs  den  Feldem  und  Feldwegen,  in 
Niederungen  und  besonders  in  Schluchten,  wo  sich  auch  ge* 
genwartig  schon  Strauchwerk  zeigt  Durch  solche  Mitid 
erhalt  man  mit  der  Zeit  eine  bedeutende  Holzmenge,  wen^ 
auch  nicht  von  sehr  fester  Art,  doch  geeignet  zu  verschiede^ 
nera  Hausbedarf;  besonders  waren  fiir's  erste  zu  empfehlen: 
Weiden,  Pappeln  und  andere  schnell  wachsende  Holzgattun^ 
gen,  deren  Aeste  einen  periodischen  Holzschlag  geben*  Auf 
diese  Weise  behelfen  sich  viele  Gegenden  Europa^s,  und  im 
Verhaltnifs  mit  der  Vermehrung  des  Geholzes  verbessert  sich 
auch  das  Klima.  Werkholz  von  der  besten  Art,  kann  aus 
geotsen  Fruchtbaumgarten  gewopnen  werden^  wo^  wie  in  flen 


7^  PhyiikaliMli^iiiatheiiiatiiGhe  WiaMAsdia^n. 

WeingMiien,  das  j^Jiche  Schneiteln  der  Aesle  eine  nidit  un- 
bedeutende  Menge  Brennmaterial  giebt 

Leider  ist  der  Mensch  nicht  sehr  geoeigt  eq  Unlerneh* 
mungen  deren  Friichte  seine  Miihe  nur  spat,  oder  gar  eral 
nach  seinem  Tode  lohnen,  besonders  da  wo  er  daran  noch 
nicht  gewohnt  ist  Aus  die^em  Grande  ist  es  in  Gegenden* 
wo  bisher  nuc  Ackerbau  statt  fand,  wie  die  Erfahrung  lehrt, 
schwer  su  erreichen,  dafs  die  Leute  sich  mit  der  Pflansung 
von  Fruchtbaumen  oder  gar  von  Waldern^  abgeben.  Wir 
wolien  jedoch  hoffen,  dafs  der  gesunde  Versland  und  die  Ge- 
nugthuung  weiche  der  Mensch  in  nutzlichen  Thatigkeit  fin- 
det,  indem  er  fiir  das  Wohl  der  Nachkommen  arbeitet  — 
•eien  auch  die  ailfanglichen  Versuche  schwierig  —  nach 
und  nach  die  hierin  obwaltenden  Hindemisse  iiberuiaden 
werden. 

VIII.    Die  Zone  des  Oeibaums,  der  Seide  und  des 
Zuckerrohrs  umfabt  das  Transkaukasische  Rufsland.    Dt^ 
Klima  ist  wegen  der  gebirgigen  Lage  hier  sehr  verschieden, 
wie  die  Galtungen  der  Erzeugni^se  iehren.    In  den  Thiilem 
wachsen  die  Pflanzen  heifsei*  Kiimate,  wiihrend  auf  den  Ho* 
hen  Getreide   gesaet  wird  und  Yieh  weidet    Auch  der  Bo- 
den  selbst  ist  sehr  verschieden,  und  im  dsllicken  Theile  fin- 
den  sich  weite  Sleppen.    Im  Allgemeinen  mogen  die  ostlichen 
Kiimate  dieses  Landes   folgendermaafsen   eingetheilt  werden. 
Auf  den  Hohen,  wo  unierhaib  der  ewigen  Schneelinie,  und 
der  niedrigeren  unfruchtbarer  ^chrofifer  Abhange,  die  Region 
der  Gewachse  beginnl,  finden  sich  biofs  Weideplalzci  dann 
folgen  Felder,  die  Weizen  und  anderes  Getreide  hervorbrio- 
gen.    In  den  mafsig  warnien  Thalem  reift  die  Traube,  nebsi 
einigen   andern    zarlen  FriJchten;   da  wachst  der  Mauibeer- 
baum,  weicher  sich  ubrigens  auch  in  andern  gemiifsigten  Ge- 
genden  findet.     In  wartnern  Thiilern,  besonders  gegen  Per- 
^ien  bin,  wachsen  Baumwoile,  Keis  und  mehrere  andere  Sitd- 
fruchle.    Yiele  Gegenden  bediirfen  einer  kiinstlichen  Bewasae- 
rung,  worauf  sich  die  Asiaten  sehr  gut  verstehen.    Der  Oel<- 
baum  findet  sich  mehr  im  westlichen  Theiie,  an  Slellen   die 


Die  klimatiichen  Verh&lCiliMe  RaAUadt.  721 

t&r  Baume  iiberhaupt  und  insbesondere  (ur  diese  Gattiuig 
giinstig  Bind.  Das  Zuckerrohr,  dieses  wichtige  Kol<uiialge- 
wachs^  fand  sich  ehemals  hier;  zwar  wird  es  jeizt  wieder,  in 
den  niedrigen^  iippigen  und  warmen  Bezirken  an  der  Miin-r 
dung  des  Kur  gebaut,  aUein  ea  ist  kaum  zu  hoffen  dafs  die- 
ser  Gegenstand  der  Landwirthschaft  sich  bedeuiend  verbrei*. 
ten  werde. 

Die  oben  erwahnie  Einiheiiung  der  Klimale  nach  den 
Hohen,  zeigt  eine  merkwiirdige  Analogie  mit  der  von  una 
beschriebenen  Verschiedenheit  der  Klimate  nach  den  Breite- 
graden^  mit  der  Ausnahme  dais  in  Transkaukasien  die  Berge 
walderarm  sind,  ein  Umstand  welcher  jedoch  wahrscheinlich 
mehr  ortlichen  Ursachen  als  einer  allgemeinen  Regei  zuge- 
schrieben  werden  mufs.  Transkaukasien  besitzt  auch  noch 
verschiedene  wiide  Producte  von  hohem  Werlhe^  als:  eine 
vorziigliche  Art  Cochenilie,  assa  (assa  foeiida),  Krapp,  Saflor, 
u.  s.  f.  aus  deren  zweckmafsiger  Benutiung  man  in  der  Folge 
sehr  grolsen  Gewinn  ziehen  kann. 

Das  wichtigste  Produkt  des  Transkaukasischen  Landes 
ist  ohne  alien  Zweifel,  die  Seide,  welche  sich  hier  in  ihrem 
Vaterlande  befindet  Hier  miilste  alles  aufgeboten  werden, 
urn  die  Seidenzucht  selbst  sowohl ,  als  auch  das  Aufwickeln 
der  Seide  zu  vervoUkommnen,  da  ihr  Ertrag,  aufser  dem  was 
in  Rufsland  verbraucht  wird,  miltelst  der  Donau  nach  dem 
Centrum  Europa's  geliefert  werden  Icann.  Das  Zwirnen  der 
Seide  kann  uberall  geschehen. 

Nach  der  Seide  scheint  der  vorlheilhafleste  Zweig  land^ 
lichen  Beiriebes  in  Transkaukasien  die  Oelbaumzucht  zu  sein* 
Weingarten  sind  ebenfalls  sehr  nulzbringend ,  aber  mehr  nur 
fiir  den  ortlichen  Weinbedarf.  Einer  besonderen  Erwahnung 
werlh  ist  noch  ein  Oelgewachs,  der  Sesam  (sesamum^orien- 
tale)^  welcher  in  Aegypten  und  in  der  Umgegend  von  Kon- 
stanlinopel  in  Menge  und  mit  grofsem  Erfoige  gezogen  wird. 
Das  aus  sein^m  Saamen  geprefste  Oel  ist  wohlschmeckend 
und  sleht  dem  beslen  Provence5l  nicht  nach*).  —    Auch  die 

*)  ErfoJgreiche  Versuche   iiber  den  Anbaa  des  Sesam   bei  Astacban 


MS  PhynkaliMb-mathematifcbe  Witwniclialteii. 

Knltur  der  BaumwoUe  ist  sehr  vortheiihaft,  aber  eie  wird 
sicb  sehwerlich  weiter  ausbreiten-,  dies  gilt  auch  vom  Reis. 
Beide  versohlioiineni  das  Klima.  Mit  der  Zeii  konnte  man 
vieneichl  a«eh  von  deni  Anbau  des  Indigo  Nutzen  uehen; 
dartiber  lafei  sich  aber  fSr  jetst  noch  niclils  bestiniintes  sagen. 
So  Terhall  es  sich  auch  mit  den  iibrigen  Tropengewachsen. 
Aber  schon  aus  einer  oberflachlichen  Betrachtungen  ergiebt 
es  sich  dafs  das  Transkankasisdie  Land  hienu  noch  nicht 
sfidlich  genug  ist  und  dais  also  schwerlich  viel  davon  zu  er* 
nv^rten  steht  Es  ist  daher,  wie  oben  gesagt,  zweckmafsigeri 
sich  diejenigen  Gegenstande  besonders  angelegen  sein  zu  las- 
sen,  welche  der  Oertlichkeit  des  Landes  vorzilglich  angemes* 
sen  sind,  und  nicht  minder  die  Ausbratung  des  gewohnlichen 
Ackerbaues  zum  Unierhalt  der  Einwohner  und  Armeen,  denn 
dies  bleibt  ein  Hauptbedtirfnils. 

In  genauere  Umstandlichkeiien  iiber  diese  Kolonie  Rufs* 
lands  einzugehen,  hallen  wir  fiir  unnothig,  da  sie  nicht  in  un* 
mittelbarer  Beziehung  zur  Landwirthschaflichen  Zeitung  stehen. 

Diese  Reihenfolge  klimatischer  Verschiedenheilen,  vom 
etvigen  Else  bis  zum  Zuckerrohre,  giebt  einen  ungefibren 
Maafsstab  der  riesenhaften  Ausdehnung  Rufslands  und  der 
Mittel  zum  Wohlstande  die  ihm  zu  Gebote  stehen. 


warden  »chon  nin   1780  gemadit    Vgl.  PalUs  Neae  Nordifch« 
BeitrSge  I.  1Q(K  E. 


Fernere   Untersuchungen    iiber   das    gediegene 
Eisen  aus  der  Petro-Pawlowsker  Gold-Seife 

Dacb  dem  Rustischen  mitgetheilt 

Ton 

A.     E  r  m  a  n. 

(Vergl.  dieses  Archi?  1841.  Seite  314.) 


Das  Gorny-Jurnal  fiir  1841  October,  enthalt  folgende 
neue  Angaben  fiber  das  merkwurdige  Fossil  welches  ich  frii- 
her  nach  einem  Aufsatze  von  Herm  Sokolowskji  (ObersU 
lieulenant.vom  Bergcorps  in  Barnaul)  beschrieben  habe. 

Herr  Stabskapitain  Iwanow  hat^  in  dem  Laboralorium 
des  Petersburger  Bergwerksinstitutes,  das  Gediegen-Eisen 
aus  der  Pelro-Pawlowsker  Gold*Seife  von  neuem  ana- 
lysirt    Er  erhielt  namentlich  suerst  aus: 

2,01  Grammen  desselben:  ^^^^  15!'?"?''^^    \ 

0,179  Nickcloxyd    ] 

so  wie  auch  aus 

3,121  Grammen  desselben:  4^00  Eisenoxyd 
ohne  Bestimmung  des  Nickeloxydes ,  und  er  berechnet  hier« 
nach  in  1,000  des  fragiichen  Fossiles  respektive: 

nSST,     1    nach  dem  erslen  Venmche 
0,0700  Nickel     ) 

und        0,9330  Eisen  nach  dem  zweiten  Versache. 


784  PhjtikaUtch-mathematitche  WisteiiBchafteii. 

Die  Abweichung  dieser  Resultale  von  den  firuher  mitge- 
Iheilten  (0,9729  Eisen  und  0,0207  Nickel)  veranlabte  Herra  I. 
tu  vermuUien  dafs  das  Nickel  nicht  gleichmafeig  durch  die 
game  Masse  veriheilt  seL  Bei  der  Analyse  eines  Bnich- 
stuckes  von  einer  andren  Slelie  derselben  erhiek  er  aber  aus 

^806  Eisenoxyd     i 
0,183  Nickeloxyd    } 


2^067  Grammen: 


oder  in 

1,000  desselben:    0,9412  Eisen 

0,0696  Nickel 
und  er  erklart  sich  demnach  jeUt  fiir  uberzeugl  dafs  der 
^ickelgehalt  des  in  Rede  stehenden  Stuckes  dennoch  iiberall 
derselbe  sei.  —  Aus  dem  Russischen  AufsaUe  dieses  Che- 
mikers  ersieht  man  indessen  nicht  ob  die  neue  Analyse  nach 
derselben  oder  nach  einer  andren  Methode  wie  die  genau  be- 
schriebene  von  Herrn  Sokolowskji  (dieses  Archiv  1641.  S.  317) 
angestellt  isl,  und  ob  Herr  I.  die  Abweichung  des  friiheren 
Resuliates  von  dem  seinigen  zu  erklaren  im  Stande  ist 

Die  Quantilat  des  Nickels  in  der  Pelro-Pawlows* 
ker  Masse  bleibt  also  einstweilen  noch  elwas  uubeslimmt 
(zwischen  0,02  und  0,07).  Die  Anwesenheii  dieses  Metalles 
und  den  Mangel  an  Kohle  in  derselben  wird  man  indessen 
kaum  bezweifeln  und  in  Folge  davon  auch  —  ebenso  wie 
Herr  iSokolowskji  in  seiner  Beschreibung  des  mehrgenann- 
ten  Fossiles — dessen  meieorischen  Ursprung  fur  wahr- 
scheinlicher  als  jeden  andren  halten.  Bei  meiner  friiheren 
Miltheilung  iiber  diesen  Gegenstand  hatte  ich  zugleich  ein 
andres  Argnmenl  (die  alte  Sage  von  gediegnem  Eisen  in 
jener  Gegend  von  Nord-Asien)  gegen  die  sonst  elwa  mog- 
liche  Ansicht  angefuhri:  dafs  das  Petro^Pawlowsker 
Eisen  dennoch  durch  Schmelzversuche  der  alien  Schmiede- 
Tataren  entstanden  sei.  Das  St  Petersburger  gelehrte  Co- 
mite  fiir  Bergwerks  -  Angelegenheilen  wiinscht  aber  dafs  den 
etwanigen  Anhangem  jener  Ansicht  noch  aufserdem  folgende 
mir  schrifllich  und  in  Deulscher  Sprache  milgelheilte  Bemer- 
kung  entgegnet  werde: 


n 


I7eb«r  Gediegen-Bitea  am  der  Petropawlowtker  GoM-ISeifo.    92S 

yEs  isl   bekanni  dafs  das  Meteoreisen  sich  von  dem  ge- 

,yWdhnJichen,  auf  hiittenmanniBchein  Wege  gewonnenen,  Ei- 

„8en  dadurch  unierscheidet,  dab  es  mehr  oder  weniger  Niokel 

yyund  gar  keinen  Kohlenstoff  enthalL    Da  aber  in  dec  Ei* 

^ysenmasse  von  der  Petro-Pawlowsker  Gold-Seife,  sowohl 

yydurch  die  von  Herm  5okolow8kji  in  Barnaul  ausge- 

„  fiihrte  Analyse,  als  auch  durch  die  swei  (unler  sich)  Hber- 

„ einstifliBienden  van  Herm  Iwanow  in  St  Pelersburg, 

„ein  bedeuiender  Nickelgebalt  lind  keine  Spur  von  Koh* 

^lenstoff  nachgewiesen  sind,   so   geht  daraus  hervor  dais 

^diese  Eisenmasse  nicht  hiiitenmanniscfaen  sondem  meteori- 

,yschen  Ursprunges  sein  mufs.^* 

Es  bleibt  aberdennoch  wiinschenswerlh  dafs  man  auch  fiber 

diejenigen,  von  Herrn  iSokolowskji  erwahnten,  Sldckdies 

Gediegen  ^  Eisena  welche  schon  fruher4n  eben  jenem  Pe4ro« 

Pawlowsker  Triimmeriager  vorgekommen  sein  soUen,  fler- 

neren  Aufochhiis  eriialte! 


EittMit  Rum.  Arduv.  ISIt.  Bfl.  4.  47 


Neiiere  Hdhennessmigeii  in  Rttfisdiuid. 


I.     Das  Kaspiscfae  Meer    und   der  Kaukasus. 

Die  encUiche  ErmiUelung  des  Hohtnimterschiedes  xwischei 
dem  Kiispischen  und  Schwarsen  Meere  isl  obne  Zweifel  ekie 
der  anaiehendslen  unter  den  neiteren  Leislungen  4er  Geo- 
deesie.  Die  AnkiindigMng  einer  zu  dieseni  Zweckc  unler* 
nommenen  Expedilion*),  die  Nachrichlen  iiber  den  ADhn; 
ihrer  Erfolge  **)  und  eine  summarische  Angabe  iiber  das  hi- 
resullat  dersclben  ***)  wurden  dalier  auch  voii  vielen  ^eiien 
mil  lebhaftem  Antheil  aufgenommen.  Sie  sind  .iber  jeUl  se\iT 
wesentlich  erganzt  worden  durch  den  Berichl  welchen  einer 
der  Theilnehmer  an  dieser  Expedition^  Herr  A.  5awilsch. 
iiber  die  Irigonoinetrischen  Arbeiten  derselben  veroffenl- 
licht  hat  ****),  Es  isl  nun  wohi  bald  auf  einen  iihnlichen  uber 
die  baromelrischen  Beobachtungen  zu  hoflfen  welche  so* 
wohl  auf  der  Nivellemenlslinie,  als  auch  an  beiden  Meeren,  in 
Punkten  von  jelzt  bekannler  Hohc^  angesleill,  noch  einen 
neuen  Beweis  von  der  Verschiedenheil  des  miltleren  Druckes 
der  Atmosphitre  in  einerlei  Niveauschicht  f)  Jiefern  wcrdea 

♦)  Schamacliers  Astronom.  Nacliriclitcn.  Band  XIV.  S.  49. 

•♦)  Daselbst.  B.  XIV.  S.  389.  XV.  S.  103. 

•••)  The  Journal  of  the  RoyalGeographical  Society  of  Lo» 

don.  Vol.  VIII.  pag.  135. 
****)  Ueber  die  Hohe  dei  Kaspischen  Meeres  und  der  Hauptspitzen  ^ 

Kaukas.  Gebirge  von  Dr.  Alexis  Sanritscli.  4.  S.  46.  Dorpat  IS3> 
t)  Ver£l.  Schumachera  Aatronom.  Jabrbuch  far  1840.  8.311*1.^ 


Neuere  Holienniessnngen  in  Rdfiitanfl.  72^ 

Nachdem  die  Akademiker  Parrot,  Lens  and  Strnv^ 
im  April  1836  die  langst  gewiinschte  Expedition  bei  der  Pt*- 
tersburger  Akademie  beantragt  halten,  wurde  die  dazu  erfor- 
derliche  Summe  von  50000  Rubeln  aus  dem  Reich^schatxe 
so  schieunig  bewiUigt,  dnfs  die  drei  von  der  Akademie  er* 
nannten  Leiter  dieses  Unlernehmens,  die  Herren  G.  Pufs, 
A.  5awitsch  und  G.  Sabler,  schon  am  13.  Jul!  desselben 
Jahres  viele  Vorarbeiten  in  Dorp  at  und  Petersburg  aos* 
gefuhrt  batten  und  ihre  Reise  nach  Taganrog  antraten.  Sie 
kamen  zu  Anfang  August  an  das  Asowsche  Meer  und  luit- 
terfiefsen  in  Taganrog  zwei  Barometer  tu  correspondiren- 
den  Beobachtungen.  Zwei  andre  wurden  sodann  zu  gleiehem 
Kwecke  von  Herrn  Fufs  an  das  Kaspische  Meer  nadi 
Astrachan  gebracht  und  hach  dessen  Rackkehr,  an  der 
Mdndung  des  Kagalnik  in  das  Asowsche,  etwa  47^,0  Br. 
36^,9  Ost  von  Paris,  die  Triangulation  und  die  datittt  verbua* 
tienen  astronomischen  Arbeiten  begonnen.  Vom  December 
bis  Miirz  12  Uberwinterten  die  Reisenden  in  Stawropol, 
brachten  aber  schon  im  Somoser  1837  das  ihnen  anverlraoti^ 
Unlernehmen-  vollkommen  zu  Ende.  —  Die  Akademie  Kattfe 
namentlich  verlangl: 

1)  die  Beslimmung  des  Hdhenunlerschiedes  beider  Meere 
mit  moglichsler  Genauigkeit 

2)  eine  trigonometrische  Autnahme  der  ganzen  Operations^- 
linie  und  aiier  von  derselben  sichtbaren  wichtigeren 
Punkte. 

3)  die  astronomische  Orlsbestimmung  ftir  die  Endpunkle  der 
Operation  und  fiir  einige  gceignete  Zwischenpunkte. 

4)  an  zweckmafsig  gewahlten  Steilen  des  Dreiecknetzes  die 
Beobachtung  der  Aziunte  und  Zeniidistartzen  des  Elbo« 
ru«,  des  Kajibek  und  andrer  Gipfel  des  Kaukffsus 
um  die  geographische  Lage  und  die  H6he  dieser  Berge 
vortheilhafl  zu  ermitlein. 

6)  Wiihrend  der  ganzen  Dauer  der  Vermessungen  fortzu- 
setzende  Barometer -Messungen,  sowohl  an  den  beiden 
Meeren  ab  auch  auf  den  Dreieckspunklen.  — 

47* 


11(fi  PhytiluUitcliL-matliematiBclie  WiMen^liaften. 

uod  die  genaonie  Ahliandlung  vob  Herpi  SawiUch^  seigl 
niip  auf  welcbe  WeUc  den  unter  1  bis  4  erwahoten  Zw^cken 
g/oniigl  wordeo  isL 

Da  die  kiirseste  Linie  zwischen  beiden  Meeren,  sudlic^ 
vom  Kaukastts,  von  Poti  an  der  Miindung  det  Ripn 
(42^,10  Breile),  nach  einem  zwischen  Der  bent  und  Ki«l]ar 
geki^en  Punkle  —  sowohl  fiir  ku  uneben,  als  auch  fur  un- 
wirthbar  und  gefiihrdct  gall,  so  sollle  das  Nrvejlement  jeden- 
faUs  in  der  Steppe  an  der  Nordseile  des  Gebirges  ausgefiihrt 
werden.  in  dieser  konnle  man  aber^  immer  auf  ebnem  Ter- 
rain, entweder  von  der  Don-Mundungi  den  Manytsch  auf- 
wiirls  zur  Kunia  und  liings  dieser  zum  Kaspischen  Meere 
juvelliren,  oder  aber,  bei  nahe  gleichem  Anfangspunkte  aai 
Kagalnik,  sich  siidlicher  zum  Kuban  und  langs  desselben 
iiber  Stawropol  und  Mosdok  nach  Ki«ljaj  wenden*  Die 
erstere  dieser  Linien  erschien  interessant  durcli  den  Umstand 
^afs  auf  )hr  wohl  noch  am  spateslen  eine  Wasser-Verbindung 
zwischen  beiden  Meeren  bestanden  hat.  wahrend  sich  die  an- 
dre  durch  Sichtbarkeit  der  Hauptgipfel  des  Kaukasus  von 
viekn  ihrer  Punkle  empfahL  Diese  Berge  konnt^n,  wenn  man 
die  zweile  Linie  wlihlle,  ohne  jede  Miihe  in  die  Kette  der  hor 
rizontalen  sowohl  als  der  verlikalen  Dreiecke  aufgenemmen 
werden.  Die  Reisenden  haben  sich  theils  wegen  dieses  er- 
hebUchen  und  in  ihrer  Inslruction  vorhergese'henen  Gewinnes, 
theils  wegcn  des  Wassermangels  und  der  geringen  Bevoike- 
rung  durch  welche  sich  die  zuerst  genannle  Gegend  der 
Steppe  von  der  siidlicheren  auszeichnet,  fur  diese  letzlere  ent- 
sehieden.  Sie  fanden  auf  ihr  wie  Herr  Sawilsch  sagt^  vom 
Asowschen  Meere  koramend,  ein  gpnz  ebnes  oder  doch  nur 
mit  Kurganen  (Grabhiigeln)  besetztes  Terrain.  Nur  zehn  bis 
zwolf  Meilen  von  Stawropol*)  wird  es  etwas  wellig  und 
4;rhebt  sich  allmahlig  bis  zu  einen-  einige  Meilen  stidostlich 
von  dieser  Stadt  gelegnen  Punkt,    durch  welchen   auch   die 


*)  45« 8*^,4  Breile  (mlie   nnUni)  nad  aO*S0^81"  Oat  v.  Paris  nach 
Hirrrn  WUcIinj^wakji. 


KeUek-e  llotienmt*8tungen  in  Rufsland.  7B9 

Wasserscheide  z^vischen  dcm  Asowscheti  undKaspischeti 
Neere  Iiindurchgeht  Weilerhiii  bemerkte  man  nur,  sehr  Ian- 
gen  Wellen  ahnliche^  Unebcnheiten  des  Bodens  bei  tangsamer 
Abnahme  seiner  Hohe,  und  osllich  von  Georgietvsk'*)  eine 
ununlerbrochene  und  fast  vollkonimene  Ebne ;  liber  welciier 
die  Luft  an  keil^rn  Soniiiiertagen  kaum  20  Blinulen  lang 
ohne  Wtillende  Bewegung  gefunden  wird.  Neun  oder  zehn 
Meilen  von  den  Ufern  des  Kaspischen  Sees  beGndel  man 
sich  iin  Niveau  des  Oceans,  geht  von  da  an  bis  zu  jenen 
Ufern  gnnz  aKiniihlig  abwarts^  und  benierkt  schon  in  ziem- 
liclier  (?)  Entfemung  von  demselben  Moriiste,  yiele  kleine  mil' 
Schilf  uberwachsene  Seen,  so  wie  auch  andre  Zeichen  voti: 
fruherer  Anwesenheit  des  Mecr>vassers  *•). 

Der  EinfluFs  der  Slralcnbrechung  auf  gemessene  Zcnildi- 
sianzen   und  mithin  auch   die   von   unvollstiindiger  Kennlnifs 


^)  44^,16  Breite  41^,11  Ost  fon  Paris  nacli:  Karta  Tlieatra  woiny 
w'Aaji  i.  pr.  w'wojcnno  topograiih.  Dope.  1641  oder:  ILaite 
dea  Kriegf  theaters  in  Aaien  {ur  di«^  Jalire  1627  bis  1831k 
Im  Milit  Topogr.  Depot  1841.  (vier  Blatter  im  Maaiaatabe  von 
1^^^^.^  Die  Karte  des  Russ.  Kriegstheaters  n.  s.  w.  reicht 
ndrdlich  nicht  iiber  46^  Breite  und  zeigt  daher  n'tclit  den  westlichen 
Anfangspiinkt  des  Nivellemcnt.  Man  kann  indesson  die  Miindnng 
des  Kagalnik  bet  etwa  47^,0  Breite  nnd  dlb^fio  Ost  von  Paris  an- 
aehmen  (aielie  nnten)  und  erliiiU  somit  den  kikxestea  Weg  voa  die- 
aem  Pankt  bis  sain  Ost-Hnde  des  Nivellenients  bei  Ki«ljar  (4a*',8d 

.  Breite  and  46^14  Ost  von  Paris)  zu  108  Mei(en.  Die  wirkliche 
Niyelleinentslinie  scheint  etwa  23000  x  124  Kagl.  Fiifs  betra^^en  zu 
habcn  und  wlirde  dann  uni  nabe  an  10  Meilen  langer  gewesen 
sein,  als' jener  gradtinige  Abstand  ibrer  Endpunkte. 

**)  Nach  der  genannten  Karte  hat  die  Nirelleinentslinie,  wenigstens  von 
Stawropol   an,  meist  auf  der  Poststrafse   von  dort  nach  Ki#Ijar 
gelegen.    Ks  sind  an  dieser  Strafse  angegeben 
KWischen Stawropol  and  Georgiewsk  aa(ser  diesen  Stftdten  aoob  7 
doft  -    Mosdok  -         -  -  -      5 

-    Kisljar  -         -  -  -      5 

oder  zusamnien  21  Stationsorter   und  aufserdem   mebrere  Kosakenpi* 
keU  auf  einer  Strecke  von  o2  Meilen. 


-maCiieiiiatisGhe  WiiienichalWii. 

dfefl«  Einflus^es  herriihrende  Unsickerheii  eines  Nivelleinenfy 
wackst  bekannllich  proportional  mit  dew  Quadrate  der  EnU 
ftmung  swischen  den  Stalionspunklen.  Die  aus  der  Stralen- 
hrechung  hervorgehende  Unsichcrheii  des  Hohenunler-> 
schiedes  sweier  Hauptpunkte  ist  demnach  namenllich 

darch :    —sC—)^  ausgedruckt,  wenn  d  die  Enlfemung  dieser 

Punkte  and  n  die  Aiixahl  einander  gleicher  Stiicke  in  die  man 
•!•  gelheill  hat  bedeuten,  und  man  aeht  daraus  dafs  diese 
Unsicherheit   in  demselben  Verhiiltnisse  abnimmt 
in  welchem  das  n,   oder  die  Anzahl  der  Theilun- 
gei^  wachst. 

Es  wird  somit  in  alien  Fallen  vortheilhafl  den  gesucli- 
ten  Hohenunlerschied  sweier  Punkte  durch  Addition  der  Ho- 
henunterschiede  mehrerer  moglichst  nahe  aneinander  gelegner 
Zwiflchenpunkte  zu  erhalien.  Diese  allgemeine  Vorsicht  isl 
aber  um  so  nothwendiger  je  mehr  man  plotzliche  Verandrun- 
gen  und  Unregelmiifsigkeiten  der  Stralenbrechung  zu  erwar- 
ten  hal,  und  daher  gam  unerliifslich  fur  ein  Nivellemenl  in 
dem  fladien  Steppenlande  zwisehen  den  genannten  ftleeren^ 
bei  welchem  sich  die  Lichtstralen  von  den  Signalen  bis  zu 
den  Beobachtem  fast  immer  ganz  nahe  liber  der  Erdober- 
flSche,  in  Luflschichten  bewegen  niiifsten,  deren  Dichtigkeit, 
durch  die  tSglichen  Temperalurveranderungen,  den  slarksten 
Wechseln  unterliegt  Herr  Sawitsch  erklart  eben  deabalb 
ISr  sehr  wicfalig  dafs  ihr  Endresultat  auf  der  Measung  von 
Zenitdistanzeii  zwisehen  Punkten  beniht,  welche  durchschnitt- 
um  weniger  als  11500  E.  Pufs,  und  nur  in  seltenen  Fallen 
bis  dreimal  so  weit  von  einander  abstanden. 

Aufser  dieser  Wahl  der  Zwischenpunkte  sollten  aber  auch 
noch  die  Anordnung  und  Verbindung  der  Beobachtungen  an 
denselben,  zur  Befreiung  des  Endresullales  von  dem  Einflusse 
der  Stralenbrechungen  beitragen.  Die  eine  der  dahin  fiihren- 
den  Einrichtungen  besteht  bekanntlieh  in  der  gleicfazeitig,  von 
zweien  Beobachtem,  ausgeftihrten  Messung  der  Zenitdistanzen 
ihrer  beiderseitigen  Standpunkte,  denn  durch  diese  wird  man 


Ne«««Pr  li4Mie«aie«Miiig«ii  in  JUfiriaiwI.  til 

den  ebeH  daiiids  aiallfindenden  Oetrag  ilet-  Strakobredkung 
kennen  Jernen  uod  soiuit  audi  den  HBhanuniefschied  jenet 
bcMien  Punkte  richtig  erhalten,  so  oft  man  nur  vorauaseUetf 
darf  dafs  an  jedem  derselbeji  der  gekriimmte  Weg  daa 
Liehtsirales  einerleiWinkel  mii  der  sie  verbinden** 
den  graden  Lini^  eioschlofs.  Eina  sweile  eben  dahin 
fiihrmde  Anordouqg  Ut  di«,  eb^ifalls  gletobaeiUg,  abar  von 
Diir  ainein  Pimkle,  aiisgefuhrta  Measung  der  ZtfiildUtoniaii 
zweier,  oach  verachiediieii  RiphUiBgefl  gleich  weii  v(H1  deoi^ 
aalbcfli  abalehenden ,  6igiiale.  Man  eriuilt  daduvch  den  H^ 
henunlerschied  dieser  ielKieren  in  demsdben  Maaf$e  rkhit^i 
ala  ei  die  dabei  gfokachie  VorausaeUung  gaweseo  isi:  daft 
die.  Slralenbrecliurig  im  3eobachlungan|omeDiey 
naeh  &wei  verachiedneii  Seiien  bin,  voliig  gleich* 
miifsig  aiali  fand, 

Der  Hohenualerschied  swifchen  dem  Aaowscheii  und 
dam  Kaapiscben  Meere  ist  nun  durch  eioe  vollsUiodigt 
Reibe  von  ZenitdisUfiiEen  n<ach  der  ersten,  und  durch  fiibf 
eben  solehe  nach  der  zweilen  dieser  Methoden  beaiimmt 
und  zu  diesein  Ende  folgenderinafsen  verfabren  worden.  In 
Enlfemungen  von  21000  bis  24000  E.  Fufsen  wurden  nacK- 
einaoder  an  den  sogenannlea  Haupt-Punklen:  P  P, ..  P,.... 
P,,^,  14  Fufs  hohc  Signalslangen  erriehtet,  welcbe  am  obe- 
ren  Ende  Plalten  von  Eisenblech  irugen,  die  auf  beiden  Sei- 
ien mil  weifsen  mnden  Visir-Marlesi  auf  schwarzeoi  Grunda 
und  mil  einer  vom  Cenirum  der  Marke  an  gerechaelen  Thei^ 
kng  in  Englischen  ZoUen  veraeben  waren.  Zwischen'  je  ewei 
dieser  Svgriale  mab  man  sodann  eine  gegen  1400  E.  FuEi 
lange  Basis:  Am  It  my  welcbe  g«gen  jderen  Verbindungslioie 
Ph  Pm-^iy  aenkrecSht  war  und  mogbehst  nabe  an  deren  MilU 
vorbei  giag.  Die  Verlikalen  durch  An  und  B„  bezeiebnela 
man  dadureh  dafs  man  baizeme  fi5cke  uber  denselben  aut* 
slellte,  deren  runde  mil  angescbraubten  Ansalzen  versebene 
und  in  der  Mkte  durcfabobrte  Platlen  mil  einer  Selzwage  ho- 
roanlirle  und  danA  durch  diese  Oefihungen  die  Trager  det 
Visir-Marken  so  bindurchsleckle  ^  dafs  sich  die  MiUe  dieser 


i 


Matken  getiaa  ttber  der  Mitte  der  Oeffnungen  und  bcinalie 
Sfi  Fiifii  iibcr  dem  TiBchblatle  befand.  Enie  an  jenen  End^ 
pankleii  (A.  und  B«)  befesligle  Schnur  von  hiDreicbeBdcr 
Sliirke,  wurde  daraiif  fiber  Slfibe,  die  tin  70  bit  80  Fob  von 
eiDander  abstandeiiy  so  ausgespanht,  dab  die  UebergangBponktc 
eine  grade  Linie  biideien.  Liings  dieser  Sehnur  getchah  die 
cigentliche  MessuDg  der  GrandUiue  miClelal  aner  milOcliiibe 
bMlriehenen  hohernen  Slange,  auf  welche  savor  eine  Laoge 
Tm  14  Engl.  FoTs  mH  eineta  Slangensirkel  vom  Normal- 
Maarae  abgetragen  und  durch  Siriehe  auf  messingnen  Flatten 
beaeiehnei  ^ar.  Diese  Stange  wurde  namentKch  an  die 
Sehnur  gelegt  ohne  deren  nreprunj^clie  Lage  xu  andem  und 
dann  He  Lange  von  2  Sajtmen  (14  E.  Fufs)  dureh  RiUong 
mit  einem  feinen  Messer  von  jener  auf  dieae  tibertragen.  Man 
bestimmte  sodann,  durch  die  iiblichen  Mittei,  sowoU  die  Nei* 
gung  j  der  gansen  gemessenen  Grundlinte  (t)  gegen  den  Ho- 
rixonty  ab  auch  die  Senkungen  der  Schnur  («)  swischen  den 
einselnen  Uebergangspunkten  —  und  erhielt  den  gesuehten 
Abstaiid  der  Vertikalen  durch  die  Endpunkte  A^  und  B«,  indem 

dem  gemessenen  b  zuerst:  —  2b  am*-s-   und   dann  dicj   fiber 

alle  einseinen  Intervalle  (2a)  swischen  swei  Pfiihien,  enilreckte 


4iis  gt 
Summe:  —  2  5/  i  i    txf  *^^*"*^  wurde.    Die  letslere  rc- 


duiirty  wie  man  leicht  sieht,  jedes  gekriimmte  Stiidc  der  ge* 
messenen  Linie  auf  dessen  gradlinige  Sehne,  unter  der  Un- 
rcidiend  angeniiherlen  Voraussetzung  dafs,  bei  scharfer  Span- 
nung  der  Schnur,  die  Ketlenlinie  welche  sie  iwischen  je  awei 
Untersliiltungspunkten  bildete,  ebenso  lang  ist,  wie  einKreia- 
bogen  durch  <fiese  Punkte  und  durch  den  tieCBten  des  jedea- 
mafigen  Siuckes.  —  Herr  Sawitsch  fuhrt  an  dafs  sich  durdi 
Wiederholungen  splcher  fiasismessungen  die  Sieherheit  der^ 
selben  innerhalb  0^5  ZoU  auf  1400  Engl.  Fufse  oder  bis  auf 
rriTV  ergeben  babe  und  mithin  noch  grober  ab  nach  Herm 
Struve's  Erwarlungen  (bis  auf  ^-^hrv)  *)-    Nach  diesen  mofale 


*)  SGliam^chen*  Atftron.  Nachr.  XIV.  pag.  394. 


'   Neii«re  HolieBtneiimigai  in  R«&laiid«  r  3S 

man  aber  schon^  bei  nachweisbarer  SchSrfe  der  Wfaikeliiies- 
sungen,  die  Bntfernimg  der  Haaptpunkte  bis  auf  tirfr^  neh-* 
tig  erhallen  d.  h.  innerhalb  einer  Granze  welehe  nichl  nur  flir 
Ae  Hdhenbestiniinung  v5Uig  ausreidit^  sondern  auch  fur  die 
geodaliaehe  Aufhahme  der  Nivellements-Linie.  Man  hatte  na<* 
mentlich  in  dem,  eiwa  9  LangengraJe  belragenden,  Absiande 
ihrer  beiden  Endpmikte  einen  Fehler  von  nicht  mehr  ab  3 
Bogensecunden  oder  0"^2  in  Zeit  zu  erwarten. 

Das  Dreicksnetz  zwischen  den  Hauptpunkten  und  den 
Endpunklen  der  Grundlinien  wurde  dadureh  bestimmi,  dab 
DMRi  Kuersi  Signale  in  P„«,,  Pn,  Pn+i,  Any  B„y  j1„4.  und 
Bn^t  errichletey  und,  nach  geschehener  Basismessung^,  zu- 
ertl  von  Pn  aus,  mil  einem  grolsen  Ertelschen  Universal- 
Inslrumehte,  dessen  Femrohre^  bei  18  Zoil  Brennweite  und  21 
Linien  Oeflhung,  gegen  60  mal  Tergr3fserte,  die  Horizontal- 
winkel  zwischen  den  6  iibrigen  Signalen  bis  auf  1"  oder  2" 
genau  y  sodann  aber  mil  einem  von  z wei  kleineren  Theodoliien, 
deren  Femrohre  13  ZoU  Brennweite  13  Linien  Oeflhung  und 
28inaligeVergroJfserung  batten,  wiederum  dieWinkel  zwischen 
je  6  der  genannten  Signale  aus  An  und  B„,  und  am  fol- 
genden  Tage  auch  aus  A„^i  und  Bn^i  bis  auf  6"  genau 
beobacblete.  —  Zur  Orientirung  dieses  Netzes  hat  dann,  wie 
Slaatsrath  Struve  schon  fruher  bekannt  machte,  Hr.  8  a  bier 
das  Azimut  der  Linien  P, Pi  undP||P|o  ^^  ^^^  grofseren 
Instnimente  durch  den  Polarstern,  und  Herr  5awitsch 
das  der  Linien  ^iP^  an  einem  der  kleineren  durch  die  Sonne 
bestimmi  Die  Ableitung  des  Azimutes  von  P^Pi  aus  der 
zuletzt  genannten  Beobachlung  (vermoge  eines  direkt  gemes- 
senen  Winkels  zwischen  beiden  Linien)  ergab  aber  ein  um  nur 
3^',2  von  dem  unmiUelbaren  abweichendes  Resultal. 

Der  wichtigste  Theii  dieser  Trianguiation,  die  Messnng 
der  Zenitdistanzen,  wurde  djrauf  Iheils  mit  den  genannten 
Theodolileh  ausgefiihrt,  weiche  auf  Vertikalkreisen  von  8  ZoU 
Diirchmesseir  an  vier  Nonien  unmittelbar  10"  angaben  —  theib 
mit  dem  Universalinstrumente  an  dessen  Hbhenkreis  man  auf 
gleiche  Webe  bis  auf  4"  ablas.     Bei  einem  jeden  dieser  In<* 


slnimeole  feigU^  ein  nfti  Scahw^laMher  geCiiUt^  Mhr  e^fio^ 
liehes  Niveau,  welches  unmiiielbar  an  dem  Rande  dea  verii* 
kalen  Limbus  geschraubi  war,  die  etwanigen  Yer^iideruiigeii 
in  der  I^^  dieaes  Theiies.  Die,  an  sich  scbon  ao  Sufeet^t 
geringen,  TbeiliingafeUer  der  Eriei'schen  Kreiae  soUen  fast  je  • 
den  Elinflur9  verloren  haben ,  weil  tiberall  die^  durch  die  Con- 
^tniclion  der  Inalnunente  erlaubie,  Measung  mehrerer  Retheii 
von  Zenitdistanzen ,  bei  Yerlegang  des  verlikalen  Diirch* 
neasers  an  eben  so  viele  verschiedene  Punkte  der  Theilung, 
angewendet  wurde.  Auch  beruhi  jede  ein  seine  Angabe  der 
Zenitdislanz  auf  swei  Ejnslellungen  bei  rechts-  und  swei  an^ 
deren  bei  links-gelegenen  Kreise ,  und  es  wurde  endbf^  audl» 
uin  jede  Biegung  der  Speichen  desselben  unachadlkh  xu  mm-* 
chen  (besonders  bei  den  Theodoliten,  deren  KlemmsebraobQ 
sich  an  dem  Rande  desHdhenkreises  befindet)  von  jexwei  solcher 
ElinaieUungen  die  eine  durch  direkle,  die  andere  durch  die 
enlgegengeseUte  Bewegung  der  Mikrometerachraube  voUendeU 
Die  Polhohen  welche  diese  Instrumenle  respektive  bet  An- 
wendung  sudlich-  und  nordiich  -  culminirender  Sterne  ergabeo, 
slimmten  so  gut  iiberein ,  dafs  man  die  Biegung  ihrer  Fenirdhre 
durch  eigne  Schwere  fiir  aufserst  kleiu  halten  darf,  und 
man  konnte,  nach  diesem  alien,. die  wabrscheinliche  Grofte  de4 
zufaliigen  Fehler  einer  Zenitdislanz  durch  Einstellen  und  Ab* 
lesen,  gleich  der  wahrscheinlichen  gegenseitigea  Abweichung 
derjenigen  Polhdhen  selzen,  die  man  mit  denselben  ausZeniU 
disiaozen  hoch  culminirender  Sterne  geschlossen  hatte* 

Ea  ergab  sich  aber  aus  52  Reihen  solcher  Polhohen^Be- 
slimmungen  mitteist  der  Theodoliten  der  mitllere  Feh- 
ler einer  einzelnen  Zenitdistanz  zii  +  2",5  und  mithin  der 
wahrscheinlicheFehier  einer  8olchen  =  2",5x03^5=:2"yl. 
Fur  das  Universal-Instrument  erhiell  man  den  wahr- 
acheinlichen  Werih  der  analogen  Grofse  =^  +  1",!. 

Die  Messungeu  der  Vertikalwinkel  fiir  das  Nivellemenl 
wurde  nun  in  der  Ordnung  ausgefiihrt,  dafs  man  zuersi  ne* 
ben  je  einem  der  Enden  zweier  auf  einander  foJgender  Grand-* 
linien,  li.  B.  bei  Bn  und  B„^i  eben  solche  (14  Fufs  holie) 


Neaere  HoUenmeuangen  ia  Raiiriaiid.  73& 

Si|^akianzen  aufslellte  wie  an  drei  Hauptpunklen  Pj^-t  bia 
P„^i,  und  dafs  dann  einer  der  Beobachler  in  Pn  mil  dem 
Universal- Inalnimenle  die  Zenitdistanzen  von  B„^i  und  Bn 
i|nd  zwei  andere  gleichzeitig  init  den  Theodolilen  die  von 
Pn  au8  Bn  und  B„j^i  beslimmten.  Die  oben  erwiihnte  un- 
unterbrochene  Reihe  gleichzeitiger  und  gegen- 
seiiiger  Resuliale  entstand  auf  diese  Weise.  Der  Beob- 
achler in  Pn  bestimmte  aber  aufserdeqi  die  fiir  einerlei  Augcn* 
blick  giilligen  Zenitdistanzen  von  Pn^i  und  P„^i ,  und  die 
Beobachter  in  Bn^i  und  B„  respektive  ebenfalls  die  der  nach 
beiden  Seiten  gelegenen  Hauptpunkte  (Pn^i  und  Pn-,),  und 
iwar  so,  dass  auch  diese  Besiimuiungen  fiir  dieseiben  Mo- 
mente  giiltig  wurden  in  denen  man  an  jenen  Punkten  ge- 
genseitige  Beobachtungen  erhalten  (und  fur  welche  man 
daher    den   Zustand    der   Strahlenbrechung    direkt   ermittelt) 

hatte. 

Von  den  Basispunkten  A^....  wurden  sodann  auf  gleicbe 
Weise  die  Zenitdistanzen  derHauptpunkleP| .«..,  jedoch  ohnc 
Gegenseidgkeil,  gemessen — und  man  erhielt  daher  endlich  t\ir 
forllaufend  durchzufiihrende  Hohenbestimmungen  nach  der 
Melhode  der  Messung  a-us  der  Mitte,  die  Reihen  von 

1)  Zenitdistanzen  der  Hauptpunkte  P  von  den  Basispunkten  A 

2)  —  .  _         p    .      .  —         B 

3)  —  *  ungerade  benannlen  Hauptpunkte  P^  P,, , , 

von  den  grade  benannten  P,P^.,„ 

4)  —  -  grade  benannten  Hauptpunkte  P^P^..,^ 

von  den  ungrade  benannten  P|P,...^ 

5)  —  *  Basispunkte  B  von  den  Hauptpunkten  P. 
Aus  alien  bisher  erwiihnten  Beobachtungen  sind  nun  £e 

beabsichtigten  Resultate  und  die  wabrscheinlichen 
Fehler  dieser  letzteren  foIgendermaCsen  berechnet  worden: 
Die  geodaetische  Entfernung  (D)  zwischen  je  zwe) 
Dreieckspunkten  ergab  sich  ohne  Weiteres  nach  den  Bezie-* 
hungen  der  ebenen  Trigonomelrie,  nachdem  die  gemessenen 
Winkel  nur  so  ausgeglichen  waren ,  dads  die  Summe  der  zu 
einerlei  Dreieck  oder  Viereck  gehorigen  respektive  =  180^  odcf 


tM  t^tiytikftliscli  -  maCtiematiMilie  WiuerisctiaAeri. 

360^  wurde  j  denn  der  sphaerische  Excess  erhielt  nif geiids  eine 
wahrnehinbare  Grofse*). 

Bei  dieser  Ausgleichung  hal  man  aber  die  Gewichte  der 
einzelnen  Messungen  verschieden  und  zwar  nach  der  oben  an- 
gegebenen  Grofse  ihrer  wahrscheinlichen  Fehler  (die  Iheils  6 " 
dieils  1"  bis  2"  betrugen),  angenommen. —  Um  den  Niveau- 
Unlerschied ,  y,  zwischen  zweien  Punkten  zu  finden  fur  welche 
der  g^odat  Abstand  ihrer  Vertikalen,  D^  bekannt  geworden, 
kam  nunmehr  Alles  auf  eine  richtige  Bestitnmiuig ,  der  Re- 
fraction,  r^  d.  h.  desjenigen  Winkels  cin ,  um  welchem ,  an  dem 
Standpunkte  des  Winkelmessers,  die  Tangenle  des  von  dem 
Signale  kommenden  Lichtstrales  fiber  der  geraden  Linie  zwi- 
schen denselben  Punkten  gelegen  haite. 

Es  moge  hier  wie  gewohnlich  unler  Refractions- 
Coefficient,  Qy  der  Quotient  dieses  Winkeltf  durch  denje- 
nigen,  C,  verstanden  werden,  weichen  die  Schwer-Richtun- 
gen  durch  beide  zu  vergleichende  Punkte  einschliefsen,  so  dafs 

Q  =  j?r=  — n —  wird,  ivenn  R  den  Krummungshaibmesser  der 

Erdoberfl&che  zwischen  denselben  Punkten  und  in  der  Rich- 
tung  von  dem  einen  zu  dem  andem'bedeutet 

1st  nun  noch  z  die  beobachiete  Zenitdistanz  und  wird 

D* 

If  ssD  —  OAWtt  >  ^'  ^*  ^*^  Sehne  berechnet  welche  zu  dem 

geodaetisclien  Bogen   D  geh5rt;   so  hat  man  ganz  allgemein: 

^  ~  ^  ihr[z-f{g—i).c] ^*^ 

Eine  zu  eben  diesen  0  und  y  gehorige  gleichzeitig 
gegenseitige  Beobachlung  der  Zenitdistanz  z'  giebt  dann 
ebenfalls  allgemein: 

^,  co«[«'-f  (o' — 4)-n  „  ^  I     'J     r  I     'r       ion*  i   r* 
'  »ui[z  +{0  —  1) .  rj  '        I  r      I  <r  I 


*}  Kr  lietriig  in  den  Drciecken  zwischen  einer  Bubb  und   einew  Ilau|>t- 
punkte  nur  0"fiOi. 


Nenere  HitbenmeMUiigPii  in  RaftlMid,  T^SU 

woraus  unler  der  oben  erwiihnten  Voraussetzung  vonp'  ^  ^ 

folgen.  — 

Nach  eben  dieser  Voraussetzung  und  nach  eben  diesen 
Ausdriicken  (2)  hal  Herr  5awilsch  aus  alien  ihren  gleich- 
seitig  gegenseiiigen  Beobachtungeiiy  sowohl  die  game 
Reihe  der  y  berechnel  deren  Summe  dem  gesuchten  Hohen- 
Unlerschiede  gleich  ist,  als  auch  die  Weiihe  des  Refrac- 
lions-Coefficienien,  Qj  welchej  diesen  Beobachtungen 
sufolge,  naehanander  stall  gefunden  halten.  An  diesen  leti- 
teren  ResulUiten  bemerkte  er  zunach^l  die  auCserste  Verschie- 
denheit,  indein  nur  etwa 

Q  =  —0,35  und  Q  ^  +0,75 
als  Granzen  derselben  vorkamen.  Es  zeigie  sich  aber  so- 
dann  dafs  diese  Wechsel  von  starken  negativen  bis  zu  noch 
stiirkeren  positiven  Refractionen  zusainmenfielen  inii  andern 
die  man  im  Ansehen  der  entfernten  Objecte  bemerkt  hatte, 
indem  diese,  wahrend  der  Messung  ihr^r  Zenitdislanzen,  theils 
in  wallender  Bewegung  von  vorschiedener  Starke, 
Iheils  auch  r  u  h  i  g  ersehienen  waren.  Bei  hellem  Wetter 
hat  man  gewohnlich  sehr  friih  am  Morgen  ruhige  Bilder, 
jedoch  nur  auf  aufsersl  kurze  Zeit  gesehen,  weil  sich  bald 
nach  Sonnenaufgang  ein  immer  hefUgeres  Wallen  derselben 
zugleich  niit  Luflspiegelung  und  endlich  ein  fast  giinzliches 
Verschwinden  der  entfernteren  Signale  einstellte.  Dieser  Zu- 
stand  nahm  jedoch  allmiilig  ab^  bis  dafs,  im  Sommer  mcistens 
gegen  4",5  oder  auch  5'S5  wahre  Zeit,  eine  weit  lunger 
dauernde  und  die  Messungen  vorzijglich  begiinsti- 
gende  Ruhe  der  Bilder,  auf  diese  aber  ein  zweiles  sicb 
immer  mehr  steigerndes  Wallen  derselben  folgte.  Einer  jedea 
Beobachtung  der  gleichzeitig  gegenseiiigen  Zenit- 
dislanzen  war  diesem  gemafs  eine  der  folgenden  sieben  Be- 
zeichnungen 

1)  bci  der.ersten  heftigen  Unruhe  der  Bilder, 

2)  bei  der  ersleri  IJnruhe  —      — 


738 


Ptiytikalisr!!-  mattieinatiBctie  Wif>s<'nBrtiarten. 


3)  bei  der  ersten  schwachen  Unruhe  der  Bilder, 

4)  bei  der  Ruhe  —      — 

5)  bei  der  zweiten  schwachen  Unruhe  —      — 

6)  bei  der  sweiten  Unruhe  —      — 

7)  bei  der  zweiten  hefligen  Unruhe     —      — 
hinzugefiigt  worden ,  und  indem  man  nun  nur  die  Resultate 
aus  gleich  bezeichneten  Messungen unier sich  zusammen- 
stellte,  fand  sich: 


Zahl 

B«eid««, 

Walinchein- 
lich*ter 

I                                         ■ 

Gro(aler 

KieiMter 

d«'r  Beo 

bachtungen. 

Werth  des  RefraGtions-CoefBcienten. 

23 

1. 

—  0,129 

—  0,01 

—  0,35 

51 

2. 

—  0,027 

-f  0,06 

0,18 

64 

3.    . 

+  0,013 

+  0,06 

0,06 

119 

4. 

+  0,0875 

+  0,166 

+  0,001 

49 

5. 

+  0,153 

+  0,30 

+  0,05 

H 

6. 

+  0,204 

+  0,42 

+  0^11 

7 

7. 

+  0,479 

+  0.76    , 

+  0,90 

Herrn  5awitsch^s  Abhandlung  enthah  auFser  diesen 
Zahlen  auch  jede  einzelne  der  327  Bestiminungen  von  g  so 
wie  auch  fiir  eine  jede  das  r  und  €y  d.  h.  den  Betrag  der 
Refraction  und  den  Winkel  zwischen  den  Vertikalen,  aus 
weichen  sie  geschlossen  ist.  Bei  der  Ableitung  des  wahr-* 
flcheinlichsten  Werthes  von  g  aus  den  einzelnen^  zu 
einerlei  Klasse  gehorigen,  Werthen  derselben  GrSfse  ist  das 
Gewicht  eines  jeden  von  diesen  proportional  mit  C  oder  mit 
der  Entfernung  der  Funkte  angenommen  worden  an  wei- 
chen man  die  gegenseitige  Zenitdistanz  gemessen  hatte,  und 
man  hat  daher  diesen 

wahrscheinlichsten  Werth ss^^r"^ 


Neuere  HjUienmemngen  in  RoliilmRd.  719 

geiel2t  f  indem  man  die  aitgedeuteten  Sttnunalionen  iiber  alle  lu 
einerlei  Klasse  gehorigen  Beftliinnningen  erslreckle. 

Von  denjenigen  gleiehzeitig  gegenseitig^n  Zeilit** 
distan^en  welche  turn  Endresultale  wirkltch  concuitiri  habetii 
sind  aber  nur  ein  Fiinflel  bei  elwas  unruhigen  Bil^ 
dern  gemesaen^  alle  iibrigenaber  bei  dein  Vie r ten  der  oben 
angegebenen  Zustande«r  Es  war  daher  auch  vorzugsweiae 
dieae  vierle  d.  h.  .die  za  den  rufaigen  fiUdern  gehorigt§ 
Klasse  der  Bestimmungen  von  p  welche  man  naber  xu  unter* 
suohen  bakle,  um  den  wahrscheinlichen  Fehler  dea 
dorch  die  gegenseiiige  Zeniidistanzen  ermilldten  H6* 
faenunterschiedes  beider  Meere-  zu  erhlaiten.  Berechnele  man 
mit  dem  fiir  die  nachmiilagliehe  Rtdie  der  Biider  giilligeil 
wahrscheinlichen  Werthe  des  Refractions  •  Coefficienten ,  oder 
uvt  4*  0,088^  die-  Refraction  fiir  ein  jedes  der  C  wdchea 
jene  vierte  Klasse  der  Beobachtungen  enthllt  and  Terglich 
sie  mit  derjenigen,  r,  welche  fiir  dasselbe  C  durch  die  Hy<« 
potheae  der  Gleichheit  der  Strahlenbrechung  an  beiden  End* 
punkten  ermitteli  war^  so  erliielt  man  die  in  jedem  ein-« 
zetnen  Falle,  theils  durch  die  besondere  Beschaffenheit  der 
Luftschichten  theils  durch  aufoUige  Beobaehtungsfehler,  Yeran* 
laaste  Abweichung  des  beobachteten  Werlfaes  von  dem  wahr-< 
scheinlichen.  Herr  S.  fiodet  aus  119  solcber  Abweichungen 
die  Quadratwurzel  aus  dem  arithmet.  Mittel  ihrer  Qua- 
drate 3s  +  4",5  und  daher  ihren  wahrscheinlichen  Worth 
=r  +  4",5x  0^6747  =:4:3"^Q4.  Man  kann  aber  annehmen,  sagt  er 
ferner^  dafs  die  Unterschiede  zwischen  den  Refractionen  welche 
wahrend. der  gegenseiligen  Messungen  wirklich  stattfan- 
den^  und  denjenigen  welche  nach  der  Hypothese  der  Gleich* 
heit  an  beiden  Endpunkten  aus  den  Beobachtungen  selbst 
abgeleitet  worden  sind,  r,  iin  Durchschnitt  Grofsen  von 
derselben  Ordnung  gewesen  sind  als  diese  eben  genannte 
wahrscheinliche  Abweichung^  weil  beide  durch  ahn- 
liche  Ursachen  herv0rgebracht  wurden.  Man  kdnnte  sogar  be- 
haupten  dafs  jene  ersteren  kleiner  sein  miissen^  als  diese  zu- 
letzt  genannten,  indem  die  angenommenen  Refractionen  (r) 


VM  PlmlktlHieh-inaCheMalitdle  Wilseiiieluiften. 


d«ch  von  den  Ldubinisiaiiden  an  beiden  Endponklen  affi- 
xirt  und  daher  y^vieUeichi  Ton  den  waluren  Refraclionen  nar 
urn  die  Haifte  der  Different  zwisdien  den  an  den  beiden  End- 
punklen  atattfindenden  Refraclionen  abweichen  werden.''*) 

Seiil  man  dennoch  den  Unterschied  der  wirklicbcai  und 
der  vorausgesetzlen  Refraclionen  durchschniitiieli  ss  3",04^ 
d.  h.  jede  in  Rechnung  gebrachie  Zenildtslanz  um  3"  fehier- 
haft  und  erwj^;!  dann  dab  die  mitllere  Enlfernung  der  Signaie 
as  143640  Engi.  ZoU  oder  das  mitllere  C  ss  118"  gewesen 
iai,  und  dab  die  ganee  Nivellementsliuie  ana  224  aoicher  In- 
lervalle  besiand ,  so  wird  man  den  endlich  gefondenen  HShen^ 
Miilcradtted  beider  Meere  nur  um :  ^224  (143640)  sin  3'  s  31^ 
EngLZoUe  Cehlerhaft  hallen.  Man  hatte  indessen  diesen  Feb- 
ler  etwas  grolser  elwa  zu  36  Engl.  ZoU  anzuseUen,  weil  in 
einigen  Slaiionen  bei  nichi  ▼SHiger  Rube  der  Bilder  und  aucb, 
8  mal  unter  224,  ohne  die  gieichzeitige  Gegenaeilig-^ 
keil  beobachtet  wurde. 

Diese  Beslimmung  dea  wahrseheinlichen  Fehlers  unter- 
laegt  jedoch  einem  noch  bedeutenderen  Einwurfe ,  weil  analatt 
der  dabei  angenommenen  Gleichheit  der  Enlfemungen  der 
Signaie  y  in  der  That  eine  ungleiche  Vertheilung  dersdben 
iangs  der  OperatiMislinie  slatlgefunden  hat.  —  Man  mufs  um 
dieaes  gehorig  au  beriickiichligen  den  gesudilen  Werth  des 
Fehlers  nieht  von  den  Refraclionen  selbst,  sondem  von  den 
Refractions  •  Co^'IBcienten    abhangig   machen.      Sind    niimlich 


*)  Herrn  S,  Meinung  sclieint  die  za  sein,  (fafs  wenii  man  (C=s0,068r 
szM  setzC,  an  den  Endpankten  wirklich  Refractionen  rssH  +  m  and 
/'zzzM'^'fi  stattgefonden  haben,  unstatt  deren  man  nach  der  Hypo^ 

these  der  Gleichheit:  r=il^ 2^*  annahm,  dnd  dtSa  dann  ia 

der  Melirheit  der  Falle  r — r  und  r" — r  kleiner  atugefallen  sind  als 

r — R  d.  b.  dalik  iJirer  absolaten  Groiae  midi +/^^-^^~j — »<"'T^»^4 

dnrchachnittlich  stattgefnnden  habe,   wobei  <  die  halbe  Siunme  der 
xiUiiUiaeA  Fehler  beider  Zenltdiitanzen  bedentet. 


Neoere  ffiheikmessangeit  in  RaUan^.  9(1 

zfzfa  und  * +^V  die  von  ihren  zoiaiigen  FeMern  befrriten 
Wcrthe  der  beiden  gegenseitigen  Zenitdistanzen,  r+Jr,  r+Jr\ 
ttud  f  respektive  die  wirklichen  Refraclionen  an  den  beiden 
Endpunkten  und  die  nach  der  HjrpoUiese  der  Gleichheit  be- 
rechneie,  alle  drei  in  Sekunden  ausgedriickti  so  ial: 

und  auch: 

•  Das  y  welches  man  nach  dem  obigen  Ausdrucke  (2)  &  737 
berechnet  hal,  wird  daher  offenbar  mit  einem  Fehler  behaftet 

«ein  welchen  man  sehr  nahe  cs  ff  gin  T'  ^?  ~-<fe-t-^r  — ^r 

2 
oder  aber,  wenn  man  nur  die  durchschniUiiche  absolute  Grorse 
von  Jz,  Jzy  Jtj  Jr  nicht  aber  deren  Voreeichen  kennC: 

=  — 2 — /^*+^^+^*  +  /^-  * 

xu  selzen  hat.  Schreibl  man  noch  JIf  =  1219  Engl.  ZoU  fur 
die  Lange  einer  Secunde  des  grobten  Kreises  der  Erdkugel 
und  Jr^jQ.C^  Jr^=z/jlf^\C  so  wird  eben  diese  GrSfse 


MC.  Bin  r 


• 


Den  Fehler  der  bereckneten  Refractions^Coeffidenten  er- 
hiill  man  femer: 

oder  wenh  man  +Jg=sJg   selzl: 

Von  Jz  und  Jz'  sind  nun  die  wahriicheinlichen  Werthe 
respektive  2",l  und  T'^l,  die  mittleren  3',3  und  r\6  gefunden 
worden,  und  den  Fehler  der  Refractions-Coefficienten^  Jip,  kann 
man  durch  die  obenerwahnlen  Vergleichungen  twischen  deren 
jedesmaligem  und  deren  wahrscheinfichem  Werthe  ermitteln. 
Man  mufs  aber  dabei,  eben  so  wie  den  einielnen  Bestim*" 
mungen  der  Coef&cienten  selbsi  auch  denen  ihrer  Fehler  eiD> 
mil  der  Entfemung  der  Beobachiungaprier  aus  denen  sie  ge« 

Emmt  RMt.  Arebiv.  1811.  Illl»  4^  48 


74ft  PhjMkaliick-niatheiMUaclie  WiMVUKlMftra. 

scUoMcn  vioriiva,  i.h,  mi  C,.proportion»l««  Gewicht  gcbep, 
SeUt  man  namenlUch  CsslOO"  for  die  EinheH  der  GewicUte, 
80  ergiebt  aidi  aus  dea  119  Vergleicbunfen  wekbe  *«  roil 
4)  bcseiohiMten  gegenseiligen  Zenkdislaoxen  darbiel«n ,  das 
Quadrat  d«»  miltkren  Fehler*  d«$  JRefracUons-Coeflicienlen : 

Jz*±Jz*,J9*_    1340^ 

~~4C»        '■  ^        (I000)» 
Durch  gehSrige  Berucksichtigung  der  einzeben  Werthe 

von  C  in  dem  AusAiick  ^'^gT*    ''^^  *^^  '*"'*'^  ^*^  "***" 
tere  Werth  desselben: 

i^i  4C«  .       ""   (1000)» 

folglicb  ^  m  ^^i  md  der  mUttere  Werth  ron  ^ 

«±  0,0325; 
mithin  der  wahrscheiniiche  Werth  dersclben  Grdfse 

ss  ±  0,0219, 

80  wie  das  wahrscheiniiche  Jjf  ss  ^f  0,091. 

Da  indessen,  wie  schon  erwiBint,  tmler  6  Stationen  ehie 

war,  an  wekher  nur  bei  fiiat  rahigen  Biidern  beobadilcl 

wurde  und  da  sich  die  Fehler  unter  diesen  Umstanden  lu  de- 

nen  bei  ganx  ruh^er  Luft  wie  4:9  Terhalten,  so  hat  man 

anstatl  des  eben  angefuhrlen  viehnehr  -^  b:   +  0,0232  sa 

«etxen.    q  war  nun  femer: 

\  ^  r  '       ' 

fur  20  Stationen  47'  1",1 

—  24  —  77"  I  1",8 

—  72  —  97"  2",2 

—  70  —  125"  2",9 

—  39  —  158"  3",6 

—  13  —  193^  4 ',4 
_    6  -  239"  5",5 

iMid  ea  wird  somit,  wenn  aUgeatwiii  f»die  An»ahl  dw  StatiMwa 
bexeichnet  denen  eioerlei  Werth  von  -7I C  loldaiint  and  tut 


Heoete  HMienmeMiMteii  in  Rvrstimd.  MS 

Jtmtd  Jz'  4«reti  VrahrstskeiiiHche  Werthe  ST.l  md  Y\l 
geseUt  werdea,  deir  wahrBcheinliche  Endfehlet  dei 
Nivellemenls: 

}/:SM^.€^siHn\^^^  +  ^-^)H=±43EiigLZoU 

=  +  3,5  Fufs. 

Umso  viel  hat  man  also  die  auf  gegenseiiigen  Bebi^ 
acktungen  benihende  fiestimmiing  des  HShenunterschiedea 
beider  Meere  fiir  luisicher  tu  halleti. 

Waa  nun  die  Beobachlungen  nach  der  zweilto  Methode 
betriflly  bei  welcher  mr  Beseitigung  der  Refraction  von  einer 
Station  nach  einem  vorwSrla  und  einem  nahe  gleichweit  ruek- 
wSrts  gelegenen  Signale  gemessen  wurde,  so  beriehtet  Herr 
Sawitsch  voraugsweise  iiber  eine  Reihe  derselben  (die  von 
S„  nach  P„.t  and  Pn  gemachteti),  bei  welcher  nacheitiander 
dieselben  IKstanten  wie  bei  den  ebenerwahnten  gegensei- 
tigen  in  Ariwendung  kamen. 

FBr  die  Sunune  der  auf  diese  Weise  gefundenen  Rdh^ii- 
untersehiede  je-  cweier  Haaptpunkte  findet  man  leicht,  nach 
der  vofhergehenden  ^ezeichnung,   den  wahrseheinlichen 

FehlersB^^JIf*.0,*w*  I"  (Jz^i-jQKC^)n  wo  die  n  undi 

C  so  Wie  frilher,  und  ferner  Jzi=i^\l ,  jQssOfiSH  anxunehmeti 
sEnd.  Es  ergiebt  sich  daher  endlich  fOr  das  nlich  £eser  Me- 
thode erhaltene  Endresultat  der  wahrscheinliche  l^eh« 
ler-ss  y^73  s±  62,4  EngL  ZoU  ==  5,2EngL  Fuls.«) 


*)  Riiie  andere  von  der  ebengenannten  ginzlkh  nnmbhaiigige  Schitsviig 
dietet  Feblen  and  des  torher  enrabnten  der  gegenseidgen  Messaa* 
gen  fubrt  Herr  8,  ibIgendennaOien  ein:  «,  rei^Uficbt  man  darcb  di« 
Bank  die  Hobenhettimmongen  welcbe  man  an  eineriel  Station  aowobl 
bei  mbigen  alt  bei  nnnhigen  Bildern  erhalten  hat,  ^6  zeigen  die 
ersteren  eine  sebr  befiiedigende  tJebereinstimmnng,  obgleich  sie  tuiter 
anderweifig  sebr  venehiedenattig^li  t^mstiinden  eriialten  wvrden.  Die 
bei  mefklichem  WaHen  der  Objccte  gefundenen  Hohen  weichen  da- 
gegea  oft  sebr  bed^ntend  von  cinander  ab....  Man  kann  demnacb 
wobi'die  gegenseitigen  Abweicbnngen  der  wabread  der  Unrobe  vnd 

48* 


fit  P1i9»ilAUMli-in»>b«mMJMilH»  Wtt8eM<$l>»ft«n* 

Hen  SawiUch  hat  aber  nun  <U»  Kffapl^cke  M^er 
iinUr  dem  A«owscheu  gefunden  nadi  der  ewlen  Me- 

thode  um: 

78,1  +  3,5  EngL  Fufs 
und  nadi  der  xwcilen  Methode  um:  . 

82^  ±5,2  Engl.  Fafs, 
^Wia  Be^limmuDgcn  dercn  Different  so  zUiplich  io  den  Grin- 
sen  ihrcr  wahrsclieinlichen  Fehler  IkgL 

Nach  beiden  zusammen  lial  o^in 
79,47  EngL  Fufs 
fur  den  walu-scheinlichslcn  Werlh  des  ^enannien  Hobcnwaler- 
schiedes  zu  halten^  in  so  fern  man  nur  die.Gewichle  der  bei'* 
den  einzelnen  Bcslimmungen  den  Quadraten  ihrer  Fehler  um- 
gekehrt  proportionel  seUen  darf. 

Die  dawi  erforderliche  Un.abhangigkeit  beider  Be- 
siimmungisn  von  eineinder  findet  zwar«  wie  der  Veifasser  be- 
merki,  nichl  absolute  stall  —  indem  eine  Hiilfle  der 
Beob'achtungc»  welche  dem  zweilen  Resiillate  zu  Gruode  lie- 
gen  auch  bei  der  Berechnung  des  efslen  benulzl  wurdei^  — 
wohl  aber  fast  voUstandig  in  Beziehung  auf  die  Fehler* 
quellen  fiir  beide.  Die  von  den  Jnslrumenten  herruhrenden 
2afalligen  Fehler  beim  Messen  der  Zenildislanzen,  sollen  nam- 
l|ch  so  gut  als  verschwiodend  sein  und  dafaer  nur  die  von 
linvollkommener  Elimininalion  des  Einflusses  der  Siralen- 
brechMng  herriilirenden  zuriickbleiben,  welche  dann  in  der 
That  fur  die  ersle  der  beiden  Reihen  von  andern  UmsUinden 


der  Rube  gewonncnen  Resultate  fur  (liirchacluuUlicIi  klttner  Iialten 
als  die  Abweichungen  der  bei  Rube  der  Bjlder  eihaltenen  voa  ibrea 
wahren  W.erthe.  Durcb  Behandlung  alter  BeQbacbtqiigen(oiineAu8- 
scliluis  dcrer  bei  unrahigcn  Bildern)  nacb  der  Afetbode  dier  kleinsten 
Quadrate  ergab  sich  aber  nun  ia  dem  KndreauUate  welcbct  aich  auf 
die  recipreKeu  gleicbaeitigen  Beobachtungen  grundei,  ein 
waLrscheinlicber  Febler  von  4  Fiifs  und  in  dem  aaf  der  awei> 
ten  Methode  zur  Beseitigung  der  Refraction  beruhenden  ein  desglei- 
cben  von  6  FuiJB. 


NeneM  HolMnniMBiMgeii  in  lUfrUii^.  ^iS 


als  fur  die  zAveile  abhangen.  —  Um  dieses  m  beweisen  fiihrl 
Hcrr  5awitsch  noch  an,  dafs  die  ahdern  Bestiminungen 
durch  Zenitdistanzeii  aus  der  Mitte,  weiche  die 
Hemi  Sabler  und  Fufs  beobachtei  haben,  gleicbfids  nahe 
an  83  Fu&  fur  den  Niveauunterschied  beider  Meere  ergeben, 
d.  h.  ein  Resultat  welches  mil  der  hier  erwiihnlen  Bestiin- 
mung  nach  dcrselben  Meibode  voHig  ubereinslioiuU,  uod  aich 
daher  ebcn  so  stark  wie  diese  von  derjenigen  entfemt  bei 
welcher  die  andere  Elimination  der  Slralenbrechung  in  An- 
wendung  kam.  —  Einige  i^^emeiivere  Belruchlungen  iiber 
die  Slralenbrechung  und  uber  den  Werlh  der  beiden  Elimi- 
nalions  -  Arten  werden  tvir  weiter  unlen  nach  alien  bisherigen 
BericRten  iiber  die  Kaspische  Expedition  zusammen- 
slellen;  zuvor  aber,  naph  Herrn5awitsch*s  Abliandlung,  iiber 
die wahrend  derselben geinach ten Ortsbestimmunffen  qnd 
Hohenmessungen  in  Kaukasien  Einiges  mittheilen. 

Herr  5awit&ch  erwahnt  von  Ortsbestinunungen  theils 
Polhoben  die  sich  unmiitelbar  aus  astronomischen  Beobach- 
lungen  ergeben  haben,  theils  Polhoben  und  Liingenunter- 
schiede  weiche  man  durch  Messung  der  Richtungen  nach 
jeden  der  fraglichcn  Punkle  von  mehreren  Punkten  des  oben 
erwahnten  Dreiecksnelzes  erhahen  hat. 

MHteki  aslroiiomischer  Beobachtungen  siiid  gefuadert 
ivoiiden: 

Die    P  o  1  h  o  h  e  : 

1)  der  Kalltedi-alkircho  in  Stawropol: 

durch  a  Ursae  niinoris  45^  S  4",8 

9,0 
6,7 
4,0 
6,5 
7,4 
16,0 

9,0 


■9M  PIqftikaMMh-MklhMBMiMU  WiMW—Aaftwi. 

durdi  •  Orion  is        45*  SWJb 

4mA  m  Carnis  minorU        46*  ^  14j0 

Im  Miltel   4&*  S  r,i 

2)  des  Si|;nales  B,«: 

4urch  a  Ursae  minoris    44*  15'  38^,0 

36,3 

43,0 

Im  Mitlel    44*  15'  39",1 

3)  der  Kirche  ia  d«r  Staniia  AUk«anilria. 

44*  16'  »6  "^ 

^  its  Signales  M,,. 

durch  a  Ursae  minoris  43*  45'  45",! 

50,6 
durch  a  Aqnilao    43*  45'  4d'',4 

46,6 
Im  MilteT  43*  45' 4^,1 

5)  der  Kirche  in  der  Stanisa  Iskaierino^-ad 

43*  45'  47";5 

Zur  Controle  diescr  Resuhate,  fQr  welehe  ich  faier  die 
OitaMunen  durch  die  iiwen  vorgeschriebiea  NanuncMi  an- 
deutea  will,  dienten  folgende  Ergebnisse  der  geodatiaeliett 
Beoiwichtunfen : 
die  Entfemunc:    (1)(2)  5462030  Engl.  ZoU  i.    „ 

-  (2)  (4)  3609280    -     -    }•'«>»««*«»«*«•«»• 

dasAiimut:    ▼on(l)aua(^  309*  49'  If 

—  Ton(4)aaa(2)  126*  53'  ir 

—  von  (2)  aus  (1)  128*  52'  26" 

—  von  (2)  aus  (4)  307*  30  57" 
Man  ethSlt  demnach  PolhShe 

von  (1) :  heobachtet:  45*  3"  T,9 

von  (1):  ahgeleitet aus  (2):  45*  3*  »',4 

Unterschied:       + 1' ,5 


Netrnre  Hobenmessiiiigen  fn  Ruftland.  t47 

von  (4):  becfbachlel:  ^S^'^^O 

Von  (4):  abgekfi(et  <^us(^;43M5'^^^ 

Unlerschied:    "~+3^>l 
und  ebenso  fur  das  Aaimiit  von  (2)  aus  (I): 
4^8  bereehnet«  urn  IS"  kleiher  ais  das  beobachlM^ 
und  ffH*  das  Asimul  von  (2)  aus  (4): 
das  berechnete  urn  ^'  gr^fser  ats  das  beobaclitet^ 
w^bei  lAtt  und  im  Folgenden  alio  A  si  mute  von  Norden  all 
T^hls  kerum  gesfihll  siiwl.     Hen  Sawilseh  betnerkt  dafc 
diese  cfben  genannten  Unlerschiede  in  der  Polhdhe  an  und 
'fiir  ^h  klein,  in  ddn  Asimutcfn  aber  deshdb  nicht  uner- 
warlel  seien  well  deiiseH>en  nur  Sonnenbeobaehlungen  sum 
Grunde  K^en. 

Durch  geodatisehe  Winkelmessutig  sind  Oberhaupl 
die  Polbohe  un^  der  Langenuntfrschiied  mil  Slaw- 
ropol  bestimmt  worden 

fUr  swei  Kuppen  des  Elfiorus^ 
fiir  einen  durch  Anonymus  beseichneten  Berg. 
?iir  den  Kasbek. 
und  fur  den  Beschtau. 

Da  die  Richiungen  su  einen  jeden  Aeser  Berge  stels 
von  niehr  ats  swei  Dreieckspunkten  beobachtet  wurden, 
80  war  dessen  wahrscheinlichste  Lage  oder  diejenige  welche 
den  Beobachtungen  am  nachsten  entsprHche,  su  berech- 
nen.  Herf  5.  hal  die  Methode  der  kleinsten  Quadrate  auf 
diese  Aufgabe  folgendermaafsen  angewendet  Aus  dem  Vor* 
tllisilhaftesten  (d.  h.  am  wenigslen  ungleichseitigeiy)  der  Drei- 
•  ecke  welche  ^wiaehen  der  Projeclion  des  Bet^ei  auf  d«n 
Horisont  und  den .  Seiien  des  beretta  bekannten  NeUes  enl- 
alanden  waren,  wurde  der  Abstand  <i  jener  Projection' M  van 
dem  einen  der  Punkle^  dieses  Nelses  genapu,  uttd  4ie  rnioi- 
l<^en  aa" ...  von  den  llbrigen  Punklen  A  A"..,  nur  in  io 
wait  bereehnel  dafs  sie  sur  BesUmmung  des  sphaerischen 
Exeesses der  Dreiecke AAMy  A A'M... .  hmreichien.  Naoh 
Anbringung  desselben  an  die  bei  AA\..^  beobackleten  Win- 
kel  A  AM...... A' A' M nacb  welehor  4ilie .  betomtoii  und 


der  fragliclie  PwiM  ab  in  eineriei  Ebene  liqgend  su  belrach- 
ten  waren ,  aeien  j«iie  Winkel  reapekUve  %u^^'. ,.  geworden. 
Die  Linie  AA'  und  eine  auf  ihr  aenkrecht  durch  A^  wurden 
nun  ala  Coordinataxen  angenamoMn,  und  demnacfaai  <Ke  Coocdi* 
naton  darPunkle jf,  A',  J"... unddie  Winkel o' a  V**.  awbchen 
A'A\  A" A'",  A'"  A"*'...  von  der  einen,  uud  AA'  wn  der 
andern  Seile^  nach  den  Reaultalen  der  friiheren  Triangiiialion 
ao  wie  aucb  die  angeiNiherlen  Coordinaten  x  wd  y  d»  Punk- 
lea  M  berechneL  Zur  AufSadung  der  wahracheiniick- 
aien  Werthe  Ton  Js  und  djf  auchle  man  dann  aiierst  die 
Weribe  ^^••..  welche  die  fbon  genannlen  Coor^aalea  den 
Winkein  A  AM  9  S  AM^*.  anwieaen  ua^  hatte  endlich,  wie 
man  sicli  leichi  iiberaeugl,  aU  Gleicbungen.  die  naeb  der  Mf>- 
4bode  der  kteinalen  Quadrate  aufculoaen  waran; 

(^ — v)  •  ^  •  ***•  ' "  ^^  ^®'  (t)  •    ^^  —  **^      (v)      ^9 

(y/  —  9  )  .  r  •  am  1"  =  cos  {fp  -f-a)  dx  —  sSn  {tp  -f  o')  dy 
(tff^^ — ^"•).r*.  sin  V*  ±s  cos{(p^'\-a*')dx—  am(9"Vf  O'j^ 

Herr5awit8ch  hat  gefunden  dafs  die  Grofoen  {^ — ^"') 
d.  h.  die  Febler  in  den  beobachteten  Ricblungen  su  den  Ber* 
gen  8^'  bia  9"  belragen  und  er  erklart  dieselben  durdi  daa 
yerachiedene  Ansehn  eines  Barges  aus  verschiedenen  Stand- 
punkten ,  vermoge  deaaen  -{wenn  die  Anbringuog  einea  kiinsl- 
licben  Signales  auf  desaei|  Spiize  nicht  moglich  ist)  die  Beo- 
bacbtungen  siph  nicbt  aireng  genug  auf  eineriei  Ptinki  be* 


Um  nun  endlich  durch  die  auf  dieae  Weiae  bekannl  g|a- 
wordenen  Entfernung  und  Aaimul  des  Punktea  M  ven  einem 
andem  iV  deaaen  Polhohe  bekannt  war,  die  Pel  babe  von 
M  und  den  Langenunterscbied  ilT  bia  Jlf  «i  besttnuxien  ai»d  die 
Iwibe  grebe  Axe  der  Erde  s  3271922^1  Toiaen  daa  Quadrat 
der  ExcentricitKt  der  Erdmeridiane  «  0,00660036  geaetat  und 
die  Vorscbriften  und  HuUsmiltel  aur  Rechnung  angewendet 
^iorden  welche  Bessel  in  den  Aatron*  Naciirichlen  Bd.  I.  und 
inder<jradtneasung  in  Ostpreufaen  bekannt  gemachthat 
...   £a  entalanden  auf  dieae  Weise  folgende  Bestknmungen : 


■p 


Kenei*.  0|lieMneMaii8«i|  in  Rndbuia*  JU9 

1)  far  die  xwei  Kuppen  des  Elborus.   . 
Im  WiiUer  1837  als  die  Operationsiiiiie  nocb  nichi  bis  $ta* 
wropol  reicble  wurd«n  a3iroQOii»sch(diirchaUrsae  mino* 
vis)  bestimmi: 

von  dem  Kreuz   an   der  Stawropoter*  Hauptkircke 
Asioiui  der  Westkuppe  des  Eiborua  ^  169''    ff  hT 
.    Oslkuppe        -  -         =  168*  39'  49" 

Femer  durch  Sonnenbeachtungen: 

von  B^^ 
Aamut  der  Westkuppe  des  'EJboros  s  216*    t  bT^ 
-     Oslkuppe         .  -        =  215*  2tf  44",6 

Beseichnet  man  mitfi,  vaMEw  und  £e>  respektive  die  Siaw- 
ropoler  Kircfae,  und  die  Wesl-  und  Oslkuppe  des  El- 
borus, so  folgt  aus  den  geodiitischen  Messungen: 

SB^^Pw  »  9ai*  41'  ir^ 

SB^.JSa  5=  94*  20'  31' ,5 
Setat   man   nach    dem  Obigen   das    Aspfnut   von   B,^    aus 
S  ss  128*52'  19^'*)  so  entsleb«n  deinna^  foigendeDreiecke: 


Dreieck  SB^.Ew 
EwB.^S  s^  93*  41' 18  ",5 
EwSB,.  ^  40*    8'38",5 
Sphaer.  Exc  tss,  43"|5 


Qreiecl^  SB^^Bo 

fi>»^^5  =  94*  20^30 
EoSB,^  =39*  47'dff'fi 

^haer.  Etc  s  43"^ 


SB^^  =  5462080  Engl.  ZolL 


Dreieek  B^^A^,  Ew 
EwB.^A^,  a  96*  27' 26' 


Dreieck  B^^A^^  Eo 
EoB,.A^,  »  95*48'23f' 


EwA^.B,^  =43*30f32"     BoA^.B,^  =  45*19'ir 

Sphaer.  Exc  =:?  36"4      \    •Sphaer.  Exc  as  36",1 

B,^A^^  tss  4561410  EngL  ZoJI. 

Zur  Ausgleichung  der  Beobachtungen,  bei  welcher  die  in  S 

nur  die  Haifte  des  Gewichtes  der  iibrigen  erhielten  dieate 

noch:  SB^^  J.,  s  190*  8'  58".    Die  Ricblungen  zur  West- 


*)  Die  Mi  n  a  ten  dieses  Winkels  Bind  an  yenchiednen  Stellen  der  Ori> 
ginal-Abhandlung,  offenbnr  darch  Drnckfehler,  tlieila  59^  (z.  B.  an- 
statt  des  obigen)  theiU  ^  angegeben.  Nach  den  hier  genannten 
Dreieckawinkeln  sclieiBt  leUteMa  ricfaiig.  U* 


75v  PhynMutcu  -  mnMBiAoiCM  Wits6iiMaiifteH« 


kuppe,  wdche  art  flirtoi  nvieittdieh  Itatide  einefi  tetir  kennl- 
Kdien  Punkt  h$X,  rind  richerer  ab  Ae  xu  iter  flachen  and 
btdten  Oslkuppe.  Em  ergab  ridi  mit  diesen  Datis: 

West-Kuppe  dea  Elborus. 

Nach:  Polhobe  Ost  ton  Stiwropol 

Beobb.  in  5  =  43*  21'  23-,2 
.       B,.  c  43^  21'  WO 

Im  Mitlel       =  43*  21'  2l'^^6  ©•  2/  4" 

OaUKuppe  d€s  £lboru8» 

Nsch:  PoUioho  Oat  toa  SUwrofpol 

Bcobb.  in  S  s^  43*  21'    Vfi 

B,^  ^  43^  20'  59 ',0        . 

Im  MiUel       9  43*  91'    O  0«  2r  44' 

2)  fur  den  Ber|;-Ananyteu8. 
Man  halle  aur  Befitimmang  aeiiiclr  Luge 
p..  #.,  «„  :»  2<3-  a-  14",4; 

'••*•»  jp.i  ««*  »77«  5'  sr,o 

und,  wenn  man  die  Horicortalprfljeclioii  des  Gipfeb  dieses 
Beiges  dnrch  Jh  besei^nfet: 


Dreieck  B,^  B,,  ^ 

J».,  B.,  JHm  ia8^4r43^' 

*.,  B,,  A  =    44*  24' 35" 

B„  B,i  c(d  668710  B.  ZolL 

Sphaer.  Rte  as  3^'^ 


Dreieck  P,^  B,,  An 

B,,  P,,  J»  -r  7I>»  48^  68" 

P,,  B,,  Ji»  a  84»  14'  9Sr 

Pti  '••  »  1438»:^  B.  ZoU 

Sf»hii«r.  Ext  89  y> 

Dreleel  !>,,  B,,  ^ 
P,,  B,,  Ah  ^  13B*  4(r  56" 
B„  P,,  ^  ss    37*  47'  52* 
P.,  B,,  ss  1228^  Engl.  UA 
Mit  diesen  Oalis  and  mit 
Asimut  von  An  aus  B,,  as  227*  12'  46",  ergab  sich: 

fUr  den  Berg-Anonymus 

Polhohe  Oit  Ton  SUwropoL 

43*  3'  13",8  !•  13'  32' 

3)  (iir  d^n  Kasbek 
wurd^n  gebrauchi  die  Verlnndaiigawiiikel : 


mA  wmin  imm  die  HomMflalpriiieclMHi  diwMs  Berft»  inmk 
Mi  bestidiiMti 


Dfeitck  il«,  Btt  K 

At,  «„  J:  qs  73«  5ff  26" 
JB„  J„m  106049aEii8i.MI 


Dreifck  Jt^«  )B(»  JC 

«..  *••  Xim   «»•  ar  58" 
'•«  i^..  f>8fi88710EagLZ«U 
SpbMT.  Are  es  3^',9 

Drei«ck  A^,  JB,,  JT 
ul„  *,,  jr«68»  51'  SMT 
J»„  J,,  IT  »  67*  15'  ir 
-^•1  J^tt    «  1973800  Ei^  ZoU. 

Spbaer.  Ext  as  1€',7 

AitiDUt  voD  K  aus  II,,  es  169*  ST  34" 

uii4  bieniut 

fur  den  K^sbeck 

Polhobe.  Oft  vow  SUwiopol. 

42*  42*  3",0  2*  31'  52" 

4)  fSr  den  Berg  Beschtau. 

Die  Lage  dieses,  in  der  Nahe  von  Pjatigorsk  und  ufH 
weit  der  dortigen  Mineralquellen  gelegenen,  niedrigeren  Ber- 
ges,  isi  sowohl  aus  Beobachtungen  von  mehreren  Punktep 
der  eigenllichen  Nivellementslinie,  als  auch  aus  einer  beson- 
dereii  Hiilfstiiangulalion  welche  eine  moglichst  genaiie  Hohen- 
besiimmung  desselben  zum  Zwecke  hallei  abgeleiiei  worden« 
Herr  5awii$ch  fiihrt  von  dem  der  Rechnung  zu  Grunde 
liegenden  Groben  nur 

Azimut  des  Beschtau  aus  §,,  s  235^ir53" 
an  und  als  Redultat 

fiir  den  Beschtau 

Polhobe.  Oat  von  Stawropol. 

44^6'5",4  1*2' 8" 

Bei  der  Beslimmung  der  Ho  hen  dieser  Berge  durch 
Missung  von  Zenil&tanBeOt  konnte  man  sich  keiner  der  zwei 


9St  PbyiUHUMi-iniidmmillielM  Wiiteiiiobifteii. 

friiher  genaimten  Melhodeii  xur  BliininiB«lton  d«r  Slralen- 
brechung;  bedianen.  Man  nmible  diriier  die  jedeMial  aiuuweii- 
denden  Refractions-Coeflicienien  dadurch  zu  besliinmeii  toelleii, 
dab' man,  gleichseitig  ttui  den  Zenftdiatatizen  der  >u  bestim- 
meliden  Ptinkte,  und  an  d^ms^lben  Oiie  wie  diea^,  aueh  Zt^ 
nildistansen  von  Objeklen  iiMif&  deren  Hohen  und  BtalCerftungen 
bekannl  waren.  Die  Signaie  auf  der  NiveUemenlsUDie  eiil- 
sprachen  zwar  diesen  letzteren  Bedingungeni  waren  aber  des- 
wegen  nicht.  anwendbar  >veil  daa  Liokt  von  ihnen  weil  naher 
liber  der  ErdoberBache  und  didier  anter  gtnz  anderen  Ein- 
fliissen  als  das  yon  den,  hech  ijbber  der  Wolkenregion  gele- 
genen  und  weit  enlfernleren ,  Gjpfein  4es  K  auk  as  us  ztim 
Auge  gelangte.  Es  isl  deshalb  zuerst  die  Hohe  des  Besch- 
lau,  der  zugliich  mil  mehreren  dieser  lelzteren  sichtbar  war, 
durch  Zenitdistanzen  aus  dreien  um  elwa  3,5,  2,7  a.  1,7  Meilen 
von  ihm  abslehenden  Punkten,  auf  eine  von  der  Refraclion 
fast  unabhangig  geinachte  Weise,  bestimmi  worden.  Auch 
diese  Hohe  (4595  Engl.  Fufs)  war  zwcir  noch  bei  weilem  ge- 
ringer  als  die  der  Kaukasischen  GipfeL  Der  Beschlau 
konnte  jedoch  schon  w^it  eher  als  dieSiguale,  zu  einer  iin- 
gefahren  Bestimmung  des  jedesmaiigen  Refraclions-Coef- 
ficienten  fiir  die  entferntesten  Objekte,  und  zur  Berechnung 
von  Naherungswerthen  fur  deren  Hohe,  gebraucht  werden. 
Herr  5a wits ch  hat  sodann  wenn  von  einer  Stalion  zwet 
oder  uiehrere  Gipfel  des  Kaukasus  in  sehr  verschie- 
denen  Enlfernungen  sichlbar  waren,  mil  jenein  Nahe- 
rungswerlh  fur  die  Hohe  des  enlferntesten  von  ihnen,  den 
fiir  das  Beobachlungsmomant  anzuwendenden  Refractions- 
Ceefficienten,  mil  diesem  aber  einen  schoh  richtigeren 
Werth  fiir  die  Hohe  fler  naher  en  jener  Gipfel  berechnet. 
Diese  neuen  Werlhe  fiir  die,  Hohen  sind  namlich  deswegen 
fiir  richliger  als  die  urspriinglichen  zu  hailen,  weil  der  Fehler 
in  der  Hohe  des  enlfernlen  Objekles,  durch  welches  man  den 
Refractions-Coefficienten  bestimmte,  auf  die  Hohe  eines  Nmal 

naher  gelegenen  Objektes  nur  mil  ~   seiner   Grofse    eing^bL 


NeveM  HdlMKiiiiieMiiiig«ii  in  RnCrtuHi.  XS3 

Eini  Objeki  Welches  bei  den  erslen  Siationen  eatfernler 
ab  alle  iibrigen  war,  lag  aber  dam  oft  an  den  folgendeii 
naher  ala  diese^  wodurch  seine  urspriinglich  augenooiiiieBe 
Hohe  verbesserl  und,  dureh  Wiederfaolong  der  Recfanung  mii 
diesem  neuen  Werlhe,  zu  eiAer  weii  vollstandigeren  Anniihe- 
rung  gelangt  werden  konnle. 

In  der  Nabe  von  Mosdok  war  man  z.B.  dem  Kasbek 
am  niichslen  und  der  Refraciioos-Coefficient  wurde.nach  der 
Zenitdistanz  des  1,5  mal  entfernten  Elborus  bestimmt  Von 
einemFeliler  in  der  urspriinglichen  (mitHiilfe  des  Beschtau 
abgeleiteten)  Annahme  fur  die  HShe  dieses  letzteren,  ubertrugen 

sichalsonur^  auf   die    des  Kasbek.  —     Bei   dem   Basis- 

Signal  B^^  war  sodann  der  Kasbek  -^  mal  weiter  entfemr 

ak  der  Anonymus,  wodurch  die  Hohe  des  letzteren,  bei 

16 
Anwendung  derselben  Melbode,  nur  mit^  von   dem   Fehler 

in  der  Hohe  des  Kasbek  affizirt  wurde. .  Spalerhin  war 
4er  Kasbek  nur  noch  undeuUich  sichlbar.  Mai^  konntedes- 
halb  zu  der  bei  P,^  wiederum  gemesseneu  Zenitdisianz  des 
Elborus,  den  Refractions -CoefGcienlen  nur  aus  den  gleieh- 
zeitigen  Beobachlungen  des  Anonymus  enlnehmen.  Dieser 
lag  aber  dort  1,14  mal  naher  als  der  Elborus  selbst,  wes- 
halb  dena  der  neue  Fehler  in  der  Bjestiminung,  dieses  lelzlern 
1,29  mal  grofser  als  der  in  derBeslimmung  des  Anonymus, 
jadoch-  immer  nodv  nur  ^  0^774  dea-Fekiers  in  der  Bestnn-- 
mung  des  Kasbek  von  Mosdok  aus,  und  daher  entschieden 
kleiner  als  der  in  der  urspriinglichen  Annahme  fiir  den  El- 
borus, zu  erwarlen  war.  Die  auf  diese  Weise  berichtigle 
Hohe  des  Elborus  wurde  um  mehr  als  50  Fufs  kleiner  als 
diejenige  welche  man  unmiltelbar,  miUelsl  der  Refraclions- 
Coeilicienlen  die  sich  aus  Zenitdislanzen  des  Beschtau  er- 
gaben,  abgeleilet  hatie.  Durch  Wiederholung  der  Rechnung 
mii  diesem  verbesserien  Werihe  gelangleHerr  5awilsch  zu 
Endresultaten  welche  er  bis  auf  20  oder  25  FuDb  sicher  halt, 


3St 


Pbyitelbek-  mmOMn/Mkti'  WiMeflMlMifteA. 


m^.  fern  aw,  wst  wihrtdieinlith  ut,  di»  Refrt  CbM:  g|ddi 
MgeMtfunen  Werden  kBttMh,  iBr  Lvchi  wdditft  in  gMdieiii 
AmgmMiA  in  versdMdaMi  Rkhliin|;aii)  viw  £101  glekh  hohen 
iiii4  sebr  wcit  entfenititii  Bdrg8|^tMR  ftum  Aii|;e  getugl. 

Die  Zenitdistdnsen  derselben  Berggipfel  aud  Punkten  an 
denen  nur  einer  denelben  sichtbar  war,  sind  nur  sur  Er- 
langung  von  AutBchlfilsen  iiber  die  Refraction  (bei  grofsen 
RShett  tmd  Enlfemungen  der  Objekte)  gemessen  und  rediuirt 
worden. 

Von  den  Beobaehlungen  selbsi  halHerrSawitsch  Fol- 
gendei  mitgeiheilt : 

L  Beobaehtungen  sur  Besiimmung  der  H5he  dea 

Beschtau,   1837.  Juii  la 

* 

Es  wurde  gleichseitig  die Zenitdistani  des  Beschtau 
alia  dreien  Punkten  P^oy  0  tmd  D  gemessen  wie  folgt: 

Att«P,o«    Dieser  Punk!  aelbst  ist  16511,1  EngLZoll 

fiber  dem  AsowacheA  Meer^.    Der  Mittelpunkt 

dea  Winkelmeaaera  War  utA  88,dZdlI  niedriger. 


Gegenstand. 


Beschtau 

Signal  0 

Signal  0 
Beschtau 


ZenitdittaDZ. 


fintfemaiigl 
ZeitsJUMhBlim  M«efe^Wiak«l  C 

niT«aa     | 
^er  Vcirtikalen. 


derGegen- 
stiuide. 


«M 


88«13'4r',93»47'^ 

89*4rd(r',6  ruhif. 

89*41'29^',64»  37^ 
88»13'45",6rtiiig. 


AcioHit  it»  Beschtau  :»  i3l*<f 
—      —  Signal  0  s=  186»4(y 


RiiglZ*U. 

1204530 
397050 


16'29f'^ 
5'26",8 


Htmet^. 


A  iA  Riifiilui4« 


76S 


Au$  Q^    Dtr  MiiUlpunkt  des  WinkelweflMrp  war 
urn  89,9  E,  ^.  niedriger  aU.  Q  selbst 


Gegenstand. 


Zenitdistanz. 


Zeitji.Aafe]ui 
der  Gegen- 


niveau 
der  V^rtilUkten. 


*f   •     •     • 

B«9chlau 
D      . 


•       4 


90«21'43",64»3r^ 
87«51'4S",4niliig. 


397050 
960730 
484410 


5'  26  ",8 

13r  STfi 

6'  yj"j8 


Admut  des  Beschtau  s  247*40^ 
-       —  Signal  D  as  234*  0' 


Aus  D.    Der  Mittelpunki  des  Winktilmessers  war 
um  100,4  E.  Z.  niedriger  als  D  selbst 


0 |90»4'61",4 

Beschtau    .    .    .    p»*dSr2r,I 


4  4"  37'^ 

nikig. 


484410 
506704 


6'3r^ 
efbS'fi 


Azimut  des  Beschtau  «  260*  30' 

Man  findet  demnach: 
Q  iiber  P,,  ss  2324,2  Engl.  ZolL  Refract.  Co«ffic  s  -f.  0,062 
II  &ber  0     =s    396,5        —  ^         —      ss +0,086 

und  mit  der  HShe  von  P,,  jtber  dem  -Meere  ^  15491,1  EngL 
Zoli*): 

den  Beschtau  iiber  dem  Asowschen  Meere. 

NachBoob.inP,«u.mI»s55121E.Z.|d.Rerr.Coeff.s+0,0726 
—        inQ      —  0=55115    -  |        —  «+0,0801 

im  Mittet  s55118E.Z. 


*)  Dieae  and  die  vorhergehende  um  20  ZoU  groOiere  IngalM  fur  die 
HiNie  dea0elbom  Pwyiteft  ilndea  ticb  ebei»  ao  in  der  OHginal-Ab* 
handlui^. 


756 


PbyiikAliidt'taAllieHuitische  WliieaMhrnfteii^ 


n.  Bedbachlangen  tur  Bestimuiang  dcr  HShen 

'Kaukasisehen  Oipfel. 

1)  Au8  Ut*.  -V  1837.  Juli  14  Der  Punki  selbsl  liegl 
14030,6E.Z. fiber  dcm  A>ow8chcn  Meere.  Dcr  Mil- 
telpunkt  des  Winkelmessers  war  um85EngLZoli 
nicdTTger 


Gegenstand. 


Zenitdistonz. 


:Z<^Ho.\Mieha 

der  Gegen- 

stinde. 


Kntfenmng 
in\  Macros-* ,  H^Qk^ 
AiTeau 

der  Yertftaleii. 


Beschtau 
Elborus 


iW.Kuppe 
(0«  Kuppe 


88n0'36",l 

88*  l'5r,8 
88*  2'13',(6 


Beschtau 


t'^—K;?: 


17"  40' 


die  Berge  we- 
nig  Qiinihigf 
die  haKenSig- 
iuile«ebr  m 
iiig.  Sonnen- 
Achein. 

88*ir  r,6,21*  40' 
88«  2'16",4**  »««««"- 

nahenObjekt. 
sehr  unruhig. 


Bngt^oiL 
1218500 

4880925 
4873380 


16'40^',6 

66' 52^^ 
66'4r,0 


Arimul  des  Beschtau  =s  235*  12^ 
_       —  Elborus     ss  216»  31' 


Es  folgt: 


j  Hdheiib.d.  Meere. 
d.  W.K.'d.  O.  K. 


Refract 
Coeffic. 


Baro* 
meter. 

BgLZoil. 


n.  Beob.  urn  17<'40' 
—       —  21"4tf 


219960219260 
222360^221640 


+0,098 
+0,068 


Temperaior. 
•ilber.  I  *"^ 


28,80 
28,79 


+16*0 
+20M 


+16* 
+W0 


Im  Millel    221160(220450  mit  sehr  unsidierer  Bestim- 

mung  der  Refraction. 


Nevere  Hfibeimiessinigen  in  RaDiland.  757 

2)  Au«  P,,.  ^    1887.  August  15.     Der  Punkl  selbst 

Iiegtl2900,0EngI.ZolluberdemA8ow8chenMeere. 
Der  Mitlelpunkt  des  Winkelmessers  war  um 
94,0  E.  Z.  niedrigcr. 


Gegenstand. 


Zenitilistanz. 


Zeitu^Ansehn 

der  Gegen- 

stande. 


Rntfernung 
im  Meeres-   Winkel 
niyeaa 

der  Yertikalen. 


Beschtau    .    .    . 

Elborus|^J^"PP« 

Kuppe 


"no. 


Anonymus      .    . 

(U.  Kuppe 
Beschtau    . 


89»  2'38",0 
87«53'14",0 
87«52'52",3 

87M8'26",9 
87«53'44",7 
87«53'27",6 
89»  3'41",6 


18"  43' 

etw.  nnrahig. 
SonneiMcheui 

20"  30* 

ziemlich  nn- 
mhig. 

Sonnenschein 


2110100 
4669800 
4644280 

4179830 


28'5r;4 
63'54",6 
63'33"^ 

Sr  19"^ 


Azimut  des  Elborus      =:236«30^ 

—  Beschtau    =  251  •  44' 

<  —  Anonymus  s  160"   0' 

Nach  den  Beob.  des  Beschtau  erhalt  man: 
18"43'  Refr.Coeff.  =  -|- 0,094;  Bar.  =  29,01  j  J*  ^  ?'  ""t*?"'? 

!  I .  d.  li«  =  -f-  14,0 

20»30r       -        =+0,063;    -^^MilllZt^^ 
und  hiermil.fiir  die  Hohe  des  Elborus  iiber  dem  Meere: 


Im  Mitlel 


West-Kuppe.        Ost-Kuppe. 

221220  -  220380 


Die  Beobachtungen  zu  verschiedenen  Stunden  geben  aber 
von  einander  noch  tveit  abweichendere  Resuitate  als  an  dem 
vorigen  Standpunkte  (B^q)  welcher  durch  seine  Lage  auf  ei- 
ner  Anholie,  die  durch  ein  tiefes  Thai  von  dem  Beschtau 
getrennt  war,  nicht  so  unstatige  Einflusse  auf  die  Richtung 
des  Lichles  ausubte  wie  P^^. 


^rrntun  Rnss.  Ardiiv.  1841.  IIfl«  4. 


49 


758 


P!iyitkalitcli-mfttheinftlMdM»  Wittenftdiifteii. 


a^  AitB  fi^..  1837.  Augusl  21.  Dcr  Punkl  selhsl  liegi 

%B0»5  E.  Z.   liber  dem   Asowschen  Meerc.     Der 

Miltelptinki    des    WinkclmcBiers   war  um 

9flfi  E.  Z.  niedriger. 


Gegenstand. 


ZenitdUUnz. 


Zeitu.An- 

■ehn  der 

€i«geii- 

stande. 


Bntfernang 
im  Meeres-    Winkri 
nivefn 

der  VertikaleB. 


3e3oh)|iu 
Kasbek    . 


89*31'  r,6 
88*  20'48"^ 


6-aor 

rubig. 


3270650 
$037134 


44' 44 ',4 
69'  3',9 


Aumul  des  Beschtau  s  296^  12' 
—         Kasbek      ss  156^  16' 

Naeh  der  Beobachtung  des  Beschtau  erhalt  tBiui: 

6"30'  Refr.  Coeff.  s=  +  0,0754;  Bar.  =  29,24J^' J^*^  +  \!j/^ 

und  hiermit 

die  Hohe  des  Kasbek   fiber  dem  Meere 

197970  En^l.  Zoll. 

4)  Aus  /},o^    1837,  AugMst  21,    Dieaer  PunkI  selbsl 

lie^i  8975,0  E.  Z   fiber  dem   Asowschen   Meere. 

Der  MiUelpunkt    des   Wlnkelmessers    war 

Vm  89  E.  Z.  niedriger. 


/^ 


■f-^ 


^^v 


Beschtau   .  .  . 

Kasbek   .     .  .  . 
Anonymqs  . 

Beschtau    .  .  . 

Kasbek    .    .  .  . 


89*35'  2^,7 
88*  15'52",5 
87*39'35",4 

89*35'16",8 
88^  16'  2 ',0 


19"  30' 

ziemlicb 
mhig. 


20^  r 


we-f 


Mger  ni- 


3515746 
4913740 
4071560 


48"  b'\^ 
67'22",8 
55'46",7 


Asimut  d$a  B«»chl«u  ^  295*  24' 

—  A,Q9iiyvttis  m  219»    0* 

—  Kasbek       =r  160*  50' 


N«cti  den  B«obachtiingen  des  Besohtau  erhajt  man: 
I9"2ff  Refr.  Coeff.  ^ + 0,0756 ;  Bar. = 29^^'  J  J'  ^  J  { J'J 

2»»  r  Rcfr.  Coefi.  = + 0,0708 :    —  =  29,27|I-  *  ?'  ~  f  !?!'? 

1 1  •  (L  Li.  :7  -j-  15  |(l 

die  H$he   des  Kasbek  iiber  dem  Meere 

198720  Engl.  Zoll. 

5)  Aus  /J,  ,.      1837  Auguat  23.     Dieser  Punkt  selbst 

liegt  7868,0  E.  Z.   Qber  dem   Asowschen   Meere. 

Dor   Mittelputikl   des    Winkelmessers   war 

um  88,0  £•  Z.  niedriger. 


GegensUnil. 


ZenitduUnz. 


Zeita.Aii- 

■ehn  der 

Gegen- 

Btiimle. 


Rntferniuig 
im  Meevet-   Winkel 
nivean    { 

der  Vertikaleii 


mm 


Kasbek  .  . 
Kasbek  .  . 
Kasbek  •  . 
AnQnymiis. 


e 


88«  I4'5l",6 
88»  14'48",7 
SB'  14'38",6 
87Mr41",8 

Aniuul  des  Kasbek        ==  13S*  48' 
—         Anonytnus^  196*  30' 


4"38' 

5»28'1'? 


6»  10' 

zieinlicli 
rahig. 


4886210 


67'  0",0 


4262350  58' 22";]i 


6)  Aus  fi^^n  1837  AugU9t  24^  Dieser  Puakt  selbst  ist 

um  7007,0 E. Z. u b e r  dem  Asowschen  Meere*  Der 
Milieltielpunki    d^s    Winkelmessers  war  um 

9i^0  Ei.  Z.  niedriger. 

Kasbek  .... 


■^ 


Elborusi  Osikuppe 


4722320 
6010550 


64'55'J5 
82'11",5 


88»  815",8  20»  0' 
88«  32:i6",4  rahig. 

E.2.  (T  d  O  =s  19*0 
Die  Westi^uppfs  wfir  bewSlkU    Bar.  =»  29^7 j|'  J' jJJ*  _  jg.',) 

Azimut  des  Ka'sbek  =:  169*  fff 
—        Elborus  =  253*  ao' 

49» 


760  Phytilkalisch  -  matfiemtttiwjhe  WiMciwchaften. 

7)  Aus  «g,.    Dicser  Punkl  sclbst  isl  urn  5547^  E.  Z, 

uber  demAsowschen  Mccre.     Der  Miitelpuki 

desWinkelmessers  war  um  91,7E.Z.  niedriger. 


^"■«"«!o'!.C 


Kasbek 


88»  55'34"^ 
88»55'17",9 
88«  (TiS",? 


6"  9' 

7045100 

ztemlidi 

7002650 

roUg. 

4544330 

96'  19'',9 
9d'46'',3 
62'  20' ,2 


Bar.  =  29,4|y  d.  L  =  19^0 

Azimut  des  Elborus  =:  256*  52' 
—        Kasbek   «=  183*    0' 
Mil  den  angenommenen  Hohen :  221200  E.  Z. fur  d.  Wcslkuppe 

des  Elborus. 
220300 E.Z.  fur  die  Ostkuppe 

des  Elborns 
findel  man  aus  den  Beobachlungen  unler  7)  und  6) 
fur  die  Hohe  des  iCasbek:  198200  E.  Z. 
und  wenn  man  mil  dieser  nach  den  Beobachlungen  unler 
5)  und  4)  die  Hohe  des  Anonymus   berechnet,  diese  aber 
anwendet  um  den  Refractions  -  Coefficienlcn  zu  den  unler  2) 
genannten  Zenildislanzen   des  Elborus   zu   beslimmen,    so 
erhall  man  die  Hohe  des  Elborus  um420E.Z.grdfser  als  sie 
angenommen  wurde.  —     Durch  einige  Versuche  isl  sodann 
deijenige  Werlh   dieser   letzteren   Grofse    beslimml    worden 
welcher  alien  Beobachlungen  von  2)  bis  7)  (am  nachslen)  ge» 

niigt    Man  setste  namenllidi 

Elborus  W.K.  221850 

_        O.K    221040 
und  erbiell  damil  aus  den  Beobachlungen  unler  7) 

fiir  6«'9'Refr.Coefr.  =  +0,07385  nach  W.  K. 
—  —         =  +0,07176    —    O.  IL 

und  mil  dem  Millel  beider: 

nach  7)  fur  die  Hohe  des  Kasbek:  198440  E.  Z. 
Aus  den  unler  6)  genannlen  Beobachlungen  folgl  mil  derselben 
Annahme:  um  20"0'  Refr.  Coeff.  =  +0,0790  und 

nach  6)  fur  die  Hohe  des  Kasbek:  196170  E.  Z. 


NeiMce  HdbemiieMaageii  in  Ra£ilaBd.  791 

Setxl  man  die  wahrficheinlichen  Fehler  dieser  zwei 
BesliniDiuDgen  zu  einander  im  umgekehrten  Verhaltnisse 
out  der  Quadratwurael  d«r  Anzohl  von  Bestimmungen  des 
Refractions -Coefficienten,  und  mit  dem  Quadrate  der  Entfer- 
nung  der  Punlcte  welche  dazu  beigetragen  haben,  so  wie  im 
direkten  Verbal tnifs  mit  dem  Quadrate  der  Entfernung  des 
su  roessenden  Berges,  s»  folgt,  wenn  man  den  Elborus 
und  Kasbek  mit  £  und  K  bezeichnet 

rFfiir  7):  IFFfur  6)  =  l''V2x[^^  f^}'  '^ 

und  milhin  die  Gewichte  dieser  beideh  Resultate  (die  sich 

umgekehrt  wie  die  Quadrate  der  FT.F.  verhalten)  nahe  genug: 

Gew.  fiir  7)  :  Gewicht  f iir  6)  =  4  :  1 ;   und  son^it 

die    wahrscheiniichste    H5he    des  Kaukasus 

ss  196386  E.  Z. 
Mit  dieser  Hohe  erhalt  man  aber  sodann: 
die  Hohe  des  Anonymus  s 202950 E.Z.  nach  (4) 
und       —  —  =202950-      -    (5) 

so  wie  mit  diesem  letzteren  Resultate   nach  den  Beobach- 
tungen  unter  (2) 

fiir  1837.  August  15.  20-30'  Refract  Coeff.  =+0,0706 
und 

die  Hohe  der  Westkuppe  des  Elborus  s  221900  E.Z. 
—  —  Ostknppe  —  =s  220900  E.Z.**) 


*)  Ich  erinnere  dafs  hier  und  aiich  im  Verfolge  die  Beseiclmangen  A 
und  B  und  a  und  fi  sich  respektive  auf  zwei  Punkte  in  eiherlei  .Veiu 
tikale  beziehen.  E. 

**)  Kb  sind  jedocL  spater  auch  die  unter  (1)  genannten  Beobaclitungen 
des  Rlborns  benutzt  und  aus  iiuieji  allein 

222040  R.Z.  fur  die  Hohe  der  Westkuppe 

221310    —        ^  *-  Ostkuppe 

so  wie   durch  Hinzonahme  derselben  zu  den  iibrigen  die  hteniachst 
anzitfiihrenden  Rndresultate  geschlossen  warden.  K. 


TR  PlijMtuOMi-msflkMmitiMlM  Wlitamctwdlten. 


Uebemobt  der  bMitr  bekaiitiC  gatrordenen  ftesnlMe 

ier  Ka9pi9chen   ExpedHton. 


to  der  hier  Iblf^dcn  ZuMiDiMnsieUttDg  tm  Besiiltaten 
der  laehrgeDannleii  Ezpedilien  smiy  «i  fOnf  volblMidigen 
Posilionen  (fur  die  Hatipigipfel  de$  K^ukastts)  uad  tu  der 
Holie  des  Ka^pischen  Meeres  welche  cine  Tabelle  am 
SckluflM  von  Herm  5a>V]t8ch*s  Abliandlung  eiillialt,  xu- 
nachal  noch  diejenigen,  luimittelbar  owf  aalroDoausdMn  Be- 
pbacbtungenberalieiideiiyvier  Breii^n*  und  BtyetLangcn- 
Angoben  liir  Orte  an  West-Ende  der  NtvelletnentiiNiie  hin- 
xugefiiigtj  welche  Herr  Slaataralk  5trttv«  sehan  im  lahre 
1837  bekannt  gemacht  faaL*)  Die  JLaiige  dieser  lelzteren  Orle 
(Nowo  Tscherka^k  uad  Kafalnik)  kat  HerrO.  Struve, 
dureh  Vergleichung  i^en  12  au  deta  ersleran  derselben  von 
Herm  5a  wit  sell  bjtfbachleten  Mondsdurchgaugeii  mil  dea 
{jradeo  Aiualeiguagen  des  Moodes  welcbe  der  Nauiical* 
Almanac  angab,  berechneU  Sie  wird  daher  denoinal  aaweU 
durek  Verglmrhmg  deradban  Beefcadituiifea  mil  correspon- 
direnden  an  Orten  von  bekannter  Lange,  als  auch  durch  fie* 
nwtxai^  eiacr  Sternbedeckiing  {%^  A^ivaril  1837.  Novem- 
ber 16)  welche  die  Reisenden  w  Noivo  Nikolajewak 
beobachtet  haben,  noch  eine  Verbesserung  oder^doch  eine 
Vermehning  ihres  Gewichtes  erfahren  —  auch  verhalt  es  sich 
ebea  so  mil  den  nachfolgenden  Liingen-Angaben  fur  die  Gip« 
fcl  des  Kaukasus.  Herr  Sawitsch  hat  bisher  fur  diese 
nur  die  Langenunterschiede  mit  Stawropol  durch  die  oben 
angerdhrten  geodiitischen  Mittel,  und  daher  den  neuesten  Be- 
obachtungen  vojlstandig  entsprechend ,  bestimmt  Der,  ei- 
nem  jeden  dieser  Ualeiachiede  hinzugelugie,  Langen-Abstand 
xwischen  Stawropol  und  Paris  (39^39^81")  beruht  dagegen 
auf  ciner   weit  ff^eren  Beobachtung  von  Herrn  Wisch- 


*)  Scluiinacher^s  Astronom.  Nacbrichten.  Bd.  XIV.   S.  402. 


mmmmm^^ 


Neoere  HoheniiMMttBgeft  la  RuliUuid* 


tijewskji  iifid  wird  demnach  bei  volbUtHUger  BduHnii- 
machung  der  ResulUite  d«r  neuen  Expedition  durch  denjenigen 
arselil  w^m  -welcher  der  geodaelitchen  Verbindung  xwh 
sdieii  Stawropol  utid  den  genannlen  Orien  am  WesU 
ende  der  Operationslinle  am  beaten  cnkspridit.  —  Filr 
die  betttbmle  Frage  iiber  die  ehemaiige  Auadehnung  dea 
Kaapischen  Meerea  wid  <iber  aeinen  Zusammenhang  mil 
dem  Sisbwaraen  Meere  iat  die  Kennlniia  dea  twiacben 
beiden  gelegenen  Terraina  von  ao  bohem  Intareaae^  dafa  aelbal 
jeder  vorliufige  Beilrag  au  einer  aoicben  schon  wiUkommen 
aein  dtirfleu  Man  wird  apater^  und  nan  ivoM  aefar  bald,  die 
HMie  der  KveUetnentalinie  ilber  dem  Meereaniveau  an  mehf 
ala  i&weihunderl  Punkten  von  aeliarf  bealittiitoter  geogra^ 
fhiacber  Lage  erfahren;  ifb  babe  aber  einatwoilen)  an  Ibcnl* 
weiser  Erreiekung  dieses  Zweckes,  wb  den  von  Hetm  i9a- 
wiUeh  mitgelheillen  Aaintulen  und  Abaliinden  der 
Kaukaaiaoben  Berge  (oben  Seite  754  Ua  761)  die  Lii«- 
gen  und  Breilen  deijenigen  Slalionspunbley  M^^  bia  A^^f 
abgeleilet  iur  welcbe  die  Hdhe  iiber  dem  Meere  acbon  jelat, 
wenn  aucb  nur  gelegenllichy  angefuhrt  worden  iat  Die  da- 
bei  Ku  Grande  geiegUn  Asimuie  und  Abalande  der  Berg- 
gipfel  hat  Herr  &  nur  aur  Beatimmung  dea  Krunummgahalb- 
metaera  der  ErdoberBiiche  iwiaehen  denaelben  und  dem  Beo- 
bachler,  und  daher  wahrscfaeinlieh  nur  niiheningawefeei  in 
ganzen  Minuten  angegeben.*).  Die  hier  folgenden  g^ogra- 
phiachen  Positionen  der  Punkte  B^^  bis  A^^  konnen  daher 
aucb  nur  bia  auf  eiwa  0',25  uod  fur  awei  derselben  (H,  |  und 
Ati)  soger  kaum  bis  ^uf  1'  verbtlrgt  werdenr  aie  sind  aber 


^  Asoh  setaeM  4ia  Rarattate,  wekliea  ich  HtHi  Aatmale  arnif  Gmnde 
aetegt  habe,  Toiao*  dMf  einia«  ▼on  Herm  fiawitfoh*!  abea  ge- 
aaaatoK  Angfaben  dar«ell*eA  aiif  kA^cm^e  ^  leMt  erUariiebe ,  Weue 
abzuisdehi  seica: 

aus  F,a  AzinraC  <Im  BeschCau  a8S?ier  anstait  a&l*44' 

—  J?,,       —      —    Anonymiis223M/     ^      19e»3a' 


Mi  Phynkoliidi  ^latfi— itiiche ,  Wkie«Mballen. 

jtoiiodi,  zur  Veranschtfulidiaiig  der  bis  jd«l  bekanni  gewor- 
denen  HShenverfaalliiisse  jener  Gegend,  und  lu  deren  Auftrn- 
gong  auf  eine  sogar  rechi  spesuelle  Karte  derselben  voUkoQunen 
auN'eichend.  Man  siebt  nun  namentlich  dais  ein  Punkt  der 
▼on  der  Streichungslinie  der  Gipfel  des  Kaukasus 
(d,  h.  von  dem  groCsten  Kreise  durch  die  Wesikuppe  des 
Elborus  aum  Kasbek^  dessen  Richtung  vom  ersteren  zom 
sweiten  O  24%06  S  ss  h<Hra  7,604  isi)  *)  um  20,9  MeUen  ab- 
sleht,  die  wohl  kaum  erwarlete  Hohe  von  1745  Par.  FufBea 
iiber  dem  Meere,  besiUt  Unter  den  bis  jetot  genau  be- 
kannt  gewordenen  Stationspunkteil  ist  der  niedrigsie  {A^^ 
in  433,8  Par.  Puis  iiber  dem  Meere)  von  derselben  Streichuiiga- 
linie  um  12,1  Meilen  entfernt,  und  derjenige  wo  die  Expe- 
dtton  nierst  wieder  das  Meeresni^eau  erreichte,  liegl  nach 
Hetm  Sawilscb's  obiger  Angabe  (S.  729)  und  nach  der 
Karta  Theatra  woiny  w'Asii  um  25,2  bis  26,4  Meilen 
von  derselben  Streiehun^^Ume  bet  9  bis  10  Meilen  Abstand 
von  dem  niichsien  Ufer  des  Kas^piachen  Sees.  —  Ich  be- 


*)  AnataCt  dieier,  Bei  den  Geognosten  alTgemein  4iblidkeii ,  jedoch  zu 
Tielen  Zweckeit  imbeqaemen  Angabe  de»  Winkela  welchen  eine  Ge- 
bifgarichtiijig  Oder  ein  StreicbongalreiB  an  ein  em  willkirlicli 
gewShllen  Punkte  deaselbon  mit  dem  Meridiane  ebea 
dieses  Pnnktes  einscliliefiit,  ware  es  Yielleicht  am  einfacbsten 
einen  der  Pole  (z»  B»  stets  den  nordlichen)  eines  solchen  Kreises 
anzugeben.    Z.  B. 

fur  den  Kaukasus^  denPol:  {,',- ^^     ^    .} 

*■  fl87*,17  OstT.  Pans) 

worans  man  dann  doch  wenigstens  sogleicb  ersiehi  daia  das  S<reidien 
dieses  Gebirges  aaf  Sumatra,  bei  97V7»  nnd  dicbt  an  Quito,  bei 
S77^,17  Oat  Ton  Paris,  respektive  zu  horn  9,228  and  bora  2,774 
gewerden,  den  Aequator  durchsehneidet^  so  wie  anch  «uf^  ea 
<K)*  ostUeh  Ton  diesen  Punkten,  bei  — •  48^,40  nnd  +  48*,40  Breite, 
Tom  Aequator  am  weitesten  entfernt  ist  und  daher  ebenda> 
selbst  hora  0  betragt  Die  nordlichste  Verlangernng  des  Kaukaaus 
liegt  demnach  der  Nordgran^  der  Juraformation  in  den  Alpen  jeden- 
lUls  sehr  nahe»  -    £. 


Neiiera  HikennlMMiigeii  im  RnlidalMi. 


70S 


inerke  nocli  daCs  ich  zur  Reduction  dcr^  von  den  Beobach"- 
tern  Bach  Englischem  Maalse  bekannt  gemachten,  Hohen- 
angaben  auf  Paris er  Fufs: 

1  Engl.  Fufs  =  0,9383  Par.  Fufe 
gesetsi  und  fiir  die  mil  Ay  mil  B  oder'mit  P  bezeichneten 
Slationspunkte  die  Hohe  der  Signalmarken  aufgenommen  ba- 
be, welche  nach  dem  Obigem  wohl  immer  um  14  EngL  Fufs 
:=  13,1  Par.  Fufs  voin  Erdboden  abgestonden  haben. 


M« 


PlijrtikidiMli-iiMtticantiMiie  WiMCDMbaAen. 


Ort. 

Breitr. 

1 

LancjS  Oat  t. 
Pari*. 

Ilotie  uber  dem 
Schwan.  M««f«. 

in  Par.  T«I(MI 

Nowo-Tscherka«k 

(Nikolai  Kirchc). 

47»24'35",0 

37»46'30r' 

Kasalnik 

4 

(Steinerne  Kirche) 

47»  4'26",3 

36«  69^52" 

• 

Nowo-Nikolajewsk 

- 

(Kirche) 

46«58'37',6 

■— 

Pt 

46»52'34",7 





Stawropol 

(Haupi-Kirche) 

4B«  21  9",4 

39«39'31" 

1745') 

(»f 

44«  16'39",1 





{Alek«andria 

44«  15'a6",9 

k. 

44*  15',6 

41»  0',6 

10974 

p.. 

44*  16',6 

40»59',4 

1212,9 

Q 

44M1',1 

40*58',4 

1394,9 

D 

44*  r,i 

40«60'^ 

1425,8 

Beschlau 

44«   6'  5" 

40M1'39" 

4312 

i»,. 

43«57'  tf* 

41*  19,8 

1006,7 

B„ 

43*46',6 

4i»37',5 

7463 

B,. 

43«46',0 

41»41'^ 

687,7 

IJ.. 

43»46',2 

41*  46' 

615,2 

Jekaterinogrod 

43«45'4r;i 

— 

— 

B,, 

43»  45',8 

41»55',1 

547,9 

^.T 

43M1' 

42»  15',7 

433,8 

Elborus  Westkuppe 

43«21'2r 

40»  6'35" 

17352 

—         Ostkuppe 

43*21'  0' 

40«  715" 

17285 

Anonymus 

43«   3' 13" 

40*53'  3" 

15870 

Kasbek 

42»42r  3" 

42*  1123' 

15512 

Kaspisches  Meer 

— 

•  — 

-77,7+l,91*») 

*)  Herr  G.  Fafs  fiilirt,  in  seiner  weiter  unten  genannten  Abhandliiiis 
ijber  die  Stralenbrecliung,  <]iese  Hoiie  (oder  1800  K.  F.)  fur  das  in 
Stawropol  befindliche  Signal  P4,,  als  die  grSfste  anf  Aer  NiTeOe- 
inentslinie  beobacbtete,  an.  R. 

**)  Anstalt  dieaer  Hohenangabe  welciie,  nach  der  liiernaclist  an  erwmh- 


Ncnere  II5heiiiii«niing^  m  Ku&laiul.  ft9 

Von  Beitragen  der  Knspischen  Expediliou  sur  Kentit- 
nite  der  ierrestrischen  Slralenbrcchung  sind  eoerst  eimge 
verimifige  VerauclK!  in  Derpat  zu  erwihnen^  bei  welcb«to 
mil  die  an  «inerlei  Standpunkt  und  in  eineriei  Aagenblick 
nach  versdnedenen  Riehtimgen  stattGndenden  Refraclionen  aus« 
aerat  nahe  gieich  ergeben  haMen  *).  Das  Nivellemcni  selbst 
widereprach  jedech  sehr  bald  der  atlgemeinen  GMligkeft  Ae- 
aes  Unsiandes,  indem  bei  wiederholler  Anwendung  der  Be- 
obaehtungen  ana  der  Miiie  (oben  S.  731)  anf  swei  be- 
Ikbige  Signate,  der  Untersdiied  ibrer  glekhz^igen  Zetnt- 
dblamen  nnd  daher  anch  ihre  onter  Annahme  gieich  starker 
Befraciion  berecbnete  H^hendifferenz  sehr  verechieden 
ausfielM.  —  Aueh  beoierkl  Herr  iSawilsch  dafs  eft  das 
Ansehn  der  beiden  Objekte  in  einerlei  AugenbHci  so  we* 
aenilich  verschteden  tvar  ( fSr  das  eine  r u h i g,  w^hrend  das 
nndere  slark  walUe),  dafs  tnan  schon  deshalb  fiir  jedes  der- 
aelben  einen  andemRefraetions-Coiffficienten  erwarlen  nvabie.**) 
Vfn  haben  sefaen  eben  geseben  dab  eben  ana  dieseni  Grunde 
die  Hi^nbeatimamiigen  aus  der  MiUe  nichl  auf  die  iirspriin^ 
lidi  beabsiclitigte  Weise,  sendem  vielmehr  in  de?  Ait  f^^^ 


mfsm^en  Ablnndtaiis  iron  Ueim  8ableT^  ffr  ^e  'walunKbeintiohsto 
xa  JMilten  lein  4urfte ,  entlti  t  die  Zus«mii>east«Uong  von  RetuRatfMi 
in  Herrn  5«witsch*s  Abliandlung^  dk  olien  (S.  744)  discutirte  voai 
.  — 80  E.  F.  =;:  —75,1  Par.  FnOsen.  —  Die  ganzlich  abwc^icliende- 
Angabe  (datirt  IB^,  January  10):  ^the  leyelling....  sliewa^ 
that  the  level  of  the  Caspian  is  ...  94,9  Par.  feet  lower 
than  tli«  level  of  tk«  Biaek  8ea*'  (Jomm.  of  tlie London •Qeogr^ 
Socie^  Vol.  VIK  pag.  Itb)  ist  aatlMdi  von  den  fieobackteca  schoi^ 
Inngatals  w  ganz  sulalUger  Irt'iJiiija  verworfen  wordon.     p 

*)  Sehtuiiacker*«  Astroaom.  Nadiricliti^n.  Bd.  XIV.  p.  &d$. 

^*)  jBs  wane  inAereaiif  n^  gM  ;erfii^iien  ob  siab,  nuah  untor  doa  dmUffm 
Vevhaltnissen ,  der  in  andern  CU?gendeA  boa»erkte  Umstaad  ge^jg^ 
bat:  d«(s  die  beiden  in  der  Riditung  des  Windes  gelegejyen  Punktf 
des  Horizontes  oft  ganz  rnhig  ersclteinen,  wabrend  an  andern  die 
wallende  Bewegting  starker  nnd  an  den  beiden  von  jener  Richtung 
om  90®  enifernten ,  «m  vfarksten  ist.  K. 


ttS  PhyaikaUfch-JuathenatiMlie  WiMeMcbaften. 

wMidet  worden  Bind  dab  man  jeden  Sato. von  Zeqitdtflanzen 
mil   demjenigea  Refractions  -  Coefficicnien  redustirle   welcher 
aoderweitig  dem  dabei  vorgekoinmenen  Ansehn  des  Objekies 
entsprechend  gefunden  war.     Nach  diesem^GruadsaUe  war 
niin  auchy   wahrend   der  Dauer  deijenigen  AMesungen  aus 
doien  man  die  Zenildistanz  des  einen.der  beiden  Ofayekle 
schlietsen  wollte,  der  Refractions -Coefficient  im  AUgemeincn 
veranderlich,  und  namentlich  meist  im  Zunehmen  begrifleD^ 
anvunehmen*     Den  fiir  die  MiUe  der  Ablesungsseiten  giilligea 
Werth  dieses  Coefficienten  durfte  man  dennoch  auf  jede  eio- 
aebe  Ablesmig  anwenden,  in  so  fern  nur  seine  Verandenin- 
gen  mil  der  Zeit  proportional  oder  seine  zweiten  Diffe- 
r  en  sen  verschwindend  waren:  jedoch  nur  in  diesem  Falie. 
Waren  dagegen  die  sweiten  Differensen  des Refiractions- 
Coefficienien  noch  merklich  und  x.  B.  constant  gewesen,  und 
hittte  man  9  eine  jede  am  t  Zeiteinheiten  nach  der  vorher- 
gehenden ,  nacheinander   die  vier  Zenitdislanaen  der  Objecte 
P„y  Pn^tf  Pn+iUndPn  gemesseu,  so  biieb  zu  derjenigen  HSlie 
von  Pn-fi  iiber  P„  die  mit  dem,  fiir  die  ftliite  der  Beobacfa- 
tuDfpizeit  giiltigen  Refractions  -  Coefficienten ,  g,  geschlosden 

war,  die  Correction  j= — r-rrt  -  i*  -  J^q  hinzuzufiigen  wenn 

d  die^  gleich  angenonmiene,  Entfemung  der  Objekte  vom  Be- 
obachter,  J^g  die  fiir  die  Zeiteinheit  giUtige  zweite  Diffe- 
renz  des  Refractions-Coefficienten  bedeuten.  Sowohl  bei  den 
von  Herrn  Fufs  als  bei  den  von  Herm  5awitsch  abge- 
steliten  und  berechneten  Beobachtungen  aus  der  MiltCi  war 
ea  nun  stets  das  ostlicher  geiegene  Objekt  auf  welches 
(so  wie  auf  Pn^i  im  obigen)  zunachst  an  der  Miite  der 
Ablesungszeiten  eingestellt  wurde.  Man  hatte  daher, 
wenn  wirklich  eine  Correktion  von  der  eben  ge- 
nannten  Art  erfo'rderlich  gewesen  bei  der  Berechnung 
aber  ausgeiassen  worden  war^  jeden  osllichen  Stations- 
Punkt  um  eben  jene  Grofse^  und  daher  den  ostlichen  End- 
punkt  des  Nivellements  um  die  Sunime  aller  ihrer  sue- 
cessiven  Werihe,  zu  niedrig  erhalten«   Herr  Fufs  war  ge- 


Nenere  Hohenmesanngen  in  Riifflaiiil.  789 

neigl  dieses  anEimehmen  *)  und  eben  dadurch  zu  erkliiren 
dafs  sammtliche  Reihen  von  Beobachtungeti  aus 
der  Mitte,  den  dstlichen  Endpunkt  urn  etwas  tiefer 
ergeben  batten  als  die  gegenseitigen  Beobachtungen 
(oben  S.  744).  Durch  diese  letzteren  war  der  Refractions- 
Coefficient  meistens  dreimal  an  jedem  Standpiinkt,  iiach  Zeit- 
intervallen  von  je  Sty,  bekannt  geworden  und  Herr  Fufs  fand 
nun  mittelst  dieser  Bestimmungen  diese  zweite  Differenz, 
fur  eben  jenes  Interval! ,  in  so  fern  man  sie  nur,  sowohl  im 
Laufe  eines  Tages  als  auch  an  verschiedenen  Tagen,  als  un- 
veiiihderHch  betrachten  wollte,  =  -|- 0,0237  (jedoch  mit  ei- 
nem  wahrscheinHchen  Fehler  von  +0,0410)  und  be-* 
rechnete  hiermit  eine  Correction  fiir  die  Ho  he  des 
Kaspischen  Meeres  =  -{-lyTl  Engl.  Fufs.  Er  hatte  nun 
damab ,  wahrscheinlich  noch  vor  der  Anwendung  alter  ge- 
genseitigen Beobachtungen,  fiir  jene  fragliche  Hohe  selbst  er- 
halten: 
nach  den  gegenseitigen  Beobachtungen:  — *73,09E.F. 

—      Beobachtungen  aus  der  Mitte:    — 82,92  — 
wonach  die  eben  genannte  Correction  de^  letzteren  Resultates 
allerdings  dessen  Abweichung  von  demandemsehrwiinschens- 
werther  Weise  verkleinert  hatte. 

Die  Herren  Sawitsch  und  Sabler**)  erklaren  sich  je- 
doch jetzt  gegen  die  Zulassigkeit  einer  soichen  Verbesserung 
und  glauben  vielmehr  dafs  die  zweilen  DiiTerenzen   der  Re- 


*)  In  seiner  A bhanrllnng:  Ueber  die  tJrsache  einer  Fehleran- 
hanfung  iro  KnclresfiUate  der  geodatischen  Nivellirung 
zwischen  dem  Schwarzen  ond  dem  Kaspischen  Meere 
nach  derMetbode  der  Beobachtungen  aus  der  Mitte,  in 
Bulletin  de  TAcad.  Imp.  des  Sc.  de  St.  Petersbpurg.  Mem. 
In  le  31  Aoat  1838. 

**)  Herr  Sawitsch  in  seiner  mehr  genannten  Abbandlong  und  Herr 
Sabler  in:  Beobachtungen  iiber  die  irdische  S4ralen- 
brechung  und  uber  die  Gesetze  der  Veranderungen  der- 
selben.  Inaugural-Dissertation  Ton  J«  Sabler.  Dorpat, 
18S0.    4to. 


TTD  PliytikiiiMh-Mitheniatifldie  WistemelMllteii. 

fmelioii,  Ku  verschiedntt  Tagesteiten  aehr  venchiedtn  und  der 
Einflufs  dereelben  auf  dns  Endresultal  nur  init  andern  sufil- 
ligen  Fehlern  gleich  ttt  achten  set.  Der  leizlere  fcemerkl 
nainenllich  —  nachdeui  er  ak  von  thiB  berechnele  RoadlUle 
seiner  Beobachtungen:  die  Hohe  des  Kiispiscken  Neevea 

nadi  Zenitdislansen  der  ITpunkte  —  83,3±3>4  £.F, 
_  .    p     .       —81,3  +  3^9    — 

nach  alien  gegenaeitigeo  Zenild.  —  76ft 
—    den  —  — 

bci  raMger  Lull  —  78^1 

.ingefiihrt  bal^  <^  dafs  die  Beaeitigung  weldie  Herr  Fufs 
fitr  den  hieraus  ersiehllichen ,  itnd  im  gieichen  Sinne  aiicb 
sowohl  aus  dcsaen  eignen  Bcobacbiungen  als  aii9  denen  vw 
Heim  Sawitsch  liervorgehenden,  Unieriohied  der  Re* 
suUale  veriuehl  hat,  suniiehst  defiwegen  iiicht  iiUassig  aei, 
weil  der  VVerih  der  sich  fur  die  zweile  DiSerena  des  Refrac« 
tionM^Coefli^ieniefi  ergeben  hnbe,  fast  nur  die  Hiilfte  aei« 
nes  wahrscheinlichen  Fehlers  betrag^>  ¥i¥l  d«iber» 
weder  als  entsc^ieden  vorhandeni  noch  gar  ab  bekannt  be- 
Irochtei  werden  konrret  Sodann  set  man  «iber  auch,  bei  Axk^ 
wendung  von  nur  drei  Weiihen  der  fraglichen  Gr&($i(  (dot 
Refraclions-Coefficienten)  durcbaiis  nieht  bfireohtigt  ibrq  liwel-^ 
ten  Differenaen  Tiir  c  o  n  s  I  an  t  an  halteH)  und  endliob  haUe  auch 
-«-  e?n  (Jinsiand  der  gewias  sehr  beachlimgawerih  ist  —  jener 
Einflufs  der  zweilen  Oifferenaen  de^  Refractions-CoeiBcieiHe^ 
wenn  er  wirklich  bemerklieh  ware,  auf  das  Resultat  von 
Herrn  Sabler  grade  im  enigegengesetzlen  Sinne  >vie 
auf  das  der  beiden  andem  Beobacbter  (nicht  aber  wie  in  der 
WirkKehki^t  in  demselben  Sinne  und  fast  geriau  so  ^isak) 
ataltfinden  iniisscn,  denn  bei  den  von  ihm  gemessenen  Ze* 
nildistanzen  waren  slels  die  Einslellungen  des  westlieheren 
Signals  niiher  an  der  Mitle  der  Beobacbtungszeil  als  die  des 
andem  erfolgt  *) 


*)  Icb  habe  liier  noch  in  erwShaen  dad  Heir  Sabler  gepMat  Ut  den 
Untenchied  zwiichen  den  Reaaltaten  der  Beobacht«agen  ans  der 


H^mtf  miMMC«Miiii?Mi  IB  RoMand.  771 


Ueber  die  aeisl  im  Laufe  eines  jeden  Tages  stallikt* 
dendkn  Verandenuigen  der  Siralenbrechting  isl  Herr  Sabl«r 
xu  dner  Anaidit  gelangl  welcbe  sich  vm  der  oben,  Seile  7d&, 
erwiihiilen  weseailich  unlerscbeidet    £r  befiind  sich  slels  an 


MUt«  vnd  den  gegenaeitigen,  Tlelmehr  4ncli  «iiien  conslanteii 
FeMer  in  ilen  ZemtdisUnaf^ii  wek-Jie  oiaer  der,  b«i  ileii  iei«tf»r«ii 
gebraacliteii  Theadoliten  (wolil  der  an  den  weAtlicliern  Punktca 
liefindliclie?)  angab,  za  ei^klarcn:  iadem  nainentlicli*eine  nar  0",7 
betragende  Biegung  seines  Fernrohrs  die  beiden  Metlioden 
irottstfindig  in  UebereinstiiAoiang  bringen  wtirde,  das  gemeinte  In- 
ttrument  aber  ( bis  ISSO)  nocb  nicbt  so  entsdieidend  geprafC  war 
da(s  das  NicbtsUUIinden  einea  solchen  Fehlers  bahaapteC  werdaa 
durfte,  Fiir  jetzt  babe  man  daber  das  Hrgebnifa  der  Beobach-r 
tungan  aus  der  Mitte,  oder  —  82,8 ± 2,04 £. F.  (ur  die  Ho^ia 
des  Kaapiscben  Meeres,  iiir  das  sichersto  zn  Ikalten,  indem  die^ 
ses  YOn  den  constanten  Fehlern  der  Instrumente  jedenfaUs  vollig 
frei  set.  -^  ^^  Dagegen  wird  wobl  erst  die  vollstandige  Bekannt-^ 
luaohnng  alter  beobacbteten  Werthe,  itber  nodi  eine  wetenllioh  Yer* 
aoliledano  Atwtclit  YonHeiirn  Fofs,  znr  Kntscheidung  fuhren.  Dieser 
Beobacbfer  aoisert  namlicb  in  eintr  aweiten  Abbfldtiing:  |)t»het 
Biotas  Ausdruck  fur  die  Refractionsdifferenz  bei  gegen- 
seitigen  Zenitdistanzen,  A.  a.  O. —  in  Uebereinstimmung  m\% 
dem  franzosiscben  Phjsiker  dafs,  be^  gegen^eitigen  Beobacbtangen, 
der  Lichtstral  an  dem  boberen  Objekte,  wo  der  Barometerstand 
kleinar  and  daber  die  Brerbangskraft  der  Laft  ineistens  geringer 
M*  w««iger  gekriiiiuiit  aein  uvioMe  ab  an  dem  andern,  Bei  Aaf* 
sodiung  der  Correktion  der  Kaspischeii  Beobacbtangen  wegeii 
dieses  Uin#Undes,  iindet  sicb  nun  dafs  die  Linie  dnrdl  die  Stationen 
Ton  1*1  bis  P,B  bodist  nabe  anf  dieselbe  Weise  ansteigt,  wie  sid| 
deren  FortseCzang  bis  P,,,  senket.  Jene  Correction  sei  daber  in^ 
lierhalb  der  Strecke  von  P,  bisP,,,  unmerklicb,  dagegen  von  P^ 
bis  an  das  Ost-Ende,  mit  einer  durcbscbnittticjien  Rohenabnabme 
von  ^',88  E.  Z.  zwiscben  je  zwei  urn  32S¥i  E.  Z.  entfernten  Signalan 
zu  berechnen.  Bei  17'*,8  mittlerer  Laft-Teroperatur  und  dem  dor* 
tigen  Barometerstande  folge  dann  dafs  man  aas  den  gegenseitigen 
Beobacbtangen,  obne  Beachtnng  jenes  Uinstandes,  das  Kaspiscbe 
Meer  nocb  um  3,8  E.  Fiifs  zn  niedrig  gefqnden  babe  und  dais 
mitbin  die  bis  jetzt  stettfindende  Differenz  zwiscben  den  Re- 
sultaten  bei  der  Metboden  nach  angebracbter  Correktion  noch 
um  eben  dieteGrofiie  vermebrt  werde. 


712  PkywUliach-  raaflifi«>Hatiiii  WlMfwclwiften. 

Miem  der  (mit  Pn  besddiiieleii)  aogenannten  Hanp^mnkte 
md  beobacblele,  von  diesem  aus,  die  Zauldiatanien  sowiriil 
yon  zweien  der  niiohstgeiegenen  Basispunkte  {Bn  und  Ah-i) 
als  aiich  der  vorbergehend^  und  folgenden  slots  doppelt 
so  weit  enifernten  P„^x  und  Pm^i. 

Es  schien  aber  nun  ab  variirte ,  bei  gkicher  Veranderung 
im  Ansehn  dieser  Objekte,  die  Zeitdistanx  der  entfern- 
ieren  mefstens  gerade  eben  so  stark  als*dibder 
n  a  h  e  r  e  n ,  oder  mit  andem  Worten  als  wenn  von  der  Zeit 
der  Ruhe  an,  bis  zu  der  eines  spiileren  Luftsustandes ,  nicfat 
der  Refraclions-Coefficient,  sondem  vielmehr  die  mitl- 
lere  Refraction  selbst  fiir  ein  jedes  Objekt  um  eineriei, 
von  dessen  Entfemung  uhabbangige ,  Grofse  zunahme. 

Bei  der  Reduction  seiner  Beobachtungen   fand   er  dann 
auch,  fur  die  Zeit  der  ruhigen  Bilder,  den  wahrscheinlick- 
sten  Worth  des  Refractions-Coefficienten: 
aus  gegenseiligen  Beobaditungen  der  H;  ^  =  0,0676  +  0,0018 

—  .    P:  p=r 0,0884 +0,0013 

far  einen  Barometerstand  von  332"',5  Par.  und  15*  R.  Luft- 
Temperatur  —  und  dagegen  bei  andem  Zuslanden  der  Bilder 
(von  welchen  er  elf,  nach  demselben  Principe  wie  Herr  Sa- 
witsch  unterscheidet)  die  Refraction  seibst  unter  der 
Form:  0,088  C  + JiT  bei  welcher  C  das  fniber  Erwahnle,  K 
aber  einen  nur  von  dem  Ansehn  derObjekie  abhan- 
gigen  Winkel  bezeichneL 

'  Die  Uebereinstimmung  dieses  Ausdruckes  mit  den  mitt- 
leren  Werlhen  der,  innerhalb  der  einzelnen  Klassen  der  Be- 
obachtungen, wahrgenommenen  Refraclionen  zeigt  diefoigende 
ZusammeniltelluDg 


Nenere  Hohemnenaiigefi  inr  RulsUnfl. 


773 


ZottSnde  der  Bilder. 


Refractionen  iiaeh  den  Signalen 

B 


Ziim  erstenmale  sehr  unruhig 
—         unruhig 


—  wenig 

—  fast  ruhig 

—  ruhig 

—  sehr  ruhig 
-  Kweitenmale  ruhig . 

—  fast  ruhig 

—  wenig  unruhigjO, 

—  unruhig 

—  selur  unruhig 


0,088  C 
0,068  C 
unruhig  0,088  C 
0,088(7 
0,068(7 
0,068(7 
0,088(7 
0,088(7 
1,068(7 
0,088(7 


—  36",1 

—  24",4 
— 14",1 

—  9";2 

—  4",0 

+  3",4 
+  7",4 
+ 15",4 
+  22",2 


0,068  (r-43",4 
0,088  r—23",3 
0,088  C—  14"4 
0,068(7'—  y',5 
0,088  (T—  4'',0 
0,088  (T 

0,088  (r+  3r',6 
0,088(7'+  r',5 
0,088  (r+12r',9 
0,088  C+20",6 
0,068  C  4- 36 ',3 


Hieraus  hatle  man  dann  wohl  allerdings  xu  schlieben 
dafs  dieimLaufe  einesTages  vorkommendenVeranderungen 
der  Stralenbrechung,  nicht  sowohl  (wie  Herr  jSawitsch  und 
so  viei  wir  wissen  auch  alle  friiheren  Bearbeiter  dieses  Ge- 
genstandes  annehmen)  von  Veranderungen  in  der  Beschaffen- 
heit  der  Lufl  auf  dem  ganzen  Wege  des  Lichlstrales  ab- 
hiingen,.  als  Vielmehr  sehr  yorzugsweise  von  solchen  wel> 
che  die  nachste  Unigebung  des  Auges  erfahrt. 
Es  bleibt  uns  gerade  in  dieser  Beziehung  noch  schliels- 
lich  auf  die  von  Herm  Sawilsch  bekannt  gemachte  Be^tim- 
mung  deijenigen  Refractionen  hiiizudeuten  weiche  'das  Licht 
von  den  sehr  enlfemien  und  hohen  Gipfehi  des  K  auk  as  us 
eriiilen  hat  —  Die  jedesmaligen  Werlhe  dieser  Stralen- 
brechung sind  aus  den  einzehien  Zenitdistanzen  dieser  Berge, 
vermSge  der  oben  angefuhrten  wahrscheinlichsten  Ergebnisse 
fur  deren  H5he  berechnet  und  einzehi,  nach  der  von  Bessel 
in  den  Fundament  Astronom.  pag.  50  gegebenen  Vor- 
tfchrift,  auf  332'",75  Par.  Barometersland,  und  +7«,4R.Liift- 

ErmaM  Rast.  Ardiiv.  IStl.  Uft.  4.  GO 


17i  '  PhyMkalifdi«inatli«miiMbe  Wlaseiwdiftfteii. 

Temperalur  reduzirl  wordcn.  Die  .Refractions -  C  o effi c i en- 
ten  welche  sodann  ails  einer  jeden  dieser  Slralenbrechungen 
folgen,  4eigen,  wic  jedenfalls  su  erwarlen  war,  wcil  gerin- 
gere  Verlinderungen  als  die  aus  der  Beobachlung  naher  und 
AieAriger  Objekte  erhaltenen  (oben  Seite  738).  So  ei^gab  sich 
iiamentlich  aus  19  Zenildisianzen  einer  jeden  der  zwei  Kuppen 
dea  Elborus  die  von  Slawropol  aus  zwischen  1836  De- 
z ember  24  und  1837  Februar  27  gemessen  A^'urden  der 
Rerractions-Co^fficient  im  Mittel: 

«  -f  0,0908 

und  das  ariUimet  Miltel  der  (ohne  Riicksidil  auf  Vorzeichen 
genoounenen )  Abweichungen  von  diesem  Werihe  +  0,0065 
sodann  aber;  aus  12  Beobachtungen  des  Elborus  und  der 
anderen  Gipfel  des  Kaukasus  von  1837  Juli  14  bis 
August  29  dieselbe  Grofse: 

=  +0,0807 
so  wie  die  mitllere  Abweichung  von  ihr  +  0,0030. 

Itn  Juli  und  August,  bei  sehr  beslandiger  Witlerung  aber 
nach  Beobachlungen  an  sehr  verschiednen  LokaliUiten,  va- 
riirle  also  der  Refraclions- Coefficient  weit  Aveniger,  als  im 
Winter  bei  veriinderlicher  Temperalur  tind  Lufldruck,  nach 
Beobachtungen  von  einerlei  Slandpunkt  —  Aurserdem  zeigt 
sich  aber  dafs  fiir  entfemle  und  hohe  Objecte  die  Variation 
dieses  Coefficienten  von  der  kallesten  bis  zur  warmsten  Jah- 
reszeit  kaum  -^  seiner  mitlleren  GrSfse  betragt'und  daher  bei 
weilem  weniger  als  unter  denselben  Umstanden  fiir  nahe  und 
niedrige  Okjekle  nach  Staatsrath  Struve ^s  Resultaten  *). 
Um  dann.  auch  eben  so  fur  die  tiiglichen  Wechsel  des  Re- 
fraclions-Coefficienten  die  Verschiedenhell  der  Werthe  zu 
zeigen  welche  sich  respektive  aus  den  Beobachtungen  naher 
und  entfemter  Objekte  ergeben,  ftihrt  Herr  5a  wit  so  h  noch 
Folgendcs  an: 


•)  Gradmetsung  in  4#a  Oitsecpro? jazeo.  TW.  L  Aahanr. 


.  Newn  HoheaMfinnagea  ui  Raitiawl.  775 

iQOT  A        *o^  Refract  Coeftnach: 

1837.  August  27.  SignlP..    Ka.bek. 

^w  or  iv/  Sonnenschein ,  Signal  sehr  un-  \     ^  ,  „: 

I  Mailer  Sonnenschein,    Signah 
wemlich    ruhig,    Berge   ganzj  — 0,016    -f 0,071 
ruhig.  •  ) 

j  Signal  suerst  sehr  ruhig,  beim) 
6"  13',ajEnde  unruhig;  die  Berge  im-)  +0,200    +0,075 
(mer  fast  ruhig.  } 

Der  Winkelabsiand  der  Vertikalen,  Cj  betrug: 
fur  P,,  1'47",0 

-   Kasbek  67'  0',7 

das  Signal  lag  wenig  dber  der  Oberflache  eines  Lleinen  Hu* 
gels  und  die  Gesichtslinie  tu  ihm  iiberall  dem  Boden  sehr 
nahe.  —  Will  man  aber  auch  diejenigen  RefracUonen  aus 
welcben  diese  akischeinend  so  verschiedenen  Resultate  hervor- 
gegangen  sind,  auf  die  frQher  erwahnie  Weise  an  die  Forfn 
pC-\-K  anschliefsen ,  so  ergeben  sich  mit  dem  ihnen  am  beslen 
enlsprethenden  p=:-|- 0,07385: 

fur  P,,        .      fur  Kasbek. 
K  K 

4"3r,5  ^6",2 
5*2r,5  —  9,6 
6"13',o|+   13,3 

Von  denen  dann  je  swei  zusammengehorige,  durch  Be- 

nulzung  der  RefracUonen  selbsl,  anstatt  deren  CoefGcienten, 

einander  vielleicht  noch  etwas  naher  ireten  konnten. 

E. 

Am  Ende  Ton  Herrn  5awit8cb*8  Abhandlung  ist  der,  oben  Seite749 
Anm.,  TermuUiete  Druckfehler  bereits  besCatigt,  dieses  aber  von  mir,  ebeii 
io  wie  die  Verbesserong: 

Seite  749  Zeile  26  r.  oben,  ansfcatt  45«*19^11 ',  43*49^11" 
bis  jetzt  iiberaehen  worden.  p^ 


50 


776  Plmikftlkdi-vitttMMtiMhe  WiswMohaften. 


II.  Hftheii  Im  iiordllchen  nnd  mUlIeren  RufsUud. 

Ueber  die  Baromelerbeobachlungen  des  Grafcn  Keyser- 
ling  die  schon  fruher  etwahnl  wurdcn  ♦)  und  -die  Hohen- 
bestimmungen  zu  denen  sie  gefiihrt  haben,  enlnehme  ich  fol- 
gende  nahere  Angaben  aus  einem  mir  giiti^st  mitgelheillen 
Briefe  des  Beobachters  anHerm  Alexander  v.  Humboldt 
(aus  Paris,  1842.  Januar  2): 

„Ich  habe  aus  meinen  baromelrisdien  Beobachlungen  (im 
Innfem  von  Rufsland)  die  Hohen  der  Orle  iheils  durch  Ver- 
bindung  derselben  init  den,  ihnen  mogUchst  gleichzeitigen, 
Beobachlungen  in  Mo  ska  u  oder  in  Petersburg  berechnet 
je  nachdcm  ich  der  einen  oder  der  andem  dieser  Hauplstadte 
viel  naher  gewesen  war;  iheils  auch  darch  Verbindung  mil 
den  Ablesungen  in  beiden  genannlen  SUdlen.  In  diesem 
leltleren  Falle  ergaben  sich  zwei  sehr  verschiedene  Werl^ic 
die  zu  einiger  Beurlheilung  ihrer  beiderseitigen  Fehier  bci- 
Iragen.  —  Es  kam  zuersl  darauf  an  die  Hohe  (uber  dem 
Meere)  fur  die  BeobachUmgslokale  inPetersburg  und  in 
Mo  ska u  zu  ermitleln.  Am  ersleren  Orle  liegt  das  meleoro- 
logische  Observalorium  (das  unler  Herm  Kupffers  Leilung 
slehende)  im  sogenannlen  Bergwerks-Corps,  nach  Schalzung 
20  bis  30  Fufs  **)  uber  dem  millleren  Niveau  der  Oslsee. 
Ich  habe  dafur  25  Fufs  angenommen.  —  Die  H5he  von 
Moskau  ^rgiebt  sich  erst  nach  folgenden  Bemerkungen  iiber 
die  in  Belrachl  kommenden  Inslrumenle/^ 


*)  Dieses  AtcIut  1841.  S.  580  Q.  582  Anm. 

**)  Es,  sind  bier, .  wie  iuimer  in  fliesem  ArchiTe  wenn  das  M&Is 
ohn&  besondere  Bezeichnang;  genannt  wird,  der  Pariser  Fafs  oder 
dessen  iiblicbe  tJnterabtbeiiangcn  gemeint,  so  wie  ancb,  wo  lucbl 
das  Gegentheil  gesagt  ist,  die  Barometerstande  siunmtlicb  anf 
0^  reduzirt  uad  alie  Temperaturen  nach  R^aainnr^scben 
Graflen,  angegeben  wofden. 


Nevere  HohenmcMVBgmi  in  RqCiUuuI.  777 

yyDas  ersle  derselben  (M)  ein  Getalsbaroaieter  welehe* 
Baron  Meytndorf  184D  aus  Paris  mitbrachtey  wurde  su  den 
Beobachtungen  von  Petersburg  bis  Wytegra  gebrauchi, 
darauf  aber  durch  ein  andres  (A)  ersetzt  welches  Herr  Blasius 
in  Berlin  von  Pistor  und  Schiek  entnommen  haite.  Es 
fond  sich  in  Wytegra:  «— M  =  +0^«S00002  =  +0"',009. 
Spater  ergab  eine  Vergleichung  mit  dem  Barometer  (S)  der 
Moskauer  Sternwarte: 

Jl  —  5=  —  0-S00005  «  —  O",022 

Bei  meiner  Riickkehr  nach  P  e  t  e  rs  b  u  r g  (im  Herbst  1840) 
bielt  ich  eine  Vergleichung  des  Berliner  Instrumentes  mit  dem 
Kupffer^schen  im Bergwerks-Corps  (K\  deswegen  nicht  fiir 
sicher  weil  das  erstere  sich  wobl,  seit  der  Vergleichung  in 
MoskaUy  durch  StoCse  und  Niisse  geiindert  haben  mochte. 
Im  Friihjahr  1841  fand  ich  aber^  nach  neuer  Auakochung  des 
Berliner  Barometers: 

B  —  Ksz  -  0-^-,00106  ss  —  0'V79 
und  als  ich  darauf  sogleich  nach  Moskau   reiste^  wieder: 
B—S  genau  so  wie  im  vorigen  Jahre.    Es  folgt  daraus: 

X— 5=  +  (^•S00103  =  -|-tf",457 
d.  h.  dab  man  0'",457  zu  den  Barometerangaben  auf  der 
Moskauer  Sternwarte  zu  addiren  halte,  um  sie  mit  denea 
vonHermKupffer  im  Petersburger  Bergwerks-Corps, 
vergleichbar  zu  machen.  Zu  meinen  eignen  Beobachtungen 
habe  ich  hinzugefugt  wenn  sie  mit  Pete rsbur gem  ver« 
glichen  werden  sollten,  entweder  K — B,  oder: 

a: — M =  +  0-«^-,001 10  = -f  0%488, 
je  nachdem  sie  mit  dem  Berliner  Barometer  oder  mit  dem 
Meyendorff^schen  angestellt  warea  Mit  den  Moskauer  Able- 
sungen  konnten  die  meinigen  an  dem  Berliner  Instrumente, 
fast  eben  so  gut  ohne  weiteres  verglichen  werden,  da  die 
Correction  von  '\'0"'fiQ2  zu  den  letzteren,  bei  der  GroDse  des 
Beobachtungsfehlers  kaum  in  Betrachtkommt!'^  — 

,,Als  Perewoschtschikow  in  dem  Bulletin  de  la 
Soc  Imp.  des  naturalistes  de  Moscou  1837  die  Hohe  der 
Moskauer  Sternwarte  iiber  Petersburg  berechnetCi  kannle 


778  Phyiikaliick-MiChMMlbelM  WiMenMteften. 

er  iiidil  die  conslanle  Differens  der  tn  beidcn  OHen  gebrauch- 
tai  Inflnimente.  Nach  Reduction  dor  von  ibai*bekannl  ge- 
mtchleii  Angaben  *)  auf  das  Borometer  K  i.  h.  HinsufugiHig 
▼on  +0"***i00103 £7+0^^457  »i  P.sZahlen  erhicli  idi: 


im  Pelcrsburger  Observalorium 
in  der  Moskauer  Slernwarte 
in  dem  Moskauer  UniversitSU- 
gobaudo    


MiCttere 


0^',7SB32  «r336  %116  H"3*;23 


0-**-,745835:?330'",623 
0"'*-,74910c3a2'^073 


+3*,80 


) 


mid  hiernachy  wenn  man  das  Pefersbnrgor   Observaloriuin 

25  Puis  fiber  der  Ostsee  annimml: 

die  Hohe  a:ber  der  Oslsee: 
der  Moskauer  Sternwarte  437  Fu(s« 

des  Moskauer  Univers]iaUgebaudes328    - 


*)  Nach  Beobac&tnngon,  die  zwiscfien  1831  nnd  1836  angestenc  irimfeir. 
Herr  Pereweachttchikov  Iiat  bia  Juli  1830  daa  Barometer  in 
*dem  UniTeraitfitsgebaade  abgeleaen  iind  in  den  folgenden  labren  in 
der,  hdher  gelegenen,  StemwavCe.  B» 

^)  Der  mifflere  Baronieteratand  im  Moatnner  Unlreraitategebiode  de# 
ana  Herrn  ParewoacbUehikow*a  Beolkaohtongen  tax  di«  liaC 
Jabre  1881  bis  1825  in:  Brmsna  Reise  s.  a,  w.  PhyaiksL  Ba- 
obachtapgen.  Band  I.  (Berlin  1835)  8.  349  o.  £*  —  abgeleitet 
worden  iat,  belragt»  332"\01  mit  Hh0"',53  fur  die  wahrtch.  Ab- 
weichu^g  einea  einzelnen  Jahrgangci.  Dais  die  Uebereinatim- 
mnng  dieser  Angabe  mit  der  obigen  (332f'\07)  aaa  andem  Jahigan- 
gen  van  Beobachtungen  an  demselben  Punkte  so  got  als  toIU 
atSndig  iat,  kann  man  nar  ainem  gunatlgen  ZnlkUa  aaaekreiben. 
Mehr  ala  zolillig  isl  dagegen,  faat  ohne  Zweifel,  eina  Verschieden- 
belt  Ton  so  Faia  iwiad^en  Br m ana  and  t*  Kejaerlings  Resal- 
taten  fiir  die  Hohe  4ea  Moskaner  Universitatsgebandea 
liber  der  Ostsee.  Sie  riihrt  davon  her  dafs  der  ron  dem  Letzteren 
aas  Petersbiirger  Beobachtungen  geschlossene  mittlere  Barometer- 
stand  im  MeeresniTeaa  kieincr  ist  ah  der  Im  Nircau  der  Oataee 
iowokl  bei  Mit  an  als  aneh  bei  Dans  ig^  nach  roapelrtiTe  Tiar  aa4 
Iftnf  Jahrgangen  wolcho  von  K.  mit  den  iiltoron  Moaka^er  Beob^ 


NtMM  HoiieftmeMaBgeii  in  RaiiriMi4. 


970 


,,Mitteltt  dieses  Resnttaiee  iihd  d«r  frilher  genonnleii  An* 
nehme  Rir die Hohe des  Petersbargcr  Observatorfaimf  tind 


-^ « I  1 1  * 


achtangett  irerbandeii  ward«n«  Die  Vergtoldinngen  dec  HMhijthfigett 
Mittel  gettalten  mcIi  nan  namentUch  wie  Iblgti 


Im  Moskauer  Uni- 
versilatogebSttde. 

55»,75  Br. 
.  Barom.    T.  d.  L. 


Im  MMreanireau  dnrcli  Reduction  der  B^bbb.  in: 


Pcrt«nbnrg.  25  F 
iiber  dam  Meete. 

59«,97  Br. 
Barom.    T«  d.  L. 


MiCau.  120  F.  iiber  Dancig.  42F.iibef 

dem  M6ere«  dem  Meere. 

56«,65Br.  54*,33Br. 

Barom.    T.  d.  L.   Barom.    T.  d.  L^ 


5.  Jalir  nacb  R. : 
332'",138  +4*^ 

4.  Jahr  nacb  K. : 
332'",008  +4«^ 

Nachv.Keyserling 

33/",a73  +3*,fle38ir,4lT  +3^^ 


—  Ur" 


,302  +5-,79 


33r**,180  +6*.75 


Qnd  die  Resultate  (iir  die  Hohen  dei  Moskaner  UniTersitata- 

gebSndea  iiber  dem  Meere: 
nach  den  Mitaner     Beobb.  988  ±.  12  Fotk. 
—  .      Danziger      —      386  ±  12    ^ 
.  —        Petersbnrger  —  327  — 

Die  den  beiden  ersteren  Resultaten  angehangten  wahrscbein- 
lichen  Fehler  folgen  ana  deren  Vergleicbnng  mit den  Ergebnisaen 
der  einzelnen  Jabrgange  (a.  a.  O.  Seite352).  Far  Milan  berohen 
die  obigen  Angaben  auf  Prof.  Pauckers  Beobacbtnngen,  mit  einem 
znvor  auf  dai  Fortinsche  Normal-Barometer  der  Dorpa- 
ter  Sternwarte  redozirten  Instrnmente,  and  did  fiir  D>anzig 
sind  mittelst  einea  Pistor'schen  Heberbarometers  ertialten  worden. 
Man  wird  daher  kaum  geneigt  aein:  aowoht  die  einen  ala  die  andern 
fiir  gerade  in  demselben  Sinne  fehterhaft  (d.  h.  betracbtlich  zn  groia) 
za  halten.  Von  der  andern  Seite  ware  aber  die  Voraussetzung  daia 
das  jetzt  in  Petersburg  gebrauchte  fnstram^nt  die  Lange  der 
Quecksilbersaale  nm  ein  Rrhebliches  zn  karz  angeben  sollte,  am 
so  nnwahrscbeinlicher  als  sicb  dessen  Angaben  vielmehr  nm  et- 
was  griifser  fanden  als  die  der  drei  andern  Barometer  mit  denen 
aie  Herr  t.  Keyaerling  Terglieben  bat;  —  dafr  aber  endlicb  grade 
die  Yon  diesem  Reisenden  benatzteif  Jahresmittef  des  Barometeratan- 
des  for  Petersburg,  betracbtlich  unter  dem  allgemeinen  Mittel 
lor  diese  GroOie  gelegen  h&tten,  bleibt  nach  der  Vergleicbnng  mit 
dem  Raibultate  von  Herrn  Wischnjewskji^s  13jahrigen  Barometer- 


TM  Ph|iilaJkcii-naliwiM«Melw  WbteMchdleii. 

Dim  die  in  folgender  Tafel  enthalleneii  HShen  der  Orte  an 
denea  ich  eines  der  vorgenanntai  Rmebaromeler  abgdeaea 
habe,  berechnet  wofden.  In  alien  drei  Spalten  dieser  Tafel 
aind  namentUch  Hohen  fiber  der  Oslsee  (wie  schon  gesagt  in 
Pariser  Fufsen)  angeaeUt,  und  zwar  in  der  ersten  Spalle  nach 
der  Petersburger,  in  der  iweilen  nach  der  Moskauer 
correspondirenden  Beobachlungi  in  der  driUen  aber  so  wie  ich 
fie  fiir  wahrscheinlich  haite.  Erlliuterungen  au  meh- 
reren  dieser  Angaben  folgen  am  Ende  der  TafeL'^ 

Beobaebtiiiigen  in  Pe  ten  bar  a  (dieses  Arcliiv  1841,  S.  250)  kaam 
glaoblich.  —  Die  Verschiedenheit  oiisrer  Resvltate  fiir  die  Hohe  Yon 
MoskftV  doffte  demnaeh  .bis  jetst  als  das  Wahrscheinlichste  dar- 
stellen:  dais  der  Baromeierstand  im  Meeresniyeaii,  bei  Pe- 
tersburg in  der  That  merUich  kleiner  ist  als  weiter  westwaits  bei 
Mitaa  and  Danzig,  wenn  aach  bei  weitem  nicbt  in  demselben 
Ifalse  wie  an  der  Nerd-Ostkiiste  des  alten  Conttnentes,  an  Cap 
Hoom  and  in  mebreren  andem  Gegenden.  —  Was  aber  die  fragUche 
fidhe  selbst  betrifft  so  scheint  eben  desbalb  ?on  den  Angaben:  386 
and  327  Fnls  fur  dieselbe,  bis  jetzt  keine  vox  der  andem  den  Vor- 
sag  an  rerdienenf),  und  es  wird  yielmebr  in  diesem  Falle(eben  so 
wie  fiber  die  Hohe  des  Kaspischen  Me  ere  s  and  wie  noch  tot 
Karzem  iiber  die  yon  Berlin)  nnr  ein  geodaetisches  Nivelle- 
ment  entscheiden.  Ein  solches  wurdo  aber  dann  aoch  den  mitt- 
leren  Barometerstand  im  Meresnireaa  fur  Moskaa  kennen 
lehren,  d.  h.  denjenigen  an  dessen  Stelle  bis  jetzt,  bei  Anwendong 
der  hypsometrischen  Formel,  nor  drei  andere  genan  gleich  wenig 
adaeqnate  gesetzt  worden  sind.  Vielleicht  darf  man  hoffen  da(a  die 
jetzige  Anlage  einer  Risenbahn  zwischen  beiden  Ralsischen  Haapt- 
stadten,  anstatt  eines  nnr  zu  technischen  Zwecken  aosreichenden 
Niyellements ,  wiedernm  ein  so  wissenschaftlich  rollendetes  wie  daa 
Kaspische,  and  somit  aach  ron  nenem  eine  der  worth vollsten  Be- 
reichernngen  der  Atmosphaerologie  zor  Folge  haben  wird.  K. 

t)  Um  so  weniger  als  sie  durch'eine  Vergleichang  der  Moskauer 
Beobachtangen mit dem  mittleren  Barometerstand  bei  Arc h an- 
gelsk  nooh  gegen  200  Fols  geringer  als  die  kleinste  bis  jetzt 
dafiir  Yorhandene  Angabe  erscheinen  durfte!  E. 


Nenen  HohemieMUiigeii  in  Ruikfauid* 


ni 


Hohen  fiber  der  Ostsee  fflr  mehrere  Orte  des  Euro- 

paischeii  Ruf^lands. 

Gretcliatzt  und  lierechqet  nach  llarometerl>eobacbtungen  von 
A.  T.  Keyserliag  in  den  Jahren  1840  und  1841. 


No 


I 


Datani 


der  Beobacht 


Name  des  Ortes. 


Hoheu 
nach     ' 

Pelen-|  Mof* 
barg«r)  kaner 

oofr«p.  Beob. 


Ange- 
noin- 


1 

2Jani  15. 
3Juni  15. 
4  Juni  20. 


5 


11 
12 
li 

14 


1840.    i 
Joni  14.   Nikolskaja  (Gout.  Petersburg)  Niveau 
d.  untersten  Silurischen  Kalkscliichten 
Tosna  (Gourernem.  Petersburg)    . 

Tschudomo     .     .    * 

Manichioo  am  Ladoea-See  anf  einer 

nach  Norden  abfall^nd^n  Terrasse 

Ladowitschoe'Pole  *) 

Alekrandro-Swirskaja  81ol>oda  .     . 

Megiji^a , 

Olonez  .....  

Staraes**) 

Prjaja •    .     . 

Onega-See 

'  daselbst   • 

Uferschwelle  des  Onega-Sees  liei  Pe- 

tro  Sawofdk 

Ryboreskaja  Gk>raj  Dioritberg  am  Sild- 

Rande  des  Onega-Sees     .     .  •. 
Wytegra 


Juni  21. 
6Juni21.* 

7  Juni  21. 

8  Juni  21. 

9  Juni  22. 
10  Juni  22. 


Juni  23. 
Juni  23. 
Juni  24. 

Juni  25. 


15  Juni  28. 


16 
17 


Juni  30. 
Juni  30. 


Auf   dem    Wege    von   Wytegra 
nach  Archangelsk. 

Badoschskaja  Koneskaja  .... 
Borkowa 


128 

128 

253 

, 

250 

93 

— 

wolfl 
kdker 

117 

— 

friiglicb 

38 

314 

200 

85 

— 

223 

47  ' 

^- 

185 

48 

77 

186 

182 

'— 

182 

382 

' — 

382 

146 

153 

[237 

75 

71 

254 

— 

345 

452 

_^ 

614 

341 

320 

274 

519 

500 

290 

628 

560 

*)  Wohl  aach  Ladeinoe-Pole?  g^ 

**)  Der  Name  kann  wohl  kaum  ganz  ebenso  tauten,  auch  finde  ich  auf 
der  grolsen  Schnbert^tchen  Karte,  zwisehen  Olonez  und  Prjaja, 
keinen  dem  Obigen  ahnlichen. .  j^. 


7S2 


Pliytlkalhi^li^iiiatlieiiMitifclM  WiMeiiieiicfteii. 


No.l    Datam 
der  Beobadit 


Name  ties  Ortes. 


Hohen 

nach 

Peters- 1  Mo«- 

burger  |  k«ner 

eorre»pt  Beob. 


18 
19 
20 
21 


1840. 


Juli 
Juli 
Juli 
Juli 


2yittti 


23 
24 


Juli 
Juli 


1. 
1. 
1. 
2. 
2. 
3. 
3. 


26iuli    4. 


27Juli  15. 


28 


30 
31 
32 
33 
34 


JuU  15. 


29  Juli  16. 


Juli  17. 


Prokscliina 
Piistinka     .     . 
Pliiloaopb^kaja 
Kargopol  .     . 
fvouvwakaia 
Deoitlawakaja 
Plettsi  .    «     . 


An    der   Dwina. 


CholroogotTT 


26|JuU  IS.    Kalescbakaja 


TugoUkaja 
Werchokow«kaja 
Tscherekow«kaja 
Kra^noborak  .     • 


Juli  17.   jMascbiao 
Juli  22.   IU«tjug  . 
Sept.  10.  iTotioa  . 
Sept.  12. ! Wologda 


35  Sept.  12 

36  Sept.  12. 

37  Sept.  13. 
38lSept.  15. 


39 
40 
41 

42 


,43 
44 

45 

46 


Octbr.l4. 
Octbr.l4. 
Octbr.lO. 
Octbr.lO. 


Octbr.  9. 
Octbr.  8. 
Octbr.  8. 
Octbr.  8. 


47  OctbnaO. 


Landriicken  zwischen  Wologda 

und  Jaro«lawl  der  sich  nuch 

N.W.  fortsetzt. 

IVIarkowa 

Jrjasowez .     . 

DaDilow     ......... 

Perejaslawl  Saljeskji 

Hohen    an     der  Diina  (West!. 
I>*wina  der  Russen.) 

Wyteb»k,  Dwina-Spiegel  .     . 

Wyteb«k,  Stadt 

Suraj  iw^enig  iiber  der  Dwioa 
Welij,  Stadt  ....*,. 

H^lien  des  Mittel-Russischeo 
L an dr lick  ens. 

Porjetsche,  Stadt    .... 

Kitfelewa 

Smolensk  ....... 

Grofste  Hobe  bei  Smolensk . 
Babinowitscb 


398 
559 


267 
345 
493 
446 


705 
797 
800 

599 


390 

645 

492 

722 

379 

524 

340 

433 

r  229 

237 

188 

37 

275 

93 

64 

^^^ 

lis 

181 

505 

540 

325 

446 

397 

223 

478 

— 

527 

— 

— 

330 

80 

208 

251 

«. 

649 
760 
592 
400 


I  650 
250 
600 
400 


364 
442 
520 
523 


605 
800 
818 

5M 


520 
610 
450 
400 
290 
350 
270 


70 
190 
520 
390 
310 
480 
500 
330 
350 
420 


350 
430 
450? 
500 


660 
800 
800 
850 
598 


^ 


Neuert  Hoii«nineuaiis«n  in  Ra(iilaii(l* 


m 


No. 


Datam. 


d«r  Beobacht. 


Name  dea  Orlei. 


Ho  hen 
nacli 

Peters-j  Mot- 
burger  I  kmipr 

oorrevp,  Beob. 


Ang^. 
iiieni*. 


1840. 

Oetbr.20. 

Octbr.21. 
50|Octbr.23. 
4>l|0ctbr.  6. 

Octbr.  5. 

Octbr,  5. 

Octbr.  4. 

Octbr.  4. 


48 

49 


52 
53 
64 
56 


56|Octbr«  4. 
Octbr.  4, 
d^lOctbr.  3. 


59  Nov.  29. 
eo|Sept.  29. 

ai  SepI,  29. 

62  Sept.  29 

63  0ctl)r.  1. 
1841. 

64  Mai  29. 
66  Mai  29. 

]84a 

66  Sept.  30. 

67  Sept.  28. 
ea  Sept.  28, 

1841. 

69  Mai  24. 

70  Mai  19. 

71  Mai  19. 

72  Mai  19. 


Starina •     •     .     •     . 

Kra«ooe 

Hohen  bei  Jelua .     . 

U«wjat  (Goiivem.  Smolenafc)     .     * 
Okjeltk  an  der  Dima  (Gouv.  £finolen«k) 
Serebefez,  40Wer8t  weatl.  Ton  Wjasma 

Wjasioa 

Trieometrisclies  Signal  we^tl.  von  der 

Ugra,  we9tl.  ron  Snamenskoe  •    . 
Ugra^Spiegei  bei  Snanientkoe  •    • 

Snamenskoe •    *     • 

ToacU*) 

Nordabfall  dea  Mittel-Russi- 

8chen   Landruckens    vom   Cul- 

ininationspunkte    gegen    Mos- 

kau  bin,  und  Kali  der  Oka. 

Otschki  Dorf  nabe  den  Quellen   der 
Oka  .........     . 

Hoben   bei  Wosneaenfkaja    Sloboda 
(Gouvern.  Tula) 

Birkowaja  (Gouvern.  Tula)  •     •     . 

Klufs  Upa  bei  Birkowaja  •     .     .     • 

Kaluga  (Oka-Spiegel)      .    ..    .    , 


Kaluga,  Bquleward. 
Kaluga,  Hotel  Kiew 


Pberaikowa  (Gouvern.  Kaluga)  grolste 
Hohe  der  Unigegend     .... 

Alekain«  Kirche 

Hobco  bei  Aiekain 

Spiegel  der  Nara  bei  Wladitscbnaja 
Sloboda  unweit  Serpuchow    .     • 

Nara-Spiegel  l>ei  Serpucbow    .     . 

iSlerpuchow,  der  Markt     .... 

Podobk  (Gouv.  Moskwa)  Spiegel  der 
Pacbra  •«.•.,... 


726 

824 
528 
603 
697 
730 
800 

730 


707 
820 
734 
632 
645 
698 
694 

651 
460 
488 
604 


720 
820 
700 
600 
640 
700 
70p 

660 

460 
490 

600 


725 


520 
476 
439 

512 

1  568 


700 
578 
660 


289 
275 
341 

302 


725 

850 
520 
476 
439 

512 

66» 


650 

67» 
660 


280 
340 

30a 


•)  Ob  10? 


E. 


7M 


Ph^kalaMb-natlMnMtiMiw  WiiieiiMluiflen. 


No. 


Datom. 


der  Beobaeht. 


Name  d«B  Ortet. 


Rolien 
nach 

PHert-.|  Mm- 
burger  I  kiitier 

Gorretpw  B«ob. 


Ange- 


75 
74 

7ft 

76 
77 


81 

82 

83 


1840. 
Mai  25. 
Mai  25. 

Mai  25. 
Mai  25. 
Mai  26. 


78  Mai  31. 

79  Mai  31. 

80  Mai  20. 


Mai  20. 
Mai  20. 

Mai  21. 


1840. 

84  Not.  29. 

85  Not.  29. 

86  Not.  28. 

87  Not.  28. 

88  Not.  27. 

89  Not.  23. 

90  Not.  14. 


91 
92 


93  Not.  12. 


94 
95 
96 
97 
98 
99 
100 
101 


Not.   13. 
Not.  13. 


Not.  10. 
Not.  10. 
Not.  8. 
Not.  7. 
Octbr.  6. 
Octbr.31. 
Octbr.31. 
Ottbr.25. 


Kaschiray  das  Wirthshaas  der  Stadt 
daselbsty   die  kochsten  anstehenden 

Kitlkschichten     •     •     • 
daselbsty  der  Oka*Spiegel      .     . 

Lublino,  der  Oka-Spiegel  '.     .     • 

Oka -Spiegel  an   der  Miinduog  der 

Moskwa 

MuroiSy  Oka-Spiegel 

Murom,  die  Stadt 

GiesteiA  (anttehencier  Bergkalk)  Tor 

den  Thoren  Ton  Tula  •     •    •    • 

Hohen  um  Tula 

Hohe  nahe  siidlich  Ton  Tula,  auf  dem 

Wege  nach  Orel ...,,. 
Hohen  um  Lichwin  (DeTonisches  Ge- 

stein 

Siidabfall   de'sselben   Land- 
riickent. 

Oichowatka    . 

Sorokowie  Kolod«i 

Zelikowa 

Medwjanka     ......•• 

Katschitowa  ••••..  ^  .     . 

Tschugujew •     •     . 

Ljubatin  (GouTem.  Charkow)   .     . 
Walki  (GouTem.  .Charkow)  .    .     • 
Kolomatschuk  (GouTem.  Poltawa) 
Poltawa 

Hohen  des  Dnjepr-rSpiegel  u. 

desAbfalles  in  das  Dnjepr- 

Land. 

KrementBchuk,  Stadt  •     . '  .     .     . 
daselbst.       Dnjepr-Spiegel  •    . 

Smutrik 

Perejaslaw 

Dnjepr  bei  Pjewa  (Gout.  Smolensk) 

TschemigoWy  Stadt. 

daselbst.  Desna-Spiegel.  .  . 
Desna-Spiegel  westlicn  Ton  Roslawl 


486 

258 


490 

390 
260 


-    ^^i  250 
I  231  >   -*^ 


237 


866 
992 
987 
891 
965 
607 
389 
312 
160 
250 


227      230 


307 
407 

504 
712 

680 

472? 


165 
265 

500 
710  , 

680 

iragUck 


177 
112 
361 
191 
531 
480 
400 
300 


593 
708 
853 
637 
619 
368 
319 
205 
132 
357 


333 
268 
527 
335 
694 
467 
387 
639 


600 
710 
860 
640 
620 
370 
320 
210 
140 
350 


300 
235 
450 
330 
615 
470 
390 
500 


i 


Neoero  H61ieiiiMnoag«ii  in  RoIbImiiI. 


Y85 


No. 


Batam 


cler  Beobaclit. 


Name  des  Ortei. 


Hohen 
naeh 

PH«rs~|  Mo§- 
bHrger  (  kauer 

oorresf}.  Beoli. 


noM- 
rnene. 


1840. 

102  Octbr.2&. 

103  Octl>r.30. 

104  Octbr.26. 

105  Octbr.^. 

106  Octbr.26. 

107  Octbr.25. 

108  Octbr.20. 

109  Octbr.24. 

110  Octbr.20. 


in 

112 
113 
114 
lt5 
116 
117 

118 


1841. 


Mai 
Mai 
Mai 
Mai 
Mai 
Mai 
Mai 


17. 
18. 
18. 
19. 
21. 
21. 
23. 


Die  DetDB-Ufer  daselbat 
Roischtscbe    .... 
Ro«Iawl     .     .    y     .     . 

Starodub 

MgiiD ». 

Bjeljacbi 

Ljachi 

Lawkowa 

Potjatina    ..... 


Mai  23. 


Hohen  die  vorlfiafig  nachMos- 

kaiier  correspondireuden  Be- 

obacbtungen  berecbnet,   spa- 

ter  auch  durch  Kasaner   zu 

erhalten   find. 

Bogorod«k 

Wladimir,  Kljasma-Spiegel  .     .     . 
daselbat,  hochste  Tlieil  der  Stadt 

Sudogda    »     .     *     

Arsamas 

Barnukowa 

Karaulnaja  Gora,  Kreideberg  im  Gou- 

vemeinent  Simbirsk       .... 
PuCi  detsell>en  Berges     .... 


J 

383 

722 

650 

460 

643 

682 

462 

479 

423 

620 

333 

702 

431 

700 

611 

467 

614 

697 

467 

— .. 

337 

— 

617 

— 

362 

— 

436 

*— 

316 

— 

628 

583 
600 
600 
480 
620 
620 
500 
600 
660 


360   — 


Betnerkiifigeii  zo  vorsteheiiden  HOlieiibeslinimuiigen. 


,yNo.l  —  3.  DieQuelien  der  rechten  Newazufliisse  liegen  nach 
Nivellemeni  zwischen  201  und  270  F.  hoeh. 

No.  5^-8.  Auf  Petersburg  berechnet  konunen  alle  diese 
Hohen  zu  gering.  Die  von  LadowiUchoe  Pole  ist  auf  Moskau 
berechnet  viel  groCser,  ich  habe  dafiir  in.  runder  Zahl  200 
angenommen.     Indem  ich  zu  dieser  die  Niveau-Differenz 


7W  PhynUlbdi-aiftllieMiCbdie  WiMentdMllMi. 

zwischen  den  anderen  Orten  und  Ladowilschoe  Pole 
schlagei  erhalte  ich  die  andern  Annahmen  bis  Olones. 

No.  11  —  14.  Wenn  man  Lauf  und  GefSlle  der  Narowa  mit 
dem  der  Newa  vergleichl,  so  ^vird  man  dieser  kaum 
die  Halfte  des  Gefalles  der  ersteren  sugestehen.  Der 
Peipus-See  liegt  nach  Stnire  85  F.  hoch ,  ich  gebe  daher 
dem  Ladoga-See  mit  50  F.  zu  viel  Hohe,  Doch  hier  ge- 
niigt  diese  Hohenannahme,  wo  es  nur  auf  Naherung  an* 
kdmnit  Der  Swir-Flufs  faMt  nach  ahem  Nivellement 
200  engl*  F.  =  187  Par.  F.  Der  Onega-See  ist  also  zu 
237  F.  ansunelimen.  Meine  beiden  Beobachtungen  geben 
ihn  viel  zu  lief. 

No.  12  und  13.  Nur  die  Beredmung  auf  Moskau  verdient 
wegen  der  grSfseren  Niihe  der  StadI  beriieksichtigt  zu 
werden.  Doch*  scheinen  niir  die  Angaben  etwas  zu 
hoch.  — 

No.  15.  Die  Messung  von  Wytegra  isl  an  20  F.  uber  dem 
Boden  der  Siadt  angesielil. 

No.  16  nnd  17.  Der  Stauhorizont  des  Marienkanals  iiegt  nach 
einem  neuen  Plane,  den  mir  der  Baron  Meyendorf 
mitgelheill  hat,  276  F.  iiber  Wytegra  und  daher  an 
281  F.  iiber  dem  Onega-See;  denn  nach  einem  alien  Ni- 
vellement isl  das  Gefalle  von  Wylegra  bis  zum  Onega- 
See  an  5  F.  Der  Malko  Osero  (Slauhorizonl)  liegt  dem- 
nach  518  F.  uber  dem  Spiegel  der  Oslsee.  Badoschkaja 
kann  nichl  viel  unter '  dem  Slauhorizonl  Uegen;  daher  na- 
hert  sich  die  Berechnung  auf  Moskau  mehr  der  Wahr* 
heil.  Ich  nehme  in  ruuder  Zahl  500  an*  —  Burkova 
isl  auf  Pelersburg  berechnel  16  F.  hoher,  auf  Moskau 
berechuel  109  F.  hoher,  ich  nehme  eine  miltlere  Hohen- 
differenz  von  60,  gegen  Badoschkaja  an. 

No.  18 — 24.  Hier  scheinen  mir  Mittel  z^vischen  den  Hohen 
die  man  durch  Berechnung  auf  Pelersburg  und  denen  die 
man  auf  Moskau  erhalten  am  wahrschcinlichslen.  Doch 
Danilowskaja  geben  beide  Beobachtungon  dem  Anscheine 
nach  zu  lief  an. 


Neocn  Holieiinietiiiuigeii  in  RuOriand.  787 

N^  36'r^'30.    Ich  habe  die  MUtel  a«s  den  Coiumnen  1  und 

2  gewahlL 
No*  31.    Ma^cbinOy  deni  Aug«n$cheioe  nach  giebt  es  die  Be- 

rechnuog  su  hoch  an. 
No.  32.    In  Ustjug  habe  icb  mehrere  Woehen  hindurch  be- 

obachtei,  die  Hobe  ist  aus  den  scbeinbar  giinstigslen  Be- 

obacbtungen  abgeleiiet. 
No.  33.    Totma.    Koinmt  xu  niedrig. 
No.  39  u.  40.     Dem  reibenden  Strom  der  Diina  nacb   sind 

diese  Hohen,  auf  Petersburg  bereehnet,  zu  gering,  stim- 

men  auch  allsu  wenig  mit  der  Messung   in  Suraj    die 

wieder  su  grofre  Hohen  ergiebt 

Fiir  die  folgenden,  mehr  und  mehr  in  der  Niihe  Moskau'a 
angestellten  Beobachtungen  verdienl  die  Berechnung  aufMos- 
kau  immer  mehr  Beriicksichtigung. 
No.  78.    Den  Okaspiegel  bei  Murom  habe  ieh  geschatxt  nach 

der  Annalmie,  dab  der  Fall  der  Oka  zwischen  Kascbira 

und  dem  EiuQube  der  Moakwa  doppelt  bo  stark  als  der 

Fall  vom  Einflube  der  Moskwa  bis  Murom  ware. 
-Aehnliche  Belrachiungen  deren  Aufziihlung  su  lang  und 
su  wenig  interesaani  ware,  licgen  den  iibrigen  Aimahmen  sum 
Grunde. 

Ich  ffige  liier  noch  einige  Angaben  die  ich  aus  Nivelle* 
ments  ableite,  die  su  meiner  Kenntnib  geiangt  sind,  hinzu. 

Der  Stauhorizont  des  Tichwinka-Kanals  liegt  530  F.  uber 
dem  Liadoga^^ee  daher  580  F.  iiber  der  Ostsee.  Von  diesem 
Stauborisont  bis  sunn  Wolgaspiegel  bei  Rybinsk  haben  die 
Ingcoieure  206F.  GefiiUe'gefunden.  Demnach  liegt  die  Wolga 
bei  Rybinsk  372  F.  fiber  der  Ostsee.  Fiir  dieselbe  Hohe  er-* 
halten  wir  411  F.  durch  das  Wassergefalle  von  Malko  Osero 
bis  Rybinak  das  men  su  103  F.  angegeben  haL 

'Da  der  Wolchow  im  GanKcn  45  F.  Geralle  hat,  so  liegt 
der  Umensee  hfichstens  95  F.  iiber  der  Oslsee.  Das  Geflille  des 
Mata  von  Msiin  ab  bis  sum  Umensee  betriigt  457  F.  Mslin 
liegt  also  552  F.  uber  der  Ostsee.  Wyschnei  Wotscholi  dem- 
nach an  600  F.  hoch,  —    Der  Seligersee  liegt  vielleicht  ein 


788  Physikatitch-madieimitliche  WiBtefikdiftflni. 

wenig  tnehr  als  600  P.  iiber  dem  Ilmensee  und  der  Land- 
riicken  der  den  Seligersee  von  den  Zuflussen  der  PoU  achd* 
det  134  F.  hoher ,  also  an  730  F.  aber  der  Ostsee.  Die  von 
Struve  trigonomeirisch  gemessenen  Berge  Liievlands:  Munna 
Moeggi,  Wolia-M5ggi  und  Gaisekailn  scbeinen  die  hochslen 
Gipfel  des  ganxen  WaMaixuges  nnd  des  gansen  eoropSisdien 
Rufslands,  mit  Ausnahme  der  Krynii  su  aein,^ 


Allgemeiue  Ausichten  zu  denen  vorslelieode  HdheiH 

Augabeu  veraulasseii. 


„  Ein  breiter^  zu  600  Fufs  erhobener  Landgnrtely  mil  Hu- 
gein  besetzt ,  die  800  bis  1000  F.  iiber  den  Spiegel  der  Osi- 
see  aofsteigen,  sireckt  sich  voin  siidostfiehen  LAvland  bis 
nach  Kursk  urn  sich  erst  weiter,  vielleicht  inn  Oslen  von 
Woronej,  zu  verlieren,  was  ieh  uichi  habe  beobacklen 
kdnnen.  Dieses  Plateau  nimmt  das  Land  ein  swischen  dem 
Siid-Ende  des  Peipus  und  der  Diinai  zwischen  dem  Abfail  im 
N.O.  des  Flusses  Msta  und  dem  oberen  Laiife  der  Fliisse 
Dniepr,  Soja  und  Desna ,  zwischen  der  Oka  Tinterhalb  Kaluga 
und  den  Quellgegenden  des  Donez.  Diese  ganze  Zone  oder 
ihre  Axe  besteht  aus  jdngeren  Uebergangsgebilden  (Devonian- 
system,  alter  rolher  Sandstein)  die  ich  bis  naeh  Worone; 
im  oberen  Bette  des  Don  aufgewiesen  hobe  und  die  imler 
den  Kreideschichlen  weiter  gen  Osten  sich  ganz  zu  verbergen 
scheinen.  Schon  im  Beginne  der  Kohlenperiode  scheinen 
diese  Hohen  eine  geognostische  Seheide.  gebildet  zu  habeOy 
weil  damals  stidlich  von  ihnen  die  madktigen  Sandsteine  des 
Donezgebieles  init  Steinkohlen  und  Anthrazit  und  nur  mit 
wenigen  eingeschobenen  dtinnen  Kalkb&iken  sich  ablagerten; 
dagegen  ndrdlich  von  ihnen  zu  derselben  Zeit  fast  nor  Kalk- 
massen  in  grofser  Maehtigk^t  sich  bildeten/^ 


Neoere  HdhesMOitBiigeii  in  RtiiiiUnd,  789 

f,D9B  grotse  Beeken  der  rufsischen  Zechsleinformalioa 
(systenie  Pernuen!)  das  sich  unlerden  neuen  Teriiiirschichten 
bis  an  das  Ka8|)ische  Meer  ausidehnt  und  dessen  oberc^ak- 
rekben  Scbicbten  die  kaspische  Steppe  mil  Salz  gescbwan*-, 
geri  haben^  seben  wir  nordosUich  von  diesem  Landgiirtel  aus- 
gebreitei ;  wahrend  die  Kreide  Uber  ibn  nach  N*  nicht  hinaus- 
greifty  wobl  aber  auf  auf  seine  siiddsUichen  Hdhen  <Woro« 
nej,  iSmbir^k)  steigt,  was  wiederholte  Schwankungen  des 
rufsischen  FlacMandes  andeutet,  die  an  seinem  nordosUichen 
Ende  in  neuerer  Zeil  fiir  das  Phanomen  der  Gescluebe  er- 
heischl  werden.  Eine  andere  geitgnoslische  Seheide  ist  der 
Jekatenno«lawsehe  GraniUug)  siidbch  von  dem  Lias-^  und 
]Nanimuliten*Scbichten  sich  finden,  welche  dem  ubngenRuTs- 
land  fehlen;  und  so  ist  das  ganie  Land  in  drei  geognosiische 
Regionen  gelheilt,  eine  jede  mit  Sedimenlgebilden  von  eigen- 
tbumlichem  Geprage:  einer  grofsen  nordostlichen,  an  die  sich 
die  kaspische  Sleppe  schlielsii  einer  mitUeren  und  einer  sud- 
licberen.  Die  jetzl  nachgewiesene  Waldairicbtung,  die  sich 
in  Fkinlands  Zerkliiftung,  in  der  Langenaxe  des  Ladoga-  und 
Onega -Sees  und  am  Siidweslrande  des  leUteren,  in  den  Di- 
oriten  wiederCndet,  und  die  in  so  fruherZeit  iiber  ganz  Rut- 
land geherrscht  bat,  giebt  wahrscbeinlich  aucb  den  Schltissel  zu 
dem  JParallelismus  der  rufsischen  FJulsrichtungeny  den  Herr  v. 
Meyendorfaufgewiesen  hat,  indem  die  Fliifse  die  breitenLand* 
giirtel  bald  in  Queribalem  durchichnitten,  bald  zwischen  ihnen  in 
Langenthalem  fortstrSmten.  Weil  aber  dieStrafse  von  Petersburg 
nach  Moskau  die  bekanntesten  Waldaihohen  iibersteigt,  so  glauble 
man  sich  berechtigl  hier  einei)  Hobenzug  quer  zur  Slnifse 
anzunehmen/)  Die  Geographen  suchien  ihn  auf  die  Wasser- 
scheidf  zuriickzuiuhren  und  verlangerten  ihn  bis  an  den  Ural, 


^)  Die  Richtnng  eines  Finnisch-Nord-RafBischen  Erhebungs-> 
Systemes  mit  Streichen  bora  1,5  worde  doch  a.i.  Bclion  I83l»  in 
den  Nord-Ruisischen  Seen  und  Hohensugen  anerkannt. 
VergLVerBUch  einer  sygtematischenUebersicht geognost. 
Wahrnebmnngen  n.t.w.  (Berghaua  Annalen  der  Brdknnde 
ISM).  ^ , 

Ernans  Rass.  Arcbiv.  tS«l.  Hfl.  4.  Ol 


790  PbynkftHiclt-nialhemstiiclie  WissenBchftften. 

nach  jener  theoretischen  Ansicht  von  dem  Znsaminenhaiige 
aller  Gebirge,  der  mch  Pallas  in  hohem  Grade  huldigle.  So 
entstand  der  grofse  nordrursische  Uwal,  auf  den  der  gelehfte 
Historiker  Heinrich  Miiller  so  viel  Gewidit  legt  und  den 
ich  nm  so  weniger  als  Hohenzug  anerkennen  mochte,  ais  eine 
solche  Riehtung  der  Waldaihohen,  weldie  unser  nordrofirisches 
Zechsleinbecken  quer  durchschneidet,  geognostisch  aller  Stiitse 
ermangelt  In  der  That  liegen  die  Wasserscheiden  swischen 
Onega-  und  Ladoga-See  einerseits  und  zwischen  der  Mologa 
und  Schek^na  andererseits  in  ausgedehnten  fladien  SumpF- 
gegenden,  die  sich  bis  50QF.  uber  den  Ostseespiegel  erheben ; 
und  wenn  im  Osten  von  Kirilow  unweii  der  Sehekma,  Hohen 
aus  Zeehstein  und  andere  auf  der  Wasserscheide  im  Siiden 
von  Wologda  sich  zu  600  F.  und  mehr  erheben,  so  setzen 
sie  fori  gen  N.W.  ohne  sich  dem  Waldai  anzuschliefsen.  An- 
dere Hohen  von  600  bis  700  F.  vielleicht,  die  wir  nichi  unter- 
suehen  konnlen ,  ziehen  zwischen  dem  Onega-See  und  dem 
Onegafluls  nach  Norden.  Auch  der  kurze  Dioriizug  am  SUd- 
westende  des  Onega-Sees  sieigt  fiber  600  F.  hoch  auf.^ 

A.  v.  Keyserling. 


Sununarische  Uebersicht  der  Ausbeute  an  Gold 
iind  Platin  in  den  Gruben  und  Waschwerken 
-  am    Ural    und   in   iSibirien,    in  den 
Jahren  1830,  1840  nnd  1841/) 


J^ach  der  folgenden  ZusammensteQung  der  neuesten  Nach- 
richten  hat  sich  die  Gold-Ausbeute  am  Ural  in  den'leiz- 
ten  Jahren  um  ^etwas  vermindert,  wahrend  sie  in  Sibi- 
rien,  wo  man  die  davon  zu  entrichtende  Abgabe  noch  fer- 
nerhin  und  bis  auf  24  Procent  erhoht  hat,  iiber  alle  Erwar- 
tungen  gestiegen  ist  Am  oberen  Laufe  des  Flusses  Pita 
mid  an  dessen  Zufliissen  im   Gouvemement   Jeni^eisk**) 


*)  Mit  einer  YoUstandigeren  DarsteUong  dieses  wichtigen  Verbaltnisses 
beschaftigt,   kann  der  Heraasgeber    sicb    docb  '  nicht  versagen  die 
obige   vollig    anthentische   Uebersicht  der  letzten    Gestaltiuig  des* 
selben,   datirt  Petersburg  1842.  April  4,    noch    in   dem  ersten 
Jahrgange  des  Archives  anfzunebmen.    Nach  den  vortrefflichen  me- 
trologischen  Unterauchungen  Yon  Herm  Pancker  in  Mitao  ist: 
1  Pud = 40  Rubs.  Pf.  =  3840  Solotnik  =  4%770  Pf.Nnmb.  Med.  Gew. 
Die  Gesammtausbente  der  drei  letzten  Jahre  betriigt  daher 
82577  Pf.  N.  M.  G.  Gold, 
und  13455  —      —         Platin. 

••)  Abio  bei  etwa  59«  bis  61®  Breite,  90«,6  bis  92^,5  Ost  von  Paris. 

K. 

51* 


7M  Pliynkafiach-imllieiBttische  WisMiMdialtefl. 

sind  ungemein  reiche  Lager  von  Goldgras  entdeckl  worden, 
▼on  denen  einige  von  7  bis  zu  11  Solotnik  in  100  Puden 
Sand  (d.  h.  rrhr  ^i^  tiWv  ^^^  Gewichtes)  enthallen,  da 
doch  schon  Sande  mit  einem  Gehalie  von  weniger  als  einem 
haiben  Solotnik  (also  weniger  als  ttiVvy  ihres  Gewicbtcs) 
verwaschen  werden  konnen.  Die  Arbeiler  und  LebensmiUel 
kommen  dagegen  in  jener  unwirthbaren  Wiisle  theuer  su 
slehen.  —  Man  glaubt  dais  das  Jahr  1842  in  ^Sibirien 
500  Pud  Gold  bringen  werde,  wonaeh  die  Erreichung  einer 
Total  Ausbeute  von  1000  Puden  nicht  mehr  allm  fern  lage. 


Gold  and  Ptetiii  in  RnlUaiHl. 


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Verbesserungen  zum  ersten  Bande. 


Seite.  Zeile. 

530    3  y.  a.  hinter:  nnr  aaf  einem,  deleatar:  (dem  rechten). 
^2    1  Y.  o.  anstatt:  Operation.  lies:  Operationen. 

880    0  v.  o.  hinter:  Intereise,  deleatar:  lein* 

733  14  v.  o.  anstatt:Fernrohre,         lies:  Fernrohr. 

772    7  T.  o.  autattiZeitdistanz,      lies:  Zenitdistanz. 


Anch  vergleiche  man  in  dietem  Bande:  Votrede  Seite  VI ,  and 

die  Seiten  230  and  506. 


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