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Full text of "Archiv Für Hygiene 43.1902 California"

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ARCHIV 


FÜR 

H Y G I E 

(BEGRÜNDET VON MAX t. PETTENKOFER.) 

UNTER MITWIRKUNG 

VON 

Prof. Dr. 0. BOLLINGER, München ; Prof. Dr. BONHOFF, Marburg a. L.; Prof. Dr. R. EMMERICH, München ; 
Prof. Dr. F. ERISMANN, Zürich; Prof. Dr. HEIM, Erlangen; Prof. Dr. A. H1LGER, München; Prof. Dr. 
F. HUEPPE, Prag; Prof. Dr. KABRHEL, Prag; Prof. Dr. F. KRATSCHMER, Wien; Prof. Dr. K. LEHMANN, 
Würzbnrg; Prof. Dr. LODE, Innsbruck; Prof. Dr. L. PFEIFFER, Rostock; Generalarzt Dr. J. PORT, 
Würzburg; Prof. Dr. W. PRAUSNITZ, Graz; Prof. Dr. F. RENK, Dresden; Prof. Dr. SCHOTTELIUS, 
Freiburg i. B.; Gcneralobcrarzt Dr. A. SCHUSTER, München; Prof. Dr. WERN1CKE, Posen. 



HERAUSGEGEBEN 

VON 

J. FÖRSTER, M. GRUBER, FR. HOFMANN, M. RUBNER, 

O.Ö. PROFESSOREN PER HYGIENE UNI) DIRKCTOUKN PER HYGIENISCHEN INSTITUTE AN DEN UNIVERSITÄTEN ZU 

STRASSBÜRO WIEN LEIPZIG BERLIN. 


DREIU1NDYIERZIGSTER BAND. 


MÜNCHEN UND BERLIN. 

DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG 

1902. 


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Inhalt. 

Seite 


Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. Von Dr. Stanislaus 
Epstein, Assistenten am Institute. (Aus dem hygien. Institute 
der k. k. deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag. Vorstand: 

Prof. F. Hueppe). 1 

Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 

Von Privatdozent Dr. Heinrich W o 1 p e r t. (Aus dem hygienischen 

Institut der Universität Berlin). 21 

Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. Von 
Dr. med. Alfred Pettersson. (Aus dem pathol. Institute in 

Upsala). 49 

Die Strafsenhygiene im Altertums. Von Prof. Dr. H. A. Nielsen, 

Kopenhagen. 85 


Über das Vorkommen löslicher Antimonverbindungen in Kleidungs¬ 
stoffen. Von Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel. 

(Aus dem hygienischen Institut der Universität Würzburg) . . . 116 

Über die Bedeutung der Zerkleinerung und des Kochens der Speisen 
für die Verdauung. Von Prof. Dr. K. B. Lehmann in Würzburg. 

Nach in Gemeinschaft mit den Herren Dr. Felix Meyer aus 
Magdeburg und Dr. Moritz Götz aus Fischach ausgeführten Unter¬ 
suchungen. (Aus dem hygienischen Institut der Universität 


Würzburg).123 

Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze. 

Von Dr. phil. Kuschel, früher Assistent am hygienischen 

Institut der Universität Berlin .134 

Bakterielles Verhalten der Milch bui Boraxzusatz. Von Marinestabs¬ 
arzt Dr. Albrecht P. F. Richter, Assistent. (Aus dem hygieni¬ 
schen Institut der Königl. Universität Berlin).151 

Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd 
für die Zwecke der Wohnungsdesinfektion. Von Dr. Eugen Mayer, 
Stabsarzt, früher Assistent am Institut, und Dr. Heinrich Wolpert, 
Privatdozent, Oberassistent am Institut, (Aus dem hygienischen 
Institut der Universität Berlin).157 


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IV 


Inhalt. 


Seite 

Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds 
durch allseitigen künstlichen Innenwind. Von Dr. Eugen Mayer, 
Stabsarzt, früher Assistent am Institut, und Dr. Heinrich Wolpert, 
Privatdozent, Oberassistent am Institut. (Aus dem hygienischen 

Institut der Universität Berlin).171 

Über den Einflufs der Lufttemperatur auf die Desinfektionswirkung 
des Formaldehyds. Von Dr. Eugen Mayer, Stabsarzt, früher 
Assistent am Institut, und Dr. Heinrich Wolpert, Privatdozent, 
Oberassistent am Institut. (Aus dem hygienischen Institut der 

Universität Berlin).221 

Studien zur relativen Photometrie. Vom Dozenten Dr. Stanislav 
Rüäicka, Assistenten am Institut. (Aus dem hygienischen In¬ 
stitute des Prof. Dr. G. Kabrhel in Prag).232 

Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen, nebst Bemerkungen 
zum Wachstum einiger Anaeroben. Von Dr. med. et phil. Tei'si 
Matzuschita aus Nippon. (Aus dem botanischen Institut der 
Universität Halle a/S) (Mit Tafel I und II) ...... . 267 


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Untersuchungen über ilie Reifung von Weichkäsen. 

Von 

Dr. Stanislaus Epstein, 

Assistenten am Institute. 

(Aus dem hygienischen Institute der k. k. deutschen Karl-Ferdinands- 
Universität Prag. Vorstand: Prof. F. Hueppe.) 

Die moderne Bakteriologie hat im Molkereiwesen grofse Fort¬ 
schritte angebahnt. Wenn in dieser Beziehung auch zunächst 
wissenschaftliche Ziele mafsgebend waren, so konnten doch bald 
auch der Praxis wertvolle Anregungen gegeben werden. 

Die Untersuchungen über die Zersetzungen der Milch durch 
Mikroorganismen führten zunächst zum Verständnisse über den 
Keimgehalt der Milch überhaupt. Damit wurde eine Vorfrage 
für alle anderen Untersuchungen exakt lösbar, nämlich die Frage 
der Sterilisation der Milch. Wir besitzen jetzt nach den For¬ 
schungen von Hueppe mehrere Methoden, welche ein Sterili¬ 
sieren der Milch ermöglichen. 

Der zweite Fortschritt für die Praxis bestand darin, dafs 
man nach Hueppe durch Reinkulturen von Milchsäurebakterien, 
sogen. Säurewecker, in der Lage ist, Butter von ganz bestimmten 
Eigenschaften zu gewinnen. 

Der dritte praktische Fortschritt wurde angebahnt für die 
Herstellung des neben der Butter wichtigsten Milchproduktes, 
des Käses, gleichfalls durch Verwendung von Reinkulturen. 

Archiv für Hygiene. IUI. XIJII. 1 


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2 v : } *ttittfersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. 

V. I i dieser Hinsicht lagen bereits gewisse praktische Erfah¬ 
rungen vor, welche zeigten, dafs bestimmte Arten von Klein¬ 
lebewesen auf das fertige Produkt von grofsem Einflüsse sind. 
In dieser Beziehung ist die Verwendung des sogen. Edelpilzes 
(Varietäten von Penicillium glaucum) bei Roquefort und Gorgon¬ 
zola längst bekannt. Man kann auch mit einiger Wahrschein¬ 
lichkeit annehmen, dafs in Gegenden, in denen seit langer Zeit 
Käse bestimmter Art hergestellt werden, unabsichtlich wohl 
längst reine Massenkulturen bestimmter Bakterien in Betracht 
kommen. 

Klare Vorstellungen in dieser Hinsicht finden wir aber erst 
bei F. Cohn 1 ), welcher das Reifen des Käses mit der Vegetation 
des Bacillus subtilis in Verbindung brachte. Damit war die 
Käsereifung zugleich in schroffen Gegensatz gesetzt zur Gerin¬ 
nung des Käsestoffes durch Milchsäurebakterien, weil das Er¬ 
weichen der Käse beim Reifen als eine Auflösung des Käsestoffes 
gedeutet wurde. Die nächsten exakten bakteriologischen Unter¬ 
suchungen ergaben in der That grundsätzliche Unterschiede in 
dem Verhalten verschiedener Bakterienarten gegenüber der Milch 
und dem aus der Milch ausgeschiedenen Käsestoff. Schon 
Pasteur hatte gelegentlich in der Milch, wenn sie beim Ver¬ 
suche der Sterilisierung nicht durch Säurebakterien zur Gerin¬ 
nung gebracht war, trotz dieser Konservierung durch Erhitzen 
»Infusorien« beobachtet, die Cohn a. a. 0. für Buttersäure¬ 
bakterien hielt. Nägeli 2 ) glaubte ähnliche Beobachtungen im 
Sinne der Umwandlung einer Bakterienart in eine andere deuten 
zu können, indem er annahm, dafs die Milchsäurebakterien durch 
Erwärmen in andere Modifikationen übergehen, welche andere 
Wirkungen hervorrufen. 

Diese Frage wurde von Hueppe 3 ) dahin gelöst, dafs er 
zwei Arten der Kaseinausscheidung durch Bakterien sicherstellte; 
die eine Gerinnungsweise erfolgt unter der Wirkung der Milch¬ 
säurebakterien dadurch, dafs diese so viel Säure bilden, dafs das 

1) Beitr. z. Biologie d. Pflanzen, 1872, Heft 2, S. 172; 1875, Heft 3, S. 193. 

2) Die niederen Pilze, 1877, S. 21, 63. 

3) Mitteilungen aus dem kais. Gesundheitsamte, II, 1884. 


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Von t)r. Stanislaus Epstein. 


3 


Kasein ausgeschieden wird; die andere erfolgt durch Bakterien, 
welche ohne wesentliche Änderung der Anfangsreaktion oder bei 
alkalischer Reaktion das Kasein durch ein labähnliches Enzym 
zur Ausscheidung bringen. Das so ausgeschiedene Kasein wird 
dann durch proteolytische Enzyme mehr oder weniger gelöst, 
wobei gleichzeitig die weifse Farbe des Käsestoffes in Gelb über¬ 
geht und meist gleichzeitig eine Änderung des Geschmackes, 
z. B. Bitterwerden, eintritt und verschiedene Gerüche auftreten, 
die von angenehmem Aroma bis zum unangenehmen Gestank 
wechseln können. Ganz besonders finden sich Bakterien, welche 
derartige Wirkungen ausüben, unter den Sammelspezies der Heu-, 
Buttersäure-, Erd- und Kartoffelbakterien. 

Duclaux 1 ) hatte schon vor dieser Feststellung von Hueppe 
und in Anlehnung an den Gedankengang von Cohn in aus¬ 
gedehnten Untersuchungen die bestimmte Ansicht ausgesprochen, 
dafs Bakterien, welchen er den Namen Tyrothrix beilegte, die 
Käsereifung veranlassen. Diese Tyrothrix arten gehören übrigens, 
wie Hueppe später an alten eingeschmolzenen Kulturen fest¬ 
stellte, die von Duclaux zugeschickt waren, ohne Ausnahme 
den obengenannten Sammelspezies an. 

Diese Identificierung der D uclauxsehen Tyrothrixarten mit 
den peptonisierenden gewöhnlichen Arten mufste in Verbindungen 
mit den Ermittlungen Hueppe’s über die Wirkungsweise dieser 
Arten die Auffassung von Cohn und Duclaux über die Käse¬ 
reifung ausschliefslich durch peptonisierende Bakterienarten zu¬ 
nächst stützen. 

Nur liefsen sich die grofsen Unterschiede im Verhalten von 
Hart- und Weichkäse nicht so leicht mit diesen Vorstellungen 
in Einklang bringen, und es stimmte mit der Auffassung von ver¬ 
schiedenen Bakterienarten als spezifischen Erregern der Reifung 
besonderer Käsesorten schlecht zusammen. Mindestens hätte 
man erwarten müssen, dafs wenigstens verschiedene Gruppen von 
Käsen auch verschiedene Gruppen, selbst verschiedene Arten 
von Bakterien causal erkennen liefsen. 


1) Le Lait, 1882. 

1 • 


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4 


Untersuchungen über die Reifung von VVeichkäsert. 


Die Feststellung der Beziehungen der Bakterien als der 
äufseren Erreger von Gärungen zu dem gärungsfähigen Material, 
als der inneren Anlage, und zu den äufseren Gärungs¬ 
bedingungen, die Hueppe 1 ) gab, klärte manches auf. So mufs 
erfahrungsgemäfs die Milch zur Darstellung von Hart- oder 
Weichkäsen bei verschiedenen Temperaturen, kürzer oder schneller 
gelabt, das Koagulum in verschiedener Weise geprefst und bei 
verschiedenen Temperaturen zur Reife gebracht werden. Dies 
erscheint uns jetzt fast selbstverständlich, da derartige verschie¬ 
dene Vorbedingungen ein Material liefern müssen, welches in 
ganz verschiedener Weise für Gärungsvorgänge disponiert 
oder veranlagt ist. Diese Vorgänge, in deren Verwertung 
die Erfahrung der Theorie vorausgegangen ist, bedürfen jetzt 
gerade so gut wie die bakteriologischen Ermittlungen sorgfältiger 
wissenschaftlicher Prüfung, wenn man Käse einer bestimmten 
Gattung herstellen will. 

Aber auch bei Berücksichtigung dieser Verhältnisse liegen 
sowohl praktische wie wissenschaftliche Erfahrungen vor über 
die Käsereifung, die mit den Vorstellungen von Cohn und 
Duclaux nicht in Einklang zu bringen sind. 

In Holland hat man schon seit längerer Zeit gelegentlich 
sauere Molken der zu labenden Milch zugesetzt; man wollte 
damit zunächst das Laben selbst günstiger und gleichmäfsiger 
gestalten und hat in dieser Hinsicht erfahrungsgemäfs etwas fest¬ 
gestellt, was wissenschaftlich erst in den letzten Jahren genauer 
ermittelt wurde; Milch nämlich, welche so hoch erhitzt ist, dals 
sie bei ihrer Anfangsreaktion nicht mehr durch Lab koaguliert 
wird, kann bei Zusatz von sauerer Molke oder unter vorheriger 
Einwirkung von Milchsäurebakterien wieder in normaler Weise 
durch Lab zur Gerinnung gebracht und damit zur Käsefabrikation 
verwendet werden. Man begreift auf diese Weise einigermafsen, 
weshalb sich der Irrtum von Soxhlet so lange halten konnte, 

1) Über einige Prinzipienfragen der Gärungsphysiologie; Zeitschr. f. 
d. ges. Brauwesen, 1888, Nr. 7, und Über die Ursachen der Gärungen und 
Infektionskrankheiten und deren Beziehungen zum Causalproblem und zur 
Energetik, Berlin 189Ö. 


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Von Dr. Stanislaus Epstein. 


5 


dafs Lab- und Säuregerinnung identisch seien. Derartige Er¬ 
fahrungen über günstige Beeinflussung der Labwirkung durch 
sauere Molke hatten Persyn 1 ) dazu geführt, sauere Molken be¬ 
stimmter Beschaffenheit planmäfsig für die Herstellung von Hart¬ 
käsen in Holland in Betracht zu ziehen. Persyn hat auf 
empirischem Wege ermittelt, dafs die sauere Gärung, die bei 
den Holländischen Hartkäsen von entscheidender Bedeutung ist, 
und in seinen weiteren Versuchen mit Hueppe wurde mit voller 
Sicherheit festgestellt, dafs nach erfolgter Labwirkung die absicht¬ 
lich mit der sogen, »langen Wei« zugesetzten Milchsäurebakterien 
(Streptococcus Hollandicus Hueppe) die besondere Richtung der 
Käsereifung in diesen Hartkäsen herbeiführen. Damit war 
wissenschaftlich und praktisch zum erstenmal ermittelt, dafs die 
Reifung bestimmter Hartkäse durch Milchsäure-Erreger eingeleitet 
und vielleicht zu Ende geführt wird. Ähnliche Erfahrungen 
über den Nutzen von sauerer Molke bei der Herstellung von 
Eramenthaler Käse hat v. Freudenreich 2 ) zum Ausgange von 
Untersuchungen benutzt, die ergaben, dafs auch für die Schweizer 
Hartkäse jedenfalls die Säurebakterien das Bestimmende sind. 
Ich 3 ) selbst habe dann in exakter Weise mit Reinkulturen und 
sterilisierten Medien festgestellt, dafs die Arten der Milchsäure¬ 
bakterien für die Einleitung und den Verlauf der Reifung von 
Hartkftsen entscheidend sind. Über günstige Erfahrungen bei 
Verwendung von Milchsäurebakterien bei der Käsereifung be¬ 
richtet auch J. R. C a m p b e 11 4 ). Er erzielte bei der Herstellung 
von Cheddarkäsen vorzügliche Resultate durch Anwendung von 
reinen Massenkulturen — im Hueppe’schen Sinne — von Milch¬ 
säurebakterien. Dazu diente eine mehrmals umgezüchtete sauere 
Milch, in der die Milchsäurebakterien vorherrschen. 

Er nennt eine solche Kultur »a homemade Starter«. Es ist 
selbstverständlich, dafs je nach dem Ausgangsmaterial und nach 

1) Milchzeitung, 1889, Nr. 22. 

2) Centralblatt f. Bakteriologie, 1895, Abt. II, Bd. XVII, S. 168, 230, 
271, 342, 854. 

3) Archiv f. Hygiene, 1900, Bd. 37, S. 329. 

4) Exp. Stat. Record Wash., 1899, II, 283; citiert nach Weigmanne 
Referat in Chemiker Zeitung, 1900, Nr. 96. 


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6 Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. 

der Art des Arbeitens solche »reine« Massenkulturen wirkliche 
Reinkulturen sein können, wie dies Grotenfelt 1 ) festgestellt 
hat, oder dafs sie neben Milchsäurebakterien auch andere auf 
sauerem Nährboden wachsende Bakterien mitenthalten. In der 
Regel findet man unter solchen Umständen keine so reichhaltige 
Flora, wie die Gegner von Freudenreich meinen. Oft sind 
mehrere Varietäten von Milchsäurebakterien vorhanden, oft aber 
auch Reinkulturen einer Art oder Varietät. Das Letzte wird um 
so wahrscheinlicher, wenn in einer Molkerei jahrelang nach dem¬ 
selben Verfahren eine bestimmte Käsesorte hergestellt wird. 

Diese Erfahrungen aus Amerika stehen im vollen Einklänge 
mit den Erfahrungen in der Schweiz und Holland. Man mufs 
schon sehr voreingenommen sein, wenn man diese grundlegenden 
Thatsachen für die Reifung der Hartkäse nicht achten will, wie 
dies besonders von Weigmann geschieht. Diese »primäre« 
Reifung durch den ganzen Käse durch ist für den Verlauf der 
Reifung und das Aussehen der Hartkäse von entscheidender 
Bedeutung. 

Daneben können die Milchsäurebakterien noch die Bedeu¬ 
tung haben, dafs sie andere Bakterien beseitigen oder in Schach 
halten, welche ohne dieses Moment sogen. »Krankheiten« des 
Käses verursachen können. 

Nach dem Aussehen der reifen Käse zu urteilen, könnte 
aber auch bei Hartkäsen noch eine »sekundäre« Reifung von 
aufsen nach innen mitbeteiligt sein. In diesem Sinne werden 
die Resultate verständlich, die Adametz und Klecki 2 ) er¬ 
hielten, indem sie Emmenthaler Käse mit einer, Bacillus nobilis 
genannten Tvrothrixart herstellten. Diese Ermittlungen werden 
aber neuerdings von Freudenreich und Orla Jensen be¬ 
stritten. Hält man an der Möglichkeit fest, dafs an der Rinde 
wachsende Keime nach innen Vordringen oder durch Enzyme 
Wirkungen ausüben können, so bedürfen gerade bei Hartkäsen 
diese Dinge sorgfältigerer Untersuchungen, als sie in den letzten 

1) Fortschritte der Medizin, 1880, VII, Nr. 2 u. 4. 

2) österr. Molkerei-Ztg., VI, 1900, Nr. 19—24; Österr. Molkerei-Ztg., VII, 
1900, Nr. 16—18; vergl. auch Winkler in Molkerei Ztg., 1900, Nr. 51 u. 52. 


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Von Dr. Stanislaus Epstein. 


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Jahren erfahren haben. Es ist bis jetzt gar nicht berücksichtigt, 
dafs gerade die Veränderungen, welche die Eiweifskörper im 
Käse durch die Vegetation der Milchsäurebakterien erfahren, die 
Vegetation und Wirkungsweise der von der Oberfläche wirkenden 
Keime beeinflussen müssen. Dann ist bis jetzt nicht berücksichtigt 
worden, dafs bei denjenigen Käsen, deren Oberfläche stark ge¬ 
salzen wird, dieser Salzgehalt auf das Leben der Keime von 
gröfstem Einflüsse sein mufs, wie dies durch die Untersuchungen 
von Petterssen 1 ) für die Reifung der Fischkonserven nahe 
gelegt wird, die manche Analogie mit der Käsereifung bieten. 
Wir behalten uns diese Untersuchungen vor. 

Wenn ich diese Arbeiten zunächst nicht in Angriff genom¬ 
men habe, so lag es daran, dafs die Reifung der Weichkäse es 
zu ermöglichen schien, diese Frage von einem anderen Gesichts¬ 
punkte aus zu bearbeiten. 

Die Milch und die aus ihr gewonnenen Produkte sind in¬ 
folge ihrer chemischen Zusammensetzung geeignet, den hetero¬ 
gensten Bakterien- und Pilzarten günstige Existenzbedingungen 
zu bieten, so dafs bekanntlich die Milch bei der bakteriologischen 
Differentialdiagnose längst eine grofse Bedeutung erlangt hat. 
Im Verlaufe der Zersetzungen durch die eine oder andere Art 
ändern sich die Produkte und damit werden weitere neue Lebens¬ 
bedingungen für andere Arten geschaffen. Gerade die methodi¬ 
schen Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, haben es so 
lange verhindert, die Zersetzungen der Milch an der Hand von 
Reinkulturen zu untersuchen, bis die Vorversuche von Pasteur 
und Li st er einen vorläufigen Einblick gewährten, und die Ver¬ 
suche von Hueppe die erste Lösung brachten. Trotzdem wir 
demnach eigentlich sowohl im Ausgangsmaterial, der Milch, als 
in den zur Käsedarstellung daraus hergestellten Produkten er¬ 
warten mufsten, jedesmal eine aufserordentliche Vielheit der 
Bakterienflora zu finden, ist dies in Wirklichkeit durchaus nicht 
in so hohem Grade der Fall. Wenn man von den Penicillium- 
Vegetationen bei Gorgonzola und Roquefort absieht, so erkennt 


1) Archiv f. Hygiene, 1900, Bd. 37, S. 171. 


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8 


Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. 


man bald, dafs die überaus wechselnden Pilzvegetationen meist 
nur sekundärer Art sind, dafs sie meist erst auf Kosten des 
Käses leben, denselben unangenehm beeinflussen, sich arr der 
Bildung der spezifischen Eigenschaften aber nicht beteiligen. Nur 
für einige Weichkäse bedarf noch die Rolle der Pilze einer ge¬ 
nauen Untersuchung nach der Richtung, ob dieselben für deren 
Reifung oder den Geschmack unerläfslich sind. Die Unter¬ 
suchungen sind bereits in Gang und wird darüber bald berichtet 
werden. Für die meisten Hart- und Weichkäse kommt dieser 
Faktor jedoch nicht primär in Betracht. 

Untersucht man nach diesen Ermittlungen die Hartkäse, so 
fällt ohne Rücksicht auf das Reifungsstadium im allgemeinen 
eine Armut an Tyrothrixarten auf, welche Arten noch dabei sehr 
wechseln, während sich die Milchsäure-Erreger in typischen Ver¬ 
hältnissen vorfinden. Gerade umgekehrt ergaben Untersuchungen 
über Weichkäse eine relative Armut der konstant vorhandenen 
Milchsäurebakterien gegenüber dem Reichtum an peptonisierenden 
Arten. Das veranlafste mich nunmehr, den Camembert-Käse 
einer besonderen Untersuchung zu unterwerfen; ich benutzte zu 
den definitiven Versuchen die beste Qualität — le favorit — der 
Firma Le Breton & Aussenac in Paris, zur Orientierung auch 
die sehr gute Qualität Jockey-Club der Firma Früh & Maurice 
in Paris. Im ganzen habe ich 20 Camembert-Käse von ver¬ 
schiedenen Daten der ersten Art genauer untersucht. 

Während Fa<;on-Weichkäse aus Böhmen in Aussehen, Ge¬ 
ruch, Geschmack, Bakterienbefund aufserordentlich schwankten, 
zeigten von diesen 20 Käsen 19 ein gleichmäfsiges Aussehen 
und denselben tadellosen Geschmack und Geruch, nur einer ent¬ 
sprach nicht den Anforderungen eines erstklassigen Produktes, 
aber wohl nur wegen sekundärer Schimmelvegetation. Man er¬ 
sieht daraus, dafs es ebenso wie bei Hartkäsen auch bei Weich¬ 
käsen gelingt, in der Praxis gleichmäfsige Bedingungen herzu¬ 
stellen, die — wie in der Gärungsindustrie überhaupt — einem 
Arbeiten mit reinen Massenkulturen entsprechen. 

In jedem einzelnen Falle wurden unter den entsprechenden 
Vorsich tsmafsregeln für steriles Arbeiten von verschiedenen 


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Von Dr. Stanislaus Epstein. 


9 


Stellen, von der Oberfläche und aus dem Innern, Partikelchen 
entnommen für mikroskopische und kulturelle Prüfung. Die 
entnommenen Partikel wurden durch Zerreiben und Schütteln 
in steriler Bouillon oder physiologischer Kochsalzlösung möglichst 
gleichmäfsig verteilt und dann zu denVersuchen verwendet. Aufser 
den gewöhnlichen aeroben Platten wurden auch anaerobe Kulturen 
angelegt. Wegen einer Kontroverse zwischen v. Freudenreich 
und Weigmann über die Mitbeteiligung anaerober Bakterien 
war dies erforderlich. Mit Rücksicht auf die Temperatur wurde 
Gelatine und Agar-Agar verwendet, die Kulturen wurden bei 
Zimmertemperatur und bei 30—32° gehalten. 

Als Lösungen kamen in Betracht Bouillon, Molke, Kasein- 
Kali und Parakasein-Kali. Das Kasein-Kali wurde aus Milch 
durch Fällen mit Milchsäure gewonnen, sorgfältig reingewaschen, 
durch Extraktion mit Äther von Fett befreit, im Vakuum ge¬ 
trocknet und nach Bedarf in möglichst geringer Menge von 
7,o Normal-Kalilauge gelöst. Für die Nährböden wurden 2% 
dieses Stoffes verwendet. Das Parakasein-Kali wurde in analoger 
Weise hergestellt, nachdem die Ausfällung durch Lab vorge¬ 
nommen worden war. Zum schnellen Erkennen der säure¬ 
bildenden Bakterien und zur Differenzierung gegen die anderen 
wurde den Nährböden 2 °/ 0 Milchzucker und feingeschleramte 
Kreide zugesetzt. 

Es sei gleich vorausgeschickt, dafs sich in sämtlichen 
20 Käsen konstant zwei Organismen fanden, ein peptonisierendes 
Kurzstäbchen und ein Milchsäure bildender Kokkus; in einigen 
der Käse kamen nur diese zwei Arten vor; in anderen fand sich 
noch ein weder Säure noch Pepton bildende Bakterienart; in 
anderen waren daneben andere Organismen vorhanden. 

Die Schnittfläche der Käse zeigte in verschiedenem Grade 
der Ausbildung dasselbe Verhalten. Die oberflächliche Schicht 
ist gleichmäfsig schmierig von gelblicher Farbe; dann folgt eine 
gelbliche speckige Zone und darauf ein feucht glänzender weifser, 
spärlich und fein gelochter Kern. Die Verteilung der Bakterien 
im Käse ist ganz charakteristisch, und der mikroskopische Be¬ 
fund und das kulturelle Verhalten stehen in vollem Einklang. 


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10 


Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. 


In der oberflächlichen schmierigen Schicht ist die üppigste 
Bakterienvegetation mit Vorherrschen von Kurzstäbchen; die un- 
regelmäfsig vorhandenen und wechselnden accidentellen Keime 
finden sich nur in der oberflächlichen Schicht, wenigstens habe 
ich sie nur dort gefunden; die Reaktion dieser Schicht ist 
alkalisch. Die zweite speckige Schicht unter der Oberfläche läfst 
einen Wechsel der Bakterienflora erkennen, nach der Oberfläche 
zu ist sie reichlich durchsetzt von den Kurzstäbchen, diese nehmen 
dann nach innen zu ab und fehlen unmittelbar über dem weifsen 
Kern ganz. Dafür treten an dieser Stelle vereinzelte Säurebakterien 
auf; in dieser Übergangsschicht ist die Reaktion schwach alka¬ 
lisch bis neutral. Ganz durchgereifter Käse ist überall alkalisch. 

In dem weifsen Kern finden sich nur und reichlich Milch¬ 
säurebakterien und sauere Reaktion. Man ersieht daraus in klarster 
Weise, dafs die Reifung dieser Weichkäse von der Oberfläche 
nach dem Innern fortschreitet. Die in der Erweichung sich aus¬ 
sprechende starke Peptonisierung der Grundsubstanz ist am inten¬ 
sivsten und weitesten fortgeschritten, wo die Vegetation der 
peptonisierenden Bakterien am längsten und intensivsten gewirkt 
hat, das ist an der Oberfläche. Nach innen zu geht die Wir¬ 
kung der diffundierenden löslichen Stoffwechselprodukte und der 
Enzyme der peptonisierenden Bakterien der Vegetation der Bak¬ 
terien voran. Die alkalischen Stoffwechselprodukte (Ammoniak!) 
neutralisieren die Milchsäure des Kerns und machen Schicht für 
Schicht das Material ungeeigneter für die Vegetation der Milch¬ 
säurebakterien. Diese sterben infolgedessen von der Oberfläche 
nach dem Innern schichtweise ab, ihre Leibessubstanz wird 
vielleicht durch die peptonisierenden Enzyme der anderen Art 
aufgelöst, während die letzteren das weifse Parakasein verflüssigen 
und gelblich verfärben. Durch das Wirken der Milchsäure¬ 
bakterien im Innern und die Notwendigkeit, die Stoffwechsel¬ 
produkte der Milchsäurebakterien zu neutralisieren, dürfte wohl 
ein zu intensives Peptonisieren der ganzen Käsemasse und ein 
vollständiges Verflüssigen derselben verhindert werden. Zum guten 
Resultate ist das Nacheinander- und Nebeneinanderwirken beider 
Arten uncrläfslich. 


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Von Dr. Stanislaus Epstein. 


11 


Ich führe nun die Ermittlungen an den einzelnen Käsen an: 

Nr. 1. In diesem Käse kommen nur zwei Arten zur Ent¬ 
wicklung : 

a) Aus den oberflächlichen Partien entwickelt sich eine 

Tyrothrixart a, wie ich mich kurz ausdrücken will, das heifst 
eine Art, welche ein peptonisierendes Enzym ausscheidet. In 
Gelatineplatten waren die Kolonien rundlich mit feingezacktem 
Rande, von gelblich weifser Farbe; bald tritt ein Verflüssigungs¬ 
hof ein, an dessen Grunde die Kolonien keine besondere An¬ 
ordnung zeigen, später tritt intensive Verflüssigung der Gelatine 
ein. Im Gelatine-Stich und -Strich tritt schnell Verflüssigung 
ein, ehe es zur Bildung von charakteristischen Kolonien kommt. 
Auf Agar-Agar sind die Kolonien rund, von gelblich weifser 
Farbe. Im Agarstrich entwickelt sich eine breite, gelblich weifse, 
schmierige Auflagerung. Auf Platten mit kohlensauerem Kalk 
tritt keine Aufhellung in der Umgebung der Kolonien auf, die 
Bakterien bilden also keine Säure. Mikroskopisch färben sich 
die Bakterien gut. Bildung von endogenen Sporen wurde nicht 
beobachtet. Bei stärkerer Vergrößerung erscheinen die Orga¬ 
nismen in Gelatine ohne besondere Anordnung, meist vereinzelt 
in Form von ganz kurzen, fast eiförmigen Stäbchen; in Agar 
und Bouillon sind es deutliche Kurzstäbchen, oft mit stärkerer 
Polfärbung; eine besondere Eigenbewegung wurde nicht wahr¬ 
genommen. Die Bakterien sind streng aerob. N 

b) Aus dem weifsen Kern des Käses entwickelte sich eine 
säurebildende Art b. In Gelatine sind die Kolonien kugel¬ 
rund, von weifser Farbe, an der Oberfläche knöpfchenartig rund, 
von glänzend weifser Farbe. Im Gelatinestich bilden sie je nach 
der Menge des Materials einen Faden aus mehr oder weniger 
dichtgedrängten einzelnen Kolonien. An der Oberfläche der 
Stichöffnung ragen dieselben kaum über die Gelatine empor. 
Auf dem Gelatinestrich bildet sich eine schmale weifse, scharf 
abgesetzte Auflagerung. Die Gelatine nahm infolge der Vege¬ 
tation einen schwach aromatischen Geruch an. Auf und im 
Agar sind es ebenfalls weifse rundliche Kolonien ohne besondere 
Merkmale. Auf Agarstrich ist das Wachstum etwas stärker wie 


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12 


Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. 


auf Gelatine. Auf Milchzucker-Nährboden mit kohlensauerem 
Kalk tritt um die Kolonien infolge der Auflösung von kohlen¬ 
sauerem Kalk ein lichter Hof auf; die Bakterien bilden also eine 
Säure. Mikroskopisch sind es in allen Nährböden Kokken, die 
in Ketten angeordnet sind, von denen ich solche bis zu 30 Einzel¬ 
gliedern gesehen habe; Besonderheiten in der Färbung habe ich 
nicht wahrgenommen; diese Streptokokken sind fakultativ aerob 
und scheinen bei Luftabschlufs eher besser zu wachsen. Diese 
Art ist bis jetzt nicht beschrieben, vielleicht ist sie identisch mit 
einer von Storch 1 ) beobachteten, aber nicht weiter studierten Art. 

Nach dieser Orientierung will ich jetzt kurz die Befunde bei 
den anderen Käsen angeben: 

Käse Nr. 2, es fand sich Art a und b, daneben noch eine 
dritte c, welche aus schmalen Stäbchen bostand, deren Kolonien 
in Gelatine und Agar nichts Besonderes boten, die weder Säure 
bildeten, noch peptonisierten; 

Käse Nr. 3, wie bei 1 nur a und b; 

Käse Nr. 4, Bakterien a und b gefunden; daneben eine Hefe, 
welche Ascosporen bildete, mit Ausnahme von Milchzucker alle 
Zuckerarten vergärte und zu der Gruppe der Spiritushefen ge¬ 
hörte ; 

Käse Nr. 5, wie 1 nur a und b; 

Käse Nr. 6, a und b und daneben vereinzelte Sprofszellen 

einer Torula-Art; 

Käse Nr. 7, Nr. 8, Nr. 9, Nr. 10, nur a und b; 

Käse Nr. 11, a und b, an der Oberfläche eine dichte Vege¬ 

tation von Oidium lactis, der Geruch ist weniger rein wie der 
der anderen; 

Käse Nr. 12, Nr. 13, wie 1 nur a und b; 

Käse Nr. 14, a und b und Torula wie bei 6; 

Käse Nr. 15, Nr. 16, nur a und b; 

Käse Nr. 17, a, b und c; 

Käse Nr. 18, Nr. 19, Nr. 20, nur a und b. 

1) Siehe Jörgensen, Die Mikroorganismen der Gärungsindustrie, 
4. Anti., 1SD8, S. 82. 


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Von £)r. Stanislaus Epstein. 13 

Zur weiteren Charakterisierung der Bakterien a und b sei 
folgendes angeführt. 

Die Tyrothrix a wächst auf Kartoffeln mit gelblich ge¬ 
färbtem dünnen Belag ohne Besonderheit. Bouillon wurde gleich- 
mäfsig getrübt, ohne Häutchen an der Oberfläche ; nach einiger 
Zeit bildete sich ein Bodensatz. In sterilisierter Magermilch trat 
in den ersten Übertragungen keine Gerinnung ein, sondern vom 
2.—3. Tage ab sofort eine zonenmäfsig fortschreitende Verflüssi¬ 
gung des Kaseins, so dafs nach 2 Wochen ungefähr nur ein 
Bodensatz vorhanden war. Nach längerer Züchtung tritt bei 
Überimpfung in Milch erst deutliche Ausscheidung des Kaseins 
und dann erst die Peptonisierung ein. Die Flüssigkeit ist an¬ 
fangs gelblich durchscheinend und wird später etwas dunkler, 
mehr bräunlich, wenig opalisierend; die Reaktion ist alkalisch 
und zeigt Ammoniak- und Biuret-Reaktion. Gelatine mit Kasein- 
Kali und Parakasein-Kali bieten keine Besonderheiten gegenüber 
gewöhnlicher Gelatine. 

Die Säurebakterien b zeigen auf Kartoffeln einen ganz 
feinen weifsen Belag. In Bouillon zeigt sich ein sehr schwaches 
Wachstum am Boden, jedoch keine diffuse Trübung und keine 
Häutchenbildung. In Molke tritt ein sehr starkes Wachstum 
mit Trübung und Bodensatz, jedoch ohne Bildung von Häutchen 
ein. In der Milch erfolgt in 18 Stunden eine homogene Ge¬ 
rinnung ohne sichtbare Gasbildung; mit Lackmus gefärbte Milch 
und Molke werden erst rot, dann entfärbt. 

Die oben erwähnten anderen Organismen habe ich auch auf 
den verschiedenen Nährböden untersucht, unterlasse jedoch eine 
nähere Beschreibung, weil dieselben für die Käsereifung ohne 
Bedeutung sind. 

Verhalten der Bakterien a und b in Molke. 

Die zur Untersuchung verwendete Molke wurde jedesmal in 
zwei Teile geteilt zu je 300 ccm und durch Kochen oder mittels 
Filtrierens durch Berkefeldfilter keimfrei gemacht; der eine Teil 
blieb ohne Zusatz, der zweite wurde mit Kalciumkarbonat ver¬ 
setzt zur Bindung der Säuren. 


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14 


Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. 


Bei Impfung mit dem Säureorganismus b entwickelte 
sich in der anfangs gelblich opalisierenden Flüssigkeit schon in 

24 Stunden eine starke Trübung; nach 24 Stunden verbrauchten 

25 ccm mit Lackmus als Indikator 2,5 ccm 7io Normal-KHO, 
nach 48 Stunden 4,2 ccm J / 10 Normal-KHO, nach 72 Stunden 
4,65 ccm % Normal-KHO; in 100 ccm waren demnach als Milch¬ 
säure berechnet vorhanden 0,1712 g. Nach dieser Zeit trat keine 
weitere Zunahme der Säure ein, und unter Bildung eines Boden¬ 
satzes klärte sich die Lösung wieder. 

Um die Säurebildung auf verschiedene Zuckerarten zu prüfen, 
habe ich verschiedene Zuckerarten in stark verdünnter Bouillon 
mit dem Organismus geimpft und dann die Säure in 25 ccm 
mit % Normal-Kalilauge bestimmt Das Resultat ergibt folgende 
Tabelle: 


Zuckerart 

in 24 St. 

'1 

in 48 St. 

! in 72 St. 

in 96 St. 

in8Tagen 

Milchzucker . . 

• ' 2,5 

4,2 

4,6 

4,6 i 

4,6 

Traubenzucker 

• 3 ’° 

4,5 

5,4 

5,4 

5,4 

Maltose .... 

1>0 

2,2 

2,75 

2,75 

2,75 

Rohrzucker . . . 

• ii 00 

0,0 

0,0 

0,0 

0,0 


Man sieht daraus, dafs Traubenzucker am stärksten ange¬ 
griffen wird, am schwächsten Maltose, gar nicht Rohrzucker. 

Die mit kohlensauerem Kalk versetzte Molke war nach 
2 Wochen wieder klar geworden, ein grofser Teil des Kalkes war 
in Lösung gegangen, wie ich bei Zusatz von oxalsauerem Ammon 
durch Ausscheidung von oxalsauerem Kalk leicht feststellen 
konnte. Noch nach 4 Wochen war ein Teil des Zuckers vor¬ 
handen. Die Molke wurde filtriert, am Wasserbade eingedampft, 
mit verdünnter Schwefelsäure versetzt, wobei sich sofort ein 
krystallinischer Niederschlag von Gips bildete. Dieser breiartige 
Niederschlag wurde sofort einer Destillation unterworfen, wobei 
jedoch flüchtige Säuren nicht nachweisbar waren. Der im Kolben 
verbliebene Rückstand wurde 2 Tage mit Äther extrahiert, die 
ätherische Lösung hatte stark sauere Eigenschaften und gab 
nach Verdunsten des Äthers die Uffelmannsche Reaktion. 
Nach Abdestillieren des Äthers verblieb eine schwach gelblich 


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Von t)r. Stanislaus Epstein. 


15 


gefärbte Flüssigkeit, aus der durch Zugabe von kohlensauerem 
Zink Krystalle sich bildeten, welche sich nach ihrem mikro¬ 
skopischen Aussehen, Drehungsvermögen und Krystallwasser als 
milchsaueres Zink erwiesen. Die Milchsäure war vorwiegend 
Linksmilchsäure mit etwas Athylidenmilchsäure; andere Säuren 
waren nicht vorhanden. Durch die Jodoformreaktion konnte im 
Filtrate eine Spur von Alkohol nachgewiesen werden. Bei An- 
aerobiose war das gleiche Resultat. Die Molke nahm einen 
schwach aromatischen Geruch an, der jedoch nicht zu charakteri¬ 
sieren war. 

Verhalten der peptonisierenden Bakterienart a. 

Die Zubereitung der Molke war so wie im vorigen Falle. 
In der mit kohlensauerem Kalk versetzten Molke war scheinbar 
keine Lösung des kohlensaueren Kalks eingetreten. Bei Prüfung 
der Flüssigkeit nach 2 Monaten mit oxalsauerem Ammon zeigte 
sich, dafs Spuren von Kalk in Lösung gegangen waren. Alkohol 
war nicht nachweisbar. Die ganze Lösung wurde nun filtriert, 
eingeengt, mit verdünnter Schwefelsäure versetzt und einer 
Destillation unterworfen; das Destillat hatte an Essigsäure und 
Buttersäure erinnernden Geruch; dasselbe wurde mit Kalilauge 
neutralisiert, bis zur Trockne eingedampft, und dieser Rückstand 
mit Schwefelsäure und Alkohol behandelt; hierbei trat ein an 
Essigäther und Ananas erinnernder Geruch auf. Bei der geringen 
Menge der flüchtigen Säuren gelang jedoch eine Isolierung nicht. 
Der Rückstand von der ersten Destillation wurde am Wasserbade 
eingedampft und mit Äther längere Zeit extrahiert; die ätherische 
Lösung hatte ganz schwach sauere Eigenschaften. Milchsäure 
konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. 

Die Organismen a und b zeigen in zuckerhaltigen 
Lösungen ein ganz verschiedenartiges Verhalten. 

Verhalten der Bakterien a und b gegen Kasein. 

Das Kasein wurde in der früher erwähnten Weise hergestellt 
und in einer Menge von 2% in Lösung gebracht. Um die 
nötigen Nährsalze zu gewinnen, wurde ein hartes salzreiches 
Brunnenwasser verwendet, dem noch 0,1 °/ 0 Na CI zugesetzt wurde. 


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16 


Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. 


Die alkalische Reaktion wurde durch Milchsäure bis zur eben 
noch schwach alkalischen abgestumpft. 

Der Milchsäurebacillus b entwickelte sich sehr üppig 
und behielt seine Lebensfähigkeit sehr lange; nachdem er durch 
4 Monate bei 31 0 C. gestanden hatte, genügte ein Tropfen, um 
sterile Milch in 24 Stunden zur Gerinnung zu bringen. Die 
Eiweifskörper werden sehr wenig, aber deutlich angegriffen. Nach 
4 Monaten ergibt ein Vergleich mit der sterilen Kontrollflüssig* 
keit, dafs das Kasein abgenommen hat. In der von Kasein ab¬ 
filtrierten Lösung ist von der 2. Woche ab deutlich, obwohl 
schwach Albumose nachweisbar, und die von Kasein befreite 
Lösung zeigte eine schwache, aber deutliche Färbung mit Milions 
Reagenz. Zur Prüfung auf aromatische Säuren wurde die Kasein¬ 
lösung mit Phosphorsäure und dann mit Äther ausgeschüttelt 
Nach Verdunsten des Äthers wurde der Rückstand in Wasser- 
gelöst; dabei erhielt man mit Milions Reagenz eine schwache 
Rotfärbung. Dann wurde die mit Phosphorsäure angesäuerte 
Lösung der Destillation unterworfen, das Destillat mit Natron¬ 
lauge alkalisiert und wieder destilliert, aber kein Skatol und 
Indol gefunden. Der Rückstand der Natronlauge wurde mit 
Schwefelsäure angesäuert, dann mit Soda alkalisch gemacht und 
destilliert. Phenol und Kresol waren nicht nachweisbar. Zur 
Prüfung auf Amidosäuren wurde die Kaseinlösung mit basischer 
Bleiacetatlösung versetzt und der Niederschlag abfiltriert. Im 
Filtrat wurde das Blei mit Schwefelwasserstoff gefällt, abfiltriert, 
die Lösung auf ein kleines Volumen eingeengt, wobei sich 
Tyrosin ausschied. 

Zur Prüfung auf Pepton wurde die klare Flüssigkeit mit 
Phosphorwolframsäure versetzt, der Niederschlag gewaschen, in 
Kalilauge gelöst; er gab aber mit Kupfersulfat keine Biuret- 
reaktion. 

Verhalten des peptonisierenden Bakteriums a. 

Infolge der üppigen Vegetation der Bakterien nimmt die 
Kaseinlösung bald eine gelbliche Farbe an. Nach 2 Wochen 
war Kasein nicht mehr nachzuweisen und Essigsäure gab keine 
Fällung. Dafür war aber Albumose mit Sicherheit nachweisbar 


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Von Dr. Stanislaus Epstein. 


17 


und von der 3. Woche ab auch Pepton und Ammoniak. Mit 
Mil Ions Reagenz erhält man schwache Rotfärbung. In der 
früher angegebenen Weise wurde auf flüchtige und nichtflüchtige 
Säuren untersucht und mit Sicherheit Essigsäure, Buttersäure 
und Spuren von Valeriansäure nachgewiesen. Bei der Prüfung 
auf Amidosäuren ergab sich die Anwesenheit von Tyrosin und 
Leucin, die Tryptophanreaktion war negativ. Bei der Prüfung 
auf aromatische Oxysäuren ergab der Zusatz von Milions 
Reagenz eine Rotfärbung. Die Prüfung auf Indol und Skatol 
fiel negativ aus; Phenol und Kresol waren nicht vorhanden. 
Nach 3 Monaten war die Kaseinlösung dunkelbraun geworden 
und hatte einen Geruch nach Leim und Ammoniak angenommen. 
Die Bakterien waren nach dieser Zeit noch lebens- und wirkungs¬ 
fähig. 

Dafs die Wirkung der Bakterien auf der Bildung von proteo¬ 
lytischen Enzymen beruht, habe ich durch zwei Versuche sicher¬ 
gestellt. Von einer 6tägigen, in üppiger Vegetation befindlichen 
Kaseinlösung wurde ein Teil mit Thymol versetzt und dadurch 
die Vegetation der Bakterien unterbrochen. Auf Milch über¬ 
tragen, tritt eine intensive Peptonisierung des Kaseins ein. Ein 
anderer Teil wurde durch Berkefeldtfilter filtriert, dadurch von 
Bakterien befreit und der Milch zugesetzt; auch in diesem Falle 
tritt Peptonisierung ein, nur ist dieselbe etwas schwächer als bei 
Anwesenheit von lebenden Bakterien. 

Wie bei der Molke, so war auch beim Kasein ein 
deutlicher und durchgreifender Unterschied der 
beiden Bakterienarten festzustellen. 

Verhalten der beiden Bakterien a und b in Parakasein. 

Wie ich 1 ) schon in meinen früheren Untersuchungen nach¬ 
gewiesen habe, kann man das Laben und die Gewinnung des 
Parakaseins zur Käsedarstellung ganz gut unter sogen, »asepti- 
scheiu Kautelen vornehmen. Dafs man unter diesen Umständen 


1) Untersuchungen über Milchsäuregärung und ihre praktische Ver¬ 
wertung. Archiv f. Hygiene, 1900, Bd. 37, S. 329. 

Archiv für Hygiene. Bd. XI.TII. 2 


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18 Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen 

etwas mehr Lab gebraucht, wie sonst üblich ist, kommt nicht 
in Betracht. Die mäfsig erhitzte Milch labt vollständig. Wollte 
man in der Praxis in einer Molkerei ganz bestimmte Bakterien¬ 
arten erst einführen und heimisch machen, wie man dies in der 
Brauerei- und Spiritus Industrie bereits mit Erfolg gethan hat, 
so würde man vielleicht eine Zeitlang vorteilhaft von erhitzter 
Milch ausgehen. Die Mängel, die das Erhitzen für die Lab¬ 
wirkung hat, könnte man dadurch ausgleichen, dafs man die 
Säureorganismen in steriler Molke zur Entwicklung bringt Die 
auf diese Weise mit übertragene Säure würde dann nach den 
neueren Untersuchungen den ungünstigen Einflufs des Erhitzens 
auf das Laben beheben, und es bedürfte keiner anderen Zusätze, 
z. B. von Kalksalzen. Ist in einer Molkerei erst einmal der 
richtige Organismus heimisch gemacht, so kann man für den 
Grad des Erhitzens die rein technischen Gesichtspunkte in den 
Vordergrund stellen. Da das Erhitzen auf 70° C. aber ausreicht 
und zugleich die pathogenen Keime vernichtet, die allenfalls zu 
beachten sind, so können die Laboratoriumsversuche, über die 
ich verfüge, einen Hinweis geben, dafs die streng wissen¬ 
schaftlichen Versuche sich mit den Forderungen der 
Praxis leicht in Einklang bringen lassen. Die Milch 
wurde in grofsen Kolben 3 — 4 mal bei 70° C. erhitzt, jedesmal 
6 Stunden lang, dann 12 Stunden sich selbst überlassen, und 
nun nochmals 2 — 3mal in derselben Weise erhitzt; auf diese 
Weise gelang es auch, grofse Portionen der Milch zu sterilisieren. 
Das Lab wurde wie in meiner früheren Arbeit durch Auflösen 
von Hansensehen Tabletten erhalten und durch Berkefeldtfilter 
filtriert. Zum Impfen der Milch dienten frische, 24 Stunden alte 
Kulturen, die in Mengen von 5 ccm für 1 1 Milch verwendet 
wurden; die Milch wurde auf 36° C. erhitzt, dann mit den Rein¬ 
kulturen gut durchgeschüttelt und bei dieser Temperatur gelabt. 
Auf diese Weise gelang eine gleichmäfsige Verteilung der Keime 
in dem ausgeschiedenen Parakasein. Die ganze Masse blieb 
noch einige Stunden bei Zimmertemperatur stehen, um eine 
kompaktere Masse zu gewinnen, wurde dann in sterilen Tüchern 
abgeprefst und daraus Käse geformt. Diese Käse wurden bei 


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Von l)r. Stanislaus Epstein. 19 

Zimmertemperatur der Reifung überlassen und jede Reihe in je 
sechs Einzelversuchen durchgeführt. 

1. Die Käse mit Michsäurebakterien b, allein, 
blieben weifs, waren nur wenig fein gelocht und zeigten keinen 
besonderen Geruch und Geschmack; das Aussehen war durch 
die ganze Masse gleichmäßig. Im Gegensatz zu meinen früheren 
Versuchen, in denen die Reifung durch andere Milchsäure¬ 
bakterien aus Hartkäsen allein viel weiter ging und mehrfach 
der charakteristische Geruch der Ausgangskäse auftrat, war in 
diesem Falle eine wirkliche Reifung durch diese Art der Orga¬ 
nismen nicht vorhanden. Mit Rücksicht auf die Kontroverse 
zwischen v. Freudenreich und Weigmann habe ich dem¬ 
nach ermittelt, dafs die Arten der Milchsäurebakterien 
sicher von grofsem Einflüsse sind. Dies wird man bei 
dem weiteren Verfolgen der ganzen Frage mehr beachten müssen, 
als dies z. B. von Adametz geschehen ist. Diese Thatsache 
beleuchtet auch die Objektivität, mit der Weigmann 1 ) meine 
obige Arbeit bespricht. 

2. Bei Impfung mit dem peptonisierenden Bak¬ 
terium a, allein, war die Oberfläche des Käses stark peptoni- 
siert, die Reifungszone war aber trotzdem nicht so weit nach 
Innen fortgeschritten, wie in der gleich zu erwähnenden dritten 
Versuchsreihe. Es schien hier etwas für die Vegetation dieser 
aeroben Art zu fehlen, Geruch und Geschmack erinnerten au 
Camembert, aber nicht so, dafs man von einer vollen Gleich¬ 
artigkeit hätte sprechen können. 

3. Gleichzeitige Impfung mit Milchsäurebakte¬ 
rien b und peptonisierenden, a. Die Bakterien sind sofort 
ziemlich gleichmäfsig durch die ganze Masse verteilt. Nach ein¬ 
getretener Reifung scheinen die peptonisierenden Bakterien aus 
dem weifsen Kern verschwunden und nur die Milchsäurebakterien 
vorhanden zu sein. Umgekehrt sind bald an der Oberfläche nur 
die peptonisierenden Bakterien nachweisbar, und auch bei Impfen 
von steriler Milch von der Oberfläche und aus der Reifungs- 

1) Chemiker-Zeitung, 1901, Nr. 90. 


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20 Untersuch, über d. Reifung v. Weichkäsen. Von Dr. Stanislaus Epstein. 


Schicht tritt keine Säuregerinnung der Milch ein. Es hat sich 
demnach infolge der verschiedenen Bedingungen ein Kampf ums 
Dasein zwischen beiden Arten derart abgespielt, dafs zunächst 
durch die ganze Masse hindurch und später im Innern die 
Milchsäurebakterien als fakultativ anaörobe begünstigt waren und 
die andere Art verdrängten. Dann, kam aber von der Ober¬ 
fläche her die peptonisierende aerobe Art zur Geltung und drang 
schichtweise vor, wobei ihre alkalischen Stoffwechselprodukte 
vorauswirkend, den Produkten der Säurebakterien entgegen 
arbeiteten und so zugleich den Boden zu ihren Gunsten änderten, 
während die peptonisierenden Enzyme das Parakasein erweichten 
und seine weifse Farbe in eine gelbe veränderten. 

Die Käse, welche mit beiden Arten zugleich ge¬ 
impft waren, zeigten schon, als die Reifungsschicht 
erst 3 — 5 mm stark war, den charakteristischen Ge¬ 
ruch und Geschmack eines erstklassigen Camembert- 
Käses. 

Ich habe demnach unter den strengen Bedingungen eines 
exakten wissenschaftlichen Versuches nachgewiesen, dafs zur 
Herstellung eines Weichkäses das Zusammenwirken 
von zwei Bakterienarten unerläfslich ist, indem im 
Innern des Käses die Milchsäurebakterien eine vorbereitende 
Wirkung ausüben, während die für Weichkäse charakteristische 
Reifung von der Oberfläche nach dem Innern schichtweise fort¬ 
schreitet. 


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Über den Einflufs des Windes anf die Atmungsgröfse 

des Menschen. 


Von 

Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 

(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.) 

Über den Einflufs des Windes auf die Kohlensäure- und 
Wasserdampfabgabe des Menschen habe ich vor einigen Jahren 
berichtet. 1 ) Damals konnte insbesondere nachgewiesen werden, 
dafs bei mittelhohen Lufttemperaturen (etwa 25—35°) die Wirkung 
des Windes im wesentlichen in einer geänderten (aufserordent- 
lich verminderten) Wasserdampfabgabe der Haut besteht, weniger 
durch Änderungen der Kohlensäurebildung sich äufsert; dafs 
aber die letzteren in beträchtlichem Mafse bei niedrigeren Luft¬ 
temperaturen (etwa 10—20—25°) sich geltend machen, wobei 
unter dem Einflufs des Windes die Kohlensäurebildung sehr ge¬ 
steigert ist, entschieden gesteigert auch die Wasserdampf abgabe; 
und dafs bei ganz hohen Temperaturen (35—40°) die Wasser¬ 
dampfabgabe sehr gesteigert ist, etwas gesteigert wohl auch die 
Kohlensäurebildung. 

Nach jenen Befunden darf als wahrscheinlich angesehen 
werden, dafs bei den unteren Temperaturen unter dem Einflufs 
des Windes auch die Atmungsgröfse wächst. Ob letztere aber 
bei höheren Lufttemperaturen vom Wind beeinflufst werde, und 

1) Dieses Archiv, Bd. 33, Heft 3, S. 206. Auch Hygienische Rundschau, 
1897, Nr. 13. 


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22 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 

gegebenen Falles nach welcher Richtung, steht ganz dahin. 
Denn in warmer bezw. heifser Luft brauchen die erwiesenen 
Andersgestaltungen des Kohlenstoff- und Wasserumsatzes unter 
dem Einflufs des Windes durchaus nicht gleicherweise, wie in 
der Kälte, mit Änderungen der Atmungsgröfse verknüpft zu sein. 
Auch scheinen Fälle denkbar, in denen der Wind die Atmungs¬ 
gröfse beeinflussen könnte, ohne jedoch die absolute Gröfso der 
Kohlensäurebildung und Wasserdampfabgabe zu ändern. 

Unter diesen Umständen konnten experimentelle Erhebungen 
über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen 
nicht umgangen werden. Hierüber ist in folgendem berichtet. 
Da mehrfach auf die bereits festgestellten Kohlensäure- und 
Wasserdampfabgaben zurückgegriffen werden wird, mag zunächst 
in nachstehender Tabelle eine zusammenfassende Übersicht über 
die Hauptresultate der citierten früheren Veröffentlichung folgen. 

Mittelwerte der Kohlensäure- und Wasserdampfabgabe bei 8 m Wind. 


Temperatur 

Wind gegen Windstille 

+. Kohlensäure 

Wasserdampf 

10—15° 

l 

17% mehr CO a 
Absolut 30,0 : 25,1 g/St. 

7% mehr H,0 
Absolut 30 : 28 g/St. 

15-20° i 

i 

20% mehr CO, 
Absolut 30,1 : 24,1 g/St. 

14% mehr H 2 0 
Absolut 22 : 19 g/St. 

20—25° 

11% mehr CO. 
Absolut 28,0 : 25,0 g/St. 

4% weniger H a O 
Absolut 22 : 23 g/St. 

25—30° 

4% weniger C0 2 
Absolut 24,0 : 25,3 g/St. 

47% weniger H a O 
Absolut 23 : 43 g/St. 

30—35° 

9% weniger C0 2 
Absolut 21,6 : 23,7 g/St. 

39% weniger H 2 0 
Absolut 51 : 84 g/St. 

35—40° 

i 

4 °/ 0 mehr C0 2 
Absolut 22,1 : 21,2 g/St. 

28% mehr H a O 
Absolut 156 : 112 g/St. 


Auch bei den neuerlichen Versuchen wurde die Wind¬ 
geschwindigkeit von 8 m in der Sekunde eingehalten, die wie 
früher mittels eines (desselben) elektrischen Ventilators hervor¬ 
gebracht wurde. Die Versuchsbedingungen wurden thunliehst 
gleich den früheren gewählt. Die neuerliche Versuchsperson, 
Behr., Aushilfsdiener am Institut, war ebenfalls normal gebaut, 
ziemlich kräftig, und hatte nackt ein Körpergewicht von 61 kg 


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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 


23 


(Bretschn. 57 kg). Allo Versuche wurden, ganz wie die früheren 
an Bretschn., im Sitzen vorgenommen. Die Versuchszeit belief 
sich in der Regel auf eine halbe Stunde, manchmal auf etwas 
mehr oder weniger; die Versuchsresultate wurden stets auf die 
volle Stunde umgerechnet. In den meisten Versuchen wurden 
auch genau inmitten der Versuchszeit Ablesungen notiert, und 
hieraus neben den Stundenwerten je zwei Halbstundenwerte 
berechnet. 

Die Messung der ausgeatmeten Luftmengen, in einzelnen 
Fällen auch deren Analyse, erfolgte mittels des Zuntz sehen 
Respirationsapparats. 1 ) Die Versuchsperson atmete also durch 
Ventile ein und aus, und die ausgeatmete Luft ging durch eine 
Gasuhr, worin ihr Volum gemessen wurde. Falls durch den 
Widerstand der Ventile, auf deren möglichst leichtes, vor allem 
aber zuverlässiges Funktionieren geachtet wurde, die Atmungs¬ 
mechanik der Versuchsperson eine Änderung erfuhr, so war dies 
für den Entscheid der vorliegenden Frage durch Parallel versuche 
belanglos. 

Die Versuchsresultate sind in zeitlicher Folge in der am 
Schlufs folgenden Generaltabelle zusammengestellt; subjektive 
Empfindungen, insbesondere Frieren und Wärmegefühl betreffend, 
wurden, wo von der Versuchsperson geäufsert, in der Tabelle 
wiedergegeben. Die Versuche Nr. 1—94 beziehen sich auf den 
Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Bekleideten, 
dann auch des Nackten; begonnen wurde mit den höheren 
Temperaturen. 2 ) Die Kleidung Behr.’s war eine ähnlich leichte, 
wie die Bretschn.’s; sie wog ca. 2800 g (die Bretschn.’s hatte gegen 
2500 g gewogen). 

Die in diesen Versuchen gemachten Erfahrungen führten 
dazu, nebenher in den Versuchen Nr. 95—112 eine Prüfung des 

1) Der Zuntzsche Apparat ist ausführlich beschrieben und abgebildet 
u. a. in Pflügers Archiv, Bd. 55, Heft 1 u. 2. 

2) Die Versuche Nr. 1—4, in welchen die Ventile nicht ganz einwand¬ 
frei funktionierten, sowie 5—7, in welchen sie vorzeitig ganz versagten 
(platzten), wurden für die Schlufsfolgerungen aufser Betracht gelassen, ln 
Versuch 8—117 arbeiteten die Ventile, deren Membran einer neuen Bezugs¬ 
quelle entstammte, tadellos. 


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24 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


etwaigen verschiedenen Einflusses trockener und feuchter Luft 
auf die Atemgröfse, wiederum im bekleideten und nackten Zu¬ 
stand, anzuschliefsen, und dann noch in einigen Versuchen 
(Nr. 113—117), die unter und aufser dem Einflufs des Windes 
ausgeatmete Luft auf Kohlensäure und Sauerstoff zu analy¬ 
sieren. Für die Versuche Nr. 76—112 finden sich in der Tabelle 
auch Angaben über die Anzahl der Atemzüge pro Minute, so 
dafs sich deren Tiefe berechnen läfst. 

Die Atmungsfrequenz war durchschnittlich eine sehr hohe, 
sie betrug meistens etwa 20—25 Atemzüge in der Minute in den 
Normal versuchen. Dem gegenüber hatte Vierordt 1 ) an sich 
selbst bekanntlich nur etwa 12 Atemzüge in der Minute gezählt, 
Zuntz 2 ) nur 8—9 und Speck 3 ) sogar nur 6—7 in der Minute. 
Hutchinson 4 ) freilich fand unter ca. 2000 Zählungen an 
Personen, die nichts von der Zählung wufsten, die Mittelzahl 
von 16—24 Respirationen in der Minute; unter 16 sank die 
Frequenz der Atmung nur in sehr wenigen seiner Fälle, ebenso 
betrug sie selten über 24. Auch in meinen Versuchen wufste 
die Versuchsperson nichts von der Zählung ihrer Atemzüge. 

Auch die Atmungsgröfsen sind in meinen Versuchen weit 
höher als bei Vierordt 6 ); sie bewegten sich durchschnittlich in 
den Normalversuchen von etwa 600 1 pro Stunde aufwärts, was 
für'Vierordts eigene Person schon einen höchsten Grenzwert 
darstellt. Wie viel zu diesen aufserordentlich hohen Zahlen die 

1) Karl Vierordt, Physiologie des Atmens. Karlsruhe 1845, S. 255. 

2) Pflügers Archiv für Physiologie, Bd. 46, S. 189. 

3) Speck, Untersuchungen über Sauerstoffverbrauch und Kohlensflure- 
ausatmung des Menschen. Cassel, 1871, S. 31. 

4) Hutchinson, Artikel Thorax in Todds Cyclopaedia, IV, S. 1085. 
(Citiert nach Hermanns Handbuch der Physiologie, Bd. 4, Teil 2, Abtei¬ 
lung: Physiologie der tierischen Wärme, bearbeitet von Rosenthal. 
Leipzig, 1882, S. 198.) 

5) Andere Versuchspersonen hatten, am gleichen (Zuntzscben) Re- 
spirationsapparat wie Behr., auch mir niedrigere Werte ergeben, so z. B. 
im Sommer 1899 Gandr. in einer noch nicht veröffentlichten Versuchsreihe, 
welche auf die Beeinflussung des Gaswechsels durch die Besonnung gerichtet 
war; er hatte normalerweise eine stündliche Atmungsgröfse von 290—300 1 
bei einer minütlichen Frequenz von 9—10 Atemzügen. Leider stand Ver¬ 
suchsperson Gandr. für vorliegende Versuchsreihe nicht mehr zur Verfügung. 


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25 


Atemarbeit durch die Ventile, und (sicherlich mehr) auch die 
Eigenart der Versuchsperson beigetragen hat, mag dahingestellt 
bleiben; die Beweiskraft der Parallelversuche wird dadurch, wie 
erwähnt, nicht berührt. 

Einen bequemeren Überblick über die hauptsächlichsten 
Versuchsresultate, als ihn die chronologisch geordnete General¬ 
tabelle mit ihren Einzelnachweisen bieten kann, gibt die nach¬ 
stehende Zusammenfassung zu Mittelwerten, welche nach fallen¬ 
den Temperaturen geordnet sind. 

I. Vergleich von Wind mit Windstille, 

a) Versuche in Kleidung. 

»Bekleidet mit Wind« verglichen mit: »Bekleidet ohne Wind«. 

1. Nr. 12 und Nr. 13 Bekeidet ohne Wind, 

Nr. 11 und Nr. 14 Bekleidet mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 12 und 13 (39,1°) = 701,3 1, 
aus Nr. 11 und 14 (38,7°) = 738,2 1. 

Bei ca. 40° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

105 Bekleidet mit Wind. 

Mit Wind war dabei die Belästigung durch Schweifs kaum wesentlich 
geringer als ohne Wind. 

2. Nr. 9 und Nr. 33 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 8, 10 und 34 Bekleidet mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 9 und 33 (35,5°) = 716,3 1, 

aus Nr. 8, 10 und 34 (35,9°) = 761,6 1. 

Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

106 Bekleidet mit Wind. 

Mit Wind ergab sich viel weniger Schweifs als ohne Wind. 

3. Nr. 22 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 23 Bekleidet mit Wind. 

Atmungsgröfse aus Nr. 22 (Temperatur 30,3°) = 612,9 1, 
aus Nr. 23 (Temperatur 30,4°) = 674,4 1. 

Bei ca. 30° sind daher die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

110 Bekleidet mit Wind. 

Mit Wind trat kein Schw ? eifs auf, auch ohne Wind keiner; jedoch 
wurde Wind angenehmer als Windstille empfunden. 

4. Nr. 26 und Nr. 28 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 27 und Nr. 29 Bekleidet mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 26 und 28 (24,1°) = 691,5 1, 
aus Nr. 27 und 29 (24,1 °) = 684,5 1. 


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26 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


Bei ca. 24° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

99 Bekleidet mit Wind. 

Wind und Windstille wurden dabei ohne wesentlichen Unterschied 
ertragen. Mit Wind war es vielleicht ein wenig kühler, jedoch kam es 
nie zu Gänsehaut, und »Ohne Wind« wurde wohl ein wenig angenehmer 
empfunden. 

5. Nr. 24 und 30 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 25 und 31 Bekleidet mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 24 und 30 (22,3°) = 649,4 1, 
aus Nr. 25 und 31 (22,2°) = 736,2 1. 

Bei ca. 22° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

113 Bekleidet mit Wind. 

Ohne Wind war es angenehm warm; mit Wind dagegen kalt, es trat 
Gänsehaut auf. 

6. Nr. 18, 54, 56, 68, 70, 103, 104 Bekleidet ohne Wind, * 

Nr. 19, 57, 58, 71, 73, 104, 113 Bekleidet mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfsen aus 18, 54, 56, 68, 70, 103, 104 (20,0°) = 691,5 1, 

aus 19, 57, 58, 71, 73, 104, 113 (20,0°) = 764,1 1. 

Bei 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

111 Bekleidet mit Wind. 

Ohne Wind war es angenehm warm, mit Wind trat dagegen häufig 
Gänsehaut auf. 

7. Nr. 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 Bekleidet mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfsen: 

Aus 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 (15,5°) = 732,5 1, 

aus 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 (15,7°) = 959,2 1. 

Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

131 Bekleidet mit Wind. 

Ohne Wind machte sich keine Kälteempfindung bemerkbar; mit Wind 
zuweilen stark gefroren (Gänsehaut, Zittern, Schütteln). 

b) Versuche ohne Kleidung. 

»Nackt mit Wind« verglichen mit: »Nackt ohne Wind«. 

8. Nr. 37 und Nr. 39 Nackt ohne Wind, 

Nr. 38 und Nr. 40 Nackt mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 37 und 39 (39,8°) = 687,0 1, 
aus Nr. 38 und 40 (40,0°) 835,8 1. 

Bei ca. 40° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Nackt ohne Wind, 

122 Nackt mit Wind. 

Wind war angenehmer als Windstille. Ohne Wind zeigte sich sehr 
viel mehr Schweifs als mit Wind. 


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9. Nr. 31a und Nr. 35 Nackt ohne Wind, 

Nr. 32 und Nr. 36 Nackt mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 31a und 35 (35,2°) = 661,5 1, 
aus Nr. 32 und 36 (36,0°) = 734,4 1. 

Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Nackt ohne Wind, 

111 Nackt mit Wind. 

Wind war angenehmer als Windstille. Ohne Wind zeigte sich etwas 
Schweifs, mit Wind kein Schweifs. 

10. Nr. 41 und Nr. 43 Nackt ohne Wind, 

Nr. 42 und Nr. 44 Nackt mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfsen aus Nr. 41 und 43 (30,0°) = 704,0 1, 
aus Nr. 42 und 44 (30,7 °) = 731,4 1. 

Bei ca. 30° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Nackt ohne Wind, 

104 Nackt mit Wind. 

Ohne Wind war es wohl etwas warm, aber es trat kein Schweifs auf. 
Jedenfalls waren in diesen Versuchen Wind und Windstille ohne wesent¬ 
lichen Unterschied für die Empfindung. 

11. Nr. 67 und Nr. 69 Nackt ohne Wind, 

Nr. 72 und Nr. 74 Nackt mit Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 67 und 69 (19,8°) = 595,2 1, 
aus Nr. 72 und 74 (19,9°) = 894,0 1. 

Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Nackt ohne Wind, 

150 Nackt mit Wind. 

Windstille war hier weit angenehmer als Wind. Mit Wind war es sehr 
kalt, Zittern und Schütteln machte sich bemerkbar, die Haut verfärbte 
sich stellenweise cyanotisch u. s. w.; ohne Wind war es nicht zu kalt. 

II. Vergleich von Nackt mit Bekleidet, 

a) Versuche ohne Wind. 

»Nackt ohne Wind« verglichen mit: »Bekleidet ohne Wind«. 

12. Nr. 46 und Nr. 48 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 45 und Nr. 47 Nackt ohne Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 46 und 48 (34,5°) = 692,3 1, 

aus Nr. 45 und 47 (34,5°) = 692,6 1. 

Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

100 Nackt ohne Wind. 

Bekleidet wie nackt machte sich sehr wenig Schweifs bemerkbar. 

13. Nr. 50 und Nr. 52 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 49 und Nr. 51 Nackt ohne Wind. 

Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 50 und 52 (25,5°) = 681,8 1, 

aus Nr. 49 und 51 (25,5°) = 677,3 1. 


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28 über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


Bei ca. 25° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

99 Nackt ohne Wind. 

Bekleidet wie nackt machte sich keine Kälteempfindung bemerkbar. 

14. Nr. 54, 56, 68, 70 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 53, 55, 67, 69 Nackt ohne Wind. 

Atmungsgröfse aus Nr. 54, 56, 68, 70 (20,1°) = 626,7 1, 

aus Nr. 53, 55, 67, 69 (20,0°) = 614,9 1 

Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

98 Nackt ohne Wind. 

Bekleidet keine Kälteempfindung. Nackt etwas kühl, doch nicht eigent¬ 
lich gefroren (keine Gänsehaut). 

15. Nr. 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 83, 85, 108, 111 Nackt ohne Wind. 

Mittlere Atmungsgröfsen: 

aus Nr. 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 (15,5°) = 732,5 1, 

aus Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 83, 85, 108, 111 (15,5°) = 796,3 1. 

Bei ca. 15 0 sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

109 NacktohneWind. 

Bekleidet keine Kälteempfindung. Nackt etwas gefroren (zuweilen 
Gänsehaut). 

16. Nr. 89, 91, 93 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 90 und 94 Nackt ohne Wind. 

Mittlere Atmungsgröfsen aus Nr. 89, 91, 93 (12,4°) = 910,1 1, 

aus Nr. 90 und 94 (12,2°) = 1146,5 1. 

Bei ca. 12° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ. 

100 Bekleidet ohne Wind, 

126 Nackt ohne Wind. 

Bekleidet keine oder nur sehr geringe Kälteempfindung. Nackt stark 
gefroren (Zittern, Schütteln). 

b) Versuche mit Wind. 

»Nackt mit Wind« verglichen mit: »Bekleidet mit Wind«. 

17. Nr. 34 Bekleidet mit Wind, 

Nr. 32 und 36 Nackt mit Wind 
Atmungsgröfse aus Nr. 34 (35,6°) = 725,4 1, 

aus Nr. 32 und 36 (36,0°) = 734,4 1. 

Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet mit Wind, 

101 Nackt mit Wind. 

Nackt machte sich kein Schweifs bemerkbar, und auch bekleidet nicht. 
Er war für die Empfindung unterschiedslos nicht zu warm. 


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18. Nr. 71 und 73 Bekleidet mit Wind, 

Nr. 72 Nackt mit Wind. 

Atmungsgröfse aus Nr. 71 und 73 (19,8°) = 674,9 1, 
aus Nr. 72 (20,4®) = 759,0 1. 

Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet mit Wind, 

112 Nackt mit Wind. 

Nackt war es sehr kalt (Zittern und Schütteln stellte sich ein), be¬ 
kleidet etwas kalt (zuweilen zeigte sich Gänsehaut). 

e) »Nackt ohne Wind« verglichen mit: »Bekleidet mit Wind«. 

19. Nr. 34 Bekleidet mit Wind, 

Nr. 35 Nackt ohne Wind. 

Atmungsgröfse aus Nr. 34 (Temp. 35,6 °) = 725,4 1, 
aus Nr. 35 (Terap. 36,3°) = 639,0 1. 

Bei ca. 85° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet mit Wind, 

88 Nackt ohne Wind. 

Nackt ohne Wind wurde mehr geschwitzt, als bekleidet mit Wind. 

20. Nr. 57, 58, 71, 73 Bekleidet mit Wind, 

Nr. 53, 55, 67, 69 Nackt ohne Wind. 

Mittlere Atmungsgröfsen aus Nr. 57, 58, 71, 73 (20,0°) = 687,2 1, 

aus Nr. 53, 55, 67, 69 (20,0°) = 619,9 1. 

Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet mit Wind, 

92 Nackt ohne Wind. 

Nackt ohne Wind war es w'eniger empfindsam kalt, als bekleidet mit 
Wind. 

21. Nr. 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 Bekleidet mit Wind, 

Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 87, 90, 108, 111 Nackt ohne Wind. 

Mittlere Atmungsgröfsen: 

aus Nr. 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 (15,7°) = 959,2 1, 

aus Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 87, 90, 108, 111 (15,0°) = 866,3 1. 

Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet mit Wind, 

90 Nackt ohne Wind. 

Nackt ohne Wind etwas gefroren (zuweilen Gänsehaut); bekleidet mit 
Wind zuweilen stark gefroren (Zittern und Schütteln). 

d) »Nackt mit Wind« verglichen mit: »Bekleidet ohne Wind«. 

22. Nr. 115 und 116 Bekleidet ohne Wind, 

Nr. 117 Nackt mit Wind. 

Atmungsgröfse aus Nr. 115 und 116 (15,2°) = 827,1 1, 
aus Nr. 117 (16,2°) = 1009,5 1. 


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30 Über den Einfiufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


Bei ca. lo° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind, 

122 Nackt mit Wind. 

Bekleidet keine Kälteempfindung. Nackt stark gefroren (Zittern uud 
Schütteln stellte sich ein). 


III. Vergleich von Feuchter Luft mit Trockener Luft. 

a) Versuohe ohne Wind. 

23. Nr. 103 Bekleidet ohne Wind in trockener Luft, 20,6° und 24 %, 

Nr. 105 Bekleidet ohne Wind in feuchter Luft, 10,2° und 68%. 
Atmungsgröfse aus Nr. 103 (24°/ 0 r. F.) = 764,4 1, 

aus Nr. 105 (68% r. F.) = 904,8 1. 

Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet ohne Wind in trockener Luft, 

118 Bekleidet ohne Wind in feuchter Luft. 

Zwischen trockener und feuchter Luft keinen Unterschied im Wärme¬ 
gefühl wahrgenommen. In feuchter Luft war die Atmungsfrequenz höher 
(28 gegen 23—25). 

24. Nr. 108 Nackt ohne Wind in trockener Luft, 15,9° und 34%, 

Nr. 111 Nackt ohne Wind in feuchter Luft, 16,3° und 79%. 
Atmungsgröfse aus Nr. 108 (34 % r. F.) = 859,5 1, 

aus Nr. 111 (79% r. F.) = 987,0 1. 

Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Nackt ohne Wind in trockener Luft, 

115 Nackt ohne Wind in feuchter Luft. 

Feuchte Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs- 
frequenz niedriger (16—20 gegen 22—26). 

b) Versuche mit Wind. 

25. Nr. 104 Bekleidet mit Wind in trockener Luft, 20,1° und 26%, 

Nr. 106 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft, 20,5° und 70%. 
Atmungsgröfse aus Nr. 104 (26% r. F.) = 854,4 1, 

aus Nr. 106 (70% r. F.) = 897,6 1. 

Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet mit Wind in trockener Luft, 

105 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft. 

Trockene Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs¬ 
frequenz höher (29 gegen 25—27). 

26. Nr. 109 Bekleidet mit Wind in trockener Luft, 15,6° und 34%, 

Nr. 112 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft, 16,4° und 82%. 
Atmungsgröfse aus Nr. 109 (34% r. F.) = 861,9 1, 

aus Nr. 112 (82% r. F.) = 1038,6 1. 


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Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Bekleidet mit Wind in trockener Luft, 

120 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft. 

Feuchte Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs¬ 
frequenz höher (24—25 gegen 22). 

27. Nr. 95 und 96 Nackt mit Wind in trockener Luft, 25,2° und 32%, 

Nr. 97 und 98 Nackt mit Wind in feuchter Luft, 24,7° und 76°/o. 

Atmungsgröfse aus Nr. 95 und 96 (32 °/ 0 ) = 975,9 1, 

aus Nr. 97 und 98 (76%) = 1049,9 1. 

Bei ca. 25° waren demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Nackt mit Wind in trockener Luft, 

108 Nackt mit Wind in feuchter Luft. 

Feuchte Luft vielleicht als kälter empfunden. In feuchter Luft war 
die Atmungsfrequenz niedriger (19—25 gegen 21—28). 

28. Nr. 99 und 100 Nackt mit Wind in trockener Luft, 20,3° und 34%, 

Nr. 101 und 102 Nackt mit Wind in feuchter Luft, 20,6° und 84%. 

Atmungsgröfse aus Nr. 99 und 100 (34%) = 1011,2 1, 

aus Nr. 101 und 102 (84%) = 1077,6 1. 

Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ: 

100 Nackt mit Wind in trockener Luft, 

107 Nackt mit Wind in feuchter Luft. 

Feuchte Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs¬ 
frequenz niedriger (13—19 gegen 22—26). 


In Kürze zusammengefafst, geht aus der vorstehenden Zu¬ 
sammenstellung im wesentlichen das Folgende hervor: 


Erstens. Bezogen auf »Bekleidet ohne Wind« = 100, betrug 
die Atmungsgröfse für »Bekleidet mit Wind«: 

1. Bei 40° 105. Mit Wind kaum weniger Schweifs als ohne Wind. 

2. » 35° 106. Mit Wind viel weniger Schweifs als ohne Wind. 

3. > 30° 110. Mit, auch ohne Wind kein Schweifs. Angenehmer mit 

Wind. 

4. » 24 0 99. Unterschiedslos nicht zu kalt. 

5. » 22° 113. Ohne Wind angenehmer. Mit Wind kalt (Gänsehaut). 

6. » 20° 111. Ohne Wind angenehmer. Mit Wind kalt (Gänsehaut). 

7. > 15° 131. Mit Wind zuweilen sehr kalt (Zittern und Schütteln); 

ohne Wind nicht zu kalt. 


Zweitens. Bezogen auf »Nackt ohne Wind« = 100, betrug die 
Atmungsgröfse für »Nackt mit Wind«: 


8. Bei 40° 122. 

9. » 36° 111. 

10. » 30° 104. 

11. » 20° 150. 


Mit Wind sehr viel weniger Schweifs als ohne Wind. 
Mit Wind kein Schweifs, ohne Wind etwas Schweifs. 
Unterschiedslos nicht zu warm. 

Mit Wind sehr kalt (Zittern und Schütteln); ohne Wind 
nicht zu kalt, höchstens etwas kühl. 


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32 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


Drittens. Bezogen auf »Bekleidet ohne Wind« = 100, betrug 
die Atmungsgröfse für »Nackt ohne Wind«: 

12. Bei 35° 100. Nackt, auch bekleidet nur wenig Schweifs. 

13. > 25° 99. Unterschiedslos nicht zu kalt. 

14. > 20° 98. Nackt etwas kühl, doch keine Gänsehaut. 

15. » 15° 109. Nackt kalt, zuweilen Gänsehaut. 

16. > 12° 126. Nackt sehr kalt (Zittern und Schütteln); bekleidet nicht 

zu kalt. 

Viertens. Bezogen auf »Bekleidet mit Wind« = 100, betrug 
die Atmungsgröfse für »Nackt mit Wind«: 

17. Bei 35° 101. Unterschiedslos nicht zu warm. 

18. » 20° 112. Nackt sehr kalt (Zittern und Schütteln); bekleidet etwas 

kalt (zuweilen Gänsehaut). 

Fünftens. Bezogen auf »Bekleidet mit Wind« =100, betrug die 
Atmungsgröfse für »Nackt ohne Wind«: 

19. Bei 35° 88. Nackt ohne Wind mehr Schweifs als Bekleidet mit. 

20. » 20° 92. Nackt ohne Wind weniger kalt als Bekleidet mit. 

21. » 15° 90. Bekleidet mit Wind sehr kalt (Zittern und Schütteln); 

nackt ohne Wind weniger kalt (höchstens Gänsehaut). 

Sechstens. Bezogen auf »Bekleidet ohne Wind« = 100, betrug 
die Atmungsgröfse für »Nackt mit Wind«: 

22. Bei 15° 122. Nackt mit Wind sehr kalt (Zittern und Schütteln); be¬ 

kleidet ohne Wind nicht zu kalt. 

Aus dieser Übersicht ergibt sich als Hauptresultat, dafs die 
Atmungsgröfse durch den Wind unter Umständen (für gewöhn¬ 
lich) gar nicht, in gewissen Fällen aber wesentlich beeinflufst, 
dann aber niemals herabgesetzt, sondern stets gesteigert wird. 
Diese Feststellung war nicht sicher vorauszusehen; bekanntlich 
hat man ja in sehr starkem, entgegenblasenden Wind die Em¬ 
pfindung, als ob einem »der Atem ausginge.« 

Betrachtet man zunächst die Wirkung des Windes auf den 
Nackten (s. oben unter 8.—11.), so werden dabei etwaige gesetz- 
mäfsige Abweichungen vom Normalzustand (Windstille) unge¬ 
trübter, als am Bekleideten erkennbar sein. Es zeigt sich: 

Erstens: Der Wind hat keinen Einflufs, auf die Atmungs¬ 
gröfse, wo er die Wärme- und Kälte-Em pfi ndung nicht be¬ 
einflufst. So waren bei 30° (nackt) die Atmungsgröfsen in 
Wind und Windstille kaum verschieden und einige Grade tiefer 
vermutlich ganz die gleichen. 


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33 


Zweitens: Der Wind steigert die Atmungsgröfse, falls er 
die Wärme- und Kälte-Empfindung beeinflufst; die 
Atmungsgröfse ist besonders bei sehr hohen und sehr niedrigen 
Temperaturen durch den Wind gesteigert. Bei 35° z. B. wurde 
bewegte Luft (nackt) angenehmer als Windstille empfunden; 
in ruhender Luft trat Schweifs auf, im Wind nicht; die Atmungs- 
gröfsen in Windstille und Wind verhielten sich wie 100:111. 
Ebenfalls erwies sich bei 40° (nackt) der Wind weit angenehmer 
als Windstille, wobei die Belästigung durch massenhaften Schweifs 
sehr viel gröfser als im Wind war; die Atinungsgröfsen ver¬ 
hielten sich wie 100 : 122. 1 ) Hingegen war selbstverständlich 
bei 20° (nackt) Windstille angenehmer als Wind; im Wind war 
es sehr kalt, unwillkürliche Muskelkontraktionen und Zuckungen 
äufserten sich als Zittern und Schütteln, bei Windstille aber 
war es nicht wesentlich zu kalt, höchstens etwas kühl; die Atmungs- 
gröfsen in Windstille und Wind verhielten sich wielOO : 150. 2 ) 

Prinzipiell auf das nämliche Ergebnis führt eine Betrachtung 
der Versuche am Bekleideten (s. oben unter 1.—7.). Bei 25° 
war kein Unterschied in der Wärme-Empfindung wahrzunehmen, 
einerlei, ob die Luft bewegt oder unbewegt war; auch kein 
Unterschied in den Atmungsgröfsen stellte sich heraus. Bei 
30—40° wurde bewegte Luft leichter als unbewegte ertragen; 
die Atmungsgröfsen in Windstille und Wind verhielten sich 
maximal bei 30° wie 100 : 110 3 ) — last in genau gleicher Weise 

1) 100:122, oder absolut 687,0 : 835,8. Der Wärmeverlust durch Wasser- 
verdampfung aus Atmung betrug: Im ersteren Falle (40°, Windstille, Nackt) 
= 11,6 Kal. aus 19,3 g H,0; im letzteren Falle (40°, Wind, Nackt) = 14,1 Kal. 
aus 23,5 g H s O pro Stunde. (Pro cbm eingeatmet 16,6, ausgeatmet 44,7 g H,0; 

28.1 X 0,8358 = 23,5 g H a O/St.; 0,6 X 23,5 = 14,1 Kal./St.) 

2) 100 : 150, oder absolut 595,2 : 894,0. Der Wärme Verlust aus Atmung 
betrug: Im ersteren Falle (20°, Windstille, Nackt) = 16,1 Kal./St., wovon 

13.1 Kal. auf 21,8 g Wasserverdampfung und 3,0 Kal./St. auf Erwärmung der 
Atmungsluft trafen; im letzteren Falle (20°, Wind, Nackt) = 24,3 Kal./St., 
wovon 19,7 Kal. auf 32,8 g Wasserverdampfung und 4,6 Kal./St. auf Erwär¬ 
mung der Atmungsluft trafen. (1 cbm Luft von 20° auf 37° = 17 X 0,3 
= 5,1 Kal.; 0,894 X 5,1 = 4,6 Kal./St.) 

3) 100 : 110, oder absolut 612,9 : 674,4. Der Wärmeverlust aus Atmung 
betrug: Im ersteren Falle (30°, Windstille, Bekleidet) gesamt 15,1 Kal./St. 
= 1,4 Kal. aus 0,6129 cbm Lufterwärmung von 30° auf 37,5°, -)- 13,7 Kal. aus 

Archiv für HyKiene. Bd. XUII. 3 


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34 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


auch beim Sinken der Temperatur auf 20°, was bereits leichtere 
Kältesymptome (Gänsehaut) nach sich zog, jedoch nur bei Auf¬ 
enthalt im Wind. Bei 15° war es im Wind bitter kalt, die Ver¬ 
suchsperson zitterte, während es bei der gleichen Temperatur in 
unbewegter Luft nicht zu kalt war; die Atmungsgröfsen in Wind¬ 
stille und Wind verhielten sich wie 100 : 131. 1 ) 

Ebenso wird ganz allgemein, sobald es infolge irgend welcher 
physikalischer Zustände zu Muskelkontraktionen in ausgedehn¬ 
terem Mafse kommt, eine Steigerung der Atmungsgröfse zu er¬ 
warten sein. 

Die Atmungsgröfsen des Bekleideten und des Nackten in 
ruhender Luft (s. oben unter 12.—16.), verhielten sich bei 15° 
wie 100: 109; dem Bekleideten war es bei 15°, wie soeben er¬ 
wähnt, nicht zu kalt, aber beim Nackten stellten sich nicht 
selten jene »Gänsehaut* benannten spastischen Kontraktionen 
der Musculi arrectores pili im Gebiet gröfserer Hautbezirke ein. 
Und als bei 12° den Bekleideten immer noch keine Gänsehaut 
überlief, beim Nackten sich jedoch ein starkes Frieren durch 
Kontraktionen der grofsen Arm- und Bein-, auch der Kaumuskeln 
äufserte, stieg das gleiche Verhältnis auf 100 : 126. Aber die 
Atmungsgröfsen im bekleideten und nackten Zustand waren 
ganz die gleichen (annähernd 100 : 100) bei 20° und höher, 
soweit nach Lage der Versuchsbedingungen keine Überwärmung 
drohte. 

Dafs von einem Ablegen der Kleidung in ruhender (Zimmer-) 
Luft wesentlich weniger Effekt zu erwarten ist, als von einem 
Aufsuchen bewegter Luft (8 m/Sek.) in Kleidung, wird durch 

22,8 g Wasserverdampfung; im letzteren Falle (30°, Wind, Bekleidet) gesamt 

16.6 Kal./St. = 1,5 Kal. aus 0,6744 cbm Lufterwärmung -f- 15,1 Kal. aus 25,1 g 
Wasserverdampfung. 

1) 100 : 131, oder absolut 732,5 : 959,2. Der Wärmeverlust aus Atmung 
betrug: Im ersteren Falle (15°, Windstille, Bekleidet) gesamt 20,0 Kal./St. 
= 4,6 Kal. aus 0,7325 cbm Lufterwärmung von 15° auf 36°, 4 15,4 Kal. aus 

25.6 g Wasserverdampfung; im letzteren Falle (15°, Wind, Bekleidet) gesamt 
26,2 Kal./St. = 6,0 Kal. aus 0,9592 cbm Lufterwärmung -f- 20,2 Kal. aus 33,6 g 
Wasserverdampfung (Pro cbm g H 2 0 maximal: 41,4 bei 36° und 12,8 bei 15°; 
da Einatemluft rund 50°/o r. F., so abgegeben 41,4 — (12,8 : 2) = 35,0 g H,0/cbm; 
0,7325 X 35,0 = 25,6 g H 2 0/St.; 0,6 X ‘25,6 = 15,4 Kal./St.) 


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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 


35 


mehrere Versuchsmittel dargethan (s. oben unter 19.—21.). Das 
Atmungsbedürfnis des Nackten war unter solchen Umständen um 
rund 10°/ 0 gegen den Luftbedarf des Bekleideten vermindert. 

Die Atmungsgröfsen des »Nackten ohne Wind« und des 
»Bekleideten mit Wind« verhielten sich: 

Bei 35°, wie 88 : 100, der Nackte schwitzte mehr; 

» 20°, » 92 : 100, » » fror weniger; 

» 15°, » 90: 100, » » fror viel weniger. 

Der Aufenthalt in bewegter Luft veranlafste begreiflicher¬ 
weise den Nackten zu einer, in höherem Mafse gesteigerten 
Atmung, als den Bekleideten (s. oben unter 17.—18.). Die 
Atmungsgröfsen des »Bekleideten mit Wind« und »Nackten mit 
Wind« verhielten sich bei 20° wie 100 : 112; der Nackte zitterte 
und schüttelte sich vor Frost, während der Bekleidete nur von 
Gänsehaut befallen wurde. 

Bei 15° vollends fror der Nackte im Wind natürlich noch 
erheblich stärker als bei 20°. Da hiermit das Verhalten des 
Bekleideten in nicht bewegter Luft verglichen wurde (s. oben 
unter 22.), erwies sich die Atemgröfse des Nackten im Verhältnis 
von 100 : 122 gesteigert, oder absolut von 827,1 auf 1009,5. 
Hierbei ergab sich das Folgende aus der Analyse der Ausatmungs¬ 
luft (s. Generaltabelle unter Nr. 115—117): 

Der Nackte lieferte im Wind 57,3 g C0 2 stündlich, seine 
Sauerstoffaufnahme betrug 51,9 g stündlich, der respiratorische 
Quotient war 0,81. Der Bekleidete lieferte bei Windstille nur 
31,6 g C0 2 stündlich, nahm nur 26,6 g Sauerstoff auf, und der 
respiratorische Quotient stellte sich auf 0,86. Durch das Ab¬ 
legen der Kleidung und Einschalten des Windes wurde also 
relativ die Kohlensäurebildung von 100 auf 181, die Sauerstoff¬ 
aufnahme von 100 auf 195 gesteigert und der respiratorische 
Quotient bewegte sich von 0,86 auf 0,81. 

Zum Vergleich hiermit sind in der folgenden kleinen Tabelle 
die entsprechenden Beobachtungsresultate von Versuchen, die 
Zuntz mit Hilfe A. Loewys 1 ) an sich selbst in protrahierten 

1) A. Loewy in Pflügers Archiv, Bd. 46, S. 180—014 

3 * 


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36' Über den Einflurs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 

kalten Bädern angestellt hat, wiedergegeben. Die Zahlen wurden 
auf die gleichen Einheiten wie oben umgerechnet; im Original 
sind die Einzelresultate, aus welchen hier (unter I, II, III) Mittel¬ 
werte gebildet sind, in ccm pro Minute sowohl für die Atmungs- 
gröfse wie für die Kohlensäurebildung und die Sauerstoffauf¬ 
nahme angegeben. 



Atmungs- j Atmungs- 1 Gramm/St. 
Empfindung j Gröfse, j Frequenz 

0 , 


Liter/St. I| pro Min. I CO, 


Behaglich warm || 
(anfangs heifs) 
Kaltes Bad || Etwas kühl, 

|| aber kein Zittern 
Sehr kalt; j| 
protrahiert |j Zittern der Arme, |. 

II Oberschenkel, , 
'Kaumuskeln u.s.w 


III | Kaltes Bad 


307 


267 


740 


8-9 

8-9 

7—9 


21,7 

19,2 


1 Resp. 
;; Quot. 


21,1 ; 0,76 

5 

21,4 i| 0,66 


35,8 j 37,3 0,70 


In I handelte es sich um Versuche während eines einstün- 
digen Aufenthaltes in Wasser von 36°; in II um Versuche nach 
viertelstündigem, unmittelbar an das warme Bad angeschlossenen 
Aufenthalt in Wasser von 25°; in III um Versuche nach einem, 
1—1 */ 4 Stunden weiter fortgesetzten Aufenthalt in dem Wasser 
von 25°. Beim Einsteigen in das warme Bad wurde Wärme 
empfunden, beim Darinsitzen Hitze, die jedoch sofort einem be¬ 
haglichen Wärmegefühl wich. Im kalten Bad war ein unan¬ 
genehmes Kältegefühl die erste Empfindung, die schnell vorüber¬ 
ging und schon nach 6 Minuten einem Gefühl behaglicher Kühle 
Platz gemacht hatte. Erst 20 Minuten nach dem Einsteigen 
machte sich eine leichte Steifigkeit in den Kiefern u. s. w. be¬ 
merkbar, auch Zitterneigung stellte sich allmählich ein, doch erst 
nach 1 Stunde etwa war das Zittern nicht mehr unterdrückbar. 

Durch die Fortsetzung des kalten Bades bis zum Auftreten 
unwillkürlicher Muskelkontraktionen wurden also gesteigert: 
Atmungsgröfse . . von 267 auf 740 (= 100 : 277) 

Kohlensäurebildung » 19,2 » 35,8 (= 100:186) 

Sauerstoffverbrauch » 21,4 > 37,3 (= 100:174). 


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37 


Demnach waren Kohlensäurebildung und Sauerstoffverbrauch 
durch Entkleiden -f- Wind fast genau ebenso, wie durch das 
protrahierte kalte Bad beeinflufst worden. 

Es mag nebenher von Interesse sein, die normale Kohlen- 
sfturebildung meiner Versuchsperson in den vorerwähnten Ver¬ 
suchen (Nr. 116 u. 117) mit einigen anderen Normalbefunden 
zusammenzustellen. 

An Kohlensäure produzierten pro Stunde: 

37,3 g C0 2 (= ca. 18,6 1) Speck in neueren Versuchen 1 ) 

31.6 » C0 2 (= * 15,8 1) Versuchsperson Behr. bei 15 02 ) 

24,1 » C0 2 (= > 12,01) Versuchsperson Bretschn. bei 15—20° 3 ) 

21.7 > C0 2 (= » 10,8 1) Professor Zuntz bei 16 0 4 ). 

Hierbei hängt der etw T as hohe C0 2 -Wert meiner neuerlichen 
Versuchsperson (Behr.) offenbar mit deren aufsergewöhnlich starkem 
Lungenluftwechsel zusammen. Dafs verminderter Luftwechsel im 
allgemeinen eine Abnahme der absoluten Kohlensäureausscheidung 
bedingt, ist ja durch die Versuche von Vierordt, Becher 
u. a. seit lange bekannt. 

Was nun die Einwirkung des Windes auf die Kohlensäure¬ 
bildung des Bekleideten betrifft, die naturgemäfs geringer aus- 
fallen mufs, so kann diese Frage nach meinen früheren Versuchen 
als erledigt gelten. Darnach steht beispielsweise bei 15—20° 
(siehe Tabelle auf Seiten 22) eine Mehrbildung von etwa 20 °/ 0 
C0 2 auf Rechnung der bewegten Luft in Aussicht. Aber ich 
habe doch die Gelegenheit benutzt, um nach der Zuntz sehen 
Methode, zumal hiernach auch der Sauerstoffverbrauch mit Sicher¬ 
heit zu ermitteln war, eine Wiederholung anzuschliefsen. 

1) Carl Speck, Arch. f. wiss. Heilk. III, S. 318 (342). Citiert nach 
Hermanns Handbuch der Physiologie, Bd. 4, Teil II, bearbeitet von Zuntz 
(S. 114). Es handelt sich um normale Versuche. 

2) Behr. Körpergewicht 61 kg. Die Versuche fanden mehrere Stunden 
nach dem Frühstück statt. Die Versuchsperson sitzt auf Stuhl. 

3) Bretschn. Körpergewicht 57 kg. Die Versuche fanden ebenfalls einige 
Stunden nach dem Frühstück statt. Die Versuchsperson sitzt auf Stuhl. 

4) Körpergewicht 66 kg Versuche im Liegen auf Ledersopha. 
21,7 g CO, ist hier das Mittel aus sieben Vormittagsversuchen (war auch 
oben das Mittel aus mehreren Badeversuchen) Berechnet nach Angaben 
Loewyg a.a. O. 


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38 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


Versuch 113 (Bekleidet mit Wind) hatte für 18° eine Atmungs¬ 
gröfse von 1070,1 ergeben, Versuch 114 (Bekleidet ohne Wind) 
eine solche von 943,8, die Atmungsgröfse war durch den Wind 
also im Verhältnis von 100: 113 erhöht worden. Die C0 2 -Bildung 
betrug ohne Wind 36,9 g/St., mit Wind 44,0 g/St.; die Sauerstoff¬ 
aufnahme ohne Wind 31,0 g/St., mit Wind 37,4 g/St. Durch den 
Wind erhöhten sich also die Kohlensäurebildung im Verhältnis 
von 100: 119,2 und der Sauerstoffverbrauch fast ebenso, näm¬ 
lich wie 100 : 120,6; infolge dieses Parallelgehens veränderte sich 
der respiratorische Quotient unter dem Einflufs des Windes 
so gut wie gar nicht: er betrug 0,87 ohne Wind und 0,86 mit 
Wind. 

Der neuerliche Nachweis einer, unter dem Einflufs des Windes 
von 8 m Geschwindigkeit, um rund 20°/ 0 gesteigerten Kohlen¬ 
säurebildung deckt sich somit vollkommen mit meiner früheren, 
auf Respirationsversuche an Pettenkofers Apparat gestützten 
Angabe. 

Aus allem dem ist ersichtlich, dafs es sich in den Fällen, 
wo eine unter dem Einflufs des Windes gesteigerte Atmungs¬ 
gröfse auf ein gesteigertes Kältegefühl, welches mit, wenn auch 
geringgradigen Muskelkontraktionen (Cutis anserina) verbunden 
ist, zurückgeführt werden mufs, keineswegs um eine blofse Steige¬ 
rung der Lungenventilation, sondern gleichzeitig um eine lebhafte 
Anfachung der Stoffzersetzung handelt. 

Wir haben aber oben gesehen, dafs auch bei hoher Luft¬ 
temperatur unter dem Einflufs des Windes die Atmungsgröfse 
steigt. Und es fragt sich, wie die Erhöhung der Atmungsgröfse 
hier zu erklären sei. 

Es kann zunächst keinem Zweifel unterliegen, dafs bei den 
hier in Betracht kommenden höheren Temperaturen unter dem 
Einflufs des Windes keine wesentlich vermehrte Kohlensäure¬ 
bildung erfolgt. Ein vermehrter Sauerstoffbedarf besteht also 
kaum. Bei 25—30°, und auch bei 30—35°, hatte die Versuchs¬ 
person Bretschn. sogar entschieden weniger Kohlensäure im 
Wind gebildet (siehe Tabelle S. 22) und erst gegen 40° war eine 
geringfügige Erhöhung der Kohlensäurebildung eingetreten. Aber 


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39 


schon bei 30° Bekleidet, und entsprechend bei 35° Nackt, zeigte 
sich in den vorliegenden Versuchen die Atmungsgröfse bei Aufent¬ 
halt in bewegter Luft wesentlich gesteigert (100 : 110, bezw. 
100 : 111 ). 

Sicherlich wird daher durch die Steigerung der Atmungs¬ 
gröfse im Wind bei höheren Temperaturen nichts weiter als eine, 
physiologisch nicht weiter bedeutsame Erhöhung der Lungen¬ 
ventilation bewirkt; ihr Zustandekommen dürfte als ein reflek¬ 
torischer Vorgang, welcher durch die Abkühlung der Haut ver- 
anlafst wird, zu deuten sein. Man kann diesen gesteigerten 
Luftwechsel immerhin auch vom wärmephysiologischen Stand¬ 
punkt als eine Art Hilfsaktion des Körpers, untergeordneter Art 
freilich, auffassen, welche principiell, insbesondere durch gesteigerte 
Verdampfung aus Atmung, einer Entwärmung Vorschub leistet, 
wo Überwärmung in Aussicht steht. Vom hygienischen Stand¬ 
punkt ist zudem jedes Mittel, wodurch, zumal bei höherer Tempe¬ 
ratur, eine Erhöhung der Lungenventilation herbeigeführt wird, 
aus dem Grunde als eine zweckdienliche Einrichtung anzusehen, 
weil sich in der besser gelüfteten Lunge weniger leicht Infektions¬ 
keime, insbesondere auch der Tuberkelbacillus, festsetzen werden. 
Ferner kommt vielleicht therapeutisch in Betracht, dafs eine ver¬ 
mehrte Lungenventilation bei chronischen Herzkrankheiten eine 
günstige Wirkung verspricht. Winternitz sah in Kohlensäure¬ 
bädern die Atmungsgröfse um ungefähr 20 °/ 0 (300 : 360) ansteigen, 
wobei ebenfalls keine erhebliche Oxydationssteigerung eintrat 1 ), 
meint jedoch gleichwohl in dieser Hinsicht: Die Vermehrung der 
Atemgröfse im Kohlensäurebad, die im wesentlichen durch Zu¬ 
nahme der Atemtiefe erfolgt, kann nicht ohne Einflufs sein auf 
die Cirkulationsverhältnisse der intrathorakalen Gefäfse, vor allem 
der Venen, und zwar insbesondere auf den inspiratorischen Zu- 
flufs des venösen Blutes zum Herzen und die Gröfse der Diastole. 

1) Hugo Winternitz, Über die Wirkung verschiedener Bäder (Sand¬ 
bäder, Solbäder, Kohlensäurebäder u. s. w.) insbesondere auf den Gaswechsel. 
Habilitationsschrift, Halle 1902, S. 23 und 31. — Tn den Kohlensäurebädern 
war die ausgeatmete Kohlensäuremenge in weit höherem Mafse als der Sauer¬ 
stoffverbrauch gesteigert und der respiratorische Quotient stieg daher von 
0,8 auf 1,0 und über 1,0. 


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40 Ober den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


Was die Atmungsfrequenz anlangt, so war dieselbe 
meistens wohl ebenfalls erhöht in denjenigen meiner Windver¬ 
suche, welche, den Versuchen in Windstille gegenüber, eine 
höhere Atmungsgröfse ergaben. Jedoch erwies sich durchschnitt¬ 
lich die Atmungsgröfse weit stärker, als die Frequenz gesteigert. 
Wo daher der Wind die Atmung überhaupt beeinflufst (steigert), 
nimmt in der Regel die Tiefe der Atmung erheblich zu. 
Beispielsweise verhalten sich in den Versuchen Nr. 110 (Wind¬ 
stille bei 16°) und Nr. 112 (Wind bei 16°) die Atmungsgröfsen 
wie 100 : 129, die Atmungsfrequenzen nur wie 100 : 114; in 
Nr. 103 und Nr. 104, bei 20°, erstere bezw. wie 100 : 116, letztere 
nur wie 100: 108; in Nr. 107 und 108 (bei 16° Bekleidet und 
Nackt) die Atmungsgröfsen wie 100 : 112 und die Frequenzen 
dagegen wie 100 : 100 u. s. w. Weitergehende Angaben über 
die Steigerung der Tiefe der Atemzüge unter dem Einflufs des 
Windes zu machen, bin ich nicht in der Lage, da ich mich an¬ 
fänglich mit der Messung der Atmungsgröfse begnügen wollte und 
erst von Versuch Nr. 76 ab die Atemzüge häufiger notiert habe. 

Die Vergleichsversuche in trockener Luft und feuchter 
Luft (Nr. 95—112) sollten lediglich der Ermittelung der Frage 
dienen, ob die Luftfeuchtigkeit in den vorausgegangenen Vergleichs¬ 
versuchen die Resultate trüben konnte. Hierbei hat sich als zweifel¬ 
los herausgestellt, dafs die Atmungsgröfse in feuchter Luft stets 
höher als in trockener, unter Umständen ganz wesentlich höher 
war. Doch wurden grofse Unterschiede nur durch aufserordent- 
lich beträchtliche Änderungen der Luftfeuchtigkeit erzielt. Im 
Mittel aller dieser Versuche liefs sich durch eine künstliche 
Steigerung der Luftfeuchtigkeit um etwa 50 °/ 0 relativer Feuchtig¬ 
keit (von etwa 30 auf 80 °/ 0 r. F.) eine Steigerung der Atmungs¬ 
gröfse um etwa 10% erreichen. Da aber die Versuche, welche 
zu Vergleichen der Atmungsgröfsen in bewegter und unbewegter 
Luft herangezogen wurden, kaum mehr als um 5% r. F. und 
die meisten noch erheblich weniger differieren, so war der Fehler 
hieraus äufserst gering; er betrug höchstens 1% der Atmungs¬ 
gröfsen und beeinträchtigte somit die oben gezogenen Schlüsse 
in keiner Weise. 


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41 


Beiläufig sei bemerkt, dafs die Atmungsfrequenz des Nackten 1 ) 
anscheinend gesetzmäfsig, ungeachtet einer erheblichen Steigerung 
der Atmungsgröfse 2 ), in feuchter Luft sogar geringer war als in 
trockener. Unter solchen Umständen mufs, eben durch die Ver¬ 
langsamung der Atmung, die Tiefe der einzelnen Atemzüge un¬ 
gewöhnlich grofs werden. 

Von Interesse sind noch aus der gleichen Versuchsreihe die 
Angaben, welche die Versuchsperson über ihre Empfindungen 
machte: Bei 20° in unbewegter Luft merkte der Mann bekleidet 
keinen Unterschied im Wärmegefühl zwischen trockener und 
feuchter Luft; im Wind kam ihm bei 20° die trockene Luft 
kälter als die feuchte vor; bei 15° in unbewegter Luft hielt er 
im Gegenteil die feuchte Luft für kälter als die trockene. Da¬ 
bei waren die Atmungsgröfsen durchweg in feuchter Luft gröfser 
als in trockener (100 : 118, 100 : 105, 100 : 120). Nackt hingegen 
erklärte er stets die feuchtere Luft für die kältere, sowohl bei 
15° ohne Wind (Atmungsgröfsen 100 : 115), als bei 25° mit Wind 
(Atmungsgröfsen 100 : 108) und bei 20° mit Wind (Atmungs¬ 
gröfsen 100 : 107). 

Nach diesen Ausführungen dürfte sich der gegenwärtige 
Stand unseres Wissens über die Beeinflussung des menschlichen 
Organismus durch bewegte Luft, soweit experimentell begründet, 
im wesentlichen wie folgt zusammenfassen lassen: 

1. Gibt sich die Wirkung des Windes durch, wenn auch 
geringgradigste Kältesymptome (Gänsehaut u. s. w.) zu erkennen, 
so sind Atmungsgröfse sowohl, wie Kohlensäurebildung nebst 
Sauerstoffverbrauch, auch die Wasserdampfabgabe aus Respiration 
bedeutend höher als bei Windstille. 

2. Unter mittleren Verhältnissen, wo man bewegte und un¬ 
bewegte Luft unterschiedslos für die Wärmeempfindung hinnimmt, 
werden Atmungsgröfse und Kohlensäurebildung durch den Wind 
nicht beeinflufst, die Wasserdampfabgabe (aus Perspiration) jedoch 
bedeutend durch den Wind herabgesetzt. 

1) 100 : 75, 100 : 90, 100 : 67 die Atmungsfrequenzen (Trocken : Feucht). 

2) 100 : 115, 100 : 108, 100 : 107 die Atmungsgröfsen (Trocken : Feucht). 


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42 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 


3. In solchen Fällen (höhere Temperaturen, etwa 30° und 
mehr), wo bewegte Luft als eine Annehmlichkeit empfunden 
wird, ist die Atmungsgröfse durch den Wind gesteigert, die 
Kohlensäurebildung etwas herabgesetzt, die Wasserdampfabgabe 
(aus Perspiration) bedeutend durch den Wind herabgesetzt. 

4. Bei extrem hohen Temperaturen (Luft wärmer als der 
Körper) sind Atmungsgröfse, auch Kohlensäurebildung in be¬ 
wegter Luft höher als in ruhender Luft, die Wasserdampfabgabe 
(aus Perspiration) in bewegter Luft bedeutend höher als in ruhen¬ 
der Luft. 


(Folgt Generaltabelle S. 43—48.) 


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Generaltabelle. 


43 



Tag 

1902 

Luft 

Ohne 

Bekl. Atmungs¬ 

Nr. 

Temp. 

Feucht. 

oder 

mit 

Wind 

oder 1 gröfse, 
nackt Stundenliter 



Grad 

% 



1 

13. n. 

29,0 

— 

Ohne 

Bekl. 630,6 

2 

» 

30,0 

— 

Mit 

» 783,3 

3 

> 

29,5 

— 

> 

» 592,8 

4 

» 

28,6 

— 

Ohne 

» 576,0 

8 

14.11. 

39,7 

8 

Mit 

» 763,5 

(396,0 + 367,5) 

9 

> 

36,4 

13 

Ohne 

» i 712,5 

(346,5 + 366,0) 

10 

> 

32,8 

17 

Mit 

» 831,9 

(420,0 + 411,9) 

11 

15. n. 

38,0 

13 

> 

» 684,0 

(327,0 + 357,0) 

12 

» 

i 39,3 

28 

Ohne 

» 662,1 
i (321,0 + 341,1) 

13 

» 

39,0 

15 

» 

» 740,4 

(341,4 + 399,0) 

14 

> 

39,4 

19 

Mit 

» 792,3 

(391,5 + 400,8) 

151 

17. H. 

10,7 

40 

Ohne 

» 546,0 

(282,0 + 264,0) 

16 

> 

16,5 

41 

» 

» 589,5 

(289,5+300,0)' 

17 

» 

16,6 

43 

! Mit 

» 661,5 

(328,5 + 333,0) l| 

18 

» 

20,2 

28 

1 Ohne 

» 625,2 

(291,0 + 334,2) 

19 1 

> 

20,4 

34 

Mit 

» 684,0 

(327,0 + 357,0) 

20 

» 

25,5 

, 

24 

Ohne 

» 577,5 

1(265,5+312,0) 

21 1 

» 

25,5 i 

28 

Mit 

» 639,0 

1 (306,0+333,0) 1 

22 

> 

30,3 

24 

Ohne 

» 612,9 

(288,0 + 324,9) , 

23 

* 

30,4 

26 

, Mit 

> 674,4 

(316,8+357,6) 

24 

! 18. U- 

1 

22,6 

26 

Ohne 

» 656,4 

(306,0 + 350,4)' 

25 

> 

22,4 

30 

Mit 

» 790,5 

(380,1 + 410,4) 

26 

> 

23,8 

29 

Ohne 

» 782,1 

(377,1+405,0)|! 

27 

> 

23,9 

1 

29 

Mit 

1 

» 782,1 

(378,0 + 404,1) ü 


Bemerkungen 


Durchweg kein Schweifs. 
MittlereAtinungsgröfseauB 
Nr. 1 u. 4 (Temp. 28,8°) = 
603,3; aus 2 u. 3 (Temp. 
29,7°) = 688,0. 


Ziemlich viel 
Schweifs 

Schweifs wie 
vor, vielleicht 
mehr. 
Wenig 
Schweifs. 
Mäfsig 
Schweifs. 
Viel 

Schweifs. 

Viel 

Schweifs. 
Viel Schweifs 
wie vor. 


Mittlere At- 
mungsgröfse 
aus Nr. 8 u. 10 
(Temp. 36,3°) 
= 797,7. 

Mittlere At- 
mungsgröfse 
ausNr.ll u.14 
(Temp. 38,7°) 
= 7öK,2; 
aus 12 u. 13 
{Temp. 39,1°) 
= 701,3. 


Sehr kalt, zuweilen Zittern. 

»Gerade kalt genug.« 

»Mächtig kalt«, kälter als in 
Nr. 15 ohne Wind bei 10,7°. 


Kälter als in Nr. 16 ohne 
Wind bei 16,5°. 

»Gerade gut so«. 

Frösteln. 

Kein Schweifs. 

Angenehmer als zuvor. 

Annehmbar warm. 

Unangenehm kalt. (Gänse¬ 
haut.) 

Annehmbar warm. 

Etwas kühl. (Doch keine 
Gänsehaut.) 


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44 Über den Einfiufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 



Tag 

1902 

1 Luft 

Ohne 

Bekl. 

Atmung»' 

Nr. 

a 

H 

Feucht. 

oder 
mit 
Wind 1 

oder 

nackt 

gröfse, 

Stundenliter 



Grad 

°/o 




28 

19. n. 

24,4 

26 

Ohne 

Bekl. 

600,9 

(300,0 +300,9) 

29 


24,4 

28 

Mit 

> 

586,8 

(289,5+297,3) 

30 


21,9 

30 

Ohne 

9 

642,3 

(309,0 + 333,3) 

31 


21,9 

30 

Mit 

9 

681,9 

(338,4 + 343,5) 

31a 

*20. II. 

34,2 

26 

Ohne 

Nackt 

684,0 

(319,5+364,5) 

32 


35,0 

32 

Mit 

9 

771,0 

(384,0+387,0) 

33 


34,6 

30 

Ohne 

Bekl. 

720,0 

(349,5+370,5) 

34 

» 

35,6 

32 

Mit 

> 

725,4 1 

(345,0+380,4) 

35 


36,3 

32 

Ohne 

Nackt 

639,0 

(294,0+ 346,0) 

36 


37,1 

33 

Mit 

9 

697,8 

(350,4 + 347,4) 

37 

2i. n. 

39,1 

29 

Ohne 

9 

600,0 

(267,0 +333,0) 

38 

1 * 

! 

139,5 

37 

Mit 

9 

841,5 

1(430,5+411,0) 

39 

j * 

40,4 

37 

Ohne 

i 9 

774,0 

(363,0 + 411,0)| 

40 

122. II. 1 

40,4 

\ 

30 

Mit 

| 9 

830,1 

(401,1 +429,0) 

41 


1 30,9 

1 

26 

Ohne I 

* 1 

9 

699,6 

(335,1+364,5) 

42 

43 1 


, 30,9 

I 

26 

Mit 

1 l 

1 * 

| 

709,2 

(359,7+349,5) 


> 1 

31,0 

24 

Ohne 

i 

1 

9 

708,3 1 

(332,1+376,2)' 

44 


30,5 

1 

25 

i 

Mit 

9 

753,6 ; 

(382,8 + 370,8)! 

45 

124. II. | 

1 

' 35,4 

l 

25 

Ohne 

9 

! 

705,6 

(335,1 + 370,5) 

46 

! ? 

34,0 

24 

l 

> 1 

Bekl. 

1 733,5 | 

(347,1+386,4) 

47 

i 

, ! 

i 

33,5 

26 

> 1 

i Nackt 

679,5 

1(339,0 + 340,5) : 

48 

l ’ i 

i i 

i 35,0 

1 

24 

1 1 

i ; 

i 

Bekl. 

i 

! 651,0 1 

'(316,5 + 334,5)! 


ii 


Bemerkungen 


Windstille wohl etwas an¬ 
genehmer als Wind. 


Windstille bedeutend an¬ 
genehmer als Wind. 

Wind angenehmer; ohne 
Wind etwas, jedoch ganz 
wenig Schweifs, mit Wind 
kein Schweifs. 

Ziemlich viel Schweifs; war 
ohne Wind nackt angenehmer. 


Empfindungen wie in Nr. 31 a 
u. 32. Mittlere Atmungsgröfse 
in Nr. 31a u. 35 (35,2«) = 651,5; 
aus 32 u. 86 (36,0°) = 734,4. 


Wind angenehm, als Wind¬ 
stille ; ohne Wind sehr viel 
mehr Schweifs. Mittlere 
Atmungsgröfse aus Nr. 37 
u. 39 (Temp. 39,8°) = 687,0; 
aus Nr. 38u.40(Temp. 40,0*) 
= 835,8. 


Wind angenehmer; ohne 
Wind etwas warm, aber 
kein Schw r eifs. 

Empfindungen wie zuvor. 
Mittlere Atmungsgröfse in 
41 u. 43 (30,9°) = 704,0; in 
42 u. 44 (30,7°) = 731,4. 


Durchweg sehr wenig 
Schweifs. Mittl. Atmungs¬ 
gröfse aus Nr. 45 und 47 
(Temp. 34,5 °) = 692,6, aus 
46 u. 48 (Temp. 34,5°) = 
692,3. 


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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 


45 


Luft | Ohne 


Nr. 

lag 

1902 

i 

Terap. 

TI 

5 1 
** 1 



Grad 

% 1 

49 

24. U. 

28,1 

23 

50 

> 

24,9 

25 

51 

* 

22,9 

25 

i 

251 

52 

» 

26,1 

53 

i 25. n . 

21,0 

28 1 

1 

54 

» 

120,7 

1 

27 1 

' 1 

55 

1 , 

19,6 

261 

56 

i > 

20,0 

26 j 

1 

57 

• 

20,3 

28 

58 

• 

20,2 

30 

59 

26.11 | 

15,7 

39 1 

i 

60 

1 

» : 

15,1 

<Ji 

CO 

61 

i * 

15,1 

| 

39 

62 

* » 

15,7 

39 

63 

> 

15,5 

39 

“ i 

' i 

i * i 

15,5 

, 

391 

651 

i i 

> 

i 

| 

! 15,4 

39 

66 1 

I 

i 

» i 

i j 

15,4 

39 1 

1 

67, 

! 27. II 

19,4 

1 

37 

- 

42 

681; » ' 

19,6 

69 

1 

> 

20,1 

1 

70 

> 

20,1 

43 1 


Bekl. || Atmungs¬ 
oder l| gröfse, 

,3 11 Wind ;| nackt ij Stundenliter 


mit 


Bemerkungen 


Ohne I Nackt 


676,9 

(323,4 + 355,5) 


Durchweg keine Kälte¬ 
empfindung. Mittlere 
Atmungsgröfse aus Nr. 49 
u. 51 (Temp. 25,5°) = 677,3, 
aus 50 u. 52 (Temp. 25,5°) 
= 681,8. 


Bekl. 670,5 

11(319,5+351,0)" 

Nackt 675,6 I 1 
|| (344,1 +331,5) i 
Bekl. 693,0 |! 

jj (325,5+367,5) | 

Nackt II 635,1 i Etwas 
(306,0+329,1)' kühl. 

Bekl. d 646,8 Nicht zu 
ii (328,8+318,0)11 kühl. 

Nackt || 634,2 || Etwas 

: (315,6 + 318,6)| kühl. 

Bekl. |j 640,5 j Nicht zu 
(307,5 + 333,0) kühl. 

» 718,8 Etwas 

P (351,0 + 367,8) gefroren. 

» || 680,4 Etwas 

| (332,4 +348,0) gefroren. 

Ohne |i Nackt jj 742,2 j] Etwas Frieren 
1 (365,4+376,8) | 

Bekl. j| 800,0 |i Kein Frieren. 

|| (426,0 + 374,0) ,| 

697,2 


Mittl. Atmungs- 
gröfse aus Nr. 53 
u. 55 (20,3°) = 
634,7; aus Nr. 54 
u. 56 (20,3°) = 
643,6. 

Mittl. Atmungs¬ 
gröfse aus Nr. 57 
u. 58 (20,3°) = 
700,0. 


Nackt 

Bekl 


jl Frieren 

(367,8 + 329,4) 


Frieren. 
Starkes \ 


591,0 || Kein 

(297,6-f 293,4) 1 Frieren. 

. il 607,5 II Kein 

i (297,0 + 310,5) |j Frieren. 

Nacktll 844,5 | Recht stark. 

I (444,6 + 399,9) 

Bekl. | 1072,2 

(557,4+514,8) , 

939.9 Starkes 
(519,0 + 420,9)' 

564.9 jl Kein 
(288,6 + 276,3)jj Frieren. 

597,0 j| Wärmer 
(^287,1 +309,9) als in 67. 

625.5 !| Kein 

(321,0 + 304,5)' Frieren. 

622.5 | Kein 

(301,5 + 321,0) Frieren. 


Bekl. 

Nackt 

Bekl. 


Mittl. Atmungs¬ 
gröfse aus Nr. 61 
u. 64 = 770,9; 
aus Nr. 62 u. 63 
= 599,3. 

Mittl. Atmungs¬ 
gröfse aus Nr. 65 
u. 66 = 1006,1. 

Mittl. Atmungs¬ 
gröfse aus Nr. 67 
u. 69 (19,8°) = 
595,2; aus Nr. 68 
u. 70 (19,8°) = 
609,8. 


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46 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen. 



Tag 

1902 

Luft 

Ohne 

Bekl. 

| Atmungs¬ 
gröfse, 
Stundenliter 1 

Nr. 

d 

LU 

Feucht. 

oder 

mit 

Wind 

oder 

nackt 



Grad 

% 



< 

71 

27.11. 

20,2 

43 

Mit 

Bekl. 

675,0 

1(347,1+327,9) 

72 

> 

, 

20,4 

42 

> 

Nackt 

759,0 

; (373,6+ 385,5) 

73 

> 

19,3 

40 

> 

Bekl. 

674,7 

1(326,1 + 348.6) 

74 

■ 

19,4 

88 

, 

Nackt 

1029,0 

(510,0 + 519,0) 

75 

,28.11. 

16,6 

46 

Ohne 

> 

591,6 

(293,7 + 297,9) 

76 

> 

16,2 

45 

> 

Bekl 

594,0 i 

(297,0 + 297,0) 

77 

» 

i 

16,2 

47 

> 

Nackt 

695,1 

(336,0 + 359,1)! 

78 

> 

16,6 

47 

> 

Bekl. 

682,5 

342,6 + 339,9' 

79 

» 

; i 

17,0 

49 

j Mit j 

1 ' 

■ 

i 

727,8 ! 

(376,8 4 351,0) 

80 

> 

16,5 

49 

1 * 

i , ' 

682,8 

«352,8 + 330,0) 

81 

> 

116,0 

i 

50 

> 

> 

I 

968,4 il 

(495,0 + 473,4):' 

82 

, » i 

r - 1 

15,7 

52; 

1 » 

> i 

i i 

1029,6 i 1 

(531,6+498,0)!' 

83 

1. TM. 

14,4 

i 

56 

i 

Ohne 

i 

Nackt 737,1 1 

| (336,6 -j- 400,5) 1 

84 

1 * ' 

14,2 

55 

> 

Bekl. 

821,7 | 

(423,0 + 398,7)1 

85 

> 

H.2 , 

i ! 

55 

> 

I 

Nackt 

1012,5 

(528,0 -1- 4*4,5 

86 

» 

! 13,8 

55 

> 

Bekl. 

924,6 

(445,8 + 478,8; 

87 

> 

13,9 

54 

! > 

Nackt 

1236,3 

(625,5 + 610,8) 

88 

1 

> 

13,6 

! 

55 

Mit 

Bekl. 

1 

1311,9 

(624,0 + 687,9), 


Bemerkungen 


Kein Frieren. 


Starkes Frieren, 
wie in 61 n. 64 

»Kaum« 

gefroren. 

Stärkeres Frie¬ 
ren als in Nr. 72. 

Keine besondere! 


Keine besondere 
Empfindung. 

18 Atemzüge p. Min 

Zuweilen etwas 
kalt. 

20 Atemzüge p. Min 

Keine besondere 
Empfindung. 

21 Atemzüge p. Min.,/ 

Zuweilen etwas 
kalt. 

23 Atemzuge p.Min. 

Zuweilen etwas 
kalt. 

20—21 Ateuiz. p. Min. 

Kälter als in 
Nr 79 u. 80. 

22— 24Atemz. p. Min. 

Kälter als in 
Nr 79 u. 80. 

23— 27Atemz.p. Min. 

Etwas kühl, Gänse¬ 
haut. 

16 22Atemz. p Min. 

-Gerade so richtig«. 
19 23 Atemzüge 
pro Min. 

Etw'as kühl, Gänse¬ 
haut. 

18—23Atemz p.Min. 

Etwas Gänsehaut. 

22Atemzuge p. Min. 

Kalt, Gänsehaut 
und Zittern. 

18 20Atemz.p. Min. 

Sehr kalt. (Kälter 
als zuvor.) 

-2.')Atemz p.Min.' 


•sh ■ 

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CO 

01 , 1-50 

§2 5 

I *& 


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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 


47 



Tag 

1902 

Luft j| Ohne 

Bekl. 1 

Atmungs¬ 

Nr. 

C. 

3 

ja 

V 

oder 

mit 

oder 

1 

gröfse, 


V 

H 

P 

£ 

Wind 

1 nackt 

Stundenliter 

_ 


Grad 

% 




89 

3.111. 

9,9 

63 

Ohne 

Bekl. 1 80 7 ,6 





1,(416,4+391,2) 

90 

> 

10,5 

66 

i 

'Nackt 

1143,6 

(564,0 4- 579,6) 

91 

> 

13,8 

65 

> 

i Bekl. 

975,9 





i 

1 l 

(463,2 + 512,7) 

92 

» 

13,8 

69 

Mit 

> 

1018,2 

(519,0 + 499,2) 

93 

> 

13,5 

65 

Ohne 

> ! 

946,8 





(1(471,0 + 475,8) 

94 

* 

13,9 

68 

» 

Nackt 

1149,3 

(592,8+556,5) 

95 

6. UI. 

25,5 

32 

Mit 

. 

946,8 





(456,0+490,8). 

96 

> 

25,0 

33 


* 1 

1005,0 





| 

(540,0+465,0) 

97 

> 1 

i 

25,0 

80 

> 

> 

• 

1163,4 

(624,0 + 539,4) 

98 

> 

24,4 

72 

9 

936,3 S 

i 

i 



(486,0 + 450,3) 


i 

8. III. 

21,4 

33 

> 

• 

1017,9 

i 

1 


i 

11(528,0+489,9)! 

1001 

1 

> < 

19,1 

36 

t 

* | 

, i 

1004,4 ! 

i 


1 

i 

(525,6+478,8)1 

101 1 

, 

20,6 

! 

83 

> 1 

. i 

1083,9 1 




1 

i 

i 

(558,0 +525,9) | 

102 

> 

20,6 

85 

1 i 

> 

> 

1071,3 



j 

i 

i 

Bekl. { 

(543,9 + 527,4) 

103 

10.111. 20,6 

241 

Ohne 

764,4 






1 

9 

(369,0+395,4)1 

104 

> 

20,1 

26 

Mit 

845,4 j 






1 

(435,3 + 410,1) 

105 

> 

19,2 

68 

Ohne 

. 

904,8 






(429,9+474,9)' 

106 

> 

20,5 

70 

Mit II > 

897,6 





1 

(464,1+433,5), 

107 

13.JI1. 

15,9 

35 

Ohne 

’ 

768,0 





(384,0 + 384,0) 

108 

> 

15,9 

341 


Nackt 

859,5 



i 



(442,8 + 416,7) 

i 


Bemerkungen 


Keine besondere Empfind. 

20— 24 Atemzüge pro Min. 

Sehr kalt (starkes Zittern, auch 
Schütteln). 23 —2 6 Atemzüge 
pro Minute. 

Keine besondere Empfind. 

23— 26 Atemzüge pro Min. 

Kalt (Zittern). 

24— 25 Atemzüge pro Min. 
Keine besondere Empfind. 

21— 24 Atemzüge pro Min. 

Kalt (Zittern). 

22— 26 Atemzüge pro Min. 
Mittlere Atmungsgröfse 

aus Nr. 95 u. 96 (25,2°, 32% 
r. F.) =975,9; aus 97 u. 98 
(24,7°, 76 %) = 1049,8. 
Durchweg gleich kalt (zu¬ 
weilen Gänsehaut), oder 
vielleicht in Nr. 97 u. 98 
etwas kälter als in 95 u. 96. 
Atemz. p. Min. in Nr. 95 = 

21— 26, in 96=24-28; in 97 
= 21—25, in 98 = 19—23. 
Mittl. Atmungsgröfse aus 
Nr. 91) u.100 (20,2°, 34% r.F.) 
= 1011,1; aus 101 u. 102 

(20,6<>, 84%) = 1077,6. 
In Nr. 99 zuweilenGänseh., 
rin 100 zuweilen auch Zit¬ 
tern u. Schütteln; in Nr. 101 
u. 102 kälter als in 99 u. 100. 
Atemz. p. Min. in Nr. 99 = 

22— 25, in 100 = 23—26; in 
101 = 13-15, in 102 = 18-19. 
Keine besondere Empfind. 

23— 25 Atemzüge pro Min. 
Etwas kalt, aber nur sehr 
wenig. 25—27 Atemz. p.M. 
Keine besondere Empfind. 

28 Atemzüge pro Minute. 
Keine besondere Empfind. 

29 Atemzüge pro Minute. 
Keine besondere Empfind. 

23—26 Atemzüge pro Min. 

Etwas kalt, aber nur 
wenig. 22—26 Atemz. p.M. 


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48 Einflufs des Windes auf die Atmungagröfse etc. Von Dr. H. Wolpert. 



Tag 

1902 

Luft 

Ohne 

Bekl. 

Atmuugs- 

f 


Nr. 

Temp. 

Feucht. 

oder 

mit 

Wind 

oder 

nackt 

gröfse, 

Stundenliter 

Bemerkungen 

109 

13.111. 

Grad 

15,6 

°/o 

34 

Mit 

Bekl. 

861,9 

Etwas kalt, aber nur we- 

110 

> 

16,1 

81 

Ohne 

» 

(453,3+408,6) 

802,8 

nig. 22 Atems, pro Min. 
Etwas kalt. 

111 

> 

16,3 

79 

> 

Nackt 

(405,9-j-396,9) 
987,0 

20 —23 Atemzüge pro Min. 
Kalt. 

112 

> 

16,4 

82 

Mit 

Bekl. 

(513,0 + 474,0) 
1038,6 

16—20 Atemzüge pro Min. 
Nicht so kalt wie in 111, 

113 

21.111. 

18,3 

43 

> 

> 

(546,0+492,6) 

1070,1 

aber kälter als in 109. 
24—25 Atemzüge pro Min. 

1 44,0 g CO,/St., 
Etwas kalt < 37,4 g O t /8t, 

114 

> j 

17,5 

42 

Ohne 

> 

943,8 

Nicht kalt 

1 Quot. = 0,86. 
36,9 g CO,/St, 
31,0 g 0,/St, 

115 

22 .ni. 

15,1 

52 

> 

> 

853,2 

Nicht kalt 

1 Quot. = 0,87. 
35,0 g CO,/St., 
29,3 g 0,/St., 

116 

> 

15,3 

52 

> 

> 

801,0 

Nicht kalt 

Quot. = 0,87. 
28,2 g CO,/St, 
24,0 g 0,/St, 

117 

> 

16,2 

i 

i i 

52 

Mit 

Nackt 

1009,5 

1 

Sehr kalt, 

Quot. = 0,86. 
57,3 g CO,/St, 
51,9 g 0,/St, 

I Quot. = 0,81. 

i 

; i 

i 



Zittern u. 
Schütteln 


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Über die baktericide Wirkung von Blutserum und 

Blutplasma. 

Von 

Dr. med. Alfred Pettersson. 

(Aus dem pathol. Institute in Upsala.) 

Seitdem H. Büchner seine Untersuchungen über baktericide 
Eigenschaften des Blutes veröffentlichte, sind solche Wirkungen 
auch von anderen tierischen Flüssigkeiten nachgevviesen worden 
und das Vorkommen bakterienfeindlicher Stoffe in tierischen 
Körpersäften ist — von Alfred Fischer und der Tübinger Schule 
abgesehen — wohl überall angenommen. Betreffs des Blutes ist 
jedoch das Plasma kaum eingehender untersucht worden, sondern 
der Nachweis der genannten Eigenschaften bezieht sich auf das 
defibrinierte Blut oder meistens auf das Serum. Erst nach dem 
Anfänge dieser Untersuchung ist eine eingehendere Arbeit von 
Gengou 1 ) über dasselbe Thema erschienen 2 ). 

Dafs die Aufschlüsse, welche durch Untersuchung des Serums 
erhalten wurden, nicht ohne weiteres auf das Blut übertragen 

1) Gengoa, Octave, Annales de l’Institut Pasteur, Avril 1901. 

2) Meine Untersuchung war schon Anfang vorigen Jahres teilweise 
abgeschlossen und zum Drucke befördert. Der Druck wurde aber verzögert 
und während der Zeit ist die Arbeit von Gengou erschienen. Da seine 
Ergebnisse den meinigen in vielen Beziehungen widersprechen, habe ich die 
Frage einer neuen Untersuchung unterzogen, die aber erst letzten Herbst 
beginnen konnte. 

Archiv für Hygiene. Bd XL1II. 4 


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50 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


werden können, ist klar, wenn man die, von der des Plasmas 
abweichende Zusammensetzung des Serums berücksichtigt. Im 
Serum ist nicht nur das Fibrinogen gröfstenteils entfernt und 
dadurch der Eiweifsgehalt vermindert, sondern auch Kalk und 
Phosphorsäure werden bei der Fibringerinnung aus dem Plasma 
teilweise ausgeschieden. Dagegen enthält das Serum mehr 
Serumglobulin als das Plasma, das vielleicht aus den Leukocyten 
stammt. Ferner reagiert das Serum stärker alkalisch als das 
Plasma. Die Angabe Thalmanns 1 ), dafs Pferde* und Schweins¬ 
serum schwach sauer reagiere, ist, wenigstens das Pferdeserum 
betreffend, sicherlich irrig. 

Es scheint a priori auch nicht unwahrscheinlich, dafs Ver¬ 
schiedenheiten in der baktericiden Wirkung der beiden Flüssig¬ 
keiten bestehen können. Durch die ungleiche chemische Zu¬ 
sammensetzung sind vielleicht Bedingungen vorhandeu, welche 
durch osmotische Prozesse beim Übertragen von Zellen in das 
Plasma andere intracellulare Druckverhältnisse hervorrufen, als 
beim Übertragen in das Serum. Anderseits aber liefse sich auch 
annehmen, dafs die bakterienfeindlichen Körper in verschieden 
grofser Menge im Plasma, aber auch im Serum vorhanden 
sein können. Von Büchner und seinen Schülern, Hahn, 
Schattenfroh u. a. ist längst festgestellt, dafs die Alexine 
ihren Ursprung den Leukocyten verdanken. Zusatz von Leuko¬ 
cyten zum Blutserum verstärkt auch im Reagierglase die bak¬ 
terienvernichtende Wirkung des Serums. Hahn 2 ), Lasch¬ 
tschenko 8 ) und Trommsdorff 4 ) haben nachgewiesen, dafs 
auch unter diesen Verhältnissen das Abgeben von baktericiden 
Substanzen der Ausdruck eines vitalen Prozesses der Leukocyten 
sein kann. Auf einer Extraktion der Alexine oder Freimachen 
nach »Phagolysec beruht dagegen die Verstärkung der keim¬ 
feindlichen Wirkung aktiver Sera nach Zusatz von Leukocyten 
anderer Tierspecies, wie in den Versuchen von Laschtschenko, 

1) Thalmann, Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. XXVII, 1900. 

2) Hahn, M., Archiv f. Hygiene, Bd. XXV. 

3) Laschtschenko, P., Archiv f. Hygiene, Bd. XXXVI. 

4) Tromraedorff, K., Archiv f. Hygiene, Bd. XL, 1901. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


51 


Bail 1 ) und Trommsdorff. Bedingungen für verschiedene Ver¬ 
hältnisse im Plasma und im Serum sind schon dadurch vorhan¬ 
den, dafs das Plasma unzweifelhaft eine bessere Konservierungs* 
flüssigkeit für die körperlichen Elemente des Blutes ist als das 
Serum. Serum wird z. B. ziemlich rasch verfärbt, während ein 
nach unten angegebener Methoden hergestelltes Plasma noch 
nach mehreren Tagen fast dieselbe Farbe wie anfangs besitzt. 
Nach Nakanishi 2 ) kann defibriniertes Rinderblut noch nach 
10 Tagen lebende Leukocyten mit amöboiden Bewegungen ent¬ 
halten. Es wäre dann nicht undenkbar, dafs diese überlebenden 
Leukocyten in der abnormen Suspensionsflüssigkeit Serum gereizt 
werden können, dafs sie mehr Alexine abgeben als im Plasma. 
Schon nach kurzer Zeit dürfte aber das Serum das Zerfallen der 
meisten Leukocyten hervorrufen. Dadurch würde eine Vermeh¬ 
rung in dem Alexingehalte des Serums eintreten derart, dafs die 
bakterienvernichtende Wirkung des Plasmas der des Serums 
nicht entspreche, sondern geringer sei. 

Gerade diese Annahme hat Gengou 3 ) geglaubt, als That- 
sache feststellen zu können. Nach ihm enthält nämlich das 
Plasma des kreisenden Blutes kein Alexin. Die Leukocyten 
sind damit geladen, geben aber, erst wenn sie beim Gerinnen 
des Blutes geschädigt oder abgestorben sind, das Alexin dem 
Serum ab. 

Kommen im Blute besondere, den Bakterien schädliche 
Körper vor, dürfte man gern annehmen, dafs diese von ent¬ 
standenen Eiweifsniederschlägen leicht mitgerissen werden kön¬ 
nen, wie z. B. Pepsin gern am EiweiTs haftet. Dies scheint 
um so mehr annehmbar, da das Serum durch das Blutgerinnsel 
geradezu filtriert werden mufs, ehe es ausgeschieden wird. Die 
Beobachtung von Büchner, dafs im Serum, das man wieder¬ 
holt hat gefrieren und wieder auftauen lassen, bakterienfeind¬ 
liche Wirkungen fast ausschliefslich den tieferen Schichten zu- 
kommen, würde sich vielleicht auf diese Weise erklären lassen. 

1) Bail, O., Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. XXVII, 1900. 

2) Nakanishi, Münchner med. Wochenschrift, 1899. 

3) Gengou, a. a. O. 

4 * 


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52 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


Diese Schichten waren nämlich trübe und viel reicher an festen 
Bestandteilen als die obersten. Solchenfalls würde das Plasma 
stärkere bakterienfeindliche Eigenschaften besitzen als das Serum. 
Endlich würden vielleicht diese beiden Prozesse gleichzeitig ver¬ 
laufen können und sich mehr oder weniger ausgleichen. Jeden¬ 
falls ist die Gleichwertigkeit von Serum und Plasma nicht ohne 
weiteres anzunehmen, auch wenn man der im Plasma enthaltenen 
fibrinogenen Substanz keine bakterienfeindliche Wirkung zu¬ 
schreibt. 

Die Herstellung eines Plasmas von gleicher Zusammen¬ 
setzung wie die des lebenden Blutes ist bis jetzt nicht gelungen. 
Jedenfalls kann man auf künstlichem Wege Plasma gewinnen, 
das dem letzteren weit ähnlicher ist als das Serum. 

Um das Plasma zu gewinnen, kann man auf verschiedene 
Weise verfahren. Schon durch rasches Abkühlen wird das Ge¬ 
rinnen des Blutes gewisser Tiere verhindert. Bis Null abgekühltes 
Pferdeblut trennt schon nach kurzer Zeit eine tiefe Plasma¬ 
schichte ab. Durch Centrifugieren kann das Plasma von Leuko- 
cyten leicht frei erhalten werden. Wird das Blut in Gefässen 
mit geölten oder paraffinierten Wandungen aufgesamraelt, so kann 
das Gerinnen auch anderer Blutsorten aufgeschoben werden. Bei 
höherer Temperatur gerinnt aber dieses Plasma sofort und ist 
also für bakteriologische Zwecke unbrauchbar. Mir ist es wenig¬ 
stens nie gelungen, in dieser Weise ein Plasma herzustellen, 
das im Brutofen nicht völlig geronnen wäre. 

Gewisse Substanzen besitzen die Eigenschaft, die Gerinnung 
des Blutes zu verhindern. Einige, wie die von Arthur und 
Pagös 1 ) angegebenen Alkalioxalate, Fluoride und Seife, fällen 
die löslichen Kalksalze aus. Andere, wie Kaliumcitrat, verän¬ 
dern das Blut in dieser Hinsicht nicht. Für meinen Zweck 
haben sich nur solche Methoden bewährt, welche keine nen¬ 
nenswerte Verdünnung des Blutes hervorrufen. Das sogenannte 
»Salzplasmac, das man erhält, wenn Blut aus der Ader in Neu¬ 
tralsalz, z. B. Magnesiumsulfatlösung, aufgefangen wird, und die 

1) Arthua et Pag£s, Archives de Physiologie, 5 serie, tome 2, 1890, 
S. 709. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


53 


Blutkörperchen abfiltriert werden, ist für bakteriologische Arbeiten 
völlig unbrauchbar. Peptonplasma, gleichwie das in ähnlicher 
Weise nach der Injektion eines Extraktes der Mundteile des 
Blutegels gewonnene Plasma, habe ich auch nicht benutzt, weil 
es in diesen Fällen nicht ausgeschlossen ist, dafs das Plasma 
wesentlich verändert werden könne. 

In den folgenden Versuchen habe ich hauptsächlich die von 
Arthus und Pagds angegebene Methode mit Kalium- bezw. 
Natriumoxalat und die von Alex. Schmidt 1 ) mit citronensaurem 
Kali benutzt. 

Beim Zusatz von Natriumoxalat entstehen keine, nicht vor- 
her im Blute befindlichen Salze. Deshalb wäre es dem Kalisalze 
unbedingt vorzuziehen, wenn es nicht viel weniger löslich wäre. 
Bei + 15° C. löst sich Natriumoxalat in 31,1 Teilen Wasser. 

Von einer sterilisierten lOproz. wässerigen Lösung von 
Kaliumoxalat oder konzentrierten Natriumoxalatlösung wurde im 
voraus so viel in das sterile Gefäfs eingeführt, dafs die Oxalat- 
menge des aufgesammelten Blutes bis 1,0 per Mille Kalium- oder 
0,8 Natriumoxalat betrug. In diese Lösung wurde das Blut ein¬ 
gelassen aus der freipräparierten Carotis oder, bei Pferden und 
Rindern, aus der Stichwunde. Gerade wenn es sich um Kanin¬ 
chen- und Meerschweinchenblut handelte, war es nötig, das Blut 
in die Oxalatlösung einfliefsen zu lassen, und aufs Beste wurde 
auch dafür gesorgt, dafs die Gefäfs wände überall nafs waren, 
und Salzlösung und Blut sogleich gut gemischt wurden. Im 
anderen Falle trat leicht teilweise Gerinnung ein. 

Nach Gengou 2 ) wäre das Oxalatplasma mit Serum nicht 
zu vergleichen, weil das Oxalat das Alexin »zerstört«. Die That- 
sache, dafs die baktericide Wirkung des Serums durch Zusatz 
von Oxalat abgeschwächt wird, habe ich auch bestätigen können, 
in einer Konzentration von 1,0 per Mille aber nur gegenüber 
dem Milzbrandbacillus. Dagegen ruft ein so grofser Oxalatzusatz 
im aktiven Serum stärkere baktericide Wirkung auf B. coli, 
B. typhi, B. pyocyaneum u. a. hervor. Als Beispiel sei ein 

1) Schmidt, Alex., Weitere Beiträge zur Blutlehre. Wiesbaden 1895. 

2) Gengou, a. a. 0. 


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54 über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 

Versuch mit Rinderserum und einer mit Kaninchenserum an¬ 
geführt. 

Versuch I. 

Rinderserum, 20 Stunden alt. 


1 

Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

1 

0 Std. 

i 2 Std. 

! 

8 Std. 

12 Std. 

24 Std. 

3 ccm Serum 

B. coli 

1982 

1156 

34 

15 

4261 

do. 

> 

2 320 

1653 

20 

13 

2862 

do. 

B. typhi 

25 307 

596 

75 

41 

2480 

do. 

> 

17 800 

572 

58 

22 

1717 

3 ccm Serum mit l,0°/ O o Kalium¬ 
oxalat 

B. coli 

2100 

20 

0 

0 

14 

do. 

> 

2162 

28 

1 

0 

0 

do. 

B. typhi 

28 864 

5 

1 

0 

0 

do. 

> 

14 883 

3 

0 

0 

5 


Versuch n. 

Kaninchenserum, 18 Stunden alt. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

3 Std. 

7 Std. 

2 ccm Serum ■ 

B. anthraxis 

11448 

7 

34 

do. 

1 > 

9158 

416 

136 

2 ccm Serum mit l,0°/« 0 Kaliumoxalat 

> 

896 

? 

7632 

do. 

> 

10048 

78 

1242 


Der übrige Teil des Versuches ist als iVersuch IV« wieder¬ 
gegeben und der Vergleich mit dieser Tabelle zeigt, dafs nur 
der Milzbrandbacillus von der gewöhnlichen Regel abweicht. 

Die Änderung der baktericiden Wirkung ist nicht ohne Be¬ 
deutung beim Vergleich des Oxalatplasmas mit dem Serum von 
gleich grofsem Oxalatgehalte. Nach Zusatz von 1,0 per Mille 
Oxalat und Entfernen des Niederschlages ist das Oxalat im Über- 
schufs sowohl im Plasma als im Serum. Die Verstärkung bezw. 
Abschwächung der keimfeindlichen Wirkung kann also entweder 
auf diesem überschüssigen Oxalate oder auf den beim Ausfällen 
des Kaliumoxalates entstandenen Salzen oder auch auf beiden 
beruhen. Die bei Zusatz von Kaliumoxalat entstehenden Salze 
sind Kaliumphosphat, -Karbonat und -Chlorid. Der Gehalt 
von jedem dieser Salze dürfte wohl nie gröfser sein als die gegen 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


55 


0,5 per Mille Kaliuinoxalat äquivalente Menge. Bei meinen Ver¬ 
suchen habe ich mich nie überzeugen können, dal’s sie in dieser 
Konzentration eine regelmäfsige Verstärkung oder Abschwächung 
der keimfeindlichen Wirkung des aktiven Serums hervorrufen. 
Bei der doppelt gröfseren, also 1,0 per Mille Kaliumoxalat ent¬ 
sprechenden Konzentration wirkt dagegen das Kaliumbikarbonat 
deutlich verstärkend, Chlorkalium scheint indifferent zu sein, das 
Dikaliumphosphat aber wirkt, wie aus dem folgenden Versuche 
zu ersehen ist, abschwächend. 

Versuch HI. 


Grofses Meerschweinchen. Das Serum ungefähr 20 Stunden alt. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

3 Std. 

7 Std. 

11 Std. 

2 ccm gew. Serum 

B. typhi 

11 320 

1895 

908 

3116 

do. 

> 

7186 

3243 

83 j 

4 960 

2 ccm Serum mit 0,94°/ 00 Dikalium¬ 
phosphat 

> 

8 649 

1977 

co 

o 

QO 

11628 

do. 

> 

8140 

4261 

110 875 j 16 027 


Die Verstärkung der bakterienfeindlichen Wirkung nach dem 
Oxalatzusatze ist also den entstandenen Salzen wahrscheinlich 
nicht zuzuschreiben. Anstatt dessen dürfte sie durch das Oxalat 
selbst hervorgerufen sein. Diese Annahme wird auch dadurch 
sehr wahrscheinlich, dafs gröfsere Oxalatmengen stärkere Er¬ 
höhung der baktericiden Wirkung hervorrufen als kleinere, wie 
aus der folgenden Tabelle hervorgeht. 


Versuch IV. 

Kaninchen. Serum 18 Stunden alt 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

0 Std. 

3 Std. 

7 Std. 

2 ccm gew. Serum 

B. coli 

2925 

4261 

270 000 

do. 

> 

3879 

6234 

300 000 

2 ccm Serum mit l,0°/ oo Kaliumoxalat 

> 

3498 

3116 

30 909 

do. 

> 

4452 

3523 

173 301 

2 ccm Serum mit 2,0°/oo Kaliumoxalat 

i * 1 

3720 

400 

74 

do. 

i 

1 ’ 1 

j 4324 

1020 

72 


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56 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 

Ist die Oxalatmenge dagegen so klein, dals kein Überschufs 
davon vorhanden ist, so kann das Oxalatserum dem gewöhn¬ 
lichen Serum in keimfeindlicher Wirkung sogar nachstehen. 


Versuch Y. 

Hund. Serum ungefähr 18 Stunden alt. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

t 

0 Std. 

3 Std. 

7 Std. 

11 Std. 

2 ccm Serum ohne Oxalat 

B. typhi 

ca. 60000 

464 

21 

260 

do. 

> 

> 

12 597 

94 

440 

2 ccm Serum mit 0,5°/^ Kalium¬ 
oxalat 

> 

> 

381 

224 

6323 

do. 

> 

> 

604 

3197 

5533 


Ist es also sehr wahrscheinlich, daTs das Oxalat die Erhöhung 
der baktericiden Wirkung hervorruft, so entsteht die Frage, von 
welcher Natur sie ist. Da ist zuerst zu bemerken, dafs in dem 
inaktiven Serum das Oxalat das Wachstum der Bakterien nicht 
beeinflufst. i 

Versuch VI. 


Kaninchen. 18 Stunden altes Serum, inaktiviert, 4 Stunden bei -f- 55° C. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStdj 

iV. st. 

3 Std. 

47, st 

2 ccm inaktives Serum 

B. coli 

592 

2480 

2 862 

42 031 

do. 

» 

636 

728 

2156 

45 576 

do. 

B. typhi 

2712 

2512 

33 622 

00 

do. 

> 

2472 

! 2890 

5 914 

138 689 

do. 

B. pyocyan. 

j 715 

i 788 

720 

1546 

2 ccm inaktives Serum mit lfi°loo 
Kaliumoxalat 

B. coli 

672 

2718 

5 024 

58 742 

do. 

> ] 

752 

934 

2175 

30 384 

do. 

B. typhi 

3192 

3090 

19 461 

00 

do. 

> 

2260 

2534 

8140 

98 241 

do. 

] B. pyocyan. 

1 i 

890 

670 

\ 

652 

1431 


Ebenso verhält sich die Bouillon beim Oxalatzusatze. Offen¬ 
bar ist das Oxalat weder ein Gift für die Bakterien, noch spielt 
die Erhöhung der Salzkonzentration eine Rolle durch Hervorrufen 


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Von Dr. med. Alfred Pettereson. 


57 


von stärkerer Plasmolyse. Solchenfalls würde ein Unterschied 
eintreten zwischen dem inaktiven Serum mit und ohne Oxalat. 
Die Annahme Baumgartens, dafs die gröfsere Menge von 
leicht zugänglichen Nährstoffen des inaktiven Serums dem Effekte 
der Plasmolyse entgegenwirke, während der Mangel des aktiven 
Serums an solchen die Plasmolyse begünstigen würde, ist nicht 
stichhaltig. Wie ich früher gezeigt habe 1 ), gibt es keine Veran¬ 
lassung, anzunehmen, dafs das inaktive Serum ein besserer Nähr¬ 
boden ist als das aktive. Die einzige befriedigende Erklärung, 
ist, dafs die Alexine in ihrer Wirkung von anwesenden Neutral¬ 
salzen beeinflufst werden. Einige erhöhen, andere schwächen, 
wie Lingelsheim nachgewiesen hat 2 ), die Alexin Wirkung ab. 
Auch das Verhalten des Milzbrandbacillus dürfte dadurch erklärt 
werden können. Wenigstens im Kaninchenserum sind die gegen 
diesen wirksamen Stoffe zum Teil andere, als die gegen die übrigen 
Bacterien in Betracht kommenden. 

Wenn man nun bedenkt, dafs die Menge von löslichen 
Kalksalzen des Plasmas gröfser ist als die des Serums, so mufs 
unter sonst gleichen Verhältnissen der Überschufs an Oxalat im 
Serum gröfser werden als im Plasma. Ruft der Oxalatzusatz eine 
Verstärkung der keimfeindlichen Wirkung hervor, so sollte diese 
offenbar im Serum gröfser sein als im Plasma. Würde aber das 
Oxalatplasma kräftiger keimtötend sein als das Serum mit gleich 
gröfser Menge Oxalat, so ist es einleuchtend, dafs das natürliche 
Plasma dem gewöhnlichen Serum noch mehr überlegen sein mufs. 
In solchem Falle wäre das Oxalatplasma mit dem Serum plus 
Oxalat zu vergleichen und für diese Untersuchung verwertbar. 

Auch mit Seifelösung kann man die Kalksalze ausfällen und 
dadurch die Blutgerinnung verhindern. Wegen des grüfseren 
Molekulargewichts kann man aber keine so konzentrierte Wasser¬ 
lösung von Seife erhalten, dafs sie einer lOproz. Lösung von 
Kaliumoxalat entsprechen würde. Kaliumoleat löst sich in vier 
Teilen Wasser. Diese Lösung aber ist syrupdick und vermischt 
sich viel zu langsam mit dem Blute. 

1) Pettersson, Alfred, Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. XXX, 1901. 

2) Lingelsheim, Zeitschrift f. Hygiene, Bd. XXXVII. 


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58 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


Übrigens ist käuflich keine Seife zu haben, die für diesen 
Zweck brauchbar wäre. Ich habe Versuche mit einer lOproz. 
Lösung von Kalium oleinicum von Merck angestellt. 

Allerdings gelang es, das Gerinnen des Blutes zu verhindern, 
das Plasma wurde aber vom ausgezogenen und veränderten Hämo¬ 
globin rotbraun verfärbt. Das Blut war offenbar auch in an¬ 
derer Hinsicht verändert. Es dauerte nämlich weit länger, das 
Plasma durch Centrifugieren aus dem Seifenblute abzuscheiden, 
als aus dem Oxalat- und dem ebenfalls zu erwähnenden Citrat¬ 
blute. Die Veränderungen beruhen zweifelsohne auf der stark 
alkalischen Reaktion der Seife. Jedenfalls haben diese Versuche 
ein gewisses Interesse. Es erwies sich nämlich, dafs dieses Seifen¬ 
plasma keine baktericide Wirkung besals. Schon nach vier 
Stunden hatten sich die eingeführten Bakterien erheblich ver¬ 
mehrt, während in dem entsprechenden Serum nach 24 Stunden 
die Zahl der auskeimfähigen Individuen noch bedeutend geringer 
war als gleich nach der Einsaat. 

Nach Alex. Schmidt hindert auch Kaliumcitrat die Blut¬ 
gerinnung. Die Menge mufs aber ein wenig gröfser sein als die 
des Oxalates, etwa 0,3—0,5 °/ 0 . Auch das Citrat scheint gewöhn¬ 
lich die Alexinwirkung ein wenig zu verstärken, aber nicht so 
viel wie das Oxalat. Wie beim Herstellen von Oxalatplasma 
wurde das Blut aufgesammelt in ein Gefäfs, enthaltend 20proz. 
wässerige Kaliumcitratlösung in der Menge, dafs das aufgefangene 
Blut 0,4 % enthielt. Betreffs Kaninchen und Meerschweinchen 
sind dieselben Vorsichtsmafsregeln wie für Oxalatblut nötig. 

Nachdem das Blut aufgesammelt war, wurde es sogleich 
centrifugiert. Das Plasma wird aus dem Blute verschiedener 
Tiere nicht völlig gleich rasch ausgeschieden, am schnellsten 
beim Pferde, sehr langsam beim Rinde. Durch das Centri- 
fugieren bekommt man ungefähr halb so viel Plasma, wie das 
in Arbeit genommene Blut. Längeres Centrifugieren gibt kaum 
gröfsere Mengen, vielleicht aber kann man mehr Plasma ge¬ 
winnen mit einer Centrifuge von gröfserer Umdrehungs¬ 
geschwindigkeit. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


59 


Auf solche Weise hergestelltes Plasma ist schon dem äufseren 
Aussehen nach dem Serum aus demselben Blute oft nicht völlig 
gleich. Gewöhnlich ist ersteres heller. Ferner kann das Plasma 
getrübt sein, während das Serum klar ist, und bisweilen scheint 
das Plasma gröfsere Viscosität zu besitzen. 

Dem natürlichen Plasma ist das Oxalat- und Citratplasma 
nicht gleichwertig. Aus dem ersteren sind die löslichen Kalk¬ 
salze entfernt, und anstatt dessen enthält es Kalisalze von den 
früher mit C a gebundenen Säuren und eine kleine Menge Oxalat 
bez. Citrat, da diese Salze regelmäfsig im Überschufs zugesetzt 
werden. Läfst man Plasma vom Pferd, Rind und Meerschwein¬ 
chen die Nacht über stehen, so entsteht ein geringer amorpher 
Niederschlag, dessen Natur nicht völlig bekannt zu sein scheint, 
welcher aber nach Hammarsten 1 ) Prothrombin enthält. Das 
Entstehen dieses Niederschlages ist von Wooldrige im Pepton¬ 
plasma und später von W right 2 ) im entkalkten Plasma be¬ 
obachtet worden. Im Kaninchenplasma entsteht ein solcher 
Niederschlag langsamer und nach einem Tage ist das Plasma oft 
noch nur opalisierend. Dem auf diese Weise hergestellten Plasma 
sind also auch gewisse Ei weifskörper entzogen. 

Um mit dem Plasma völlig vergleichbar zu sein, sollte das 
Serum eigentlich gleichzeitig mit diesem gewonnen werden. Oft 
wird jedoch erst nach einem Tage eine genügende Menge Serum 
ausgeschieden und deshalb wurde das benutzte Serum in der 
Regel erst nach 18—20 Stunden entnommen. Man könnte freilich 
auch das Plasma erst nach dieser Zeit hersteilen, was aber nicht 
empfehlenswert zu sein scheint. Wie näher gezeigt werden wird, 
verändert sich das Plasma während der Aufbewahrung des Blutes, 
so dals es noch weniger dem normalen Plasma entspricht als 
gleich nach dem Entbluten. 

Als Testobjekte auf die baktericide Wirkung wurden nur 
bewegliche Bakterien benutzt und die Einsaat wurde immer aus 
eintägigen Bouillonkulturen genommen, die keinen Bodensatz 

1) Hammarsten, Über die Bedeutung der löslichen Kalksalze für 
die Faserstoffgerinnung. Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 22, S. 345. 

2) Wright, A. E., The Lancet, 1892, I, S. 457. 


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60 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


zeigten. Dadurch wurde beabsichtigt, die Einsaat möglichst 
gleichmäfsig zu machen. Um die Keimzahl zu bestimmen, wer¬ 
den aus den beschickten Plasma- und Serumeprouvetten anfangs 
und weiter zu bestimmten Zeiten Ösen entnommen und zu Agar¬ 
platten verarbeitet. 

Plasma und Serum sind nicht gleich reich an festen Be¬ 
standteilen. Das erstere enthält davon ungefähr 1 °/ 0 mehr. Beide 
sind im Vergleich mit gewöhnlicher Nährbouillon ziemlich kon¬ 
zentrierte Lösungen. Doch ist dieses Übergewicht in weit höherem 
Grade dem Reichtum an Eiweifsen als dem an Salzen zuzu¬ 
schreiben. 

Beim Übertragen von Organismen aus Nährbouillon in Plasma 
bezw. Serum müssen plasmolytische Erscheinungen auftreten und 
diese dürften vielleicht im Plasma stärker werden als im Serum. 
Es war deshalb nötig, zu untersuchen, ob durch die stärkere 
Konzentration des Plasmas ein so reichlicheres Zugrundegehen 
der eingeführten Zellen infolge entstandener Plasmolyse eintrete, 
dafs dadurch eine Fehlerquelle von Bedeutung entstehen kann. 

Eine Untersuchung dieser Art war um so nötiger, als nach 
Walz 1 ) eine ganze Reihe von ungiftigen Substanzen gegen gewisse 
Bakterien völlig gleiche Wirkung wie Blutserum haben soll. Ver¬ 
schiedene Bakterien sind jedoch nicht in gleich hohem Grade 
empfindlich und auch nicht jede Species zeigt denselben Wider¬ 
stand gegen verschiedene Substanzen. Es war deshalb nötig, 
sich eine Vorstellung zu machen von der Empfindlichkeit der 
für die Untersuchung im übrigen geeigneten Bakterien für 
etwaige Unterschiede betreffs Konzentration der zu untersuchen¬ 
den Flüssigkeiten. Da es nicht möglich war, alle Stoffe des 
Blutplasmas bezw. des Serums in dieser Hinsicht durchzuprüfen, 
habe ich mich auf das Untersuchen des Verhaltens der Bakterien 
dem Kochsalze gegenüber eingeschränkt. Aus demselben Fleisch¬ 
wasser wurde gleichzeitig Bouillon und Agar hergestellt und zwar 
von beiden zwei verschiedene Sorten mit 0,5 und 1,5 % und vom 


1) Walz, K, Arbeiten a. d. Gebiete der path. Anatomie von Baum- 
garten, Bd. III, 1809. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


61 


Agar aufserdem solches mit 1,0 °/ 0 Kochsalz. In diesen Bouillon¬ 
sorten züchtete ich die zu untersuchenden Bakterien einige Tage, 
damit sie dem neuen Nfthrmedium völlig angewöhnt seien. Da¬ 
nach wurden aus den verdünnten Bouillonkulturen Ösen genommen 
und zu Platten aus Agar von den drei verschiedenen Salzkonzen¬ 
trationen verarbeitet. Die Verhältnisse waren also in jeder Reihe, 
vom Kochsalz abgesehen, völlig gleich. Wenn eine konstante 
Differenz zwischen den in den Platten derselben Serie aufge¬ 
gangenen Kolonien zu finden war, mufste diese sich auf die un¬ 
gleiche Kochsalzmenge beziehen. 


Versuch VII. 

Agarplatten von verdünnten Bouillonkultliren mit 0,5% Kochsalz. 


1 

Einsaat ; 

i 

Agar mit 

Agar mit 

Agar mit 

0,5 % Na CI 

1,0% Na CI 

1,5% Na CI 

B. coli ! 

846 

913 

634 

> ; 

2204 

2179 

1645 

B. typhi 

929 

853 

832 

> 1 

1123 

1075 

1367 

B. pyocyaneus 

! 758 

671 

552 

> 

1450 

1223 

1126 

B. Proteus 

1529 

1370 

1400 

» |l 

2021 

1648 

1800 

B. cholerae || 

127 

15 

0 

> ij 

ii 

7500 

1783 

85 


Versuch VIII. 

Agarplatten von verdünnten Bouillonkulturen mit 1,5% Kochsalz. 


, Agar mit 

Einsaat 1 0,5% Na CI 

_tL____ 

Agar mit 
1,0% Na CI 

Agar mit 
1,5% Na CI 

B. coli 

I 4640 

6260 

6248 

> 

6416 

8968 

9112 

B. typhi 

1627 

1784 

1698 

> 

4570 

4992 

5563 

B. pyocyaneus 

4923 

4578 

4197 

> 

436 

452 

471 

B. proteus 

2210 

2329 1 

1978 

> 

1272 

1160 

1228 

B. cholerae 

388 

441 

32 

> 

8400 

9784 

3712 


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62 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma 

In diesen Versuchen ist jede Platte im ganzen gezählt worden 
einige bei Loupenvergröfserung nach Einteilen in kleine Felder 
mit feiner Feder. 

Aus den Versuchen geht hervor, dafs der Choleravibrio weit 
empfindlicher ist als die übrigen Organismen, was ja auch früher 
bekannt war. Er wurde auch bei den folgenden Versuchen aus¬ 
geschlossen. Es wäre indes irrig, die Empfindlichkeit des Vibrio 
cholerae, welche der bedeutende Wegfall von auskeimenden Zellen 
der in der zweiten und dritten Spalte der Tabelle VII ange¬ 
gebenen Proben andeutet, nur auf die durch Osmose veränder¬ 
ten Druckverhältnisse zurückzuführen. Sonst würden bei der 
Einsaat aus der Bouillonkultur mit 1,5 °/ 0 Kochsalz die meisten 
Kolonien in Agarplatten mit 1,5% Kochsalz, die wenigsten in 
den Platten mit 0,5% aufgehen. Anstatt dessen sind, wie die 
Tabelle VIII zeigt, die meisten in den Platten mit 1,0% Koch¬ 
salz zu finden. Dies kann kein Zufall sein, denn alle Versuche 
mit Choleravibrio ergaben übereinstimmende Resultate. Der Be¬ 
fund ist offenbar so zu erklären, dafs Kochsalz schon in einer 
Menge von 1,5% auf das Wachstum des Choleravibrio ziemlich 
kräftig hemmend ein wirkt. Bei der Versuchsanordnung, welche 
die Tabelle VII darstellt, wirken die Wachstumshemmung des 
Kochsalzes und die Plasmolyse zusammen, in der anderen Ver¬ 
suchsreihe aber ist das nicht der Fall. Agar mit 1,0% und 0,5% 
Kochsalz ist ein so bedeutend besserer Nährboden, dafs die Zahl der 
Zellen, welche dort mehr aufkeimen, reichlich den Verlust deckt, 
welcher durch Untergang infolge veränderter Druckverhältnisse 
entsteht. Auch betreffs der übrigen Organismen deuten einige 
Versuche in diese Richtung. Doch kann man daraus nicht eben 
viel schliefsen, weil für diese die Differenz offenbar zu klein ist, 
als dafs sie mit dieser nicht allzu genauen Methode bestimmt 
werden könnte. Die Wirkung der gröfseren Salzkonzentration ist 
im grofsen und ganzen nicht so stark, dafs sie völlig verdeckt 
werden kann von dem unvermeidlichen Unterschiede in der 
Gröfse der Einsaat. Der gröfste Teil der Differenz zwischen 
Plasma und Serum bezieht sich auf das Eiweifs. Betreffs Eiweifs¬ 
lösungen dürfte ein Unterschied von 1 % keine nennenswerten 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 65 

plasmolytischen Erscheinungen hervorrufen, was direkte Unter¬ 
suchungen auch bewiesen haben. Der Gehalt des Blutes an 
Salzen aber ist kleiner als 1 °/ 0 und die Hauptmasse besteht aus 
Kochsalz. Der Unterschied in dieser Hinsicht zwischen Plasma 
und Serum mufs also gerade deshalb sehr unbedeutend sein, 
weil durch die Gerinnung nicht Kochsalz sondern nur andere 
Salze dem flüssigen Teile des Blutes entzogen werden. Dafs das 
Plasma eine ein wenig konzentriertere Lösung als Serum ist, 
scheint mir also für die folgenden Untersuchungen unberück¬ 
sichtigt bleiben zu können. 

Hund. 

Das Hundeblut gerinnt ziemlich langsam. Es gelingt auch 
ohne Schwierigkeit, das Blut dauernd flüssig zu halten bei einem 
Gehalt von nur 0,5°/ 00 Kaliumoxalat, wenn es in paraffinierte 
Gefäfse aufgefangen und rasch abgekühlt wird. Das Plasma ist 
gewöhnlich ungefärbt; das Serum aber oft schwach rötlich. 

Versuch IX. 

Mittelgrofser, männlicher Rattenfänger. Ein Teil des Blutes wurde mit 1,0 
per Mille Kaliumoxalat versetzt und sogleich centrifugiert. Das übrige wurde 
benutzt, um Serum zu bekommen. Nach 14 Stunden wurde das Serum ab¬ 
genommen. Auch diesem wurde 1,0 per Mille Oxalat zugesetat 


Inhalt der Röhrchen 

i 

Einsaat 

i OStd. 

I 

2 Std. 

8 Std. 

12 St. 

24 St. 

2 ccm Oxalatplasma 

j B. anthracis 

| 126 

114 1 

19 525 

1 

_ 

do. 

» 1 

i 124 

87 

17172 

— 1 

— 

do. 

B. coli | 

3 712 

66 

3 

2 

5 914 

do. 

> 

1 — 

204 

23 

18 

31 212 

do. 

B. typhi . J 

13 165 

43 

1 

0 

2 

2 ccm Serum mit 1,0 per 
Mille Kaliumoxalat 

B. anthracis 

117 

155 

16 744 

J 

— 

— 

do. 

> 

131 

52 

19 461 

— 

ca. 

do. 

B. coli 

4 096 

688 

41 

82 

400 000 

do. 

> 

— 

2024- 

217 

2436 

00 

do. 

B. typhi 

15 264 

1912 

349 

i 

840 

QO 

l 


Bemerkenswert ist, dafs betreffs des B. anthracis, der vom 
Hundeserum nicht beeinflufst wird, kein Unterschied zwischen 


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64 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 

Plasma und Serum besteht. Dies stärkt auch die oben darge¬ 
stellte Anschauung über die Wirkungsweise des Oxalats. Wo 
keine Alexinwirkung stattfindet, verhält sich das Oxalat wie im 
inaktiven Serum. Auf B. coli und ß. typhi wirkt dagegen das 
Plasma viel stärker keimfeindlich als das Serum. 

Versuch X. 


Junge Hündin. Anordnung wie im vorigen Versuche. Das Serum wurde 
nach 18 Stunden abgenommen. 


Inhalt der Röhrchen 

| Einsaat 

OStd. 

3Std. 

7 Std. 

11 st. 

24 St. 

2 ccm Oxalatplasma 

I 

B. coli 

4 579 

452 

1 

3 

34344 

do. 

> 

4 960 

1210 

6 

2 

13 737 

do. 

B. typhi 

10 802 

38 

1 

2 

198 

do. 

> 

9 094 

50 

7 

10 

91 

2 ccm Serum mit l,0°/ oo 
Oxalat 

B. coli 

4 380 

410 

16 

208 

00 

do. 

» 

4 770 

228 

12 

352 

00 

do. 

B. typhi 

12 248 

244 

8 

33 

00 

do. 

> 

10 048 

315 

21 

384 

00 


Auch hier ist das Plasma dem Serum überlegen und be¬ 
sonders betreffs B. typhi ist der Unterschied auffallend. Die 
baktericide Wirkung ist auch überhaupt gröfser auf den Typhoid¬ 
bacillus als auf B. coli. 

i 

Versuch XI. 


Hund, 3 Jahre alt. Das Plasma stammte aus Citratblut. Das Serum wurde 
nach 18 Stunden dem Gerinnsel entnommen, der Versuch aber wurde erst 
2 Tage später angestellt. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat j 

i 

0 Std. 

3 Std. 

7 Std. 

11 Std. 

2 ccm Citratplasma 

B. coli j 

| 3 275 

623 

9 476 

500 000 

do. 

> 

2 989 

55 704 

744 

14182 

00 

do. 

B. typhi ! 

7 632 

133 

515 

do. 

! 

84 064 

7 568 

161 

1291 

2 ccm Serum mit 1,0 p. m. B. coli 

Citrat 

do. > j 

2 734 

1 

1838 

400 000 

00 

3 625 

2 257 

500 000 

GO 

do. 

B. typhi 

ca.50 000 

10 638 

165 

1049 

do. | 

| > 

j ca.80 000 

38 350 

596 

20256 


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Von t)r. med. Alfred Pettersson. 65 

In diesem Versuche ist der Unterschied zwischen Plasma 
und Serum nicht sehr grofs, die bakterieide Wirkung aber ist 
auch nicht stark. 

Wie ich früher bemerkt habe, ist es mir nie gelungen, mit 
der Paraffinmethode ein Plasma zu gewinnen, das im Brut¬ 
schrank nicht sofort völlig gerann. Auch gleichzeitiges Ab¬ 
kühlen beim Aufsammeln des Blutes gab kein haltbares Plasma. 
Nichtsdestoweniger ist dieses Verfahren zu benutzen, um zu ent¬ 
scheiden, ob das Plasma dem Serum in keimfeindlicher Wirkung 
nachstehe. Ist nämlich das Plasma, wie Gengou behauptet, 
weniger wirksam als das Serum, so mufs offenbar das aus diesem, 
von Leukocyten freien Plasma entstandene Serum geringere 
bakterieide Wirkung besitzen als das bei der gewöhnlichen Blut¬ 
gerinnung erhaltene. 

Versuch XII. 

Junge Hündin. Ein Teil Blut wurde in paraffinierten Gefäfsen aufgesammelt, 
rasch abgekühlt und bei ungefähr 0° C. centrifugiert. Das gewonnene Plasma 
wurde in den Brutschrank eingestellt, bis es geronnen war, was sofort eintrat. 
Aus dem Gerinnsel wurde die Flüssigkeit mit einem sterilen Glasstäbchen 
ausgeprefst. Im Gerinnsel waren bei mikroskopischer Untersuchung nur 
einzelne Leukocyten zu sehen. In der ausgeprefsten Flüssigkeit, welche kühl 
gestellt wurde, trat während der Nacht noch einmal Gerinnung ein. Das 
zum Vergleichen nötige Serum wurde auf gewöhnliche Weise nach 18 Stunden 


aufgesammelt. 


Inhalt der Röhrchen 

j I 

Einsaat 

I 

0 Std. 

i 

3 Std. 

i 

7 Std. 

11 St. 

24 St. 

2 ccm Serum aus Plasma 

B. coli 

4 897 

2645 

34 916 

00 

1 

do. 

> 

7 250 

2925 

135 715 

00 

— 

do. 

B. typhi 

11829 

300 

7 

45 

GO 

do. 

> 

8 704 

362 

2 

34 

00 

2 ccm Serum aus Blut 

B. coli 

5 157 

2817 

49 226 

00 

— 

do. 

> 

5 787 

2556 

118 487 

00 

— 

do. 

B. typhi 

9 031 

332 

23 

41 

oo 

do. 

> 

10 875 

636 

119 

504 

00 


Das aus dem Plasma hergestellte Serum ist dem bei der 
gewöhnlichen Blutgerinnung entstandenen Serum völlig gleich¬ 
wertig. Auch das Plasma mufs also ebenso wirksam gewesen 


1) Gengou, a. a. 0. 

Archiv f. Hygiene. Bd. XLIIT. 5 


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66 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


sein wie dieses letztere Serum. In der That ist es wahrschein¬ 
lich sogar noch wirksamer gewesen, wie ich später zeigen werde. 

Beim Hunde scheint also das Plasma in betreff der Wirkung 
auf B. coli und B. typhi dem Serum deutlich überlegen zu sein. 
B. pyocyaneus und B. proteus sind gegen das Hundeblut über¬ 
haupt zu wenig empfindlich, als dals ein Unterschied zwischen 
Plasma und Serum hervortreten könne. 

Kaninchen. 

Kaninchenserum und Plasma sind beide fast ungefärbt, 
können teils klar, teils schwach trüb sein. Im letzteren Falle 
werden sie im Brutschrank bisweilen klar, wobei der im Plasma 
entstandene Niederschlag sich zu einem kleinen Klümpchen zu¬ 
sammenballt. _ 

Yersuch XIII. 


Mittelgroßes Kaninchen. Ein Teil des Blutes wurde mit 1,0 %. Kalium¬ 
oxalat versetzt und zum Gewinnen von Plasma benutzt. Aus dem anderen 
Teile wurde Serum gewonnen, das nach 18 Stunden aufgesammelt wurde. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

3Std. 

7 8td. 

24 St. 

36 St. 

2 ccm Kaliumoxalatplasma 

B. coli 

564 

1 

0 

0 

0 

do. 

> 

628 

0 

0 

0 

0 

do. ; 

B. typhi 

54189 

0 

o 

18 

— 

2 ccm Serum mit 1,0 °/ 00 
Kaliumoxalat 

1 B. coli 

604 

3 

1 

2 353 

00 

do. 

> 

640 

10 

0 

0 

1208 

do. 

B. typhi 

50 000 

64 

31 

271 737 

— 


Die Überlegenheit des Plasmas ist offenbar. 


Versuch XIV. 

Kleines Kaninchen. Anordnung wie im vorigen Versuche. Das Serum war 

20 Stunden alt. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

0 Std. 

3 Std. 

7 Std. 

2 ccm Kaliumoxalatplasma 

B. pyocyan. 

203 

227 

1723 

do. 

> 

258 

233 

1208 

2 ccm Serum mit l,0°/oo Oxalat 

> 

200 

970 

12 904 

do. 

> 

157 

272 

7664 


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Von Dr. med. Alfred Petterssoil. 


et 

Auch B. pyocyaneum, betreffs dessen eine eigentliche bakteri* 
cide Wirkung in diesem Versuche nicht zu bemerken ist, wird in 
seinem Wachstum von Plasma weit mehr gehemmt als von 
Serum. 

Versuch XV. 

Kaninchen. 30 ccm Blut wurden in soviel Natriumoxalatlösung anfgenommen, 
dafs es davon 0,8 °/ 00 enthielt, und danach sogleich centrifugiert. Das übrige 
Blut wurde zum Gewinnen von Serum benutzt, das nach 18 Stunden dem 
Gerinnsel entnommen wurde. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

1 

OStd. 

3Std. 

7 Std. 

1 

11 St. 

24 St. 

2 ccm Natriumoxalat- 

B. coli 

j 756 

6 

1 

0 

0 

1 

plasma sofort 







do. 

> 1 

711 

4 

0 

7 

23 

do. 

B. typhi | 

69 324 

106 

1 

1 

18 

do. 

> 

| 78 228 

1850 

1 

0 

8 

do. 

> i 

1 cr.70000 

667 

2 

1 

15 

do. 

B. pyocyan. 1 

I 2 289 

1272 

2480 

4 324 

15 576 

do. 

> 

1836 

1081 

3116 

9 858 

38 980 

2 ccm Serum mit 0,8 °/ 00 

B. coli 1 

875 

23 

70 

6 328 

00 

Natriumoxalat 

j 






do. 

> 

636 

29 

8 

90 

9 667 

do. 

B. typhi 

ea.70000 

88 

82 

468 

00 

do. 

> 

ca.70 000 

2136 

18 

91 

CO 

do. 

» 

ca.70 000 

1564 

113 

146 

QO 

do. 

B. pyocyan. 

2 098 

| 1653 

7186 

17 362 

273 328 

do. 

I 

> 

i 

1 1748 

i 

1435 

8840 

26 330 

00 


Das Resultat stimmt mit dem vorigen völlig überein. Der 
Unterschied zwischen Plasma und Serum ist betreffs der empfind¬ 
lichen Organismen B. coli und B. typhi grofs. Ist die Alexin¬ 
wirkung aber schwach wie gegen B. pyocyaneum, so mufs selbst¬ 
verständlich auch der Unterschied kleiner werden. 

Versuch XVI. 

Grofses Kaninchenweibchen. Das für das Gewinnen von Plasma bestimmte 
Blut wurde in Citratlösung aufgesammelt. Das Serum wurde nach 24 Stun¬ 
den aufgenommen und mit Citratlösung versetzt. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

4 Std. 

8 Std. 

12 St. 

24 St 

3 ccm Citratplasma 
do. 

B. coli 

B. typhi 

3 763 
14 310 

1484 

27 

19 762 
0 

24 160 
0 

1 


i) * 


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68 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


Fortsetzung zu Versuch XVI. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

1 0 Std. 

4 Std. 

8 Std. 

12 Std. 

24 Std. 

3 ccm Citratplasina 

B. pyocyan. 

i 1404 

1176 

18 126 32 617 

— 

do. 

B. proteus 

24 040 

17 680 

64108 

— | 

— 

3 ccm Serum mit 4,0 %J 
Citrat 

B. coli 

3 512 

2 480 

300 000 

qo : 

l 

ca. 

do. 

B. typhi 

18 200 

1828 

231 

1948 3f>0000 

do. 

ß. pyocyan. 

1640 

3 561 

110000 

oo 

— 

do. 

| B. proteus 

21515 

40068 

128 000, 

— 

— 


Auch in diesem Versuche ist das Plasma dem Serum über¬ 
legen. Die Einsaat ist ziemlich grofs, die des B. typhi aus¬ 
genommen, und deshalb ist die baktericide Wirkung nicht be¬ 
sonders hervortretend. Im Plasma ist jedoch die Bakterienzahl 
nach 4 Stunden überall gesunken, während im Serum derselben 
Zeit B. pyocyaneum und B. proteus sich bedeutend vermehrt 
haben. 

Gegen den Milzbrandbacillus wirkt das Oxalatplasma eben¬ 
falls stärker baktericid als das Serum mit Oxalat. 


Versuch XYTL 

Kaninchen. Kaliumoxalatplasma. Das Serum wurde nach 20 Stunden auf 

genommen. 


Inhalt der Röhrchen 

I Einsaat 

1 

0 Std. 

4 Std. 

8 Std. 

2 ccm Oxalatplasma 

B. anthracis 

54 

0 

592 

do. 1 

! > i 

119 

0 

10494 

2 ccm Serum mit l,0°/oo Oxalat 

» 

66 

648 

oo 

do. 

> 

113 

1 

1280 

1 

117 484 


Daraus kann man aber nichts folgern. Wie bei den anderen 
Organismen das Oxalat das verstärkende Agens zu sein scheint, 
so ist es wahrscheinlich für den Milzbrandbacillus das ab¬ 
schwächende. Das Serum enthält mehr überschüssiges Oxalat 
als das Plasma. Die schwächere, keimfeindliche Wirkung würde 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 09 

also nur davon herrühren können. Überdies würde eine Ände¬ 
rung in der baktericiden Wirkung gegen nur eine Bakterie schwer 
verständlich sein, wenn die Wirkung auf diese demselben Stoffe 
zuzuschreiben wäre, der gegen die übrigen wirksam ist. Das 
Kaninchenserum besitzt aber, wie wir gleich sehen werden, 
mehrere baktericide Stoffe. 

Die Ergebnisse der bis jetzt angeführten Versuche wider¬ 
sprechen denen von Gengou völlig, obwohl sie teilweise mit den¬ 
selben Blutsorten angestellt sind. Zu bemerken ist aber, dafs 
Gengou für seine Versuche meistens den Choleravibrio und 
den Milzbrandbacillus benutzt hat. Ich habe absichtlich beide 
vermieden. Der Choleravibrio ist, wie vorher angeführt, viel zu 
empfindlich, als dafs man den Einflufs der Konzentrations¬ 
schwankungen sicher ausschliefsen könnte. Betreffs des Milz¬ 
brandbacillus ist zu bemerken, dass er erstens für baktericide 
Versuche überhaupt sehr wenig geeignet ist, wie schon z. B. 
Wilde 1 ) hervorgehoben hat. Zufolge seiner Neigung, sofort zu 
Boden zu sinken, entzieht er sich gewissermafsen der Wirkung 
der Alexine und wegen seiner Eigenschaft, lange Fäden zu bilden, 
entspricht die Kolonienzahl der Platte bei weitem nicht der 
Menge der Individuen in der verarbeiteten Serumprobe. Gegen 
das Kaninchenserum verhält er sich weiter ganz anders als an¬ 
dere Organismen, so dafs man nicht ohne weiteres die damit 
erhaltenen Ergebnisse verallgemeinern darf. Das Absterben tritt 
ganz momentan ein und die baktericide Wirkung auf Milzbrand¬ 
bacillen wird nicht, wie Bonaduce 2 ) und Walz 3 ) zuerst beo¬ 
bachtet haben, durch halbstündiges Erwärmen bei + 55 °C. wie 
die auf andere Organismen aufgehoben. Wilde nimmt deshalb 
an, dafs beim Kaninchen aufser den Alexinen noch ein dem 
Milzbrandbacillus schädliches Agens existiere, das bei -f- 55°C. 
nicht zerstört wird. Mit dieser Annahme stimmt auch der folgende 
Versuch überein. 

1) Wilde, M., Zeitschrift f. Hygiene, Bd. 37, 1901. 

2) Bonaduce, S., Beiträge z. pathol. Anatomie etc. von Ziegler, 
Bd. 12, 1893. 

3) Walz, K., Arbeiten aus dem Gebiete der path. Anatomie, Bd. III, 
1899, S. 32. 


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70 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 

Versuch XVIII. 

Kaninchen. Das nach 18 Stunden aufgenommen 8erum wurde in drei Teile 
geteilt. Zu dem einen wurde eine 12st(lndige Agarkultur von Milzbrand¬ 
bacillen zugesetzt und gut verteilt. Der zweite Teil wurde mit einer gleich 
alten, durch Hitze abgetöteten Kultur versetzt. Nach Aufbewahren über 
Nacht bei 0° C. wurde das bacillenhaltige Serum centrifugiert. Von allen 
Sera wurden Versuche mit aktivem und mit */, Stunde bei -f- 55° C. in¬ 
aktiviertem Serum angestellt. 


Inhalt der Röhrchen 

i 

Einsaat 

OStd. 

3 Std. 

7 Std. 

24 Std. 

2 ccm gew. Serum, aktiv 

B. anthracis 

173 

0 

0 

0 

do. > 

> 

218 

0 

0 

0 

do. inaktiv 

> 

378 

0 

0 

18 

do. > 

> 

564 

0 

0 

0 

2 ccm mit getöteten Milzbrand- 
bac. vorbeh. Serum, aktiv 

> 

674 

0 

0 

0 

do. > 

» 

13% 

0 

1 

0 

do. inaktiv 

> 

731 

2 

628 

oo 

do. > 

> 

— 

— 

— 

— 

2 ccm mit lebenden Milzbrand- 
bac. vorbeh. Serum, aktiv 

> 

826 

0 

0 

0 

do. » 

» 

1876 

1 

0 

0 

do. inaktiv 

> 

648 

8 

1832 

00 

do. > 

> 

1258 

67 

24% 

00 


Durch Kontrollplatten wurde festgestellt, dafs das mit leben¬ 
den Bacillen vorbehandelte Serum durch das Centrifugieren wirk¬ 
lich von diesen befreit worden war. Das fast momentane Ab¬ 
sterben macht sich sehr deutlich geltend in dem gewöhnlichen 
Serum. Die Einsaat war nämlich in den entsprechenden Proben 
gleich grofs, ein bezw. zwei Tropfen einer Bouillonaufschwem¬ 
mung. Das mit Milzbrandbacillen vorbehandelte aktive Serum 
weicht bei dieser kurzen Beobachtungszeit und mäfsiger Einsaat, 
von dem gewöhnlichen nicht ab. Im inaktiviertem Zustande 
ist aber der Unterschied grofs. Offenbar haben die Milzbrand¬ 
bacillen schon bei 0°C. den gröfsten Teil der wärmebeständigen 
baktericiden Körper absorbiert. In dieser Hinsicht weicht dieser 
Körper von den gewöhnlichen Alexinen auch ab. Wie Wilde 1 ) 

1) Wilde, M., Über die Absorption der Alexine durch abgetötete Bak¬ 
terien. Berl. klin. Wochenschr., 1901. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


71 


gezeigt hat, werden die Alexine bei 0°C. wenigstens von ge¬ 
töteten Bakterien nicht absorbiert. Nach dem oben Angeführten 
ist es wohl kaum möglich, Gengou beizustimmen, dals das 
Zugrundegehen des Milzbrandbacillus im Kaninchenserum nur 
durch das Serumalexin hervorgerufen wäre. 

Aus dem Verhalten des Kaninchenserums gegen den Milz¬ 
brandbacillus dürfte man betreffs der Beziehung dieses Serums 
zu anderen Organismen nicht allzuviel folgern können. Auch 
Gengou bemerkt, dafs er viel öfter einen Unterschied gefunden 
hat zwischen Serum und Plasma in der baktericiden Wirkung 
gegen den Milzbrandbacillus als gegen den Choleravibrio, die 
Coli- und Typhibacillen. In mehreren Versuchen war sogar der 
Choleravibrio ebenso rasch im Plasma als im Serum unter¬ 


gegangen. 

Wäre die Annahme Gengous zutreffend, dafs die Alexine erst 
nach der Blutgerinnung von den Leukocyten dem Serum abge¬ 
geben werden, würde man natürlicherweise erwarten, dafs beim 
Stehen des Blutes auch dem Plasma Alexin abgegeben wird. 
Um zu sehen, ob vielleicht die keimfeindliche Wirkung des 
Plasmas beim Stehen des Blutes erhöht wird, habe ich sofort 
abcentrifugiertes Plasma mit solchem nach 24 Stunden ver¬ 
glichen. 

Versuch XIX. 


Junger Hund. Kalium-Oxalatplasma. 


Inhalt der Röhrchen 1 

1 

i 

Einsaat 

1 

OStd. 

3 Std. 

7 Std. 

11 Std. 

2 ccm Plasma sofort 

B. coli 

6 232 

2272 

107 

2861 

do. 

> 

5 787 

1318 

26 

7504 

do. 

B. typhi 

13 356 

354 

25 

0 

do. 

> 

17 044 

1500 

24 

0 

do. 

B. pyocyan. 

947 

1278 

6 042 

— 

do. 

> 

1004 

884 

7 836 

— 

2 ccm Plasma nach 24 Stunden 

B. coli 

7 886 

1768 

30 

00 

do. 

> 

5 660 

1621 

8 

oo 

do. 

B. typhi 

14 700 

1296 

148 

142 

do. 


15 836 

1068 

296 

868 

do. 

B. pyocyan. | 

1 1017 

979 

12 020 

— 

do. 

" 890 

! !l 

871 

10 303 

— 


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72 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


Die baktericide Wirkung des Plasmas sinkt offenbar all¬ 
mählich während des Stehens des Blutes, obwohl die Leukocyten 
unzweifelhaft auch in dem flüssigen Blute allmählich absterben, 
und, nach Gengou, eine Abgabe von Alexinen also stattfinden 
müsste. Durch diese Verminderung der keimfeindlichen Wirkung 
des Plasmas ist freilich nicht bewiesen, dafs ein Austreten von 
Alexinen nicht vorkomme, jedenfalls aber, dafs es kleiner sein 
mufs, als dafs die fortgehende Abschwächung der Alexine da¬ 
durch ausgeglichen würde. 

In betreff des Hundes und des Kaninchens kann ich Gengou 
betreffs seiner Ansicht über die Beziehung des Serums zum 
Plasma nicht beistimmen. In meinen Versuchen war die keim- 
feindliche Wirkung des Plasmas immer gröfser als die des 
Serums. Wodurch wird aber diese Abschwächung beim Gerinnen 
hervorgerufen ? Die Möglichkeit liegt ja sehr nahe, dafs bei und 
nach der Gerinnung Stoffe aus den Zellen in das Serum aus¬ 
treten können, welche das letztere zu einem für die Bakterien 
weit besseren Nährboden machen als das Plasma. Die roten 
Blutkörperchen dürften solche Körper enthalten. Büchner 
fand bei seinen grundlegenden Untersuchungen, dafs das Blut, 
nicht aber das Serum, beim Gefrieren seine keimfeindlichen 
Eigenschaften verlor. Im Einklang mit dieser Thatsache steht 
offenbar die früher erwähnte Beobachtung betreffs des Seife¬ 
plasmas. In beiden Fällen deutet das Austreten des Hämo¬ 
globins aus den roten Blutkörperchen auf eine starke Beschädi¬ 
gung der Zellen hin. Wie ich früher erwähnt habe, ist das 
Serum im Vergleich mit dem Plasma gewöhnlich ein wenig 
stärker gefärbt. Dafs diese Färbung von gelöstem Hämoglobin 
herrührt, ist nicht zu bezweifeln. Kann aber das Hämoglobin 
aus den Blutkörperchen austreten, so dürfte auch anderen Stoffen 
kein Hinderniss im Wege stehen. 

Es war also zunächst zu untersuchen, ob die bakterienfeind¬ 
liche Wirkung des Serums dadurch vermindert wird, dafs es 
weit länger in Berührung mit dem Blutkörperchen ist, als das 
von den übrigen Blutbestandteilen sogleich getrennte Plasma, 
oder ob das Serum schon von Anfang’ an dem Plasma nachsteht. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


73 


Versuch XX. 

Grofses Kaninchen. Die Gefäfse blieben nach der Blutentnahme in schiefer 
Lage, wurden gleich nach der Gerinnung aufrecht gestellt und das nach 
2 ! /a Stunden ausgetretene Serum aufgenommen. Danach wurden die Gefäfse 
wieder schief gelegt. Nach 42 Stunden wurde das übrige Serum entnommen, 
nachdem kurz vorher das Blutgerinnsel von der Wand gelöst worden war. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

4 Std. 

8 Std. 

12 Std. 

24 Std. 

3 ccm Serum nach 2 l / % Stunden 

B. coli 

802 

119 

477 

4 048 

00 

do. 

B. typhi 

27 856 

62 

153 

896 

— 

do. 

B. pyocyan. 

3 482 

26 330 

— 


— 

do. , 

B. proteus 

6 297 

7 

0 1 

2 

2240 

3 ccm Serum nach 42 Stunden 

B. coli 

1009 

464 

5088 

22 800 

00 

do. 

B. typhi 

24 384 

7041 

1188 

7 632 

— 

do. 

B. pyocyan. 

2 925 

22 323! 

— 

— 

— 

do. 

j B. proteus 1 

5914 

6 

1 

' 4 

1130 


Dafs eine Verschlechterung desjenigen Serums stattgefunden 
hat, das mit dem Gerinnsel in Berührung gewesen war, ist 
betreffs B. coli und B. typhi offenbar. Dasselbe Verhältnis zeigt, 
B. typhi betreffend, der folgende Versuch. 

Versuch XXI. 


Kaninchen, l 1 /* Stunden nach dem Entbluten wurde das ausgeschiedene 
Serum aufgenommen, das übrige nach 16 Stunden. 


•i 

Inhalt der Röhrchen 

II 

Einsaat 

I 0 Std. 

I I 

4 Std. 

8 Std. 

24 Std.! 

36 Std. 

i 

3 ccm Serum nach Stunden |l 

B. typhi 

jj 4 978 

8 

0 

5 

22 

do. || 

> 

118 126 1 

54 

0 

1 

— 

3 ccm Serum nach 16 Stunden m 

> 

6 724 

12 

1 

116 

00 

do. ; 

> 

II 21 178 1 

780 

6 

17 744 

— 


Ähnlich verhielten sich weitere Versuche, wenn es sich um 
B. coli und B. typhi handelte. Die übrigen zeigten keinen deut¬ 
lichen Unterschied. Dies scheint anzudeuten, dafs schon bei 
der Gerinnung die keimfeindliche Wirkung des flüssigen Teils 
des Blutes vermindert werden kann. 

Es liefse sich auch denken, dafs dieser Unterschied zwischen 
Plasma und Serum, wenigstens teilweise, dadurch entstanden sein 


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74 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 

könne, dals in Berührung mit dem Blutkuchen die keimfeind- 
lich wirkenden Körper dem Gerinnsel anhaften. Um zu sehen, 
ob der Faserstoff die Eigenschaft besitzt, das Alexin zu absor¬ 
bieren, wurden folgende Versuche angestellt. 

Versuch XXII . 

Hund. Sofort nach dem Centrifugieren des Kaliumoxalatblutes wurde zu 
einem Teile des Plasmas von einer 6 proz. Ca Cl,-Lösung die dem zugefügten 
Oxalate äquivalente Menge Chlorkalcium zugesetzt. Nach dem Gerinnen des 
Plasmas, das sehr rasch eintrat, wurde mit einem Glasstäbchen das Serum 
aus dem Gerinnsel sorgfältig ausgeprefst. Das so erhaltene Faserstoff- 
gerinnsel übertrug ich in eine Portion Oxalatplasma desselben Tieres. Nach 
36 Stunden wurde dieses Plasma mit nicht vorbehandeltem Plasma verglichen. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

4 Std. 

8 Std. 

12 Std. 

2 ccm Plasma 

| B. coli 

3432 

781 

26 

148 

do. ; 

1 , 

3328 

798 

11 

95 

2 ccm mit Fibrin behandeltes Plasma 

1 

> 

3984 

2266 

748 

2439 

do. 

| > 

6200 

325 

140 

4340 


Eine Verminderung in der keimfeindlichen Wirkung des 
Plasmas, das mit dem Fibrin in Berührung war, ist eingetreten. 
Es ist sehr wahrscheinlich, dafs diese dadurch entstanden ist, 
dafs das Faserstoffgerinnsel dem Plasma einen Teil des Alexins 
entnommen hat. Würde die Sache sich so verhalten, dürfte man 
sicherlich auch annehmen, dafs gerade im Gerinnungsaugen¬ 
blicke das Mitreifsen dieser Körper am gröfsten sein würde. 
Jedenfalls dürfte der frisch entstehende Faserstoff mehr Alexin 
absorbieren als der im vorigen Versuche benutzte, welcher nach 
dieser Anschauung bereits vorher mit Alexin beladene war. 

Setzt man zu dem abcentrifugierten Oxalatplasma sofort die 
dem Oxalate entsprechende Menge CaCl 2 zu, so gerinnt es meisten¬ 
teils sehr rasch, und gewöhnlich vollständig. Läfst man das 
Plasma einige Zeit kühl stehen, so entsteht, wie gesagt, ein 
geringer Niederschlag. Nach dem Entfernen dieses Niederschlages 
kann dagegen, wie Hammarsten 1 ) hervorgehoben hat, dieselbe 

1) Hammarsten, a. a. O. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


75 


Menge Chlorkalcium zugesetzt werden, ohne dals Gerinnung ein- 
tritt. Durch das Vergleichen dieses Plasmas mit dem Serum 
aus dem geronnenen Plasma, kann man auch entscheiden, ob 
der Faserstoff das Alexin mitreisst und das Serum also an 
bakterienfeindlichen Körpern ärmer ist als das Plasma. 


Versuch XXIII. 

Kaninchen. Natriumoxalatplasma mit 0,84 °/ 00 Oxalat. Dem einen Teile des 
Plasmas wurde sogleich nach dem Centrifugieren l°/ 0 einer 6proz. CaCl,- 
Lösung zugesetzt. Das Gerinnen wurde durch Einstellen, einige Minuten, 
im Brutschränke beschleunigt. Nach 36 Stunden wurde das Serum ausge- 
prefst und gleichzeitig auch der andere Teil des Plasmas mit der gleichen 
Menge von Ca CI, versetzt. In dieser Probe entstand keine Gerinnung. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

3 Std. 

7 Std. 

11 Std. 

24 Std. 

2 ccm Oxalatplasma mit CaCl, 

B. coli 

812 

68 

0 

76 

123 561 

do. 

* 

952 

21 

1 

0 

84 

do. 

B. pyocyan. 

120 

41 

334 

1051 

140 000 

do. 

» 

105 

38 

596 

1106 

150000 

2 ccm Serum ausOxalatplasma 

B. coli 

740 

384 

432 

3 243 

00 

do. 

> 

756 

372 

364 

4 706 

oo 

do. 

B. pyocyan. 

109 

155 

2671 

10 748 

oo 

do. 

* 

107 

208 

4134 

26 902 

00 


Das Resultat dieses Versuches stimmt mit dem vorigen 
völlig überein. Das einzige Moment, das eine Verminderung der 
baktericiden Wirkung hervorgerufen haben kann, ist das Aus¬ 
scheiden des Faserstoffes und der mit diesem folgenden Salze. 
Sonst sind die Flüssigkeiten gleich. Der Unterschied läfst sich 
kaum auf andere Weise erklären, als dafs der Faserstoff einen 
Teil der keimfeindlich wirkenden Körper mitgerissen hat. 

Am besten gelingt dieses Verfahren mit Hundeblut. Beim 
Kaninchen ist es schon schwieriger und noch nach 2 Tagen 
gerinnt das Plasma beim CaCl 2 -Zusatz bisweilen. Die Kaninchen¬ 
alexine sind aber gegen die von mir benutzten Bakterien wirk¬ 
samer als die des Hundes, und der Unterschied zwischen Plasma 
und Serum wird deshalb gröfser als beim Hunde. 


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76 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


Bei seinen Untersuchungen hat Gengou 1 ) das Blut in 
paraffinierte Gefäfse aufgenommen und centrifugiert. Das auf diese 
Weise gewonnene Plasma gerann immer 4—5 Stunden nach dem 
Entbluten und später noch zwei* bis dreimal. Die so erhaltene 
Flüssigkeit wurde als Vertreter des Plasmas benutzt, da »sie von 
dem normalen Plasma weniger abweicht als das gewöhnliche 
Serum«. Es kann wohl in Zweifel gezogen werden, ob nicht 
diese Flüssigkeit, die selbstverständlich als Serum aufzufassen ist, 
wenigstens in gewissen Beziehungen von dem normalen Plasma 
noch mehr abweicht als das bei der Blutgerinnung entstandene 
Serum. Besitzt wirklich das Fibrin die Fähigkeit, die Alexine 
mitzuschleppen, wie die oben angegebenen Versuche anzudeuten 
scheinen, so ist es höchst wahrscheinlich, dafs durch wiederholte 
Gerinnungen davon mehr mitgerissen wird als durch eine einzige. 
Übrigens bilden sich, nach meinen Erfahrungen, in solchem von 
Fibrinogen nicht ganz freien Serum, oft kleine, zusammengeballte 
Faserstoffgerinnsel. Dadurch können dem bekannten Wattebausch¬ 
versuche von Büchner sehr ähnliche Verhältnisse hervorgerufen 
werden. 

Aufser den oben erwähnten Blutsorten sind auch Rinder- 
und Pferdeblut der Untersuchung unterzogen worden. Einige 
Versuche wurden auch mit Katzen- und Hammelblut angestellt. 

Rinder-, Pferde* und Hammelblut wurden beim Schlachten 
in die sterilisierten Gefäfse aufgefangen, nachdem ein bedeutender 
Teil des Blutes dem Tiere bereis entzogen war. Jedes Berühren 
der Haare und der Gefäfse wurde sorgfältig vermieden. Selbstver¬ 
ständlich genügen diese Vorsichtsmafsregeln nicht, um wirklich 
steriles Blut zu bekommen. Die Verunreinigung dürfte jedoch 
sehr unbedeutend sein. Unzweifelhaft werden aufserdem die 
meisten eingeführten Keime entfernt; aus dem Plasma durch 
das Centrifugieren und aus dem Serum dadurch, dafs sie in dem 
Blutgerinnsel eingeschlossen werden, wie v. Szckely und Szana 1 ) 
beobachtet haben. Das Blut habe ich regelmäfsig nur einen 
oder höchstens zwei Tage aufbewahrt und immer bei kühler 

1) Gengou, a. a. O. 

2) Szekely, v. und Szana, Centralbl. f. Bakteriol., Bd. XII, 1892. 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


Temperatur. Eine Vermehrung der Keime dürfte deshalb aus¬ 
geschlossen sein. Ich glaube auch nicht, dafs die einzelnen 
Keime, welche das Plasma bezw. Serum von vornherein vielleicht 
enthielt, bei der Einsaat einer grofsen Menge Bakterien eine 
Fehlerquelle bilden können. 

Das Rinderplasma wird erst nach langem Centrifugieren ab¬ 
geschieden. Es ist strohgelb ; das Serum aber ist mehr oder 
weniger rötlich. Beide sind meistens klar. Pferdeplasma ist 
äufserst leicht zu gewinnen. Schon beim Stehen bildet sich in 
etwa zwei Stunden eine mächtige Plasmaschicht. Es ist stroh¬ 
gelb, auch nach längerem Stehen des Blutes. Wird es gleich nach 
dem Entbluten abcentrifugiert, so ist es oft leicht trübe. Läfst man 
solches Plasma eine Nacht über stehen, oder wird das Blut erst 
nach dieser Zeit centrifugiert, so bekommt man eine völlig klare 
Flüssigkeit. Im ersteren Falle entsteht ein geringer Niederschlag. 
Das Serum ist immer klar. Anfangs hat es, mit dem Plasma 
verglichen, nur einen schwach rötlichen Teint, wird aber beim 
Stehen bald rotgelb. 

Versuch XXIV. 


Das Plasma wurde aus Kaliumoxalatblute sofort abcentrifugiert, das Serum 
nach 18 Stunden aufgesammelt. 


Inhalt der Röhrchen 

; ~~~ ~ l 

Einsaat 

i 

0 Std. 

1 

6 Std. 

12SM. 1 

24 Std. 

5 ccm Oxalatplasina 

1 B. coli 

922 

132 

QO 

1 _ 

do. i 

| * 

2796 

' 1174 

OO 

— 

do. 

B. typhi 

1638 

223 

00* 

— 

do. 

> 

1952 

107 

00 

— 

5 ccm Serum ohne Oxalat 

B. coli 

927 

448 

85 

00 

do. 

» 

2246 

912 

208 

00 

do. 

B. typhi 

1170 

16 

12 

1 

do. 

• 

1588 

65 

19 1 

4 

5 ccm Serum mit l,0°/ oo Kaliumoxalat 

B. coli 

1165 

72 

1 

51 

do. 

> 

2272 

102 

6 

170 

do. | 

B. typhi 

1030 

1 

0 1 

0 

do. 

> 

1805 

1 

1 

0 1 

0 


Das Plasma steht in diesem Versuche nicht nur dem Serum 
mit Oxalat, sondern auch dem ohne Oxalat bedeutend nach, ob¬ 
wohl das Oxalat die Alexin Wirkung verstärkt, wie oben gezeigt 


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78 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 

ist, und, wenigstens B. coli betreffend, auch aus diesem Versuche 
hervorgeht. Das Serum mufs also dem normalen Plasma noch 
mehr überlegen sein als diesem oxalathaltigen. Auch bei Hammel 
und Katze wirkt das Serum oft deutlich stärker baktericid als 
das Plasma. 


Versuch XXY. 

Hammel. Das Plasma wurde sofort aus Kaliumoxalatblute abcentrifugiert. 
Das Serum wurde aufgenommen, sobald die genügende Menge ausgeprefst war. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

OStd. 

4 Std. 

8 Std. 

12 Std. 

5 ccm Oxalatplasma 

B. coli 

1960 

54 

177 

6 342 

do. 

> 

4633 

88 

592 

11000 

do. 

B. typhi 

754 

22 

223 

8 331 

do. 

> 

2236 

70 

949 

43 000 

do. 

Staphylo- 
coccus aur. 

1880 

1064 

2664 

22000 

5 ccm Serum ohne Oxalat 

B. coli 

2000 

140 

37 

1344 

do. 

> 

5088 

939 

78 

1006 

do. 

B. typhi 

778 

0 

0 

9 

do. 

> 

1945 

0 

0 

24 

do. 

Staphylo- 
coccus aur. j 

1732 

1592 

2724 

7 632 


Yersuch XXYI. 

Alte Katze. Das zum Gewinnen von Plasma bestimmte Blut wurde in 
paraffinierte Gefäfse aufgenommen, mit 2,0 °/oo Kaliumcitrat versetzt und sofort 
centrifugiert. Das Serum wurde nach 16 Stunden abgenommen. 


. “ ' ' . “ 

Inhalt der Röhrchen 

_ — - ~v; - 

j Einsaat 

OStd. 

3 Std. 

1 

7 Std. 

1 11 st. 

24 St. 

2 ccm Paraffinplasma mit 
2,0 °/ 00 Kaliumcitrat 

B. coli 

618 

63 

2798 

i 

4795 

_ 

do. 

> 

504 

79 

1717 

8013 

— 

do. 

B. typhi 

25 758 

24 

0 

0 

14 882 

do. 

> 

ca.25 000 

21 

1 

0 

5 724 

2 ccm Serum ohne Citrat 

B. coli 

619 

520 

623 

636 

— 

do. 

> 

414 

408 

24 

11 

— 

do. 

B. typhi 

, ca.25 000 

20 

0 

0 

0 

do. 

> 

ca.25000 

42 

0 

0 

0 


Die Versuche deuten dahin, dafs bei diesen Blutsorten nach 
dem Entbluten keimfeindliche Stoffe von den Leukocyten abge- 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


79 


sondert werden. Die Abgabe findet aber nicht nur im geronnenen 
Blute statt, sondern auch, wenn das Gerinnen verhindert wird. 

Versuch XXVIL 


Rinderblut. Aus dem Kaliumoxalatblute wurde teils sofort, teils nach 
20 Stunden Plasma abcentrifugiert. Das Blut war während der Zeit kühl 

aufbewahrt. 


Inhalt der Röhrchen 

1 '( 

Einsaat 

1 I 

; 0 Std. 

6 Std. 

12Std. 

24 Std. 

5 ccm Plasma, sofort 

B. coli 

2800 

705 

1668 

GO 

do. 

> 

6273 

1834 

2172 

OO 

do. 

B. typhi 

1185 

150 

3672 j 

25 000 

do. 

> 

4272 

290 

6805 1 

45 000 

do. 

B. pyocyan. 

1508 

1214 

1079 

! oo 

do. 

> 

3278 

1893 

298 

QO 

5 ccm Plasma, nach 20 Stunden 

B. coli 

2560 

298 

17 

? 

do. 

> 

5660 

672 

467 

oo 

do. 

B. typhi 

1032 

11 

4 

23 

do. 

> 

3276 

53 

15 

145 

do. 

B. pyocyan. 

1467 

727 

40 

5 215 

do. 

> 

3180 

1496 

115 

10 796 


Die Wirkung des sofort gewonnenen Plasmas ist sehr schwach, 
sogar der ziemlich empfindliche B. typhi hat sich bei dieser kleinen 
Einsaat schon nach 12 Stunden vermehrt. 

Durch künstliche Vermehrung der Leukocyten des Blutes 
kann die Wirkung des Plasmas während des Stehens noch mehr 
erhöht werden. 

Versuch XXVIII. 

Kinderblut mit Kaliumoxalat. Die aus dem sofort centrifugierten Blute er¬ 
haltene Leukocytenschicht wurde einer neuen Portion Blut zugesetzt. Nach 
20 Stunden wurde sowohl aus diesem leukocytenreichen als aus gewöhn¬ 
lichem Blute Plasma abcentrifugiert. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat ! 

jj i 

! 0 Std. 

1 

6 Std. 

20StdJ 48Std. 

' f. ' 

5 ccm Plasma nach 20 Stunden 

B. coli 

1328 

5 

8 

1264 

do. 

> 

2544 

21 

9 

3936 

5 ccm Plasma aus leukocytenreichem 
Blute nach 20 Stunden 

> 

1496 

33 

1 

44 

do. 

I 

» 

* ! 

2988 

1 

115 

! 

1 

77 


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80 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


Bei diesen Tieren würde also das Serum gewissermafsen in 

der Beziehung zum Plasma stehen, die Gengou behauptet. Es ist 

aber zu bemerken, dafs dieses Verhältnis gar kein regelmäfsiges 

ist. Im Gegenteil wirkt das Plasma oft deutlich stärker baktericid 

als das Serum. v , VVTV 

Versuch XXIX. 

Kuh. Plasma aus Blut mit l,0°/oo Kaliumoxalat. Das Serum wurde nach 
20 Stunden aufgenommen. 


Inhalt der Röhrchen 

1 

Einsaat ! 

i 

! 0 Std. 

4 Std. 

12 Std. 

24 Std. 

5 ccm Plasma sofort 

1 B. coli 

4568 

0 

19 

136 

do. 

1 > 

2954 

1260 

24 

9 794 

5 ccm Serum mit l,0°/oo Kalium¬ 
oxalat 

! * 

3784 

139 

408 

125 000 

do. 

> 

3800 

3664 

i 

11578 ca. 150000 

1 


In diesem Versuche sind im Serum entweder keine Alexine 
aus den Leukocyten ausgetreten, oder nur in so geringer Menge, 
dafs ihre Wirkung durch abschwächende Momente völlig auf¬ 
gehoben ist. Auch in diesen Sera machen sich selbstverständlich 
die vorher angeführten, die baktericide Serumwirkung abschwä¬ 
chenden Momente geltend, nämlich das Austreten guter Nähr, 
stolfe aus den Blutkörperchen und das Absorbieren des Alexins 
durch den Faserstoff. Es ist auch sehr gewöhnlich, dafs das 
Serum während des Aufbewahrens seine baktericide Wirkung 
einbüfst, wie früher betreffs Kaninchenblutes nachgewiesen ist- 


Versuch XXX. 

Rind. Ungefähr 2 Stunden nach dem Entnehmen wurde das aus dem schief 
erstarrten Blute ausgeprefste Serum aufgenommen und centrifugiert. Nach 
20 Stunden wurde wieder Serum aufgesammelt, das auch centrifugiert wurde. 


Inhalt der Röhrchen 

Einsaat 

I 0 Std. 

1 

6 Std. 

12 Std. 

5 ccm Serum nach 2 Stunden 

B. coli 

2578 

632 

1000 

do. 

> 

4954 

1115 

2 609 

do. 

B. typhi 

1210 

46 

1314 

do. 

> 

2875 

56 

2 925 

5 ccm Serum nach 20 Stunden 

B. coli 

2750 

739 

7 695 

do. 

> 

5528 

1380 

12000 

do. 

B. typhi 

1137 

28 

7 314 

do. 

> 

2920 

96 

16400 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 


81 


Der Unterschied zwischen den beiden Sera ist freilich nicht 
sehr grofs, er kann bisweilen wesentlich gröfser sein, der Ver¬ 
such aber ist jedoch wiedergegeben, weil er zeigt, dafs während 
des Aufbewahrens des Blutes die baktericide Wirkung des Serums 
abgeschwftcht werden kann, während die des Plasmas bedeutend 
erhöht wird. Die Tabelle entspricht nämlich einem Teile einer 
Versuchsreihe, aus der ein anderer Teil als »Versuch XXVI« 
herausgenommen ist. Es ist aber gar nicht regelmäfsig, dafs die 
Wirkung des Plasmas verstärkt wird. Anstatt dessen kann sie 
während des Stehens des Blutes abgeschwächt werden, gewöhn¬ 
lich aber nicht sehr bedeutend in der ersten Zeit. Im letzteren 
Falle steht also das Serum in derselben Beziehung zum Plasma 
wie beim Hunde. 

Es dürfte nicht geleugnet werden, dafs nach dem Entbluten 
im Rinder-, Hammel- und Katzenblute Alexin in genügend grofser 
Menge von den Leukocyten abgegeben werden kann, und dafs dann 
die von den Blutkörperchen befreite Flüssigkeit, Plasma oder Se¬ 
rum, stärker keimfeindlich wirken mufs als das normale Plasma. 
Dafs dies nicht immer zutrifft, ist ebenso offenbar. Es scheint, 
als ob bei Rind, Hammel und Katze die Leukocyten aufserhalb 
des Tierkörpers, wenigstens bisweilen, ihr Alexin leichter ab¬ 
geben, als, nach meinen Untersuchungen zu schliefsen, sie es 
beim Hund und Kaninchen thun. Auch beim Pferde scheint 
die Alexinwirkung im Serum bisweilen erhöht werden zu können. 
Das Gerinnen des Pferdeblutes kann ohne Schwierigkeit lediglich 
durch rasches Abkühlen verhindert werden und die Blut¬ 
körperchen werden aufserdem in sehr kurzer Zeit beim Centri- 
fugieren abgeschieden. Deshalb ist dieses Blut sehr geeignet, 
um zu entscheiden, ob das natürliche Plasma wirklich keim¬ 
feindlich wirkt. 

Yersneh XXXI. 

Altes Pferd. Eine kleine Menge Blut wurde in einen, im Eiswasser stehen¬ 
den Glascylinder aufgenommen. In diesen wurde ein zweiter, schmälerer, mit 
Eis gefüllter Cylinder hineingesteckt. Die Flächen der Cylinder, die in Be¬ 
rührung mit dem Blute kamen, waren mit flüssigem Paraffin bestrichen. 
Nach dem Abkühlen wurde das Blut sofort centrifugiert. Das gewonnene 

ArchiT für Hygiene. Bd. XUII. 6 


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82 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. 


Plasma wurde in den Brutschrank gestellt, bis es geronnen war, was sehr 
rasch eintrat. Nachher wurde es kühl aufbewahrt und das daraus erhaltene 
Serum mit gewöhnlichem, nach 18 Stunden entnommenen verglichen. 


Inhalt der Röhrchen ! 

Einsaat 

OStd. 

3Std. 

I 

7 Std. 

11 St. 

24 St. 

2 ccm Serum aus Plasma 

B. typhi 

7632 

145 

46 

116 

115 477 

do. 

> 

6533 

98 

4 

122 

1653 

2 ccm Serum aus Blut 

> 

7123 

109 

3 

4 

129 

do. 

> 

6105 

102 


29 

99 760 


Obwohl das auf gewöhnliche Weise erhaltene Serum ein 
wenig stärker keimfeindlich wirkt als das aus Plasma stammende, 
ist auch dieses letztere eine ziemlich wirksame baktericide Flüs¬ 
sigkeit. Nach dem vorher Gesagten, betreffs der Beziehung des 
Faserstoffs zum Alexine, mufs das natürliche Plasma noch wirk¬ 
samer gewesen sein. Es stand also wohl dem gewöhnlichen 
Serum nicht nach. In jedem Falle ist es offenbar keine, des 
Alexins völlig entbehrende Flüssigkeit gewesen. 


Aus dem Ergebnisse dieser Untersuchung dürfte man folgern 
können: 

Auch das Plasma des kreisenden Blutes enthält keimfeind¬ 
liche Stoffe (Alexin). 

Nach dem Austreten des Blutes aus dem Tierkörper kann 
die baktericide Wirkung sich ändern und zwar bald erhöht und 
bald vermindert werden. 

Die Menge des Alexins kann dadurch vergröfsert werden, 
dafs Alexin aus den Leukocyten austritt. 

Die Alexinmenge des Serums kann dadurch verkleinert wer¬ 
den, dafs der FaserstofE Alexin absorbiert. Die Alexinwirkung 
kann durch Entstehen besserer Ernährungszustände für die Bak¬ 
terien abgeschwächt werden, indem gute Nährstoffe aus den Blut¬ 
körperchen austreten. 

Im Blute gewisser Tiere erscheint die Abgabe von Alexin 
seitens der Leukocyten aufserhalb des Körpers gewöhnlich so klein 


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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 83 

zu sein, dafs das Serum in baktericider Wirkung dem Plasma 
nachsteht. 

Bei anderen Tieren kann dagegen nach dem Entbluten bis¬ 
weilen eine so grolse Menge von Alexin aus den Leukocyten 
austreten, dafs die durch die abschwächenden Momente hervor¬ 
gerufene Verminderung der baktericiden Wirkung nicht nur er¬ 
setzt wird, sondern dafs sogar eine Erhöhung derselben entsteht. 

Das in gewöhnlicher Weise entstandene Serum soll, um dem 
normalen Plasma in baktericider Wirkung zu entsprechen, so¬ 
bald als möglich dem Blutgerinnsel entnommen werden. 

Upsala, April 1902. 


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Die Strafsenhygiene im Altertume. 

Von 

Prof. Dr. H. A. Nielsen, 

Kopenhagen. 

Da die Stralsen eine notwendige Voraussetzung der engen 
Bauart des städtischen Grundes sind, so haben sie ein ebenso 
ehrwürdiges Alter wie die Städte. Je enger eine Stadt bebaut 
ist und je mehr Menschen innerhalb ihrer Mauern wohnen, von 
desto gröfserer Bedeutung sind natürlich die Strafsen auch als 
Verkehrswege für den Import und Export im weitesten Sinne 
des Wortes und desto wichtiger ist aber auch ihre Beschaffenheit 
für den Gesundheitszustand des Einzelnen sowohl als der Ge 
samtheit der Bewohner. Wo nur immer schriftliche oder monu¬ 
mentale Denkmäler Zeugnisse eines Kulturlebens ablegen, wird 
uns von gewaltigen Städten berichtet. Ich erinnere nur an 
die vielen Städte in Ägypten, Chaldäa, Assyrien, Kleinasien, 
Griechenland und Italien, von denen uns die alten Schriftsteller 
erzählen, oder welche uns durch Inschriften und Ausgrabungen 
bekannt geworden sind. Durch die aufserordentlich interessanten 
Funde aus der präbabylonischen Kultur — der Zeit der Sumerer, 
welche Sarzec 1 ) in Tello im südlichen Babylonien ans Licht 
befördert hat, sind wir im stände, das ungefähre Alter von 
Babylon zu bestimmen. Danach mufs diese Stadt gegen 4000 v. Chr. 
erbaut worden sein und Ninive ca. 3100 v. Clir.; denn der 

1) Decouvertes en Chaldee par Ernest de Sarzec. 1887 publikes par 
le» soins de M. de lleiizey. 

Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 7 


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86 


Die Strafsenbygiene im Altertume. 


Kirchenfürst Gudea, dessen Palast Sarzec in Tello ausge¬ 
graben hat, erzählt in einer seiner Inschriften, dafs er Ninive 
gegründet habe. Eine der vielen Gudöa-Statuen, die Sarzec fand, 
stellt diesen König sitzend dar, indem er den Plan der Stadt 
Ninive auf seinem Schofse hält. 

Aber Babylon und Ninive waren nicht die ältesten Städte 
des Reiches. Schon mehr als 1000 Jahre früher rühmt sich 
einer der Vorfahren Guddas, Uru-ka-gin-na, König von 
Sirgulla 1 ), eine Stadt mit Häusern von Ziegelsteinen, Vorrats¬ 
häusern und einer Wasserleitung erbaut zu haben. 

Es würde jedoch zu weit führen, auch nur die bedeutend¬ 
sten der bekannten Städte des Altertums hier zu nennen. Viele 
von diesen sind ohne Zweifel sehr grofs, ja Millionenstädte ge¬ 
wesen. War doch der von den Mauern eingeschlossene Grund 
der Stadt Babylon doppelt so grofs als die Stadt London, und 
von Ninive sagt der Prophet Jonas, dafs es drei Tagereisen grofs 
sei. Athen zählte 1 j Al Jerusalem % Ca rthago und Ale¬ 
xandria s / 4 und Rom mindestens Vj 2 Millionen Einwohner 
zur Zeit ihrer Blüte. Überhaupt waren die Städte sowohl in der 
chaldäisch-ägyptischen, als auch in der griechisch-römischen 
Kulturperiode zweifellos viel zahlreicher als jetzt und Städte mit 
einer Million oder doch einer halben Million Einwohner keine 
Seltenheit. Antiochia hatte 5 v. Chr. 117 000 freie Bürger, 
und Pergamon und Cäsarea zählten nach Galen bezw. 120000 
und 400000 Einwohner. Älianus gibt die Zahl der Städte in 
Italia und Sicilia auf 1260, Josephus die in Gallia auf 
1200 und Ptolemäus diejenige in Afrika auf 324 und in 
Asia auf 500 an. 

Bekanntlich ist eine grofse Reihe von Städten des Altertums 
auf Befehl eines Herrschers oder durch auf der Wanderung be¬ 
griffene Volksgenossen nach bestimmten Plänen erbaut, wie wir 

1) Gudda war der letzte König der Sumerer. Sowohl Gudda als eine 
Reihe der früheren Könige scheinen von den Königen von Akkad ab¬ 
hängig gewesen zu sein. Die beiden Könige von Akkad Sargon I. und 
Naram-sin lebten aber nach den archäologischen Untersuchungen und 
den Aufzeichnungen des Nabonid, des letzten Königs von Babylon, 
.‘kJOO Jahre vor 5f)0 v. Chr. 


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i 



Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 


87 


unten sehen werden. Erwähnen will ich hier nur, dafs man 
einen solchen Stadtplan aus dem Jahre 3100 v. Clir. kennt. 
Jedoch darf man wohl annehmen, dafs die weitaus meisten und 
vielleicht gerade die gröfsten Städte kaum nach einem vorher 
entworfenen Plane angelegt worden sind. Ohne Zweifel ist die 
Wahl der Lage in den meisten Fällen auf den einen oder an¬ 
deren günstigen Umstand der Umgegend, z. B. auf einen guten 
natürlichen Hafen, einen schiffbaren Flufs, einen fruchtbaren 
Thalstrich u. dgl. zurückzuführen. 

Daher mufsten notwendigerweise auch nicht nur die ökono¬ 
misch-vitalen Verhältnisse der Strafsen zu den Städten und 
ihren Bewohnern, sondern auch ihre hygienischen Verhältnisse 
den Bewohnern der alten Städte im selben Grade und unter 
denselben Formen als unentbehrlich einleuchten, wie es in der 
Gegenwart der Fall ist. Und in der That gab es schon in 
uralten Zeiten eine natürlich dem Kulturstandpunkte der Zeit 
und des Landes entsprechende Strafsenliygiene. 

Jedoch zeigt sich überall ein in hygienischer Hinsicht bedeuten¬ 
der Unterschied zwischen den Strafsen der alten »autochthonen« 
Städte und denen der nach einem bestimmten Plan angelegten 
Städte, und namentlich diesen letzteren hat man die Strafsen- 
hygiene der betreffenden Kulturstadien zu verdanken, weshalb 
man auch immer bestrebt war, die Strafsenanlagen dieser Kolo¬ 
nialstädte und ihre hygienischen Veranstaltungen, soweit wie 
möglich, in den alten Mutterstädten einzuführen, um das Ver¬ 
säumte nachzuholen, was jedoch aus naheliegenden Gründen nur 
in den seltensten Fällen gelang. 

Von dem alten Athen, der Stadt der Kranaer und Ke- 
kropiden, findet man noch jetzt auf den die Akropolis um¬ 
gebenden Höhen und namentlich auf Pnyx zahlreiche Überreste. 
Nach den von Burnouf 1 ), Curtius 2 ) und anderen Forschern 
angestellten Untersuchungen gab es hier nur ein oder zwei Haupt¬ 
straßen von ungefähr 5 m Breite, die in dem festen Grunde 
eingegraben und an den Seiten mit Rinnsteinen versehen waren. 

1) Revue de rarehitecture, vol. XXX. 

2) Die Stadtgeschichte von Athen. 1891. 

7* 


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88 


Die Strafsenhygiene im Altertame. 


Bürgersteige existierten damals nicht. Aus den vorhandenen 
Spuren sieht man, dafs hier einst ein lebhafter Wagenverkehr 
gewesen sein mufs. Zu beiden Seiten dieser Hauptstrafsen führen 
kleinere’, 3—4 m breite Strafsen, ebenfalls mit Rinnsteinen 
aber ohne Bürgersteige die Anhöhen hinauf. Auch auf diesen 
Seitenstrafsen mufs einst ein lebhafter Verkehr von Wagen und 
Lasttieren stattgefunden haben. Um dem Fufse einen besseren 
Halt zu gewähren, waren sie mit Querrillen und niedrigen Stufen 
versehen. Aufser diesen gröfseren Strafsen gab es noch Gassen, 
oder richtiger gesagt ganz schmale Steige, die oft in Treppen 
endigten. Wie aus Burnoufs Untersuchungen von über 800 Bau¬ 
plätzen, welche uns als kleine, durch Sprengung von Klippen¬ 
massen entstandene Flächen oder Terrassen von ungefähr 2 X 6 m 
erscheinen, hervorgeht, waren die Häuser dieser Strafsen ohne 
bestimmte Ordnung gebaut. Es ist vielmehr augenscheinlich, 
dafs die Seitenstrafsen und Gassen ohne bestimmte Richtungen 
nach den planlos gebauten Häusern angelegt waren. An mehre¬ 
ren Strafsenecken hat man 4—6 m tiefe, in Klippen ausgehauene 
Zisternen gefunden, die inwendig mit Kalk dicht gemacht und 
geputzt sind. Burnouf fand im ganzen 58 solcher Zisternen, 
21 davon auf den Abhängen der Pnyx-Höhen. Ein Teil dieser 
Zisternen gehörte offenbar zu Privathäusern. Diese prähisto¬ 
rische Stadt, deren Bewohner nach Herodot (VIH. Buch Kap. 44) 
Pelasger (Kranaer) waren, hatte Strafsen, die trotz ihrer Primi¬ 
tivität und ihrer Mängel in hygienischer Beziehung den Abflufs 
jedes einzelnen Grundstückes in offene Rinnsteine leiteten und 
mit öffentlichen Wasserreservoirs versehen waren. 

Aber diese krummen, engen und steilen Strafsen der Altstadt 
konnten nicht durch bessere ersetzt werden. Selbst als man 
während der Blütezeit der Republik und später unter der Römer¬ 
herrschaft die Stadt durch ein Netz breiter und regelmäfsiger 
angelegter Strafsen erweiterte, und selbst als man schon während 
der Tyrannenzeit nach besten Kräften bemüht war, dem hygie¬ 
nischen Mangel der Strafsen durch die unterirdischen Leitungen, 
durch reichliche Wasserversorgung und Reinigung, worauf wir 
später zurückkommen werden, abzuhelfen, so blieb der Zustand 


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in der Hauptsache derselbe. Auch nach der Plünderung der 
Stadt durch die Perser, im Jahre 480 v. Chr., trat in dieser Be¬ 
ziehung keine wesentliche Veränderung ein. Als die Athener 
nach der niedergebrannten Stadt zurückkehrten, bauten sie so 
schnell wie möglich ihre Hütten auf den Trümmern der alten 
wieder auf. In diesen Häusern und auf diesen in hygienischer 
Hinsicht so primitiven Strafsen war es, wo unter Perikies eine 
furchtbare Pest wütete und Tausende der damals 200000 zäh¬ 
lenden Bewohner hinwegraffte. Bekanntlich starb auch Perikies 
an dieser schrecklichen Krankheit im Jahre 429 v. Chr. 

Eben dieselbe Entwicklung und dasselbe Schicksal hatte 
Rom. Auch hier dieselbe planlose Anlage, dieselben engen und 
krummen Strafsen. Auch Rom wurde geplündert und nieder¬ 
gebrannt, und zwar von den Galliern unter Brennus 390 v. Chr. 
Auch hier baute man, wie Livius berichtet, die Stadt ebenso 
planlos und mit den engen Strafsen wieder auf. Und wie wir 
später sehen werden, konnte man trotz reichlicher Wasserversor¬ 
gung, Kanalisation, vorzüglicher Pflasterung und Strafsenreinigung 
die Übelstände, welche die engen und krummen Strafsen zur 
Folge haben, vor allem den üblen Geruch, nicht beseitigen. 

Selbst die modernsten hygienischen Veranstaltungen hätten 
dem Hauptmangel der Strafsen im alten Athen und Rom nicht 
abhelfen können. Es fehlte an Licht und Luft; und dieser 
Mangel wurde um so gröfser, je mehr die Stadt sich ausdehnte. 
Die Strafsen blieben eng und krumm, die Häuser wurden aber 
immer höher, und die Verunreinigung der Strafsen nahm mit 
der Zahl der Einwohner zu. 

Dieser primären Forderung der Strafsenhygiene an Licht 
und Luft ist man erst durch planmäfsig angelegte Städte mit 
regelmäfsigen geraden und breiten Strafsen gerecht geworden. 

Gewöhnlich nimmt man an, dafs die Griechen die ersten 
waren, welche Städte mit breiten, geraden und einander kreuzen¬ 
den Strafsen, deren Häuser den hygienischen Forderungen ent¬ 
sprachen, erbaut haben. Nach Aristoteles soll Hippodamos 
von Milet zuerst Peireus und Rhodus nach einem solchen 
Plan angelegt haben. 


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90 


Die Strafsenhygiene im Altertume. 


Aber ohne Zweifel haben die Griechen diese Kunst aufser 
vielem andern von den Assyro-Chaldäern und den Ägyptern gelernt. 
Wie oben erwähnt, gründete der Sumerer-König Uru-ka-gin-na 
um das Jahr 4200 v. Chr. eine Stadt mit Häusern aus Ziegel¬ 
steinen und mit einer Wasserleitung, und Gudea berichtet, dafs 
er Ninive gegen 3100 v. Chr. erbaut habe. Wenn wir auch 
nichts Näheres darüber wissen, wie die Strafsen in diesen Städten 
beschaffen waren, so hindert uns nichts anzunehmen, dafs sie 
regelmäfsig und breit gewesen sind. 

Herodot erzählt, dafs Babylon von ein Quadrat bildenden 
Mauern umgeben war, wovon jede Seite 120 Stadien (=ca. 22500 m) 
lang war. >Die Stadt selbst hat lauter Häuser von drei bis vier 
Plagen Höhe und ist von geraden, am Flusse entlang führenden 
oder rechtwinklig zu demselben laufenden Strafsen durch¬ 
schnitten. An dem am Flusse liegenden Ende dieser Strafsen 
befinden sich Thore in der Mauer«, die sich längs den beiden 
Ufern hinzieht. Dieses Babylon, das Herodot gesehen hatte, 
und von dem noch jetzt bedeutende Überreste vorhanden sind, 
war aber von Nabuckodonosor (605—562 v. Chr.) angelegt. 
Bekanntlich wurde diese Stadt von dem Assyrerkönig Senna- 
cherib geplündert und darauf vollständig zerstört, aber schon 
nach 11 Jahren von Asarhaddon wieder aufgebaut. Dafs 
Babylon jedenfalls dann gute, reguläre und vielleicht auch ge¬ 
pflasterte Strafsen bekam, ist mehr als wahrscheinlich, denn die 
von Place 1 ) vorgenommene Ausgrabung von Korsabad zeigt, 
dafs S en nach er ibs Vorgänger, Sargon II., seine Residenzstadt 
Dur-Sarrukin den modernsten Forderungen der Zeit gemäfs 
angelegt hatte. Eine diese Stadtanlage betreffende Inschrift des 
Sargon lautet: »Meinem mir von den Göttern gegebenen Namen 
entsprechend (eine Anspielung auf Sargon I., gegen 3750 v. Chr), 
wonach ich Recht und Gerechtigkeit üben und die Schwachen 
regieren und ihnen nicht schaden soll, vergüte ich den Eigen¬ 
tümern den Grund dieser Stadt (Magganubba) in Überein¬ 
stimmung mit den Werttafeln (dem Grundbuche), indem ich 


1) Ninive et l’AsByrie. 


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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 


91 


ihnen Silber oder Kupfer dafür gebe; und um niemand Unrecht 
zu thun, gebe ich denen, welche kein bares Geld für ihr Grund¬ 
stück haben wollen, Land für Land, wo sie es wünschen.« Also 
Sargon expropriierte den Grund und baute seine Stadt in Form 
eines Vierecks und umgab sie mit Mauern, die acht Thore ent¬ 
hielten. Von den Thoren führten, wie man aus Places Auf¬ 
deckungen ersieht, acht rechtwinklig sich durchschneidende 
Strafsen in die Stadt. Diese Strafsen waren 12 m breit, hatten 
Bürgersteige und waren mit flachen Steinen gepflastert. Wenn 
das Pflaster auch kaum so elegant war wie in Rom, so war es 
doch befriedigend, heifst es in Places Bericht. 

Aber Place fand in Sargons Stadt noch eine andere hoch¬ 
wichtige hygienische Einrichtung, nämlich eine spitzbogige Haupt¬ 
kloake, die nach dem nahen Flusse führte. Bis jetzt ist erst 
der Palast ausgegraben. Hier fand Place — was Layard auch 
in Nimrond (Kalach) aufdeckte — ein vollständiges System von 
Abflulskanälen, welche von den meisten Zimmern nach der 
Hauptkloake führten. Ja, er fand in diesem Palaste sogar drei 
Räume, die kaum etwas anderes gewesen sein können als Klosetts 
mit Wasserausspülung. Die Stadt selber ist, wie gesagt, noch 
nicht abgedeckt; aber man darf wohl annehmen, dafs auch die 
Strafsen Abflufs nach der Kloake gehabt haben. Wir erwähnten 
oben schon, dafs Layard 1 ) ähnliche Abflulseinrichtungen in 
Assurnasirpals (ca. 880 v. Chr.) und in Salmanassars 
(ca. 1300 v. Chr.) Palästen in Kalach fand. Unzweifelhaft ist 
also, dafs die Assyrer jedenfalls gegen das Jahr 720 v. Chr. 
Städte mit breiten, geraden, gepflasterten Strafsen hatten, die 
sogar mit Bürgersteigen versehen waren, während die Griechen 
die Bürgersteige erst unter der Römerherrschaft bekommen 
haben. 

Ferner gab es, und wahrscheinlich schon seit langer Zeit, 
in den assyrischen Städten öffentliche Brunnen. Sarzec deckte 
nämlich in Tello vor dem Palaste des Gudea eine Fontaine 
auf, die sich auf einem 5 m breiten, aus gebrannten Fliefsen 


1) Niniveh and ite remains; 1850. Niniveh and Babylon; 1853. 


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92 


Die »Strafsenhygiene im Altertume. 


gemachten Bürgersteige befindet; — auf den Steinen stand 
Gudäas Name. Diese Fontaine besteht aus einem 2,5 m langen, 
0,5 m breiten und 0,3 m tiefen Wasserbassin, zu dem vom Bürger¬ 
steige zwei Stufen führen. Auf der Längsseite des Bassins sieht 
man Amphoren tragende weibliche Figuren, an denen zwei sich 
kreuzende Ausflufsöffnungen angebracht waren. Aulserdem fand 
man in dieser ohne Zweifel ältesten menschlichen Wohnung 
Reste von gemauerten Wasserleitungen und andere sehr wichtige 
hygienische Einrichtungen, auf welche wir hier jedoch nicht 
näher eingehen können. Die oben erwähnte Fontaine mufs jeden¬ 
falls vor 3000 v. Chr. angelegt worden sein und war wahrschein¬ 
lich für Gudeas Privatgebrauch bestimmt. Sie liefert uns auch 
den unumstöfslichen Beweis dafür, dafs man solche im Freien 
angebrachte Fontainen benutzt hat. 

Es ist bekannt, dafs die Wasseranlagen in den chaldäisch- 
assyrischen Inschriften eine auffällig wichtige Rolle spielen. Aber 
fast ausschliefslich handelt es sich dort nur um die Anlage von 
Wasserleitungen und um die Herstellung von »immer dauernden« 
Wasserbehältern für die Städte. 

So liefs Chammuragas (1900 v. Chr.) in Babylon ein 
Wasserreservoir und Assurnasirpal (gegen 880) in Kalach 
eine Leitung anlegen. Und Sennacherib führte Ninive und 
18 anderen Städten mittels einer teilweise tunnelartig gebauten 
Leitung Wasser zu. 

In dieser betreffenden Inschrift heifst es am Schlüsse: »Ich 
habe Zisternen von Kisiriland bis nach Ninive anlegen 
lassen.-So habe ich Ninive, meine Residenzstadt, er¬ 

neuert. Ich habe ihre Strafsen reguliert und ihre Fontainen und 
Wasserleitungen vermehrt. — —c Hier geschieht der Strafsen- 
anlagen und Fontainen direkt Erwähnung, und meines Wissens 
ist dies das einzige Mal trotz der aufserordentlich zahlreichen 
assyro-chaldäischen Berichte über Wasserleitungen nach den 
Städten und Landdistrikten. 

Aber auch die Ägypter haben schon sehr früh Städte nach 
einem vorher entworfenen Plan angelegt. So hat Flinders 
Petrie in der Nähe des Sees Möris bei Kahun eine kleine 


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Arbeiterstadt aufgedeckt, welche von einem der Könige aus der 
zwölften Dynastie, wahrscheinlich von Usertesen II., um das 
Jahr 2000 v. Chr. gegründet wurde. 

Der Stadtplan stellt ein Viereck dar. Die eine Hauptstrafse 
läuft von Osten nach Westen, und von ihr gehen sechs Seiten- 
stmfsen von Norden nach Süden. Unter einem rechten Winkel 
zu dieser Hauptstrafse geht eine andere Hauptstrafse in Form 
eines T in der Richtung von Norden nach Süden, von welcher 
wieder zehn Seitenstrafsen von Osten nach Westen führen. Die 
Hauptstrafsen haben eine Breite von 7 m, die Seitenstrafsen von 
4—4,5 m. Es scheint nicht, dafs ein Pflaster vorhanden gewesen 
ist; dagegen befindet sich in der Mitte der Strafsen ein aus 0,3 m 
breiten flachen Steinen gebildeter Rinnstein, der eine in der 
Mitte ausgehöhlte Abflußrinne hat. Die Häuser liegen in einer 
geschlossenen Baulinie und bestehen aus lauter kleinen für die an 
den Pyramiden und Tempeln beschäftigten Arbeiter bestimmten 
Wohnungen von drei bis vier Zimmern. Nur an der nach Westen 
laufenden Hauptstrafse liegen neun gröfsere Gebäude mit sehr 
vielen Zimmern. Auf die auch in hygienischer Beziehung sehr 
wuchtigen Einzelheiten dieser Häuser hier einzugehen, würde zu 
weit führen. Nur will ich noch bemerken, dafs Flinders 
Petrie unter den Häusern und Strafsen mächtige Gänge fand, 
die unter der XII. Dynastie von den Ratten gegraben worden 
sind. Nach der Ansicht der Gelehrten ist die Stadt nur bis in 
die XVIII. Dynastie (gegen 1300 v. Chr.) bewohnt gewesen. An 
den Vorgefundenen Thonvasen und anderen Gefäfsen glaubt 
Petrie auf eine Handelsverbindung zwischen dieser Stadt und 
den griechischen Inseln schliefsen zu können. 

Eine andere ägyptische Stadt von viel gröfserem Umfange 
ist die von Amenophis IV. um das Jahr 1400 v. Chr. ange¬ 
legte Residenzstadt Heliopolis. Da die Einwohner diese 
Stadt bald nach ihrer Gründung verliefsen, so sind noch sehr 
viele Überreste dieser alten Anlage erhalten. Man sieht noch 
heute die Spuren einer 25 m breiten, am Flufs entlang laufenden 
Hauptstrafse, in welche die oft sehr engen Seitenstrafsen unter 
einem rechten Winkel münden. 


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94 


Die Strafsenhygiene im Altertume. 


Auch von den Etruskern weife man, dafs sie regelmäfsige 
Städte bauten. In der von Brizio 1 ) in der Nähe von Marza- 
botto (das 3—4 Meilen südlich von Bologna liegt) ausgegrabenen 
Stadt aus dem 6. Jahrhundert sieht man 4 Hauptstrafsen, von 
denen eine in der Richtung von Norden nach Süden und drei 
von Osten nach Westen laufen. Dieselben sind 15 m breit, haben 
einen Fahrdamm von 5 m Breite und auf jeder Seite einen 5 m 
breiten Bürgersteig. Auch sind sie gepflastert und an den Häuser¬ 
reihen mit 0,8 m breiten Rinnsteinen versehen. Zwischen den 
drei von Osten nach Westen laufenden Hauptstrafsen gehen 5 m 
breite Nebenstrafsen von Norden nach Süden.. 

Hieraus geht zur Genüge hervor, dafs man sich schon lange 
vor den Griechen der sanitären Vorteile einer regulären Strafsen- 
anlage, wenigstens schon 1500 Jahre vor Hippodamos, bewufst 
gewesen ist. Und von Gudöas Festungsplan mit seinen regelmäfsigen 
Mauern und den sechs von hervorspringendem Mauerwerk ge¬ 
schützten Thoren ausgehend, darf man wohl auch mit vollem 
Rechte auf regelmäfsige Strafsen schliefsen, wie solche in der 
später von Sargon angelegten Burg zu sehen sind. Ist dies aber 
der Fall, so können wir noch 1000 Jahre weiter zurückgehen. 

Hippodarnos von Milet hat die regelmäfsige Stadtanlage 
sicherlich von den östlichen Nachbarn seiner Vaterstadt gelernt. 
Dafs den Griechen die bedeutenden Vorteile einer solchen An¬ 
lage sofort klar geworden sind, ist ganz natürlich. Kannten sie 
doch aus eigener Erfahrung die Nachteile einer unregelmäfsigen 
Bauart einer Stadt und der schlechten Strafsen nur zu gut. Diese 
Übelstände wurden um so fühlbarer, als das Expansionsvermögen 
ihrer Städte noch mehrere Jahrhunderte lang fortdauerte. 

Wir werden jetzt dazu übergehen, einige nach diesem Plane 
angelegte Städte zu beschreiben. 

Piräus scheint die Stadt gewesen zu sein, welche zuerst von 
Hippodamos angelegt wurde. Nach Thukydides (I. 48) ist 
Piräus vor 430 v. Chr. gegründet worden. Es war um die Zeit, 
als in Athen die Pest ausbrach. Thukydides erzählt, dafs »man 

1) Una Pompeji Etruscu a Marzabotto. 


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die Peloponnesier beschuldigte, die Zisternen vergiftet zu haben; 
denn damals gab es noch keine Quellenleitungen.» Die Stadt hat 
bis zu 25—30 m breite, gerade Strafsen, die einander recht¬ 
winklig kreuzen. Zwischen den beiden Häfen gibt es eine noch 
breitere Passage, die Aphrodision hiefs. Der Marktplatz war 
nach den modernen Begriffen klein. 

Nach einem ähnlichen Plane mit 4 Längen- und 3 Quer- 
strafsen wurde Thurii in Süditalien an Stelle des niederge¬ 
brannten Sybaris gegen 440 v. Chr. angelegt. Auch hier waren 
sämtliche Häuser in der Baulinie gebaut. 

Auch Rhodos soll von Hippodamos nach demselben 
Plan angelegt worden sein. 

Obgleich Pompeji ursprünglich vielleicht 100 Jahre früher 
von den Oskern angelegt ist, so mul’s das Strafsennetz, wie es jetzt 
vorhanden ist, nach Nissens 1 ) Ansicht um das Jahr 400 v. Chr. 
entstanden sein. Es sind hier zwei Hauptstrafsen, die vom Nor¬ 
den nach Süden und drei, welche von Osten nach Westen laufen; 
zwischen diesen befindet sich eine grofse Zahl von Seitenstrafsen. 
Alle Strafsen durchkreuzen einander rechtwinklig. Die Haupt¬ 
strafsen sind 8—9 und die Seitenstrafsen 3—5 m breit. Die 
Hausblöcke variieren etwas in der Gröfse und sind nicht von 
derselben Form, aber doch alle fast viereckig und von geraden 
Strafsen begrenzt. Diese Hausblöcke bestehen nur aus 1, 3 oder 
4 Häusern. Die Häuser liegen in geschlossener Baulinie und 
haben meistens einen Baugrund von 15 X 20 m. Der Markt ist 
auch hier nicht grofs, kaum so grofs wie zwei Hausblöcke. 
Weiter unten werden wir auf die Strafsen näher eingehen. 

Ungefähr 100 Jahre später, also zurZeit Alexanders und 
seiner Nachfolger, gab es schon eine ganze Reihe regelmäfsig 
angelegter Städte. So wurde Alexandria im Jahre 322 v. Chr. 
nach Demokrates’ Plan angelegt. Wie man aus Mahmoud 
Beys Ausgrabungen ersieht, hat Alexandria sieben mit der 
Küste parallel laufende und elf rechtwinklig zu diesen laufende 
Strafsen. Je eine dieser Strafsen hat eine Breite von 14 m; die 


1) Pompejanische Studien zur Städtekunde des Altertums. 1877. 


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Die Strafsenbygiene ira Alterturae. 


andern sind 7 m breit. Die längste Strafse ist 5090 m lang, und 
der Abstand zwischen den Längenstrafsen beträgt 278 in. Die 
Hausblöcke haben die Form eines Quadrates. Die Ergebnisse 
von Mahmoud Beys 1 ) übrigen Untersuchungen über die Strafsen- 
anlage beweisen, dafs diese unter der Römerherrschaft neu an¬ 
gelegt worden sind. 

Antiochia wurde 301 v. Chr. durch Seleucus-Nicator 
erbaut. Diese Stadt hatte zwei einander kreuzende breite Strafsen, 
wodurch sie in vier Stadtviertel geteilt wurde, die wieder von 
kleineren Strafsen durchschnitten waren. Die eine halbe Meile 
lange Hauptstrafse, welche von Osten nach Westen lief, und mit 
prächtigen Säulengängen über den Bürgersteigen und einem kost¬ 
baren Marmorpflaster geschmückt war, stammt aus der Zeit, wo 
die Römer regierten (Augustus und Tiberius). 

Aus der Zeit Alexanders stammt Priene, das im Jahr 1895 
von deutschen Archäologen 2 ) aufgedeckt wurde. Man nimmt an, 
dafs Alexander diese Stadt ungefähr gleichzeitig mit dem Athene¬ 
tempel bauen liefs, und dafs sie nicht lange gestanden hat. Die 
letzte Inschrift ist aus dem Jahre 150 v. Chr., woraus hervor¬ 
geht, dafs sie nicht lange der Einwirkung von Rom ausgesetzt 
gewesen sein kann, weshalb die Stadt mit ihrem rein griechischen 
Gepräge ein besonderes Interesse darbietet. Der ausgegrabene 
Teil besteht aus einem System von geraden, einander rechtwinklig 
schneidenden Strafsen, die ungefähr 70 Hausblöcke bilden. Wegen 
des sehr hügeligen Terrains müssen die Hauptstrafsen längs den 
Abhängen in der Richtung von Osten nach Westen laufen. Sie 
sind 6—7 m breit, und um die allzu bedeutenden Steigungen 
und Senkungen zu vermeiden, war man genötigt, an mehreren 
Stellen bedeutende Sprengungen von Klippen vorzunehmen und 
an andern Stellen auszufüllen. Die an den Abhängen hinauf- 
laufenden Seitenstrafsen, welche also die Richtung von Norden 
nach Süden hatten, sind 4 m breit, nicht mit besonderer 
Sorgfalt angelegt und endigen nicht selten in steile Treppen- 
strafsen. Alle Strafsen sind mit sorgfältig gelegten Brecciaquadem 

1) Alexandria; Copenhague, 1872. 

2) Jabrb. d. Kaiserl. deutschen arcbäolog. Instituts, 1897. 


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gepflastert. Bürgersteige gibt es hier nicht. In der Mitte be¬ 
findet sich ein mit grofsen Platten geschlossener Rinnstein. An 
mehreren Strafsenecken sieht man kleine öffentliche Laufbrunnen. 
Längs den Häusern hat man Thonrohrleitungen gefunden, von 
welchen Seitenleitungen nach den in den Häusern befindlichen 
Zisternen gehen. 

Woher das Wasser gekommen ist, weifs man bis jetzt noch 
nicht. Jeder Hausblock hat eine Grundfläche von 30,7 X 41 m 
und enthält vier Baulose. 

Mit den übrigen Städten am Mittelländischen Meere, die 
übrigens für uns sowohl in litterarischer als auch in monumentaler 
Hinsicht sehr interessant sein würden, wie Knidos, Pergamon, 
Cäsarea, Smyrna, Agä, Hierapolis, Thamugadi, Pal¬ 
myra, Jerusalem u. y. a., werden wir uns hier nicht näher 
beschäftigen. 

Aus der Anlage der oben etwas eingehender besprochenen 
Städte sieht man, dafs man sich bestrebte, der Forderung des 
Aristoteles gerecht zu werden, welche lautete: >Wenn man die 
Wahl hat, so soll man die Stadt an einer gesunden Stelle bauen, 
die für die gesunden Ost- oder Nordwinde zugänglich sind und 
sie reichlich mit gutem Wasser versorgen.« Durch die nach 
dem Plane des Hippodamos in Kleinasien und Europa angelegten 
Städte haben die Griechen eine sowohl in allgemein kultureller 
als in hygienischer Hinsicht aufserordentlich wichtige Mission 
erfüllt. Dieses Verdienst der Griechen wird dadurch nicht ge¬ 
schmälert, dafs die Chaldäer und Ägypter ihre Städte schon viel 
früher nach diesem Plane angelegt hatten. Sie haben vielmehr 
das, was sie von der Kultur des Ostens übernommen hatten, 
entwickelt und verallgemeinert. Es war in Griechenland nicht 
allein dem Willen eines einzelnen Herrschers überlassen, wie er 
eine Stadt bauen wollte, sondern ein freies Volk forderte die Anlage 
von regelmäfsigen und hygienisch günstigen Städten. Und gerade 
durch diesen Umstand wird vom hygienischen Standpunkte aus 
die Bedeutung dieser Mission erhöht. 

Die Strafsen der meisten griechischen Städte waren nach 
den modernen Begriffen eher schmal als breit. Gewöhnlich 


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Die Strafsenhygiene im Altertume. 


hatten die Hauptstrafsen eine Breite von 9—14 m, die Seiten- 
strafse von 3—7 m. Aber man darf nicht vergessen, dafs erstens 
die Häuser bei weitem nicht so hoch waren wie die unsrigen, 
da sie gewöhnlich nur eine, höchstens wie in Athen zwei Etagen 
hoch waren. Häuser von 4—7 Etagen, wie es deren in Rom, 
Karthago und Tyrus gab, gehörten im Altertum zu den 
Seltenheiten. Zweitens mufs man sich daran erinnern, dafs die 
Sonne in Griechenland, Italien und den übrigen Ländern am 
Mittelländischen Meere bedeutend höher steht als in unseren 
nördlichen Breiten. 

Deshalb war den Häusern und Strafsen wohl Licht und Luft 
in genügender Menge zugänglich, um die Atmosphäre rein und 
angenehm zu erhalten. Leider waren die übrigen Einrichtungen 
aber nicht den hygienischen Forderungen entsprechend. Städte 
wie Piräus, das Strafsen von mehr als 30 m Breite hatte, oder 
der Badeort Hierapolis, dessen Hauptpromenade mit den 
Säulengängen an den Seiten 25 m breit war, bilden im Altertum 
eine Ausnahme. 

Die griechischen Strafsen hatten — wie es durch die Unter¬ 
suchungen in Prieue nachgewiesen ist — keine Bürgersteige. Man 
hat im Griechischen nicht einmal ein Wort für Bürgersteig. 
Häufig waren die Strafsen, wie in Pompeji, in dem Grunde ein- 
gegrabeu und fast immer ohne Pflaster. Nur die Hauptstrafsen 
waren in Athen und den meisten griechischen Städten mit Kies 
belegt, weshalb sie gar nicht mit den römischen makadamisierten 
Wegen (viam munire) zu vergleichen waren. 

Die Pflasterung war schon früh bekannt, man wendete sie 
aber nur bei schroffen Steigungen und bei kurzen Strecken einer 
Strafse an. 

Schliemann fand ein schönes Pflaster auf der Rampe zu 
einem der Thore von Troja aus der zweiten Periode. 

Dafs aber auch sämtliche Strafsen zur Zeit der Griechen um 
das Jahr 300 v. Chr. gepflastert waren, beweist Priene. 

Zu Strabos Zeit (von 60 v. bis 25 n. Chr.) waren die Strafsen 
in Kleinasien, auf den Inseln und in Griechenland so selten 


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Von Pro!. Dr. H. A Nielsen. 99 

gepflastert, dafs Smyrna, welches nur gepflasterte Strafsen hatte, 
als ein Muster hingestellt wird. 

Die antike, 5 m breite Strafse, welche Dörpfeld 1 ) zwischen 
Athens Akropolis und Pnyx aufgedeckt hat, hat ebenfalls weder 
Pflaster noch Bürgersteige. 

Aber Prienes Strafsen zeigen, dafs die Griechen sehr wohl 
verstanden, ein sogar gutes Pflaster zu legen, wo die natürlichen 
Verhältnisse es erforderten; und gleichzeitig war hier für einen 
Abflufs durch einen verdeckten Rinnstein gesorgt. 

Sonst geschieht der Abflufs von den Strafsen und den Häusern, 
wie wir unten sehen werden, fast überall durch die offenen Rinn¬ 
steine der Strafsen. 

Die Strafsen von Pompeji waren nach Nissen, als sie um 
das Jahr 400 v. Chr. ihre jetzige Gestalt bekamen, auch nicht 
mit Bürgersteigen versehen, wie sie auch ohne Pflaster waren. 
Erst gegen 200 liefsen die Adilen Sitius und Pontus die Hafen- 
strafse, die Pompejanerstrafse, die Jupiterstrafse und die Senator- 
strafse mit Bürgersteigen und makadamisierten Fahrdämmen an- 
legen. Die Strafsenpflasterung in Pompeji ist späteren römischen 
Ursprungs, sie hatte aber doch schon begonnen, als die Pflaste¬ 
rung der Strafsen durch Casars lex munieipalis vom Jahre 
45 v. Chr. den mit dem Bürgerrecht ausgestatteten Städten zur 
Pflicht gemacht wurde. Auch hier ist vor und nach der Pflaste¬ 
rung die Ableitung durch Rinnsteine erfolgt, die längs den Kant¬ 
steinen der Bürgersteige waren. 

Dasselbe gilt von Alexandria. Auch hier sind die gepfla¬ 
sterten Strafsen, die nach Mahmoud Bey aus Augustus’ Zeit 
stammen, mit Bürgersteigen versehen, welche durch Kantsteine 
von dem leicht gewölbten, aus Granitquadern gepflasterten Fahr¬ 
damm getrennt waren. Die 14 m breite Längsstrafse ist zur 
halben Breite gepflastert; die andere Hälfte ist makadamisiert, 
und in der Mitte befindet sich ein 1 m breiter Streifen von 
Kulturerde, der nach Mahmoud Beys Ansicht zur Anpflanzung 
von Bäumen verwendet wurde. 


1) Mitteil. d. Kaiserl. deutschen archäolog. Instituts. Athen, Abt. 18114. 


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100 


Die Strafisenhygiene im Altertums. 


Auch hier wurde der Unrat aus den Häusern und von den 
Strafsen ebenso wie in Pompeji durch die Rinnsteine des Kant¬ 
steines fortgeleitet. 

Die von Mahmoud Bey unter der Strafse gefundenen 
Leitungen, welche mehrere für Kloakleitungen gehalten haben, 
waren ohne Zweifel Wasserleitungen. Ebensowenig gab es in 
Pompeji Kloakleitungen; jedenfalls waren die Leitungen, welche 
man dafür gehalten hat, z. B. die unter der Strada dell’Abondanza, 
von Strada Stabiana, wie auch die unter dem westlichen Teile 
der Strada delle terme, nur bedeckte Rinnsteine. 

Überhaupt gab es in den Strafsen der griechischen und 
römischen Städte nur ausnahmsweise Kloakleitungen. Es ist so¬ 
gar wahrscheinlich, dafs die wenigen bekannten Kloakanlagen 
des Altertums ursprünglich in gar keiner Beziehung zu den 
Strafsen standen, sondern nur innerhalb der Grenzen der Stadt 
befindliche, bedeckte Wasserläufe waren. 

Unbedingt gilt dies von der cloaca maxima in Rom, die 
erst später im 2. Jahrhundert v. Chr. eine solche Erweiterung 
erfahren hat, dafs man sie für eine wirkliche Strafsenkloake halten 
konnte; die Richtung der Strafsen stimmte nicht immer mit der 
Lage der Kloake und ihren Verzweigungen überein. 

Diese Kloakanlage ist zu allen Zeiten viel, auch von den 
Griechen, bewundert worden. Dionysus von Halicar nass us 
erklärte »die Wasserleitungen, die gepflasterten Strafsen und die 
Kloaken für den besten Beweis von der Macht des römischen 
Reiches.« Und man ist noch jetzt allgemein der Ansicht, die 
man schon damals hatte, dafs die Kloakierung der Strafsen den 
alten Griechen unbekannt war. 

Aber auch in dieser Beziehung sind die Griechen die Lehr¬ 
meister der Römer gewesen; selbst hatten sie wohl die Idee 
von den Assyrern bekommen und selbständig weiter entwickelt. 

Die Ausgrabungen der letzten Jahre haben mehrere höchst 
interessante griechische Ableitungsanlagen ans Licht befördert. 

Besonders in Athen. Hier hat Dörpfeld unter einem Teile 
der oben erwähnten Strafse zwischen Akropolis und Pnyx 
eine Kloakleitung aufgedeckt, die aus grofsen Röhren vou 


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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 


101 


gebranntem Thon zusammengesetzt war. Dieselbe hatten Einsteige- ... - 
schachte, deren Röhren ebenfalls aus gebranntem Thon.Mnd “ ' : 
eine solche Breite hatten, dafs ein Erwachsener darin.Platz'- f£uct ‘ ‘: 
Der flüssige Abfall von 13 Häusern wurde durch vierkantige Thon-’ 
röhren direkt in die Kloake geleitet. Nach Dörpfelds Ansicht 
ist dieselbe vor dem 4. Jahrhundert v. Chr. angelegt worden. 

Eine von Ziller 1 ) nordöstlich von der Akropolis aufgedeckte 
gesonderte Kloake scheint noch älteren Datums zu sein; ja sie 
ist in ihren ältesten Teilen vielleicht noch älter als die Tarqui- 
nische Kloake. Diese Leitung ist gewölbt und aus Piräusquadern 
gemacht; an einer Stelle erkennt man noch deutlich die uralte 
Überkragungstechnik. Von der Mitte des heutigen Athens läuft 
sie gegen 6 m unter der jetzigen Terrainhöhe in der Richtung 
nach dem Dipylonthore. Die Dimensionen sind 2 X 2 m. Bei 
dem Thore erweitert sie sich und bildet hier ein viereckiges 
Bassin von 4,20 m Breite. Von diesem Bassin verzweigen sich 
dann nach rechts und links viereckige und kreisrunde engere 
Leitungen, von denen die gröfste einen Durchmesser von 0,67 m 
hat. Diese Seitenäste führen nach den an dem Abhange liegenden 
Ländereien. Bei dem Ausgange einer der viereckigen Leitungen 
fand Ziller deutliche Spuren einer Ziehschützenvorrichtung, 
wodurch der Abflufs von der Leitung abgesperrt oder in diese 
hinein und in jeder beliebigen Menge über das Land geleitet 
werden konnte. Die Vorbauten im Bassin lassen vermuten, dafs 
die übrigen Leitungen mit ähnlichen Vorrichtungen versehen waren. 

Wir haben hier also eine Überrieselungsanlage in optima 
forma vor uns. Der letzte Teil der Anlage ist jüngeren Ur¬ 
sprungs und aus Mauersteinen gemacht; derselbe scheint aber 
vor der Römerzeit angelegt zu sein. Das älteste Gebäude der 
Griechen aus gebrannten Steinen, Philippeion in Olympia, 
wurde gegen 350 v. Chr. erbaut. 

Ohne Zweifel sind mehrere Verbesserungen an dieser Anlage, 
wie auch andere von Ziller ausgegrabene Leitungen in Athen 
auf die Römer zurückzuführen. 

1) Mitteil. il. deutschen archäolog. Instituts. Athen, Abt. 1877. 

Axchir für Hygiene. Bd. XLI1I. 8 


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102 


Die Strafsenhygiene im Altertum«. 


Dasselbe gilt in der Hauptsache auch von der Kanalisation 
in ’01ympi<v bei deren Anlage Herodes Atticus einen neuen Be¬ 
weis :yon seiüer grofsen Freigebigkeit gab. Es existieren jedoch 
'in Olympia’ auch gemauerte Kloakleitungen aus der griechischen 
Zeit. Die Ausgrabungen in Pergamon haben besonders inter¬ 
essante Ableitungsanlagen ans Licht befördert. Dieselben be¬ 
standen aus gebrannten, mit griechischen Namenstempeln ver¬ 
sehenen Thonröhren von 0,56—0,65 m Länge und inwendig mit 
einem Durchmesser von 0,13 bis 0,18 bis 0,20 m. An ihnen allen 
sieht man eine Tülle und eine Muffe. 

Auch die Räume (Wohnungen?) um den Athena Polias- 
tempel haben geschlossene Ableitung durch derartige Röhren, ja, 
man hat sogar bis in die oberen Etagen führende Fallrohrleitun¬ 
gen gefunden, die durch eine gemeinschaftliche Leitung unter 
der Thürschwelle in das Freie führen. (Pergamon Bd. II u. VI.) 

Auch in Girgenti (Akragas) auf Sizilien, in Nicomedia, 
Kyzikos und in vielen andern Städten finden sich Kloak¬ 
leitungen. Ferner gibt es in Jerusalem ein sehr altes System 
von Ableitungskanälen. Nach Schicks 1 ) Ansicht stammen 
diese meistens aus der Zeit der Könige. Er glaubt, dafs sie 
den Abfluls von den Strafsen und Häusern unterirdisch nach 
dem Klippenrande führten. 

Über die Laufbrunnen in den prärömischen Strafsen ist man 
sehr wenig orientiert. Es mufs hier jedoch hervorgehoben werden, 
was wir schon oben mit Rücksicht auf die Strafsenbrunnen von 
Priene gesagt haben. Allerdings gibt es eine bedeutende An¬ 
zahl von Wasserleitungen aus der ältesten griechischen Periode. 
Ich erinnere nur an die von Dörpfeld gefundene tunnelförmig 
gebaute Peisistratos-Leitung in Athen, an die Eupalinos- 
Leitung auf Samos (Fabricius) 2 ), an die von Megara 
und Korinth und an die grofse Menge von Druckleitungen, 
w r elche aus durchbohrten, mit Tüllen und Muffen versehenen 
Quadersteinen hergestellt waren. Wir haben es hier mit einer 
Technik zu thun, die den griechischen Kolonien auf den Inseln 

1) Zeitschr. des deutschen Palästinavereins. Bd. 1. 

2) Mitteil. d. deutschen archäolog. Instituts. Athen, Abt. 1884. 


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Von Prof. Dr. H. Ä. Nielsen. 


103 


und in Kleinasien eigentümlich war, und welche diese von den 
Phöniziern gelernt zu haben scheinen. Im Vergleich zu diesen 
sind unsere, aus Gufseisen verfertigten Leitungsrohre freilich 
billiger und leichter, aber kaum vollkommener. Diese Technik 
verschwand ungefähr ganz, als die Römer im Anfänge des 
2. Jahrhunderts v. Chr. die Herrschaft über diese Länder be¬ 
kamen. Reste von solchen Druckleitungen gibt es noch bei 
Patara 1 ), Jerusalem (Salomons obere Leitung von den Teichen), 
Laodicaa 2 ) ad Lycum, Smyrna, Methymna und Per¬ 
gamon. 

Auch auf diesem hygienischen Gebiete sind die Griechen 
die Vorläufer der Römer, sowohl hinsichtlich der Technik als 
hinsichtlich der Zeit. Die Eupalinos- und Peisistratos- 
Leitungen sind mindestens 200 Jahre älter als die erste, Aqua 
Appia in Rom; gar nicht zu reden von der Druckleitung in 
Patara, welche ohne Zweifel noch 200—300 Jahre älter war. 1 5 

Wir werden jedoch nicht näher auf diese interessante Frage 
eingehen, da die Wasserversorgung der Strafsen bei den Griechen 
nicht überall eingeführt gewesen zu sein scheint. Es gab eine 
oder zwei Quellen innerhalb der Stadt, wie Kallirrhoe-En- 
ueakrunos in Athen. Jene erhielt ihre gröfsere Wassermenge 
von der Peisistratos-Leitung. Oder seltenerweise wurde das Wasser 
nach den in den Häusern und vereinzelt in Strafsen angelegten 
Zisternen geleitet. Eine solche Leitung fand man in Olympia. 
Die vielen Strafsenbrunnen aber, welche man in Rom, Pom¬ 
peji, Antiochia, Alexandria und vielen andern Städten 
findet, sind von den Römern angelegt. Allgemein eingeführt 
wurden sie durch Agrippa. Um sie genügend mit Wasser ver¬ 
sorgen zu können, baute er zahlreiche private Wasserkastelle 
über dem Strafsennetz der Stadt und ermöglichte dadurch auch 
die Wasserversorgung der Häuser mit Laufbrunnen. 

Diese Technik führten die Römer nun überall ein, wo sie 
hinkamen. Und darin besteht das gröfste Verdienst der Römer 
auf diesem Gebiete. 

1) Texiere, Description de l’Asie mineure. 

2) Jahrb. d. deutschen archäolog. Instituts, Bd. XIII u. f. 

8 * 


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104 


Die Strafsenhygiene im Altertume. 


Wie aber schon oben erwähnt, wurde in der griechischen 
Stadt Priene das Wasser in jedes einzelne Haus geleitet. Ich 
erinnere hier an die Inschrift'auf der bekannten Mesa^-Stele in 
Louvre, die beweist, dafs man schon gegen das Jahr 900 v. Chr. 
das Wasser in die Häuser geleitet hat. Diese Inschrift lautet: 
»Ich habe Qarha mit hölzernen und steinernen Mauern ange¬ 
legt, ich habe die Thore und Türme gebaut. — — Und inner¬ 
halb der Stadt gab es keine Brunnen in Qarhe; und ich sagte 
zu dem ganzen Volke: Macht euch Zisternen, ein jeder in seinem 
Hause; und ich höhlte eine Wasserleitung aus nach Qarha (mit 
den Gefangenen) von Israeli 

Schon früh waren die Griechen darauf bedacht, aufser der 
erwähnten Ableitung etwas für die Reinigung der Strafsen zu 
thun. In Athen gab es schon im grauen Altertum eine Strafsen- 
polizei, die fünf sogenannten Astynomen, die dafür aufzukommen 
hatten, dafs die Baulinie nicht überschritten wurde, und dafs der 
Verkehr in den schmalen Strafsen nicht durch Vorbauten und 
nach aufsen gehenden Thüren noch mehr gehindert wurde. 
Aufserdem hatten sie die Aufsicht über die Wasserversorgung, 
und endlich hatten sie für die öffentliche Ordnung und die Rein¬ 
lichkeit aufzukommen. Unter ihnen rangierten die »Koprologoic. 
Später, im 4. Jahrhundert, traten die Agoranomen an ihre Stelle. 
Piräus hatte fünf solcher Agoranomen. Es existiert noch aus 
dem Jahre 320 v. Chr. ein Volksbeschlufs der Stadt Athen, 
wonach: »Diejenigen, welche Abfall auf die Strafse werfen, ge¬ 
zwungen werden sollten, denselben wieder zu entfernen. Und 
um alles gut im Stande zu halten, sollten diejenigen, welche in 
der Zukunft Abfall und Exkremente auf die Strafse oder den 
Markt werfen, bestraft werden.« 

Jedoch waren es nur die Hauptstraisen, welche unter der 
Aufsicht der Astynomen standen, und die von Koprologoi ge¬ 
reinigt wurden. Diese wurden von der Stadt angelegt und wahr¬ 
scheinlich auch in Stand gehalten. Die schmalen Nebenstrafsen 
aber, in deren Häusern, wie man in Priene sieht, kein Eingang 
von der Hanptstrafse war, waren privat und sind gewifs im 

1) Moabiterkönig. 


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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 105 

höchsten Grade schmutzig gewesen, ebenso wie die angioportus 
in Rom. 

Überhaupt waren die Strafsen im Altertum — Athen und 
Rom nicht ausgeschlossen — ohne Zweifel trotz ihres Pflasters 
und trotz ihrer Ableitung, dieser notwendigen Voraussetzung 
einer Strafsenreinigung, nichts weniger als rein. Dies sieht man 
besonders in Rom. 

In allen griechischen Städten spielte der Marktplatz, agora, 
eine bedeutende Rolle in dem politischen und kommunalen 
Leben, aber nichtsdestoweniger war er in hygienischer Hinsicht 
wegen seiner geringen Gröfse meistens sehr bedeutungslos. 
Grösseren Gartenanlagen und öffentlichen Plätzen begegnet man 
erst in der Kaiserzeit. 

Als die Römer die Erbschaft der griechischen Kultur an¬ 
traten, übernahmen sie selbstverständlich auch die hier behan¬ 
delten und viele andere hygienische Einrichtungen. Aber wäh¬ 
rend sie in Litteratur, Wissenschaft und Kunst hinter ihren 
Lehrern zurückblieben, so kann nicht geleugnet werden, dafs sie 
die technisch-hygienischen Veranstaltungen und besonders die¬ 
jenigen, mit denen wir uns hier beschäftigen, bedeutend vervoll¬ 
kommnet haben. 

Sie verbesserten nicht nur die Technik der Strafsenpflasterung, 
und liefsen sich die Instandhaltung und die Reinlichkeit nicht 
nur besonders angelegen sein, sondern sie wirkten am allermeisten 
im Dienste der Strafsenhygiene dadurch, dafs sie ihre Einrich¬ 
tungen für alle mit dem römischen Bürgerrecht ausgestatteten 
Städte obligatorisch machten, sowie auch dadurch, dafs sie durch 
die Macht des Beispiels die Forderungen an Komfort und Hy¬ 
giene, an welche sie sich zu Hause gewöhnt hatten, auch auf 
die St&dte und Länder übertrugen, welche sie im Laufe der Zeit 
eroberten. 

Deshalb sehen wir, wie in allen Städten am Mittelmeere die 
alten Einrichtungen auf dem Gebiete der Strafsenhygiene den 
neuen römischen Platz machen müssen. 

Eine besonders kolonisierende Bedeutung hat Rom nicht 
gehabt. Man suchte das Vorhandene zu ändern, zu verbessern, 


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106 


Die Strafisenhygiene im Altertume. 


zu romanisieren. Daher beschränken sich ihre Neuanlagen haupt¬ 
sächlich auf die Anlage von Lagern mit dem regulären Strafsen- 
kreuz. Die Lagerstädte scheinen nicht nach einem bestimmten 
Plan angelegt worden zu sein. Turin wurde jedoch von 
Augustus mit geraden und einander senkrecht durchschneidenden 
Strafsen, die von der Anlage aus mit Kloaken versehen waren, 
angelegt. — Auf dieselbe Weise wurde später auch Konstantinopel 
erbaut. 

Aber im allgemeinen sind die Römer bestrebt gewesen, die 
engen Strafsen in Rom und den übrigen alten Städten in hygie¬ 
nischer Beziehung möglichst erträglich zu machen. 

Zum Schlüsse werden wir uns eingehender mit den hygieni¬ 
schen Einrichtungen der Strafsen in Rom beschäftigen. 

Rom gehört zu den alten Städten, welche im Laufe der 
Jahrhunderte auf der ursprünglichen Stelle aufgewachsen sind. 
Mit Recht sagt daher auch das Sprichwort: »Rom wurde nicht 
an einem Tage erbaut.« Wenn wir annehmen, dafs diese Stadt 
753 v. Chr. gegründet wurde, so ist gegen 2600 Jahre an ihr 
gebaut worden. 

Daher findet man hier als Überreste der alten Stadt nur 
noch die aus Quadersteinen errichtete Stadtmauer des Servius, 
die bekannte Quellenkammer — Tullianum — am Fufse des 
Kapitols und die cloaca maxima. 

Zum Glück sind noch einige Bestimmungen des Zwölftafel¬ 
gesetzes erhalten, so dafs wir uns eine ziemlich deutliche Vor¬ 
stellung von der sanitären Beschaffenheit der Strafsen machen 
können. 

Eine dieser Verordnungen lautet: »Die Strafsen sollen dort, 
wo sie in gerader Richtung laufen, 8 Fufs und dort, wo sie eine 
Biegung machen, 16 Fufs breit sein.« Weiter heifst es in dem¬ 
selben Gesetze mit Rücksicht auf die Häuser: »Rund um die 
Mauern soll ein Strich Landes — ambitus — von 2 ] / 2 Fufs Breite 
sein«. Dadurch war die Möglichkeit geschaffen, einen Bürger¬ 
steig anzulegen. Die Breite der Strafsen war also in Wirklichkeit 
8 + 2*/ 2 + 2 % = 13 Fufs, bezw. 21 Fufs. Die Folge davon 
war aber auch, dafs die Häuser nicht in der geschlossenen Bau- 


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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 


107 


linie zu liegen kamen, da ja jedes Haus 2 l / 2 Fufs von der 
Grenze aufgebaut werden durfte. Auf diese Weise entstanden 
dann die zwischen den Häusern liegenden, äufserst schmalen 
privaten Gänge von 5 Fufs Breite — die angioportus, wo oft 
die Latrine ihren Platz hatte, als amphora in angioportu. Da 
diese Gänge privat waren, hatten sie kein Pflaster. Die Häuser 
waren ohne Ordnung aufgeführt und in dieser Beziehung wurde 
es nach der Einäscherung der Stadt durch die Gallier (390) nicht 
besser. Als man sich entschlossen hatte — so berichtet Livius — 
die Stadt wieder aufzubauen, »wurden Ziegelsteine auf Kosten 
der Stadt herbeigeschafft (an der Sonne getrocknete Steine). Holz 
konnte ein jeder nehmen, wo er es bekommen konnte, aber nur 
unter der Bedingung, dafs er sich verpflichtete, das Haus in einem 
Jahr fertig zu stellen. Bei dieser Eile dachte niemand daran 
in einer geraden Linie zu bauen; ein jeder baute, wo er am 
besten Platz fand. So ist es zu erklären, dafs die alte Kloake, 
welche ursprünglich auf dem städtischen Grunde lag, jetzt (zur 
Zeit des Augustus) an manchen Stellen unter den Privathäusern 
lief, und dafs die Stadt jetzt ein Aussehen hat, welches nicht 
auf eine planmäfsige Anlage, sondern auf eine willkürliche Be¬ 
bauung schliefsen läfst.c Und so blieb es jedenfalls bis zum 
Neronischen Brande. Erst nach diesem wurden die Strafsen der 
abgebrannten Stadtteile »zum Bedauern der Römer breiter ge¬ 
macht, da der Schatten und die Kühle geringer wurden«, erzählt 
Tacitus. Die schmalen Privatgänge zwischen den Häusern be¬ 
stehen noch immer. 

Hinsichtlich der Höhe der Häuser berichtet Livius, dafs Rom 
im 3. Jahrhundert schon die drei-doppelte Haushöhe erreicht 
hatte. Augustus, der ein Baugesetz (Vitruvius) 1 ) herausgegeben 
zu haben scheint, bestimmt, dafs die Häuser in den Strafsen 
nicht über 70 Fufs hoch sein sollen (ein römischer Fufs = 0,296 m). 
Trajan setzte die Höhe auf 60 Fufs herab. 


1) Auf Vitruvius Ansichten über die Anlagen von Städten wollen wir 
hier nicht näher eingehen, da die von ihm aufgestellten Prinzipien kaum 
von irgend welcher praktischen Bedeutung gewesen sind. 


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108 


Die Strafsenhygiene im Altertume. 


Diese engen Stralsen entbehrten jedenfalls bis zum Jahre 
312 jeglicher Belegung, denn erst da inauguriert Appius Claudius 
die römische Wegebaukunst mit raakadamisierten Fahrdämmen 
und Bürgersteigen. Und erst vom Jahre 189 v. Chr. beginnt 
man allmählich damit, die Fahrdämme zu pflastern, aber besonders 
von 174 an machte man Ernst mit der Sache, indem, wie Livius 
sagt, »die Censoren Q Fabius Flaccus und A. Posthumius Al- 
binus zum ersten Male die Pflasterung der Strafsen in der Stadt 
und die Makadamisierung von Wegen aufserhalb der Stadt lizi- 
tierten.c Im Jahre 45 v. Chr. kam die lex Julia muuicipalis 
heraus, welche endlich die Anlage, Instandhaltung und Reini¬ 
gung der Strafsen vorschrieb. Nach der lex Caesaris sollten vier 
Ädilen die Aufsicht über sämtliche Strafsen führen. In jeder 
der 14 Regionen der Stadt stehen unter den vier Ädilen zwei 
Curatores, und zu jeder Strafse gehörten vier vicomagistri, Strafsen- 
aufseher. Es gibt in Rom über 200 vici von 13 Fufs und nur 
5—6 viae von 21 Fufs Breite. 

Hieran konnte durch Cäsars Gesetz selbstverständlich nichts 
geändert werden. Aber die lex Julia bestimmte, dafs der Fahr¬ 
damm von der städtischen Behörde, der Bürgersteig dagegen mit 
kleineren Steinen von dem betreffenden Hausbesitzer gepflastert 
werden sollte. Wenn die Strafse angelegt war, sollte der Haus¬ 
besitzer den Bürgersteig und den Fahrdamm bis zur Strafsen- 
mitte in Stand halten, für ihre Reinigung Sorge tragen und auch 
für genügenden Abflufs sorgen. Sollte ein Besitzer der grofsen 
»Insulae«, Miethäuser, dies unterlassen, so sollten Ädilen die Reini¬ 
gung auf Kosten des Besitzers besorgen lassen. Nach anderen 
Verordnungen war der Mieter berechtigt, dies selber thun zu 
lassen und die Kosten von der Miete abzuziehen. Wo es sich 
um öffentliche, nach der Strafse liegende Gebäude handelte, hatte 
die Stadt für die Instandhaltung und Reinigung der Strafse auf¬ 
zukommen. Ebenfalls mufste jeder Hauswirt für den Abflufs 
seines Grundstückes sorgen. »Derjenige oder diejenigen, deren 
Häuser nach der Strafse liegen, sollen auf Anordnung der Ädilen 
die Strafse in Stand halten, so dafs kein Abflufswasser, wodurch 
das Volk die Strafse weniger gut benutzen kann, stehen bleibt.« 


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109 


Dieses interessante hygienische Gesetz ist eins der wenigen 
in Erz eingegrabenen römischen Gesetze, die uns zum gröfsten 
Teil noch auf den sogenannten Herakleischen Tafeln in Neapel 
erhalten sind. Als dieses Gesetz herauskam, war Rom schon 
fast überall gepflastert, — es ist wohl nicht wahrscheinlich, dafs 
die 5 Fufs breiten Gassen oder Gänge ein Pflaster hatten —, 
so dafs sich nur die Bestimmungen über die Instandhaltung und 
Reinigung auf die Hauptstadt bezogen. Dagegen war dieses 
Gesetz für die vielen übrigen Städte des römischen Reichs von 
der gröfsten Bedeutung. Als Pompeji im Jahre 79 verschüttet 
wurde, waren schon alle Strafsen gepflastert; mehrere derselben 
machten schon eine Umpflasterung im hohen Grade notwendig, 
andere waren bereits umgepflastert. Im ganzen war in dieser 
kleinen Provinzstadt eine Million Quadratfufs ihres Grundes mit 
Pflaster versehen. Es würde zu weit führen, wollte ich alle 
römischen Städte, in denen es gepflasterte Strafsen gab, auch nur 
aufzählen. Kurz gesagt, es gab nicht nur in Italien, sondern 
auch in allen Ländern des Mittelmeeres, die von den Römern 
erobert waren, keine Stadt ohne Pflaster. 

Dafs die technische Anlage der Strafsen sehr schön und 
solide war, ist ja allgemein bekannt. Auffällig ist es, zu sehen, 
wie die Technik mit der Kunst und Kultur im allgemeinen im 
2.—3. Jahrhundert n. Ohr. in Verfall geriet. Man vergleiche 
nur das Pflaster der auf dem forum Rom an um aufgedeckten via 
sacra aus der Zeit Caracallas mit einer einzelnen Partie des alten 
Pflasters vor dem Tempel des Saturn. 

Bekanntlich hatte Rom schon seit alten Zeiten eine Kloake, 
die cloaca maxima, welche aller Wahrscheinlichkeit nach ange¬ 
legt wurde, um dem Teile, wo sich jetzt das Forum Romanum 
mit dessen östlichen Fortsetzungen befindet, einen Abflufs zu 
verschaffen. Dieselbe soll ja von Tarquinius im 6. Jahrhundert 
v. Chr. angelegt worden sein. Sie war aus Tuffquadersteinen 
gemacht und war ungefähr 4 X 4 m im Durchmesser. Den Boden 
hatte man mit Lavapolygonen gepflastert und die Kloake war 
gewölbt. Den ältesten Teil derselben, von dem Forum bis zum 
Tiber, benutzt man noch heutigen Tages. 


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Die Straftenhygiene im Altertums. 


Zur selben Zeit, oder wahrscheinlich noch etwas früher, als 
man anfing, die Strafse zu pflastern, wurde die cloaca maxima 
durch zahlreiche Ausläufer erweitert, so dafs sie den Abflufs von 
allen Grundstücken innerhalb der Mauer des Servius aufnehmen 
konnte. Man hat an den verschiedensten Stellen der modernen 
Stadt wohlerhaltene Reste derselben gefunden. 

Da die Strafsen gegen 174 v. Chr. gepflastert wurden, so ist 
ohne Zweifel der Abflufs von diesen Strafsen in die Kloake geleitet 
worden. Dies geht auch aus folgender späterer Bestimmung des 
Zwölftafelgesetzes hervor: »Wenn der auf öffentlichen Grund ge¬ 
leitete Abflufs einem Privatmanne Schaden zufügt, so mufs gegen 
den ersten Privatmann eine Privatklage erhoben werden.« Offen¬ 
bar ist aber die Wassermenge damals zu gering gewesen, denn 
man beklagte sich ungefähr um dieselbe Zeit darüber, dafs die 
Kloake zugesetzt worden war, weshalb man eine Summe von 
1000 Talenten (4% Millionen Mark) zur Reinigung anwenden 
mufste. Später erfährt man nichts mehr von einer solchen Kala¬ 
mität Seit dem Jahre 145 v. Chr. leitete man auch aqua Marcia 
nach Rom, welche der Hauptstadt innerhalb 24 Stunden 100000 
Kubikmeter Wasser zuführte, und um das Jahr 60 n. Chr. flössen 
wenigstens 6—700000 cbm Wasser innerhalb 24 Stunden durch 
die Kloake. 

Aus einer Stelle bei dem älteren Plinius geht hervor, dafs 
die Kloake zur allgemeinen Zufriedenheit funktionierte. Es heifst 
dort: »Agrippas 7 Wasserströme (worunter man natürlich die 
sieben von Agrippa rekonstruierten und neu angelegten Wasser¬ 
leitungen : Aqua Appia, Anio vetus, Marcia, Tepula, Julia, Virgo 
und Alscetina zu verstehen hat) spülen allen Unrat der Stadt in 
die Kloake; zuweilen fliefst das Wasser des Flusses da hinein, 
und dann entsteht ein Kampf zwischen den beiden Strömen; je¬ 
doch der starke Bau hält es aus. Grofse Massen von den 
Strömen mitgerissener Unrat passieren deren Mauern, ohne sie 
zu sprengen.« 

Wir sehen hieraus also, dafs Rom auch den Beweis geliefert 
hat, dafs, wie die Erfahrung der neueren Zeit auch lehrt, die 
Kanalisation einer Stadt ohne genügende Wassermenge vom 


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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 111 

hygienischen und technischen Standpunkte aus undurchführ¬ 
bar ist. 

Dafs übrigens diese enorme Wasserzufuhr nicht genügte, um 
die cloaca maxima auszuspülen, davon kann man sich über¬ 
zeugen, wenn man den vor einigen Jahren aufgedeckten Teil, 
der von Augustus* Forum nach dem Forum Romanum hinabgeht, 
passiert. Von einem allgemeinen oder erlaubten, geschweige denn 
obligatorischen Anschlufs von den Häusern nach der cloaca ma¬ 
xima, wie dies in Athen der Fall war, wird uns nichts berichtet. 

Dafs trotzdem die Exkremente — per nefas — häufig in die 
Kloake geworfen wurden, geht aus folgender Bemerkung des 
Columella hervor: »— auch haben die Kräuter nichts dagegen, 
dafs man den müden Brachfeldern das bietet, was die Latrinen 
in die schmutzigen Kloaken ergiefsen.c Diese Bemerkung kann 
jedoch wohl kaum als ein Beweis dafür gelten, dafs es in Rom 
Wasserklosetts gab. Öffentliche Latrinen scheint man nicht vor 
Tiberius’ Zeit gekannt zu haben. Im Jahre 315 n. Chr. waren 
in Rom 144 latrinae publicae und 116 necessariae längs der 
Aurelianischen Mauer. Dafs man jedoch öffentliche Strafsen- 
latrinen mit Wasserausspülung gekannt und benutzt hat, beweist 
Pompejis Forumlatrine. Diese hatte acht Sitze und war über 
einem 2 m tiefen ausgemauerten Halbkanale angebracht, wohin 
ein bleiernes Wasserrohr führte. Der Abflufs war nach einem 
verdeckten Rinnsteine. Einer ganz ähnlichen öffentlichen Latrine, 
die 25 Sitze hatte und mit grofser Eleganz ausgestattet war, er¬ 
wähnt Gaston Boissier (PAfrique Romaine). Diese befand sich 
in einer mit Quadersteinen gepflasterten Hauptstrafse der kleinen 
Militärkolonie Tamugadi in der Nähe der Wüste Sahara. Hier 
handelt es sich um zwei antike Trogklosettanlagen. In Pompeji 
hat ja übrigens ungefähr jedes Haus seine Latrine, wahrschein¬ 
lich mit einer Amphora (antikes Tonnensystem), die meistens nahe 
bei der Küche lag. 

Die oben erwähnte reichlichere Wasserzufuhr in Rom kam 
nicht nur der cloaca maxima zu gute, sondern sie half auch dem 
mehr und mehr sich geltend machenden Bedürfnisse nach Trink- 
und Verbrauchswasser ab, und sie trug auch nicht unwesentlich 


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112 


Die Strafaenhygiene im Altertume. 


zur Reinlichkeit der Strafsen und der Luft in diesen Strafsen 
bei. Die zahlreichen Laufbrunnen (lacus — 700), welche Agrippa 
in den Strafsen anlegen liefs, und die vielen monumentalen 
Fontainen (munera — 105) auf den Marktplätzen und andern 
freien Plätzen, die mit 300 Bronze- und Marmorstatuen und mit 
400 Säulen geziert waren, gereichten nicht nur den Strafsen zur 
Zierde, sondern das Tag und Nacht fliefsende Wasser erfrischte 
die Luft und reinigte die Strafse und die Kloake unter der 
Strafse. In demselben Mafse wie die Wassermenge vermehrt 
wurde, in demselben Mafse nahm die Zahl der Strafsenbrunnen 
zu, so dafs ihre Zahl, nachdem sie zur Zeit des Frontinus auf 391 
lacus und 39 Fontainen (munera) zurückgegangen war, wieder auf 
1352 (im Jahre 315 n. Chr.) stieg. 

Eine eigentliche Wassersprengung im modernen Sinne des 
Wortes gab es in Rom nicht. Das überlaufende Wasser der 
Strafsenbrunnen, sowie das Überfallswasser der Kastelle (von 
diesen hatte Agrippa 130 angelegt; zur Frontinus’ Zeit gab es 
deren 247) durfte ohne Cäsars ausdrückliche Erlaubnis nicht in 
die Häuser geleitet oder zu industriellen Unternehmungen be¬ 
nutzt werden; »denn«, sagt Frontinus, »von den Kastellen mufs 
notwendig ein Teil des Wassers überfliefsen, aber dieses trägt 
nicht nur zur Gesundheit der Stadt bei, sondern es nützt auch 
dadurch, dafs es die Kloaken reinigt.« Und an einer andern 
Stelle heifst es bei Frontinus: »Selbst das überlaufende Wasser 
ist von nicht geringem Nutzen; mit der Reinlichkeit sieht es 
schon jetzt ganz anders aus, und die Ursachen der ungesunden 
Dünste, wodurch die Stadt in üblen Ruf gekommen war, sind 
entfernt.« 

Übrigens war die Anlegung der vielen Strafsenbrunnen dar¬ 
auf zurückzuführen, dafs die Wasserleitungen in den Häusern in 
Rom bei weitem nicht so allgemein waren wie in Pompeji, wo 
selbst das ärmlichste Haus einen Laufbrunnen hatte, oder in 
Antiochia, »wo«, wie Lebanios berichtet, »die Einwohner nicht 
nötig haben, sich an den Strafsenbrunnen zu schlagen, um Wasser 
zu bekommen, da jedes Haus und jede Werkstatt einen und oft 
mehrere Laufbrunnen hatten.« 


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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 


113 


Zu Frontinus’ Zeit überliefs man den Bewohnern zum pri¬ 
vaten Hausgebrauch so viel Wasser, als 3847 Quinnarien liefern 
konnten; und jedes einzelne Haus durfte nach einer Verord¬ 
nung aus dem Jahre 382 n. Chr. nur von ca. J / 2 —S 1 ^ Quinnarien 
erhalten. 

Da Rom im Jahre 315 n. Chr. 46602 Insulae — Mietkasernen 
— und 1790 Domus — Patrizierhäuser — zählte, so ist es mehr 
als wahrscheinlich, dafs diese alle die Quinnarien benutzten, die 
für die 250000 Sestertien den Abonnenten überlassen wurden, 
und dafs die Bewohner der 46602 Insulae auf die zahlreichen 
Strafsenbrunnen angewiesen waren. 

Aber trotz der vorzüglichen Pflasterung, trotz der Kloaken und 
der fortwährend reingespülten Rinnsteine und trotz der Pflicht 
der Hausbesitzer, die Strafsen zu fegen, war bekanntlich der 
Zustand der Strafsen nicht der beste. Der privaten Fegepflicht 
ist man wohl nicht immer nachgekommen; auch liefsen die 
Ädilen es oft an der nötigen Gewissenhaftigkeit fehlen. Selbst der 
so bürgerlich gesinnte Vespasian mufste sich nach Sueton von 
Caligula höhnische Bemerkungen gefallen lassen, weil er als Ädil 
nicht genügend dafür Sorge getragen hatte, dafs die Bürger die 
Strafsen reinigten. 

Bei einer Einwohnerzahl von mindestens l x / 4 —1% Millionen 
in der Kaiserzeit ist es nicht zu verwundern, dafs der Verkehr 
in diesen engen Strafsen, trotzdem die lex Julia municipalis den 
Wagenverkehr in den ersten zehn Stunden des Tages verbot, die 
Reinhaltung derselben schwierig machte; nur dem Triumphator, 
den Vestalinnen und »den Bauern, welche nachts nach der Stadt 
kommen, um Stercora wegzufahren«, war es gestattet, mit Wagen 
zu fahren. Auch aus der letzten Bestimmung geht hervor, dafs 
die Abfuhr die Regel war. Kein Wunder also, dafs Juvenal 
sich darüber beklagt, dafs seine Füfse auf der Strafse schmutzig 
wurden, und dafs Martial »die Luft in den Strafsen so dicht 
fand, dafs er von seiner Wohnung auf der dritten Etage nicht 
die Pflastersteine sehen konnte«, wenn wir bei dem gewissen¬ 
haften Frontinus lesen, dafs die Stadt wegen der giftigen Dünste 
in der Luft berüchtigt war. 


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114 


Die Strafeenbygiene im Altertnme. 


Und erinnert man sich der unendlich vielen Klagen über 
die Baufälligkeit und die häufigen Einstürze, so kann man sich 
Horaz’ und Senecas Furcht, beim Passieren der Strafse einen 
Stein oder einen Balken auf den Kopf zu bekommen, erklären. 

Die wesentliche Ursache davon, dafs die Luft in den Strafsen 
dieser alten Millionenstadt dumpfig, drückend und voll Staub 
war, lag ohne Zweifel darin, dafs die sehr engen Strafsen nicht 
durch breitere ersetzt werden konnten. Jedoch sind sie wohl 
kaum schmutziger gewesen als die meisten Strafsen unserer mo¬ 
dernen Grofsstädte. 

Aufserordentlich interessant und lehrreich ist es, zu sehen, 
wie Rom besonders seit Julius Cäsar mit Erfolg bestrebt war, 
den Übelständen und den hygienischen Mängeln, an denen die 
Millionenstadt wegen ihrer unregelmäfsigen und planlosen Anlage 
und ihrer engen Strafsen litt, abzuhelfen. 

Natürlich war die Kloakierung und reichliche Wasserzufuhr 
eine notwendige Voraussetzung der klugen, von Cäsar erlassenen 
Gesetze. 

Und wenn wir auch, wie schon oben erwähnt, den Römern 
die Originalität auf diesem wie auf fast allen andern Gebieten 
der Kunst und Kultur absprechen müssen, so läfst sich nicht 
leugnen, dafs sie das ihnen von andern Nationen Überlieferte 
durch ihre technische Tüchtigkeit wie durch ihr Organisations¬ 
talent so vervollkommnet haben, dafs wir sie erst im 19. Jahr¬ 
hundert überflügelt haben, wie Hueppe 1 ) dargelegt hat. 

Und unzweifelhaft besteht das gröfste Verdienst der Römer 
auf dem hygienischen wie auf andern Gebieten darin, dafs sie 
die sämtlichen Bewohner der Städte in dem grofsen römischen 
Reiche durch die Macht des Beispiels oder durch Verordnungen 
veranlafsten, mit ihnen gleichen Schritt zu halten. 

Es ist fast unbegreiflich, wie alle diese nützlichen hygieni¬ 
schen Veranstaltungen und Einrichtungen der Menschheit so 
vollständig aus dem Gedächtnis entschwinden konnten, dafs die 

1) Hueppe, Zur Raeeen- und Sozialhygiene der Griechen im Alter¬ 
tum und in der Gegenwart, 1897. 


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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen. 


115 


ersten 5—6 Dezennien des 19. Jahrhunderts sieh allen Ernstes 
rühmten, auf dem Gebiete der Stadthygiene etwas Originales 
geschaffen zu haben. 

Wir dürfen aber nicht vergessen, dafs die Strafsen der Städte 
bis in unser Jahrhundert hinein im äufsersten Grade schmutzig 
waren. Waren doch Paris im Jahre 1641 und London 1605 noch 
nicht mit der Pflasterung ihrer Strafsen fertig, und hatten doch 
Berlin und Kopenhagen erst in der letzten Hälfte des 17. Jahr¬ 
hunderts mit einer geordneten Pflasterung begonnen. 


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Über das Vorkommen löslicher Antimonverbindungen 
in Kleidnngsstoffen. 

Von 

Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel. 

(Aus dem hygienischen Institut der Universität Würxburg.) 

Die Baumwollfärberei verwendet und verwendete früher in 
weit gröfserem Umfange Antimonverbindungen, namentlich Brech¬ 
weinstein, zur Beizung der zu färbenden Stoffe. Bei der be¬ 
kannten, einst therapeutisch benützten Eigenschaft der Anti¬ 
monverbindungen Hautentzündungen hervorzurufen (schwere 
Ekzeme, ja pustulöse Affektionen), ist es nicht zu verwundern, 
dafs nachlässig hergestellte farbige Stoffe gelegentlich beim Tragen 
zu Hauterkrankungen führten. Ist die Litteratur auch nicht reich 
an derartigen Angaben, so enthält sie doch eine Zahl unzweifel¬ 
haft festgestellter Fälle. 

Besonders beweisend ist der Fall von K ay ser, dem ein braun¬ 
roter Baumwollstoff zur Untersuchung vorlag, welcher zu Hosen¬ 
taschen Verwendung gefunden und an den Oberschenkeln starke 
Ekzeme hervorgebracht hatte. Die Untersuchung ergab 85 mg 
wasserlösliches Antimon pro 100 qcm Stoff. Das Ekzem ver¬ 
schwand wenige Tage nach der Beseitigung der gifthaltigen 
Taschen. (Rep. f. analyt. Chemie, 1883, p. 121.) 

Über antimonhaltige Strümpfe von roter Farbe berichtet 
Sendtner in seinen Mitteilungen: Erfahrungen auf dem Gebiete 
der Kontrolle der Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände 1893 
im 17. Band dieses Archives. Die Strümpfe erzeugten bei ihren 


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Antimonverbind, in Kleidnngsstoffen. Von Prof. Lehmann u. Dr. Göbel. H7 

Trägern heftige Hautausschläge. In einem Fall wurde eine quan¬ 
titative Antimonbestimmung vorgenommen: 100 qcm Stoff ent¬ 
hielten 22 mg Antimon, ein ganzer Strumpf von 800 qcm 177 mg 
— wasserlösliches — Antimon. Neben dem Antimon nahm das 
Wasser reichliche Mengen roten Farbstoffs auf. Auch in Plüsch- 
stoffen, namentlich in meergrünen und olivgrünen Nuancen, wie 
sie als Möbelbezüge sehr beliebt sind, fand Sendtner mehrfach 
reichliche Antimonmengen, auf die er die Hygieniker aufmerksam 
machte, ohne selbst Zahlen mitzuteilen. Auch unterliefs Sendt¬ 
ner, anzugeben, ob es sich um wasserlösliche Antimonprä¬ 
parate handelte. 

Von systematischen Untersuchungen über den Antimon¬ 
gehalt von Gespinststoffen konnten wir nur die von Bisch off 
aus dem Jahre 1883 finden, welcher folgende Angaben macht 
(Rep. f. anal. Chemie 1883 S. 305). 

In kunstgerecht, aber ohne besondere Vorsicht mittels Brech¬ 
weinstein gebeizten 17 Baumwollgarnen von allen möglichen 
Farben wurde auf 100 g gefunden: 


a) in Wasser löslich 

b) in Säure löslich 

Spur 

110 

Spur 

260 

12 mg 

120 

Spur 

240 

Spur 

130 

8 mg 

250 

Spur 

180 

Spur 

100 

8 mg 

220 

Spur 

244 

Spur 

310 

13,5 

300 

14,0 

200 

Spur 

36 

Spur 

110 

Spur 

121 

Spur 

200 


Archiv für Hygiene. Bd. XLUI. 9 


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118 tJber d. Vorkommen löslicher Antimon Verbindungen in Kleidungestoffon. 

Bise ho ff überläfst den Medizinern zu beurteilen, ob solche 
kleine wasserlösliche Mengen eine Bedeutung haben und be¬ 
zweifelt, dafs den wasserunlöslichen Mengen überhaupt eine 
Bedeutung zukommt. Bei der aufserordentlichen Spärlichkeit von 
Antimonvergiftungen durch Kleidungsstücke ist es kaum zu be¬ 
zweifeln, dafs für nicht abnorm empfindliche Menschen derartige 
Antimongehalte, wie sie Bisch off fand, belanglos sein müssen. 

Neuere umfassende Arbeiten über den Antimongehalt von 
Stoffen gelang es uns nicht zu finden. Da aber die Baumwoll¬ 
färberei mit dem Erscheinen der Sendtn er sehen Arbeit viel¬ 
fach neue Wege eingeschlagen und mit Erfolg in weitem Umfang 
»direkt färbende«, eine vorhergehende Beizung nicht erfordernde 
Teerfarbstoffe eingeführt hat, so schien es nicht uninteressant, 
einmal eine grofse Zahl Baumwollstoffproben einer eingehenden 
Untersuchung auf wasserlösliche Antimonverbindungen zu unter¬ 
ziehen. Wir beschränkten uns absichtlich auf die Untersuchung 
von wasserlöslichen Verbindungen, weil noch nie eine Vergiftung 
auf in Wasser unlösliches Antimon zurückgeführt wurde, trotz der 
relativ grofsen Mengen Antimon, die mindestens zur Zeit von 
Bischoffs Untersuchung verbreitet in den Geweben vorkamen 1 ). 

Für unsere Untersuchungen dienten 41 Stoffproben: 

I. 5 Herrenkleider-Futterstoffe (Baumwolle), 

II. 9 Möbelripse (Wolle), 

III. 4 Baumwollbettstoffe, 

IV. 5 Möbelkattune (Baumwolle), 

V. 3 Damenkleiderstoffe (Wolle), 

VI. 3 Herrenkleiderstoffe (Wolle), 

VII. 8 Möbelplüsche (Baumwolle), 

VHI. 4 Baumwollstrümpfe. 

Die Untersuchungen zerfielen in eine Vorprüfung und eine 
genaue quantitative Untersuchung, der letzteren wurden nur die 
Proben unterworfen, bei denen die Vorprüfung wenigstens deut¬ 
liche Spuren von löslichen Antimonverbindungen ergaben. 

1) Nachträglich haben wir noch 25 qcm von 
n 6 II 7 VII 8 vn 2 VIII 2 vm 4 
auf G e sam t antimongehalt untersucht. Probe II 6 enthielt reichlich (ca. 
1,5 mg) Antimon, andere Proben nichts oder Spuren. 


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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel. 119 

Der Gang der Analysen war folgender: 

a) Vorprüfung. Ein lufttrocken gewogenes Stück Stoff von 
25—100 qcm und 0,7—4,4 g Gewicht wurde mit 200 ccm Wasser 
eine halbe Stunde in einer Porzellanschale gekocht, die Flüssig¬ 
keit, welche meist kräftig gefärbt war, durch ein Faltenfilter noch 
warm filtriert und Filter und Tuchstück einige Male mit heifsem 
Wasser ausgewaschen. Das gesammelte Filtrat wurde erwärmt, 
mit Salzsäure kunstgerecht angesäuert und längere Zeit Schwefel¬ 
wasserstoff eingeleitet. Der Niederschlag wurde nach einigen 
Stunden abfiltriert und mit Schwefelwasserstoffwasser ausgewaschen, 
das Filtrat wurde auf % eingeengt und nochmals Schwefelwasser¬ 
stoff eingeleitet, und ein event. entstandener Niederschlag auf 
einem besonderen Filter gesammelt. War ein Niederschlag von 
gelber, gelblicher oder roter Farbe entstanden, so begann 

b) die genaue Untersuchung. Der Niederschlag wurde mit 
gelbem Schwefelammonium \ Stunde im Wasserbad erwärmt, 
das Schwefelammonium abfiltriert und mit warmem Wasser aus¬ 
gewaschen. Der Auszug wurde nun zur Trockene verdampft und 
mit der ca. 7 fachen Menge eines Gemisches von Natriumkarbonat 
(1 Teil) und Natriumnitrat (2 Teile) im bedeckten Porzellantiegel 
geschmolzen und die Schmelze in warmem Wasser gelöst. In 
Lösung ging dabei etwa vorhandenes Arsen und ein Teil des 
Zinns, es blieb zurück Antimon als pyroantimonsaures Natron 
und ein Teil des Zinns (als Zinnoxyd). Der Filterrückstand wurde 
nochmals mit Soda und Salpeter geschmolzen, um die letzten 
Zinnspuren von Antimon zu trennen, und das so gereinigte pyro- 
antimonsaure Natron nach Veraschung des Filters mit Cyan¬ 
kalium geschmolzen. Das erhaltene metallische Antimon wurde 
in heilser Salzsäure unter Zusatz von etwas KC10 S gelöst, das 
Chlor verjagt, mit Ammoniak neutralisiert, schwach mit Salz¬ 
säure angesäuert und auf 25 ccm aufgefüllt. Durch Einleiten 
von Schwefelwasserstoff wurde nun das Antimon als orange¬ 
farbiger feiner Niederschlag erhalten, der sich in den kleinen 
Mengen, wie er in unseren Proben vorhanden war, nur langsam 
absetzte und kolorimetrisch genügend genau bestimmt werden 
konnte. Als Vergleichslösung diente eine Brechweinsteinlösung 

9* 


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120 Ober d. Vorkommen löslicher Antimon Verbindungen in Kleidungsstoffen. 

mit einem Gehalt von 1 mg Antimon in 1 ccm. Von dieser 
Lösung setzten wir 0,1—0,3—0,5 —1,0 ccm zu 25 Wasser, 
leiteten Schwefelwasserstoff ein und verglichen den Niederschlag 
mit dem in unseren Analysen. 

Die Ergebnisse der Arbeit lassen sich sehr kurz mitteilen: 
Nennenswerte Antimonmengen fanden sich niemals, 
der Schwefelwasserstoffniederschlag bei der Vorprüfung war nie 
orange, stets nur gelb oder gelblich und bestand jedenfalls 
gröfstenteils aus 8chwefel, 3 mal wurde ein schwarzer Nieder¬ 
schlag erhalten; derselbe wurde 3mal nicht weiter untersucht, 
da der Antimongehalt aller gelben und rötlichen Niederschläge 
so gering war. Die Angabe über das Gewicht der Schwefel¬ 
wasserstoffniederschläge beruht auf Schätzung, nachdem einige 
Niederschläge gewogen waren; diese Zahlen — welche das Ge¬ 
wicht von viel Schwefel einschliefsen — sind ziemlich wertlos 
und sollen nur eine grobe Orientierung geben. 


Tabelle I. Herrenkleider-Futterstoff. 


Nr. 

Farbe 

qcm 

g 

Farbe 

des Auszuges 

1 HjS-Niedc 
1 Farbe 

irschlag 
ca. mg 

1 

schwarz .... 

60,0 

2,0 

schwarz .... 

schwarz 

5,0 

2 

marine .... 

25,0 

1,0 

| dunkelblau . . 

i > 

1,0 

3 

raye. 

25,0 

0,7 

1 » . . 

1 0 

— 

4 

heliotrop . . . 

46,0 

1,0 

! purpurrot . . . 

0 

— 

5 

erdbeerrot . . . 

60,0 

1,0 | 

! zinnober . . . 

! i 

1 0 

l! I 

— 


Tabelle II. Möbel-Ripse. 


Nr. 

Farbe 

i qcm 

8 

Farbe 

des Auszuges 

H t S-Niederschlag 
Farbe 1 ca. mg 

Im Nieder¬ 
schlag 
Antimon 

1 

1 olive-grün 

90,0 

3,3 

dunkelgrün 

schwarz 

1,0 

0 

2 

grün 

72,0 

2,2 

grün 

, 

0,5 

0 

3 ! 

olive-grün 
mit bunt 

72,0 

4,2 ! 

hellrot 

gelblich 

2,0 

0 

4 

rot 

81,0 , 

1 2 - 6 

> 

> 

2,0 

0 

5 

granatrot 

90,0 

2,6 

* 

> 

3,0 

0,1 

6 ' 

> 

90,0 

2,4 1 

, 

> 

1,0 

0,15 

7 

rot 

96,0 

2,8 

> 

1 » 

Ofi 

0 

8 

hellgrün 

90,0 

2,8 

hellgrün 

0 

— 

— 

3 

dunkelgrün 

90,0 

2,7 

dunkelgrün 

0 

— 

P — 


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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel. 


121 


Tabelle IQ. 
Baumwoll-Bettstoff. 


Nr. 

I 

Farbe | 

i 

qcm ;j 

1 • 1 

g 

Farbe !j H t S-Nied< 

des Auszuges j| Farbe 

srachlag 
ca. mg 

i- 

1 

rot-carreau . . 

100,0 i 

2,2 

farblos .... 

1 gelblich 

0,2 

2 ! l 

blau-carreau . . 

74,0 1 

1,5 ; 

> .... 

| > 

0 

3 i, 

rosa-carreau . . 

1 81,0 ; 

1.8 

Stich ins Rote 

j 0 

— 

4 1 

rot und blau car- 

| 


Stich ins Gelbe . , 

0 

— 

I 1 

reau .... 

! w i 

1,3 

l j 

I i 

1 

! 



Tabelle IV. 
Mftbel-Kattuii. 


Nr. 

Farbe 

i 

qcm 

8 

Farbe 

des Auszuges 

1 

H,S Niedc 
Farbe 

erschlag 
ca. mg 

1 

olive-bunt . . . 

48,0 

1,3 

hellgrün . . . 

0 

— 

2 

marine-bunt . . 

56,0 

0,7 

> . . . i 

0 

— 

3 

schwarzbunt . . ! 

48,0 

0,6 

rot. 1 

0 

— 

4 

hellblau-bunt . . | 

50,0 I 

1,6 

farblos . . . . | 

0 

— 

5 

cr6me-hunt . . ' 

64,0 

1,6 

l 

grün.| 

0 

— 


Tabelle V. 

Damenkleiderstoff. 


I 

Nr. 

. 

Farbe 

1 

qcm 

g 

,j Farbe 

] des Auszuges 

H,S-Nied( 

Farbe 

srschlag 
ca. mg 

1 1 

blau. 

35,0 ; 

0,8 

[i hellblau . . . 

0 

_ 

2 ; l 

> . 

35,0 

0,7 

1 dunkelblau . . 

0 

— 

3 i; 

1 

grün. 

35,0**1 

1 i 

0,8 

i dunkelgrün . . 

0 

! 

— 


Tabelle VI. 
Herrentuche. 


t 

Nr. 

Farbe 

| i 

1 qcm | 

pi- 

t g 

Farbe 

% 

j| des Auszuges 

HjS-Niederschlag 
1 Farbe | ca. mg 

i I 

blau-grau . . . ! 

50,0 j 

2,1 

| violett ... 

• ! 0 

I 

2 1 

hellgrau . . . 

50,0 1 

1,8 

II Stich ins Blaue 

. II 0 

1 _ 

3 1 

dunkelgrau . . j 

50,0 | 

| 1>8 

| dunkelblau 

. li 0 

il 

— 


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122 Antimon verbind, in Kleidungsstoffen. Von Prof. Lehmann u. Dr. Göbel. 


Tabelle VH. 
Möbelplüsch. 


Nr. 

Farbe 

J 

qcm 

g 

Farbe 

des Auszuges 

H,S-Niede 

Farbe 

jrschlag 
ca. mg 

1 

terracotta . . . 

65,0 

3,7 

hellrot .... 

gelblich 

1,0 

2 

olive. 

65,0 

M 

grün. 

> 

2,0 

3 

grün. 

65,0 

4,1 

». 

> 

0,5 

4 

dunkel-olive . . 

65,0 

4,0 

Stich ins Grüne. 

0 

— 

5 

dunkelrot . . . 

65,0 

3,4 

purpurrot . . . 

0 

— 

6 

hellrot .... 

65,0 

3,8 

farblos .... 

0 

— 

7 

grün. 

65,0 

4,6 

> .... 

0 

— 

8 

olive. 

65,0 

1.8 

grün. 

schwarz 

! 

3,0 


Tabelle Vm 
Strümpfe. 


Nr. 

Farbe 

qcm 

g 

Farbe 

des Auszuges 

HjS-Niede 

Farbe 

rschlag 
ca. mg 

Anti¬ 

mon 

1 

hellrot . . . 

60,0 

3,2 

rot .... 

0 

_ 

— 

2 

dunkelrot . . 

60,0 

2,3 

> .... 

0 

— 

— 

3 

grau .... 

48,0 

1,5 

farblos . . . 

0 

— 

— 

4 

dunkelrot . . 

70,0 

2,7 

rot .... 

rot 

1,0 

0,2 


Zur Kontrolle dieser fast ganz negativen Ergebnisse haben 
wir ein Stück Baumwollstoff in l 0 /^ Brechweinsteinlösung ein¬ 
getaucht und ausgedrückt. Ein Stück von 50 qcm wurde direkt, 
ein anderes nach kurzem Auswaschen mit Wasser so behandelt 
wie unsere Stoffproben, schon einige Kubikcentimeter der Aus¬ 
kochung beider Proben, auch der zweiten, gab einen orangefarbenen 
Niederschlag, wie wir ihn nie, auch nur annähernd sonst bei unseren 
Untersuchungen gesehen haben. 

Es folgt also aus unseren Untersuchungen, dafs 
es jedenfalls zu den grofsen Ausnahmen gehört, 
wenn Stoffproben heute nennenswerte Mengen wasser¬ 
löslicher Antimonsalze enthalten — wir haben keine 
derartige Probe gefunden, vielmehr ausschliefslich Antimouspuren, 
die inan als belanglos bezeichnen kann, d. h. Mengen von 0,1 
bis 0,3 mg in 100 qcm Stoff oder etwa 4—10 mg in 100 g. 


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Über die Bedeutung der Zerkleinerung und des Kochens 
der Speisen für die Yerdanung. 

Von 

Prof. Dr. K. B. Lehmann 

in Würzburg. 

Nach in Gemeinschaft mit den Herren Dr. Felix Meyer aus Magdeburg und 
Dr. Moritz Gtftz aus Fischach ausgeführten Untersuchungen. 

(Aus dem hygienischen Institut der Universität Würzburg.) 

I. Vorbemerkung und Methode. 

Durch Versuche, welche von Dr. J. Gaudenz auf meine 
Veranlassung und unter meiner Leitung angestellt wurden, ergab 
sich meines Wissens zum ersten Mal ein klarer Einblick in die 
Zerkleinerung unserer Speisen beim normalen Kauakt (Arch. f. 
Hygiene Bd. XXXVIII, 230). Es lag nahe im Anschlufs an 
diese Ergebnisse die wichtige Frage einmal genau zu untersuchen, 
welchen Einflufs denn der Grad der Zerkleinerung auf die Ver¬ 
dauung besitzt. 

Die Versuche 1 ) wurden alle in vitro angestellt mit bestimmten 
Mengen des Nahrungsmittels, das eine möglichst ziffermäfsig 
angebbare Zerkleinerung erfahren hatte; es wurden möglichst 
gute Fermente, optimale Temperaturen angewendet und stets 
eine Reihe von Versuchen mit verschiedenem Zerkleinerungsgrad 

1) Ausführliche Mitteilungen über die Versuche enthalten die Disser¬ 
tationen : 

Dr. Felix Meyer: Über die Bedeutung des Kochens und Kauens kohle¬ 
hydrathaltiger Nahrungsmittel für die Verdauung. Würzburg, 1900. 

Dr. Moriz Götz: Über die Bedeutung der Zerkleinerung von Speisen 
für die Pepsinverdauung des Eiweifses. Würzburg, 1901. 


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124 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d.Verdauung. 

aber gleicher Dauer gleichzeitig ausgeführt. Die Wirkung der 
Fermente wurde stets durch Bestimmung des in Lösung gegan¬ 
genen Produktes vorgenommen. 

Von ähnlichen Versuchen ist uns in der Litteratur nichts 
bekannt geworden, jedenfalls bringen auch die grofsen und 
mittleren Lehrbücher der Physiologie und Hygiene über diese 
Frage nicht viel mehr als die auf aprioristischer Überlegung be¬ 
gründete Angabe, dafs gutes Kauen die Verdauung günstig beein¬ 
flusse. Vielfach findet sich die Beobachtung von Ärzten und 
Zahnärzten citiert, dafs ein künstliches Gebifs bei Menschen mit 
defekten Zähnen und infolgedessen darniederliegender Verdauung 
Wunder gewirkt habe durch Verbesserung der Ernährung. Es 
wird bei diesen Fällen allerdings stets zu unterscheiden sein 
zwischen Verbesserung der Ausnutzung der Speisen durch bessere 
Zerkleinerung, geringere Belästigung des Verdauungsapparates 
durch die feiner gekaute Nahrung und dem mindestens ebenso 
wichtigen Faktor: Erleichterung der Aufnahme gröfserer Speise¬ 
mengen durch Beseitigung schmerzender Zähne. 

2. Versuche über Eiweifsverdauung. 

Zu denVersuchen diente frisch von Grübler bezogenes Pepsi- 
num . . . Der Brutschrank zeigte 36—37°; es wurde die ver¬ 
daute Masse stets gemessen und die Untersuchungen auf Stick¬ 
stoff nach Kjeldahl in einem aliquoten abfiltrierten Teil des 
Filtrates vorgenommen. 

a. Versuche mit hartgekochtem Hühnereiweifs. 

Angewendet wurden stets 5 g hartgekochtes Hühnereiweifs 
= 0,795 g trockenes Eiweifs. Da uns eingehendere Erfahrungen 
fehlten über die geeignetsten Mengen Pepsin und Salzsäure, sowie 
über die zweckmäfsigste Versuchszeit, so wurden zuerst eine Reihe 
Orientierungsversuche angestellt. Die drei Zerkleinerungsgrade 
waren folgende: 

1. Würfel von 1 cm Seitenlänge 

2. Würfel von ca. 1 mm Seitenlänge 

3. in der Reibschale so fein als möglich zerriebenes Eiweifs. 


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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann. 


125 


Alle Versuche wurden doppelt angestellt, die Zahlen der 
Kontrollversuche stimmten ausnahmslos vorzüglich mit denen der 
Hauptversuche. Die Resultate der sieben doppelt ausgeführten 
Eiweifsversuche sind folgende: 


Tabelle I. 


Versuche mit gekochtem Hühnerei weifs. 


~. ' 1 

Versuchsnummer 

i 

! 

1 

Dauer 

i 

Angewendete | 

Verdauungsflüssigkeit j 

Gelöstes Eiweifo in % 

l%o Normal 
HCl 
cbm 

l 0 /or, Pepsin¬ 
lösung 
cbm 

i 

Wasser j 
cbm 1 

aus 

proben 

Würfeln 

aus 

feinen 

Würfeln 

aus zer¬ 
riebenem 
Eiweifs 

Versuch I . . . 

•/,» 

20 

10 

10 

9 

13 

20 

Kontrollversuch la 

’/,h 

20 

10 

10 

9 

14 

19 

Versuch II . . . 

3V,h 

20 

10 

10 

16 

38 

56 

Kontrollversuch Ha 

3V, h 

20 

10 

10 

16 

38 

57 

Versuch HI. . . 

7h 

20 

10 

10 

22 

40 

58 

Kontrollvers. IHa 

7h 

20 

10 

10 

21 

40 

58 

Versuch IV . . . 

14 h 

20 

10 

10 

48 

73 

83 

Kontrollvers. IV a 

14 h 

20 

10 

10 

48 

73 

84 

Versuch V . . . 

7h 

40 

20 

20 

30 

47 

66 

Kontrollversuch Va 

7 h 1 

40 

20 

20 

32 

49 

66 

Versuch VI . . . 

7h 

20 

20 

10 

29 

69 

74 

Kontrollvers. Via 

7 h | 

20 

20 

10 

29 

68 

73 

Versuch VH . . 

7 h j 

| 40 

10 1 

20 

26 

45 

53 

Versuch VHa . . 

7h 

40 

10 

20 | 

27 

43 

52 


Drückt man die Hauptresultate der Tabelle graphisch aus, 
so ergibt sich das in Fig. 1 auf S. 126 Dargestellte. 

Das heifst: Die Wirkung der Zerkleinerung auf die Löslich¬ 
keit ist eine höchst auffallende, nicht nur fördert die Zerkleine¬ 
rung der groben Würfel mit 1 cm Seitenlänge zu solchen von 
1 mm Seitenlänge die Verdaulichkeit sehr bedeutend, nein, die 
Zerreibung vergröfsert die Geschwindigkeit der Verdauung aber¬ 
mals aufserordentlich. Bei jeder Versuchsdauer liegt die Menge 
des aus den feinen Eiweifswürfeln in Lösung gegangenen Eiweifses 
fast genau in der Mitte zwischen dem aus den groben Würfeln 
und dem aus dem fein zerriebenen Material Gelösten. 


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126 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d.Verdauung. 

Auffallend ist, dals im Versuch II trotz nur 3^ ständiger 
Versuchsdauer fast ebensoviel Eiweifs in Lösung ging wie im 
Versuch III bei 7 ständiger Versuchsdauer; ob hieran eine Un- 
regelmäfsigkeit im Funktionieren des Brutschranks oder sonst 
etwas Schuld war, ist aus unseren Protokollen nicht nachträglich 
zu ersehen. 

In einer zweiten graphischen Darstellung haben wir die Ver¬ 
suche von 7 ständiger Dauer, aber unter Verwendung verschieden 



grofser Mengen von Pepsin und Salzsäure zusammengestellt. 
Grofse Unterschiede traten zwischen Versuch III, V und VII 
nicht hervor, das auffallend bessere Resultat von VI scheint zu 
bedeuten, dafs bei Anwesenheit genügender Salzsäuremengen der 
Erfolg von dem prozentischen Gehalt der Verdauungsflüssigkeit 
an Pepsin abhängt. 

Versuch III und V mit ganz gleichartig zusammengesetzter 
Verdauungsflüssigkeit, aber unter Verwendung sehr verschiedener 
Mengen vorgenommen, zeigt die mäfsige Begünstigung durch Ver- 


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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann. 


127 


mehrung der Verdauungsflüssigkeit. Mit Ausnahme von VI 
zeigen alle Kurven einen ziemlich geradlinigen Verlauf, es steht 
also unter den verschiedensten Versuchsbedingungen fast jedes¬ 
mal die Wirkung der feinen Zerkleinerung gerade in der Mitte 
zwichen der Wirkung der Zerschneidung zu groben Würfel und 
der Zerreibung. 



b. Versuche mit Fleisch und Käse. 

Sehr leicht und genau waren die Versuche mit Käse anzu¬ 
stellen; derselbe liefs sich besonders exakt in Würfel und Wür* 
felchen schneiden, ebenso auf dem Reibeisen reiben (als »ge¬ 
riebene bezeichnet), wie in der Reibschale zerreiben (als »zerrieben« 
bezeichnet), die Wirkung der Zerkleinerung war sehr auffallend. 

Die Versuche mit Fleisch waren um so schwieriger. Es 
wurden stets 5 g roh abgewogen und dasselbe teils roh, teils nach 
^stündiger Behandlung im Koch’schen Dampftopf zu zerkleinern 
versucht. Sowohl die groben Würfel wie die feinen, 1 mm Seiten- 
länge zeigenden Würfel w r aren nur sehr ungenau herzustellen. 


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128 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d.Verdauung. 

Die Zerreibung wollte überhaupt nur gelingen, wenn man das 
Fleisch vorher fein zerschnitt. Die Thatsaehe, dafs das Zerreiben 
der feinen Würfelchen die Ausnutzung nur einmal schwach 
günstig, dreimal schwach ungünstig beeinflufste, ist offenbar auf 
Mängel der Methodik zu beziehen, und es erscheint richtiger, 
unter diesen Umständen auf die Fleischzerreibungsversuche nicht 
viel Wert zu legen. Die Einzelheiten ergeben sich aus Tabellen. 

Tabelle II. 

Versuche mit Fleisch und Käse. 


1 

Angewendete Ver¬ 
dauungsflüssigkeit 

Gelöstes Eiweifs 

Versuchsnummer Zeit 

Vto Nor¬ 
mal 
HCl 
cbm 

1 %0 
Pepsin¬ 
lösung 
cbm 

aus 

Wasser grofsen 
cbm Würfeln 
| °/o 

aus 

feinen 

Würfeln 

°/o 

aus ge- aus zer¬ 
riebenem riebe nem 
Material , Material 
% 1 °/o 

Versuch VIII . . 37* h ! 

Emmenthalerkäse (5 g) 

20 | 10 1 10 ! 18 

25 

35 37 

Kontrollvers. Villa ; 37t h | 

20 

10 

10 i 1 18 

25 

! 

35 37 


Rohes mageres Rindfleisch (5g = 1,26g trockenes Eiweifs) 

Versuch IX . . l| 3V 2 h | 20 10 10 j 27 43 — 40,1 

Kontrollvers. IX a 3V, h j 20 10 10 | 27 43 — 45,5 

Gekochtes mageres Rindfleisch (roh 5 g = 1,26 g trockenes Eiweifs) 

Versuch X . . .| 37* h i 20 10 10 i 15 23 — 20 

Kontrollvers. Xa | 3 1 /, h| 20 10 10 | 15 23 — 22 

.... i 

Sehr auffallend ist, wie viel langsamer das gekochte Fleisch 
ceteris paribus in vitro angegriffen wird als der rohe. 

c. Versuche mit Vegetabilien (Erbsen, Graubrot, Pfannkuchen). 

Die Erbsen wurden 5 Stunden im Dampftopf gedämpft und 
waren dann sehr leicht zu zerreiben. Wir verglichen ganze 
Erbsen, achtel Erbsen (diese Fragmente waren erheblich gröfser 
als 1 cmm) und zerriebene Erbsen. Der relativ geringe Unter¬ 
schied in der Eiweifslösung ist wohl darauf zurückzuführen, dafs 
die Erbsen sehr weich gekocht waren, so dafs auch die ganzen 
Erbsen fast von selbst zerfielen. 

Über die Brotversuche ist nicht viel Besonderes zu sagen; 
hier erklärt sich der relativ geringe Unterschied zwischen der 


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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann. 129 

Eiweifslösung aus den grofsen und kleinen Würfeln wohl durch 
die grofse Porosität des Brotes. 

Bei Pfannkuchen hatten die gröfsten Stücke nur 400 - 600cmm 
Inhalt; die 1 mm grofsen Würfelchen waren nur annähernd her¬ 
zustellen, und die feinste Zerkleinerung mit dem Wiegemesser 
war natürlich auch bei weitem keine ideale, immerhin beweisen 
auch diese Versuche, was sie sollen, schlagend. 


Tabelle HL 



ij Angewendete Ver- , 
|l dauungsflüssigkeit 

Gelöstes Eiweifs 

Versuchsnummer 

Zeit VioNor- 
mal 
HCl 
cbm 

! 1 ”'» 1 
Pepsin- 1 

lösung 
cbm | 

Wasser 
cbm j 

; aus grofsen 
j Würfeln 
(ca. 1 ccm) 

i_ 2 i _ 

aus feinen aus zer- 
i Würfeln riebenem 
(ca. 1 cmm) Material 
°/o , °/o 


Gelbe Erbsen (5 g lufttrocken = 0,985 g Eiweifs) 

Versuch XI . . . 3«/, b 20 10 10 13 16 25 

Kontrollvers. XI a . jj37* h j 20 10 | 10 jj 13 j 16 25 

Granbrot (8 g lufttrocken = 0,648 g Eiweifs) 

Versuch XH . . 6 h 40 10 20 |j 41 46 61 

Kontrollvers. Xlla 6 h j 40 10 20 jj 40 46 61 

Pfannkuchen (7 g frisch = 0,623 g Eiweifs) 

Versuch XIH . . |'3V* h !' 20 I 10 10 j 17 31 39 

Kontrollvers. Xnia jj 3 1 /, h jj 20 j 10 10 j 18 | 33 41 

3. Versuche über Lösung von Kohlehydraten. 

Etwas komplizierter als für die Eiweifskörper gestaltete sich 
die Untersuchung für die Kohlehydrate, weil hier wasserlösliche 
Stoffe neben solchen in Frage kommen, welche erst nach Ein¬ 
wirkung diastatischer Fermente löslich werden. Aufserdem schien 
es geboten, den Einflufs des Kochens der vegetabilischen Nah¬ 
rung auf die Löslichkeit der Kohlehydrate mit zu studieren. Es 
ergaben sich also folgende Aufgaben: 

I. Versuchsreihe: 

a) Die Zuckermenge zu bestimmen, die aus rohen zucker¬ 
haltigen Nahrungsmitteln bei verschiedenen Graden der 
Zerkleinerung in Lösung geht; 

b) Bestimmung der gelösten Zuckermenge nach Kochen der 
Nahrungsmittel bei im übrigen gleicher Versuchsanordnung. 


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130 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d. Verdauung. 


II. Versuchsreihe: 

a) Die Zuckermenge zu bestimmen, welche bei verschiedenen 
Graden der Zerkleinerung nach Einwirkung von Malzdiastase 
in bestimmter Zeit aus raehlhaltigen rohen Nahrungsmitteln 
entsteht; 

b) dieselben Versuche bei verschiedenen Graden der Zerklei¬ 
nerung nach Einwirkung des Kochens. 

Als Zerkleinerungsgrade wurden, soweit es anging, wieder 
gewählt Würfel von 1 ccm, von 1 cmm und fein zerriebenes 
Material. 

a. Versuche über die Auslaugung wasserlöslicher Zuckerarten 
aus rohen und gekochten Vegetabilien bei verschiedener Zer¬ 
kleinerung. ^ 

Zu den Versuchen dienten Äpfel und gelbe Rüben. Die 
verschieden stark zerkleinerten Proben blieben mit je 50 ccm 
Wasser 1 j 2 Stunde im Brutschrank, die Flüssigkeit wurde rasch 
filtriert und das Filter so lange nachgewaschen, dafs 60 ccm 
Filtrat entstand. Der Zucker der Äpfel wurde als eine Mischung 
von Dextrose und Lävulose angesehen, die Zuckerbestimmung 
deshalb durch direkte Reduktion von Fehlingscher Lösung mit 
dem zuckerhaltigen Auszug vorgenommen. Bei den gelben Rüben 
wurde ein Versuch auch in dieser Weise angestellt — die spär¬ 
liche Zuckerausbeute bewies aber, dafs der Zucker hier jedenfalls 
vorwiegend als Rohrzucker vorhanden ist. Es wurde daher in 
einem zweiten Versuch der Zucker nach der Zollinversions¬ 
methode kunstgerecht invertiert, der Invertzucker zur Kupfer¬ 
reduktion verwendet und das reduzierte Kupfer auf Rohrzucker 
berechnet. Die Bestimmung des reduzierten Kupfers fand stets 
nach der jodometrischen Methode statt, welche sich auch hier 
wieder vorzüglich bewährte. Von den Rüben wurde nur die an 
Saft und Zucker reiche Aufsenzone verwendet. Die gekocht 
untersuchten Proben wurden roh zurechtgeschnitten oder zer¬ 
rieben und dann im Dampftopf gekocht. 


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Von Prof. Dr. £. B. Lehmann. 


131 


Tabelle IV. 


I 

Verauchanummer ; 

1 

1 

Ver¬ 

suchs- 

dauer 

Wasser¬ 

menge 

Gelöster Zucker in Gramm auf 
100 g Nahrungsmittel 

'ausgrofsen 
Würfeln 
ca. 1 ccm 

aus kleinen 
Würfeln 
ca. 1 cmm 

aus zer¬ 
riebenem 
Material 


10 g Apfel (roh) 



Versuch XIV . . | 

v.» 

50 ccm 

1.7 g 

6,0 g 

8,1 g 

10 g Apfel (nach der Prftparation gekocht) 


Versuch XV . . 

7.“ 

50 ccm 

3,6 g 

8,9 g 

13,2 g 

10g gelbe Rüben (roh). Nur der direkt reducierende Zucker bestimmt 

Versuch XVI . . 

7.» 

50 ccm 

Spur 

Spur 

1 g 


10 g gelbe Rüben (nach der Prftparation 45 Min. in Dampf gekocht). Nur der 
direkt reducierende Zucker bestimmt 


Versuch XVII . || '/* h || 50 ccm || 0,5 g | 0,5 g | 2 g 

10 g gelbe Rüben (roh). Zucker nach der Inversion bestimmt und als Rohr¬ 
zucker ausgedrückt 

Versuch XVHI . || '/. h || 60 ccm |j 0,63 g j 1,71g | 8,2 g 

10 g gelbe Rüben (nach der Prftparation 60 Min. in Dampf gekocht). Zucker 
nach der Inversion bestimmt und als Rohrzucker ausgedrückt 

Versuch XIX . . |j V, h j| 50 ccm || 1,58 g j 6,1 g j 9,28 g 

Aus der Tabelle ergibt sich, wie erwartet, ein starker Ein- 
fluls der Zerkleinerung, und namentlich für die gröberen Partikel 
ein sehr erheblicher Einflufs des Kochens, bei dem fein zerrie¬ 
benen Material ist, wie zu erwarten, der Einflufs des Kochens 
ein geringerer. 

b. Versuche über die Bildung von Zucker aus rohen und gekochten 
stärkereichen Vegetabilien bei verschiedener Zerkleinerung. 

Die Versuche sind mit jungen italienischen Kartoffeln und 
mit Maccaroni angestellt Als Ferment wurde eine einprozentige 
Diastaselösung verwendet, hergestellt aus frisch von Grübler be- 


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132 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d. Verdauung. 

zogener Diastase. Die Diastaselösung liefsen wir 1 Stunde im 
Brutschrank bei 37 0 ein wirken und unterbrachen dann die weitere 
Diastasewirkung durch Zusatz von 3 ccm starker Salzsäure; jetzt 
wurde filtriert und durch Nachwaschen das Filtrat auf 100 ge¬ 
bracht. Von diesen 100 ccm wurden je nach dem zu erwarten¬ 
den Zuckergehalt kleinere oder gröfsere Proben kunstgerecht mit 
Fehlingscher Lösung 4 Minuten lang gekocht unter der Annahme, 
dafs Maltose gebildet sei. Diese Annahme ist natürlich nur an¬ 
nähernd richtig, es schadet dies jedoch nichts, denn wir brauchen 
ja nur relative Werte. 


Tabelle V. 



j) ' . ' 

Ver- 

i V. 

Gelöster Zucker (Maltose) in 
Gramm, auf 100 g Nahrungsmittel 

Versuchsnummer i 

Diastase- 


berechnet 


suchs- 
| dauer 

lösung 

aus grofsen 

aus kleinen 

aus zer- 

! 

ccm 

Würfeln 

Würfeln 

riebenem 

_i 


ca. 1 ccm 

ca. 1 cinm 

Material 


10 g Kartoffeln (roh) 


Versuch XX .... 

lb 

1 50 1 ! 

o g 

1 0,9 g 

g 

Kontrollversuch XX a . 

lb 

] 50 1 

0 g 

| 0,4 g(?) 

1,7 0 

10g Kartoffeln (nach 

l der Präparation 

im Dampftopf gekocht) 

Versuch XXI .... 

| lh 

50 

0,6 g 

5,9 g 

10,1 g 

Kontrollversuch XXI,a . 

! b 

50 

0,4 g 

5,3 g 

10,1 g 


5g Maccaroni (lufttrocken, roh) 


Versuch XXII .... 

1 b j 

50 

0,6 g 

Kontrollversuch XXIIa 

1 b 

50 

0,6 g 


2,4 g 
2,4 g 


5g Maccaroni (lufttrocken präpariert, dann in Dampf gekocht) 


Versuch XXILL . . . 

lb 

1 50 

1,5 g 

5,3 g 

Kontrollversuch XXIII a || 

lb 

1 50 

1,5 g 

5,9 g 


Diese Zahlen zeigen wieder den enormen Einflufs der Zu¬ 
bereitung und Zerkleinerung auf die Raschheit der Verdauung 
der Speisen. Die Verzuckerung der gekochten Speisen ist etwa 
fünfmal rascher als die der rohen, die Verzuckerung der fein 
zerriebenen 5, 10, ja 20 mal gröfser als der grob zerkleinerten 
Speisen. Durch Kochen und feines Zerkleinern kann die Zucker¬ 
bildung auf das 30—100fache gesteigert werden. 


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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann. 


133 


Schlufs. 

Die Arbeit hat in schlagender Weise die Bedeutung der 
Zerkleinerung für die Lösung und Verdauung von Ei weifskörpern 
und Kohlehydraten aus unserer Nahrung dargethan. Besonders 
wichtig erscheint, dafs meist zwischen der mittelfeinen (ca. 1 mm) 
Zerkleinerung und der feinsten Zerreibung noch ein erheblicher 
Unterschied besteht. In der Mehrzahl der Versuche stellen die 
Werte der Lösungszahlen von Ei weifskörpern oder Kohlehydraten 
bei der Zerkleinerung zu ca. 1 cmm grofsen Stückchen unge¬ 
fähr das Mittel dar zwischen denen, die bei grober Zerkleine¬ 
rung und feinster Zerreibung erhalten werden. Es ist also nicht 
überflüssig oder gleichgültig, dafs unsere Zähne, wie Gaudenz 
gezeigt hat, einen sehr erheblichen Teil der Nahrung außer¬ 
ordentlich fein zerkleinern, und dafs gröbere Teile beim Schlucken 
im Munde zurückbehalten, gewissermafsen abfiltriert werden. 
Die Bedeutung eines guten Gebisses und einer richtigen Be¬ 
nutzung desselben ist augenfällig und bisher eher unterschätzt 
als überschätzt. Die Bedeutung des Kochens tritt bei den Vege- 
tabilien sehr stark hervor, weil hier durch Quellen der Stärke 
zu Kleister einmal die Zellwände gesprengt werden, und weil 
zweitens die verkleisterte Stärke von den Verdauungssäften viel 
energischer angegriffen wird als die rohe. Sehr einleuchtend er¬ 
scheint umgekehrt nach diesen Ergebnissen, dafs derbe Kost, die 
beim Kauen nicht sehr fein zerlegt wird, z. B. grobes Schrotbrot, 
längere Zeit hindurch im Magen verweilt, da sie langsamer ge¬ 
löst wird. Eine solche Kost läfst längere Zeit das Gefühl der 
Sättigung andauern und wird deshalb vielfach in ihrem Nähr¬ 
wert überschätzt. 


Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 


10 


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Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in 
verschiedene Salze. 

Von 

Dr. phil. Kuschel, 

früher Assistent am hygienischen Institut der Universität Berlin. 

Eine der ältesten Konservierungsmethoden des Fleisches 
besteht in dem Einlegen des letzteren in Kochsalzlaken oder in 
dem Überstreuen mit gepulvertem Kochsalz unter Beigabe von 
etwas Salpeter. 

Das Eindringen dieser Salze in Fleisch ist vor Jahren im 
hiesigen Institut von Nothwang einer näheren systematischen 
Untersuchung unterzogen worden. Bei der Untersuchung ver¬ 
schiedener Handelswaren, von Schinken, Comed Beef, Kasseler 
Rippespeer, hat sich herausgestellt, dafs der Kochsalzgehalt der 
frischen Ware sich zumeist zwischen 1,8—5,9 °/ 0 NaCl bewegt und 
nur in einem einzigen Falle wurden 8,8 °/ 0 an Salz gefunden. 

Aufserst gering war im Verhältnis hierzu der Salpetergehalt, 
von Spuren bis 0,33 °/ 0 , welch letztere Zahl nur in einem Falle 
beobachtet wurde. 

Aus den systematischen Versuchen über Pökelung, welche 
namentlich beim einfachen Bestreuen mit Salz sehr hohe Koch¬ 
salzwerte schon nach 8 tägiger Berührung mit Salz ergaben, 
zeigte sich, dafs im allgemeinen verdünnte Laken in Benutzung 
genommen werden mufsten. Bei dem Salpeter zeigte sich bei 
verdünnten Laken die Eigentümlichkeit, dafs der Salpetergehalt 
kaum weitere Zunahme mit der Zeit aufwies, sondern bei noch 
steigendem Kochsalzgehalt sogar zurückging, wodurch sich der 


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Wirkung d. Einlegens von Fleisch in verschied. Salze. Von Dr Kuschel. 135 


wechselnde Befund an Salpeter in der Handelsware ebensowohl 
wie aus den ungleichen Zusammensetzungen der Laken erklären 
dürfte. Die Ergebnisse bewiesen, dafs man die Aufnahme an 
Salpeter mit Schinken und Pökelfleisch sehr überschätzt hat. 

In neuerer Zeit sind mehrfach auch andere Salze dem Fleisch, 
wie man sagt zu Konservierungszwecken, zugesetzt worden. Es 
hatte daher ein Interesse, zu erfahren, wie sich in vergleichen¬ 
den Versuchen das Eindringen verschiedener Salze mit Bezug 
auf das Fleisch verhält. Es war zu erwarten, dafs die Salze eine 
sehr ungleiche Einwanderungsgeschwindigkeit zeigen würden, 
und der Endeffekt je nach der Natur der Salze ein ungleicher 
werden würde. 

In Vorversuchen, welche von Herrn Geh. Rat Rubner an¬ 
gestellt worden waren, hatte sich eine grofse Verschiedenheit 
im Austrocknungsvermögen der Salze für Fleisch ergeben. Die 
Stufenleiter der Salzwirkung war so, dafs bei mittlerer Temperatur 
des Laboratoriums Borax und Salpeter am wenigsten, etwas mehr 
Borsäure, am stärksten aber schwefligsaures Natron und Koch¬ 
salz wasserentziehend wirkten. 

In allen Fällen, aufser bei Kochsalz, war Ammoniakentwicke- 
lung aufgetreten, die sich im geschlossenen Gefäfse auf einge¬ 
hängtem Curcumapapier geltend gemacht hatte. 

Auch die Beschaffenheit der Fleischsorten in Bezug auf ihr 
Aussehen war verschieden. 

Das Borsäurefleisch hatte einen etwas muffigen Geruch, war 
sehr weich, bräunlich und auf der Schnittfläche hellbraunrot. 

Bei dem Boraxfleisch war gleichfalls die Aufsenseite bräun¬ 
lich, die Schnittfläche etwas mehr hellrot als im vorigen Fall 
und ein Geruch nicht wahrnehmbar. 

Beim Salpeterfleisch war der Geruch nach Ammoniak direkt 
wahrnehmbar, die äufsere Seite braun, die Schnittfläche rot. 

Das Kochsalzfleisch war aufsen graubraun, innen braunrot. 

Das schwefligsaure Natron machte das Fleisch hellrot in 
allen Teilen; das Fleisch roch dabei auffallend nach Äpfeln. 

Bei der Borsäure war wenig Saft in die pulverige Substanz 
übergetreten. Der Borax war in der Nähe des Fleisches etwas 

10 * 


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136 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze. 

rötlich, aber es war gleichfalls kein Zerfliefsen desselben ein¬ 
getreten. 

Beim Salpeterversuch war das Salz zum Teil zerflossen. 

Das schwefligsaure Salz war stark mit einer bräunlichroten 
Flüssigkeit durchsetzt und aufserdem zu einem grofsen Teil ver¬ 
flüssigt. 

Bei dem Kochsalzversuch lag das Fleisch in einer braunen 
Lake; es liefsen sich von 150 g Fleisch ca. 24 ccm derselben 
abgiefsen. 

Die Veränderungen des Fleisches in den Salzen sind dem¬ 
nach, wie schon diese Vorversuche des Herrn Geh. Rats Rubner 
lehrten, sehr ungleich, und es war daher von Interesse, diese 
Frage einer weiteren systematischen Untersuchung zu unterziehen. 

Man konnte hinsichtlich eines Vergleiches über das Ein¬ 
dringen der Salze einmal von Laken bestimmter Konzentration 
ausgehen; doch waren es Gründe mehr praktischer Natur, welche 
es besser erscheinen liefsen, die Veränderungen des Fleisches zu 
studieren, wenn dasselbe in die gepulverten Salze direkt einge¬ 
legt wird. In der That wird ja eine solche Salzlagerung zum 
Teil praktisch geübt; dann aber ist bei dem Einlegen in Salz 
die kräftigste Wirkung in kürzester Zeit zu erwarten, was die 
Ausführbarkeit der Versuche erleichtert. 

Bezüglich der Wahl der Zeit, während welcher die Salze 
einwirken sollten, gaben die Versuche vonNothwang auch die 
nötige Grundlage. Es ist durch dieselben gezeigt worden, dafs 
der Einflufs der Salze in der ersten Woche der gröfste ist, und 
später die im Fleisch abgelagerten Salzmengen sich nur langsam 
ändern. 

Die Versuchsanordnung war in allen Fällen folgende: 

Es wurden ca. 150 g schwere, vorher gewogene, möglichst 
kubisch geschnittene Fleischstücke eines des Abends vorher ge¬ 
schlachteten Tieres (Rind) in cylindrischen, mit Kork verschlos¬ 
senen Glasgefäfsen in die betreffende Substanz vollkommen ein¬ 
gebettet und 8 Tage lang in dieser Weise aufbewahrt; und zwar 
Versuchsreihe 1 und 2 bei Zimmertemperatur (18—20°), 3 und 4 


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Von Dr. phil. Kaschei. 


137 


bei Eisschrank- (ca. +4°) und 5 und 6 bei Brutschranktempe¬ 
ratur (37°). Nach Verlauf dieser 8 Tage wurden die Fleisch¬ 
stücke herausgenommen, durch Abspritzen mit der Spritzflasche 
von den aufsen anhaftenden Salz- resp. Borsäureteilen befreit, 
zwischen Filtrierpapier gut getrocknet und wieder gewogen. Der 
Gewichtsverlust des Fleisches ist, wie aus anderen Ver¬ 
suchen bei der Pökelung u. s. w. bekannt ist, und wie der un¬ 
mittelbare Anblick der bei den verschiedenen Salzen entstehenden 
Laken lehrt, nicht nur Wasserverlust, sondern auch Verlust an 
Eiweifs und Extraktivstoffen. Ich habe aber darauf verzichtet, 
auf die nähere Untersuchung der in das anliegende Salz ausge¬ 
schiedenen Substanzen einzugehen. 

Die Angaben über den Gewichtsverlust beziehen sich auf 
das ganze zur Anwendung gekommene Fleischstück; ganz offen¬ 
kundig bestehen aber Unterschiede zwischen Kern- und Rinden¬ 
substanz; die Veränderungen der Rindensubstanz sind so grofse, 
dafs das Fleisch ein völlig fremdes Aussehen gewinnt und für 
den Kochgebrauch meist nicht in Anwendung gezogen werden 
dürfte. Das Interesse konzentriert sich demnach auf den Kern 
der Fleischstücke. Es wurden daher zur Feststellung der auf¬ 
genommenen Salzmenge alle äufseren Fleischteile entfernt und 
nur ein ca. 15 g schweres Mittelstück zur Untersuchung verwendet. 

I. Versuche mit Borsäure. B (OH) 3 . 

Das Fleisch zeigte nach der Entnahme aus der Borsäure 
und Abspülen mit Wasser im allgemeinen folgendes Aussehen: 

Äufseres hellgrau, trocken; auf dem Durchschnitt war zu¬ 
nächst eine ca. 5 mm breite, der äufseren Rinde entsprechende, 
schwach schillernde Zone zu erkennen, tiefer innen war das 
Fleisch hellblafsrot, feucht. Es machte im ganzen den Eindruck 
eines längere Zeit aufbewahrten, gewöhnlichen rohen Fleisches. 

Die bei Brutschranktemperatur aufbewahrten Stücke 
zeigten insofern einen Unterschied von den vorigen, als sie aufsen 
grau aussahen, etwa wie ausgekochtes Fleisch; das Innere war 
rosafarben. Geruch nicht wahrnehmbar. Das mit dem Fleisch 
in direkter Berührung gestandene Borsäurepulver war durch 


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138 tJber die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze. 


ausgetretene Fleischflqssigkeit etwas grau verfärbt. Die Reaktion 
des Fleisches war schwach sauer. 

Die Borsäure wurde nach dem Jörgensen sehen Verfahren 
bestimmt und die von Beythien und Hempel 1 ) gemachten 
Erfahrungen verwertet. Hierbei will ich bemerken, dafs auch 
ich bei zwei von mir angestellten Kontrollversuchen recht brauch¬ 
bare Resultate gefunden habe. 

Es wurde also, um das Verfahren kurz zu erläutern, das zer¬ 
kleinerte Mittelstück mit heifsem Wasser völlig extrahiert, abfiltriert, 
das Filter nachgewaschen und das Volumen auf 1 1 aufgefüllt. 
200 ccm dieses Filtrats wurden mit Natronlauge stark alkalisch 
gemacht, eingedampft und schliefslich im Porzellantiegel geglüht, 
bis die durch das Auswaschen des Fleisches in das Filtrat mit 
übergegangenen Extraktivstoffe verascht waren. Die Asche wurde 
mit Schwefelsäure aufgenommen und die Lösung mit 1 j 10 N. Na- 
OH genau neutralisiert. Nach Zusatz von 25 ccm Glycerin 
wurde mit Vio N. NaOH die Borsäure titriert (0,1 Borsäure = 15,9 
% N. NaOH). 

Das Ergebnis der Analysen wird am besten durch folgende 
Tabelle veranschaulicht: 

Tabelle I. 



A. 

Gewichtsverlust des 
Fleisches in B (OH,), 
^ nach 8 Tagen in 
fl Prozent bei 





b. 

Gefundene Menge 
B (OH), 

in Prozent bei 




» ] jä §- 


c.*) ! 

Was«erverlust von 
100 g frischem 
Fleisch 


d. 

Gefundene Menge 
B (OH), berechnet 
auf 100 g frisches 
Fleisch in Proz. bei 


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3 

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— 

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l _ 

3,57 

22,87 


0,53 

— 

| - 

4,14 

23,38 

2,24 

— 

16,84 

* 2,68 

— 

24,4 

3,72 

— 

18,66 

i 3,32 : 

! 1 

— 


_ 

_ 

7,48 

_ 

_ 

3,43 

— 

— 

9,78 

— 

— 

3,91 

4,98 

1 4,92 1 

— 

21,82 

2,62 

— 

5,3 

1 7,04 

I i 

— 

23,96 

3,19 

— 


4,14 

4,31 


Zu dieser Tabelle sei, ebenso wie zu den später 
folgenden, an dieserStelle ein für allemal bemerkt, 


1) ZeitHchr. f. Unters, d. Nähr.- u. Genufsmittel, 1899, 48. 

2) Unter »Wasserverlust« ist stete der Verlust an Eiweifs- und Extraktiv¬ 
stoffen inbegriffen. 


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Von Dr. phil. Kuschel. 


139 


dafs die Rubrikena undb durch die Analyse, dieRu* 
briken c und d rechnerisch aus den Rubriken a und 
b gefunden wurden. Der Gewichtsverlust (Rubrik a) ist ent¬ 
standen durch Wasseraustritt und einen geringeren Säure- resp. 
Salzeintritt. Ist die aufgenommene Salz- resp. Säuremenge be¬ 
kannt, so ergibt sich durch Addition dieser (Rubrik b) mit dem 
Gewichtsverlust (Rubrik a) der Wasserverlust. Rubrik d ergibt 
sich durch Umrechnung der Zahlen der Rubrik a. 

Der Grad der Austrocknung durch Borsäure ist demnach bei 
niedriger Temperatur unbedeutend; erst bei Brutschrank-Tem¬ 
peratur wird er wesentlich höher und beträgt ungefähr J / 4 des 
Gesamtgewichtes des Fleisches. Die Borsäureaufnahme ist im 
Vergleich zu der geringen Löslichkeit der Borsäure eine erheb¬ 
liche (100 g Wasser von 5° lösen 2,4 g Borsäure, von 20° 3,99 g). 
Berücksichtigt man, dafs das Fleisch im Durchschnitt 76°/ 0 Wasser 
enthielt, so kann man für die Einwanderung der Borsäure in 
das Fleisch den Wassergehalt des Fleisches allein nicht für 
genügend erachten, um die gefundenen Mengen Borsäure in 
gelöster Form aufzunehmen. 

Die auf diese Weise in Borsäure aufbewahrten Fleischstücke 
sahen, abgesehen von ihrer äufseren etwas grauen Verfärbung, 
auch nach 2—3tägiger Lagerung an der Luft bei 18° noch nicht 
ungeniefsbar aus, ebensowenig fiel ihr Geruch unangenehm auf; 
nur die Oberfläche trocknete etwas stärker ein und wurde run¬ 
zelig. Später jedoch wurden unangenehmer Geruch und Schim¬ 
melpilze wahrnehmbar. 

Wenn ein derartiges, ganz und gar mit Borsäure durchsetztes 
Fleisch sich auf längere Dauer nicht zu halten vermag, so er¬ 
scheint demnach auch eine Oberflächendesinfektion durch Ein¬ 
reiben von grofsen Fleischstücken mit Borsäure, wie sie Lange 
als *vielleichtc verwendbar in Betracht zieht, auch nicht in 
Betracht zu ziehen. 

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dafs eine Fleischkonser¬ 
vierung mit Borsäure, wie sie hier im kleinen stattgefunden hat, 
im grofsen zur Anwendung gelangt bei dem aus Amerika nach 
Deutschland zu importierenden Fleisch. Dasselbe kommt von 


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140 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze. 

da aus in grofsen Fässern zum Versand, in denen es stückweise 
übereinander gelagert und stark mit Borsäure überschichtet ist. 
In solchem amerikanischen Fleisch ist auch thatsächlich schon 
Borsäure bis über 4 % gefunden worden. Dafs der Genufs von 
Borsäure unter Umständen gesundheitsschädlich ist, hat Rubner 
festgestellt und ist sie schon aus diesem Grunde als Konservie¬ 
rungsmittel ungeeignet, ganz abgesehen davon, dafs ihre Wirkung 
als Desinfiziens nur unvollkommen ist. 

II. Versuche mit Borax. (Na^* B 4 0 7 + 10 H 2 0). 

Das in Borax bei Eisschrank- und Zimmertemperatur auf¬ 
bewahrte Fleisch zeigte von dem im Brutschrank aufbewahrten 
ein gänzlich abweichendes Aussehen. 

In den beiden ersteren Fällen war das Aufsere blafsgrau, 
nicht unappetitlich; auf dem Durchschnitt war eine ca. 5 mm 
breite, dem Äufseren gleich gefärbte Zone zu erkennen. Innen 
war die Farbe dunkelrot. Konsistenz normal, Geruch eigenartig, 
aber nicht unangenehm. Der Borax in der Nähe des Fleisches 
war durch den Fleischsaft schwach rötlich gefärbt. 

Die der Brutschrank-Temperatur ausgesetzten 
Fleischproben dagegen sahen absolut ungeniefsbar 
aus. Das Äufsere war trocken, ziemlich fest und ganz stark 
grün verfärbt. Der Durchschnitt zeigte diese grüne Zone bis in 
eine Tiefe von 7—8 mm und dort haarscharf abgegrenzt gegen 
das dunkelrote, etwas schillernde Innere. Der Geruch war stark 
laugenhaft und der Borax an der dem Fleischstück zunächst 
liegenden Schicht durch die ausgetretene Fleischlake ebenfalls 
grün verfärbt. Reaktion des Fleisches und der Lake in allen 
Fällen stark alkalisch. 

Die Analysen, bei welchen die Borsäure wiederum nach 
Jörgensen bestimmt wurden, ergäbe die in die Tabelle einge¬ 
zeichneten Resultate. Borax ist krystallwasserfrei berechnet. 

(Siehe Tabelle II auf S. 141.) 

Die in () gesetzten Zahlen, welche der gefundenen Menge 
B(OH )3 entsprechen, wurden auf Na 2 B 4 0 7 umgerechnet. Der 
Borax wird demnach in ähnlichen Gewichtsmengen, wie die Bor- 


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Von Dr. phil. Kuschel. 


141 


säure, vom Fleisch aufgenommen, ebenso ist der Gewichtsverlust 
erst bei Brutschranktemperatur erheblicher. Auffallend ist die Er¬ 
scheinung, dafs die Austrocknung bei Zimmertemperatur geringer 
war als bei Eisschranktemperatur. Dieselbe Beobachtung wurde, 
wie später zu ersehen ist, auch bei den Kochsalzversuchen ge¬ 
macht. 

Tabelle II. 


3 

% 

« 

‘ Sa 

•c 

•d 3 1 

ojs 1 

53 © - 

« •£ a 

.a © © 

a. 

Gewichtsverlust des 
Fleisches in Na s B 4 
0 7 4- 10 H,0 nach 

8 Tagen in Proz. bei 

b. 

Gefundene Menge 
Na,B 4 0 7 
in Prozent ') bei 

C. 

| Wasserverlust von 
100 g frischem 
Fleisch 

d Gefund. Menge 
Na, B 4 0 7 

! berechn, auf 100 g 
■ frisches Fleisch in 
Prozent 1 ) bei 

c 

3 

£ 

o 

> 1 

£ d£ 

|| i 

1 Ji w 
i o « 

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k S4- 

« <v 

U cs 

O) *- 

a ©* 
c C.00 

sa- 

sg 

Brutschrk.- 

Temperat. 

37° 

Li . 

5 

\str 

' S S+i 
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U * 

9) — 

C © ° 
c P.-X. 

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P © 

c « 

33 uo 

£ © -r 

,1 s+ 

1 v. o 

| 

2 S.J} 
a | 2 

i5 ® 

Brutschrk.- 

Temperat. 

37° 

Eisschrank- 
Temperat. 
ea. 4 0 

Ziinmer- 

Temperat. 

18° 

Brutschrk- 

Temperat. 

37° 

_ 

1 

23,32 

_ 

4,24 

! _ 

_ I 

? 




1 1 


? 

_ 

2 

22,87 


3,58 

— 

— 

1,75 

(2,16) 

— 


5,33 

- 


1,69 

— 

3 

23,38 

8,86 

— 

15,73 

1,66 

(2,03) 

— 

1 3,36 
i(4,12)' 

10,52 

— 

19,09 

1,51 


1 2,75 

4 

24,4 

10,08 


15,06 

1 

1,69 

(2,14) 


3,71 

'(4,55) 

11,77 


18,77 

l 1,51 

1 


! 3,45 


Infolge eines Mifsgeschickes konnte in der ersten Versuchs¬ 
reihe nicht die Borsäure bestimmt werden; es fehlen daher auch 
die Zahlen der Rubrik c und d. Der H 2 0-Verlust bei Zimmer¬ 
temperatur würde aber vermutlich ebenfalls niedriger als bei 
Eisschranktemperatur ausgefallen sein, denn der Gewichtsverlust 
durch Lagerung des Fleisches in Borax betrug in diesem Falle 
nur 4,24 °/ 0 . 

Abgesehen von dem stark grün verfärbten Fleisch, welches 
man ohne weiteres vom Genufs ausschliefsen würde, zeigten die 
andern bei niedrigerer Temperatur aufbewahrten Proben zunächst 
kein ungeniefsbares Aussehen. Nach mehrere Tage langem Liegen 
an der Luft bei ca. 18—20° jedoch machten sich Zersetzungs- 
Vorgänge durch unangenehmen Geruch bemerkbar. 

Es leistet demnach Borax als Konservierungsmittel bei dieser 
Versuchsanordnung wohl mehr als bei der Langeschen mit 
Hackfleisch, doch dürfte, abgesehen von dem gleichfalls nicht 

1) Die in Klammern gesetzten Zahlen entsprechen 13(011),. 


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142 Über die AVirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze. 

unwesentlichen Borsäuregehalt, die Verwendung eines derartigen 
Fleisches sehr zweifelhaft erscheinen des laugenhaften, sehr un¬ 
angenehmen Boraxgeschmackes wegen. 

III. Versuche mit schwefligsaurem Natron. (Na 2 S0 3 + 7 H 2 0). 

Die Fleischproben aus dem Eisschrank sahen, ebenso wie die 
bei Zimmertemperatur aufbewahrten, natürlichem Fleische nicht 
unähnlich. Die Konsistenz der ersteren war elastisch weich, der 
letzteren etwas härter, doch bei weitem nicht fest zu nennen. 
Die Farbe war etwas dunkler als die frischen Fleisches. 

Dagegen waren die dem Brutschrank entnom¬ 
menen Proben knorpelhart, von braunroter Farbe 
mit weifsen Zügen zwischen den Muskelbündeln. 

Beim Durchschneiden sah man auf der feuchten Schnitt¬ 
fläche sofort das schwefligsaure Natron auskrystallisiereu. 

Geruch war in keinem der Fälle wahrnehmbar. Die aus¬ 
getretene Lauge sowohl wie das Fleisch reagierte stark alkalisch. 

Die Versuchsanordnung zur Bestimmung des schwefligsauren 
Natrons war hier eine etwas andere als vorher. Es wurden die 
der Mitte entnommenen, genau gewogenen, durchschnittlich 2 bis 
2,5 g schweren Fleischstücke nicht erst mit Wasser extrahiert, 
sondern in Substanz zur Untersuchung verwendet. Dasselbe er¬ 
schien aus diesem Grunde schon praktisch, weil dadurch eine 
teilweise Oxydation des Na 2 S0 3 zu Na 2 S0 4 , wie sie in wässe¬ 
riger Lösung leicht eintritt, vermieden wird. 

Das schwefligsaure Salz wurde dadurch bestimmt, dafs die 
S0 2 , durch Phosphorsäure freigemacht, im C0 2 -Strom in Jod- 
Jodkalilösung überdestilliert und dort als BaS0 4 gefällt wurde. 
Das Baryumsulfat wurde auf schwefligsaures Natron umgerechnet. 
Die Resultate waren folgende. Schwefligsaures Natron ist krystall- 
wasserfrei berechnet. 

(Siehe Tabelle in auf S. 143.) 

Demnach trocknet das schwefligsaure Natron das Fleisch in 
sehr hohem Grade aus, so dafs es schliofslich nur noch ca. 50 
bis 35 bis 17% seiner Gesaratwassermenge behält. Steigend mit 


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Von Dr. phil. Kuschel. 143 


der Austrocknung ist die Aufnahme an schwefligsaurem Salz; 
sie steigt von 8,54—21,81 % an. 

Tabelle III. 


Versuchsreihe 

Trockenrückstand des 
frischen Fleisches in 
Prozent 

‘ a. I 

(Jewichtsverlust des ! 
Fleisches in Nn, S(> 8 | 
+ 10 11,0 nach 

8 Tagen in Proz. bei ! 

b . | 

Gefundene Menge f 
Na,S0 3 1 

in Prozent bei | 

C. 

Wasserverlust von ' 
100 g frischem j 
Fleisch I 

Id. Gef und. Menge 
! Na, S0 3 -f 7 H,G 
berechn, auf 100 g 
j frisches Fleisch in 
Prozent bei 

Eisschrank- 
Temperat. 
ca. -J- 4° 

Zimmer- 
Temperat. 
ca. 18° 

. i 

■2 3 | 

* Is 1 
E§ i 

! § 2 
£ o , 
A 0.-1- 
! « 0 
ff. o • 
n U s 

Zimmer- 
Temperat. 
ca. 18° 

"2 g 

■C 1)0 
£ Or- 

5 s w 

oqH | 

Eissehrank- 
Temperat. 
ca. f 4° 

Zimmer- 
Temperat. 
ca. 18° 

Brutschrk.- 

Temperat. 

1 ca aZ, 

sä £ ^ 

ll|+ 

, tn oi « 

Zimmer- 
Temperat. 
ca. 18° 

\ii 
§ s 50 

— P - 

1 123,64 

_ 

29,41 

_ 

_ 

8,7 


i — 1 38,11 

_ 

_ 

6,14 

— 

2 24,1 

i 

29,8 

— 

— 

9,16 


| — 38,96 

— 

— 

6,14 

— 

3 ; 23,28 

25,49 

— 

31,07 

5,8 

— 

15,82 ' 

31,29 — 

46,89 

4,32 

— 

10,9 

4 1 24,4 

00 

— 

30,00 

i 

5,84 

— 

16,7 | 

j 32,65 — 

46,7 

4,27 

— 

10,1 


Kleinere Stücke dieses Fleisches, die längere Zeit an der 
Luft lagen, trockneten völlig aus, ohne Fäulniserscheinungen zu 
zeigen und wurden schliefslich so fest, dafs sie brüchig wurden. 
Das Salz krystallisierte an allen Teilen aus. 

Ob in diesen Fällen das schwefligsaure Natron allein oder 
im Zusammenhang mit der starken Austrocknung die desinfi¬ 
zierende Wirkung ausübte, läfst sich durch diese Versuche nicht 
entscheiden. 

Noch verdient bei diesen Versuchen hervorgehoben zu wer¬ 
den, dafs im Innern eines derartigen Fleisches nach 8 tägiger 
Lagerung an der Luft eine geringe Oxydation der S0 2 zu S0 3 
stattgefunden haben mufste, denn es wurden in den beiden Fällen, 
die zur Untersuchung herangezogen wurden, nur 95,3 resp. 96,0°/ 0 
S0 2 wiedergefunden. 

IV. Versuche mit Salpeter. (KN0 3 ). 

Ein wesentlicher Unterschied im Aussehen der bei Eisschrank- 
und Zimmertemperatur aufbewahrten Fleischstücke zeigte sich 
nicht. Die Konsistenz war in beiden Fällen elastisch weich, 
das Aufsere etwas klebrig, von dunkelgrauer Farbe bis zu ca. 
1,0 cm Tiefe; weiter innen ging die Farbe in dunkelrot über. 

Die bei 37° gelagerten Fleischproben wichen von den vor¬ 
her erwähnten namentlich in Bezug auf Konsistenz und äufsere 


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Von Dr. phil. Kuschel. 


145 


Dieses salpeterhaltige Fleisch zeigte nach mehrtägigem Liegen 
an der Luft ebenfalls durch den Geruch wahrnehmbare Fäulnis¬ 
erscheinungen, mit Ausnahme der bei Brutschranktemperatur 
aufbewahrten Proben, welche ca. 60—70°/ 0 ihres Wassergehaltes 
abgegeben hatten. Aus dieser Erscheinung ist der Schlufs be¬ 
rechtigt, dafs es wohl vor allem die Austrocknung war, welche 
das Bakterienwachstum zurückhielt. 


V. Versuche mit Kochsalz. (Na CI). 

Die Fleischstücke waren nach der Entnahme aus dem Koch¬ 
salz im allgemeinen dunkelgrau, stark graugelb, von harter, kaum 
eindrückbarer Konsistenz. Das Innere des Fleisches war dunkel¬ 
braunrot und die Reaktion schwach sauer. Aus dem Fleisch 
war eine reichliche Menge braunroter Flüssigkeit ausgetreten, die 
einen Teil des Kochsalzes vollkommen aufgelöst hatte. 

Zur Bestimmung des Kochsalzes wurde ein der Mitte ent¬ 
nommenes Stück mit kaltem Wasser extrahiert, das Volumen 
gemessen und ein aliquoter Teil des Filtrates zur Filtration mit 
Silbernitratlösung verwendet. 

Die gefundenen Zahlen waren folgende: 

Tabelle V. 



Es sind demnach in Bezug auf Kochsalzaufnahme unter den 
verschiedenen Versuchsbedingungen nur geringe Unterschiede. 
Eine Erklärung hierfür bietet jedenfalls die Eigentümlichkeit des 
Kochsalzes, dafs seine Löslichkeit bei den verschiedensten Tem¬ 
peraturen annähernd gleich bleibt. Die Austrocknung war, wie 


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146 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze. 

bereits an anderer Stelle erwähnt, auffallenderweise bei Zimmer¬ 
temperatur am geringsten. 

Dieses mit Kochsalz stark durchsetzte und stark ausgetrock¬ 
nete Fleisch hielt sich an der Luft, ohne dafs Fäulnis eintrat. 
Es trocknete im Laufe der Zeit immer mehr aus, so dafs man 
kleinere Stücke schliefslich zwischen den Fingern brechen 
konnte. Es läfst sich annehmen, dafs der Austrocknung auch 
in diesen Fällen die desinfizierende Kraft des Kochsalzes zuzu¬ 
schreiben ist. 

Zur Entscheidung der Frage, ob eine Konservierung durch 
Einlegen des Fleisches in die erwähnten Salze in der Praxis 
Verwendung finden kann, sind zwei Gesichtspunkte ins Auge zu 
fassen: die Gewichtsverminderung resp. der »Wasserverlust« des 
Fleisches und der Einflufs der eingewanderten Salzmenge auf den 
Organismus. Es wird stets der Wunsch des Fabrikanten sein, 
ein Konservesalz zu besitzen, welches die äufseren Eigenschaften 
des Fleisches möglichst wenig verändert. Demnach erscheinen 
die Salze, welche das Fleisch stark austrocknen, ungeeignet, da 
sie nicht nur die Konsistenz, Farbe und Aussehen des Fleisches 
unnatürlich machen, sondern auch den Nährwert herabsetzen. 
Wie schon erwähnt, tritt die Gewichtsverminderung nicht allein 
durch Wasserverlust ein, sondern auch Eiweifs- und Extraktiv¬ 
stoffe werden gleichzeitig dem Fleische entzogen. Eine Zusammen¬ 
stellung der Resultate nach dieser Richtung hin aus den fünf 
vorher angeführten Tabellen ist in folgender Übersicht vorhanden. 


T a b e 11 e VI. 

Mittlerer Gewichts- und Wasserverlust in abgerundeten Zahlen in Prozent. 


a 

cS 

<x> 


Borsäure 


Borax 


Schweflig- ! 
sauresNatron 


Salpeter 


Kochsalz 


£ 

o 

H 

Ge¬ 

wichts¬ 

verlust 

Wftsser- 
ver- 
lust i 

Ge¬ 

wichts- 

Verlust 

Wasser- 

verlust 

Ge¬ 

wichts¬ 

verlust 

Wasser* 
j Verlust 

Gew.- 
verlust 
resp.Zu¬ 
nahme 

Wasser- 

verlust 

Ge¬ 

wichts¬ 

verlust 

Wasser¬ 

verlust 

+ 4° i 

3 

6 


11 

26 

32 

'i 

i + 5 

6 1 

38 

*54 

4- 

>—i 

OC 

o 

l 5 

7 

4 

i 

5 i 

30 

39 

+ 6 

7 

27 

•43 

+ 37° | 

18 

23 

! 15 

i 

19 |i 

31 

*47 

1 20 

|' 

42 

42 

•58 


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Von Dr. phil. Kuschel. 


147 


Der Gewichts- resp. Wasserverlust ist demnach beim Ein¬ 
legen des Fleisches in diese Chemikalien aufserordentlich ver¬ 
schieden. Borsäure, Borax und Salpeter erscheinen ihres geringen 
Austrocknungsvermögens wegen nicht ungeeignet, um zum Teil 
von ihrer, wenn auch nur geringen desinfizierenden Wirkung 
Gebrauch zu machen. Beim Einlegen des Fleisches in dieselben 
wandern sie jedoch in einer so erheblichen Menge ein, dafs 
hygienische Bedenken gegen die Genussfähigkeit des Fleisches 
vorliegen. Aus demselben Grunde und der aufserdem stark wasser¬ 
entziehenden Eigenschaft wegen ist auch das schwefligsaure Natron 
nicht verwertbar. Das Kochsalz schliefslich, welches hygienischer- 
seits nicht zu beanstanden wäre, trocknet das Fleisch aber so 
stark aus, dafs es sich aus diesem Grunde für Konservierung, 
nur in der bekannten Weise angewendet, eignen dürfte. 

Wie bereits erwähnt, ist die wasserentziehende Wirkung der 
Salze auch von der Temperatur abhängig. Je höher dieselbe 
ist, um so stärker im allgemeinen ist die Austrocknung. Eine 
Abweichung von diesem natürlichen Vorgänge kann aber bei 
Zimmertemperatur eintreten. Das Beispiel hierfür bietet der 
Versuch mit Borax und Kochsalz. In beiden Fällen war der 
Gewichtsverlust bei 18° geringer als bei 4°. Ganz besonders 
stark wasserentziehend, auch in der Kälte, waren schwefligsaures 
Natron und Kochsalz. Bei Borsäure, Borax und Salpeter war 
die Austrocknung so gering, dafs ein Schutz gegen Fäulnis durch 
sie nicht zu stände kam. Das Salpeterfleisch hatte in der Kälte 
und bei Zimmertemperatur — mit Ausnahme eines einzigen 
Falles 1 ) — sogar so wenig Wasser abgegeben, dafs durch die auf¬ 
genommene Salpetermenge eine Gewichtszunahme festgestellt 
werden konnte. 

Die Fälle, in denen ein ganz besonders hartes Fleisch ent¬ 
standen war, sind mit einem * bezeichnet. Beim Vergleich dieser 
Zahlen ergibt sich, dafs dort überall ein Wasserverlust von über 
40°/ 0 stattgefunden hatte. Nun könnte es auffallend erscheinen, 
dafs das mit schwefligsaurem Natron behandelte Fleisch bei 


1) s. Tab. IV S. 144. Versuchsreihe 3. 


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148 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze. 

einem etwas geringeren Wasserverlust (32—39 °/ 0 ) noch weiche 
Konsistenz zeigte. Diese Erscheinung wird aber sofort erklärt, 
wenn man die dazu gehörigen aufgenommenen Salzmengen in 
der Tabelle III S. 143 in Berücksichtigung zieht. Das schweflig¬ 
saure Natron war nur zu 5,82 resp. 8,93%, das Kochsalz dagegen 
zu 15,69 resp. 15,87% vorhanden. 

Die äufsere Schicht des Fleisches war jedoch überall stärker 
verändert als das Fleischinnere; den Austrocknungsgrad hierfür 
habe ich aber nicht festgestellt. Vermutlich kommt es bei der 
geringen oder ganz fehlenden Desinfektionswirkung dieser Salze 
bezüglich des weiteren Verhaltens des Fleisches darauf an, ob 
man durch Zufall von Haus aus steriles Fleisch in die Hand 
bekommt oder nicht. Ist ersteres der Fall, so kann möglicher¬ 
weise die äufsere trocknere Schicht einen grofsen Schutz gegen 
das Eindringen der Fäulnisbakterien bedeuten; wenn man das 
Auftreten von Ammoniak aber als ein Zeichen der Veränderung 
durch Mikroorganismen auffassen darf, so hat es in den meisten 
Fällen — Kochsalz etwa ausgenommen — an derartiger anor¬ 
maler Zersetzung nicht gefehlt. 

Die Gründe für die Austrocknung liegen, unzweifelhaft, zum 
Teil in einer Art von osmotischen Vorgängen, dem Austausch 
von Salz gegen Wasser in dem Fleisch. Aber es spielen doch 
auch noch andere Momente eine Rolle. 

Die Wirkung erhöhter Temperatur auf Fleisch ist im hie¬ 
sigen Laboratorium zuerst eingehender von Ferrati 1 ) einer Unter¬ 
suchung unterzogen worden. Ferrati konnte darthun, dafs alle 
Fleischsorten schon bei mäfsiger Wärme, welche die Brutwärme 
nicht sehr erheblich überschreitet, mehr oder minder reichlich 
an Wasser abzugeben im stände sind. Rindfleisch gibt beim 
Erwärmen auf 45° in einer Stunde an 3,6%, Kalbfleisch bei 50° 
an 14,8%, Schweinefleisch bei 50° an 8,9% an Flüssigkeit ab. 
Bekanntlich sieht man sogar zuweilen beim Liegen des Fleisches 
im Eisschrank kleinere Flüssigkeitsmengen, die vielleicht aus den 
Blutgefäfsen stammen, ausgeschieden. Ich meine aber, es seien 

1) Archiv f. Hygiene, XIX, 317. 


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Von Dr. phil. Kuschel. 


149 


zwischen dem Experiment bei Kälte und Wärme die Differenzen 
zum Teil zu grofs, um allein durch diese Art von Wasserverlust 
erklärt zu sein. Ein Verlust an Wasser aus den geschlossenen 
Gefäfsen hat, wie ich mich überzeugt, nicht stattgefunden. So¬ 
mit müssen andere Veränderungen noch mitgewirkt haben; mög¬ 
licherweise spielen Gerinnungen gewisser Eiweifskörper eine Rolle, 
wodurch durch Volumenänderung ein Auspressen von Flüssigkeit 
zu stände kommt, oder es vermag das anliegende Salz selbst 
eine grofse Menge von Wasser in Beschlag zu nehmen und fest¬ 
zuhalten. Somit läfst sich also über die Gründe der verschie¬ 
denen Austrocknung ein absoluter Entscheid ohne eingehende 
Experimente nicht erbringen. 

Eine grofse Bedeutung hat der Grad der Anreicherung an 
Salzen im Fleisch selbst. Zur Beurteilung kann man entweder 
von dem direkten Befunde in dem Fleisch selbst ausgehen oder 
von den für das frische Fleisch berechneten Zahlen. Mit Rück¬ 
sicht auf die Wichtigkeit, dafs manche der hier aufgeführten 
Salze gesundheitlich nachteilig sind, wird es besser sein, im 
Sinne der direkten Befunde eine Zusammenstellung durchzu¬ 
führen. Borax und schwefligsaures Natron sind kry stall wasser¬ 
frei berechnet. 


Tabelle VII. 

In 100 Teilen Kernsubstanz wurden gefunden im Mittel Prozent: 


|l Borax 

_!l_' 

Borsäure 

Schweflig 

•saures 

Natron 

Salpeter 

j 

Kochsalz 

ca. + 4° 

1,76 (2,16)') 

3,00 

1 5,82 

8,35 

15,69 

ca. + 18° 

1,67 (2,06) 

; 3,85 

| 8,93 

! 13,95 

15,87 

+ 87« „ 

3,53 (4,33) 

j - r », M 

16,26 

| 21,45 

15,45 


Die Menge des bei Kälte und Wärme eindringenden Salzes 
bezw. der Borsäure ist demnach höchst verschieden. Bei Koch¬ 
salz nur fehlt jeder Einflufs der Temperatur. Bei den übrigen 

1) Die in () gesetzten Zahlen entsprechen B(OII) v 
Archiv für Hygiene. Bd. XLII1. . 11 


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150 Wirkung d. Einlegens von Fleisch in verschied. Salze. Von Dr. Kuschel. 

Substanzen aber bewegen sich die Mengen zwischen dem Dop¬ 
pelten und Dreifachen des bei niederer Temperatur eingedrun¬ 
genen Salzes. 

Diese Salzmengen sind zum Teil ungemein erheblich. Was 
ihre Wasserlöslichkeit anlangt, so beträgt dieselbe ungefähr: 



0° 

20® 

40» 

Borsäure. 

2,0 

4,0 

7,0 

Borax (H 2 0-frei). 

1.5 

4,0 

9,0 

Salpeter .. 

16,0 

26,0 

54,0 

Schwefligsaures Natron (H 2 0-frei) . 

14,0 

26,0 

50,0 

Kochsalz. 

35,5 

35,9 

36,6 


Berücksichtigt man, dafs Fleisch ca. 76% Wasser enthält, 
so wären zum Teil ganz bedeutende Konzentrationsverhältnisse 
vorhanden, bei Borsäure und Borax würde sogar dieser Wasser¬ 
gehalt nicht zur Lösung hinreichen; genau jedoch läfst sich die 
Konzentration nicht feststellen, da man nicht weifs, wie sich das 
Wasser zwischen Eiweifs, anderen Salzen und den Eingewan¬ 
derten verteilt und sich nicht absehen läfst, ob nicht auch ein¬ 
zelne Bestandteile des Fleisches Salz aufnehmen können. 

Von der Borsäure speziell sind in der Handelsware, wie 
bereits erwähnt, auch ähnlich grofse Mengen gefunden worden, 
die offenbar durch ähnliche Prozeduren wie in diesem Experi¬ 
ment in das Fleisch hinein geraten sein müssen. 


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Bakterielles Verhalten der Milch hei Boraxznsatz. 


Von 

Marinestabsarzt Dr. Albrecht P. F. Richter, 

Assistent. 

(Aue den hygienischen Instituten der Künigl. Universität Berlin.) 

Auf Veranlassung des Direktors der Hygienischen Institute 
untersuchte ich das Verhalten der käuflichen Vollmilch bei Zu¬ 
satz von Borax (N& 2 B 4 0 7 -f- 10 H 2 0), hauptsächlich bezüglich 
etwaiger Hemmung des Bakterien Wachstums sowie der Gerinnung. 
Aus den Vorversuchen ergaben sich folgende Daten: 

Zusatz von Na, B 4 0 7 °/ 0 Gerinnung nach Tagen 
0 1 

0,25 1 

0,5 2 

1,0 3 

2,0 5 

3,0 6 

4,0 Gerinnung bleibt aus. 

Jedenfalls nach dem Alter der Milch sowie der Temperatur 
des Aufbewahrungsraumes (welche von 15 — 25° C. wechselte) 
traten geringe Verschiedenheiten in der Gerinnungszeit auf, 
welche bei den höheren Boraxzusätzen bis zu einem Tag betragen 
konnten. Wie aber Lange 1 ) schon gefunden hat, gelang es 
erst bei 4 °/ 0 Boraxzusatz, das Eintreten der Gerinnung auf die 
Dauer zu verhindern. Bei diesem Zusatz war jedoch der Ge- 


1) L. Lange, Beitrag zur Fleischkonservierung etc., Archiv f. Hvg., 
1901, Bd. 40, S. 143. 

11 • 


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152 Bakterielles Verhalten der Milch bei Borazzusatz. 

schmack der Milch ein derart widerlicher, dafs sie zum Genüsse 
nicht mehr verwertbar erschien. Auch wurden noch 5 ccm dieser 
Milch auf 100 ccm dünnen Kaffee (20 g Kaffeepulver zu 500 g 
Wasser) geschmeckt, höhere Zusätze machten den Kaffee völlig 
ungeuiefsbar. 

Bei der Untersuchung des Bakterienwachstums wurde zu¬ 
nächst versucht, mit Ösenimpfung vorzugehen. Es zeigte sich 
aber, dafs bei Ösenimpfung unversetzter geronnener Milch die 
Verteilung in der Gelatine außerordentlich schwer war; dann 
aber, dafs auch sehr verschiedene Resultate sich ergaben, je 
nachdem die Ose zufällig mehr Serum oder Gerinnsel fafste. Um 
auch nicht durch zu kleine Mengen Fehler zu begehen, wurden 
20 ccm Milch auf das Tausendfache verdünnt, mit 0,1 ccm dieser 
Verdünnung wurde dann eine Gelatineplatte gegossen. Da je¬ 
doch die geronnene Milch sich nicht genügend in Wasser ver¬ 
teilte, so wurde folgendermafsen verfahren. Je 20 ccm der un¬ 
versetzten, sowie der Gleichmäfsigkeit halber auch der Boraxmilch 
wurden mit 20 ccm kalter, etwa lOproz. steriler Sodalösung 
schnell gemischt und geschüttelt, so dafs sich das Coagulum löfste. 
Mit sterilem Wasser wurde auf 200 ccm aufgefüllt (I). Von I 
wurden wieder 20 ccm mit sterilem Wasser auf 200 ccm aufge¬ 
füllt (II) und mit 20 ccm von II in derselben Weise verfahren. 
Die Verteilung der Milch und Bakterien war, wie der Augen¬ 
schein lehrte und die meist gut übereinstimmenden Bakterien¬ 
zahlen der fast immer zur Kontrolle doppelt gegossenen Platten 
bewiesen, eine hinreichend gleichmäfsige. Ein wesentlicher Einflufs 
der etwa lOproz. kalten Sodalösung, welche in dieser Konzen¬ 
tration ja auch nur ganz kurze Zeit, etwa 1—2 Minuten, ein¬ 
wirkte, schien nicht zu bestehen. 

Die Versuchsreihen I—VII dienten nur zur Orientierung und 
zur Feststellung der UnteTsuchungsmethode; nach diesen kurzen 
Vorversuchsreihen wurden drei Reihen VIII, IX und X längere Zeit 
durchgeführt. Die Bakterienzahlen wurden, so lange es angängig 
war, durch Auszählung der ganzen Platte mit der Lupe gewonnen; 
sonst durch Lupenauszählung einer genügenden Anzahl Quadrate 
des Wolfhügelschen Zählapparates, schliefslich durch Auszählung 


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Von Marinestabsarzt Dr. Albrecbt P. F. Richter. 


153 

von Gesichtsfeldern des Mikroskopes bei schwacher Vergröße¬ 
rung (Zeitz Obj. III, O.c 1). 

Die Milch zu den Versuchen wurde aus dem Milchgeschäft 
in gut gereinigter Flasche bezogen, je 0,5 1 wurden in sterile 
Kochflasche mit sterilem Wattepfropf gefüllt. »OZ« bleibt ohne 
Zusatz, »4°/ 0 c wird mit 4°/ 0 Boraxzusatz versehen. Der Borax hatte 
bei Einstäuben auf Gelatine kein Bakterienwachstum hervorgerufen. 
Das Plattengiefsen am ersten Versuchstage geschah unmittelbar 
nach der Lösung des Borax. Sowohl bei Reihe VIII wie bei Reihe 
IX und X war die OZ-Milch am zweiten Versuchstage geronnen, 
während die 4°/ 0 -Milch noch heute (nach 8 — 9 Monaten) unge¬ 
ronnen ist. I und II bedeuten hier Platte und Kontrollplatte. 

Reihe VIII. 


sc- 

L 5 Bakterienzahl bei 


Datum 

Ver¬ 

suchst 

O ; 

N j i 
! ( 

L_ 

t °f 

' Bemerkungen 

23. 7. 1901 

|| 1 I 2370 

1 

1020 

Bei OZI ca. 100 Verfl., bei OZII ca. 50 

[ 

|i 1 II 2025 

,1 ' 

II 

! 

600 

I Bei 4 0, 0 erscheinen die Kolonien besser 
entwickelt. Bei 4% I u. II nur wenige 
! Verfl. 

24. 7. 1901 

2 1 7532 

I 

1248 

OZI 1 Verfl., 23 oid. OZ II 0 Verfl., 22 oid. 

1 

II 7897 

1 II 

1553 

4°/ 0 I 4 Verfl , 0 oid. 4°/ 0 II 4 Verfl., 1 oid. 

26. 7. 1901: 

4 4706 

i 

1144 

OZ 91 oid., 0 Verfl. 4° 0 80 oid., 0 Verfl. 

28. 7.1901, 

6 2380 

1 

506 

OZ 54 oid., 0 Verfl. 4°/ 0 0 oid., 1 Verfl. 

29. 7. 1901 

' 7 I 210 

I 

119 

OZ I 24 oid., 0 Verfl. OZ II 27 oid., 0 Verfl. 


II 200 

11 

91 

4°/ 0 1 1 oid., 2 Verfl. 4% II 2 oid. 5 Verfl. 

30. 7.1901 

8 1 33 

I 

233 

OZI 17 oid., 1 Schimmel, 0 Verfl. 

OZII 11 oid., 6 Schimmel, 0 Verfl. 


1 II 33 

i 

11 

188 

4°/ 0 I 0 oid., 0 Verfl. 4‘7 0 II 3 oid., 0 Verfl. 

Reihe IX. 

19. 8. 1901 

1 1 I 110 

1 

156 

OZ I 1 Schimmel, 0 oid , 0 Verfl. 

OZ II keine oid., Verfl. etc. 


1; 11 II 82 

| 

II 

110 t t°/ 0 I 1 Verfl. 0 oid. 

4°11 mehrere confl. Verfl. 

20. 8. 1901 

2 j I 87 470 

1 

1 108 

i OZ I 48 oid, 0 Verfl. OZ II 1(1 oid. 0 Verfl. 

| 

. U 95 782 

II 1 235 

4° 0 I 1 Verfl., 4 Bet. Zopfii. 

21.8. 1901 

j 3 ! I 49000 

I 

743 

ij OZ I 82 oid., 0 Verfl. OZ 11 79 oid., 0 Verfl. 

1 

j II 49000 

11 

770 

4° 0 I 1 Zopf, 1 Schimmel. 

14% II 5 Zopf, 1 oid., 1 Verfl. 

22. 8. 1901 

4 I 94 102 

I 

525 

' OZI 205oid., 0Verfl. OZII 154 oid , 0Verfl. 

; II 73 f)37 

ü ll 

II 

526 

| 1% I 2 Zopf, 1 Schimmel, 1 oid. 

1 4°/o II 3 Zopf. 


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154 Bakterielles Verhalten der Milch hei Boraxzusatz. 


(Fortsetzung von Reihe IX.) 


Datum 

. » 

o 

V. 

Bakterienzahl bei _ 

_- - ! Bemerkungen 

oz | 4 •/. I 

24. 8. 1901 

5 

I 53 662 
H 58 725 

I 377 || OZI 260 oid., OVerfl. OZII 228 oid., OVerfl. 

II 3914°/ 0 I und 4°/ 0 II keine Zopf, Verfl. pp. 

26. 8.1901 

7 

I 25 616 

II 22 882 

I 310 OZ I 300 oid. OZ II 274 oid. 

II 414 14 <l /o I 1 8chimmel. 4°/ 0 II 1 Zopf. 

28. 8.1901 

i 

9 

3 594 

• 

359 j OZ 110 oid. 4»/ 0 1 oid. Reet bei OZ und 
i 4*/ 0 fast ausschl. Luftkokken (wie von 
'■ jetzt ab ständig). 

31.8.1901 

12 

I 2 885 

II 3 766 

I 284'|j OZ I 28 oid. OZ II 29 oid. 

II 268 !• 4% I 0 oid., 1 Schimmel. 

: 4«/ 0 II 2 oid., 1 Verfl. 

2. 9.1901 

14 

10 416 

I 1661 OZ 12 oid. 



— 

II 127 4% I 1 oid. 4<y„ II — 

5. 9. 1901 

17 

I 1272 

II 1 369 

T 2801 

n 258 Ooid> Verfl ‘ etc * 

7. 9. 1901 

19 

4 985 

2 869!, OZ 7 oid. 

10. 9.1901 

22 

2192 

6 864 IOZ 1 oid., 1 Prot. 4% 1 oid., 3 Schimmel. 

18. 9.1901 

30, 

33 699 

21 093 !0Z 20 oid. 

Reihe X. 

30. 9.1901 

1! 

1 358 

1 7221 OZ keine oid, 10 Verfl. 1 Zopf. Meist 
Bact. acid. lactic. Hüppe, daneben Bart, 
acid. lact. Günther. 4°/ 0 0 oid. 5 Verfl. 
2 Zopf. 

1.10.1901 

i 

2 

i 

l 66 933 

i I 

1 810 OZI fast ausschl. Bact. a. 1. Hüppe. 

OZ II wie OZ I 3 Verfl. 



H 47 786 

II 660 4 °/ 0 1 0 oid., 6 Verfl. Hauptsächl. Bact. 
Hüppe, 1 Schimmel. 

4°/ 0 II wie 4°/ 0 1 5 Zopf, 3 Verfl. 

210.1901 

3 

104 623 

438 OZ 14 oid., 5 Verfl., 2 Bact. Zopf. Meist 
Bact. Güntheri, Hüppe tritt zurück. 

4° 0 9 Verfl., 5 Zopf, 1 Schimmel. Meist 
Bact. Güntheri, wenige Bact. Hüppe. 

3.10.1901 

4 

j 82 417 

1 

419 OZ 85 oid., 3 Schimmel, 4 Verfl., einige 
Dutzend Hüppe, Rest Günther. 

4°/ 0 ca. 1 Dutzend Verfl. (confl.), 1 Schimmel, 
Rest meist Günther. 

4.10.1901 J 

5 

1 

! 55 957 

f ^ jjj 

333 OZ 218 oid., 0 Verfl., meist Günther. 

4% 23 verfl. 

510.1901 

6 

74 452 

J 132 OZ 883 oid., ca. 400 Hüppe, Rest meist 

Günther. 

II 143 4 °/ 0 1 30 verfl. 

4°/ 0 II 7 oid., 7 Schimmel, 6 Verfl. 

6.10.1901 

7 

I 54 574 

I 146 OZ I 585 oid., Hauptteil Günther, ca. ‘/ l0 

Hüppe. 

II 113 4% I 8 Verfl., Rest meist Kokken. 

1 

i 

1 

1 

4°/o II1 oid., einige Verfl., Rest meist Kokken. 


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Von Marinestabsarzt Dr. Albrecht P. F. Richter. 


155 


(Fortsetzung von Reihe X.) 


Bakterienzahl bei II 


Datum Sj2 
> « 
£ 





Bemerkungen 


oz 

4°/o 

i' 

7.10.1901 ; 8 

1 39 757 

I 

152 

OZ I und II ca. 600 oid., je 1 Verfl., haupt¬ 
sächlich Günther. 

j 

II 25 852 

II 

100 

|4°/ 0 I 43 8chimmel, 2 Prot., 4 Zopf, 6 oid., 
meist Kokken. 

| 4°/ 0 II 2 Verfl., 0 oid., meist Kokken. 

8.10.1901 9 

I 

14 512 

I 

73 

OZ I 641 oid., 0 Verfl., OZ II 623 oid., 0 Verfl. 

; 1 

II 12 283 

II s. Bern. 

4% I meist gelbl. Kokken (Sarcine). 

4°/ 0 II völlig verfl. durch Bac liodermus. 

10.10.1901 (: 111 

! 

I 

5 589 


60 

OZ I 497 oid., ansch. sonst nur Günther. 
OZ II ähnlich. 

1 

u 

5 224 


_ 

|4% fast nur gelbl. Kokken. 

11.10.19011 12' 

1 

I 

II 

3 389 
3 826 


46 

38 

j OZ I 460 oid., OZ H 355 oid. 

4°/ 0 1 und II wie oben. 

12.10.1901 131 

i 

1 

1304 


28 

OZ I 369 oid., sonst meist Luftkokken. 

OZ II 344 oid., sonst meist Luftkokken. 

n 

1736 


39 

| 4% I and II Kokken. 

13.10.1901 114, 

I 

2 093 

I 

46 

! OZ I 345 oid. 

OZ II 293 oid., sonst meist Kokken. 


II 

1106 

n 

59 

4«/„I und 4”/ 0 II Kokken. 

14.10.1901 15 

! : 

I 

1912 

i 

33 

' OZ I 353 oid. OZ II 312 oid., sonst w. o. 

II 

1040 

H 

39 

4°/ 0 wie oben. 

16.10.1901 ii 17! 

I 

822 

i 

26 

; OZI 243 oid. OZ 11 241 oid., sonst w. o. 

!' ! 

II 

775 

h 

40 

4% wie oben. 

17.10.1901 18 

I 

531 

i 

27 

1 OZI 203 oid. OZII 184 oid., sonst w. o. 

i 1 

II 

561 

ii 

33 

4°/ 0 wie oben. 

19 .10 .1901: 20 

I 

412 

i 

22 

OZ I 69 oid. OZ 11 67 oid., sonst w. o. 

1' 1 

II 

421 

ii 

36 

4°/ 0 1 1 Schimmel. 4°/ 0 II 2 Schimmel, s. w.o. 

21.10.1901 22 

I 

379 

i 

30 

OZ I 31 oid. OZ II 87 oid., sonst w. o. 

' , 

11 

371 

ii 

53 

4% wie oben. 


Schon in Vorversuchen wurde festgestellt, dafs die schliefslich 
übrig bleibenden Kokken fast ausschliefslich zu der gewöhnlich 
Luftkokken genannten Gruppe gehören. Wenn auch eine ganze 
Reihe von Arten aufgefunden werden kann (so wurden z. B. 
aus einer Platte einmal 14 verschiedene Arten, gefärbte und un¬ 
gefärbte, häutchenförmig wachsende und mäfsig verflüssigende etc. 
isoliert), so stellt doch das Hauptkontingent der micr. candicans 
Flügge. 


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156 Bakterielles Verhalten der Milch bei Boraxzusatz. Von Dr. Richter. 


Schlu(8folgerungen. 

1. Die Entwicklung der Bakterien in Milch scheint bei ganz 
kurzer Einwirkung von Borax angeregt zu werden. Vielleicht 
ist aber die Ursache der erhöhten Bakterienzahlen nur der 
Umstand, dafs durch den Boraxzusatz die Verteilung der 
Bakterieuhäufchen erleichtert wird. 

2. Das Wachstum des Oidium lactis wird durch Boraxzusatz 
erheblich gehemmt. 

3. Ebenso das Wachstum des Bact. acidi lactici Hueppe und 
Bact. acidi lactici Günther. 

4. Verflüssigende und andere Bakterien der Fäulnis (B. fluoresc. 
liq., Proteusarten, B. Zopfii) werden nicht durch Borax¬ 
zusatz gehemmt, gehen aber später von selbst zu Grunde. 

5. In den ersten Tagen bilden die Hauptzahl der Bakterien 
(besonders bei der unversetzten Milch) die Hueppe sehen 
Milchsäurebakterien, sie werden später von den Günther¬ 
sehen abgelöst. 

6. Die gröfste Kolonienzahl findet sich am 2.-3. Tage, am 
6.—11. Tage tritt sowohl bei der unversetzten wie bei der 
Boraxmilch ein erhebliches Absinken der Kolonienzahl ein. 

7. Die schliefslich Testierenden Bakterien waren fast ausschliefs- 
lich Luftkokken, hauptsächlich micrococc. candicans Flügge. 


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Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von 
Formaldekyd für die Zwecke der Wohnungsdesinfektion. 

Von 

Dr. Eugen Mayer und Dr. Heinrich Wolpert 

Stabsarzt I’rivatdozent 

früher Assistent am Institut. Oberassistent am Institut. 

(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.) 

Das Bestreben, in der Wohnungsdesinfektion gasförmige 
Mittel anzuwenden, ist zwar schon ein sehr altes, allein sämt¬ 
liche bis vor wenigen Jahren gebräuchliche und empfohlene 
Desinfizientien dieser Art hielten einer strengen experimentellen 
Prüfung nicht stand. Erst mit Einführung des Formalins wurde 
hierin Wandel geschaffen. Der bedeutsame Vorzug der gasför¬ 
migen Desinfektionsmittel gipfelt in erster Linie darin, dafs sie 
von selbst ohne weiteres Zuthun des Desinfektors den Raum 
nach allen Richtungen durchdringen und auch den Luftraum 
mit desinfizieren, Vorteile, die bei allen andern Desinfektions¬ 
weisen fortfallen. 

Die Formaldehyd-Litteratur ist seit ungefähr zehn Jahren 
derart angewachsen und die Zahl der angegebenen Verfahren und 
Apparate eine so überaus grofse geworden, dafs es kaum mög¬ 
lich wäre, auf alles einzugehen. Die meisten Apparate sind recht 
kompliziert gebaut; das ist aber für diesen Zweck gar nicht nötig, 
und man kann, wenn man die eigenartige Wirkung der Formal- 
dehyddämpfe berücksichtigt, mit sehr einfachen Vorrichtungen 


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158 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc. 

auskommen. Eine ausführliche Übersicht über die in der Lit- 
teratur bekannt gewordenen Verfahren und Apparate zur Woh¬ 
nungsdesinfektion mit Formaldehyd haben in neuerer Zeit 
Reischauer 1 ) und Hefs 2 ) veröffentlicht, zugleich mit kurzen 
kritischen Beurteilungen der einzelnen Methoden, so dafs wir 
hier auf die früheren, gröfstenteils unvollkommenen und daher 
verlassenen Anwendungsweisen, wie die älteren Formaldehyd¬ 
lampen etc., nicht zurückzukommen nötig haben und auf obige 
Arbeiten verweisen können. 

Sämtliche Apparate, die noch heute eine gröfsere Verbreitung 
besitzen, beruhen auf einem der folgenden drei Prinzipien: ent¬ 
weder wird der Formaldehyd durch Vergasen oder durch Ver- 
sprayen oder durch Verdampfen entwickelt. Was die Apparate 
ersterer Art betrifft, welche Formalinpastillen, das ist den unter 
dem Namen Paraformaldehyd oder Trioxymethylen bekannten 
polymeren Körper zur Vergasung bringen, so hatten zunächst 
die von der Firma Schering angegebenen Vorrichtungen (Äs¬ 
kulap und Hygiea) in Deutschland allgemeine Verbreitung ge¬ 
funden. Auch die in neuerer Zeit bekannt gewordenen sogen. 
Carboformal-Glühblocks von Krell-Elb gehören unter diese 
Gruppe. 

Dafs bei der ursprünglichen Anwendung der Scheringschen 
Apparate auch ohne gleichzeitige Wasserverdampfung die Wir¬ 
kung eine gute sein kann, steht fest; ebenso ist es aber auch 
sicher, dafs unter andern Bedingungen der Erfolg ausbleibt. Im 
Gegensatz zu der früher von einigen Autoren ausgesprochenen 
Ansicht, dafs die Wirkung des Formaldehyds mit dem Grade der 
Trockenheit der Luft wachse, brachten Rubner und Peeren- 
boom 3 ) durch ihre Versuche den exakten Nachweis, dafs bei 
im übrigen gleichen Bedingungen der trockene Formaldehyd 


1) A. Reischauer, Vergleichende Untersuchungen über die Brauch 
barkeit verschiedener Verfahren zur Ausführung der VVohnungsdesinfektion 
mit Formaldehyd. Iiygien. Rundschau, 1901. Nr. 12 u. 13. 

2) O. Hefs, Der Formaldehyd. Marburg, Eiwert, 1901. 

3) Rubner und Peerenboom, Beiträge zur Theorie und Praxis der 
Formaldehyd-Dosinfektion. Hygien. Rundschau, 1899, Nr. 6. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Pr. Heinrich Wolpert. • 159 


keine Desinfektionskraft besitzt, während bei Befeuchtung der 
Luft alle Testobjekte abgetötet waren. Die widersprechenden 
Angaben der früheren Beobachter sind darauf zurückzuführen, 
dafs in dem einen Falle die äufseren Bedingungen zufällig gün¬ 
stige waren (hohe Feuchtigkeit, hohe Temperatur), in dem andern 
aber nicht. Letzteres zeigte sich auch bei einigen Versuchen, 
die wir bei mittlerer Feuchtigkeit und Temperatur nach diesem 
Verfahren anstellten (s. General-Tabelle Abt. INr. 1—3, folgt unten 
am Schlufs unserer zweiten Abhandlung). Alle 16 Testobjekte 
blieben demnach unversehrt bei Anwendung von 330 g Para¬ 
form, die in zwei Äskulapapparaten in dem zu allen Versuchen 
benutzten Zimmer von 108,8 cbm ohne Rückstand vergast wur¬ 
den, obwohl zudem bei dieser Versuchsreihe das Zimmer leer 
war. Durch eine gleichzeitige oder vorhergehende künstliche 
Wasserverdampfung läfst sich diesem Übelstand abhelfen, sei es 
nun, dafs man das Wasser gesondert oder mit Hilfe des neuer¬ 
dings von Schering in den Handel gebrachten »kombinierten 
Äskulaps« verdampft. Wir verkennen nicht, dafs die Anwendung 
der sogen. Formalinpastillen in manchen Fällen von wesentlichem 
Vorteil ist, insbesondere da, wo Transportschwierigkeiten in 
Frage kommen. So kann es z. B. von Vorteil sein, die Sanitäts¬ 
formationen im Felde mit Formalinpastillen auszustatten oder 
Pastillen statt der Lösung in kleinere Ortschaften oder Gehöfte 
zu senden, da der Transport der wasserfreien Substanz wegen 
des geringeren Gewichts billiger und die Verpackung bequemer 
und sicherer ist. Aber ebenso wird man nicht bestreiten können, 
dafs in sehr vielen Fällen die Verwendung der Lösung vorzu¬ 
ziehen ist, da nämlich, wo vorstehende Bedenken nicht in Be¬ 
tracht kommen. Für gewöhnlich ist die Verwendung der Lösung 
billiger und auch insofern rationell, als man genötigt ist, dabei 
mindestens eine gewisse, zuweilen schon ausreichende Wasser¬ 
menge mit zur Verdampfung zu bringen. Wir gaben daher für 
unsere Laboratoriumsversuche im allgemeinen dem flüssigen 
Formalin den Vorzug. 

Was von den Formalinpastillen gesagt ist, gilt ebenso von 
den Carboformal-Glühblocks, die ja im wesentlichen nichts an- 


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160 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc. 


deres als grofse (50 g schwere), in Stanniol eingehüllte und in 
einen Kohlenmantel eingesenkte Pastillen sind. Man kann dabei 
das Bedenken nicht von der Hand weisen, dafs bei mangelhaftem 
Stanniolbelag das Paraform zuweilen Feuer fängt und somit die 
Wirkung des verbrannten Anteils verloren geht, wie wir dies zu 
wiederholten Malen zu beobachten Gelegenheit hatten. Ebenso 
halten wir nicht für ausgeschlossen, dafs auch für Scherings 
Vorrichtungen, falls unversehens die Flamme zu hoch brennt, 
das Drahtnetz ins Glühen kommt und hierdurch die Pastillen¬ 
dämpfe ebenfalls Feuer fangen, das dann auf die Pastillen selbst 
übergreift; Beobachtungen hierüber liegen uns allerdings nicht 
vor. Die Firma Schering gibt aber bestimmte Vorschriften 
für eine maximale überstehende Dochtlänge. 

Alter als die Anwendung der Pastillen ist die Verdampfung 
der wässerigen Lösung. Der erste, welcher letzteres Verfahren 
an wandte und damit überhaupt die Formaldehyddesinfektion 
in Aufnahme brachte, war Tri Hat, nachdem er für den¬ 
selben Zweck schon 1891 Formaldehyd aus Methylalkohol dar¬ 
gestellt und zu Desinfektionszwecken angewendet hatte 1 ), wozu 
er sich eines mit zahlreichen, kranzförmig angeordneten Aus¬ 
strömöffnungen versehenen Autoklaven bediente. Später modi¬ 
fizierte er den Apparat dahin, dafs nur eine einzige durch das 
Schlüsselloch von aufsen her einzuführende Dampfabströmungs- 
röhre benutzt und gleichzeitig statt des Methylalkohols die wäs¬ 
serige Lösung des Formaldehyds angewandt wurde, zu welcher 
er Chlorcalcium oder ein anderes hygroskopisches Salz zusetzte. 
Wesentlich einfacher ist das Verdampfungsverfahren nach Flügge. 
In seiner Schrift: »Die Desinfektion durch Formaldehyd auf 
Grund praktischer Erfahrungen«, die im Oktober 1900 erschien, 
beschreibt Flügge seinen Apparat so ausführlich, dafs derselbe, 
wie er selbst meint, danach von jedem Klempner hergestellt 
werden könne. Der Apparat besteht im wesentlichen aus einem 

1) A. Tri Hat, Proprietes antiseptiques du formol (ou aldöhyde formique). 
Comptes rendus, 1894, II, p. 503. 

— Revue d’Hygiene, 1895, S. 710. 

— et Roux, Annales de l’lnBtitut Pasteur, 1896, S. 283. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 161 


Kupferkessel von ungefähr 35 cm Durchmesser, dessen hart auf¬ 
gelöteter Deckel in der Mitte eine Abströmungsröhre mit einer 
lichten Weite von nur x / 2 cm trägt. In diesen Kessel, der von 
einem Eisenblechmantel getragen wird, füllt man Formalin nebst 
Wasser ein; die Verdampfung der Flüssigkeit geschieht durch 
einen sehr grofsen Spiritusbrenner mit Luftzuführung durch etwa 
20, in konzentrischen Kreisen angeordnete Röhren. 

Hiervon unterscheidet sich das sogen. »Strafsburgerc Ver¬ 
fahren 1 ) nur dadurch, dafs dabei keine Wasserzugabe zum For¬ 
malin erfolgt, das Wasser vielmehr gesondert schon vorher ver¬ 
dampft wird. 

Bei jedem derartigen Verfahren mufs das Bestreben dahin 
gerichtet sein, in kurzer Zeit möglichst viel Formaldehyd zu ent¬ 
wickeln, um eine möglichst hohe Konzentration der desinfizie¬ 
renden Dämpfe im Raume zu erzielen. Springfeld 2 ) sucht 
dies dadurch zu erreichen, dafs er als Heizkörper an Stelle der 
offenen Flamme glühend gemachte Metallketten (Springfelds 
Formalinketten) verwendet, die in einen Eimer mit Formalin¬ 
lösung geworfen werden. Für einen besonderen Vorteil seines 
Verfahrens hält er auch den Umstand, dafs dabei angeblich jede 
Feuergefährlichkeit ausgeschlossen sei. Ob letzteres wirklich in 
allen Fällen zutrifft, darf zweifelhafterscheinen, da Hell mann :] ) 
es für notwendig erachtet, die Formalin Verdampfung mittels 
Ketten nur in einem geschlossenen Gefäfs vorzunehmen; er sah, 
dafs »beim Einlegen der rotglühend gemachten Formalinkette in 
ein offenes Gefäfs das Formalin sich entzündete und mit heller 
Flamme emporloderte.« Ähnlich, jedoch ohne Feuersgefahr, ist 
das bereits vor dem Springfeld sehen bekannt gewordene und 
patentierte Formalin-Kalk-Verfahren Scherings. Dabei wird 
Atzkalk mit Formalin in bestimmten Verhältnissen übergossen 
und die beim Löschen des Kalks frei werdende Wärme als Heiz- 

1) Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts von 1900, Ab¬ 
teilung: »Gesetzgebung u. s. w.«, s. unter Elsafs-Lothringen. 

2) Springfeld, Die Desinfektion der Wohnungen durch Formaldehyd. 
Zeitschrift für Polizei- und Verwaltungsbeamte. IX. Jahrg., Nr. 6. 

3) R. H e 11 m a n n, Neueste Verbesserungen der Desinfektion von Woh¬ 
nungen bei ansteckenden Krankheiten mittels Formaldehyd. Medico,1901,Nr.39. 


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162 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Form&ldehyd etc. 


quelle benutzt. Dies Verfahren hat ebenfalls den Vorzug einer 
raschen Gas- und Dampfentwicklung, indessen soll dabei nach 
Flügge (S. 11 a. a. 0.) ein Teil des Formaldehyds zerstört werden. 

Eine andere Reihe von Apparaten setzt sich zum Ziel, um 
jeden Preis eine Paraformbildung zu verhüten. Unseres Erach¬ 
tens geht man hierin vielfach zu weit, denn die Paraformbildung 
kann doch nur dann das Desinfektionsmittel beeinträchtigen, 
wenn nach der Desinfektion ein Rückstand von Paraform vor¬ 
handen ist; gleichgültig aber mufs es sein, ob Formalin als 
solches oder als Paraform verdampft, aber freilich mufs unter 
allen Umständen die Heizquelle mindestens so lange ausreichen, 
bis auch die letzten Spuren des Desinfektionsmittels verdampft 
bezw. vergast sind. 

Die chemische Fabrik Seelze (Hannover) sucht die Paraform¬ 
bildung in der Weise zu verhindern, dafs sie den Formalinbe- 
hälter von dem Wasserbehälter trennt und ersteren in letzteren 
einlagert; direkt durch die Flamme erhitzt wird der Wasser¬ 
behälter, und die Einrichtung ist so getroffen, dafs die heifsen 
Wasserdämpfe durch das heifse aber nicht kochende Formalin 
hindurchstreichen und sich so mit Formaldehyd sättigen. Nach 
demselben Prinzip sind auch ein weiterer patentierter Apparat 
von Schering 1 ) und einige andere gebaut. 

Eine dritte Reihe von Apparaten bedient sich des Prinzips 
der Versprayung Bereits beim Lingnerschen Apparat kam 
dasselbe zur Anwendung, allerdings kombiniert mit Zutimten, 
welche die eigentümliche Wirkung der Versprayung nicht klar 
zu Tage treten liefsen; es liefs sich schwer entscheiden, ob im 
einzelnen Fall das gute oder schlechte Resultat der Desinfektion 
dem Sprayverfahren oder dem Glycerinzusatz zuzuschreiben war. 
Späterhin hat sich letzterer als unwesentlich und in praktischer 
Hinsicht unzweckmäfsig erwiesen und darf wohl als verlassen 
gelten. Rein wässerige Lösungen von Formaldehyd benutzten 
zur Versprayung Czaplewski und Prausnitz. Sie bedienten 
sich dazu der üblichen Sprayapparate, die allerdings etwas modi¬ 
fiziert und in grösseren Abmessungen ausgeführt waren. Das 

1) Patentschrift. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrieh Wolpert 163 

Sprayprinzip hat entschieden den Vorteil, dafs grofse Mengen 
Formalin in kürzester Zeit zur Verdampfung gebracht werden 
können und dafs dabei eine Wasserverdampfung in gröfseren, zu¬ 
weilen vielleicht zu grofsen Mengen ohne weiteres erfolgt, 

Alles in allem genommen, dürfte sich in den meisten Fällen 
die Verdampfung aus wässerigen Lösungen den übrigen Verfahren 
überlegen erweisen und die meiste Anwendung verdienen. Die 
Form des Apparates ist dabei ziemlich gleichgültig, sofern nur das 
Anbrennen der Formaldehyddämpfe vermieden wird und die ganze 
berechnete Formalinmenge zur Verdampfung kommt. Diejenigen 
Apparate werden im allgemeinen die meiste Empfehlung ver¬ 
dienen, welche so einfach sind, dafs sie sich womöglich leicht 
improvisieren lassen. Wir benutzten für unsere Versuche zu¬ 
nächst einfache Emailletöpfe, die mit Formalin unter Zugabe 
von Wasser gefüllt und mit Spiritusvergasungsbrennern geheizt 
wurden. Dabei zeigte sich der Übelstand, dafs mitunter die 
Flamme so hoch schlug, dafs die Formaldehyddämpfe Feuer 
fingen, welches auf den Inhalt des Topfes Übergriff und den 
Rest des Formalins zu Kohlensäure und Wasser oxydierte, somit 
unwirksam machte. Diese Beobachtung führte uns nach ver¬ 
schiedenen fehlgeschlageuen Versuchen, z. B. das Hochschlagen 
der Flamme durch ein Drahtnetz zu verhindern, dazu, die Töpfe 
mit einem Aufsatz zu versehen. Derselbe besteht aus einem 
Trichter von Weifsblech, dessen weitere Öffnung in den Topf 
eingepafst wurde, sodafs die Formaldehyddämpfe nur nach oben 
durch die Röhre entweichen konnten (vgl, Fig. 1). Unsere 
Emailletöpfe hatten eine Weite von 16—17 cm, eine Tiefe von 
8 x / 2 cm und waren oben mit einem 17 cm langen Handgriff ver¬ 
sehen; die Aufsätze tauchten 5 cm tief in die Töpfe ein, ruhten 
auf deren Mündung mit einem Falz auf und überragten sie zu¬ 
nächst cylindrisch in derselben Weite um 5 cm, um sich dann 
konisch nach oben zu verjüngen (8 cm) und in einen 6 1 /,, cm 
weiten und 4V 2 cm hohen Cylinder überzugehen. Die Öffnung, 
durch welche die Dämpfe entwichen, befand sich also 17 J / 2 cm 
über der Mündung des Topfes bezw. 24^ cm über der Spiritus- 
flamme. Der Brenner soll so gewählt werden, dafs die Flamme 


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164 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc. 

nicht blofs die Mitte der Bodenfläche des Topfes berührt, sondern 
auf dieselbe auch peripher direkt ein wirkt; die Flamme soll jedoch 
auch nicht darüber emporschlagen, keinesfalls auf den konischen 
Teil des Aufsatzes übergreifen. 

Man könnte denken, durch diesen Aufsatz würde die Ver¬ 
dampfung verzögert; wenn derselbe gar zu hoch gewählt wird, 
so ist dies infolge Rücklaufs von Condenswasser auch der Fall; 
bei unseren Abmessungen jedoch bleibt das obere Ende heifs, 



Fig. 1. 


und die Verdampfung wird im Gegenteil beschleunigt, da nicht 
wie im offenen Topf Doppelströmungen entstehen, welche die 
Flüssigkeit abkühlen. Durch die Verengerung der Ausström¬ 
öffnung werden die aufsteigenden Dämpfe eingeengt, so dafs für 
den Gegenstrom der Luft kein Platz mehr bleibt. 

Die Emaillierung des Topfes ist kein Erfordernis, im Gegen¬ 
teil; der Topf mufs aber aus einem Stück bestehen oder hart 
gelötet sein. Weit besser als die von uns nur der gröfseren 
Wohlfeilheit halber benutzten Emailletöpfe sind Töpfe aus einem 
Stück Kupfer. Denn selbstverständlich leiden die Emailletöpfe, 
wenn sie am Schlufs der Versuche leer über der Flamme stehen, 
durch Abspringen der Emaille und werden schliefslich schadhaft, 
rosten durch. Im Verlauf der Versuche, doch erst nach etwa 
50 Versuchen mufsten daher die Emailletöpfe, welche übrigens 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 165 


nur ungefähr 50 Pfennige das Stück kosteten, durch neue ersetzt 
werden, ein Mifsstand, welcher sich durch Verwendung kleiner 
kupferner Kessel vollkommen hätte vermeiden lassen. 

Unser Apparat wurde zunächst nur mit Wasser beschickt, als¬ 
dann zündeten wir die Brenner an und warteten ab, bis das Wasser 
lebhaft kochte, und gaben erst dann die entsprechende Menge For¬ 
malin hinzu; wir rechneten den Beginn der Desinfektion von dem 
Zeitpunkte des Kochens der Fomialinlösung. Durch ein kleines 
Guckfensterchen in der Thür beobachteten wir die weiteren Vor¬ 
gänge und konnten von da aus auch Thermometer und Hygro¬ 
meter, die in Kopfhöhe im Versuchsraum angebracht waren, ab¬ 
lesen. In einzelnen Versuchen wurden aufserdem ein Registrier¬ 
thermometer und ein ebensolches Hygrometer an der Decke, 
in anderen Versuchen am Fufsboden angebracht, um die Ver¬ 
teilung von Temperatur und Feuchtigkeit genauer erkennen zu 
lassen. Wir gaben aus dem Grunde das Formalin erst zum 
kochenden Wasser hinzu, um ein möglichst rasches Verdampfen 
des Formalins und damit in thunlichst kurzer Zeit eine hohe 
Concentration der Formaldehyddämpfe in der Luft zu erreichen. 
Ein weiteres Mittel, eine rasche Verdampfung zu erzielen, bestand 
in der Verteiluug der zu verdampfenden Flüssigkeiten auf mehrere, 
in unsem Versuchen vier Apparate. Hierdurch war gleichzeitig 
eine bessere Verteilung des Formaldehyds im Raume gewähr¬ 
leistet, als wenn wir nur einen oder zwei Apparate verwendet 
hätten. 

Wir kommen nun auf einen Vergleich der verschiedenen 
Wirkungen unseres und des Flügge sehen Apparates zu sprechen. 
Letzterer kann sowohl aufserhalb als innerhalb des zu desinfi¬ 
zierenden Raumes aufgestellt werden, unserer nur innerhalb. 
Zweifellos bietet die Möglichkeit, den Apparat auch aufserhalb 
aufzustellen, unter Umständen gewisse Vorteile. So kann es er¬ 
wünscht sein, bei einigen Infektionskrankheiten, z. B. Flecktyphus, 
Pocken, Pest u. s. w., einen Raum überhaupt vor geschehener 
Desinfektion nicht mehr betreten zn müssen; aufserdem kann 
die Aufstellung des Apparates in einem reichlich ausgestatteten 
Zimmer räumliche Schwierigkeiten bieten und auch eventuell 

Archiv für Hygiene. Bd. XUII. 12 


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166 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc. 

eine Feuersgefahr in sich schliefsen, zumal wenn eine Beobach¬ 
tung der Flamme von aufsen, etwa durch Fenster oder Schlüssel¬ 
loch, nicht möglich ist. Endlich kann in den Fällen, wo in 
einem Hause mehrere Räume zu desinfizieren sind oder wegen 
einer gröfseren Epidemie Mangel an Apparaten ist, der Apparat 
sofort nach der Verdampfung wieder anderweitig verwendet werden, 
während bei Aufstellung innerhalb des Zimmers das Ende der 
Desinfektionsdauer abgewartet werden mufs, worüber mindestens 
einige Stunden verstreichen. Dem steht jedoch unter normalen 
Verhältnissen der gewichtige Nachteil entgegen, dafs bei der 
Verdampfung aufserhalb durch Undichtigkeiten des Apparates 
ein Verlust an Formalin leicht eintritt, der die Desinfektions¬ 
wirkung vermindern, eventuell in Frage stellen kann. Eine solche 
Undichtigkeit bestand z. B. bei dem von uns verwendeten 
Flügge scher Originalapparat, dessen Einfüllstutzen stets For¬ 
malindämpfe durchliefs, die zum mindesten den Aufenthalt in 
der Nähe unangenehm machten, wenn der Verlust vielleicht auch 
die Wirkung nicht wesentlich beeinträchtigt haben mochte; bei 
innerer Aufstellung des Apparates schadet diese Undichtigkeit 
nichts. Aber die Verwendung eines so grofsen Apparates mit 
seinem grofsen Spiritusbassin bedingt eine gröfsere Feuersgefahr 
als die Aufstellung mehrerer kleiner Apparate, bei denen die 
Flamme nie so hoch schlägt und auch weniger Umfang hat. 
Wir sahen mehrfach beim Flügge sehen Apparat, dafs gegen 
Ende der Verdampfung infolge der stärkeren Erhitzung des 
Kupferkessels der noch übrige Spiritus eine meterhohe Flamme 
bildete, die ringsum den Kessel in die Höhe schlug. Jedenfalls 
müfste man diese Möglichkeit kennen, besonders in den Fällen, 
wo gleichzeitig gemäfs Instruktion Betten, Kleider etc. im Zimmer 
zur Desinfektion aufgehängt werden, um durch Freilassen eines ge¬ 
nügenden Zwischenraumes um und über dem Apparat die Gefahr zu 
vermeiden. Was nun die Wirkung der beiden Apparate betrifft, so 
zeigte sich dieselbe unter gleichen Versuchsbedingungen ziemlich 
gleichwertig; es ist auch kein Grund einzusehen, weshalb unsere 
Einrichtung schlechter wirken sollte. Denn einmal erfolgt die 
Verdampfung mit Hilfe der vier Apparate, die durch kleinere 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 167 

Brenner angeheizt werden, ebenso rasch wie mit dem einen 
grofsen Apparat und grofsen Brenner, so dafs also die Konzen¬ 
tration des Formaldehyds im Raume in beiden Fällen die gleiche 
war; durch weitere Vermehrung der Kocheinrichtungen läfst 
sich die Concentration sogar noch steigern. Gleichzeitig mufs 
auch die Verteilung eine bessere sein, wenn man vier Apparate 
an verschiedenen Stellen verwendet als nur einen, und zweitens 
vielleicht bei unserem Apparat auch wegen der verschiedenen 
Weite der Dampfabströmungsröhren besser als bei dem Flügge- 
schen. Denn bei letzterem ist wohl mit Rücksicht auf die 
Durchführungsmöglichkeit durch das Schlüsselloch jene Abstrom¬ 
röhre so sehr eng gewählt; der Nachteil, der hieraus erwachsen 
kann, besteht darin, dafs der Dampfstrahl mit grofser Vehemenz 
seine Bewegungsrichtung auf grofse Entfernung beibehält. Bei 
äufserer Aufstellung des Apparats dürfte infolgedessen die Thür¬ 
seite nebst den beiden angrenzenden Wänden etwas schlechter 
wegkommen als die gegenüberliegende nicht allzuw’eit entfernte 
Wand, gegen welche einerseits der Dampfstrahl anprallt, welche 
aber anderseits hinwiederum meist dadurch eine Einbufse am 
Formaldehyd schafft, dafs es sich um die vorzugsweise lüftende 
Fensterwand handelt. Immerhin erfolgt hierbei der eventuelle 
Anprall günstigerweise im unteren Teil des Zimmers, anders bei 
innerer Aufstellung des Apparats. Dann wird das Formaldehyd 
mit noch gröfserer Gewalt an die Decke geschleudert, an der 
Anprallstelle teilweise absorbiert und breitet sich dann über die 
ganze Decke hin aus, um schrittweise in abnehmender Concen¬ 
tration an den Wänden nach unten zu sinken. Ein Nachteil 
gegenüber unserem Apparat würde hierbei darin bestehen, dafs 
die Decke durch den scharfen Anprall des Formaldehyds zu viel 
von dem Desinfektionsmittel absorbierte. Bei Anwendung unseres 
wie übrigens aller derartigen Apparate ist zwar ebenfalls die 
Wirkung in der oberen Zimmerhälfte intensiver als unten; aber 
da infolge der weiten Ausstromröhre kein Einpressen in die 
Fugen und Poren der Decke erfolgt, ist ein geringerer Verlust 
zu erwarten, und die untere Zimmerhälfte dürfte besser weg¬ 
kommen. Der Preisunterschied der Apparate könnte als neben- 

12 * 


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168 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldebyd etc. 

sächlich gelten, ist aber praktisch sicher häufig von grolsem 
Belang. Unser Apparat (Brenner nebst Emailletopf mit Aufsatz) 
kostete uns 5}—3 Mk., das macht bei Verwendung der vier den 
Flüggeschen Apparat ersetzenden Vorrichtungen etwa 10 Mk. 
Der Flügge sehe Apparat, von der Firma G. Härtel in Breslau 
bezogen, kostete uns dagegen etwa 70 Mk. Aufserdem empfiehlt 
Flügge die Verwendung zweier Apparate in gröfseren Räumen, 
von über 150, am besten schon von über 100 cbm Inhalt. In 
solchen Fällen kann man vielfach bei unserem Verfahren mit 
einem Kostenaufwand von 12—15 Mk. auskommen, während nach 
Flügge dann etwa 140Mk. für die Apparate aufzuwenden sind. 

Nach Ausführung der Desinfektion kann der Wohnraum 
meistens nicht so lange entbehrt werden, bis der unangenehme 
Formaldehydgeruch von selbst durch Lüftung verschwunden ist, 
dazu wären Wochen und selbst Monate erforderlich. Wir be¬ 
sitzen aber in dem Ammoniak, das sich mit dem Formaldehyd 
zu Hexamethylentetramin verbindet, ein wirksames Mittel zur 
Beseitigung dieses Geruchs. Das Ammoniak als Desodorierungs¬ 
mittel in der Praxis der Formalindesinfektion hat daher allge¬ 
meine Einführung gefunden, verschieden sind nur die Methoden 
seiner Entwicklung. Nächstliegend war wohl der Gedanke, das¬ 
selbe durch Erwärmen seiner wässerigen Lösung in Freiheit zu 
setzen. So empfiehlt Flügge 1 ), das Ammoniak mit einem be¬ 
sonderen Kochapparat aufserhalb des Zimmers zu entwickeln 
und durchs Schlüsselloch einzuleiten. Dieses Verfahren hat den 
nicht zu unterschätzenden Nachteil, dafs in dem ohnehin mit 
Wasserdampf erfüllten Raum überflüssigerweise noch eine be¬ 
trächtliche Menge Wassers eingeführt wird, wodurch die Politur 
der Möbel, Bronzegegenstände u. dgl. leidet. Wir ziehen daher 
die Entwicklung des Ammoniaks auf trockenem Wege vor, wie 
zuerst Rubner 2 ) vorgeschlagen hat. Das Desodorierungsver¬ 
fahren, welches wir demnach in Anwendung brachten, gestaltete 
sich wie folgt: Zunächst wurden die Fenster des Raumes geöffnet 
und bei dieser Gelegenheit die Kochtöpfe nebst Brennern heraus- 

1) S. 15 u. 18 a. a. 0. 

2) Rubner und Peerenboom, a. a. 0., S. 274. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. Jß9 

geholt, um für die Desodorierung vorbereitet zu werden. Die 
Töpfe wurdeu alsdann mit käuflichem Ammoniumkarbonat be¬ 
schickt, dem wir Lavendelöl zusetzten. Die theoretisch nötige 
Menge Ammoniumkarbonats läfst sich aus der Formalinmenge 
leicht berechnen. In Räumen, die viele Möbel enthalten, mufs 
man, wie wir gesehen, einen erheblichen Überschufs an Hirsch¬ 
hornsalz zusetzen, etwa doppelt so viel als theoretisch erforder¬ 
lich. 1 ) Die Zugabe des Lavendelöls braucht weniger ängstlich 
bemessen zu werden, man kann auf kleinere Räume etwa 10 ccm, 
auf sehr grofse bis 20 ccm nehmen. Der Geruch, welcher sich 
hierdurch dem Zimmer mitteilt, ist weit angenehmer als der Ge¬ 
ruch des Ammoniaks oder des Lavendelöls für sich, was für die 
Verbreitung der Formalindesinfektion nur vorteilhaft sein kann. 
Nachdem der Raum eine Viertelstunde gelüftet war, wurden die 
Kochtöpfe mit darunter gestellter Flamme wieder hineingebracht, die 
Fenster geschlossen und der Raum eine halbe Stunde den Am¬ 
moniak-Lavendeldämpfen ausgesetzt. Alsdann wurde das Fenster 
wieder für eine Viertelstunde geöffnet, wonach nur ein so schwa¬ 
cher, nicht unangenehmer Geruch zurückblieb, dafs wir den Raum 
alsbald und, wenn unumgänglich erforderlich, noch am selben 
Abend auch als Schlafzimmer hätten benutzen können. 

1) Zur Bindung von 100 g Forinaldehyd werden theoretisch etwa 125 g 
Annnoniumkarbonat gebraucht. 


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Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des 
Foraialdehyds durch allseitigen künstlichen Innenwind. 

Von 

Dr. Eugen Mayer und I)r. Heinrich Wolpert. 

Stabsarzt Privatdozent 

frülier Assistent am Institut. Oberassistent am Institut. 

(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.) 

Obwohl der Formaldehyd spezifisch etwas schwerer als die 
Luft ist, wird er doch bei jeder Entwicklung auf warmem Wege, 
welchen der bisher vorgeschlagenen Apparate man auch anwenden 
mag, stets zunächst an die Decke geführt und daselbst teilweise 
absorbiert, um alsdann in fortschreitend geringerer Konzentration 
allmählich nach unten zu sinken. Daher rührt die Erscheinung, 
dafs wohl in den höheren Luftschichten des Zimmers, etwa an 
der Decke oder auf einem Schrank die Desinfektion leicht eine 
vollkommene wird, um so schwerer aber in der unteren Zimmer¬ 
hälfte und besonders au Wänden und Möbeln gegen den Fufs- 
boden zu, und auf demselben etwa unter einem Bett oder unter 
einem Schrank. 

Diese Beobachtung, welche einem Jeden bei derartigen Ver¬ 
suchen ins Auge fällt, könnten wir mit einer fast endlosen An¬ 
zahl von Beispielen aus unseren Versuchen belegen; wir wollen 
uns damit begnügen, einige Beispiele herauszugreifen, bezw. zu¬ 
sammenzufassen. 

In den Versuchen Nr. 1—34 (vgl. Generaltabelle) wurden die 
Testobjekte, Milzbrandsporcn-Seidenfäden, auf dem Fufsboden, 
in Kopfhöhe und an der Decke untergebracht; in der Kegel acht 

Archiv für Hygiene. 1hl. XI.1I1 Ui 


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172 über die Verstärkung der t)esinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

Stück auf dem Fufsboden, sechs Stück in Kopfhöhe und zwei 
Stück an der Decke (Summe 16 Stück). Waren die Versuchs¬ 
bedingungen derartige, dafs nirgends eine Abtötung eintrat 
(Nr. 1—3) oder auch überall (Nr. 4—7), so wird selbstverständ¬ 
lich keine Höhenwirkung offenbar. Aber letztere mufs dann zu 
Tage treten, wenn die Formalinmenge so gewählt ist, dafs nicht 
sämtliche, am zweckmäfsigsten nur wenige Proben eine Abtötung 
erleiden. Die Versuche Nr. 8—34 ermöglichen einen Vergleich 
in dieser Hinsicht. Ist der Höhenunterschied belanglos, so dafs 
nur anderweitige Faktoren und Zufälligkeiten, wie die vielleicht nicht 
bei allen einzelnen Fäden völlig gleichmäfsige Imprägnierung 
mit dem Sporenmaterial oder dergleichen, eine verschiedene Des¬ 
infektionswirkung hervorzurufen geeignet sind, dann ist doch 
jedenfalls eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit ge¬ 
geben, dafs eine positive Desinfektionswirkung durchschnittlich, 
wegen der gröfseren Zahl an daselbst deponierten Testobjekten, 
den Fufsboden mit seinen acht und die mittlere Zimmerhöhe 
mit ihren sechs Fäden vor der Decke mit ihren zwei Fäden bevor¬ 
zugen werde — insbesondere in Versuchen, wo etwa nur zwei 
oder drei Objekte zur Abtötung kommen. Das Gegenteil war 
aber der Fall. In allen Fällen, von Versuch Nr. 8—34, wo 
immer eine positive Desinfektionswirkung nur an einzelnen Fäden 
erfolgte, erwiesen sich gerade die Deckenobjekte als die von der 
Abtötung vorzugsweise betroffenen (Beispiel Versuch Nr. 8); erst 
in zweiter Linie, wo mehr Objekte abgetötet wurden, wurden 
auch die sechs Objekte in Kopfhöhe zum Teil oder vollzählig 
mitbetroffen (Beispiel Versuch Nr. 9); erst in letzter Linie, wo 
mehr als acht Objekte eine Einwirkung erkennen liefsen, pflegte 
die Abtötung auf den Fufsboden überzugreifen (Beispiel Nr. 14 
und 17). 

Von Versuch Nr. 35 ab wurden die höchsten Objekte nicht 
mehr an der Decke fixiert, sondern auf einem Schrank deponiert, 
fernere Objekte etwas tieferliegend auf einer Wandkonsole, an¬ 
dere wieder tiefer auf einem Bett, und wie früher auch welche 
auf dem Fufsboden. Hier wiederholte sich die gleiche Erschei¬ 
nung. Beispielsweise wurden in Versuch Nr. 44 nur die Objekte 


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Von Stabsarzt t)r. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Üeinrich Wolpert. 1^3 


auf Schrank, Konsole und Bett abgetötet, unversehrt blieben 
dagegen die auf dem Fufsboden frei oder versteckt liegenden 
Fäden und auch solche, welche in vorgezogenen Schubladen 
untergebracht waren. 

Das sind Resultate, welche Jeden, der mit praktischen Des¬ 
infektionsausführungen zu thun hat, nachdenklich stimmen müssen. 
Denn auf eine Desinfektion gerade der unteren Zim¬ 
merhälfte kommt es doch, wie wohl nicht näher aus¬ 
geführt zu werden braucht, in praxi wesentlich mehr 
an als auf eine solche der oberen — ein Umstand, auf 
den bisher wohl nicht genug Nachdruck gelegt wurde. Offenbar 
sind Mittel anzustreben, welche gestatten, die Desinfektion der 
Wohnräume entweder gleichmäfsiger als bei der üblichen 
Formalindesinfektion zu gestalten oder, noch zweckmäfsiger viel¬ 
leicht, die bisherige Wirkung umzukehren, nämlich die stär¬ 
kere Wirkung von der Decke nach dem Fufsboden zu verpflanzen. 

Wir hofften, der Forderung einer gleichmäfsigen oder eher 
nach dem Fufsboden hin stärkeren Desinfektionswirkung dadurch 
Genüge leisten zu können, dafs wir mit Hilfe eines transportablen 
Flügelventilators abwechselnd alle Teile des unteren Zimmers 
einem künstlichen Anprall der formaldehydhaltigen Luft aus¬ 
setzten. Letzteres war dadurch erreichbar, dafs der Ventilator 
auf einer durch ein Federuhrwerk in Rotation versetzten Scheibe 
montiert wurde 1 ); es drehte sich dabei also erstens das Flügel¬ 
rad des Ventilators und zweitens senkrecht zu dieser Bewegungs¬ 
richtung die Unterlage des Ventilators. Der Apparat wurde 
mitten im Zimmer auf dem Fufsboden aufgestellt. 

Zunächst suchten wir zu ermitteln, ob bereits durch eine 
bessere Luftmischung, wie sie bei Laufenlassen des Venti¬ 
lators ohne Drehung der Unterlage (Fig. 1) gegeben war, ein 
kräftigerer Desinfektionserfolg gewährleistet werde. Dafs thatsäch- 
lich die Luft auf diese Weise eine vorzügliche Durchmischung 

1) Anfänglich, bis Versuch Nr. 47 excl., kam aus äufseren Gründen 
eine einfachere, wenig praktische Drehvorrichtung in Anwendung, deren Be¬ 
schreibung wir hier übergehen; näheres ist aus der Bemerkung zu Abtei¬ 
lung II der Generaltabelle (s. unten) ersichtlich. 

i.r- : 


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174 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

erfuhr, davon überzeugten wir uns zunächst in Vorversuchen, 
indem wir im oberen Teil des Versuchszimmers, auf einer hohen 
Leiter, Salpeterpapier verbrannten. Wir konnten auf diese 
Weise im oberen Teil des Zimmers eine nach unten scharf ab¬ 
gegrenzte dunkle Rauchwolke erzeugen, welche von unten nicht 
einmal die Decke erkennen liefs; diese Wolke hielt sich viele 
Minuten lange in anscheinend genau gleicher Höhe. Sobald wir 
aber den Ventilator einschalteten, war innerhalb einiger Sekunden 
die Rauchwolke verschwunden, die Decke wieder sichtbar und 



Fi*. 1. 


der Rauch gleichmäfsig und schwach über das ganze Zimmer 
verteilt. 

Der Ausfall dieser Vorversuche durfte vielleicht erwarten 
lassen, dafs schon die Anwendung des gewöhnlichen Ventilators 
an sich, ohne die rotierende Unterlage, eine bessere Desinfektion 
der unteren Zimmerhälfte verspreche, da ja hierdurch auch der 
Formaldehyd ziemlich gleichmäfsig im Raum verteilt werden 
müsse, und sogar, bei tiefer Aufstellung des Ventilators, voraus¬ 
sichtlich eher die untere als die obere Zimmerhäffte besser 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 175 


wegkommen möchte. Um jedoch möglichst ungetrübt die reine 
Wirkung der besseren Verteilung, ohne die Komplikation durch 
die Druckwirkung des Windes zu erkennen, gaben wir in diesen 
Versuchen dem Wind eine solche Richtung, dafs er thunlichst 
auf Testobjekte nicht unmittelbar auftraf. 

Die Erwartungen, welche an diese Versuche geknüpft werden 
konnten, gingen nicht in Erfüllung. Wie aus Tabelle III, Ab¬ 
teilung I hervorgeht, war die Desinfektionswirkung unter dem 
Einflufs der einseitig bewegten Luft durchaus nicht besser, son¬ 
dern im Gegenteil schlechter als in ruhender Luft : einseitig be¬ 
wegte und ruhende Luft verhielten sich in den Mitteln dreier 
Versuchsgruppen wie 100 : 134, 100 : 122, 100 : 100 in ihrer Wirk¬ 
samkeit. Wir haben freilich nur etwa 10 derartige Vergleichs¬ 
versuche angestellt, und vielleicht würde als Mittel von sehr 
vielen Versuchen resultieren, dafs die einseitige Luftbewegung 
nicht wesentlich schadet noch nützt. Wir möchten dies dahin¬ 
gestellt sein lassen. Jedenfalls ermutigte uns der Ausfall dieser 
wenigen Versuche nicht zu einem Weiterarbeiten nach dieser 
Richtung. Dafs hierbei eine geringere Desinfektionswirkung statt¬ 
haben konnte, möchte folgendermafsen zu erklären sein: Wenn 
bereits in ruhender Luft die Decke mehr Formaldehyd absorbierte, 
so wurde noch weit mehr Formaldehyd bei stark bewegter Luft 
von dem Fufsboden und den festen Gegenständen in der Wind¬ 
richtung in Beschlag genommen und zwar vielleicht eine 
so grofse Menge, dafs für den ganzen übrigen Raum zu wenig 
verblieb; dazu kam noch die Erhöhung der Ra um Venti¬ 
lation unter dem Einflufs des künstlichen inneren Winddruckes; 
alles in allem genommen erwies sich daher, ungeachtet einer 
zweifellos gleichmäfsigeren FormaldehydVerteilung, die Desinfek¬ 
tionswirkung infolge des einseitigen Innenwindes nicht gesteigert, 
sondern geschwächt. Übrigens handelte es sich hier stets um 
Sommerversuche. Vielleicht überwiegt im Winter, im geheizten 
Zimmer, der Nutzen einer besseren Wärmeverteilung die beregten 
Nachteile einigermafsen. 

Ganz anders gestalteten sich die Resultate, sobald die rotie¬ 
rende Unterlage hinzukam (Fig. 2). Die hierdurch erzielte sehr 


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176 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

günstige Wirkung geht deutlich aus Tabelle III, Abt. II—IV 
(s. unten) hervor. Man ersieht hieraus, dafs die erhöhte Wirkung 
thatsächlich weniger einer besseren Luftmischung als einer ver¬ 
mehrten Luftbewegung, die sich in einem allseitigen Winddruck und 
Anprall der formaldehydhaltigen Luft äufserte, zu verdanken 
war. Nach Ausweis der Generaltabelle (Versuche Nr. 42, 43, 46, 
47, 51 u. s. w.) betraf zudem die gesteigerte Wirkung in ausneh¬ 
mend günstiger Weise insbesondere auch, wie leicht begreiflich, 

gerade die versteckter liegenden 
Objekte, welche ohne eine der¬ 
artige Einwirkung kaum zu er¬ 
reichen sind. 

Allerdings, verdampft man 
nur minimale Mengen von For¬ 
malin, von denen man eine Wir¬ 
kung eigentlich von vornherein 
nicht erwarten darf, etwa 50 ccm 
auf 100 cbm, so mufs die 
Wirkung beide Male gleich Null 
sein. Aus den entsprechenden 
Versuchen in Tabelle III, Abt. 
II a, ist dieses Verhalten ersicht¬ 
lich. Nimmt man etwas höhere, 
immer noch gänzlich unzurei¬ 
chende Formalinmengen, so wird 
man offenbar an einen Punkt ge¬ 
langen können, wo die Desinfek¬ 
tionswirkung sogar bei Ruhen¬ 
der Luft gröfser ist als bei allseitig bewegter; dann nämlich, 
wenn die Konzentration der Formaldehyddämpfe in der ruhenden 
Luft eben für eine schwache Wirkung ausreicht; für diesen Fall 
wird ceteris paribus in bewegter Luft die Konzentration ver¬ 
ringert, indem infolge des inneren Winddrucks die Ventilation 
des Zimmers gesteigert wird, folglich auch gröfsere Mengen For¬ 
maldehyds als in ruhender Luft verlustig gehen, vielleicht so 
grofse Mengen, dafs die an sich günstige Anprallwirkung 



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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 177 


überkompensiert wird. Das ist in der That der Fall. Aus 
der zweiten Versuchsgruppe in Tabelle III, Abt. II, wobei 100 
bis 200 ccm Formalin zur Verwendung kamen, geht unzweideutig 
die Richtigkeit dieser Anschauung hervor; die ruhende Luft war 
unter diesen Versuchsbedingungen der allseitig bewegten bedeu¬ 
tend überlegen. Doch schon bei 300, 400, 500 ccm Formalin 
auf 100 cbm (Gruppe III der gleichen Tabelle), Mengen, wie sie 
noch weit unter den in der Praxis üblichen liegen, schaffte die 
Anprallwirkung unverkennbar reichliche, und mehr als reichliche 
Deckung für den Materialverlust infolge des inneren Winddrucks. 
Das WirksamkeitsVerhältnis von allseitig bewegter zu ruhender 
Luft stellt sich für 300, 400, 500 ccm Formalin bezw. auf 100: 81, 
100: 74, 100: 49. Während in allseitig bewegter Luft die Milz¬ 
brandsporen ausnahmslos oder fast so gut wie ausnahmslos ab¬ 
getötet wurden (100/100, 98/100, 97/100), war dies in ruhender 
Luft bei weitem nicht der Fall (81/100, 73/100, 48/100). Das 
Zimmer war in diesen Versuchen freilich unmöbliert. 

Im möblierten Zimmer tritt jedoch der gleiche Unterschied 
zu Tage (Tabelle III, Abt. II b). Das Wirksamkeitsverhältnis von 
allseitig bewegter zu ruhender Luft stellte sich hier bezw. auf 
100:67, 100:71, 100:36, 100:44 für 300, 500, 1000, 1500 ccm 
Formalin auf 100 cbm. In ruhender bezw. allseitig bewegter 
Luft wurden die Sporen durch 300 Formalin zu 20/100 bezw, 
30/100 abgetötet, weiterhin durch 500 Formalin zu 29/100 bezw. 
41/100, durch 1000 Formal in zu 18/100 bezw. 50/100, durch 1500 
Formalin endlich zu 41/100 bezw. 93/100. 

Vergleicht man die allseitig bewegte Luft mit einseitig be¬ 
wegter hinsichtlich des Desinfektionsresultats, so ergeben sich für 
das unmöblierte Zimmer die Verhältniszalilen von 100:61, so¬ 
wohl für 300 wie 400 Formalin (Tabelle III, Abt. III). Für das 
möblierte Zimmer kann dieser Vergleich, mangels entsprechender 
Versuche mit einseitiger Windwirkung, nicht gezogen werden; 
es besteht kein Zweifel, dafs hier die Verhältnisse ähnlich liegen. 

Wie Abt. IV der Tabelle III erkennen läfst, verhielten sich 
schliefslich allseitig bewegte, einseitig bewegte und ruhende Luft 
im unmöblierten Zimmer in ihrer Wirksamkeit wie 100 : 61 : 81 für 


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178 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

300 Formalin, wie 100 : 61 : 74 für 400 Formalin, wie 100 : 100 :100 
für 750 : 1000 : 1250 Formalin. 

Vergleicht man nur solche Versuche gesondert unter sich, 
in welchen die Sporen von gleicher Resistenz waren und durch¬ 
weg die Wirkung angemessener, niittelgrofser Formalinmengen 
(1000 ccm Formalin auf 100 cbm) erprobt wurde, so ergibt sich als 
Resultat auch nichts anderes: Für Sporenmaterial von 1—2 Mi¬ 
nuten Dampfresistenz (Tabelle IV, Abt. I) verhält sich ruhende 
Luft zu allseitig bewegter wie 28/100: 77/100 in ihrer Wirksam¬ 
keit und für Sporen von mindestens 3—4 Minuten Dampfresistenz 
ähnlich, nämlich zu 7/100 : 22/100. Auf die verschiedene Resistenz 
der verwendeten Sporen brauchte, wie oben geschehen, keine 
Rücksicht genommen zu werden, da die Parallelversuche stets 
mit gleichartigem Sporenmaterial, wie überhaupt unter möglichst 
gleichen Versuchsbedingungen angestellt wurden. Wie ferner 
aus Tabelle V, Abt. I und II, hervorgeht, bestand speciell in 
den hier zuletzt für 1000 Formalin verglichenen Versuchen im 
Mittel die gleiche Raumtemperatur; die unterschiedliche Wirk¬ 
samkeit der Desinfektion in den beiden letzten Parallelgruppen 
ist somit jedenfalls ausschliefslich auf die einzige Verschieden¬ 
heit, den allseitigen künstlichen Innenwind, zurückzuführen. 

Für ein Zimmer von 100 cbm nimmt man bisher üblicher¬ 
weise nicht 1000, sondern ca. 1500 (1600) ccm Formalin bei 
3 l l 2 Stunden Desinfektionsdauer (vgl. Flügge, citierte Schrift 
S. 14). Nach unseren Versuchsergebnissen darf man darauf rech¬ 
nen, mindestens das gleich günstige, wenn nicht ein erheblich 
besseres Desinfektionsresultat zu erhalten bei Verdampfung schon 
der Hälfte, wenn nicht eines Drittels der bisher als ausreichend 
erkannten Formalinmenge, falls man den rotierenden Ventilator 
benutzt. Um sicherer zu gehen, möchten wir vorläufig 1000 ccm 
Formalin für 100 cbm Luftraum als Grundzahl bei Be¬ 
nutzung des selbstrotierenden Ventilators ansehen, wohl wissend, 
dafs man dann meistenteils, bei Desinfektion eines Diphtherie¬ 
krankenzimmers z. B., mit einem Überschufs von Formaliu ar¬ 
beiten wird. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 179 


In unseren obigen Versuchen hatte der Luftstrom eine Ge¬ 
schwindigkeit von 7—8 m sekundlich, wie sie zufällig unser elektri¬ 
scher Lundell-Ventilator bot; da das Flügelrad des Ventilators 
40 cm im Durchmesser hatte, so wurde in der Minute dabei ein 
Luftquantum von 53 cbm gefördert; der Elektricitätsverbrauch 
war dafür 0,9 Ampere unter 110 Volt Spannung. Der stündliche 
Betrieb eines solchen Ventilators kommt somit in Berlin, wo die 
Kilowattstunde 60 Pf. kostet, auf nicht ganz 6 Pf. zu stehen 
(vgl. A. und H. Wolpert, Die Ventilation, Berlin 1901, S. 590). 

Ob eine wesentlich geringere Geschwindigkeit als 7 m in der 
Sekunde schon eine positive Wirkung hätte erkennen lassen, 
haben wir nicht untersucht, möchten es aber bezweifeln, da ja 
eben die Anprallwirkung das hauptsächlich wirksame Moment 
bildet. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Unterlage kann in 
weiten Grenzen schwanken; man wird sie aber nicht zu rasch 
wählen dürfen, um den Luftstrom des Ventilators möglichst in 
voller Kraft wie bei fehlender Umdrehung der Unterlage zu er¬ 
halten. In unseren Versuchen drehte sich die Unterlage in der 
Regel alle 2—3 Minuten einmal um und das war rasch genug; 
in einzelnen Fällen wählten wir noch weit weniger Umdrehungen 
mit ebenfalls befriedigendem Erfolg. Wir haben auf Grund unserer 
Versuche sogar die Anschauung gewonnen, dafs es schon ge¬ 
nügen würde, wenn der Ventilator überhaupt während der ganzen 
Desinfektion nur einige Male sich umdrehen würde. 

Das Streben, die Formaldehyddesinfektion durch eine künst¬ 
liche Luftmischung wirkungsvoller und für alle Teile des Raumes 
gleichmäfsiger zu gestalten, trat schon früher zu Tage. So meint 
Gehrke 1 ): »Die Vermutung lag nahe, dafs eine energischere 
Wirkung des Formalins gerade bezüglich des Vermögens in 
Hohlräume einzudringen, sich erzielen lassen würde, wenn man 
die Luft des Zimmers und damit die Formaldehyddämpfe in 
einer dauernden Bewegung erhalten würde. Zu dem Zwecke 


1) Gehrke, Versuche über die desinfektorische Wirkung der mit dem 
Scheri ng sehen Apparat Äskulap erzeugten Formalindämpfe. Deutsche 
mediz. Wochenschr., I«sy8, S. 242. 


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180 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

wurde in dem Raum auf einem Tische ein Kosmos-Ventilator 
mit Wasserbetrieb aufgestellt, der bei einer Förderung von ca. 
2 cbm Luft in der Minute den Inhalt des Zimmers in der Stunde 
ungefähr drei Mal und in den 18 Stunden, während welcher der 
Ventilator in Betrieb war, die Luft des Zimmers ca. 54 mal 
durch sich hindurchsaugte. Trotz dieser doch recht energischen 
Luftbewegung (? M. u. W.) in dem Zimmer war das Resultat 
nicht verändert. Der Formaldehyd drang nicht weiter in die 
Röhrchen ein wie in früheren Versuchen.« 

Öhmichen 1 ) hatte schon vorher folgenden Versuchsapparat 
konstruiert: »Ein Metallcylinder von ungefähr ^3 cbm Inhalt 
wurde oben und unten bis auf eine kreisförmige Öffnung von unge¬ 
fähr 10 cm Durchmesser geschlossen. Diese beiden Öffnungen 
wurden durch knieförmig gebogene Rohre von gleichem Kaliber, 
die an der Aufsenseite des Cylinders entlang liefen, verbunden. Am 
Boden des Cylinders wurde ein Flügelrad, dessen Durchmesser 
nur wenig kleiner als der des Cylinders war, angebracht und 
durch einen kleinen Wassermotor in Bewegung gesetzt. Unter¬ 
halb desselben auf einem Roste war Filtrierpapier ausgebreitet, 
das mit Formalin übergossen werden konnte. Über dem Flügel¬ 
rad befand sich gleichfalls ein Rost für die Aufnahme der Test¬ 
objekte. Durch eine seitlich angebrachte, dicht schliefsende Thüre 
konnten die Objekte, ohne dafs zu viel Formalindämpfe ent¬ 
wichen, entnommen und das Filtrierpapier wieder angefeuchtet 
werden. Wurde der Apparat in Gang gesetzt, so entwickelte 
sich ein ständiger Luftkreislauf, so dafs die Formalindämpfe immer 
wieder in Aktion treten konnten.« 

In einer neueren Patentschrift empfiehlt Bengue 2 ), zwecks 
besserer Verteilung der Formaldehyddämpfe über dem Eutwick- 
lungsgefäfs ein Flügelrädchen anzubringen, welches, durch die 
aufsteigenden heifsen Dämpfe in Rotation versetzt, eine bessere 
seitliche Verteilung besorge. 

1) öhmichen, Beiträge zur Desinfektionslehre. Arbeiten aus dem 
Kais. Gesundheitsamt, Bd. 11, S. 275, 1895. 

2) Bengu4, Verteilungsrad für Trioxymethylenvergaser u dergl. Patent¬ 
schrift Nr. 108103. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 181 


Wie man sieht, setzt sich keines dieser Verfahren zum Ziel, 
die unteren Teile des Zimmers einem thatsächlichen künstlichen 
Luftanprall auszusetzen. Bei der Einrichtung des Gehrkeschen 
Apparats wurde nicht die Luft des ganzen Zimmers hindurch¬ 
gesaugt, sondern nur die Luft in der Mitte des Zimmers trat in 
Cirkulation, jedenfalls erfolgte keine energische Luftbewegung 
auf die Wände selbst und vielleicht auch nicht auf einen Teil 
der Wände, da der Ventilator sehr schwach war. Immerhin ist 
zuzugeben, dafs bis zu einem gewissen Grade eine bessere Luft¬ 
mischung erreicht wurde ähnlich, wenn auch weniger stark als 
mit unserer Einrichtung ohne Rotation, womit wir ja ebenfalls 
keine bessere Wirkung erzielten. Die Laboratoriumsversuche von 
Öhm ichen lassen sich nicht unmittelbar auf Ausführung 
der Desinfektion in Wohnräumen übertragen, auch gewinnen wir 
aus seinen Versuchsresultaten nicht die Überzeugung, dafs durch 
die Luftbewegung eine verstärkte Wirkung eingetreten sei. Ver¬ 
suche mit Bengu^s Einrichtung sind uns nicht bekannt; wir 
möchten dieselbe nicht ernst nehmen. 

Wenn wir mit dem selbstrotierenden Ventilator auch bessere 
Resultate als bei der üblichen Desinfektionsausführung erzielten 
bezw. bei Erreichung des gleichen Resultats wesentliche Mengen 
an Formalin sparen konnten und somit die Anwendung des 
rotierenden Ventilators durchaus empfehlenswert finden, so werden 
doch äufsere Schwierigkeiten in der Praxis häufig, wenn nicht 
meistens, dazu führen, auf diesen Vorteil verzichten zu müssen. 
Wie wir gesehen haben, erreicht man aber eine ähnliche Auf¬ 
besserung der Desinfektionswirkung durch Erhöhung der Kon¬ 
zentration der Formaldehyddämpfe und Anwärmen des Raumes. 
Aber in manchen Fällen, wo, wie in zahlreichen Krankenhäusern, 
Motor und Kraft zur Verfügung stehen und viel darauf ankommt, 
den Raum bald wieder zu belegen, wird man gerne mit möglichst 
kleinen Formalinmengen auszukommen suchen und dann den Ap¬ 
parat (Fig. 2) mit besonderem Vorteil benutzen. Vor allem empfiehlt 
sich ein Ventilator, wenn auch ohne rotierende Unterlage (Fig. 1), 
auch zur raschen und energischen Vertreibung der Formalindämpfe 
nach Abschlufs der Desinfektion; man stellt dann den Ventilator 


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182 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

in zweckmäßigster Weise nicht etwa in das Fenster, welches Vor¬ 
gehen vielleicht am nächsten liegen könnte, sondern in die Nähe der 
dem Fenster gegenüberliegenden Wand, etwa auf einen Tisch auf 
und läfst ihn gegen das geöffnete Fenster nach aufsen blasen; 
die Thür wird währenddessen zweckmäfsig geschlossen gehalten. 

ln gewissen besonderen Fällen wird die Anwendung des 
rotierenden Ventilators so zu sagen unentbehrlich sein, nämlich 
in den Fällen, wo es sich um die Desinfektion aufsergewöhnlich 
hoher Räume handelt; als solche können beispielsweise in Be¬ 
tracht kommen die in Berlin wenigstens sehr hohen Schlafstellen 
der städtischen Asyle für Obdachlose oder Turnhallen, Exerzier¬ 
häuser etc., die im Falle der Not eventuell als Seuchenlazarette 
benutzt werden. Noch mehr als bei gewöhnlichen Wohnräumen 
ist in solchen Fällen die Desinfektion der Decken und des oberen 
Raumteils von äufserst geringem Belang, um so mehr aber jene 
im untersten Abschnitt des Raumes, vom Fufsboden an bis etwa 
zur Kopfhöhe. Mit Hilfe des selbstrotierenden Ventilators wird 
es möglich sein, diesen Teil des Raumes allseitig von den For¬ 
maldehyddämpfen erreichen zu lassen, welche andernfalls nur 
die Decke und den obersten Raumteil treffen und alsbald zum 
grofsen Teil durch Undichtigkeiten in Firsten etc. entweichen. 

Tabelle I. Generaltabelle. 

Vorbemerkungen. 

Die Desinfektionsdauer betrug stets 3 l l % Stunden, wo nichts anderes 
bemerkt. Der Raum hatte 109 cbm Inhalt (4,75 m Höhe, 2,32 m Breite, 6,90 m 
Tiefe). Die Testobjekte wurden an folgenden Stellen des Zimmers exponiert 
(-|- = positives Wachstum, 0 = kein Wachstum, ? = Wachstum fraglich, 
— = Objekt nicht ausgelegt): 

Platz 1 = Fufsboden dicht am Fenster (unter dem Fensterbrett) 

1 = unbedecktes Objekt 

1' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 

> 2 = Fenster-Vorhang, Innenseite, in Kopfhöhe 

2 = unbedecktes Objekt 

2' — bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 

» 3 = Fenster-Vorhang, Aufseneeite (in Kopfhöhe) 

3 = unbedecktes Objekt 

3' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 

> 4 = Fufsboden in der Nähe der Tbür 

4 = unbedecktes Objekt 

4' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 183 


Platz 5 = Innenwand in Kopfhöhe 

5 = unbedecktes Objekt 

5' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 

» 6 = Innenwand nahe der Decke 

6 == unbedecktes Objekt 

6' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 

» 7 = Fufsboden inmitten des Zimmers, ca. 3V, m vom Fenster 

7 = unbedecktes Objekt 

V = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 

» 8 = Fufsboden in der Nähe des Fensters, ca. 1V 2 m davon entfernt 

8 = unbedecktes Objekt 

8' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier) 

» 9 = Fufsboden unter Bett, Kopfende, gegen Zimmer zu (unbedeckt 

wie ff.) 

* 10 = Fufsboden unter Nachttisch 

» 11 = Auf Bett, Kopfende 

» 12 = Im Schubladenfach des Nachttisches (die Schublade selbst ist 

entfernt) 

> 13 = Mitte der Tischschublade, von welcher Vs ausgezogen ist; Platz 

also von der Tischplatte überdeckt 

» 14 = Auf dem unteren Brett einer zweiteiligen, über dem Tisch an¬ 

gebrachten Wandkonsole 

> 15 = Auf der Vorderkante eines Kleiderschranks 

» 16 = Fufsboden unter Bett, Kopfende, gegen die Wand zu 

> 17 = Fufsboden unter der Mitte des Betts 

> 18= Fufsboden unter dem Fufsende des Betts, Innenseite 

> 19 = Fufsboden unter dem Fufsende des Betts, Aufsenseite 

> 20 = Nachttisch, Aufsenfläche, Platte unterhalb des Schubladenfachs 

> 21 = Nachttisch Innenfläche, oberes Brett (Thür offen) 

» 22 = Nachttisch Innenfläche, Boden (Thür offen) 

> 23 = Hinten in der Tischschublade, von der Vs ausgezogen ist; Platz 

also von der Tischplatte überdeckt 

> 24 = Mitten unter dem Tisch 

> 25 = Mitten unter dem Kleiderschrank 

» 26 = Innen im Kleiderschrank, unten (Thür offen) 

» 27 = Innen im Kleiderschrank, oben (Thür offen) 

» 28 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf dem Fufsboden) 

> 29 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf dem Fufsboden) 

> 30 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf einem Stuhl) 

» 31 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf einem Stuhl). 

In einzelnen Fällen setzten wir gleichzeitig in Drahtgaze-Behältern, 
die mitten im Zimmer auf einen Stuhl gestellt wurden, der Formaldehyd¬ 
wirkung auch aus: Mäuse (Hausmäuse), Fliegen, Schmetterlinge, Flöhe, 
Wanzen u. dergl. Durch ein Guckfensterchen in der Thür (eingekittetes Uhr¬ 
glas) konnten Zimmer und Zimmerinhalt, Flammen u. s. w., in einem Teil der 
Versuche auch ein Thermometer und Hygrometer beobachtet werden. 


I 


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184 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 


Tabelle I. Generaltabelle. 
Trockene Sommerversuelie. 











F u fs- 

Nr. 

Datum 

1900 

Künstl. 

Wind? 

; Formalin¬ 
menge 

Wasser- 

inonjre 

i 

Milzbrand 
nach Tagen: 

Am Fenster 

frei ' 

deckt 

(i), (i 1 ) . 

Unweit 

Fensters 

frei , be : , 
deckt 

(8) , (»’) 

1 

| 19. Juni 

| (Dienstag) 

: Ohne Wind 

! ; 

330 Pastillen 

! (ii 1 g) ; 

0 1 

Nach 1 Tag 

; + l 

+ 

+ 

i + 

2 1 

20. Juni 
(Mittwoch) 

Ohne Wind 

330 Pastillen i 0 

| (ä 1 g) 1 

Nach 1 Tag 

+ 

+ 

+ 

1 + 

i 

3 

22. Juni 
(Freitag) 

Ohne Wind 

330 Pastillen j 0 

j o i g) || 

i Nach 1 Tag 

+ 

+ 

+ 

j + 


Da in den Versuchen 1—3 unter den gewählten Versuchsbedingungen (3 Pastillen 
pro cbm Raum) in keinem Fall eine auch nur schwache Desinfektionswirkong erfolgte, 
eine Steigerung der aufzuwendenden Formalinpastillen aber in Anbetracht der grofsen 
Zahl von Versuchen zu hohe Kosten verursacht und das Verdampfen von Wasser wohl 
doch nicht hätte ersparen lassen, so wurden die Versuche von Nr. 4 ab sämmtlich mit 
Verdampfung von Formalinlösung und Wasser angestellt. Ein besonderes Gewicht mufste 
auf die Vertreibung des dem Zimmer nach dem Versuch anhaftenden Formalingeruchs 
gelegt werden, damit der folgende Versuch nicht beeinflufst wurde; in den Fällen, wo 
am nächsten Tag noch ein deutlicher Formalingeruch wahrzunehmen war, wurde der 
etwa geplante Versuch in der Regel verschoben, bezw. ein »blinder Versuch« einge 
schaltet (vgl. Nr. 20). 

Tabelle I. Abteilung U. 

Feuchte Sommerversuche. Grofse 


Nr. 

Datum 

1900 

1 

Künstl. 

Wind? 

i ' 

i i 

| For¬ 
malin- | 
menge 

Wasser¬ 

menge 

Milzbrand 
nach Tagen: 

Am f 

frei 

(1) 

Fenster 

be¬ 
deckt I 
(!’) 

Fufs 

Unweit 

Fensters 

1 frei 

! deckt 

! (») (8') 

4 

26. Juni 

Ohne Wind 

1500 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

| 

(Dienstag) 


Formalin 

Wasser 

nach 3 Tagen 

0 

0 1 

0 

0 




| 


| > 6 » j 

; o 

o ! 

0 

0 

5 

27. Juni 

Mit Wind, 

750 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 ' 

0 


(Mittwoch) 1 

nach vier 

Formalin 

Wasser 

nach 3 Tagen 

0 

0 

0 

0 



Richtungen 



% (l % 

o 

o 

o 

o 



abwechselnd 


i 

9 9 





6 

28 Juni j 

Mit Wind, 

1000 ccm 

1000 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 1 

0 


(Donnerstag) 

nach einer 

Formalin 

Wasser 

nach 3Tagen 

0 

0 

o : 

0 



Richtung | 



> 6 > 

0 

0 

0 

0 

7 

2!). Juni 

Ohne Wind 

1000 ccm 

1000 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 


(Freitag) 


Formal in 

Wasser 

nach 3 Tagen 

0 

0 

0 

0 


1 I 

; u 1 


| » 6 » | 

1 0 

0 

0 

0 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 185 


Abteilung I. Versuche Nr. 1—3. 
Testobjekte: Milzbrand. 


boden 


— 



Kopfhöhe 



Decke 


1 Mitte 

1 Zimmers 

An 

der Thür 

Hinter 

Vorhang 

* Vor dem 

1 Vorhang 

An 

der Thür 

An 

1 der Decke 

Bemerkungen 

frei 

J) 

be¬ 

deckt 

(7') 

frei 

(4) 

be¬ 

deckt 

(4’) 

frei 

(3) 

be¬ 

deckt 

(3‘) 

frei 

(2) 

be¬ 

deckt 

(2-) 

frei 

(5) 

be¬ 

deckt 

(5') 

frei 

(6) 

be¬ 

deckt 

(60 


j ~b 

+ 

' + 

+ 

+ 

+ 

l + 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Desinfektion wirksam in 
keinem Fall. 

4- 

+ 

+ 

+ 

!+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Desinfektion wirksam in 
keinem Fall. 

+ i 

+ j + 

1 

+ 

i+ 

I 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Desinfektion wirksam in 
keinem Fall. 


Vertreibung des Formalingeruchs nach beendeter Desinfektion, in Versuch 
Nr. 1—3 und 8—17: 1 Stunde mit Ventilator gelüftet, kein NH g entwickelt. Nr. 4—7: 
Nach Versuch Testobjekte eingesaramelt, l / i Stunde mit Ventilator gelüftet, */ 4 Stunde 
die entsprechende Menge NII S aus Lösung entwickelt und einwirken gelassen, l / 4 Stunde 
nochmals mit Ventilator gelüftet. Nr. 18 ff.: Nach Versuch Testobjekte eingesammelt, 
V 2 Stunde mit Ventilator gelüftet, */ 4 Stunde unter Zugabe von 10 g Lavendelöl aus 
Ammoniumcarbonat Ammoniak im Übermafs entwickelt und alsdann */ 4 Stunde mit 
rotiertem, bezw. rotierendem V entilator allseitig verteilt, hierauf Thür und Fenster ge¬ 
öffnet und über Nacht offen belassen, um den nächsten Versuch auch nicht durch 
Ammoniak zu schädigen. (Selbstrotierender Ventilator von Nr. 47 ab in Benutzung.) 


Versuche Nr. 4—7. 

Formalinmengcn. Testobjekte: Milzbrand. 


boden 

| Kopfhöhe 

1 Decke 


Mitte 1 

An 

| Hinter 
j Vorhang 

j Vor dem 

An 

An ! 


Zimmers 

der Thür 

_ 

Vorhang 

der Thür 

der Decke 

Bemerkungen 

frei 

be- 

frei 

be- 

l 

frei 

be- 

frei 

be- 

frei 

be- 

| frei 

be- 


deckt 

deckt 

(3) 

deckt 

deckt 

deckt 

deckt 



(70 | 

(4) 

(40 

(30 

(2) 

(20 | 

(5) 

(50 

(6) 

(60 j 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

Desinfektion wirksam in allen 

0 

0 i 

0 

0 

0 

o 

o 

0 i 

0 

0 

0 

0 !i 

Fällen. Eingesetzte Maus (1) 
bleibt am Leben, doch ihre 

0 

0 1 

0 

0 

o 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

o l! 

o I 1 

Atmung ist mehrere Tage 
gestört. Fenster beschlagen. 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

0 

o 1 

0 

0 

0 

Desinfektion wirksam in allen 

0 

0 j 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

o 

0 ,! 

Fällen. Eingesetzte Maua (11) 
bleibt am Leben und ist 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

o .! 

völlig mobil. 








1 





Desinfektion wirksam In allen 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

Fällen. Eingesetzte Maus (HI) 

0 ' 

0 Ij 

0 

0 

j 0 1 

0 

0 

0 1 

0 

0 I 

1 0 

II 

0 , 

bleibt völlig mobil; grofse 
Fliege (»Brummer«) ist tot; 

0 

0 

i ll 

0 

0 


0 I 

0 

0 | 

0 

o 1 

0 

o j 

Nachtschmetterlinglebt, aber 
Motilität gestört. 

0 

0 i 

o o 

0 

o ! 

0 

o o 

0 

o o 

0 

0 

0 

0 ll 

Desinfektion wirksam in allen 
Fällen. 

0 

0 

! 0 | 

0 

0 

0 || 0 

0 

0 

0 I 

0 

0 

r! 

0 1 

0 

0. 

' 0 

0 , 

0 

0 



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186 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

In den Versuchen 4—5 wurden getrennt, je in einem Topf, 1500 ccm Formalin 
und 1500 ccm Wasser, in 6—7 je 1000 Formalin und 1000 Wasser verdampft. Die 
Desinfektion war in allen Fällen eine vollkommene. Daher wurde, von Versuch 8 an, zu 
kleineren Formalinmengen übergegangen. 

Bemerkenswert ist in Nr. 4—6 (wie unten in Nr. 14, 15, 16, 17, 18, 21, 31, 36) die 
geringe Schädigung von Tieren durch den Formaldehyd. 

Der elektrische Ventilator, inmitten des Zimmers aufgestellt, war zunächst auf 
einer, von Hand mittels Schnüren durch das Schlüsselloch hindurch drehbaren runden 
Scheibe montiert und wurde in den entsprechenden Versuchen (Nr. 5, 6, 10, 11, 12, 14, 
15 u. s. w.) eine Stunde nach Beginn, d. h. alsbald nach Erlöschen der gewöhnlich ca 
45—50 Minuten brennenden Flammen, eingeschaltet und bis zum Schluss, d. i. 2 W 2 Stunden 
in Betrieb belassen. Wo der Ventilator abwechselnd nach verschiedenen Richtungen 
wirken sollte, wie in Nr. 5, 12, 14 u. s. w., wurde ihm viertelstündlich durch Ziehen an 
den Schnüren eine andere Richtung gegeben, so dafs der künstliche Wind thunlichst 
gleichmäfsig im vollen Umkreis unmittelbar durch Anprall wirkte. Sollte der Wind nur 


Tabelle I. Abteilung UI. 
Feuchte Sommerversuche. Kleine 


Nr. 

Datum 

1900 

Künstl. 

Wind ? 

For¬ 

malin¬ 

menge 

Wasser- Milzbrand 1 Am 
menge nach Tagen lM I,ster i 

i rnv 

Kuweit 

Fen¬ 

sters 

8 | 8' 1 

Mi 

Zi 

m» 

7 

Fufs 

i tte 
111- 

L-r> 

; 7’ 

8 

2. Juli 

Ohne Wind 

500 ccm 

1 , ! 1 

1500 ccm Nach 1 Tag 

_ 

_ 

_ 

_ 


(Montag) 


Formal in 

Wasser | nach 2 Tagen \ -\- : 

— 

— 

1 — 

1 — 





1 >3 . + + 

— 

— 

i — 

— 





* & * ;i4" “h 

— 

— 

; — 

- 

9 

3. Juli 

Ohne Wind 

500 ccm 

1500 ccm j; Nach 1 Tag -f 0 

? 

0 

0 

0 


(Dienstag) 


Formalin 

Wasser nach 2 Tagen -f- “b 

+ 

+ 

+ 

+ 





1 * 3 . + + 

+ 

+ 

+ 

+ 





> 5 » 4* +< 

+ 

+ 

+ 

+ 

10 

4. Juli 

Mit Wind, 

400 ccm 

1500 ccm Nach 1 Tag 0 0 

0 

0 

0 

0 


(Mittwoch) 

nach vier 

Formalin 

Wasser nach 2 Tagen 0 0 

0 

0 

0 

0 



Richtungen 


> 3 > 0 0 | 

0 

0 

0 

0 



abwechselnd 


©i 

* 

o 

o 

0 

0 i 

0 

0 

11 

: r> Juli 1 

Mit Wind, 

500 ccm 

1500 ccm Nach 1 Tag 0 ! 0 

0 

0 

0 

0 


(Donnerstag) 

nach einer 

Formalin 

Wasser nach 2 Tagen 0 j 0 

0 

? 1 

0 

0 



Richtung 


o 

o 

CO 

0 

+ 

0 

0 





> 5 » 0 0 

0 

+ 

0 

0 

12 

6. Juli 

Mit Wind, 

500 ccm 

1500 ccm Nach 1 Tag 0 0 

0 

0 

0 

0 


(F reitag^ 

| nach vier 

Formal in 

Wasser nach 2 Tagen 0 0 

0 

0 

0 

0 



Richtungen 


'1.3. ; o o , 

o i 

0 

0 

0 



abwechselnd 

i 

i 

> 5 > | 0 0 j! 

o 1 

i 

0 

0 

0 


Digitized by ^.ooQle 





Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 187 


nach einer Richtung hin blasen, wie in Nr. 6, 10, 11, 15 u. s. w., wo nämlich nur eine 
bessere Verteilung ohne die Anprallwirkung bezweckt war, wurde er so gerichtet, dafs 
er auf Testobjekte nicht unmittelbar auftraf. Die Dreh Vorrichtung mittels Schnüren er¬ 
wies sich, wie vorausgesehen war, als mangelhaft; sie versagte zuweilen ganz, wie im 
Verlaufe von Nr. 43 u. 45, wo die Windrichtung infolge Festhakens oder Verschlingens 
der Schnur mit einem Male nicht mehr gewechselt werden konnte; sie wurde auch nur 
anfänglich, der geringen Kosten halber, gewählt und von Nr. 47 ab durch einen voll¬ 
kommenen Mechanismus, wie er von Anbeginn im Programm lag, ersetzt: Der Ventilator 
wurde auf einer mittels Uhrwerks in Rotation versetzten Unterlage montiert, welche sich 
selbstthätig alle 3 Minuten einmal umdrehte; er stand in Nr. 1—18 auf einem Tisch und 
wurde in 19—46 zweckmäfsig tiefer, auf einen Stuhl gestellt; von Nr. 47 ab stand das 
Uhrwerk, welches den Ventilator alsdann trug, unmittelbar auf dem Fufsboden. Als 
Windgeschwindigkeit wurde stets, wo nichts Anderes angegeben, die maximal mit dem 
betr. Ventilator erreichbare, etwa 7(—8) m in der Sekunde gewählt; der Flügeldurchmesser 
des Ventilators betrug 40 cm. 


Versuche Nr. 8—34. 

Formal Inmengen. Testobjekte: Milzbrand. 


boden 1 

An der | 
Thür j 

Kopfhöhe 

Decke j 

Temperatur 

Kel. Feucht 

Bemerkungen 

Hinter j 
Vor¬ 
hang 

Vordem i 
Vor- | 
hang j 

An der 

Thür 

An der 

Decke 

Anfang 

Ende 

a 

p 

a 

V, 

a3 

* 

Anfang 

Ende 

a 

I 

ii 

4 

4 I 

jj 

3' 

_l 

2 

*1 

5 

5' 

6 

6' 

0 

0 

0 

0 

0 

71 

0 

°l 

0 

0 

_ 

_ 


_ 

_ 


Desinfektion wirksam in 4 

+ 

+,:+ 

+ 

-4- 

+1 

o 

0 

0 

0 







von 12 Fällen (33/100). 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4-1 

0 

0 

0 

0 I 








+ 

+ 

4- 

+ 

+ 

+! 

0 

0 

0 

0 1 








0 

0 1 

0 

°i 

0 

0 | 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Desinfektion wirksam in 10 

0 

0 

0 

0 1 

0 

0 j 

0 

0 

0 

0 







von 16 Fällen (62/100). 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

0 

0 1 

0 

0 








0 

0 | 

0 

0, 

0 

0 

0 

0 

0 

0 








0 

0 

0 

0 ’ 

0 

0 * 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

— 

—i Desinfektion wirksam in 16 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 







von 16 Fällen (100/100). 

0 

0 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

0 

0 







1 

0 

0 

0 

°l 

0 

0 

0 

0 

!° 

0 








0 

0 

0 

o 1 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

— 


Desinfektion wirksam in 15 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

°| 

0 

0 





i 


von 16 Fällen (94/100). 

0 

0 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

0 

0 








0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 








0 1 

0 

0 

0 ! 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Desinfektion wirksam in 16 

0 

0 I 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 







von 16 Fällen (100/100) 

0 

o 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

o 

0 






i! 

i° 

°l 

1 0 

i 

°l 

0 

0 | 

0 

0 

! 0 

1 

0 






1 


Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 14 


Digitized by 


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188 tJber die Verstärkung der DesinfektionsWirkung des Formaldebyds etc. 


Nr. 

Datum 

1900 

Kanstl. 

Wind? 

For- 

malin- 

menge 

Wasser¬ 

menge 

Milzbrand 
nach Tagen 

Am 

Fenster 

Unweit 

Fen¬ 

sters 

Fufs- 

Mitte 
i Zim¬ 
mers 

E 

1' 

8 

8' 


T 

13 

9. Juli 

Ohne Wind 

400 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

i+ 

+ 

0 

0 

i + 

+ 


; (Montag) 


Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

+ 

+ 

+ 

0 

■+ 

+ 






i 3 > 

+ 

+ 

+ 

0 

14- 







» 5 » 

i + 

+ 

+ 

0 

u 

+ 

14 

10. Juli 

Mit Wind, 

400 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

! 0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Dienstag) 

nach vier 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 



Richtungen 



» 3 * 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 



abwechselnd 



> 5 > 

1 0 

0 

0 

0 

0 

1 

+ 

15 

11. Juli 

Mit Wind, 

400 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Mittwoch) 

nach einer 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 



Richtung 



» 3 > 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 






» 5 > 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

16 

12. Juli 

Mit Wind, 

400 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Donnerstag) 

nach einer 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 



Richtung 



> 3 » 

0 

0 


+ 

+ 

+ 






» 5 > 

, 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

17 

13. Juli 

Ohne Wind 

400 ccm 

1500 ccm 

1 Nach 1 Tag | 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Freitag) 


Formalin 

Wasser J 

, nach 2 Tagen 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 






| > 3 » 

0 

0 

+ 

+ !,+ 

+ 






> 5 * 

0 

0 

4- 

+ + 

+ 

18 

‘ 16. Juli 

Ohne Wind 

400 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Montag) 


Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

! o 

0 1 

0 

0 

0 

+ 





| 

j > 3 » 

0 

0 

0 

0 

0 

+ , 





i 

, 5 > 

i 

0 

0 

1° 

0 

0 

+ 

19 

17. Juli 

Mit Wind, 

400 ccm ; 

1500 ccm 

1 Nach 1 Tag 

0 

0 

! o 

0 

0 

0 


(Dienstag) 

nach vier 

Formalin ! 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

■ 0 

0 



Richtungen 


i 

1 » 3 > 

0 

0 

0 

0 

0 

0 



abwechselnd 


i 

. 6 . 

1 0 

0 

0 

0 

0 

0 

20 

18. Juli 

Mit Wind, 

0 ccm 

0 ccm | 

, Nach 1 Tag j 

+ 

+ ; 

j + 

+ 

+ 

+ 


(Mittwoch) j 

nach vier 

Formalin 

Wasser 

: nach 2 Tagen 

+ 

+ ! 

+ 

+ 

+ 

+ 



1 Richtungen 



] 

1 








abwechselnd 










21 

19. Juli 

Ohne Wind 

300 ccm 

1500 ccm 

. Nach 1 Tag 

f 0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Donnerstag) 


! Forraalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

+ 

0 

+ 




| 


1 > 3 > ' 

0 

0 

0 

+ 

0 

+ 



| 1 

i 

i 

1; 


» 5 » 

0 

0 

I 

0 

+ 

0 1 + 

1 


Digitized by ^.ooQle 







Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 189 


boden i 


Kopfhöhe 

| Decke 

Temperatur 

Rel.Feucht 


An der 

Hinter 

Vordem 

An der 

, An der 



B 

1 


S 


Thür 

Vor¬ 

hang 

Vor¬ 

hang 

Thür 

Decke 

a 

03 

© 

a 

p 

p 

•s 

« 

fl 

öS 

M-i 

© 

’V 

a 

•jj 

Bemerkungen 

4 

4’ 

3 

3’ 

Lu 

LU 

5 

5' 

_ 

6 

6' 

£ 

W 

P 

< 

W 

es 

s 


0 

? 1 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

_ 






Desinfektion wirksam in 8 von 16 

+ 

+ 

0 

+ 

i 0 

0 

|0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

— 


Fällen (50/100) Von 11 Fliegen 
bl ei heil 6 am Leben; 1 Motte tot. 

+ 

+ 

0 

+ 

1° 

0 

0 

0 

0 

°l 

— 

— 

— 

— 

— 



+ 

+ ' 

0 

+ 

1° 

0 

0 

0 

0 

0 


- 

— 

— 

— 

— 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


_ 

_ 

_ 

_ 


Desinfektion wirksam in 15 von lf> 

0 

I 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Fällen (91/100). Von 17 Fliegen 
blieben fr am Leben (leben auch 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

°l 


— 

— 

— 

— 

— 

nächsten Morgen noch); 4 Wanzen 
bleiben am Leben (leben auch 

0 

0| 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

— 


nächsten Morgen noch). 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

1 0 

0 

0 

0 

_ 

_ 

_ 

_ 



Desinfektion wirksam in 8 von 16 

0 

0 1 

+ 

0 

1+1+ + 

0 

0 

o! 

— 

— 

— 

— 

— 


Fällen (50/100). Von 2 Kliogen, 
andere als gestern, bleibt eine am 

0 

0 

+ 

0 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

_ 

— 

- 

Leben ; 4 Wanzen, dieselben wie 
gestern, bleiben am Leben. 

0 

0 

1 

+ 

0 

;+ 

+"+ 

0 

0 

°l 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

_ 

_ 


_ 

_ 

- 

Desinfektion wirksam in 11 von 16 

0 

0 i 

+ 

0 

'o 

0 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

- 

— 

Fallen (60/100). Von 8 Fliegen 
bleibt keine am Leben; 4 Wan- 

0 

0 -4- 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 I 



_ 




zen, dieselben wie vorher, bleiben 

\ 

• 

+ 








am Leben, 8 neue Wanzen blei- 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

— 

— 

— 

— 

_ 

— 

ben ebenfalls am Leben. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

_ 


_ 

_ 

_ 


Desinfektion wirksam in 12 von IC 

0 

0 

0 

0 


0 

0 

0 

0 

1 

0 

— 

— | 

— 

— 

| 

— 

! Fallen (75 100). Die 7 bisherigen 
Wanzen blcibou am Leben. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

1° 

0 

0 

0 

1- 

— 

_ 1 

— 


' — 


0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

°l 


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— 

— 


'o 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

_ 

_ 





s Desinfektion wirksam in 15 von IC 

! o 

0 

0 

0 , 

0 

0 

o 

0 ( 

0 

0 

j I 

i 

I — 

1- 

— 

I 

I Fallen (94/100). Die 7 bisherigen 
Wanzen bleihon am Leben. Zwei 

1?' 

0 

0 


0 

0 

0 

lü 

0 

1° 

o 

| — | 

1 — , 

— 

| 

— 


Schmetterlinge, Kohlweißling u. 
Mauerfucbs, iliegen am Sehlufs 

0 

o | 

0 

0 

0 

0 

0 0 

0 

| — 

1 __ i 



_ 

1 

des Versuchs haushoch zum Fen¬ 


1 







0 




— I 




ster hinaus. 

0 

0 

0 

0 ' 

0 

0 

0 

0 

0 1 

_ 

i 

1 _ 

_ 

_ 

_i 

Desinfektion wirksam in 16 von 16 

1 

0 

0 

0 

0 1 

0 

0 

0 

0 

0 

1 

0 


— 

— 

— 

— 

— 1 

Fällen (100,100). Desodorierung, 
wie schon in Versuch 18, mit 

1 0 

0 

0 

0 1 
0 1 

o 

0 II 0 

0 

0 

0 

I — 

i 

— 

1 

— 


200 g Ammoniumkarbonat: es 
riecht jedoch am Mittwoch Vor¬ 

0 

1 

0 

0 

0 

0 

1 o 

0 

0 

°l 

— 

| ~ 

— 

— 

I 


mittag noch etwas nach Formalin. 

1 

+ 

+, 

+ 

+ 

+ 

+ 

1 ? 

+ 


+ 25.5 

2<; o 

26.0 45 

44 

45 

Desinfektion wirksam in 0 von 16 

i+ 

l+. 

+ 

+ 

1 

1 + 

I 

+ 

1+ 

+ 

1+ 

+ 







Fällen (0/100). Blinder Versuch 
zur Kontrolle. 

I 0 

1 0 

0 

0 1 

1 0 

0 

' 0 

0 

0 

0 

25.7 


30.0 45 


79 

Desinfektion wirksam in 13 von 16 

0 

0 

0 

? 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


|27.2 



j 6G 


Fällen (81/100). 1 Floh u. 1 Käfer 

bleiben am Leben, doch Motilität 

j 0 

1 0 

0 

0 

+ 

l ! ° 

0 

0 

0 

0 

0 


1 





gestört. 

Desodorierung wirksam mit 300 g 

1° 

0 

+ 

0 

1 

0 

1° 

0 

0 

0 


1 


1 



j Ammon, earbonic. 


14 * 


Digitized by ^.ooQle 










190 Ober die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 





For¬ 

malin- 

menge 



| ’ Fufs- 

Nr. 

Datum 

1900 

KQnstl. 

Wind? 

Wasser¬ 

menge 

Milzbrand 
nach Tagen 

Am 

Fenster 

Unweit 

Fen¬ 

sters 

Mitte 

Zim¬ 

mers 






1 

0 


8' 

7 

T 

22 

20. Juli 

Ohne Wind 

200 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Freitag) 


Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

+ 

+ 

+ 






» 3 > 

0 

0 

0 

+ 

+ 

+ 






> 5 > 

0 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

23 

23. Juli 

Ohne Wind 

100 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Montag) 


Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

+ 

+ 

+ 

0 

+ 

? 






> 3 » 

+ 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 






» 5 » 

+ 

+ 

+ 

0 

;+ 

+ 

24 

24. Juli 

Ohne Wind 

50 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

+ 

+ j 

+ 

+ 

+ 

+ 


(Dienstag) 


Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

+ 

+! 

1 

+ 

+ 

+ 

+ 

25 

25. Juli 

Mit Wind, 

50 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 


+ 

+ 

+ 


-H 


(Mittwoch) 

nach vier 
Richtungen 
abwechselnd 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

+ 

+ ; 

+ 

+ 

+ 

+ ! 

1 

26 

26. Juli 

Ohne Wind 

50 ccm 

1500 ccm ! 

Nach 2 Tagen 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 


(Donnerstag) 


Formalin 

Wasser 

> 3 » 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

27 

27. Juli 

Mit Wind, 

50 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tagen 

+ 

-H + 

+ 

+ 

+ 


(Freitag) 

| 

nach vier 
Richtungen 
abwechselnd 

Formalin 

Wasser 

» 3 » 

+ 

+ 

+ 

+ 

1 

+ 

+ 

i 

i 

28 

30. Juli | 

Mit Wind, 

300 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

o ! 

0 

0 


(Montag) 

nach vier 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

0 

o ! 



Richtungen 


ij 

» 3 » 

0 

0 

0 

o 

0 

0 


j: 

abwechselnd 


, 

> 5 > 

0 

0 

0 

0 1 

0 , 

0 1 

29 

31. Juli I 

Mit Wind, 

200 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 ' 

0 

0 

0 

0 

l 

(Dienstag) 

nach vier 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

|0 

0 



Richtungen 



» 3 > 

0* 

0 

0 

0 

o 

0 



abwechselnd 



» 5 > 

0 

0 

0 

0 

! 0 

0 

30 

1. August 

Mit Wind, 

100 ccm 

1500 ccm 1 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Mittwoch) | 

nach vier 
Richtungen 1 
abwechselnd 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 
» 3 » 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ ;i + l 

+ i 

+ 

+ , 

31 | 

2. August , 

| Mit Wind, 

200 ccm 

1500 ccm 

1 Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 I 0 

0 

,i 

(Donnerstag) 

nach vier 

Formalin 

Wasser ; 

nach 2 Tagen 

+ 

+ 

+ 

+ 

+: 

+ 

jj 


Richtungen 



> 3 > 

+ 

+ 

+ 

+ +, 

+ 

<! 


abwechselnd 

! 


> 5 » | 

+ 

+■+!+! 

+ 

+ 


Digitized by ^.ooQle 







Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 191 


boden 

An der 

Thür 

1 Kopf höhe 

Decke 

Temperatur 

|Rel. Feucht. 

Hinter 
Vor- 
| hang 

|Vor dem 
Vor- 
' hang 

An der 
Thür 

An der 

Decke 

Anfang 

Ende 

Maximum 

Anfang 

Ende 

Maximum 


4' 

Ü_ 

3' 

1 2 

2' 

5 

5' 

6 

L£J 

0 

0 

1 0 

0 

1 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

26,8 

28,3 

31,9 

45 

66 

79 

0 

0 

1+ 

0 

-t- 

0 

0 

0 

j 0 

0 







0 

0 

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0 

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0 

0 

0 

0 

0 







0 

0 

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0 

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0 

0 

1 0 

0 







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0 

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0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

00 

CD 

_£L 

27,4 

31,2 

58 

74 

77 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

o 

+ 







+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 







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0 

1 0 

0 

0 

0 

0 

0 

1° 

+ 







+ 

+ 

4 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

'+ 

+ 

25,9 

26,9 

30,2 

60 

73 

78 

+ 

+ 

+ 

+ 

!+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 







+ 

+ 

, 

4 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

26,0 

28,0 

30,9 

51 

76 

79 

+ 

+ 

l + 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

+ 







+ 

+ 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 


27,8 

28,8 

30,9 

^60 

74 

80 


+ 

;+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 







+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

26,1 

30,0 

31,7 

52 

70 

76 

+ 

+ 

! + 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 







1 0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

26,0 

27,7 

30,9 

53 

71 

79 

0 

o 

1 0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 







0 

0 

! o 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 







1 0 

0 

1° 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 







0 

0 

0 

1 

0 i 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

24,5 

26,3 

30,1 

50 

64 

76 

0 

0 ' 

0 

+1 

!+ 

0 

0 

0 

0 

0 i 







0 

0 

0 

4 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 







0 

o 1 

° 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 1 







0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

24,0 

26,7 

30,0 

46 

66 

74 

+ 

+; 

1+ 

+ 

+ 

0 

+ 

+ j 

+ 

+ 







+ 

+1 

; + 

+ 

+ 

+ 

+ 

-H 

+ 

-f 







0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 1 

0 

0 

24,8 

24,9 

26,6 

54 

72 

81 

+ 

-f 

+ 

4 

0 

0 

0 


0 

0 







+ 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

+1 

0 

0 







+ 

+1 

+ 

+; 

0 

0 

0 

+ 1 

o ! 

o ; 

i 








Bemerkungen 


Desinfektion wirksam in 11 von 
16 Fällen (69/100). Desodorierung 
wie gestern mit 800 g Ammon, 
carbonic. (4X75 Ammon, carbonic., 
4X2,5 Ol. l^avand.; Spiritusver- 
brauch 4X100.) 

Desinfektion wirksam in 9 von 
16 Fällen (56/100). Desodorierung 
mit 300 g Ammon, carbonic., wie 
zuvor. Am nächsten Morgen ist 
ein schwacher, nicht unange¬ 
nehmer Lavendelgeruch bemerk¬ 
bar. 

Desinfektion wirksam in 0 von 
16 Fällen (0/100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand.; nächsten Morgen 
kein Geruch nach F., auch nicht 
nach NH 3 , nur schwach nach 
Lavendelöl. 

Desinfektion wirksam in 0 von 
16 Fällen (0/100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 0 von 
16 Fällen (0/100). Desodorierung 
mit 300 g Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand. 

Desinfektion wirksam in 0 von 
16 Fällen (0/100). Desodorierung 
mit 300 g Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 16 von 
16 Fällen (100/100). Desodorierung 
mit 300 g Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 14 von 
16 Fällen (88/100). Desodorierung 
mit 300 g Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 0 von 
16 Fällen (0/100). Desodorierung 
mit 300 g Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 5 von 
16 Fällen (31/100). 1 Floh Ist tot; 
2 Schmetterlinge. Pfauenauge und 
Nachtfalter, sind munter. Deso¬ 
dorierung wie zuvor. 


Digitized by Google 










192 tlber die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 


1 

Nr. ( 

Datum 

1900 

Künstl. 

Wind? 

For¬ 

malin- 

menge 

Wasser¬ 

menge 

Milzbrand 
nach Tagen 

Fufs- 

Am 

Fenster 

Unweit 

Fen¬ 

sters 

Mitte 

Zim¬ 

mers 

1 

r 

rr 

8' 

7 

7' 

32 

3. August 

Ohne Wind 

200 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Freitag) 


Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

+ 

+ 






> 3 > 

0 

o 

0 

0 

+ 

+ 


| 




j . 6 . 

0 

0 

0 

0 

+ 

+ i 

33! 

4. August 

Mit Wind, 

200 ccm 

1500 ccm 

! Nach 1 Tag 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Sonnabend) 

nach vier 

Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 



Richtungen 



» 3 > 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 



abwechselnd 

i 


i > 5 > 

+ 

+ 

+ 

+ 

■ + 

+ 

34 

6. August 

Ohne Wind 

300 ccm | 

1500 ccm; 

Nach 1 Tag 

0 

1 

0 

0 

o ! o 


1 

(Montag) 


Formalin 

Wasser 

nach 2 Tagen 

0 

0 

0 

0 

+ 

+ ! 






> 3 > 

0 

0 

0 

0 

-f 

+ ' 



j 



> 5 > 

0 

0 

0 

0 

+ 

+ 


In den Versuchen 8—34 w urden kleinere Formalinmengen, nämlich 50 bis 500 ccm 
des 40proz. Formalins, das sind 20 bis 200 g Formaldehyd auf die rund 110 chm Luft¬ 
raum probiert; das macht pro cbm 0,45 bis 4,5 ccm Formalin oder 0,18 bis 1,8 g Formal¬ 
dehyd. Nr. 20 ist als blinder Versuch eingeschoben und zeigt, dafs die vom vorher¬ 
gehenden Versuch zurückgebliebenen Spuren von Formaldehyd zu geringfügig waren, 
um eine desinfektorische Wirkung auszuüben, obgleich ein deutlicher Formalingeruch 
vorhanden war. 

In den Versuchen von Nr. 8 ab erfolgte die Verdampfung der Flüssigkeit, auf 
4 Portionen verteilt, in 4 (Emaille) Töpfen mittels untergestellter 4 Spiritus-Vergasungs- 
brenner. Die Spiritusmenge wurde so bemessen, dafs die Flamme schliefslich noch kurze 
Zeit unter dem leeren Topf brannte; hierzu waren im allgemeinen 180 ccm auf höchstens 
je 625 ccm der zu verdampfenden Flüssigkeit erforderlich. In Nr. 8 kamen z. B. 
4X180 ccm Spiritus auf 4X375 Wasser und 4X125 Formalin. Stets wurde erst das 
Wasser zum Kochen gebracht, dann das Formalin zugegeben, und die Anfangszeit des 
Versuchs von da ab gerechnet, nachdem die Formalinlösung unter Schäumen zu kochen 
begonnen hatte, und nächstdem die Thür geschlossen und verklebt wurde; nach 32, 
bezw. 38, 39, 42 Minuten war in Versuch 8 alle Flüssigkeit verdampft und die Flammen 
erloschen nach 44, 49, 51, 57 Minuten, ähnlich in den übrigen Versuchen. Zur Desodo. 
rierung wurde von Nr. 16 ab in denselben Töpfen am Schlufs der Desinfektion mittels 
derselben Brenner Ammoniumcarbonat in NH S und CO, zerlegt; meistens kamen unter 
Zugabe von 4X2 bis 4X5 g Lavendelöl 4X75 = 300 g Ammoniumcarbonat mittels 
4X100 ccm Spiritus zur Verdampfung. 

Von Nr. 20 ab wurden Temperatur und relative Feuchtigkeit der Luft in 
Kopf höhe durch das Guckfensterchen beobachtet, in der Regel während der ersten 
Hälfte des Versuchs alle fünf Minuten und nachher viertelstündlich. Stets veränderten 


Digitized by VjOOQle 







Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. J93 


bnden 1 


Kopfhöhe 

i 

Decke 

Temperatur 

Rel .Fe licht. 

! Bemerkungen 

, An der 
Thür 

| 4 ; 4' 

Hinter ' Vordem !l An <j er 
Vor- Vor- , 

hang hang | AIlur 

An der 

Decke 

a 

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Ende 

Maximum 

L 

fl 

08 

a 

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Ende 

Maximum 

3 

3-2 

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5' 

6 

6' 

0 ‘ 0 

0 

0 0 

0 0 

1 

0 

0 

0 

•23,9 

28.0 28.6 53 

i 

53 80 

Desinfektion wirksam in 12 von 









' i 




16 Fullen (75/100). Desodoricrnng 


0 

0 0 

0 0 

0 

0 

0 1 



| 




mit 300 g Ammon, carbonic. und 

' + ! + 

0 

o ! o 

0 , 0 

0 

0 

0 



| 




10 g < )1. Lavand. 

,+ + 

0 

0 0 

0 0 

°! 

0 

0 



1 

1 





1 0 1 ü 

0 

+ + 

+ 0 

o I 

0 

o ; 

24,0 

28,3 

28.3158 

50 

77 

Desinfektion wirksam in 5 von 














16 Fällen (31/100). Desodorierung 

+ .+ 

0 

4- + 

+ :' o 

0 

0 

o 1 

i 






mit 300 g Ammon, carbonic. uud 

+i+, 

0 

+ 1 + 

+ 1° 

0 

0 

0 







10 g Ol. Lavand. 

+ + 

0 

+1 + 

+ 1° 

0 

0 

0 








I 0 0 

0 

0 0 

0 0 

0 fl 

0 

0 

22,1 

23,2 

27,2 

51 

73 

80 

Desinfektion wirksam in 11 von 

1 , 







t 

1 




16 Fällen (61/100). Desodorierung 

, 0 + 

1 ? 

0 0 

0 ! 0 

0 

0 

0 

} 





i 

mit 300 g Ammon, carbonic. und 

*> + 

■+ 

o ; o 

+ ; : o 

0 

0 

0 1 







10 g Ol. Lavand. 

0 +!: + 

i o 

: +«°i 

0 ll 

0 

0 



I 






sich Temperatur und relative Feuchtigkeit unter dem Einflufs der Verdampfung typisch 
in folgender Weise: 1. Versuche ohne Wind, a) Temperatur. Innerhalb 40—45 Mi¬ 
nuten rascher Anstieg zum Maximum (Nr. 21, in 45 Minuten von 25.7 auf 30.0°; Nr. 22, 
in 40 Minuten von 26.8 auf 31.9° u. 8. w.), dann langsamer stetiger Abfall bis Schlufs 
(Nr. 21 am Schlufs 27.2°, Nr. 22 am Schlufs 28.3"). b) Relative Feuchtigkeit. Inner¬ 
halb 25—30 Minuten sehr rascher Anstieg zu einem Maximum (Nr. 21 in 30 Minuten 
von 45 auf 79%; Nr. 22 in 25 Minuten von 45 auf 79°/ 0 ), innerhalb weiterer 25—30 Mi¬ 
nuten stetiger Abfall (Nr. 21 nach 55 Minuten 70°/ 0 , Nr. 22 nach 55 Minuten 68°/ 0 ), als¬ 
dann innerhalb weiterer 50 Minuten wieder allmählicher Anstieg zu einem zweiten, jedoch 
weniger hoben Maximum (Nr. 21 nach 105 Minuten 74°/ 0 , Nr. 22 nach 105 Minuten 
72%), und im weiteren Verlauf wieder langsamer Abfall (Nr. 21 am Schlufs 66%. Nr. 22 
am Schlufs 66% u. s. w.). 2. Versuche mit Wind, der 1 Stunde nach Beginn einge¬ 
schaltet wird, a) Temperatur. Mit Einsetzen des Windes verläuft die Temperatur- 
kurve concav nach unten, und bereits von 30 bezw. 90 Minuten ab annähernd als gerade 
Linie weiter bis zum Schlufs des Versuchs (Nr. 25 Anfang 26.0°, nach 45 Minuten 30.9° 
als Maximum, nach 60 Minuten 29.6°, nach 65 Minuten 28.8°, nach 75 Minuten 28.2°, 
nach 90 Minuten 28.0°, Schlufs 28.0°) b) Relative Feuchtigkeit. Innerhalb der 
zweiten Stunde Anstieg zu einem zweiten, noch höheren Maximum, sonst wie ohne Wind, 
vgl. 1 b (Nr. 25 Anfang 51%, nach 25 Minuten 79% erstes Maximum, nach 45 Minuten 
75o/ 0> nach 105 Minuten 83% zweites Maximum, Schlufs d. i. nach 210 Minuten 76%; 
genau analog auch sonst, z. B. Versuch 27, 28, 29 u. s. w.). 

In mehreren Versuchen wurden aufserdem Temperatur und relative Feuchtig¬ 
keit, mittels selbstregistrierender Instrumente an der Decke und auf dem Fufs- 
boden aufgeschrieben; an Decke in Nr. 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 
36, 39, 40, 41; auf dem Fufsboden in Nr. 42, 43, 44, 45, 47, 48, 49, 50, 51 (gleich¬ 
zeitige Aufzeichnungen oben und unten konnten nicht gemacht werden, da die 


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194 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. i 

Instrumente nur in je einem Exemplar vorhanden waren). Aus den so gewonnenen Kurven ] 
ist folgendes ersichtlich: Die Deeken-Temperatur fällt nach Einsetzen des Windes rascher j 
ab als bei ausbleibendem Wind y und die relative Luftfeuchtigkeit an der Decke steigt gleichzeitig | 
wesentlich höher an. Die Temperatur der Fufsbodenluft dagegen erreicht rascher nach * 
Einsetzen des Windes als bei aasbleibendem Wind ein höheres Maximum, die höhere 
Temperatur hält etwa eine Stunde an. Die Feuchtigkeitskurve des windfreien Versuchs auf dein 
Fufsboden verläuft zunächst in den ersten 60 Minuten, infolge der Verdampfung, konvex nach oben, . 
flacht sich dann vorübergehend ab (60 ste bis 90 ste Minute fast horizontal!), steigt wiederum bis zum 
Schlufs konvex an, wobei die Prozentzunahmen in der Zeiteinheit immer kleiner werden; auf den 
ersten Blick bietet sie das Bild einer regelmäfsigen konvexen Linie, bei näherem Zusehen erkennt 
man in der Mitte eine kleine Abflachung. Die entsprechende Fufsbodenkurve für die 
relative Feuchtigkeit im Windversuch dagegen steigt ganz im Gegenteil sofort 

Tabelle I. Abteilung IV. 

Feuchte Sommerverguche. Kleine Formalin- 




Datum 

1900 


Künstl. 

Wind? 


For- 

malm- 

menge 


Wasser¬ 

menge 


Wachs¬ 

tum 

nach 

Tagen 


Platz 1, 
Fufsboden 
am 

Fenster 


Platz 7, l| Platz 8, ! 
Fufsboden ; Fufsboden 


in Mitte 
Zimmers 


li 


5 , ja ; s 

I s |i % 

Q | « 6- 


* 5 Ld 


unweit 

Fensters 


= li! « 


Platz 9, 
Fufsboden 
unter 
Bett 


£!= ^ l 


35 ,j ll.Aug. 
j (Sonn* | 

abend) 

36 13.Aug. 
! | (Mon- 

’ tag) 


37 


15.Aug. 

(Mitt¬ 

woch) 


Ohne Wind 


Mit Wind, 
nach vier 
Richtungen 
abwechselnd ,| 

Ohne Wind 


300 ccm |j 1500 ccm 
Formalin ! Wasser 


Nach 2 Tg. 
» 3 » 

» 6 » 


300 ccm 1500 ccm j Nach2Tg. 0 


Formalin ) Wasser 


38 16.Aug. ; Mit Wind, 
j (Don- nach vier 


1000 ccm 
Formalin 


1500 ccm 
Wasser 


Nach 2 Tg. 
» 3 > 

» 6 » 


o! o 
ojo 
0 0 


ners- 

tag) 


Richtungen j 
abwechselnd 


1000 ccm 1500 ccm Nach2Tg. — 
Formalin Wasser ^ > 3 > — 

> 6 > , t — 


01 — I— :| — 
o 


0| — 


Oi- 


0 0 


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0 


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+ 0,0 
+ 01 0 
+ O'O 


I 


Op 
0- 
0 I — 


-0- 

— , —io 1 — - 


Von Versuch 35 ab (11. August 1900) ist das bisher unmöblierte Zimmer reichlich 
möbliert. Im Versuch 35 und 36 wurden neben Milzbrand auch Typhus, Diphtherie und Stapbylo- 
coccus ausgelegt. 300 ccm Formalin auf 110 cbm Luftraum genügten bei mäfsig hober, souinaer^ 
lieber Lufttemperatur zur Abtötung von Typh., Diphth. und Staph. an allen, oder vielmehr so gut wie 
allen Plätzen; Anthrax dagegen wurde fast nirgends, an keinem einzigen Platz in der unteren Zimmer. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 195 

bei Einsetzen des Windes fast senkrecht an und erreicht 6chon nach fünf Minuten ihre 
maximale Höhe, verläuft dann horizontal bis zum Schlufs der Desinfektion. 

Hinsichtlich des selbstrotierenden Ventilators (Fig. 2, S. 176) sei hier nach getragen: Der untere 
Teil von Fig. 2, ein verstellbarer Tisch, hat bei der photographischen Aufnahme als Ständer gedient 
und ist versentlicb mit auf die Abbildung gekommen. Wesentlich sind: Das auf einem Brett mon¬ 
tierte Uhrwerk, welches Uhrwerk den auf die runde Scheibe aufgeschraubten Ventilator trägt; links 
neben dem Uhrwerk ist ein Schleifkontakt zu sehen. Der für die Versuche verwendete, in dem 
kugelförmigen Gehäuse geborgene elektrische Motor war für 100 Volt, die Spannung der Berliner 
llausleitung, gewickelt. Für dieZwecke der Desinfektions-Prax i s eignen sich im allgemeinen mehr 
solche Apparate, welche für Accumulatoren-Betrieb bestimmt, also etwa für 10—12 Volt gewickelt 
sind und ebenfalls Vorzügliches leisten, wie sich der Eine von uns in zahlreichen Versuchen über¬ 
zeugt hat. (A. a. 0. S. 104 u. 588 ff.) 

Versuche Nr. 35—38. 

niewren. Verschiedene Infektionserreger. 


Platz 10, j; Platz 11, 

Fufsbodenl . t 

. i Auf 

Nachttisch dem Bett 

Platz 12, 

In Schub¬ 
laden fach i 
des Nacht¬ 
tisches 

Platz 13, 
In Schub¬ 
lade des 
Tisches 

Platz 14, 
Auf einer 
Wand¬ 
konsole 

1 Platz 15, i 

A uf i 

einem 
Schrank : 

1 i 

l ^, ? 4 \ 1 ' £ | 5 4 

~ iS 1 «r r ’H. 7 

cc .1 • 1 

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3 * 1 £ 

■s s|S!f 

phus 

zbr. 

hth. 

iph. 


Temperatur 


Rel. 

Feucht. 


0 + i 0 : 0|;0 0 0 0 0 '+ 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 0 01 


t» 

a 

a> 

B 

a 

£ i 

I a 

B 

a 

W 

‘h 

Oj 

1 



2 

20,7 

21,3 

24,4 


Bemerkungen 


0|+ 0 0 ;0|+ 0 0 0 0 0 0 | 
0j+ 0 0 :0 H-! o oijolo o o j 


0 + 0 0 0 0 0 0 0 1 + 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 0 0 0 10 ! 20,2 21,3 24,2 63 83189 

0 + ( 0 0 0 0 0 0 0+ 0 oo + o olo + ojo 0 0 0 0 j 

0 +10 0 O 0 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 jo 0 0 0 j 


19,4 20,8 - 


0 + 0 0 0 0 0 oi|o ! 4- 0 0 01+ 000 + 000000 4(5 Fällen (7N/100)’. 

0+ 000000,0 + 000 + 000 + 0 OiOOOOj 

I li I I 1 carbonie. u. 10 g 

• | ; Ol. La van d. 

0 + 0 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 O + O'O'O 0 010 20 , 221 , 324,2 63 83 89ji*»*nfektionwirk- 
D +,0 0 0 0 0 0 01 + 0 O'O + OOIO + OOOOOO !; 3 o™»ii"nfsa/ioo" 

0 +1 0 0 0 0 0 0 0 + 0 00 + 000 + 000000 PfH ue'n im e iv'" ’ 

I i ! bleibt leben. De- 

I j | I | | sodorierung wie 

| ( 1 zuvor. 

- o'- 0 -i— 0 - — 0 - — 0 - 0 - 19,4 20,8 — 72 93 — Desinfektionwirk- 

n! n i n f n i n i ' n I SRm in allon 

- ö-— 0 - Oj - 0 - 0 — 1 - 0 - Fällen (100/100). 

u u i V j u I m it300g Ammon. 

I I j j carbonie. u. 10 g 

I i 1 Ol. Lavand. 

-0-'()-!:-!0 - 0 - 0 - 0 - 20,8 22,0 23,0 72 93 94 Desinfektion wirk- 

lo' e\ i | ~ , smn in 'allen 

1-0'-0-!.— 0 ——l— 0-0-0- , Fullen ( 100 / 100 ). 

I j I v w | u v V mitUOOg Ammon, 

i 1 I 1 I carbonie. u. 10 g 

• 1 lt I I ! Ol. Lavand. 

hälft© abgetötet. Eine sichere Abtötung des letzteren, in ausnahmslos allen Fällen, wurde in Nr. 37 
und 38 durch 1000 ccm Formalin erreicht; selbstverständlich wären dabei auch jene ersteren Infek¬ 
tionserreger ausnahmslos abgetötet worden, ihre Auslage erschien entbehrlich. 

Die Wirksamkeit der Desinfektion, nur auf Milzbrand bezogen, wie in den vorangehenden und 
folgenden Versuchen, betrug 20/100 in Nr. 35 (ohne Wind), und 30/100 in Nr. 36 (mit Wind) 


■o- 


-0 

-0 

-0 


0- 

0- 


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196 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 


Tabelle I. Abteilung V. 
Feuchte Winter versuche. Ungeheiztes Zimmer. 


KünBtl. *• 
Wind? 

For¬ 

malin¬ 

menge 

Wasser¬ 

menge 


l 

1 

l 


c Datum 
* 1900 



39 16. Okt. 
1 (Diens- 

j tag) 

40 ! 17. Okt. 

(Mitt- 
t woch) 


Ohne Wind I 500 ccm 1500 ccm 
Formalin;| Wasser 


43 


14 


Mit Wind, 
nach vier 
Richtungen 
abwechselnd 

41 j. 18. Okt. i! Ohne Wind 
'(Donners- 
i tag) 

42 19. Okt. 

I (Freihig) 


20. Okt. 
(Sonn¬ 
abend) 

1. Novbr. 
^Donners- 

tag) | 
3 Novbr.! 
(Sonn¬ 
abend) , 


Ohne Wind 


500 ccm 
Formalin 

500 ccm 
Formalin 

500 ccm 
Formal in 

500 ccm 
Formalin 

500 ccm 
Formalin 

Mit Wind, 500 ccm 
iiiR-h vier Formalin j 
Richtungen i j 

abwechselnd 


Mit Wind, 
nach vier 
Richtungen 
ii abwechselnd 
Ohne Wind 


1500 ccm 
Wasser 

1500 ccm 
Wasser 

1500 ccm 
Wasser 

1500 ccm 
Wasser 

1500 ccm 
Wasser 

1500 ccm 
Wasser 


46 9. Novbr. Ohne Wind 1000 ccm 1500 ccm 


47 


48 


V Frei tag) 

10. Nov. j; 
(Sonn- " 
abend) J 

13. Nov. | 
Diens- 
tag) 


Mit Wind 
nach allen 
Richtungen 

Mit Wind 
nach allen 
Richtungen 


Formalin) Wasser 

I 


750 ccm | 1500 ccm Nach2Tg. 
Formal in Wasser 


500 ccm 1500 ccm |! Nach 2Tg. 
Formalin Wasser > 3 > 

> 7 > 


0 0 Io 0 0 0 0 0 
010 0 0 0 0 0 0 
0 + 00 

I I 1 1 1 

—1 0 ++, t + + 

o h—: o +■+ - +-r 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 197 


Versuche Nr. 39—03. 

Wechselnde Formallnmengen. Testobjekte: Milzbrand. 



Bemerkungen 


Desinfektion wirksam in 6 von 10 Fällen (60/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u. 
10 g Ol. Lavand. 


100 Desinfektion wirksam in 9 von 10 Fällen (90100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon carbonic. u. 
10 g Ol. Lavand. Nachdem die Formalin- 
verdampfung fast zu Ende (15 Min.), tritt 
Nebel auf, der etwa 20 Minuteu anhält. 

99 Desinfektion wirksam in 3 von 10 Fällen (30/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u. 
10 g Ol. Lavand. Heute kein Nebel. 


Desinfektion wirksam in 4 von 22 Fällen (18/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u. 
10 g Ol. Lavand. 


100 Desinfektion wirksam in 7 von 22 Fällen (32/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u. 
10 g Ol. Lavand. Dreh Vorrichtung versagt, 
infolge Festhakons der Schnur, mitten im 
Versuch (vgl. bemerk, zu Tab. I, Abt. II). 

Desinfektion wirksam in 2 von 22 Fällen (9/100). 
Desodorierung mit 300 g Amnion, carbonic. u. 
10 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 4 von 22 Fallen (18/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u. 
10 g Ol. Lavand. Drehvorriehtung versagt 
nochmals, wie in Nr. 45; daher von Nr 17 
ab dureli einen vollkommenen Mechanismus 
ersetzt (vgl. bemerk zu Tab. I, Abt. 11). 

83,100 Desinfektion wirksam in 12 von 22 Fällen (55/100). 

Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u. 
10 g ol. Lavand. Nach 35 Minuten Nebel, der 
über V t Stunde anhält. 

99 Desinfektion wirksam in 20 von 22 Fällen (91/100) 
Desodorierung mit 800 g Ammon, carbonic. 
und 10 g Ol. Lavand. K»*in Nebel. Erstmals 
selbstrotierendcr Ventilator benutzt. 


96 Desinfektion wirksam in 5 von 21 Fällen /24/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. 
und 10 g Ol. Lavand. 


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198 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 


£ 

r ~ 

Datum 

1900 

Künstl. 

Wind? 

1 For- 
i malin- 
1 menge 

t 

I 

^ Wasser¬ 
menge 

Milzbrand 
nach 
Tagen: 

X 

>1 

1 

X! 

I 

i 

Mitte des Fnfsbodens | 

Fufsbod. unweit Fenst. | 

Unter Kett | 

Unter Nachttisch | 

Auf Bett | 

3 

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30 

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Auf Wandkonsole | 

Auf Kleidersehrunk 1 

Unter Bett | 

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17 



7 

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jlI 

lO'll 

12 

13:14 


“1 

49 

1 

| 15. Nov. 

i 

Ohne Wind 

750 ccm 

1500 ccm 

Nach2Tg. 

17 

+ 

4 

+!+ 

0 

4 

0 

' 

0 0 

o4 


(Don* 


Formalin 

Wasser 

> 3 > 

i+ 

+ 

4 

+,+ 

0 

4 

4 

0 

0,44 


nerstag) 




> 6 > 

4 

+ 

+ 

4 

+ 

0 

4 

4 

0 

0 4 

4 

50 

16. Nov. 

Ohne Wind 

750 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tg. 

0 

+ 

4 

0 

+ 

0 

4 

0 

0 

0 

0 

4 


(Freitag) 


Formalin 

Wasser 

> 3 > 

+ 

+ 

4 


0 

4 

0 

0 

0 

0 

4 






> 6 > 

! + 

+ 

4 

+1+ 

0 

r 

0 

0 

0 

0 

4 

51 

! 17. Nov. 

Mit Wind 

900 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tg. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


(Sonn- 

nach allen 

Formalin 

Wasser 

> 3 » 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


1 abend) 

Richtungen 



» 7 > 

o 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

52 

19. Nov. 

Mit Wind 

900 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tg. 

0 

4 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


Montag) 

nach allen 

Formalin 

Wasser 

» 3 > 

o 

4 

4 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 



Richtungen 



> 5 » 

0 

4 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 






» 8 » 

0 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

53 

| 20. Nov. 

Mit Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tg. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

1 

! (Diens- 

nach allen 

Formalin 

Wasser 

* 3 > 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 


j tag) 

Richtungen 



» 6 > 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

öJ 

22. Nov. 

Ohne Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tg. 

+ 

+ 

+ 

0 

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0 

0 

0 

0 

0 

0 

0, 

1 

■ (Don¬ 


Formalin 

Wasser 

* 3 » 1 

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0 

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0 

0 

0 

0 

0 

55 

26. Nov. 

Ohne Wind ! 

! 1000 ccm 

1500 ccm 

, Nach 1 Tg. 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

4 

4 

4 

0 

i 

44 

1 

(Montag) 

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Formalin 

Wasser 

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1 

1 





» 5 > | 

4 

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+ 

+ 

+ 

+ 

4 

+ 

+ 

0 4!4 

1 1 

I 

56, 

28. Nov. 

Mit Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tg. | 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

i 

(Mitt¬ 

nach allen 

Formalin 

Wasser 

> 2 > | 

0 

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0 

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1 

i 

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Richtungen 



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> 5 > 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

0 

4 

0 

0 

0 

0 

0 

57 

29. Nov. 

Ohne Wind 

1500 ccm 

. 2250 ccm 

Nach 1 Tg. ! 

0 

0 

0 

0 

0| 

0 

4 

0 

0 

0 

0 

4 


(Don- | 

i 

j ; 

Formalin 


> 2 » | 

10,4 

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0 

0 

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4 

0 


04 

4 


nerstag) 


1 

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, 5 » 

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4 

0 

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0 

+ 4 

1 1 


Digitized by ^.ooQle 





Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 199 


J .Temperatur 




Rel. 

Feucht. 


Unter B 

Unter B 

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100 

100 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

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+ 

0 

0 







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0 

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0 

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0 

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17,0 

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100 

100 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

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1 

1° 

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1 

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100 

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+ 

0 



l 

i 

i 



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ll 


Bemerkungen 


Desinfektion wirksam in 5 von 22 Fällen (23/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. 
und 10 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in G von 22 Fällen (27/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. 
und 10 g ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 21 von 22 Füllen (95/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. 
und 10 g Ol. Lavand. Nach 15 Minuten 
7* Stunde lang Nebel; 30 Minuten nach Be¬ 
ginn des Versuchs undurchdringlicher Nebel. 

Desinfektion wirksam in 20 von 22 Fällen (91/100). 
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. 
und 10 g Ol. Lavand. 


Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. 
und G0 g ’Coniferenduft (Flasche 3 Mk.) 
jedoch am nächsten Morgen Geruch nach 
Formalin bemerkbar 

Desinfektion wirksam in 13 von 22 Fällen (59/100). 
Desodorierung mit 600 g Ammon, carbonic. 
und 100 g >t’oniferenduft < erweist sich als 
unvollkommen, am nächsten Morgen so 
starker Fonnulingeruch, dal's kein Versuch 
begonnen wird 

Desinfektion wirksam in 2 von 22 Fällen (0/100). 
Kein Geruch nach Formalin zu Beginn des 
Versuchs. Flügges Apparat, innerhalb auf¬ 
gestellt, Desinfektion : 1000 Forinalin -f- 1500 
Wasser; 600 Spiritus. Desodorierung : 750 eem 
25 proz. NH ,-Losung; 75 Spiritus. Im Desin¬ 
fektionsapparat blieben 95ccm flüssiger Rück¬ 
stand ; Flamme nach 41 Minuten erloschen 

Desinfektion wirksam in 12 von 22 Fällen (55/100’. 
Flügges Apparat, innerhalb uufgestellt, 
Desinfektion: 1000 Formalin -f- 1600 Wasser; 
700 Spiritus. Kein Rückstand. Wirksame 
Desodorierung mit 600 Ammon, carbonic. und 
10 g Ol. Lavand. Ende der Fornmlinver- 
dampfung nach 50 Minuten, Erloschen der 
Flamme nach 51 Minuten. 


Flügges Apparat, innerhalb aufgestellt; 
1500 Kormalin -f- 2250 Wasser; 1050 Spiritus. 
Desodorierung mit 1000 g Ammon, carbonic. 
und 20 g Ol. Lavand. Das Formaliu fängt 
gegen Sehlufs der Verdampfung Feuer, und 
dt*r ganze Apparat steht einige Minuten hoch 
in Flammen. 


Digitized by 


Google 







200 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 


c 

Datum 

1900 

Künstl. 

Wind? 

1 

For¬ 

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menge 

Wasser¬ 

menge 

Milzbrand 
nach 
Tagen: 

Fufsboden am Fenster | 

Mitte des Fufsbodens | 

Fufsbod. unweit Fenst. j 

Unter Bett 

Unter Nachttisch | 

£ Auf Bett | 

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58 

30. Nov. 

Mit Wind | 

1500 ccm 

2250 ccm 

i 

Nach 1 Tg. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

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0 

i 

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1 (Freitag) 

nach allen | 

Formalin 

Wasser 

> 2 > 

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Richtungen 



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0 

0 

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0 

0 

0 

0 

0 

59 1 

^ 1. Dezbr. 

Mit Wind 

1500 ccm 

2250 ccm 

Nach 1 Tg. 

io 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

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0 

0 


(Sonn- 

nach allen 

Formalin 

Wasser 

> 2 » 

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0 

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0 

0 

0 

0 

i 

abend) 

! Richtungen 



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0 

0 

0 

0 

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0 

0 

0 

0 

0 

0 

60 1 

3. Dezbr. 

Mit Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach lTg. 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

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(Montag) 

nach allen 

Formalin 

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0 

0 

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+ 

0 

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Richtungen 



> 7 > 

0 

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0 

0 

0 

0 

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+ 

+ 

0 

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0 

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4. Dezbr. 

Ohne Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 3 Tg. 

1 

1+ 

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+ 

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+ 

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(Diens- 


Formalin 

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8. Dezbr. 

Ohne Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tg. 

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0 

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(Sonn¬ 


Formalin 

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Mit Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach lTg. 

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+ 

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+ 

+ 

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4 

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1 

(Montag) j 

nach allen 

Formalin 

Wasser 

> 2 > 

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1 

1 


Richtungen 

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, 5 > 

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+ 

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-1- 

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+ 

+ 

1+ 

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I 


Der Flüggesche Apparat wurde benutzt in den Versuchen Nr. 55 (ohne Wind), 
56 (mit Wind), 57 (ohne Wind), 58 (mit Wind), 59 (mit Wind), 60 (mit Wind), 70 (ohne 
Wind), 74 (ohne Wind). Dabei geriet er am Schlufs der Formaldehydentwicklung ge¬ 
wöhnlich in Flammen, und zwar fast regelmäßig dann, wenn die Spiritusmenge so reich¬ 
lich bemessen wurde, dafs sämtliches Formalin hätte ohne Rückstand verdampft werden 
können. In Nr. 55 z. B. wurden nach Flügges Vorschrift 600 ccm Spiritus in den 
Brenner eingefüllt, aber nach dem Erlöschen der Flamme verblieben 95 ccm Formalin¬ 
lösung im Kessel; die Flüggesche Vorschrift rechnet offenbar mit einer höheren Anfangs¬ 
temperatur der Formalin-Wasser-Mischung als ca. 8° wie in Nr. 55; auf eine etwaige 
minderwertige Qualität des verwendeten Spiritus ist der Rückstand sicherlich nicht zu* 
rückzuführen, da stets 96 proz., nicht denaturierter Alkohol verwendet wurde, während 
Flügge in seinen Tabellen (Schrift 1900, S. 14 und 15) nur 86 proz. Spiritus vorschreibt. 


Digitized by ^.ooQle 




Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 201 


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1 

I 




Rel. 

Feucht. 


Bemerkungen 


Desinfektion wirksam in 19 von 22 Fällen (SG'100). 
Flügges Apparat, innerhalb uufgestellt: 
1500 Formalin -f- 2250 Wasser; 1050 Spiritus. 
Desodoriemng wie gestern, Spiritiisverbrauch 
4 X 100. Auch heute steht gegen das Ende 
der Verdampfung (nach 70 Minuten, gestern 
nach 75) der ganze Apparat in Flammen. 

Desinfektion wirksam in 22 von22Fällen (lOOÜOO). 
Flügges Apparat, aufserhalb aufgestellt. 
Formalin, Wasser und Spiritus wie gestern. 
Desodorierung wie gestern, mit 1000 g Anim, 
carb. und 20 Ol. Lav. Nach GS Minuten wird 
der Apparat in Flammen stehend vorgefunden. 

Desinfektion wirksam in 11 von 22 Fällen (50/1O0). 
Flügges Apparat, aufserhalb aufgestellt. 
1000 Formalin -f- 1500 Wasser, 700 Spiritus, wie 
in Nr. 56. Desodorierung mit 800 Amin. carb. 
und 15 Ol. Lav. Nach 49 Minuten gerat der 
Apparat hoch In Flammen (in Nr. 56, ver¬ 
gleichbarem Versuch, war die Verdampfung 
regulär nach 50 Minuten beendet). 

Desinfektion wirksam in 3 von 22 Fällen (14/100). 
Desodorierung wirksam mit 800 g Ammon, 
carbonic. (4 X 200 Ammon, carbonie., 4 X 5 
ol. Lavand.; Spiritusverbrauch 4 X 100.) Nach 
30 Minuten starker Nebel, nach weiteren 
15 Minuten keine Spur mehr von Nebel. 

Desinfektion wirksam In 1 von 22 Fällen (5/100). 
Desodorierung mit 800 g Ammon carbonic. u. 
20 g Ol. Lavand., wie zuvor, sicher ausrei¬ 
chend; am nächsten Morgen keine Spur von 
Kormalingeruch. Schon nach 15 Min. Nebel. 

Desinfektion wirksam in 1 von 22 Fällen (5/100). 
Desodorierung mit 800 g Ammon, carbonic. u. 
20 g ol. Lavand. Nebel zu Anfang, wie sonst. 


In dem darauffolgenden Versuch Nr. 56 (mit Wind) wurde durch 700 ccm Spiritus eine 
völlige Verdampfung der gleichen Formalin-Wasser-Menge wie zuvor unter im übrigen 
gleichen Umständen erreicht. In Nr. 60 (mit Wind) kamen ebenfalls 700 ccm Spiritus 
zur Verbrennung, doch fing der Apparat gegen Schlufs der Verdampfung Feuer. (Der 
künstliche Wind ist belanglos für das Feuerfangen^ weil er stets erst nach Erlöschen der 
Flamme eingeschaltet wurde, überdies war in Nr. 60 der Apparat aufsen aufgestellt.) 
Für Nr. 57, 1500 -|- 2250 zu verdampfende Flüssigkeit, schreibt die Flüggesche Tabelle 
vor, 950 ccm Spiritus einzufüllen; die vorhergehenden Erfahrungen liefsen dabei einen 
Rückstand nicht ausgeschlossen erscheinen, es wurden daher 1050 statt 950 Spiritus ein¬ 
gefüllt, jedoch mit dem Erfolg, dafs der Apparat am Schlufs der Verdampfung in Flammen 
geriet, wie auch in Nr. 58, 59, 60, vielleicht auch in Nr. 70 und 74, wo wir vermutlich 
(Notizen hierüber fehlen) dem Feuerfangen des Apparats als einem gewohnten Umstand 


Digitized by kjooole 




202 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

keine solche Beachtung mehr schenkten, dafs wir ein Abpassen der kritischen Minute, 
zumal bei einer Lufttemperatur von mehreren Graden unter Null, für weiterhin erforder¬ 
lich hielten (leider fehlt für Nr. 70 und 74 auch eine Notiz über einen ev. Rückstand) 
Für den Ausfall der Desinfektion dürfte es jedoch in allen diesen Versuchen gänzlich 


Tabelle I. Abteilung VI. 
Feuchte Winterversuche« Zimmer zumeist geheizt. 



Datum 

1900 

i 

Künstl. 

Wind? 

For- 

malin- 

menge 

Wasser¬ 

menge 

‘ i 

Milz- 
brand 
nach 
Tagen: 

h* | Fufsboden am Fenster 

X 

fl 

o 

•V 

A 

u. 

X 

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-ö 

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1 

1 00 j Fufsbod. unweit Fenst. ’J 

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3 

13 14|l5 

© 

© 

fl 

11 

c 

c 

64 

ll.Dezbr 

Mit Wind 

1000 ccin 

1500 ccm 

Nach 1 Tg. 

0 


0 

0 

0 

0 

1— 

0 

0 

0,0 

0 

0 


(Dienstg.) 

nach allen 

Formalin 

Wasser 

> 2 > 

0 

0 

+ 

o 

0 

0 

0 

0 

± + 

0 

0 



Richtungen 



> 3 » 

0 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

+1+ 0 

0 

65 

12Dezbr. 

Ohne Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

9 U 9 

Nach 1 Tg. 

0 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

1 + 0 

0 

1 

(Mitt¬ 


Formalin 

Wasser 

> 2 » 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ + 0 

0 


woch) 




» 3 > 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+1+ 

0 

0 






> 5 » 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+1+ 

0 

0 

<>6 

13.Dezbr. 

Ohne Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tg. 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

0 

•> 

0 

0 0 

++ 


(Don¬ 


Formalin 

Wasser 

> 2 > 

+ 


+ 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 

+ 0 + + 


nerstag) 




> 4 > 

+ 

+ 

+ 

+ 

+!+ 

+ 

+ 

+ 0 + + 






» 5 > 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+.+ 

f 0 

+,+ 

67' 

H.Dezbr. 

Mit Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tg. 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 0 

++ 


(Freitag) 

nach allen 

Formalin | 

Wasser ! 

» 3 > 

0 

? 

? 

+ 

0 

0 

+ 

0 

+ 0 + + 


i 

Richtungen 



> 4 > 

0 

+ 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 0'+ + 






> 8 > 

0 

+ 

+ 

+, 

0 

+ 

+ 

+ 

+j0 + + 

68 ! 

H.Dezbr. 

Ohne Wind 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 2 Tg. 

+ 

+ 

+ 

++ 

0 

+ 

+ 

+ + ,0 + 


(Montag) 

i 

Formalin 

Wasser 

> 3*1 

+ 

+ 

+ 

++ 

0 

+ 

+ 

+ + 

0 + 



1 



» 5 » I 

+ 

+ 

+ 

+i+ 

0 

+ 

+ 

++ 

++ 

69 

18.Dezbr. 

Mit Wind 

1 1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tg. 

+ 

+ 

+ 

0 

0 

0 

0 

+ 

+!+ 

+ 

0 

i 

(Diens- j 

| nach allen 

Formalin 

Wasser 

» 2 » 

+ 

+ 

+i° 

0 

+ 

0 

+ 

+ 1 + 

+ + 


tag) 

1 Richtungen 



> 4 * 

+ 

+ 

+ , 0 

0 

+ 

0 

+ 

++ 

+ + 


19.DezbJ 




» 6 > 

1+ 

+ 

+| 0 

0 

+ 

0 

+ 

+,+ 

+ + 

70 


Ohne Wind 1 

1000 ccm 

1500 ccm 

Nach 1 Tg. 

1+ 

+ 

+1 + 

+ 

? 

+ 

+ 

+'+ 

+!+ 


(Mitt- |l 

Formalin 

Wasser 

> 3 » | 

1+ 

+ 

+:+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+!+ 

+ + 


woch) 

1 

i 

i 


1 







1 




Digitized by ^.ooQle 






Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 203 

bedeutungslos gewesen sein, ob nun ein geringer Rückstand blieb, wie ca. 100 ccm in 
Nr. 55, oder kein Rückstand blieb, wie in Nr. 56, oder auch, wie in Nr. 57 ff., wohl kaum 
mehr als etwa 100 ccm durch Verbrennung unwirksam wurden. 


Versuche Nr. 04—74. 


Wechselnde Formalinmengen« Testobjekte: Milzbrand. 


© 

© 

X 

Im Nachttisch, oben 

Im Nachttisch, unten i 

3 

p 

5 

3 

P 

ja 

CO 

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1 

a 

© 

H 

g 

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u 

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g 

o 

u 

9 

I u 

Im Schrank, unten 1 

! 

I p 
© 
Xi 
o 

c 

£ 

S 

Fufsbode» beim Ofen 1 

Auf Stuhl beim Ofen 1 

Auf Stuhl beim Ofen | 

Temperatur 

Rel. 

Feucht. 

i 

9 

C 

(Q 

■s 

s 

f 

J2 

© 

X 

X 

+> 

3 

5 

JO 

U* 

Anfang 

Ende 

Maximum 

Anfang 

0? 

■c 

c 

« 

Maximum 

18ll9 20 21 

22 2S 24:25 26 27 

28 

29 30 31 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

n 

+ 

26,0 

29,8 

35,5 

45 

46 

Hi 

46 1 

0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 







0 

0 

0 

0 

+ 

0 

0 

0 

0 

0 

+ 

++ 

+ 







+ 0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

0 + 

+ 

++ 

+ 

28,0 


35,5 

43 

— 

45 i 

+ 0 

+ 

+ 

+ 

++ 

+++ 

+ 

+ 

+ 

+ 

. 






+ 

0 

+ 

+ 

+ 

++ 

+ + + 

+ 

+ 

+ 

+ 

i 






+ 

0 

+ 

+ 

+ 

++ 

+ l + 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

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0 + 

+ 

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+'+ 

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? 

+ 

+ 

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— 

15,2 

88 

— 

97 

+ 

+ + + 

+ 

+ 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

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+ 

4"++ 

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+ ++ 

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+ 







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+ 

+ 

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+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 







+ 

+ 0 

0 

+;0 

0 

0 

0 

0 

! + 

0 

0 

0 

9,2 

10,0 

12,8 

90 

95 

95 

+ 

+'ö 

+ 

+10 

+ 

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? 

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+ 

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+ 

+ 

0 







+ 0,+;+ 

+ 

0 

+ 

+'+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

17,5 

— 

21,7 

48 

— 

71 

+° 

+i+ 

+ 

0 

+ 

+ 

+ 

++ 

+ 

+ 

+ 







+ 

0 

+ 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

| 






+ 

+ 

0 

+ 

+ 

0 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

'18,0 

16,1 

21,0 

57 

77 

77 

+ 

+ 

0 

+ 

++ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 







+ 

+'0 

+ 

++ 

+ 

+ 

+ 

++ 

+ 

+ 

+ 







+ 

+ 

0 

+ 

++ 

+ 

+ 

+ 

++ 

+ 

+ 

+, 







+ 

+ 

+ 

+ 

++ 

+ 

+ 

+ 

i 

++ 

++ 

+ 

16,5 

— 

19,0 

54 

— 

69 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ + 

1 

! 

1 

i 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 








Bemerkungen 


Desinfektion wirksam in 17 von 
26 Köllen (65/100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
2 og ol. Lavand. Niemals Nebel, 
doch Guekfensterehen während 
der ersten Stunde beschlagen. 

Desinfektion wirksam in 5 von 
26 Fällen (19/100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
20 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 1 von 
26 Fallen (4/100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
20 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 6 von 
26 Fallen (23/100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon carbonic. und 
20 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam ln 3 von 
26 Fällen (12100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
20 g Ol. Lavand. 


Desinfektion wirksam in 4 von 
26 Fällen (15100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
20 g Ol. Lavund. 


Desinfektion wirksam in 0 von 
26 Fällen (0/100). Flügges Ap¬ 
parat, innerhalb aufge^tellt. 1000 
Formalin -}- 1500 Wasser einge¬ 
füllt; 700 Spiritus. Desodorierung 
wie zuvor, mit 80U g Ammon, 
carbonic. und 20 g Ol. Lavand. 
Kein Feuerfangen der Formal- 
dehyddämpl'e notiert. 


Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 


15 


Digitized by LjOOQLe 







204 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldebyds etc. 


Datum 

1900 


Künstl. 

Wind? 


For¬ 
mal in¬ 
menge 


— 


Wasser¬ 

menge 


Milz¬ 
brand 
nach 
Tagen: 



71 


72 


73 


20.Dezbr 

(Don¬ 

nerstag 


Mit Wind 
nach allen 
Richtungen 


21.Dezbr. Ohne Wind 
(Freitag) 


1000 ccm 11500 ccm 


Formalin 

1000 ccm 
Formalin , 


i Wasser 


Nach 2 Tg. 

> 3 » 

> 5 » 


1500 ccm Nach 1 Tg 
Wasser I » 5 > 


4. Jan. 01 
(Freitag) 


Ohne Wind lj 3000 ccm || 1500 ccm 
| || Formalin !| Wasser 


741 7. Jan. 01 
(Montag) 

I 


Ohne Wind 


3000 ccm 1500 ccm 
Formalin Wasser 


Nach 1 Tg. + 
. 5 , ;| + 


Nach lTg. +!+ 
. 5 . !'+|+ 


Tabelle II. Summarische Zusammenfassung. 

(Die Versuche in zeitlicher Folge.) 


Abteilung I. 

Unmöbliertes Zimmer von HO ebm. Sämtlich Sommerrersuche. 


Nr. 

Datum 

1900 

F °!" || Mittl. 

malm- 1 _ 

Temp 

menge 

Wirksamkeit °/n 

Ruhende Bewegte Luft 

] n f^ 1 Einseitig 1 Allseitig 

bewegt bewegt 

4 

26. Juni 

1500 

100100 


5 

27. > 

750 — 

— — 

100/100 

6 

28. > 

1000 

100400 

— 

7 

29. » 

1000 

100/100 — 

— 

8 

2. Juli 

500 — 

33400 — 

— 

9 

3. » 

500 

62/100 — 


10 

4. » 

400 


100/100 

11 

5. > 

500 

I 94400 


12 

G. > 

500 

_ | _ 

100 100 

13 

9. » 

400 — 

50/100 — 

— 1 


Digitized by ^.ooQle 












Von Stabsarzt Dr. Engen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 205 


5 5 


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i I !* e 


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1 

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+ + 19,1 

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+ 

+ 

+ 

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+ 

+ 

+ 

+ + 

+ 

+ 


w+ ! +- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ + 

+.+ 


+++ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ + 

+ 

+ 

15,0 

j++ ; + 

! I 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+,+ l + 

+ 



Temperatur 

Rel. | 
Feucht. 

u 

c 

© 

S 

3 1 

1 tJ 

fl ! 

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8 

3 

* 

-3 

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i 03 

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fl 

fl 


x 1 

G 

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; es 
£ 

< 

1 

cs ' 
£ 

i 


Bemerkungen 


+ + + i~ 

i+++i+ 


+!+;+ 

H-+i+ 


+ 





21,11 60 — 


-2 



73 


Desinfektion wirksam in 1 von 
26 Fallen (4/100). Desodorierung 
mit 800 g Ammon, carbonic. und 
20 g Ol. Lavand. 


51 _! 77:' Desinfektion wirksam In 0 von 

;| 26 Füllen (0/10ü). Desodorierung 

mit 800 g Ammon, carbonic. und 
|l 20 g Ol. Lavand. 

-0.3 661001100 Desinfektion wirksam in 0 von 
* 1 26 Füllen (0/100). Desodorierung 

mit 800 g Ammon, carbonic. und 
20 g Ol. Lavand. Nach 45 Minu¬ 
ten besteht undurchdringlicher 
j Nebel. Die Fenster gefrieren 

I nicht! 

-2 —1 0 76100100 ! Desinfektion wirksam in 0 von 
1 ’ 1 1 26 Füllen (0/100). Flügges Ap¬ 

parat, innerhalb aufgestellt. 
Kein Feuerfangen der Formal- 
dehydda rupfe notiert. Nach 
45 Minuten besteht undurchdring¬ 
licher Nebel. Die Fenster ge¬ 
frieren nicht! 


Nr. 

Datum 

1900 

For- 

malin- 

menge 

Mittl. 

Temp 

Wirksamkeit °/ 0 

Ruhende 

Luft 

' Bewej 

Einseitig 

bewegt 

<te Luft 

Allseitig 

bewegt 

14 

10. Juli 

400 

_ 

_ 


94/100 

15 

11. » 

400 


— 

50/100 

— 

16 

12. » 

400 


— 

69/100 

- 

17 

13. > 

400 

— 

75/100 

— 

— 

18 

16. » 

400 

— 

94/100 


— 

19 

17. > 

400 

— 


— 

100/100 

20 

18. » 

0 

26° 

— 

— 

— 

21 

19. > 

300 

27° 

81/100 

— 

— 

22 

20. » 

j 200 

© 

QO 

SU 

69/100 

— 

— 

23 ; 

23. » 

100 

27° 

56/100 

— 

— 

24 j 

24. » 

50 

27° 

0/100 

— 

— 

25 1 

j 25. » 

50 

28° 

— 

— 

0/100 

26 ! 

| 26. » 

! 50 

29° 

0/100 

— 

— 


15 • 


Digitized by LjOOQle 







206 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 




For- 

mahn* 


Wirksamkeit 

7. 

Nr. 

Datum 

1900 

Mittl. 

Temp. 

Ruhende 

Bewegte Luft 


1 

menge 

Luft 

1 Einseitig 
j bewegt 

Allseitig 

bewegt 

27 

27. Juli 

50 

i 

30° 


i 

0/100 

28 

30. > 

300 

£ 

00 

o 

i — 

— 

100/100 

29 ! 

4 31. > 

200 

26° 

— 

i 

88 100 

30 1 

1. August 

100 

27 0 

— 

— 

0/100 

31 1 

2. > 

200 

25° 

— 

— 

31/100 

32 

3. > 

200 

00 

o 

75/100 

— 

— 

33 

4. > 

200 ; 

2»» 

— 

— 

31/100 

34 

| 6 . » 

300 

i 1 

23» 

61/100 

— 

— 


Der Versuchsraum hatte strenge genommen nicht, wie oben angegeben, 
110 cbm Inhalt, sondern nur 109 (Höhe 4,75 m, Breite 3,32 m, Tiefe 6,90 m). 


Tabelle IE. Abteilung II. 


Möbliertes Zimmer von 110 cbm. Oröfstenteils Winterversuche. 


Nr. 

Datum 

1900 

For- 
malin- 
Menge j 

1 Mittl. 
Temp. | 

■ 

1 

Wi 

Ruhende 

Luft 

irksamkeit */o 

Bewegte Luft 

Einseitig 

bewegt 

Allseitig 

bewegt 

35 

11. August 

300 

21° 

20/100 

— 

— 

36 

13. 

> | 

300 

21° 

— 

— 

30/100 

37 

15. 

> 

1000 

21 0 

100/100 

— 

— 

38 

16. 

» | 

1000 

22° 

1 — 

— 

100/100 

39 

16. Oktober 

500 

14® 

60/100 

— 

— 

40 

17. 

> i 

500 

i i4° 

1 

— 

90/100 

41 

18. 

> 

500 

13° 

| 30 100 

— 

— 

42 

19. 

» 

500 

13° 

|. 18/100 

— 

— 

43 

20. 

• :i 

500 

13° 

— 

— 

32/100 

44 

1. Novbr. 

500 

12° 

1 9/100 

— 

— 

45 

3. 

> 

500 

11° 

— 

— 

18/100 

46 

9. 

» 

1000 

11° 

! 55/100 

— 

— 

47 

10. 

> 

750 

11° 

1 — 

— 

91/100 

48 

13. 

> 

500 

10° 

— 

— 

24/100 

49 

15. 

> 

750 

9° 

23/100 

— 

— 

50 

16. 

» 

750 

10° 

27/100 

— 

— 

51 l! 

17. 

> 

900 

10° 

— 

— 

95/100 

52 

19. 

> 

900 

10° 

— 

— 

91/100 

53 il 

20. 

> 

1000 

10° 

— 

— 

95/100 

54 1 

22. 

> 

1000 

10° 

59/100 


— 

F 55 

26. 

> 

1000 i 

9° 

9/100 


— 

F 56 | 

28. 

i 

1000 | 

1 9 ° 

— 


55/100 


Digitized by ^.ooQle 












Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 207 





For- 


Wirksamkeit 

•/. 

Nr. 

Datum 

1900 

malin- 

Mittl. 

Temp. 

Ruhende 1 

Bewegte Luft 


menge 

Luft 

Einseitig 

bewegt 

Allseitig 

bewegt 

F 57 

29. 

Novbr. 

1500 S 9° 

41/100 

_ 

_ 

F 58 

30. 

> 

1500 

9° 


— 

86/100 

F 59 

1. 

Dezbr. 

1500 

8° 

— 

— 

100/100 

F 60 

3. 

> 

1000 

8° 

— 

— 

50/100 

61 

4. 

> 

1000 

9° 

14/100 

— 

— 

62 

8. 

* 

1000 

8° 

5/100 

— 

— 

63 

10. 

> 

1000 

8» 

1 — 

— 

5/100 

64 

11. 

> 

10()0 

30° 



65/100 

65 

12. 

> 

1000 

30° 

19/100 


— 

66 

13. 

» 

1000 

12° 

4/100 

— 

— 

67 

14. 

> 

1000 

10° 

— 

— 

23/100 

68 

17. 

» 

1000 

20° 

12/100 

— 

— 

69 

18. 

> 

1000 

19° 

— 

— 

15/100 

F 70 

19. 

> 

1000 

18° 

0/100 

— 

— 

71 

20. 

> 

1000 

20° 

— 

— 

4/100 

72 

21. 

> 

1000 

15° 

0/100 

— 

— 

73 

4. Januar 01 

3000 

—3 0 

0/100 

— 

— 

F 74 

7. 

» 

: 3000 

1 

— 3° 

j 0/100 

f 

— 


Die Versuche mit Flügges Apparat sind durch ein vor die Nummer 
des betreffenden Versuchs gesetztes >F< bezeichnet (ebenso in allen nach¬ 
stehenden Tabellen). 

Tabelle m. 

Einflufs bewegter Luft auf die Wirksamkeit der Desinfektion. 

(Die Versuche geordnet nach steigenden Formalinmengen.) 


Abteilung I. 

Einseitig bewegte Luft verglichen mit ruhender Luft. (Unmöbliertes Zimmer 

von HO cbm.) 


Nr. 

.. . 

Formalin- 

Menge 

Datum 

1900 

Mittl. 

Temp. 

Wirksamkeit ° 0 

Hübende Luft | Einseitig bewegte Luft 

21 

300 

19. Juni 

27° 

81/100 


— 

34 

300 

6. August 

23° 

— 


61/100 

13 

400 

9. Juli 

— 

50/100 


— 

17 

400 

13. > 


75/100 

73100 

— 

18 

400 

16. * 

— 

94/100 


— 

15 

400 

11. * 

— 

— 


50/100 1 Mittel 

16 

400 

12. > 

— 

— 


69/100 ( 60 100 

7 

1000 

29. Juni 


100/100 1 

1 Mittel 

— 

4 , 

1500 

26. » 


100/100 1 

[ 100/100 

— 

6 

i 

1000 

28. > 


— 


j 100/100 


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208 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 
Zusammenfassung der Mittel. 


Formalin- 

Mengen 

Verglichene Nummern 

Wirksamkeit °/o 

I 


Einseitig bewegte Luft: 
ruhender Luft = 

300 

34 gegen 21 

61 : 81 = 100 : 134 

400 

12, 16 gegen 13, 17, 18 

60 : 73 = 100 : 122 

1000 

6 gegen 7, 4 

100 : 100 = 100 : 100 


Tabelle m. Abteilung n. 

Allseitig bewegte Luft verglichen mit ruhender Luft, 
a) Unmöbliertes Zimmer von HO cbm. 


Nr. 

For- 

malin- 

Menge 

Datum 

1900 

Mittl. 

Wirksamkeit °/ 0 

Temp. 

Ruhende Luft 

Allseitig bewegte 
Luft 

24 

50 

24. Juni 

27° 

0/100 1 Mittel 

— 

26 

50 

26. » 

29° 

0/100 | 0/100 

— 

25 

50 

25. > 

28° 

— 

0/100 1 Mittel 

27 

50 

27. > 

30° 

— 

0/100 | 0/100 

23 

100 

23. Juni 

27° 

56/100 

— 

30 

100 

1. August 

270 

— 


22 

200 

20. Juli 

28° 

69/100 1 Mittel 

— 

32 

200 

3. August 


mbm'mmemm 


29 

200 

31. Juli 

26° 

— 

«V 100 ] Mittel 

31 

200 

2. August 

25° 

— 

31/100 Ko 

33 

200 

4. » 

28° 

— 

31/100 ) 00/100 

21 

300 

19. Juli 

27° 

81/100 

— 

28 

300 

30. » 

28° 

— 

100/100 

13 

400 

9. Juli 

— 

50/100 1 Mittel 

— 

17 

400 

13. » 

— 

75/100 73^100 

— 

18 

400 

16. > 

— 

94/100 ) 70 100 

— 

10 

400 

4. > 

— 

— 

100/100 1 Mittel 

14 

400 

! io. » 

— 

— 

94 100 1 98/100 

19 

400 

17. > 

— 

— 

100 / 1001 98/100 

8 

500 

2. Juli 

— 

33 100 1 Mittel 

— 

9 

500 

3. » 


62/100 | 48/100 

— 

11 

500 

5. » 


— 

94/100 \ Mittel 

12 

500 

6 . » 


— 

100/100 | 97/100 

7 

1000 ! 

29. Juni 

- | 

100/100 1 Mittel 

— 

4 

1500 

26. > 

_ 

100/100 / 100/100 

— 

5 

750 

27. > 

— i 


100/100 


Digitized by ^.ooQle 





















Von 8tabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 209 


Zusammenfassung der Mittel. 


Formalin- 

Mengen 

Verglichene Nummern 

Wirksamkeit °/ 0 


1 

Allseitig bewegte Luft: 



ruhender Luft = 

50 

25, 27 gegen 24, 26 

0 

0 = 100 : 100 

100 

30 gegen 23 

0 

56 = 0 : 100 

200 

29, 31, 33 gegen 22, 32 

50 

72 = 100 : 144 

300 

28 gegen 21 

100 

81 = 100 : 81 

400 

10, 14, 19 gegen 13, 17, 18 

98 

73 = 100 : 74 

500 

11, 12 gegen 8, 9 

97 

48 = 100 : 49 

750:1250 

5 gegen 4, 7 

100 

100 = 100 : 100 


Tabelle III. Abteilung II. 
b) Möbliertes Zimmer von 110 ebm. 


Nr. 

For- 

Datum 

Mittl. 

1 Wirksamkeit % 

malin- 

Menge 

1900 

; Temp. 

; Ruhende Luft 

Allseitig bewegte 
Luft 

35 

300 

11. August 

21° ; 

20/100 


_ 


36 

300 

13. 

; 2i° j 

— 


30/100 


39 

600 

16. Oktober 

14° 

«0/100 ■> 


— 


41 

500 

18. 

13° 

30/100 

1 Mittel 

— 


42 

500 

19. 

13° 

18/100 

29/100 

— 


44 

500 

1. Novbr. 

12° 

9/100. 


— 


40 

500 

17. Oktober 

14° 

— 


90/100] 


43 

500 

20. 

13° 

— 


32/100 1 

Mittel 

45 

500 

3. Novbr. 

11° 

— 


18/100 1 

41/100 

48 

j 500 

i 

13. > 

10° 

— 


24/100 J 


46 

1000 

9. Novbr. 

11° 

55/100 


_ 


54 

1000 

22. » 

10° 

59/100 


— 


F 55 

1000 

26. > 

9° 

9/100 


— 


61 

1000 

4. Dezbr. 

9° 

14/100 


— 


62 

1000 

8 > 

8° 

5/100 

Mittel 

— 


65 

1000 

12. > 

30° 

19/100 

’ 18/100 

— 


66 

1000 

13. > 

12° 

4/100 


— 


68 

1000 

17. > 

20° 

12/100 


— 


F 70 

1 1000 

19. > 

18° 

0/100 


— 


72 

1000 

21. > 

15° 

0/100 


— 


51 

900 

17. Novbr. 

10° 

— 


95/100 


52 

53 

900 

1000 

19. > 

20. < 

10° 

10° 

— 


91/100 

95/100 

Mittel l ) 

F 56 

1000 

28. > 

9° 

— 


55/100 

60/100 

F 60 

1000 

! 

3. Dezbr. 

8° 

— 


50/100 



1) Hierzu gehören auch die 5 nächsten umstehenden Versuche. 


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210 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 


Nr. 

Formalin* 

Datum 1 

Mittl. 

Wirksamkeit °/ 0 

Menge 

1900 ! 

Temp. 

Ruhende Luft 

Allseitig bewegte Luft 

63 

1000 

10. Dezbr. 

8° 

_ 

5/100 


64 

1000 

11. » 

30° 

— 

65/100 

> Mittel«) 
50/100 

67 

1000 

14. » 

10° 

— 

23/100 

69 

1000 

18. » 

19° 

— 

15/100 

71 

1000 

20. » 

20° 

— 

4/100 


F 57 

1500 

29. Novbr. 

9° 

41/100 

— 


F 58 

1500 

30. > 

9° 

— 

86/100 1 

1 Mittel 

F 69 

1500 

1. Dezbr. 

8° 

— 

100/100 j 

[ 93/100 


Zusammenfassung der Mittel. 


Formalin- 

Mengen 

Verglichene Nummern 

Wirksamkeit °/ 0 



Allseitig bewegte Luft: 
ruhender Luft = 

300 

36 gegen 35 

30 : 20 = 100 : 67 

500 

40, 43, 45, 48 gegen 39, 41, 42, 44 

41 : 29 =: 100 : 71 

1000 

51, 52, 53, 56, 60, 63, 64, 67, 69, 71 
geg. 46, 54, 55, 61, 62, 65, 66, 68, 70, 72 

50 : 18 = 100 : 36 

1500 

58, 59 gegen 57 

93 : 41 = 100 : 44 


Tabelle DL Abteilung m. 

Allseitig bewegte Luft verglichen mit einseitig bewegter Luft. 
(Unmöbliertes Zimmer von 110 ebm.) 


Nr. 

For- 
mali n- 
Menge 

Datum 

1900 

Mittl. 

Temp. 

Wirksamkeit °/o 

Einseitig i Allseitig 

bewegte Luft 1 bewegte Luft 

34 

300 

6. August 

23° 

61/100 

— 

28 

300 

30. Juli 

28° 

— 

100/100 

15 

400 

11. Juli 

— 

50/100 1 Mittel 

— 

16 

400 

12. » 

— 

69/100 / 60/100 

— 

10 | 

400 

4. > 

— 

— 

100/100 | 

14 

400 

10. » 

— 

— 

94/100 hsm 

19 

400 

17. > 

— 

— 

100/100 J 9Ö/1Ü0 

6 

1000 

28. Juni 

— 

100/100 

— 

5 

750 

27. » 

— 

— 

100/100 


1) Diese 5 Versuche bilden mit den vorseitig letzt aufgeführten 5 Ver¬ 
suchen eine gemeinsame Gruppe mit dem Mittelwert 50/100. 


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Allseitig bewegte Luft: einseitig 
bewegter : ruhender Luft = 


300 

28 : 34 : 21 

100 

61 

81 = 100 : 61 

81 

400 

100,14,19 :15,16 :13,17, 18 

98 

60 

73 = 100: 61 

74 

750:1000:1250 

5 : 6 : 7,4 ] 

100 

100 

: 100 = 100 :100 

100 


Digitized by ^.ooQle 























212 Ober die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

Tabelle IV. 

Einflurs der Resistenz der Testobjekte auf die Desinfektionswirkung. 


Abteilung I. 

Milzbrand-Seiden fäden von 1—2 Minuten Dampfresistenz (100 °). 
(Möbliertes Zimmer von HO ebm.) 


Nr. 

For- | 

Datum 
1900 ] 

! 

| 

Mittl. | 
i Temp. 

i 

Wirksamkeit % 

malin* 

Menge 

i 

1 Ruhende Luft 

Allseitig 
bewegte Luft 

46 

1000 1 

9. Novbr. 

i |! 

n» 

55/100 


_ 


54 

1000 ! 

22. > 1 

10° 1 

59/100 

Mittel 

28/100 

— 


F 55 

1000 

26. > 1 

90 n 

9 100 

— 


61 

1000 

4. Dezbr. 1 

9» 1 

14/100 

— 


62 

1000 

6. . 

8° 

5/100 


— 


51 

900 

17. Novbr. 

10® 1 

— 


95/100 


52 

900 

19. > 

; io« 

— 


91/100 

Mittel 

77/100 

53 

1000 

20. . ! 

| 10» 

— 


95/100 

F 56 

1000 

28. . ; 

9« . 

— 


55 100 

F 60 

1000 

3. Dezbr. 

8 ° II 

— 


1 50/100 



77 : 28 = 100 : 36; genau so oben, 

50 : 18 = 100 : 36 (Tab. III, Abt. II b). 


Tabelle IV. Abteilung IE. 

Milzbrand-Seidenfäden von 3—4 und mehr Minuten Dampfresistenz (100 °). 
(Möbliertes Zimmer von 110 cbm.) 


Nr. 

For- i! 

r i 

Mittl. - 


Wirksamkeit °/o 


malln* j 
Menge 

1900 

Temp. || 

1! 

Ruhende Luft 

Allseitig 
bewegte Luft 

65 

1000 

12. Dezbr. 

!| 30° 

19/100 


_ 


66 

1000 | 

13. > 

,j 12° 

4/100 

Mittel 

7/100 

— 


68 

1000 

17. » 

20° 

12 100 

— 


F 70 

1000 | 

19. > 

•f 18° il 

0/100 

— 


72 

l 

1000 , 

21. » 

i 15 ° 

0/100 . 


— 


63 

1000 1 

10. Dezbr. 

1 8° , 

— 


5/100 


64 

1000 

11. > 

30° 

— 


65/100 

Mittel 

22/100 

67 

| 1000 

14. » 

10° 

— 


23/100 

69 

, iooo ]! 

18. 

19° 

— 


15/100 

71 

1000 1 

20. > 

1 *>° !j 

— 


4/100 



Hierin verhalten sich 

22 : 7 = 100 : 32; ähnlich ist oben, 
50 : 18 = 100 : 36 (Tab. III, Abt. Hb). 


Digitized by ^.ooQle 














Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 213 


Vergleicht man die entsprechenden Versuche der beiden Abteilungen 
in ruhender und in bewegter Luft unter sich. Versuche, in denen jedenfalls 
die verschiedene Resistenz der Milzbrandsporen das gewichtigste, die Des¬ 
infektionswirkung beeinflussende Moment war, so kommt man zu folgenden 
Verhältniszahlen: 

a) Wirksamkeit der Desinfektion in ruhender Luft. 

Milzbrandsporen von 1 — 2, mit solchen von 3 — 4 und mehr Minuten 
Dampfresistenz verglichen: 

28 : 7 = 100 : 24 = 4 :1. 

b) Wirksamkeit der Desinfektion in allseitig bewegter Luft. 

Milzbrandsporen von 1 — 2, mit solchen von 3 — 4 und mehr Minuten 
Dampfresistenz verglichen: 

77 : 22 = 100 : 29 = 3 1 /,: 1. 


Tabelle V. 

Einflurs der Lufttemperatur auf die Wirksamkeit der Desinfektion. 

(Die Versuche geordnet nach steigenden Lufttemperaturen.) 


Abteilung I. 

Milzbrandsporen von| 1—2 Minuten Dampfresistenz (100 °). 
(Möbliertes Zimmer von 110 ebm.) 


Nr. 

Mittl. 

Datum 

Formalin- 


Wirksamkeit ®/ 0 



Tenip. 

1900 

Menge 

Kuhende Luft 

Allseitig bewegte Luft 

62 

8° 


8. Dezbr. 

1000 

5/100 


—_ 


F 55 

9® 

o> 

26. Novbr. 

1000 

9/100 


— 


61 

9* 

1 2 

4. Dezbr. 

1000 

14/100 

jiiuei 
’ oa/im 

— 


54 

10° 

§ 

22. Novbr. 

1000 

B9/100 

60 /iw 

— 


46 

11® 


9. > 

1000 

55/100 | 


— 


F 60 

8° 


3 Dezbr. 

1000 

— 


50/100 


F 56 

9® 

& 1 

28. Novbr. 

1000 

— 


55/100 


52 

10° 

i 

19. » 

900 

— 


91/100 

ITA littet 

77/100 

51 

10° 

§ 

17. » 

900 

— 


95/100 


53 | 

10° 


20. > 

1000 

— 


95/100 


44 

12® 

1 ° 1 

co 

1. Novbr. 

500 

9/100 


— 


42 ; 

13® 


19. Oktober , 

500 

18/100 1 

Mittel 

— 


41 ; 

13® 

r © | 

+Z ■ 

18. 

500 

30/100 I 

‘ 29/100 

— 


39 

14®. 

^ I 

16. 

500 

60/100 J 


— 


48 

10® 

1 ° ' 

<N 

13. Novbr. ! 

500 

— 


24/100 ] 


45 , 

11® 

iL 

3. > 

500 

— 


18/100 1 

Mittel 

43 

13® 

1 ; 

20. Oktober 

500 

— 


32/100 I 

41/100 

40 ' 

14®. 


17. 

1 ! 

500 

1 

— 


90/100 J 



Hierin verhalten sich (vgl. Tab. III, Abt. II b, u. Tab. IV, Abt. I) 
77 : 28 = 100 : 36; ferner (vgl. Tab. HI, Abt. H b) 

41 : 29 = 100 : 71. 


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214 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 
Tabelle V. Abteilung H 


Milzbrandsporen yon 3—4 und mehr Minuten Dampfresistenz (100°). 
(Möbliertes Zimmer yon HO ebm.) 



Mittl. 

Temp. 


For* 

Wirksamkeit °/o 

Nr. 

Datum 

malin- 

Menge 

Ruhende Luft 

Allseitig 
bewegte Luft 

73 

_ 

3° 

4. Januar 01 

3000 

0/100 


— 


F 74 l ) 

— 

3° 

7. » 01 

3000 

0/100 


— 


66 

12° 


13. Dezbr. 00 

1000 

4/100 


— 


72 

15° 

Ci 

y—* 

21. » 00 

1000 

0/100 

Mittel 

7/100 

— 


F 70 

18° 

3 

19. > 00 

1000 

0/100 

— 


66 

20° 


17. > 00 

1000 

12/100 

— 


65 

30° 

s 

12. > 00 

1000 

19/100 


— 


63 

8° 

o 

10. Dezbr. 00 

1000 

— 


5/100 


67 

10° 

r— 

14. » 00 

1000 

— 


23/100 

Mittel 

69 

71 

19° 

20° 

1 % 

■4J 

WH 

18. * 00 

20. » 00 

1000 

1000 

— i 


15/100 

4/100 

1*11 vlvl 

22/100 

64 

30° 


11. »00 

1000 



65/100 



Hierin verhalten sich (vgl. Tab. IV, Abt. II) 
22 : 7 == 100 : 32. 


Tabelle VI. 

Einflurs der Art des Testobjekts auf die Desinfektionswirkung. 

Abteilung I. 

Die Wirkung auf Milzbrandsporen im Vergleich zur Wirkung auf Typhus, 

Diphtherie, Staph. 

(MObliertes Zimmer von HO ebm.) 


i 

Nr. : 

Ohne 
! oder mit 
Wind? 1 

For- 

malim 

Menge 

> Testobjekte abgetötet 

Bemerk. 

I. Milz¬ 
brand 

II. 

Typhus 

HI. 

Diphth. 

IV. 

Staph. 

35 

O. W. 

300 

! 2 von 

9 von 

10 von 

i 

10 von | 





1 10 Obj. 

10 Obj. 

10 Obj. | 

10 Obj. ' 



i 

^ 300 1 

abgetötet abgetötet 

abgetötet 

abgetötet 


36 

1 M. W. 


2 von 

10 von 1 

10 von 

10 von 

1 Schmetter¬ 


] 


, 10 Obj. | 

10 Obj. 

10 Obj. 

10 Obj. 

ling bleibt 

i 

1 

i ■ ' 

abgetötet abgetötet 

abgetötet 

i 

abgetötet 

leben 


1) Vorgesetztes >F* bedeutet, wie erwähnt, Versuch mit Flügges Apparat. 


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Von Stabsarzt Dr. Engen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 215 


Tabelle VI. Abteilung n. 

Die Wirkung auf Milzbrandsporen im Vergleich zur Wirkung anf Mäuse 
(Hausmäuse) und Insekten (Flöhe, Wanzen, Elfer, Fliegen, Motten, 

Schmetterlinge). 

(Unmöbliertes Zimmer von HO cbm.) 


Nr. 

Ohne 

For- 


Versuchsobjekte getötet 

oder mit 
Wind? 

malin- 

Menge 

I. 

Milzbrand 

II. 

Hausmäuse 

m. 

Verschiedene Insekten 

4 

0. W. 

1500 

16 von 16 Obj. 
abgetötet 

1 Maus 
bleibt leben 

— 

5 

MW. 

750 

16 von 16 Obj. 
abgetötet 

1 Maus 
bleibt leben 

— 

6 

M.W. 

1000 

16 von 16 Obj. 
abgetötet 

1 Maus 
bleibt leben 

1 Fliege bleibt leben; 

1 Schmetterling bleibt leben 

13 

0. W. 

400 

8 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

5 von 11 Fliegen getötet; 

1 Motte getötet 

14 

M.W. 

400 

15 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

12 von 17 Fliegen getötet; 

0 von 4 Wanzen getötet 

15 

M.W. 

400 

8 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

1 von 2 Fliegen getötet; 

0 von 4 Wanzen getötet 

16 

M.W. 

i 

400 

11 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

8 von 8 Fliegen getötet; 

0 von 7 Wanzen getötet 

17 

0 . w. 

400 

12 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

0 von 7 Wanzen getötet 

18 

0 w. 

400 

15 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

0 von 7 Wanzen getötet; 

0 von 2 Schmett. getötet 

21 

0 . w. 

300 

13 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

1 Floh bleibt leben; 

1 Käfer bleibt leben 

31 

M.W. 

200 

5 von 16 Obj. 
abgetötet 

— 

1 Floh getötet; 

0 von 2 Schmett. getötet 


Nach unseren Versuchen ist der Formaldehyd als Ungeziefer-Vertilgungs¬ 
mittel von solch geringer und fragwürdiger Wirkung, dafa er hierfür nicht 
empfohlen werden darf. Wir betonen diesen Umstand. Denn Springfeld 
hat inzwischen die, soweit ersichtlich, experimentell nicht gestützte Be¬ 
hauptung aufgestellt: »Vielleicht hilft die Thatsache, dafs die Formaldehyd- 
Desinfektion auch das Ungeziefer angreift, der (Formaldehyd-) Desinfektion 
die Wege ebnen« (Zeitschr. f. Amts- u. Gemeindevorsteher, 3. Jahrg. 1891, Nr. 6). 


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21G Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 

Tabelle VII. 

Temperatur und Feuchtigkeitsverhäitnisee in den einzelnen 
Versuchen (Mittelwerte). 

Abteilung I. Versuch Nr. 1—20. 

Temperatur und Feuchtigkeit der Luft im Freien. 


Nr. i 

Datum 

1900 

t Ohne 
oder m i t 
Wind? 

Verdampfung 1 
(Wasser und 
Formalin) 1 

Temp. 

Absol. 

Feucht. 

mg/L 

Sätt.- 

Defiz. 

mg/L 

Rel. 

Feucht. 

7» 

1 

1 

19. Juni 

0. W. 

330 g Paraform 
(330 Pastillen). 

18,0 

7,7 

7,6 

50 

2 

i 

20. 

» 

0. W. 

330 g Para form , 
(330 Pastillen). 

20,0 

9,5 j 

7,7 

: 

55 

3 1 

1 

22. 

* 

O.W. 

330 g Paraform : 
(330 Pastillen). | 

19,5 

i 

9,2 j 

7,5 

55 

4 , 

l 

26. 

> 

O.W. | 

| 

1500 Wasser -f- 
1500 Formalin. 

15,0 

9,0 

3,8 

70 

5 ! 

27. 

> 

M. W. 

1 

1500 Wasser -f- 
1500 Formalin. 

14,0 ! 

10,8 

! 

1 2 1 

90 

6 

28. 

> 

M.W. ! 

1 

1000 Wasser -f- 1 
1000 Formalin. 

15,5 

9,2 ; 

4,0 

70 

7 1 

i 

29. 

> 

0 . w. 

1000 Wasser -f- 
1000 Formalin. ^ 

17,0 

8,9 

5,9 

60 

8 j 

2. 

Juli 

O.W. , 

1 

1500 Wasser -f- 
500 Formalin. 

19,5 

10,9 , 

5,8 

65 

9 i 

i 

3. 

> 

O.W. ; 

I 

1500 Wasser -f- 
500 Formalin. 

22,5 

15,0 

5,0 

75 

10 

1 

4 

> 

M. W. 

1500 Wasser -f- 
400 Formalin. 

16,0 

9,8 

3,8 

i 1 

72 

11 ' 

5. 


! M. w. 

1500 Wasser -\- 
500 Formalin. 

15,0 ; 

1 7,0 

1 

5,8 ' 

55 

i 

12 

6. 

< 

j MW. 

1500 Wasser + 

| 500 Formalin. 

19,0 j 

1 10,5 

5,7 ! 

1 

' 65 

13 

9. 


0. W. 1 

1500 Wasser -f- 
400 Formalin. 

12,5 

9,4 

1,6 

85 

i 

14 

10. 

. i 

i 

] M.W. , 

, 1500 Wasser -f- 
400 Formalin. 

j 14,5 

7,4 

i 5,0 j 

60 

15 i 

n. 


M. W. | 

* 1 

1500 Wasser -f~ ] 
400 Formalin. 

( 17 > 5 ! 

1 7 > 4 | 

7 - 4 i 

50 

16 

1 12. 

> 

M. W. 

1 

1500 Wasser -f- 
400 Formalin. | 

1 19,5 ' 

7.5 

9,2 

1 

45 

17 

13. 


0 . w. 

1 1 

' 1500 Wasser-f- 
| 400 Formalin. 

21,5 

9,4 

9,4 

1 : 

50 

18 

16. 


1 0 . w. 1 

1 1500 Wasser -f- 
| 400 Formalin. 

! 27,0 1 

1 12,8 

12,8 

50 

18 

17. 

1 


M. W. 

| 

1500 Wasser -f- 
4(H) Formalin. 

24,5 

i 13,3 

10,5 1 

, 8.9 

1 i 

i 60 

20 

18. 

1 

» 

i 

M. W. , 

Keine Yerdam- 
: pfung. (Blinder 
| Versuch.) 

19,0 

5,7 

1 

f 1 

65 


Digitized by ^.ooQle 






Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 217 


Tabelle VH. Abteilung H. Versuche Nr. 21—74. 
Temperatur und Feuchtigkeit der Luft im Zimmer und im Freien. 


Nr. u. 
Datum 
(1900) 

Ohne 

oder 

Verdampfung Temperatur 

Absol. 

Feucht. 

1 

Sätt. Defiz., 

1 

Rel. 

Feucht. 

mit 

Wind? 

uuu 

Formalin) 

Innen 

Aus- 

sen 

Diff. 

Innen 

Ans- 

! sen 

Diff. 

Innen 

Aus¬ 

sen 

Diff. 

Innen 

Aus¬ 

sen 

Diff. 




Grad 

Grad 

mg/L 

mg'L 

in g/L 

mg/L 

°/o 

°/o 

Nr. 21, 

O. W. 

1500Wasser 4“ 

27,0 

+ 4,0 

17,9 

+ 7,7 

7,7 

-2,5 

70 

+ 20 

19. Juli | 


300 Formalin 

23,0 


10,2 


10,2 


50 


Nr. 22. 

O. W. 

1500Wasser+ 

28,5 

+ 1,0 

19,5 

+ 6,3 

8,3 

-4,8 

70 

+ 20 

20. Juli 


200 Formalin 

27,5 


13,2 


13,1 


50 


Nr. 23, 

O. W. 

1500Wasser 4* 

27,5 

+ 8,5 

19,7 

+ 5,9 

6,6 

+ 4,2 

75 

— 10 

23. Juli 


100 Formalin 

19,0 


13,8 


2,4 


ö5 


Nr. 24, 

O. W 

1500Wasser 4- 

27,0 

+ 7,5 

18,7 

+ 7,0 

6,9 

+ 1,9 

73 

+3 

24. Juli 


50 Formalin 

19,5 


11,7 


5,0 


70 


Nr. 25, 

M.W. 

1500Wasser 4" 

28,0 

+ 3,5 

20,2 

+ 5,7 

6,8 

— 1,0 

75 

+ 10 

25. Juli 


50 Formalin 

24,5 


14,5 


7,8 


65 


Nr. 26, 

O. W. 

1500Wasser -f 

29,0 

+ 0 

21,4 

+ 5,7 

7,1 

— 5,7 

75 

+ 20 

26. Juli 


50 Formalin 

21),0 


15,7 


12,8 


55 


Nr. 27, 

M.W. 

1500Wasser + 

30.0 

+ 10,0 21,1 

+ 9,9 

10,0 +4,0 

70 

+ 5 

27. Juli 


50 Formal in 

20,0 


11,2 


6,0 


65 


Nr 28, 1 

M.W. 

1500Wasser 

27,5 

4-5,5 

18,4 

+ 6,8 

7,9 

+ 0,2 

70 

+ 10 

30. Juli 


300 Formalin 

22,0 


11,6 


7,7! 

60 


Nr. 29, 

M.W. 

1500Wasser + 

26,5 

+ 0,0 

17,4 

+ 6,3 

7,5 

+ 3,8 

70 

— 5 

31 Juli 


200 Forrnalin 

17,:> 


11,1 


3,7 


75 


Nr. 30, 

M.W. 

1500Wasser + 

26,5 

+ 8,0 

17,4 

+ 8,8 

7,5 

+ 0,4 

70 

+ 15 

1. Aug. 


100 Formalin 

18,5 


8,<i 


7,1 


55 


Nr. 31, 

M.W. 

1500Wasser + 

25,0 

+ 7,5 

16,5 

+ 5,4 

6,4 

+ 2,7 

72 

-3 

2. Aug, 


1 *200 Forrnalin 

;i7,5 


114 


3,7 


75 


Nr. 32, 

0. w. 

1500Wasser + 

; 28,0 

4 - 9,0 

20,4 

+ 10,7 

6,6 

+ 0,1* 

72 

+ 12 

3. Aug. 


j 200 Formalin 

11), 0 


9,7 


6,5 


60 


Nr. 33, 

: m. w. 

1500Wasser +! 

28,5 

+ 9.5 

20,0 

+ 8,7 

7,8 

+ 2,9 

72 

+ 2 

4. Aug. 


200 Forrnalin 

! is,<> 


11,3 


4,9 


70 


Nr. 34, 

o. w. 

1500 Wasser + 

23,0 4 - 5,0 

15.3 

+ 0,9 

5,1 

- 1,8 

75 

+ 20 

6. Aug. 

i 

300 Formalin 

18,0 


8,4 


6,9 


55 


Nr. 35, 

0 . w. 

1500Wasser + 

21,5 

+ 7,5 

15,0 

+ 4,2 

3,8 

+ 2,6 80 

— 10 

11.Aug. 

1 

| 300 Forrnalin 

14,0 


10,8 


1,2 


90 


Nr. 36, 

M. W. 

1500Wasser + 

21,5 

+ 5,0 

16,0 

+ 5,5 

2,8 

-0,7 

85 

+ 10 

13.Aug 


800 Forrnalin 

16,5 


10,5 


3,5 


75 


Nr. 37. 

0 . w. : 

1500Wasser + 

21,0 

+ 4,0 

17,3 

+ 3,3 

0,9 

— 2,7 

95 

+ 20 

15.Aug. 

| 

; 1000 Forrnalin 

17,0 


10,8 


3,6 


75 


Nr. 38, 

M. W. 

1500Wasser + 

22,0 

— 0,5 

18,3 

+ 6,4 

1.0 

-7,0 

95 

+ 35 

16. Aug. 


1000 Forrnalin 

22 , r» 


11,9 


8,0 


60 


Nr. 39, 

0. W. 

1500Wasser 4 - 1 

14,0 

+ 6,0 

10,8 

+ 3,7 

1,2 

+ 0.0 

90 

+ 5 

16 Okt. 


500 Forrnalin 

8,0 


7,1 


1,2 


85 


Nr. 40, 

M.W. 

1500 Wasser + 

14,0 

+ 

11 , 4 . 

+ 5,4 

0,6 

— 1,4 

95 

+ 20 

17. Okt. 


500 Forrnalin 

7,5 


6,0 


2,0 


75 


Nr. 41, 

0. W. 

1500 Wasser + 

13,0 

+ 6,0 

10.7 

+ 3,7 

0,6 

-0,2 

95 

+ 5 

18. Okt. 


500 Forrnalin 

7,0 


7,0 


0,8 


90 



Digitized by ^.ooQle 







218 tJber die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. 


Nr. u. 
Datum 
(1900) 

Oh ne 
oder 
mit 
Wind? 

1 

Verdampfung 
(Wasser und 
Formalin) 

j 

Temperatur 

Absol. 

Feucht. 

I - V'V+rii- ? 

1 Sfttt.-Defiz. 

! Bei. 

| Feucht. 

Innen 

Aus¬ 

sen 

Diff. 

Innen 

Aus¬ 

sen 

Diff. 

Innen 

Aus- 
i sen 

Diff. 

Innen 

Aus¬ 

sen 

Diff. 


!o. W. 


: Grad 

Grad 

mg/L 

mg/L 

mg/L 

mg/L 

% 

% 

Nr. 42, 


löOOWasser + 

13,0 

+ 7,0 

10,7 

+ 4,9 

0,6 

— 0,9 

95 

+ 15 

19.0kt. 

| 

500 Formalin 

6,0 


5,8 


1,5 


80 


Nr. 43, 

M. W. 

: 1500Wasser + 

12,5 

-4- 8,0 10,5 

+ 6,5 

0,5 

-i,i 

95 

+ 20 

20 . Okt. 


500 Formalin 

4,5 


| 5,0 


1,6 


75 


Nr. 44, 

O. W. 

1 löOOWasser+ ,, 12,0 

+ 4,5 

10,1 

+ 3,7 

0,5 

— i,i 

95 

+ 15 

1. Nov. 

f J 

I 500 Formalin | 7,5 


6,4 


1,6 


80 


Nr. 45, 

M.W. 

löOOWasser + 

11,0 

+ 6,0 

8,5 

+ 3,7 

1,5 

-0,6 

85 

+ 15 

3. Nov. 


1 500 Formalin 

5,0 


4,8 


2,0 


70 


Nr. 46, 

O. W. 

1 löOOWasser + 

11,0 

+ 4,0 

8,5 

+ 2,3 

1,5 

-0,1 

85 

+ 5 

9. Nov. 


1000 Formalin 

7,0 

|l 6,2 


1,6 


80 


Nr. 47, 

Im. w. 

löOOWasser + 

11,0 

+ 2,5, 9,5 

+ 3,5 

0,5 

-2,0 

95 

+ 25 

lO.Nov. 

1 

I 750 Formalin 

8,5 


6,0 


2,5 


70 


Nr. 48, 

M.W. 

löOOWasser+ i 10,0 

+ 8,5 

8,9 

+ 3,8 

0,5 

+ 0,2 

95 

±0 

13.Nov. 


500 Formalin 

1,5 


6,1 


0,3 


95 


Nr. 49, 

|0. w. 

löOOWasser + 

9,0 

+ 3,0 

8,4 

+1,5 

0,4 

±0,0 

95 

±0 

lö.Nov. 


750 Formalin 

6,0 


6,9 


0,4 


95 


Nr. 50, 

0 . w. 

löOOWasser + 

10,0 

+ 3,5 

9,4 

+ 3,0 

0,0 

-1,1 

100 

+ 15 

lß.Nov. 


1 750 Formalin 

6,5 


6,4 


1,1 


85 


Nr. 51, 

M.W. 

1 löOOWasser +, 10,0 

+ 6,0 

8,9 

+ 2,8 

0,5 

+ 0,2 

95 

±0 

17.Nov. 


I 900 Formalin 

4,0 


6,1 


0,3 


95 


Nr 52, 

M.W. 

löOOWasser + 

10,0 

+ 5,0 

9,4 

+ 3,3 

0,0 

-0,7 

100+10 

19.Nov. 


[ 900 Formalin 

5,0 


6,1 


0,7 


90 


Nr. 53, 1 

M.W. 

1500Wasser-f l| 10,0 

+ 5,0 

9,4 

+ 3,3 

0,0 

-0,7 

1100 U- 10 

20.Nov. | 


1000 Formalin 5,0 

' fi 1 


1 0,7 


1 90 


Nr 54, 

0 . w. 

löOOWasser + 

! io,o 

+ 1,0 

9,4 

+ 1,9 

0,0 

-1,3 

100 + 15 

22.Nov. 

1 i 

1000 Formalin 

9,0 


7,5 


| 1,3 


I 85 


Nr 55, 

0 . w.. 

löOOWasser + 

9,0 

+ 3,5 

8,8 

+ 2,5 

0,0 

- 0,7 

100 

+ 10 

26-Nov. 


1000 Formalin 

5,5 


6,3 


0,7 


90 


Nr. 56, 

M.W 

löOOWasser + 

9,0 

+ 3,5 

8,8 

+ 3,2 

0,0 

-1.4 

100 

+ 20 

28. Nov. ! 


1000 Formalin 

, 5,5 


5,6 


1,4 

l 

80 


Nr. 57, 

0. W. 

2250 Wasser + 

9,0 

+ 7,5 

8,8 

+ 3,9 1 

0,0 

— 0,5 

100 

+ 10 

20.Nov. 


1 1500 Formalin 

1,5 


4,9 


0,5 


90 


Nr 58, 

M. W. 

2250W asser + 

9,0 

+ 6,5 

8,8 

+ 3,6 

0,0 

-0,6 

100 

+ 10 

30.Nov. 


1500 Formalin 

2,5 


5,2 


0,6 


90 


Nr. 59, 

M.W. 

, 2250Wasser + 

8,0 

+ 6,0 

8,3 

+ 3,3 

0,0 

-0,6 

100 

+ 10 

1. Dez. 


! 1500 Formalin 

2,0 


5,0 


0,6 


90 


Nr. 60, 

M.W. 

löOOWasser + 

8,0 

+ 7,0 

7,1 

+ 3,7 

1,2 

+ 0,1 

85 

+ 10 

3. Dez. 


1000 Formalin 

-1,0 


3,4 


1,1 


75 


Nr. 61, 

0 . w. 1 

j 1500Wasser -|- 

9,0 

+ 6,0 

7,5 

+ 2,7 

1,3 

+ 0,1 i 

85 

+ 5 

4. Dez. 


1000 Formalin 

4-3,0 


4,8 


1.2 

I 

80 


Nr. 62, 

0 . w.! 

1500'Wasser + 

8,0 

+ 8,5 

8.4 

+ 4,9 

0,4 

-0,8 

95 

+ 20 

8 . Dez. 

il 

1000 Formalin 

- 0,5 


3,5 


1,2 


75 


Nr. 63, 

M.W. 

löOOWasser + 

- 8,0 

+ 4,0 

7,9 

+ 1,8 

0,4 

+ 0,1 

! 9 5 

±0 

10. Dez. 

i 

1000 Formalin 



6,1 


0,3 

1 

; 95 

1 



Digitized by ^.ooQle 






Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 219 


Nr. u. | 

Datum 

(1900) 

Ohne 

oder 

mit 

Wind? 

Verdampfung 
(Wasser und 
. Formalin) 

j Temperatur 

Absol. 

Feucht. 

Sätt-Defiz. 

Rel, 

Feucht. 

Innen 

Aus¬ 

sen 

Diff. 

Innen 

Aus¬ 

sen 

Diff. 

t 

i Innen 

1 Aus¬ 
sen 

Diff. 

Innen 

Aus- 
l sen 

Diff. 




1 Grad 

Grad 

mg/L 

mg/L 

mg/L 

mg/L 

°/o 

°/o 

Nr 64, 

M.W. 

1500Wa88er-|- 30,0 

+ 27,5 

13,5 

+ #>3 

16,6 

+ 16,0 

45 

-45 

11. Dez. 


1000 Formalin 

2,5 


5,2 


0,6 


90 


Nr. 65, 

! 0 . w. 

1500Wasser + 

30,0 

+ 24,5 

13,5 

+ 7,2 

16,6 

+ 15,9 

45 

— 45 

12. Dez. 


1000 Formalin 

5,5 


6,3 


0,7 


90 


Nr. 66, 

0 . w. 

1500Wasser-)- 

12,0 

+ 4,0 

10,1 

+ 3,0 

0,5 

-0,7 

95 

+ 10 

13. Dez. 


1000 Formalin 

8,0 


7,1 


1,2 


'85 


Nr. 67, 

M.W. 

i500Wa8ser-|- 

10,0 

+ 3,0 

8,9 

+ 2,7 

0,5 

-1,1 

95 

+ 16 

14. Dez. 


1000 Formalin 

7,0 


6,2 


1,6 


80 


Nr 68, 

O. W. 

1500Wasser + 

20,0 

+ 13,0 

(7,2 

+ 10,6 

6,9 

+ 5,7 

60 

— 15 

17. Dez. 


1000 Formalin 

7,0 

i 

6,6 


1,2 


85 


Nr. 69, 

M.W. 

1500Wasser-)- 

19,0 

| + 14,0 

11,3 

+ 6,5 

4,9 

+ 2,9 

70 

+ 0 

18. Dez 


1000 Formalin 

5,0 


4.8 


2,0 


70 


Nr. 70, 

0. W. 

1500Wasser -|- 

18,0 

+ 16,5 

9,2 

+ 4,6 

6,1 

+ 5,3 

60 

-25 

19. Dez. 


1000 Formal in 

1,6 

i 

4,6 


0,8 


85 


Nr 71, 

M.W. 

1500Wa8ser-|- 

20,0,+1«,5 

M,2 

+ 5,9 

6,0 

+ 5,1 1 

65 

— 20 

20. Dez. 


1000 Formalin 

3,5 


5,3 


0,9 


85 


Nr 72, 

0. W. 

1500Wasser-f- 

15,0 

+ 10,0 

8,3 

+ 3,0 

4,5 

+ 2,8 

65 

-10 

21 Dez. 


i 1000 Formalin 

5,0 


5,3 


1.7 


75 


Nr. 73, 

0. W. 

1500Wasser + 

-3,0 +9,0 

3,9 

+ 2,6 

0,0 

-0,6 

100 

+ 30 

4. Jan. 


| 3000 Formalin 

- 12 


1,3 


0,6 


70 


Nr. 74, | 

0. W. 

1 1500Wasser + 

-3,0 

+ 7,0 

3,9 

+1,9 

0,0 

— 0,3 

100 

+ 15 

7.Jan. 


| 3000 Formalin 

-10 


2,0 


0,3 

i 

85 



Tabelle VHI. 

W itterung (Windstärke und Himmelsbedeckung) 
während der einzelnen Versuche. 

(Nach Beobachtungen von Professor Börnstein auf der landwirtschaftlichen 
Hochschule, NW., Invalidenstr. 42.) 


Nr. 

1 Datum 
(1900) 

] Wind- 
| stärke 
| 0 bis 12 

Be¬ 

deckung 

0 bis 10*) 

Nr. 

Datum 

(1900) 

Wind¬ 

stärke 

0 bis 12 

Be¬ 

deckung 

0 bis 10*) 

1 

19. Juni 

l 1 ) bis 2*) 

0 1 ) bis 4*) 

6 

28. Juni 

1 bis 1 

10 bis 7 

2 

20. » 

1 » 3 

5 * 8 

7 

1 29. . 

1 > 1 

8 > 7 

3 

22. > 

1 » 4 

9 » 10 

8 I 

2. Juli 

1 > 1 

7 > 10 

4 

! 26. > 

1 » 1 

10 » 9 

9 

3. » 

1 » 2 

6 > 9 

5 

27. > 

1 » 1 

10 » 10 

10 

4. „ 

1 » 1 

10 » 10 


•) Himmelsbedeckung von 0 ganz heiter, bis 10 ganz bedeckt. 
1) Zu Beginn des Versuches. — 2) Am Schlufs des Versuchs. 

Archiv f. Hygiene. Bd. XLIII. 16 


Digitized by ^.ooQie 




220 Verstärkung d. Desinfektionswirkung etc. Von Dr. Mayer n. Dr. Wolpert. 


Nr. 

1 Datum 
(1900) 

| Wind¬ 
stärke 

0 bis 12 

Be¬ 

deckung 

0 bis 10*) 

Nr. 

Datum 

(1900) 

Wind¬ 

stärke 

0 bis 12 

1 Be¬ 
deckung 
Obis 10*) 

11 

! 5 Juli 

l 1 ) bis 1») 

2») bis 7») 

43 

20. Okt. 

1 

bis 1 

2 

bis 

8 

12 

6. > 

1 

> 

1 

10 

> 

10 

44 

1. Nov. 

3 

> 

3 

10 

9 

5 

13 

9. » 

2 

> 

1 

10 

y 

10 

45 

3. > 

2 

> 

2 

3 

9 

4 

14 

10. » 

1 

> 

4 

6 

> 

4 

46 

9. » 

2 

9 

4 

10 

9 

4 

15 

11. * 

1 

» 

1 

3 

» 

3 

47 

10. > 

1 

9 

3 

10 

9 

10 

16 

12.. > 

1 

» 

1 

0 


1 

48 

13. > 

2 

9 

2 

10 

9 

10 

17 

13. * 

1 

» 

1 

0 

> 

0 

49 

15. » 

1 

9 

1 

10 

9 

10 

18 

16. * 

1 

> 

1 

0 

9 

6 

50 

16. » 

1 

9 

1 

10 

9 

10 

19 

17. » 

0 

* 

2 

8 

» 

9 

51 

17. » 

1 

9 

3 

10 

9 

10 

20 

18. » 

1 

» 

1 

10 

9 

6 

52 

19. > 

1 

9 

2 

10 

9 

10 

21 

19. » 

1 

> 

1 

0 

9 

0 

53 

20. » 

1 

9 

2 

10 

9 

10 

22 

20. » 

1 

> 

1 

2 

9 

0 

54 

22. » 

1 

9 

2 

10 

9 

10 

23 

23. » 

1 

> 

1 

10 

9 

10 

55 

26. » 

1 

9 

1 

10 

9 

10 

24 

24. * 

1 

> 

1 

7 

9 

8 

56 

28. » 

1 

9 

1 

6 

» 

7 

25 

25. > 

1 

> 

i 

3 

9 

4 

57 

29. » 

1 

9 

1 

10 

9 

8 

26 

26. * 

1 

> 

2 

0 

9 

4 

58 

30. * 

1 

9 

2 

0 

9 

10 

27 

27. > 

1 

> 

1 

10 

9 

4 

59 

1. Dez. 

1 

9 

1 

10 

9 

10 

28 

30. » 

i 

> 

2 

10 

9 

8 

60 

3. 9 

1 

9 

1 

9 

9 

7 

29 

31. » 

1 

> 

2 

10 

9 

7 

61 

4. > 

4 

9 

2 

10 

9 

10 

30 

1. Aug. 

1 

» 

1 

6 

9 

7 

62 

8. > 

1 

9 

2 

0 

9 

2 

31 

2. » 

1 

» 

1 

10 

9 

10 

63 

10. > 

1 

9 

1 

10 

> 

10 

32 

3. » 

2 

> 

2 

7 

9 

6 

64 

11. > 

1 

9 

2 

10 

9 

10 

33 

4. » 

1 

> 

4 

7 

9 

10 

65 

12. » 

2 

9 

2 

10 

9 

10 

34 

6. > 

1 

> 

4 

9 

9 

5 

66 

13. » 

1 

9 

2 

10 

9 

9 

35 

11. > 

1 

> 

2 

10 

9 

10 

67 

14. > 

2 

9 

3 

11 

9 

10 

36 

13. » 

1 

> 

1 

0 

9 

10 

68 

17. > 

2 

9 

3 

10 

9 

10 

37 

15. > 

1 

> 

1 

6 

9 

9 

69 

18. > 

1 

9 

2 

0 

> 

4 

38 

16. Aug. 

1 

» 

4 

0 

9 

5 

70 

19. > 

1 

9 

2 

7 

> 

8 

39 

16. Okt. 

5 

» 

4 

10 

9 

10 

71 

20. » 

1 

9 

6 

8 

9 

6 

40 ! 

17. » 

2 

> 

3 

2 

9 

4 

72 

21. > 

3 

9 

2 

4 

9 

10 

41 

18. > 

1 

> 

2 

10 

9 

10 

73 

4. Jan. 

1 

9 

1 

6 

9 

3 

42 

19. > 

1 

y 

3 

10 

9 

8 

74 

7. > 

4 

9 

3 

10 

9 

10 


•) Himmelsbedeckung von 0 ganz heiter, bis 10 ganz bedeckt 
1) Zu Beginn des Versuchs. — 2) Am Schlufs des Versuchs. 


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Über den Einflufs der Lufttemperatur auf die Desinfek- 
tionswirkung des Formaldehyds. 

Von 

Dr. Eugen Mayer und Dr. Heinrich Wolpert 

. Stabsar/t. Privatdozent. 

früher Assistent am Institut. Oberassifitent am Institut. 

(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.) 

Zu den Bedingungen, welche bei praktischen Versuchen die 
häufigsten und gröfsten Schwankungen zeigen, gehört gewils der 
Temperaturgrad der zu desinficierenden Wohnräume. Die natür¬ 
lichen Schwankungen der Lufttemperatur sind im Laufe des Jahres 
grofse, und man hat es bald mit geheizten, bald mit ungeheizten 
Räumen zu thun. 

Den günstigen Einflufs der Wärme auf die Wirkung auch 
der gasförmigen Desinfektionsmittel hat zuerst, schon vor 20 Jahren, 
Robert Koch erkannt. Speziell hat er diesen Umstand auch 
für Karboldämpfe und Schwefelkohlenstoffdämpfe betont und hieran 
anknüpfend die wichtige, in gegenwärtiger Zeit wieder aktuell 
gewordene Bemerkung gemacht 1 ): »Immerhin ist es wahrschein¬ 
lich, dafs sich manche unter gewöhnlichen Verhältnissen unzu¬ 
längliche Desinfektionsmittel durch Kombination mit einer ge¬ 
steigerten Temperatur zu einer ausreichenden Wirksamkeit bringen 
lassen; möglicherweise sind auch solche Substanzen, denen bei 
20° C. jede desinficierende Wirkung fehlt, wie das Beispiel vom 

1) Koch, Mitteil. a. d. Kais. Ges.-Amt, 1881, Bd. 1. 

16* 


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222 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektions wirk. d. Formaldehyds. 


Schwefelkohlenstoff lehrt, bei etwas höherer Temperatur als vor¬ 
treffliche Desinfektionsmittel zu gebrauchen. Es eröffnet sich 
in dieser Richtung ein sehr lohnendes Felde. 

Speziell für den Formaldehyd hat schon vor sieben Jahren 
Pottevin 1 ) und zwei Jahre später auch Trillat 2 ) nachge- 
wiesen, dafs durch Temperaturerhöhung eine beträchtliche Ver¬ 
stärkung der baktericiden Kraft des Formaldehydgases eintritt. 
Allerdings hat Trillat 3 ) wie auch später Abba und Rondelli 4 ) 
den gleichzeitigen Einflufs der Luftfeuchtigkeit nicht richtig er¬ 
kannt. 

Dafs Temperaturschwankungen, wenn sie zu Feuchtigkeits¬ 
schwankungen führen, von Einflufs sind, haben wir oben erörtert; 
es bleibt aber noch zu erwägen, ob nicht ceteris paribus der 
Temperaturgrad eines Zimmers doch auch einen für praktische 
Verhältnisse bemerkbaren Einflufs zeigt. Die Angabe von Tr i 11 at, 
von Abba und Rondelli (1898), welche eine günstige Wirkung 
sehr hoher Temperaturen sahen, kann zweifellos für die vor¬ 
liegende Frage um so weniger in Betracht kommen, als bei diesen 
Experimenten die Luftfeuchtigkeit nicht in richtiger Weise berück¬ 
sichtigt worden ist, und diese Autoren sogar der Ansicht waren, 
dafs die Wirkung der Desinfektion mit dem Grade der Luft¬ 
trockenheit steige. Weiter liegt das Hauptinteresse nicht darin, 
dafs die Stubentemperatur gelegentlich sich über die Norm 

1) Pottevin, 1894, Recherches 8iir le poavoir antiseptique de laldt*- 
hyde formique, in Ann. de 1’Inst. Pasteur, p. 807: >Les exp^riences, que je 
Viens de rapporter, prouvent que l’ölövation de la tempörature augmente 
eonsidörablement le pouvoir bact^ricide de l'aldöhyde formique. . . . Les 
germes humides sont plus rapidement atteints que les germes secs. . . Dös 
que la temperature dt'* passe 35°, les vapeurs du formol, möme söches, 
sont dou£es d une Energie, qui les rend pr^eieuses pour la pratique de la 
desinfection«. 

2) Essais de desinfection par les vapeurs de formaldöhyde. Par MM. 
G. Roux et A. Trillat. Ann. de linst. Pasteur, 1896, p. 294. 

3) Trillat, Proprietes antiseptiques des vapeurs de formol (ou aldöhyde 
formique), in Compt. rend. 1894, T. 119, p. 564: >La presence de l’eau 
rallentit (verlangsamt!) l'action antiseptique du formol proportionellement 
au degrö de l’humiditö«. 

4) Abba und Rondelli, Das Formaldehyd und die öffentliche Des¬ 
infektion. Zeitschr. f. Hvg., 1898, Bd. 27, S. 49. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 223 


erhebt, als vielmehr in der Richtung der nach dem Nullpunkt 
zu abfallenden Temperaturen. Nach dieser Richtung geben auch 
die Versuche von Fairbanks 1 ) keinen Aufschlufs. Derselbe 
teilt a. a. 0. lediglich zwei Versuche mit, die beide durch Verga¬ 
sung von 2 g Formaldehyd pro Kubikmeter Luftraum, ohne Wasser¬ 
verdampfung, mit Scherings »Aeskulap« ausgeführt wurden. 
Der erste Versuch, bei 22° C. (welche Temperatur im Freien?), 
w’urde auf 12 Stunden und der zweite, bei 20° C. (wieviel im 
Freien?) auf 8 Stunden normiert. In beiden Versuchen waren 
die »auf einem Tisch« exponierten Testbakterien (Diphtherie u. s. w.) 
abgetötet worden. In einer früheren Arbeit hatte Fairbanks, 
ohne auf die Temperatur zu sehen, analoge Versuche in einem 
andern Zimmer vorgenommen, die er 24 und mehr (nicht weniger!) 
Stunden lang ausdehnte. Angenommen, Fairbanks habe durch 
die beiden Heizversuche die Schlüsse der früheren Beobachter 
erweitert. Dann blieb immer noch zu untersuchen, ob bei einer 
beliebigen winterlichen Aufsentemperatur die Selbstlüftung des 
Raumes, wenn irgendwie, z. B. durch die gewöhnlichen Wind¬ 
öfen auf 20—22° geheizt wird, so geringfügig ist, dafs der Ver¬ 
lust an Formaldehyd nicht in Betracht kommt, oder aber: ob 
die durch starke Temperaturerhöhung gesteigerte Desinfektions¬ 
wirkung den Material Verlust aus einer damit Hand in Hand 
gehenden beträchtlichen Selbstlüftung überkompensiert. Mit an¬ 
dern Worten: Ist die Desinfektion in dem auf 20—22° geheizten 
Zimmer bei beliebigen Aufsentemperaturen gleich erfolg¬ 
reich? Diese Frage können nur Versuche entscheiden. Wir haben 
solche Versuche angestellt, da unseres Erachtens die Fair¬ 
banks sehen Versuche nichts weiter beweisen, als dafs bei 
20—22° eine Desinfektionsdauer von 8—12 Stunden unter be¬ 
stimmten Voraussetzungen buereicht. 

Aus unseren Versuchen Nr. 73 und 74 (s. Generaltabelle, 
Abt. VI, sowie Tabelle V, Abt. II) ist zunächst ersichtlich, dafs 
bei sehr tiefen Lufttemperaturen die Desinfektionswirkung so 

1) Fairbanks, Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk., 1898, Bd. 23, 
Nr. 16. Zwei Versuche in einem durch Centralheizung (wohl Niederdruck- 
Dampfheizung) im Winter erwärmten Zimmer. 


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224 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektionswirk. d. Formaldehyds. 


gründlich ausbleiben kann, dafs selbst eine ins Ungemessene 
gehende Steigerung der anzuwendenden Formalinmengen kaum 
einen Erfolg versprechen dürfte. In diesen Versuchen betrug 
die mittlere Raumtemperatur nur 3° unter Null. Wir verdampften 
in dem 110 cbm grofsen Raum jedesmal 3 1 Formalin, d. i. 3 
bis 6 Mal soviel als in den meisten andern Versuchen, und er¬ 
hielten gleichwohl nach Ablauf der von uns stets als Versuchs¬ 
dauer gewählten 3 1 j 2 Stunden auch nicht bei einer einzigen der 
ausgelegten 26 Testproben* (Milzbrandsporen-Seidenfäden) eine Ab¬ 
tötung; nicht einmal eine Verzögerung des Wachstums war zu 
bemerken. Allerdings handelte es sich in diesen Versuchen, wie 
aber schon von Nr. 63 an, um ein sehr resistentes Sporenmate¬ 
rial, das 3—4 Minuten und länger dem strömenden Dampf von 
100° Widerstaud leistete. 

Am sichersten mufs der Einflufs der Temperatur auf die 
Desinfektions Wirkung aus solchen Versuchen ergründbar sein, bei 
welchen im übrigen alle Verhältnisse möglichst gleichartig waren 
und besonders auch die Testobjekte womöglich vom gleichen 
Vorrat entnommen waren. Dieses ist der Fall in Abt. I und II 
von Tabelle V, worin die aufgeführten Versuche sämtlich zwi¬ 
schen Nr. 35—62 (Abt. I) bezw r . 63—74 (Abt. II) liegen, teilweise 
freilich unter der Einwirkung eines künstlichen Innenwindes 
stehen, was jedoch ohne.'Belang ist, wenn, wie daselbst geschehen, 
nur Versuche in ruhender Luft für sich und ebenso in bewegter 
Luft für sich zusammengestellt w r erden. Die letzteren Versuche 
sind dann ebenfalls unter sich auf den Einflufs des Windes ver¬ 
gleichbar. Unter diesen Voraussetzungen soll Tabelle V einer 
näheren Betrachtung unterworfen w r erden und es ergibt sich da¬ 
bei zunächst für gewöhnliche, ruhende Zimmerluft im wesent¬ 
lichen folgendes: 

Um 10° herum, bis gegen 15° aufwärts (und höher, 
wie aus Abt. II hervorgeht), ist ein Temperaturplus von 

1) Im ganzen wurde viermal ein neuer Vorrat von Fäden zubereitet: 
Für Versuch 1— 16, 17—34, 35— 62 (alle diese mit ca. 1—2 Minuten Dampf¬ 
resistenz), und für Versuch 63—74 (diese zufällig mit einer wesentlich 
gröfseren, mindestens 3— 4 Minuten betragenden Dampfresistenz). 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 225 

jedem Grad von erkennbarem Nutzen; jeder Grad 
mehr bedeutet eine Verstärkung der Desinfektions¬ 
wirkung. Zum Beispiel: 

Wurden 1000 Formalin verdampft, so betrug die Wirksam¬ 
keit der Desinfektion auf Milzbrandsproren-Seidenfäden in Pro¬ 
zenten : 

Ruhende Luft, 1000 Formalin. 1 ) 

8 ° = 5/100 
9° = 9/100 

Mittel 9° 9° = 14/100 Mittel 28/100 Wirksamkeit. 

10 ° = 59/100 
11° = 55/100 

Die Wirkung war also zwar durchweg eine unzureichende, 
absolut genommen, aber unverkennbar prägt sich dohc der Ein- 
flufs der Temperatur in dem allmählichen Anstieg von 5/100 auf 
55/100 aus. Und genau das Gleiche gilt für die Verdampfung 
von 500 Formalin, also der halben Menge gegen vor; die Gesetz- 
mäfsigkeit der Wirkung findet hier womöglich einen noch bes¬ 
seren Ausdruck: 

Ruhende Luft, 500 Formalin. 1 ) 

12 °= 9/100 
130 _ 18/100 

Mittel 13°^ ft ominn Mittel 29/100 Wirksamkeit. 
lo u = oU/lUO 

14° = 60/100 

In den Versuchen für ruhende Luft hatte also 
durchschnittlich eine Erhöhung der Lufttemperatur 
von 9° auf 13° die Wirkung bereits auf das Doppelte 
gesteigert; wenigstens war der Desinfektionserfolg bei 13° mit 
500 Formalin der gleiche wie bei 9° mit 1000 Formalin, und 
eine künstliche Erhöhung der Temperatur um 4° stellt daher in 
solchen Fällen als Äquivalent eine Ersparnis von 50°/o an For¬ 
malin in Aussicht. 

*) Raumgröfse 110 cbm, Desinfektionsdauer 3‘/ 2 Stunden. 


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226 Einflufe d. Lufttemperatur auf d. Deeinfektionswirk. d. Formaldehyds. 

Konform ergab sich des ferneren der Temperatureinflufs in 
bewegter Luft auf Milzbrandsporen-Seidenfäden: 

Bewegte Luft, 1000 Formalin. 1 ) 

8 ° = 50/100 
9° = 55/100 

Mittel 10° 10° = 91/100 Mittel 77/100 Wirksamkeit. 

10° = 95/100 
10" = 95/100 

Bewegte Luft, 500 Formalin. 1 ) 

10° = 24/100 
11 o _ 18/100 

Mittel 12° jg 0 _ 32/100 41/100 Wirksamkeit. 

14° = 90/100 

Ferner zeigt sich, dafs auch bei sog. »forciertemc Heizen 
(30° gegen 20°, vgl. Nr. 65 und 68, 64 und 71) die Desinfektions¬ 
wirkung ganz erheblich zunahm, obwohl zweifellos infolge der 
gesteigerten natürlichen Ventilation nicht unbeträchtliche Mengen 
von Formaldehyd unwirksam wurden. Hohe Lufttemperatur 
kann bei der Formalindesinfektion eine so bedeutende Wirkung 
entfalten, dafs sogar auch der Nachteil einer trockenen Luft 
überkompensiert wird. Es genügten z. B. in Versuch Nr. 64, bei 
einer mittleren Lufttemperatur von 30°, schon 45°/ 0 r. F. bei 
Verwendung von 1000 ccm Formalin zu einer vollkommenen 
Desinfektions Wirkung auf 17 von 22 Testobjekten, während im 
unmittelbar vorausgegangenen Versuch (Nr. 63) ceteris paribus 
bei etwa 10°, ungeachtet einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 
90°/ 0 , nur eines von 22 Objekten eine Abtötung erlitten hatte, 
eine Erscheinung, die sich genau in gleicher Weise auch im 
nächstfolgenden Versuch bei ungefähr 10° (Nr. 66) wiederholte. 
Um 0° herum vollends blieb die Desinfektionswirkung ausnahms¬ 
los aus, wie oben erwähnt (Versuche Nr. 73 und 74), wenngleich 
die relative Feuchtigkeit 100 °/ 0 betrug und sogar 3000 ccm For¬ 
malin verdampft wurden. 

*) Rauragröfse 110 cbm, Desinfektionsdauer 3 1 /, Stunden. 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 227 

Die Lufttemperatur spielt also unter Umständen eine gröfsere 
Rolle bei der Formalindesinfektion als die Luftfeuchtigkeit. Auch 
bei 30° mittlerer Lufttemperatur blieb aber die Wirkung aus, 
wo die Luftfeuchtigkeit, wie im nächsten Umkreis des heifsen 
Ofens gar zu gering war (Platz 28—31 in Versuch Nr. 68, 65, 
71, 64), obwohl an diesen Stellen die Temperatur der festen Ob¬ 
jekte unter dem Einflufs der Strahlung weit über 30° betrug; 
denn diese Stellen fühlten sich heifs an. Wir empfehlen daher, 
das Zimmer schon am Tage vor der auszuführenden Desinfektion 
möglichst stark durchzuwärmen und unmittelbar vor Beginn der 
Desinfektion den Ofen nicht nochmals zu beschicken, immerhin 
aber bis dahin das Feuer, wenn thunlich, nicht ganz erlöschen 
zu lassen. 

Durch das starke Heizen wird zwar die Temperaturdifferenz 
gegenüber dem Freien erhöht und es tritt ein Verlust an For¬ 
maldehyd ein; zweifellos wirkt daher eine spontane hohe Luft¬ 
temperatur, wie sie im Hochsommer gegeben ist, günstiger als 
eine künstliche Temperatursteigerung im Winter auf die Des¬ 
infektion ein. Ohne Versuche angestellt zu haben, könnte man 
sogar glauben, dafs die natürliche Ventilation des stark geheizten 
Zimmers durch den Materialverlust mehr schade als durch die 
Temperaturerhöhung nütze. Flügge 1 ) schreibt wohl aus diesem 
Grunde in seiner Instruktion vor: »Dem Meldenden ist mitzu¬ 
teilen, dafs das Zimmer bis zum Eintreffen der Desinfektions¬ 
kolonne nicht geheizt werden darf.« Auch Peerenboom 2 ) hat 
theoretische Bedenken gegen eine Heizung des Zimmers, einmal 
weil dadurch die Ventilation erhöht werde, somit ein Material¬ 
verlust eintrete, sodann, weil bei höherer Temperatur, wie das 
schon im ungeheizten hochtemperierten Zimmer der Fall sein 
könne, zu viel Formaldehyd in der Luft zurückbleibe, ohne mit 
den Objekten in Berührung zu kommen; auch er sagt daher: 
»Die Zimmer bleiben am besten ungeheizt.« Unsere direkten 

1) S. 19 a. a. O. 

2) Peerenboom, Zum Verhalten des Formaldehyds im geschlossenen 
Raum und zu seiner Desinfektionswirkung. Hygienische Rundschau, 1898, 
Nr. 16, 8. 775. 


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228 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektionswirk. d. Formaldehyds. 


Versuche haben ergeben, dafs zwar die Zimmer zweckmäfsiger 
vorgeheizt als erst während des Desinfektionsaktes angeheizt 
werden sollen; immerhin haben wir aberden Einflufs der Wärme 
als einen so eminent förderlichen Faktor erkannt, dafs wir bei 
Desinfektionsausführungen zurWin terszeit in solchen Fällen, 
wo das Vorheizen versäumt wurde, unter keinen Um¬ 
ständen auf ein Heizen während des Desinfektions¬ 
aktes verzichten möchten. In der Desinfektionspraxis werden 
Fälle, in denen die Sanitätskolonne aus Versehen, Indolenz oder 
Sparsamkeit nicht vorgeheizte Räume vorfinden wird, auch wenn 
an den Meldenden das gegenteilige Verlangen gestellt werde, 
etwas ganz Alltägliches sein. 

Wir haben schon eingangs erwähnt, dafs es eine alte Er- 
fahrungsthatsache ist, dafs viele Desinfektionsmittel mit zunehmen¬ 
der Temperatur eine zunehmende Wirkung entfalten. 

Für diesen Vorgang hat man bis jetzt eine experimentell 
begründete Theorie nicht geben können. 

Unseres Erachtens kommen hierbei drei Möglichkeiten in 
Betracht. 

Entweder hat die Temperatur einen Einflufs, indem hier, wie 
so häufig bei chemischen Vorgängen, die desinficierende Substanz 
durch die Wärmebewegung aktiv gemacht wird, so dafs also auch 
der Formaldehyd mit steigender Temperatur leichter in jene 
Reaktion mit dem Bakterienmaterial eintritt, den wir als Vor¬ 
gang der Tötung auffassen müssen; oder die Substanz der Bak¬ 
terien erleidet selbst, obwohl sich letztere in lufttrockenem Zu¬ 
stand und bei latentem Leben befinden, solche Änderungen, 
welche sie geeigneter machen, mit dem Formaldehyd in Reaktion 
zu treten; oder endlich, was am wahrscheinlichsten ist, es treten 
sowohl bei dem Formaldehyd wie bei dem Bakterienprotoplasma 
mit steigender Temperatur die Bedingungen zu besserer gegen¬ 
seitiger Reaktion ein. 

In welchem Mafse dann die relative Feuchtigkeit der Luft 
an diesen Vorgängen beteiligt ist, läfst sich vorerst nur im all¬ 
gemeinen angeben. Wenn auch bei jeder Temperatur ein ge¬ 
wisser Feuchtigkeitsgrad den Grenzwert der Desinfektions Wirkung 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 229 


darstellt, so braucht doch dessen absolute Gröfse nicht bei allen 
Temperaturen die gleiche zu sein. Eine Kondensation von Wasser¬ 
dampf zu tropfenförmigem Wasser ist jedoch schädlich, einmal, 
weil hierdurch der Luft und somit auch den andern Objekten 
des Zimmers zu viel Formaldehyd entzogen wird zu gunsten 
einer beschränkten Stelle, und sodann gleichwohl die Concentra- 
tion der durch die folgende Absorption des Formaldehyds sich 
bildenden Formalinlösung für eine wirksame Desinfektion dieser 
beschränkten Stelle noch nicht auszureichen braucht. 

Wir müssen aber noch auf eine andere Rückwirkung der 
Temperatur hin weisen, die ziemlich sicher ebenfalls an den Ver¬ 
suchsergebnissen beteiligt ist. Durch eine niedrige Lufttemperatur 
scheint nämlich eine frühzeitige Bildung von Paraldehyd befördert 
zu werden. Wir beobachteten, wenigstens bei den tiefgradigen 
Versuchen, die auffällige Thatsache, dafs sich dicke Nebel bildeten, 
dals nach Abschlufs der Versuche der Formalingeruch ein mini¬ 
maler war und dafs sich auf sämmtlichen Gegenständen kleinste 
grauweifse Pünktchen vorfanden. Die dicken Nebel waren offen¬ 
bar durch Paraform bedingt, und die weifsen Pünktchen sind 
hierauf zurückzuführen; die wirkliche Formaldehydabsorption 
durch den Wasserdampf war infolgedessen so gering, dafs der 
auftretende schwache Formalingeruch nicht einmal am Betreten 
des Raumes hinderte, was bei den hochgradigen Versuchen aus¬ 
geschlossen war. Bei den Versuchen unter 0° bemerkten wir 
ferner, dafs die gefrorenen Fensterscheiben auftauten bezw. 
überhaupt nicht zufroren, gleichwohl aber von Kondensflüssigkeit 
beschlagen waren. Das war darauf zurückzuführen, dafs auch 
das Eis wie flüssiges Wasser den Formaldehyd absorbiert und 
die entstehende Formalinlösung einen niedrigeren Gefrierpunkt 
als das Wasser hat. Von der Richtigkeit dieser Annahme über¬ 
zeugten wir uns auch noch durch folgenden Versuch: wir stellten 
zwei Glasgefäfse, in welche etwas Wasser eingefüllt wurde, in 
das eine dazu ein Schälchen mit etwas Formalinlösung, bei tief 
unter dem Gefrierpunkt des Wassers liegenden Aufsentempera- 
turen ins Freie; während in dem Wassergefäfs sich auf der ganzen 
Innenfläche Kondenseis (Eisblumen) bildete, beschlugen sich 


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230 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektionswirk. d. Formaldehyds. 

wohl auch die Wandungen des andern Gefäfses, aber zu einem 
Gefrieren dieser Kondensflüssigkeit kam es nicht. — Der Eine 
von uns, welcher die vorliegenden Untersuchungen angeregt 
hatte (W.), wird diese Fragen noch weiterhin experimentell verfolgen 
und behält sich vor, über die Mengen des bei verschiedener Tem¬ 
peratur in der Luft vorhandenen Formaldehyds und Paraldehyds 
zu gelegener Jahreszeit besondere Versuche anzustellen. 

Es dürfte daher ratsam sein, die Wohnungsdesinfektion mit¬ 
tels Formaldehyds bei möglichst hoher, eventuell künstlich ge¬ 
steigerter Raumtemperatur vorzunehmen und nicht ungemessene 
grofse Wassermengen bis zur Kondensation an den Wänden und 
Gegenständen zu verdampfen, sondern nur so viel, dafs der 
Feuchtigkeitsgehalt der Luft von dem Sättigungspunkt noch er¬ 
heblich entfernt bleibt (nicht wesentlich weniger als 40 und nicht 
über 80°/ 0 r. F. bei etwa 30°, bei niedrigeren Temperaturen am 
besten gegen 80°/o r. F.). Hierdurch wird erreicht, dafs keine 
Kondensation eintritt und folglich weder Möbel, Broncegegen- 
stände u. dergl. beschädigt werden, noch durch Übergang des 
Formaldehyds in Lösung eine Minderung der Desinfektions¬ 
wirkung zu befürchten ist. 

In besonderen Fällen kann es Vorkommen, dafs im Winter 
entweder eine bestehende Heizeinrichtung dem Desinfektionszweck 
nicht genügt oder der zu desinfizierende Raum, etwa ein Schlaf¬ 
zimmer, überhaupt keine Heizeinrichtung besitzt. Ersteres kann 
beispielsweise der Fall sein in grofsen Kasernenstuben oder in 
Barackenräumen auf Übungsplätzen, die ja mitunter, gerade bei 
Epidemien, auch in der kälteren Jahreszeit belegt werden müssen, 
und wo die vorhandenen Öfen bei weitem nicht ausreichen 
können, um wenigstens alle Teile des Raumes auf die gewünschte 
hohe Temperatur (mindestens 20°) zu bringen. In solchen Fällen 
werden Koakskörbe oder Holzkohlenbecken oder -Pfannen 
sehr gute Dienste leisten, da man dieselben in beliebiger Anzahl 
und über den Raum verteilt aufstellen kann. Was wir oben über 
die gewöhnliche Ofenheizung gesagt haben, gilt auch hier, am 
vorteilhaftesten wird der Raum nicht während der Desinfektions¬ 
ausführung geheizt, sondern schon vorher. Es mag noch bemerkt 


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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 231 

werden, dafs die Grölse der Wärmeentwicklung, die sich mittels 
Kohlenbecken erreichen lälst, wie neuere Forschungen ergeben 
haben 1 ), bisher ebenso sehr unterschätzt wurde als man geneigt 
war, die Gefahr einer hierdurch bedingten Kohlenoxydvergiftung 
zu überschätzen; Krell fand, dafs bei sachgemäfser Behandlung 
der Kohlenbecken, wie sie in Rufsland auch vielfach üblich sei, 
kein Kohlenoxyd auftrat oder doch nur in so geringen Spuren, 
die quantitativ nicht fafsbar waren. 

1) Otto Krell, Antike Heizungen. München, Oldenbourg, 1901. 


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Stadien znr relativen Photometrie. 


Vom 

Dozenten Dr. Stanislav Ruzicka, 

Assistenten am Institut. 

(Aus dem hygienischen Institute des Prof. Dr. G. Kabrhel in Prag.) 

Zur Bestimmung der Verteilung des Lichtes in einem be¬ 
leuchteten Raume ist aufser der ziemlich mühsamen und in 
vielen Fällen wegen Lichtschwankungen praktisch kaum durch¬ 
führbaren Methode der Feststellung der absoluten Belichtungs¬ 
intensität einer Anzahl von Plätzen des betreffenden Raumes 
mittels eines exakten Photometers (z. B. des Web ersehen Milch¬ 
glasphotometers) nur für das Tageslicht noch die Methode der 
Raumwinkelmessung (nach Weber) vorhanden. 

Bei der Benutzung des Photometers zum obigen Zwecke 
ergibt sich nämlich die Schwierigkeit, dafs die für alle Plätze 
gleichzeitige Ablesung nur dann möglich wäre, wenn für jeden 
Platz ein besonderer Photometer und ein mit seiner Handhabung 
vertrauter Beobachter vorhanden wäre. Sonst kann — wenn 
man nur mit einem Photometer arbeitet — während des Über¬ 
ganges von einem Platze zum anderen eine Lichtschwankung 
eintreten, so dafs dann das resultierende Verhältnis verschoben 
ist. Je gröfser die Lichtschwankungen sind, desto fehlerhafter 
ist dann das Resultat. Dieser Fall tritt besonders beim Taglicht 
in hohem Mafse ein, aber auch von der künstlichen Beleuchtung 
gilt — wenn auch in geringerem Mafse — dasselbe (Gasdruck¬ 
schwankungen, Schwankungen des elektrischen Stromes). 


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Studien zur relativen Photometrie. Von Dr. Stanielav Rftiicka. 233 

Der Methode der Raumwinkelmessung aber haftet der Mangel 
an, dafs sie als Lichtquelle für die Beleuchtung der Plätze eines 
Raumes nur die direkt von der leuchtenden Himmelsfläche auf 
dieselben treffenden Strahlen berücksichtigt, das von gegenüber¬ 
liegenden Häusern, Wandflächen, der Zimmerdecke und von 
mannigfaltigen anderen Gegenständen reflektierte Licht dagegen 
unberücksichtigt läfst. Ganz abgesehen von der nicht geringen 
Schwierigkeit ihrer Ausführung, besonders bei mehrfenstrigen 
Räumen. 

Der Cohn sehe Lichtprüfer orientiert nur darüber, ob der 
betreffende Platz »vorzüglich« oder »gut« oder »schlecht« ist (be¬ 
ruht auf Herabsetzung der Lesbarkeit beigefügter Zahlentabellen 
durch Vorschaltung von [3 oder 2 oder 1] Rauchgläsern vor 
das Auge). 

Aufser diesen physikalischen Methoden ist es schon seit 
langem von einer grofsen Reihe von Forschern angestrebt worden, 
die chemischen Wirkungen der Lichtstrahlen als einen Mafsstab 
für die Lichtintensität zu benutzen. 

Die ersten waren Bunsen und Roscoe, welche das Chlor¬ 
knallgasphotometer schon vor einem halben Jahrhunderte zu 
diesem Zwecke konstruierten. Da aber die Manipulation mit 
Gasen zu diesem Zwecke sehr umständlich ist, gingen diese 
Forscher bald zu einer festen Chlorverbindung über, welche 
ebenfalls durch Lichtstrahlen zerlegt wird, nämlich Chlor¬ 
silber in Form eines damit imprägnierten »lichtempfindlichen« 
Papiers. 

Der zweite Grundstein zur Ausbildung dieser chemischen 
Lichtmessungsmethoden war das innerhalb weiter Grenzen gültige 
— wieder von Bunsen und Roscoe festgestellte — Gesetz, 
dafs gleichen Produkten aus Beleuchtungsdauer (^, und 
chemischer Lichtintensität (J v J 2 ) gleiche Schwärzungen des licht¬ 
empfindlichen Papiers entsprechen: 

Ji ti = J 2 t 2 

(bei gleicher Schwärzung des lichtempfindlichen Papiers!) 

Zur praktischen Ausführung von Lichtmessungen auf Grund 
dieser Prinzipien haben sich nun die beiden Autoren erstens 


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234 


Studien zur relativen Photometrie. 


einen »Normalton«, resp. » Normalschwärze c (feines inniges Ge¬ 
menge von 1000 Gewichtsteilen reinen Zinkoxyds und einem Ge¬ 
wichtsteil reinster Rufskohle) und zweitens ein Normalpapier 
(Chlorsilberpapier ) l ) hergestellt. Als Mafseinheit wählten sie jene 
Lichtstärke, welche am Normalpapier innerhalb einer Sekunde 
den Normalton hervorbringt. 

Weiterhin konstruierte Bunsen zum Zwecke der Exposition 
des Normalpapiers dem zu bestimmenden Lichte ein »Pendel¬ 
photometer«, welcher Apparat einen Streifen des Normalpapiers 
binnen kurzer genau mefsbarer Zeit derart zu exponieren erlaubt, 
dafs verschiedene Teile verschieden lange aber bestimmte Zeit 
exponiert werden, wodurch eine abfallende Schwärzung auf dem¬ 
selben entsteht. Mittels des Teiles, auf welchem der Normalton 
entstanden ist, wird nun auf Grund der betreffenden Expositions¬ 
zeit die Lichtintensität berechnet. — Die Ausführung der Methode 
ist recht schwierig und umständlich, sie wurde deshalb von 
Roscoe selbst später noch mehrfach abgeändert und vereinfacht, 
so dafs der Pendelapparat nicht mehr zur Bestimmung der 
Expositionszeit der einzelnen Teile des Normalpapierstreifens — 
welche Bestimmung besonders schwierig war —, sondern nur 
zur Herstellung eines Normalpapierstreifens von abfallender 
Schwärze 2 ) diente. Seine Calibrierung geschah aber empirisch: 
Roscoe liefs auf mehrere Normalpapierstückchen durch dieselbe 
Zeit bestimmte verschiedene Lichtintensitäten einwirken und 
suchte dann auf dem Papierstreifen mit abfallender Schwärze die 
entsprechenden Schwärzegrade auf, wodurch eine Skala erhalten 
wurde, welche eventuell durch Interpolation auch auf weitere 
Lichtintensitätsgrade schliefsen liefs. Nach der oben angeführten 

1) Tränkung des Papiers mit 3proz. Kochsalzlösung, Trocknen, 5 Minuten 
im Finstern auf 12 proz. Silbernitratlösung schwimmen lassen, Trocknen im 
Finstern. 

2) Bedeutend einfacher läfst sich ein solcher Papieretreifen mit ab¬ 
fallender Schwärze herstellen durch derartige Exposition eines Streifens 
gegenüber einer künstlichen Lichtquelle in der Dunkelkammer, dafs das eine 
Ende des Streifens mehr vom Lichte entfernt ist als das andere, welches 
den dem Lichte nächsten Teil des Streifens bildet (siehe weiter meine 
Methode der Skalenherstellung). 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftfcicka. 


235 


Gleichung J 1 t 1 = können nun mit Hilfe dieses kalibrierten 
Streifens Bestimmungen unbekannter Lichtintensitäten vorge¬ 
nommen werden. 

Bedeutend vereinfacht wurde die Methode weiterhin von 
Stelling, welcher sich ebenfalls einen Normalpapierstreifen mit 
abfallender Schwärze mittels des Pendelphotometers herstellte, 
aber zum Zwecke der Graduierung kleine Streifen derselben 
Lichtintensität unter Variierung des anderen Faktors — der 
Expositiousdauer — exponierte. 

In neuerer Zeit ist es W i e s n e r J ) gelungen, eine noch gröfsere 
Vereinfachung zu erzielen. Er bedient sich eines etwa 8 X 10 cm 
grofsen Brettchens, welches mit schwarzem undurchsichtigem 
Papier überzogen ist, aus welchem Überzug aber längs einer 
ganzen Seite des Brettchens — etwa 1 cm vom Rande entfernt — 
ein 4—6 mm breiter Streifen ausgeschnitten ist. Von der Seite 
können unter das schwarze Papier Papierstreifen derart einge¬ 
schoben werden, dafs sie im erwähnten Ausschnitt frei zu Tage 
liegen. Zum Zwecke der Lichtintensitätsbestimmung wird nun 
in den Ausschnitt der oben beschriebene Normal ton als Vergleichs¬ 
ton und ein zweiter Streifen unveränderten Normalpapiers ein¬ 
geführt, so dafs die beiden Streifen genau nebeneinander liegen 
und ihre Töne leicht verglichen werden können. Dann wird das 
Ganze dem zu messenden Lichte so lange exponiert, als das 
Normalpapier sich zum Normalton schwärzt. Setzen wir die 
dazu nötige Zeit als t an, so ist die Intensität des zu messenden 

Lichtes —. 
z 

Bei zu grofsen Lichtintensitäten würde natürlich t gar zu 
klein ausfallen, wodurch grolse Ablesungsfehler unvermeidlich 
werden würden. Deshalb hat Wies ner eine indirekte Bestim¬ 
mung ausgebildet: Es wird zuerst bestimmt, in welcher Zeit eine 
beliebige schwache Lichtintensität 1. den Normalton und 2. einen 

1) Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der 
Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. LXIV, 1896. Separat¬ 
abdruck: Untersuchungen über das photochemische Klima von Wien, Kairo 
und Buitenzorg (Java). 

Archiv für Hygiene. Bd. XLTII 17 


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236 


Studien zur relativen Photometrie. 


dunkleren Ton, welcher durch das zu messende Licht in einer 
ziemlich langen, also gut ablesbaren Zeit am Normalpapier 
hervorgerufen wird, hervorbringt. Aus dieser Beziehung ist dann 
die fragliche Lichtintensität leicht zu berechnen. Zweitens hat 
Wiesner zu Messungen grofser Lichtintensitäten auch seine 
einfachere direkte Methode brauchbar gemacht, indem er Mehr¬ 
fachnormaltöne mittels beständiger Aquarellfarben herstellte und 
sie kalibrierte. 

Alle diese erwähnten chemischen Lichtmessungsmethoden 
beziehen sich aber nicht auf den leuchtenden Teil der Licht¬ 
strahlen, da dieser auf die empfindliche Silberverbindung nur 
sehr schwach ein wirkt; die maximale Wirkung liegt in dem blau¬ 
violetten Teile des Spektrums, und es können diese Methoden 
also korrekt nur auf diese sog. »chemischen« Strahlen ange¬ 
wendet werden. 

Nur dann wären diese Methoden zur Messung des eigent¬ 
lichen »Lichtes« brauchbar, wenn 1. das Verhältnis zwischen den 
»chemischen« und leuchtenden Strahlen in allen Lichtarten das¬ 
selbe wäre oder 2. wenn wir eine empfindliche Substanz hätten, 
welche auf die verschiedenen Teile des Spektrums ebenso 
reagieren würde wie die Netzhaut unseres Auges, welche das 
Maximum der Empfindlichkeit im gelben Teile des Spektrums 
besitzt. 

Die erste Bedingung trifft bei weitem nicht zu: Die 
Zusammensetzung des Lichtes ist in dieser Beziehung sehr ver¬ 
schieden bei verschiedenen Lichtquellen. 

Allerdings kann sie bei einer bestimmten Lichtart ziemlich 
konstant sein, wobei dann eine Lichtmessung der betreffenden 
Lichtart nach Kalibrierung des empfindlichen Papiers auf diese 
Lichtart auch in Bezug auf die leuchtenden Strahlen möglich wäre. 

Diesen Weg hat Crzellitzer 1 ) in Bezug auf das Auerlicht 
eingeschlagen und sich zu diesem Zwecke ein im wesentlichen 
dem Vogel sehen Aktinometer entsprechendes Instrumentchen 
konstruiert, bei welchem Stückchen des empfindlichen Papiers 


1) Archiv f. Hygiene, XXXVIII, 317 (1 IKK)). 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Räiicka. 


237 


1 . direkt, 2. mit einer Lage Seidenpapier bedeckt, 3. mit zwei 
Lagen Seidenpapier bedeckt, 4. mit drei Lagen Seidenpapier be¬ 
deckt u. s. w. 45 Minuten exponiert werden. Ist selbst auf dem 
ganz unbedeckten Teile keine Reaktion zu erkennen, so be¬ 
deutet das bei dem von Crzellitzer benutzten Papier weniger 
als 13 Meterkerzen, Reaktion auf dem unbedeckten und eine 
schwächere auf dem mit einer Lage Seidenpapier bedeckten Teile 
bedeutet mindestens 24 Meterkerzen u. s. w. 

Die im Deutschen Reiche patentierte Methode von Baurat 
Wingen basiert darauf, dafs die auf den zu untersuchenden 
Plätzen exponierten Papierstückchen mit einem solchen verglichen 
werden, auf welches eine Lichtintensität von 50 Meterkerzen 
durch dieselbe Zeit eingewirkt hat: die »blässeren Plätze« gelten 
als ungenügend beleuchtet. — Jedenfalls müfste bei dieser 
Methode das 50 Meterkerzenpapier immer mittels derselben Licht¬ 
art hergestellt werden, was beim Taglicht praktisch kaum mög¬ 
lich sein dürfte 1 ), bei anderen Lichtarten aber aufserdem ein 
nicht geringes Instrumentarium (darunter ein exaktes Photometer) 
und nicht geringe Arbeit erfordern würde. Die Forderung von 
wenigstens 50 Meterkerzen dürfte als entschieden zu hoch ge¬ 
griffen bezeichnet werden müssen. Ganz ähnliche Wege haben 
übrigens zur hygienischen Taxierung der Beleuchtung einzelner 
Plätze z. B. eines Schullokals auch Andere vor Wingen ein¬ 
zuschlagen versucht (z. B. Wolpert in Berlin), und das Grund¬ 
prinzip — Kopierpapierstückchen auf verschiedenen Plätzen zu 
exponieren und aus der Verdunkelung auf die Belichtungs¬ 
intensität zu schliefsen, — welches unbegreiflicherweise im Patent¬ 
anspruch enthalten ist, dürfte als allgemein bekannt bezeichnet 
werden. 


1) In der Anleitung zum Gebrauch des Instrumentchens heilst es, das 
beigefügte Normaltonvergleichspapier sei bei 50 Meterkerzen Taglicht bei 
hellem Tag, 11—12 Uhr, wechselnder Bewölkung (April), hergestellt worden. 
Wie das möglich wäre, durch eine ganze Stunde und zwar noch bei wech¬ 
selnder Bewölkung am Expositionsplatze ständig genau 50 Meterkerzen 
(und zwar noch derselben Art Taglicht) zu haben, ist mir unbegreiflich. Es 
werden darüber auch leider keine Angaben gemacht. (Das Instrumentchen 
ist bei F. Tiessen, Breslau I, Schmiedebrücke 30 erhältlich.) 

17* 


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238 


Studien zur relativen Photometrie. 


Im Weiteren werde ich übrigens bei Auseinandersetzung 
meiner Versuche Gelegenheit haben zu erwähnen, dafs möglicher¬ 
weise auch in einem und demselben Raume, welcher von einer 
(primären) Lichtquelle beleuchtet wird, das Licht nicht überall 
in Bezug auf das Verhältnis der chemischen zu den leuchtenden 
Strahlen genügend gleich zusammengesetzt ist. 

Die zweite Bedingung ist durch das Andresensehe 
Papier wenn nicht erfüllt, so sicher wenigstens der Erfüllung 
bedeutend nähergebracht worden 1 ). 

Andresen ist es nämlich gelungen, das Bromsilberpapier 
mittels des Rhodamins B derart zu sensibilisieren, dafs es aufser 
dem alten Empfindlichkeitsmaximum in Violett noch ein starkes 
zweites im Gelben besitzt. Um nun nur die leuchtenden 
Strahlen auf das Papier ein wirken zu lassen, filtriert Andresen 
den violetten Teil durch Auflegen einer mit Auramin gefärbten 
Glasplatte 2 ) auf sein empfindliches Papier ab. 

Dadurch, dafs das Papier aufser dem für uns brauchbaren 
Empfindlichkeitsmaximum auch noch das alte hat, wird die 
Handhabung des Papiers für die Praxis allerdings — wie mir 
Andresen selbst mitgeteilt hat — bedeutend erschwert. 

Mir ist es nun gelungen, das Papier so herzustellen, dafs 
es ohne Vorschaltung eines blau violette Strahlen absorbierenden 
Filters ganz an und für sich schon nur das eine Maxi¬ 
mum im Gelben besitzt. 

Ich erzielte dies dadurch, dafs ich dem Andresenschen 
Papier einfach das Filter einverleibt habe. 

Die Herstellung ist einfach und dürfte nach dem Urteil 
eines Fachmannes kaum höher als diejenige der gewöhnlichen 
Kopierpapiere kommen: 

Das photographische Rohpapier wird ö Minuten lang in 
einer Auflösung von 61 g Bromkalium in 1000 g Wasser gebadet 
und vertikal aufgehängt und an der Luft getrocknet. Dann bei 

1) Photographische Korrespondenz, 1898. (Zur Aktinometrie des Sonnen¬ 
lichtes.) 

2) Eigentlich ist nur eine auf der Glasplatte befindliche feine Gelatine¬ 
schicht gefärbt; siehe weiter unten. 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rüzicka. 


239 


rubinrotem Lichte in der Dunkelkammer mit einer 12proz. Silber¬ 
nitratlösung während 2 Minuten behandelt und sogleich viermal 
je 2 Minuten in immer erneuertem Wasser ausgewässert und 
dann 5 Minuten in einer Lösung aus 
200 ccm Wasser, 

6 g Natriumnitrit, 

5 ccm einer alkoholischen Lösung von Rhodamin B 1: 200 
gebadet und, ohne auszuwässern im Dunkeln wieder vertikal auf¬ 
gehängt, getrocknet. 

Bisher ist es das Andresensche Papier, welches zwei 
Empfindlichkeitsmaxima hat: erstens das alte im Violett und 
dann ein zweites im Gelb. 

Ich füge nun dem Papier unmittelbar das blauviolette, 
Strahlen absorbierende Filter an, indem ich die empfindliche 
Fläche mit einer Schicht von Collodium oder Celloidin überziehe, 
in welchem vorher Auramin aufgelöst worden ist. 

Fernerhin will ich versuchen, für besondere Zwecke Papier 
von höherer Empfindlichkeit und starken Kontrasten durch 
stärkere (z. B. doppelte) Beladung mit Bromsilber herzustellen, 
indem ich nach der Auswässerung das Papier im Dunkeln trocknen 
und dann von neuem mit Bromkali 2 ) und Silbernitrat behandeln 
will, worauf dann die ganze Prozedur auf die beschriebene Art 
weiter fortgesetzt wird. 

Mein Papier ist auf der empfindlichen Fläche leuchtend 
orangegelb und wird durch Lichteinwirkung bräunlich bis schwarz¬ 
braun; bei stärkerer Beladung mit Bromsilber werden wohl end¬ 
lich fast ganz schwarze Töne noch hinzukommen. 

Aufser den technischen Vorteilen meines Papiers vor dem 
Andresenschen — welche in Einfachheit der Handhabung (in¬ 
folge des Wegfalls eines besonderen Lichtfilters) und Billigkeit 2 ) 

1) Diesesmal natürlich schon auch im Dunkeln. 

2) Andresen stellt das Auraminfilter folgender Art her (nach münd¬ 
licher Mitteilung): Ungebrauchte Bromsilber-Gelatineplatten werden in der 
Dunkelkammer ausfixiert, gründlich ausgewässert, getrocknet. Dann 10 Minuten 
unter fortwährender Bewegung der Schale in wässeriger Auraminlösung 1: 60 
gebadet und hierauf während 1 Minute in viel Wasser abgespült, dann 
getrocknet. 


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240 


Stadien zur relativen Photometrie. 


(aus demselben Grunde) bestehen —, sind zwei sachliche hervor¬ 
zuheben : 

Die Lichtabsorption durch die Glasplatte des Andresen- 
schen Auraminfilters kommt in Wegfall, so dafs das Licht weniger 
geschwächt (nur durch die äufserst feine Collodiumschicht) zur 
Wirkung gelangt, wodurch also die Methode empfindlicher wird, 
was besonders bei schwächeren Lichtintensitäten sehr notwendig ist. 

Zweitens ist der Kontrast der Töne (leuchtend orangegelb, 
braun, schwarzbraun) meines Papiers nach Urteil unter Anderen 
des Herrn Dr. Andresen 1 ) selbst schärfer als bei seinem Papier 
(bläulichrot, violett, rötlichgrau-dunkelblau), was für die Ablesung 
natürlich von Vorteil ist. 

Nun aber ist noch ein weiterer Umstand zu erwähnen. 
Unsere Netzhaut hat, wie schon erwähnt, ihr Empfindlichkeits¬ 
maximum im gelben Teile des Spektrums, und vom Gelben 
klingt nach beiden Seiten die Empfindlichkeit ab (unsere Netz¬ 
haut empfindet einerseits das Orange, Rot, anderseits das 
Grün, Blau, Violett, aber die ultraroten und die ultravioletten 
Strahlen nicht mehr). Es liefse sich sicher eine Kurve kon¬ 
struieren, welche dieses Abklingen graphisch darstellen würde. 
Es fragt sich nun, ob auch für das Andresensche und das 
m einige Papier die Empfindlichkeitskurve für das » Gelbmaximum f 
genau dieselbe wäre, denn nur dann wäre dieses Papier ein ganz 
genau adäquates Mals für die Empfindungen der Netzhaut. 

A priori kann man sagen, dafs es ein besonders günstiger 
Zufall wäre, wenn dies zutreffen würde. Eine genaue Beant¬ 
wortung der Frage wird aber sehr viel experimentelle Arbeit 
erfordern, welche ich noch nicht Gelegenheit hatte auszuführen. 

Trifft dies nicht zu, so haben wir in diesem Papier zwar 
sicher ein bei Weitem unvergleichlich besseres Mals für Licht- 


1) Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Dr. Andresen auch an 
dieser Stelle meinen wärmsten Dank auszusprechen für die aufserordent- 
liche Bereitwilligkeit, mit welcher er mir sein Laboratorium in der photo¬ 
graphischen Abteilung der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin, 
dessen Leiter er ist, zur Verfügung stellte. Derselbe Dank meinerseits ge¬ 
bührt der Fabriksdirektion. 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftzifcka. 


241 


bestimmungen als im violettempfindlichen, aber ein ganz genaues 
doch noch nicht. 

Es ergibt sich somit aus dem ganzen bisher Mitgeteilten, 
dafs wir eigentlich keine genügend korrekte und doch praktisch 
brauchbare Methode zur Bestimmung der Lichtverteilung aus¬ 
gearbeitet haben, und doch wäre eine solche leicht ausführbare 
Methode sehr erwünscht, da noch sehr viele Fragen der Hygiene 
der Beleuchtung geschlossener Räume ihrer Lösung — welche 
eben nur an der Hand von Lichtverteilungsbestimmungen mög¬ 
lich ist — harren. Zum Beispiel die Frage des Einflusses der 
Anordnung und Ausführung der Lichtöffnungen (Feuster), der 
Strafsenbreite und Häuserhöhe, der Art des Wandanstriches, der 
Tageszeiten auf die Lichtverteilung im Raume. 

Um nun auch mit einem nicht ganz adäquaten empfind¬ 
lichen Papier Bestimmungen der Lichtverteilung vornehmen zu 
können, habe ich einen Weg eingeschlagen, welchen ich im 
folgenden beschreiben will. 

Ich bin nämlich auf den Gedanken gekommen, eine Art 
relativer Lichtmessung mit Hilfe des lichtempfindlichen Papiers 
auszuarbeiten, mit deren Hilfe es möglich wäre, die Belichtungs¬ 
intensitäten aller gewählten Plätze eines Raumes im Verhältnis 
zu einem beliebig gewählten von ihnen — z. B. zu dem 
dunkelsten, zu dem lichtesten, oder zur Lichtintensität vor 
dem Fenster im Freien — für einen und denselben Zeit¬ 
abschnitt zu bestimmen. 

Dadurch eliminiert man nämlich — wie ich anfangs der 
Anschauung war, vollständig — die Verschiedenartigkeit (in Bezug 
auf das Verhältnis der chemischen 1 ) und der optischen Strahlen) 
der je verglichenen zwei Lichtintensitäten. Man hat kurz ge¬ 
sagt in jedem Falle — wie ich meinte — das exakt adäquate 
Vergleicheobjekt, Licht desselben Ursprungs. 


1) Bei meinem Papier ist natürlich das chemische Maximum im Gelben, 
bei den gewöhnlichen Papieren im Violetten, beim A n d r e s e n sehen Papier 
ist fast das ganze Spektrum »chemisch wirkend«. 


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242 


Studien zur relativen Photometrie. 


(Die Art der Eruierung des Verhältnisses der beiden je 
verglichenen gleichartigen Lichtintensitäten aus den beiden ex¬ 
ponierten Papierstückchen wird weiter unten geschildert werden.) 

(Genauere Auseinandersetzung der Brauchbarkeit dieser mei¬ 
ner relativen Photometrie zu hygienischen Zwecken will ich am 
Ende dieser Arbeit anfügen.) 

Allerdings hat sich mir aber das gewöhnliche photographische 
Kopierpapier zu genauen Messungen auch mit dieser Methode 
als ungeeignet erwiesen, und ich bin zur Überzeugung gekommen, 
dafs bei der weiteren Ausarbeitung dieser Methode ein Papier 
anzuwenden ist, welches auf denselben Teil des Spektrums em¬ 
pfindlich wie die menschliche Netzhaut, möglichst »netzhautadä¬ 
quat« im vorher besprochenen Sinne ist. Da es nun gelungen 
ist, solches oder wenigstens dem sehr nahes Papier herzustellen, 
dürfte diese Methode auch zu genauen Messungen anwendbar 
werden. 

Mit dem gewöhnlichen Celloidinpapier habe ich zuweilen 
recht genaue, in anderen Fällen aber ziemlich abweichende 
Werte (sogar um 20 bis 30 °/ 0 ) bekommen. 

Ich will nun im folgenden meine mit dem gewöhnlichen 
Celloidinpapier Pensee gemachten Erfahrungen kurz beschreiben, 
da ich wegen mehrmonatlicher Abwesenheit die Experimente 
unterbrechen mufste. 

Nachher will ich diese Studien mit meinem netzhautartig em¬ 
pfindlichen Kopierpapier fortsetzen. 

Das Prinzip der Methode beruht darauf, dafs, wenn ein Stück 
photographisches Kopierpapier einer Beleuchtungskraft 1,ein zweites 
Stück desselben Papiers einer Beleuchtungskraft desselben Lichtes, 
aber von der Intensität 2 während desselben Zeitabschnitts aus¬ 
gesetzt wird, die beiden Papiere je einen bestimmten dunkleren 
Ton bekommen. Das Verhältnis der Dunkelheit beider Papiere 
entspricht in einer bestimmten Art dem Verhältnis der Beleuch¬ 
tungsintensitäten. 

Die Beziehung dieser beiden Verhältnisse ist aber keineswegs 
so einfach wie sie erwartet werden könnte: Es entspricht nämlich 
einer doppelten Beleuchtungsintensität nicht eine doppelte Dunkel- 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rfizicka. 


243 


heit (an der Lichtabsorption durch die dunkel gewordene Sub¬ 
stanz unter Ausschlufs der Absorption durch das Papier selbst 
gemessen), sondern eine geringere; es entsprach z. B. nach meinen 
Messungen einer vierfachen Beleuchtungsintensität eine nur 
2,2 fache Dunkelheit. 

Da also eine einfache mathematische Beziehung zwischen 
der Beleuchtungskraft und der durch dieselbe hervorgerufenen 
Verdunkelung des Papiers nicht besteht, so mufste ich mir einen 
empirischen Mafsstab dieser Beziehung verschaffen. 

Dies wurde dadurch erreicht, dafs ein Stück photographisches 
Kopierpapier z. B. in 12 gleiche kleine Stücke zerschnitten wurde 
(je 2X4,5 cm), von welchen jedes längs der kürzeren Seiten 
mittels gummierten Papierstreifchens auf ein in der Mikroskopie 
gebräuchliches Objektträgerglas aufgeklebt (die empfindliche Seite 
vom Glase abgewendet). Diese, mit dem Kopierpapier armierten 
Objektträger wurden dann in einer innen mattschwarz angestri¬ 
chenen Holzkiste mittels in den Boden derselben in entsprechen¬ 
den Entfernungen eingestochener Stecknadeln so aufgestellt, dafs 
sie von einer Lichtquelle, z. B. 15, 17, 20, 22, 25, 28, 30, 32, 34, 
37, 40, 43 cm entfernt waren und die Lichtstrahlen senkrecht 
auf ihre dem Lichte zugewendete empfindliche Fläche auffielen. 

Die auf die Richtung der Lichtstrahlen genau senkrechte 
Einstellung der Papierblättchen ist leicht dadurch zu erreichen, 
dafs man diejenige Lage des betreffenden Objektträgers aufsucht, 
bei welcher das Kopierpapier dem durch die Flamme der Licht¬ 
quelle dasselbe betrachtenden Auge glänzend erscheint, ein Beweis, 
dafs die auffallenden Lichtstrahlen auf demselben Wege, auf 
welchem sie zum Papier gekommen sind, wieder reflektiert werden, 
was eben nur bei senkrechter Einfallsrichtung geschieht. 

Alle diese Arbeiten — höchstens die genaue senkrechte Ein¬ 
stellung der Papierblättchen auf die Strahlrichtung kann bei 
schwachem Licht eine Ausnahme bilden — werden in der Dunkel¬ 
kammer bei rotem Licht vorgenommen, um eine vorzeitige Licht¬ 
wirkung auf das Papier zu vermeiden. 

Hierauf läfst man das Licht auf die Papiere so lange ein¬ 
wirken, bis das demselben nächste Papier intensiv braun erscheint; 


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244 


Studien zur relativen Photometrie. 


die anderen sind begreiflicherweise — da die Intensität des Lichtes 
im quadratischen Verhältnisse der Entfernung abnimmt — je weiter 
vom Lichte desto blasser. Diese Einwirkung wird zum Beispiel bei 
Benutzung des gewöhnlichen Celloidinpapiers und einer gewöhn¬ 
lichen Gasschnittflamme in einigen 12 Stunden erreicht. — Die 
eventuellen Schwankungen des Lichtes, mögen sie auch sehr 
grofs sein, haben auf die Richtigkeit des Resultates keinen 
Einflufs, da sie für alle Papiere in derselben Weise zustande 
kommen; das Entscheidende dabei ist nur das Verhältnis der 
Entfernungen von der Lichtquelle. 

Auf diese einfache Art bekommt man eine Skala, deren jede 
Stufe mit der die Entfernung des betreffenden Papierstückes vom 
Lichte (resp. Lichtcentrum) in Centimetern 1 ) möglichst genau 
bezeichnenden Zahl versehen wird. 

Wollen wir nun mittels dieser Skala das Verhältnis der Be¬ 
leuchtungsintensität zweier Plätze bestimmen, welche von einer 
und derselben Lichtart beleuchtet werden, so hat man auf diesen 

1) Man verfährt am besten so, dafs man die Entfernungen der einzelnen 
Papierstücke im voraus nur ungefähr bestimmt wählt und erst nach genauer 
Einstellung (senkrecht auf die Richtung der Lichtstrahlen) mittels des 
Centimetermafses sie genau ermittelt. Bei der Gasschnittflamme und 
Acetylenflamme empfiehlt sich folgendes einfaches Verfahren zur genauen 
Bestimmung der einzelnen Entfernungen: Es wird ein längerer dünner 
Glasstab mit dem einen Ende bis knapp an das betreffende Papierstückchen 
so genähert, dafs der Glasstab gleichzeitig ungefähr die Mitte der leuchten¬ 
den Flammenfläche passiert. In dieser Position wird das Glasstäbchen einige 
Augenblicke gehalten, so dafs die Flamme auf demselben Rufs absetzt. Die 
Entfernung des Rufsringes vom Ende ist dann die gesuchte Distanz, welche 
dann mittels des Centimetermafses abgelesen wird. Am meisten zu empfehlen 
ist aber, sich auf ein wagerechtes, ebenes Brettchen, welches am Rande 
einen halbkreisförmigen Ausschnitt von etwa 1 cm Durchmesser besitzt, 
in welchen die (am besten kurz kegelförmige) Flamme (das Ende des Rohres 
des leuchtenden Bunsenbrenners) immer eingestellt wird, im Bogen eine An¬ 
zahl von der Lichtquelle (dem Ausschnitt) verschieden entfernter vierkantiger 
Holzpflöckchen — mit einer Fläche genau senkrecht auf den betreffenden 
vom Ausschnitt ausgehenden Radius — aufzukleben. Jedes Pflöckchen wird 
mit zwei Drahtreifchen — einem nahe dem oberen, einem nahe dem unteren 
Ende des Pflöckchens — versehen, unter welche bei Anfertigung der Skala 
das Kopierpapierstückchen eingeschoben wird. Das Brettchen wird samt den 
Pflöckchen mattschwarz gestrichen und die Entfernung jedes Pflöckchens 
vom Mittelpunkte des Ausschnittes ein für allemal festgestellt. 


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245 


Plätzen je einen kleinen Streifen desselben Kopierpapiers, aus 
welchem die Skala hergestellt ist, so lange gleichzeitig zu ex¬ 
ponieren, bis eine ziemlich intensive Bräunung des stärker belich¬ 
teten und eine nicht zu blasse Verfärbung des schwächer be¬ 
lichteten Papieres erfolgt ist. Diese Töne müssen innerhalb der 
Tonintensitäten der Skala bleiben; gut ist es, sich eine dunklere 
(längere Exposition) und eine zweite hellere Skala (kürzere Ex¬ 
position) zu bereiten. Es ist aber leicht begreiflich, dafs die 
gar zu dunklen (schwarzbraunen), sowie auch die gar zu blassen 
(rosa) Töne zu vermeiden sind, da dann die Unterschiede weniger 
scharf erkannt werden können. 

Hat man nun die beiden zu vergleichenden Papierstücke in 
den passenden Intensitäten, so verfährt man nun folgender Art 
weiter: Die Papierstücke werden, ihrer Bräunung entsprechend, in die 
Skala eingereiht und die auf dieselben entfallenden Zahlen notiert. 

Es hat sich mir am besten das folgende Verfahren bei der 
Einreihung in die Skala bewährt: Die einzelnen Papierstückchen 
der Skala werden mit ihren Enden in entsprechend angeordnete 
Schlitze eines festeren Papierblattes eingesteckt, so dafs die 
Enden an der Hinterseite des Papiers hervorragen, der mittlere 
Hauptteil aber auf der Vorderseite zu Tage liegt. Über jedem 
Papierstückchen wird die Zahl aufgeschrieben, welche seine Ent¬ 
fernung in Centimetern vom Lichte bei der Anfertigung der 
Skala ausdrückt. — Der einzureihende Papierstreifen wird zuerst 
grob durch flüchtige Vergleichung mit den einzelnen Skalastufen 
eingereiht und dann folgender Art fein eingestellt: er wird auf 
einen der ihm nahestehenden Skalapapiere aufgelegt, so dafs das 
— bedeutend gröfsere — Skalapapier rund herum unter dem¬ 
selben hervorragt. Hat der verglichene Papierstreifen genau 
denselben Ton wie das Skalapapier, so verfliefst er mit dem 
Tone des letzteren, so dafs er für das Auge von dem Skala¬ 
papier nicht unterscheidbar ist. Sonst bildet er in dem Felde 
des Skalapapiers einen mehr oder weniger helleren oder dunkleren 
Fleck, in welchem Falle mau dann dieselbe Vergleichung mit 
dem benachbarten dunkleren resp. helleren »Skalagradec vor¬ 
nimmt, bis man entweder findet, dafs das Papierstückchen dem 


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246 


Studien zur relativen Photometrie. 


Tone nach mit einem Skalagrade genau übereinstimmt, oder dafs 
sein Ton zwischen zwei Skalagraden liegt. Zur scharfen Er¬ 
kennung des richtigen Verhältnisses ist es nötig, die beiden auf¬ 
einander liegenden Papiere dabei durch eine aufgedrückte Glas¬ 
tafel zu betrachten, wodurch eine genauere Abschätzung ermög¬ 
licht wird, da die beiden Papiere nur dann genau aneinander 
aufgedrückt und die eventuellen Unebenheiten der verglichenen 
Papierstücke, welche Täuschungen hervorrufen könnten, behoben 
werden können. Am einfachsten bedient man sich dazu eines 
reinen Objektträgerglases auf dessen einem Ende man ein Stück¬ 
chen Glasstab oder Glasröhre senkrecht auf die Fläche des Ob¬ 
jektträgers mittels dicken Canadabalsams aufkittet, wodurch die 
Glasplatte eine gute Handhabe bekommt, so dafs man an den 
Skalapapieren nicht (beim Heben u. s. w. der Glasplatte) mit den 
Fingern herumgreifen mufs. 

Aus naheliegenden Gründen müssen natürlich alle Manipu¬ 
lationen mit den Skalen und den exponierten, zu vergleichenden 
Papierstreifchen in dem chemisch unwirksamen roten Lichte — 
in der Dunkelkammer oder nachts — vorgenommen werden, um 
eine nachträgliche Lichtwirkung auszuschliefsen. Es empfiehlt 
sich nicht, die Papiere zu vergolden und zu fixieren, um die 
erreichten Intensitäten zu fixieren, lichtfest zu machen. Es wäre 
zwar weit einfacher, wenn man bei beliebigem Lichte zu arbeiten 
vermöchte, aber es gehen bei der Fixierung feinere Nuancen 
bekanntlich verloren, und es könnten so bei den mannigfaltigen 
chemischen Eingriffen, welche dabei vor sich gehen, Verschie¬ 
bungen der ursprünglichen Tonverhältnisse eintreten. 

Ich bin aber damit beschäftigt, die Herstellung lichtfester 
Skalen auszuarbeiten, mit welchen man dann die Ablesungen 
im schwachen gewöhnlichen Lichte vornehmen könnte. 

Hat man nun die beiden Papierstreifen genau in die Skala 
eingestellt, so erfolgt dann die Berechnung: 

Sagen wir, dafs wir die Zahlen 23, 39 bekommen haben. In 
diesem Falle kann man annehmen, dafs das auf den dunkleren 
Platz auffallende Licht im Vergleich mit dem auf den helleren 
Platz auffallenden in demselben Verhältnis (stärker zerstreut, also:) 


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247 


schwächer war, wie es bei der Herstellung der Skala das auf 
den 39 cm von der Lichtquelle entfernten Kopierpapierstreifen 
auffallende Licht im Verhältnis zu dem auf den blofs 23 cm ent¬ 
fernten Kopierpapierstreifen auffallenden Lichte war. 

Diese Annahme dürfte ziemlich klar erscheinen und läfst 
sich auch aus dem oben erwähnten Bunsen-Roscoeschen 
Gesetze J 1 t 1 = herleiten. Ihre Richtigkeit kann aber auch 
leicht durch das Experiment bewiesen werden. In diesem Experi¬ 
mente können wir die schon oben erwähnten zwei Skalen — die 
hellere und die dunklere — sehr gut benutzen. 

Wählen wir aus der helleren Skala zwei Papiere, deren Töne 
noch innerhalb des Bereiches der dunkleren Skala liegen, z. B. 
dasjenige, welches 15 cm und ein anderes, welches 26 cm weit 
von der Lichtquelle exponiert war, und reihen sie in die dunklere 
Skala ein, so finden wir, dafs sie hier mit den Entfernungen 23 
und 40 übereinstimmen. Fragen wir nun, welches Verhältnis 
der Beleuchtungsintensitäten diesen Zahlen entspricht, so finden 
wir, dafs es 1 ) im ersten Falle das Verhältnis 

26 2 : 15 2 = 676 : 225 = 3,0 : 1, 

im zweiten Falle 

40 2 : 23 2 = 1600 : 529 = 3,0 : 1 ist. 

Ein anderes Beispiel: 

Die Papiere 15, 22 der helleren Skala stimmen mit den Ent¬ 
fernungen 23, 34 der dunkleren Skala überein; wir bekommen 
also die Verhältnisse 

22 2 : 15 2 — 484 : 225 = 2,2 : 1 

34 2 : 23 2 = 1156 : 529 = 2,2 : 1 u. s. w. 

Was besagen uns diese Zahlen weiter? Um dies zu ver¬ 
stehen, müssen wir uns vergegenwärtigen, wie die beiden Skalen 
— die hellere und die dunklere — entstanden sind. Beide sind 
durch Exposition einer Serie von Kopierpapierstückchen der Ein¬ 
wirkung desselben Lichtes in denselben steigenden Entfernungen 
entstanden, aber der Unterschied lag in der verschiedenen Länge 

1) Nach dem Gesetze, dafs die Beleuchtungsintensität mit dem Quadrate 
der Entfernung von der Lichtquelle umgekehrt proportional ist. 


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248 


Studien zur relativen Photometrie. 


der Expositionszeit. Infolgedessen blieb es bei der kürzer expo¬ 
nierten Skala bei lichteren Tönen, während die länger exponierte 
aus dunkleren Tönen besteht, und es entsprechen somit die Töne 
zweier in verschiedenen Entfernungen exponierten Papiere der 
helleren Skala, den Tönen der der Entfernung vom Lichte nach 
entsprechenden Papierstückchen der dunkleren Skala der Dunkel¬ 
heit nach nicht, sondern die ersteren sind heller. Wir müssen 
also ihnen gleichgetonte in der dunkleren Skala in gröfseren 
Entfernungen vom Lichte suchen: Und dabei finden wir, was 
allerdings bei reifer Überlegung schon a priori zu erwarten war, 
dafs sie solchen Entfernungen in der dunkleren Skala ent¬ 
sprechen, deren Quadrate den zweiten Potenzen der ersteren pro¬ 
portional sind. 

Mit anderen Worten gesagt: Wirken auf photographisches 
Kopierpapier zwei verschieden abgestufte Intensitäten desselben 
Lichtes eine bestimmte Zeit ein, und im zweiten Falle zwei 
schwächere, aber zu einander in demselben Verhältnis 
stehende Intensitäten desselben Lichtes, so stellt sich im zweiten 
Falle nach einiger (längeren als im ersten Falle) Zeit genau die¬ 
selbe Verdunkelung der Kopierpapierstückchen ein. Und wenn 
wir das Gesagte umkehren, so sind wir zur Grundidee meiner 
Methode gelangt: Bringen zwei Intensitäten desselben 
Lichtes auf dem Kopierpapier in einer beliebigen 
Zeit bei gleichzeitiger Einwirkung dieselbe Ver¬ 
dunkelung hervor, wie zwei andere in bekanntem Ver¬ 
hältnis stehende Intensitäten desselben Lichtes im 
Verlaufe einer beliebigen anderen Zeit, so istdas Ver¬ 
hältnis der ersteren demjenigen der letzteren gleich, 
und da wir das letztere kennen, also auch bekannt. 

Um nun dieses Faktum methodisch zur Messung der Ver¬ 
hältnisse von unbekannten Beleuchtungsintensitäten benutzen zu 
können, brauchen wir uns nur eine Sammlung von Stückchen des¬ 
selben Kopierpapiers herzustellen, welche verschiedenen zu einander 
in bekanntem Verhältnisse stehenden Intensitäten desselben Lichtes 
alle dieselbe Zeit exponiert waren. Die Abstufung der auf ein¬ 
zelne Papierstückchen einwirkenden Lichtintensitäten geschieht 


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249 


einfach durch Exposition der Papierstücke in verschiedenen, aber 
genau festgestellten Entfernungen von der Lichtquelle (wobei 
natürlich auch der Einfallswinkel bei allen derselbe sein mufs, 
am einfachsten 90°; siehe die Methode der Herstellung der 
Skala). 

Nachdem wir somit die gemachte Annahme (Seite 246, letzter 
Absatz) als richtig erwiesen haben, gehen wir nunmehr zur Fort¬ 
setzung der Berechnung, über welche wir unterbrochen haben. 

Da wir gefunden haben, dafs die exponierten Papierstreifen 
mit den Zahlen 23 und 39 der Skala übereinstimmen, so können 
wir unmittelbar nach dem eben Dargelegten sagen, dafs die auf 
die exponierten Papierstreifen einwirkenden Lichtintensitäten in 
demselben Verhältnis zu einander gestanden sind wie die Licht¬ 
intensitäten, welche bei der Herstellung der Skala auf die 23 und 
39 cm vom Lichte entfernten Skalapapiere auffielen. Und dieses 
Verhältnis war somit, dem Gesetze von der der Entfernung von der 
Lichtquelle umgekehrt proportionalen Abnahme der Lichtintensität 
gemäfs: 

39 2 : 23 2 = 1521 : 529 = 2,9 : 1 
oder einfachere Berechnungsweise: 

39 2 : 23 2 = (2) 2 : l 2 = 1,7 2 : 1 = 2,9 ; 1. 

Bezüglich der Herstellung der Skala ist noch ein wichtiger 
Umstand zu erwähnen. 

Es bietet sich nämlich die Frage, ob und inwieweit es nötig 
ist, für Untersuchungen mit verschiedenen Lichtarten die nötige 
Skala immer mittels desselben Lichtes herzustellen, welches eben 
studiert wird. 

Diese Frage erscheint deshalb berechtigt, weil es z. B. a priori 
nicht auszuschliefsen ist, dafs die auf die empfindliche Substanz 
des Kopierpapiers ein wirkenden Strahlen bei verschiedenen Licht- 
arten in folgender für unsere Frage wichtigen Art voneinander 
abweichen könnten: Es könnten nämlich diese wirksamen Strahlen 
bei der einen Lichtart durch die gebräunte Substanz des Kopier¬ 
papiers stärker, bei der anderen schwächer absorbiert werden, was 
in dem ersteren Falle ein schneller, im zweiten ein langsamer 


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250 


Studien zur relativen Photometrie. 


fortschreitendes Dunkelwerden bedingen würde. Infolgedessen 
wäre die Skala der einen Lichtart zur Messung der anderen im 
Allgemeinen nicht verwendbar. 

Man könnte zwar darauf im Allgemeinen antworten: es kann 
also einfach immer die Skala mittels des eben zu untersuchenden 
Lichtes hergestellt werden. Aber diese Frage ist — abgesehen 
von dem theoretischen Interesse — auch in der Beziehung von 
praktischer Wichtigkeit, dafs es nicht bei allen Lichtarten gleich 
leicht und einfach ist, die Skala herzustellen. Besonders bei der 
Anfertigung der Sonnenlichtskala besteht in der Hinsicht Schwierig¬ 
keit — im Vergleich zu der grofsen Einfachheit bei den künst¬ 
lichen Lichtquellen — dafs die Sonnenstrahlen — die direkten 
— praktisch parellel sind, also unter unseren irdischen Verhält¬ 
nissen das Gesetz von der Abnahme der Lichtintensität mit der 
Entfernung von der Lichtquelle uns in diesem Falle nichts hilft. 
Hier mufs ein leuchtender Punkt, von welchem divergierende 
Sonnenstrahlen ausgehen, erst geschaffen werden, was durch 
Sammlung der Strahlen durch eine Kollektivlinse zu bewirken 
ist, deren Brennpunkt dann den leuchtenden Punkt darstellt. 
In den Strahlenkegel hinter dem Brennpunkt werden dann die 
Kopierpapierstückchen senkrecht auf die Richtung der auffallenden 
Strahlen in bestimmten Entfernungen vom Brennpunkte aufge¬ 
stellt. Ziemlich einfach läfst sich ein Apparat zu diesem Zwecke 
aus einer Schachtel, in deren eine Wand man den Tubus eines 
Mikroskopokulars mit der unteren Linse einläfst, herstelleu. Auf 
dem Boden der Schachtel zeichnet man sich die seitliche Pro¬ 
jektion des von der Linse gebildeten Strahlenkegels auf und 
steckt die Kopierpapierstreifen in ausgespannte Doppelfäden, in 
welche ihre beiden Enden eingeklemmt werden, in entsprechenden 
Lagen fest. Der Apparat wird dann den direkten Sonnenstrahlen 
(nicht dem diffusen Tageslicht) so exponiert, dafs die 
Richtung der Sonnenstrahlen derjenigen der optischen Achse der 
Linse eine parallele ist. Aufserdem wird durch kurzes Öffnen 
des Apparates von der Seite zeitweise kontrolliert, ob die Papier¬ 
streifen von dem Strahlenkegel richtig getroffen werden. Eine 
zweite Schwierigkeit bei der Anfertigung der Sonnenlichtskala 


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251 


besteht darin, dafs sich die Richtung der Strahlen wegen der Be¬ 
wegung der Sonne am Himmelsgewölbe langsam verändert, bei 
genauer Arbeit müfste der oben beschriebene Apparat zur An¬ 
fertigung der Sonnenskala an einer Vorrichtung befestigt werden, 
welche der Veränderung der Richtung der Sonnenstrahlen genau 
folgen würde (Heliostatt). Bei Benutzung eines empfindlichen 
Kopierpapieres und ungedämpftem Licht kommt diese Schwierig¬ 
keit allerdings nur sehr wenig in Betracht, da eine Exposition von 
einer Minute oder sogar von Bruchteilen derselben bei starker 
Insolation (im Sommer) hinreichen kann. Bei längerer notwendiger 
Expositionszeit kann man sich auch dadurch helfen, dafs man 
in kurzen Intervallen mittels eigener Hand den Apparat je nach 
der veränderten Richtung der Sonnenstrahlen verstellt. 

Es zeigte sich nun bei meinem daraufhin gerichteten Unter¬ 
suchungen, dafs in der That in der erwähnten Richtung fühl- 
bareUnterschiede zwischen den einzelnen mittels verschiedenerLicht- 
arten hergestellten Skalen bestehen: so z. B. zwischen der Gas¬ 
licht- und Auergaslichtskala. Es entsprachen Entfernungen der 
beiden Skalen einander wie folgt: 


Auerlichtskala 

21 

22.5 
26 

27.5 
31 
33 

35.5 

37.5 
41 

42.5 


Gaslichtskala 

16 

17 

20 

21 

23.5 

24.5 
26 

27.5 
30 
31. 


Greifen wir daraus einige Verhältnisse heraus: 


Auerlichtskala 

21 2 : 33 2 = 441 : 1089 = 1 : 2,5 
26 2 :41 2 = 676: 1681 = 1:2,5 
21 2 : 41 2 = 441 : 1681 = 1 : 3,8 
u. s. w. 

Archiv für Hygiene. Bd. XLUI. 


entsprechendes Verhältnis der 
Gaslichtskala 

16 2 : 24,5. 2 = 256 : 600 = 1 : 2,4 
20 2 : 3U 2 = 400 : 900 = 1 : 2,3 
16 2 : 30 2 = 256 : 900 = 1: 3,5 

18 


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252 


Studien zur relativen Photometrie. 


Die identischen Belichtungsverhältnisse dieser beiden Skalen 
entsprechen also einander nicht genau, sondern beim Auerlicht 
sind die Quotienten etwas gröfser. 

(Dadurch will ich allerdings nicht sagen, dafs diese Beziehung 
zwischen diesen zwei Lichtarten in derselben Art in jedem Falle 
besteht. Im Gegenteil, ich habe gesehen, dafs sogar die ver¬ 
änderte Form der Flamme — Schmetterlingflamme, einfache kegel¬ 
förmige leuchtende Gasflamme — den Charakter der Skala beein- 
flufst (wahrscheinlich wegen veränderter VerbrennungsVerhält¬ 
nisse — Ähnliches gilt auch für andere Lichtarten). 

Ebenso zeigte die Sonnenlichtskala bedeutende Abweichung 
von der Kohlengas]ichtskala: 

Es wurden drei Kopierpapierstreifen in den Entfernungen 
24, 36,4, 48,0 vom Brennpunkte der Linse in dem oben beschrie¬ 
benen Apparate dem direkten Sonnenlicht exponiert. 

Die Belichtungsintensitäten der einzelnen Papierstreifen waren 
somit nach dem mehrmals citierten Gesetze in folgenden Ver¬ 
hältnissen : 

Platz III: PI. II = 36,4 2 : 48,0 2 = 9,1 2 : 12,02 = 82,8 : 144 = 1 : 1,74 

» II : > I =24 2 :36,4 2 = 6 2 : 9,1 2 = 360 : 828 = 1 : 2,30 

> III: > I = 24 2 :48 2 = l 2 : 2 2 =1:4,00 

In die Kohlengaslichtskala eingereiht, ergaben die Papier¬ 
streifen folgende Werte: 

I = 20,5, II = 30, III = 39,5. 

Daraus bekommen wir nachfolgende Verhältnisse: 

III: II = 30 2 : 39,5 2 = 90 : 156 = 1 : 1,73 
II : I = 20,5 2 : 30 2 =42:90 = 1:2,14 
III: II = 20,5 2 : 39,5 2 = 42 : 156 = 1 : 3,71. 

Der Vergleich mit den oberen Verhältniszahlen zeigt, dafs 
auch die Sonnenskalagrade in ähnlicher Weise von den Gaslicht¬ 
skalagraden abwichen, wie diejenigen der Auerlichtskala: Die 

Quotienten sind gröfser. 


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253 


Eine auffallend genaue Übereinstimmung zeigten die mittels 
des(Kohlen-)Gaslichtesund des Acetylenlichtes hergestellten Skalen 
Acetylenlichtskala Gaslichtskala 

60 60 

50 50 

40 40 

30 30 

20 21 . 


(Hier stimmen auch die absoluten Zahlen zufällig überein — 
da zufällig die Töne gleich intensiv geworden sind — es ist so¬ 
mit nicht mehr nötig, noch die Verhältnisse besonders zu be¬ 
rechnen: sie sind kurz für beide identisch, bis auf die kleine 
Abweichung 21). 

Im allgemeinen ist es also nötig, um genau arbeiten 
zu können, zur Arbeit mit einer bestimmten Lichtart 
sich die Skalen eigens mittels desselben Lichtes 
— und selbstverständlich auf demselben Kopierpapier, welches 
auch für die weiteren Versuche verwendet wird, herzustellen, 
oder sich eine Skala in Bezug auf die einzelnen zu untersuchen¬ 
den Lichtarten — für jede Lichtart besonders zu gra¬ 
duieren. Denn der Farbencharakter der Skalen ist bei allen vier 
von mir untersuchten Lichtarten (gewöhnl. Kohlengaslicht eines 
Schnittbrenners, Kohlengasauerlicht, Acetylengaslicht, Sonnen¬ 
licht), wenigstens in dem roten, chemisch unwirksamen Lichte, 
in welchem eben die Einreihung in die Skalen erfolgt, absolut 
identisch; es bestehen nur Unterschiede in Bezug auf die Inten¬ 
sität der Verdunkelung. 

Aus dem bisher Angeführten folgt, dafs diese Methode einen 
sehr einfachen und guten Behelf zur Messung der Lichtverteilung 
in einem Raume bieten würde, welcher überall von einem Lichte 
derselben Zusammensetzung und nur verschiedener Intensität 
beleuchtet wäre. Nun hat es sich aber gezeigt, wie schon oben 
erwähnt, dafs die mit dem gewöhnlichen Kopierpapier erhaltenen 
Resultate nicht — wenigstens nicht immer — mit dem Ergeb¬ 
nissen der Untersuchung mit dem Weberschen Milchglasphoto¬ 
meter stimmen. 

18 • 


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254 


Studien zur relativen Photometrie. 


Die Ursache kann darin liegen, dafs eben an die verschie¬ 
denen Plätze Licht verschiedener Zusammensetzung auffällt, welche 
Verschiedenheit durch die Reflexion und Absorption verschie¬ 
dener Teile des Spektrums an verschiedenfarbigen Flächen her¬ 
beigeführt werden kann. 

Eine andere Möglichkeit wäre aufserdem eine nicht genügende 
Gleichmäfsigkeit (in Qualität oder Dicke) der empfindlichen 
Schichte des photographischen Kopierpapiers. 

Durch weitere Studien will ich diese Sachen klazulegen ver¬ 
suchen. Nur um die Methodik etwas zu veranschaulichen, will ich 
hier einige mit dem ge wöhnlichen, blau violettempfind¬ 
lich enKopierpapier ausgeführte vergleichende Bestimmungen 
— mittels meiner Methode und mittels des Weberschen Milch¬ 
glasphotometers — anführen, bei welchen die mittels beider 
Methoden erhaltenen Resultate stimmten: 

1. Ich habe eine Feststellung der Verhältnisse der Licht¬ 
verteilung einer Acetylenlampe 1. mit dem Weberschen Photo¬ 
meter und 2. mittels meiner Methode vorgenommen: Die Ace¬ 
tylenlampe wurde in der Dunkelkammer (2 X 2,5 X 5 m) auf 
einem Tisch bei der Wand aufgestellt. Auf dem Tisch wurden 
drei quadratische Stücke desselben weifsen Papiers (1 dm, 2 dm, 
3 dm von der Lampe entfernt) gelegt und in der Mitte jeden 
Papierstückes ein kleiner Kopierpapier-treifen placiert und mit 
je einer aus demselben Stücke geschnittenen Glasplatte bedeckt, 
um es platt zu drücken. Gleich daneben wurde das Web ersehe 
Photometer (auf seinem hellgelb gestrichenen Holzkasten montiert) 
mit seinen glänzenden Metallteilen und verschiedene andere 
Sachen (auf einer Seite eine rote Schachtel) aufgestellt, um mög¬ 
lichst viele Reflexionen des Lichtes zu bewirken. 1 ) Aufserdem 
war in unmittelbarer Nähe die gelbbraun gestrichene Fensterlade, 
eine weifs gestrichene Wand und übrigens alle Wände und 
Gegenstände waren in der Kammer wegen ihrer geringen Aus- 

1) Das Webersche Photometer wurde gleich anfangs schon ganz in 
der zur photometrischen Messung nötigen Lage aufgestellt, um dann bei der 
Ausführung der photometrischen Bestimmung nicht neue, vorher nicht vor¬ 
handen gewesene Reflexionsverhältnisse einzuführen. 


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255 


dehnung nicht weit vom Tische, so dafs da so viele und mannig¬ 
faltige Reflexionsgelegenheiten vorhanden waren, wie sie in der 
Praxis nur selten in reicherem Mafse Vorkommen dürften. 

Nachdem die Kopierpapiere genügend gebräunt waren, wurde 
nach meiner Methode die Bestimmung des Verhältnisses der 
Belichtungsintensitäten der drei Kopierpapiere ausgeführt. Es 
ergab sich das Verhältnis 

Kopierpapier I : Kop. II = 2,4 : 1 
Kop. II : Kop. III = 2,3 : 1 

Kop. I : Kop. III = 5,3 : 1. 

Hiernach wurde die Beleuchtungsintensität in der Mitte jener 
quadratischen Papierstücke, wo die Kopierpapierstreifen gelegen 
waren, mittels des Weber sehen Photometers bestimmt. Es er¬ 
gaben sich für 

Platz I 146 Meterkerzen 

> II 65 

> III 28 » 

woraus sich folgende Verhältnisse ergeben: 

Platz I : Platz II = 2,3 : 1 

Platz II : Platz III = 2,3 : 1 

Platz I : Platz III = 5,2 : 1. 

2. Ein zweites Beispiel, mit gewöhnlicher Gaslichtbeleuchtung: 

In einem kleineren Laboratorium (7 X 5 X 5 m) wurden 
am 17. Dezember 1901 um 5 1 j 2 Uhr abends nach eingetretener 
Finsternis fünf Gasflammen (Schnittbrenner) angezündet, die Vor¬ 
hänge in den zwei Fenstern herabgelassen und an einem in der 
Mitte des Raumes stehenden Tische auf dieselbe Art wie bei dem 
vorigen Versuche vier Kopierpapierstückchen auf vier verschie¬ 
denen Plätzen (I, II, III, IV) während der ganzen Nacht exponiert. 
Knapp vor Anfang der Exposition wurden die Belichtungsintensi¬ 
täten der vier Plätze mittels des Web ersehen Milchglasphoto¬ 
meters festgestellt und daraus die Proportionen der Belichtungs¬ 
intensitäten berechnet. Am 18. früh wurden dann nach beendigter 
Exposition die Belichtungsintensitätsverhältnisse nach meiner 
Methode an der Hand der exponierten Papierstückchen berechnet. 


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256 


Studien zur relativen Photometrie. 


Die Bestimmung mittels des Weberschen Photometers ergab 
folgende Resultate: 


Belichtungsintensitäten der einzelnen Plätze in Meterkerzen: 
rill = 13,3 r I = 9,0 

IIV = 8,0 llV = 7,9 

I = 9,3 f II ^ 12,1 

llV - 


f I = 9,3 
t II = 13,3 
r II = 13,3 
t III = 13,3 


Ui 


12,5 


7,7 


(Es mufs hier bemerkt werden, dafs es zu solchen Zwecken 
nicht genügt, einfach die Belichtungsintensitäten der betreffenden 
Plätze hintereinander festzustellen und die erhaltenen Zahlen dann 
in Proportionen zusammenzustellen, da dabei zwischen der Be¬ 
stimmung I und IV eine bedeutend längere Zeit verfliefst als 
zwischen I und II, und infolgedessen bei den immer vorhan¬ 
denen, für das Photometer ganz deutlich fühlbaren Lichtschwan¬ 
kungen im ersten Falle eine Möglichkeit gröfserer Fehler, als im 
zweiten Falle vorhanden ist. Um genauer vorzugehen, mufs man 
für alle Paarcombinationen der zu vergleichenden Plätze die Be¬ 
stimmungen eigens vornehmen, wie es die eben angeführte Tafel 
zeigt. Sie zeigt zugleich, dafs diese Vorsichtsmafsregel ganz 
berechtigt ist :j Obwohl alle diese zwölf Bestimmungen binnen 
etwa einer Viertelstunde ausgeführt worden sind, zeigen sich 
doch nicht unbedeutende Schwankungen: 

I zeigt die Werte 9,3 9,3 9,0 

II > » » 13,3 13,3 12,1 

III * » i 13,3 13,3 12,5 

IV » » » 8,0 7,9 7,7.) 

Stellen wir aus diesen Zahlen jetzt die Proportionen zu¬ 
sammen, so erhalten wir folgende Werte: 

I : II = 9,3 : 13,3 = 1 : 1,43 

II : III = 13,3 : 13,3 = 1 : 1,00 

III : IV = 13,3 : 8,0 = 1 : 0,60 

I : III = 9,3 : 12,5 = 1 : 1,34 

I : IV = 9,0 : 7,9 = 1 : 0,88 

II : IV = 12,1 : 7,7 = 1 : 0,64 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftzicka. 257 


Die Bestimmung mittels meiner Methode ergab nun Fol¬ 
gendes : 

I = 37 cm (Skalagrad) 

II = 31 ^ » 

III = 31 » 


IV = 40 > 


Daraus bekommen wir die Proportionen: 

I : II = 3P : 37 2 = 961 : 1369 = 1 : 1.43 

II : ni = 31 2 : 31 2 = 961 : 961 = 1 : 1,00 

III : IV = 40 2 : 31 2 = 1600 : 961 = 1 : 0,60 

I : III = 31 2 : 37 2 = 961 : 1369 = 1 : 1,43 

I : IV = 40 2 : 37 2 = 1600 : 1369 = 1 : 0,86 

II : IV = 40 2 : 31 2 = 1600 : 961 = 1 : 0,60. 

3. Ein drittes Experiment habe ich mit dem Auerlicht 
gemacht: In der kleinen Dunkelkammer (2 X 2,5 X 5 m), 

welche von zwei Auergaslarapen hell beleuchtet war, wurden an 
einem Tische 3 Kopierpapierstreifen auf die vorher beschriebene 
Art exponiert und aufserdem die Belichtungsintensität der drei 
Expositionsplätze mittels des Weberschen Milchglasphotometers 
festgestellt (alles genau so ausgeführt wie bei dem vorigen Ver¬ 
suche mit gewöhnlicher Gasbeleuchtung). 

Die Bestimmung mittels des Weberschen Photometers ergab 
folgende Resultate: 

Belichtungsintensitäten der einzelnen Plätze in Meterkerzen 

I I = 74 I II = 43 I I = 62 

j II = 43 | III = 23 | III = 22. 

Daraus resultieren folgende Verhältnisse: 

I : II = 74 : 43 = 1 : 0,58 

II : III = 43 : 23 = 1 : 0,53 
I : III = 62 : 22 = 1 : 0,35. 

Die Bestimmung mittels meiner Methode ergab nun Fol¬ 
gendes : 

I : II = 810 : 484 = 1 : 0,59 

II : III = 1480 : 810 ■= 1 : 0,55 

I : III = 1480 : 484 — 1 : 0,33. 


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258 


Studien zur relativen Photometrie. 


4. Ferner sei hier ein viertes Experiment mit dem Tages¬ 
licht angeführt. 

An einem sehr stark nebligen Tage (20. Dezember 1901, 
+ 2°C.) wurden an drei Plätzen im Laboratorium Kopierpapier¬ 
streifen wie bei den vorigen Experimenten von 9% bis 1 l s / 4 Uhr 
exponiert. Um 11 Uhr wurde die Belichtungsintensität der Plätze 
mittels des Weberschen Milchglasphotometers festgestellt. 

Dann wurden die Verhältnisse der Belichtungsintensitäten 
einerseits nach der Web ersehen, anderseits nach meiner (an der 
Hand der exponierten Kopierpapierstreifen) Methode berechnet: 

Webersche Methode meine Methode 

Platz III : II 1 : 1,40 1 : 1,40 

i H : I 1 : 1,86 1 : 1,84 

» IH : I 1 : 2,59 1 : 2,58 

5. An einem mittelklaren Tage (20. Januar 1902) — gegen 
Mittag erschien zeitweise auch direktes Sonnenlicht — wurden 
von 7 Uhr 45 Minuten früh an zwei Plätzen eines Labora¬ 
toriums jede halbe Stunde bis 12 Uhr 20 Minuten die Be¬ 
lichtungsintensitäten mittels des Weber ’schen Milchglas¬ 
photometers bestimmt und aufserdem das rote Licht des II. Platzes 
ununterbrochen im Photometer beobachtet und die Schwankungen 
notiert. Die berechneten Werte (für die durch die halbstündigen 
Intervalle voneinander getrennten Momente) wurden in ein Dia¬ 
gramm eingetragen (Beobachtungszeit als Abscisse, Belichtungs¬ 
intensität als Ordinate) und durch die Punkte Kurven 1 ) geführt, 
deren Verlauf noch zwischen den einzelnen genau festgestellten 
Punkten nach den für das rote Licht des II. Platzes ununter¬ 
brochen abgelesenen Werten dirigiert wurde. 

Hierauf wurde erstens die Fläche berechnet, welche zwischen 
der I. Kurve und der Abscissenlinie und zweitens die Fläche, 
welche zwischen der II. Kurve und der Abscissenlinie einge¬ 
schlossen war. Das Verhältnis der beiden Flächen bedeutet 
gleichzeitig das Verhältnis der Belichtungsintensitäten der beiden 

1) Selbstverständlich zwei Kurven, die eine für den I. Platz, die andere 
für den II. Platz. 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rßzicka. 259 

Plätze während der Versuchsdauer (7 Uhr 45 Minuten bis 12 Uhr 
20 Minuten). Es ergab sich 

2773 : 1425 = 1,95 : 1. 

Gleichzeitig wurde nun das Verhältnis der Belichtungsinten- * 
sitäten dieser zwei Plätze nach meiner Methode für dieselbe Zeit¬ 
periode bestimmt. Es ergab sich 

Platz I 22 

„ II 32,5; 

also das Verhältnis der Belichtungsintensitäten: 

Platz I : Platz II = 32,5 2 : 22 2 = 1056 : 484 = 2,18 : 1. 

Es zeigte sich also zwischen den Resultaten meiner Methode 
und der Ermittelung mittels des Photometers eine Differenz, welche 
einige, 10—15 % ausmacht. 

Ein Teil dieser Differenz kommt sicher auf Rechnung der 
eben besprochenen Ungenauigkeiten der Messung mit dem ge¬ 
wöhnlichen Kopierpapier; es kann hier aber auch die ungenügend 
genaue Verfolgung der Lichtschwankungen mittels des Photo¬ 
meters Schuld tragen. Es ist — kurz gesagt — mit beiden 
Methoden eine Ungenauigkeit bei solchen Bestimmungen ver¬ 
bunden, und es ist mir nicht möglich abzuschätzen, bei welchem 
Verfahren sie gröfser ist. Nur der sichere Unterschied besteht da, 
dafs die nur einigermafsen genaue Berechnung mittels des Photo¬ 
meters — besonders für mehrere Plätze — physisch in der Praxis 
kaum ausführbar, mittels meiner Methode aber mit sehr geringer 
Arbeit verbunden ist. 1 ) 

Die Anwendung eines auf die leuchtenden Strahlen netz¬ 
hautadäquat empfindlichen Kopierpapieres 2 ) anstatt des gewöhn¬ 
lichen wird diese Ungenauigkeit meiner Methode beseitigen. 

1) Zur Ablesung der photometrischen Werte war bei dem eben be¬ 
schriebenen Versuche der ganze Vormittag und zur Berechnung dann der 
ganze Nachmittag intensiver Beschäftigung nötig; die Bestimmung mittels 
meiner Methode — auch die Herstellung der Skala, welche den gröfseren 
Teil der Arbeit bildet, und für weitere Untersuchungen bleibt, eingerechnet 

— erheischte höchstens 2—3 Stunden Arbeit (die Bestimmung selbst aber 

— Exponieren der Papierstücke, Einreihen in die Skala und Berechnung — 
höchstens */ 4 —*/* Stunde). 

2) Genaueres siehe auch noch weiter unten. 


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260 


Studien zur relativen Photometrie. 


Was die Anwendung der eben beschriebenen Methode an¬ 
belangt, so würde sie bei Verwendung eines »netzhautadäquat 
empfindlichen Kopierpapiers« eine ganz genaue Methode zur Be¬ 
stimmung der Lichtverteilung auf einzelne Arbeitsplätze in Schul¬ 
zimmern, Zeichensälen u.s. w. sein, wobei sie aufser der bedeutenden 
Zeit- und Arbeitsersparnis noch den recht bedeutenden sach¬ 
lichen Vorteil bieten würde, dafs der schädigende Einflufs 
der zeitlichen Intensitätsschwankungen des Lichtes ausgeschlossen 
wird, da die Verhältniszahlen alle für genau dieselbe Periode 
gewonnen werden, und dafs sie ferner unmittelbar Durchschnitts¬ 
werte für beliebige Zeitperioden bieten. 

Die das Taglicht betreffenden Fragen (Einflufs der Fenster¬ 
anordnung u. s. w., der Strafsenbreite, Stockwerkshöhe, der Höhe 
gegenüberliegender Häuser, des Wandanstrichs, der Stellung der 
Sonne u. s. w. auf die Lichtverteilung) könnten aufserdem mittels 
dieser Methode auch ganz genau an Zimmer, Häusermodellen 
studiert werden. 

Dafs mittels des genau netzhautadäquat empfindlichen Papiers 
Skalen hergestellt werden können, welche absoluten Licht¬ 
intensitäten entsprechen und mit denselben absolute Lichtinten¬ 
sitäten gemessen werden können, ist klar. Es wären dann auf 
den fraglichen Plätzen Stückchen des Kopierpapiers solange zu 
exponieren, wie es die Skalapapiere waren. 

Der Umstand, dafs die gewonnenen Verhältniszahlen immer 
für einen längeren Zeitintervall gelten — da das Licht in den 
meisten Fällen wenigstens einige Minuten einwirken mufs, um 
genügende Reaktion des Kopierpapiers hervorzurufen — und 
nicht für einen Augenblick, also immer Durchschnittswerte be¬ 
deuten, dürfte keinen Mangel dieser Methode bedingen, da solche 
Durchschnittswerte für Stunden, Tage für die Hygiene wichtiger 
sind, als momentane Werte. 

Durch Anwendung besonders empfindlicher Papiere kann 
man übrigens die nötige Expositionszeit bedeutend abkürzen. 

Photographische Platten haben sich mir zu diesem Zwecke 
nicht bewährt, da man kein Mittel hat, die Entwicklung der Platte 
so zu regulieren, dafs das Verhältnis der Töne richtig fixiert wird. 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftiicka. 


261 


Bei Anwendung des netzhautartig empfindlichen Papiers 
wird die Methode auch zur Feststellung des Verhältnisses der 
(z. B. durchschnittlichen täglichen) Belichtungsintensitäten ver¬ 
schiedener Punkte der Erdoberfläche gute Dienste leisten. Zu 
diesem Zwecke würde es hinreichen, Stückchen desselben Kopier¬ 
papiers z. B. den ganzen Tag über auf den zu untersuchenden 
Punkten der Erdoberfläche zu exponieren (wobei das Licht auf 
eine einfache, allen Belichtungsintensitäten Rechnung tragende 
Art abgedämpft würde) und die denselben entsprechenden Ver¬ 
hältniszahlen nach einer Skala zu berechnen. Ebenso könnten 
natürlich mittels dieser Methode die auf einzelne aufeinander 
folgende Zeitperioden (z. B. Tage) am selben Punkte der Erd¬ 
oberfläche entfallenden Belichtungsintensitäten verglichen werden. 1 ) 

Will man das durchschnittliche Belichtungsverhältnis zweier 
Plätze für eine längere Zeitperiode bestimmen, so empfiehlt es 
sich, die Kopierpapierstreifen durch eine einfache Vorrichtung 
bei stufenweise abgedämpftem Lichte zu exponieren, da bei 
einer gewissen Intensität des Lichtes am stärker belichteten Platze 
schon vor Beendigung der Exposition die maximale Bräunung 
eintreten könnte, so dafs die Töne der beiden Papiere nicht das 
richtige Verhältnis angeben würden. Die Abdämpfungsvorrich¬ 
tung besteht aus einem Streifen so zusammengelegten Paus- 
papieres, dafs ein Teil eine einfache, ein zweiter eine zweifache, 
ein dritter z. B. eine vierfache, ein vierter eine sechsfache, ein 
fünfter eine zehnfache u. s. w. Schicht des Pauspapieres darstellt. 
Dieses auf die beschriebene Art zusammengelegte Pauspapier¬ 
stück wird auf das Kopierpapierstückchen so aufgedrückt, dafs 
an einem Ende des Kopierpapierstreifens ein Stück desselben 
unbedeckt bleibt, der folgende Teil ist mit einer Schicht 
des Pauspapiers bedeckt, der dritte mit zwei Schichten u. s. w. 
Auf die einzelnen Teile der Abdämpfungsvorrichtung schreibt 
man vorher dick die Zahl, welche die Anzahl der den betreffenden 

1) H. v. SchrÖtter gibt in der Monatsschrift für Gesundheitspflege, 
1902, S. 94, auch Anregung zu Messungen von Lichtintensitäten zu meteoro¬ 
logischen Zwecken mittels empfindlichen Papiers. Mit den violettempfind¬ 
lichen Papieren wird da aber nichts Genaueres zu erreichen sein. 


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262 


Studien zur relativen Photometrie. 


Teil bildenden Pauspapierschichten ausdrückt, so dafs das ein¬ 
wirkende Licht auf den betreffenden Teil des Kopierpapierstreifens 
die Anzahl der auf demselben befindlichen Pauspapierschichten 
selbst aufschreibt. Ist nun das »ungedämpfte« Kopierpapierstück 
gar zu stark gebräunt, so ist wenigstens einer von den abge¬ 
dämpften Teilen des Kopierpapierstreifens auf beiden verglichenen 
Plätzen mäfsig gebräunt, und es können z. B. die mit 1 bezeich- 
neten Teile beider Kopierpapierstücke (von den beiden Plätzen) 
zum Vergleich verwendet werden; wenn diese noch zu dunkel 
sind, so übergeht man zu 2 u. s. w. Immer müssen aber natür¬ 
lich gleich abgedämpfte Stücke verglichen werden. 

Dafs eine gleiche Abdämpfung an beiden Plätzen an der 
Richtigkeit der Berechnung und ihres Resultates nicht viel ändert, 
ist schon zwar a priori zu erwarten. Ich habe mich aber auch 
davon durch Experimente mit [Kohlengasflamme und Taglicht 
überzeugt: Nimmt man zur Berechnung des Belichtungsverhält¬ 
nisses Kopierpapierteile, welche gar nicht »abgedämpft« waren, 
so ist das Resultat dasselbe, wie wenn man durch 1, 2, 4 , 6 u. s. w. 
Schichten Pauspapieres »abgedämpfte« Teile dazu benutzt. Nur 
bei Vergleich bedeutend abweichender Lichtarten wären be¬ 
deutendere Abweichungen zu erwarten. 

Betreffs der Bedeutung der oben erörterten relativ photo¬ 
metrischen Untersuchungen, ihrer Vorteile und Nachteile, will ich 
Folgendes hervorheben. 

Ich wurde bei der Ausarbeitung meiner relativ photomet¬ 
rischen Methode von der Idee geleitet, die Verschiedenartigkeit 
der Vergleichseinheit und des zu messenden Lichtes in Bezug 
auf die Zusammensetzung aus verschiedenen Arten von Licht¬ 
strahlen auszuschalten. 

Ich stellte mir vor, dafs in einem Raume, welcher von der¬ 
selben Lichtquelle oder von mehreren Lichtquellen derselben Art 
beleuchtet wird, überall die gleiche Qualität des Lichtes im oben 
erwähnten Sinne herrscht, und dafs somit auch dem ganz un¬ 
adäquaten, violettempfindlichen, gewöhnlichen Kopierpapier ein 
In tensitäts verhält nis zw r eier Plätze genau gleichwie der Netz¬ 
haut »erscheinen« wird. 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftiiika. 


263 


Es scheint nun, wie schon oben erwähnt wurde, dafs die 
obige Vorstellung nicht dem wahren Sachverhalt entspricht, wobei 
danu ein Lichtreagens je weniger adäquat desto grössere Ab¬ 
weichungen bedingen mufs. 

Immerhin wird aber der Vergleich mit einem von derselben 
Lichtquelle sein Licht beziehenden Platze —relative Photometrie — 
im Allgemeinen wohl kleinere Fehler bedingen als ein Vergleich 
mit einer im Allgemeinen differenten Lichtart, wie er bei der 
absoluten Photometrie mittels empfindlicher Papiere in der Praxis 
kaum zu umgehen ist. 

Je näher natürlich das verwendete Papier der genau netz¬ 
hautadäquaten Empfindlichkeit ist, desto vollkommener wird die 
bei der relativen Photometrie zustande kommende teilweise Aus¬ 
schaltung des durch die verschiedenartige Zusammensetzung der 
beiden verglichenen Lichtintensitäten bedingten Fehlers. 

Eine zweite Idee, welche mich zur relativen Photometrie ge¬ 
führt hat, war die, dafs die hygienische Beurteilung der Taglicht¬ 
beleuchtung von Wohn-,. Schul-, Arbeitsräumen in der Praxis 
wegen der sehr grofsen Schwankungen der Intensität des Tag¬ 
lichtes überaus grofse Schwierigkeiten macht, und, selbst bei 
Vorhandensein einer praktisch brauchbaren Methode, zur Be¬ 
stimmung der absoluten Lichtverteilung machen würde. 

Wenn man die Bestimmung heute vornimmt, so bekommt 
man ganz andere Werte als morgen u. s. w. Auch der Rat, sich 
an düstere Tage zu halten, ist sehr wenig fruchtbringend, da 
können noch sehr grofse Unterschiede Vorkommen, denn ein Tag 
kann sehr düster, der andere weniger düster sein. Aufserdem 
ist es nicht immer sehr leicht möglich, vielleicht mehrere Wochen 
oder sogar Monate, einen passenden Tag abzuwarten. 

Es wäre unbedingt erwünscht, hier einen festeren Mafsstab 
zu bekommen. 

Ich baue nun auf folgenden Gedankengang: 

Die Belichtungsintensität jedes Platzes wird durch zwei 
Faktoren bedingt: 1. Durch die Intensität der Lichtquelle und 
2. durch die räumlichen Verhältnisse des Platzes selbst, welche 
in Bezug auf das Licht die verschiedenen Lichtabblendungs- und 


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204 


Studien zur relativen Pbotometrie. 


Reflexionsgegenstände (Mauern, Fensterrahmen, Möbel u. s. w.) 
darstellen. 

Es ist nicht undenkbar, — mir erscheint es sogar wahr¬ 
scheinlich —, dafs bei diffusem Licht im Freien (bei gleich- 
mäfsig bedecktem Himmel) die ein für allemal gegebenen Ab- 
blendungs- und Reflexionsverhältnisse es bedingen, dafs von der 
Intensität des Lichtes im Freien immer derselbe bestimmte 
Teil auf den betreffenden Platz auffällt, so dafs möglicherweise 
bei diffusem Licht im Freien 1 ) die Belichtung eines jeden Platzes 
durch einen Bruch charakterisiert werden kann, welcher anzeigt, 
der wievielte Teil der im Freien herrschenden Lichtintensität auf 
den betreffenden Platz auffällt. Bei dieser Methode würde man, 
wie ich glaube, — Experimente müssen dies natürlich entschei¬ 
den — von dem Grade der Düsterheit des Tages unabhängig 
werden. 

Eine weitere Frage ist aber: Was haben wir für die hygie¬ 
nische Beurteilung gewonnen, wenn wir z. B. wissen, dafs auf 
diesen Platz unter oben beschriebenen Bedingungen l j l0 von der 
Lichtintensität im Freien auffällt. Wir müssen ja danach streben, 
zu erfahren wieviel Meterkerzen absoluter Lichtintensität der 
Platz unter den ungünstigsten in Betracht kommenden Verhält¬ 
nissen erhält. 

Die relative Angabe soll nun eben das Mittel dazu sein. 

Es ist nämlich leicht, ein für allemal zu ermitteln, wieviel 
Meterkerzen etwa unter den ungünstigsten in Betracht kommen¬ 
den Verhältnissen in dem betreffenden Lande u. s. w. das Tag¬ 
licht im Freien hat, und auf diese Zahl müssen dann die oben 
besprochenen relativen Angaben bezogen werden, um die mafs- 
gebende absolute Zahl heraus zu bekommen. 

Oder wir können die Sache auch ein wenig verkehren, was 
an einem bestimmten Beispiel am besten gezeigt werden kann: 

Nehmen wir die absolute Mindestforderung für einen Arbeits¬ 
platz (Schreiben, Lesen) 20 Meterkerzen Gesamtintensität an und 

1) Um die Fälle, wo direktes Sonnenlicht herrscht, brauchen wir uns 
bei der hygienischen Beurteilung nicht so viel zu kümmern, die sind die 
günstigsten. 


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Vom Dozenten Dr. Stanislav R&zicka. 


265 


fernerhin die ermittelte geringste noch in Betracht kommende 1 ) 
Intensität des Lichtes im Freien als 300 Meterkerzen, so ergibt 
sich die Formel: ein Platz mufs bei diffusem Licht im Freien 
wenigstens 1 I 15 der Intensität des Lichtes im Freien besitzen. 

Aber wenn sich auch meine relative Lichtmessung an sich 
selbst als für die Praxis unbrauchbar oder unnötig erweisen 
sollte, so dürfte sie doch als Mittel zur Ermittelung der absoluten 
Werte sehr gute Dienste leisten. 

Denn — wie schon erwähnt wurde — haben wir bisher 
eigentlich gar kein für die Praxis genügend geeignetes Mittel, 
um an vielen Plätzen gleichzeitig Lichtbestimmungen vor¬ 
zunehmen. 

Auch das Andresensche Papier dürfte dazu mit vollständiger 
Genauigkeit nicht sicher geeignet sein, da man z. B. bei Unter- 
suchung von 50 Plätzen auch 50 genau gleich gearbeitete 
blauviolett ultraviolettes Licht absorbierende Filter haben müfste, 
und aufserdem ist das Papier auch bei Vorschaltung des Filters 
nicht genau netzhautadäquat empfindlich, da es das blauviolette 
Ende des Spektrums nicht »sieht«, welches für die Netzhaut 
sichtbar ist. Dieser letzte Grund gilt ebenso natürlich auch für 
mein Papier. 

Durch Kombination aber einer Bestimmung der relativen 
Lichtverteilung in einem Raume mittels meines Papiers, mit 
einer Bestimmung des absoluten Wertes mittels eines Photo¬ 
meters an einem Platze (natürlich als Mittel aus mehreren Ab¬ 
lesungen während der ganzen Expositionszeit) kann man dann 
die absoluten, der ganzen Expositionszeit entsprechenden 
Durchschnittswerte für alle Plätze durch einfache Berechnung 
herausbekommen. 

Aber selbst dann, wenn sich die relative Lichtbestimmung 
aus dem Grunde theoretisch als unnötig erweisen sollte, dafs 
mein Papier als praktisch genügend netzhautadäquat empfindlich 

1) Nämlich in der Arbeitszeit (in welcher bei Taglicht gearbeitet wird) 
vorkommende geringste Intensität; seltene Ausnahmen besonders grofser 
Dunkelheit, wie bei Gewittern u. 8. w., können da natürlich nicht in Betracht 
kommen. 


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266 Studien zur relativen Photometrie. Von Dr. Stanislav Rftiicka. 

sich bewähren würde oder in diesem Sinne noch verbessert 
werden würde 1 ), so glaube ich, dafs bei genaueren Messungen 
in der Praxis doch immer der oben erwähnten Kombination der 
relativen Lichtbestimmung mit einer absoluten an einem Platze 
der Vorzug gegeben werden dürfte. 

Denn bei der absoluten Lichtmessung mittels empfindlicher 
Papiere wird es wohl sehr viel auf die sehr feine und genaue 
Arbeit bei der Herstellung des Papiers ankommen; eine geringe 
Abweichung kann schon in Bezug auf Lichtempfindlichkeit, also 
in Bezug auf die photometrische Wertigkeit der Verdunkelung 
des Papiers nicht unbedeutende Unterschiede und folglich Fehler 
bedingen. Man müfste eigentlich bei jeder genaueren Messung 
jeden Bogen des Papiers erst aichen, respektive sich von der 
Genauigkeit der Fabriksaichung überzeugen. 2 ) 

Dieser Umstand wird wiederbei der relativen Photometrie 
in sehr bedeutendem Mafse unschädlich gemacht, da man auf 
alle verglichenen Plätze Stückchen desselben Bogens Papier 
legt, und wenn da eine Abweichung im oben erwähnten Sinne 
vorhanden ist, so kommt sie an allen verglichenen Plätzen in 
demselben Mafse in Betracht. Und die Skala ist wieder auch 
.mittels Stückchen eines Bogens gleichartigen Papiers hergestellt. 
Die relativen Werte dürften also auch bei solchen Abweichungen 
dem Richtigen im allgemeinen immer näher als die absoluten sein. 

1) Der Weg dazu ist theoretisch ganz klar und sicher gegeben: das 
Filter so herzustellen, dafs es noch das blauviolette Ende — welches aller¬ 
dings aber nur einen ganz geringen Anteil an der Leuchtkraft der üblichen 
Lichtarten hat — »sehe«. Eventuell auch noch durch andere Sensibilisation 
die Form der Empfindlichkeitskurve des Papiers für verschiedene Lichtstrahl¬ 
arten derjenigen der Netzhaut näher zu bringen. Es ist allerdings aber 
nicht unmöglich, dafs sich diese minutiös feinen Korrekturen praktisch als 
unnötig erweisen könnten. 

2) Aufserdem kann sich die Lichtempfindlichkeit des Papiers im Ver¬ 
laufe der Zeit nach seiner Herstellung ändern. Betreffs meines Papiers, 
welches erst Ende Mai 1902 hergestellt worden ist, verfüge ich über keine 
genügende Erfahrung. Das Papier von Andresen aber, welches dem 
meinigen zu gründe liegt, ist Jahre lang unverändert haltbar. 


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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen, nebst 
Bemerkungen zum Wachstum einiger Anaeroben. 

Von 

Dr. med. et phil. Te'isi Matzuschita 

aus Nippon. 

(Aus dem botanischen Institut der Universität Halle a/S.) 

(Mit Tafel I und II.) 

Einleitang. 

Die gewöhnliche Vermehrung der Bakterien besteht in der 
Zweiteilung der Zellen und der darauf folgenden Spaltung. 
Aufserdem ist vielen Spaltpilzen, vornehmlich den Stäbchen¬ 
bakterien, auch eine Fortpflanzung durch Sporenbildung eigen. 

Die Sporen sind morphologisch bestimmte charakterisierte 
Dauerzustände, die von Perty 1 ) zuerst gesehen, von Pasteur 2 ) 
und Billroth 3 )in ihrer Bedeutung gewürdigt und von F. Cohn 4 ) 
in ihren Haupteigenschaften beschrieben worden sind. Cohn 
schreibt über die Sporenbildung beim Bacillus subtilis: »In ihrem 
homogenen Inhalt treten stark lichtbrechende Körperchen auf; 
aus jedem dieser Körperchen entsteht eine oblonge oder kurz 
cylindrische, starke, lichtbrechende, dunkel kontourierte Spore; in 
den Fäden findet man daher die Sporen in einfachen Reihen 
geordnet. Die Sporen sind jedoch fähig, in frischen Nährlösungen 
zur vegetativen Wuchsform wieder auszukeimen.« 

1) Perty, Zur Kenntnis kleinster Lebensformen, 1852, S. 181. 

2) Pasteur, S. Hueppe, Formen der Bakterien, 188G. S. 113. 

3) B i 11ro th, Vegetationsformen von Kokkobacteria Septica, Berlin 1874. 

4) Cohn, Beitrag zur Biologie der Pflanzen, Bd. II, S. 2G3. 187G 

Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 19 


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£68 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Die Bildung der Sporen erfolgt immer endogen, d. h. im 
Leibe der Bakterienzelle, aber in verschiedener Weise: der ge¬ 
wöhnliche Modus ist der, dafs an einem Punkte des Stäbchens 
ein glänzendes Körnchen auftritt, das sich allmählich vergröfsert 
und schliefslich zur Gröfse der Spore heranwächst. Oder es 
treten mehrere Körnchen auf, die zuletzt zu der Sporenanlage 
verschmelzen oder endlich bildet sich in der Zelle ein Körper, 
der die Gröfse der künftigen Spore hat, aber zuerst blafs ist und 
erst allmählich den Glanz derselben erreicht. 

Nach der Ausbildung der Spore hört gewöhnlich die Mutter¬ 
zelle zu leben auf; sie ist nur noch ein leerer Schlauch, der zer¬ 
fällt und die Spore frei läfst. Kam die Sporenbildung an der 
Oberfläche von Flüssigkeiten in einer Haut zu stände, so sinken 
die Sporen als weifses Pulver zu Boden (Brefeld 1 ). Klein 2 ) 
hat dagegen beobachtet, dafs die Mutterzelle nach Bildung der 
fertigen Spore noch eine Zeitlang ihre Lebenskraft behält. 

Durch sehr beträchtliche Widerstandsfähigkeit gegen Schäd¬ 
lichkeiten (Hitze, Trockenheit, Chemikalien) ausgezeichnet, stellen 
die Sporen so eine Dauerform dar, welche der Erhaltung der 
Art dient. 

Die Bedingungen, unter denen die Sporen entstehen, sind 
bisher nur bei einigen aeroben Bakterien von verschiedenen 
Forschern untersucht worden. 

In der folgenden Arbeit handelt es sich um die endogene 
Sporenbildung der Bakterien, besonders der Anaeroben. 

Mein eigentliches Thema wird in folgenden Abschnitten be¬ 
handelt : 

I. Die Methode der Untersuchung. 

II. Das Wachstum einiger Anaeroben auf Schrägagar 
und Plattenkultur. 

III. Die entscheidende Veranlassung der Sporenbildung. 

IV. Die allgemeinen Bedingungen der Sporenbildung. 

V. Zusammenfassung. 

1) Brefeld, Bacillus subtilis, Untersuchungen über Schimmelpilze, 
IV, 1881. 

2) Klein, Centralblatt f. Bakteriologie etc., Bd. VII, S. 440. 


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269 


Von Dr. med. et phil. Tel'si Matzuschita 

I. Die Methode der Untersuchung. 

Ich gliedere den Inhalt des Abschnittes in folgende Kapitel: 

A. Die Züchtung der Anaeroben. 

B. Die Bestimmung der Sauerstoffmenge. 

C. Der Nachweis der Sporen. 

D. Die Zubereitung der Nährböden. 

A. Die Züchtung der Anaeroben. 

Pasteur gebührt das Verdienst, die anaeroben Mikro¬ 
organismen entdeckt zu haben. Im Jahre 1861 machte er bekannt, 
dafs bei der Milchfermentation die Buttersäure durch Einwirkung 
des Butterferments entstehe, eines lebenden Wesens, das sich 
bewege und sich auf die gleiche Weise wie die Vibrionen fort¬ 
pflanze. Die Eigenschaften, ohne freien Sauerstoff leben zu 
können und als Ferment zu wirken, zeichnen nach Pasteur 
den Vibrio der Buttersäuregärung vor allen anderen niederen 
Wesen des Pflanzen- und Tierreiches aus. Die anaeroben Mikro¬ 
organismen sind darin den aeroben ganz ähnlich, dafs sie der 
gleichen Elemente für den Aufbau ihrer Zellen bedürfen; aber 
sie unterscheiden sich von ihnen dadurch, dafs sie im allgemeinen 
nicht des freien Sauerstoffes für ihr Leben bedürfen; soweit er 
für die Ernährung notwendig ist, beziehen sie ihn aus sauerstoff¬ 
haltigen Verbindungen. 

Bei seinen Kulturen anaerober Mikroorganismen in flüssigen 
Nährböden, aus denen er mit Hilfe einer Quecksilberpumpe die 
Luft entfernte, konnte er die verschiedenen Species weder iso¬ 
lieren, noch ihren Charakter studieren. 

Reine Kulturen von Anaeroben konnte man erst erzielen, 
nachdem Koch in die bakteriologische Technik Kulturmethoden 
mit Hilfe solider und durchsichtiger Nährböden eingeführt hatte. 
Liborius 1 ) war der Erste, welcher beim Studium der Anaöroben 
die von Koch eingeführten Kulturmethoden angewendet hat. 
Er schreibt: >Die Isolierung erfolgte durch Züchtung in festen 

1) Liborius, Beiträge zur Kenntnis des Sauerstoffbedürfnisses der 
Bakterien. Zeitschrift für Hygiene, Bd. I, S. 115. 

19* 


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2?0 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Nährsubstraten, die in hohe und breite Schälchen eingegossen 
waren, und durch nachfolgende Zerlegung der massiven Klötze 
von Nährgelatine oder Nähragar, oder durch Kultivierung in 
niedrigen, aber in mit Wasserstoff erfüllten Apparaten auf¬ 
bewahrten Schälchen. 

Obgleich später Gruber 1 ), Fraenkel 2 ), Lüderitz 3 ) etc. 
über die anaöroben Mikroorganismen Arbeiten veröffentlicht 
haben, ist ein weiterer Fortschritt erst durch die Arbeiten 
Kitasatos 4 ), welcher den Tetanusbacillus und Rauschbrand¬ 
bacillus rein kultiviert hat, zu verzeichnen. 

Viele Methoden sind für die Untersuchung der Anaeroben 
erdacht worden, aber die bisher angestellten Kulturversuche er¬ 
stickten sich meist auf die Herstellung von Gelatine*, Agar-, 
Bouillonhöhenschicht- und Plattenkulturen, und so konnten lange 
Zeit auf Kartoffeln oder schrägem Agar Kulturversuche nicht 
gemacht werden. 

Nachdem Penzo 6 ) zuerst den Bacillus des malignen Ödems 
auf schräg erstarrtem Agar in Wasserstoffatmosphäre gezüchtet 
hatte, beobachtete W. Voteller 6 ) das Wachstum des Bacillus 
des malignen Ödems, des Rauschbrandbacillus, des Bacillus 
Tetanus und Bacillus pseudotetanus Tavel auf schräg erstarrtem 
Agar und schlofs daraus, dafs die Kultur der pathogenen obli¬ 
gaten Anaeroben auf Schrägagar absolut sicher nur in vollständig 
sauerstofffreiem Medium gelingt. 

1) Gruber, Eine Methode der Kultur anaörobischer Bakterien, 
nebst Bemerkungen zur Morphologie der Buttersäuregärung. Centralblatt 
f. Bakteriologie, Bd. I, S. 367. 

2) Fraenkel, Über die Kultur anaerober Mikroorganismen. Central¬ 
blatt f. Bakteriologie etc., Bd. in, S. 735—763. 

3) Lüderitz, Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien. Zeitschrift für 
Hygiene, Bd. V, S. 141. 

4) Kitasato, Über den Tetanusbacillus. Zeitschrift für Hygiene, 
Bd. VH, S. 223. 

5) Penzo, Beitrag zum Studium der biologischen Verhältnisse der 
Bacillen des malignen Ödems. Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. X, 8. 822. 

6) Votteler, Über die Differentialdiagnose der pathogenen Anaöroben 
durch die Kultur auf Scbrägagar und durch ihre Geifseln. Zeitschrift für 
Hygiene, Bd. XXVII, S. 480. 


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Von Dr. med. et phil. Tefsi Matzuschita. 271 

Für die Anaerobenkultur wurden im Laufe der Zeit zahl¬ 
reiche, mehr oder weniger komplizierte Verfahren bekannt ge¬ 
geben, die mit geringen Ausnahmen alle auf der Herstellung 
eines sauerstofffreien Mediums beruhen, was man durch die ver¬ 
schiedenartigsten Manipulationen zu erreichen gesucht hat und 
zwar : 

1. Durch Hemmung des Luftzutrittes. 

2. Durch Zusatz von reduzierenden Substanzen zu den 
Nährböden. 

3. Durch Absorption des Sauerstoffes durch alkalische 
Pyrogallollösung. 

4. Durch Auspumpen der Luft. 

5. Durch Verdrängen der Luft durch Gase. 

6. Durch Mischkultur mit Aeroben (Anwesenheit von 
Luft). 


1. Hemmung des Luftzutrittes. 

Diese Methode beruht darauf, den Zutritt des Luftsauerstoffes 
zum Nährboden auszuschliefsen oder wenigstens in hohem Grade 
zu erschweren. Dieser Zweck läfst sich auf die folgenden Weisen 
erreichen: 


a) Durch die sog. Höhenschichtung. 

Die Höhenschichtkultur des Agars wurde von Hesse 1 ) ein¬ 
geführt und von Liborius 2 ) später noch vervollkommnet. Diese 
Kulturmethode ist wohl die heutzutage am meisten gebräuchliche 
und einfachste und wird mit gutem Erfolg angewandt. 

Aufserdem wandte man Bouillonhöhenschichtkultur (von 
Kitt 8 ), Kartoffelstichkultur (von Gaffky 4 ) und Eierkultur (von 
Hueppe) an, um Anaeroben zu züchten. 

1) He äse, Über Züchtung der Bacillen des malignen Ödeme. Deutsche 
Med. Wochenschrift, Bd. XI, Nr. 14, S. 214, 1885. 

2) Liborius, Beiträge zur Kenntnis des Sauerstoffbedürfnisses der 
Bakterien. Zeitschrift f. Hygiene, Bd. I, S. 115. 

3) Kitt, Die Züchtung des Rauschbrandbacillus bei Luftzutritt. Central¬ 
blatt für Bakteriologie etc., Bd. XVII, S. 168. 

4) Gaffky, Mitteilungen aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt, Bd. I. 


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272 


Zur Pbysologie der Sporcnbildung der Bacillen etc. 


b) Durch Aufschichtung von Substanzen, die 
Sauerstoff schwer durchlassen. 

Schon 1861 verfiel Pasteur darauf, den Kulturboden mit 
einer Ölschicht zu bedecken, und diese Methode wurde später 
von Liborius u. a. angewandt. Später benutzten verschiedene 
Forscher zum Bedecken der Agarhöhenschichtkultur statt der 
Ölschicht noch eine weitere Schicht von Gelatine oder Agar 
(Jensen und Sand 1 ) oder Paraffin (Babes und Puscarin 2 ), 
Kasparecke 8 ) u. a.) 

Die Anwendung von Glimmerplättchen für Gelatineplatten 
wurde von Koch 1884 vorgeschlagen, allein Liborius wies 
nach, dafs dies bei obligaten anaeroben Bakterien wenig oder 
gar nicht vorteilhaft sei. Statt der Glimmerplättchen verwandte 
später Sanfelice 4 ) sterilisierte Glasplatten, Liborius 6 ) eine 
1,5 cm tiefe Extraschicht von Agar. Letzterer erreichte auf 
diese Weise die Züchtung von Bacillen des malignen Ödeins, was 
ihm vorher bei Benutzung von Wasserstoff nicht gelungen war. 

Die Rollkulturmethode wurde zur Erlangung von Kolonien 
anaörober Bakterien von Esmarch empfohlen. Zu diesem 
Zwecke werden Gelatine oder Agar eingeimpft und die Ver¬ 
dünnung wie gewöhnlich bewerkstelligt. Der Nährboden wird 
dann auf der Innenseite der Röhre in einer dünnen Schicht zum 
Erstarren gebracht, und nach Erkaltung wird die Röhre mit 
flüssiger Gelatine oder Agar gefüllt. 

Roux 6 ) verwandte ausgezogene Glasröhren, welche mit Ge¬ 
latine gefüllt wurden. Nach der Impfung werden sie an den 
Enden zugeschmolzen. 

1) Jensen und Sand, Über malignes ödem beim Pferde. Central¬ 
blatt f. Bakteriologie, Bd. I, S. 265. 

2) Babes und Fuscarin, Versuche über Tetanus. Centralblatt für 
Bakteriologie, Bd. VIII, S. 74. 

3) Kasparecke, Ein einfacher Luftabschlufs flüssiger Nährböden beim 
Kultivieren anaerober Bakterien. Central bl. f. Bakteriologie, Bd. XX, S. 536. 

4 ) Sanfelice, Untersuchungen über anaerobe Mikroorganismen. Zeit¬ 
schrift für Hygiene, Bd. XIV, S. 339. 

5) Liborius, Beiträge zur Frage von dem Wachstum der anaöroben 
Bakterien in festen Substraten. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. V S. 713. 

6) Koux, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. II, S. 327. 


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Von Dr. med. et phil. TeYsi Matzuschita. 273 

2. Zusatz von reducierenden Substanzen zum Nährboden. 

Liborius 1 ) entdeckte den fördernden Einflufs des Zuckers 
auf das Wachstum der Anaeroben. Auch Smith 2 ) und Babes 
und Puscarin 3 ) wiesen nach, dafs ein Zuckerzusatz zum Nähr¬ 
boden von Vorteil, in manchen Fällen sogar unbedingt notwendig 
ist. Novy 4 ) und Braatz 5 ) sahen im Thermostaten in flüssiger 
lOproz. Gelatine und 2proz. Traubenzucker die Anaöroben in tiefer 
und mittlerer Schicht stets und in 2 proz. Gelatinebouillon mit 
gleichem Traubenzuckerzusatz wenigstens den Bacillus des ma¬ 
lignen Odems und den Rauschbrandbacillus meist wachsen. 

Nach Kitasato und Weyl 6 ) ist es die reduzierende Wir¬ 
kung des Zuckers, welche die Anaeroben befähigt, sich zu ver¬ 
mehren, obwohl beide Autoren in einer Anmerkung zugeben, 
dafs der Zucker vielleicht auch als Nährsubstanz dienen kann. 
Von ersterem Gesichtspunkte ausgehend, prüften sie das Wachstum 
der Anaeroben bei Zusatz von reduzierenden Substanzen zum 
Nährboden und fanden, dafs gewisse Substanzen, wie salzsaures 
Hydroxylamin, salzsaures Phenylhydrazin u. s. w. entwicklungs¬ 
hemmend einwirken, andere dagegen, wie Resorcin, Hydrochinon, 
Pyrogallol, ameisensaures Natron, indigo-schwefelsaures Natron 
u. s. w. wachstumfördernd. 

Nakagawa schreibt in seinen »Vorlesungen über das 
Studium der Infektionskrankheiten« (Japanisch: Densenbyo 
kenkyu kögi) Bd. I, dafs bei gewöhnlichen Nährböden die Zugabe 
von 1—2°/ 0 Traubenzucker, 4—5% Glycerin, 0,1% Pyrogallus- 
säure, 0,l°/ 0 Hydrochinon und 0,1 % Eikonogen sehr begün- 


1) Liborius, Beiträge zur Kenntnis des Sauerstoffbedürfnisses der 
Bakterien. Zeitschrift für Hygiene etc., Bd. I, S. 115. 

2) Smith, Über die Bedeutung des Zuckers in Kulturmedien bei Bak¬ 
terien. Centralblatt f. Bakteriologie etc., Bd. 18, S. 1. 

3) Babes und Puscarin, s. o. 

4) Novy, Die Kultur anaerober Bakterien. Centralblatt f. Bakteriologie, 
Bd. 14, S. 597. 

5) Braatz, Einiges über die Anaerobiose. Centralblatt f. Bakteriologie, 
Bd. XVII, S. 737. 

6) Kitasato und Weyl, Zur Kenntnis der Anaeroben. Zeitschrift 
für Hygiene, Bd. VEU, S. 41. 


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274 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


stigend auf das Wachstum der Anaöroben, besonders des Tetanus¬ 
bacillus gewirkt haben soll. 

Ferner fand Novy 1 ) einen Zusatz von Lackmus, wie er 
zuerst von Büchner 2 ) empfohlen wurde, zum Nährboden für 
Anaeroben als geeignet. 

3. Absorption des Sauerstoffes durch alkalisches Pyrogallol. 

Alle auf diesem Prinzip basierten Verfahren gehen von der 
Thatsache aus, dafs eine alkalische Pyrogallollösung begierig 
Sauerstoff aus der Luft aufnimmt. Diese Methode wurde zum 
ersten Male von Nencki 3 ) zum Beweise der Existenz anaörober 
Organismen verwendet. Eine praktische Anwendung wurde jedoch 
erst von Büchner gemacht. Er brachte die Kulturröhre in 
eine gröfsere, oben mit einem Kautschukpfropfen verschlossene 
Glasröhre, auf deren Boden sich eine gröfsere Menge alkalischer 
Pyrogallollösung befand zur Absorption des vorhandenen Sauer¬ 
stoffes. Auf ähnliche Weise wenden Liborius 4 ), Babes und 
Puscarin, Novy 6 ), Zettnow 6 ), Lubinski 7 ) u. a, ebenfalls die 
Buchnersehe Methode an. 

Niciforoff 8 ) und Braatz 9 ) nutzten diese Eigenschaft 
des Pyrogollals für die Kultur der Anaeroben im hängenden 
Tropfen aus. 

1) Novy, Die Kultur anaörober Bakterien. Centralblatt f. Bakteriologie, 
Bd. XIV, S. 581. 

2) Büchner, Eine neue Methode zur Kultur anaerober Bakterien. 
Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. IV, S. 149. 

3) Nencki, Die Anaerobiosefrage. Archiv für gesamte Physiologie, 
Bd. XXXIII, S. 1. 

4) Liborius, Centralblatt f. Bakteriologie etc., Bd. V, S. 713. 

5) Novy, Die Plattenkultur anaerober Bakterien. Centralblatt für 
Bakteriologie, Bd. XVI, S. 566. 

6) Zettnow, Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. Centralblatt 
für Bakteriologie, Bd. XV. S. 538. 

7) Lubinski, Zur Methodik der Kultur anaerober Bakterien. Central¬ 
blatt für Bakteriologie, Bd. XVI, S. 20. 

8) Niciforoff, Ein Beitrag zu den Kulturmethoden der Anaeroben. 
Zeitschrift f. Hygiene, Bd. VIII, S. 489. 

9) Braatz, Eine neue Vorrichtung zur Kultur von Anaeroben in hän¬ 
genden Tropfen. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. VIII, S. 520. 


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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuscbita. 


275 


Zur Gewinnung von Plattenkulturen konstruierten Tram- 
busti 1 ) und Arens 2 ) einen besonderen Apparat, indem sie 
den Boden eines Exsiccators mit Quarzsand und Pyrogallussäure 
bestreuten und sodann lOproz. Kalilauge daraufgossen. 

4. Auspumpen der Luft. 

Seit Pasteur, Joubert und Chamberland das Prinzip 
der Vacuumkultur angewandt hatten, empfahl Gruber 3 ) fol¬ 
gendes Verfahren. Maü verwendet grofse Reagenzgläser mit 
verengten Hälsen. Nach der Impfung wird die Röhre mit einer 
Luftpumpe oder einem Aspirator verbunden und schliefslich in 
der Flamme eines Bunsenbrenners oder einer Gebläslampe zu¬ 
geschmolzen. Sodann breitet man die Gelatine nach Esmarch aus. 

Tizzoni, Cattani und Baquis 4 ) nehmen die Züchtung 
von Tetanusbacillus auf Gelatine-, Agar- und Blutserumplatten¬ 
kulturen unter einer Glocke im Vacuum vor. 

Penzo 5 ) benutzt bei der Kultur des Bacillus oedematis 
maligni aufser dem Vacuum noch Wasserstoff. Das Vacuum 
wird überhaupt häufig neben WasserstofE und auch neben Pyro- 
gallol angewendet. 

5. Verdrängen der Luft durch Gase. 

Trotzdem einige Forscher zur Verdrängung der Luft aus dem 
Kulturgefäfs Kohlensäure, Leuchtgas (vonWürtz und Foureur) 
u. a. empfohlen haben, wird bei sämtlichen heute gebräuchlichen 
Methoden als Verdrängungsmittel Wasserstoff angewendet. Den 
ersten Versuch, sich der gewöhnlichen Röhrenkultur zu nähern, 

1) Trambusti, Über einen Apparat zur Kultur der anaeroben Mikro¬ 
organismen auf festem durchsichtigen Nährmittel. Centralblatt für Bak¬ 
teriologie, Bd. XI, 8. 623. 

2) Aren 8 , Eine Methode zur Plattenkultur von Anaeroben. Central¬ 
blatt für Bakteriologie etc., Bd. XV., S. 15. 

3) Gruber, Eine Methode zur Kultur anaerober Bakterien, nebst Be¬ 
merkungen zur Morphologie der Buttersäuregärung. Centralblatt für Bak¬ 
teriologie, Bd. I, S. 367. 

4) Tizzoni, Cattani und Baquis, Bakteriologische Untersuchungen 
über den Tetanus. Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. VIII, 8. 49. 

5) Penzo, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. X, S. 822. 


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276 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


machte Hauser 1 ), indem er Reagenzgläser mit zwei seitlichen 
Ansatzröhren benutzte, durch welche er das Gas dem flüssigen 
Nährboden zuleitete, und dann die Röhren abschmolz. Diese 
Röhren wurden von Liborius 2 ) verbessert. 

Fraenkel 3 ) verwendete gewöhnliche, ziemlich weite Reagenz¬ 
gläschen und verschlofs sie mit einem doppelt perforierten Kaut¬ 
schukpfropfen, durch welche zwei rechtwinklig gebogene Glas¬ 
röhren führen. Eine dieser Röhren geht bis auf den Boden des 
Tubus, die andere nur bis unter den Pfropfen. Nachdem durch 
den noch flüssigen Nährboden Wasserstoff durchgeleitet ist, 
schmilzt man die Zuleitungsröhren ab und paraffiniert den Kaut¬ 
schukpfropfen. 

Ogata 4 ) verwendete ein mit Nährgelatine oder Nähragar 
gefülltes, mit einem Wattepfropf verschlossenes sterilisiertes 
Reagenzrohr, das am Halse dicht unter dem Wattepfropf durch 
eine Gebläslampenflamme enger und länger ausgezogen ist als 
das Rohr von Liborius. Durch den Baumwollpfropf wird eine 
sterile Kapillarröhre bis zum Boden des Reagenzröhrchens ein¬ 
gefügt und durch diese dann das Gas durch den flüssigen Nähr¬ 
boden geleitet, hierauf wird das Reagenzrohr zugeschmolzen. 

Kitasato verwandte bei seinem Studium des Tetanusbacillus 
für Plattenzwecke einen Apparat, welcher flaschenförmig und 
mit dem ziemlich weiten Halse nach oben gekehrt ist. Auf der 
oberen Fläche, nahe dem weiteren Ende, befindet sich eine enge 
Glasröhre, welche zur Verbindung mit der nächsten Schale dient. 
Diese Schalen werden sterilisiert, dann giefst man die zuvor ein¬ 
geimpfte Gelatine bezw. Agar ein und läfst dieselben am Boden 
in der gleichen Weise wie in einem Petri schälchen fest werden. 
Sodann werden sie verbunden und es wird Wasserstoff hindurch¬ 
geleitet. Nach Verdrängung der gesamten Luft werden die Enden 

1) Hauser, Über Fäulnisbakterien. Leipzig 1885. 

2) Liborius, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. V, S. 713. 

3) Fraenkel, Über die Kultur anaerober Mikroorganismen. Central¬ 
blatt für Bakteriologie etc., Bd. III, S. 763. 

4) Ogata, Einfache Bakterienkultur mit verschiedenen Gasen. Central¬ 
blatt für Bakteriologie etc., Bd. XI. S. 621. 


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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuechita. 277 

jeder Flasche sicher verklammert, mit Paraffin versiegelt und die 
Flaschen zur Entwicklung weggesetzt. 

Aufserdem verwendete Sternberg, Roux, Brieger, 
Fuchs 1 ), Roth 2 ), Blücher 8 ), Hesse 4 ), Botkin 5 ), van 
Senus 6 ), Kamen 7 ), Novy 8 ), Votteler 9 ), Migula 10 ) u. a. 
verschiedene Apparate für Plattenkultur und Röhrenkultur. Der 
von Botkin empfohlene Apparat, welcher heutzutage am meisten 
gebräuchlich ist, besteht aus einer Glasglocke und einer Glas¬ 
schale, welche mit flüssigem Paraffinoel aus gefülltwird, durch das 
die beim Einleiten von Wasserstoff verdrängte Luft entweicht. 

Der wegen der Unhandlichkeit des Botkinschen Apparates 
von mir 11 ) empfohlene Apparat besteht aus einer auf einer Glas¬ 
platte stehenden Glasglocke, auf der sich oben ein Ansatzrohr 
mit Hahn befindet. Die Glasplatte ruht auf einem Dreifufs und 
hat in ihrer Mitte die Abströmungsöffnung, an welche ein durch 
einen Hahn verschliefsbares Glasrohr angesetzt ist. Um die Ent¬ 
weichung des aufgenommenen Wasserstoffes zu verhindern, worden 

1) Fuchs, Ein anaerober Eiterungserreger. Centralblatt f.Bakteriologie, 
Bd. VIII, S. 11. 

2) Roth, Über ein einfaches Verfahren der Anaerobenzüchtung. Cen¬ 
tralblatt für Bakteriologie etc., Bd. VIII, S. 223. 

3) Blücher, Eine Methode zur Plattenkultur anaerober Bakterien, 
Centralblatt für Bakteriologie, etc., Bd. IX, 8. 292. 

4) Hesse, Ein neues Verfahren zur Züchtung anaerober Bakterien. 
Zeitschrift für Hygiene, Bd. XI, S. 237; Züchtung der Anaeroben bei Luft- 
abschlufs. Baumgartens Jahresberichte, Bd. VII, 8. 594. 

5) Botkin, Über neuen Bacillus butyricus. Zeitschrift für Hygiene, 
Bd. 11, 8. 421. 

6) van Senus, Zur Kenntnis der Kultur anaerober Bakterien. Central- 
blatt für Bakteriologie, Bd. XII, S. 144. 

7) Kamen, Eine einfache Kulturschale für Anaeroben. Centralblatt 
für Bakteriologie, Bd. 12, S. 296. 

8) Novy, Die Kultur anaörober Bakterien. Centralblatt für Bakterio¬ 
logie etc., Bd. XIV, S. 591. 

9) Votteler, Über die Differentialdiagnose der pathogenen Anaero¬ 
ben etc, Zeitschrift für Hygiene, Bd. XXVII, 8. 490. 

10) Migula, Über einen neuen Apparat zur Plattenkultur von Anaero¬ 
ben. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. XIX, S. 894. 

11) Matzuschita, Untersuchungen über die Mikroorganismen des 
menschlichen Kotes. Archiv für Hygiene, Bd. 41, Heft 3. 


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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Glockenrand und beide Hähne vor dem Gebrauche mit Misch¬ 
wachs beschmiert und Glocke und Glasplatte in möglichst enge 
Berührung gebracht. 

Nikiforoff 1 ) bediente sich des Dampfes von destilliertem 
Wasser, um die Luft aus den Röhren, welche an einer Seite 
geschlossen, an der anderen offen waren, zu vertreiben. Nach¬ 
dem dies geschehen, füllte er sie mit Gelatine und schlofs sie 
über der Flamme. Um die Impfung mit den Anaöroben vorzu¬ 
nehmen, bricht er ein Ende der Röhre ab und schliefst sie nach 
der Impfung wieder. 

6. Misohkultur mit Aöroben (Anwesenheit von Luft). 

Als notwendige Lebensbedingung für streng anaerobe Bak¬ 
terien galt bis in die letzte Zeit allgemein die völlige Abwesenheit 
von Sauerstoff, und das Wachstum von Anaöroben in Gemein¬ 
schaft mit Aeroben wurde auch bei ungehindertem Zutritt der 
atmosphärischen Luft schon von Pasteur so erklärt, dafs durch 
die Aöroben der Sauerstoff in der betreffenden Nährflüssigkeit 
bis auf das letzte Atom aufgezehrt und damit für die Anaäroben 
in der That ein von SauerstofE freies Medium geschaffen würde. 

Penzo 2 ) zeigte bei der Züchtung von Bacillen des malignen 
Ödems, dafs dieselben bei gleichzeitiger Impfung mit dem Ba¬ 
cillus prodigiosus und Proteus vulgaris, auch bei Anwesenheit 
von SauerstofE wuchsen. Auf demselben Prinzip des Sauerstoff¬ 
verbrauches durch einen Aeroben beruht der Versuch von Roux 3 ) 
mit Bacillus subtilis. 

Ähnlich dem Versuche von Penzo ist der von Kedrowski 4 ). 
Seine Versuche, welche diese Behauptung erweisen sollten, waren 
im wesentlichen folgende. In gewöhnlicher Bouillon und l^proz. 

1) Nikiforoff, Ein Beitrag zu den Kulturmethoden der Anaöroben. 
Zeitschrift für Hygiene, Bd. VIH, S. 489. 

2) Penzo, Beitrag zum Studium der biologischen Verhältnisse des 
Bacillus des malignen Ödems. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. X, S. 824. 

3) Roux, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. IT, S. 327. 

4) Kedrowski, Über die Bedingungen, unter welchen anaörobe Bak¬ 
terien auch bei Gegenwart von Sauerstoff existieren können. Zeitschrift för 
Hygiene etc., Bd. XX, S. 358. 


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Von Dr. med. et phil. TeYsi Matzuschita. 


279 


Zuckerbouillon bei Zutritt von Sauerstoff impfte er gleichzeitig 
aörobe (Bacillus prodigiosis, Bacillus pyocyaneus, Sarcina flava, 
Sarcina aurantiaca, Mikrococcus agilis, weifse Hefe etc.) und 
anaerobe (das von ihm selbst isolierte Clostridium butryricum und 
den Tetanusbacillus) Bakterien. Nach bestimmter Zeit hatten 
sich gleichzeitig beide Bakterien entwickelt. Auf schräg erstarrtem 
Agar bei Zutritt von Sauerstoff impfte er ebenfalls gleichzeitig 
aerobe (Bacillus prodigiosus etc.) und anaerobe Bakterien und 
legte die Röhrchen dann im Brütschrank horizontal, so dafs die 
Agarrohrfläche mehr oder weniger mit dem Kondensationswasser 
bedeckt war. Nach 24—48 Stunden hatten sich an den feuchten 
Stellen gleichzeitig die Aeroben und Anaeroben entwickelt, 
während an den trockenen nur die Aeroben zum Wachstum ge¬ 
langt waren. Kedrowsky schliefst daraus, dafs allen aeroben 
Bakterien die Eigenschaft zukommt, durch ihre Gegenwart das 
Wachstum der Anaöroben auch bei Gegenwart von Sauerstoff zu 
ermöglichen. Selbst beim Durchleiten von Sauerstoff durch 
solche Mischkulturen wurde das Wachstum nicht gehemmt. Im 
Gegensatz zur Lehre Pasteurs erklärt er das Wachstum der 
Anaeroben bei ungehindertem Luftzutritt, das sich in Misch¬ 
kulturen mit aeroben Bakterien beobachten läfst, nicht in der 
Weise, dafs die Aufzehrung des Sauerstoffes durch die Aöroben in 
Bakteriengemischen den Anaöroben die Existenz ermögliche, son¬ 
dern dafs von den Aeroben »Fermentec d. h. noch unbekannte, in 
Wasser lösliche Stoffwechselprodukte ausgeschieden werden, 
welche die Anaeroben auch bei Anwesenheit von Sauerstoff ge¬ 
deihen lassen. 

Der zweite Versuch Kedrowskis, in den keimfreien Fil¬ 
traten von Bouillonkulturen aerober Bakterien Anaörobe bei 
Luftzutritt zu züchten, schlug fehl, was Kedrowski damit er¬ 
klären will, dafs sein Ferment das Filter offenbar nicht zu 
passieren vermöge. Wurden jedoch aerobe Agarkulturen vor¬ 
sichtig getrocknet, durch Chloroformdämpfe abgetötet, dann mit 
Traubenzuckerbouillon übergossen und endlich mit Anaeroben 
geimpft, so konnte er nach 2—3 Tagen eine Vermehrung der 
Anaeroben konstatieren. 


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260 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


E. van Ermengen 1 ) erwähnt, dafs sein streng anaerober 
Bacillus der Fleischvergiftung zwar in Bouillon mit dem Mikro- 
coccus tetragenus zusammen üppig gedeihe, in den Filtraten und 
Stoffwechselprodukten des letzteren aber nicht zur Entwicklung 
gelange. 

W. Scholtz 2 ) beschäftigt sich aus demselben Grunde mit 
der Frage, ob die Anaöroben (Tetanusbacillus, Bacillus des ma¬ 
lignen Odems, Rauschbrandbacillus und Bacillus der Fleisch¬ 
vergiftung von van Ermengen) in Bouillonkultur bei unge¬ 
hindertem Luftzutritt nur mit bestimmten Aeroben (Streptokokken, 
Staphylokokken, 2 Mikrokokken, mehreren Sarcinen und Hefen, 
12 Bacillen, 2 Vibrionen, 1 Spirille, Actinomycespilz) zusammen 
zu gedeihen vermögen. In allen Fällen hat er eine zweifellose 
Entwicklung jener Anaeroben konstatieren könuen. Der ge¬ 
nannte Forscher schliefst daraus folgendes: 

In der Regel ist das Wachstum ein sehr ergiebiges und 
reichlich so schnell wie in reiner Wasserstoffatmosphäre. Dabei 
geht die Vermehrung der Aeroben voraus, und erst bei einer 
gewissen Entwicklungsstufe derselben beginnen auch die An¬ 
aeroben sich zu vermehren, um dann aber weiterhin im allgemeinen 
mit den Aöroben Schritt zu halten. In Gemeinschaft mit üppig 
wachsenden Aöroben, wie z. B. dem Typhusbacillus, dem Bacte- 
rium coli und dem Choleravibrio nimmt die Entwicklung der 
Anaöroben bereits nach 12 bis 15 Stunden ihren Anfang und 
nach 24 bis 48 Stunden sind Sporen gebildet. Langsamer er¬ 
folgt das Wachstum zusammen mit Streptokokken, Diphtherie¬ 
bacillen, Milzbrandbacillen und anderen aeroben Bakterienarten, 
die selbst relativ langsam gedeihen und Bodensätze bilden, oder 
bei denen die Vermehrung bereits nach mäfsiger Entwicklung 
aufhört. Noch langsamer vollzieht sich das Wachstum in Gemein¬ 
schaft mit dem Actinomycespilz und dem Tuberkelbacillus. Es 
finden in diesen Fällen die Anaeroben offenbar nur in unmittel- 

1) £. van Ermengen, Über einen neuen Bacillns der Fleisch ver- 
giftnng. Zeitschrift für Hygiene, Bd. XXVI, S. 1. 

2) Scholtz, Über das Wachstum anaerober Bakterien bei ungehinder¬ 
tem Luftzutritt. Zeitschrift für Hygiene, Bd. XXVII, S. 132. 


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Von Dr. med. et phil. TeYsi Matzuschita. 


281 


barer Nähe der Aeroben die Bedingungen zu ihrer Entwicklung. 
Das Alter der aeroben Kultur scheint für das Wachstum der 
Anaöroben ziemlich belanglos zu sein. 

Votteler l ) hat nach den Kedrowskischen Beobachtungen 
einen Kulturversuch mit malignem Ödem, Rauschbrand, und 
Tetanus mit Hilfe von Aeroben gemacht, aber seine Versuche 
blieben immer resultatlos. 

7. Die von mir angewandte Versuchsmethode. 

Meine Versuche mit verschiedenen Nährböden begann ich 
zunächst nach den oben beschriebenen, verschiedenen Verfahren. 
Es wurden mit vielen Methoden wiederholt resultatlos verlaufende 
Versuche angestellt; nur bei folgenden fünf Verfahren fand ich 
immer positive Ergebnisse. Zur Untersuchung der Sporenbildung 
nahm ich aber keine Agarhöhenschichtkultur. 

a. Misch-Bouillon oder Agarstrichkultur mit lebenden 
Aeroben. 

b. Agarhöhenschichtkultur. 

c. Plattenkultur in meinem Apparat (unter Wasserstoff). 

d. Die Wasserstoffkultur in der Reagenzröhre. 

Ich nahm ebenso wie Fraenkel, ein 1,5 cm breites und 
17,0 cm langes Reagenzgläschen und verschlofs es mit einem 
Gummi- oder Korkpfropfen, durch welchen zwei gebogene, kleine, 
mit engem Hals versehene Glasröhrchen führen. Eine dieser 
Röhren ging durch das Nährmedium bis auf den Boden des 
Reagenzgläschens, die andere reichte nur bis unter den Pfropfen. 
Die Wasserötoffeinleitung spielt freilich eine sehr hervorragende 
Rolle, so dafs auf sie ein besonderes Augenmerk zu richten ist. 
Wenn man, wie Fraenkel schreibt, nur einmal durch eine lange 
Röhre den Wasserstoff durchleitet, hiernach die Zuleitungsröhren 
abschmilzt und schliefslich den Pfropfen paraffiniert, findet die 
Entwicklung der Anaeroben öfters nicht statt. Bei folgenden 
Verfahren fand ich aber immer üppige Entwicklung der An¬ 
aeroben. Nach der Impfung wird mit einer langen Röhre durch 
den noch flüssigen Nährboden ca 5 Minuten lang reiner Wasser- 

1) Votteler, s. o. 


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282 


Zur Physiologie der Sporenbildang der Bacillen etc. 


stoff geleitet und dann diese Röhre bis an die Oberfläche des 
Nährbodens heraufgezogen; dann schliefst man ganz dicht mit 
Paraffin den Pfropfen ab. Mit einer zweiten kurzen Zuleitungs¬ 
röhre wird nun reiner Wasserstoff so lange (ca. 10 Minuten lang) 
durchgeleitet, bis durch die andere lange Röhre nur 
reiner Wasserstoff entweicht. Alsdann schmilzt man mit¬ 
tels Gasflamme die lange Röhre an ihrem engen Halse zu. Nach¬ 
dem man sich überzeugt hat, dafs keine Öffnung mehr vor¬ 
handen ist, also kein Wasserstoff mehr entweichen kann, wird 
auch die kurze Röhre, welche mit dem Kippschen Apparat ver¬ 
bunden ist, an ihrem engen Halse verschlossen. 

Bei den Versuchen mit Agar- oder Gelatinestrichkulturen 
mufs man zuerst den Pfropfen paraffinieren und nur mittels kurzer 
Zuleitungsröhre mindestens 30 Minuten lang den Wasserstoff ein¬ 
leiten. Nach dem Verdrängen aller Luft werden beide Zuleitungs¬ 
röhren (erst die lange, dann die kurze) zugeschmolzen. 

e. Die Vacuumkultur (Auspumpen der Luft). 

Hierzu benutzte ich eine Wasserluftpumpe. Mit dem Vacuum 
war bekanntlich ein absolut luftleerer Raum nicht zu gewinnen, 
deswegen nahm ich oft nach Penzo aufser dem Vacuum noch 
Wasserstoff oder pumpte oft mit Wasserstoff verdünnte Luft aus. 
Für diesen Zweck und gleichzeitig um die Sauerstoffmenge zu 
bestimmen, ist ein Apparat, welcher in dem folgenden Kapitel 
genau beschrieben wird, von mir gebraucht worden. 

B. Die Bestimmung der SauerstofTmenge. 

A. Wieler 1 ) hat einen Apparat konstruiert, in dem leicht 
und bequem der Sauerstoffgehalt vermindert werden kann, und 
der gestattet, die Pflanzen, welche er enthält, zu beobachten und 
zu messen. Ich wandte einen ähnlichen, nur einfacheren Apparat an. 

Eine durch den Teller einer Wasserstrompumpe einerseits 
und durch einen doppelt durchbohrten Gummistopfen anderer- 

1) Wie ler, Die Beeinflussung des Wachsens durch verminderte Partiar* 
pressung des Sauerstoffs. Untersuchungen aus dem Botanischen Institut zu 
Tübingen, Bd. I, 1881 — 1885, S. 194. 


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Von Dr. med. et pliil. TeYsi Matzuschita. 


283 


8eits verschlossene Glasglocke g steht durch die eine Öffnung 
des doppelt durchbohrten Stopfens direkt mit einem Gefäss- 
barometer b in Verbindung. Durch die andere ÖfEnung des Stopfens 
führt das Rohr eines Glashahnes h . Dieser ist mit dem Kippschen 
WasserstofEentwicklungs-Apparat verbunden. An der Barometer¬ 
röhre b ist eine Millimeterskala angebracht, um die Niveaudiffe¬ 



renzen des Quecksilbers ablesen zu können. In halber Höhe 
bängt ein Thermometer i ; ein zweites t befindet sich in der Glocke. 

Um den Apparat möglichst luftdicht zu machen, werden 
sämtliche Verschlüsse mittelst einer Mischung von 5 Teilen 
Schweinefett und 1 Teil Wachs befestigt. 

Mit der Wasserstrompumpe vermochte ich die Luft bis zu 
einer Verdünnung von 10—20 mm auszupumpen. Sollte diese 

Archiv für Hygiene. Bd. XL1II. 20 


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284 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Verdünnung noch weiter getrieben werden, so wurde nach dem 
Evakuieren der Apparat mit Wasserstoff gefüllt und nach einiger 
Zeit wieder bis auf 10—20 mm ausgepumpt. Die Luftmenge 
kann dann durch Wiederholung obiger Operation so weit ver¬ 
ringert werden, dafs, den Wasserstoff als rein vorausgesetzt, in 
der Glocke fast gar kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. 


Die Berechnung ist unter Benutzung der auch von Wiel er 


benutzten Formel folgende: V 1 = 


v • b x 


Durch Multiplikation 


20 93 

dieses Wertes mit 1^ - erhält man die in diesem Volumen 
100 

enthaltene Quantität SauerstofE. Die schliefsliche Formel für 
die Quantität des SauerstofEs lautet also: 

_ b x 20,93 
0 — b * 100 


F 0 = Sauerstoffvolumen bei b x \ Druck. 
v = V x — 7^ q (g=Querschnitt des Barometerrohres). 

V x = Rauminhalt des Apparates. 

h x = Stand des Quecksilbers, auf der Millimeterskala des 
Gefäfsbarometers abgelesen. 
b = Barometerstand der atmosphärischen Luft. 
b x = b — h — Wt. 

h = Niveaudifferenz des Quecksilbers im Gefäfsbarometer. 
Wt = Wasserdampftension bei t 0 C. 


C. Der Nachweis der Sporen. 

Im hängenden Tropfen erscheinen die Sporen als kugelige 
oder ellipsoide, Oltropfen ähnliche, viel stärker als das Bakterien¬ 
protoplasma das Licht brechende Körperchen, die sich ursprüng¬ 
lich im Leibe der sie bildenden Zellen befinden, nachher auch 
im freien Zustande Vorkommen. Viele Autoren wiesen manch¬ 
mal blofs im hängenden Tropfen die Sporen nach, und es sind 
infolgedessen schon öfters Fehler vorgekommen, weil manche Bak¬ 
terien granulierten, körnigen Inhalt besitzen, der Sporen Vor¬ 
täuschen kann. 


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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuschita. 


285 


Gegen Hitze haben die Sporen eine viel gröfsere Wider¬ 
standskraft als die Bakterien selbst. Um Sporen des Milzbrand¬ 
bacillus nachzuweisen, hat Weil 1 ) denselben 2 Minuten lang 
auf 80° C. erhitzt. Diese Methode des Sporennachweises ist 
aber ebenfalls nicht genügend, weil man in kurzer Zeit das ganze 
Untersuchungsmaterial nicht überall gleichmäfsig erhitzen kann, 
und noch lebende Bakterien darin bleiben. Ich habe bei der 
Sterilisierung der lebenden Mäusesepticämiebacillenkultur (bei 
Untersuchungen über Schutzimpfung) folgenden Fall beobachtet: 
Eine 30 Stunden alte Bouillonkultur wurde im Wasserbad lang¬ 
sam erwärmt, bis die Temperatur des letzteren 80° C. anzeigte; 
darauf wurde die Emulsion 2 Minuten im Wasserbad bei dieser 
Temperatur belassen. Eine mit 0,3 ccm der Emulsion intraperitoneal 
geimpfte weifse Maus starb nach 5 Tagen an Mäusesepticämie, 
und die bakteriologische Untersuchung ergab ein positives Resultat. 

Durch gewöhnliche Farbstoffe sind die Sporen sehr schwer 
oder gar nicht färbbar. Ungefärbte Körper sind aber nicht immer 
Sporen, weil andere, keine Sporen bildende Bacillen, z. B. der 
Pestbacillus, der Hühnercholerabacillus etc. ziemlich häufig blofse 
Polfärbung zeigen. 

Ein ausserordentlicher Fortschritt wurde durch Hauser (so¬ 
wie N eis er, Ernst und Bunge) angebahnt, der eine allgemein¬ 
gültige Methode angab, um die Sporen durch eine Färbung mit 
nachfolgender Abspülung mit Säurealkohol sichtbar zu machen. 
Mit Hilfe dieses neuen Verfahrens ist es in allen Fällen gelungen, 
bei sporentragenden Bakterien solche Organe nachzuweisen, wäh¬ 
rend bei nicht sporentragenden Bakterien (mit wenigen Aus¬ 
nahmen, z. B. dem Tuberkelbacillus) nichts dergleichen zu 
finden ist. 

Um die Sporen nachzuweisen, benutze ich immer Hausers 
Sporenfärbungsmethode (Vorfärben mit Ziehlscher Lösung, Ab¬ 
spülen mit saurem Alkohol und Nachfärben mit Methylenblau). 
Nach dieser Methode machte ich regelmäfsig 2 bis 4 Präparate 
von derselben Kultur. In sehr geringer Anzahl vorhandene 


1) Weil, Zur Biologie der Milzbrandbacillen, 
Bern 1899. 


Inaugural-Disflertation, 

20 * 


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286 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

Sporen zu finden, ist manchmal wegen der Farbstoffniederschläge 
ziemlich schwer, in solchen Fällen konnten wir dieselben nicht 
nur durch die mikroskopische Prüfung der von der Kultur her¬ 
gestellten Präparate, sondern auch durch Versuche über die 
Resistenz gegen Einwirkung höherer Temperatur bestätigen. Man 
erhitzt z. B. eine Kultur, welche sich in einem geschlossenen 
und luftfreien Glasröhrchen befindet, 5—10 Minuten lang auf 
79—81 0 C. im Wasserbad und impft von dieser Kultur auf den 
neuen Nährboden. Durch derartige sorgfältige Prüfung stellte 
ich immer die Sporenbildung fest. 

D. Die Zubereitung der Nährböden. 

Vor allem ist die Sterilisierung des Nährbodens sehr wichtig, 
deswegen habe ich immer regelmäfsig alle benutzten Nährböden 
mittels Dampftopf jedesmal 15 bis 30 Minuten lang 3 bis 5 mal 
(täglich oder alle 2 Tage einmal) sterilisiert und dieselben 2 Tage 
lang bei einer Temperatur von 35 °C. stehen lassen, da allein diese 
eine Garantie für das Freibleiben von Verunreinigungen bietet. 

Bei allen Versuchen wurden Reinzüchtungen in den jedes¬ 
mal näher bezeichneten Nährmedien, teils in weiten Reagenz¬ 
röhrchen (mit ca. 15 ccm Flüssigkeit) oder Erlenmeyersehen 
Kölbchen (mit 30—50 ccm Flüssigkeit), teils auf Agar- oder 
Kartoffelkulturen mit schiefer Fläche in Reagenzgläschen aus¬ 
geführt. 

Ich benutzte folgende Nährböden: 

1. Fleischextraktwasser. In 1 1 Wasser werden 10g 
Kochs Fleischpepton 1 ) gelöst, durch Zugabe von Sodalösung 
(oder Essigsäure) neutralisiert, filtriert und sterilisiert. 

2. Bouillon. 5g Kochsalz werden in 1 1 Fleischextrakt¬ 
wasser gelöst. 

1) Als Resultat der Analysen Fleischpepton Kochs durch Bodländer 
ergab sich, auf die Trockensubstanz berechnet: 

Eiweis im Wasser unlöslich.2,11% 

Pepton im Wasser löslich. 45,95% 

Extractiv-Stoff des Fleisches. 40,66% 

Asche. 11,28 % 

100 , 00 %. 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita 287 

3. Traubenzuckerbouillon. Bouillon mit Zugabe von 
verschiedenen Mengen (0,5—50,0 %) Traubenzucker. 

4. Kochsalzbouillon. Bouillon mit Zugabe von ver¬ 
schiedenen Mengen (0,2—10°/ 0 ) Kochsalz. 

5. Glycerinzuckerbouillon. Bouillon mit Zugabe von 
2 % Traubenzucker und 6 % Glycerin. 

6. Sodabouillon. 2proz. Traubenzuckerbouillon mit Zu¬ 
gabe von verschiedenen Mengen Natrium carbonicum. 

7. Säurebouillon. 2 proz. Traubenzuckerbouillon mit Zu¬ 
gabe von verschiedenen Mengen Acidium hydrochloricum. 

8. Pyrogallolbouillon. 2°/ 0 Traubenzuckerbouillon mit 
Zugabe von 5 % Glycerin, 0,1 % Eikonogen, 0,1 % Hydrochinon, 
0,1 % Pyrogallussäure. 

9. Gummilösung. In 1 1 Fleischextraktwasser werden 
50—300 g Gummi arabicum, 5 g Kochsalz, 20 g Traubenzucker 
gelöst und neutralisiert. 

10. Tragacanthlösung. Ebenfalls eine Lösung von 1 bis 
3°/ 0 Gummi-Tragacantha, 0,5% Kochsalz, 2% Traubenzucker in 
Fleischextraktwasser. 

11. Konbudekokt. Das Konbu ist eine der Laminaria 
ähnlichen japanischen Meeralgen. 100 g getrocknetes, fein geschnit¬ 
tenes Konbu wird mit 1 Liter gewöhnlichen Wassers 24 Stunden 
an einem kalten Ort stehen gelassen und dann 1 Stunde im 
Dampfkochtopfe gekocht und filtriert; hierauf fügt man 10 g 
Kochs Fleischpepton, 20 g Traubenzucker zu, kocht auf und 
neutralisiert. 

12. Wassergelatine. Zu 1 Liter Wasser werden 100 g 
Gelatine zugesetzt, umgeschüttelt und vorsichtig im Wasserbad 
bis zum Schmelzen der Gelatine erwärmt. Hierauf Neutralisation, 
Kochen im Dampf koch topf und Filtrieren. 

13. Fleischpeptongelatine. In 1 Liter Wasser werden 
100 g Gelatine und 10 g Kochs Fleischpepton gekocht, neutrali¬ 
siert und filtriert. 

14. Gewöhnliche Nährgelatine. Fleischpeptongelatine 
mit Zugabe von 0,5% Kochsalz. 


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288 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


15. Traubenzuckergelatine. Gewöhnliche Nährgelatine 
mit Zugabe von 2 °/ 0 Traubenzucker. 

16. Bouillongelatine. Bouillon mit Zugabe von 2% 
Traubenzucker und 1—3O°/ 0 Gelatine. 

17. Kochsalzgelatine. Fleischpeptongelatine mit Zugabe 
von 0,2—10,0% Kochsalz. 

18. Traubenzuckerfleischpeptongelatine. Fleisch¬ 
peptongelatine mit Zugabe von 0,5—6O°/ 0 Traubenzucker. 

19. Glyceringelatine. Fleischpeptongelatine mit Zugabe 
von 5—15% Glycerin. 

20. Sodagelatine. Traubenzuckergelatine mit Zugabe von 
0,2—15,0°/ 0 Natrium carbonicum. 

21. Säuregelatine. Traubenzuckergelatine mit Zugabe 
von 0,1—0,4% Acidum-hydrochloricum. 

22. Gewöhnlicher Nähragar. Zu 1 Liter Wasser werden 
10g Koch8 Fleischpepton, 5 g Kochsalz und 20g Agar-Agar 
im Dampfkochtopf gekocht, neutralisiert und filtriert. 

23. Traubenzuckeragar. Gewöhnlicher Nähragar mit 
Zugabe von 2 % Traubenzucker. 

24. Fleischpeptonagar. In 1 Liter Wasser werden 10 g 
Kochs Fleischpepton, 5 g Kochsalz, 2°/ ö Traubenzucker und 
0,1—0,5% Agar-Agar gekocht, hernach neutralisiert und filtriert. 

25. Kartoffel. Aus geschälten Kartoffeln werden cylin- 
drische Stücke geschnitten und zur Ermöglichung einer grofsen 
Oberfläche diese Cylinder schief abgeschnitten. Sterilisation in 
den Reagenzgläsern im Dampfkochtopf. 

26. Glycerinkartoffel. Die Herstellung dieses Nähr¬ 
bodens ist dieselbe wie bei 25, nur kommt ein Zusatz von 
Glycerin hinzu. 

II. Das Wachstum einiger AnaCroben auf Schrägagar und 

Plattenkultur. 

Da die Kulturen anaerober Bakterien auf schräg erstarrter 
Agarfläche andern Forschern nicht gelungen sind, während sich 
bei meiner Untersuchung stets positive Resultate ergaben, will 
ich die Beschaffenheit der Kulturen bei den verschiedenen ge¬ 
prüften Arten kurz beschreiben. 


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289 


Von Dr. med. et phil. Tel'si Matzuschita. 

I. Clostridium butyricum. 

Auf 2proz. Traubenzuckergelatineplatten entwickeln sich die 
Kolonien unter Wasserstoff nach 3—4 Tagen als 1—3 mm grofse, 
dünne, grauweifse, rundliche, unregelmäfsig zackige oder gelappte, 
weintraubenblattförmige, trockene, mattglänzende Auflagerungen; 
im luftleeren Raum sind die Kolonien rein weifs und dicker als 
unter Wasserstoff. Bei schwacher Vergröfserung sind sie, wie 
auf Tafel I Figur 1 ersichtlich, dunkelgelb gefärbt, nicht durch¬ 
scheinend; ihr Rand ist gelappt. In den ungefärbten Rand¬ 
partien zeigen sich zahlreiche, ziemlich lange Fäden. Ein paar 
lange Haare ragen sogar vom Rand der Kolonie weiter in die 
Gelatine hinaus. Die Gelatine verflüssigt sich niemals. 

Auf gewöhnlichen Nährgelatineplatten bilden sie nach 3 Tagen 
makroskopisch 1,5—2 mm grofse, dünne, trockene, Coli-ähnliche 
Kolonien. 

Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur bildet Clostridium 
butyricum einen grauweifslichen, nicht dicken, glänzenden Belag 
mit bald fast glattem, bald mit kurzen Härchen versehenem Rande. 
Kondensationswasser ist ziemlich klar mit schmutzig-weissem 
Bodensatz (vgl. Tafel I, Figur 2 und 3). 

Auf gewöhnlichen Kartoffeln bilden sie dünne, weifse, 
trockene Häutchen, auf Glycerinkartoffeln dagegen saftige weifse 
Auflagerungen. Beide Kartoffelkulturen riechen nach Essig. 
Gasbildung ist in beiden Kartoffelkulturen ebenfalls nachweisbar. 

2. Bacillus oedematis maligni. 

Auf 2 proz. Traubenzuckeragarplattenkultur besteht die Kolonie 
aus einem weifslichgrauen, dünnen, langen, deutlichen Härchen¬ 
kranz. Bei schwacher Vergröfserung werden gelbe, mehr oder 
weniger gewundene, miteinander innig verschlungene Fäden sicht¬ 
bar, ganz ähnlich wie bei den Kolonien des Bacillus mycoides. 

Auf 2°/ 0 Traubenzuckeragarstrichkultur Bildung eines grau- 
weifsen Belages mit langen oder kurzen, zarten Härchen. Bei 
einzelnen Kolonien sind die fadenartigen Gebilde viel deutlicher 
als bei den zusammenfliefsenden Kolonien. Kondenswasser ist 


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290 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


erst etwas getrübt, später klärt es sich jedoch wieder auf unter 
Bildung von Bodensatz. (Vgl. Tafel II, Figur 8 und 9.) 

Auf gewöhnlichen Kartoffeln und Glycerinkartoffeln bemerkt 
man makroskopisch kein Wachstum, während sich mikroskopisch 
bisweilen zahlreiche Bazillen erkennen lassen. 

3. Bacillus anthracis symptomatici (Bacillus des Rauschbrandes). 

Die Kolonien auf Agarplatten sind denen des Bacillus des 
malignen Ödems sehr ähnlich. 

Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur entwickeln sie sich 
als lange, breite, bald ineinander zusammenfliefsende, baumartig 
gezweigte oder als gelappte, blattähnliche Gebilde. (Vgl. Tafel II, 
Figur 6 und 7.) 

Auf gewöhnlichen Kartoffeln bildet sich bei 34° C. nach 
22 Stunden ein über die ganze Oberfläche verbreitetes, trockenes, 
weifsliches Häutchen und Gasblasen, nach 16 Tagen hat sich 
eine über die ganze Oberfläche verbreitete, dünne, schmutzig¬ 
graue, sehr unangenehm stinkende Auflagerung entwickelt. 

Auf Glycerinkartoffeln ist makroskopisch kein Wachstum 
nachweisbar, während sich mikroskopisch ein paar Bacillen 
vorfinden. 

4. Bacillus sporogenes. 

Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur wächst er in Form 
einer saftig glänzenden, ziemlich dicken Auflagerung. Die Faden¬ 
bildung ist nicht so deutlich wie beim Bacillus des malignen 
Ödems. (Vgl. Tafel I, Figur 4.) 

Auf gewöhnlichen Kartoffeln bilden sich bei 34° C. nach 
16 Tagen kaum sichtbare, sehr dünne, weifslichgraue Auflage¬ 
rungen und stinkende Gase. Die Kartoffel färbt sich grau¬ 
bräunlich. 

Auf Glycerinkartoffeln bald kein, bald kümmerliches Wachs¬ 
tum unter Entwicklung von Gasblasen. 

5. Bacillus botulinus van Ermengen. 

Auf 2proz. Traubenzuckeragarstichkultur bildet sich eine 
ziemlich dicke, saftig glänzende, weifsliche Auflagerung mit 
deutlichem Stichkanal. 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuechita. 


291 


Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur erscheint ebenfalls 
eine nicht charakteristische, saftig glänzende, weifsliche Auf¬ 
lagerung. 

Die Kartoffeln haben einen schwach ranzigen Geruch, der 
aber durchaus nicht widerlich ist, wie bei anderen Anaeroben. 

Anhang. Bacillus X. 

Derselbe ist ein unter dem Namen Tetanusbacillus von 
Kr dl uns übersandter Bacillus, welcher mit dem Tetanusbacillus 
nicht übereinstimmt. Die Kultur war wahrscheinlich unrein, 
denn ich habe immer von derselben Kultur einen fakultativ 
anaeroben Bacillus, niemals Tetanusbacillen gezüchtet. Dieser 
fakultative anaerobe Bacillus hat folgende Eigenschaften: 

Im hängenden Tropfen stellt er ein lebhaft bewegliches, 
langes, grofses Stäbchen mit abgerundeten Enden dar; oft ver¬ 
einzelt gelagert oder aus zwei bis mehreren Gliedern bestehende 
Fäden bildend. In der Mitte des Stäbchens bildet sich eine 
länglich-runde Spore, fakultativ anaerob, entwickelt er sich unter 
Wasserstoff viel üppiger als bei Luftzutritt. 

Mit gewöhnlichen Farbstoffen färben die Stäbchen sich sehr 
gut. Er wächst bei Zimmer- und Bruttemperatur auf gewöhn¬ 
lichem Nährboden sehr gut, jedoch bei 35° C. viel schneller als 
bei Zimmertemperatur. 

Auf Plattenkulturen, welche mit lOproz Fleischpepton¬ 
gelatine hergestellt worden sind und die bei Zimmertemperatur 
gehalten werden, entwickelt sich der Bacillus wie folgt: 

Kleine, weifse Kolonien, welche schnell die Gelatine ver¬ 
flüssigen. Nach 1—2 Tagen ca. 5 mm grofse, runde, verflüssi¬ 
gende, in der Mitte eine weifse und schleimige Bakterienmasse 
enthaltende Kolonien. Bei schwacher Vergröfserung erscheinen 
die noch nicht verflüssigten Kolonien als gelbe, aus unregel¬ 
mässig zusammenliegenden Fäden bestehende Scheiben. Die 
verflüssigten Kolonien zeigen in der Mitte ein unregelmäfsiges, 
ziemlich grofses, dunkelgelbes Centrum; die nächste Schicht be¬ 
steht aus unregelmäfsig liegenden Körnchen oder aus einem 
fädenartigen, lockeren Gewebe; um dieses herum liegt ein 


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292 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

dunkelgelber, ziemlich breiter Ring; dann folgt eine helle, breite 
Zone, an welcher der mit runden, kurzen Härchen versehene 
Rand angrenzt. (Vgl. Tafel II, Figur 5.) 

In der Gelatinestichkultur wächst diese Art längs des Stich¬ 
kanals in Form weisslicher Fäden. Die Gelatine verflüssigt sich 
sehr schnell tellerförmig. 

Auf schrägem Agar bildet sich erst eine grauweifse, saftig 
glänzende Auflagerung, welche nach 5 Tagen trocknet und sich 
etwas faltet. 

Bouillon trübt sich gleichmäfsig, bildet weifsen Bodensatz 
und enthält in der Mitte der Oberfläche eine weifse Bakterien¬ 
masse. 

In Traubenzuckerbouillon keine Gasbildung. 

Indolbildung ist in gewöhnlicher Bouillon oder dem Pepton¬ 
wasser in Spuren nachweisbar. 

III. Die entscheidende Veranlassung der Sporenbildung. 

Lehmann 1 ) sagt, dafs eine gewisse Erschöpfung des Nähr¬ 
bodens bedingend oder wenigstens begünstigend für die Sporen¬ 
bildung des Milzbrandbacillus sei. 

Büchner 2 ) schreibt, dafs Bacillus anthracis in guten Nähr¬ 
lösungen sich nur vegetativ vermehrt und erst bei eintretendem 
Mangel an Ernälirungsmaterial /ur Sporenbildung übergeht. 
Diesen Satz stützte Büchner durch drei Versuche. Erstens 
stellte er fest, dafs die Sporenbildung ausblieb, wenn man in 
einem Schälchen mit 2 ccm Inhalt die Bouillon um die üppig 
wachsenden Bacillen häufig erneuerte, dafs sie aber bald eintrat, 
wenn man die gleichen Bacillen in einem Tropfen Bouillon 
züchtete. Zweitens zeigte er, dafs in sterilisiertes Wasser ge¬ 
brachte Milzbrandfäden weiter Sporen bildeten, während sie es 
in angefaulter Fleischflüssigkeit nicht thaten, und drittens, dafs 

1) Lehmann, Über einige Bedingungen der Sporenbildung beim Milz¬ 
brand. Sitzungsbericht der phys. und med. Gesellschaft zu Würzburg 1890. 

2) Büchner, Über die Ursache der Sporenbildung beim Milzbrand¬ 
bacillus. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. VIII, S. 3. 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


293 


in Verdünnten Fleischextraktlösungen rascher Sporenbildung ein¬ 
trat. Schreiber 1 ) stimmt Büchner bei, indem er angibt, dafs 
dauerndes lebhaftes Wachstum unter den günstigsten Bedingungen 
niemals Sporenbildung hervorruft, dafs ungenügende Ernährung 
und ungünstige äufsere Bedingungen die Sporenbildung sehr in 
Frage stellen, bezw. sie ganz aufheben, dafs plötzliche Hemmung 
des Wachstums nach vorausgegangener guter Ernährung zu jeder 
Zeit sofort schnell und vollständig Sporenbildung veranlafst. 
Gegen die Richtigkeit der Folgerung hat Migula 2 ) das Resultat 
des folgenden Versuches eingewendet: Er setzte einer Bouillon¬ 
kultur mit Milzbrandbacillen, die »kurz vor der Sporenbildungc 
stand, trockenes Pepton mit Fleischextrakt zu, d. h. also sehr 
gute Nährstoffe. Trotzdem kam es nicht zu einer entsprechenden 
Vermehrung, sondern die Hauptmasse der Zelle fuhr fort, sich 
auf die Sporenbildung vorzubereiten. Erst bei Verdünnung der 
Bouillon mit Wasser trat lebhafte Vermehrung ein, und die 
Sporenbildung unterblieb. Daraus folgert Migula, dafs die An¬ 
häufung von Stoffwechselprodukten die Veranlassung zu Sporen¬ 
bildung abgebe. Klebs 3 ) sagt, dafs die Stoffwechselprodukte 
zweifellos nicht notwendig für die Sporenbildung sind, wie die 
Versuche mit reinem Wasser darlegen, wenn auch die Möglichkeit 
niner solchen Wirkung zuzugeben ist. Aus den Versuchen von 
Klebs mit verschiedenartigen Pilzen geht deutlich hervor, dafs 
überhaupt eiue Änderung der Ernährung oder der Eintritt von 
Nahrungsmangel für die Bildung der Fortpflanzungsorgane von 
entscheidender Bedeutung ist. 

Um die Frage, ob die Veranlassung zur Sporenbildung im 
Nahrungsmangel oder in Stoffwechselprodukten liegt, zu beurteilen, 
habe ich mit Anaeroben Experimente angestellt. Für die Versuche 
ist es sehr wichtig, ein ganz bestimmtes Substrat anzuwenden, 

1) Schreiber, Über die physiologischen Bedingungen der endogenen 
Sporenbildung bei Bacillu9 anthracis, subtilis und tumescens. Centralblatt 
für Bakteriologie, Bd. XX, S. 431. 

2) Migula, Ref. aus Arbeit von Klebs. 

3) Klebs, Zur Physiologie der Fortpflanzung einiger Pilze. Jahrbücher 
für wissenschaftliche Botanik, Bd. XXXV, S. 17. 


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294 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


um genau vergleichbare Resultate zu erlangen. Denn der gleiche 
Bacillus kann bei der Kultur auf verschiedenartigen Substraten 
doch etwas verschiedenartige Eigenschaften zeigen. Wo es mög¬ 
lich ist, eignet sich am besten die Kultur in Flüssigkeiten, weil 
der Bacillus darin sehr gleichmäfsig ernährt wird. Für das Folgende 
ist stets vorausgesetzt, dafs alle anderen äufseren Bedingungen 
in günstigem Sinne einwirken. 

Wie ich im folgenden Abschnitt darlegen werde, bilden die An¬ 
aeroben in 2proz. Traubenzuckerbouillon ziemlich langsam Sporen. 
Es wurde deshalb zur Lösung der vorliegenden Frage 2proz. Trauben¬ 
zuckerbouillon von mir benutzt. Zuerst mufste ich darüber klar 
zu werden suchen, ob sich die Bakterien im Filtrat einer An- 
aerobenbouillonkultur, in welcher schon einmal die Sporenbildung 
erfolgte, vermehren, d. h. ob in demselben noch Nährstoffe ent¬ 
halten sind; dann stellte ich mir die Frage, ob im Filtrat von 
Aerobenbouillonkultur die Anaeroben sich noch entwickeln und 
noch Sporen bilden können. Drittens mufste man noch die Frage 
beantworten, ob nach dem Zusatz von Nährstoffen in solchen 
Filtraten von Anaeroben- oder Aerobenbouillonkultur sofort die 
Anaeroben Sporen bilden. Endlich mufste man sich die Frage 
stellen, ob die Sporenbildung ausbleibt, wenn man die Nährböden 
häufig erneuerte. Die von mir benutzten Filtrate reagierten in¬ 
folge spontaner Säurebildung sauer und wurden direkt als Medium 
benutzt. 

I. Untersuchung mit dem Filtrat von Anaerobenbouillonkultur. 

Bacillus sporogenes wächst im Filtrat einer 2 Tage alten, 
bei 34° C. aufbewahrten, 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur, in 
welcher Bacillus sporogenes sich üppig entwickelt und Gas, aber 
noch keine Sporen gebildet hatte, unter Wasserstoff makroskopisch 
ziemlich gut und bildet nach 20 Stunden noch keine, nach 
42 Stunden nicht sicher nachweisbare, nach 72 Stunden nur 
wenige, nach 96 Stunden zahlreiche Sporen; also tritt die Sporen¬ 
bildung in diesem Filtrat 1—2 Tage früher als in gewöhnlicher 
2 proz. Traubenzuckerbouillon ein. In einem Filtrate von 4 und 
6 Tagen alter 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur, in welcher 


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Von Dr. tned. et phil. Tel'si Matzuschita. 


295 


üppiges Wachstum und geringe Sporenbildung nachweisbar war, 
entwickelt sich Bacillus sporogenes nur sehr spärlich, und die 
Flüssigkeit bleibt makroskopisch immer klar, während sich mikro¬ 
skopisch nach 1 Tage schon ziemlich viele Stäbchen und ver¬ 
einzelte Sporen, nach 2—4 Tagen mäfsig viele bis zahlreiche 
Sporen nachweisen. In diesem Filtrat bildet Bacillus sporogenes 
also in kurzer Zeit Sporen; während sie sich in gewöhnlicher 
2proz. Traubenzuckerbouillon erst nach 4 Tagen bilden. 

Clostridium butyricum wächst im Filtrate von 2 und 6 Tage 
alten 2proz. Traubenzuckerbouillonkulturen, in welchen es sich 
üppig entwickelt hatte (in der 6 Tage alten Kultur hatten sich 
schon Sporen gebildet), ziemlich gut unter Gasbildung; die 
Sporenbildung tritt nach 2—3 Tagen ein, also 1—2 Tage früher 
als in gewöhnlicher 2proz. Traubenzuckerbouillon. 

Bacillus anthracis symptomatici entwickelt sich in Filtraten 
von 9 und 11 Tage alter 2proz. Traubenzuckerbouillonkultur, in 
welcher üppige Entwicklung und Sporenbildung von Bacillus 
anthracis symptomatici nachweisbar waren, unter Wasserstoff 
makroskopisch nicht, und die Flüssigkeiten bleiben immer klar, 
während mikroskopisch die Entwicklung deutlich nachweisbar 
ist. Die Sporenbildung findet nach 3—4 Tagen statt, also 4 bis 
5 Tage früher als in 2proz. Traubenzuckerbouillon. 

2. Untersuchung mit dem Filtrat von Aerobenbouillonkultur. 

Wir werden später sehen, dafs die Anaeroben in Misch¬ 
bouillonkultur zugleich mit Aeroben bei Luftzutritt sich ent¬ 
wickeln, während sie im Filtrat von Aerobenbouillonkultur bei 
Luftzutritt nicht wachsen (siehe folgenden Abschnitt). Ich suchte 
daher noch darüber Klarheit zu bekommen, ob die Anaeroben 
im Filtrat von Aerobenbouillonkultur sich unter Wasserstoff ent¬ 
wickeln können. Hierzu benutzte ich die Filtrate der 2proz. Trauben¬ 
zuckerbouillonkulturen des Bacillus coli communis, Bacillus 
prodigiosus, Bacillus pyocyaneus und Vibrio cholerae, welche 
2 Tage lang bis 34° C. aufbewahrt wurden und sehr üppiges 
Wachstum zeigten. 


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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Im Filtrat der Bacillus prodigiosus - Kultur bilden unter 
Wasserstoff Bacillus oedematis maligni und Clostridium butyricum 
nach 24 Stunden, Bacillus botulinus und Bacillus anthracis 
symptomatici nach 36 Stunden, Bacillus sporogenes nach 48 Stunden 
eine geringe Menge von Sporen. Clostridium butyricum, Bacillus 
anthracis symptomatici und Bacillus sporogenes wachsen in diesem 
Filtrat makroskopisch nicht, sondern nur mikroskopisch, während 
Bacillus botulinus und Bacillus oedematis maligni etwas Gas bilden. 

Im Filtrat von Coli-Kultur bilden unter Wasserstoff Bacillus 
sporogenes, Bacillus oedematis maligni und Clostridium butyricum 
nach 24 Stunden, Bacillus botulinus und Bacillus anthracis 
symptomatici nach 72 Stunden Sporen; alle Kulturen bleiben 
makroskopisch klar, wobei sich ein Bodensatz bildet; mikro¬ 
skopisch sind jedoch zahlreiche Stäbchen nachweisbar. 

Im Filtrat von Pyocyaneus-Kultur entwickeln sich Bacillus 
sporogenes und Bacillus oedematis maligni ebenfalls sehr schwach, 
und es ist ihre* Entwicklung nur mikroskopisch nachweisbar. 
Die Sporenbildung tritt erst nach 3 Tagen ein. 

Im Filtrat von Cholera-Kultur tritt die Sporenbildung bei 
Bacillus sporogenes und Clostridium butyricum nach einem Tage, 
beim Bacillus botulinus nach zwei Tagen, beim Bacillus oede¬ 
matis maligni und Bacillus anthracis symptomatici nach drei 
Tagen ein. Bacillus botulinus und Bacillus oedematis maligni 
wachsen ziemlich gut unter Gasbildung, während die übrigen 
Anaeroben sich nur mikroskopisch entwickeln. 

Aus diesen Beobachtungen ersehen wir, dafs im Filtrat 
von 2—11 Tage alter Bouillonkulturen mikroskopische 
und makroskopische Entwicklung von Anaeroben mög¬ 
lich ist, und dafs bei Anaeroben die Sporenbildung in 
kürzerer Zeit als in gewöhnlicher Bouillon eintritt. 

3. Untersuchung mit dem Filtrat von Anaerobenbouillonkultur 
nach dem Zusatz von Nährstoffen. 

In dem Filtrat der 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur des 
Clostridium butyricum, welche neun Tage lang bei 34° C. auf- 


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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita. 


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bewahrt wurde und sehr üppiges Wachstum und viele Sporen 
zeigte, bildet Clostridium butyricum nach 20 Stunden noch 
keine, nach 23 Stunden eine geringe Menge von Sporen, während 
in demselben Filtrat bei Zusatz der 2 proz. Traubenzucker¬ 
bouillon von gleicher Quantität (es enthält dieses ganze Filtrat 
also 0,5 °/o Fleischpepton, 1% Traubenzucker und 0,25% Koch¬ 
salz) erst nach 40 Stunden Sporenbildung nachweisbar ist. In 
demselben Filtrat bei Zusatz von einer Flüssigkeit, welche 
2% Fleischpepton, 4% Traubenzucker, 1% Kochsalz und Wasser 
enthält, von gleicher Menge (es enthält dieses ganze Filtrat also 
1% Fleischpepton, 2% Traubenzucker und 0,5% Kochsalz) tritt 
die Sporenbildung des Clostridium butyricum erst nach drei 
Tagen, manchmal nach fünf Tagen ein. 

In dem Filtrat von vier Tage alter 2 proz. Traubenzucker¬ 
bouillonkultur des Bacillus sporogenes mit oder ohne Zusatz von 
2 proz. Traubenzuckerbouillon ist spärliche Entwicklung und 
Sporenbildung des Bacillus sporogenes nach 24 Stunden nach¬ 
weisbar. In demselben Filtrat ist bei Zusatz der gleichen Menge 
2 proz Traubenzuckergelatine (das Medium enthält also im ganzen 
0.5% Fleischpepton, 1% Traubenzucker, 0,25% Kochsalz und 
5% Gelatine) die Sporenbildung des Bacillus sporogenes nach 
24 Stunden noch etwas lebhafter als im Sporogenes-Filtrat mit 
oder ohne Zusatz von 2 proz. Traubenzuckerbouillon. 

4. Untersuchung mit dem Filtrat von Aärobenbouillonkultur nach 
dem Zusatz von Nährstoffen. 

Bacillus oedematis maligni bildet im Filtrat von zwei Tage 
alter 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur des Bacillus prodigiosus 
nach 24 Stunden, in demselben Filtrat bei Zusatz der 2 proz. 
Traubenzuckerbouillon von gleicher Quantität (es enthält dieses 
ganze Filtrat also 0,5% Fleischpepton, 1% Traubenzucker und 
0,25% Kochsalz) nach 36 Stunden Sporen. 

Im Filtrat der zwei Tage alten 2 proz. Traubenzucker¬ 
bouillonkultur des Bacillus pyocyaneus mit oder ohne Zusatz der 
2 proz. Traubenzuckerbouillon in gleicher Menge bilden Bacillus 
oedematis maligni und Bacillus sporogenes nach zwei Tagen un- 


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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


reife, nach drei Tagen spärliche reife, nach vier Tagen viele 
Sporen. In diesem Filtrat, welchem 2proz. Traubenzuckerbouillon 
zugesetzt wurde, entwickeln sich beide Bacillen deutlich etwas 
reichlicher als im reinen Filtrat. 

5. Untersuchung der Hemmung der Sporenbildung durch fort¬ 
währende Erneuerung der das Wachstum befördernden Nährstoffe. 

Auf ähnliche Weise wie Büchner, habe ich bei fünf 
Anaeroben in 2 proz. Traubenzuckerbouillon 20 mal regelmäfsig 
nach je fünf Tagen die Nährlösung erneuert, ohne dafs jemals 
Sporenbildung eingetreten wäre; die Kulturen befanden sich bei 
Zimmertemperatur immer unter Wasserstoff. Die Bakterien 
zeigten bis zum letzten Male keine Sporenbildung, jedoch bildeten 
sie in kurzer Zeit wieder Sporen, wenn man sie in 2 proz. 
Traubenzuckergelatine überimpfte und bei 34° C. kultivierte. 

Ich habe die Versuche nicht weiter fortgesetzt, weil nach 
allen Erfahrungen ein anderes Resultat nicht zu erwarten war. 
Auf Grund seiner ausgedehnten Studien über diese Frage spricht 
Klebs folgenden Satz aus: So lange für das Wachstum der 
niederen Organismen charakteristische äufsere Bedingungen 
vorhanden sind, tritt Fortpflanzung nicht ein. Die für diesen 
Prozefs günstigen Bedingungen sind stets für das Wachstum 
mehr oder weniger ungünstig. Dieser Satz gilt für die aeroben 
und anaeroben Bakterien. 

Wir haben nun gesehen, dafs die anaeroben Bakterien* im 
Filtrat von Anaeroben- oder Aeroben-Bakterienbouillon- 
kultur schnell, in demselben Filtrat mit Zusatz von Nähr¬ 
stoffen langsam die Sporen bilden. Z. B. Bacillus sporogenes 
bildet im Filtrat von vier Tage alter 2 proz. Traubenzuckerbouillon¬ 
kultur von demselben Bacillus nach einem Tag vereinzelte reife 
Sporen, während sich in gewöhnlicher 2proz. Traubenzuckerbouillon 
erst nach vier Tagen Sporen bilden. In dem Filtrat von neun Tage 
alter 2proz. Traubenzuckerbouillonkultur des Clostridium butyricum 
bildet Clostridium butyricum nach 23 Stunden geringe Mengen 
von Sporen, während in demselben Filtrat mit Zusatz von Nähr- 


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Von t>r. med. et phil. Telsi Matzuschita. 29Ö 

stoffen erst nach drei, manchmal fünf Tagen die Sporenbildung 
eintritt. 

Aus allen diesen Beobachtungen geht deutlich hervor, dafs, 
so lange derNährboden vieleNahrung enthält, keine 
Sporenbildung eintritt, dafs die St offwechsel produkte 
auf die Sporenbildung einen sehr zweifelhaften Ein- 
flufs ausüben und, dafs die Veranlassung der Sporen¬ 
bildung im Mangel an Ernährungsmaterial liegt. 

IV. Die allgemeinen Bedingungen der Sporenbildung. 

Die Untersuchungen wurden nach folgenden Richtungen hin 
ausgeführt: 

1. Der Einflufs der Ernährung. 

2. Der Einflufs des Sauerstoffes. 

3. Der Einflufs der Temperatur. 

4. Der Einflufs des Lichtes. 

I. Der Einflufs der Ernährung. 

Die Bakterien entwickeln sich auf den mannigfachsten Sub¬ 
straten, und die ErnährungsVerhältnisse üben auf die Sporen¬ 
bildung einen verschiedenen Einflufs aus. Um diesen Einflufs 
zu untersuchen, will ich hier nur folgende Gesichtspunkte be¬ 
handeln : 

A. Der Einflufs der Qualität der Nährstoffe. 

B. Der Einflufs der Quantität der Nährstoffe. 

C. Der Einflufs von chemischen Substanzen. 

A. Der Einflufs der Qualität der Nährstoffe. 

Osborne 1 ) hat betreffs der Sporenbildung des Milzbrand¬ 
bacillus bewiesen, 

1. dafs die absolute Gröfse der Sporenernte bei gleicher Aus¬ 
saat auf Nährböden von geringem Fleischextraktgehalt geringer ist 
als auf solchen von normalem Gehalt ; 

1) Osborne, Die Sporenbildung des Milzbrandbacillus auf Nährboden 
von verschiedenem Gehalt an Nährstoffen. Archiv für Hygiene, Bd. XI, S. 51. 

Archiv ftir Uygieue. BU. XUU. 21 


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3Ö0 fcur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

2. dafs auf erschöpften Nährböden die absolute Sporenernte 
ebenfalls geringer ist als auf guten; 

3. dafs — hierüber sind allerdings nur einige gelegentliche 
Beobachtungen und keine Zahlen mitgeteilt — in den spärlich ge¬ 
wachsenen Fäden der schlechten Nährböden die Sporen weniger 
dicht liegen als in den üppig gewachsenen Fäden der guten 
Nährböden — und, dafs also von einer Begünstigung der Sporen¬ 
bildung durch Nährböden, deren Erschöpfung früher eintritt, 
keine Rede sein kann. 

Stephanidis 1 ) schlofs aus seinem Versuch: Die Dichtig¬ 
keit oder Intensität der Sporenbildung ist auf guten Nährböden 
eine gröfsere als auf schlechten. Sehr beträchtlich ist die 
Differenz nicht; immerhin liefern, wie zu erwarten, die kräftigen 
Fäden, die auf dem reichen Nährboden gewachsen sind, die 
reichere Ernte. 

Im Nachfolgenden werde ich in Kürze meine Befunde an¬ 
geben; die genaueren Resultate stellte ich der Übersichtlichkeit 
halber in Tabelle I zusammen. 

a) 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur (bei 34 0 C.). 

1. Clostridium butyricum entwickelt sich makroskopisch nach 
einem Tag sehr üppig unter Gasbildung. Die Flüssigkeit trübt 
sich schwach bis stark mit Bodensatz, aber spätestens nach acht 
Tagen (manchmal nach drei Tagen) klärt sie sich wieder auf. 
Während sich die Flüssigkeit trübt, tritt fast niemals die Sporen¬ 
bildung ein. Dieselbe zeigt sich frühestens nach vier Tagen, 
doch können bis zu ihrem Eintritt sieben Tage vergehen. 

2. Bacillus oedematis maligni entwickelt sich ebenfalls 
ziemlich schnell unter Bildung von Gas und schleimigen Flocken; 
später trübt sich die Flüssigkeit schwach. Die Sporenbildung 
ist nach drei Tagen nachweisbar. Über 40 Tage alte Bouillon¬ 
kultur ist klar mit Bodensatz; mikroskopisch findet man in ihr 
verschiedene Involutionsformen, manchmal fehlen Sporen. 


1) Stephanidis, Archiv für Hygiene, Bd. 35, S. 1. 


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Von t)r. med. et phil. Tetei Matzuschita. 


301 


3. Bacillus sporogenes gedeiht schnell und üppig; die 
Flüssigkeit trübt sich sehr stark unter Gasbildung. Die Sporen¬ 
bildung tritt aber erst nach vier Tagen ein. 

4. Bacillus anthracis symptomatici wächst auch in 2 proz. 
Traubenzuckerbouillon sehr gut. Die Flüssigkeit trübt sich nach 
1—2 Tagen stark, klärt sich jedoch wieder auf. Die Sporen¬ 
bildung ist nach acht Tagen sichtbar. 

5. Bacillus botulinus entwickelt sich sehr schnell und üppig; 
die Flüssigkeit trübt sich sehr stark unter Gasbildung, klärt sich 
jedoch nach 18 Tagen wieder auf. Die Sporenbildung ist erst 
nach 20 Tagen und dann noch selten nachweisbar. 

b) Gewöhnliche und Glycerinkartoffelkultur (bei 34° C.). 

1. Clostridium butyricum wächst auf beiden Kartoffeln 
ziemlich gut unter Gasbildung; die Sporenbildung tritt nach zwei 
Tagen ein. 

2. Bacillus oedematis maligni entwickelt sich makroskopisch 
nicht und bildet unter Wasserstoff nach vier Tagen keine, nach 
16 Tagen dagegen sehr zahlreiche Sporen. 

3. Bacillus sporogenes bildet auf Kartoffeln eine kaum sicht¬ 
bare, dünne, grauweifse Auflagerung mit Gasblasen. Nach 
16 Tagen bildet er unter Wasserstoff noch keine sichtbaren 
Sporen. 

4. Bacillus anthracis symptomatici wächst auf gewöhnlichen 
Kartoffeln gut, nach 16 Tagen ist Sporenbildung nachweisbar. 
Dagegen entwickelt er sich auf Glycerinkartoffeln nicht sichtbar 
und läfst mikroskopisch nur geringe Stäbchen ohne Sporen 
(nach 4—16 Tagen) erkennen. 

c) 2 proz. Traubenzuckeragarstrichkultur (bei 34° C.). 

Clostridium butyricum bildet auf 2 proz. Traubenzucker¬ 
agarstrichkultur schon nach einem Tage Sporen, während beim 
Bacillus oedematis maligni nach 60 Stunden, beim Bacillus 
anthracis symptomatici nach mehr als vier Tagen, beim Bacillus 
sporogenes und Bacillus botulinus erst nach fünf Tagen die 
Sporenbildung nachweisbar ist. 

21 • 


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302 fcur Physiologie der &porenbildung der Bacillen etc. 

d) Gewöhnliche Gelatinekultur (bei 34° C.). 

Clostridium butyricum und Bacillus oedematis maligni ent¬ 
wickeln sich nach einem Tag sehr üppig unter Gasbildung. Die 
Sporenbildung tritt jedoch erst nach zwei Tagen ein. 

Bacillus sporogenes ist nach einem Tag makroskopisch nicht 
sichtbar, während mikroskopisch sehr zahlreiche, nicht sporen¬ 
tragende Stäbchen nachweisbar sind. Nach zwei Tagen bildet er viel 
Gas und Sporen. 

Bacillus anthracis symptomatici ist nach einem Tag makro¬ 
skopisch nicht sichtbar, während mikroskopisch zahlreiche Stäbchen 
und auch Sporen in geringer Menge nachweisbar sind. Nach 
zwei Tagen bildet er reichlich Gasblasen und Sporen. 

Bacillus botulinus entwickelt sich schon nach einem Tag 
ziemlich üppig und bildet vereinzelte Sporen. 

e) 2proz. Traubenzuckergelatinekultur (bei 34° C.). 

Clostridium butyricum bildet nach 18 Stunden schon geringe 
Sporen, während man makroskopische Entwicklung erst nach 
24 Stunden bemerkt. 

Bacillus oedematis maligni entwickelt sich schon nach 14 
Stunden makroskopisch ganz deutlich und bildet ganz vereinzelte 
Sporen. 

Bacillus sporogenes bildet nach 22 Stunden Sporen, während 
makroskopische Entwicklung erst nach 24 Stunden bemerkbar ist. 

Bacillus anthracis symptomatici wächst ebenso schnell wie 
der Bacillus oedematis maligni; in einem Präparat waren 5 
bis 8 Sporen und ziemlich viele Bacillen nachweisbar. 

Bacillus botulinus ist mikroskopisch schon nach 14 Stunden 
nachweisbar, die Sporenbildung tritt aber erst nach 21 Stunden ein. 

Aus diesen Versuchen ergibt sich die auffallende Thatsache, 
dafs die Anaöroben in 2 proz. Traubenzuckergelatine viel schneller 
Sporen bilden als in 2 proz. Traubenzuckerbouillon. Warum 
erfolgt nun die Sporenbildung der Anaeroben in der Nährgelatine 
viel rascher als in Nährbouillon? Um diese Frage zu lösen, 
machte ich Versuche mit 2 proz. Traubenzuckerbouillon -f- 


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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuschita. 


303 


1—30 proz. Gelatine (sogen. 1—30 proz. Bouillongelatine), 
0,2—2 proz. Agar (0,2—2 proz. Fleischpeptonagar), 10—30 proz. 
Gummiarabicum (10—30 proz. Gummilösung), 1—3 proz. Gummi- 
tragacantha (1—3 proz. Tragacanth-Lösung) oder 10 proz. Konbu 
(Konbudekokt). Ich stelle in der II. Tabelle die angeführten 
Resultate zusammen. 

Bacillus oedematis maligni bildet in 5 proz. und 30 proz. 
Bouillongelatine, sowie 0,4 proz. Fleischpeptonagar ebenso schnell 
wie in 10 proz. Bouillongelatine, dagegen in 30 proz. Gummi¬ 
lösung viel langsamer als in 2 proz. Traubenzuckerbouillon 
Sporen. In 0,2 proz. und 2 proz. Fleischpeptonagar, 10 proz. 
Gummilösung und 1 proz. Traganthlösung tritt die Sporenbildung 
etwas rascher als in Bouillon ein, während in 10 proz. Konbu¬ 
dekokt der Prozefs ebenso rasch, und zwar nach etwa drei Tagen 
erfolgt. 

Bacillus anthracis symptomatici und Bacillus botulinus bilden 
in allen versuchten Nährböden die Sporen schneller als in 2 proz. 
Traubenzuckerbouillon. In der Wassergelatine entwickelt Bacillus 
anthracis symptomatici sich nicht. In 5 proz. Bouillongelatine 
und 0,4 proz. Fleischpeptonagar tritt die Sporenbildung von beiden 
Bacillen ebenso schnell wie in 10 proz. Bouillongelatine oder 
2 proz. Traubenzuckergelatine ein. 

Die Sporenbildung des Bacillus sporogenes erfolgt in Konbu¬ 
dekokt, 0,4 proz. Fleischpeptonagar, 5 proz. und 10 proz. Bouillon¬ 
gelatine nahezu gleichzeitig und zwar nach einem Tag, während 
in 30 proz. Gummilösung und Wassergelatine die Sporenbildung 
ziemlich spät nachweisbar ist. Die übrigen Nährböden sind auch 
für die Sporenbildung des Bacillus sporogenes günstiger als 2 proz. 
Traubenzuckerbouillon. 

Clostridium butyricum bildet in 1 proz. Bouillongelatine 
gerade so langsam Sporen wie in Bouillon, während die Sporen¬ 
bildung in 5 proz. Bouillongelatine und 10 proz. Gummilösung 
ziemlich schnell, in 10 proz. Bouillongelatine und 0,4 proz. Fleisch¬ 
peptonagar sehr schnell eintritt. In Wassergelatine, 30 proz. 
Bouillongelatine und 30 proz. Gummilösung tritt dagegen die 
Sporenbildung von Clostridium butyricum sehr langsam ein. 


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304 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Aus den oben geschilderten Beobachtungen entnehmen wir die 
wichtige Thatsache, dafs die Anaeroben in dünnen und sehr 
dicken Nährflüssigkeiten sich sehr langsam entwickeln 
und langsam Sporen bilden, während in mäfsig dicken 
Nährflüssigkeiten die Sporenbildung sehr schnell erfolgt. 

Man mufs nun die Frage beantworten, warum die Anaeroben 
in dünnflüssigen Nährmedien später Sporen bilden als in dick¬ 
flüssigen, gallertartigen, obwohl die Qualität und Quantität des 
Nährstoffes anscheinend gleich sind. Es ergibt sich das aus dem 
bereits von Klebs für die Hefe hervorgehobenen Grunde. In 
einem dicken Medium häufen sich die Bakterien an einzelnen 
Stellen massenhaft an, verbrauchen hier rasch die Nahrung und 
gehen zur Sporenbildung über. In dünnflüssigen Medien, wo die 
Bakterien sich gleichmäfsig ausbreiten können und die Nähr¬ 
stoffe ungehindert diffundieren können, befinden sich die Bakterien 
viel länger in einer nahrungsreichen Umgebung und bilden daher 
sehr viel später Sporen. Benutzt man zwei Röhrchen, eines mit 
0,2 proz. Fleischpeptonagar, in welchem einzelne, kleine, isolierte, 
geringe Agarflocken in klarer, dünner, wäfsriger Flüssigkeit 
suspendiert sind, und ein anderes mit 0,4 proz. Fleischpeptonagar, 
welches mit zahlreichen, kleinen oder grofsen Agarflocken in 
wäfsriger Bouillon angefüllt ist, so bilden die Bakterien in 0,4 proz. 
Fleischpeptonagar etwas schneller Sporen als in 0,2 proz. Fleisch¬ 
peptonagar. 

B. Der Einflufs der Quantität der Nährstoffe. 

Nach Behring 1 ) tritt bei dem Bacillus anthracis in unver¬ 
dünntem Blutserum die Sporenbildung nicht ein, während in dem 
Blutserum von Rindern durch weitgehende Verdünnung mit 
sterilisiertem Wasser (1 T. Blutserum zu 40 T. aq. dest.) sehr 
reichlich und schnell Sporen gebildet werden; für den Ham ist 
Ähnliches gefunden worden. 

Büchner 2 ) sah, dafs der Milzbrandbacillus in 1 proz. Fleisch¬ 
extraktlösung nach 18 Stunden bei 36,5° C. noch keine Sporen 

1) Behring, Beiträge zur Ätiologie des Milzbrandes, Zeitschrift für 
Hygiene etc., Bd. VI, S. 125. 

2) Büchner, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. VIII. 


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Von Dr. med. et phil. Tel'si Matzuschita. 


305 


bildet, während in 0,2 proz. Lösung Sporenbildung eingetreten 
war. Er schlofs aus diesen Versuchen, dals in verdünnten 
Lösungen rascher Sporenbildung eintrete. 

Schreiber schreibt über den Einflufs verschiedener Kon¬ 
zentration des Liebig’schen Fleischextrakts, des Traubenzuckers 
und Glycerins auf die Sporenbildung des Bacillus anthracis, sub- 
tilis und tumescens und gab folgende Zeitdauer für die Ent¬ 
wickelung der Sporen an: 


Nähr- 

Stoffe 

Procent 

Bacillus 

anthracis 

Bacillus 

subtilus 

Bacillus 

tumescens 

M 

0,6 

78 Stunden 

70 Stunden 

70 Stunden 

Ü 

5,0 

58 

60 > 

68 

8 

8,0 

56 

56 

63 

.d 

00 

12,0 

80 

56 

55 

Ü2 

16,0 

— 

54 

54 


23,0 

— 

50 

70-84 > 

8) 

25.0 

— 

50 

— 

© 

40,0 

_ 

68 

_ 

3 

45,0 

— 

96 

— 

d . 

1,0 

62 Stunden 

62 

58 Stunden 

® © 
'S M 

5,0 

60 

68 

65 

2 © 

2 g 

10,0 

70 

74 

70 


15,0 

74 

65 > 

68 

0 

1,0 

56 

58 

54 

i 

5,0 

64 

60 

58 

o 

10,0 

— 

62 

60 

3 

12,0 

— 

62 

— 


Stephanidis beobachtete die Bildung der Milzbrandsporen 
auf Wasseragar mit 1 bis VöO °/o Fleischextrakt. Aus seinen Ver¬ 
suchen schlols er folgendes: Je konzentrierter der Nährboden war, 
um so rascher trat ceteris paribus die Sporenbildung ein. Bei 
Vw °/o und 1 ji 0 °/ 0 waren die Sporen nach 14 Stunden reif (früher 
wurde nicht untersucht), auf % °/ 0 wurden nach 15 Stunden mehr¬ 
fach reife Sporen beobachtet, auf y, 0 /® nie nach 16 Stunden, 
nicht vor 20 Stunden. Das Wachstum auf schlechten Nähr¬ 
boden ist kümmerlich. 

Wie verhält sich nun die Raschheit und Dichtigkeit (Inten¬ 
sität) der Sporenbildung bei wechselnden Mengen gleicher Nähr- 


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306 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

flüssigkeit, sowie auf Nährböden von verschiedener Konzentration 
an Nährstoffen? 

Es soll die Bildung der Sporen beobachtet werden auf Nähr¬ 
böden mit wechselndem Gehalt an Nährsubstanz; ich benutzte 
dazu 10 proz. Wassergelatine oder Fleischpeptongelatine (teilweise 
Bouillon) von verschiedenem Gehalt an Fleischpepton, Trauben¬ 
zucker und Glycerin. 

Die Untersuchungen wurden nach folgenden Richtungen hin 
ausgeführt: 

a. Der Einflufs der Menge gleicher Nährflüssigkeit. 

b. Der Einflufs des Fleischpeptons. 

c. Der Einflufs des Traubenzuckers. 

d. Der Einflufs des Glycerins. 

a) Der Einflufs der Menge gleicher Nährflüssigkeit. 

Clostridium butyricum bildet in einem Röhrchen mit 2 proz. 
Traubenzuckergelatine von 30 ccm bei 34° C. nach 18 Stunden 
Sporen, während in 100 ccm Gelatine (2 proz. Traubenzucker¬ 
gelatine) erst nach vier Tagen geringe, in 250 ccm nach fünf 
Tagen noch keine, nach zehn Tagen geringe und nach 14 Tagen 
viele, in 900 ccm nach 23 Tagen sich noch keine Sporen bilden. 
Bei Zimmertemperatur bildet Clostridium butyricum in fester 
2 proz. Traubenzuckergelatine von 30 ccm, 800 ccm und 900 ccm 
ohne grofsen Unterschied nach 16 Tagen reichliche Sporen. 

Bacillus sporogenes bildet ebenfalls in 2 proz. Traubenzucker¬ 
gelatine von 30 ccm bei 34° C. nach einem Tag Sporen, während 
in 250 ccm Gelatine erst nach 12 Tagen sehr langsam geringe 
Sporenbildung erfolgt. 

Die Sporenbildung des Bacillus anthracis symptomatici er¬ 
folgt bei 34° C. in 30 ccm Gelatine nach 14 Stunden, in 100 ccm 
erst nach 3—4 Tagen, in 250 ccm nach 14 Tagen in sehr spär¬ 
licher Weise. 

Aus dieser Beobachtung können wir folgendes schliefsen: 
Je gröfser die Menge der Nährflüssigkeit, desto lang¬ 
samer die Sporenbildung. 


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307 


b) Der Einflufs des Fleischpeptons. 

Hierzu benutzte ich Wassergelatine mit verschiedenen Kon¬ 
zentrationen von Kochs Fleischpepton. Die gesamten Kulturen 
standen bei einer Temperatur von 34° C. 

Aus der Tabelle III ersehen wir, dafs in Wassergelatine die 
Anaöroben sich langsam entwickeln und langsam Sporen bilden. 
Bacillus anthracis symptomatici wächst in Wassergelatine über¬ 
haupt nicht. In Wassergelatine mit geringerer Konzentration bis 
zu gewissen aufsteigenden Konzentrationen des Fleischpeptons 
entwickeln sich die Anaöroben allmählich üppiger, während die 
Sporenbildung allmählich später eintritt, weil in einer Gelatine, 
welche Fleischpepton in geringer Konzentration enthält, rascher 
der Mangel des Nährstoffes eintritt, als bei stärkerer Konzen¬ 
tration. In Gelatine mit sehr starkem Fleischpeptongehalt (ca. 
über 20 °/ 0 Fleischpepton) entwickeln sich die Anaeroben wieder 
langsam, weil überhaupt das Wachstum der Bakterien durch die 
höhere Konzentration verlangsamt wird. 

c) Der Einflufs des Traubenzuckers. 

Als Nährmedium habe ich hierzu Bouillon und Fleisch¬ 
peptongelatine benutzt und eine bestimmte Quantität von Trauben¬ 
zucker diesen beiden Urnährböden zugesetzt. Die Kulturen wurden 
ebenfalls im Brütschrank (34° C.) aufbewahrt. 

Aus der Tabelle IV ersehen wir, dafs das Traubenzucker¬ 
optimum beim Bacillus botulinus, sporogenes und oedematis 
maligni bei 10 °/ 0 , dem Bacillus anthracis symptomatici und Clo¬ 
stridium butyricum bei 8 °/ 0 liegt, hier, tritt bei gleichmäfsiger Ent¬ 
wicklung die Sporenbildung sehr frühzeitig und intensiv auf. 
Bei über 55°/ 0 Traubenzucker findet beim Bacillus botulinus, 
sporogenes und oedematis maligni kein Wachstum mehr statt, 
die Sporenbildung hört indessen schon bei 50 °/ 0 (beim Bacillus 
botulinus ca. 40°/ 0 ) auf. Für Clostridium butyricum liegt das 
Maximum des Wachstums bei 60°/ 0 , das der Sporenbildung bei 
55 °/ 0 . Der Bacillus anthracis symptomatici zeigt in 65 °/ 0 noch 


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308 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

ein sehr geringes Wachstum, nie habe ich aber über 60 °/ 0 Sporen¬ 
bildung beobachten können. Die Sporenbildungen erfolgen in 
optimaler Konzentration bei 34° C. nach ca. 16 Stunden. 

d) Der Einflufs des Glycerins. 

Glycerin hat auf die Sporenbildung der Anaeroben sehr ge¬ 
ringen Einflufs. 

Der Bacillus oedematis maligni wächst in 5—10 proz. Gly¬ 
ceringelatine ziemlich langsam, und es findet eine makroskopische 
Entwicklung und Gasbildung erst nach 2—3 Tagen (bei 34° C.) 
statt. Die Sporenbildung erfolgt in 5 proz. Glyceringelatine nach 
30 Stunden, in 10 proz. Glyceringelatine nach 48 Stunden. 

Der Bacillus sporogenes entwickelt sich in 5—10 proz. Gly¬ 
ceringelatine nach 1—3 Tagen makroskopisch nicht, während 
mikroskopisch schon nach 16 Stunden spärliche Stäbchen, sogar 
iu 10 proz. Glyceringelatine nach 24 Stunden einige Sporen und 
in 5 proz. Glyceringelatine erst nach 48—60 Stunden spärliche 
Sporen nachweisbar sind. 

I Der Bacillus anthracis symptomatici bildet in 5 proz. Glycerin¬ 
gelatine nach 16—24 Stunden schon Gäs. Die Sporenbildung tritt 
aber erst nach 48—60 Stunden ein, während in 10proz. Glycerin¬ 
gelatine sich nach einem Tage schon ein paar Sporen bilden. 

Das Wachstum des Bacillus botulinus in 5—10 proz. Gly¬ 
ceringelatine ist schon nach 16 Stunden makroskopisch nach¬ 
weisbar. Die Sporenbildung erfolgt in 10 proz. Glyceringelatine 
nach einem Tag, in 5 proz. Glyceringelatine nach 3—5 Tagen. 

Clostridium butyricum entwickelt sich in 10 proz. Glycerin¬ 
gelatine viel üppiger als in 5 proz. Glyceringelatine und zwar 
findet in 10 proz. Glyceringelatine nach einem Tag ziemlich 
üppige Gas- und Sporenbildung statt. In 5 proz. Glyceringelatine 
entwickelt er sich sehr langsam und die Sporenbildung erfolgt 
erst nach 4—5 Tagen. 

C. Der Einflufs von chemischen, nicht nährenden Substanzen. 

Gewisse Substanzen wirken durch ihre chemischen Eigen¬ 
schaften auf das Leben der Bakterien ein. Im allgemeinen 
wachsen die Bakterien am besten auf Substraten, die neutral oder 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 309 

schwach alkalisch reagieren, trotzdem die Bakterien selbst in¬ 
folge ihrer Lebensthätigkeit Säure oder Alkali bilden. 

Nach Behring 1 ) wird der Milzbrandbacillus in Bouillon, 
welche bei schwach saurer Reaktion die Sporenbildung gestattet, 
durch Zusatz von Säuren bis zu einem Gehalt — 1,25 ccm Normal¬ 
säure in 100 ccm und von Alkalien bis zu 3 ccm Normallauge 
in 100 ccm die Sporenbildung nicht beeinträchtigt, durch einige 
Mittel sogar gefördert. Bei Salzsäurezusatz bleibt sie aus bei 
einem Gehalt von 0,054% = 1 : 1666 = ca. 1,5 ccm Normal¬ 
salzsäure in 100 ccm, bei Natronlauge bei einem Gehalt von 
0,12% = 1 : 830 = ca. 3,0 ccm Normallauge in 100 ccm, bei 
Ammoniak 0,098% = ca. 1 : 1000. 

Schreiber 2 ) beobachtete, dafs eine geringe alkalische Reaktion 
das Wachstum der Bakterien befördert und die Sporenbildung 
eher eintreten läfst. Das Optimum von Natrium carbonicum 
liegt für den Bacillus anthracis bei 0,5—1,0%, für den Bacillus 
subtilis und tumescens aber um etwas höher, bei 2,0%; das 
Maximum dagegen bei ersterem Spaltpilz bei 3,0%, bei den letzten 
beiden bei 5,0%. Bacillus anthracis kann 0,3%, der Bacillus 
subtilus und tumescens bis zu 1,0% Weinsäure vertragen. — Die 
Wirkungen, welche ein Zusatz von Natrium chloratum zur Nähr¬ 
flüssigkeit, bezüglich des Wachstums und der Sporenbildung her¬ 
vorruft, sind hauptsächlich verzögernde, aufserdem kommen noch 
bei Konzentration über 4 proz. Plasmolyse und bei dem Bacillus 
subtilis und tumescens Aufhören des Schwärmstadiums und der 
Hautbildung hinzu. Die höchsten Konzentrationen, welche von 
den Bakterien vertragen werden, sind für den Bacillus anthracis 
4%, für den Bacillus subtilis und tumescens 7°/ 0 , doch treten 
dabei überall verkümmerte Stäbchen und Involutionsformen auf. 

Büchner beobachtete, dafs ein gewisser Gehalt an Koch¬ 
salz in der schwach alkalischen Lösung von 0,2 proz. Fleisch¬ 
extrakt und 0,2 proz. Pepton entschieden die Entwicklung der 
Sporen des Milzbrandbacillus beschleunigt. Bei einem Zusatz von 


1) Behring, Zeitschrift für Hygiene, Bd. VI, S. 127. 

2) Schreiber, Centralblatt für Bakteriologie etc. Bd. 20, S. 431. 


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310 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


2°/ 0 Kochsalz war die Vermehrung geringer, nach 24 Stunden 
aber die Sporenbildung vollendet, während bei keinem Zusatz 
von Kochsalz starke Vermehrung, jedoch erst nach 30 Stunden 
die Sporenbildung nachweisbar ist. Bei einem Zusatz von 4 °/o 
Kochsalz bildet er nach 48 Stunden Sporen. Bei 6 °/ 0 Koch¬ 
salz bleibt ihre Bildung aus. 

Da verschiedene Eigenschaften der chemischen Stoffe in 
Betracht kommen, will ich folgende zwei Fragen untersuchen: 

a) Den Einflufs von Säure und Alkali. 

b) Den Einflufs des Kochsalzes. 

a) Der Einflufs von Säure und Alkali. 

Alle meine Untersuchungen wurden bei neutraler Reaktion 
des Nährbodens ausgeführt. Im Folgenden soll nun geprüft 
werden, inwieweit die alkalische oder saure Reaktion das Wachs¬ 
tum und die Sporenbildung beeinflussen. 

Um die alkalische und saure Reaktion in verschiedener 
Stärke zu erhalten, habe ich einer neutralen 2 proz. Traubenzucker¬ 
gelatine Natrium carbonicum oder Acidum hydrochloricum in 
Konzentration von 0,1—1,5 °/ 0 zugesetzt (s. Zubereitung der Nähr¬ 
böden). Alle Kulturen wurden bei 34 0 C. aufbewahrt. Der Ver¬ 
such zeigte, dafs eine geringe alkalische oder saure Reaktion das 
Wachstum befördert und die Sporenbildung eher eintreten läfst. 

Vermehrt man nun aber den Zusatz eben derselben Mittel, 
so tritt die Sporenbildung zuerst langsamer und unregelmäfsiger 
ein, schliefslich bleibt sie vollständig aus und zwar bei einem 
Zusatz, der die Schnelligkeit und Reichlichkeit des Wachstums 
noch nicht erheblich beeinträchtigt. 

Bei Salzsäurezusatz bleibt die Sporenbildung des Bacillus 
oedematis maligni, Bacillus anthracis symptomatici, Bacillus 
botulinus und Clostridium butyricum aus bei einem Gehalt von 
0,25 °/ 0 , während bei einem Gehalt von 0,1—0,15 °/ 0 makroskopisch 
deutliche Entwicklung und Gasbildung, von 0,2—0,25 °/ 0 mikro¬ 
skopische Entwicklung nachweisbar ist. Das Wachstum hört bei 
über 0,3 °/o auf. Bacillus sporogenes bildet bei einem Gehalt von 


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Von Dr. med. et phil. TeKsi Matiuschita. 


311 


0,1—0,15 % ziemlich zahlreiche Gasblasen und Sporen. Bei über 
0,15 % bildet Bacillus sporogenes keine Sporen, während bei 
einem Zusatze bis zu 0,25 % dieselben sich nur vereinzelt noch 
entwickeln. 

Bei Zusatz von Natrium carbonicum liegt das Optimum und 
Maximum noch höher als bei Salzsfturezusatz. Die genaueren 
Resultate sind in Tabelle V zusammengestellt. 

Bei Sodazusatz hört das Wachstum von Clostridium butyricum 
bei einem Gehalt von 17 % vollständig auf, bei 15 % erfolgt noch 
mikroskopisches Auswachsen, aber keine Sporenbildung, während 
dieselbe bei 10 % noch nicht beeinträchtigt ist. Das Wachstum 
des Bacillus sporogenes hört bei 17 % auf, bei 12—15 % sieht 
man mikroskopische Entwicklung; die Sporenbildung blieb aber 
bei 10—15 % gänzlich aus. Das Wachstum des Bacillus anthracis 
symptomatici und Bacillus oedematis maligni hört bei 20 % auf, 
bei über 15 % war keine Spur von Sporenbildung mehr vor¬ 
handen. Die Sporenbildung des Bacillus botulinus hört bei 17 % 
auf, während bei 20% die Entwicklung noch nachweisbar ist. 

Endlich wurde noch der Einflufs von Eikonogen, Hydrochinon 
und Pyrogallussäure auf die Vegetation der Bakterien untersucht. 

Wie bereits erwähnt, schreibt Nakagawa, dafs bei gewöhn¬ 
lichen Nährböden die Zugabe von 1—2 % Traubenzucker, 4 bis 
5% Glycerin, 0,1 % Pyrogallussäure, 0,1% Hydrochinon und 
0,1 % Eikonogen sehr begünstigend auf das Wachstum der An¬ 
aeroben, besonders des Tetanusbacillus eingewirkt haben soll. Ich 
habe auch mit Pyrogallolbouillon (s. Zubereitung der Nährböden) 
Untersuchungen angestellt, fand aber keinen Unterschied von 
gewöhnlicher Bouillonkultur. Alle 5 Anaeroben entwickeln sich 
in Pyrogallolbouillon bei 34 0 C sehr langsam und nicht üppig; 
die Sporenbildung erfolgt für Bacillus oedematis maligni, Bacillus 
anthracis symptomatici, Bacillus sporogenes und Clostridium buty¬ 
ricum erst nach 8 Tagen, für Bacillus botulinus erst nach 
9 Tagen. 

Aber nicht blofs bei Säuren und Alkalien läfst sich die Auf¬ 
hebung der Sporenbildung durch den Zusatz solcher Mengen 
nachweisen, welche die Entwicklung noch nicht merklich hemmen; 


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312 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

das Gleiche habe ich auch für eine Reihe anderer Substanzen, 
z. B. Traubenzucker, Kochsalz u. a. konstatieren können. 

Den Einflufs des Traubenzuckers und anderer Substanzen 
auf das Wachstum und die Sporenbildung habe ich schon im 
vorhergehenden Kapitel erwähnt; ich will daher hier nur über den 
Einflufs des Kochsalzes einiges bemerken. 

b) Der Einflufs des Kochsalzes. 

Meine Untersuchungen wurden mit Fleischextraktwasser oder 
Fleischpeptongelatine unter Zusatz von 0—10 °/ 0 Kochsalz ange¬ 
stellt. Die Kulturen werden immer bei 34° C. aufbewahrt. 

Aus der Tabelle VI ersehen wir, dafs das Optimum der 
Sporenbildung für Bacillus sporogenes, Bacillus oedematis maligni 
und Clostridium butyricum bei 0,25 %, für Bacillus botulinus bei 
0,25—0,5°/ 0 , für Bacillus anthracis symptomatici bei 0,25 oder O,75°/ 0 
liegt. Das Maximum läfst sich nicht genau bestimmen, weil trotz 
der sorgfältigsten Behandlung die Resultate in den verschiedenen 
Versuchen stets ungleich ausfielen. Das Maximum liegt ungefähr 
für Bacillus oedematis maligni bei 7°/ 0 , für Bacillus anthracis symp¬ 
tomatici bei 6,5%, für Bacillus sporogenes bei 5%, für Bacillus 
botulinus bei 2%, oder 5°/ 0 , bei 5°/ 0 ist die Sporenbildung des Bacillus 
botulinus aber unregelmäfsig, für Clostridium butyricum bei 2°/ 0 
oder 4°/ 0 , wenn auch unregelmäfsig. Das Wachstums-Maximum 
liegt für Clostridium butyricum bei 6,5°/ 0 , für Bacillus botulinus, 
Bacillus sporogenes und Bacillus anthracis symptomatici bei 7°/ 0 , 
für Bacillus oedematis maligni bei 7,5°/ 0 . 

Diese 5 Anaeroben bilden in kochsalzhaltigen Nährböden 
sehr spärliche Involutionsformen, doch sind bei Clostridium 
butyricum ziemlich häufig verschiedene veränderte Formen 
nachweisbar. 

2. Der Einflufs des Sauerstoffes. 

Nach ihrem Verhalten zum Sauerstoff pflegt man die Bak¬ 
terien in 3 Klassen zu bringen: Obligate Aeroben, obligate 
Anaeroben und fakultative Anaeroben. 

Für die Aeroben ist der Sauerstoff ein unentbehrliches 
Lebenselement und mufs als solches unter allen Umständen auch 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


313 


für die Fortpflanzung Bedeutung haben. Bei obligaten Anaeroben 
findet nur bei vollkommenem Sauerstoffabschlufs das Wachstum 
statt; doch hat Kitt den Bacillus oedematis maligni bei Luft¬ 
zutritt kultiviert. 

Nach Koch 1 ) vermehren sich die Milzbrandbacillen im 
Blut und in den Gewebesäften des lebenden Tieres durch Ver¬ 
längerung der einzelnen Stäbchen und darauf folgende Quer¬ 
teilung; jedoch findet man im lebenden Körper immer nur ganz 
kurze Fäden, die nur aus einigen wenigen Gliedern bestehen. 
Im Blute des toten Tieres oder in geeigneten Nährflüssigkeiten 
wachsen die Bacillen meist zu langen Fäden aus, unter Bildung 
zahlreicher Sporen. Diese Sporenbildung soll aber nur bei 
Luftzutritt und innerhalb gewisser Temperaturgrenzen vor sich 
gehen. 

Nach Büchner 2 ) hat der Sauerstoff keine besondere Be¬ 
deutung für diesen Prozefs bei Bacillus anthracis, und das ist 
insoweit richtig, als der Sauerstoff nicht die Rolle des auslösenden 
Reizes versieht, wie der Nahrungsmangel. Anderseits ist für 
die Sporenbildung nach den Angaben von Schreiber mehr 
Sauerstoff nötig als für das^Wachstum. In Reagenzröhrchen von 
150 mm Höhe und 15 mm Durchmesser, die mit Watte ver¬ 
schlossen sind, entscheidet die Höhe der angewandten Flüssigkeits¬ 
säule darüber, ob Sporen ausgebildet werden oder nicht. Bei einer 
Höhe der Nährlösung von ca. 3,7 cm, 7,5 cm und 11 cm geht 
bei einer Temperatur von 30° C. die Auskeimung der Sporen 
von Bacillus anthracis und die Entwicklung der Milzbrandwolke 
gleichmäfsig vor sich. Aber, während sich in den Fäden des 
Gläschens, welches eine Höhe der Nährflüssigkeit von ca. 3,7 cm 
hat, nach 54 Stunden Sporen gebildet haben, zeigen die der 
anderen Gefäfse nichts davon. Erst nach 3 Tagen sind in den 
oberflächlichen Fäden aus der 1,5 cm hohen Flüssigkeitssäule 
einzelne Sporen nachzuweisen, eine vollständige Sporenbildung 

1) Koch, Die Aetiologie der Milzbrandkrankheit, begründet auf die 
Entwicklungsgeschichte des Bacillus anthracis. Beiträge zur Biologie der 
Pflanzen, Bd. II, 8 . 227, 1877. 

2) Büchner, Centralblatt für Bakteriologie Bd. VJTI, S. 5, 1890. 


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314 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


tritt jedoch nicht ein. Bei einer Höhe der Nährflüssigkeit von 
ca. 11 cm findet die Sporenbildung bei Bacillus anthr'acis niemals 
statt, sondern es zerfallen die Fäden nach 5 Tagen körnig und 
sterben ab. Gleiche Resultate erhielt Schreiber bei der Unter¬ 
suchung des Bacillus subtilis und tumescens. Wenn man anstatt 
des Watte Verschlusses einen solchen mit Kork und Paraffin ver¬ 
wendet, müssen zum Ablauf der normalen Entwicklung für den 
Bacillus subtilis mindestens 3 ccm Luft über der Flüssigkeits¬ 
säule sich befinden, für den Bacillus tumescens sind sogar 5 ccm 
nötig. Von Cohn 1 ) u. a. ist es für Bacillus subtilis beobachtet 
worden, dafs die anfangs in der Flüssigkeit umher schwärmenden 
Zellen zur Zeit der Sporenbildung sich an der Oberfläche der 
Kultur ansammeln. Sie suchen hier den höheren Sauerstoffdruck 
auf, der für die Sporenbildung besonders günstig ist. 

Weil beobachtete Sporenbildung beim Bacillus anthracis 
bei Luftabschlufs (unter Wasserstoff), wenn gewisse Substrate, 
wie festes Schafblutserum mit 25°/ 0 Traubenzuckerbouillon, 10% 
Weizenauszug, 5% Quitten- und Eibischschleim, ferner Kartoffel¬ 
scheiben angewandt wurden, während in Kulturen mit Bouillon, 
Gelatine, Agar etc. immer nur Wachstum eintrat. 

In einer neuen Untersuchung hat auch Klett 2 ) den Einflufs 
des Sauerstoffes besprochen. Er sagt, dafs erstens die Sporen¬ 
bildung des Milzbrandbacillus nicht an das Vorhandensein von 
Sauerstoff gebunden ist, da die Milzbrandbacillen in einer Stick¬ 
stoffatmosphäre sowie in Büchnersehen Röhren reichlich Sporen 
bilden, dafs zweitens die Sporenbildung der Milzbrandbacillen 
bei ihrer Züchtung im Wasserstoff unterbleibt, weil letzterer 
einen schädigenden Einflufs auf ihre Entwicklung ausübt. 

Im Gegensatz zu einer Ansicht von Klett schreibt Jacobitz 8 ), 
dafs der Milzbrandbacillus in reiner Stickstoffatmosph&re bei 
Beobachtung strenger Anaerobiose keine Dauerformen bildet, 


1) Cohn, Ref. System der Bakterien von Mignla Bd. I, S. 175. 

2) Klett, Die Sporenbildung des Milzbrandes bei Anaerobiose. Zeit¬ 
schrift für Hygiene Bd. XXXV, S. 420. 

3) Jacobitz, Die Sporenbildung des Milzbrandes bei Anaerobiose. 
Centralblatt für Bakteriologie Bd. XXX, S. 232. 


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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuschita. 


315 


wenigstens nicht bei Anwendung des Agar-Agars als Nährboden, 
und dafs auf diesem nur bei Anwesenheit von Sauerstoff Sporen 
entstehen. Der Stickstoff verhält sich also nicht anders als der 
Wasserstoff, und es liegt kein Grund vor, letzteren im Gegensatz zu 
dem ersteren als ein differentes, einen schädigenden Einflufs auf die 
Entwicklung des Bacillus anthracis ausübendes Gas hinzustellen. 

Migula schreibt in seinem »System der Bakterien« Bd. I., 
S. 175, dafs die Tetanusbacillen in den Wunden immer in Sporen¬ 
bildung begriffen sind, was auf einen Einflufs der Luft auf den 
Prozefs hindeutet. Auch die fakultativ anaeroben Bakterien 
scheinen ihre Sporen nur bei Luftzutritt ausbilden zu können. 
Pfeffer 1 ) vermutet auch, dafs die Anaeroben durch Sauerstoff¬ 
zutritt zur Sporenbildung veranlafst werden. 

Bezüglich der Einwirkung des Sauerstoffdruckes auf das 
Wachstum einiger Pflanzen haben Wieler 2 ) (Phanerogamen), 
Klebs 3 ) (Algen und Pilze) und andere nachgewiesen, mit wie 
geringen Sauerstoffmengen noch Wachstum möglich ist. Klebs 
schliefst, dafs das Minimum des Sauerstoffdruckes für die Fort¬ 
pflanzung höher als für das vegetative Wachstum liegt. 

Bisher fehlen genaue Untersuchungen über den Einflufs des 
Sauerstoffdruckes auf das Wachstum und die Sporenbildung der 
Bakterien. 

Um diese interessante Frage nach dem Maximum des Sauer¬ 
stoffdruckes für die Sporenbildung zu lösen, machte ich nun 
mit obligaten Aöroben, fakultativen Anaeroben und obligaten 
Anaeroben Versuche unter Wasserstoff und im Vacuum. 

A. Das Wachstum und die Sporenbildung der Bakterien unter 

Wasserstoff. 

a) Obligate Aeroben. 

Wie einige Autoren angeben, kann die Sporenbildung bei 
manchen Bakterien auf einem passenden Nährboden eintreten, 

1) Pfeffer, Pflanzenphysiologie,Bd. 2, II. Auflage, 8. 135, Leipzig 1901. 

2) Wiel er, Untersuchungen aus dem botanischen Institut zu Tübingen 
Bd. I, S. 194. 

3) Klebs, Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und 
Pilzen. Jena 1896. 

Archiv für Hygiene. Bd. XLI1I. 22 


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316 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen ete. 


während eine solche auf den gewöhnlichen gebräuchlichen Nähr¬ 
medien nicht erfolgt. Der Bacillus der blauen Milch bildet z. B. 
nach Migula auf zähem Althaiaschleim und Quittenschleim 
sehr schöne Sporen, während solche weder auf Nähragar noch 
in Nährgelatine erhalten werden konnten. Ich habe infolgedessen, 
um das Wachstum und die Sporenbildung der Bakterien unter 
Wasserstoff zu untersuchen, sehr verschiedenes pflanzliches und 
tierisches Nährmaterial in Reagenzgläsern nach der bereits oben 
beschriebenen Methode, ein anderes Mal auch in Petri sehen 
Schalen, die offen in der Glocke auf dem Teller der Wasser¬ 
stromluftpumpe standen, benutzt. Die Resultate waren aber 
immer negativ; es zeigten nämlich der Bacillus anthracis, sub- 
tilis, mycoides, implexus, vulgatus, vulgatus ruber und pseudo- 
butyricus in sämtlichen Nährböden makroskopisch absolut keine 
Entwicklung, mikroskopisch waren nach 1—4 Tagen von der 
Originalkultur übertragene, sehr geringe Stäbchen in normaler 
Form oder im Involutionsstadium (besonders auf Kartoffeln bil¬ 
den sie rasch Involutionsform) aufzufinden; später zerfielen die 
Stäbchen körnig und starben ab; es hatten sogar von der Ori¬ 
ginalkultur übertragene Stäbchen in allen Nährböden unter 
Wasserstoff niemals Sporen gebildet. Bei fortgesetzter Züchtung 
in Wasserstoff, auch bei einem reichlich sporenhaltigen Ausgangs¬ 
material, verliert die Kultur, je nach Wahl des Nährbodens, bald 
früher, bald später ihre Sporen aus nicht näher bekannten Gründen. 

Nach meinem Befunde mufs Wasserstoff für das Wachstum 
und die Sporenbildung der Aeroben nicht geeignet sein, weil 
oben genannte sieben Aeroben unter Wasserstoff weder Wachs¬ 
tum noch Sporenbildung zeigten. 


b) Fakultative Anaeroben. 

Bei meinen Versuchen bildeten der Bacillus brevis (Bacillus 
lactis Nr. I Flügge) und Bacillus X unter Wasserstoff ebenfalls 
Sporen, während Migula die Sporenbildung von anderen fakul¬ 
tativen Anaeroben nur bei Luftzutritt beobachtet hat. Die fakul¬ 
tativen Anaeroben bilden unter Wasserstoff viel langsamer Sporen 


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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita. 


317 


als bei Luftzutritt; ich fand nämlich bei Luftzutritt in 2 proz. 
Traubenzuckergelatine bei 34° C. nach 1—2 Tagen zahlreiche Sporen, 
während unter Wasserstoff nach ca. 9—10 Tagen nur geringe 
Sporenbildung erfolgte. In 2 proz. Traubenzuckerbouillon-Kultur 
von beiden Bacillen fand ich unter Wasserstoff üppige Entwick¬ 
lung, aber keine Sporenbildung (nach 16 Tagen). Bei Zusatz 
von irgendwie das Wachstum hemmenden Substanzen tritt die 
Sporenbildung sehr schnell ein. In der 0,15 proz. Säuregelatine 
bilden z. B. beide Bacillen unter Wasserstoff bei 34° C. schon nach 
24 Stunden vereinzelte Sporen. Die Resultate meiner Unter¬ 
suchung sind in Tabelle VII enthalten. 

c) Obligate Anaeroben. 

Aus Tabelle I—VI u. a. ersehen wir, dafs fünf obligate 
Anaeroben nicht nur unter Wasserstoff, sondern auch 
bei Luftzutritt Sporen bilden. Bei Luftzutritt er¬ 
folgt die Spore nbildung sehr rasch, z. B. in 2proz. Trauben¬ 
zuckerbouillon unter Wasserstoff beim Bacillus ödematis maligni 
nach 3 Tagen, beim Bacillus sporogenes und Clostridium buty- 
ricum nach 4 Tagen, beim Bacillus anthracis symptomatici nach 
8 Tagen, beim Bacillus botulinus nach 20 Tagen, während bei Luft¬ 
zutritt erstere 4 Bakterien nach 1 Tage, letztere nach 2—3 Tagen 
Sporen bilden. Die Raschheit der Sporenbildung von Anaeroben 
zeigt bei Luftzutritt auf verschiedenen Nährmedien einen sehr ge¬ 
ringen oder fast keinen Unterschied; dagegen hängt die Intensität 
der Sporenbildung von der Stärke ihres Wachstums ab, d. h. in 
üppig gewachsener Kultur findet reichlichere Sporenbildung statt, 
als in einer geringer entwickelten, weil eine üppig gewachsene 
Kultur eine gröfsere Anzahl von Bakterien enthält als eine weniger 
entwickelte. Es scheint, dafs der Nährstoffmangel in der Um¬ 
gebung daher hier mit der Veranlassung der Sporenbildung fast 
nichts zu thun hat, sondern der mafsgebende Faktor unter diesen 
Umständen der Sauerstoff ist. Nun mufs man die Frage auf¬ 
werfen, warum Sauerstoff bei der Sporenbildung der Anaeroben 

eine grofse Rolle spielt, d. h. warum die Anaeroben bei Luft- 

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318 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc- 


zutritt schnell Sporen bilden, obgleich der Nährboden viel Nah¬ 
rung enthält. Es liegt nahe, für das Verständnis folgende Um¬ 
stände in Betracht zu ziehen: 

1. Die Anaeroben vermehren sich bei Luftzutritt nicht, weil 
sie wahrscheinlich keinen Nährstoff aufnehmen können. Deshalb 
tritt hier der Nährstoffmangel sofort ein, obgleich die Nährböden 
an Nahrung reich .sind. 

2. Neben der Hemmung der Nährstoffaufnahme (oder Nähr¬ 
stoffmangel) reizt möglicherweise der Sauerstoff direkt zur Sporen¬ 
bildung. 

3. Nach den beobachteten Thatsachen wirkt der Sauerstoff 
auf die Fähigkeit der Sporenbildung nicht schädlich ein, während 
er für die Vermehrung der Stäbchen (Anaeroben) schädlich ist. 

B. Das Wachstum und die Sporenbildung der Bakterien im 

Vacuum. 

Wie Tabelle VIII zeigt, hört die Sporenbildung des Bacillus 
anthracis und mycoides bei einem Drucke von 32,1 mm, also bei 
einem Sauerstoffgehalt von ca. 26,2 ccm in 2950 ccm Glockenraum¬ 
inhalt gänzlich auf, während sie bei einem Drucke von 49 mm 
(Sauerstoffgehalt von ca. 36,5 ccm in 2620 ccm Glockenrauminhalt) 
noch wahrgenommen werden konnte. Bei dem Bacillus subtilis 
liegt die Grenze noch höher: bei einem Drucke von 49 mm 
(Sauerstoffgehalt von ca. 36,5 ccm in 2620 ccm Glockenraum¬ 
inhalt) bildet er keine Sporen. 

Die Grenze für das Wachstum des Bacillus anthracis, my¬ 
coides und subtilis liegt äufserst niedrig, und es erscheint sehr 
wahrscheinlich, dafs im luftleeren Raum bei einem Drucke von 
0,0 mm noch spärliche Entwicklung vorhanden ist. 

Diese drei Aeroben entwickeln sich bei einem Drucke von 
60 mm (Sauerstoffgehalt von ca. 43 ccm in 2620 ccm Glockenraum¬ 
inhalt) nach 2 Tagen bei Zimmertemperatur sehr üppig; wenn 
man danach in die Glocke 2413 ccm reinen Wasserstoffs ein¬ 
leitet, tritt die Sporenbildung beim Bacillus anthracis nicht mehr 


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Von Dr. med. et phil. TeXsi Matzuschita. 319 

ein, während Bacillus mycoides und subtilis noch zahlreiche 
Sporen bilden (s. Versuch Nr. 910, 930 und 990). 

Fakultative Anaeroben (Bacillus brevis und X) lassen bei 
verschiedenem Sauerstoffgehalt keine besondere Einwirkung er¬ 
kennen. 

Fünf Anaäroben entwickeln sich bei einem Luftdruck von 
12,4 mm (Sauerstoffgehalt von ca. 9,02 ccm in 2620 ccm Glocken¬ 
rauminhalt) nicht, und die Vermehrung ist erst bei einem wahr¬ 
scheinlichen Sauerstoffgehalt von unter ca. 0,008 ccm in 2620 ccm 
Glockenrauminhalt nachweisbar. Wie ich oben öfters erwähnt 
habe, tritt die Sporenbildung der Anaeroben bei normalem Luft¬ 
druck schnell ein; dagegen erfolgt die Sporenbildung der Anaeroben 
bei niederem Luftdruck, sowie in Wasserstoff sehr langsam. 
Bringt man z. B. eine bei 34° C. gewachsene, 4 Tage alte 2proz. 
Traubenzuckerbouillonkultur von Anaeroben in das Vacuum bei 
einem Drucke von 167 mm (Sauerstoffgehalt von ca. 98 ccm in 
2620 ccm Glockenrauminhalt) und bei Zimmertemperatur, so tritt 
die Sporenbildung bei Bacillus sporogenes und ödematis maligni 
erst nach 9 Tagen, beim Clostridium butyricum nach 12 Tagen, 
beim Bacillus botulinus und Bacillus anthracis symptomatici 
nach 13 Tagen ein, während bei normalem Luftdruck nach ca. 
2 Tagen, unter Wasserstoff nach ca. 28 Tagen die Sporenbildung 
nachweisbar ist (vgl. Tabelle XI). 

In der Tabelle VIII zeige ich nur die wichtigsten Resultate. 
Die mit Bacillus botulinus, sporogenes, ödematis maligni und 
anthracis symptomatici erzielten Resultate stimmen mit dem 
Clostridium butyricum fast überein. 

Aus diesen Beobachtungen ersehen wir, dafs im luftleeren 
Raume die Aeroben keine, die fakultativen und 
obligaten Anaeroben üppige Sporen bilden, und dafs 
bei normalem Luftdrucke die Sporenbildung der 
Bakterien schneller erfolgt als bei geringem Luft¬ 
drucke. 


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320 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

Anhang. 

Kulturversuch von Anaeroben mit Hilfe von Aeroben bei Gegen¬ 
wart von Sauerstoff. 

Wie bereits erwähnt, sahen Kedrowski, Scholtzu.a. bei 
Luftzutritt die Entwicklung von einigen Anaeroben in Misch¬ 
kultur mit Aeroben. Von demselben Prinzip ausgehend, ver¬ 
suchte ich die Kultur der Anaeroben auch in gewöhnlicher Weise 
bei Luftzutritt. Als Aerobe verwandte ich hierzu den Bacillus 
typhosus, Bacillus coli communis, Bacillus acidi lactici, Bacillus 
proteus vulgaris, Bacillus proteus Zopfii, Bacillus prodigiosus, 
Bacillus pyocyaneus, Bacillus fluorescens liquefaciens, den thee- 
braunfarbenen Bacillus, Bacillus rubefaciens pyogenes, Bacillus 
pituitosus, Bacillus odoratus, Bacillus aerophilo similis, Bacillus 
lactis innocuus, Bacillus lateritium, Bacillus coli non fervoris, 
Bacillus annulatus aureus, Bacillus aus Eiter, Vibrio cholerae 
asiaticae, Vibrio Metschnikowii, Mikrococcus tetragenes. 

A. In 2proz. Traubenzuckerbouillon (bei ^4° C.). 

Von drei verschiedenen Probierröhrchen wird in das eine 
— a — das aerobe Bakterium gesät, in das andere — b — 
gleichzeitig das aörobe und anaerobe zusammen. Es wurde noch 
ein drittes Gläschen — c — benutzt und nur mit der anaeroben 
Art infiziert, sodann in gewöhnlicher Weise dem Luftzutritt aus¬ 
gesetzt; aber niemals fanden sich im Probierröhrchen c irgend¬ 
welche Spuren einer Entwicklung. 

Es ist eine bekannte Thatsache, dafs das Wachstum der 
Bakterien in Bouillon sich verschieden äufsert, indem dieselbe 
klar bleibt, oder spurweise, schwach, mäfsig stark oder stark ge¬ 
trübt wird und sich auf ihr Häutchen entwickeln kann. 

Wie Kedrowski habe ich auch im Probierröhrcheni>, welches 
mit den Aeroben und Anaeroben zusammen inficiert wurde, immer 
eine Entwicklung und Sporenbildung der Anaeroben und gleich¬ 
zeitig die Entwicklung der Aeroben gesehen. Die Raschheit und 
Dichtigkeit (Intensität) der Sporenbildung und Entwicklung der 
Anaeroben zeigen bei einer Mischbouillonkultur mit verschiedenen 
Aeroben, welche in Bouillon verschieden wachsen, nicht so grofse 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


321 


Unterschiede, doch wachsen sie im allgemeinen schneller und 
stärker in stark getrübter als in klar bleibender Bouillon von 
Aeroben; ich fand sogar bei klar bleibender Bouillon ziemlich 
oft Sporenbildung und Entwicklung von Anaeroben nicht in der 
Flüssigkeit, sondern nur im Bodensatz. Wenn einmal stark oder 
mäfsig getrübte Bouillonkultur sich in den nächsten Tagen, 
während die Anaeroben sich noch nicht entwickeln, aufklärt, so 
findet die Entwicklung der Anaeroben nicht in der Flüssigkeit, 
sondern nur im Bodensatz statt. 

In der Regel findet in Mischkulturen von Aöroben und 
Anaöroben zuerst die Entwicklung der Aeroben statt; bei der 
mikroskopischen Untersuchung sind die Anaeroben immer in 
geringerer Anzahl vorhanden als die Aeroben. 

Ferner entwickeln sich die Anaeroben bei Anwendung dieser 
Mischkultur viel mehr in tieferen Schichten, besonders in Nieder¬ 
schlag, als an der Oberfläche. 

Die genaueren Resultate stellte ich übersichtlich in der 
Tabelle IX zusammen. 

B. Auf Schräg-Traubenzuckeragar (bei 34 0 C.). 

Die Versuche wurden genau in der gleichen Weise wie von 
Kedrowski ausgeführt: Ich legte die Röhrchen im Brutschrank 
horizontal, so dafs das Kondenswasser teilweise über die Agar¬ 
oberfläche hinwegflofs. Wie Kedrowski beobachtet hat, erfolgt 
eine üppige Entwicklung der Anaeroben an den nassen Stellen^ 
während an den trockenen nur die Aeroben zur Vermehrung 
gelangen. In der Regel entwickeln sich die Anaeroben in Misch¬ 
kultur mit den, einen dicken Belag bildenden und schnell 
wachsenden Aeroben schneller und üppiger als mit solchen, die 
nur einen dünnen Belag bilden und langsam wachsen (siehe 
Tabelle X). 

C. In abgetöteter Aörobenkultur und dem Filtrat der Aöroben- 

bouillonkultur. 

In ähnlicher Weise wie Kedrow r ski u. a. habe ich auch 
die Agarkultur von verschiedenen Aeroben nach der Verdunstung 
des Kondensationswassers^ durch Chloroformdämpfe vollständig 


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322 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


abgetötet, hierauf 2proz. Traubenzuckerbouillon zugegossen und 
endlich mit fünf anaeroben Arten geimpft; hernach wurden sie bei 
Luftzutritt in den ßrütofen gestellt. Sämtliche Kulturen waren 
steril. Eine nochmalige Wiederholung des Versuches verlief 
gleichfalls resultatlos. Jedoch habe ich in einzelnen Fällen 
mikroskopisch spärliche, gefärbte Sporen von Anaeroben ge¬ 
funden, trotzdem keine Stäbchen mehr vorhanden waren. Der¬ 
artige Sporen stammen wahrscheinlich von der Originalkultur 
her, oder es haben die Stäbchen der Originalkultur wegen des 
Luftzutrittes Sporen gebildet. 

Weitere Versuche machte ich sodann, indem ich die Bouillon 
als Nährboden verwandte. 2—6 Tage alte Aerobentraubenzucker- 
bouillonkultur wurde durch Kochen im Dampftopf sterilisiert. 
Nach der Impfung mit Anaeroben wurden sie in den Brütofen 
gestellt. Die Kulturen ergaben ebenfalls immer ein negatives 
Resultat. 

Einige letzte Versuche mit Filtration von 2—6 Tage alter 
Aerobentraubenzuckerbouiilonkuitur ergaben bei Luftzutritt auch 
immer negative Resultate, während ich unter Wasserstoff ein 
positives Resultat erzielte (siehe oben). 

Nach den Beobachtungen mufs ich mich teilweise in Gegen¬ 
satz zu Kedrowski stellen, weil die Anaeroben sich in ab¬ 
getöteter Aerobenkultur und dem Filtrat der Aörobenbouillon- 
kultur bei Luftzutritt nicht entwickeln, während sie sich in Misch¬ 
kultur mit lebenden Aeroben ziemlich gut vermehren. Es wird 
nicht, wie Kedrowski meint, von den Aeroben ein Ferment 
gebildet, welches die Anaeroben auch bei Anwesenheit von Sauer¬ 
stoff gedeihen läfst, sondern nur die Aufzehrung des Sauerstoffes 
durch die Aeroben macht den Bakteriengemischen der Anaeroben 
die Existenz möglich. 

3. Der Einflufe der Temperatur. 

Im Jahre 1876 beobachtete Cohn 1 ) schon den Einflufs der 
Temperatur auf die Sporenbildung beim Bacillus subtilis: 

1) Cohn, Beitrag zur Biologie der Pflanzen, Bd. II, Heft 2 S. 271. 


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Von Dr. med. et phil. Tei'si Matzuschita. 


323 


1. Bei einer Temperatur von 47—50° C. vermehren sich die 
Bacillen noch lebhaft und gelangen in normaler Weise zur Haut- 
und Sporenbildung. 

2. Bei einer Temperatur zwischen 50 und 55 0 C. hört die 
Vermehrung und Entwicklung der Bacillen auf, sie bilden bei 
dieser Temperatur weder Häute noch Sporen, die schwärmenden 
und die wachsenden Fäden werden getötet, die Sporen dagegen 
behalten längere Zeit (mindestens 17 Stunden) ihre Keimfähigkeit. 

Nach Schreiber beträgt das Temperaturmaximum für die 
Sporenbildung des Bacillus anthracis und Bacillus temescens auf 
1% Liebigsche Fleischextraktlösung mit 1 °/ 0 Pepton 42° C., 
während dasselbe beim Bacillus subtilis 47° C. beträgt. Nach 
demselben liegt das Temperaturminimum der Sporenbildung beim 
Bacillus anthracis bei 14° C., beim Bacillus tumescens bei 12° C., 
beim Bacillus subtilis bei 10° C. 

Für die Sporenbildung des Bacillus anthracis hält Baum¬ 
garten 1 ) 30°C, für die günstigste Temperatur; bei Temperaturen 
von 34° C. bleibt nach demselben Autor dieselbe sogar unter 
den günstigsten Bedingungen aus. Behring 2 ) fand dagegen, 
dafs in einer mit Pepton und Kochsalz versetzten, schwach 
alkalisch gemachten Bouillon noch bei 36° C. nach 16stündigem 
Stehen im Brütschrank sehr reichliche Sporenbildung stattfindet. 
Weil fand bei Bacillus anthracis Sporenbildung in Bouillon, 
Agar, Gelatine, Blutserum, Kartoffel, Weizenschleim, 2proz. Koch¬ 
salzwasser, destilliertem Wasser etc. Dieselbe erfolgte: 


bei 12—13° C. nach 72—108 Stunden oder keine Sporenbildung. 



18° » 

y 

48—50 

» 

24° » 

» 

36 

y 

O 

CO 

» 

15—16 


35° » 


14—16 

» 

37° » 

» 

15—16 


38—39° ■> 

» 

18 

i/ 

42° » 


36 


» 

» 

y 

» 

» 

» oder keine Sporenbildung. 


1) Baum garten, Lehrbuch der pathologischen Mykologie 1890. 

2) Behring, Beiträge zur Ätiologie des Milzbrandes Zeitschrift für 
Hygiene Bd. VI, S. 126 und Bd. VII, S. 171. 


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324 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Schreiber fand beim Bacillus subtilis in einer Nährlösung 
von lproz. Li e big sehen Fleischextrakt mit 1% Pepton die 
Sporenbildung: 


bei 

10° 

C. 

nach 14 Tagen, 


12° 

» 


14 




14° 

T> 

» 

12 



» 

15° 

y> 


8 




o 

o 

» 

» 

96 

Stunden, 


25° 


» 

80 


» 

* 

05 

O 

o 



55 


$ 


34° 

y> 

* 

45 




37° 


» 

36- 

-40 

» 


o 

o 

» 

» 

36 


» 

y> 

42° 

» 


34 




45° 


» 

30- 

-34 

$ 


47° 

V 

y> 

36 


» 


50° 

» 

keine Sporenbildung. 


Über das Verhältnis der Optima für das Wachstum und die 
Sporenbildung läfst sich wenig aussagen. Es scheint, dafs bei 
manchen Bakterien die Optima für Wachstum und Sporenbildung 
fast zusammenfallen (Flügge, Kitasato, Schreiber, Weil). 

Alle Erfahrungen berücksichtigend, die ich im Laufe der 
Arbeit gemacht habe, stellte ich nun in Tabelle XI und XII 
eine ganze Reihe Versuche über den Eintritt der Sporenbildung 
bei verschiedener Temperatur zusammen. 

Der Einflufs der Temperatur auf das Zustandekommen der 
Sporenbildung ist nur sehr gering anzuschlagen. 

Vor allem hat die Ernährung einen merkbaren Einflufs, wie 
Tabelle XI zeigt. Für die Sporenbildung von Clostridium buty- 
ricum z. B. liegt das Minimum auf Bouillon bei 22° C. (bei 18° C. 
keine Sporenbildung), auf 2proz. Traubenzuckergelatine bei 17° C. 

Das Temperaturoptimum liegt beim Bacillus sporogenes, botu- 
linus und Clostridium butyricum bei 38° C., beim Bacillus oede- 
matis maligui und anthracis symptomatici bei 34—41,5° C., hier 
tritt bei gleichmäfsiger Entwicklung die Sporenbildung sehr 


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Von Dr. med. et phil. Tei'si Matzuschita. 


325 


zeitig auf. Unter 12° C. finden beim Bacillus botulinus und an- 
thracis symptomatici kein Wachstum mehr statt, die Sporen¬ 
bildung hört noch früher (beim Bacillus anthracis symptomatici 
bei 14° C., beim Bacillus botulinus bei 16° C.) auf. Für den 
Bacillus sporogenes und oedematis maligni liegt das Minimum 
des Wachstums bei 14° C., das der Sporenbildung bei 16° C. 
Clostridium butyricum zeigt bei 16° C. noch geringes Wachstum, 
aber bei weniger als 17° C. keine Sporenbilduug mehr. Das 
Temperaturmaximum der Sporenbildung liegt beim Bacillus spo¬ 
rogenes und oedematis maligni bei 47° C., beim Bacillus botulinus, 
anthracis symptomatici und Clostridium butyricum bei 45,5° C. 
Bei optimaler Temperatur erfolgt nach 14 Stunden in der ganzen 
Kultur des Bacillus sporogenes, oedematis maligni und Clostridium 
butyricum die Sporenbildung. Noch schneller als Bacillus spo¬ 
rogenes u. a. bilden Bacillus botulinus und anthracis sympto¬ 
matici (nach 12V a Stunden) die Sporen. 

Bei steigender Temperatur tritt die Sporenbildung allmählich 
schneller ein, doch bilden die Anaeroben in der Nähe des Tem¬ 
peraturmaximums etwas später die Sporen als bei Temperatur¬ 
optimum. Bei niederen Temperaturen verhält sich z. B. Bacillus 
sporogenes sehr ungleichartig; einige Individuen erzeugen Sporen 
nach 5 Tagen, andere noch nicht nach 13 oder 23 Tagen. Diese 
Ursache liegt wahrscheinlich darin, dafs das Wachstum unregel¬ 
mäßig ist; die einen entwickeln sich schnell und üppig, die 
anderen sehr langsam. 

Nach Klebs ist es eine allgemeine Regel, dafs für die Fort¬ 
pflanzungsorgane das Temperatur-Minimum höher, das Maximum 
niedriger liegt als für das Wachstum der gleichen Art. Meine 
Beobachtungen zeigen in der That, dafs bei den untersuchten 
Anaeroben die Regel für das Temperatur-Minimum stimmt. Da¬ 
gegen konnte ich keine deutlichen Unterschiede für das Tem¬ 
peratur-Maximum zwischen Sporenbildung und Wachstum fest¬ 
stellen; für das Vorhandensein eines kleinen Unterschiedes 
spricht nur die Thatsache, dafs in der Nähe des Maximums ganz 
vereinzelte Sporen zwischen zahlreichen Bakterien nachweis¬ 
bar sind. 


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326 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


4. Der Einflufe des Lichtes. 

Das Licht hat einen grolsen Einflufs auf das Wachstum der 
Bakterien. Direkte Sonnenstrahlen hemmen die Entwicklung 
der Bakterien, die Sporen verlieren sogar ihre Keimfähigkeit; 
setzt man die Sporen des Bacillus anthracis und Bacillus tumescens, 
worauf schon Schreiber aufmerksam gemacht hat, 2 Stunden den 
Sonnenstrahlen aus, so keimen die Sporen nicht mehr aus, während 
die Sporen des Bacillus subtilis drei Stunden lang die direkten 
Sonnenstrahlen ertragen, ehe sie ihre Keimfähigkeit verlieren; sie 
sind gegen Sonnenstrahlen bedeutend weniger empfindlich. Nach 
Sc h reib er bildet der Bacillus anthracis nach 15 Minuten, Bacillus 
tumescens nach 40 Minuten, Bacillus subtilisnach über 1 Stunde 
langer Einwirkung keine Sporen mehr, sondern sie sterben ab. 

Ich habe meine Versuche derartig angestellt, dafs die Ver¬ 
suchsröhrchen mit sporentragenden Bakterien bei ca. 25° C. direkt 
den Strahlen der Wintersonne ausgesetzt wurden, hierbei wurde 
jene Beobachtung bestätigt, nach zehnstündiger Einwirkung fand 
die Entwicklung und Sporenbildung von Bacillus anthracis, sub¬ 
tilis, mycoides, vulgarus, lactis Nr. 1 Flügge, botulinus, sporogenes, 
oedematici maligni, anthracis symptomatici und Clostridium bu- 
tyricum nicht mehr statt, obgleich diese Versuchsröhrchen wieder 
in den Brütofen gestellt wurden. Es waren demnach alle Bak¬ 
terien bereits abgestorben. 

Im hellen (nicht direkten Sonnenstrahl) und dunklen Zimmer 
(bei Temperatur zwischen 19 und 22° C.) fand ich sehr geringe 
Unterschiede in der Schnelligkeit der Sporenbildung, während 
der Einflufs auf das Wachstum sehr deutlich sichtbar war. 

Bacillus oedematis maligni entwickelt sich nach 6 Tagen im 
dunklen Zimmer sehr üppig unter Bildung von Gasblasen, im 
hellen Zimmer ziemlich schwach. Die Sporenbildung ist aber 
erst nach 12 —13 Tagen nachweisbar. Die Anzahl der Sporen 
ist im dunklen Zimmer etwas reichlicher als im hellen Raume. 

Die Sporenbildung des Bacillus botulinus erfolgt im hellen 
Zimmer nach 25 Tagen, im dunklen Zimmer nach 23 Tagen. 

Bei Bacillus anthracis symptomatici tritt die Sporenbildung 
in beiden Räumen nach 24 Tagen ziemlich reichlich ein. 


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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita. 327 

Bacillus sporogenes bildet in beiden Räumen nach 5 Tagen 
Sporen in ganz gleicher Weise. 

Dasselbe ist bei Clostridium butyricum in 13 Tagen der Fall. 

Alle Anaeroben entwickeln sich im dunklen Zimmer viel 
üppiger als im hellen Zimmer. Die gebildete Gasmenge ist eben¬ 
falls im dunklen Raume viel reichlicher als im hellen Raume. 

V. Zusammenfassung. 

Die Resultate der Untersuchungen sind kurz folgende: 

1. Die Anaeroben entwickeln sich üppig auf Schräg¬ 
agar und der Oberfläche der Plattenkultur unter 
Wasserstoff oder im Sauerstoff freien Raum. 

2. Bei Gegenwart von Sauerstoff entwickeln sich 
die Anaeroben in Mischkulturen mit Aöroben, ver¬ 
mehren sich dagegen nicht in abgetöteter Aeroben- 
Kultur oder im Filtrat von Aerobenbouillonkultur. 

3. Fürdas Wachstum der obligaten Anaeroben be¬ 
trägt der maximale Gehalt an Sauerstoff ungefähr 
0,0031 °/ 00 (d. h. ca. 0,008 ccm Sauerstoffgehalt in 2620 ccm 
Glockenrauminhalt). Das Minimum von Luftdruck für 
das Wachstum der obligaten Aeroben erscheint 
aufserordentlich niedrig, sodafs ich dasselbe als luft¬ 
leer annahm;‘hier ist nur spurliches makroskopisches 
Wachstum wahrnehmbar. 

4. Im Nährboden vermehren sich zuerst die Bak¬ 
terien, dann verschlechtert sich der Nährboden und 
schliefslich tritt die Sporenbildung ein. Dauerndes, 
lebhaftes Wachstum unter den günstigsten Beding, 
ungen ruft niemals Sporenbildung hervor. Nährstoff¬ 
mangel ist die nächste Veranlassung der Sporenbil¬ 
dung (vergl. folgenden Satz). 

5. Aufser dem Nährstoffmangel spielt der Sauer¬ 
stoff bei der Sporenbildung der Bakterien eine grofse 
Rolle. Fakultative Anaeroben und obligate Anaeroben 
bilden bei Sauerstoffzutritt sehr rasch Sporen. Die 
Sporenbildung der Anaeroben erfolgtbei Luftzutritt 
und unter sonstigen günstigen Bedingungen schnell, 


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328 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

trotzdem der Nährboden noch sehr viel Nahrung 
enthält. 

6. Aöroben bilden unter Wasserstoff und bei 
einem Luftdruck von weniger als 30mm nie Sporen. 

7. Die Sporenbildung tritt bei bester Ernährung, 
d. h. bei der für die Species optimaler chemischer 
Zusammensetzung mit grolser Intensität ein, z. B. in 
2°/ 0 Traubenzuckergelatine bilden die Bakterien sehr 
schnell und zahlreiche Sporen, während sieinBouil- 
lon sehr langsam und weniger zahlreich gebildet 
werden. 

8. In den für das Wachstum ungünstigeren Nähr¬ 
medien tritt die Sporenbildung schneller ein als in 
günstigen Nährböden. 

9. Für die Sporenbildung der Anaöroben beträgt 
der optimale Gehalt an Kochsalz 0,25—0,5%, an Trauben¬ 
zucker 5 —10%. Das Temperaturoptimum für die 
Sporenbildung der Anaeroben scheint eine Tem¬ 
peratur von 34—38° C. zu sein. 

10. Die Anaeroben haben viel geringere Wider¬ 
standskraft gegen Säure als gegen Alkali. Z. B. 5 Anae¬ 
roben entwickeln sich nicht mehr in 0,15—O,25 0 / 0 salz¬ 
säurehaltiger Nährgelatine, während in Sodagelatine 
erst bei 10—15% Gehalt ihre Entwicklung aufhört. 

11. Im dunklen Zimmer erfolgt die Entwicklung 
und Sporenbildung der Bakterien etwas schneller 
und üppiger als im hellen Zimmer (bei indirektem 
Sonnenstrahl). Direktes Sonnenlicht ist für sporen¬ 
freie Bacillen sehr schädlich. 

12. Gegenüber dem Zusatz irgendwie nachteilig 
wirkender Substanzen, gegenüber Konzentrationen 
von Nährsubstanz, gegenüber Temperatur und Luft¬ 
druck ist im allgemeinen das Wachstum weniger 
empfindlich als die Sporenbildung. Übersichtlich 
stelle ich die Hauptresultate in folgender Tabelle 
zusammen: 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


329 



Ein- 


Wachstum 


Sporenbildung 

Arten der Bakterien 

Aufs 



1 











von 

Min. 

Optima 

Max. 

Min. 

Optima 

Max. 

Clostridium butyricum 

Trau- 

— 

5 

60 

— 

8 

55 

B. botulinus 

— 

2—10 

55 

— 

10 

40 

B. sporogenes 

ben- 

— 

2—5 

55 

— 

10 

50 

B. oedematis maligni 

zucker 

— 

0,5-5 

55 

— 

10 

50 

B. anthracis sympto- 

(7.) 

— 

2-5 

65 

— 

8 

60 

matici 








Clostridium butyricum 

Koch- 1 

— 

0,5 

6,5 

— 

0,25 

4 

B. botulinus 


0,5 

7 

— 

0,25 — 0,5 

5 

B. sporogenes 

salz 

— 

0,25 

7,5 

— 

0,25 — 0,5 

5 

B. oedematis maligni 

(7,) 

— 

0,5 

7.5 

— 

0,25 

7 

B. anthracis Symptom. 


— 

0,25 

7 

— 

0,25 od. 0,75 

6,5 

Clostridium butyricum 


— 

— 

15 

— 

— 

10 

B. botulinus 

Soda 

— 

— 

20 


— 

17 

B. sporogenes 

(Vo) 

— 

— 

15 


— 

b-L 

o 

1 

Ü« 

B. oedematis maligni 


— 

— 

17 

— 

— 

15 

B. anthracis Symptom. 


— 

— 

17 

— 

— 

15 

Clostridium butyricum 


— 

— 

0,25 

— 

— 

0,2 

B. botulinus 

Salz¬ 

— 

— 

0,25 

— 

— 

0,2 

B. sporogenes 

säure 

— 

— 

0,25 

— 

— 

0,15 

B. oedematis maligni 

(7.) 

— 

— 

0,25 

— 

— 

0,2 

B. anthracis Symptom. 

— 


0,25 

— 

— 

0,2 

Clostridium butyricum 

Tem- 

ca. 16° 

ca. 34-38° 

ca. 45,5° 

ca. 17° 

ca. 38° 

oa. 45,5° 

B. botulinus 

ca. 12° 

ca. 34-38° 

ca. 45,5° 

ca. 16° 

ca. 38° 

ca. 45,5° 

B. sporogenes 

pera- 

tur 

(C) 

ca. 14° 

ca. 34-38° 

ca. 47° 

ca. 16° 

ca. 38° 

ca. 47° 

B. oedematis maligni 

ca.14° 

ca. 34-38° 

ca. 47° 

ca. 16° 

ca 34—41,5° 

ca 47° 

B. anthracis Symptom. 

ca. 12® 

ca. 34—38° 

ca. 45,5° 

ca. 14° 

ca. 34—41,5° 

ca. 45,5° 

Clostridium butyricum 

|Üg 

0 

0 

0,008 

0 

e- 

— 

B. botulinus 

■o -{5 i 

4) 2 - 

0 

0 

0,008 

0 

* g 

— 

B. sporogenes 

B. oedematis maligni 

e s S * 

C S, ü- 25 

frls 

0 

0 

0 

0 

0,008 

0,008 

0 

0 

II 

i ’S 

— 

B. anthracis Symptom. 

ll|x 

Cß ’S w 

0 

0 

0,008 

jj| 0 


- 

Bac. lactis Nr. I. Flügge 


0 


— j 

0 

kt, 

— 

Bacillus X 

Luft¬ 

0 

1s 

— 1 

0 

1 s 

— 

Bacillus anthracis 

druck 

0 ? 

0 ’S 

i 

49 mm 

1 2 

— 

Bacillus mycoides 

(mm) 

0 ? 

* 3 

— 

49 mm 

O 

— 

Bacillus subtilis 

0 ? 


— | 

60 mm 

i—] 

— 


Zum Schlüsse möge es mir noch gestattet sein, Herrn Prof. Dr. Klebs 
für die Stellung des Themas und für die wertvollen Ratschläge bei der 
Ausführung der Arbeit meinen tiefsten Dank auszusprechen. 


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330 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


T a b e 11 e I. 

a. Clostridium butyricum (bei 34° €•)• 



1 5 

c EQ 

Intensität der Sporenbildung. 

— 


CT |_ 

x © 

00 

© o ©--5 
»c •£• *£ © 

Tageanzshl, nach Öffnung der 




Xi 

3 

2 £ = « 

H-Kultur und bei Luftzutritt 


Wachstum 

£ S 

E 











»tS 5 









> c 

3 

Ä 

< fc£ * © 

Ä .© 

H ao 

so¬ 

fort 

i 

2 

8 

4 

5 



45 


1 Tag 

0 

IV 

V 

V 

V 

V 

1 

Starke Trübung der Flüssig- 

57 


2 > 

0 

m 

V 

V 

V 

V 

1 

keit, üppige Gasbildung 

705 

C 

o 

3 > 

0 

ii 

in 

V 

V 

V 

Die Flüssigkeit bleibt fast klar mit 
weifsem Bodensatz 

267 

zz 

4 > 

I 

n 

— 

— 

— 

— 


Schwach getrübt 

707 

o 

4 

I 

n 

— 

— 

— 

— 


Klar mit Bodensatz 

268 

0> 

5 > 

0 

X 

X 

I 

II 

II 

Starke.Trübung u. Gasbildung 

708 

o 

ö 

5 . 

0 

ii 

— 

— 

— 

— 

1 


703 

1 

6 > 

IV 

V 

V 

V 

V 

V 


• Klar mit Bodensatz 

709 

1 

6 > 

II 

III 

— 

— 

— 

— 

] 


46 

$ 

7 • 

0 

II 

— 

— 

— 

— 


Mäfsige Trübung u. Gasbild. 

48 

7 > 

m 

— 

— 

— 

— 

— 


Schwache Trüb. u. Bodensatz 

557 


8 . 

m 

— 

— 

— 

— 

— 



544 


11 • 

i 

II 

II 

— 

— 

— 


, Klar mit Bodensatz 

260 


40 » 

i 

II 

— 

— 

— 

— 



266 


45 * 

IV 

V 

V 

V 

— 




213 

Ge- | 
wöhnl. 

2 > 

III 

IV 

_ 

_ 


_ 

Gasbild. u. Geruch nach Essig 

56 

Kar¬ 

16 > 

v 

v 

y 

V 

V 

y 

Trockene, weifse, häutchenartige u. 

toffel 








nach Essig riechende Auflagerung 

53 

Glyc. 

Kar- 

22 Std. 

0 

II 

III 

— 

— 



Gasbildung 

5o ! totfei 

l, 

16 Tage 

n 

IV 

i 

— 

— 

— 


Feuchte, geruchlose Auflag. 

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Reichliches Wachstum 


Erklärung der Zeichen der Tabelle: 


O = Keine Sporenbilduni?. 

X = Unreife Sporenbildung 
I = Sehr geringe Sporenbildung (in einem 
Präparat 1—4 Sporen). 

II = Geringe Sporenbildung-(in einem Prä¬ 
parat 6—20 Sporen). 


III = Mittelmäfsige Sporenbildung. 

IV = Reichliche Sporenbildung (in einem 

Gesichtsfeld 5—10 Sporen). 

V = Sehr reichliche Sporenbildung (in 

einem Gesichtsfeld zahlreiche Spo¬ 
ren). 


Digitized by UjOOQle 














Von Dr. med. et phil. TeXsi Matzuschita. 


331 


b. Bacillus botullnas (bei 34 0 €.)• 



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/ Gasbildung 

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1 

— 


/ Gasbildung 


Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 


23 


Digitized by ^.ooQle 








332 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


c. Bacillus sporogenes (bei 84° C.). 


Versuchs¬ 

nummer 

Nährsubstrat 

Anzahl der Tage, | 
in welchen sie sich 

unter H entwickeln 

Intensität der Sporenbildung. 
Tageanzahl, nach Öffhtmg der 
H-Kultnr und bei Luftzutritt 

Wachstum 

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Schwache Trübung 

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und Gasbildung 

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Schwache Trübung 


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100 

153 

99 

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1533 

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88 

85 

149 

1688 

1699 

1690 

1689 

194 

195 


Von Dr. med. et phil. Tel'si Matzuschita. 333 


d. Bacillus oedematis maligni (bei 34° C.). 


* 

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Intensität der Sporenbildung. 



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Tageanzahl, nach Öffnung der 


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H-Kultur und bei Luftzutritt 

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Gasbildung 


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Starke Trübung und Gas¬ 

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Mäfsige Trübung 


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Schwache Entwicklung 


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Unsichtbares Wachstum 

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Schwaches Wachstum 

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III 






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und Gasbildung 

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Makrosk. keine Entwickl. 

14 » 

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Schwache Entwicklung 

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18 * 

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Schwache Entwicklung 

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III 

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— 

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Üppige Entwicklung und 

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Gasbildung 


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— 

— 


Mäfsige Entwicklung 


23* 


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334 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


e. Bacillus anthracis syinptomaticis (bei 34° €.)• 



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Intensität der Sporenbilduug. 


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H-Kultur und bei Luftzutritt 

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Klar; mikroskopisch 


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11 


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Starke Trübung 

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IV 

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II 

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Klar; mikroskopisch 


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zahlreiche Stäbchen 

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I 

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1 

680 

o 

8 > 

111 

_ 

— 

— 

— 

— 

1 Schwache Trübung mit 
| Bodensatz 

661 


9 > 

I 

III 

— 


— 

— 

301 


40 » 

II 

— 

— 


— 

— 

Klar mit Bodensatz 

196 : 


, 22 Std. 

* 

IV 

— 

— 

— 

— 

Üppige Entwicklung, Gas¬ 


2 | 

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bildung, widerlicher Geruch 

75 

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16 Tage 

I 

IV 

V 

— 

— 

— , 

Dünne, üb. d. ganze Oberfläche 


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verbreit.schmutziggraue Aufl. 

197 

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II 

— 

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1573 

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Kleine Kolonien 

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Sehr üppiges Wachstum 

1597 

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I 

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— 

— 

— 

und Gasbildung 

68 

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1 1 

II 

IV 

— 

— 

— 


668 

© 

JA ! 

1 * 

II 

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— 

— 

— 

— 1 

Makroskopisch kein Wachst. 

76 

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32 C 

2 * 

IV 

V 

— 

— 

— 

— 1 

\ Starke Trübung und Gas¬ 

79 

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3 > 

III 

V 


— 

— 

— 

bildung 

63 

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*r o 

4 

0 

I 


— 

— 

— 

Schwache Trübung 

62 

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5 > 

IV 

V 1 

V 

— 

— 

— i 

Üppige Entwickl. u. Gasbild. 

1734 

n,Tr.- 

14 Std. 

I 

_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

J Schwache Entwicklung 

1741 

Zuck - 
Gelat. 

23 » 

I 

III 

—, 

— 1 

— 

— I 


f. Dauer bis zur Sporenbildung der AnaSroben 

(Zusammenstellung aus Tabelle Ia bis e). 


Nährsubstrat 

(Jlost. 

butyricum 

B. 

bolulinus 

B. 

sporogenea 

B.odematis 

mal. 

B. anthra* 
da symp. 

2% Tr.-Zuckerbouillon 

4 Tage 

20 Tage 

4 Tage 

3 Tage 

8 Tage 

2% Tr.-Zuckeragar . . 

1 » 

5 . 

5 > 

I 2>/ t • 

8 > 

Gewöhnliche Gelatine 

2 > 

1 > 

j:: ■ 1 > | 

1 2 ’ 

1 > 

2°/ 0 Tr.-Zuckergelatine 

l 18 Std. 

, 23 Std. 

22 Std. ! 

14 Std. 

14 Std. 


Digitized by ^.ooQle 















Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 335 

Tabelle n. 


a. Clostridium bntyricnm. (bei 34° C.)* 


© 


1 Sil 

1 Intensität 

der 

Sporenbild. 


s 

ß 


H ü c 

Tagonnzahl nach Öffnung 


9 


u« 

der H-Kultur und bei Luft- 


c 

• 

M 

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Nährsubstrat 

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© ©*£ 


Zutritt 


Wachstum 

1 

© 

> 


*§ © a ^ 

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1 

2 

3 

6 


534 

! Konbudekokt. . . 

24 Std. 

0 

0 

I 

_ 

_ 

Klar 

370 

> ... 

48 > 

H 

— 


— 


Gasbildung 

385 

1 % Tragacanthlös. . 

30 . 

0 

II 

_ 

— 

_ 

Klar 

1760 

» > > 

12 > 

1 

— 

— 

— 

— 

Mäfsige Ent- 









Wicklung 

373 

3®/o 

24 » 

0 

I 

_ 

— 

— 


379 

» * > 

72 . 

0 

II 

— 

— 

— 


360 

10% Gummilösung. 

36 . 

II 

m 

_ 

— 

_ 

Starke Ent- 

361 


72 * 

IV 





Wicklung und 

362 

30% 

84 . 

0 

i 

III 

V 

V 

Gasbildung 

363 

> » > 

6 Tage 

IV 

— 

— 

— 

- 


1761 

0,2°/ 0 Fleischpepton- 







Schwaches 


agar. 

24 Std. 

I 

— 

— 

— 

— 

Wachstum 

383 

0,2% Fleischpepton- 

30 > 








agar. 

II 

— 

— 

_ 

— 


375 

0,4 % Fleischpeptou- 









agar. 

24 . 

III 

— 

— 

— 


-fV 

382 

1415 

0,4%Fleischpepton-1 

agar.| 

2 % Fleischpepton* 

48 » 

III 

— 

— 

— 

— 

Üppiges 
> Wachstum und 
Gasbildung 


agar. 1 

24 » 

1 IV ' 

V 

— 

— 

— j' 


1416 

2% Fleischpepton¬ 









agar . 

48 . 

H 

m 

— 

— 



217 

Wassergelatine . . 

9 Tage 

0 

0 

0 

0 


) 

254 

. . 

14 » 

I 

_ 

_ 


_ , 

1 Schwaches 

255; 


15 . 

I 

_ 

— 

_ 


j Wachstum 

363 

1 % Bouillongelatin. 

; l 'i* • 

0 

? 

II 

— 

_ 


369 

> > > 

5 * 

X 

n i 

— 

_ 

— J 


1762 

i i » 

6 . 

I 

in 

_ 

_ 

_ 1 

Üppige Ent- 

367 

368 

5% 

! > > » 

1 . 

2 > 

X 
111 

in 

in 

— 

— 


- Wicklung und 
Gabildung 

219 

10 % 

1 • 

III 

IV 

— 

— 

— 


224 

30% 

11 > 

0 

0 

— 

— 

— 

Undeutliches 









Wachstum 

705 

2% Traubenzucker 







Klar mit Boden¬ 


' bouillon .... 

3 * 

0 

in 

V 

V 

V 

satz 

267 

2% Traubenzucker¬ 







Schwache Trü¬ 


bouillon .... 

4 » 

T , 

n i 

— 

— 

— 

bung 


Digitized by ^.ooQle 









336 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


I). Bacillus botulinus (bei 34° C.). 


• 



-ja 

S-A 

Intensität 

der Sporenbild 


a 

a 

0 



L- fl) C 

*.5 

Tageanzahl nach Öffnung 
der H-Kultur und bei Luft- 


0 

■ 

J3 


Nährsubstrat 

® c M 4> 

Ä ^ V 


zutritt. 


Wachstum 

e 










0 









£ 

o 

> 



<£ 

i so¬ 
fort 

1 

2 

3 

6 


567 

1 

Konbudekokt . . . 

24 Std. 

o 

0 

1 

0 

0 

I 

Klar 

466 


> ... 

48 > 

ii 

— 

_ 

— 

1 

Schwaches 

Wachstum 

1758 

n 

Tragacanthlös. 

24 > 

0 

I 

— 

— 

— 

1 Makroskopisch 

479 

> > 

> 

30 » 

0 

II 

— 

— 

— 

klar 

1747 

> > 

> 

j 96 > 

I 

— 

— 

— 

— 

Schwache Ent* 










Wicklung 

468 

3 » 

» 

24 * 

0 

II 

— 

— 

— 

I M&fsige Ent- 

475 

> i 

> 

72 * 

III 

— 

— 

— 

— 

| Wicklung 

1746 

10 » 

Gummilösung 

24 > 

I 

III 

— 

— 

— 

Schwache Ent¬ 










wicklung 

456 

> > 

» 

36 , 

IV 

V 

— 

— 

— 

Starke Entwick¬ 










lung 

329 

30 . 

) 

84 > 

IV 

V 

V 

V 

V 

Undeutliches 










Wachstum 

1744 

0,2. 

Fleischpepton¬ 







Schwache 



agar .... 

24 > 

X 

III 

— 

— 

— I 

Entwicklung 

478 

> > 

Fleischpepton¬ 
agar .... 

30 » 

IV 


_ 

_ 

_ 

’ 

469, 

0,4 > 

Fleischpepton¬ 
agar .... 

24 > 

m 





Üppige Ent¬ 
wicklung und 
Gasbildung 

477 

135 

» > 

2 > 

Fleischpepton¬ 
agar .... 
Fleischpepton¬ 

48 » 

n 

— 1 

— 

— 




agar .... 

72 » 

0 

III 

IV 

— 

— ! 


1479 

^ > 

Fleischpepton¬ 
agar . . . . 

5 Tage 

1 1 

_ 


_ 



457' 

1 » 

Bouillongelat. 

1 V* » 

0 

II 

— 

— 

— , 


1745 

> > 

> 

3 . 

? ; 

III 

— 

— 

— 

, Mäfsige Ent¬ 

460 

> * 

» 

5 * 

II 

— 

— 

— 

— 

wicklung und 

458 

5 * 

> 

1 » 

V 

— 

— 

— 

— 

Gasbildung 

459 

* > 

» 

2 > 

V 

— 

— 

— 

— 


1651 

10 » 

> 

1 > 

I 

III 

— 

_ 

— 

Schwache Ent¬ 










wicklung 

1749 

Wassergelatine . . 

1 » 

0 

0 

IV 

— 

— 

Klar 

136 



3 > 

IV 

— 

— 

— 

— 

Üppige Ent¬ 










wicklung 

137 



4 > 

II 

IV 

— 

— 

— 

Schwache Ent¬ 










wicklung 

1048' 

2°', 

Traubenzucker¬ 
bouillon . . . 

18 » 

? , 

11 


_ 1 

- 1 

| Klar mit Boden¬ 

1743 

» » 

Traubenzucker¬ 
bouillon . . . i 

20 , 

I 

III 

_ 



satz 


Digitized by ^.ooQle 








Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


337 


c. Bacillus sporogenes (bei 34° C.). 


c 

h 

O 

6 

0 

3 

C 

00 

.C 

o 

Nährsubstrat 

hl der Tage, 
reichen sie 
unter H ent¬ 
wickeln 

Intensität der Sporenbild. 
Tageansahl, nach Öffnung 
der H-Kultur und bei Luft¬ 
zutritt 

Wachstum 

a 

£ 

4) 

> 


aj * - " 

N 

C fl ü 

*SS 

so¬ 

fort 

1 

2 

3 

6 


593 

Konbudekokt 

24 8td. 

III 

— 

— 

— 

— 

J Reichliche Entwickl. 

510 

> 

48 » 

IV 

— 

— 

— 

— 

528 

l%Tragacanth- 

lösung 

30 > 

II 

— 

— 

— 

— 

Makroskopisch klar 

513 

3% 

24 > 

0 

IV 

— 

— 

— 


523 

> > 

72 > 

II 

— 

— 

— 

— 


1759 

10% Gummi¬ 
lösung 

24 > 

in 

— 

— 

— 

— 

Ziemlich reichliche 
Entwicklung und 

500 

> > 

36 * 

IV 

V 


— 

— 

Gasbildung 

243 

30% • 

84 > 

0 

0 

0 

IV 

— 


245 

I > 

8 Tage 

IV 

— 

— 

— 

— 


1758 

0,2% Fleisch¬ 
peptonagar 

24 Std. 

0 

II 

— 

— 

— 

Makroskopisch klar 

526 

9 9 

30 * 

i 


— 

— 

— 

Schwache Entwickl. 

515 

0,4% • 

24 . 

IV 

— 

— 

— 

— 


525 

9 * 

48 > 

III 

— 

— 

— 

— 

Üppige Entwicklung 

110 

2% 

72 9 

0 

IV 

— 

— 

— 

und Gasbildung 

1669 

9 9 

5 Tage 

IV 

__ 

— 

— 

— 


129 

Wassergelat. 

9 9 

0 

X 

X 

X 

in 

Sehr schwache Entw. 

238 

9 

14 > 

IV 

— 

— 

— 

— 

| Schwache Entwickl. 

1757 

1% Bouillon¬ 
gelatine 

1 9 

I 





505 

> 9 

2 9 

IV 

IV 

— 

— 

— 


508 

9 9 

5 9 

V 

— 

— 

— 

— 

Üppige Entwickl. 

506 

5% 

1 9 

II 

V 

— 

— 

— 

und Gasbildung 

507 

9 > 

2 9 

V 

— 

— 

— 

— 


1680 

10°/° 

14 Std. 

0 

— 

— 

— 

— 

| Klar 

1681 

9 9 

22 » 

I 

— 

— 

— 

— 

770 

2%T.-Zucker- 

Bouillon 

72 * 

0 

II 

in 

m 

IV 

l Starke Trübung und 

248 

9 9 

96 » 

I 

IV 


— 

— 

i j Gasbildung 


Digitized by ^.ooQle 









338 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


d. Bacillus oedematis maligni (bei 54° C). 


1 



Intensität der Sporenbild. : 


«n ti 


zahl der 
inwelcl 
dch unt« 
ultur eu 
rickein 

Tageanzahl, nach Öffhung 


« fl 
w fl 

Nährsubstrat 

derH-Kultur und bei 
Luftzutritt 

Wachstum 

> o 


5 © > 

< Sf-fta 

E" 

so¬ 

fort 

Jj 

2 

3 

6 


623 

Konbudekokt 

24 Std. 

0 

IV 

_ 

_ 

_j 

Üppiges Wachstum. 

425 

> 

48 > 

? 

n 

— 

— 

_ 

Schwaches Wachstum 

624 

» 

72 . 

in 

— 

— 

— 

- 

\ Üppige Entwicklung 
( u. Gasbildung 

1850 

l°/ 0 Tragacanthlös. 

24 > 

X 

in 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

440 

> » 

30 > 

n 

— 

— 


— 


430 

3% 

24 > 

0 

IV 

— 


— 

Reichliches 

441 

» > 

48 „ 

X 

IV 

— 

— 

— 

Wachstum 

435 

> » 

72 * 

i 

— 

— 

— 

— 


1846 

10°/ 0 Gummilösung 

24 > 

i 

m 

— 

— 

_ 

Schwache Entwicklung 

415 

• 

36 . 

m 

IV 

— 

— 

— 

| Ziemlich üppige 
> Entwicklung und 

416 

> > 

72 . 

IV 

— 

— 

— 

_ 

1 Gasbildung 

1847 

30% 

24 . 

0 

X 

II 

— 

— 

Schwache 

1848 

> > 

48 » 

0 

i 

n 


— 

Entwicklung. 

1849 

» > 

72 > 

0 

i 

i 

II 

— 

Mäfsige Entwicklung 

285 

> * 

96 > 

0 

? 

in 

IV 

_ 

1 Üppige Entwicklung 

2891 

> > 

6 Tage 

I 

IV 

V 

_ 

_ 

| und Gasbildung. 

190 

Wassergelatine 

3 > 

I 

— 

— 

— 

_ 

\ Sehr schwache 

1 Entwicklung 

191 

> 

4 » 

IV 

— 

— 

— 

— 

Mäfsige Entwicklung. 

442 

0,2 °/ 0 Fleischpept.- 









agar 

24 Std. 

X 


— 

— 

— 


438 

> > 

30 > 

I 

_ 

_ 

_ 

_ 


431 

0,4 % 

24 > 

in 

_ 


_ 

_ ' 

Üppige Entwickl. 
mit GasblaBen 

437 

> > 

48 > 

m 

— 

— 

— 

—! 

1532 

2 % 

1 24 > 

0 

X I 

IV 

— 

— 1 


1533 

> > 

60 > 

IV 

v i 

, — 

— 

! — 1 


421 

443 

1 % Bouillongelat. 

> > 

' 40 » 

! 72 . 

X 

X 

I 

: i 

II 

! n 

— 

— I 1 

J Schwache Trübg. 

424 

. 

' 5 Tage 

11 

— 

— 

— 



422 

5°/o 

1 > 

n 

in 


— 



423 

♦ > > 

2 > 

ii 

— 


— 

— l| 

Üppige Entwickl. 

1689 

© 

Q 

©~~ 

1 * 

in 

— 

— 

— 

— 

und Gasbildung 

150 

30% 

1 » 

IV 

— 


— 

1 

> 30% Gelatine, 

98 

Y > 

8 > 

V 

V 

— 

— 

_L 

verflüssigt sich 

82 

2° j Q Traubenzucker- 







ziemlich stark 


bouill. 

2 * 

0 

7 

n 

II 

n 


806 

> > 

1 3 » 

IV 

IV 

V 

— 

i — 



Digitized by ^.ooQle 













Von Dr. med. et phil. Tefei Matzuschita. 


339 


e. Bacillus anthracis symptomaticls (bei 34° €•)• 


E 

CJ 

> 


Nährsubtrat 


* © Ü 


T! *j 4> 

XX 


Intensität der Sporenbild. 
Tageanzahl, nach Öffnung 
der H-Kultur und bei 
Luftzutritt 


so¬ 

fort 


Wachstum 


653 

399 
1756 

409 

400 
1755 

405 

387 

388 
305 

1753 

407 

401 

406 
1597 

68 
201 

202 

390 

1751 

1752 
392 
393 II > 

1741 10% 

1750 30% 

701| 

78 » 

660 2%Traubenzucker 


Konbudekokt. 

» 

1 % Tragacanthlös. 
> > 

3 # / 0 

’ 

* * 

10% Gummilös. 

> > 

30»/. 

0,2% Fleisch¬ 
peptonagar 
» > 

0,4 »/„ 

> ) 

2 % 

» > 

Wassergelatine 

> 

1 % Bouillongelat. 

> > 

* 

5»/. 


680 


bonillon 


24 Std. 

48 > 
24 > 

30 * 
24 . 

48 > 

72 » 

36 > 
72 . 

84 » 

24 > 

30 » 

24 > 
48 » 

96 > 

8 Tage 


9 


2 

1 

6 

8 

9 

ll rj 
8 


n 
x 

i 
0 
X 
I 
0 

III 
X 

I 

III 
III 

II 
0 
I 

0 
0 

40 Std. X 

72 » ? 

5 Tage n 

1 * I 






o m 


I 

II i — 

IV 

V I — 
X j II 

III _ 


I 

II 
II 


II 

’l I 

III 
V 

110 

111 — — 


IV 1 V 


IV I 
II 


0 0 0 

11 - 1 - 
III j — I — 

III — I — 
III — I — 

iv i _ 

III - 


V 

I II 


| Makroskopisch 
klar 

Üppige Entwickl. 


Makroskopisch 

klar 


Üppiges Wachs¬ 
tum mit Gas 
blasen 


Makroskopisch 
klar 

Mikroskopisch 
0 | kein Wachstum 

_ ; Schwache Entw. 


Üppige Entw. u. 
Gasbildung 

Schwache Entw. 

Üppige Entw. u. 
Gasbildung 


Schwache Trüb. 


Digitized by 


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340 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Tabelle HL 


a. Clostridium butyricum (bei 34° C). 


Versuchs n u mm er 

ä 

12 

« 

0 £3 
“ 0 

E 

Anzahl der Tage, 

in welchen sie 

sich unter H ent¬ 

wickeln 

Intensität d. Sporenbild. 
Tageanzahl, nach Öffüuug 
der H-Kultur und hei 
Luftzutritt 

Wachstum 

so¬ 
fort ! 

ß. 

2 

3 

217 

0 

9 Tage 

0 

0 

0 

0 

Klar, Involutionsformen 

254 

> 

14 

I 

_ 

_ 


1 

1 

255 

> 

15 > 

I 

— 

— 

— 

i 

Mäfsiges Wachstum 

1627 

0,3 

13 Stunden 

I 

— 

— 

— 



1628 

> 

21 

I 

— 

— 

— 



535 

1.0 

19 

0 

0 

V 

— 


> Klar 

1029 

> 

36 

? 

IV 

— 




540 

» 

48 

o 

I 





549 

> 

72 

11 





Ziemlich üppige Ent- 

1768 

5,0 

96 

II 





► Wicklung und Gas¬ 

1629 

10,0 

15 

0 

— 

— 

— 


bildung 

1630 

) 

20 

0 

— 

— 

— 

i 

1 Sehr schwache Ent- 

1776 

20,0 

73 

X 

— 

— 

— 

i 

1 Wicklung 

1778 

50,0 

10 Tage 

? 


I 

— . 


Kein Wachstum? 


b. Bacillus botulinus (bei 34° C.)« 



H -5 C 

«_ O r—1 

•O 'S *2 

~ aJ c -2 

■§ * 3 * 
N c 43 

'S 


Intensität d. Sporenbild. 
Tageanzahl, nach Öffnung 
der H-Kultur und bei 
Luftzutritt. 


so¬ 

fort 


I 


Wachstum 


1749 

136 

137 

1647 

1648 
1059 

569 

579 

1773 

1649 

1650 

1774 

1775 


0 

24 Stunden 

0 

0 

IV 

> 

72 

IV 

— 

— 

» 

i 96 » 

11 ! 

IV 

— 

0,3 

13 

? 

II 

— 

> 

21 

X 

IV 

— 

1,0 

36 

0 

0 

0 

» 

48 

0 

IV 

— 

> 

72 

! II 

— 

— 

5,0 

72 

II 

— 

— 

10,0 

15 

1 x 

II 


i 

20 

o 

II 

_ 

20,0 

72 

0 

I 

— 

50,0 

10 Tage 

0 

— 

— 


Makroskopisch klar 
Üppige Entwicklung 

Schwache Entwicklung 


Makroskopisch klar 


\ 

i 


Schwaches Wachstum 


} Nur mikroskopische 
Entwicklung 

Undeutliche Entwicklung 


Digitized by t^ooQle 

























































Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


341 


Versuchs- ! 

nummer 

I ■ ■ 

Fleisch- 

Pepton¬ 

gehalt 

(°/o) 

Anzahl der 
Tage, in 
welchen 
sie sich 
unter H 
i entwickeln 

1 

Intensität der Sporen¬ 
bildung, Tageanzahl, 
nach öffhung der 
H-Kultur und bei 
Luftzutritt 

Wachstum 

80- 

fort 

1 

2 

ii 

* ii 



c. Bacillus gporogeneg i 

(bei 84° C.). 

1764 

0 I 

5 Tage 

0 

0 

I 

— 

1 

129 

0 

9 > 

0 

X 

X 

X 

> Schwache Entwicklung 

238 

0 

14 * 

IV 

— 

— 

— 

1 

1682 

0,3 

13 Stund. 

I 

— 

— 

— 

Mikroskopische Entwicklung 

1683 

0,3 

21 » 

I 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwicklung 

594 

1,0 

19 » 

0 

0 

in 

— 

1 

1086 

1,0 

36 > 

? 

I 

IV 

— 

1 Makroskopisch klar 

599 

1,0 

48 > 

0 

I 

— 

— 

1 

611 

1,0 

72 > 

IV 


. _■ 

_1 

1 

1684 

10,0 

15 > 

0 

— 

— 

_ 

> Mäfsige Entwicklung 

1780 

60,0 

10 Tage 

I 1 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwicklung 


d. Baciliua oedematig maligni (bei 84° C.). 


1777 

0 

! 24 Stund. 

0 

0 

n 

— 

190 

0 

72 

, 

I 

— 

— 

— 

191 

0 

96 

, 

IV 

— 

— 

— 

1703 

0,8 

13 

, 

I 

— 

— 

— 

1704 

0,3 

21 

, 

I 

— 

— 

— 

1113 

1,0 

36 

» 

0 

IV 

IV 

— 

630 

1,0 

48 

, 

0 

IV 

— 

— 

641 

1,0 

72 

, 

III 

— 

— 

— 

1766 

5,0 

72 

, 

III 


— 

— 

1705 

10,0 

15 

, 

I 


— 

— 

1706 

10,0 

20 

» 

I 

— 

— 

— 

1765 

20,0 

72 

» 

X 

m 

— 

— 

1769 

50,0 

10 Tage 

1 ? 

— 

— 

— 


Makroskopisch klar 

Sehr schwache Entwicklung 

Mäfsige Entwicklung 

• Schwache Entwicklung 

> Mäfsige Entwicklung 

| Makroskopisch klar 

Sehr schwache Entwicklung 
Undeutliche Entwicklung 


e« Bacillug anthracis gjmptomaticis (bei 84° €•)• 


201 

0 

3 Tage 

0 

n 

n 

— i 

202 

0 

9 > 

0 

0 

0 

0 

1737 

0,3 

13 Stund. 

I 

IV 

— 


1738 

0,3 

21 , 

n 

IV 

— 

— 1 

1138 

1,0 

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0 

0 

0 

— 

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1,0 

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0 

0 

— 

— 

670 

1,0 

172 , 

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— 

— 

— 

1770 

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72 , 

in 

— 


— 1 

1740 

io,o I 

15 , 

i 

— 

— 

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1739 

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20 * 

i 

— 

— 

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1772 

20,0 1 

72 . 

i 

— 

— 

— 

1771 

60,0 | 

10 Tage 

? 

? 

— 

— 


Kein Wachstum? 
Schwache Entwicklung 
Makroskopisch klar 


Schwache Entwicklung und 
Gasbildung 


Undeutliche Entwicklung 


Digitized by Google 







342 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 

Tabelle IV. 

&. Clostridium butyricum (bei 84° C.). 


u 

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1 

| 


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Intensität der Sporenbildung 


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Tageanzahl, nach Öffnung der 


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H-Kultur und bei Luftzutritt i 


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1788 


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1 Tag 

0 


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_ 

_ 

_ 

Makroskopisch klar 

1789 


> 

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0 

— 

— 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entw. 

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IV 


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_ 

_ 

j Mäfsige Entwicklung 

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— 

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— 

— 

Schwache Entwicklung 

703 

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IV 

V 

V 

V 

V 

V 

Klar mit Bodensatz und 
Gasblasen 

1021 


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_ 

_ 

_ 

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| Klar 

225 


> 

11 » 

I 


— 

— 

— 

— 

1018 


10 

3 » 

0 

0 

0 

0 

0 

1 

Gasbildung und Invo¬ 
lutionsformen 

1790 


> 

11 > 

I 

— 

— 

— 

— 

— 

Klar. Involutionsform. 

535 


0 

19 Std. 

0 

0 

V 

_ 

_ 

— 

Nur mikroskop. Wachst. 

540! 


> 

48 > 

0 

1 

— 

— 

— 

— 

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549; 


> 

72 > 

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— 

— 

— 

— 

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550; 


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1 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwache Entwickl. 

5511 


> 

48 » 

11 

— 

— 

— 

— 

— 

) 

558 


2 

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x 

in 

_ 

_ 

_ 

_ 

| Makroskopisch klar 

700 

© 

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— 

— 

— 

— 

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IV 

— 

— 

— 

— 

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1042 

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i 

Makroskopisch klar 

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— 

— 

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706 

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I 

II 

— 

— 

Üppige Entwicklung 

1791 

I 73 

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> 

7 Tage 

11 

— 

— 

— 

— 

— 

u. Gasbildung 

711 

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— 

— 

— 

\ Schwache Entw. und 

1792 


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— 

— 

— 

— 

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1417 

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— 

— 

— 

— 

— 


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— 

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— 

— 


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1 

1 

— 

— 

— 

— 

Makroskopisch klar 

1793 


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1 

— 

— 

— 

— 

— 


1794 


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— 

— 

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— 

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1795 

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— 

— 

— 

— 

— 

Kein Wachstum 


Digitized by ^.ooQle 






Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


343 


b. Bacillus botulinus (bei 34 C). 


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H 

1 Anzahl der 

1 Tage, 

1 in welchen 
sie sich 
unter H 

entwickeln 

Intensität der Sporen¬ 
bildung Tageanzahl, 
nach Öffnung der H-Kul- 
tur und bei Luftzutritt 

Wachstum 

so¬ 

fort 

1 

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1807 


0 

1 Tag 

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— 

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141 


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1048 


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— 

— 

— 

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> Klar mit Bodensatz 

1047 


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— 

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— 

\ Nur mikroskopische Ent- 

1809 


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— 

— 

— 

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/ Wicklung 

1816 


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569 


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— 

— 

— 

_ 

1 Sehr schwache Entwicklg. 

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— 

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} Mäfsige Entwicklung 

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— 

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Schwaches Wachstum 

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— 

— 

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— 

- Schwaches Wachstum 

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— 

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1818 


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I 

II 


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— 

— 

Mäfsiges Wachstum 

1473 


50 

7 » 

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— 

— 

— 

Nur mikroskopische Ent- 

1819 


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— 

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1820 


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Kein Wachstum 


Digitized by 


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344 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


e. Bacillus sporogenes (bei 34° C.)* 





Sa 

Intensität der Sporenbildung 


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Tageanzahl, nach Öffhung der 


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H-Kultur und bei Luftzutritt 

Wachstum 


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Üppige Entwicklung 

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— 

und Gasbildung 

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19 Std. 

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1 Mikroskopische Ent¬ 

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Mäfsige Entwicklung 

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613 


0,5 

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— 

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> Schwache Entwicklung 

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Schwache Entwicklung 

1784 


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und manchmal Gas¬ 

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1785 


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1786 


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— 


Mikroskop. Entwicklung 

1787 


60,0 

20 » 

0 

0 

0 

0 

I 

1 

Kein Wachstum 


Digitized by ^.ooQle 












































Von Dr. med. et phil. Tefsi Matzuschita. 
d. Bacillus oedematis mallgni (bei 34° C.)< 


345 


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Intensität d. Sporenbildung. 


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1805 

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— 

— 


86 

> 

6 


0 

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— 

— 


1107 


> 

6 

» 

0 

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IV 

V 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

192 


% 

8 


I 

IV 

— 

— 

— 

— 

Üppige Entw. und Gasbild. 

90 


> 

10 

> 

I 

ii 

IV 

IV 

— 

— 

Mäfsige Entwicklung 

1105 


10 

3 

> 

X 

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? 

? 

i 

i 

| Makroskopisch klar 

1806 


* 

10 

> 

? 

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i 

n 



1113 


0 

36 

Std. 

0 

IV 

IV 




Makroskopisch klar 

630 


» 

48 

» 

0 

IV 

— 

— 

— 

— 

1 

641 


> 

72 


in 

— 

— 

— 

— 

— 

> Schwache Entwicklung 

642 


0,5 

24 

> 

ii 

V 

— 

— 

— 

— 

1 

643 


> 

48 

> 

IV 

— 

— 

— 

— 

— 

Üppige Entwicklung 

798 


2 

24 

» 

i 

III 

— 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwickl. 

799 

© 

d 

5 

24 

> 

i 

IV 

— 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung. 

1120 

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£ 

8 

24 

> 

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in 

— 

— 

— 

— 

Undeutliche Entwicklung 

800 

% 

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10 

24 

> 

in 

IV 

— 

— 

— 

— 

Mäfsige Entw. u. Gasbild. 

807 

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15 

30 

» 

0 

0 

I 

ii 

— 

— 

Schwache Entw. u. Gasbild. 

1810 

cu 

© 

» 

72 

> 

i 

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— 

— 

— 

— 

j 

810 

1814 

1815 

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20 

* 

30 

48 » 

72 » 

7 Tage 

0 

X 

n 

n 

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ii 

n 

— 

— 

— 

1 Mäfsige Entwicklung und 
I Gasbildung 

1536 


» 

1 io 

> 

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— 

— 

— 

— 

— 

J 

1548 


40 

7 


II 

n 

— 

— 

— 

— 

Schwaches Wachstum 

1549 


50 

7 

> 

X 

X 

ii 

— 

— 

—- 

1 

1811 


> 

20 

> 

I 

i 

— 

— 

— 

— 

> Nur mikroskopische Entw. 

1812 


55 

20 

> 

0 

0 

— 

— 

— 

— 


1813 


60 

20 

> 

0 

0 





Kein Wachstum 


Digitized by ^.ooQle 












346 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


e. Bacillus anthracis Symptom aticl (bei 34° G). 




. 

5 hi fl 

Intensität der Sporen- 



, 

1 



bildung. Tageanzahl, nach 


W hi 

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0 

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ii 

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•§ o|| 

Öffnung der H-Kultur 
und bei Luftzutritt 


Wachstum 


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1 

2 

3 

4 

5 


1796 


0 

1 Tag 

0 

I 

III 

— 

— 

— 

Fast klar 

1133 

344 


> 

> 

3 > 

4 > 

II 

I 

V 

V 


_ 

_ 

| Üppige Entwicklung 

203 


9 

8 > 

IV 

V 

— 

— 

— 

— 

MäTeige Entwicklung 

827 

a 

o 

2 

6 » 

0 

0 

II 

II 

m 

— 

Klar mit Bodensatz 

660 

*3 

> 

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0 

I 

11 

— 

— 

— 


680 

1128 

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i 

5 

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6 > 

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— 

_ 

_ 

— 

> Schwache Entwicklung 

204 


> 

8 > 

ni 

in 

— 

— 

— 

— 


1131 


9 

8 > 

m 

m 

— 

— 

— 

— 

1 

1125 


10 

3 » 

0 

0 

0 

0 

0 

II 

\ Fast klar 

1797 


> 

8 . 

0 

I 

— 

— 

— 

— 

J 

1803 

655 


0 

» 

24 Std. 
48 » . 

0 

0 

II 

0 

— 

— 

— 

— 

| Makroskopisch klar 

670 


> 

72 . 

m 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwache Trübung 

671 


05 

24 » 

i 

— 

— 

— 

— 

— 

Makroskopisch klar 

672 


> 

48 . 

ii 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

681 


2 

16 > 

in 

m 

— 

— 

— 

— 

Makroskopisch klar 

822 

825 

© 

a 

> 

5 

24 » 

24 . 

in 

i 

ii 

— 

— 

— 

— 

1 Üppige Entwicklung 

1 und Gasbild 

1147 

Ä 

» 

48 > 

IV 

V 

— 

— 

— 

— 

1152 

© 

U 

p 

8 

24 . 

IV 

V 

— 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

826 

o 

■*-> 

10 

24 * 

in 

— 

— 

— 

— 

— 

Makroskopisch klar 

833 

1798 

Q. 

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15 

15 

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0 

I 

0 

0 

0 

I 

| Üppige Gasbildung 

838 

.* 

*© 

20 

5 Tage 

0 

I 

II 

_ 

— 

— 

Makroskopisch klar 

1799 

E 

20 

7 > 

i m 

_ 

— 

_ 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

1577 


30 

10 > 

ii 

_ 

— 

_ 

— 

— 

Makroskopisch klar 

1590 


40 

7 * 

in 

III 

— 

_ 

— 

_ 

Schwache Entwicklung 

1591 


50 

7 - 

ii 

11 

— 

— 

— 

— 

Makroskopisch klar 

1804 


55 

20 • 

i 

— 

! — 

— 

— 


1 Nur mikroskopische 

1802 

j 

60 

20 » 

i i 


i — 

— 

— 


| Entwicklung 

1801 


65 

20 - 

0 

— 

— 

— 

— 

— 

1800 

1 

70 

i 20 > 

0 

1 — 

_ 

— 

— 

— 

Kein Wachstum 


Digitized by ^.ooQle 








Von Dr. med. et phil. Tei'si Mntzuschita. 347 

Tabelle V. 


Versuchs- 

Nunmier 

Soda¬ 

gehalt 

ai 

Anzahl der 
Ta^e, in 
welchen sie 
sich unterH 
entwickeln 

Intensität der Sporen¬ 
bild. Tiiffean/.ahl, nach 
Öffnung der 11-Kultur 
und bei Luftzutritt 

sofort| 1 | 2 | 3 | 5 

Wachstum 



fl 

l. Clostridium butyricum (bei 34° C.). 

219 

0 

1 Tag 

III 

IV 

— 

— 

— 

t 


227 

0,5 

1 

. 

II 

_ 

_ 

_ 




258 

0,5 

5 Tage 

III 

_ 

_ 

_ 



Üppige Entwicklung und 

226 

1,0 

4 

> 

0 

0 

I 

— 

— 


Gasbildung 

228 

1,0 

7 

j 

II 

IV 

— 

— 

— 



269 

2,0 

5 

* 

II 

— 

— 

— 

— 

i Mäfsiges Wachstum 

1019 

2,0 

10 

> 

IV 

— 

— 

— 

— 

i 


1796 

3,0 

5 

> i 

11 

_ 

_ 

_ 

_ 

! 


1023 

3,0 

7 

> 

IV 




— 


> Üppige Entwicklung und 

1043 

4,0 

5 

> 

III 

— 

— 

— 

— 


Gasbildung 

1428 

5,0 

3 

> 

II 


— 

— 




1449 

8 ’° 

8 

> 

I 

11 

— 

— 




1450 

10,0 

8 

< 

0 

II 

— 

— 

— 



1799 

10,0 

12 

> 

I 

II 

— 

— 

— 


> Sehr schwache Entwicklung 

1798 

12,0 

8 


? 

1 

— 

— 

— 



1433 

15,0 

15 

> 

0 

0 

I? 

— 

— 



1797 

17,0 

17 

> 

0 

0 

0 

0 

0 


Fragliche Entwicklung 




b. Bacillus botulinus (bei 34° C.)* 

1651 

0 

1 

Tag 

I 

III 

_ 

— 

I 

1 


333 

0,2 

5 Tage 

II 

ni 


— 

— 

1 

- Mäfsige Entwicklung 

1837 

0,5 

5 

> 

III 


— 

— 

— 

j 


330 

<>,r. ! 

9 

» 

III 

in 

— 

— 

— 1 



331 

0,5 

11 

> 

IV 


— 

— 

— , 



1841 

1,0 

7 

> 

? 

? 

? 

— 

— 


Üppige Entwicklung und 

328 

1,0 

13 

> 

0 

0 

0 

0 

0 


Gasbildung 

1842 

2,0 

5 

> 

III 

— 

— 

— 

— 



1646 

2,0 

10 

> 

IV 

— 

— 

— 

— 1 



1050 1 

3,0 

7 

> 

IV 

— 

— 

— 

— 

Mäfsige Entwicklung 

1066 

4,0 

5 

> 

IV 

— 

— 

— 

— j 

Makroskopisch klar 

1467 

5,0 

6 


X 

ii 

— 

— 

— 1 



1838 

5,0 

8 

! 

II 

m 

_ 


, 



1476 

8,0 i 

8 


I 

i 

_ 

_ 

_1 


•Sehr schwache Entwicklung 

1477 

10,0 | 

8 

> 

n 

ii 

_ 

— 

— 



1843 

12,0 ; 

8 

> 

i 

ii 

— 

— 

— 



1474 ' 

15,0 

8 


ii 

ii 

III 

_ 

_ 1 



1844 

17,0 

20 

> 

i 

i 

II 

_ 

1 


> MikronkopischeEnt Wicklung 

1845 

20,0 

20 

i 

0 

0 

0 

0 

0 | 



Archiv für Hygiene 

Bd XL1II. 






24 


Digitized by ^.ooQle 




348 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


c. Bacillus sporogenes (bei 84° C). 


Versuchs- 

uummer 

Sodagehalt ' 

(°'o) ; 

Anzahl der Tage, 
ln welchen sie 

sich unter H ent¬ 
wickeln 

Inte 
Tage 
der I 

so¬ 

fort 

nsitftt 

anzah 

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1 

der S 

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zu tritt 

2 

poren 
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3 

bild. : 

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Luft- 

5 

Wachstum 

1672 

0 

1 Tag 

III 

— 

— 

— 

— 


Schwache Entwicklung 

251 

0,2 

5 

> 

II 

m 

— 

— 

V 



247 

0,5 

11 

> 

III 

IV 

— 

— 

— 


Üppige Entwicklung und 

1803 

1,0 

5 

» 

in 

— 

— 

— 

— 


Gasbildung 

239 

1,0 

10 

> 

IV 

— 

— 

— 

— 



241 

1,0 

13 

> 

0 

0 

0 

III 

— 

Sehr schwache Entwickl. 

1806 

2,0 

5 

> 

in 

— 

— 

— 

— 


Schwache Entwicklung 

1074 

2,0 

10 

> 

IV 

— 

— 

— 

— 

Ziemlich Üppige Entwick 











lung und Gasbildung 

1807 

3,0 

5 

» 

TII 

— 

_ 

— 

— 



1080 

3,0 

7 

* 

in 


— 

— 

— 


Mäfsige Entwicklung u. 

1101 

4,0 

5 

> 

V 

— 

— 

— 

— 


' Gasbildung 

1491 

5,0 

4 

» 

IV 

— 

— 

— 

— 

J 


1519 

8,0 

8 

> 

i 

n 

— 

— 

— 

1 

Sehr schwache Ent- 

1520 

10,0 

8 

> 

in 

IV 

— 

— 

— 


Wicklung 

1804 

12,0 

8 

> 

0 

0 

0 

? 

? 



1515 

15,0 

8 


0 

X 

I 

_ 

_ 

Mikroskop, schwache Ent- 










wickl. u. Involutionsform 

1805 

17,0 

20 

» 

0 

0 

0 

0 

0 


Kein Wachstum? 


d. Bacillus oedematis maligni (bei 34° C.). 


V] u 
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1 1 

73 

ja ___ 

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Intensität der Sporenbild. 
Tageanztihl, nach Öffnung 
der H-Kultur und bei Luft¬ 
zutritt 

Wachstum 

> P 

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v 

so¬ 

fort 

i 

2 

3 

5 


1689 

0 

1 Tag 

III 

_ 


_ 

_ 

Schwache Entwicklung 

295 

0,2 

5 » 

n 

IV 

IV 

V 

— 

Mäfsige Entwicklung u. 

| Gasbildung 

280 

0,5 

6 > 

V 

i 

— 

— 

— 

— 

Üppige Entwicklung und 
Gasbildung 

1822 

1,0 

5 > 

! n 

— 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

288 i 

1,0 

13 » ! 

! x 

II 

III 

— 

— 

Sehr schwache Entwickl. 

1824 

2,0 

3 » j 

1 0 

ni 

— 

— 

— 

Fast klar 

1106 

2,0 

10 > | 

i iv 

— 

— 

— 

— 

1 Sehr schwache Entwickl. 

1825 | 

3,0 

5 » 

n 

, “ 

— 

— 

— 

j u. manchmal Gasbildung 


Digitized by ^.ooQle 







Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


349 


Xi OJ 

§ I 

fi = 
> c 


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Intensität der Sporenbild., 
Tageanzahl, nach Öffnung 
der H-Kultur und bei Luft¬ 
zutritt 


so¬ 

fort 


Wachstum 


Fortsetzung von d. Bacillus oedematis maligni (bei 34°C.). 


1108 

3,0 

7 Tage 

V 

— 

— 

— 

— 1 

1121 

4,0 

5 

» 

I 

III 


_ 


1537 

5,0 

3 

> 

II 

— 

— 

_ 

_ 1 

1560 

8,0 

8 

> 

0 

I 

— 

— 

— 1 

1827 

8,0 

10 

> 

I 

I 

II 

_ 


1561 

10,0 j 

8 

> 

X 

II 

— 

— 

_ 

1833 

10,0 j 

15 

> 

I 

II 

— 

_ 

_ 

1834 

12,0 

8 

> 

? 

I 

I 

— 

— 

1520 

15,0 

8 

» 

I 

II 

II 

— 

— 

1835 

17,0 

20 

» 

0 

0 

0 

0 

0 

1836 

20,0 

20 

> 

0 

0 

0 

0 

o ' 


Sehr schwache Ent¬ 
wicklung und manchmal 
Gasbildung 
Mäfsige Entwicklung 
Nur mikroskopische 
Entwicklung 

Schwache Entwicklung 


Nur mikroskopische 
Entwicklung 

Kein Wachstum 


e. Bacillus anthracis symptomatinis (bei 34 0 €.)• 


206 

0 1 

1 Tag 

0 

II 

III 

— 

_ 

308 

0,2 

5 > 

I 

IV 

— 

— 

— 

306 

0,5 

11 > 

I 

II 

— 

— 

— 

1812 

i i,o 

5 > 

? 

II 

— 

— 

— 

304 

1,0 

13 > 

0 

0 

I 

II 

— 1 

1813 

2,0 

5 > 

II 

— 

— 

— 

— 

1126 

2,0 

i 10 * 

IV 

— 

— 

— 

— 

1814 

3,0 

5 , 

II 

_ 

_ 

_ 

_ 

1130 

3,0 

7 > 

II 

— 

— 

— 

_ 

1153 

4,0 

i 5 > 

11 

— 

— 

— 

_ 

1816 

4,0 

6 > 

III 

— 

— 

— 

_ 

1585 

5,0 

6 > 

V 

— 

— 

— 

— 

1594 

8,0 

8 » 

X 

II 

_ 

_ 


1817 

8,0 

10 > 

III 

— 

— 

— 

— 

1595 

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Gasbildung 
Geringe Entwicklung 
Mäfsige Entwicklung 

J Geringe Gasbildung 

Üppige Entwicklung und 
Gasbildung 

Sehr schwache Ent¬ 
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( Nur mikroskopische 
/ Entwicklung 


24* 


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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


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a. Clostridium butyricum (bei 34° C.). 


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Keine Entwicklung 


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Von Dr. med. et pbil. Teisi Matzuschita. 


351 


b. Bacillus botulinus (bei 34 €.). 


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Kein Wachstum 


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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


c« Bacillus sparogenes (bei 34° C.). 






Intensität der Sporen- 


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Miifsige Entwicklung 

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Schwache Entwicklung 

1097 


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IV 




1518 


6,5 

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Nur mikroskopische Ent- 



1 1 




Wicklung 

1809 


7,0 

15 » 

0 

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— 

. 

1810 


7,5 

15 » 

0 

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Kein Wachstum 

1811 


8,0 

15 » 

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Digitized by ^.ooQle 











Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 353 


d. Bacillus oedematis m&ligni (bei 34° C.). 


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Anzahl der Tage, 
ln welchen sie sich 

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Intensität der Sporen¬ 
bildung. Tageanzahl, 
n. Öffnung<L II-Kultur 
und bei Luftzutritt 

Wachstum 

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1 Gasbildung 

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1 Mikroskopische Entw. 

1830 


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1831 


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1832 


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j Kein Wachstum 


Digitized by t^ooQle 














































354 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc 


e. Bacillus anthracis symptomatiei (bei 34° C). 


u 

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1593 


4,0 

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Nur mikroskop. Entwicklung 

1149 


5,0 

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III 


1578 


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IV 

— 


— 

Ir 

Mäfsige Entwicklung 

1819 

: 

7,° |l 

15 > | 

0 

0 

0 

0 

0 

Nur mikroskop. Entwicklung 

1820 


7,5 |! 

15 > J 

0 

0 

0 

0 

0 5 

Kein Wachstum 


Digitized by ^.ooQle 







Von Pr. med. et pliil. Teisi Matzuschita. 


355 


Tabelle VII. 

a. Bacillus brevis (Bacillus lactis Nr. 1) bei 34° C. 




.43 B 

© ® d> 

| “ % 

Intensität der Sporen- 
bildg. Tageanzahl, nach 


JZ <£> 

HS 

Nährsubstrat 

ö 5 

Öffnung der H-Kultur u. 
bei Luftzutritt 

Wachstum 

® 5 











a t 2 

< S § 

so¬ 

fort 

1 

2 

3 

4 


348 

2°/ 0 T. Zuckerbouill. (neutral) 

5 Tage 

0 

II 

II 

III 

IV 

Klar m. Bodensatz 

689 

do. 

16 > 

0 

X 

n 

— 

— 

Stark eTrübung 

349 

0,2°/ 0 Sodabouill. (alkal.) 

5 » 

0 

III 

m 

— 

— 

1 Schwache 

351 

do. 

16 » 

I 

IV 

— 

— 

— 

| Trübung 

350 

0,l%Säurebouillon (sauer) 

5 > 

X 

I 

iii 

IV 

IV 


352 

do. 

10 > 

I 

III 

_ 

— 

_ 


353 

Konbudekokt 

5 » 

0 


_ 

__ 

_ 

Mäfsige 

855 

do. 

17 

0 

— 

— 

— 

— 

Trübung 

690 

do. 

18 > 

0 

0 

m 

— 

— 


488 

Fyrogallolbouillon 

5 > 

0 

— 


— 

— 1 

| Nur mikro- 

487 

do. 

9 , 

II 

— 

_ 

— 

— 

> skopische 

489 

do. 

10 » 

II 

— 

- 

— 


) Entwicklung 

491 

1 °/o Tragacanthlösung 

3 > 

X 

X 

iii 

IV 

IV 

1 Üppige 

354 

do. 

10 > 

II 

IV 

— 

— 


483 

10°/ 0 Gummilösung 

l 1 /, • 

X 

IV 

— 

— 

— 1 

f Entwicklung 

355 

do. 

10 

I 

IV 

— 

— 

— 

) 

346 

30% Gummilösung 

3 7a » 

I 

1 

ii 

IV 

- 

1 Makroskopisch 
> undeutliche 

356 

do. 

10 > 

II 

! IV 

— 

— 1 


1 Entwicklung 

490 

0,2 % Fleischpeptonagar 

3 » 

0 

0 


— 

IV 

1 Üppigo Ent- 
J Wicklung 

686 

Fleischpeptongelatine 

2 > 

X 

II 


— 


1 Mäfsige Ent 
Wicklung 

687 1 

688 

1 % Kochsalzgelatine 
2% Kochsalzgelatine 

2 > 

i 2 * 

X 

1 X 

: ii 
II 

i _ 

_ 

_ ’ 

231 

0,15% Säuregelat. (sauer); 

1 

I 


IV 

— 

— 

1 Üppige 

357 

0,5%Sodagelat. (alkalisch) 

5 > 

0 

1 111 

— 

— 

— 1 

J Entwicklung 

347 

do. 

1 9 > 

11 

III 

IV 

— 

— I 

1 Üppige Knt- 

232 

l%Sodagelatine(alkalisch) 

5 

0 

i o 

1 0 

II 


1 Wicklung, Oas- 
1 bildung u. Invo- 

691 

do. 

9 » 

11 

i IV 

V 

— 

— 

j lutionsformeu 

484 

2%Traul>enzuekergelatine 

7 > 

1 o 

11 

11 

— 

— 

1 Mäfsige 

692 

do. 

9 > 

11 

V 

— 

— 

— 

( Entwicklung 

485 

do. 

16 > 

IV 

— 

— 

— 

— 

1 Üppige 

486 | 

do. 

23 > 

i v 

— 

— 

— 


f Entwicklung 


Digitized by ^.ooQle 









356 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


b. Bacillus X (bei 34® C.). 


0> 


gffl 

Intensität der Sporen- 


1 



bildung. Tageanzahl, 


1 



nach Öffnung der 


fl 

cn 

A 

o 

Nährsubstrat 

a* s 3 
8-2 ■§* 

H- 

Kultur und bei 
Luftzutritt 

Wachstum 

0 


5 « o 







t 

<t> 

> 


< ® © 
93 

so¬ 

fort 

1 

2 

3 

4 


320 

2 % Traubenzucker- 









bouillon (neutral) 

5 Tage 

0 

II 

IV 

V 

V 

Mäßige Trübung 

697 

do. 

16 > 

0 

0 

I 

II 

— 

Mäfsige Trübung und 









Involutionsformen 

321 

0,2% Sodabouillon 









(alkalisch) . . . 

5 > 

0 

II 

II 

III 

_ 


Mäfsige Trübung 

323 

do. 

10 » 

0 

I 

II 

— 

— 


322 

0,1 % Sfturebouillon 









(sauer) .... 

5 > 

0 

0 

II 

m 

IV 

Starke Trübung 

324 

Pyrogallolbouillon. 

2 > 

0 

0 

— 

— 

— 

Undeutliche Ent- 









Wicklung 

447 

do. 

9 > 

III 

— 

— 

— 

— 

Nur mikroskopische 









Entwicklung 

448 

325 

1% Tragacanthlös. 
do. 

3 » 

4 > 

0 

0 

0 

0 

0 

0 

I 

0 

I 

0 


Kein Wachstum? 

444 

1,0% Gummilös. . 

IV,> 

X 

IV 

— 

— 

— 

Undeutliches Wachs- 







tum 

326 

do. 

4 > 

0 

IV 

IV 

_ 

_ 



318 

3,0% Gummilös. . 

3%> 

0 

I 

I 

— 

— 


k Schwache Entwickl. 

694 

Fleisch peptongelat. 

2 > 

? 

I 

— 

— 

— 

i 

: Nur mikroskopische 
Entwicklung 

695 

696 

1% Kochsalzgelat. 

2 ”/o 

2 > 

2 > 

0 

0 

II 

II 

— 

— 

— 

J 

229 

0,15% Säuregela¬ 









tine (sauer) . . 

1 . 

11 

III 

— 

— 

— 



312 

do. 

5 > 

IV 

IV 

V 

_ 

_ 



327 

0,5 % Sodagelatine 
(alkalisch) . . . 

1 > 

0 

11 





Schwache Ent¬ 
wicklung 

319 

do. 

11 » 

I 

IV 

— 

— 

— 



313 

1% Sodagelatine 









(alkalisch) . . . 

13 > 

0 

0 

0 

II 

— 



698 

2% Traubenzucker¬ 










gelatine .... 

2 > 

0 

I 

II 

_ 

— 


Mäfsige Entr 

445 

do. 

7 > 

0 

0 

0 

II 

— 


Wicklung 

699 

do. 

11 » 

11 

II 

III 

— 

— 



446do. 

li 

16 » 

IV 

V 

— 

— 

— 




Digitized by ^.ooQle 







Von Dr. med. et pkil. Telsi Matzuschita. 357 


Tabelle VIE 


hl 


1 


rz © 

h- 


Intensität der 1 


a 


* ^ 1 


1*8 



Sporenbild. 


a 


■g 8 : 



K gm 

i g 

Tageanzahl, 


p 

Nähr- 

a s 

Luftdruck 

Je 0 

u © 

•5 & 

nach Öffnung j 





ao 

der Glocke und 1 

Wachstum 

1 

substrat 

li 


SS 
§ s 

ccm 

bc 

£ *5 

bei normalem 
Luftdruck 


_£j 


ccm 

mm 

ccm 

> 

sofort 

1 

2 




a. 

Bacillus anthracis (bei Zimm 

erte 

mpen 

itur) 



859 

Kartoffel 

— 

Normal 

Normal 

0 

— 

— 

I 

II 



8G5 

Agar 

— 

> 

> 

0 

— 

— 

0 

II 


Üppig 

866 

Gelatine 

— 

> 

> 

0 

— 

— 

0 

II 



885 

Kartoffel 

2620 

250,0 

181,92 

0 

4 

0 

II 

_ 



886 

Agar 

2620 

250,0 

181,92 

0 

4 

1 

II 

— 



887 

Kartoffel 

2620 

117,0 

86,89 

0 1 

5 

I 

II 

V 



888 

990 

1 Agar 

2620 

2620 

117,0 

60,0 

86,89 

43,00 

2413 

5 

9 

0 

0 

0 

V 


, Üppig 

988 

> 

2990 

55,0 

45,06 

0 

8 

III 

— 

— 



989 

Gelatine 

2990 

55,0 

45,06 

0 

8 

II 

— 

— 



889 

Agar 

2620 

49,0 

36,54 

0 

6 

IV 

— 

— 



890 

Kartoffel 

2620 

49,0 

36,54 

0 

6 

0 

X 

III 



893 

Agar 

2950 

32.1 

26,21 

0 

5 

0 


11 



891 

> 

2510 

21,3 

11,00 

! 0 

6 

0 

— 

— 



892 

Gelatine 

2510 

21,3 

11,00 

° 

6 

0 

— 

— 



894 

Agar 

2620 

12,4 

9,02 

0 

11 

0 

0 

— 


Schwach 



4mal nach jeden- 








9911 

* 

2620 

mal. Zuleiteu v. 
H auf 250 mm 

0,008 

867 

16 

0 

I 

II 






ausgepumpt 



12 






992 

1 * 

2275! 

5mal auf 208 mm 

0,000 000 44 

620 

0 

11 

— 





I| ausgepumpt 







1 



b. 

Bacillus mycoides (bei Zimmertemperatur). 


858 

Kartoffel 

— 

Normal 

Normal 

0 

— 

— 

X 

IV 



863 

, Agar 

— 

> 

> 

0 

— 

— 

0 

II 


Üppig 

864 

Gelatine 

— 

» 

» 

1 ° 

— 

— 

0 

II 



919 , Kartoffel 

2620 

250,0 

181,92 

o 

4 

? 

_ 

_ 



918 

Agar 

2620 

250,0 

181,92 

0 

4 

II 

— 

— 


Üppig 

921 

Kartoffel 

2620 

117,0 

86,89 

0 

5 

X 

X 

II 


920 

Agar 

2620 

117,0 

86,89 

1 0 

5 

IV 

— 

— 



930 

> 

2620 

60,0 

43,00 

2413 

9 

V 

V 

V 

üppig, ab.keine 
verzw. Ausliiuf. 

923 

Kartoffel 

2620 

49,0 

36,54 

0 

6 

? 

— 

— 

} Üppig 

922 

Agar 

2620 

49,0 

36,54 

0 

6 

IV 

— 

— 

926 


2950 

32,1 

26,21 

0 

5 

0 

— 

— 



924 

> 

2510 

21,3 

11,00 

0 

6 

0 

— 

— 


\ Mäfsig 

925 

Gelatine 

2510 

21,3 

11,00 

0 

6 

0 

— 

— 


1 

927 

Agar 

2620 

12,4 

9,02 

0 

5 

0 


— 


| Sehr 

( schwach 

928 

> 

2620 

4mal auf 250mm 
ausgepumpt 

0,008 

867 

16 i 0 

»l 

— 

— 


929 

> 

2275 

5mal auf 208 mm 
| ausgepumpt 

; 0,000 000 44 

620 

12 

0 

.— 

— 


1 







1 





Digitized by ^.ooQle 





35S Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


e. Bacillus subtilis (bei Zimmertemperatur). 


— 




1 

£ 3 

— 

1 Intcnsit&t der 




CO r- 



S § 

ü 

|0> 

8porenbildung. 


ja <5 

« s 
i I 

s 

s 

_ O 

it u 

öS 

43 O 

Luftdruck. 

Sauerstoff¬ 
gehalt in 

45 

& M 
o o 

ä s 
•S & 

Tageanzahl, 
nach Öffnung 
d. Glocke u. bei 

Wachstum 

E 

0 J 

mm 

der Glocke. 

« ö 

CJ 6" 

normalem Luft- 


43 

xs 


ccm 


« a 

| druck 




Y 




» 

so- 








i 

£ £ 

1 

fort 

1 

2 

i 

860 

Kartoffel 

_ 

Normal 

Normal 

0 

_ 

_ 

0 

II 

! 

| 

867 

Agar 

— 

> 

> 

0 

— 

— 

II 

IV 

> Üppig 

868 

Gelatine 

— 


> 

1 

0 

— 

— 

II 

III 

1 

904 

Kartoffel 

2620 

250,0 

181,92 ; 

0 

4 

II 

IV 

_ 

| 

903 I 

j Agar 

2620 

250,0 

181,92 

0 

4 

IV 

— 


} Üppig 

906 

Kartoffel 

2620 

117,0 

86,89 

0 

5 

I 

— 

— 

1 

905 

Agar 

2620 

117,0 

86,89 

0 

5 

0 

— 

— 

| Sehr 

910 

Agar 

2620 

00,0 i 

43,00 

2413 

9 

IV 

— 

— 

f schwach 

908 

Kartoffel 

2620 

49,0 

36,59 

: o 1 

6 

0 

— 

— 

Üppig 

907 

Agar 

2620 

49,0 

36,59 

0 

6 

0 

— 

— 

Spur 

909 

Gelatine 

2510 ! 

21,3 

11,01 

0 

6 

0 

— 

— : 

Üppig 

911 

Agar 

2620 

4 nml auf 
250 mm aus¬ 

0,008 

867 

16 

0 

— 

— 

Undeutlich 



2275 

gepumpt 

, i 







912 

Agar 

5 mal auf 
208 mm aus¬ 

0,00000044 

620 

12 

0 

— 

— 

Mäfsig 

i 



gepumpt 

; 1 








d. Bacillus X (bei Zimmertemperatur). 




i- 1 



- a 


Intensität der 



— 

alt de 
ccm 


' 1 

* g 

Ci 

Sporenbildung. 1 


ur. 

ä g 1 

« a i 

f a 

M 

X 

Luftdruck. 

| Sauerstoff- 

fii 

Sg 
•g £, 

Tage an zahl, 1 
nach Öffnung | 


3 

c 1? 

gehalt in der 

2 o 

•fl * 

d. Glocke u. bei | 

W»ph«itf< r 

X 

u 

So 

mm 

Glocke. 

E 5 


normalem Luft* 


> * 

43 

SS 

Y 


ccm 

<0 . 

!«i 
Ct ö 1 

E2 

| druck 






! i 

> 

so¬ 

fort 

1 

2 


881 

j 

Agar 


Normal 

1 

Normal 

’ 0 


— 

0 

II 

Üppig 

942 


2620 

60,0 

43,00 

2413 

9 

m 

_ 

_ 



940 


2950 

32,1 

26,21 

i 0 

5 

IV 

— 

— 



941 

- 

2620 

12,4 

9,02 

! o 

11 

0 

— 

— 



945 


2620 

i 

j 4 mal auf 

1 250 mm aus¬ 
gepumpt 

0,008 

867 

16 

i 

— 

— 


Üppig 

946 

> 

2275 

5 mal auf 

208 mm aus¬ 

0,00000044 

620 

12 

IV 

— 

— 






gepumpt 









943 j 

^ I 

,2620 

6 mal auf j 

0.000 0OO 000 000133 

914,77 

16 

u 

_ 

_ 




1 

257,5 mm ans¬ 









) 


gepumpt 


1 i 






1924 

! 

> 

1 l 

— 

1 — 

1 

0 

i 

rein H. : 

5 

11 

1 " 

— 

1 

Üppig 


Digitized by ^.ooQle 









Von Dr. med. et phil. Tefsi Matzuschita. 359 


e. Baeiilus brevis (lactis Nr. 1 Flllgge) bei Zimmertemperatur. 


Versuchs- 

Nummer 

I 

09 

.O 

p 

E 

xä 

uminhalt der 
Hocke, ccm 

Luftdruck. 

mm 

uerstoffgehalt 
der Glocke. 

ccm 

aJ 5 
ja ö 

f j 
|JS 

2 O 

« .2 

1* 

• 

fl c 

f S 
Jag 

A fl 
2 ° 

Intensität der 
Sporenbildung. 

Tageansahl, 
nach Öflnung 
d. Glocke u.bei 
normalem Luft¬ 
druck 

Wachstum 


A 

3 


05 ! 

5 'ö 

£ o 

> 

so¬ 

fort 

1 

2 


861 

Agar 

— 

Normal 

Normal 

0 

— 


0 

; II 

J Üppig 

862 

Gelatine 

— 

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360 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Tabelle IX. 


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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 361 


Fortsetzung zu Tabelle IX. 





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362 Zur Physiologie der Sporenbilduag der Bacillen etc. 


Fortsetzung zu Tabelle IX. 


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363 


Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


Fortsetzung zu Tabelle IX. 













364 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Fortsetzung zu Tabelle X. 


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Von Dr. rned. et phil. Telsi Matzuschita. 365 


Fortsetzung zu Tabelle X. 


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366 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


Fortsetzung zu Tabelle X. 


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367 


Fortsetzung von Tabelle X. 


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368 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 
Tabelle XI. 


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1460 


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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita. 


369 


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Klar mit Bodensatz 

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1 Üppige Entwicklung 

248 

C-l 

34 

4 

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I 

IV 


— 

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— 

J und Gasbildung 

108 


22 

5 


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I 

I 

II 

— 

Schwache Entwicklung 

113 

— 03 

9 c 

22 

20 


0 

0 

0 

II 

— 

— 

1 Verflüssigung und 

107 

}§ * 

22 

23 


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I Gasbildung 

609 

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1 

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119 

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2 

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— 


Starke Trüb. u. Gasbild. 

123 

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22 

5 


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— 

— 


Starke Verflüss.u. Gasbild. 

502 

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20 

13 


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III 

— 

— 

Sehr schwache Entwickl. 

503 

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21 

20 


11 

III 

— 

— 

— 

— 

Verflüssigung u. Gasbild. 

1680 

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34 

14 

Std. 

0 

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_ 

_ 

_ 

_ 

1 . , 

1681 

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34 

22 

1 

I 

— 

— 

— 

— 

— 

f Mikroskop. Entwickl. 





d. Bacillus anthracis symptoiiiaticl. 

159 

1 5 

22 

8 Tage 

0 

0 

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— 

— 

— 

Mäfsige Entwicklung 

1546 

1 

22 

32 


III 

V 

— 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

203 

1 » 

34 

8 

» 

IV 

V 

— 

— 

— 

— 

Starke Entwicklung 

200 

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22 

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0 

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— 

— 

— 

Makrosk. kein Wachstum 

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16 

10 

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0 

0 

i 

III 

_ 

— 

Verflüssigung u. Gasbild. 

668 

1 5C — 

1 03 © 

34 

1 


II 


— 

— 

— 

— 

Makrosk kein Wachstum 

76 


34 

2 


IV 

— 

— 

— 


— 

Starke Entwickl. u. Gasb. 

3b8 

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21 

24 


IV 





_ 

| 

396 

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20 

25 

> 

IV 

— 

— 

— 

— 

— 

f Schwache Entwicklung 

71 

3 *® 

22 

26 

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— 

— 

— 

1 Verflüssigung der 

1732 

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22 

28 

> 

IV 

— 


— 

— 

— 

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1734 

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34 

14 

Std. 

I 

_ 



___ 

_ 


1731 

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34 

23 


I 

III 

— 

— 

— 

— 

1 Schwache Entwicklung 


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370 


Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc. 


£ 

© 



5" 

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Intensität der Sporenbildung. 

1 


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c §53 

Tageanzahl, nach Öffnung der 

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3 

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H-Kultur und bei Luftzutritt 

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1 

2 3 

4 

6 


Bemerkung 


7 

1 

2 

15 

92 
1534 

24 

1110 

3 

816 

79 

91 

82 

806 

148 

151 

158 

156 

157 
28 

29 

30 

31 
639 

88 

300 

299 

419 

418 

93 
194 

36 

37 
10 

16 


e. Bacillus oedematis maligni. 


hl 



22 


22 


22 


22 

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21 

20 

21 

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34 

22 
i 22 
22 
34| 


4 Tage 

0 

0 

0 

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i 

1 

6 


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1 

— 

— 

— 

— 

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15 

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IV 

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— 

— 

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11 

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V 

— 

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16 

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V 

— 

— 

— 

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20 

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V 

— 

— 

— 

— 

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25 

> 

V 

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— 

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— 

1 

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— 

— 

— 

— 

2 

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13 

» 

II 

III 

— 

— 

1 

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13 

> 

n 

III 

— 

— 

— 

— 

23 


i 

II 

II 

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IV 

— 

1 


i 

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— 

— 

— 

— 

20 


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_ 

_ 

_ 

_ 

_ 

25 

> 

ni 

— 

— 

— 

— 

— 

30 

> 

'iii 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

> 

I 11 

— 

— 

— 1 

— 

ii 


Ziemlich starke Ent¬ 
wicklung 

Klar mit Bodensatz 
Mäfsige Entwicklung 
Klar mit Bodensatz 
Schwaches Wachstum 

( Üppige Entwickl. und 
Gasbildung 

Schwache Trübung mit 
Bodensatz 

Klar mit Bodensatz 

J Starke Trübung 

Schwache Entwicklung 
Spurweise Verflüssig. d. Gelat. 


Starke Verflüssigung der 
Gelatine 
und Gasbildung 


Starke Entwickl. u. Gasb. 


Verflüssigung der 
Gelatine und Gasbildung 

Starke Trüb. u. Gasbildg. 


Üppige Entwicklung 


Digitized by 


Google 












Von Dr. med. et phil. Tel'si Matzuschita. 


371 


Tabelle Xn. 
a. Clostridium butyrlcum. 


I* 

© 




Intensität der 8poren- 


a 

a 

3 

ii 

3 

Anzahl der 

bildung; Tageanzahl, 


s 

Stunden, in 

nach Öfftiung der 


1 

Q 

3 

© 

welchen sie 

H-Kultur und bei Luft- 

Wachstum 

a 

sich unter H 


zutritt 



c 

H 

entwickeln 






0) 

> 




sofort 

1 

2 

4 


1862 

50° C 

48 Stunden 

0 

0 

_ 

_ 


1863 

50° C 

72 

> 

0 

0 

— 

— 

Keine Entwicklung 

1621 

ca. 47 0 C 

26 

> 

0 

0 

— 

— 

1622 

ca. 47° C 

38 


0 

0 

— 

— 


1861 

ca. 45,5° C 

18 

* 

0 

II 

— 

— 


1620 

ca. 45,5 °C 

20V, 

» 

I 

n 

— 

— J 


1619 

ca. 45,5 °C 

24 

> 

I 

ii 

— 

— 1 

Mikroskop. Entwicklung 

1860 

ca. 41,5 °C 

12 

> 

0 

ii 

— 

— | 


1618 

ca. 41,5°C 

14 

> 

II 

— 

— 

— 


1617 

ca. 41,5° C 

18V, 

> 

I 

— 

— 


Schwache Entwicklung 

1859 

ca. 38° C 

14 

> 

II 

— 

— 

— 

Mikroskop. Entwicklung 

1603 

ca. 38° C 

18 

> 

n 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwickl. 

1602 

ca. 38° C 

24 

> 

i 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

1623 

ca. 35° C 

14 

> 

0 

— 

— 

— 

| 

1572 

558 

ca. 35° C 
34° C l ) 

18 

16 

> 

> 

h 

X 

m 

— 

— 

> Mikroskop. Entwicklung 

1572 

34° C 

18 

> 

ii 

IV 

— 

— 

) 

1894 

27° C 

48 

> 

0 

i 

IV 

— 

Schwache Entwicklung 

1895 

27° C 

5 Tage 

II 


— 

— 


218 

22° C 

5 

> 

0 

0 

0 

— 


42 

22° C 

10 

> 

X 

IV 

— 

— 

Ziemlich üppige Ent¬ 

47 

22° C 

15 

> 

n 

EU 

— 

— 

wicklung 

52 

22° C 

16 


HI 

V 

— 

— 


358 

21° C 

6 

> 

1 0 

0 

0 

II : 


19 

21° C 

24 

> 

m 

— 

— 

— 


357 

20° C 

7 

> 

0 

0 

X 

II 

Schwache Entwicklung 

1896 

17° C 

28 


I 

_ 

_ 


| Mikroskop. Entwicklung 

1874 

16° C 

30 

> 

0 

0 

0 

0 

1875 

14° C 

38 

> 

0 

0 

0 

0 

| 

1876 

12° C 

60 

> 

0 

0 

— 

— 

> Kein Wachstum 

1877 

ca. 0° C 

60 

* 

0 

0 

— 

— 

1 


*) 2 pro*. Traubenzucker-Fleischpeptongelatine (ohne Kochsalz). 


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372 


Zur Physiologie der 8porenbildung der Bacillen etc. 


b. Bacillus botulinus. 


Yersuchsnummer 

Temperatur 

Anzahl der 
Stunden, in 
welchen sie 
sich unter H 
entwickeln 

Intensität der Sporen¬ 
bildung. 

Tageanzahl nach Öff¬ 
nung der H-Kultur u. 
bei Luftzutritt. 

Wachstum 

so¬ 

fort 

1 

2 

4 

186J 

50° C. 

>*» 

00 

CD 

O. 

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0 

0 

0 


1868 

> > 

72 » 

0 

0 

0 

0 


1644 

ca. 47 0 C. 

26 > 

0 

0 

0 

0 

Kein Wachstum 

1645 

> > 

38 > 

0 

0 

0 

0 


1866 

> > 

72 » 

0 

0 

0 

0 


1643 

ca. 45,5° C. 

18 

0 

II 



j 







> Schwaches Wachstum 

1642 

1 * 

21 > 

II 

— 

— 

— 

i 

1865 

ca. 41,5° C. 

8 » 

o 


— 

— 

Mikroskopische Entwick* 








lung 

1640 

> > 

127 , * 

I 

— 

— 

— 


1641 

» 

19 . 

I 

— 

— 



1864 

ca. 38° O. 

13 > 

II 

— 

— 

— 


1639 

> > 

18 . 

! iv 


— 

— 


1638 

» * 

24 > 

n 



— 

► Schwache Entwicklung 

1646 

ca. 35° C. 

14 > 

o 





1652 

. . 

21 > 

o 

I 


— 


1651 

* » 

23 > 

I 

III 

— 

— 


588 

34° C. 1 ) 

16 

I 

V 

— 

— 


732 

* *), 

1 24 > 

II 

V 

— 

1 

Üppige Entwicklung 

1897 

27 °C. 

5 Tage 

X 

IV 

1 — 



1898 

> > 

10 * 

II 

IV 


_ 


131 

22° C. 

23 > 

0 

0 

X 

u 

Üppige Entwicklung mit 
Gasblasen 

461 

> > 

25 > 

IV 

— 

— 

_ 1 


463 

> » 

27 . 

IV 

— 

— 



462 

19—20° C. 

25 > 

IV 

— 

— 

— ' 

Schwache Entwicklung und 








Gasbildung 

1901 

17° C. 

38 » 

I 


_ 


1 , „ 

1902 

16° > 

38 > 

I 

— 

— 

— 

> Schwache Entwicklung 

1869 

14° » 

40 > 

0 

— 

— 

; — 

1 Mikroskopische Entwick- 

1870 

12 ° > 

60 > 

0 

— 

— 

— 

| lung 

1871 

8 ° > 

60 > 

0 


_ 










> Kein Wachstum 

1872 

ca. 0° > 

60 » 

0 






l ) 2proz. Traubenzucker-Fleischpeptongelatine. 


Digitized by ^.ooQle 





Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 


373 


e. Bacillus sporogenes. 


Versuchsnummer 

Temperatur 

Anzahl der 
Stunden, in 
welchen sie sich 
unter H ent¬ 
wickeln 

Intensität der Sporen¬ 
bildung; Tageanzahl, 
nach öffhung der 
H-Kultur und bei 
Luftzutritt 

Wachstum 

| sofort 

1 

2 

4 

1915 

50° C 

38 Stunden 

0 

0 

0 



1916 

•WC 

72 

, 

0 

0 

0 

— 

> Kein Wachstum 

1678 

ca. 47° C 

26 

> 

0 

0 

I 


Mikroskop. Entwicklung 

1679 

ca. 47» C 

38 

> 

I 

II 

— 

— 

Sehr schwache Entwickl. 

1914 

ca. 45,5 °C 

18 


0 

II 

— 



1677 

ca. 45,5 °C 

20'/, 

> 

I 

II 

— 

— 


1676 

ca. 45,5° C 

24 


I 

HI 

— 

— 


1913 

ca 41,5 °C 

8 


0 

n 


— 

’ Mikroskop. Entwicklung 

1675 

ca. 41,5° C 

14 

> 

II 



— 


1674 

ca. 41,5°C 

18'/, 


I 

ii 


— 


1912 

ca. 38° C 

10 


0 

m 

— 

— 


1673 

ca. 38° C 

18 

* 

IV 

V 

_ 

_ 

1 , 

1672 

ca. 38 »C 1 

24 


III 

V 

— 

— 

> Schwache Entwicklung 

1680 

ca. 35° C 

14 

1 

0 

IV 


_ 

\ 

K81 

ca. 35° C 

22 

* 

I 



_ 1 

J Mikroskop. Entwicklung 

619 

34° C 1 ) 

16 

* 

I 

IV 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

1908 

27° C 

4 Tage 

X 

IV 

— 

_ 


1909 

27» C 

5 

> 

II 

— 

— 


I Üppige Entwicklung und 

123 

22° C 

5 

Y 

I 

iv| 

— 


1 Gasbildung 

503 

21 °C 

20 

* 

n 

HI 

— 

— 

1 

502 

20° C 

13 


0 

0 

0 1 

IH 

Sehr schwache Entwickl 

1911 

20° C 

20 

* 

n 

— 

— 

— 

\ 

1912 

19° C 

30 


i 


_ 

_ : i 


1882 

17° C 

38 


i 

_ 

_ 


Schwache Entwicklung 

1883 

16° C 

38 

> 

i 

— 

— 

— | 

1 

1884 

14° C 

50 


0 

0 

0 

0 

Mikroskop. Entwicklung 

1885' 

12° C 

60 


0 

0 

0 

0 

I _ . 

1886 

ca. 0° C 

60 

> 

0 

0 

0 

0 

} Kein Wachstum 


! ) 2 °/ 0 Traubenzuckerfleischpeptongelatine. 


Digitized by ^.ooQle 








374 Zur Physiol. d. Sporenbildung d. Bacillen etc. Von Dr. Tei’si Matzuschita. 


d. Bacillus oedematis maligni. 


kl 


„•i. 1 

Intensitüt d. Sporen- 


£ 

£ 

0 

3 


btld. Tageanzahl, n. 


2 

Ö 1 

Öffnung d. H-Kultur 


s 

Xi 


— 5 u W 

and bei Luftzutritt 

Wachstum 

o 

£ 

■§s 2 s i 

N ® Ö 

C -5 3 ; 






3 

e 

H 

80- 





> 


< fl 

fort 

1 

2 

4 


1919 

, 

50° C. 

1 

1 

38 Std. 

0 

0 


1 

\ 

1918 

60° C. 

72 > 

o 

0 

— 

— 

> Kein Wachstum 

1695 

ca. 47° C. 

26 * 

0 

0 

— 

— 

| 

1696 

ca. 47“ C. 

38 > 


I 

_ 

_ 

| 

1698 

ca 45,5«C. 

14 > 

0 

I 

— 

— 

> Mikroskopische Entwicklung 

1694 

ca. 45,5°C. 

18 > 

I 

_ 

— 

— 


1693 

ca. 45,5°C. 

21 . 

1 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwicklung 

1699 

ca. 41,5°C. 

12 > 

0 

I 

— 

_ 

1 

1692 

ca. 41,5°C. 

14 > 

II 


— 

— 

> Mikroskopische Entwicklung 

1691 

ca. 41,5°C. 

18V, . 

I 

— 

— 

— 

Schwache Trübung 

1700 

ca. 38° C. 

14 > 

I 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwicklung 

1690 

ca. 38° C. 

18 “■ » 

II 

_ 

_ 

_ 

1 

1689 

ca. 38° C. 

24 > 

III 

_ 


— 

r Ziemlich üppige Entwicklung 

1701 

ca. 35° C., 

12 > 

0 

II 

— 

— 

Makroskopisch klar 

1697 

ca. 35° C. 

14 » 

I 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

194 

ca. 35° C. 

24 » 

I 

III 

— 

— 

Starke Entwicklung und Gas¬ 
bildung 

1905 

27° C. 

24 > 

0 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwicklung 

1906 

j 27° C. 

48 > 

0 

— 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

1907 

27° C. 

i 60 > 

I 

III 

— 

— 

Mäfsige Entwicklung 

148 

22° C.*) 

48 » 

! 0 

H 

— 

— 

Schwache Entwicklung 

151 

22 ° C.•) 

72 > 

I 

HI 

— 

— 

Mäfsige Entwicklung 

158 

22 ° C.*) 

96 > 

HI 

IV 

— 

— 

Üppige Entwicklung und Gas¬ 

418 

21° C. 

i 

13 Tage 

II 

i 

— 

— 

— 

bildung 

Mäfsige Entwicklung 

419 

l 20 ° C. 

13 > 

II 

— 

— 

— 

Üppige Entwicklung 

1910 

19° C. 

13 > 

II 

_ 

_ 

_ 

\ 

1888 

17* C. 

20 • 

I 

_ 

— 

— 

j Schwache Entwicklung 

1889 

; i6 # c. 

28 » 

I 

— 

1 

1 

— 

Sehr schwache Entwicklung 

1890 

1 14« C. 

35 > 

0 

0 

0 

0 

Mikroskopische Entwicklung 

1891 1 

1 12® C. 

60 > 

0 

0 

0 

0 

\ 

189*2 

ca.0»C. 

I; ! 

60 > 

0 

ll 

0 

0 

0 

r Kein Wachstum 


•) Gewöhnliche Gelatine. 


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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita. 

e. Bacillus antliracis symptomaticis. 


375 




1 

Intensität der Sporen- [ 


s 


Anzahl der 


bildung. 



£ 

3 


Stunden, in 

Tagcanzahl nach Off- 


c 

* 

Temperatur 

welchen sie 

nung der H-Kultur 

Wachstum 

.3 

O 

3 


sich unter H 

und bei Luftzutritt 


X 


entwickeln 

so¬ 

fort 





> 



1 

o 

4 


1851 

50» C. 

48 Std. 

0 

0 

0 

_ 


1852 

> » 

72 > 

0 

0 

0 

— 


1732 

ca. 47® C. 

26 . 

0 

0 

0 

— 

Kein Wachstum. 

1733 

> > 

36 > 

0 

0 

0 

— 


1857 

> > 

72 » 

0 

0 

0 

— 


1856 

ca. 45,5° C. 

14 . 

0 

1 

— 

— 

Mikroskopisch klar 

1731 

» > 

19 * 

I 

_ 

— 

— 

^ Sehr schwache Entwick- 

1730 

> » 

21 » 

1 

— 

— 

— 1 

/ lung 

1855 

ca. 41,5° C. 

10 » 

0 

_ 

_ 

i 

| Makroskopisch klar 

1718 

» > 

12 V, > 

IV 


— 

1 

1720 

t $ 

14 > 

I 

— 

— 

— 1 

1 Sehr schwache Entwick- 

1719 

» > 

19 > 

III 

— 

— 

— 

J lung 

1854 

ca. 38° C. 

14 . 

II 

_ 

_ 

_ 

Mikroskopische Entwick- 








lung 

1714 

> > 

18 > 

III 

_ 

— 

— 

Sehr schwache Entwicklung 

1713 


24 . 

IV 

_ 

— 

— ; 

Schwache Entwicklung 

1858 

ca. 35» C. 

8 > 

0 

II 

— 

— 

Mikroskopisch klar 

1734 

> > 

14 » 

I 

_ 

— 

— 1 

) 

1735 

1 > * 

22 > 

I 

— 

_ 

— 

V Schwache Entwicklung 

1741 

> > 

23 » 

I 

III 

— 

- 

1 

681 

34® C. l ) 

16 > 

III 

— 

— 

1 

1 Sehr schwache Entwick- 

822 

34® C. l ) 

24 > 

in 

— 


— 1 

) lung 

1899 

27® > 

i 10 Tage 

V 

— 

— 

- , 


1900 

398 

22® » 
21® > 

24 > 

24 > 

IV 

iv 

— 

— 

— 

> Mäfsige Entwicklung 

396 

20° > | 

! 25 > 

IV 

— 

— 

— 


397 

19® » 

li 

25 > 

IV 

— 

— 

— 

Sehr schwache Entwicklung 

1903 

17» » 

38 > 

II 

— 

— 

— 

i 

60 

16» . 

10 > 

0 

0 

I 

III 

1 Schwache Entwicklung 

1904 

» > 

38 > 

11 

— 

— 

— 

1 

1873 

14° » 

10 . 

0 

— 

— 

1 

1 Sehr schwache Entwick- 

1879 

> > 

38 > 

I 

— 

— 

_ i 4 

| lung 

1880 

12® » 

60 » 

0 

0 

0 

0 

Mikroskopische Entwick 








lung 

1881 

1882 

8 ° > 

60 * 

o o 

0 

0 

0 

| 

j- Kein Wachstum 

ca. 0 ® > 

| 60 > 

0 

0 

0 


l ) 2proz. Traubenzucker-Fleischpeptongelatine. 


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Erklärung der Abbildungen, 


Tafel I. 

Fig. 1. Clostridium butyricum, 10 Tage alte Kolonie auf Gelatineplatte unter 
Wasserstoff. Vergröfserung = 50 linear. 

Fig. 2. Dasselbe, 2 Vs Tage alte 2proz. Traubenzucker-Agarstrichkultur bei 
34° C. und unter Wasserstoff. Vergröfserung = 0 linear. 

Fig. 3. Dasselbe, 16 Tage alte 2proz. Traubenzucker * Agarstrichkultur bei 
Zimmertemperatur und im Vacuum bei 0,008 ccm Sauerstoffgehalt 
in 2620 ccm Glockenrauminhalt (S. Versuch 968 in Tabelle VIII f.). 
Vergröfserung = 0 linear. 

Fig. 4. Bacillus sporogenes, Nährboden u. s. w. wie bei Fig. 3. 

Tafel II. 

Fig. 5. Bacillus X, 3 Tage alte Kolonie auf Gelatineplatte bei Luftzutritt. 
Vergröfserung = 50 linear. 

Fig. 6. Bacillus anthracis symptomatici, 2*/*Tage alte 2proz. Traubenzucker- 
Agars trieb k ul tur bei 34° C. und unter Wasserstoff. Vergröfserung 
= 0 linear. 

Fig. 7. Derselbe, 12 Tage alte 2proz. Traubenzucker-Agarstrichkultur bei 
Zimmertemperatur und im Vacuum bei 0,000 000 44 ccm Sauerstoff - 
und 620 ccm Wasserstoffgehalt in 2275 ccm Glockenrauminhalt (vgl. 
Versuch 969 in Tabelle VIII f.). Vergröfserung =* 0 linear. 

Fig. 8. Bacillus oedematis maligni, Nährboden u. s. w wie bei Fig. 6. 

Fig. 9. Derselbe, Nährboden u. s. w. wie bei Fig. 7. 


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