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ARCHIV
FÜR
H Y G I E
(BEGRÜNDET VON MAX t. PETTENKOFER.)
UNTER MITWIRKUNG
VON
Prof. Dr. 0. BOLLINGER, München ; Prof. Dr. BONHOFF, Marburg a. L.; Prof. Dr. R. EMMERICH, München ;
Prof. Dr. F. ERISMANN, Zürich; Prof. Dr. HEIM, Erlangen; Prof. Dr. A. H1LGER, München; Prof. Dr.
F. HUEPPE, Prag; Prof. Dr. KABRHEL, Prag; Prof. Dr. F. KRATSCHMER, Wien; Prof. Dr. K. LEHMANN,
Würzbnrg; Prof. Dr. LODE, Innsbruck; Prof. Dr. L. PFEIFFER, Rostock; Generalarzt Dr. J. PORT,
Würzburg; Prof. Dr. W. PRAUSNITZ, Graz; Prof. Dr. F. RENK, Dresden; Prof. Dr. SCHOTTELIUS,
Freiburg i. B.; Gcneralobcrarzt Dr. A. SCHUSTER, München; Prof. Dr. WERN1CKE, Posen.
HERAUSGEGEBEN
VON
J. FÖRSTER, M. GRUBER, FR. HOFMANN, M. RUBNER,
O.Ö. PROFESSOREN PER HYGIENE UNI) DIRKCTOUKN PER HYGIENISCHEN INSTITUTE AN DEN UNIVERSITÄTEN ZU
STRASSBÜRO WIEN LEIPZIG BERLIN.
DREIU1NDYIERZIGSTER BAND.
MÜNCHEN UND BERLIN.
DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG
1902.
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Inhalt.
Seite
Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen. Von Dr. Stanislaus
Epstein, Assistenten am Institute. (Aus dem hygien. Institute
der k. k. deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag. Vorstand:
Prof. F. Hueppe). 1
Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Von Privatdozent Dr. Heinrich W o 1 p e r t. (Aus dem hygienischen
Institut der Universität Berlin). 21
Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma. Von
Dr. med. Alfred Pettersson. (Aus dem pathol. Institute in
Upsala). 49
Die Strafsenhygiene im Altertums. Von Prof. Dr. H. A. Nielsen,
Kopenhagen. 85
Über das Vorkommen löslicher Antimonverbindungen in Kleidungs¬
stoffen. Von Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Würzburg) . . . 116
Über die Bedeutung der Zerkleinerung und des Kochens der Speisen
für die Verdauung. Von Prof. Dr. K. B. Lehmann in Würzburg.
Nach in Gemeinschaft mit den Herren Dr. Felix Meyer aus
Magdeburg und Dr. Moritz Götz aus Fischach ausgeführten Unter¬
suchungen. (Aus dem hygienischen Institut der Universität
Würzburg).123
Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze.
Von Dr. phil. Kuschel, früher Assistent am hygienischen
Institut der Universität Berlin .134
Bakterielles Verhalten der Milch bui Boraxzusatz. Von Marinestabs¬
arzt Dr. Albrecht P. F. Richter, Assistent. (Aus dem hygieni¬
schen Institut der Königl. Universität Berlin).151
Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd
für die Zwecke der Wohnungsdesinfektion. Von Dr. Eugen Mayer,
Stabsarzt, früher Assistent am Institut, und Dr. Heinrich Wolpert,
Privatdozent, Oberassistent am Institut, (Aus dem hygienischen
Institut der Universität Berlin).157
754914
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IV
Inhalt.
Seite
Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds
durch allseitigen künstlichen Innenwind. Von Dr. Eugen Mayer,
Stabsarzt, früher Assistent am Institut, und Dr. Heinrich Wolpert,
Privatdozent, Oberassistent am Institut. (Aus dem hygienischen
Institut der Universität Berlin).171
Über den Einflufs der Lufttemperatur auf die Desinfektionswirkung
des Formaldehyds. Von Dr. Eugen Mayer, Stabsarzt, früher
Assistent am Institut, und Dr. Heinrich Wolpert, Privatdozent,
Oberassistent am Institut. (Aus dem hygienischen Institut der
Universität Berlin).221
Studien zur relativen Photometrie. Vom Dozenten Dr. Stanislav
Rüäicka, Assistenten am Institut. (Aus dem hygienischen In¬
stitute des Prof. Dr. G. Kabrhel in Prag).232
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen, nebst Bemerkungen
zum Wachstum einiger Anaeroben. Von Dr. med. et phil. Tei'si
Matzuschita aus Nippon. (Aus dem botanischen Institut der
Universität Halle a/S) (Mit Tafel I und II) ...... . 267
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Untersuchungen über ilie Reifung von Weichkäsen.
Von
Dr. Stanislaus Epstein,
Assistenten am Institute.
(Aus dem hygienischen Institute der k. k. deutschen Karl-Ferdinands-
Universität Prag. Vorstand: Prof. F. Hueppe.)
Die moderne Bakteriologie hat im Molkereiwesen grofse Fort¬
schritte angebahnt. Wenn in dieser Beziehung auch zunächst
wissenschaftliche Ziele mafsgebend waren, so konnten doch bald
auch der Praxis wertvolle Anregungen gegeben werden.
Die Untersuchungen über die Zersetzungen der Milch durch
Mikroorganismen führten zunächst zum Verständnisse über den
Keimgehalt der Milch überhaupt. Damit wurde eine Vorfrage
für alle anderen Untersuchungen exakt lösbar, nämlich die Frage
der Sterilisation der Milch. Wir besitzen jetzt nach den For¬
schungen von Hueppe mehrere Methoden, welche ein Sterili¬
sieren der Milch ermöglichen.
Der zweite Fortschritt für die Praxis bestand darin, dafs
man nach Hueppe durch Reinkulturen von Milchsäurebakterien,
sogen. Säurewecker, in der Lage ist, Butter von ganz bestimmten
Eigenschaften zu gewinnen.
Der dritte praktische Fortschritt wurde angebahnt für die
Herstellung des neben der Butter wichtigsten Milchproduktes,
des Käses, gleichfalls durch Verwendung von Reinkulturen.
Archiv für Hygiene. IUI. XIJII. 1
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2 v : } *ttittfersuchungen über die Reifung von Weichkäsen.
V. I i dieser Hinsicht lagen bereits gewisse praktische Erfah¬
rungen vor, welche zeigten, dafs bestimmte Arten von Klein¬
lebewesen auf das fertige Produkt von grofsem Einflüsse sind.
In dieser Beziehung ist die Verwendung des sogen. Edelpilzes
(Varietäten von Penicillium glaucum) bei Roquefort und Gorgon¬
zola längst bekannt. Man kann auch mit einiger Wahrschein¬
lichkeit annehmen, dafs in Gegenden, in denen seit langer Zeit
Käse bestimmter Art hergestellt werden, unabsichtlich wohl
längst reine Massenkulturen bestimmter Bakterien in Betracht
kommen.
Klare Vorstellungen in dieser Hinsicht finden wir aber erst
bei F. Cohn 1 ), welcher das Reifen des Käses mit der Vegetation
des Bacillus subtilis in Verbindung brachte. Damit war die
Käsereifung zugleich in schroffen Gegensatz gesetzt zur Gerin¬
nung des Käsestoffes durch Milchsäurebakterien, weil das Er¬
weichen der Käse beim Reifen als eine Auflösung des Käsestoffes
gedeutet wurde. Die nächsten exakten bakteriologischen Unter¬
suchungen ergaben in der That grundsätzliche Unterschiede in
dem Verhalten verschiedener Bakterienarten gegenüber der Milch
und dem aus der Milch ausgeschiedenen Käsestoff. Schon
Pasteur hatte gelegentlich in der Milch, wenn sie beim Ver¬
suche der Sterilisierung nicht durch Säurebakterien zur Gerin¬
nung gebracht war, trotz dieser Konservierung durch Erhitzen
»Infusorien« beobachtet, die Cohn a. a. 0. für Buttersäure¬
bakterien hielt. Nägeli 2 ) glaubte ähnliche Beobachtungen im
Sinne der Umwandlung einer Bakterienart in eine andere deuten
zu können, indem er annahm, dafs die Milchsäurebakterien durch
Erwärmen in andere Modifikationen übergehen, welche andere
Wirkungen hervorrufen.
Diese Frage wurde von Hueppe 3 ) dahin gelöst, dafs er
zwei Arten der Kaseinausscheidung durch Bakterien sicherstellte;
die eine Gerinnungsweise erfolgt unter der Wirkung der Milch¬
säurebakterien dadurch, dafs diese so viel Säure bilden, dafs das
1) Beitr. z. Biologie d. Pflanzen, 1872, Heft 2, S. 172; 1875, Heft 3, S. 193.
2) Die niederen Pilze, 1877, S. 21, 63.
3) Mitteilungen aus dem kais. Gesundheitsamte, II, 1884.
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Von t)r. Stanislaus Epstein.
3
Kasein ausgeschieden wird; die andere erfolgt durch Bakterien,
welche ohne wesentliche Änderung der Anfangsreaktion oder bei
alkalischer Reaktion das Kasein durch ein labähnliches Enzym
zur Ausscheidung bringen. Das so ausgeschiedene Kasein wird
dann durch proteolytische Enzyme mehr oder weniger gelöst,
wobei gleichzeitig die weifse Farbe des Käsestoffes in Gelb über¬
geht und meist gleichzeitig eine Änderung des Geschmackes,
z. B. Bitterwerden, eintritt und verschiedene Gerüche auftreten,
die von angenehmem Aroma bis zum unangenehmen Gestank
wechseln können. Ganz besonders finden sich Bakterien, welche
derartige Wirkungen ausüben, unter den Sammelspezies der Heu-,
Buttersäure-, Erd- und Kartoffelbakterien.
Duclaux 1 ) hatte schon vor dieser Feststellung von Hueppe
und in Anlehnung an den Gedankengang von Cohn in aus¬
gedehnten Untersuchungen die bestimmte Ansicht ausgesprochen,
dafs Bakterien, welchen er den Namen Tyrothrix beilegte, die
Käsereifung veranlassen. Diese Tyrothrix arten gehören übrigens,
wie Hueppe später an alten eingeschmolzenen Kulturen fest¬
stellte, die von Duclaux zugeschickt waren, ohne Ausnahme
den obengenannten Sammelspezies an.
Diese Identificierung der D uclauxsehen Tyrothrixarten mit
den peptonisierenden gewöhnlichen Arten mufste in Verbindungen
mit den Ermittlungen Hueppe’s über die Wirkungsweise dieser
Arten die Auffassung von Cohn und Duclaux über die Käse¬
reifung ausschliefslich durch peptonisierende Bakterienarten zu¬
nächst stützen.
Nur liefsen sich die grofsen Unterschiede im Verhalten von
Hart- und Weichkäse nicht so leicht mit diesen Vorstellungen
in Einklang bringen, und es stimmte mit der Auffassung von ver¬
schiedenen Bakterienarten als spezifischen Erregern der Reifung
besonderer Käsesorten schlecht zusammen. Mindestens hätte
man erwarten müssen, dafs wenigstens verschiedene Gruppen von
Käsen auch verschiedene Gruppen, selbst verschiedene Arten
von Bakterien causal erkennen liefsen.
1) Le Lait, 1882.
1 •
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4
Untersuchungen über die Reifung von VVeichkäsert.
Die Feststellung der Beziehungen der Bakterien als der
äufseren Erreger von Gärungen zu dem gärungsfähigen Material,
als der inneren Anlage, und zu den äufseren Gärungs¬
bedingungen, die Hueppe 1 ) gab, klärte manches auf. So mufs
erfahrungsgemäfs die Milch zur Darstellung von Hart- oder
Weichkäsen bei verschiedenen Temperaturen, kürzer oder schneller
gelabt, das Koagulum in verschiedener Weise geprefst und bei
verschiedenen Temperaturen zur Reife gebracht werden. Dies
erscheint uns jetzt fast selbstverständlich, da derartige verschie¬
dene Vorbedingungen ein Material liefern müssen, welches in
ganz verschiedener Weise für Gärungsvorgänge disponiert
oder veranlagt ist. Diese Vorgänge, in deren Verwertung
die Erfahrung der Theorie vorausgegangen ist, bedürfen jetzt
gerade so gut wie die bakteriologischen Ermittlungen sorgfältiger
wissenschaftlicher Prüfung, wenn man Käse einer bestimmten
Gattung herstellen will.
Aber auch bei Berücksichtigung dieser Verhältnisse liegen
sowohl praktische wie wissenschaftliche Erfahrungen vor über
die Käsereifung, die mit den Vorstellungen von Cohn und
Duclaux nicht in Einklang zu bringen sind.
In Holland hat man schon seit längerer Zeit gelegentlich
sauere Molken der zu labenden Milch zugesetzt; man wollte
damit zunächst das Laben selbst günstiger und gleichmäfsiger
gestalten und hat in dieser Hinsicht erfahrungsgemäfs etwas fest¬
gestellt, was wissenschaftlich erst in den letzten Jahren genauer
ermittelt wurde; Milch nämlich, welche so hoch erhitzt ist, dals
sie bei ihrer Anfangsreaktion nicht mehr durch Lab koaguliert
wird, kann bei Zusatz von sauerer Molke oder unter vorheriger
Einwirkung von Milchsäurebakterien wieder in normaler Weise
durch Lab zur Gerinnung gebracht und damit zur Käsefabrikation
verwendet werden. Man begreift auf diese Weise einigermafsen,
weshalb sich der Irrtum von Soxhlet so lange halten konnte,
1) Über einige Prinzipienfragen der Gärungsphysiologie; Zeitschr. f.
d. ges. Brauwesen, 1888, Nr. 7, und Über die Ursachen der Gärungen und
Infektionskrankheiten und deren Beziehungen zum Causalproblem und zur
Energetik, Berlin 189Ö.
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Von Dr. Stanislaus Epstein.
5
dafs Lab- und Säuregerinnung identisch seien. Derartige Er¬
fahrungen über günstige Beeinflussung der Labwirkung durch
sauere Molke hatten Persyn 1 ) dazu geführt, sauere Molken be¬
stimmter Beschaffenheit planmäfsig für die Herstellung von Hart¬
käsen in Holland in Betracht zu ziehen. Persyn hat auf
empirischem Wege ermittelt, dafs die sauere Gärung, die bei
den Holländischen Hartkäsen von entscheidender Bedeutung ist,
und in seinen weiteren Versuchen mit Hueppe wurde mit voller
Sicherheit festgestellt, dafs nach erfolgter Labwirkung die absicht¬
lich mit der sogen, »langen Wei« zugesetzten Milchsäurebakterien
(Streptococcus Hollandicus Hueppe) die besondere Richtung der
Käsereifung in diesen Hartkäsen herbeiführen. Damit war
wissenschaftlich und praktisch zum erstenmal ermittelt, dafs die
Reifung bestimmter Hartkäse durch Milchsäure-Erreger eingeleitet
und vielleicht zu Ende geführt wird. Ähnliche Erfahrungen
über den Nutzen von sauerer Molke bei der Herstellung von
Eramenthaler Käse hat v. Freudenreich 2 ) zum Ausgange von
Untersuchungen benutzt, die ergaben, dafs auch für die Schweizer
Hartkäse jedenfalls die Säurebakterien das Bestimmende sind.
Ich 3 ) selbst habe dann in exakter Weise mit Reinkulturen und
sterilisierten Medien festgestellt, dafs die Arten der Milchsäure¬
bakterien für die Einleitung und den Verlauf der Reifung von
Hartkftsen entscheidend sind. Über günstige Erfahrungen bei
Verwendung von Milchsäurebakterien bei der Käsereifung be¬
richtet auch J. R. C a m p b e 11 4 ). Er erzielte bei der Herstellung
von Cheddarkäsen vorzügliche Resultate durch Anwendung von
reinen Massenkulturen — im Hueppe’schen Sinne — von Milch¬
säurebakterien. Dazu diente eine mehrmals umgezüchtete sauere
Milch, in der die Milchsäurebakterien vorherrschen.
Er nennt eine solche Kultur »a homemade Starter«. Es ist
selbstverständlich, dafs je nach dem Ausgangsmaterial und nach
1) Milchzeitung, 1889, Nr. 22.
2) Centralblatt f. Bakteriologie, 1895, Abt. II, Bd. XVII, S. 168, 230,
271, 342, 854.
3) Archiv f. Hygiene, 1900, Bd. 37, S. 329.
4) Exp. Stat. Record Wash., 1899, II, 283; citiert nach Weigmanne
Referat in Chemiker Zeitung, 1900, Nr. 96.
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6 Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen.
der Art des Arbeitens solche »reine« Massenkulturen wirkliche
Reinkulturen sein können, wie dies Grotenfelt 1 ) festgestellt
hat, oder dafs sie neben Milchsäurebakterien auch andere auf
sauerem Nährboden wachsende Bakterien mitenthalten. In der
Regel findet man unter solchen Umständen keine so reichhaltige
Flora, wie die Gegner von Freudenreich meinen. Oft sind
mehrere Varietäten von Milchsäurebakterien vorhanden, oft aber
auch Reinkulturen einer Art oder Varietät. Das Letzte wird um
so wahrscheinlicher, wenn in einer Molkerei jahrelang nach dem¬
selben Verfahren eine bestimmte Käsesorte hergestellt wird.
Diese Erfahrungen aus Amerika stehen im vollen Einklänge
mit den Erfahrungen in der Schweiz und Holland. Man mufs
schon sehr voreingenommen sein, wenn man diese grundlegenden
Thatsachen für die Reifung der Hartkäse nicht achten will, wie
dies besonders von Weigmann geschieht. Diese »primäre«
Reifung durch den ganzen Käse durch ist für den Verlauf der
Reifung und das Aussehen der Hartkäse von entscheidender
Bedeutung.
Daneben können die Milchsäurebakterien noch die Bedeu¬
tung haben, dafs sie andere Bakterien beseitigen oder in Schach
halten, welche ohne dieses Moment sogen. »Krankheiten« des
Käses verursachen können.
Nach dem Aussehen der reifen Käse zu urteilen, könnte
aber auch bei Hartkäsen noch eine »sekundäre« Reifung von
aufsen nach innen mitbeteiligt sein. In diesem Sinne werden
die Resultate verständlich, die Adametz und Klecki 2 ) er¬
hielten, indem sie Emmenthaler Käse mit einer, Bacillus nobilis
genannten Tvrothrixart herstellten. Diese Ermittlungen werden
aber neuerdings von Freudenreich und Orla Jensen be¬
stritten. Hält man an der Möglichkeit fest, dafs an der Rinde
wachsende Keime nach innen Vordringen oder durch Enzyme
Wirkungen ausüben können, so bedürfen gerade bei Hartkäsen
diese Dinge sorgfältigerer Untersuchungen, als sie in den letzten
1) Fortschritte der Medizin, 1880, VII, Nr. 2 u. 4.
2) österr. Molkerei-Ztg., VI, 1900, Nr. 19—24; Österr. Molkerei-Ztg., VII,
1900, Nr. 16—18; vergl. auch Winkler in Molkerei Ztg., 1900, Nr. 51 u. 52.
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Von Dr. Stanislaus Epstein.
7
Jahren erfahren haben. Es ist bis jetzt gar nicht berücksichtigt,
dafs gerade die Veränderungen, welche die Eiweifskörper im
Käse durch die Vegetation der Milchsäurebakterien erfahren, die
Vegetation und Wirkungsweise der von der Oberfläche wirkenden
Keime beeinflussen müssen. Dann ist bis jetzt nicht berücksichtigt
worden, dafs bei denjenigen Käsen, deren Oberfläche stark ge¬
salzen wird, dieser Salzgehalt auf das Leben der Keime von
gröfstem Einflüsse sein mufs, wie dies durch die Untersuchungen
von Petterssen 1 ) für die Reifung der Fischkonserven nahe
gelegt wird, die manche Analogie mit der Käsereifung bieten.
Wir behalten uns diese Untersuchungen vor.
Wenn ich diese Arbeiten zunächst nicht in Angriff genom¬
men habe, so lag es daran, dafs die Reifung der Weichkäse es
zu ermöglichen schien, diese Frage von einem anderen Gesichts¬
punkte aus zu bearbeiten.
Die Milch und die aus ihr gewonnenen Produkte sind in¬
folge ihrer chemischen Zusammensetzung geeignet, den hetero¬
gensten Bakterien- und Pilzarten günstige Existenzbedingungen
zu bieten, so dafs bekanntlich die Milch bei der bakteriologischen
Differentialdiagnose längst eine grofse Bedeutung erlangt hat.
Im Verlaufe der Zersetzungen durch die eine oder andere Art
ändern sich die Produkte und damit werden weitere neue Lebens¬
bedingungen für andere Arten geschaffen. Gerade die methodi¬
schen Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben, haben es so
lange verhindert, die Zersetzungen der Milch an der Hand von
Reinkulturen zu untersuchen, bis die Vorversuche von Pasteur
und Li st er einen vorläufigen Einblick gewährten, und die Ver¬
suche von Hueppe die erste Lösung brachten. Trotzdem wir
demnach eigentlich sowohl im Ausgangsmaterial, der Milch, als
in den zur Käsedarstellung daraus hergestellten Produkten er¬
warten mufsten, jedesmal eine aufserordentliche Vielheit der
Bakterienflora zu finden, ist dies in Wirklichkeit durchaus nicht
in so hohem Grade der Fall. Wenn man von den Penicillium-
Vegetationen bei Gorgonzola und Roquefort absieht, so erkennt
1) Archiv f. Hygiene, 1900, Bd. 37, S. 171.
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8
Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen.
man bald, dafs die überaus wechselnden Pilzvegetationen meist
nur sekundärer Art sind, dafs sie meist erst auf Kosten des
Käses leben, denselben unangenehm beeinflussen, sich arr der
Bildung der spezifischen Eigenschaften aber nicht beteiligen. Nur
für einige Weichkäse bedarf noch die Rolle der Pilze einer ge¬
nauen Untersuchung nach der Richtung, ob dieselben für deren
Reifung oder den Geschmack unerläfslich sind. Die Unter¬
suchungen sind bereits in Gang und wird darüber bald berichtet
werden. Für die meisten Hart- und Weichkäse kommt dieser
Faktor jedoch nicht primär in Betracht.
Untersucht man nach diesen Ermittlungen die Hartkäse, so
fällt ohne Rücksicht auf das Reifungsstadium im allgemeinen
eine Armut an Tyrothrixarten auf, welche Arten noch dabei sehr
wechseln, während sich die Milchsäure-Erreger in typischen Ver¬
hältnissen vorfinden. Gerade umgekehrt ergaben Untersuchungen
über Weichkäse eine relative Armut der konstant vorhandenen
Milchsäurebakterien gegenüber dem Reichtum an peptonisierenden
Arten. Das veranlafste mich nunmehr, den Camembert-Käse
einer besonderen Untersuchung zu unterwerfen; ich benutzte zu
den definitiven Versuchen die beste Qualität — le favorit — der
Firma Le Breton & Aussenac in Paris, zur Orientierung auch
die sehr gute Qualität Jockey-Club der Firma Früh & Maurice
in Paris. Im ganzen habe ich 20 Camembert-Käse von ver¬
schiedenen Daten der ersten Art genauer untersucht.
Während Fa<;on-Weichkäse aus Böhmen in Aussehen, Ge¬
ruch, Geschmack, Bakterienbefund aufserordentlich schwankten,
zeigten von diesen 20 Käsen 19 ein gleichmäfsiges Aussehen
und denselben tadellosen Geschmack und Geruch, nur einer ent¬
sprach nicht den Anforderungen eines erstklassigen Produktes,
aber wohl nur wegen sekundärer Schimmelvegetation. Man er¬
sieht daraus, dafs es ebenso wie bei Hartkäsen auch bei Weich¬
käsen gelingt, in der Praxis gleichmäfsige Bedingungen herzu¬
stellen, die — wie in der Gärungsindustrie überhaupt — einem
Arbeiten mit reinen Massenkulturen entsprechen.
In jedem einzelnen Falle wurden unter den entsprechenden
Vorsich tsmafsregeln für steriles Arbeiten von verschiedenen
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Von Dr. Stanislaus Epstein.
9
Stellen, von der Oberfläche und aus dem Innern, Partikelchen
entnommen für mikroskopische und kulturelle Prüfung. Die
entnommenen Partikel wurden durch Zerreiben und Schütteln
in steriler Bouillon oder physiologischer Kochsalzlösung möglichst
gleichmäfsig verteilt und dann zu denVersuchen verwendet. Aufser
den gewöhnlichen aeroben Platten wurden auch anaerobe Kulturen
angelegt. Wegen einer Kontroverse zwischen v. Freudenreich
und Weigmann über die Mitbeteiligung anaerober Bakterien
war dies erforderlich. Mit Rücksicht auf die Temperatur wurde
Gelatine und Agar-Agar verwendet, die Kulturen wurden bei
Zimmertemperatur und bei 30—32° gehalten.
Als Lösungen kamen in Betracht Bouillon, Molke, Kasein-
Kali und Parakasein-Kali. Das Kasein-Kali wurde aus Milch
durch Fällen mit Milchsäure gewonnen, sorgfältig reingewaschen,
durch Extraktion mit Äther von Fett befreit, im Vakuum ge¬
trocknet und nach Bedarf in möglichst geringer Menge von
7,o Normal-Kalilauge gelöst. Für die Nährböden wurden 2%
dieses Stoffes verwendet. Das Parakasein-Kali wurde in analoger
Weise hergestellt, nachdem die Ausfällung durch Lab vorge¬
nommen worden war. Zum schnellen Erkennen der säure¬
bildenden Bakterien und zur Differenzierung gegen die anderen
wurde den Nährböden 2 °/ 0 Milchzucker und feingeschleramte
Kreide zugesetzt.
Es sei gleich vorausgeschickt, dafs sich in sämtlichen
20 Käsen konstant zwei Organismen fanden, ein peptonisierendes
Kurzstäbchen und ein Milchsäure bildender Kokkus; in einigen
der Käse kamen nur diese zwei Arten vor; in anderen fand sich
noch ein weder Säure noch Pepton bildende Bakterienart; in
anderen waren daneben andere Organismen vorhanden.
Die Schnittfläche der Käse zeigte in verschiedenem Grade
der Ausbildung dasselbe Verhalten. Die oberflächliche Schicht
ist gleichmäfsig schmierig von gelblicher Farbe; dann folgt eine
gelbliche speckige Zone und darauf ein feucht glänzender weifser,
spärlich und fein gelochter Kern. Die Verteilung der Bakterien
im Käse ist ganz charakteristisch, und der mikroskopische Be¬
fund und das kulturelle Verhalten stehen in vollem Einklang.
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10
Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen.
In der oberflächlichen schmierigen Schicht ist die üppigste
Bakterienvegetation mit Vorherrschen von Kurzstäbchen; die un-
regelmäfsig vorhandenen und wechselnden accidentellen Keime
finden sich nur in der oberflächlichen Schicht, wenigstens habe
ich sie nur dort gefunden; die Reaktion dieser Schicht ist
alkalisch. Die zweite speckige Schicht unter der Oberfläche läfst
einen Wechsel der Bakterienflora erkennen, nach der Oberfläche
zu ist sie reichlich durchsetzt von den Kurzstäbchen, diese nehmen
dann nach innen zu ab und fehlen unmittelbar über dem weifsen
Kern ganz. Dafür treten an dieser Stelle vereinzelte Säurebakterien
auf; in dieser Übergangsschicht ist die Reaktion schwach alka¬
lisch bis neutral. Ganz durchgereifter Käse ist überall alkalisch.
In dem weifsen Kern finden sich nur und reichlich Milch¬
säurebakterien und sauere Reaktion. Man ersieht daraus in klarster
Weise, dafs die Reifung dieser Weichkäse von der Oberfläche
nach dem Innern fortschreitet. Die in der Erweichung sich aus¬
sprechende starke Peptonisierung der Grundsubstanz ist am inten¬
sivsten und weitesten fortgeschritten, wo die Vegetation der
peptonisierenden Bakterien am längsten und intensivsten gewirkt
hat, das ist an der Oberfläche. Nach innen zu geht die Wir¬
kung der diffundierenden löslichen Stoffwechselprodukte und der
Enzyme der peptonisierenden Bakterien der Vegetation der Bak¬
terien voran. Die alkalischen Stoffwechselprodukte (Ammoniak!)
neutralisieren die Milchsäure des Kerns und machen Schicht für
Schicht das Material ungeeigneter für die Vegetation der Milch¬
säurebakterien. Diese sterben infolgedessen von der Oberfläche
nach dem Innern schichtweise ab, ihre Leibessubstanz wird
vielleicht durch die peptonisierenden Enzyme der anderen Art
aufgelöst, während die letzteren das weifse Parakasein verflüssigen
und gelblich verfärben. Durch das Wirken der Milchsäure¬
bakterien im Innern und die Notwendigkeit, die Stoffwechsel¬
produkte der Milchsäurebakterien zu neutralisieren, dürfte wohl
ein zu intensives Peptonisieren der ganzen Käsemasse und ein
vollständiges Verflüssigen derselben verhindert werden. Zum guten
Resultate ist das Nacheinander- und Nebeneinanderwirken beider
Arten uncrläfslich.
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Von Dr. Stanislaus Epstein.
11
Ich führe nun die Ermittlungen an den einzelnen Käsen an:
Nr. 1. In diesem Käse kommen nur zwei Arten zur Ent¬
wicklung :
a) Aus den oberflächlichen Partien entwickelt sich eine
Tyrothrixart a, wie ich mich kurz ausdrücken will, das heifst
eine Art, welche ein peptonisierendes Enzym ausscheidet. In
Gelatineplatten waren die Kolonien rundlich mit feingezacktem
Rande, von gelblich weifser Farbe; bald tritt ein Verflüssigungs¬
hof ein, an dessen Grunde die Kolonien keine besondere An¬
ordnung zeigen, später tritt intensive Verflüssigung der Gelatine
ein. Im Gelatine-Stich und -Strich tritt schnell Verflüssigung
ein, ehe es zur Bildung von charakteristischen Kolonien kommt.
Auf Agar-Agar sind die Kolonien rund, von gelblich weifser
Farbe. Im Agarstrich entwickelt sich eine breite, gelblich weifse,
schmierige Auflagerung. Auf Platten mit kohlensauerem Kalk
tritt keine Aufhellung in der Umgebung der Kolonien auf, die
Bakterien bilden also keine Säure. Mikroskopisch färben sich
die Bakterien gut. Bildung von endogenen Sporen wurde nicht
beobachtet. Bei stärkerer Vergrößerung erscheinen die Orga¬
nismen in Gelatine ohne besondere Anordnung, meist vereinzelt
in Form von ganz kurzen, fast eiförmigen Stäbchen; in Agar
und Bouillon sind es deutliche Kurzstäbchen, oft mit stärkerer
Polfärbung; eine besondere Eigenbewegung wurde nicht wahr¬
genommen. Die Bakterien sind streng aerob. N
b) Aus dem weifsen Kern des Käses entwickelte sich eine
säurebildende Art b. In Gelatine sind die Kolonien kugel¬
rund, von weifser Farbe, an der Oberfläche knöpfchenartig rund,
von glänzend weifser Farbe. Im Gelatinestich bilden sie je nach
der Menge des Materials einen Faden aus mehr oder weniger
dichtgedrängten einzelnen Kolonien. An der Oberfläche der
Stichöffnung ragen dieselben kaum über die Gelatine empor.
Auf dem Gelatinestrich bildet sich eine schmale weifse, scharf
abgesetzte Auflagerung. Die Gelatine nahm infolge der Vege¬
tation einen schwach aromatischen Geruch an. Auf und im
Agar sind es ebenfalls weifse rundliche Kolonien ohne besondere
Merkmale. Auf Agarstrich ist das Wachstum etwas stärker wie
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12
Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen.
auf Gelatine. Auf Milchzucker-Nährboden mit kohlensauerem
Kalk tritt um die Kolonien infolge der Auflösung von kohlen¬
sauerem Kalk ein lichter Hof auf; die Bakterien bilden also eine
Säure. Mikroskopisch sind es in allen Nährböden Kokken, die
in Ketten angeordnet sind, von denen ich solche bis zu 30 Einzel¬
gliedern gesehen habe; Besonderheiten in der Färbung habe ich
nicht wahrgenommen; diese Streptokokken sind fakultativ aerob
und scheinen bei Luftabschlufs eher besser zu wachsen. Diese
Art ist bis jetzt nicht beschrieben, vielleicht ist sie identisch mit
einer von Storch 1 ) beobachteten, aber nicht weiter studierten Art.
Nach dieser Orientierung will ich jetzt kurz die Befunde bei
den anderen Käsen angeben:
Käse Nr. 2, es fand sich Art a und b, daneben noch eine
dritte c, welche aus schmalen Stäbchen bostand, deren Kolonien
in Gelatine und Agar nichts Besonderes boten, die weder Säure
bildeten, noch peptonisierten;
Käse Nr. 3, wie bei 1 nur a und b;
Käse Nr. 4, Bakterien a und b gefunden; daneben eine Hefe,
welche Ascosporen bildete, mit Ausnahme von Milchzucker alle
Zuckerarten vergärte und zu der Gruppe der Spiritushefen ge¬
hörte ;
Käse Nr. 5, wie 1 nur a und b;
Käse Nr. 6, a und b und daneben vereinzelte Sprofszellen
einer Torula-Art;
Käse Nr. 7, Nr. 8, Nr. 9, Nr. 10, nur a und b;
Käse Nr. 11, a und b, an der Oberfläche eine dichte Vege¬
tation von Oidium lactis, der Geruch ist weniger rein wie der
der anderen;
Käse Nr. 12, Nr. 13, wie 1 nur a und b;
Käse Nr. 14, a und b und Torula wie bei 6;
Käse Nr. 15, Nr. 16, nur a und b;
Käse Nr. 17, a, b und c;
Käse Nr. 18, Nr. 19, Nr. 20, nur a und b.
1) Siehe Jörgensen, Die Mikroorganismen der Gärungsindustrie,
4. Anti., 1SD8, S. 82.
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Von £)r. Stanislaus Epstein. 13
Zur weiteren Charakterisierung der Bakterien a und b sei
folgendes angeführt.
Die Tyrothrix a wächst auf Kartoffeln mit gelblich ge¬
färbtem dünnen Belag ohne Besonderheit. Bouillon wurde gleich-
mäfsig getrübt, ohne Häutchen an der Oberfläche ; nach einiger
Zeit bildete sich ein Bodensatz. In sterilisierter Magermilch trat
in den ersten Übertragungen keine Gerinnung ein, sondern vom
2.—3. Tage ab sofort eine zonenmäfsig fortschreitende Verflüssi¬
gung des Kaseins, so dafs nach 2 Wochen ungefähr nur ein
Bodensatz vorhanden war. Nach längerer Züchtung tritt bei
Überimpfung in Milch erst deutliche Ausscheidung des Kaseins
und dann erst die Peptonisierung ein. Die Flüssigkeit ist an¬
fangs gelblich durchscheinend und wird später etwas dunkler,
mehr bräunlich, wenig opalisierend; die Reaktion ist alkalisch
und zeigt Ammoniak- und Biuret-Reaktion. Gelatine mit Kasein-
Kali und Parakasein-Kali bieten keine Besonderheiten gegenüber
gewöhnlicher Gelatine.
Die Säurebakterien b zeigen auf Kartoffeln einen ganz
feinen weifsen Belag. In Bouillon zeigt sich ein sehr schwaches
Wachstum am Boden, jedoch keine diffuse Trübung und keine
Häutchenbildung. In Molke tritt ein sehr starkes Wachstum
mit Trübung und Bodensatz, jedoch ohne Bildung von Häutchen
ein. In der Milch erfolgt in 18 Stunden eine homogene Ge¬
rinnung ohne sichtbare Gasbildung; mit Lackmus gefärbte Milch
und Molke werden erst rot, dann entfärbt.
Die oben erwähnten anderen Organismen habe ich auch auf
den verschiedenen Nährböden untersucht, unterlasse jedoch eine
nähere Beschreibung, weil dieselben für die Käsereifung ohne
Bedeutung sind.
Verhalten der Bakterien a und b in Molke.
Die zur Untersuchung verwendete Molke wurde jedesmal in
zwei Teile geteilt zu je 300 ccm und durch Kochen oder mittels
Filtrierens durch Berkefeldfilter keimfrei gemacht; der eine Teil
blieb ohne Zusatz, der zweite wurde mit Kalciumkarbonat ver¬
setzt zur Bindung der Säuren.
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14
Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen.
Bei Impfung mit dem Säureorganismus b entwickelte
sich in der anfangs gelblich opalisierenden Flüssigkeit schon in
24 Stunden eine starke Trübung; nach 24 Stunden verbrauchten
25 ccm mit Lackmus als Indikator 2,5 ccm 7io Normal-KHO,
nach 48 Stunden 4,2 ccm J / 10 Normal-KHO, nach 72 Stunden
4,65 ccm % Normal-KHO; in 100 ccm waren demnach als Milch¬
säure berechnet vorhanden 0,1712 g. Nach dieser Zeit trat keine
weitere Zunahme der Säure ein, und unter Bildung eines Boden¬
satzes klärte sich die Lösung wieder.
Um die Säurebildung auf verschiedene Zuckerarten zu prüfen,
habe ich verschiedene Zuckerarten in stark verdünnter Bouillon
mit dem Organismus geimpft und dann die Säure in 25 ccm
mit % Normal-Kalilauge bestimmt Das Resultat ergibt folgende
Tabelle:
Zuckerart
in 24 St.
'1
in 48 St.
! in 72 St.
in 96 St.
in8Tagen
Milchzucker . .
• ' 2,5
4,2
4,6
4,6 i
4,6
Traubenzucker
• 3 ’°
4,5
5,4
5,4
5,4
Maltose ....
1>0
2,2
2,75
2,75
2,75
Rohrzucker . . .
• ii 00
0,0
0,0
0,0
0,0
Man sieht daraus, dafs Traubenzucker am stärksten ange¬
griffen wird, am schwächsten Maltose, gar nicht Rohrzucker.
Die mit kohlensauerem Kalk versetzte Molke war nach
2 Wochen wieder klar geworden, ein grofser Teil des Kalkes war
in Lösung gegangen, wie ich bei Zusatz von oxalsauerem Ammon
durch Ausscheidung von oxalsauerem Kalk leicht feststellen
konnte. Noch nach 4 Wochen war ein Teil des Zuckers vor¬
handen. Die Molke wurde filtriert, am Wasserbade eingedampft,
mit verdünnter Schwefelsäure versetzt, wobei sich sofort ein
krystallinischer Niederschlag von Gips bildete. Dieser breiartige
Niederschlag wurde sofort einer Destillation unterworfen, wobei
jedoch flüchtige Säuren nicht nachweisbar waren. Der im Kolben
verbliebene Rückstand wurde 2 Tage mit Äther extrahiert, die
ätherische Lösung hatte stark sauere Eigenschaften und gab
nach Verdunsten des Äthers die Uffelmannsche Reaktion.
Nach Abdestillieren des Äthers verblieb eine schwach gelblich
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Von t)r. Stanislaus Epstein.
15
gefärbte Flüssigkeit, aus der durch Zugabe von kohlensauerem
Zink Krystalle sich bildeten, welche sich nach ihrem mikro¬
skopischen Aussehen, Drehungsvermögen und Krystallwasser als
milchsaueres Zink erwiesen. Die Milchsäure war vorwiegend
Linksmilchsäure mit etwas Athylidenmilchsäure; andere Säuren
waren nicht vorhanden. Durch die Jodoformreaktion konnte im
Filtrate eine Spur von Alkohol nachgewiesen werden. Bei An-
aerobiose war das gleiche Resultat. Die Molke nahm einen
schwach aromatischen Geruch an, der jedoch nicht zu charakteri¬
sieren war.
Verhalten der peptonisierenden Bakterienart a.
Die Zubereitung der Molke war so wie im vorigen Falle.
In der mit kohlensauerem Kalk versetzten Molke war scheinbar
keine Lösung des kohlensaueren Kalks eingetreten. Bei Prüfung
der Flüssigkeit nach 2 Monaten mit oxalsauerem Ammon zeigte
sich, dafs Spuren von Kalk in Lösung gegangen waren. Alkohol
war nicht nachweisbar. Die ganze Lösung wurde nun filtriert,
eingeengt, mit verdünnter Schwefelsäure versetzt und einer
Destillation unterworfen; das Destillat hatte an Essigsäure und
Buttersäure erinnernden Geruch; dasselbe wurde mit Kalilauge
neutralisiert, bis zur Trockne eingedampft, und dieser Rückstand
mit Schwefelsäure und Alkohol behandelt; hierbei trat ein an
Essigäther und Ananas erinnernder Geruch auf. Bei der geringen
Menge der flüchtigen Säuren gelang jedoch eine Isolierung nicht.
Der Rückstand von der ersten Destillation wurde am Wasserbade
eingedampft und mit Äther längere Zeit extrahiert; die ätherische
Lösung hatte ganz schwach sauere Eigenschaften. Milchsäure
konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Die Organismen a und b zeigen in zuckerhaltigen
Lösungen ein ganz verschiedenartiges Verhalten.
Verhalten der Bakterien a und b gegen Kasein.
Das Kasein wurde in der früher erwähnten Weise hergestellt
und in einer Menge von 2% in Lösung gebracht. Um die
nötigen Nährsalze zu gewinnen, wurde ein hartes salzreiches
Brunnenwasser verwendet, dem noch 0,1 °/ 0 Na CI zugesetzt wurde.
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16
Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen.
Die alkalische Reaktion wurde durch Milchsäure bis zur eben
noch schwach alkalischen abgestumpft.
Der Milchsäurebacillus b entwickelte sich sehr üppig
und behielt seine Lebensfähigkeit sehr lange; nachdem er durch
4 Monate bei 31 0 C. gestanden hatte, genügte ein Tropfen, um
sterile Milch in 24 Stunden zur Gerinnung zu bringen. Die
Eiweifskörper werden sehr wenig, aber deutlich angegriffen. Nach
4 Monaten ergibt ein Vergleich mit der sterilen Kontrollflüssig*
keit, dafs das Kasein abgenommen hat. In der von Kasein ab¬
filtrierten Lösung ist von der 2. Woche ab deutlich, obwohl
schwach Albumose nachweisbar, und die von Kasein befreite
Lösung zeigte eine schwache, aber deutliche Färbung mit Milions
Reagenz. Zur Prüfung auf aromatische Säuren wurde die Kasein¬
lösung mit Phosphorsäure und dann mit Äther ausgeschüttelt
Nach Verdunsten des Äthers wurde der Rückstand in Wasser-
gelöst; dabei erhielt man mit Milions Reagenz eine schwache
Rotfärbung. Dann wurde die mit Phosphorsäure angesäuerte
Lösung der Destillation unterworfen, das Destillat mit Natron¬
lauge alkalisiert und wieder destilliert, aber kein Skatol und
Indol gefunden. Der Rückstand der Natronlauge wurde mit
Schwefelsäure angesäuert, dann mit Soda alkalisch gemacht und
destilliert. Phenol und Kresol waren nicht nachweisbar. Zur
Prüfung auf Amidosäuren wurde die Kaseinlösung mit basischer
Bleiacetatlösung versetzt und der Niederschlag abfiltriert. Im
Filtrat wurde das Blei mit Schwefelwasserstoff gefällt, abfiltriert,
die Lösung auf ein kleines Volumen eingeengt, wobei sich
Tyrosin ausschied.
Zur Prüfung auf Pepton wurde die klare Flüssigkeit mit
Phosphorwolframsäure versetzt, der Niederschlag gewaschen, in
Kalilauge gelöst; er gab aber mit Kupfersulfat keine Biuret-
reaktion.
Verhalten des peptonisierenden Bakteriums a.
Infolge der üppigen Vegetation der Bakterien nimmt die
Kaseinlösung bald eine gelbliche Farbe an. Nach 2 Wochen
war Kasein nicht mehr nachzuweisen und Essigsäure gab keine
Fällung. Dafür war aber Albumose mit Sicherheit nachweisbar
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Von Dr. Stanislaus Epstein.
17
und von der 3. Woche ab auch Pepton und Ammoniak. Mit
Mil Ions Reagenz erhält man schwache Rotfärbung. In der
früher angegebenen Weise wurde auf flüchtige und nichtflüchtige
Säuren untersucht und mit Sicherheit Essigsäure, Buttersäure
und Spuren von Valeriansäure nachgewiesen. Bei der Prüfung
auf Amidosäuren ergab sich die Anwesenheit von Tyrosin und
Leucin, die Tryptophanreaktion war negativ. Bei der Prüfung
auf aromatische Oxysäuren ergab der Zusatz von Milions
Reagenz eine Rotfärbung. Die Prüfung auf Indol und Skatol
fiel negativ aus; Phenol und Kresol waren nicht vorhanden.
Nach 3 Monaten war die Kaseinlösung dunkelbraun geworden
und hatte einen Geruch nach Leim und Ammoniak angenommen.
Die Bakterien waren nach dieser Zeit noch lebens- und wirkungs¬
fähig.
Dafs die Wirkung der Bakterien auf der Bildung von proteo¬
lytischen Enzymen beruht, habe ich durch zwei Versuche sicher¬
gestellt. Von einer 6tägigen, in üppiger Vegetation befindlichen
Kaseinlösung wurde ein Teil mit Thymol versetzt und dadurch
die Vegetation der Bakterien unterbrochen. Auf Milch über¬
tragen, tritt eine intensive Peptonisierung des Kaseins ein. Ein
anderer Teil wurde durch Berkefeldtfilter filtriert, dadurch von
Bakterien befreit und der Milch zugesetzt; auch in diesem Falle
tritt Peptonisierung ein, nur ist dieselbe etwas schwächer als bei
Anwesenheit von lebenden Bakterien.
Wie bei der Molke, so war auch beim Kasein ein
deutlicher und durchgreifender Unterschied der
beiden Bakterienarten festzustellen.
Verhalten der beiden Bakterien a und b in Parakasein.
Wie ich 1 ) schon in meinen früheren Untersuchungen nach¬
gewiesen habe, kann man das Laben und die Gewinnung des
Parakaseins zur Käsedarstellung ganz gut unter sogen, »asepti-
scheiu Kautelen vornehmen. Dafs man unter diesen Umständen
1) Untersuchungen über Milchsäuregärung und ihre praktische Ver¬
wertung. Archiv f. Hygiene, 1900, Bd. 37, S. 329.
Archiv für Hygiene. Bd. XI.TII. 2
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18 Untersuchungen über die Reifung von Weichkäsen
etwas mehr Lab gebraucht, wie sonst üblich ist, kommt nicht
in Betracht. Die mäfsig erhitzte Milch labt vollständig. Wollte
man in der Praxis in einer Molkerei ganz bestimmte Bakterien¬
arten erst einführen und heimisch machen, wie man dies in der
Brauerei- und Spiritus Industrie bereits mit Erfolg gethan hat,
so würde man vielleicht eine Zeitlang vorteilhaft von erhitzter
Milch ausgehen. Die Mängel, die das Erhitzen für die Lab¬
wirkung hat, könnte man dadurch ausgleichen, dafs man die
Säureorganismen in steriler Molke zur Entwicklung bringt Die
auf diese Weise mit übertragene Säure würde dann nach den
neueren Untersuchungen den ungünstigen Einflufs des Erhitzens
auf das Laben beheben, und es bedürfte keiner anderen Zusätze,
z. B. von Kalksalzen. Ist in einer Molkerei erst einmal der
richtige Organismus heimisch gemacht, so kann man für den
Grad des Erhitzens die rein technischen Gesichtspunkte in den
Vordergrund stellen. Da das Erhitzen auf 70° C. aber ausreicht
und zugleich die pathogenen Keime vernichtet, die allenfalls zu
beachten sind, so können die Laboratoriumsversuche, über die
ich verfüge, einen Hinweis geben, dafs die streng wissen¬
schaftlichen Versuche sich mit den Forderungen der
Praxis leicht in Einklang bringen lassen. Die Milch
wurde in grofsen Kolben 3 — 4 mal bei 70° C. erhitzt, jedesmal
6 Stunden lang, dann 12 Stunden sich selbst überlassen, und
nun nochmals 2 — 3mal in derselben Weise erhitzt; auf diese
Weise gelang es auch, grofse Portionen der Milch zu sterilisieren.
Das Lab wurde wie in meiner früheren Arbeit durch Auflösen
von Hansensehen Tabletten erhalten und durch Berkefeldtfilter
filtriert. Zum Impfen der Milch dienten frische, 24 Stunden alte
Kulturen, die in Mengen von 5 ccm für 1 1 Milch verwendet
wurden; die Milch wurde auf 36° C. erhitzt, dann mit den Rein¬
kulturen gut durchgeschüttelt und bei dieser Temperatur gelabt.
Auf diese Weise gelang eine gleichmäfsige Verteilung der Keime
in dem ausgeschiedenen Parakasein. Die ganze Masse blieb
noch einige Stunden bei Zimmertemperatur stehen, um eine
kompaktere Masse zu gewinnen, wurde dann in sterilen Tüchern
abgeprefst und daraus Käse geformt. Diese Käse wurden bei
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Von l)r. Stanislaus Epstein. 19
Zimmertemperatur der Reifung überlassen und jede Reihe in je
sechs Einzelversuchen durchgeführt.
1. Die Käse mit Michsäurebakterien b, allein,
blieben weifs, waren nur wenig fein gelocht und zeigten keinen
besonderen Geruch und Geschmack; das Aussehen war durch
die ganze Masse gleichmäßig. Im Gegensatz zu meinen früheren
Versuchen, in denen die Reifung durch andere Milchsäure¬
bakterien aus Hartkäsen allein viel weiter ging und mehrfach
der charakteristische Geruch der Ausgangskäse auftrat, war in
diesem Falle eine wirkliche Reifung durch diese Art der Orga¬
nismen nicht vorhanden. Mit Rücksicht auf die Kontroverse
zwischen v. Freudenreich und Weigmann habe ich dem¬
nach ermittelt, dafs die Arten der Milchsäurebakterien
sicher von grofsem Einflüsse sind. Dies wird man bei
dem weiteren Verfolgen der ganzen Frage mehr beachten müssen,
als dies z. B. von Adametz geschehen ist. Diese Thatsache
beleuchtet auch die Objektivität, mit der Weigmann 1 ) meine
obige Arbeit bespricht.
2. Bei Impfung mit dem peptonisierenden Bak¬
terium a, allein, war die Oberfläche des Käses stark peptoni-
siert, die Reifungszone war aber trotzdem nicht so weit nach
Innen fortgeschritten, wie in der gleich zu erwähnenden dritten
Versuchsreihe. Es schien hier etwas für die Vegetation dieser
aeroben Art zu fehlen, Geruch und Geschmack erinnerten au
Camembert, aber nicht so, dafs man von einer vollen Gleich¬
artigkeit hätte sprechen können.
3. Gleichzeitige Impfung mit Milchsäurebakte¬
rien b und peptonisierenden, a. Die Bakterien sind sofort
ziemlich gleichmäfsig durch die ganze Masse verteilt. Nach ein¬
getretener Reifung scheinen die peptonisierenden Bakterien aus
dem weifsen Kern verschwunden und nur die Milchsäurebakterien
vorhanden zu sein. Umgekehrt sind bald an der Oberfläche nur
die peptonisierenden Bakterien nachweisbar, und auch bei Impfen
von steriler Milch von der Oberfläche und aus der Reifungs-
1) Chemiker-Zeitung, 1901, Nr. 90.
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20 Untersuch, über d. Reifung v. Weichkäsen. Von Dr. Stanislaus Epstein.
Schicht tritt keine Säuregerinnung der Milch ein. Es hat sich
demnach infolge der verschiedenen Bedingungen ein Kampf ums
Dasein zwischen beiden Arten derart abgespielt, dafs zunächst
durch die ganze Masse hindurch und später im Innern die
Milchsäurebakterien als fakultativ anaörobe begünstigt waren und
die andere Art verdrängten. Dann, kam aber von der Ober¬
fläche her die peptonisierende aerobe Art zur Geltung und drang
schichtweise vor, wobei ihre alkalischen Stoffwechselprodukte
vorauswirkend, den Produkten der Säurebakterien entgegen
arbeiteten und so zugleich den Boden zu ihren Gunsten änderten,
während die peptonisierenden Enzyme das Parakasein erweichten
und seine weifse Farbe in eine gelbe veränderten.
Die Käse, welche mit beiden Arten zugleich ge¬
impft waren, zeigten schon, als die Reifungsschicht
erst 3 — 5 mm stark war, den charakteristischen Ge¬
ruch und Geschmack eines erstklassigen Camembert-
Käses.
Ich habe demnach unter den strengen Bedingungen eines
exakten wissenschaftlichen Versuches nachgewiesen, dafs zur
Herstellung eines Weichkäses das Zusammenwirken
von zwei Bakterienarten unerläfslich ist, indem im
Innern des Käses die Milchsäurebakterien eine vorbereitende
Wirkung ausüben, während die für Weichkäse charakteristische
Reifung von der Oberfläche nach dem Innern schichtweise fort¬
schreitet.
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Über den Einflufs des Windes anf die Atmungsgröfse
des Menschen.
Von
Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.)
Über den Einflufs des Windes auf die Kohlensäure- und
Wasserdampfabgabe des Menschen habe ich vor einigen Jahren
berichtet. 1 ) Damals konnte insbesondere nachgewiesen werden,
dafs bei mittelhohen Lufttemperaturen (etwa 25—35°) die Wirkung
des Windes im wesentlichen in einer geänderten (aufserordent-
lich verminderten) Wasserdampfabgabe der Haut besteht, weniger
durch Änderungen der Kohlensäurebildung sich äufsert; dafs
aber die letzteren in beträchtlichem Mafse bei niedrigeren Luft¬
temperaturen (etwa 10—20—25°) sich geltend machen, wobei
unter dem Einflufs des Windes die Kohlensäurebildung sehr ge¬
steigert ist, entschieden gesteigert auch die Wasserdampf abgabe;
und dafs bei ganz hohen Temperaturen (35—40°) die Wasser¬
dampfabgabe sehr gesteigert ist, etwas gesteigert wohl auch die
Kohlensäurebildung.
Nach jenen Befunden darf als wahrscheinlich angesehen
werden, dafs bei den unteren Temperaturen unter dem Einflufs
des Windes auch die Atmungsgröfse wächst. Ob letztere aber
bei höheren Lufttemperaturen vom Wind beeinflufst werde, und
1) Dieses Archiv, Bd. 33, Heft 3, S. 206. Auch Hygienische Rundschau,
1897, Nr. 13.
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22 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
gegebenen Falles nach welcher Richtung, steht ganz dahin.
Denn in warmer bezw. heifser Luft brauchen die erwiesenen
Andersgestaltungen des Kohlenstoff- und Wasserumsatzes unter
dem Einflufs des Windes durchaus nicht gleicherweise, wie in
der Kälte, mit Änderungen der Atmungsgröfse verknüpft zu sein.
Auch scheinen Fälle denkbar, in denen der Wind die Atmungs¬
gröfse beeinflussen könnte, ohne jedoch die absolute Gröfso der
Kohlensäurebildung und Wasserdampfabgabe zu ändern.
Unter diesen Umständen konnten experimentelle Erhebungen
über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen
nicht umgangen werden. Hierüber ist in folgendem berichtet.
Da mehrfach auf die bereits festgestellten Kohlensäure- und
Wasserdampfabgaben zurückgegriffen werden wird, mag zunächst
in nachstehender Tabelle eine zusammenfassende Übersicht über
die Hauptresultate der citierten früheren Veröffentlichung folgen.
Mittelwerte der Kohlensäure- und Wasserdampfabgabe bei 8 m Wind.
Temperatur
Wind gegen Windstille
+. Kohlensäure
Wasserdampf
10—15°
l
17% mehr CO a
Absolut 30,0 : 25,1 g/St.
7% mehr H,0
Absolut 30 : 28 g/St.
15-20° i
i
20% mehr CO,
Absolut 30,1 : 24,1 g/St.
14% mehr H 2 0
Absolut 22 : 19 g/St.
20—25°
11% mehr CO.
Absolut 28,0 : 25,0 g/St.
4% weniger H a O
Absolut 22 : 23 g/St.
25—30°
4% weniger C0 2
Absolut 24,0 : 25,3 g/St.
47% weniger H a O
Absolut 23 : 43 g/St.
30—35°
9% weniger C0 2
Absolut 21,6 : 23,7 g/St.
39% weniger H 2 0
Absolut 51 : 84 g/St.
35—40°
i
4 °/ 0 mehr C0 2
Absolut 22,1 : 21,2 g/St.
28% mehr H a O
Absolut 156 : 112 g/St.
Auch bei den neuerlichen Versuchen wurde die Wind¬
geschwindigkeit von 8 m in der Sekunde eingehalten, die wie
früher mittels eines (desselben) elektrischen Ventilators hervor¬
gebracht wurde. Die Versuchsbedingungen wurden thunliehst
gleich den früheren gewählt. Die neuerliche Versuchsperson,
Behr., Aushilfsdiener am Institut, war ebenfalls normal gebaut,
ziemlich kräftig, und hatte nackt ein Körpergewicht von 61 kg
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
23
(Bretschn. 57 kg). Allo Versuche wurden, ganz wie die früheren
an Bretschn., im Sitzen vorgenommen. Die Versuchszeit belief
sich in der Regel auf eine halbe Stunde, manchmal auf etwas
mehr oder weniger; die Versuchsresultate wurden stets auf die
volle Stunde umgerechnet. In den meisten Versuchen wurden
auch genau inmitten der Versuchszeit Ablesungen notiert, und
hieraus neben den Stundenwerten je zwei Halbstundenwerte
berechnet.
Die Messung der ausgeatmeten Luftmengen, in einzelnen
Fällen auch deren Analyse, erfolgte mittels des Zuntz sehen
Respirationsapparats. 1 ) Die Versuchsperson atmete also durch
Ventile ein und aus, und die ausgeatmete Luft ging durch eine
Gasuhr, worin ihr Volum gemessen wurde. Falls durch den
Widerstand der Ventile, auf deren möglichst leichtes, vor allem
aber zuverlässiges Funktionieren geachtet wurde, die Atmungs¬
mechanik der Versuchsperson eine Änderung erfuhr, so war dies
für den Entscheid der vorliegenden Frage durch Parallel versuche
belanglos.
Die Versuchsresultate sind in zeitlicher Folge in der am
Schlufs folgenden Generaltabelle zusammengestellt; subjektive
Empfindungen, insbesondere Frieren und Wärmegefühl betreffend,
wurden, wo von der Versuchsperson geäufsert, in der Tabelle
wiedergegeben. Die Versuche Nr. 1—94 beziehen sich auf den
Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Bekleideten,
dann auch des Nackten; begonnen wurde mit den höheren
Temperaturen. 2 ) Die Kleidung Behr.’s war eine ähnlich leichte,
wie die Bretschn.’s; sie wog ca. 2800 g (die Bretschn.’s hatte gegen
2500 g gewogen).
Die in diesen Versuchen gemachten Erfahrungen führten
dazu, nebenher in den Versuchen Nr. 95—112 eine Prüfung des
1) Der Zuntzsche Apparat ist ausführlich beschrieben und abgebildet
u. a. in Pflügers Archiv, Bd. 55, Heft 1 u. 2.
2) Die Versuche Nr. 1—4, in welchen die Ventile nicht ganz einwand¬
frei funktionierten, sowie 5—7, in welchen sie vorzeitig ganz versagten
(platzten), wurden für die Schlufsfolgerungen aufser Betracht gelassen, ln
Versuch 8—117 arbeiteten die Ventile, deren Membran einer neuen Bezugs¬
quelle entstammte, tadellos.
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24 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
etwaigen verschiedenen Einflusses trockener und feuchter Luft
auf die Atemgröfse, wiederum im bekleideten und nackten Zu¬
stand, anzuschliefsen, und dann noch in einigen Versuchen
(Nr. 113—117), die unter und aufser dem Einflufs des Windes
ausgeatmete Luft auf Kohlensäure und Sauerstoff zu analy¬
sieren. Für die Versuche Nr. 76—112 finden sich in der Tabelle
auch Angaben über die Anzahl der Atemzüge pro Minute, so
dafs sich deren Tiefe berechnen läfst.
Die Atmungsfrequenz war durchschnittlich eine sehr hohe,
sie betrug meistens etwa 20—25 Atemzüge in der Minute in den
Normal versuchen. Dem gegenüber hatte Vierordt 1 ) an sich
selbst bekanntlich nur etwa 12 Atemzüge in der Minute gezählt,
Zuntz 2 ) nur 8—9 und Speck 3 ) sogar nur 6—7 in der Minute.
Hutchinson 4 ) freilich fand unter ca. 2000 Zählungen an
Personen, die nichts von der Zählung wufsten, die Mittelzahl
von 16—24 Respirationen in der Minute; unter 16 sank die
Frequenz der Atmung nur in sehr wenigen seiner Fälle, ebenso
betrug sie selten über 24. Auch in meinen Versuchen wufste
die Versuchsperson nichts von der Zählung ihrer Atemzüge.
Auch die Atmungsgröfsen sind in meinen Versuchen weit
höher als bei Vierordt 6 ); sie bewegten sich durchschnittlich in
den Normalversuchen von etwa 600 1 pro Stunde aufwärts, was
für'Vierordts eigene Person schon einen höchsten Grenzwert
darstellt. Wie viel zu diesen aufserordentlich hohen Zahlen die
1) Karl Vierordt, Physiologie des Atmens. Karlsruhe 1845, S. 255.
2) Pflügers Archiv für Physiologie, Bd. 46, S. 189.
3) Speck, Untersuchungen über Sauerstoffverbrauch und Kohlensflure-
ausatmung des Menschen. Cassel, 1871, S. 31.
4) Hutchinson, Artikel Thorax in Todds Cyclopaedia, IV, S. 1085.
(Citiert nach Hermanns Handbuch der Physiologie, Bd. 4, Teil 2, Abtei¬
lung: Physiologie der tierischen Wärme, bearbeitet von Rosenthal.
Leipzig, 1882, S. 198.)
5) Andere Versuchspersonen hatten, am gleichen (Zuntzscben) Re-
spirationsapparat wie Behr., auch mir niedrigere Werte ergeben, so z. B.
im Sommer 1899 Gandr. in einer noch nicht veröffentlichten Versuchsreihe,
welche auf die Beeinflussung des Gaswechsels durch die Besonnung gerichtet
war; er hatte normalerweise eine stündliche Atmungsgröfse von 290—300 1
bei einer minütlichen Frequenz von 9—10 Atemzügen. Leider stand Ver¬
suchsperson Gandr. für vorliegende Versuchsreihe nicht mehr zur Verfügung.
Digitized by t^ooQle
Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
25
Atemarbeit durch die Ventile, und (sicherlich mehr) auch die
Eigenart der Versuchsperson beigetragen hat, mag dahingestellt
bleiben; die Beweiskraft der Parallelversuche wird dadurch, wie
erwähnt, nicht berührt.
Einen bequemeren Überblick über die hauptsächlichsten
Versuchsresultate, als ihn die chronologisch geordnete General¬
tabelle mit ihren Einzelnachweisen bieten kann, gibt die nach¬
stehende Zusammenfassung zu Mittelwerten, welche nach fallen¬
den Temperaturen geordnet sind.
I. Vergleich von Wind mit Windstille,
a) Versuche in Kleidung.
»Bekleidet mit Wind« verglichen mit: »Bekleidet ohne Wind«.
1. Nr. 12 und Nr. 13 Bekeidet ohne Wind,
Nr. 11 und Nr. 14 Bekleidet mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 12 und 13 (39,1°) = 701,3 1,
aus Nr. 11 und 14 (38,7°) = 738,2 1.
Bei ca. 40° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
105 Bekleidet mit Wind.
Mit Wind war dabei die Belästigung durch Schweifs kaum wesentlich
geringer als ohne Wind.
2. Nr. 9 und Nr. 33 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 8, 10 und 34 Bekleidet mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 9 und 33 (35,5°) = 716,3 1,
aus Nr. 8, 10 und 34 (35,9°) = 761,6 1.
Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
106 Bekleidet mit Wind.
Mit Wind ergab sich viel weniger Schweifs als ohne Wind.
3. Nr. 22 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 23 Bekleidet mit Wind.
Atmungsgröfse aus Nr. 22 (Temperatur 30,3°) = 612,9 1,
aus Nr. 23 (Temperatur 30,4°) = 674,4 1.
Bei ca. 30° sind daher die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
110 Bekleidet mit Wind.
Mit Wind trat kein Schw ? eifs auf, auch ohne Wind keiner; jedoch
wurde Wind angenehmer als Windstille empfunden.
4. Nr. 26 und Nr. 28 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 27 und Nr. 29 Bekleidet mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 26 und 28 (24,1°) = 691,5 1,
aus Nr. 27 und 29 (24,1 °) = 684,5 1.
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26 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Bei ca. 24° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
99 Bekleidet mit Wind.
Wind und Windstille wurden dabei ohne wesentlichen Unterschied
ertragen. Mit Wind war es vielleicht ein wenig kühler, jedoch kam es
nie zu Gänsehaut, und »Ohne Wind« wurde wohl ein wenig angenehmer
empfunden.
5. Nr. 24 und 30 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 25 und 31 Bekleidet mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 24 und 30 (22,3°) = 649,4 1,
aus Nr. 25 und 31 (22,2°) = 736,2 1.
Bei ca. 22° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
113 Bekleidet mit Wind.
Ohne Wind war es angenehm warm; mit Wind dagegen kalt, es trat
Gänsehaut auf.
6. Nr. 18, 54, 56, 68, 70, 103, 104 Bekleidet ohne Wind, *
Nr. 19, 57, 58, 71, 73, 104, 113 Bekleidet mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfsen aus 18, 54, 56, 68, 70, 103, 104 (20,0°) = 691,5 1,
aus 19, 57, 58, 71, 73, 104, 113 (20,0°) = 764,1 1.
Bei 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
111 Bekleidet mit Wind.
Ohne Wind war es angenehm warm, mit Wind trat dagegen häufig
Gänsehaut auf.
7. Nr. 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 Bekleidet mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfsen:
Aus 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 (15,5°) = 732,5 1,
aus 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 (15,7°) = 959,2 1.
Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
131 Bekleidet mit Wind.
Ohne Wind machte sich keine Kälteempfindung bemerkbar; mit Wind
zuweilen stark gefroren (Gänsehaut, Zittern, Schütteln).
b) Versuche ohne Kleidung.
»Nackt mit Wind« verglichen mit: »Nackt ohne Wind«.
8. Nr. 37 und Nr. 39 Nackt ohne Wind,
Nr. 38 und Nr. 40 Nackt mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 37 und 39 (39,8°) = 687,0 1,
aus Nr. 38 und 40 (40,0°) 835,8 1.
Bei ca. 40° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Nackt ohne Wind,
122 Nackt mit Wind.
Wind war angenehmer als Windstille. Ohne Wind zeigte sich sehr
viel mehr Schweifs als mit Wind.
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
27
9. Nr. 31a und Nr. 35 Nackt ohne Wind,
Nr. 32 und Nr. 36 Nackt mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 31a und 35 (35,2°) = 661,5 1,
aus Nr. 32 und 36 (36,0°) = 734,4 1.
Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Nackt ohne Wind,
111 Nackt mit Wind.
Wind war angenehmer als Windstille. Ohne Wind zeigte sich etwas
Schweifs, mit Wind kein Schweifs.
10. Nr. 41 und Nr. 43 Nackt ohne Wind,
Nr. 42 und Nr. 44 Nackt mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfsen aus Nr. 41 und 43 (30,0°) = 704,0 1,
aus Nr. 42 und 44 (30,7 °) = 731,4 1.
Bei ca. 30° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Nackt ohne Wind,
104 Nackt mit Wind.
Ohne Wind war es wohl etwas warm, aber es trat kein Schweifs auf.
Jedenfalls waren in diesen Versuchen Wind und Windstille ohne wesent¬
lichen Unterschied für die Empfindung.
11. Nr. 67 und Nr. 69 Nackt ohne Wind,
Nr. 72 und Nr. 74 Nackt mit Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 67 und 69 (19,8°) = 595,2 1,
aus Nr. 72 und 74 (19,9°) = 894,0 1.
Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Nackt ohne Wind,
150 Nackt mit Wind.
Windstille war hier weit angenehmer als Wind. Mit Wind war es sehr
kalt, Zittern und Schütteln machte sich bemerkbar, die Haut verfärbte
sich stellenweise cyanotisch u. s. w.; ohne Wind war es nicht zu kalt.
II. Vergleich von Nackt mit Bekleidet,
a) Versuche ohne Wind.
»Nackt ohne Wind« verglichen mit: »Bekleidet ohne Wind«.
12. Nr. 46 und Nr. 48 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 45 und Nr. 47 Nackt ohne Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 46 und 48 (34,5°) = 692,3 1,
aus Nr. 45 und 47 (34,5°) = 692,6 1.
Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
100 Nackt ohne Wind.
Bekleidet wie nackt machte sich sehr wenig Schweifs bemerkbar.
13. Nr. 50 und Nr. 52 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 49 und Nr. 51 Nackt ohne Wind.
Mittlere Atmungsgröfse aus Nr. 50 und 52 (25,5°) = 681,8 1,
aus Nr. 49 und 51 (25,5°) = 677,3 1.
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28 über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Bei ca. 25° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
99 Nackt ohne Wind.
Bekleidet wie nackt machte sich keine Kälteempfindung bemerkbar.
14. Nr. 54, 56, 68, 70 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 53, 55, 67, 69 Nackt ohne Wind.
Atmungsgröfse aus Nr. 54, 56, 68, 70 (20,1°) = 626,7 1,
aus Nr. 53, 55, 67, 69 (20,0°) = 614,9 1
Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
98 Nackt ohne Wind.
Bekleidet keine Kälteempfindung. Nackt etwas kühl, doch nicht eigent¬
lich gefroren (keine Gänsehaut).
15. Nr. 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 83, 85, 108, 111 Nackt ohne Wind.
Mittlere Atmungsgröfsen:
aus Nr. 60, 62, 63, 76, 78, 84, 86, 107, 110 (15,5°) = 732,5 1,
aus Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 83, 85, 108, 111 (15,5°) = 796,3 1.
Bei ca. 15 0 sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
109 NacktohneWind.
Bekleidet keine Kälteempfindung. Nackt etwas gefroren (zuweilen
Gänsehaut).
16. Nr. 89, 91, 93 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 90 und 94 Nackt ohne Wind.
Mittlere Atmungsgröfsen aus Nr. 89, 91, 93 (12,4°) = 910,1 1,
aus Nr. 90 und 94 (12,2°) = 1146,5 1.
Bei ca. 12° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ.
100 Bekleidet ohne Wind,
126 Nackt ohne Wind.
Bekleidet keine oder nur sehr geringe Kälteempfindung. Nackt stark
gefroren (Zittern, Schütteln).
b) Versuche mit Wind.
»Nackt mit Wind« verglichen mit: »Bekleidet mit Wind«.
17. Nr. 34 Bekleidet mit Wind,
Nr. 32 und 36 Nackt mit Wind
Atmungsgröfse aus Nr. 34 (35,6°) = 725,4 1,
aus Nr. 32 und 36 (36,0°) = 734,4 1.
Bei ca. 35° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet mit Wind,
101 Nackt mit Wind.
Nackt machte sich kein Schweifs bemerkbar, und auch bekleidet nicht.
Er war für die Empfindung unterschiedslos nicht zu warm.
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18. Nr. 71 und 73 Bekleidet mit Wind,
Nr. 72 Nackt mit Wind.
Atmungsgröfse aus Nr. 71 und 73 (19,8°) = 674,9 1,
aus Nr. 72 (20,4®) = 759,0 1.
Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet mit Wind,
112 Nackt mit Wind.
Nackt war es sehr kalt (Zittern und Schütteln stellte sich ein), be¬
kleidet etwas kalt (zuweilen zeigte sich Gänsehaut).
e) »Nackt ohne Wind« verglichen mit: »Bekleidet mit Wind«.
19. Nr. 34 Bekleidet mit Wind,
Nr. 35 Nackt ohne Wind.
Atmungsgröfse aus Nr. 34 (Temp. 35,6 °) = 725,4 1,
aus Nr. 35 (Terap. 36,3°) = 639,0 1.
Bei ca. 85° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet mit Wind,
88 Nackt ohne Wind.
Nackt ohne Wind wurde mehr geschwitzt, als bekleidet mit Wind.
20. Nr. 57, 58, 71, 73 Bekleidet mit Wind,
Nr. 53, 55, 67, 69 Nackt ohne Wind.
Mittlere Atmungsgröfsen aus Nr. 57, 58, 71, 73 (20,0°) = 687,2 1,
aus Nr. 53, 55, 67, 69 (20,0°) = 619,9 1.
Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet mit Wind,
92 Nackt ohne Wind.
Nackt ohne Wind war es w'eniger empfindsam kalt, als bekleidet mit
Wind.
21. Nr. 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 Bekleidet mit Wind,
Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 87, 90, 108, 111 Nackt ohne Wind.
Mittlere Atmungsgröfsen:
aus Nr. 65, 66, 79, 80, 81, 82, 88, 109, 112 (15,7°) = 959,2 1,
aus Nr. 59, 61, 64, 75, 77, 87, 90, 108, 111 (15,0°) = 866,3 1.
Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet mit Wind,
90 Nackt ohne Wind.
Nackt ohne Wind etwas gefroren (zuweilen Gänsehaut); bekleidet mit
Wind zuweilen stark gefroren (Zittern und Schütteln).
d) »Nackt mit Wind« verglichen mit: »Bekleidet ohne Wind«.
22. Nr. 115 und 116 Bekleidet ohne Wind,
Nr. 117 Nackt mit Wind.
Atmungsgröfse aus Nr. 115 und 116 (15,2°) = 827,1 1,
aus Nr. 117 (16,2°) = 1009,5 1.
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30 Über den Einfiufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Bei ca. lo° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind,
122 Nackt mit Wind.
Bekleidet keine Kälteempfindung. Nackt stark gefroren (Zittern uud
Schütteln stellte sich ein).
III. Vergleich von Feuchter Luft mit Trockener Luft.
a) Versuohe ohne Wind.
23. Nr. 103 Bekleidet ohne Wind in trockener Luft, 20,6° und 24 %,
Nr. 105 Bekleidet ohne Wind in feuchter Luft, 10,2° und 68%.
Atmungsgröfse aus Nr. 103 (24°/ 0 r. F.) = 764,4 1,
aus Nr. 105 (68% r. F.) = 904,8 1.
Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet ohne Wind in trockener Luft,
118 Bekleidet ohne Wind in feuchter Luft.
Zwischen trockener und feuchter Luft keinen Unterschied im Wärme¬
gefühl wahrgenommen. In feuchter Luft war die Atmungsfrequenz höher
(28 gegen 23—25).
24. Nr. 108 Nackt ohne Wind in trockener Luft, 15,9° und 34%,
Nr. 111 Nackt ohne Wind in feuchter Luft, 16,3° und 79%.
Atmungsgröfse aus Nr. 108 (34 % r. F.) = 859,5 1,
aus Nr. 111 (79% r. F.) = 987,0 1.
Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Nackt ohne Wind in trockener Luft,
115 Nackt ohne Wind in feuchter Luft.
Feuchte Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs-
frequenz niedriger (16—20 gegen 22—26).
b) Versuche mit Wind.
25. Nr. 104 Bekleidet mit Wind in trockener Luft, 20,1° und 26%,
Nr. 106 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft, 20,5° und 70%.
Atmungsgröfse aus Nr. 104 (26% r. F.) = 854,4 1,
aus Nr. 106 (70% r. F.) = 897,6 1.
Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet mit Wind in trockener Luft,
105 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft.
Trockene Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs¬
frequenz höher (29 gegen 25—27).
26. Nr. 109 Bekleidet mit Wind in trockener Luft, 15,6° und 34%,
Nr. 112 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft, 16,4° und 82%.
Atmungsgröfse aus Nr. 109 (34% r. F.) = 861,9 1,
aus Nr. 112 (82% r. F.) = 1038,6 1.
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
31
Bei ca. 15° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Bekleidet mit Wind in trockener Luft,
120 Bekleidet mit Wind in feuchter Luft.
Feuchte Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs¬
frequenz höher (24—25 gegen 22).
27. Nr. 95 und 96 Nackt mit Wind in trockener Luft, 25,2° und 32%,
Nr. 97 und 98 Nackt mit Wind in feuchter Luft, 24,7° und 76°/o.
Atmungsgröfse aus Nr. 95 und 96 (32 °/ 0 ) = 975,9 1,
aus Nr. 97 und 98 (76%) = 1049,9 1.
Bei ca. 25° waren demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Nackt mit Wind in trockener Luft,
108 Nackt mit Wind in feuchter Luft.
Feuchte Luft vielleicht als kälter empfunden. In feuchter Luft war
die Atmungsfrequenz niedriger (19—25 gegen 21—28).
28. Nr. 99 und 100 Nackt mit Wind in trockener Luft, 20,3° und 34%,
Nr. 101 und 102 Nackt mit Wind in feuchter Luft, 20,6° und 84%.
Atmungsgröfse aus Nr. 99 und 100 (34%) = 1011,2 1,
aus Nr. 101 und 102 (84%) = 1077,6 1.
Bei ca. 20° sind demnach die Atmungsgröfsen relativ:
100 Nackt mit Wind in trockener Luft,
107 Nackt mit Wind in feuchter Luft.
Feuchte Luft als kälter empfunden. In feuchter Luft war die Atmungs¬
frequenz niedriger (13—19 gegen 22—26).
In Kürze zusammengefafst, geht aus der vorstehenden Zu¬
sammenstellung im wesentlichen das Folgende hervor:
Erstens. Bezogen auf »Bekleidet ohne Wind« = 100, betrug
die Atmungsgröfse für »Bekleidet mit Wind«:
1. Bei 40° 105. Mit Wind kaum weniger Schweifs als ohne Wind.
2. » 35° 106. Mit Wind viel weniger Schweifs als ohne Wind.
3. > 30° 110. Mit, auch ohne Wind kein Schweifs. Angenehmer mit
Wind.
4. » 24 0 99. Unterschiedslos nicht zu kalt.
5. » 22° 113. Ohne Wind angenehmer. Mit Wind kalt (Gänsehaut).
6. » 20° 111. Ohne Wind angenehmer. Mit Wind kalt (Gänsehaut).
7. > 15° 131. Mit Wind zuweilen sehr kalt (Zittern und Schütteln);
ohne Wind nicht zu kalt.
Zweitens. Bezogen auf »Nackt ohne Wind« = 100, betrug die
Atmungsgröfse für »Nackt mit Wind«:
8. Bei 40° 122.
9. » 36° 111.
10. » 30° 104.
11. » 20° 150.
Mit Wind sehr viel weniger Schweifs als ohne Wind.
Mit Wind kein Schweifs, ohne Wind etwas Schweifs.
Unterschiedslos nicht zu warm.
Mit Wind sehr kalt (Zittern und Schütteln); ohne Wind
nicht zu kalt, höchstens etwas kühl.
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32 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Drittens. Bezogen auf »Bekleidet ohne Wind« = 100, betrug
die Atmungsgröfse für »Nackt ohne Wind«:
12. Bei 35° 100. Nackt, auch bekleidet nur wenig Schweifs.
13. > 25° 99. Unterschiedslos nicht zu kalt.
14. > 20° 98. Nackt etwas kühl, doch keine Gänsehaut.
15. » 15° 109. Nackt kalt, zuweilen Gänsehaut.
16. > 12° 126. Nackt sehr kalt (Zittern und Schütteln); bekleidet nicht
zu kalt.
Viertens. Bezogen auf »Bekleidet mit Wind« = 100, betrug
die Atmungsgröfse für »Nackt mit Wind«:
17. Bei 35° 101. Unterschiedslos nicht zu warm.
18. » 20° 112. Nackt sehr kalt (Zittern und Schütteln); bekleidet etwas
kalt (zuweilen Gänsehaut).
Fünftens. Bezogen auf »Bekleidet mit Wind« =100, betrug die
Atmungsgröfse für »Nackt ohne Wind«:
19. Bei 35° 88. Nackt ohne Wind mehr Schweifs als Bekleidet mit.
20. » 20° 92. Nackt ohne Wind weniger kalt als Bekleidet mit.
21. » 15° 90. Bekleidet mit Wind sehr kalt (Zittern und Schütteln);
nackt ohne Wind weniger kalt (höchstens Gänsehaut).
Sechstens. Bezogen auf »Bekleidet ohne Wind« = 100, betrug
die Atmungsgröfse für »Nackt mit Wind«:
22. Bei 15° 122. Nackt mit Wind sehr kalt (Zittern und Schütteln); be¬
kleidet ohne Wind nicht zu kalt.
Aus dieser Übersicht ergibt sich als Hauptresultat, dafs die
Atmungsgröfse durch den Wind unter Umständen (für gewöhn¬
lich) gar nicht, in gewissen Fällen aber wesentlich beeinflufst,
dann aber niemals herabgesetzt, sondern stets gesteigert wird.
Diese Feststellung war nicht sicher vorauszusehen; bekanntlich
hat man ja in sehr starkem, entgegenblasenden Wind die Em¬
pfindung, als ob einem »der Atem ausginge.«
Betrachtet man zunächst die Wirkung des Windes auf den
Nackten (s. oben unter 8.—11.), so werden dabei etwaige gesetz-
mäfsige Abweichungen vom Normalzustand (Windstille) unge¬
trübter, als am Bekleideten erkennbar sein. Es zeigt sich:
Erstens: Der Wind hat keinen Einflufs, auf die Atmungs¬
gröfse, wo er die Wärme- und Kälte-Em pfi ndung nicht be¬
einflufst. So waren bei 30° (nackt) die Atmungsgröfsen in
Wind und Windstille kaum verschieden und einige Grade tiefer
vermutlich ganz die gleichen.
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
33
Zweitens: Der Wind steigert die Atmungsgröfse, falls er
die Wärme- und Kälte-Empfindung beeinflufst; die
Atmungsgröfse ist besonders bei sehr hohen und sehr niedrigen
Temperaturen durch den Wind gesteigert. Bei 35° z. B. wurde
bewegte Luft (nackt) angenehmer als Windstille empfunden;
in ruhender Luft trat Schweifs auf, im Wind nicht; die Atmungs-
gröfsen in Windstille und Wind verhielten sich wie 100:111.
Ebenfalls erwies sich bei 40° (nackt) der Wind weit angenehmer
als Windstille, wobei die Belästigung durch massenhaften Schweifs
sehr viel gröfser als im Wind war; die Atinungsgröfsen ver¬
hielten sich wie 100 : 122. 1 ) Hingegen war selbstverständlich
bei 20° (nackt) Windstille angenehmer als Wind; im Wind war
es sehr kalt, unwillkürliche Muskelkontraktionen und Zuckungen
äufserten sich als Zittern und Schütteln, bei Windstille aber
war es nicht wesentlich zu kalt, höchstens etwas kühl; die Atmungs-
gröfsen in Windstille und Wind verhielten sich wielOO : 150. 2 )
Prinzipiell auf das nämliche Ergebnis führt eine Betrachtung
der Versuche am Bekleideten (s. oben unter 1.—7.). Bei 25°
war kein Unterschied in der Wärme-Empfindung wahrzunehmen,
einerlei, ob die Luft bewegt oder unbewegt war; auch kein
Unterschied in den Atmungsgröfsen stellte sich heraus. Bei
30—40° wurde bewegte Luft leichter als unbewegte ertragen;
die Atmungsgröfsen in Windstille und Wind verhielten sich
maximal bei 30° wie 100 : 110 3 ) — last in genau gleicher Weise
1) 100:122, oder absolut 687,0 : 835,8. Der Wärmeverlust durch Wasser-
verdampfung aus Atmung betrug: Im ersteren Falle (40°, Windstille, Nackt)
= 11,6 Kal. aus 19,3 g H,0; im letzteren Falle (40°, Wind, Nackt) = 14,1 Kal.
aus 23,5 g H s O pro Stunde. (Pro cbm eingeatmet 16,6, ausgeatmet 44,7 g H,0;
28.1 X 0,8358 = 23,5 g H a O/St.; 0,6 X 23,5 = 14,1 Kal./St.)
2) 100 : 150, oder absolut 595,2 : 894,0. Der Wärme Verlust aus Atmung
betrug: Im ersteren Falle (20°, Windstille, Nackt) = 16,1 Kal./St., wovon
13.1 Kal. auf 21,8 g Wasserverdampfung und 3,0 Kal./St. auf Erwärmung der
Atmungsluft trafen; im letzteren Falle (20°, Wind, Nackt) = 24,3 Kal./St.,
wovon 19,7 Kal. auf 32,8 g Wasserverdampfung und 4,6 Kal./St. auf Erwär¬
mung der Atmungsluft trafen. (1 cbm Luft von 20° auf 37° = 17 X 0,3
= 5,1 Kal.; 0,894 X 5,1 = 4,6 Kal./St.)
3) 100 : 110, oder absolut 612,9 : 674,4. Der Wärmeverlust aus Atmung
betrug: Im ersteren Falle (30°, Windstille, Bekleidet) gesamt 15,1 Kal./St.
= 1,4 Kal. aus 0,6129 cbm Lufterwärmung von 30° auf 37,5°, -)- 13,7 Kal. aus
Archiv für HyKiene. Bd. XUII. 3
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34 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
auch beim Sinken der Temperatur auf 20°, was bereits leichtere
Kältesymptome (Gänsehaut) nach sich zog, jedoch nur bei Auf¬
enthalt im Wind. Bei 15° war es im Wind bitter kalt, die Ver¬
suchsperson zitterte, während es bei der gleichen Temperatur in
unbewegter Luft nicht zu kalt war; die Atmungsgröfsen in Wind¬
stille und Wind verhielten sich wie 100 : 131. 1 )
Ebenso wird ganz allgemein, sobald es infolge irgend welcher
physikalischer Zustände zu Muskelkontraktionen in ausgedehn¬
terem Mafse kommt, eine Steigerung der Atmungsgröfse zu er¬
warten sein.
Die Atmungsgröfsen des Bekleideten und des Nackten in
ruhender Luft (s. oben unter 12.—16.), verhielten sich bei 15°
wie 100: 109; dem Bekleideten war es bei 15°, wie soeben er¬
wähnt, nicht zu kalt, aber beim Nackten stellten sich nicht
selten jene »Gänsehaut* benannten spastischen Kontraktionen
der Musculi arrectores pili im Gebiet gröfserer Hautbezirke ein.
Und als bei 12° den Bekleideten immer noch keine Gänsehaut
überlief, beim Nackten sich jedoch ein starkes Frieren durch
Kontraktionen der grofsen Arm- und Bein-, auch der Kaumuskeln
äufserte, stieg das gleiche Verhältnis auf 100 : 126. Aber die
Atmungsgröfsen im bekleideten und nackten Zustand waren
ganz die gleichen (annähernd 100 : 100) bei 20° und höher,
soweit nach Lage der Versuchsbedingungen keine Überwärmung
drohte.
Dafs von einem Ablegen der Kleidung in ruhender (Zimmer-)
Luft wesentlich weniger Effekt zu erwarten ist, als von einem
Aufsuchen bewegter Luft (8 m/Sek.) in Kleidung, wird durch
22,8 g Wasserverdampfung; im letzteren Falle (30°, Wind, Bekleidet) gesamt
16.6 Kal./St. = 1,5 Kal. aus 0,6744 cbm Lufterwärmung -f- 15,1 Kal. aus 25,1 g
Wasserverdampfung.
1) 100 : 131, oder absolut 732,5 : 959,2. Der Wärmeverlust aus Atmung
betrug: Im ersteren Falle (15°, Windstille, Bekleidet) gesamt 20,0 Kal./St.
= 4,6 Kal. aus 0,7325 cbm Lufterwärmung von 15° auf 36°, 4 15,4 Kal. aus
25.6 g Wasserverdampfung; im letzteren Falle (15°, Wind, Bekleidet) gesamt
26,2 Kal./St. = 6,0 Kal. aus 0,9592 cbm Lufterwärmung -f- 20,2 Kal. aus 33,6 g
Wasserverdampfung (Pro cbm g H 2 0 maximal: 41,4 bei 36° und 12,8 bei 15°;
da Einatemluft rund 50°/o r. F., so abgegeben 41,4 — (12,8 : 2) = 35,0 g H,0/cbm;
0,7325 X 35,0 = 25,6 g H 2 0/St.; 0,6 X ‘25,6 = 15,4 Kal./St.)
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
35
mehrere Versuchsmittel dargethan (s. oben unter 19.—21.). Das
Atmungsbedürfnis des Nackten war unter solchen Umständen um
rund 10°/ 0 gegen den Luftbedarf des Bekleideten vermindert.
Die Atmungsgröfsen des »Nackten ohne Wind« und des
»Bekleideten mit Wind« verhielten sich:
Bei 35°, wie 88 : 100, der Nackte schwitzte mehr;
» 20°, » 92 : 100, » » fror weniger;
» 15°, » 90: 100, » » fror viel weniger.
Der Aufenthalt in bewegter Luft veranlafste begreiflicher¬
weise den Nackten zu einer, in höherem Mafse gesteigerten
Atmung, als den Bekleideten (s. oben unter 17.—18.). Die
Atmungsgröfsen des »Bekleideten mit Wind« und »Nackten mit
Wind« verhielten sich bei 20° wie 100 : 112; der Nackte zitterte
und schüttelte sich vor Frost, während der Bekleidete nur von
Gänsehaut befallen wurde.
Bei 15° vollends fror der Nackte im Wind natürlich noch
erheblich stärker als bei 20°. Da hiermit das Verhalten des
Bekleideten in nicht bewegter Luft verglichen wurde (s. oben
unter 22.), erwies sich die Atemgröfse des Nackten im Verhältnis
von 100 : 122 gesteigert, oder absolut von 827,1 auf 1009,5.
Hierbei ergab sich das Folgende aus der Analyse der Ausatmungs¬
luft (s. Generaltabelle unter Nr. 115—117):
Der Nackte lieferte im Wind 57,3 g C0 2 stündlich, seine
Sauerstoffaufnahme betrug 51,9 g stündlich, der respiratorische
Quotient war 0,81. Der Bekleidete lieferte bei Windstille nur
31,6 g C0 2 stündlich, nahm nur 26,6 g Sauerstoff auf, und der
respiratorische Quotient stellte sich auf 0,86. Durch das Ab¬
legen der Kleidung und Einschalten des Windes wurde also
relativ die Kohlensäurebildung von 100 auf 181, die Sauerstoff¬
aufnahme von 100 auf 195 gesteigert und der respiratorische
Quotient bewegte sich von 0,86 auf 0,81.
Zum Vergleich hiermit sind in der folgenden kleinen Tabelle
die entsprechenden Beobachtungsresultate von Versuchen, die
Zuntz mit Hilfe A. Loewys 1 ) an sich selbst in protrahierten
1) A. Loewy in Pflügers Archiv, Bd. 46, S. 180—014
3 *
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36' Über den Einflurs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
kalten Bädern angestellt hat, wiedergegeben. Die Zahlen wurden
auf die gleichen Einheiten wie oben umgerechnet; im Original
sind die Einzelresultate, aus welchen hier (unter I, II, III) Mittel¬
werte gebildet sind, in ccm pro Minute sowohl für die Atmungs-
gröfse wie für die Kohlensäurebildung und die Sauerstoffauf¬
nahme angegeben.
Atmungs- j Atmungs- 1 Gramm/St.
Empfindung j Gröfse, j Frequenz
0 ,
Liter/St. I| pro Min. I CO,
Behaglich warm ||
(anfangs heifs)
Kaltes Bad || Etwas kühl,
|| aber kein Zittern
Sehr kalt; j|
protrahiert |j Zittern der Arme, |.
II Oberschenkel, ,
'Kaumuskeln u.s.w
III | Kaltes Bad
307
267
740
8-9
8-9
7—9
21,7
19,2
1 Resp.
;; Quot.
21,1 ; 0,76
5
21,4 i| 0,66
35,8 j 37,3 0,70
In I handelte es sich um Versuche während eines einstün-
digen Aufenthaltes in Wasser von 36°; in II um Versuche nach
viertelstündigem, unmittelbar an das warme Bad angeschlossenen
Aufenthalt in Wasser von 25°; in III um Versuche nach einem,
1—1 */ 4 Stunden weiter fortgesetzten Aufenthalt in dem Wasser
von 25°. Beim Einsteigen in das warme Bad wurde Wärme
empfunden, beim Darinsitzen Hitze, die jedoch sofort einem be¬
haglichen Wärmegefühl wich. Im kalten Bad war ein unan¬
genehmes Kältegefühl die erste Empfindung, die schnell vorüber¬
ging und schon nach 6 Minuten einem Gefühl behaglicher Kühle
Platz gemacht hatte. Erst 20 Minuten nach dem Einsteigen
machte sich eine leichte Steifigkeit in den Kiefern u. s. w. be¬
merkbar, auch Zitterneigung stellte sich allmählich ein, doch erst
nach 1 Stunde etwa war das Zittern nicht mehr unterdrückbar.
Durch die Fortsetzung des kalten Bades bis zum Auftreten
unwillkürlicher Muskelkontraktionen wurden also gesteigert:
Atmungsgröfse . . von 267 auf 740 (= 100 : 277)
Kohlensäurebildung » 19,2 » 35,8 (= 100:186)
Sauerstoffverbrauch » 21,4 > 37,3 (= 100:174).
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
37
Demnach waren Kohlensäurebildung und Sauerstoffverbrauch
durch Entkleiden -f- Wind fast genau ebenso, wie durch das
protrahierte kalte Bad beeinflufst worden.
Es mag nebenher von Interesse sein, die normale Kohlen-
sfturebildung meiner Versuchsperson in den vorerwähnten Ver¬
suchen (Nr. 116 u. 117) mit einigen anderen Normalbefunden
zusammenzustellen.
An Kohlensäure produzierten pro Stunde:
37,3 g C0 2 (= ca. 18,6 1) Speck in neueren Versuchen 1 )
31.6 » C0 2 (= * 15,8 1) Versuchsperson Behr. bei 15 02 )
24,1 » C0 2 (= > 12,01) Versuchsperson Bretschn. bei 15—20° 3 )
21.7 > C0 2 (= » 10,8 1) Professor Zuntz bei 16 0 4 ).
Hierbei hängt der etw T as hohe C0 2 -Wert meiner neuerlichen
Versuchsperson (Behr.) offenbar mit deren aufsergewöhnlich starkem
Lungenluftwechsel zusammen. Dafs verminderter Luftwechsel im
allgemeinen eine Abnahme der absoluten Kohlensäureausscheidung
bedingt, ist ja durch die Versuche von Vierordt, Becher
u. a. seit lange bekannt.
Was nun die Einwirkung des Windes auf die Kohlensäure¬
bildung des Bekleideten betrifft, die naturgemäfs geringer aus-
fallen mufs, so kann diese Frage nach meinen früheren Versuchen
als erledigt gelten. Darnach steht beispielsweise bei 15—20°
(siehe Tabelle auf Seiten 22) eine Mehrbildung von etwa 20 °/ 0
C0 2 auf Rechnung der bewegten Luft in Aussicht. Aber ich
habe doch die Gelegenheit benutzt, um nach der Zuntz sehen
Methode, zumal hiernach auch der Sauerstoffverbrauch mit Sicher¬
heit zu ermitteln war, eine Wiederholung anzuschliefsen.
1) Carl Speck, Arch. f. wiss. Heilk. III, S. 318 (342). Citiert nach
Hermanns Handbuch der Physiologie, Bd. 4, Teil II, bearbeitet von Zuntz
(S. 114). Es handelt sich um normale Versuche.
2) Behr. Körpergewicht 61 kg. Die Versuche fanden mehrere Stunden
nach dem Frühstück statt. Die Versuchsperson sitzt auf Stuhl.
3) Bretschn. Körpergewicht 57 kg. Die Versuche fanden ebenfalls einige
Stunden nach dem Frühstück statt. Die Versuchsperson sitzt auf Stuhl.
4) Körpergewicht 66 kg Versuche im Liegen auf Ledersopha.
21,7 g CO, ist hier das Mittel aus sieben Vormittagsversuchen (war auch
oben das Mittel aus mehreren Badeversuchen) Berechnet nach Angaben
Loewyg a.a. O.
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38 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Versuch 113 (Bekleidet mit Wind) hatte für 18° eine Atmungs¬
gröfse von 1070,1 ergeben, Versuch 114 (Bekleidet ohne Wind)
eine solche von 943,8, die Atmungsgröfse war durch den Wind
also im Verhältnis von 100: 113 erhöht worden. Die C0 2 -Bildung
betrug ohne Wind 36,9 g/St., mit Wind 44,0 g/St.; die Sauerstoff¬
aufnahme ohne Wind 31,0 g/St., mit Wind 37,4 g/St. Durch den
Wind erhöhten sich also die Kohlensäurebildung im Verhältnis
von 100: 119,2 und der Sauerstoffverbrauch fast ebenso, näm¬
lich wie 100 : 120,6; infolge dieses Parallelgehens veränderte sich
der respiratorische Quotient unter dem Einflufs des Windes
so gut wie gar nicht: er betrug 0,87 ohne Wind und 0,86 mit
Wind.
Der neuerliche Nachweis einer, unter dem Einflufs des Windes
von 8 m Geschwindigkeit, um rund 20°/ 0 gesteigerten Kohlen¬
säurebildung deckt sich somit vollkommen mit meiner früheren,
auf Respirationsversuche an Pettenkofers Apparat gestützten
Angabe.
Aus allem dem ist ersichtlich, dafs es sich in den Fällen,
wo eine unter dem Einflufs des Windes gesteigerte Atmungs¬
gröfse auf ein gesteigertes Kältegefühl, welches mit, wenn auch
geringgradigen Muskelkontraktionen (Cutis anserina) verbunden
ist, zurückgeführt werden mufs, keineswegs um eine blofse Steige¬
rung der Lungenventilation, sondern gleichzeitig um eine lebhafte
Anfachung der Stoffzersetzung handelt.
Wir haben aber oben gesehen, dafs auch bei hoher Luft¬
temperatur unter dem Einflufs des Windes die Atmungsgröfse
steigt. Und es fragt sich, wie die Erhöhung der Atmungsgröfse
hier zu erklären sei.
Es kann zunächst keinem Zweifel unterliegen, dafs bei den
hier in Betracht kommenden höheren Temperaturen unter dem
Einflufs des Windes keine wesentlich vermehrte Kohlensäure¬
bildung erfolgt. Ein vermehrter Sauerstoffbedarf besteht also
kaum. Bei 25—30°, und auch bei 30—35°, hatte die Versuchs¬
person Bretschn. sogar entschieden weniger Kohlensäure im
Wind gebildet (siehe Tabelle S. 22) und erst gegen 40° war eine
geringfügige Erhöhung der Kohlensäurebildung eingetreten. Aber
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
39
schon bei 30° Bekleidet, und entsprechend bei 35° Nackt, zeigte
sich in den vorliegenden Versuchen die Atmungsgröfse bei Aufent¬
halt in bewegter Luft wesentlich gesteigert (100 : 110, bezw.
100 : 111 ).
Sicherlich wird daher durch die Steigerung der Atmungs¬
gröfse im Wind bei höheren Temperaturen nichts weiter als eine,
physiologisch nicht weiter bedeutsame Erhöhung der Lungen¬
ventilation bewirkt; ihr Zustandekommen dürfte als ein reflek¬
torischer Vorgang, welcher durch die Abkühlung der Haut ver-
anlafst wird, zu deuten sein. Man kann diesen gesteigerten
Luftwechsel immerhin auch vom wärmephysiologischen Stand¬
punkt als eine Art Hilfsaktion des Körpers, untergeordneter Art
freilich, auffassen, welche principiell, insbesondere durch gesteigerte
Verdampfung aus Atmung, einer Entwärmung Vorschub leistet,
wo Überwärmung in Aussicht steht. Vom hygienischen Stand¬
punkt ist zudem jedes Mittel, wodurch, zumal bei höherer Tempe¬
ratur, eine Erhöhung der Lungenventilation herbeigeführt wird,
aus dem Grunde als eine zweckdienliche Einrichtung anzusehen,
weil sich in der besser gelüfteten Lunge weniger leicht Infektions¬
keime, insbesondere auch der Tuberkelbacillus, festsetzen werden.
Ferner kommt vielleicht therapeutisch in Betracht, dafs eine ver¬
mehrte Lungenventilation bei chronischen Herzkrankheiten eine
günstige Wirkung verspricht. Winternitz sah in Kohlensäure¬
bädern die Atmungsgröfse um ungefähr 20 °/ 0 (300 : 360) ansteigen,
wobei ebenfalls keine erhebliche Oxydationssteigerung eintrat 1 ),
meint jedoch gleichwohl in dieser Hinsicht: Die Vermehrung der
Atemgröfse im Kohlensäurebad, die im wesentlichen durch Zu¬
nahme der Atemtiefe erfolgt, kann nicht ohne Einflufs sein auf
die Cirkulationsverhältnisse der intrathorakalen Gefäfse, vor allem
der Venen, und zwar insbesondere auf den inspiratorischen Zu-
flufs des venösen Blutes zum Herzen und die Gröfse der Diastole.
1) Hugo Winternitz, Über die Wirkung verschiedener Bäder (Sand¬
bäder, Solbäder, Kohlensäurebäder u. s. w.) insbesondere auf den Gaswechsel.
Habilitationsschrift, Halle 1902, S. 23 und 31. — Tn den Kohlensäurebädern
war die ausgeatmete Kohlensäuremenge in weit höherem Mafse als der Sauer¬
stoffverbrauch gesteigert und der respiratorische Quotient stieg daher von
0,8 auf 1,0 und über 1,0.
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40 Ober den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Was die Atmungsfrequenz anlangt, so war dieselbe
meistens wohl ebenfalls erhöht in denjenigen meiner Windver¬
suche, welche, den Versuchen in Windstille gegenüber, eine
höhere Atmungsgröfse ergaben. Jedoch erwies sich durchschnitt¬
lich die Atmungsgröfse weit stärker, als die Frequenz gesteigert.
Wo daher der Wind die Atmung überhaupt beeinflufst (steigert),
nimmt in der Regel die Tiefe der Atmung erheblich zu.
Beispielsweise verhalten sich in den Versuchen Nr. 110 (Wind¬
stille bei 16°) und Nr. 112 (Wind bei 16°) die Atmungsgröfsen
wie 100 : 129, die Atmungsfrequenzen nur wie 100 : 114; in
Nr. 103 und Nr. 104, bei 20°, erstere bezw. wie 100 : 116, letztere
nur wie 100: 108; in Nr. 107 und 108 (bei 16° Bekleidet und
Nackt) die Atmungsgröfsen wie 100 : 112 und die Frequenzen
dagegen wie 100 : 100 u. s. w. Weitergehende Angaben über
die Steigerung der Tiefe der Atemzüge unter dem Einflufs des
Windes zu machen, bin ich nicht in der Lage, da ich mich an¬
fänglich mit der Messung der Atmungsgröfse begnügen wollte und
erst von Versuch Nr. 76 ab die Atemzüge häufiger notiert habe.
Die Vergleichsversuche in trockener Luft und feuchter
Luft (Nr. 95—112) sollten lediglich der Ermittelung der Frage
dienen, ob die Luftfeuchtigkeit in den vorausgegangenen Vergleichs¬
versuchen die Resultate trüben konnte. Hierbei hat sich als zweifel¬
los herausgestellt, dafs die Atmungsgröfse in feuchter Luft stets
höher als in trockener, unter Umständen ganz wesentlich höher
war. Doch wurden grofse Unterschiede nur durch aufserordent-
lich beträchtliche Änderungen der Luftfeuchtigkeit erzielt. Im
Mittel aller dieser Versuche liefs sich durch eine künstliche
Steigerung der Luftfeuchtigkeit um etwa 50 °/ 0 relativer Feuchtig¬
keit (von etwa 30 auf 80 °/ 0 r. F.) eine Steigerung der Atmungs¬
gröfse um etwa 10% erreichen. Da aber die Versuche, welche
zu Vergleichen der Atmungsgröfsen in bewegter und unbewegter
Luft herangezogen wurden, kaum mehr als um 5% r. F. und
die meisten noch erheblich weniger differieren, so war der Fehler
hieraus äufserst gering; er betrug höchstens 1% der Atmungs¬
gröfsen und beeinträchtigte somit die oben gezogenen Schlüsse
in keiner Weise.
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
41
Beiläufig sei bemerkt, dafs die Atmungsfrequenz des Nackten 1 )
anscheinend gesetzmäfsig, ungeachtet einer erheblichen Steigerung
der Atmungsgröfse 2 ), in feuchter Luft sogar geringer war als in
trockener. Unter solchen Umständen mufs, eben durch die Ver¬
langsamung der Atmung, die Tiefe der einzelnen Atemzüge un¬
gewöhnlich grofs werden.
Von Interesse sind noch aus der gleichen Versuchsreihe die
Angaben, welche die Versuchsperson über ihre Empfindungen
machte: Bei 20° in unbewegter Luft merkte der Mann bekleidet
keinen Unterschied im Wärmegefühl zwischen trockener und
feuchter Luft; im Wind kam ihm bei 20° die trockene Luft
kälter als die feuchte vor; bei 15° in unbewegter Luft hielt er
im Gegenteil die feuchte Luft für kälter als die trockene. Da¬
bei waren die Atmungsgröfsen durchweg in feuchter Luft gröfser
als in trockener (100 : 118, 100 : 105, 100 : 120). Nackt hingegen
erklärte er stets die feuchtere Luft für die kältere, sowohl bei
15° ohne Wind (Atmungsgröfsen 100 : 115), als bei 25° mit Wind
(Atmungsgröfsen 100 : 108) und bei 20° mit Wind (Atmungs¬
gröfsen 100 : 107).
Nach diesen Ausführungen dürfte sich der gegenwärtige
Stand unseres Wissens über die Beeinflussung des menschlichen
Organismus durch bewegte Luft, soweit experimentell begründet,
im wesentlichen wie folgt zusammenfassen lassen:
1. Gibt sich die Wirkung des Windes durch, wenn auch
geringgradigste Kältesymptome (Gänsehaut u. s. w.) zu erkennen,
so sind Atmungsgröfse sowohl, wie Kohlensäurebildung nebst
Sauerstoffverbrauch, auch die Wasserdampfabgabe aus Respiration
bedeutend höher als bei Windstille.
2. Unter mittleren Verhältnissen, wo man bewegte und un¬
bewegte Luft unterschiedslos für die Wärmeempfindung hinnimmt,
werden Atmungsgröfse und Kohlensäurebildung durch den Wind
nicht beeinflufst, die Wasserdampfabgabe (aus Perspiration) jedoch
bedeutend durch den Wind herabgesetzt.
1) 100 : 75, 100 : 90, 100 : 67 die Atmungsfrequenzen (Trocken : Feucht).
2) 100 : 115, 100 : 108, 100 : 107 die Atmungsgröfsen (Trocken : Feucht).
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42 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
3. In solchen Fällen (höhere Temperaturen, etwa 30° und
mehr), wo bewegte Luft als eine Annehmlichkeit empfunden
wird, ist die Atmungsgröfse durch den Wind gesteigert, die
Kohlensäurebildung etwas herabgesetzt, die Wasserdampfabgabe
(aus Perspiration) bedeutend durch den Wind herabgesetzt.
4. Bei extrem hohen Temperaturen (Luft wärmer als der
Körper) sind Atmungsgröfse, auch Kohlensäurebildung in be¬
wegter Luft höher als in ruhender Luft, die Wasserdampfabgabe
(aus Perspiration) in bewegter Luft bedeutend höher als in ruhen¬
der Luft.
(Folgt Generaltabelle S. 43—48.)
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
Generaltabelle.
43
Tag
1902
Luft
Ohne
Bekl. Atmungs¬
Nr.
Temp.
Feucht.
oder
mit
Wind
oder 1 gröfse,
nackt Stundenliter
Grad
%
1
13. n.
29,0
—
Ohne
Bekl. 630,6
2
»
30,0
—
Mit
» 783,3
3
>
29,5
—
>
» 592,8
4
»
28,6
—
Ohne
» 576,0
8
14.11.
39,7
8
Mit
» 763,5
(396,0 + 367,5)
9
>
36,4
13
Ohne
» i 712,5
(346,5 + 366,0)
10
>
32,8
17
Mit
» 831,9
(420,0 + 411,9)
11
15. n.
38,0
13
>
» 684,0
(327,0 + 357,0)
12
»
i 39,3
28
Ohne
» 662,1
i (321,0 + 341,1)
13
»
39,0
15
»
» 740,4
(341,4 + 399,0)
14
>
39,4
19
Mit
» 792,3
(391,5 + 400,8)
151
17. H.
10,7
40
Ohne
» 546,0
(282,0 + 264,0)
16
>
16,5
41
»
» 589,5
(289,5+300,0)'
17
»
16,6
43
! Mit
» 661,5
(328,5 + 333,0) l|
18
»
20,2
28
1 Ohne
» 625,2
(291,0 + 334,2)
19 1
>
20,4
34
Mit
» 684,0
(327,0 + 357,0)
20
»
25,5
,
24
Ohne
» 577,5
1(265,5+312,0)
21 1
»
25,5 i
28
Mit
» 639,0
1 (306,0+333,0) 1
22
>
30,3
24
Ohne
» 612,9
(288,0 + 324,9) ,
23
*
30,4
26
, Mit
> 674,4
(316,8+357,6)
24
! 18. U-
1
22,6
26
Ohne
» 656,4
(306,0 + 350,4)'
25
>
22,4
30
Mit
» 790,5
(380,1 + 410,4)
26
>
23,8
29
Ohne
» 782,1
(377,1+405,0)|!
27
>
23,9
1
29
Mit
1
» 782,1
(378,0 + 404,1) ü
Bemerkungen
Durchweg kein Schweifs.
MittlereAtinungsgröfseauB
Nr. 1 u. 4 (Temp. 28,8°) =
603,3; aus 2 u. 3 (Temp.
29,7°) = 688,0.
Ziemlich viel
Schweifs
Schweifs wie
vor, vielleicht
mehr.
Wenig
Schweifs.
Mäfsig
Schweifs.
Viel
Schweifs.
Viel
Schweifs.
Viel Schweifs
wie vor.
Mittlere At-
mungsgröfse
aus Nr. 8 u. 10
(Temp. 36,3°)
= 797,7.
Mittlere At-
mungsgröfse
ausNr.ll u.14
(Temp. 38,7°)
= 7öK,2;
aus 12 u. 13
{Temp. 39,1°)
= 701,3.
Sehr kalt, zuweilen Zittern.
»Gerade kalt genug.«
»Mächtig kalt«, kälter als in
Nr. 15 ohne Wind bei 10,7°.
Kälter als in Nr. 16 ohne
Wind bei 16,5°.
»Gerade gut so«.
Frösteln.
Kein Schweifs.
Angenehmer als zuvor.
Annehmbar warm.
Unangenehm kalt. (Gänse¬
haut.)
Annehmbar warm.
Etwas kühl. (Doch keine
Gänsehaut.)
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44 Über den Einfiufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Tag
1902
1 Luft
Ohne
Bekl.
Atmung»'
Nr.
a
H
Feucht.
oder
mit
Wind 1
oder
nackt
gröfse,
Stundenliter
Grad
°/o
28
19. n.
24,4
26
Ohne
Bekl.
600,9
(300,0 +300,9)
29
24,4
28
Mit
>
586,8
(289,5+297,3)
30
21,9
30
Ohne
9
642,3
(309,0 + 333,3)
31
21,9
30
Mit
9
681,9
(338,4 + 343,5)
31a
*20. II.
34,2
26
Ohne
Nackt
684,0
(319,5+364,5)
32
35,0
32
Mit
9
771,0
(384,0+387,0)
33
34,6
30
Ohne
Bekl.
720,0
(349,5+370,5)
34
»
35,6
32
Mit
>
725,4 1
(345,0+380,4)
35
36,3
32
Ohne
Nackt
639,0
(294,0+ 346,0)
36
37,1
33
Mit
9
697,8
(350,4 + 347,4)
37
2i. n.
39,1
29
Ohne
9
600,0
(267,0 +333,0)
38
1 *
!
139,5
37
Mit
9
841,5
1(430,5+411,0)
39
j *
40,4
37
Ohne
i 9
774,0
(363,0 + 411,0)|
40
122. II. 1
40,4
\
30
Mit
| 9
830,1
(401,1 +429,0)
41
1 30,9
1
26
Ohne I
* 1
9
699,6
(335,1+364,5)
42
43 1
, 30,9
I
26
Mit
1 l
1 *
|
709,2
(359,7+349,5)
> 1
31,0
24
Ohne
i
1
9
708,3 1
(332,1+376,2)'
44
30,5
1
25
i
Mit
9
753,6 ;
(382,8 + 370,8)!
45
124. II. |
1
' 35,4
l
25
Ohne
9
!
705,6
(335,1 + 370,5)
46
! ?
34,0
24
l
> 1
Bekl.
1 733,5 |
(347,1+386,4)
47
i
, !
i
33,5
26
> 1
i Nackt
679,5
1(339,0 + 340,5) :
48
l ’ i
i i
i 35,0
1
24
1 1
i ;
i
Bekl.
i
! 651,0 1
'(316,5 + 334,5)!
ii
Bemerkungen
Windstille wohl etwas an¬
genehmer als Wind.
Windstille bedeutend an¬
genehmer als Wind.
Wind angenehmer; ohne
Wind etwas, jedoch ganz
wenig Schweifs, mit Wind
kein Schweifs.
Ziemlich viel Schweifs; war
ohne Wind nackt angenehmer.
Empfindungen wie in Nr. 31 a
u. 32. Mittlere Atmungsgröfse
in Nr. 31a u. 35 (35,2«) = 651,5;
aus 32 u. 86 (36,0°) = 734,4.
Wind angenehm, als Wind¬
stille ; ohne Wind sehr viel
mehr Schweifs. Mittlere
Atmungsgröfse aus Nr. 37
u. 39 (Temp. 39,8°) = 687,0;
aus Nr. 38u.40(Temp. 40,0*)
= 835,8.
Wind angenehmer; ohne
Wind etwas warm, aber
kein Schw r eifs.
Empfindungen wie zuvor.
Mittlere Atmungsgröfse in
41 u. 43 (30,9°) = 704,0; in
42 u. 44 (30,7°) = 731,4.
Durchweg sehr wenig
Schweifs. Mittl. Atmungs¬
gröfse aus Nr. 45 und 47
(Temp. 34,5 °) = 692,6, aus
46 u. 48 (Temp. 34,5°) =
692,3.
Digitized by Google
Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
45
Luft | Ohne
Nr.
lag
1902
i
Terap.
TI
5 1
** 1
Grad
% 1
49
24. U.
28,1
23
50
>
24,9
25
51
*
22,9
25
i
251
52
»
26,1
53
i 25. n .
21,0
28 1
1
54
»
120,7
1
27 1
' 1
55
1 ,
19,6
261
56
i >
20,0
26 j
1
57
•
20,3
28
58
•
20,2
30
59
26.11 |
15,7
39 1
i
60
1
» :
15,1
<Ji
CO
61
i *
15,1
|
39
62
* »
15,7
39
63
>
15,5
39
“ i
' i
i * i
15,5
,
391
651
i i
>
i
|
! 15,4
39
66 1
I
i
» i
i j
15,4
39 1
1
67,
! 27. II
19,4
1
37
-
42
681; » '
19,6
69
1
>
20,1
1
70
>
20,1
43 1
Bekl. || Atmungs¬
oder l| gröfse,
,3 11 Wind ;| nackt ij Stundenliter
mit
Bemerkungen
Ohne I Nackt
676,9
(323,4 + 355,5)
Durchweg keine Kälte¬
empfindung. Mittlere
Atmungsgröfse aus Nr. 49
u. 51 (Temp. 25,5°) = 677,3,
aus 50 u. 52 (Temp. 25,5°)
= 681,8.
Bekl. 670,5
11(319,5+351,0)"
Nackt 675,6 I 1
|| (344,1 +331,5) i
Bekl. 693,0 |!
jj (325,5+367,5) |
Nackt II 635,1 i Etwas
(306,0+329,1)' kühl.
Bekl. d 646,8 Nicht zu
ii (328,8+318,0)11 kühl.
Nackt || 634,2 || Etwas
: (315,6 + 318,6)| kühl.
Bekl. |j 640,5 j Nicht zu
(307,5 + 333,0) kühl.
» 718,8 Etwas
P (351,0 + 367,8) gefroren.
» || 680,4 Etwas
| (332,4 +348,0) gefroren.
Ohne |i Nackt jj 742,2 j] Etwas Frieren
1 (365,4+376,8) |
Bekl. j| 800,0 |i Kein Frieren.
|| (426,0 + 374,0) ,|
697,2
Mittl. Atmungs-
gröfse aus Nr. 53
u. 55 (20,3°) =
634,7; aus Nr. 54
u. 56 (20,3°) =
643,6.
Mittl. Atmungs¬
gröfse aus Nr. 57
u. 58 (20,3°) =
700,0.
Nackt
Bekl
jl Frieren
(367,8 + 329,4)
Frieren.
Starkes \
591,0 || Kein
(297,6-f 293,4) 1 Frieren.
. il 607,5 II Kein
i (297,0 + 310,5) |j Frieren.
Nacktll 844,5 | Recht stark.
I (444,6 + 399,9)
Bekl. | 1072,2
(557,4+514,8) ,
939.9 Starkes
(519,0 + 420,9)'
564.9 jl Kein
(288,6 + 276,3)jj Frieren.
597,0 j| Wärmer
(^287,1 +309,9) als in 67.
625.5 !| Kein
(321,0 + 304,5)' Frieren.
622.5 | Kein
(301,5 + 321,0) Frieren.
Bekl.
Nackt
Bekl.
Mittl. Atmungs¬
gröfse aus Nr. 61
u. 64 = 770,9;
aus Nr. 62 u. 63
= 599,3.
Mittl. Atmungs¬
gröfse aus Nr. 65
u. 66 = 1006,1.
Mittl. Atmungs¬
gröfse aus Nr. 67
u. 69 (19,8°) =
595,2; aus Nr. 68
u. 70 (19,8°) =
609,8.
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46 Über den Einflufs des Windes auf die Atmungsgröfse des Menschen.
Tag
1902
Luft
Ohne
Bekl.
| Atmungs¬
gröfse,
Stundenliter 1
Nr.
d
LU
Feucht.
oder
mit
Wind
oder
nackt
Grad
%
<
71
27.11.
20,2
43
Mit
Bekl.
675,0
1(347,1+327,9)
72
>
,
20,4
42
>
Nackt
759,0
; (373,6+ 385,5)
73
>
19,3
40
>
Bekl.
674,7
1(326,1 + 348.6)
74
■
19,4
88
,
Nackt
1029,0
(510,0 + 519,0)
75
,28.11.
16,6
46
Ohne
>
591,6
(293,7 + 297,9)
76
>
16,2
45
>
Bekl
594,0 i
(297,0 + 297,0)
77
»
i
16,2
47
>
Nackt
695,1
(336,0 + 359,1)!
78
>
16,6
47
>
Bekl.
682,5
342,6 + 339,9'
79
»
; i
17,0
49
j Mit j
1 '
■
i
727,8 !
(376,8 4 351,0)
80
>
16,5
49
1 *
i , '
682,8
«352,8 + 330,0)
81
>
116,0
i
50
>
>
I
968,4 il
(495,0 + 473,4):'
82
, » i
r - 1
15,7
52;
1 »
> i
i i
1029,6 i 1
(531,6+498,0)!'
83
1. TM.
14,4
i
56
i
Ohne
i
Nackt 737,1 1
| (336,6 -j- 400,5) 1
84
1 * '
14,2
55
>
Bekl.
821,7 |
(423,0 + 398,7)1
85
>
H.2 ,
i !
55
>
I
Nackt
1012,5
(528,0 -1- 4*4,5
86
»
! 13,8
55
>
Bekl.
924,6
(445,8 + 478,8;
87
>
13,9
54
! >
Nackt
1236,3
(625,5 + 610,8)
88
1
>
13,6
!
55
Mit
Bekl.
1
1311,9
(624,0 + 687,9),
Bemerkungen
Kein Frieren.
Starkes Frieren,
wie in 61 n. 64
»Kaum«
gefroren.
Stärkeres Frie¬
ren als in Nr. 72.
Keine besondere!
Keine besondere
Empfindung.
18 Atemzüge p. Min
Zuweilen etwas
kalt.
20 Atemzüge p. Min
Keine besondere
Empfindung.
21 Atemzüge p. Min.,/
Zuweilen etwas
kalt.
23 Atemzuge p.Min.
Zuweilen etwas
kalt.
20—21 Ateuiz. p. Min.
Kälter als in
Nr 79 u. 80.
22— 24Atemz. p. Min.
Kälter als in
Nr 79 u. 80.
23— 27Atemz.p. Min.
Etwas kühl, Gänse¬
haut.
16 22Atemz. p Min.
-Gerade so richtig«.
19 23 Atemzüge
pro Min.
Etw'as kühl, Gänse¬
haut.
18—23Atemz p.Min.
Etwas Gänsehaut.
22Atemzuge p. Min.
Kalt, Gänsehaut
und Zittern.
18 20Atemz.p. Min.
Sehr kalt. (Kälter
als zuvor.)
-2.')Atemz p.Min.'
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§2 5
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Digitized by
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Von Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert.
47
Tag
1902
Luft j| Ohne
Bekl. 1
Atmungs¬
Nr.
C.
3
ja
V
oder
mit
oder
1
gröfse,
V
H
P
£
Wind
1 nackt
Stundenliter
_
Grad
%
89
3.111.
9,9
63
Ohne
Bekl. 1 80 7 ,6
1,(416,4+391,2)
90
>
10,5
66
i
'Nackt
1143,6
(564,0 4- 579,6)
91
>
13,8
65
>
i Bekl.
975,9
i
1 l
(463,2 + 512,7)
92
»
13,8
69
Mit
>
1018,2
(519,0 + 499,2)
93
>
13,5
65
Ohne
> !
946,8
(1(471,0 + 475,8)
94
*
13,9
68
»
Nackt
1149,3
(592,8+556,5)
95
6. UI.
25,5
32
Mit
.
946,8
(456,0+490,8).
96
>
25,0
33
* 1
1005,0
|
(540,0+465,0)
97
> 1
i
25,0
80
>
>
•
1163,4
(624,0 + 539,4)
98
>
24,4
72
9
936,3 S
i
i
(486,0 + 450,3)
i
8. III.
21,4
33
>
•
1017,9
i
1
i
11(528,0+489,9)!
1001
1
> <
19,1
36
t
* |
, i
1004,4 !
i
1
i
(525,6+478,8)1
101 1
,
20,6
!
83
> 1
. i
1083,9 1
1
i
i
(558,0 +525,9) |
102
>
20,6
85
1 i
>
>
1071,3
j
i
i
Bekl. {
(543,9 + 527,4)
103
10.111. 20,6
241
Ohne
764,4
1
9
(369,0+395,4)1
104
>
20,1
26
Mit
845,4 j
1
(435,3 + 410,1)
105
>
19,2
68
Ohne
.
904,8
(429,9+474,9)'
106
>
20,5
70
Mit II >
897,6
1
(464,1+433,5),
107
13.JI1.
15,9
35
Ohne
’
768,0
(384,0 + 384,0)
108
>
15,9
341
Nackt
859,5
i
(442,8 + 416,7)
i
Bemerkungen
Keine besondere Empfind.
20— 24 Atemzüge pro Min.
Sehr kalt (starkes Zittern, auch
Schütteln). 23 —2 6 Atemzüge
pro Minute.
Keine besondere Empfind.
23— 26 Atemzüge pro Min.
Kalt (Zittern).
24— 25 Atemzüge pro Min.
Keine besondere Empfind.
21— 24 Atemzüge pro Min.
Kalt (Zittern).
22— 26 Atemzüge pro Min.
Mittlere Atmungsgröfse
aus Nr. 95 u. 96 (25,2°, 32%
r. F.) =975,9; aus 97 u. 98
(24,7°, 76 %) = 1049,8.
Durchweg gleich kalt (zu¬
weilen Gänsehaut), oder
vielleicht in Nr. 97 u. 98
etwas kälter als in 95 u. 96.
Atemz. p. Min. in Nr. 95 =
21— 26, in 96=24-28; in 97
= 21—25, in 98 = 19—23.
Mittl. Atmungsgröfse aus
Nr. 91) u.100 (20,2°, 34% r.F.)
= 1011,1; aus 101 u. 102
(20,6<>, 84%) = 1077,6.
In Nr. 99 zuweilenGänseh.,
rin 100 zuweilen auch Zit¬
tern u. Schütteln; in Nr. 101
u. 102 kälter als in 99 u. 100.
Atemz. p. Min. in Nr. 99 =
22— 25, in 100 = 23—26; in
101 = 13-15, in 102 = 18-19.
Keine besondere Empfind.
23— 25 Atemzüge pro Min.
Etwas kalt, aber nur sehr
wenig. 25—27 Atemz. p.M.
Keine besondere Empfind.
28 Atemzüge pro Minute.
Keine besondere Empfind.
29 Atemzüge pro Minute.
Keine besondere Empfind.
23—26 Atemzüge pro Min.
Etwas kalt, aber nur
wenig. 22—26 Atemz. p.M.
Digitized by t^ooQle
48 Einflufs des Windes auf die Atmungagröfse etc. Von Dr. H. Wolpert.
Tag
1902
Luft
Ohne
Bekl.
Atmuugs-
f
Nr.
Temp.
Feucht.
oder
mit
Wind
oder
nackt
gröfse,
Stundenliter
Bemerkungen
109
13.111.
Grad
15,6
°/o
34
Mit
Bekl.
861,9
Etwas kalt, aber nur we-
110
>
16,1
81
Ohne
»
(453,3+408,6)
802,8
nig. 22 Atems, pro Min.
Etwas kalt.
111
>
16,3
79
>
Nackt
(405,9-j-396,9)
987,0
20 —23 Atemzüge pro Min.
Kalt.
112
>
16,4
82
Mit
Bekl.
(513,0 + 474,0)
1038,6
16—20 Atemzüge pro Min.
Nicht so kalt wie in 111,
113
21.111.
18,3
43
>
>
(546,0+492,6)
1070,1
aber kälter als in 109.
24—25 Atemzüge pro Min.
1 44,0 g CO,/St.,
Etwas kalt < 37,4 g O t /8t,
114
> j
17,5
42
Ohne
>
943,8
Nicht kalt
1 Quot. = 0,86.
36,9 g CO,/St,
31,0 g 0,/St,
115
22 .ni.
15,1
52
>
>
853,2
Nicht kalt
1 Quot. = 0,87.
35,0 g CO,/St.,
29,3 g 0,/St.,
116
>
15,3
52
>
>
801,0
Nicht kalt
Quot. = 0,87.
28,2 g CO,/St,
24,0 g 0,/St,
117
>
16,2
i
i i
52
Mit
Nackt
1009,5
1
Sehr kalt,
Quot. = 0,86.
57,3 g CO,/St,
51,9 g 0,/St,
I Quot. = 0,81.
i
; i
i
Zittern u.
Schütteln
Digitized by ^.ooQle
Über die baktericide Wirkung von Blutserum und
Blutplasma.
Von
Dr. med. Alfred Pettersson.
(Aus dem pathol. Institute in Upsala.)
Seitdem H. Büchner seine Untersuchungen über baktericide
Eigenschaften des Blutes veröffentlichte, sind solche Wirkungen
auch von anderen tierischen Flüssigkeiten nachgevviesen worden
und das Vorkommen bakterienfeindlicher Stoffe in tierischen
Körpersäften ist — von Alfred Fischer und der Tübinger Schule
abgesehen — wohl überall angenommen. Betreffs des Blutes ist
jedoch das Plasma kaum eingehender untersucht worden, sondern
der Nachweis der genannten Eigenschaften bezieht sich auf das
defibrinierte Blut oder meistens auf das Serum. Erst nach dem
Anfänge dieser Untersuchung ist eine eingehendere Arbeit von
Gengou 1 ) über dasselbe Thema erschienen 2 ).
Dafs die Aufschlüsse, welche durch Untersuchung des Serums
erhalten wurden, nicht ohne weiteres auf das Blut übertragen
1) Gengoa, Octave, Annales de l’Institut Pasteur, Avril 1901.
2) Meine Untersuchung war schon Anfang vorigen Jahres teilweise
abgeschlossen und zum Drucke befördert. Der Druck wurde aber verzögert
und während der Zeit ist die Arbeit von Gengou erschienen. Da seine
Ergebnisse den meinigen in vielen Beziehungen widersprechen, habe ich die
Frage einer neuen Untersuchung unterzogen, die aber erst letzten Herbst
beginnen konnte.
Archiv für Hygiene. Bd XL1II. 4
Digitized by kjOOQle
50 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
werden können, ist klar, wenn man die, von der des Plasmas
abweichende Zusammensetzung des Serums berücksichtigt. Im
Serum ist nicht nur das Fibrinogen gröfstenteils entfernt und
dadurch der Eiweifsgehalt vermindert, sondern auch Kalk und
Phosphorsäure werden bei der Fibringerinnung aus dem Plasma
teilweise ausgeschieden. Dagegen enthält das Serum mehr
Serumglobulin als das Plasma, das vielleicht aus den Leukocyten
stammt. Ferner reagiert das Serum stärker alkalisch als das
Plasma. Die Angabe Thalmanns 1 ), dafs Pferde* und Schweins¬
serum schwach sauer reagiere, ist, wenigstens das Pferdeserum
betreffend, sicherlich irrig.
Es scheint a priori auch nicht unwahrscheinlich, dafs Ver¬
schiedenheiten in der baktericiden Wirkung der beiden Flüssig¬
keiten bestehen können. Durch die ungleiche chemische Zu¬
sammensetzung sind vielleicht Bedingungen vorhandeu, welche
durch osmotische Prozesse beim Übertragen von Zellen in das
Plasma andere intracellulare Druckverhältnisse hervorrufen, als
beim Übertragen in das Serum. Anderseits aber liefse sich auch
annehmen, dafs die bakterienfeindlichen Körper in verschieden
grofser Menge im Plasma, aber auch im Serum vorhanden
sein können. Von Büchner und seinen Schülern, Hahn,
Schattenfroh u. a. ist längst festgestellt, dafs die Alexine
ihren Ursprung den Leukocyten verdanken. Zusatz von Leuko¬
cyten zum Blutserum verstärkt auch im Reagierglase die bak¬
terienvernichtende Wirkung des Serums. Hahn 2 ), Lasch¬
tschenko 8 ) und Trommsdorff 4 ) haben nachgewiesen, dafs
auch unter diesen Verhältnissen das Abgeben von baktericiden
Substanzen der Ausdruck eines vitalen Prozesses der Leukocyten
sein kann. Auf einer Extraktion der Alexine oder Freimachen
nach »Phagolysec beruht dagegen die Verstärkung der keim¬
feindlichen Wirkung aktiver Sera nach Zusatz von Leukocyten
anderer Tierspecies, wie in den Versuchen von Laschtschenko,
1) Thalmann, Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. XXVII, 1900.
2) Hahn, M., Archiv f. Hygiene, Bd. XXV.
3) Laschtschenko, P., Archiv f. Hygiene, Bd. XXXVI.
4) Tromraedorff, K., Archiv f. Hygiene, Bd. XL, 1901.
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Von Dr. med. Alfred Pettersson.
51
Bail 1 ) und Trommsdorff. Bedingungen für verschiedene Ver¬
hältnisse im Plasma und im Serum sind schon dadurch vorhan¬
den, dafs das Plasma unzweifelhaft eine bessere Konservierungs*
flüssigkeit für die körperlichen Elemente des Blutes ist als das
Serum. Serum wird z. B. ziemlich rasch verfärbt, während ein
nach unten angegebener Methoden hergestelltes Plasma noch
nach mehreren Tagen fast dieselbe Farbe wie anfangs besitzt.
Nach Nakanishi 2 ) kann defibriniertes Rinderblut noch nach
10 Tagen lebende Leukocyten mit amöboiden Bewegungen ent¬
halten. Es wäre dann nicht undenkbar, dafs diese überlebenden
Leukocyten in der abnormen Suspensionsflüssigkeit Serum gereizt
werden können, dafs sie mehr Alexine abgeben als im Plasma.
Schon nach kurzer Zeit dürfte aber das Serum das Zerfallen der
meisten Leukocyten hervorrufen. Dadurch würde eine Vermeh¬
rung in dem Alexingehalte des Serums eintreten derart, dafs die
bakterienvernichtende Wirkung des Plasmas der des Serums
nicht entspreche, sondern geringer sei.
Gerade diese Annahme hat Gengou 3 ) geglaubt, als That-
sache feststellen zu können. Nach ihm enthält nämlich das
Plasma des kreisenden Blutes kein Alexin. Die Leukocyten
sind damit geladen, geben aber, erst wenn sie beim Gerinnen
des Blutes geschädigt oder abgestorben sind, das Alexin dem
Serum ab.
Kommen im Blute besondere, den Bakterien schädliche
Körper vor, dürfte man gern annehmen, dafs diese von ent¬
standenen Eiweifsniederschlägen leicht mitgerissen werden kön¬
nen, wie z. B. Pepsin gern am EiweiTs haftet. Dies scheint
um so mehr annehmbar, da das Serum durch das Blutgerinnsel
geradezu filtriert werden mufs, ehe es ausgeschieden wird. Die
Beobachtung von Büchner, dafs im Serum, das man wieder¬
holt hat gefrieren und wieder auftauen lassen, bakterienfeind¬
liche Wirkungen fast ausschliefslich den tieferen Schichten zu-
kommen, würde sich vielleicht auf diese Weise erklären lassen.
1) Bail, O., Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. XXVII, 1900.
2) Nakanishi, Münchner med. Wochenschrift, 1899.
3) Gengou, a. a. O.
4 *
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52 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Diese Schichten waren nämlich trübe und viel reicher an festen
Bestandteilen als die obersten. Solchenfalls würde das Plasma
stärkere bakterienfeindliche Eigenschaften besitzen als das Serum.
Endlich würden vielleicht diese beiden Prozesse gleichzeitig ver¬
laufen können und sich mehr oder weniger ausgleichen. Jeden¬
falls ist die Gleichwertigkeit von Serum und Plasma nicht ohne
weiteres anzunehmen, auch wenn man der im Plasma enthaltenen
fibrinogenen Substanz keine bakterienfeindliche Wirkung zu¬
schreibt.
Die Herstellung eines Plasmas von gleicher Zusammen¬
setzung wie die des lebenden Blutes ist bis jetzt nicht gelungen.
Jedenfalls kann man auf künstlichem Wege Plasma gewinnen,
das dem letzteren weit ähnlicher ist als das Serum.
Um das Plasma zu gewinnen, kann man auf verschiedene
Weise verfahren. Schon durch rasches Abkühlen wird das Ge¬
rinnen des Blutes gewisser Tiere verhindert. Bis Null abgekühltes
Pferdeblut trennt schon nach kurzer Zeit eine tiefe Plasma¬
schichte ab. Durch Centrifugieren kann das Plasma von Leuko-
cyten leicht frei erhalten werden. Wird das Blut in Gefässen
mit geölten oder paraffinierten Wandungen aufgesamraelt, so kann
das Gerinnen auch anderer Blutsorten aufgeschoben werden. Bei
höherer Temperatur gerinnt aber dieses Plasma sofort und ist
also für bakteriologische Zwecke unbrauchbar. Mir ist es wenig¬
stens nie gelungen, in dieser Weise ein Plasma herzustellen,
das im Brutofen nicht völlig geronnen wäre.
Gewisse Substanzen besitzen die Eigenschaft, die Gerinnung
des Blutes zu verhindern. Einige, wie die von Arthur und
Pagös 1 ) angegebenen Alkalioxalate, Fluoride und Seife, fällen
die löslichen Kalksalze aus. Andere, wie Kaliumcitrat, verän¬
dern das Blut in dieser Hinsicht nicht. Für meinen Zweck
haben sich nur solche Methoden bewährt, welche keine nen¬
nenswerte Verdünnung des Blutes hervorrufen. Das sogenannte
»Salzplasmac, das man erhält, wenn Blut aus der Ader in Neu¬
tralsalz, z. B. Magnesiumsulfatlösung, aufgefangen wird, und die
1) Arthua et Pag£s, Archives de Physiologie, 5 serie, tome 2, 1890,
S. 709.
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Von Dr. med. Alfred Pettersson.
53
Blutkörperchen abfiltriert werden, ist für bakteriologische Arbeiten
völlig unbrauchbar. Peptonplasma, gleichwie das in ähnlicher
Weise nach der Injektion eines Extraktes der Mundteile des
Blutegels gewonnene Plasma, habe ich auch nicht benutzt, weil
es in diesen Fällen nicht ausgeschlossen ist, dafs das Plasma
wesentlich verändert werden könne.
In den folgenden Versuchen habe ich hauptsächlich die von
Arthus und Pagds angegebene Methode mit Kalium- bezw.
Natriumoxalat und die von Alex. Schmidt 1 ) mit citronensaurem
Kali benutzt.
Beim Zusatz von Natriumoxalat entstehen keine, nicht vor-
her im Blute befindlichen Salze. Deshalb wäre es dem Kalisalze
unbedingt vorzuziehen, wenn es nicht viel weniger löslich wäre.
Bei + 15° C. löst sich Natriumoxalat in 31,1 Teilen Wasser.
Von einer sterilisierten lOproz. wässerigen Lösung von
Kaliumoxalat oder konzentrierten Natriumoxalatlösung wurde im
voraus so viel in das sterile Gefäfs eingeführt, dafs die Oxalat-
menge des aufgesammelten Blutes bis 1,0 per Mille Kalium- oder
0,8 Natriumoxalat betrug. In diese Lösung wurde das Blut ein¬
gelassen aus der freipräparierten Carotis oder, bei Pferden und
Rindern, aus der Stichwunde. Gerade wenn es sich um Kanin¬
chen- und Meerschweinchenblut handelte, war es nötig, das Blut
in die Oxalatlösung einfliefsen zu lassen, und aufs Beste wurde
auch dafür gesorgt, dafs die Gefäfs wände überall nafs waren,
und Salzlösung und Blut sogleich gut gemischt wurden. Im
anderen Falle trat leicht teilweise Gerinnung ein.
Nach Gengou 2 ) wäre das Oxalatplasma mit Serum nicht
zu vergleichen, weil das Oxalat das Alexin »zerstört«. Die That-
sache, dafs die baktericide Wirkung des Serums durch Zusatz
von Oxalat abgeschwächt wird, habe ich auch bestätigen können,
in einer Konzentration von 1,0 per Mille aber nur gegenüber
dem Milzbrandbacillus. Dagegen ruft ein so grofser Oxalatzusatz
im aktiven Serum stärkere baktericide Wirkung auf B. coli,
B. typhi, B. pyocyaneum u. a. hervor. Als Beispiel sei ein
1) Schmidt, Alex., Weitere Beiträge zur Blutlehre. Wiesbaden 1895.
2) Gengou, a. a. 0.
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54 über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Versuch mit Rinderserum und einer mit Kaninchenserum an¬
geführt.
Versuch I.
Rinderserum, 20 Stunden alt.
1
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
1
0 Std.
i 2 Std.
!
8 Std.
12 Std.
24 Std.
3 ccm Serum
B. coli
1982
1156
34
15
4261
do.
>
2 320
1653
20
13
2862
do.
B. typhi
25 307
596
75
41
2480
do.
>
17 800
572
58
22
1717
3 ccm Serum mit l,0°/ O o Kalium¬
oxalat
B. coli
2100
20
0
0
14
do.
>
2162
28
1
0
0
do.
B. typhi
28 864
5
1
0
0
do.
>
14 883
3
0
0
5
Versuch n.
Kaninchenserum, 18 Stunden alt.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
3 Std.
7 Std.
2 ccm Serum ■
B. anthraxis
11448
7
34
do.
1 >
9158
416
136
2 ccm Serum mit l,0°/« 0 Kaliumoxalat
>
896
?
7632
do.
>
10048
78
1242
Der übrige Teil des Versuches ist als iVersuch IV« wieder¬
gegeben und der Vergleich mit dieser Tabelle zeigt, dafs nur
der Milzbrandbacillus von der gewöhnlichen Regel abweicht.
Die Änderung der baktericiden Wirkung ist nicht ohne Be¬
deutung beim Vergleich des Oxalatplasmas mit dem Serum von
gleich grofsem Oxalatgehalte. Nach Zusatz von 1,0 per Mille
Oxalat und Entfernen des Niederschlages ist das Oxalat im Über-
schufs sowohl im Plasma als im Serum. Die Verstärkung bezw.
Abschwächung der keimfeindlichen Wirkung kann also entweder
auf diesem überschüssigen Oxalate oder auf den beim Ausfällen
des Kaliumoxalates entstandenen Salzen oder auch auf beiden
beruhen. Die bei Zusatz von Kaliumoxalat entstehenden Salze
sind Kaliumphosphat, -Karbonat und -Chlorid. Der Gehalt
von jedem dieser Salze dürfte wohl nie gröfser sein als die gegen
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Von Dr. med. Alfred Pettersson.
55
0,5 per Mille Kaliuinoxalat äquivalente Menge. Bei meinen Ver¬
suchen habe ich mich nie überzeugen können, dal’s sie in dieser
Konzentration eine regelmäfsige Verstärkung oder Abschwächung
der keimfeindlichen Wirkung des aktiven Serums hervorrufen.
Bei der doppelt gröfseren, also 1,0 per Mille Kaliumoxalat ent¬
sprechenden Konzentration wirkt dagegen das Kaliumbikarbonat
deutlich verstärkend, Chlorkalium scheint indifferent zu sein, das
Dikaliumphosphat aber wirkt, wie aus dem folgenden Versuche
zu ersehen ist, abschwächend.
Versuch HI.
Grofses Meerschweinchen. Das Serum ungefähr 20 Stunden alt.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
3 Std.
7 Std.
11 Std.
2 ccm gew. Serum
B. typhi
11 320
1895
908
3116
do.
>
7186
3243
83 j
4 960
2 ccm Serum mit 0,94°/ 00 Dikalium¬
phosphat
>
8 649
1977
co
o
QO
11628
do.
>
8140
4261
110 875 j 16 027
Die Verstärkung der bakterienfeindlichen Wirkung nach dem
Oxalatzusatze ist also den entstandenen Salzen wahrscheinlich
nicht zuzuschreiben. Anstatt dessen dürfte sie durch das Oxalat
selbst hervorgerufen sein. Diese Annahme wird auch dadurch
sehr wahrscheinlich, dafs gröfsere Oxalatmengen stärkere Er¬
höhung der baktericiden Wirkung hervorrufen als kleinere, wie
aus der folgenden Tabelle hervorgeht.
Versuch IV.
Kaninchen. Serum 18 Stunden alt
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
0 Std.
3 Std.
7 Std.
2 ccm gew. Serum
B. coli
2925
4261
270 000
do.
>
3879
6234
300 000
2 ccm Serum mit l,0°/ oo Kaliumoxalat
>
3498
3116
30 909
do.
>
4452
3523
173 301
2 ccm Serum mit 2,0°/oo Kaliumoxalat
i * 1
3720
400
74
do.
i
1 ’ 1
j 4324
1020
72
Digitized by
Google
56 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Ist die Oxalatmenge dagegen so klein, dals kein Überschufs
davon vorhanden ist, so kann das Oxalatserum dem gewöhn¬
lichen Serum in keimfeindlicher Wirkung sogar nachstehen.
Versuch Y.
Hund. Serum ungefähr 18 Stunden alt.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
t
0 Std.
3 Std.
7 Std.
11 Std.
2 ccm Serum ohne Oxalat
B. typhi
ca. 60000
464
21
260
do.
>
>
12 597
94
440
2 ccm Serum mit 0,5°/^ Kalium¬
oxalat
>
>
381
224
6323
do.
>
>
604
3197
5533
Ist es also sehr wahrscheinlich, daTs das Oxalat die Erhöhung
der baktericiden Wirkung hervorruft, so entsteht die Frage, von
welcher Natur sie ist. Da ist zuerst zu bemerken, dafs in dem
inaktiven Serum das Oxalat das Wachstum der Bakterien nicht
beeinflufst. i
Versuch VI.
Kaninchen. 18 Stunden altes Serum, inaktiviert, 4 Stunden bei -f- 55° C.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStdj
iV. st.
3 Std.
47, st
2 ccm inaktives Serum
B. coli
592
2480
2 862
42 031
do.
»
636
728
2156
45 576
do.
B. typhi
2712
2512
33 622
00
do.
>
2472
! 2890
5 914
138 689
do.
B. pyocyan.
j 715
i 788
720
1546
2 ccm inaktives Serum mit lfi°loo
Kaliumoxalat
B. coli
672
2718
5 024
58 742
do.
> ]
752
934
2175
30 384
do.
B. typhi
3192
3090
19 461
00
do.
>
2260
2534
8140
98 241
do.
] B. pyocyan.
1 i
890
670
\
652
1431
Ebenso verhält sich die Bouillon beim Oxalatzusatze. Offen¬
bar ist das Oxalat weder ein Gift für die Bakterien, noch spielt
die Erhöhung der Salzkonzentration eine Rolle durch Hervorrufen
Digitized by CjOOQle
Von Dr. med. Alfred Pettereson.
57
von stärkerer Plasmolyse. Solchenfalls würde ein Unterschied
eintreten zwischen dem inaktiven Serum mit und ohne Oxalat.
Die Annahme Baumgartens, dafs die gröfsere Menge von
leicht zugänglichen Nährstoffen des inaktiven Serums dem Effekte
der Plasmolyse entgegenwirke, während der Mangel des aktiven
Serums an solchen die Plasmolyse begünstigen würde, ist nicht
stichhaltig. Wie ich früher gezeigt habe 1 ), gibt es keine Veran¬
lassung, anzunehmen, dafs das inaktive Serum ein besserer Nähr¬
boden ist als das aktive. Die einzige befriedigende Erklärung,
ist, dafs die Alexine in ihrer Wirkung von anwesenden Neutral¬
salzen beeinflufst werden. Einige erhöhen, andere schwächen,
wie Lingelsheim nachgewiesen hat 2 ), die Alexin Wirkung ab.
Auch das Verhalten des Milzbrandbacillus dürfte dadurch erklärt
werden können. Wenigstens im Kaninchenserum sind die gegen
diesen wirksamen Stoffe zum Teil andere, als die gegen die übrigen
Bacterien in Betracht kommenden.
Wenn man nun bedenkt, dafs die Menge von löslichen
Kalksalzen des Plasmas gröfser ist als die des Serums, so mufs
unter sonst gleichen Verhältnissen der Überschufs an Oxalat im
Serum gröfser werden als im Plasma. Ruft der Oxalatzusatz eine
Verstärkung der keimfeindlichen Wirkung hervor, so sollte diese
offenbar im Serum gröfser sein als im Plasma. Würde aber das
Oxalatplasma kräftiger keimtötend sein als das Serum mit gleich
gröfser Menge Oxalat, so ist es einleuchtend, dafs das natürliche
Plasma dem gewöhnlichen Serum noch mehr überlegen sein mufs.
In solchem Falle wäre das Oxalatplasma mit dem Serum plus
Oxalat zu vergleichen und für diese Untersuchung verwertbar.
Auch mit Seifelösung kann man die Kalksalze ausfällen und
dadurch die Blutgerinnung verhindern. Wegen des grüfseren
Molekulargewichts kann man aber keine so konzentrierte Wasser¬
lösung von Seife erhalten, dafs sie einer lOproz. Lösung von
Kaliumoxalat entsprechen würde. Kaliumoleat löst sich in vier
Teilen Wasser. Diese Lösung aber ist syrupdick und vermischt
sich viel zu langsam mit dem Blute.
1) Pettersson, Alfred, Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. XXX, 1901.
2) Lingelsheim, Zeitschrift f. Hygiene, Bd. XXXVII.
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58 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Übrigens ist käuflich keine Seife zu haben, die für diesen
Zweck brauchbar wäre. Ich habe Versuche mit einer lOproz.
Lösung von Kalium oleinicum von Merck angestellt.
Allerdings gelang es, das Gerinnen des Blutes zu verhindern,
das Plasma wurde aber vom ausgezogenen und veränderten Hämo¬
globin rotbraun verfärbt. Das Blut war offenbar auch in an¬
derer Hinsicht verändert. Es dauerte nämlich weit länger, das
Plasma durch Centrifugieren aus dem Seifenblute abzuscheiden,
als aus dem Oxalat- und dem ebenfalls zu erwähnenden Citrat¬
blute. Die Veränderungen beruhen zweifelsohne auf der stark
alkalischen Reaktion der Seife. Jedenfalls haben diese Versuche
ein gewisses Interesse. Es erwies sich nämlich, dafs dieses Seifen¬
plasma keine baktericide Wirkung besals. Schon nach vier
Stunden hatten sich die eingeführten Bakterien erheblich ver¬
mehrt, während in dem entsprechenden Serum nach 24 Stunden
die Zahl der auskeimfähigen Individuen noch bedeutend geringer
war als gleich nach der Einsaat.
Nach Alex. Schmidt hindert auch Kaliumcitrat die Blut¬
gerinnung. Die Menge mufs aber ein wenig gröfser sein als die
des Oxalates, etwa 0,3—0,5 °/ 0 . Auch das Citrat scheint gewöhn¬
lich die Alexinwirkung ein wenig zu verstärken, aber nicht so
viel wie das Oxalat. Wie beim Herstellen von Oxalatplasma
wurde das Blut aufgesammelt in ein Gefäfs, enthaltend 20proz.
wässerige Kaliumcitratlösung in der Menge, dafs das aufgefangene
Blut 0,4 % enthielt. Betreffs Kaninchen und Meerschweinchen
sind dieselben Vorsichtsmafsregeln wie für Oxalatblut nötig.
Nachdem das Blut aufgesammelt war, wurde es sogleich
centrifugiert. Das Plasma wird aus dem Blute verschiedener
Tiere nicht völlig gleich rasch ausgeschieden, am schnellsten
beim Pferde, sehr langsam beim Rinde. Durch das Centri-
fugieren bekommt man ungefähr halb so viel Plasma, wie das
in Arbeit genommene Blut. Längeres Centrifugieren gibt kaum
gröfsere Mengen, vielleicht aber kann man mehr Plasma ge¬
winnen mit einer Centrifuge von gröfserer Umdrehungs¬
geschwindigkeit.
Digitized by
Google
Von Dr. med. Alfred Pettersson.
59
Auf solche Weise hergestelltes Plasma ist schon dem äufseren
Aussehen nach dem Serum aus demselben Blute oft nicht völlig
gleich. Gewöhnlich ist ersteres heller. Ferner kann das Plasma
getrübt sein, während das Serum klar ist, und bisweilen scheint
das Plasma gröfsere Viscosität zu besitzen.
Dem natürlichen Plasma ist das Oxalat- und Citratplasma
nicht gleichwertig. Aus dem ersteren sind die löslichen Kalk¬
salze entfernt, und anstatt dessen enthält es Kalisalze von den
früher mit C a gebundenen Säuren und eine kleine Menge Oxalat
bez. Citrat, da diese Salze regelmäfsig im Überschufs zugesetzt
werden. Läfst man Plasma vom Pferd, Rind und Meerschwein¬
chen die Nacht über stehen, so entsteht ein geringer amorpher
Niederschlag, dessen Natur nicht völlig bekannt zu sein scheint,
welcher aber nach Hammarsten 1 ) Prothrombin enthält. Das
Entstehen dieses Niederschlages ist von Wooldrige im Pepton¬
plasma und später von W right 2 ) im entkalkten Plasma be¬
obachtet worden. Im Kaninchenplasma entsteht ein solcher
Niederschlag langsamer und nach einem Tage ist das Plasma oft
noch nur opalisierend. Dem auf diese Weise hergestellten Plasma
sind also auch gewisse Ei weifskörper entzogen.
Um mit dem Plasma völlig vergleichbar zu sein, sollte das
Serum eigentlich gleichzeitig mit diesem gewonnen werden. Oft
wird jedoch erst nach einem Tage eine genügende Menge Serum
ausgeschieden und deshalb wurde das benutzte Serum in der
Regel erst nach 18—20 Stunden entnommen. Man könnte freilich
auch das Plasma erst nach dieser Zeit hersteilen, was aber nicht
empfehlenswert zu sein scheint. Wie näher gezeigt werden wird,
verändert sich das Plasma während der Aufbewahrung des Blutes,
so dals es noch weniger dem normalen Plasma entspricht als
gleich nach dem Entbluten.
Als Testobjekte auf die baktericide Wirkung wurden nur
bewegliche Bakterien benutzt und die Einsaat wurde immer aus
eintägigen Bouillonkulturen genommen, die keinen Bodensatz
1) Hammarsten, Über die Bedeutung der löslichen Kalksalze für
die Faserstoffgerinnung. Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 22, S. 345.
2) Wright, A. E., The Lancet, 1892, I, S. 457.
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60 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
zeigten. Dadurch wurde beabsichtigt, die Einsaat möglichst
gleichmäfsig zu machen. Um die Keimzahl zu bestimmen, wer¬
den aus den beschickten Plasma- und Serumeprouvetten anfangs
und weiter zu bestimmten Zeiten Ösen entnommen und zu Agar¬
platten verarbeitet.
Plasma und Serum sind nicht gleich reich an festen Be¬
standteilen. Das erstere enthält davon ungefähr 1 °/ 0 mehr. Beide
sind im Vergleich mit gewöhnlicher Nährbouillon ziemlich kon¬
zentrierte Lösungen. Doch ist dieses Übergewicht in weit höherem
Grade dem Reichtum an Eiweifsen als dem an Salzen zuzu¬
schreiben.
Beim Übertragen von Organismen aus Nährbouillon in Plasma
bezw. Serum müssen plasmolytische Erscheinungen auftreten und
diese dürften vielleicht im Plasma stärker werden als im Serum.
Es war deshalb nötig, zu untersuchen, ob durch die stärkere
Konzentration des Plasmas ein so reichlicheres Zugrundegehen
der eingeführten Zellen infolge entstandener Plasmolyse eintrete,
dafs dadurch eine Fehlerquelle von Bedeutung entstehen kann.
Eine Untersuchung dieser Art war um so nötiger, als nach
Walz 1 ) eine ganze Reihe von ungiftigen Substanzen gegen gewisse
Bakterien völlig gleiche Wirkung wie Blutserum haben soll. Ver¬
schiedene Bakterien sind jedoch nicht in gleich hohem Grade
empfindlich und auch nicht jede Species zeigt denselben Wider¬
stand gegen verschiedene Substanzen. Es war deshalb nötig,
sich eine Vorstellung zu machen von der Empfindlichkeit der
für die Untersuchung im übrigen geeigneten Bakterien für
etwaige Unterschiede betreffs Konzentration der zu untersuchen¬
den Flüssigkeiten. Da es nicht möglich war, alle Stoffe des
Blutplasmas bezw. des Serums in dieser Hinsicht durchzuprüfen,
habe ich mich auf das Untersuchen des Verhaltens der Bakterien
dem Kochsalze gegenüber eingeschränkt. Aus demselben Fleisch¬
wasser wurde gleichzeitig Bouillon und Agar hergestellt und zwar
von beiden zwei verschiedene Sorten mit 0,5 und 1,5 % und vom
1) Walz, K, Arbeiten a. d. Gebiete der path. Anatomie von Baum-
garten, Bd. III, 1809.
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Von Dr. med. Alfred Pettersson.
61
Agar aufserdem solches mit 1,0 °/ 0 Kochsalz. In diesen Bouillon¬
sorten züchtete ich die zu untersuchenden Bakterien einige Tage,
damit sie dem neuen Nfthrmedium völlig angewöhnt seien. Da¬
nach wurden aus den verdünnten Bouillonkulturen Ösen genommen
und zu Platten aus Agar von den drei verschiedenen Salzkonzen¬
trationen verarbeitet. Die Verhältnisse waren also in jeder Reihe,
vom Kochsalz abgesehen, völlig gleich. Wenn eine konstante
Differenz zwischen den in den Platten derselben Serie aufge¬
gangenen Kolonien zu finden war, mufste diese sich auf die un¬
gleiche Kochsalzmenge beziehen.
Versuch VII.
Agarplatten von verdünnten Bouillonkultliren mit 0,5% Kochsalz.
1
Einsaat ;
i
Agar mit
Agar mit
Agar mit
0,5 % Na CI
1,0% Na CI
1,5% Na CI
B. coli !
846
913
634
> ;
2204
2179
1645
B. typhi
929
853
832
> 1
1123
1075
1367
B. pyocyaneus
! 758
671
552
>
1450
1223
1126
B. Proteus
1529
1370
1400
» |l
2021
1648
1800
B. cholerae ||
127
15
0
> ij
ii
7500
1783
85
Versuch VIII.
Agarplatten von verdünnten Bouillonkulturen mit 1,5% Kochsalz.
, Agar mit
Einsaat 1 0,5% Na CI
_tL____
Agar mit
1,0% Na CI
Agar mit
1,5% Na CI
B. coli
I 4640
6260
6248
>
6416
8968
9112
B. typhi
1627
1784
1698
>
4570
4992
5563
B. pyocyaneus
4923
4578
4197
>
436
452
471
B. proteus
2210
2329 1
1978
>
1272
1160
1228
B. cholerae
388
441
32
>
8400
9784
3712
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62 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma
In diesen Versuchen ist jede Platte im ganzen gezählt worden
einige bei Loupenvergröfserung nach Einteilen in kleine Felder
mit feiner Feder.
Aus den Versuchen geht hervor, dafs der Choleravibrio weit
empfindlicher ist als die übrigen Organismen, was ja auch früher
bekannt war. Er wurde auch bei den folgenden Versuchen aus¬
geschlossen. Es wäre indes irrig, die Empfindlichkeit des Vibrio
cholerae, welche der bedeutende Wegfall von auskeimenden Zellen
der in der zweiten und dritten Spalte der Tabelle VII ange¬
gebenen Proben andeutet, nur auf die durch Osmose veränder¬
ten Druckverhältnisse zurückzuführen. Sonst würden bei der
Einsaat aus der Bouillonkultur mit 1,5 °/ 0 Kochsalz die meisten
Kolonien in Agarplatten mit 1,5% Kochsalz, die wenigsten in
den Platten mit 0,5% aufgehen. Anstatt dessen sind, wie die
Tabelle VIII zeigt, die meisten in den Platten mit 1,0% Koch¬
salz zu finden. Dies kann kein Zufall sein, denn alle Versuche
mit Choleravibrio ergaben übereinstimmende Resultate. Der Be¬
fund ist offenbar so zu erklären, dafs Kochsalz schon in einer
Menge von 1,5% auf das Wachstum des Choleravibrio ziemlich
kräftig hemmend ein wirkt. Bei der Versuchsanordnung, welche
die Tabelle VII darstellt, wirken die Wachstumshemmung des
Kochsalzes und die Plasmolyse zusammen, in der anderen Ver¬
suchsreihe aber ist das nicht der Fall. Agar mit 1,0% und 0,5%
Kochsalz ist ein so bedeutend besserer Nährboden, dafs die Zahl der
Zellen, welche dort mehr aufkeimen, reichlich den Verlust deckt,
welcher durch Untergang infolge veränderter Druckverhältnisse
entsteht. Auch betreffs der übrigen Organismen deuten einige
Versuche in diese Richtung. Doch kann man daraus nicht eben
viel schliefsen, weil für diese die Differenz offenbar zu klein ist,
als dafs sie mit dieser nicht allzu genauen Methode bestimmt
werden könnte. Die Wirkung der gröfseren Salzkonzentration ist
im grofsen und ganzen nicht so stark, dafs sie völlig verdeckt
werden kann von dem unvermeidlichen Unterschiede in der
Gröfse der Einsaat. Der gröfste Teil der Differenz zwischen
Plasma und Serum bezieht sich auf das Eiweifs. Betreffs Eiweifs¬
lösungen dürfte ein Unterschied von 1 % keine nennenswerten
Digitized by CjOOQle
Von Dr. med. Alfred Pettersson. 65
plasmolytischen Erscheinungen hervorrufen, was direkte Unter¬
suchungen auch bewiesen haben. Der Gehalt des Blutes an
Salzen aber ist kleiner als 1 °/ 0 und die Hauptmasse besteht aus
Kochsalz. Der Unterschied in dieser Hinsicht zwischen Plasma
und Serum mufs also gerade deshalb sehr unbedeutend sein,
weil durch die Gerinnung nicht Kochsalz sondern nur andere
Salze dem flüssigen Teile des Blutes entzogen werden. Dafs das
Plasma eine ein wenig konzentriertere Lösung als Serum ist,
scheint mir also für die folgenden Untersuchungen unberück¬
sichtigt bleiben zu können.
Hund.
Das Hundeblut gerinnt ziemlich langsam. Es gelingt auch
ohne Schwierigkeit, das Blut dauernd flüssig zu halten bei einem
Gehalt von nur 0,5°/ 00 Kaliumoxalat, wenn es in paraffinierte
Gefäfse aufgefangen und rasch abgekühlt wird. Das Plasma ist
gewöhnlich ungefärbt; das Serum aber oft schwach rötlich.
Versuch IX.
Mittelgrofser, männlicher Rattenfänger. Ein Teil des Blutes wurde mit 1,0
per Mille Kaliumoxalat versetzt und sogleich centrifugiert. Das übrige wurde
benutzt, um Serum zu bekommen. Nach 14 Stunden wurde das Serum ab¬
genommen. Auch diesem wurde 1,0 per Mille Oxalat zugesetat
Inhalt der Röhrchen
i
Einsaat
i OStd.
I
2 Std.
8 Std.
12 St.
24 St.
2 ccm Oxalatplasma
j B. anthracis
| 126
114 1
19 525
1
_
do.
» 1
i 124
87
17172
— 1
—
do.
B. coli |
3 712
66
3
2
5 914
do.
>
1 —
204
23
18
31 212
do.
B. typhi . J
13 165
43
1
0
2
2 ccm Serum mit 1,0 per
Mille Kaliumoxalat
B. anthracis
117
155
16 744
J
—
—
do.
>
131
52
19 461
—
ca.
do.
B. coli
4 096
688
41
82
400 000
do.
>
—
2024-
217
2436
00
do.
B. typhi
15 264
1912
349
i
840
QO
l
Bemerkenswert ist, dafs betreffs des B. anthracis, der vom
Hundeserum nicht beeinflufst wird, kein Unterschied zwischen
Digitized by CjOOQle
64 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Plasma und Serum besteht. Dies stärkt auch die oben darge¬
stellte Anschauung über die Wirkungsweise des Oxalats. Wo
keine Alexinwirkung stattfindet, verhält sich das Oxalat wie im
inaktiven Serum. Auf B. coli und ß. typhi wirkt dagegen das
Plasma viel stärker keimfeindlich als das Serum.
Versuch X.
Junge Hündin. Anordnung wie im vorigen Versuche. Das Serum wurde
nach 18 Stunden abgenommen.
Inhalt der Röhrchen
| Einsaat
OStd.
3Std.
7 Std.
11 st.
24 St.
2 ccm Oxalatplasma
I
B. coli
4 579
452
1
3
34344
do.
>
4 960
1210
6
2
13 737
do.
B. typhi
10 802
38
1
2
198
do.
>
9 094
50
7
10
91
2 ccm Serum mit l,0°/ oo
Oxalat
B. coli
4 380
410
16
208
00
do.
»
4 770
228
12
352
00
do.
B. typhi
12 248
244
8
33
00
do.
>
10 048
315
21
384
00
Auch hier ist das Plasma dem Serum überlegen und be¬
sonders betreffs B. typhi ist der Unterschied auffallend. Die
baktericide Wirkung ist auch überhaupt gröfser auf den Typhoid¬
bacillus als auf B. coli.
i
Versuch XI.
Hund, 3 Jahre alt. Das Plasma stammte aus Citratblut. Das Serum wurde
nach 18 Stunden dem Gerinnsel entnommen, der Versuch aber wurde erst
2 Tage später angestellt.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat j
i
0 Std.
3 Std.
7 Std.
11 Std.
2 ccm Citratplasma
B. coli j
| 3 275
623
9 476
500 000
do.
>
2 989
55 704
744
14182
00
do.
B. typhi !
7 632
133
515
do.
!
84 064
7 568
161
1291
2 ccm Serum mit 1,0 p. m. B. coli
Citrat
do. > j
2 734
1
1838
400 000
00
3 625
2 257
500 000
GO
do.
B. typhi
ca.50 000
10 638
165
1049
do. |
| >
j ca.80 000
38 350
596
20256
Digitized by ^.ooQle
Von t)r. med. Alfred Pettersson. 65
In diesem Versuche ist der Unterschied zwischen Plasma
und Serum nicht sehr grofs, die bakterieide Wirkung aber ist
auch nicht stark.
Wie ich früher bemerkt habe, ist es mir nie gelungen, mit
der Paraffinmethode ein Plasma zu gewinnen, das im Brut¬
schrank nicht sofort völlig gerann. Auch gleichzeitiges Ab¬
kühlen beim Aufsammeln des Blutes gab kein haltbares Plasma.
Nichtsdestoweniger ist dieses Verfahren zu benutzen, um zu ent¬
scheiden, ob das Plasma dem Serum in keimfeindlicher Wirkung
nachstehe. Ist nämlich das Plasma, wie Gengou behauptet,
weniger wirksam als das Serum, so mufs offenbar das aus diesem,
von Leukocyten freien Plasma entstandene Serum geringere
bakterieide Wirkung besitzen als das bei der gewöhnlichen Blut¬
gerinnung erhaltene.
Versuch XII.
Junge Hündin. Ein Teil Blut wurde in paraffinierten Gefäfsen aufgesammelt,
rasch abgekühlt und bei ungefähr 0° C. centrifugiert. Das gewonnene Plasma
wurde in den Brutschrank eingestellt, bis es geronnen war, was sofort eintrat.
Aus dem Gerinnsel wurde die Flüssigkeit mit einem sterilen Glasstäbchen
ausgeprefst. Im Gerinnsel waren bei mikroskopischer Untersuchung nur
einzelne Leukocyten zu sehen. In der ausgeprefsten Flüssigkeit, welche kühl
gestellt wurde, trat während der Nacht noch einmal Gerinnung ein. Das
zum Vergleichen nötige Serum wurde auf gewöhnliche Weise nach 18 Stunden
aufgesammelt.
Inhalt der Röhrchen
j I
Einsaat
I
0 Std.
i
3 Std.
i
7 Std.
11 St.
24 St.
2 ccm Serum aus Plasma
B. coli
4 897
2645
34 916
00
1
do.
>
7 250
2925
135 715
00
—
do.
B. typhi
11829
300
7
45
GO
do.
>
8 704
362
2
34
00
2 ccm Serum aus Blut
B. coli
5 157
2817
49 226
00
—
do.
>
5 787
2556
118 487
00
—
do.
B. typhi
9 031
332
23
41
oo
do.
>
10 875
636
119
504
00
Das aus dem Plasma hergestellte Serum ist dem bei der
gewöhnlichen Blutgerinnung entstandenen Serum völlig gleich¬
wertig. Auch das Plasma mufs also ebenso wirksam gewesen
1) Gengou, a. a. 0.
Archiv f. Hygiene. Bd. XLIIT. 5
Digitized by CjOOQle
66 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
sein wie dieses letztere Serum. In der That ist es wahrschein¬
lich sogar noch wirksamer gewesen, wie ich später zeigen werde.
Beim Hunde scheint also das Plasma in betreff der Wirkung
auf B. coli und B. typhi dem Serum deutlich überlegen zu sein.
B. pyocyaneus und B. proteus sind gegen das Hundeblut über¬
haupt zu wenig empfindlich, als dals ein Unterschied zwischen
Plasma und Serum hervortreten könne.
Kaninchen.
Kaninchenserum und Plasma sind beide fast ungefärbt,
können teils klar, teils schwach trüb sein. Im letzteren Falle
werden sie im Brutschrank bisweilen klar, wobei der im Plasma
entstandene Niederschlag sich zu einem kleinen Klümpchen zu¬
sammenballt. _
Yersuch XIII.
Mittelgroßes Kaninchen. Ein Teil des Blutes wurde mit 1,0 %. Kalium¬
oxalat versetzt und zum Gewinnen von Plasma benutzt. Aus dem anderen
Teile wurde Serum gewonnen, das nach 18 Stunden aufgesammelt wurde.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
3Std.
7 8td.
24 St.
36 St.
2 ccm Kaliumoxalatplasma
B. coli
564
1
0
0
0
do.
>
628
0
0
0
0
do. ;
B. typhi
54189
0
o
18
—
2 ccm Serum mit 1,0 °/ 00
Kaliumoxalat
1 B. coli
604
3
1
2 353
00
do.
>
640
10
0
0
1208
do.
B. typhi
50 000
64
31
271 737
—
Die Überlegenheit des Plasmas ist offenbar.
Versuch XIV.
Kleines Kaninchen. Anordnung wie im vorigen Versuche. Das Serum war
20 Stunden alt.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
0 Std.
3 Std.
7 Std.
2 ccm Kaliumoxalatplasma
B. pyocyan.
203
227
1723
do.
>
258
233
1208
2 ccm Serum mit l,0°/oo Oxalat
>
200
970
12 904
do.
>
157
272
7664
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. Alfred Petterssoil.
et
Auch B. pyocyaneum, betreffs dessen eine eigentliche bakteri*
cide Wirkung in diesem Versuche nicht zu bemerken ist, wird in
seinem Wachstum von Plasma weit mehr gehemmt als von
Serum.
Versuch XV.
Kaninchen. 30 ccm Blut wurden in soviel Natriumoxalatlösung anfgenommen,
dafs es davon 0,8 °/ 00 enthielt, und danach sogleich centrifugiert. Das übrige
Blut wurde zum Gewinnen von Serum benutzt, das nach 18 Stunden dem
Gerinnsel entnommen wurde.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
1
OStd.
3Std.
7 Std.
1
11 St.
24 St.
2 ccm Natriumoxalat-
B. coli
j 756
6
1
0
0
1
plasma sofort
do.
> 1
711
4
0
7
23
do.
B. typhi |
69 324
106
1
1
18
do.
>
| 78 228
1850
1
0
8
do.
> i
1 cr.70000
667
2
1
15
do.
B. pyocyan. 1
I 2 289
1272
2480
4 324
15 576
do.
>
1836
1081
3116
9 858
38 980
2 ccm Serum mit 0,8 °/ 00
B. coli 1
875
23
70
6 328
00
Natriumoxalat
j
do.
>
636
29
8
90
9 667
do.
B. typhi
ea.70000
88
82
468
00
do.
>
ca.70 000
2136
18
91
CO
do.
»
ca.70 000
1564
113
146
QO
do.
B. pyocyan.
2 098
| 1653
7186
17 362
273 328
do.
I
>
i
1 1748
i
1435
8840
26 330
00
Das Resultat stimmt mit dem vorigen völlig überein. Der
Unterschied zwischen Plasma und Serum ist betreffs der empfind¬
lichen Organismen B. coli und B. typhi grofs. Ist die Alexin¬
wirkung aber schwach wie gegen B. pyocyaneum, so mufs selbst¬
verständlich auch der Unterschied kleiner werden.
Versuch XVI.
Grofses Kaninchenweibchen. Das für das Gewinnen von Plasma bestimmte
Blut wurde in Citratlösung aufgesammelt. Das Serum wurde nach 24 Stun¬
den aufgenommen und mit Citratlösung versetzt.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
4 Std.
8 Std.
12 St.
24 St
3 ccm Citratplasma
do.
B. coli
B. typhi
3 763
14 310
1484
27
19 762
0
24 160
0
1
i) *
Digitized by ^.ooQle
68 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Fortsetzung zu Versuch XVI.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
1 0 Std.
4 Std.
8 Std.
12 Std.
24 Std.
3 ccm Citratplasina
B. pyocyan.
i 1404
1176
18 126 32 617
—
do.
B. proteus
24 040
17 680
64108
— |
—
3 ccm Serum mit 4,0 %J
Citrat
B. coli
3 512
2 480
300 000
qo :
l
ca.
do.
B. typhi
18 200
1828
231
1948 3f>0000
do.
ß. pyocyan.
1640
3 561
110000
oo
—
do.
| B. proteus
21515
40068
128 000,
—
—
Auch in diesem Versuche ist das Plasma dem Serum über¬
legen. Die Einsaat ist ziemlich grofs, die des B. typhi aus¬
genommen, und deshalb ist die baktericide Wirkung nicht be¬
sonders hervortretend. Im Plasma ist jedoch die Bakterienzahl
nach 4 Stunden überall gesunken, während im Serum derselben
Zeit B. pyocyaneum und B. proteus sich bedeutend vermehrt
haben.
Gegen den Milzbrandbacillus wirkt das Oxalatplasma eben¬
falls stärker baktericid als das Serum mit Oxalat.
Versuch XYTL
Kaninchen. Kaliumoxalatplasma. Das Serum wurde nach 20 Stunden auf
genommen.
Inhalt der Röhrchen
I Einsaat
1
0 Std.
4 Std.
8 Std.
2 ccm Oxalatplasma
B. anthracis
54
0
592
do. 1
! > i
119
0
10494
2 ccm Serum mit l,0°/oo Oxalat
»
66
648
oo
do.
>
113
1
1280
1
117 484
Daraus kann man aber nichts folgern. Wie bei den anderen
Organismen das Oxalat das verstärkende Agens zu sein scheint,
so ist es wahrscheinlich für den Milzbrandbacillus das ab¬
schwächende. Das Serum enthält mehr überschüssiges Oxalat
als das Plasma. Die schwächere, keimfeindliche Wirkung würde
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. Alfred Pettersson. 09
also nur davon herrühren können. Überdies würde eine Ände¬
rung in der baktericiden Wirkung gegen nur eine Bakterie schwer
verständlich sein, wenn die Wirkung auf diese demselben Stoffe
zuzuschreiben wäre, der gegen die übrigen wirksam ist. Das
Kaninchenserum besitzt aber, wie wir gleich sehen werden,
mehrere baktericide Stoffe.
Die Ergebnisse der bis jetzt angeführten Versuche wider¬
sprechen denen von Gengou völlig, obwohl sie teilweise mit den¬
selben Blutsorten angestellt sind. Zu bemerken ist aber, dafs
Gengou für seine Versuche meistens den Choleravibrio und
den Milzbrandbacillus benutzt hat. Ich habe absichtlich beide
vermieden. Der Choleravibrio ist, wie vorher angeführt, viel zu
empfindlich, als dafs man den Einflufs der Konzentrations¬
schwankungen sicher ausschliefsen könnte. Betreffs des Milz¬
brandbacillus ist zu bemerken, dass er erstens für baktericide
Versuche überhaupt sehr wenig geeignet ist, wie schon z. B.
Wilde 1 ) hervorgehoben hat. Zufolge seiner Neigung, sofort zu
Boden zu sinken, entzieht er sich gewissermafsen der Wirkung
der Alexine und wegen seiner Eigenschaft, lange Fäden zu bilden,
entspricht die Kolonienzahl der Platte bei weitem nicht der
Menge der Individuen in der verarbeiteten Serumprobe. Gegen
das Kaninchenserum verhält er sich weiter ganz anders als an¬
dere Organismen, so dafs man nicht ohne weiteres die damit
erhaltenen Ergebnisse verallgemeinern darf. Das Absterben tritt
ganz momentan ein und die baktericide Wirkung auf Milzbrand¬
bacillen wird nicht, wie Bonaduce 2 ) und Walz 3 ) zuerst beo¬
bachtet haben, durch halbstündiges Erwärmen bei + 55 °C. wie
die auf andere Organismen aufgehoben. Wilde nimmt deshalb
an, dafs beim Kaninchen aufser den Alexinen noch ein dem
Milzbrandbacillus schädliches Agens existiere, das bei -f- 55°C.
nicht zerstört wird. Mit dieser Annahme stimmt auch der folgende
Versuch überein.
1) Wilde, M., Zeitschrift f. Hygiene, Bd. 37, 1901.
2) Bonaduce, S., Beiträge z. pathol. Anatomie etc. von Ziegler,
Bd. 12, 1893.
3) Walz, K., Arbeiten aus dem Gebiete der path. Anatomie, Bd. III,
1899, S. 32.
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70 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Versuch XVIII.
Kaninchen. Das nach 18 Stunden aufgenommen 8erum wurde in drei Teile
geteilt. Zu dem einen wurde eine 12st(lndige Agarkultur von Milzbrand¬
bacillen zugesetzt und gut verteilt. Der zweite Teil wurde mit einer gleich
alten, durch Hitze abgetöteten Kultur versetzt. Nach Aufbewahren über
Nacht bei 0° C. wurde das bacillenhaltige Serum centrifugiert. Von allen
Sera wurden Versuche mit aktivem und mit */, Stunde bei -f- 55° C. in¬
aktiviertem Serum angestellt.
Inhalt der Röhrchen
i
Einsaat
OStd.
3 Std.
7 Std.
24 Std.
2 ccm gew. Serum, aktiv
B. anthracis
173
0
0
0
do. >
>
218
0
0
0
do. inaktiv
>
378
0
0
18
do. >
>
564
0
0
0
2 ccm mit getöteten Milzbrand-
bac. vorbeh. Serum, aktiv
>
674
0
0
0
do. >
»
13%
0
1
0
do. inaktiv
>
731
2
628
oo
do. >
>
—
—
—
—
2 ccm mit lebenden Milzbrand-
bac. vorbeh. Serum, aktiv
>
826
0
0
0
do. »
»
1876
1
0
0
do. inaktiv
>
648
8
1832
00
do. >
>
1258
67
24%
00
Durch Kontrollplatten wurde festgestellt, dafs das mit leben¬
den Bacillen vorbehandelte Serum durch das Centrifugieren wirk¬
lich von diesen befreit worden war. Das fast momentane Ab¬
sterben macht sich sehr deutlich geltend in dem gewöhnlichen
Serum. Die Einsaat war nämlich in den entsprechenden Proben
gleich grofs, ein bezw. zwei Tropfen einer Bouillonaufschwem¬
mung. Das mit Milzbrandbacillen vorbehandelte aktive Serum
weicht bei dieser kurzen Beobachtungszeit und mäfsiger Einsaat,
von dem gewöhnlichen nicht ab. Im inaktiviertem Zustande
ist aber der Unterschied grofs. Offenbar haben die Milzbrand¬
bacillen schon bei 0°C. den gröfsten Teil der wärmebeständigen
baktericiden Körper absorbiert. In dieser Hinsicht weicht dieser
Körper von den gewöhnlichen Alexinen auch ab. Wie Wilde 1 )
1) Wilde, M., Über die Absorption der Alexine durch abgetötete Bak¬
terien. Berl. klin. Wochenschr., 1901.
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. Alfred Pettersson.
71
gezeigt hat, werden die Alexine bei 0°C. wenigstens von ge¬
töteten Bakterien nicht absorbiert. Nach dem oben Angeführten
ist es wohl kaum möglich, Gengou beizustimmen, dals das
Zugrundegehen des Milzbrandbacillus im Kaninchenserum nur
durch das Serumalexin hervorgerufen wäre.
Aus dem Verhalten des Kaninchenserums gegen den Milz¬
brandbacillus dürfte man betreffs der Beziehung dieses Serums
zu anderen Organismen nicht allzuviel folgern können. Auch
Gengou bemerkt, dafs er viel öfter einen Unterschied gefunden
hat zwischen Serum und Plasma in der baktericiden Wirkung
gegen den Milzbrandbacillus als gegen den Choleravibrio, die
Coli- und Typhibacillen. In mehreren Versuchen war sogar der
Choleravibrio ebenso rasch im Plasma als im Serum unter¬
gegangen.
Wäre die Annahme Gengous zutreffend, dafs die Alexine erst
nach der Blutgerinnung von den Leukocyten dem Serum abge¬
geben werden, würde man natürlicherweise erwarten, dafs beim
Stehen des Blutes auch dem Plasma Alexin abgegeben wird.
Um zu sehen, ob vielleicht die keimfeindliche Wirkung des
Plasmas beim Stehen des Blutes erhöht wird, habe ich sofort
abcentrifugiertes Plasma mit solchem nach 24 Stunden ver¬
glichen.
Versuch XIX.
Junger Hund. Kalium-Oxalatplasma.
Inhalt der Röhrchen 1
1
i
Einsaat
1
OStd.
3 Std.
7 Std.
11 Std.
2 ccm Plasma sofort
B. coli
6 232
2272
107
2861
do.
>
5 787
1318
26
7504
do.
B. typhi
13 356
354
25
0
do.
>
17 044
1500
24
0
do.
B. pyocyan.
947
1278
6 042
—
do.
>
1004
884
7 836
—
2 ccm Plasma nach 24 Stunden
B. coli
7 886
1768
30
00
do.
>
5 660
1621
8
oo
do.
B. typhi
14 700
1296
148
142
do.
15 836
1068
296
868
do.
B. pyocyan. |
1 1017
979
12 020
—
do.
" 890
! !l
871
10 303
—
Digitized by ^.ooQle
72 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Die baktericide Wirkung des Plasmas sinkt offenbar all¬
mählich während des Stehens des Blutes, obwohl die Leukocyten
unzweifelhaft auch in dem flüssigen Blute allmählich absterben,
und, nach Gengou, eine Abgabe von Alexinen also stattfinden
müsste. Durch diese Verminderung der keimfeindlichen Wirkung
des Plasmas ist freilich nicht bewiesen, dafs ein Austreten von
Alexinen nicht vorkomme, jedenfalls aber, dafs es kleiner sein
mufs, als dafs die fortgehende Abschwächung der Alexine da¬
durch ausgeglichen würde.
In betreff des Hundes und des Kaninchens kann ich Gengou
betreffs seiner Ansicht über die Beziehung des Serums zum
Plasma nicht beistimmen. In meinen Versuchen war die keim-
feindliche Wirkung des Plasmas immer gröfser als die des
Serums. Wodurch wird aber diese Abschwächung beim Gerinnen
hervorgerufen ? Die Möglichkeit liegt ja sehr nahe, dafs bei und
nach der Gerinnung Stoffe aus den Zellen in das Serum aus¬
treten können, welche das letztere zu einem für die Bakterien
weit besseren Nährboden machen als das Plasma. Die roten
Blutkörperchen dürften solche Körper enthalten. Büchner
fand bei seinen grundlegenden Untersuchungen, dafs das Blut,
nicht aber das Serum, beim Gefrieren seine keimfeindlichen
Eigenschaften verlor. Im Einklang mit dieser Thatsache steht
offenbar die früher erwähnte Beobachtung betreffs des Seife¬
plasmas. In beiden Fällen deutet das Austreten des Hämo¬
globins aus den roten Blutkörperchen auf eine starke Beschädi¬
gung der Zellen hin. Wie ich früher erwähnt habe, ist das
Serum im Vergleich mit dem Plasma gewöhnlich ein wenig
stärker gefärbt. Dafs diese Färbung von gelöstem Hämoglobin
herrührt, ist nicht zu bezweifeln. Kann aber das Hämoglobin
aus den Blutkörperchen austreten, so dürfte auch anderen Stoffen
kein Hinderniss im Wege stehen.
Es war also zunächst zu untersuchen, ob die bakterienfeind¬
liche Wirkung des Serums dadurch vermindert wird, dafs es
weit länger in Berührung mit dem Blutkörperchen ist, als das
von den übrigen Blutbestandteilen sogleich getrennte Plasma,
oder ob das Serum schon von Anfang’ an dem Plasma nachsteht.
Digitized by
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Von Dr. med. Alfred Pettersson.
73
Versuch XX.
Grofses Kaninchen. Die Gefäfse blieben nach der Blutentnahme in schiefer
Lage, wurden gleich nach der Gerinnung aufrecht gestellt und das nach
2 ! /a Stunden ausgetretene Serum aufgenommen. Danach wurden die Gefäfse
wieder schief gelegt. Nach 42 Stunden wurde das übrige Serum entnommen,
nachdem kurz vorher das Blutgerinnsel von der Wand gelöst worden war.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
4 Std.
8 Std.
12 Std.
24 Std.
3 ccm Serum nach 2 l / % Stunden
B. coli
802
119
477
4 048
00
do.
B. typhi
27 856
62
153
896
—
do.
B. pyocyan.
3 482
26 330
—
—
do. ,
B. proteus
6 297
7
0 1
2
2240
3 ccm Serum nach 42 Stunden
B. coli
1009
464
5088
22 800
00
do.
B. typhi
24 384
7041
1188
7 632
—
do.
B. pyocyan.
2 925
22 323!
—
—
—
do.
j B. proteus 1
5914
6
1
' 4
1130
Dafs eine Verschlechterung desjenigen Serums stattgefunden
hat, das mit dem Gerinnsel in Berührung gewesen war, ist
betreffs B. coli und B. typhi offenbar. Dasselbe Verhältnis zeigt,
B. typhi betreffend, der folgende Versuch.
Versuch XXI.
Kaninchen, l 1 /* Stunden nach dem Entbluten wurde das ausgeschiedene
Serum aufgenommen, das übrige nach 16 Stunden.
•i
Inhalt der Röhrchen
II
Einsaat
I 0 Std.
I I
4 Std.
8 Std.
24 Std.!
36 Std.
i
3 ccm Serum nach Stunden |l
B. typhi
jj 4 978
8
0
5
22
do. ||
>
118 126 1
54
0
1
—
3 ccm Serum nach 16 Stunden m
>
6 724
12
1
116
00
do. ;
>
II 21 178 1
780
6
17 744
—
Ähnlich verhielten sich weitere Versuche, wenn es sich um
B. coli und B. typhi handelte. Die übrigen zeigten keinen deut¬
lichen Unterschied. Dies scheint anzudeuten, dafs schon bei
der Gerinnung die keimfeindliche Wirkung des flüssigen Teils
des Blutes vermindert werden kann.
Es liefse sich auch denken, dafs dieser Unterschied zwischen
Plasma und Serum, wenigstens teilweise, dadurch entstanden sein
Digitized by t^ooQle
74 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
könne, dals in Berührung mit dem Blutkuchen die keimfeind-
lich wirkenden Körper dem Gerinnsel anhaften. Um zu sehen,
ob der Faserstoff die Eigenschaft besitzt, das Alexin zu absor¬
bieren, wurden folgende Versuche angestellt.
Versuch XXII .
Hund. Sofort nach dem Centrifugieren des Kaliumoxalatblutes wurde zu
einem Teile des Plasmas von einer 6 proz. Ca Cl,-Lösung die dem zugefügten
Oxalate äquivalente Menge Chlorkalcium zugesetzt. Nach dem Gerinnen des
Plasmas, das sehr rasch eintrat, wurde mit einem Glasstäbchen das Serum
aus dem Gerinnsel sorgfältig ausgeprefst. Das so erhaltene Faserstoff-
gerinnsel übertrug ich in eine Portion Oxalatplasma desselben Tieres. Nach
36 Stunden wurde dieses Plasma mit nicht vorbehandeltem Plasma verglichen.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
4 Std.
8 Std.
12 Std.
2 ccm Plasma
| B. coli
3432
781
26
148
do. ;
1 ,
3328
798
11
95
2 ccm mit Fibrin behandeltes Plasma
1
>
3984
2266
748
2439
do.
| >
6200
325
140
4340
Eine Verminderung in der keimfeindlichen Wirkung des
Plasmas, das mit dem Fibrin in Berührung war, ist eingetreten.
Es ist sehr wahrscheinlich, dafs diese dadurch entstanden ist,
dafs das Faserstoffgerinnsel dem Plasma einen Teil des Alexins
entnommen hat. Würde die Sache sich so verhalten, dürfte man
sicherlich auch annehmen, dafs gerade im Gerinnungsaugen¬
blicke das Mitreifsen dieser Körper am gröfsten sein würde.
Jedenfalls dürfte der frisch entstehende Faserstoff mehr Alexin
absorbieren als der im vorigen Versuche benutzte, welcher nach
dieser Anschauung bereits vorher mit Alexin beladene war.
Setzt man zu dem abcentrifugierten Oxalatplasma sofort die
dem Oxalate entsprechende Menge CaCl 2 zu, so gerinnt es meisten¬
teils sehr rasch, und gewöhnlich vollständig. Läfst man das
Plasma einige Zeit kühl stehen, so entsteht, wie gesagt, ein
geringer Niederschlag. Nach dem Entfernen dieses Niederschlages
kann dagegen, wie Hammarsten 1 ) hervorgehoben hat, dieselbe
1) Hammarsten, a. a. O.
Digitized by ejOOQle
Von Dr. med. Alfred Pettersson.
75
Menge Chlorkalcium zugesetzt werden, ohne dals Gerinnung ein-
tritt. Durch das Vergleichen dieses Plasmas mit dem Serum
aus dem geronnenen Plasma, kann man auch entscheiden, ob
der Faserstoff das Alexin mitreisst und das Serum also an
bakterienfeindlichen Körpern ärmer ist als das Plasma.
Versuch XXIII.
Kaninchen. Natriumoxalatplasma mit 0,84 °/ 00 Oxalat. Dem einen Teile des
Plasmas wurde sogleich nach dem Centrifugieren l°/ 0 einer 6proz. CaCl,-
Lösung zugesetzt. Das Gerinnen wurde durch Einstellen, einige Minuten,
im Brutschränke beschleunigt. Nach 36 Stunden wurde das Serum ausge-
prefst und gleichzeitig auch der andere Teil des Plasmas mit der gleichen
Menge von Ca CI, versetzt. In dieser Probe entstand keine Gerinnung.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
3 Std.
7 Std.
11 Std.
24 Std.
2 ccm Oxalatplasma mit CaCl,
B. coli
812
68
0
76
123 561
do.
*
952
21
1
0
84
do.
B. pyocyan.
120
41
334
1051
140 000
do.
»
105
38
596
1106
150000
2 ccm Serum ausOxalatplasma
B. coli
740
384
432
3 243
00
do.
>
756
372
364
4 706
oo
do.
B. pyocyan.
109
155
2671
10 748
oo
do.
*
107
208
4134
26 902
00
Das Resultat dieses Versuches stimmt mit dem vorigen
völlig überein. Das einzige Moment, das eine Verminderung der
baktericiden Wirkung hervorgerufen haben kann, ist das Aus¬
scheiden des Faserstoffes und der mit diesem folgenden Salze.
Sonst sind die Flüssigkeiten gleich. Der Unterschied läfst sich
kaum auf andere Weise erklären, als dafs der Faserstoff einen
Teil der keimfeindlich wirkenden Körper mitgerissen hat.
Am besten gelingt dieses Verfahren mit Hundeblut. Beim
Kaninchen ist es schon schwieriger und noch nach 2 Tagen
gerinnt das Plasma beim CaCl 2 -Zusatz bisweilen. Die Kaninchen¬
alexine sind aber gegen die von mir benutzten Bakterien wirk¬
samer als die des Hundes, und der Unterschied zwischen Plasma
und Serum wird deshalb gröfser als beim Hunde.
Digitized by CjOOQle
76 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Bei seinen Untersuchungen hat Gengou 1 ) das Blut in
paraffinierte Gefäfse aufgenommen und centrifugiert. Das auf diese
Weise gewonnene Plasma gerann immer 4—5 Stunden nach dem
Entbluten und später noch zwei* bis dreimal. Die so erhaltene
Flüssigkeit wurde als Vertreter des Plasmas benutzt, da »sie von
dem normalen Plasma weniger abweicht als das gewöhnliche
Serum«. Es kann wohl in Zweifel gezogen werden, ob nicht
diese Flüssigkeit, die selbstverständlich als Serum aufzufassen ist,
wenigstens in gewissen Beziehungen von dem normalen Plasma
noch mehr abweicht als das bei der Blutgerinnung entstandene
Serum. Besitzt wirklich das Fibrin die Fähigkeit, die Alexine
mitzuschleppen, wie die oben angegebenen Versuche anzudeuten
scheinen, so ist es höchst wahrscheinlich, dafs durch wiederholte
Gerinnungen davon mehr mitgerissen wird als durch eine einzige.
Übrigens bilden sich, nach meinen Erfahrungen, in solchem von
Fibrinogen nicht ganz freien Serum, oft kleine, zusammengeballte
Faserstoffgerinnsel. Dadurch können dem bekannten Wattebausch¬
versuche von Büchner sehr ähnliche Verhältnisse hervorgerufen
werden.
Aufser den oben erwähnten Blutsorten sind auch Rinder-
und Pferdeblut der Untersuchung unterzogen worden. Einige
Versuche wurden auch mit Katzen- und Hammelblut angestellt.
Rinder-, Pferde* und Hammelblut wurden beim Schlachten
in die sterilisierten Gefäfse aufgefangen, nachdem ein bedeutender
Teil des Blutes dem Tiere bereis entzogen war. Jedes Berühren
der Haare und der Gefäfse wurde sorgfältig vermieden. Selbstver¬
ständlich genügen diese Vorsichtsmafsregeln nicht, um wirklich
steriles Blut zu bekommen. Die Verunreinigung dürfte jedoch
sehr unbedeutend sein. Unzweifelhaft werden aufserdem die
meisten eingeführten Keime entfernt; aus dem Plasma durch
das Centrifugieren und aus dem Serum dadurch, dafs sie in dem
Blutgerinnsel eingeschlossen werden, wie v. Szckely und Szana 1 )
beobachtet haben. Das Blut habe ich regelmäfsig nur einen
oder höchstens zwei Tage aufbewahrt und immer bei kühler
1) Gengou, a. a. O.
2) Szekely, v. und Szana, Centralbl. f. Bakteriol., Bd. XII, 1892.
Digitized by
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Von Dr. med. Alfred Pettersson.
Temperatur. Eine Vermehrung der Keime dürfte deshalb aus¬
geschlossen sein. Ich glaube auch nicht, dafs die einzelnen
Keime, welche das Plasma bezw. Serum von vornherein vielleicht
enthielt, bei der Einsaat einer grofsen Menge Bakterien eine
Fehlerquelle bilden können.
Das Rinderplasma wird erst nach langem Centrifugieren ab¬
geschieden. Es ist strohgelb ; das Serum aber ist mehr oder
weniger rötlich. Beide sind meistens klar. Pferdeplasma ist
äufserst leicht zu gewinnen. Schon beim Stehen bildet sich in
etwa zwei Stunden eine mächtige Plasmaschicht. Es ist stroh¬
gelb, auch nach längerem Stehen des Blutes. Wird es gleich nach
dem Entbluten abcentrifugiert, so ist es oft leicht trübe. Läfst man
solches Plasma eine Nacht über stehen, oder wird das Blut erst
nach dieser Zeit centrifugiert, so bekommt man eine völlig klare
Flüssigkeit. Im ersteren Falle entsteht ein geringer Niederschlag.
Das Serum ist immer klar. Anfangs hat es, mit dem Plasma
verglichen, nur einen schwach rötlichen Teint, wird aber beim
Stehen bald rotgelb.
Versuch XXIV.
Das Plasma wurde aus Kaliumoxalatblute sofort abcentrifugiert, das Serum
nach 18 Stunden aufgesammelt.
Inhalt der Röhrchen
; ~~~ ~ l
Einsaat
i
0 Std.
1
6 Std.
12SM. 1
24 Std.
5 ccm Oxalatplasina
1 B. coli
922
132
QO
1 _
do. i
| *
2796
' 1174
OO
—
do.
B. typhi
1638
223
00*
—
do.
>
1952
107
00
—
5 ccm Serum ohne Oxalat
B. coli
927
448
85
00
do.
»
2246
912
208
00
do.
B. typhi
1170
16
12
1
do.
•
1588
65
19 1
4
5 ccm Serum mit l,0°/ oo Kaliumoxalat
B. coli
1165
72
1
51
do.
>
2272
102
6
170
do. |
B. typhi
1030
1
0 1
0
do.
>
1805
1
1
0 1
0
Das Plasma steht in diesem Versuche nicht nur dem Serum
mit Oxalat, sondern auch dem ohne Oxalat bedeutend nach, ob¬
wohl das Oxalat die Alexin Wirkung verstärkt, wie oben gezeigt
Digitized by CjOOQle
78 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
ist, und, wenigstens B. coli betreffend, auch aus diesem Versuche
hervorgeht. Das Serum mufs also dem normalen Plasma noch
mehr überlegen sein als diesem oxalathaltigen. Auch bei Hammel
und Katze wirkt das Serum oft deutlich stärker baktericid als
das Plasma.
Versuch XXY.
Hammel. Das Plasma wurde sofort aus Kaliumoxalatblute abcentrifugiert.
Das Serum wurde aufgenommen, sobald die genügende Menge ausgeprefst war.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
OStd.
4 Std.
8 Std.
12 Std.
5 ccm Oxalatplasma
B. coli
1960
54
177
6 342
do.
>
4633
88
592
11000
do.
B. typhi
754
22
223
8 331
do.
>
2236
70
949
43 000
do.
Staphylo-
coccus aur.
1880
1064
2664
22000
5 ccm Serum ohne Oxalat
B. coli
2000
140
37
1344
do.
>
5088
939
78
1006
do.
B. typhi
778
0
0
9
do.
>
1945
0
0
24
do.
Staphylo-
coccus aur. j
1732
1592
2724
7 632
Yersuch XXYI.
Alte Katze. Das zum Gewinnen von Plasma bestimmte Blut wurde in
paraffinierte Gefäfse aufgenommen, mit 2,0 °/oo Kaliumcitrat versetzt und sofort
centrifugiert. Das Serum wurde nach 16 Stunden abgenommen.
. “ ' ' . “
Inhalt der Röhrchen
_ — - ~v; -
j Einsaat
OStd.
3 Std.
1
7 Std.
1 11 st.
24 St.
2 ccm Paraffinplasma mit
2,0 °/ 00 Kaliumcitrat
B. coli
618
63
2798
i
4795
_
do.
>
504
79
1717
8013
—
do.
B. typhi
25 758
24
0
0
14 882
do.
>
ca.25 000
21
1
0
5 724
2 ccm Serum ohne Citrat
B. coli
619
520
623
636
—
do.
>
414
408
24
11
—
do.
B. typhi
, ca.25 000
20
0
0
0
do.
>
ca.25000
42
0
0
0
Die Versuche deuten dahin, dafs bei diesen Blutsorten nach
dem Entbluten keimfeindliche Stoffe von den Leukocyten abge-
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. Alfred Pettersson.
79
sondert werden. Die Abgabe findet aber nicht nur im geronnenen
Blute statt, sondern auch, wenn das Gerinnen verhindert wird.
Versuch XXVIL
Rinderblut. Aus dem Kaliumoxalatblute wurde teils sofort, teils nach
20 Stunden Plasma abcentrifugiert. Das Blut war während der Zeit kühl
aufbewahrt.
Inhalt der Röhrchen
1 '(
Einsaat
1 I
; 0 Std.
6 Std.
12Std.
24 Std.
5 ccm Plasma, sofort
B. coli
2800
705
1668
GO
do.
>
6273
1834
2172
OO
do.
B. typhi
1185
150
3672 j
25 000
do.
>
4272
290
6805 1
45 000
do.
B. pyocyan.
1508
1214
1079
! oo
do.
>
3278
1893
298
QO
5 ccm Plasma, nach 20 Stunden
B. coli
2560
298
17
?
do.
>
5660
672
467
oo
do.
B. typhi
1032
11
4
23
do.
>
3276
53
15
145
do.
B. pyocyan.
1467
727
40
5 215
do.
>
3180
1496
115
10 796
Die Wirkung des sofort gewonnenen Plasmas ist sehr schwach,
sogar der ziemlich empfindliche B. typhi hat sich bei dieser kleinen
Einsaat schon nach 12 Stunden vermehrt.
Durch künstliche Vermehrung der Leukocyten des Blutes
kann die Wirkung des Plasmas während des Stehens noch mehr
erhöht werden.
Versuch XXVIII.
Kinderblut mit Kaliumoxalat. Die aus dem sofort centrifugierten Blute er¬
haltene Leukocytenschicht wurde einer neuen Portion Blut zugesetzt. Nach
20 Stunden wurde sowohl aus diesem leukocytenreichen als aus gewöhn¬
lichem Blute Plasma abcentrifugiert.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat !
jj i
! 0 Std.
1
6 Std.
20StdJ 48Std.
' f. '
5 ccm Plasma nach 20 Stunden
B. coli
1328
5
8
1264
do.
>
2544
21
9
3936
5 ccm Plasma aus leukocytenreichem
Blute nach 20 Stunden
>
1496
33
1
44
do.
I
»
* !
2988
1
115
!
1
77
Digitized by CjOOQle
80 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Bei diesen Tieren würde also das Serum gewissermafsen in
der Beziehung zum Plasma stehen, die Gengou behauptet. Es ist
aber zu bemerken, dafs dieses Verhältnis gar kein regelmäfsiges
ist. Im Gegenteil wirkt das Plasma oft deutlich stärker baktericid
als das Serum. v , VVTV
Versuch XXIX.
Kuh. Plasma aus Blut mit l,0°/oo Kaliumoxalat. Das Serum wurde nach
20 Stunden aufgenommen.
Inhalt der Röhrchen
1
Einsaat !
i
! 0 Std.
4 Std.
12 Std.
24 Std.
5 ccm Plasma sofort
1 B. coli
4568
0
19
136
do.
1 >
2954
1260
24
9 794
5 ccm Serum mit l,0°/oo Kalium¬
oxalat
! *
3784
139
408
125 000
do.
>
3800
3664
i
11578 ca. 150000
1
In diesem Versuche sind im Serum entweder keine Alexine
aus den Leukocyten ausgetreten, oder nur in so geringer Menge,
dafs ihre Wirkung durch abschwächende Momente völlig auf¬
gehoben ist. Auch in diesen Sera machen sich selbstverständlich
die vorher angeführten, die baktericide Serumwirkung abschwä¬
chenden Momente geltend, nämlich das Austreten guter Nähr,
stolfe aus den Blutkörperchen und das Absorbieren des Alexins
durch den Faserstoff. Es ist auch sehr gewöhnlich, dafs das
Serum während des Aufbewahrens seine baktericide Wirkung
einbüfst, wie früher betreffs Kaninchenblutes nachgewiesen ist-
Versuch XXX.
Rind. Ungefähr 2 Stunden nach dem Entnehmen wurde das aus dem schief
erstarrten Blute ausgeprefste Serum aufgenommen und centrifugiert. Nach
20 Stunden wurde wieder Serum aufgesammelt, das auch centrifugiert wurde.
Inhalt der Röhrchen
Einsaat
I 0 Std.
1
6 Std.
12 Std.
5 ccm Serum nach 2 Stunden
B. coli
2578
632
1000
do.
>
4954
1115
2 609
do.
B. typhi
1210
46
1314
do.
>
2875
56
2 925
5 ccm Serum nach 20 Stunden
B. coli
2750
739
7 695
do.
>
5528
1380
12000
do.
B. typhi
1137
28
7 314
do.
>
2920
96
16400
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. Alfred Pettersson.
81
Der Unterschied zwischen den beiden Sera ist freilich nicht
sehr grofs, er kann bisweilen wesentlich gröfser sein, der Ver¬
such aber ist jedoch wiedergegeben, weil er zeigt, dafs während
des Aufbewahrens des Blutes die baktericide Wirkung des Serums
abgeschwftcht werden kann, während die des Plasmas bedeutend
erhöht wird. Die Tabelle entspricht nämlich einem Teile einer
Versuchsreihe, aus der ein anderer Teil als »Versuch XXVI«
herausgenommen ist. Es ist aber gar nicht regelmäfsig, dafs die
Wirkung des Plasmas verstärkt wird. Anstatt dessen kann sie
während des Stehens des Blutes abgeschwächt werden, gewöhn¬
lich aber nicht sehr bedeutend in der ersten Zeit. Im letzteren
Falle steht also das Serum in derselben Beziehung zum Plasma
wie beim Hunde.
Es dürfte nicht geleugnet werden, dafs nach dem Entbluten
im Rinder-, Hammel- und Katzenblute Alexin in genügend grofser
Menge von den Leukocyten abgegeben werden kann, und dafs dann
die von den Blutkörperchen befreite Flüssigkeit, Plasma oder Se¬
rum, stärker keimfeindlich wirken mufs als das normale Plasma.
Dafs dies nicht immer zutrifft, ist ebenso offenbar. Es scheint,
als ob bei Rind, Hammel und Katze die Leukocyten aufserhalb
des Tierkörpers, wenigstens bisweilen, ihr Alexin leichter ab¬
geben, als, nach meinen Untersuchungen zu schliefsen, sie es
beim Hund und Kaninchen thun. Auch beim Pferde scheint
die Alexinwirkung im Serum bisweilen erhöht werden zu können.
Das Gerinnen des Pferdeblutes kann ohne Schwierigkeit lediglich
durch rasches Abkühlen verhindert werden und die Blut¬
körperchen werden aufserdem in sehr kurzer Zeit beim Centri-
fugieren abgeschieden. Deshalb ist dieses Blut sehr geeignet,
um zu entscheiden, ob das natürliche Plasma wirklich keim¬
feindlich wirkt.
Yersneh XXXI.
Altes Pferd. Eine kleine Menge Blut wurde in einen, im Eiswasser stehen¬
den Glascylinder aufgenommen. In diesen wurde ein zweiter, schmälerer, mit
Eis gefüllter Cylinder hineingesteckt. Die Flächen der Cylinder, die in Be¬
rührung mit dem Blute kamen, waren mit flüssigem Paraffin bestrichen.
Nach dem Abkühlen wurde das Blut sofort centrifugiert. Das gewonnene
ArchiT für Hygiene. Bd. XUII. 6
Digitized by ^.ooQle
82 Über die baktericide Wirkung von Blutserum und Blutplasma.
Plasma wurde in den Brutschrank gestellt, bis es geronnen war, was sehr
rasch eintrat. Nachher wurde es kühl aufbewahrt und das daraus erhaltene
Serum mit gewöhnlichem, nach 18 Stunden entnommenen verglichen.
Inhalt der Röhrchen !
Einsaat
OStd.
3Std.
I
7 Std.
11 St.
24 St.
2 ccm Serum aus Plasma
B. typhi
7632
145
46
116
115 477
do.
>
6533
98
4
122
1653
2 ccm Serum aus Blut
>
7123
109
3
4
129
do.
>
6105
102
29
99 760
Obwohl das auf gewöhnliche Weise erhaltene Serum ein
wenig stärker keimfeindlich wirkt als das aus Plasma stammende,
ist auch dieses letztere eine ziemlich wirksame baktericide Flüs¬
sigkeit. Nach dem vorher Gesagten, betreffs der Beziehung des
Faserstoffs zum Alexine, mufs das natürliche Plasma noch wirk¬
samer gewesen sein. Es stand also wohl dem gewöhnlichen
Serum nicht nach. In jedem Falle ist es offenbar keine, des
Alexins völlig entbehrende Flüssigkeit gewesen.
Aus dem Ergebnisse dieser Untersuchung dürfte man folgern
können:
Auch das Plasma des kreisenden Blutes enthält keimfeind¬
liche Stoffe (Alexin).
Nach dem Austreten des Blutes aus dem Tierkörper kann
die baktericide Wirkung sich ändern und zwar bald erhöht und
bald vermindert werden.
Die Menge des Alexins kann dadurch vergröfsert werden,
dafs Alexin aus den Leukocyten austritt.
Die Alexinmenge des Serums kann dadurch verkleinert wer¬
den, dafs der FaserstofE Alexin absorbiert. Die Alexinwirkung
kann durch Entstehen besserer Ernährungszustände für die Bak¬
terien abgeschwächt werden, indem gute Nährstoffe aus den Blut¬
körperchen austreten.
Im Blute gewisser Tiere erscheint die Abgabe von Alexin
seitens der Leukocyten aufserhalb des Körpers gewöhnlich so klein
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Von Dr. med. Alfred Pettersson. 83
zu sein, dafs das Serum in baktericider Wirkung dem Plasma
nachsteht.
Bei anderen Tieren kann dagegen nach dem Entbluten bis¬
weilen eine so grolse Menge von Alexin aus den Leukocyten
austreten, dafs die durch die abschwächenden Momente hervor¬
gerufene Verminderung der baktericiden Wirkung nicht nur er¬
setzt wird, sondern dafs sogar eine Erhöhung derselben entsteht.
Das in gewöhnlicher Weise entstandene Serum soll, um dem
normalen Plasma in baktericider Wirkung zu entsprechen, so¬
bald als möglich dem Blutgerinnsel entnommen werden.
Upsala, April 1902.
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Die Strafsenhygiene im Altertume.
Von
Prof. Dr. H. A. Nielsen,
Kopenhagen.
Da die Stralsen eine notwendige Voraussetzung der engen
Bauart des städtischen Grundes sind, so haben sie ein ebenso
ehrwürdiges Alter wie die Städte. Je enger eine Stadt bebaut
ist und je mehr Menschen innerhalb ihrer Mauern wohnen, von
desto gröfserer Bedeutung sind natürlich die Strafsen auch als
Verkehrswege für den Import und Export im weitesten Sinne
des Wortes und desto wichtiger ist aber auch ihre Beschaffenheit
für den Gesundheitszustand des Einzelnen sowohl als der Ge
samtheit der Bewohner. Wo nur immer schriftliche oder monu¬
mentale Denkmäler Zeugnisse eines Kulturlebens ablegen, wird
uns von gewaltigen Städten berichtet. Ich erinnere nur an
die vielen Städte in Ägypten, Chaldäa, Assyrien, Kleinasien,
Griechenland und Italien, von denen uns die alten Schriftsteller
erzählen, oder welche uns durch Inschriften und Ausgrabungen
bekannt geworden sind. Durch die aufserordentlich interessanten
Funde aus der präbabylonischen Kultur — der Zeit der Sumerer,
welche Sarzec 1 ) in Tello im südlichen Babylonien ans Licht
befördert hat, sind wir im stände, das ungefähre Alter von
Babylon zu bestimmen. Danach mufs diese Stadt gegen 4000 v. Chr.
erbaut worden sein und Ninive ca. 3100 v. Clir.; denn der
1) Decouvertes en Chaldee par Ernest de Sarzec. 1887 publikes par
le» soins de M. de lleiizey.
Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 7
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86
Die Strafsenbygiene im Altertume.
Kirchenfürst Gudea, dessen Palast Sarzec in Tello ausge¬
graben hat, erzählt in einer seiner Inschriften, dafs er Ninive
gegründet habe. Eine der vielen Gudöa-Statuen, die Sarzec fand,
stellt diesen König sitzend dar, indem er den Plan der Stadt
Ninive auf seinem Schofse hält.
Aber Babylon und Ninive waren nicht die ältesten Städte
des Reiches. Schon mehr als 1000 Jahre früher rühmt sich
einer der Vorfahren Guddas, Uru-ka-gin-na, König von
Sirgulla 1 ), eine Stadt mit Häusern von Ziegelsteinen, Vorrats¬
häusern und einer Wasserleitung erbaut zu haben.
Es würde jedoch zu weit führen, auch nur die bedeutend¬
sten der bekannten Städte des Altertums hier zu nennen. Viele
von diesen sind ohne Zweifel sehr grofs, ja Millionenstädte ge¬
wesen. War doch der von den Mauern eingeschlossene Grund
der Stadt Babylon doppelt so grofs als die Stadt London, und
von Ninive sagt der Prophet Jonas, dafs es drei Tagereisen grofs
sei. Athen zählte 1 j Al Jerusalem % Ca rthago und Ale¬
xandria s / 4 und Rom mindestens Vj 2 Millionen Einwohner
zur Zeit ihrer Blüte. Überhaupt waren die Städte sowohl in der
chaldäisch-ägyptischen, als auch in der griechisch-römischen
Kulturperiode zweifellos viel zahlreicher als jetzt und Städte mit
einer Million oder doch einer halben Million Einwohner keine
Seltenheit. Antiochia hatte 5 v. Chr. 117 000 freie Bürger,
und Pergamon und Cäsarea zählten nach Galen bezw. 120000
und 400000 Einwohner. Älianus gibt die Zahl der Städte in
Italia und Sicilia auf 1260, Josephus die in Gallia auf
1200 und Ptolemäus diejenige in Afrika auf 324 und in
Asia auf 500 an.
Bekanntlich ist eine grofse Reihe von Städten des Altertums
auf Befehl eines Herrschers oder durch auf der Wanderung be¬
griffene Volksgenossen nach bestimmten Plänen erbaut, wie wir
1) Gudda war der letzte König der Sumerer. Sowohl Gudda als eine
Reihe der früheren Könige scheinen von den Königen von Akkad ab¬
hängig gewesen zu sein. Die beiden Könige von Akkad Sargon I. und
Naram-sin lebten aber nach den archäologischen Untersuchungen und
den Aufzeichnungen des Nabonid, des letzten Königs von Babylon,
.‘kJOO Jahre vor 5f)0 v. Chr.
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i
Von Prof. Dr. H. A. Nielsen.
87
unten sehen werden. Erwähnen will ich hier nur, dafs man
einen solchen Stadtplan aus dem Jahre 3100 v. Clir. kennt.
Jedoch darf man wohl annehmen, dafs die weitaus meisten und
vielleicht gerade die gröfsten Städte kaum nach einem vorher
entworfenen Plane angelegt worden sind. Ohne Zweifel ist die
Wahl der Lage in den meisten Fällen auf den einen oder an¬
deren günstigen Umstand der Umgegend, z. B. auf einen guten
natürlichen Hafen, einen schiffbaren Flufs, einen fruchtbaren
Thalstrich u. dgl. zurückzuführen.
Daher mufsten notwendigerweise auch nicht nur die ökono¬
misch-vitalen Verhältnisse der Strafsen zu den Städten und
ihren Bewohnern, sondern auch ihre hygienischen Verhältnisse
den Bewohnern der alten Städte im selben Grade und unter
denselben Formen als unentbehrlich einleuchten, wie es in der
Gegenwart der Fall ist. Und in der That gab es schon in
uralten Zeiten eine natürlich dem Kulturstandpunkte der Zeit
und des Landes entsprechende Strafsenliygiene.
Jedoch zeigt sich überall ein in hygienischer Hinsicht bedeuten¬
der Unterschied zwischen den Strafsen der alten »autochthonen«
Städte und denen der nach einem bestimmten Plan angelegten
Städte, und namentlich diesen letzteren hat man die Strafsen-
hygiene der betreffenden Kulturstadien zu verdanken, weshalb
man auch immer bestrebt war, die Strafsenanlagen dieser Kolo¬
nialstädte und ihre hygienischen Veranstaltungen, soweit wie
möglich, in den alten Mutterstädten einzuführen, um das Ver¬
säumte nachzuholen, was jedoch aus naheliegenden Gründen nur
in den seltensten Fällen gelang.
Von dem alten Athen, der Stadt der Kranaer und Ke-
kropiden, findet man noch jetzt auf den die Akropolis um¬
gebenden Höhen und namentlich auf Pnyx zahlreiche Überreste.
Nach den von Burnouf 1 ), Curtius 2 ) und anderen Forschern
angestellten Untersuchungen gab es hier nur ein oder zwei Haupt¬
straßen von ungefähr 5 m Breite, die in dem festen Grunde
eingegraben und an den Seiten mit Rinnsteinen versehen waren.
1) Revue de rarehitecture, vol. XXX.
2) Die Stadtgeschichte von Athen. 1891.
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88
Die Strafsenhygiene im Altertame.
Bürgersteige existierten damals nicht. Aus den vorhandenen
Spuren sieht man, dafs hier einst ein lebhafter Wagenverkehr
gewesen sein mufs. Zu beiden Seiten dieser Hauptstrafsen führen
kleinere’, 3—4 m breite Strafsen, ebenfalls mit Rinnsteinen
aber ohne Bürgersteige die Anhöhen hinauf. Auch auf diesen
Seitenstrafsen mufs einst ein lebhafter Verkehr von Wagen und
Lasttieren stattgefunden haben. Um dem Fufse einen besseren
Halt zu gewähren, waren sie mit Querrillen und niedrigen Stufen
versehen. Aufser diesen gröfseren Strafsen gab es noch Gassen,
oder richtiger gesagt ganz schmale Steige, die oft in Treppen
endigten. Wie aus Burnoufs Untersuchungen von über 800 Bau¬
plätzen, welche uns als kleine, durch Sprengung von Klippen¬
massen entstandene Flächen oder Terrassen von ungefähr 2 X 6 m
erscheinen, hervorgeht, waren die Häuser dieser Strafsen ohne
bestimmte Ordnung gebaut. Es ist vielmehr augenscheinlich,
dafs die Seitenstrafsen und Gassen ohne bestimmte Richtungen
nach den planlos gebauten Häusern angelegt waren. An mehre¬
ren Strafsenecken hat man 4—6 m tiefe, in Klippen ausgehauene
Zisternen gefunden, die inwendig mit Kalk dicht gemacht und
geputzt sind. Burnouf fand im ganzen 58 solcher Zisternen,
21 davon auf den Abhängen der Pnyx-Höhen. Ein Teil dieser
Zisternen gehörte offenbar zu Privathäusern. Diese prähisto¬
rische Stadt, deren Bewohner nach Herodot (VIH. Buch Kap. 44)
Pelasger (Kranaer) waren, hatte Strafsen, die trotz ihrer Primi¬
tivität und ihrer Mängel in hygienischer Beziehung den Abflufs
jedes einzelnen Grundstückes in offene Rinnsteine leiteten und
mit öffentlichen Wasserreservoirs versehen waren.
Aber diese krummen, engen und steilen Strafsen der Altstadt
konnten nicht durch bessere ersetzt werden. Selbst als man
während der Blütezeit der Republik und später unter der Römer¬
herrschaft die Stadt durch ein Netz breiter und regelmäfsiger
angelegter Strafsen erweiterte, und selbst als man schon während
der Tyrannenzeit nach besten Kräften bemüht war, dem hygie¬
nischen Mangel der Strafsen durch die unterirdischen Leitungen,
durch reichliche Wasserversorgung und Reinigung, worauf wir
später zurückkommen werden, abzuhelfen, so blieb der Zustand
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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen.
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in der Hauptsache derselbe. Auch nach der Plünderung der
Stadt durch die Perser, im Jahre 480 v. Chr., trat in dieser Be¬
ziehung keine wesentliche Veränderung ein. Als die Athener
nach der niedergebrannten Stadt zurückkehrten, bauten sie so
schnell wie möglich ihre Hütten auf den Trümmern der alten
wieder auf. In diesen Häusern und auf diesen in hygienischer
Hinsicht so primitiven Strafsen war es, wo unter Perikies eine
furchtbare Pest wütete und Tausende der damals 200000 zäh¬
lenden Bewohner hinwegraffte. Bekanntlich starb auch Perikies
an dieser schrecklichen Krankheit im Jahre 429 v. Chr.
Eben dieselbe Entwicklung und dasselbe Schicksal hatte
Rom. Auch hier dieselbe planlose Anlage, dieselben engen und
krummen Strafsen. Auch Rom wurde geplündert und nieder¬
gebrannt, und zwar von den Galliern unter Brennus 390 v. Chr.
Auch hier baute man, wie Livius berichtet, die Stadt ebenso
planlos und mit den engen Strafsen wieder auf. Und wie wir
später sehen werden, konnte man trotz reichlicher Wasserversor¬
gung, Kanalisation, vorzüglicher Pflasterung und Strafsenreinigung
die Übelstände, welche die engen und krummen Strafsen zur
Folge haben, vor allem den üblen Geruch, nicht beseitigen.
Selbst die modernsten hygienischen Veranstaltungen hätten
dem Hauptmangel der Strafsen im alten Athen und Rom nicht
abhelfen können. Es fehlte an Licht und Luft; und dieser
Mangel wurde um so gröfser, je mehr die Stadt sich ausdehnte.
Die Strafsen blieben eng und krumm, die Häuser wurden aber
immer höher, und die Verunreinigung der Strafsen nahm mit
der Zahl der Einwohner zu.
Dieser primären Forderung der Strafsenhygiene an Licht
und Luft ist man erst durch planmäfsig angelegte Städte mit
regelmäfsigen geraden und breiten Strafsen gerecht geworden.
Gewöhnlich nimmt man an, dafs die Griechen die ersten
waren, welche Städte mit breiten, geraden und einander kreuzen¬
den Strafsen, deren Häuser den hygienischen Forderungen ent¬
sprachen, erbaut haben. Nach Aristoteles soll Hippodamos
von Milet zuerst Peireus und Rhodus nach einem solchen
Plan angelegt haben.
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Die Strafsenhygiene im Altertume.
Aber ohne Zweifel haben die Griechen diese Kunst aufser
vielem andern von den Assyro-Chaldäern und den Ägyptern gelernt.
Wie oben erwähnt, gründete der Sumerer-König Uru-ka-gin-na
um das Jahr 4200 v. Chr. eine Stadt mit Häusern aus Ziegel¬
steinen und mit einer Wasserleitung, und Gudea berichtet, dafs
er Ninive gegen 3100 v. Chr. erbaut habe. Wenn wir auch
nichts Näheres darüber wissen, wie die Strafsen in diesen Städten
beschaffen waren, so hindert uns nichts anzunehmen, dafs sie
regelmäfsig und breit gewesen sind.
Herodot erzählt, dafs Babylon von ein Quadrat bildenden
Mauern umgeben war, wovon jede Seite 120 Stadien (=ca. 22500 m)
lang war. >Die Stadt selbst hat lauter Häuser von drei bis vier
Plagen Höhe und ist von geraden, am Flusse entlang führenden
oder rechtwinklig zu demselben laufenden Strafsen durch¬
schnitten. An dem am Flusse liegenden Ende dieser Strafsen
befinden sich Thore in der Mauer«, die sich längs den beiden
Ufern hinzieht. Dieses Babylon, das Herodot gesehen hatte,
und von dem noch jetzt bedeutende Überreste vorhanden sind,
war aber von Nabuckodonosor (605—562 v. Chr.) angelegt.
Bekanntlich wurde diese Stadt von dem Assyrerkönig Senna-
cherib geplündert und darauf vollständig zerstört, aber schon
nach 11 Jahren von Asarhaddon wieder aufgebaut. Dafs
Babylon jedenfalls dann gute, reguläre und vielleicht auch ge¬
pflasterte Strafsen bekam, ist mehr als wahrscheinlich, denn die
von Place 1 ) vorgenommene Ausgrabung von Korsabad zeigt,
dafs S en nach er ibs Vorgänger, Sargon II., seine Residenzstadt
Dur-Sarrukin den modernsten Forderungen der Zeit gemäfs
angelegt hatte. Eine diese Stadtanlage betreffende Inschrift des
Sargon lautet: »Meinem mir von den Göttern gegebenen Namen
entsprechend (eine Anspielung auf Sargon I., gegen 3750 v. Chr),
wonach ich Recht und Gerechtigkeit üben und die Schwachen
regieren und ihnen nicht schaden soll, vergüte ich den Eigen¬
tümern den Grund dieser Stadt (Magganubba) in Überein¬
stimmung mit den Werttafeln (dem Grundbuche), indem ich
1) Ninive et l’AsByrie.
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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen.
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ihnen Silber oder Kupfer dafür gebe; und um niemand Unrecht
zu thun, gebe ich denen, welche kein bares Geld für ihr Grund¬
stück haben wollen, Land für Land, wo sie es wünschen.« Also
Sargon expropriierte den Grund und baute seine Stadt in Form
eines Vierecks und umgab sie mit Mauern, die acht Thore ent¬
hielten. Von den Thoren führten, wie man aus Places Auf¬
deckungen ersieht, acht rechtwinklig sich durchschneidende
Strafsen in die Stadt. Diese Strafsen waren 12 m breit, hatten
Bürgersteige und waren mit flachen Steinen gepflastert. Wenn
das Pflaster auch kaum so elegant war wie in Rom, so war es
doch befriedigend, heifst es in Places Bericht.
Aber Place fand in Sargons Stadt noch eine andere hoch¬
wichtige hygienische Einrichtung, nämlich eine spitzbogige Haupt¬
kloake, die nach dem nahen Flusse führte. Bis jetzt ist erst
der Palast ausgegraben. Hier fand Place — was Layard auch
in Nimrond (Kalach) aufdeckte — ein vollständiges System von
Abflulskanälen, welche von den meisten Zimmern nach der
Hauptkloake führten. Ja, er fand in diesem Palaste sogar drei
Räume, die kaum etwas anderes gewesen sein können als Klosetts
mit Wasserausspülung. Die Stadt selber ist, wie gesagt, noch
nicht abgedeckt; aber man darf wohl annehmen, dafs auch die
Strafsen Abflufs nach der Kloake gehabt haben. Wir erwähnten
oben schon, dafs Layard 1 ) ähnliche Abflulseinrichtungen in
Assurnasirpals (ca. 880 v. Chr.) und in Salmanassars
(ca. 1300 v. Chr.) Palästen in Kalach fand. Unzweifelhaft ist
also, dafs die Assyrer jedenfalls gegen das Jahr 720 v. Chr.
Städte mit breiten, geraden, gepflasterten Strafsen hatten, die
sogar mit Bürgersteigen versehen waren, während die Griechen
die Bürgersteige erst unter der Römerherrschaft bekommen
haben.
Ferner gab es, und wahrscheinlich schon seit langer Zeit,
in den assyrischen Städten öffentliche Brunnen. Sarzec deckte
nämlich in Tello vor dem Palaste des Gudea eine Fontaine
auf, die sich auf einem 5 m breiten, aus gebrannten Fliefsen
1) Niniveh and ite remains; 1850. Niniveh and Babylon; 1853.
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Die »Strafsenhygiene im Altertume.
gemachten Bürgersteige befindet; — auf den Steinen stand
Gudäas Name. Diese Fontaine besteht aus einem 2,5 m langen,
0,5 m breiten und 0,3 m tiefen Wasserbassin, zu dem vom Bürger¬
steige zwei Stufen führen. Auf der Längsseite des Bassins sieht
man Amphoren tragende weibliche Figuren, an denen zwei sich
kreuzende Ausflufsöffnungen angebracht waren. Aulserdem fand
man in dieser ohne Zweifel ältesten menschlichen Wohnung
Reste von gemauerten Wasserleitungen und andere sehr wichtige
hygienische Einrichtungen, auf welche wir hier jedoch nicht
näher eingehen können. Die oben erwähnte Fontaine mufs jeden¬
falls vor 3000 v. Chr. angelegt worden sein und war wahrschein¬
lich für Gudeas Privatgebrauch bestimmt. Sie liefert uns auch
den unumstöfslichen Beweis dafür, dafs man solche im Freien
angebrachte Fontainen benutzt hat.
Es ist bekannt, dafs die Wasseranlagen in den chaldäisch-
assyrischen Inschriften eine auffällig wichtige Rolle spielen. Aber
fast ausschliefslich handelt es sich dort nur um die Anlage von
Wasserleitungen und um die Herstellung von »immer dauernden«
Wasserbehältern für die Städte.
So liefs Chammuragas (1900 v. Chr.) in Babylon ein
Wasserreservoir und Assurnasirpal (gegen 880) in Kalach
eine Leitung anlegen. Und Sennacherib führte Ninive und
18 anderen Städten mittels einer teilweise tunnelartig gebauten
Leitung Wasser zu.
In dieser betreffenden Inschrift heifst es am Schlüsse: »Ich
habe Zisternen von Kisiriland bis nach Ninive anlegen
lassen.-So habe ich Ninive, meine Residenzstadt, er¬
neuert. Ich habe ihre Strafsen reguliert und ihre Fontainen und
Wasserleitungen vermehrt. — —c Hier geschieht der Strafsen-
anlagen und Fontainen direkt Erwähnung, und meines Wissens
ist dies das einzige Mal trotz der aufserordentlich zahlreichen
assyro-chaldäischen Berichte über Wasserleitungen nach den
Städten und Landdistrikten.
Aber auch die Ägypter haben schon sehr früh Städte nach
einem vorher entworfenen Plan angelegt. So hat Flinders
Petrie in der Nähe des Sees Möris bei Kahun eine kleine
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Vqn Prof. Dr. H. A. Nielsen.
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Arbeiterstadt aufgedeckt, welche von einem der Könige aus der
zwölften Dynastie, wahrscheinlich von Usertesen II., um das
Jahr 2000 v. Chr. gegründet wurde.
Der Stadtplan stellt ein Viereck dar. Die eine Hauptstrafse
läuft von Osten nach Westen, und von ihr gehen sechs Seiten-
stmfsen von Norden nach Süden. Unter einem rechten Winkel
zu dieser Hauptstrafse geht eine andere Hauptstrafse in Form
eines T in der Richtung von Norden nach Süden, von welcher
wieder zehn Seitenstrafsen von Osten nach Westen führen. Die
Hauptstrafsen haben eine Breite von 7 m, die Seitenstrafsen von
4—4,5 m. Es scheint nicht, dafs ein Pflaster vorhanden gewesen
ist; dagegen befindet sich in der Mitte der Strafsen ein aus 0,3 m
breiten flachen Steinen gebildeter Rinnstein, der eine in der
Mitte ausgehöhlte Abflußrinne hat. Die Häuser liegen in einer
geschlossenen Baulinie und bestehen aus lauter kleinen für die an
den Pyramiden und Tempeln beschäftigten Arbeiter bestimmten
Wohnungen von drei bis vier Zimmern. Nur an der nach Westen
laufenden Hauptstrafse liegen neun gröfsere Gebäude mit sehr
vielen Zimmern. Auf die auch in hygienischer Beziehung sehr
wuchtigen Einzelheiten dieser Häuser hier einzugehen, würde zu
weit führen. Nur will ich noch bemerken, dafs Flinders
Petrie unter den Häusern und Strafsen mächtige Gänge fand,
die unter der XII. Dynastie von den Ratten gegraben worden
sind. Nach der Ansicht der Gelehrten ist die Stadt nur bis in
die XVIII. Dynastie (gegen 1300 v. Chr.) bewohnt gewesen. An
den Vorgefundenen Thonvasen und anderen Gefäfsen glaubt
Petrie auf eine Handelsverbindung zwischen dieser Stadt und
den griechischen Inseln schliefsen zu können.
Eine andere ägyptische Stadt von viel gröfserem Umfange
ist die von Amenophis IV. um das Jahr 1400 v. Chr. ange¬
legte Residenzstadt Heliopolis. Da die Einwohner diese
Stadt bald nach ihrer Gründung verliefsen, so sind noch sehr
viele Überreste dieser alten Anlage erhalten. Man sieht noch
heute die Spuren einer 25 m breiten, am Flufs entlang laufenden
Hauptstrafse, in welche die oft sehr engen Seitenstrafsen unter
einem rechten Winkel münden.
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Die Strafsenhygiene im Altertume.
Auch von den Etruskern weife man, dafs sie regelmäfsige
Städte bauten. In der von Brizio 1 ) in der Nähe von Marza-
botto (das 3—4 Meilen südlich von Bologna liegt) ausgegrabenen
Stadt aus dem 6. Jahrhundert sieht man 4 Hauptstrafsen, von
denen eine in der Richtung von Norden nach Süden und drei
von Osten nach Westen laufen. Dieselben sind 15 m breit, haben
einen Fahrdamm von 5 m Breite und auf jeder Seite einen 5 m
breiten Bürgersteig. Auch sind sie gepflastert und an den Häuser¬
reihen mit 0,8 m breiten Rinnsteinen versehen. Zwischen den
drei von Osten nach Westen laufenden Hauptstrafsen gehen 5 m
breite Nebenstrafsen von Norden nach Süden..
Hieraus geht zur Genüge hervor, dafs man sich schon lange
vor den Griechen der sanitären Vorteile einer regulären Strafsen-
anlage, wenigstens schon 1500 Jahre vor Hippodamos, bewufst
gewesen ist. Und von Gudöas Festungsplan mit seinen regelmäfsigen
Mauern und den sechs von hervorspringendem Mauerwerk ge¬
schützten Thoren ausgehend, darf man wohl auch mit vollem
Rechte auf regelmäfsige Strafsen schliefsen, wie solche in der
später von Sargon angelegten Burg zu sehen sind. Ist dies aber
der Fall, so können wir noch 1000 Jahre weiter zurückgehen.
Hippodarnos von Milet hat die regelmäfsige Stadtanlage
sicherlich von den östlichen Nachbarn seiner Vaterstadt gelernt.
Dafs den Griechen die bedeutenden Vorteile einer solchen An¬
lage sofort klar geworden sind, ist ganz natürlich. Kannten sie
doch aus eigener Erfahrung die Nachteile einer unregelmäfsigen
Bauart einer Stadt und der schlechten Strafsen nur zu gut. Diese
Übelstände wurden um so fühlbarer, als das Expansionsvermögen
ihrer Städte noch mehrere Jahrhunderte lang fortdauerte.
Wir werden jetzt dazu übergehen, einige nach diesem Plane
angelegte Städte zu beschreiben.
Piräus scheint die Stadt gewesen zu sein, welche zuerst von
Hippodamos angelegt wurde. Nach Thukydides (I. 48) ist
Piräus vor 430 v. Chr. gegründet worden. Es war um die Zeit,
als in Athen die Pest ausbrach. Thukydides erzählt, dafs »man
1) Una Pompeji Etruscu a Marzabotto.
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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen
95
die Peloponnesier beschuldigte, die Zisternen vergiftet zu haben;
denn damals gab es noch keine Quellenleitungen.» Die Stadt hat
bis zu 25—30 m breite, gerade Strafsen, die einander recht¬
winklig kreuzen. Zwischen den beiden Häfen gibt es eine noch
breitere Passage, die Aphrodision hiefs. Der Marktplatz war
nach den modernen Begriffen klein.
Nach einem ähnlichen Plane mit 4 Längen- und 3 Quer-
strafsen wurde Thurii in Süditalien an Stelle des niederge¬
brannten Sybaris gegen 440 v. Chr. angelegt. Auch hier waren
sämtliche Häuser in der Baulinie gebaut.
Auch Rhodos soll von Hippodamos nach demselben
Plan angelegt worden sein.
Obgleich Pompeji ursprünglich vielleicht 100 Jahre früher
von den Oskern angelegt ist, so mul’s das Strafsennetz, wie es jetzt
vorhanden ist, nach Nissens 1 ) Ansicht um das Jahr 400 v. Chr.
entstanden sein. Es sind hier zwei Hauptstrafsen, die vom Nor¬
den nach Süden und drei, welche von Osten nach Westen laufen;
zwischen diesen befindet sich eine grofse Zahl von Seitenstrafsen.
Alle Strafsen durchkreuzen einander rechtwinklig. Die Haupt¬
strafsen sind 8—9 und die Seitenstrafsen 3—5 m breit. Die
Hausblöcke variieren etwas in der Gröfse und sind nicht von
derselben Form, aber doch alle fast viereckig und von geraden
Strafsen begrenzt. Diese Hausblöcke bestehen nur aus 1, 3 oder
4 Häusern. Die Häuser liegen in geschlossener Baulinie und
haben meistens einen Baugrund von 15 X 20 m. Der Markt ist
auch hier nicht grofs, kaum so grofs wie zwei Hausblöcke.
Weiter unten werden wir auf die Strafsen näher eingehen.
Ungefähr 100 Jahre später, also zurZeit Alexanders und
seiner Nachfolger, gab es schon eine ganze Reihe regelmäfsig
angelegter Städte. So wurde Alexandria im Jahre 322 v. Chr.
nach Demokrates’ Plan angelegt. Wie man aus Mahmoud
Beys Ausgrabungen ersieht, hat Alexandria sieben mit der
Küste parallel laufende und elf rechtwinklig zu diesen laufende
Strafsen. Je eine dieser Strafsen hat eine Breite von 14 m; die
1) Pompejanische Studien zur Städtekunde des Altertums. 1877.
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Die Strafsenbygiene ira Alterturae.
andern sind 7 m breit. Die längste Strafse ist 5090 m lang, und
der Abstand zwischen den Längenstrafsen beträgt 278 in. Die
Hausblöcke haben die Form eines Quadrates. Die Ergebnisse
von Mahmoud Beys 1 ) übrigen Untersuchungen über die Strafsen-
anlage beweisen, dafs diese unter der Römerherrschaft neu an¬
gelegt worden sind.
Antiochia wurde 301 v. Chr. durch Seleucus-Nicator
erbaut. Diese Stadt hatte zwei einander kreuzende breite Strafsen,
wodurch sie in vier Stadtviertel geteilt wurde, die wieder von
kleineren Strafsen durchschnitten waren. Die eine halbe Meile
lange Hauptstrafse, welche von Osten nach Westen lief, und mit
prächtigen Säulengängen über den Bürgersteigen und einem kost¬
baren Marmorpflaster geschmückt war, stammt aus der Zeit, wo
die Römer regierten (Augustus und Tiberius).
Aus der Zeit Alexanders stammt Priene, das im Jahr 1895
von deutschen Archäologen 2 ) aufgedeckt wurde. Man nimmt an,
dafs Alexander diese Stadt ungefähr gleichzeitig mit dem Athene¬
tempel bauen liefs, und dafs sie nicht lange gestanden hat. Die
letzte Inschrift ist aus dem Jahre 150 v. Chr., woraus hervor¬
geht, dafs sie nicht lange der Einwirkung von Rom ausgesetzt
gewesen sein kann, weshalb die Stadt mit ihrem rein griechischen
Gepräge ein besonderes Interesse darbietet. Der ausgegrabene
Teil besteht aus einem System von geraden, einander rechtwinklig
schneidenden Strafsen, die ungefähr 70 Hausblöcke bilden. Wegen
des sehr hügeligen Terrains müssen die Hauptstrafsen längs den
Abhängen in der Richtung von Osten nach Westen laufen. Sie
sind 6—7 m breit, und um die allzu bedeutenden Steigungen
und Senkungen zu vermeiden, war man genötigt, an mehreren
Stellen bedeutende Sprengungen von Klippen vorzunehmen und
an andern Stellen auszufüllen. Die an den Abhängen hinauf-
laufenden Seitenstrafsen, welche also die Richtung von Norden
nach Süden hatten, sind 4 m breit, nicht mit besonderer
Sorgfalt angelegt und endigen nicht selten in steile Treppen-
strafsen. Alle Strafsen sind mit sorgfältig gelegten Brecciaquadem
1) Alexandria; Copenhague, 1872.
2) Jabrb. d. Kaiserl. deutschen arcbäolog. Instituts, 1897.
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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen.
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gepflastert. Bürgersteige gibt es hier nicht. In der Mitte be¬
findet sich ein mit grofsen Platten geschlossener Rinnstein. An
mehreren Strafsenecken sieht man kleine öffentliche Laufbrunnen.
Längs den Häusern hat man Thonrohrleitungen gefunden, von
welchen Seitenleitungen nach den in den Häusern befindlichen
Zisternen gehen.
Woher das Wasser gekommen ist, weifs man bis jetzt noch
nicht. Jeder Hausblock hat eine Grundfläche von 30,7 X 41 m
und enthält vier Baulose.
Mit den übrigen Städten am Mittelländischen Meere, die
übrigens für uns sowohl in litterarischer als auch in monumentaler
Hinsicht sehr interessant sein würden, wie Knidos, Pergamon,
Cäsarea, Smyrna, Agä, Hierapolis, Thamugadi, Pal¬
myra, Jerusalem u. y. a., werden wir uns hier nicht näher
beschäftigen.
Aus der Anlage der oben etwas eingehender besprochenen
Städte sieht man, dafs man sich bestrebte, der Forderung des
Aristoteles gerecht zu werden, welche lautete: >Wenn man die
Wahl hat, so soll man die Stadt an einer gesunden Stelle bauen,
die für die gesunden Ost- oder Nordwinde zugänglich sind und
sie reichlich mit gutem Wasser versorgen.« Durch die nach
dem Plane des Hippodamos in Kleinasien und Europa angelegten
Städte haben die Griechen eine sowohl in allgemein kultureller
als in hygienischer Hinsicht aufserordentlich wichtige Mission
erfüllt. Dieses Verdienst der Griechen wird dadurch nicht ge¬
schmälert, dafs die Chaldäer und Ägypter ihre Städte schon viel
früher nach diesem Plane angelegt hatten. Sie haben vielmehr
das, was sie von der Kultur des Ostens übernommen hatten,
entwickelt und verallgemeinert. Es war in Griechenland nicht
allein dem Willen eines einzelnen Herrschers überlassen, wie er
eine Stadt bauen wollte, sondern ein freies Volk forderte die Anlage
von regelmäfsigen und hygienisch günstigen Städten. Und gerade
durch diesen Umstand wird vom hygienischen Standpunkte aus
die Bedeutung dieser Mission erhöht.
Die Strafsen der meisten griechischen Städte waren nach
den modernen Begriffen eher schmal als breit. Gewöhnlich
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Die Strafsenhygiene im Altertume.
hatten die Hauptstrafsen eine Breite von 9—14 m, die Seiten-
strafse von 3—7 m. Aber man darf nicht vergessen, dafs erstens
die Häuser bei weitem nicht so hoch waren wie die unsrigen,
da sie gewöhnlich nur eine, höchstens wie in Athen zwei Etagen
hoch waren. Häuser von 4—7 Etagen, wie es deren in Rom,
Karthago und Tyrus gab, gehörten im Altertum zu den
Seltenheiten. Zweitens mufs man sich daran erinnern, dafs die
Sonne in Griechenland, Italien und den übrigen Ländern am
Mittelländischen Meere bedeutend höher steht als in unseren
nördlichen Breiten.
Deshalb war den Häusern und Strafsen wohl Licht und Luft
in genügender Menge zugänglich, um die Atmosphäre rein und
angenehm zu erhalten. Leider waren die übrigen Einrichtungen
aber nicht den hygienischen Forderungen entsprechend. Städte
wie Piräus, das Strafsen von mehr als 30 m Breite hatte, oder
der Badeort Hierapolis, dessen Hauptpromenade mit den
Säulengängen an den Seiten 25 m breit war, bilden im Altertum
eine Ausnahme.
Die griechischen Strafsen hatten — wie es durch die Unter¬
suchungen in Prieue nachgewiesen ist — keine Bürgersteige. Man
hat im Griechischen nicht einmal ein Wort für Bürgersteig.
Häufig waren die Strafsen, wie in Pompeji, in dem Grunde ein-
gegrabeu und fast immer ohne Pflaster. Nur die Hauptstrafsen
waren in Athen und den meisten griechischen Städten mit Kies
belegt, weshalb sie gar nicht mit den römischen makadamisierten
Wegen (viam munire) zu vergleichen waren.
Die Pflasterung war schon früh bekannt, man wendete sie
aber nur bei schroffen Steigungen und bei kurzen Strecken einer
Strafse an.
Schliemann fand ein schönes Pflaster auf der Rampe zu
einem der Thore von Troja aus der zweiten Periode.
Dafs aber auch sämtliche Strafsen zur Zeit der Griechen um
das Jahr 300 v. Chr. gepflastert waren, beweist Priene.
Zu Strabos Zeit (von 60 v. bis 25 n. Chr.) waren die Strafsen
in Kleinasien, auf den Inseln und in Griechenland so selten
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gepflastert, dafs Smyrna, welches nur gepflasterte Strafsen hatte,
als ein Muster hingestellt wird.
Die antike, 5 m breite Strafse, welche Dörpfeld 1 ) zwischen
Athens Akropolis und Pnyx aufgedeckt hat, hat ebenfalls weder
Pflaster noch Bürgersteige.
Aber Prienes Strafsen zeigen, dafs die Griechen sehr wohl
verstanden, ein sogar gutes Pflaster zu legen, wo die natürlichen
Verhältnisse es erforderten; und gleichzeitig war hier für einen
Abflufs durch einen verdeckten Rinnstein gesorgt.
Sonst geschieht der Abflufs von den Strafsen und den Häusern,
wie wir unten sehen werden, fast überall durch die offenen Rinn¬
steine der Strafsen.
Die Strafsen von Pompeji waren nach Nissen, als sie um
das Jahr 400 v. Chr. ihre jetzige Gestalt bekamen, auch nicht
mit Bürgersteigen versehen, wie sie auch ohne Pflaster waren.
Erst gegen 200 liefsen die Adilen Sitius und Pontus die Hafen-
strafse, die Pompejanerstrafse, die Jupiterstrafse und die Senator-
strafse mit Bürgersteigen und makadamisierten Fahrdämmen an-
legen. Die Strafsenpflasterung in Pompeji ist späteren römischen
Ursprungs, sie hatte aber doch schon begonnen, als die Pflaste¬
rung der Strafsen durch Casars lex munieipalis vom Jahre
45 v. Chr. den mit dem Bürgerrecht ausgestatteten Städten zur
Pflicht gemacht wurde. Auch hier ist vor und nach der Pflaste¬
rung die Ableitung durch Rinnsteine erfolgt, die längs den Kant¬
steinen der Bürgersteige waren.
Dasselbe gilt von Alexandria. Auch hier sind die gepfla¬
sterten Strafsen, die nach Mahmoud Bey aus Augustus’ Zeit
stammen, mit Bürgersteigen versehen, welche durch Kantsteine
von dem leicht gewölbten, aus Granitquadern gepflasterten Fahr¬
damm getrennt waren. Die 14 m breite Längsstrafse ist zur
halben Breite gepflastert; die andere Hälfte ist makadamisiert,
und in der Mitte befindet sich ein 1 m breiter Streifen von
Kulturerde, der nach Mahmoud Beys Ansicht zur Anpflanzung
von Bäumen verwendet wurde.
1) Mitteil. d. Kaiserl. deutschen archäolog. Instituts. Athen, Abt. 18114.
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Die Strafisenhygiene im Altertums.
Auch hier wurde der Unrat aus den Häusern und von den
Strafsen ebenso wie in Pompeji durch die Rinnsteine des Kant¬
steines fortgeleitet.
Die von Mahmoud Bey unter der Strafse gefundenen
Leitungen, welche mehrere für Kloakleitungen gehalten haben,
waren ohne Zweifel Wasserleitungen. Ebensowenig gab es in
Pompeji Kloakleitungen; jedenfalls waren die Leitungen, welche
man dafür gehalten hat, z. B. die unter der Strada dell’Abondanza,
von Strada Stabiana, wie auch die unter dem westlichen Teile
der Strada delle terme, nur bedeckte Rinnsteine.
Überhaupt gab es in den Strafsen der griechischen und
römischen Städte nur ausnahmsweise Kloakleitungen. Es ist so¬
gar wahrscheinlich, dafs die wenigen bekannten Kloakanlagen
des Altertums ursprünglich in gar keiner Beziehung zu den
Strafsen standen, sondern nur innerhalb der Grenzen der Stadt
befindliche, bedeckte Wasserläufe waren.
Unbedingt gilt dies von der cloaca maxima in Rom, die
erst später im 2. Jahrhundert v. Chr. eine solche Erweiterung
erfahren hat, dafs man sie für eine wirkliche Strafsenkloake halten
konnte; die Richtung der Strafsen stimmte nicht immer mit der
Lage der Kloake und ihren Verzweigungen überein.
Diese Kloakanlage ist zu allen Zeiten viel, auch von den
Griechen, bewundert worden. Dionysus von Halicar nass us
erklärte »die Wasserleitungen, die gepflasterten Strafsen und die
Kloaken für den besten Beweis von der Macht des römischen
Reiches.« Und man ist noch jetzt allgemein der Ansicht, die
man schon damals hatte, dafs die Kloakierung der Strafsen den
alten Griechen unbekannt war.
Aber auch in dieser Beziehung sind die Griechen die Lehr¬
meister der Römer gewesen; selbst hatten sie wohl die Idee
von den Assyrern bekommen und selbständig weiter entwickelt.
Die Ausgrabungen der letzten Jahre haben mehrere höchst
interessante griechische Ableitungsanlagen ans Licht befördert.
Besonders in Athen. Hier hat Dörpfeld unter einem Teile
der oben erwähnten Strafse zwischen Akropolis und Pnyx
eine Kloakleitung aufgedeckt, die aus grofsen Röhren vou
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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen.
101
gebranntem Thon zusammengesetzt war. Dieselbe hatten Einsteige- ... -
schachte, deren Röhren ebenfalls aus gebranntem Thon.Mnd “ ' :
eine solche Breite hatten, dafs ein Erwachsener darin.Platz'- f£uct ‘ ‘:
Der flüssige Abfall von 13 Häusern wurde durch vierkantige Thon-’
röhren direkt in die Kloake geleitet. Nach Dörpfelds Ansicht
ist dieselbe vor dem 4. Jahrhundert v. Chr. angelegt worden.
Eine von Ziller 1 ) nordöstlich von der Akropolis aufgedeckte
gesonderte Kloake scheint noch älteren Datums zu sein; ja sie
ist in ihren ältesten Teilen vielleicht noch älter als die Tarqui-
nische Kloake. Diese Leitung ist gewölbt und aus Piräusquadern
gemacht; an einer Stelle erkennt man noch deutlich die uralte
Überkragungstechnik. Von der Mitte des heutigen Athens läuft
sie gegen 6 m unter der jetzigen Terrainhöhe in der Richtung
nach dem Dipylonthore. Die Dimensionen sind 2 X 2 m. Bei
dem Thore erweitert sie sich und bildet hier ein viereckiges
Bassin von 4,20 m Breite. Von diesem Bassin verzweigen sich
dann nach rechts und links viereckige und kreisrunde engere
Leitungen, von denen die gröfste einen Durchmesser von 0,67 m
hat. Diese Seitenäste führen nach den an dem Abhange liegenden
Ländereien. Bei dem Ausgange einer der viereckigen Leitungen
fand Ziller deutliche Spuren einer Ziehschützenvorrichtung,
wodurch der Abflufs von der Leitung abgesperrt oder in diese
hinein und in jeder beliebigen Menge über das Land geleitet
werden konnte. Die Vorbauten im Bassin lassen vermuten, dafs
die übrigen Leitungen mit ähnlichen Vorrichtungen versehen waren.
Wir haben hier also eine Überrieselungsanlage in optima
forma vor uns. Der letzte Teil der Anlage ist jüngeren Ur¬
sprungs und aus Mauersteinen gemacht; derselbe scheint aber
vor der Römerzeit angelegt zu sein. Das älteste Gebäude der
Griechen aus gebrannten Steinen, Philippeion in Olympia,
wurde gegen 350 v. Chr. erbaut.
Ohne Zweifel sind mehrere Verbesserungen an dieser Anlage,
wie auch andere von Ziller ausgegrabene Leitungen in Athen
auf die Römer zurückzuführen.
1) Mitteil. il. deutschen archäolog. Instituts. Athen, Abt. 1877.
Axchir für Hygiene. Bd. XLI1I. 8
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102
Die Strafsenhygiene im Altertum«.
Dasselbe gilt in der Hauptsache auch von der Kanalisation
in ’01ympi<v bei deren Anlage Herodes Atticus einen neuen Be¬
weis :yon seiüer grofsen Freigebigkeit gab. Es existieren jedoch
'in Olympia’ auch gemauerte Kloakleitungen aus der griechischen
Zeit. Die Ausgrabungen in Pergamon haben besonders inter¬
essante Ableitungsanlagen ans Licht befördert. Dieselben be¬
standen aus gebrannten, mit griechischen Namenstempeln ver¬
sehenen Thonröhren von 0,56—0,65 m Länge und inwendig mit
einem Durchmesser von 0,13 bis 0,18 bis 0,20 m. An ihnen allen
sieht man eine Tülle und eine Muffe.
Auch die Räume (Wohnungen?) um den Athena Polias-
tempel haben geschlossene Ableitung durch derartige Röhren, ja,
man hat sogar bis in die oberen Etagen führende Fallrohrleitun¬
gen gefunden, die durch eine gemeinschaftliche Leitung unter
der Thürschwelle in das Freie führen. (Pergamon Bd. II u. VI.)
Auch in Girgenti (Akragas) auf Sizilien, in Nicomedia,
Kyzikos und in vielen andern Städten finden sich Kloak¬
leitungen. Ferner gibt es in Jerusalem ein sehr altes System
von Ableitungskanälen. Nach Schicks 1 ) Ansicht stammen
diese meistens aus der Zeit der Könige. Er glaubt, dafs sie
den Abfluls von den Strafsen und Häusern unterirdisch nach
dem Klippenrande führten.
Über die Laufbrunnen in den prärömischen Strafsen ist man
sehr wenig orientiert. Es mufs hier jedoch hervorgehoben werden,
was wir schon oben mit Rücksicht auf die Strafsenbrunnen von
Priene gesagt haben. Allerdings gibt es eine bedeutende An¬
zahl von Wasserleitungen aus der ältesten griechischen Periode.
Ich erinnere nur an die von Dörpfeld gefundene tunnelförmig
gebaute Peisistratos-Leitung in Athen, an die Eupalinos-
Leitung auf Samos (Fabricius) 2 ), an die von Megara
und Korinth und an die grofse Menge von Druckleitungen,
w r elche aus durchbohrten, mit Tüllen und Muffen versehenen
Quadersteinen hergestellt waren. Wir haben es hier mit einer
Technik zu thun, die den griechischen Kolonien auf den Inseln
1) Zeitschr. des deutschen Palästinavereins. Bd. 1.
2) Mitteil. d. deutschen archäolog. Instituts. Athen, Abt. 1884.
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103
und in Kleinasien eigentümlich war, und welche diese von den
Phöniziern gelernt zu haben scheinen. Im Vergleich zu diesen
sind unsere, aus Gufseisen verfertigten Leitungsrohre freilich
billiger und leichter, aber kaum vollkommener. Diese Technik
verschwand ungefähr ganz, als die Römer im Anfänge des
2. Jahrhunderts v. Chr. die Herrschaft über diese Länder be¬
kamen. Reste von solchen Druckleitungen gibt es noch bei
Patara 1 ), Jerusalem (Salomons obere Leitung von den Teichen),
Laodicaa 2 ) ad Lycum, Smyrna, Methymna und Per¬
gamon.
Auch auf diesem hygienischen Gebiete sind die Griechen
die Vorläufer der Römer, sowohl hinsichtlich der Technik als
hinsichtlich der Zeit. Die Eupalinos- und Peisistratos-
Leitungen sind mindestens 200 Jahre älter als die erste, Aqua
Appia in Rom; gar nicht zu reden von der Druckleitung in
Patara, welche ohne Zweifel noch 200—300 Jahre älter war. 1 5
Wir werden jedoch nicht näher auf diese interessante Frage
eingehen, da die Wasserversorgung der Strafsen bei den Griechen
nicht überall eingeführt gewesen zu sein scheint. Es gab eine
oder zwei Quellen innerhalb der Stadt, wie Kallirrhoe-En-
ueakrunos in Athen. Jene erhielt ihre gröfsere Wassermenge
von der Peisistratos-Leitung. Oder seltenerweise wurde das Wasser
nach den in den Häusern und vereinzelt in Strafsen angelegten
Zisternen geleitet. Eine solche Leitung fand man in Olympia.
Die vielen Strafsenbrunnen aber, welche man in Rom, Pom¬
peji, Antiochia, Alexandria und vielen andern Städten
findet, sind von den Römern angelegt. Allgemein eingeführt
wurden sie durch Agrippa. Um sie genügend mit Wasser ver¬
sorgen zu können, baute er zahlreiche private Wasserkastelle
über dem Strafsennetz der Stadt und ermöglichte dadurch auch
die Wasserversorgung der Häuser mit Laufbrunnen.
Diese Technik führten die Römer nun überall ein, wo sie
hinkamen. Und darin besteht das gröfste Verdienst der Römer
auf diesem Gebiete.
1) Texiere, Description de l’Asie mineure.
2) Jahrb. d. deutschen archäolog. Instituts, Bd. XIII u. f.
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Die Strafsenhygiene im Altertume.
Wie aber schon oben erwähnt, wurde in der griechischen
Stadt Priene das Wasser in jedes einzelne Haus geleitet. Ich
erinnere hier an die Inschrift'auf der bekannten Mesa^-Stele in
Louvre, die beweist, dafs man schon gegen das Jahr 900 v. Chr.
das Wasser in die Häuser geleitet hat. Diese Inschrift lautet:
»Ich habe Qarha mit hölzernen und steinernen Mauern ange¬
legt, ich habe die Thore und Türme gebaut. — — Und inner¬
halb der Stadt gab es keine Brunnen in Qarhe; und ich sagte
zu dem ganzen Volke: Macht euch Zisternen, ein jeder in seinem
Hause; und ich höhlte eine Wasserleitung aus nach Qarha (mit
den Gefangenen) von Israeli
Schon früh waren die Griechen darauf bedacht, aufser der
erwähnten Ableitung etwas für die Reinigung der Strafsen zu
thun. In Athen gab es schon im grauen Altertum eine Strafsen-
polizei, die fünf sogenannten Astynomen, die dafür aufzukommen
hatten, dafs die Baulinie nicht überschritten wurde, und dafs der
Verkehr in den schmalen Strafsen nicht durch Vorbauten und
nach aufsen gehenden Thüren noch mehr gehindert wurde.
Aufserdem hatten sie die Aufsicht über die Wasserversorgung,
und endlich hatten sie für die öffentliche Ordnung und die Rein¬
lichkeit aufzukommen. Unter ihnen rangierten die »Koprologoic.
Später, im 4. Jahrhundert, traten die Agoranomen an ihre Stelle.
Piräus hatte fünf solcher Agoranomen. Es existiert noch aus
dem Jahre 320 v. Chr. ein Volksbeschlufs der Stadt Athen,
wonach: »Diejenigen, welche Abfall auf die Strafse werfen, ge¬
zwungen werden sollten, denselben wieder zu entfernen. Und
um alles gut im Stande zu halten, sollten diejenigen, welche in
der Zukunft Abfall und Exkremente auf die Strafse oder den
Markt werfen, bestraft werden.«
Jedoch waren es nur die Hauptstraisen, welche unter der
Aufsicht der Astynomen standen, und die von Koprologoi ge¬
reinigt wurden. Diese wurden von der Stadt angelegt und wahr¬
scheinlich auch in Stand gehalten. Die schmalen Nebenstrafsen
aber, in deren Häusern, wie man in Priene sieht, kein Eingang
von der Hanptstrafse war, waren privat und sind gewifs im
1) Moabiterkönig.
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höchsten Grade schmutzig gewesen, ebenso wie die angioportus
in Rom.
Überhaupt waren die Strafsen im Altertum — Athen und
Rom nicht ausgeschlossen — ohne Zweifel trotz ihres Pflasters
und trotz ihrer Ableitung, dieser notwendigen Voraussetzung
einer Strafsenreinigung, nichts weniger als rein. Dies sieht man
besonders in Rom.
In allen griechischen Städten spielte der Marktplatz, agora,
eine bedeutende Rolle in dem politischen und kommunalen
Leben, aber nichtsdestoweniger war er in hygienischer Hinsicht
wegen seiner geringen Gröfse meistens sehr bedeutungslos.
Grösseren Gartenanlagen und öffentlichen Plätzen begegnet man
erst in der Kaiserzeit.
Als die Römer die Erbschaft der griechischen Kultur an¬
traten, übernahmen sie selbstverständlich auch die hier behan¬
delten und viele andere hygienische Einrichtungen. Aber wäh¬
rend sie in Litteratur, Wissenschaft und Kunst hinter ihren
Lehrern zurückblieben, so kann nicht geleugnet werden, dafs sie
die technisch-hygienischen Veranstaltungen und besonders die¬
jenigen, mit denen wir uns hier beschäftigen, bedeutend vervoll¬
kommnet haben.
Sie verbesserten nicht nur die Technik der Strafsenpflasterung,
und liefsen sich die Instandhaltung und die Reinlichkeit nicht
nur besonders angelegen sein, sondern sie wirkten am allermeisten
im Dienste der Strafsenhygiene dadurch, dafs sie ihre Einrich¬
tungen für alle mit dem römischen Bürgerrecht ausgestatteten
Städte obligatorisch machten, sowie auch dadurch, dafs sie durch
die Macht des Beispiels die Forderungen an Komfort und Hy¬
giene, an welche sie sich zu Hause gewöhnt hatten, auch auf
die St&dte und Länder übertrugen, welche sie im Laufe der Zeit
eroberten.
Deshalb sehen wir, wie in allen Städten am Mittelmeere die
alten Einrichtungen auf dem Gebiete der Strafsenhygiene den
neuen römischen Platz machen müssen.
Eine besonders kolonisierende Bedeutung hat Rom nicht
gehabt. Man suchte das Vorhandene zu ändern, zu verbessern,
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Die Strafisenhygiene im Altertume.
zu romanisieren. Daher beschränken sich ihre Neuanlagen haupt¬
sächlich auf die Anlage von Lagern mit dem regulären Strafsen-
kreuz. Die Lagerstädte scheinen nicht nach einem bestimmten
Plan angelegt worden zu sein. Turin wurde jedoch von
Augustus mit geraden und einander senkrecht durchschneidenden
Strafsen, die von der Anlage aus mit Kloaken versehen waren,
angelegt. — Auf dieselbe Weise wurde später auch Konstantinopel
erbaut.
Aber im allgemeinen sind die Römer bestrebt gewesen, die
engen Strafsen in Rom und den übrigen alten Städten in hygie¬
nischer Beziehung möglichst erträglich zu machen.
Zum Schlüsse werden wir uns eingehender mit den hygieni¬
schen Einrichtungen der Strafsen in Rom beschäftigen.
Rom gehört zu den alten Städten, welche im Laufe der
Jahrhunderte auf der ursprünglichen Stelle aufgewachsen sind.
Mit Recht sagt daher auch das Sprichwort: »Rom wurde nicht
an einem Tage erbaut.« Wenn wir annehmen, dafs diese Stadt
753 v. Chr. gegründet wurde, so ist gegen 2600 Jahre an ihr
gebaut worden.
Daher findet man hier als Überreste der alten Stadt nur
noch die aus Quadersteinen errichtete Stadtmauer des Servius,
die bekannte Quellenkammer — Tullianum — am Fufse des
Kapitols und die cloaca maxima.
Zum Glück sind noch einige Bestimmungen des Zwölftafel¬
gesetzes erhalten, so dafs wir uns eine ziemlich deutliche Vor¬
stellung von der sanitären Beschaffenheit der Strafsen machen
können.
Eine dieser Verordnungen lautet: »Die Strafsen sollen dort,
wo sie in gerader Richtung laufen, 8 Fufs und dort, wo sie eine
Biegung machen, 16 Fufs breit sein.« Weiter heifst es in dem¬
selben Gesetze mit Rücksicht auf die Häuser: »Rund um die
Mauern soll ein Strich Landes — ambitus — von 2 ] / 2 Fufs Breite
sein«. Dadurch war die Möglichkeit geschaffen, einen Bürger¬
steig anzulegen. Die Breite der Strafsen war also in Wirklichkeit
8 + 2*/ 2 + 2 % = 13 Fufs, bezw. 21 Fufs. Die Folge davon
war aber auch, dafs die Häuser nicht in der geschlossenen Bau-
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linie zu liegen kamen, da ja jedes Haus 2 l / 2 Fufs von der
Grenze aufgebaut werden durfte. Auf diese Weise entstanden
dann die zwischen den Häusern liegenden, äufserst schmalen
privaten Gänge von 5 Fufs Breite — die angioportus, wo oft
die Latrine ihren Platz hatte, als amphora in angioportu. Da
diese Gänge privat waren, hatten sie kein Pflaster. Die Häuser
waren ohne Ordnung aufgeführt und in dieser Beziehung wurde
es nach der Einäscherung der Stadt durch die Gallier (390) nicht
besser. Als man sich entschlossen hatte — so berichtet Livius —
die Stadt wieder aufzubauen, »wurden Ziegelsteine auf Kosten
der Stadt herbeigeschafft (an der Sonne getrocknete Steine). Holz
konnte ein jeder nehmen, wo er es bekommen konnte, aber nur
unter der Bedingung, dafs er sich verpflichtete, das Haus in einem
Jahr fertig zu stellen. Bei dieser Eile dachte niemand daran
in einer geraden Linie zu bauen; ein jeder baute, wo er am
besten Platz fand. So ist es zu erklären, dafs die alte Kloake,
welche ursprünglich auf dem städtischen Grunde lag, jetzt (zur
Zeit des Augustus) an manchen Stellen unter den Privathäusern
lief, und dafs die Stadt jetzt ein Aussehen hat, welches nicht
auf eine planmäfsige Anlage, sondern auf eine willkürliche Be¬
bauung schliefsen läfst.c Und so blieb es jedenfalls bis zum
Neronischen Brande. Erst nach diesem wurden die Strafsen der
abgebrannten Stadtteile »zum Bedauern der Römer breiter ge¬
macht, da der Schatten und die Kühle geringer wurden«, erzählt
Tacitus. Die schmalen Privatgänge zwischen den Häusern be¬
stehen noch immer.
Hinsichtlich der Höhe der Häuser berichtet Livius, dafs Rom
im 3. Jahrhundert schon die drei-doppelte Haushöhe erreicht
hatte. Augustus, der ein Baugesetz (Vitruvius) 1 ) herausgegeben
zu haben scheint, bestimmt, dafs die Häuser in den Strafsen
nicht über 70 Fufs hoch sein sollen (ein römischer Fufs = 0,296 m).
Trajan setzte die Höhe auf 60 Fufs herab.
1) Auf Vitruvius Ansichten über die Anlagen von Städten wollen wir
hier nicht näher eingehen, da die von ihm aufgestellten Prinzipien kaum
von irgend welcher praktischen Bedeutung gewesen sind.
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Die Strafsenhygiene im Altertume.
Diese engen Stralsen entbehrten jedenfalls bis zum Jahre
312 jeglicher Belegung, denn erst da inauguriert Appius Claudius
die römische Wegebaukunst mit raakadamisierten Fahrdämmen
und Bürgersteigen. Und erst vom Jahre 189 v. Chr. beginnt
man allmählich damit, die Fahrdämme zu pflastern, aber besonders
von 174 an machte man Ernst mit der Sache, indem, wie Livius
sagt, »die Censoren Q Fabius Flaccus und A. Posthumius Al-
binus zum ersten Male die Pflasterung der Strafsen in der Stadt
und die Makadamisierung von Wegen aufserhalb der Stadt lizi-
tierten.c Im Jahre 45 v. Chr. kam die lex Julia muuicipalis
heraus, welche endlich die Anlage, Instandhaltung und Reini¬
gung der Strafsen vorschrieb. Nach der lex Caesaris sollten vier
Ädilen die Aufsicht über sämtliche Strafsen führen. In jeder
der 14 Regionen der Stadt stehen unter den vier Ädilen zwei
Curatores, und zu jeder Strafse gehörten vier vicomagistri, Strafsen-
aufseher. Es gibt in Rom über 200 vici von 13 Fufs und nur
5—6 viae von 21 Fufs Breite.
Hieran konnte durch Cäsars Gesetz selbstverständlich nichts
geändert werden. Aber die lex Julia bestimmte, dafs der Fahr¬
damm von der städtischen Behörde, der Bürgersteig dagegen mit
kleineren Steinen von dem betreffenden Hausbesitzer gepflastert
werden sollte. Wenn die Strafse angelegt war, sollte der Haus¬
besitzer den Bürgersteig und den Fahrdamm bis zur Strafsen-
mitte in Stand halten, für ihre Reinigung Sorge tragen und auch
für genügenden Abflufs sorgen. Sollte ein Besitzer der grofsen
»Insulae«, Miethäuser, dies unterlassen, so sollten Ädilen die Reini¬
gung auf Kosten des Besitzers besorgen lassen. Nach anderen
Verordnungen war der Mieter berechtigt, dies selber thun zu
lassen und die Kosten von der Miete abzuziehen. Wo es sich
um öffentliche, nach der Strafse liegende Gebäude handelte, hatte
die Stadt für die Instandhaltung und Reinigung der Strafse auf¬
zukommen. Ebenfalls mufste jeder Hauswirt für den Abflufs
seines Grundstückes sorgen. »Derjenige oder diejenigen, deren
Häuser nach der Strafse liegen, sollen auf Anordnung der Ädilen
die Strafse in Stand halten, so dafs kein Abflufswasser, wodurch
das Volk die Strafse weniger gut benutzen kann, stehen bleibt.«
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Dieses interessante hygienische Gesetz ist eins der wenigen
in Erz eingegrabenen römischen Gesetze, die uns zum gröfsten
Teil noch auf den sogenannten Herakleischen Tafeln in Neapel
erhalten sind. Als dieses Gesetz herauskam, war Rom schon
fast überall gepflastert, — es ist wohl nicht wahrscheinlich, dafs
die 5 Fufs breiten Gassen oder Gänge ein Pflaster hatten —,
so dafs sich nur die Bestimmungen über die Instandhaltung und
Reinigung auf die Hauptstadt bezogen. Dagegen war dieses
Gesetz für die vielen übrigen Städte des römischen Reichs von
der gröfsten Bedeutung. Als Pompeji im Jahre 79 verschüttet
wurde, waren schon alle Strafsen gepflastert; mehrere derselben
machten schon eine Umpflasterung im hohen Grade notwendig,
andere waren bereits umgepflastert. Im ganzen war in dieser
kleinen Provinzstadt eine Million Quadratfufs ihres Grundes mit
Pflaster versehen. Es würde zu weit führen, wollte ich alle
römischen Städte, in denen es gepflasterte Strafsen gab, auch nur
aufzählen. Kurz gesagt, es gab nicht nur in Italien, sondern
auch in allen Ländern des Mittelmeeres, die von den Römern
erobert waren, keine Stadt ohne Pflaster.
Dafs die technische Anlage der Strafsen sehr schön und
solide war, ist ja allgemein bekannt. Auffällig ist es, zu sehen,
wie die Technik mit der Kunst und Kultur im allgemeinen im
2.—3. Jahrhundert n. Ohr. in Verfall geriet. Man vergleiche
nur das Pflaster der auf dem forum Rom an um aufgedeckten via
sacra aus der Zeit Caracallas mit einer einzelnen Partie des alten
Pflasters vor dem Tempel des Saturn.
Bekanntlich hatte Rom schon seit alten Zeiten eine Kloake,
die cloaca maxima, welche aller Wahrscheinlichkeit nach ange¬
legt wurde, um dem Teile, wo sich jetzt das Forum Romanum
mit dessen östlichen Fortsetzungen befindet, einen Abflufs zu
verschaffen. Dieselbe soll ja von Tarquinius im 6. Jahrhundert
v. Chr. angelegt worden sein. Sie war aus Tuffquadersteinen
gemacht und war ungefähr 4 X 4 m im Durchmesser. Den Boden
hatte man mit Lavapolygonen gepflastert und die Kloake war
gewölbt. Den ältesten Teil derselben, von dem Forum bis zum
Tiber, benutzt man noch heutigen Tages.
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Die Straftenhygiene im Altertums.
Zur selben Zeit, oder wahrscheinlich noch etwas früher, als
man anfing, die Strafse zu pflastern, wurde die cloaca maxima
durch zahlreiche Ausläufer erweitert, so dafs sie den Abflufs von
allen Grundstücken innerhalb der Mauer des Servius aufnehmen
konnte. Man hat an den verschiedensten Stellen der modernen
Stadt wohlerhaltene Reste derselben gefunden.
Da die Strafsen gegen 174 v. Chr. gepflastert wurden, so ist
ohne Zweifel der Abflufs von diesen Strafsen in die Kloake geleitet
worden. Dies geht auch aus folgender späterer Bestimmung des
Zwölftafelgesetzes hervor: »Wenn der auf öffentlichen Grund ge¬
leitete Abflufs einem Privatmanne Schaden zufügt, so mufs gegen
den ersten Privatmann eine Privatklage erhoben werden.« Offen¬
bar ist aber die Wassermenge damals zu gering gewesen, denn
man beklagte sich ungefähr um dieselbe Zeit darüber, dafs die
Kloake zugesetzt worden war, weshalb man eine Summe von
1000 Talenten (4% Millionen Mark) zur Reinigung anwenden
mufste. Später erfährt man nichts mehr von einer solchen Kala¬
mität Seit dem Jahre 145 v. Chr. leitete man auch aqua Marcia
nach Rom, welche der Hauptstadt innerhalb 24 Stunden 100000
Kubikmeter Wasser zuführte, und um das Jahr 60 n. Chr. flössen
wenigstens 6—700000 cbm Wasser innerhalb 24 Stunden durch
die Kloake.
Aus einer Stelle bei dem älteren Plinius geht hervor, dafs
die Kloake zur allgemeinen Zufriedenheit funktionierte. Es heifst
dort: »Agrippas 7 Wasserströme (worunter man natürlich die
sieben von Agrippa rekonstruierten und neu angelegten Wasser¬
leitungen : Aqua Appia, Anio vetus, Marcia, Tepula, Julia, Virgo
und Alscetina zu verstehen hat) spülen allen Unrat der Stadt in
die Kloake; zuweilen fliefst das Wasser des Flusses da hinein,
und dann entsteht ein Kampf zwischen den beiden Strömen; je¬
doch der starke Bau hält es aus. Grofse Massen von den
Strömen mitgerissener Unrat passieren deren Mauern, ohne sie
zu sprengen.«
Wir sehen hieraus also, dafs Rom auch den Beweis geliefert
hat, dafs, wie die Erfahrung der neueren Zeit auch lehrt, die
Kanalisation einer Stadt ohne genügende Wassermenge vom
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hygienischen und technischen Standpunkte aus undurchführ¬
bar ist.
Dafs übrigens diese enorme Wasserzufuhr nicht genügte, um
die cloaca maxima auszuspülen, davon kann man sich über¬
zeugen, wenn man den vor einigen Jahren aufgedeckten Teil,
der von Augustus* Forum nach dem Forum Romanum hinabgeht,
passiert. Von einem allgemeinen oder erlaubten, geschweige denn
obligatorischen Anschlufs von den Häusern nach der cloaca ma¬
xima, wie dies in Athen der Fall war, wird uns nichts berichtet.
Dafs trotzdem die Exkremente — per nefas — häufig in die
Kloake geworfen wurden, geht aus folgender Bemerkung des
Columella hervor: »— auch haben die Kräuter nichts dagegen,
dafs man den müden Brachfeldern das bietet, was die Latrinen
in die schmutzigen Kloaken ergiefsen.c Diese Bemerkung kann
jedoch wohl kaum als ein Beweis dafür gelten, dafs es in Rom
Wasserklosetts gab. Öffentliche Latrinen scheint man nicht vor
Tiberius’ Zeit gekannt zu haben. Im Jahre 315 n. Chr. waren
in Rom 144 latrinae publicae und 116 necessariae längs der
Aurelianischen Mauer. Dafs man jedoch öffentliche Strafsen-
latrinen mit Wasserausspülung gekannt und benutzt hat, beweist
Pompejis Forumlatrine. Diese hatte acht Sitze und war über
einem 2 m tiefen ausgemauerten Halbkanale angebracht, wohin
ein bleiernes Wasserrohr führte. Der Abflufs war nach einem
verdeckten Rinnsteine. Einer ganz ähnlichen öffentlichen Latrine,
die 25 Sitze hatte und mit grofser Eleganz ausgestattet war, er¬
wähnt Gaston Boissier (PAfrique Romaine). Diese befand sich
in einer mit Quadersteinen gepflasterten Hauptstrafse der kleinen
Militärkolonie Tamugadi in der Nähe der Wüste Sahara. Hier
handelt es sich um zwei antike Trogklosettanlagen. In Pompeji
hat ja übrigens ungefähr jedes Haus seine Latrine, wahrschein¬
lich mit einer Amphora (antikes Tonnensystem), die meistens nahe
bei der Küche lag.
Die oben erwähnte reichlichere Wasserzufuhr in Rom kam
nicht nur der cloaca maxima zu gute, sondern sie half auch dem
mehr und mehr sich geltend machenden Bedürfnisse nach Trink-
und Verbrauchswasser ab, und sie trug auch nicht unwesentlich
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Die Strafaenhygiene im Altertume.
zur Reinlichkeit der Strafsen und der Luft in diesen Strafsen
bei. Die zahlreichen Laufbrunnen (lacus — 700), welche Agrippa
in den Strafsen anlegen liefs, und die vielen monumentalen
Fontainen (munera — 105) auf den Marktplätzen und andern
freien Plätzen, die mit 300 Bronze- und Marmorstatuen und mit
400 Säulen geziert waren, gereichten nicht nur den Strafsen zur
Zierde, sondern das Tag und Nacht fliefsende Wasser erfrischte
die Luft und reinigte die Strafse und die Kloake unter der
Strafse. In demselben Mafse wie die Wassermenge vermehrt
wurde, in demselben Mafse nahm die Zahl der Strafsenbrunnen
zu, so dafs ihre Zahl, nachdem sie zur Zeit des Frontinus auf 391
lacus und 39 Fontainen (munera) zurückgegangen war, wieder auf
1352 (im Jahre 315 n. Chr.) stieg.
Eine eigentliche Wassersprengung im modernen Sinne des
Wortes gab es in Rom nicht. Das überlaufende Wasser der
Strafsenbrunnen, sowie das Überfallswasser der Kastelle (von
diesen hatte Agrippa 130 angelegt; zur Frontinus’ Zeit gab es
deren 247) durfte ohne Cäsars ausdrückliche Erlaubnis nicht in
die Häuser geleitet oder zu industriellen Unternehmungen be¬
nutzt werden; »denn«, sagt Frontinus, »von den Kastellen mufs
notwendig ein Teil des Wassers überfliefsen, aber dieses trägt
nicht nur zur Gesundheit der Stadt bei, sondern es nützt auch
dadurch, dafs es die Kloaken reinigt.« Und an einer andern
Stelle heifst es bei Frontinus: »Selbst das überlaufende Wasser
ist von nicht geringem Nutzen; mit der Reinlichkeit sieht es
schon jetzt ganz anders aus, und die Ursachen der ungesunden
Dünste, wodurch die Stadt in üblen Ruf gekommen war, sind
entfernt.«
Übrigens war die Anlegung der vielen Strafsenbrunnen dar¬
auf zurückzuführen, dafs die Wasserleitungen in den Häusern in
Rom bei weitem nicht so allgemein waren wie in Pompeji, wo
selbst das ärmlichste Haus einen Laufbrunnen hatte, oder in
Antiochia, »wo«, wie Lebanios berichtet, »die Einwohner nicht
nötig haben, sich an den Strafsenbrunnen zu schlagen, um Wasser
zu bekommen, da jedes Haus und jede Werkstatt einen und oft
mehrere Laufbrunnen hatten.«
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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen.
113
Zu Frontinus’ Zeit überliefs man den Bewohnern zum pri¬
vaten Hausgebrauch so viel Wasser, als 3847 Quinnarien liefern
konnten; und jedes einzelne Haus durfte nach einer Verord¬
nung aus dem Jahre 382 n. Chr. nur von ca. J / 2 —S 1 ^ Quinnarien
erhalten.
Da Rom im Jahre 315 n. Chr. 46602 Insulae — Mietkasernen
— und 1790 Domus — Patrizierhäuser — zählte, so ist es mehr
als wahrscheinlich, dafs diese alle die Quinnarien benutzten, die
für die 250000 Sestertien den Abonnenten überlassen wurden,
und dafs die Bewohner der 46602 Insulae auf die zahlreichen
Strafsenbrunnen angewiesen waren.
Aber trotz der vorzüglichen Pflasterung, trotz der Kloaken und
der fortwährend reingespülten Rinnsteine und trotz der Pflicht
der Hausbesitzer, die Strafsen zu fegen, war bekanntlich der
Zustand der Strafsen nicht der beste. Der privaten Fegepflicht
ist man wohl nicht immer nachgekommen; auch liefsen die
Ädilen es oft an der nötigen Gewissenhaftigkeit fehlen. Selbst der
so bürgerlich gesinnte Vespasian mufste sich nach Sueton von
Caligula höhnische Bemerkungen gefallen lassen, weil er als Ädil
nicht genügend dafür Sorge getragen hatte, dafs die Bürger die
Strafsen reinigten.
Bei einer Einwohnerzahl von mindestens l x / 4 —1% Millionen
in der Kaiserzeit ist es nicht zu verwundern, dafs der Verkehr
in diesen engen Strafsen, trotzdem die lex Julia municipalis den
Wagenverkehr in den ersten zehn Stunden des Tages verbot, die
Reinhaltung derselben schwierig machte; nur dem Triumphator,
den Vestalinnen und »den Bauern, welche nachts nach der Stadt
kommen, um Stercora wegzufahren«, war es gestattet, mit Wagen
zu fahren. Auch aus der letzten Bestimmung geht hervor, dafs
die Abfuhr die Regel war. Kein Wunder also, dafs Juvenal
sich darüber beklagt, dafs seine Füfse auf der Strafse schmutzig
wurden, und dafs Martial »die Luft in den Strafsen so dicht
fand, dafs er von seiner Wohnung auf der dritten Etage nicht
die Pflastersteine sehen konnte«, wenn wir bei dem gewissen¬
haften Frontinus lesen, dafs die Stadt wegen der giftigen Dünste
in der Luft berüchtigt war.
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114
Die Strafeenbygiene im Altertnme.
Und erinnert man sich der unendlich vielen Klagen über
die Baufälligkeit und die häufigen Einstürze, so kann man sich
Horaz’ und Senecas Furcht, beim Passieren der Strafse einen
Stein oder einen Balken auf den Kopf zu bekommen, erklären.
Die wesentliche Ursache davon, dafs die Luft in den Strafsen
dieser alten Millionenstadt dumpfig, drückend und voll Staub
war, lag ohne Zweifel darin, dafs die sehr engen Strafsen nicht
durch breitere ersetzt werden konnten. Jedoch sind sie wohl
kaum schmutziger gewesen als die meisten Strafsen unserer mo¬
dernen Grofsstädte.
Aufserordentlich interessant und lehrreich ist es, zu sehen,
wie Rom besonders seit Julius Cäsar mit Erfolg bestrebt war,
den Übelständen und den hygienischen Mängeln, an denen die
Millionenstadt wegen ihrer unregelmäfsigen und planlosen Anlage
und ihrer engen Strafsen litt, abzuhelfen.
Natürlich war die Kloakierung und reichliche Wasserzufuhr
eine notwendige Voraussetzung der klugen, von Cäsar erlassenen
Gesetze.
Und wenn wir auch, wie schon oben erwähnt, den Römern
die Originalität auf diesem wie auf fast allen andern Gebieten
der Kunst und Kultur absprechen müssen, so läfst sich nicht
leugnen, dafs sie das ihnen von andern Nationen Überlieferte
durch ihre technische Tüchtigkeit wie durch ihr Organisations¬
talent so vervollkommnet haben, dafs wir sie erst im 19. Jahr¬
hundert überflügelt haben, wie Hueppe 1 ) dargelegt hat.
Und unzweifelhaft besteht das gröfste Verdienst der Römer
auf dem hygienischen wie auf andern Gebieten darin, dafs sie
die sämtlichen Bewohner der Städte in dem grofsen römischen
Reiche durch die Macht des Beispiels oder durch Verordnungen
veranlafsten, mit ihnen gleichen Schritt zu halten.
Es ist fast unbegreiflich, wie alle diese nützlichen hygieni¬
schen Veranstaltungen und Einrichtungen der Menschheit so
vollständig aus dem Gedächtnis entschwinden konnten, dafs die
1) Hueppe, Zur Raeeen- und Sozialhygiene der Griechen im Alter¬
tum und in der Gegenwart, 1897.
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Von Prof. Dr. H. A. Nielsen.
115
ersten 5—6 Dezennien des 19. Jahrhunderts sieh allen Ernstes
rühmten, auf dem Gebiete der Stadthygiene etwas Originales
geschaffen zu haben.
Wir dürfen aber nicht vergessen, dafs die Strafsen der Städte
bis in unser Jahrhundert hinein im äufsersten Grade schmutzig
waren. Waren doch Paris im Jahre 1641 und London 1605 noch
nicht mit der Pflasterung ihrer Strafsen fertig, und hatten doch
Berlin und Kopenhagen erst in der letzten Hälfte des 17. Jahr¬
hunderts mit einer geordneten Pflasterung begonnen.
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Über das Vorkommen löslicher Antimonverbindungen
in Kleidnngsstoffen.
Von
Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Würxburg.)
Die Baumwollfärberei verwendet und verwendete früher in
weit gröfserem Umfange Antimonverbindungen, namentlich Brech¬
weinstein, zur Beizung der zu färbenden Stoffe. Bei der be¬
kannten, einst therapeutisch benützten Eigenschaft der Anti¬
monverbindungen Hautentzündungen hervorzurufen (schwere
Ekzeme, ja pustulöse Affektionen), ist es nicht zu verwundern,
dafs nachlässig hergestellte farbige Stoffe gelegentlich beim Tragen
zu Hauterkrankungen führten. Ist die Litteratur auch nicht reich
an derartigen Angaben, so enthält sie doch eine Zahl unzweifel¬
haft festgestellter Fälle.
Besonders beweisend ist der Fall von K ay ser, dem ein braun¬
roter Baumwollstoff zur Untersuchung vorlag, welcher zu Hosen¬
taschen Verwendung gefunden und an den Oberschenkeln starke
Ekzeme hervorgebracht hatte. Die Untersuchung ergab 85 mg
wasserlösliches Antimon pro 100 qcm Stoff. Das Ekzem ver¬
schwand wenige Tage nach der Beseitigung der gifthaltigen
Taschen. (Rep. f. analyt. Chemie, 1883, p. 121.)
Über antimonhaltige Strümpfe von roter Farbe berichtet
Sendtner in seinen Mitteilungen: Erfahrungen auf dem Gebiete
der Kontrolle der Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände 1893
im 17. Band dieses Archives. Die Strümpfe erzeugten bei ihren
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Antimonverbind, in Kleidnngsstoffen. Von Prof. Lehmann u. Dr. Göbel. H7
Trägern heftige Hautausschläge. In einem Fall wurde eine quan¬
titative Antimonbestimmung vorgenommen: 100 qcm Stoff ent¬
hielten 22 mg Antimon, ein ganzer Strumpf von 800 qcm 177 mg
— wasserlösliches — Antimon. Neben dem Antimon nahm das
Wasser reichliche Mengen roten Farbstoffs auf. Auch in Plüsch-
stoffen, namentlich in meergrünen und olivgrünen Nuancen, wie
sie als Möbelbezüge sehr beliebt sind, fand Sendtner mehrfach
reichliche Antimonmengen, auf die er die Hygieniker aufmerksam
machte, ohne selbst Zahlen mitzuteilen. Auch unterliefs Sendt¬
ner, anzugeben, ob es sich um wasserlösliche Antimonprä¬
parate handelte.
Von systematischen Untersuchungen über den Antimon¬
gehalt von Gespinststoffen konnten wir nur die von Bisch off
aus dem Jahre 1883 finden, welcher folgende Angaben macht
(Rep. f. anal. Chemie 1883 S. 305).
In kunstgerecht, aber ohne besondere Vorsicht mittels Brech¬
weinstein gebeizten 17 Baumwollgarnen von allen möglichen
Farben wurde auf 100 g gefunden:
a) in Wasser löslich
b) in Säure löslich
Spur
110
Spur
260
12 mg
120
Spur
240
Spur
130
8 mg
250
Spur
180
Spur
100
8 mg
220
Spur
244
Spur
310
13,5
300
14,0
200
Spur
36
Spur
110
Spur
121
Spur
200
Archiv für Hygiene. Bd. XLUI. 9
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118 tJber d. Vorkommen löslicher Antimon Verbindungen in Kleidungestoffon.
Bise ho ff überläfst den Medizinern zu beurteilen, ob solche
kleine wasserlösliche Mengen eine Bedeutung haben und be¬
zweifelt, dafs den wasserunlöslichen Mengen überhaupt eine
Bedeutung zukommt. Bei der aufserordentlichen Spärlichkeit von
Antimonvergiftungen durch Kleidungsstücke ist es kaum zu be¬
zweifeln, dafs für nicht abnorm empfindliche Menschen derartige
Antimongehalte, wie sie Bisch off fand, belanglos sein müssen.
Neuere umfassende Arbeiten über den Antimongehalt von
Stoffen gelang es uns nicht zu finden. Da aber die Baumwoll¬
färberei mit dem Erscheinen der Sendtn er sehen Arbeit viel¬
fach neue Wege eingeschlagen und mit Erfolg in weitem Umfang
»direkt färbende«, eine vorhergehende Beizung nicht erfordernde
Teerfarbstoffe eingeführt hat, so schien es nicht uninteressant,
einmal eine grofse Zahl Baumwollstoffproben einer eingehenden
Untersuchung auf wasserlösliche Antimonverbindungen zu unter¬
ziehen. Wir beschränkten uns absichtlich auf die Untersuchung
von wasserlöslichen Verbindungen, weil noch nie eine Vergiftung
auf in Wasser unlösliches Antimon zurückgeführt wurde, trotz der
relativ grofsen Mengen Antimon, die mindestens zur Zeit von
Bischoffs Untersuchung verbreitet in den Geweben vorkamen 1 ).
Für unsere Untersuchungen dienten 41 Stoffproben:
I. 5 Herrenkleider-Futterstoffe (Baumwolle),
II. 9 Möbelripse (Wolle),
III. 4 Baumwollbettstoffe,
IV. 5 Möbelkattune (Baumwolle),
V. 3 Damenkleiderstoffe (Wolle),
VI. 3 Herrenkleiderstoffe (Wolle),
VII. 8 Möbelplüsche (Baumwolle),
VHI. 4 Baumwollstrümpfe.
Die Untersuchungen zerfielen in eine Vorprüfung und eine
genaue quantitative Untersuchung, der letzteren wurden nur die
Proben unterworfen, bei denen die Vorprüfung wenigstens deut¬
liche Spuren von löslichen Antimonverbindungen ergaben.
1) Nachträglich haben wir noch 25 qcm von
n 6 II 7 VII 8 vn 2 VIII 2 vm 4
auf G e sam t antimongehalt untersucht. Probe II 6 enthielt reichlich (ca.
1,5 mg) Antimon, andere Proben nichts oder Spuren.
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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel. 119
Der Gang der Analysen war folgender:
a) Vorprüfung. Ein lufttrocken gewogenes Stück Stoff von
25—100 qcm und 0,7—4,4 g Gewicht wurde mit 200 ccm Wasser
eine halbe Stunde in einer Porzellanschale gekocht, die Flüssig¬
keit, welche meist kräftig gefärbt war, durch ein Faltenfilter noch
warm filtriert und Filter und Tuchstück einige Male mit heifsem
Wasser ausgewaschen. Das gesammelte Filtrat wurde erwärmt,
mit Salzsäure kunstgerecht angesäuert und längere Zeit Schwefel¬
wasserstoff eingeleitet. Der Niederschlag wurde nach einigen
Stunden abfiltriert und mit Schwefelwasserstoffwasser ausgewaschen,
das Filtrat wurde auf % eingeengt und nochmals Schwefelwasser¬
stoff eingeleitet, und ein event. entstandener Niederschlag auf
einem besonderen Filter gesammelt. War ein Niederschlag von
gelber, gelblicher oder roter Farbe entstanden, so begann
b) die genaue Untersuchung. Der Niederschlag wurde mit
gelbem Schwefelammonium \ Stunde im Wasserbad erwärmt,
das Schwefelammonium abfiltriert und mit warmem Wasser aus¬
gewaschen. Der Auszug wurde nun zur Trockene verdampft und
mit der ca. 7 fachen Menge eines Gemisches von Natriumkarbonat
(1 Teil) und Natriumnitrat (2 Teile) im bedeckten Porzellantiegel
geschmolzen und die Schmelze in warmem Wasser gelöst. In
Lösung ging dabei etwa vorhandenes Arsen und ein Teil des
Zinns, es blieb zurück Antimon als pyroantimonsaures Natron
und ein Teil des Zinns (als Zinnoxyd). Der Filterrückstand wurde
nochmals mit Soda und Salpeter geschmolzen, um die letzten
Zinnspuren von Antimon zu trennen, und das so gereinigte pyro-
antimonsaure Natron nach Veraschung des Filters mit Cyan¬
kalium geschmolzen. Das erhaltene metallische Antimon wurde
in heilser Salzsäure unter Zusatz von etwas KC10 S gelöst, das
Chlor verjagt, mit Ammoniak neutralisiert, schwach mit Salz¬
säure angesäuert und auf 25 ccm aufgefüllt. Durch Einleiten
von Schwefelwasserstoff wurde nun das Antimon als orange¬
farbiger feiner Niederschlag erhalten, der sich in den kleinen
Mengen, wie er in unseren Proben vorhanden war, nur langsam
absetzte und kolorimetrisch genügend genau bestimmt werden
konnte. Als Vergleichslösung diente eine Brechweinsteinlösung
9*
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120 Ober d. Vorkommen löslicher Antimon Verbindungen in Kleidungsstoffen.
mit einem Gehalt von 1 mg Antimon in 1 ccm. Von dieser
Lösung setzten wir 0,1—0,3—0,5 —1,0 ccm zu 25 Wasser,
leiteten Schwefelwasserstoff ein und verglichen den Niederschlag
mit dem in unseren Analysen.
Die Ergebnisse der Arbeit lassen sich sehr kurz mitteilen:
Nennenswerte Antimonmengen fanden sich niemals,
der Schwefelwasserstoffniederschlag bei der Vorprüfung war nie
orange, stets nur gelb oder gelblich und bestand jedenfalls
gröfstenteils aus 8chwefel, 3 mal wurde ein schwarzer Nieder¬
schlag erhalten; derselbe wurde 3mal nicht weiter untersucht,
da der Antimongehalt aller gelben und rötlichen Niederschläge
so gering war. Die Angabe über das Gewicht der Schwefel¬
wasserstoffniederschläge beruht auf Schätzung, nachdem einige
Niederschläge gewogen waren; diese Zahlen — welche das Ge¬
wicht von viel Schwefel einschliefsen — sind ziemlich wertlos
und sollen nur eine grobe Orientierung geben.
Tabelle I. Herrenkleider-Futterstoff.
Nr.
Farbe
qcm
g
Farbe
des Auszuges
1 HjS-Niedc
1 Farbe
irschlag
ca. mg
1
schwarz ....
60,0
2,0
schwarz ....
schwarz
5,0
2
marine ....
25,0
1,0
| dunkelblau . .
i >
1,0
3
raye.
25,0
0,7
1 » . .
1 0
—
4
heliotrop . . .
46,0
1,0
! purpurrot . . .
0
—
5
erdbeerrot . . .
60,0
1,0 |
! zinnober . . .
! i
1 0
l! I
—
Tabelle II. Möbel-Ripse.
Nr.
Farbe
i qcm
8
Farbe
des Auszuges
H t S-Niederschlag
Farbe 1 ca. mg
Im Nieder¬
schlag
Antimon
1
1 olive-grün
90,0
3,3
dunkelgrün
schwarz
1,0
0
2
grün
72,0
2,2
grün
,
0,5
0
3 !
olive-grün
mit bunt
72,0
4,2 !
hellrot
gelblich
2,0
0
4
rot
81,0 ,
1 2 - 6
>
>
2,0
0
5
granatrot
90,0
2,6
*
>
3,0
0,1
6 '
>
90,0
2,4 1
,
>
1,0
0,15
7
rot
96,0
2,8
>
1 »
Ofi
0
8
hellgrün
90,0
2,8
hellgrün
0
—
—
3
dunkelgrün
90,0
2,7
dunkelgrün
0
—
P —
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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann und Dr. Franz Göbel.
121
Tabelle IQ.
Baumwoll-Bettstoff.
Nr.
I
Farbe |
i
qcm ;j
1 • 1
g
Farbe !j H t S-Nied<
des Auszuges j| Farbe
srachlag
ca. mg
i-
1
rot-carreau . .
100,0 i
2,2
farblos ....
1 gelblich
0,2
2 ! l
blau-carreau . .
74,0 1
1,5 ;
> ....
| >
0
3 i,
rosa-carreau . .
1 81,0 ;
1.8
Stich ins Rote
j 0
—
4 1
rot und blau car-
|
Stich ins Gelbe . ,
0
—
I 1
reau ....
! w i
1,3
l j
I i
1
!
Tabelle IV.
Mftbel-Kattuii.
Nr.
Farbe
i
qcm
8
Farbe
des Auszuges
1
H,S Niedc
Farbe
erschlag
ca. mg
1
olive-bunt . . .
48,0
1,3
hellgrün . . .
0
—
2
marine-bunt . .
56,0
0,7
> . . . i
0
—
3
schwarzbunt . . !
48,0
0,6
rot. 1
0
—
4
hellblau-bunt . . |
50,0 I
1,6
farblos . . . . |
0
—
5
cr6me-hunt . . '
64,0
1,6
l
grün.|
0
—
Tabelle V.
Damenkleiderstoff.
I
Nr.
.
Farbe
1
qcm
g
,j Farbe
] des Auszuges
H,S-Nied(
Farbe
srschlag
ca. mg
1 1
blau.
35,0 ;
0,8
[i hellblau . . .
0
_
2 ; l
> .
35,0
0,7
1 dunkelblau . .
0
—
3 i;
1
grün.
35,0**1
1 i
0,8
i dunkelgrün . .
0
!
—
Tabelle VI.
Herrentuche.
t
Nr.
Farbe
| i
1 qcm |
pi-
t g
Farbe
%
j| des Auszuges
HjS-Niederschlag
1 Farbe | ca. mg
i I
blau-grau . . . !
50,0 j
2,1
| violett ...
• ! 0
I
2 1
hellgrau . . .
50,0 1
1,8
II Stich ins Blaue
. II 0
1 _
3 1
dunkelgrau . . j
50,0 |
| 1>8
| dunkelblau
. li 0
il
—
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122 Antimon verbind, in Kleidungsstoffen. Von Prof. Lehmann u. Dr. Göbel.
Tabelle VH.
Möbelplüsch.
Nr.
Farbe
J
qcm
g
Farbe
des Auszuges
H,S-Niede
Farbe
jrschlag
ca. mg
1
terracotta . . .
65,0
3,7
hellrot ....
gelblich
1,0
2
olive.
65,0
M
grün.
>
2,0
3
grün.
65,0
4,1
».
>
0,5
4
dunkel-olive . .
65,0
4,0
Stich ins Grüne.
0
—
5
dunkelrot . . .
65,0
3,4
purpurrot . . .
0
—
6
hellrot ....
65,0
3,8
farblos ....
0
—
7
grün.
65,0
4,6
> ....
0
—
8
olive.
65,0
1.8
grün.
schwarz
!
3,0
Tabelle Vm
Strümpfe.
Nr.
Farbe
qcm
g
Farbe
des Auszuges
HjS-Niede
Farbe
rschlag
ca. mg
Anti¬
mon
1
hellrot . . .
60,0
3,2
rot ....
0
_
—
2
dunkelrot . .
60,0
2,3
> ....
0
—
—
3
grau ....
48,0
1,5
farblos . . .
0
—
—
4
dunkelrot . .
70,0
2,7
rot ....
rot
1,0
0,2
Zur Kontrolle dieser fast ganz negativen Ergebnisse haben
wir ein Stück Baumwollstoff in l 0 /^ Brechweinsteinlösung ein¬
getaucht und ausgedrückt. Ein Stück von 50 qcm wurde direkt,
ein anderes nach kurzem Auswaschen mit Wasser so behandelt
wie unsere Stoffproben, schon einige Kubikcentimeter der Aus¬
kochung beider Proben, auch der zweiten, gab einen orangefarbenen
Niederschlag, wie wir ihn nie, auch nur annähernd sonst bei unseren
Untersuchungen gesehen haben.
Es folgt also aus unseren Untersuchungen, dafs
es jedenfalls zu den grofsen Ausnahmen gehört,
wenn Stoffproben heute nennenswerte Mengen wasser¬
löslicher Antimonsalze enthalten — wir haben keine
derartige Probe gefunden, vielmehr ausschliefslich Antimouspuren,
die inan als belanglos bezeichnen kann, d. h. Mengen von 0,1
bis 0,3 mg in 100 qcm Stoff oder etwa 4—10 mg in 100 g.
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Über die Bedeutung der Zerkleinerung und des Kochens
der Speisen für die Yerdanung.
Von
Prof. Dr. K. B. Lehmann
in Würzburg.
Nach in Gemeinschaft mit den Herren Dr. Felix Meyer aus Magdeburg und
Dr. Moritz Gtftz aus Fischach ausgeführten Untersuchungen.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Würzburg.)
I. Vorbemerkung und Methode.
Durch Versuche, welche von Dr. J. Gaudenz auf meine
Veranlassung und unter meiner Leitung angestellt wurden, ergab
sich meines Wissens zum ersten Mal ein klarer Einblick in die
Zerkleinerung unserer Speisen beim normalen Kauakt (Arch. f.
Hygiene Bd. XXXVIII, 230). Es lag nahe im Anschlufs an
diese Ergebnisse die wichtige Frage einmal genau zu untersuchen,
welchen Einflufs denn der Grad der Zerkleinerung auf die Ver¬
dauung besitzt.
Die Versuche 1 ) wurden alle in vitro angestellt mit bestimmten
Mengen des Nahrungsmittels, das eine möglichst ziffermäfsig
angebbare Zerkleinerung erfahren hatte; es wurden möglichst
gute Fermente, optimale Temperaturen angewendet und stets
eine Reihe von Versuchen mit verschiedenem Zerkleinerungsgrad
1) Ausführliche Mitteilungen über die Versuche enthalten die Disser¬
tationen :
Dr. Felix Meyer: Über die Bedeutung des Kochens und Kauens kohle¬
hydrathaltiger Nahrungsmittel für die Verdauung. Würzburg, 1900.
Dr. Moriz Götz: Über die Bedeutung der Zerkleinerung von Speisen
für die Pepsinverdauung des Eiweifses. Würzburg, 1901.
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124 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d.Verdauung.
aber gleicher Dauer gleichzeitig ausgeführt. Die Wirkung der
Fermente wurde stets durch Bestimmung des in Lösung gegan¬
genen Produktes vorgenommen.
Von ähnlichen Versuchen ist uns in der Litteratur nichts
bekannt geworden, jedenfalls bringen auch die grofsen und
mittleren Lehrbücher der Physiologie und Hygiene über diese
Frage nicht viel mehr als die auf aprioristischer Überlegung be¬
gründete Angabe, dafs gutes Kauen die Verdauung günstig beein¬
flusse. Vielfach findet sich die Beobachtung von Ärzten und
Zahnärzten citiert, dafs ein künstliches Gebifs bei Menschen mit
defekten Zähnen und infolgedessen darniederliegender Verdauung
Wunder gewirkt habe durch Verbesserung der Ernährung. Es
wird bei diesen Fällen allerdings stets zu unterscheiden sein
zwischen Verbesserung der Ausnutzung der Speisen durch bessere
Zerkleinerung, geringere Belästigung des Verdauungsapparates
durch die feiner gekaute Nahrung und dem mindestens ebenso
wichtigen Faktor: Erleichterung der Aufnahme gröfserer Speise¬
mengen durch Beseitigung schmerzender Zähne.
2. Versuche über Eiweifsverdauung.
Zu denVersuchen diente frisch von Grübler bezogenes Pepsi-
num . . . Der Brutschrank zeigte 36—37°; es wurde die ver¬
daute Masse stets gemessen und die Untersuchungen auf Stick¬
stoff nach Kjeldahl in einem aliquoten abfiltrierten Teil des
Filtrates vorgenommen.
a. Versuche mit hartgekochtem Hühnereiweifs.
Angewendet wurden stets 5 g hartgekochtes Hühnereiweifs
= 0,795 g trockenes Eiweifs. Da uns eingehendere Erfahrungen
fehlten über die geeignetsten Mengen Pepsin und Salzsäure, sowie
über die zweckmäfsigste Versuchszeit, so wurden zuerst eine Reihe
Orientierungsversuche angestellt. Die drei Zerkleinerungsgrade
waren folgende:
1. Würfel von 1 cm Seitenlänge
2. Würfel von ca. 1 mm Seitenlänge
3. in der Reibschale so fein als möglich zerriebenes Eiweifs.
Digitized by ^.ooQle
Von Prof. Dr. K. B. Lehmann.
125
Alle Versuche wurden doppelt angestellt, die Zahlen der
Kontrollversuche stimmten ausnahmslos vorzüglich mit denen der
Hauptversuche. Die Resultate der sieben doppelt ausgeführten
Eiweifsversuche sind folgende:
Tabelle I.
Versuche mit gekochtem Hühnerei weifs.
~. ' 1
Versuchsnummer
i
!
1
Dauer
i
Angewendete |
Verdauungsflüssigkeit j
Gelöstes Eiweifo in %
l%o Normal
HCl
cbm
l 0 /or, Pepsin¬
lösung
cbm
i
Wasser j
cbm 1
aus
proben
Würfeln
aus
feinen
Würfeln
aus zer¬
riebenem
Eiweifs
Versuch I . . .
•/,»
20
10
10
9
13
20
Kontrollversuch la
’/,h
20
10
10
9
14
19
Versuch II . . .
3V,h
20
10
10
16
38
56
Kontrollversuch Ha
3V, h
20
10
10
16
38
57
Versuch HI. . .
7h
20
10
10
22
40
58
Kontrollvers. IHa
7h
20
10
10
21
40
58
Versuch IV . . .
14 h
20
10
10
48
73
83
Kontrollvers. IV a
14 h
20
10
10
48
73
84
Versuch V . . .
7h
40
20
20
30
47
66
Kontrollversuch Va
7 h 1
40
20
20
32
49
66
Versuch VI . . .
7h
20
20
10
29
69
74
Kontrollvers. Via
7 h |
20
20
10
29
68
73
Versuch VH . .
7 h j
| 40
10 1
20
26
45
53
Versuch VHa . .
7h
40
10
20 |
27
43
52
Drückt man die Hauptresultate der Tabelle graphisch aus,
so ergibt sich das in Fig. 1 auf S. 126 Dargestellte.
Das heifst: Die Wirkung der Zerkleinerung auf die Löslich¬
keit ist eine höchst auffallende, nicht nur fördert die Zerkleine¬
rung der groben Würfel mit 1 cm Seitenlänge zu solchen von
1 mm Seitenlänge die Verdaulichkeit sehr bedeutend, nein, die
Zerreibung vergröfsert die Geschwindigkeit der Verdauung aber¬
mals aufserordentlich. Bei jeder Versuchsdauer liegt die Menge
des aus den feinen Eiweifswürfeln in Lösung gegangenen Eiweifses
fast genau in der Mitte zwischen dem aus den groben Würfeln
und dem aus dem fein zerriebenen Material Gelösten.
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126 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d.Verdauung.
Auffallend ist, dals im Versuch II trotz nur 3^ ständiger
Versuchsdauer fast ebensoviel Eiweifs in Lösung ging wie im
Versuch III bei 7 ständiger Versuchsdauer; ob hieran eine Un-
regelmäfsigkeit im Funktionieren des Brutschranks oder sonst
etwas Schuld war, ist aus unseren Protokollen nicht nachträglich
zu ersehen.
In einer zweiten graphischen Darstellung haben wir die Ver¬
suche von 7 ständiger Dauer, aber unter Verwendung verschieden
grofser Mengen von Pepsin und Salzsäure zusammengestellt.
Grofse Unterschiede traten zwischen Versuch III, V und VII
nicht hervor, das auffallend bessere Resultat von VI scheint zu
bedeuten, dafs bei Anwesenheit genügender Salzsäuremengen der
Erfolg von dem prozentischen Gehalt der Verdauungsflüssigkeit
an Pepsin abhängt.
Versuch III und V mit ganz gleichartig zusammengesetzter
Verdauungsflüssigkeit, aber unter Verwendung sehr verschiedener
Mengen vorgenommen, zeigt die mäfsige Begünstigung durch Ver-
Digitized by ^.ooQle
Von Prof. Dr. K. B. Lehmann.
127
mehrung der Verdauungsflüssigkeit. Mit Ausnahme von VI
zeigen alle Kurven einen ziemlich geradlinigen Verlauf, es steht
also unter den verschiedensten Versuchsbedingungen fast jedes¬
mal die Wirkung der feinen Zerkleinerung gerade in der Mitte
zwichen der Wirkung der Zerschneidung zu groben Würfel und
der Zerreibung.
b. Versuche mit Fleisch und Käse.
Sehr leicht und genau waren die Versuche mit Käse anzu¬
stellen; derselbe liefs sich besonders exakt in Würfel und Wür*
felchen schneiden, ebenso auf dem Reibeisen reiben (als »ge¬
riebene bezeichnet), wie in der Reibschale zerreiben (als »zerrieben«
bezeichnet), die Wirkung der Zerkleinerung war sehr auffallend.
Die Versuche mit Fleisch waren um so schwieriger. Es
wurden stets 5 g roh abgewogen und dasselbe teils roh, teils nach
^stündiger Behandlung im Koch’schen Dampftopf zu zerkleinern
versucht. Sowohl die groben Würfel wie die feinen, 1 mm Seiten-
länge zeigenden Würfel w r aren nur sehr ungenau herzustellen.
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128 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d.Verdauung.
Die Zerreibung wollte überhaupt nur gelingen, wenn man das
Fleisch vorher fein zerschnitt. Die Thatsaehe, dafs das Zerreiben
der feinen Würfelchen die Ausnutzung nur einmal schwach
günstig, dreimal schwach ungünstig beeinflufste, ist offenbar auf
Mängel der Methodik zu beziehen, und es erscheint richtiger,
unter diesen Umständen auf die Fleischzerreibungsversuche nicht
viel Wert zu legen. Die Einzelheiten ergeben sich aus Tabellen.
Tabelle II.
Versuche mit Fleisch und Käse.
1
Angewendete Ver¬
dauungsflüssigkeit
Gelöstes Eiweifs
Versuchsnummer Zeit
Vto Nor¬
mal
HCl
cbm
1 %0
Pepsin¬
lösung
cbm
aus
Wasser grofsen
cbm Würfeln
| °/o
aus
feinen
Würfeln
°/o
aus ge- aus zer¬
riebenem riebe nem
Material , Material
% 1 °/o
Versuch VIII . . 37* h !
Emmenthalerkäse (5 g)
20 | 10 1 10 ! 18
25
35 37
Kontrollvers. Villa ; 37t h |
20
10
10 i 1 18
25
!
35 37
Rohes mageres Rindfleisch (5g = 1,26g trockenes Eiweifs)
Versuch IX . . l| 3V 2 h | 20 10 10 j 27 43 — 40,1
Kontrollvers. IX a 3V, h j 20 10 10 | 27 43 — 45,5
Gekochtes mageres Rindfleisch (roh 5 g = 1,26 g trockenes Eiweifs)
Versuch X . . .| 37* h i 20 10 10 i 15 23 — 20
Kontrollvers. Xa | 3 1 /, h| 20 10 10 | 15 23 — 22
.... i
Sehr auffallend ist, wie viel langsamer das gekochte Fleisch
ceteris paribus in vitro angegriffen wird als der rohe.
c. Versuche mit Vegetabilien (Erbsen, Graubrot, Pfannkuchen).
Die Erbsen wurden 5 Stunden im Dampftopf gedämpft und
waren dann sehr leicht zu zerreiben. Wir verglichen ganze
Erbsen, achtel Erbsen (diese Fragmente waren erheblich gröfser
als 1 cmm) und zerriebene Erbsen. Der relativ geringe Unter¬
schied in der Eiweifslösung ist wohl darauf zurückzuführen, dafs
die Erbsen sehr weich gekocht waren, so dafs auch die ganzen
Erbsen fast von selbst zerfielen.
Über die Brotversuche ist nicht viel Besonderes zu sagen;
hier erklärt sich der relativ geringe Unterschied zwischen der
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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann. 129
Eiweifslösung aus den grofsen und kleinen Würfeln wohl durch
die grofse Porosität des Brotes.
Bei Pfannkuchen hatten die gröfsten Stücke nur 400 - 600cmm
Inhalt; die 1 mm grofsen Würfelchen waren nur annähernd her¬
zustellen, und die feinste Zerkleinerung mit dem Wiegemesser
war natürlich auch bei weitem keine ideale, immerhin beweisen
auch diese Versuche, was sie sollen, schlagend.
Tabelle HL
ij Angewendete Ver- ,
|l dauungsflüssigkeit
Gelöstes Eiweifs
Versuchsnummer
Zeit VioNor-
mal
HCl
cbm
! 1 ”'» 1
Pepsin- 1
lösung
cbm |
Wasser
cbm j
; aus grofsen
j Würfeln
(ca. 1 ccm)
i_ 2 i _
aus feinen aus zer-
i Würfeln riebenem
(ca. 1 cmm) Material
°/o , °/o
Gelbe Erbsen (5 g lufttrocken = 0,985 g Eiweifs)
Versuch XI . . . 3«/, b 20 10 10 13 16 25
Kontrollvers. XI a . jj37* h j 20 10 | 10 jj 13 j 16 25
Granbrot (8 g lufttrocken = 0,648 g Eiweifs)
Versuch XH . . 6 h 40 10 20 |j 41 46 61
Kontrollvers. Xlla 6 h j 40 10 20 jj 40 46 61
Pfannkuchen (7 g frisch = 0,623 g Eiweifs)
Versuch XIH . . |'3V* h !' 20 I 10 10 j 17 31 39
Kontrollvers. Xnia jj 3 1 /, h jj 20 j 10 10 j 18 | 33 41
3. Versuche über Lösung von Kohlehydraten.
Etwas komplizierter als für die Eiweifskörper gestaltete sich
die Untersuchung für die Kohlehydrate, weil hier wasserlösliche
Stoffe neben solchen in Frage kommen, welche erst nach Ein¬
wirkung diastatischer Fermente löslich werden. Aufserdem schien
es geboten, den Einflufs des Kochens der vegetabilischen Nah¬
rung auf die Löslichkeit der Kohlehydrate mit zu studieren. Es
ergaben sich also folgende Aufgaben:
I. Versuchsreihe:
a) Die Zuckermenge zu bestimmen, die aus rohen zucker¬
haltigen Nahrungsmitteln bei verschiedenen Graden der
Zerkleinerung in Lösung geht;
b) Bestimmung der gelösten Zuckermenge nach Kochen der
Nahrungsmittel bei im übrigen gleicher Versuchsanordnung.
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130 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d. Verdauung.
II. Versuchsreihe:
a) Die Zuckermenge zu bestimmen, welche bei verschiedenen
Graden der Zerkleinerung nach Einwirkung von Malzdiastase
in bestimmter Zeit aus raehlhaltigen rohen Nahrungsmitteln
entsteht;
b) dieselben Versuche bei verschiedenen Graden der Zerklei¬
nerung nach Einwirkung des Kochens.
Als Zerkleinerungsgrade wurden, soweit es anging, wieder
gewählt Würfel von 1 ccm, von 1 cmm und fein zerriebenes
Material.
a. Versuche über die Auslaugung wasserlöslicher Zuckerarten
aus rohen und gekochten Vegetabilien bei verschiedener Zer¬
kleinerung. ^
Zu den Versuchen dienten Äpfel und gelbe Rüben. Die
verschieden stark zerkleinerten Proben blieben mit je 50 ccm
Wasser 1 j 2 Stunde im Brutschrank, die Flüssigkeit wurde rasch
filtriert und das Filter so lange nachgewaschen, dafs 60 ccm
Filtrat entstand. Der Zucker der Äpfel wurde als eine Mischung
von Dextrose und Lävulose angesehen, die Zuckerbestimmung
deshalb durch direkte Reduktion von Fehlingscher Lösung mit
dem zuckerhaltigen Auszug vorgenommen. Bei den gelben Rüben
wurde ein Versuch auch in dieser Weise angestellt — die spär¬
liche Zuckerausbeute bewies aber, dafs der Zucker hier jedenfalls
vorwiegend als Rohrzucker vorhanden ist. Es wurde daher in
einem zweiten Versuch der Zucker nach der Zollinversions¬
methode kunstgerecht invertiert, der Invertzucker zur Kupfer¬
reduktion verwendet und das reduzierte Kupfer auf Rohrzucker
berechnet. Die Bestimmung des reduzierten Kupfers fand stets
nach der jodometrischen Methode statt, welche sich auch hier
wieder vorzüglich bewährte. Von den Rüben wurde nur die an
Saft und Zucker reiche Aufsenzone verwendet. Die gekocht
untersuchten Proben wurden roh zurechtgeschnitten oder zer¬
rieben und dann im Dampftopf gekocht.
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Von Prof. Dr. £. B. Lehmann.
131
Tabelle IV.
I
Verauchanummer ;
1
1
Ver¬
suchs-
dauer
Wasser¬
menge
Gelöster Zucker in Gramm auf
100 g Nahrungsmittel
'ausgrofsen
Würfeln
ca. 1 ccm
aus kleinen
Würfeln
ca. 1 cmm
aus zer¬
riebenem
Material
10 g Apfel (roh)
Versuch XIV . . |
v.»
50 ccm
1.7 g
6,0 g
8,1 g
10 g Apfel (nach der Prftparation gekocht)
Versuch XV . .
7.“
50 ccm
3,6 g
8,9 g
13,2 g
10g gelbe Rüben (roh). Nur der direkt reducierende Zucker bestimmt
Versuch XVI . .
7.»
50 ccm
Spur
Spur
1 g
10 g gelbe Rüben (nach der Prftparation 45 Min. in Dampf gekocht). Nur der
direkt reducierende Zucker bestimmt
Versuch XVII . || '/* h || 50 ccm || 0,5 g | 0,5 g | 2 g
10 g gelbe Rüben (roh). Zucker nach der Inversion bestimmt und als Rohr¬
zucker ausgedrückt
Versuch XVHI . || '/. h || 60 ccm |j 0,63 g j 1,71g | 8,2 g
10 g gelbe Rüben (nach der Prftparation 60 Min. in Dampf gekocht). Zucker
nach der Inversion bestimmt und als Rohrzucker ausgedrückt
Versuch XIX . . |j V, h j| 50 ccm || 1,58 g j 6,1 g j 9,28 g
Aus der Tabelle ergibt sich, wie erwartet, ein starker Ein-
fluls der Zerkleinerung, und namentlich für die gröberen Partikel
ein sehr erheblicher Einflufs des Kochens, bei dem fein zerrie¬
benen Material ist, wie zu erwarten, der Einflufs des Kochens
ein geringerer.
b. Versuche über die Bildung von Zucker aus rohen und gekochten
stärkereichen Vegetabilien bei verschiedener Zerkleinerung.
Die Versuche sind mit jungen italienischen Kartoffeln und
mit Maccaroni angestellt Als Ferment wurde eine einprozentige
Diastaselösung verwendet, hergestellt aus frisch von Grübler be-
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132 Bedeutung der Zerkleinerung u. d. Kochens d. Speisen für d. Verdauung.
zogener Diastase. Die Diastaselösung liefsen wir 1 Stunde im
Brutschrank bei 37 0 ein wirken und unterbrachen dann die weitere
Diastasewirkung durch Zusatz von 3 ccm starker Salzsäure; jetzt
wurde filtriert und durch Nachwaschen das Filtrat auf 100 ge¬
bracht. Von diesen 100 ccm wurden je nach dem zu erwarten¬
den Zuckergehalt kleinere oder gröfsere Proben kunstgerecht mit
Fehlingscher Lösung 4 Minuten lang gekocht unter der Annahme,
dafs Maltose gebildet sei. Diese Annahme ist natürlich nur an¬
nähernd richtig, es schadet dies jedoch nichts, denn wir brauchen
ja nur relative Werte.
Tabelle V.
j) ' . '
Ver-
i V.
Gelöster Zucker (Maltose) in
Gramm, auf 100 g Nahrungsmittel
Versuchsnummer i
Diastase-
berechnet
suchs-
| dauer
lösung
aus grofsen
aus kleinen
aus zer-
!
ccm
Würfeln
Würfeln
riebenem
_i
ca. 1 ccm
ca. 1 cinm
Material
10 g Kartoffeln (roh)
Versuch XX ....
lb
1 50 1 !
o g
1 0,9 g
g
Kontrollversuch XX a .
lb
] 50 1
0 g
| 0,4 g(?)
1,7 0
10g Kartoffeln (nach
l der Präparation
im Dampftopf gekocht)
Versuch XXI ....
| lh
50
0,6 g
5,9 g
10,1 g
Kontrollversuch XXI,a .
! b
50
0,4 g
5,3 g
10,1 g
5g Maccaroni (lufttrocken, roh)
Versuch XXII ....
1 b j
50
0,6 g
Kontrollversuch XXIIa
1 b
50
0,6 g
2,4 g
2,4 g
5g Maccaroni (lufttrocken präpariert, dann in Dampf gekocht)
Versuch XXILL . . .
lb
1 50
1,5 g
5,3 g
Kontrollversuch XXIII a ||
lb
1 50
1,5 g
5,9 g
Diese Zahlen zeigen wieder den enormen Einflufs der Zu¬
bereitung und Zerkleinerung auf die Raschheit der Verdauung
der Speisen. Die Verzuckerung der gekochten Speisen ist etwa
fünfmal rascher als die der rohen, die Verzuckerung der fein
zerriebenen 5, 10, ja 20 mal gröfser als der grob zerkleinerten
Speisen. Durch Kochen und feines Zerkleinern kann die Zucker¬
bildung auf das 30—100fache gesteigert werden.
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Von Prof. Dr. K. B. Lehmann.
133
Schlufs.
Die Arbeit hat in schlagender Weise die Bedeutung der
Zerkleinerung für die Lösung und Verdauung von Ei weifskörpern
und Kohlehydraten aus unserer Nahrung dargethan. Besonders
wichtig erscheint, dafs meist zwischen der mittelfeinen (ca. 1 mm)
Zerkleinerung und der feinsten Zerreibung noch ein erheblicher
Unterschied besteht. In der Mehrzahl der Versuche stellen die
Werte der Lösungszahlen von Ei weifskörpern oder Kohlehydraten
bei der Zerkleinerung zu ca. 1 cmm grofsen Stückchen unge¬
fähr das Mittel dar zwischen denen, die bei grober Zerkleine¬
rung und feinster Zerreibung erhalten werden. Es ist also nicht
überflüssig oder gleichgültig, dafs unsere Zähne, wie Gaudenz
gezeigt hat, einen sehr erheblichen Teil der Nahrung außer¬
ordentlich fein zerkleinern, und dafs gröbere Teile beim Schlucken
im Munde zurückbehalten, gewissermafsen abfiltriert werden.
Die Bedeutung eines guten Gebisses und einer richtigen Be¬
nutzung desselben ist augenfällig und bisher eher unterschätzt
als überschätzt. Die Bedeutung des Kochens tritt bei den Vege-
tabilien sehr stark hervor, weil hier durch Quellen der Stärke
zu Kleister einmal die Zellwände gesprengt werden, und weil
zweitens die verkleisterte Stärke von den Verdauungssäften viel
energischer angegriffen wird als die rohe. Sehr einleuchtend er¬
scheint umgekehrt nach diesen Ergebnissen, dafs derbe Kost, die
beim Kauen nicht sehr fein zerlegt wird, z. B. grobes Schrotbrot,
längere Zeit hindurch im Magen verweilt, da sie langsamer ge¬
löst wird. Eine solche Kost läfst längere Zeit das Gefühl der
Sättigung andauern und wird deshalb vielfach in ihrem Nähr¬
wert überschätzt.
Archiv für Hygiene. Bd. XLIII.
10
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Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in
verschiedene Salze.
Von
Dr. phil. Kuschel,
früher Assistent am hygienischen Institut der Universität Berlin.
Eine der ältesten Konservierungsmethoden des Fleisches
besteht in dem Einlegen des letzteren in Kochsalzlaken oder in
dem Überstreuen mit gepulvertem Kochsalz unter Beigabe von
etwas Salpeter.
Das Eindringen dieser Salze in Fleisch ist vor Jahren im
hiesigen Institut von Nothwang einer näheren systematischen
Untersuchung unterzogen worden. Bei der Untersuchung ver¬
schiedener Handelswaren, von Schinken, Comed Beef, Kasseler
Rippespeer, hat sich herausgestellt, dafs der Kochsalzgehalt der
frischen Ware sich zumeist zwischen 1,8—5,9 °/ 0 NaCl bewegt und
nur in einem einzigen Falle wurden 8,8 °/ 0 an Salz gefunden.
Aufserst gering war im Verhältnis hierzu der Salpetergehalt,
von Spuren bis 0,33 °/ 0 , welch letztere Zahl nur in einem Falle
beobachtet wurde.
Aus den systematischen Versuchen über Pökelung, welche
namentlich beim einfachen Bestreuen mit Salz sehr hohe Koch¬
salzwerte schon nach 8 tägiger Berührung mit Salz ergaben,
zeigte sich, dafs im allgemeinen verdünnte Laken in Benutzung
genommen werden mufsten. Bei dem Salpeter zeigte sich bei
verdünnten Laken die Eigentümlichkeit, dafs der Salpetergehalt
kaum weitere Zunahme mit der Zeit aufwies, sondern bei noch
steigendem Kochsalzgehalt sogar zurückging, wodurch sich der
Digitized by CjOOQle
Wirkung d. Einlegens von Fleisch in verschied. Salze. Von Dr Kuschel. 135
wechselnde Befund an Salpeter in der Handelsware ebensowohl
wie aus den ungleichen Zusammensetzungen der Laken erklären
dürfte. Die Ergebnisse bewiesen, dafs man die Aufnahme an
Salpeter mit Schinken und Pökelfleisch sehr überschätzt hat.
In neuerer Zeit sind mehrfach auch andere Salze dem Fleisch,
wie man sagt zu Konservierungszwecken, zugesetzt worden. Es
hatte daher ein Interesse, zu erfahren, wie sich in vergleichen¬
den Versuchen das Eindringen verschiedener Salze mit Bezug
auf das Fleisch verhält. Es war zu erwarten, dafs die Salze eine
sehr ungleiche Einwanderungsgeschwindigkeit zeigen würden,
und der Endeffekt je nach der Natur der Salze ein ungleicher
werden würde.
In Vorversuchen, welche von Herrn Geh. Rat Rubner an¬
gestellt worden waren, hatte sich eine grofse Verschiedenheit
im Austrocknungsvermögen der Salze für Fleisch ergeben. Die
Stufenleiter der Salzwirkung war so, dafs bei mittlerer Temperatur
des Laboratoriums Borax und Salpeter am wenigsten, etwas mehr
Borsäure, am stärksten aber schwefligsaures Natron und Koch¬
salz wasserentziehend wirkten.
In allen Fällen, aufser bei Kochsalz, war Ammoniakentwicke-
lung aufgetreten, die sich im geschlossenen Gefäfse auf einge¬
hängtem Curcumapapier geltend gemacht hatte.
Auch die Beschaffenheit der Fleischsorten in Bezug auf ihr
Aussehen war verschieden.
Das Borsäurefleisch hatte einen etwas muffigen Geruch, war
sehr weich, bräunlich und auf der Schnittfläche hellbraunrot.
Bei dem Boraxfleisch war gleichfalls die Aufsenseite bräun¬
lich, die Schnittfläche etwas mehr hellrot als im vorigen Fall
und ein Geruch nicht wahrnehmbar.
Beim Salpeterfleisch war der Geruch nach Ammoniak direkt
wahrnehmbar, die äufsere Seite braun, die Schnittfläche rot.
Das Kochsalzfleisch war aufsen graubraun, innen braunrot.
Das schwefligsaure Natron machte das Fleisch hellrot in
allen Teilen; das Fleisch roch dabei auffallend nach Äpfeln.
Bei der Borsäure war wenig Saft in die pulverige Substanz
übergetreten. Der Borax war in der Nähe des Fleisches etwas
10 *
Digitized by CjOOQle
136 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze.
rötlich, aber es war gleichfalls kein Zerfliefsen desselben ein¬
getreten.
Beim Salpeterversuch war das Salz zum Teil zerflossen.
Das schwefligsaure Salz war stark mit einer bräunlichroten
Flüssigkeit durchsetzt und aufserdem zu einem grofsen Teil ver¬
flüssigt.
Bei dem Kochsalzversuch lag das Fleisch in einer braunen
Lake; es liefsen sich von 150 g Fleisch ca. 24 ccm derselben
abgiefsen.
Die Veränderungen des Fleisches in den Salzen sind dem¬
nach, wie schon diese Vorversuche des Herrn Geh. Rats Rubner
lehrten, sehr ungleich, und es war daher von Interesse, diese
Frage einer weiteren systematischen Untersuchung zu unterziehen.
Man konnte hinsichtlich eines Vergleiches über das Ein¬
dringen der Salze einmal von Laken bestimmter Konzentration
ausgehen; doch waren es Gründe mehr praktischer Natur, welche
es besser erscheinen liefsen, die Veränderungen des Fleisches zu
studieren, wenn dasselbe in die gepulverten Salze direkt einge¬
legt wird. In der That wird ja eine solche Salzlagerung zum
Teil praktisch geübt; dann aber ist bei dem Einlegen in Salz
die kräftigste Wirkung in kürzester Zeit zu erwarten, was die
Ausführbarkeit der Versuche erleichtert.
Bezüglich der Wahl der Zeit, während welcher die Salze
einwirken sollten, gaben die Versuche vonNothwang auch die
nötige Grundlage. Es ist durch dieselben gezeigt worden, dafs
der Einflufs der Salze in der ersten Woche der gröfste ist, und
später die im Fleisch abgelagerten Salzmengen sich nur langsam
ändern.
Die Versuchsanordnung war in allen Fällen folgende:
Es wurden ca. 150 g schwere, vorher gewogene, möglichst
kubisch geschnittene Fleischstücke eines des Abends vorher ge¬
schlachteten Tieres (Rind) in cylindrischen, mit Kork verschlos¬
senen Glasgefäfsen in die betreffende Substanz vollkommen ein¬
gebettet und 8 Tage lang in dieser Weise aufbewahrt; und zwar
Versuchsreihe 1 und 2 bei Zimmertemperatur (18—20°), 3 und 4
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Von Dr. phil. Kaschei.
137
bei Eisschrank- (ca. +4°) und 5 und 6 bei Brutschranktempe¬
ratur (37°). Nach Verlauf dieser 8 Tage wurden die Fleisch¬
stücke herausgenommen, durch Abspritzen mit der Spritzflasche
von den aufsen anhaftenden Salz- resp. Borsäureteilen befreit,
zwischen Filtrierpapier gut getrocknet und wieder gewogen. Der
Gewichtsverlust des Fleisches ist, wie aus anderen Ver¬
suchen bei der Pökelung u. s. w. bekannt ist, und wie der un¬
mittelbare Anblick der bei den verschiedenen Salzen entstehenden
Laken lehrt, nicht nur Wasserverlust, sondern auch Verlust an
Eiweifs und Extraktivstoffen. Ich habe aber darauf verzichtet,
auf die nähere Untersuchung der in das anliegende Salz ausge¬
schiedenen Substanzen einzugehen.
Die Angaben über den Gewichtsverlust beziehen sich auf
das ganze zur Anwendung gekommene Fleischstück; ganz offen¬
kundig bestehen aber Unterschiede zwischen Kern- und Rinden¬
substanz; die Veränderungen der Rindensubstanz sind so grofse,
dafs das Fleisch ein völlig fremdes Aussehen gewinnt und für
den Kochgebrauch meist nicht in Anwendung gezogen werden
dürfte. Das Interesse konzentriert sich demnach auf den Kern
der Fleischstücke. Es wurden daher zur Feststellung der auf¬
genommenen Salzmenge alle äufseren Fleischteile entfernt und
nur ein ca. 15 g schweres Mittelstück zur Untersuchung verwendet.
I. Versuche mit Borsäure. B (OH) 3 .
Das Fleisch zeigte nach der Entnahme aus der Borsäure
und Abspülen mit Wasser im allgemeinen folgendes Aussehen:
Äufseres hellgrau, trocken; auf dem Durchschnitt war zu¬
nächst eine ca. 5 mm breite, der äufseren Rinde entsprechende,
schwach schillernde Zone zu erkennen, tiefer innen war das
Fleisch hellblafsrot, feucht. Es machte im ganzen den Eindruck
eines längere Zeit aufbewahrten, gewöhnlichen rohen Fleisches.
Die bei Brutschranktemperatur aufbewahrten Stücke
zeigten insofern einen Unterschied von den vorigen, als sie aufsen
grau aussahen, etwa wie ausgekochtes Fleisch; das Innere war
rosafarben. Geruch nicht wahrnehmbar. Das mit dem Fleisch
in direkter Berührung gestandene Borsäurepulver war durch
Digitized by
Google
138 tJber die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze.
ausgetretene Fleischflqssigkeit etwas grau verfärbt. Die Reaktion
des Fleisches war schwach sauer.
Die Borsäure wurde nach dem Jörgensen sehen Verfahren
bestimmt und die von Beythien und Hempel 1 ) gemachten
Erfahrungen verwertet. Hierbei will ich bemerken, dafs auch
ich bei zwei von mir angestellten Kontrollversuchen recht brauch¬
bare Resultate gefunden habe.
Es wurde also, um das Verfahren kurz zu erläutern, das zer¬
kleinerte Mittelstück mit heifsem Wasser völlig extrahiert, abfiltriert,
das Filter nachgewaschen und das Volumen auf 1 1 aufgefüllt.
200 ccm dieses Filtrats wurden mit Natronlauge stark alkalisch
gemacht, eingedampft und schliefslich im Porzellantiegel geglüht,
bis die durch das Auswaschen des Fleisches in das Filtrat mit
übergegangenen Extraktivstoffe verascht waren. Die Asche wurde
mit Schwefelsäure aufgenommen und die Lösung mit 1 j 10 N. Na-
OH genau neutralisiert. Nach Zusatz von 25 ccm Glycerin
wurde mit Vio N. NaOH die Borsäure titriert (0,1 Borsäure = 15,9
% N. NaOH).
Das Ergebnis der Analysen wird am besten durch folgende
Tabelle veranschaulicht:
Tabelle I.
A.
Gewichtsverlust des
Fleisches in B (OH,),
^ nach 8 Tagen in
fl Prozent bei
b.
Gefundene Menge
B (OH),
in Prozent bei
» ] jä §-
c.*) !
Was«erverlust von
100 g frischem
Fleisch
d.
Gefundene Menge
B (OH), berechnet
auf 100 g frisches
Fleisch in Proz. bei
© a
NSO ifaa 1 fl * fc-cö© -tf as
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1
2
3
4
23,32
_
—
3,91
_
l _
3,57
22,87
0,53
—
| -
4,14
23,38
2,24
—
16,84
* 2,68
—
24,4
3,72
—
18,66
i 3,32 :
! 1
—
_
_
7,48
_
_
3,43
—
—
9,78
—
—
3,91
4,98
1 4,92 1
—
21,82
2,62
—
5,3
1 7,04
I i
—
23,96
3,19
—
4,14
4,31
Zu dieser Tabelle sei, ebenso wie zu den später
folgenden, an dieserStelle ein für allemal bemerkt,
1) ZeitHchr. f. Unters, d. Nähr.- u. Genufsmittel, 1899, 48.
2) Unter »Wasserverlust« ist stete der Verlust an Eiweifs- und Extraktiv¬
stoffen inbegriffen.
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Von Dr. phil. Kuschel.
139
dafs die Rubrikena undb durch die Analyse, dieRu*
briken c und d rechnerisch aus den Rubriken a und
b gefunden wurden. Der Gewichtsverlust (Rubrik a) ist ent¬
standen durch Wasseraustritt und einen geringeren Säure- resp.
Salzeintritt. Ist die aufgenommene Salz- resp. Säuremenge be¬
kannt, so ergibt sich durch Addition dieser (Rubrik b) mit dem
Gewichtsverlust (Rubrik a) der Wasserverlust. Rubrik d ergibt
sich durch Umrechnung der Zahlen der Rubrik a.
Der Grad der Austrocknung durch Borsäure ist demnach bei
niedriger Temperatur unbedeutend; erst bei Brutschrank-Tem¬
peratur wird er wesentlich höher und beträgt ungefähr J / 4 des
Gesamtgewichtes des Fleisches. Die Borsäureaufnahme ist im
Vergleich zu der geringen Löslichkeit der Borsäure eine erheb¬
liche (100 g Wasser von 5° lösen 2,4 g Borsäure, von 20° 3,99 g).
Berücksichtigt man, dafs das Fleisch im Durchschnitt 76°/ 0 Wasser
enthielt, so kann man für die Einwanderung der Borsäure in
das Fleisch den Wassergehalt des Fleisches allein nicht für
genügend erachten, um die gefundenen Mengen Borsäure in
gelöster Form aufzunehmen.
Die auf diese Weise in Borsäure aufbewahrten Fleischstücke
sahen, abgesehen von ihrer äufseren etwas grauen Verfärbung,
auch nach 2—3tägiger Lagerung an der Luft bei 18° noch nicht
ungeniefsbar aus, ebensowenig fiel ihr Geruch unangenehm auf;
nur die Oberfläche trocknete etwas stärker ein und wurde run¬
zelig. Später jedoch wurden unangenehmer Geruch und Schim¬
melpilze wahrnehmbar.
Wenn ein derartiges, ganz und gar mit Borsäure durchsetztes
Fleisch sich auf längere Dauer nicht zu halten vermag, so er¬
scheint demnach auch eine Oberflächendesinfektion durch Ein¬
reiben von grofsen Fleischstücken mit Borsäure, wie sie Lange
als *vielleichtc verwendbar in Betracht zieht, auch nicht in
Betracht zu ziehen.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dafs eine Fleischkonser¬
vierung mit Borsäure, wie sie hier im kleinen stattgefunden hat,
im grofsen zur Anwendung gelangt bei dem aus Amerika nach
Deutschland zu importierenden Fleisch. Dasselbe kommt von
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140 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze.
da aus in grofsen Fässern zum Versand, in denen es stückweise
übereinander gelagert und stark mit Borsäure überschichtet ist.
In solchem amerikanischen Fleisch ist auch thatsächlich schon
Borsäure bis über 4 % gefunden worden. Dafs der Genufs von
Borsäure unter Umständen gesundheitsschädlich ist, hat Rubner
festgestellt und ist sie schon aus diesem Grunde als Konservie¬
rungsmittel ungeeignet, ganz abgesehen davon, dafs ihre Wirkung
als Desinfiziens nur unvollkommen ist.
II. Versuche mit Borax. (Na^* B 4 0 7 + 10 H 2 0).
Das in Borax bei Eisschrank- und Zimmertemperatur auf¬
bewahrte Fleisch zeigte von dem im Brutschrank aufbewahrten
ein gänzlich abweichendes Aussehen.
In den beiden ersteren Fällen war das Aufsere blafsgrau,
nicht unappetitlich; auf dem Durchschnitt war eine ca. 5 mm
breite, dem Äufseren gleich gefärbte Zone zu erkennen. Innen
war die Farbe dunkelrot. Konsistenz normal, Geruch eigenartig,
aber nicht unangenehm. Der Borax in der Nähe des Fleisches
war durch den Fleischsaft schwach rötlich gefärbt.
Die der Brutschrank-Temperatur ausgesetzten
Fleischproben dagegen sahen absolut ungeniefsbar
aus. Das Äufsere war trocken, ziemlich fest und ganz stark
grün verfärbt. Der Durchschnitt zeigte diese grüne Zone bis in
eine Tiefe von 7—8 mm und dort haarscharf abgegrenzt gegen
das dunkelrote, etwas schillernde Innere. Der Geruch war stark
laugenhaft und der Borax an der dem Fleischstück zunächst
liegenden Schicht durch die ausgetretene Fleischlake ebenfalls
grün verfärbt. Reaktion des Fleisches und der Lake in allen
Fällen stark alkalisch.
Die Analysen, bei welchen die Borsäure wiederum nach
Jörgensen bestimmt wurden, ergäbe die in die Tabelle einge¬
zeichneten Resultate. Borax ist krystallwasserfrei berechnet.
(Siehe Tabelle II auf S. 141.)
Die in () gesetzten Zahlen, welche der gefundenen Menge
B(OH )3 entsprechen, wurden auf Na 2 B 4 0 7 umgerechnet. Der
Borax wird demnach in ähnlichen Gewichtsmengen, wie die Bor-
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Von Dr. phil. Kuschel.
141
säure, vom Fleisch aufgenommen, ebenso ist der Gewichtsverlust
erst bei Brutschranktemperatur erheblicher. Auffallend ist die Er¬
scheinung, dafs die Austrocknung bei Zimmertemperatur geringer
war als bei Eisschranktemperatur. Dieselbe Beobachtung wurde,
wie später zu ersehen ist, auch bei den Kochsalzversuchen ge¬
macht.
Tabelle II.
3
%
«
‘ Sa
•c
•d 3 1
ojs 1
53 © -
« •£ a
.a © ©
a.
Gewichtsverlust des
Fleisches in Na s B 4
0 7 4- 10 H,0 nach
8 Tagen in Proz. bei
b.
Gefundene Menge
Na,B 4 0 7
in Prozent ') bei
C.
| Wasserverlust von
100 g frischem
Fleisch
d Gefund. Menge
Na, B 4 0 7
! berechn, auf 100 g
■ frisches Fleisch in
Prozent 1 ) bei
c
3
£
o
> 1
£ d£
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1 Ji w
i o «
fist
Ä c.
k S4-
« <v
U cs
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a ©*
c C.00
sa-
sg
Brutschrk.-
Temperat.
37°
Li .
5
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' S S+i
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9) —
C © °
c P.-X.
s a-
l«e
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P ©
c «
33 uo
£ © -r
,1 s+
1 v. o
|
2 S.J}
a | 2
i5 ®
Brutschrk.-
Temperat.
37°
Eisschrank-
Temperat.
ea. 4 0
Ziinmer-
Temperat.
18°
Brutschrk-
Temperat.
37°
_
1
23,32
_
4,24
! _
_ I
?
1 1
?
_
2
22,87
3,58
—
—
1,75
(2,16)
—
5,33
-
1,69
—
3
23,38
8,86
—
15,73
1,66
(2,03)
—
1 3,36
i(4,12)'
10,52
—
19,09
1,51
1 2,75
4
24,4
10,08
15,06
1
1,69
(2,14)
3,71
'(4,55)
11,77
18,77
l 1,51
1
! 3,45
Infolge eines Mifsgeschickes konnte in der ersten Versuchs¬
reihe nicht die Borsäure bestimmt werden; es fehlen daher auch
die Zahlen der Rubrik c und d. Der H 2 0-Verlust bei Zimmer¬
temperatur würde aber vermutlich ebenfalls niedriger als bei
Eisschranktemperatur ausgefallen sein, denn der Gewichtsverlust
durch Lagerung des Fleisches in Borax betrug in diesem Falle
nur 4,24 °/ 0 .
Abgesehen von dem stark grün verfärbten Fleisch, welches
man ohne weiteres vom Genufs ausschliefsen würde, zeigten die
andern bei niedrigerer Temperatur aufbewahrten Proben zunächst
kein ungeniefsbares Aussehen. Nach mehrere Tage langem Liegen
an der Luft bei ca. 18—20° jedoch machten sich Zersetzungs-
Vorgänge durch unangenehmen Geruch bemerkbar.
Es leistet demnach Borax als Konservierungsmittel bei dieser
Versuchsanordnung wohl mehr als bei der Langeschen mit
Hackfleisch, doch dürfte, abgesehen von dem gleichfalls nicht
1) Die in Klammern gesetzten Zahlen entsprechen 13(011),.
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142 Über die AVirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze.
unwesentlichen Borsäuregehalt, die Verwendung eines derartigen
Fleisches sehr zweifelhaft erscheinen des laugenhaften, sehr un¬
angenehmen Boraxgeschmackes wegen.
III. Versuche mit schwefligsaurem Natron. (Na 2 S0 3 + 7 H 2 0).
Die Fleischproben aus dem Eisschrank sahen, ebenso wie die
bei Zimmertemperatur aufbewahrten, natürlichem Fleische nicht
unähnlich. Die Konsistenz der ersteren war elastisch weich, der
letzteren etwas härter, doch bei weitem nicht fest zu nennen.
Die Farbe war etwas dunkler als die frischen Fleisches.
Dagegen waren die dem Brutschrank entnom¬
menen Proben knorpelhart, von braunroter Farbe
mit weifsen Zügen zwischen den Muskelbündeln.
Beim Durchschneiden sah man auf der feuchten Schnitt¬
fläche sofort das schwefligsaure Natron auskrystallisiereu.
Geruch war in keinem der Fälle wahrnehmbar. Die aus¬
getretene Lauge sowohl wie das Fleisch reagierte stark alkalisch.
Die Versuchsanordnung zur Bestimmung des schwefligsauren
Natrons war hier eine etwas andere als vorher. Es wurden die
der Mitte entnommenen, genau gewogenen, durchschnittlich 2 bis
2,5 g schweren Fleischstücke nicht erst mit Wasser extrahiert,
sondern in Substanz zur Untersuchung verwendet. Dasselbe er¬
schien aus diesem Grunde schon praktisch, weil dadurch eine
teilweise Oxydation des Na 2 S0 3 zu Na 2 S0 4 , wie sie in wässe¬
riger Lösung leicht eintritt, vermieden wird.
Das schwefligsaure Salz wurde dadurch bestimmt, dafs die
S0 2 , durch Phosphorsäure freigemacht, im C0 2 -Strom in Jod-
Jodkalilösung überdestilliert und dort als BaS0 4 gefällt wurde.
Das Baryumsulfat wurde auf schwefligsaures Natron umgerechnet.
Die Resultate waren folgende. Schwefligsaures Natron ist krystall-
wasserfrei berechnet.
(Siehe Tabelle in auf S. 143.)
Demnach trocknet das schwefligsaure Natron das Fleisch in
sehr hohem Grade aus, so dafs es schliofslich nur noch ca. 50
bis 35 bis 17% seiner Gesaratwassermenge behält. Steigend mit
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Von Dr. phil. Kuschel. 143
der Austrocknung ist die Aufnahme an schwefligsaurem Salz;
sie steigt von 8,54—21,81 % an.
Tabelle III.
Versuchsreihe
Trockenrückstand des
frischen Fleisches in
Prozent
‘ a. I
(Jewichtsverlust des !
Fleisches in Nn, S(> 8 |
+ 10 11,0 nach
8 Tagen in Proz. bei !
b . |
Gefundene Menge f
Na,S0 3 1
in Prozent bei |
C.
Wasserverlust von '
100 g frischem j
Fleisch I
Id. Gef und. Menge
! Na, S0 3 -f 7 H,G
berechn, auf 100 g
j frisches Fleisch in
Prozent bei
Eisschrank-
Temperat.
ca. -J- 4°
Zimmer-
Temperat.
ca. 18°
. i
■2 3 |
* Is 1
E§ i
! § 2
£ o ,
A 0.-1-
! « 0
ff. o •
n U s
Zimmer-
Temperat.
ca. 18°
"2 g
■C 1)0
£ Or-
5 s w
oqH |
Eissehrank-
Temperat.
ca. f 4°
Zimmer-
Temperat.
ca. 18°
Brutschrk.-
Temperat.
1 ca aZ,
sä £ ^
ll|+
, tn oi «
Zimmer-
Temperat.
ca. 18°
\ii
§ s 50
— P -
1 123,64
_
29,41
_
_
8,7
i — 1 38,11
_
_
6,14
—
2 24,1
i
29,8
—
—
9,16
| — 38,96
—
—
6,14
—
3 ; 23,28
25,49
—
31,07
5,8
—
15,82 '
31,29 —
46,89
4,32
—
10,9
4 1 24,4
00
—
30,00
i
5,84
—
16,7 |
j 32,65 —
46,7
4,27
—
10,1
Kleinere Stücke dieses Fleisches, die längere Zeit an der
Luft lagen, trockneten völlig aus, ohne Fäulniserscheinungen zu
zeigen und wurden schliefslich so fest, dafs sie brüchig wurden.
Das Salz krystallisierte an allen Teilen aus.
Ob in diesen Fällen das schwefligsaure Natron allein oder
im Zusammenhang mit der starken Austrocknung die desinfi¬
zierende Wirkung ausübte, läfst sich durch diese Versuche nicht
entscheiden.
Noch verdient bei diesen Versuchen hervorgehoben zu wer¬
den, dafs im Innern eines derartigen Fleisches nach 8 tägiger
Lagerung an der Luft eine geringe Oxydation der S0 2 zu S0 3
stattgefunden haben mufste, denn es wurden in den beiden Fällen,
die zur Untersuchung herangezogen wurden, nur 95,3 resp. 96,0°/ 0
S0 2 wiedergefunden.
IV. Versuche mit Salpeter. (KN0 3 ).
Ein wesentlicher Unterschied im Aussehen der bei Eisschrank-
und Zimmertemperatur aufbewahrten Fleischstücke zeigte sich
nicht. Die Konsistenz war in beiden Fällen elastisch weich,
das Aufsere etwas klebrig, von dunkelgrauer Farbe bis zu ca.
1,0 cm Tiefe; weiter innen ging die Farbe in dunkelrot über.
Die bei 37° gelagerten Fleischproben wichen von den vor¬
her erwähnten namentlich in Bezug auf Konsistenz und äufsere
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Von Dr. phil. Kuschel.
145
Dieses salpeterhaltige Fleisch zeigte nach mehrtägigem Liegen
an der Luft ebenfalls durch den Geruch wahrnehmbare Fäulnis¬
erscheinungen, mit Ausnahme der bei Brutschranktemperatur
aufbewahrten Proben, welche ca. 60—70°/ 0 ihres Wassergehaltes
abgegeben hatten. Aus dieser Erscheinung ist der Schlufs be¬
rechtigt, dafs es wohl vor allem die Austrocknung war, welche
das Bakterienwachstum zurückhielt.
V. Versuche mit Kochsalz. (Na CI).
Die Fleischstücke waren nach der Entnahme aus dem Koch¬
salz im allgemeinen dunkelgrau, stark graugelb, von harter, kaum
eindrückbarer Konsistenz. Das Innere des Fleisches war dunkel¬
braunrot und die Reaktion schwach sauer. Aus dem Fleisch
war eine reichliche Menge braunroter Flüssigkeit ausgetreten, die
einen Teil des Kochsalzes vollkommen aufgelöst hatte.
Zur Bestimmung des Kochsalzes wurde ein der Mitte ent¬
nommenes Stück mit kaltem Wasser extrahiert, das Volumen
gemessen und ein aliquoter Teil des Filtrates zur Filtration mit
Silbernitratlösung verwendet.
Die gefundenen Zahlen waren folgende:
Tabelle V.
Es sind demnach in Bezug auf Kochsalzaufnahme unter den
verschiedenen Versuchsbedingungen nur geringe Unterschiede.
Eine Erklärung hierfür bietet jedenfalls die Eigentümlichkeit des
Kochsalzes, dafs seine Löslichkeit bei den verschiedensten Tem¬
peraturen annähernd gleich bleibt. Die Austrocknung war, wie
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146 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze.
bereits an anderer Stelle erwähnt, auffallenderweise bei Zimmer¬
temperatur am geringsten.
Dieses mit Kochsalz stark durchsetzte und stark ausgetrock¬
nete Fleisch hielt sich an der Luft, ohne dafs Fäulnis eintrat.
Es trocknete im Laufe der Zeit immer mehr aus, so dafs man
kleinere Stücke schliefslich zwischen den Fingern brechen
konnte. Es läfst sich annehmen, dafs der Austrocknung auch
in diesen Fällen die desinfizierende Kraft des Kochsalzes zuzu¬
schreiben ist.
Zur Entscheidung der Frage, ob eine Konservierung durch
Einlegen des Fleisches in die erwähnten Salze in der Praxis
Verwendung finden kann, sind zwei Gesichtspunkte ins Auge zu
fassen: die Gewichtsverminderung resp. der »Wasserverlust« des
Fleisches und der Einflufs der eingewanderten Salzmenge auf den
Organismus. Es wird stets der Wunsch des Fabrikanten sein,
ein Konservesalz zu besitzen, welches die äufseren Eigenschaften
des Fleisches möglichst wenig verändert. Demnach erscheinen
die Salze, welche das Fleisch stark austrocknen, ungeeignet, da
sie nicht nur die Konsistenz, Farbe und Aussehen des Fleisches
unnatürlich machen, sondern auch den Nährwert herabsetzen.
Wie schon erwähnt, tritt die Gewichtsverminderung nicht allein
durch Wasserverlust ein, sondern auch Eiweifs- und Extraktiv¬
stoffe werden gleichzeitig dem Fleische entzogen. Eine Zusammen¬
stellung der Resultate nach dieser Richtung hin aus den fünf
vorher angeführten Tabellen ist in folgender Übersicht vorhanden.
T a b e 11 e VI.
Mittlerer Gewichts- und Wasserverlust in abgerundeten Zahlen in Prozent.
a
cS
<x>
Borsäure
Borax
Schweflig- !
sauresNatron
Salpeter
Kochsalz
£
o
H
Ge¬
wichts¬
verlust
Wftsser-
ver-
lust i
Ge¬
wichts-
Verlust
Wasser-
verlust
Ge¬
wichts¬
verlust
Wasser*
j Verlust
Gew.-
verlust
resp.Zu¬
nahme
Wasser-
verlust
Ge¬
wichts¬
verlust
Wasser¬
verlust
+ 4° i
3
6
11
26
32
'i
i + 5
6 1
38
*54
4-
>—i
OC
o
l 5
7
4
i
5 i
30
39
+ 6
7
27
•43
+ 37° |
18
23
! 15
i
19 |i
31
*47
1 20
|'
42
42
•58
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Von Dr. phil. Kuschel.
147
Der Gewichts- resp. Wasserverlust ist demnach beim Ein¬
legen des Fleisches in diese Chemikalien aufserordentlich ver¬
schieden. Borsäure, Borax und Salpeter erscheinen ihres geringen
Austrocknungsvermögens wegen nicht ungeeignet, um zum Teil
von ihrer, wenn auch nur geringen desinfizierenden Wirkung
Gebrauch zu machen. Beim Einlegen des Fleisches in dieselben
wandern sie jedoch in einer so erheblichen Menge ein, dafs
hygienische Bedenken gegen die Genussfähigkeit des Fleisches
vorliegen. Aus demselben Grunde und der aufserdem stark wasser¬
entziehenden Eigenschaft wegen ist auch das schwefligsaure Natron
nicht verwertbar. Das Kochsalz schliefslich, welches hygienischer-
seits nicht zu beanstanden wäre, trocknet das Fleisch aber so
stark aus, dafs es sich aus diesem Grunde für Konservierung,
nur in der bekannten Weise angewendet, eignen dürfte.
Wie bereits erwähnt, ist die wasserentziehende Wirkung der
Salze auch von der Temperatur abhängig. Je höher dieselbe
ist, um so stärker im allgemeinen ist die Austrocknung. Eine
Abweichung von diesem natürlichen Vorgänge kann aber bei
Zimmertemperatur eintreten. Das Beispiel hierfür bietet der
Versuch mit Borax und Kochsalz. In beiden Fällen war der
Gewichtsverlust bei 18° geringer als bei 4°. Ganz besonders
stark wasserentziehend, auch in der Kälte, waren schwefligsaures
Natron und Kochsalz. Bei Borsäure, Borax und Salpeter war
die Austrocknung so gering, dafs ein Schutz gegen Fäulnis durch
sie nicht zu stände kam. Das Salpeterfleisch hatte in der Kälte
und bei Zimmertemperatur — mit Ausnahme eines einzigen
Falles 1 ) — sogar so wenig Wasser abgegeben, dafs durch die auf¬
genommene Salpetermenge eine Gewichtszunahme festgestellt
werden konnte.
Die Fälle, in denen ein ganz besonders hartes Fleisch ent¬
standen war, sind mit einem * bezeichnet. Beim Vergleich dieser
Zahlen ergibt sich, dafs dort überall ein Wasserverlust von über
40°/ 0 stattgefunden hatte. Nun könnte es auffallend erscheinen,
dafs das mit schwefligsaurem Natron behandelte Fleisch bei
1) s. Tab. IV S. 144. Versuchsreihe 3.
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148 Über die Wirkung des Einlegens von Fleisch in verschiedene Salze.
einem etwas geringeren Wasserverlust (32—39 °/ 0 ) noch weiche
Konsistenz zeigte. Diese Erscheinung wird aber sofort erklärt,
wenn man die dazu gehörigen aufgenommenen Salzmengen in
der Tabelle III S. 143 in Berücksichtigung zieht. Das schweflig¬
saure Natron war nur zu 5,82 resp. 8,93%, das Kochsalz dagegen
zu 15,69 resp. 15,87% vorhanden.
Die äufsere Schicht des Fleisches war jedoch überall stärker
verändert als das Fleischinnere; den Austrocknungsgrad hierfür
habe ich aber nicht festgestellt. Vermutlich kommt es bei der
geringen oder ganz fehlenden Desinfektionswirkung dieser Salze
bezüglich des weiteren Verhaltens des Fleisches darauf an, ob
man durch Zufall von Haus aus steriles Fleisch in die Hand
bekommt oder nicht. Ist ersteres der Fall, so kann möglicher¬
weise die äufsere trocknere Schicht einen grofsen Schutz gegen
das Eindringen der Fäulnisbakterien bedeuten; wenn man das
Auftreten von Ammoniak aber als ein Zeichen der Veränderung
durch Mikroorganismen auffassen darf, so hat es in den meisten
Fällen — Kochsalz etwa ausgenommen — an derartiger anor¬
maler Zersetzung nicht gefehlt.
Die Gründe für die Austrocknung liegen, unzweifelhaft, zum
Teil in einer Art von osmotischen Vorgängen, dem Austausch
von Salz gegen Wasser in dem Fleisch. Aber es spielen doch
auch noch andere Momente eine Rolle.
Die Wirkung erhöhter Temperatur auf Fleisch ist im hie¬
sigen Laboratorium zuerst eingehender von Ferrati 1 ) einer Unter¬
suchung unterzogen worden. Ferrati konnte darthun, dafs alle
Fleischsorten schon bei mäfsiger Wärme, welche die Brutwärme
nicht sehr erheblich überschreitet, mehr oder minder reichlich
an Wasser abzugeben im stände sind. Rindfleisch gibt beim
Erwärmen auf 45° in einer Stunde an 3,6%, Kalbfleisch bei 50°
an 14,8%, Schweinefleisch bei 50° an 8,9% an Flüssigkeit ab.
Bekanntlich sieht man sogar zuweilen beim Liegen des Fleisches
im Eisschrank kleinere Flüssigkeitsmengen, die vielleicht aus den
Blutgefäfsen stammen, ausgeschieden. Ich meine aber, es seien
1) Archiv f. Hygiene, XIX, 317.
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Von Dr. phil. Kuschel.
149
zwischen dem Experiment bei Kälte und Wärme die Differenzen
zum Teil zu grofs, um allein durch diese Art von Wasserverlust
erklärt zu sein. Ein Verlust an Wasser aus den geschlossenen
Gefäfsen hat, wie ich mich überzeugt, nicht stattgefunden. So¬
mit müssen andere Veränderungen noch mitgewirkt haben; mög¬
licherweise spielen Gerinnungen gewisser Eiweifskörper eine Rolle,
wodurch durch Volumenänderung ein Auspressen von Flüssigkeit
zu stände kommt, oder es vermag das anliegende Salz selbst
eine grofse Menge von Wasser in Beschlag zu nehmen und fest¬
zuhalten. Somit läfst sich also über die Gründe der verschie¬
denen Austrocknung ein absoluter Entscheid ohne eingehende
Experimente nicht erbringen.
Eine grofse Bedeutung hat der Grad der Anreicherung an
Salzen im Fleisch selbst. Zur Beurteilung kann man entweder
von dem direkten Befunde in dem Fleisch selbst ausgehen oder
von den für das frische Fleisch berechneten Zahlen. Mit Rück¬
sicht auf die Wichtigkeit, dafs manche der hier aufgeführten
Salze gesundheitlich nachteilig sind, wird es besser sein, im
Sinne der direkten Befunde eine Zusammenstellung durchzu¬
führen. Borax und schwefligsaures Natron sind kry stall wasser¬
frei berechnet.
Tabelle VII.
In 100 Teilen Kernsubstanz wurden gefunden im Mittel Prozent:
|l Borax
_!l_'
Borsäure
Schweflig
•saures
Natron
Salpeter
j
Kochsalz
ca. + 4°
1,76 (2,16)')
3,00
1 5,82
8,35
15,69
ca. + 18°
1,67 (2,06)
; 3,85
| 8,93
! 13,95
15,87
+ 87« „
3,53 (4,33)
j - r », M
16,26
| 21,45
15,45
Die Menge des bei Kälte und Wärme eindringenden Salzes
bezw. der Borsäure ist demnach höchst verschieden. Bei Koch¬
salz nur fehlt jeder Einflufs der Temperatur. Bei den übrigen
1) Die in () gesetzten Zahlen entsprechen B(OII) v
Archiv für Hygiene. Bd. XLII1. . 11
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150 Wirkung d. Einlegens von Fleisch in verschied. Salze. Von Dr. Kuschel.
Substanzen aber bewegen sich die Mengen zwischen dem Dop¬
pelten und Dreifachen des bei niederer Temperatur eingedrun¬
genen Salzes.
Diese Salzmengen sind zum Teil ungemein erheblich. Was
ihre Wasserlöslichkeit anlangt, so beträgt dieselbe ungefähr:
0°
20®
40»
Borsäure.
2,0
4,0
7,0
Borax (H 2 0-frei).
1.5
4,0
9,0
Salpeter ..
16,0
26,0
54,0
Schwefligsaures Natron (H 2 0-frei) .
14,0
26,0
50,0
Kochsalz.
35,5
35,9
36,6
Berücksichtigt man, dafs Fleisch ca. 76% Wasser enthält,
so wären zum Teil ganz bedeutende Konzentrationsverhältnisse
vorhanden, bei Borsäure und Borax würde sogar dieser Wasser¬
gehalt nicht zur Lösung hinreichen; genau jedoch läfst sich die
Konzentration nicht feststellen, da man nicht weifs, wie sich das
Wasser zwischen Eiweifs, anderen Salzen und den Eingewan¬
derten verteilt und sich nicht absehen läfst, ob nicht auch ein¬
zelne Bestandteile des Fleisches Salz aufnehmen können.
Von der Borsäure speziell sind in der Handelsware, wie
bereits erwähnt, auch ähnlich grofse Mengen gefunden worden,
die offenbar durch ähnliche Prozeduren wie in diesem Experi¬
ment in das Fleisch hinein geraten sein müssen.
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Bakterielles Verhalten der Milch hei Boraxznsatz.
Von
Marinestabsarzt Dr. Albrecht P. F. Richter,
Assistent.
(Aue den hygienischen Instituten der Künigl. Universität Berlin.)
Auf Veranlassung des Direktors der Hygienischen Institute
untersuchte ich das Verhalten der käuflichen Vollmilch bei Zu¬
satz von Borax (N& 2 B 4 0 7 -f- 10 H 2 0), hauptsächlich bezüglich
etwaiger Hemmung des Bakterien Wachstums sowie der Gerinnung.
Aus den Vorversuchen ergaben sich folgende Daten:
Zusatz von Na, B 4 0 7 °/ 0 Gerinnung nach Tagen
0 1
0,25 1
0,5 2
1,0 3
2,0 5
3,0 6
4,0 Gerinnung bleibt aus.
Jedenfalls nach dem Alter der Milch sowie der Temperatur
des Aufbewahrungsraumes (welche von 15 — 25° C. wechselte)
traten geringe Verschiedenheiten in der Gerinnungszeit auf,
welche bei den höheren Boraxzusätzen bis zu einem Tag betragen
konnten. Wie aber Lange 1 ) schon gefunden hat, gelang es
erst bei 4 °/ 0 Boraxzusatz, das Eintreten der Gerinnung auf die
Dauer zu verhindern. Bei diesem Zusatz war jedoch der Ge-
1) L. Lange, Beitrag zur Fleischkonservierung etc., Archiv f. Hvg.,
1901, Bd. 40, S. 143.
11 •
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152 Bakterielles Verhalten der Milch bei Borazzusatz.
schmack der Milch ein derart widerlicher, dafs sie zum Genüsse
nicht mehr verwertbar erschien. Auch wurden noch 5 ccm dieser
Milch auf 100 ccm dünnen Kaffee (20 g Kaffeepulver zu 500 g
Wasser) geschmeckt, höhere Zusätze machten den Kaffee völlig
ungeuiefsbar.
Bei der Untersuchung des Bakterienwachstums wurde zu¬
nächst versucht, mit Ösenimpfung vorzugehen. Es zeigte sich
aber, dafs bei Ösenimpfung unversetzter geronnener Milch die
Verteilung in der Gelatine außerordentlich schwer war; dann
aber, dafs auch sehr verschiedene Resultate sich ergaben, je
nachdem die Ose zufällig mehr Serum oder Gerinnsel fafste. Um
auch nicht durch zu kleine Mengen Fehler zu begehen, wurden
20 ccm Milch auf das Tausendfache verdünnt, mit 0,1 ccm dieser
Verdünnung wurde dann eine Gelatineplatte gegossen. Da je¬
doch die geronnene Milch sich nicht genügend in Wasser ver¬
teilte, so wurde folgendermafsen verfahren. Je 20 ccm der un¬
versetzten, sowie der Gleichmäfsigkeit halber auch der Boraxmilch
wurden mit 20 ccm kalter, etwa lOproz. steriler Sodalösung
schnell gemischt und geschüttelt, so dafs sich das Coagulum löfste.
Mit sterilem Wasser wurde auf 200 ccm aufgefüllt (I). Von I
wurden wieder 20 ccm mit sterilem Wasser auf 200 ccm aufge¬
füllt (II) und mit 20 ccm von II in derselben Weise verfahren.
Die Verteilung der Milch und Bakterien war, wie der Augen¬
schein lehrte und die meist gut übereinstimmenden Bakterien¬
zahlen der fast immer zur Kontrolle doppelt gegossenen Platten
bewiesen, eine hinreichend gleichmäfsige. Ein wesentlicher Einflufs
der etwa lOproz. kalten Sodalösung, welche in dieser Konzen¬
tration ja auch nur ganz kurze Zeit, etwa 1—2 Minuten, ein¬
wirkte, schien nicht zu bestehen.
Die Versuchsreihen I—VII dienten nur zur Orientierung und
zur Feststellung der UnteTsuchungsmethode; nach diesen kurzen
Vorversuchsreihen wurden drei Reihen VIII, IX und X längere Zeit
durchgeführt. Die Bakterienzahlen wurden, so lange es angängig
war, durch Auszählung der ganzen Platte mit der Lupe gewonnen;
sonst durch Lupenauszählung einer genügenden Anzahl Quadrate
des Wolfhügelschen Zählapparates, schliefslich durch Auszählung
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Von Marinestabsarzt Dr. Albrecbt P. F. Richter.
153
von Gesichtsfeldern des Mikroskopes bei schwacher Vergröße¬
rung (Zeitz Obj. III, O.c 1).
Die Milch zu den Versuchen wurde aus dem Milchgeschäft
in gut gereinigter Flasche bezogen, je 0,5 1 wurden in sterile
Kochflasche mit sterilem Wattepfropf gefüllt. »OZ« bleibt ohne
Zusatz, »4°/ 0 c wird mit 4°/ 0 Boraxzusatz versehen. Der Borax hatte
bei Einstäuben auf Gelatine kein Bakterienwachstum hervorgerufen.
Das Plattengiefsen am ersten Versuchstage geschah unmittelbar
nach der Lösung des Borax. Sowohl bei Reihe VIII wie bei Reihe
IX und X war die OZ-Milch am zweiten Versuchstage geronnen,
während die 4°/ 0 -Milch noch heute (nach 8 — 9 Monaten) unge¬
ronnen ist. I und II bedeuten hier Platte und Kontrollplatte.
Reihe VIII.
sc-
L 5 Bakterienzahl bei
Datum
Ver¬
suchst
O ;
N j i
! (
L_
t °f
' Bemerkungen
23. 7. 1901
|| 1 I 2370
1
1020
Bei OZI ca. 100 Verfl., bei OZII ca. 50
[
|i 1 II 2025
,1 '
II
!
600
I Bei 4 0, 0 erscheinen die Kolonien besser
entwickelt. Bei 4% I u. II nur wenige
! Verfl.
24. 7. 1901
2 1 7532
I
1248
OZI 1 Verfl., 23 oid. OZ II 0 Verfl., 22 oid.
1
II 7897
1 II
1553
4°/ 0 I 4 Verfl , 0 oid. 4°/ 0 II 4 Verfl., 1 oid.
26. 7. 1901:
4 4706
i
1144
OZ 91 oid., 0 Verfl. 4° 0 80 oid., 0 Verfl.
28. 7.1901,
6 2380
1
506
OZ 54 oid., 0 Verfl. 4°/ 0 0 oid., 1 Verfl.
29. 7. 1901
' 7 I 210
I
119
OZ I 24 oid., 0 Verfl. OZ II 27 oid., 0 Verfl.
II 200
11
91
4°/ 0 1 1 oid., 2 Verfl. 4% II 2 oid. 5 Verfl.
30. 7.1901
8 1 33
I
233
OZI 17 oid., 1 Schimmel, 0 Verfl.
OZII 11 oid., 6 Schimmel, 0 Verfl.
1 II 33
i
11
188
4°/ 0 I 0 oid., 0 Verfl. 4‘7 0 II 3 oid., 0 Verfl.
Reihe IX.
19. 8. 1901
1 1 I 110
1
156
OZ I 1 Schimmel, 0 oid , 0 Verfl.
OZ II keine oid., Verfl. etc.
1; 11 II 82
|
II
110 t t°/ 0 I 1 Verfl. 0 oid.
4°11 mehrere confl. Verfl.
20. 8. 1901
2 j I 87 470
1
1 108
i OZ I 48 oid, 0 Verfl. OZ II 1(1 oid. 0 Verfl.
|
. U 95 782
II 1 235
4° 0 I 1 Verfl., 4 Bet. Zopfii.
21.8. 1901
j 3 ! I 49000
I
743
ij OZ I 82 oid., 0 Verfl. OZ 11 79 oid., 0 Verfl.
1
j II 49000
11
770
4° 0 I 1 Zopf, 1 Schimmel.
14% II 5 Zopf, 1 oid., 1 Verfl.
22. 8. 1901
4 I 94 102
I
525
' OZI 205oid., 0Verfl. OZII 154 oid , 0Verfl.
; II 73 f)37
ü ll
II
526
| 1% I 2 Zopf, 1 Schimmel, 1 oid.
1 4°/o II 3 Zopf.
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154 Bakterielles Verhalten der Milch hei Boraxzusatz.
(Fortsetzung von Reihe IX.)
Datum
. »
o
V.
Bakterienzahl bei _
_- - ! Bemerkungen
oz | 4 •/. I
24. 8. 1901
5
I 53 662
H 58 725
I 377 || OZI 260 oid., OVerfl. OZII 228 oid., OVerfl.
II 3914°/ 0 I und 4°/ 0 II keine Zopf, Verfl. pp.
26. 8.1901
7
I 25 616
II 22 882
I 310 OZ I 300 oid. OZ II 274 oid.
II 414 14 <l /o I 1 8chimmel. 4°/ 0 II 1 Zopf.
28. 8.1901
i
9
3 594
•
359 j OZ 110 oid. 4»/ 0 1 oid. Reet bei OZ und
i 4*/ 0 fast ausschl. Luftkokken (wie von
'■ jetzt ab ständig).
31.8.1901
12
I 2 885
II 3 766
I 284'|j OZ I 28 oid. OZ II 29 oid.
II 268 !• 4% I 0 oid., 1 Schimmel.
: 4«/ 0 II 2 oid., 1 Verfl.
2. 9.1901
14
10 416
I 1661 OZ 12 oid.
—
II 127 4% I 1 oid. 4<y„ II —
5. 9. 1901
17
I 1272
II 1 369
T 2801
n 258 Ooid> Verfl ‘ etc *
7. 9. 1901
19
4 985
2 869!, OZ 7 oid.
10. 9.1901
22
2192
6 864 IOZ 1 oid., 1 Prot. 4% 1 oid., 3 Schimmel.
18. 9.1901
30,
33 699
21 093 !0Z 20 oid.
Reihe X.
30. 9.1901
1!
1 358
1 7221 OZ keine oid, 10 Verfl. 1 Zopf. Meist
Bact. acid. lactic. Hüppe, daneben Bart,
acid. lact. Günther. 4°/ 0 0 oid. 5 Verfl.
2 Zopf.
1.10.1901
i
2
i
l 66 933
i I
1 810 OZI fast ausschl. Bact. a. 1. Hüppe.
OZ II wie OZ I 3 Verfl.
H 47 786
II 660 4 °/ 0 1 0 oid., 6 Verfl. Hauptsächl. Bact.
Hüppe, 1 Schimmel.
4°/ 0 II wie 4°/ 0 1 5 Zopf, 3 Verfl.
210.1901
3
104 623
438 OZ 14 oid., 5 Verfl., 2 Bact. Zopf. Meist
Bact. Güntheri, Hüppe tritt zurück.
4° 0 9 Verfl., 5 Zopf, 1 Schimmel. Meist
Bact. Güntheri, wenige Bact. Hüppe.
3.10.1901
4
j 82 417
1
419 OZ 85 oid., 3 Schimmel, 4 Verfl., einige
Dutzend Hüppe, Rest Günther.
4°/ 0 ca. 1 Dutzend Verfl. (confl.), 1 Schimmel,
Rest meist Günther.
4.10.1901 J
5
1
! 55 957
f ^ jjj
333 OZ 218 oid., 0 Verfl., meist Günther.
4% 23 verfl.
510.1901
6
74 452
J 132 OZ 883 oid., ca. 400 Hüppe, Rest meist
Günther.
II 143 4 °/ 0 1 30 verfl.
4°/ 0 II 7 oid., 7 Schimmel, 6 Verfl.
6.10.1901
7
I 54 574
I 146 OZ I 585 oid., Hauptteil Günther, ca. ‘/ l0
Hüppe.
II 113 4% I 8 Verfl., Rest meist Kokken.
1
i
1
1
4°/o II1 oid., einige Verfl., Rest meist Kokken.
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Von Marinestabsarzt Dr. Albrecht P. F. Richter.
155
(Fortsetzung von Reihe X.)
Bakterienzahl bei II
Datum Sj2
> «
£
Bemerkungen
oz
4°/o
i'
7.10.1901 ; 8
1 39 757
I
152
OZ I und II ca. 600 oid., je 1 Verfl., haupt¬
sächlich Günther.
j
II 25 852
II
100
|4°/ 0 I 43 8chimmel, 2 Prot., 4 Zopf, 6 oid.,
meist Kokken.
| 4°/ 0 II 2 Verfl., 0 oid., meist Kokken.
8.10.1901 9
I
14 512
I
73
OZ I 641 oid., 0 Verfl., OZ II 623 oid., 0 Verfl.
; 1
II 12 283
II s. Bern.
4% I meist gelbl. Kokken (Sarcine).
4°/ 0 II völlig verfl. durch Bac liodermus.
10.10.1901 (: 111
!
I
5 589
60
OZ I 497 oid., ansch. sonst nur Günther.
OZ II ähnlich.
1
u
5 224
_
|4% fast nur gelbl. Kokken.
11.10.19011 12'
1
I
II
3 389
3 826
46
38
j OZ I 460 oid., OZ H 355 oid.
4°/ 0 1 und II wie oben.
12.10.1901 131
i
1
1304
28
OZ I 369 oid., sonst meist Luftkokken.
OZ II 344 oid., sonst meist Luftkokken.
n
1736
39
| 4% I and II Kokken.
13.10.1901 114,
I
2 093
I
46
! OZ I 345 oid.
OZ II 293 oid., sonst meist Kokken.
II
1106
n
59
4«/„I und 4”/ 0 II Kokken.
14.10.1901 15
! :
I
1912
i
33
' OZ I 353 oid. OZ II 312 oid., sonst w. o.
II
1040
H
39
4°/ 0 wie oben.
16.10.1901 ii 17!
I
822
i
26
; OZI 243 oid. OZ 11 241 oid., sonst w. o.
!' !
II
775
h
40
4% wie oben.
17.10.1901 18
I
531
i
27
1 OZI 203 oid. OZII 184 oid., sonst w. o.
i 1
II
561
ii
33
4°/ 0 wie oben.
19 .10 .1901: 20
I
412
i
22
OZ I 69 oid. OZ 11 67 oid., sonst w. o.
1' 1
II
421
ii
36
4°/ 0 1 1 Schimmel. 4°/ 0 II 2 Schimmel, s. w.o.
21.10.1901 22
I
379
i
30
OZ I 31 oid. OZ II 87 oid., sonst w. o.
' ,
11
371
ii
53
4% wie oben.
Schon in Vorversuchen wurde festgestellt, dafs die schliefslich
übrig bleibenden Kokken fast ausschliefslich zu der gewöhnlich
Luftkokken genannten Gruppe gehören. Wenn auch eine ganze
Reihe von Arten aufgefunden werden kann (so wurden z. B.
aus einer Platte einmal 14 verschiedene Arten, gefärbte und un¬
gefärbte, häutchenförmig wachsende und mäfsig verflüssigende etc.
isoliert), so stellt doch das Hauptkontingent der micr. candicans
Flügge.
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156 Bakterielles Verhalten der Milch bei Boraxzusatz. Von Dr. Richter.
Schlu(8folgerungen.
1. Die Entwicklung der Bakterien in Milch scheint bei ganz
kurzer Einwirkung von Borax angeregt zu werden. Vielleicht
ist aber die Ursache der erhöhten Bakterienzahlen nur der
Umstand, dafs durch den Boraxzusatz die Verteilung der
Bakterieuhäufchen erleichtert wird.
2. Das Wachstum des Oidium lactis wird durch Boraxzusatz
erheblich gehemmt.
3. Ebenso das Wachstum des Bact. acidi lactici Hueppe und
Bact. acidi lactici Günther.
4. Verflüssigende und andere Bakterien der Fäulnis (B. fluoresc.
liq., Proteusarten, B. Zopfii) werden nicht durch Borax¬
zusatz gehemmt, gehen aber später von selbst zu Grunde.
5. In den ersten Tagen bilden die Hauptzahl der Bakterien
(besonders bei der unversetzten Milch) die Hueppe sehen
Milchsäurebakterien, sie werden später von den Günther¬
sehen abgelöst.
6. Die gröfste Kolonienzahl findet sich am 2.-3. Tage, am
6.—11. Tage tritt sowohl bei der unversetzten wie bei der
Boraxmilch ein erhebliches Absinken der Kolonienzahl ein.
7. Die schliefslich Testierenden Bakterien waren fast ausschliefs-
lich Luftkokken, hauptsächlich micrococc. candicans Flügge.
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Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von
Formaldekyd für die Zwecke der Wohnungsdesinfektion.
Von
Dr. Eugen Mayer und Dr. Heinrich Wolpert
Stabsarzt I’rivatdozent
früher Assistent am Institut. Oberassistent am Institut.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.)
Das Bestreben, in der Wohnungsdesinfektion gasförmige
Mittel anzuwenden, ist zwar schon ein sehr altes, allein sämt¬
liche bis vor wenigen Jahren gebräuchliche und empfohlene
Desinfizientien dieser Art hielten einer strengen experimentellen
Prüfung nicht stand. Erst mit Einführung des Formalins wurde
hierin Wandel geschaffen. Der bedeutsame Vorzug der gasför¬
migen Desinfektionsmittel gipfelt in erster Linie darin, dafs sie
von selbst ohne weiteres Zuthun des Desinfektors den Raum
nach allen Richtungen durchdringen und auch den Luftraum
mit desinfizieren, Vorteile, die bei allen andern Desinfektions¬
weisen fortfallen.
Die Formaldehyd-Litteratur ist seit ungefähr zehn Jahren
derart angewachsen und die Zahl der angegebenen Verfahren und
Apparate eine so überaus grofse geworden, dafs es kaum mög¬
lich wäre, auf alles einzugehen. Die meisten Apparate sind recht
kompliziert gebaut; das ist aber für diesen Zweck gar nicht nötig,
und man kann, wenn man die eigenartige Wirkung der Formal-
dehyddämpfe berücksichtigt, mit sehr einfachen Vorrichtungen
Digitized by CjOOQle
158 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc.
auskommen. Eine ausführliche Übersicht über die in der Lit-
teratur bekannt gewordenen Verfahren und Apparate zur Woh¬
nungsdesinfektion mit Formaldehyd haben in neuerer Zeit
Reischauer 1 ) und Hefs 2 ) veröffentlicht, zugleich mit kurzen
kritischen Beurteilungen der einzelnen Methoden, so dafs wir
hier auf die früheren, gröfstenteils unvollkommenen und daher
verlassenen Anwendungsweisen, wie die älteren Formaldehyd¬
lampen etc., nicht zurückzukommen nötig haben und auf obige
Arbeiten verweisen können.
Sämtliche Apparate, die noch heute eine gröfsere Verbreitung
besitzen, beruhen auf einem der folgenden drei Prinzipien: ent¬
weder wird der Formaldehyd durch Vergasen oder durch Ver-
sprayen oder durch Verdampfen entwickelt. Was die Apparate
ersterer Art betrifft, welche Formalinpastillen, das ist den unter
dem Namen Paraformaldehyd oder Trioxymethylen bekannten
polymeren Körper zur Vergasung bringen, so hatten zunächst
die von der Firma Schering angegebenen Vorrichtungen (Äs¬
kulap und Hygiea) in Deutschland allgemeine Verbreitung ge¬
funden. Auch die in neuerer Zeit bekannt gewordenen sogen.
Carboformal-Glühblocks von Krell-Elb gehören unter diese
Gruppe.
Dafs bei der ursprünglichen Anwendung der Scheringschen
Apparate auch ohne gleichzeitige Wasserverdampfung die Wir¬
kung eine gute sein kann, steht fest; ebenso ist es aber auch
sicher, dafs unter andern Bedingungen der Erfolg ausbleibt. Im
Gegensatz zu der früher von einigen Autoren ausgesprochenen
Ansicht, dafs die Wirkung des Formaldehyds mit dem Grade der
Trockenheit der Luft wachse, brachten Rubner und Peeren-
boom 3 ) durch ihre Versuche den exakten Nachweis, dafs bei
im übrigen gleichen Bedingungen der trockene Formaldehyd
1) A. Reischauer, Vergleichende Untersuchungen über die Brauch
barkeit verschiedener Verfahren zur Ausführung der VVohnungsdesinfektion
mit Formaldehyd. Iiygien. Rundschau, 1901. Nr. 12 u. 13.
2) O. Hefs, Der Formaldehyd. Marburg, Eiwert, 1901.
3) Rubner und Peerenboom, Beiträge zur Theorie und Praxis der
Formaldehyd-Dosinfektion. Hygien. Rundschau, 1899, Nr. 6.
Digitized by CjOOQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Pr. Heinrich Wolpert. • 159
keine Desinfektionskraft besitzt, während bei Befeuchtung der
Luft alle Testobjekte abgetötet waren. Die widersprechenden
Angaben der früheren Beobachter sind darauf zurückzuführen,
dafs in dem einen Falle die äufseren Bedingungen zufällig gün¬
stige waren (hohe Feuchtigkeit, hohe Temperatur), in dem andern
aber nicht. Letzteres zeigte sich auch bei einigen Versuchen,
die wir bei mittlerer Feuchtigkeit und Temperatur nach diesem
Verfahren anstellten (s. General-Tabelle Abt. INr. 1—3, folgt unten
am Schlufs unserer zweiten Abhandlung). Alle 16 Testobjekte
blieben demnach unversehrt bei Anwendung von 330 g Para¬
form, die in zwei Äskulapapparaten in dem zu allen Versuchen
benutzten Zimmer von 108,8 cbm ohne Rückstand vergast wur¬
den, obwohl zudem bei dieser Versuchsreihe das Zimmer leer
war. Durch eine gleichzeitige oder vorhergehende künstliche
Wasserverdampfung läfst sich diesem Übelstand abhelfen, sei es
nun, dafs man das Wasser gesondert oder mit Hilfe des neuer¬
dings von Schering in den Handel gebrachten »kombinierten
Äskulaps« verdampft. Wir verkennen nicht, dafs die Anwendung
der sogen. Formalinpastillen in manchen Fällen von wesentlichem
Vorteil ist, insbesondere da, wo Transportschwierigkeiten in
Frage kommen. So kann es z. B. von Vorteil sein, die Sanitäts¬
formationen im Felde mit Formalinpastillen auszustatten oder
Pastillen statt der Lösung in kleinere Ortschaften oder Gehöfte
zu senden, da der Transport der wasserfreien Substanz wegen
des geringeren Gewichts billiger und die Verpackung bequemer
und sicherer ist. Aber ebenso wird man nicht bestreiten können,
dafs in sehr vielen Fällen die Verwendung der Lösung vorzu¬
ziehen ist, da nämlich, wo vorstehende Bedenken nicht in Be¬
tracht kommen. Für gewöhnlich ist die Verwendung der Lösung
billiger und auch insofern rationell, als man genötigt ist, dabei
mindestens eine gewisse, zuweilen schon ausreichende Wasser¬
menge mit zur Verdampfung zu bringen. Wir gaben daher für
unsere Laboratoriumsversuche im allgemeinen dem flüssigen
Formalin den Vorzug.
Was von den Formalinpastillen gesagt ist, gilt ebenso von
den Carboformal-Glühblocks, die ja im wesentlichen nichts an-
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160 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc.
deres als grofse (50 g schwere), in Stanniol eingehüllte und in
einen Kohlenmantel eingesenkte Pastillen sind. Man kann dabei
das Bedenken nicht von der Hand weisen, dafs bei mangelhaftem
Stanniolbelag das Paraform zuweilen Feuer fängt und somit die
Wirkung des verbrannten Anteils verloren geht, wie wir dies zu
wiederholten Malen zu beobachten Gelegenheit hatten. Ebenso
halten wir nicht für ausgeschlossen, dafs auch für Scherings
Vorrichtungen, falls unversehens die Flamme zu hoch brennt,
das Drahtnetz ins Glühen kommt und hierdurch die Pastillen¬
dämpfe ebenfalls Feuer fangen, das dann auf die Pastillen selbst
übergreift; Beobachtungen hierüber liegen uns allerdings nicht
vor. Die Firma Schering gibt aber bestimmte Vorschriften
für eine maximale überstehende Dochtlänge.
Alter als die Anwendung der Pastillen ist die Verdampfung
der wässerigen Lösung. Der erste, welcher letzteres Verfahren
an wandte und damit überhaupt die Formaldehyddesinfektion
in Aufnahme brachte, war Tri Hat, nachdem er für den¬
selben Zweck schon 1891 Formaldehyd aus Methylalkohol dar¬
gestellt und zu Desinfektionszwecken angewendet hatte 1 ), wozu
er sich eines mit zahlreichen, kranzförmig angeordneten Aus¬
strömöffnungen versehenen Autoklaven bediente. Später modi¬
fizierte er den Apparat dahin, dafs nur eine einzige durch das
Schlüsselloch von aufsen her einzuführende Dampfabströmungs-
röhre benutzt und gleichzeitig statt des Methylalkohols die wäs¬
serige Lösung des Formaldehyds angewandt wurde, zu welcher
er Chlorcalcium oder ein anderes hygroskopisches Salz zusetzte.
Wesentlich einfacher ist das Verdampfungsverfahren nach Flügge.
In seiner Schrift: »Die Desinfektion durch Formaldehyd auf
Grund praktischer Erfahrungen«, die im Oktober 1900 erschien,
beschreibt Flügge seinen Apparat so ausführlich, dafs derselbe,
wie er selbst meint, danach von jedem Klempner hergestellt
werden könne. Der Apparat besteht im wesentlichen aus einem
1) A. Tri Hat, Proprietes antiseptiques du formol (ou aldöhyde formique).
Comptes rendus, 1894, II, p. 503.
— Revue d’Hygiene, 1895, S. 710.
— et Roux, Annales de l’lnBtitut Pasteur, 1896, S. 283.
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 161
Kupferkessel von ungefähr 35 cm Durchmesser, dessen hart auf¬
gelöteter Deckel in der Mitte eine Abströmungsröhre mit einer
lichten Weite von nur x / 2 cm trägt. In diesen Kessel, der von
einem Eisenblechmantel getragen wird, füllt man Formalin nebst
Wasser ein; die Verdampfung der Flüssigkeit geschieht durch
einen sehr grofsen Spiritusbrenner mit Luftzuführung durch etwa
20, in konzentrischen Kreisen angeordnete Röhren.
Hiervon unterscheidet sich das sogen. »Strafsburgerc Ver¬
fahren 1 ) nur dadurch, dafs dabei keine Wasserzugabe zum For¬
malin erfolgt, das Wasser vielmehr gesondert schon vorher ver¬
dampft wird.
Bei jedem derartigen Verfahren mufs das Bestreben dahin
gerichtet sein, in kurzer Zeit möglichst viel Formaldehyd zu ent¬
wickeln, um eine möglichst hohe Konzentration der desinfizie¬
renden Dämpfe im Raume zu erzielen. Springfeld 2 ) sucht
dies dadurch zu erreichen, dafs er als Heizkörper an Stelle der
offenen Flamme glühend gemachte Metallketten (Springfelds
Formalinketten) verwendet, die in einen Eimer mit Formalin¬
lösung geworfen werden. Für einen besonderen Vorteil seines
Verfahrens hält er auch den Umstand, dafs dabei angeblich jede
Feuergefährlichkeit ausgeschlossen sei. Ob letzteres wirklich in
allen Fällen zutrifft, darf zweifelhafterscheinen, da Hell mann :] )
es für notwendig erachtet, die Formalin Verdampfung mittels
Ketten nur in einem geschlossenen Gefäfs vorzunehmen; er sah,
dafs »beim Einlegen der rotglühend gemachten Formalinkette in
ein offenes Gefäfs das Formalin sich entzündete und mit heller
Flamme emporloderte.« Ähnlich, jedoch ohne Feuersgefahr, ist
das bereits vor dem Springfeld sehen bekannt gewordene und
patentierte Formalin-Kalk-Verfahren Scherings. Dabei wird
Atzkalk mit Formalin in bestimmten Verhältnissen übergossen
und die beim Löschen des Kalks frei werdende Wärme als Heiz-
1) Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts von 1900, Ab¬
teilung: »Gesetzgebung u. s. w.«, s. unter Elsafs-Lothringen.
2) Springfeld, Die Desinfektion der Wohnungen durch Formaldehyd.
Zeitschrift für Polizei- und Verwaltungsbeamte. IX. Jahrg., Nr. 6.
3) R. H e 11 m a n n, Neueste Verbesserungen der Desinfektion von Woh¬
nungen bei ansteckenden Krankheiten mittels Formaldehyd. Medico,1901,Nr.39.
Digitized by ^.ooQle
162 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Form&ldehyd etc.
quelle benutzt. Dies Verfahren hat ebenfalls den Vorzug einer
raschen Gas- und Dampfentwicklung, indessen soll dabei nach
Flügge (S. 11 a. a. 0.) ein Teil des Formaldehyds zerstört werden.
Eine andere Reihe von Apparaten setzt sich zum Ziel, um
jeden Preis eine Paraformbildung zu verhüten. Unseres Erach¬
tens geht man hierin vielfach zu weit, denn die Paraformbildung
kann doch nur dann das Desinfektionsmittel beeinträchtigen,
wenn nach der Desinfektion ein Rückstand von Paraform vor¬
handen ist; gleichgültig aber mufs es sein, ob Formalin als
solches oder als Paraform verdampft, aber freilich mufs unter
allen Umständen die Heizquelle mindestens so lange ausreichen,
bis auch die letzten Spuren des Desinfektionsmittels verdampft
bezw. vergast sind.
Die chemische Fabrik Seelze (Hannover) sucht die Paraform¬
bildung in der Weise zu verhindern, dafs sie den Formalinbe-
hälter von dem Wasserbehälter trennt und ersteren in letzteren
einlagert; direkt durch die Flamme erhitzt wird der Wasser¬
behälter, und die Einrichtung ist so getroffen, dafs die heifsen
Wasserdämpfe durch das heifse aber nicht kochende Formalin
hindurchstreichen und sich so mit Formaldehyd sättigen. Nach
demselben Prinzip sind auch ein weiterer patentierter Apparat
von Schering 1 ) und einige andere gebaut.
Eine dritte Reihe von Apparaten bedient sich des Prinzips
der Versprayung Bereits beim Lingnerschen Apparat kam
dasselbe zur Anwendung, allerdings kombiniert mit Zutimten,
welche die eigentümliche Wirkung der Versprayung nicht klar
zu Tage treten liefsen; es liefs sich schwer entscheiden, ob im
einzelnen Fall das gute oder schlechte Resultat der Desinfektion
dem Sprayverfahren oder dem Glycerinzusatz zuzuschreiben war.
Späterhin hat sich letzterer als unwesentlich und in praktischer
Hinsicht unzweckmäfsig erwiesen und darf wohl als verlassen
gelten. Rein wässerige Lösungen von Formaldehyd benutzten
zur Versprayung Czaplewski und Prausnitz. Sie bedienten
sich dazu der üblichen Sprayapparate, die allerdings etwas modi¬
fiziert und in grösseren Abmessungen ausgeführt waren. Das
1) Patentschrift.
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrieh Wolpert 163
Sprayprinzip hat entschieden den Vorteil, dafs grofse Mengen
Formalin in kürzester Zeit zur Verdampfung gebracht werden
können und dafs dabei eine Wasserverdampfung in gröfseren, zu¬
weilen vielleicht zu grofsen Mengen ohne weiteres erfolgt,
Alles in allem genommen, dürfte sich in den meisten Fällen
die Verdampfung aus wässerigen Lösungen den übrigen Verfahren
überlegen erweisen und die meiste Anwendung verdienen. Die
Form des Apparates ist dabei ziemlich gleichgültig, sofern nur das
Anbrennen der Formaldehyddämpfe vermieden wird und die ganze
berechnete Formalinmenge zur Verdampfung kommt. Diejenigen
Apparate werden im allgemeinen die meiste Empfehlung ver¬
dienen, welche so einfach sind, dafs sie sich womöglich leicht
improvisieren lassen. Wir benutzten für unsere Versuche zu¬
nächst einfache Emailletöpfe, die mit Formalin unter Zugabe
von Wasser gefüllt und mit Spiritusvergasungsbrennern geheizt
wurden. Dabei zeigte sich der Übelstand, dafs mitunter die
Flamme so hoch schlug, dafs die Formaldehyddämpfe Feuer
fingen, welches auf den Inhalt des Topfes Übergriff und den
Rest des Formalins zu Kohlensäure und Wasser oxydierte, somit
unwirksam machte. Diese Beobachtung führte uns nach ver¬
schiedenen fehlgeschlageuen Versuchen, z. B. das Hochschlagen
der Flamme durch ein Drahtnetz zu verhindern, dazu, die Töpfe
mit einem Aufsatz zu versehen. Derselbe besteht aus einem
Trichter von Weifsblech, dessen weitere Öffnung in den Topf
eingepafst wurde, sodafs die Formaldehyddämpfe nur nach oben
durch die Röhre entweichen konnten (vgl, Fig. 1). Unsere
Emailletöpfe hatten eine Weite von 16—17 cm, eine Tiefe von
8 x / 2 cm und waren oben mit einem 17 cm langen Handgriff ver¬
sehen; die Aufsätze tauchten 5 cm tief in die Töpfe ein, ruhten
auf deren Mündung mit einem Falz auf und überragten sie zu¬
nächst cylindrisch in derselben Weite um 5 cm, um sich dann
konisch nach oben zu verjüngen (8 cm) und in einen 6 1 /,, cm
weiten und 4V 2 cm hohen Cylinder überzugehen. Die Öffnung,
durch welche die Dämpfe entwichen, befand sich also 17 J / 2 cm
über der Mündung des Topfes bezw. 24^ cm über der Spiritus-
flamme. Der Brenner soll so gewählt werden, dafs die Flamme
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164 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc.
nicht blofs die Mitte der Bodenfläche des Topfes berührt, sondern
auf dieselbe auch peripher direkt ein wirkt; die Flamme soll jedoch
auch nicht darüber emporschlagen, keinesfalls auf den konischen
Teil des Aufsatzes übergreifen.
Man könnte denken, durch diesen Aufsatz würde die Ver¬
dampfung verzögert; wenn derselbe gar zu hoch gewählt wird,
so ist dies infolge Rücklaufs von Condenswasser auch der Fall;
bei unseren Abmessungen jedoch bleibt das obere Ende heifs,
Fig. 1.
und die Verdampfung wird im Gegenteil beschleunigt, da nicht
wie im offenen Topf Doppelströmungen entstehen, welche die
Flüssigkeit abkühlen. Durch die Verengerung der Ausström¬
öffnung werden die aufsteigenden Dämpfe eingeengt, so dafs für
den Gegenstrom der Luft kein Platz mehr bleibt.
Die Emaillierung des Topfes ist kein Erfordernis, im Gegen¬
teil; der Topf mufs aber aus einem Stück bestehen oder hart
gelötet sein. Weit besser als die von uns nur der gröfseren
Wohlfeilheit halber benutzten Emailletöpfe sind Töpfe aus einem
Stück Kupfer. Denn selbstverständlich leiden die Emailletöpfe,
wenn sie am Schlufs der Versuche leer über der Flamme stehen,
durch Abspringen der Emaille und werden schliefslich schadhaft,
rosten durch. Im Verlauf der Versuche, doch erst nach etwa
50 Versuchen mufsten daher die Emailletöpfe, welche übrigens
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 165
nur ungefähr 50 Pfennige das Stück kosteten, durch neue ersetzt
werden, ein Mifsstand, welcher sich durch Verwendung kleiner
kupferner Kessel vollkommen hätte vermeiden lassen.
Unser Apparat wurde zunächst nur mit Wasser beschickt, als¬
dann zündeten wir die Brenner an und warteten ab, bis das Wasser
lebhaft kochte, und gaben erst dann die entsprechende Menge For¬
malin hinzu; wir rechneten den Beginn der Desinfektion von dem
Zeitpunkte des Kochens der Fomialinlösung. Durch ein kleines
Guckfensterchen in der Thür beobachteten wir die weiteren Vor¬
gänge und konnten von da aus auch Thermometer und Hygro¬
meter, die in Kopfhöhe im Versuchsraum angebracht waren, ab¬
lesen. In einzelnen Versuchen wurden aufserdem ein Registrier¬
thermometer und ein ebensolches Hygrometer an der Decke,
in anderen Versuchen am Fufsboden angebracht, um die Ver¬
teilung von Temperatur und Feuchtigkeit genauer erkennen zu
lassen. Wir gaben aus dem Grunde das Formalin erst zum
kochenden Wasser hinzu, um ein möglichst rasches Verdampfen
des Formalins und damit in thunlichst kurzer Zeit eine hohe
Concentration der Formaldehyddämpfe in der Luft zu erreichen.
Ein weiteres Mittel, eine rasche Verdampfung zu erzielen, bestand
in der Verteiluug der zu verdampfenden Flüssigkeiten auf mehrere,
in unsem Versuchen vier Apparate. Hierdurch war gleichzeitig
eine bessere Verteilung des Formaldehyds im Raume gewähr¬
leistet, als wenn wir nur einen oder zwei Apparate verwendet
hätten.
Wir kommen nun auf einen Vergleich der verschiedenen
Wirkungen unseres und des Flügge sehen Apparates zu sprechen.
Letzterer kann sowohl aufserhalb als innerhalb des zu desinfi¬
zierenden Raumes aufgestellt werden, unserer nur innerhalb.
Zweifellos bietet die Möglichkeit, den Apparat auch aufserhalb
aufzustellen, unter Umständen gewisse Vorteile. So kann es er¬
wünscht sein, bei einigen Infektionskrankheiten, z. B. Flecktyphus,
Pocken, Pest u. s. w., einen Raum überhaupt vor geschehener
Desinfektion nicht mehr betreten zn müssen; aufserdem kann
die Aufstellung des Apparates in einem reichlich ausgestatteten
Zimmer räumliche Schwierigkeiten bieten und auch eventuell
Archiv für Hygiene. Bd. XUII. 12
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166 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldehyd etc.
eine Feuersgefahr in sich schliefsen, zumal wenn eine Beobach¬
tung der Flamme von aufsen, etwa durch Fenster oder Schlüssel¬
loch, nicht möglich ist. Endlich kann in den Fällen, wo in
einem Hause mehrere Räume zu desinfizieren sind oder wegen
einer gröfseren Epidemie Mangel an Apparaten ist, der Apparat
sofort nach der Verdampfung wieder anderweitig verwendet werden,
während bei Aufstellung innerhalb des Zimmers das Ende der
Desinfektionsdauer abgewartet werden mufs, worüber mindestens
einige Stunden verstreichen. Dem steht jedoch unter normalen
Verhältnissen der gewichtige Nachteil entgegen, dafs bei der
Verdampfung aufserhalb durch Undichtigkeiten des Apparates
ein Verlust an Formalin leicht eintritt, der die Desinfektions¬
wirkung vermindern, eventuell in Frage stellen kann. Eine solche
Undichtigkeit bestand z. B. bei dem von uns verwendeten
Flügge scher Originalapparat, dessen Einfüllstutzen stets For¬
malindämpfe durchliefs, die zum mindesten den Aufenthalt in
der Nähe unangenehm machten, wenn der Verlust vielleicht auch
die Wirkung nicht wesentlich beeinträchtigt haben mochte; bei
innerer Aufstellung des Apparates schadet diese Undichtigkeit
nichts. Aber die Verwendung eines so grofsen Apparates mit
seinem grofsen Spiritusbassin bedingt eine gröfsere Feuersgefahr
als die Aufstellung mehrerer kleiner Apparate, bei denen die
Flamme nie so hoch schlägt und auch weniger Umfang hat.
Wir sahen mehrfach beim Flügge sehen Apparat, dafs gegen
Ende der Verdampfung infolge der stärkeren Erhitzung des
Kupferkessels der noch übrige Spiritus eine meterhohe Flamme
bildete, die ringsum den Kessel in die Höhe schlug. Jedenfalls
müfste man diese Möglichkeit kennen, besonders in den Fällen,
wo gleichzeitig gemäfs Instruktion Betten, Kleider etc. im Zimmer
zur Desinfektion aufgehängt werden, um durch Freilassen eines ge¬
nügenden Zwischenraumes um und über dem Apparat die Gefahr zu
vermeiden. Was nun die Wirkung der beiden Apparate betrifft, so
zeigte sich dieselbe unter gleichen Versuchsbedingungen ziemlich
gleichwertig; es ist auch kein Grund einzusehen, weshalb unsere
Einrichtung schlechter wirken sollte. Denn einmal erfolgt die
Verdampfung mit Hilfe der vier Apparate, die durch kleinere
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 167
Brenner angeheizt werden, ebenso rasch wie mit dem einen
grofsen Apparat und grofsen Brenner, so dafs also die Konzen¬
tration des Formaldehyds im Raume in beiden Fällen die gleiche
war; durch weitere Vermehrung der Kocheinrichtungen läfst
sich die Concentration sogar noch steigern. Gleichzeitig mufs
auch die Verteilung eine bessere sein, wenn man vier Apparate
an verschiedenen Stellen verwendet als nur einen, und zweitens
vielleicht bei unserem Apparat auch wegen der verschiedenen
Weite der Dampfabströmungsröhren besser als bei dem Flügge-
schen. Denn bei letzterem ist wohl mit Rücksicht auf die
Durchführungsmöglichkeit durch das Schlüsselloch jene Abstrom¬
röhre so sehr eng gewählt; der Nachteil, der hieraus erwachsen
kann, besteht darin, dafs der Dampfstrahl mit grofser Vehemenz
seine Bewegungsrichtung auf grofse Entfernung beibehält. Bei
äufserer Aufstellung des Apparats dürfte infolgedessen die Thür¬
seite nebst den beiden angrenzenden Wänden etwas schlechter
wegkommen als die gegenüberliegende nicht allzuw’eit entfernte
Wand, gegen welche einerseits der Dampfstrahl anprallt, welche
aber anderseits hinwiederum meist dadurch eine Einbufse am
Formaldehyd schafft, dafs es sich um die vorzugsweise lüftende
Fensterwand handelt. Immerhin erfolgt hierbei der eventuelle
Anprall günstigerweise im unteren Teil des Zimmers, anders bei
innerer Aufstellung des Apparats. Dann wird das Formaldehyd
mit noch gröfserer Gewalt an die Decke geschleudert, an der
Anprallstelle teilweise absorbiert und breitet sich dann über die
ganze Decke hin aus, um schrittweise in abnehmender Concen¬
tration an den Wänden nach unten zu sinken. Ein Nachteil
gegenüber unserem Apparat würde hierbei darin bestehen, dafs
die Decke durch den scharfen Anprall des Formaldehyds zu viel
von dem Desinfektionsmittel absorbierte. Bei Anwendung unseres
wie übrigens aller derartigen Apparate ist zwar ebenfalls die
Wirkung in der oberen Zimmerhälfte intensiver als unten; aber
da infolge der weiten Ausstromröhre kein Einpressen in die
Fugen und Poren der Decke erfolgt, ist ein geringerer Verlust
zu erwarten, und die untere Zimmerhälfte dürfte besser weg¬
kommen. Der Preisunterschied der Apparate könnte als neben-
12 *
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168 Über die Verfahren und Apparate zur Entwicklung von Formaldebyd etc.
sächlich gelten, ist aber praktisch sicher häufig von grolsem
Belang. Unser Apparat (Brenner nebst Emailletopf mit Aufsatz)
kostete uns 5}—3 Mk., das macht bei Verwendung der vier den
Flüggeschen Apparat ersetzenden Vorrichtungen etwa 10 Mk.
Der Flügge sehe Apparat, von der Firma G. Härtel in Breslau
bezogen, kostete uns dagegen etwa 70 Mk. Aufserdem empfiehlt
Flügge die Verwendung zweier Apparate in gröfseren Räumen,
von über 150, am besten schon von über 100 cbm Inhalt. In
solchen Fällen kann man vielfach bei unserem Verfahren mit
einem Kostenaufwand von 12—15 Mk. auskommen, während nach
Flügge dann etwa 140Mk. für die Apparate aufzuwenden sind.
Nach Ausführung der Desinfektion kann der Wohnraum
meistens nicht so lange entbehrt werden, bis der unangenehme
Formaldehydgeruch von selbst durch Lüftung verschwunden ist,
dazu wären Wochen und selbst Monate erforderlich. Wir be¬
sitzen aber in dem Ammoniak, das sich mit dem Formaldehyd
zu Hexamethylentetramin verbindet, ein wirksames Mittel zur
Beseitigung dieses Geruchs. Das Ammoniak als Desodorierungs¬
mittel in der Praxis der Formalindesinfektion hat daher allge¬
meine Einführung gefunden, verschieden sind nur die Methoden
seiner Entwicklung. Nächstliegend war wohl der Gedanke, das¬
selbe durch Erwärmen seiner wässerigen Lösung in Freiheit zu
setzen. So empfiehlt Flügge 1 ), das Ammoniak mit einem be¬
sonderen Kochapparat aufserhalb des Zimmers zu entwickeln
und durchs Schlüsselloch einzuleiten. Dieses Verfahren hat den
nicht zu unterschätzenden Nachteil, dafs in dem ohnehin mit
Wasserdampf erfüllten Raum überflüssigerweise noch eine be¬
trächtliche Menge Wassers eingeführt wird, wodurch die Politur
der Möbel, Bronzegegenstände u. dgl. leidet. Wir ziehen daher
die Entwicklung des Ammoniaks auf trockenem Wege vor, wie
zuerst Rubner 2 ) vorgeschlagen hat. Das Desodorierungsver¬
fahren, welches wir demnach in Anwendung brachten, gestaltete
sich wie folgt: Zunächst wurden die Fenster des Raumes geöffnet
und bei dieser Gelegenheit die Kochtöpfe nebst Brennern heraus-
1) S. 15 u. 18 a. a. 0.
2) Rubner und Peerenboom, a. a. 0., S. 274.
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. Jß9
geholt, um für die Desodorierung vorbereitet zu werden. Die
Töpfe wurdeu alsdann mit käuflichem Ammoniumkarbonat be¬
schickt, dem wir Lavendelöl zusetzten. Die theoretisch nötige
Menge Ammoniumkarbonats läfst sich aus der Formalinmenge
leicht berechnen. In Räumen, die viele Möbel enthalten, mufs
man, wie wir gesehen, einen erheblichen Überschufs an Hirsch¬
hornsalz zusetzen, etwa doppelt so viel als theoretisch erforder¬
lich. 1 ) Die Zugabe des Lavendelöls braucht weniger ängstlich
bemessen zu werden, man kann auf kleinere Räume etwa 10 ccm,
auf sehr grofse bis 20 ccm nehmen. Der Geruch, welcher sich
hierdurch dem Zimmer mitteilt, ist weit angenehmer als der Ge¬
ruch des Ammoniaks oder des Lavendelöls für sich, was für die
Verbreitung der Formalindesinfektion nur vorteilhaft sein kann.
Nachdem der Raum eine Viertelstunde gelüftet war, wurden die
Kochtöpfe mit darunter gestellter Flamme wieder hineingebracht, die
Fenster geschlossen und der Raum eine halbe Stunde den Am¬
moniak-Lavendeldämpfen ausgesetzt. Alsdann wurde das Fenster
wieder für eine Viertelstunde geöffnet, wonach nur ein so schwa¬
cher, nicht unangenehmer Geruch zurückblieb, dafs wir den Raum
alsbald und, wenn unumgänglich erforderlich, noch am selben
Abend auch als Schlafzimmer hätten benutzen können.
1) Zur Bindung von 100 g Forinaldehyd werden theoretisch etwa 125 g
Annnoniumkarbonat gebraucht.
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Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des
Foraialdehyds durch allseitigen künstlichen Innenwind.
Von
Dr. Eugen Mayer und I)r. Heinrich Wolpert.
Stabsarzt Privatdozent
frülier Assistent am Institut. Oberassistent am Institut.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.)
Obwohl der Formaldehyd spezifisch etwas schwerer als die
Luft ist, wird er doch bei jeder Entwicklung auf warmem Wege,
welchen der bisher vorgeschlagenen Apparate man auch anwenden
mag, stets zunächst an die Decke geführt und daselbst teilweise
absorbiert, um alsdann in fortschreitend geringerer Konzentration
allmählich nach unten zu sinken. Daher rührt die Erscheinung,
dafs wohl in den höheren Luftschichten des Zimmers, etwa an
der Decke oder auf einem Schrank die Desinfektion leicht eine
vollkommene wird, um so schwerer aber in der unteren Zimmer¬
hälfte und besonders au Wänden und Möbeln gegen den Fufs-
boden zu, und auf demselben etwa unter einem Bett oder unter
einem Schrank.
Diese Beobachtung, welche einem Jeden bei derartigen Ver¬
suchen ins Auge fällt, könnten wir mit einer fast endlosen An¬
zahl von Beispielen aus unseren Versuchen belegen; wir wollen
uns damit begnügen, einige Beispiele herauszugreifen, bezw. zu¬
sammenzufassen.
In den Versuchen Nr. 1—34 (vgl. Generaltabelle) wurden die
Testobjekte, Milzbrandsporcn-Seidenfäden, auf dem Fufsboden,
in Kopfhöhe und an der Decke untergebracht; in der Kegel acht
Archiv für Hygiene. 1hl. XI.1I1 Ui
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172 über die Verstärkung der t)esinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Stück auf dem Fufsboden, sechs Stück in Kopfhöhe und zwei
Stück an der Decke (Summe 16 Stück). Waren die Versuchs¬
bedingungen derartige, dafs nirgends eine Abtötung eintrat
(Nr. 1—3) oder auch überall (Nr. 4—7), so wird selbstverständ¬
lich keine Höhenwirkung offenbar. Aber letztere mufs dann zu
Tage treten, wenn die Formalinmenge so gewählt ist, dafs nicht
sämtliche, am zweckmäfsigsten nur wenige Proben eine Abtötung
erleiden. Die Versuche Nr. 8—34 ermöglichen einen Vergleich
in dieser Hinsicht. Ist der Höhenunterschied belanglos, so dafs
nur anderweitige Faktoren und Zufälligkeiten, wie die vielleicht nicht
bei allen einzelnen Fäden völlig gleichmäfsige Imprägnierung
mit dem Sporenmaterial oder dergleichen, eine verschiedene Des¬
infektionswirkung hervorzurufen geeignet sind, dann ist doch
jedenfalls eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit ge¬
geben, dafs eine positive Desinfektionswirkung durchschnittlich,
wegen der gröfseren Zahl an daselbst deponierten Testobjekten,
den Fufsboden mit seinen acht und die mittlere Zimmerhöhe
mit ihren sechs Fäden vor der Decke mit ihren zwei Fäden bevor¬
zugen werde — insbesondere in Versuchen, wo etwa nur zwei
oder drei Objekte zur Abtötung kommen. Das Gegenteil war
aber der Fall. In allen Fällen, von Versuch Nr. 8—34, wo
immer eine positive Desinfektionswirkung nur an einzelnen Fäden
erfolgte, erwiesen sich gerade die Deckenobjekte als die von der
Abtötung vorzugsweise betroffenen (Beispiel Versuch Nr. 8); erst
in zweiter Linie, wo mehr Objekte abgetötet wurden, wurden
auch die sechs Objekte in Kopfhöhe zum Teil oder vollzählig
mitbetroffen (Beispiel Versuch Nr. 9); erst in letzter Linie, wo
mehr als acht Objekte eine Einwirkung erkennen liefsen, pflegte
die Abtötung auf den Fufsboden überzugreifen (Beispiel Nr. 14
und 17).
Von Versuch Nr. 35 ab wurden die höchsten Objekte nicht
mehr an der Decke fixiert, sondern auf einem Schrank deponiert,
fernere Objekte etwas tieferliegend auf einer Wandkonsole, an¬
dere wieder tiefer auf einem Bett, und wie früher auch welche
auf dem Fufsboden. Hier wiederholte sich die gleiche Erschei¬
nung. Beispielsweise wurden in Versuch Nr. 44 nur die Objekte
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Von Stabsarzt t)r. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Üeinrich Wolpert. 1^3
auf Schrank, Konsole und Bett abgetötet, unversehrt blieben
dagegen die auf dem Fufsboden frei oder versteckt liegenden
Fäden und auch solche, welche in vorgezogenen Schubladen
untergebracht waren.
Das sind Resultate, welche Jeden, der mit praktischen Des¬
infektionsausführungen zu thun hat, nachdenklich stimmen müssen.
Denn auf eine Desinfektion gerade der unteren Zim¬
merhälfte kommt es doch, wie wohl nicht näher aus¬
geführt zu werden braucht, in praxi wesentlich mehr
an als auf eine solche der oberen — ein Umstand, auf
den bisher wohl nicht genug Nachdruck gelegt wurde. Offenbar
sind Mittel anzustreben, welche gestatten, die Desinfektion der
Wohnräume entweder gleichmäfsiger als bei der üblichen
Formalindesinfektion zu gestalten oder, noch zweckmäfsiger viel¬
leicht, die bisherige Wirkung umzukehren, nämlich die stär¬
kere Wirkung von der Decke nach dem Fufsboden zu verpflanzen.
Wir hofften, der Forderung einer gleichmäfsigen oder eher
nach dem Fufsboden hin stärkeren Desinfektionswirkung dadurch
Genüge leisten zu können, dafs wir mit Hilfe eines transportablen
Flügelventilators abwechselnd alle Teile des unteren Zimmers
einem künstlichen Anprall der formaldehydhaltigen Luft aus¬
setzten. Letzteres war dadurch erreichbar, dafs der Ventilator
auf einer durch ein Federuhrwerk in Rotation versetzten Scheibe
montiert wurde 1 ); es drehte sich dabei also erstens das Flügel¬
rad des Ventilators und zweitens senkrecht zu dieser Bewegungs¬
richtung die Unterlage des Ventilators. Der Apparat wurde
mitten im Zimmer auf dem Fufsboden aufgestellt.
Zunächst suchten wir zu ermitteln, ob bereits durch eine
bessere Luftmischung, wie sie bei Laufenlassen des Venti¬
lators ohne Drehung der Unterlage (Fig. 1) gegeben war, ein
kräftigerer Desinfektionserfolg gewährleistet werde. Dafs thatsäch-
lich die Luft auf diese Weise eine vorzügliche Durchmischung
1) Anfänglich, bis Versuch Nr. 47 excl., kam aus äufseren Gründen
eine einfachere, wenig praktische Drehvorrichtung in Anwendung, deren Be¬
schreibung wir hier übergehen; näheres ist aus der Bemerkung zu Abtei¬
lung II der Generaltabelle (s. unten) ersichtlich.
i.r- :
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174 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
erfuhr, davon überzeugten wir uns zunächst in Vorversuchen,
indem wir im oberen Teil des Versuchszimmers, auf einer hohen
Leiter, Salpeterpapier verbrannten. Wir konnten auf diese
Weise im oberen Teil des Zimmers eine nach unten scharf ab¬
gegrenzte dunkle Rauchwolke erzeugen, welche von unten nicht
einmal die Decke erkennen liefs; diese Wolke hielt sich viele
Minuten lange in anscheinend genau gleicher Höhe. Sobald wir
aber den Ventilator einschalteten, war innerhalb einiger Sekunden
die Rauchwolke verschwunden, die Decke wieder sichtbar und
Fi*. 1.
der Rauch gleichmäfsig und schwach über das ganze Zimmer
verteilt.
Der Ausfall dieser Vorversuche durfte vielleicht erwarten
lassen, dafs schon die Anwendung des gewöhnlichen Ventilators
an sich, ohne die rotierende Unterlage, eine bessere Desinfektion
der unteren Zimmerhälfte verspreche, da ja hierdurch auch der
Formaldehyd ziemlich gleichmäfsig im Raum verteilt werden
müsse, und sogar, bei tiefer Aufstellung des Ventilators, voraus¬
sichtlich eher die untere als die obere Zimmerhäffte besser
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 175
wegkommen möchte. Um jedoch möglichst ungetrübt die reine
Wirkung der besseren Verteilung, ohne die Komplikation durch
die Druckwirkung des Windes zu erkennen, gaben wir in diesen
Versuchen dem Wind eine solche Richtung, dafs er thunlichst
auf Testobjekte nicht unmittelbar auftraf.
Die Erwartungen, welche an diese Versuche geknüpft werden
konnten, gingen nicht in Erfüllung. Wie aus Tabelle III, Ab¬
teilung I hervorgeht, war die Desinfektionswirkung unter dem
Einflufs der einseitig bewegten Luft durchaus nicht besser, son¬
dern im Gegenteil schlechter als in ruhender Luft : einseitig be¬
wegte und ruhende Luft verhielten sich in den Mitteln dreier
Versuchsgruppen wie 100 : 134, 100 : 122, 100 : 100 in ihrer Wirk¬
samkeit. Wir haben freilich nur etwa 10 derartige Vergleichs¬
versuche angestellt, und vielleicht würde als Mittel von sehr
vielen Versuchen resultieren, dafs die einseitige Luftbewegung
nicht wesentlich schadet noch nützt. Wir möchten dies dahin¬
gestellt sein lassen. Jedenfalls ermutigte uns der Ausfall dieser
wenigen Versuche nicht zu einem Weiterarbeiten nach dieser
Richtung. Dafs hierbei eine geringere Desinfektionswirkung statt¬
haben konnte, möchte folgendermafsen zu erklären sein: Wenn
bereits in ruhender Luft die Decke mehr Formaldehyd absorbierte,
so wurde noch weit mehr Formaldehyd bei stark bewegter Luft
von dem Fufsboden und den festen Gegenständen in der Wind¬
richtung in Beschlag genommen und zwar vielleicht eine
so grofse Menge, dafs für den ganzen übrigen Raum zu wenig
verblieb; dazu kam noch die Erhöhung der Ra um Venti¬
lation unter dem Einflufs des künstlichen inneren Winddruckes;
alles in allem genommen erwies sich daher, ungeachtet einer
zweifellos gleichmäfsigeren FormaldehydVerteilung, die Desinfek¬
tionswirkung infolge des einseitigen Innenwindes nicht gesteigert,
sondern geschwächt. Übrigens handelte es sich hier stets um
Sommerversuche. Vielleicht überwiegt im Winter, im geheizten
Zimmer, der Nutzen einer besseren Wärmeverteilung die beregten
Nachteile einigermafsen.
Ganz anders gestalteten sich die Resultate, sobald die rotie¬
rende Unterlage hinzukam (Fig. 2). Die hierdurch erzielte sehr
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176 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
günstige Wirkung geht deutlich aus Tabelle III, Abt. II—IV
(s. unten) hervor. Man ersieht hieraus, dafs die erhöhte Wirkung
thatsächlich weniger einer besseren Luftmischung als einer ver¬
mehrten Luftbewegung, die sich in einem allseitigen Winddruck und
Anprall der formaldehydhaltigen Luft äufserte, zu verdanken
war. Nach Ausweis der Generaltabelle (Versuche Nr. 42, 43, 46,
47, 51 u. s. w.) betraf zudem die gesteigerte Wirkung in ausneh¬
mend günstiger Weise insbesondere auch, wie leicht begreiflich,
gerade die versteckter liegenden
Objekte, welche ohne eine der¬
artige Einwirkung kaum zu er¬
reichen sind.
Allerdings, verdampft man
nur minimale Mengen von For¬
malin, von denen man eine Wir¬
kung eigentlich von vornherein
nicht erwarten darf, etwa 50 ccm
auf 100 cbm, so mufs die
Wirkung beide Male gleich Null
sein. Aus den entsprechenden
Versuchen in Tabelle III, Abt.
II a, ist dieses Verhalten ersicht¬
lich. Nimmt man etwas höhere,
immer noch gänzlich unzurei¬
chende Formalinmengen, so wird
man offenbar an einen Punkt ge¬
langen können, wo die Desinfek¬
tionswirkung sogar bei Ruhen¬
der Luft gröfser ist als bei allseitig bewegter; dann nämlich,
wenn die Konzentration der Formaldehyddämpfe in der ruhenden
Luft eben für eine schwache Wirkung ausreicht; für diesen Fall
wird ceteris paribus in bewegter Luft die Konzentration ver¬
ringert, indem infolge des inneren Winddrucks die Ventilation
des Zimmers gesteigert wird, folglich auch gröfsere Mengen For¬
maldehyds als in ruhender Luft verlustig gehen, vielleicht so
grofse Mengen, dafs die an sich günstige Anprallwirkung
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 177
überkompensiert wird. Das ist in der That der Fall. Aus
der zweiten Versuchsgruppe in Tabelle III, Abt. II, wobei 100
bis 200 ccm Formalin zur Verwendung kamen, geht unzweideutig
die Richtigkeit dieser Anschauung hervor; die ruhende Luft war
unter diesen Versuchsbedingungen der allseitig bewegten bedeu¬
tend überlegen. Doch schon bei 300, 400, 500 ccm Formalin
auf 100 cbm (Gruppe III der gleichen Tabelle), Mengen, wie sie
noch weit unter den in der Praxis üblichen liegen, schaffte die
Anprallwirkung unverkennbar reichliche, und mehr als reichliche
Deckung für den Materialverlust infolge des inneren Winddrucks.
Das WirksamkeitsVerhältnis von allseitig bewegter zu ruhender
Luft stellt sich für 300, 400, 500 ccm Formalin bezw. auf 100: 81,
100: 74, 100: 49. Während in allseitig bewegter Luft die Milz¬
brandsporen ausnahmslos oder fast so gut wie ausnahmslos ab¬
getötet wurden (100/100, 98/100, 97/100), war dies in ruhender
Luft bei weitem nicht der Fall (81/100, 73/100, 48/100). Das
Zimmer war in diesen Versuchen freilich unmöbliert.
Im möblierten Zimmer tritt jedoch der gleiche Unterschied
zu Tage (Tabelle III, Abt. II b). Das Wirksamkeitsverhältnis von
allseitig bewegter zu ruhender Luft stellte sich hier bezw. auf
100:67, 100:71, 100:36, 100:44 für 300, 500, 1000, 1500 ccm
Formalin auf 100 cbm. In ruhender bezw. allseitig bewegter
Luft wurden die Sporen durch 300 Formalin zu 20/100 bezw,
30/100 abgetötet, weiterhin durch 500 Formalin zu 29/100 bezw.
41/100, durch 1000 Formal in zu 18/100 bezw. 50/100, durch 1500
Formalin endlich zu 41/100 bezw. 93/100.
Vergleicht man die allseitig bewegte Luft mit einseitig be¬
wegter hinsichtlich des Desinfektionsresultats, so ergeben sich für
das unmöblierte Zimmer die Verhältniszalilen von 100:61, so¬
wohl für 300 wie 400 Formalin (Tabelle III, Abt. III). Für das
möblierte Zimmer kann dieser Vergleich, mangels entsprechender
Versuche mit einseitiger Windwirkung, nicht gezogen werden;
es besteht kein Zweifel, dafs hier die Verhältnisse ähnlich liegen.
Wie Abt. IV der Tabelle III erkennen läfst, verhielten sich
schliefslich allseitig bewegte, einseitig bewegte und ruhende Luft
im unmöblierten Zimmer in ihrer Wirksamkeit wie 100 : 61 : 81 für
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178 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
300 Formalin, wie 100 : 61 : 74 für 400 Formalin, wie 100 : 100 :100
für 750 : 1000 : 1250 Formalin.
Vergleicht man nur solche Versuche gesondert unter sich,
in welchen die Sporen von gleicher Resistenz waren und durch¬
weg die Wirkung angemessener, niittelgrofser Formalinmengen
(1000 ccm Formalin auf 100 cbm) erprobt wurde, so ergibt sich als
Resultat auch nichts anderes: Für Sporenmaterial von 1—2 Mi¬
nuten Dampfresistenz (Tabelle IV, Abt. I) verhält sich ruhende
Luft zu allseitig bewegter wie 28/100: 77/100 in ihrer Wirksam¬
keit und für Sporen von mindestens 3—4 Minuten Dampfresistenz
ähnlich, nämlich zu 7/100 : 22/100. Auf die verschiedene Resistenz
der verwendeten Sporen brauchte, wie oben geschehen, keine
Rücksicht genommen zu werden, da die Parallelversuche stets
mit gleichartigem Sporenmaterial, wie überhaupt unter möglichst
gleichen Versuchsbedingungen angestellt wurden. Wie ferner
aus Tabelle V, Abt. I und II, hervorgeht, bestand speciell in
den hier zuletzt für 1000 Formalin verglichenen Versuchen im
Mittel die gleiche Raumtemperatur; die unterschiedliche Wirk¬
samkeit der Desinfektion in den beiden letzten Parallelgruppen
ist somit jedenfalls ausschliefslich auf die einzige Verschieden¬
heit, den allseitigen künstlichen Innenwind, zurückzuführen.
Für ein Zimmer von 100 cbm nimmt man bisher üblicher¬
weise nicht 1000, sondern ca. 1500 (1600) ccm Formalin bei
3 l l 2 Stunden Desinfektionsdauer (vgl. Flügge, citierte Schrift
S. 14). Nach unseren Versuchsergebnissen darf man darauf rech¬
nen, mindestens das gleich günstige, wenn nicht ein erheblich
besseres Desinfektionsresultat zu erhalten bei Verdampfung schon
der Hälfte, wenn nicht eines Drittels der bisher als ausreichend
erkannten Formalinmenge, falls man den rotierenden Ventilator
benutzt. Um sicherer zu gehen, möchten wir vorläufig 1000 ccm
Formalin für 100 cbm Luftraum als Grundzahl bei Be¬
nutzung des selbstrotierenden Ventilators ansehen, wohl wissend,
dafs man dann meistenteils, bei Desinfektion eines Diphtherie¬
krankenzimmers z. B., mit einem Überschufs von Formaliu ar¬
beiten wird.
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 179
In unseren obigen Versuchen hatte der Luftstrom eine Ge¬
schwindigkeit von 7—8 m sekundlich, wie sie zufällig unser elektri¬
scher Lundell-Ventilator bot; da das Flügelrad des Ventilators
40 cm im Durchmesser hatte, so wurde in der Minute dabei ein
Luftquantum von 53 cbm gefördert; der Elektricitätsverbrauch
war dafür 0,9 Ampere unter 110 Volt Spannung. Der stündliche
Betrieb eines solchen Ventilators kommt somit in Berlin, wo die
Kilowattstunde 60 Pf. kostet, auf nicht ganz 6 Pf. zu stehen
(vgl. A. und H. Wolpert, Die Ventilation, Berlin 1901, S. 590).
Ob eine wesentlich geringere Geschwindigkeit als 7 m in der
Sekunde schon eine positive Wirkung hätte erkennen lassen,
haben wir nicht untersucht, möchten es aber bezweifeln, da ja
eben die Anprallwirkung das hauptsächlich wirksame Moment
bildet. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Unterlage kann in
weiten Grenzen schwanken; man wird sie aber nicht zu rasch
wählen dürfen, um den Luftstrom des Ventilators möglichst in
voller Kraft wie bei fehlender Umdrehung der Unterlage zu er¬
halten. In unseren Versuchen drehte sich die Unterlage in der
Regel alle 2—3 Minuten einmal um und das war rasch genug;
in einzelnen Fällen wählten wir noch weit weniger Umdrehungen
mit ebenfalls befriedigendem Erfolg. Wir haben auf Grund unserer
Versuche sogar die Anschauung gewonnen, dafs es schon ge¬
nügen würde, wenn der Ventilator überhaupt während der ganzen
Desinfektion nur einige Male sich umdrehen würde.
Das Streben, die Formaldehyddesinfektion durch eine künst¬
liche Luftmischung wirkungsvoller und für alle Teile des Raumes
gleichmäfsiger zu gestalten, trat schon früher zu Tage. So meint
Gehrke 1 ): »Die Vermutung lag nahe, dafs eine energischere
Wirkung des Formalins gerade bezüglich des Vermögens in
Hohlräume einzudringen, sich erzielen lassen würde, wenn man
die Luft des Zimmers und damit die Formaldehyddämpfe in
einer dauernden Bewegung erhalten würde. Zu dem Zwecke
1) Gehrke, Versuche über die desinfektorische Wirkung der mit dem
Scheri ng sehen Apparat Äskulap erzeugten Formalindämpfe. Deutsche
mediz. Wochenschr., I«sy8, S. 242.
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180 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
wurde in dem Raum auf einem Tische ein Kosmos-Ventilator
mit Wasserbetrieb aufgestellt, der bei einer Förderung von ca.
2 cbm Luft in der Minute den Inhalt des Zimmers in der Stunde
ungefähr drei Mal und in den 18 Stunden, während welcher der
Ventilator in Betrieb war, die Luft des Zimmers ca. 54 mal
durch sich hindurchsaugte. Trotz dieser doch recht energischen
Luftbewegung (? M. u. W.) in dem Zimmer war das Resultat
nicht verändert. Der Formaldehyd drang nicht weiter in die
Röhrchen ein wie in früheren Versuchen.«
Öhmichen 1 ) hatte schon vorher folgenden Versuchsapparat
konstruiert: »Ein Metallcylinder von ungefähr ^3 cbm Inhalt
wurde oben und unten bis auf eine kreisförmige Öffnung von unge¬
fähr 10 cm Durchmesser geschlossen. Diese beiden Öffnungen
wurden durch knieförmig gebogene Rohre von gleichem Kaliber,
die an der Aufsenseite des Cylinders entlang liefen, verbunden. Am
Boden des Cylinders wurde ein Flügelrad, dessen Durchmesser
nur wenig kleiner als der des Cylinders war, angebracht und
durch einen kleinen Wassermotor in Bewegung gesetzt. Unter¬
halb desselben auf einem Roste war Filtrierpapier ausgebreitet,
das mit Formalin übergossen werden konnte. Über dem Flügel¬
rad befand sich gleichfalls ein Rost für die Aufnahme der Test¬
objekte. Durch eine seitlich angebrachte, dicht schliefsende Thüre
konnten die Objekte, ohne dafs zu viel Formalindämpfe ent¬
wichen, entnommen und das Filtrierpapier wieder angefeuchtet
werden. Wurde der Apparat in Gang gesetzt, so entwickelte
sich ein ständiger Luftkreislauf, so dafs die Formalindämpfe immer
wieder in Aktion treten konnten.«
In einer neueren Patentschrift empfiehlt Bengue 2 ), zwecks
besserer Verteilung der Formaldehyddämpfe über dem Eutwick-
lungsgefäfs ein Flügelrädchen anzubringen, welches, durch die
aufsteigenden heifsen Dämpfe in Rotation versetzt, eine bessere
seitliche Verteilung besorge.
1) öhmichen, Beiträge zur Desinfektionslehre. Arbeiten aus dem
Kais. Gesundheitsamt, Bd. 11, S. 275, 1895.
2) Bengu4, Verteilungsrad für Trioxymethylenvergaser u dergl. Patent¬
schrift Nr. 108103.
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 181
Wie man sieht, setzt sich keines dieser Verfahren zum Ziel,
die unteren Teile des Zimmers einem thatsächlichen künstlichen
Luftanprall auszusetzen. Bei der Einrichtung des Gehrkeschen
Apparats wurde nicht die Luft des ganzen Zimmers hindurch¬
gesaugt, sondern nur die Luft in der Mitte des Zimmers trat in
Cirkulation, jedenfalls erfolgte keine energische Luftbewegung
auf die Wände selbst und vielleicht auch nicht auf einen Teil
der Wände, da der Ventilator sehr schwach war. Immerhin ist
zuzugeben, dafs bis zu einem gewissen Grade eine bessere Luft¬
mischung erreicht wurde ähnlich, wenn auch weniger stark als
mit unserer Einrichtung ohne Rotation, womit wir ja ebenfalls
keine bessere Wirkung erzielten. Die Laboratoriumsversuche von
Öhm ichen lassen sich nicht unmittelbar auf Ausführung
der Desinfektion in Wohnräumen übertragen, auch gewinnen wir
aus seinen Versuchsresultaten nicht die Überzeugung, dafs durch
die Luftbewegung eine verstärkte Wirkung eingetreten sei. Ver¬
suche mit Bengu^s Einrichtung sind uns nicht bekannt; wir
möchten dieselbe nicht ernst nehmen.
Wenn wir mit dem selbstrotierenden Ventilator auch bessere
Resultate als bei der üblichen Desinfektionsausführung erzielten
bezw. bei Erreichung des gleichen Resultats wesentliche Mengen
an Formalin sparen konnten und somit die Anwendung des
rotierenden Ventilators durchaus empfehlenswert finden, so werden
doch äufsere Schwierigkeiten in der Praxis häufig, wenn nicht
meistens, dazu führen, auf diesen Vorteil verzichten zu müssen.
Wie wir gesehen haben, erreicht man aber eine ähnliche Auf¬
besserung der Desinfektionswirkung durch Erhöhung der Kon¬
zentration der Formaldehyddämpfe und Anwärmen des Raumes.
Aber in manchen Fällen, wo, wie in zahlreichen Krankenhäusern,
Motor und Kraft zur Verfügung stehen und viel darauf ankommt,
den Raum bald wieder zu belegen, wird man gerne mit möglichst
kleinen Formalinmengen auszukommen suchen und dann den Ap¬
parat (Fig. 2) mit besonderem Vorteil benutzen. Vor allem empfiehlt
sich ein Ventilator, wenn auch ohne rotierende Unterlage (Fig. 1),
auch zur raschen und energischen Vertreibung der Formalindämpfe
nach Abschlufs der Desinfektion; man stellt dann den Ventilator
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182 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
in zweckmäßigster Weise nicht etwa in das Fenster, welches Vor¬
gehen vielleicht am nächsten liegen könnte, sondern in die Nähe der
dem Fenster gegenüberliegenden Wand, etwa auf einen Tisch auf
und läfst ihn gegen das geöffnete Fenster nach aufsen blasen;
die Thür wird währenddessen zweckmäfsig geschlossen gehalten.
ln gewissen besonderen Fällen wird die Anwendung des
rotierenden Ventilators so zu sagen unentbehrlich sein, nämlich
in den Fällen, wo es sich um die Desinfektion aufsergewöhnlich
hoher Räume handelt; als solche können beispielsweise in Be¬
tracht kommen die in Berlin wenigstens sehr hohen Schlafstellen
der städtischen Asyle für Obdachlose oder Turnhallen, Exerzier¬
häuser etc., die im Falle der Not eventuell als Seuchenlazarette
benutzt werden. Noch mehr als bei gewöhnlichen Wohnräumen
ist in solchen Fällen die Desinfektion der Decken und des oberen
Raumteils von äufserst geringem Belang, um so mehr aber jene
im untersten Abschnitt des Raumes, vom Fufsboden an bis etwa
zur Kopfhöhe. Mit Hilfe des selbstrotierenden Ventilators wird
es möglich sein, diesen Teil des Raumes allseitig von den For¬
maldehyddämpfen erreichen zu lassen, welche andernfalls nur
die Decke und den obersten Raumteil treffen und alsbald zum
grofsen Teil durch Undichtigkeiten in Firsten etc. entweichen.
Tabelle I. Generaltabelle.
Vorbemerkungen.
Die Desinfektionsdauer betrug stets 3 l l % Stunden, wo nichts anderes
bemerkt. Der Raum hatte 109 cbm Inhalt (4,75 m Höhe, 2,32 m Breite, 6,90 m
Tiefe). Die Testobjekte wurden an folgenden Stellen des Zimmers exponiert
(-|- = positives Wachstum, 0 = kein Wachstum, ? = Wachstum fraglich,
— = Objekt nicht ausgelegt):
Platz 1 = Fufsboden dicht am Fenster (unter dem Fensterbrett)
1 = unbedecktes Objekt
1' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
> 2 = Fenster-Vorhang, Innenseite, in Kopfhöhe
2 = unbedecktes Objekt
2' — bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
» 3 = Fenster-Vorhang, Aufseneeite (in Kopfhöhe)
3 = unbedecktes Objekt
3' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
> 4 = Fufsboden in der Nähe der Tbür
4 = unbedecktes Objekt
4' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 183
Platz 5 = Innenwand in Kopfhöhe
5 = unbedecktes Objekt
5' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
» 6 = Innenwand nahe der Decke
6 == unbedecktes Objekt
6' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
» 7 = Fufsboden inmitten des Zimmers, ca. 3V, m vom Fenster
7 = unbedecktes Objekt
V = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
» 8 = Fufsboden in der Nähe des Fensters, ca. 1V 2 m davon entfernt
8 = unbedecktes Objekt
8' = bedecktes Objekt (in Filtrierpapier)
» 9 = Fufsboden unter Bett, Kopfende, gegen Zimmer zu (unbedeckt
wie ff.)
* 10 = Fufsboden unter Nachttisch
» 11 = Auf Bett, Kopfende
» 12 = Im Schubladenfach des Nachttisches (die Schublade selbst ist
entfernt)
> 13 = Mitte der Tischschublade, von welcher Vs ausgezogen ist; Platz
also von der Tischplatte überdeckt
» 14 = Auf dem unteren Brett einer zweiteiligen, über dem Tisch an¬
gebrachten Wandkonsole
> 15 = Auf der Vorderkante eines Kleiderschranks
» 16 = Fufsboden unter Bett, Kopfende, gegen die Wand zu
> 17 = Fufsboden unter der Mitte des Betts
> 18= Fufsboden unter dem Fufsende des Betts, Innenseite
> 19 = Fufsboden unter dem Fufsende des Betts, Aufsenseite
> 20 = Nachttisch, Aufsenfläche, Platte unterhalb des Schubladenfachs
> 21 = Nachttisch Innenfläche, oberes Brett (Thür offen)
» 22 = Nachttisch Innenfläche, Boden (Thür offen)
> 23 = Hinten in der Tischschublade, von der Vs ausgezogen ist; Platz
also von der Tischplatte überdeckt
> 24 = Mitten unter dem Tisch
> 25 = Mitten unter dem Kleiderschrank
» 26 = Innen im Kleiderschrank, unten (Thür offen)
» 27 = Innen im Kleiderschrank, oben (Thür offen)
» 28 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf dem Fufsboden)
> 29 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf dem Fufsboden)
> 30 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf einem Stuhl)
» 31 = Im nächsten Umkreis des Ofens (auf einem Stuhl).
In einzelnen Fällen setzten wir gleichzeitig in Drahtgaze-Behältern,
die mitten im Zimmer auf einen Stuhl gestellt wurden, der Formaldehyd¬
wirkung auch aus: Mäuse (Hausmäuse), Fliegen, Schmetterlinge, Flöhe,
Wanzen u. dergl. Durch ein Guckfensterchen in der Thür (eingekittetes Uhr¬
glas) konnten Zimmer und Zimmerinhalt, Flammen u. s. w., in einem Teil der
Versuche auch ein Thermometer und Hygrometer beobachtet werden.
I
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184 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Tabelle I. Generaltabelle.
Trockene Sommerversuelie.
F u fs-
Nr.
Datum
1900
Künstl.
Wind?
; Formalin¬
menge
Wasser-
inonjre
i
Milzbrand
nach Tagen:
Am Fenster
frei '
deckt
(i), (i 1 ) .
Unweit
Fensters
frei , be : ,
deckt
(8) , (»’)
1
| 19. Juni
| (Dienstag)
: Ohne Wind
! ;
330 Pastillen
! (ii 1 g) ;
0 1
Nach 1 Tag
; + l
+
+
i +
2 1
20. Juni
(Mittwoch)
Ohne Wind
330 Pastillen i 0
| (ä 1 g) 1
Nach 1 Tag
+
+
+
1 +
i
3
22. Juni
(Freitag)
Ohne Wind
330 Pastillen j 0
j o i g) ||
i Nach 1 Tag
+
+
+
j +
Da in den Versuchen 1—3 unter den gewählten Versuchsbedingungen (3 Pastillen
pro cbm Raum) in keinem Fall eine auch nur schwache Desinfektionswirkong erfolgte,
eine Steigerung der aufzuwendenden Formalinpastillen aber in Anbetracht der grofsen
Zahl von Versuchen zu hohe Kosten verursacht und das Verdampfen von Wasser wohl
doch nicht hätte ersparen lassen, so wurden die Versuche von Nr. 4 ab sämmtlich mit
Verdampfung von Formalinlösung und Wasser angestellt. Ein besonderes Gewicht mufste
auf die Vertreibung des dem Zimmer nach dem Versuch anhaftenden Formalingeruchs
gelegt werden, damit der folgende Versuch nicht beeinflufst wurde; in den Fällen, wo
am nächsten Tag noch ein deutlicher Formalingeruch wahrzunehmen war, wurde der
etwa geplante Versuch in der Regel verschoben, bezw. ein »blinder Versuch« einge
schaltet (vgl. Nr. 20).
Tabelle I. Abteilung U.
Feuchte Sommerversuche. Grofse
Nr.
Datum
1900
1
Künstl.
Wind?
i '
i i
| For¬
malin- |
menge
Wasser¬
menge
Milzbrand
nach Tagen:
Am f
frei
(1)
Fenster
be¬
deckt I
(!’)
Fufs
Unweit
Fensters
1 frei
! deckt
! (») (8')
4
26. Juni
Ohne Wind
1500 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tag
0
0
0
0
|
(Dienstag)
Formalin
Wasser
nach 3 Tagen
0
0 1
0
0
|
| > 6 » j
; o
o !
0
0
5
27. Juni
Mit Wind,
750 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tag
0
0
0 '
0
(Mittwoch) 1
nach vier
Formalin
Wasser
nach 3 Tagen
0
0
0
0
Richtungen
% (l %
o
o
o
o
abwechselnd
i
9 9
6
28 Juni j
Mit Wind,
1000 ccm
1000 ccm
Nach 1 Tag
0
0
0 1
0
(Donnerstag)
nach einer
Formalin
Wasser
nach 3Tagen
0
0
o :
0
Richtung |
> 6 >
0
0
0
0
7
2!). Juni
Ohne Wind
1000 ccm
1000 ccm
Nach 1 Tag
0
0
0
0
(Freitag)
Formal in
Wasser
nach 3 Tagen
0
0
0
0
1 I
; u 1
| » 6 » |
1 0
0
0
0
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 185
Abteilung I. Versuche Nr. 1—3.
Testobjekte: Milzbrand.
boden
—
Kopfhöhe
Decke
1 Mitte
1 Zimmers
An
der Thür
Hinter
Vorhang
* Vor dem
1 Vorhang
An
der Thür
An
1 der Decke
Bemerkungen
frei
J)
be¬
deckt
(7')
frei
(4)
be¬
deckt
(4’)
frei
(3)
be¬
deckt
(3‘)
frei
(2)
be¬
deckt
(2-)
frei
(5)
be¬
deckt
(5')
frei
(6)
be¬
deckt
(60
j ~b
+
' +
+
+
+
l +
+
+
+
+
+
Desinfektion wirksam in
keinem Fall.
4-
+
+
+
!+
+
+
+
+
+
+
+
Desinfektion wirksam in
keinem Fall.
+ i
+ j +
1
+
i+
I
+
+
+
+
+
+
+
Desinfektion wirksam in
keinem Fall.
Vertreibung des Formalingeruchs nach beendeter Desinfektion, in Versuch
Nr. 1—3 und 8—17: 1 Stunde mit Ventilator gelüftet, kein NH g entwickelt. Nr. 4—7:
Nach Versuch Testobjekte eingesaramelt, l / i Stunde mit Ventilator gelüftet, */ 4 Stunde
die entsprechende Menge NII S aus Lösung entwickelt und einwirken gelassen, l / 4 Stunde
nochmals mit Ventilator gelüftet. Nr. 18 ff.: Nach Versuch Testobjekte eingesammelt,
V 2 Stunde mit Ventilator gelüftet, */ 4 Stunde unter Zugabe von 10 g Lavendelöl aus
Ammoniumcarbonat Ammoniak im Übermafs entwickelt und alsdann */ 4 Stunde mit
rotiertem, bezw. rotierendem V entilator allseitig verteilt, hierauf Thür und Fenster ge¬
öffnet und über Nacht offen belassen, um den nächsten Versuch auch nicht durch
Ammoniak zu schädigen. (Selbstrotierender Ventilator von Nr. 47 ab in Benutzung.)
Versuche Nr. 4—7.
Formalinmengcn. Testobjekte: Milzbrand.
boden
| Kopfhöhe
1 Decke
Mitte 1
An
| Hinter
j Vorhang
j Vor dem
An
An !
Zimmers
der Thür
_
Vorhang
der Thür
der Decke
Bemerkungen
frei
be-
frei
be-
l
frei
be-
frei
be-
frei
be-
| frei
be-
deckt
deckt
(3)
deckt
deckt
deckt
deckt
(70 |
(4)
(40
(30
(2)
(20 |
(5)
(50
(6)
(60 j
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Desinfektion wirksam in allen
0
0 i
0
0
0
o
o
0 i
0
0
0
0 !i
Fällen. Eingesetzte Maus (1)
bleibt am Leben, doch ihre
0
0 1
0
0
o
0
0
0
0
0
0
o l!
o I 1
Atmung ist mehrere Tage
gestört. Fenster beschlagen.
0
0 1
0
0
0
0
0
o 1
0
0
0
Desinfektion wirksam in allen
0
0 j
0
0
0
0
0
0
0
0
o
0 ,!
Fällen. Eingesetzte Maua (11)
bleibt am Leben und ist
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
o .!
völlig mobil.
1
Desinfektion wirksam In allen
0
0
0
0
0
0
0
0 1
0
0
0
0
Fällen. Eingesetzte Maus (HI)
0 '
0 Ij
0
0
j 0 1
0
0
0 1
0
0 I
1 0
II
0 ,
bleibt völlig mobil; grofse
Fliege (»Brummer«) ist tot;
0
0
i ll
0
0
0 I
0
0 |
0
o 1
0
o j
Nachtschmetterlinglebt, aber
Motilität gestört.
0
0 i
o o
0
o !
0
o o
0
o o
0
0
0
0 ll
Desinfektion wirksam in allen
Fällen.
0
0
! 0 |
0
0
0 || 0
0
0
0 I
0
0
r!
0 1
0
0.
' 0
0 ,
0
0
Digitized by
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186 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
In den Versuchen 4—5 wurden getrennt, je in einem Topf, 1500 ccm Formalin
und 1500 ccm Wasser, in 6—7 je 1000 Formalin und 1000 Wasser verdampft. Die
Desinfektion war in allen Fällen eine vollkommene. Daher wurde, von Versuch 8 an, zu
kleineren Formalinmengen übergegangen.
Bemerkenswert ist in Nr. 4—6 (wie unten in Nr. 14, 15, 16, 17, 18, 21, 31, 36) die
geringe Schädigung von Tieren durch den Formaldehyd.
Der elektrische Ventilator, inmitten des Zimmers aufgestellt, war zunächst auf
einer, von Hand mittels Schnüren durch das Schlüsselloch hindurch drehbaren runden
Scheibe montiert und wurde in den entsprechenden Versuchen (Nr. 5, 6, 10, 11, 12, 14,
15 u. s. w.) eine Stunde nach Beginn, d. h. alsbald nach Erlöschen der gewöhnlich ca
45—50 Minuten brennenden Flammen, eingeschaltet und bis zum Schluss, d. i. 2 W 2 Stunden
in Betrieb belassen. Wo der Ventilator abwechselnd nach verschiedenen Richtungen
wirken sollte, wie in Nr. 5, 12, 14 u. s. w., wurde ihm viertelstündlich durch Ziehen an
den Schnüren eine andere Richtung gegeben, so dafs der künstliche Wind thunlichst
gleichmäfsig im vollen Umkreis unmittelbar durch Anprall wirkte. Sollte der Wind nur
Tabelle I. Abteilung UI.
Feuchte Sommerversuche. Kleine
Nr.
Datum
1900
Künstl.
Wind ?
For¬
malin¬
menge
Wasser- Milzbrand 1 Am
menge nach Tagen lM I,ster i
i rnv
Kuweit
Fen¬
sters
8 | 8' 1
Mi
Zi
m»
7
Fufs
i tte
111-
L-r>
; 7’
8
2. Juli
Ohne Wind
500 ccm
1 , ! 1
1500 ccm Nach 1 Tag
_
_
_
_
(Montag)
Formal in
Wasser | nach 2 Tagen \ -\- :
—
—
1 —
1 —
1 >3 . + +
—
—
i —
—
* & * ;i4" “h
—
—
; —
-
9
3. Juli
Ohne Wind
500 ccm
1500 ccm j; Nach 1 Tag -f 0
?
0
0
0
(Dienstag)
Formalin
Wasser nach 2 Tagen -f- “b
+
+
+
+
1 * 3 . + +
+
+
+
+
> 5 » 4* +<
+
+
+
+
10
4. Juli
Mit Wind,
400 ccm
1500 ccm Nach 1 Tag 0 0
0
0
0
0
(Mittwoch)
nach vier
Formalin
Wasser nach 2 Tagen 0 0
0
0
0
0
Richtungen
> 3 > 0 0 |
0
0
0
0
abwechselnd
©i
*
o
o
0
0 i
0
0
11
: r> Juli 1
Mit Wind,
500 ccm
1500 ccm Nach 1 Tag 0 ! 0
0
0
0
0
(Donnerstag)
nach einer
Formalin
Wasser nach 2 Tagen 0 j 0
0
? 1
0
0
Richtung
o
o
CO
0
+
0
0
> 5 » 0 0
0
+
0
0
12
6. Juli
Mit Wind,
500 ccm
1500 ccm Nach 1 Tag 0 0
0
0
0
0
(F reitag^
| nach vier
Formal in
Wasser nach 2 Tagen 0 0
0
0
0
0
Richtungen
'1.3. ; o o ,
o i
0
0
0
abwechselnd
i
i
> 5 > | 0 0 j!
o 1
i
0
0
0
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 187
nach einer Richtung hin blasen, wie in Nr. 6, 10, 11, 15 u. s. w., wo nämlich nur eine
bessere Verteilung ohne die Anprallwirkung bezweckt war, wurde er so gerichtet, dafs
er auf Testobjekte nicht unmittelbar auftraf. Die Dreh Vorrichtung mittels Schnüren er¬
wies sich, wie vorausgesehen war, als mangelhaft; sie versagte zuweilen ganz, wie im
Verlaufe von Nr. 43 u. 45, wo die Windrichtung infolge Festhakens oder Verschlingens
der Schnur mit einem Male nicht mehr gewechselt werden konnte; sie wurde auch nur
anfänglich, der geringen Kosten halber, gewählt und von Nr. 47 ab durch einen voll¬
kommenen Mechanismus, wie er von Anbeginn im Programm lag, ersetzt: Der Ventilator
wurde auf einer mittels Uhrwerks in Rotation versetzten Unterlage montiert, welche sich
selbstthätig alle 3 Minuten einmal umdrehte; er stand in Nr. 1—18 auf einem Tisch und
wurde in 19—46 zweckmäfsig tiefer, auf einen Stuhl gestellt; von Nr. 47 ab stand das
Uhrwerk, welches den Ventilator alsdann trug, unmittelbar auf dem Fufsboden. Als
Windgeschwindigkeit wurde stets, wo nichts Anderes angegeben, die maximal mit dem
betr. Ventilator erreichbare, etwa 7(—8) m in der Sekunde gewählt; der Flügeldurchmesser
des Ventilators betrug 40 cm.
Versuche Nr. 8—34.
Formal Inmengen. Testobjekte: Milzbrand.
boden 1
An der |
Thür j
Kopfhöhe
Decke j
Temperatur
Kel. Feucht
Bemerkungen
Hinter j
Vor¬
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Vordem i
Vor- |
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An der
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An der
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—
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0
0
0
0
von 16 Fällen (100/100).
0
0
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0 1
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0
0
0
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0
0
0
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von 16 Fällen (94/100).
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Desinfektion wirksam in 16
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von 16 Fällen (100/100)
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1
Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 14
Digitized by
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188 tJber die Verstärkung der DesinfektionsWirkung des Formaldebyds etc.
Nr.
Datum
1900
Kanstl.
Wind?
For-
malin-
menge
Wasser¬
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Milzbrand
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Ohne Wind
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10. Juli
Mit Wind,
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1500 ccm
Nach 1 Tag
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15
11. Juli
Mit Wind,
400 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tag
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(Mittwoch)
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Formalin
Wasser
nach 2 Tagen
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16
12. Juli
Mit Wind,
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1500 ccm
Nach 1 Tag
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(Donnerstag)
nach einer
Formalin
Wasser
nach 2 Tagen
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17
13. Juli
Ohne Wind
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18
‘ 16. Juli
Ohne Wind
400 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tag
0
0
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Formalin
Wasser
nach 2 Tagen
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17. Juli
Mit Wind,
400 ccm ;
1500 ccm
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(Dienstag)
nach vier
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Wasser
nach 2 Tagen
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20
18. Juli
Mit Wind,
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0 ccm |
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j +
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nach vier
Formalin
Wasser
: nach 2 Tagen
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1
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21
19. Juli
Ohne Wind
300 ccm
1500 ccm
. Nach 1 Tag
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Wasser
nach 2 Tagen
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 189
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Kopfhöhe
| Decke
Temperatur
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Desinfektion wirksam in 15 von lf>
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—
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—
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gestern, bleiben am Leben.
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_
_
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—
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bleibt keine am Leben; 4 Wan-
0
0 -4-
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zen, dieselben wie vorher, bleiben
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—
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bleiben am Leben, doch Motilität
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1
j Ammon, earbonic.
14 *
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190 Ober die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
For¬
malin-
menge
| ’ Fufs-
Nr.
Datum
1900
KQnstl.
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Wasser¬
menge
Milzbrand
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Fenster
Unweit
Fen¬
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Mitte
Zim¬
mers
1
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7
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22
20. Juli
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Wasser
nach 2 Tagen
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23
23. Juli
Ohne Wind
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Nach 1 Tag
0
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Wasser
nach 2 Tagen
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24
24. Juli
Ohne Wind
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+
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nach 2 Tagen
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1
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25
25. Juli
Mit Wind,
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1500 ccm
Nach 1 Tag
+
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(Mittwoch)
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nach 2 Tagen
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1
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26. Juli
Ohne Wind
50 ccm
1500 ccm !
Nach 2 Tagen
+
+
+
+
+
+
(Donnerstag)
Formalin
Wasser
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+
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27
27. Juli
Mit Wind,
50 ccm
1500 ccm
Nach 2 Tagen
+
-H +
+
+
+
(Freitag)
|
nach vier
Richtungen
abwechselnd
Formalin
Wasser
» 3 »
+
+
+
+
1
+
+
i
i
28
30. Juli |
Mit Wind,
300 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tag
0
0
0
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Formalin
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nach 2 Tagen
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30
1. August
Mit Wind,
100 ccm
1500 ccm 1
Nach 1 Tag
0
0
0
0
0
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(Mittwoch) |
nach vier
Richtungen 1
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Formalin
Wasser
nach 2 Tagen
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31 |
2. August ,
| Mit Wind,
200 ccm
1500 ccm
1 Nach 1 Tag
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(Donnerstag)
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Formalin
Wasser ;
nach 2 Tagen
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Richtungen
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 191
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An der
Thür
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| hang
|Vor dem
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An der
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Maximum
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30,9
51
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4-
+
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+
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+
+
+
+
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27,8
28,8
30,9
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+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
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+
+
+
+
26,1
30,0
31,7
52
70
76
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+
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+
+
+
+
+
+
+
1 0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
26,0
27,7
30,9
53
71
79
0
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1 0
0
0
0
0
0
0
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1°
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1
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0
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0
0
0
24,5
26,3
30,1
50
64
76
0
0 '
0
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0
0
0
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+
0
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0
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o 1
°
+
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0
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0
0 1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
24,0
26,7
30,0
46
66
74
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0
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+
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0
0
0
0
0
0
0
0 1
0
0
24,8
24,9
26,6
54
72
81
+
-f
+
4
0
0
0
0
0
+
+
+
+
0
0
0
+1
0
0
+
+1
+
+;
0
0
0
+ 1
o !
o ;
i
Bemerkungen
Desinfektion wirksam in 11 von
16 Fällen (69/100). Desodorierung
wie gestern mit 800 g Ammon,
carbonic. (4X75 Ammon, carbonic.,
4X2,5 Ol. l^avand.; Spiritusver-
brauch 4X100.)
Desinfektion wirksam in 9 von
16 Fällen (56/100). Desodorierung
mit 300 g Ammon, carbonic., wie
zuvor. Am nächsten Morgen ist
ein schwacher, nicht unange¬
nehmer Lavendelgeruch bemerk¬
bar.
Desinfektion wirksam in 0 von
16 Fällen (0/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand.; nächsten Morgen
kein Geruch nach F., auch nicht
nach NH 3 , nur schwach nach
Lavendelöl.
Desinfektion wirksam in 0 von
16 Fällen (0/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 0 von
16 Fällen (0/100). Desodorierung
mit 300 g Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 0 von
16 Fällen (0/100). Desodorierung
mit 300 g Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 16 von
16 Fällen (100/100). Desodorierung
mit 300 g Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 14 von
16 Fällen (88/100). Desodorierung
mit 300 g Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 0 von
16 Fällen (0/100). Desodorierung
mit 300 g Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 5 von
16 Fällen (31/100). 1 Floh Ist tot;
2 Schmetterlinge. Pfauenauge und
Nachtfalter, sind munter. Deso¬
dorierung wie zuvor.
Digitized by Google
192 tlber die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
1
Nr. (
Datum
1900
Künstl.
Wind?
For¬
malin-
menge
Wasser¬
menge
Milzbrand
nach Tagen
Fufs-
Am
Fenster
Unweit
Fen¬
sters
Mitte
Zim¬
mers
1
r
rr
8'
7
7'
32
3. August
Ohne Wind
200 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tag
0
0
0
0
0
0
(Freitag)
Formalin
Wasser
nach 2 Tagen
0
0
0
0
+
+
> 3 >
0
o
0
0
+
+
|
j . 6 .
0
0
0
0
+
+ i
33!
4. August
Mit Wind,
200 ccm
1500 ccm
! Nach 1 Tag
0
0
0
0
0
0
(Sonnabend)
nach vier
Formalin
Wasser
nach 2 Tagen
+
+
+
+
+
0
Richtungen
» 3 >
+
+
+
+
+
+
abwechselnd
i
i > 5 >
+
+
+
+
■ +
+
34
6. August
Ohne Wind
300 ccm |
1500 ccm;
Nach 1 Tag
0
1
0
0
o ! o
1
(Montag)
Formalin
Wasser
nach 2 Tagen
0
0
0
0
+
+ !
> 3 >
0
0
0
0
-f
+ '
j
> 5 >
0
0
0
0
+
+
In den Versuchen 8—34 w urden kleinere Formalinmengen, nämlich 50 bis 500 ccm
des 40proz. Formalins, das sind 20 bis 200 g Formaldehyd auf die rund 110 chm Luft¬
raum probiert; das macht pro cbm 0,45 bis 4,5 ccm Formalin oder 0,18 bis 1,8 g Formal¬
dehyd. Nr. 20 ist als blinder Versuch eingeschoben und zeigt, dafs die vom vorher¬
gehenden Versuch zurückgebliebenen Spuren von Formaldehyd zu geringfügig waren,
um eine desinfektorische Wirkung auszuüben, obgleich ein deutlicher Formalingeruch
vorhanden war.
In den Versuchen von Nr. 8 ab erfolgte die Verdampfung der Flüssigkeit, auf
4 Portionen verteilt, in 4 (Emaille) Töpfen mittels untergestellter 4 Spiritus-Vergasungs-
brenner. Die Spiritusmenge wurde so bemessen, dafs die Flamme schliefslich noch kurze
Zeit unter dem leeren Topf brannte; hierzu waren im allgemeinen 180 ccm auf höchstens
je 625 ccm der zu verdampfenden Flüssigkeit erforderlich. In Nr. 8 kamen z. B.
4X180 ccm Spiritus auf 4X375 Wasser und 4X125 Formalin. Stets wurde erst das
Wasser zum Kochen gebracht, dann das Formalin zugegeben, und die Anfangszeit des
Versuchs von da ab gerechnet, nachdem die Formalinlösung unter Schäumen zu kochen
begonnen hatte, und nächstdem die Thür geschlossen und verklebt wurde; nach 32,
bezw. 38, 39, 42 Minuten war in Versuch 8 alle Flüssigkeit verdampft und die Flammen
erloschen nach 44, 49, 51, 57 Minuten, ähnlich in den übrigen Versuchen. Zur Desodo.
rierung wurde von Nr. 16 ab in denselben Töpfen am Schlufs der Desinfektion mittels
derselben Brenner Ammoniumcarbonat in NH S und CO, zerlegt; meistens kamen unter
Zugabe von 4X2 bis 4X5 g Lavendelöl 4X75 = 300 g Ammoniumcarbonat mittels
4X100 ccm Spiritus zur Verdampfung.
Von Nr. 20 ab wurden Temperatur und relative Feuchtigkeit der Luft in
Kopf höhe durch das Guckfensterchen beobachtet, in der Regel während der ersten
Hälfte des Versuchs alle fünf Minuten und nachher viertelstündlich. Stets veränderten
Digitized by VjOOQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. J93
bnden 1
Kopfhöhe
i
Decke
Temperatur
Rel .Fe licht.
! Bemerkungen
, An der
Thür
| 4 ; 4'
Hinter ' Vordem !l An <j er
Vor- Vor- ,
hang hang | AIlur
An der
Decke
a
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fl
Ende
Maximum
L
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Ende
Maximum
3
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•23,9
28.0 28.6 53
i
53 80
Desinfektion wirksam in 12 von
' i
16 Fullen (75/100). Desodoricrnng
0
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0
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24,0
28,3
28.3158
50
77
Desinfektion wirksam in 5 von
16 Fällen (31/100). Desodorierung
+ .+
0
4- +
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0
0
o 1
i
mit 300 g Ammon, carbonic. uud
+i+,
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+ 1 +
+ 1°
0
0
0
10 g Ol. Lavand.
+ +
0
+1 +
+ 1°
0
0
0
I 0 0
0
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0 0
0 fl
0
0
22,1
23,2
27,2
51
73
80
Desinfektion wirksam in 11 von
1 ,
t
1
16 Fällen (61/100). Desodorierung
, 0 +
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0 0
0 ! 0
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i
mit 300 g Ammon, carbonic. und
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0
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10 g Ol. Lavand.
0 +!: +
i o
: +«°i
0 ll
0
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I
sich Temperatur und relative Feuchtigkeit unter dem Einflufs der Verdampfung typisch
in folgender Weise: 1. Versuche ohne Wind, a) Temperatur. Innerhalb 40—45 Mi¬
nuten rascher Anstieg zum Maximum (Nr. 21, in 45 Minuten von 25.7 auf 30.0°; Nr. 22,
in 40 Minuten von 26.8 auf 31.9° u. 8. w.), dann langsamer stetiger Abfall bis Schlufs
(Nr. 21 am Schlufs 27.2°, Nr. 22 am Schlufs 28.3"). b) Relative Feuchtigkeit. Inner¬
halb 25—30 Minuten sehr rascher Anstieg zu einem Maximum (Nr. 21 in 30 Minuten
von 45 auf 79%; Nr. 22 in 25 Minuten von 45 auf 79°/ 0 ), innerhalb weiterer 25—30 Mi¬
nuten stetiger Abfall (Nr. 21 nach 55 Minuten 70°/ 0 , Nr. 22 nach 55 Minuten 68°/ 0 ), als¬
dann innerhalb weiterer 50 Minuten wieder allmählicher Anstieg zu einem zweiten, jedoch
weniger hoben Maximum (Nr. 21 nach 105 Minuten 74°/ 0 , Nr. 22 nach 105 Minuten
72%), und im weiteren Verlauf wieder langsamer Abfall (Nr. 21 am Schlufs 66%. Nr. 22
am Schlufs 66% u. s. w.). 2. Versuche mit Wind, der 1 Stunde nach Beginn einge¬
schaltet wird, a) Temperatur. Mit Einsetzen des Windes verläuft die Temperatur-
kurve concav nach unten, und bereits von 30 bezw. 90 Minuten ab annähernd als gerade
Linie weiter bis zum Schlufs des Versuchs (Nr. 25 Anfang 26.0°, nach 45 Minuten 30.9°
als Maximum, nach 60 Minuten 29.6°, nach 65 Minuten 28.8°, nach 75 Minuten 28.2°,
nach 90 Minuten 28.0°, Schlufs 28.0°) b) Relative Feuchtigkeit. Innerhalb der
zweiten Stunde Anstieg zu einem zweiten, noch höheren Maximum, sonst wie ohne Wind,
vgl. 1 b (Nr. 25 Anfang 51%, nach 25 Minuten 79% erstes Maximum, nach 45 Minuten
75o/ 0> nach 105 Minuten 83% zweites Maximum, Schlufs d. i. nach 210 Minuten 76%;
genau analog auch sonst, z. B. Versuch 27, 28, 29 u. s. w.).
In mehreren Versuchen wurden aufserdem Temperatur und relative Feuchtig¬
keit, mittels selbstregistrierender Instrumente an der Decke und auf dem Fufs-
boden aufgeschrieben; an Decke in Nr. 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35,
36, 39, 40, 41; auf dem Fufsboden in Nr. 42, 43, 44, 45, 47, 48, 49, 50, 51 (gleich¬
zeitige Aufzeichnungen oben und unten konnten nicht gemacht werden, da die
Digitized by ^.ooQle
194 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc. i
Instrumente nur in je einem Exemplar vorhanden waren). Aus den so gewonnenen Kurven ]
ist folgendes ersichtlich: Die Deeken-Temperatur fällt nach Einsetzen des Windes rascher j
ab als bei ausbleibendem Wind y und die relative Luftfeuchtigkeit an der Decke steigt gleichzeitig |
wesentlich höher an. Die Temperatur der Fufsbodenluft dagegen erreicht rascher nach *
Einsetzen des Windes als bei aasbleibendem Wind ein höheres Maximum, die höhere
Temperatur hält etwa eine Stunde an. Die Feuchtigkeitskurve des windfreien Versuchs auf dein
Fufsboden verläuft zunächst in den ersten 60 Minuten, infolge der Verdampfung, konvex nach oben, .
flacht sich dann vorübergehend ab (60 ste bis 90 ste Minute fast horizontal!), steigt wiederum bis zum
Schlufs konvex an, wobei die Prozentzunahmen in der Zeiteinheit immer kleiner werden; auf den
ersten Blick bietet sie das Bild einer regelmäfsigen konvexen Linie, bei näherem Zusehen erkennt
man in der Mitte eine kleine Abflachung. Die entsprechende Fufsbodenkurve für die
relative Feuchtigkeit im Windversuch dagegen steigt ganz im Gegenteil sofort
Tabelle I. Abteilung IV.
Feuchte Sommerverguche. Kleine Formalin-
Datum
1900
Künstl.
Wind?
For-
malm-
menge
Wasser¬
menge
Wachs¬
tum
nach
Tagen
Platz 1,
Fufsboden
am
Fenster
Platz 7, l| Platz 8, !
Fufsboden ; Fufsboden
in Mitte
Zimmers
li
5 , ja ; s
I s |i %
Q | « 6-
* 5 Ld
unweit
Fensters
= li! «
Platz 9,
Fufsboden
unter
Bett
£!= ^ l
35 ,j ll.Aug.
j (Sonn* |
abend)
36 13.Aug.
! | (Mon-
’ tag)
37
15.Aug.
(Mitt¬
woch)
Ohne Wind
Mit Wind,
nach vier
Richtungen
abwechselnd ,|
Ohne Wind
300 ccm |j 1500 ccm
Formalin ! Wasser
Nach 2 Tg.
» 3 »
» 6 »
300 ccm 1500 ccm j Nach2Tg. 0
Formalin ) Wasser
38 16.Aug. ; Mit Wind,
j (Don- nach vier
1000 ccm
Formalin
1500 ccm
Wasser
Nach 2 Tg.
» 3 >
» 6 »
o! o
ojo
0 0
ners-
tag)
Richtungen j
abwechselnd
1000 ccm 1500 ccm Nach2Tg. —
Formalin Wasser ^ > 3 > —
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+ 01 0
+ O'O
I
Op
0-
0 I —
-0-
— , —io 1 — -
Von Versuch 35 ab (11. August 1900) ist das bisher unmöblierte Zimmer reichlich
möbliert. Im Versuch 35 und 36 wurden neben Milzbrand auch Typhus, Diphtherie und Stapbylo-
coccus ausgelegt. 300 ccm Formalin auf 110 cbm Luftraum genügten bei mäfsig hober, souinaer^
lieber Lufttemperatur zur Abtötung von Typh., Diphth. und Staph. an allen, oder vielmehr so gut wie
allen Plätzen; Anthrax dagegen wurde fast nirgends, an keinem einzigen Platz in der unteren Zimmer.
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 195
bei Einsetzen des Windes fast senkrecht an und erreicht 6chon nach fünf Minuten ihre
maximale Höhe, verläuft dann horizontal bis zum Schlufs der Desinfektion.
Hinsichtlich des selbstrotierenden Ventilators (Fig. 2, S. 176) sei hier nach getragen: Der untere
Teil von Fig. 2, ein verstellbarer Tisch, hat bei der photographischen Aufnahme als Ständer gedient
und ist versentlicb mit auf die Abbildung gekommen. Wesentlich sind: Das auf einem Brett mon¬
tierte Uhrwerk, welches Uhrwerk den auf die runde Scheibe aufgeschraubten Ventilator trägt; links
neben dem Uhrwerk ist ein Schleifkontakt zu sehen. Der für die Versuche verwendete, in dem
kugelförmigen Gehäuse geborgene elektrische Motor war für 100 Volt, die Spannung der Berliner
llausleitung, gewickelt. Für dieZwecke der Desinfektions-Prax i s eignen sich im allgemeinen mehr
solche Apparate, welche für Accumulatoren-Betrieb bestimmt, also etwa für 10—12 Volt gewickelt
sind und ebenfalls Vorzügliches leisten, wie sich der Eine von uns in zahlreichen Versuchen über¬
zeugt hat. (A. a. 0. S. 104 u. 588 ff.)
Versuche Nr. 35—38.
niewren. Verschiedene Infektionserreger.
Platz 10, j; Platz 11,
Fufsbodenl . t
. i Auf
Nachttisch dem Bett
Platz 12,
In Schub¬
laden fach i
des Nacht¬
tisches
Platz 13,
In Schub¬
lade des
Tisches
Platz 14,
Auf einer
Wand¬
konsole
1 Platz 15, i
A uf i
einem
Schrank :
1 i
l ^, ? 4 \ 1 ' £ | 5 4
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5 ^ f :
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Temperatur
Rel.
Feucht.
0 + i 0 : 0|;0 0 0 0 0 '+ 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 0 01
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1
2
20,7
21,3
24,4
Bemerkungen
0|+ 0 0 ;0|+ 0 0 0 0 0 0 |
0j+ 0 0 :0 H-! o oijolo o o j
0 + 0 0 0 0 0 0 0 1 + 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 0 0 0 10 ! 20,2 21,3 24,2 63 83189
0 + ( 0 0 0 0 0 0 0+ 0 oo + o olo + ojo 0 0 0 0 j
0 +10 0 O 0 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 jo 0 0 0 j
19,4 20,8 -
0 + 0 0 0 0 0 oi|o ! 4- 0 0 01+ 000 + 000000 4(5 Fällen (7N/100)’.
0+ 000000,0 + 000 + 000 + 0 OiOOOOj
I li I I 1 carbonie. u. 10 g
• | ; Ol. La van d.
0 + 0 0 0 0 0 0 0 + 0 0 0 + 0 0 O + O'O'O 0 010 20 , 221 , 324,2 63 83 89ji*»*nfektionwirk-
D +,0 0 0 0 0 0 01 + 0 O'O + OOIO + OOOOOO !; 3 o™»ii"nfsa/ioo"
0 +1 0 0 0 0 0 0 0 + 0 00 + 000 + 000000 PfH ue'n im e iv'" ’
I i ! bleibt leben. De-
I j | I | | sodorierung wie
| ( 1 zuvor.
- o'- 0 -i— 0 - — 0 - — 0 - 0 - 19,4 20,8 — 72 93 — Desinfektionwirk-
n! n i n f n i n i ' n I SRm in allon
- ö-— 0 - Oj - 0 - 0 — 1 - 0 - Fällen (100/100).
u u i V j u I m it300g Ammon.
I I j j carbonie. u. 10 g
I i 1 Ol. Lavand.
-0-'()-!:-!0 - 0 - 0 - 0 - 20,8 22,0 23,0 72 93 94 Desinfektion wirk-
lo' e\ i | ~ , smn in 'allen
1-0'-0-!.— 0 ——l— 0-0-0- , Fullen ( 100 / 100 ).
I j I v w | u v V mitUOOg Ammon,
i 1 I 1 I carbonie. u. 10 g
• 1 lt I I ! Ol. Lavand.
hälft© abgetötet. Eine sichere Abtötung des letzteren, in ausnahmslos allen Fällen, wurde in Nr. 37
und 38 durch 1000 ccm Formalin erreicht; selbstverständlich wären dabei auch jene ersteren Infek¬
tionserreger ausnahmslos abgetötet worden, ihre Auslage erschien entbehrlich.
Die Wirksamkeit der Desinfektion, nur auf Milzbrand bezogen, wie in den vorangehenden und
folgenden Versuchen, betrug 20/100 in Nr. 35 (ohne Wind), und 30/100 in Nr. 36 (mit Wind)
■o-
-0
-0
-0
0-
0-
Digitized by t^ooQle
196 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Tabelle I. Abteilung V.
Feuchte Winter versuche. Ungeheiztes Zimmer.
KünBtl. *•
Wind?
For¬
malin¬
menge
Wasser¬
menge
l
1
l
c Datum
* 1900
39 16. Okt.
1 (Diens-
j tag)
40 ! 17. Okt.
(Mitt-
t woch)
Ohne Wind I 500 ccm 1500 ccm
Formalin;| Wasser
43
14
Mit Wind,
nach vier
Richtungen
abwechselnd
41 j. 18. Okt. i! Ohne Wind
'(Donners-
i tag)
42 19. Okt.
I (Freihig)
20. Okt.
(Sonn¬
abend)
1. Novbr.
^Donners-
tag) |
3 Novbr.!
(Sonn¬
abend) ,
Ohne Wind
500 ccm
Formalin
500 ccm
Formalin
500 ccm
Formal in
500 ccm
Formalin
500 ccm
Formalin
Mit Wind, 500 ccm
iiiR-h vier Formalin j
Richtungen i j
abwechselnd
Mit Wind,
nach vier
Richtungen
ii abwechselnd
Ohne Wind
1500 ccm
Wasser
1500 ccm
Wasser
1500 ccm
Wasser
1500 ccm
Wasser
1500 ccm
Wasser
1500 ccm
Wasser
46 9. Novbr. Ohne Wind 1000 ccm 1500 ccm
47
48
V Frei tag)
10. Nov. j;
(Sonn- "
abend) J
13. Nov. |
Diens-
tag)
Mit Wind
nach allen
Richtungen
Mit Wind
nach allen
Richtungen
Formalin) Wasser
I
750 ccm | 1500 ccm Nach2Tg.
Formal in Wasser
500 ccm 1500 ccm |! Nach 2Tg.
Formalin Wasser > 3 >
> 7 >
0 0 Io 0 0 0 0 0
010 0 0 0 0 0 0
0 + 00
I I 1 1 1
—1 0 ++, t + +
o h—: o +■+ - +-r
Digitized by
Google
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 197
Versuche Nr. 39—03.
Wechselnde Formallnmengen. Testobjekte: Milzbrand.
Bemerkungen
Desinfektion wirksam in 6 von 10 Fällen (60/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u.
10 g Ol. Lavand.
100 Desinfektion wirksam in 9 von 10 Fällen (90100).
Desodorierung mit 300 g Ammon carbonic. u.
10 g Ol. Lavand. Nachdem die Formalin-
verdampfung fast zu Ende (15 Min.), tritt
Nebel auf, der etwa 20 Minuteu anhält.
99 Desinfektion wirksam in 3 von 10 Fällen (30/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u.
10 g Ol. Lavand. Heute kein Nebel.
Desinfektion wirksam in 4 von 22 Fällen (18/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u.
10 g Ol. Lavand.
100 Desinfektion wirksam in 7 von 22 Fällen (32/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u.
10 g Ol. Lavand. Dreh Vorrichtung versagt,
infolge Festhakons der Schnur, mitten im
Versuch (vgl. bemerk, zu Tab. I, Abt. II).
Desinfektion wirksam in 2 von 22 Fällen (9/100).
Desodorierung mit 300 g Amnion, carbonic. u.
10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 4 von 22 Fallen (18/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u.
10 g Ol. Lavand. Drehvorriehtung versagt
nochmals, wie in Nr. 45; daher von Nr 17
ab dureli einen vollkommenen Mechanismus
ersetzt (vgl. bemerk zu Tab. I, Abt. 11).
83,100 Desinfektion wirksam in 12 von 22 Fällen (55/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic. u.
10 g ol. Lavand. Nach 35 Minuten Nebel, der
über V t Stunde anhält.
99 Desinfektion wirksam in 20 von 22 Fällen (91/100)
Desodorierung mit 800 g Ammon, carbonic.
und 10 g Ol. Lavand. K»*in Nebel. Erstmals
selbstrotierendcr Ventilator benutzt.
96 Desinfektion wirksam in 5 von 21 Fällen /24/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic.
und 10 g Ol. Lavand.
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Google
198 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
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Datum
1900
Künstl.
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Bemerkungen
Desinfektion wirksam in 5 von 22 Fällen (23/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic.
und 10 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in G von 22 Fällen (27/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic.
und 10 g ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 21 von 22 Füllen (95/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic.
und 10 g Ol. Lavand. Nach 15 Minuten
7* Stunde lang Nebel; 30 Minuten nach Be¬
ginn des Versuchs undurchdringlicher Nebel.
Desinfektion wirksam in 20 von 22 Fällen (91/100).
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic.
und 10 g Ol. Lavand.
Desodorierung mit 300 g Ammon, carbonic.
und G0 g ’Coniferenduft (Flasche 3 Mk.)
jedoch am nächsten Morgen Geruch nach
Formalin bemerkbar
Desinfektion wirksam in 13 von 22 Fällen (59/100).
Desodorierung mit 600 g Ammon, carbonic.
und 100 g >t’oniferenduft < erweist sich als
unvollkommen, am nächsten Morgen so
starker Fonnulingeruch, dal's kein Versuch
begonnen wird
Desinfektion wirksam in 2 von 22 Fällen (0/100).
Kein Geruch nach Formalin zu Beginn des
Versuchs. Flügges Apparat, innerhalb auf¬
gestellt, Desinfektion : 1000 Forinalin -f- 1500
Wasser; 600 Spiritus. Desodorierung : 750 eem
25 proz. NH ,-Losung; 75 Spiritus. Im Desin¬
fektionsapparat blieben 95ccm flüssiger Rück¬
stand ; Flamme nach 41 Minuten erloschen
Desinfektion wirksam in 12 von 22 Fällen (55/100’.
Flügges Apparat, innerhalb uufgestellt,
Desinfektion: 1000 Formalin -f- 1600 Wasser;
700 Spiritus. Kein Rückstand. Wirksame
Desodorierung mit 600 Ammon, carbonic. und
10 g Ol. Lavand. Ende der Fornmlinver-
dampfung nach 50 Minuten, Erloschen der
Flamme nach 51 Minuten.
Flügges Apparat, innerhalb aufgestellt;
1500 Kormalin -f- 2250 Wasser; 1050 Spiritus.
Desodorierung mit 1000 g Ammon, carbonic.
und 20 g Ol. Lavand. Das Formaliu fängt
gegen Sehlufs der Verdampfung Feuer, und
dt*r ganze Apparat steht einige Minuten hoch
in Flammen.
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Google
200 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
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Datum
1900
Künstl.
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Der Flüggesche Apparat wurde benutzt in den Versuchen Nr. 55 (ohne Wind),
56 (mit Wind), 57 (ohne Wind), 58 (mit Wind), 59 (mit Wind), 60 (mit Wind), 70 (ohne
Wind), 74 (ohne Wind). Dabei geriet er am Schlufs der Formaldehydentwicklung ge¬
wöhnlich in Flammen, und zwar fast regelmäßig dann, wenn die Spiritusmenge so reich¬
lich bemessen wurde, dafs sämtliches Formalin hätte ohne Rückstand verdampft werden
können. In Nr. 55 z. B. wurden nach Flügges Vorschrift 600 ccm Spiritus in den
Brenner eingefüllt, aber nach dem Erlöschen der Flamme verblieben 95 ccm Formalin¬
lösung im Kessel; die Flüggesche Vorschrift rechnet offenbar mit einer höheren Anfangs¬
temperatur der Formalin-Wasser-Mischung als ca. 8° wie in Nr. 55; auf eine etwaige
minderwertige Qualität des verwendeten Spiritus ist der Rückstand sicherlich nicht zu*
rückzuführen, da stets 96 proz., nicht denaturierter Alkohol verwendet wurde, während
Flügge in seinen Tabellen (Schrift 1900, S. 14 und 15) nur 86 proz. Spiritus vorschreibt.
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 201
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+1
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+
0
1
I
Rel.
Feucht.
Bemerkungen
Desinfektion wirksam in 19 von 22 Fällen (SG'100).
Flügges Apparat, innerhalb uufgestellt:
1500 Formalin -f- 2250 Wasser; 1050 Spiritus.
Desodoriemng wie gestern, Spiritiisverbrauch
4 X 100. Auch heute steht gegen das Ende
der Verdampfung (nach 70 Minuten, gestern
nach 75) der ganze Apparat in Flammen.
Desinfektion wirksam in 22 von22Fällen (lOOÜOO).
Flügges Apparat, aufserhalb aufgestellt.
Formalin, Wasser und Spiritus wie gestern.
Desodorierung wie gestern, mit 1000 g Anim,
carb. und 20 Ol. Lav. Nach GS Minuten wird
der Apparat in Flammen stehend vorgefunden.
Desinfektion wirksam in 11 von 22 Fällen (50/1O0).
Flügges Apparat, aufserhalb aufgestellt.
1000 Formalin -f- 1500 Wasser, 700 Spiritus, wie
in Nr. 56. Desodorierung mit 800 Amin. carb.
und 15 Ol. Lav. Nach 49 Minuten gerat der
Apparat hoch In Flammen (in Nr. 56, ver¬
gleichbarem Versuch, war die Verdampfung
regulär nach 50 Minuten beendet).
Desinfektion wirksam in 3 von 22 Fällen (14/100).
Desodorierung wirksam mit 800 g Ammon,
carbonic. (4 X 200 Ammon, carbonie., 4 X 5
ol. Lavand.; Spiritusverbrauch 4 X 100.) Nach
30 Minuten starker Nebel, nach weiteren
15 Minuten keine Spur mehr von Nebel.
Desinfektion wirksam In 1 von 22 Fällen (5/100).
Desodorierung mit 800 g Ammon carbonic. u.
20 g Ol. Lavand., wie zuvor, sicher ausrei¬
chend; am nächsten Morgen keine Spur von
Kormalingeruch. Schon nach 15 Min. Nebel.
Desinfektion wirksam in 1 von 22 Fällen (5/100).
Desodorierung mit 800 g Ammon, carbonic. u.
20 g ol. Lavand. Nebel zu Anfang, wie sonst.
In dem darauffolgenden Versuch Nr. 56 (mit Wind) wurde durch 700 ccm Spiritus eine
völlige Verdampfung der gleichen Formalin-Wasser-Menge wie zuvor unter im übrigen
gleichen Umständen erreicht. In Nr. 60 (mit Wind) kamen ebenfalls 700 ccm Spiritus
zur Verbrennung, doch fing der Apparat gegen Schlufs der Verdampfung Feuer. (Der
künstliche Wind ist belanglos für das Feuerfangen^ weil er stets erst nach Erlöschen der
Flamme eingeschaltet wurde, überdies war in Nr. 60 der Apparat aufsen aufgestellt.)
Für Nr. 57, 1500 -|- 2250 zu verdampfende Flüssigkeit, schreibt die Flüggesche Tabelle
vor, 950 ccm Spiritus einzufüllen; die vorhergehenden Erfahrungen liefsen dabei einen
Rückstand nicht ausgeschlossen erscheinen, es wurden daher 1050 statt 950 Spiritus ein¬
gefüllt, jedoch mit dem Erfolg, dafs der Apparat am Schlufs der Verdampfung in Flammen
geriet, wie auch in Nr. 58, 59, 60, vielleicht auch in Nr. 70 und 74, wo wir vermutlich
(Notizen hierüber fehlen) dem Feuerfangen des Apparats als einem gewohnten Umstand
Digitized by kjooole
202 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
keine solche Beachtung mehr schenkten, dafs wir ein Abpassen der kritischen Minute,
zumal bei einer Lufttemperatur von mehreren Graden unter Null, für weiterhin erforder¬
lich hielten (leider fehlt für Nr. 70 und 74 auch eine Notiz über einen ev. Rückstand)
Für den Ausfall der Desinfektion dürfte es jedoch in allen diesen Versuchen gänzlich
Tabelle I. Abteilung VI.
Feuchte Winterversuche« Zimmer zumeist geheizt.
Datum
1900
i
Künstl.
Wind?
For-
malin-
menge
Wasser¬
menge
‘ i
Milz-
brand
nach
Tagen:
h* | Fufsboden am Fenster
X
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1 00 j Fufsbod. unweit Fenst. ’J
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64
ll.Dezbr
Mit Wind
1000 ccin
1500 ccm
Nach 1 Tg.
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0
(Dienstg.)
nach allen
Formalin
Wasser
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Richtungen
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65
12Dezbr.
Ohne Wind
1000 ccm
1500 ccm
9 U 9
Nach 1 Tg.
0
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0
0
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Formalin
Wasser
> 2 »
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0
0
<>6
13.Dezbr.
Ohne Wind
1000 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tg.
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(Don¬
Formalin
Wasser
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H.Dezbr.
Mit Wind
1000 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tg.
0
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0
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(Freitag)
nach allen
Formalin |
Wasser !
» 3 >
0
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68 !
H.Dezbr.
Ohne Wind
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1500 ccm
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Formalin
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69
18.Dezbr.
Mit Wind
1 1000 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tg.
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0
0
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0
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i
(Diens- j
| nach allen
Formalin
Wasser
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1 Richtungen
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19.DezbJ
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70
Ohne Wind 1
1000 ccm
1500 ccm
Nach 1 Tg.
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(Mitt- |l
Formalin
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1
i
i
1
1
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 203
bedeutungslos gewesen sein, ob nun ein geringer Rückstand blieb, wie ca. 100 ccm in
Nr. 55, oder kein Rückstand blieb, wie in Nr. 56, oder auch, wie in Nr. 57 ff., wohl kaum
mehr als etwa 100 ccm durch Verbrennung unwirksam wurden.
Versuche Nr. 04—74.
Wechselnde Formalinmengen« Testobjekte: Milzbrand.
©
©
X
Im Nachttisch, oben
Im Nachttisch, unten i
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Im Schrank, unten 1
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S
Fufsbode» beim Ofen 1
Auf Stuhl beim Ofen 1
Auf Stuhl beim Ofen |
Temperatur
Rel.
Feucht.
i
9
C
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X
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JO
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Anfang
Ende
Maximum
Anfang
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Maximum
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28
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77
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—
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54
—
69
+
+
+
+
+ +
1
!
1
i
+
+
+
+
+
+
+
+
Bemerkungen
Desinfektion wirksam in 17 von
26 Köllen (65/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
2 og ol. Lavand. Niemals Nebel,
doch Guekfensterehen während
der ersten Stunde beschlagen.
Desinfektion wirksam in 5 von
26 Fällen (19/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
20 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 1 von
26 Fallen (4/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
20 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 6 von
26 Fallen (23/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon carbonic. und
20 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam ln 3 von
26 Fällen (12100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
20 g Ol. Lavand.
Desinfektion wirksam in 4 von
26 Fällen (15100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
20 g Ol. Lavund.
Desinfektion wirksam in 0 von
26 Fällen (0/100). Flügges Ap¬
parat, innerhalb aufge^tellt. 1000
Formalin -}- 1500 Wasser einge¬
füllt; 700 Spiritus. Desodorierung
wie zuvor, mit 80U g Ammon,
carbonic. und 20 g Ol. Lavand.
Kein Feuerfangen der Formal-
dehyddämpl'e notiert.
Archiv für Hygiene. Bd. XLIII.
15
Digitized by LjOOQLe
204 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldebyds etc.
Datum
1900
Künstl.
Wind?
For¬
mal in¬
menge
—
Wasser¬
menge
Milz¬
brand
nach
Tagen:
71
72
73
20.Dezbr
(Don¬
nerstag
Mit Wind
nach allen
Richtungen
21.Dezbr. Ohne Wind
(Freitag)
1000 ccm 11500 ccm
Formalin
1000 ccm
Formalin ,
i Wasser
Nach 2 Tg.
> 3 »
> 5 »
1500 ccm Nach 1 Tg
Wasser I » 5 >
4. Jan. 01
(Freitag)
Ohne Wind lj 3000 ccm || 1500 ccm
| || Formalin !| Wasser
741 7. Jan. 01
(Montag)
I
Ohne Wind
3000 ccm 1500 ccm
Formalin Wasser
Nach 1 Tg. +
. 5 , ;| +
Nach lTg. +!+
. 5 . !'+|+
Tabelle II. Summarische Zusammenfassung.
(Die Versuche in zeitlicher Folge.)
Abteilung I.
Unmöbliertes Zimmer von HO ebm. Sämtlich Sommerrersuche.
Nr.
Datum
1900
F °!" || Mittl.
malm- 1 _
Temp
menge
Wirksamkeit °/n
Ruhende Bewegte Luft
] n f^ 1 Einseitig 1 Allseitig
bewegt bewegt
4
26. Juni
1500
100100
5
27. >
750 —
— —
100/100
6
28. >
1000
100400
—
7
29. »
1000
100/100 —
—
8
2. Juli
500 —
33400 —
—
9
3. »
500
62/100 —
10
4. »
400
100/100
11
5. >
500
I 94400
12
G. >
500
_ | _
100 100
13
9. »
400 —
50/100 —
— 1
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Engen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 205
5 5
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j++ ; +
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+
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Temperatur
Rel. |
Feucht.
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Bemerkungen
+ + + i~
i+++i+
+!+;+
H-+i+
+
21,11 60 —
-2
73
Desinfektion wirksam in 1 von
26 Fallen (4/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
20 g Ol. Lavand.
51 _! 77:' Desinfektion wirksam In 0 von
;| 26 Füllen (0/10ü). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
|l 20 g Ol. Lavand.
-0.3 661001100 Desinfektion wirksam in 0 von
* 1 26 Füllen (0/100). Desodorierung
mit 800 g Ammon, carbonic. und
20 g Ol. Lavand. Nach 45 Minu¬
ten besteht undurchdringlicher
j Nebel. Die Fenster gefrieren
I nicht!
-2 —1 0 76100100 ! Desinfektion wirksam in 0 von
1 ’ 1 1 26 Füllen (0/100). Flügges Ap¬
parat, innerhalb aufgestellt.
Kein Feuerfangen der Formal-
dehydda rupfe notiert. Nach
45 Minuten besteht undurchdring¬
licher Nebel. Die Fenster ge¬
frieren nicht!
Nr.
Datum
1900
For-
malin-
menge
Mittl.
Temp
Wirksamkeit °/ 0
Ruhende
Luft
' Bewej
Einseitig
bewegt
<te Luft
Allseitig
bewegt
14
10. Juli
400
_
_
94/100
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11. »
400
—
50/100
—
16
12. »
400
—
69/100
-
17
13. >
400
—
75/100
—
—
18
16. »
400
—
94/100
—
19
17. >
400
—
—
100/100
20
18. »
0
26°
—
—
—
21
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300
27°
81/100
—
—
22
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—
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100
27°
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—
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27°
0/100
—
—
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50
28°
—
—
0/100
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| 26. »
! 50
29°
0/100
—
—
15 •
Digitized by LjOOQle
206 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
For-
mahn*
Wirksamkeit
7.
Nr.
Datum
1900
Mittl.
Temp.
Ruhende
Bewegte Luft
1
menge
Luft
1 Einseitig
j bewegt
Allseitig
bewegt
27
27. Juli
50
i
30°
i
0/100
28
30. >
300
£
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o
i —
—
100/100
29 !
4 31. >
200
26°
—
i
88 100
30 1
1. August
100
27 0
—
—
0/100
31 1
2. >
200
25°
—
—
31/100
32
3. >
200
00
o
75/100
—
—
33
4. >
200 ;
2»»
—
—
31/100
34
| 6 . »
300
i 1
23»
61/100
—
—
Der Versuchsraum hatte strenge genommen nicht, wie oben angegeben,
110 cbm Inhalt, sondern nur 109 (Höhe 4,75 m, Breite 3,32 m, Tiefe 6,90 m).
Tabelle IE. Abteilung II.
Möbliertes Zimmer von 110 cbm. Oröfstenteils Winterversuche.
Nr.
Datum
1900
For-
malin-
Menge j
1 Mittl.
Temp. |
■
1
Wi
Ruhende
Luft
irksamkeit */o
Bewegte Luft
Einseitig
bewegt
Allseitig
bewegt
35
11. August
300
21°
20/100
—
—
36
13.
> |
300
21°
—
—
30/100
37
15.
>
1000
21 0
100/100
—
—
38
16.
» |
1000
22°
1 —
—
100/100
39
16. Oktober
500
14®
60/100
—
—
40
17.
> i
500
i i4°
1
—
90/100
41
18.
>
500
13°
| 30 100
—
—
42
19.
»
500
13°
|. 18/100
—
—
43
20.
• :i
500
13°
—
—
32/100
44
1. Novbr.
500
12°
1 9/100
—
—
45
3.
>
500
11°
—
—
18/100
46
9.
»
1000
11°
! 55/100
—
—
47
10.
>
750
11°
1 —
—
91/100
48
13.
>
500
10°
—
—
24/100
49
15.
>
750
9°
23/100
—
—
50
16.
»
750
10°
27/100
—
—
51 l!
17.
>
900
10°
—
—
95/100
52
19.
>
900
10°
—
—
91/100
53 il
20.
>
1000
10°
—
—
95/100
54 1
22.
>
1000
10°
59/100
—
F 55
26.
>
1000 i
9°
9/100
—
F 56 |
28.
i
1000 |
1 9 °
—
55/100
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 207
For-
Wirksamkeit
•/.
Nr.
Datum
1900
malin-
Mittl.
Temp.
Ruhende 1
Bewegte Luft
menge
Luft
Einseitig
bewegt
Allseitig
bewegt
F 57
29.
Novbr.
1500 S 9°
41/100
_
_
F 58
30.
>
1500
9°
—
86/100
F 59
1.
Dezbr.
1500
8°
—
—
100/100
F 60
3.
>
1000
8°
—
—
50/100
61
4.
>
1000
9°
14/100
—
—
62
8.
*
1000
8°
5/100
—
—
63
10.
>
1000
8»
1 —
—
5/100
64
11.
>
10()0
30°
65/100
65
12.
>
1000
30°
19/100
—
66
13.
»
1000
12°
4/100
—
—
67
14.
>
1000
10°
—
—
23/100
68
17.
»
1000
20°
12/100
—
—
69
18.
>
1000
19°
—
—
15/100
F 70
19.
>
1000
18°
0/100
—
—
71
20.
>
1000
20°
—
—
4/100
72
21.
>
1000
15°
0/100
—
—
73
4. Januar 01
3000
—3 0
0/100
—
—
F 74
7.
»
: 3000
1
— 3°
j 0/100
f
—
Die Versuche mit Flügges Apparat sind durch ein vor die Nummer
des betreffenden Versuchs gesetztes >F< bezeichnet (ebenso in allen nach¬
stehenden Tabellen).
Tabelle m.
Einflufs bewegter Luft auf die Wirksamkeit der Desinfektion.
(Die Versuche geordnet nach steigenden Formalinmengen.)
Abteilung I.
Einseitig bewegte Luft verglichen mit ruhender Luft. (Unmöbliertes Zimmer
von HO cbm.)
Nr.
.. .
Formalin-
Menge
Datum
1900
Mittl.
Temp.
Wirksamkeit ° 0
Hübende Luft | Einseitig bewegte Luft
21
300
19. Juni
27°
81/100
—
34
300
6. August
23°
—
61/100
13
400
9. Juli
—
50/100
—
17
400
13. >
75/100
73100
—
18
400
16. *
—
94/100
—
15
400
11. *
—
—
50/100 1 Mittel
16
400
12. >
—
—
69/100 ( 60 100
7
1000
29. Juni
100/100 1
1 Mittel
—
4 ,
1500
26. »
100/100 1
[ 100/100
—
6
i
1000
28. >
—
j 100/100
Digitized by Google
208 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Zusammenfassung der Mittel.
Formalin-
Mengen
Verglichene Nummern
Wirksamkeit °/o
I
Einseitig bewegte Luft:
ruhender Luft =
300
34 gegen 21
61 : 81 = 100 : 134
400
12, 16 gegen 13, 17, 18
60 : 73 = 100 : 122
1000
6 gegen 7, 4
100 : 100 = 100 : 100
Tabelle m. Abteilung n.
Allseitig bewegte Luft verglichen mit ruhender Luft,
a) Unmöbliertes Zimmer von HO cbm.
Nr.
For-
malin-
Menge
Datum
1900
Mittl.
Wirksamkeit °/ 0
Temp.
Ruhende Luft
Allseitig bewegte
Luft
24
50
24. Juni
27°
0/100 1 Mittel
—
26
50
26. »
29°
0/100 | 0/100
—
25
50
25. >
28°
—
0/100 1 Mittel
27
50
27. >
30°
—
0/100 | 0/100
23
100
23. Juni
27°
56/100
—
30
100
1. August
270
—
22
200
20. Juli
28°
69/100 1 Mittel
—
32
200
3. August
mbm'mmemm
29
200
31. Juli
26°
—
«V 100 ] Mittel
31
200
2. August
25°
—
31/100 Ko
33
200
4. »
28°
—
31/100 ) 00/100
21
300
19. Juli
27°
81/100
—
28
300
30. »
28°
—
100/100
13
400
9. Juli
—
50/100 1 Mittel
—
17
400
13. »
—
75/100 73^100
—
18
400
16. >
—
94/100 ) 70 100
—
10
400
4. >
—
—
100/100 1 Mittel
14
400
! io. »
—
—
94 100 1 98/100
19
400
17. >
—
—
100 / 1001 98/100
8
500
2. Juli
—
33 100 1 Mittel
—
9
500
3. »
62/100 | 48/100
—
11
500
5. »
—
94/100 \ Mittel
12
500
6 . »
—
100/100 | 97/100
7
1000 !
29. Juni
- |
100/100 1 Mittel
—
4
1500
26. >
_
100/100 / 100/100
—
5
750
27. >
— i
100/100
Digitized by ^.ooQle
Von 8tabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 209
Zusammenfassung der Mittel.
Formalin-
Mengen
Verglichene Nummern
Wirksamkeit °/ 0
1
Allseitig bewegte Luft:
ruhender Luft =
50
25, 27 gegen 24, 26
0
0 = 100 : 100
100
30 gegen 23
0
56 = 0 : 100
200
29, 31, 33 gegen 22, 32
50
72 = 100 : 144
300
28 gegen 21
100
81 = 100 : 81
400
10, 14, 19 gegen 13, 17, 18
98
73 = 100 : 74
500
11, 12 gegen 8, 9
97
48 = 100 : 49
750:1250
5 gegen 4, 7
100
100 = 100 : 100
Tabelle III. Abteilung II.
b) Möbliertes Zimmer von 110 ebm.
Nr.
For-
Datum
Mittl.
1 Wirksamkeit %
malin-
Menge
1900
; Temp.
; Ruhende Luft
Allseitig bewegte
Luft
35
300
11. August
21° ;
20/100
_
36
300
13.
; 2i° j
—
30/100
39
600
16. Oktober
14°
«0/100 ■>
—
41
500
18.
13°
30/100
1 Mittel
—
42
500
19.
13°
18/100
29/100
—
44
500
1. Novbr.
12°
9/100.
—
40
500
17. Oktober
14°
—
90/100]
43
500
20.
13°
—
32/100 1
Mittel
45
500
3. Novbr.
11°
—
18/100 1
41/100
48
j 500
i
13. >
10°
—
24/100 J
46
1000
9. Novbr.
11°
55/100
_
54
1000
22. »
10°
59/100
—
F 55
1000
26. >
9°
9/100
—
61
1000
4. Dezbr.
9°
14/100
—
62
1000
8 >
8°
5/100
Mittel
—
65
1000
12. >
30°
19/100
’ 18/100
—
66
1000
13. >
12°
4/100
—
68
1000
17. >
20°
12/100
—
F 70
1 1000
19. >
18°
0/100
—
72
1000
21. >
15°
0/100
—
51
900
17. Novbr.
10°
—
95/100
52
53
900
1000
19. >
20. <
10°
10°
—
91/100
95/100
Mittel l )
F 56
1000
28. >
9°
—
55/100
60/100
F 60
1000
!
3. Dezbr.
8°
—
50/100
1) Hierzu gehören auch die 5 nächsten umstehenden Versuche.
Digitized by ^.ooQle
210 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Nr.
Formalin*
Datum 1
Mittl.
Wirksamkeit °/ 0
Menge
1900 !
Temp.
Ruhende Luft
Allseitig bewegte Luft
63
1000
10. Dezbr.
8°
_
5/100
64
1000
11. »
30°
—
65/100
> Mittel«)
50/100
67
1000
14. »
10°
—
23/100
69
1000
18. »
19°
—
15/100
71
1000
20. »
20°
—
4/100
F 57
1500
29. Novbr.
9°
41/100
—
F 58
1500
30. >
9°
—
86/100 1
1 Mittel
F 69
1500
1. Dezbr.
8°
—
100/100 j
[ 93/100
Zusammenfassung der Mittel.
Formalin-
Mengen
Verglichene Nummern
Wirksamkeit °/ 0
Allseitig bewegte Luft:
ruhender Luft =
300
36 gegen 35
30 : 20 = 100 : 67
500
40, 43, 45, 48 gegen 39, 41, 42, 44
41 : 29 =: 100 : 71
1000
51, 52, 53, 56, 60, 63, 64, 67, 69, 71
geg. 46, 54, 55, 61, 62, 65, 66, 68, 70, 72
50 : 18 = 100 : 36
1500
58, 59 gegen 57
93 : 41 = 100 : 44
Tabelle DL Abteilung m.
Allseitig bewegte Luft verglichen mit einseitig bewegter Luft.
(Unmöbliertes Zimmer von 110 ebm.)
Nr.
For-
mali n-
Menge
Datum
1900
Mittl.
Temp.
Wirksamkeit °/o
Einseitig i Allseitig
bewegte Luft 1 bewegte Luft
34
300
6. August
23°
61/100
—
28
300
30. Juli
28°
—
100/100
15
400
11. Juli
—
50/100 1 Mittel
—
16
400
12. »
—
69/100 / 60/100
—
10 |
400
4. >
—
—
100/100 |
14
400
10. »
—
—
94/100 hsm
19
400
17. >
—
—
100/100 J 9Ö/1Ü0
6
1000
28. Juni
—
100/100
—
5
750
27. »
—
—
100/100
1) Diese 5 Versuche bilden mit den vorseitig letzt aufgeführten 5 Ver¬
suchen eine gemeinsame Gruppe mit dem Mittelwert 50/100.
Digitized by i^ooQle
Allseitig bewegte Luft: einseitig
bewegter : ruhender Luft =
300
28 : 34 : 21
100
61
81 = 100 : 61
81
400
100,14,19 :15,16 :13,17, 18
98
60
73 = 100: 61
74
750:1000:1250
5 : 6 : 7,4 ]
100
100
: 100 = 100 :100
100
Digitized by ^.ooQle
212 Ober die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Tabelle IV.
Einflurs der Resistenz der Testobjekte auf die Desinfektionswirkung.
Abteilung I.
Milzbrand-Seiden fäden von 1—2 Minuten Dampfresistenz (100 °).
(Möbliertes Zimmer von HO ebm.)
Nr.
For- |
Datum
1900 ]
!
|
Mittl. |
i Temp.
i
Wirksamkeit %
malin*
Menge
i
1 Ruhende Luft
Allseitig
bewegte Luft
46
1000 1
9. Novbr.
i |!
n»
55/100
_
54
1000 !
22. > 1
10° 1
59/100
Mittel
28/100
—
F 55
1000
26. > 1
90 n
9 100
—
61
1000
4. Dezbr. 1
9» 1
14/100
—
62
1000
6. .
8°
5/100
—
51
900
17. Novbr.
10® 1
—
95/100
52
900
19. >
; io«
—
91/100
Mittel
77/100
53
1000
20. . !
| 10»
—
95/100
F 56
1000
28. . ;
9« .
—
55 100
F 60
1000
3. Dezbr.
8 ° II
—
1 50/100
77 : 28 = 100 : 36; genau so oben,
50 : 18 = 100 : 36 (Tab. III, Abt. II b).
Tabelle IV. Abteilung IE.
Milzbrand-Seidenfäden von 3—4 und mehr Minuten Dampfresistenz (100 °).
(Möbliertes Zimmer von 110 cbm.)
Nr.
For- i!
r i
Mittl. -
Wirksamkeit °/o
malln* j
Menge
1900
Temp. ||
1!
Ruhende Luft
Allseitig
bewegte Luft
65
1000
12. Dezbr.
!| 30°
19/100
_
66
1000 |
13. >
,j 12°
4/100
Mittel
7/100
—
68
1000
17. »
20°
12 100
—
F 70
1000 |
19. >
•f 18° il
0/100
—
72
l
1000 ,
21. »
i 15 °
0/100 .
—
63
1000 1
10. Dezbr.
1 8° ,
—
5/100
64
1000
11. >
30°
—
65/100
Mittel
22/100
67
| 1000
14. »
10°
—
23/100
69
, iooo ]!
18.
19°
—
15/100
71
1000 1
20. >
1 *>° !j
—
4/100
Hierin verhalten sich
22 : 7 = 100 : 32; ähnlich ist oben,
50 : 18 = 100 : 36 (Tab. III, Abt. Hb).
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 213
Vergleicht man die entsprechenden Versuche der beiden Abteilungen
in ruhender und in bewegter Luft unter sich. Versuche, in denen jedenfalls
die verschiedene Resistenz der Milzbrandsporen das gewichtigste, die Des¬
infektionswirkung beeinflussende Moment war, so kommt man zu folgenden
Verhältniszahlen:
a) Wirksamkeit der Desinfektion in ruhender Luft.
Milzbrandsporen von 1 — 2, mit solchen von 3 — 4 und mehr Minuten
Dampfresistenz verglichen:
28 : 7 = 100 : 24 = 4 :1.
b) Wirksamkeit der Desinfektion in allseitig bewegter Luft.
Milzbrandsporen von 1 — 2, mit solchen von 3 — 4 und mehr Minuten
Dampfresistenz verglichen:
77 : 22 = 100 : 29 = 3 1 /,: 1.
Tabelle V.
Einflurs der Lufttemperatur auf die Wirksamkeit der Desinfektion.
(Die Versuche geordnet nach steigenden Lufttemperaturen.)
Abteilung I.
Milzbrandsporen von| 1—2 Minuten Dampfresistenz (100 °).
(Möbliertes Zimmer von 110 ebm.)
Nr.
Mittl.
Datum
Formalin-
Wirksamkeit ®/ 0
Tenip.
1900
Menge
Kuhende Luft
Allseitig bewegte Luft
62
8°
8. Dezbr.
1000
5/100
—_
F 55
9®
o>
26. Novbr.
1000
9/100
—
61
9*
1 2
4. Dezbr.
1000
14/100
jiiuei
’ oa/im
—
54
10°
§
22. Novbr.
1000
B9/100
60 /iw
—
46
11®
9. >
1000
55/100 |
—
F 60
8°
3 Dezbr.
1000
—
50/100
F 56
9®
& 1
28. Novbr.
1000
—
55/100
52
10°
i
19. »
900
—
91/100
ITA littet
77/100
51
10°
§
17. »
900
—
95/100
53 |
10°
20. >
1000
—
95/100
44
12®
1 ° 1
co
1. Novbr.
500
9/100
—
42 ;
13®
19. Oktober ,
500
18/100 1
Mittel
—
41 ;
13®
r © |
+Z ■
18.
500
30/100 I
‘ 29/100
—
39
14®.
^ I
16.
500
60/100 J
—
48
10®
1 ° '
<N
13. Novbr. !
500
—
24/100 ]
45 ,
11®
iL
3. >
500
—
18/100 1
Mittel
43
13®
1 ;
20. Oktober
500
—
32/100 I
41/100
40 '
14®.
17.
1 !
500
1
—
90/100 J
Hierin verhalten sich (vgl. Tab. III, Abt. II b, u. Tab. IV, Abt. I)
77 : 28 = 100 : 36; ferner (vgl. Tab. HI, Abt. H b)
41 : 29 = 100 : 71.
Digitized by t^ooQle
214 Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Tabelle V. Abteilung H
Milzbrandsporen yon 3—4 und mehr Minuten Dampfresistenz (100°).
(Möbliertes Zimmer yon HO ebm.)
Mittl.
Temp.
For*
Wirksamkeit °/o
Nr.
Datum
malin-
Menge
Ruhende Luft
Allseitig
bewegte Luft
73
_
3°
4. Januar 01
3000
0/100
—
F 74 l )
—
3°
7. » 01
3000
0/100
—
66
12°
13. Dezbr. 00
1000
4/100
—
72
15°
Ci
y—*
21. » 00
1000
0/100
Mittel
7/100
—
F 70
18°
3
19. > 00
1000
0/100
—
66
20°
17. > 00
1000
12/100
—
65
30°
s
12. > 00
1000
19/100
—
63
8°
o
10. Dezbr. 00
1000
—
5/100
67
10°
r—
14. » 00
1000
—
23/100
Mittel
69
71
19°
20°
1 %
■4J
WH
18. * 00
20. » 00
1000
1000
— i
15/100
4/100
1*11 vlvl
22/100
64
30°
11. »00
1000
65/100
Hierin verhalten sich (vgl. Tab. IV, Abt. II)
22 : 7 == 100 : 32.
Tabelle VI.
Einflurs der Art des Testobjekts auf die Desinfektionswirkung.
Abteilung I.
Die Wirkung auf Milzbrandsporen im Vergleich zur Wirkung auf Typhus,
Diphtherie, Staph.
(MObliertes Zimmer von HO ebm.)
i
Nr. :
Ohne
! oder mit
Wind? 1
For-
malim
Menge
> Testobjekte abgetötet
Bemerk.
I. Milz¬
brand
II.
Typhus
HI.
Diphth.
IV.
Staph.
35
O. W.
300
! 2 von
9 von
10 von
i
10 von |
1 10 Obj.
10 Obj.
10 Obj. |
10 Obj. '
i
^ 300 1
abgetötet abgetötet
abgetötet
abgetötet
36
1 M. W.
2 von
10 von 1
10 von
10 von
1 Schmetter¬
]
, 10 Obj. |
10 Obj.
10 Obj.
10 Obj.
ling bleibt
i
1
i ■ '
abgetötet abgetötet
abgetötet
i
abgetötet
leben
1) Vorgesetztes >F* bedeutet, wie erwähnt, Versuch mit Flügges Apparat.
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Engen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 215
Tabelle VI. Abteilung n.
Die Wirkung auf Milzbrandsporen im Vergleich zur Wirkung anf Mäuse
(Hausmäuse) und Insekten (Flöhe, Wanzen, Elfer, Fliegen, Motten,
Schmetterlinge).
(Unmöbliertes Zimmer von HO cbm.)
Nr.
Ohne
For-
Versuchsobjekte getötet
oder mit
Wind?
malin-
Menge
I.
Milzbrand
II.
Hausmäuse
m.
Verschiedene Insekten
4
0. W.
1500
16 von 16 Obj.
abgetötet
1 Maus
bleibt leben
—
5
MW.
750
16 von 16 Obj.
abgetötet
1 Maus
bleibt leben
—
6
M.W.
1000
16 von 16 Obj.
abgetötet
1 Maus
bleibt leben
1 Fliege bleibt leben;
1 Schmetterling bleibt leben
13
0. W.
400
8 von 16 Obj.
abgetötet
—
5 von 11 Fliegen getötet;
1 Motte getötet
14
M.W.
400
15 von 16 Obj.
abgetötet
—
12 von 17 Fliegen getötet;
0 von 4 Wanzen getötet
15
M.W.
400
8 von 16 Obj.
abgetötet
—
1 von 2 Fliegen getötet;
0 von 4 Wanzen getötet
16
M.W.
i
400
11 von 16 Obj.
abgetötet
—
8 von 8 Fliegen getötet;
0 von 7 Wanzen getötet
17
0 . w.
400
12 von 16 Obj.
abgetötet
—
0 von 7 Wanzen getötet
18
0 w.
400
15 von 16 Obj.
abgetötet
—
0 von 7 Wanzen getötet;
0 von 2 Schmett. getötet
21
0 . w.
300
13 von 16 Obj.
abgetötet
—
1 Floh bleibt leben;
1 Käfer bleibt leben
31
M.W.
200
5 von 16 Obj.
abgetötet
—
1 Floh getötet;
0 von 2 Schmett. getötet
Nach unseren Versuchen ist der Formaldehyd als Ungeziefer-Vertilgungs¬
mittel von solch geringer und fragwürdiger Wirkung, dafa er hierfür nicht
empfohlen werden darf. Wir betonen diesen Umstand. Denn Springfeld
hat inzwischen die, soweit ersichtlich, experimentell nicht gestützte Be¬
hauptung aufgestellt: »Vielleicht hilft die Thatsache, dafs die Formaldehyd-
Desinfektion auch das Ungeziefer angreift, der (Formaldehyd-) Desinfektion
die Wege ebnen« (Zeitschr. f. Amts- u. Gemeindevorsteher, 3. Jahrg. 1891, Nr. 6).
Digitized by ^.ooQle
21G Über die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Tabelle VII.
Temperatur und Feuchtigkeitsverhäitnisee in den einzelnen
Versuchen (Mittelwerte).
Abteilung I. Versuch Nr. 1—20.
Temperatur und Feuchtigkeit der Luft im Freien.
Nr. i
Datum
1900
t Ohne
oder m i t
Wind?
Verdampfung 1
(Wasser und
Formalin) 1
Temp.
Absol.
Feucht.
mg/L
Sätt.-
Defiz.
mg/L
Rel.
Feucht.
7»
1
1
19. Juni
0. W.
330 g Paraform
(330 Pastillen).
18,0
7,7
7,6
50
2
i
20.
»
0. W.
330 g Para form ,
(330 Pastillen).
20,0
9,5 j
7,7
:
55
3 1
1
22.
*
O.W.
330 g Paraform :
(330 Pastillen). |
19,5
i
9,2 j
7,5
55
4 ,
l
26.
>
O.W. |
|
1500 Wasser -f-
1500 Formalin.
15,0
9,0
3,8
70
5 !
27.
>
M. W.
1
1500 Wasser -f-
1500 Formalin.
14,0 !
10,8
!
1 2 1
90
6
28.
>
M.W. !
1
1000 Wasser -f- 1
1000 Formalin.
15,5
9,2 ;
4,0
70
7 1
i
29.
>
0 . w.
1000 Wasser -f-
1000 Formalin. ^
17,0
8,9
5,9
60
8 j
2.
Juli
O.W. ,
1
1500 Wasser -f-
500 Formalin.
19,5
10,9 ,
5,8
65
9 i
i
3.
>
O.W. ;
I
1500 Wasser -f-
500 Formalin.
22,5
15,0
5,0
75
10
1
4
>
M. W.
1500 Wasser -f-
400 Formalin.
16,0
9,8
3,8
i 1
72
11 '
5.
! M. w.
1500 Wasser -\-
500 Formalin.
15,0 ;
1 7,0
1
5,8 '
55
i
12
6.
<
j MW.
1500 Wasser +
| 500 Formalin.
19,0 j
1 10,5
5,7 !
1
' 65
13
9.
0. W. 1
1500 Wasser -f-
400 Formalin.
12,5
9,4
1,6
85
i
14
10.
. i
i
] M.W. ,
, 1500 Wasser -f-
400 Formalin.
j 14,5
7,4
i 5,0 j
60
15 i
n.
M. W. |
* 1
1500 Wasser -f~ ]
400 Formalin.
( 17 > 5 !
1 7 > 4 |
7 - 4 i
50
16
1 12.
>
M. W.
1
1500 Wasser -f-
400 Formalin. |
1 19,5 '
7.5
9,2
1
45
17
13.
0 . w.
1 1
' 1500 Wasser-f-
| 400 Formalin.
21,5
9,4
9,4
1 :
50
18
16.
1 0 . w. 1
1 1500 Wasser -f-
| 400 Formalin.
! 27,0 1
1 12,8
12,8
50
18
17.
1
M. W.
|
1500 Wasser -f-
4(H) Formalin.
24,5
i 13,3
10,5 1
, 8.9
1 i
i 60
20
18.
1
»
i
M. W. ,
Keine Yerdam-
: pfung. (Blinder
| Versuch.)
19,0
5,7
1
f 1
65
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 217
Tabelle VH. Abteilung H. Versuche Nr. 21—74.
Temperatur und Feuchtigkeit der Luft im Zimmer und im Freien.
Nr. u.
Datum
(1900)
Ohne
oder
Verdampfung Temperatur
Absol.
Feucht.
1
Sätt. Defiz.,
1
Rel.
Feucht.
mit
Wind?
uuu
Formalin)
Innen
Aus-
sen
Diff.
Innen
Ans-
! sen
Diff.
Innen
Aus¬
sen
Diff.
Innen
Aus¬
sen
Diff.
Grad
Grad
mg/L
mg'L
in g/L
mg/L
°/o
°/o
Nr. 21,
O. W.
1500Wasser 4“
27,0
+ 4,0
17,9
+ 7,7
7,7
-2,5
70
+ 20
19. Juli |
300 Formalin
23,0
10,2
10,2
50
Nr. 22.
O. W.
1500Wasser+
28,5
+ 1,0
19,5
+ 6,3
8,3
-4,8
70
+ 20
20. Juli
200 Formalin
27,5
13,2
13,1
50
Nr. 23,
O. W.
1500Wasser 4*
27,5
+ 8,5
19,7
+ 5,9
6,6
+ 4,2
75
— 10
23. Juli
100 Formalin
19,0
13,8
2,4
ö5
Nr. 24,
O. W
1500Wasser 4-
27,0
+ 7,5
18,7
+ 7,0
6,9
+ 1,9
73
+3
24. Juli
50 Formalin
19,5
11,7
5,0
70
Nr. 25,
M.W.
1500Wasser 4"
28,0
+ 3,5
20,2
+ 5,7
6,8
— 1,0
75
+ 10
25. Juli
50 Formalin
24,5
14,5
7,8
65
Nr. 26,
O. W.
1500Wasser -f
29,0
+ 0
21,4
+ 5,7
7,1
— 5,7
75
+ 20
26. Juli
50 Formalin
21),0
15,7
12,8
55
Nr. 27,
M.W.
1500Wasser +
30.0
+ 10,0 21,1
+ 9,9
10,0 +4,0
70
+ 5
27. Juli
50 Formal in
20,0
11,2
6,0
65
Nr 28, 1
M.W.
1500Wasser
27,5
4-5,5
18,4
+ 6,8
7,9
+ 0,2
70
+ 10
30. Juli
300 Formalin
22,0
11,6
7,7!
60
Nr. 29,
M.W.
1500Wasser +
26,5
+ 0,0
17,4
+ 6,3
7,5
+ 3,8
70
— 5
31 Juli
200 Forrnalin
17,:>
11,1
3,7
75
Nr. 30,
M.W.
1500Wasser +
26,5
+ 8,0
17,4
+ 8,8
7,5
+ 0,4
70
+ 15
1. Aug.
100 Formalin
18,5
8,<i
7,1
55
Nr. 31,
M.W.
1500Wasser +
25,0
+ 7,5
16,5
+ 5,4
6,4
+ 2,7
72
-3
2. Aug,
1 *200 Forrnalin
;i7,5
114
3,7
75
Nr. 32,
0. w.
1500Wasser +
; 28,0
4 - 9,0
20,4
+ 10,7
6,6
+ 0,1*
72
+ 12
3. Aug.
j 200 Formalin
11), 0
9,7
6,5
60
Nr. 33,
: m. w.
1500Wasser +!
28,5
+ 9.5
20,0
+ 8,7
7,8
+ 2,9
72
+ 2
4. Aug.
200 Forrnalin
! is,<>
11,3
4,9
70
Nr. 34,
o. w.
1500 Wasser +
23,0 4 - 5,0
15.3
+ 0,9
5,1
- 1,8
75
+ 20
6. Aug.
i
300 Formalin
18,0
8,4
6,9
55
Nr. 35,
0 . w.
1500Wasser +
21,5
+ 7,5
15,0
+ 4,2
3,8
+ 2,6 80
— 10
11.Aug.
1
| 300 Forrnalin
14,0
10,8
1,2
90
Nr. 36,
M. W.
1500Wasser +
21,5
+ 5,0
16,0
+ 5,5
2,8
-0,7
85
+ 10
13.Aug
800 Forrnalin
16,5
10,5
3,5
75
Nr. 37.
0 . w. :
1500Wasser +
21,0
+ 4,0
17,3
+ 3,3
0,9
— 2,7
95
+ 20
15.Aug.
|
; 1000 Forrnalin
17,0
10,8
3,6
75
Nr. 38,
M. W.
1500Wasser +
22,0
— 0,5
18,3
+ 6,4
1.0
-7,0
95
+ 35
16. Aug.
1000 Forrnalin
22 , r»
11,9
8,0
60
Nr. 39,
0. W.
1500Wasser 4 - 1
14,0
+ 6,0
10,8
+ 3,7
1,2
+ 0.0
90
+ 5
16 Okt.
500 Forrnalin
8,0
7,1
1,2
85
Nr. 40,
M.W.
1500 Wasser +
14,0
+
11 , 4 .
+ 5,4
0,6
— 1,4
95
+ 20
17. Okt.
500 Forrnalin
7,5
6,0
2,0
75
Nr. 41,
0. W.
1500 Wasser +
13,0
+ 6,0
10.7
+ 3,7
0,6
-0,2
95
+ 5
18. Okt.
500 Forrnalin
7,0
7,0
0,8
90
Digitized by ^.ooQle
218 tJber die Verstärkung der Desinfektionswirkung des Formaldehyds etc.
Nr. u.
Datum
(1900)
Oh ne
oder
mit
Wind?
1
Verdampfung
(Wasser und
Formalin)
j
Temperatur
Absol.
Feucht.
I - V'V+rii- ?
1 Sfttt.-Defiz.
! Bei.
| Feucht.
Innen
Aus¬
sen
Diff.
Innen
Aus¬
sen
Diff.
Innen
Aus-
i sen
Diff.
Innen
Aus¬
sen
Diff.
!o. W.
: Grad
Grad
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
%
%
Nr. 42,
löOOWasser +
13,0
+ 7,0
10,7
+ 4,9
0,6
— 0,9
95
+ 15
19.0kt.
|
500 Formalin
6,0
5,8
1,5
80
Nr. 43,
M. W.
: 1500Wasser +
12,5
-4- 8,0 10,5
+ 6,5
0,5
-i,i
95
+ 20
20 . Okt.
500 Formalin
4,5
| 5,0
1,6
75
Nr. 44,
O. W.
1 löOOWasser+ ,, 12,0
+ 4,5
10,1
+ 3,7
0,5
— i,i
95
+ 15
1. Nov.
f J
I 500 Formalin | 7,5
6,4
1,6
80
Nr. 45,
M.W.
löOOWasser +
11,0
+ 6,0
8,5
+ 3,7
1,5
-0,6
85
+ 15
3. Nov.
1 500 Formalin
5,0
4,8
2,0
70
Nr. 46,
O. W.
1 löOOWasser +
11,0
+ 4,0
8,5
+ 2,3
1,5
-0,1
85
+ 5
9. Nov.
1000 Formalin
7,0
|l 6,2
1,6
80
Nr. 47,
Im. w.
löOOWasser +
11,0
+ 2,5, 9,5
+ 3,5
0,5
-2,0
95
+ 25
lO.Nov.
1
I 750 Formalin
8,5
6,0
2,5
70
Nr. 48,
M.W.
löOOWasser+ i 10,0
+ 8,5
8,9
+ 3,8
0,5
+ 0,2
95
±0
13.Nov.
500 Formalin
1,5
6,1
0,3
95
Nr. 49,
|0. w.
löOOWasser +
9,0
+ 3,0
8,4
+1,5
0,4
±0,0
95
±0
lö.Nov.
750 Formalin
6,0
6,9
0,4
95
Nr. 50,
0 . w.
löOOWasser +
10,0
+ 3,5
9,4
+ 3,0
0,0
-1,1
100
+ 15
lß.Nov.
1 750 Formalin
6,5
6,4
1,1
85
Nr. 51,
M.W.
1 löOOWasser +, 10,0
+ 6,0
8,9
+ 2,8
0,5
+ 0,2
95
±0
17.Nov.
I 900 Formalin
4,0
6,1
0,3
95
Nr 52,
M.W.
löOOWasser +
10,0
+ 5,0
9,4
+ 3,3
0,0
-0,7
100+10
19.Nov.
[ 900 Formalin
5,0
6,1
0,7
90
Nr. 53, 1
M.W.
1500Wasser-f l| 10,0
+ 5,0
9,4
+ 3,3
0,0
-0,7
1100 U- 10
20.Nov. |
1000 Formalin 5,0
' fi 1
1 0,7
1 90
Nr 54,
0 . w.
löOOWasser +
! io,o
+ 1,0
9,4
+ 1,9
0,0
-1,3
100 + 15
22.Nov.
1 i
1000 Formalin
9,0
7,5
| 1,3
I 85
Nr 55,
0 . w..
löOOWasser +
9,0
+ 3,5
8,8
+ 2,5
0,0
- 0,7
100
+ 10
26-Nov.
1000 Formalin
5,5
6,3
0,7
90
Nr. 56,
M.W
löOOWasser +
9,0
+ 3,5
8,8
+ 3,2
0,0
-1.4
100
+ 20
28. Nov. !
1000 Formalin
, 5,5
5,6
1,4
l
80
Nr. 57,
0. W.
2250 Wasser +
9,0
+ 7,5
8,8
+ 3,9 1
0,0
— 0,5
100
+ 10
20.Nov.
1 1500 Formalin
1,5
4,9
0,5
90
Nr 58,
M. W.
2250W asser +
9,0
+ 6,5
8,8
+ 3,6
0,0
-0,6
100
+ 10
30.Nov.
1500 Formalin
2,5
5,2
0,6
90
Nr. 59,
M.W.
, 2250Wasser +
8,0
+ 6,0
8,3
+ 3,3
0,0
-0,6
100
+ 10
1. Dez.
! 1500 Formalin
2,0
5,0
0,6
90
Nr. 60,
M.W.
löOOWasser +
8,0
+ 7,0
7,1
+ 3,7
1,2
+ 0,1
85
+ 10
3. Dez.
1000 Formalin
-1,0
3,4
1,1
75
Nr. 61,
0 . w. 1
j 1500Wasser -|-
9,0
+ 6,0
7,5
+ 2,7
1,3
+ 0,1 i
85
+ 5
4. Dez.
1000 Formalin
4-3,0
4,8
1.2
I
80
Nr. 62,
0 . w.!
1500'Wasser +
8,0
+ 8,5
8.4
+ 4,9
0,4
-0,8
95
+ 20
8 . Dez.
il
1000 Formalin
- 0,5
3,5
1,2
75
Nr. 63,
M.W.
löOOWasser +
- 8,0
+ 4,0
7,9
+ 1,8
0,4
+ 0,1
! 9 5
±0
10. Dez.
i
1000 Formalin
6,1
0,3
1
; 95
1
Digitized by ^.ooQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 219
Nr. u. |
Datum
(1900)
Ohne
oder
mit
Wind?
Verdampfung
(Wasser und
. Formalin)
j Temperatur
Absol.
Feucht.
Sätt-Defiz.
Rel,
Feucht.
Innen
Aus¬
sen
Diff.
Innen
Aus¬
sen
Diff.
t
i Innen
1 Aus¬
sen
Diff.
Innen
Aus-
l sen
Diff.
1 Grad
Grad
mg/L
mg/L
mg/L
mg/L
°/o
°/o
Nr 64,
M.W.
1500Wa88er-|- 30,0
+ 27,5
13,5
+ #>3
16,6
+ 16,0
45
-45
11. Dez.
1000 Formalin
2,5
5,2
0,6
90
Nr. 65,
! 0 . w.
1500Wasser +
30,0
+ 24,5
13,5
+ 7,2
16,6
+ 15,9
45
— 45
12. Dez.
1000 Formalin
5,5
6,3
0,7
90
Nr. 66,
0 . w.
1500Wasser-)-
12,0
+ 4,0
10,1
+ 3,0
0,5
-0,7
95
+ 10
13. Dez.
1000 Formalin
8,0
7,1
1,2
'85
Nr. 67,
M.W.
i500Wa8ser-|-
10,0
+ 3,0
8,9
+ 2,7
0,5
-1,1
95
+ 16
14. Dez.
1000 Formalin
7,0
6,2
1,6
80
Nr 68,
O. W.
1500Wasser +
20,0
+ 13,0
(7,2
+ 10,6
6,9
+ 5,7
60
— 15
17. Dez.
1000 Formalin
7,0
i
6,6
1,2
85
Nr. 69,
M.W.
1500Wasser-)-
19,0
| + 14,0
11,3
+ 6,5
4,9
+ 2,9
70
+ 0
18. Dez
1000 Formalin
5,0
4.8
2,0
70
Nr. 70,
0. W.
1500Wasser -|-
18,0
+ 16,5
9,2
+ 4,6
6,1
+ 5,3
60
-25
19. Dez.
1000 Formal in
1,6
i
4,6
0,8
85
Nr 71,
M.W.
1500Wa8ser-|-
20,0,+1«,5
M,2
+ 5,9
6,0
+ 5,1 1
65
— 20
20. Dez.
1000 Formalin
3,5
5,3
0,9
85
Nr 72,
0. W.
1500Wasser-f-
15,0
+ 10,0
8,3
+ 3,0
4,5
+ 2,8
65
-10
21 Dez.
i 1000 Formalin
5,0
5,3
1.7
75
Nr. 73,
0. W.
1500Wasser +
-3,0 +9,0
3,9
+ 2,6
0,0
-0,6
100
+ 30
4. Jan.
| 3000 Formalin
- 12
1,3
0,6
70
Nr. 74, |
0. W.
1 1500Wasser +
-3,0
+ 7,0
3,9
+1,9
0,0
— 0,3
100
+ 15
7.Jan.
| 3000 Formalin
-10
2,0
0,3
i
85
Tabelle VHI.
W itterung (Windstärke und Himmelsbedeckung)
während der einzelnen Versuche.
(Nach Beobachtungen von Professor Börnstein auf der landwirtschaftlichen
Hochschule, NW., Invalidenstr. 42.)
Nr.
1 Datum
(1900)
] Wind-
| stärke
| 0 bis 12
Be¬
deckung
0 bis 10*)
Nr.
Datum
(1900)
Wind¬
stärke
0 bis 12
Be¬
deckung
0 bis 10*)
1
19. Juni
l 1 ) bis 2*)
0 1 ) bis 4*)
6
28. Juni
1 bis 1
10 bis 7
2
20. »
1 » 3
5 * 8
7
1 29. .
1 > 1
8 > 7
3
22. >
1 » 4
9 » 10
8 I
2. Juli
1 > 1
7 > 10
4
! 26. >
1 » 1
10 » 9
9
3. »
1 » 2
6 > 9
5
27. >
1 » 1
10 » 10
10
4. „
1 » 1
10 » 10
•) Himmelsbedeckung von 0 ganz heiter, bis 10 ganz bedeckt.
1) Zu Beginn des Versuches. — 2) Am Schlufs des Versuchs.
Archiv f. Hygiene. Bd. XLIII. 16
Digitized by ^.ooQie
220 Verstärkung d. Desinfektionswirkung etc. Von Dr. Mayer n. Dr. Wolpert.
Nr.
1 Datum
(1900)
| Wind¬
stärke
0 bis 12
Be¬
deckung
0 bis 10*)
Nr.
Datum
(1900)
Wind¬
stärke
0 bis 12
1 Be¬
deckung
Obis 10*)
11
! 5 Juli
l 1 ) bis 1»)
2») bis 7»)
43
20. Okt.
1
bis 1
2
bis
8
12
6. >
1
>
1
10
>
10
44
1. Nov.
3
>
3
10
9
5
13
9. »
2
>
1
10
y
10
45
3. >
2
>
2
3
9
4
14
10. »
1
>
4
6
>
4
46
9. »
2
9
4
10
9
4
15
11. *
1
»
1
3
»
3
47
10. >
1
9
3
10
9
10
16
12.. >
1
»
1
0
1
48
13. >
2
9
2
10
9
10
17
13. *
1
»
1
0
>
0
49
15. »
1
9
1
10
9
10
18
16. *
1
>
1
0
9
6
50
16. »
1
9
1
10
9
10
19
17. »
0
*
2
8
»
9
51
17. »
1
9
3
10
9
10
20
18. »
1
»
1
10
9
6
52
19. >
1
9
2
10
9
10
21
19. »
1
>
1
0
9
0
53
20. »
1
9
2
10
9
10
22
20. »
1
>
1
2
9
0
54
22. »
1
9
2
10
9
10
23
23. »
1
>
1
10
9
10
55
26. »
1
9
1
10
9
10
24
24. *
1
>
1
7
9
8
56
28. »
1
9
1
6
»
7
25
25. >
1
>
i
3
9
4
57
29. »
1
9
1
10
9
8
26
26. *
1
>
2
0
9
4
58
30. *
1
9
2
0
9
10
27
27. >
1
>
1
10
9
4
59
1. Dez.
1
9
1
10
9
10
28
30. »
i
>
2
10
9
8
60
3. 9
1
9
1
9
9
7
29
31. »
1
>
2
10
9
7
61
4. >
4
9
2
10
9
10
30
1. Aug.
1
»
1
6
9
7
62
8. >
1
9
2
0
9
2
31
2. »
1
»
1
10
9
10
63
10. >
1
9
1
10
>
10
32
3. »
2
>
2
7
9
6
64
11. >
1
9
2
10
9
10
33
4. »
1
>
4
7
9
10
65
12. »
2
9
2
10
9
10
34
6. >
1
>
4
9
9
5
66
13. »
1
9
2
10
9
9
35
11. >
1
>
2
10
9
10
67
14. >
2
9
3
11
9
10
36
13. »
1
>
1
0
9
10
68
17. >
2
9
3
10
9
10
37
15. >
1
>
1
6
9
9
69
18. >
1
9
2
0
>
4
38
16. Aug.
1
»
4
0
9
5
70
19. >
1
9
2
7
>
8
39
16. Okt.
5
»
4
10
9
10
71
20. »
1
9
6
8
9
6
40 !
17. »
2
>
3
2
9
4
72
21. >
3
9
2
4
9
10
41
18. >
1
>
2
10
9
10
73
4. Jan.
1
9
1
6
9
3
42
19. >
1
y
3
10
9
8
74
7. >
4
9
3
10
9
10
•) Himmelsbedeckung von 0 ganz heiter, bis 10 ganz bedeckt
1) Zu Beginn des Versuchs. — 2) Am Schlufs des Versuchs.
Digitized by ^.ooQle
Über den Einflufs der Lufttemperatur auf die Desinfek-
tionswirkung des Formaldehyds.
Von
Dr. Eugen Mayer und Dr. Heinrich Wolpert
. Stabsar/t. Privatdozent.
früher Assistent am Institut. Oberassifitent am Institut.
(Aus dem hygienischen Institut der Universität Berlin.)
Zu den Bedingungen, welche bei praktischen Versuchen die
häufigsten und gröfsten Schwankungen zeigen, gehört gewils der
Temperaturgrad der zu desinficierenden Wohnräume. Die natür¬
lichen Schwankungen der Lufttemperatur sind im Laufe des Jahres
grofse, und man hat es bald mit geheizten, bald mit ungeheizten
Räumen zu thun.
Den günstigen Einflufs der Wärme auf die Wirkung auch
der gasförmigen Desinfektionsmittel hat zuerst, schon vor 20 Jahren,
Robert Koch erkannt. Speziell hat er diesen Umstand auch
für Karboldämpfe und Schwefelkohlenstoffdämpfe betont und hieran
anknüpfend die wichtige, in gegenwärtiger Zeit wieder aktuell
gewordene Bemerkung gemacht 1 ): »Immerhin ist es wahrschein¬
lich, dafs sich manche unter gewöhnlichen Verhältnissen unzu¬
längliche Desinfektionsmittel durch Kombination mit einer ge¬
steigerten Temperatur zu einer ausreichenden Wirksamkeit bringen
lassen; möglicherweise sind auch solche Substanzen, denen bei
20° C. jede desinficierende Wirkung fehlt, wie das Beispiel vom
1) Koch, Mitteil. a. d. Kais. Ges.-Amt, 1881, Bd. 1.
16*
Digitized by CjOOQle
222 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektions wirk. d. Formaldehyds.
Schwefelkohlenstoff lehrt, bei etwas höherer Temperatur als vor¬
treffliche Desinfektionsmittel zu gebrauchen. Es eröffnet sich
in dieser Richtung ein sehr lohnendes Felde.
Speziell für den Formaldehyd hat schon vor sieben Jahren
Pottevin 1 ) und zwei Jahre später auch Trillat 2 ) nachge-
wiesen, dafs durch Temperaturerhöhung eine beträchtliche Ver¬
stärkung der baktericiden Kraft des Formaldehydgases eintritt.
Allerdings hat Trillat 3 ) wie auch später Abba und Rondelli 4 )
den gleichzeitigen Einflufs der Luftfeuchtigkeit nicht richtig er¬
kannt.
Dafs Temperaturschwankungen, wenn sie zu Feuchtigkeits¬
schwankungen führen, von Einflufs sind, haben wir oben erörtert;
es bleibt aber noch zu erwägen, ob nicht ceteris paribus der
Temperaturgrad eines Zimmers doch auch einen für praktische
Verhältnisse bemerkbaren Einflufs zeigt. Die Angabe von Tr i 11 at,
von Abba und Rondelli (1898), welche eine günstige Wirkung
sehr hoher Temperaturen sahen, kann zweifellos für die vor¬
liegende Frage um so weniger in Betracht kommen, als bei diesen
Experimenten die Luftfeuchtigkeit nicht in richtiger Weise berück¬
sichtigt worden ist, und diese Autoren sogar der Ansicht waren,
dafs die Wirkung der Desinfektion mit dem Grade der Luft¬
trockenheit steige. Weiter liegt das Hauptinteresse nicht darin,
dafs die Stubentemperatur gelegentlich sich über die Norm
1) Pottevin, 1894, Recherches 8iir le poavoir antiseptique de laldt*-
hyde formique, in Ann. de 1’Inst. Pasteur, p. 807: >Les exp^riences, que je
Viens de rapporter, prouvent que l’ölövation de la tempörature augmente
eonsidörablement le pouvoir bact^ricide de l'aldöhyde formique. . . . Les
germes humides sont plus rapidement atteints que les germes secs. . . Dös
que la temperature dt'* passe 35°, les vapeurs du formol, möme söches,
sont dou£es d une Energie, qui les rend pr^eieuses pour la pratique de la
desinfection«.
2) Essais de desinfection par les vapeurs de formaldöhyde. Par MM.
G. Roux et A. Trillat. Ann. de linst. Pasteur, 1896, p. 294.
3) Trillat, Proprietes antiseptiques des vapeurs de formol (ou aldöhyde
formique), in Compt. rend. 1894, T. 119, p. 564: >La presence de l’eau
rallentit (verlangsamt!) l'action antiseptique du formol proportionellement
au degrö de l’humiditö«.
4) Abba und Rondelli, Das Formaldehyd und die öffentliche Des¬
infektion. Zeitschr. f. Hvg., 1898, Bd. 27, S. 49.
Digitized by CjOOQle
Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 223
erhebt, als vielmehr in der Richtung der nach dem Nullpunkt
zu abfallenden Temperaturen. Nach dieser Richtung geben auch
die Versuche von Fairbanks 1 ) keinen Aufschlufs. Derselbe
teilt a. a. 0. lediglich zwei Versuche mit, die beide durch Verga¬
sung von 2 g Formaldehyd pro Kubikmeter Luftraum, ohne Wasser¬
verdampfung, mit Scherings »Aeskulap« ausgeführt wurden.
Der erste Versuch, bei 22° C. (welche Temperatur im Freien?),
w’urde auf 12 Stunden und der zweite, bei 20° C. (wieviel im
Freien?) auf 8 Stunden normiert. In beiden Versuchen waren
die »auf einem Tisch« exponierten Testbakterien (Diphtherie u. s. w.)
abgetötet worden. In einer früheren Arbeit hatte Fairbanks,
ohne auf die Temperatur zu sehen, analoge Versuche in einem
andern Zimmer vorgenommen, die er 24 und mehr (nicht weniger!)
Stunden lang ausdehnte. Angenommen, Fairbanks habe durch
die beiden Heizversuche die Schlüsse der früheren Beobachter
erweitert. Dann blieb immer noch zu untersuchen, ob bei einer
beliebigen winterlichen Aufsentemperatur die Selbstlüftung des
Raumes, wenn irgendwie, z. B. durch die gewöhnlichen Wind¬
öfen auf 20—22° geheizt wird, so geringfügig ist, dafs der Ver¬
lust an Formaldehyd nicht in Betracht kommt, oder aber: ob
die durch starke Temperaturerhöhung gesteigerte Desinfektions¬
wirkung den Material Verlust aus einer damit Hand in Hand
gehenden beträchtlichen Selbstlüftung überkompensiert. Mit an¬
dern Worten: Ist die Desinfektion in dem auf 20—22° geheizten
Zimmer bei beliebigen Aufsentemperaturen gleich erfolg¬
reich? Diese Frage können nur Versuche entscheiden. Wir haben
solche Versuche angestellt, da unseres Erachtens die Fair¬
banks sehen Versuche nichts weiter beweisen, als dafs bei
20—22° eine Desinfektionsdauer von 8—12 Stunden unter be¬
stimmten Voraussetzungen buereicht.
Aus unseren Versuchen Nr. 73 und 74 (s. Generaltabelle,
Abt. VI, sowie Tabelle V, Abt. II) ist zunächst ersichtlich, dafs
bei sehr tiefen Lufttemperaturen die Desinfektionswirkung so
1) Fairbanks, Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenk., 1898, Bd. 23,
Nr. 16. Zwei Versuche in einem durch Centralheizung (wohl Niederdruck-
Dampfheizung) im Winter erwärmten Zimmer.
Digitized by ejOOQle
224 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektionswirk. d. Formaldehyds.
gründlich ausbleiben kann, dafs selbst eine ins Ungemessene
gehende Steigerung der anzuwendenden Formalinmengen kaum
einen Erfolg versprechen dürfte. In diesen Versuchen betrug
die mittlere Raumtemperatur nur 3° unter Null. Wir verdampften
in dem 110 cbm grofsen Raum jedesmal 3 1 Formalin, d. i. 3
bis 6 Mal soviel als in den meisten andern Versuchen, und er¬
hielten gleichwohl nach Ablauf der von uns stets als Versuchs¬
dauer gewählten 3 1 j 2 Stunden auch nicht bei einer einzigen der
ausgelegten 26 Testproben* (Milzbrandsporen-Seidenfäden) eine Ab¬
tötung; nicht einmal eine Verzögerung des Wachstums war zu
bemerken. Allerdings handelte es sich in diesen Versuchen, wie
aber schon von Nr. 63 an, um ein sehr resistentes Sporenmate¬
rial, das 3—4 Minuten und länger dem strömenden Dampf von
100° Widerstaud leistete.
Am sichersten mufs der Einflufs der Temperatur auf die
Desinfektions Wirkung aus solchen Versuchen ergründbar sein, bei
welchen im übrigen alle Verhältnisse möglichst gleichartig waren
und besonders auch die Testobjekte womöglich vom gleichen
Vorrat entnommen waren. Dieses ist der Fall in Abt. I und II
von Tabelle V, worin die aufgeführten Versuche sämtlich zwi¬
schen Nr. 35—62 (Abt. I) bezw r . 63—74 (Abt. II) liegen, teilweise
freilich unter der Einwirkung eines künstlichen Innenwindes
stehen, was jedoch ohne.'Belang ist, wenn, wie daselbst geschehen,
nur Versuche in ruhender Luft für sich und ebenso in bewegter
Luft für sich zusammengestellt w r erden. Die letzteren Versuche
sind dann ebenfalls unter sich auf den Einflufs des Windes ver¬
gleichbar. Unter diesen Voraussetzungen soll Tabelle V einer
näheren Betrachtung unterworfen w r erden und es ergibt sich da¬
bei zunächst für gewöhnliche, ruhende Zimmerluft im wesent¬
lichen folgendes:
Um 10° herum, bis gegen 15° aufwärts (und höher,
wie aus Abt. II hervorgeht), ist ein Temperaturplus von
1) Im ganzen wurde viermal ein neuer Vorrat von Fäden zubereitet:
Für Versuch 1— 16, 17—34, 35— 62 (alle diese mit ca. 1—2 Minuten Dampf¬
resistenz), und für Versuch 63—74 (diese zufällig mit einer wesentlich
gröfseren, mindestens 3— 4 Minuten betragenden Dampfresistenz).
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 225
jedem Grad von erkennbarem Nutzen; jeder Grad
mehr bedeutet eine Verstärkung der Desinfektions¬
wirkung. Zum Beispiel:
Wurden 1000 Formalin verdampft, so betrug die Wirksam¬
keit der Desinfektion auf Milzbrandsproren-Seidenfäden in Pro¬
zenten :
Ruhende Luft, 1000 Formalin. 1 )
8 ° = 5/100
9° = 9/100
Mittel 9° 9° = 14/100 Mittel 28/100 Wirksamkeit.
10 ° = 59/100
11° = 55/100
Die Wirkung war also zwar durchweg eine unzureichende,
absolut genommen, aber unverkennbar prägt sich dohc der Ein-
flufs der Temperatur in dem allmählichen Anstieg von 5/100 auf
55/100 aus. Und genau das Gleiche gilt für die Verdampfung
von 500 Formalin, also der halben Menge gegen vor; die Gesetz-
mäfsigkeit der Wirkung findet hier womöglich einen noch bes¬
seren Ausdruck:
Ruhende Luft, 500 Formalin. 1 )
12 °= 9/100
130 _ 18/100
Mittel 13°^ ft ominn Mittel 29/100 Wirksamkeit.
lo u = oU/lUO
14° = 60/100
In den Versuchen für ruhende Luft hatte also
durchschnittlich eine Erhöhung der Lufttemperatur
von 9° auf 13° die Wirkung bereits auf das Doppelte
gesteigert; wenigstens war der Desinfektionserfolg bei 13° mit
500 Formalin der gleiche wie bei 9° mit 1000 Formalin, und
eine künstliche Erhöhung der Temperatur um 4° stellt daher in
solchen Fällen als Äquivalent eine Ersparnis von 50°/o an For¬
malin in Aussicht.
*) Raumgröfse 110 cbm, Desinfektionsdauer 3‘/ 2 Stunden.
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226 Einflufe d. Lufttemperatur auf d. Deeinfektionswirk. d. Formaldehyds.
Konform ergab sich des ferneren der Temperatureinflufs in
bewegter Luft auf Milzbrandsporen-Seidenfäden:
Bewegte Luft, 1000 Formalin. 1 )
8 ° = 50/100
9° = 55/100
Mittel 10° 10° = 91/100 Mittel 77/100 Wirksamkeit.
10° = 95/100
10" = 95/100
Bewegte Luft, 500 Formalin. 1 )
10° = 24/100
11 o _ 18/100
Mittel 12° jg 0 _ 32/100 41/100 Wirksamkeit.
14° = 90/100
Ferner zeigt sich, dafs auch bei sog. »forciertemc Heizen
(30° gegen 20°, vgl. Nr. 65 und 68, 64 und 71) die Desinfektions¬
wirkung ganz erheblich zunahm, obwohl zweifellos infolge der
gesteigerten natürlichen Ventilation nicht unbeträchtliche Mengen
von Formaldehyd unwirksam wurden. Hohe Lufttemperatur
kann bei der Formalindesinfektion eine so bedeutende Wirkung
entfalten, dafs sogar auch der Nachteil einer trockenen Luft
überkompensiert wird. Es genügten z. B. in Versuch Nr. 64, bei
einer mittleren Lufttemperatur von 30°, schon 45°/ 0 r. F. bei
Verwendung von 1000 ccm Formalin zu einer vollkommenen
Desinfektions Wirkung auf 17 von 22 Testobjekten, während im
unmittelbar vorausgegangenen Versuch (Nr. 63) ceteris paribus
bei etwa 10°, ungeachtet einer Luftfeuchtigkeit von mindestens
90°/ 0 , nur eines von 22 Objekten eine Abtötung erlitten hatte,
eine Erscheinung, die sich genau in gleicher Weise auch im
nächstfolgenden Versuch bei ungefähr 10° (Nr. 66) wiederholte.
Um 0° herum vollends blieb die Desinfektionswirkung ausnahms¬
los aus, wie oben erwähnt (Versuche Nr. 73 und 74), wenngleich
die relative Feuchtigkeit 100 °/ 0 betrug und sogar 3000 ccm For¬
malin verdampft wurden.
*) Rauragröfse 110 cbm, Desinfektionsdauer 3 1 /, Stunden.
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 227
Die Lufttemperatur spielt also unter Umständen eine gröfsere
Rolle bei der Formalindesinfektion als die Luftfeuchtigkeit. Auch
bei 30° mittlerer Lufttemperatur blieb aber die Wirkung aus,
wo die Luftfeuchtigkeit, wie im nächsten Umkreis des heifsen
Ofens gar zu gering war (Platz 28—31 in Versuch Nr. 68, 65,
71, 64), obwohl an diesen Stellen die Temperatur der festen Ob¬
jekte unter dem Einflufs der Strahlung weit über 30° betrug;
denn diese Stellen fühlten sich heifs an. Wir empfehlen daher,
das Zimmer schon am Tage vor der auszuführenden Desinfektion
möglichst stark durchzuwärmen und unmittelbar vor Beginn der
Desinfektion den Ofen nicht nochmals zu beschicken, immerhin
aber bis dahin das Feuer, wenn thunlich, nicht ganz erlöschen
zu lassen.
Durch das starke Heizen wird zwar die Temperaturdifferenz
gegenüber dem Freien erhöht und es tritt ein Verlust an For¬
maldehyd ein; zweifellos wirkt daher eine spontane hohe Luft¬
temperatur, wie sie im Hochsommer gegeben ist, günstiger als
eine künstliche Temperatursteigerung im Winter auf die Des¬
infektion ein. Ohne Versuche angestellt zu haben, könnte man
sogar glauben, dafs die natürliche Ventilation des stark geheizten
Zimmers durch den Materialverlust mehr schade als durch die
Temperaturerhöhung nütze. Flügge 1 ) schreibt wohl aus diesem
Grunde in seiner Instruktion vor: »Dem Meldenden ist mitzu¬
teilen, dafs das Zimmer bis zum Eintreffen der Desinfektions¬
kolonne nicht geheizt werden darf.« Auch Peerenboom 2 ) hat
theoretische Bedenken gegen eine Heizung des Zimmers, einmal
weil dadurch die Ventilation erhöht werde, somit ein Material¬
verlust eintrete, sodann, weil bei höherer Temperatur, wie das
schon im ungeheizten hochtemperierten Zimmer der Fall sein
könne, zu viel Formaldehyd in der Luft zurückbleibe, ohne mit
den Objekten in Berührung zu kommen; auch er sagt daher:
»Die Zimmer bleiben am besten ungeheizt.« Unsere direkten
1) S. 19 a. a. O.
2) Peerenboom, Zum Verhalten des Formaldehyds im geschlossenen
Raum und zu seiner Desinfektionswirkung. Hygienische Rundschau, 1898,
Nr. 16, 8. 775.
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228 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektionswirk. d. Formaldehyds.
Versuche haben ergeben, dafs zwar die Zimmer zweckmäfsiger
vorgeheizt als erst während des Desinfektionsaktes angeheizt
werden sollen; immerhin haben wir aberden Einflufs der Wärme
als einen so eminent förderlichen Faktor erkannt, dafs wir bei
Desinfektionsausführungen zurWin terszeit in solchen Fällen,
wo das Vorheizen versäumt wurde, unter keinen Um¬
ständen auf ein Heizen während des Desinfektions¬
aktes verzichten möchten. In der Desinfektionspraxis werden
Fälle, in denen die Sanitätskolonne aus Versehen, Indolenz oder
Sparsamkeit nicht vorgeheizte Räume vorfinden wird, auch wenn
an den Meldenden das gegenteilige Verlangen gestellt werde,
etwas ganz Alltägliches sein.
Wir haben schon eingangs erwähnt, dafs es eine alte Er-
fahrungsthatsache ist, dafs viele Desinfektionsmittel mit zunehmen¬
der Temperatur eine zunehmende Wirkung entfalten.
Für diesen Vorgang hat man bis jetzt eine experimentell
begründete Theorie nicht geben können.
Unseres Erachtens kommen hierbei drei Möglichkeiten in
Betracht.
Entweder hat die Temperatur einen Einflufs, indem hier, wie
so häufig bei chemischen Vorgängen, die desinficierende Substanz
durch die Wärmebewegung aktiv gemacht wird, so dafs also auch
der Formaldehyd mit steigender Temperatur leichter in jene
Reaktion mit dem Bakterienmaterial eintritt, den wir als Vor¬
gang der Tötung auffassen müssen; oder die Substanz der Bak¬
terien erleidet selbst, obwohl sich letztere in lufttrockenem Zu¬
stand und bei latentem Leben befinden, solche Änderungen,
welche sie geeigneter machen, mit dem Formaldehyd in Reaktion
zu treten; oder endlich, was am wahrscheinlichsten ist, es treten
sowohl bei dem Formaldehyd wie bei dem Bakterienprotoplasma
mit steigender Temperatur die Bedingungen zu besserer gegen¬
seitiger Reaktion ein.
In welchem Mafse dann die relative Feuchtigkeit der Luft
an diesen Vorgängen beteiligt ist, läfst sich vorerst nur im all¬
gemeinen angeben. Wenn auch bei jeder Temperatur ein ge¬
wisser Feuchtigkeitsgrad den Grenzwert der Desinfektions Wirkung
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 229
darstellt, so braucht doch dessen absolute Gröfse nicht bei allen
Temperaturen die gleiche zu sein. Eine Kondensation von Wasser¬
dampf zu tropfenförmigem Wasser ist jedoch schädlich, einmal,
weil hierdurch der Luft und somit auch den andern Objekten
des Zimmers zu viel Formaldehyd entzogen wird zu gunsten
einer beschränkten Stelle, und sodann gleichwohl die Concentra-
tion der durch die folgende Absorption des Formaldehyds sich
bildenden Formalinlösung für eine wirksame Desinfektion dieser
beschränkten Stelle noch nicht auszureichen braucht.
Wir müssen aber noch auf eine andere Rückwirkung der
Temperatur hin weisen, die ziemlich sicher ebenfalls an den Ver¬
suchsergebnissen beteiligt ist. Durch eine niedrige Lufttemperatur
scheint nämlich eine frühzeitige Bildung von Paraldehyd befördert
zu werden. Wir beobachteten, wenigstens bei den tiefgradigen
Versuchen, die auffällige Thatsache, dafs sich dicke Nebel bildeten,
dals nach Abschlufs der Versuche der Formalingeruch ein mini¬
maler war und dafs sich auf sämmtlichen Gegenständen kleinste
grauweifse Pünktchen vorfanden. Die dicken Nebel waren offen¬
bar durch Paraform bedingt, und die weifsen Pünktchen sind
hierauf zurückzuführen; die wirkliche Formaldehydabsorption
durch den Wasserdampf war infolgedessen so gering, dafs der
auftretende schwache Formalingeruch nicht einmal am Betreten
des Raumes hinderte, was bei den hochgradigen Versuchen aus¬
geschlossen war. Bei den Versuchen unter 0° bemerkten wir
ferner, dafs die gefrorenen Fensterscheiben auftauten bezw.
überhaupt nicht zufroren, gleichwohl aber von Kondensflüssigkeit
beschlagen waren. Das war darauf zurückzuführen, dafs auch
das Eis wie flüssiges Wasser den Formaldehyd absorbiert und
die entstehende Formalinlösung einen niedrigeren Gefrierpunkt
als das Wasser hat. Von der Richtigkeit dieser Annahme über¬
zeugten wir uns auch noch durch folgenden Versuch: wir stellten
zwei Glasgefäfse, in welche etwas Wasser eingefüllt wurde, in
das eine dazu ein Schälchen mit etwas Formalinlösung, bei tief
unter dem Gefrierpunkt des Wassers liegenden Aufsentempera-
turen ins Freie; während in dem Wassergefäfs sich auf der ganzen
Innenfläche Kondenseis (Eisblumen) bildete, beschlugen sich
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230 Einflufs d. Lufttemperatur auf d. Desinfektionswirk. d. Formaldehyds.
wohl auch die Wandungen des andern Gefäfses, aber zu einem
Gefrieren dieser Kondensflüssigkeit kam es nicht. — Der Eine
von uns, welcher die vorliegenden Untersuchungen angeregt
hatte (W.), wird diese Fragen noch weiterhin experimentell verfolgen
und behält sich vor, über die Mengen des bei verschiedener Tem¬
peratur in der Luft vorhandenen Formaldehyds und Paraldehyds
zu gelegener Jahreszeit besondere Versuche anzustellen.
Es dürfte daher ratsam sein, die Wohnungsdesinfektion mit¬
tels Formaldehyds bei möglichst hoher, eventuell künstlich ge¬
steigerter Raumtemperatur vorzunehmen und nicht ungemessene
grofse Wassermengen bis zur Kondensation an den Wänden und
Gegenständen zu verdampfen, sondern nur so viel, dafs der
Feuchtigkeitsgehalt der Luft von dem Sättigungspunkt noch er¬
heblich entfernt bleibt (nicht wesentlich weniger als 40 und nicht
über 80°/ 0 r. F. bei etwa 30°, bei niedrigeren Temperaturen am
besten gegen 80°/o r. F.). Hierdurch wird erreicht, dafs keine
Kondensation eintritt und folglich weder Möbel, Broncegegen-
stände u. dergl. beschädigt werden, noch durch Übergang des
Formaldehyds in Lösung eine Minderung der Desinfektions¬
wirkung zu befürchten ist.
In besonderen Fällen kann es Vorkommen, dafs im Winter
entweder eine bestehende Heizeinrichtung dem Desinfektionszweck
nicht genügt oder der zu desinfizierende Raum, etwa ein Schlaf¬
zimmer, überhaupt keine Heizeinrichtung besitzt. Ersteres kann
beispielsweise der Fall sein in grofsen Kasernenstuben oder in
Barackenräumen auf Übungsplätzen, die ja mitunter, gerade bei
Epidemien, auch in der kälteren Jahreszeit belegt werden müssen,
und wo die vorhandenen Öfen bei weitem nicht ausreichen
können, um wenigstens alle Teile des Raumes auf die gewünschte
hohe Temperatur (mindestens 20°) zu bringen. In solchen Fällen
werden Koakskörbe oder Holzkohlenbecken oder -Pfannen
sehr gute Dienste leisten, da man dieselben in beliebiger Anzahl
und über den Raum verteilt aufstellen kann. Was wir oben über
die gewöhnliche Ofenheizung gesagt haben, gilt auch hier, am
vorteilhaftesten wird der Raum nicht während der Desinfektions¬
ausführung geheizt, sondern schon vorher. Es mag noch bemerkt
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Von Stabsarzt Dr. Eugen Mayer und Privatdozent Dr. Heinrich Wolpert. 231
werden, dafs die Grölse der Wärmeentwicklung, die sich mittels
Kohlenbecken erreichen lälst, wie neuere Forschungen ergeben
haben 1 ), bisher ebenso sehr unterschätzt wurde als man geneigt
war, die Gefahr einer hierdurch bedingten Kohlenoxydvergiftung
zu überschätzen; Krell fand, dafs bei sachgemäfser Behandlung
der Kohlenbecken, wie sie in Rufsland auch vielfach üblich sei,
kein Kohlenoxyd auftrat oder doch nur in so geringen Spuren,
die quantitativ nicht fafsbar waren.
1) Otto Krell, Antike Heizungen. München, Oldenbourg, 1901.
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Stadien znr relativen Photometrie.
Vom
Dozenten Dr. Stanislav Ruzicka,
Assistenten am Institut.
(Aus dem hygienischen Institute des Prof. Dr. G. Kabrhel in Prag.)
Zur Bestimmung der Verteilung des Lichtes in einem be¬
leuchteten Raume ist aufser der ziemlich mühsamen und in
vielen Fällen wegen Lichtschwankungen praktisch kaum durch¬
führbaren Methode der Feststellung der absoluten Belichtungs¬
intensität einer Anzahl von Plätzen des betreffenden Raumes
mittels eines exakten Photometers (z. B. des Web ersehen Milch¬
glasphotometers) nur für das Tageslicht noch die Methode der
Raumwinkelmessung (nach Weber) vorhanden.
Bei der Benutzung des Photometers zum obigen Zwecke
ergibt sich nämlich die Schwierigkeit, dafs die für alle Plätze
gleichzeitige Ablesung nur dann möglich wäre, wenn für jeden
Platz ein besonderer Photometer und ein mit seiner Handhabung
vertrauter Beobachter vorhanden wäre. Sonst kann — wenn
man nur mit einem Photometer arbeitet — während des Über¬
ganges von einem Platze zum anderen eine Lichtschwankung
eintreten, so dafs dann das resultierende Verhältnis verschoben
ist. Je gröfser die Lichtschwankungen sind, desto fehlerhafter
ist dann das Resultat. Dieser Fall tritt besonders beim Taglicht
in hohem Mafse ein, aber auch von der künstlichen Beleuchtung
gilt — wenn auch in geringerem Mafse — dasselbe (Gasdruck¬
schwankungen, Schwankungen des elektrischen Stromes).
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Studien zur relativen Photometrie. Von Dr. Stanielav Rftiicka. 233
Der Methode der Raumwinkelmessung aber haftet der Mangel
an, dafs sie als Lichtquelle für die Beleuchtung der Plätze eines
Raumes nur die direkt von der leuchtenden Himmelsfläche auf
dieselben treffenden Strahlen berücksichtigt, das von gegenüber¬
liegenden Häusern, Wandflächen, der Zimmerdecke und von
mannigfaltigen anderen Gegenständen reflektierte Licht dagegen
unberücksichtigt läfst. Ganz abgesehen von der nicht geringen
Schwierigkeit ihrer Ausführung, besonders bei mehrfenstrigen
Räumen.
Der Cohn sehe Lichtprüfer orientiert nur darüber, ob der
betreffende Platz »vorzüglich« oder »gut« oder »schlecht« ist (be¬
ruht auf Herabsetzung der Lesbarkeit beigefügter Zahlentabellen
durch Vorschaltung von [3 oder 2 oder 1] Rauchgläsern vor
das Auge).
Aufser diesen physikalischen Methoden ist es schon seit
langem von einer grofsen Reihe von Forschern angestrebt worden,
die chemischen Wirkungen der Lichtstrahlen als einen Mafsstab
für die Lichtintensität zu benutzen.
Die ersten waren Bunsen und Roscoe, welche das Chlor¬
knallgasphotometer schon vor einem halben Jahrhunderte zu
diesem Zwecke konstruierten. Da aber die Manipulation mit
Gasen zu diesem Zwecke sehr umständlich ist, gingen diese
Forscher bald zu einer festen Chlorverbindung über, welche
ebenfalls durch Lichtstrahlen zerlegt wird, nämlich Chlor¬
silber in Form eines damit imprägnierten »lichtempfindlichen«
Papiers.
Der zweite Grundstein zur Ausbildung dieser chemischen
Lichtmessungsmethoden war das innerhalb weiter Grenzen gültige
— wieder von Bunsen und Roscoe festgestellte — Gesetz,
dafs gleichen Produkten aus Beleuchtungsdauer (^, und
chemischer Lichtintensität (J v J 2 ) gleiche Schwärzungen des licht¬
empfindlichen Papiers entsprechen:
Ji ti = J 2 t 2
(bei gleicher Schwärzung des lichtempfindlichen Papiers!)
Zur praktischen Ausführung von Lichtmessungen auf Grund
dieser Prinzipien haben sich nun die beiden Autoren erstens
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234
Studien zur relativen Photometrie.
einen »Normalton«, resp. » Normalschwärze c (feines inniges Ge¬
menge von 1000 Gewichtsteilen reinen Zinkoxyds und einem Ge¬
wichtsteil reinster Rufskohle) und zweitens ein Normalpapier
(Chlorsilberpapier ) l ) hergestellt. Als Mafseinheit wählten sie jene
Lichtstärke, welche am Normalpapier innerhalb einer Sekunde
den Normalton hervorbringt.
Weiterhin konstruierte Bunsen zum Zwecke der Exposition
des Normalpapiers dem zu bestimmenden Lichte ein »Pendel¬
photometer«, welcher Apparat einen Streifen des Normalpapiers
binnen kurzer genau mefsbarer Zeit derart zu exponieren erlaubt,
dafs verschiedene Teile verschieden lange aber bestimmte Zeit
exponiert werden, wodurch eine abfallende Schwärzung auf dem¬
selben entsteht. Mittels des Teiles, auf welchem der Normalton
entstanden ist, wird nun auf Grund der betreffenden Expositions¬
zeit die Lichtintensität berechnet. — Die Ausführung der Methode
ist recht schwierig und umständlich, sie wurde deshalb von
Roscoe selbst später noch mehrfach abgeändert und vereinfacht,
so dafs der Pendelapparat nicht mehr zur Bestimmung der
Expositionszeit der einzelnen Teile des Normalpapierstreifens —
welche Bestimmung besonders schwierig war —, sondern nur
zur Herstellung eines Normalpapierstreifens von abfallender
Schwärze 2 ) diente. Seine Calibrierung geschah aber empirisch:
Roscoe liefs auf mehrere Normalpapierstückchen durch dieselbe
Zeit bestimmte verschiedene Lichtintensitäten einwirken und
suchte dann auf dem Papierstreifen mit abfallender Schwärze die
entsprechenden Schwärzegrade auf, wodurch eine Skala erhalten
wurde, welche eventuell durch Interpolation auch auf weitere
Lichtintensitätsgrade schliefsen liefs. Nach der oben angeführten
1) Tränkung des Papiers mit 3proz. Kochsalzlösung, Trocknen, 5 Minuten
im Finstern auf 12 proz. Silbernitratlösung schwimmen lassen, Trocknen im
Finstern.
2) Bedeutend einfacher läfst sich ein solcher Papieretreifen mit ab¬
fallender Schwärze herstellen durch derartige Exposition eines Streifens
gegenüber einer künstlichen Lichtquelle in der Dunkelkammer, dafs das eine
Ende des Streifens mehr vom Lichte entfernt ist als das andere, welches
den dem Lichte nächsten Teil des Streifens bildet (siehe weiter meine
Methode der Skalenherstellung).
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftfcicka.
235
Gleichung J 1 t 1 = können nun mit Hilfe dieses kalibrierten
Streifens Bestimmungen unbekannter Lichtintensitäten vorge¬
nommen werden.
Bedeutend vereinfacht wurde die Methode weiterhin von
Stelling, welcher sich ebenfalls einen Normalpapierstreifen mit
abfallender Schwärze mittels des Pendelphotometers herstellte,
aber zum Zwecke der Graduierung kleine Streifen derselben
Lichtintensität unter Variierung des anderen Faktors — der
Expositiousdauer — exponierte.
In neuerer Zeit ist es W i e s n e r J ) gelungen, eine noch gröfsere
Vereinfachung zu erzielen. Er bedient sich eines etwa 8 X 10 cm
grofsen Brettchens, welches mit schwarzem undurchsichtigem
Papier überzogen ist, aus welchem Überzug aber längs einer
ganzen Seite des Brettchens — etwa 1 cm vom Rande entfernt —
ein 4—6 mm breiter Streifen ausgeschnitten ist. Von der Seite
können unter das schwarze Papier Papierstreifen derart einge¬
schoben werden, dafs sie im erwähnten Ausschnitt frei zu Tage
liegen. Zum Zwecke der Lichtintensitätsbestimmung wird nun
in den Ausschnitt der oben beschriebene Normal ton als Vergleichs¬
ton und ein zweiter Streifen unveränderten Normalpapiers ein¬
geführt, so dafs die beiden Streifen genau nebeneinander liegen
und ihre Töne leicht verglichen werden können. Dann wird das
Ganze dem zu messenden Lichte so lange exponiert, als das
Normalpapier sich zum Normalton schwärzt. Setzen wir die
dazu nötige Zeit als t an, so ist die Intensität des zu messenden
Lichtes —.
z
Bei zu grofsen Lichtintensitäten würde natürlich t gar zu
klein ausfallen, wodurch grolse Ablesungsfehler unvermeidlich
werden würden. Deshalb hat Wies ner eine indirekte Bestim¬
mung ausgebildet: Es wird zuerst bestimmt, in welcher Zeit eine
beliebige schwache Lichtintensität 1. den Normalton und 2. einen
1) Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der
Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. LXIV, 1896. Separat¬
abdruck: Untersuchungen über das photochemische Klima von Wien, Kairo
und Buitenzorg (Java).
Archiv für Hygiene. Bd. XLTII 17
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236
Studien zur relativen Photometrie.
dunkleren Ton, welcher durch das zu messende Licht in einer
ziemlich langen, also gut ablesbaren Zeit am Normalpapier
hervorgerufen wird, hervorbringt. Aus dieser Beziehung ist dann
die fragliche Lichtintensität leicht zu berechnen. Zweitens hat
Wiesner zu Messungen grofser Lichtintensitäten auch seine
einfachere direkte Methode brauchbar gemacht, indem er Mehr¬
fachnormaltöne mittels beständiger Aquarellfarben herstellte und
sie kalibrierte.
Alle diese erwähnten chemischen Lichtmessungsmethoden
beziehen sich aber nicht auf den leuchtenden Teil der Licht¬
strahlen, da dieser auf die empfindliche Silberverbindung nur
sehr schwach ein wirkt; die maximale Wirkung liegt in dem blau¬
violetten Teile des Spektrums, und es können diese Methoden
also korrekt nur auf diese sog. »chemischen« Strahlen ange¬
wendet werden.
Nur dann wären diese Methoden zur Messung des eigent¬
lichen »Lichtes« brauchbar, wenn 1. das Verhältnis zwischen den
»chemischen« und leuchtenden Strahlen in allen Lichtarten das¬
selbe wäre oder 2. wenn wir eine empfindliche Substanz hätten,
welche auf die verschiedenen Teile des Spektrums ebenso
reagieren würde wie die Netzhaut unseres Auges, welche das
Maximum der Empfindlichkeit im gelben Teile des Spektrums
besitzt.
Die erste Bedingung trifft bei weitem nicht zu: Die
Zusammensetzung des Lichtes ist in dieser Beziehung sehr ver¬
schieden bei verschiedenen Lichtquellen.
Allerdings kann sie bei einer bestimmten Lichtart ziemlich
konstant sein, wobei dann eine Lichtmessung der betreffenden
Lichtart nach Kalibrierung des empfindlichen Papiers auf diese
Lichtart auch in Bezug auf die leuchtenden Strahlen möglich wäre.
Diesen Weg hat Crzellitzer 1 ) in Bezug auf das Auerlicht
eingeschlagen und sich zu diesem Zwecke ein im wesentlichen
dem Vogel sehen Aktinometer entsprechendes Instrumentchen
konstruiert, bei welchem Stückchen des empfindlichen Papiers
1) Archiv f. Hygiene, XXXVIII, 317 (1 IKK)).
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Räiicka.
237
1 . direkt, 2. mit einer Lage Seidenpapier bedeckt, 3. mit zwei
Lagen Seidenpapier bedeckt, 4. mit drei Lagen Seidenpapier be¬
deckt u. s. w. 45 Minuten exponiert werden. Ist selbst auf dem
ganz unbedeckten Teile keine Reaktion zu erkennen, so be¬
deutet das bei dem von Crzellitzer benutzten Papier weniger
als 13 Meterkerzen, Reaktion auf dem unbedeckten und eine
schwächere auf dem mit einer Lage Seidenpapier bedeckten Teile
bedeutet mindestens 24 Meterkerzen u. s. w.
Die im Deutschen Reiche patentierte Methode von Baurat
Wingen basiert darauf, dafs die auf den zu untersuchenden
Plätzen exponierten Papierstückchen mit einem solchen verglichen
werden, auf welches eine Lichtintensität von 50 Meterkerzen
durch dieselbe Zeit eingewirkt hat: die »blässeren Plätze« gelten
als ungenügend beleuchtet. — Jedenfalls müfste bei dieser
Methode das 50 Meterkerzenpapier immer mittels derselben Licht¬
art hergestellt werden, was beim Taglicht praktisch kaum mög¬
lich sein dürfte 1 ), bei anderen Lichtarten aber aufserdem ein
nicht geringes Instrumentarium (darunter ein exaktes Photometer)
und nicht geringe Arbeit erfordern würde. Die Forderung von
wenigstens 50 Meterkerzen dürfte als entschieden zu hoch ge¬
griffen bezeichnet werden müssen. Ganz ähnliche Wege haben
übrigens zur hygienischen Taxierung der Beleuchtung einzelner
Plätze z. B. eines Schullokals auch Andere vor Wingen ein¬
zuschlagen versucht (z. B. Wolpert in Berlin), und das Grund¬
prinzip — Kopierpapierstückchen auf verschiedenen Plätzen zu
exponieren und aus der Verdunkelung auf die Belichtungs¬
intensität zu schliefsen, — welches unbegreiflicherweise im Patent¬
anspruch enthalten ist, dürfte als allgemein bekannt bezeichnet
werden.
1) In der Anleitung zum Gebrauch des Instrumentchens heilst es, das
beigefügte Normaltonvergleichspapier sei bei 50 Meterkerzen Taglicht bei
hellem Tag, 11—12 Uhr, wechselnder Bewölkung (April), hergestellt worden.
Wie das möglich wäre, durch eine ganze Stunde und zwar noch bei wech¬
selnder Bewölkung am Expositionsplatze ständig genau 50 Meterkerzen
(und zwar noch derselben Art Taglicht) zu haben, ist mir unbegreiflich. Es
werden darüber auch leider keine Angaben gemacht. (Das Instrumentchen
ist bei F. Tiessen, Breslau I, Schmiedebrücke 30 erhältlich.)
17*
Digitized by
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238
Studien zur relativen Photometrie.
Im Weiteren werde ich übrigens bei Auseinandersetzung
meiner Versuche Gelegenheit haben zu erwähnen, dafs möglicher¬
weise auch in einem und demselben Raume, welcher von einer
(primären) Lichtquelle beleuchtet wird, das Licht nicht überall
in Bezug auf das Verhältnis der chemischen zu den leuchtenden
Strahlen genügend gleich zusammengesetzt ist.
Die zweite Bedingung ist durch das Andresensehe
Papier wenn nicht erfüllt, so sicher wenigstens der Erfüllung
bedeutend nähergebracht worden 1 ).
Andresen ist es nämlich gelungen, das Bromsilberpapier
mittels des Rhodamins B derart zu sensibilisieren, dafs es aufser
dem alten Empfindlichkeitsmaximum in Violett noch ein starkes
zweites im Gelben besitzt. Um nun nur die leuchtenden
Strahlen auf das Papier ein wirken zu lassen, filtriert Andresen
den violetten Teil durch Auflegen einer mit Auramin gefärbten
Glasplatte 2 ) auf sein empfindliches Papier ab.
Dadurch, dafs das Papier aufser dem für uns brauchbaren
Empfindlichkeitsmaximum auch noch das alte hat, wird die
Handhabung des Papiers für die Praxis allerdings — wie mir
Andresen selbst mitgeteilt hat — bedeutend erschwert.
Mir ist es nun gelungen, das Papier so herzustellen, dafs
es ohne Vorschaltung eines blau violette Strahlen absorbierenden
Filters ganz an und für sich schon nur das eine Maxi¬
mum im Gelben besitzt.
Ich erzielte dies dadurch, dafs ich dem Andresenschen
Papier einfach das Filter einverleibt habe.
Die Herstellung ist einfach und dürfte nach dem Urteil
eines Fachmannes kaum höher als diejenige der gewöhnlichen
Kopierpapiere kommen:
Das photographische Rohpapier wird ö Minuten lang in
einer Auflösung von 61 g Bromkalium in 1000 g Wasser gebadet
und vertikal aufgehängt und an der Luft getrocknet. Dann bei
1) Photographische Korrespondenz, 1898. (Zur Aktinometrie des Sonnen¬
lichtes.)
2) Eigentlich ist nur eine auf der Glasplatte befindliche feine Gelatine¬
schicht gefärbt; siehe weiter unten.
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rüzicka.
239
rubinrotem Lichte in der Dunkelkammer mit einer 12proz. Silber¬
nitratlösung während 2 Minuten behandelt und sogleich viermal
je 2 Minuten in immer erneuertem Wasser ausgewässert und
dann 5 Minuten in einer Lösung aus
200 ccm Wasser,
6 g Natriumnitrit,
5 ccm einer alkoholischen Lösung von Rhodamin B 1: 200
gebadet und, ohne auszuwässern im Dunkeln wieder vertikal auf¬
gehängt, getrocknet.
Bisher ist es das Andresensche Papier, welches zwei
Empfindlichkeitsmaxima hat: erstens das alte im Violett und
dann ein zweites im Gelb.
Ich füge nun dem Papier unmittelbar das blauviolette,
Strahlen absorbierende Filter an, indem ich die empfindliche
Fläche mit einer Schicht von Collodium oder Celloidin überziehe,
in welchem vorher Auramin aufgelöst worden ist.
Fernerhin will ich versuchen, für besondere Zwecke Papier
von höherer Empfindlichkeit und starken Kontrasten durch
stärkere (z. B. doppelte) Beladung mit Bromsilber herzustellen,
indem ich nach der Auswässerung das Papier im Dunkeln trocknen
und dann von neuem mit Bromkali 2 ) und Silbernitrat behandeln
will, worauf dann die ganze Prozedur auf die beschriebene Art
weiter fortgesetzt wird.
Mein Papier ist auf der empfindlichen Fläche leuchtend
orangegelb und wird durch Lichteinwirkung bräunlich bis schwarz¬
braun; bei stärkerer Beladung mit Bromsilber werden wohl end¬
lich fast ganz schwarze Töne noch hinzukommen.
Aufser den technischen Vorteilen meines Papiers vor dem
Andresenschen — welche in Einfachheit der Handhabung (in¬
folge des Wegfalls eines besonderen Lichtfilters) und Billigkeit 2 )
1) Diesesmal natürlich schon auch im Dunkeln.
2) Andresen stellt das Auraminfilter folgender Art her (nach münd¬
licher Mitteilung): Ungebrauchte Bromsilber-Gelatineplatten werden in der
Dunkelkammer ausfixiert, gründlich ausgewässert, getrocknet. Dann 10 Minuten
unter fortwährender Bewegung der Schale in wässeriger Auraminlösung 1: 60
gebadet und hierauf während 1 Minute in viel Wasser abgespült, dann
getrocknet.
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240
Stadien zur relativen Photometrie.
(aus demselben Grunde) bestehen —, sind zwei sachliche hervor¬
zuheben :
Die Lichtabsorption durch die Glasplatte des Andresen-
schen Auraminfilters kommt in Wegfall, so dafs das Licht weniger
geschwächt (nur durch die äufserst feine Collodiumschicht) zur
Wirkung gelangt, wodurch also die Methode empfindlicher wird,
was besonders bei schwächeren Lichtintensitäten sehr notwendig ist.
Zweitens ist der Kontrast der Töne (leuchtend orangegelb,
braun, schwarzbraun) meines Papiers nach Urteil unter Anderen
des Herrn Dr. Andresen 1 ) selbst schärfer als bei seinem Papier
(bläulichrot, violett, rötlichgrau-dunkelblau), was für die Ablesung
natürlich von Vorteil ist.
Nun aber ist noch ein weiterer Umstand zu erwähnen.
Unsere Netzhaut hat, wie schon erwähnt, ihr Empfindlichkeits¬
maximum im gelben Teile des Spektrums, und vom Gelben
klingt nach beiden Seiten die Empfindlichkeit ab (unsere Netz¬
haut empfindet einerseits das Orange, Rot, anderseits das
Grün, Blau, Violett, aber die ultraroten und die ultravioletten
Strahlen nicht mehr). Es liefse sich sicher eine Kurve kon¬
struieren, welche dieses Abklingen graphisch darstellen würde.
Es fragt sich nun, ob auch für das Andresensche und das
m einige Papier die Empfindlichkeitskurve für das » Gelbmaximum f
genau dieselbe wäre, denn nur dann wäre dieses Papier ein ganz
genau adäquates Mals für die Empfindungen der Netzhaut.
A priori kann man sagen, dafs es ein besonders günstiger
Zufall wäre, wenn dies zutreffen würde. Eine genaue Beant¬
wortung der Frage wird aber sehr viel experimentelle Arbeit
erfordern, welche ich noch nicht Gelegenheit hatte auszuführen.
Trifft dies nicht zu, so haben wir in diesem Papier zwar
sicher ein bei Weitem unvergleichlich besseres Mals für Licht-
1) Es ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Dr. Andresen auch an
dieser Stelle meinen wärmsten Dank auszusprechen für die aufserordent-
liche Bereitwilligkeit, mit welcher er mir sein Laboratorium in der photo¬
graphischen Abteilung der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin,
dessen Leiter er ist, zur Verfügung stellte. Derselbe Dank meinerseits ge¬
bührt der Fabriksdirektion.
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftzifcka.
241
bestimmungen als im violettempfindlichen, aber ein ganz genaues
doch noch nicht.
Es ergibt sich somit aus dem ganzen bisher Mitgeteilten,
dafs wir eigentlich keine genügend korrekte und doch praktisch
brauchbare Methode zur Bestimmung der Lichtverteilung aus¬
gearbeitet haben, und doch wäre eine solche leicht ausführbare
Methode sehr erwünscht, da noch sehr viele Fragen der Hygiene
der Beleuchtung geschlossener Räume ihrer Lösung — welche
eben nur an der Hand von Lichtverteilungsbestimmungen mög¬
lich ist — harren. Zum Beispiel die Frage des Einflusses der
Anordnung und Ausführung der Lichtöffnungen (Feuster), der
Strafsenbreite und Häuserhöhe, der Art des Wandanstriches, der
Tageszeiten auf die Lichtverteilung im Raume.
Um nun auch mit einem nicht ganz adäquaten empfind¬
lichen Papier Bestimmungen der Lichtverteilung vornehmen zu
können, habe ich einen Weg eingeschlagen, welchen ich im
folgenden beschreiben will.
Ich bin nämlich auf den Gedanken gekommen, eine Art
relativer Lichtmessung mit Hilfe des lichtempfindlichen Papiers
auszuarbeiten, mit deren Hilfe es möglich wäre, die Belichtungs¬
intensitäten aller gewählten Plätze eines Raumes im Verhältnis
zu einem beliebig gewählten von ihnen — z. B. zu dem
dunkelsten, zu dem lichtesten, oder zur Lichtintensität vor
dem Fenster im Freien — für einen und denselben Zeit¬
abschnitt zu bestimmen.
Dadurch eliminiert man nämlich — wie ich anfangs der
Anschauung war, vollständig — die Verschiedenartigkeit (in Bezug
auf das Verhältnis der chemischen 1 ) und der optischen Strahlen)
der je verglichenen zwei Lichtintensitäten. Man hat kurz ge¬
sagt in jedem Falle — wie ich meinte — das exakt adäquate
Vergleicheobjekt, Licht desselben Ursprungs.
1) Bei meinem Papier ist natürlich das chemische Maximum im Gelben,
bei den gewöhnlichen Papieren im Violetten, beim A n d r e s e n sehen Papier
ist fast das ganze Spektrum »chemisch wirkend«.
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242
Studien zur relativen Photometrie.
(Die Art der Eruierung des Verhältnisses der beiden je
verglichenen gleichartigen Lichtintensitäten aus den beiden ex¬
ponierten Papierstückchen wird weiter unten geschildert werden.)
(Genauere Auseinandersetzung der Brauchbarkeit dieser mei¬
ner relativen Photometrie zu hygienischen Zwecken will ich am
Ende dieser Arbeit anfügen.)
Allerdings hat sich mir aber das gewöhnliche photographische
Kopierpapier zu genauen Messungen auch mit dieser Methode
als ungeeignet erwiesen, und ich bin zur Überzeugung gekommen,
dafs bei der weiteren Ausarbeitung dieser Methode ein Papier
anzuwenden ist, welches auf denselben Teil des Spektrums em¬
pfindlich wie die menschliche Netzhaut, möglichst »netzhautadä¬
quat« im vorher besprochenen Sinne ist. Da es nun gelungen
ist, solches oder wenigstens dem sehr nahes Papier herzustellen,
dürfte diese Methode auch zu genauen Messungen anwendbar
werden.
Mit dem gewöhnlichen Celloidinpapier habe ich zuweilen
recht genaue, in anderen Fällen aber ziemlich abweichende
Werte (sogar um 20 bis 30 °/ 0 ) bekommen.
Ich will nun im folgenden meine mit dem gewöhnlichen
Celloidinpapier Pensee gemachten Erfahrungen kurz beschreiben,
da ich wegen mehrmonatlicher Abwesenheit die Experimente
unterbrechen mufste.
Nachher will ich diese Studien mit meinem netzhautartig em¬
pfindlichen Kopierpapier fortsetzen.
Das Prinzip der Methode beruht darauf, dafs, wenn ein Stück
photographisches Kopierpapier einer Beleuchtungskraft 1,ein zweites
Stück desselben Papiers einer Beleuchtungskraft desselben Lichtes,
aber von der Intensität 2 während desselben Zeitabschnitts aus¬
gesetzt wird, die beiden Papiere je einen bestimmten dunkleren
Ton bekommen. Das Verhältnis der Dunkelheit beider Papiere
entspricht in einer bestimmten Art dem Verhältnis der Beleuch¬
tungsintensitäten.
Die Beziehung dieser beiden Verhältnisse ist aber keineswegs
so einfach wie sie erwartet werden könnte: Es entspricht nämlich
einer doppelten Beleuchtungsintensität nicht eine doppelte Dunkel-
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rfizicka.
243
heit (an der Lichtabsorption durch die dunkel gewordene Sub¬
stanz unter Ausschlufs der Absorption durch das Papier selbst
gemessen), sondern eine geringere; es entsprach z. B. nach meinen
Messungen einer vierfachen Beleuchtungsintensität eine nur
2,2 fache Dunkelheit.
Da also eine einfache mathematische Beziehung zwischen
der Beleuchtungskraft und der durch dieselbe hervorgerufenen
Verdunkelung des Papiers nicht besteht, so mufste ich mir einen
empirischen Mafsstab dieser Beziehung verschaffen.
Dies wurde dadurch erreicht, dafs ein Stück photographisches
Kopierpapier z. B. in 12 gleiche kleine Stücke zerschnitten wurde
(je 2X4,5 cm), von welchen jedes längs der kürzeren Seiten
mittels gummierten Papierstreifchens auf ein in der Mikroskopie
gebräuchliches Objektträgerglas aufgeklebt (die empfindliche Seite
vom Glase abgewendet). Diese, mit dem Kopierpapier armierten
Objektträger wurden dann in einer innen mattschwarz angestri¬
chenen Holzkiste mittels in den Boden derselben in entsprechen¬
den Entfernungen eingestochener Stecknadeln so aufgestellt, dafs
sie von einer Lichtquelle, z. B. 15, 17, 20, 22, 25, 28, 30, 32, 34,
37, 40, 43 cm entfernt waren und die Lichtstrahlen senkrecht
auf ihre dem Lichte zugewendete empfindliche Fläche auffielen.
Die auf die Richtung der Lichtstrahlen genau senkrechte
Einstellung der Papierblättchen ist leicht dadurch zu erreichen,
dafs man diejenige Lage des betreffenden Objektträgers aufsucht,
bei welcher das Kopierpapier dem durch die Flamme der Licht¬
quelle dasselbe betrachtenden Auge glänzend erscheint, ein Beweis,
dafs die auffallenden Lichtstrahlen auf demselben Wege, auf
welchem sie zum Papier gekommen sind, wieder reflektiert werden,
was eben nur bei senkrechter Einfallsrichtung geschieht.
Alle diese Arbeiten — höchstens die genaue senkrechte Ein¬
stellung der Papierblättchen auf die Strahlrichtung kann bei
schwachem Licht eine Ausnahme bilden — werden in der Dunkel¬
kammer bei rotem Licht vorgenommen, um eine vorzeitige Licht¬
wirkung auf das Papier zu vermeiden.
Hierauf läfst man das Licht auf die Papiere so lange ein¬
wirken, bis das demselben nächste Papier intensiv braun erscheint;
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244
Studien zur relativen Photometrie.
die anderen sind begreiflicherweise — da die Intensität des Lichtes
im quadratischen Verhältnisse der Entfernung abnimmt — je weiter
vom Lichte desto blasser. Diese Einwirkung wird zum Beispiel bei
Benutzung des gewöhnlichen Celloidinpapiers und einer gewöhn¬
lichen Gasschnittflamme in einigen 12 Stunden erreicht. — Die
eventuellen Schwankungen des Lichtes, mögen sie auch sehr
grofs sein, haben auf die Richtigkeit des Resultates keinen
Einflufs, da sie für alle Papiere in derselben Weise zustande
kommen; das Entscheidende dabei ist nur das Verhältnis der
Entfernungen von der Lichtquelle.
Auf diese einfache Art bekommt man eine Skala, deren jede
Stufe mit der die Entfernung des betreffenden Papierstückes vom
Lichte (resp. Lichtcentrum) in Centimetern 1 ) möglichst genau
bezeichnenden Zahl versehen wird.
Wollen wir nun mittels dieser Skala das Verhältnis der Be¬
leuchtungsintensität zweier Plätze bestimmen, welche von einer
und derselben Lichtart beleuchtet werden, so hat man auf diesen
1) Man verfährt am besten so, dafs man die Entfernungen der einzelnen
Papierstücke im voraus nur ungefähr bestimmt wählt und erst nach genauer
Einstellung (senkrecht auf die Richtung der Lichtstrahlen) mittels des
Centimetermafses sie genau ermittelt. Bei der Gasschnittflamme und
Acetylenflamme empfiehlt sich folgendes einfaches Verfahren zur genauen
Bestimmung der einzelnen Entfernungen: Es wird ein längerer dünner
Glasstab mit dem einen Ende bis knapp an das betreffende Papierstückchen
so genähert, dafs der Glasstab gleichzeitig ungefähr die Mitte der leuchten¬
den Flammenfläche passiert. In dieser Position wird das Glasstäbchen einige
Augenblicke gehalten, so dafs die Flamme auf demselben Rufs absetzt. Die
Entfernung des Rufsringes vom Ende ist dann die gesuchte Distanz, welche
dann mittels des Centimetermafses abgelesen wird. Am meisten zu empfehlen
ist aber, sich auf ein wagerechtes, ebenes Brettchen, welches am Rande
einen halbkreisförmigen Ausschnitt von etwa 1 cm Durchmesser besitzt,
in welchen die (am besten kurz kegelförmige) Flamme (das Ende des Rohres
des leuchtenden Bunsenbrenners) immer eingestellt wird, im Bogen eine An¬
zahl von der Lichtquelle (dem Ausschnitt) verschieden entfernter vierkantiger
Holzpflöckchen — mit einer Fläche genau senkrecht auf den betreffenden
vom Ausschnitt ausgehenden Radius — aufzukleben. Jedes Pflöckchen wird
mit zwei Drahtreifchen — einem nahe dem oberen, einem nahe dem unteren
Ende des Pflöckchens — versehen, unter welche bei Anfertigung der Skala
das Kopierpapierstückchen eingeschoben wird. Das Brettchen wird samt den
Pflöckchen mattschwarz gestrichen und die Entfernung jedes Pflöckchens
vom Mittelpunkte des Ausschnittes ein für allemal festgestellt.
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Röiicka.
245
Plätzen je einen kleinen Streifen desselben Kopierpapiers, aus
welchem die Skala hergestellt ist, so lange gleichzeitig zu ex¬
ponieren, bis eine ziemlich intensive Bräunung des stärker belich¬
teten und eine nicht zu blasse Verfärbung des schwächer be¬
lichteten Papieres erfolgt ist. Diese Töne müssen innerhalb der
Tonintensitäten der Skala bleiben; gut ist es, sich eine dunklere
(längere Exposition) und eine zweite hellere Skala (kürzere Ex¬
position) zu bereiten. Es ist aber leicht begreiflich, dafs die
gar zu dunklen (schwarzbraunen), sowie auch die gar zu blassen
(rosa) Töne zu vermeiden sind, da dann die Unterschiede weniger
scharf erkannt werden können.
Hat man nun die beiden zu vergleichenden Papierstücke in
den passenden Intensitäten, so verfährt man nun folgender Art
weiter: Die Papierstücke werden, ihrer Bräunung entsprechend, in die
Skala eingereiht und die auf dieselben entfallenden Zahlen notiert.
Es hat sich mir am besten das folgende Verfahren bei der
Einreihung in die Skala bewährt: Die einzelnen Papierstückchen
der Skala werden mit ihren Enden in entsprechend angeordnete
Schlitze eines festeren Papierblattes eingesteckt, so dafs die
Enden an der Hinterseite des Papiers hervorragen, der mittlere
Hauptteil aber auf der Vorderseite zu Tage liegt. Über jedem
Papierstückchen wird die Zahl aufgeschrieben, welche seine Ent¬
fernung in Centimetern vom Lichte bei der Anfertigung der
Skala ausdrückt. — Der einzureihende Papierstreifen wird zuerst
grob durch flüchtige Vergleichung mit den einzelnen Skalastufen
eingereiht und dann folgender Art fein eingestellt: er wird auf
einen der ihm nahestehenden Skalapapiere aufgelegt, so dafs das
— bedeutend gröfsere — Skalapapier rund herum unter dem¬
selben hervorragt. Hat der verglichene Papierstreifen genau
denselben Ton wie das Skalapapier, so verfliefst er mit dem
Tone des letzteren, so dafs er für das Auge von dem Skala¬
papier nicht unterscheidbar ist. Sonst bildet er in dem Felde
des Skalapapiers einen mehr oder weniger helleren oder dunkleren
Fleck, in welchem Falle mau dann dieselbe Vergleichung mit
dem benachbarten dunkleren resp. helleren »Skalagradec vor¬
nimmt, bis man entweder findet, dafs das Papierstückchen dem
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246
Studien zur relativen Photometrie.
Tone nach mit einem Skalagrade genau übereinstimmt, oder dafs
sein Ton zwischen zwei Skalagraden liegt. Zur scharfen Er¬
kennung des richtigen Verhältnisses ist es nötig, die beiden auf¬
einander liegenden Papiere dabei durch eine aufgedrückte Glas¬
tafel zu betrachten, wodurch eine genauere Abschätzung ermög¬
licht wird, da die beiden Papiere nur dann genau aneinander
aufgedrückt und die eventuellen Unebenheiten der verglichenen
Papierstücke, welche Täuschungen hervorrufen könnten, behoben
werden können. Am einfachsten bedient man sich dazu eines
reinen Objektträgerglases auf dessen einem Ende man ein Stück¬
chen Glasstab oder Glasröhre senkrecht auf die Fläche des Ob¬
jektträgers mittels dicken Canadabalsams aufkittet, wodurch die
Glasplatte eine gute Handhabe bekommt, so dafs man an den
Skalapapieren nicht (beim Heben u. s. w. der Glasplatte) mit den
Fingern herumgreifen mufs.
Aus naheliegenden Gründen müssen natürlich alle Manipu¬
lationen mit den Skalen und den exponierten, zu vergleichenden
Papierstreifchen in dem chemisch unwirksamen roten Lichte —
in der Dunkelkammer oder nachts — vorgenommen werden, um
eine nachträgliche Lichtwirkung auszuschliefsen. Es empfiehlt
sich nicht, die Papiere zu vergolden und zu fixieren, um die
erreichten Intensitäten zu fixieren, lichtfest zu machen. Es wäre
zwar weit einfacher, wenn man bei beliebigem Lichte zu arbeiten
vermöchte, aber es gehen bei der Fixierung feinere Nuancen
bekanntlich verloren, und es könnten so bei den mannigfaltigen
chemischen Eingriffen, welche dabei vor sich gehen, Verschie¬
bungen der ursprünglichen Tonverhältnisse eintreten.
Ich bin aber damit beschäftigt, die Herstellung lichtfester
Skalen auszuarbeiten, mit welchen man dann die Ablesungen
im schwachen gewöhnlichen Lichte vornehmen könnte.
Hat man nun die beiden Papierstreifen genau in die Skala
eingestellt, so erfolgt dann die Berechnung:
Sagen wir, dafs wir die Zahlen 23, 39 bekommen haben. In
diesem Falle kann man annehmen, dafs das auf den dunkleren
Platz auffallende Licht im Vergleich mit dem auf den helleren
Platz auffallenden in demselben Verhältnis (stärker zerstreut, also:)
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftiicka.
247
schwächer war, wie es bei der Herstellung der Skala das auf
den 39 cm von der Lichtquelle entfernten Kopierpapierstreifen
auffallende Licht im Verhältnis zu dem auf den blofs 23 cm ent¬
fernten Kopierpapierstreifen auffallenden Lichte war.
Diese Annahme dürfte ziemlich klar erscheinen und läfst
sich auch aus dem oben erwähnten Bunsen-Roscoeschen
Gesetze J 1 t 1 = herleiten. Ihre Richtigkeit kann aber auch
leicht durch das Experiment bewiesen werden. In diesem Experi¬
mente können wir die schon oben erwähnten zwei Skalen — die
hellere und die dunklere — sehr gut benutzen.
Wählen wir aus der helleren Skala zwei Papiere, deren Töne
noch innerhalb des Bereiches der dunkleren Skala liegen, z. B.
dasjenige, welches 15 cm und ein anderes, welches 26 cm weit
von der Lichtquelle exponiert war, und reihen sie in die dunklere
Skala ein, so finden wir, dafs sie hier mit den Entfernungen 23
und 40 übereinstimmen. Fragen wir nun, welches Verhältnis
der Beleuchtungsintensitäten diesen Zahlen entspricht, so finden
wir, dafs es 1 ) im ersten Falle das Verhältnis
26 2 : 15 2 = 676 : 225 = 3,0 : 1,
im zweiten Falle
40 2 : 23 2 = 1600 : 529 = 3,0 : 1 ist.
Ein anderes Beispiel:
Die Papiere 15, 22 der helleren Skala stimmen mit den Ent¬
fernungen 23, 34 der dunkleren Skala überein; wir bekommen
also die Verhältnisse
22 2 : 15 2 — 484 : 225 = 2,2 : 1
34 2 : 23 2 = 1156 : 529 = 2,2 : 1 u. s. w.
Was besagen uns diese Zahlen weiter? Um dies zu ver¬
stehen, müssen wir uns vergegenwärtigen, wie die beiden Skalen
— die hellere und die dunklere — entstanden sind. Beide sind
durch Exposition einer Serie von Kopierpapierstückchen der Ein¬
wirkung desselben Lichtes in denselben steigenden Entfernungen
entstanden, aber der Unterschied lag in der verschiedenen Länge
1) Nach dem Gesetze, dafs die Beleuchtungsintensität mit dem Quadrate
der Entfernung von der Lichtquelle umgekehrt proportional ist.
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Studien zur relativen Photometrie.
der Expositionszeit. Infolgedessen blieb es bei der kürzer expo¬
nierten Skala bei lichteren Tönen, während die länger exponierte
aus dunkleren Tönen besteht, und es entsprechen somit die Töne
zweier in verschiedenen Entfernungen exponierten Papiere der
helleren Skala, den Tönen der der Entfernung vom Lichte nach
entsprechenden Papierstückchen der dunkleren Skala der Dunkel¬
heit nach nicht, sondern die ersteren sind heller. Wir müssen
also ihnen gleichgetonte in der dunkleren Skala in gröfseren
Entfernungen vom Lichte suchen: Und dabei finden wir, was
allerdings bei reifer Überlegung schon a priori zu erwarten war,
dafs sie solchen Entfernungen in der dunkleren Skala ent¬
sprechen, deren Quadrate den zweiten Potenzen der ersteren pro¬
portional sind.
Mit anderen Worten gesagt: Wirken auf photographisches
Kopierpapier zwei verschieden abgestufte Intensitäten desselben
Lichtes eine bestimmte Zeit ein, und im zweiten Falle zwei
schwächere, aber zu einander in demselben Verhältnis
stehende Intensitäten desselben Lichtes, so stellt sich im zweiten
Falle nach einiger (längeren als im ersten Falle) Zeit genau die¬
selbe Verdunkelung der Kopierpapierstückchen ein. Und wenn
wir das Gesagte umkehren, so sind wir zur Grundidee meiner
Methode gelangt: Bringen zwei Intensitäten desselben
Lichtes auf dem Kopierpapier in einer beliebigen
Zeit bei gleichzeitiger Einwirkung dieselbe Ver¬
dunkelung hervor, wie zwei andere in bekanntem Ver¬
hältnis stehende Intensitäten desselben Lichtes im
Verlaufe einer beliebigen anderen Zeit, so istdas Ver¬
hältnis der ersteren demjenigen der letzteren gleich,
und da wir das letztere kennen, also auch bekannt.
Um nun dieses Faktum methodisch zur Messung der Ver¬
hältnisse von unbekannten Beleuchtungsintensitäten benutzen zu
können, brauchen wir uns nur eine Sammlung von Stückchen des¬
selben Kopierpapiers herzustellen, welche verschiedenen zu einander
in bekanntem Verhältnisse stehenden Intensitäten desselben Lichtes
alle dieselbe Zeit exponiert waren. Die Abstufung der auf ein¬
zelne Papierstückchen einwirkenden Lichtintensitäten geschieht
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftiicka.
249
einfach durch Exposition der Papierstücke in verschiedenen, aber
genau festgestellten Entfernungen von der Lichtquelle (wobei
natürlich auch der Einfallswinkel bei allen derselbe sein mufs,
am einfachsten 90°; siehe die Methode der Herstellung der
Skala).
Nachdem wir somit die gemachte Annahme (Seite 246, letzter
Absatz) als richtig erwiesen haben, gehen wir nunmehr zur Fort¬
setzung der Berechnung, über welche wir unterbrochen haben.
Da wir gefunden haben, dafs die exponierten Papierstreifen
mit den Zahlen 23 und 39 der Skala übereinstimmen, so können
wir unmittelbar nach dem eben Dargelegten sagen, dafs die auf
die exponierten Papierstreifen einwirkenden Lichtintensitäten in
demselben Verhältnis zu einander gestanden sind wie die Licht¬
intensitäten, welche bei der Herstellung der Skala auf die 23 und
39 cm vom Lichte entfernten Skalapapiere auffielen. Und dieses
Verhältnis war somit, dem Gesetze von der der Entfernung von der
Lichtquelle umgekehrt proportionalen Abnahme der Lichtintensität
gemäfs:
39 2 : 23 2 = 1521 : 529 = 2,9 : 1
oder einfachere Berechnungsweise:
39 2 : 23 2 = (2) 2 : l 2 = 1,7 2 : 1 = 2,9 ; 1.
Bezüglich der Herstellung der Skala ist noch ein wichtiger
Umstand zu erwähnen.
Es bietet sich nämlich die Frage, ob und inwieweit es nötig
ist, für Untersuchungen mit verschiedenen Lichtarten die nötige
Skala immer mittels desselben Lichtes herzustellen, welches eben
studiert wird.
Diese Frage erscheint deshalb berechtigt, weil es z. B. a priori
nicht auszuschliefsen ist, dafs die auf die empfindliche Substanz
des Kopierpapiers ein wirkenden Strahlen bei verschiedenen Licht-
arten in folgender für unsere Frage wichtigen Art voneinander
abweichen könnten: Es könnten nämlich diese wirksamen Strahlen
bei der einen Lichtart durch die gebräunte Substanz des Kopier¬
papiers stärker, bei der anderen schwächer absorbiert werden, was
in dem ersteren Falle ein schneller, im zweiten ein langsamer
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250
Studien zur relativen Photometrie.
fortschreitendes Dunkelwerden bedingen würde. Infolgedessen
wäre die Skala der einen Lichtart zur Messung der anderen im
Allgemeinen nicht verwendbar.
Man könnte zwar darauf im Allgemeinen antworten: es kann
also einfach immer die Skala mittels des eben zu untersuchenden
Lichtes hergestellt werden. Aber diese Frage ist — abgesehen
von dem theoretischen Interesse — auch in der Beziehung von
praktischer Wichtigkeit, dafs es nicht bei allen Lichtarten gleich
leicht und einfach ist, die Skala herzustellen. Besonders bei der
Anfertigung der Sonnenlichtskala besteht in der Hinsicht Schwierig¬
keit — im Vergleich zu der grofsen Einfachheit bei den künst¬
lichen Lichtquellen — dafs die Sonnenstrahlen — die direkten
— praktisch parellel sind, also unter unseren irdischen Verhält¬
nissen das Gesetz von der Abnahme der Lichtintensität mit der
Entfernung von der Lichtquelle uns in diesem Falle nichts hilft.
Hier mufs ein leuchtender Punkt, von welchem divergierende
Sonnenstrahlen ausgehen, erst geschaffen werden, was durch
Sammlung der Strahlen durch eine Kollektivlinse zu bewirken
ist, deren Brennpunkt dann den leuchtenden Punkt darstellt.
In den Strahlenkegel hinter dem Brennpunkt werden dann die
Kopierpapierstückchen senkrecht auf die Richtung der auffallenden
Strahlen in bestimmten Entfernungen vom Brennpunkte aufge¬
stellt. Ziemlich einfach läfst sich ein Apparat zu diesem Zwecke
aus einer Schachtel, in deren eine Wand man den Tubus eines
Mikroskopokulars mit der unteren Linse einläfst, herstelleu. Auf
dem Boden der Schachtel zeichnet man sich die seitliche Pro¬
jektion des von der Linse gebildeten Strahlenkegels auf und
steckt die Kopierpapierstreifen in ausgespannte Doppelfäden, in
welche ihre beiden Enden eingeklemmt werden, in entsprechenden
Lagen fest. Der Apparat wird dann den direkten Sonnenstrahlen
(nicht dem diffusen Tageslicht) so exponiert, dafs die
Richtung der Sonnenstrahlen derjenigen der optischen Achse der
Linse eine parallele ist. Aufserdem wird durch kurzes Öffnen
des Apparates von der Seite zeitweise kontrolliert, ob die Papier¬
streifen von dem Strahlenkegel richtig getroffen werden. Eine
zweite Schwierigkeit bei der Anfertigung der Sonnenlichtskala
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251
besteht darin, dafs sich die Richtung der Strahlen wegen der Be¬
wegung der Sonne am Himmelsgewölbe langsam verändert, bei
genauer Arbeit müfste der oben beschriebene Apparat zur An¬
fertigung der Sonnenskala an einer Vorrichtung befestigt werden,
welche der Veränderung der Richtung der Sonnenstrahlen genau
folgen würde (Heliostatt). Bei Benutzung eines empfindlichen
Kopierpapieres und ungedämpftem Licht kommt diese Schwierig¬
keit allerdings nur sehr wenig in Betracht, da eine Exposition von
einer Minute oder sogar von Bruchteilen derselben bei starker
Insolation (im Sommer) hinreichen kann. Bei längerer notwendiger
Expositionszeit kann man sich auch dadurch helfen, dafs man
in kurzen Intervallen mittels eigener Hand den Apparat je nach
der veränderten Richtung der Sonnenstrahlen verstellt.
Es zeigte sich nun bei meinem daraufhin gerichteten Unter¬
suchungen, dafs in der That in der erwähnten Richtung fühl-
bareUnterschiede zwischen den einzelnen mittels verschiedenerLicht-
arten hergestellten Skalen bestehen: so z. B. zwischen der Gas¬
licht- und Auergaslichtskala. Es entsprachen Entfernungen der
beiden Skalen einander wie folgt:
Auerlichtskala
21
22.5
26
27.5
31
33
35.5
37.5
41
42.5
Gaslichtskala
16
17
20
21
23.5
24.5
26
27.5
30
31.
Greifen wir daraus einige Verhältnisse heraus:
Auerlichtskala
21 2 : 33 2 = 441 : 1089 = 1 : 2,5
26 2 :41 2 = 676: 1681 = 1:2,5
21 2 : 41 2 = 441 : 1681 = 1 : 3,8
u. s. w.
Archiv für Hygiene. Bd. XLUI.
entsprechendes Verhältnis der
Gaslichtskala
16 2 : 24,5. 2 = 256 : 600 = 1 : 2,4
20 2 : 3U 2 = 400 : 900 = 1 : 2,3
16 2 : 30 2 = 256 : 900 = 1: 3,5
18
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252
Studien zur relativen Photometrie.
Die identischen Belichtungsverhältnisse dieser beiden Skalen
entsprechen also einander nicht genau, sondern beim Auerlicht
sind die Quotienten etwas gröfser.
(Dadurch will ich allerdings nicht sagen, dafs diese Beziehung
zwischen diesen zwei Lichtarten in derselben Art in jedem Falle
besteht. Im Gegenteil, ich habe gesehen, dafs sogar die ver¬
änderte Form der Flamme — Schmetterlingflamme, einfache kegel¬
förmige leuchtende Gasflamme — den Charakter der Skala beein-
flufst (wahrscheinlich wegen veränderter VerbrennungsVerhält¬
nisse — Ähnliches gilt auch für andere Lichtarten).
Ebenso zeigte die Sonnenlichtskala bedeutende Abweichung
von der Kohlengas]ichtskala:
Es wurden drei Kopierpapierstreifen in den Entfernungen
24, 36,4, 48,0 vom Brennpunkte der Linse in dem oben beschrie¬
benen Apparate dem direkten Sonnenlicht exponiert.
Die Belichtungsintensitäten der einzelnen Papierstreifen waren
somit nach dem mehrmals citierten Gesetze in folgenden Ver¬
hältnissen :
Platz III: PI. II = 36,4 2 : 48,0 2 = 9,1 2 : 12,02 = 82,8 : 144 = 1 : 1,74
» II : > I =24 2 :36,4 2 = 6 2 : 9,1 2 = 360 : 828 = 1 : 2,30
> III: > I = 24 2 :48 2 = l 2 : 2 2 =1:4,00
In die Kohlengaslichtskala eingereiht, ergaben die Papier¬
streifen folgende Werte:
I = 20,5, II = 30, III = 39,5.
Daraus bekommen wir nachfolgende Verhältnisse:
III: II = 30 2 : 39,5 2 = 90 : 156 = 1 : 1,73
II : I = 20,5 2 : 30 2 =42:90 = 1:2,14
III: II = 20,5 2 : 39,5 2 = 42 : 156 = 1 : 3,71.
Der Vergleich mit den oberen Verhältniszahlen zeigt, dafs
auch die Sonnenskalagrade in ähnlicher Weise von den Gaslicht¬
skalagraden abwichen, wie diejenigen der Auerlichtskala: Die
Quotienten sind gröfser.
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253
Eine auffallend genaue Übereinstimmung zeigten die mittels
des(Kohlen-)Gaslichtesund des Acetylenlichtes hergestellten Skalen
Acetylenlichtskala Gaslichtskala
60 60
50 50
40 40
30 30
20 21 .
(Hier stimmen auch die absoluten Zahlen zufällig überein —
da zufällig die Töne gleich intensiv geworden sind — es ist so¬
mit nicht mehr nötig, noch die Verhältnisse besonders zu be¬
rechnen: sie sind kurz für beide identisch, bis auf die kleine
Abweichung 21).
Im allgemeinen ist es also nötig, um genau arbeiten
zu können, zur Arbeit mit einer bestimmten Lichtart
sich die Skalen eigens mittels desselben Lichtes
— und selbstverständlich auf demselben Kopierpapier, welches
auch für die weiteren Versuche verwendet wird, herzustellen,
oder sich eine Skala in Bezug auf die einzelnen zu untersuchen¬
den Lichtarten — für jede Lichtart besonders zu gra¬
duieren. Denn der Farbencharakter der Skalen ist bei allen vier
von mir untersuchten Lichtarten (gewöhnl. Kohlengaslicht eines
Schnittbrenners, Kohlengasauerlicht, Acetylengaslicht, Sonnen¬
licht), wenigstens in dem roten, chemisch unwirksamen Lichte,
in welchem eben die Einreihung in die Skalen erfolgt, absolut
identisch; es bestehen nur Unterschiede in Bezug auf die Inten¬
sität der Verdunkelung.
Aus dem bisher Angeführten folgt, dafs diese Methode einen
sehr einfachen und guten Behelf zur Messung der Lichtverteilung
in einem Raume bieten würde, welcher überall von einem Lichte
derselben Zusammensetzung und nur verschiedener Intensität
beleuchtet wäre. Nun hat es sich aber gezeigt, wie schon oben
erwähnt, dafs die mit dem gewöhnlichen Kopierpapier erhaltenen
Resultate nicht — wenigstens nicht immer — mit dem Ergeb¬
nissen der Untersuchung mit dem Weberschen Milchglasphoto¬
meter stimmen.
18 •
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254
Studien zur relativen Photometrie.
Die Ursache kann darin liegen, dafs eben an die verschie¬
denen Plätze Licht verschiedener Zusammensetzung auffällt, welche
Verschiedenheit durch die Reflexion und Absorption verschie¬
dener Teile des Spektrums an verschiedenfarbigen Flächen her¬
beigeführt werden kann.
Eine andere Möglichkeit wäre aufserdem eine nicht genügende
Gleichmäfsigkeit (in Qualität oder Dicke) der empfindlichen
Schichte des photographischen Kopierpapiers.
Durch weitere Studien will ich diese Sachen klazulegen ver¬
suchen. Nur um die Methodik etwas zu veranschaulichen, will ich
hier einige mit dem ge wöhnlichen, blau violettempfind¬
lich enKopierpapier ausgeführte vergleichende Bestimmungen
— mittels meiner Methode und mittels des Weberschen Milch¬
glasphotometers — anführen, bei welchen die mittels beider
Methoden erhaltenen Resultate stimmten:
1. Ich habe eine Feststellung der Verhältnisse der Licht¬
verteilung einer Acetylenlampe 1. mit dem Weberschen Photo¬
meter und 2. mittels meiner Methode vorgenommen: Die Ace¬
tylenlampe wurde in der Dunkelkammer (2 X 2,5 X 5 m) auf
einem Tisch bei der Wand aufgestellt. Auf dem Tisch wurden
drei quadratische Stücke desselben weifsen Papiers (1 dm, 2 dm,
3 dm von der Lampe entfernt) gelegt und in der Mitte jeden
Papierstückes ein kleiner Kopierpapier-treifen placiert und mit
je einer aus demselben Stücke geschnittenen Glasplatte bedeckt,
um es platt zu drücken. Gleich daneben wurde das Web ersehe
Photometer (auf seinem hellgelb gestrichenen Holzkasten montiert)
mit seinen glänzenden Metallteilen und verschiedene andere
Sachen (auf einer Seite eine rote Schachtel) aufgestellt, um mög¬
lichst viele Reflexionen des Lichtes zu bewirken. 1 ) Aufserdem
war in unmittelbarer Nähe die gelbbraun gestrichene Fensterlade,
eine weifs gestrichene Wand und übrigens alle Wände und
Gegenstände waren in der Kammer wegen ihrer geringen Aus-
1) Das Webersche Photometer wurde gleich anfangs schon ganz in
der zur photometrischen Messung nötigen Lage aufgestellt, um dann bei der
Ausführung der photometrischen Bestimmung nicht neue, vorher nicht vor¬
handen gewesene Reflexionsverhältnisse einzuführen.
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftiiöka.
255
dehnung nicht weit vom Tische, so dafs da so viele und mannig¬
faltige Reflexionsgelegenheiten vorhanden waren, wie sie in der
Praxis nur selten in reicherem Mafse Vorkommen dürften.
Nachdem die Kopierpapiere genügend gebräunt waren, wurde
nach meiner Methode die Bestimmung des Verhältnisses der
Belichtungsintensitäten der drei Kopierpapiere ausgeführt. Es
ergab sich das Verhältnis
Kopierpapier I : Kop. II = 2,4 : 1
Kop. II : Kop. III = 2,3 : 1
Kop. I : Kop. III = 5,3 : 1.
Hiernach wurde die Beleuchtungsintensität in der Mitte jener
quadratischen Papierstücke, wo die Kopierpapierstreifen gelegen
waren, mittels des Weber sehen Photometers bestimmt. Es er¬
gaben sich für
Platz I 146 Meterkerzen
> II 65
> III 28 »
woraus sich folgende Verhältnisse ergeben:
Platz I : Platz II = 2,3 : 1
Platz II : Platz III = 2,3 : 1
Platz I : Platz III = 5,2 : 1.
2. Ein zweites Beispiel, mit gewöhnlicher Gaslichtbeleuchtung:
In einem kleineren Laboratorium (7 X 5 X 5 m) wurden
am 17. Dezember 1901 um 5 1 j 2 Uhr abends nach eingetretener
Finsternis fünf Gasflammen (Schnittbrenner) angezündet, die Vor¬
hänge in den zwei Fenstern herabgelassen und an einem in der
Mitte des Raumes stehenden Tische auf dieselbe Art wie bei dem
vorigen Versuche vier Kopierpapierstückchen auf vier verschie¬
denen Plätzen (I, II, III, IV) während der ganzen Nacht exponiert.
Knapp vor Anfang der Exposition wurden die Belichtungsintensi¬
täten der vier Plätze mittels des Web ersehen Milchglasphoto¬
meters festgestellt und daraus die Proportionen der Belichtungs¬
intensitäten berechnet. Am 18. früh wurden dann nach beendigter
Exposition die Belichtungsintensitätsverhältnisse nach meiner
Methode an der Hand der exponierten Papierstückchen berechnet.
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256
Studien zur relativen Photometrie.
Die Bestimmung mittels des Weberschen Photometers ergab
folgende Resultate:
Belichtungsintensitäten der einzelnen Plätze in Meterkerzen:
rill = 13,3 r I = 9,0
IIV = 8,0 llV = 7,9
I = 9,3 f II ^ 12,1
llV -
f I = 9,3
t II = 13,3
r II = 13,3
t III = 13,3
Ui
12,5
7,7
(Es mufs hier bemerkt werden, dafs es zu solchen Zwecken
nicht genügt, einfach die Belichtungsintensitäten der betreffenden
Plätze hintereinander festzustellen und die erhaltenen Zahlen dann
in Proportionen zusammenzustellen, da dabei zwischen der Be¬
stimmung I und IV eine bedeutend längere Zeit verfliefst als
zwischen I und II, und infolgedessen bei den immer vorhan¬
denen, für das Photometer ganz deutlich fühlbaren Lichtschwan¬
kungen im ersten Falle eine Möglichkeit gröfserer Fehler, als im
zweiten Falle vorhanden ist. Um genauer vorzugehen, mufs man
für alle Paarcombinationen der zu vergleichenden Plätze die Be¬
stimmungen eigens vornehmen, wie es die eben angeführte Tafel
zeigt. Sie zeigt zugleich, dafs diese Vorsichtsmafsregel ganz
berechtigt ist :j Obwohl alle diese zwölf Bestimmungen binnen
etwa einer Viertelstunde ausgeführt worden sind, zeigen sich
doch nicht unbedeutende Schwankungen:
I zeigt die Werte 9,3 9,3 9,0
II > » » 13,3 13,3 12,1
III * » i 13,3 13,3 12,5
IV » » » 8,0 7,9 7,7.)
Stellen wir aus diesen Zahlen jetzt die Proportionen zu¬
sammen, so erhalten wir folgende Werte:
I : II = 9,3 : 13,3 = 1 : 1,43
II : III = 13,3 : 13,3 = 1 : 1,00
III : IV = 13,3 : 8,0 = 1 : 0,60
I : III = 9,3 : 12,5 = 1 : 1,34
I : IV = 9,0 : 7,9 = 1 : 0,88
II : IV = 12,1 : 7,7 = 1 : 0,64
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftzicka. 257
Die Bestimmung mittels meiner Methode ergab nun Fol¬
gendes :
I = 37 cm (Skalagrad)
II = 31 ^ »
III = 31 »
IV = 40 >
Daraus bekommen wir die Proportionen:
I : II = 3P : 37 2 = 961 : 1369 = 1 : 1.43
II : ni = 31 2 : 31 2 = 961 : 961 = 1 : 1,00
III : IV = 40 2 : 31 2 = 1600 : 961 = 1 : 0,60
I : III = 31 2 : 37 2 = 961 : 1369 = 1 : 1,43
I : IV = 40 2 : 37 2 = 1600 : 1369 = 1 : 0,86
II : IV = 40 2 : 31 2 = 1600 : 961 = 1 : 0,60.
3. Ein drittes Experiment habe ich mit dem Auerlicht
gemacht: In der kleinen Dunkelkammer (2 X 2,5 X 5 m),
welche von zwei Auergaslarapen hell beleuchtet war, wurden an
einem Tische 3 Kopierpapierstreifen auf die vorher beschriebene
Art exponiert und aufserdem die Belichtungsintensität der drei
Expositionsplätze mittels des Weberschen Milchglasphotometers
festgestellt (alles genau so ausgeführt wie bei dem vorigen Ver¬
suche mit gewöhnlicher Gasbeleuchtung).
Die Bestimmung mittels des Weberschen Photometers ergab
folgende Resultate:
Belichtungsintensitäten der einzelnen Plätze in Meterkerzen
I I = 74 I II = 43 I I = 62
j II = 43 | III = 23 | III = 22.
Daraus resultieren folgende Verhältnisse:
I : II = 74 : 43 = 1 : 0,58
II : III = 43 : 23 = 1 : 0,53
I : III = 62 : 22 = 1 : 0,35.
Die Bestimmung mittels meiner Methode ergab nun Fol¬
gendes :
I : II = 810 : 484 = 1 : 0,59
II : III = 1480 : 810 ■= 1 : 0,55
I : III = 1480 : 484 — 1 : 0,33.
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258
Studien zur relativen Photometrie.
4. Ferner sei hier ein viertes Experiment mit dem Tages¬
licht angeführt.
An einem sehr stark nebligen Tage (20. Dezember 1901,
+ 2°C.) wurden an drei Plätzen im Laboratorium Kopierpapier¬
streifen wie bei den vorigen Experimenten von 9% bis 1 l s / 4 Uhr
exponiert. Um 11 Uhr wurde die Belichtungsintensität der Plätze
mittels des Weberschen Milchglasphotometers festgestellt.
Dann wurden die Verhältnisse der Belichtungsintensitäten
einerseits nach der Web ersehen, anderseits nach meiner (an der
Hand der exponierten Kopierpapierstreifen) Methode berechnet:
Webersche Methode meine Methode
Platz III : II 1 : 1,40 1 : 1,40
i H : I 1 : 1,86 1 : 1,84
» IH : I 1 : 2,59 1 : 2,58
5. An einem mittelklaren Tage (20. Januar 1902) — gegen
Mittag erschien zeitweise auch direktes Sonnenlicht — wurden
von 7 Uhr 45 Minuten früh an zwei Plätzen eines Labora¬
toriums jede halbe Stunde bis 12 Uhr 20 Minuten die Be¬
lichtungsintensitäten mittels des Weber ’schen Milchglas¬
photometers bestimmt und aufserdem das rote Licht des II. Platzes
ununterbrochen im Photometer beobachtet und die Schwankungen
notiert. Die berechneten Werte (für die durch die halbstündigen
Intervalle voneinander getrennten Momente) wurden in ein Dia¬
gramm eingetragen (Beobachtungszeit als Abscisse, Belichtungs¬
intensität als Ordinate) und durch die Punkte Kurven 1 ) geführt,
deren Verlauf noch zwischen den einzelnen genau festgestellten
Punkten nach den für das rote Licht des II. Platzes ununter¬
brochen abgelesenen Werten dirigiert wurde.
Hierauf wurde erstens die Fläche berechnet, welche zwischen
der I. Kurve und der Abscissenlinie und zweitens die Fläche,
welche zwischen der II. Kurve und der Abscissenlinie einge¬
schlossen war. Das Verhältnis der beiden Flächen bedeutet
gleichzeitig das Verhältnis der Belichtungsintensitäten der beiden
1) Selbstverständlich zwei Kurven, die eine für den I. Platz, die andere
für den II. Platz.
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rßzicka. 259
Plätze während der Versuchsdauer (7 Uhr 45 Minuten bis 12 Uhr
20 Minuten). Es ergab sich
2773 : 1425 = 1,95 : 1.
Gleichzeitig wurde nun das Verhältnis der Belichtungsinten- *
sitäten dieser zwei Plätze nach meiner Methode für dieselbe Zeit¬
periode bestimmt. Es ergab sich
Platz I 22
„ II 32,5;
also das Verhältnis der Belichtungsintensitäten:
Platz I : Platz II = 32,5 2 : 22 2 = 1056 : 484 = 2,18 : 1.
Es zeigte sich also zwischen den Resultaten meiner Methode
und der Ermittelung mittels des Photometers eine Differenz, welche
einige, 10—15 % ausmacht.
Ein Teil dieser Differenz kommt sicher auf Rechnung der
eben besprochenen Ungenauigkeiten der Messung mit dem ge¬
wöhnlichen Kopierpapier; es kann hier aber auch die ungenügend
genaue Verfolgung der Lichtschwankungen mittels des Photo¬
meters Schuld tragen. Es ist — kurz gesagt — mit beiden
Methoden eine Ungenauigkeit bei solchen Bestimmungen ver¬
bunden, und es ist mir nicht möglich abzuschätzen, bei welchem
Verfahren sie gröfser ist. Nur der sichere Unterschied besteht da,
dafs die nur einigermafsen genaue Berechnung mittels des Photo¬
meters — besonders für mehrere Plätze — physisch in der Praxis
kaum ausführbar, mittels meiner Methode aber mit sehr geringer
Arbeit verbunden ist. 1 )
Die Anwendung eines auf die leuchtenden Strahlen netz¬
hautadäquat empfindlichen Kopierpapieres 2 ) anstatt des gewöhn¬
lichen wird diese Ungenauigkeit meiner Methode beseitigen.
1) Zur Ablesung der photometrischen Werte war bei dem eben be¬
schriebenen Versuche der ganze Vormittag und zur Berechnung dann der
ganze Nachmittag intensiver Beschäftigung nötig; die Bestimmung mittels
meiner Methode — auch die Herstellung der Skala, welche den gröfseren
Teil der Arbeit bildet, und für weitere Untersuchungen bleibt, eingerechnet
— erheischte höchstens 2—3 Stunden Arbeit (die Bestimmung selbst aber
— Exponieren der Papierstücke, Einreihen in die Skala und Berechnung —
höchstens */ 4 —*/* Stunde).
2) Genaueres siehe auch noch weiter unten.
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260
Studien zur relativen Photometrie.
Was die Anwendung der eben beschriebenen Methode an¬
belangt, so würde sie bei Verwendung eines »netzhautadäquat
empfindlichen Kopierpapiers« eine ganz genaue Methode zur Be¬
stimmung der Lichtverteilung auf einzelne Arbeitsplätze in Schul¬
zimmern, Zeichensälen u.s. w. sein, wobei sie aufser der bedeutenden
Zeit- und Arbeitsersparnis noch den recht bedeutenden sach¬
lichen Vorteil bieten würde, dafs der schädigende Einflufs
der zeitlichen Intensitätsschwankungen des Lichtes ausgeschlossen
wird, da die Verhältniszahlen alle für genau dieselbe Periode
gewonnen werden, und dafs sie ferner unmittelbar Durchschnitts¬
werte für beliebige Zeitperioden bieten.
Die das Taglicht betreffenden Fragen (Einflufs der Fenster¬
anordnung u. s. w., der Strafsenbreite, Stockwerkshöhe, der Höhe
gegenüberliegender Häuser, des Wandanstrichs, der Stellung der
Sonne u. s. w. auf die Lichtverteilung) könnten aufserdem mittels
dieser Methode auch ganz genau an Zimmer, Häusermodellen
studiert werden.
Dafs mittels des genau netzhautadäquat empfindlichen Papiers
Skalen hergestellt werden können, welche absoluten Licht¬
intensitäten entsprechen und mit denselben absolute Lichtinten¬
sitäten gemessen werden können, ist klar. Es wären dann auf
den fraglichen Plätzen Stückchen des Kopierpapiers solange zu
exponieren, wie es die Skalapapiere waren.
Der Umstand, dafs die gewonnenen Verhältniszahlen immer
für einen längeren Zeitintervall gelten — da das Licht in den
meisten Fällen wenigstens einige Minuten einwirken mufs, um
genügende Reaktion des Kopierpapiers hervorzurufen — und
nicht für einen Augenblick, also immer Durchschnittswerte be¬
deuten, dürfte keinen Mangel dieser Methode bedingen, da solche
Durchschnittswerte für Stunden, Tage für die Hygiene wichtiger
sind, als momentane Werte.
Durch Anwendung besonders empfindlicher Papiere kann
man übrigens die nötige Expositionszeit bedeutend abkürzen.
Photographische Platten haben sich mir zu diesem Zwecke
nicht bewährt, da man kein Mittel hat, die Entwicklung der Platte
so zu regulieren, dafs das Verhältnis der Töne richtig fixiert wird.
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Vom Dozenten Dr. Stanislav Rftiicka.
261
Bei Anwendung des netzhautartig empfindlichen Papiers
wird die Methode auch zur Feststellung des Verhältnisses der
(z. B. durchschnittlichen täglichen) Belichtungsintensitäten ver¬
schiedener Punkte der Erdoberfläche gute Dienste leisten. Zu
diesem Zwecke würde es hinreichen, Stückchen desselben Kopier¬
papiers z. B. den ganzen Tag über auf den zu untersuchenden
Punkten der Erdoberfläche zu exponieren (wobei das Licht auf
eine einfache, allen Belichtungsintensitäten Rechnung tragende
Art abgedämpft würde) und die denselben entsprechenden Ver¬
hältniszahlen nach einer Skala zu berechnen. Ebenso könnten
natürlich mittels dieser Methode die auf einzelne aufeinander
folgende Zeitperioden (z. B. Tage) am selben Punkte der Erd¬
oberfläche entfallenden Belichtungsintensitäten verglichen werden. 1 )
Will man das durchschnittliche Belichtungsverhältnis zweier
Plätze für eine längere Zeitperiode bestimmen, so empfiehlt es
sich, die Kopierpapierstreifen durch eine einfache Vorrichtung
bei stufenweise abgedämpftem Lichte zu exponieren, da bei
einer gewissen Intensität des Lichtes am stärker belichteten Platze
schon vor Beendigung der Exposition die maximale Bräunung
eintreten könnte, so dafs die Töne der beiden Papiere nicht das
richtige Verhältnis angeben würden. Die Abdämpfungsvorrich¬
tung besteht aus einem Streifen so zusammengelegten Paus-
papieres, dafs ein Teil eine einfache, ein zweiter eine zweifache,
ein dritter z. B. eine vierfache, ein vierter eine sechsfache, ein
fünfter eine zehnfache u. s. w. Schicht des Pauspapieres darstellt.
Dieses auf die beschriebene Art zusammengelegte Pauspapier¬
stück wird auf das Kopierpapierstückchen so aufgedrückt, dafs
an einem Ende des Kopierpapierstreifens ein Stück desselben
unbedeckt bleibt, der folgende Teil ist mit einer Schicht
des Pauspapiers bedeckt, der dritte mit zwei Schichten u. s. w.
Auf die einzelnen Teile der Abdämpfungsvorrichtung schreibt
man vorher dick die Zahl, welche die Anzahl der den betreffenden
1) H. v. SchrÖtter gibt in der Monatsschrift für Gesundheitspflege,
1902, S. 94, auch Anregung zu Messungen von Lichtintensitäten zu meteoro¬
logischen Zwecken mittels empfindlichen Papiers. Mit den violettempfind¬
lichen Papieren wird da aber nichts Genaueres zu erreichen sein.
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262
Studien zur relativen Photometrie.
Teil bildenden Pauspapierschichten ausdrückt, so dafs das ein¬
wirkende Licht auf den betreffenden Teil des Kopierpapierstreifens
die Anzahl der auf demselben befindlichen Pauspapierschichten
selbst aufschreibt. Ist nun das »ungedämpfte« Kopierpapierstück
gar zu stark gebräunt, so ist wenigstens einer von den abge¬
dämpften Teilen des Kopierpapierstreifens auf beiden verglichenen
Plätzen mäfsig gebräunt, und es können z. B. die mit 1 bezeich-
neten Teile beider Kopierpapierstücke (von den beiden Plätzen)
zum Vergleich verwendet werden; wenn diese noch zu dunkel
sind, so übergeht man zu 2 u. s. w. Immer müssen aber natür¬
lich gleich abgedämpfte Stücke verglichen werden.
Dafs eine gleiche Abdämpfung an beiden Plätzen an der
Richtigkeit der Berechnung und ihres Resultates nicht viel ändert,
ist schon zwar a priori zu erwarten. Ich habe mich aber auch
davon durch Experimente mit [Kohlengasflamme und Taglicht
überzeugt: Nimmt man zur Berechnung des Belichtungsverhält¬
nisses Kopierpapierteile, welche gar nicht »abgedämpft« waren,
so ist das Resultat dasselbe, wie wenn man durch 1, 2, 4 , 6 u. s. w.
Schichten Pauspapieres »abgedämpfte« Teile dazu benutzt. Nur
bei Vergleich bedeutend abweichender Lichtarten wären be¬
deutendere Abweichungen zu erwarten.
Betreffs der Bedeutung der oben erörterten relativ photo¬
metrischen Untersuchungen, ihrer Vorteile und Nachteile, will ich
Folgendes hervorheben.
Ich wurde bei der Ausarbeitung meiner relativ photomet¬
rischen Methode von der Idee geleitet, die Verschiedenartigkeit
der Vergleichseinheit und des zu messenden Lichtes in Bezug
auf die Zusammensetzung aus verschiedenen Arten von Licht¬
strahlen auszuschalten.
Ich stellte mir vor, dafs in einem Raume, welcher von der¬
selben Lichtquelle oder von mehreren Lichtquellen derselben Art
beleuchtet wird, überall die gleiche Qualität des Lichtes im oben
erwähnten Sinne herrscht, und dafs somit auch dem ganz un¬
adäquaten, violettempfindlichen, gewöhnlichen Kopierpapier ein
In tensitäts verhält nis zw r eier Plätze genau gleichwie der Netz¬
haut »erscheinen« wird.
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263
Es scheint nun, wie schon oben erwähnt wurde, dafs die
obige Vorstellung nicht dem wahren Sachverhalt entspricht, wobei
danu ein Lichtreagens je weniger adäquat desto grössere Ab¬
weichungen bedingen mufs.
Immerhin wird aber der Vergleich mit einem von derselben
Lichtquelle sein Licht beziehenden Platze —relative Photometrie —
im Allgemeinen wohl kleinere Fehler bedingen als ein Vergleich
mit einer im Allgemeinen differenten Lichtart, wie er bei der
absoluten Photometrie mittels empfindlicher Papiere in der Praxis
kaum zu umgehen ist.
Je näher natürlich das verwendete Papier der genau netz¬
hautadäquaten Empfindlichkeit ist, desto vollkommener wird die
bei der relativen Photometrie zustande kommende teilweise Aus¬
schaltung des durch die verschiedenartige Zusammensetzung der
beiden verglichenen Lichtintensitäten bedingten Fehlers.
Eine zweite Idee, welche mich zur relativen Photometrie ge¬
führt hat, war die, dafs die hygienische Beurteilung der Taglicht¬
beleuchtung von Wohn-,. Schul-, Arbeitsräumen in der Praxis
wegen der sehr grofsen Schwankungen der Intensität des Tag¬
lichtes überaus grofse Schwierigkeiten macht, und, selbst bei
Vorhandensein einer praktisch brauchbaren Methode, zur Be¬
stimmung der absoluten Lichtverteilung machen würde.
Wenn man die Bestimmung heute vornimmt, so bekommt
man ganz andere Werte als morgen u. s. w. Auch der Rat, sich
an düstere Tage zu halten, ist sehr wenig fruchtbringend, da
können noch sehr grofse Unterschiede Vorkommen, denn ein Tag
kann sehr düster, der andere weniger düster sein. Aufserdem
ist es nicht immer sehr leicht möglich, vielleicht mehrere Wochen
oder sogar Monate, einen passenden Tag abzuwarten.
Es wäre unbedingt erwünscht, hier einen festeren Mafsstab
zu bekommen.
Ich baue nun auf folgenden Gedankengang:
Die Belichtungsintensität jedes Platzes wird durch zwei
Faktoren bedingt: 1. Durch die Intensität der Lichtquelle und
2. durch die räumlichen Verhältnisse des Platzes selbst, welche
in Bezug auf das Licht die verschiedenen Lichtabblendungs- und
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204
Studien zur relativen Pbotometrie.
Reflexionsgegenstände (Mauern, Fensterrahmen, Möbel u. s. w.)
darstellen.
Es ist nicht undenkbar, — mir erscheint es sogar wahr¬
scheinlich —, dafs bei diffusem Licht im Freien (bei gleich-
mäfsig bedecktem Himmel) die ein für allemal gegebenen Ab-
blendungs- und Reflexionsverhältnisse es bedingen, dafs von der
Intensität des Lichtes im Freien immer derselbe bestimmte
Teil auf den betreffenden Platz auffällt, so dafs möglicherweise
bei diffusem Licht im Freien 1 ) die Belichtung eines jeden Platzes
durch einen Bruch charakterisiert werden kann, welcher anzeigt,
der wievielte Teil der im Freien herrschenden Lichtintensität auf
den betreffenden Platz auffällt. Bei dieser Methode würde man,
wie ich glaube, — Experimente müssen dies natürlich entschei¬
den — von dem Grade der Düsterheit des Tages unabhängig
werden.
Eine weitere Frage ist aber: Was haben wir für die hygie¬
nische Beurteilung gewonnen, wenn wir z. B. wissen, dafs auf
diesen Platz unter oben beschriebenen Bedingungen l j l0 von der
Lichtintensität im Freien auffällt. Wir müssen ja danach streben,
zu erfahren wieviel Meterkerzen absoluter Lichtintensität der
Platz unter den ungünstigsten in Betracht kommenden Verhält¬
nissen erhält.
Die relative Angabe soll nun eben das Mittel dazu sein.
Es ist nämlich leicht, ein für allemal zu ermitteln, wieviel
Meterkerzen etwa unter den ungünstigsten in Betracht kommen¬
den Verhältnissen in dem betreffenden Lande u. s. w. das Tag¬
licht im Freien hat, und auf diese Zahl müssen dann die oben
besprochenen relativen Angaben bezogen werden, um die mafs-
gebende absolute Zahl heraus zu bekommen.
Oder wir können die Sache auch ein wenig verkehren, was
an einem bestimmten Beispiel am besten gezeigt werden kann:
Nehmen wir die absolute Mindestforderung für einen Arbeits¬
platz (Schreiben, Lesen) 20 Meterkerzen Gesamtintensität an und
1) Um die Fälle, wo direktes Sonnenlicht herrscht, brauchen wir uns
bei der hygienischen Beurteilung nicht so viel zu kümmern, die sind die
günstigsten.
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Vom Dozenten Dr. Stanislav R&zicka.
265
fernerhin die ermittelte geringste noch in Betracht kommende 1 )
Intensität des Lichtes im Freien als 300 Meterkerzen, so ergibt
sich die Formel: ein Platz mufs bei diffusem Licht im Freien
wenigstens 1 I 15 der Intensität des Lichtes im Freien besitzen.
Aber wenn sich auch meine relative Lichtmessung an sich
selbst als für die Praxis unbrauchbar oder unnötig erweisen
sollte, so dürfte sie doch als Mittel zur Ermittelung der absoluten
Werte sehr gute Dienste leisten.
Denn — wie schon erwähnt wurde — haben wir bisher
eigentlich gar kein für die Praxis genügend geeignetes Mittel,
um an vielen Plätzen gleichzeitig Lichtbestimmungen vor¬
zunehmen.
Auch das Andresensche Papier dürfte dazu mit vollständiger
Genauigkeit nicht sicher geeignet sein, da man z. B. bei Unter-
suchung von 50 Plätzen auch 50 genau gleich gearbeitete
blauviolett ultraviolettes Licht absorbierende Filter haben müfste,
und aufserdem ist das Papier auch bei Vorschaltung des Filters
nicht genau netzhautadäquat empfindlich, da es das blauviolette
Ende des Spektrums nicht »sieht«, welches für die Netzhaut
sichtbar ist. Dieser letzte Grund gilt ebenso natürlich auch für
mein Papier.
Durch Kombination aber einer Bestimmung der relativen
Lichtverteilung in einem Raume mittels meines Papiers, mit
einer Bestimmung des absoluten Wertes mittels eines Photo¬
meters an einem Platze (natürlich als Mittel aus mehreren Ab¬
lesungen während der ganzen Expositionszeit) kann man dann
die absoluten, der ganzen Expositionszeit entsprechenden
Durchschnittswerte für alle Plätze durch einfache Berechnung
herausbekommen.
Aber selbst dann, wenn sich die relative Lichtbestimmung
aus dem Grunde theoretisch als unnötig erweisen sollte, dafs
mein Papier als praktisch genügend netzhautadäquat empfindlich
1) Nämlich in der Arbeitszeit (in welcher bei Taglicht gearbeitet wird)
vorkommende geringste Intensität; seltene Ausnahmen besonders grofser
Dunkelheit, wie bei Gewittern u. 8. w., können da natürlich nicht in Betracht
kommen.
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266 Studien zur relativen Photometrie. Von Dr. Stanislav Rftiicka.
sich bewähren würde oder in diesem Sinne noch verbessert
werden würde 1 ), so glaube ich, dafs bei genaueren Messungen
in der Praxis doch immer der oben erwähnten Kombination der
relativen Lichtbestimmung mit einer absoluten an einem Platze
der Vorzug gegeben werden dürfte.
Denn bei der absoluten Lichtmessung mittels empfindlicher
Papiere wird es wohl sehr viel auf die sehr feine und genaue
Arbeit bei der Herstellung des Papiers ankommen; eine geringe
Abweichung kann schon in Bezug auf Lichtempfindlichkeit, also
in Bezug auf die photometrische Wertigkeit der Verdunkelung
des Papiers nicht unbedeutende Unterschiede und folglich Fehler
bedingen. Man müfste eigentlich bei jeder genaueren Messung
jeden Bogen des Papiers erst aichen, respektive sich von der
Genauigkeit der Fabriksaichung überzeugen. 2 )
Dieser Umstand wird wiederbei der relativen Photometrie
in sehr bedeutendem Mafse unschädlich gemacht, da man auf
alle verglichenen Plätze Stückchen desselben Bogens Papier
legt, und wenn da eine Abweichung im oben erwähnten Sinne
vorhanden ist, so kommt sie an allen verglichenen Plätzen in
demselben Mafse in Betracht. Und die Skala ist wieder auch
.mittels Stückchen eines Bogens gleichartigen Papiers hergestellt.
Die relativen Werte dürften also auch bei solchen Abweichungen
dem Richtigen im allgemeinen immer näher als die absoluten sein.
1) Der Weg dazu ist theoretisch ganz klar und sicher gegeben: das
Filter so herzustellen, dafs es noch das blauviolette Ende — welches aller¬
dings aber nur einen ganz geringen Anteil an der Leuchtkraft der üblichen
Lichtarten hat — »sehe«. Eventuell auch noch durch andere Sensibilisation
die Form der Empfindlichkeitskurve des Papiers für verschiedene Lichtstrahl¬
arten derjenigen der Netzhaut näher zu bringen. Es ist allerdings aber
nicht unmöglich, dafs sich diese minutiös feinen Korrekturen praktisch als
unnötig erweisen könnten.
2) Aufserdem kann sich die Lichtempfindlichkeit des Papiers im Ver¬
laufe der Zeit nach seiner Herstellung ändern. Betreffs meines Papiers,
welches erst Ende Mai 1902 hergestellt worden ist, verfüge ich über keine
genügende Erfahrung. Das Papier von Andresen aber, welches dem
meinigen zu gründe liegt, ist Jahre lang unverändert haltbar.
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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen, nebst
Bemerkungen zum Wachstum einiger Anaeroben.
Von
Dr. med. et phil. Te'isi Matzuschita
aus Nippon.
(Aus dem botanischen Institut der Universität Halle a/S.)
(Mit Tafel I und II.)
Einleitang.
Die gewöhnliche Vermehrung der Bakterien besteht in der
Zweiteilung der Zellen und der darauf folgenden Spaltung.
Aufserdem ist vielen Spaltpilzen, vornehmlich den Stäbchen¬
bakterien, auch eine Fortpflanzung durch Sporenbildung eigen.
Die Sporen sind morphologisch bestimmte charakterisierte
Dauerzustände, die von Perty 1 ) zuerst gesehen, von Pasteur 2 )
und Billroth 3 )in ihrer Bedeutung gewürdigt und von F. Cohn 4 )
in ihren Haupteigenschaften beschrieben worden sind. Cohn
schreibt über die Sporenbildung beim Bacillus subtilis: »In ihrem
homogenen Inhalt treten stark lichtbrechende Körperchen auf;
aus jedem dieser Körperchen entsteht eine oblonge oder kurz
cylindrische, starke, lichtbrechende, dunkel kontourierte Spore; in
den Fäden findet man daher die Sporen in einfachen Reihen
geordnet. Die Sporen sind jedoch fähig, in frischen Nährlösungen
zur vegetativen Wuchsform wieder auszukeimen.«
1) Perty, Zur Kenntnis kleinster Lebensformen, 1852, S. 181.
2) Pasteur, S. Hueppe, Formen der Bakterien, 188G. S. 113.
3) B i 11ro th, Vegetationsformen von Kokkobacteria Septica, Berlin 1874.
4) Cohn, Beitrag zur Biologie der Pflanzen, Bd. II, S. 2G3. 187G
Archiv für Hygiene. Bd. XLIII. 19
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£68
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Die Bildung der Sporen erfolgt immer endogen, d. h. im
Leibe der Bakterienzelle, aber in verschiedener Weise: der ge¬
wöhnliche Modus ist der, dafs an einem Punkte des Stäbchens
ein glänzendes Körnchen auftritt, das sich allmählich vergröfsert
und schliefslich zur Gröfse der Spore heranwächst. Oder es
treten mehrere Körnchen auf, die zuletzt zu der Sporenanlage
verschmelzen oder endlich bildet sich in der Zelle ein Körper,
der die Gröfse der künftigen Spore hat, aber zuerst blafs ist und
erst allmählich den Glanz derselben erreicht.
Nach der Ausbildung der Spore hört gewöhnlich die Mutter¬
zelle zu leben auf; sie ist nur noch ein leerer Schlauch, der zer¬
fällt und die Spore frei läfst. Kam die Sporenbildung an der
Oberfläche von Flüssigkeiten in einer Haut zu stände, so sinken
die Sporen als weifses Pulver zu Boden (Brefeld 1 ). Klein 2 )
hat dagegen beobachtet, dafs die Mutterzelle nach Bildung der
fertigen Spore noch eine Zeitlang ihre Lebenskraft behält.
Durch sehr beträchtliche Widerstandsfähigkeit gegen Schäd¬
lichkeiten (Hitze, Trockenheit, Chemikalien) ausgezeichnet, stellen
die Sporen so eine Dauerform dar, welche der Erhaltung der
Art dient.
Die Bedingungen, unter denen die Sporen entstehen, sind
bisher nur bei einigen aeroben Bakterien von verschiedenen
Forschern untersucht worden.
In der folgenden Arbeit handelt es sich um die endogene
Sporenbildung der Bakterien, besonders der Anaeroben.
Mein eigentliches Thema wird in folgenden Abschnitten be¬
handelt :
I. Die Methode der Untersuchung.
II. Das Wachstum einiger Anaeroben auf Schrägagar
und Plattenkultur.
III. Die entscheidende Veranlassung der Sporenbildung.
IV. Die allgemeinen Bedingungen der Sporenbildung.
V. Zusammenfassung.
1) Brefeld, Bacillus subtilis, Untersuchungen über Schimmelpilze,
IV, 1881.
2) Klein, Centralblatt f. Bakteriologie etc., Bd. VII, S. 440.
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269
Von Dr. med. et phil. Tel'si Matzuschita
I. Die Methode der Untersuchung.
Ich gliedere den Inhalt des Abschnittes in folgende Kapitel:
A. Die Züchtung der Anaeroben.
B. Die Bestimmung der Sauerstoffmenge.
C. Der Nachweis der Sporen.
D. Die Zubereitung der Nährböden.
A. Die Züchtung der Anaeroben.
Pasteur gebührt das Verdienst, die anaeroben Mikro¬
organismen entdeckt zu haben. Im Jahre 1861 machte er bekannt,
dafs bei der Milchfermentation die Buttersäure durch Einwirkung
des Butterferments entstehe, eines lebenden Wesens, das sich
bewege und sich auf die gleiche Weise wie die Vibrionen fort¬
pflanze. Die Eigenschaften, ohne freien Sauerstoff leben zu
können und als Ferment zu wirken, zeichnen nach Pasteur
den Vibrio der Buttersäuregärung vor allen anderen niederen
Wesen des Pflanzen- und Tierreiches aus. Die anaeroben Mikro¬
organismen sind darin den aeroben ganz ähnlich, dafs sie der
gleichen Elemente für den Aufbau ihrer Zellen bedürfen; aber
sie unterscheiden sich von ihnen dadurch, dafs sie im allgemeinen
nicht des freien Sauerstoffes für ihr Leben bedürfen; soweit er
für die Ernährung notwendig ist, beziehen sie ihn aus sauerstoff¬
haltigen Verbindungen.
Bei seinen Kulturen anaerober Mikroorganismen in flüssigen
Nährböden, aus denen er mit Hilfe einer Quecksilberpumpe die
Luft entfernte, konnte er die verschiedenen Species weder iso¬
lieren, noch ihren Charakter studieren.
Reine Kulturen von Anaeroben konnte man erst erzielen,
nachdem Koch in die bakteriologische Technik Kulturmethoden
mit Hilfe solider und durchsichtiger Nährböden eingeführt hatte.
Liborius 1 ) war der Erste, welcher beim Studium der Anaöroben
die von Koch eingeführten Kulturmethoden angewendet hat.
Er schreibt: >Die Isolierung erfolgte durch Züchtung in festen
1) Liborius, Beiträge zur Kenntnis des Sauerstoffbedürfnisses der
Bakterien. Zeitschrift für Hygiene, Bd. I, S. 115.
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2?0
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Nährsubstraten, die in hohe und breite Schälchen eingegossen
waren, und durch nachfolgende Zerlegung der massiven Klötze
von Nährgelatine oder Nähragar, oder durch Kultivierung in
niedrigen, aber in mit Wasserstoff erfüllten Apparaten auf¬
bewahrten Schälchen.
Obgleich später Gruber 1 ), Fraenkel 2 ), Lüderitz 3 ) etc.
über die anaöroben Mikroorganismen Arbeiten veröffentlicht
haben, ist ein weiterer Fortschritt erst durch die Arbeiten
Kitasatos 4 ), welcher den Tetanusbacillus und Rauschbrand¬
bacillus rein kultiviert hat, zu verzeichnen.
Viele Methoden sind für die Untersuchung der Anaeroben
erdacht worden, aber die bisher angestellten Kulturversuche er¬
stickten sich meist auf die Herstellung von Gelatine*, Agar-,
Bouillonhöhenschicht- und Plattenkulturen, und so konnten lange
Zeit auf Kartoffeln oder schrägem Agar Kulturversuche nicht
gemacht werden.
Nachdem Penzo 6 ) zuerst den Bacillus des malignen Ödems
auf schräg erstarrtem Agar in Wasserstoffatmosphäre gezüchtet
hatte, beobachtete W. Voteller 6 ) das Wachstum des Bacillus
des malignen Ödems, des Rauschbrandbacillus, des Bacillus
Tetanus und Bacillus pseudotetanus Tavel auf schräg erstarrtem
Agar und schlofs daraus, dafs die Kultur der pathogenen obli¬
gaten Anaeroben auf Schrägagar absolut sicher nur in vollständig
sauerstofffreiem Medium gelingt.
1) Gruber, Eine Methode der Kultur anaörobischer Bakterien,
nebst Bemerkungen zur Morphologie der Buttersäuregärung. Centralblatt
f. Bakteriologie, Bd. I, S. 367.
2) Fraenkel, Über die Kultur anaerober Mikroorganismen. Central¬
blatt f. Bakteriologie etc., Bd. in, S. 735—763.
3) Lüderitz, Zur Kenntnis der anaeroben Bakterien. Zeitschrift für
Hygiene, Bd. V, S. 141.
4) Kitasato, Über den Tetanusbacillus. Zeitschrift für Hygiene,
Bd. VH, S. 223.
5) Penzo, Beitrag zum Studium der biologischen Verhältnisse der
Bacillen des malignen Ödems. Centralblatt f. Bakteriologie, Bd. X, 8. 822.
6) Votteler, Über die Differentialdiagnose der pathogenen Anaöroben
durch die Kultur auf Scbrägagar und durch ihre Geifseln. Zeitschrift für
Hygiene, Bd. XXVII, S. 480.
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Von Dr. med. et phil. Tefsi Matzuschita. 271
Für die Anaerobenkultur wurden im Laufe der Zeit zahl¬
reiche, mehr oder weniger komplizierte Verfahren bekannt ge¬
geben, die mit geringen Ausnahmen alle auf der Herstellung
eines sauerstofffreien Mediums beruhen, was man durch die ver¬
schiedenartigsten Manipulationen zu erreichen gesucht hat und
zwar :
1. Durch Hemmung des Luftzutrittes.
2. Durch Zusatz von reduzierenden Substanzen zu den
Nährböden.
3. Durch Absorption des Sauerstoffes durch alkalische
Pyrogallollösung.
4. Durch Auspumpen der Luft.
5. Durch Verdrängen der Luft durch Gase.
6. Durch Mischkultur mit Aeroben (Anwesenheit von
Luft).
1. Hemmung des Luftzutrittes.
Diese Methode beruht darauf, den Zutritt des Luftsauerstoffes
zum Nährboden auszuschliefsen oder wenigstens in hohem Grade
zu erschweren. Dieser Zweck läfst sich auf die folgenden Weisen
erreichen:
a) Durch die sog. Höhenschichtung.
Die Höhenschichtkultur des Agars wurde von Hesse 1 ) ein¬
geführt und von Liborius 2 ) später noch vervollkommnet. Diese
Kulturmethode ist wohl die heutzutage am meisten gebräuchliche
und einfachste und wird mit gutem Erfolg angewandt.
Aufserdem wandte man Bouillonhöhenschichtkultur (von
Kitt 8 ), Kartoffelstichkultur (von Gaffky 4 ) und Eierkultur (von
Hueppe) an, um Anaeroben zu züchten.
1) He äse, Über Züchtung der Bacillen des malignen Ödeme. Deutsche
Med. Wochenschrift, Bd. XI, Nr. 14, S. 214, 1885.
2) Liborius, Beiträge zur Kenntnis des Sauerstoffbedürfnisses der
Bakterien. Zeitschrift f. Hygiene, Bd. I, S. 115.
3) Kitt, Die Züchtung des Rauschbrandbacillus bei Luftzutritt. Central¬
blatt für Bakteriologie etc., Bd. XVII, S. 168.
4) Gaffky, Mitteilungen aus dem Kaiserl. Gesundheitsamt, Bd. I.
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272
Zur Pbysologie der Sporcnbildung der Bacillen etc.
b) Durch Aufschichtung von Substanzen, die
Sauerstoff schwer durchlassen.
Schon 1861 verfiel Pasteur darauf, den Kulturboden mit
einer Ölschicht zu bedecken, und diese Methode wurde später
von Liborius u. a. angewandt. Später benutzten verschiedene
Forscher zum Bedecken der Agarhöhenschichtkultur statt der
Ölschicht noch eine weitere Schicht von Gelatine oder Agar
(Jensen und Sand 1 ) oder Paraffin (Babes und Puscarin 2 ),
Kasparecke 8 ) u. a.)
Die Anwendung von Glimmerplättchen für Gelatineplatten
wurde von Koch 1884 vorgeschlagen, allein Liborius wies
nach, dafs dies bei obligaten anaeroben Bakterien wenig oder
gar nicht vorteilhaft sei. Statt der Glimmerplättchen verwandte
später Sanfelice 4 ) sterilisierte Glasplatten, Liborius 6 ) eine
1,5 cm tiefe Extraschicht von Agar. Letzterer erreichte auf
diese Weise die Züchtung von Bacillen des malignen Ödeins, was
ihm vorher bei Benutzung von Wasserstoff nicht gelungen war.
Die Rollkulturmethode wurde zur Erlangung von Kolonien
anaörober Bakterien von Esmarch empfohlen. Zu diesem
Zwecke werden Gelatine oder Agar eingeimpft und die Ver¬
dünnung wie gewöhnlich bewerkstelligt. Der Nährboden wird
dann auf der Innenseite der Röhre in einer dünnen Schicht zum
Erstarren gebracht, und nach Erkaltung wird die Röhre mit
flüssiger Gelatine oder Agar gefüllt.
Roux 6 ) verwandte ausgezogene Glasröhren, welche mit Ge¬
latine gefüllt wurden. Nach der Impfung werden sie an den
Enden zugeschmolzen.
1) Jensen und Sand, Über malignes ödem beim Pferde. Central¬
blatt f. Bakteriologie, Bd. I, S. 265.
2) Babes und Fuscarin, Versuche über Tetanus. Centralblatt für
Bakteriologie, Bd. VIII, S. 74.
3) Kasparecke, Ein einfacher Luftabschlufs flüssiger Nährböden beim
Kultivieren anaerober Bakterien. Central bl. f. Bakteriologie, Bd. XX, S. 536.
4 ) Sanfelice, Untersuchungen über anaerobe Mikroorganismen. Zeit¬
schrift für Hygiene, Bd. XIV, S. 339.
5) Liborius, Beiträge zur Frage von dem Wachstum der anaöroben
Bakterien in festen Substraten. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. V S. 713.
6) Koux, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. II, S. 327.
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Von Dr. med. et phil. TeYsi Matzuschita. 273
2. Zusatz von reducierenden Substanzen zum Nährboden.
Liborius 1 ) entdeckte den fördernden Einflufs des Zuckers
auf das Wachstum der Anaeroben. Auch Smith 2 ) und Babes
und Puscarin 3 ) wiesen nach, dafs ein Zuckerzusatz zum Nähr¬
boden von Vorteil, in manchen Fällen sogar unbedingt notwendig
ist. Novy 4 ) und Braatz 5 ) sahen im Thermostaten in flüssiger
lOproz. Gelatine und 2proz. Traubenzucker die Anaöroben in tiefer
und mittlerer Schicht stets und in 2 proz. Gelatinebouillon mit
gleichem Traubenzuckerzusatz wenigstens den Bacillus des ma¬
lignen Odems und den Rauschbrandbacillus meist wachsen.
Nach Kitasato und Weyl 6 ) ist es die reduzierende Wir¬
kung des Zuckers, welche die Anaeroben befähigt, sich zu ver¬
mehren, obwohl beide Autoren in einer Anmerkung zugeben,
dafs der Zucker vielleicht auch als Nährsubstanz dienen kann.
Von ersterem Gesichtspunkte ausgehend, prüften sie das Wachstum
der Anaeroben bei Zusatz von reduzierenden Substanzen zum
Nährboden und fanden, dafs gewisse Substanzen, wie salzsaures
Hydroxylamin, salzsaures Phenylhydrazin u. s. w. entwicklungs¬
hemmend einwirken, andere dagegen, wie Resorcin, Hydrochinon,
Pyrogallol, ameisensaures Natron, indigo-schwefelsaures Natron
u. s. w. wachstumfördernd.
Nakagawa schreibt in seinen »Vorlesungen über das
Studium der Infektionskrankheiten« (Japanisch: Densenbyo
kenkyu kögi) Bd. I, dafs bei gewöhnlichen Nährböden die Zugabe
von 1—2°/ 0 Traubenzucker, 4—5% Glycerin, 0,1% Pyrogallus-
säure, 0,l°/ 0 Hydrochinon und 0,1 % Eikonogen sehr begün-
1) Liborius, Beiträge zur Kenntnis des Sauerstoffbedürfnisses der
Bakterien. Zeitschrift für Hygiene etc., Bd. I, S. 115.
2) Smith, Über die Bedeutung des Zuckers in Kulturmedien bei Bak¬
terien. Centralblatt f. Bakteriologie etc., Bd. 18, S. 1.
3) Babes und Puscarin, s. o.
4) Novy, Die Kultur anaerober Bakterien. Centralblatt f. Bakteriologie,
Bd. 14, S. 597.
5) Braatz, Einiges über die Anaerobiose. Centralblatt f. Bakteriologie,
Bd. XVII, S. 737.
6) Kitasato und Weyl, Zur Kenntnis der Anaeroben. Zeitschrift
für Hygiene, Bd. VEU, S. 41.
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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
stigend auf das Wachstum der Anaöroben, besonders des Tetanus¬
bacillus gewirkt haben soll.
Ferner fand Novy 1 ) einen Zusatz von Lackmus, wie er
zuerst von Büchner 2 ) empfohlen wurde, zum Nährboden für
Anaeroben als geeignet.
3. Absorption des Sauerstoffes durch alkalisches Pyrogallol.
Alle auf diesem Prinzip basierten Verfahren gehen von der
Thatsache aus, dafs eine alkalische Pyrogallollösung begierig
Sauerstoff aus der Luft aufnimmt. Diese Methode wurde zum
ersten Male von Nencki 3 ) zum Beweise der Existenz anaörober
Organismen verwendet. Eine praktische Anwendung wurde jedoch
erst von Büchner gemacht. Er brachte die Kulturröhre in
eine gröfsere, oben mit einem Kautschukpfropfen verschlossene
Glasröhre, auf deren Boden sich eine gröfsere Menge alkalischer
Pyrogallollösung befand zur Absorption des vorhandenen Sauer¬
stoffes. Auf ähnliche Weise wenden Liborius 4 ), Babes und
Puscarin, Novy 6 ), Zettnow 6 ), Lubinski 7 ) u. a, ebenfalls die
Buchnersehe Methode an.
Niciforoff 8 ) und Braatz 9 ) nutzten diese Eigenschaft
des Pyrogollals für die Kultur der Anaeroben im hängenden
Tropfen aus.
1) Novy, Die Kultur anaörober Bakterien. Centralblatt f. Bakteriologie,
Bd. XIV, S. 581.
2) Büchner, Eine neue Methode zur Kultur anaerober Bakterien.
Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. IV, S. 149.
3) Nencki, Die Anaerobiosefrage. Archiv für gesamte Physiologie,
Bd. XXXIII, S. 1.
4) Liborius, Centralblatt f. Bakteriologie etc., Bd. V, S. 713.
5) Novy, Die Plattenkultur anaerober Bakterien. Centralblatt für
Bakteriologie, Bd. XVI, S. 566.
6) Zettnow, Ein Apparat zur Kultur anaerober Bacillen. Centralblatt
für Bakteriologie, Bd. XV. S. 538.
7) Lubinski, Zur Methodik der Kultur anaerober Bakterien. Central¬
blatt für Bakteriologie, Bd. XVI, S. 20.
8) Niciforoff, Ein Beitrag zu den Kulturmethoden der Anaeroben.
Zeitschrift f. Hygiene, Bd. VIII, S. 489.
9) Braatz, Eine neue Vorrichtung zur Kultur von Anaeroben in hän¬
genden Tropfen. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. VIII, S. 520.
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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuscbita.
275
Zur Gewinnung von Plattenkulturen konstruierten Tram-
busti 1 ) und Arens 2 ) einen besonderen Apparat, indem sie
den Boden eines Exsiccators mit Quarzsand und Pyrogallussäure
bestreuten und sodann lOproz. Kalilauge daraufgossen.
4. Auspumpen der Luft.
Seit Pasteur, Joubert und Chamberland das Prinzip
der Vacuumkultur angewandt hatten, empfahl Gruber 3 ) fol¬
gendes Verfahren. Maü verwendet grofse Reagenzgläser mit
verengten Hälsen. Nach der Impfung wird die Röhre mit einer
Luftpumpe oder einem Aspirator verbunden und schliefslich in
der Flamme eines Bunsenbrenners oder einer Gebläslampe zu¬
geschmolzen. Sodann breitet man die Gelatine nach Esmarch aus.
Tizzoni, Cattani und Baquis 4 ) nehmen die Züchtung
von Tetanusbacillus auf Gelatine-, Agar- und Blutserumplatten¬
kulturen unter einer Glocke im Vacuum vor.
Penzo 5 ) benutzt bei der Kultur des Bacillus oedematis
maligni aufser dem Vacuum noch Wasserstoff. Das Vacuum
wird überhaupt häufig neben WasserstofE und auch neben Pyro-
gallol angewendet.
5. Verdrängen der Luft durch Gase.
Trotzdem einige Forscher zur Verdrängung der Luft aus dem
Kulturgefäfs Kohlensäure, Leuchtgas (vonWürtz und Foureur)
u. a. empfohlen haben, wird bei sämtlichen heute gebräuchlichen
Methoden als Verdrängungsmittel Wasserstoff angewendet. Den
ersten Versuch, sich der gewöhnlichen Röhrenkultur zu nähern,
1) Trambusti, Über einen Apparat zur Kultur der anaeroben Mikro¬
organismen auf festem durchsichtigen Nährmittel. Centralblatt für Bak¬
teriologie, Bd. XI, 8. 623.
2) Aren 8 , Eine Methode zur Plattenkultur von Anaeroben. Central¬
blatt für Bakteriologie etc., Bd. XV., S. 15.
3) Gruber, Eine Methode zur Kultur anaerober Bakterien, nebst Be¬
merkungen zur Morphologie der Buttersäuregärung. Centralblatt für Bak¬
teriologie, Bd. I, S. 367.
4) Tizzoni, Cattani und Baquis, Bakteriologische Untersuchungen
über den Tetanus. Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. VIII, 8. 49.
5) Penzo, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. X, S. 822.
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276
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
machte Hauser 1 ), indem er Reagenzgläser mit zwei seitlichen
Ansatzröhren benutzte, durch welche er das Gas dem flüssigen
Nährboden zuleitete, und dann die Röhren abschmolz. Diese
Röhren wurden von Liborius 2 ) verbessert.
Fraenkel 3 ) verwendete gewöhnliche, ziemlich weite Reagenz¬
gläschen und verschlofs sie mit einem doppelt perforierten Kaut¬
schukpfropfen, durch welche zwei rechtwinklig gebogene Glas¬
röhren führen. Eine dieser Röhren geht bis auf den Boden des
Tubus, die andere nur bis unter den Pfropfen. Nachdem durch
den noch flüssigen Nährboden Wasserstoff durchgeleitet ist,
schmilzt man die Zuleitungsröhren ab und paraffiniert den Kaut¬
schukpfropfen.
Ogata 4 ) verwendete ein mit Nährgelatine oder Nähragar
gefülltes, mit einem Wattepfropf verschlossenes sterilisiertes
Reagenzrohr, das am Halse dicht unter dem Wattepfropf durch
eine Gebläslampenflamme enger und länger ausgezogen ist als
das Rohr von Liborius. Durch den Baumwollpfropf wird eine
sterile Kapillarröhre bis zum Boden des Reagenzröhrchens ein¬
gefügt und durch diese dann das Gas durch den flüssigen Nähr¬
boden geleitet, hierauf wird das Reagenzrohr zugeschmolzen.
Kitasato verwandte bei seinem Studium des Tetanusbacillus
für Plattenzwecke einen Apparat, welcher flaschenförmig und
mit dem ziemlich weiten Halse nach oben gekehrt ist. Auf der
oberen Fläche, nahe dem weiteren Ende, befindet sich eine enge
Glasröhre, welche zur Verbindung mit der nächsten Schale dient.
Diese Schalen werden sterilisiert, dann giefst man die zuvor ein¬
geimpfte Gelatine bezw. Agar ein und läfst dieselben am Boden
in der gleichen Weise wie in einem Petri schälchen fest werden.
Sodann werden sie verbunden und es wird Wasserstoff hindurch¬
geleitet. Nach Verdrängung der gesamten Luft werden die Enden
1) Hauser, Über Fäulnisbakterien. Leipzig 1885.
2) Liborius, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. V, S. 713.
3) Fraenkel, Über die Kultur anaerober Mikroorganismen. Central¬
blatt für Bakteriologie etc., Bd. III, S. 763.
4) Ogata, Einfache Bakterienkultur mit verschiedenen Gasen. Central¬
blatt für Bakteriologie etc., Bd. XI. S. 621.
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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuechita. 277
jeder Flasche sicher verklammert, mit Paraffin versiegelt und die
Flaschen zur Entwicklung weggesetzt.
Aufserdem verwendete Sternberg, Roux, Brieger,
Fuchs 1 ), Roth 2 ), Blücher 8 ), Hesse 4 ), Botkin 5 ), van
Senus 6 ), Kamen 7 ), Novy 8 ), Votteler 9 ), Migula 10 ) u. a.
verschiedene Apparate für Plattenkultur und Röhrenkultur. Der
von Botkin empfohlene Apparat, welcher heutzutage am meisten
gebräuchlich ist, besteht aus einer Glasglocke und einer Glas¬
schale, welche mit flüssigem Paraffinoel aus gefülltwird, durch das
die beim Einleiten von Wasserstoff verdrängte Luft entweicht.
Der wegen der Unhandlichkeit des Botkinschen Apparates
von mir 11 ) empfohlene Apparat besteht aus einer auf einer Glas¬
platte stehenden Glasglocke, auf der sich oben ein Ansatzrohr
mit Hahn befindet. Die Glasplatte ruht auf einem Dreifufs und
hat in ihrer Mitte die Abströmungsöffnung, an welche ein durch
einen Hahn verschliefsbares Glasrohr angesetzt ist. Um die Ent¬
weichung des aufgenommenen Wasserstoffes zu verhindern, worden
1) Fuchs, Ein anaerober Eiterungserreger. Centralblatt f.Bakteriologie,
Bd. VIII, S. 11.
2) Roth, Über ein einfaches Verfahren der Anaerobenzüchtung. Cen¬
tralblatt für Bakteriologie etc., Bd. VIII, S. 223.
3) Blücher, Eine Methode zur Plattenkultur anaerober Bakterien,
Centralblatt für Bakteriologie, etc., Bd. IX, 8. 292.
4) Hesse, Ein neues Verfahren zur Züchtung anaerober Bakterien.
Zeitschrift für Hygiene, Bd. XI, S. 237; Züchtung der Anaeroben bei Luft-
abschlufs. Baumgartens Jahresberichte, Bd. VII, 8. 594.
5) Botkin, Über neuen Bacillus butyricus. Zeitschrift für Hygiene,
Bd. 11, 8. 421.
6) van Senus, Zur Kenntnis der Kultur anaerober Bakterien. Central-
blatt für Bakteriologie, Bd. XII, S. 144.
7) Kamen, Eine einfache Kulturschale für Anaeroben. Centralblatt
für Bakteriologie, Bd. 12, S. 296.
8) Novy, Die Kultur anaörober Bakterien. Centralblatt für Bakterio¬
logie etc., Bd. XIV, S. 591.
9) Votteler, Über die Differentialdiagnose der pathogenen Anaero¬
ben etc, Zeitschrift für Hygiene, Bd. XXVII, 8. 490.
10) Migula, Über einen neuen Apparat zur Plattenkultur von Anaero¬
ben. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. XIX, S. 894.
11) Matzuschita, Untersuchungen über die Mikroorganismen des
menschlichen Kotes. Archiv für Hygiene, Bd. 41, Heft 3.
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278
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Glockenrand und beide Hähne vor dem Gebrauche mit Misch¬
wachs beschmiert und Glocke und Glasplatte in möglichst enge
Berührung gebracht.
Nikiforoff 1 ) bediente sich des Dampfes von destilliertem
Wasser, um die Luft aus den Röhren, welche an einer Seite
geschlossen, an der anderen offen waren, zu vertreiben. Nach¬
dem dies geschehen, füllte er sie mit Gelatine und schlofs sie
über der Flamme. Um die Impfung mit den Anaöroben vorzu¬
nehmen, bricht er ein Ende der Röhre ab und schliefst sie nach
der Impfung wieder.
6. Misohkultur mit Aöroben (Anwesenheit von Luft).
Als notwendige Lebensbedingung für streng anaerobe Bak¬
terien galt bis in die letzte Zeit allgemein die völlige Abwesenheit
von Sauerstoff, und das Wachstum von Anaöroben in Gemein¬
schaft mit Aeroben wurde auch bei ungehindertem Zutritt der
atmosphärischen Luft schon von Pasteur so erklärt, dafs durch
die Aöroben der Sauerstoff in der betreffenden Nährflüssigkeit
bis auf das letzte Atom aufgezehrt und damit für die Anaäroben
in der That ein von SauerstofE freies Medium geschaffen würde.
Penzo 2 ) zeigte bei der Züchtung von Bacillen des malignen
Ödems, dafs dieselben bei gleichzeitiger Impfung mit dem Ba¬
cillus prodigiosus und Proteus vulgaris, auch bei Anwesenheit
von SauerstofE wuchsen. Auf demselben Prinzip des Sauerstoff¬
verbrauches durch einen Aeroben beruht der Versuch von Roux 3 )
mit Bacillus subtilis.
Ähnlich dem Versuche von Penzo ist der von Kedrowski 4 ).
Seine Versuche, welche diese Behauptung erweisen sollten, waren
im wesentlichen folgende. In gewöhnlicher Bouillon und l^proz.
1) Nikiforoff, Ein Beitrag zu den Kulturmethoden der Anaöroben.
Zeitschrift für Hygiene, Bd. VIH, S. 489.
2) Penzo, Beitrag zum Studium der biologischen Verhältnisse des
Bacillus des malignen Ödems. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. X, S. 824.
3) Roux, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. IT, S. 327.
4) Kedrowski, Über die Bedingungen, unter welchen anaörobe Bak¬
terien auch bei Gegenwart von Sauerstoff existieren können. Zeitschrift för
Hygiene etc., Bd. XX, S. 358.
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Von Dr. med. et phil. TeYsi Matzuschita.
279
Zuckerbouillon bei Zutritt von Sauerstoff impfte er gleichzeitig
aörobe (Bacillus prodigiosis, Bacillus pyocyaneus, Sarcina flava,
Sarcina aurantiaca, Mikrococcus agilis, weifse Hefe etc.) und
anaerobe (das von ihm selbst isolierte Clostridium butryricum und
den Tetanusbacillus) Bakterien. Nach bestimmter Zeit hatten
sich gleichzeitig beide Bakterien entwickelt. Auf schräg erstarrtem
Agar bei Zutritt von Sauerstoff impfte er ebenfalls gleichzeitig
aerobe (Bacillus prodigiosus etc.) und anaerobe Bakterien und
legte die Röhrchen dann im Brütschrank horizontal, so dafs die
Agarrohrfläche mehr oder weniger mit dem Kondensationswasser
bedeckt war. Nach 24—48 Stunden hatten sich an den feuchten
Stellen gleichzeitig die Aeroben und Anaeroben entwickelt,
während an den trockenen nur die Aeroben zum Wachstum ge¬
langt waren. Kedrowsky schliefst daraus, dafs allen aeroben
Bakterien die Eigenschaft zukommt, durch ihre Gegenwart das
Wachstum der Anaöroben auch bei Gegenwart von Sauerstoff zu
ermöglichen. Selbst beim Durchleiten von Sauerstoff durch
solche Mischkulturen wurde das Wachstum nicht gehemmt. Im
Gegensatz zur Lehre Pasteurs erklärt er das Wachstum der
Anaeroben bei ungehindertem Luftzutritt, das sich in Misch¬
kulturen mit aeroben Bakterien beobachten läfst, nicht in der
Weise, dafs die Aufzehrung des Sauerstoffes durch die Aöroben in
Bakteriengemischen den Anaöroben die Existenz ermögliche, son¬
dern dafs von den Aeroben »Fermentec d. h. noch unbekannte, in
Wasser lösliche Stoffwechselprodukte ausgeschieden werden,
welche die Anaeroben auch bei Anwesenheit von Sauerstoff ge¬
deihen lassen.
Der zweite Versuch Kedrowskis, in den keimfreien Fil¬
traten von Bouillonkulturen aerober Bakterien Anaörobe bei
Luftzutritt zu züchten, schlug fehl, was Kedrowski damit er¬
klären will, dafs sein Ferment das Filter offenbar nicht zu
passieren vermöge. Wurden jedoch aerobe Agarkulturen vor¬
sichtig getrocknet, durch Chloroformdämpfe abgetötet, dann mit
Traubenzuckerbouillon übergossen und endlich mit Anaeroben
geimpft, so konnte er nach 2—3 Tagen eine Vermehrung der
Anaeroben konstatieren.
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260
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
E. van Ermengen 1 ) erwähnt, dafs sein streng anaerober
Bacillus der Fleischvergiftung zwar in Bouillon mit dem Mikro-
coccus tetragenus zusammen üppig gedeihe, in den Filtraten und
Stoffwechselprodukten des letzteren aber nicht zur Entwicklung
gelange.
W. Scholtz 2 ) beschäftigt sich aus demselben Grunde mit
der Frage, ob die Anaöroben (Tetanusbacillus, Bacillus des ma¬
lignen Odems, Rauschbrandbacillus und Bacillus der Fleisch¬
vergiftung von van Ermengen) in Bouillonkultur bei unge¬
hindertem Luftzutritt nur mit bestimmten Aeroben (Streptokokken,
Staphylokokken, 2 Mikrokokken, mehreren Sarcinen und Hefen,
12 Bacillen, 2 Vibrionen, 1 Spirille, Actinomycespilz) zusammen
zu gedeihen vermögen. In allen Fällen hat er eine zweifellose
Entwicklung jener Anaeroben konstatieren könuen. Der ge¬
nannte Forscher schliefst daraus folgendes:
In der Regel ist das Wachstum ein sehr ergiebiges und
reichlich so schnell wie in reiner Wasserstoffatmosphäre. Dabei
geht die Vermehrung der Aeroben voraus, und erst bei einer
gewissen Entwicklungsstufe derselben beginnen auch die An¬
aeroben sich zu vermehren, um dann aber weiterhin im allgemeinen
mit den Aöroben Schritt zu halten. In Gemeinschaft mit üppig
wachsenden Aöroben, wie z. B. dem Typhusbacillus, dem Bacte-
rium coli und dem Choleravibrio nimmt die Entwicklung der
Anaöroben bereits nach 12 bis 15 Stunden ihren Anfang und
nach 24 bis 48 Stunden sind Sporen gebildet. Langsamer er¬
folgt das Wachstum zusammen mit Streptokokken, Diphtherie¬
bacillen, Milzbrandbacillen und anderen aeroben Bakterienarten,
die selbst relativ langsam gedeihen und Bodensätze bilden, oder
bei denen die Vermehrung bereits nach mäfsiger Entwicklung
aufhört. Noch langsamer vollzieht sich das Wachstum in Gemein¬
schaft mit dem Actinomycespilz und dem Tuberkelbacillus. Es
finden in diesen Fällen die Anaeroben offenbar nur in unmittel-
1) £. van Ermengen, Über einen neuen Bacillns der Fleisch ver-
giftnng. Zeitschrift für Hygiene, Bd. XXVI, S. 1.
2) Scholtz, Über das Wachstum anaerober Bakterien bei ungehinder¬
tem Luftzutritt. Zeitschrift für Hygiene, Bd. XXVII, S. 132.
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Von Dr. med. et phil. TeYsi Matzuschita.
281
barer Nähe der Aeroben die Bedingungen zu ihrer Entwicklung.
Das Alter der aeroben Kultur scheint für das Wachstum der
Anaöroben ziemlich belanglos zu sein.
Votteler l ) hat nach den Kedrowskischen Beobachtungen
einen Kulturversuch mit malignem Ödem, Rauschbrand, und
Tetanus mit Hilfe von Aeroben gemacht, aber seine Versuche
blieben immer resultatlos.
7. Die von mir angewandte Versuchsmethode.
Meine Versuche mit verschiedenen Nährböden begann ich
zunächst nach den oben beschriebenen, verschiedenen Verfahren.
Es wurden mit vielen Methoden wiederholt resultatlos verlaufende
Versuche angestellt; nur bei folgenden fünf Verfahren fand ich
immer positive Ergebnisse. Zur Untersuchung der Sporenbildung
nahm ich aber keine Agarhöhenschichtkultur.
a. Misch-Bouillon oder Agarstrichkultur mit lebenden
Aeroben.
b. Agarhöhenschichtkultur.
c. Plattenkultur in meinem Apparat (unter Wasserstoff).
d. Die Wasserstoffkultur in der Reagenzröhre.
Ich nahm ebenso wie Fraenkel, ein 1,5 cm breites und
17,0 cm langes Reagenzgläschen und verschlofs es mit einem
Gummi- oder Korkpfropfen, durch welchen zwei gebogene, kleine,
mit engem Hals versehene Glasröhrchen führen. Eine dieser
Röhren ging durch das Nährmedium bis auf den Boden des
Reagenzgläschens, die andere reichte nur bis unter den Pfropfen.
Die Wasserötoffeinleitung spielt freilich eine sehr hervorragende
Rolle, so dafs auf sie ein besonderes Augenmerk zu richten ist.
Wenn man, wie Fraenkel schreibt, nur einmal durch eine lange
Röhre den Wasserstoff durchleitet, hiernach die Zuleitungsröhren
abschmilzt und schliefslich den Pfropfen paraffiniert, findet die
Entwicklung der Anaeroben öfters nicht statt. Bei folgenden
Verfahren fand ich aber immer üppige Entwicklung der An¬
aeroben. Nach der Impfung wird mit einer langen Röhre durch
den noch flüssigen Nährboden ca 5 Minuten lang reiner Wasser-
1) Votteler, s. o.
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282
Zur Physiologie der Sporenbildang der Bacillen etc.
stoff geleitet und dann diese Röhre bis an die Oberfläche des
Nährbodens heraufgezogen; dann schliefst man ganz dicht mit
Paraffin den Pfropfen ab. Mit einer zweiten kurzen Zuleitungs¬
röhre wird nun reiner Wasserstoff so lange (ca. 10 Minuten lang)
durchgeleitet, bis durch die andere lange Röhre nur
reiner Wasserstoff entweicht. Alsdann schmilzt man mit¬
tels Gasflamme die lange Röhre an ihrem engen Halse zu. Nach¬
dem man sich überzeugt hat, dafs keine Öffnung mehr vor¬
handen ist, also kein Wasserstoff mehr entweichen kann, wird
auch die kurze Röhre, welche mit dem Kippschen Apparat ver¬
bunden ist, an ihrem engen Halse verschlossen.
Bei den Versuchen mit Agar- oder Gelatinestrichkulturen
mufs man zuerst den Pfropfen paraffinieren und nur mittels kurzer
Zuleitungsröhre mindestens 30 Minuten lang den Wasserstoff ein¬
leiten. Nach dem Verdrängen aller Luft werden beide Zuleitungs¬
röhren (erst die lange, dann die kurze) zugeschmolzen.
e. Die Vacuumkultur (Auspumpen der Luft).
Hierzu benutzte ich eine Wasserluftpumpe. Mit dem Vacuum
war bekanntlich ein absolut luftleerer Raum nicht zu gewinnen,
deswegen nahm ich oft nach Penzo aufser dem Vacuum noch
Wasserstoff oder pumpte oft mit Wasserstoff verdünnte Luft aus.
Für diesen Zweck und gleichzeitig um die Sauerstoffmenge zu
bestimmen, ist ein Apparat, welcher in dem folgenden Kapitel
genau beschrieben wird, von mir gebraucht worden.
B. Die Bestimmung der SauerstofTmenge.
A. Wieler 1 ) hat einen Apparat konstruiert, in dem leicht
und bequem der Sauerstoffgehalt vermindert werden kann, und
der gestattet, die Pflanzen, welche er enthält, zu beobachten und
zu messen. Ich wandte einen ähnlichen, nur einfacheren Apparat an.
Eine durch den Teller einer Wasserstrompumpe einerseits
und durch einen doppelt durchbohrten Gummistopfen anderer-
1) Wie ler, Die Beeinflussung des Wachsens durch verminderte Partiar*
pressung des Sauerstoffs. Untersuchungen aus dem Botanischen Institut zu
Tübingen, Bd. I, 1881 — 1885, S. 194.
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Von Dr. med. et pliil. TeYsi Matzuschita.
283
8eits verschlossene Glasglocke g steht durch die eine Öffnung
des doppelt durchbohrten Stopfens direkt mit einem Gefäss-
barometer b in Verbindung. Durch die andere ÖfEnung des Stopfens
führt das Rohr eines Glashahnes h . Dieser ist mit dem Kippschen
WasserstofEentwicklungs-Apparat verbunden. An der Barometer¬
röhre b ist eine Millimeterskala angebracht, um die Niveaudiffe¬
renzen des Quecksilbers ablesen zu können. In halber Höhe
bängt ein Thermometer i ; ein zweites t befindet sich in der Glocke.
Um den Apparat möglichst luftdicht zu machen, werden
sämtliche Verschlüsse mittelst einer Mischung von 5 Teilen
Schweinefett und 1 Teil Wachs befestigt.
Mit der Wasserstrompumpe vermochte ich die Luft bis zu
einer Verdünnung von 10—20 mm auszupumpen. Sollte diese
Archiv für Hygiene. Bd. XL1II. 20
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284
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Verdünnung noch weiter getrieben werden, so wurde nach dem
Evakuieren der Apparat mit Wasserstoff gefüllt und nach einiger
Zeit wieder bis auf 10—20 mm ausgepumpt. Die Luftmenge
kann dann durch Wiederholung obiger Operation so weit ver¬
ringert werden, dafs, den Wasserstoff als rein vorausgesetzt, in
der Glocke fast gar kein Sauerstoff mehr vorhanden ist.
Die Berechnung ist unter Benutzung der auch von Wiel er
benutzten Formel folgende: V 1 =
v • b x
Durch Multiplikation
20 93
dieses Wertes mit 1^ - erhält man die in diesem Volumen
100
enthaltene Quantität SauerstofE. Die schliefsliche Formel für
die Quantität des SauerstofEs lautet also:
_ b x 20,93
0 — b * 100
F 0 = Sauerstoffvolumen bei b x \ Druck.
v = V x — 7^ q (g=Querschnitt des Barometerrohres).
V x = Rauminhalt des Apparates.
h x = Stand des Quecksilbers, auf der Millimeterskala des
Gefäfsbarometers abgelesen.
b = Barometerstand der atmosphärischen Luft.
b x = b — h — Wt.
h = Niveaudifferenz des Quecksilbers im Gefäfsbarometer.
Wt = Wasserdampftension bei t 0 C.
C. Der Nachweis der Sporen.
Im hängenden Tropfen erscheinen die Sporen als kugelige
oder ellipsoide, Oltropfen ähnliche, viel stärker als das Bakterien¬
protoplasma das Licht brechende Körperchen, die sich ursprüng¬
lich im Leibe der sie bildenden Zellen befinden, nachher auch
im freien Zustande Vorkommen. Viele Autoren wiesen manch¬
mal blofs im hängenden Tropfen die Sporen nach, und es sind
infolgedessen schon öfters Fehler vorgekommen, weil manche Bak¬
terien granulierten, körnigen Inhalt besitzen, der Sporen Vor¬
täuschen kann.
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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuschita.
285
Gegen Hitze haben die Sporen eine viel gröfsere Wider¬
standskraft als die Bakterien selbst. Um Sporen des Milzbrand¬
bacillus nachzuweisen, hat Weil 1 ) denselben 2 Minuten lang
auf 80° C. erhitzt. Diese Methode des Sporennachweises ist
aber ebenfalls nicht genügend, weil man in kurzer Zeit das ganze
Untersuchungsmaterial nicht überall gleichmäfsig erhitzen kann,
und noch lebende Bakterien darin bleiben. Ich habe bei der
Sterilisierung der lebenden Mäusesepticämiebacillenkultur (bei
Untersuchungen über Schutzimpfung) folgenden Fall beobachtet:
Eine 30 Stunden alte Bouillonkultur wurde im Wasserbad lang¬
sam erwärmt, bis die Temperatur des letzteren 80° C. anzeigte;
darauf wurde die Emulsion 2 Minuten im Wasserbad bei dieser
Temperatur belassen. Eine mit 0,3 ccm der Emulsion intraperitoneal
geimpfte weifse Maus starb nach 5 Tagen an Mäusesepticämie,
und die bakteriologische Untersuchung ergab ein positives Resultat.
Durch gewöhnliche Farbstoffe sind die Sporen sehr schwer
oder gar nicht färbbar. Ungefärbte Körper sind aber nicht immer
Sporen, weil andere, keine Sporen bildende Bacillen, z. B. der
Pestbacillus, der Hühnercholerabacillus etc. ziemlich häufig blofse
Polfärbung zeigen.
Ein ausserordentlicher Fortschritt wurde durch Hauser (so¬
wie N eis er, Ernst und Bunge) angebahnt, der eine allgemein¬
gültige Methode angab, um die Sporen durch eine Färbung mit
nachfolgender Abspülung mit Säurealkohol sichtbar zu machen.
Mit Hilfe dieses neuen Verfahrens ist es in allen Fällen gelungen,
bei sporentragenden Bakterien solche Organe nachzuweisen, wäh¬
rend bei nicht sporentragenden Bakterien (mit wenigen Aus¬
nahmen, z. B. dem Tuberkelbacillus) nichts dergleichen zu
finden ist.
Um die Sporen nachzuweisen, benutze ich immer Hausers
Sporenfärbungsmethode (Vorfärben mit Ziehlscher Lösung, Ab¬
spülen mit saurem Alkohol und Nachfärben mit Methylenblau).
Nach dieser Methode machte ich regelmäfsig 2 bis 4 Präparate
von derselben Kultur. In sehr geringer Anzahl vorhandene
1) Weil, Zur Biologie der Milzbrandbacillen,
Bern 1899.
Inaugural-Disflertation,
20 *
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286 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Sporen zu finden, ist manchmal wegen der Farbstoffniederschläge
ziemlich schwer, in solchen Fällen konnten wir dieselben nicht
nur durch die mikroskopische Prüfung der von der Kultur her¬
gestellten Präparate, sondern auch durch Versuche über die
Resistenz gegen Einwirkung höherer Temperatur bestätigen. Man
erhitzt z. B. eine Kultur, welche sich in einem geschlossenen
und luftfreien Glasröhrchen befindet, 5—10 Minuten lang auf
79—81 0 C. im Wasserbad und impft von dieser Kultur auf den
neuen Nährboden. Durch derartige sorgfältige Prüfung stellte
ich immer die Sporenbildung fest.
D. Die Zubereitung der Nährböden.
Vor allem ist die Sterilisierung des Nährbodens sehr wichtig,
deswegen habe ich immer regelmäfsig alle benutzten Nährböden
mittels Dampftopf jedesmal 15 bis 30 Minuten lang 3 bis 5 mal
(täglich oder alle 2 Tage einmal) sterilisiert und dieselben 2 Tage
lang bei einer Temperatur von 35 °C. stehen lassen, da allein diese
eine Garantie für das Freibleiben von Verunreinigungen bietet.
Bei allen Versuchen wurden Reinzüchtungen in den jedes¬
mal näher bezeichneten Nährmedien, teils in weiten Reagenz¬
röhrchen (mit ca. 15 ccm Flüssigkeit) oder Erlenmeyersehen
Kölbchen (mit 30—50 ccm Flüssigkeit), teils auf Agar- oder
Kartoffelkulturen mit schiefer Fläche in Reagenzgläschen aus¬
geführt.
Ich benutzte folgende Nährböden:
1. Fleischextraktwasser. In 1 1 Wasser werden 10g
Kochs Fleischpepton 1 ) gelöst, durch Zugabe von Sodalösung
(oder Essigsäure) neutralisiert, filtriert und sterilisiert.
2. Bouillon. 5g Kochsalz werden in 1 1 Fleischextrakt¬
wasser gelöst.
1) Als Resultat der Analysen Fleischpepton Kochs durch Bodländer
ergab sich, auf die Trockensubstanz berechnet:
Eiweis im Wasser unlöslich.2,11%
Pepton im Wasser löslich. 45,95%
Extractiv-Stoff des Fleisches. 40,66%
Asche. 11,28 %
100 , 00 %.
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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita 287
3. Traubenzuckerbouillon. Bouillon mit Zugabe von
verschiedenen Mengen (0,5—50,0 %) Traubenzucker.
4. Kochsalzbouillon. Bouillon mit Zugabe von ver¬
schiedenen Mengen (0,2—10°/ 0 ) Kochsalz.
5. Glycerinzuckerbouillon. Bouillon mit Zugabe von
2 % Traubenzucker und 6 % Glycerin.
6. Sodabouillon. 2proz. Traubenzuckerbouillon mit Zu¬
gabe von verschiedenen Mengen Natrium carbonicum.
7. Säurebouillon. 2 proz. Traubenzuckerbouillon mit Zu¬
gabe von verschiedenen Mengen Acidium hydrochloricum.
8. Pyrogallolbouillon. 2°/ 0 Traubenzuckerbouillon mit
Zugabe von 5 % Glycerin, 0,1 % Eikonogen, 0,1 % Hydrochinon,
0,1 % Pyrogallussäure.
9. Gummilösung. In 1 1 Fleischextraktwasser werden
50—300 g Gummi arabicum, 5 g Kochsalz, 20 g Traubenzucker
gelöst und neutralisiert.
10. Tragacanthlösung. Ebenfalls eine Lösung von 1 bis
3°/ 0 Gummi-Tragacantha, 0,5% Kochsalz, 2% Traubenzucker in
Fleischextraktwasser.
11. Konbudekokt. Das Konbu ist eine der Laminaria
ähnlichen japanischen Meeralgen. 100 g getrocknetes, fein geschnit¬
tenes Konbu wird mit 1 Liter gewöhnlichen Wassers 24 Stunden
an einem kalten Ort stehen gelassen und dann 1 Stunde im
Dampfkochtopfe gekocht und filtriert; hierauf fügt man 10 g
Kochs Fleischpepton, 20 g Traubenzucker zu, kocht auf und
neutralisiert.
12. Wassergelatine. Zu 1 Liter Wasser werden 100 g
Gelatine zugesetzt, umgeschüttelt und vorsichtig im Wasserbad
bis zum Schmelzen der Gelatine erwärmt. Hierauf Neutralisation,
Kochen im Dampf koch topf und Filtrieren.
13. Fleischpeptongelatine. In 1 Liter Wasser werden
100 g Gelatine und 10 g Kochs Fleischpepton gekocht, neutrali¬
siert und filtriert.
14. Gewöhnliche Nährgelatine. Fleischpeptongelatine
mit Zugabe von 0,5% Kochsalz.
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288
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
15. Traubenzuckergelatine. Gewöhnliche Nährgelatine
mit Zugabe von 2 °/ 0 Traubenzucker.
16. Bouillongelatine. Bouillon mit Zugabe von 2%
Traubenzucker und 1—3O°/ 0 Gelatine.
17. Kochsalzgelatine. Fleischpeptongelatine mit Zugabe
von 0,2—10,0% Kochsalz.
18. Traubenzuckerfleischpeptongelatine. Fleisch¬
peptongelatine mit Zugabe von 0,5—6O°/ 0 Traubenzucker.
19. Glyceringelatine. Fleischpeptongelatine mit Zugabe
von 5—15% Glycerin.
20. Sodagelatine. Traubenzuckergelatine mit Zugabe von
0,2—15,0°/ 0 Natrium carbonicum.
21. Säuregelatine. Traubenzuckergelatine mit Zugabe
von 0,1—0,4% Acidum-hydrochloricum.
22. Gewöhnlicher Nähragar. Zu 1 Liter Wasser werden
10g Koch8 Fleischpepton, 5 g Kochsalz und 20g Agar-Agar
im Dampfkochtopf gekocht, neutralisiert und filtriert.
23. Traubenzuckeragar. Gewöhnlicher Nähragar mit
Zugabe von 2 % Traubenzucker.
24. Fleischpeptonagar. In 1 Liter Wasser werden 10 g
Kochs Fleischpepton, 5 g Kochsalz, 2°/ ö Traubenzucker und
0,1—0,5% Agar-Agar gekocht, hernach neutralisiert und filtriert.
25. Kartoffel. Aus geschälten Kartoffeln werden cylin-
drische Stücke geschnitten und zur Ermöglichung einer grofsen
Oberfläche diese Cylinder schief abgeschnitten. Sterilisation in
den Reagenzgläsern im Dampfkochtopf.
26. Glycerinkartoffel. Die Herstellung dieses Nähr¬
bodens ist dieselbe wie bei 25, nur kommt ein Zusatz von
Glycerin hinzu.
II. Das Wachstum einiger AnaCroben auf Schrägagar und
Plattenkultur.
Da die Kulturen anaerober Bakterien auf schräg erstarrter
Agarfläche andern Forschern nicht gelungen sind, während sich
bei meiner Untersuchung stets positive Resultate ergaben, will
ich die Beschaffenheit der Kulturen bei den verschiedenen ge¬
prüften Arten kurz beschreiben.
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289
Von Dr. med. et phil. Tel'si Matzuschita.
I. Clostridium butyricum.
Auf 2proz. Traubenzuckergelatineplatten entwickeln sich die
Kolonien unter Wasserstoff nach 3—4 Tagen als 1—3 mm grofse,
dünne, grauweifse, rundliche, unregelmäfsig zackige oder gelappte,
weintraubenblattförmige, trockene, mattglänzende Auflagerungen;
im luftleeren Raum sind die Kolonien rein weifs und dicker als
unter Wasserstoff. Bei schwacher Vergröfserung sind sie, wie
auf Tafel I Figur 1 ersichtlich, dunkelgelb gefärbt, nicht durch¬
scheinend; ihr Rand ist gelappt. In den ungefärbten Rand¬
partien zeigen sich zahlreiche, ziemlich lange Fäden. Ein paar
lange Haare ragen sogar vom Rand der Kolonie weiter in die
Gelatine hinaus. Die Gelatine verflüssigt sich niemals.
Auf gewöhnlichen Nährgelatineplatten bilden sie nach 3 Tagen
makroskopisch 1,5—2 mm grofse, dünne, trockene, Coli-ähnliche
Kolonien.
Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur bildet Clostridium
butyricum einen grauweifslichen, nicht dicken, glänzenden Belag
mit bald fast glattem, bald mit kurzen Härchen versehenem Rande.
Kondensationswasser ist ziemlich klar mit schmutzig-weissem
Bodensatz (vgl. Tafel I, Figur 2 und 3).
Auf gewöhnlichen Kartoffeln bilden sie dünne, weifse,
trockene Häutchen, auf Glycerinkartoffeln dagegen saftige weifse
Auflagerungen. Beide Kartoffelkulturen riechen nach Essig.
Gasbildung ist in beiden Kartoffelkulturen ebenfalls nachweisbar.
2. Bacillus oedematis maligni.
Auf 2 proz. Traubenzuckeragarplattenkultur besteht die Kolonie
aus einem weifslichgrauen, dünnen, langen, deutlichen Härchen¬
kranz. Bei schwacher Vergröfserung werden gelbe, mehr oder
weniger gewundene, miteinander innig verschlungene Fäden sicht¬
bar, ganz ähnlich wie bei den Kolonien des Bacillus mycoides.
Auf 2°/ 0 Traubenzuckeragarstrichkultur Bildung eines grau-
weifsen Belages mit langen oder kurzen, zarten Härchen. Bei
einzelnen Kolonien sind die fadenartigen Gebilde viel deutlicher
als bei den zusammenfliefsenden Kolonien. Kondenswasser ist
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290
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
erst etwas getrübt, später klärt es sich jedoch wieder auf unter
Bildung von Bodensatz. (Vgl. Tafel II, Figur 8 und 9.)
Auf gewöhnlichen Kartoffeln und Glycerinkartoffeln bemerkt
man makroskopisch kein Wachstum, während sich mikroskopisch
bisweilen zahlreiche Bazillen erkennen lassen.
3. Bacillus anthracis symptomatici (Bacillus des Rauschbrandes).
Die Kolonien auf Agarplatten sind denen des Bacillus des
malignen Ödems sehr ähnlich.
Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur entwickeln sie sich
als lange, breite, bald ineinander zusammenfliefsende, baumartig
gezweigte oder als gelappte, blattähnliche Gebilde. (Vgl. Tafel II,
Figur 6 und 7.)
Auf gewöhnlichen Kartoffeln bildet sich bei 34° C. nach
22 Stunden ein über die ganze Oberfläche verbreitetes, trockenes,
weifsliches Häutchen und Gasblasen, nach 16 Tagen hat sich
eine über die ganze Oberfläche verbreitete, dünne, schmutzig¬
graue, sehr unangenehm stinkende Auflagerung entwickelt.
Auf Glycerinkartoffeln ist makroskopisch kein Wachstum
nachweisbar, während sich mikroskopisch ein paar Bacillen
vorfinden.
4. Bacillus sporogenes.
Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur wächst er in Form
einer saftig glänzenden, ziemlich dicken Auflagerung. Die Faden¬
bildung ist nicht so deutlich wie beim Bacillus des malignen
Ödems. (Vgl. Tafel I, Figur 4.)
Auf gewöhnlichen Kartoffeln bilden sich bei 34° C. nach
16 Tagen kaum sichtbare, sehr dünne, weifslichgraue Auflage¬
rungen und stinkende Gase. Die Kartoffel färbt sich grau¬
bräunlich.
Auf Glycerinkartoffeln bald kein, bald kümmerliches Wachs¬
tum unter Entwicklung von Gasblasen.
5. Bacillus botulinus van Ermengen.
Auf 2proz. Traubenzuckeragarstichkultur bildet sich eine
ziemlich dicke, saftig glänzende, weifsliche Auflagerung mit
deutlichem Stichkanal.
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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuechita.
291
Auf 2proz. Traubenzuckeragarstrichkultur erscheint ebenfalls
eine nicht charakteristische, saftig glänzende, weifsliche Auf¬
lagerung.
Die Kartoffeln haben einen schwach ranzigen Geruch, der
aber durchaus nicht widerlich ist, wie bei anderen Anaeroben.
Anhang. Bacillus X.
Derselbe ist ein unter dem Namen Tetanusbacillus von
Kr dl uns übersandter Bacillus, welcher mit dem Tetanusbacillus
nicht übereinstimmt. Die Kultur war wahrscheinlich unrein,
denn ich habe immer von derselben Kultur einen fakultativ
anaeroben Bacillus, niemals Tetanusbacillen gezüchtet. Dieser
fakultative anaerobe Bacillus hat folgende Eigenschaften:
Im hängenden Tropfen stellt er ein lebhaft bewegliches,
langes, grofses Stäbchen mit abgerundeten Enden dar; oft ver¬
einzelt gelagert oder aus zwei bis mehreren Gliedern bestehende
Fäden bildend. In der Mitte des Stäbchens bildet sich eine
länglich-runde Spore, fakultativ anaerob, entwickelt er sich unter
Wasserstoff viel üppiger als bei Luftzutritt.
Mit gewöhnlichen Farbstoffen färben die Stäbchen sich sehr
gut. Er wächst bei Zimmer- und Bruttemperatur auf gewöhn¬
lichem Nährboden sehr gut, jedoch bei 35° C. viel schneller als
bei Zimmertemperatur.
Auf Plattenkulturen, welche mit lOproz Fleischpepton¬
gelatine hergestellt worden sind und die bei Zimmertemperatur
gehalten werden, entwickelt sich der Bacillus wie folgt:
Kleine, weifse Kolonien, welche schnell die Gelatine ver¬
flüssigen. Nach 1—2 Tagen ca. 5 mm grofse, runde, verflüssi¬
gende, in der Mitte eine weifse und schleimige Bakterienmasse
enthaltende Kolonien. Bei schwacher Vergröfserung erscheinen
die noch nicht verflüssigten Kolonien als gelbe, aus unregel¬
mässig zusammenliegenden Fäden bestehende Scheiben. Die
verflüssigten Kolonien zeigen in der Mitte ein unregelmäfsiges,
ziemlich grofses, dunkelgelbes Centrum; die nächste Schicht be¬
steht aus unregelmäfsig liegenden Körnchen oder aus einem
fädenartigen, lockeren Gewebe; um dieses herum liegt ein
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292 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
dunkelgelber, ziemlich breiter Ring; dann folgt eine helle, breite
Zone, an welcher der mit runden, kurzen Härchen versehene
Rand angrenzt. (Vgl. Tafel II, Figur 5.)
In der Gelatinestichkultur wächst diese Art längs des Stich¬
kanals in Form weisslicher Fäden. Die Gelatine verflüssigt sich
sehr schnell tellerförmig.
Auf schrägem Agar bildet sich erst eine grauweifse, saftig
glänzende Auflagerung, welche nach 5 Tagen trocknet und sich
etwas faltet.
Bouillon trübt sich gleichmäfsig, bildet weifsen Bodensatz
und enthält in der Mitte der Oberfläche eine weifse Bakterien¬
masse.
In Traubenzuckerbouillon keine Gasbildung.
Indolbildung ist in gewöhnlicher Bouillon oder dem Pepton¬
wasser in Spuren nachweisbar.
III. Die entscheidende Veranlassung der Sporenbildung.
Lehmann 1 ) sagt, dafs eine gewisse Erschöpfung des Nähr¬
bodens bedingend oder wenigstens begünstigend für die Sporen¬
bildung des Milzbrandbacillus sei.
Büchner 2 ) schreibt, dafs Bacillus anthracis in guten Nähr¬
lösungen sich nur vegetativ vermehrt und erst bei eintretendem
Mangel an Ernälirungsmaterial /ur Sporenbildung übergeht.
Diesen Satz stützte Büchner durch drei Versuche. Erstens
stellte er fest, dafs die Sporenbildung ausblieb, wenn man in
einem Schälchen mit 2 ccm Inhalt die Bouillon um die üppig
wachsenden Bacillen häufig erneuerte, dafs sie aber bald eintrat,
wenn man die gleichen Bacillen in einem Tropfen Bouillon
züchtete. Zweitens zeigte er, dafs in sterilisiertes Wasser ge¬
brachte Milzbrandfäden weiter Sporen bildeten, während sie es
in angefaulter Fleischflüssigkeit nicht thaten, und drittens, dafs
1) Lehmann, Über einige Bedingungen der Sporenbildung beim Milz¬
brand. Sitzungsbericht der phys. und med. Gesellschaft zu Würzburg 1890.
2) Büchner, Über die Ursache der Sporenbildung beim Milzbrand¬
bacillus. Centralblatt für Bakteriologie, Bd. VIII, S. 3.
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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita.
293
in Verdünnten Fleischextraktlösungen rascher Sporenbildung ein¬
trat. Schreiber 1 ) stimmt Büchner bei, indem er angibt, dafs
dauerndes lebhaftes Wachstum unter den günstigsten Bedingungen
niemals Sporenbildung hervorruft, dafs ungenügende Ernährung
und ungünstige äufsere Bedingungen die Sporenbildung sehr in
Frage stellen, bezw. sie ganz aufheben, dafs plötzliche Hemmung
des Wachstums nach vorausgegangener guter Ernährung zu jeder
Zeit sofort schnell und vollständig Sporenbildung veranlafst.
Gegen die Richtigkeit der Folgerung hat Migula 2 ) das Resultat
des folgenden Versuches eingewendet: Er setzte einer Bouillon¬
kultur mit Milzbrandbacillen, die »kurz vor der Sporenbildungc
stand, trockenes Pepton mit Fleischextrakt zu, d. h. also sehr
gute Nährstoffe. Trotzdem kam es nicht zu einer entsprechenden
Vermehrung, sondern die Hauptmasse der Zelle fuhr fort, sich
auf die Sporenbildung vorzubereiten. Erst bei Verdünnung der
Bouillon mit Wasser trat lebhafte Vermehrung ein, und die
Sporenbildung unterblieb. Daraus folgert Migula, dafs die An¬
häufung von Stoffwechselprodukten die Veranlassung zu Sporen¬
bildung abgebe. Klebs 3 ) sagt, dafs die Stoffwechselprodukte
zweifellos nicht notwendig für die Sporenbildung sind, wie die
Versuche mit reinem Wasser darlegen, wenn auch die Möglichkeit
niner solchen Wirkung zuzugeben ist. Aus den Versuchen von
Klebs mit verschiedenartigen Pilzen geht deutlich hervor, dafs
überhaupt eiue Änderung der Ernährung oder der Eintritt von
Nahrungsmangel für die Bildung der Fortpflanzungsorgane von
entscheidender Bedeutung ist.
Um die Frage, ob die Veranlassung zur Sporenbildung im
Nahrungsmangel oder in Stoffwechselprodukten liegt, zu beurteilen,
habe ich mit Anaeroben Experimente angestellt. Für die Versuche
ist es sehr wichtig, ein ganz bestimmtes Substrat anzuwenden,
1) Schreiber, Über die physiologischen Bedingungen der endogenen
Sporenbildung bei Bacillu9 anthracis, subtilis und tumescens. Centralblatt
für Bakteriologie, Bd. XX, S. 431.
2) Migula, Ref. aus Arbeit von Klebs.
3) Klebs, Zur Physiologie der Fortpflanzung einiger Pilze. Jahrbücher
für wissenschaftliche Botanik, Bd. XXXV, S. 17.
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294
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
um genau vergleichbare Resultate zu erlangen. Denn der gleiche
Bacillus kann bei der Kultur auf verschiedenartigen Substraten
doch etwas verschiedenartige Eigenschaften zeigen. Wo es mög¬
lich ist, eignet sich am besten die Kultur in Flüssigkeiten, weil
der Bacillus darin sehr gleichmäfsig ernährt wird. Für das Folgende
ist stets vorausgesetzt, dafs alle anderen äufseren Bedingungen
in günstigem Sinne einwirken.
Wie ich im folgenden Abschnitt darlegen werde, bilden die An¬
aeroben in 2proz. Traubenzuckerbouillon ziemlich langsam Sporen.
Es wurde deshalb zur Lösung der vorliegenden Frage 2proz. Trauben¬
zuckerbouillon von mir benutzt. Zuerst mufste ich darüber klar
zu werden suchen, ob sich die Bakterien im Filtrat einer An-
aerobenbouillonkultur, in welcher schon einmal die Sporenbildung
erfolgte, vermehren, d. h. ob in demselben noch Nährstoffe ent¬
halten sind; dann stellte ich mir die Frage, ob im Filtrat von
Aerobenbouillonkultur die Anaeroben sich noch entwickeln und
noch Sporen bilden können. Drittens mufste man noch die Frage
beantworten, ob nach dem Zusatz von Nährstoffen in solchen
Filtraten von Anaeroben- oder Aerobenbouillonkultur sofort die
Anaeroben Sporen bilden. Endlich mufste man sich die Frage
stellen, ob die Sporenbildung ausbleibt, wenn man die Nährböden
häufig erneuerte. Die von mir benutzten Filtrate reagierten in¬
folge spontaner Säurebildung sauer und wurden direkt als Medium
benutzt.
I. Untersuchung mit dem Filtrat von Anaerobenbouillonkultur.
Bacillus sporogenes wächst im Filtrat einer 2 Tage alten,
bei 34° C. aufbewahrten, 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur, in
welcher Bacillus sporogenes sich üppig entwickelt und Gas, aber
noch keine Sporen gebildet hatte, unter Wasserstoff makroskopisch
ziemlich gut und bildet nach 20 Stunden noch keine, nach
42 Stunden nicht sicher nachweisbare, nach 72 Stunden nur
wenige, nach 96 Stunden zahlreiche Sporen; also tritt die Sporen¬
bildung in diesem Filtrat 1—2 Tage früher als in gewöhnlicher
2 proz. Traubenzuckerbouillon ein. In einem Filtrate von 4 und
6 Tagen alter 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur, in welcher
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Von Dr. tned. et phil. Tel'si Matzuschita.
295
üppiges Wachstum und geringe Sporenbildung nachweisbar war,
entwickelt sich Bacillus sporogenes nur sehr spärlich, und die
Flüssigkeit bleibt makroskopisch immer klar, während sich mikro¬
skopisch nach 1 Tage schon ziemlich viele Stäbchen und ver¬
einzelte Sporen, nach 2—4 Tagen mäfsig viele bis zahlreiche
Sporen nachweisen. In diesem Filtrat bildet Bacillus sporogenes
also in kurzer Zeit Sporen; während sie sich in gewöhnlicher
2proz. Traubenzuckerbouillon erst nach 4 Tagen bilden.
Clostridium butyricum wächst im Filtrate von 2 und 6 Tage
alten 2proz. Traubenzuckerbouillonkulturen, in welchen es sich
üppig entwickelt hatte (in der 6 Tage alten Kultur hatten sich
schon Sporen gebildet), ziemlich gut unter Gasbildung; die
Sporenbildung tritt nach 2—3 Tagen ein, also 1—2 Tage früher
als in gewöhnlicher 2proz. Traubenzuckerbouillon.
Bacillus anthracis symptomatici entwickelt sich in Filtraten
von 9 und 11 Tage alter 2proz. Traubenzuckerbouillonkultur, in
welcher üppige Entwicklung und Sporenbildung von Bacillus
anthracis symptomatici nachweisbar waren, unter Wasserstoff
makroskopisch nicht, und die Flüssigkeiten bleiben immer klar,
während mikroskopisch die Entwicklung deutlich nachweisbar
ist. Die Sporenbildung findet nach 3—4 Tagen statt, also 4 bis
5 Tage früher als in 2proz. Traubenzuckerbouillon.
2. Untersuchung mit dem Filtrat von Aerobenbouillonkultur.
Wir werden später sehen, dafs die Anaeroben in Misch¬
bouillonkultur zugleich mit Aeroben bei Luftzutritt sich ent¬
wickeln, während sie im Filtrat von Aerobenbouillonkultur bei
Luftzutritt nicht wachsen (siehe folgenden Abschnitt). Ich suchte
daher noch darüber Klarheit zu bekommen, ob die Anaeroben
im Filtrat von Aerobenbouillonkultur sich unter Wasserstoff ent¬
wickeln können. Hierzu benutzte ich die Filtrate der 2proz. Trauben¬
zuckerbouillonkulturen des Bacillus coli communis, Bacillus
prodigiosus, Bacillus pyocyaneus und Vibrio cholerae, welche
2 Tage lang bis 34° C. aufbewahrt wurden und sehr üppiges
Wachstum zeigten.
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296
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Im Filtrat der Bacillus prodigiosus - Kultur bilden unter
Wasserstoff Bacillus oedematis maligni und Clostridium butyricum
nach 24 Stunden, Bacillus botulinus und Bacillus anthracis
symptomatici nach 36 Stunden, Bacillus sporogenes nach 48 Stunden
eine geringe Menge von Sporen. Clostridium butyricum, Bacillus
anthracis symptomatici und Bacillus sporogenes wachsen in diesem
Filtrat makroskopisch nicht, sondern nur mikroskopisch, während
Bacillus botulinus und Bacillus oedematis maligni etwas Gas bilden.
Im Filtrat von Coli-Kultur bilden unter Wasserstoff Bacillus
sporogenes, Bacillus oedematis maligni und Clostridium butyricum
nach 24 Stunden, Bacillus botulinus und Bacillus anthracis
symptomatici nach 72 Stunden Sporen; alle Kulturen bleiben
makroskopisch klar, wobei sich ein Bodensatz bildet; mikro¬
skopisch sind jedoch zahlreiche Stäbchen nachweisbar.
Im Filtrat von Pyocyaneus-Kultur entwickeln sich Bacillus
sporogenes und Bacillus oedematis maligni ebenfalls sehr schwach,
und es ist ihre* Entwicklung nur mikroskopisch nachweisbar.
Die Sporenbildung tritt erst nach 3 Tagen ein.
Im Filtrat von Cholera-Kultur tritt die Sporenbildung bei
Bacillus sporogenes und Clostridium butyricum nach einem Tage,
beim Bacillus botulinus nach zwei Tagen, beim Bacillus oede¬
matis maligni und Bacillus anthracis symptomatici nach drei
Tagen ein. Bacillus botulinus und Bacillus oedematis maligni
wachsen ziemlich gut unter Gasbildung, während die übrigen
Anaeroben sich nur mikroskopisch entwickeln.
Aus diesen Beobachtungen ersehen wir, dafs im Filtrat
von 2—11 Tage alter Bouillonkulturen mikroskopische
und makroskopische Entwicklung von Anaeroben mög¬
lich ist, und dafs bei Anaeroben die Sporenbildung in
kürzerer Zeit als in gewöhnlicher Bouillon eintritt.
3. Untersuchung mit dem Filtrat von Anaerobenbouillonkultur
nach dem Zusatz von Nährstoffen.
In dem Filtrat der 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur des
Clostridium butyricum, welche neun Tage lang bei 34° C. auf-
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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita.
297
bewahrt wurde und sehr üppiges Wachstum und viele Sporen
zeigte, bildet Clostridium butyricum nach 20 Stunden noch
keine, nach 23 Stunden eine geringe Menge von Sporen, während
in demselben Filtrat bei Zusatz der 2 proz. Traubenzucker¬
bouillon von gleicher Quantität (es enthält dieses ganze Filtrat
also 0,5 °/o Fleischpepton, 1% Traubenzucker und 0,25% Koch¬
salz) erst nach 40 Stunden Sporenbildung nachweisbar ist. In
demselben Filtrat bei Zusatz von einer Flüssigkeit, welche
2% Fleischpepton, 4% Traubenzucker, 1% Kochsalz und Wasser
enthält, von gleicher Menge (es enthält dieses ganze Filtrat also
1% Fleischpepton, 2% Traubenzucker und 0,5% Kochsalz) tritt
die Sporenbildung des Clostridium butyricum erst nach drei
Tagen, manchmal nach fünf Tagen ein.
In dem Filtrat von vier Tage alter 2 proz. Traubenzucker¬
bouillonkultur des Bacillus sporogenes mit oder ohne Zusatz von
2 proz. Traubenzuckerbouillon ist spärliche Entwicklung und
Sporenbildung des Bacillus sporogenes nach 24 Stunden nach¬
weisbar. In demselben Filtrat ist bei Zusatz der gleichen Menge
2 proz Traubenzuckergelatine (das Medium enthält also im ganzen
0.5% Fleischpepton, 1% Traubenzucker, 0,25% Kochsalz und
5% Gelatine) die Sporenbildung des Bacillus sporogenes nach
24 Stunden noch etwas lebhafter als im Sporogenes-Filtrat mit
oder ohne Zusatz von 2 proz. Traubenzuckerbouillon.
4. Untersuchung mit dem Filtrat von Aärobenbouillonkultur nach
dem Zusatz von Nährstoffen.
Bacillus oedematis maligni bildet im Filtrat von zwei Tage
alter 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur des Bacillus prodigiosus
nach 24 Stunden, in demselben Filtrat bei Zusatz der 2 proz.
Traubenzuckerbouillon von gleicher Quantität (es enthält dieses
ganze Filtrat also 0,5% Fleischpepton, 1% Traubenzucker und
0,25% Kochsalz) nach 36 Stunden Sporen.
Im Filtrat der zwei Tage alten 2 proz. Traubenzucker¬
bouillonkultur des Bacillus pyocyaneus mit oder ohne Zusatz der
2 proz. Traubenzuckerbouillon in gleicher Menge bilden Bacillus
oedematis maligni und Bacillus sporogenes nach zwei Tagen un-
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298
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
reife, nach drei Tagen spärliche reife, nach vier Tagen viele
Sporen. In diesem Filtrat, welchem 2proz. Traubenzuckerbouillon
zugesetzt wurde, entwickeln sich beide Bacillen deutlich etwas
reichlicher als im reinen Filtrat.
5. Untersuchung der Hemmung der Sporenbildung durch fort¬
währende Erneuerung der das Wachstum befördernden Nährstoffe.
Auf ähnliche Weise wie Büchner, habe ich bei fünf
Anaeroben in 2 proz. Traubenzuckerbouillon 20 mal regelmäfsig
nach je fünf Tagen die Nährlösung erneuert, ohne dafs jemals
Sporenbildung eingetreten wäre; die Kulturen befanden sich bei
Zimmertemperatur immer unter Wasserstoff. Die Bakterien
zeigten bis zum letzten Male keine Sporenbildung, jedoch bildeten
sie in kurzer Zeit wieder Sporen, wenn man sie in 2 proz.
Traubenzuckergelatine überimpfte und bei 34° C. kultivierte.
Ich habe die Versuche nicht weiter fortgesetzt, weil nach
allen Erfahrungen ein anderes Resultat nicht zu erwarten war.
Auf Grund seiner ausgedehnten Studien über diese Frage spricht
Klebs folgenden Satz aus: So lange für das Wachstum der
niederen Organismen charakteristische äufsere Bedingungen
vorhanden sind, tritt Fortpflanzung nicht ein. Die für diesen
Prozefs günstigen Bedingungen sind stets für das Wachstum
mehr oder weniger ungünstig. Dieser Satz gilt für die aeroben
und anaeroben Bakterien.
Wir haben nun gesehen, dafs die anaeroben Bakterien* im
Filtrat von Anaeroben- oder Aeroben-Bakterienbouillon-
kultur schnell, in demselben Filtrat mit Zusatz von Nähr¬
stoffen langsam die Sporen bilden. Z. B. Bacillus sporogenes
bildet im Filtrat von vier Tage alter 2 proz. Traubenzuckerbouillon¬
kultur von demselben Bacillus nach einem Tag vereinzelte reife
Sporen, während sich in gewöhnlicher 2proz. Traubenzuckerbouillon
erst nach vier Tagen Sporen bilden. In dem Filtrat von neun Tage
alter 2proz. Traubenzuckerbouillonkultur des Clostridium butyricum
bildet Clostridium butyricum nach 23 Stunden geringe Mengen
von Sporen, während in demselben Filtrat mit Zusatz von Nähr-
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Von t>r. med. et phil. Telsi Matzuschita. 29Ö
stoffen erst nach drei, manchmal fünf Tagen die Sporenbildung
eintritt.
Aus allen diesen Beobachtungen geht deutlich hervor, dafs,
so lange derNährboden vieleNahrung enthält, keine
Sporenbildung eintritt, dafs die St offwechsel produkte
auf die Sporenbildung einen sehr zweifelhaften Ein-
flufs ausüben und, dafs die Veranlassung der Sporen¬
bildung im Mangel an Ernährungsmaterial liegt.
IV. Die allgemeinen Bedingungen der Sporenbildung.
Die Untersuchungen wurden nach folgenden Richtungen hin
ausgeführt:
1. Der Einflufs der Ernährung.
2. Der Einflufs des Sauerstoffes.
3. Der Einflufs der Temperatur.
4. Der Einflufs des Lichtes.
I. Der Einflufs der Ernährung.
Die Bakterien entwickeln sich auf den mannigfachsten Sub¬
straten, und die ErnährungsVerhältnisse üben auf die Sporen¬
bildung einen verschiedenen Einflufs aus. Um diesen Einflufs
zu untersuchen, will ich hier nur folgende Gesichtspunkte be¬
handeln :
A. Der Einflufs der Qualität der Nährstoffe.
B. Der Einflufs der Quantität der Nährstoffe.
C. Der Einflufs von chemischen Substanzen.
A. Der Einflufs der Qualität der Nährstoffe.
Osborne 1 ) hat betreffs der Sporenbildung des Milzbrand¬
bacillus bewiesen,
1. dafs die absolute Gröfse der Sporenernte bei gleicher Aus¬
saat auf Nährböden von geringem Fleischextraktgehalt geringer ist
als auf solchen von normalem Gehalt ;
1) Osborne, Die Sporenbildung des Milzbrandbacillus auf Nährboden
von verschiedenem Gehalt an Nährstoffen. Archiv für Hygiene, Bd. XI, S. 51.
Archiv ftir Uygieue. BU. XUU. 21
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3Ö0 fcur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
2. dafs auf erschöpften Nährböden die absolute Sporenernte
ebenfalls geringer ist als auf guten;
3. dafs — hierüber sind allerdings nur einige gelegentliche
Beobachtungen und keine Zahlen mitgeteilt — in den spärlich ge¬
wachsenen Fäden der schlechten Nährböden die Sporen weniger
dicht liegen als in den üppig gewachsenen Fäden der guten
Nährböden — und, dafs also von einer Begünstigung der Sporen¬
bildung durch Nährböden, deren Erschöpfung früher eintritt,
keine Rede sein kann.
Stephanidis 1 ) schlofs aus seinem Versuch: Die Dichtig¬
keit oder Intensität der Sporenbildung ist auf guten Nährböden
eine gröfsere als auf schlechten. Sehr beträchtlich ist die
Differenz nicht; immerhin liefern, wie zu erwarten, die kräftigen
Fäden, die auf dem reichen Nährboden gewachsen sind, die
reichere Ernte.
Im Nachfolgenden werde ich in Kürze meine Befunde an¬
geben; die genaueren Resultate stellte ich der Übersichtlichkeit
halber in Tabelle I zusammen.
a) 2 proz. Traubenzuckerbouillonkultur (bei 34 0 C.).
1. Clostridium butyricum entwickelt sich makroskopisch nach
einem Tag sehr üppig unter Gasbildung. Die Flüssigkeit trübt
sich schwach bis stark mit Bodensatz, aber spätestens nach acht
Tagen (manchmal nach drei Tagen) klärt sie sich wieder auf.
Während sich die Flüssigkeit trübt, tritt fast niemals die Sporen¬
bildung ein. Dieselbe zeigt sich frühestens nach vier Tagen,
doch können bis zu ihrem Eintritt sieben Tage vergehen.
2. Bacillus oedematis maligni entwickelt sich ebenfalls
ziemlich schnell unter Bildung von Gas und schleimigen Flocken;
später trübt sich die Flüssigkeit schwach. Die Sporenbildung
ist nach drei Tagen nachweisbar. Über 40 Tage alte Bouillon¬
kultur ist klar mit Bodensatz; mikroskopisch findet man in ihr
verschiedene Involutionsformen, manchmal fehlen Sporen.
1) Stephanidis, Archiv für Hygiene, Bd. 35, S. 1.
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Von t)r. med. et phil. Tetei Matzuschita.
301
3. Bacillus sporogenes gedeiht schnell und üppig; die
Flüssigkeit trübt sich sehr stark unter Gasbildung. Die Sporen¬
bildung tritt aber erst nach vier Tagen ein.
4. Bacillus anthracis symptomatici wächst auch in 2 proz.
Traubenzuckerbouillon sehr gut. Die Flüssigkeit trübt sich nach
1—2 Tagen stark, klärt sich jedoch wieder auf. Die Sporen¬
bildung ist nach acht Tagen sichtbar.
5. Bacillus botulinus entwickelt sich sehr schnell und üppig;
die Flüssigkeit trübt sich sehr stark unter Gasbildung, klärt sich
jedoch nach 18 Tagen wieder auf. Die Sporenbildung ist erst
nach 20 Tagen und dann noch selten nachweisbar.
b) Gewöhnliche und Glycerinkartoffelkultur (bei 34° C.).
1. Clostridium butyricum wächst auf beiden Kartoffeln
ziemlich gut unter Gasbildung; die Sporenbildung tritt nach zwei
Tagen ein.
2. Bacillus oedematis maligni entwickelt sich makroskopisch
nicht und bildet unter Wasserstoff nach vier Tagen keine, nach
16 Tagen dagegen sehr zahlreiche Sporen.
3. Bacillus sporogenes bildet auf Kartoffeln eine kaum sicht¬
bare, dünne, grauweifse Auflagerung mit Gasblasen. Nach
16 Tagen bildet er unter Wasserstoff noch keine sichtbaren
Sporen.
4. Bacillus anthracis symptomatici wächst auf gewöhnlichen
Kartoffeln gut, nach 16 Tagen ist Sporenbildung nachweisbar.
Dagegen entwickelt er sich auf Glycerinkartoffeln nicht sichtbar
und läfst mikroskopisch nur geringe Stäbchen ohne Sporen
(nach 4—16 Tagen) erkennen.
c) 2 proz. Traubenzuckeragarstrichkultur (bei 34° C.).
Clostridium butyricum bildet auf 2 proz. Traubenzucker¬
agarstrichkultur schon nach einem Tage Sporen, während beim
Bacillus oedematis maligni nach 60 Stunden, beim Bacillus
anthracis symptomatici nach mehr als vier Tagen, beim Bacillus
sporogenes und Bacillus botulinus erst nach fünf Tagen die
Sporenbildung nachweisbar ist.
21 •
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302 fcur Physiologie der &porenbildung der Bacillen etc.
d) Gewöhnliche Gelatinekultur (bei 34° C.).
Clostridium butyricum und Bacillus oedematis maligni ent¬
wickeln sich nach einem Tag sehr üppig unter Gasbildung. Die
Sporenbildung tritt jedoch erst nach zwei Tagen ein.
Bacillus sporogenes ist nach einem Tag makroskopisch nicht
sichtbar, während mikroskopisch sehr zahlreiche, nicht sporen¬
tragende Stäbchen nachweisbar sind. Nach zwei Tagen bildet er viel
Gas und Sporen.
Bacillus anthracis symptomatici ist nach einem Tag makro¬
skopisch nicht sichtbar, während mikroskopisch zahlreiche Stäbchen
und auch Sporen in geringer Menge nachweisbar sind. Nach
zwei Tagen bildet er reichlich Gasblasen und Sporen.
Bacillus botulinus entwickelt sich schon nach einem Tag
ziemlich üppig und bildet vereinzelte Sporen.
e) 2proz. Traubenzuckergelatinekultur (bei 34° C.).
Clostridium butyricum bildet nach 18 Stunden schon geringe
Sporen, während man makroskopische Entwicklung erst nach
24 Stunden bemerkt.
Bacillus oedematis maligni entwickelt sich schon nach 14
Stunden makroskopisch ganz deutlich und bildet ganz vereinzelte
Sporen.
Bacillus sporogenes bildet nach 22 Stunden Sporen, während
makroskopische Entwicklung erst nach 24 Stunden bemerkbar ist.
Bacillus anthracis symptomatici wächst ebenso schnell wie
der Bacillus oedematis maligni; in einem Präparat waren 5
bis 8 Sporen und ziemlich viele Bacillen nachweisbar.
Bacillus botulinus ist mikroskopisch schon nach 14 Stunden
nachweisbar, die Sporenbildung tritt aber erst nach 21 Stunden ein.
Aus diesen Versuchen ergibt sich die auffallende Thatsache,
dafs die Anaöroben in 2 proz. Traubenzuckergelatine viel schneller
Sporen bilden als in 2 proz. Traubenzuckerbouillon. Warum
erfolgt nun die Sporenbildung der Anaeroben in der Nährgelatine
viel rascher als in Nährbouillon? Um diese Frage zu lösen,
machte ich Versuche mit 2 proz. Traubenzuckerbouillon -f-
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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuschita.
303
1—30 proz. Gelatine (sogen. 1—30 proz. Bouillongelatine),
0,2—2 proz. Agar (0,2—2 proz. Fleischpeptonagar), 10—30 proz.
Gummiarabicum (10—30 proz. Gummilösung), 1—3 proz. Gummi-
tragacantha (1—3 proz. Tragacanth-Lösung) oder 10 proz. Konbu
(Konbudekokt). Ich stelle in der II. Tabelle die angeführten
Resultate zusammen.
Bacillus oedematis maligni bildet in 5 proz. und 30 proz.
Bouillongelatine, sowie 0,4 proz. Fleischpeptonagar ebenso schnell
wie in 10 proz. Bouillongelatine, dagegen in 30 proz. Gummi¬
lösung viel langsamer als in 2 proz. Traubenzuckerbouillon
Sporen. In 0,2 proz. und 2 proz. Fleischpeptonagar, 10 proz.
Gummilösung und 1 proz. Traganthlösung tritt die Sporenbildung
etwas rascher als in Bouillon ein, während in 10 proz. Konbu¬
dekokt der Prozefs ebenso rasch, und zwar nach etwa drei Tagen
erfolgt.
Bacillus anthracis symptomatici und Bacillus botulinus bilden
in allen versuchten Nährböden die Sporen schneller als in 2 proz.
Traubenzuckerbouillon. In der Wassergelatine entwickelt Bacillus
anthracis symptomatici sich nicht. In 5 proz. Bouillongelatine
und 0,4 proz. Fleischpeptonagar tritt die Sporenbildung von beiden
Bacillen ebenso schnell wie in 10 proz. Bouillongelatine oder
2 proz. Traubenzuckergelatine ein.
Die Sporenbildung des Bacillus sporogenes erfolgt in Konbu¬
dekokt, 0,4 proz. Fleischpeptonagar, 5 proz. und 10 proz. Bouillon¬
gelatine nahezu gleichzeitig und zwar nach einem Tag, während
in 30 proz. Gummilösung und Wassergelatine die Sporenbildung
ziemlich spät nachweisbar ist. Die übrigen Nährböden sind auch
für die Sporenbildung des Bacillus sporogenes günstiger als 2 proz.
Traubenzuckerbouillon.
Clostridium butyricum bildet in 1 proz. Bouillongelatine
gerade so langsam Sporen wie in Bouillon, während die Sporen¬
bildung in 5 proz. Bouillongelatine und 10 proz. Gummilösung
ziemlich schnell, in 10 proz. Bouillongelatine und 0,4 proz. Fleisch¬
peptonagar sehr schnell eintritt. In Wassergelatine, 30 proz.
Bouillongelatine und 30 proz. Gummilösung tritt dagegen die
Sporenbildung von Clostridium butyricum sehr langsam ein.
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304
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Aus den oben geschilderten Beobachtungen entnehmen wir die
wichtige Thatsache, dafs die Anaeroben in dünnen und sehr
dicken Nährflüssigkeiten sich sehr langsam entwickeln
und langsam Sporen bilden, während in mäfsig dicken
Nährflüssigkeiten die Sporenbildung sehr schnell erfolgt.
Man mufs nun die Frage beantworten, warum die Anaeroben
in dünnflüssigen Nährmedien später Sporen bilden als in dick¬
flüssigen, gallertartigen, obwohl die Qualität und Quantität des
Nährstoffes anscheinend gleich sind. Es ergibt sich das aus dem
bereits von Klebs für die Hefe hervorgehobenen Grunde. In
einem dicken Medium häufen sich die Bakterien an einzelnen
Stellen massenhaft an, verbrauchen hier rasch die Nahrung und
gehen zur Sporenbildung über. In dünnflüssigen Medien, wo die
Bakterien sich gleichmäfsig ausbreiten können und die Nähr¬
stoffe ungehindert diffundieren können, befinden sich die Bakterien
viel länger in einer nahrungsreichen Umgebung und bilden daher
sehr viel später Sporen. Benutzt man zwei Röhrchen, eines mit
0,2 proz. Fleischpeptonagar, in welchem einzelne, kleine, isolierte,
geringe Agarflocken in klarer, dünner, wäfsriger Flüssigkeit
suspendiert sind, und ein anderes mit 0,4 proz. Fleischpeptonagar,
welches mit zahlreichen, kleinen oder grofsen Agarflocken in
wäfsriger Bouillon angefüllt ist, so bilden die Bakterien in 0,4 proz.
Fleischpeptonagar etwas schneller Sporen als in 0,2 proz. Fleisch¬
peptonagar.
B. Der Einflufs der Quantität der Nährstoffe.
Nach Behring 1 ) tritt bei dem Bacillus anthracis in unver¬
dünntem Blutserum die Sporenbildung nicht ein, während in dem
Blutserum von Rindern durch weitgehende Verdünnung mit
sterilisiertem Wasser (1 T. Blutserum zu 40 T. aq. dest.) sehr
reichlich und schnell Sporen gebildet werden; für den Ham ist
Ähnliches gefunden worden.
Büchner 2 ) sah, dafs der Milzbrandbacillus in 1 proz. Fleisch¬
extraktlösung nach 18 Stunden bei 36,5° C. noch keine Sporen
1) Behring, Beiträge zur Ätiologie des Milzbrandes, Zeitschrift für
Hygiene etc., Bd. VI, S. 125.
2) Büchner, Centralblatt für Bakteriologie etc., Bd. VIII.
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305
bildet, während in 0,2 proz. Lösung Sporenbildung eingetreten
war. Er schlofs aus diesen Versuchen, dals in verdünnten
Lösungen rascher Sporenbildung eintrete.
Schreiber schreibt über den Einflufs verschiedener Kon¬
zentration des Liebig’schen Fleischextrakts, des Traubenzuckers
und Glycerins auf die Sporenbildung des Bacillus anthracis, sub-
tilis und tumescens und gab folgende Zeitdauer für die Ent¬
wickelung der Sporen an:
Nähr-
Stoffe
Procent
Bacillus
anthracis
Bacillus
subtilus
Bacillus
tumescens
M
0,6
78 Stunden
70 Stunden
70 Stunden
Ü
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60
58
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—
62
60
3
12,0
—
62
—
Stephanidis beobachtete die Bildung der Milzbrandsporen
auf Wasseragar mit 1 bis VöO °/o Fleischextrakt. Aus seinen Ver¬
suchen schlols er folgendes: Je konzentrierter der Nährboden war,
um so rascher trat ceteris paribus die Sporenbildung ein. Bei
Vw °/o und 1 ji 0 °/ 0 waren die Sporen nach 14 Stunden reif (früher
wurde nicht untersucht), auf % °/ 0 wurden nach 15 Stunden mehr¬
fach reife Sporen beobachtet, auf y, 0 /® nie nach 16 Stunden,
nicht vor 20 Stunden. Das Wachstum auf schlechten Nähr¬
boden ist kümmerlich.
Wie verhält sich nun die Raschheit und Dichtigkeit (Inten¬
sität) der Sporenbildung bei wechselnden Mengen gleicher Nähr-
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306 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
flüssigkeit, sowie auf Nährböden von verschiedener Konzentration
an Nährstoffen?
Es soll die Bildung der Sporen beobachtet werden auf Nähr¬
böden mit wechselndem Gehalt an Nährsubstanz; ich benutzte
dazu 10 proz. Wassergelatine oder Fleischpeptongelatine (teilweise
Bouillon) von verschiedenem Gehalt an Fleischpepton, Trauben¬
zucker und Glycerin.
Die Untersuchungen wurden nach folgenden Richtungen hin
ausgeführt:
a. Der Einflufs der Menge gleicher Nährflüssigkeit.
b. Der Einflufs des Fleischpeptons.
c. Der Einflufs des Traubenzuckers.
d. Der Einflufs des Glycerins.
a) Der Einflufs der Menge gleicher Nährflüssigkeit.
Clostridium butyricum bildet in einem Röhrchen mit 2 proz.
Traubenzuckergelatine von 30 ccm bei 34° C. nach 18 Stunden
Sporen, während in 100 ccm Gelatine (2 proz. Traubenzucker¬
gelatine) erst nach vier Tagen geringe, in 250 ccm nach fünf
Tagen noch keine, nach zehn Tagen geringe und nach 14 Tagen
viele, in 900 ccm nach 23 Tagen sich noch keine Sporen bilden.
Bei Zimmertemperatur bildet Clostridium butyricum in fester
2 proz. Traubenzuckergelatine von 30 ccm, 800 ccm und 900 ccm
ohne grofsen Unterschied nach 16 Tagen reichliche Sporen.
Bacillus sporogenes bildet ebenfalls in 2 proz. Traubenzucker¬
gelatine von 30 ccm bei 34° C. nach einem Tag Sporen, während
in 250 ccm Gelatine erst nach 12 Tagen sehr langsam geringe
Sporenbildung erfolgt.
Die Sporenbildung des Bacillus anthracis symptomatici er¬
folgt bei 34° C. in 30 ccm Gelatine nach 14 Stunden, in 100 ccm
erst nach 3—4 Tagen, in 250 ccm nach 14 Tagen in sehr spär¬
licher Weise.
Aus dieser Beobachtung können wir folgendes schliefsen:
Je gröfser die Menge der Nährflüssigkeit, desto lang¬
samer die Sporenbildung.
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307
b) Der Einflufs des Fleischpeptons.
Hierzu benutzte ich Wassergelatine mit verschiedenen Kon¬
zentrationen von Kochs Fleischpepton. Die gesamten Kulturen
standen bei einer Temperatur von 34° C.
Aus der Tabelle III ersehen wir, dafs in Wassergelatine die
Anaöroben sich langsam entwickeln und langsam Sporen bilden.
Bacillus anthracis symptomatici wächst in Wassergelatine über¬
haupt nicht. In Wassergelatine mit geringerer Konzentration bis
zu gewissen aufsteigenden Konzentrationen des Fleischpeptons
entwickeln sich die Anaöroben allmählich üppiger, während die
Sporenbildung allmählich später eintritt, weil in einer Gelatine,
welche Fleischpepton in geringer Konzentration enthält, rascher
der Mangel des Nährstoffes eintritt, als bei stärkerer Konzen¬
tration. In Gelatine mit sehr starkem Fleischpeptongehalt (ca.
über 20 °/ 0 Fleischpepton) entwickeln sich die Anaeroben wieder
langsam, weil überhaupt das Wachstum der Bakterien durch die
höhere Konzentration verlangsamt wird.
c) Der Einflufs des Traubenzuckers.
Als Nährmedium habe ich hierzu Bouillon und Fleisch¬
peptongelatine benutzt und eine bestimmte Quantität von Trauben¬
zucker diesen beiden Urnährböden zugesetzt. Die Kulturen wurden
ebenfalls im Brütschrank (34° C.) aufbewahrt.
Aus der Tabelle IV ersehen wir, dafs das Traubenzucker¬
optimum beim Bacillus botulinus, sporogenes und oedematis
maligni bei 10 °/ 0 , dem Bacillus anthracis symptomatici und Clo¬
stridium butyricum bei 8 °/ 0 liegt, hier, tritt bei gleichmäfsiger Ent¬
wicklung die Sporenbildung sehr frühzeitig und intensiv auf.
Bei über 55°/ 0 Traubenzucker findet beim Bacillus botulinus,
sporogenes und oedematis maligni kein Wachstum mehr statt,
die Sporenbildung hört indessen schon bei 50 °/ 0 (beim Bacillus
botulinus ca. 40°/ 0 ) auf. Für Clostridium butyricum liegt das
Maximum des Wachstums bei 60°/ 0 , das der Sporenbildung bei
55 °/ 0 . Der Bacillus anthracis symptomatici zeigt in 65 °/ 0 noch
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308 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
ein sehr geringes Wachstum, nie habe ich aber über 60 °/ 0 Sporen¬
bildung beobachten können. Die Sporenbildungen erfolgen in
optimaler Konzentration bei 34° C. nach ca. 16 Stunden.
d) Der Einflufs des Glycerins.
Glycerin hat auf die Sporenbildung der Anaeroben sehr ge¬
ringen Einflufs.
Der Bacillus oedematis maligni wächst in 5—10 proz. Gly¬
ceringelatine ziemlich langsam, und es findet eine makroskopische
Entwicklung und Gasbildung erst nach 2—3 Tagen (bei 34° C.)
statt. Die Sporenbildung erfolgt in 5 proz. Glyceringelatine nach
30 Stunden, in 10 proz. Glyceringelatine nach 48 Stunden.
Der Bacillus sporogenes entwickelt sich in 5—10 proz. Gly¬
ceringelatine nach 1—3 Tagen makroskopisch nicht, während
mikroskopisch schon nach 16 Stunden spärliche Stäbchen, sogar
iu 10 proz. Glyceringelatine nach 24 Stunden einige Sporen und
in 5 proz. Glyceringelatine erst nach 48—60 Stunden spärliche
Sporen nachweisbar sind.
I Der Bacillus anthracis symptomatici bildet in 5 proz. Glycerin¬
gelatine nach 16—24 Stunden schon Gäs. Die Sporenbildung tritt
aber erst nach 48—60 Stunden ein, während in 10proz. Glycerin¬
gelatine sich nach einem Tage schon ein paar Sporen bilden.
Das Wachstum des Bacillus botulinus in 5—10 proz. Gly¬
ceringelatine ist schon nach 16 Stunden makroskopisch nach¬
weisbar. Die Sporenbildung erfolgt in 10 proz. Glyceringelatine
nach einem Tag, in 5 proz. Glyceringelatine nach 3—5 Tagen.
Clostridium butyricum entwickelt sich in 10 proz. Glycerin¬
gelatine viel üppiger als in 5 proz. Glyceringelatine und zwar
findet in 10 proz. Glyceringelatine nach einem Tag ziemlich
üppige Gas- und Sporenbildung statt. In 5 proz. Glyceringelatine
entwickelt er sich sehr langsam und die Sporenbildung erfolgt
erst nach 4—5 Tagen.
C. Der Einflufs von chemischen, nicht nährenden Substanzen.
Gewisse Substanzen wirken durch ihre chemischen Eigen¬
schaften auf das Leben der Bakterien ein. Im allgemeinen
wachsen die Bakterien am besten auf Substraten, die neutral oder
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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita. 309
schwach alkalisch reagieren, trotzdem die Bakterien selbst in¬
folge ihrer Lebensthätigkeit Säure oder Alkali bilden.
Nach Behring 1 ) wird der Milzbrandbacillus in Bouillon,
welche bei schwach saurer Reaktion die Sporenbildung gestattet,
durch Zusatz von Säuren bis zu einem Gehalt — 1,25 ccm Normal¬
säure in 100 ccm und von Alkalien bis zu 3 ccm Normallauge
in 100 ccm die Sporenbildung nicht beeinträchtigt, durch einige
Mittel sogar gefördert. Bei Salzsäurezusatz bleibt sie aus bei
einem Gehalt von 0,054% = 1 : 1666 = ca. 1,5 ccm Normal¬
salzsäure in 100 ccm, bei Natronlauge bei einem Gehalt von
0,12% = 1 : 830 = ca. 3,0 ccm Normallauge in 100 ccm, bei
Ammoniak 0,098% = ca. 1 : 1000.
Schreiber 2 ) beobachtete, dafs eine geringe alkalische Reaktion
das Wachstum der Bakterien befördert und die Sporenbildung
eher eintreten läfst. Das Optimum von Natrium carbonicum
liegt für den Bacillus anthracis bei 0,5—1,0%, für den Bacillus
subtilis und tumescens aber um etwas höher, bei 2,0%; das
Maximum dagegen bei ersterem Spaltpilz bei 3,0%, bei den letzten
beiden bei 5,0%. Bacillus anthracis kann 0,3%, der Bacillus
subtilus und tumescens bis zu 1,0% Weinsäure vertragen. — Die
Wirkungen, welche ein Zusatz von Natrium chloratum zur Nähr¬
flüssigkeit, bezüglich des Wachstums und der Sporenbildung her¬
vorruft, sind hauptsächlich verzögernde, aufserdem kommen noch
bei Konzentration über 4 proz. Plasmolyse und bei dem Bacillus
subtilis und tumescens Aufhören des Schwärmstadiums und der
Hautbildung hinzu. Die höchsten Konzentrationen, welche von
den Bakterien vertragen werden, sind für den Bacillus anthracis
4%, für den Bacillus subtilis und tumescens 7°/ 0 , doch treten
dabei überall verkümmerte Stäbchen und Involutionsformen auf.
Büchner beobachtete, dafs ein gewisser Gehalt an Koch¬
salz in der schwach alkalischen Lösung von 0,2 proz. Fleisch¬
extrakt und 0,2 proz. Pepton entschieden die Entwicklung der
Sporen des Milzbrandbacillus beschleunigt. Bei einem Zusatz von
1) Behring, Zeitschrift für Hygiene, Bd. VI, S. 127.
2) Schreiber, Centralblatt für Bakteriologie etc. Bd. 20, S. 431.
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310
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
2°/ 0 Kochsalz war die Vermehrung geringer, nach 24 Stunden
aber die Sporenbildung vollendet, während bei keinem Zusatz
von Kochsalz starke Vermehrung, jedoch erst nach 30 Stunden
die Sporenbildung nachweisbar ist. Bei einem Zusatz von 4 °/o
Kochsalz bildet er nach 48 Stunden Sporen. Bei 6 °/ 0 Koch¬
salz bleibt ihre Bildung aus.
Da verschiedene Eigenschaften der chemischen Stoffe in
Betracht kommen, will ich folgende zwei Fragen untersuchen:
a) Den Einflufs von Säure und Alkali.
b) Den Einflufs des Kochsalzes.
a) Der Einflufs von Säure und Alkali.
Alle meine Untersuchungen wurden bei neutraler Reaktion
des Nährbodens ausgeführt. Im Folgenden soll nun geprüft
werden, inwieweit die alkalische oder saure Reaktion das Wachs¬
tum und die Sporenbildung beeinflussen.
Um die alkalische und saure Reaktion in verschiedener
Stärke zu erhalten, habe ich einer neutralen 2 proz. Traubenzucker¬
gelatine Natrium carbonicum oder Acidum hydrochloricum in
Konzentration von 0,1—1,5 °/ 0 zugesetzt (s. Zubereitung der Nähr¬
böden). Alle Kulturen wurden bei 34 0 C. aufbewahrt. Der Ver¬
such zeigte, dafs eine geringe alkalische oder saure Reaktion das
Wachstum befördert und die Sporenbildung eher eintreten läfst.
Vermehrt man nun aber den Zusatz eben derselben Mittel,
so tritt die Sporenbildung zuerst langsamer und unregelmäfsiger
ein, schliefslich bleibt sie vollständig aus und zwar bei einem
Zusatz, der die Schnelligkeit und Reichlichkeit des Wachstums
noch nicht erheblich beeinträchtigt.
Bei Salzsäurezusatz bleibt die Sporenbildung des Bacillus
oedematis maligni, Bacillus anthracis symptomatici, Bacillus
botulinus und Clostridium butyricum aus bei einem Gehalt von
0,25 °/ 0 , während bei einem Gehalt von 0,1—0,15 °/ 0 makroskopisch
deutliche Entwicklung und Gasbildung, von 0,2—0,25 °/ 0 mikro¬
skopische Entwicklung nachweisbar ist. Das Wachstum hört bei
über 0,3 °/o auf. Bacillus sporogenes bildet bei einem Gehalt von
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Von Dr. med. et phil. TeKsi Matiuschita.
311
0,1—0,15 % ziemlich zahlreiche Gasblasen und Sporen. Bei über
0,15 % bildet Bacillus sporogenes keine Sporen, während bei
einem Zusatze bis zu 0,25 % dieselben sich nur vereinzelt noch
entwickeln.
Bei Zusatz von Natrium carbonicum liegt das Optimum und
Maximum noch höher als bei Salzsfturezusatz. Die genaueren
Resultate sind in Tabelle V zusammengestellt.
Bei Sodazusatz hört das Wachstum von Clostridium butyricum
bei einem Gehalt von 17 % vollständig auf, bei 15 % erfolgt noch
mikroskopisches Auswachsen, aber keine Sporenbildung, während
dieselbe bei 10 % noch nicht beeinträchtigt ist. Das Wachstum
des Bacillus sporogenes hört bei 17 % auf, bei 12—15 % sieht
man mikroskopische Entwicklung; die Sporenbildung blieb aber
bei 10—15 % gänzlich aus. Das Wachstum des Bacillus anthracis
symptomatici und Bacillus oedematis maligni hört bei 20 % auf,
bei über 15 % war keine Spur von Sporenbildung mehr vor¬
handen. Die Sporenbildung des Bacillus botulinus hört bei 17 %
auf, während bei 20% die Entwicklung noch nachweisbar ist.
Endlich wurde noch der Einflufs von Eikonogen, Hydrochinon
und Pyrogallussäure auf die Vegetation der Bakterien untersucht.
Wie bereits erwähnt, schreibt Nakagawa, dafs bei gewöhn¬
lichen Nährböden die Zugabe von 1—2 % Traubenzucker, 4 bis
5% Glycerin, 0,1 % Pyrogallussäure, 0,1% Hydrochinon und
0,1 % Eikonogen sehr begünstigend auf das Wachstum der An¬
aeroben, besonders des Tetanusbacillus eingewirkt haben soll. Ich
habe auch mit Pyrogallolbouillon (s. Zubereitung der Nährböden)
Untersuchungen angestellt, fand aber keinen Unterschied von
gewöhnlicher Bouillonkultur. Alle 5 Anaeroben entwickeln sich
in Pyrogallolbouillon bei 34 0 C sehr langsam und nicht üppig;
die Sporenbildung erfolgt für Bacillus oedematis maligni, Bacillus
anthracis symptomatici, Bacillus sporogenes und Clostridium buty¬
ricum erst nach 8 Tagen, für Bacillus botulinus erst nach
9 Tagen.
Aber nicht blofs bei Säuren und Alkalien läfst sich die Auf¬
hebung der Sporenbildung durch den Zusatz solcher Mengen
nachweisen, welche die Entwicklung noch nicht merklich hemmen;
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312 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
das Gleiche habe ich auch für eine Reihe anderer Substanzen,
z. B. Traubenzucker, Kochsalz u. a. konstatieren können.
Den Einflufs des Traubenzuckers und anderer Substanzen
auf das Wachstum und die Sporenbildung habe ich schon im
vorhergehenden Kapitel erwähnt; ich will daher hier nur über den
Einflufs des Kochsalzes einiges bemerken.
b) Der Einflufs des Kochsalzes.
Meine Untersuchungen wurden mit Fleischextraktwasser oder
Fleischpeptongelatine unter Zusatz von 0—10 °/ 0 Kochsalz ange¬
stellt. Die Kulturen werden immer bei 34° C. aufbewahrt.
Aus der Tabelle VI ersehen wir, dafs das Optimum der
Sporenbildung für Bacillus sporogenes, Bacillus oedematis maligni
und Clostridium butyricum bei 0,25 %, für Bacillus botulinus bei
0,25—0,5°/ 0 , für Bacillus anthracis symptomatici bei 0,25 oder O,75°/ 0
liegt. Das Maximum läfst sich nicht genau bestimmen, weil trotz
der sorgfältigsten Behandlung die Resultate in den verschiedenen
Versuchen stets ungleich ausfielen. Das Maximum liegt ungefähr
für Bacillus oedematis maligni bei 7°/ 0 , für Bacillus anthracis symp¬
tomatici bei 6,5%, für Bacillus sporogenes bei 5%, für Bacillus
botulinus bei 2%, oder 5°/ 0 , bei 5°/ 0 ist die Sporenbildung des Bacillus
botulinus aber unregelmäfsig, für Clostridium butyricum bei 2°/ 0
oder 4°/ 0 , wenn auch unregelmäfsig. Das Wachstums-Maximum
liegt für Clostridium butyricum bei 6,5°/ 0 , für Bacillus botulinus,
Bacillus sporogenes und Bacillus anthracis symptomatici bei 7°/ 0 ,
für Bacillus oedematis maligni bei 7,5°/ 0 .
Diese 5 Anaeroben bilden in kochsalzhaltigen Nährböden
sehr spärliche Involutionsformen, doch sind bei Clostridium
butyricum ziemlich häufig verschiedene veränderte Formen
nachweisbar.
2. Der Einflufs des Sauerstoffes.
Nach ihrem Verhalten zum Sauerstoff pflegt man die Bak¬
terien in 3 Klassen zu bringen: Obligate Aeroben, obligate
Anaeroben und fakultative Anaeroben.
Für die Aeroben ist der Sauerstoff ein unentbehrliches
Lebenselement und mufs als solches unter allen Umständen auch
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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita.
313
für die Fortpflanzung Bedeutung haben. Bei obligaten Anaeroben
findet nur bei vollkommenem Sauerstoffabschlufs das Wachstum
statt; doch hat Kitt den Bacillus oedematis maligni bei Luft¬
zutritt kultiviert.
Nach Koch 1 ) vermehren sich die Milzbrandbacillen im
Blut und in den Gewebesäften des lebenden Tieres durch Ver¬
längerung der einzelnen Stäbchen und darauf folgende Quer¬
teilung; jedoch findet man im lebenden Körper immer nur ganz
kurze Fäden, die nur aus einigen wenigen Gliedern bestehen.
Im Blute des toten Tieres oder in geeigneten Nährflüssigkeiten
wachsen die Bacillen meist zu langen Fäden aus, unter Bildung
zahlreicher Sporen. Diese Sporenbildung soll aber nur bei
Luftzutritt und innerhalb gewisser Temperaturgrenzen vor sich
gehen.
Nach Büchner 2 ) hat der Sauerstoff keine besondere Be¬
deutung für diesen Prozefs bei Bacillus anthracis, und das ist
insoweit richtig, als der Sauerstoff nicht die Rolle des auslösenden
Reizes versieht, wie der Nahrungsmangel. Anderseits ist für
die Sporenbildung nach den Angaben von Schreiber mehr
Sauerstoff nötig als für das^Wachstum. In Reagenzröhrchen von
150 mm Höhe und 15 mm Durchmesser, die mit Watte ver¬
schlossen sind, entscheidet die Höhe der angewandten Flüssigkeits¬
säule darüber, ob Sporen ausgebildet werden oder nicht. Bei einer
Höhe der Nährlösung von ca. 3,7 cm, 7,5 cm und 11 cm geht
bei einer Temperatur von 30° C. die Auskeimung der Sporen
von Bacillus anthracis und die Entwicklung der Milzbrandwolke
gleichmäfsig vor sich. Aber, während sich in den Fäden des
Gläschens, welches eine Höhe der Nährflüssigkeit von ca. 3,7 cm
hat, nach 54 Stunden Sporen gebildet haben, zeigen die der
anderen Gefäfse nichts davon. Erst nach 3 Tagen sind in den
oberflächlichen Fäden aus der 1,5 cm hohen Flüssigkeitssäule
einzelne Sporen nachzuweisen, eine vollständige Sporenbildung
1) Koch, Die Aetiologie der Milzbrandkrankheit, begründet auf die
Entwicklungsgeschichte des Bacillus anthracis. Beiträge zur Biologie der
Pflanzen, Bd. II, 8 . 227, 1877.
2) Büchner, Centralblatt für Bakteriologie Bd. VJTI, S. 5, 1890.
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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
tritt jedoch nicht ein. Bei einer Höhe der Nährflüssigkeit von
ca. 11 cm findet die Sporenbildung bei Bacillus anthr'acis niemals
statt, sondern es zerfallen die Fäden nach 5 Tagen körnig und
sterben ab. Gleiche Resultate erhielt Schreiber bei der Unter¬
suchung des Bacillus subtilis und tumescens. Wenn man anstatt
des Watte Verschlusses einen solchen mit Kork und Paraffin ver¬
wendet, müssen zum Ablauf der normalen Entwicklung für den
Bacillus subtilis mindestens 3 ccm Luft über der Flüssigkeits¬
säule sich befinden, für den Bacillus tumescens sind sogar 5 ccm
nötig. Von Cohn 1 ) u. a. ist es für Bacillus subtilis beobachtet
worden, dafs die anfangs in der Flüssigkeit umher schwärmenden
Zellen zur Zeit der Sporenbildung sich an der Oberfläche der
Kultur ansammeln. Sie suchen hier den höheren Sauerstoffdruck
auf, der für die Sporenbildung besonders günstig ist.
Weil beobachtete Sporenbildung beim Bacillus anthracis
bei Luftabschlufs (unter Wasserstoff), wenn gewisse Substrate,
wie festes Schafblutserum mit 25°/ 0 Traubenzuckerbouillon, 10%
Weizenauszug, 5% Quitten- und Eibischschleim, ferner Kartoffel¬
scheiben angewandt wurden, während in Kulturen mit Bouillon,
Gelatine, Agar etc. immer nur Wachstum eintrat.
In einer neuen Untersuchung hat auch Klett 2 ) den Einflufs
des Sauerstoffes besprochen. Er sagt, dafs erstens die Sporen¬
bildung des Milzbrandbacillus nicht an das Vorhandensein von
Sauerstoff gebunden ist, da die Milzbrandbacillen in einer Stick¬
stoffatmosphäre sowie in Büchnersehen Röhren reichlich Sporen
bilden, dafs zweitens die Sporenbildung der Milzbrandbacillen
bei ihrer Züchtung im Wasserstoff unterbleibt, weil letzterer
einen schädigenden Einflufs auf ihre Entwicklung ausübt.
Im Gegensatz zu einer Ansicht von Klett schreibt Jacobitz 8 ),
dafs der Milzbrandbacillus in reiner Stickstoffatmosph&re bei
Beobachtung strenger Anaerobiose keine Dauerformen bildet,
1) Cohn, Ref. System der Bakterien von Mignla Bd. I, S. 175.
2) Klett, Die Sporenbildung des Milzbrandes bei Anaerobiose. Zeit¬
schrift für Hygiene Bd. XXXV, S. 420.
3) Jacobitz, Die Sporenbildung des Milzbrandes bei Anaerobiose.
Centralblatt für Bakteriologie Bd. XXX, S. 232.
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Von Dr. med. et pbil. Telsi Matzuschita.
315
wenigstens nicht bei Anwendung des Agar-Agars als Nährboden,
und dafs auf diesem nur bei Anwesenheit von Sauerstoff Sporen
entstehen. Der Stickstoff verhält sich also nicht anders als der
Wasserstoff, und es liegt kein Grund vor, letzteren im Gegensatz zu
dem ersteren als ein differentes, einen schädigenden Einflufs auf die
Entwicklung des Bacillus anthracis ausübendes Gas hinzustellen.
Migula schreibt in seinem »System der Bakterien« Bd. I.,
S. 175, dafs die Tetanusbacillen in den Wunden immer in Sporen¬
bildung begriffen sind, was auf einen Einflufs der Luft auf den
Prozefs hindeutet. Auch die fakultativ anaeroben Bakterien
scheinen ihre Sporen nur bei Luftzutritt ausbilden zu können.
Pfeffer 1 ) vermutet auch, dafs die Anaeroben durch Sauerstoff¬
zutritt zur Sporenbildung veranlafst werden.
Bezüglich der Einwirkung des Sauerstoffdruckes auf das
Wachstum einiger Pflanzen haben Wieler 2 ) (Phanerogamen),
Klebs 3 ) (Algen und Pilze) und andere nachgewiesen, mit wie
geringen Sauerstoffmengen noch Wachstum möglich ist. Klebs
schliefst, dafs das Minimum des Sauerstoffdruckes für die Fort¬
pflanzung höher als für das vegetative Wachstum liegt.
Bisher fehlen genaue Untersuchungen über den Einflufs des
Sauerstoffdruckes auf das Wachstum und die Sporenbildung der
Bakterien.
Um diese interessante Frage nach dem Maximum des Sauer¬
stoffdruckes für die Sporenbildung zu lösen, machte ich nun
mit obligaten Aöroben, fakultativen Anaeroben und obligaten
Anaeroben Versuche unter Wasserstoff und im Vacuum.
A. Das Wachstum und die Sporenbildung der Bakterien unter
Wasserstoff.
a) Obligate Aeroben.
Wie einige Autoren angeben, kann die Sporenbildung bei
manchen Bakterien auf einem passenden Nährboden eintreten,
1) Pfeffer, Pflanzenphysiologie,Bd. 2, II. Auflage, 8. 135, Leipzig 1901.
2) Wiel er, Untersuchungen aus dem botanischen Institut zu Tübingen
Bd. I, S. 194.
3) Klebs, Die Bedingungen der Fortpflanzung bei einigen Algen und
Pilzen. Jena 1896.
Archiv für Hygiene. Bd. XLI1I. 22
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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen ete.
während eine solche auf den gewöhnlichen gebräuchlichen Nähr¬
medien nicht erfolgt. Der Bacillus der blauen Milch bildet z. B.
nach Migula auf zähem Althaiaschleim und Quittenschleim
sehr schöne Sporen, während solche weder auf Nähragar noch
in Nährgelatine erhalten werden konnten. Ich habe infolgedessen,
um das Wachstum und die Sporenbildung der Bakterien unter
Wasserstoff zu untersuchen, sehr verschiedenes pflanzliches und
tierisches Nährmaterial in Reagenzgläsern nach der bereits oben
beschriebenen Methode, ein anderes Mal auch in Petri sehen
Schalen, die offen in der Glocke auf dem Teller der Wasser¬
stromluftpumpe standen, benutzt. Die Resultate waren aber
immer negativ; es zeigten nämlich der Bacillus anthracis, sub-
tilis, mycoides, implexus, vulgatus, vulgatus ruber und pseudo-
butyricus in sämtlichen Nährböden makroskopisch absolut keine
Entwicklung, mikroskopisch waren nach 1—4 Tagen von der
Originalkultur übertragene, sehr geringe Stäbchen in normaler
Form oder im Involutionsstadium (besonders auf Kartoffeln bil¬
den sie rasch Involutionsform) aufzufinden; später zerfielen die
Stäbchen körnig und starben ab; es hatten sogar von der Ori¬
ginalkultur übertragene Stäbchen in allen Nährböden unter
Wasserstoff niemals Sporen gebildet. Bei fortgesetzter Züchtung
in Wasserstoff, auch bei einem reichlich sporenhaltigen Ausgangs¬
material, verliert die Kultur, je nach Wahl des Nährbodens, bald
früher, bald später ihre Sporen aus nicht näher bekannten Gründen.
Nach meinem Befunde mufs Wasserstoff für das Wachstum
und die Sporenbildung der Aeroben nicht geeignet sein, weil
oben genannte sieben Aeroben unter Wasserstoff weder Wachs¬
tum noch Sporenbildung zeigten.
b) Fakultative Anaeroben.
Bei meinen Versuchen bildeten der Bacillus brevis (Bacillus
lactis Nr. I Flügge) und Bacillus X unter Wasserstoff ebenfalls
Sporen, während Migula die Sporenbildung von anderen fakul¬
tativen Anaeroben nur bei Luftzutritt beobachtet hat. Die fakul¬
tativen Anaeroben bilden unter Wasserstoff viel langsamer Sporen
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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita.
317
als bei Luftzutritt; ich fand nämlich bei Luftzutritt in 2 proz.
Traubenzuckergelatine bei 34° C. nach 1—2 Tagen zahlreiche Sporen,
während unter Wasserstoff nach ca. 9—10 Tagen nur geringe
Sporenbildung erfolgte. In 2 proz. Traubenzuckerbouillon-Kultur
von beiden Bacillen fand ich unter Wasserstoff üppige Entwick¬
lung, aber keine Sporenbildung (nach 16 Tagen). Bei Zusatz
von irgendwie das Wachstum hemmenden Substanzen tritt die
Sporenbildung sehr schnell ein. In der 0,15 proz. Säuregelatine
bilden z. B. beide Bacillen unter Wasserstoff bei 34° C. schon nach
24 Stunden vereinzelte Sporen. Die Resultate meiner Unter¬
suchung sind in Tabelle VII enthalten.
c) Obligate Anaeroben.
Aus Tabelle I—VI u. a. ersehen wir, dafs fünf obligate
Anaeroben nicht nur unter Wasserstoff, sondern auch
bei Luftzutritt Sporen bilden. Bei Luftzutritt er¬
folgt die Spore nbildung sehr rasch, z. B. in 2proz. Trauben¬
zuckerbouillon unter Wasserstoff beim Bacillus ödematis maligni
nach 3 Tagen, beim Bacillus sporogenes und Clostridium buty-
ricum nach 4 Tagen, beim Bacillus anthracis symptomatici nach
8 Tagen, beim Bacillus botulinus nach 20 Tagen, während bei Luft¬
zutritt erstere 4 Bakterien nach 1 Tage, letztere nach 2—3 Tagen
Sporen bilden. Die Raschheit der Sporenbildung von Anaeroben
zeigt bei Luftzutritt auf verschiedenen Nährmedien einen sehr ge¬
ringen oder fast keinen Unterschied; dagegen hängt die Intensität
der Sporenbildung von der Stärke ihres Wachstums ab, d. h. in
üppig gewachsener Kultur findet reichlichere Sporenbildung statt,
als in einer geringer entwickelten, weil eine üppig gewachsene
Kultur eine gröfsere Anzahl von Bakterien enthält als eine weniger
entwickelte. Es scheint, dafs der Nährstoffmangel in der Um¬
gebung daher hier mit der Veranlassung der Sporenbildung fast
nichts zu thun hat, sondern der mafsgebende Faktor unter diesen
Umständen der Sauerstoff ist. Nun mufs man die Frage auf¬
werfen, warum Sauerstoff bei der Sporenbildung der Anaeroben
eine grofse Rolle spielt, d. h. warum die Anaeroben bei Luft-
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Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc-
zutritt schnell Sporen bilden, obgleich der Nährboden viel Nah¬
rung enthält. Es liegt nahe, für das Verständnis folgende Um¬
stände in Betracht zu ziehen:
1. Die Anaeroben vermehren sich bei Luftzutritt nicht, weil
sie wahrscheinlich keinen Nährstoff aufnehmen können. Deshalb
tritt hier der Nährstoffmangel sofort ein, obgleich die Nährböden
an Nahrung reich .sind.
2. Neben der Hemmung der Nährstoffaufnahme (oder Nähr¬
stoffmangel) reizt möglicherweise der Sauerstoff direkt zur Sporen¬
bildung.
3. Nach den beobachteten Thatsachen wirkt der Sauerstoff
auf die Fähigkeit der Sporenbildung nicht schädlich ein, während
er für die Vermehrung der Stäbchen (Anaeroben) schädlich ist.
B. Das Wachstum und die Sporenbildung der Bakterien im
Vacuum.
Wie Tabelle VIII zeigt, hört die Sporenbildung des Bacillus
anthracis und mycoides bei einem Drucke von 32,1 mm, also bei
einem Sauerstoffgehalt von ca. 26,2 ccm in 2950 ccm Glockenraum¬
inhalt gänzlich auf, während sie bei einem Drucke von 49 mm
(Sauerstoffgehalt von ca. 36,5 ccm in 2620 ccm Glockenrauminhalt)
noch wahrgenommen werden konnte. Bei dem Bacillus subtilis
liegt die Grenze noch höher: bei einem Drucke von 49 mm
(Sauerstoffgehalt von ca. 36,5 ccm in 2620 ccm Glockenraum¬
inhalt) bildet er keine Sporen.
Die Grenze für das Wachstum des Bacillus anthracis, my¬
coides und subtilis liegt äufserst niedrig, und es erscheint sehr
wahrscheinlich, dafs im luftleeren Raum bei einem Drucke von
0,0 mm noch spärliche Entwicklung vorhanden ist.
Diese drei Aeroben entwickeln sich bei einem Drucke von
60 mm (Sauerstoffgehalt von ca. 43 ccm in 2620 ccm Glockenraum¬
inhalt) nach 2 Tagen bei Zimmertemperatur sehr üppig; wenn
man danach in die Glocke 2413 ccm reinen Wasserstoffs ein¬
leitet, tritt die Sporenbildung beim Bacillus anthracis nicht mehr
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Von Dr. med. et phil. TeXsi Matzuschita. 319
ein, während Bacillus mycoides und subtilis noch zahlreiche
Sporen bilden (s. Versuch Nr. 910, 930 und 990).
Fakultative Anaeroben (Bacillus brevis und X) lassen bei
verschiedenem Sauerstoffgehalt keine besondere Einwirkung er¬
kennen.
Fünf Anaäroben entwickeln sich bei einem Luftdruck von
12,4 mm (Sauerstoffgehalt von ca. 9,02 ccm in 2620 ccm Glocken¬
rauminhalt) nicht, und die Vermehrung ist erst bei einem wahr¬
scheinlichen Sauerstoffgehalt von unter ca. 0,008 ccm in 2620 ccm
Glockenrauminhalt nachweisbar. Wie ich oben öfters erwähnt
habe, tritt die Sporenbildung der Anaeroben bei normalem Luft¬
druck schnell ein; dagegen erfolgt die Sporenbildung der Anaeroben
bei niederem Luftdruck, sowie in Wasserstoff sehr langsam.
Bringt man z. B. eine bei 34° C. gewachsene, 4 Tage alte 2proz.
Traubenzuckerbouillonkultur von Anaeroben in das Vacuum bei
einem Drucke von 167 mm (Sauerstoffgehalt von ca. 98 ccm in
2620 ccm Glockenrauminhalt) und bei Zimmertemperatur, so tritt
die Sporenbildung bei Bacillus sporogenes und ödematis maligni
erst nach 9 Tagen, beim Clostridium butyricum nach 12 Tagen,
beim Bacillus botulinus und Bacillus anthracis symptomatici
nach 13 Tagen ein, während bei normalem Luftdruck nach ca.
2 Tagen, unter Wasserstoff nach ca. 28 Tagen die Sporenbildung
nachweisbar ist (vgl. Tabelle XI).
In der Tabelle VIII zeige ich nur die wichtigsten Resultate.
Die mit Bacillus botulinus, sporogenes, ödematis maligni und
anthracis symptomatici erzielten Resultate stimmen mit dem
Clostridium butyricum fast überein.
Aus diesen Beobachtungen ersehen wir, dafs im luftleeren
Raume die Aeroben keine, die fakultativen und
obligaten Anaeroben üppige Sporen bilden, und dafs
bei normalem Luftdrucke die Sporenbildung der
Bakterien schneller erfolgt als bei geringem Luft¬
drucke.
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320 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Anhang.
Kulturversuch von Anaeroben mit Hilfe von Aeroben bei Gegen¬
wart von Sauerstoff.
Wie bereits erwähnt, sahen Kedrowski, Scholtzu.a. bei
Luftzutritt die Entwicklung von einigen Anaeroben in Misch¬
kultur mit Aeroben. Von demselben Prinzip ausgehend, ver¬
suchte ich die Kultur der Anaeroben auch in gewöhnlicher Weise
bei Luftzutritt. Als Aerobe verwandte ich hierzu den Bacillus
typhosus, Bacillus coli communis, Bacillus acidi lactici, Bacillus
proteus vulgaris, Bacillus proteus Zopfii, Bacillus prodigiosus,
Bacillus pyocyaneus, Bacillus fluorescens liquefaciens, den thee-
braunfarbenen Bacillus, Bacillus rubefaciens pyogenes, Bacillus
pituitosus, Bacillus odoratus, Bacillus aerophilo similis, Bacillus
lactis innocuus, Bacillus lateritium, Bacillus coli non fervoris,
Bacillus annulatus aureus, Bacillus aus Eiter, Vibrio cholerae
asiaticae, Vibrio Metschnikowii, Mikrococcus tetragenes.
A. In 2proz. Traubenzuckerbouillon (bei ^4° C.).
Von drei verschiedenen Probierröhrchen wird in das eine
— a — das aerobe Bakterium gesät, in das andere — b —
gleichzeitig das aörobe und anaerobe zusammen. Es wurde noch
ein drittes Gläschen — c — benutzt und nur mit der anaeroben
Art infiziert, sodann in gewöhnlicher Weise dem Luftzutritt aus¬
gesetzt; aber niemals fanden sich im Probierröhrchen c irgend¬
welche Spuren einer Entwicklung.
Es ist eine bekannte Thatsache, dafs das Wachstum der
Bakterien in Bouillon sich verschieden äufsert, indem dieselbe
klar bleibt, oder spurweise, schwach, mäfsig stark oder stark ge¬
trübt wird und sich auf ihr Häutchen entwickeln kann.
Wie Kedrowski habe ich auch im Probierröhrcheni>, welches
mit den Aeroben und Anaeroben zusammen inficiert wurde, immer
eine Entwicklung und Sporenbildung der Anaeroben und gleich¬
zeitig die Entwicklung der Aeroben gesehen. Die Raschheit und
Dichtigkeit (Intensität) der Sporenbildung und Entwicklung der
Anaeroben zeigen bei einer Mischbouillonkultur mit verschiedenen
Aeroben, welche in Bouillon verschieden wachsen, nicht so grofse
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Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita.
321
Unterschiede, doch wachsen sie im allgemeinen schneller und
stärker in stark getrübter als in klar bleibender Bouillon von
Aeroben; ich fand sogar bei klar bleibender Bouillon ziemlich
oft Sporenbildung und Entwicklung von Anaeroben nicht in der
Flüssigkeit, sondern nur im Bodensatz. Wenn einmal stark oder
mäfsig getrübte Bouillonkultur sich in den nächsten Tagen,
während die Anaeroben sich noch nicht entwickeln, aufklärt, so
findet die Entwicklung der Anaeroben nicht in der Flüssigkeit,
sondern nur im Bodensatz statt.
In der Regel findet in Mischkulturen von Aöroben und
Anaöroben zuerst die Entwicklung der Aeroben statt; bei der
mikroskopischen Untersuchung sind die Anaeroben immer in
geringerer Anzahl vorhanden als die Aeroben.
Ferner entwickeln sich die Anaeroben bei Anwendung dieser
Mischkultur viel mehr in tieferen Schichten, besonders in Nieder¬
schlag, als an der Oberfläche.
Die genaueren Resultate stellte ich übersichtlich in der
Tabelle IX zusammen.
B. Auf Schräg-Traubenzuckeragar (bei 34 0 C.).
Die Versuche wurden genau in der gleichen Weise wie von
Kedrowski ausgeführt: Ich legte die Röhrchen im Brutschrank
horizontal, so dafs das Kondenswasser teilweise über die Agar¬
oberfläche hinwegflofs. Wie Kedrowski beobachtet hat, erfolgt
eine üppige Entwicklung der Anaeroben an den nassen Stellen^
während an den trockenen nur die Aeroben zur Vermehrung
gelangen. In der Regel entwickeln sich die Anaeroben in Misch¬
kultur mit den, einen dicken Belag bildenden und schnell
wachsenden Aeroben schneller und üppiger als mit solchen, die
nur einen dünnen Belag bilden und langsam wachsen (siehe
Tabelle X).
C. In abgetöteter Aörobenkultur und dem Filtrat der Aöroben-
bouillonkultur.
In ähnlicher Weise wie Kedrow r ski u. a. habe ich auch
die Agarkultur von verschiedenen Aeroben nach der Verdunstung
des Kondensationswassers^ durch Chloroformdämpfe vollständig
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322
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
abgetötet, hierauf 2proz. Traubenzuckerbouillon zugegossen und
endlich mit fünf anaeroben Arten geimpft; hernach wurden sie bei
Luftzutritt in den ßrütofen gestellt. Sämtliche Kulturen waren
steril. Eine nochmalige Wiederholung des Versuches verlief
gleichfalls resultatlos. Jedoch habe ich in einzelnen Fällen
mikroskopisch spärliche, gefärbte Sporen von Anaeroben ge¬
funden, trotzdem keine Stäbchen mehr vorhanden waren. Der¬
artige Sporen stammen wahrscheinlich von der Originalkultur
her, oder es haben die Stäbchen der Originalkultur wegen des
Luftzutrittes Sporen gebildet.
Weitere Versuche machte ich sodann, indem ich die Bouillon
als Nährboden verwandte. 2—6 Tage alte Aerobentraubenzucker-
bouillonkultur wurde durch Kochen im Dampftopf sterilisiert.
Nach der Impfung mit Anaeroben wurden sie in den Brütofen
gestellt. Die Kulturen ergaben ebenfalls immer ein negatives
Resultat.
Einige letzte Versuche mit Filtration von 2—6 Tage alter
Aerobentraubenzuckerbouiilonkuitur ergaben bei Luftzutritt auch
immer negative Resultate, während ich unter Wasserstoff ein
positives Resultat erzielte (siehe oben).
Nach den Beobachtungen mufs ich mich teilweise in Gegen¬
satz zu Kedrowski stellen, weil die Anaeroben sich in ab¬
getöteter Aerobenkultur und dem Filtrat der Aörobenbouillon-
kultur bei Luftzutritt nicht entwickeln, während sie sich in Misch¬
kultur mit lebenden Aeroben ziemlich gut vermehren. Es wird
nicht, wie Kedrowski meint, von den Aeroben ein Ferment
gebildet, welches die Anaeroben auch bei Anwesenheit von Sauer¬
stoff gedeihen läfst, sondern nur die Aufzehrung des Sauerstoffes
durch die Aeroben macht den Bakteriengemischen der Anaeroben
die Existenz möglich.
3. Der Einflufe der Temperatur.
Im Jahre 1876 beobachtete Cohn 1 ) schon den Einflufs der
Temperatur auf die Sporenbildung beim Bacillus subtilis:
1) Cohn, Beitrag zur Biologie der Pflanzen, Bd. II, Heft 2 S. 271.
Digitized by CjOOQle
Von Dr. med. et phil. Tei'si Matzuschita.
323
1. Bei einer Temperatur von 47—50° C. vermehren sich die
Bacillen noch lebhaft und gelangen in normaler Weise zur Haut-
und Sporenbildung.
2. Bei einer Temperatur zwischen 50 und 55 0 C. hört die
Vermehrung und Entwicklung der Bacillen auf, sie bilden bei
dieser Temperatur weder Häute noch Sporen, die schwärmenden
und die wachsenden Fäden werden getötet, die Sporen dagegen
behalten längere Zeit (mindestens 17 Stunden) ihre Keimfähigkeit.
Nach Schreiber beträgt das Temperaturmaximum für die
Sporenbildung des Bacillus anthracis und Bacillus temescens auf
1% Liebigsche Fleischextraktlösung mit 1 °/ 0 Pepton 42° C.,
während dasselbe beim Bacillus subtilis 47° C. beträgt. Nach
demselben liegt das Temperaturminimum der Sporenbildung beim
Bacillus anthracis bei 14° C., beim Bacillus tumescens bei 12° C.,
beim Bacillus subtilis bei 10° C.
Für die Sporenbildung des Bacillus anthracis hält Baum¬
garten 1 ) 30°C, für die günstigste Temperatur; bei Temperaturen
von 34° C. bleibt nach demselben Autor dieselbe sogar unter
den günstigsten Bedingungen aus. Behring 2 ) fand dagegen,
dafs in einer mit Pepton und Kochsalz versetzten, schwach
alkalisch gemachten Bouillon noch bei 36° C. nach 16stündigem
Stehen im Brütschrank sehr reichliche Sporenbildung stattfindet.
Weil fand bei Bacillus anthracis Sporenbildung in Bouillon,
Agar, Gelatine, Blutserum, Kartoffel, Weizenschleim, 2proz. Koch¬
salzwasser, destilliertem Wasser etc. Dieselbe erfolgte:
bei 12—13° C. nach 72—108 Stunden oder keine Sporenbildung.
18° »
y
48—50
»
24° »
»
36
y
O
CO
»
15—16
35° »
14—16
»
37° »
»
15—16
38—39° ■>
»
18
i/
42° »
36
»
»
y
»
»
» oder keine Sporenbildung.
1) Baum garten, Lehrbuch der pathologischen Mykologie 1890.
2) Behring, Beiträge zur Ätiologie des Milzbrandes Zeitschrift für
Hygiene Bd. VI, S. 126 und Bd. VII, S. 171.
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324
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Schreiber fand beim Bacillus subtilis in einer Nährlösung
von lproz. Li e big sehen Fleischextrakt mit 1% Pepton die
Sporenbildung:
bei
10°
C.
nach 14 Tagen,
12°
»
14
14°
T>
»
12
»
15°
y>
8
o
o
»
»
96
Stunden,
25°
»
80
»
*
05
O
o
55
$
34°
y>
*
45
37°
»
36-
-40
»
o
o
»
»
36
»
y>
42°
»
34
45°
»
30-
-34
$
47°
V
y>
36
»
50°
»
keine Sporenbildung.
Über das Verhältnis der Optima für das Wachstum und die
Sporenbildung läfst sich wenig aussagen. Es scheint, dafs bei
manchen Bakterien die Optima für Wachstum und Sporenbildung
fast zusammenfallen (Flügge, Kitasato, Schreiber, Weil).
Alle Erfahrungen berücksichtigend, die ich im Laufe der
Arbeit gemacht habe, stellte ich nun in Tabelle XI und XII
eine ganze Reihe Versuche über den Eintritt der Sporenbildung
bei verschiedener Temperatur zusammen.
Der Einflufs der Temperatur auf das Zustandekommen der
Sporenbildung ist nur sehr gering anzuschlagen.
Vor allem hat die Ernährung einen merkbaren Einflufs, wie
Tabelle XI zeigt. Für die Sporenbildung von Clostridium buty-
ricum z. B. liegt das Minimum auf Bouillon bei 22° C. (bei 18° C.
keine Sporenbildung), auf 2proz. Traubenzuckergelatine bei 17° C.
Das Temperaturoptimum liegt beim Bacillus sporogenes, botu-
linus und Clostridium butyricum bei 38° C., beim Bacillus oede-
matis maligui und anthracis symptomatici bei 34—41,5° C., hier
tritt bei gleichmäfsiger Entwicklung die Sporenbildung sehr
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. et phil. Tei'si Matzuschita.
325
zeitig auf. Unter 12° C. finden beim Bacillus botulinus und an-
thracis symptomatici kein Wachstum mehr statt, die Sporen¬
bildung hört noch früher (beim Bacillus anthracis symptomatici
bei 14° C., beim Bacillus botulinus bei 16° C.) auf. Für den
Bacillus sporogenes und oedematis maligni liegt das Minimum
des Wachstums bei 14° C., das der Sporenbildung bei 16° C.
Clostridium butyricum zeigt bei 16° C. noch geringes Wachstum,
aber bei weniger als 17° C. keine Sporenbilduug mehr. Das
Temperaturmaximum der Sporenbildung liegt beim Bacillus spo¬
rogenes und oedematis maligni bei 47° C., beim Bacillus botulinus,
anthracis symptomatici und Clostridium butyricum bei 45,5° C.
Bei optimaler Temperatur erfolgt nach 14 Stunden in der ganzen
Kultur des Bacillus sporogenes, oedematis maligni und Clostridium
butyricum die Sporenbildung. Noch schneller als Bacillus spo¬
rogenes u. a. bilden Bacillus botulinus und anthracis sympto¬
matici (nach 12V a Stunden) die Sporen.
Bei steigender Temperatur tritt die Sporenbildung allmählich
schneller ein, doch bilden die Anaeroben in der Nähe des Tem¬
peraturmaximums etwas später die Sporen als bei Temperatur¬
optimum. Bei niederen Temperaturen verhält sich z. B. Bacillus
sporogenes sehr ungleichartig; einige Individuen erzeugen Sporen
nach 5 Tagen, andere noch nicht nach 13 oder 23 Tagen. Diese
Ursache liegt wahrscheinlich darin, dafs das Wachstum unregel¬
mäßig ist; die einen entwickeln sich schnell und üppig, die
anderen sehr langsam.
Nach Klebs ist es eine allgemeine Regel, dafs für die Fort¬
pflanzungsorgane das Temperatur-Minimum höher, das Maximum
niedriger liegt als für das Wachstum der gleichen Art. Meine
Beobachtungen zeigen in der That, dafs bei den untersuchten
Anaeroben die Regel für das Temperatur-Minimum stimmt. Da¬
gegen konnte ich keine deutlichen Unterschiede für das Tem¬
peratur-Maximum zwischen Sporenbildung und Wachstum fest¬
stellen; für das Vorhandensein eines kleinen Unterschiedes
spricht nur die Thatsache, dafs in der Nähe des Maximums ganz
vereinzelte Sporen zwischen zahlreichen Bakterien nachweis¬
bar sind.
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326
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
4. Der Einflufe des Lichtes.
Das Licht hat einen grolsen Einflufs auf das Wachstum der
Bakterien. Direkte Sonnenstrahlen hemmen die Entwicklung
der Bakterien, die Sporen verlieren sogar ihre Keimfähigkeit;
setzt man die Sporen des Bacillus anthracis und Bacillus tumescens,
worauf schon Schreiber aufmerksam gemacht hat, 2 Stunden den
Sonnenstrahlen aus, so keimen die Sporen nicht mehr aus, während
die Sporen des Bacillus subtilis drei Stunden lang die direkten
Sonnenstrahlen ertragen, ehe sie ihre Keimfähigkeit verlieren; sie
sind gegen Sonnenstrahlen bedeutend weniger empfindlich. Nach
Sc h reib er bildet der Bacillus anthracis nach 15 Minuten, Bacillus
tumescens nach 40 Minuten, Bacillus subtilisnach über 1 Stunde
langer Einwirkung keine Sporen mehr, sondern sie sterben ab.
Ich habe meine Versuche derartig angestellt, dafs die Ver¬
suchsröhrchen mit sporentragenden Bakterien bei ca. 25° C. direkt
den Strahlen der Wintersonne ausgesetzt wurden, hierbei wurde
jene Beobachtung bestätigt, nach zehnstündiger Einwirkung fand
die Entwicklung und Sporenbildung von Bacillus anthracis, sub¬
tilis, mycoides, vulgarus, lactis Nr. 1 Flügge, botulinus, sporogenes,
oedematici maligni, anthracis symptomatici und Clostridium bu-
tyricum nicht mehr statt, obgleich diese Versuchsröhrchen wieder
in den Brütofen gestellt wurden. Es waren demnach alle Bak¬
terien bereits abgestorben.
Im hellen (nicht direkten Sonnenstrahl) und dunklen Zimmer
(bei Temperatur zwischen 19 und 22° C.) fand ich sehr geringe
Unterschiede in der Schnelligkeit der Sporenbildung, während
der Einflufs auf das Wachstum sehr deutlich sichtbar war.
Bacillus oedematis maligni entwickelt sich nach 6 Tagen im
dunklen Zimmer sehr üppig unter Bildung von Gasblasen, im
hellen Zimmer ziemlich schwach. Die Sporenbildung ist aber
erst nach 12 —13 Tagen nachweisbar. Die Anzahl der Sporen
ist im dunklen Zimmer etwas reichlicher als im hellen Raume.
Die Sporenbildung des Bacillus botulinus erfolgt im hellen
Zimmer nach 25 Tagen, im dunklen Zimmer nach 23 Tagen.
Bei Bacillus anthracis symptomatici tritt die Sporenbildung
in beiden Räumen nach 24 Tagen ziemlich reichlich ein.
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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita. 327
Bacillus sporogenes bildet in beiden Räumen nach 5 Tagen
Sporen in ganz gleicher Weise.
Dasselbe ist bei Clostridium butyricum in 13 Tagen der Fall.
Alle Anaeroben entwickeln sich im dunklen Zimmer viel
üppiger als im hellen Zimmer. Die gebildete Gasmenge ist eben¬
falls im dunklen Raume viel reichlicher als im hellen Raume.
V. Zusammenfassung.
Die Resultate der Untersuchungen sind kurz folgende:
1. Die Anaeroben entwickeln sich üppig auf Schräg¬
agar und der Oberfläche der Plattenkultur unter
Wasserstoff oder im Sauerstoff freien Raum.
2. Bei Gegenwart von Sauerstoff entwickeln sich
die Anaeroben in Mischkulturen mit Aöroben, ver¬
mehren sich dagegen nicht in abgetöteter Aeroben-
Kultur oder im Filtrat von Aerobenbouillonkultur.
3. Fürdas Wachstum der obligaten Anaeroben be¬
trägt der maximale Gehalt an Sauerstoff ungefähr
0,0031 °/ 00 (d. h. ca. 0,008 ccm Sauerstoffgehalt in 2620 ccm
Glockenrauminhalt). Das Minimum von Luftdruck für
das Wachstum der obligaten Aeroben erscheint
aufserordentlich niedrig, sodafs ich dasselbe als luft¬
leer annahm;‘hier ist nur spurliches makroskopisches
Wachstum wahrnehmbar.
4. Im Nährboden vermehren sich zuerst die Bak¬
terien, dann verschlechtert sich der Nährboden und
schliefslich tritt die Sporenbildung ein. Dauerndes,
lebhaftes Wachstum unter den günstigsten Beding,
ungen ruft niemals Sporenbildung hervor. Nährstoff¬
mangel ist die nächste Veranlassung der Sporenbil¬
dung (vergl. folgenden Satz).
5. Aufser dem Nährstoffmangel spielt der Sauer¬
stoff bei der Sporenbildung der Bakterien eine grofse
Rolle. Fakultative Anaeroben und obligate Anaeroben
bilden bei Sauerstoffzutritt sehr rasch Sporen. Die
Sporenbildung der Anaeroben erfolgtbei Luftzutritt
und unter sonstigen günstigen Bedingungen schnell,
Digitized by ejOOQle
328 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
trotzdem der Nährboden noch sehr viel Nahrung
enthält.
6. Aöroben bilden unter Wasserstoff und bei
einem Luftdruck von weniger als 30mm nie Sporen.
7. Die Sporenbildung tritt bei bester Ernährung,
d. h. bei der für die Species optimaler chemischer
Zusammensetzung mit grolser Intensität ein, z. B. in
2°/ 0 Traubenzuckergelatine bilden die Bakterien sehr
schnell und zahlreiche Sporen, während sieinBouil-
lon sehr langsam und weniger zahlreich gebildet
werden.
8. In den für das Wachstum ungünstigeren Nähr¬
medien tritt die Sporenbildung schneller ein als in
günstigen Nährböden.
9. Für die Sporenbildung der Anaöroben beträgt
der optimale Gehalt an Kochsalz 0,25—0,5%, an Trauben¬
zucker 5 —10%. Das Temperaturoptimum für die
Sporenbildung der Anaeroben scheint eine Tem¬
peratur von 34—38° C. zu sein.
10. Die Anaeroben haben viel geringere Wider¬
standskraft gegen Säure als gegen Alkali. Z. B. 5 Anae¬
roben entwickeln sich nicht mehr in 0,15—O,25 0 / 0 salz¬
säurehaltiger Nährgelatine, während in Sodagelatine
erst bei 10—15% Gehalt ihre Entwicklung aufhört.
11. Im dunklen Zimmer erfolgt die Entwicklung
und Sporenbildung der Bakterien etwas schneller
und üppiger als im hellen Zimmer (bei indirektem
Sonnenstrahl). Direktes Sonnenlicht ist für sporen¬
freie Bacillen sehr schädlich.
12. Gegenüber dem Zusatz irgendwie nachteilig
wirkender Substanzen, gegenüber Konzentrationen
von Nährsubstanz, gegenüber Temperatur und Luft¬
druck ist im allgemeinen das Wachstum weniger
empfindlich als die Sporenbildung. Übersichtlich
stelle ich die Hauptresultate in folgender Tabelle
zusammen:
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita.
329
Ein-
Wachstum
Sporenbildung
Arten der Bakterien
Aufs
1
von
Min.
Optima
Max.
Min.
Optima
Max.
Clostridium butyricum
Trau-
—
5
60
—
8
55
B. botulinus
—
2—10
55
—
10
40
B. sporogenes
ben-
—
2—5
55
—
10
50
B. oedematis maligni
zucker
—
0,5-5
55
—
10
50
B. anthracis sympto-
(7.)
—
2-5
65
—
8
60
matici
Clostridium butyricum
Koch- 1
—
0,5
6,5
—
0,25
4
B. botulinus
0,5
7
—
0,25 — 0,5
5
B. sporogenes
salz
—
0,25
7,5
—
0,25 — 0,5
5
B. oedematis maligni
(7,)
—
0,5
7.5
—
0,25
7
B. anthracis Symptom.
—
0,25
7
—
0,25 od. 0,75
6,5
Clostridium butyricum
—
—
15
—
—
10
B. botulinus
Soda
—
—
20
—
17
B. sporogenes
(Vo)
—
—
15
—
b-L
o
1
Ü«
B. oedematis maligni
—
—
17
—
—
15
B. anthracis Symptom.
—
—
17
—
—
15
Clostridium butyricum
—
—
0,25
—
—
0,2
B. botulinus
Salz¬
—
—
0,25
—
—
0,2
B. sporogenes
säure
—
—
0,25
—
—
0,15
B. oedematis maligni
(7.)
—
—
0,25
—
—
0,2
B. anthracis Symptom.
—
0,25
—
—
0,2
Clostridium butyricum
Tem-
ca. 16°
ca. 34-38°
ca. 45,5°
ca. 17°
ca. 38°
oa. 45,5°
B. botulinus
ca. 12°
ca. 34-38°
ca. 45,5°
ca. 16°
ca. 38°
ca. 45,5°
B. sporogenes
pera-
tur
(C)
ca. 14°
ca. 34-38°
ca. 47°
ca. 16°
ca. 38°
ca. 47°
B. oedematis maligni
ca.14°
ca. 34-38°
ca. 47°
ca. 16°
ca 34—41,5°
ca 47°
B. anthracis Symptom.
ca. 12®
ca. 34—38°
ca. 45,5°
ca. 14°
ca. 34—41,5°
ca. 45,5°
Clostridium butyricum
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0
0,008
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B. botulinus
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B. sporogenes
B. oedematis maligni
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Bacillus mycoides
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Bacillus subtilis
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— |
60 mm
i—]
—
Zum Schlüsse möge es mir noch gestattet sein, Herrn Prof. Dr. Klebs
für die Stellung des Themas und für die wertvollen Ratschläge bei der
Ausführung der Arbeit meinen tiefsten Dank auszusprechen.
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330
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
T a b e 11 e I.
a. Clostridium butyricum (bei 34° €•)•
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Intensität der Sporenbildung.
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H-Kultur und bei Luftzutritt
Wachstum
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V
Die Flüssigkeit bleibt fast klar mit
weifsem Bodensatz
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Mäfsige Trübung u. Gasbild.
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—
—
—
—
Schwache Trüb. u. Bodensatz
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—
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, Klar mit Bodensatz
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V
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III
IV
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Gasbild. u. Geruch nach Essig
56
Kar¬
16 >
v
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V
V
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Trockene, weifse, häutchenartige u.
toffel
nach Essig riechende Auflagerung
53
Glyc.
Kar-
22 Std.
0
II
III
—
—
Gasbildung
5o ! totfei
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16 Tage
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—
—
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Feuchte, geruchlose Auflag.
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Üppiges Wachst, u. Gasbild.
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Kaum sichtbare Auflagerung
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—
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üppiges Wachstum
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| Üppiges Wachst, u. Gasbild.
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—
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Schwaches Wachstum
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14 Std.
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—
—
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Schwache Entwicklung
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—
—
—
Schwache Trübung
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5 Tage
in
IV
V
V
V
V
i
Reichliches Wachstum
Erklärung der Zeichen der Tabelle:
O = Keine Sporenbilduni?.
X = Unreife Sporenbildung
I = Sehr geringe Sporenbildung (in einem
Präparat 1—4 Sporen).
II = Geringe Sporenbildung-(in einem Prä¬
parat 6—20 Sporen).
III = Mittelmäfsige Sporenbildung.
IV = Reichliche Sporenbildung (in einem
Gesichtsfeld 5—10 Sporen).
V = Sehr reichliche Sporenbildung (in
einem Gesichtsfeld zahlreiche Spo¬
ren).
Digitized by UjOOQle
Von Dr. med. et phil. TeXsi Matzuschita.
331
b. Bacillus botullnas (bei 34 0 €.)•
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Sehr schwache Entwicklung
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—
—
—
Schwache Entwicklung
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3
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332 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
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338
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
d. Bacillus oedematis maligni (bei 54° C).
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Gasbildung
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340
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Tabelle HL
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Entwicklung
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> Mäfsige Entwicklung
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342 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
Tabelle IV.
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—
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0
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_
—
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348 Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
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356
Zur Physiologie der Sporenbildung der Bacillen etc.
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Nummer
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> Schwaches Wachstum
1642
1 *
21 >
II
—
—
—
i
1865
ca. 41,5° C.
8 »
o
—
—
Mikroskopische Entwick*
lung
1640
> >
127 , *
I
—
—
—
1641
»
19 .
I
—
—
1864
ca. 38° O.
13 >
II
—
—
—
1639
> >
18 .
! iv
—
—
1638
» *
24 >
n
—
► Schwache Entwicklung
1646
ca. 35° C.
14 >
o
1652
. .
21 >
o
I
—
1651
* »
23 >
I
III
—
—
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34° C. 1 )
16
I
V
—
—
732
* *),
1 24 >
II
V
—
1
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1897
27 °C.
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X
IV
1 —
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> >
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II
IV
_
131
22° C.
23 >
0
0
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> >
25 >
IV
—
—
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27 .
IV
—
—
462
19—20° C.
25 >
IV
—
—
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Schwache Entwicklung und
Gasbildung
1901
17° C.
38 »
I
_
1 , „
1902
16° >
38 >
I
—
—
—
> Schwache Entwicklung
1869
14° »
40 >
0
—
—
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1 Mikroskopische Entwick-
1870
12 ° >
60 >
0
—
—
—
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1871
8 ° >
60 >
0
_
> Kein Wachstum
1872
ca. 0° >
60 »
0
l ) 2proz. Traubenzucker-Fleischpeptongelatine.
Digitized by ^.ooQle
Von Dr. med. et phil. Telsi Matzuschita.
373
e. Bacillus sporogenes.
Versuchsnummer
Temperatur
Anzahl der
Stunden, in
welchen sie sich
unter H ent¬
wickeln
Intensität der Sporen¬
bildung; Tageanzahl,
nach öffhung der
H-Kultur und bei
Luftzutritt
Wachstum
| sofort
1
2
4
1915
50° C
38 Stunden
0
0
0
1916
•WC
72
,
0
0
0
—
> Kein Wachstum
1678
ca. 47° C
26
>
0
0
I
Mikroskop. Entwicklung
1679
ca. 47» C
38
>
I
II
—
—
Sehr schwache Entwickl.
1914
ca. 45,5 °C
18
0
II
—
1677
ca. 45,5 °C
20'/,
>
I
II
—
—
1676
ca. 45,5° C
24
I
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—
—
1913
ca 41,5 °C
8
0
n
—
’ Mikroskop. Entwicklung
1675
ca. 41,5° C
14
>
II
—
1674
ca. 41,5°C
18'/,
I
ii
—
1912
ca. 38° C
10
0
m
—
—
1673
ca. 38° C
18
*
IV
V
_
_
1 ,
1672
ca. 38 »C 1
24
III
V
—
—
> Schwache Entwicklung
1680
ca. 35° C
14
1
0
IV
_
\
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ca. 35° C
22
*
I
_ 1
J Mikroskop. Entwicklung
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34° C 1 )
16
*
I
IV
—
—
Schwache Entwicklung
1908
27° C
4 Tage
X
IV
—
_
1909
27» C
5
>
II
—
—
I Üppige Entwicklung und
123
22° C
5
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I
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—
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503
21 °C
20
*
n
HI
—
—
1
502
20° C
13
0
0
0 1
IH
Sehr schwache Entwickl
1911
20° C
20
*
n
—
—
—
\
1912
19° C
30
i
_
_ : i
1882
17° C
38
i
_
_
Schwache Entwicklung
1883
16° C
38
>
i
—
—
— |
1
1884
14° C
50
0
0
0
0
Mikroskop. Entwicklung
1885'
12° C
60
0
0
0
0
I _ .
1886
ca. 0° C
60
>
0
0
0
0
} Kein Wachstum
! ) 2 °/ 0 Traubenzuckerfleischpeptongelatine.
Digitized by ^.ooQle
374 Zur Physiol. d. Sporenbildung d. Bacillen etc. Von Dr. Tei’si Matzuschita.
d. Bacillus oedematis maligni.
kl
„•i. 1
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£
£
0
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0
0
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1918
60° C.
72 >
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0
—
—
> Kein Wachstum
1695
ca. 47° C.
26 *
0
0
—
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1696
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I
_
_
|
1698
ca 45,5«C.
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I
—
—
> Mikroskopische Entwicklung
1694
ca. 45,5°C.
18 >
I
_
—
—
1693
ca. 45,5°C.
21 .
1
—
—
—
Sehr schwache Entwicklung
1699
ca. 41,5°C.
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I
—
_
1
1692
ca. 41,5°C.
14 >
II
—
—
> Mikroskopische Entwicklung
1691
ca. 41,5°C.
18V, .
I
—
—
—
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1700
ca. 38° C.
14 >
I
—
—
—
Sehr schwache Entwicklung
1690
ca. 38° C.
18 “■ »
II
_
_
_
1
1689
ca. 38° C.
24 >
III
_
—
r Ziemlich üppige Entwicklung
1701
ca. 35° C.,
12 >
0
II
—
—
Makroskopisch klar
1697
ca. 35° C.
14 »
I
—
—
—
Schwache Entwicklung
194
ca. 35° C.
24 »
I
III
—
—
Starke Entwicklung und Gas¬
bildung
1905
27° C.
24 >
0
—
—
—
Sehr schwache Entwicklung
1906
j 27° C.
48 >
0
—
—
—
Schwache Entwicklung
1907
27° C.
i 60 >
I
III
—
—
Mäfsige Entwicklung
148
22° C.*)
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! 0
H
—
—
Schwache Entwicklung
151
22 ° C.•)
72 >
I
HI
—
—
Mäfsige Entwicklung
158
22 ° C.*)
96 >
HI
IV
—
—
Üppige Entwicklung und Gas¬
418
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i
13 Tage
II
i
—
—
—
bildung
Mäfsige Entwicklung
419
l 20 ° C.
13 >
II
—
—
—
Üppige Entwicklung
1910
19° C.
13 >
II
_
_
_
\
1888
17* C.
20 •
I
_
—
—
j Schwache Entwicklung
1889
; i6 # c.
28 »
I
—
1
1
—
Sehr schwache Entwicklung
1890
1 14« C.
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0
0
0
0
Mikroskopische Entwicklung
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0
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189*2
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0
ll
0
0
0
r Kein Wachstum
•) Gewöhnliche Gelatine.
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Von Dr. med. et phil. Teisi Matzuschita.
e. Bacillus antliracis symptomaticis.
375
1
Intensität der Sporen- [
s
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bildung.
£
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48 Std.
0
0
0
_
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—
1732
ca. 47® C.
26 .
0
0
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Kein Wachstum.
1733
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0
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1856
ca. 45,5° C.
14 .
0
1
—
—
Mikroskopisch klar
1731
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_
—
—
^ Sehr schwache Entwick-
1730
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21 »
1
—
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ca. 41,5° C.
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0
_
_
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| Makroskopisch klar
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1
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I
—
—
— 1
1 Sehr schwache Entwick-
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—
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1854
ca. 38° C.
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II
_
_
_
Mikroskopische Entwick-
lung
1714
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III
_
—
—
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ca. 35» C.
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—
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_
—
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I
—
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III
—
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III
—
—
1
1 Sehr schwache Entwick-
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— 1
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1899
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—
—
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22® »
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24 >
IV
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—
—
—
> Mäfsige Entwicklung
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20° > |
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IV
—
—
—
397
19® »
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IV
—
—
—
Sehr schwache Entwicklung
1903
17» »
38 >
II
—
—
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16» .
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0
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I
III
1 Schwache Entwicklung
1904
» >
38 >
11
—
—
—
1
1873
14° »
10 .
0
—
—
1
1 Sehr schwache Entwick-
1879
> >
38 >
I
—
—
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| lung
1880
12® »
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0
0
0
0
Mikroskopische Entwick
lung
1881
1882
8 ° >
60 *
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0
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j- Kein Wachstum
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| 60 >
0
0
0
l ) 2proz. Traubenzucker-Fleischpeptongelatine.
Digitized by ^.ooQle
Erklärung der Abbildungen,
Tafel I.
Fig. 1. Clostridium butyricum, 10 Tage alte Kolonie auf Gelatineplatte unter
Wasserstoff. Vergröfserung = 50 linear.
Fig. 2. Dasselbe, 2 Vs Tage alte 2proz. Traubenzucker-Agarstrichkultur bei
34° C. und unter Wasserstoff. Vergröfserung = 0 linear.
Fig. 3. Dasselbe, 16 Tage alte 2proz. Traubenzucker * Agarstrichkultur bei
Zimmertemperatur und im Vacuum bei 0,008 ccm Sauerstoffgehalt
in 2620 ccm Glockenrauminhalt (S. Versuch 968 in Tabelle VIII f.).
Vergröfserung = 0 linear.
Fig. 4. Bacillus sporogenes, Nährboden u. s. w. wie bei Fig. 3.
Tafel II.
Fig. 5. Bacillus X, 3 Tage alte Kolonie auf Gelatineplatte bei Luftzutritt.
Vergröfserung = 50 linear.
Fig. 6. Bacillus anthracis symptomatici, 2*/*Tage alte 2proz. Traubenzucker-
Agars trieb k ul tur bei 34° C. und unter Wasserstoff. Vergröfserung
= 0 linear.
Fig. 7. Derselbe, 12 Tage alte 2proz. Traubenzucker-Agarstrichkultur bei
Zimmertemperatur und im Vacuum bei 0,000 000 44 ccm Sauerstoff -
und 620 ccm Wasserstoffgehalt in 2275 ccm Glockenrauminhalt (vgl.
Versuch 969 in Tabelle VIII f.). Vergröfserung =* 0 linear.
Fig. 8. Bacillus oedematis maligni, Nährboden u. s. w wie bei Fig. 6.
Fig. 9. Derselbe, Nährboden u. s. w. wie bei Fig. 7.
Digitized by ^.ooQle
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Googl
Digitized by ^.ooQle
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Googl
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rß 11576
MS
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