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ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH
DER
NIEDERLÄNDISCHEN MALER UND MALERINNEN.
QUELLENSCHRIFTEN
FÜR
KUNSTGESCHICHTE
UND
KUNSTTECHNIK DES MITTELALTERS
UND ÖER
RENAISSANCE
mit Unterstüt:[ung des k. k. österr. ^Ministeriums für Kultus und Unterricht
im ^Vereine mit Jachgenossen herausgegeben
von
R. EITELBERGER v. EDELBERp.
XIV.
ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBURGH
DER NIEDERLÄNDISCHEN MALER UND MALERINNEN.
ÜBKBSiBTZT UND MIT BINLBITUNG, ANMEBKÜNGKN UNO INHALTS-VISBZBICIIMISSISN VKRSRHBN
Ton
DR. ALFRED VON WURZBACH.
I. Band.
WIEN, 1880.
WILHELM BRAUMÜLLER
K. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄMDLER.
. *
xiy.
ARNOLD HOUBRAKEN'S
GROSSE
SCHOUBURGH
DER
NIEDERLÄNDISCHEN MALER UND MALERINNEN.
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ÜBERSETZT
UND MIT EINLEITUNG, ANMESKÜN6EN UND INHALTS - VERZEICHNISSEN VERSEHEN VON
DR- ALFRED von WURZBACH
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L BAND
ÜBERSETZUNG DES TEXTES NEBST DREI INHALTS-VERZEICHNISSEN.
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WIEN, 1880.
WILHELM BRAUMÜLLER
K. K. HOF- UND UNIVEBSITÄTS-BUCHHANDLES.
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RUDOLF EITELBERGER v. EDELBERG
IN VEREHRUNG
QBIVIDMBT.
EINLEITUNG.
Auf jedem Blatte der Geschichte jener grossartigen Blüte-
Epochen, welche das XV., XVI. und XVII. Jahrhundert in den
Niederlanden hervorgebracht haben, begegnen wir den Namen
zweier Männer, welche sich die Aufgabe stellten, die Lebens-
beschreibungen ihrer berühmten Kunstgenossen der Nachwelt
zu überliefern. Es sind dies die beiden Malerbiographen Karel
van Mander und Arnold Houbraken , beide selbst Maler und
in ihrem historischen Auftreten derart an die Ausgangspunkte
zweier Epochen gestellt, dass sie in der Lage sind, noch alle
Diejenigen, die vor ihnen die Pforten der Vergessenheit durch-
schritten, mit Namen zu nennen und naher zu bezeichnen. Bei
Vielen trügt sie das Gedächtniss und es verwirren sich ihre
Erinnerungen. Sie überliefern uns mitunter falsche Thatsachen
und entstellte Namen, aber trotzdem berichten sie eine uner-
schöpfliche Fülle von Einzelheiten, deren Glaubwürdigkeit durch
sorgfältige kritische Untersuchung sicher zu stellen sein muss.
Der Erste steht am Ausgange des XVI. Jahrhunderts und
blickt auf eine Periode zurück, über deren künstlerische
Thätigkeit die Forschungen der letzten Jahre staunenswerthe
Aufschlüsse zu Tage gefördert haben. Nur die furchtbaren
Erschütterungen, die unaufhörlichen Kriege, Verwüstungen,
Revolutionen und Bilderstürme, die", einander ablösend, über
dieses Land hereinbrachen, bieten eine Erklärung für die Arm-
VIII EINLEITUNG.
Seligkeit der Reste, die aus dieser Zeit bis auf uns gekommen
sind. Wir haben nur wenige schriftliche Nachrichten, eine
Anzahl unbezeichneter Gemälde, Handzeichnungen und Kupfer-
stiche, die in sämmtlichen europäischen Gallerien zerstreut sind,
als dürftige Behelfe um die Geschichte der künstlerischen Blüte
des XV. und XVI. Jahrhunderts aufzubauen. Es ist selbst-
verständlich, dass unsere Schlüsse, die auf so schwachen Grund-
lagen stehen, oft irrig sein müssen. Um so grösser ist deshalb
das Interesse, welches sich an van Mander's Malerbuch knüpft,
und es wäre gewiss die dringendere, wichtigere und lohnendere
Arbeit gewesen, sein Werk, als das historisch bedeutendere,
zuerst zu übersetzen und zu commentiren.
Aber die Hindernisse, welche sich dieser Aufgabe ent-
gegenstellen , sind kaum zu beseitigen. Weder bietet die
deutsche noch die französische, ja kaum die holländische
Literatur die geringsten Hilfsmittel zur Ueberwindung der
sprachlichen Schwierigkeiten eines am Ausgange des XVI. Jahr-
hunderts abgefassten Werkes, in welchem nicht selten technische
Ausdrücke vorkommen, deren Bedeutung entschwunden zu sein
scheint. Diese erscheinen aber unbedeutend gegenüber jenen,
welche sich der sachlichen Forschung entgegenstellen, deren
Hauptaufgabe hier die Feststellung der einzelnen Künstler-
Individualitäten sein muss. Derselbe Meister aber, der gegen-
wärtig einmal Dirk van Harlem, ein zweites Mal Gerard van
Harlem, ein drittes Mal Mabuse, ein viertes Mal Jacob Cornelisz
van Oostzanen heisst, kann ebensowenig als festgestellt angesehen
werden, wie derjenige, dessen Werk die einen Autoritäten dem
Gerhard Horebout, die anderen dem Gerard David, wieder
andere dem Liewin de Witte und noch andere dem Jan van Eyk
zuschreiben.
Es ist gewiss, dass diese Unsicherheit in der Beurtheilung
der niederländischen Werke des XV. und XVI. Jahrhunderts
noch weit entfernt ist, die Grundlage für eine kritische Be-
EINLEITUNG. IX
arbeitung van Mander's abzugeben, welche allein für die Forschung
von Nutzen wäre.
Leichter zu überwältigen sind die Schwierigkeiten, welche
sich der Uebersetzung seines Nachfolgers, Arnold Houbraken,
der vorliegenden Arbeit, entgegenstellen.
Houbraken ist um loo Jahre jünger; seine Sprache in
Folge dessen verständlicher, seine Quellen sind zugänglicher und
seine Nachrichten leichter zu prüfen und richtig zu stellen. Auch
ist das Verhältniss der Kunstwerke des XVII. Jahrhunderts, der
hauptsächlich von ihm behandelten Epoche, ein weit günstigeres.
Wir besitzen aus dieser Zeit Werke in Hülle und Fülle, in
vielen Fällen sogar urkundlich beglaubigte und in den meisten
bezeichnete und datirte. Wir sind nicht selten in der Lage,
uns über die Thätigkeit eines Meisters ein genaues Bild aus
seinen Werken zu construiren und können die Wandlungen
verfolgen, welche er mit den Jahren in Technik und Form
erfahren hat. Ausserdem unterrichten uns zahlreiche Documente
und Nachrichten anderer Art, über die Glaubwürdigkeit seiner
Angaben.
Diese Prüfung ist aber um so dringender nothwendig ge-
worden, da seine Mittheilungen noch in weit höherem Grade
als die van Mander's so in Fleisch und Blut der Kunstgeschichte
übergegangen sind, dass man sie nicht mehr als ein Eigenthum
Houbraken's, sondern als herrenloses Gut behandelte, dessen
sich Jeder, der des Weges kam, bedienen zu können glaubte.
Da aber seine Nachrichten oft auf Irrthümern beruhen, ergiesst
sich iaus seiner Schouburgh ein Strom von erdichteten Behaup-
tungen in die Geschichte der niederländischen Kunst, die für
ihren ersten Berichterstatter, jedoch nicht für seine kritiklosen
Abschreiber zu entschuldigen sind. Als diese aber einsahen, dass
sie Falsches mitgetheilt hatten, stempelten sie denselben Houbraken,
den sie auf das Kläglichste abgeschrieben, zum Verläumder,
Anekdotenkrämer und Lügner, trotzdem kein Urtheil ungerechter
X EINLEITUNG.
ist als eben dieses, welches zuerst von Campo Weyermann, einem
der nichtswürdigsten Pamphletisten, der ihn am rücksichts-
losesten ausgeschrieben hat, ausgesprengt und von Descamps
und Anderen fortgepflanzt wurde, die dasselbe gethan haben.
Die Späteren folgten ihren Vorgängern und so kam man
endlich dahin, dass die Erinnerung an die Urheberschaft Hou-
braken's in zahllosen Nachrichten, die sich bis auf Füssli, Fiorillo,
Immerzeel, Nagler und Kramm fortsetzen, vollständig verwischt
und vergessen erscheint und sich in diesen Schriftstellern nur
noch in den seltensten Fällen eine Andeutung darüber findet,
dass eine bestimmte Nachricht ursprünglich auf der Mittheilung
Houbraken*'s beruht.
Dagegen aber fiel ein guter Theil der üblen Nachreden,
mit welchen Weyermann die Kunstgeschichte verunreinigte,
Houbraken zur Last, als wenn er der ursprüngliche Verbreiter
und Erfinder zahlloser lügenhafter Nachrichten wäre, die von
Anderen herrühren.
Und Nichts lag Houbraken ferner als die Verläumdung,
denn er ist der einfachste, schlichteste Erzähler der Lebens-
umstände der Künstler, die er in der Regel so wiedergibt, wie
er sie gehört oder gelesen und verstanden hat. Ein flüchtiger
Blick in die vorliegende Uebersetzung seiner Schouburgh wird
genügen, um Jedem die Ueberzeugung zu geben, dass Houbraken
niemals etwas Anderes beabsichtigte, als die ihm bekannt ge-
wordenen Nachrichten zu sammeln und wiederzugeben. Es ist
nachweisbar, dass er in vielen Fällen falsch gelesen und das
Gegentheil dessen niederschrieb, was er gelesen hat, aber es
geschah niemals aus Hang zur Verbreitung lügenhafter Nach-
richten, wie dies bei Weyermann der Fall ist, sondern lediglich
aus unzureichendem Verständniss fremder Sprachen und mangel-
haftem Wissen. Er schreibt selbst (III, p. 27), nach der Bio-
graphie Jan Steen's: „Hier wird es wol nöthig sein, dem Leser
ein- für allemal zu sagen, dass ich bei meiner Arbeit nicht die
EINLEITUNG. XI
Absicht habe, Jemanden zu verunglimpfen; denn ich habe die
Handlungen meiner Kunstgenossen so verzeichnet, wie sie mir
von unparteiischen Leuten mitgeiheilt wurden, ohne an den
Thatsachen aus Neid oder Hass etwas zu mildern oder zu über-
treiben; in Folge dessen habe ich den Rath jener naseweisen
Kritiker, welche verlangen, dass ich alle Fehler und Gebrechen
der Maler, die mir bei ihnen begegnen, übergehen und nicht
verzeichnen möge, als wenn sie Alle ein tadelloses Leben geführt
hätten, nicht beachtet."
Und an anderer Stelle (I, p. 222) sagt er: ^Es entmuthigt
mich oft, dass jene Schriftsteller, die mehr als ein halbes Jahr-
hundert vor mir und folglich Jenen, deren Lebenslauf sie zu
beschreiben vorgeben, um so viel näher gelebt haben, nichts
von alledem erwähnen, was doch zuerst gesagt werden müsste.
Ja es schmerzt mich, dass ich so spät komme, da schon so
Vieles vergessen ist und ich in Folge dessen nicht so darüber
schreiben kann, wie ich wollte. Ich habe wol mehr als 20 Jahre
bedacht, wie nöthig es wäre, dass Einer die Feder ergreife,
und mich oft im Stillen gefreut, dass sich Jemand den Verlust
der Erinnerung an so viele wackere Maler zu Herzen nehmen
würde, aber es geschah Nichts, als dass hie und da Jemand
eine stückweise Behandlung in französischer Sprache drucken
Hess, so dass wir und der Leser mit uns getrost sein müssen,
wenn es mit Vielen mager aussieht."
An einer anderen Stelle sagt er (I, p. 36): „Wir müssen
uns auch darüber trösten, dass wir von so vielen Malern, die
noch in unserer Zeit gelebt haben, nur wenig zu sagen wissen,
ja kaum die Geburtsjahre Aller erfahren konnten, da von einigen
keine Nachkommenschaft mehr übrig ist und Diejenigen, welche
sie bei Lebzeiten kannten, bereits gestorben sind, andererseits
Einige, die allenfalls noch in der Lage wären, darüber einen
Bericht zu geben, sich dies nicht angelegen sein Hessen, so
dass ich oft ärgerlich darüber wurde, dass man meinem Eifer
XII EINLEITUNG.
SO wenig Unterstützung angedeihen Hess. Ja, ich kann den Leser
versichern, dass, wenn Jeder, bei dem ich mich über Dinge,
welche mir dunkel waren, zu unterrichten versuchte, denselben
Eifer und dieselbe Geneigtheit angewendet hatte wie ich, wol
Umstände aufgeklärt worden wären, die nun für alle Zeit im
Dunkel begraben bleiben werden."
So schreibt gewiss kein Schriftsteller, der den Namen eines
Verläumders verdient.
Ein anderer Vorwurf nennt ihn einen Anekdotenkrämer
und Lügner. Man hielt sich dabei an Jene Geschichten, mit
welchen er, um das Buch seinen Zeitgenossen schmackhafter
zu machen, seine Mittheilungen würzte. Auch dieser Vorwurf
ist unberechtigt, denn erstens hat er diese Geschichten niemals
erfunden und zweitens sind gerade diejenigen, gegen welche
von mancher Seite zumeist polemisirt wurde, wahr und die
neuesten Forschungen haben glänzend dargethan, dass er über
fVans Hals und Jan Steen zu wenig gesagt und dass seine
Schilderungen noch weit hinter der Wahrheit zurückgeblieben sind.
Allerdings trieb er keine kritischen Forschungen, sondern
überlieferte die Nachrichten so, wie er sie empfangen hatte,
aber einen Zug hat er Allen voraus, die nach ihm über diese
Materie geschrieben haben, den ziemlich umfassender Sach-
kenntniss. Er versteht es, die Meister trefflich auseinander zu
halten und charakterisirt ihre Manier oft erschöpfend. Hinter
seinen naiv und einfältig scheinenden Worten steht nicht selten
die genaueste Sachkenntniss.
Der Bericht über sein Leben, von der Hand seines Zeit-
genossen und persönlichen Freundes Johann van Gool*), be-
stätigt die anspruchslose Bescheidenheit seines Wirkens und
seiner Absichten. Wir beschränken uns auf einen kurzen
Auszug.
*) Johann van Gool. De nieuwe Schouburg der nederlantsche Kunst-
schiiders en Schiideressen. lybo. \, i3i.
EINLEITUNG. XIII
Arnold Houbraken ist am 28. März 1660 zu Dordrecht
von schlichten Bürgersleuten geboren und zeigte in früher Jugend
Talent und Neigung zum Zeichnen und Malen. Sein erster Lehrer
war, wie er selbst erzählt, im Jahre 1672, Willem van Drillenburg,
dessen Unterricht er in Kürze gegen den Jacob la Vecq's ver-
tauschte, der nach ungefähr 8 oder 9 Monaten starb, worauf
er zu Samuel van Hoogstraten kam, unter dessen Leitung er
die glücklichsten Fortschritte machte. Nach einigen Jahren ver-
liess er auch diesen Meister und übte die Kunst selbstständig in
seiner Geburtsstadt Dordrecht aus, wo er zahlreiche Porträts und
historische Darstellungen malte. Er heiratete die Tochter des
berühmten Chirurgen und Steinoperateurs Jacob Sasbout, die
ihm viele Kinder gebar. Inzwischen lernte er Jonas Witsen,
einen der grössten Kunstfreunde seiner Zeit kennen, der sein
Mäcen wurde und ihn veranlasste, nach Amsterdam zu über-
siedeln. Anfangs ging Alles gut, aber sein Mäcen starb, noch
ehe sein Ruf in der Stadt begründet und seine Arbeiten gesucht
waren. Jene seiner Bilder, welche Witsen besessen hatte, wurden
wol bei der Versteigerung dieser Sammlung verkauft und Jeder
wünschte sie zu besitzen, weil sie aus der Sammlung des
grossen Kunstfreundes herrührten, aber seine eigenen Bilder,
die er mit der grössten Sorgfalt vollendete, hatten keine Zug-
kraft und Niemand beachtete sie; trotzdem aber wollten seine
zahlreichen Kinder • ernährt sein. Er war deshalb genÖthigt,
für Buchhändler zu zeichnen.
Im Jahre 171 3 machte er die Bekanntschaft eines Engländers,
der, mit der Herausgabe einer Geschichte der Kriege und Unruhen
in England während der Regierung König Karl's I. beschäftigt, ihn
zum Zeichnen der Porträts gewinnen wollte, die das Werk
illustriren sollten. Zu diesem Zwecke ging Houbraken nach Lon-
don, wo er acht Monate zubrachte, als es aber zur Bezahlung
kommen sollte, stellte es sich heraus, dass der Besteller der Arbei-
ten inzwischen Bankerott gemacht hatte und durchgegangen war.
XIV EINLEITUNG.
Im Jahre 1717, sagt van Gool, fasste Houbraken den
Plan, das vorliegende Werk zu verfassen, aber aus zahlreichen
Stellen desselben geht hervor, dass er im Jahre 1715 bereits
damit beschäftigt war. „Welchen Fleiss er darauf verwendete,"
bemerkt sein Biograph, „werden Diejenigen erkennen, welche
das Buch mit Aufmerksamkeit durchblättern, obwol es leicht
weniger fehlerhaft und vollkommener in seiner Art hätte
werden können, wenn der Verfasser die letzte Hand daran gelegt
hätte." Houbraken starb noch vor Vollendung seines Werkes am
14. October 17 19.
Der erste Theil erschien unter dem Titel:
„DegrooteSchouburgh dernederlantscheKonstschildersen Schilderessen.
Waar van *er vele met hunne Beeltenissen ten Tooneel verschynen, en hun
levensgedrag en Kunstwerken beschreven worden: zynde een vervolg op
het Schilderbock van K. v. Mander, door Arn. Houbraken. i.Deel: T*Amster-
dam, gedrukt voor den Autheur, daar de zelve ook te bekomen zyn. 171 8."
Er enthält eine Widmung an den Griffier der königlichen
Domänen, Johann van Schuilenburch, ein Titelkupfer und
19 Kupferstiche, von seinem Sohne Jacob Houbraken. Der
zweite Theil, mit einer Widmung an den Kunstfreund Pieter de
la Court van der Voort, erschien mit demselben Druckorte im
Jahre 171 9 und enthält i3 Kupferstiche, der dritte 172 1, „Ge-
drukt voor de Weduwe des Autheurs", enthält 14 Kupferstiche.
Die zweite Auflage, ein wörtlicher Abdruck, der ersten,
erschien im Jahre 1753 im Haag by J. Swart, C. ßoucquet
und M. Gaillard.
Sie unterscheidet sich nur durch einige neue Druckfehler und
ein nach den Familiennamen geordnetes Inhaltsverzeichniss, wäh-
rend das der ersten nach den Taufnamen der Künstler geordnet ist.
Der vorliegenden Uebersetzung liegt die Original-Ausgabe
zu Grunde. Jene Fälle, in welchen sie von ihr abweicht, betreffen
nur offenkundige Druckfehler, über deren Berichtigung ein
Zweifel nicht obwalten konnte.
EINLEITUNG. XV
Bei der Anordnung des ganzen Werkes war es rathsam,
die Noten von dem Texte zu trennen, um dem Leser in einem
Bande die sämmtlichen drei Theile der Schouburgh nebst den
Inhaltsverzeichnissen als completes Werk vorzulegen. Selbst-
verständlich blieben alle jene Stellen, welche ihrem Inhalte
nach moralisirend oder philosophirend sind, ebenso weg wie
mehrere ermüdende Abhandlungen antiquarischen Inhalts, Anek-
doten, die zur Charakterisirung des Künstlers nichts beitragen,
und alle eingestreuten Gedichte Vonders und Anderer auf welche
wir in wichtigen Fällen in dem zweiten Bande des Näheren
zurückkommen werden. Jene Stellen, aber, an welchen eine der
vorerwähnten Weglassungen erfolgte, sind durch einen Gedanken-
strich ( — ) angedeutet. Diese Kürzungen ermöglichten den Druck
der drei Theile in einem Bande.
Dieser Vorgang ermöglichte auch das Werk mit drei
Inhaltsverzeichnissen zu versehen, deren erstes die Personen-
namen enthält, die, soweit dies zulässig war, hier bereits richtig
gestellt wurden. Dabei empfahl es sich die Buchstaben C und K
zusammen zu werfen, da ihr Gebrauch in der holländischen
Orthographie den grössten Schwankungen unterliegt.
Das zweite enthält ein Verzeichniss der Länder und Städte,
in welchen die hier erwähnten Künstler geboren wurden, sich
kürzer oder länger aufgehalten haben und starben. Die alpha-
betische Anordnung der Länder und Städte, die der Künstler
aber in jener Reihenfolge, wie Houbraken ihrer erwähnt, ergab
sich nach längerer Prüfung als die zweckmässigste, weil sie die
geographische Uebersicht erleichtert und zugleich ein halbwegs
brauchbares chronologisches Bild gewährt.
Das dritte Inhaltsverzeichniss enthält eine gruppenweise
Zusammenstellung der niederländischen Künstler nach jenen
Gebieten, welche sie ausschliesslich oder vorzugsweise cultivirten.
Den Inhalt des II. Bandes bilden eine Aufzählung jener
Werke, welche Houbraken zur Abfassung seiner Schouburgh
J
XVI EINLEITUNG.
benützte und die alphabetisch geordneten Noten, deren Schema
in dem Personen -Verzeichniss des I. Bandes bereits gegeben
ist. Sie enthalten in den meisten Fällen eine wörtliche Ueber-
setzung der Originalstellen, welche Houbraken vorlagen, und
die Berichtigung, die ihnen durch die Quellenforschung zu
Theil geworden ist.
Es erübrigt uns noch, dem Herausgeber der Quellenschriften,
Herrn Hofrath Eitelberger Ritter von Edelberg, unseren Dank
für die thatkräftige Anregung auszudrücken, und an die Nach-
sicht des Lesers für jene Gebrechen zu appelliren, die unver-
meidlich sind, bei einer so umfangreichen und Sorgfalt
erheischenden Arbeit, wie es die Uebersetzung eines Autors ist,
der durch unsichere Orthographie und lockeren Styl auch dem
geübtesten Translator grosse Schwierigkeiten bereitet. Schliesslich
muss ich bemerken, dass ich stets bemüht war, den getreuen
Wortlaut wiederzugeben, selbst auf Kosten der abgerundeten
Form.
Errata corrige.
;it
e 5 Zeile
6 von unten lies
: Cleve
statt Kleef.
n
47
n
4 n
oben
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nieder
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näher.
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64
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Carr^, geneigt
V
Carr^ geneigt.
ARNOLD HOUBRAKEN'S
GROSSE SCHOUBURGH
DER
NIEDERLÄNDISCHEN MALER UND MALERINNEN.
EINB FORTSETZUNG DES MALERBUCHES
VON
KARKL van MANDER.
Quclienschrfnen f. Kunstgesch. XlV.
ERSTER THEIL
der mit dem Jahre 1466 beginnt und die Lebensbeschreibungen jener Maler
enthält, welche vor dem Jahre 161 3 geboren sind.
s ist ein Gebrauch von altersher, die Bildnisse jener i.
Männer, welche sich vor Anderen in den Wissen-
schaften und schönen Künsten auszeichneten, in
Marmor oder Erz zu unauslöschlichem Gedächtnisse aufzurichten,
ihre Namen und Thaten, der vernichtenden Zeit zum Trotze,
auf dauersames Pergament zu verzeichnen, und ihre Porträts
aufzubewahren, damit sie den Nachkommen zur Bewunderung
und als Ansporn zur Nacheiferung dienen mögen.
Die Wahrheit dieser Worte bedarf ebensowenig eines
Beweises, wie die Behauptung, dass der Malerkunst, im Ver-
gleiche mit der Bildhauerei und der geschriebenen Ueberlieferung,
in dieser Hinsicht der Vorrang gebührt; denn ausser den Gesichts-
zügen vermag sie auch noch andere Momente der sinnlichen
Natur mit solcher Lebendigkeit und Naturwahrheit, in Folge 3.
dessen mit unvergleichlich mehr Vollkommenheit darzustellen
als die anderen Künste.
Darum kann es auch nicht Wunder nehmen, dass die
Malerei zu allen Zeiten und an allen Orten, wo Wissenschaften
und Künste ihr Haupt erhoben, in so grosser Achtung stand,
und dass Talent und Fleiss stets durch Ehren und Auszeich-
nungen angeeifert wurden.
Aus zahlreichen Beispielen geht hervor, wie hoch diese
Kunst bei den Griechen geschätzt wurde. —
I*
4 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
3. Aber was sowol deren Kunstwerke als auch jene Bücher
betrifft, welche angeblich Antigonus, Protogenes, Theo-
phanes, Euphranor, Xenokrates und Apelles über die
Malerei geschrieben haben, so wurden sie, wie die Werke so
mancher ihrer Philosophen, von der allvernichtenden Zeit ver-
schlungen und nur der Ruhm ihrer Kunstwerke und gelehrten
Schriften entging der Vergessenheit.
Glücklicher als die Griechen waren die Italiener, deren
Schriften über die Malerei und das Leben der Künstler noch
4. vorhanden sind.
Zu diesen gehören die Bücher des Giorgio Vasari, der
um das Jahr i Söy schrieb und sich der Aufzeichnungen des
Lorenzo Ghiberti, Domenico Ghirlandajo und des grossen
Urbino bediente. Desgleichen jene von Giovanni Baglione,
der um das Jahr 1642 schrieb, und dessen Arbeiten als eine
Fortsetzung Vasari's zu betrachten sind; ferner hat Carlo
Ridolfi ein Buch über die venetianischen Maler, Leonardo
da Vinci einen Tractat über die italienische Malerei geschrieben,
welcher von R.afael du Fresne mit einer Vorrede veröffent-
licht wurde; Giov. Paolo Lomazzo einen solchen über die
Proportionen des menschlichen Körpers; diese Schriften nehmen
aber unsere Aufmerksamkeit ebensowenig in Anspruch wie etwa
jene des Fränciscus Junius.—
Karel van Mander war der Erste, der die Feder ergriff,
nicht nur um die Grundsätze der Kunst in Versen darzustellen,
sondern auch um das Leben der niederländischen Maler für
die Nachkommen aufzuzeichnen.
Eine geraume Zeit nach ihm hat Kornelis de Bie aus
Lierre die Aufgabe fortgesetzt; aber dieser hat zunächst nur den
Ruhm seiner Landsleute im Auge gehabt und sich wenig um
5. die holländischen Maler angenommen.
Später haben auch französische Schriftsteller, wie Andre
Felibien, Florent. le Comte und de Piles, den Lebenslauf
einiger der bedeutenderen niederländischen Maler beschrieben
und mir manche dunkle Punkte aufgehellt.
Die grÖssten Dienste aber hat mir das kostbare Werk: ,,Die
Teutsche Academie", von dem hoch-fürstl. Pfalz-Neuburgischen
Rath Joachim von Sandrart auf Stockau, erwiesen.
ERSTER THEIL. 5
Dieses Werk behandelt die Kunst und Künstler von ihrem
Ursprung an, ähnlich wie van Mander, und bringt überdies
auf 1 80 Kupfertafeln von den besten Kupferstechern , die Porträts
der berühmtesten griechischen, römischen, französischen, hoch-
und niederdeutschen Maler. In der That ein Werk, welches
seinem Verfasser zu unvergänglichem Ruhme gereicht, und
welches insbesondere deshalb gepriesen werden muss^ weil es
ohne Engherzigkeit die niederländischen Maler ebenso wie die
deutschen nach ihren Verdiensten zu schätzen weiss. —
Vor van Mander, hat Sandrart noch voraus, dass er
seinen Bericht bis zum Jahre 1675 fortführt. —
Es unterliegt wol keinem Zweifel, dass dieses siebzehnte
Jahrhundert, sowie auch das achtzehnte ruhmwürdige Künstler
herangebildet, — und dass die Kunst auch auf holländischer
Erde, so wie ehedem auch in letzter Zeit und noch heute 6.
bedeutende Künstler hervorgebracht hat.
Das Erstere hat bereits der lobenswerthe Eifer Karel
van Mander 's hinreichend durch Beispiele belegt, und das
Letztere wollen wir, in der Absicht, sein Buch von dem Leben
der Maler, mit besonderem Hinblick auf die niederländischen,
fortzusetzen, des Näheren darthun.
Doch konnten wir die Grenzen so enge nicht ziehen, und
mussten zuweilen in nachbarliche Lande hinübergreifen, da ja
viele unserer besten, so älteren als neueren Maler aus Deutsch-
land, der Schweiz, dem Jülicher- und Kölnerland etc. sich
in Geldern, Brabant und anderen umliegenden Provinzen nieder-
gelassen, andere wieder in Holland ihren Wohnsitz aufgeschlagen,
daselbst ihre Kunst ausgeübt, und ihr Leben wie Eingeborene
beschlossen haben.
• So wurde Gaspar Netscher in Prag, Johan Lingel-
bach und Abraham Mignon in Frankfurt, Jan Lis in Olden-
burg, Peter Paul Rubens in Köln, Gerard Lairesse in
Lüttich, Govaert Flink in Kleef, Nicolas de Helt- 7«
Stokade in Nimwegen, Ludolf Bakhuizen und Frederik
de Moucheron in Emden , Ernst Stuve in Hamburg, Diderik
Freres in Enkhuizen, Gerard Ter-Borch in Deventer,
Lambert Jakobse in Leeuwaarden und viele Andere in Brabant
geboren.
6 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Andererseits waren es wieder Niederländer, welche, von
der Reiselust getrieben, ihre ganze Lebenszeit ferne dem Vater-
lande zugebracht und ihre Kunst im Dienste fremder Höfe aus-
geübt haben. Dieserwegen mussten wir oft in weiter Ferne
Umschau halten, was aber nicht hindert, dass dieses Buch den
Titel: „Lebensbeschreibungen niederländischer Maler" an der
Stirne trage.
Karel van Mander schliesst, nachdem er noch ein Ver-
zeichniss der damals lebenden Maler aufgestellt hat, sein Buch
mit dem Jahre 1604, und es sind bis heute mehr denn hundert
Jahre verflossen, ohne dass Jemand diesen Versuch in nieder-
ländischer Sprache fortgesetzt hätte. Deshalb ist es wol hohe
Zeit — die Feder aufzunehmen, ehe noch die Erinnerung an
Viele gänzlich verwischt sein wird. —
10. Die Frage, ob es nicht angezeigt wäre, den Lebenslauf
jedes Künstlers dort wieder aufzunehmen, wo ihn van Mander
fallen Hess, dürfte nur bejaht werden, denn es finden sich viele
11. Maler, wie Hendrik Goltzius, Matheus und Paulus Bril,
Octavio van Veen, Hans Rottenhamer, Abraham
Bloemart etc., die im Jahre 1604, das ist zu jener Zeit, da
er sein Buch beendete, noch am Leben waren.
Andererseits nennt er Viele nur mit Namen, wie: Adam
van Oort, Hendrik van Baien, Sebastian Franks,
P'rancois Stellart, Adam von Frankfurt, Pieter Kor-
nelisz van Ryk, Roelant Savery, Paulus Moreelsz,
Frans Hals, Hans Snellinks, Tobias Verhaagt, Pieter
Lastman, Aart Jansz Druivestein u. a. m. —
Deshalb glauben wir Sorge tragen zu müssen, — was
an ihren Lebensbeschreibungen etwa fehlt, nach Thunlichkeit
zu ergänzen; insbesondere aber Derjenigen zu gedenken, welche
ganz vergessen und von van Mander übergangen wurden; —
so namentlich: Desiderius Erasmus, ßernard van Orley,
Korn. Antonisse, David Jorisz, Joan Dack, Jan de Hoey,
Dirk und Wouter Crabeth — , Isak Nicolai, Jan van
Kuik Wouters etc. —
i3. Ueber die Leistungen verstorbener Künstler wollen wir
freimüthig unser Urtheil aussprechen, und die Einen mit den
Anderen vergleichen; doch bei den Werken der Lebenden uns
ERSTER THEIL. 7
darauf beschränken, zu sagen, worin ihre Leistungen bestehen,
und bemerken, wo und in welchen Sammlungen einige ihrer
besten Bilder sich befanden oder noch befinden, um so unter
Einem den Fremden , welche die Werke der vornehmsten nieder-
ländischen Maler kennen zu lernen beabsichtigen, einen Führer
abgeben zu können. —
Obgleich ich anfangs nicht die Absicht hatte, so haben i5.
mich doch im Verlauf der Arbeit verschiedene Gründe bestimmt,
auch Künstlerinnen und Glasmaler in diesem Werke zu berück-
sichtigen. Zumeist, weil uns van Man der, der eine Reihe
begabter Frauen anführt, darin vorangegangen, und weil auch
er Glasmaler, sowie auch Diejenigen, die sich der Ei-, Leim-
und Wasserfarben bedient haben, mit unter die Maler auf-
genommen hat. In Anbetracht dessen, weil auch sie sich hiezu
des Pinsels bedient haben, folgte auch Samuel van Hoog-
s traten diesem Beispiele.
Ferner haben viele der älteren wie der neueren Oelmaler
auch die Glasmalerei ausgeübt; von den älteren z. B. Luc.
van Leiden, Lange Pier, Märten Heemskerk, Hendrik
Goltzius, Jan vanBronkhorst, Pieter Holstein, Abraham
Diepenbeek etc., und von den neueren: Jacob van der Ulft,
der Bürgermeister von Gorkum.
Endlich deshalb, weil die Glasmaler, ebensowol wie die
Oelmaler, in jenen frühen Zeiten als Schöpfer und Förderer
der Kunst, durch welche wieder Andere herangebildet wurden,
angesehen werden müssen, wie beispielsweise von Vielen nur
der Vater des berühmten Anton van Dyk, der zu seinerzeit
Glasmaler in Herzogenbusch war, genannt sein möge; des-
gleichen die beiden Brüder Dirk und Wouter Crabeth, auf
welche Gouda noch heute stolz sein mag, die sowol einen
Sohn, als verschiedene wackere Maler herangebildet haben. 16.
Aber auch aus dem Grunde, weil dieser Künstler selbst nur
wenige sind und auch weil die Ausübung ihrer Kunst dem
Erlöschen vollends nahe ist, sie somit wenig Mühe verursachen
und dieses Buch nicht viel dicker anschwellen machen.
Dieselben Gründe bewogen mich auch, Jene zu berück-
ichtigen und ihres Eifers zu gedenken, die lediglich aus Lust
und Neigung, ohne Absicht Vortheil aus der Kunst zu ziehen,
8 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
dieselbe, wenngleich auch nicht mit solcher Vollkommenheit wie
Jene, denen sie ein Lebensberuf gewesen ist, ausgeübt haben.
Ueberdies haben wir uns für das Werk einen Plan
gemacht, demzufolge jeder Maler nach seinem richtigen Geburts-
jahre an die Reihe kommen soll, ein Umstand, auf den van
M ander keine Rücksicht genommen hat, denn er stellt Michiel
Miereveit, der im Jahre i568, vor Hendrik Goltzius, der
im Jahre i558 geboren ist; den im Jahre i562 geborenen
Kornelis van Harl-em vor den im Jahre i558 geborenen
Octavio van Veen. Auch Kornelis de Bie hat darauf keine
Rücksicht genommen, sondern zuweilen den Einen vor den
Anderen gestellt.
Somit erscheint als der Erste: Desiderius Erasmus.
Wir haben nicht geglaubt, dass wir auch diesen gelehrten
Mann auf den Schauplatz führen werden, da unsere Arbeit
bereits zur Hälfte gediehen war, ehe wir erfahren hatten, dass
auch er aus Liebe zur Kunst den Pinsel geführt habe; noch
weniger dachten wir mit ihm den Schauplatz eröffnen zu
können. Aber Dirk van Bleiswyk gab uns in seiner Be-
schreibung von Delft (p. 32 1 und 36o) die Gelegenheit hiezu
an die Hand.
Er ist im Jahre 1466 am 28. October zu Rotterdam,
nach der Meinung Anderer zu Gouda geboren und zu Rotter-
dam an der Maas erzogen. Dies mögen übrigens die Chronisten
klarstellen. Sein Vater hiess Gerard, seine Mutler Margriete,
und stammte aus angesehenem Geschlechte zu Zevenbergen.
Da die Eltern früh an der Pest starben, kam unser Gerard
Gerardzen (welchen Namen er später gegen Desiderius
Erasmus vertauschte) unter die Aufsicht von drei Vor-
mündern oder Vögten, die ihn (nachdem er bereits früher zu
Deventer die Sprachwissenschaften zu studiren begonnen hatte)
in das Brüderhaus zu Herzogenbusch brachten, mit der Absicht,
ihn unter die Kutte zu stecken. Als auch dort die Pest immer
mehr um sich griff, wandte er sich an seine Vormünder, die
aber nicht ablassen wollten, ihm das Klosterleben schmackhaft
zu machen. Ihrem Willen zu genügen,. begab er sich hierauf in
das dicht bei Delft gelegene berühmte Kloster Sion; dies geschah
ungefähr im Jahre i486.
ERSTER THEIL. 9
Als er nach zurückgelegten Probejahren gefragt wurde, 18.
was er nun zu thun Willens sei, gab er dem Oberen des
Klosters zur Antwort: dass er weder die Welt, noch das Kloster-
leben, noch sich selbst zur Genüge kenne, und in Folge dessen
auch keinen Beschluss fassen könne , aber die Absicht habe,
sich auch ferner in den Wissenschaften auszubilden. Doch dies
ging so leicht nicht, als bis ihm der Bischof von Utrecht
ein Fürsprecher wurde, der ihm die besondere Gunst erwies,
ihn bei dem Bischof von Cambrai zu empfehlen, der die
Absicht hatte, eine Reise durch Deutschland und Frankreich
nach Italien zu machen und Jemanden suchte, der in vielen
Sprachen bewandert war. Dies behagte auch Desiderius weit
mehr, als hinter den Ringmauern eines Klosters eingeschlossen
zu sitzen.
Nachdem die Reise zurückgelegt und er wieder nach
Holland gekommen war, drängten ihn seine beiden Vormünder
(einer von ihnen war inzwischen gestorben) aufs Neue, Selbst
mit Drohungen, sich für das Klosterleben zu entschliessen.
Aber man würde ihn kaum dazu bewogen haben, wenn nicht
einer seiner guten Freunde, der mit ihm in der Jugend zu
Deventer die Schule besucht hatte und sein Zimmergenosse
gewesen, ihn durch Zureden dazu bestimmt hätte. In Folge
dessen begab er sich in das Kloster Emaus, auch ten Steene
genannt , bei Gouda an der Yssel. Ob dies nun wirklich aus
Liebe zu seinem alten Freunde, oder wegen der stattlichen
Klosterbibliothek geschah, deren man zu jener Zeit nicht so
leicht wie jetzt theilhaft werden konnte, oder ob es der Umstand
war, dass die Regeln dieses Ordens ihre Angehörigen nicht so
eng gebunden hielten, der ihn veranlasste, dieses vor anderen
zu wählen, weiss ich nicht; aber ich habe Gründe, die letztere
Ursache deshalb anzunehmen, weil er hier in seinen Musse-
stunden die Malerei gelernt und auch ausgeübt hat, ja durch 19.
besonderen Fleiss und Talent es darin so weit brachte, dass
eine von ihm gemalte Kreuzigung Christi, welche, wie die
Quellen berichten, der Prior Kornelis Musius seinerzeit
besass, von allen Kunstkennern gepriesen und von dem genannten
Musius als ein hervorragendes Werk in seinem Cabinete auf-
bewahrt wurde. —
1 0 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Weiteren Nachrichten über seine Kunstwerke bin ich
nicht auf die Spur gekommen , und dies ist leicht erklärt,
da die Stürme der Zeit von dem Kloster, in welchem er seine
Kunst ausübte, auch nicht einen Stein auf dem anderen
gelassen haben. —
Er ist am ii. Juli 1546, 70 Jahre alt, zu Basel gestorben
und hinterliess unvergänglichen Ruhm seiner Gelehrtheit. Seine
Testamentsvollstrecker Hessen ihm zu Basel in der Münsterkirche
ein ansehnliches Denkmal errichten.
20. Auch haben die Bürger von Rotterdam zur Zierde ihrer
Stadt ihm zuerst ein steinernes, dann ein erzenes Standbild
errichtet, auf welches Vondel ein Gedicht gemacht hat.
Am Fusse des Denkmals stehen acht Verse von J. O u d a a n. —
21. Der kunstreiche Glasmaler David Jorisz war zu Delft
geboren, sein Geburtsjahr aber ist mir bis jetzt unbekannt
geblieben. Man weiss nur aus der Predigt der 26 Apostel*,
welche der König der Wiedertäufer aussandte, und die dem
Volke unter anderen Erdichtungen auch verkündeten: dass seit
Christus vier neue Propheten, und zwar zwei falsche, nämlich
der Papst von Rom und Martin Luther, und zwei echte,
nämlich Jan van Leiden und David van Delft erstanden
wären, dass er in Delft geboren sei. Er war (ehe er von Obbe
Philips zum Bischof der Wiedertäufer zu Delft gemacht wurde)
seinem Berufe nach ein geschickter Glasmaler. Im Jahre 1667
waren zu Delft noch einige seiner Werke zu sehen.
Er war eines Spielmannes Sohn, ungelehrt, aber nach
dem Zeugnisse Aller, die über ihn geschrieben haben, selbst-
klug und dabei besonders listig, schön von Angesicht und wohl-
gebildet von Gestalt , von gutem Benehmen und beredt. Er
trug einen langgelockten, blonden Bart, an dem auch seine
Leiche kenntlich war, als man sie wieder ausgrub,- um sie zu
verbrennen.
Am 2. Januar des Jahres i538 erschien das erste Edict gegen
ihn , aus welchem vielleicht sein Alter zu bestimmen ist. Das
22. zweite erschien am 2. Februar desselben Jahres. In der Zwischen-
zeit war seine Mutter (die in dem Todesurtheile Marytje,
Jan de Gorter's Tochter , Witwe des Joris de Coman und
Mutter des David Jorisz genannt wird) als Wiedertäuferin
ERSTER THEIL. I |
im Kloster der Zellenbrüder zu Delft enthauptet und auch
daselbst begraben worden.
Da er sich nun aus Furcht, ergriffen und eingekerkert zu
werden, in den Niederlanden nicht länger authalten konnte,
flüchtete er im Jahre 1544 mit seinem Hausstande nach Basel,
wo er nach eilfjährigem Aufenthalte am 26. August i556 starb.
Da er seinen Namen, um nicht erkannt zu werden, in Jan van
Broek geändert halte, wurde er in der Parochial- oder Haupt-
kirche daselbst begraben.
Noch heute bewahren Liebhaber Zeichnungen von seiner
Hand. Vier solcher Handzeichnungen besass der Kunstfreund
Jacob Moelaart zu Dordrecht: die Findung des Moses, die Dar-
stellung des gelobten Landes, Petrus empfängt die Himmels-
schlüssel, und der Hauptmann über Hundert. Sie sind mit der
Feder gezeichnet, mit dem Pinsel ausgeführt und erinnern in
der Behandlung an Lucas van Leiden. —
Der Zeit nach folgt Kornelis Antonisze, zu Amsterdam
geboren. Von seiner Hand befindet sich im Schatzmeisteramte 23.
eine Darstellung von Amsterdam, mit dem im Jahre 1482
begonnenen ersten Mauerwalle. Sie ward von ihm im Jahre i536,
als er noch Mitglied der Bogenschützen war (im Jahre 1 547
ward er Rath der Stadt) nach der Natur aufgenommen. Der
Dichter Jan Vos schrieb auf dieselbe einige Verse. —
Später Hess er dieselbe Ansicht des alten Amsterdam mit
allen Klöstern, Kirchen und anderen Gebäuden, in zwölf Holz-
platten geschnitten, drucken, und widmete dieselbe dem Kaiser
Karl V., als Grafen von Holland, der sie mit seinem Privi-
legium vor dem Nachdruck schützte. Exemplare befinden sich
noch in den Händen der Liebhaber.
Neben ihm erscheint Jan de Hoey, im Jahre i545 zu
Leiden geboren. Bei wem er die Kunst gelernt, und was er
gemalt hat, weiss ich nicht. Die Zeit hat die Erinnerung ver-
wischt und uns lediglich spärliche Anzeichen zum Beweise
übrig gelassen, dass er einer jener Künstler aus dieser frühen
Zeit gewesen ist, deren Werke der König von Frankreich,
Heinrich IV., zu schätzen wusste. Dieser ernannte ihn auch 24.
zu seinem Kammerdiener und Aufseher seiner Kunstschätze.
Florent le Comte sagt in seinem „Cabinet der Künste'', dass
1 2 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
er in all' seinen Aemtern bis zu seinem 70. Jahre, er starb im
Jahre 161 5, ein ruhiges Leben führte, — woraus wir entnehmen,
dass er es verstanden haben muss, sich in der Gunst des
Hofes zu erhalten. —
Unter den leuchtenden Gestirnen, welche von Rom aus
die Welt bestrahlten, war Rafael von Urbino in dieser Zeit
vor allen Anderen berühmt; deshalb gingen Viele nach Rom,
um mit Hilfe seines himmlischen Lichtes die tiefen Geheimnisse
der Kunst zu ergründen.
Unter diesen war auch Bernard van Orley, dessen
van Mander nur mit wenigen Worten gedenkt. Er war in
Brabant geboren, aber ich weiss weder wo noch wann, da eine
lange Reihe von Jahren die Erinnerung daran ausgelöscht hat.
Es ist nur wahrscheinlich, dass er ein ziemliches Alter erreicht
haben muss, da er ein Schüler des grossen Rafael von Urbino
gewesen ist, der im Jahre i520 zum grossen Verluste für die
Kunst, noch nicht Sy Jahre alt, starb. Orley folgte ihm im
25. Jahre i55o. Florent le Comte sagt aber, dass er noch zu
RafaeFs Lebzeiten solche Fortschritte in der Kunst gemacht
habe, dass er ihm an seinen grossen Werken malen half. Später
verlegte er sich auch auf die Darstellung von Thieren, Jagden
und Landschaften, ohne übrigens die Historien- und Porträt-
malerei aufzugeben, wie wir später noch erwähnen werden. —
Wieder nach Brabant zurückgekehrt, kam er, berühmt als
der Beste im Darstellen von Jagden, in den Dienst Kaiser
Karl's V., für den er den Wald von Soigne mit all' den schönen
Gegenden um und in demselben malte. Desgleichen arbeitete
er auch für die Herzogin von Parma Tapetenpatronen, für
welche er, sowie auch für Porträts des Kaisers und der Vor-
nehmsten des Hofes, reichlich belohnt wurde.
In Antwerpen malte er in einer der Klostercapellen der
Canoniker eine Darstellung des jüngsten Gerichtes auf ver-
goldetem Grunde. Für die Malergilde zu Mecheln ein grosses
Bild, auf welchem St. Lucas das Porträt der Jungfrau Maria malt.
Michel Coxie hat später die Flügel, welche dieses
26. Kunstwerk vor Staub und Sonnenlicht schützten, von aussen
bemalt; dies erwähnt auch van Mander in dem Leben
Michel Coxie's, des Schülers van Orley's, mit den Worten:
ERSTER THEIL. l3
,,Es befanden sich auch zu Mecheln von seiner Hand zwei
Flügelbilder an dem Altargemälde des St. Lucas, dessen innere
Tafel Bernard van Brüssel (so nennt er Orley) gemalt
hatte." Doch diese Flügel wurden von den Mönchen wegen
ihres Kunstwerthes zu hohem Preise an den Herzog Mathias
verkauft und ausser Landes gebracht.
Bei dem Tode Bernard van Orley's blieben sechs
Cartons unvollendet, welche später J. Jordaens ausführte.
Dies ist Alles , was ich von ihm zu sagen weiss. —
Man staunt, dass Karel van Mander in seinem
Malerbuch mit keinem Worte Dirk und Wouter Crabeth's
gedenkt. Mit umsomehr Recht möge ihr Gedächtniss hier
erneuert werden. Einige glauben, dass sie ihrer Abkunft nach
Deutsche wären , Andere, dass sie aus Frankreich gekommen,
doch ihre Nachkommen behaupten, dass sie aus Holland
abstammen.
Van Mander erwähnt (p. 148*^) einen Adriaen Pietersz
Grabe th, dessen Vater vom Volke Krepel Pieter genannt
wurde. Dieser war ein Schüler des Zwart Jan oder Jan
Zwart, eines Malers aus Groeningen, und ging, nachdem
er ihn durch Fleiss übertroffen hatte, nach Frankreich, wo
er starb.
Almeloveen ist aber der Ansicht, dass Glaudius, 27.
genannt Krepel Pieter, nicht allein der Vater des genannten
Adriaen, sondern auch Dirks und Wouter's gewesen sei,
in Folge dessen Adriaen, Dirk und Wouter Brüder wären.
Er stützt seine Ansicht darauf, dass die zwei Letztgenannten
ebensowol wie der Erste den Namen Pieters Zoon führten,
mit welcher Annahme übrigens auch die Zeitrechnung überein-
stimmt.
Der Glasmaler Willem Tomberg zu Gouda, der Sohn
Daniel Tomberg's, ist der Ansicht, dass sie die Anfangs-
gründe ihrer Kunst bei Klostermönchen gelernt haben.
Von Wouter wird erzählt, dass er Frankreich und Italien
besuchte und die Gewohnheit hatte, in allen Städten, die er
berührte, ein Fenster zum Beweise seines Talentes zurück-
zulassen. Die Kenner schätzen ihn höher als seinen Bruder,
insbesondere wegen seiner richtigen Zeichnung; auch zeichneten
14 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
sich seine Werke durch Klarheit aus, wogegen Dirk kräftiger
in seinen Farben gewesen ist, so dass man von altersher zu
sagen pflegte: was Dirk durch seine Schatten, bewirkt Wouter
durch seine Lichter.
Beide waren tüchtige Meister, sowol in grösseren als in
kleineren Arbeiten, und dabei von einer Gewandtheit, welche
beinahe unglaublich wäre, wenn sie nicht durch Zahlen ihre
Bestätigung erfahren würde. Wouter's erstes Fenster, in
welchem die Königin von Saba dargestellt ist, lieferte er im
Jahre i56i; das zweite, welches die Herzogin Margarethe
bestellte und der Kirche schenkte, im Jahre darauf. Im Jahre
1564 jenes mit der Geburt Christi, im Jahre i566 jenes, in
welchem Heliodor's Tempelraub dargestellt ist, somit alle in
einem Zeiträume von sechs Jahren.
Und doch war Dirk noch flinker in seinen Arbeiten, denn
28. er vollendete in drei Jahren sechs Fenster, die ebenso gross
waren. Im Jahre i555 vollendete er das Fenster mit der Taufe
Christi, im Jahre darauf die zwei folgenden, und im Jahre
iSSy drei Fenster: das des Königs von Spanien, jenes mit dem
Prediger in der Wüste, und die Taufe des Eunuchen, welche
alle sechs von den grössten Dimensionen sind.
Im Jahre iSöy vollendete Dirk das Fenster, in welchem
Christus die Wechsler aus dem Tempel jagt. Im Jahre iSyi
jenes mit der Judith, die dem Holofernes das Haupt abschlägt,
welches sein letztes Werk für die Kirche in Gouda war.
Sie waren, obgleich Brüder, in ihrer Kunst so eifersüchtig
aufeinander, dass sie ihre Kunstgriffe einander verheimlichten,
so zwar, dass, wenn Einer den Anderen in dieser Beziehung um
Rath fragte, der Andere ihm zur Antwort gab: Ich bin mit
viel Mühe hinter diese Sache gekommen, mache du es ebenso.
Dies ging so weit, dass, wenn Einer durch Zufall die Werk-
stätte des Anderen besuchte (was nicht oft geschah), die Arbeit,
die sie unter den Händen hatten, inzwischen bedeckt wurde.
Wollten sie aber einander ihre Werke zeigen, so verständigten
sie sich schriftlich. Man sagt, dass sie für ihre kirchüchen
Arbeiten keinen grossen Lohn bedungen haben, weshalb
sie auch nebenbei, so lange sie lebten, die Glasfabrication
betrieben.
ERSTER THEIL. I 5
Dirk blieb unverheiratet und wohnte auf der Westseite
der Gouwe, oberhalb der Torfbrücke, wo jetzt der Amsterdam'sche
Quai ist; er lebte noch im Jahre 1600.
Wouter wohnte hinter dem Fischmarkt, auf der Nord-
seite, und heiratete eine Frau aus dem alten Geschlechte van
Proyen. Er hinterliess einen Sohn, Namens Pieter, der später
Bürgermeister wurde. Er ward im späten Alter gelähmt, aber 29.
sein Todesjahr ist mir nicht bekannt. Der Kupferstecher Reynier
van Persyn,- der mit der Enkelin Wouter's verheiratet war,
hat ihre Porträts in Kupfer gestochen, zu welchen der berühmte
Dichter Joost van Vondel mehrere Verse schrieb. —
Mit diesen zwei grossen Meistern, sagt W. Tomberg,
starb auch ihre Kunst. Dagegen behauptet Almeloveen, dass
in der Bibliothek des Herrn Joachim Feller ein oder zwei
Bücher sich befinden^ sollen, aus welchen die Geheimnisse dieser
Kunst zu entnehmen wären. Wie sich dies verhält, weiss ich
nicht, wol aber, dass man von den Wirkungen dieser Schriften
nichts mehr gehört hat. Der genannte Willem Tomberg
gibt wohl einige Andeutungen über die Stoffe, welche sie dazu
gebrauchten, aber er bekennt seine Unwissenheit über die Art
und Weise, in welcher sie dieselben anwendeten, und belacht 3o.
Diejenigen, welche behaupten, dass man gegenwärtig so schone
Farbe zur Glasmalerei nicht mehr besitze wie früher dazu ver-
wendet wurde, weil ja das Glas nicht selbst mit diesen Farben
bemalt wurde, sondern im Gegentheil, die Farben mittelst
Silber, Eisen, Kupfer, Blutstein, Menium etc. auf das Glas
aufgetragen und dann erst im Ofen eingebrannt wurden. Hierauf
wurden die Schatten mit dem Pinsel auf das bereits gemalte
Glas aufgesetzt und dieses abermals gebrannt. .
Dieser W. Tomberg war der Sohn Daniel's und Enkel
des Predigers Herboldus Tombergius. Daniel brachte es,
nachdem er zuerst durch sieben Jahre bei Westerhoud aus
Utrecht, der damals in Gouda wohnte, die Kunst ausübte,
dann bei dem mehrgenannten Vater Ant. van Dyk's lernte,
so weit, dass er für den Besten in dieser Kunst gehalten wurde.
Später wurde ihm die Aufsicht über die Kirchenfenster zu
Gouda übertragen, und er hat mehrere derselben, welche durch
das furchtbare Gewitter im Jahre 1674 eingeschlagen wurden.
l6 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
wieder hergestellt. Doch konnte er weder die Tiefe noch die
Leuchtkraft der alten Farben erreichen. Auch behauptet man,
dass später jene schwarze Farbe nicht mehr herzustellen war,
mit welcher das Kleid der Aebtissin von Rynsborg in dem
Fenster des Königs Salomon gemalt war. Er starb in dem
Jahre 1678, y5 Jahre alt.
Nach und mit Dirk und Wouter Crabeth zugleich blühten
auch Willem Tybout und Kornelis Ysbrantse Kuffeus.
Beide erwähnt ausser der Goud'schen Chronik auch Samuel
Ampsing in einem Verse seiner Beschreibung von Harlem. —
3i. W. Tybout starb am 24. Juni 1599, y3 Jahre alt, und
Kornelis Ysbrantse Kuffeus am 24. Mai 1618.
D. van ßleiswyk gedenkt in seiner Beschreibung von Delft
unter dem Jahre i563 des genannten Willem Tybout und
sagt: ,,dass er in dem nördlichen Kreuzschiffe der Neuen- oder
St. Ursula-Kirche zu Delft ein ausnehmend schönes Fenster
gemalt habe, in welchem Philip II. von Spanien und seine
dritte Gemalin Elisabeth von Valois, die älteste Tochter
König Heinrich II. von Frankreich, Beide vor einem Betpulte,
auf welchem zwei Bücher aufgeschlagen , knieend dargestellt
sind. Sie waren in ihrem prächtigen königlichen Ornate mit
ihren Schutzheiligen hinter sich, und den Wappen zu ihren
Häuptern gemalt. In der oberen Hälfte des Fensters waren
die morgenländischen Könige, welche das auf dem Schosse der
Maria sitzende Jesukind anbeten, mit einer grossen Anzahl von
Figuren ringsumher, so vortrefflich gezeichnet und gemalt, dass
es bei den Kennern in hohem Ansehen stand; desgleichen das
Glasfenster in der Capelle des hohen Heem-Rathes von Delftland,
dessen Mitglieder alle lebensgross ^^ in ganzer Figur, in ihren
Rüstungen, gleichsam wie lebend, von dem kunstreichen
Laurens van Kool dargestellt waren."
Eine Probe der Kunst Willem Tybout's sieht man noch
in den Fenstern des grossen Doelen-Saales zu Leiden, in
welchen alle holländischen Grafen in ganzer Figur nach jenen
32. Zeichnungen dargestellt sind, welche er, wie Michiel Vos-
merus in seinem Buche: „Principes HoUandiae" sagt, nach den
alten Wandgemälden des im Jahre 1249 zu Harlem gestifteten
Karmeliter- oder Liebfrauenbrüder-Klosters gezeichnet hatte.
ERSTER THEIL. 17
Nach denselben Wandgemälden waren auch die Tafelbildnisse der-
selben Grafen gemalt worden. Doch Kornelis van Alkemade
widerspricht in diesem Punkte dem genannten Schriftsteller
(pag. 8 seines Vorwortes zur holländischen Reimchronik
von Melis Stoke) und will, dass blos diese als richtige Nach-
bildungen angesehen werden sollen, welche die Mönche, nachdem
die ursprünglichen, mit Wasserfarben auf die Mauer gemalten
Porträts durch Abbröckeln und Schwinden der Farben verblichen
waren, auf hölzerne Tafeln malen Hessen, die dann von dem
Harlemer Magistrate am Ende des sechzehnten Jahrhunderts aus
den Klauen der Bilderstürmer gerettet und im Vorsaale des
Stadthauses aufgestellt wurden, wo sie noch zu sehen sind. Aus
diesem Grunde hat auch der obengenannte Alkemade diese
letzteren ausgewählt, um damit die Ausgabe von Melis Stoke's
Reimchronik zu schmücken. —
„Diese alten Prunkstücke, welche," wie Alkemade weiter 33.
fortfährt, „mit grossem Fleisse gemalt sind, mit grosser Sorg-
falt bewahrt werden, und bei den Alterthumsliebhabern in so
hohem Ansehen stehen, dass diese die Stadt nicht durchreisen,
ohne sie beschaut zu haben^" mögen sein was sie wollen, ich
aber ziehe ihnen die Gemälde des Kornelis Kornelissen vor,
welche den Prinzen-Hof zu Harlem zieren und die so hoch
geschätzt werden, dass ehemals für einen gemalten Fuss, wenn
er aus einem der Bilder herausgeschnitten würde, 600 Gulden
geboten waren. —
Die bedeutende Anzahl von Glasmalern, die Gouda seiner-
zeit hervorgebracht hat, hätte meines Erachtens hingereicht,
alle Kirchen Hollands mit Kunstwerken zu füllen, denn ausser
jenen, die von Anderen herangebildet wurden, sind allein aus
der Schule der Brüder Crabeth hervorgegangen: Jakob Caan,
Jan Dirksz Lonk, Govert Hendriksz, Jan Damesz, Aart
Verhaast, Gysbert van der Kuil, Dirk de Vrye und
Adriaen van der Spelt.
Aart Verhaastund Gysbert van der Kuil waren fleissige
Künstler und getreue Reisegefährten durch Frankreich nach Rom.
Verhaast trat in der Furcht, dass er sein Vaterland
nicht wieder sehen und ferne der Heimat sterben würde, nach 34.
eilf Jahren seine Rückreise an.
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 2
l8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Doch van der Kuil blieb volle 20 Jahre ausser
Landes, worauf er zurückkehrte und in Gouda im Jahre 1673
starb; Verhaast war ihm bereits im Jahre 1666 im Tode
vorangeeilt.
Dirk de Vrye vertauschte, nachdem er zu verschiedenen
Malen als Künstler F'rankreich durchreist hatte, seinen Pinsel
mit der Vroedschafts- und Bürgermeister- Würde zu Gouda und
starb im Jahre 1681.
AdViaen van der Spelt ist allerdings in Leiden geboren,
stammte aber aus Gouda. Er war ein vorzüglicher Blumenmaler
und hat sich lange am Brandenburg'schen Hofe aufgehalten.
Endlich kehrte er wieder nach Gouda zurück und nahm zu
seiner dritten Frau ein bösartiges Gröninger Weib, das ihm die
Lust am Leben verleidete, so dass er im blühenden Mannes-
alter, im Jahre 1673 starb.
Jan Franse Versyl, Jan Dame de Vet, Jan und Pieter
Donkers sollen mit ihrer Geburtszeit auf dem Schauplatze
erscheinen.
Aber ehe wir zu ihnen kommen, mag noch Joan Dac
erwähnt werden, dessen van Mander nicht gedenkt. Er
war aus Köln und lernte in dem Jahre i556 die Kunst bei
Bartholomäus Spranger. Er setzte seine Studien später in
Italien und Deutschland fort, wo Kaiser Rudolf IL, der Sohn
35. Maximilian's, Wohlgefallen an seiner Kunst fand, ihn in seine
Dienste nahm und nach Italien sandte, um für ihn die
geschätztesten Antiken zu zeichnen. Auch nach seiner Rückkehr
vollführte er viele ruhmwürdige Werke für den Kaiser. Er starb
am Hofe und hat Ehre und Reichthümer erworben. —
Der Erste Derjenigen, deren Lebenslauf van Mander nur
zum Theile beschrieben hat, ist nunmehr nach der Zeit:
Johannes Snellinks. Karel van Mander nennt ihn Hans
Snellink und sagt in der Lebensbeschreibung Octavio van
Veen's über ihn: „Zu Antwerpen lebt ein ausgezeichneter Maler,
der, so ich recht weiss, zu Mecheln geboren und ungewöhnlich
gewandt in der Darstellung von Geschichts- und Schlachten-
bild^rn ist. Er wurde von Prinzen und Herren vielfältig
beschäftigt, um niederländische Schlachten zu malen und verstand
es so recht, das Kriegsvolk mitten im Pulverrauch darzustellen.
ERSTER THEIL.
»9
Er mag nun im Jahre 1604 ungefähr 55 Jahre alt sein." Er
ist demnach im Jahre 1549 geboren. Mehr weiss ich auch nicht
über ihn, als dass ihn der grosse van Dyk würdig schätzte,
ihn wegen seiner Kunstfertigkeit unter die bedeutendsten
Künstler einzureihen und zu porträtiren. Sein Porträt wurde
auch von van Dyk eigenhändig radirt. — Mir ist nichts von
seinen Werken, aber wol ihr Ruhm bekannt geworden.
De Bie, der dem van Mander um so viel näher steht, wäre 36.
weit eher in der Lage gewesen, von ihm etwas zu berichten,
als ich. —
Um dieselbe Zeit, oder wohl noch etwas früher ward
Isaak Nicolai zu Leiden geboren. Sein sicheres Geburtsjahr
konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Auch nimmt es mich
Wunder, dass Karel van Mander seiner nicht mit einem
Worte gedenkt, umsomehr, da er ein Mann von Ansehen und
zu verschiedenen Malen Bürgermeister der Stadt Leiden war,
wo er lange genug gelebt hat, dass ihm das Gerücht seines
Namens und seiner Kunst zu Ohren gekommen sein konnte,
denn er fungirte bereits im Jahre 1596 als Bürgermeister.
Ueberdies waren damals noch viele seiner Werke zu sehen, 37.
insbesondere in der Vierschaar, in der grossen Looyhal und
anderen Gebäuden zu Leiden, die für jene Zeil sehr ruhmwürdig
behandelt sind. Aber welche Liebe dieser Mann überdies für -
die Kunst hegte, geht noch daraus hervor, dass er alle seine
drei Söhne in derselben heranbildete.
Der älteste, Jakob Isaaksz, war lange Zeit in Neapel,
wo er auch ein Weib freite, mit welchem er im Jahre 16 17
in seine Vaterstadt Leiden kam, woselbst er, sowie auch in
anderen Städten, die Kunst zur Zufriedenheit der Liebhaber
ausübte, bis ihn zu Utrecht im Jahre 1639 der Tod ereilte. In
dieser Stadt ward er auch begraben.
Klaas Isaaksz, der zweite Sohn , hielt sich im Haag
auf und war ein geschätzter Künstler.
Willem Isaaksz war Hauptmann der Schützen zu
Delft und ein geschätzter Kupferstecher, aber er starb in der
Blüthe seines Alters, im Jahre 161 2. —
Ueber Adam van Oort weiss ich trotz aller ge-
pflogenen Untersuchungen nichts zu sagen, als dass Karel
2*
20 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
van Mander in dem Leben des Octavio van Veen seinen
Namen nennt und dass Kornelis de Bie seine Kunst mit
einigen Versen preist. —
38. Unter seinem Porträt, welches Hendrik Snyers ge-
stochen hat, ist zu lesen, dass er ein Schüler seines Vaters
Lambert gewesen, dass er in Antwerpen im Jahre iSSy
geboren und im Jahre 1641 gestorben ist. —
Octavio van Veen ist aus einem angesehenen und
berühmten Geschlechte zu Leiden im Jahre i558 geboren. Er
verlor früh seine Eltern. Seine Vormünder und Erzieher Hessen
ihn die Sprachwissenschaften und zugleich bei I s a a k Nico-
lai, der im Jahre iSpö Bürgermeister zu Leiden war, zeichnen
lernen. Im Alter von fünfzehn Jahren sandten sie ihn nach
Lüttich, um ihn in den Sprachwissenschaften weiter ausbilden
zu lassen. Er gab früh Beweise seiner ungewöhnlichen Be-
gabung sowol in der Wissenschaft als im Zeichnen, zu welcher
Kunst er insbesondere Neigung zeigte. Unter dem Vorwande,
seine Sprachstudien fortzusetzen, suchte er Gelegenheit in der
letzteren Fortschritte zu machen, was ihm auch gelang. Er
fand, wie de Piles berichtet, einen Gönner an dem Cardinal
Groesbeeck, der ihm Empfehlungsbriefe an den Cardinal
Madruzzi nach Rom gab, von dem er wohl aufgenommen
wurde. Er studirte auch ferner Sprachen, Naturkunde, Dicht-
kunst, andere Wissenschaften und die Malerei unter der
Leitung F red. Zucch e ro's, so dass man ihn in Italien für
einen in allen Wissenschaften geschulten Mann und folglich für
einen der hervorragendsten Geister seiner Zeit hielt.
Nachdem er einige bedeutende Werke gemacht hatte, ging
39. er nach Deutschland und ward zunächst in des Kaisers Dienste
aufgenommen. Später trat er in die der Kurfürsten von
Baiern und Köln. Aber alle Vortheile, die sich ihm an den
Höfen darboten, waren nicht mächtig genug, ihn lange daselbst
zu fesseln, denn er reiste ab und ging, um seine Dienste dem
Prinzen von Parma, der damals den Befehl über die Nieder-
lande hatte, anzubieten, und porträtirte denselben lebensgross,
in ganzer Figur, in Rüstung. Nach dem Tode dieses Prinzen
ging er nach Antwerpen, wo er viele Kunstwerke schuf, die
daselbst noch in den Kirchen zu sehen sind.
ERSTER THEIL. 2 1
Als der Erzherzog Albert von Oesterreich den Ober-
befehl an Stelle Parma's erhielt, entbot er ihn, nach Brüssel
zu kommen, und machte ihn zum Director der Münze; doch
ungeachtet ihm dieses Amt viel zu schaffen machte, liess er
doch nicht ab, auch ferner der Kunst zu leben. Er porträtirte
den genannten Erzherzog, sowie die Infantin Clara Eugenia
Isabella, die Tochter Philipp'sII. Königs von Spanien, welche,
im Jahre i566 geboren, den Erzherzog, einen Sohn Kaiser
Ferdinand's IL, im Jahre 1599 heiratete. Diese Porträts
wurden als Geschenk dem Könige Jakob von England über-
sendet. Zum Beweise, dass sein Talent auch zu anderen Dingen
geschickt war, entwarf er eine lange Reihe von Emblemen
oder Sinnbildern, ein Buch lediglich für spitzfindige Köpfe.
Desgleichen kennt man von ihm Sinnbilder zum Horaz,
ein Leben des heiligen Thomas von Aquino und Sinnbilder der
irdischen Liebe, welche letztere er der genannten Infantin
widmete, die ihm dafür die Gunst erwies, ihn zum Entwerfen
ähnlicher Sinnbilder von der göttlichen Liebe aufzufordern.
Der König von Frankreich, Ludwig XIII., lud ihn zu
verschiedenen Malen, doch stets vergebens, an seinen Hof, denn 40.
er hatte sich vorgenommen, seine künstlerische Thätigkeit in
den Niederlanden zu beschliessen. Er starb in Brüssel und ward
daselbst am 6. Mai 1629 begraben.
Octavio scheint mir nach all' diesen Umständen der Erste
und Bedeutendste Jener gewesen zu sein, die unter den damaligen
Kriegsunruhen sich erhoben und die P'ortentwicklung der Kunst
in den Niederlanden gefördert und angeregt haben; — denn er
lebte zu einer Zeit, in welcher die Mönche ängstlich bestürzt
den Zusammenbruch des römischen Stuhls in Folge der Predigten 41-
von Johann Calvin, Martin Luther und Anderer befürchteten
und die Gemüther in Bitterkeit und Zwist gegen einander
entbrannten. Und diese bald schlimmeren, bald besseren Ver-
hältnisse für die Kunst währten noch einige Jahre. — Willem
Goeree citirt in seinem Werke: „Waereltlyke veranderingen"
unter dem Jahre i566 aus van Mander: dass der Maler
Markus Geerards aus Brügge, der sich lange mit Zeichnungen 42.
für die Glasmaler ernährte, in Folge der neuen Prediger, welche
die Kunst fast ganz in Stillstand versetzten, oft ohne jegliche
22 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Arbeit war. Und er fügt noch hinzu: „Die Pabsterei war in
den Niederlanden so nahe daran, ganz einzuschlafen, dass selbst
die Maler und Bildhauer über das Versiegen aller Nahrungs-
quellen zu klagen begannen. In Folge dessen ätzte auch der
genannte Geerards die Aesopischen Fabeln in i25 Kupferplatten,
welche später in ein Buch vereinigt wurden, das uns noch
heute unter dem Namen: „Vorstelycke Warande der Dieren"
bekannt- ist und von dem Dichter Joost van den Vondel mit
lehrreichen Erläuterungen in Versen begleitet wurde." —
Auf welchem Gebiete der Kunst Jan de VS^aal sich
hervorgethan hat, weiss ich nicht; wol aber, dass er dieselbe
bei dem alten Frans Franken van Herentals, dessen van
Mander (p. i6i) erwähnt, gelernt hat, und dass er sich mit
einem Jan de Mayer, der ein guter Maler war, nach Paris
begeben hat, wo er seine Kunst mit Eifer ausübte und viel
Glück hatte. Er war ein Antwerpner von Geburt und starb
im Jahre i633, 7 5 Jahre alt.
Sein Zeitgenosse Adriaen Nieulant ist auch zu Antwerpen
geboren. Dieser hat die Anfangsgründe der Kunst bei Pieter
Fransz gelernt, der zu Helsingör an dem Sund im Jahre iSög
geboren ist, doch seiner Abstammung nach ein Harlemer war
43. und zu Amsterdam wohnte. Später begab ersieh zu Francois
Badens, der wol auch ein Antwerpner von Geburt, aber seit
seinem fünften Jahre in Amsterdam wohnhaft war, wohin sich
seine Eltern, um den spanischen Gräueln zu entfliehen, im Jahre
1 576 begeben hatten. Dieser war ein geschätzter Maler kleiner
Figuren und Landschaften und starb am 5. Mai 1601. —
Abraham Bloemaert ist um . den Weihnachtstag des
Jahres i564 zu Gorkum geboren. „Er war ein kunstgewandter
Bau- und Festungsbaumeister und sein Vater ein Bildschnitzer,"
sagt irrigerweise K. de Bie. Van Mander aber sagt: ^Sein
Vater, Kornelis Bloemaert genannt, verstand sich auf die
Bau- und Befestigungskunde und war überdies ein kunstgewandter
Bildschnitzer." Es ist klar, dass de Bie, der diese Lebens-
beschreibung aus van Mander entlehnt hat, im Nachschreiben
nicht genügend Acht gab.
Van Mander gibt die Gründe an, warum sein Vater aus
seiner Geburtstadt Dordrecht mit seinem Hausstande nach Gorkum
ERSTER THEIL. 23
Übersiedelte, von wo er nach Herzogenbusch und dann wieder
nach Utrecht ging, sowie dass unser A. Bloemaert, als er von
Paris zurückkam, mit seinem Vater von Utrecht wieder nach
Amsterdam ging, wo dieser Stadtbaumeister geworden war. Nach
des Vaters Tode kehrte Bloemaert wieder nach Utrecht zurück
und hier ist er, sagt de Bie, vor ungefähr drei oder vier Jahren 44-
erst gestorben. VS^enn man sonach vier Jahre von 1662, da
sein Buch erschienen ist, abzieht, so wäre dies im Jahre i658
gewesen; doch es ist nicht anzunehmen, dass er so alt geworden
ist. Man muss hier wol drei oder vier Jahre von jener Zeit
abrechnen, da er sein Buch schrieb, was wol viele Jahre früher
gewesen sein kann, ehe es gedruckt wurde; in Folge dessen ist
diese Rechnung etwas unsicher. Dass er aber ein alter Mann
geworden, geht aus einem Verse hervor, in dem es heisst:
„Der Tod hat ihn geschont, fast an die hundert Jahre." Seine
Lehrmeister und seine bedeutendsten Werke können bei van
Mander (p. 209) nachgelesen werden, der de Bie insoferne
widerspricht, als er verschiedene Meister mit Namen anführt,
bei welchen Bloemaert gelernt haben soll, während Jener
sagt: Das Meiste hat er ohne Unterweis von seinem Talente
allein erhalten. —
Er hat drei Söhne hinterlassen, die ebenfalls die Kunst
ausübten.
Hendrik, der älteste, lernte bei seinem Vater, hat aber
wenig von dessen Geist und Art geerbt und besass auch
nicht die Fähigkeit, mit der Welt zu verkehren, was auch
Sandrart bezeugt. —
Adriaen, der zweite Sohn, hatte mehr Talent und Eifer. 45.
Er ward ein guter Maler und zog nach Italien, um seine Studien
fortzusetzen, in welchen er grosse Fortschritte machte. Hierauf
trat er in Salzburg in die Dienste eines gewissen Benedictus,
der ein grosser Kunstfreund war, und arbeitete für diesen viele
schöne Werke. In einem Streit mit einem Studenten aber ward
er erstochen.
Kornelis, der jüngste, hat sich auch auf die Malerei
verlegt, aber er vertauschte den Pinsel mit dem Grabstichel,
weil sein Talent mehr zu dieser Kunst hinneigte. Er lernte
die Handhabung desselben bei Krispyn van de Pas, und
24
ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
brachte es in kurzer Zeit so weit, dass er verschiedene
Platten sowol nach Zeichnungen seines Vaters, als Anderer in
Kupfer stach, deren Abdrücke noch heute von den Kunst-
freunden geschätzt werden. Er reiste, um Gelegenheit zu
grösseren Arbeiten zu finden, zuerst nach Paris und von da
nach Rom, wo er viele herrliche Stiche nach Bildern der
geschätztesten italienischen Meister machte. Sein Vater, der den
Wunsch hegte, ihn vor seinem Tode noch einmal zu sehen,
bat ihn, zurückzukehren. Aber seine Rückkehr ward von ihm
so lange verschoben, dass sein Vater inzwischen starb und
er den Entschluss fasste, dort zu bleiben. Er starb selbst
hochbetagt.
Tobias Verhaegt hatte Neigung Bäume, Gebirge, Ruinen,
46. Gebäude etc. zu malen, und Korn, de Bie rühmt ihn mit
einigen Versen. — Er war ob seiner Kunst bei dem Herzog
von Florenz und auch in Rom sehr geschätzt. „Dort malte
er unter Anderem auch den babylonischen Thurm, der mehr
als seine früheren Arbeiten geschätzt wurde, in Folge dessen
er später diesen Gegenstand noch drei- oder viermal wieder-
holte. Eine solche Darstellung, welche Frank mit zierlichen
Figuren staffirte, befindet sich auch in Lierre."
In dem Leben des Octavio van Veen ist er unter den
jüngeren Künstlern erwähnt. Er konnte sich somit rühmen,
einen grossen Meister zu seinem Lehrer gehabt und selbst wieder
einen grossen Meister, Petr. Paul Rubens, herangebildet
zu haben.
Er ist zu Antwerpen im Jahre i566 geboren und daselbst
im Jahre i63i gestorben.
Nun folgt der geschickte Porträtmaler Michiel Miereveit,
zu Delft im Jahre i56y geboren, — von dem bezeugt wird, dass
47- die Früchte seines Talentes früher, als dies in der Regel der
Fall ist, zur Reife gelangten und seinen Eltern grosse Hoffnung
auf eine glückliche Ernte gaben; denn, erst acht Jahre alt, konnte
er bereits trotz dem besten Schulmeister von Delft schreiben,
in Folge dessen er schon von seinem zwölften Jahre ab zu
dem berühmten Maler Anthon Blokland geschickt wurde,
dessen Pinselbehandlung er auch in wenigen Jahren nach-
zuahmen verstand, —
ERSTER THEIL. 25
Van Mander (p. 196) erwähnt noch, dass ihn Erzherzog
Albert ob seines Talentes dringend an seinen Hof entboten
habe, und Sandrart sagt, „dass er durch seine Kunst so sehr
in der Gunst des Erzherzogs stieg, dass ihm dieser die Freiheit
gab, seinem mennonistischen Gottesdienst, der damals strenge
verfolgt ward, ungehindert obzuliegen". Und als wir die alten
Gedenkbücher der Stadt Delft durchblätterten, fanden wir auch,
dass er im Jahre 1625, als König Karl I. mit Henriette von
Bourbon, der Tochter König Hein rieh's IV. von Frankreich,
Hochzeit hielt, ersucht ward, nach London zum Könige zu
kommen. Diesem Wunsche würde er auch Folge geleistet haben,
da aber in eben jenem Sommer die Furcht vor der Pest in
London so sehr zunahm, dass der König und die Königin es
selbst gerathen fanden, die Stadt zu verlassen, in Folge dessen 48.
sein Vorhaben gestört wurde, entschloss er sich wieder, die
übrige Zeit seines Lebens in seinem Vaterlande zuzubringen.
Nachdem er viele Fürsten und Vornehme porträtirt hatte, starb
er zu Delft am 27. Juli 1641 und hinterliess einen guten Namen.
Joachim Oudaan dichtete für ihn ein Chronostichon als
Grabschrift. —
Als seine Schüler nennt man insbesondere: Paulus Mo-
reelse, Pieter Gerritze Monfort und KlaudiusKornelisze.
Er war ein redegewandter, leutseliger Mann und sehr
beliebt. Man glaubt, dass er in seinem Leben wol 5ooo Por-
träts gemalt habe, darunter viele, für die er i 5o Gulden erhielt.
Eine grosse Anzahl derselben ist durch die Kupferstiche
seines Schwiegersohnes Willem Delff bekannt. Dieser starb 49-
vor seinem Schwiegervater, der, wie gesagt, zu Delft am
27. Juli 1641 starb.
Miereveit hinterliess zwei Söhne; der erste, Pieter
Miere velt, geboren den 5. October i595, war ein vorzüglicher
Porträtmaler, wie man dies auch aus einem Bilde der ana-
tomischen Schule in Delft entnehmen kann, welches in der
Behandlung jenen seines Vaters ähnlich ist.
Paulus Moreelse ist zu Utrecht im Jahre i5yi geboren.
Karel van Mander gedenkt seiner (p. 212^) mit den Worten:
„Zu Utrecht lebt ein Maler Namens Paulus Moreelse, dieser
excellirt besonders in lebensgrossen Porträts und hat gegenwärtig
26 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
verschiedene unter den Händen, welche meisterlich behandelt
sind, so eines des Grafen und der Gräfin von Kuilenborg, in
Lebensgrösse und ganzer Figur; die Gemaiin des Herrn Knotter,
ein überaus kunstvolles Porträt, und noch andere mehr. Er
ist ein Schüler des Michiel Miereveit und noch sehr jung."
Wir fügen hier noch bei, dass er auch in Italien gewesen ist
und dort grosse Fortschritte machte. Während seiner An-
wesenheit in Rom übte er sich in historischen Darstellungen,
fand aber kaum Zeit, einige derartige Bilder zu vollenden, da
er durch die mannigfaltigen Bestellungen von Porträts, die ihm
von allen Seiten zu Theil wurden, vollauf beschäftigt war. Er
erlangte aber nicht allein als Maler grossen Ruhm, sondern
auch als Architekt, und das Katrynenthor zu Utrecht ist nach
seinem Plane gebaut. Er starb als Rath und Schöffe der Stadt
Utrecht im Jahre i638 und seine Leiche ward mit grossem
Pompe bestattet.
Aehnliches sollte dem frommen Jan van KuikWou-
terszoon, einem kunstfertigen Bild- und Glasmaler, nicht
5o. widerfahren , da es ihm bestimmt war, lebendig verbrannt zu
werden. —
Er ward ob seines Glaubens, welcher von jenem der Mönche
verschieden war, angeklagt und in Folge dessen zu Dordrecht
auf der Vuilpoort, dem damaligen Gefängnisse, zugleich mit
5i. Adriaantje Jans van Molenaarsgraaf festgesetzt. Dort sass er
lange Zeit gefangen, weil, wie ich glaube, der Oberschulze
Jan van Drenkwaert Boudewynsze ihn wol am liebsten ganz
verschont hätte, und deshalb die Vollstreckung des Urtheils von
Zeit zu Zeit verschob und in der Schwebe erhielt. Dieser war
noch ein junger bartloser Mann, in Folge dessen sein Porträt
ganz wol geeignet war, den König Salomon in einer Darstellung
des ersten Urtheils abzugeben, ein Bild, mit welchem Kuik im
Gefängnisse für den Oberschulzen beschäftigt war. Dies er-
weckte aber nicht allein den Verdacht der Mönche, sondern
diese gingen so weit, in öffentlichen Predigten die Saumseligkeit
des Schulzen zu schmähen und zu sagen, dass er ihn deshalb
so lange im Gefängnisse halte, damit er für ihn Bilder male.
In Folge dessen sah sich der Schulze gedrängt, ihn als Schlacht-
opfer ihrer Wuth auszuliefern. Er ward am 28. März 1572
ERSTER THEIL. 27
am Nieuwe-werk zu Dordrecht in Gegenwart einer empörten
Zuschauermenge zugleich mit der vorgenannten Adriaantje Jans
lebendig verbrannt. Er hinterliess eine betrübte Frau, eine
sieben Jahre alte Tochter und einen guten Namen.
Ihm folgt Sebastiaen Franks, über welchen van Mander
(p. 208) folgendermassen berichtet: Er hat bei Adam van
Oort gelernt, ist ein geschickter Maler von Landschaften,
Pferden und Figuren, und nun, im Jahre 1604, ungefähr 3i
Jahre alt.
K. de Bie erwähnt noch überdies einen Gabriel und ^2.
einen Franks den Jüngeren, wol denselben, den er später
(p. 100) in seinen Versen Jan Baptist nennt; unter den Por-
träts van Dyk's finden sich ein Sebastiaen, Francois und
Fran^ois Franks der Jüngere.
Ich glaube, dass Sebastiaen der Erste dieser Familie
ist, da van Mander keinen Anderen nennt. Von diesem sagt
De Bie in Uebereinstimmung mit van Mander, dass er ein tüch-
tiger Landschafts- und Figurenmaler war. Mein Schwiegervater
Jakob Sasbout Soubourg besass ehedem zwei Landschaften
mit schönen Figuren von seiner Hand auf Kupfer gemalt, die
mir stets ausserordentlich gefielen. In dem einen waren die
Kinder von Bethlehem dargestellt, die dem Propheten Kahlkopf
nachriefen und von den Bären zerrissen wurden. Das andere
enthielt eine Darstellung aus dem neuen Testamente und die
Figuren waren sicher gezeichnet und keck costümirt.
Die Werke des jüngeren Franks, sagt de Bie, bestanden
sowol in Darstellungen aus dem alten und neuen Testamente,
als auch aus der römischen Geschichte, voll zahlloser Figuren,
welche sein Pinsel geschickt anzuordnen und in sicherer Weise
auseinander zu halten verstand.
Wer aber von Diesen jene Bildergalerien mit mannig-
faltigen Gemälden gemalt hat, in welchen man, obgleich sie
verkleinert sind, die Behandlung jedes einzelnen Meisters er-
kennen kann, weiss ich nicht. —
Van Dyk hat sie sämmtlich den besten Malern jener Zeit
eingereiht. —
Nun erscheint der Zeit nach der Maler Adam Elshaimer,
der zu Frankfurt im Jahre 1574 geboren ist. Sein Vater war 53.
28 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ein Töpfer, nach Anderen ein Schneider, der, als er in ihm
von Jugend auf viel Talent und Neigung zur Malerei bemerkte,
ihn nach Frankfurt zu Philip Offenbach, einem guten Zeichner
und Maler, schickte, den er später weit in der Kunst übertraf.
Er war jeder Gesellschaft Feind, meist trübsinnig und zur Ein-
samkeit geneigt. Zu seiner Erholung suchte er die abgelegensten
Plätze und hielt sich meistens allein in Kirchen und verfallenen
Ruinen auf; er war kaum zu bewegen, die Gesellschaft seiner
Kunstgenossen und Anderer aufzusuchen und glich beinahe einem
zweiten Demokrit. —
Er hat nur wenige Bilder, diese aber mit viel Fleiss ge-
malt und auch aus dieser kleinen Zahl geht zur Genüge hervor,
dass er ein grosser Meister war. Wären ihm seine Werke bei
^4- Lebzeiten so theuer bezahlt worden, wie dies gegenwärtig
geschieht, er wäre vielleicht nicht arm gestorben; denn das
Bildchen, welches die Ceres darstellt, die einen Knaben,
der sie verspottete, in eine Eidechse verwandelt, welches
H. Goudt gestochen hat, wurde für die Summe von 800 Gulden
verkauft. Aber die wenigsten Künstler sehen ihre Werke
bei Lebzeiten nach Verdienst bezahlt und müssen darob wie
Elshaimer getrost sein, der bei all' seinem Fleisse nichts
nachgelassen hat als einen berühmten Namen, der mit seinen
mühevoll vollendeten Werken den Jahrhunderten trotzen wird. —
Sandrart sagt: „Er heiratete eine Römerin, mit welcher
55. er viele Kinder zeugte, wodurch er in Schulden gerieth, ver-
armte und endlich eingesperrt wurde. Im Jahre i632 lebte
noch seine Frau und mehrere seiner Söhne, er aber war schon
lange todt." David Teniers der Aeltere war in Italien sein
Schüler. Aber insbesondere wird Jakob Ernst Thoman von
, Landau als solcher gerühmt, der seine Weise so wol nachzu-
ahmen verstand, dass in den Werken Beider wenig Unter-
schied zu finden ist.
Von ganz anderer Art und Anschauung war sein Jahr-
genosse Lucas Francois der Aeltere. Liebte Elshaimer
die stille Einsamkeit, so suchte dieser das Gewühl der Höfe.
Der Erste verachtete das Geld oder behielt Nichts , der Zweite
dagegen liebte es und wusste sich dessen wol zu bedienen. Ihre
Ansichten waren von einander ebenso verschieden, als ihre
ERSTER THEIL. 29
Geburtsstädte von einander entfernt waren, denn dieser wusste,
dass das Glück der Kunst an den Höfen zu finden wäre und
dass es bei den Haaren zu fassen sei, so lange es uns günstig
scheint. Sechs Jahre hindurch hat er seine Kunst in Spanien
und Frankreich, sowol in geschichtlichen Darstellungen als in
Porträts, mit Anerkennung ausgeübt. Man sieht noch heute
Bilder von ihm in Mecheln, wo er am 25. Januar 1574
geboren ward. Er starb am 16. September 1643 und hinter-
liess zwei Söhne, Pieter und Lucas, die Beide tüchtige Maler
waren und deren wir noch unter ihren Geburtsjahren gedenken
wollen.
Zu derselben Zeit, als Adam Elshaimer zu Rom lebte,
war Hendrik Goudt, zu Utrecht aus altadeligem Geschlechte
geboren, auch dort. Er war ein vertrauter Freund Elshaimer 's
und lernte ihn noch zu jener Zeit kennen, da er in Holland
war. Er schätzte seine Kunst so sehr, dass er ihm nicht allein
das abkaufte, was er malte, sondern er gab ihm auch Geld 56.
im Vorhinein^ damit er für ihn arbeite. Er selbst malte auch
in derselben Weise und nahm ihn zu seinem Vorbilde; aber
insbesonders war er ein vorzüglicher Kupferstecher und stach
die von Elshaimer gekauften Bilder nach seiner Rückkehr
nach Utrecht in Kupfer; dies waren aber seine einzigen der-
artigen Arbeiten, denn eine Frauensperson, die ihn heiraten
wollte, gab ihm einen Trank, der ihn im Jahre 1624, anstatt
ihn verliebt zu machen, um den Verstand brachte, so dass er
sein Bewusstsein gänzlich verlor und nur über die Kunst bis
zu seinem Tode klare Antwort zu geben wusste.
Roelant Savry Jakobszoon ist zu Cortrik in Flandern
im Jahre 1576 geboren. Wenn sich Viele damit begnügen, die
Kunst nur nach einer gewissen Richtung auszuüben, so ver-
stand R. Savry Alles in gleicher Weise, so dass es schwer
ist, zu sagen, worin er am vorzüglichsten war.
Sein Vater Jakob Savry, der auch ein guter Maler
war, lehrte ihn Fische, Vögel und andere Thiere darstellen.
Aber dieses Gebiet schien ihm bald zu enge. Deshalb übte
er sich nebenbei auch Landschaften , insbesondere nordische
Ansichten, mit Klippen und Wasserfällen zu malen. Inzwischen
wollte es sein Glück, dass dem Kaiser Rudolf eines seiner 57.
3o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Bilder zu Gesichte kam, dieser Gefallen an seiner Weise fand,
ihn in seine Dienste nahm und ihm Gelegenheit gab, mit einem
Herrn nach Tirol zu reisen, um alle schonen Ansichten von
Landschaften und Wasserfällen nach der Natur aufzunehmen,
um dauernde Eindrücke von der Art und Natur der Dinge
durch längeres Anschauen zu empfangen. Er nahm auch diese
Gelegenheit wahr, zeichnete Alles, was ihm werth schien, gemalt
zu werden, in ein Buch, und zwar zuerst die Umrisse mit
der Feder, dann den Hintergrund mit Blei, und vollendete das
Ganze mit Farbe oder übermalte es leicht mit Wasserfarbe. Dieser
Skizzen bediente er sich nachträglich zu jenen Landschaften, mit
welchen er die Galerie in Prag ausmalte, die grÖsstentheils von
Egid. S adeler und seinem Schüler Izak Major in Kupfer
gestochen wurden.
Als der Kaiser im Jahre 1612 starb, ging er nach Holland,
wo er für die Liebhaber viele grössere und kleinere Bilder malte.
Er war ein Mann mittlerer Grösse, aber wolbeleibt, wie dies
aus seinem Porträt, welches zu mehreren Malen in Kupfer
gestochen wurde, zu entnehmen ist.
Wir selbst benützten zu seinem Porträt jenes Blatt, welches
Geertruyd Rogman nach einem Bilde von P. Moreelse
gestochen hat, von welchem wir einen Probedruck bei dem
Kunstfreunde E. Feytama fanden. Daraufhatte Hend. Lamb.
Rogman im Jahre 1640 nebst einigen Versen mit eigener Hand
geschrieben: Roelof Savry, Hofmaler der römischen Kaiser
Rudolf und Mathias. —
58. Ich sah einmal ein grosses, ausserordentlich gut gemaltes
Bild von ihm, in welchem Orpheus dargestellt war, wie er
Bäume, wilde Thiere und Steine durch sein Saitenspiel rührte,
zähmte und sich nachlockte. —
59. Er war gewöhnt, des Morgens eifrig zu arbeiten und
Nachmittags Gesellschaft aufzusuchen. Er blieb ledig, und wenn
60. ihn Jemand nach der Ursache fragte, so fertigte er ihn mit den
Worten des Horaz ab: Melius nil caelibe vita. Er lebte und
starb zufrieden zu Utrecht im Jahre 1639.
Das Jahr 1577 bringt uns zunächst aus Antwerpen, der
Wiege so mancher Künstler, Adam Willaarts. Dieser machte
sich die Darstellung von Uferlandschaften mit Barken ^ Schiffen
ERSTER THEIL. 3 I
und Galeeren, sowie auch Seehäfen, wimmelnd von kleinen
Figuren, welche Frachten auf- und abladen, zur Aufgabe
und hat dies Alles so ausführlich , naturlich und geschickt dar-
gestellt, dass er dadurch berühmt geworden ist. Insbesondere
aber, und dies hatte ich beinahe vergessen, war er ausgezeichnet
in Darstellungen von Feuer branden. Er wohnte in Utrecht und
starb auch daselbst.
Aart Janze Druivestein, dessen van Mander am
Schlüsse seines Werkes gedenkt, war Landschafts- und Thier-
maler, doch übte er die Kunst lediglich aus Liebhaberei und 6i.
nicht zu seinem Erwerbe. Er ward zum Bürgermeister von
Harlem gewählt und war auch ehedem Aeltester der reformirten
Kirche, Er starb am 5. August 1617, 5o Jahre alt.
Sein Zeitgenosse Jakob Willemsz Delff war ein guter
Porträtmaler, wie dies auch aus dem Schützenbilde auf dem
Doelen zu Delft zu entnehmen ist, welches er im Jahre 1592
gemalt. Bei der Pulver-Explosion im Jahre 1654 ward es mit
noch anderen Kunstwerken beschädigt und beinahe zerfetzt, aber
sein Enkel Jakob Delff sorgte für die Wiederherstellung.
Wie gross sein Hang und seine Liebe zur Kunst gewesen,
geht daraus hervor, dass er alle seine drei Söhne dazu anleitete.
Der älteste, Kornelis Delff, hatte zuerst seinen Vater,
dann Korn. Kornelisze von Harlem zum Lehrer und war
ein guter Stillleben-Maler.
Rochus Delff, der zweite, war ein guter Porträtmaler.
Willem Delff, der jüngste, ein geschickter Kupferstecher.
Er heiratete eine Tochter des berühmten M. Miereveit,
dessen bedeutendste Porträts er in Kupfer gestochen hat. Er
starb am 11. April i638.
In demselben Jahre iSyy, am 28. Juni, wurde Petrus 62.
Paulus Rubens zu Köln am Rhein geboren. —
Sein Vater Jan Rubens, aus adehgem Geschlechte, war
Beisitzer des Rathes von Brabant und fand sich in Folge der
Kriegsereignisse genöthigt, Antwerpen zu verlassen und mit
seiner Frau nach Köln zu ziehen, damit ihr während ihrer
Schwangerschaft in Folge plötzlichen Schreckens kein Unheil
widerfahre. Demzufolge wurde P. P. Rubens dort geboren.
Dies erzählt De Piles und es wird bestätigt von Floren t
32 ARNOLD HOUBRAKEN^S GROSSE SCHOUBURGH.
le Comte, den ich durchgehend genauer und gewissenhafter
finde als Kornelis de Bie, der sich Mühe gibt Antwerpen
als Rubens Geburtsstadt zu ehren. —
Nachdem die Unruhen erstickt waren, zogen seine Eltern
wieder von Köln nach Antwerpen. Da sein Vater nach wenigen
Jahren gestorben war, ward er von seiner Mutter und seinen
Vormündern in die lateinische Schule geschickt, mit der
Absicht, ihn der Rechtsgelehrsamkeit zu widmen, damit er
später das angesehene Amt seines Vaters bekleiden könnte.
Ueberdies sorgten sie für taugliche Lehrmeister, um ihn
in der Zwischenzeit auch andere Wissenschaften und Künste
lernen zu lassen, da sein Geist zu Allem befähigt erschien. Da
63. er auch Anlagen zur Kunst verrieth, besorgten sie ihm einen
guten Meister, um einige seiner Mussestunden mit dieser Uebung
auszufüllen.
Es währte nicht lange , so wurde seine Lust und Liebe zur
Kunst so mächtig, dass sowol seine Mutter als seine Vormünder
es für angezeigt hielten, seiner Neigung nachzugeben und ihn
ganz derselben zu widmen; sie schickten ihn deshalb zu
Octavio van Veen, dem Hofmaler des Herzogs von Parma und
des Erzherzogs Albert, oder wol vorher noch zu Tobias
Verhaegt, dessen Bildniss mit den Worten prunkt, dass er
der erste Lehrer des ausgezeichneten P. P. Rubens gewesen
sei. Andere behaupten, dass Adam van Oort sein erster
Lehrer war. —
64. Nachdem Rubens den Unterricht der genannten Lehrer
genossen hatte, zog er schliesslich Otto Venius vor, nicht weil
er etwa ein grösserer Künstler gewesen wäre als die Vorigen,
sondern wegen seines hohen Verstandes und seiner geistvollen
Lehren, bis er endlich durch ausgezeichneten Flei$s, guten
Unterricht und die Hilfe seines Talentes solche Fortschritte
machte, dass seine Arbeiten mit jenen seiner Lehrer um den
Vorrang wetteiferten.
Bald darnach ergriff ihn die Reiselust, worauf er über
Frankreich nach Italien ging, daselbst einige Jahre blieb, viel
arbeitete und seine Zeit damit hinbrachte. Alles, was zu Rom
sowol an Bildhauerwerken als an Gemälden Vorzügliches und
Ausgezeichnetes vorhanden ist, mit Aufmerksamkeit zu besehen.
ERSTER THEIL. 33
Zur selben Zeit studirte er die Werke Titian's in Venedig,
wo er die Bekanntschaft eines Edelmannes, des Herzogs von
Mantua, machte, der ihn im Namen seines Herrn ersuchte, als
Edelmann und Maler in dessen Dienste zu treten. Er gab dieser
Aufforderung nach, weil sich in Mantua vorzügliche Gemälde der
geschätztesten Maler befanden. Er hielt sich dort eine Zeit lang
auf, machte sich bei dem Herzog besonders beliebt und studirte 65.
mit grossem Eifer die Werke des Julio Romano.
Von da ging er wieder nach Rom, um seine Studien
in Allem, was zur Ausbildung seines Talentes dienlich war, fort-
zusetzen, und fand daselbst Gelegenheit sowol in der h. Kreuz-
kirche als auch in der neuen St. Peterskirche einige Altar-
bilder, sowie auch für den Erzherzog Albert von Oesterreich
zu malen.
Im siebenten Jahre seines Aufenthaltes erhielt er die Nach-
richt, dass seine Mutter gefährlich erkrankt wäre, worauf er
ohne jeden Aufschub von Rom abreiste. Aber sie war bereits
todt, ehe er wieder nach Antwerpen kam.
Es wird erzählt, dass er nur wenige Zeichnungen oder
Studien von Rom mitbrachte, und als er daheim nach solchen
gefragt wurde, gab er zur Antwort, dass er sie in dem Cabinete
seines Gedächtnisses eingesperrt hätte. Es geht auch aus der
wirksamen Art, die er sich aneignete, hervor, dass er die
berühmten Kunstwerke eines Titian, Paolo Veronese und
Tintoretto gesehen hatte; doch ich muss inzwischen erwähnen,
dass das Gerücht den Ruf, den er zu Rom und Venedig durch
seine Arbeiten erlangte, noch vor seiner Ankunft ausposaunt
hatte, in Folge dessen Alles Verlangen trug, etwas von seiner
Hand zu besitzen, und er Gelegenheit fand, viel Geld dafür
zu begehren.
Dies war andererseits Ursache, dass ihn Viele mit Miss-
gunst betrachteten. Unter diesen war Abraham Janszen, der
ihm einen Wettstreit anbot, in der Absicht, das Zuerkennen
des Preises dem Urtheile aller Kunstkenner zu unterwerfen. 66.
Diesen fertigte er aber geistreich mit den Worten ab, dass er
dies längst gethan habe und seine Werke dem Urtheile der
ganzen Welt anheimgestellt hätte, und dass er dies ebenfalls
thun möge.
Quellenschriften f. Kunslgesch. XIV. 3
34 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBÜRGH.
Sein Geist aber und seine Lebenserfahrung fanden bald
Mittel, seine Neider zu seinen Freunden zu machen. —
Dabei war er bescheiden , höflich und liebenswQrdig gegen
Jedermann; eine Eigenschaft, die ihn bei Hoch und Nieder,
insbesondere aber bei Künstlern, beliebt machte und wovon wir
eine beachtenswerthe Probe noch anführen werden.
Seine Mutter war, wie bereits gesagt, gestorben. Dies
bewog ihn, Catarina Brintes zu heiraten, mit welcher er vier
Jahre glücklich lebte. Ihr Tod ging ihm so sehr zu Herzen,
da SS er, um seine Trauer zu zerstreuen, eine Reise nach Holland
machte, um in allen Städten die Kunstschulen, Kunstgenossen-
schaften und Künstler zu besuchen; dieser Reise gedenkt auch
die ,, Beschreibung von Gouda" und erzählt, dass er, um die
Werke von Jakob Reugers Blök kennen zu lernen, diesen in
seinem Hause besuchte, was wir ausführlicher in dessen Lebens-
geschichte melden.
Sandrart, der ihn damals kennen lernte und diese Be-
kanntschaft auch ferner unterhielt, sagt, „dass er, sobald er
nach Utrecht gekommen war, zuerst G. Honthorst aufsuchte,
seine Werke besichtigte, ein von ihm vor Kurzem begonnenes
Bild, welches den Diogenes vorstellte, der mit einer Laterne
67. bei hellem Tag am Markte zu Athen Menschen sucht, kaufte
und die Erfindung daran besonders lobte; ferner dass er selbst
Rubens seine Dienste anbot, um ihn, da inzwischen sein
Meister Honthorst krank geworden, zunächst zu A. Bloemaert,
hernach zu Kornelis Poelenburg zu führen, dessen
Arbeiten er hochschätzte und bei dem er verschiedene Bilder
bestellte; dies that er auch bei den übrigen Malern*'. Von da
begleitete ihn Sandrart nach Amsterdam, wo er 14 Tage
zubrachte und Alles besichtigte.
Er besass einen seltenen Eifer für alle Wissenschaften
und Künste, selbst für Sprachkunde. Er selbst war verschiedener
Sprachen mächtig, dabei von Natur aus redegewandt, und seine
äussere Erscheinung entsprach den Eigenschaften seiner edlen
Seele. Deshalb ward er wegen seiner Fähigkeiten von Philip IV.,
dem Könige von Spanien, für den er viele ruhmwürdige Werke
ausgeführt hatte, in besonderer Mission an den britischen Hof
gesandt; De Piles fügt hinzu, dass die Infantin, die ihm
ERSTER THEIL. 3 5
eine Gunst erweisen wollte, die Ursache davon war und
dass diese bei Philip derart intriguirte, dass Rubens in der
Würde eines Gesandten an den englischen Hof geschickt wurde.
Derselbe erzählt ferner, dass ihn der König von England,
KarJ I., huldvoll empfing und ihm vor dem ganzen Parlamente
einen Degen und eine mit Diamanten besetzte Kette, 12.OQO Reichs-
thaler werth, zum Geschenke machte. Er kehrte hierauf wieder
nach * Spanien zurück, um seinem Herrn Bericht über seine
Sendung abzustatten und wurde von diesem reich beschenkt.
Andere aber glauben, dass dies zumeist in der Absicht geschehen
sei, Rubens eine Gelegenheit zu geben, mit dem Könige zu
sprechen, an welchen er wegen der Arbeiten für den Saal von 68.
Whitehall, welche wol bestellt, aber nicht bezahlt wurden, ein
Anliegen hatte. Diese Bilder wurden ihm, da er in London
war, von Antwerpen, wo er sie gemalt hatte^ nachgeschickt.
Karl Stuart, der, wie man glaubt, diesen Wink verstand,
erwies ihm ungewöhnliche Huld und Freundschaft.
Ich selbst hatte im Jahre 17 14, als ich dort war, den
Wunsch, sowol das Kunstwerk, als auch den Saal, aus welchem
König Karl das Schaffot bestieg, zu sehen; seit jener Hin-
richtung wurde er nicht mehr als ein Gerichtssaal, sondern als
Empfangssaal für fremde Potentaten und Gesandte benützt und
„Bankethous" genannt. Jetzt werden aus Mangel an Kirchen
in London jeden Nachmittag die allgemeinen Gebete darin vor-
gelesen und Sonntags daselbst gepredigt, \
Als einer seiner bedeutendsten Arbeiten wollen wir der
Luxembourg-Galerie erwähnen, eines Werkes, welches ihm viel
Ruhm brachte und welches, von den besten Kupferstechern,
als: G. Edelink, G. Duchange, Kornelis Vermeulen,
B. Picart, A. Loir und B. und J. Audran, in Kupfer ge-
stochen, aller Welt anschaulich macht, was er zu leisten im
Stande war. In Anbetracht dessen ist es wol unnütz, noch des
Weiteren seines Lobes zu gedenken. Seine zahlreichen Werke,
als Altarbilder oder anderweitig verwendet, und eine grosse
Anzahl Porträts, welche er für Fürsten und Prinzen gemalt,
melden selbst das Lob ihres Meisters.
Einen Vorfall, der ihm während seiner spanischen Reise 69.
begegnete, hätte ich beinahe vergessen. Der Herzog Johan
3*
36 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBüRGH.
von Braganza, später König von Portugal, ein Verehrer der
Kunst, schrieb einem seiner Freunde in Madrid, dass er Rubens
auffordern möge, ihn in seinem Schlosse Villa -Vizosa zu
besuchen. Rubens kam diesem Wunsche nach und begab sich
mit grossem Gefolge auf den Weg, Als der Herzog erfuhr,
dass Rubens, den er allein erwartete, von so grossem Gefolge
begleitet nach Vizosa käme, sandte er ihm in aller Eile einen
Edelmann zu Pferd entgegen, der ihm sagen sollte, dass der
Herzog aus wichtigen Gründen anderweitig verreist und nicht
in der Lage wäre, ihn zu erwarten, ihm aber zur Vergütung
seiner Kosten und Zeit fünfzig Pistolen anbieten lasse. Rubens
aber weigerte die Annahme derselben und sagte: dass diese
Summe wohl zu gering wäre, da er sich vorgenommen hatte,
vierzehn Tage in Vizosa zu verweilen und daselbst tausend
Pistolen zu verzehren.
Nachdem Rubens noch eine Zeit in Spanien verweilt
hatte, reiste er nach Antwerpen, wo er so viele herrliche
Werke ausführte, dass man darob zunächst erstaunen muss;
ja man würde es Niemandem glaublich machen können, wenn
man nicht hinzufügen würde, dass er viele Schüler, die er
unterrichtete, zum Untermalen und Malen der Gewänder, des
Hintergrundes, der Gebäude und anderen Beiwerks, wol auch
zum Anlegen des Nackten verwendete, wodurch er sich sowol
70. als auch seinen Schülern grossen Vortheil brachte, da auf
diesem Wege von ihm viele treffliche Meister herangebildet
wurden, die seine Grossartigkeit der Auffassung und die Kraft
seiner Farbe ihm absahen und sich derselben in ihren eigenen
Werken bedientea. Allerdings hatten sie bei Lebzeiten ihres
Meisters nicht viel Gelegenheit dazu, am wenigsten zu grossen
und einträglichen Arbeiten, da er die reichsten Leute auf seiner
Seite hatte, in Folge dessen ihm Alles von selbst in den Schoss
fiel. Dies geht zu verschiedenen Malen an tüchtigen Künstlern,
die seine Schüler gewesen , insbesondere ah Anton van Dyk,
hervor. —
Als dieser einmal, zu jener Zeit, da er bereits das
Atelier seines Meisters verlassen hatte, für ein Kloster ein
Altargemälde vollendete, wussten die Kuttenbrüder daran so
viel zu mäkeln, dass es zweifelhaft war, ob er sich wol an
ERSTER THEIL. By
dem bedungenen Gelde die Finger blau zählen würde; denn sie
thaten so, als ob sie es ihm lassen wollten , was ihn sehr verdross. —
Ueber das ihm zugefügte Unrecht brütend, ging er vor
die Stadt, um in der Einsamkeit mit sich selbst zu Rathe zu
gehen, welches wol das beste Mittel wäre, um aus dieser
Klemme herauszukommen. Zur selben Zeit geschah es, dass
Rubens in seiner Kutsche zur Erholung auf den Feldern
spazieren fuhr und dass er van Dyk begegnete. — Er fragte 7 J*
ihn nach dem Grunde seines einsamen Wandeins und seiner
Traurigkeit und zerstreute seine Schwermut indem er ihm
sagte, dass er des anderen Tags in sein Haus kommen wolle,
um das Bild zu sehen und über ein Mittel nachzudenken, ihm
dienlich zu sein.
Dies geschah auch, denn er kam des anderen Tags zu
van Dyk, sah das Bild, bezahlte ihm die Summe, die er dafür
ausbedungen hatte und Hess es in sein Haus tragen. Die Kloster-
väter waren nicht wenig darob verlegen, weil sie einsahen,
dass Rubens ihre verächtliche Handlungsweise durchschaut
hatte und schämten sich vor ihm, der in grossem Ansehen und
Achtung stand. Sie waren froh, dass sie es aus seinen Händen
zu demselben Preise wieder erhalten konnten.
Es würde demnach wie Undankbarkeit erscheinen, wenn
van Dyk mit Rubens später nicht mehr in Freundschaft
verkehrte, aber ich werde auch die geheimen Gründe dafür
an richtiger Stelle mittheilen.
Rubens war, wie ich bereits wiederholt gesagt habe,
sowol in Anbetracht seiner Geburt, seines Benehmens, seiner
Ehrenämter und Kunst bei allen Grossen geachtet und geschätzt.
Dazu kam noch, dass er in zweiter Ehe Helena Fourment
heiratete, die wahrlich eine Helena an Schönheit war. Ein
nicht zu unterschätzender Vortheil für einen Maler, um die
Kosten des Modells zu ersparen. Ueberdies besass sie Verstand
und Vermögen, damit ihrer Drei hinreichend auszustatten, und
vielvermögende Freunde, die ihm dienlich sein konnten. In Folge 72«
dessen flogen ihm alle Vortheile des Pinsels von selbst zu.
Auch besass er eine ungewöhnliche Fähigkeit, allen Mächtigen
zu schmeicheln und so zu seinem Vortheile in ihrer Gunst
zu steigen. —
38 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Er baute für sich zu Antwerpen ein Haus, welches ihn
wol 60.000 Gulden kostete, und in demselben einen Saal wie
die Rotunde in Rom, in welchen das Licht durch eine Oeflf-
nüng im Dache von oben hereinfiel.
Diesen Saal schmückte er mit seinen angesammelten
italienischen, französischen und niederländischen Kunstwerken
und Gemälden von seiner eigenen Hand; diese Sammlung ward
bald weit berühmt, so dass der Herzog von Buckingham,
der seinen Palast damals mit Kunstwerken ausschmücken wollte,
Michiel le Blon, einen Liebhaber und feinen Kunstkenner,
beauftragte , ihm für 60.000 Gulden Kunstwerke aus dieser
Sammlung anzukaufen, was auch geschah. — Da Rubens das
Geld zu schätzen wusste — und die Art, es zu verdienen,
genau kannte, sammelte er ein bedeutendes Vermögen, was
endlich auch allgemein bekannt wurde.
Kurz nach diesem Verkaufe machte der Alchymist Brendel
aus London einen Versuch auf das bedeutende Vermögen des
Malers, fand sich aber in seinem Vorhaben schändlich betrogen.
73. Er köderte Rubens mit vielverheissenden Reden und Ver-
sicherungen eines gewissen Erfolges seiner Goldmacherkunst und
stellte ihm gegen den halben Gewinir seine Dienste zur Ver-
fügung, wenn Rubens ein Laboratorium erbauen und alle
Erfordernisse, die dazu nöthig wären, besorgen würde. Nach-
dem ihn dieser mit grosser Geduld zu Ende gehört hatte,
antwortete er ihm sehr verständig: Ich danke Ihnen vielmals für
dieses Anerbieten, mein Herr, Sie kommen aber um 20 Jahre
zu spät; denn inzwischen habe ich durch den Pinsel längst
den wirklichen Stein der Weisen gefunden. —
74. Wenige Jahre vor seinem Tode fühlte er eine Lähmung
in seiner Hand, in Folge deren er grosse Arbeiten unterlassen
musste, doch malte er noch femer kleine Bilder, meist Land-
schaften auf der Staffelei, wobei er sich des Malerstockes mehr
bedienen konnte.
Er starb zu Antwerpen am 3o. Mai des Jahres 1640 und
ward mit prächtigem Leichenpompe begraben« Vor seinem Sarge
ward ein schwarzes Sammtkissen, auf dem eine goldene Krone
Jag» getragen, und ein grosses Gefolge von Künstlern und der
angesehensten weltlichen und geistlichen Herren folgte ihm.
ERSTER THEIL. ^g
Seine Leiche ward in der St. Jans- Kirche bestattet, wo sein
Grabstein noch heute zu sehen ist.
Er hinterliess eine Tochter und einen Sohn, Andere sagen
zwei Söhne, aus seiner zweiten Ehe; Albertus, der Aeltere,
war Secretär oder Geheimschreiber der Stände von Flandern. —
Unter der grossen Anzahl von Malern, welche Rubens 76.
herangebildet hat, wird auch Pieter Soutman genannt. Da
wir aber weder sein Geburts- noch sein Todesjahr erfahren
konnten, können wir ihm keinen besseren Platz anweisen, als
den nach seinem Meister. Samuel Ampzing nennt ihn Pieter
Klaasze Soutman und gedenkt seiner auch in der Beschrei-
bung von Harlem , der Stadt, in der er geboren und gestorben
ist. — Er wird für einen der Besten gehalten, die aus dieser
Schule hervorgegangen sind. —
Seine Arbeiten zeigen , dass er nicht durch Gunst, sondern
durch sein Verdienst am polnischen Hofe beliebt und geehrt
gewesen. Er malte Porträts und grosse Compositionen.
Kornelis Schut, der aus derselben Schule hervorgegan- 77.
gen, ist zu Antwerpen geboren. Die Musen haben sein Talent
mit poetischen Ideen begünstigt, welche seine Erfindungen
kennzeichnen und seine Werke beliebt machten. Er wählte
vorzugsweise bewegte Stoffe, und hat neben dem Pinsel auch
die Aetznadel gehandhabt, wie dies aus einer beträchtlichen
Anzahl Radirungen hervorgeht, die von ihm herrühren. Wenn
sie auch nicht nach jeder Richtung hin gelungen und sicher
in der Behandlung sind, bekunden sie doch ein flottes Talent.
Auch Kornelis de Bie spielt mit einigen Versen auf seine
Radirungen an. —
Van Dyk hat, in Würdigung seines Talentes, sein Porträt,
nebst anderen seiner Kunstgenossen, für den Kupferstecher im
kleinen Formate gemalt. —
Samuel Hofman aus Zürich kam, nachdem das Gerücht
den Ruf der Werke Rubens' dem ganzen Erdenrund verkündet
hatte, nach den Niederlanden, begab sich unter 5eine Leitung
und bildete sich an seinen Lehren und durch Abmerken seiner
Kunstgrifife bald zu einem guten Maler aus.
Später Hess er sich in Amsterdam nieder, wo er viele
gute Werke, auch Porträts, malte, und heiratete im Jahre 1628,
40 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
wonach er mit seiner Frau nach Zürich ging, wo er berühmt
78. wurde und Gelegenheit fand, für den Herzog von Mailand
einige Bilder zu malen. Von da ging er nach Frankfurt am
Main, wo er ein grosses Bild am Rathhause gemalt hat. Endlich
starb er im Jahre 1640 am Podagra. Seine Frau und Kinder,
unter diesen eine Tochter, welche auch Malerin war, zogen nach
seinem Tode wieder nach Amsterdam.
Jan van Hoek, ein Antwerpner, hatte das Glück, ob
seiner grossartigen Compositionen , seines blendenden Colorits
und seines schmeichelnden Pinsels, nicht weniger als sein
Meister Rubens, bei Königen und Fürsten beliebt zu sein.
Während seines Aufenthaltes in Rom malte er für verschiedene
Cardinäle, welche seine Werke hochschätzten. Auch nahm ihn
Erzherzog Leopold als Edelmann nach den Niederlanden mit,
wo er im Jahre i65o starb.
Ehe ich aber weitergehe, will ich noch seines Mitbürgers
Märten Pepyn gedenken, der während seines Aufenthaltes in
Italien alle seine Zeit- und Landesgenossen überragte, so dass
er in Rom sowie in ganz Italien als ein hochstrebender Geist
gekannt und gerühmt war.
Ich war verlegen, wo ich ihn einreihen sollte, bis mir aus
sicherer Quelle bekannt wurde, dass er noch zu Rubens*
Lebzeiten gestorben war.
Rubens, der sein rasch gereiftes Talent kannte, war
79- ärgerlich, als er vernahm, dass er von Rom nach Brabant
kommen sollte. Als aber kurz darauf bekannt wurde, dass er
diesen Vorsatz aufgegeben und in Rom geheiratet habe, liess
er sich die Bemerkung entschlüpfen: Nun Pepyn geheiratet
hat, habe ich keine Furcht, dass mich hier irgend Jemand
Übertreffen oder mir über den Kopf wachsen soll. Dies bestätigt
wol, dass er ein grosser Künstler gewesen ist.
Ihm folgt Abraham Janszen. Da weder bei Sandrart
noch bei de Bie sein Geburts- oder Sterbejahr erwähnt wird,
glauben wir ihn am besten hinter Rubens einreihen zu können,
nicht allein weil er sein Zeitgenosse war, sondern weil er auch
eine Rolle in dessen Leben spielt.
Er ist zu Antwerpen geboren und war einer der bedeu-
tendsten Maler seiner Zeit. Er hat jedoch nicht viel gemalt,
ERSTER THEIL. 4I
was er aber hervorgebracht hat, ist vortrefflich und kunst-
gerecht gezeichnet und nach dem Leben ausgeführt. Sein Talent
führte ihn zur Historienmalerei mit lebensgrossen Figuren, in
Folge dessen alle Fürsten und Grossen seine Werke suchten,
um sie in fürstlichen Galerien, Kunstkammern und Kirchen
aufzuhängen, und er hätte seines Gleichen nicht gehabt, wenn
er auf diesem Wege fortgegangen wäre. Rubens' Auftreten war
allem Anscheine nach die erste Ursache seines Falles. Es ist
wahr, dass ihm dies eher hätte ein Ansporn werden müssen,
um mit desto grösserem Eifer nach Vollkommenheit zu streben,
und Rubens, der ihm im Erzielen von Vortheilen, durch die
er sich so viele Freunde machte, voraus war, durch unermüd-
lichen Fleiss mit dem Pinsel zu folgen, anstatt den Mut sinken 80.
zu lassen und Hilfe zu suchen in seinem Verderben. —
Er wählte die Liebe zu seiner Trösterin und zerbröckelte
sein Glück an dieser unseligen Leidenschaft. Er ging mit seiner
jungen Frau jeden Tag spazieren und fröhnte seinem Müssiggange,
der ihn wie die Motte verzehrte, in Folge dessen sein Haus-
stand verdarb und gänzlich verarmte, während er mit ein-
genommenem Kopfe umherschwärmte, in Wirthshäusern Trost
suchte und das Ungemach mit dem Trunk wegspülte. —
Horatius Gentilesco war ein Florentiner von Geburt,
wird aber nicht als Italiener angesehen, da er den grössten
Theil seines Lebens in Spanien, England, Brabant und Holland
zugebracht hat, weshalb auch wir ihn hier aufgenommen
haben. Er malte zumeist grosse historische Darstellungen.
Sandrart erzählt, dass er von ihm zu Amsterdam zwei Bilder
gesehen hatte, die für König Karl I. gemalt waren. Das eine
stellte die reuige Magdalena vor, das andere Lot mit seinen
beiden Töchtern, die Beide sehr gut und sowol in Hinsicht auf
Zeichnung als Farbe trefflich behandelt waren.
Er ward später von dem Könige nach England berufen, 81.
um für ihn zu malen und starb auch daselbst, aber ich weiss
nicht in welchem Jahre, Die Brabanter nennen ihn Gentiel.
Er war ein Freund Sandrart 's, der auch, als er nach Neapel
kam, daselbst seine Tochter, die Malerin Artemisia, besuchte
und ihr Grüsse von ihrem Vater überbrachte. Sie nahm ihn
freundlich auf und zeigte ihm ihre damalige Arbeit: einen
42 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
lebensgrossen David, der das Haupt Goliats hält, ein fleissig
und keck ausgeführtes Bild. Sie malte auch Porträts und war
bei der Gemahlin des Vicekönigs von Neapel gerne gesehen.
Sie zeichnete auch an der Akademie.
Henrik van Baien ist nach dem Zeugnisse Karel van
M and er 's ein Schüler Adam van O ort 's. Was seine Werke
betrifft, so sind sie sowol in Anordnung, Zeichnung als Colorit
so gut, dass sie wol den Bildern der geschätztesten Meister
Stand halten können. Insbesondere aber muss ich erwähnen,
dass er seine nackten Figuren so lieblich schön in den Umrissen
und so rund und plastisch ausgeführt hat, dass alle ähnlichen
Werke davor zurückstehen.
Unter der grossen Zahl seiner Arbeiten ragt aber besonders
eine Darstellung der sündigen Kinder der Welt zur Zeit des
Busspredigers Noah, die Israeliten, welche aus dem Felsenquell
Wasser trinken, und ein drittes: die Rettung der Israeliten
durch den Untergang des egyptischen Königs Pharao im rothen
Meere, hervor.
Vor Kurzem habe ich noch ein kleines Bild desselben
82. Gegenstandes gesehen, reich an Figuren, trefflich gruppirt und
höchst mannigfaltig in den Gewändern. Die Mehrzahl der
Flüchtlinge ist bereits im Hintergrunde im vollen Tageslichte,
dagegen die Figuren im Vordergrunde im Schatten gehalten
sind. Sie scheiden sich vortrefflich von dem Gewühle im Hinter-
grunde, welches sich von der nebelumzogenen bergigen Land-
schaft und der blauen Ferne abhebt.
Desgleichen ein anderes kleines auf Kupfer gemaltes Bifd,
ein Urtheil des Paris, in welchem die drei Göttinnen, ins-
besondere aber Venus, die sich von hinten sehen Hess, so
rund^ plastisch und ausführlich gemalt waren, dass sie schier
aus dem Bilde herauszutreten schienen Ueberdies war der
Grund, auf dem sie standen, mit Gras und Kräutern bedeckt,
und die ganze Landschaft bis in die kleinsten Details höchst
kunstvoll von dem Sammetbreughel gemalt.
Ausser vielen historischen Darstellungen existiren von
ihm auch geistreich und lehrreich erfundene Allegorien. Herr
J. van Schuilenburg, Rath und Griffier der fürstlichen
Domänen etc. , hat eine solche in seinem berühmten Cabinet zu
ERSTER THEIL. 48
Haag. Daselbst sitzt ein tugendhafter Mann, unter prächtigem
Thronhimmel, eine Krone auf dem Haupte. Minerva, die
Göttin der Weisheit, steht links neben seinem Sessel, rechts
die Gerechtigkeit mit einer Wage in der Hand, in deren einer
Schale die Köpfe eines Schweines, Fuchses, Wolfes und
Pfaues, als Sinnbilder des Geizes, der List, der Rauflust und
der Hoffahrt zu sehen sind, und welche gegen Winkelmass,
Lineal, Kehlhobel und Zaum, Sinnbilder, die ein tugendhaftes
Leben andeuten, und in der niedersinkenden Schale dargestellt
sind, zu leicht befunden werden. Daneben sieht man die Liebe
den Neid verdrängen und Liebesgötter, welche Schlangen und 83.
andere Ungeheuer fortpeitschen. —
Er hinterliess einen Sohn Namens Johannes, der im Jahre
1611 in Antwerpen geboren ward, von dem Kornelis de Bie
(p. 120) berichtet, dass er die Kunst bei seinem berühmten
Vater Henrik van Baien gelernt habe. Er hat seine Studien
später in Italien fortgesetzt und noch bei seines Vaters Lebzeiten
grossen Ruhm erreicht. —
Er lebte noch im Jahre 1662 zu Antwerpen, aber sein 84.
Vater war damals schon todt, wie dies aus den Versen
Kornelis de Bie's hervorgeht.
Neben ihm erscheint auf dem Schauplatze der Maler
Francois Snyers, zu Antwerpen im Jahre 1579 geboren. Er
lernte die Anfangsgründe seiner Kunst bei Henrik van Baien.
Seine Neigung lenkte ihn zuerst auf die Darstellung von
Früchten, später auf die vierfüssiger Thiere, die er ins-
gesamml, jedes nach seiner Weise, so staunenswerth natürlich
darstellte, dass er zu seiner Zeit seines Gleichen nicht hatte.
Insbesondere aber ward er berühmt durch seine Jagdgemälde,
Darstellungen, die vor allen anderen geeignet sind, fürstliche
Galerien zu schmücken. Hiezu bedienten sich ihrer auch der
König von Spanien und der Erzherzog Leopold Wilhelm
in ihren Palästen. Er lieh seine Hand oft dem Rubens, und
dieser wieder ihm, und die Werke, in welchen diese beiden
Meister vereint sind, werden zumeist geschätzt. Denn war der
Eine zur Darstellung mächtiger Begierden und Leidenschaften
der Menschen geschickt, so schien der Pinsel des Anderen
wie geschaffen, um die Thiere in ihrer grössten Leidenschaft-
44 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
lichkeit darzustellen. Ja, es ist zu bewundern, wie er bei so
mannigfaltigen Veränderungen, Krümmungen und Windungen die
Körperbewegung und das Dehnen und Biegen der Muskeln an
den Thieren richtig wahrgenommen hat. Sieht man seine Jagd-
hunde dem Wilde nacheilen, so scheinen sie auch dem Auge
vorbei zu schwirren; und greifen sie es mit ihren spitzen Zähnen
an, so sprüht ihnen das Feuer aus den Augen; und die, so
verstümmelt oder gebissen dargestellt sind, drücken den Schmerz
85 ihrer Wunden durch den gekrümmten Rücken, krampfhafte
Bewegung und weit aufgesperrte Mäuler so natürlich aus, dass
man Mitleid mit ihnen haben könnte. —
Sein Land-, Zeit- und Kunstgenosse loan Breugel, bei-
genannt Fluweelen, war der Sohn von Pieter Breugel, der
ob seiner geistreichen (Jnsauberkeiten und Bauernbilder, die er ins-
besondere malte, Peer den Drol genannt wurde; van Mander
sagt von ihm: dass er in einem seiner letzten Bilder einen
Galgen malte, auf welchem eine schnatternde Elster sitzt. Er
wollte damit den verdienten Lohn einer Klatschzunge andeuten
und vermachte dasselbe testamentarisch seiner Frau. —
Es ist wol anzunehmen, dass loan Breugel die Anfangs-
gründe der Kunst unter Aufsicht seines Vaters lernte, doch hat
er sich zu ganz anderer Art herangebildet — denn er wählte
den Blumenhof Flora's zum Gegenstande seines Pinsels. Da
aber der Mensch den Veränderungen unterworfen ist, so liess
er nach Verlauf von wenigen Jahren seinen Pinsel mit zier-
86. liehen Land- und Wasser-Scenerien auf mannigfaltige Weise,
wie ihm dieselben in der Natur begegneten, sein Spiel treiben.
Aber er gab das Malen von Blumen und Früchten und aller
Art Feld- und Gartengewächse nicht ganz auf, und brachte sie
noch später in seinen Landschaften an.
Im Jahre 1713 habe ich eines seiner Bilder, etwa 3 Fuss
hoch und 4 Fuss breit, gesehen, welches ich und alle Kunst-
freunde stundenlang mit Bewunderung betrachten konnten.
Im Vordergrunde waren so mannigfaltige Arten von Blumen,
Sträuchen und Bäumen gemalt, dass sich das Auge wie in einem
Labyrinthe verirrte, und obgleich Alles kaum im zwanzigsten
Theil der natürlichen Grösse dargestellt war, war es doch in
seiner Art in dem kleinen Räume so ausführlich , kunstvoll und
ERSTER THEIL. 45
natürlich gemalt, als wenn es in Leben sgrösse dargestellt gewesen
wäre. Insbesondere fiel aber ein Feigenbaum in einem Topfe
aufy dessen Stamm so natürlich, die Blätter so geschickt und
zart^ die grünen Sprossen, die halbgereiften, ausgewachsenen
und überreifen Feigen so täuschend gemalt waren, dass es
nicht mehr das Werk des Pinsels, sondern die Natur selbst zu
sein schien. Dieses Bild, welches aus Loo kam, ward zu
Amsterdam im Heeren Logement am 26. Juli 171 3 für
2825 Gulden verkauft. Die zwei von Rubens gemalten Figuren
in demselben stellten Pomona und Vertumnus vor. Das Gegen-
stück mit der schlafenden Nymphe und dem Sat}T ward für 87.
1875 Gulden verkauft.
Aber das ausgezeichnetste Kunstwerk, welches ich von ihm
gesehen habe, ist das sogenannte Paradies bei Herrn le Court
van der Voort zu Leiden, in welchem eine Menge der ver-
schiedensten Thiere auf das Kunstvollste in einer nicht minder
kunstvoll gemalten Landschaft dargestellt ist. Adam und Eva
aber sind auf das Vorzüglichste von Rubens gemalt. Dieses
Bild stammt aus dem berühmten Cabinete des Herrn de Bie,
dem Maecenas G. Dou's.
Zahlreiche kleine Bilder sind in den Cabineten aller Orten
zu sehen. Darunter viele, in welchen eine Mühle am Ufer
eines Flusses dargestellt ist, wol auch ein Dorf oder irgend ein
Gehöfte am Wasser, welches er dann mit kleinen Kähnen und
Booten belebte so wie das Land mit Karren, Wagen, Pferden
und verschiedenen kleinen Figuren, die er ausserordentlich
kunstvoll und trefflich darzustellen wusste; deshalb wurde er
auch von Jodocus Momperund anderen seiner Zeitgenossen
gebraucht, um ihre Landschaften mit Figuren, Pferden etc. aus-
zuschmücken. Im Einen wie im Anderen hat er aller Welt
gezeigt, dass er ein bedeutender Künstler gewesen. —
Adriaen Stalbemt ist zu Antwerpen im Jahre i58o am
12. Juni geboren. Von ihm wird gesagt, dass er von Jugend
auf so fleissig und eifrig im Ausüben der Kunst gewesen, ja
so ganz sich derselben gewidmet hatte, als wenn er lediglich
für die Kunst geboren wäre. Er verlegte sich auf das Malen 88.
von Landschaften mit kleinen Figuren, die er so natürlich,
geistreich und ausgezeichnet zu behandeln wusste, dass er,
46 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ob seiner ausgezeichneten Fertigkeit, an den englischen Hof
berufen ward, wo er mit seinem Pinsel vielgerühmte Werke
ausgeführt hat.
Er lebte und wohnte zu Antwerpen , wo er noch in einem
Alter von 80 Jahren thätig war.
In diesem Jahre i58o ward zu Stettin in Pommern Daniel
Blök geboren. Sein Vater Märten Blök war zu Utrecht
geboren, Andere sagen in Holland. Doch wir wollen dies als
keinen Fehler ansehen, weil die Schriftsteller nur selten die
einzelnen Provinzen unterscheiden. Weil er aber aus der Provinz
Utrecht abstammt, haben wir Grund genommen, ihm einen
kleinen Platz einzuräumen. —
Daniel, der auch frühzeitig zu erkennen gab, dass er
Neigung zur Kunst hatte, ward zu Jacob Scherer, einem
geschickten Meister, nach Danzig gebracht, der ihn unter-
richten sollte. Er verlegte sich hauptsächlich auf die Porträt-
malerei, was ihm auch trefflich glückte; denn er malte für Gustav
Adolf von Schweden die Genealogie, den Stamm- und Geschlechts-
baum der Herzoge von Mecklenburg. Aus dem Maler ward ein
Hofmann, Im Jahre i65i verlor er in einer Stunde durch das
Brennen und Sengen der wüthenden Kriegsbanden Alles, was
er besass, so dass er notdürftig mit seinem Leben entfliehen
konnte. Er starb zu Rostock in seinem 80. Jahre. ^—
90. Als Anton van Dyk, der Phönix seiner Zeit, nach Eng-
land überfahren sollte, um- in den Dienst König KarTs I. zu
treten, wollte er noch ^uvor Frans Hals kennen lernen, und
91. ging nach Harlem in sein Haus. Dieser aber ging seiner Arbeit
in den Bierkneipen nach, aus denen er nicht eher nach Hause
kam, ehe er seine Pinte geleert hatte. Inzwischen erwartete ihn
van Dyk in der Absicht, sich ihm nicht zu nennen, und sagte
nur, dass er ein Fremdling wäre, der nur einen Augenblick
Zeit habe und den Wunsch hege, sich von ihm gemalt zu
wissen, worin Hals ohne weitere Nachfragen einwilligte. Er
nahm die nächste' Leinwand, die er eben zur Hand hatte und
begann zu arbeiten. Van Dyk sprach inzwischen wenig, um
nicht erkannt zu werden. In kurzer Zeit war Frans zu Ende
und ersuchte ihn aufzustehen, um zu sehen, ob es ihm auch
gefalle. Van Dyk lobte das Bild und sprach mit ihm, doch ohne
ERSTER THEIL. 47
sich ZU verrathen. Unter Anderem fragte er ihn: Macht man
es so, um zu malen? könnte ich das nicht auch treffen? suchte
eine leere Leinwand, setzte sie auf die Staffelei und bat ihn,
sich näher zu setzen. Frans sah bald an dem Handhaben der
Palette und der Pinsel, dass es nicht das erstemal wäre, und
dass sich der verkappte Ulysses wol selbst entdecken würde.
Doch dachte er entfernt nicht an van Dyk, sondern glaubte,
dies müsse irgend ein kurzweiliger Maler sein, der sich durch
eine Probe seiner Kunst bekannt machen wollte. Es währte
nicht lange, so hiess ihn van Dyk aufstehen, um die Arbeit
anzusehen. Sobald er aber das Bild sah, rief er: Ihr seid van
Dyk, denn kein Anderer kann dies machen; fiel ihm um den
Hals und küsste ihn.
Van Dyk nahm sein Porträt, nass wie es war, mit sich,
dankte ihm und steckte dafür seinen Kindern reichlich etwas 92.
in die Hände, was sie nicht lange behielten, da Frans den
unerwarteten Gewinn sofort nach dem Munde führte.
Man sagt, dass sich van Dyk viel Mühe gab, ihn zu
bewegen, mit nach England zu kommen, aber er zeigte keine
Lust dazu, weil er hier schon zu sehr durch die liederlich^
Lebensweise gebunden war. Aber er bewahrte grosse Achtung
für sein Talent und sagte oft, dass Hals, wenn er in seiner
Farbenmischung etwas mehr Zartheit oder Schmelz gehabt hätte,
einer der grössten Meister gewesen wäre, denn er kannte
Keinen, der so wie er den Pinsel vollständig in seiner Gewalt
hatte, so dass er, wenn er ein Porträt begonnen hatte, den
bestimmten Gesichtszügen, den Lichtern und Schatten mit einem
Pinselstrich, ohne Unsicherheit und Aenderung, ihren gehörigen
Platz anzuweisen wusste.
Man sagt, dass es seine Gewohnheit war, seine Porträts
fett und sanft verschmolzen anzulegen und erst hernach die
Pinselstriche hineinzusetzen, indem er sagte: Nun muss noch
das Kennzeichen des Meisters hinein.
Wie plastisch und lebenswahr aber H als mit dem Pinsel
den natürlichen Ausdruck der menschlichen Physiognomie nach-
zubilden verstand, bezeugen die mannigfaltigen Porträts, die
man noch von ihm sieht. Zu Delft, in dem alten oder Kolveniers-
Doelen, ist ein grosses Bild von ihm, in welchem einige Haupt-
48 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
leute oder Befehlshaber des Schützencorps in Lebensgrösse und
so plastisch und natürlich gemalt sind, dass sie den Beschauer
anzusprechen scheinen.
Er hatte auch einen Bruder Namens Dirk, der ein treff-
licher Maler war und sich in Gesellschaftsstücken und kleinen
93. Figuren auszeichnete. Samuel Ampzing erwähnt Beide in
seiner gereimten Beschreibung von Harlem. —
Sein grosses Talent und seine kühne Manier, nicht aber
seine Lebensweise möge sich die Jugend zum Muster nehmen
und nacheifern, denn er war kein guter Leiter seines Lebens-
wagens und wich nicht selten von dem Mittelwege ab, weil ei
seinen Leidenschaften zu sehr die Zügel schiessen Hess.
Frans war gewöhnlich jeden Abend betrunken. Trotzdem
hatten seine Schüler grosse Achtung vor ihm, und die Aeltesten
unterstützten sich darin, dass sie der Reihe nach auf ihn Acht
hatten und ihn des Abends, besonders wenn es dunkel und
spät geworden, aus der Kneipe holten, damit er nicht in das
Wasser falle, oder auf andere Weise Schaden nehme. Sie
brachten ihn gewöhnlich nach Hause, zogen ihm Strümpfe
und Schuhe aus und halfen ihm in's Bett.
Sie hatten bemerkt, dass er, obgleich betrunken, dennoch
ein Abendgebet, wie aus Gewohnheit, stammelte, und allezeit
mit der Bitte schloss: Lieber Herr, nimm mich bald in deinen
hohen Himmel, und sie fragten einander, ob es ihrem Meister
mit diesem Wunsche auch ernst wäre. Darum sannen sie
ein Mittel aus, um sich davon zu überzeugen. Adriaen
Brouwer, der sein Schüler und von Jugend auf zu Kurzweil
94- geneigt war, und Dirk van Delen, von dem wir noch im
Jahre i65o sprechen werden, hatten ihren Theil daran. Mit
dem Versprechen, einander nicht zu verrathen, gingen ihrer
Vier an's Werk. Sie bohrten vier Löcher in den Plafond über
seinem Bette, durch welche sie starke Stricke hinunterliessen,
die sie an den Ecken des Bettes festknüpften. Als sie ihm nun
des anderen Tages in's Bett geholfen und das Licht aus der
Kammer getragen hatten, gingen sie auf ihren Strümpfen die
Treppe hinauf nach oben, um ihre Rolle auszuspielen, ohne dass
er etwas davon gewahr wurde, und horchten auf die Worte
seines Abendgebetes, welches er nach gewohnter Weise mit
ERSTER THEIL. 49
demselben Wunsche: Lieber Herr, nimm mich bald in deinen
hohen Himmel! beschloss, worauf sie ihn mit seinem Bette
hinaufzogen. Als er dies trotz seiner Trunkenheit gewahr wurde,
und da er sich in die Höhe gehoben fühlte, glaubte, dass der
Himmel sein Gebet erhört habe, änderte er den Ton und rief
viel lauter als gewöhnlich: Aber nicht so schnell, lieber Herr,
nicht so schnell! Hierauf Hessen sie ihn wieder langsam hinunter
und machten, nachdem er eingeschlafen war, die Stricke los.
Erst nach Jahren entdeckten sie ihm den Streich. Dieses Gebet
aber gebrauchte Frans seitdem nicht wieder. —
Ich war mit der Abfassung meines Buches fast bis an
das Ende gekommen, als sich unter den Papieren eines alten q5.
Harlemer Malers seine Todesanzeige vorfand , auf welcher
geschrieben stand: Frans ist zu Harlem, 85 oder 86 Jahre
alt, im Jahre 1666 gestorben und wurde am 29. August im
Chor der grossen Kirche begraben. Sein Bruder Dirk war schon
im Jahre i656 gestorben. Sie waren aus Mecheln gebürtig.
In den Büchern der St. Lucas -Gilde zu Harlem werden
verschiedene Söhne und Enkel des Frans Hals genannt, die
alle die Kunst ausgeübt haben, als: Frans Hals Franszoon,
Herman Hals Franszoon, Jan Hals Franszoon und Klaas
und Jan Hals Janszoon, deren Einer noch in Ostindien lebt.
Er ist daselbst mit einer Mestize oder Halbschwarzen, gewiss
ihres Geldes wegen, verheiratet, baute dort ein Haus, und hat
dasselbe nach holländischer Art mit Bildern geschmückt. Er ist
ein grosser Freund der Musik und selbst tüchtiger Musiker,
wodurch er sich noch mehr als durch seine Gemälde bei den
besten Leuten beliebt zu machen vveiss. Beide Talente aber
scheinen ihnen angeboren zu sein. J. Wieland, ein alter
Kunstfreund, der die meisten selbst gekannt hat, bezeugt, dass
alle Kinder des F. Hals aufgeweckten Geistes und Freunde
des Gesanges und der Musik gewesen waren. —
Deodatus del Mont ist zu St. Trond im Jahre i58i9^-
aus geachtetem Geschlechte geboren und ward ob seiner grossen
Kenntnisse in der Geometrie, Astronomie, Malerei und noch
anderer Wissenschaften und Künste von dem Herzoge von
Neu bürg, an dessen Hofe er lange verkehrte, in den Adel-
stand erhoben. Er ward auch von dem Könige von Spanien,
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 4
5o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSfe SCHOUBURGH.
dem er in seiner Jugend als Festungsbaumeister gedient hatte,
mit vielen Vortheilen und Freiheiten ausgezeichnet. Als man
ihm diese später bestritt, schrieb der König eigenhändig an
seinen Bruder, den Prinz - Cardinal Ferdinand, damit ihm
dieselben gewahrt bleiben. Er war nicht nur ein Schüler des
Peter Paul Rubens, sondern auch sein liebster Freund, der
ihn auf seiner Reise durch Italien begleitete. Von seinen Werken
die ihn allen Denjenigen rühmen, die im Auslande gewesen sind,
befinden sich einige auch in Antwerpen: in dem Kloster der
Facons eine Anbetung der Könige, ein Altarbild, welches
geistreich behandelt, woi angeordnet und trefflich gemalt ist;
in der Liebfrauenkirche eine Transfiguration und bei den
97- Jesuiten eine Kreuztragung, hinreichende Proben seiner künst-
lerischen Fähigkeit. —
Er starb zu Antwerpen am 25. November des Jahres 1634.
Von ihm wird berichtet, dass er vermöge seiner Kenntniss
der Astrologie Manches vorherzusagen wusste; wie Kornelis
de Bie behauptet, auch sein Todesjahr. —
Pieter Lastman dürfte wol um dieselbe Zeit geboren
sein. Er war ein Schüler des Kornelis Kornelisz van
Harlem, der im Jahre i562 geboren ist und in dessen Lebens-
beschreibung van Mander (p. 207) sagt: „Lastman ist ein
vielversprechender junger Mann und weilt gegenwärtig in Italien."
Wenn ich nun annehme, dass er damals, im Jahre 1604, 23 Jahre
alt war, so wäre er im Jahre i58i geboren. Dass er noch früher
die Reise nach Rom sollte angetreten haben, ist kaum denkbar.
Ich hörte oft seine Werke rühmen, doch hatte ich weder
98. Gelegenheit, ihrer viele, noch auch sein Porträt, welches Thomas
de Keizer gemalt und Vondel mit Versen begleitet hat, zu
sehen. —
Der genannte Vondel, der durch stetigen Umgang mit
den besten Künstlern sich ein richtiges Urtheil gebildet hatte,
sagt, dass seine Compositionen reich und gefällig angeordnet,
die Körper gut gezeichnet, die Gewänder natürlich und breit
gefaltet und die Farben leicht und kräftig aufgetragen waren.
Vondel hat auch den Inhalt des Opfers zu Listra, eines seiner
vorzüglichsten Werke, in einem an Joan Six gerichteten
Gedichte beschrieben. —
ERSTER THEIL. 5 I
David Teniers der Aeltere überliess sich zuerst der 114.
Leitung des Peter Paul Rubens und begab sich, nachdem ii5.
er hinreichende Fortschritte gemacht hatte, nach Rom, um sich
weiter auszubilden, und hat in Italien zehn Jahre bei dem
berühmten Adam von Frankfurt, genannt Elshaimer, zu-
gebracht. Er vereinigte die verschiedene Manier dieser beiden
Maler sowol in seinen grösseren als kleineren Darstellungen.
Er war zu Antwerpen im Jahre i582 geboren und starb im
Jahre 1649.
Henrik van der Borcht der Aeltere ist im Jahre i583
zu Brüssel geboren, kam aber wegen der Unruhen, welche
insbesondere Brabant zu jener Zeit erschütterten, mit seinen
Eltern im Jahre i586 nach Deutschland, wo er erzogen wurde.
Als er in Kürze Lust zur Malerei zeigte, gaben ihn seine Eltern
zu dem Maler Gillis Valkenborg, den er später verliess, um
seine Studien in Italien fortzusetzen. Nach seiner Rückkehr Hess
er sich in Frankenthal nieder und lebte daselbst bis zum Jahre
1627, zu welcher Zeit er für die Dauer nach Frankfurt zog.
Er war ein grosser Kenner verschiedenartiger Raritäten
und antiker Medaillen, wodurch er die Gunst des Grafen
Arundel erwarb. Er starb hochbetagt, aber wo und wann, ist
mir bis jetzt unbekannt geblieben.
Unter jenen Malern, welche Kornelis de Bie ohne Angabe
ihres Geburts- oder Todesjahres, oder des Namens ihres Meisters
nennt, wird auch Wenceslaus Koeberger erwähnt. Er war:
Praefectus generalis Montium pietatis Bruxellis, Alberti Archi-
ducis quondam pictor humanarum figurarum — das ist Maler
des Erzherzogs Albert undVorsteher der Versatzämter zu Brüssel. 116.
Florent le Comte sagt, dass er ein Schüler von Martin
de Vos gewesen, der im Jahre 1604 im Alter von 70 Jahren
starb. Er erzählt überdies, dass sich Koeberger in die Tochter
seines Lehrers verliebte und, um sich zu zerstreuen, nach
Rom ging. Nachdem er aber eine Zeit in Rom zugebracht hatte,
ging er nach Neapel, wo er einen Brabanter Namens Franco
kennen lernte, einen der ersten und bedeutendsten Maler jener
Zeit. Und es währte nicht lange, so verliebte er sich auch in
dessen Tochter, warb um sie und, da er ein vielversprechender
junger Mann war, erhielt er sie auch zur Frau. Er blieb noch
4*
52 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
einige Zeit in Italien, übte sich eifrig nach den besten Vorbildern
und zog endlich nach ßrabant. Zu Antwerpen hat er in der
Liebfrauenkirche, in der Capelle der Armbrustschützen einen
Überlebensgrossen St. Sebastian gemalt und im Hintergrunde
des Bildes einige Frauen dargestellt, welche den Tod dieses
Heiligen beweinen, in dessen Zügen der Todeskampf so natürlich
ausgedrückt war, dass das Gemälde die Bewunderung aller
Kunstkenner erregte. Aber das Unglück wollte, dass in Kürze
117. der Kopf des Heiligen mit einem Messer aus dem Bilde heraus-
geschnitten und gestohlen wurde.
Koeberger füllte das Loch wieder aus und malte
einen anderen Kopf hin, aber dieser war nicht so schon wie
der erste.
Später ging er von Antwerpen an den Hof des Erzherzogs
Albert nach Brüssel, der ihn zu seinem Hofmaler ernannte und
ihm wegen seiner Kenntniss alter Medaillen besonders gewogen
war. Claude Fabri de Peyresc kam aus Frankreich, um
seine Sammlungen zu sehen. Koeberger war auch Architekt
und ist der Erbauer der Augustinerkirche zu Brüssel und der
Kirche unserer lieben Frau zu Montaigu, deren Plan er nach
der St. Peterskirche zu Rom entwarf. Er hat auch viele
Fontänen und anderen architektonischen Schmuck in des Herzogs
Palaste zu Fornure oder Veurn6, zwischen Nieupoort, Dün-
kirchen und Dixmuiden, der lieblichsten Landstrecke Flanderns
gelegen, hergestellt. —
Da der Erzherzog Albert, der Sohn Kaiser Ferdinand's IL,
im Jahre i56o geboren ist, im Jahre i5gg heiratete, und im
Jahre 1621 starb, so glauben wir, da uns Näheres hierüber
nicht bekannt wurde, Koe berge r's Geburtszeit in das Jahr
i583 verlegen zu können. Van Dyk hat sein Porträt gemalt,
118. Jakob Woutersz Vosmeer stammt aus altem Geschlechte
und ist im Jahre 1 584 in Leiden geboren. Er war zuerst Land-
schaftsmaler, verlegte sich aber später gänzlich auf die Blumen-
malerei, worin er viel Glück hatte. In seiner Jugend be-
suchte er Italien und kehrte von dort im Jahre 1608, damals
24 Jahre alt, wieder in seine Geburtsstadt Delft zurück, wo
er seine Kunst, obgleich er Officier der Bürgerwache war, bis
zu seinem Tode im Jahre 1641 ausübte.
ERSTER THEIL. 53
In demselben Jahre ward zu Leiden David Bailij, der
Sohn des Pieter Bailij, der seiner Zeit ein geschickter Maler
war, geboren. Sein Vater Hess ihn einige Zeit lang, unter seiner
eigenen Leitung, nach Kupferstichen zeichnen, als er aber
zufällig in die Werkstätte des Jacques de Geyn kam, empfand
er Lust den Grabstichel handhaben zu lernen, und übte sich
darin ein Jahr lang unter grossen Fortschritten. Da er aber
doch grössere Lust zur Malerei zeigte, schickte ihn sein Vater
zu Adriaen Verbürg, um ihn darin unterrichten zu lassen,
obgleich sich dieser damals durch Ausübung der Heilkunde
ernährte. Dort blieb er einige Zeit, bis er im Jahre 1601 nach
Amsterdam zog, um seine Studien in der Schule von Kornelis
van derVoort fortzusetzen, der damals für den besten Porträt-
maler galt. Bei diesem blieb er ungefähr sechs Jahre. Da van der
Voort viele gute Bilder anderer Meister hatte, fand er Gelegen-
heit, eines nach dem anderen zu copiren, darunter einen Tempel
von Steenwyk, den er so geschickt nachgemacht hatte, dass
Steenwyk selbst wol schwerlich die Copie von seinem 119.
Originale hätte unterscheiden können.
Als er von Amsterdam wieder nach Leiden zurückgekehrt
war, hatte er Lust auf Reisen zu gehen. Deshalb ging er im
Winter 1608 nach Hamburg, von da durch Deutschland nach
Frankfurt, Nürnberg, Augsburg und anderen Städten, durch
Tirol nach Venedig und von da nach Rom, um der Technik
der italienischen Maler so viel als möglich abzusehen und sich
daselbst längere Zeit aufzuhalten.
Aber ein Umstand veranlasste ihn, nach kurzem Aufenthalte
sein Vorhaben zu ändern und wieder nach Venedig zurückzu-
kehren. Dort blieb er nur fünf Monate und wanderte dann befriedigt
im Jahre 1610 wieder desselben Weges nach seinem Vater-
lande zurück.
Als er durch Deutschland kam, besuchte er verschiedene
Höfe, und Hess daselbst Proben seiner Geschicklichkeit zurück;
insbesondere am Hofe von Braunschweig, wo ihm der Herzog
eine jährliche Summe bewilligen wollte, wenn er sich ver-
pflichten würde, einige Jahre in seinem Dienste zu bleiben; dies
lehnte er jedoch ab. Endlich müde des Wanderns kehrte er
im Jahre 161 3 wieder nach Leiden zurück, um mit Ruhe zu
54 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
arbeiten. — Im Jahre i623 aber vertauschte er seinen Pinsel
mit der Feder und zeichnete auf Pergament höchst sorgfältig
zahlreiche Porträts, welche er mit dem Pinsel vollendete. Diese
werden von den Kunstfreunden sehr geschätzt.
J20. Simon van Leuwen erwähnt in seinem Buche: „Körte
beschrywing van Leiden" auch einen Jan Arentsz als einen
guten Landschaftsmaler jener Zeit. —
Pieter de Valk ist zu Leeuwarden im Jahre i584 geboren.
Er war der Sohn eines iSilberschmieds und Bürgers der Haupt-
stadt von Friesland. Wessen Schüler er war weiss ich nicht,
aber Joh. Hilarides van ßolswert sagt, dass aus einem
Gemälde bei seiner Grossenkelin Antje Jeppes zu Sneek, von
welchem wir später sprechen wollen, hervorgeht, dass er in
seiner Jugend die Werke A. Bloemaert's studirt habe. Valk
ging später nach Italien, wo er mehrere Jahre blieb. Nach
seiner Rückkehr heiratete er und hatte zwei Söhne, die in ihrer
Jugend auch fortzogen, der eine von der Liebe zur Kunst
getrieben, der andere seines Handwerks wegen, und um seinen
Bruder auf der langen Reise zu begleiten. Sie wurden aber
von einem Genuesen verführt und betrogen, als Sklaven in der
Barbarei verkauft und kehrten nicht wieder zurück.
Der Vater malte inzwischen am Prinzenhofe zu Leeuwarden
Porträts, historische Darstellungen und Landschaften, die sehr
geschätzt wurden und zum Theil noch heute dort zu sehen sind.
Sein Brustbild, von ihm selbst im Jahre i6o5 im Alter von
21 Jahren kunstvoll und fleissig gemalt, befindet sich zu Sneek
bei seiner Grossenkelin und beweist, dass er, auf diesem Wege
fürdergehend, später ein tüchtiger Meister gewesen sein muss.
Die vorgenannte Antje Jeppes sandte uns aus Sneek, zur Erinnerung
121. an ihren Urgrossvater eine von ihr gezeichnete Copie dieses Bildes.
Willem van der Vliet, der von einem jüngeren Sohne
aus dem altadeligen Geschlechte der van der Woert stammt,
ist zu Delft im Jahre 1 584 geboren. Er führte einen gewandten
und leichten Pinsel und malte, wie der Chronist berichtet,
^ historische Darstellungen, verlegte sich aber später auf die
Porträtmalerei. Er starb im December 1642, 58 Jahre alt.
Sein Neffe Henrik van Vliet war auch Maler und übte
sich jahrelang unter der Aufsicht seines Onkels in geschieht-
ERSTER THEIL. 55
liehen Darstellungen, Nachtscenen und Perspectiven. Später
aber ging er zu dem berühmten Miereveit, um sich in der
Porträtmalerei auszubilden. Aber seine Innen-Ansichten von
Kirchen, welche geistreiche Beleuchtungs-Effecte in der Weise
Em. de Wit's behandeln und mit Figuren staffirt sind, ziehe
ich seinen Porträts vor.
Guiliam Nieulandt ist zu Antwerpen im Jahre 1584
geboren und lernte bei Roeland Savry in Amsterdam, zu
dem er im Jahre 1594 als Schüler kam.
Als ihm nachher die Wanderlust, die den Malern ins-
besondere angeboren ist, zu Kopf stieg, ging er nach Rom,
wo er sich drei Jahre bei dem berühmten Paulus Bril aufhielt.
Er liebte es insbesondere, verfallene und zerstörte römische
Gebäude, Triumphbogen, Tempel, Bäder, Gräber und der-
gleichen Tummelplätze der Eulen und Fledermäuse, oder verfallene
öde Spelunken darzustellen, deren er auch eine Anzahl mit
der Nadel geätzt hat. Er war auoh für seine Zeit ein guter 122.
Dichter. Im Jahre 1607 kehrte er wieder in seine Geburtsstadt
Antwerpen zurück und zog von da nach Amsterdam, wo er
im Jahre i635 starb.
Christiaen Janszen van Biezelingen, sein Zeitgenosse,
ist zu Delft geboren. Sein Geburtsjahr konnte ich nicht in
Erfahrung bringen, aber er war im Jahre 1584 schon als ein
tüchtiger Meister bekannt. Von ihm wird erzählt, dass er
Gelegenheit gefunden habe, den Prinzen von Oranien zu
porträtiren, der in demselben Jahre von Balth. Gerards zu
Delft erschossen wurde, obgleich es von der Regierung verboten
war, sein Porträt zu malen, damit es nicht den Feinden des
Prinzen Anlass zu Spöttereien gebe. Er soll eine Skizze nach
der Leiche des Prinzen gemacht und die Züge so wol getroffen
haben, dass man es später allen anderen Bildern vorzog und
dass auch Henrik Gerrit sz Pot, der im Jahre 1620 das
grosse Bild im Schöffensaale des Rathhauses zu Delft malte,
sich desselben als Modell bediente. Ferner wird von ihm er-
zählt, dass er einige seiner Freunde, die eine Reise nach
Spanien vorhatten, am Schiffe besuchte, um mit ihnen ein
letztes Lebewohl zu trinken und, ihren Zureden nachgebend, 123.
mit seiner Frau und zwei Kindern mitfuhr. •—
56 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
In Spanien kam er an den Hof von Madrid und blieb
daselbst bis zum Tode seiner Frau, worauf er nach Holland
zurückkehrte und eine Andere heiratete, mit der er nach
Middelburg in Zeeland übersiedelte, wo er in einem Alter von
42 Jahren starb. —
Im Jahre i585 ward Caspar de Krayer in Antwerpen
geboren. Korn, de ßie rühmt ihn mit mehreren Versen. —
Er war ein Schüler Raphael Coxie's und machte mit
den Jahren solche Fortschritte, dass man ihn unter die besten
Künstler zählt. Zeugen seiner Kunst sind noch in Brüssel,
Gent und Nazaret bei Lierre, wo er verschiedene Altarbilder
malte, welche die Gemüther zu andächtiger Beschaulichkeit
anregen.
Der Maler und Moralist Dirk Rafelsz Kamphuizen
ist zu Gorkum im Jahre i586 geboren. Sein Vater Rafel
Kamphuizen stammte aus adeligem Geschlechte, war Arzt
124. und ob seines Wissens in d^r Heilkunde und seiner Humanität
allgemein beliebt, und seine Mutter, deren Vater Hans van
Mazeik, ein Kaufmann aus Gorkum, wegen seines Glaubens-
bekenntnisses enthauptet wurde, war unter den Mennoniten ob
ihres besonders gottesfürchtigen Lebens berühmt. Diese starb,
als Dirk acht Jahre alt war, und sein Vater folgte ihr in
Kürze nach. Sein ältester Bruder, der verheiratet war und
das Geschäft des Vaters fortführte, bemerkte die bedeutenden
Anlagen seines jüngsten Bruders, und da er zur Malerei Lust
verrieth, gab er ihn zu einem gewissen Diderik Govertze
in die Schule, den er in kurzer Zeit übertraf. Ich selbst habe
noch einige seiner Bilder: Bauernställe, Landschaften mit Figuren,
Kühen, Pferden etc. und Mondscheinlandschaften, gesehen.
Auch einige seiner ausgezeichneten Federzeichnungen
befinden sich noch in Händen seiner Freunde. Er übte die
Kunst, bis er, 18 Jahre alt, sich auf das Studium der Sprachen
verlegte, worin er bei sittsamem Betragen ausserordentliche
Fortschritte machte. Als der Herr von Langerak und Nieu-
poort nach Leiden kam, um bei den Professoren nach einem
geeigneten Manne an der Akademie nachzufragen, dem er die
Aufsicht über seine Kinder anvertrauen könnte, empfahl
Armin unseren Kamphuizen; dieser trat auch in Folge
ERSTER THEIL.
57
dessen in seine Dienste und benahm sich so wohl, dass er später
sein Secretär oder Geheimschreiber wurde.
Indessen studirte er in seinen Mussestunden eifrig Theo-
logie, und da er redegewandt und tugendhaften Lebenswandels 125.
war, ward ihm von seinen Freunden gerathen, diesen Dienst
zu verlassen und sich ausschliesslich für die Kanzel vorzu-
bereiten. Auch dies gelang ihm. Denn nachdem er für
Taurinus in der Domkirche zu Utrecht gepredigt hatte, erhielt
er durch die Fürsprache der Herren Ledenberg und Langerak
eine sichere Stelle zu Vleuten. —
Aber bald wurde ein Verbot erlassen, laut welchem Kamp-
huizen und allen Gleichgesinnten nicht allein die Kanzel,
sondern auch das Predigen in den Häusern, Scheuern, sowie
auf offenem Felde, bei Verlust von Leben und Gut verboten
ward. Seit dieser Zeit musste er wie ein Verbannter hier zu
Lande und anderwärts bekümmertea Gemüthes herumirren und
sich bei seinen Freunden verbergen! Der Maler und Prediger
Lambert Jakobze zu Leeuwarden rieth ihm endlich, das 126.
Predigen eine Zeit lang aufzugeben und sich auf einen anderen
bürgerlichen Erwerb oder Geschäftszweig zu verlegen. Aber
sein Glaubenseifer war zu feurig, um diesen Rath zu befolgen
und die Gefahr zu beachten, die ihm allseits mit Verderben
drohte. Wie sehr aber die Lehre Armin's, und Alles was ihr
anhing, in jener Zeit verlästert ward, geht aus dem einen
Beispiel hervor, dass ihn die Mutter seiner Frau, welche zu
Dordrecht wohnte, nur mit der grössten Angst eine Nacht
lang beherbergte. —
Er hinterliess einen Sohn, welcher Maler war, aber viel
Rühmens kann nicht von ihm gemacht werden. Und es befremdet
uns selbst, dass ein Vater, der Jeden vor der Kunst warnte,
ihn nicht auf andere Wege brachte. Ja, man hat den frommen
Mann sogar der Ungereimtheit beschuldigt, bis die ,, Lebens-
beschreibung des Dirk Rafelsz Kamphuizen", welche bei
J. Rieuwertsz im Jahre 1699 gedruckt wurde, nachwies,
dass er nicht der Verfasser, sondern lediglich der Uebersetzer
jener Satyre: „Idolelenchus" wäre, welche in seinen Gedichten
enthalten ist. — Diese zielt übrigens nur auf den Missbrauch
der Kunst ab. 127.
58 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
128. Utrecht, jetzt durch die Abreise des Malers Gerard Hoet
beinahe jeglicher Kunstübung entblösst, konnte sich in früheren
Zeiten neben den besten holländischen Städten zahlreicher
Künstler rühmen. Nicht der Letzte war Kornelis Poelenburg,
geboren im Jahre i586. Es scheint aber, dass dieses Jahr-
hundert nur jene Künstler schätzte, welche Rom gesehen hatten,
denn die meisten Maler jener Zeit sind in ihrer Jugend dort
gewesen. Poelenburg folgte ihren Spuren. In Rom gefiel ihm
die Weise des Adam Elshaimer, so dass er sich vornahm,
ihn nachzuahmen; aber es währte nicht lange, so verführte
ihn die zarte und liebliche Behandlung Rafael's, insbesondere
aber seine nackten Figuren. Endlich nahm er eine selbst-
ständige Manier an, übte sich fortwährend nach der Natur
und brachte es so weit, dass er vor all' seinen Zeitgenossen
durch Zartheit, Zierlichkeit und schöne Umrisse sowol, als
auch durch angenehme Vorstellungen, geistreich beigefügte alte
Ruinen, naturwahre Landschaften, zarte und helle Fern-
sichten anmutete. Seine Bilder in den geschätztesten Cabineten
bezeugen dies noch. Bezaubert von seinem liebenswürdigen
129. Pinsel besuchten ihn verschiedene Cardinäle, um ihn arbeiten
zu sehen.
Nach der Rückkehr in sein Vaterland ward er alsbald
zu König Karl nach England entboten, für den er verschiedene
Cabinetsbilder malte und reichlich bezahlt wurde. Hierauf
kehrte er wieder nach Utrecht zurück, wo er im Jahre 1660,
wenige Jahre nach dem Tode seines ersten Lehrers, Abraham
Bloemaert, starb. — Mit seinen nackten Frauenfiguren erntete
er den meisten Ruhm.
Unter seine besten Schüler mag man Joan van der Lis
zählen, der zu Breda geboren ist. Dieser kam ihm in der
eigenthümlichen Stoffwahl^ in der natürlichen Mischung der
Farben und Pinselbehandlung so nahe, dass seine Bilder nicht
selten für solche von Poelenburg gehalten wurden.
Daniel Vertan gen aus Haag malte sehr gefällig: Falken-
jagden, badende Frauen und tanzende Bacchanten in zierlichen
Landschaften.
Fran9ois Verwilt aus Rotterdam hat sich in seinen
nackten Figuren derselben Manier bedient. Doch seine Land-
ERSTER THEIL. 5 9
Schäften und Ruinen malte er, wie Sandrart sagt, nach der
Weise des Kornelio van Bojo Leubourys.
Desgleichen auch Warnard van Rysen, der zu Bommel
geboren ist und sich nach Italien begab, um weitere Studien
zu machen. In seine Geburtsstadt zurückgekehrt, ward er der
Lehrer des Malers Gerard Hoet, doch nur ein Jahr lang,
denn er verlegte sich auf den Juwelenhandel und ging nach
Spanien, wo er auch starb.
Poelenburg hatte auch einen Neffen Namens Willem i3o.
van Steenree, der sein Schüler war.
Unter seinen Zeit- und Kunstgenossen erscheint auch
Alexander Keerings, ein geschickter Landschaftsmaler, der
sich aber nicht auf die Darstellung von Figuren verstand, in
Folge dessen Poelenburg die meisten seiner Bilder mit Figuren
staffirte. —
Joris van Schoten ist zu Leiden im Jahre iSSy geboren
und fühlte sich von Jugend auf so zur Kunst hingezogen, dass
er in der Schule sein Papier anstatt mit Buchstaben mit
Männchen und Thieren beklexte, so dass seine Lehrer viel zu
schelten hatten und auch seine Eltern unzufrieden waren. So
sehr sie aber von ihm gedrängt wurden, wollten sie ihn doch
nicht zeichnen lernen lassen, ja er wäre wol gar nicht dazu
gekommen, wenn nicht ein kunstsinniger Freund seiner Eltern
sein Fürsprecher gewesen wäre.
Dies erinnert mich an meine eigene Jugend, da ich in
derselben Lage war und meine Eltern nicht bewegen konnte,
mich zeichnen lernen zu lassen, so dass ich zwei Jahre lang bei
einem gewissen Johannes de Haan, jetzt Auctionator und
beeideter Mäkler zu Dordrecht, Garn wickeln musste. Doch
dies hatte auch seine guten Folgen, denn dieser de Haan, der
erst kürzlich geheiratet hatte, ging oft mit seiner jungen Frau
zu Freunden auf Besuch und überliess mir die Aufsicht über 13,.
den Laden. Er, der selbst ein Schüler des Porträtmalers
Nicolaas Maas zu Dordrecht gewesen war, sah meine Lust
zum Zeichnen und gab mir Zeichnungen oder Kupferstiche
zum Copiren, damit ich um so gewisser zu Hause bleibe.
Dadurch machte ich solche Fortschritte, dass ich, ehe ich noch
meine Zeit ausgedient hatte, durch Fürsprache guter Freunde
6o ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBÜRGH.
ZU dem Landschaftsmaler Willem van Drillenburg nach
Utrecht geschickt wurde; dies war im Jahre 1669.
Van Schote n*s Eltern Hessen sich endlich bewegen und
er ward im Jahre 1604, ungefähr 17 Jahre alt, zu Koenraed
van der Maas, einem guten Porträtmaler, geschickt, bei dem
er nach drei Jahren selbstständig wurde. Nun erfasste ihn die
Wanderlust, aber seine Eltern störten diesen Plan durch eine
Heirat. Er blieb seitdem in Leiden und malte Historien, Land-
schaften, insbesondere aber Porträts, wie deren in den Doelen
zu Delft noch zu sehen sind. —
Wir hätten keinen Grund, des Ernestus Thoman zu
gedenken, der niemals in den Niederlanden gelebt hat, wenn
1 32. wir durch ihn nicht die Lebensumstände einiger anderer Maler
näher bezeichnet fänden.
Jakob Ernestus Thoman ist zu Hagelstein im Jahre
i588 geboren, reiste, nachdem er in den Anfangsgründen der
Kunst ziemliche Fortschritte gemacht hatte, ungefähr im Jahre
160 5, nach Italien; er hat i5 Jahre in Neapel, Genua und Rom
zugebracht und lebte zumeist in der Gesellschaft von Adam
Elshaimer, Pieter Lastman und Johannes Pinnazio oder
Jan Pinas, der täglich, sowie die Sonne über die Berge
stieg, die lieblichen Landschaften nach der Natur aufnahm.
Nach Elshaimer *s Tod ging er in sein Vaterland, um
den Gram über diesen Verlust eher zu zerstreuen. Er hatte
sich dessen Eigenthümlichkeiten so sehr angeeignet, dass viele
seiner Bilder für Werke Elshaimer's gehalten werden. Er starb
im Dienste des Kaisers zu Landau am 2. October i653.
Hieraus entnehmen wir, dass Pieter Lastman, den wir
unter dem Jahre i58i aufgeführt haben, mit seinem 24. Jahre
in Rom war, sobald wir annehmen, dass ihn Thoman im
Jahre i6o5 daselbst fand; aber es ist möglich, dass schon
einige der i.5 Jahre, welche Thoman in Italien zubrachte,
inzwischen verflossen waren, ehe Lastman und Pinas nach
Italien kamen, oder ehe sie einander kennen lernten. Doch wie
dem sei, wahrscheinlich sind sie um das Jahr i58i geboren.
Nun folgt Pieter Feddes aus Harlingen; ob er ein
1 33. Glas- oder Bildmaler gewesen, weiss ich so wenig wie über-
haupt etwas über seine Kunst und Lebensweise. Aber in dem
ERSTER THEIL. 6l
Beiwerke seines in Kupfer gestochenen Porträts zeigen sich
Palette und Pinsel, und im Schriftrande steht: „Petrus Feddes
Pictor i6i5," was uns veranlasst, ihn unter die Maler des
j6. Jahrhunderts zu zählen.
Man kennt verschiedene Radirungen seiner Hand, welche
„P. Harlingensis" bezeichnet sind. —
Henrik Terbruggen, welchen Korn, de Bie und
Joach. Sandrart irrthumlich Verbruggen nennen, ist nach
deren Angabe zu Utrecht im Jahre 1587 geboren. Aber aus
einer gedruckten „Notification oder Kundmachung an alle Lieb-
haber der Malerei etc." habe ich ersehen, dass Henrik ter
Bruggen aus Ober-Issel stammte, im Jahre i588 geboren war,
zu Utrecht heiratete und daselbst wohnte. Denn sein Vater
floh in der Zeit der Unruhen und Verfolgungen im Jahre i58i
aus Ober-Issel nach Utrecht und blieb seitdem daselbst so wie
sein Sohn und dessen Nachkommen wohnen , bis auf seinen
Enkel Henrik ter Bruggen, der im Haag lebt. Nachdem
er bei A. Bloemaert einen guten Unterricht erhalten hatte,
erfasste ihn die Reiselust und das Verlangen, grossen Meistern
nachzufolgen. Deshalb hat er in seiner Jugend viele fremde
Länder besucht, zehn Jahre in Rom gelebt und überall Proben
seines ausgezeichneten Talentes, meist historische Darstellungen,
hinterlassen, so insbesondere in Neapel ein grosses Bild über
dem Hochaltar der grossen Kirche. Dieses hat er nicht i34.
bezeichnet, wie er dies oft zu thun unterliess, da seine flotte
Manier zu seiner Zeit allgemein bekannt war.
Eines seiner ausgezeichnetsten Werke, welches eine fröhliche
Tischgesellschaft in lebensgrossen Figuren darstellt, befand sich
bei dem General - Einnehmer van der Streng in Middelburg.
Ihm ward auch die Ehre zu Theil, dass Rubens, als er,
um die Künstler zu besuchen, nach Utrecht kam, seine Arbeiten
vor Allen insbesondere rühmte. Davon erwähnt allerdings
Sandrart, der über diese Reise des Rubens berichtet und
selbst sein Führer war, kein Wort, was wol zu dem Glauben
veranlasst, dass sie nicht die besten Freunde gewesen sind.
Dies glaubt auch der Verfasser der erwähnten „Notification",
indem er folgende Stelle aus Sandrart citirt: „Nachdem er sich
Italien wol zu Nutze gemacht, kehrte er wieder in sein Vater-
62 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
land Utrecht zurück, und hat nach seiner eigenen Inclination
zwar durch tiefsinnige, jedoch schwermüthige Gedanken in seinen
Werken die Natur und derselben unfreundliche Mängel sehr
wo], aber unangenehm nachgeahmt." Er nimmt das Verschweigen
des oben erwähnten Umstandes so übel, dass er das Spruch wort:
es ist für einen lebenden Esel leicht, einen todten Löwen mit
Füssen zu treten, auf Sandrart anwendet. Er starb, 42 Jahre
alt, am Allerheiligen -Tage des Jahres 1629. —
i35. Wie ich ferner aus einem gedruckten Auszuge der Reso-
lutionsbücher der Stadt Deventer entnehme, schenkte sein Sohn
Richard am 5. August 1707 seiner Geburtsstadt einige Bilder
seines Vaters.
Der Maler Pieter Bronkhorst, zu Delft am 16. Mai
i588 geboren, wählte zu seiner Aufgabe das schwierigste und
mühevollste Gebiet der Kunst, Ansichten von Tempeln und
Kirchen , welche er mit historischen Darstellungen staffirte.
Trotzdem hat er dieses Feld ruhmvoll behandelt, wie
dies insbesondere an zwei bekannten Bildern zu sehen ist,
1 36. deren eines sich in der Vierschaar im Rathhause zu Delft
befindet. Dieses stellt ein grossartiges reiches Gebäude vor, in
welchem Salomon das erste Urtheil spricht. Das zweite: Christus,
dei* die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel jagt, befindet
sich bei der Witwe seines Sohnes. Er starb am 21. Juni 1661.
Der Maler und Dichter Adriaen van der Venne ist zu
Delft im Jahre i5Sg geboren; seine Eltern waren vermögende
Leute und stammten aus Brabant. Nach der Lebensbeschreibung
des Korn, de Bie scheint er von seinen Eltern nach Leiden
geschickt worden zu sein, um Lateinisch zu lernen. Durch
das Lesen der alten Dichter wurde er aber auch angeregt,
Allegorien zu erfinden und versuchte es, dieselben auf Papier
oder mit Farbe darzustellen. Zu diesem Zweck befreundete er
sich mit einem Goldschmiede und Maler Namens Simon de Valk,
der ihm die Anfangsgründe der Kunst lehrte. Da er nun den
Plan fasste, seine künstlerischen Studien eifrig zu verfolgen, ging
er zu Jeronimus van Die st, einen guten Grisaillenmaler, bei
welchem er eine geraume Zeit thätig war und es später durch
sein Talent so weit brachte, dass seine Arbeiten dem Prinzen
von Oranien, dem Könige von Dänemark, und anderen
ERSTER THEIL. 63
Fürsten gefielen. Er war überdies ein talentvoller Dichter und
hat seine reiche Begabung und seine poetischen Erfindungen
in mannigfaltigen für den Kupferstecher gelieferten Zeichnungen
ersichtlich gemacht. Insbesondere in den oft aufgelegten Gedichten
des Jakob Kats, und zahlreichen Emblemen oder Sinnbildern,
die unter den Bücherfreunden geschätzt sind. Von seinen eigenen i^;.
Büchern sind mir bekannt: Zinnevonk op den HoUantschen
Turf etc. und Tafereel der belachende Waerelt. i635. —
Im Jahre 1589 ist Johann Torrentius zu Amsterdam
geboren. Dieser malte kunstvoll und ausführlich kleine nackte
Figuren, aber die Tendenz dieser Bilder und das, was sie vor-
stellten war nicht allein schamlos, sondern geil, unkeusch,
frech, ärgerlich und verlockend zu schmutzigen Gelüsten, so
dass es ihm strenge und unter Drohungen verboten wurde,
derlei ferner zu machen und zu verkaufen. Da er aber nicht
die Absicht hatte, diesem Befehle nachzukommen und sich
mit dem Leugnen allein durchzuhelfen glaubte, ward er auf
Befehl des Amsterdamer Gerichtes in das Gefängniss gebracht;
bei dem Verhöre weigerte er sich zu bekennen, dass er der
Verfertiger jener Bilder^ die man ihm zuschrieb, obgleich die 1 38.
Beweise hiefür erbracht waren. Deshalb ward er auf die Folter
gespannt. Sandrart sagt in der lateinischen Ausgabe (p. 299),
dass ihn der Rath oder der Gerichtshof von Harlem auf die
F'olter brachten. Er leugnete hartnäckig. Da aber sein Kopf
den Anschuldigungen länger Widerstand leistete als sein Körper
der Folter, starb er unter den Qualen. Die Bilder die man
fand, wurden von Büttelhänden im Jahre 1640 verbrannt. Die
Umstände dieses Vorfalls geben deutlich genug zu erkennen,
dass seine Bilder als Reizmittel dienten, nicht so sehr zu cypri-
schem als zu sodomitischem Treiben. Im Jahre 1628, als er 39
Jahre alt war, ward sein Porträt in Kupfer gestochen. —
Dagegen haben auch fromme Männer, selbst solche, die 140.
im kirchlichen Verbände lebten , kein Bedenken getragen , die
Malerei auszuüben. — So z. B. der Cardinal Franc iscus von
Verona — der ein guter Maler war, Don Bartolomeo,
seiner Zeit Abt von St. demente in Arezzo, und in jüngster
Zeit der Jesuit Daniel Zegers, der zu Antwerpen im Jahre 1590
geboren ist. Er verstand es, die verschiedenartigsten Blumen
64 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
SO leicht, lebendig, hell, zart und sauber darzustellen, dass
man darob staunen musste. Ich habe, als ich in Brabant war,
in der Kirche der Jesuiten eine ganze Capelle voll Bilder seiner
Hand gesehen. —
Desgleichen zu seiner Zeit der I^ater Johannes van der
Borght, aus dem Orden der Minnebrüder, der in Kupfer
141. gestochen hat; doch ich will nicht von dieser Kunst handeln,
in welcher die römische Jungfrau Claudia Stella Alle,
Wenige von den Vielen ausgenommen, übertrifft. Wollte man
eine Liste Aller aufstellen, so glaube ich doch keck sagen zu
können, dass nicht Einer von Hundert sie in kunstvoller Be-
handlung überbieten wird, Ihr Stich nach dem Bilde von
Nicolas Poussin, welches den Moses darstellt, der mit seinem
Stabe Wasser aus dem Felsen lockt, um das verschmachtete
Volk zu laben, beweist meine Behauptung.
Zegers war ein Schüler Jan BreugeTs, genannt „den
Fluweelen", der in seiner früheren Zeit auch Blumenmaler
gewesen. Und wie die Blumen, diese Zierde des Lenzes, wegen
ihrer schönen Gestalt und ihres frischen Duftes von Jedermann
begehrt werden, so wurden auch die von Zegers von allen
Blumenfreunden gesucht, insbesondere von dem Erzherzog
Leopold und dem Prinzen von Oranien Friedrich Heinrich,
der ihn für zwei Bilder reich belohnte. Sein Porträt wurde
von Jan Lievens gemalt. — J. v. Vondel dichtete, von
seinen Bildern angeregt, mehrere Verse. —
145. Adriaen van Linschoten, der in der Liste der Re-
genten der St. Lucas -Gilde zu Delft im Jahre 1627 Kornelius
Adriaen Linschoten genannt wird, ist zu Delft im Jahre i5go
geboren. Wessen Schüler er gewesen ist, weiss ich nicht genau
anzugeben, aber Einige glauben, dass er ein Schüler Span-
jolet's war. Seine Arbeiten zeigen, dass er besser malte
als er lebte, denn er führte ein sehr lockeres, unbesonnenes
und nachlässiges Leben , in Folge dessen er in Noth gerathen
wäre, wenn ihn nicht seine zwei Schwestern bei ihrem Tode
zum Erben des jährlichen Einkommens ihrer Verlassenschaft
gemacht hätten.
Im Jahre 1634 zog er nach Brabant und heiratete da-
selbst ein junges Mädchen von niederer Herkunft, welches sich
ERSTER THEIL. 65
vom Spitzenklöppeln nährte, aber hübsch war und viel Verstand
besass. Nach einigen Jahren zog er mit seiner Frau und zwei
Töchtern nach Haag. Der Maler Pieter van Ruiven in Delft
erzählte mir, dass er ihn in den Jahren 1677 oder 1678 kannte,
zu welcher Zeit er ein Mann von 87 oder 88 Jahren gewesen
sein mag und einen langen ungepflegten Bart trug. Ueber
Linschoten's Arbeiten wusste er mir nur zu sagen, dass er
die Begegnung des Apostels Petrus mit der Magd des Hohen- 146.
priesters so natürlich dargestellt und die Gemütsbevvegung in
den Gesichtszügen so kunstvoll ausgedrückt hatte, dass ihn
ein Prediger ersuchte, auch die Reue des Petrus als Gegenstück
zu malen. Auch dies gelang ihm nicht minder. —
Bei dem Herrn van der Heul, Pulvermüller vor der
Waterlootse Poort, befindet sich ein Bild von ihm, ein
Alchymist in seinem Atelier, welches geistreich erfunden und
gemalt ist; insbesondere sind Brust und Arme des Mannes nicht
allein musculös und natürlich in der Farbe, sondern auch keck
und kunstgerecht in der Zeichnung. Noch viele andere befinden
sich in den ältesten Familienhäusern in Delft.
Lucas de Waal Jansz ist zu Antwerpen im Jahre iSgi
geboren. Da sein Vater auch Maler war, lernte er, weil er Lust 147.
zur Kunst hatte, zuerst bei diesem und später bei Jan B reu gel,
dessen Manier er staunenswerth nachahmte. Er zog früh nach
Frankreich und von da nach Italien, wo er viel, sowol al Fresko
als in Oelfarbe arbeitete. Er war im Allgemeinen in seinen
Vorwürfen mannigfaltiger als sein Meister. Denn man sieht nicht
selten in seinen Bildern F'elsen mit fremdartigen Wasserfällen,
auch sonnige Landschaften, Wetterleuchten und Gewitterschauer,
mit kecker Hand natürlich dargestellt. Er lebte noch im Jahre
1660, 69 Jahre alt, und wohnte zu Antwerpen, wo er mit Lust
und Eifer thätig war.
Als Keiner der Geringsten von Jenen, welche in früherer
Zeit in Friesland thätig waren, ist Wybrand de Geest an-
zusehen. Er war ein wackerer Historien- und Porträtmaler und
von seinen Zeitgenossen besonders gerühmt. Zu Rom, wo er,
um sich nach den besten Vorbildern zu üben, mehrere Jahre
zubrachte, ward er wegen seines hochstrebenden Talentes der
Friesische Adler genannt. Wie genau er auf Alles achtete,
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 5
66 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
geht aus seinem „Kabinet der Statuen'' hervor, in welchem
Werke er die Plätze angibt, wo diese sich befinden und Unter-
suchungen über die Künstler anstellt. Dieses Buch wurde im
148. Jahre .1702 zu Amsterdam gedruckt. — Unter den Gedichten
Vondel's befindet sich eine Ode an Wybrand de Geest. —
Sein Enkel, ebenfalls Wybrand genannt, übt noch
gegenwärtig die Kunst aus. Er war in Amsterdam ein Schüler
Antoni Coxie's.
149. Unter seine Zeit- und Landesgenossen werden eingereiht:
J. de Wilde, ein guter Porträtmaler, und Jelle Reiniers
ein geschickter Glasmaler. Zu Sneck ist heute noch ein kunst-
volles Glasgemälde zu sehen, welches die Zimmermannsgilde
der Kirche geschenkt hat, in welchem die Flucht Josefs, ihres
Patrons, mit Maria nach Egypten dargestellt ist. Man sagt,
dass es als Kunstwerk die berühmten Glasgemälde der Brüder
Grabet in der St. Jans-Kirche zu Gouda übertreffe.
Jacobus Potma ist zu Workum in Friesland geboren.
Da wir sein Geburtsjahr nicht kennen, haben wir ihn hinter
seinen Lehrmeister Wybrand van Geest eingereiht^ durch
dessen Unterricht er ein guter Porträt- und Historienmaler
wurde. Auch kannte er die Welt und war zu seiner Zeit als
erster Kammerherr mit dem Kurfürsten vor Wien, wo er auch
im Jahre 1684, vermuthlich an der Disenterie, welche damals
Viele hinwegraffte, starb.
Gerard Honthorst ist zu Utrecht im Jahre 1592 ge-
boren; er hat die Anfangsgründe der Kunst bei Abraham
Bloemaert gelernt und seine Studien in Rom fortgesetzt, wo
er in einigen Jahren solche Fortschritte machte, dass die besten
Kenner und Kunstfreunde viel Wohlgefallen an seinen Arbeiten
insbesondere aber an seinen Nachtstücken fanden. In der Folge
bestellten sowol verschiedene Cardinäle als auch der König
von England Karl I., der König von Dänemark und auch
der Prinz von Oranien bei ihm, sowol Porträts als auch
i5o. Gomposition.
Er war liebenswürdig und höflich, führte ein geregeltes
Leben und unterrichtete in Folge dessen viele Kinder der vor-
nehmsten Familien in der Kunst; insbesondere die Kinder der
Königin von Böhmen, der Schwester König Karl's von
ERSTER THEIL. 67
England, den Prinzen Palatin, den Prinzen Robert und
vier Töchter, darunter Sophia, die Aebtissin von Maubuisson,
die sämmtlich grosse Fortschritte machten. Er hat viele Por-
träts angesehener Personen gemalt, unter diesen auch Maria
von Medicis die Königin von Frankreich, auf welches Ge-
mälde Jan de Vos mehrere Verse schrieb. — Er lebte noch im
Jahre 1662 und malte im Lustschlosse des Prinzen im Busch
nächst Haag.
Pieter Snayers ist zu Antwerpen im Jahre iSqS geboren.
Er war Maler des Erzherzogs Albert und Isabellens, des
Cardinal-Infanten von Spanien, und mehrerer anderer Fürsten.
Er malte Landschaften, insbesondere aber Schlachten mit all' 152.
ihren traurigen Folgen. — Er lebte noch im Jahre 1662 und
wohnte zu Brüssel.
Adriaen de Bie, der Sohn eines ungebornen Vaters,
erblickte das Licht der W^elt im Jahre 1594 zu Lierre. Sein
Vater nämlich war nicht wie die meisten Menschen geboren,
sondern aus seiner Mutter Leibe geschnitten und wunderbar
am Leben erhalten. In seiner Jugend lernte er die Kunst bei
Wouter Abts. H. de Pooter sagt, dass er 18 Jahre alt nach
Paris ging und bei einem Rudolf Schoof, einem damals sehr
berühmten Maler König Ludwig's XIIL^ zwei Jahre wohnte.
Diese Zeit verwendete er mit besonderem Fleiss und Eifer,
begab sich dann nach Rom, wo er sechs Jahre lang blieb und
sich nach den besten Meistern bildete. Ferner besuchte er die
meisten und grÖssten italienischen Städte und blieb neun Jahre
aus. Damals fand er auch Gelegenheit für verschiedene Car-
dinäle seine Kunst auszuüben, die insbesondere im Bemalen
goldener oder silberner Platten oder kostbarer Steine, wie Porphyr
und Jaspis, bestand. Seine nette und zarte Behandlung fand
grossen Beifall. Im Jahre 1623 kehrte er wieder nach Brabant
zurück und malte zahlreiche Porträts und figurenreiche Com-
positionen, wie zum Beispiel das Bild in der St. Gommers-
Kirche zu Lierre über dem Altare des heiligen Eloy. Dieser
Adriaen war der Vater von Kornelis de Bie, dem Verfasser
des Buches „Het Gulden Kabinet der Schilders".
In demselben Jahre 1594 starb der Maler Christoff i53.
Schovarts, der zu Ingolstadt geboren ist. Er hatte es zu
5*
68 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
solcher Berühmtheit gebracht, dass ihn der Kurfürst von
Baiern in seine Dienste nahm; für diesen malte er in München
viele ausgezeichnete Werke sowol in Fresco als in Oel färbe.
Da er einige Jahre in den Niederlanden lebte, habe ich ihn hier
erwähnt, aber von seinen Bildern ist mir keines zu Gesicht
gekommen. Sandrart, der seine Werke kannte, spricht mit
Lob von ihnen. —
In demselben Jahre 1594 -ward zu Antwerpen Kornelis
de Waal, der Bruder von Lucas und Sohn des Jan de Waal,
geboren. Wahrscheinlich lernte er die Kunst bei seinem Vater,
was ein grosser Vortheil ist, denn das Spruch wort: man darf
nicht so lehren, dass man selbst auslernt, hat bei Vater und
Sohn keine Geltung. Er ging nach Italien, entweder um sich
noch weiter auszubilden oder weil er das Sprüchwort kannte,
welches lautet: das Vaterland ist eine Stiefmutter für hervor-
ragende Talente, denn der Neid herrscht in ihrem Geburtsorte.
Er arbeitete viel für Philipp III. und für den Herzog von
Aarschot, der damals in Spanien war. Im Jahre 1662 lebte
er noch , 68 Jahre alt, in Rom. Er malte zumeist kleine krie-
154. gerische Darstellungen, Land- und Seeschlachten, fliehende Heere
und dergleichen.
Im Jahre 1715 habe ich ein vorzügliches Bild von seiner
Hand zu Amsterdam auf öffentlicher Auction gesehen, in wel-
chem die Bestürmung einer Festung mit vielen Figuren dar-
gestellt war. Hier sah man das Kriegsvolk muthig die Sturm-
leitern erklimmen, dort wieder Andere verstümmelt hinunter-
stürzen. Schon war die Festung genommen, denn man sah des
Feindes Fahne aufgepflanzt und den Befehlshaber zu Pferd im
Vordergrunde die Stürmenden anführen. —
Jacques Jordaens ward am 19. Mai 1594 zu Antwerpen
geboren. Sein Lehrer war Adam van Oort, dessen Tochter
er später heiratete. .Er bemühte sich frühzeitig, Bilder von
i55. Carracci, Titian, Paolo Veronese und J. Bassano mit Auf-
merksamkeit zu copiren und später sich die flotte Behandlung
des Rubens anzueignen und in seinen Werken nachzuahmen.
Deshalb waren seine Arbeiten grossartig angelegt, lebendig und
geistreich componirt, sein Pinsel gewandt und zart verschmolzen,
seine nackten Figuren sicher in der Zeichnung und natürlich
ERSTER THEIL. 69
in der Farbe. Er hat verschiedene grosse Bilder gemalt, die
sich theils hier, theils anderwärts befinden; unter anderen zwölf
Darstellungen aus dem Leiden Christi für Karl Gustav, König
von Schweden; nicht die geringsten sind jene im Hause im
Busch nächst Haag, welche die ruhmwürdigen Thaten des
Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien darstellen. Emilia
van Solms, seine Witwe, liess sie in dem sogenannten Oranier-
Saale in der Runde malen; doch sind nur die bedeutenderen
Stücke von seiner Hand, jenes z. B., in welchem der Prinz
auf seinem Siegeswagen erscheint. Er hat viel Ruhm und Geld
erworben und lebte noch im Jahre 1678; er ging des Abends
in Gesellschaft und war fröhlich beim Weine, — aber erstarb
bald darauf.
Sandrart erzählt, dass er dem Rubens zu seiner besten
Zeit sehr ungelegen kam. Dieser verschaffte ihm deshalb aus
freien Stücken eine grosse Arbeit und brachte es dahin, dass er
nach Madrid entboten ward, um für den Hof Tapeten - Patronen
in Wasserfarbe zu malen, in der Absicht, ihn dadurch ander-
weitig zu beschäftigen und sich möglichst ferne zu halten.
Sandrart gibt auch zu verstehen, dass er später nicht mehr
so energisch und sorgfältig arbeitete, da ihm die bunte und
trockene Manier auch ferner haften blieb.
Mir aber scheint es, dass Sandrart mit Voreingenommen- i56.
heit für den Einen oder für den Anderen schrieb. Diese eben
erzählte Geschichte von Rubens und Jordaens ist ein Beweis
dafür. Denn angenommen, dass Rubens einen besonderen Plan
damit vor hatte und ihm die Sache so schön vorzustellen wusste,
dass er seine Absicht wirklich erreichte und — angenommen, dass
eine doppelte Absicht hiebei im Spiele war, so geschah doch
Jordaens damit ein grosser Dienst, denn man muss, wie ein
italienisches Spruch wort sagt, lange gehen, um in den Mittel-
punkt der Gelegenheit zu kommen. Deshalb stimme ich auch
den Beschwerden bei, welche Richard ter Bruggen wegen
der Lebensbeschreibung seines Vaters Hendrik ter Bruggen
gegen Sandrart erhebt. —
Jordaens arbeitete ungewöhnlich flink, und man erzählt, 157.
dass er die Geschichte von Pan und Siringa in lebensgrossen
Figuren in sechs Tagen gemalt habe. Aber er liebte nicht
yo ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
immer ernste, sondern oft auch burleske Vorwürfe. Das Sprüch-
wort: „Wie die Alten sungen, so pipen die Jungen" und den
Dreikönigsabend hat er höchst geistvoll dargestellt; man kennt
diese Bilder durch die Kupferstiche, sowie den Satyr der
Aesopischen Fabeln, der staunend zusieht, wie der Bauer kalt
und warm aus einem Munde bläst, durch den Stich von Lucas
i58. Vor s terma n. Die energische Manier, die er in seiner besten
Zeit, obwol er Italien nicht bereist hatte, besass, ist an dem
Nachtstück ersichtlich, welches Petrus darstellt, der in seinem
Eifer dem Malchus das Ohr abhaut. Aber was brauchen wir
noch mehr zu sagen, da wir ja täglich die Beweise seiner
Kunst vor Augen haben. — Er war ein Mann von bescheidenem
und höflichem Benehmen, der stets gefällig und Anderen mit
gutem Rath zu dienen bereit war. Er bewies dies an Henrik
Berckman, der zu Klundert geboren ist. Dieser malte kleine
Schlachtenbilder, konnte sich aber damit nicht recht fortbringen,
darum rieth ihm Jordaens sich auf grössere Vorwürfe zu ver-
legen, was ihm auch glückte. Er Hess sich in Seeland nieder,
wo er gestorben ist. —
Wenn das Morgenroth seine goldenen Strahlen über den
in Nebel gehüllten Horizont wirft, die Blätter der Bäume noch
vom Nachtthau glänzen, die Felder wie mit blauem Schleier
bedeckt liegen und hie und da die Dächer der Weiler und die
Thurmspitzen im goldenen Schimmer erglänzen, so ist dies
gewiss der malerischste Augenblick für Alle, welche ihren
Studien nachgehen, um dieselben zu günstigerer Zeit auf die
Leinwand zu bringen. Diesen nahm auch Lucas van Uden
in Acht, denn man sagt, dass er sich dem Schlafe entriss, mit
dem Morgengrauen aufstand und hinauseilte in Feld und Wald. —
159. Seine verschwommene und weiche Manier, der feine Ge-
schmack, den er im Allgemeinen in seinen Arbeiten zur Schau
trägt, insbesondere aber sein flotter Baumschlag, seine Terrain-
verhältnisse, Fernsichten und mannigfaltigen Ausblicke machten
ihm bei den Kunstfreunden einen geachteten Namen. Er ist
zu Antwerpen am 18. October 1595 geboren. —
In demselben Jahre iSgS ist zu Antwerpen Dirk van
Hoogstraten geboren. Sein Vater Hans van Hoogstraten,
geboren im Jahre i568 am St. Mathys -Abend, gestorben am
ERSTER THEIL.
71
14. März des Jahres i6o5, übersiedelte, um den Verfolgungen
zu entgehen, mit seinem Hausstande nach Holland. Er liess
seinen Sohn in der Jugend die Silber- und Goldschmiedekunst
nebst dem dazu nöthigen Zeichnen lernen, desgleichen gra-
viren und in Kupfer stechen, worin er ziemlich bedeutende
Fortschritte machte, die auch an einem von ihm selbst ge-
zeichneten Kupferstich , das Ecce homo genannt, zu ersehen
sind. Da sich aber jedes Land auf irgend einem Gebiete
vor anderen auszeichnet, so übertraf damals Deutschland die
Niederlande in der Goldschmiedekunst; deshalb ging Dirk,
von seiner Lernbegierde angespornt, mit Bewilligung seiner
Eltern dahin, um den Deutschen die Kunstgriffe abzusehen. 160.
Dort ward er mit niederländischen Malern bekannt. Sei es
nun, dass ihn die Vortheile der Malerkunst mehr als die des
Silberschmiedhandwerkes lockten, oder dass sich damals erst die
Lust zur Malerei in ihm offenbarte, er nahm sich vor, malen
zu lernen und übte sich darin mehrere Jahre mit Eifer und Aus-
dauer, sowol selbstständig als unter seines Meisters Leitung. —
Nach Hause zurückgekehrt, fragte ihn sein Vater, was er jetzt 161.
zu thun gesonnen wäre; ob er ein Geschäft als Silberschmied
eröffnen, oder ob er auf andere Art seine auf der Reise erworbenen
Kenntnisse verwerthen wolle. Er aber antwortete seinem Vater,
dass er den Hammer mit den Pinsel vertauscht habe und nicht
Silberschmied, sondern Maler werden wolle. Das that er auch
und ich habe Bilder von ihm gesehen, die richtig in der
Zeichnung und auch natürlich in der Farbe waren. Aus dem
Umstände, welchen mein Meister Sam. van Hoogstraten in
seinem Werke: „Inleydinge tot de Hooge schoole der Schilder-
kunst" (p. 107) erzählt, geht hervor, dass er die Gegenstände
täuschend nachzuahmen verstand. Sein Todesjahr kenne ich nur
aus der Randschrift einer Zeichnung meines Meisters Sam.
van Hoogstraten, nach seines verstorbenen Vaters Zügen. 162.
Diese befindet sich bei dem durch seine Gedichte hinreichend
bekannten David van Hoogstraten, der sie zur Erinnerung
an seinen Gross vater aufbewahrt. Er starb zu Dordrecht am
20. December 1640. —
Der Maler und Architekt Jacques Francart ist zu Brüssel
geboren. Das Jahr seiner Geburt ist mir unbekannt, da weder
72 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Fl. le Comte noch Korn, de ßie dasselbe erwähnt hat.
Ich führe ihn zwischen den Jahren i56o und 1621, den Ge-
burts- und Sterbejahren des Erzherzogs Albert, auf den Schau-
platz, weil dieser sein Mäcen gewesen ist und ihm ob seiner
Talente, Fertigkeiten und Kenntnisse viel Gunst erwies. Er war
Architekt und Festungsbaumeister von Brüssel und ist Erbauer
der Jesuitenkirche. Er verstand sich überdies auf Malerei,
Geometrie, Perspective, Dichtkunst und die Kunst zu leben,
welche Fähigkeiten im Vereine wol hinreichen, einen Mann
glücklich zu machen. —
Francart war auch insbesondere bei der Infantin Isabella
1 63. beliebt, für" welche er die Geheimnisse des Rosenkranzes malte,
welche dem Papst Paul V. geschickt und auch später in Kupfer
gestochen wurden.
Anna Francoise de Bruns, welche bald alle Künst-
lerinnen ihrer Zeit übertraf, war mit ihm verschwägert und
wurde von ihm unterrichtet. Später entsagte er all* seinen Ar-
beiten und befasste sich nur mit der Pflege der Blumen, in
welchen er ein Abbild seines vergänglichen Lebens sah.
Am Schlüsse unserer Zeilen über Michiel Janze Miere-
veit haben wir mit wenigen Worten erwähnt, dass er zwei
Söhne hinterliess, welche beide die Kunst ausübten, und dass
insbesondere Pieter, der Aeltere, seinem Vater in der Kunst
zu porträtiren nicht ungleich war. Auch haben wir den Ort
angegeben, wo zu Delft Bilder seiner Hand zu sehen sind. Bei
dem Jahre seiner Geburt i5g6 aber, muss ich noch zu Lob
und Ruhm dieses Pieter Miereveit bezeugen, dass mir, ehe
ich wusste, dass Mich. Miereveit Söhne hinterlassen, oder
ich etwas von ihren Händen gesehen hatte, von Gerardus
Wigmana, dem Maler zu Amsterdam, ein Porträt gezeigt
wurde, welches er als ein Bild M. Miere velt's gekauft hatte
und welches auch ich dafür hielt. Aber die Bezeichnung im
Hintergrunde, welche ein verschlungenes P und M mit der
Jahreszahl 1620 vorstellte, veranlasste mich, die Beschreibung
von Delft aufzuschlagen, wo ich (p. 85i) fand, dass Michiel
einen Sohn Namens Pieter hatte, der in seiner frühesten Ju-
i63, gend am 11. December i632, 27 Jahre alt, starb. Sein zweiter
Sohn Jan Miere velt nahm ebenfalls einen guten Anfang, aber
ERSTER THEIL. 7 3
ein unglücklicher Vorfall hinderte seine fernere Ausbildung,
denn er ward blödsinnig und starb im Jahre i633.
In demselben Jahre iSgö ward Leonard Bramer geboren.
Er ging, achtzehn Jahre alt, nach Arras im Artoys, von da
nach Amiens, Paris, Marseille, Genua und endlich nach Rom,
wo er sich einige Jahre aufhielt, um seine Studien nach so viel
herrlichen Vorbildern eifrig weiter fortzusetzen und seine Fähig-
keiten an den kunstliebenden Höfen von Rom, Venedig, Florenz,
Mantua, Neapel, Padua etc. glänzen zu lassen. Vor Allem machte
ihn eine Auferweckung des Lazarus, eine lebendige, gut ge-
zeichnete und geistreich im Halbdunkel gehaltene Composition,
eine Verleugnung Petri und mehrere andere Bilder berühmt,
und da er mehr des Ruhmes als des Geldes wegen arbeitete,
genügte es ihm, dass sein Name in ganz Italien bekannt war.
Er kehrte wieder in sein Vaterland zurück, um auch dort seine
Kunst zu zeigen. Noch jetzt prangt das Prinzenhaus zu Ryswyk
mit einer schönen Probe seines Talentes. Ant. van der Does
hat sein Porträt gestochen.
Man sieht noch häufig bei den Liebhabern seine kleinen
auf Kupfer gemalten historischen Darstellungen, die ebenso
geistreich erfunden als kunstvoll ausgeführt sind. Pyramus und
Thisbe, eines seiner schönsten Bilder, auf Kupfer gemalt, hat 1 65.
Lud. Smids besungen. —
Von einigen älteren Meistern wird erzählt, dass sie sehr
langsam arbeiteten, dagegen wieder von anderen, dass ihnen
die Bilder rasch von der Hand flogen. — Das Letztere behauptet 166.
man von Frans Floris, der, als er einmal zeigen wollte, wie
schnell er arbeiten könne, für den festlichen Einzug Kaiser
KarTs in Antwerpen sieben lebensgrosse Figuren in sieben
Stunden malte.
Wir haben dies erwähnt, um im Vorbeigehen auch der
drei bekannten Pinselkämpen Knipbergen, van Goijen und
Parselles zu gedenken. Diese hatten, wie Hoogstraten im
VI. Buche der „Hooge schoole der Schilderkonst" erzählt, ge-
wettet, dass Jeder von ihnen an einem Tage ein Bild vollenden
würde.
Knipbergen stellte eine ziemlich grosse Leinwand auf
die Staffelei, und da er den Pinsel vollkommen zu seinem
74 ARNOLD HOUBRAKEVS GROSSE SCHOUBÜRGH.
Willen hatte^ begann er nach seiner gewohnten Weise so zu malen,
dass Alles, was er berührte, sogleich fertig war, denn Luft,
Fernsichten, Bäume, Berge, stäubende Wasserfälle flössen aus
seinem Pinsel wie die Buchstaben aus der Feder eines gewandten
Schreibers. —
»67- Neben ihm sass Jan van Goijen, der auf eine ganz
andere Art zu Werke ging; denn nachdem er die ganze Lein-
wand, hier lichter, dort dunkler, mehr oder minder wie einen
vielfarbigen Achat überpinselt hatte, suchte er die verschie-
denen Farbenklekse mit dem Pinsel zu einem Hintergrunde mit
Bauern- Gehöften zu gestalten. Hier sah man einen alten Thurm
zum Vorschein kommen, der sich im plätschernden Wasser
spiegelte, dort verschiedene Schiffe und Boote mit Frachten
oder Reisenden; kurz gesagt, sein Auge, geübt, die in dem
Chaos unentwirrter Farben verborgen liegenden Gestalten
herauszufinden, hatte seine Hand und seinen Geist so an-
geregt, dass man ein vollendetes Bild zu sehen glaubte, ehe
man noch entnehmen konnte, was er eigentlich zu malen beab-
sichtigte.
Der Dritte war Parselles, der Phönix der Marinemaler.
Aber die Zuschauer verloren beinahe den Mut, als sie sahen,
wie langsam er den • Pinsel führte, ja es schien anfangs, als
wolle er mutwillig die Zeit vergeuden, oder als wüsste er nicht,
was er anfangen sollte. Aber das kam daher, weil er sich zuerst
eine sichere Grundidee von seinem ganzen Werk bildete, ehe
er es auf die Leinwand brachte. Das Ende aber zeigte wol,
dass dies die rechte Weise zu arbeiten ist; denn obgleich er
bei seiner Langsamkeit beharrte, arbeitete er sicher und seiner
Sache bewusst und war des Abends mit seinem Bilde ebenso
wol fertig als seine Gegner; und obwol Knipbergen's Bild
grösser, das van Goijen's reicher an Handlung war, so war
doch Parselles Bild natürlicher und es ward auch von den
Kennern höher geschätzt, obwol Keinem ein Vorwurf zu
168. machen war. Ich selbst halte die letzte Manier für die sicherste,
die zweite für die fremdartigste, und wenn der Leser Lust
hat, will ich ihm eine ähnliche Geschichte von dem Franzosen
La Fage, der hinlänglich durch seine Zeichnungen und Kupfer-
stiche bekannt ist, erzählen.
ERSTER THEIL. j5
Joan van der Brügge, der in Paris mit ihm Umgang
hatte, wusste seinen Landsleuten, den Brabantern, Wunder von
diesem Raimond la Fage zu erzählen und hatte ihnen ver-
sprochen, ihn einmal von Paris mitzubringen, was auch geschah.
Er kam mit ihm in die Malerkneipe, — wo La Fage fragte, was 169.
er auf allgemeinen Wunsch zeichnen solle? Hierauf rief Einer
aus der Gesellschaft: er möge einen Untergang Pharao's im
rothen Meere darstellen. Dieses Begehren fand allgemeinen
Widerspruch, weil man es für ungebührlich hielt, von ihm, dem
Gaste, ein Werk zu verlangen, mit welchem er den ganzen
Abend hinbringen würde. Aber es war kaum gesagt, als La
Fage schon zum Staunen Aller begonnen hatte. Hier skizzirte
er einen Arm, dort ein Bein, hier einen Kopf, dort einen Fuss,
dann einige Gruppen im Hintergrunde und andere im Vorder-
grunde, so dass in Kürze das ganze Blatt ringsum mit Glie-
dern von Menschen und Pferden besät war. Endlich wuchs das
Chaos von untereinander gemischten Leichnamen zu einer
kunstvollen, wohlgeordneten Zeichnung heran, war in der Zeit
von zwei Stünden zum Staunen Aller vollendet, und er hatte
darin den Untergang Pharao's im rothen Meere mit seinen
Kriegsheeren, Pferden und Wagen, mit welchen er Moses ver-
folgte, dargestellt. Moses aber, Aaron und ganz Israel standen
auf dem Trockenen und jauchzten über ihren Untergang. Und
dies Alles war kunstgerecht mit zierlichen Beiwerken, so Vasen
als Krügen, in den mannigfaltigsten Trachten, mit Schleier und
Kopfschmuck, zu lang, um es zu erzählen, gezeichnet. Dies
ward mir von verlässlicher Seite berichtet, und ich gebe es
wieder, wie man mir es erzählte. Seinen Schüler Bauttard, 170.
der gegenwärtig in England ist, sah ich ein Werk von gerin-
gerer Bedeutung in meiner Gegenwart in ganz ähnlicher Weise
vollenden.
Jan Josephszoon van Goi jen ist am St. Pontianus-Abend
des Jahres iSgö, der damals auf den i3. Januar fiel, zu Lei-
den geboren. Sein Vater Joseph Jansz van Goi jen war ein
Freund der Kunst, und da er seines Sohnes Talente wahr-
nahm, gab er ihn, damit er in den Anfangsgründen der Kunst
unterwiesen werde, zu dem Landschaftsmaler Koenraad Schil-
peroort, und nach Verlauf von drei Monaten zu dem Bürger-
76 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
meister Isak Nicolai, aber er blieb weder bei diesem noch
bei Jan Adriaensz de Man lange. Darauf gab ihn sein Vater
in der Absicht, ihn zum Glasmaler heranzubilden, zu Henrik
Klok. Aber van Goijen erklärte, nur für die Oelmalerei, nicht
aber zu diesem Berufe Lust zu haben; deshalb schickte ihn
sein Vater, um seine Neigung nicht zu ersticken, nach Hoorn
in Nordholland zu Willem Gerretzen, bei welchem er durch
ungefähr zwei Jahre mit Eifer und Fleiss thätig war. Nach
dieser Zeit begab er sich wieder nach Leiden und arbeitete
selbstständig. Als er ungefähr 19 Jahre alt war, erfasste ihn
die Wanderlust und er ging nach Frankreich, kam aber, nach-
dem er die vornehmsten Städte besucht hatte, wieder zurück.
Da sein Vater sah, dass er nunmehr hinreichende Fortschritte
gemacht hatte und er keine Kosten scheuen wollte, um ihn zu
171. einem grossen Meister heranzubilden, ging er mit ihm nach
Harlem und brachte ihn zu dem berühmten Landschaftsmaler
Esaias van de Velde, bei dem er ein Jahr blieb und solche
Foftschritte machte, dass Jedermann darob staunte. Nun hei-
ratete er und arbeitete bis zum Jahre i63i in Leiden. Dann
zog er irgend welcher Gründe wegen mit seinem Hausstande
nach Haag, wo er Ende April des Jahres i656 starb.
Er malte meist ruhige Wasserlandschaften mit heimat-
lichen Marktschiffen und Fischerkähnen^ einer Kirche oder
irgend einem bekannten Dorfe im Hintergrunde ; die meisten
derselben hatte er nach der Natur gezeichnet. Diese mit
schwarzer Kreide geistreich behandelten Blätter werden von
den Liebhabern noch sehr geschätzt. In der Regel sind
seine Bilder etwas einfarbig und grau, aber sie sind nicht vom
Anbeginn so gemalt worden; man bediente sich jedoch damals
einer Farbe, Harlemer-Blau genannt, welche gegenwärtig, da
sie nicht Stand hält, ganz ausser Gebrauch gekommen ist und
diese war die Ursache davon.
Als seine Stadt- und Zeitgenossen werden genannt: Kor-
nelis Liefring, Arnoudt Elzevier und Egmont Kornelisz
St 00 t er, die noch im Jahre 1640 thätig waren. —
2. Am 16. December des Jahres 1597 ^^^ ^^ Leiden Pieter
Pietersz Deneyn oder van Neyn geboren. Als er 12 Jahre
alt war, gab ihn sein Vater zu einem Steinhauer, bei dem er
ERSTER THEIL. 77
einige Jahre blieb; aber sein höher strebendes Talent trieb ihn
zum Studium der mathematischen Wissenschaften, der Bau-
kunde und Perspectivlehre; da aber seine Eltern kein Vermögen
hatten, konnten sie ihn nicht gründlich darin unterrichten
lassen. Dennoch war seine Lust zu diesen Wissenschaften so
gross, dass er, obgleich er täglich als Steinhauer mit seiner
Hände Arbeit seinen Unterhalt verdienen musste, darin solche
Fortschritte machte, dass er selbst im Stande war, Andere
darin vollkommen zu unterrichten. In Folge dessen wurde er mit 173.
gebildeten Leuten, auch mit Malern bekannt und lernte auch
den Landschafts- und Schlachtenmaler Esaias van de Velde
kennen. Als dieser seine Neigung wahrnahm, unterrichtete er
ihn zuerst im Mischen der Farben und Hess ihn dann einige
seiner Zeichnungen, später auch seine Bilder copiren. In Folge
dessen machte er in kurzer Zeit solche Fortschritte, dass er
in der Lage war, seinen Hausstand davon zu unterhalten. Im
Jahre i632 ward er Stadt-Steinhauer und übte neben diesem
Berufe die Malerei bis zum Jahre i63g aus, in welchem er, in
Folge seines beschwerlichen Gewerbes seit einigen Jahren brust-
leidend, am 16. März starb.
Roelant Rogman ist zu Amsterdam im Jahre 1597 ge-
boren. Er war ein tüchtiger Landschaftsmaler, hatte einen guten
Vortrag in seinen Bildern, malte aber roh und zu braun; ob
seine Blindheit auf einem Auge die Ursache davon war, weiss
ich nicht.
Er zeichnete besonders eifrig nach der Natur und man
kennt viele Kupferstiche mit verfallenen Klöstern und Burgen,
welche nach seinen Zeichnungen gemacht wurden. Ich erinnere
mich, ein ganzes Buch solcher Zeichnungen gesehen zu haben,
in welchem die meisten holländischen Stammhäuser und sowol
befestigte, als vom Wasser umgebene Schlösser gezeichnet waren.
Die Liebe zur Kunst bewahrte er bis in seine alten Tage, aber
er pflegte zu sagen: Wenn man die Erfahrung hat, ist man
nicht mehr in der Lage, von ihr Gebrauch zu machen. Er war
im Jahre 1686 noch am Leben und wohnte zu Amsterdam im
Versorgungshause, 88 Jahre alt. Er starb ledig und war seiner- 174.
zeit nebst Gerbrant van den Eekhout der beste Freund
Rembrant's van Ryn.
yg ARNOLD HOÜBRAKEN*S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Theodoor Rom bouts machte durch ausnehmenden Fleiss
solche Fortschritte in der Kunst, dass er den Ehrennamen eines
grossen Meisters trug. Er hat Italien und andere Länder bereist
und starb im Jahre 1637 in Antwerpen, wo er auch im Jahre
1597 geboren ward. —
Pieter Zaenredam ist im Jahre 1597 ^^^ 9* ^^"^ ^" ^^™
Dorfe Assendelft geboren. Nachdem er seinen Vater früh ver-
loren hatte, kam er im Jahre 1608 mit seiner Mutter nach
Harlem, und da er Talent zeigte, fand er Gelegenheit, in das
Atelier des Malers Frans Pietersz de Grebber zu kommen,
bei welchem er zuerst zeichnen, später auch malen lernte, und
sich eifrig bis zum Jahre 1622 übte, worauf er selbstständig
arbeitete und zu Harlem am 24. April 1628 als Meister in die
St. Lucas- Gilde trat. Nun verlegte er sich auf perspectivische
j -.5 Darstellungen von Kirchen, Sälen, Galerien und Gebäuden,
sowol von innen als von aussen gesehen, und seine Arbeiten sind
geschätzt. Ein Beispiel bietet die kunstvoll verkleinerte Dar-
stellung des alten Rathhauses von Amsterdam. Der Dichter
P. van Rixtel gedenkt ihrer in seinen „Mengelreymen" (p. 52),
indem er sich das gegenwärtige Rathhaus in seinem ehemaligen
Glänze vorstellt. '—
Salomon de Bray ist zu Harlem im Jahre 1597 geboren.
Er wird zu den besten Malern seiner Zeit gezählt und deshalb
gepriesen, weil er die Kunst in seinen Söhnen fortpflanzte,
welche er eine lange Reihe von Jahren durch sein verständiges
iy6. Urtheil in ihren Uebungen unterstützte. Seinen jüngsten Sohn,
Jakob de Bray, eine der auserlesensten Perlen in Harlems
Krone, überlebte er noch einige Wochen.
Der Kunstfreund Arn. v. Haien in Amsterdam, besitzt
von ihm ein Bild mit lebensgrossen Figuren: König David, der,
in seinem Priestergewande die Harfe spielend, im Kreise der
singenden und spielenden Leviten vor der Bundeslade steht;
dieses Bild ist kunstvoll gezeichnet, schmeichelnd und kräftig
in der Farbe und heute noch so frisch, als wenn es eben voll-
endet worden wäre. Es ist 1697 datirt, und beweist, dass er
ein hohes Alter erreichte.
Ich muss noch bemerken, dass an seinen Gemälden eine
genaue Kenntniss des nackten Körpers ersichtlich ist. Von seinen
ERSTER THEIL. 79
auf Papier oder Pergament kunstvoll und ausserordentlich fleissig
mit schwarzer und rother Kreide ausgeführten Zeichnungen
besitzt der Kunstfreund Isaak del Court wol die meisten
und besten.
In P. van RixteTs ,,Mengelreymen" stehen mehrere Verse
auf ein von J. de Bray gemaltes Porträt des Harlemer Dichters
Fr. Snellinx. —
Er starb im April des Jahres 1664 und sein Vater Salomon 177.
folgte ihm am 11. Mai. Die Würmer mögen seinen Leichnam
verzehren, sein Name aber ist unvergänglich. Sein Sohn, der
Blumenmaler Dirk, der später Mönch wurde, hat sein Brust-
bild geschickt in Holz geschnitten. —
Adriaen van Utrecht malte Früchte, Thiere, insbeson-
dere indianische Hühner und alle Arten Geflügel, welches er
so natürlich darzustellen wusste, dass seine Bilder in die fernsten
Länder verführt wurden. Und wahrlich, ein derartiges Stillleben
mag auch mir eher behagen, als gemalte Bücher, Briefe, Sand-
uhren, Todtenköpfe und derartige Vorstellungen, vor denen
ein furchtsamer und leichtgläubiger Mensch bei Lampenlicht
wol noch erschrecken kann. Sein Pinsel war so bestechend,
dass er ihm. Anderer nicht zu gedenken, auch die Gunst und
Neigung des Königs von Spanien erwarb, an dem er einen
gnädigen Mäcen fand.
Sandfart sagt: seine ursprüngliche Beschäftigung, derer
vielleicht auch die Anregung zur Kunst verdankt, war das 178.
Ausstopfen aller Art Federviehs, worin er so geschickt war,
dass seine wie lebend erscheinenden Thiere oft gekauft und in
Cabineten aufgestellt wurden. Er war zu Antwerpen im Jahre
1599 geboren und ist im Jahre i65i gestorben.
Sein Zeitgenosse Hubertus Grimani, auch Hubrecht
Jakobsz genannt, ist zu Delft geboren. Er empfand früh die
Wanderlust, und hat wol neun oder zehn Jahre am Hofe des
Herzogs in Venedig zugebracht, von welchem er den Beinamen
Grimani annahm, den auch seine Nachkommen beibehielten.
Er war ein guter Porträtmaler, als er aber später Gelegenheit
fand, für englische Lords zu arbeiten, die nicht die Geduld hatten,
so lange vor ihm zu sitzen als nöthig ist, um ein Porträt sorg-
fältig zu vollenden, gewöhnte er sich das Schleudern an, in
8o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Folge dessen seine späteren Werke nicht so hoch geschätzt werden
wie seine früheren. Er starb in Brielle, ungefähr 1628 oder 1629.
Zu seiner Zeit lebte auch Wouter Crabeth, ein Enkel
des berühmten Wouter Pietersz Crabeth. Er war einer der
besten Schüler von Korn. Ketel und besuchte Frankreich^
Italien und Rom. Nach 1 3 jähriger Reise wieder in seine Geburts-
stadt Gouda zurückgekehrt, heiratete er daselbst im Jahre 1628
Adriana Vriesen. Als eines seiner besten Werke nennt man eine
Himmelfahrt Mariae, das Altarbild in der Capelle von J. W.
Sein letztes grösseres Bild war der damalige Kriegsrath
179. von Gouda, im Saale des St. Georgs Doelen.
Am 22. März desselben Jahres 1599 ist Anton van Dyk
zu Antwerpen geboren. —
Seine Eltern wohnten früher in Herzogenbusch, wo sein
Vater Glasmaler war. Dies erhellt aus der Beschreibung
Gouda's von J. Wal vis, welcher sagt: ,,Daniel, der Sohn
des Predigers Herboldus Tombergius, lernte diese
Kunst durch sieben Jahre bei Westerhoud und später bei
dem Vater Anton van Dyk 's, der ein guter Glasmaler in
dem Bosch war, etc.'* —
180. Viele haben theils aus Verehrung für die Kunst, theils
getrieben von der Begierde zu lernen, seine Werke stets mit
Bewunderung angestaunt. Ja wir selbst sahen, als im Jahre 171 3
einige seiner bedeutendsten Bilder von Loo hierhergebracht und
in dem Heeren-Logement zu sehen waren, die Leute, wie Mücken
um das Licht, um dieselben herum schwirren. Und wenn
irgend ein Kunstwerk hochgeschätzt zu werden verdient, so
sind es gewiss die Arbeiten van Dyk's, in welchen nicht
allein die kunstgerechte Zeichnung vollkommen mit dem Leben
übereinstimmt, sondern noch mit dem schönsten Leben um
den Vorrang streitet, denn er besitzt eine Kraft und Schönheit
in der Farbenmischung, dass die Natur, mit seinen Werken
verglichen, vor Scham erröthen könnte.
Die Kunstfreunde haben auch beim Verkaufe am 26. Juli
des genannten Jahres der Welt gezeigt, wie hoch van Dyk's
Arbeiten geschätzt werden. Denn ein Bild, Maria, Josef und
Jesus neben einigen tanzenden Kindern, 7 Schuh hoch und
10 Schuh breit, ward für i2.o5o Gulden verkauft.
ERSTER THEIL. 8l
Ich selbst, der Gelegenheit hatte, in England viele seiner
Porträts in der Nähe zu sehen, stand oft in Bewunderung ob
der unerreichten Behandlung, die ebenso gefällig als leicht und
ungezwungen ist.
Um aber van Dyk's Lebensbeschreibung fortzuführen, so
möchte ich glauben , dass der oben gemeldete Chronist von
Gouda, das über seinen Vater Erwähnte, im besten Glauben ^^f-
niederschrieb und wol keine Absicht hatte , die Nachkommen
dadurch irrezuführen, weil er nicht voraussehen konnte, dass
dies einmal zu seiner Ehrenrettung dienen würde, wie es
nun in der That der Fall ist. Denn hiedurch wird die ganze
Erdichtung, dass Rubens van Dyk von der Strasse aufge-
lesen und aufgezogen habe, ohne dass Jemand gewusst hätte,
woher er eigentlich komme, von selbst zu nichte.
Dagegen ist es bedenklich, dass die Biographen über das
Jahr seiner Geburt im Widerspruche sind. — Korn, de Bie
gibt das Jahr seiner Geburt, wie in seinem Buche, so auch unter
dem Porträt an. Aber M o r e r i sagt in seinem allgemeinen
Wörterbuche, dass er im Jahre iSqS geboren ist. Ich kann
dies jedoch als keinen Druckfehler ansehen, da er auch sein
Todesjahr verfrüht angibt; doch Moreri steht damit allen
übrigen Zeugnissen gegenüber ganz allein, und wir wollen der
Mehrzahl folgen. Dagegen finde ich bei dem genannten Schrift-
steller Vorfälle seines Lebens verzeichnet, die allerdings auch
von Anderen erwähnt werden, sich aber bei ihm viel genauer
und mit mehr Gründlichkeit angegeben finden. So z. B. wer
sein erster Meister gewesen; ferner dass, und mit wem er ver-
heiratet war, was Andere nur im Vorbeigehen bemerkt oder
bezweifelt haben; desgleichen besondere Angaben über seine
Verlassenschaft und noch andere Einzelheiten, die wir anführen 182.
wollen.
Dies Alles veranlasst mich, ihm zu folgen. Aber dass
Henrik van Baien sein erster Lehrer gewesen, das sollte er
doch, nachdem er wusste, dass sein Vater selbst Künstler
war, nicht behauptet, sondern seinem Vater die Ehre gelassen
haben, weil es wol anzunehmen ist, dass er seinen Sohn von
Jugend auf nach dem Masse seiner Befähigung in den Anfangs-
gründen der Kunst unterrichtet habe.
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 6
82 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Aber nicht allein der Vater van Dyk's war Künstler,
sondern auch seine Mutter war eine berühmt« Künstlerin mit
der Sticknadel. Von ihren Arbeiten ward insbesondere ein Kamin-
schirm gelobt, in welchem sie in buntfarbiger Seide die Ge-
schichte der Susanna dargestellt hat; die Figuren waren sicher
in den Umrissen und die Farben, der Natur jeder Sache
angemessen. Den Saum des Kleides bildeten so kunstvoll durch-
einander geflochtene Ranken, dass dieses allein hinreichte, ihr
Talent zu rühmen. Ueberdies wird noch erzählt, dass sie mit
besonderem Eifer in jener Zeit daran gearbeitet habe, als sie
mit Ant. van Dyk schwanger ging.
Ob van Dyk den Unterricht van Balen's genoss, ehe er
zu Rubens kam, darüber ist man nicht im Klaren; dass er aber
ein Schüler des Rubens war, ist Allen bekannt, sowie auch,
dass er unter seiner Leitung solche Fortschritte machte, dass
er ihn an seinen besten Werken mitarbeiten liess. Er hat
noch, während er bei seinem Lehrer war, dessen Porträt, das
seiner Frau und mehrere andere gemalt, sowie auch verschie-
i83. dene Compositionen, welche ihm alle mehr Ruhm als Geld
einbrachten, weil Rubens bei allen Grossen in hohem Ansehen
stand, und ihm in allen Vortheilen zu weit voraus war, als
dass er gegen ihn hätte aufkommen können.
Die beiden ersten Bilder, durch welche er sein Talent
zu erkennen gab, nachdem er seinen Meister verlassen hatte,
waren: die Gefangennahme Christi im Garten und die Dornen-
krÖnung.
Damals stand Italien in voller Blüthe, und man sprach
von Rom, wie ehedem die Griechen von Athen. In P'olge dessen
sah man täglich die Künstler aus allen Gegenden dahin wandern ;
und auch van Dyk entschloss sich, angespornt von seinem
Meister dazu, insbesondere, um die Werke Titian's in Rom und
Venedig zu sehen. Man erzählt jedoch, dass er glaubte, Rubens
hätte ihm dies nur deshalb gerathen, um ihn fortzubringen,
damit die Strahlen seiner aufgehenden Sonne sein eigenes Licht
nicht verdunkeln möchten. Doch wie dem sei, verschiedene
Beispiele zeigten uns bereits, dass Rubens van Dyk ehrlich
liebte. Er brach auf und Nani war einer Derjenigen, die ihn
awf dem Wege nach Rom begleiteten. Doch die Reise währte
ERSTER THEIL. 83
nicht so lange, als sie erwartet hatten, da die Pest in verschie-
denen italienischen Städten damals heftig um sich griff. Immerhin
war er doch so lange dort, dass man nach seiner Rückkehr an 184-
der Behandlung seines Fleisches wol sehen konnte, dass er die
Manier Titian's studirt hatte, denn sein Colorit war von dieser
Zeit an viel zarter und empfindlicher als vorhin.
Nachdem er sich noch längere Zeit zwecklos in Frankreich
aufgehalten hatte, kehrte er wieder nach Antwerpen zurück,
wo er insbesondere bei seinem Meister Rubens willkommen
war, der ihm, so die Geschichte überhaupt wahr ist, uAter
unzweideutigen Umständen die Hand seiner Tochter anbot, die
van Dyk aber auf höfliche Weise unter dem Vorwande zurück-
wies, dass er die Absicht habe, die Reise nach Rom noch ein-
mal zu wiederholen. Dies war aber nicht der eigentliche
Grund, sondern er liebte die Frauen überhaupt zu sehr, um
seine Neigung auf einen oder einen einzigen Gegenstand zu
beschränken. Trotzdem heiratete er später in England.
Das erste grössere Bild, welches seinen Namen nach seiner
Rückkehr berühmt machte, war das grosse Altarbild im Augu-
stiner-Kloster zu Antwerpen. Aber das Geld, welches er dafür
in seinen Beutel steckte, konnte er noch ohne Mühe tragen,
denn die Brüder, die mehr vom Haben und Halten als vom Geben
hielten, wussten viel daran zu mäkeln, zumeist an dem heiligen
Augustin selbst, von dem sie behaupteten, dass es den Anschein
habe, als ob er betrunken nach hinten umfalle, weil van Dyk
das Erstaunen über den Anblick der himmlischen Erschei-
nung so dargestellt hatte.
Kurze Zeit darnach ward er von dem Prinzen Friedrich i85.
Heinrich von Oranien entboten, um sein Porträt, das der
Prinzessin und seines Sohnes zu malen, was er auch zu ihrer
grossen Zufriedenheit ausführte. Nach Antwerpen zurückgekehrt,
malte er ein Altarbild für die Kapuziner zu Dendermonde,
welches so trefflich gelang, dass es für eines seiner besten
Werke gehalten wird. Hierauf folgte der todte Christus im
Schoosse der Maria für die Cordeliers. Diese drei ausgezeichneten
Bilder melden den Ruhm ihres Urhebers, und hätte er nicht
mehr als diese allein der Nachwelt hinterlassen , sie würden
hinreichen , um zu zeigen, dass er der Phönix der Maler seines
6*
84 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Jahrhunderts war. Gleich hierauf aber flog ihm auch von allen
Seiten Gelegenheit zu, Porträts zu malen, die ihm so ausser-
ordentlich glückten, dass es schien, als ob er dazu ausschliesslich
geboren wäre.
Die angesehensten Leute ersuchten ihn' darum, auch die
Herzogin von Brabant, Isabella Clara Eugenia, die er in
Nonnenkleidung malte. Auf dieses Bild hat J. Vos mehrere
Verse gedichtet. —
Inzwischen ward er durch seine ausgezeichneten Porträts
in England bekannt, und es währte nicht lange, so forderte ihn
186. der Ritter Digby auf, nach England zu kommen, was er
auch that. Dieser brachte ihn zu König Karl, den er zu
wiederholten Malen porträtirte, desgleichen auch die Königin
Henriette von Bourbon und die Prinzen Karl und Jakob,
sowie die meisten Lords und Grossen von England ; dadurch
schwoll ihm die Börse wol etwas dicker an als vorhin. Ueber-
dies verlieh ihm der König den Ritterstand, gab ihm einen
Jahresgehalt und eine goldene Kette mit seinem diamanten-
besetzten Porträt. Durch all' dies ward sein Eifer und seine
Arbeitslust mächtig angeregt und zu beklagen ist es nur, dass
viele seiner besten Werke, die er für den König malte — ver-
streut wurden und verbrannten. Sein Eifer und seine Lust nahmen
zu, indessen sein Einkommen wuchs, aber es währte nicht lange,
so ward er durch das Geschwätz eines Betrügers, der sich
für einen Alchymisten oder Goldmacher ausgab, so bethört,
dass er ein Laboratorium errichten liess und Tausende daran
verwendete, ohne einen anderen Vortheil daraus zu ziehen, als
die Lehre, in Zukunft derlei nicht wieder zu unternehmen und
das Bewusstsein, dass seine Kunst die beste und sicherste Gold-
ader für ihn wäre.
Da er täglich am Hofe verkehrte und so viel weibliche
Anmuth vor sich sah, fiel sein Auge auf die Schönste und da
er nur durch die Ehe in ihren Besitz kommen konnte, heira-
tete er sie mit Billigung des Königs. Es war dies eine der
schönsten und vornehmsten Damen des Hofes, aus altadeligem,
schottischen Geschlechte, die Tochter des Lord Ruten, Grafen
de Gorie. Aber sie brachte ihm nichts in die Ehe, als ihre
Schönheit und ihren Adelsstand.
ERSTER THEIL. 85
Ich konnte nicht genug darüber staunen, als ich in Eng- 187.
land so viele seiner Porträts aus demselben Jahre sah; ich
rauss daraus schliessen, dass er einen ungemein gewandten
Pinsel führte; die meisten Hofleute und Grossen des König-
reiches sind mit ihren Frauen, auch alle Hofdamen jener Zeit
sind von ihm porträtirt worden; viele dieser Bilder wurden in
Kupfer gestochen.
Zu Winsingdon, dem Landsitze des Lord Warthon, habe
ich 32 Porträts, darunter 14 in ganzer Figur, in einem Saale
gezählt. Alle, insbesondere aber die Frauenporträts, herrlich
und kunstvoll gemalt; dabei bemerkte ich, dass er ein voll-
kommen schönes Modell für die Hände hatte, wie auch, dass
er eine gewisse Anzahl ausgesucht zierlicher Biegungen und
Haltungen der Hände durchgehends in seinen Bildern ange-
wendet und deshalb ein und dieselben Hände in verschiedenen
Bildern angebracht hat. Ich erinnere mich dabei einer witzigen
Antwort, die er einmal der Königin gab. Nachdem er sie bereits
mehrere Mal porträtirt hatte, fragte sie ihn, warum er ihren
Händen noch mehr als ihrem Gesichte geschmeichelt habe,
worauf er antwortete: weil ich von ihnen die Belohnung erwarte.
Es ist beklagenswerth, dass ein solches Talent so früh
durch den Tod entrückt wurde. — Er hat sich, wie mir in
England von verschiedenen glaubwürdigen Leuten erzählt wurde,
an der Fackel Cupidos verbrannt, und die Aerzte bliesen ihm,
in der Absicht, dieses Feuer zu dämpfen, die Lebensflamme 188.
aus, so dass kein Fünkchen Wärme mehr in ihm war. König
Karl, der ihm sehr geneigt war, befahl seinem Arzte, keine
Kosten zu scheuen und Alles anzuwenden, was möglicherweise
helfen könnte, und versprach, 3oo Guineen für seine Herstellung
bezahlen zu wollen. Dieser liess hierauf ein Rind keulen, die
Eingeweide in aller Eile herausreissen , und ihn so, dass nur
eine Oeffnung zum Athemschöpfen Übrig blieb , nackt hinein-
nähen, um sein Blut zu erwärmen und die Lebensgeister wieder
anzufachen. Aber es war vergebens, denn er lebte nur noch
kurze Zeit. Er starb im Jahre 1641 und ward in der St. Pauls-
kirche zu London begraben. —
Jodocus de Momper wollen wir neben anderen seiner
Kunst- und Zeitgenossen, deren Geburt und Tod uns unbekannt
86 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ist, auf van Dyk folgen lassen, dem sie Alle Dank schuldig
sind, weil er ihre Erinnerung durch seinen Pinsel verewigte.
K. van Mander gedenkt de Momper's (p. 208) mit
den Worten: Joos de Momper, der sich durch die geist-
reiche Behandlung seiner Landschaften besonders auszeichnet,
lebt zu Antwerpen. Seine Bilder sind allen Kunstfreunden
bekannt und zeigen deutlich, dass er ein tüchtiger Meister jener
Zeit gewesen ist. Van Dyk hat sein Porträt in Kupfer geätzt.
Desgleichen auch Johannes van Ravesteyn, den Porträt-
189« maier aus dem Haag, und Kornelis de Vos aus Hülst, aus
dessen kecken Zügen wol zu ersehen, dass er ein talentvoller
Kopf gewesen ist.
Ferner Adam de Koster und Daniel Mytens, nach der
Angabe Korn, de Bie's ein Holländer, der in seiner natur-
wahren und gefälligen 'Manier zahlreiche Vornehme rühmens-
werth porträtirte.
Artus Wolfart, ein Antwerpner, ist nicht allein durch
moralisirende, sondern auch durch possenhafte Darstellungen
und Fabeln berühmt.
Theodorus vanLoon aus Löwen lässt in seinen gefälligen
Figuren zur Genüge erkennen, dass er Rom gesehen hat. Mit
diesem Maler wollen wir dieses Jahrhundert schliessen. —
2o5. Jan Lis genannt Pan, ist durch seine lebens- und halb
lebensgrossen Figuren und historischen Darstellungen berühmt.
Oldenburg, seine Geburtsstadt, hat seines Gleichen weder vor
noch .nach ihm hervorgebracht. Nachdem er die Anfangsgründe
der Kunst, ich weiss nicht bei wem in jenem Lande gelernt
hatte, kam er nach den Niederlanden und begab sich zu Henrik
Goltzius, dessen Manier er vorzugsweise zu seinem Vorbilde
auswählte. In wenigen Jahren brachte er es durch Fleiss und
Eifer so weit, dass er verschiedene Bilder sowol in Harlem als
in Amsterdam malte, die der Manier seines Meisters so ähnlich
waren, dass man sie für dessen Arbeiten gehalten haben soll.
Hierauf ging er nach Paris, Venedig und "Rom, wo er eine
ganz andere Manier annahm, die ihm nicht minder glückte.
Er gestand seine Verehrung für die Antike, aber er be-
griff auch, dass er wieder vom Anfang beginnen müsste, wenn
ERSTER THEIL. 87
er ihr ganz nachfolgen wollte. Deshalb blieb er auch nicht 206.
lange in Rom, sondern ging wieder nach Venedig, welches
damals die Hauptwerke Paul Veronese's, Tintoretto's, Titian's
und insbesondere Feti's besass , um sich nach diesen mit Fleiss
und Ausdauer zu bilden. Inzwischen malte er in der Kirche
AUi Tolentini in Venedig einen lebensgrossen St. Hieronymus
in der Wüste, der mit der Feder in der Hand, im Begriffe
zu schreiben, sein Haupt nach einem Engel wendet, der in die
Posaune stÖsst; desgleichen Adam und Eva, welche den Tod
Abel's beweinen , in deren Gesichtszügen er das Entsetzen
über den Anblick des ersten todten Menschen ausserordenthch
auszudrücken wusste. Diese und andere Bilder machten ihn
berühmt, und er entschloss sich, seinem Ruhme nachzufolgen.
Er ging nach den Niederlanden und malte hier verschiedene
Bilder, sowol historische Darstellungen, als lustige Gesellschaften
mit Sängern und Spielern in venetianischer Kleidung. Da es
ihm aber hier nicht recht nach Wunsch erging und er auch
die Hilfe der Akademie vermisste, ging er wieder nach Venedig,
wo er auch blieb.
Von seinen Bildern wird besonders der' Sturz Phaeton's,
wegen des geschickt dargestellten Niedertaumeins und der
schönen Wassernymphen, die darob entsetzt aufschauen, ge- 207.
rühmt. In diesem Bilde sind die Figuren ungefähr drei Spannen
hoch, sowie in einer Darstellung des verlorenen Sohnes, welche
ich bei Herrn Gerard van Hoogeveen zu Leiden gesehen
habe; dieses letztere ist vorzüglich gemalt, die Figuren aber mo-
derner gekleidet, als er gewöhnlich zu thun pflegte; übrigens
verstand er es sehr wol, antikes und modernes Costüm auf das
Gefälligste zu mischen. Eine sehr glückliche Wahl machte der
Kunstfreund Siewert van der Schelling, in dessen Cabinete
sich ein Bild von Jan Lis befindet, welches so ausserordentlich
in der Zeichnung, so kräftig und zart in der Farbe ist, als
wenn Rubens und van Dyk zugleich daran gearbeitet hätten.
Wegen dieses Bildes allein kann ich ihn zu den grössten Meistern 208.
zählen.
Sandrart sagt, er hatte sich gewöhnt, lange zuvor zu
tiberlegen, aber wenn er einmal ein Bild begonnen hatte, ging
es rasch damit vorwärts. Er war gern in Gesellschaft und liess
88 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
sich, wie das Sprüchwort sagt, mit einem Strohhalme festbinden,
in Folge dessen es oft geschah , dass er zwei oder drei Tage
und Nächte hintereinander, so lange er Geld hatte, ausblieb,
ohne dass man wusste, wo er sei. Wenn er dann des Nachts
nach Hause kam, bereitete er seine Farbe und machte alle
Vorbereitungen zu seiner Arbeit zurecht, noch ehe er ausruhte
oder schlief, dann aber ging er mit solchem Eifer an die Arbeit,
dass er oft drei Tage und drei Nächte ohne zu schlafen, ja
ohne sich Zeit zu gönnen, um sein Mittagsbrod zu verzehren,
fortarbeitete bis er fertig, oder seine Absicht erreicht hatte und
zufriedengestellt war. Und obwol es ihm oft gesagt wurde, dass
eine solche Lebensweise seiner Gesundheit nachtheilig wäre,
fruchtete es doch nichts. Deshalb versuchte es Sandrar t, ihn
aus Venedig zu entfernen und von seiner Gesellschaft loszumachen.
Er setzte ihm deshalb so lange zu, bis er ihm sein Wort
gegeben hatte, ihm nach Rom zu folgen; das war im Jahre
1629. Aber er zögerte damit so lange, bis die Pest, die damals
in Venedig herrschte, diesem Vorsatz ein Ende machte und
ihn anstatt nach Rom, in der Blüthe seines Lebens in die
Ewigkeit reisen Hess. Er hinterliess weder Weib noch Kind,
denn er lebte nach dem italienischen Sprüchworte: So lange
209. man die Milch für Geld bekommt, braucht man keine Kuh im
Stalle zu halten.
Da wir sein Geburtsjahr nicht kannten, haben wir ihn
hier eingeschaltet um mit ihm und Joan de Heem, einem der
berühmtesten Blumen- und Früchtemaler, das Jahr 1600
glänzend zu eröffnen. —
Von ihm ist bekannt, dass er bis zu seinem 70. Jahre
arbeitete, und dass noch sein letztes Werk sein bestes und
bedeutendstes gewesen. Vor Allem gefiel aber ein grosses Bild,
ein Kranz aus den verschiedensten Früchten und Blumen,
welches er für den Maler und Kunstfreund Johan van der
Meer, den wir unter dem Jahre seiner Geburt auf den Schau-
platz führen werden, malte, der ihm dafür 2000 Gulden be-
zahlte. Dieser van der Meer, der eine Bleiweiss- Fabrik und
ein schönes Haus in Utrecht besass, hatte das Unglück, dass
die Soldaten im Jahre 1672 Alles bis auf den Grund verwüsteten,
so dass er gänzlich verarmte. Dieses Bild, das er mit genauer
ERSTER THEIL. 89
Not rettete, schien ihm das einzige Mittel zur Besserung seiner
Verhältnisse. Mit Billigung des Herrn van Zuilestein be-
schloss er dem Prinzen von Oranien, der später den englischen 210.
Thron bestieg, damit ein Geschenk zu machen, in der Er-
wartung, dafür um so eher irgend ein Amt zu erhalten, da die
Soldaten der Staaten wol zumeist die Ursache seines Unglücks
waren. Doch, um es für den Statthalter interessanter zu
machen, liess er in die Mitte des genannten Blumen- und
Fruchtkranzes dessen eigenes Porträt malen. Aber es verging
eine geraume Zeit, ohne dass der Prinz seiner dachte,
ungeachtet er durch Fürsprecher und Bittschriften drängte.
Andere glauben, dass der Tod seines Gönners, des Herrn van
Zuilestein vorWoerden, sein Unglück war. Endlich setzte ihn
der Prinz in die Vroedschaft von Utrecht, "womit ihm ebenso
wenig geholfen war, wie einem Wagen mit einem fünften
Rade. Da der Rath von Utrecht mit ihm in Verlegenheit war,
und er seinen Zweck verfehlt hatte, gab man ihm das Zöllneramt
oder die Controlorschaft zu De Vaart oder Vreeswyk. Dies
war die Bezahlung für ein so herrliches Juwel, dessen fernere
Schicksale mir übrigens unbekannt sind.
Verschiedene ausländische Höfe fanden Gefallen an seinen
Werken und der Ritterorden, den er trug, ist ein Beweis der
Verehrung, welche seine Kunst genoss, zu welcher er ausser
seinem Talente keine andere Anleitung hatte als die seines
Vaters David Davidze de Heem, der, wie aus dem Reime
des Korn, de Bie hervorgeht, so wie sein Sohn, im Jahre 1660
noch lebte. — Das Talent Beider neigte zur Darstellung verschie- 211.
dener, sowol dem Auge wie dem Geschmacke schmeichelnder
Früchte, als: Trauben, Pfirsiche, Aprikosen, Kirschen, Orangen,
Citronen und Granatäpfel. —
Doch wird insbesondere Jan de Heem gepriesen, weil er
auch goldene und silberne Schüsseltl und Schalen etc. so natürlich
darzustellen verstand, dass sie wirklich aus Gold und Silber
zu sein schienen. —
Er floh im Jahre 1670 mit seinen vier Töchtern und zwei 212.
Söhnen vor dem Mutwillen der französischen Soldaten, die
kurz darnach die Gegend überfielen, nach Antwerpen und starb
daselbst im Jahre 1674 in einem Alter von mehr als 70 Jahren,
90 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Beide Söhne übten ebenfalls die Kunst aus; von Kornelis,
dem Bedeutenderen, findet man bezeichnete Bilder, von dem
Anderen aber sieht man solche nur selten, da ihr Vater die
Gewohnheit hatte, ihre Arbeiten mit eigener Hand zu über-
gehen und zu retouchiren, was er auch mit den Bildern Min-
jon's, der einige Jahre bei ihm als Schüler wohnte, zu thun
pflegte. Man mag ihn wol unter die glücklichen Maler zählen.
J. Sandrart erzählt, dass Tomas Keyzer zu Amster-
dam ihm für zwei kleine Bilder die Summe von 450 Gulden
anbot, dass er ihm aber dieselben, obwol er sein Freund war,
nicht ablassen wollte.
Ausser Abrah. Minjon, von dem wir noch später spre-
chen werden, wird auch der Utrechter Henrik Schook unter
die Schüler des Joh. Davidsz de Heem gezählt, obgleich er
zuerst Abraham Bloemaert und dann Jan Lievenze den
Aelteren, zu Lehrern gehabt, und in historischen Darstellungen
bereits grosse Fortschritte gemacht hatte.
Die Neigung trieb ihn auch einmal, ein Blumenstück zu
malen, welches er dem Jan de Heem zeigte, der ihm bekannt
war. Dieser fand es so gut, dass er ihm rieth, auf dem Wege
weiter zu gehen und sich ganz der Sache zu widmen. Er
sprach mit ihm offen, wie er dies allen jungen Malern gegen-
über zu thun gewohnt war, und urtheilte verständig über
2i3. Kunst und Technik, in Folge dessen sich ihm Schook um so
eher ganz überliess, als er einsah, dass ihm dieses Feld leichter
fallen würde als die Historienmalerei.
Johan Parcelles, dessen bestimmtes Geburtsjahr wir
nicht kennen, stellt de Bie neben Hendr. van der Borcht,
der im Jahre i583, und Joh. Wildens, der im Jahre 1600
geboren ist. In der Liste der Maler, die wir in der Beschreibung
von Harlem finden, steht er bei Pieter Molyn, Karel de
Hooge, Jakob Pinas und Salomon de Bry, der im Jahre
1-597 geboren ist. Wir haben das Sichere für das Unsichere
genommen und ihn an den Anfang des 17. Jahrhunderts gestellt. —
Jan Parcelles ist ein Schüler Vroom's und malte höchst
natürlich und kunstvoll Schiffe, Seestürme und Strandansichten
mit Figuren. Ich habe deren von ihm gesehen, in welchen die
Fischer ihre Boote auf Rollen an das Ufer ziehen, oder ihre
ERSTER THEIL. 9 1
Ladung in Körben auf ihren Schultern den Strand entlang
schleppen; aber ganz besonders zeichnet sich sein Talent in
der Darstellung der Seestürme aus, in welchen er die gewaltigen
Blitzstrahlen, die aus den zusammengeballten Wolken brechen,
so natürlich gegen die Felsenufer und das schäumende Meer auf-
leuchten lässt, dass einer Landratte vor dem Seewasser wol
bange werden könnte.
Er war, wie man sagt, in dem Kaag, einem Dorfe im
Leidner-Meer geboren. Doch der Ritter Karel de Moor ver-
sicherte mich, dass er zu Leiden selbst geboren wäre und zu
Leyerdorp begraben läge.
Er hatte einen Sohn Namens Julius, der die Manier
seines Vaters oft bis zur Täuschung nachahmte, die um so
leichter ist, da er seine Bilder, ebenso wie sein Vater, mit J. P.
bezeichnete. Er war von ihm nicht zu unterscheiden und ebenso 214.
natürlich in der Darstellung seiner Motive, sei es, dass er einen
ebenen Strand mit hohen Sanddünen malte, in dessen Hinter-
grunde die Schiffe vor und nach einander auftauchen, oder die
stille See, über welche die Galatea des Dichters, die in einer
Muschel dem einäugigen Polyphem entfloh,, ohne Furcht hätte
hinfahren können, oder das vom Gebläse des Aeolus aufgewühlte
Meer. —
Jan und Jakob Pinas aus Harlem malten Figuren und
Landschaften. Jan war wol der Bedeutendere und hat im Jahre
i6o5 mit Pieter Lastman, der im Jahre i58i geboren ist,
mehrere Jahre in Italien zugebracht, um daselbst nach den
besten Vorbildern zu studieren. Seine Farbe spielte etwas in's
Bräunliche, weshalb Viele glauben, dass Rembrandt ihn darin 2i5.
nachgeäfft habe.
Vondel gedenkt seiner in dem Vorworte seines Dramas:
„Joseph in Dothan" mit den Worten: den Gedanken, den Ver-
kauf Joseph's zu behandeln, empfing ich von einem Bilde von
Jan Pinas, welches darstellt, wie dem Vater der blutige Rock
gezeigt wird. Es befindet sich nebst mehreren anderen von
Pieter Lastman, im Hause des Doctor Robbert van der
Hoeven.
Pieter Molyn, sein Zeit- und Stadtgenosse, war ein
guter Landschaftsmaler, licht und zart in seinen Fernsichten
9.2 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
und natürlich frisch im Vordergrunde. Neben ihm erscheint
eine ganze Schaar von Malern, seine Zeitgenossen in verschie-
denen Orten, doch meist Antwerpner auf dem Schauplatze, als:
Warnard van den Valkert, Remigius van Rheni, Lo-
wys de Vadder, Märten Rykaard, Andries van Art-
veit und Jakob van Es.
Warnard van den Valkert ist zu Amsterdam geboren,
aber ich weiss nicht in welchem Jahre des i6. Jahrhunderts,
jedoch aus einem grossen Bilde, auf welches er mit eigener Hand
schrieb, dass er es am lo. September 1623 vollendet hatte,
war wol zu entnehmen, dass es von keinem Jüngling gemacht
war. Wir haben ihn deshalb neben seine Zettgenossen, deren
Geburtszeit uns unbekannt ist, eingereiht.
In diesem Bilde waren nebst seinem Selbstporträt noch
verschiedene andere Personen in Lebensgrösse dargestellt. Im
Hintergrunde sah man Johannes in der Wüste predigen. Das
Ganze war überaus kunstvoll gezeichnet, plastisch gemalt und
2,6. Alles in der Weise des Henrik Goltzius gehalten, dessen
Schüler er gewesen.
Remigius van Rheni ist zu Brüssel geboren und un-
tersuchte auf das Eifrigste Alles, was ihm dienlich schien, die
Wirkung eines Gemäldes zu erhöhen, und hat es weit darin
gebracht, wie aus den Bildern zu ersehen ist, die er für den
Grafen Henrik van Wolfegh in Deutschland gemalt hat. Er
hat im Jahre 1600 auf dem Schlosse dieses Grafen gewohnt,
welches später durch die Wuth der Schweizer mit allen Kunst-
schätzen in Flammen aufging.
Zu derselben Zeit lebte noch ein anderer hervorragender
Meister, Namens Peter van Loon; dieser hatte aber eine ganz
andere Manier als der Vorgenannte. Er war besonders geschickt
im Malen von Perspectiven und Gebäuden, die er gut und
zierlich ausführte. Er starb in seinem Geburtsorte Antwerpen,
aber ich weiss nicht in welchem Jahre.
Lowys de Vadder ist zu Brüssel geboren; er war ein
guter Landschaftsmaler und besondjers eifrig bemüht, die Unter-
schiede im Charakter der Bäume und des Terrains zu erfassen,
das stärkere oder geringere Verblassen nach Massgabe der
Entfernung und was derart noch mehr von einem guten Land-
ERSTER THEIL. 9 3
schaftsmaler in Acht genommen werden muss, zum, Ausdruck
zu bringen. Man erzählt von ihm, dass er, noch ehe die Mor-
genröthe ihr Haupt über die Berge erhob, um den kommenden
Tag anzukündigen, schon auf den Beinen war, um zu beob-
achten, wie die Nachtnebel allmälig vor ihrer Glut verschwinden,
und wie die entferntesten Gegenstände sich klarer dem Auge
zeigen, was er auch mit richtigem Verständniss darzustellen
wusste. Ueberdies sieht man in seinen Bildern Bäume und
Erdreich sich in dem sanft fliessenden Wasser spiegeln, wodurch 217.
er das Auge des Beschauers ergötzt.
Sein Schüler Lukas Achtschellinks war ebenfalls aus
Brüssel und ein guter Landschaftsmaler, der es trefflich ver-
stand, die Weise seines Meisters nachzuahmen.
■
Dass die Saat der Kunst , wenn sie einmal in einen frucht-
baren Boden fiel, stets neue Sprossen hervortreibt, ist ersichtlich
an dem Landschaftsmaler Märten Rykaard, dem Bruders-
sohne des alten David Rykaard. Seine Manier ahmte die
des Joos de Momper nach.
Andries van Artveit von Antwerpen malte geschickt
die ungestüme See und ihre Stürme, wenn die salzige Flut
vom dröhnenden Gebläse des Aeolus den Schaum gegen die
zuckenden Blitzstrahlen bis zu den schwarzen Wolken emporjagt
und verstand, dies so trefflich, naturgetreu und kunstgerecht
darzustellen, als wenn er auf der See erzogen worden wäre, —
A. van Dyk hat sein Porträt in Kupfer geätzt.
Jakob van Es, auch ein Antwerpner, malte höchst natur-
getreu Fische, Vögel, Blumen, insbesondere alle Arten schmack-
hafter Früchte. — Sein Porträt ist von W. Hollar gestochen. 218.
Guiliam und Gillis Bakkereel, Maler aus Antwerpen,
waren Brüder und wenn auch ähnlich an Namen, so doch
ganz verschieden nach Art, Neigung und Wahl ihrer Stoffe,
denn der Eine war Landschaftsmaler, während sich der Andere
die Darstellung grosser Figuren zur Aufgabe machte. „Der
Eine spottete der Eitelkeit der Welt, der Andere schätzte Ehre
und Rang; sie blieben auch nach dem Tode von einander ge-
schieden , denn der Eine starb zu Rom und der Andere zu Ant-
werpen." Es ist keine Familie bekannt, in welcher die Kunst
so viele Jahre hindurch blühte, als jene der Bakkereelen.
94 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Von Alters her haben schon immer Einer oder Zwei zu Rom
gelebt, und der Letzte war noch nicht gestorben, so kamen
wieder Andere von Antwerpen dahin, um den Platz zu füllen.
Sandrart sagt, dass er ihrer wol sieben oder acht kennen
lernte, die viel Geld mit ihren Arbeiten verdienten, aber auch
Alles wieder in Fröhlichkeit verzehrten.
Joannes Wildens war ein Landschaftsmaler aus Ant-
werpen. Einige haben ihn, durch die Verse des Korn, de Bie
219. irregeführt, einen Porträtmaler genannt. Die Worte: „Wildens'
Kunst empfing das Leben von Rubens, dem grÖssten Meister
jener Zeit, und hat ihm diese Gunst auch dankbar in seinen
Bildern zurückgegeben," sind aber so zu verstehen, dass P. Paul
Rubens Wildens oft verwendete, um den Hintergrund und
die Fernsichten mit Landschaften auszumalen, was die folgen-
den Zeilen: „Wenn Wildens den Hintergrund an den Bildern
des Rubens malte, so verlieh er ihnen in viel höherem
Masse Leben," erklären. Aber wer soll die Zeit, in welcher er
thätig war, und die so viele Kunstwerke vernichtete, nicht mit
schelen Augen ansehen, da beinahe gar nichts übrig blieb, um
ihres Urhebers Ruhm zu melden. Viel glücklicher waren Die-
jenigen, deren Arbeiten den wüthenden Klauen der Bildstürmer
entrückt wurden, oder durch besondere Fürsorge bewahrt
blieben, um den Namen ihrer Urheber, der Zeit zum Trotze
und zum Vorbilde der Nachkommen, Jahrhunderte lang auf den
Lippen der Kunstfreunde zu erhalten.
So erging es den Werken des Holländers Pieter van de
Pias, zu dessen rühmlicher Erinnerung Kornelis de Bie
220. sagt: — r^Wir gedenken hier der trefflichen Compositionen, mit
welchen Pieter van de Pias seinerzeit die Bewunderung aller
Kunstfreunde erregte. An ihnen ist zu ersehen, dass ihn die Natur
mit der ausgezeichnetsten Vollkommenheit, die man im Leben
erreichen kann, begünstigt hat. In Brüssel und in anderen aus-
ländischen Städten sind noch Werke von ihm vorhanden, welche
bezeugen, dass er, ohne Uebertreibung, in diesem Jahrhunderte
Keinem an Vollkommenheit in Bezug auf künstlerisches Urtheil,
Proportion und Sloffwahl zu weichen hat. Er starb in Brüssel."
Ihm möge der Antwerpner Maler Jacobus de Geest
folgen, auf dessen Tod der Dichter Jan Vos ein Klagegedicht
ERSTER THEIL. 9 5
schrieb. — Derselbe besang auch den Tod des Malers Ger r et
Bartels, der von einem Steine getroffen, starb. —
Der Antwerpner PieterNeefs malte fürstliche Paläste und 221.
Galerien in Perspectiven, aber insbesondere Innen- Ansichten
von Tempeln und Kirchen mit ihren Balkons, erhöhten Chören,
Altären, Kanzeln und Allem, was zum inneren Schmuck gehört.
Eine mühevolle Aufgabe, die ich lieber sehen als machen will. —
Hier soll auch nicht unpassend der Holländer Theodor
Babuer erwähnt werden, doch ich weiss von ihm nichts zu
sagen, als dass ich aus gewissen Andeutungen entnehme, dass
seine Arbeiten ähnlicher Art waren, wie die des Vorgenannten.
Nichts weniger als heiligen Tempeln und Kirchen glichen
die Bilder, welche Kri.stoffel und Jakob van der Lanen
für ihre künstlerische Behandlung ausgewählt hatten; denn sie
malten Gesellschaften, in welchen man liebt, spielt, trinkt und
mannigfachem fröhlichen und sinnlichen Zeitvertreibe nachgeht.
Beinahe hätten wir Henrik de Klerk zu nennen ver-
gessen, der ob s.einer sinnreichen, poetischen Erfindungen, die er
in seinen Gemälden zur Darstellung brachte, sowie auch seiner
moralisirenden Vorstellungen wegen, deren noch hie und da zu
Brüssel, in den Kirchen, sehr fleissig gearbeitete zu sehen sind,
gerühmt ward. Er war ein Schüler von Martin de Vos.
Auch von Anthoni Salart sind noch einige Bilder in
Brüssel zu sehen, wo er geboren und gestorben ist.
Auch ist der Porträtmaler Guiliam Mahue zu Brüssel
geboren und begraben.
Zu jener Zeit waren noch wegen ihres Talentes gesucht:
Augustyn Brun und Hans Holsman, Maler aus Cöln, sowie 222.
auch Frederik Brentel und Jakob van der Heyden aus
Strassburg, deren Arbeiten von Fürsten geschätzt wurden, wie
Daniel van Alsloot vom Herzog Albert. —
Von dem Antwerpner Abraham Mattys und Egydius
van Tilburg weiss ich nichts zu berichten, als dass der
Erste ein guter Landschaftsmaler war, und der Letztere Bauern-
kirmessen und Märkte malte. . .
Auch weiss ich von unserem Rotterdamer David de
Haan nicht mehr, als dass er, wie ich aus einem Verse
schliesse, in Rom gewesen ist. —
96 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Alle diese finde ich ohne Rücksicht auf ihr Geburts- oder
Todesjahr und ohne Angabe desselben erwähnt. —
223. Justus van Egmont ist zu Leiden im Jahre 1602 ge-
boren, und hatte es so weit gebracht, dass König Ludwig XIV.
von Frankreich, Wolgefallen an seinen Arbeiten fand, ihn lange
Zeit an seinem Hofe hielt und ihn mit rühmenswerthen Ge-
schenken belohnte. Trotzdem findet man nichts über ihn ver-
zeichnet, weder bei wem er gelernt hat, noch welche Manier
er hatte, nur allein, dass er Historienmaler war. —
Philips de Champagne ward im Jahre 1602 zu Brüssel
224. geboren. Seine Eltern waren von geringem Stande, hatten aber
Vermögen, und da er ihr einziger Sohn war, so hatten sie
viel mit ihm vor. Seine Neigung trieb ihn früh, malen zu
lernen, was sie auch zugaben, doch trafen sie keine gute Wahl;
deshalb wechselte er den Meister oft, ward darob verdriesslich
und beschloss endlich, sich ohne jeden Unterricht allein nach
der Natur zu bilden, was ihm auch glückte. —
Neunzehn Jahre alt, empfand er die Wanderlust, in Folge
dessen er durch Frankreich nach Italien zu gehen beschloss,
aber er blieb einige Zeit in Frankreich, im Hause eines gewissen
TAllemand, eines unbedeutenden Malers. Später zog er auf
eigene Kosten in das Collegium von Laon, wo auch Nikolas
Poussin damals wohnte, mit dem Philip freundschaftlich ver-
kehrte. Der Maler Chesne, ein Dummkopf und Windbeutel,
übernahm damals die malerische Ausschmückung des Luxem-
bourg- Palastes, und bediente sich dazu dieser beiden jungen
Künstler. Champagne malte die grösseren und Poussin die
kleineren Arbeiten an den Ornamenten des Saales und sie
unterstützten einander darin. Die Königin fand insbesondere
an der Arbeit Champagne's, welche im Vergleich mit jener
Poussin's klarer war, Gefallen. Chesne, der daraus ersah,
dass er sich, wie man sagt, selbst aus dem Neste geworfen
hatte und dass bei ihm nicht leicht eine andere Arbeit mehr
: bestellt werden würde, eiferte mit Champagne und verursachte
Zwistigkeiten. Champagne aber, der den Frieden liebte, wich
225. dem aus und ging nach Brüssel, um seinen Bruder zu be-
suchen. Nachdem er einige Zeit dort gewesen, fasste er aber-
mals den Entschluss, nach Italien zu gehen, beabsichtigte aber
ERSTER THEIL. 97
seinen Weg nicht durch Frankreich, sondern durch Deutsch-
land zu nehmen; doch ehe er aufbrach, kam der Abt von St.
Ambrosius, der Oberintendant der Bauten, nach Brüssel mit
der Nachricht, dass Chesne, der ihn hasste, gestorben wäre,
und ersuchte ihn, wieder nach Paris zu kommen.
Champagne war kaum wieder dort, als er zum Auf-
seher der Kunstsammlungen der Königin, mit einem jährlichen
Einkommen von 1200 Gulden ernannt wurde. Sie übertrug
ihm auch mehrere grosse Arbeiten für die Klosterkirche der
Karmeliter; in dieser Zeit heiratete er die reiche Tochter
des mehrgenannten Chesne. — Der Cardinal Richelieu ver-
suchte es, ihn durch Andere zu bewegen, den Dienst der
Königin zu verlassen und bot ihm Alles, was er auch be-
gehren sollte, wenn er sich verpflichten würde, für ihn zu
arbeiten, doch er schlug dies auf höfliche Art mit dem Beifügen
aus : dass er dem Cardinal auf seinen Wunsch wol einen Maler
nennen würde, der ihm genügen sollte, ihn aber ersuche, ihm
auch ferner gewogen zu bleiben; diese Antwort, die dem Car-
dinal überbracht wurde, war Ursache, dass er destomehr in
seiner Achtung stieg, weil er gegen Jene nicht undankbar sein
wollte, die seine Dienste belohnten, und er Hess sich von ihm
zu verschiedenen Malen porträtiren.
Er war eifrig und arbeitsam und hat zahlreiche berühmte 226.
Werke im Königreiche geschaffen.
In dem „Cabinet de singularitez d'Architecture, Peinture,
Sculpture et gravure etc." hat Florent le Comte (I. D. p. 78)
ein Verzeichniss seiner berühmtesten Bilder aufgestellt, von
welchen insbesondere jenes gepriesen wird, welches Ludwig XIII.
vor einem Marienbilde, dem er seine Krone anbietet, kniend
darstellt. Es ward in der Liebfrauenkirche aufgestellt und für
die Silberarbeiter von Paris gemalt, welche nach altem Gebrauch
dieser Kirche jährlich ein Bild stifteten, für welches stets einer
der besten Maler ausgewählt wurde. Das Bild wird am Festtage
Mariens vom Morgen bis zum Abend, vor der Kirche dem Volke
zur Schau ausgestellt.
Herr Poncet, Rath der Steuerkammer, besuchte ihn
eines Sonntags, um sich von ihm porträtiren zu lassen, aber
er weigerte sich, dies zu thun und mächte Schwierigkeiten, die
Quellenschriftea f. Kunstgesch. XIV. y
98 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
kirchlichen Gebote und den allgemeinen Gebrauch zu über-
treten, obwol dieser vornehme Mann sein besonderer Freund
und er sonst nicht abgeneigt war, Geld zu verdienen.
Zu jener Zeit ward der Ruhm C. le ßrun's, der damals
noch in Italien war, durch ganz Frankreich ausposaunt und
seine Anhänger machten seine Vorzüge noch viel grösser als
sie waren, um seine Ernennung zum Hofmaler des jungen
Königs Ludwig XIV. durchzusetzen. Aber Champagne
kümmerte sich wenig darum. Er hatte, wie das Sprüchwort
227. sagt, seine Schäflein im Trocknen. Er starb im Jahre 1674,
72 Jahre alt. —
Indem ich das Buch von J. Sandrart durchblättere, finde
ich im dritten Theile seiner Teutschen Academie (p. 69) einen
gewissen van Aelst erwähnt, der nicht allein ein talentvoller
Maler, sondern auch ein vorzüglicher Baumeister war, in Folge
dessen er von dem Antwerpner Stadtrathe ausersehen wurde,
die Ehrenpforte zu entwerfen, welche bei dem Einzüge
Philipp's II., im Jahre i55o errichtet wurde. Er ist auch der
Verfasser der Werke: „Siciliae et magnae Graeciae Historia ex
antiquis numismatibus illustrata'' und „De Romanae et Graecae
antiquitatis monumentis e priscis Numismatibus erutis, per
Hubertum Goltzium Herbipolitanum Venlonianum civem
romanum."
Dieser van Aelst ist derselbe, den K. v. Mander Pieter
Koek van Aelst nennt, und der in Antwerpen kurz nach
dem Jahre i55o starb; seine nachgelassenen Schriften über
die Baukunst wurden in dem Jahre [553 von seiner Witwe
Maayken Verhulst herausgegeben.
Er hinterliess einen Sohn Namens Paulus, der auch die
Kunst ausübte und verheiratet war, und von ihm stammt
(obgleich van Mander lediglich seine Witwe erwähnt und
228. sagt, dass sie später Gillis van Koningsloo heiratete), wie
man glaubt, jener van Aelst, der in der Beschreibung der
Stadt Delft unter dem Jahre 1602 erwähnt wird.
Dies ist Evert van Aelst, der zu Delft im Jahre 1602
geboren ist. Er war ein guter Maler aller Art Stilllebens und
verstand es, insbesondere Früchte, sowie auch eiserne Har-
nische, Sturmhauben und alle Arten Metalle, denen er ihren
ERSTER THEIL. 99
eigenthümlichen Glanz und Schimmer zu verleihen wusste, na-
türlich darzustellen.
Er starb im Jahre i658 und hinterliess als Erben seines
Talentes Willem van Aelst, den Sohn seines Bruders, des
Notars Jan van Aelst zu Delft, der ein so guter Schüler
seines Oheim war, dass er ihn noch in seiner Jugend übertraf
und solche Fortschritte machte, die Natur so trefflich nach-
zubilden verstand, dass seine Arbeiten keine Gemälde, sondern
das Leben selbst zu sein schienen. Er hat in seiner Jugend
vier Jahre in Frankreich und sieben in Italien gearbeitet und
stand damals bei Cardinälen. Fürsten und grossen Herren in
Ansehen. In dem Jahre i656 wieder in sein Vaterland zurück-
gekehrt, nahm er seinen Wohnsitz zuerst in Delft, dann in
Amsterdam, wo seine Werke bei allen Kennern geschätzt und
mit hohen Preisen bezahlt wurden. —
Willem oder Guilhelmo war, nach seiner Rückkehr 229.
aus Italien, hochmütig geworden und Hess sich, insbesondere
wenn er etwas über sein Mass getrunken hatte, von Niemandem
einschüchtern. Man erzählt, dass der Bürgermeister Maar-
zeveen mit ihm über irgend einen Gegenstand in Wortwechsel
geriet. Van Aelst, der vor einem Amsterdamer Bürgermeister
in einer Sache, in welcher er Recht zu haben glaubte, die
Segel nicht streichen wollte, stand auf, öffnete seinen Ueber-
rock und zeigte auf seiner Brust die goldene Medaille und
Kette, die er von dem Grossherzog von Toskana erhalten
hatte, und sagte: ,,Euer ganzes Verdienst besteht darin, dass
Ihr mit einem Geldsack um den Hals auf die Welt kamt, was
ich aber bin, bin ich durch meine Verdienste geworden." Ob
ihm aber die Wurst, wie das Sprüchwort sagt, später nicht
doch platzte, das bezweifelte selbst Derjenige nicht, der mir
dies erzählte. Denn trotz seines Hochmutes traf ihn später der
Pfeil Amors so heftig, dass er sich an seine Magd, eine dicke
Westphalin wegwarf. Er heiratete sie, und sie gebar ihm drei
schöne Kinder. Zu jener Zeit wohnte er auf der Prinzengracht
bei dem Waale-Weeshuis, wo er auch im Jahre 1679 starb.
Das Jahr seiner Geburt konnte ich nicht in Erfahrung bringen 23o.
und habe deshalb seinen Lebenslauf an den seiner Zeit- und
Kunstgenossen geknüpft.
7*
1 00 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Jan Vos schrieb ein Gedicht auf eines seiner schönsten
Blumenstücke. —
Seine Witwe zog nach seinem Tode, im Jahre 1680, mit
ihren Kindern in ihre Heimat, wo sie ein Brauer, ihres Geldes
wegen, heiratete. Bald darauf fiel das älteste der Kinder, ein
hübscher Junge, in den Braukessel und verbrannte. —
23i. Jan van Bronkhorst hat durch Eifer, angeborenen
Fleiss und wolangebrachtes Studium das geringe Mass von Un-
terricht, welches er empfangen, so wol verwerthet, dass man
behauptete. Keiner, wäre er auch mit dem durchdringendsten
Verstände geboren und wäre der grÖsste Meister sein Lehrer
gewesen, könnte in den geheimsten Wissenschaften der Kunst
besser erfahren sein. Er war eilf Jahre alt, als er zu dem Glas-
maler Jan Verburgh gegeben ward, um die Anfangsgründe
des Zeichnens zu lernen; bei diesem arbeitete er eifrig i 72 Jahr
und hernach noch bei zwei anderen unbedeutenden Glasmalern,
bis er im Jahre 1620 Lust bekam, nach Frankreich zu gehen,
um sich dort weiter auszubilden. Er nahm den Weg über Bra-
bant , wurde aber durch einen Umstand in seinem Vorhaben
232. gestört, denn in Atrecht kam er zufällig zu einem geschickten
Glasmaler Namens Pieter Mathys, bei dem er sich ungefähr
I V2 Jahre aufhielt und Gelegenheit fand, an vielen schönen
Werken mit zu arbeiten. Von da ging er nach Paris, wo er
einen sehr bekannten Glasmaler, Namens Chamu kennen lernte,
bei dem er auch einige Zeit blieb und dann wieder nach seiner
Vaterstadt zurückkehrte, wo er als Meister seine Studien mit
Fleiss und Eifer fortsetzte, aber noch immer mit sich selbst
unzufrieden war, weil ihm diese Arbeit zu unbedeutend erschien.
Noch mehr ward er in seinem Vorhaben, sich zu grösseren
Unternehmungen heranzubilden, bestärkt, als er Kornelis
Poelenburg kennen lernte und ihn arbeiten sah; dessen an-
genehme und gefällige Weise regte sein Talent so an, dass er
beschloss, sich auf die Oelmalerei in Poelenburg's Manier
zu werfen. Doch ehe ihm dies gelang, war Poelenburg
nach England gegangen. Im Jahre 1637 betrieb er noch aus-
schliesslich die Glasmalerei, erst im Jahre 1639 entschlug
er sich derselben ganz, arbeitete täglich ohne Unterricht
und brachte es so weit, dass die Zeit seinen Ruhm nicht
ERSTER THEIL. lOl
leicht vernichten wird. Er war zu Utrecht im Jahre i6o3
geboren.
Die neue Kirche zu Amsterdam prangt noch heute neben
dem Chor mit drei seiner kunstvollen Kirchenfenster. Sie stellen
den Frieden vor, der den Kriegsgott Mars bindet und fesselt,
und den Krieg und sein Gefolge zertritt. Ferner den, nach
der Verbannung des schlangenhaarigen Unfriedens, zu See und 233.
zu Lande aufblühenden Wolstand. Er ist mit dem Füllhorne
des Ueberflusses dargestellt aus dem er die verschiedenartigsten
ausländischen Handelsartikel ausgiesst. Die Bücher deuten an,
dass Künste und Wissenschaften in den Tagen des Friedens
am herrlichsten blühen. Auf den Orgelthüren hat er in Oelfarbe
den Triumph David's über den erschlagenen Goliath, die Salbung
Saul's zum Könige, und Saul, der von seinem Throne den vor ihm
spielenden David mit seinem Speere durchbohren will, gemalt. —
In demselben Jahre i6o3 ward Nicolaes Knufter zu
Leipzig geboren. Mit natürlichen Anlagen zur Kunst begabt,
bekritzelte er von Jugend auf, anstatt aus seinen Schulheften zu
lernen, seine Bücher mit Figuren und Thieren. Darob ward er
von seinem Meister oft vergebens ausgezankt und gestraft.
Nahm man ihm aber Papier und Tinte, so fand er eine Holz-
kohle und bekleckste mit dieser die Wände, so hoch als er sie
nur erreichen konnte, weshalb ihn die Magd oft genug unzart
behandelte. Da sein Vater einsah, dass sich seine Neigung durch
Nichts beirren Hess, glaubte er anfangs, dass dies nur deshalb
geschähe, weil er keine Lust hatte, Sprachen zu lernen; darum
schrieb er alle Beschäftigungen, die er kannte, auf ein Blatt
Papier und las sie seinem Sohne mit dem Bedeuten vor, er
könne nach Belieben eine von ihnen auswählen; er aber wollte
malen lernen. Ich muss früher noch erwähnen, dass der eigent-
liche Grund, warum ihn die Magd wegen der bekritzelten 234.
Wände so hart anliess, der war: weil er seine Figuren so
paradiesisch natürlich auf die Wände zeichnete, dass sie wie
Eva sehen konnte, dass sie nackt waren. Unter Anderem hatte
er auch geistreich skizzirt, wie Ulysses, nach der Beschreibung
Homer's, nackt zu Nausikaa kommt.
Sein Vater gab ihn in Folge dessen zu einem Maler Na-
mens Emanuel Nysen, bei dem er zwei Jahre wohnte; dies
102 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
gereichte ihm jedoch nicht zum Vortheil, da ihn dieser anstatt
ihn zu unterrichten, als Bedienten gebrauchte, um sich, wenn
er ausging, den Mantel nachtragen zu lassen. Da dies nicht
nach seinem Sinne war, lief er weg und kam nach Magdeburg,
wo er einige Zeit seinen Lebensunterhalt damit gewann, dass
er für die Maler Pinsel anfertigte. Bald daraufging er zu einem
Schmierer, bei dem er bis zum Jahre i63o blieb, worauf er
nach Utrecht kam und Gelegenheit fand, seine Lust zur Kunst
Abraham Bloemaert zu offenbaren, der seine Anlagen er-
kannte, und ihm, als er sah, dass er mehr durch sein Talent,
als durch gründlichen Unterricht gefördert war, einen Platz
in seinem Hause anwies, wo er durch guten Unterricht und
Eifer in kurzer Zeit so weit kam, dass er selbstständig wurde
und ihm die Ehre widerfuhr, für den König von Dänemark
drei Schlachten zu. malen, in welchen dessen Vorfahren den
Sieg errungen hatten. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen,
wo und wann er starb.
235. In demselben Jahre i6o3 ist zu Antwerpen Johannes
Co ssiers geboren, ein Mann, den die Brabanter insbesondere
ob eines Werkes rühmen, welches zu Mecheln in der Kirche
des grossen Beginnenhofes hängt, und welches allein hinreichen
soll, seinen Ruf, so weit es Kunstfreunde gibt, zu verbreiten.
Nachdem er viele Höfe besucht und überall Arbeiten hinter-
lassen hatte, starb er, aber es ist mir unbekannt in welchem
Jahre.
Dieses an Künstlern fruchtbare Jahr i6o3, gebar auch
den denkwürdigen Simon de Vos. Er verstand die Grund-
sätze der Kunst vollkommen und bediente sich derselben mit
Einsicht. Seine, insbesondere in Brabant bekannten Bilder, be-
zeugen seine künstlerischen Fähigkeiten.
Von Joan Bylert, ihrem in Utrecht geborenen Zeit-
genossen, wissen wir nicht mehr zu sagen, als dass er allem
Anscheine nach erst einen leichten und lockeren Lebenswandel
führte und später, Ekel davor empfindend, sich auf die Kunst
verlegte, glückliche Fortschritte machte und von dieser Wahl
Ruhm erntete.
Ehe wir aber das Jahr i6o3 schliessen, müssen wir auch
des Delft'schen Malers Pieter Janze van Asch gedenken.
ERSTER THEIL. Io3
Dieser war ein guter Landschaftsmaler, besonders im Kleinen.
Seine Werke sind selten, denn er malte nicht viel, weil er
auf andere Weise, um seinen alten Vater und seine Mutter zu
ernähren, seine Zeit hinbringen musste, aber was man von ihm
sieht, ist gut. Er führte ein tugendhaftes und frommes Leben
und muss ein hohes Alter erreicht haben, da der Maler Johannes 236.
Verkolje, geboren im Jahre i65o, noch mit ihm verkehrte
und auch sein Porträt in Kupfer gestochen hat. —
Kristiaen van Kouwenberch, zu Delft am 8. Sep-
tember 1604 geboren, war ein Schüler des Johan van Nes
und ging dann nach Italien, von wo er, nachdem er grosse
Fortschritte gemacht hatte, wieder in seine Geburtsstadt Delft
zurückkehrte. Dort malte er zahlreiche Bilder, sowol Historien
als nackte Figuren in LebensgrÖsse, und erlangte dadurch
grossen Ruhm. Ausser an anderen Orten, sieht man von ihm
noch Bilder in den fürstlichen Lustschlössern Ryswyk und in
dem Hause im Busch. Hierauf ging er, seinem Glücke folgend,
nach Köln, wo er am 4. Juli 1667 starb.
Unter seinen Stadt-, Zeit- und Kunstgenossen werden
genannt: Leonard Bramer, Pieter van Asch, Adriaen
van Linschoten, Hans Jordaens, Kornelis de Man und
Johannes Vermeer. Diese Alle waren, als Dirk van Bleiswyk
Evertz im Jahre 1667 seine Beschreibung von Delft beendete,
noch am Leben.
Daniel van Heil ist zu Brüssel im Jahre 1604 geboren.
So gross der Abstand zwischen seiner und des Vorgenannten
Geburtsstadt, so verschieden war auch die Wahl ihrer Gegen-
stände. Denn der Vorgenannte malte zur Erheiterung des Auges, 237.
dieser mit der Absicht, eine Aufregung in dem Beschauer her-
vorzurufen; denn er behandelte meist Feuersbrände und der-
gleichen Gegenstände, die beängstigend anzusehen.
Dennoch war Alles so natürlich dargestellt, dass nur die
Hitze fehlte. Als seine besten Bilder werden genannt: der
Untergang von Sodoma und Gomorrha und der ganzen Land-
strecke durch himmlisches Feuer, und der Brand von Troja —
mit allen Umständen, welche diese Vorstellung kenntlich machen.
Beinahe hätten wir des wackeren Dordrechter Malers
Jakob Gerretze Kuip vergessen, an dessen Arbeiten die
104 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Kunstfreunde längst Gefallen fanden. Aber wir erinnerten uns
seiner, da wir seinen Sohn Albert Kuip auf den Schau-
platz führen wollten. Er malte Ochsen, Kühe, Schafe etc. Den
Hintergrund bildeten meist Land- und Wasseransichten um
und bei Dordrecht, die er zu diesen^ Zwecke nach der Natur
aufgenommen hatte. Seine Manier war glänzend, glühend und
verschmolzen.
238. Dieser Dordrechter Jacob Gerretze Kuip, Schüler von
Abraham Bloemaert, die beiden Landschaftsmaler Izak
van Hasselt und Korn. Tegelberg und der Stilllebenmaler
Jacques Grief, genannt Klaau, waren die Häupter oder
Gründer, welche im Jahre 1642 die Kunstgenossenschaft des
St. Lucas zu Dordrecht erricjiteten , nachdem sie aus der
,, Gilde der fünf Gewerbe", aus den in der Trennungsurkunde
angegebenen Gründen ausgeschieden waren.
Aber ehe ich fortfahre, wird es vor Allem auch dienlich
sein, zu berichten, wie sich die Maler zur St. Lucas- und
anderen Gilden vereinigten, woher der Name der Lucas-Gilde
seinen Ursprung hat, und wie die Maler in verschiedenen
Städten aus den Gilden austraten und Bruderschaften er-
richteten, welche lediglich aus Künstlern und Kunstfreunden
bestanden. —
240. Jene Schriftsteller, die in ihren Werken die geschichtlichen
Ereignisse behandelt haben, und die weltlichen und geistlichen
Zustände untersuchten, berichten uns, dass man damals, als
diese Länder an Einwohnern und Städten zunahmen, der
241. römische Gottesdienst und die weltliche Gewalt daselbst gefestigt
waren, auch Gilden oder Bruderschaften für die Handwerker
errichtete, dieselben mit Privilegien ausstattete und ihnen irgend
einen Heiligen als Patron oder Schirmherrn gab; so z. B. der
Zimmermannsgilde den St. Joseph, den Schmieden St. Eloi,
den Schustern St. Krispyn, den Kleidermachern St. Johannes
den Täufer, den Malern St. Lucas etc. Diese hatten in
der Kirche je einen besonderen Altar, vor. welchem sie zu
gewissen Zeiten kirchliche Dienste verrichteten und Opfer
darbrachten; daher hat auch das Sprüchwort: St. Lucas
braucht für sein altes Kleid einen neuen Lappen, seinen
Ursprung. —
ERSTER THEIL. I o 5
Als Kaiser Karl V. diese Lande beherrschte und einige 242.
Städte mit Vorrechten ausstattete, begünstigte er auch ihre
Gilden mit gewissen Rechten, vermöge welcher sie Alles, was
ihrem Gewerbe und ihrem Handel nachtheilig war, der Stadt
ferne halten konnten, so dass Diejenigen, welche dieser Vortheile
theilhaftig werden wollten, genöthigt waren, das Bürger- und
Gildenrecht der Städte mit Geld zu erkaufen.
Zu jener Zeit hatten viele Maler angefangen, dauernd
oder an gewissen Tagen Bilder zu verkaufen und schützten
sich in diesem Gewerbe, ihres Vortheils wegen, mit den Vor-
rechten der Gilde.
Als aber mit der Zeit die Glasmalerei ganz ausser Gebrauch
kam und lediglich in Glasfabrication ausartete, und in Folge
der schlechten Zeiten mittelmässige Maler ganz zum Anstreicher-
topf herabsanken und demnach die Gildenbruderschaft meist
aus Handwerksgesellen bestand, klagten die Künstler, dass es
dem Adel der Kunst nicht zur Ehre gereiche, unter Hand- 24^-
Werksleute eingereiht zu werden.
Sie suchten deshalb Mittel, aus der Bruderschaft auszu-
scheiden und eine neue Gilde, lediglich aus Künstlern bestehend,
zu errichten. In einzelnen Städten hat man auch die Kunst-
freunde mit einbezogen. Die Dordrechter brachten im Jahre
1641 ein Gesuch bei den Bürgermeistern und Schöffen der
Stadt ein,, auf welches ihnen nicht allein unter Bedingungen,
das Ausscheiden aus der Gilde der Glasmacher bewilligt, son-
dern auch in einer, von M. Berk unterzeichneten Urkunde,
zum Vortheile der Maler im Artikel X. eingeräumt wurde:
dass Niemand berechtigt sei, mit Bildern die Strassen abzu-
laufen und sie an den Thüren auszubieten etc.; XI. dass kein
Fremder berechtigt sei, einen öffentlichen Verkauf von Bildern
abzuhalten etc. Ein Anhang zu Artikel XI. aus dem Jahre 1643
bestimmt: dass weder ein Fremder noch ein Einheimischer,
unter irgend einem Vorwande und auf keine Weise einen Ver-
kauf von Bildern sollte abhalten dürfen, als lediglich Mitglieder
der Genossenschaft der St. Lucas-Gilde, genannt die Fein-
maler etc.
Diesem Beispiele folgten die Maler in verschiedenen hol-
ländischen Städten.
Io6 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Die von Gravenhaag kamen, wie ich aus einer Auf-
zeichnung entnehme, in dem Jahre i656 am i5. Februar, mit
den übrigen Gildenmitgliedern zusammen, um sich über die Art
der Trennung zu berathen und ein diesbezügliches Gesuch bei
244- dem Rathe der Stadt einzubringen. Es waren 48 an der Zahl, und
unter diesen der damals regierende Schöffe Dirk van der Lis.
In demselben Jahre noch ward ihrem Ansuchen, um
Trennung von der Gilde der Glasmacher, Sesseltischler und
Buchbinder Folge gegeben und ihnen zuerst der oberste Stock
der Butterwage, später vier Räume über der Kornbörse zu
ihrer freien Benützung überlassen.
Der grösste Saal dient zum Verkauf der Gemälde nach
Todesfällen oder anderer Gründe wegen, aus welchen die Kunst-
genossenschaft ihre Vortheile zieht. Der Plafond dieses Saales
ist in vier Eckfelder mit einem ovalen Felde in der Mitte
getheilt, welche sämmtlich kunstvoll ausgemalt sind.
Das erste Eckfeld, von Theod. van der Schuur gemalt,
stellt die drei Hauptfarben vor; das zweite, von Daniel
Mytens, die Tugend, welche auf dem Rücken der Fama die
Geschichte niederschreibt, welche von dieser ausposaunt wird;
das dritte, von Aug. Terwesten, die Perspective, die Dioptrik
und Architektur oder Baukunst; das vierte, von Robb, du Val,
die Astronomie und die Geometrie. Das Mittelfeld, von Will.
Doudyns, stellt die personificirte Stadt Haag vor, unter deren
Schutz sich Malerei, Bildhauerei, Glasmalerei und Kupferstich-
kunst befehlen. Daneben jagen Minerva und die Kunstliebe die
Anstreicher mit Leiter und Farbentopf, die Buchbinder mit
Schraube und Presse und die Sesseltischler mit ihren Geräth-
schaften aus dem Himmel hinaus. Das Kaminstück von Math.
Terwesten stellt die vom Ruhm und Lohn angespornte
Jugend vor, welche Merkur zur Schule der Kunst geleitet.
Der zweite Raum dient als Versammlungsort; hier befinden
245. sich ein Glasschrank mit Kunstbüchern in vergoldeten Bänden,
die nach verschiedenen Todesfällen der Genossenschaft verehrt
wurden, und in zwei Rahmen die Trauergedichte auf den Tod
der Maler Daniel Mytens, der am 19. September 1688 starb,
und Willem Doudyns; das eine von J. Sterrenberg, das
andere von Silvius verfasst.
ERSTER THEIL.
107
Der dritte Raum wurde im Jahre 1682 zur allgemeinen
Zeichenschule oder Akademie eingerichtet.
Den vierten bewohnt der Diener der Genossenschaft.
Auch Harlem, eine der ältesten Städte Hollands, hat früh eine
blühende Schule und zahlreiche Künstler in ihren Mauern gesehen.
Aber um nicht Alles aufzuzählen und den Leser nicht zu
ermüden, will ich nur noch der Genossenschaft der Antwerpner
Maler gedenken, sowol weil sie älter ist als alle anderen in
den Niederlanden, als auch weil keine andere mit solchen Vor-
rechten ausgestattet ist. —
In dem Memorial der Gilde von Antwerpen finde ich
angemerkt, dass sie bereits im Jahre 1450 ihren Anfang nahm
und dass sich im Jahre 1454 die Maler vereinigten und eine
Genossenschaft bildeten, deren erste Regenten oder Obmänner
Joan Snellaert und Joan Schuermaeker waren. Seitdem
erfreute sich die Kunst daselbst eines grossen Aufschwunges
und die Genossenschaft errichtete im Jahre 1664 zur weiteren
Ausbildung eine Akademie oder Uebungsschule , um nach dem 246.
nackten Modelle zu zeichnen, und im Jahre 1695 eine Samm-
lung von Gyps-Abgüssen, für welche die besten nach den
geschätztesten Antiken beigeschafft wurden.
Im Jahre 1694 oder 1695 wurden sie noch vergrössert
und vermehrt und mit einer Marmorbüste des Herzogs von
Baiern geschmückt, der damals Gouverneur der spanischen
Niederlande war und insbesondere die Ausübung der Malerei
eifrig förderte.
Das Geld zum Unterhalte der genannten zwei Akademien
und der übrigen auflaufenden Kosten wurde durch zwölf Frei-
briefe bestritten, welche die Statthalter im Namen des Königs
von Spanien der Genossenschaft verliehen hatten, um die Kosten
hereinzubringen.
Jeder derselben ward ungefähr 800 Gulden, mehr oder
weniger, werth geschätzt, je nachdem sie leicht oder schwer zu
bekommen waren, und sie wurden von der Genossenschaft an
wolhabende Bürger verkauft, die sich dadurch aller kostspieligen
und lästigen Bürgerpflichten, als des Gilden-, Kirchen- und
Quartiermeisteramtes, des Fähnrichs- und geringeren Officiers-
dienstes der Bürgerwehr lebenslänglich entschlugen.
Io8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Diese Freibriefe fielen nach dem Tode des Besitzers sofort
wieder an die Kunstgenossenschaft zurück, welche sie neuer-
dings weiter verkaufte und sich des Geldes zum Unterhalt der
Schule bediente.
Die beiden letzten Freibriefe erhielt die Gilde am 2. Februar
1693, als sie dem genannten Kurfürsten von Baiern als
247. Protector der Kunst und der Genossenschaft huldigte. —
248. Nach dieser Abweichung wollen wir zu unserer Aufgabe
zurückkehren.
Albert Kuip ist zu Dordrecht im Jahre i6o5 geboren.
Er war der Sohn des Jakob Ger ritze Kuip, eines guten
Malers, dessen Schüler er auch war, obgleich seine Manier von
der seines Vaters ganz verschieden ist, da er mehr Zierlichkeit
hatte, auch nicht so roh in seiner Behandlung war wie sein
249. Vetter und Mitschüler Benjamin Kuip, obwol ich Bilder von
diesem gesehen habe, die meisterlich behandelt waren. Ueber-
dies hielt sich sein Vater an einerlei Gegenstände, ihm dagegen
schien es ganz gleich zu sein, was er auch malte. Ochsen,
Kühe, Schafe, Pferde, Fruchtstücke und Landschaften, Canäle
mit Schiffen, Alles schien ihm einerlei und man muss darob
staunen, dass er Alles gleich gut und natürlich malte. Ins-
besondere aber hat er in seinen Bildern die Tageszeit, die er
darstellen wollte, in Acht genommen, so dass man den benebelten
Morgen von dem klaren Mittag, und diesen wieder von dem
safifran farbigen Abend wol unterscheiden kann. Auch habe ich
verschiedene Mondscheinlandschaften von ihm gesehen, die sehr
natürlich gemalt und so aufgefasst waren, dass sie das liebliche
Widerspiegeln der Gegenstände im Wasser zeigten. Von seinen
Bildern ist der Rindermarkt von Dordrecht das bedeutendste,
nebst diesem die Reitschule, worin er die schönsten Pferde, die
daselbst zur Schau kamen, so dargestellt hat, dass man sie
erkennen konnte. Da nach seinem Tode keine Skizzen oder
Zeichnungen anderer Meister bei ihm gefunden wurden, so ist
dies umsomehr ein Beweis, dass er allein der Natur als Lehrerin
folgte. Es war auch nicht seine Art, Geld dafür auszugeben,
denn er führte den Wahlspruch: in harte Reichsthaler kommen
keine Motten. Endlich war er ein Mann von tadellosem Leben
und Aeltester der reformirten Kirche. —
ERSTER TH EIL. IO9
Er hat seiner Zeit zahlreiche Landschaften, so um Dord-
recht als anderen Orts, gezeichnet, die mit schwarzer Kreide
skizzirt und mit Farbe lavirt, geistreich und natürlich behan-
delt sind.
Pieter Dankers de Ry ist zu Amsterdam im Jahre i6o5 260.
geboren. Er war ein guter Porträtmaler. Seine Arbeiten waren
sowol in den Niederlanden als anderwärts geschätzt, wie aus
einigen Versen hervorgeht, die zu seiner Zeit auf ihn gedichtet
wurden. —
Im Jahre 1606 starb Karel van Mander, der Verfasser
der Lebensbeschreibungen der Maler und selbst ein geschickter
Künstler. Wir wären verpflichtet gewesen, seiner unter den besten
niederländischen Künstlern zu gedenken, wenn nicht sein Leben
und was er geleistet im Anhange der zweiten Auflage seines
Werkes vom Jahre 1618 bereits ausführlich beschrieben wäre,
so dass wir nur den, durch ein Versehen vergessenen Umstand,
dass er am 11. September des Jahres 1606, 58 Jahre alt starb,
anzuführen und zu erwähnen haben, dass der vortreffliche
Dichter J. v. Vondel im Jahre löSy zu seinem Ruhme mehrere
Verse zu seinem Porträt dichtete. —
Er hinterliess einen Sohn Namens Karel, seinem Vater 251,
nicht unähnlich an Talent und Begabung, insbesondere als
Porträtmaler berühmt und deshalb auch zu dem Könige von
Dänemark entboten, bei dem er sich durch seine Kunst und
sein Benehmen beliebt machte, und grossen Ruhm und Vortheil
erlangte. Dies bestätigt auch Vondel durch seine Verse,
welche er auf das, von diesem van Mander gemalte Porträt
Friedrich's III., Königs von Dänemark, Norwegen und Goth-
land, gemacht hat, in welchen er ihn Hofmaler des Königs etc.
nennt. —
Ausser seinem Sohne hat er aber auch noch wackere 252.
Männer durch seinen Unterricht herangebildet, wie Jacques
de Moschero, Korn. Engelsz, Hendr. Gerretz, Fr. Venant
und insbesondere Frans Hals.
Uebrigens entnehme ich aus einigen Versen, welche
Vondel im Jahre 1657 auf sein eigenes, von einem van Mander
gemaltes Porträt schrieb, dass auch des alten Karel Enkel
Maler gewesen sein muss. —
I lO ARNOLn HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
253. Wir haben zur Genüge gesehen, dass uns Antwerpen wol
die grösste Anzahl von Malern liefert; aber auch andere Städte,
wie Mecheln, bleiben nicht zurück.
Peter Francois Lucasz ist am 20. October 1606
geboren. Dieser lernte zuerst bei seinem Vater, dann bei Gerard
Segers in Antwerpen. Sein Talent neigte wol zumeist zur
Landschaftsmalerei mit kleinen Figuren, die er höchst fleissig
und zart malte, so dass auch der Erzherzog Leopold viel
Behagen an seinen Werken fand und ihn lange Zeit in seinen
Diensten behielt. Er starb am 11. August 1654 und wir über-
lassen es seinen Arbeiten, sein Lob zu melden.
In demselben Jahre 1606 ist auch zu Brüssel Ludowicus
oder Louis Primo, genannt Gentiel, geboren. Nachdem er
es so weit, ich weiss nicht unter wessen Leitung, gebracht
hatte, dass er selbstständig arbeiten konnte, ging er nach Rom,
wo er sich 3o Jahre aufhielt.
Seine Manier war fleissig, schmeichehid und nett, daher
das brabant'sche Wort: Gentiel seinen Ursprung hat. Seine
Bilder wurden in dem Palaste des Papstes unter die besten
Kunstwerke eingereiht. Er war im Jahre 1660 noch am Leben.
Sandrart, der ihn erwähnt, meint, dass ihm der Bei-
name Gentiel gegeben wurde, als er zu Rom im Jahre 1626
254. in die Bent trat, weil er es verstand, sich hervorzuthun, sich
zu vornehmen Herren gesellte und. wie ein geborener Edel-
mann betrug.
Am i5. Juni des Jahres 1606 ward am Ryn nächst
Leiden Rembrant geboren. Sein Vater, Herman Gerritzen
van Ryn genannt, war Kornmüller zwischen Leyerdorp und
Koukerk am Ryn; seine Mutter hiess Neeltje Willems van
Zuitbroek und sie erwarben sich durch ihren Beruf ehrlich den
Lebensunterhalt.
Da er der einzige Sohn war, wollten seine Eltern einen
gelehrten Mann aus ihm machen und schickten ihn zu diesem
Zwecke nach Leiden in die lateinische Schule. Aber seine
besondere Neigung zu zeichnen veranlasste sie, diesen Entschluss
zu ändern, in Folge dessen sie ihn, damit er die Anfangsgründe
der Kunst lerne, zu Jakob Izakzen van Zwanenborg
sandten,, bei dem er ungefähr drei Jahre blieb, in welcher Zeit
ERSTER THEIL. I i |
.er solche Fortschritte machte, dass Jedermann darob staunte
und von ihm Bedeutendes erwarten zu können glaubte.
Darum beschloss sein Vater, damit ihm keine Gelegenheit
fehle, einen tüchtigen Grund für seine Kunst zu legen, ihn zu
P. Lastman nach Amsterdam zu geben, bei dem er sechs
Monate blieb; nach dieser Zeit brachte er noch einige Monate
bei Jac. Pinas zu, und fasste dann den Entschluss, sich selbst
weiter auszubilden, was ihm auch von Anfang an wunderbar
gut glückte.
Andere glauben, dass Pinas sein erster Lehrer gewesen
sei, und Simon van Leeuwen sagt in seiner kurzen Beschrei- 255.
bung von Leiden, dass Joris van Schoten der Lehrer von
Rembrant und Jan Lievensz war.
Während er nun eifrig und mit grosser Lust sich in
seiner Eltern Haus tagsüber allein weiterbildete, besuchten ihn
zuweilen Kunstfreunde, welche ihn endlich an einen Herrn im
Haag empfahlen, damit er diesem ein Bild, welches er soeben
vollendet hatte, zeige und anbiete. Rembrant ging damit zu
Fuss nach Haag und verkaufte es für loo Gulden. —
Dieser glänzende Anfang zeigte ihm die Möglichkeit, Geld 256.
zu erwerben und sein Eifer ward dadurch so angespornt, dass
er die Zufriedenheit aller Kenner erwarb. In Folge dessen hatte
er alle Hände voll Arbeit. Und da er später, sowol um Porträts
zu malen, als anderer Arbeiten wegen, oft genöthigt war, nach
Amsterdam zu kommen, fand er es angezeigt, da er diese
Stadt für sein Fortkommen besonders günstig erachtete, dorthin
zu übersiedeln, was er um das Jahr i63o that.
Dort fand er viele Bestellungen und zahlreiche Schüler,
weshalb er ein Packhaus auf der Bloemgracht miethete, wo
er Jedem für sich einen Raum anwies, der oft nur durch
Papier oder Leinwand von dem Anderer getrennt war, damit
Jeder, ohne den Anderen zu stören, nach dem Leben zeichnen
konnte.
Da aber unter jungen Leuten, insbesondere wenn ihrer
Viele beisammen sind, nicht selten Schelmereien vorkommen,
so geschah es auch hier. Als Einer von ihnen ein weibliches
Modell benöthigte, führte er es in seine Kammer. Dies machte
die Anderen neugierig, die, um nicht gehört zu werden,
I I 2 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
auf den Strümpfen, der Reihe nach durch eine mit Absicht-
gemachte Spalte zusahen.
Nun ereignete es sich an einem heissen Sommertage, dass
sich sowol der Maler als sein Modell mutternackt entkleideten.
Die ausgelassenen Spässe und Worte zwischen Beiden konnten
257. die Zuschauer dieses Lustspiels wol wieder erzählen. Zur
selben Zeit aber kam Rembrant, um nachzusehen, was seine
Schüler machen, und nach seiner Gewohnheit Einen nach dem
Andern zu unterrichten; da kam er auch vor die Kammer, in
welcher die beiden Nackten bei einander sassen. Die Thüre
fand er allerdings verschlossen, aber, von der Sache selbst
unterrichtet, beobachtete er eine Zeit lang ihr Spiel durch die
Spalte, bis er unter anderen Worten auch hörte: , »Jetzt sind
wir gerade so weit wie Adam und Eva im Paradiese, denn wir
sind auch nackt.'' Hierauf klopfte er mit seinem Malerstocke
an die Thüre und rief zum Schrecken Beider mit lauter Stimme:
„Aber weil Ihr nackt seid, müsst Ihr auch aus dem Paradiese
hinaus!" und nöthigte seinen Schüler durch Drohungen, die
Thüre zu öffnen, worauf er hineintrat, das Adam- und Eva-
Spiel störte, das Lustspiel in ein Trauerspiel verwandelte und
den vermeintlichen Adam sammt seiner Eva mit Schlägen
davonjagte, so dass sie noch mit genauer Noth beim Hinunter-
laufen über die Treppe einen Theil ihrer Kleider umnehmen
konnten, um nicht nackt auf die Strasse zu kommen.
Er war als Künstler reich an Ideen, weshalb man von
ihm häufig eine grosse Anzahl verschiedener Skizzen ein und
desselben Gegenstandes sieht; auch war er unerschöpflich, sowol
in Hinsicht auf Gesichtszüge und Haltung, als auch im
Costüm. In dieser Hinsicht ist er vor allen Anderen zu rühmen,
insbesondere aber Jenen gegenüber, welche stets dieselben
Physiognomien und Costüme, als wenn alle Menschen Zwillinge
wären, in ihren Bildern anbringen.
258, Ja hierin übertraf er Alle, und ich kenne Keinen, der die
Skizzen nach ein und demselben Gegenstande in so mannig-
faltiger Weise geändert hätte. Dies resultirt aber aus eingehen-
den Beobachtungen der mannigfaltigsten Gemüthsbewegungen,
die zu einem bestimmten Ereignisse die erforderliche Veran-
lassung waren und sich in den Gesichtszügen der Menschen,
ERSTER THEIL. I 1 3
insbesondere durch einen bestimmten Ausdruck, oder durch die
verschiedenartigsten Bewegungen des Körpers zu erkennen
geben.
So sind z. B. den Kennern von Handzeichnungen, ausser
jenen zwei bekannten Radirungen, noch verschiedene andere
Skizzen der Darstellung jenes Augenblicks bekannt, in welchem
sich Christus bei dem Brechen des Brodes seinen Jüngern, die
mit ihm nach Emaus gegangen waren, zu erkennen gibt.
Eine nicht geringere Anzahl existirt von denselben zwei
Jüngern, wie sie entsetzt und erstaunt wahrnehmen, dass
Christus vor ihren Augen verschwindet. Wir haben selbst eine
derselben , die uns wegen des trefflichen Ausdrucks des Er-
staunens und des sprachlosen Hinstarrens auf den leeren Stuhl,
auf welchem Christus noch einen Augenblick vor seinem Ver-
schwinden sass, zumeist gefiel, in Kupfer gestochen. —
Aber es ist zu beklagen, dass er, so geneigt zu Verän-
derungen, oder leicht hingelenkt auf eine andere Sache, sowol
viele seiner Bilder, und noch häufiger seine Radirungen nur zur 259.
Hälfte vollendete, so dass uns nur die ausgeführten eine Vor-
stellung von all' dem Schönen geben können, was wir von ihm
besitzen würden, wenn er Alles, so wie er es begonnen, auch
beendet hätte. Dies ist insbesondere an dem sogenannten
Hundertguldenblatte zu ersehen, über dessen Behandlung wir
nur staunen können, weil wir nicht zu begreifen vermögen, wie
er dies, lediglich nach einer ursprünglich rohen Skizze auszu-
führen wusste; trotzdem ist diese seine Weise zu arbeiten
deutlich an dem Porträt des Lutma ersichtlich, welches zuerst
in roher Skizze, dann mit einem Hintergrunde, und endlich
ganz ausgeführt im Abdruck vorhanden ist.
Ganz ebenso behandelte er seine Bilder, von denen ich
einige gesehen habe, in welchen Einzelnes bis aufs Aeusserste
fleissig ausgeführt, das Uebrige aber, wie mit einem rohen
Änstreicherpinsel, ohne Rücksicht auf die Zeichnung, hin-
geschmiert war. Aber davon war er nicht abzubringen und sagte
zu seiner Rechtfertigung, dass ein Bild vollendet sei, sobald der
Meister seine Absicht damit erreicht habe; ja er ging hierin
so weit, dass erj am eine einzige Perle kräftig hervortreten zu
lassen, eine schöne Kleopatra überschmierte.
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 8
I 14 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Ich erinnere mich hiebei eines Beispiels seines Eigensinns
in dieser Beziehung. Eines Tages arbeitete er an einem grossen
Porträtstücke, in welchem er Mann, Frau und Kinder gemalt
hatte. Als er zur Hälfte damit fertig war, starb zufällig sein
Affe. Da er gerade keine andere Leinwand zur Hand hatte,
porträtirte er ihn in dem genannten Bilde. Selbstverständlich
wollten die Besteller nicht zugeben, dass der abscheuliche todte
260. Affe neben ihnen in dem Bilde erscheine. Er aber war so in
ihn verliebt, dass er lieber das unvollendete Bild behalten, als
ihnen zu Gefallen den Affen auslöschen wollte. Es hat noch
später lange Zeit seinen Schülern als Scheidewand gedient.
Trotzdem gibt es noch in den ersten Cabineten viele
Bilder seiner Hand , die in allen Theilen gleich emsig gemalt
und ausgeführt sind, obgleich schon vor Jahren viele zu hohem
Preise aufgekauft und nach Italien und Frankreich verführt
wurden.
Ich habe bemerkt, dass er in seiner Jugend viel mehr
Geduld hatte, seine Arbeiten fleissig auszuführen, als später.
Dies ist insbesondere an einem Bilde wahrzunehmen , das unter
dem Namen: St. Peter's Schiffchen bekannt ist, welches sich
lange Zeit in dem Cabinete des ehemaligen Schöffen und
Bürgermeisters Jan Jakobzen Hinloopen in Amsterdam
befand. Die Haltung der Figuren und ihre Gesichtszüge sind dem
Ereignisse so angemessen wie nur denkbar ausgedrückt, und
dabei das Ganze viel fleissiger gemalt, als man in der Regel
von ihm zu sehen gewohnt ist. In demselben Cabinete ist noch
ein anderes Bild von Rembrant: Haman, Esther und Ahasver
beim Mahle, dessen Inhalt der Dichter Jan Vos, ein verstän-
diger Kunstkenner, nebst den darin zum Ausdruck gebrachten
Gemütsbewegungen, in Versen beschrieben hat. —
261. Ebenso behandelt ist ein Bild, genannt: die Ehebrecherin,
bei dem Herrn Willem Six, ältesten Schöffen der Stadt
Amsterdam; desgleichen die Predigt Johannes des Täufers, ein
Grisaille, staunenswerth ob der naturwahren Darstellung der Ge-
sichter der Zuhörer und der mannigfaltigen Costüme: es befindet
sich bei dem Postmeister Johan Six zu Amsterdam. Ich muss
auch deshalb mit Sicherheit annehmen, dass er insbesondere
auf diese Umstände Gewicht gelegt und auf den Rest nicht
ERSTER THEIL. I I 5
mehr achtete. Ich bin dessen um so gewisser, da mir mehrere
seiner Schüler erzählten, dass er zuweilen ein Gesicht auf
zehnerlei verschiedene Art skizzirte, ehe er es auf die Leinwand
brachte, oder wol auch einen und zwei ganze Tage damit
zubringen konnte, einen Turban nach seinem Geschmack auf-
zusetzen. Mit dem nackten Modell jedoch hat er nicht so viele
Vorbereitungen gemacht, sondern dieses zumeist nur flüchtig
behandelt. Gute Hände sieht man nur selten von ihm, weil er
sie, insbesondere bei seinen Porträts, in den Schatten verbarg.
Oder er malte kurzweg die Hand irgend einer runzeligen Alten.
Seine nackten Frauen aber, der herrlichste Vorwurf des
Pinsels, auf welchen alle berühmten Meister von Alters her
ihren ganzen Fleiss verwendeten, sind, wie man sagt, zu
kläglich, um von ihnen zu singen oder zu spielen. Denn dies 262.
sind durchaus Erscheinungen, vor welchen man Widerwillen
empfindet, so dass man nur staunen kann, dass ein Mann von
solchem Talent und Geist so eigensinnig in der Wahl seiner
Vorbilder war. —
K. van Mander erzählt, dass Michel Angelo zu sagen
pflegte: Jedes Gemälde, es sei was immer oder von wem immer,
wäre nur Tand und Bettel, wenn nicht Alles nach der Natur
gemalt ist, und es gäbe nichts, was dieser Meisterin vorzuziehen
wäre. Deshalb that er auch keinen Strich, ohne das lebendige
Modell vor sich zu haben. Derselben Meinung war auch unser
gi^osser Meister Rembrant, der den Grundsatz aufstellte, man
müsse lediglich der Natur nachfolgen, und alles Uebrige war ihm
werthlos. — Er wollte sich nie an die Muster Anderer binden, 267.
und nicht einmal den ausgezeichnetsten Beispielen Jener folgen,
welche sich mit der Darstellung des Schönen einen ewigen
Ruhm bereitet, sondern er begnügte sich, die Natur nachzu-
ahmen, so wie sie ihm erschien, ohne dabei wählerisch zu sein. 268.
Mit Bezug darauf bemerkt auch der Dichter Andries
Pels in seinem Lehrgedichte „Gebruik en Misbruik des Toneeis"
(p. 36) sehr geistreich über ihn: „Malte er, wie dies zuweilen
geschah, eine nackte Frau, so wählte er keine griechische
Venus zu seinem Modell, sondern eher eine Wäscherin oder
Torftreterin aus einer Scheuer und nannte seine Bizarrerie:
Nachahmung der Natur; alles Uebrige war ihm eitle Verzierung.
I 1 6 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Schlaffe Brüste, unförmliche Hände, ja die Spuren der Gürtel-
bänder der Röcke am Bauche und der Strumpfbänder an den
Beinen mussten sichtbar werden, wenn der Natur Genüge
gethan sein sollte, das heisst seiner Natur, welche keine Regel
und keine .Grundsätze von Ebenmass an dem menschlichen
Leibe dulden wollte."
Ich lobe Pels' Offenherzigkeit und ersuche den Leser,
mein freimüthiges Urtheil auch zum Besten zu deuten, da es
ja nicht aus Hass gegen des Mannes Werke ausgesprochen wird,
sondern um die verschiedenen Ansichten und die mannigfachen
künstlerischen Auffassungen mit einander zu vergleichen und
den Lernbegierigen zur Nachahmung des Ruhmwürdigsten
anzuspornen. Denn hievon abgesehen muss ich mit dem vor-
genannten Dichter sagen:
„Welch ein Verlust war es für die Kunst, dass sich eine
solche Meisterhand ihrer angeborenen Kraft nicht besser
bediente! Denn wer übertraf ihn an Begabung! Aber je grosser
das Talent, desto grösser seine Verirrungen, wenn es sich an
keine Regel, an keine Grundsätze bindet, sondern Alles aus sich
selbst zu wissen vermeint!"
269. • Seine Arbeiten waren zu seiner Zeit so geschätzt und
gesucht, dass er sich, wie das Sprüchwort sagt, nicht nur
bezahlen, sondern auch bitten Hess. Jahrelang war er mit
Bestellungen so überhäuft, dass die Leute lange auf ihre Bilder
warten mussten, obwol er insbesondere in seinen letzten Jahren
so rasch arbeitete, dass seine Gemälde, in der Nähe betrachtet,
aussahen, als wenn sie mit einer Maurerkelle überschmiert
worden wären.
Deshalb zog er die Besucher seines Ateliers, welche seine
Arbeiten in der Nähe besehen wollten, mit den Worten zurück:
der Geruch der Farben wird Euch belästigen. Man sagt, dass
er einmal ein Porträt gemalt habe, in welchem die Farbe so
dick aufgetragen war, dass man das Bild bei der Nase vom
Boden aufheben konnte.
Man sieht auch Steine und Perlen, in Halsketten und
Turbans, so pastos gemalt, als wenn sie gemeisselt wären, durch
welche Manier seine Bilder, selbst auf weite Entfernung, un-
geschwächt wirken.
ERSTER THEIL. I 1 7
Von der grossen Anzahl vorzüglicher Porträts ist ins-
besondere sein Selbstporträt bei dem Herrn Jan van Beunin-
gen zu nennen, welches so kunstvoll und kräftig in der Farbe
ausgeführt v^rar, dass das glänzendste Bild von van Dyk oder
Rubens dagegen nicht aufkommen konnte. Ja der Kopf schien
aus dem Bilde herauszutreten und den Beschauer anzu-
sprechen.
Nicht minder wird auch jenes in der Galerie des Gross-
herzogs von Florenz gepriesen, -weiches neben den Porträts
von F. Koning, F. Mieris, G. Dou, B. van der Helst,
Ferdinandus Voet von Antwerpen, M. Musscher, G. 270.
Schalken, G. Lairesse, A. van der Werf, K. de Moor
und van der Neer hängt.
Ueber seine Gemälde glauben wir aber genug gesagt zu
haben, und wollen nur noch von seinen unnachahmlichen
Radirungen sprechen, die allein hinreichen würden, seinen Ruhm
zu erhalten. Es sind ihrer den Kupferstichfreunden einige
Hundert bekannt, wie auch eine nicht geringere Anzahl von
Federzeichnungen auf Papier, in welchen er die Gemüts-
bewegungen bei verschiedenartigen Ereignissen so geschickt
und deutlich in den Gesichtszügen ausgedrückt hat, dass man
nur staunen hiuss. Zorn, Hass, Trauer, Freude etc. sind so
naturwahr dargestellt, dass man aus den Federstrichen heraus-
lesen kann, was jedes zu bedeuten hat.
Eine der hervorragendsten ist die Darstellung des letzten
Abendmahls Christi, welche ich bei dem Kunstfreunde van
der Schelling gesehen habe und die sich gegenwärtig im Besitze
des .mehrgenannten Willem Six befindet und auf mehr als
20 Ducaten geschätzt wird, obwol es nur eine mit der Feder
auf Papier hingeworfene Skizze ist. Daraus kann man ent-
nehmen, dass er fähig war, bei der Beobachtung der mannig-
faltigsten Gemütsbewegungen eine bleibende Vorstellung in sich
aufzunehmen.
Viele geistreiche historische Darstellungen, Figuren, Porträts
und eine grosse Anzahl männlicher und weiblicher Köpfe sind
von ihm lediglich mit der Nadel, und viele derselben höchst
sorgfältig, in Kupfer geätzt und zum Vergnügen der Liebhaber
in Abdrücken verbreitet.
I l8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
271. Er hatte auch eine ganz eigene Weise, seine geätzten
Platten zu behandeln und fertig zu machen, die er seinen
Schülern nicht mittheilte, und es ist gar nicht zu ermitteln, wie
sie gemacht sind, denn das Geheimniss ist mit dem Erfinder
zu Grabe gegangen.
Um ein Beispiel anzuführen , so kennt man von dem
Porträt Lutma'sdrei verschiedene Abdrücke: einen roh skizzirten,
einen etwas mehr ausgeführten,' in welchem der Fensterrahmen
sichtbar ist, und endlich einen mit grossem Fleiss und Geschick
vollendeten. Auch an dem Porträt des Silvius sieht man, dass
es ebenso zuerst nur roh geätzt ist und die zarten Mitteltöne
und Schlagschatten erst später hineingebracht wurden, und dass
es so fein und zart behandelt ist, wie dies nur durch die Schab-
kunst möglich geworden ist.
Diese Arbeiten brachten ihm grossen Ruhm und nicht gerin-
gen Vortheil, noch mehr aber der Kunstgriff, unbedeutende Ver-
änderungen oder nur geringe Zusätze an seinen Platten anzu-
bringen, mit welchen dieselben wieder wie neue verkauft wurden.
Ja die Lust dazu war in jener Zeit so gross, dass man nur
Diejenigen für wahre Liebhaber hielt, welche die Juno mit und
ohne Krone, den Josef mit dem lichten und dem beschatteten
Kopfe und derlei mehr besassen. Die Frau bei dem Kachel-
Ofen, obgleich eines seiner unbedeutendsten Blätter, wollte
Jeder mit und ohne weisse Mütze, mit und ohne den Ofen-
schlüssel haben, obgleich er dieses Blatt, als wenn es zu unbe-
deutend für ihn wäre, durch seinen Sohn Titus verkaufen Hess.
Ueberdies hatte er eine so grosse Anzahl von Schülern,
deren ihm Jeder jährlich 100 Gulden bezahlte, dass Sandrart,
272. der mit ihm Umgang pflog, sagt, Rembrant habe seiner
Berechnung nach von seinen Schülern jährlich mehr als 25oo
Gulden Einkommen gehabt. Ueberdies war er so geldgierig,
dass seine Schüler, welche dies wussten, oft scherzweise auf
den Flur oder anderwärts, jedoch so, dass er es bemerken
musste, kleine Münzstücke hinmalten, nach welchen er nicht
selten die Hand ausstreckte, doch, über seinen Irrthum verlegen^
sich nichts weiter nierken Hess.
Rechnet man hiezu noch das, was er mit dem Pinsel
verdiente, denn er Hess sich für seine Bilder gut bezahlen, so
ERSTER THEIL. I 1 9
muss er wol grosse Summen erworben haben, umsomehr, da
er nicht viel in Wirthshäusern und Gesellschaften und noch
weniger zu Hause verzehrte, wo er einfach lebte, und bei der
Arbeit oft mit einem Stücke Käs und Brod, oder mit einem
Häring seine Mahlzeit hielt. Ungeachtet dessen hörte man,
als er im Jahre 1674 starb, nichts von einem bedeutenden
Nachlasse.
Seine Frau war eine Bäuerin von Raarep oder Ransdorp
in Waterland , klein an Gestalt, aber wolgebildeten Gesichts
und üppigen Körpers. Ihr Porträt sieht man neben seinem in
einer seiner Radirungen. —
Er verkehrte im Herbst seines Lebens zumeigt mit
gettieinen Leuten und Künstlern. —
Unter seinen zahlreichen Schülern werden auch die fol- 273.
genden genannt, deren Geburtszeit ich nicht kenne und die ich
deshalb hinter ihrem Meister einreihe: Paudis, ein Niedersachse,
den auch Sandrart erwähnt, malte später für den Herzog
Albert von Baiern.
Frans Wulfhagen, geboren zu Bremen, verstand es,
die Manier seines Meisters trefflich nachzuahmen, und hat sich
auch bis zu seinem Lebensende daran gehalten.
Juriaan Ovens war ein tüchtiger Maler von historischen
Compositionen und Nachtstücken, welche er efifectvoll darzu-
stellen verstand. Ein grosses Bild von ihm ist in der Galerie 274.
des Amsterdamer Rathhauses. Es stellt die Versch\yÖrung der
alten Batavier im heiligen oder Schaaker-Busch vor, wo Claudius
Civilis die vornehmsten Häupter und Edlen bei einem Gast-
mahle überredete, das römische Joch abzustreifen.
Er lebte noch im Jahre 1675 und malte in Friedrichstadt
für den Herzog von Holstein. G. Dou hat ihn porträtirt.
Seine Porträts werden insbesondere gelobt, und jenes des
Baron Godart van Amerongen, Herrn von Ginkel, hat
Vondel im Jahre 1660 besungen, —
Auch Gravenhaag hat schon früh wackere Künstler her- 275.
vorgebracht; — Monniks oder Mo nix — ist im Jahre 1606
geboren. Die Reiselust und das Verlangen berühmte Kunst-
werke zu sehen, trieben ihn nach Rom, wo er i3 Jahre lang
im Dienste des Papstes arbeitete.
I 20 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Er malte Gesellschaftsstjücke in der Weise von Gerarts,
aber man sieht sie hier zu Lande nur selten, zuweilen findet
man bei Liebhabern eine seiner Zeichnungen. Er starb im Haag
etwa 80 Jahre alt.
Wo sein Jahrgenosse Jan van den Velde geboren wurde,
weiss ich nicht. Er ist wol zumeist durch die von ihm
gestochenen Landschaften bekannt, die allerort bei den Kupfer-
stichsammlern vorkommen. ^
Er hatte einen Bruder, ob dieser aber jünger oder älter
als er war, konnte ich nicht erfahren. Er hiess Esaias van
den Velde und malte Schlachten, Reitergefechte und Plün-
derungen. Er staffirte auch oft die Bilder anderer Meister mit
Figuren, Pferden und spanisch gekleideten Reitertruppen, wohnte
im Jahre 1626 zu Harlem und i63q zu Leiden. Seine Bilder
waren damals gesucht und theuer bezahlt.
Man glaubt, dass Willem van den Velde, der Feder-
zeichner, der Vater Adriaen's und Willem's van den Velde,
geboren im Jahre 16 10, ein Bruder der beiden Vorgenannten
gewesen ist.
276. Joachim Sandrart Laurenszoon ist zu Frankfurt a. M.
den 12. Mai 1606 geboren. Er ging, nachdem er im Lesen
und Schreiben, sowie in den Anfangsgründen der Kunst von
Theodor de Bry und Math. Merian unterrichtet worden
war, getrieben von der Lust zur Kunst, in einem Alter von
i5 Jahren zu Fuss nach Prag, um bei dem berühmten Gillis
Sadeler in Kupfer stechen zu lernen; dieser rieth ihm aber
davon ab und verwies ihn im Gegentheil auf die Malerei,
welchen Rath er auch befolgte. Er ging hierauf nach Utrecht
zu Gerard Honthorst in die Schule, der ihn, als er von
dem Könige dorthin entboten ward, nach England mitnahm,
wo er Gelegenheit fand, gute Werke zu sehen, unter Anderem
die zwölf Kaiser und Kaiserinnen, welche Titian in Ueber-
lebensgrösse gemalt, und der genannte G. Sadeler in Kupfer
gestochen hat.
Diese Bilder wurden nach dem Tode des Herzogs
von Buckingham mit mehreren anderen zu hohem Preise an
den Kaiser Ferdinand IIL verkauft, um seinen Palast zu
schmücken.
ERSTER THEIL. I 2 I
Dadurch angeeifert, machte er solche Fortschritte, dass
der König Karl Stuart bei ihm verschiedene Bilder bestellte
und seinen Fleiss mit einem . Geschenke belohnte. Noch ge-
schätzter aber ward er am Hofe, als er für den Grafen Arund el
König Heinrich VIII., Tomas Morus, Desiderius Erasmus
und noch andere Gemälde von Hans Holbein geschickt copirte.
Immer mehr aber wuchs in ihm die Sehnsucht Rom zu
sehen, bis er im Jahre 1627 sich von England nach Venedig
einschiffte, wo er von dem Maler Jan Lis, genannt P an, 277*
und Nicolaas Ringnerus bewillkommt und zu allen Sehens-
würdigkeiten Venedigs, insbesondere den weltberühmten Werken
Titian's und Paul Veronese's in der Kirche des St. Sebastian,
geleitet wurde.
Von da ging er nach Bologna, wo er von dem berühmten
Kupferstecher Michiel le Blon, seinem Vetter von Vaters Seite,
liebevoll aufgenommen ward, in dessen Begleitung er zuerst
nach Florenz, dann nach Rom ging, wo er unter den Malern
mehrere fand, die er bereits kannte, so Pieter de Laar oder
Bamboots, mit dem er wol zumeist Umgang pflog.
Die ersten Bilder, die er in Rom malte, waren ein
Hieronymus und eine Maria Magdalena, welche, von dem Car-
dinal Barberini angekauft, dem König von Spanien als
Geschenk gesandt wurden, und ein Altarbild für die Kirche
der heil. Maria, die 12 Geheimnisse des Rosenkranzes dar-
stellend; diese machten seinen Namen so berühmt, dass, als
der König von Spanien 12 Gemälde der besten damals in Rom
befindlichen Maler kaufen Hess, ihm je eines von Guido,
Guercino, Josepin, Massimi, Gentileschi, Pietro da
Cortona, Valentin, Andrea Sacchi, Lanfranco, Domini-
chino, Poussin und eines von Sandrart geschickt wurde.
Später übertrug ihm der Herzog Giustiniani die Auf-
sicht über die Stecher, welche in seiner Galerie arbeiteten.
Nachdem er einige Jahre unter Studien in Rom zugebracht
hatte, empfand er Lust, auch andere italienische Städte zu
besuchen. Zu diesem Zwecke ging er zuerst nach Neapel und
Sicilien, wo er verschiedene Bilder malte und überdies mehrere 278.
Skizzen von dem feuerspeienden Berge Vesuv und dem Eingange
zu den Eliseischen Feldern, dessen Virgil gedenkt, anfertigte.
1 22 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Von da ging er nach Malta, wo seine Bilder besonderen An-
werth fanden; und obgleich er viele Neider hatte, so verstand
er es doch, diese durch Höflichkeit und Dienstwilligkeit zu
seinen Freunden zu machen.
Wir wollen nicht alle Städte aufzählen, welche er besucht
hat, und bemerken nur im Vorbeigehen, dass er Alles, worüber
die alten Dichter geschrieben, als: die Vulkanischen Inseln, den
Berg Aetna, die gefährlichen Klippen der Scilla und Charybdis etc.
nach der Natur zeichnete. Nachdem er Alles zur Genüge gesehen
hatte, kehrte er wieder nach Frankfurt zurück und vermalte
sich mit Johanna von Milkau. Da aber damals die Pest und
Hungersnot immer mehr in Deutschland zunahmen und eben
sein Schwager von einem Trupp hungernder Bauern in seinem
. Hause überfallen worden, die Alles fortschleppten und ihn selbst
beinahe erwürgt hätten, schien es ihm hier nicht mehr geheuer
und er zog in aller Eile mit seinem Hausgesinde nach Amster-
dam, wo er Gelegenheit fand, seine Kunst auszuüben. Er malte
unter Anderem in dem Spital am Kolveniers-Burgwal den Ein-
zug der Maria von Medicis; für die schwedischen Ge-
sandten, Bikker und Spieringer, die Porträts ihrer Frauen,
und hielt sich einige Jahre dort auf, bis ihm eine Erbschaft
279. zu Stockau nächst Ingolstadt im Herzogthume Neuburg zufiel.
Da er aber wusste, dass sowol das Haus als auch der Garten
gänzlich verfallen waren, verkaufte er Alles, was er damals
in Amsterdam besass, sowol Bilder, Zeichnungen und andere
Fahrnisse, darunter zwei Bücher mit italienischen Zeichnungen,
an den vorgenannten Spieringer für die Summe von 3 5oo Gulden.
Ausserdem brachte eine öffentliche Versteigerung seiner
Zeichnungen 4555, und die seiner Bilder 40.566 Gulden ein.
Aber kaum war das Haus wieder aufgebaut und die Ländereien in
Stand gebracht, um ein Erträgniss abzuwerfen, ward es wieder
gänzlich von den Franzosen verwüstet. Doch er baute es noch
einmal, schöner als vordem, auf. Aber einen neuerlichen Ein-
fall befürchtend, verkaufte er es und Hess sich in Augsburg
nieder, wo er viele Bilder für den Kurfürsten Maximilian
von Baiern und Kaiser Ferdinand malte, der ihm auch eine
goldene Kette mit einer Medaille verehrte. Dies waren zumeist
Martyrien von Heiligen und die Auffindung des heiligen Kreuzes
ERSTER THEIL. 123
durch Helena für Brunn in Mähren. Damals begann er auch 280.
sein Werk die „Teutsche Academie", an welchem er bis in
sein Alter beschäftigt war.
Im Jahre 1672 verliess er, da seine Frau inzwischen
gestorben war, Augsburg, ging nach Nürnberg und heiratete
am 5. November desselben Jahres Hester Barbara, die Tochter
des Rathsherrn Wilh. Bloemart.
Der bedeutendste Inhalt seines oben erwähnten Buches
betrifft die Biographien der Maler, in welchen er Vasari und
Ridolfi im Hinblick auf die Italiener, und K. van Mander
in der ganzen Anordnung folgt; und da er selbst seinerzeit
viele Maler persönlich kannte, hat er auch deren Leben und
Werke beschrieben und angefügt und so deren Anzahl reichlich
vermehrt. Er hat es in lateinischer und deutscher Sprache
herausgegeben und es ist ein ruhmwürdiges Werk, welches,
abgesehen von den neuen Zusätzen und den zahlreichen Kupfer-
stichen, allein hinreicht, seinen Namen jenen der denkwürdigen 281.
Männer anzureihen. —
Seine letzten Bilder werden von seinem Biographen in
der lateinischen Ausgabe noch besonders gepriesen. Dies sind:
eine Darstellung des sterbenden Christus mit Maria, Johannes
und dem knieenden Longinus und ein jüngstes Gericht, an
welches er noch kurz vor seinem Tode, in seinem 77. Jahre,
die letzte Hand legte. —
Emanuel de Witt, der, wie ein z weif er Diogenes der 282.
Cyniker, Jedermann höhnte und lästerte, ist zu Alkmaar im
Jahre 1607 geboren. Sein Vater war Schullehrer, kundig der
Geometrie und ein guter Redner. In dieser Wissenschaft übte
sich auch Emanuel in früher Jugend und verstand in Folge
dessen die Dialektik in ungewöhnlichem Grade, wodurch er
aber nicht selten in Gesellschaften Zwistigkeiten und Unfrieden
hervorrief, insbesondere, wenn von einem Bibelstoffe die Rede
war und er sich nicht entblödete zu widersprechen und die
Sache in Zweifel zu ziehen, wobei er sagte, dass ihm in seinem
fünfzehnten Jahre schon die Schuppen von den Augen gefallen
wären. Wahrlich, wenn es nicht seine künstlerischen Fähigkeiten
fördern würden, seine Lebensweise hätte uns nicht veranlasst,
ihm einen Platz hier einzuräumen. —
1 24 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
283. Er war ein Schüler des Evert van Aelst Willemsz
zu Delft, dessen wir bereits (p. 228) gedacht haben. Nachdem
er die Grundsätze der Kunst verstand, übte er sich im Malen
von Figuren, Historien und Porträts, und sein Porträt der
Frau des Juriaan van Streek ist noch bei dessen Sohne zu
sehen; doch er zog später mit seinem ganzen Hausstande
nach Amsterdam und verlegte sich auf die Darstellung von
Kirchen, worin ihm, sowol im Hinblick auf die regelrechte
Architektur, als gefistreiche Beleuchtung und schöne Figuren
Keiner gleich tam. Die Innenansichten der meisten Kirchen
von Amsterdam hat er zu verschiedenen Malen nach der Natur
aufgenommen, und sie mit Predigtstuhl, Orgel, Herrenstühlen
und Gebetbänken, Grabsteinen und anderen Verzierungen so
gemalt, dass sie zu erkennen sind. In einigen hat er die Zeit
der Predigt, in anderen den- Augenblick, in welchem das Volk
zur Kirche kommt, gewählt und Jeden in seiner üblichen Kleidung
dargestellt.
Das beste seiner Werke war die Ansicht des Chors und
jenes Theiles der Nieuwe-Kerk, in welchem sich das Grab oder
Marmordenkmal des Admirals de Ruyter befindet. Dieses Bild
ward bei ihm von Junker Engel de Ruyter für eine gute
Summe Geldes bestellt, aber dieser starb, ehe es geliefert war.
Der Prediger Bernardus Somer, der die Tochter des Admirals
geheiratet hatte, aber nicht viel von Bildern hielt, bot unserem
Emanuel 200, und endlich 3oo Gulden für dasselbe; er
aber beharrte hartnäckig auf den gemachten Bedingungen und
284. schalt den Prediger auf das Erbärmlichste aus. Dieser Hess ihn
deshalb so lange zappeln, bis er vor Wut ein Messer nahm
und, ungeachtet er nicht einen Stüber im Sacke hatte, das Bild
in Stücke schnitt. —
Seine Kunst machte ihm viele Freunde, aber er wusste
sich, wie ein spanisches Sprüchwort sagt, ihrer so lange nicht
zu bedienen, bis er sie nicht mehr nöthig hatte. Einst wurden
bei ihm für den König von Dänemark zwei Bilder bestellt.
Nachdem die Zeit der Ablieferung längst verflossen war, kam
der dänische Consul und sagte, dass der König unzufrieden
wäre, worauf er ihm erwiderte: Wenn der Ochsenkönig die
Bilder nicht mehr will, werde er sie anderweitig verkaufen.
ERSTER THEIL. 125
So machte er durch seine zügellose Sprache seine Freunde
zu Feinden und ward von Jedermann über die Achsel angesehen,
selbst von den Künstlern, da er über jeden verächtlich urtheilte.
Die Malereien von Lairesse verglich er mit des Prinzen
Flagge, ja die beste Arbeit war nicht sicher vor seiner Lästerung. —
Eines Abends kam Lairesse in das Wirthshaus, in
welchem de Witt sass, nahm eine Kreide und zog einige
Linien auf die Tischtafel, um de Witt, der sich auf seine
Geometrie etwas zugute that, zu hänseln. De Witt aber, der
nichts schuldig blieb, skizzirte mit Kreide die Kanone auf den
Tisch, mit welcher, wie er sagte, Lairesse die Nase abge-
schossen wurde. Dies nahm Lairesse übel und Emanuel
kam nicht ungeprügelt nach Hause.
Des anderen Tags begegnete ihm in aller Früh ein Freund, 283.
der ihn eher an seiner Kleidung als an seinem Gesichte erkannte,
denn er war durch blaue Augen, eine geschwollene Nase und
mehrere Schrammen im Gesichte ganz entstellt. Nun, Vater Witt,
rief dieser, wer hat Euch so zugerichtet und wohin geht Ihr
so früh? Ja, antwortete er, schaut mich nur an, diese's Porträt
haben sie mir gestern Abend im Finstern so stümperhaft skizzirt
und darum gehe ich wieder hin, um es bei Tag fertig machen
zu lassen. Es scheint, dass de Witt nach der Regel: Je
weniger Friede, desto besser, lebte.
Welchen Grund hatte er auch, Lairesse eine so spitze Ant-
wort zu geben, deren Beziehung nicht einmal richtig war? Denn
nicht die Lustseuche hatte seine Nase derart entstellt, sondern
er war mit derselben geboren, wie ich aus seinem von ihm
selbst im Alter von 17 Jahren gemalten Porträt entnehme.
Als er später einsah, dass ihm das Glück den Rücken
kehrte, dass Jedermann Scheu vor ihm hatte, und er im eigenen
Lande wie ein Fremdling angesehen ward und in Armut gerieth,
verlor er das Selbstvertrauen, zumeist als ihm sein Wirth mit
dem Einmahnen seiner Schulden lästig wurde. — Ich könnte
noch mehrere Beispiele seines Benehmens anführen, doch will
ich mir mit einem genügen lassen. — Ein junger Maler, 286.
Namens Janssens, hatte ein Bild gemalt und hielt es für das
beste, welches er bisher gemacht hatte. Er ersuchte de Witt,
als einen erfahrenen Meister, dasselbe besehen zu wollen, in
I 26 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
der Hoffnung, dass er es loben wurde. De Witt aber sagte,
als er es sah: Ihr müsst ein sehr bescheidener Mensch sein, wenn
Ihr an solchen Kruten Gefallen findet, und ging fort.
So wie seine Lebensweise von der Anderer verschieden
war, so unterschied er sich auch von Anderen durch seinen
Tod, denn — er hat sich allem Anscheine nach selbst entleibt.
Ich habe der Auftritte zwischen ihm und seinem Wirthe
bereits -erwähnt. Am Vorabende seines Todes geriethen Beide
in Streit und sein Wirth schwur hoch und theuer, dass er ihn
nicht länger unter seinem Dache dulden würde. Darauf sagte er,
dass er längst auf ein Mittel bedacht gewesen wäre, ihm solche
Worte zu ersparen, und ging fort. Zwei der Anwesenden aber,
welche sahen, dass de Witt ganz verstört und trübsinnig
geworden, folgten ihm von ferne, um zu sehen, was er vorhabe,
287. verloren ihn aber im Dunkel bei der Korsjes-ßrücke aus den
Augen. Am selben Abend begann es stark zu frieren und das Eis
blieb 1 1 Wochen im Wasser, in welcher Zeit Niemand erfuhr,
was mit ihm geschehen sei; als aber das Eis brach, ward er
bei der Harlemer Schleusse gefunden. Man fischte ihn heraus
und fand, dass er ein Tau um den Hals hatte, woraus man
schloss, dass er sich an dem Brückengeländer bei dem Aborte
der Korsjes-Brücke aufhängen wollte, der Strick aber gerissen
und er ertrunken wäre. Man brachte den Leichnam in das Spital
und von da nach dem Pesthauskirchhofe am Overtoomzen -Weg,
wo er im Jahre 1692, im Alter von 85 Jahren, begraben
ward. —
Der Maler Pieter van der Willigen aus Bergen op
den Zoom hat in allegorischen Gemälden die Eitelkeit der
irdischen Güter, die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens
288. und die Ungewissheit des Todes dargestellt. —
Auf demselben Gebiete werden auch Leonard van Orly
und Dammori van Luik gepriesen, welche zumeist emble-
289. matische Vorstellungen und Sittenbilder darstellten, die ein
andächtiges Gemüth zur Tugend erwecken konnten.
Abraham van Diepenbeek ward, ich weiss nicht wann,
zu Herzogenbusch geboren und lebte noch im Jahre 1662.
Er hat von Jugend auf und auch ferner zumeist auf Glas
gemalt, welches er so kunstvoll mit bildlichen und historischen
ERSTER THEIL. I 27
Darstellungen zu schmücken wusste, dass er zu seiner Zeit für
den besten Künstler auf diesem Felde gehalten wurde. —
Er war ein Schüler des grossen P. P. Rubens, da er
aber ein hochstrebendes Talent war, so genügte ihm der Ruhm,
ein guter Glasmaler zu sein, nicht, sondern er verlegte sich
auch auf das Malen von Gemälden. Hiezu bestimmte ihn auch,
wie wir in der Beschreibung von Gouda fanden, der Umstand,
dass ihm das Glühen des bemalten Glases im Ofen in Italien
zu verschiedenen Malen missglückte; darüber verwünschte er diese
Kunst und warf sich ganz auf die Bildmalerei, die ihm so wol
glückte, dass J. van den Vondel auf sein Selbstporträt mehrere
rühmende Verse schrieb. —
Sein Zeitgenosse Jan Thomas ist zu Ypern geboren. 290.
Er hat mit dem Vorgenannten dieselbe Milch genossen. Die
Reiselust und der Wunsch, sich zu vervollkommnen, trieben ihn
früh nach Italien. Anhaltender Fleiss und Eifer brachten ihn auf
eine gewisse Höhe und machten ihn zum Maler des Bischofs von
Mainz. Im Jahre 1662 war er Maler am Hofe Kaiser Leo pol d's.
Sein Zeitgenosse Theodor van Thulden gab durch
unermüdetes Studium hinreichend zu erkennen, dass es ihm
um unvergänglichen Ruhm zu thun war. Er hat davon auch
Proben gegeben, welche, so lange sie dauern, zum Spott feiner
Neider, sein Talent bezeugen werden. Er malte viele ruhm-
würdige Altarbilder, doch waren es zumeist Bauernkirmessen,
Brautfahrten und alle Arten geistreicher Scherze, in welchen sich
sein Talent offenbarte.
Er hatte auch eine gute Manier, in Kupfer zu ätzen, wie
an dem Ulysses von Primaticcio aus Bologna zu ersehen ist,
den er in Paris machte. Im Jahre 1662 wohnte er in seiner
Geburtsstadt Herzogenbusch und war ob seiner Kunst bei 291.
Jedermann geachtet.
Justus Sustermans aus Antwerpen stand bei dem Gross-
herzog von Florenz in grossem Ansehen und war bei allen
Hofleuten beliebt.
Jacob Sandra rt von Amsterdam, sein Zeit- und Kunst-
genosse, war ob seiner gefälligen Compositionen und seiner
schönen Gemälde am Hofe des Kurfürsten von Baiern geachtet
und geehrt.
1 28 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
*
Der berühmte Paulus de Vos ist zu Hülst in Flandern
geboren. Er folgte dem Glücke, wohin es sich wendete, sowol nach
Spanien, als nach anderen Königreichen und fürstlichen Höfen
und ward mit Gunst und Vortheilen überhäuft. Er war ein
vorzüglicher Maler von Thierjagden , ' und malte mit solchen
für den Herzog von Aerschot verschiedene Säle aus, mit
welcher Arbeit er im Jahre 1662 noch beschäftigt war. Sein
Bild, sowie jenes von Theod. van Thulden und Just.
Sustermans, befindet sich unter den Porträts van Dyk's
und das Diepenbeek's ist von Pontius in Kupfer gestochen
worden.
Am 19. November desselben Jahres 1607 ward der grosse
Stern der Kunst Erasmus Qu ellin us zu Antwerpen geboren.
Er ward zuerst in Sprachen und Wissenschaften soweit heran-
gebildet, dass er Magister der Philosophie wurde. Doch warf
er sich später auf die Ausübung der Malerei und ward wegen
seiner schönen Farbe und seiner wolangeordneten Compositionen
berühmt. Zu Antwerpen hat er das Refectorium oder den
Speisesaal der Ordens-Herren von St. Michael mit Darstellungen
aus dem neuen Testament, in welchen gegessen und getrunken
292. wird, ausgemalt. Darunter Christus, dem Maria Magdalena bei
Tische die Füsse salbt. Diese und andere geistreiche Dar-
Stellungen, die er mit richtigem Urtheil und kunstreicher Be-
handlung den Stoffen anzupassen wusste, zeigen uns, dass er
ein bedeutender Künstler war.
Mehr konnte ich auch von seinem grossen Meister Rubens
nicht sagen. Doch zweifle ich, dass seine Arbeiten die seines
Meisters übertreffen, folglich glaube ich zu seinem Lobe genug
gesagt zu haben. Dagegen spannt Korn, de Bie das Segel
seines Ruhmes so hoch, dass es schwerlich den Wind des
293. Widerspruchs aushalten dürfte. — Denn seine Werke so sehr
erheben zu wollen, dass ihnen gegenüber nichts, was die alten
Künstler berühmt gemacht hat, Stand halten soll, scheint mir
doch etwas übertrieben. Hätte de Bie noch gesagt, dass seine
Werke an Kunst und Kraft das hochgeschätzte Bild der Maria,
welches St. Lucas .gemalt hat, übertreffen, so wäre es noch
eher glaublich, denn als einem Maler eines dieser von St. Lucas
gemalten Bilder gezeigt wurde, betrachtete er es andächtig und
ERSTER THEIL. 129
rief endlich aus: O Lucas! Lucas! welches Glück , dass du
gestorben bist, denn wenn du heute leben würdest und deinen
Unterhalt mit Malen verdienen müsstest, du könntest dir kaum
trockenes Brod erwerben! Das ebengenannte Bild war, als mein
Meister S. v. Hoogstraten am Wiener Hofe arbeitete, bereits
so von der Zeit verdorben , dass es die Farbe beinahe gänzlich
verloren hatte, weshalb Kaiser Ferdinand dasselbe von ihm
copiren liess. —
Sein Sohn Joannes Erasmus Quellinus 'zeigte im 294,
Jahre 1660 zu Rom, damals ungefähr 27 Jahre alt, ein viel-
versprechendes Talent.
Erasmus hatte auch einen Neffen Namens Artus Quellinus,
welcher Bildhauer war. Vondel nennt ihn ^das Licht der Bild-
hauerkunst, den niederländischen Fidias", und hat auf sein von
Helt-Stokkade gemaltes Porträt mehrere Verse gedichtet. —
Zur selben Zeit finden \vir auch einen Karel Erpard 296.
im „Gulden-Kabinet" (p. 52o) de Bie's erwähnt.
In Leiden ward am 24. October des Jahres 1607 Jan
Lievensz geboren. Sein Vater Lieven Hendrikze war ein
geschickter Tapeten wirker, später Pächter. Da er die grosse
Neigung und das Talent seines Sohnes zur Malerei wahrnahm,
gab er ihn im Alter von acht Jahren, um ihm eine tüchtige
Grundlage zu geben, zu Joris Verschoten. Da er ungefähr
zehn Jahre alt geworden war, und sein Vater sah, dass er
bei seiner Neigung beharrte, brachte er ihn zur weiteren Aus-
bildung zu dem berühmten Maler Pieter Lastman nach
Amsterdam, bei welchem er volle zwei Jahre blieb und gute
Fortschritte machte.
Nach dieser Zeit arbeitete er selbstständig nach der Natur
und brachte es durch Fleiss und Thätigkeit so weit, dass alle
Kenner staunten, dass ein Knabe von ungefähr zwölf Jahren 297.
so Bedeutendes zu leisten vermöge. In dieser Zeit copirte
er den Demokrit und Heraklit von Kornelis Kornelissen
von Harlem so genau, dass man zwischen Original und Copie
keinen Unterschied finden konnte.
Als ein Beispiel seines besonderen Eifers und seiner un-
ermüdlichen Thätigkeit erzählt der Historiograph von Leiden
dass er, als zu Leiden am 4. November 161 8 ein grosser Auf-
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. o
I 3o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
rühr zwischen den Retnonstranten , den Söldnern und aaderen
Bürgern ausbrach , welchen zu dämpfen der Magistrat genötbig^
war, die Schützen unter Waffen treten zu lassen, ungeachtet
dessen mit solchem Eifer zeichnete, dass er gar nichts davon
wahrnahm-
Er hat früh schöne Porträts gemacht, so insbesondere das
seiner Mutter Machteid Jans van Noortzant, welches staunens-
werth gut gemalt war, desgleichen auch Compositionen. UnJter
diesen einen Studirenden in phantastischer Kleidung und
Mütze, der bei brennendem Torffeuer sitzend in einem Buche
liest. Dieses Bild war in Lebensgrösse und so kunstvoll gemalt,
dass es der Prinz von Oranien kaufte und dem englischen
Gesandten schenkte, der es wieder seinem Könige verehrte,
der viel Gefallen daran fand. Dies war wol auch der Grund,
warum er, als er Lust empfand, andere Länder zu sehen, nach
England ging, wo er willkommen war, und den König, die
Königin, den Prinzen von Wales und viele der grossen
Lords malte, wofür er reichlich belohnt wurde. Dies war im
Jahre i63i, als er ungefähr 24 Jahre alt war.
298. Nachdem er ungefähr drei Jahre in England gewesen,
kam er wieder über Calais zurück, ging von da nach Antwerpen,
wo er sich niederliess und die Tochter des berühmten Bild-
hauers Michiel Colyns heiratete. Viele rühmenswerthe grosse
Bilde:r malte er in jener Zeit für Klosteräbte und hervorragende
Personen, so im Jahre 1640 für den Prinzen von Oranien
und die Bürgermeister von Leiden zwei grosse Gemälde, deren
eines die berühmte That des Scipio Africanus vorstellte, der
die ihm angebotene Prinzessin ihrem Bräutigam unberührt
wieder zurückgab.
Er malte auch, wie Govert Flink und Ferdinand Bol,
für das Rathhaus zu Amsterdam ein hervorragendes Gemälde.,
für welches J. v. Vondel die folgenden Verse dichtete,
welche der berühmte Schrei bikÜQstler Koppenol darunter
schrieb: „Des Fabius Sohn igebietet hier seinem eigenen Vater,
in Ehrfurcht und Achtung vor der Staatsgewalt, welche keine
Blptsverwandtschaft kennt und fordert, dass man ihr in Ehr-
furcht nab^, vpn dem Pferde zu steigen. So ehrt ein Staats-
OMinn das ihm übertragene Amt.''
ERSTER THEIL. 1 3 I
Dieses Bild hängt im Bürgermeistersaale über dem Kamin.
Noch mehrere seiner Arbeiten hat Vondel verewigt. Jn 299.
seinen „Lobgedichten auf Gemälde*' (p. 340) fand ich eines
auf die Porträts des Bürgermeisters Lambert Reinst und der
Frau Alida Bikkers, und noch ein anderes, ein Gespräch
zwischen Maler und Dichter, auf einen von Lievens gemalten
Löwen. —
Er hatte auch den Ober-Admiral von Holland, Michael
de Ruiter, und den Unter -Admiral KornelisTromp porträtirt.
Das letztere Porträt hat Vondel ebenfalls besungen.
Aus einem anderen Gedichte geht hervor, dass er auchSoo.
den Dichter Jan Vos porträtirt hat. —
Philips Angels, der im Jahre 1642 „Das Lob der Maler-
kunst" schrieb, rühmt seine historischen Kenntnisse und lobt
unter anderen auch ein Bild, in welchem er das unterbrochene
Opfer Isak's nach der Beschreibung des Fl. Josefus, welcher
sagt: „Nachdem Gott das Vorhaben des Erzvaters gestört hatte,
umarmten und küssten sie einander", höchst natürlich und
kunstvoll dargestellt hatte.
Er rühmt auch seine Einsicht, die er bei Darstellung einer .
Bethsaba bekundete, in welcher er Alles auf das Wahrschein-
lichste und so wie es sich bei diesem Vorfalle ereignet haben
mag, ausgedrückt hat. Aber unser Schriftsteller begeht einen
Missgriff, wenn er auch den dabei angebrachten Kupido lobt, 3oi.
der in der Luft dargestellt ist: ,,das weltbethörende Kind mit
der flammenden Fackel anstatt mit dem spitzen Pfeil, durch
dessen leichtes Gewand man die zarten Glieder durchscheinen '
sieht;" denn dieser steht nur in sinnbildlicher Beziehung zu
der in dem Herzen des Königs entbrannten Liebesglut, ist aber
in dem biblischen Stoffe nicht wol am Platze. —
Da ich das Geburtsjahr Ferdinand BoTs nicht in Er-
fahrung bringen konnte, glaubte ich ihn am besten nach seinem
Zeitgenossen einschalten zu können Dordrecht eignet sich die
Ehre seiner Geburt, wie Amsterdam die seiner Erziehung an.
Er war zwei oder drei Jahre ak, als er nach Amsterdam kam,
wo er sich später, als er Neigung zur Kunst empfand, unter
d«m grossen Rembrant ausbildete- Natur und Glück waren
ihm beide günstig, so dass er Ruhm und viel Geld für seine
9*
I 32 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBÜRGH.
alten Tage erwarb. Er starb hochbetagt im Jahre 1681. Neben
einer grossen Zahl naturwahr und kräftig gemalter Porträts sieht
man auch, sowol in Gotteshäusern als anderwärts, viele Bilder
seiner Hand, die seinen Ruhm wol allezeit aufrecht halten
werden.
Insbesondere rühmt Vondel in seinen ',,Lobgedichten auf
302. Bilder" eines seiner Werke als „das herrliche Gemälde, welches
er für den hohen Admiralitäts-Rath in Amsterdam" gemalt hat. —
Ausser diesem genannten grössten Bilde sieht man auch
noch verschiedene Werke seiner Hand in dem Amsterdamer
Rathhause; eines in der Rathskammer, über dem Kamin,
welches die Einsetzung der Aeltesten von Israel darstellt, die
mit Jetro, dem Schwiegervater des Moses, das Volk richten
sollen. In der SchÖffenkammer: Moses, der die steinernen
Tafeln mit den Geboten von dem Berge Sinai herabbringt und
sie dem Volke vorhält. —
Ein anderes Bild befindet sich im Bürgermeistersaale,
zu welchem Vondel ebenfalls eine Unterschrift zur Erklärung
dichtete. —
303. Palamedes Palamedesz Stevers wird unter die Maler
von Delft gezählt, obgleich er in London geboren ist. Sein
Vater, ein Flame, arbeitete sehr geschickt Becher, Schüsseln,
Vasen etc. aus Jaspis, Porphyr, Achat und ähnlichen kostbaren
Steinen, und wohnte in Delft, als er zu König Jakob von
Schottland entboten ward. .Da er eine geraume Zeit am Hofe
aufgehalten wurde, kam seine Frau, die er mitgenommen hatte,
mit diesem Palamedes nieder, aber er kam mit seinen Eltern
später nach Delft, y/o er erzogen wurde und sein Leben lang
wohnen blieb. Er ist ohne Lehrer allein Meister geworden,
indem er- sich lediglich dadurch bildete, dass er die Bilder des
berühmten Esaias van den Velde copirte, wodurch er sich
mit der Zeit nicht allein an dessen Manier, sondern auch an
304. seine Art zu componiren so gewöhnte, dass er Reitergefechte,
marschierende und lagernde Truppen und andere Kriegsscenen
so wol darzustellen wusste, dass er bei allen Kunstkennern
seiner Zeit Ruhm erntete. —
Er hatte solche Sucht und solches Verlangen, sich weiter
auszubilden, dass er stets das Sprüchwort im Munde führte:
ERSTER THEIL. l33
„Wenn ich nur einmal anfangen werde!" Aber dieses Vorhaben
ward durch den Tod für immer gestört, da er am 26. März
i638, noch nicht 3i Jahre alt, starb. Er hinterliess einen älteren
Bruder Namens Antony Palamedesz Stevers, der auch ein
guter Maler, sowol von Porträts als Gesellschaftsstücken war.
Dieser trat im Jahre i636 zu Delft in die Lucas-Gilde und war
im Jahre 1673 zum letztenmale Obmann derselben. —
Bis jetzt haben wir nur Maler auf den Schauplatz gebracht, 3 10.
nunmehr mögen aber auch die berühmten Malerinnen nach
ihren Geburtsjahren an die Reihe kommen. —
Anna Maria Schuurmans besass alle Vorzüge, Talente3i3.
und Kenntnisse, die einzeln genügen würden, den Besitzer
berühmt zu machen. Es ist bekannt, dass sie malen, in Kupfer ^ '4-
stechen, bildschnitzen und in Wachs bossieren konnte, dass sie
sprachenkundig und gottesfürchtig war. Man hat alle Gründe,
anzunehmen, dass die gütige Natur, oder besser gesagt, die
Fügung des Himmels wollte, dass alle Gaben des Talentes
in ihr in ausgezeichneter Weise vereint sein sollten.
Sie ist zu Utrecht zum grossen Ruhme dieser Stadt im
Jahre 1607 geboren. Drei Jahre alt, konnte sie bereits lesen,
und mit sechs Jahren verstand sie es, mit der Schere kunst-
voll Mancherlei auszuschneiden. Mit dem Alter wuchsen ihre
Fassungskraft und ihre Lust zu Wissenschaften und Künsten
und sie ruhte nicht eher, als bis sie dieselben kennen lernte,
und sie hatte das ungewöhnliche Glück, solche Geistesanlagen
zu besitzen, dass sie sofort Alles auffasste, ein Gedächtniss,
welches, ohne etwas zu vergessen, Alles behielt, und Hände,
die sich zu jeder Uebung zu schicken wussten. Wir besitzen
ihr kunstvoll radirtes, und sodann mit dem Grabstichel voll-
endetes Porträt, welches sie im Jahre 1640, 33 Jahre alt,
selbst in Kupfer gestochen hat. Darunter stehen die lateini-
schen Verse:
Cernitis hie picta nöstros in imagine vultus
Si negat ars formam, gratia vestra dabit. —
Früh schon hatte sie sich die Handhabung des Pinsels 3 1 5.
angeeignet, und malte höchst naturgetreu verschiedene Blumen
und Thiere, wie: Schlangen, Eidechsen, Raupen und Schmetter-
linge. Sie betrachtete dies jedoch nur als Erholung, wenn ihre
I 34 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Sinne nach dem anstrengenden Studium fremder Sprachen
Ruhe forderten.
Man erzählt, dass sie lediglich mit einem Messer, ohne
irgend ein anderes ßildhauerwerkzeug zu gebrauchen, ihr eigenes
Porträt und die ihrer Mutter und Brüder aus Palmholz so kunst-
voll und so ähnlich geschnitzt habe, dass sie Jedermann mit
Bewunderung ansah. Der Maler Honthorst soll das Porträt
ihres Bruders auf looo Gulden geschätzt haben. Ausserdem hat
sie auch ihr Selbstporträt, welches sehr gerühmt wurde, in
halber Figur, in Wachs bossiert.
Vor allem Anderen aber machten sie ihre Sprachkenntnisse
berühmt, denn man sagt, dass sie neun Sprachen vollkommen
verstand und sprechen .konnte. Ueberdies war sie in den Natur-
wissenschaften, in der Rhetorik und Kenntniss der Bibel gebildet,
und dies in so hohem Grade, dass sie die feinsten Schwierig-
keiten der Sprachen verstand und alle Spitzfindigkeiten der
Philosophie und ßibelschriften kannte und darüber mit den
Gelehrten ihrer Zeit Briefe wechselte.
Aber all' den Ruhm, den sie durch ihre Talente und ihre
Kenntnisse erwarb, hat sie mit einemmale vernichtet, als sie
unter dem Vorwande, dem demüthigen Jesus in Einfalt zu
dienen, der Labadeischen Schwärmerei- verfiel, welche sie von
Utrecht und aus dem Kreise ihrer Freunde nach Altona führte,
wo eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten errichtet wurde.
Auf diesen Sinneswechsel deuten auch die Verse «des Dichters
3 1 6. unter ihrem von Munnikhuizen gestochenen Porträt hin. —
Sie starb zu Altona im Jahre 1678, 71 Jahre alt, und ihr Ruhm
zum grössten Theile mit ihr.
Neben ihr erscheint Margarita Godewyk, Der Leser
wird es nicht übelnehmen, wenn ich von dem mir vorgezeich-
neten Plan abweiche und Margarita Godewyk, welche einige
Jahre später geboren ist, schon jetzt auf den Schauplatz führe;
es geschieht aber, weil all' das, was ich zum Ruhme von Anna
Maria Schuurmans gesagt habe, auf Beide zugleich angewendet
werden kann.
Margarita ward am 3i. August 1627 zu Dordrecht, wo
ihr Vater im Dienste der lateinischen Schule stand, geboren.
Von der milden Natur mit reichem Talent begabt, war sie
ERSTER THEIL. l35
Hisbdsoixi'ere der griechischen, lateinischen, italienischen, fran-
zösischen und englischen Sprache kundig, verstand auch die
hebräischen Buchstaben und reimte geistreiche Verse. Sie stickte
kunstvoll mit der Nadel Landschaften, Gärten, Häuser, Blumen
und allerlei Schiffsfahrzeuge und konnte auch all' dies in Oel-
und Wasserfarben malen. In dieser Kunst war Nikolas Maas^»?-
ihr Lehrer. Auch verstand sie mit Feder und Stift alle Vor-
bilder bestens nachzubilden, auf Glas zu schreiben und war
der Harmonielehre und des Ciavierspiels kundig. Dabei verstand
sie auch Astrologie und derlei mehr.
Mathias Baien, der ihrer in der Beschreibung von Dord-
recht gedenkt, bezeugt, dass ihm nach ihrem Tode mehrere
der von ihr geschriebenen Bücher gezeigt wurden, nämlich
ihre lateinischen-, französischen und niederdeutschen Sinnsprüche
mit von ihr erfundenen und gezeichneten Bildern, ihre lateinischen
Gedichte und Briefe über verschiedene Materien an gelehrte
Männer, insbesondere an Arnold Senguerdius, Professor
der Philosophie zu Amsterdam. Diese drei gebundenen Werke
befinden sich nebst ihren übrigen nachgelassenen Schriften und
verschiedenen Proben ihrer Kunst gegenwärtig in dem Cabinete
des Herrn Samuel van der Heiden.
Der genannte Baien hat auch sein Buch über Dordrecht
mit ihrem Bilde geschmückt, unter welches Samuel van
Hoogstraten eine gereimte Beischrift setzte. — Sie starb zu
Dordrecht den 2. November 1677. —
Ädriaen Brouwer, der im Leben seinen drolligen 3 18.
Neigungen folgte, hatte nichts Anderes im Sinne, als dieselben
auf das natürlichste durch den Pinsel darzustellen, was ihm
vor allen Anderen glückte. Drollig war seine Kunst, dtoUig
auch sein Leben. Wie der Mann, so sein Werk.
Einige meinen, dass er zu Oudenaarden im Jahre 1608
geboren sei. Aber eine Schrift, welche Herr Niolas Six,
der Schüler des Leiden'sehen Ritters und Feinmalers Karel
de Maor, unter den Papieren seiner Vorfahren gefunden und
mir zur Verfügung gestellt hat, zeigt mir, dass er ein Harlemer
von Geburt war. Und der Wahrscheinlichkeit nach möge, so
lange keine besseren Beweise vorhanden sind, diese Ansicht 319.
als die glaubwürdigere Platz greifen, da diese Aufzeichnungen
l36 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
mir sichere Anhaltspunkte dazu geben. Zunächst den, dass er
ein Schüler des Frans Hals war, der allezeit zu Harlem ge-
wohnt hat; wenigstens habe ich noch nie gehört, dass Hals
in Brabant gewohnt oder dort seine Kunst ausgeübt habe,
und Brouwer Gelegenheit gehabt hätte ^ dort sein Schüler
zu sein.
Zweitens scheint es mir, dass er von armen Eltern gebogen
war und folglich nicht von Oudenaarde nach Harlem geschickt
wurde, wie dies wol Leute von Vermögen zu thun pflegen,
wenn in ihrer Stadt kein geeigneter Meister zu finden ist; viel-
mehr scheint hier das Gegentheil hervorzugehen; denn Brouwer
ward von Frans Hals, der das Talent in ihm erkannte, auf-
genommen und unterrichtet; dies sagt die genannte Schrift mit
der näheren Angabe, dass der junge Brouwer von seiner
Mutter angehalten wurde, Laubwerk und Vögel mit Tusche auf
Leinwand zu zeichnen, welche sie hernach mit der Nadel über-
stickte und zu Mützen und Brustlappen zugeschnitten den
Bäuerinnen verkaufte.
Frans Hals soll zufällig vorbeigekommen sein, und da
er sah, wie keck und geistreich er diese Arbeit behandelte,
fragte er ihn, ob er nicht Neigung habe, ein Maler zu werden?
Brouwer bejahte dies, wenn seine Mutter es zugeben würde.
Hals fragte diese, die unter der Bedingung einwilligte, wenn
er ihrem Sohne die Kost geben wolle.
320. Da Hals in kurzer Zeit sah, dass ein bedeutendes Talent
in dem Jungen stecke und dass er ungewöhnliche Fortschritte
machte, wies er ihm einen Platz auf dem Boden, allein und
abgesondert von den übrigen Schülern, an. Aber die Neugierde,
der Jugend eigen, trieb diese zuweilen, heimlich zu ihm zu
gehen, um zu sehen, was er arbeite, und sie staunten stets
über sein Talent, seine Gewandtheit und Erfindungsgabe und
verabredeten, dass er heimlich irgend etwas, was ihm eben
einfallen würde, für sie malen möge. Er machte für sie die
I
j fünf Sinne, die zwölf Monate und dergleichen, wofür sie ihm
einen oder zwei Stüber im Vorhinein bezahlten. Diese leicht
und geistvoll hingeschleuderten Bilder gefielen ihnen so wol,
i dass sie, mit dem Versprechen, den Lohn zu verdoppeln, ihn
anspornten, etwas mehr Zeit daran zu wenden.
ERSTER THEIL. I 87
Da aber Brouwer viel für seinen Meister arbeiten musste
und wenig zu essen bekam, da Frau Hals den Leib Brouwer's
mit Wind anfüllen zu können glaubte, ward er verdrossen
und, von den anderen Schülern , deren einer Ostade war, auf-
gereizt, beschloss er seinem Meister wegzulaufen, was er auch
that. Nachdem er aber die Stadt abgelaufen hatte, wusste er
nicht, was er anfangen sollte, weil seine Mutter inzwischen
gestorben war und er weder Freunde noch Bekannte hatte;
deshalb lief er am Abend in die Kirche und setzte sich betrübt
und rathlos unter die Orgel nieder, wo ihn ein Bekannter seines
Meisters fand.
Als ihn dieser so betrübt und mit Thränen auf den
Wangen sah, fragte er was ihm fehle. Brouwer schüttete sein32i
Herz aus, klagte über die Misshandlungen, zeigte wie wenig
er am Leibe hätte, und dass es innen noch karger bestellt
wäre, dass er deshalb von seinem Meister weggelaufen wäre
und nun nicht wüsste^ was er beginnen solle, da er aus Furcht
vor Stockschlägen nicht wieder nach Hause gehen könne. Der
gute Mann, der in Verlegenheit war, bot sich ihm als Für-
sprecher an und bewog ihn, mit ihm wieder in das Haus des
Meisters zurückzukehren; dieser suchte ihn bereits in der ganzen
Stadt, um ihn wieder zu sich zu locken, da er grossen Vor-
theil von ihm zog, weil Jedermann Lust hatte, ein Bild von
ihm, dem fremden Meister, wie Hals seine Arbeiten nannte,
zu besitzen.
Brouwer kam in Folge dessen demüthig wieder in sein
Haus. Frans zeigte sich erbost und befahl ihm hinauf, und
ihm aus den Augen zu gehen und drohte, wenn er solches
wieder thäte, ihn dafür zu züchtigen. Inzwischen wusste aber
unser Freund dem Meister seine Pflicht gegen den Jungen
klarzumachen, so dass er versprach, ihn besser zu behandeln. —
Aber dies währte nicht lange, da einige seiner Mitschüler, 3aa.
welche hinter das geheime Geschäft des Meisters sowie auch
hinter den Preis der Bilder gekommen waren, ihn täglich auf-
reizten und sagten: dass er ein Narr wäre, wenn er sich noch
länger von seinem Meister so übertölpeln lasse, und dass er ein
zu grosser Meister wäre und zu grossen Gewinn brächte, um
so schlecht behandelt zu werden. Sie riethen ihm endlich, zum
I 38 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
z weitenmale davonzulaufen und nach Amsterdam zu gehen,
wo seine Bilder theuer bezahlt würden.
ßrouwer nahm die Gelegenheit wahr, als Frans aus-
gegangen war und wanderte nach Amsterdam, ohne sich mit
einer Empfehlung an irgend einen Kunstfreund vorzusehen, so
dass er, dort angekommen, nicht wusste an wen er sich wenden
sollte. Da er aber nach einem Kunsthändler oder Jemanden^ der
mit Bildern Handel treibe, fragte, kam er zu einem van Zomeren,
der damals in dem Hause zum Schilde von Frankreich wohnte,
in seiner Jugend selbst die Kunst ausgeübt und einen Sohn
Namens Henrik van Zomeren hatte, der gute historische
Darstellungen, Landschaften und Blumen malte. Dieser nahm
ihn auf und liess ihn arbeiten. Hier bekam Brouwer bessere
Kost als er gewöhnt war, die ihm sehr gut anschlug und
später auch helle Augen, um den Werth seiner eigenen Arbeiten
zu beurtheilen.
Nun malte er mit grösserer Lust und Eifer einige kleine
323. Bilder; da aber sein Wirth sah, dass dies so leicht ging, schloss
er daraus^ dass er auch zu grösseren Arbeiten geschickt wäre.
Darum rieth er ihm, etwas Grösseres auf Kupfer zu malen,
um zu zeigen, was er leisten könne; dies that er auch.
Er malte eine Rauferei zwischen Bauern und Soldaten,
die, nach den auf dem Boden liegenden Karten zu schliessen,
beim Spiel entstanden war. Hier schlägt Einer den Anderen mit
einem Bierkruge auf den Kopf, dort liegt Einer bereits todtenbleich
am Boden, versucht aber noch im Handgemenge den Degen
aus der Scheide zu ziehen, um sich zu rächen. Auf der anderen
Seite sieht man Einen in voller Wut mit dem Messer in der
Faust von seinem Sessel aufstehen, als wolle er sich zwischen
die Raufenden stürzen. Im Hintergrunde kommt ein Anderer
eilig mit einer Zange in der Hand die Treppe herab etc.
Alles war so natürlich ausgedrückt, die Gesichtszüge den
Leidenschaften so angemessen und so wunderbar sicher
gezeichnet und keck gemalt, dass es wol eine Probe seines
Talentes abgeben konnte.
Inzwischen hatte sich überall das Gerücht verbreitet, dass
Brouwer der neue Meister wäre, dessen Talent eine Zeit Über
von Frans Hals ausgebeutet worden und da^s er, von ibffl
ERSTER THEIL. \3q
fortgelaufen, sich in Amsterdam aufhalte, worauf die Kunst-
liebhaber sich beeilten, um nachzuspüren, in welchem Winkel
Amsterdams er sitze. Es ward endlich bekannt, dass er im
Hause van Zomeren's wohnte. Deshalb kam der Herr du Ver-
mandois, der eines seiner Werke zu besitzen wünschte, um
ihn aufzusuchen, und als er das genannte Bild sah, fand er
so viel Gefallen daran, dass er nach dem Preise fragte. ^24.
Sein Wirth hatte ihn aber schon vorher unterrichtet,
dass er, wenn ein Herr, der schon verschiedene Male etwas von
ihm zu sehen wünschte, kommen würde, 100 Ducaten für das
Bild verlangen sollte. Er that dies nicht ohne Angst, denn er
glaubte nicht, dass ihm Jemand für ein Bild so viel Geld geben
würde und zögerte, ehe er sagte, — dass er 100 Ducaten dafür
haben wolle. Herr du Vermandois sagte sie ihm sofort zu
und ersuchte ihn, mit ihm in sein Haus zu kommen, um seine
Ducaten in Empfang zu nehmen. Adriaen glaubte, dass der
Herr seiner spotten wolle, doch da ihm Zomer zunickte, nahm
er das Bild unter den Arm und ging mit ihm, der ihm sein
Geld, wohl zufrieden mit dem Handel, vorzählte.
Dieses Bild befand sich später in dem Cabinete des Kur-
fürsten von der Pfalz.
Er aber, ungewohnt so viel Geld zu besitzen, wusste vor
Freude nicht was er anfangen sollte, und streute es zu Hause
in seinem Bette aus und wälzte sich darin. Endlich sammelte
er die silbernen Scheiben wieder ein und ging fort, ohne dass
man wusste, was mit ihm geschehen war. Nach neun Tagen
kam er singend und pfeifend am späten Abend wieder nach
Hause und als man ihn fragte, warum er so fröhlich wäre, und
ob er sein Geld noch habe, antwortete er, dass er sich dieses
Ballastes entledigt hätte. So lebte er immer, und war nicht ^^^'
fähig, sich, wenn er Geld hatte, des Trinkens, Schwelgens
und der lockeren Streiche zu enthalten.
Dieser Sachverhalt erledigt wol den Streit über Brouwer's
Geburtsstadt, und weist diese Ehre der Stadt Harlem zu. Uebrigens
wollen wir hierüber keine Entscheidung fällen, um nicht vielleicht
unrichtig zu urtheilen und der einen oder anderen Stadt ihren
Eingeborenen zu nehmen, da er ja auch in früher Zeit mit
seinen Eltern aus Flandern nach Holland eingewandert sein
140 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
kann; andererseits ist es auch möglich , dass Frans Hals
Brouwer aus Flandern mitbrachte, da wir aus den Aufzeich-
nungen, welche Vincent van der Vinne der Aeltere auf
der Rückseite der Todesanzeige von Frans und Herman Hals
machte, ersehen, dass sie zu Mecheln geboren sind. Darüber dass
Brouwer in Brabant starb, sowie über die Art seines Todes
und Begräbnisses, waltet kein Widerspruch, weil alle Zeugnisse
und Erinnerungen darin übereinstimmen; bemerkt sei nur, dass
ich die genannte Schrift, wie ich auch am Schlüsse angeben
werde, genauer finde.
Er war von Jugend auf zu tollen Streichen geneigt — und
war es mit den Jahren immer mehr. Aber er war nicht ohne
326. Verstand, und zeigte bei diesen Possen nicht selten seinen
Geist. — Man kann auch nicht sagen, dass ihn das Glück stief-
mütterlich behandelt hätte, vielmehr geriet er selbst durch sein
unstätes Wesen und sein zügelloses Treiben in Armut, die ihn
stets verfolgte. —
327. Kornelis de Bie, der von unserem Maler sagt, dass er
träge bei der Arbeit aber willig beim Verzehren war, erzählt
auch in seinen Versen, wie Brouwer gewöhnlich vorging, um
Geld zu bekommen, um sich selbst auszulösen, wenn er von
den Wirthen in den Schenken zurückgehalten wurde. Er liess
dann nämlich Tinte und Papier bringen, machte eine Skizze
oder Zeichnung, und schickte den Wirth damit zu einem
Kunstkenner, um zwei- oder dreihundert Gulden dafür zu
fordern; wenn ihm weniger geboten ward, warf er sie lieber
in's Feuer , ehe er in seiner Forderung nachgeben wollte.. Ich
glaube dies nicht. —
338. Ich habe -mir die Mühe genommen, die Beschreibung
seiner Bilder, die ihn so berühmt machten, abzuschreiben,
für den Fall dass der Leser Lust habe, den Inhalt derselben
kennen zu lernen: „Seine Bilder behandelten Scherze und drollige
Streiche, die er so geistreich mit seinem Pinsel darzustellen
wusste, dass er seinesgleichen zu seiner Zeit nicht hatte. Seine
Arbeiten entsprechen seinem Naturell. Hier steht ein lumpiger
angetrunkener Bauer und speit, daneben sein Weib mit einem
Stock, bereit ihn durchzuprügeln, dort ein Matrose mit dem
Kruge in der Hand, und hier eine Bande Falschspieler, dort
ERSTER THEIL. 141
• k
leert ein gefrässiger Kerl den Krug, während Andere pfeifen,
oder greift der Wirthin heimlich nach der Schürze; hier
rauft man beim Gelage mit Besen, Bank und Stuhl, dort sieht
man eine Bauernhochzeit oder ähnliche Lustbarkeit."
Nachdem Brouwer einige Jahre in Amsterdam gelebt
und seine Kunst mit Ruhm ausgeübt hatte, fühlte er Lust
seine Kunstgenossen in Antwerpen zu besuchen, und ging mit
dieser Absicht auf die Reise, ohne darauf Acht zu nehmen
dass die Staaten damals mit den spanischen Niederlanden im ^29
Kriege lagen, und sich deshalb mit einem Passe zu versehen.
Darum ward er, sowie er in Antwerpen ankam, von den
spanischen Soldaten für einen Spion gehalten, festgenommen
und in der Festung gefangen gesetzt. Dort beklagte er oft sein
Vorhaben und wünschte sich vergebens nach Amsterdam. —
Der Herzog von A erdenborg sass damals auch in
der Festung gefangen, doch war ihm erlaubt, innerhalb der
Mauern, mit zwei Soldaten nach seinem Belieben herumzugehen.
Als er einmal an den Gittern des Gefängnisses, in welchem
Brouwer sass, vorüberging, ward er von ihm, der ihn für
den Gouverneur hielt, angesprochen und um seine Freilassung
gebeten, da er ganz unschuldig hier gefangen sässe. Der Herzog
fragte iKn, wer und woher er wäre und was er in Brabant zu
thun vorhatte. Er antwortete, dass er ein Maler wäre und von
Amsterdam gekommen sei, um seine Kunst in Antwerpen aus-
zuüben. Das Erste will ich wol glauben, sagte der Herzog,
aber von dem Letzteren will ich mich überzeugen und darum
will ich Euch Farbe und Alles, was dazu nöthig ist, besorgen.
Damit war Brouwer zufrieden, da er hoffte, dass dies der Weg
zu seiner Befreiung wäre, was auch der Fall war.
Der Herzog, der täglich von vornehmen Leuten, auch
von Peter Paul Rubens der noch desselben Nachmittags
kam, besucht wurde, bat diesen, von einem seiner Schüler
Malergeräthschaften bringen zu lassen, da hier ein Maler
gefangen sässe, dem er zu seiner Unterhaltung Beschäftigung 33o.
geben wolle. Rubens willigte ein und schickte sie am Morgen
des anderen Tages.
Brouwer säumte nicht anzufangen und der Zufall wollte,
dass ihm ein Vorwurf vor Augen kam , dessen er sich bediente.
142 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Mehrere Spanier, die sich in einer Ecke niedergelassen hatten,
um Karten zu spielen, setzten sich gerade so, dass sie ihm
als Modell dienten , nach dem er rasch eine Skizze entwarf und
sofort mit dem Pinsel an die Arbeit ging, so dass er in wenigen
Tagen ein kunstvolles Bild vollendete, an dem der Herzog ob
der naturwahren, hageren, braunen Physiognomien der Spanier
und des Ernstes, den sie bei dem Spielen zur Schau trugen,
viel Gefallen fand. Insbesondere über einen, der im Hintergrunde
seine Notdurft verrichtete, dessen Gesicht er so natürlich und
komisch dargestellt hatte, dass man es nicht ansehen konnte,
ohne zu lachen.
Rubens — kam kurz darauf den Herzog zu besuchen, und
vergass aus Neugierde nicht zu fragen, was jener arme Maler
für ihn gemalt habe, worauf ihm der Herzog das Bild zeigte.
Rubens rief, sobald er es sah, staunend aus: Bei meiner Seele,
das ist von Brouwer! und bot dem Herzog 600 Gulden für
das Bild, doch dieser wollte es wegen des geistreichen Inhaltes
zu seinem Vergnügen und zur Erinnerung an den Vorfall
behalten.
Rubens, der aber nicht dulden konnte, dass ein so tüch-
tiger Künstler so schlecht behandelt werde, ging sofort zum
^^'' Gouverneur, dem er mittheilte, dass ein Maler aus Holland
lediglich auf die Vermuthung hin, dass er ein Spion wäre, von
den Soldaten festgehalten und in das Gefangniss gebracht worden,
dass er aber nicht in dieser Absicht, sondern nur um seine
Kunst auszuüben nach Antwerpen gekommen und dass er des-
halb in Freiheit gesetzt werden möge, was der Gouverneur auf
Rubens' Verantwortung auch zuliess. In Folge dessen ward er
aus dem Gefangniss entlassen, und freute sich seiner Freiheit.
Rubens nahm ihn mit in sein Haus, Hess ihm sofort Kleider
machen, zog ihn an seinen Tisch und brachte ihn in Gesell-
schaft anständiger Leute, und bewies dadurch, dass er ihn
hochschätze. Aber unserem Wildfang war dies nicht allein zur
Last, sondern es schien ihm ein noch engeres Gefangniss als
jenes, aus dem er gerettet worden. Darum ging er von Rubens
weg und setzte seine frühere ungebundene Lebensweise fort.
Es währte nicht lange, so verliebte er sich in die Frau
eines Bäckers, der Lust zur Kunst hatte und auch Handel
ERSTfiR THEIL. 1 43
damit trieb. Dieser traf mit Brouwer das Uebereinkommen^
ihn in sein Haus zu nehmen, wenn er ihn unterrichten wollte.
Das war aus dem angegebenen Grunde so recht nach seinem
Sinne. Brouwer machte aus ihm nicht nur einen guten Maler,
sondern auch einen Hahnreih. Sie hatten dieselben Neigungen
und führten miteinander manche Streiche durch; darunter 332.
solche, bei welchen nicht selten der Schulze mitzureden hat.
Darum entschloss er sich, als das Kerbholz voll war, nach
Frankreich zu gehen, in der Hoffnung, dass inzwischen seine
Streiche in Vergessenheit gerathen würden. Seine Ausrüstung zur
Reise war bald fertig, da er sonst nichts mit sich nahm, als
seine goldschafifenden Pinsel. Er verliess Antwerpen, aber nicht
seine liederliche Lebensweise. Nachdem er einige Zeit in Paris
und andern Orts herumgeschwärmt und Venus und Bacchus
oft gehuldigt hatte, ging er krank nach Antwerpen zurück und
wurde, da er arm war, in's Spital * gebracht, wo er nach
Verlauf von zwei Tagen starb und mit anderen Todten in das
Pestgrab geworfen und mit Stroh und Kalk überdeckt wurde.
Das war im Jahre 1640, als er kaum 32 Jahre alt war. —
Ein Schüler von Rubens, der zufällig vernahm, dass Brou-
wer gestorben wäre, erzählte dies sofort seinem Meister, der
diese Nachricht mit Bestürzung und Thränen in den Augen
hörte. Obwol sich Brouwer seiner Theilnahme unwerth ge-
macht hatte, gab er sofort Befehl, dass die Leiche ausgegraben
und in einen Sarg gelegt werde, und da er nicht dulden konnte,
dass ein so grosser Künstler so unwürdig behandelt würde,
liess er ihn in der Karmeliterkirche beisetzen.
So wie seine Lebensweise von der anderer Menschen ver-
schieden war, so wai* es auch sein Tod, da er zweimal, zuerst ^^^'
verächtlich, dann mit grossem Leichenpompe in einem anderen
Grabe bestattet wurde. —
Man erzählt, dass Rubens die Absicht hatte, ihm ein
Denkmal zu errichten, und dass das Modell dazu bereits voll-
endet war; da aber der berühmte Künstler kurze Zeit darauf
selbst starb, blieb es unausgeführt. —
Joost van Craasbeek war seinem Gewerbe nach Bäcker
zu Brüssel, doch in Folge seines täglichen Verkehrs mit Adriaea
Brouwer wurden sie wie Brüder, so dass der Eine in der-
144 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
selben Schenke sein musste, in welcher der Andere war. Wenn
Joost sein Tagewerk vollendet hatte, begab er sich sofort zu
B.rouwer, um ihm bei einer Pfeife und einer Kanne Bier
Gesellschaft zu leisten; wenn auch Brouwer mit seiner Arbeit
334. fertig war, gingen sie zusammen in die Schenke, um zu
plaudern oder irgend einen Possen auszuführen.
Joost, der aufgeweckten Geistes gewesen sein muss, sah
ihn täglich seine Arbeit anfangen, skizziren und vollenden,
und als er einen Begriff davon bekam, legte er selbst Hand
an den Pinsel.
Brouwer unterstützte dieses Vorhaben durch sichere
Lehren und schürte sein Feuer; so geschah es endlich, dass
Brouwer in ihm sein eigenes Bild wie in einem Spiegel sehen
konnte, denn er kam ihm nicht allein im lockeren Leben,
Trinken und Possenreissen, sondern auch in der Kunst so nahe,
dass er den Kennern genügte. In Brabant sieht man noch
verschiedener Orten seine Bilder, die wegen ihrer schmutzigen
Erfindungen und ihrer Behandlung bei Jenen beliebt sind,
die keinen Anstand nehmen, sich mit ihnen zu besudeln, denn
er malte nur unflätige Darstellungen und Spieler, Betrüger,
Bordellbrüder, Läusesucher und derartige widerliche Vpr-
stellungen. —
335 Ich staunte, dass auch nicht Einer der brabant'schen
Stecher sein Porträt in Kupfer gestochen hat, bis mir gesagt
wurde, dass er es selbst mit Farbe weit besser dargestellt
habe, als der beste Kupferstecher, der doch nur die Gesichts-
züge hätte wiedergeben können, dies vermocht hätte. Er aber
malte nebst den Zügen seinen Geist und seinen ganzen Charakter,
denn er malte sich gähnend, speiend, das Gesicht verzogen, als
wenn der Branntwein auf seiner Zunge brennen würde, oft auch
mit einem Pflaster auf dem Auge. Durch diese Bilder bleibt
die Erinnerung an ihn lebendig. —
336. Jakob Bakke.r ist zu Harlingen geboren, hat aber den
grössten Theil seines Lebens zu Amsterdam zugebracht. Joa-
chim Sandrart gedenkt seiner in der ,,Teutschen Academie",
doch ohne Zeitangabe. Er starb, wie aus einem Verse bei
K. de Bie hervorgeht, im Jahre i638, 3o Jahre alt, und
ist sonach im Jahre 1608 geboren. Aber unter seinem
ERSTER THEIL. 14b
Porträte, welches Th. de Keyzer gemalt und Theodor
Matham gestochen hat, steht: Obiit XXVII Aug. Anno MDCLI
JET. XLII, wonach er im Jahre 1609 geboren wäre. — Er war
insbesondere wegen seiner Porträts berühmt, welche er kunst-
voll, sehr ähnlich und flott malte. Von seiner ausserordentlichen
Gewandtheit im Malen erzählt man unglaubliche Dinge, z. B.
dass er das Bild einer Harlemerin, welche kam, um sich von
ihm porträtiren zu lassen, lebensgross, in halber Figur, mit
beiden Händen, Kragen und Kleidern, vortrefflich gemalt, in
einem Tage vollendete, so dass sie damit noch am Abend nach
Harlem zurückkehren konnte.
Er war auch bei den Kunstfreunden wegen seiner Historien-
bilder für Kaminstücke und anderen Zimmerschmuck sehr
geschätzt. Jan Vos hat auf eines seiner Bilder, eine Schäferin,
die von Cimon belauscht wird, welches bei Abraham van
Basse im grossen Saale hängt, mehrere Verse gedichtet. — 337.
Desgleichen besang Lud. Smits eine von ihm gemalte Iphigenia
von Cypern. —
Ich hätte beinahe zu seinem Nachtheile vergessen die vor- 338.
treffliche Manier seiner Zeichnungen zu erwähnen. Er hat
seine akademischen Figuren, insbesondere die Frauen, so
kunstvoll mit schwarzer und weisser Kreide auf blaues Papier
gezeichnet, dass er darin alle seine Zeitgenossen übertraf. Wenn
einige dieser Blätter zum Verkaufe kommen , so ist aus dem
Eifer der Handzeichnungssammler leicht zu ersehen, wie sehr
sie geschätzt werden.
Bartram de Fouchier ward zu Bergen op Zoom
geboren, als sein Vater, Paulus de Fouchier, aus Frankreich
nach den Niederlanden kam, um der Belagerung von Ostende
im Jahre 1696 beizuwohnen; bei dieser Gelegenheit kam er
nach Bergen op Zoom, verliebte sich in die einzige Tochter
von Joan Spruit, und heiratete sie, da sie reich war. Aus
dieser Ehe entspross am 10. Februar 1609 unser Bartram,
der schon früh durch seine Neigungen zeigte, dass er zum
Künstler geboren war. Sein Vater schickte ihn deshalb zu dem
berühmten Anton v. Dyk, der damals in Antwerpen wohnte,
bei dem er solche Fortschritte machte, dass er ein Porträt sehr
gut malen konnte. Da aber van Dyk durch seine mannig-
Quellcnschriften f. Kunstgescji. XIV. 10
I46 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
faltigen Arbeiten und den Besuch vornehmer Herren so sehr in
Anspruch genommen war, dass er seinen Schülern wenig Auf-
merksamkeit schenken konnte, schied er von ihm und ging im
Jahre 1634 nach Utrecht zu Joan. Bylaert, bei dem er zwei
Jahre blieb, worauf er nach Bergen op Zoom zu seinen Eltern
zurückkehrte, in der Absicht, selbstständig die Kunst auszuüben.
Aber es währte nicht lange, so trieb ihn die Reiselust nach
339. Rom, wo er sich nach guten Vorbildern, insbesondere nach den
Gemälden Tintoretto's übte.
Zu dieser Zeit sass der kunstliebende Urbah VIII. auf dem
päpstlichen Stuhle, der die Gelegenheit suchte, junge Talente
zu wecken und zu bilden. Dies wäre ihm gewiss zugute
gekommen, wenn nicht ein Zwischenfall ihn und seinen Kunst-
genossen Joan Frederik van Ysendoren, mit zwei Spaniern,
von welchen sie als Ketzer ausgeschrieen und bei der Inquisition
als solche angeklagt wurden, in einen Kampf verwickelt und
dieses Vortheiles beraubt hätte, da sie sich dadurch genöthigt
sahen , Rom schleunigst zu verlassen und sich heimlich nach
Florenz zu begeben, wo sie sich eine Weile aufhielten und
ihre Kunst ausübten. Von da gingen sie nach Paris, und kurz
darauf nach Antwerpen, wo sie von einander Abschied nahmen.
Ysendoren begab sich nach Wyk-te-Duerstede, wo
er später Oberschulze ward und im Jahre 1684 starb;
Fouchier nach Bergen op Zoom, wo er viele Jahre die
Kunst ausübte. Da er aber sah, dass seine Manier in der
Weise des Tintoret keinen Anklang fand, liess er mit der
Zeit davon ab und malte Gesellschaften in der Weise des
Adriaen Brouwer, mit welchen er sich viel besser heraussah.
Auch übte er die Glasmalerei aus, mit der er viel Geld ver-
diente und sonach unter die glücklichen Maler gerechnet
werden kann. Er starb nach kurzem Krankenlager und ward
im Jahre 1674 in derGroote-Kerk seiner Geburtsstadt begraben. —
Uo. Unter den Arbeiten Herman Zachtleven's lassen sich
verschiedene Perioden unterscheiden. Die Bilder seiner ersten
Zeit waren einfältig und ahmten die Natur sowol in Anordnung
als Farbe nach, aber ich habe welche gesehen, die mir aus-
nehmend gefielen. Später jedoch, wie es scheint, nicht damit
zufrieden, die Natur so nachzuahmen, wie sie ihm erschien,
ERSTER THETI.
H7
weil sie sich nicht immer gleich gefällig darstellte, bildete er
sich eine eigene Manier, oder, um es besser zu sagen, eine
eigene Composition von verschiedenen anmutigen Vorwürfen,
die er in seinen Bildern darstellte; ausgenommen davon sind
jene Ansichten, die er am Rhein flott nach der Natur malte;
sie lassen deutlich die dargestellten Orte erkennen und sind von
seinen anderen Arbeiten wol zu unterscheiden.
Ich will jedoch nicht behaupten, dass er damit gegen die
Regeln der Kunst Verstössen habe, im Gegentheil möchte ich
seinen originellen Geist und seine Erfindungsgabe loben, da er
alles Schöne auszuwählen und zusammenzufügen verstand, so
dass seinen Bildern — die Mode mag dabei ihre Rolle spielen
wie sie will — stets ein Platz in den besten Cabineten gegönnt
sein wird. Ja ich muss zu seinem Ruhme sagen, dass mir unter M^
den niederländischen Landschaftsmalern keiner bekannt ist, der
seine Fernsichten so hell und zart, und die Abstufungen oder
Grade der Entfernung besser und gefälliger ausgedrückt oder
seine Bilder reicher und zierlicher staffirt hätte; dies Alles gilt
aber nur von Bildern aus seiner besten Zeit, denn seine letzten
Arbeiten genügen meinem Auge beiweitem nicht mehr, weil
sie viel zu bunt in der Farbe sind. Er zeichnete ausserdem auch
sehr fleissig nach der Natur, was er gewandt und sicher mit
schwarzer Kreide zu thun pflegte. Er ist zu Rotterdam im
Jahre 1609 geboren, hat aber die längste Zeit seines Lebens
zu Utrecht gewohnt, wo er auch starb. J. v. Vondel, der
ihn kannte und Vergnügen empfand, als er einmal sein Skizzen-
buch durchblätterte, schrieb darauf ein Gedicht. —
Kornelis Zachtleven, der Bruder Herman's malte 342.
kunstvoll Bauern- und Soldaten-Gesellschaften. Ich habe Wacht-
sjtuben mit Soldaten von ihm gesehen, in welchen jeder in
seiner Beschäftigung natürlich und geistreich aufgefasst und
gemalt war; zumeist drei oder vier Kartenspieler, oder Andere,
die miteinander plaudern oder eine Pfeife vor dem Kamin rauchen,
in der Art Adr. Brouwer's; in der Regel hat er im Vorder-
grunde verschiedene Kriegsgeräthschaften, z. B. Gewehre, Degen,
Piken, Hellebarden, Fahnen und Trommeln aufgehäuft, auch 343.
wol einen federgeschmückten Helm, ein gesticktes Bandelier
oder eine seidene Schärpe mit goldenen Fransen etc., Alles nach
10*
148 ARNOLD HOUBRAKEN*S GROSSE SCHOUBURGH.
der Natur gemalt und auf das Natürlichste nachgeahmt. Uebrigens
malte er auch Innenansichten von Bauernwohnungen und
verschiedene Haus- und Baugeräthschaften, ebenso aufeinander-
gehäuft wie die vorgenannten Gegenstände und ähnlich wie ich
derlei auch von David Teniers gesehen habe, dessen Art er
nachahmte.
Ich vermuthe, dass er älter gewesen ist als sein Bruder,
da ihn Anton van Dyk porträtirte. —
Unter den besten Schülern HermanZachtleven's wird
Willem van Bemmel aus Utrecht genannt. Dieser ging, nach-
dem er seine Kunst wol verstand, nach Rom, sowol um sich
nach guten Vorbildern weiterzubilden, als auch weil sein Talent
hauptsächlich zur Darstellung von italienischen Ansichten und
Landschaften hinneigte. Deshalb zeichnete er in Tivoli mit
grossem Fleiss und Eifer, und brachte die Zeichnungen so
geistreich und natürlich auf Leinwand, dass er damit in
Rom viel Ruhm erntete. Von da ging er nach Deutschland,
und verweilte in Nürnberg, wo seine meisten Werke sind.
Er hat es stets verstanden, in seinen Bildern sowol die Ent-
fernung als auch Licht und Schatten wol qnterschieden aus-
zudrücken, und überdies streitet man, ob sein Talent und seine
Erfindungsgabe oder seine Technik mehr zu rühmen wären.
344. Salomon Koning ist von braban tischen Eltern in
Amsterdam geboren, denn sein Vater Peter Koning war ein
zu Antwerpen geborener Juwelier, und hatte selbst Neigung
zur Malerei, weshalb er seinen Sohn im Alter von 1 2 Jahren,
das ist im Jahre 1621, denn er war 1609 geboren, zu David
Kolyn in Amsterdam gab, damit er zeichnen lerne. Später
gab er ihn, damit er malen lerne, zu Francois Vernando
und endlich zu Nicolas Mooyaart. Hierauf übte er die Kunst
selbstständig mit Fleiss und Eifei- und trat im Jahre i63o in
die Amsterdamer Maler-Gilde. Er war ein guter Porträtmaler,
hätte aber mehr natürliche Anlagen zu historischen Darstellun-
gen, sowol mit kleinen als lebensgrossen Figuren. Bis zum
Jahre 1660 hat er verschiedene treffliche Werke ausgeführt;
z. B. für den Herrn Johan Huidekoper einen Tarquinius mit
Lucretia; für Ludowyk van Ludick einen David mit Batzeba,
welches Bild später der portugiesische Gesandte kaufte; für
ERSTER THEIL.
149
Jan Pieterse Bruyning einen Judas, der zu den Füssen
des Hohenpriesters die 3o Silberlinge niederwirft; für den
Kunstfreund Gerard Luiken Salomon, welcher den Götzen
opfert, und andere mehr. Auch malte er verschiedene Bilder
für den König von Dänemark, welche seinen Namen Jahr-
hunderte hindurch erhalten mögen.
Jan Baptist van Heil ist zu Brüssel im Jahre 1609
geboren und war ein guter Maler von Andachtsbildern und
Porträts. Er ward im Vergleich mit seinen Brüdern Daniel und
Leo am meisten geschätzt. Kornelis de Bie sagt, dass seine
Werke geistreich erfunden sind. — 345.
Im Jahre 1661 lebten noch alle drei Brüder. —
Sein Zeitgenosse Robert van Hoek, geboren zu Ant-
werpen, malte ausserordentlich klein und zart ganze Feldlager
mit ihrem .Beiwerk, als Kanonen, Lagerwagen und Zelten,
Alles in so kleinen Verhältnissen, dass es beschwerlich ist, ihm
mit den Augen zu folgen. —
David Teniers der Jüngere ist zu Antwerpen im
Jahre löiogeboren. Seines Vaters Verstand und Talent leuchteten
ihm von Jugend auf als ein Glücksstern voran, weshalb er in
der Folge, wol achtend auf Alles, was in seines Vaters Bildern
noch fehlte, dieses in seinen Arbeiten vollkommener und kunst- 346.
gerechter ausgedrückt hat. Facilis est inventis addere, man kann
leicht zur Erfindung eines Anderen etwas hinzufügen, sagt das
Sprüchwort; in Folge dessen fanden seine Bilder ihre Bewun-
derer und Freunde. Der König von Spanien war so sehr in
seine Arbeiten verliebt, dass er an seinem Hofe eine lange
Galerie errichten liess, lediglich um sie mit seinen Bildern
auszufüllen. Die Königin Christine fand so viel Gefallen an
seiner Kunst und an seiner Person, dass sie ihm zum Beweise
ihrer Gunst ein Medaillon mit ihrem geprägten Bilde, an goldener
Kette, schenkte. In derselben Weise beschenkte ihn auch Erz-
herzog Leopold, der ihn noch überdies zu seinem Kammer-
herrn machte. Der Graf Fonsoldani sandte ihn nach England,
um die besten italienischen Kunstwerke aufzukaufen, die zu
finden waren und schenkte ihm für seine Mühe eine schwere
goldene Kette. Ebenso beliebt war er bei seiner Hoheit Don
Juan von Oesterreich. Um es in Kürze zu sagen: das
I 5o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Glück hat ihn mit viel Geduld getragen, so dass er wol unter
die glücklichen Maler gezählt werden kann. Er führte einen
zeichnenden und gefälligen Pinsel und verstand es, seinen Bildern
den Anstrich des Lebens zu geben. Die Wahl seiner Stoffe hat
Kornelis de Bie in Versen beschrieben. —
34y. Adriaen und Izaak van Ostade waren Beide, wenn
ich gut unterrichtet bin, Lübecker von Geburt, haben aber die
grÖsste Zeit ihres Lebens zu Harlem gewohnt. Adriaen ist im
Jahre 1610 geboren und starb im Jahre i685. Adr. Brouwer
und er waren zu derselben Zeit Schüler bei Frans Hals.
Izaak van Ostade war ein Schüler seines Bruders, doch starb
er, ehe er jene Hohe der Kunst erreichte, auf welcher sein
Bruder die Lorbeern seines Eifers und seiner Mühe pflückte.
Dieser machte im Jahre 1662 alle seine Bilder und seine ganze
Habe zu Geld und zog von Harlem nach Amsterdam, um,
besorgt vor den Gewaltthätigkeiten der Franzosen, von hier
nach Lübeck zu flüchten. Doch der Kunstfreund Konstantyn
Sennepart wusste ihn so wol zu überreden, dass er in seinem
Hause blieb, wo er die kunstvoll colorirten Handzeichnungen
malte, die Jonas Witzen später mit einigen Zeichnungen von
Battem für 1 3oo Gulden kaufte. Ich habe sie wiederholt mit
grossem Vergnügen gesehen.
Bauernhäuser, Hütten, Ställe, insbesondere Innenansichten
mit all' ihrem baufälligen Hausrath, Herbergen und Schänken
mit ihrem ganzen Beiwerk wusste er so geistreich und natürlich
darzustellen, wie kein Anderer; desgleichen die Figuren in ihrer
Tracht und in ihrem Thun, so natürlich bäurisch und geist-
348. reich, dass es staunenswerth war, wie er dies zu ersinnen
wusste. Mit einem Worte, er hat das ganze Bauernleben so
natürlich mit dem Pinsel dargestellt, wie L. Rotgans es mit
der Feder beschrieben hat. —
349 Kornelis Bega war sein erster und bester Schüler, den
er herangebildet hat. Seine Mutter, Maria Kornelisz, die
Tochter des berühmten Kornelis Kornelissen von Harlem,
zeichnete und malte selbst, und sein Vater war ein Holz-
schnitzer Namens Pieter Janze Begyn. Er war ein grosser
Meister im Malen von Bauerngesellschaften, aber .dabei ein
lockerer Schalk, so dass ihn sein Vater nicht mehr wie seinen
ERSTER THETL. 1 3 l
Sohn ansehen wollte. Deshalb wollte er auch nicht länger den
Namen Begyn führen, sondern änderte ihn in Bega. —
In welchem Jahre er zu Harlem geboren ist, weiss ich
nicht, nur dass er am 27. August 1664 an der Pest starb.
Mir wurde erzählt, dass er in ein Mädchen so leidenschaftlich
verliebt gewesen, dass er, als sie von der Pest ergriffen ward,
sich von ihr nicht trennen wollte, obgleich seine Mutter und die
Aerzte ihn mit Gewalt dazu veranlassen wollten und ihm
ernstlich abriethen, an ihr Bett zu kommen. Als sie dem Tode
nahe war, stellte er sich verrückt und sinnlos und wollte sie
noch zum letzten Abschied küssen. Da er aber daran verhindert
wurde, nahm er einen Besenstiel und hielt ihn derart, dass
sie ihn an dem einen, er an dem anderen Ende dreimal küsste,
indem sie so von einander Abschied nahmen. Doch er ward 35o.
auch von der Pest ergriffen und folgte ihr in Kürze auf dem-
selben Wege, in der Blüthe seines Lebens.
Seine Bilder, welche unter die besten dieser Art gezählt
werden, schmücken die vornehmsten niederländischen Cabinete. —
Sein Zeit-, Stadt- und Kunstgenosse Leendert van der
Koogen hat sein Porträt in seiner Jugend gezeichnet. —
Dieser stammte von Muttersseire von den Beerestein 's
ab, die vor Alters grosse Gönner und Förderer der. Kunst
gewesen, was auch van M ander in seinem Malerbuche rühmend
erwähnt. Er war ein Schüler von Jacques Jordaens zu Ant-
werpen. Nachdem er von seinem Meister nach Hause zurück-
gekehrt war, unterhielt er insbesondere mit Korne lis Bega
freundschaftlichen Verkehr. Sie spornten einander gegenseitig
zur Thätigkeit an und zeichneten miteinander oft nach der
Natur. Er hat dieselbe saubere, flotte oder breite Behandlung
des Zeichenstifts wie Bega, doch ist er geistreicher und führt
die Schatten stets nach einer Seite. Auch malte er seine
Figuren grösser, zuweilen lebensgross. Er hat auch einige
Platten in Kupfer geätzt, sattsam geschickt und geistreich, aber
etwas roh, in^ der Weise Carracci's. Da er aber nicht um
des lieben Brodes willen arbeiten musste, hat er sich auch
nicht zu sehr angestrengt, sondern lediglich gearbeitet, wenn
ihn seine Lust dazu antrieb, und darum auch nicht so viel
gemacht, dass er ausserhalb seiner Geburtsstadt Harlem, in35i.
I 52 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
welcher er im Jahre 1681 starb, berühmt geworden wäre. In
Folge dessen können wir auch nur wenig von ihm erzählen. —
Er war ledig und wohnte damals bei seinen Verwandten
in der Schachtelstraat in Harlem in Miethe und Kost, und
ward von den Hausgenossen gewöhnlich Leendert Oom, wie man
bejahrte Freier zu nennen pflegt, genannt. —
3^4- Der geschickte Schiffszeichner Willem van den Velde
ward im Jahre 1610 zu Leiden geboren. Da er zur Seefahrt
Lust hatte, fand er später Gelegenheit, im Dienste der Staaten
zu jener Zeit die Kriegsflotte in einer Jacht zu begleiten und
durch Ab- und Zufahren Berichte hin und her zu bringen.
Da er den Bau und die Ausrüstung der Schiffe vollkommen
verstand, versuchte er mit der Feder verschiedene, sowol
grosse als kleine Fahrzeuge auf Papier und weiss grtmdirte
Leinwand zu zeichnen , ja auch Admiralsschiffe und ganze
Flotten kunstgerecht in vollen Segeln darzustellen, um dadurch
den Staaten neben seinen Worten eine deutliche Vorstellung
als Bericht zu geben, die ihm dies besonders lohnten und ihn
hiezu in ihren Diensten behielten.
355. Als Opdam im Jahre i665 mit seinem Schiffe, in Folge
einer Unachtsamkeit in der Pulverkammer, in die Luft flog,
hatte «er noch die letzte Mahlzeit bei ihm an Bord gegessen,
und . dieser staunte noch , dass sich Jemand aus Liebhaberei
so nahe an die Gefahr wage. Gerard Brand berichtet in
seiner Lebensbeschreibung Michiel de Ruyter's (p. 476), dass
iro Jahre 1666 der berühmte Schiffszeichner Willem van
den Velde in der Absicht zur Flotte kam, die Ereignisse des
bevorstehenden Seegefechtes*) nach der Natur aufzunehmen,
zu welchem Zwecke ihn ein Galjoot-Ruderer ringsherum oder
nach jenen Punkten führen sollte, von wo er ^ den besten
Gesichtspunkt für seine Zeichnungen finden konnte.
Später kam er, ich weiss nicht durch welchen Umstand,
in den Dienst König Karl's, und in Folge dessen auch König
Jakob 's, für welche er viele kunstvolle Zeichnungen von
Seetreffen und anderen Vorfällen auf weiss grundirte und auf-
*) Dieses SeetrefFen fand am 11., 12., i3. und 14. Juni 1666 zwischen
M. de Ruyter und Monk, dem Admiral der englischen Flotte, bei Ostende statt.
ERSTER THEIL. l53
gezogene Leinwand gezeichnet hat. Die Oelmalerei versuchte
er auch im späten Alter.
Seinen genauen Todestag kenne ich nicht, wol aber den
Tag seines Begräbnisses, den ich einer Todesanzeige, welche
die Tochter Adriaen van de Velde's zur Erinnerung an
das Ableben ihres Grossvaters bewahrt, entnehme, in welcher
inmitten eines Kupferstiches mit sinnbildlichen Darstellungen
des Todes, Begräbnisses, der Auferstehung und Himmelfahrt,
zu lesen ist, dass:
„Mr. Wm. V. Velde Senior,, late painter of Sea-Fights
to their Majesties King Charles IL and King James," aus
seinem Hause in Sack-Fieldstreet in Pickadilly, „to the Parish
Church of St. James" gebracht und daselbst am i6. Decem- 356.
ber 1693 begraben wurde.
Johannes Mytens ist zu Brüssel am 17. Mai 1612
geboren. Er war in seiner Jugend zuerst Schüler des berühmten
Anton van Opstal, später des Nicolas van der Horst, bei
welchen er durch natürliche Neigung, Fleiss und dauernde Uebung
solche Fortschritte machte, dass er damals für geeignet erkannt
wurde, die Bildnisse des Grafen Heinrich von Nassau und
seiner Gemalin, der Gräfin von Stirom, des Grafen von
Bentem und noch anderer Vornehmen zu malen, wodurch er
grossen Ruhm erlangte. Später verlegte er sich gänzlich auf den
Kupferstichhandel.
Er hatte einen Sohn Namens Kornelis, der ein guter
Kupferstecher war, wie dies insbesondere an dem von ihm
gestochenen Porträt seines Vaters zu sehen ist.
Der grosse Landschaftsmaler Emelraad hat viele Jahrein
Rom gelebt und war ein berühmter Meister seiner Kunst. Die
meisten und besten seiner Bilder sind mit Figuren von Erasmus
Quellinus und mit Thieren von anderen Meistern staffirt.
Mehrere seiner bedeutendsten Bilder prangen, neben anderen
Kunstwerken, in der Kirche der »Karmeliter.
Der kunstfertige Glasmaler Pieter Janszen ist zu
Amsterdam im Jahre 1612 geboren. Er war ein Schüler des
tüchtigen Glasmalers Jan van Bockhorst von Harlem, der
im Jahre 1672 starb und von dessen Hand noch mehrere Glas- 357.
fenster ii\ den niederländischen Kirchen zu sehen sind.
I 54 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRG
Der erstgenannte Pieter Janszen war '
Zeichner auf Papier, wovon wir in dem Leben
Jan Pietersze Sönier noch mehr berichten vri
bejahrt im Jahre 1672.
Thomas. Willeborts Bossaert ist i
Zoom geboren. Er war ein guter Maler von f
und Porträts und hat zu seiner Zeit in Ronr
Spanien und England gearbeitet. Insbesondere ''' ^
seiner Einsicht, seines Betragens und seines /
Heinrich Friedrich, Prinzen von Oranien J,
Friedrich Heinrich), und bei seinem Sohn,
Wilhelm, geschätzt. Gerard Segers Garsein ]
Er ist geboren im Jahre 161 3 und wohnte im v^
Antwerpen, wo er mit Eifer thätig war. — J
Otto Marcelis malte beinahe ausschl
Schlangen, Kröten und Eidechsen, und doch ha
er sie so natürlich nachzubilden verstand, sie
befunden, so in England als in Frankreich, wo er .
358. Königin Mutter malte, die ihm freie Wohnung und x.
und eine Pistole für 4 Stunden Arbeit des Tages gab. Er stai
auch lange im Dienst des Grossherzogs von F'lorenz und
hat Neapel und Rom besucht, wo Guilhelmo van Aelst, der
sein Schüler war, mit ihm verkehrte und mancherlei Possen
mit ihm ausführte.
In der Bent gaben sie ihm den Beinamen Snuffelaar,
weil er überall nach sonderlich gefärbten oder gesprenkelten
Schlangen, Eidechsen, Raupen, Spinnen, Schmetterlingen und
fremden Gewächsen und Kräutern umherschnüffelte.
Nachdem er seiner Reiselust genügt hatte, kam er wieder
in sein Vaterland und starb nach zwölfjähriger Ehe im Jahre
1673, ungefähr 60 Jahre alt.
Seine Witwe, die nach ihm noch zwei Männer überlebte,
und noch gegenwärtig lebt, hat mir erzählt, dass er die Thiere
in einer Niederung vor Amsterdam, wo sie am besten ge-
deihen konnten, zu diesem Zwecke eingeplankt, täglich fütterte,
und auch hinter seinem Hause einen Winkel hatte, wo sie ihm
stets bei seiner Arbeit zur Hand waren. Einige dieser Schlangen
gewöhnten sich mit der Zeit so sehr an ihn, dass er sie, wenn
ERSTER THEIL. l55
er sie malen wollte, mit seinem Malerstocke so stellen konnte,
wie er sie eben nÖthig hatte, und dass sie liegen blieben, bis
sie gemalt waren. —
Pieter de Laar, genannt Bamboots, ist zu Laren nächst 359.
N<'iarden von ehrlichen Eltern geboren, die ihn bürgerlich und
anständig erzogen. Sein Talent machte sich in Kürze be-
merklich und schon seine frühesten Arbeiten zeigten, wozu
er in die Wiege gelegt worden war, denn es gab nichts, was -
er nicht mit Kohle und Kreide beschrieben hätte. Von diesen
Anfängen zu einer geschickten Führung des Zeichenstifts und
des Pinsels, ich weiss nicht unter wessen Leitung, heran-
gewachsen, hatte er noch das Glück, sich ein sicheres Denk-
bild aller Gegenstände oder Erscheinungen einprägen zu können,
die ihm vorkamen. Ja es genügte ihm, etwas einmal gesehen
zu haben, um sich dessen nachher bedienen zu können. Dies
bestätigen auch die Italiener, die mit ihm verkehrt und Umgang
gepflogen haben, welche sagen, das« er mehr im Kopfe als auf
dem Papier skizzirt hatte, ja dass er die mannigfaltigen male-
rischen Erscheinungen, die in Feldern, Auen, Bergen, Bäumen
durch grössere oder geringere Beleuchtung hervorgebracht 36o.
werden, so getreu beobachtete, als ob er dergleichen Vorbilder
unmittelbar vor sich gehabt hätte.
Er begab sich früh, zuerst nach Frankreich und dann
nach Rom, wo er 16 Jahre verweilte und sich täglich zu
seiner weiteren Ausbildung eifrig übte, da er von den vielen
schönen Vorbildern, die Rom zu seiner Zeit besass, angespornt
wurde. Er brachte es dadurch endlich so weit, dass er unter
den besten Künstlern genannt und von ihnen wegen seines
angenehmen Benehmens und . seiner Spasshaftigkeit geliebt
wurde.
Er war, wenn er arbeitete, still und ganz in Gedanken
verloren. Der Grund war, wie ich oben bereits gesagt, der, dass
er während des Malens des lebendigen Originals nicht bedurfte,
auch nicht einmal zu seinen Figuren, sondern lediglich sich der
Vorstellung bediente, die er sich davon gebildet hatte. Er pflegte
deshalb, wenn sein Geist durch anhaltendes Nachdenken ermüdet
war, sich durch eine heitere Melodie auf seiner Violine wieder
zu erfrischen.
I 58 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
dem See-Ungeheuer blickend und wehklagend dargestellt. — Aber
Helt malte sie von dem Felsen erlöst, wie sie' schamerröthend
vor sich niedersieht.
367. Auch J. V. Vondel hat emige seiner Bilder werth
gehalten, ihrer in seinen Reimen zu gedenken, so namentlich
die Klelia bei Herrn Hoogenhuis, — und die Kornvertheilung
durch Joseph in Egypten, — ein Bild in der Schatzkammer,
welches auch J. Vos besungen hat. —
368. Adam Willarts, dessen wir früher bereits gedacht
haben, war ein guter Maler, und sein Sohn Abraham Wil-
larts zeigte auch von Jugend auf Lust zur Kunst. Er ist in
Utrecht im Jahre 161 3 geboren, hat die Anfangsgründe bei
seinem Vater und dann noch ein Jahr bei Jan Bylert
gelernt; später bei Simon Voet in Paris, wo er seine Zeit
so wol in Acht nahm und durch Eifer und Ausdauer solche
Fortschritte machte, dass er, wieder nach Utrecht zurück-
gekehrt, zu dem Grafen Moritz nach Brüssel entboten ward,
um für ihn Verschiedenes zu zeichnen und zil malen. Aber aus
welchem Grunde' er als Soldat mit der Flotte ging, die damals nach
Afrika segelte, und ausgeschifft nach St. Paolo in Angola zog,
ist nicht ganz klar. Man sagt jedoch, dass er nach seiner Rück-
kehr bei dem Grafen noch mehr im Ansehen stand, als vorher.
Später übte er längere Zeit seine Kunst zu Amesfoort und auf
dem Bauplatze des berühmten Architekten und Kunstverständigen
Jakob van Kampen aus, der sehr geneigt war, jungen talent-
vollen Leuten fortzuhelfen und ihnen von seinen Kenntnissen
wolwollend mitzutheilen. Wir werden ihn deshalb noch in der
Lebensbeschreibung von Mathias Withoos loben. Willarts
lebte noch im Jahre 1660 in Utrecht.
In demselben Jahre 161 3 ward auch Jacques van Artois
zu Brüssel geboren. Dieser ward gerühmt ob seiner natürlichen,
leichten und zarten Behandlung der Fernsichten, Hintergründe
und Bäume,, sowie der moosbedeckten oder epheuumrankten
369. Stämme, welche er geistreich darzustellen wusste; er verstand
es auch, seine Landschaften mit guten Figuren zu Staffiren. —
Die Berichte, welche in zweifelhaften Angelegenheiten,
nur als Vermuthungen angesehen werden können, würden mich
wol oft, wenn ich nicht vorsichtig erwogen hätte, zu Irrthümern
ERSTER THETL. I 59
verleitet haben. So wollten mich z. B. Einige versichern, dass
der berühmte Maler Bartholomaeus Breenberg, der zu Utrecht
geboren ist, der Meister des Kornelis Poelenburg gewesen
wäre. Das Erstere kann allerdings richtig sein , aber das Letztere 370.
ist unwahrscheinlich, da Poelenburg im Jahre i586 geboren
ward, Breenberg aber im Jahre 1660 starb und inzwischen
wol zu viele Jahre für ein Menschenleben verflossen sind.
Wir haben ihn deshalb lieber übergangen, bis wir besser
über ihn unterrichtet sein werden, und haben lediglich seinen
Namen am Ende dieses ersten Theiles erwähnt, um die Leser
ernstlich zu ersuchen, uns, wenn sie etwas .über seine Geburts-
zeit und sein Leben, oder über die Maler Gabriel Metzu,
Gerard T-erburg und Gerard van Siil, sämmtlich einer
grossen Rolle auf unserem Schauplatze würdig, wüssten, dies
mündlich, oder, wenn sie ausserhalb der Stadt wohnen, brieflich
mitzutheilen. Auch müssen wir uns, wie es scheint » mit knappen
Berichten über Bartholomaeus van der Helst begnügen
der mit Gerard Dou den zweiten Theil unseres Werkes
eröffnen soll.
ZWEITER THEIL
der mit dem Jahre i6i3 beginnt und die Lebensbeschreibungen jener Maler
enthalt, welche vor dem Jahre i635 geboren sind.
errit Dou stammt aus Friesland, ist aber zu Leiden
am 7. April 161 3 geboren. Er war der Sohn eines
Glasmachers, Namens Douwe Janszoon ; seine Mutter
hiess Marytje Jansdochter. Als diese des Knaben Neigung
zur Kunst wahrnahmen, schickten sie ihn im Jahre 1622 zu dem
Kupferstecher Bartholomeus Dolendo, damit er die Anfangs-
gründe des Zeichnens lerne, und nach Verlauf von ein und
einem halben Jahre zu dem geschickten Glasmaler Pieter
Kouwenhorn, damit er diese Kunst Jerne, um sie später
in seinem Gewerbe auszuüben. Bei diesem blieb er zwei Jahre,
oder noch länger, und machte solche Fortschritte, dass ihn sein
Vater zu sich in das Geschäft nahm und ihn zum Glasmalen
und Glasmachen verwendete, wodurch ihm grosser Vortheil
erwuchs. Da er aber in der Folge sah, dass er so unerschrocken
und ohne jegliche Furcht sowol bei dem Aufstellen neuer, als
Ausbessern alter Gläser die Fenster erkletterte, besorgte er selbst,
dass ihm ein Unglück widerfahren könnte. Darum entschloss
er sich, wenn auch gegen seinen V^illen und zu eigenem
Nachtheil, ihn Maler werden zu lassen und gab ihn im Alter
von i5 Jahren am 14. Februar 1628, zu dem damals weit
berühmten Rembrant, bei dem er ungefähr drei Jahre blieb;
in dieser Zeit machte er solche Fortschritte, dass man aus
seinen Jugendarbeiten wol entnehmen konnte, dass von ihm
ZWEITER THEIL. l6l
insbesondere in kleinen und fleissig ausgeführten Arbeiten Gutes
zu hoffen wäre.
Viele staunten, dass aus der Schule Rembrant's ein so
edles Reis entspross; diese wissen aber nicht, dass Rembrant
selbst in seiner ersten Zeit höchst ausführlich malte, wie wir
dies bereits in seiner Lebensbeschreibung durch einzelne Beispiele
angedeutet haben.
Gerard Dou malte Alles mit der grössten Ausdauer 3.
und Geduld nach der Natur, durch einen mit Drähten kreuz-
weise übersponnenen Rahmen; ein Hilfsmittel für alle Jene,
die sich nicht zutrauen, aus freier Hand zu zeichnen.
Joachim Sandrart erzählt, dass er mit P. de Laar,
Gerard Dou besuchte, der sie freundlich empfing und ihnen
Alles zeigte, was er an Bildern sowol zur Hälfte, als ganz voll-
endet hatte. Sie lobten dieselben und bewunderten insbesondere
seine Geduld im Vollenden eines Besenstiels, worauf er bemerkte,
dass er wol noch drei Tage daran zu arbeiten hatte. Er malte
damals das Porträt des Kunstfreundes Spiering, im Vorder-
grunde seines Cabinets sitzend, neben ihm seine Frau und die
Mutter derselben, die ihr ein Buch reicht; dieses Bild war so
ausserordentlich fleissig gemalt, dass man kaum Alles daran mit
freien Augen sehen konnte (weshalb er auch von seinem
3o. Jahre an Vergrösserungsgläser gebrauchte), doch war es nicht
ganz so glücklich in der Aehnlichkeit der Physiognomien; die
Frau des Herrn Spiering sagte, dass sie zu der einen Hand,
die auf dem Lehnstuhl ruhte, fünf Tage gesessen habe. Dies
nahm den Leuten die Lust, sich von ihm porträtiren zu lassen,
in Folge dessen er auch meist eigene Erfindungen malte, in
welchen er viel Stillleben anbrachte, und was er an lebenden 4«
Modellen dazu gebrauchte,, bezahlte er reichlich für die bewiesene
Geduld. Der genannte Spiering gab ihm jährlich *) looo fl.
und bezahlte ihm überdies für jedes Bild so viel, als dessen
Gewicht in Silber betrug. Er machte seine Pinsel selbst, rieb
seine Farben auf Glas und schützte sie mit grosser Sorgfalt
*) Dies berichtet auch P. Angel in seinem „Lof der Schilderkonst",
indem er p. 23 sagt: „G. Dou empfing jährlich dafür, dass er dem Herrn
Spiering seine Werke zuerst anbot, 5oo Gulden Karolus." — Sie differiren
demnach in der Angabe des Preises.
Qaellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 1 1
l62 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
vor Staub. — Soweit Sandrar t. Man möchte glauben, dass
er dies mehr zu seinem Spott als zu seinem Ruhnoe geschrie-
ben habe.
Wenn wir die Detailarbeit seiner Bilder in's Auge fassen,
so ist es beinahe unglaublich, dass ein Mann so viel hervor-
gebracht haben soll, und es bestätigt uns, dass er seine Zeit
ausserordentlich eifrig in Acht genommen haben muss. Seine
Werke aber rühmen selbst das Talent ihres Schöpfers. Es
gibt kaum andere Bilder, die so geschätzt werden, wie die seinen,
welche deshalb zur Zierde der berühmtesten Cabinete zu hohem
Preise aufgekauft werden. Deshalb ist es wol unnütz, den Leser
insbesondere darauf hinzuweisen. Für das beste von vielen
seiner Werke ^ wird dasjenige gehalten, welches die Herren der
Ostindischen Compagnie von ihm für 4000 Gulden kauften und
dem Könige Karl II. verehrten, als er von hier nach England
ging, um seine Anwartschaft auf die Krone geltend zu machen.
Andere sagen, dass die Heeren-Staaten dieses Kunstwerk
dem König Karl verehrten, als er im Jahre 1660 in sein Reich
zurückkehrte, und dass sie es um eine bedeutende Summe aus
5. dem berühmten Cabinete seines grossen Mäcens, des Herrn de
Bie, kauften. In demselben war eine Frau mit dem Kind auf
dem Schoosse, und ein Mädchen, das mit demselben spielt,
dargestellt. Später wurde es von König Willem aus England
nach Loo gebracht; wo es sich aber gegenwärtig befindet, weiss
ich nicht.
Das. grösste seiner in Holland bekannten Bilder ist in
Amsterdam bei der Witwe des Kunstfreundes Jakob van Hoek.
Es ist, innerhalb des Rahmens gemessen, 3 Fuss hoch und
2 Fuss 6 Daumen breit. In demselben sind zwei Kammern
dargestellt. In der vorderen, vor welcher ein kunstvoller ^Teppich
als Vorhang hängt, sieht man eine Frau, die einem Kinde die
Brust gibt, daneben eine Wiege und anderes Weidengeflecht,
ein teppichbedeckter Tisch und auf demselben eine zierlich
vergoldete, silberne Lampe, ein kupferner Kirchenleuchter und
anderes Stillleben. Im Hintergrunde sieht man einen Barbier-
laden, in welchem einem Bauer das Zäpfchen gehoben wird,
daneben ein weinendes altes Weib und noch mehrere andere
Figuren; die beiden aufgeschlagenen Thüren zeigen einerseits
ZWEITER THEIL. l63
eine Studierstube, in welcher ein alter Mann bei Kerzenlicht
die Feder schneidet, andererseits eine Schreib- und Rechen-
schule mit Kindern an verschiedenen Tischen, die überaus kunst-
voll durch verschiedene Kerzenlichter und eine Laterne be-
leuchtet werden. Eins wie das andere und jedes insbesondere ist
natürlich, kunstreich, kräftig und so fleissig gemalt, wie man
sich nur vorstellen kann. Die Aussenseiten der Flügel, welche
dieses Kunstwerk schliessen, sind mit den Gestalten der freien
Künste von Coxie in Grau bemalt.
Es ist zu bedauern, dass dieses Mannes Talent nicht auf
grössere Gegenstände gelenkt wurde und er den Pinsel nicht zur 6.
Darstellung würdigerer und rühmenswerter Vorwürfe verwendet
hat. — Zwei Gründe waren, wie man allgemein vermutet, die
Ursache, warum er stets bei der Darstellung von Kleinigkeiten
verweilte; zunächst weil er sich so starr an die Nachahmung der
Natur gewöhnt hatte, dass er nichts ohne sie darstellen konnte
oder wollte, — und weil sein Talent sich nicht höher erheben
konnte und sich deshalb, im Hinblick auf die Wahl seiner Vor-
würfe, vertiefte; — gewiss aber ist es, dass er durch seine
Manier der Welt zur Bewunderung gereicht und von allen
Künstlern, vor Allen, die zu seiner Zeit auf fleissige Behandlung 7.
bedacht waren, gepriesen werden muss, weil er mit seinem
Pinsel viel mehr gezeichnet und ausgedrückt hat als Andere, die
mit Vertreiben und Verschmelzen ihr Ziel zu erreichen suchten.
In Folge dessen haben seine Gemälde grosse Kraft, selbst auf
grössere Entfernung, während jene Pinselarbeiten, die auf andere
Art behandelt sind, wie in einem Nebel verschwinden.
Er starb hochbetagt und hinterliess viel Ruhm und Geld.
Zur selben Zeit, und wol noch früher, blühte auch
Nicolas van derHek, dessen van Mander auf dem letzten
Blatte seines Malerbuches mit den Worten gedenkt:
„Zu Alkmaar lebt auch ein Nicolas van der Hek aus
der Familie des Märten Heemskerk, ein Schüler von Jan
Nagel, ein guter Maler, besonders von Landschaften." Van
Mander hat hier, wie das Sprüchwort sagt, den Nagel auf
den Kopf getroff ep, denn dass er ein guter Meister im Figuren -
und Historienmalen gewesen, bezeugen noch verschiedene seiner
Werke. — Dennoch aber war er ein grösserer Meister in der
1 64 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SGHOUBURGH.
Landschaftsmalerei. Zu Alkmar, in der SchöfFenkammer des
Rathhauses, sind von ihm noch drei Stücke zu sehen. Das
erste stellt den Oberschulzen von Südholland vor, dem ob seines
Kuhdiebstahls auf Befehl des Grafen Willem des Guten der
Kopf abgeschlagen wird. In dem zweiten ist dargestellt, wie
Cambyses den ungerechten Richter lebendig schinden lässt,
während der Sohn, mit des Vaters Haut um die Schultern, auf
dem Richterstuhle sitzt. Und in dem dritten Bilde ist König
Salomon dargestellt, der den Streit def beiden Huren um das
lebende Kind schlichtet und nach Recht entscheidet.
8. Auch bei Hendrik Nollemann ist von ihm eine grosse
Bauernkirmess zu sehen, geistreich in Composition und Erfin-
dung verschiedener Possen. Im Hintergrunde eine kunstvolle
Landschaft.
Zu Egmont auf dem Schlosse des Herrn A. le Fe vre ist
von seiner Hand eine grosse Cebestafel, und in derselben das
Porträt des berühmten Mathematikers Adriaen Matius, für den
er, wie man glaubt, dieselbe gemalt habe.
Bei dem Vorsitzenden Schöffen G. van Vladderakken
ist ebenfalls ein grosses Bild von ihm, in welchem vorne
das Stammhaus sichtbar ist. Im Hintergrunde zur rechten
Hand ein Busch, in welchem Johannes der Täufer vor einer
grossen Zuhörermenge predigt, und ein still fliessend Wasser,
welches den Jordan vorstellt. Dies Alles ist kunstgerecht, sauber,
gut in der Haltung und kräftig gemalt.
Er war einer Derjenigen, die im Jahre i63i zu Alkmaar
eine Kunstgenossenschaft des St. Lucas gründeten.
Märten Heemskerk van der Hek, der Sohn des Nico-
laas van der Hek und Neffe des Märten Heemskerk, nach
welchem Jener diesen seinen Sohn nannte, kam am 8. Sep-
tember i653 in die St. Lucas-Gilde und ward Regent derselben
im Jahre 1654.
Er malte ausschliesslich Landschaften, aber nicht so gut
wie sein Vater, und machte es sich insbesondere zur Aufgabe,
die uralten holländischen Castelle und Schlösser, so wie R. Rog-
man, nachzuzeichnen.
Unter Anderem hat er wiederholt und von verschiedenen
Punkten, das Schloss und die Abtei von Egmont in ihrem
ZWEITER THEIL. l65
Zustande nach der letzten Verwüstung mit seinem Pinsel dar-
gestellt.
Zu dieser Zeit ward auch der Phönix der niederländischen 9.
Porträtmaler: Bartholomaeus van der Helst, zu Harlem
geboren. —
Wessen Schüler er gewesen, weiss ich nicht, wol aber,
dass er ein ausgezeichneter Künstler im Porträtiren war, was
noch viele seiner Werke bekunden.
Unter der grossen Anzahl seiner kunstvoll gemalten
Porträts ragt vor Allen das grosse Schützenstück hervor,
welches 1648 bezeichnet ist und jetzt in der Kriegsraths-
kammer hängt, in welchem Korn. Joh. Witzen als Befehls-
haber im Vordergrunde sitzt. In diesem Bilde ist das Fleisch
so natürlich, hell und lebhaft, die verschiedenen Stoffe der
Gewänder so verschieden nach ihrer Art, goldene und silberne
Gefässe und andere Fest- und Prunkstücke so ausserordentlich
natürlich und kunstvoll gemalt, dass man darob nur staunen
kann. Deshalb bemerkt auch der Verfasser des „Wegwyzer
door Amsterdam" p. 454: dass ein grosser Kenner und Kunist-
liebhaber in Gegenwart verschiedener Herren äusserte: Wenn
irgend ein Bild in der Welt verehrungswürdig ist, so brauche
man nicht in andere Länder zu gehen, um ein besseres zu suchen.
Des grossen Lobes, welches Godfried Kn eller, Ritter,
Baronet und Hofmaler von England, über dieses Werk aus-
gesprochen, werden wir an anderer Stelle gedenken.
Bei Jan de Graaf, Herrn van Polsbroek, ist ein
kleines Bild mit den vier überaus kunstvoll gemalten Porträts
der vier Schützenmeister; eine grössere Wiederholung desselben 10.
hängt im Saale des Kolveniers-Doelen über dem Kamin. Auch
findet man in Amsterdam und anderwärts zahlreiche einzelne
Porträts, die sorgfältig und kunstvoll gemalt sind.
Auf ein Porträt der Jungfrau Konstancy Reinst, von
van der Helst, dichtete Jan Vos mehrere Verse. —
Er wohnte zu jener Zeit in Amsterdam in der Doelen-
straat, und verdiente, wie Sandrart sagt, viel Geld, war gern
in Gesellschaft, hatte keine Lust nach Italien zu gehen, war
zufrieden mit seiner Kunst und Stadt, und heiratete, als
er alt wurde, eine junge Frau, von welcher er einen Sohn
I 66 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
empfing, der auch Porträtmaler wurde und dem Beispiele seines
Vaters folgte, aber zu weit hinter ihm zurückblieb, als dass
wir seiner hier gedenken sollten. —
11. Hoorn, eine der ältesten Städte, hat den Maler Jacques
Wabbe hervorgebracht. Dieser war ein guter Porträt- und
Historienmaler sowol in lebensgrossen als kleineren Figuren.
Im Proveniers-Hof zu Hoorn ist von ihm die Geschichte
Josefs in vier Bildern kunstvoll und kräftig nach der Weise
seiner Zeit gemalt. Der geschickte Maler in Wasserfarben,
Johannes Bronkhorst, besass von ihm eine Darstellung der
Geschichte der Jefta, welche mit der Zahl 1602 datirt war.
Sein Todesjahr ist mir unbekannt.
Sein Stadt-, Zeit- und Künstgenosse Jan Alber tsz
Roodtseus war ein berühmter Maler lebensgrosser Porträts
und hatte darin eine solche Höhe erreicht, dass Viele seine
Werke ebenso hochschätzten wie jene des Bartholomaeus
van der Helst, dessen wir soeben gedacht haben. Aber ehe
ich dem beistimme, müssten dieselben wol probeweise mit-
einander verglichen werden, wozu ich wol Lust, aber keine
Zeit und Gelegenheit hatte.
Er war ein Schüler des Pieter Lastman. Im alten und
neuen Doelen zu Hoorn sind verschiedene Schützenstücke von
seiner Hand, die besonders gerühmt werden. Sie sind mit den
Jahren i65i, i652 und i655 datirt, also von ihm im Alter
von 40 Jahren gemalt. Er war ein Mann von guten Sitten
und besonders eifrig. Er hinterliess einen Sohn Namens
Jakobus. Dieser war ein Schüler des alten de Heem, dessen
Manier er so vortrefflich nachzuahmen verstand, dass er zu
seiner Zeit Geld und Ehre gewann, aber er wurde schwermütig;
daraus schliessen Einige, die nicht an die Prädestination glauben,
12. dass er sein Leben selbst endete. Er starb um das Jahr 1681,
fünfzig Jahre alt. —
Bonaventura Peeters ist im obengemeldeten Jahre zu
Antwerpen geboren und malte Seestürme und Schiffe, welche
1 3. Gefahr laufen, unterzugehen. — Solche und ähnliche traurige
Vorwürfe verstand er in ihren Erscheinungen recht wahrheits-
getreu darzustellen, auch Luft, Wasser, Klippen und Meeres-
Strand so natürlich zu malen, dass er allgemein in dieser Art
ZWEITER THEIL. 167
von Darstellungen als der Beste seiner Zeit gerühmt wird. Er
starb im Jahre i652.
Sein Jahr- und Kunstgenosse Franciscus Wouters, war
ganz verschieden in der Wahl seiner Stoffe, denn wenn Jener
traurige Vorwürfe wählte, so war Dieser im Gegentheil auf
fröhliche, angenehme und sinnerfreuende Stoffe bedacht. Den
Hintergrund seiner Gemälde bilden meist Landschaften oder
Waldungen, die mit ihren dichten Kronen angenehmen Schatten
gewähren. In denselben erscheint häufig eine nackte Venus mit
ihrem geliebten Adonis, oder ein Liebespaar von Nymphen und
Satyrn , oder die vor dem bockfüssigen Pan fliehende Siringa
oder ähnliche Staffagen. Und all' dies verstand er mit so
wunderbarer Zierlichkeit und Geschick zu malen, dass ihn
Kaiser Ferdinand II. darob hochschätzte. Im Jahre i63j war
er mit dem Gesandten des Kaisers in England, bei welcher
Gelegenheit er sein Talent zeigte. Von dort zurückgekehrt Hess
er sich in seiner Geburtsstadt Lier nieder. Doch kurze Zeit
darauf ging er nach Antwerpen, wo er auch im Jahre löSg 14.
starb. Er war ein Schüler des berühmten Peter Paul Rubens.
David Rykaert ist zu Antwerpen im Jahre 161 5 geboren.
Erlernte bei seinem Vater, welchen Kornelis de Bie — als
einen Maler von Gebirgen und Wasserfällen erwähnt. — David
hielt sich anfangs auch an derartige Gegenstände und seine
Weise zu malen, aber mit seinem fünfzigsten Jahre änderte er
sowol deren Wahl als seine Manier, und man sah ihn, wie
einen zweiten Höllen breughel, verschiedene Schnurren bei
Feuer und Kerzenlicht, auch fremdartige Darstellungen, Spuk- und
Höllengeschichten, zuweilen auch eine Versuchung des heiligen
Antonius malen, in welchen Bildern all' die geistreich ersonnenen
Teufelchen, vor dem Kreuze des Heiligen über Hals und Kopf
die Flucht ergreifen, und wie Spinnenfäden vor dem Winde
davonstieben.
Wie abschreckend auch derartige Stoffe sind , so hat er
dieselben doch so geistreich und kunstvoll darzustellen verstan-
den, dass der Erzherzog Leopold und andere Prinzen und
Herren dieselben als Zierde ihrer Galerien suchten.
Lucas Franfois der Jüngere, zu Mecheln im Jahre i6i5
geboren, war wegen seiner Porträts und Historienbilder berühmt.
I 68 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBüRGH.
An seiner Pinselbehandlung und seiner flotten und kräftigen
1 5. Manier ist zu sehen, dass er ausser der Schule seines Vaters
auch die des berühmten Peter Paul Rubens genossen hat.
Er hat lange Zeit in Frankreich gelebt, wo er Gelegenheit
fand verschiedene Fürsten und Fürstinnen zu malen. Er blieb
ledig, wenigstens war er es noch i66o, in seinem 45 Jahre.
Frans Menton, dessen * Geburtszeit uns nicht bekannt
ist, wollen wir unter seinem Todesjahre 161 5 erwähnen, in
welchem er nach der Angabe seines Grabsteines hinter dem
Predigerstuhle der grossen Kirche zu Alkmaar, am 24. März
starb. Sonst weiss ich nichts von ihm, als dass van Mander
im Leben des Frans Floris, von ihm sagt: Franfois Menton
aus Alkmaar, oder dort wohnend, ist ein guter Meister auf
allen Gebieten der Kunst, und auch ein guter Zeichner und
Kupferstecher etc. —
Mathys van den Berg ist im Jahre i6i5 geboren. Sein
Vater Jan van den Berg, zu Alkmaar geboren, ward, da er
von Jugend auf Neigung zur Kunst verrieth, um eine gute
Schule zu empfangen, zu Hendrik Goltzius geschickt. Da
aber sein Vater Schullehrer war und mit seinem Haushalte nach
Brabant zog, musste Jan als sein Stellvertreter eine Zeit lang das
Regiment führen , und den Pinsel mit der Feder vertauschen.
Trotzdem nahm er in der Zwischenzeit die Uebung des Pinsels
16. eifrig wahr, und noch mehr als er Gelegenheit fand, mit Rubens
zu verkehren , der den Kunsteifer noch mehr in ihm anfeuerte,
und er verstand es so hoch in seiner Gunst zu steigen, dass er
ihn zum Rentmeister und Aufseher über seine Landgüter bestellte,
aus welchen Gründen er sich zumeist in Ypern aufhalten musste,
wo auch unser Mathys geboren ist; doch hat er seine meiste
Lebenszeit in seines Vaters Geburtsstadt zugebracht. Da Mathys
von Natur mit Neigung zur Kunst begabt war, fand er durch
seinen Vater Gelegenheit, bei dem berühmten P. P. Rubens
zu lernen, und ward keiner seiner schlechtesten Schüler.
Er war ein sicherer Zeichner und unaufhörlich, selbst in
seinem Alter bemüht, nach dem Leben und den besten Bildern
die ihm vorkamen, zu zeichnen.
Da aber sein Talent durch das stete Copiren Anderer
verwöhnt wurde, was ein Hinderniss ist, um etwas Originelles
ZWEITER THEIL. 1 69
ZU schaffen, oder selbst zu erfinden, sieht man von ihm eine
grosse Zahl guter Copien, aber sehr selten Bilder seiner eigenen
Erfindung.
Zu wiederholten Malen zeichnete er in seiner Uebungszeit
das Porträt seines Vaters in verschiedenen Stellungen und
Costümen. Mehrere solcher Zeichnungen befinden sich noch im
Besitze von Liebhabern.
Er trat am i. Juni 1646 zu Alkmaar in die St. Lucas-
Gilde und starb daselbst im Jahre 1687.
Die Stadt Harlem, die sich unter den holländischen Städten
wol rühmen kann, die grösste Anzahl von Künstlern hervor-
gebracht zu haben, sah auch im Jahre 16 16 innerhalb ihrer
Mauern den talentvollen Tomas Wyk geboren werden, der wol
unter die besten Maler seiner Zeit einzureihen ist.
Viele seiner Bilder, in welchen er italienische Seehäfen 17-
mit zahlreichen Figuren, Waarenlagern , Schiffen etc. originell
dargestellt hat, habe ich mit Vergnügen gesehen; auch römische
Marktplätze mit komischen Quacksalbern und all* dem gaffenden
Pöbel, italienischen Seiltänzern, Kunstreitern oder Gauklern,
Frucht- und Gemüsehändlern, mit grossen Gebäuden und Palästen
im Hintergrunde, die er in Italien nach der Natur gezeichnet
hatte, sieht man von seiner Hand.
Er Verstandes auch geschickt, Strandaftsichten mit Weibern,
welche mit Fischkörben oder derlei auf dem Kopfe, nach dem
Markte eilen, darzustellen. Desgleichen Laboratorien oder Adep-
ten-Werkstätten, mit ihren Oefen, Schmelztiegeln, Retorten,
Gläsern und einer ungewöhnlichen Menge von Geräthschaften
die zur Alchimie gehören und ähnliche Vorwürfe die er sämmt-
lich so geistreich erfunden, kunstvoll angeordnet, sicher gezeichnet,
fett, verschmolzen und glühend in der Farbe gemalt hat, dass
seine Werke einen höheren Preis verdienen, als sie jetzt behaupten.
Seine Kunstliebe hat auch den Kupferstichfreunden einige
kleine Proben seines Talentes in eigenhändigen Radirungen in
Kupfer, hinterlassen.
Tomas Wyk hinterliess einen Sohn, Namens Jan Wyk
der ein guter Schlachtenmaler war und dessen Blüthezeit sein
Vater noch mit Freude erlebte, da er erst in einem Alter von
70 Jahren starb.
170 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Jan Wyk, der seine meiste Lebenszeit in England zuge-
bracht hat, malte auch Jagden zu Pferd, insbesondere Hirsch-
jagden. Jan Smit hat eine derselben in Kupfer gestochen.
18. Hendrik Carr^, der ihn in den Jahren 1692 und 1693 in Eng-
land kannte, erzählte mir, dass er in dem Portrtät des Herzogs
Friedrich von Schomberg das lebensgrosse Pferd, sowie den
Plan der Schlacht im Hintergrunde (welches Bild derselbe J. Smit
in Schwarzkunst geschabt hat) im Auftrage Godf. Kneller's,
von dem lediglich das Porträt des Herzogs herrührt, ruhrn-
würdig gemalt habe.
Er heiratete zu London und starb auch daselbst. —
Govaert Flink ist zu Cleve im December des Jahres 1616
geboren und zeigte von frühester Jugend Neigung zur Kunst.
Seine Eltern, welche die Absicht hatten, ihn zum Kaufmann
heranzubilden, gaben ihn in ein grosses Seidengeschäft zu Cleve.
Aber es währte nicht lange, so klagte sein Patron, dass er
wohl Männlein und Frauen auf Papier zeichne, aber im Ge-
ig-schäfte nichts arbeite. Hierauf Hess ihn sein Vater mit ernsten
Worten an, und verbot ihm dies. Obwohl er aber seinem
Vater in allen anderen Befehlen zu gehorchen gewohnt war,
konnte er darin seiner Neigung keinen Zwang anlegen , sondern
diese wuchs im Gegentheil umsomehr, da er die Bekanntschaft
eines Glasmalers machte, den er, wenn er ausgehen durfte,
in seinem Geschäfte besuchte, sowol um ihn arbeiten zu sehen,
als auch um selbst . etwas zu zeichnen. Dies vermehrte seine
Lust zur Kunst und minderte die Neigung für das Geschäft,
bis ihn endlich sein Patron nach Hause schickte und sagte,
man würde am besten ihun , wenn man aus ihm einen Maler
machen würde.
Sein Vater, der ehrsam und anständig lebte und Rent-
meister der Stadt war, sagte: Gott bewahre mich, dass ich
meinen Sohn zu einem Maler erziehe, die sämmtlich leicht-
sinnige Lumpe sind und ein ungebundenes Leben führen. Er
gebot ihm deshalb abermals sehr ernstlich, das Zeichnen ganz
aufzugeben und versprach, ihn nächstens in ein Geschäft nach
Amsterdam zu bringen.
Govaert Flink, dem allerorten mit Adleraugen nachge-
spürt wurde, fand sich nur mehr in seiner Schlafkammer frei
ZWEITER THEIL. 17 1
und da erst, wenn das Hausgesinde schlief. Er kaufte für sein
Taschengeld Zeichengerätheund ein Feuerzeug und zeichnete ganze
Nächte hindurch nach Kupferstichen, die er von dem erwähnten
Glasmaler geborgt hatte, bis sein Vater eines Nachts munter
wurde, das Licht sah, aufstand, ihn bei seinem Thun über-
raschte, Alles, was er fand in Fetzen riss, und ihn mit Schlä-
gen in sein Bett jagte. 20.
Diese unvorhergesehene Entdeckung betrübte ihn sehr,
weil er sah, dass dem Fasse, wie das Sprüchwort sagt, der
Boden ausgeschlagen war, und er Niemanden hatte, dem er seine
Not klagen konnte, als den genannten Glasmaler, der ihm doch
nicht helfen konnte. Aber nach Verlauf einiger Zeit kam der
Prediger der Mennonisten oder Taufgesinnten Lambert Jakobze,
aus Lewaarden in Friesland, nach Cleve, um zu predigen und
seine Glaubensgenossen daselbst zu besuchen. Da er ob seiner
Beredsamkeit und seines zurückgezogenen Lebens berühmt war,
gingen die Eltern Flink 's ihn predigen zu hören und waren
über alle Massen von ihm erbaut; als sie hörten, dass er überdies
ein berühmter Maler wäre, wurden sie plötzlich anderen Sinnes
und beschlossen mit ihm Rücksprache zu nehmen. Sie kamen
auch mit ihm überein, dass er ihren Sohn mit sich nach Lewaar-
den nehme, damit er in seinem Hause und unter seiner Auf-
sicht die Kunst lerne.
Flink hat selbst oft erzählt, dass ihm von seinem ganzen
Leben kein freudigerer oder angenehmerer Augenblick in Er-
innerung geblieben als der, da sie ihm diese Botschaft brachten.
In Lewaarden fand er Jakob Backer, einen geschickten
und eifrigen Jungen Mann als Zimmer- und Kunstgenossen, der
mit ihm, nachdem sie hinreichende Fortschritte, um selbst-
ständig zu arbeiten, gemacht hatten, nach Amsterdam ging,
wo Flink, der daselbst sehr wohlhabende Verwandte hatte,
zuerst Gelegenheit fand, Proben seiner Kunst zu geben. Da
aber zu jener Zeit Rembrant's Manier allgemein gelobt wurde 21.
und Alles in dieser Art gemacht sein musste, damit es der Welt
gefalle, fand er es angezeigt, für ein Jahr zu Rembrant
lernen zu gehen, damit er sich dessen Behandlung der Farben und
Malweise angewöhne, welche er in dieser kurzen Zeit so gut nach-
zuahmen verstand, dass mehrere seiner Arbeiten für echte Werke
172 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Rembrant's angesehen und verkauft wurden. Aber er hat sich
später diese Manier mit viel Mühe und Arbeit wieder abge-
wöhnt, als der Welt noch vor dem Tode Rembrant's von wirk-
lichen Kunstkennern und in Folge der Einfuhr italienischer Ar-
beiten, die Augen geöffnet wurden und die helle Malweise
wieder in Uebung kam.
Während sein Künstlerruhm seinen Weg machte, bekam
er Lust zu heiraten. Sein Auge fiel auf ein Mädchen aus
altem und geachtetem Geschlechte, deren Vater zu Rotterdam
Director der ostindischen Compagnie gewesen und die nun mit
ihrer verwitweten Mutter in Amsterdam wohnte. Sie war von
Natur mit Verstand und angenehmem Wesen begabt, schön
und nicht ohne Vermögen und er erhielt sie zur Frau. Da
aber nichts auf Erden dauernd ist, so war auch er nicht lange
Besitzer seines Glückes, denn sie starb im Jahre 1649, an der
Wassersucht, an der sie bereits vor ihrer Heirat litt, nachdem
sie ihm einen Sohn geboren hatte. —
22. Kurz nach seiner Heirat hatte er einen grossen Gemälde-
saal mit Oberlichten gebaut; auf dessen Gesimse stellte er die
Brustbilder der Kaiser, unten zahlreiche schöne Abgüsse nach
den geschätztesten Antiken auf und zwischen beide hing er man*
cherlei fremde Gewänder, Kleider, Harnische, Schiessgewehre und
Spiesse, desgleichen auch alte kostbare Sammtstoffe und andere
mit Gold bordirte Vorhänge, die aus dem alten Schlosse des Her-
zogs von Cleve herrührten, denn er stand in besonderer Gunst
bei dem Kurfürsten Wilhelm von Brandenburg, Herzog
von Cleve, dem Grossvater des gegenwärtigen Königs von
Preussen, für den er auch verschiedene Bilder gemalt hat, die
dem Fürsten so wol gefielen, dass er ihm sein mit Diamanten
besetztes Porträt verehrte.
Er genoss auch die Gunst des Prinzen Jan Moritz von
Nassau, Statthalters von Cleve, späteren Feldmarschalls dieses
Staates, der ihn, wenn er in Amsterdam war, oft besuchte und
selbst bewirthete.
Desgleichen stand er auch bei vielen vornehmen Herren
von Amsterdam in Gunst, z.B. beiden Bürgermeistern Kornelis
und Andries de Graaf, deren letztgenannter ihn häufig in
seinem Hause besuchte. Mit dem Ersten war er so innig
ZWEITER THEIL. lyS
befreundet, dass er ihn oft des Abends, von der Arbeit müde,
aus freien Stücken aufsuchte. Da er Gesellschaften, in welchen 23.
unmässig getrunken wurde, vermied, kam er auch nur sehr
selten zu den Versammlungen der Maler, und dann nur, damit
er nicht hochmüthig erscheine.
Andererseits war er heiterer. Art und obgleich er seine Er-
holung allein in der Kunst fand, war er kein Feind der Gesell-
schaft, sondern empfing Jene, die ihn besuchten, freundlich,
insbesondere gern Leute von Verstand und Kenntnissen, die
er, obgleich er nicht gelehrt war, gern reden hörte.
Wenn er des Sonntags seiner Kirchenpflicht nachgekom-
men war, brachte er den Rest des Tages mit Besuchen bei
Künstlern und Kunstfreunden zu, insbesondere bei dem Ein-
nehmer Uitenbogaert und den Schöffen Pieter und Johan
Six, denselben welche später viele ausgezeichnete italienische
Gemälde und vorzügliche Zeichnungen besassen; er sdbst hatte
auch eine grosse Anzahl von Gemälden, Zeichnungen und Kupfer-
stichen der berühmten italienischen Meister zusammengebracht
und verstand es nicht allein, mit kunstverständigem Urtheil die
Besonderheiten der Weise jedes Einzelnen zu betrachten, sondern
auch das Schöne zu seinem eigenen Gebrauche auszuwählen.
Als diese Sammlung nach seinem Tode verkauft wurde, brachte
sie ungefähr 12.000 Gulden ein.
In seinem Witwerstande malte er auch zwei Schützen-
stücke, deren eines im grossen Saale der Kolveniers-Doelen
zu Amsterdam über dem Kamin zu sehen ist. Aber sein, durch
die Werke von Rubens und van Dyk, die er zu Antwerpen 24.
mit grosser Aufmerksamkeit betrachtet hatte , auf grössere Unter-
nehmungen gerichteter Geist, wies Jene, welche von ihm ^or-
trätirt sein wollten, später zu Bartholomeus van der Helst,
mit dem Bemerken, dass dieser ebenso wie er, ihnen durch
seinen schmeichelnden Pinsel Genüge leisten würde.
Darauf malte er das im Bürgermeistersaale über dem Kamin
befindliche Bild: Marcus Curius, der die Geschenke der Samniter
zurückweist und mit einem Rübengerichte sich zufrieden gibt.
Nach diesem ein grosses Bild im Rathssaal: Salomon>
der Gott um Weisheit bittet. Sodann noch ein anderes, dessel-
ben Gegenstandes, nur kleiner und mit weniger Beiwerk, welches
1 74 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
er seiner Geburtsstadt Cleve verehrte, wofür sich die Bürger-
meister, Schöffen und Räthe der genannten Stadt in einem
Schreiben vom 29. August i65g bedankten. In diesen Gemälden
zeigte er nicht allein, wie trefflich er sich auf die grossartige
Composition, sondern auch auf die Gruppirung und Zusammen-
stellung der Figuren vor und. unter einander verstand, und dass
er Kraft in seine Bilder zu bringen wusste, ohne bunte und harte
Farben zu Hilfe zu nehmen.
Nachdem er sich durch diese Kunstwerke grossen Ruhm
geschaffen hatte, waren alle seine Gedanken nur auf grosse
Werke gerichtet, in Folge dessen auch im November des
genannten Jahres 1659, die Bürgermeister der Stadt Amster-
dam acht Stücke für die acht Eckfelder der Galerie des Rath-
hauses und noch vier andere kleinere für die ßogenfelder bei
ihm bestellten. Er entwarf hiezu bereits mit viel Lust und Eifer
die Skizzen.
In den acht grossen sollten die Schlachten dargestellt
25. werden, welche ehedem die alten Batavier unter Claudius Civilis
gegen die Römer schlugen. In den vier anderen die vier Helden,
welche rühmenswerthe Thaten zum Vortheil ihres Vaterlandes
ausgeführt hatten; von den Hebräern: David und Simson, und
von den Römern: M. Curtius und Horatius Cacles.
Als er noch im Geiste mit der Ausführung dieser Werke
beschäftigt war, gefiel es dem Allmächtigen, diesem Vorhaben
durch ein Fieber, dem ein Erbrechen folgte, ein Ende zu
setzen, an welchem er in der Zeit von fünf Tagen, am 2. Decem-
ber 1 660, im Alter von 44 Jahren starb.
Auf diesen frühen Tod beziehen sich die Verse seines
Freundes Vondel, der ihn oft besuchte, welche unter dem von
A. Blooteling gestochenen Porträte stehen.—
Derselbe Dichter hat auch mehrere seiner Werke durch
Verse gefeiert, z. B. die Darstellung des Urtheilsspruches des Titus
Manlius Torquatus im neuen Admiralitätshause zu Amsterdam. —
26. Desgleichen auch das schon erwähnte bedeutende Bild
über dem nördlichen Schornsteine der Rathskammer: Salomon,
welcher Gott um Weisheit bittet. —
Er hinterliess als Erben einen Sohn, dem er mit grosser
Mühe die Ausübung der Malerei, einer Kunst, verleidete, in
ZWEITER THEIL. 176
welcher man zu viel wissen und beobachten müsse, um ein
grosser Meister zu werden , sondern er leitete ihn zum Studium
der Rechtsgelehrtheit. Trotzdem ward die Lust und Liebe zur
Kunst in ihm nicht erstickt, da er dieselbe von seinem Vater 27.
ererbt hatte, und er brachte eine Galerie der auserlesensten
Kunstwerke alter italienischer Meister, wie: Titian, Palma,
Caracci, Guido, N. Poussin, A. van Dyk, Rottenhamer, P. Bril,
van der Werf etc. zusammen.
Zur grösseren Zierde stellte er dazwischen verschiedene
antike marmorne Statuen auf, die wol aus den Cabineten des
Herzogs von Buckingham, Reinst und Six herrührten. Die
Betrachtung derselben, sowie seiner mit grossem Eifer gesam-
melten italienischen Zeichnungen, von welchen die besten aus
den berühmten Cabineten der Herren van ßergesteyn und
Zuylichem herrühren, bereitet dem nun 70jährigen Manne
das grÖsste Vergnügen. Mehr als einmal hat der genannte
Nicolas Antoni Flink vor seinen Freunden erklärt, dass er,
von seinen Geschäften für Sachen von grösserer Bedeutung zu
sehr ermüdet, von Nichts so erfrischt werde, als von dem Durch-
blättern der einen oder anderen seiner Zeichnungsmappen,
wonach er seine unterbrochenen Geschäfte, wie ausgeruht,
wieder aufzunehmen vermag.
Sein Jahrgenosse ist der Landschaftsmaler Pieter Pieterz
Nedek, doch weiss ich von ihm Nichts zu sagen, als dass er
ein Schüler des P. Lastman, Amsterdamer von Geburt war
und in einem Alter von ungefähr 70 Jahren, als lediger Mann
starb.
La Tombe ist zu Amsterdam im Jahre 1616 geboren.
Wanderlustig, ging er nach Rom, wo er längere Zeit mit Aus-
übung der Kunst zubrachte. In der Bent erhielt er den Bei-
namen Stoppertje, weil er, sobald er in die Gesellschaft der
Maler, seiner Landesgenossen gekommen war, zu sagen pflegte, 28.
dass er sich eine Pfeife stopfen wolle.
Er malte Figuren und Gesellschaftsstücke, italienische
Bergleute und dergleichen Volk, wozu er eine gefällige Land-
schaft und Ruinen römischer Gebäude, Grotten, Gräber oder
derlei anbrachte. Nachdem er eine geraume Zeit wieder in seiner
Geburtsstadt gelebt hatte, starb er im Jahre 1676.
176 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Er hatte auch einen Bruder, der ein Freund von Bildern
und Kupferstichen war, und es existirt unter den Radirungen
Rembrant's ein Blatt, welches unter dem Namen „La Tombe^s
Blättchen" bekannt ist.
Hans Jordaens ist zu Delft im September 1616 geboren.
Ich hätte sehr gern von ihm Näheres berichtet, da er ein
grosser Künstler gewesen. Er war so ungewöhnlich gewandt,
dass man von ihm sprtichwörtlich sagte: er skizzire seine Fi-
guren mit einem 'Kochlöffel; deshalb gab ihm die römische
Bent, in welcher er viele Jahre verkehrte (weshalb auch
nur wenige seiner Arbeiten hier zu Lande zu sehen sind), den
Namen Pöllepel.
Ob er schon bei Beginn oder erst gegen Ende seines Lebens
so flink arbeitete, weiss ich nicht. Aber zu Amsterdam ist ein
Gemälde, in welchem er in der Weise Rotten hamer's Pharao,
der mit Wagen und Pferden im rothen Meere untergeht, dar-
gestellt hat. Es ist gegenwärtig im Besitze der Witwe des
Advocaten Muis van Holy. Er starb zu Voorburg, aber ich
weiss nicht in welchem Jahre.
29. Einige glauben, dass der berühmte Lucas Jordaens,
genannt der Neapolitaner, der in Gewandtheit des Pinsels seines
Gleichen nicht hatte, ein in Neapel 'gezeugter Sohn dieses Hans
Jordaens sei, da es bekannt ist, dass dieser den grÖssten Theil
seines Lebens in Rom, Venedig und Neapel zugelpracht hat.
Der Herr Jan van Beuningen in Amsterdam, besass 9
figurenreiche und trefiflich gemalte Stücke von Lucas Jordaens,
je 5 Fuss hoch und 7 Fuss breit. Sie stellen dar: Moses, der
mit seinem Stabe an den Felsen schlägt ; die Aufrichtung der
ehernen Schlange; David und Abigail; Pharao's Untergang im
rothen Meere; Jacob und Rebecca; die Schlacht des Moses
gegen die Amalekiter; das Urtheil Salomonis; die Schlacht
Josua's, und Ahasver und Esther. Von diesen hat das beste der
Kunstsammler Sibrecht van der Schelling ausgewählt und
gekauft. Der genannte van Beuningen sagte mir, dass er aus
zweifellosen Nachrichten wisse, dass er jedes der genannten
Bilder in zwei Tagen gemalt habe. Ich erzähle dies so wie ich
es selbst gehört habe, aber es ist kaum zu glauben, obwohl
auch noch andere Beispiele seiner ausserordentlichen Geschwin-
ZWEITER THEIL. I77
digkeit erzählt werden; unter Anderem sagt man, dass er das
Porträt des Königs von Spanien, der ihn von Neapel fortlockte,
und jenes der Königin, nachdem er Beide zum erstenmale gesehen,
nach seiner Erinnerung gemalt habe, und die Bilder am nächst-
folgenden Tage, da er zum Ritter geschlagen werden sollte,
zum grossen Erstaunen der Hofleute, dem Könige übersandte.
Es war deshalb nicht ohne Grund, wenn sie ihm in Italien den
Namen „Luca va presta*', das ist „Lucas lauft schnell", gegeben
haben.
Nachdem er einige Jahre in Madrid gelebt hatte, empfand 3o.
er wieder Lust nach Neapel und Rom zu gehen. Aber der
König hielt ihn von Jahr zu Jahr unter dem Vorwande zurück,
ihn zu entlassen, wenn er noch dies oder jenes Werk für ihn
gemalt haben würde und schenkte ihm dann ein Gespann
schöner Maulesel oder derlei, ausser der, ihm bis zu seinem
Tode ausgeworfenen jährlichen Summe von 5ooo Ducaten.
Ausser jenen Bildern, die er in Spanien gemalt hat, wird
als eines seiner besten, ein Frescogemälde in der Kirche St.
Andrea della Valle in Rom genannt, welches ein so ausser-
ordentliches Kunstwerk sein soll, dass die von uns früher er-
wähnten , nach dem Urtheile Jener die es in Rom gesehen haben,
nur als Spielereien seines Pinsels betrachtet werden können.
Gillis Schagen, Sohn Pieter Schagen's, welcher ehedem
Rath, später Schöffe von Alkmaar, Rechenmeister der Gene-
ralitäts-Rechenkammer, Rath der Staaten und Generalstaaten etc.
gewesen und ohne andere "Lehrer als seinen eigenen Eifer, in
der Kunst bewandert war, ist zu Alkmaar am 24. Juni 161 6
geboren. Er war von Natur für die Kunst begabt und hatte
zuerst Salomon van Ravestein, später den Pferdemaler
Pieter Verbeek zu Lehrern.
Von Wanderlust und der Neigung grosse Vorbilder zu
sehen, und sich nach ihnen weiterzubilden angetrieben, schiffte
er sich im Jahre löSy nach Danzig ein, wo er die Maler be-
suchte und von einem gewissen Joost ßrasser wol aufge-
nommen wurde.
Kurz darauf reiste er nach El hing, wo er von Strobel, 3i.
dem damaligen Hofmaler des Kaisers, später des Königs
Stanislaus von Polen, wol aufgenommen wurde und daselbst
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. ^ .. >— -.«^ 1 2
y
-^J^nii;!«:
178 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
zum Beweise seiner Kunst, das Porträt des Königs von Polen
malte. Nach Danzig zurückgekehrt, überfiel ihn eine Krankheit;
nachdem er genesen war, malte er noch einige Zeit und kehrte
wieder in sein Vaterland zurück, wo er aber nicht lange ver-
weilte, denn er fuhr mit einem Kriegsschiffe nach Dieppe, dann
nach Paris und, nach kurzem Aufenthalte daselbst, nach Orleans.
Dort blieb er beinahe ein Jahr und porträtirte die vor-
nehmsten Leute, bis er auf eine Einladung des Herrn Bally,
Herrn zu Yvry, Rathes des Königs von Frankreich etc., im
Februar i63g von Orleans nach Paris ging.
Daselbst malte er die Porträts der Kinder des Herrn von
Yvry, und machte die Bekanntschaft der Kupferstecher van
Lochum, Lynhoven von Harlem und des Herrn van Kloot-
wyk aus Dordrecht. Er copirte für denselben Herrn von Yvry
einen Christus und Johannes nach Michel Angelo, und einen
todten Christus im Schoosse der Maria, nach P. V. Rubens,
für eine Dame, Namens la Toyliere, durch welche Arbeiten
er viel Ruhm erntete.
Im October desselben Jahres schiffte er nach der englischen
Küste, gerade zu jener Zeit als der Seeheld Tromp gegen
Antonio de Oquendo gerüstet lag.
Als er den Admiral in Duins besuchte, ward er wol em-
pfangen nnd ihm eine Jacht zu seinem Dienste angeboten, wenn
32. er Lust hätte die Flotte zu zeichnen. Er wohnte dem Seege-
fechte bei, und steuerte nach der Schlacht in die Maas.
Nachdem der Friede mit Spanien geschlossen war, unter-
nahm er in Gesellschaft des Admirals van Dorp und des Herrn
van den Corput von Dordrecht, eine Reise nach Brabant, und
im Jahre i65i, in Gesellschaft des Herrn von Paffenrode und
des Fiscal's van den Broek, eine andere nach Lüttich und Köln.
Endlich ward Schagen, nachdem er viermal Fabriksmeister
oder Bauinspector seiner Geburtsstadt gewesen, und damals
Waisenvorstand war, von tödtlicher Krankheit ergriffen, an der
er am 18. April 1668 starb.
Von seinen Arbeiten ist hier zu Lande nur wenig bekannt,
da er nicht des Lebensunterhaltes wegen arbeitete, und nur
zwei seiner Skizzen, deren eine sein Porträt vorstellt, sind bei
seihen Nachkommen vorhanden. —
ZWEITER THEIL. I79
Ludolf de Jong ist im Jahre 1616 zu Overschie gebo- 33.
ren. Sein Vater war daselbst Lohgerber und Schuhmacher, zu
welchem Gewerbe er auch seinen Sohn erzog. Aber wenn er
etwas verschnitten oder seine Arbeit schlecht gemacht hatte,
behandelte ihn sein Vater etwas unzart mit dem Riemen, in
Folge dessen er entschlossen war, dieses Geschäft nicht weiter
zu lernen. Von dieser Zeit an war sein Sinnen auf die Kunst
gerichtet, bis sein Vater nach Rotterdam ^og und er auf Für-
sprache Anderer, die sein Talent anerkannten, zu Kornelis
Zachtleven, einem geschickten Maler von Figuren, Thieren und
Spukgeschichten , gegeben ward, der ihn zeichnen lehrte. Später
kam er zu Anton Palamedes nach Delft, der ein guter
Porträtmaler war, aber wenig auf ihn Acht gab. Missvergnügt
darob ging er, sobald seine Zeit um war, zu Joan Bylaert,
nach Utrecht, bei dem er solche Fortschritte machte, dass
er im Jahre i635, nach Hause zurückgekehrt, sofort, erst 19
Jahre alt, mit einem gewissen Frans Bacon, eine Reise nach
Frankreich unternahm, wo er sieben Jahre lang verweilte, und
wohl noch länger geblieben wäre , wenn ihn nicht sein Vater,
da seine Mutter während dessen krank geworden, zurück
gerufen hätte. Er gehorchte und kehrte nach Haus, hatte 34.
aber inzwischen die deutsche Sprache so gänzlich vergessen,
dass seine Eltern genöthigt waren, sich einen der französiscljen
Sprache kundigen Mann zu halten, um sich mit ihm zu
verständigen.
Seitdem hat er zu Rotterdam viele Porträts der vornehm-
sten Bürger gemalt, und durch sein angenehmes Betragen und
seine Geschicklichkeit sich viele Freunde erworben. Später hei-
ratete er die Tochter von Pieter Montagne, der mit verschie-
denen Herren der Regierung von Rotterdam und Schoonhoven
nahe befreundet war, in Folge dessen er die Majorsstelle der Stadt
Rotterdam erhielt, welches Amt er bis zum Jahre 1664 beklei-
dete. Ungeachtet dessen blieb die Liebe zur Kunst in ihm leben-
dig und er malte in jener Zeit ein grosses Regentenstück für die
Schützen, welches noch heute in dem Stadt-Doelen zu sehen ist;
es hängt in der Prinzenkammer und beweist sein Talent.
Später vertauschte er das Stadt -Majors -Amt gegen das
Schulzenamt von Hillegersberg, welches er zur grossen Zu-
12*
1 8o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
friedenheit der Einwohner bis zu seinem Tode, im Jahre 1697
versah. Ausser vielen lebensgrossen Porträts, die er zwischen
seinen Berufsgeschäften gemalt hatte, malte er auch verschiedene
moderne Interieurs, Schlachten, Jagden etc., wie ihn gerade
die Lust trieb, lediglich zu seinem Vergnügen.
Pieter de Hooge, war ein lieblicher Maler von Inte-
rieurs mit Gesellschaften von Herren und Frauen. Er lernte einige
Zeit bei dem berühmten N. Berchem, zugleich mit Jacob
35. Ugtervelt — der sich an der naturwahren und sorgfältigen
Darstellung kleiner Gesellschaftsstücke mit Frauen und Herren,
oder einer nähenden oder stickenden Frau genügen Hess, ohne
viel perspectivische Effecte im Hintergrunde anzubringen, welche
ein masskundiges Urtheil und genaues Augenmerk erfordern.
Bis zum Jahre 1604 hat van Man der über Hendrik
Goltzius, der damals ein Mann von 46 Jahren war, und
über seine Geschicklichkeit als Maler und Stecher nach Ver-
dienst berichtet.
Die Achtung, die ich für dieses Mannes Arbeiten hege,
und der Plan, den ich mir für dieses Werk gemacht habe, for-
dern, dass ich auch zur Erinnerung an seinen Todestag im
Jahre 1617 hier seine Grabschrift anführe:-
EPITAPHIUM.
M. S.
HENRICO GOLTZIO, VIRO INCOMPARABILI, CHALCOGRAPHO EX-
CELLENTISSIMO, PICTORl CELEBERRIMO, ATEVE ADEO OMNIS
ARTIS GRAPHICAE PERITISSIMO, MARGARETA JOH. FIL. MARITO
SUO CONJUNCTISSIMO, CUM QUO HARLEMI VIXIT ANNOS XXXVl.
ET FRATRI SUO CARISSIMO JACOBUS GOLTZIUS MONOMENTUM
HOC FIERI CURARUNT.
36.JACOBUSMATHAM VITRICO SUO OPTIME DE SE MERITO AERl
INCIDIT SCULPSITQUE GRATITUDINIS ERGO.
OBUT HARLEMI AN. CIO IOC XVIL I. JANUARII. AETAT, SUAE LIX.-^
Da er bis zu seinem Tode arbeitete, glaubte ich, dass der
Stadtchronist über seine, nach dem Jahre 1604 gearbeiteten
Werke, etwas melden würde, aber ich habe das Buch ver-
gebens nachgeschlagen. —
40. Gonzales Coques, der zu Antwerpen im Jahre 1618
41. geboren ist, finde ich in einigen Versen — gepriesen, und ich
will seinen Ruhm nicht bezweifeln, den er durch Gemälde für
ZWEITER THEIi.. I 8 1
den Erzherzog Leopold, den Kurfürsten von Brandenburg,
den englischen Hof und das Haus Oranien erworben hat. —
Doch verniuten wir, dass der Dichter im Hinblick auf
seinen Landesgenossen so rühmend geschrieben hat, bis wir
nicht vom Gegentheil überzeugt werden, und sehen, dass er
im kleinen Porträt seines Gleichen nicht gehabt habe.
Wo und wann er gestorben ist weiss ich nicht, nur dass
er die Kunst bei David Rykart gelernt hat, dessen Tochter
er später heiratete.
Neben ihm erscheint auf dem Schauplatz der grosse Lely.
Zuerst hat England, später Gravenhage sich die Ehre seiner
Geburt aneignen wollen. S. van Hoogstraten nennt ihn den
Gelder'schen Lely. Jetzt braucht über ihn kein eitler Streit
wie über Homer zu entbrennen, da ich endlich, mit Hilfe des
Malers Matteus Terwesten, einige seiner Familienangehörigen
auffand, welche, obgleich sie entfernt wohnen, die Güte hatten 42.
mich darüber zu belehren, und mir eine genaue Bezeichnung
seiner Geburts- und Sterbezeit schriftlich zuzusenden. Daraus
ersehen wir, dass Pieter van der Faes, genannt Lely, zu
Soest in Westphalen am 14. September 161 8 geboren ist.
Sein Vater, Johan van der Faes, mit dem Beinamen Lely,
dessen Ursprung wir noch angeben werden, war Hauptmann
zu Fuss im Dienste der Staaten, später aber im Dienste des
Kurfürsten von Brandenburg, und seine Mutter Abigail van
Vliet entstammte einem höhen und angesehenen Geschlechte
aus Utrecht, wo Viele von ihrer Verwandtschaft in der Vroet-
schaft. gewesen.
Es ist wahrscheinlich, dass sein Vater zu Soest in Gar-
nison gelegen hatte und Lely diesem Umstände seine Geburt
verdankt, denn der Prediger und Dichter Joh. Vollenhove,
der zu Zwolle an der Grenze von Westphalen geboren ist, nennt
ihn in einem seiner Verse seinen Landsmann.
Da sein Vater sah, dass er von Jugend auf mehr zur
Malerei als zum Kriegsdienste geneigt war, und lieber den
Pinsel als den Degen führte, schickte er ihn nach Harlem zu
dem Maler Pieter Fr. Grebber, bei dem er zwei Jahre lang
blieb, und durch Eifer und Fleiss solche Fortschritte machte,
dass sein Meister vorhersagte, er würde ihn wol übertreffen,
l82 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
was auch geschah; denn er hatte es mit seinem fünfund-
zwanzigsten Jahre so weit gebracht, dass die Vornehmsten
43. des Landes seine Arbeiten begehrten. Ein Beweis davon ist,
dass er im Jahre 1643, als Willem IL von Oranien, nach
England ging, um die Tochter Karl's I. zu heiraten, mit
ihm überschiffte. Deren Porträts malte er so kunstvoll, dass
sie allen Höflingen gefielen und er darauf sofort vom Könige
zum Hofmaler ernannt wurde.
Ob er nach dem Tode Karl's L und auch unter der
Regierung KromweTs an dem Hofe blieb, oder ob er in-
zwischen wieder in Holland war, weiss ich nicht, wol aber
dass Karl IL, sobald er den Thron bestiegen hatte, ihm einen
Jahresgehalt von 4000 Gulden auswarf, ihn später zum Ritter
schlug und zum Kammerherrn ernannte.
Mehrere, welche in England mit Lely Umgang gepflogen
haben, erzählten mir, dass er vornehm lebte, des Morgens
spät aufstand und nicht vor 9 Uhr an die Arbeit ging, dass
er mehrere Bediente und Kammerdiener hatte, von denen
einer Aufzeichnung darüber führte, wer an der Reihe war
zu sitzen, so dass, wenn eine Dame, oder wer es auch sein
mochte, zu ihrer Stunde nicht kam, sie dafür so lange
warten musste, bis die ganze Runde abgelaufen war, ehe sie
wieder an die Reihe kam. Er malte von 9 Uhr Morgens bis
4 Uhr Nachmittags, zu welcher Zeit er speisen ging; selten
ohne Gäste, denn er liess stets für 12 Personen decken, und
seinen Freunden oder Fremden, die mit ihm zu thun hatten,
war hiezu freier Zutritt gestattet. Inzwischen wurde in. einem
anderen Gemache musicirt und gesungen.
44. Er benahm sich Grossen gegenüber vornehm. Niederen
gegenüber leutselig, weshalb er von Vielen gelobt wurde,
z. B. von Johannes VoUenhove, der mit ihm in England
längeren Umgang pflog und auch zu seiner Ehre in London,
im October 1674 ein Lobgedicht schrieb (pag. 490 seiner Ge-
dichte), worin er sein Talent so verständig und vollkommen
kennzeichnet, dass wenig mehr darüber zu sagen ist. —
47. Zur Erklärung des Beinamens Lely, unter welchem allein
er in England bekannt ist, diene zu wissen, dass sein Vater
der vor ihm diesen Beinamen führte, in Gravenhaag in einem
ZWEITER THEIL. l83
Hause geboren wurde, in dessen Giebel eine Lilie angebracht
war, weshalb er im Sprachgebrauch Capitän Lely genannt
wurde.
Aus demselben Grunde ward der Maler Abraham, der
Sohn von Lambert Jakobze, weil in dem Giebel des Hauses,
welches er in Leiden bewohnte, ein Tempel stand, Abraham
van den Tempel genannt.
Ich habe in der Lebensbeschreibung von Gottfried
Kneller bemerkt, wie sehr es Lely kränkte, dass Kneller48.
immer mehr in der Gunst des Hofes stieg, obwol er sich
bemühte, dies zu verhehlen. Sein Arzt, der gewöhnt war, ihn
täglich, ehe er an die Arbeit ging, zu besuchen, kam eines
Tages, da er eben beschäftigt war, seine Palette aufzusetzen,
weil eine Dame fragen Hess, ob sie porträtirt werden könne.
Der Doctor fühlte wie gewöhnlich seinen Puls, fand aber den-
selben so bedenklich, dass er ihm Ruhe empfahl und zu
mediciniren rieth anstatt zu malen; er antwortete ihm aber,
dass er keine Zeit hiezu habe. Der Arzt war kaum fortgegangen,
so befiel ihn eine Ohnmacht, in welcher er, ehe dieser noch
zurückgerufen werden konnte, starb. Die Dame, die zu ihrer
bestimmten Stunde kam, war höchlich verwundert, als ihr der
Diener mittheilte, dass es nicht möglich sei, sie zu malen,
und noch mehr entsetzt, als sie erfuhr, dass Lely gestorben
wäre. Das war im Jahre 1680.
Aehnliches geschah dem Maler Abraham Begyn am
preussischen Hofe. Augustin Terwesten kam noch mit einem
oder zwei anderen Malern in sein Atelier, um ihn zu einer
Erholung zu nöthigen, aber er sagte ihnen, dass er noch eine
Stunde zu thun habe, dann aber zu ihnen kommen wolle. Nach-
dem dies geschehen, verliess er das Gerüste, fühlte aber eine
Ohnmacht, hielt sich, als er herabkam, an der Leiter und
starb mit seiner Palette in der Hand. — 49.
Juriaen Jakobze ist in der Schweiz geboren, war aber
ein Schüler des berühmten Jagd- und Thiermalers Francois
Snyders und arbeitete dauernd in den Niederlanden.
In der Wahl folgte er zuerst seinem Meister, verlegte sich
aber später auf die Darstellung von Figuren und Historien. Der
Kaufmann Wolters zu Amsterdam, ein grosser Kunstfreund,
1 84 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
bestellte einige Bilder bei ihm. Drei derselben sind gegenwärtig
im Besitze des H. Mathys du Pre. In einem der grössten
sieht man Adonis, bereit, zur Jagd aufzubrechen, welchen Venus
bittet, nur wehrlose Thiere, wie Kaninchen etc., zu jagen.
Insbesondere an den Thieren ist es deutlich zu sehen, dass
Fr. Snyders sein Lehrer war.
Es schien ihm beinahe, nachdem er an dem genannten
Wolters einen Mäcen gefunden hatte, dass er noch ein glück-
licher Mann werden würde, aber es erging ihm, wie das Sprüch-
wort sagt: Wenn überstanden die Not, so kommt der Tod,
denn er fiel mit seinem ganzen Hausgesinde im Jahre 1664 der
Pest zum Opfer und ward in Amsterdam begraben. So habe ich
gehört. Der Maler Hendrik Karree aber, der sein Schüler ist,
5o. versicherte mich dagegen, dass er von Geburt ein Hamburger
war, viele Jahre zu Lewaarden in Friesland lebte, daselbst am
* Hofe arbeitete und im Dienste des Fürsten im Jahre i685
starb. Dieser letzte Bericht dürfte wol der richtige sein, denn
wäre Juriaen Jakobze im Jahre 1664 wirklich gestorben, so
hätte der im Jahre i658 geborene Karree nicht sein Schüler
sein können.
Ich war in Verlegenheit, Robert van Hoeck an den
richtigen Platz zu stellen, bis mir sein von Gonzales Coques
gemaltes Porträt in die Hände fiel, welches wol beweist, dass
er sein Zeitgenosse war.
Seine Neigung führte ihn zur Darstellung von Feldlagern
und Schlachten mit ihrem Gefolge, von Geschützen, Lager-
wagen für die Kriegsbedürfnisse, und all' dem Elend, welches
der Krieg mit sich führt, und dies malte er so klein und
kunstvoll, dass man mit Bewunderung behauptet, er habe auf
fast unglaublich kleinem Räume Tausende von Figuren, alle
gleich lebendig und lebhaft, darzustellen verstanden. Er war ein
Antwerpner und Ober-Aufseher über die Festungsbauten.
Sein Jahr- und Kunstgenosse Peeter Meert, ein Porträt-
maler, ist zu Brüssel geboren. Proben seines Talentes sind noch
in verschiedenen Gilden- und Zunfthäusern in Brüssel zu sehen. —
5i. Zur selben Zeit ward der Maler Antoni Waterloo
geboren. Einigesagen, dass er zu Amsterdam , Andere, dass er
zu Utrecht geboren sei. Seine bei den Liebhabern allgemein
ZWEITER THEIL. l85
bekannten Bilder zeigen , dass er in seinen Landschaften schlicht
und einfach nur der Natur folgte, ohne ihr irgend etwas bei-
zufügen. Auch seine zahlreichen Zeichnungen und ebenso
häufigen eigenhändigen Radirungen zeigen deutlich, dass sie
nach der Natur gemacht und in der Umgebung von Utrecht
gezeichnet sind. Die Luft in seinen Bildern ist hell, die Fern-
sichten klar, das Grün der Bäume ist je nach ihrer Art ver-
schieden, ebenso die Stämme, insbesondere aber ihr Wieder-
spiegeln im Wasser höchst natürlich dargestellt.
Der noch lebende Maler Johan Weenix erzählte mir,
dass er ihn genau kannte und mit ihm vor ungefähr 45 Jahren .
verkehrte, als er einige seiner Bilder mit Figuren und Thieren
staffirte, bei welcher Gelegenheit er ihn gebeten hatte, in sein
Haus zu kommen, welches zwischen Maarsen und Breukelen
ausserhalb Utrecht gelegen war. Dort hatte der ledige Mann
viele Jahre gelebt. Die Erträgnisse ' seiner Kunst und was er
von seinen Eltern ererbt hatte, reichten eben hin zu seinem
anständigen Unterhalte; demnach war er einer Derjenigen, die
das Glück nur von hinten gesehen haben. Sein Todesjahr ist
mir unbekannt, ich weiss nur, dass er nächst Utrecht im
St. Jobs-Spitale starb und auch daselbst begraben wurde.
UnterseinenZeit-undKunstgenossenerscheinteinN. Kraane- 52.
velt, auf den J. v. Vondel eine Grabschrift dichtete. —
Jan Philip van Thielen, Herr von Kouwenberch etc.,
ist zu Mecheln im Jahre 1618 geboren. Seine Neigung trieb
ihn zur Blumenmalerei, und aus seiner Manier war zur Genüge
zu entnehmen, dass er die dünne und zarte Behandlung^ die
für diesen Kunstzweig zunächst erforderlich ist, seinem Lehrer,
dem berühmten Daniel Zegers abgesehen hatte.
Seine Manier und das verständige Arrangement seiner
Arbeiten, gefielen am spanischen Hofe, für welchen er viele
Blumenstücke malte, die ihm einen berühmten Namen
machten.
Ueberdies spricht noch zu seinem Ruhme, dass seine drei
Töchter, Maria Theresia, Anna Maria und Francoise
Catharina van Thielen, sämmtlich Malerinnen waren, sich
im Blumenmalen übten und den Beweis lieferten, dass sowol
das angeborene Talent als auch der väterliche Unterricht
l86 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ihrer Ausbildung förderlich gewesen. Sie waren noch im Jahre
1660 thätig. —
33. Karel van Savoyen ist zu Antwerpen im Jahre 161 9
geboren. Er malte meist kleine Figürchen, diese aber so aus-
gezeichnet und natürlich, dass ihn K. de Bic unter die Blüthen
der Brabant'schen Maler zählt.
In den Gedichten von Jan Vos finde ich eines seiner
Bilder erwähnt, welches sich im Cabinete Willem Blaau's
befindet und den Adonis darstellt, den die Venus der Diana
entführt. —
Philips de Koning ist zu Amsterdam im Jahre 1619
am 5. November geboren und war ein Schüler des berühmten
Rembrant van Ryn.
J. v. Vondel, den er zu verschiedenenmalen porträtirt
hatte, dichtete zu einem solchen Bilde einige Verse. — Des-
gleichen Jan Vos auf dasselbe Porträt. —
54. Zahlreiche Porträts, erwähnenswerthe Historien und sinn-
reiche Darstellungen, die zu seinem Ruhme zurückbleiben, hat
sein berühmter Pinsel hervorgebracht.
Der genannte J. v. Vondel hat auf mehrere seiner
bedeutendsten Bilder, so auf das Porträt der Maria van Out s-
horen und Marg. van Ryn, sowie auch auf die berühmte
schlafende Venus Lobgedichte geschrieben. Das letztere scheint
uns wol doppelt erwähnenswerth, da Vondel darin nicht nur
wie ein Maler vom Malen spricht, sondern über Koning's
Kunst sagt, was nur gesagt werden kann und mich so der Mühe
enthoben hat. .
Er preist das Schöne in der Kunst durch eigene Worte
und Ausdrücke und zeigt, wie er in seinen Werken die Kraft
durch Klarheit, nicht durch das erbärmliche Dunkel bewirkte.
Damit gibt er seinem Lehrer Rembrant einen Seitenhieb,
der, trotzdem dass seine Figuren im Vordergrunde seiner
Bilder im vollen Tageslicht stehen, sich nicht entblödete, die
Luft hinten in eine düstere Nacht zu verwandeln. — Er starb
55. zu Amsterdam im October 1689. —
Zur selben Zeit lebte zu Alkmaar der Maler Zacharias
56. Paulusz. Dieser malte im Jahre 1620 die Vorsteher der alten
Schützen und im Jahre 1627 und 1628 in einem Bilde sieben
ZWEITER THEIL. I 87
Porträts der Schützen -Hauptleute. Dieses Bild hing in der
Hauptmannskammer der alten Doelen über dem Kamin.
Jakob Delff, der Sohn des kunstfertigen Willem Jacobsz
Delff, der mit der Tochter Michiel Mierevelt's, des
berühmten Apelles unseres Jahrhunderts getraut war, ist am
24. März 161 9 geboren. Er war durch Nichts zu bewegen, von
der Kunst abzulassen , da er das Glück hatte, einen so berühmten
Grossvater zum Lehrer zu haben, an dessen Genie er die
Fackel seines Talentes täglich entzünden konnte.
Obgleich ihn nicht die Not dazu trieb, und er überhaupt
nicht genötigt war, zu arbeiten, brachte er es dennoch
später durch eigene Lust und Eifer so weit, dass er Porträts
malte, die wol neben jene seines Grossvaters gestellt werden
können. Eines derselben ist zu Delft in den Doelen zu sehen,
in welchem er Hauptmann, Fähnrich und Rottenmeister der
weissen Fahne zu Fuss, so meisterlich und kunstvoll gemalt hat,
dass es wol verdient, an einem öffentlichen Platze zu hängen,
um von den Kunstfreunden gesehen zu werden.
Nachdem die alten Doelen in Folge einer Pulver-Explosion,
Montag den 12. October 1654, Vormittags halb 11 Uhr, ein-
stürzten, ward es nach dem neuen Doelen gebracht und
zwischen die beiden Bilder seiner beiden Grossväter, väter-
licher und mütterlicher Seite, gehängt. Er war Rath und Hafen-
meister der Stadt und starb am 12. Mai 1661.
Seine Witwe Anna van Hoogenhouck hat zu seinem
Gedächtnisse von dem Bildhauer Pieter Rvcks einen zierlich
gemeisselten Grabstein über seinem Grabe errichten lassen, mit 57.
der Inschrift:
D£0 . Opt. Max. et Piae Meinoriae AmpÜssimo Viro D. Jacobo Delff, Qui
Senatoria Aedilitiaque, in urbe Delfensi, Dignitate cum laude functus, prid.
Id. Jun. An° CIO IOC LXr Aetatis vero suae XLIl° vita cum morte com-
mutata, desideratus beatorum resurrectionem hie expectat. Marito caro Anna
ab Hoogenhouck Abrahami filia: Hoc qualecunque Monumentum moerens
posuit. Sequar te dileciissime coniux.
Jan Baptist van Duinen ist zu Antwerpen im Jahre
1620 geboren. Er malte kunstvoll und geistreich fleissig aus-
geführte kleine Porträts in Wasserfarben und mancherlei andere
Gegenstände, mit welchen noch heute königliche Paläste prunken.
Im Jahre i65i ward er Hauptmann einer Bürgerwache; da
I 88 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ihm dies aber viel zu thun machte und ihn in seiner Kunst
hinderte, entledigte er sich dieses Amtes, um seine Zeit lediglich
der Kunst widmen zu können.
Adriaen Verdoel ist zu Overmaas geboren und hat den
grossen Rembrant, Andere sagen L. Bramer und J. de Wit,
als Lehrer gehabt, in Folge dessen er solche Fortschritte machte,
58. dass er mit gutem Grund ein Künstler genannt werden kann,
umsomehr, da er in seinen historischen Vorstellungen auf grosse
Ideen Bedacht nahm. Ueberdies war er ein Bücherfreund und
grosser Verehrer der Dichtkunst, weshalb er auch mit den
besten Dichtern, insbesondere mit Joannes Antonides, Um-
gang pflog.
Er war Mitglied der Rhetoriker-Kammer zu Vlissingen, wo
er wohnte und wo ihm von der Kunstgenossenschaft im Jahre
1675 wegen seiner treffenden und sinnreichen Antwort auf eine
vorgelegte Frage der erste Preis zuerkannt wurde.
Er war der erste Lehrer des Jan de Groot, der zu
Vlissingen im Jahre i65o geboren ist; dessen zweiter Lehrer,
im Jahre 1666, war Adriaen van Ostade, und endlich Frans
de Jong von Harlem.
Er vertauschte in seinen späteren Tagen den Pinsel gegen
eine Kaffeewirthschaft, doch seine Kunstliebe verliess ihn nicht
und er trieb zuweilen einen Handel mit Bildern, Zeichnungen
und Kupferstichen. —
5n Ich habe schon oft bedauert, dass die Geburtszeit so vieler
niederländischer Maler von uns nicht in Erfahrung gebracht
70. werden konnte, ebensowenig wie ihre Porträts, wie gern wir
auch gesehen hätten, wenn dieselben neben ihren Lebens-
.beschreibungen, der Reihe nach in unserem Buche erscheinen
könnten.
Dies wäre uns auch mit dem berühmten Harlemer Maler
Philip Wouwerman so ergangen, wenn uns seine Todes-
anzeige aus dem Jahre 1668 nicht in die Hände gefallen wäre,
auf welcher der alte Vincent van derVinne ehedem bemerkt
hatte, dass er in einem Alter von 48 Jahren starb.
Sein Vater Paulus war ein Historienmaler von geringem
Verdienst und wohnte, wie mir alte Harlemer erzählten, in
dieser Stadt. Es ist wahrscheinlich, dass Philip, der älteste
ZWEITER THEIL. 189
der Bruder, die Anfangsgründe der Kunst bei ihm gelernt oder
wenigstens die Neigung dazu von ihm ererbt hatte; doch wie
dem auch sei, wir haben mannigfache Beweise, dass er von
Anfang an Gönner gefunden hat, die ihn so hoch über die
Missgunst erhoben, dass sie ihn nicht mit ihren Klauen erreichen
konnte. Deshalb mag er wol unter die glücklichen Maler gereiht
werden. —
Er verdiente dies durch sein Talent, welches ihn hoch 71.
über seine Zeitgenossen stellte. Es ist richtig, dass seine Bilder
Jahre nach seinem Tode einen viel höheren Preis erreichten,
als je in seinem Leben, weil der Dauphin von Frankreich
und der Kurfürst von Baiern dieselben allerorts in Holland
aufkauften. Aber dies widerlegt uns nicht, wenn wir sagen, dass
er bei Lebzeiten glücklich war, denn er hat in seinem Leben
die Früchte seiner Arbeit gesammelt, was daraus hervorgeht,
dass er, wie mir glaubwürdig erzählt wurde, seiner Tochter,
die den Maler H. de Fromantjou heiratete, 20.000 Gulden
Mitgift gab.
Jeder, der seine Bilder kennt, muss staunen, über die grosse
Mannigfaltigkeit der Motive seiner Darstellungen von Jagden,
Wirthshäusern, Reitschulen, Strassenräubern, Plünderungen,
Schlachten etc., die er zu verschiedenenmalen und doch stets
so mannigfaltig auf Leinwand gemalt, dass keine der anderen
gleicht oder auch nur Aehnlichkeit damit hat, weder in dem
Haupt-, noch Nebensächlichen, ja nicht einmal in den Land-
schaften und Bodenverhältnissen; eiii Beweis seines erfindungs-
reichen Talentes.
Dabei wusste er Alles so originell und natürlich, oder in 72«
der entsprechenden Weise darzustellen, dass die Figuren, so
klein sie auch sind, auf den ersten Blick deutlich zeigen, was sie
vorhaben. Selbst in der Darstellung bestimmter Vorgänge hat er
Umstände wahrgenommen, die man kaum erfinden kann und
die nur Jene bemerken, die der Sache beigewohnt haben.
Ich habe Darstellungen von Ueberfällen und Plünderungen
von Dörfern und Gehöften von ihm gesehen, worin der Ueber-
muth der Soldaten, der Schrecken und das Entsetzen der
Ueberfallenen, so natürlich, selbst in den Gesichtern ausgedrückt
waren, dass sie zu sprechen schienen; dies ist ein Beweis, dass
1 90 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
er Alles mit der grÖssten Aufmerksamkeit malte; und dass sein
Pinsel ebenso fertig war, wie seine Gedanken, geht aus der
unzähligen Menge seiner Werke hervor, welche in- und aus-
ländische Galerien schmücken.
In seinen Schlachtenbildern sieht man das Kampffeuer
Reitern und Pferden aus den Augen sprühen, in den Fliehenden
die Furcht, in den Verstümmelten den Schmerz, und in den
Getödteten die Farbe des Todes ausgedrückt. Ueberdies zeigt
sich seine Geschicklichkeit in der Composition, in der kunst-
vollen Vertheilung beleuchteter Partien gegenüber den beschatteten
und umgekehrt, welche nicht mit zerstreutem Geflunker das
Auge des Beschauers bald hier- bald dorthin ziehen, sondern in
breiten Massen auf die Haupttheile gefesselt halten. Seine
Technik ist verschmolzen, fett und tuschend; frei von pein-
73. lieber Sorgfalt und ängstlicher Nettigkeit, scheinen seine Bilder
wie spielend gemalt, und die Bodenverhältnisse verstand er vor
Allem wol in Acht zu nehmen. —
Einige behaupten, dass er einen Sohn hatte, der die
Kunst übte, und da er besorgt war, dass er nach seinem Tode,
wenn er in den Besitz all' seiner Zeichnungen und Modelle
gelangen würde, den Faullenzer spielen möchte, beschloss er,
dieselben zu verbrennen, damit er selbst Studien mache.
Andere sagen, dass er mit seinem Bruder Pieter in
Feindschaft lebte und ihm deshalb nicht gönnen wollte, dass
er aus seinem Schweisse Vortheil ziehe. Andere wieder sagen,
dass es nicht seine eigenen, sondern anderer Meister Zeichnun-
gen gewesen wären , die er vor seinem Tode verbrannte. —
75. Philip hatte zwei Brüder, Pieter und Jan, die ebenfalls
Maler waren. Pieter malte zumeist Ställe, Wirthshäuser, ins-
besondere schöne und gefällige Falkenjagden mit Frauen zu
Pferd. Die Pferde und Figuren sind gut gezeichnet, fleissig
und sorgfältig gemalt, doch nicht so gewandt und zeichnungs-
artig behandelt. —
76. Es ist wahrscheinlich, dass Pieter, angespornt durch
seinen bedeutenderen Bruder, seinen ganzen Fleiss und Eifer auf-
bot, aber er blieb doch immer hinter ihm zurück. Trotzdem
müssen wir gestehen, dass er ein geschickter Maler auf jenem
Felde gewesen ist, welches ef sich auserwählte.
ZWEITER THEIL. 1 9 1
Der jüngste Bruder, Jan, war Landschaftsmaler und
arbeitete auch in Harlem. Aber man findet nur wenige Bilder
von ihm, da er jung (im Jahre 1666) starb, zwei Jahre vor
seinem ältesten Bruder Philip, der am 19. Mai 1668 gestorben
ist. Bei L. van der Vinne zu Harlem habe ich eine Gebirgs-*
landschaft von seiner Hand gesehen. Der braune Vordergrund,
mit rauhen, wilden Bäumen bewachsen, gegen welchen sich der
Hintergrund, klar und licht, als ein flaches Thal zeigte, war
geistreich, felsig, in jener ganz eigenthtimlichen Farbe gemalt,
die man auch in den ersten Bildern Philip's findet, da er die
Landschaft noch einfarbiger behandelte, als später. —
Jan Baptista Weenix, genannt Ratel, ist zu Amster- 77.
dam im Jahre 1621 geboren. Sein Vater Jan Weenix war
ein berühmter Architekt, und gewöhnlich Jan met de Konst
genannt. Dieser starb, als Jan Baptist kaum ein Jahr alt war,
der nun unter die Aufsicht seiner Mutter und Vormünder kam,
die ihn, wegen seiner Wissbegierde, zu einem Buchhändler
gaben, damit er den Buchhandel kennen lerne.
Weil aber sein Meister mit ihm nicht zureciht kommen
konnte, da er, anstatt auf das Geschäft zu sehen, alles Papier,
das in seine Hände fiel, bemalte, gaben sie ihn in ein Tuch-
geschäft, wo es nicht besser ging. In Folge dessen schickte
ihn die Mutter, da er nicht anders wollte und sie ihn sehr
liebte, zu Jan Micker, einem unbedeutenden Maler, damit er
die Anfangsgründe des Zeichnens lerne. Später kam er zu dem
berühmten Maler Abraham Bloemart nach Utrecht. Dort
machte er in kurzer Zeit grosse Fortschritte und verwendete
selbst seine Mussezeit eifrig zum Zeichnen nach der Natur,
sowol verfallener Scheunen und Häuser, als anderer Gegen-
stände, die ihm malerisch erschienen.
Endlich lernte er noch ungefähr zwei Jahre bei Nico-
laes Mojaert, dessen Manier er so gut nachzuahmen verstand, 78.
dass man zwischen seinen und seines Meisters Arbeiten keinen
Unterschied wahrnahm.
Hierauf arbeitete er selbstständig und malte viele gute
Bilder. Achtzehn Jahre alt, heiratete er die Tochter des
Landschaftsmalers Gillis -Hondekoeter, des Grossvaters des
ausgezeichneten Vogelmalers Melchior Hondekoeter.
192 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Die Wanderlust, die ihm von Jugend auf im Sinne lag,
an welcher ihn zuerst seine Mutter, später seine Heirat hinderte,
ward aber so mächtig, dass er, obgleich er vier Jahre ver-
heiratet war und einen vierzehn Monate alten Sohn hatte, der
noch lebt, den Entschluss fasste, in aller Stille, ohne seiner Frau
oder irgend Jemandem davon zu sagen, fortzugehen. Er that dies
auch. Seine Frau kam jedoch bald hinter die Sache, da er oft
grosses Verlangen geäussert hatte, Rom zu sehen. Deshalb
veranlasste sie mehrere seiner Freunde, nach ihm in den hollän-
dischen Städten nachzufragen; man fand ihn auch endlich in
Rotterdam und bewog ihn, allerdings nur unter dem Vorwande,
Abschied zu nehmen, nach Amsterdam zurückzukehren.
Mit dem Versprechen, nicht länger als vier Monate aus-
zubleiben, reiste er dann zur grossen Betrtibniss seiner Mutter und
Gattin ab. Aber aus diesen vier Monaten wurden vier Jahre, da
er wegen seines grossen Talentes und seiner bedeutenden Fertig-
79. keit in ganz Rom beliebt wurde und die Hände so voll Arbeit
hatte, dass das Ende gar nicht abzusehen war. Nach Verlauf
von zwei Jahren bat er, von Liebe zu seiner Frau getrieben,
den Cardinal Pamfilio, in dessen Diensten er. damals stand,
wiederholt, nach Holland reisen zu können, um seine Frau und
seinen Sohn zu sehen, die er dort zurückgelassen hatte.
Aber dies Alles half ihm wenig, da ihn der Cardinal
ausserordentlich liebte und ihn, um sein Vorhaben zu hin-
dern, in den Dienst des Papstes Innocenz brachte, für
den er eine grosse Arbeit unternahm, zu welcher er noch
mehrere Andere in seinem Dienste hatte. Andere, die seine
Wünsche kannten, riethen ihm, er möge seine Frau nach Rom
kommen lassen.
Dies versuchte er auch mit mehreren Briefen, in welchen
er seine Sehnsucht ausdrückte und sie versicherte, dass sie
hier wol aufgenommen sein würde und dass der Papst und der
Cardinal ihm versprochen hätten, seinen Sohn in einem Amte
unterzubringen. Von all' dem bewogen, schrieb sie ihm, dass
sie zu einer gewissen Zeit mit einem bestimmten Schiffer nach
Rouen fahren und von da nach Rom gehen würde.
Sobald diese frohe Nachricht eingetroffen, ward an alle
Nuncien und Gouverneurs der Städte, welche sie durchreisen
ZWEITER THEII.. igS
musste, geschrieben, um ihr^ ein sicheres und kostenfreies
Geleite zu besorgen; doch ihre Freunde wussten sie inzwischen
umzustimmen und hatten sie von ihrem Vorhaben abgeschreckt^
indem sie ihr sagten, dass man sie daselbst in ein Kloster
stecken würde , dass dort genug Frauen für ihn wären und derlei 80.
mehr. Denn ihre Freunde, die sämmtlich Reformirte oder
Mennonisten waren, hatten ein Vorurtheil gegen die Römisch-
Katholischen. Sie schrieb darauf, von ihren Freunden aufgereizt,
einen Brief ganz anderen Inhaltes nach Rom, der besagte, dass
sie ihren Vorsatz geändert habe und nicht in dieses Land kom-
nnen wolle.
Da ihn aber die Liebe antrieb, sie selbst zu holen und
er keine Erlaubniss hiezu bekommen konnte, verliess er Rom
heimlich und Hess einen Brief in seinem Atelier zurück, worin
er mittheilte, dass er nach drei Monaten wieder zurückkehren
'wolle. Als er zu Hause war, ward er von Jedermann mit
Bestellungen überhäuft. Selbst die grÖssten Kunstfreunde drängten
ihn, so dass es ihm unmöglich war, sobald wieder abzureisen,
obgleich unaufhörlich Briefe vom Cardinal Pamfilio und
Anderen kamen.
Den Bruder seiner Frau, der zu Utrecht wohnte, besuchte
er und blieb der gesunden Luft wegen dort wohnen, doch
wollte er trotzdem Jedes Jahr wieder nach Italien. Aber man
Hess ihn nicht fort, denn seine Frau und seine Freunde, unter
diesen Leute von hohem Rang, verboten es ihm und vereitelten
sein Vorhaben, welches er schliesslich ganz aufgab. Er hat
damals viele bedeutende Werke gemacht und er hätte noch
mehr gearbeitet, wenn er nicht so viele wackere Leute um sich
gehabt hätte, die ihn beständig wegen seiner Gesprächigkeit
und seiner Kenntnisse, sowol in geistlichen als weltlichen
Dingen, von seiner Arbeit abzogen. Als er aber endlich dengi.
Verlust seiner kostbaren Zeit durch immerwährende Gesell-
schaft erwog, zog er zwei Stunden von Utrecht, nächst dem
Dorfe de Haar, in das alte Herrenhaus ter Mey, um daselbst
mit geringerem Zeitverlust zu arbeiten, wo er nach drei Jahren
im Alter von 39 Jahren starb.
Er hinterliess zwei Söhne, von welchen der älteste,
16 Jahre alt, noch lebt und die Kunst übt.
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. i3
I 94 ARNOLD HOUBRaKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
Zu seinem Ruhme muss gesagt werden, dass Keiner vor
ihm die Kunst so nach jeder Richtung hin verstanden hatte,
wie er. Deshalb war er auch bei allen Kennern hoch-
geschätzt, weil er nicht, wie Andere, nur ein Gebiet, sondern
alle Theile vollkommen verstand. Er malte sowol Figuren,
als Thiere, Landschaften, Marinen oder Strandlandschaften mit
Schiffen etc. Alles in seiner Art gleich natürlich und kunstvoll,
so dass er mit allen Malern zugleich um den Preis ringen
konnte und selbst mit dem, durch seine todten Vögel so berühm-
ten van Aalst und mit Emanuel de Wit, berühmt ob seiner
Kenntnisse in der Perspective, um die Wette gemalt hat.
Die bestimmte Vorstellung, die er von den mannigfaltigsten
Dingen hatte und die leichte Auffassungsgabe der verschiedensten
Manieren, Hess ihn Alles unternehmen, selbst mit dem Daumen
und den Fingern zu malen, wie Kornelis Ketel, von dem
dies van Man der (p. igS) erzählt. —
82. Insbesondere war er in grösseren Arbeiten ausnehmend
gewandt, und sein Sohn, der mir dies selbst erzählte, sah ihn
' an einem Tag mehrere 6 — 7 Fuss breite Bretter mit Ge-
bäuden, einer Marine, oder einem Stier und verschiedenen
Hunden in einer Landschaft, nach der Natur bemalen. Ebenso
war es für ihn nur eine Spielerei, drei lebensgrosse Porträts
in halber Figur mit Beiwerk an einem Tag zu malen.
Obwol er zumeist zu grossen Arbeiten Lust hatte, ver-
stand er doch auch die kleinen ganz meisterlich zu behandeln,
aber es war ihm nichts unangenehmer, als diese kleine und
fleissig ausgeführte Arbeit, die er verwünschte; darum sieht
man derlei von ihm nur selten.
Jene lustige Gesellschaft, oder, wie Andere das Bild nennen:
der verlorene Sohn, welches aber zumeist unter dem Namen: der
pissende Junge bekannt ist, und von Nie. Verkolje so aus-
gezeichnet in Schwarzkunst geschabt wurde, zeigt eine geist-
reiche Erfindung, kunstvolle Composition und ist gewandt mit
pastosem Pinsel gemalt. Es ist gegenwärtig im Cabinet des
Kunstfreundes David Amori.
Aber das bedeutendste in den Niederlanden bekannte
Werk, die übrigen sind aufgekauft und an fremde Höfe ver-
schickt, befindet sich bei den Nachkommen des Herrn Wiltschut
ZWEITER THEIL. igS
in Amsterdam und ist so fleissig gemalt, dass es vor Bildern von
Dou und Mieris nicht zurücksteht. Ungeachtet dessen sagte er
oft: er bedauere, dass er mit seinen Händen das nicht aus-
führen könne, was er mit seinem Verstände begreife. Sein 83.
Porträt hat Bartholomäus van der Helst gemalt. —
David Beck, genannt Gulden Scepter, ist zu Delft am
25. Mai 1621 geboren und erhielt den Namen nach dem Bruder
seines Vaters, der ein Dichter war und zu Arnheim im Gelder-
land starb.
Er hatte neben Anderen auch Anton v. Dyck zum Lehrer.
Seine Kunst und seine Lebensgewandtheit machten ihn bei den
meisten Grossen Europas geachtet und er stand in Gunst bei
König Karl I., dessen Sohn Karl II., den Herzogen von
York und Glochester, und auch bei dem Prinzen Robert,
die er in ihrer Jugend im Zeichnen unterrichtete. Später kam
er in den Dienst der Könige von Frankreich, Dänemark,
und endlich der Königin Kristina von Schweden, die ihn
vor allen Anderen liebte, ihn reich beschenkte und zu ihrem
ersten Kammerdiener machte. Die Frauen, sagt das Sprüchwort,
lieben die Männer, und sie wissen warum.
Als die Königin eine Vergnügungsreise nach Frankreich
antrat, um einige Zeit in Paris zu verweilen, nahm er sich
vor, nach Holland zu gehen. Er nahm deshalb Urlaub unter
dem Vorwande, seine F'reunde besuchen zu wollen, welche er
viele Jahre nicht gesehen hatte. Aber man sagt, dass ihr dies 84.
verdächtig war und dass sie glaubte, er suche einen Vorwand,
um nicht wiederzukehren, was auch geschah; denn er starb
am 20. December i656 im Haag, wie man vermuthet, an Gift.
Im Dienste seiner Königin hat er Italien, Spanien, Frank-
reich, England, Dänemark und alle deutschen Höfe besucht,
um alle Fürsten und vornehmen Personen für sie zu porträtiren,
denen sie dann ihr von David Beck gemaltes Porträt in der
Absicht, bekannt zu werden, anbieten liess. J. Vondel hat
ein Gedicht geschrieben, welches darauf abzielt. —
Daraus erwuchsen ihm manche Vortheile. Man sagt, dass
er aus diesem Anlass neun goldene Ketten und Medaillen
von Königen und Fürsten zum Geschenk bekam, darunter eine
von seiner Königin. —
i3*
I 96 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
85. Man erzählt, dass er so gewandt im Malen war, dass der oben-
genannte König von England eines Tages zu ihm sagte: ^Beck,
ich glaube, dass Ihr auch zu Pferde malen könnt." Als er im
Jahre i653 in Rom war, ward ihm durch die BentvÖgel grosse
Ehre erwiesen, wie aus dem Reime hervorgeht, welchen sie
bei seinem Taufmahle sangen. Da sein Bentname überdies
von sechzig Händen unterzeichnet wurde, so konnte er wol
wissen, wie viel ihn diese Schmauserei, welche am 7. De-
cember i653 stattfand, kostete.
86. Er war ein hübscher, wolgebildeter Mann, aber ohne
Geist. —
87. Nach dem Tode David Beck's kam der Londoner
Joan Couper, nachdem er sich eine Zeit in Amsterdam auf-
gehalten hatte, an den schwedischen Hof und in den Dienst
der Königin Kristina. Er ward zu seiner Zeit für den besten
Porträtmaler in Wasserfarben gehalten und war ein Schüler
des Engländers Olivier, der für König Jakob und Karl
Stuart viele grosse Historien in Wasserfarben malte, welche
in einer Galerie lange Zeit ihren Platz behaupteten.
Sandrart erwähnt auch in jener Zeit einen Engländer,
88. Namens Gelsdorf, der viele Porträts in England malte. Er
war aber genötigt, da er nicht zeichnen konnte, die Umrisse
von einem Anderen auf Papier bringen zu lassen, welche er
sodann mit einer Nadel durchstach und so auf seine Leinwand
durchpauste. —
Auch Bremen sah früh denkwürdige Künstler hervor-
spriessen, unter diesen einen tüchtigen Historienmaler, der
Quant genannt wurde. Dieser malte im Jahre 1620 den Plafond
der sogenannten goldenen Kammer im Rathhause, sowie auch
andere grosse Werke, die noch in den ältesten Stammhäusern
zu Bremen vorhanden sind.
Auch ein Simon Peter Tilmans, genannt Schenk,
ein tüchtiger Landschaftsmaler, der sich viele Jahre in Italien
geübt hat, wird erwähnt. Später verlegte er sich auf die
Porträtmalerei, in welcher er zu solcher Bedeutung gelangte,
dass er unter die Besten seiner Zeit zu zählen ist. Er hatte
auch die Ehre, in Wien den Kaiser Ferdinand zu por-
trätiren.
ZWEITER THEIL. I 97
Er hatte eine Tochter, welche die Kunst ausübte. Ich
habe Landschaften, Figuren, insbesondere aber Blumen von
ihr gesehen, die mit Wasserfarben fleissig nach der Natur
gemalt waren.
Sein Porträt ist durch einen Kupferstich von jChr. Hagens
aus dem Jahre 1668, als er 67 Jahre alt war, bekannt. —
Der Kaufmann Hendrik Bokelman zu Amsterdam ist ein
Sohn seiner Tochter. 89.
Diese Lebensbeschreibung hätte wol früher schon ihren
Platz finden sollen. Da ich aber nicht immer rechtzeitig unter-
richtet werde, so ist es erklärlich, dass zuweilen Fehler gegen
den Plan meines Werkes vorkommen.
Dasselbe müssen wir auch zu unserer Entschuldigung in
Hinsicht auf den Rotterdamer Maler Hendrik Martensz,
genannt Zorgh, sagen. Diesen Beinamen erhielt bereits nach
der einfachen Sitte jener Zeit, sein Vater, der Märten Klaasz
Rokes hiess, weil er, als MarktschifFer von Rotterdam oder
Dordrecht, stets so viel Sorge für seine Ladung und Be-
stellungen trug, dass man, wenn Jemand etwas Sorge erfor-
derndes zu bestellen hatte , sagte : Gebt es Zorgh mit. —
Nach seinem Tode kam die Marktschifferschaft an Hendrik
Martensz Zorgh, der ungeachtet dessen nicht aufhörte zu
malen, sondern mit grossem Eifer und Lust die Kunst ausübte. — 90.
Er war ein Schüler von David Teniers, wie aus seinen
ersten Arbeiten deutlich hervorgeht, und von Willem Buiten-
weg, der Gesellschaftsstücke von Herren, Frauen und Bauern
malte. Aber er hat sich nicht immer an diese Weise gehalten.
Ich habe bei seinem Neffen, dem Makler und Kunstfreunde
Hendrik Zorgh zu Amsterdam, verschiedene seiner Bilder
gesehen, insbesondere zwei; das eine stellt einen italienischen
Marktplatz mit zahlreichen Figuren vor, im Vordergrunde eine
Frau, welche verschiedene todte Vögel feilbietet; das andere
einen Fischmarkt, ebenfalls sehr figurenreich; die Fische in
diesem und ein Korb mit lebendigen Hühnern, Enten etc. in
dem anderen Bilde sind sehr fleissig und kunstvoll nach dem
Leben gemalt; ferner erinnern die Figuren, Gründe und F'ern-
sichten an die Manier des Thomas Wyk; in einem dritten eben-
falls dort befindlichen Bilde, welches eine Bauern-Hochzeit
rgS ARNOLD HOURRAKENS GROSSE SCHOUBURGH.
vorstellt, sind die Figuren grösser und zeigen Aehnlichkeit mit
jenen von Jan Mienze Molenaer. Er starb im Jahre 1682
im Alter von 61 Jahren.
Jan Duive aus Gouda war ein Schüler von Wouter
Crabeth. Er war ein tüchtiger Porträtmaler und malte den
Minnoriten Gregorius Simpernel nach seinem Tode, wodurch
ihm grosser Vortheil erwuchs; nicht von Jenen, die das Bild bei
91. ihm bestellten, sondern durch die grosse Anzahl, welche er für
dessen Freunde malte; deshalb machte er auch das erste Bild
umsonst, weil er glaubte, dass ihm dieser Todte viele Lebende
erwecken würde. Er starb zu Gouda im Jahre 1649 an einer
plötzlichen Lähmung.
Sein Mitschüler Jan Govertsz Verbyl folgte ihm auf
dem Wege zur Ewigkeit, sowie sein eifriger Lehrgenosse Aart
van Waas.
Dieser besuchte Italien und Frankreich und nachdem er
nach Gouda zurückgekehrt war, um die Früchte seiner Arbeit
zu zeigen, starb er wenige Monate nach dem erstgenannten
Mitschüler. Er componirte und malte gefällige Bauernstücke.
Er hatte auch bei dem Kupferstecher Regnier Parzyn die
Aetzkunst gelernt und gab verschiedene drollige Blätter heraus.
Man findet auch noch Bleistiftzeichnungen von seiner Hand.
Ein Zeitgenosse , aus derselben Schule und derselben
Stadt, ein Kunstgenosse des Vorgenannten war Dirk Meerkerk,
der in der ehemaligen Brauerei von Passer am Anfange der
Keizerstraat geboren ist. Er ging seiner Kunst wegen nach
Rom und wohnte daselbst, sowie bei dem Bischof von Nantes,
viele Jahre. —
Eines Tages kehrte er unbekannt und von seinen Eltern
unerwartet nach Hause und fragte, wie es ihrem Sohne gehe,
und ob sie nicht vor Kurzem Nachricht von ihm gehabt oder
ihn erwarten, worauf sie noch immer nichts geahnt hätten,
wenn nicht die Mutter plötzlich aufgesprungen wäre und ihn
zuerst erkannt hätte. Aber kurz nach seiner Rückkehr fiel er,
da er von einem Begräbniss zurückging, bei der langen Brücke,
92. nicht weit von seiner Eltern Haus, in das Wasser und ertrank. —
Ganz Aehnliches widerfuhr dem Zeit-, Stadt- und Kunst-
genossen air der Genannten, dem tüchtigen Maler Kornelis
ZWEITER THEIL. Iqq
de Visscher, der bei seiner Rückkehr von Hamburg ertrank
und dessen Arbeiten sehr gerühmt werden, obwol er, wie
man erzählt, nicht bei vollem Verstände war.
Es wäre unverzeihlich, nachdem wir aller älteren Maler
aus Gouda gedacht haben, nicht auch Jakob Reugers Blök
zu erwähnen, obgleich uns sein Geburts- und Todesjahr unbe-
kannt ist. Man weiss, dass P. P. Rubens, als er die Nieder-
lande bereiste, um die Künstler zu besuchen, auch diesen in
Gouda in seinem Atelier aufsuchte und zu seinem Ruhme
sagte, dass er unter allen niederländischen Künstlern keinen
gefunden habe, der ihm im Malen und Zeichnen von Perspec-
tiven und Architekturen gleich wäre.
In seiner Jugend hat er Italien und Rom besucht, dort
eifrige Studien gemacht und da er sich auch auf Befestigungs-
kunde verstand, trat er in den Dienst des Königs von Polen,
der ihm sehr gewogen war. Es war dies aber hinreichender
Grund, dass die Höflinge ihn hässten und ihm, wie man sagt,
das Bein stellten, weshalb er Abschied nahm und in sein Vater-
land zurückkehrte, wo er Gelegenheit fand, den Obersten
Persival, der bei dem Prinzen Friedrich Heinrich in
grossem Ansehen stand, die Mathematik zu lehren.
Später kam er in den Dienst des Herzogs Leopold, der
ihn auch besonders achtete und ihm ausser seinem gewöhn- 93.
liehen Sold, wenn er im Felde war, noch sieben Gulden täg-
lich zulegte. Bei Winoxbergen strauchelte sein Pferd, als er
eine Planke übersetzen wollte, wobei er unglücklich fiel. Er
ward in die Stadt gebracht und auf Befehl des Herzogs alle
Sorge zu seiner Herstellung und Genesung angewendet, doch
vergebens, denn er ging nach so vielen Reisen und Stürmen
zur ewigen Ruhe ein und ward in der Kirche der Dominikaner
begraben. Seine Witwe, Geertje Davids, zog nach Brabant und
bezog, so lange sie lebte, einen jährlichen Witwengehalt; ihr
Sohn erhielt die Stelle seines Vaters, doch er erlitt eine Quet-
schung und starb.
Zwei Vettern, Jan und Pieter Donker, gaben schon
früh zu erkennen, dass sie ihrer Vaterstadt Gouda zur Ehre
gereicht hätten, wenn sie nicht zu früh gestorben wären.
Von Jan sind in Gouda die Regenten des Zuchthauses gemalt*
200 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Pieter Donker lernte zu Antwerpen bei dem berühmten
Jakob Jordaens und ging dann nach Frankfurt, um seine
Kunst bei dem Andränge von Fremden, die zur Krönung
Kaiser Leopold's zusammenströmten, auszuüben. Imfolgenden
Jahre 1659 ging er nach Frankreich, und von da, im Gefolge
des Herzogs von Crequi, nach Rom, wo er eifrig zeichnete
und malte. Nach Verlauf von sieben Jahren kehrte er wieder
in seine Geburtsstadt zurück und starb im Jahre 1668.
94. Nur selten entstammen einem Geschlechte so viel Künstler,
wie dem der Everdingen, denn man zählt drei Brüder:
Cesar, Aldert und Jan, und drei Söhne Aldert's: Kornelis,
Pieter und Jan, deren die Einen mehr, die Anderen weniger
die Kunst geübt haben.
Cesar van Everdingen hätte schon bei seinem Geburts-
jahre 1606 erwähnt werden müssen; da ich aber die nöthigen
Nachrichten aus Alkmaar erst erhielt, als die Biographie seines
Bruders Aldert druckfertig war, konnte ich ihn nur mehr vor
diesem erwähnen.
Er war ein tüchtiger Figurenmaler und führte einen ange-
nehmen Pinsel. Von seinen zahlreichen Werken werden die
gemalten Flügel der grossen Orgel in der Kirche zu Alkmaar
gelobt, auf welchen er den Triumph Davids nach dem Siege
über Goliat zu Gad dargestellt hatte. In welchem Jahre er sie
gemalt hat, weiss ich nicht, nur dass er den Entwurf dazu in
dem Hause des Architekten Jakob van Kampen, der die
Orgel componirt hatte, im Jahre 1648 machte. Dieser Entwurf
befindet sich noch heute im Rathhause zu Alkmaar. Auch im
alten Doelen zu Alkmaar ist von ihm ein grosses und bedeu-
tendes Bild, welches den Adel und Kriegsrath der alten
Schützen darstellt. Die Figuren sind alle lebensgross und
kunstvoll gemalt, so dass dies eine Bild hinreichen würde,
seinen Ruhm dauernd zu erhalten. Er starb, 73 Jahre alt, im
Jahre 1679.
Er war ein Schüler des Jan van Bronkhorst, dessen
wir im I. Theile gedacht haben, und unter seinen Schülern,
95. welche er zu Meistern in der Kunst heranbildete, nennt man
Hendrik Graau von Hoorn, Adriaen Warmenhuizen von
Warmenhuizen, Andriaen Dekker und Laurens Oosthoorn.
ZWEITER TH EIL. 20I
Sein jüngster Bruder Jan van Everdingen, auch zu
Alkmaar geboren, übte sich in der Darstellung von Stillleben,
aber raehr aus Neigung als des Gewinnes wegen, da er einen
anderen Beruf hatte und Anwalt bei Gericht war.
Aldert van Everdingen, der zweite Sohn des Geheim-
schreibers Jan van Everdingen und Bruder des Malers Cesar
van Everdingen, ist zu Alkmaar im Jahre 1621 geboren
und hatte zuerst Roelant Savry, dann Pieter Molyn von
Harlem zu Lehrern, unter deren Leitung er solche Fortschritte
machte, dass sie sich seiner nicht zu schämen brauchten. Viele
ruhmwürdige Arbeiten sind zu Amsterdam und anderwärts
unter den Kunstfreunden zerstreut, die stets bestätigen werden,
dass er ein ausgezeichneter Künstler nicht nur in einzelnen
Theilen, sondern in jeder Beziehung war; denn man sieht Land-
schaften von seiner Hand mit so geschickt gemalten Figuren
und Thieren, dichte Gebüsche, in welchen das Auge gar kein
Ende absehen kann, Wasserfälle und Seestürme, in welchen die
Brandung der Wogen an den Felsen und der dünn abstäu-
bende Schaum so natürlich zart und geistreich behandelt sind,
dass diese Bilder für Meisterstücke gelten können. Aber ganz
insbesondere gefällig sind seine nordischen Landschaften, welche 96.
er nach der Natur zu zeichnen, Gelegenheit fand. Denn, als
er sich zu Schiffe nach einem Orte an der Ostsee begeben
hatte, befiel ihn ein gefahrdrohender Sturm, der ihn, mit oder
gegen seinen Willen, nicht ohne Schaden an die norwegische
Küste warf. Denselben Charakter der Landschaft hat er auch
in seinen gemalten Zeichnungen beobachtet, deren der Kunst-
sammler Jeronimus Tonneman mehrere besitzt. Er war ein
fleissiger Arbeiter, ein eifriger Kirchenbesucher und nicht ohne
Verstand. Er starb im November 1675 und hinterliess drei Söhne,
von welchen zwei Künstler wurden und der mittlere, Peter
genannt, noch lebt.
Es ist zu wünschen, dass Everdingen seinen Pinsel nicht
zu oft an grosse Bilder verschwendet habe, die im Wege
stehen und scheel angesehen werden , da nun die Mode Tapeten
und andere glänzende Lumpen, die Pest für die Kunst! aller-
orten einführt, in Folge deren ein trauriges Los nicht selten die
Bilder Adam Pynaker's ereilt, der im Jahre 1621 in dem
202 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
zwischen Schiedam und Delft gelegenen Dorfe Pynaker geboren
ist. Wenn er sein Haupt aus dem Grabe heben würde, er müsste
auf die Scharteken, mit welchen man die Wände jetzt behängt,
fluchen, wenn er sähe, dass man seine kunstvollen Wandgemälde
eingerollt hat, um sie für immer auf den Boden zu beför-
dern, weil die Mode die Wohnräume vollständig in Besitz ge-
nommen hat.
Er war drei Jahre in Italien, um sich nach guten Vor-
97-bildern zu üben, und brachte diese Zeit sowol mit eifrigem
Zeichnen nach der Natur, als auch mit Malen zu.
Glücklicher als seine grossen Stücke sind seine, im kleinen
Formate gemalten Bilder, weil sie als Zimmerschmuck und für
Galerien ihren Werth behalten. Ich sah ihrer, welche einen
Wald mit dichten Bäumen darstellen, kunstvoll, natürlich und
mit Geschmack gemalt; hier stand eine Gruppe Bäume im blauen
Schatten, dort war das einfallende Sonnenlicht, welches die
grünen Matten mit glühenden Strahlen malt, und Eines beein-
trächtigte das Andere nicht in seiner Wirkung. Es wäre ver-
gebens, noch mehr davon zu sagen, nachdem der Dichter P. Ver-
hoek seine Fertigkeit, bei Beschreibung eines von ihm -bemalten
Saales bei Herrn Kornelis Backer, Scliöffen, Rath und Director
der Ostindischen Compagnie in Amsterdam, nach Verdienst
09. poetisch beschrieben hat. Er starb im Jahre 1673. —
Der Maler Kornelis de Man ist zu Delft im Jahre 1621
geboren. Die Lust, fremde Länder und die berühmten Werke
der grossen Meister zu sehen, trieb ihn früh auf Reisen.
Zuerst verweilte er in Paris, um daselbst seine Kunst aus-
zuüben. Da er aber die Absicht hatte, nach Rom zu gehen,
hielt er sich dort nicht länger als ein Jahr auf und reiste dann
nach Lyon und von da durch die Lombardei nach Italien. In
Florenz fand er Gelegenheit für einen vornehmen Edelmann
zu arbeiten, in dessen Dienst er zwei Jahre blieb, worauf er
nach Rom ging, wo er mehrere Jahre nach den besten Meistern
arbeitete. Von da ging er nach Venedig, wo es ihm an
Gönnern nicht fehlte, die seine Werke reichlich bezahlten.
Nachdem er neun Jahre in der Fremde zugebracht hatte,
20g es ihn wieder in das Vaterland. Er nahm seinen Rück-
weg über die Alpen und durch andere Städte nach seiner
ZWEITER THEIL. 2o3
Geburtsstadt Delft, wo er Proben seiner Kunst zurtickliess. Er
starb im Jahre 1706, unverehelicht und kinderlos.
Ein grosses Bild der Anatomischen Schule, in welchem 100.
die Regenten der Gilde der Wundärzte und verschiedene
Aerzte der Stadt dargestellt sind, ist Zeuge seiner Kunst. In
verschiedenen Häusern in Delft sind von ihm auch kleine Ge-
sellschaftsstücke mit Herren und Frauen.
Der Maler Gerbrant van den Eekhout ist zu Amster-
dam am 19. August 1621 geboren.
Er war ein Schüler Rembrant*s van Ryn und arbeitete
bis zum Ende seines Lebens stets in derselben Weise^ die er
von seinem Meister gelernt hatte; jedoch hat er in vielen seiner
Bilder den Hintergrund klarer und heller gehalten. Er malte
zu seiner Zeit viele lebensgrosse Porträts, die er kunstvoll,
kräftig und kunstgerecht ausführte. Keines der geringsten ist
das seines Vaters, welcher Goldschmied war. Es befindet sich
bei seinem Neffen Gerbrand van den Eekhout. Aber zumeist
hatte er Lust zu Historienbildern.
Ich habe verschiedene seiner Arbeiten gesehen, darunter
einen Christus im Tempel unter den jüdischen Schriftgelehrten,
in deren Gesichtern der Eifer im Unterrichten und das Erstaunen
über die Antworten Christi so natürlich ausgedrückt waren,
dass man fast zu sehen glaubte, was sie sprechen wollten.
Eine Erscheinung, durch welche sich insbesondere Rembrant
berühmt machte, so dass man Eekhout mit Recht, unter seine
besten Schüler zählen kann.
Zu seinen besten Werken wird eine Darstellung Christi,
den Simeon in den Armen hält, bei Jakob Hinloopen gezählt, loi.
auf welche der Dichter Jan Vos eine Beischrift gemacht hat. —
Er starb unverheiratet im Jahre 1674 am 22. September. —
Joris van Son ist zu Antwerpen im Jahre 1622 ge-
boren und war ein geschickter Frucht- und Blumenmaler,
dessen auch Cornelis de Bie gedenkt, und zur Bezeichnung, wie
natürlich er dieselben darzustellen verstand, sagt: dass seine
Früchte fähig waren, die Augen schwangerer Frauen zu täuschen 102.
und deren Lust zu erwecken.
Emanuel Murant ist zu Amsterdam in demselben Jahre,
am 22. December geboren. Sein Talent trieb ihn zur Dar-
204 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Stellung holländischer Dörfer und Landschaften, insbesondere
baufälliger Bauernhäuser und Gehöfte, die er so vorzüglich malte,
dass man die Steine des Mauerwerkes zählen konnte; daraus ist
wol zu schliessen, dass er keine grosse Anzahl von Bildern
hinterlassen hat, da eine so emsige Arbeit viel Zeit in Anspruch
nimmt. Sein Bruder David Murant in Amsterdam besitzt wol
die meisten hier zu Land befindlichen Bilder seiner Hand, da
er viele Jahre in Frankreich und anderwärts reiste. Insbesondere
waren seine Bilder in Friesland gesucht, wohin er seinen Auf-
enthalt verlegte. Er starb im Jahre 1700 zu Leewarden. Er
war ein, Schüler von Philip Wouwerman.
Nun erscheinen auf unserem Schauplatz: Wallerant,
Jan, Bernard, Jacques und Andreas Vaillant.
Wallerant Vaillant ist zu Ryssel im Jahre i623 ge-
boren und war zu Antwerpen Schüler des Erasmus Quellinus:
er brachte es durch seltenen Eifer so weit, dass er als ein
tüchtiger Porträtmaler und als geschickter Kreidezeichner ge-
rühmt wurde. Nachdem er genug Beschäftigung mit Malen auf
Holz und Leinwand gefunden hatte, lehrte er diese letztere
Kunst seinen Bruder Bernard.
Als Leopold in Frankfurt zum Kaiser gekrönt wurde,
io3. ging er dahin und fand Gelegenheit, die Porträts des Kaisers
und der verschiedenen Gesandten und Fürsten des deutschen
Reiches, die bei der Krönung anwesend waren, zu malen, durch
welche er viel Ruhm und Geld verdiente. Von dort nahm ihn
der Marschall Grammont, der ihm versprach, dass er den
König porträtiren solle, nach Frankreich mit, was auch geschah,
und da das Bild dem Könige sehr gefiel, malte er auch die
Königin Mutter, den Herzog von Orleans und alle Vor-
nehmen des Hofes. Er blieb dort vier Jahre, worauf er sich
in Amsterdam niederliess, wo er eine grosse Anzahl Porträts
malte; man findet ihrer dort noch häufig sehr kunstvolle.
Er war auch hochverdient um die Fortbildung und Ver-
besserung der Schwarz- oder Schabkunst, die er vom Prinzen
Robert, dem Gross- Admiral von England, der dieselbe erfun-
den hatte, unter dem Versprechen lernte, sie Niemandem mit-
zutheilen; dem kam er auch getreulich nach. Da ihm aber das
Zubereiten der Kupferplatten lästig fiel, so unterwies er einen
ZWEITER THETL. 2o5
armen Mann, dem er viel Gutes gethan hatte und dessen Sohn
er aus Mitleid als Knecht brauchte, wie die Kupferplatten
zubereitet werden mussten. Der Sohn aber, der dies bemerkte,
drängte den alten Mann mit der Drohung, dass er ihm davon-
laufen werde, wenn er ihm dies nicht mittheilen und zeigen
würde, bis er es von ihm erfuhr. Sobald aber d^r Sohn die
Werkzeuge gesehen und eine Vorstellung von der Behandlung
der neuen Kunst hatte, bediente er sich selbst zu seinem 104.
eigenen Verderben derselben, denn er verkaufte sie an Jeder-
mann für Geld, weil Viele längst begierig waren, sie kennen
zu lernen. Da aber der Bursche nicht gewöhnt war, viel Geld
zu besitzen, verlegte er sich auf Trunk und Verschwendung,
verfiel endlich in die tiefste Armut und war Ursache, dass die
Kunst, nach welcher Jeder so begierig gewesen, nachdem das
Geheimniss offenbar geworden, wenig geachtet wurde. —
Jan Vaillant, der Schüler seines Bruders Wallerant,
der im Jahre 1677 zu Amsterdam starb, reiste nach Frank-
furt, wo er heiratete und Gelegenheit fand, Kaufmann zu
werden, worauf er die Kunst aufgab.
Bernard Vaillant, der stete Reisegenosse seines Bru-
ders Wallerant, ward insbesondere ob seiner geschickten
Kreidezeich^iungen gerühmt. Er liess sich später in Rotter-
dam nieder und ist in Leyden plötzlich gestorben. Er war ein
Mann von gottesfürchtigem Leben, was auch von Wallerant
gesagt wird, und diente zu Rotterdam als Diacon der Wallischen
Kirche.
Jacques Vaillant, der ebenfalls die Kunst bei seinem io5.
ältesten Bruder gelernt hat, brachte es durch Eifer so weit in
der Historienmalerei, dass der Gesandte von Brandenburg, ihn,
nachdem er einige seiner Arbeiten gesehen hatte, nach Berlin lud,
wo er Maler des Kurfürsten wurde, der Gefallen an ihm und
seinen Werken fand. Der Kurfürst sandte ihn an den kaiserlichen
Hof, um den Kaiser zu porträtiren, der ihm eine goldene Me-
daille mit einer Kette verehrte. Nach seiner Rückkehr nach
Berlin starb er und ward wegen seines bescheidenen Betragens
und seiner Kunstfertigkeit sehr gerühmt.
Beinahe hätte ich vergessen zu sagen , dass er, von
Wanderlust getrieben, zwei Jahre sowol in Rom, als in anderen
2o6 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
durch Kunstwerke berühmten Städten Italiens, in Studien zu-
gebracht, und dass er in der Bent den Namen Leeurik erhielt.
Andreas, der Jüngste, zeigte Neigung , nachdem er eben-
falls, von seinem ältesten Bruder, im Zeichnen unterrichtet
worden, die Kupferstecherkunst zu lernen, zu welchem Zwecke
er zwei Jahre in Paris bei einem guten Meister Unterricht
nahm. Von da ging er nach Berlin, um seinen Bruder
Jacques zu besuchen, wo er im Lenze seines Lebens starb.
Der Schreibkünstler de Bruin zu Amsterdam hat eine
Schwester dieser Künstler geheiratet.
Jakob van der Does ist zu Amsterdam am 4. März 1623
106 geboren. Sein Vater war Secretär der Assecuranzkammer
und sein Grossvater Geheimschreiber der berühmten Handels-
stadt Amsterdam. Sein Vater, der ein einziger Sohn war,
mit dem es nach dem Sprüchworte: ^Eine zu nachsichtige
Mutter verdirbt ihre Kinder'* erging, nahm wenig Sorge auf
sein Vermögen und ging durch unbesonnene Geldgeschäfte zu
Grunde. Nach seinem frühen Tode beschloss man, unseren
Jakob die Malerei, zu welcher er Lust hatte, bei Nicolas
Mojaert lernen zu lassen, damit er durch dieselbe seinen Unter-
halt finde. Nachdem er einige Jahre bei diesem zugebracht hatte
und selbstständig geworden war, ging er, 21 Jahre alt, nach
Frankreich, und zu Fuss, in Gesellschaft, nach Italien. In Rom
traf er sofort mehrere Maler, die er in Holland kennen gelernt
hatte, die ihn liebevoll aufnahmen und ihn in das nächste
Wirthshaus führen wollten; darüber gerieth er in Verlegenheit
und weigerte sich, da er kein Geld hatte. Seine Freunde,
welchen dies sonderbar erschien, zogen ihn aber in die Her-
berge, wo er endlich gestand, dass er ohne Geld wäre und
die Absicht habe, Soldat zu werden, worüber die Holländer,
die ihre Landsleute nicht in Verlegenheit Hessen, herzlich
lachten. Sie sprachen ihm Mut ein und machten ihn noch
. am selben Abend zum Bentvogel und nannten ihn, weil er
gesagt hatte, dass er Soldat werden wolle und da er unan-
sehnlich von Gestalt war, Tambour.
Eifrig studierend, brachte er mehrere Jahre in Rom zu
107- und übte sich nach den besten Meistern, insbesondere nach
Bamboots. Aber er fand keine grosse Abnahme, da er sich
ZWEITER THEIL. 207
durch seine Art zu leben wenig Freunde machte, weil er stets
still und trübsinnig war, was wol in dem Ehrgeiz den er
empfand, wenn er sah, dass ihn Andere übertrafen, die Ursache
hatte. Deshalb genügten ihm seine eigenen Arbeiten nur selten
und er verwünschte die Kunst, wenn sie nicht nach seinem
Sinne waren.
Nachdem er wieder in das Vaterland zurückgekehrt und
seine Mutter inzwischen in Amsterdam gestorben war, Hess er
sich mit seiner Schwester, die sein Hauswesen besorgte, im
Haag nieder, bis er Margarite ßoorfers heiratete, welche ihm
eine reiche Mitgift zubrachte. Diese war selbst Kunstfreundin
und übte sich im Zeichnen. Nachdem sie ihm vier Söhne und
eine Tochter geboren hatte, starb sie im Jahre 1661. Hierauf
war ihm seine Schwester wieder in der Erziehung der Kinder
behilflich.
Er war um seine Frau sehr betrübt, so wol weil er sie
liebte, als auch weil er eine jährliche Leibrente von 700 Gulden
mit ihr verlor. Dies machte ihn für's Erste unmutig, dann
aber träge, so dass er vier Jahre lang auch nicht einen Pinsel-
strich machte, auch später nur ungern an die Arbeit ging;
da er Alles mit Unlust that, verschafften ihm seine Amster-
daaier Freunde, in der Furcht, dass er verarmen würde, das
Amt eines Secretärs zu Sloten, nächst Amsterdam.
Das gab ihm wieder Lust zur Kunst und Arbeit und er
vollendete ein Bild, welches er bereits vor sieben Jahren
angefangen hatte, und das die bekannte Kunstfreundin Oort- 108.
mans von ihm zu hohem Preise kaufte; denn dieses Glück
hatte er, dass er bei seinem Leben mehr dafür forderte, als
sie wol heute werth sind.
Noch verschiedene andere Bilder, die ihm stets zum
Ruhme gereichen werden, malte er in jener Zeit.
Er heiratete noch ein zweitesmal ein Mädchen mit
reicher Mitgift, das ihm einen Sohn gebar, aber er verlor diese
Frau in noch kürzerer Zeit, als seine erste. Er war damals
mit dem Maler Karel du J ardin befreundet, aber sie lagen
immer miteinander in Streit, wenn sie über Kunst sprachen,
da Karel die lichte, er die braune Art zu malen befürwortete;
trotzdem blieben sie immer gute Freunde. Er ernannte ihn
2o8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
auch zum Testamentsvollstrecker, als er am 17. November 1673
starb.
Er hinterliess zwei Sohne und eine Tochter von seiner
ersten, und einen Sohn von seiner zweiten Frau, von denen
er Simon allein zur Kunst heranbildete. Im Jahre seiner
Geburt werden wir seiner gedenken.
Seine Werke sind Jedermann bekannt, und ich sage ledig-
lich zu seinem Ruhme, dass er die Wahl von Licht und Hell-
dunkel und die Gruppirung der Thiere ausnehmend wol ver-
stand, und dass ihn Keiner in kunstvoller und naturwahrer
Darstellung der Schafe übertraf.
Der Maler Theodor Helmbreker ward im Jahre 1624
zu Harlem geboren, hat aber den grössten Theil seines Lebens
109. in Italien zugebracht, wo er auch im Jahre 1694, 70 Jahre alt,
starb. Die Römer schätzten seine Arbeiten so sehr wie die
des ßamboots, mit welchen sie grosse Aehnlichkeit haben;
das ist auch der Grund,- warum man ihrer in Holland nur
wenige findet.
Der Kunstfreund Pieter Klok hat noch ein Bild von
ihm, welches er im Jahre 1681, i3 Jahre vor seinem Tode,
malte. Es stellt ein italienisches Kloster vor, vor welchem eine
grosse Anzahl von Frauen, Männern, Kindern und zahlreichen
Krüppeln von Pilgern mit warmer Speise bedient wird, die
ein Franziskaner aus einem grossen Kessel mit einem Kochlöffel
austheilt. Er selbst war eifrig im Gottesdienste und gab viel
an die Armen.
Sein Stadt- und Jahrgenosse, Nicolaes Berchem, starb,
wie aus seiner Todesanzeige hervorgeht, im Jahre i683, inn
Alter von 60 Jahren, woraus wir entnehmen, dass er im
Jahre 1624 geboren wurde. —
HO. Er war der Sohn von Pieter Klaasze von Harlem, der
zuerst Fische, später kleine Bilder malte, in welchen er einen
Tisch mit verschiedenem Zuckerwerk in einer silbernen Schale
III. oder porzellanenen Schüssel darstellte.
Ausser seinem Vater, der ein unbedeutender Maler war,
hatte Berchem auch verschiedene andere tüchtige Meister,
als: Jan van Goijen, Klaes Mojaert, Pieter Fransze
Grebber, Jan Wils, und endlich seinen Vetter Giov. Bap-
ZWEITER THEIL. 209
tista Weenix, die sich Alle rühmen, zu seiner Entwicklung
beigetragen zu haben, als Lehrer, wie andererseits er selbst sich
einer grossen Anzahl von Schülern, die durch seinen Unterricht
tüchtige Künstler geworden sind, rühmen kann.
Besonders wird seine Art zu unterrichten gelobt, und
dass er es verstand, die Jugend anzueifern. Ueberdies war er
gefällig, beliebt und unbescholten, ja ein Mann von ungewöhn-
lichem Eifer; ungeachtet dessen klopfte seine liebe Hausehre, die
Tochter des Landschaftsmalers Jan Wils, zuweilen mit einem
Besenstiele von unten gegen die Decke, um ihn, wenn er etwa 112.
vor seiner Staffelei eingeschlafen wäre, aufzuwecken; ja sie Hess
ihm so wenig Geld, dass er nicht selten von seinen Schülern
borgen musste, wenn er Kupferstiche kaufen wollte, an welchen
er viel Vergnügen fand , und seine Frau eben nicht gewillt war
ihm Geld zu geben.
Er hatte solche Neigung für Handzeichnungen italienischer
und anderer Meister, dass er keine Ruhe hatte, so lange er sie
nicht besass. Nicht geringer war seine Passion auf Kupfer-
stiche, und Jan Pieterze Somer bat mir erzählt, dass er
für den Kindermord mit dem Tannenbäumchen von Rafael
Urbino sechzig Gulden bezahlte, in Folge dessen auch für seine
Kupferstichsammlung, welche kurz nach seinem Tode im Jahre
i683 zu Amsterdam verkauft wurde, eine bedeutende Summe
Geldes einlief.
Er war, wie wir bereits gesagt, sehr eifrig, dabei flink
bei der Arbeit und Alles, was er machte, war in der Regel
verkauft, ehe es fertig war.
Justus van Huis^m, der im Jahre i665 sein Schüler
war, erzählte mir, dass er damals längere Zeit für einen Herrn
malte, der ihm täglich zehn Gulden gab, und dass er gewöhn- ii3.
lieh von Morgens bis vier Uhr Nachmittags mit so viel Ver-
gnügen und Befriedigung vor der Staffelei sass, dass er nicht
selten ein Lied dabei sang. Die, welche ihn malen sahen, bezeugen,
dass er wie spielend arbeitete, was auch an den muthwilligen
Pentimenten in seinen Werken zu sehen ist. Ueberdies ist es
staunenswerth , dass, ungeachtet er Alles zu malen versuchte,
doch Jegliches in seiner Art so gelungen ist, dass es schwierig
wäre zu entscheiden, wozu sein Pinsel am geeignetsten war.
Quellenschriften f. Kiinstgcscli. XI V. 14
2IO ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Ich sah nur, dass er in einem grösseren Bilde: Mathens,
der vom Zoll zum Apostelamte berufen wird, sich zur Darstellung
der todten Jagdthiere und Vögel des Giov. Baptista Weenix
bediente. Dieses Bild ist gegenwärtig in den Händen der Erben
des Kunstfreundes Lambert van Hairen zu Dordrecht und ist
reich an Figuren, gross in der Anordnung und Architektur und
auch zierlich durch das Beiwerk und die Fernsicht.
Vor allem Anderen aber ist es erstaunlich, dass ein Mann,
der so viel gearbeitet hat, so unerschöpflich in seiner Erfindung
war. Der Bürgermeister van der Hulk zu Dordrecht bestellte
bei ihm eine grosse Gebirgslandschaft mit Ochsen, Kühen,
Schafen, P'iguren etc., welche noch bei seinen Nachkommen
vorhanden ist und für eines seiner besten Werke gilt. Zugleich
bestellte er eine bei Jan Both und versprach Jedem acht-
1 14. hundert Gulden und Demjenigen, der das Beste leisten würde,
ein Geschenk; als er aber die Bilder neben einander hielt, sagte
er: Jeder von Euch hat sein Bestes gethan, und beschenkte Beide.
Er starb am 18. Februar i683 und ward am 23. in der
Westerkerk zu Harlem begraben.
Wir wollen gleich seinen wackeren Zeitgenossen Jan
Both, der mit ihm zu gleicher Zeit in der Rennbahn der
Kunst um den Lorbeer rang, und dessen Bruder Andries
auf den Schauplatz führen.
Beide zu Utrecht, ich weiss nicht in welchem Jahre,
geboren, haben die Anfangsgründe der Kunst zuerst bei
ihrem Vater, der Glasmaler war, später bei Abr. Bloemaert
gelernt. Sie gingen mitsammen, sagt Sandrart, zuerst nach
Frankreich und von da nach Rom, wo sie ihre Zeit eifrig in
Acht nahmen. Jan verlegte sich auf die Landschaftsmalerei
und ahmte darin die Weise von Claude Lorraine nach, was
ihm trefflich glückte, denn sein Ruhm stieg, während der
Claude's sank, weil dieser wol gute Landschaften, doch
schlechte Figuren und Thiere malte, während sich Jan seines
Bruders bediente, der ein tüchtiger Figuren- und Thiermaler
war und sich die Manier des Bamboots angeeignet hatte. Sie
waren ungewöhnlich gewandt in der Arbeit, in Folge dessen findet
man ihre Bilder häufig, sowol in Rom als in Venedig, wo sie
auch lange Zeit sich aufhielten, bei Kunstfreunden und Kunst-
ZWEITER THEIL. 2 l I
händlern, denn sie w.aren schnell gemalt und schnell ver- ii5.
kauft. Meistens sind es grosse Bilder, und viele derselben zeigen
die hinter den Bäumen und über den Bergen aufgehende
Sonne, die über die Felder strahlt, und die weitesten Fernen,
welche höchst natürlich mit Morgenthau Übergossen scheinen,
mit Schimmer bedeckt. Deutlich sind die Tageszeiten in den
verschiedenen Tönen der färben wahrzunehmen. Man sieht
den Morgen die P'elder mit blauem Flor bekleiden, den klaren
Mittag deutlich die Gegenstände enthüllen und den Abend
mit safranfarbiger Glut die grünen Felder, Bäume und das
Erdreich rÖthen.
Ich sah vor einigen Jahren ein ungewöhnlich schönes Bild
von ihm im Besitze des Kunstfreundes de Jode, damals Drost
des Haag'schen Hofes, welches, weil es alle anderen an Reinheit,
Nettigkeit, Fleiss der Ausführung und Naturtreue übertraf, das
Testament Both's genannt wurde, das heisst jenes Bild, welches
er als einen Beweis seines Talentes und zu seinem dauernden
Nachruhme hinterliess. Es war ungefähr sechs Fuss hoch und
stellte die Fabel von Argus und Merkur dar , deren Figuren
ansehnlich gross und vortrefflich gezeichnet und gemalt waren.
Ueberdies war die ganze Landschaft, wie ich bereits gesagt habe,
lichter, und im Grün von naturwahrer Frische der Farbe und
nicht so gebräunt und nachgedunkelt, wie man dies häufig bei
ihm findet.
Beide haben lange Jahre mitsammen in Italien in Freund-
schaft gelebt, erwiesen einander bei der Arbeit grossen Nutzen,
und wären wol noch länger dort geblieben, wenn sie nicht der
Tod getrennt hätte. —
Jan Both, dieser Phönix der Landschaftsmaler seiner ii<3
Zeit, zog nach dem Tode seines Bruders Andries im Jahre
i65o, um Ruhe zu finden und der Erinnerung an das Land,
wo sein Bruder erstickte, zu entfliehen, nach seiner Geburts-
stadt, wo er für seine Arbeiten reichlich bezahlt wurde und
viel zu thun hatte. Aber er starb auch bald darnach. —
Sandrart sagt, dass Andries, bei Nacht von einer Gesell-
schaft abgeirrt, ertrank. Der Verfasser des „Abrege de la
vie des peintres" aber erzählt (p. 429): „Hendrik war ein Land-
schaftsmaler und ertrank oder erstickte, als er in Venedig beim
.4*
2 1 2 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Nachhausegehen Nachts in einen Canal fiel." Aber wer hat je-
mals von einem Hendrik Both gehört? Daraus kann der Leser
117. entnehmen, wie wenig von jenen Schriftstellern zu halten ist, die
ausser Landes wohnen und keine Gelegenheit haben, die Dinge
genau zu untersuchen. —
Aber Aehnliches widerfuhr uns selbst, als wir im ersten
Theile unseres Werkes von Johanq Torrentius, nach den An-
gaben de Pile's erzählten, dass er über Beschluss des Amster-
damer Gerichtshofes gefangen genommen wurde, während eigent-
lich der Harlemer Gerichtshof zu verstehen ist, was auch
Sandrart behauptet. Wir sagten: Er starb unter der Folter, was
auch Florent le Comte mit den Worten, dass er unter schreck-
lichen Qualen starb, zu bestätigen scheint, so dass ich um so
sicherer schliessen zu können glaubte, dass die Sache auf
Wahrheit beruhe. Als mir aber die Beschreibung der Stadt
118. Harlem von Theodor Schrevelius in die Hand kam, ent-
deckte ich bei dem Durchblättern bald den begangenen Irrthum.
Die meisten Umstände laufen allerdings auf dasselbe hinaus,
aber ich habe durch das Abschreiben doch zwei Fehlgriffe ge-
macht, die der Leser sofort erkennen soll, wenn er das Nach-
folgende gelesen haben wird.
Hier des Schrevelius eigene Worte: „Joh. Torrentius
war keiner der geringsten Maler, ja er war im Darstellen
nackter Frauen in verschiedenen geilen Stellungen, zu welchen
sich nur Öffentliche Dirnen herbeilassen, ein zweiter Apelles.
Er kam von Amsterdam nach Harlem, wohnte in dem Hause
des alten Coltermans und verstand es, sich besonders durch
seine glatte Zunge bei den ersten Bürgern in Gunst zu setzen;
er war Jedermanns Freund, wusste sich aber vor Allem bei den
Frauen so einzuschmeicheln und beliebt zu machen, dass er
viele, selbst gegen das Verbot ihrer Männer, in sein Haus
lockte. Auf der Strasse kleidete er sich allezeit stattlich in
schwarzem Sammt und grüsste Jedermann in liebenswürdiger
und höflicher Weise, so dass er Allen wolgefiel. Aber zu
Hause prasste er täglich wie ein Epikuräer mit Trinken, Essen
und anderen Lustbarkeiten, glaubte weder an Himmel noch
Hölle und war mit einem Wort, unter dem Deckmantel der
PVömmigkeit ein Verführer der Jugend, ein Verderber der
ZWEITER THEIL. 21 3
Frauen, ein Betrüger des Volkes und ein Verschleuderer seines
eigenen und anderer Leute Geldes.
Dies wurde endlich bekannt und viele Bürger, bei denen
noch Gottesfurcht zu Hause war, erzürnten darob, verfluchten
seine gottvergessene Lebensweise und schrieen, dass er unwürdig
wäre, ein Bewohner ihrer Stadt zu sein.
Als dies der Magistrat vernahm, brachte man ihn von
Amtswegen, damit das öffentliche Wol keinen Schaden leide, 119.
in's Gefängniss und nach ernstlicher Untersuchung über seine
abscheulichen Bilder, sein Betragen und seine Reden, ward er
darüber verhört. Da er aber Von air dem, dessen er beschul-
digt war, nichts eingestehen wollte, ward er auf die Folter
gebracht; doch «r hielt sie aus, ohne ein Bekenntniss zu machen,
worauf er für zwanzig Jahre in das Zuchthaus gesperrt wurde.
Das geschah am 25. Juli i63o.
Nachdem er geraume Zeit daselbst gesessen hatte, ward
er auf Fürsprache vornehmer Leute freigegeben; unter diesen
befand sich auch der englische Gesandte, mit dem er über-
schiffte; er hielt sich eine Zeit lang in England auf, kam dann
wieder nach Amsterdam, wo er starb." —
Theodor Schrevelius erwähnt in seinem Buche über 122.
Harlems Ursprung verschiedene Maler und Malerinnen, die
zu seiner Zeit in Blüthe waren.
So Pieter Grebber, den Sohn von Frans Pieterse
Grebber, den van Man der (p. 21 3) erwähnt, und Gerard
Sprong, den Sohn von Kornelis Engelze, dessen van
Man der ebenfalls (p. 107) gedenkt. Diese beiden Söhne haben
ihre Väter in der Kunst übertroffen.
Pieter Grebber, der ausser seinem Vater auch Hendrik
Goltzius zum Lehrer hatte, war ein tüchtiger Figuren- und
Porträtmaler. Zu Harlem waren zu jener Zeit noch verschiedene
Bilder von ihm zu sehen, von welchen wol das bedeutendste
das, für den Bürgermeister Guidewagen, der ein Freund der
Musik und des Gesanges war, zum Lobe der Musik gemalte
Bild „Jubalinus" gewesen.
Dieser Pieter Grebber hatte auch eine Schwester,
Namens Maria Grebber, die mit viel Geschick die Kunst
übte und auch in der Baukunst und Perspective bewandert war. 123.
2 [4 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Gerard Sprong, der seinen Vater weit übertraf, malte
verschiedene Regenten und Schutzenstücke, deren nocli welche
in den Doelen zu sehen sind, die die Kunst ihres Urhebers
rühmen.
Der Chronist erwähnt auch (p. 383) einen Hendrik
Pot, der bei Allen wegen seiner Geschicklichkeit und Höf-
lichkeit beliebt war. Ihm widerfuhr die Ehre, den König
von England mit seiner Gemalin und verschiedene Vor-
nehme des Reiches zii porträtiren. Im Prinzenhof zu Harlem
befindet sich von ihm ein grosses Bild, welches den Triumph-
zug des Prinzen Willem von Oranien vorstellt, und in den
Schutters- Doelen ein Corporalstück ; aber seine beste Leistung
war, nach den Worten des Chronisten, ^ine Judith mit
Holofernes, welches Bild sich im Cabinete des Herrn Hof man
befand .
Ferner wird auch ein Kornelis Wieringen erwähnt.
Er hatte lange Zeit zur See zugebracht und in Folge dessen kannte
er Alles, was zu einem Schiffe gehört, auch die Art der Take-
lage. Dies war ihm von grossem Nutzen, denn nachdem er
der Seefahrt Lebewol gesagt hatte, beschäftigte er sich damit,
Marinen zu zeichnen. Er brachte es auch durch besonderen Eifer
soweit, dass er im Malen der See und Schilfe Hendrik Vroom
beinahe erreichte.
In dieser Art arbeiteten auch ein Kornelis Verbeek und
i24.Johan Goderis.
Unter den Landschaftsmalern rühmt Schrevelius: Kor-
nelis Vroom, den Sohn von Hendrik Vroom, Johan
Jakobsz, der lange Jahre in Italien zugebracht hat, Nicolas
Zuyker, Ger. Bleyker, Salom. Rustdael, Reyer etc.
Wenn ihr aber einen Früchtemaler sucht , sagt der
Chronist, so habt ihr Floris van Dyk, der mit seinem Pinsel
die lüsternen Frauen , ja die Vögel zu locken und zu über-
listen versteht, und auf demselben Gebiete: Willem Heda.
Er erwähnt auch einen Roelant van Laar, den Bruder
Pieter's, und nennt Beide ,, Brüder aus einem Bett, zu Harlem
gezeugt und geboren und von Kindesbeinen an, in der Kunst
geübt. Sie hatten Beide dieselbe Weise zu malen und haben
einige Jahre zusammen in Italien gewohnt. Roelant, der
ZWEITER THEIL. 2 1 5
Aeltere, ist ,in der Blüthezeit seines Lebens zu Genua ge-
storben. Pieter kehrte wieder nach Hause zurück und hat
sich eine Weile in Harlem aufgehalten, konnte aber Italien
nicht vergessen, welches stets die Nährmutter bedeutender
Talente war. Deshalb entschloss er sich, noch einmal dahin ^u
gehen. Er nahm hierauf Abschied von seinen Freunden, damit
sie nicht wissen mögen, wo er eigentlich hingerathen würde, wie
dies auch Empedocles gethan", sagt der Chronist, womit er
nicht undeutlich zu verstehen gibt, dass er von seinem traurigen
Ende wol Kenntniss hatte, dies aber unter der Bezeichnung
eines „seltsamen, starrköpfigen Vorhabens" verbirgt.
Von den Glasmalern jener Zeit rühmt er Peter Hol-
stein und Joh.JBoechorst, der den Triumph von Damiette
in den Fenstern des grossen Vroedschaftsaales zu Harlem
gemalt hat, welchen S. Ampsing in langathmigen Versen
besingt. —
Von jenen Künstlern, welche zu früh für ihren Ruhm 12?.
starben, ist Paulus Potter, zu Enkhuizen im Jahre 1625 ge-
boren, der schlechteste nicht.
Er stammt von Urgrossmutters Seite aus dem altadeligen
Geschlechte Egmont, wie ich aus Aufzeichnungen ersehen
habe. Sein Grossvater Pieter Simonsz Potter, Pfennigmeister
oder Geheimschreiber der Hooge en Lage Swaluwe, heiratete 126.
die Tochter von Paulus Bertius, Pensionärs von Enkhuizen, welcher
Freektgen Semeins, deren Mutter, Katharina van Egmont, eine
echte Tochter dieses Hauses war, zur Frau hatte.
Pieter Simonze Potter zeugte mit seiner Gattin einen
Sohn, Namens Pieter Potter, der Maler zu Enkhuizen war;
dieser heiratete daselbst und aus dieser Ehe stammten zwei
Söhne, Pieter und Paulus, und eine Tochter, Maria Potter.
Pieter Pott er, der Vater der genannten Kinder, änderte
seinen Aufenthalt, siedelte nach Amsterdam über, wo er am
14. October i63i das Bürgerrecht kaufte und daselbst auch im
Jahre 1692 starb.
Paulus Potter, den wir zumeist im Auge haben, verrieth
natürliche Anlagen zur Kunst, und ward von seinem Vater,
einem allerdings unbedeutenden Künstler, darin unterrichtet und
zeigte früh, durch seine verständigen Uebungsarbeiten , Spuren
2 |6 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
seines Talentes. Er ging von Amsterdam nach dgm Haag und
wohnte auf dem Bierkaai in demselben Hause, welches damals
der Procurator Staal bewohnte. Daneben wohnte Klaas Dirkze
ßalkenende, der mit zehn Kindern gesegnet war. Potter's
Auge fiel auf die älteste Tochter und er warb um sie.
Doch dies ging nicht so schnell, denn der Alte sagte:
„Wenn er noch Menschen malen würde, aber Thiere!"
das wollte ihm gar nicht gefallen. Er berieth sich darüber
mit Leuten von Ansehen und seinen Freunden, die ihm da-
gegen sämmtlich erklärten, dass sie sich nicht weigern, sondern
127. eher glücklich schätzen würden, wenn er eine ihrer Töchter
begehrt hätte. So sehr hatte er sich bereits durch sein
angenehmes Betragen bei Jedermann beliebt gemacht. Hierauf
heiratete er Adriana Balkenende im Jahre i65o.
Balken ende war Zimmermann und Baumeister, ver-
kehrte mit den vornehmsten Leuten im Haag und machte
seinen Schwiegersohn mit diesen bekannt. Der Prinz Moritz
und andere Vornehme besuchten Paul Potter nicht selten in
seinem Atelier, um seine Werke zu sehen.
Er malte damals ein grosses, reich belebtes und emsig
gearbeitetes Bild für die alte Prinzessin Emilia van Solms,
welches im alten Schlosse über einen Kamin gehängt werden
sollte, aber Jemand, der das Ohr der Prinzessin hatte, be-
merkte: dass es doch ein zu unappetitlicher Gegenstand wäre,
als dass ihre Hoheit ihn täglich besehen sollte. Diese Worte
zielten auf die pissende Kuh, die darin dargestellt war, unter
welchem Namen auch das Bild bekannt ist. Es ward deshalb
zurückgewiesen und kam in andere Hände.
Viele Jahre war es im Besitze der Familie des Schöffen
Mucart, aus welcher es in die Hände des Kunsthändlers
van Biesum kam. Von diesem kaufte es der Kunstfreund
Jakob van Hoek für 2000 Gulden und hing es in seinem
Cabinete gegenüber dem berühmten Bilde von Gerard Dou
auf, in dessen Hintergrunde eine Barbierstube dargestellt ist.
Es ist dies das bedeutendste Bild G. Dou*s in Holland. —
128. Aus verschiedenen Umständen, die mir erzählt wurden,
entnehme ich, dass Potte r schon frühzeitig heimliche Neider hatte,
die ihm unter der Maske der Freundschaft entgegenarbeiteten. —
ZWEITER THEIL. 217
Der Bürgermeister Tulp, der, oft im Haag verweilend, 129-
Potter kennen gelernt hatte und an seinem Benehmen und
Talente Gefallen fand, sah, dass er nicht nach Verdienst be-
lohnt wurde und veranlasste ihn, nach Amsterdam zu kommen,
um dort für ihn zu malen, indem er ihm seine Befürwortung
versprach. Er siedelte darauf am i. Mai i652 nach Amsterdam
über und malte für Tulp verschiedene grössere und kleinere
Bilder, so dass wol dieser zu jener Zeit die meisten seiner Ar-
beiten besass. Dies bestätigte mir auch Nicola es van Reenen im
Haag, der von der Witwe Potter 's abstammt, in einem mir
im December 171 6 geschriebenen Briefe. Dieser sagt auch : dass
er seine Mutter häufig erzählen hörte, sie habe ihren Gatten nie .
müssig gesehen, und selbst wenn er eine Stunde für sie frei
hatte, um einen Spaziergang zu machen, trug er allezeit ein
Skizzenbuch in der Tasche, um sofort eine Skizze zu machen,
wenn er etwas Geeignetes sah, das ihm in den Kram passte.
Seine von den Liebhabern sehr geschätzten Radirungen ätzte er
des Abends bei Kerzenlicht, um nichts an der Zeit, während
welcher er malen konnte, einzubüssen.
Obwol ich es nicht glaube, vermuthet man, dass er
durch zu eifrige Arbeit die Auszehrung bekam, an welcher er
im Januar 1654, kaum 29 Jahre alt, starb.
Er ist in der grossen Capelle zu Amsterdam begraben
und hinterliess ausser seinem Ruhme eine Witwe und eine
Tochter, die, 3^2 Jahre alt, im Haag auch an der Aus- i3o.
zehrung starb.
Welcher Taumel musste die Augen jener Kunstkenner
bethört haben, welche ehedem die Arbeiten P. Potte r's für
gewöhnliches Machwerk ansahen? Oder waren Jene sehend,
und sind wir, die wir so viel Achtung dafür bezeigen, blind?
Den unglücklichen Hercules Segers, dessen Geburtsjahr 1 36.
mir unbekannt ist, bringe ich nur deshalb, weil S. v. Hoog-
straten in seiner „Kalliope" sagt, dass er in seiner frühesten
Jugend blühte oder vielmehr verdorrte, vor dem genannten Hoog-
straten auf den Schauplatz.
Er war ein Mann von Verstand und Urtheil, reich an
Ideen und unerschöpflich an mannigfaltigen Motiven, die er in
seinen Landschaften anwendete, in deren weiter Ferne sich iSy.
2 1 8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ganze Landstrecken mit Dörfern und Gehöften zeigen. Er war
auch originell in der Darstellung der Berge und Felsen,' wie
dies auch aus seinen Gemälden und Kupferstichen hervorgeht.
Aber es scheint, dass er unter einem unglücklichen Sterne ge-
boren war, denn obgleich er sich mit unvergleichlichem Eifer
abmühte, so konnte er doch sein Unglück nicht überwinden.
Er musste zu seinem Schmerze sehen, dass Andere, die nicht
so talentvoll waren, ihn überholten, indessen ihm durch sein
trauriges Geschick die Flügel mit den Seilen der Armuth ge-
bunden waren.
Ihm gelang die Erfindung, Landschaften mit Farbe auf
Leinwand zu drucken, aber diese Zeuge waren nicht an den
Mann zu bringen, obgleich er sie billig verkaufen konnte. Des-
halb klagte seine Frau, dass er alles Linnen im Hause be-
drucke und dabei nicht so viel heraussehe, dass sie anderes
dafür kaufen könnte , in Folge dessen er mit seinem Hausstande
in die äusserste Armuth gerieth. Andererseits schmerzte es
ihn, sehen zu müssen, dass seine Drucke wol in den Läden
der Fetthändler gebraucht wurden, um Butter und Seife für die
Körbe darein zu wickeln.
Endlich machte er noch eine Platte, auf welche er den
äussersten Fleiss verwendete, und bot sie in Amsterdam einem
Kunsthändler für geringes Geld an, aber dieser wollte nicht
recht daran, weil seine Arbeiten nicht gesucht waren, und un-
geachtet er ihm auseinandersetzte, dass jeder einzelne Abdruck
nach seinem Tode wol mehr werth sein würde, als er für die
ganze Platte forderte, wollte dieser kaum so viel für dieselbe
geben, als das Kupfer gekostet hatte. Darum nahm er sie
wieder mit nach Hause und schnitt sie in Stücke, nachdem er
1 38. einige Drucke davon gemacht hatte. Beides aber ging dem
armen Mann so sehr zu Herzen, dass er trübsinnig und rath-
los seine Trauer im Weine zu ertränken suchte, bis er eines
Abends, über seine Gewohnheit angetrunken, nach Hause kam,
von der Treppe fiel und starb.
Hoogstraten bemerkt, dass es so geschah, wie er
selbst es vorhergesagt hatte, denn für jeden einzelnen Abdruck
wurden später sechzehn Ducaten bezahlt, und da konnte man
sich noch glücklich schätzen, einen zu bekommen.
ZWEITER THEIL. 2 1 9
Aber ist es nicht Pieter Testa ebenso ergangen? Sah
er nicht auch zu seinem Herzleid, dass man den Gemüse-
käufern, die Waare in seine Kupferstiche oder in eine aus
einem Stücke derselben gemachte Düte einwickelte? Lief er
nicht durch ganz Rom mit seinen Kupferstichen unter dem
Mantel, um sie feilzubieten? Der alte Lutma, dessen Porträt
Rembrant radirt hat, war damals in Rom und kaufte von
ihm mehrere Arbeiten für einen Ducaten; ich selbst habe
später für jedes einzelne seiner grösseren Blätter einen Ducaten
und für einen kleinen Kupferstich, „het darmwindertje" ge-
nannt, zwei Ducaten bezahlt. Und was war der Grund? Man 139.
wollte sie haben, weil sie selten geworden und der Künstler
sich aus Schwermuth in der Tiber ertränkt hatte.
Johannes van Kessel ist zu Antwerpen im Jahre 1625
geboren. Er machte sich das Malen aller Arten von Blumen,
sowie federloser Land- und Seethiere im kleinen Massstabe
zur Aufgabe, die er so fleissig ausgeführt und kunstvoll wie
Jan Breugel malte.
K. de Bie preist ihn mit einigen Versen. —
Sein Zeit- und Stadtgenosse Johannes Peeters wählte 140.
dagegen solche Vorwürfe, die bei dem Beschauen Unruhe,
Schrecken und Furcht hervorrufen, da sie nur Unglück aller
Art und Elend im Gefolge führen, vornehmlich heftige Stürme,
Ungewitter und blutige Seeschlachten, die er so natürlich und
kunstvoll darzustellen wusste, dass er für einen Hochflieger in
der Kunst gehalten wurde. —
Peter Boel ist zu Antwerpen im Jahre 1625 geboren 141.
und verlegte sich auf die Darstellung aller Arten vierfüssiger
Thiere, Vogel und Blumen, wie dies auch aus einem zu seiner
Ehre gemachten Lobgedichte entnommen werden kann. —
Unter seine Zeitgenossen zählt man Johannes van Heck,
einen geschickten Meister im Darstellen von Landschaften,
Figuren, Thieren, Blumen, Früchten, Gold, Silber, Krystall
und Porzellan.- —
Er war geboren zu Quaremonde nächst Oudenarden, und
war im Jahre 1662 noch am Leben, sowie auch Gaspar van 142.
Eyck, ein Marinemaler aus Antwerpen, Jan Sibrechts, eben-
falls aus Antwerpen, dessen Weise jener des Karel du Jardin
220 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
und Berchem ähnelte, und Nicolaes van Eyck, der ver-
schiedene Kriegsereignisse malte. —
Philip Fruytiers hat, so viel ich aus den Reimen
des Kornelis de Bie schliessen kann, Figuren in Miniatur
oder Wasserfarben ganz ausgezeichnet und staunenswerth fleissig
gemalt. —
Damals lebten auch Antonius Goebouw, Franciscus
de Neve — und Johannes Fyt. —
143. Peter Tysens war, wie ich aus dem Inhalte der bra-
bantischen Reime entnehmen kann, ein Porträtmaler und es
scheint mir, dass auch ihm das traurige Loos, dem Tadel
anheimzufallen, welches insbesondere die Porträtmaler verfolgt,
reichlich zu Theil wurde. —
144. Alexander Adriaensen malte Stillleben, Früchte,
Fische etc. Desgleichen Fran^ois und Jan Eykens. Obgleich
der Letztere zuerst Figurenschnitzer war, versuchte er sich, von
Nacheiferungslust angelrieben, im Malen von Früchten und
Blumen.
Alle diese, die wir nacheinander angeführt haben, sind
Antwerpner.
An diese reihen wir noch Carolus Greten aus Prag.
Dieser hat mit dem berühmten Willem Bouwer, dem ge-
schickten und geistreichen Miniaturmaler, lange in Italien gelebt.
Er malte Porträts und war in der römischen Bent unter dem
Namen Slagzwaart bekannt.
Ein Peeter van der Borcht aus Brüssel malte zuerst
Figuren und später Landschaften.
Desgleichen Jan Miel, der, in Flandern geboren, Figuren-
maler des Herzogs von Savoyen war.
Peter de Wit von Antwerpen wird in den Reimen von
Kornelis de Bie gelobt. —
Gerrit van Hooch Stadt ist zu Brüssel geboren und war
zuerst Porträtmaler; aber seiner Geschicklichkeit bewusst, ver-
legte er sich auf das Malen von Historien, insbesondere
Passionsbildern und Martyrien von Heiligen. Es sind noch
verschiedene Altarbilder von ihm in Brabant zu sehen.
GysbrechtThys ist zu Antwerpen geboren und malte
145. Porträts, die er so geschickt und ähnlich, ja so sauber und
ZWEITER THEIL. 221
edel darstellte, dass sie in anderen Ländern für Werke van
Dyk's angesehen werden.
Auch arbeitete zu jener Zeit ein Nicolaes Loyer und
der Antwerpner Guiliam Gabron, berühmt als Maler von
Gold, Silber, Porzellan, Blumen und Früchten.
Desgleichen Artus Wolffaerts aus Antwerpen, der sowol
Sittenbilder wie Possenstücke malte. Man lobte ihn ob seiner
schönen Composition und seines geschickten Pinsels.
Neben ihm erscheint sein Stadtgenosse Egmont, ein tüch-
tiger Porträtmaler und Schüler des A. v. Dyck.
Auch sind zu erwähnen die Gesellschaftsmaler A. Par-
danus, Vuurpyl, Duister, Heerschap etc. —
Der Maler Johannes Lingelbach ist im Jahre i625 in
Frankfurt am Main geboren.
Wann oder bei welcher Gelegenheit er nach Holland
übersiedelte, und bei wem er daselbst gelernt hat, weiss ich
nicht, wo] aber, dass er, von der Reiselust getrieben, sich im
Jahre 1642 von Amsterdam nach Frankreich begab, um nach
Verlauf von zwei Jahren nach Rom zu gehen, wo er bis zum
Jahre i65o arbeitete^ Sonntag den 8. Mai seine Rückreise
durch Deutschland antrat, und im Juni wieder gesund in 146.
Amsterdam ankam.
Viele grössere und kleinere, naturwahre, reich figurirte
und geistreich erfundene Bilder, die wegen ihrer kunstvollen
und gefälligen Manier beliebt sind, befinden sich von ihm in
den Niederlanden, insbesondere zu Amsterdam. Sie zeigen
deutlich die Grösse seines Talentes und beweisen, dass er in
Italien Alles, was ihm schön und malerisch erschien, beachtet
und in seinen Werken benützt hat.
Die meisten seiner Bilder stellen irgend einen italienischen
Seehafen mit einem imposanten Stadtthore vor, welches in
den Nischen mit Figuren oder auf andere Art geschmückt ist;
dieses wusste er sowol in Hinsicht auf seine Baufälligkeit als
Mannigfaltigkeit der Farben, mit welchen es der Verderb der
Zeit oder das Moos und die Kräuter, von welchen es über-
wuchert ist, bemalt haben, ganz natürlich nachzubilden. —
Darum hat er auch zumeist in der Darstellung seiner
römischen Marktplätze, deren er viele mit mannigfaltigen Ver-
222 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
änderungen gemalt hat, irgend ein grosses Monument oder
Denkmal, sei es eine Gruppe von F'iguren, eine Fontaine oder
Siegessäule angebracht und das Bild mit mannigfaltigen
Männern, Frauen, Eseln, Pferden etc., alle in ihren Verrichtun-
147. gen, staffirt. Die Einen tragend, die Anderen ziehend; hier
ein Gemüseweib , deren Stand mit verschiedenen Früchten ver-
sehen ist; dort eine Garküche unter einem Zeltdache, vor der ein
Bettler mit entblössten Schultern bettelt; hier wieder eine
Figurengruppe, die einem predigenden Mönche zuhört; und
wieder in einer Ecke Andere, die, mit offenen Mäulern gaffend,
dem Geschwätz eines Quacksalbers lauschen, während ihnen
inzwischen die Börse gestohlen wird.
' Insbesondere hat er bei Darstellung seiner Seehäfen die
verschiedenartigen Costüme der, bei dem Aus- und Einladen
der Seeschiffe und Galeeren beschäftigten Kaufleute beobachtet
und unterschieden, und diese Darstellungen mit dem Aus-
blicke auf das Meer, die blaue Ferne und leicht bewölkte Luft
versehen, so dass die Gruppen des Vordergrundes kräftig ge-
hoben zur Geltung kommen. —
Sein Zeitgenosse und bester Freund, Jan Worst, malte
schöne italienische Landschaften. Er war zugleich mit ihm in
Rom. Seine Bilder sind sehr selten, da er seine meiste Zeit
damit zubrachte, Zeichnungen auf Papier anzufertigen, welche
von den Liebhabern sehr geschätzt wurden.
Nun komme ich auf Willem van Drillenburg, den
ersten meiner drei Lehrmeister in der Kunst.
Dieser ist zu Utrecht aus vornehmem Geschlechte geboren
und hat in seiner Jugend bei Abraham Bloemaert gelernt,
sich aber später auf eine, von der Weise seines Meisters ganz
148. verschiedene Art der Landschaftsmalerei verlegt. In Anordnung
und Wahl ähneln seine Bilder jenen des Both, aber sie sind nicht
so lebendig in der Behandlung, noch auch so natürlich im
Colorit. Er war, so lange als ich ihn kannte, ungemein fleissig
und sass zuweilen einen Monat über zu Hause, ohne auch nur
Schuhe anzuziehen; aber er konnte auch, einmal losgekommen,
drei Tage und drei Nächte hindurch einen Jonas machen.
Er siedelte im Jahre 1668 oder 1669 mit seinem Haus-
stande nach Dordrecht über und war damals 42 oder 43 Jahre alt.
ZWEITER THEIL. 223
Mein seliger Vater lernte ihn in dem Jahre der Unruhen 1672
kennen und gab mich zu ihm, damit ich zeichnen lerne. Aber
die mannigfaltigen Tages-Ereignisse verursachten einige Unter-
brechungen, da die Jugend die Neigung hat, in Alles die
Nase hineinzustecken, und Drillen bürg auch zu begierig
war, zu wissen, was in der Stadt vorgehe und was die Post
Neues mitgebracht hatte. Deshalb sandte er mich oft aus,
um Neuigkeiten zu erfahren, denn der gallische Hahn schritt
damals mit grossen und raschen Schritten auf Holland zu,
während die inneren Unruhen so stark zunahmen, dass schwere
Uebel zu besorgen standen. —
Zu seinem Lobe muss ich noch erwähnen, dass er stets 149.
thätig war, und selbst in den Winterabenden bei Kerzenlicht
kleine Landschaften in Grau oder Braun, Roth und Weiss i3o.
malte, welche wie RÖthel-Zeichnungen aussahen. Er war kurz-
weilig in seinem Umgange und erzählte oft, während des Unter-
richtes, den einen oder anderen Streich seiner Jugend. — Sein
Vater, Willem van Drillenburg, war Domherr und ein an-
gesehener Mann. —
Jakob Lavecq ist zu Dordrecht geboren, doch konnte i53.
ich nicht in Erfahrung bringen, in welchem Jahre, da Niemand
mehr von seiner Familie lebt. Er war unverheiratet und wirth-
schaftete mit zwei Mädchen, weil er auch noch für einen
blinden Halbbruder zu sorgen hatte. Seine Eltern hatten ihm
ein schönes Vermögen hinterlassen, aber es war, da er ein
grösserer Freund von Gesellschaft als vom Malen gewesen, wäh-
rend seiner Reise in Frankreich etwas geschmolzen. Er war ein
Schüler Rembrant's, aber während seiner Reise verwarf er
diese Manier und verlegte sich ganz auf die Porträtmalerei in
der Weise des van de Baan. Er hatte noch ein Bild aus
seiner ersten Zeit im Hause, in welchem er die Manier
Rembrant's so wol wahrgenommen hatte, dass man es für
dessen Arbeit halten konnte. Er kam, ich weiss nicht aus
welchem Anlasse, zu jener Zeit in meiner Eltern Haus, da ich
eben von van Drillenburg ausgetreten war und für mich allein,
ohne Unterricht, zeichnete. Er sah meine Arbeiten und meinte,
dass ich wol in der Kunst fortfahren sollte, worauf mein
Vater sofort die Gelegenheit ergriff und einen Vertrag, unter
2 24 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
seiner Leitung weiter zu lernen, abschloss, was auch geschah.
Aber das Unglück wollte, dass er nach ungefähr neun Monaten
starb und ich zum zweitenmale ohne Lehrer war. Ich er-
hielt den dritten Theil seiner Kupferstiche, aber Unkenntniss
Hess mich eine schlechte Wahl thun, denn anstatt schöne
italienische oder französische Kupferstiche für meinen Theil aus-
zuwählen, fiel mein Auge auf die Stiche von Lucas van
»54. Leyden und Albert Dürer, die mir nichts nützen konnten,
und es geschah lediglich durch Zufall, dass ich bei der Thei-
lung doch noch einen französischen Kupferstich auswählte, der
den ersten Platz in meiner Mappe einnimmt, sowol als Er-
innerung an meinen Meister, als ob seines seltenen eigenen
Werthes, denn ich kenne keinen Freund von Kupferstichen,
der ihn gesehen hätte, ohne ihn zu 'loben. Er ist von F. de
Poilly nach einer Composition von G. le Brun gestochen.
Man sieht darin Pallas in den Wolken, zu welcher Neptun aus
seinem Muschelwagen spricht. Im Hintergrunde die Musen und
in den Wolkenschatten die Künste etc. Dieser Kupferstich
befand sich, als Lavecq in Paris war, über einer Thesis an-
geheftet, und von da liess er ihn durch einen Schweizer an
einem dunklen Abend für eine halbe Pistole abnehmen, wofür
ihn dieser unverletzt in seine Wohnung brachte.
Ich weiss nicht viel von ihm und seiner Weise zu
arbeiten zu sagen, da er stets krank war und wenig oder gar
nicht zu Jener Zeit, da ich bei ihm war, malte. —
i55. Er starb, wenn ich mich recht erinnere, im Anfange des
Jahres 1674, wie ich glaube, ungefähr 5o Jahre alt. Er war
im Jahre i655 in die Gilde getreten. —
Aber ich schäme mich nicht, zu sagen, dass Samuel
van Hoogstraten Jener meiner Lehrer gewesen ist, dem ich
die Grundlage alles dessen schulde, was ich in der Kunst
verstehe.
Er ist zu Dordrecht im Jahre 1627 geboren; ob er ausser
seinem Vater noch andere Lehrer in seiner Jugend hatte, weiss
ich nicht, nur dass er die Kunst bei Rembrant van Ryn
gelernt hat, denn er nennt ihn, in seinem Buche von der
Malerkunst (p. 267) seinen zweiten Meister nach dem Tode
seines Vaters Theodor.
ZWEITER THEIL. 225
Dessen Manier ahmte er noch einige Zeit ausschliesslich i ^6.
nachy entfremdete sich derselben aber allmälig, nahm end-
lich eine ganz andere an und verlegte sich auf die Porträt-
malerei, worin er glückliche Fortschritte machte, sowol im
Haag, wo er einige Zeit lebte, als auch in Dordrecht. Ob-
gleich ihm die Malerei Ehren und Vortheil brachte, so
blühte ihm auch andererseits der Lorbeer der Poesie, Es
scheinen ihm Beide gleich liebevoll entgegengekommen zu sein,
und wenn er die Erste wieder liebte, so verachtete er auch
die Zweite nicht. Der Ersten opferte er seine besten Stunden,
der Zweiten seine Müsse, was er selbst nicht undeutlich in der
Vorrede zum „schönen Roselyn", der im Jahre i65o erschien,
ausdrückt.
Eine seiner Haupttriebfedern war die Künstlereifersucht,
bei ihm nicht, wie dies oft der Fall ist, ein offenkundiger
Hass gegen die Personen und ihre Vorzüge, sondern Ehrgeiz,
vermöge dessen er nicht dulden wollte, dass ihm irgend Jemand 157.
an Geschicklichkeit voraus wäre. Deshalb gab es kein Feld der
Kunst, auf welchem ihn Andere zu übertreffen schienen, er
folgte ihnen stracks auf den Fersen. Gebäude, Landschaften,
ungestüme See, stille Wasser, Thiere, Blumen, Früchte und
Stillleben (die er so natürlich darzustellen wusste, dass er
Viele betrog), und was es auch sein mochte, er verstand es,
sich darauf zu verlegen und es sich eigen zu machen.
Ich sah noch Einiges davon in seinem Hause, z. B.
Aepfel, Birnen und Citronen in einer Schale, oder einen Pan-
toffel oder Schuh auf ein ausgehacktes Brett gemalt und in
eine Ecke der Stube oder unter einen Stuhl gestellt, oder
gesalzene und getrocknete Schollen, auf Leinwand gemalt und
ausgeschnitten, da oder dort an eine Speicherthüre gehängt
und so trügerisch dargestellt, dass man sie in der That für
getrocknete Schollen ansehen konnte. —
Auch muss ich dem Leser zur Bestätigung dessen er-
zählen, wie er sich durch Derlei bei dem Kaiser und dem
ganzen Hofe berühmt machte.
Als er am 6. August i65i am Wiener Hofe Proben
seiner Geschicklichkeit zeigte, waren der Kaiser, die Kaiserin,
der König von Ungarn und der Erzbischof gegenwärtig.
Qaellenschriften f. Kunstgesch. XIV. i5
226 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Es waren dies drei Bilder: das Porträt eines Edelmannes und
eine Dornenkrönung Christi, die zumeist gelobt wurde. Als
aber das dritte, ein Stillleben, gezeigt wurde, war der Kaiser
schier ganz darein verliebt, besah es lange, und als er sich
1 58. betrogen sah, sagte er: „Das ist der erste Maler, der mich
getäuscht hat!" und Hess ihm sagen, dass er zur Strafe für
diese Täuschung das Bild nicht wieder haben solle, sondern
dass er selbst es allezeit bewahren und werth halten würde.
Obgleich das Malen derartiger Gegenstände in jener Zeit
grossen Vortheil brachte, so hatte er doch zu viel Talent, um
sich dabei länger aufzuhalten, sondern malte zumeist Porträts,
Historienbilder und perspectivische Ansichten, welche man
durch ein Loch in der Wand zu betrachten pflegte.
Ich sah deren mehrere, die in einer kleinen Kammer,
einen ganzen Palast mit gewölbten Bogen und Galerien, ge-
stützt von Marmorsäulen, darstellten.
Er hatte eine ausgezeichnete Manier in seinen Porträts
und war sehr glücklich im Wiedergeben der Aehnlichkeit,
was insbesondere an seinem letzten Bilde, den Vorstehern der
Münze zu Dordrecht, ersichtlich ist, welche er zu jener Zeit
porträtirte, da ich bei ihm in Dordrecht war; ich kannte sie Alle
und Mehrere von ihnen leben noch heute. Dabei hatte er eine
eigenthümliche Art, die Farbe fett aufzutragen, eine Manier,
vermöge welcher die Bilder lange Zeit ihre vollkommene Kraft
und Farbe behalten.
Seine historischen Darstellungen sind stets rühmenswerth,
geschmackvoll und von trefflicher Haltung und die Kunstkenner
haben dagegen keine andere Einwendung vorgebracht, als dass
die Farben, insbesondere in den Gewändern, zu massenhaft
und unvermischt angewendet sind, und dass er in seiner
letzten Zeit, um Unwissenden zu seinem Vortheile zu schmei-
cheln, zuweilen Dinge in seinen Bildern anbrachte, die er in
159. seinem Buche von den Grundregeln der Malerkunst verwirft. —
Aber wir sind den Dingen vorangeeilt, und müssen
unseren Batavier, das war sein Bentname, erst nach Rom
geleiten und ihn von Wien, mit einem Geschenke des Kaisers
in sein Vaterland zurückführen, ehe wir seinen Lebenslauf
beendigen. —
ZWEITER THEIL. 227
Man sagt, dass er verliebt war, und seiner Wanderlust
nach Rom folgte, um eine Leidenschaft zu vergessen. Wie
dem auch sei, er rüstete sich und trat von Dordrecht aus am
16. Mai i65i die Reise an.
Er selbst hat seinen Aufenthalt in Wien in dem „Thalia"
genannten V. Buche seiner „Zichtbaere Wereld" in Versen
beschrieben. —
Das Verlangen, Italien zu sehen, blieb aber in ihm 1 60,
lebendig, und weder die Gunst Kaiser Ferdinand's III., noch
dessen Medaille, noch das Klirren der achtfachen goldenen
Kette waren stark genug, ihn von seinem Vorhaben abzu-
halten oder seine Reise nach Rom zu vereiteln. Ich sehe
ihn dort staunend in den prächtigen Palästen der Farnese,
Ludowisi, Montalto, Aldobrandini und Anderer, vor den aus-
gezeichneten Kunstwerken Rafael's, Michael Angelo's, Par-
megiano's, Titian's, Caracci's, Guido's, Paul Veronese's und
Lanfranco's stehen, verlegen, welches er als das kunstvollste 161.
ansehen soll.
Hierauf ging er auch nach England, welche Reise dem
Dichter Heiman Dullart, der auch ein geschickter Maler
war, Gelegenheit zu mehreren Versen gab. —
Auch sein talentvoller Freund, Abraham van Groe-
ningen, wtinschte ihm mit einem geistreichen Klinggedichte
Glück zur Reise.
Er kehrte mit Ehren und Vortheilen in sein Vaterland
zurück, um den Rest seines Lebens, müde des ferneren
Wanderns und zufrieden mit seinem Schicksale, in Ausübung
seiner Kunst und der Schriftstellerei hinzubringen.
Er war beschäftigt, seine beiden Werke: die „Zichtbaere
Wereld", welche im Druck erschien, und die „Onzichtbaere
Wereld", welche im Manuscripte fertig ist, zu vollenden, und
sobald ich diese Arbeit beendet haben werde, will ich selbst
die letzte Hand daran legen, um sie zu veröffentlichen.
Als ich unter seiner Leitung arbeitete, sollte ich mit ihm
die Kupferstiche für sein Werk ätzen, aber ein anderer Schüler,
der mir diesen Vortheil missgönnte, war Ursache, dass dies 162.
unterblieb, nachdem ich die p. 269 eingeschaltete Platte zur
Probe gemacht hatte.
i5*
228 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Er besuchte damals , ausser dem Oberschulzen der Stadt
Dordrecht, Ritter Kornelis Pompe van Meerdervoort und
dem Schöffen Willem van Blyenburg, der auch ihn oft
besuchte und den er wegen seiner Kenntnisse schätzte, nur
die Vorsteher der Münze, und diese mehr aus amtlichen
Rücksichten, denn er war Provoost der holländischen Münze.
Seine Lehrsätze oder Kunstregeln waren wolbegründet,
seine Unterweisungen stets mit Beispielen belegt, sein Unter-
richt besonnen und ernst, seine Ausdrücke verständig, und
wenn man seine Worte nicht auf das erstemal verstanden hatte,
' nahm er sich die Geduld, sie durch Geberden zu erklären.
Wenn einer seiner Schüler ihm eine selbsterfundene
Skizze, wie dies Jeder wöchentlich thun musste, zeigte, aber
nur wenig auf den Ausdruck der Gestalten, die er nur gedanken-
los hingestellt, Acht gegeben hatte, sagte er sofort: „Lese
den Text," und fragte dann: „Soll das eine Figur sein, die
Solches sagt?" Antwortete man bejahend, so sagte er: „Stelle
dir einmal vor, dass ich die andere Person wäre, der du dies
sagen willst, und rede zu mir."
Wenn sie dann die Worte, nach dem Text, tonlos, mit
i63. den Händen im Sack, wie Stöcke hergeredet hatten, stand er
auf, hiess den Schüler sich an seinen Platz hinsetzen und sagte:
„Nun will ich dir das vormachen, und du achte auf di^ Geber-
den, die Art der Haltung und Neigung des Körpers, wenn ich
spreche", und zeigte ihm so handgreiflich das Richtige. —
Um seinen Schülern von den Geberden und Bewegungen,
die eine kunstvolle Rede begleiten müssen, einen bleibenden
Eindruck zu geben und sie daran zu gewöhnen, wählte er, als
er in Dordrecht in jenem Hause, welches seitdem zu der
„Orangeboom" genannten Brauerei gezogen wurde, wohnte,
wo er in den Bodenräumen Gelegenheit hatte, ein vollständiges
Theater zu errichten, die geschicktesten seiner Schüler aus
und Hess sie eine Rolle seiner eigenen oder Anderer Komödien
spielen. —
Auch Hess er seine Schüler niqht selten zur Erholung ein
Schattenspiel aufführen oder spielen, was nicht allein Unter-
haltung gewährte, sondern ihnen auch die mannigfaltigen Ver-
änderungen, Verlängerungen und Verkürzungen der leicht wech-
ZWEITER THEIL. 229
selnden Schattenbilder, die durch die grössere oder geringere
Entfernung des Lichtes verursacht werden, erkennen und ver-
stehen Hess. Er hat dieses ganze Zugehör in dem „Melpomene",
genannten VII. Buche seines Werkes über die Malerkunst (p. 260)
auseinandergesetzt. —
Im Ganzen war er still und ernst und fiel unter seinen
Schülern irgend etwas vor, das ihm unangenehm war, oder 164.
führten sie irgend einen Streich durch, so brauste er deshalb
nicht auf, sondern verstand es, das Herbe seines Tadels durch
Besonnenheit zu massigen. —
Nachdem ich von ihm fortgegangen und die Kunst selbst- 167.
ständig nach dem Leben weiter übte, hat er sich auch nicht
mehr mit der Heranbildung von Schülern befasst, auch selbst
nicht mehr viel gemalt, sondern lediglich nach seiner Laune
einige unfertige Bilder vollendet, denn ein Leiden mahnte ihn,
sich für den Weg zur Ewigkeit bereit zu halten.
Er starb am 19. October 1678 zu Dordrecht, und seine
Frau, Sara Baien, folgte ihn am 21. November desselben
Jahres. Sein Neffe David van Hoogstraten dichtete zu seinem
Selbstporträt einige Verse. —
Sein Bruder Francois van Hoogstraten, schrieb
ihm ein Leichengedicht, in welchem er ihn selbstredend ein-
führt, in der Absicht, es mit einer Gedenktafel in der Capelle 168.
der Münzer aufzuhängen, wo er begraben liegt; aber der Neid
wusste dies zu verhindern. Man kann ihn wol unter die
glücklichen Maler zählen, weil er, vom Glück begünstigt, meist
vor dem Winde segelte.
Sein Bruder, Johan oder Hans van Hoogstraten, wie
er genannt sein wollte, war jünger als er, aber auch Künstler,
und ich finde seinen Namen in der Liste der St. Lucas-Brüder
zu Dordrecht vom Jahre 1649. Er war zugleich mit seinem
Bruder am Wiener Hofe, wo er auch gestorben ist.
In den Gedichten von F. v. Hoogstraten fand ich zu
seiner Erinnerung einige Verse unter dem Titel: „Gedenkschrift
an Jan van Hoogstraten in der Galerie der Kreuzherrenkirche
zu Wien." —
Ein geschickter Bildhauer, ein Freund Samuel v. Hoog-
straten's, schmückte seinen Grabstein mit der Figur eines
23o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Kindes aus Marmor, welche die Vergänglichkeit des irdischen
Lebens darstellte. —
170. Zur selben Zeit lebte ein Maler von Rotterdam, Namens
Ossenbek. Von seinen Bildern sind nur wenige in Holland zu
sehen, da er meist in Italien lebte. Er malte in der Manier
des Bamboots verschiedene Thiere und Figuren, und
schmückte Beiwerk und Hintergrund eigenartig mit Grotten,
verfallenen römischen Gebäuden, Wasserfällen und dergleichen,
in italienischer Weise, so dass man von ihm sagte: er habe
Rom mitgebracht.
Auch erwähnt S. van Hoogstraten in einem Briefe aus
171. Wien vom 9. August i65i einen gewissen Luix, dessen
Arbeiten ich allerings nicht kenne, folgendermassen: „Gerücht-
weise hört man hier als Neuigkeit die Ankunft Sandrart's,
des grÖssten Malers Deutschlands, der, wie man erzählt, Ehren
und Ruhm bei dem Kaiser sucht und dem Kammermaler
Seiner Majestät, Luix, den Rang abzulaufen und sich selbst
bei Hof in Gunst zu setzen beabsichtigt." —
,86. Mathias Withoos ist zu Amersfoort im Jahre 1627 ge-
boren. Er gab früh zu erkennen, dass er zum Maler geboren
war. Jakob van Kampen, der Architekt des Amsterdamer
Stadthauses, der mit seinem Vater befreundet war, besuchte
diesen oft in seiner Wohnung zu Ranbroek bei Amersfoort und
sah bei dieser Gelegenheit die Proben seines Talentes. Er bot
dem Jünglinge, aus Interesse für die Kunst, seine Bereitwillig-
keit an, ihm zu dienen, unterwies ihn in den Anfangsgründen
und brachte ihn in sechs Jahren durch seinen Unterricht so
weit, dass er selbstständig arbeiten konnte. Mehrere junge
Leute, unter welchen auch Otto Mareens, denen die Reise-
lust zu Kopf gestiegen, spornten auch unseren Mathias und
Hendrik Graauw, seinen Mitschüler bei Kampen, an, nach
187. Rom zu reisen. Ihrer sechs unternahmen diese Fahrt, einer
von ihnen starb auf dem Wege, einige blieben in Italien, Otto
und Mathias kehrten nach zehnjährigem Aufenthalte daselbst,
im Jahre i65o zurück.
Mathias Withoos, dessen Manier vor Jenen, welche
ähnliche Motive gewählt hatten, merklich in Nettigkeit der
Behandlung hervorragte, erwarb sich die Gunst des Cardinais
ZWEITER THEIL. 23 I
von Medicis, für den er wol das Meiste während seines
Aufenthaltes in Rom arbeitete.
Obgleich es ihm aber dort an nichts gebrach, trieb ihn
die Sehnsucht in sein Vaterland zurück, so dass er sich Amers-
foort an Stelle der Weltstadt zu seinem künftigen Aufenthalte
auswählte, wo er bis zum Jahre 1672 blieb, zu welcher Zeit
er, um dem Muthwillen der Franzosen, die damals in Utrecht
und der Umgebung einfielen, zu entgehen, mit seinem Haus-
stande nach Hoorn in Nordholland übersiedelte, da er vier
Töchter hatte, mit welchen er keine Gefahr laufen wollte.
Er war ein thätiger, gutherziger Mann und seine Tochter,
die mir diese Umstände mittheilte , erzählte mir, dass sie oft
seinen Tod beweine, wenn sie bedenke, mit welch' zärtlicher
Liebe er seinen Kindern zugethan war. Er ging selten in
Wirthshäuser und Gesellschaften, sondern "war stets, wenn er
gesund war, fleissig und eifrig in seinem Berufe. Aber die
Gicht plagte ihn so sehr, dass er oft zwei, drei und mehr
Monate im Jahre nichts arbeiten konnte, was mir auch der
Kunsthändler Jan Pieterz Zomer in Amsterdam bestätigte,
der ihn bis zu seinem Lebensende kannte und mir erzählte, '88.
dass die Finger an seinen Händen von der Gicht so krumm
wie Adlerklauen geworden waren. Er verlangte in seiner
Blüthezeit drei-, vier-, fünf- und wol auch sechshundert
Gulden für ein grosses Bild, aber es. war auch entsprechend
gemalt.
Bei den Erben des Bürgermeisters von Hoorn, de Moor,
habe ich eines gesehen, in welchem Disteln, Schwertlilien,
Schachtelhalme und ähnliche Kräuter, Kornblumen und Mohn auf
das ausserordentlichste dargestellt waren. Der Hintergrund war
mit Epheu, Pilzen und anderen Gewächsen ausgefüllt. Hier
schielt eine Kröte , dort eine bunte Eidechse oder eine
Schlange hinter dem Schatten des Laubes hervor, oder eine
Maus, die ein Kraut benagt, so ausserordentlich dargestellt, dass
man die Haare zählen konnte; ferner waren die Kräuter über-
füllt mit den verschiedenartigsten Raupen und Schmetterlingen,
daneben auch eine Spinne in ihrem Gewebe und Alles bis auf
die Ameisen in ihrem Loche, gleich naturwahr und mit Geduld
ausgeführt.
232 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Er hatte drei Söhne, welche ebenfalls die Kunst aus-
übten und vier Töchter, von welchen die zweite, Ali da, welche
noch lebt, auch Blumen, Früchte und Thiere in Oel- und
Wasserfarben malte.
Der älteste der Söhne, Johannes, hat lange Zeit zu
Rom gelebt, malte Landschaften in Wasserfarben und brachte
einen Vorrath von Skizzen und Zeichnungen, nach den lieb-
lichsten Landschaften und Lustgärten aus Italien mit und hatte
die Absicht, sein Leben in Holland zu beschliessen , aber ein
Zufall führte ihn an den Hof des Fürsten von Sachsen-Lauen-
burg, wo er auch im Jahre i685 starb.
189. Pieter, der zweite Sohn, ist zu Amsterdam im Jahre
1693 gestorben. Er malte Blumen und alle Arten kleiner
Thiere in Wasserfarben, ähnlich wie seinerzeit auch sein Vater,
jedes einzeln auf ein Blatt, welche, zu einem Buche vereinigt,
noch heute von den Handzeichnungssammlern bewahrt und sehr
geschätzt werden.
Frans, der Jüngste, malte auch Blumen und Thiere in
Wasserfarben, aber nicht so gut wie Pieter, und ging nach
Indien, wo ihm dies sehr zu statten kam, denn er erwarb sich
dadurch die Gunst des Generals Kamphuizen, der ihn von
dem Dienste befreite, ihm die Löhnung erhöhte und für sich
arbeiten liess. Wieder nach Hause zurückgekehrt, starb er zu
Hoorn im Jahre 1705, zwei Jahre nach dem Tode seines
Vaters, denn dieser starb, nachdem er sechs Jahre hindurch
viel gelitten hatte, im Jahre 1703, 76 Jahre alt.
Hendrik Graauw ist von braven Eltern zu Hoorn ge-
boren, doch konnte ich das Jahr seiner Geburt nicht erfahren.
Da er aber zugleich mit Mathias Withoos, der auch sein
Reisegefährte gewesen, ein Schüler von Jakob van Kampen
war, hielt ich es für gegründet, ihn neben demselben im
Jahre 1627 auf den Schauplatz zu führen.
Sein erster Lehrer war Pieter Franze Grebber von
Harlem. Hierauf kam er zu Jakob van Kampen, dem Bau-
meister des Amsterdamer Rathhauses, bei dem er ungefähr
acht Jahre blieb und sich fast ausschliesslich mit Zeichnen und
Componiren beschäftigte , bis Prinz Morits, der damals
190. aus West- Indien zurückkehrte, dem genannten van Kampen
ZWEITER THEIL. 233
den Auftrag gab, vier grosse Felder in der Kuppel des be-
rühmten Saales im Prinzen -Hause im Busch auszumalen,
welche Aufgabe ihm nebst seinem Meister Grebber und noch
zwei Anderen zu Theil wurde.
Im Jahre 1648 bekam er Lust, Rom zu sehen, und er
zögerte nicht lange, da er eine Schiffsgelegenheit nach Livorno
fand. In Rom übte er sich mit Eifer zuerst im Zeichnen
nach berühmten Marmor-Statuen, später im Malen nach den
besten Vorbildern, und machte darin solche Fortschritte, dass
ihm Nicolas Poussin, als er seine Arbeiten sah, mit
den Worten die Hand auf das Haupt legte: dass er noch
keinen Holländer gefunden, von dem mehr zu erwarten wäre.
Er blieb drei Jahre lang in Rom, worauf er alle seine
Zeichnungen und Modelle zusammenpackte und wieder nach
Holland ging, wo er sich zuweilen in Amsterdam, zuweilen in
Utrecht aufhielt, bis im Jahre 1672 die Franzosen nach den
Niederlanden kamen und er, da er furchtsam war, sich nach
Hoorn begab.
Der schon öfter erwähnte Bronkhorst hat mir erzählt,
dass er bei ihm mehrere Zeichnungen, auf grundirtem Papier
mit Kreide gehöht,' bestellte, als: die Erziehung des Bacchus,
den Triumph des Julius Cäsar und andere, je sieben bis acht
grosse Papierbogen lang^ in welchen er sein Compositions-
talent, seine Kenntnisse des nackten Modells, den Reichthum
seines Talentes und seine geschickte Technik zeigte.
Dies ausgenommen, besass er aber nichts, um sich beliebt
und angenehm zu machen, denn er war ungewöhnlich blöde
und still, ausser wenn er bei Kunstfreunden Gelegenheit fand, 191.
über das Schöne, das Ziel der Kunst, zu sprechen. Er starb
ledig zu. Alkmaar, nachdem er acht oder zehn Jahre daselbst
gewohnt und nur wenig gearbeitet hatte.
In demselben Jahre (1627) ward Roestraten zu Harlem
geboren. Er war ein Schüler des Frans Hals, dessen Tochter
er später auch heiratete. —
Er war ein tüchtiger Maler von Porträts und Stillleben,
insbesondere verstand er es, Silbergeräthe, Schüsseln, Schalen,
Vasen u. s. w. so naturgetreu nachzuahmen, dass sie wirklich
aus Silber zu sein schienen. Damit beschäftigte er sich zumeist,
234 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
«
192- da ihm P. Lely, der nur Porträts malen konnte und sein Glück
damit machen wollte, das Porträtmalen abrieth, damit sie ein-
ander nicht in den Weg gerathen, und ihm dagegen in anderer
Weise gefällig zu sein versprach, was er auch that, denn er
war oft die Ursache, dass er 40 und 5o Pfund Sterling für
ein Bild erhielt.
Er hatte sich bei dem Brande von London an der Hüfte
verletzt, in Folge dessen er krumm ging. Nach dem Tode
seiner ersten Frau heiratete er eine jüngere, abe_r es war nicht
der Mühe werth, dass er des wenigen Korns wegen, welches
er noch zu malen hatte, eine neue Mühle baute, denn er starb
im Jahre 1698. —
193. Hendrik Verschuring, zu Gorkum im Jahre 1627 ge-
boren, ist der Sohn eines Hauptmannes im Dienste der Staaten.
Dieser hatte grosse Zuneigung zu seinem Sohne, vielleicht des-
halb, weil er in früher Jugend zarter und schwächlicher war,
als Andere, und war sehr bekümmert, da er nicht wusste, was
er mit ihm beginnen oder wozu er ihn anleiten sollte, da der
Knabe nicht für das Waffenhandwerk geboren zu sein schien.
Aber es währte nicht lange, so zeigte sich der Weg zu seinem
Lebensunterhalte in seiner Neigung zum Zeichnen. Der Vater
gab ihn, sobald er dies wahrnahm, in einem Alter von 8 Jahren
zu einem Porträtmaler Namens Dirk Govertsz, um ihn in
den Anfangsgründen des Zeichnens unterrichten zu lassen. Bei
diesem blieb er bis zu seinem i3. Jahre, worauf er ihn zu
dem berühmten Jan Both nach Utrecht gab, bei dem er noch
sechs Jahre lernte und sich eifrig und fleissig im Zeichnen und
Malen übte. Hierauf erfasste ihn die Wanderlust und er ging
nach Rom, wo er, um sich weiter auszubilden, eifrig nach den
Marmor -Statuen und dem nackten Modell auf der berühmten
Schule zu Rom zeichnete. Da ihn aber sein Talent immer
mehr zur Darstellung von Pferden, Jagden, Gefechten und
Schlachten als auch alter Ruinen, verfallener Gebäude und
Triumphzeichen anregte, wanderte er im Lande umher, um
verschiedene Motive nach seinem Gefallen aufzusuchen.
Er zeichnete auch das Bemerkenswertheste in allen
Städten, in welchen er verweilte, wie in Rom, Florenz und
Venedig, auch viele der neuen Gebäude und Paläste , in Folge
ZWEITER THEIL. 235
dessen er Kenntnisse auf dem Gebiete der Architektur erwarb, ig^-
welche er auch in seinen Gemälden auf mannigfaltige Weise
später zu erkennen gab.
In Venedig waren seine Bilder besonders gesucht, und er
in Folge dessen, sowie durch sein angenehmes Benehmen bei
allen Grossen beliebt.
Nachdem er in dieser Weise zehn Jahre in Italien zu-
gebracht hatte, sagt de Piles, kehrte er in sein Vaterland
zurück, dagegen spricht sein Sohn Willem Verschuring in
einem Briefe an mich nur von eifern fünfjährigen Aufenthalte.
Aber er führte damals dieses Vorhaben nicht aus, denn er
nahm seinen Weg durch die Schweiz über Frankreich und fand
in Paris den Sohn des Bürgermeisters Maarzeveen, der eine
Vergnügungsreise nach Italien vorhatte. Dieser bewog ihn ohne
grosse Mühe, seinen Vorsatz aufzugeben und ihn durch Italien
zu begleiten. Er blieb daselbst drei Jahre und kam endlich
im Jahre 1662 nach seiner Geburtsstadt Gorkum, gesund und
voll Arbeitslust, mit der Absicht zurück, daselbst auszuruhen.
Er machte sich, ohne lange zu zögern, an die Arbeit
und fand bald Verehrer, so dass in ihm die Lust immer mehr
wuchs und ihn keine Mühe verdross, seinen besonderen Vor-
würfen, zu welchen er Neigung hatte, nachzugehen. Darum
ging er in den Lagern hin und her, beobachtete vorzugsweise
Reiter-Scharmützel und machte seine Skizzen in ein Buch,
welches er zu diesem Zwecke stets mit sich führte. Besonders
fand er in den Jahren 1671 und 1672 Gelegenheit, die Art,
ein Lager zu schlagen, Gefechts-Ordnungen, Rückzug, Flucht,
Ausplünderungen der Todten und Verstümmelten nach der
Schlacht, und das ganze ZugehÖr des Lagerlebens zu beob- 195.
achten.
Dieser Skizzen bediente er sich später und zeichnete
seine vornehmsten Figuren und Pferde stets nach einem leben-
den Modelle, wie ich deutlich an einem grossen emsig ge-
arbeiteten und kunstvoll componirten Bilde erkannte, welches
eine Plünderung darstellte. Der Hintergrund zeigte einen See-
strand und Schiffe am Ufer, nach welchen eine Heerde Schlacht-
vieh und geplünderte Güter geschleppt werden. Im Vorder-
grunde späht ein von den Räubern ergriffener Edelmann, am
236 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
ganzen Körper zitternd , nach Befreiung aus der Gefangenschaft
aus, während seine Frau dem Führer der Bande, der gerüstet
zu Pferde sitzt, vielerlei Silbergeräthe auf den Knieen anbietet.
Dies Alles ist so naturwahr gemalt und keck gezeichnet, dass
es wol unter die besten Bilder unserer niederländischen Meister
gezählt werden kann. Gegenwärtig ist es im Besitze von
Gysbert van Aalst zu Dordrecht.
Wegen seiner Familie, seines Verstandes und seines guten
Benehmens, welches ihn bei Jedermann beliebt machte, ward
ihm die Magistratswürde seiner Geburtsstadt angeboten, die er
auch mit Ehren bekleidete; doch unterliess er es nicht, täglich zu
arbeiten, was ihm viel Vortheil brachte, so dass er vergnügt
und glücklich lebte.
Einer kleinen Reise wegen begab er sich zu Schiff und
verunglückte in einem heftigen Sturme, zwei Stunden von
Dordrecht, am 26. April 1690, 63 Jahre alt.
Der Rector der lateinischen Schule zu Gorkum, F. G.
196. Westhovius sandte mir ein, von ihm, auf sein Porträt ge-
schriebenes Gedicht. —
Sein Sohn Willem Verschuring übte sich auch
mehrere Jahre hindurch in der Malerei, zuerst in seiner Jugend
bei seinem Vater, später bei Johannes Verkolje zu Delft.
Seine Neigung war auf die Darstellung von Gesellschaftsstücken,
Figuren und Porträts gerichtet. Seine Werke zeigen, dass
er bei diesem Eifer wol eine bedeutende Stufe erreicht hätte,
aber er Hess nach und arbeitet seit einigen Jahren gar nicht
mehr, da er durch vortheilhafte Geschäfte daran verhindert
wird. Er lebt in Gorkum, von Jedermann geliebt und ge-
achtet, wie sein Vater, der zu seiner Zeit auch daselbst regie-
render Bürgermeister war, und wie der berühmte Maler Jakob
van der Ulft, sein Zeit- und Stadtgenosse, der vor ihm das
Bürgermeisteramt bekleidet hat.
Wessen Schüler van der Ulft war, ist mir nicht be-
kannt, aber Jedermann weiss, dass er sich durch seine Kunst
197. einen Namen machte und dass seinen Bildern ein Platz in den
besten Cabineten eingeräumt ist.
Er malte zumeist römische und italienische Landschaften,
Märkte und Plätze mit Säulen, Denkmälern, Triumphbogen,
ZWEITER THEIL. 287
Prunkbildern oder alten Siegeszeichen im Hintergrunde und,
obgleich er niemals in Rom gewesen, so dass Diejenigen, welche
Italien bereisten, dieselben auf den ersten Blick erkannten;
doch darf dies Niemanden Wunder nehmen, da ja die meisten
Denkmäler des alten Rom durch Kupferstiche oder Zeichnun-
gen, welche leicht zu erhalten sind, bekannt gemacht wurden;
es ist nur staunenswerth , wie natürlich und kunstvoll er die
ßaufälligkeit, die Risse und Sprünge und die Feuchtigkeit der-
selben zum Ausdruck brachte, und noch mehr, wenn man beob-
achtet, wie geistreich er stets seine Arbeiten mit kleinen, sicher
gezeichneten und kunstvoll componirten Figuren in freien Gruppen,
ja auch zuweilen mit Darstellungen aus der Profangeschichte
auszuschmücken verstand.
Ein Bild allein, welches das Amsterdamer Rathhaus vor-
stellt und sich auch daselbst befindet, in welchem das tägliche
Gewühl der verschiedenartigsten Menschen, in ihren eigenthüm-
lichen charakteristischen Trachten, dargestellt ist, genügt, um
Jahrhunderte lang die Erinnerung an ihn und seine Kunst zu
bewahren.
Zugleich war er wol auch der bedeutendste Glasmaler
seiner Zeit und viele Kirchenfenster in Gorkum und im
Gelderland prangen mit seinen Gemälden. Er verwendete viel
Eifer und Mühe um jene Kraft, Schönheit und Durchsichtig-
keit der Glasfarben zu erreichen, die Dirk und Wouter
Crabeth in den Fenstern der Kirche zu Gouda erzielt haben,
aber vergebens, denn diese Kunst ist schon zu lange mit ihren
Meistern begraben, um sie aufs Unsichere hin nachahmen zu 198.
können. Auch ist der Eingang in diese elyseischen Felder
nicht mehr bekannt, man müsste denn die Geister der Ver-
storbenen darnach befragen.
Jan Teunisz Blankhof ist zu Alkjnaar, wo seine
Mutter Hebamme war, im Jahre 1628 am kupfernen Montag
geboren und scheint etwas von seinem Geburtstag geerbt zu
haben, denn er war liederlich und ungebunden in seinem
Leben, unstät und zu Abwechslungen geneigt, weshalb er sich
auch im Frühjahre 1669 zur Flotte begab, die zum Entsätze
von Candia unter dem Befehle des Grafen von Wald eck
ausschififte.
238 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Sein erster Lehrer war Arent Teerling, genannt
Sinceer, der im Jahre i632 im Verzeichnisse der Alkmaar-
schen Maler als Meister genannt wird, doch ich glaube, dass
er zu jener Zeit der Geringsten einer unter den Brüdern ge-
wesen, denn er verlegte sich auf den Anstreichertopf, weil das
199* Glück seiner Kunst nicht günstig war. Doch wie dem sei, er
war der Lehrer unseres Blankhof und des Johannes Bulot.
Später kam Blankhof zu Peter Scheyenburg und von
diesem, um sich weiter auszubilden, zu Gesar van Ever-
dingen und Gerrit de Jong, worauf er sich nach Rom be-
gab, wo er zweimal, nach der Angabe Anderer dreimal, zu
verschiedenen Zeiten gewesen ist.
In der Bent erhielt er den Namen Jan Maat, und wir
wollen ihn auch ferner so nennen, da er ihn beibehielt und
unter demselben am besten bekannt ist.
Seine ersten Arbeiten waren Landschaften und inländische
Strand- und Wasseransichten, die er breit und keck darzu-
stellen verstand, woraus wol zu vermuthen ist, dass ihn seine
Reisen veranlassten, sich auf die Marinemalerei zu verlegen.
Seine meistgeschätzten Bilder sind jene, welche italienische
Strandlandschaften und Hafenansichten mit den fremdländischen
Schiffen darstellen.
Er war ungebunden im Leben und liederlich im Malen,
denn sein unstäter Gharakter gewöhnte seinen Pinsel an flinke
Arbeit, und die Kenner haben bemerkt , dass seine Bilder, wenn
er sie mit grösserer Geduld, fleissiger und verschmolzener zur
Darstellung brachte, der geistreichen Freiheit und rühmens-
werthen Gewandtheit entbehrten, obwol ich weiss, dass sorg-
fältig ausgeführte Bilder jetzt zumeist gesucht sind.
Bei dem Maler Gerrit van der Steur zu Alkmaar ist
eine kunstvolle und naturwahre Strandlandschaft, die wol unter
seine besten Arbeiten zu zählen ist. Die den Strand Über-
200. flutenden und überschäumenden Wogen sind höchst lebendig
dargestellt. Da diese, in stetiger Bewegung auf- und abtreibend,
niemals Stand halten, kann mit ihnen unser Maler verglichen
werden, der, stets zu Abwechslungen geneigt, nicht lange an
einem Orte stille sass; in Folge dess.en traf ihn Johannes
Voorhout, der aus Furcht vor dem Einfalle der Franzosen
ZWEITER THEIL. 239
mit seiner Frau von hier fortgegangen war, unerwartet im
Jahre 1674 zu Hamburg, wie er mir selbst erzählte.
Daraus schliesse ich, dass er wirklich länger gelebt hat,
als bis zum Jahre 1669, zu welcher Zeit er, wie mir gesagt
wurde, in Amsterdam gestorben wäre. Sein Schüler Arnout
Smit zu Amsterdam ahmte seine Manier nach. —
Barent Graat ist zu Amsterdam am 21. September des
Jahres 1628 geboren. Seine Mutter erzog ihn mit viel Sorge
und Liebe bis zu seinem zehnten oder eilften Jahre, worauf
sie ihn auf vier oder fünf Jahre nach Heusden in die Schule
gab, von welcher er wieder nach Hause kam.
Seine Mutter, difi das Beste mit ihm vorhatte, sann auf
einen Beruf, der ihn in Hinkunft ernähren könnte und berieth sich 201
darüber auch mit seinem Oheim, der unter dem Namen Meister
Hans als geschickter Thiermaler bekannt war. Da dieser viel
Talent und natürliche Anlagen zur Kunst in ihm wahrnahm,
beschloss er ihn darin anzuleiten und nahm ihn in sein Haus.
Nachdem er der Handhabung des Zeichenstiftes mächtig ge-
worden, nahm sein Eifer derart zu, dass er nicht selten die
Nacht durchwachte, und als sein Oheim ihm dies durch Ent-
ziehung des Lichtes verleiden wollte, wusste er sich sofort
welches zu verschaffen. Er ging in die alte oder neue Kirche,
nachdem die Abendpredigt geschlossen war, und nahm die
übriggebliebenen Enden der Kerzen von den Leuchtern herab,
um sich derselben in der Nacht zu bedienen.
Als er endlich zum Malen kam, unterliess er es nicht,
eifrig im Zeichnen nach dem Leben fortzufahren und war im
Sommer in der Regel mit seiner Mappe unter dem Arm sobald
die Thüre geöffnet wurde, auf den Beinen, um in den Feldern
Pferde, Ochsen, Kühe, Schafe und Ziegen bis 8 Uhr Morgens
nach der Natur abzuzeichnen, worauf er sich wieder mit
grösserem Eifer auf das Malen verlegte.
Da sich aber Frau und Tochter des Meisters Hans wenig
um die Haushaltung annahmen und sich Erörterungen, welche
den Gottesdienst betrafen, mehr angelegen sein Hessen, sein
Onkel aber nur auf Krücken gehen konnte, musste Barent
nicht selten die Küchenmagd abgeben, was mit solchem Zeit-
verlust verknüpft war, dass er sich, nachdem er sechs oder
240 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
sieben Jahre bei seinem Oheim gewohnt hatte, veranlasst sah, zu
seiner Mutter zurückzukehren, um seine Studien ungehindert
202. fortzusetzen. Er brachte es durch seinen Eifer im Darstellen
der Thiere so weit, dass seine Arbeiten für Werke des Pieter
de Laar gehalten wurden; dies ist aus einem Bilde ersichtlich,
welches in öffentlicher Feilbietung als ein Bild desselben ver-
kauft wurde, bis der Käufer sah, dass es: „B. Graat fecit"
bezeichnet war.
Aber er war mit diesem Ruhme nicht zufrieden, und da
er sah, dass er zu grösseren Arbeiten befähigt wäre, versuchte
er sich in solchen und ging zur Darstellung von Historien, dem
schwierigsten Gebiete der Kunst, über. —
Inzwischen ergriff ihn die Wanderlust, worauf er seine
203. Bilder, Kupferstiche und Alles, was er auf der Reise nicht
brauchen konnte, verkaufte und sich vornahm nach Rom
zu gehen. Aber dieses Vorhaben ward zuerst durch Ab-
rathen seiner Freunde und später durch seine Heirat mit
Maria Boom, Witwe von Jan van Bellen, verhindert. Da-
durch ward er unter geachteten Leuten bekannt und hatte
vollauf mit Porträts zu thun; er malte z. B. die vier Re-
genten des Versorgungsbauses in einem Bilde und die sechs
Obmänner der Gerbergilde. Auch malte er Plafonds und
Kaminstücke, Grisaillen für Nischen und Sopraporten; dabei war
er fröhlichen Sinnes, kurzweilig und angenehm in Gesellschaft
und hinreichend scharf, um seine Gegner zu bekämpfen. Er
besann sich nicht, in allen Fällen die Wahrheit zu sagen, noch
weniger sein kunstverständiges Urtheil zu bezähmen, um zweifel-
hafte Gunst zu erwerben.
Viele vornehme Häuser prunken in Amsterdam mit seinen
historischen und allegorischen Darstellungen in Nischen, Kamin-
stücken und Deckengemälden, wie deren z. B. bei dem Bürger-
meister Veiters, den Schöffen Kornelis Kalkoen, Kornelis
Broek, Venkel, Meinderd Domp und vielen Anderen zu
sehen sind. .
Fünfzehn Jahre hindurch hielt er jede Woche zweimal
in seinem Hause eine Uebungsschule, nach Art der königlichen
Akademie, nicht allein für sich selbst, sondern auch für
Andere, welche geneigt waren, auf diesem Wege zur Kennt-
ZWEITER THEIL. 24 1
niss des nackten Modells zu gelangen. Die besten und be-
deutendsten Amsterdam'schen Maler begaben sich in diese
Kunstgenossenschaft, wo sowol nach einem lebenden männ-
lichen als weiblichen Modell gezeichnet* wurde. Sein un-
gewöhnlicher Lehreifer veranlasste auch Andere , ihm auf
dieser Spur zu folgen, in Folge dessen diese Gesellschaft bis auf 204.
die Zahl von 20 Personen anwuchs.
Er hatte eine leichte und sichere Weise, sowol mit rother
und schwarzer Kreide, als mit dem Pinsel zu zeichnen und
verstand es, ohne viel Mühe und Anstrengung der Sache
gefällige Haltung und natürlichen Schwung zu geben. Er hat
nur wenige Schüler herangebildet, da er aus Erfahrung wusste,
wie viel Seh weiss und Mühe es koste, die Lorbeern zu er-
reichen, die am Gipfel des Parnasses grünen. Deshalb rieth
er den Eltern oder Vormündern , welche die Kinder zur Kunst
heranbilden wollten, davon, als von einer unsicheren Unter-
nehmung, ab, und sagte, dass es viel klüger wäre, ein Hand-
werk zu lernen, welches dem Bedarf entspricht und. weniger
abhängig ist vom Geschmacke der Zeit und dem wechselvollen
Zufalle. Ungeachtet dessen hat er Johan Heinrich Roos aus
Frankfurt durch seinen Unterricht zu einem grossen Thier-
maler herangebildet. Dieser sandte ihm auch zum Beweise
seiner dankbaren Erinnerung später aus Frankfurt sein eigenes
Porträt und drei Hefte mit Schafen, Böcken und Ziegen, die
er selbst in Kupfer geätzt hatte. —
Lust und Liebe zur Kunst und zur Ausübung derselben
blieben ihm, obgleich er ein hohes Alter erreichte, bis zum
Ende seines Lebens getreu, wie aus einem Gedichte von
D. Scheites auf ein, für diesen, von Barent Graat, im 205.
Alter von 72 Jahren gemaltes Kaminbild hervorgeht, welches
den guten Genius eines Hauses darstellt. —
Er hat nach diesem noch verschiedene Gemälde aus-
geführt, bis er im Alter von 81 Jahren, einem Monat und drei-
zehn Tagen, am 11. November 1709, nach sechswöchentlichem
Krankenlager starb.
Auf eines seiner Kaminstücke, welches König David
und Bathzeba mit sinnbildlichem Beiwerk darstellte , schrieb
G. Bidlo ein Gedicht. —
Quellenschriften f. Kunstgesch. XiV. i5
242 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
206. Er ward ersucht, eine Skizze zu einem grossen Bilde zu
entwerfen, welches den Fenstern gegenüber in dem Rathssaale
des Amsterdamer Stadthauses aufgehängt werden sollte, was er
auch that, und es wäre zu wünschen gewesen, dass er den
Entwurf auch eigenhändig ausgeführt hätte, woran er jedoch
verhindert ward. —
208. Ihrer Geschicklichkeit wegen wollen wir einige Glasmaler
209. jener Zeit nicht übergehen und führen sie hier nacheinander
an, obgleich ihre Geburtsjahre weit auseinander liegen.
Der älteste ist der Glasmaler Josef Oostfries, zu Hoorn
im Jahre 1628 geboren und am 8. October 1661 gestorben.
Er war ein Schüler des Engländers Jan Maartz, eines ge-
schickten Glasmalers, von dessen Hand noch verschiedene
Kirchenfenster der Dörfer im Norderkwatier , so wie zu Hoorn
in verschiedenen Häusern vorhanden sind, die kunstgerecht,
gewandt und schön behandelt sind.
Von diesem Josef Oostfries, der voll Talent und Liebe
zur Kunst und ein origineller erfindungsreicher Kopf war, werden
noch Arbeiten sowol in Hoorn, als in den umliegenden Dorf-
kirchen zu seiner Erinnerung bewahrt.
Klaas van der Meulen ist zu Alkmaar am 10. No-
vember 1642 geboren und 1694 gestorben. Er war ein thätiger
Mann, und von seinen Arbeiten sind einige noch in Alkmaar
und den umliegenden Dörfern zu sehen, die würdig sind,
gerühmt zu werden.
Katharina Oostfries, die Schwester des Josef Oost-
fries und Gattin des Klaas van der Meulen, ist zu Nieuw-
koop im Jahre i636 geboren und starb zu Alkmaar am i3. No-
vember 1708. Sie war von solcher Liebe zur Kunst beseelt,
dass sie noch in ihrem 72. Jahre täglich arbeitete und sich
ununterbrochen sowol im Zeichnen als in der Glasmalerei übte.
Jan Janze Slob, zu Edam im Jahre 1643 geboren, ist
ein Schüler des vorgenannten Oostfries und meines Erachtens
2 10. der Einzige, der noch daselbst bekannt ist, so dass diese
Kunst dort ganz am Aussterben ist. Er ist gegenwärtig
75 Jahre alt.
Vincent van der Vinne ist zu Harlem im Jahre löap
geboren. Von Jugend auf zur Kunst geneigt, zeichnete und
ZWEITER THEIL. 243
malte er nach Kupferstichen und Zeichnungen so geschickt und
geistreich, dass deutlich zu erkennen war, dass ihn die gütige
Natur zur Ausübung der Kunst geboren hatte. Diese Lust
wuchs mit den Jahren umsomehr, da er täglich mit den
Söhnen von Frans Hals, die in seiner Geburtsstadt wohnten,
verkehrte, was seine Eltern bewog, ihn von Frans Hals
unterrichten zu lassen. Bei diesem machte er in kurzer Zeit
solche Fortschritte und eignete sich dessen flotte Behandlung
so an, dass er sich bald weit genug glaubte, um selbstständig
zu arbeiten.
Er ging hierauf nach Deutschland, der Schweiz und
Frankreich, wo er überall Gelegenheit fand, sich zu üben,
und kehrte im Jahre i655 wieder in seine Geburtsstadt zurück,
wo er bei allen Kunstfreunden willkommen war und sich ins-
besondere durch seine heitere Weise und seine Dichtungen bei
Jedermann beliebt machte.
Inzwischen malte er Alles, was ihm an die Hand kam,
Zimmer, Plafonds, Gewölbeschilder und Bilder, und es war
ihm Alles so gleichgiltig , . dass man nicht bestimmen konnte,
welchen Theil er sich eigentlich erwählt hatte, wol aber sah
man, dass er der Natur in Allem, in Landschaften, Gebäuden,
Stillleben, Thieren, Vögeln, possenhaften Darstellungen, Historien,
im Grossen wie im Kleinen nachfolgte. Ueberdies war er glück-
lich in der Aehnlichkeit seiner Porträts, die er mit flottem
Pinsel, nach dem Beispiele seines Meisters F. Hals, hinwarf,
der gewohnt war, seinen Schülern zu sagen: „Ihr müsst nur 211,
dreist hinschmieren, wenn Ihr einmal fest in der Kunst seid,
kommt die Nettigkeit von selbst." In dieser dreisten Manier
wusste er gewandt und für die Distanz sogar schön zu malen,
und da er stets das vornahm, was den meisten Vortheil brachte,
sah man zu seiner Zeit die Laden in Harlem häufiger denn
anderswo mit den bestgemalten Schildern prunken, so dass der
witzige Job ßerckheiden zu sagen pflegte: ,,Van der Vinne
ist derRafael der Schildermaler." Inzwischen aber unterliess er
nicht, sich auch in anderer Art zu üben und durch Allegorien
und sprechende Bilder, wie deren auch Goltzius, Heemskerk
und Romein de Hooge erfunden hatten, sein Talent und
seinen Witz zu zeigen. —
16*
244 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Seine Reisebegleiter von Harlem durch Deutschland waren
Kornelis Bega, Theodor Helmbreker und Willem
du Bois; doch sie blieben nicht bei ihm, sondern gingen, die
Einen eher, die Anderen später, wieder nach Hause, nachdem
sie zuweilen seinen drolligen Streichen beigewohnt hatten, zu
denen van der Vinne sehr geneigt war. —
212. In Genf malte er im Jahre i653 in dem Hause eines
Herrn Rozet, eines angesehenen Bürgers der Stadt. —
214. Er war ein stark gebauter Mann und gesund bis sechs
oder acht Jahre vor seinem Tode, zu welcher Zeit ihn eine
Lähmung ausser Stand setzte, länger noch die Kunst aus-
zuüben. Trotzdem arbeitete er noch Mancherlei, so gut als er
konnte, bis ihn am* 24. Juli 1702, Nachmittags, eine Schwäche
befiel und er am folgenden Tage, yS Jahre alt, starb. Er
hinterliess drei Söhne: Laurens, Jan und Izak van der
Vinne, die theils mehr, theils weniger die Kunst ausübten.
Maria van Oosterwyk ist am 20. August i63o zu
Nootdorp nächst Delft geboren, wo ihr Vater, Jakobus van
Oosterwyk, • an Stelle seines nach Delft berufenen Vaters, Pre-
diger geworden war.
21 5. Von Jugend auf zeigte sie Spuren eines grossen Talentes
und Neigung zur Malerei, welche sie ausbildete. Da sie sah,
dass ihr Talent zur Darstellung von Blumen und StilUeben
hinneigte, wählte sie sich den berühmten Blumenmaler Johann
de Heem in Utrecht zum Lehrmeister aus. —
Ihre Manier war ausführlich, energisch, zart und dennoch
schnell, wie die Blumen, die Vorbilder, die sie sich auswählte,
die eine derartige Behandlung, wenn man sie in ihrer natür-
lichen Schönheit darstellen will, wegen ihrer Zartheit und Feinheit
erheischen. Der kunstvolle Schmelz machte ihre Bilder so gesucht,
dass die meisten Höfe, welche die Kunst pflegten, sich in die-
selben verliebten.
Der kunstsinnige König Ludwig XIV. halte eines ihrer
Bilder in seinem Cabinete; der Kaiser Leopold und seine
Gemalin ebenfalls, und diese schätzten dasselbe so hoch, dass
sie ihr ihre diamantbesetzten Porträts als Geschenk sandten.
Auch König W^illem und Maria besassen eines ihrer Bilder,
216. für welches sie 900 Gulden erhalten hatte. Endlich malte sie
ZWEITER THEIL. 246
drei Gemälde für den König von Polen, wofür ihr 2400
Gulden bezahlt wurden.
Sie war sittsam und ungewöhnlich fromm, dabei heiter,
und besonders eifrig im Ausüben ihrer Kunst, die aber langsam
vorwärts ging, da sie die Detailarbeit in Anspruch nahm.
Deshalb gibt es von ihr nur eine kleine Anzahl von Blumen-
stücken.
Sie starb am 12. November 1693, 63 Jahre alt und ledig,
zu Eutdam im Waterland, im Hause des Sohnes ihrer Schwester,
des Predigers Jacobus van Assendelft, den sie, nachdem seine Eltern
früh gestorben waren, als ihr eigenes Kind angenommen hatte.
Geertje Pieters, ihre Magd, die viele Jahre bei ihr
wohnte und von ihr zum Abreiben ihrer Farben verwendet
w^urde, hat sie, da sie an ihr eine angeborene Lust und
Neigung wahrnahm, in ihrer Kunst unterwiesen. Diese machte
solche Fortschritte, dass sie sich davon ernähren konnte, und
so ich wol unterrichtet bin, noch zu Delft wohnt.
Diese erzählte dem Maler Nicolas Verkolje, der sie
vor ein oder zwei Jahren zu Delft besuchte, folgenden Vorfall
zwischen Maria van Oosterwyk und dem Maler Willem
van Aalst, dem Neffen von Evert van Aalst. Maria, die
lange bei ihrem Grossvater in Delft wohnte und auch ihr
Atelier daselbst hatte, ward mehrere Male von van Aalst, der 217.
ihre Arbeiten sehen wollte, besucht; endlich fand er Gefallen
an ihr und machte ihr Liebesanträge.
Maria, obwohl nicht geneigt zu heiraten, liess sich dies
nicht merken, sondern sann auf einen Weg, ihm dies zu ver-
stehen zu geben. Sie war sittsam und unermüdlich bei der
Arbeit, während er ein lockerer Geselle war, der nicht selten
müssig ging; deshalb traf sie mit ihm das Uebereinkommen,
wenn er ein ganzes Jahr hindurch täglich eine gewisse Zeit
lang malen würde, wolle sie seine Liebeswerbung anhören;
wenn er dies aber nicht einhalten sollte, wäre sie ihres ge-
gebenen Wortes frei und berechtigt ihn abzuweisen. Nun traf
es sich, dass Beide in unmittelbarer Nachbarschaft wohnten,
so dass sie von ihren Ateliers aus einander sehen und auch
sprechen konnten, und Maria immer wissen konnte, ob er
arbeite oder nicht und wenn er zu der vereinbarten Zeit,
246 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
auf ihren Ruf, nicht antwortete, machte sie mit Kreide einen
Strich auf ihren Fensterrahmen. Van Aalst, der wol einsah,
dass er in dem einen Jahre mehr Striche auf sein Kerbholz
bekommen hatte, als er mit schönen Worten gut machen
konnte, kam später nicht mehr, sich darnach zu erkundigen. —
218. Willem Kalf ist zu Amsterdam geboren, malte Still-
leben, vornehmlich Gold-, Silber- und Perlmutter -Arbeiten,
Hörner und Messergriffe aus Achat, die er so wunderbar natür-
lich darzustellen wusste, dass, obgleich Bilder dieser Art nur
von geringem Werthe sind und würdigeren Gegenständen
nachstehen müssen, seine Arbeiten bei allen Kennern in
grossem Ansehen stehen. Sein Lehrer war Hendrik Pot.
Er hatte viel erfahren und besass ein gesundes Urtheil,
überdies war er so beredt und wusste so mannigfaltige Erzäh-
lungen, dass Jedermann Gefallen an seiner Gesellschaft fand
und er dem Zuhörer eine Nacht über im Wirthshause die Ohren
an seine gesprächige Zunge fesseln konnte. Ueberdies war er
gegen Jedermann dienstwillig, wenn es auch sein eigener Nach-
theil war, so dass seine Frau oft sagte: er nehme mehr auf
den Vortheil Anderer, als auf seinen eigenen, Bedacht.
Der Kunsthändler Kornelis Hellemans erzählte mir, dass
Kalf ihn ersuchte zu ihm zu kommen, um von ihm Kupfer-
219. Stiche einzuhandeln und dass er zur Zeit der Abendgebetstunden,
zwischen 5 und 7 Uhr sein Gewölbe schloss, zu ihm ging und
mit ihm den Handel mit der Bedingung abmachte, dass Kalf
des anderen Tages um sein Geld kommen möge. Wer aber nicht
kam, war Kalf, und er wartete von Tag zu Tag, bis er eine
Todesanzeige erhielt, aus welcher er zu seiner Bestürzung er-
sah, dass er noch desselben Abends, da er bei ihm gewesen,
gestorben war.
Er war einige Zeit zifvor wol erkrankt, aber wieder her-
gestellt worden; hatte an demselben Tage einer Feilbietung von
Bildern im Heeren-Logement beigewohnt und war des Abends
um halb 9 Uhr noch im Hause des Jan Pietersz Zomer gewesen,
ging dann nach Hause, strauchelte auf der Bantemer- Brücke
und fiel nach vorne auf die Brust. Er fühlte sich wol ver-
letzt, aber nichts Schlimmes besorgend, ging er zu Bette und
war um 10 Uhr eine Leiche. Das war am 3i. Juli 1693.
ZWEITER THEIL.
247
Willem van der Hoeven machte zu seinem Gedächt-
nisse eine Grabschrift. —
Kornelis Bisschop, oder Biskop, ist am 12. Februar^ao.
i63o zu Dordrecht geboren und ein Schüler Ferdinand BoTs.
Hierauf machte er durch eifrige Studien grosse Fortschritte.
Er war wol der Erste, wenn nicht auch der Beste, welcher
verschiedenartige Figuren , mit lebhaften Farben auf Holz gemalt
und ausgehackt, welche den Zweck hatten , in irgend einer
Ecke oder in einem Thore aufgestellt zu werden, am natür-
lichsten fertigte und am geistreichsten erfunden hat.
Ich habe deren welche gesehen, die auf ihrem Standplatze
das Auge täuschten, so dass man sie wie wirkliche Personen
grüsste. Er malte ihrer auch einige, in der Art und Weise der
Nachtstücke, welche in der Dunkelheit, einen Leuchter mit einer
brennenden Kerze in der Hand haltend, eine lebende Erscheinung
zu sein schienen. Ja man erzählt, dass Jemand eine derartige
Darstellung, wenn er Gäste geladen hatte, nächst der Thüre oder
dem Ausgange der Kammer aufstellte, und dass einige Gäste,
die sie für die Magd hielten, welche sie für ihre Dienstwilligkeit
mit einem Trinkgelde beschenken wollten, sich täuschten und
ihre Hand daran stiessen, was nicht geringen Anlass zum
Gelächter gab. —
Heute sieht man aber nur mehr elendes Machwerk dieser 221.
Art, von talentlosen Krüppeln erfunden oder nach den vor-
genannten Malereien kläglich nachgeahmt. —
Bisse hop aber war mit derlei Leistungen nicht zufrieden,
sondern er bereitete sich inzwischen zu grossen Arbeiten vor —
und man sieht von ihm in Holland, Seeland, Brabant und
anderweitig eine Anzahl trefflicher Porträts.
Ueberdies malte er auch verschiedene historische Dar-
stellungen, die seinen Ruhm erhalten werden. Eine derselben,
zwei oder drei Figuren bei Kerzenlicht darstellend, wurde für
eine grosse Summe in Frankreich verkauft und befindet sich
noch im Cabinet des Königs Ludwig.
Der König von Dänemark wünschte sich ihn zum 222.
Hofmaler, doch er starb inzwischen im Jahre 1674, 44 Jahre
alt, in der Blüthe seines Lebens und Talentes und hinterliess
eilf Kinder. — Unter diesen waren drei Söhne, von welchen
248 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
sich zwei, sowie drei Töchter auf die Ausübung der Kunst
verlegten.
Jacobus Bisschop, der älteste, war schon bei Lebzeiten
seines Vaters ausschliesslich künstlerisch thatig und so weit ge-
kommen, dass er das Malen der Figuren^ von welchen wir gespro-
chen, unternehmen konnte, wodurch er der Familie grosse Dienste
leistete. Als aber sein jüngerer Bruder, der auch zu dieser Arbeit
aufgezogen wurde, fähig war, dies mit Hilfe seiner Schwestern
zu versehen, entschlug sich der älteste für eine Zeit dieser
Arbeit, um sich in Ausübung würdigerer Vorwürfe zu üben,
und begab sich in die Schule des tüchtigen Zimmer- und
Plafondmalers August Terwesten, seit welcher Zeit er sich
auch auf das Ausmalen von Plafonds, Kammern und ähnliche
Arbeiten verlegte.
Abraham, der jüngste, hatte nicht die Gelegenheit, die
sein Bruder fand, sondern musste sich mit dem Figurenmalen
trösten. Doch dies hinderte ihn nicht, bei der geringsten
Gelegenheit seinen natürlichen Anlagen zu folgen. Er verlegte
sich auf das Malen der verschiedensten Vögel, insbesondere
223. Hühner, und machte durch ungewöhnlichen Fleiss und stete
Uebung nach der Natur solche Fortschritte, dass man ihn wol
unter die Fähigsten in diesem Zweige zählen mag. — Ferner hat
er bereits verschiedene grössere Stücke zur Zierde grosser Säle,
sowol in Seeland als anderwärts, gemalt, worin er alle Arten
von Vögeln anbrachte, jeden in seiner Art so naturwahr in
der F'arbe, und dünn und hell gemalt, dass ich darüber staunte.
Ich spreche ganz freimüthig darüber und verstehe dies zu be-
urtheilen. —
Von den Brabantern mag man Peter van Breda, zu
Antwerpen im Jahre i63o geboren, rühmen. Er war ein tüch-
tiger Landschaftsmaler und verstand es, seine Landschaften
überdies mit römischen Gebäuden, anmuthigen Gärten, Blumen-
beeten, Fontänen, kleinen Figuren und Thieren zu schmücken.
224. Ich kenne seine Arbeiten nicht, aber Kornelis de Bie rühmt
sie in seinen Versen. —
Das Geburtsjahr des trefflichen Malers Janson van Keulen
ist mir nicht bekannt, ich weiss nur, dass er im Jahre i63o
am Hofe zu Whitehall lebte. Er war schon vor Anton van Dyk
ZWEITER THEIL. 249
am Hofe thätig, und König Karl schätzte ihn. Sie lebten,
obgleich Beide Porträtmaler waren, miteinander in gutem Ein-
vernehmen. —
Als Karl Stuart I. mit dem Parlamente in Hader gerieth
und die Unruhen täglich wuchsen, reiste er mit seinen Eltern
nach Holland, wo er seitdem auch blieb, bis er im Jahre 166 5
in Amsterdam starb.
Andere sagen, dass er, nachdem er an verschiedenen
Höfen berühmt geworden, seine meiste Lebenszeit in London,
wo er von holländischen Eltern geboren war, zugebracht,
später in Utrecht gewohnt habe und daselbst auch gestorben
wäre. Dort sind auch noch verschiedene seiner anmuthigen 225.
Porträts zu sehen.
Zu dieser Zeit lebte auch in London der berühmte Maler
Gerard Pieterze van Zyl, der zumeist unter seinem gewöhn-
lichen Namen Gerards bekannt ist.
Ich vermuthe, dass er zur Anleitung seines Talentes dem
Beispiele Anton van Dyk's folgte. Wenigstens glaubt man,
dass dies der Grund gewesen, warum er nach England und
selbst nach Westmünster übersiedelte.
Er war mit van Dyk sehr befreundet und sah ihn oft
malen, in Folge dessen man glaubt, dass er ihm die Technik,
sowie Craesbeck dem Brou wer abgesehen habe. Denn es ergibt
sich bei Berechnung der Zeit, dass er damals den Grund zu
seiner Geschicklichkeit gelegt hat. Und wol noch zu rechter
Zeit, da van Dyk im Jahre 1641 starb, worauf Gerards wieder
in seine Geburtsstadt Amsterdam zurückkehrte.
Vom Jahre i655 bis i658 wohnte er in der Hartestraat
in einer Hinterkammer und übte die Kunst selbstständig in der
Stille. Diejenigen, welche ihn damals gekannt haben, sagen mir,
dass er ein junger Mann von ungefähr 40 Jahren war« Seine kunst-
volle Technik erwarb ihm den Beinamen van Dyk im Kleinen.
Die meisten seiner Bilder sind lustige Gesellschaften von
Frauen und Herren, im Costüme jener Zeit, meist nach schönen
Modellen, nach der Natur gemalt.
Insbesondere zeichnen sich die Hände der Frauen sowol
durch kunstvolle Darstellung als Zartheit und schöne Umrisse
aus, so wie ich dies von van Dyk bemerkt habe.
25o ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
226. Als eines seiner besten Werke nennt man den verlorenen
Sohn, der von seinem Vater Abschied nimmt, in dessen An-
gesicht die Sorge und der Kummer sich ausdrücken, während
er seinem zu Ross sitzenden Sohne Lebewohl sagt. Dieses Bild
ist kunstvoll in der Zeichnung, natürlich, lebhaft und hell in
der Farbe, und im Costüm ungewöhnlich schön. Ich kannte es
vor vielen Jahren und habe es oft mit Vergnügen gesehen, aber
wo es sich gegenwärtig befindet, weiss ich nicht.
Einige sagen er sei in Amsterdam, Andere, er sei in
Leiden geboren, wo sein Vater, Pieter Gerretze, ein Rahmen-
macher war.
Jan Vos schrieb mehrere Verse auf ein Porträt des
Willem Pauw von Gerards van Zyl. — Das ist Alles, was
ich in Ermanglung besseren Berichtes von diesem Künstler zu
sagen weiss. —
227. Zu jeder Zeit haben Fürsten, Leute von Rang und geist-
liche Personen die Kunst geübt und die Erinnerung daran zum
Ruhme ihres Geschlechtes nachgelassen. —
229. Philipp Herzog von Orleans, jetzt Regent von Frank-
reich, lernte in seiner Jugend bei dem Maler Coypel und
brachte es durch Liebe und Eifer so weit, dass er in einer der
Galerien seines Palastes verschiedene Bilder malte, von denen
mit Ruhm gesprochen wird.
Königin Maria hat, ehe sie den Thron bestieg, nicht
nur kunstvoll mit der Sticknadel gearbeitet, sondern auch in
Wasserfarben gemalt, und hatte täglich gewisse Stunden dafür
bestimmt, welche sie eifrig in Acht nahm.
Der Maler Mathias Wulfraadt hat mir erzählt, dass er
verschiedene Figuren und kleine Landschaften von ihrer Hand,
ausgezeichnet dargestellt, gesehen habe, die dem Urtheile eines
wählerischen Auges Stand halten konnten. Ihr Lehrer war
Meister Gibsson, der, obwol betagt, doch so klein von Gestalt
war, dass er kaum auf den Tisch hinaufsehen konnte.
Der Prinz von Wales, — hat in seiner Verbannung die
23o. Kunst geübt. Franciscus Roetiers von Antwerpen, der Sohn
deß Stempelschneiders der Münze von Brabant, war sein Lehrer.
ZWEITER THEIL. 25 I
Er zeichnete ähnlich wie la Fage und malte historische Dar-
stellungen.
Wakkerbaart, General des Kurfürsten von Sachsen,
übte ebenfalls eifrig die Kunst. Als er im Jahre 1695 zu Rom
war, trat er in die Bent und erhielt den Namen Alexander
Magnus. Er zeichnete eifrig die alten Ruinen und Alles, was
er seiner Wahl würdig hielt. Der Maler Izak de Moucheron,
der damals auch in Rom war und Umgang mit ihm pflog,
erzählte mir, dass er zwei kunstvoll nach der Natur gemachte
Zeichnungen, grossen Formates, von ihm gesehen hatte, die
eine Rom, die andere Venedig darstellend. Ja sein Kunsteifer
ging so weit, dass seine Diener der Reihe nach sich in der
Kunst üben mussten. • So that auch der schwedische General
Stenbok. Nachdem er auf Befehl seines Königs Altona in
Brand gesteckt hatte, ward er später mit seinen Truppen von
den Dänen umzingelt und gefangen; mehrere Jahre eingesperrt,
malte er im Gefängnisse verschiedene Landschaften, von welchen
er einige seinem Könige verehrte. Der Amsterdam'sche Courant
hat dessen auch seinerzeit erwähnt.
Der Maler Willem Schellings erwähnt in dem Tagebuche
seiner vierjährigen Reise einen König Renatus von Sicilien, 23i.
von dessen Hand ein Bild im Chor zu Avignon in einer der
Capellen der Klosterkirche der Cölesliner zu sehen sei. Dies
ist eine Allegorie auf den Tod oder die Sterblichkeit, ehedem
einer Nonne als Neujahrsgabe geschenkt. Vor Allem ist daran
ein Spinnengewebe an efiner Todtenbahre zu bewundern, welches
so kunstvoll und natürlich gemalt ist, dass man es für ein
wirkliches Spinnengewebe ansehen mochte. Darunter steht ein
lateinischer Vers mit der Jahreszahl 1481. —
Ueberdies könnten wir eine ganze Reihe von Malern aus
älterer oder neuerer Zeit aufzählen, welche von Kaisern, Königen
und Fürsten zur Würde von Rittern und Baronen erhoben
wurden. Auch verschiedene, die das Bürgermeisteramt be-
kleideten, wie D. V. Delen zu Armuiden in Zeeland, van der
Lis im Haag, Hendrik Verschuring und van der Ulft zu
Gorkum; Andere wieder waren Regenten von Städten, wie
Gerard Terborch zu Deventer, der überdies auch Ritter war, 232.
und viele Andere.
2 52 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Ich habe diese Ausführungen mit Vorbedacht in diesen
233. zweiten Theil verlegt, damit Diejenigen, welche, obwol ich sie
auf das dringendste darum ersuchte, noch immer mit ihren
Berichten im Rückstande sind, von ihrer thörichten Hartnäckig-
keit bekehrt werden und ich endlich Gelegenheit finden möge,
den Lebenslauf meiner Kunstgenossen in grösserer Vollkommen-
heit auf den Schauplatz zu bringen.
Wir wollen nun nach Preussen, wo Michiel Willemans
im Jahre i63o geboren ward, welcher nicht Rom, sondern
Amsterdam zur Hochschule seiner Kunstübung ausgewählt hat,
um durch das Studium trefflicher Vorbilder und den Umgang
mit den .besten Talenten sich auszubilden.
Sein Vater war ein unbedeutender Maler und zu Lübeck
geboren. Als er zur Kunst kam, nahm er darin so sehr zu, dass
er, zwanzig Jahre alt, seine Zeit- und Landesgenossen übertraf.
Dies war ihm aber nicht genug, sondern er reiste nach Holland,
wo er wegen seines gefälligen Benehmens und seines Talentes
bei den Künstlern und Kunstfreunden willkommen war. Er
schloss sich zumeist an J. Backer und Rembrant an, an deren
Kunst, Gesellschaft und Gesprächen er so viel Gefallen fand,
dass er sein Vorhaben, nach Italien zu gehen, aufgab und
beschloss, eine grosse Reise durch Deutschland zu unternehmen,
was er auch that.
Er hat an den meisten Höfen , insbesondere in der kaiser-
lichen Stadt Prag, seine Kunst gezeigt, und kam nach zehn-
jähriger Reise nach Lübeck, wo er seinen Namen durch sein
Talent berühmt machte.
Von seinen zahlreichen Arbeiten nennt man eine Dar-
stellung des Vulkan, der in seiner russigen Grotte die Waffen
234. des Kriegsgottes schmiedet, welches Bild er für den Kurfürsten
von Brandenburg malte. Auch zwei grosse Bilder zu Wratisiau,
die Urtheile Salomon's und des Kambyses darstellend. Kurz
gesagt, die meisten Kirchen und Paläste Deutschlands prunken
mit seinen Werken.
Die Liebe zur Kunst trieb ihn noch in seinem sechzigsten
Jahre, seinen Schwiegersohn Kristoffel Luca wie ehedem
seine Tochter Anna Elisabet Willemans, von der man in
Deutschland viele schöne Bilder sieht, darin zu unterrichten.
ZWEITER THEIL. 253
Willem Doudyns ist im Jahre i63o, am letzten December
geboren. Gravenhaag kann mit Grund sein Storch -Wappen mit
dieser Perle zieren, die von einem Bürgermeister und Schützen-
Obersten dieser Stadt entstammt.
Sein erster Lehrer war Alexander Petit. Später, von
Reiselust getrieben, ging er nach Rom, um sich dort nach
den ältesten und besten Mustern weiter zu bilden, und blieb
12 Jahre in Italien, täglich beschäftigt, die griechischen Statuen
und römischen Kunstwerke zu zeichnen, und sich jene Manier
anzueignen, die ihn später so berühmt machte. Jan de Biskop
besonders bediente sich in seinem radirten Kupferwerke seiner
kostbaren Zeichnungen.
Er war einer der Ersten, oder wol der bedeutendste Jener,
die im Jahre 1661 die Kunstgenossenschaft und Akademie zur
künstlerischen Fortbildung im Haag gründen halfen, deren
Director oder Regent er später auch zu verschiedenen Malen 235.
gewesen. Er war auch daselbst bis an sein Lebensende im Jahre 1 697,
da er 67 Jahre alt starb, thätig. (Sein Bentname war Diomedes.)
Wie grossartig er in seinen Erfindungen gewesen, wie sicher im
Zeichnen des nackten Modells, wie breit und natürlich im Falten
der Gewänder, und wie flott und kräftig er seine Bilder malte,
darüber viel zu sagen ist unnöthig, da seine hinreichend be*
kannten Arbeiten ihren Urheber preisen.
Von seinen vielen berühmten Werken will ich eines an-
führen und den Leser in die Vierschaar im Haag verweisen,
wo er Salomon's erstes Urtheil in drei Feldern dargestellt hat.
Ary van der Kabel ist zu Ryswyk nächst Haag im
Jahre i63i geboren. Sein eigentlicher Name war van der
Touw, aber sein witziger Lehrer van Goyen sagte, dass solch'
ein Zuname zu gering und unbedeutend für ihn sei, umsomehr,
da man vermuthen könnte, dass er von jenen Tauen, aus
welchen die Stricke für die Diebe gemacht werden, herrühre,
und dass es besser wäre, wenn man ihn nach einem Kabeltau
benennen würde. Seitdem nannte man ihn van der Kabel.
Er starb in Lyon in Frankreich, aber ich weiss nicht, in welchem
Jahre. Er malte zumeist Landschaften und Marinen und hatte
auch einen Bruder Namens Engel, der die Kunst ausübte,
aber ich weiss nicht, was dieser malte. 236.
254 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Sein Zeit- und Kunstgenosse Jan van Assen, zu Amster-
dam geboren, malte Landschaften und historische Darstelliingen
mit fertigem und geschicktem Pinsel, die, wenn man sie etwas
aus der Entfernung besah, einen guten Eindruck machten. Er
war ein Mann von gesundem Urtheil, doch bediente er sich
der Bequemlichkeit wegen oft der Kupferstiche des Ant.
Tempesta, insbesondere für jene Bilder, die in das Ausland
geschickt wurden, da er viele seiner Arbeiten nach Indien sandte.
Er starb im Jahre 1695, ungefähr 60 Jahre alt. —
Ludolf Bakhuizen ist zu Emden im Jahre i63i am
18. December geboren. Sein Grossvater war Prediger in Ost-
friesland, sein Vater Gerard Bakhuizen, Geheimschreiber, und
er selbst, bis zu seinem 18. Jahre, Schreiber in einem Comptoir ;
dann verliess er Emden und kam im Jahre i65o nach Amster-
dam, um den Handel zu lernen. Sein Patron, Namens Bartelot,
237. hatte grossen Vortheil von ihm, da er die Buchhaltung und
Schönschreibekunst meisterlich verstand.
Aber er blieb nicht lange dort, da ihn die Kunst lockte,
und er sich im Alter von 19 Jahren auf das Zeichnen der
Schiffe nach der Natur verlegte, ohne dass er jemals Zeichnen
oder die Handhabung des Stiftes gesehen hätte. Die Natur war
sein Vorbild und das Talent sein Lehrmeister.
Damals blühte noch das goldene Zeitalter der Kunst, und
die goldenen Aepfel fielen den Künstlern von selbst in den
Schoss. Bakhuizen hatte sich nur kurze Zeit mit dem Zeichnen
der Schiffe beschäftigt, als er schon seine Mühe gelohnt sah,
denn er empfing für eine Zeichnung 10, 20, 3o, ja auch 100
und mehr Gulden, wodurch sein Eifer nicht wenig angespornt
wurde. Inzwischen machte er die Bekanntschaft verschiedener
Künstler, die ihn zur Malerei aufmunterten, wozu er wol Lust
hatte, aber nicht wusste, wie er es beginnen sollte. Aldert
van Everdingen war der Erste, der ihm die Palette mit
Farben und Pinseln in die Hand gab, um ihn einen Versuch
machen zu lassen. Es ging, so gut es gehen mochte, immerhin
war es ein Bild, für das er 10 Gulden erhielt. Dann fragte er
bald Diesen, dann wieder Jenen in Bezug auf die Mischung der
Farben, machte sich durch seinen lernbegierigen Eifer bei Allen
beliebt und besuchte ihre Ateliers, um sie bei ihrer Arbeit zu
ZWEITER THEIL. 255
sehen und abzumerken, wie sie das Eine oder Andere be-
handelten.
Offenen Zutritt hatte er bei dem Marinemaler Hendrik
Dubbels, damals der Aelteste der Amsterdamer Gilde, durch 238.
dessen aufrichtige Angaben er sehr gefördert wurde. Auf
diesen Grundlagen arbeitete er fort und brachte es so weit,
dass sein Ruhm einen grossen Theil der Welt durchdrang.
Er war sehr eifrig und still, lebte einfach bürgerlich, und
war höflich und bescheiden gegen Jedermann. Wenn er sich
erholen wollte, so ging er stets nach der Amstel oder dem Y,
wo man eine grosse Anzahl von Fahrzeugen findet und allezeit
die Flaggen an den Mastbäumen flattern. Wenn ein Sturm sich
erhob, gelüstete es ihn nicht selten, in ein Boot zu steigen
und sich bis an die Mündung führen zu lassen, sowol um
das Anbranden der Wogen gegen den Strand, als die Ver-
änderungen von Luft und Wasser in der Natur zu beob-
achten. Insbesondere that er dies, wenn er eben im Sinne hatte,
etwas Derartiges auf der Leinwand darzustellen, damit er eine
lebhafte Erinnerung daran mit sich nehme oder die Vorstellung,
die er davon hatte, auffrische. Er war auch gewöhnt, sobald
er nach Hause gekommen war, sich in seinem Atelier einzu-
schliessen oder Niemanden zu sich kommen zu lassen, bis er
seine Absicht im Gemälde erreicht und seiner Erinnerung
genügt hatte. Mit einem Worte, er verstand es, die mannig-
faltigen Veränderungen der leicht veränderlichen Elemente
wunderbar gut nachzuahmen. —
Und dies war der Grund, warum seine Werke an den 240.
meisten Höfen gesucht waren.
Im Jahre i665 bestellten die Bürgermeister von Amsterdam
bei ihm ein grosses Bild mit zahlreichen Schiffen und Yachten
und der Stadt im Hintergrunde, wofür er i3oo Gulden und
noch ein Geschenk überdies empfing. Dieses Bild war für
den König Ludwig XIV. von Frankreich bestimmt, der viel
Gefallen daran fand, und es im Louvre bei anderen schönen
Gemälden aufhängen Hess.
Der Grossherzog von Toscana, der König von
Preussen, der Kurfürst von Sachsen und verschiedene
deutsche, Prinzen kauften nicht allein seine Werke, sondern
256 ARNOLD HOUBR^KEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
besuchten ihn auch persönlich in Amsterdam, um selbst aus
den Bildern, die er gemacht hatte, eine Auswahl zu treffen. Auch
der grosse Czar von Moskau besuchte ihn nicht nur als
er einige Zeit seinen Aufenthalt hier genommen hatte, sondern
verlangte auch, dass Bakhuizen in seiner Gegenwart ver-
schiedene Schiffe für ihn zeichne; zugleich zeichnete der Czar,
der Lust hatte, die Schiffsbapkunst vom Grund aus zu lernen,
auch einige auf Papier.
Auf seine Kenntniss des Schiffsbaues und die Verehrung
ausländischer Kunstfreunde für seine Arbeiten , spielt der Dichter
D. van Hoogstraten in einem Gedichte an. —
241. Der Liebe zur Kunst erfreute er sich bis zu seinem Lebens-
242. ende, obwohl er viel vom Steine oder Sande geplagt war. — Er
starb, 78 Jahre alt, am 7. November 1709.
Wenn man alle seine Werke beisammen sehen würde,
müsste man den Fleiss dieses Mannes umsomehr anstaunen,
wenn man bedenkt, wie viel Zeit er noch mit dem Schreib-
Unterrichte zubrachte, für welchen er mathematische Grund-
sätze oder feste Regeln ersonnen hatte, nach welchen er die
Kinder mehrerer vornehmen Kaufleute unterrichtete, da er darin
berühmt war. Ueberdies kann man aus der grossen Anzahl aus-
geführter Zeichnungen und geätzter Platten wol schliessen, dass
er kaum eine Stunde unbenutzt vorübergehen liess. —
Noch eines seltsamen Umstandes muss ich gedenken. In
Amsterdam herrscht der Gebrauch, dass man Jene, welche
einen Verstorbenen zu Grabe geleiten, mit einem Glase Wein
beschenkt, welcher von den Nächststehenden besorgt wird. Die
Sorge dieser Bestellung übernahm er selbst, denn er kaufte den
243. zu seinem Begräbnisse nötigen Wein bei dem Weinhändler und
liess ihn eingesiegelt beiseite stellen. Auch fand man nach
seinem Tode einen Sack mit Geld und darin so viele Gulden,
als er Jahre alt geworden, für Diejenigen aufgespart; die ihn
zur Ruhestätte tragen würden, nebst einem geschriebenen
Namens- Verzeichnisse jener Maler, die er zu diesem Zwecke
aus der Genossenschaft ausgewählt hatte, und welche ver-
pflichtet waren, diese Summe mitsammen zu verzehren.
Zum Beweise, dass ihm die Lust zur Kunst bis an den
Abend seines Lebens treu blieb, wäre noch zu sagen, dass er
Z WEITER THEIL. 257
ein Kupferwerk unter dem Titel: Ystroom, en Zeegezichten etc.
im Alter von 71 Jahren geätzt hat. Er hatte auch stets eine
besondere Neigung zur Poesie, und unterhielt mit den geachtetsten
Dichtern seiner Zeit Freundschaft, insbesondere mit Francius,
Broukhuizen, Antonides van der Goes und D. van Hoog-
straten. Von den verschiedenen Lobgedichten, die an ihn
und seine Werke gemacht wurden, ward das lateinische von
J. Broukhuizen vor allen gepriesen, und von dem genannten
Hoogstraten übersetzt. —
Benjamin Blök ist zu Lübeck im Jahre i63i geboren. 258.
Er war der Sohn des Daniel Blök, dessen wir unter dem
Jahre i58o gedacht haben. Der Umstand, dass der Vater in
der Gegend von Utrecht geboren ist, bestimmte uns und fordert
auch, dass wir des Sohnes gedenken, umsomehr, da derselbe
wie ein zweiter Aeneas, Vater und Mutter aus einem von
den Kriegsbanden zu Schwerin gelegten Brande gerettet hat.
Daniel Blök, durch diesen Brand seines ganzen Besitzes
beraubt, hinterliess nebst seiner Armut vier Söhne, deren drei
ihre Zuflucht zur Kunst nahmen, nämlich: Emanuel, Adolf
und Benjamin. Ich glaube, dass Friedrich Adolf Herzog
von Mecklenburg, aus Mitleid über dieses Unglück , der Familie
beisprang und unseren Benjamin unter seine Aufsicht und
Obsorge nahm. 25^
Der erste Beweis, den er von seinem Talente gab, war
ein mit der Feder gezeichnetes Porträt des Herzogs in ganzer
Figur, welches die Verwunderung Aller erregte. Das war im
Jahre 1647, Kurz darauf malte er mit lebhaften Farben den
ganzen Hofstaat von Sachsen. Hierauf malte er in Ungarn für den
Grafen Fran eis cus verschiedene Gemälde und Altarbilder, welche
besonders gerühmt werden.
Im Jahre 1659 ging er mit Empfehlungsschreiben des
genannten Grafen, welche ihm den Zutritt zu den besten
Cabineten sicherten, nach Italien. Nachdem er in Venedig,
Florenz und Rom einige Jahre mit Studien zugebracht, und
viele vornehme Personen, unter Anderen auch den Pater Atha-
nasius Kircher porträtirt hatte, kehrte er nach Deutschland
zurück und heiratete im Jahre 1664 Anna Katarina, die
Tochter des berühmten Johannes Thomas Fischer von
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. ly
258 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Nürenberg. Diese war eine hervorragende Blumenmalerin, arbei-
tete in Oel- und Wasserfarben, und hat vor ihrer Heirat die
Fürstin und ihre Töchter darin unterrichtet.
Sandrart sagt, dass er das Glück hatte, sie zweimal
porträtiren zu können, und dass sie, als er sein Buch über die
Maler schrieb, noch am Leben war. —
260. Kristoffel Pierson ist im Gravenhaag am 19. Mai i63i
geboren. Er stammte aus achtbarem Geschlechte und hat
seine Jugend sowol mit. dem Studium der lateinischen und
französischen Sprache als auch des Zeichnens, und später mit
Schreiberdiensten in einem Comptoir zugebracht. Aber von
Jugend auf zur Malerei geneigt und durch den Umgang mit
Bartholomaeus Meyburg*), der nur ein oder drei Jahre
älter als er, und für seine Jugend ein tüchtiger Maler war,
angeeifert, entschloss er sich, Maler zu werden. Er begab
sich deshalb im Alter von 20 oder 2 1 Jahren zu dem genannten
Meyburg. Nachdem er ein Jahr lang bei diesem gelernt
hatte, unternahm er keck, Porträts und Historien zu malen
und schlug seinen Wohnsitz in Schiedam auf. Doch sein ehe-
maliger Lehrer und Freund spornte ihn im Jahre i653 an, mit
ihm durch Deutschland zu reisen, was auch geschah.
Auf der Rückreise machten sie^ da das Lager der Schweden
damals bei Bremerveurde lag, die Bekanntschaft des Feldmar-
schalls W ran gel, den sie nebst mehreren anderen Generälen
porträtirten , wofür sie reichlich belohnt wurden. Dieser war
damit so wol zufrieden, dass er sie auf jede Weise zu bewegen
261. trachtete, an den Hof der kunstsinnigen Königin Christina
zu gehen, um deren Hofmaler zu werden, und ihnen Empfeh-
lungsbriefe anbot. Meyburg hatte aber hiezu keine Lust,
und Pierson konnte sich nicht entschliessen , da er kaum ein
halbes Jahr vorher erst geheiratet hatte. Deshalb dankten sie
dem berühmten Feldherrn für die ihnen angebotene Gunst,
nahmen ihren Abschied und traten ihre Reise nach Holland an.
Von Schiedam zog Pierson im Jahre 1654 mit seinem
Haushalte nach Gouda , wo er zahlreiche Porträts und historische
*) Zu Maassluis geboren, ein tüchtiger Porträt- und Historienmaler,
der später an verschiedenen deutschen Höfen arbeitete und im Jahre 1661
noch lebte.
ZWEITER THEIL. 2 59
Darstellungen gewandt und geschmackvoll malte , welche sowol
in der Stadt als anderwärts bei Kunstfreunden zu finden sind.
Da er sah^ dass Jagdgeräthschaften , Vogelkäfige und Schiess-
gewehre, wie Leemans dieselben malte, damals besonders
geschätzt und gut bezahlt wurden, verlegte er sich auch auf
diese Art von Darstellungen , was ihm so wol gelang, dass ihm
kein Anderer darin gleich kam, wie aus vielen Bildern in
Händen der Kunstfreunde zu ersehen ist, die so naturwahr
gemalt sind, dass jeder Gegenstand sich in Wirklichkeit von
der Wand abzuheben scheint, wodurch gar Viele getäuscht
wurden.
Er hat auch die Fenster der St. Jans-Kirche zu Gouda,
welche die berühmten Grab et h und Andere kunstreich gemalt
hatten, verkleinert auf Pergament gezeichnet. Diese Zeichnungen
befinden sich im Besitze der Bürgermeister.
Im Jahre 1679 begab er sich mit seinem Hausstande von
Gouda wieder auf die Bitte seiner zweiten Frau , die von Schiedam
herstammte und daselbst ihre Freunde hatte, dorthin und blieb
daselbst bis zum Jahre 1691, zu welcher Zeit er sich zum
zweit enmale in Gouda niederliess, wo er bis zum Ende seines
Lebens mit Lust und Eifer Pinsel und Feder führte, und im 262.
Alter von 83 Jahren 3 Monaten weniger 8 Tage am 11. August
17 14 starb. Er hat sich durch zahlreiche, geistreiche Gedichte
ebenso bekannt gemacht, als durch. seine Bilder.
Wir hätten seiner Lebensbeschreibung auch sein Porträt
beigefügt, wenn wir es nicht zu spät erhalten hätten. Doch der
Kunstfreund Arnoud van Haien hat dasselbe in seinem Cabinete
den Porträts der niederländischen Dichter eingereiht, deren Anzahl
gegenwärtig schon 100 übersteigt. —
Die Malerin . . . . Rozee ist zu Leiden im Jahre i632
geboren, und hat, ich weiss nicht durch welchen Vorgang oder
welche Werkzeuge, aus gesponnener buntfarbiger Seide Land-
schaften, Blumen, Thiere und Porträts auf Leinwand dar- 263.
gestellt, so dass man bei geringer Entfernung glauben konnte,
dass sie von kunstgeübter Hand mit Farben gemalt seien.
- Eines ihrer Werke, in welchem ein alter Baumstamm,
eine Spinne in ihrem Netze und eine Landschaft dargestellt
waren, ward für 5oo Gulden verkauft; der Stamm war mit
17*
26o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Rinde, Knorren und Moos, die Spinne mit ihrem feinen Gewebe
so naturgetreu dargestellt, dass es die Bewunderung Aller
erregte, umsomehr als man die Art der Arbeit nicht begreifen
konnte; deshalb sagte das gemeine Volk, dass sie zaubern könne.
M. Carre, der mehrere ihrer Arbeiten gesehen hat, sagt: dass
sie ein Porträt gemacht habe, welches vollkommen ähnlich und
in den Farben des Fleisches so zart ineinander vertrieben und
verschmolzen war, als wenn es in Oelfarbe gemalt gewesen
wäre. Eines ihrer besten Werke ist im Besitze des Gross-
herzogs von Florenz, andere an anderen Orten, wofür sie
reich bezahlt wurde. Sie starb unverheiratet im Jahre 1682,
5o Jahre alt.
Ihr folgt der Amsterdam'sche Maler Willem Schellinks.
Diesem bot sich, nachdem er die Kunst meisterlich verstand
und Lust zum Reisen hatte, eine schöne Gelegenheit, da Herr
Jakob Thierry der Jüngere beabsichtigte, fremde Länder zu
besuchen, in dessen Gesellschaft er fortging. Diese Reise
begann am 14. Juli 1661 und währte bis 24. August i665, in
264. welcher Zeit sie England, Frankreich, Italien, Sicilien, Malta,
Deutschland und die Schweiz bereisten und alle Merkwürdigkeiten,
sowol die Lage der Städte, als Gewohnheiten der Völker, alte
Denkmäler, Grabschriften, Kunstwerke etc. genau beachteten.
Schellinks führte hierüber nicht allein denkwürdige Auf-
zeichnungen , sondern zeichnete eine grosse Anzahl von Städten^
Burgen, Bergen, Schiffen etc. nach der Natur. Die Zeichnungen
sind unter den Liebhabern zerstreut, aber die Memoiren sind
aufbewahrt; denn als sie von ihrer Reise wieder nach Amster-
dam zurückgekehrt waren, wurden sie mit Noten der besten
Schriftsteller in drei Bänden gesammelt, deren gegenwärtiger
Besitzer der bereits mehrmals genannte Arnoud van Haien
ist. Bei dem Durchblättern dieser geschriebenen Bücher haben
wir von dem, was wir für unsere Leser interessant glaubten,
■
soweit es die Kunst betrifft, einen kurzen Auszug gemacht.
In London besuchten unsere Reisenden zuerst den Tower
und die Wafifenkammer, wo die Rüstungen, Stoss- und Schicss-
wafifen der verschiedenen Könige gezeigt werden, über wdche
Schellinks so genaue Aufzeichnungen gemacht hat, dass er auch
die Schamkapseln König Heinrich*s VIII., die daselbst gezeigt
ZWEITER THEIL. 26 I
werden, beschreibt. Die Frauen pflegen in dieselben eine
Nadel hineinzustecken und eine andere herauszunehmen, um
die kitzelige Erinnerung daran zu erneuern.
Wir folgen unserem Reisenden auf die Börse von. London,
bei welcher Gelegenheit er ein Verzeichniss der Standbilder der
Könige und Königinnen vom Jahre 1060 — 1660 gibt, welche
rings in den Nischen aufgestellt waren. Er bemerkt auch , wann 265.
das Standbild König Karl's I. zum zweitenmale aufgestellt wurde,
und dass Olivier Kromwel dem ersten die Hände abschlagen
und darüber mit goldenen Lettern die Ueberschrift setzen Hess:
Carolus primus tiranus est. Später liess er dasselbe ganz ab-
brechen. Von da ging er nach Westmünster, um die grosse Halle,
oder den Gerichtshof zu sehen, welchen König Eduard II., der
nach einer Regierung von 19 Jahren 7 Monaten und 5 Tagen
im Jahre 1327 starb, oder wie Andere sagen, Richard IL, erbaut
haben soll, der im Jahre 1399 starb, nachdem er 22 Jahre
3 Monate und 14 Tage regiert hatte. Ferner sah er auch das Haus
der Lords der herrlichen Tapeten wegen, mit welchen die Wände
bekleidet sind, in welchen alle Seeschlachten unter Königin
Elisabeth und Eduard kunstvoll dargestellt sind; daneben
hängen die Porträts der Admiräle. Vor Allem lobt er den kunst-
voll gestickten Vorhang hinter dem Thronsitze des Königs.
Inmitten desselben ist ein Frauenbild, als Lenz, sehr schön
und kunstvoll in Zeichnung und Haltung, dargestellt. Er wurde
reich in Farben, mit Gold und Silberfäden, von der Königin
Maria, als sie im Schlosse Frodigua gefangen sass, mit der
Nadel gestickt.
Auch erwähnt er der verschiedenen Kunstkammern, mit den
auserlesensten alten und neueren, italienischen und nieder-
ländischen Gemälden behangen; auch einen langen, grossen Saal,
rings an den Wänden mit den Porträts der Professoren und
alten Aerzte geschmückt, in der Universität zu Oxford.
Bemerkenswerth ist ein Porträt Karl's L, scheinbar 266.
kunstvoll mit der Feder gezeichnet, aber in der Nähe gesehen,
sind die Schatten, die Umrisse des Gesichtes und die Spitzen
des Kragens lesbar geschriebene Lettern, und man kann die
Psalmen David's und noch andere Textstellen der heiligen Schrift
herauslesen. Auch berichtet er von mehreren alten Kunstwerken,
202 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
die er zu Cambridge im St. Jans Collegium, welches Margareta,
Gräfin von Richemond, die Mutter König Hein rieh's VII. im
Jahre i5o8 stiftete^ gesehen hat. Insbesondere erwähnt er ihr
Bildniss vor einem Betpulte knieend, auf dem ein Buch liegt;
ferner die Porträts von Johan Williams, Bischofs von Lincoln,
und anderer Gönner des Collegiums etc.
Von hier gehen wir mit ihnen nach Frankreich, nach St.
Cloud, reich an kunstvollen Porträts der vornehmsten Edelleute^
Frankreichs. Von da in den Palast von Luxemburgh, wo
eine grosse Anzahl kunstreicher Gemälde und in verschiedenen
herrlichen Darstellungen in der grossen Galerie das Leben und
die Thaten der Maria von Medicis, von Rubens gemalt, zu
sehen sind, deren wir im Leben des Rubens bereits gedacht
haben. Hier trafen sie den Maler W. Vaillant, von dem sich
Jakob Thierry porträtiren liess.
Zu Fontainebleau , welches unser Maler des Näheren
beschreibt, erwähnt er ein Gemach mit kunstvollen kleinen
Gemälden in goldenen Rahmen, auch die gemalte Voliere oder
das Vogelhaus und den grossen Saal, in welchem die Ankunft
der Maria von Medicis zu Marseille nebst den Schlachten
und Siegen König Hein rieh's IV. dargestellt sind, und die Hirsch-
galerie, in welcher man in sieben grossen Feldern den genannten
267. König Heinrich, Eber, Hirsche oder anderes Wild jagend,
sieht; im Hintergrunde Fontainebleau, St. Germain oder eine
andere schöne Landschaft etc. und La Chambre Neufe, in
welchem über dem Kamin Madame Gabriele, die Maitresse
König Heinrich's IV., in der Gestalt einer Diana zu sehen ist.
Zu Florenz gedenkt er der griechischen Fresco-Gemälde
an den Mauern einer Galerie zu St. Marco, und einer anderen,
von Andrea del Sarto ausgemalten Galerie, ehe man die
Kirche betritt. Auch erwähnt er verschiedener 5äle und Kammern
im Palaste mit herrlichen, unschätzbaren Kunstwerken alter und
neuer Meister. Zu Siena gedenkt er der berühmten Bibliothek
in der Domkirche, deren Wände in Fresco gemalt und mit
Gold geschmü.ckt sind.
Am I.April 1664 kam er nach Rom, wo ihn der Dichter
Regnier Anslo begrüsste. Am Palmsonntag war er am Monte
Cavallo, wo er den Pantoffel Alexander's VII., von dem er auch
ZWEITER THEIL. 263
einen geweihten Palmzweig erhielt, küssen durfte. Herr Hontom
von Amsterdam begleitete ihn. Er bemerkt noch, dass er in
der Kirche S. Maria della Scala ein kunstvolles Nachtbild von
Honthorst gesehen habe, die Enthauptung des Johannes dar-
stellend, desgleichen mehrere Bilder von Rubens und über
dem Hochaltare ein Bild von P. Cortona.
Zu Neapel erwähnt er die überaus kostbare Kunstsammlung
des Priors von Malta, Caracciolo, und die Fresco-Gemälde der
Gewölbe und Wände der Kirche St. Severino, von Bellisarius
gemalt, der vom Gerüste herabstürzend starb.
Ferner berichtet er, dass er im Kloster der Karthäuser von 268.
St. Martyn einen sterbenden Christus, von Spanjolet erstaun-
lich kunstreich und effectvoU gemalt, in verschiedenen Feldern
das Leiden des Herrn von Lucas Canlassi und Cavalier
Jösepino, die Wölbung von Lanfranco, zwischen den Wöl-
bungen und den Säulen die Propheten von Spanjolet gemalt,
gesehen habe. Ich selbst muss gestehen, dass dieser für einen der
grössten Meister erklärt werden müsse, denn ich habe von ihm in
London in der Galerie des Herzogs von Graft hon einen nackten
Proteus so schön und sicher gezeichnet, so naturwahr und
kräftig in der Farbe gesehen, dass kein anderes Werk dagegen
Stand halten kann. In dem genannten Kloster war über dem
Hochaltare die Geburt Christi von Guido Reni in einem der
Klostersäle das letzte Abendmahl Christi, von P. Veronese,
und daselbst noch andere nicht rninder kunstvolle Werke, von
Michel Angelo Caravaggio, Mico oder Domenichino und
Luca Giordano.
Mit viel Lob spricht unser Maler auch von einem grossen
Altarbilde, in sechs Stücken von Polydoro im Kapuzinerkloster
zu Messina.
Die grosse Zahl von Kunstwerken, die er während "seines
Aufenthaltes in Rom in seinem Tagebuche verzeichnete,
wollen wir übergehen, da sie von uns an anderen Orten
erwähnt werden, und wollen nur einige Besonderheiten her-
vorheben, vornehmlich, dass er von Neapel nach Rom in der
Gesellschaft der Herren F. Kersseboom, G. Sab6 und der
Maler N. Donkers und Alexander Petit reiste und dass er in
Rom den Kunstfreund Beerestein aus Delft, Jacques Vaillant,
264 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
269. van der Kabel und Rammelman fand, in deren Gesellschaft
er die Herberge, in welcher sich die Bentvögel versammelten,
besuchte, woselbst die Wände ringsum mit den Porträts der
niederländischen und anderer fremden Maler bemalt sind. Doch
die Porträts der Franzosen waren damals ausgelöscht oder über-
tüncht, so dass sie nicht zu sehen waren. —
In derselben Gesellschaft besah er das Castell St. Angelo
und erwähnt rühmend verschiedene, von Peryn del Vaga und
Daniel da Volterra in Fresco ausgemalte Säle. Am selben
Tage sah er, hinter dem Capitol am Campo Vaccino, die
St. Lucas- Akademie, wo zahlreiche Skizzen, Modelle und
Zeichnungen, Preisarbeiten der jungen Künstler, hängen. In
diesem Saale, ringsum mit Porträts der berühmtesten älteren
und neueren Meister behangen, befindet sich auch der Schädel
RafaeTs, auf dessen Piedestal etwa folgende lateinische Verse
stehen :
Dies hier ist Rafael; die Natur begann zu beben,
Als er sie übermannt, und stiess ihn aus dem Leben.
Später ging er mit R. Anslo, das berühmte Cabinet
Pater Kirch er's in Chiesa Nuova zu besehen, welches reich aa
wunderbaren und seltsamen Raritäten ist.
Zu Malta besuchte er die Ruinen des alten Melite und
machte verschiedene Zeichnungen danach, deren ich hier 2 geist-
270. reiche gesehen habe, in welchen, erstens, eine Felsenhöhle in der
Art eines Portals zu sehen ist, in welcher, wie man sagt, cier
Apostel Paulus nach seinem Schiffbruche geschlafen haben soll.
Im Jahre 1624 fand man dort den Eingang zu einer unter-
irdischen Capelle oder vielmehr Grabstätte, da Todtengebeine
und Schädelknochen daselbst gefunden wurden. Ferner der erhöhte
Platz, von welchem der Apostel den Melitern das Evangelium
predigte, an welcher Stelle ein Denkmal errichtet ist, und
endlich die Reste der St. Pauls-Kirche, welche die ersten
Christen auf dem Platze erbauten, wo der Apostel* die Schlange
von seiner Hand in das Feuer abschüttelte. Im Jahre 16 16
ward nebenan eine Kirche von dem Grossmeister Alois die
Wignacourt gestiftet, dessen Porträt sich über dem Altare
in einem Bilde befindet, welches Paulus darstellt, der sich,
nachdem er der See entronnen, neben einer Anzahl Frauen
ZWEITER THEIL. 205
und Männer in alter Malteser- Kleidung, an dem Feuer wärmt.
Darunter die lateinischen Verse:
Vipera ignis acta calore frustra Pauli manuni invadit:
Is insulae benedicens anguibus et herbis adimit omne virus.
Zu Loretto sah er die Apotheke, nämlich 3oo grosse und 271.
kleine Töpfe und Vasen, kunstvoll mit biblischen und römischen
Historien von Rafael von Urbino bemalt. Königin Christina
von Schweden fand auf ihrer Wallfahrt viel Gefallen daran
und drang sehr in den Papst, der ihr auch einen davon
schenkte. Man sagt, dass jeder derselben auf 700 Scudi geschätzt
wurde. Es ist aber eher glaubwürdig, dass diese Töpfe wirklich
von ihm gemalt wurden, als dass Maria in jenem hölzernen
Hause geboren sei und gewohnt habe, welches als das
Bedeutendste in Loretto gezeigt wird, da Viele glauben, dass
Rafael's Vater ein Töpfer und Schüsselmaler gewesen, und
dass er ihm in seiner Jugend darin behilflich war. Der Herr
Jan van Beuningen hatte eine gemalte Schüssel, die man
ihm zuschrieb. Sie zeigte, in Hinsicht auf Zeichnung und Com-
position, grosse Aehnlichkeit mit seinen biblischen Geschichten,
welche in Kupfer gestochen wurden.
Zu Venedig ging er in Gesellschaft nach St. Georgio,
einem herrlichen Benedictiner-Convent, einem mehr königlichen
als geistlichen Hause. Hier lobt er vor Allem zwei Bilder von
Tintoretto im Chor: das letzte Abendmal Christi und das
Mannalesen in der Wüste; auch das Martyrium der Heiligen
Cosmus und Damianus, die Steinigung des Stefanus, die Himmel-
fahrt der Maria und andere Stücke von dem alten Bassano;
auch ein Nachtstück ^ ein Martyrium der St. Lucia. In der
Bibliothek fünf Allegorien von einem Schüler des P. da Cortona.
Er rühmt auch den Palast, die Kunstkammern und den grossen 272.
Speisesaal des Dogen ob der herrlichen Gemälde von Tintoretto,
Bassano und Anderer; auch das kostbare Werk Titian*s, das
Martyrium Petri in St. Salvatore. Diese Kirche ist auch mit herr-
lichen Monumenten von Männern, die für die Republik gekämpft
haben, z. B. Marco Antonio Bagradino's, geschmückt,
welcher im Jahre 1670, als Cypern von den Türken belagert
wurde, einer Aufforderung, die Stadt zu übergeben, erwiderte:
dass er sich lieber wolle schinden lassen. Dies war auch sein Los. —
266 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBÜRGH.
Er hat seine Reisebeschreibung mit zahlreichen Erzählun-
gen durchwebt. Aber sie gehören nicht hieher, deshalb folgen
wir ihm in Eile von Venedig nach Padua, über Verona,
Mantua, Trient nach München, wo er die Gemälde und Statuen
in den Sälen des Palastes des Herzogs von Baiern beschreibt,
welche wir übergehen, da wir anderen Ortes hiezu Gelegenheit
finden.
Wir eilen mit unserem Maler über Augsburg, Regensburg,
Nürenberg, Hanau, Frankfurt, Worms, Frankenthal, Heidelberg,
Speier, Strassburg, Breisach, Basel, Zürich, Baden, Bern,
Mainz, Köln, Mülheim, Düsseldorf, Cleve, Nimwegen nach
Utrecht, von wo er am 23. August i665 in seine Geburtsstadt
, Amsterdam kam. Damals war er 3i Jahre alt, wie wir aus
einem Gesundheits - Zeugnisse entnehmen, welches ihm nach
273. einer Untersuchung vom ärztlichen Collegium zu Messina, 1664,
in seinem 3o. Jahre ausgestellt wurde, damit er es in Neapel
zeigen könne. Deshalb haben wir ihn unter seine Kunst- und
Jahresgenossen vom Jahre i63i gereiht.
Als Künstler war er ein berühmter Meister und seine
Bilder fanden in den besten Cabineten einen Platz. Jonas
Witzen besass seinerzeit ein bedeutendes Bild von ihm, welches
ich der sicheren Zeichnung, des Geschmackes und der kunst-
vollen Haltung wegen oft betrachtete. Es stellte die Einschiffung
König Karl's II. vom holländischen Strande nach England vor.
Im Hintergrunde war die Flotte gemalt. Da sah man hunderte
von Figuren in Gruppen längs den Dünen und dem Strande
und in zahlreichen Kutschen vertheilt, jede einzeln, trefflich
gezeichnet und gemalt. Seine Malweise hat in Hinsicht auf die
Farbe grosse Aehnlichkeit mit der Karel du Jardin's, und
der wie mit blauem Flor überzogene Hintergrund, hat in der
Behandlung Aehnlichkeit mit Johan Lingelbach, doch ist er
sorgfältiger.
Auch sah ich anderwärts von ihm ein Bild mit Pferden
und Figuren, welches grosse Aehnlichkeit mit P. Wouwerman
hatte. Man mag ihn somit unter die besten niederländischen
Meister zählen. Er starb zu Amsterdam am 11. October 1678,
und sein Bruder Daniel Schellinks, der ein tüchtiger Land-
schaftsmaler war, am 18. September 170 1.
ZWEITER THEIL. 267
Nicolaes Maas ist zu Dordrecht im Jahre i632 geboren,
lernte in seiner Jugend bei einem unbedeutenden Meister zeichnen,
malen aber bei Rembrant. Er verliess jedoch früh dessen Manier, 274.
je mehr er sich auf die Porträtmalerei verlegte und sah, dass
insbesondere die Frauen an der hellen Farbe mehr Gefallen
fanden als an der braunen.
Er führte einen gewandten und gefälligen Pinsel, der ihm
bei dem Malen von Porträts ausserordentliche Dienste leistete,
und er verlegte sich ganz darauf, was ihm auch so sehr glückte,
dass ich nicht weiss, ob vor oder nach ihm noch ein Maler
lebte, der im Treffen der menschlichen Gesichtszüge glücklicher
gewesen wäre. —
Maas verlegte im Jahre 1678 seinen Aufenthalt von
Dordrecht nach Amsterdam, wo er auch im December 1693,275.
61 Jahre alt, starb.
Nachdem er sich mit seinem Hausstande in Amsterdam
niedergelassen, hatte er so viel zu thun, dass es für eine Gunst
angesehen wurde, wenn Einem vor dem Anderen Gelegenheit
gegeben ward, porträtirt zu werden, und dies währte bis zum
Ende seines Lebens, in Folge dessen auch eine grosse Anzahl
von Porträts unvollendet zurückblieb.
• Seine Lebensweise war still, höflich, bürgerlich, selbst-
zufrieden und vergnügt, mit Ausnahme seiner letzten Lebens-
jahre, in welchen er schwer von der Gicht gequält wurde. Er
war ungewöhnlich eifrig im Ausbilden seiner Kunst, kam selten
oder gar nicht in Gesellschaft und hatte einen seltenen Abscheu
vor Wirthshäusern und Allen, die sich dort aufhielten.
Trotzdem gönnte er sich, wenn er längere Zeit ununter-
brochen gearbeitet hatte, Zerstreuung, um seinen Geist zu
erholen, und unternahm auch eine Lustreise nach Antwerpen,
um die ausgezeichneten Werke von Rubens, van Dyk und
anderer grossen Meister zu sehen, sowie auch um die Künstler
zu besuchen. Zu Antwerpen besuchte er unter Anderen auch
Jordaens. — -
Johan Heinrich Roos ist zu Frankfurt geboren und ein 277.
Schüler von Barent Graat zu Amsterdam, bei welchem er sich
insbesondere im Malen von Schafen und Ziegen übte, worin
er in kurzer Zeit solche Fortschritte machte, dass er im Jahre
268 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
1673 Maler des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz wurde,
für den er viele ruhmwürdige Arbeiten ausführte.
278. Später liess er sich mit seinem Hausstande in Frankfurt
nieder, wo er zahlreiche Porträts malte, an welchen Jedermann
Gefallen findet, da er im Hintergrunde entweder eine schone
Landschaft oder Thiere anbrachte. Zuweilen vereinigte er auch
verschiedene Porträts zu einer biblischen oder historischen
Darstellung, zu welcher Thiere und Landschaften erforderlich
waren, wodurch er nicht allein viel Geld verdiente, sondern auch
viel ersparte und so ein lebendiges Vorbild für seine Söhne
war, die er alle zur Kunst erzog.
Ueberdies betrug er sich wie ein wackerer Mann und
hatte Umgang mit den besten und angesehensten Leuten der
Stadt. Aber er verlor durch eine heftige Feuersbrunst, Ende des
Jahres i685 in einer Stunde Alles, was er erspart hatte. Diese
entstand durch Sorglosigkeit in den Lagerhäusern der Stadt
oder wol erst in der Proviantbäckerei, die an sein Haus grenzte,
griff von da um sich und setzte einen grossen Theil der Stadt
in Flammen, Er hoffte irr dieser Not noch etwas von seinem
Vermögen zu retten, eilte durch die Flammen, um noch zu
bergen, was zu bergen war, und als er ein unbeschädigtes Porzellan-
fläschchen mit goldenen! Deckel fassen wollte, entfiel es ihm
und zerbrach. In der Bestürzung bückte er sich danach, um
den Deckel zu erhaschen, ward aber inzwischen von dem Qualm
und Rauch betäubt und sank um. Einige, die dies sahen,
drangen hinein und schleppten ihn, so gut sie konnten, mit
279« dem Kopf die Treppe entlang, aus dem Feuer.
Ob nun dieses unglückliche Schleppen oder der Schrecken
die Ursache seines Todes waren, weiss man nicht, aber er starb
noch desselben Morgens, vier Söhne und eine Tochter hinter-
lassend. Sie sind alle tüchtige Maler geworden, aber keiner von
ihnen trat seiner Lebensweise nach in die Fussstapfen des Vaters.
Ich habe nur über Filip Roos, den seine Bentbrüdcr
Merkurius nannten, den zweiten Sohn des Johan Heinrich
Roos, sowol in Hinsicht auf seine Arbeiten als seinen Lebens-
lauf Nachrichten erhalten. —
Er ist zu Frankfurt im Jahre i655 geboren, war mit
ungewöhnlichem Talente begabt, in Folge dessen er noch bei
ZWEITER THEIL. 269
Lebzeiten seines Vaters an den Hof des Landgrafen vonHessen-
Kassel berufen ward, der Gefallen an seinen Arbeiten fand
und ihm später eine Summe Geldes gab, damit er in Rom
nach guten Mustern fernere Studien mache. Inzwischen schmei-
chelte sich der Fürst, ihn wieder einmal zu sehen und sich
an seinen Werken ergötzen zu können, aber er täuschte sich.
Er war ein wolgebildeter schöner Jüngling, rasch von Gedanken,
und so gewandt mit dem Pinsel, dass mir Kri Stoffe 1 le Blon,
der ihn zu Rom kannte, erzählte, dass er in Schnelligkeit seines 280.
Gleichen nicht gesehen habe, weshalb ihm die römische Bent
auch den Namen Mercurius beilegte. —
Roos, der bald hier bald dort arbeitete, zeichnete eines 281.
Tages in der Nähe von Rom einige Thiere, die im Felde grasten,
nach der Natur. Zufällig kam der italienische Historienmaler
Hiacynt Brandi vorüber, Hess seinen Wagen halten und sagte:
Lasst mich doch Eure Arbeit sehen, und fragte auch nach
seinem Namen und seinem Geburtslande. —
Brandi fand an seinen Arbeiten so viel Gefallen, dass
er ihn zu sich lud , um ihm seine Werke, zu zeigen. Dieser
hatte eine junge, schöne Tochter, die Roos ab und zu gehen
sah. Er achtete, wohin sie ging, und als er einmal in das
Haus kam, da Brandi beschäftigt war, ging er in den Garten,
vorgebend, dort auf ihn warten zu wollen. In diesen Garten 282.
aber ging das Zimmer der Tochter hinaus, die er hinter den
Eisenstäben ihres Fensters stehen sah. Er grüsste sie und gab
ihr durch Zeichen seine Neigung zu erkennen. Dies geschah
mehrere Male, bis sie auch ihm Beweise ihrer Zuneigung gab.
Wie verborgen sich aber auch die beiden Liebenden glaubten,
ward es dennoch dem Vater verrathen, der ihm sein Haus
verbot, und darauf seine Tochter in ein Kloster gab, da er sie
für keinen Thiermaler erzogen haben wollte.
Damit ward ihm die Gelegenheit genommen, mit seiner
Geliebten ein Mittel zur Flucht zu berathen. — Nach längerem
Ueberlegen fand er einen glücklichen Ausweg. Er erkühnte
sich, zum Cardinal -Vicar zu gehen, erbot sich zum römischen
Glauben tiberzutreten und bat ihn zugleich um seine Hilfe
in dieser bestimmten Sache, die er seiner Eminenz mittheilte.
Ob nun der Cardinal durch die Hoffnung, dass er eine Seele
270 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
283. errette, bewogen wurde oder ob er ihn durch glatte Worte zu
bereden wusste, ist ungewiss, aber es kam so weit, dass der
Cardinal -Vicar, der zugleich Vorsteher der Inquisition ist, dem
Papst Innocenz XI. die Sache vortrug; der Papst fragte, wer
der junge Mann und wer der Vater der Tochter wäre und als
ihm gesagt wurde, dass Beide Maler seien, sagte er: dann
sind sie gleich und gleich, und gab Befehl, dass die Tochter
aus dem Kloster geholt und mit Roos getraut werde; der
Vater musste dies, so unlieb es ihm war, auf des Papstes
Befehl geschehen lassen.
Er würde sich wol mit dem Vater wieder befreundet
haben, wenn er nicht am Tage nach der Trauung einen Schritt
gethan hätte, den er später bedauerte, obwol wir glauben, dass
er die Sache nicht so schlimm meinte, als sie aufgenommen
wurde, und dass er dadurch lediglich zu kennen geben wollte,
dass er das Mädchen ohne jede andere Absicht, nur aus Liebe
geheiratet habe und sie auch durch seine Arbeiten Wie in ihren
vorigen Verhältnissen erhalten wolle. Er stand am ersten
Morgen nach der Trauung früh auf, nahm alle Schmucksachen,
Kleider, Wäsche, Schuhe, bis auf das Hemd, band Alles in
ein Bündel, und schickte es ihrem Vater mit den Worten:
dass der Thiermaler dies Alles nicht benötige, da er seine
Tochter blos nackt haben wollte. Dies nahm Brand i übel auf
und kränkte sich so sehr darob, dass er kurz darauf starb,
284. nachdem er sie zuvor enterbt hatte. — In ihrem Ehestande
lernte sie noch andere Veränderungen, an die sie nicht gewöhnt
war, kennen, denn abgesehen von Entbehrung und Armut,
war sie oft verlassen und allein, da er ein eifriger Jäger und
Bentbruder war, der oft Tage und Wochen ausser dem Hause
zubrachte, ohne dass sie etwas von ihm hörte. Er bewohnte
ein grosses baufälliges Haus bei Tivoli nächst Rom, in dessen
Gehege er verschiedene grössere und kleinere Thiere aufzog,
um nach ihnen zu malen, weshalb seine Wohnung in der Bent
auch Arche Noah genannt wurde. Von dort ritt er oft ohne
Geld in Begleitung eines Knechtes nach Rom und malte in der
einen oder anderen Herberge rasch ein oder zwei Bilder, die
der Knecht nass, wie sie von der Staffelei kamen, nach Rom
tragen musste, um sie zu jedem Preise zu verkaufen, denn es
ZWEITER THEIL. 27 1
musste Geld hergeschafft werden, um ihn und sein Pferd im
Wirthshause auszulösen, da ihm ja Niemand in Rom borgen
wollte. Le Blon und Andere haben mir auch erzählt, dass seine
ßentbrüder, wenn sie ihn von ferne kommen sahen, sofort
wissen konnten, ob er Geld habe oder nicht, denn hatte er
keines und er sah einen seiner Freunde, so wich er ihm auf 285.
anderem Wege aus, hatte er aber Geld, so trat er stolz an ihn
heran und Hess nicht ab, als bis dieser mit ihm in das nächste
Wirthshaus ging, um ihm sein Geld verzehren zu helfen.
Da er rasch arbeitete, liefen so viele seiner Bilder in Rom
herum, dass ihr Preis sank, was sein Knecht, der scharfsich-
tiger als er und vielleicht auch von seinen Freunden mit Geld
dazu gedungen war, sich zu Nutze machte. Denn als die Kunst-
händler ihren Werth nicht mehr bezahlen wollten und er mit
den Bildern wieder zurückkam, Roos aber doch Geld haben
musste, machte er, als wenn er ihm welches bringen würde,
und trug die Bilder in eine zu diesem Zwecke gemiethete Stube,
stapelte sie auf und brachte ihm so viel Geld als vorhin angeblich
dafür geboten worden. Sein Knecht soll, als er später nicht
mehr in seinem Dienste war und die Preise für seine Arbeiten
stiegen. Tausende daran verdient haben.
Er hatte ein blühendes Colorit, malte alle Arten Thiere,
insbesondere Ochsen, Schafe und* Ziegen, naturwahr und
lebendig und trotz der grossen Zahl seiner Arbeiten ist die
Gruppirung stets verschieden und selbst im Hintergrund und
Beiwerk reich an Abwechslungen; ein Beweis seines grossen
Talentes. Er war darin viel glücklicher als der berühmte
Bassano, der sich an eine gewisse Anzahl von Figuren und
Thieren gewöhnt hatte, die er in all' seinen Arbeiten anbrachte.
Folgendes aber sei ein Beweis seiner ungewöhnlichen 286.
Schnelligkeit. Der kaiserliche Gesandte Graf Martinitz und
der General Roos, ein Schwede und berühmter Duellant,
sprachen in Rom von der Geschwindigkeit unseres Malers.
Dem General Roos schien dies unglaublich und in Folge
dessen wetteten Beide um eine Anzahl Pistolen', wobei sich
Martinitz verpflichtete, dem General zu beweisen, dass der
Maler Roos ein Bild vollenden würde, ehe sie ein Kartenspiel,
welches in der Regel eine halbe Stunde währte, beenden
272 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
würden. Unser Maler, der nicht weit davon war, ward gerufen
und gefragt, ob er dies unternehmen v^oUe und als er es
bejahte, sagte man ihm, dass er beginnen könne. Palette,
Farben, eine Staffelei und ein kleines Brett, bei den Römern
Tela di Testa genannt, so gross, um einen menschlichen Kopf
darauf zu malen, wurden in den Saal gebracht und Roos begann
zu arbeiten, die Anderen zu spielen; aber das Spiel war noch
nicht zu Ende, als Mercurius aufstand und sein Bild vorzeigte.
Er hatte zwei oder drei Ziegen oder Schafe, eine halbe
Figur mit dem üblichen Beiwerk oder Landschaft zum Staunen
des schwedischen Generals gemalt, der seine Wette verloren
gab. M artin itz nahm einige von den Pistolen und gab sie
Roos für seine Mühe, der sie ebenso schnell, wie er sie ge-
wonnen hatte, wieder verzehrte.
287. Le Blon erzählte mir auch, dass er ein grosses Bild,
dessen Diagonale mehr als 40 Fuss betrug, gesehen habe, in
welchem alle Arten von Thieren, wol 600 an Zahl, davon viele,
wie Pferde, Stiere etc., im Vordergrunde in Lebensgrösse, die
übrigen kleiner dargestellt waren, in der Zeit von 16 Tagen
gemalt hatte, und zwar so natürlich und energisch, dass es
beinahe unglaublich schien.
• Es wäre unnütz, wenn ich meinen niederländischen Kunst-
genossen einen breiten BTericht von seinem gefälligen Pinsel,
seiner natürlichen und kräftigen Mischung der Farben, seiner
geistvollen Gruppirung und sicheren Zeichnung, die in seinen
Arbeiten wahrzunehmen ist, geben wollte, da ja den Kunst-
freunden die berühmte Sammlung des Herrn de la Court
van der Voort in Leiden offen steht, wo ein grosses Bild
von ihm zu sehen ist, welches selbst besser spricht, als ich in
der Lage bin zu sagen. Es stellt einen wütenden Stier vor,
den eine Hundemeute angefallen hat. Das Gegenstück hängt
im Hause des Sohnes des Genannten, und stellt einen grau-
gefleckten Stier vor, der den angreifenden Hunden zu entlaufen
sucht. Diese Bilder malte Roos in Gegenwart des Malers
Kristoffel le Blon in Rom.
Im Jahre 1698 oder 1699 kam der Landgraf von Hessen-
Kassel, sein erster Gönner, nach Rom und fragte, ob Roos
noch lebe und was er treibe; als er hörte, dass er seine Religion
ZWEITER THEIL. 273
geändert habe, sagte er: das will ich ihm noch vergeben, dass
er mir aber auch nicht ein Bild als Beweis seiner Dankbarkeit
zugeschickt hat, das kann ich ihm nicht vergessen. Es ward
ihm angezeigt, dass der Landgraf in Rom wäre, aber anstatt
ihn zu begrüssen, wusste er nicht, wo er sich vor Scham ver- 288.
bergen sollte. Endlich über vieles Zureden sprach er den Land-
grafen, der ihn ersuchte, etwas für ihn zu malen, er wolle es
reichlich bezahlen. Er versprach es, hielt aber nicht Wort, denn
er starb im Jahre ijoS. Sein unglücklicher Vater verstand die
Lebensart besser, denn er schickte seinem Lehrer Barent Graat
als Erkenntlichkeit für den empfangenen Unterricht von Frankfurt
aus einige Hefte mit Schafen und Ziegen, die er selbst in
Kupfer geätzt hatte, nebst seinem, von Kilian gestochenen
Porträt. —
Wir wollen hier auch seines Oheims Theodor Roos,
des Bruders von Johann Heinrich Roos, gedenken, der zu
Wesel im September i638 geboren wurde, also um 7 Jahre
jünger war. Sandrart sagt, dass er im Alter von 12 Jahren
zu Kornelis de Bie geschickt wurde. Aber hier muss ein
Irrthum obwalten, da Kornelis de Bie kein- Maler, sondern
Geheimschreiber zu Lier war, welcher lediglich aus Liebe zur
Kunst ein Buch über das Leben der Brabant'schen Maler in
Versen herausgegeben hat. Aber dessen Vater Adriaen de Bie
war ein tüchtiger Maler und kam im Jahre 1623 von Rom
nach Brabant, wo er noch im Jahre 1660 lebte; deshalb muss
man wol statt Kornelis, Adriaen lesen, zu dem er geschickt
wurde, um die Kunst zu lernen. Nachdem er drei Monate 289.
gezeichnet hatte, Hess ihn sein Lehrer zur Palette greifen, mit
welcher er in zwei Jahren solche Fortschritte machte, dass er,
mit seinen Eltern im Jahre i653 nach Hause zurückgekehrt, die
Kunst unter Anleitung seines Bruders weiter übte und dann
zugleich mit ihm zuerst zu Mainz für die Domherren arbeitete.
Hierauf zu dem Landgrafen von Hessen berufen,
malten sie drei Jahre hindurch zu Ryntvelt, wo sich insbeson-
dere Theodor eifrig und unaufhaltsam übte, ohne sich durch
die Zerstreuungen des Hoflebens von seinen Arbeiten ablenken
zu lassen. Als sein ältester Bruder im Jahre 1657 geheiratet
hatte, ging Roos im folgenden Jahre nach Mannheim, wo er
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 18
274 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
die Obersten dreier Bürgerregimenter mit ihren Hauptleuten
porträtirte, welches Bild noch daselbst im Rathhause zu sehen ist.
Nachdem der Kurfürst von der Pfalz dieses Bild gesehen
hatte, schenkte er dem Künstler 20 Reichsthaler, welche Gabe
in ihm solchen Eifer weckte, dass er allen eiteln Zerstreuungen
der Welt Lebewol Sjagte und seine ganze Zeit der Kunst widmete.
Als die Kurfürstin von der Pfalz den Herzog von
Orleans heiratete, malte er Beider Porträts, welche ihnen
so wol gefielen, dass sie ihm eine goldene Medaille mit des
Prinzen Porträt an goldener Kette verehrten. Strassburg und
die Schlösser Velde, Birkenfeld, Baden und Hanau prunken mit
seinen Arbeiten. Am würtembergischen Hofe malte er in sieben
290. Monaten acht Bilder und erhielt den Titel eines würtem-
bergischen Hofmalers.
Als Strassburg an die Franzosen überging, befand ersieh
auch daselbst, da er aber vorher bereits viele Generäle por-
trätirt hatte und ihnen somit bekannt war, verschonten sie
ihn mit der Einquartierung, mit welcher die Bürger damals
geplagt wurden.
Juriaen van Streek ist im Jahre i632 geboren. Er
wählte sich zu seinen Vorwürfen verschiedenartige Stillleben,
federgeschmückte Helme, Bücher, Briefe, Musikinstrumente und
Aehnliches; wol auch einen Todtenkopf oder dergleichen, um
durch dieses Sinnbild die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens
anzudeuten. Er ordnete dies mit so viel Geschmack, dass eines
neben dem anderen seine Wirkung that. Licht und Schatten
verstand er ungemein gut wahrzunehmen und führte einen
kecken Pinsel, in Folge dessen seine Arbeit'en wol mit der Natur
wetteifern konnten. Zuweilen malte er auch gute Porträts, von
denen ich selbst verschiedene gesehen habe, insbesondere eines
von seiner Frau, welches ich irrthümlich im ersten Theil
(pag. 283) dem Emanuel de Wit zuschrieb. —
292. Juriaen van Streek starb am 12. Juni 1678 zu Amster-
dam. Er hinterliess einen Sohn Hendrik van Streek, der
am II. April 1659 zu Amsterdam geboren wurde. Dieser lernte,
nachdem ihn zuerst sein Vater im Zeichnen unterrichtet hatte,
die Bildhauerei bei Willem van der Hoeven, welchem Berufe
er noch obliegt. Er hatte stets grosse Liebe zur Malerei, wie
ZWEITER THEIL. 275
aus dem Umstände hervorgeht, dass er nach dem Tode seines
Vaters, auf den Rath von Melchior de Hondekoeter, den
Pinsel unter der Leitung von Emanuel deWit führen lernte,
den er zu diesem Zwecke für einige Monate in sein Haus nahm.
Ich habe auch verschiedene Kircheninterieiirs, in der Art des
Emanuel de Wit, von ihm gesehen. —
Karel Emanuel Biset ist zu Mecheln im Jahre i633
geboren. Er malte zumeist kleine Gruppen verschiedener Land-
leute in ihren üblichen Kleidungen. Er wurde wegen seiner
geschickten Compositionen und erlesenen Technik an den fran-
zösischen Hof berufen, wo er noch war, als de Bie sein Buch
über die Maler endigte, denn dieser rühmt ihn in seinen Versen. —
Ottomar Elger der Aeltere ward zu Gothenburg am 293.
18. September i633 geboren, und empfand Lust zur Darstellung
von Früchten und Blumen, zu welchem Zwecke er auch nach
Antwerpen zu Daniel Zegers ging, um ihm die Art der
Behandlung abzusehen, welche diesen so berühmt machte. Dies
glückte ihm auch so sehr, dass er 1666 an den Berliner Hof
berufen wurde. Seitdem ward er auch von Friedrich Wilhelm,
dem Grossvater des gegenwärtigen Königs von Preussen, in
dessen Diensten er auch starb, zurückgehalten und besonders
wegen seiner geistreichen Antworten und guten Einfälle geachtet.
Sein Vater, der Arzt war, ihn für denselben Beruf bestimmte
und Sprachen lernen Hess, sah ihn ungern den Zeichenstift führen,
ebenso seine Mutter, die in keinem Falle zugeben wollte, dass
er malen lerne, bis ein Umstand sie zu anderem Entschlüsse
brachte. •
Als einmal ein Fremder, ein Mann von ungewöhnlichen
Kenntnissen, den Vater zu sprechen wünschte, um ihn um ein
Almosen zu bitten, fragte die Mutter, was er wollte. Die Ant-
wort war, dass er ein bedeutender Gelehrter, aber arm wäre,
worauf sie sagte: wie? gibt es unter den Gelehrten auch Bettler?
dann lasse doch unseren Sohn Maler werden.
Gerard Uilenburg ist zu Amsterdam geboren, doch
weiss ich nicht, bei wem er die Kunst gelernt hat, wol aber
ist mir bekannt, dass er sich auf die Landschaftsmalerei ver-
legte und in dem Hause des Herrn Kerkwyk zu Amsterdam 294.
einen grossen Saal ausgemalt hat. Aber sein Talent war nicht so
18*
276 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
bedeutend, dass er es weit hätte bringen können. Darum Hess
er mit der Zeit ab, die Kunst zu üben, da er nicht viel damit
verdienen konnte und doch grössere Vortheile suchte. Darum
verlegte er sich auf den Kunsthandel, machte sich an ver-
schiedene gute Maler und junge Talente, die sich selbst nicht
forthelfen konnten, und liess jeden nach seiner Neigung Bilder
geachteter Meister copiren, um dieselben mit Gewinn zu ver-
kaufen, wobei nicht selten ein falsches Stück mit den anderen
durchschlüpfte. Wurde es nicht gemerkt, er liess es auch
ungemerkt vorübergehen.
Er fand Gelegenheit, eine grosse Anzahl Bilder, italienischer
und anderer Meister, für den Berliner Hof zu liefern, für welche
ihm der Fürst im Vorhinein 4000 Gulden bezahlte. Aber diese
Summe war zu gering, da er die grosse Anzahl nur unter
dem Versprechen, die Bilder sofort baar zu bezahlen, zusammen-
gebracht hatte ; und er forderte dafür 3o.ooo Gulden. Doch dieses
Geschäft ward vereitelt. Der Fürst liess zuerst seinen Hofmaler
Ottomar Elliger den Aelteren rufen, der sein Urtheil mit
den Worten zurückhielt: dass er, wenn es sich um Bluraenstucke
handeln würde, dem Fürsten wol mit seinem Urtheile dienen
könnte. Darauf liess der Fürst den Maler Fromentjou, der
Historien- und Thiermaler war , kommen, um über die Gemälde
zu urtheilen. Dieser, der selbst an der Galeere gesessen — so
pflegt man in Italien das Arbeiten . für die Kunsthändler zu
295. nennen — selbst für Uilenburg gemalt hatte und deshalb
den Handel dieser Fälscher kannte, bezeichnete die Bilder als
Copien, versicherte aber den Fürsten, dass er ihm die Originale
in Holland und anderwärts wol nennen und auch erwerben
könnte; darauf sah der Fürst davon ab, befahl dieselben wieder
wegzuführen und schenkte ihm die genannten 4000 Gulden als
Ersatz für die durch die Sendung verursachten Kosten. —
Dies gab dem Werthe seiner Gemälde einen starken Schlag
und brachte den Besitzer in Verlegenheit, so dass er genötigt
war, sie zur Unzeit, am 23. Februar 1673 zu Amsterdam öffent-
lich zu verkaufen. J. v. Von de 1 machte auf den Verkauf der
italienischen Bilder ein Gedicht. —
296. Ob Fromentjou mit Recht so verächtlich von diesen
Bildern gesprochen oder Uilenburg diesen Vortheil nicht
ZWEITER THEIL.
277
gönnen wollte, alten Groll gegen ihn hegte und ihn damit
bezahlte, lasse ich dahingestellt sein. —
Viele glauben, dass er grossen Schaden durch den un-
zeitigen Verkauf litt, aber der Dichter J. Antonides gibt in
einem seiner Gedichte: „Auf die Siege der Malerkunst", welches
irrthümlich unter die vermischten Gedichte VondeTs gereiht
wurde, das Gegentheil nicht undeutlich zu erkennen. —
Da aber sein Ansehen dadurch geschädigt war, ging er 297-
nach England und malte zuweilen für Pieter Lely, den er
kannte, Gewänder und Landschaften zu dessen Porträts und
starb auch dort.
Alle Bewunderer römischer Kunst oder Jene, welche Italien
bereist und die Werke der grossen Meister gesehen haben,
sprechen nicht allein mit Staunen von ihnen, sondern rühmen
sie auch über alle menschlichen Arbeiten, um so Jedermann
eine hohe Vorstellung davon zu machen. Dies thun auch ins-
besondere Jene, welche damit Handel treiben. In Folge dessen
kommt kein italienisches Bild zu uns oder auf eine öffentliche
Versteigerung, ohne dass bei dem Erwähnen eines berühmten
Namens nicht sofort Jeder mit Verwunderung gaffen würde und
von Vorurtheilen eingenommen, staunenswerthe Schönheiten darin
zu entdecken oder zum mindesten solche sich selbst oder Anderen
deutlich zu machen meinen sollte. Dies thun auch Jene, die
davon so wenig verstehen, wie ein Kalb vom Sonnlag und die
lediglich nachschwätzen, was sie Andere sagen hören, ein Uebel,-
das allmälig sich eingeschlichen hat und unsere tüchtige hol-
ländische Kunst verkleinert.
Aber das Vorurtheil hat oft noch grössere Gewalt als die
Anpreisung. Zur Bekräftigung des Gesagten dieses Beispiel:
Izak de Moucheron hatte, als er aus Italien kam, unter einer
Anzahl von Originalen, auch eine von ihm selbst gemalte Copie
nach einem Bilde Poussin's mitgebracht; der Postmeister von 298.
Zwolle besuchte ihn, begierig, ob er nichts mitgebracht hätte, was
seinem Geschmack zusagen würde. Sofort fiel sein Blick darauf
und er kaufte es für ein ausgezeichnetes Bild von Poussin und
hielt es auch dafür, ohne nur zu fragen, wer es gemalt habe,
obwol Moucheron, als das Original hieher kam, offenherzig
erklärte, wie es sich damit verhielt.
278 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Wir wollen den Ruhm nicht beeinträchtigen, den echte
italienische Meister verdienen, auch darf mir Niemand meine
offenherzigen Worte verdenken, als wenn ich von einem
Vorurtheile für ausländische Kunst eingenommen wäre. Gewiss
nicht; ich schätze die grossartigen Ideen und kühne Technik,
und betrachte sie mit so viel Genügen, dass ich mich auch
selbst darob vergesse, aber ich kann nicht dulden, dass man
Copien und Kruten den Leuten für Originale aufdränge und
dann noch fordere, dass Jedermann dieselben bewundere. —
3oo. Aber wir wollen noch durch einige Proben andeuten, wie
unwahrscheinlich es ist, dass alle jene Bilder, die man als
italienische anpreist, echt seien.
Es ist bekannt, dass die bedeutendsten Werke, durch
welche die Italiener so berühmt sind, für Kirchen, Klöster
und Paläste der mächtigsten Geschlechter Italiens gemalt wurden
und in festen Händen sind, folglich ist es zum grÖsst^n Theil
Ausschuss, was in anderen Ländern zu Markt gebracht wird. Ich
bezweifle nicht, dass ab und zu ein Original- Kunstwerk, dort
aufgekauft und heimlich ausgeführt, hieherkam, dessen sich
wirkliche Kenner in ihren Sammlungen rühmen können, dass
sie aber in solcher Anzahl zu bekommen wären, dass man grosse
Auctionen damit abhalten kann, wie dies thatsächlich geschieht,
gibt hinreichend der Vermuthung Raum, dass hiebei der Betrug
eine Rolle spiele. Darum kommt es mir auch lächerlich vor,
wenn die Kataloge mit dem Namen RafaeTs prahlen, gerade
als wenn seine Bilder so leicht zu bekommen wären, wie eine
Bauernkirmess von Droogsloot oder ein Blumenstück von
Bartolomeus Astyn.
Ueberdies ist es bekannt, dass in Rom ein Verbot gegen
die Ausfuhr der besten und berühmtesten Kunstwerke besteht,
und es sind zu diesem Zwecke Aufseher aufgestellt, die be-
rechtigt sind, sie für den angegebenen Werth oder zu dem Preise,
3oi.zu dem sie aufgekauft wurden, anzuhalten und dies sind sie
nicht allein mit Gemälden, sondern auch mit Zeichnungen zu
thun berechtigt.
Zum Beweisediene, was dem Maler Kloosterman im Jahre
1700 widerfuhr. Dieser hatte in Rom eine bedeutende Anzahl
von Zeichnungen für mehrere hundert Scudi aufgekauft, aber sie
ZWEITER THEIL. . 279
wurden auf Befehl Clemens' XI. angehalten und ein Theil der-
selben in der Akademie, ein anderer in den von Rafael aus-
gemalten Sälen des Vaticans für öffentliche Zwecke aufgehangen.
Was RafaeTs Bilder betrifft, der zumeist in Fresco malte,
so sind jene in Oelfarbe auf Holz oder Leinwand gemalten in
so festen Händen, dass sie wol nicht loszubekommen sind, denn
die Besitzer wissen sie so hoch zu schätzen, dass mehrere
seiner Bilder mit einem eisernen Geländer abgesondert sind,
damit sie nicht durch Unvorsichtigkeit verletzt werden; sie
werden wie Heiligthümer geschätzt und bewahrt.
Selbst in Rom ist ausser seinen grossen Werken im
Vatican und dem Hochaltarbilde in St. Pietro in Montorio nur
wenig von ihm zu sehen; nur ein kleines Bild im päpstlichen
Schlafzimmer des Vaticans, und dieses Bildes Echtheit wird sogar
bezweifelt, denn man vermuthet, dass es von Julio Romano
nach dem grossen Gemälde RafaeTs in St. Peter bei RafaeTs
Leben noch copirt und von diesem selbst vollendet wurde, da
es dieselbe Darstellung zeigt. Dieselbe Vermuthung hegt man
über die Bilder, welche der Cardinal Barbarini besitzt und
für echte Werke RafaeTs hält. Und ebenso verhält es sich mit
jenen, die man in anderen Palästen findet.
Nun bleibt nur noch zu berichten, dass für das genannte 3o2.
Bild in St. Pietro den Kapuzinern dreimalhunderttausend
Gulden geboten wurden, und dass für die berühmte heilige
Familie, welche sich noch gegenwärtig im Cabinete ^^'s, Königs
von Frankreich befindet, von Franz I. an Rafael selbst
5ooo Reichsthaler oder deren Werth bezahlt wurden. Desgleichen
wurde ein St. Johannes der Täufer dem Kurfürsten von der
Pfalz zu hohem Preise berechnet. Daraus kann der Leser
entnehmen, dass meine Vorurtheile wol begründet sind und
deshalb möge er sich nicht durch Geflunker betrügen lassen.
Zur Bekräftigung dessen, was ich oben von Klooster-
man erzählte, wurde mir als Wahrheit berichtet, dass die
berühmte Sammlung Karel Murat's für eine bedeutende Summe
von einem englischen Lord gekauft, aber deren Ausfuhr aus
Rom verboten wurde. Selbst den Besitzern von Kunstwerken
erster Meister oder solcher die dafür gehalten werden, ist es
nicht gestattet, sie zu verkaufen, um sie ausführen zu lassen.
28o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Dies geschah dem Fürsten Odescalchi. Dieser hatte als Erbe
den dritten Theil der Einrichtungsstücke und Gemälde der
Königin Christina erhalten. Augustin Terwesten, der damals
in Rom war, erhielt den Befehl dieselben zu kaufen und soll auch
mit dem Prinzen Handels einig geworden sein. Aber sie wollten
nicht flott werden. Allerdings geschieht es trotzdem, dass irgend
ein Bild eines berühmten Meislers, welches irgendwo verborgen
hängt, heimlich ausgeführt wird, aber dann ist es auch, wie das
Spruch wort sagt, so wol gesalzen, dass es der Käufer für immer
behalten kann. In Folge dessen ist es wol Thorheit in Rom,
3o3. wo gute Werke noch weit höher geschätzt werden als hierzu-
lande, Kunstwerke kaufen zu wollen, um sie anderweitig zu
verkaufen.
Unter Jene, welche ihre- Jugend wol benützt haben, wird
auch der Porträtmaler Jan de Baan gezählt, der zu Harlem
am 20. Februar i633 geboren ward. Sein Vater war Linnen- und
Flachshändler, doch starben er und seine Frau, als Jan drei Jahre
alt war. Hierauf nahm ihn sein Oheim Piemans, Obmann
und Vierziger zu Emden, der selbst in der Art des Sammt-
breughel malte, in sein Haus und unterrichtete ihn in den
Anfangsgründen der Kunst. Er hielt grosse Stücke auf ihn, da
er Talent hatte, seine Hände in Alles zu schicken wusste, und
in den Winterabenden nähte, strickte und andere weibliche Be-
schäftigungen verrichtete, woran seine Tante so viel Gefallen
fand dass sie ihn in ihrer Gesellschaft den Amadis de Gaule vor-
lesen Hess. Doch er hatte stets mehr Lust, die Lebensbeschrei-
bungen der Maler von KarelvanMander zu lesen, wozu sie
ihn nicht nötig hatte zu mahnen. Der Oheim starb im Jahre
1645 und de Baan ward im folgenden, i3 Jahre alt, nach
Amsterdam zu dem Maler Bakker gegeben, um dort weiter
zu lernen. Bei diesem arbeitete er ganze Tage und halbe Nächte,
so dass seine Aufseherin, bei welcher er wohnte, nicht selten
304. darob zankte. Die Notwendigkeit, seine Zeit früh und spät in
Acht zu nehmen, schien ihr kein hinreichender Grund, dies
nicht zu hindern oder einzustellen. Deshalb dachte er auf List.
Er machte sich ein Atelier im Kamin seines Gemaches zurecht,
ZWEITER THEIL. 28 1
damit man kein Licht sehe, wenn man ihn beobachten würde,
und zeichnete dort oft so lange und so tief in die Nacht hinein,
bis er vor Kälte und Erstarrung 'die Feder nicht länger führen
konnte und so genöthigt war in's Bett zu gehen.
In Folge dieses Eifers machte er solche Fortschritte im
Malen und Zeichnen, dass ihn seine Mitschüler darum beneideten
und ihm jeglichen Schabernak zufügten, seine Gemälde und
Geräthe mit Unrath beschmierten, was er geduldig ertrug, ohne
seinem Lehrer deshalb mit Klagen lästig zu fallen, bis dieser eines
Tages unerwartet in sein Atelier kam und ihn weinend fand;
er suchte dies wol zu verbergen, aber nach der Ursache gefragt,
klagte er seine Not. Bakker, der dies nicht dulden wollte,
bestrafte die böswilligen Jungen strenge und sagte ihnen, dass
sie neidische Bestien wären und dass Keiner es so weit bringen
würde, als dieser Jüngling. Bernard Vaillant, der Kreide-
zeichner, war einer dieser Schüler.
Bakker nahm das Bild von der Staffelei, brachte es in
sein Atelier und sprach ihm Mut zu mit den Worten: Du bist
bereits ein Meister und Keiner wird das besser machen. Er3o5,
behielt dieses Frauen -Porträt zu seinem Andenken und zeigte
es allen Kennern, die ihn besuchten, die es als plastisch,
natürlich und kräftig in der Farbe lobten.
Nach diesem Vorfalle nahm ihn Bakker mit, wenn er in
Gesellschaft ging und versäumte es nicht, seine Arbeiten, so oft
sich Gelegenheit dazu bot, zu loben, um ihn bekannt zu
machen, so dass er, 18 Jahre alt, seinen Lehrer verliess, um
zu versuchen, was er selbstständig zu leisten im Stande
wäre. Nun musste er sich eine Manier wählen, die bedeutend
genug war, um sich daran zu halten. Die Bilder van Dyk's
standen wie Jene Rembrant's in grossem Ansehen. Auf diesem
Scheidewege stand er lange im Zweifel, ohne zu wissen, welchen
einzuschlagen das Bessere wäre; doch wählte er die Manier des
Ersteren, als dauernder, zu seinem Vorbilde.
Im Jahre 1660 ward er von einem Kunstfreund von
Amsterdam nach Haag geladen, der ihm mit einem Male zum
Glück half, denn dort hatte er vom Anfang an für Leute ersten
Ranges so viel Arbeit, als er nur bewältigen konnte. Unter
diesen waren der Graf von Hoorn, der Prinz von Tarent
282 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURCH
und Andere, durch welche sich sein Ruhm nach dem benach-
barten England verbreitete. In Folge dessen entbot ihn nicht
nur König Karl nach England, sondern Hess ihn in seiner
eigenen Yacht durch Lord Killegrey abholen, um sein und
der Königin Porträt zu malen. Bei dieser Gelegenheit malte er
auch andere Personen vom Hofe, was Pieter Lely nicht wenig
306. verdross, der froh war, als er ihn wieder nach Gravenhaag
abreisen sah, wo er willkommen war und Gelegenheit fand, den
Herzog von Celle und mehrere schöne Hofdamen zu portratiren;
Er war damit acht Tage beschäftigt und wurde dafür mit looo
ungarischen Ducaten beschenkt.
Zur selben Zeit porträtirte er auch den Grossherzog
von Toscana und verehrte ihm sein eigenes Porträt, wofür
ihm dieser loo Ducaten gab; dieses Bild ist noch in der
fürstlichen Galerie unter den Künstler- Porträts zu sehen. Zur
selben Zeit malte er auch die Porträts der Herren Joan und
Kornelis de Wit und den Ruwaard überdies noch einmal
lebensgross in ganzer Figur, sitzend auf einem Haufen auf-
gestapelter Waffen und Kriegsgeräthe mit dem einen Arm auf
den Lauf eines schweren Geschützes gestützt. In den Lüften
sah man einige fliegende Kinder, die sein Haupt bekränzen.
Daneben die schnellbeflügelte Fama, welche seinen Ruhm posaunt,
und neben ihm zur Linken eine Frauengestalt und einige Kinder,
die zu seinen Füssen ein Hörn des Ueberflusses ausgiessen. Im
Hintergrunde der anderen Seite sah man die Eroberung von
Chattam, den Strom, die brennenden Schiffe und Seefestungen.
Dabei Schiffe mit der aufgehissten holländischen Flagge.
Dieses kunstvoll und kräftig gemalte Bild wurde im Rath-
hause zu Dordrecht zur Erinnerung an diese Heldenthat auf-
gestellt. Aber es stach den Engländern zu sehr in die Augen
307. und wurde deshalb unter dem Vorwande, dass der Krone Eng-
lands Schande zugefügt worden, weil man sie unter die Füsse
des Ueberwinders gelegt hatte, als eine Schmach und somit
als Ursache des Krieges erklärt.
Man sagt auch, dass dies anfangs allerdings so gemalt
war, aber bei dem ersten Erscheinen eines Heeres wieder
gelöscht wurde. Aber sein Schwiegersohn D. Vincentius er-
klärte mir in einem Briefe vom 2. Februar 17 17, dass dies
ZWEITER THEiL. 283
niemals geschah, er dies auch an dem Bilde niemals entdecken
konnte, es wäre denn zu den Füssen, oder bei dem Füllhorne,
wo allerdings vom Anfang an Symbole des Reichthums, aber
nichts einer Krone oder Scepter Aehnliches, gemalt waren, in
Folge dessen dies nur eine Erfindung und gesuchter Vorwand
zum Kriege gewesen sein kann. —
(Auf diese Heldenthat ein Bild malen zu lassen, hatte der 3o8.
Rath der Stadt Dordrecht einstimmig über Vorstellung des
Bürgermeisters Hugo Repelaar beschlossen, um es zum ewigen
Gedächtniss im grossen Saale des Rathhauses aufzuhängen; mit
der weiteren Bestellung wurden die Herren Hugo Repelaar nebst
Roelant de Carpentier, Samuel Trip und Gerard Brandwyk am
3o. Juli 1667 beauftragt.)
Nachdem der Ruwaard am 21., 22. und 23. Juli 1667 zu 3o9-
Chattam den Sieg erfochten, ward er dafür von den Staaten
mit einem goldenen Becher beschenkt und von Jedermann
bejubelt, dann aber wurden er und sein Bruder von den
Bürgern Haags, welche Eygenbaat aufgereizt hatte, ermordet
und von dem wüthenden Pöbel am 20. August 1672 schrecklich
mishandelt. Ja, die Erbitterung gegen sie war so gross, dass
man selbst ihre Bilder zu vernichten suchte; zu wiederholten
Malen rottete sich der Pöbel vor dem Hause des Malers zusam-
men und drohte es niederzureissen, wenn er ihnen die Porträts
von Jan und Kornelis deWit nicht herausgeben würde. Dies
ward von einem seiner Schüler, der sich unter den Haufen
begeben hatte, angestiftet, sodass de Baan, um sich und sein
Haus vor Unbilde und Schaden zu hüten, seine Thüre, nach-
dem er die Bilder verborgen hatte, öfiFnen und zusehen musste,
wie sein ganzes Haus von oben nach unten, sowie Kästen und
Kisten durchsucht wurden. Die Wut der Bilderschänder nahm
aber noch mehr in Dordrecht überhand wo der Pöbel das am
Rathhause befindliche Prunkstück, welches wir soeben erwähnt
haben, in Fetzen riss, so dass ich, als Romein de HoogeSio.
dasselbe später in Kupfer stechen sollte. Mühe hatte, es aus
vielen Stücken und Resten, welche den Bilderschändern zu
jener Zeit noch entrissen und für geringes Geld abgekauft
wurden, zusammenzutragen, um eine zusammenhängende Skizze
desselben zu machen; denn zu jener Zeit war der erste Entwurf
284 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
desselben, der jetzt in Dordrecht bei dem Kunstfreunde Ponipe
van Oostendam in einem Rahmen an der Wand hängt und
wol zu ewiger Erinnerung an dies Geschlecht bewahrt werden
wird, in irgend einem unbekannten Winkel vergessen. Eine
befindet sich auch bei der Tochter des Ruwaard, welche mit
Simon Muis van Holy, Rath von Dordrecht verheiratet war.
Noch ein beachtenswerther Vorfall, dessen wir erwähnen
wollen, begegnete de Baan in dem vorgenannten Unruhjahre,
als der gallische Hahn mit weiten Schritten sich der holländi-
schen Löwin näherte.
Als der König von Frankreich mit seinem Heere nach
Utrecht gekommen war, kam ein Brief vom Her zog von Luxem-
burg, damaligen Gouverneur von Utrecht, nebst einem von
dem Commandanten Stoupa unterzeichneten Passe an de Baan,
damit er nach Seyst nächst Utrecht komme, um den König zu
porträtiren, mit dem Versprechen, dass ihm eine grosse Summe
Geldes dafür im Haag bezahlt werden sollte; für diese, sowie
dafür, dass er ohne jede Gefahr wieder zurückgeleitet werden
sollte, bürgten zwei Herren. De Baan fühlte sich dadurch
3 II. hoch geehrt, konnte sich aber in Anbetracht der Zeit nicht wol
dazu entschliessen, indem er die Gefahr, und die Furcht ver-
dächtigt zu werden, in Erwägung zog. Auch seine Frau rieth
ihm dies ab und nicht ohne Grund. — Er berieth sich deshalb
mit verständigen Leuten, unter Anderen mit dem Fürsten von
Wal deck, der ihn wol einer guten Aufnahme und Bezahlung
versicherte, ihm aber, wie wir bereits erwähnt, zu bedenken
gab, dass er dadurch in Anbetracht der Zeit bei dem unbe-
sonnenen Pöbel leicht verdächtigt werden könnte, umsomehr, da
er Bürgerhauptmann in seinem Bezirke war. Er Hess sich
hierauf bei dem Herzog von Luxemburg bedanken und
blieb zu Hause. Trotzdem blieb er dem Könige von Frank-
reich als der bedeutendste Porträtmaler der Niederlande in
Erinnerung. Ja, der König befahl, dass sein Gesandter D'Avaux,
der beauftragt war, für ihn Kunstwerke zu kaufen, sich seines
Rathes und Urtheiles bediene.
Viel Ehre und Vortheil genoss er auch bei dem Kurfürsten
3i2. von Brandenburg Friedrich Wilhelm, den er, sowie andere
fürstliche Personen wiederholt porträtirte. Endlich ernannte ihn
ZWEITER THEIL. 285
der Kurfürst in einem besiegelten Actenstücke vom 23. Juli 1676
zum Oberhofmaler und Oberintendanten seiner Kunstschätze
und Kunstakademie und warf ihm einen Jahresgehalt von 6000
Gulden aus. Aber seine Frau, bescheiden und bürgerlich gewöhnt,
hatte keine Lust, am Berliner Hofe zu wohnen; deshalb dankte
er dem Kurfürsten, der ihn sodann um einen seiner besten
Schüler bat, als welchen er Jan van Sweel, der grosse Fort-
schritte gemacht hatte und der Manier seines Oheims nahekam,
empfahl. Dieser ging dahin und erhielt jährlich 2000 Gulden,
freien Tisch und ein eigenes Pferd im Stalle, Vier- oder fünfmal
zu verschiedenen Zeiten, hat er den Prinzen von Oranien
(späteren König von England) auch mit der Fürstin, sowie auch
den Herzog von York, als dieser hier im Lande war, und
eine grosse Anzahl geringerer Herren und bürgerlicher Personen
gemalt, die zu gross wäre, um sie aufzuzählen. Unter diesen
ist auch mein Schwiegervater, der Operateur Jakob Sasbout
Souburg, zu nennen.
Zu den grösseren Werken, in welchen er insbesondere
sein Talent zeigte, wird ein Bild der Regenten des Zuchthauses
von Amsterdam gezählt; ferner die vier Staalmeister in einem
1675 bezeichneten Bilde zu Leiden in der Tuchhalle; und die
Bürgermeister, SchöfiFen, Geheimschreiber etc., in dem neuen
Doelen im Haag, wofür er 1000 Ducaten erhielt.
Ferner zu Hoorn zwei grosse Bilder, in deren einem die
Directoren der ostindischen Compagnie, in dem anderen der 3i3.
Hauptmann und die Unter -Befehlshaber der Bürgerwehr ge-
malt sind. Aber insbesondere zeigte er sein Talent in einem
Porträt des Prinzen Moritz von Nassau-Siegen, der selbst
Gefallen daran fand ihm so lang und so oft er wollte zu sitzen,
wovon er auch Gebrauch machte und es äusserst kunstvoll zur
grossen Zufriedenheit des Fürsten und aller Kenner ausführte.
Er war oft in Cleve und anderwärts in Gesellschaft des Fürsten,
der viel von ihm hielt. Der Fürst vermachte auch das oben-
genannte kunstvolle Porträt vor seinem Tode wieder an ihn,
der dasselbe, sowol um die theure Erinnerung durch das tägliche
Beschauen lebendig zu erhalten, als auch weil es das Meister-
stück seines Pinsels war, so lange er lebte nicht verkaufen
wollte und es auch seinen Kindern, auf seinem Sterbebette
286 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
lediglich nur an den Brandenburger Hof wieder zu verkaufen,
gestattete. In Folge dessen ward es auch im Jahre 1702,
nachdem de Baan im selben Jahre gestorben war, von seiner
Tochter dem König von Preussen bei dessen Anwesenheit
im Haag angeboten und für 400 Reichsthaler verkauft.
Er hat in seiner Zeit durch Ausübung seiner Kunst viel Geld
erworben, hat aber auch reichlich davon gelebt und Jeder, der
ihn besuchte, war ihm willkommen. Mit einem neuen Hute und
einem Oxhoft Wein im Jahre mehr, war sein Sprüchwort,
mache ich mir Viele zu guten Freunden. Er hatte auch Freunde
dafür, aber meist Schmarotzer oder Tischbesen, z. B. den
314. Landschaftsmaler B. Appelman, der gewohnt war, wochen-
lange auf fremde Kosten zu zehren-. — So hatte er mehrere
Mägen, die ihm das, was er durch Talent und Arbeit verdient
hatte, verzehren halfen. Dabei hatte er sechs Kinder und noch
drei von seiner Schwester und fünf von der Schwester seiner
Frau so in als ausser seinem Hause zur Last, die nicht vom
Winde leben konnten, was er an seiner Gasse in der letzten
Zeit selbst am besten gewahr wurde, denn sein Glücksstern
war schon einige Jahre vor seinem Tode untergegangen.
Sein Sohn Jacobus de Baan übte auch die Malerei,
doch er starb in seinem 27. Jahre, worüber sein Vater, der
ihn noch zwei Jahre überlebte, tief betrübt war. Wir wollen
seiner unter seinem Geburtsjahre gedenken.
Nun will ich noch einen seltsamen Vorfall erwähnen, der
321. ihm widerfuhr. — De Baan ward auch an den Hof von
Friesland berufen, um den Prinzen und seine Gemalin zu
porträtiren. Dies verdross Einen , dessen Namen wir nicht nennen
wollen , der lange als Maler am Hofe gelebt hatte. Er entbrannte
darüber in Hass gegen de Baan, Hess sich aber nicht das
Geringste merken, sondern gab vielmehr vor, sein Freund
werden zu wollen, was auch der gutmüthige de Baan glaubte
und ihm deshalb viel Freundschaft bewies; aber dies nährte nur
seinen Hass, bis er endlich den Plan fasste, ihn zu ermorden.
Er kam zu diesem Zwecke nach Haag, fand aber keine
Gelegenheit, dies des Abends oder plötzlich auszuführen, da er
immer mit seinem Hunde ging, auf den er sich verliess. Er
nahm sich deshalb vor, dies unter vorgeblicher PVeundschaft in
ZWEITER THEIL. 287
seinem Hause zu tbun, besuchte ihn und bat ihn, ihm seine 322.
Bilder zu zeigen. De Baan empfing ihn höflich und führte ihn
in sein geräumiges Atelier, denn er wohnte damals in dem
Groothuis nächst der Schevelinger -Brücke an dem Nordende
von Haag. —
Während nun de Baan ein Bild nach dem anderen für
den Schuft auf die Staffelei setzte, damit er es um so besser
sehe, zog der gottvergessene Mensch seinen Dolch, den er zu
diesem Zweck unter dem Kleide trug, aus der Scheide, um
ihm denselben hinter ihm stehend, in die Rippen zu stossen.
Aber der Zufall wollte, dass Herr Bruyninks, einer von
de Baan*s Freunden, der ihn täglich besuchte, gerade in dem
Augenblick unbemerkt eintrat, und einen lauten Schrei ausstiess,
als er den erhobenen Dolch sah, worauf das ganze Hausgesinde
in Aufregung gerieth. Der entsetzte Mörder, der seine Absicht
vereitelt sah, nahm in aller Eile die Flucht, lief den Saal
entlang nach einer anderen Treppe, zum Hause hinaus und den
Nachtigallenpfad hinauf hinter der Klosterkirche hin. Seine
Schüler und einige Karrenführer, die an der Scheveling'schen
Brücke standen, eilten ihm wol nach, aber er entschlüpfte
ihnen und kam nicht wieder zum Vorschein.
Noch ein anderes Mal ward er von Neidern überfallen,
wobei er den Mittelfinger seiner rechten Hand verlor. Desgleichen
waren Laster und Lügen zu seinem Nachtheile thätig. Sie streuten 323.
an verschiedenen fremden Höfen aus, dass de Baan nicht mehr
malen könne, sondern erblinde. Das ward selbst im Haag aller-
orten verbreitet, da es aber der Prinz von Ansbach- Branden-
burg, dessen Porträt er früher gemalt hatte, nicht glauben
konnte, liess er seine Kutsche einspannen und fuhr zu ihm und
Hess sich abermals von ihm zur Schmach der Verläumder por-
trätiren; das war im Jahre 1692. —
Willem van de Velde Willems ward zu Amsterdam 324.
im Jahre i633 geboren und von Jugend auf zur Kunst geneigt,
ward er darin angespornt und unterrichtet, bis sein Vater in 325.
den Dienst König KarKs iL trat, seinen Wohnsitz nach England
verlegte und ihn unter der Leitung des geschickten SchifTs-
malers Simon de Vlieger in Amsterdam zurückliess; über
diesen könnten wir nur wenig, kaum Ort und Zeit seiner
288 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Geburt mit Sicherheit in Erfahrung bringen und können von
ihm nur mittheilen, dass er ein geborner Harlemer oder Amster-
damer und ein geschätzter Meister gewesen. Insbesondere ward
ein Bild wegen der naturwahren und kunstvollen Behandlung
gepriesen, in welchem das Harlemer Meer mit verschiedenen
Schiffen , die vor und nebeneinander bei frischem Winde dahin-
segeln, dargestellt war. Seine Tochter Kornelia de Vlieger,
war Dichterin und ich fand anlässlich ihres 28. Geburtstages
am 28, Juni i658, auf dne von ihr gedichtete Hymne mehrere
326. Strophen. In der ,,Amstelsche Sang-Godin'* finden sich Gedichte
von ihr und auch an sie, aber auf ihren Vater S. de Vlieger
fand ich nur zwei Grabschriften — deren eine von Vondel
herrührt. —
Nachdem der alte Willem van den Velde soweit in
der Kunst, Schiffe zu zeichnen, gekommen war, dass seine
Bilder mit den besten dieser Art den Vergleich aushalten
konnten, nahm er geschickt die Gelegenheit wahr, seinen Sohn
bei König Karl in Gunst zu bringen; dieser kam hierauf nach
England und malte viele herrliche Kunstwerke für die königlichen
Gemächer, sowie auch nach dem Tode König Karl's für König
Jacob. Deshalb enthält das im Jahre 1707 von Jan Smit,
nach einem Gemälde von Godfried Kn eller aus dem Jahre
1680, in Kupfer gestochene Porträt die Schrift:
Guljelmus van den Velde Junior, Navium et prospectuum
marinorum Pietor: et ob singularem in illa arte peritiam a
327. Carolo II. et Jacobo II. Mag. Britanniae Regibus annua mercede
donatus. Obiet 6. Apr. Ann. Dom. 1707. Aetat. suae 74.
Die Engländer schätzen seine Arbeiten billigermassen sehr
hoch und haben dieselben von Zeit zu Zeit in Holland auf-
gekauft, uns den angenehmen Anblick entzogen und dieselben
fortgebracht, so dass man ihrer nicht viele hier findet. Es steht
fest, dass nicht bald Jemand ihm gleich auf diesem Felde der
Kunst erstehen werde.
Der Maler Frederik de Moucheron ist zu Emden im
Jahre i633 geboren. Dieser, von Jugend auf mit natürlichen
Anlagen zur Kunst begabt und in den Anfangsgründen des
Zeichnens unterrichtet, wählte sich, um die Behandlung des
Pinsels zu lernen, den berühmten Jan Asselyn, genannt Krab-
ZWEITER THEIL. 289
betje, als Lehrer. Bei diesem brachte er es in Kürze so weit,
dass er als Künstler nach Frankreich ging, wo er mehrere Jahre
verweilte und mit Eifer Alles, was ihm für seine Stoffe
tauglich war und ihm später als Arbeitsmateriale dienen konnte,
nach der Natur studirte. Hierauf kam er wieder nach den
Niederlanden und Hess sich in der blühenden Amstelstadt
nieder, wo er seitdem viele, sowol grosse als kleine Kunstwerke
für die Liebhaber malte, die das Talent: ihres Urhebers ver-
künden. Die Gegenstände seiner Gemäläe sind originell, natür-
lich und kunstvoll componirt. Die Fernsichten erscheinen wie
vom grauen Dunst des Morgenthaus verhüllt, dagegen der Vor-
dergrund hell und kräftig; die Bäume sind keck und gewandt 328.
behandelt und spiegeln sich nicht selten anmuthig in den Bächen,
welche die Felder scheiden.
Viele seiner besten Bilder sind von Adriaen van den
Velde mit Thieren und Figuren staffirt, dagegen jene, die er in
Frankreich malte, von TheodorHelmbreker, einem gebornen
Harlemer, der zu jener Zeit in Paris wohnte und gewöhnlich
italienische Märkte mit Bauern, Quacksalbern und Gauklern malte.
Dieser war ein grosser Freund von Abraham Genoels, ge-
nannt Archimedes, der auch im Jahre 1674 in seiner Reise-
beschreibung seiner gedenkt. Moucheron starb im Jahre 1686,
53 Jahre alt. Er hinterliess einen Sohn, der den Vater weit
übertraf und dessen wir später gedenken werden.
Der Landschaftsmaler Pieter Gallis, der lediglich aus
Neigung ohne Absicht auf Gewinn die Kunst ausübte, ist im
Jahre i633 geboren. Nachdem er einige Jahre in Enkhuizen
gewohnt hatte, siedelte er im Jahre 1682 mit dem Hausstande
nach Hoorn über, wo er die Leitung über das Versatzamt hatte,
trotzdem aber seine täglichen Mussestunden eifrig der Kunst
widmete., wodurch er so weit kam, dass er Landschaften,
Blumen, Früchte und andere Stillleben auf das geistreichste dar-
stellen konnte. Er war besonders bei Malern und Kunstfreunden
gerne gesehen, und starb im Jahre 1697.
Gaspar van den Bos ist zu Hoorn im Jahre 1634 ge-
boren. Sein Vater war Schififszimmermann und sein Sohn anfangs
auch bei dem Schiffsbau beschäftigt. Aber durch grosse Neigung 32Q.
zur Kunst getrieben, zeichnete er Marinen und stille Wasser
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. ig
290 ARNOLD HOUBRAKENS GROSSE SCHOUßURGH.
mit verschiedenen Fahrzeugen, so kunstvoll, sauber und keck in
der Behandlung, und sicher und geschickt mit dem Pinselstiel
aufgewühlt, dass der Maler Bronkhorst erklärte, niemals
Besseres gesehen zu haben. Doch er starb im Frühling seines
Lebens, in Folge dessen es nur zu bewundern ist, dass er noch
air das, was man von ihm in seiner Geburtsstadt sieht, hervor-
bringen konnte. —
Der Maler Antoine Francois van der Meulen, kann
mit Grund unter die glücklichen Maler gezählt werden. Er ist
zu Brüssel im Jahre 1634 geboren und stammt aus einer der
besten Familien der Stadt, in Folge dessen ihm die Mittel nicht
gebrachen, um sich in den Wissenschaften, durch welche der
Verstand geschärft und zu grossen Unternehmungen geschult wird,
auszubilden. Mit Lust zum Malen begabt, ward er zu einem
guten Meister gegeben, den er in wenigen Jahren, so jung er
auch war, übertraf, worauf er sich unter Anleitung seines eigenen
33o. Verstandes weiter übte. Seine Neigung war hauptsächlich auf
die Darstellung von Bäumen, Landschaften und Schlachten
gerichtet, worin er insbesondere hervorragte und welche von
unparteiischen Kunstfreunden so gepriesen wurden, dass er
seinen Ruhm früh in dem benachbarten Frankreich klingen hörte.
Herr Colbert, ein vornehmer Gönner der Kunst, fand
in Kürze an seinen Arbeiten Gefallen und Hess ihn einige Bilder
malen, welche er zuerst C. le Brun zeigte, der von seinem
Talente und seiner Fähigkeit dem Könige zu dienen, überzeugt
war. Er fand es angezeigt, dies dem Könige vorzutragen, der
darauf befahl, ihn von Brüssel nach Paris kommen zu lassen.
Da van der Meulen nun sah, dass ihm das Glück von
ferne zunickte, brach er mit seinem Haushalte von Brüssel auf
und begab sich in den Dienst des Königs, der ihm jährlich
2000 Kronen auswarf und eine freie Wohnung in den <jobelins
anwies. Ueberdies bezahlte ihm der König seine Auslagen, wenn
er dem Heere folgte. Er war Augenzeuge der meisten Kämpfe,
Eroberungen und anderen besonderen Vorfälle, und hatte so
Gelegenheit, sowol die Städte mit ihren Festungswerken, als
die dagegen ausgeführten Verschanzungen und die ganzen
Zurüstungen und Nebenumstände wahrheitsgetreu in Bildern
darzustellen. Diese Gemälde schmücken noch heute den Palast von
ZWEITER THEIL. 29 1
Marly und den Aufgang im Schlosse zu Versailles. Es wider-
fuhr ihm auch die Ehre, dass der König Ludwig XIV. bei einer
seiner Töchter Gevatter stand.
Inzwischen starb seine erste Frau. Sofort machte eine Nichte 33 r.
von C. le Brun Anstalten, diesen Platz auszufüllen und wusste
dies durch Vorstellungen le Brun's und Anderer so fein und
listig einzuleiten, dass van der Meulen gar nicht auf eine
Ausflucht Bedacht nehmen konnte, um dieser Zumuthung zu
entgehen, ohne den Hass le Brun's, den er fürchtete, auf sich
zu laden. Deshalb willigte er notgedrungen in diese zweite
Heirat , um sich durch diese Verbindung um so gewisser
die Gunst le Brun's, der das Ohr des Königs hatte, zu
sichern. Doch diese neue Frau machte zu früh von ihrem
glücklichen Lose Gebrauch und wollte es noch bei seinem Leben
geniessen; denn alle Kostbarkeiten, von welchen sie des Nachts
träumte, wollte sie bei Tag haben.
Es starb in den Gobelins im Jahre 1690, im Alter von
65 Jahren und ward in der Kirche St. Hippolite begraben.
Er hatte einen Bruder Namens Peter van der Meulen,
der ein guter Bildhauer war. Dieser ging mit seiner Frau im
Jahre 1670 nach England, wohin ihm Peter van Bloemen
und Largilliere in Kürze folgten. Sein Porträt ist durch ein
Schwarzkunstblatt von Bekket nach einem Bilde Largilli^re's
bekannt.
Das „Cabinet des singularitez d'Architecture, Peinture,
Sculpture et Gravüre etc." von Florent le Comte (I. p. 63),
enthält ein Verzeichniss der Schlachten und Eroberungen des
Könige von Frankreich und noch ändere Kunstwerke, welche er
in dessen Diensten gemalt hat, und die von J. Hughtenburg,
R. de Hooge, Nicol. Bernart, N. Cochin, Gh. Simonneau,
Fr. Ertinger etc. gestochen wurden.
In demselben Jahre lebte und weilte zu Rom am Hofe 332.
des Herzogs von Brassano oder Brassiano, Joan Guiliam
Bouwer von Strassburg, ein unvergleichlich geschickter Maler
von Gebäuden, Landschaften und kleinen Figuren auf Perga-
ment in Wasserfarbe. Dieser Brassiano, bei welchem Bouwer
verschiedene Jahre seine Kunst übte, war damals einer der
grÖssten Gönner der freien Künste, für den er seinen Palast
IQ*
292 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
von verschiedenen Seiten in der Perspective, mit allen Galerien,
Gärten, Fontainen und Marmorfiguren nebst seinen Kutschen,
Pferden und Garden darstellte. Er hatte die Kunst bei Fredrik
Brendel in Strassburg gelernt, der ein guter Miniaturmaler
war und zahlreiche Arbeiten hinterliess; man erzählt von
ihm, dass er auf einem kleinen Pergamentblatte das Kriegs-
lager König David's und den Platz, auf v^elchem Absalon an
einem Baume hängend von Joab mit dem Speer durchstochen
v^ird, gemalt habe.
Von Rom ging er nach Neapel, wo er viel Geld verdiente
und wol länger geblieben wäre, aber, wie man sagt, aus Liebe
zu seiner Maitresse sich genöthigt fand, wieder im Jahre 1634
nach Rom zurückzukehren.
Nach seinen Zeichnungen wurden die Metamorphosen des
Ovid, der treue Hirt oder Pastor Fido, und die Passion oder
das Leiden Christi in 24 Quartblättern kunstvoll von Melchior
Kusel von Augsburg in Kupfer geätzt. . Ferner noch ver-
schiedene Ansichten römischer Gebäude, Paläste, Lustgärten,
und Springb^-unnen , geziert mit zahlreichen Figuren, die,
obwol klein, sich dennoch im Geschlecht und Costüm so unter-
333. scheiden, dass man an ihrer Haltung und ihrem Gange
Türken, Perser, Spanier, Franzosen, Moskowiter und Deutsche
erkennen kann. Mit solch' peinlicher Sorgfalt behandelte er
seine Kunstwerke. —
Endlich begab er sich nach Wien in Oesterfeich, wo er für
Ferdinand III. verschiedene Kunstwerke ausführte und, von
plötzlicher Krankheit ergriffen, nach der Angabe De Piles'
im Jahre 1640 starb.
Kornelis Kik ist zu Amsterdam im Jahre i635 geboren
und bildete sich von Jugend auf bei seinem Vater, der ein ge-
schickter Figurenmaler war. Er selbst malte auch Figuren und
Porträts, darunter so fleissig ausgeführte, dass man die natür-
liche Structur der Haut wahrnehmen kann. Als aber die Neigung
der Kunstfreunde nach Stillleben und Blumenstücken zunahm und
insbesondere Jan de Heem damit breit vor dem Winde segelte,
befolgte er den Rath, sich auf die Blumen- und Früchtemalerei
zu verlegen, was ihm wol glückte und ihm auch grossen Vortheil
gebracht hätte, wenn er nicht so träge gewesen wäre.
ZWEITER THEIL. 298
Seinen Freunden, die ihn zur Thätigkeit aufmunterten,
gab er zur Antwort, dass er, wenn er verheiratet wäre, eifriger
sein würde. Sein Auge fiel auf die Tochter Spaaroog's in der
Leihbank und er bekam sie auch durch Hilfe seiner Freunde 334.
zur Frau. Plötzlich kam ihm nun der Gedanke, dass es besser
und geeigneter für ihn wäre, einen Garten an seiner Wohnung
zu haben, um die Blumen gemächlicher nach der Natur malen
zu können. Deshalb benützte er seines Schwiegervaters Garten,
der nebst einer Wohnung vor dem St. Antonis-Thore gelegen
war. Aber er musste diese räumen, als die neue Trockenlegung in
Angriff genommen wurde, worauf er nach dem Diemer-Meer zog.
Jakob van Walskapel, sein Schüler, der nicht so sehr
zu Abwechslungen geneigt war, schied von ihm, als ihm einfiel,
nach Loenen zu übersiedeln; das war im Jahre 1667. Er blieb
in Amsterdam, wo er noch einige Zeit die Kunst übte, bis er
einen anderen Beruf fand, den er noch gegenwärtig versieht.
Kik kam später, nachdem er ausgetobt hatte, wieder nach
Amsterdam, wo er auch im Jahre 1675 starb. —
Wir haben Grund, die Dichter jener Zeit zu rühmen, da 341.
uns ihre Feder nicht selten Anlass gibt, eines Künstlers zu ge-
denken, den wir sonst in der Menge leicht vergessen hätten.
So z. B. unter Vielen den Maler Kornelis Brize. Er malte
besonders kunstvoll und naturwahr Harnische und verschiedene
Stillleben; insbesondere Briefe und Papiere; in der Schatzkammer
des Amsterdamer Rathhauses befindet sich eines seiner Bilder,
zu welchem J. v. Vondel eine Beischrift dichtete. —
Nicht weniger kunstvoll und natürlich sind die durch-
einandergeworfenen Musikinstrumente gemalt, mit welchen die
kleine Orgel in der alten Kirche prunkt. Desgleichen zwei
grosse Stillleben im Versorgungshause zu Amsterdam, in deren
einem, das verarmte Alter dargestellt ist, das vom Glück im
Stich gelassen und vom Neid fortgezogen wird. Die Figuren y
sind von A. de Gr ebber, die Harnische und das übrige Stillleben 342.
von K. Brize gemalt. Jan Vos schrieb mehrere Verse dazu. —
In dem anderen kommt das Alter nach Amsterdam, welches den
Ueberfluss bei sich hat. —
.... Blekers war ein geschickter Figurenmaler in Harlem.
Der hochfliegende Adler der Dichtkunst, J. v. Vondel, erwähnt
294 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
zwei seiner Bilder, eine triumphirende Venus für den Prinzen
von Oranien und eine Danae für den Herrn van Halteren,
Baljuw von Kennemerland, gemalt. —
343. Frans Post war ein Zeitgenosse des guten Landschafts-
malers Pieter Molyn und auch ein geborner Harlemer. Sein
Vater Jan Post, geboren im Jahre 16 14, übte die Glasmalerei
bis zum Jahre 1639.
Frans hatte einen Bruder, der ein berühmter Baumeister
war, durch den er mit dem Prinzen Moritz bekannt wurde,
der später das Haus am Vyverberg im Haag bauen Hess. Dieser
nahm ihn, da er sein Talent sah, im Jahre 1647 mit nach West-
indien wo er mehrere Jahre blieb und sich übte, die Land-
schaften nach der Natur zu malen und zu zeichnen. Nachdem er
mit dem Prinzen zurückgekehrt war, benützte er diese Zeich-
nungen zu Gemälden, deren er viele im Jahre 1688 im Hause
344. Ryksdorp nächst Wassenaar malte. Ausser zahlreichen lobens-
werth gemalten westindischen Landschaften, ist noch in dem
Hause zu Hondsholredyk von ihm ein grosses Bild zu sehen. Er
ward zu Harlem in der grossen Kirche am 17. Februar 1680
begraben.
Delft, auch nicht unfruchtbar an Künstlern, hat aus der Ehe
des Dirck Isnoutsze van Nes mit Katarina Verburch, Johan van
Nes hervorgebracht. Er ward wegen seiner grossen Neigung zur
Kunst von seinen Eltern zu dem berühmten M. Miere velt ge-
geben, durch dessen Unterricht er in Kürze so weit kam, dass
er in der Lage war, als Künstler zu reisen. Er brachte dann
auch einige Jahre in Frankreich und Italien zu, und malte,
nachdem er wieder in seine Geburtsstadt zurückgekehrt war,
viele gute Porträts, sowie auch Compositionen und starb am
26. April i65o.
In demselben Jahre starb auch der Maler Jan van Hoeck,
der in Antwerpen geboren ist. Er hatte die Kunst bei P. P.
Rubens gelernt, die Manier seinem Meister trefflich ab-
gesehen und sich so daran gewöhnt, dass er während seines
Aufenthaltes in Italien bei verschiedenen Cardinälen in hohem
Ansehen stand. Da aber die Menschen meist zum Wechsel geneigt
sind, ging er von dort mit der Absicht fort, in sein Vaterland
zurückzukehren. Er ward aber am Wiener Hofe aufgehalten
— -1
ZWEITER THEIL. 295
und vom Erzherzog Leopold gut aufgenommen, in dessen
Diensten er auch im Lenz seines Lebens starb.
Zu seiner Zeit lebte Abraham Staphortius, der Sohn
des Dr. Johannes Staphortius, eines tugendhaften und gottes-
fürchtigen Lehrers , der viele Jahre die reformirte Kirche in 343.
Dordrecht mit Lehre und Beispiel erbaute. Er war ein guter
Porträtmaler, aber ein lustiger Schalk, der in seiner Lebens-
weise Niemandem weniger ähnlich war, als seinem Vater. —
Auch lebte Jakob van Hassel in dieser Zeit, der gute
Landschaften und verfallene römische Ruinen malte. Desgleichen
Barent Bisbink, ein Schüler von Jan Both; Dirk van Duive-
lant und Abraham van Dyck, der moderne Compositionen
malte und seine meiste Lebenszeit in England zubrachte ;
Kristiaen Siriep, der Disteln und Kräuter in der Weise des
Otto Marseus malte .und Kornelis van Slingerlant,
genannt Z e eh aan, auch aus Dordrecht. Er empfing diesen Namen,
weil er zweimal die Reise nach Rom zur See gemacht hatte.
Er war Maler und Koch und wohnte zu Dordrecht bei der
Groothooftspoort, wo er auch starb.
Ihm folgt Pieter Fritz, genannt Welgemoet; diesen
Bentnamen erhielt er im Alter von 17 Jahren in Rom bei einem
allegorischen Aufzuge, der bei seinem Eintritte in die Genossen-
schaft gehalten wurde.
Seine Bentbrüder, die gewohnt sind, stets irgend etwas
Besonderes oder Fremdartiges zu machen, hatten bemaltes, zu
Düten gedrehtes Papier aneinandergeklebt, so dass es sich gegen
das Ende verjüngte, und im Kreise gebogen, einer Schlange 346.
gleichen konnte, die nach der Vorstellung der Egypter die Ewigkeit
darstellte. Die mit natürlichen Farben bemalte und gestreifte
Schlange hatten sie mit Raketen angefüllt, die sie, nachdem er
in die Mitte dieses Schlangenzirkels gestellt worden, sämmtlich
mittelst einer mit Pulver bestrichenen Leine in Brand steckten;
weil er so unerschrocken und wolgemut ohne davonzulaufen
das Platzen und Aufflammen des Pulvers ertrug, nannten sie
ihn Welgemut. —
Seine Malweise war, so wie die Wahl seiner Vorwürfe, 347.
von Anderen verschieden, denn ich habe moralisirende Bilder
und Spukgeschichten gesehen, die geistreich und fremdartig in
296 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
der Erfindung waren. Er hielt sich, nachdem er von Rom zurück-
gekehrt war, meist in Delft auf, wo er auch starb, und nährte
sich später und während er noch malte mit dem Bilder- und
Kupferstichhandel, für welchen er insbesondere geeignet war,
weil er begriflF, dass dieses Geschäft nicht so ehrlich wie
andere Berufsgeschäfte getrieben werden müsse.
Nachdem wir eine grosse Zahl von Malern, welche Mit-
glieder der römischen Bent waren, von unserer Schauburgh
abtreten sahen, und neuerdings aus der obenstehenden Probe
entnehmen, wie sie sich untereinander durch witzige Einfälle
und anderen Frohsinn zu unterhalten wussten, haben wir Lust,
von dem ganzen Bentleben eine Skizze zu entwerfen.
,,Die Bent, sagt S. vanHoogstraaten, ward zur Zeit unserer
Vorfahren zur Erheiterung der ermüdeten Geister gegründet.
Man empfängt daselbst die Neuangekommenen mit witzigen
Aufzügen und gibt ihnen einen neuen bedeutungsvollen Namen.
Daselbst spült man die Sorgen und den trägen Wahn mit
süssem Albaner Wein ab und treibt Mutwillen mit jenen, die
noch nicht genug gewitzigt sind."
Die Art der Aufnahme in die Bent, die kurzweiligen Auf-
züge und das Bentleben liess Bonaventura van Overbeek,
von Askaan in verschiedenen Bildern malen, die M. Pool in
Kupfer gestochen hat. Aus diesen lässt sich der Charakter des
348. römischen Bentlebens, der Hergang bei den Festen zur Ein-
weihung eines Neulings, bei Abnahme des Benteides und bei
den Schmausereien der Bent entnehmen*). —
*) Houbraken fährt noch fort: „Um den zweiten Theil unseres
Werkes mit einem Scherz zu schiiessen, haben wir einen jener Ausflöge,
welche die Gesellschaft unternimmt, um die Dämpfe des Magens und Kopfes
in die frische Luft zu führen, in Versen beschrieben, soweit uns die Begriffe
der Bentnamen Stoff und Anlass dazu an die Hand gaben. Deshalb konnten
wir nicht die Namen der Handlung, sondern mussten die Handlung den Namen
anpassen, damit diese in ihrer natOrlichen Bedeutung angenommen werden
mögen, etc." — Da diese Dichtung, welcher Houbraken alle ihm eben
erinnerlichen Bentnamen eingeflochten hat, wenig poetischen aber nicht zu
unterschätzenden historischen Werth besitzt, wird es genOgen, die Bentnamen
in der von Houbraken vorgebrachten Reihenfolge anzuführen und des näheren
auf die bezüglichen Noten im II. Bande zu verweisen.
ZWEITER THEIL. 297
Viele meiner Kunstgenossen , deren ßentnamen hier er- 36o.
wähnt erscheinen, und welche noch am Leben sind, haben
diese Versammlungen als Erholung ihrer Jugend betrachtet und
sich später so betragen, dass sie sich die Achtung aller anstän-
digen Leute erworben haben. —
Die in dem Gedichte, p. 348 — 36o erwähnten Bentnannen lauten :
I. Febus. — Franciscus de Wit. — 2. Horisont. — Jan Francis van Bloernen. —
3. Tuberoos. — Jakobus van Spyk. — 4. Zon. — Pieier van der Hülst. —
5. Distelbloem. — Karel de Vogel. — 6. Lely, — F. Ziereeis. — 7. Weyman. —
Jane oder Hansje Blondeau. — 8. Koridon. — Adriaen van der Kabel. —
9. Vermaak. — Nicolas le Grand. — 10. Snip. — Augustyn Terwesten. —
II. Lewerik. — Jacques Vaillant. — 12, Bontekra'ay. — Daniel Mytens. —
i3. Ojevaar. — Dyonisius Godyn. — 14. Arents. — Mateus Terwesten. —
i5. Orpheus. — Philip van der Does. — 16. Jeugt. — Monnaville. —
17. Wellust. — Paul. — 18. Bryberg. — Gillis du Mont. — 19. Vlyt. -—
Kiaassens. — 20. Slempop. — Theodor Vischer — 21. Korpus. — Arnold
Quellinus. — 22. Moet. — Hans Martyn. — 23. Ramelaar. — David de
Koning. — 24. Tempeest. — Pieter Molier (Molyn). — 25. Stilheit. — Jan
van Lint. — 26. Kaper. — Pieter de Zeelander. — 27. Mars. — ? —
28. Lossenbruy. — Adriaen Honing. — 2g. Standaart. — Pieter van Bloemen. —
3o. Ridder. — Gomarus Wouters. — 3i. Jason. — Jakob Torenviiet. —
32. Mitridaat. — N. van Haringe. — 33. Mars. s. N. 27. — 34. Charon. —
Jan van der Hooge. — 35. Cefalus. — Nolbertus van Bloemen. — 36. Vrome. —
F. Malheus. — 37. Archimedes. — Abraham Genoels. — 38. Gladiator. —
Jakob de Baan. — 39. Ryngraaf, — Abraham Breugel. — 40. Janitzer. —
Pieter Hofmans. — 41. Batavier. — Samuel van Hoogstraten. — 42. Merkuur. —
Filip Roos. — 43. Polidor. — Johannes Glauber. — 44. Eervrucht. —
Momper. — 45. Diomed. — Willem Doudyns. — 46. Vrientschap. — Theodor
van der Schuur. — 47. Heremyt. — Herman Swanevelt. — 48. SnufFelaer. —
Otto Marceus. — 49. Moedt. s. N. 22. — 5o. Eerste. — Guilhelmo van Ignen. —
5i. Bokkebaart. — Karel du Jardin. — 52. Aap. — Francois Beeldemaker. —
53. Askaan. — Dominicus van Wynen. — 54. Brypotlepel (Pollepel). —
Hans Jordaens. — 55. Ketelrom. — Jan Bunnik. — 56. Echo. — Klaudius
Albertus Sevin. — 57. Adoon. — Kornelis de Bruin. — 58. Satyr. — Kornelis
van Ryssen. — 59. Pan. — Jan Lis. — 60. Geestigheid. — Ary van der
Kabel. — 61. Opgang. — Nicolas Piemont. — 62. Welgemoet. — Pieter Frits. —
63. Olyvetak. — Verhulst. — 64. Zinnebeeld. — Adriaen Foly. — 65. Studie. —
Francis van der Kuppen und Hendrik van Lint. — 66. Ordonantie. — Izak
de Moucheron. — 67. Vlucht. — F. Moens. — 68. Goeden wil. — Theodor
Wilkens. — 69. Uitstel. — Fran9ois de Meyer. — 70. Bokaal. — Bartolomeus
Martens. — 71. Slempop. — Theodor Visser und H. Mommers. —
72. Meleager. — Jan Baptist Breugel. -— 73. Volger (Navolger)— ? — 74. Vlytig
oder Vlyt. s. N. 19. — 75. Sinceer. — Arent Teerling. — 76. Dapper. —
298 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
36 1. Schliesslich wollen wir noch mittheilen, dass der dritte
Theil der Schouburgh in viel kürzerer Zeit als dieser zweite
erscheinen wird, da bereits damit begonnen wurde; er soll
zunächst den berühmten Francois van Mieris und den schalk-
haften Jan Steen auf den Schauplatz führen.
Joan Vernero Tamm. — 77. Leander. — Kristiaen Reuder. — 78. Studie,
s. N. 65. — 7g. Ballon. — Petit Jan und Pieter Verbruggen. — 80. Saturnus. —
Pieter van Sikkelers. — 81. Afdruk. — Jacomo de Heus. — 82. Eneas. —
Steenvoorden. — 83. Romulus. — Bonaventura Overbek. — 84. Exter. —
Fran9ois Henrie, — 85. Fondament. — Rouw. — 86, Vogel Fenix. — de
Winter. — 87. Speculatie. — Jan Teyler. — 88. Slempop. s. N.71. — 89. Gouden
Ezel. — ? — 90. Hectar. — Barent Appelman. — 91. Kupido. — ? —
92. Gouden* Septer. — David Beek. — 93. Avontstar. — Daniel Seyter. —
94. Papegajen. — Mai*cus Sibrechts. — 95. Korpus, s. N. 2i.~ 96. Mengelaer. —
Moritz Bibe. — 97. Yver. — Jacomo van Staverde. — 98. Pyramid. — Albert
van Spiers. — 99. Schildpad. — Fran9ois Danks« — 100. Krab. — Jan
Asselyn. — loi. Voordewint. — Gillis van der Meren. — 102. Zantzak. -r-
Alberto Clovet. -- io3. Fortuin. — Robbert du Val. — 104. Piktoors. —
Kasper van Wittel. — io5. Lantaren. — Jan Baptist d*Assenie. — 106. Wel
te Vreden. — Dominicus Schaft.
DRITTER THEIL
der mit dem Jahre i635 beginnt und die Lebensbeschreibungen jener Maler
enthält, welche vor dem Jahre löSg geboren sind. .
rans van Mieris ist zu Leiden am i6. April i635 2.
geboren. Sein Vater Jan ßastiaansz van Mieris war
Goldschmied und Diamantschleifer und hatte die Ab-
sicht, seinen Sohn zu demselben Geschäfte heranzu-
bilden. Aber er zeigte frühzeitig Anlagen zum Zeichnen, denn
er bekleckste die Wände der Werkstätte seines Vaters, indem
er mit Holzkohle Figuren und Thiere auf dieselben so geistreich
zeichnete, dass Alle sagten^ es stecke ein Maler in ihm und
dem Vater zuredeten, ihn in dieser Kunst unterweisen zu lassen;
dies geschah auch über Anrathen des Herrn Willem van
Heemskerk, Vaters des Bürgermeisters Jost van Heemskerk,
der den alten Mieris oft besuchte. Man schickte ihn deshalb zu
Abraham Toren vi iet, einen damals bekannten Glasmaler und
Lehrer im Zeichnen, bei dem er in kurzer Zeit solche Fortschritte
machte, dass sein Vater sich entschloss, ihn ganz der Kunst
zu widmen und ihn zu diesem Zwecke zu dem berühmten
Gerard Dou Schickte. Es währte nicht lange, so übertraf er
alle seine Mitschüler, so dass ihn Dou nicht selten den Prinzen
unter seinen Schülern nannte, und sagte, dass er Allen den
Rang ablaufe.
Nachdem er in einigen Jahren durch den Unterricht
Gerard Dou's und seinen eigenen Eifer löbliche Fortschritte
im Zeichnen gemacht hatte, ward er^ um sich eine flotte
3oo ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Pinselbehandlung anzueignen, zu dem Maler Adriaen van den
Tempel geschickt; da er aber mehr Neigung hatte, zierlich
3. und fleissig ausgeführt zu malen, kehrte er wieder in die
Schule Gerard Dou*s zurück, bis ihm von seinen Freunden
geratben wurde, die Kunst ferner allein auszuüben, was ihm
auch glückte, da seine Arbeiten von Anfang an Bewunderer
und Gönner fanden. Unter diesen waren die Herren Vreden-
burg, Gerard s und der Professor Silvius. Der Letztere ver-
langte oft, dass alle seine Arbeiten ihm gehören sollten, oder ihm
wenigstens ein Vorkaufsrecht zu demselben Preise, den ein
Anderer dafür geben wollte, eingeräumt würde, was seinen
Eifer nicht wenig anspornte. Noch mehr, als er durch die Gunst
dieses Mäcens Gelegenheit fand, ein Bild für den Erzherzog zu
malen, in welchem er eine hübsche Frau in einem Seiden-
geschäfte vorstellte, und einen Reiter neben ihr, der scheinbar
um einige Stoffe handelt, aber mehr auf die Frau als auf die
Waaren zu sehen scheint. Dies gefiel dem Erzherzog so sehr,
dass er ihm tausend Gulden dafür bezahlte und ihn einlud,
an den Hof nach Wien zu kommen, wo er seine Arbeiten
reichlich bezahlen und ihm noch überdies jährlich looo Reichs-
thaler geben wolle; er aber schlug dies unter dem Vorwande aus,
dass seine Frau dazu keine Neigung habe.
Er malte auch verschiedene kunstvolle Nachtstücke. Eines
derselben stellt eine Frau vor, welche etwas angetrunken ein-
geschlafen ist und von einem Spassmacher spottweise mit einem
Nachttopfe gekrönt wird. Dieses Bild hat der geschickte Stecher
Hendrik Bary, der Oheim des gegenwärtigen Schöffen der Stadt
4« Gouda, G. Cincq, in Kupfer gestochen. Chr. Pierson hat dazu
das Sprüchwort: Der Wein ist ein Spötter, in Verse gebracht. —
Zur selben Zeit porträtirte er die Frau des Kornelis
Paats und verwendete viel Fleiss und Arbeit darauf, da dieser
in seiner Jugend bei ihm Zeichnen und MaleiF gelernt hatte.
Dieses Bild wird hier zu Lande für eines seiner kunstvollsten
gehalten und ist, obwol für dasselbe oft viel Geld geboten wurde,
noch im Hause seines Sohnes Willem Paats, Schöffen der
Stadt Leiden, zu sehen.
Derselbe Kornelis Paats Hess ihn auch in seinem Hause
ein Cabinetsstück malen, welches ein bewusstloses Mädchen
N
DRITTER THEIL. 3oi
neben einem Arzte und einer schreienden alten Frau darstellt.
So lange er daran arbeitete, erhielt er für jede Stunde einen
Ducaten; dies betrug, als das Bild vollendet war, die Summe
von i5oo Gulden.
Der Grossherzog von Florenz Hess dem Besitzer zu
wiederholtenmalen vergebens 3ooo Gulden dafür bieten. Dieses
Bild wird einstimmig für ein Wunder des Pinsels erklärt; als
ein solches rühmt auch W. v. Heemskerk in einer Beischrift
ein von dem Künstler gezeichnetes Selbstporträt. — Dieses ward 5.
später von Blooteling in Schwarzkunst geschabt und wird
von den Kupferstich-Sammlern unter den Malerporträts bewahrt
und geschätzt. —
Der Grossherzog von Toscana, der seine Kunst hoch-
schätzte, besuchte ihn zu Leiden, und als er mehrere Bilder
sah, die zur Hälfte oder grösstentheils vollendet waren, gefiel
ihm zumeist eines derselben so sehr, dass er den Künstler
inständigst bat, dasselbe für ihn möglichst bald zu vollenden. Es
stellte eine Gesellschaft von Damen vor, deren eine vorne im
weissen Atlaskleide stehend, eine Laute in der Hand hält und
eben von einem hinter ihr stehenden mit grünem Sammt über-
zogenen Stuhle aufgestanden zu sein scheint; neben ihr eine
andere in einem purpursammtenen mit weissem Pelz besetzten 6.
Jäckchen und Atlasrocke, in der rechten Hand einen Römer, den
sie zum Munde führt, während ein Page mit einem silbernen
Schenkbrett in der Hand auf das leere Glas wartet. Ihr gegen-
über ein schöner Edelmann im schwarzen Sammtmantel, da-
neben ein Tisch, über welchen eine reiche Decke gebreitet ist,
auf welcher eine Schüssel mit Backwerk steht, von dem ein AflFe
nascht; hinter einem zurückgezogenen Vorhang im Hintergrunde
zeigt sich eine geräumige und prächtig gebaute Galerie und in
derselben ein Herr und eine Dame, die mit einander plaudern.
Jede Figur ist auf das kunstvollste hingestellt, die Gesichter
gefällig, die Händchen überaus graciös, die verschiedenen Stoffe,
Sammt, Pelz, Silbersachen etc., so überaus kunstvoll, zart und
kräftig gemalt, dass es mit der Natur in Schönheit wetteifern
konnte. Es gefiel auch Jedermann, insbesondere aber dem
Herzog so wol, dass er dem Künstler 1000 Reichsthaler dafür
gab. Aber das reizendste all* seiner Bilder war nach dem
302 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBURGH.
Urtheile der Kenner in dem Cabinete des Kurfürsten von
der Pfalz. Noch verschiedene andere Bilder hat unser Künstler
im Laufe der Jahre für den genannten Grossherzog gemalt^
so wie auch, über dessen Ersuchen, sein eigenes Porträt in
Lebensgrösse, wie er eines seiner kleinen Bilder zeigt, in welchem
7- eine Frau neben einem alten Manne dargestellt ist, der sie
offenbar im Clavierspielen unterrichtet*).
Dieses ebengenannte Porträt war so kräftig, schön, natürlich
und plastisch gemalt, dass es eher lebend als gemalt zu sein
schien. Doch er ward dafür schlecht belohnt; da er einem der
Höflinge, der das Ohr des Herzogs besa^s, etwas verweigert
hatte, spielte ihm dieser einen Streich und vereitelte ihm auch
später Alles, so dass er nicht mehr für den Herzog malte. Es
scheint, dass unser Maler nicht merkte oder nicht merken
wollte, dass diese Leute die Hände geküsst haben wollen, oder
dass ihm weniger an der höfischen Speichelleckerei als an seinem
eigenen Willen gelegen war.
Er war insbesondere ein guter Freund Jan Steen's und
liebte dessen Spässe so sehr, dass er auf seine Gesellschaft schier
versessen war und ihn oft besuchte. Als aber Jan St een mehr
und mehr dem Trünke verfiel — geschah es wol auch, dass sich
Mieris im Mass vergass.
Als Jan später eine Schenke eröffnete und einen Handel
mit nassen Waaren trieb, besuchte ihn Mieris wol öfter. Und
wenn Jan's Keller leer und die Schenke geschlossen war, lockte er
Mieris mit sich an einen andern Ort, wo Jan, der stets Durst
8. hatte, sich zu seinen kurzweiligen Geschichten mit einem Trünke
erfrischte, wobei er nicht selten bis in den späten Abend auf-
gehalten wurde. —
II. Wir wollen noch sein letztes Werk erwähnen, welches zu
vollenden ihm der Tod nicht die Zeit gönnte. Es stellt Maria
sitzend und in einem Buche lesend vor, daneben einen kleinen
*) Ein Bild ganz ähnlichen Inhaltes ist auch im Cabinet des Post*
meisters Jakob Boreel zu Amsterdam, welches so ausnehmend kunstvoll
gezeichnet und gemalt ist, dass das eben erwähnte wol nicht besser
gewesen sein kann. Man sieht deutlich, dass die Frau, die nach einem
schönen Modell gemalt ist, mit Aufmerksamkeit auf den Klang der Töne
lauscht.
DRITTER THEIL. 3o3
Christus, welcher sein Kreuz abmisst und im Hintergrunde Josef
an seiner Hobelbank , die unvollendet blieb. Das Frauenfigürchen
im seladonfarbenen, kunstvoll und breit gefalteten Kleide kann
man nicht schöner sehen. Dabei ist der Ausdruck des Gesichtes
von wunderbarer Sittsamkeit und das Beiwerk bis auf dasAeusserste
fleissig ausgeführt und natürlich. Für dieses Bild soll er von
dem Marquis von Bethune i5oo Gulden gehabt haben. Da aber
seine Witwe dasselbe, obgleich es unvollendet war, billiger
nicht geben wollte, sah der Marquis davon ab und es kam
später in den Besitz des Herrn Desoubrie zu Leiden, in dessen
Cabinet es sich heute noch befindet. Mieris starb am 12. März
1681, kaum 46 Jahre alt.
Kasper Brant und Willem van Heemskerk dichteten
seine Grabschrift. — Die des Letzteren steht auf seinem Sarge 12.
in der St. Peterskirche zu Leiden.
Er hinterliess zwei Söhne, Johannes und Willem, die
er Beide in der Kunst unterrichtete. Der erste starb früh in
Rom. Der zweite Sohn lebt noch heute und folgt den Fuss-
stapfen seines Vaters.
Mit dem lustigen Lebenslauf seines Stadt-, Zeit- und Kunst-
genossen Jan Steen könnte man wol ein ganzes Buch füllen,
aber es ist dies nicht unsere Aufgabe. —
Ich will nur im Allgemeinen bemerken, dass seine Gemälde i3.
und seine Lebensweise einander gleichen.
Er war ein Schüler Jan van Goijen's, der ihn wegen
seines Talentes vor Allen liebte und ihn nicht selten des Abends
nach der Arbeit mit sich nahm, um bei einem Glas Bier mit
ihm zu plaudern. Jan liebte ebenfalls seinen Lehrer, aber noch
mehr dessen Tochter, der er so nachdrücklich zusetzte, dass
sie allmälig mehr anschwoll. Margaret, das war ihr Name,
drängte ihn endlich, dies seinen Eltern und ihrem Vater mit-
zuth eilen , damit sie heiraten könnten, ehe die Sache bekannt
würde. Steen nahm auch, als er mit seinem Meister in das
Wirthshaus ging, die Gelegenheit wahr, und sagte: Ich habe
etwas Neues gehört, worüber Ihr curios aufhorchen sollt. —
Was wäre das? fragte van Goijen. — Griet muss in das Kind-
bett, sagte Jan. — Weisst Du das gewiss? fragte van Goijen. —
Ich muss es doch wissen, sagte Jan, da ich es selbst angerichtet
3o4 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
habe und ich will sie auch heiraten. Dies machte der Sache
ein Ende, so dass van Goijen, der wol wusste, dass geschehene
Dinge nicht zu ändern sind, am wenigsten solche von dieser
Art, Jan darob auch nicht hart anging, sondern ihm nur auftrug,
dies seinen Eltern mitzutheilen , damit sie die Heirat ansuchten
und Alles in Ordnung und Ehren geschähe. Jan aber, der
seinen Vater fürchtete, hörte nicht gern davon, doch Griet
wusste ihn zu überreden, dass er es that. Er ging dann nach
14. Delft, wo sein Vater Brauer war, und sagte ihm, dass er die
Absicht habe, zu heiraten. -^ Sein Vater Hess ihn heiraten und
setzte ihn in eine Brauerei zu Delft.
Aber Jan, der nun über Geld verfügen konnte, ging
spazieren oder in die Schenke und Griet war weder für den
Haushalt noch für das Comptoir geeignet, und wenn Jemand
Bier auf Borg holte, schrieb sie dies mit Kreide auf die Tafel,
so dass er eines Tages wegen Unterschleifs von Bier von dem
Pächter überfallen ward, welcher die Bücher forderte, doch
auf die Schiefertafel verwiesen wurde, mit der er sich ebenso-
wenig zurecht finden konnte als Griet, die nicht mehr wusste,
was sie aufgeschrieben hatte. Der Pächter verlangte ein grosses
Reugeld, aber Jan kümmerte sich wenig darum, wol wissend,
dass der Pächter etwas fischen wolle, was nicht zu fangen war.
Dies ward endlich mit dem Pächter beigelegt und er unter
dem Versprechen besser Acht zu geben, von seinem Vater
wieder in Stand gesetzt. Der Braukessel fing wieder an zu
1 3. kochen, aber es währte nicht lange, so ging Alles seinen alten
Gang und Jan kaufte Wein statt Malz. —
Dann nahm er seine Zuflucht zum Pinsel. Das Erste, was
er malte, war eine sinnbildliche Darstellung seines verlotterten
Hausstandes. Alles liegt im Gemach ordnungslos über einander.
Der Hund trinkt aus dem Kruge, die Katze läuft mit dem Speck
herum, die Kinder kugeln nackt auf der Flur, Mütterchen sitzt
gemächlich auf einem Sessel und sieht dem Treiben zu, und
scherzweise hatte er sich selbst, einen Römer in der Hand,
darin porträtirt und auf dem Kamin einen Affen, der die ganze
Scene anglotzt.
Nach einer gewissen Zeit ward er Schankwirth, aber als
die Fässer leer waren, zog er den Kranz ein und schloss die
DRITTER THEIL. 3o5
Bude. Inzwischen malte er zuweilen ein Bild für den Weinhändler,
der ihm dafür ein Fässchen einstellte. Sogleich hing er wieder i6.
den Kranz aus, worauf seine CoUegen, seiner geistreichen Possen
wegen, wieder herankamen. Aber dies währte nicht lange da er
selbst die durstigste Kehle war, —
Ich kann nicht unterlassen, den Inhalt eines grossen
Bildes anzugeben, welches sich zuerst lange in meinem Hause
befand und später an den Herzog von Wolfenbüttel verkauft
wurde; es stellte Bräutigam und Braut, zwei alte Leute und
einen Notar vor. Jede der Figuren war so naturlich in ihrem
Betragen dargestellt, als sähen wir sie vor uns handeln; die
alten Leute scheinen mit dem grössten Ernste ihre Meinung
dem Notar auseinanderzusetzen, der mit der Feder in der Hand,
bereit zu schreiben, ihnen zuhört. Der Bräutigam steht äusserst
missvergnügt, in einer Stellung, gerade als wenn er vor Aerger
mit den Füssen stampfen wollte, Hut und Hochzeitszierde
auf den Boden geworfen, Schulter und Arme emporgezogen,
sieht er seine Braut von der Seite an, als ob er die Schuld
auf die Alte laden und sich vor ihr, die mit Thränen auf den
Wangen dabei steht, entschuldigen wollte. Dies Alles war so klar
und deutlich aus den Gesichtszügen wie aus den Geberden der
Figuren und anderen Umständen zu entnehmen, als wenn es 17-
dabei geschrieben stände.
Ebenso natürlich und geistreich malte er einen auf-
geschossenen Schuljungen, der deshalb heult, weil er in seinen
Schuhen eine Ruthe oder Gerte anstatt einer schmackhaften
Leckerei fand, Das Bild stellt einen St. Nicolaus -Abend vor
und befindet sich noch in dem Cabinet des Herrn G, Franken
in Dordrecht.
Unter seinen kleineren Bildern finden sich viele, die fleissig
nach dem Leben gemalt und nicht minder geistreich erfunden
sind. Der nunmehr verstorbene Kunstfreund Lambert van
Hairen in Dordrecht besass eines, welches ein Bordell dar-
stellte, wo die Dirnen einen fremden Wüstling eingefangen
haben, dem betrügerischer Weise das Geld abgenommen wird.
Man sieht den Ernst in dem Gesichte des Mannes und sein
Ueberlegen vor dem Ausspielen der Karten. Hinter ihm steht
eine alte, runzelige Kupplerin, die dem gegenübersitzenden Gegner,
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 20
3o6 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
dem die Spitzbüberei an den Augen abzusehen ist, die Karten im
Spiegel zeigt. Daneben sitzt eine geputzte Dirne , die sich bereits
des sicheren Gewinnes freut, der nach dem Ausgange des Spieles
zu folgen pflegt. Ueberdies sind die Kammer und der Hausrath
geistreich staffirt und eine Tischdecke höchst fleissig vollendet.
Aber er bekam damals nicht so viel, als man jetzt dafür bezahlt^
doch war er immer zufrieden.
i8. Die Anzahl seiner Werke ist sehr gross, und stets sind
sie geistreich erfunden, sei es, dass er fröhliche Gesellschaften in
Wein- und Bierschänken oder Spelunken, in welchen man mehr
warmes Fleisch betastet als kauft, oder hundert andere derartige
lockere Vorfälle des menschlichen Lebens darstellte, oder Gegen-
stände die ruhigere Anschauung fordern, wie z. B. eine Kinder-
schule; trotzdem warf er stets einen drolligen Vorfall ein;
entweder fahren die Jungen einander in die Haare oder der
Schulmeister, der so klug aussieht, als ihr aller Vorfahre
Dionysius, übt sein Schulmeisterrecht mit dem Lineal aus,
worüber die anderen sehr gedrückt aussehen.
Auch fällt mir die Darstellung des Begräbnisses eines
Quäkers ein, so geistreich und drollig ausgeschmückt und die
Gesichter so verrückt, als hätte er sich die Modelle dazu aus
dem Narrenhause entlehnt, so dass man es nicht ohne zu
lachen ansehen konnte.
Endlich muss ich noch bemerken, dass er die Charakteri-
sirung der Personen , wovon wir früher des Breiteren gesprochen
haben, sehr wol verstand, denn ich habe Bilder von ihm gesehen,
in welchen Herren und Bauern nebeneinander dargestellt waren,
aber es war sofort an ihrer Haltung sowie an den Gesten und
Geberden, ohne dass man die Kleidung zu betrachten brauchte,
zu sehen, welcher der Bauer und wer der Herr sei. —
»9« Hatte er ein Bild verkauft, so eilte er in die Kneipe, ver-
trank einen Theil und verspielte den Rest. —
20. Inzwischen starb seine Frau und er war Witwer mit
einigen Kindern. —
26. Aus seiner zweiten Ehe (mit Maritje Herculens) hatte
er auch einen Sohn Namens Dirk, der Bildschnitzer war und
später an einen der deutschen Höfe kam. Was mit den Uebrigen
geschah, weiss ich nicht.
DRITTER THElL. 3oy
Er starb im Jahre 1678 und ward von seinen Kunst-
genossen begraben. —
Hier wird es aber wol nötig sein, dem Leser ein- für
allemal zu sagen, dass ich bei meiner Arbeit nicht die Absicht 27.
habe, Jemanden zu verunglinpfen; denn ich habe die Hand-
lungen meiner Kunstgenossen so verzeichnet, wie sie mir von
unparteiischen Leuten mitgetheilt wurden, ohne an den That-
sachen aus Neid oder Hass etwas zu mildern oder zu übertreiben;
in Folge dessen habe ich den Rath jener naseweisen Kritiker,
welche verlangen, dass ich alle Fehler und Gebrechen der Maler,
die mir in ihrem Leben begegnen, übergehen und nicht ver-
zieichnen möge, als wenn sie Alle ein tadelloses Leben geführt
hätten, nicht beachtet. —
In welchem Jahre der unglückliche Figuren- und Historien- 3o.
maier Jan Linsen geboren ist, weiss ich nicht, nur dass er
in Hoorn wohnte, wo ihn im Jahre i635 das Unglück traf,
welches wir sofort erzählen wollen.
Nachdem er durch seinen Fleiss selbstständig geworden,
ging er nach Rom, um sich nach guten Vorbildern Reiter aus-
zubilden. Als er sich in Italien, um ich weiss nicht wohin zu3i.
gehen, einschiffte, ward er von den Mohren gefangen, an ihrer
Küste ausgesetzt, mutternackt ausgezogen und vor ihren
Führer gebracht, doch rettete er durch einen seltsamen Vorfall
sein Leben und kam davon. Nach seiner Rückkehr hat er
diesen Vorfall in einem vortrefflichen Bilde dargestellt. Dies
berichtet mir der Maler Johannes Bronkhorst aus Hoorn in
einem Briefe vom 18. Mai 17 18, so wie dass dieses Bild noch
gegenwärtig sich mit mehreren anderen die ob ihres Kunst-
werthes und ihrer Behandlung werth sind gesehen zu werden,
im Besitze des Herrn Adriaen Beverwyk zu Hoorn befindet.
Und nun sein letztes Unglück-; Jan Linsen sass eines Tages
"in einem Wirthshause zu Hoorn und spielte; da er im Gewinnen
war, begann sein Widerpart zuerst wegen seiner Verluste zu
murren und sagte endlich: Ich stosse dir sofort ein Messer
durch die Brust! Darauf rief Linsen lachend und nichts
Böses ahnend, da sie ja stets gute Freunde gewesen: Ja stich
nur! worauf der Andere ihm tückisch unter dem Tische den
Todesstoss gab, so dass er zur Erde fiel und mit ersterbenden
20*
3o8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Lippen rief: dass er tückischer Weise von dem ermordet worden
sei den er liebte, ihm aber verzeihe; hierauf gab er den Geist
auf und starb.
32. Im Verlaufe dieses Werkes begegnete es uns wiederholt,
dass wichtige Nachrichten, die durch die Zeit in Vergessenheit
gerathen sind, nicht rechtzeitig zu unserer Kenntniss kamen, um
sie aufzunehmen. So geschah es auch mit der nachstehenden
Lebensbeschreibung Gerard Terburg's, die unter dem Jahre
1618 ihren Platz hätte finden müssen, uns aber erst jetzl, da
wir bereits bis zum Jahre i635 vorgeschritten sind, zur Kenntniss
kommt.
Derselbe Fall widerfuhr uns mit dem Geburtsjahr Gabriel
Metzu*s. — Welche Mühe kostet es schon, wenn auch ver-
spätet, das zu erhalten, was wir brauchen!
In der Lebensbeschreibung Gerard Dou*s haben wir
nicht angegeben, dass ihm Karl IL, König von England, der
viel Gefallen an seinen Arbeiten fand, an seinen Hof berief.
Er aber wusste einen Vorwand, dies abzulehnen, weil das
laute Hofleben nicht zu seiner stillen Art passte oder weil ihm
seine Freunde davon abriethen; eine Andeutung dieser Art findet
sich in einigen Versen. —
34, Wir wollen aber wieder auf G erardTerburg zurückkommen,
mit dem wir begonnen haben. Er ist zu ZwoUe in Overyssel im
Jahre 1608 geboren. Er stammt aus altem, angesehenen Geschlecht,
erhielt eine gute Erziehung und besass viel Verstand. Auch
war ihm die Kunstgöttin von Jugend auf günstig. Sein Vater,
der ein tüchtiger Maler war und viele Jahre in Rom gearbeitet
hatte, war der erste Lehrer seiner Jugend. Er hat auch später
zu Harlem bei einem Maler gewohnt, aber ich weiss den Namen
desselben nicht.
Als er selbstständig geworden und Lust zu reisen hatte,
besuchte er fremde Länder, wie Deutschland, Italien, England,
Frankreich, Spanien und die Niederlande, wo er überall Proben
seines Talentes zurückliess. Im Jkhre 1648 ging er nach
Münster zu den Friedensverhandlungen, wo er zunächst mit
dem Maler des Grafen Pignoranda Bekanntschaft machte. Da
dieser durch das Gerücht wusste, dass er ein bedeutender
Künstler wäre, erwies er ihm Freundschaft, umsomehr, da er
DRITTER THEIL 3o9
ein Bild, eine Kreuzigung Christi darstellend, für den genannten
Grafen unter den Händen hatte, mit welchem er nicht recht
fertig werden konnte; deshalb bat er Terburg, ihm dabei
behilflich zu sein, was dieser auch that. Als es vollendet war,
zeigte er es dem Grafen, der Gefallen daran fand, ihm aber
auch zu merken gab, dass er es nicht allein gemacht haben 35.
könne, was dieser endlich auch eingestand. Der Graf hiess ihn
den Maler zu ihm bringen, und Terburg wurde sofort gefragt,
ob er ihn porträtiren wolle, was dieser bejahte in der Vor-
ahnung, dass daraus sein Glück erwachsen würde. —
Dieses Porträt, auf welches er seinen ganzen Fleiss ver- 36.
wendete, gab ihm nicht nur Gelegenheit, für den Grafen noch
andere Bilder zu malen, sondern auch alle Gesandten zu por-
trätiren, die zu den Friedensverhandlungen dort zusammen-
gekommen waren. Diese Porträts wurden von allen Herren
gerühmt und Alle, insbesondere aber der genannte Graf, fanden
so viel Gefallen daran, dass dieser nicht abliess, ihn durch
Versprechungen grosser Vortheile zu bewegen, mit ihm nach
Spanien zu gehen, was er auch that. Dort malte er das Porträt
des Königs und vieler der Vornehmsten des Hofes zu Aller
Zufriedenheit.
Der König schlug ihn zum Ritter und verehrte ihm eine
goldene Kette mit einer Medaille, auf welcher des Königs Bild
geprägt war, einen Degen und ein Paar silberne Sporen. Auch
malte er die vornehmsten Hofdamen und viele reiche Leute, die
in seinen schmeichelnden Pinsel ganz verliebt waren und ihm wol
allezeit Arbeit verschafft hätten ; aber er blieb nicht lange dort,
da er sich durch seine Liebenswürdigkeit mehr als den eifer-
süchtigen Spaniern angenehm war, bei den Frauen beliebt zu
machen wusste, so dass sie ihm am liebsten eine Feige gegeben
hätten, an der er hätte bersten können. Davor gewarnt, packte er
sofort seine Koffer und ging in aller Eile von Madrid nach Eng-
land, wo er durch sein Talent Gunst und viel Geld verdiente.
Als er nach Frankreich überschiffen wollte, steckte er sein Gold,
da er wusste, dass nach englischem Rechte die Commissäre auf
die Ausfuhr des Goldes Acht haben, in seine Kappen Stiefel, die
er vorsorglich geflickt und unansehnlich gemacht hatte, damit
sie nicht auffallen, und kam so glücklich herüber. —
3 lO ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
37. In Frankreich malte er verschiedene Porträts reicher Leute,
auch einige Cabinetsstücke. Nachdem er in dieser Weise einige
Jahre im Auslande zugebracht hatte, kehrte er wieder nach
Overyssel, seinem Geburtslande, zurück und Hess sich in Deventer
nieder, wo er eine seiner Nichten heiratete, die ihm jedoch keine
Kinder gebar. Dort war er wegen seines gefälligen Benehmens und
seiner Kunst bei allen Grossen geschätzt und war viele Jahre
in der Vroedschaft von Deventer, bis ihn der Tod im Jahre 1681
im 73. Jahre seines Alters entriss. Seine Leiche ward nach seiner
Geburtstadt Z wolle gebracht und festlich bestattet.
Als im Jahre 1672 die Stadt Deventer durch Ver-
schanzungen vor dem Einfalle der Feinde verstärkt wurde und
Prinz Willem III. von Oranien daselbst anwesend war,
wünschten die Bürgermeister und Räthe der Stadt sein Porträt
zur Erinnerung zu besitzen. Der Prinz antwortete ihnen, dass
keine Gelegenheit dazu vorhanden wäre, dass ihn aber Ne tscher
porträtirt hätte und er ihnen eine Copie dieses Bildes über-
mitteln wolle. Sie aber dankten dem Prinzen und sagten, dass der
Meister Net sc her's eben gegenwärtig wäre. Der Prinz stimmte
zu, obwol er in der stürmischen Zeit we*nige Stunden abgewinnen
konnte, um zu sitzen. Deshalb musste Terburg für die erste
Skizze den Augenblick wahrnehmen, als der Prinz bei der Tafel
sass und diese später in seinem Atelier vollenden. Aber dieses
38. Porträt wurde von einem der Bürgermeister so gut aufgehoben
und eingesperrt, dass es später, als es wieder zum Vorschein
kam, ganz geschwärzt und verdorben war.
Er ward später aufgefordert, das Porträt des Prinzen zum
zweitenmale zu malen, aber er machte zur Bedingung, dass
der Prinz dazu acht Stunden sitzen müsse. Diese Sitzungen waren
jedoch nicht so ruhig als Terburg wol gewünscht hätte; deshalb
gab er dem Prinzen einen geistreichen Wink. Der Prinz, den
das Sitzen für die Länge der Zeit verdross, liess nicht ,ab,
den Maler bald Dies, bald Jenes zu fragen. Da er wusste, dass
er in Spanien nicht selten die Rolle des Verliebten gespielt
hatte, fragte er ihn, wie viel Maitressen er wol in Madrid
gehabt habe. Können Eure Hoheit mir wol sagen, antwortete
er, wie viel Pferde Sie geritten haben? Ich habe mir dies nicht
gemerkt, sagte der Prinz, weil ihrer unzählige sein mögen.
DRITTER THEIL. 3 f I
Ebensowenig, erwiderte Terburg hierauf, kann ich Euch dies
von meinen Maitressen sagen. Hierauf begann der Prinz wieder
von Anderem zu sprechen und fragte den Maler, ob er auch
den König von Spanien gemalt habe. Er antwortete: Ja,
aber der sass auch so geckenhaft. Wie, sagte der Prinz, ver-
gleicht Ihr den König mit einem Gecken? O ja, antwortete
Terburg, ist der nicht geckenhaft, der gemalt sein und nicht
stille sitzen will? Der Prinz, der wol fühlte, dass dies ein
doppelter Stich und der Maler ein kurzweiliger Geselle sei, sass
seitdem ruhiger, bis die bedungenen Stunden vorüber waren und Sq.
er aufstand.
Dies geschah im Hause des Oberschulzen Terburg, eines
Vetters des Malers, eines Mannes von bedeutendem Verstände,
den der Prinz von Oranien hochschätzte, und bei welchem er
wohnte, wenn er nach Deventer kam.
Terburg bat den Prinzen zum Letzten, noch einmal zu seinem
Bilde zu sitzen, aber dieser wollte nicht daran, und sagte: er
müsste dazu nach dem Haag kommen. Terburg, besorgt dass er
mit den letzen Arbeiten etwas an den charakteristischen Gesichts-
zügen auslöschen könnte, machte eine ganz gleiche Copie des
ersten Bildes und nahm diese mit nach dem Haag. Der Prinz
sass endlich noch einmal dazu und fand so viel Gefallen daran,
dass er sein Siegel darauf setzte und befahl, dasselbe sofort
aufzuhängen.
So behielt der Maler, ohne es eigentlich zu beab*
sichtigen, das echte Porträt des Prinzen, für welches er später
von einem Herrn aus Amsterdam eine schöne Kutsche ein-
tauschte, die er seitdem gebrauchte.
Er verstand es, durch seinen Pinsel nicht allein die charak-
teristischen Gesichtszüge und das ganze Wesen lebensgetreu
nachzubilden, sondern auch die Kleidungen und besonderen Stoffe
nach ihrer Art wiederzugeben, vor Allem aber verstand er den
weissen Atlas so naturgetreu, dünn und kunstvoll darzustellen,
dass er in Wahrheit Atlas zu sein schien, weshalb er ihn auch
häufig in seinen Bildern anbrachte.
Von seinen zahlreichen höchst fleissig ausgeführten Porträts
ward insbesondere das der Frau Kornelia Bikker gepriesen,
auf welches Jan Vos vier Verse dichtete. —
3 I 2 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
40. Das ausgezeichnetste von all* seinen berühmten Werken
aber ist die Friedensunterhandlung zu Münster, worin alle Vor-
nehmen und Herren, die bei dem Friedensschlüsse gegenwärtig
waren, nach dem Leben porträtirt sind. Er selbst verlangte für
dieses Bild 6000 Gulden. Da ihm jedoch weniger geboten wurde,
behielt er es, und es befindet sich noch gegenwärtig zu De-
venter bei dem Rentmeister Terburg. Er hat sich selbst sehr
ähnlich unter den Zuschauern porträtirt. Es existirt nach diesem
Bilde ein kunstvoll gearbeiteter Kupferstich, der von den Kupfer-
stich-Sammlern ebenso geschätzt wird, wie Terburg's Bilder, die
man in den ersten Cabineten von Holland findet.
Neben ihm erscheint der berühmte moderne Gesellschafts-
maler Gabriel Metsu. Wir bedauern, dass wir nur so wenig
über sein Leben berichten können, denn Alles, was wir darüber
41. wissen, ist, dass er im Jahre 161 5 zu Leiden geboren wurde.
Mehr konnten wir nicht erfahren, deshalb haben wir ihn neben
seinen Zeitgenossen eingereiht.
Der Kunstfreund Jan de Wolf besass wol das grösste
und figurenreichste Gemälde von Metsu, welches ich jemals von
ihm gesehen habe. Es stellt eine Wochenbettvisite von Herren
und Damen vor und war so schön componirt, in der Zeichnung
so keck und kunstvoll, das Nackte so zart verschmolzen, kräftig
und hell, die verschiedenen Stoffe, der Atlas so dünn gemalt
und natürlich gefaltet, dass es eine Lust war, es anzusehen.
Dabei war aus der besonderen Stellung und Wendung der Figuren
bei ihrem Begegnen klar zu entnehmen, was jede sagen wollte.
Es hat mich deshalb befremdet, dass der Besitzer sich desselben
entäussern konnte.
Gegenwärtig ist im Haag in dem Cabinete des Kunst-
freundes Joh. van Schuilenburg ein Bild, ebenfalls aus seiner
besten Zeit, welches eine Frau vorstellt, die über einem silbernen
Waschbecken, welches ihr eine Magd vorhält, ihre Hände
wäscht, während ein Herr, der eben bei der Thür eintritt, sie
begrüsst.
Der Kunstfreund Hieronimus Tonneman besitzt ein
kleines Bild, aber auf das allerkunstvoUste gemalt und gezeichnet,
welches eine Frau vorstellt, welche die Laute spielt. Das
Köpfchen der schönen Frau ist auch schön, dünn, fleissig, aus-
riirJ
DRiTTER THEIL. 3 I 3
führlich und kräftig gemalt, desgleichen die Händchen, die,
wenn sie van Dyk gemalt hätte, nicht schöner sein könnten.
Die Sammtjacke mit weissem Pelz besetzt, der Atlasrock, das 42.
männliche Porträt, der Hund, und das übrige Stillleben, sind,
jedes in seiner Weise, der Natur zum Trotze ausgeführt.
Oft malte er auch eine Frau, die Grünzeug, Früchte,
Fische, Vögel oder vierfüssiges Wild feilbietet und eine Magd,
die zu Markte kommt. Unter diesen in der Regel kleinen Bildern
findet man welche, die so natürlich, fleissig und kunstvoll dem
Leben nachgeahmt sind, dass es ein Vergnügen ist, sie zu
sehen. Zuweilen malte er auch die Ansicht einer Malerwerkstätte
oder Zeichenschule, im Vordergrund Gypsabgüsse, Malergeräth-
schaften, Kupferstiche, Kunstbücher und was noch sonst zum
Stillleben gehört, aufeinandergehäuft und all' dies nach der
Natur.
Er war ein Mann von lobenswerthem Betragen und starb
zu Amsterdam, wo er wol die meiste Zeit seines Lebens zu-
brachte. Im Mittag seines Lebens, 43 Jahre alt, im Jahre i658
unterzog er sich einer Steinoperation.
Johannes Spilberg ist zu Düsseldorf am 3o. April 1619
geboren. Sein Vater, ein geschickter Oel- und Glasmaler, stand
viele Jahre im Dienst des Herzogs Johann von Jülich und
Berg, später des Herzogs Wolfgang Wilhelm und war
Raadsverwandter der Stadt Düsseldorf. Sein Onkel Gabriel
Spilberg war Maler des Königs von Spanien.
Nachdem er sich in der lateinischen und anderen Sprachen
geübt hatte , verlegte er sich auf die Malerei , worin er
durch Talent und Fleiss solche Fortschritte machte, dass der
Herzog Wolf gang Wilhelm viel Vergnügen daranfand und, um
ihm einen Dienst zu erweisen, eigenhändig an Rubens, dessen 43.
Talente er hochschätzte, schrieb, und diesem die Sorge über den
Jüngling empfahl. Damit sandte er ihn nach Antwerpen, aber
unterwegs hörte Spilberg, dass Rubens gestorben war; darum
nahm er seinen Weg nach Amsterdam zu dem berühmten
Govaert Flink, unter dessen Leitung er sieben Jahre lang
arbeitete und unter dessen Aufsicht er verschiedene gute
historische Darstellungen und Porträts malte, durch welche er
sich einen Namen machte und Veranlassung fand, daselbst
3 14 ARNOLD HOUBRAKEN^S GROSSE SCHOUBURGH.
wohnen zu bleiben. Er heiratete dort auch am 20. Juli
1649 Maria Fis, welche ihm zwei Sohne und drei Töchter
gebar.
In dieser Zeit hatten die Bürgermeister von Amsterdam
die Absicht, in einem grossen Bilde eine Schützengruppe, deren
Hauptmann der Bürgermeister van der Pol war, malen zu
lassen. Verschiedene Meister wurden ausgewählt, eine Skizze zu
entwerfen. Unser Maler war einer von diesen und seine Skizze
gefiel so sehr, dass das Bild bei ihm bestellt wurde, welches er
auch so ruhmwürdig vollendete, dass er noch ausser der bedun-
genen Geldsumme ein Geschenk erhielt. Es ist noch zu Amster-
dam in dem Doelen auf dem Singel zu sehen.
Sobald sein Ruhm sich ausbreitete, ward er vom Herzog
Wolf gang Wilhelm als Hofmaler berufen. Nach seiner
Ankunft malte er den Fürsten, seine Gemalin Katharina
Charlotte, Herzogin von Zweibrücken, den Pfalzgrafen
Filip Wilhelm, dessen Gemalin, die Tochter des Königs
von Polen und andere Grosse des Hofes zu grosser Zufrieden-
44 heit, in Folge dessen er von den Fürsten goldene Medaillen
und andere Geschenke erhielt und deren WolwoUen erwarb.
Zur selben Zeit ward er von dem Fürsten mit dem Feld-
marschall nach Köln geschickt, um das Fräulein von Fürsten-
berg zu porträtiren, wofür er ein reiches Geschenk erhielt.
Nach dem Tode des Fürsten nahm er seinen Aufenthalt
in Amsterdam. Aber es währte nicht lange, so berief ihn der
Pfalzgraf Filip Wilhelm, der Nachfolger des Verstorbenen,
als Hofmaler.
Nun porträtirte er den Fürsten und dessen Gemalin,
dann auch die Prinzen und Prinzessinnen zu verschiedenen Malen,
insbesondere die älteste Tochter für den Kaiser, der sich mit
ihr vermalte. Damals porträtirte er auch den Kurfürsten von
Brandenburg, der so viel Gefallen daran fand, dass er ihn
aufforderte, an seinen Hof zu kommen, was er aber ablehnte.
Im Dienste dieses Fürsten malte er auch verschiedene Altar-
bilder, zu Düsseldorf bei den Kreuzfaerren, zu Benrath und im
Schlosse Amersfort.
Als der Kurfürst nach Polen ging, vollendete unser Maler
seine begonnenen Bilder und zog mit Frau und Kindern nach
DRITTER THEIL. 3 I 5
Amsterdam. Einige Jahre darauf kam der Kurfürst Job an
Wilhelm von der Pfalz zur Regierung. Dieser berief sofort
Spilberg, für den er von Jugend auf Neigung hatte. Für
diesen malte er verschiedene historische Darstellungen und ein
grosses Altarbild, welches sich in der Kirche zu Roermont
befindet. Auch malte er im Schlosse zu Düsseldorf die Thaten
des Herkules in UeberlebensgrÖsse. 4^-
Nach Vollendung dieses Werkes beauftragte ihn der Fürst,
das Leben Christi im Grossen zu malen, aber er starb darob
in seinem 72. Jahre am 10. August 1690.
Er hatte eine Tochter, Namens Adrian a, die zu Amsterdam
am 5. December i65o geboren ward. Diese hatte er, da sie
Talent zur Kunst zeigte, von Jugend auf im Zeichnen und Malen
unterrichtet. Sie zeichnete mit Pastellfarben oder Kreide nach
dem Leben, malte auch in Oelfarben und erwarb sich grossen
Ruhm. Er liess sie, als er das letzte Mal an den pfälzischen
Hof ging, bei seiner Frau in Amsterdam, weil er daselbst seinen
Haushalt haben und hin- und herreisend seine Arbeiten für den
Fürsten vollenden wollte.
Als jedoch die Kurfürstin von seiner Tochter rühmend
sprechen hörte, drängte sie ihn, sie kommen zu lassen. Da
diese aber ihre Mutter, die sie besonders liebte, nicht verlassen
wollte, hiess ihn der Fürst nach Amsterdam gehen, seinen
Haushalt daselbst auflösen, um mit Frau und Kindern am Hofe
zu wohnen, und bot ihm nicht allein eine Entschädigung für
die Reisekosten, sondern gab ihm auch eine goldene Medaille
als Geschenk für seine Tochter mit, um sie zu bewegen und
sie seiner Gunst zu versichern. Dies war im Jahre 1681.
Am Hofe 'hatte sie viele Heirats -Anträge; aber der Vater,
besorgt, dass alle Fortschritte, die sie durch ihren Fleiss in 46.
der Kunst gemacht hatte, nach ihrer Heirat durch häusliche
Sorgen vereitelt werden könnten, nahm sich vor, sie nur einem
Maler zur Frau zu geben. Sie heiratete auch später, im Jahre
1684, zu Düsseldorf den wackeren Maler Wilhelm Breekvelt.
Dieser aber starb nach drei Jahren, nachdem sie ihm drei Söhne
geboren hatte, im Jahre 1687 im Alter von 29 Jahren.
Nachdem sie 11 Jahre lang Witwe gewesen, heiratete sie
abermals im December 1697 ^^ Düsseldorf den Maler Eglon
3 1 6 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
van der Neer, Rath und Hofmaler des Kurfürsten Johan
Wilhelm von der Pfalz.
Endlich muss ich noch zu Spilberg's Ruhm erwähnen,
dass ich ein Bild mit lebensgrossen Figuren von ihm gesehen
habe, welches die Musen des Gesanges und der Musik vor-
stellte, kräftig, flott und gut in Zeichnung und natürlich in
der Farbe war, in der Behandlung aber an H. Terbruggen
mahnte.
Wir gelangen nun zu einigen Malern, deren Geburtszeit
wir nicht kennen , die aber wahrscheinlich in diese Zeit gehören,
wie Jan Hakkert, dessen Geburtsort mir auch unbekannt ist.
Nach der Meinung Einiger soll er ein Amsterdamer sein. Man
sieht von ihm viele trefflich gemalte Landschaften, insbesondere
fremdartige Ansichten von Berghöhlen und seltsamen Grotten,
die er meist in der Schweiz nach der Natur gezeichnet hat. —
47. (Bei dieser Gelegenheit wurde er einmal von den Landleuten
für einen Zauberer angesehen, festgenommen und zum Ober-
48. bürgermeister gebracht.) Er war mit Adriaen van den
Velde befreundet, der viele seiner besten Landschaften und
Zeichnungen mit Figuren und Thieren staffirte.
Ein ganz ähnlicher Zufall begegnete auch den Malern
Theodor Wilkens von Amsterdam und Hendrik van Lint,
einem Landschaftsmaler aus Antwerpen, im Jahre 171 1 (als sie
sich einmal Studien halber nach Ronciglione, 42 italienische
Meilen von Rom, begeben hatten, — wo sie ebenfalls von dem
5o. Landvolke für Zauberer gehalten und gebunden vor das Haus des
Gouverneurs gebracht wurden).
Der Porträt- und Gesellschaftsmaler Pieter vanAnraat,
war ein Niederländer von Geburt, aber ich 'weiss nicht in
welcher Stadt, noch auch in welchem Jahre er geboren ist. Er
war ein lustiger Geselle und liebte besonders die Reime von Jan
van der Veen, weshalb er auch Umgang mit ihm pflegte und
auch, vielleicht um die Freundschaft desto stärker zu knüpfen,
später dessen Tochter heiratete. Mit Frau und Kindern Über-
siedelte er im Jahre 1672 nach Amsterdam, wo er die Regenten
des Hussitenhauses in der Breestraat malte, welches Bild beson-
ders gelobt ward, doch weiss ich nicht, was seitdem aus ihm
geworden ist.
DRITTER THEIL. Siy
De Bakker, dessen Werke unglaublicher Weise unbekannt
sind, weshalb ich vermuthey dass er sich ausser Landes auf-
gehalten haben muss , weil er in seinem Vaterlande vielleicht
keine Gönner fand, ist auch ein grosser Meister gewesen. Ich
sah von ihm ein jüngstes Gericht, in welchem viele Figuren
nackter Frauen und Männer, die vordersten anderthalb Spannen
gross, so kunstvoll gezeichnet und so kräftig gemalt waren, 5 1.
wie Korn. Kornelisz von Harlem sie jemals gemacht hat, und
die kleineren gaben den Figuren Rottenhamer's nichts nach.
Auch kam mir ein Bild von V. Geel in die Hände, worin
eine Amme mit dem Kinde im Schosse dargestellt war, daneben
die Mutter in einer rothen, geschickt um den Leib geschlungenen
Sammtjacke mit weissem Pelz und im gelben Atlasrocke, dünn
gemalt und natürlich gefaltet. Sie spielt mit dem Kinde, als
wollte sie es durch ein Stück Zucker von der Amme ablocken.
Ob dieser ein Schüler Metsu's gewesen, weiss ich nicht, aber
das Bild war so kunstvoll in dessen Manier gemalt, dass man
es leicht für eine Arbeit Metsu's ansehen konnte. Mehr ist
mir von ihm nicht vorgekommen, und keiner von Allen, die
ich nach ihm fragte, kennt den Mann oder seine Arbeiten. —
J. Weyerman, mit dem Bentnamen Compaviva, war 52.
ein von allen Jahrmärkten, wie das Sprüchwort sagt, zurück-
gekehrter Geselle. Er verstand es sich bald in Anderer Gunst
einzuschmeicheln, sprach sieben Sprachen, verstand sich
ungemein auf Blumen- und Früchtemalerei, wusste aber
besser, seine Zunge als seinen Pinsel zu führen. —
Mehrere Jahre hindurch gelang es ihm, sich bei van Beeke,
Schulzen zu Bodegrave, aufzuhalten, der Lust zur Kunst hatte
und die Gelegenheit wahrnahm, von ihm die Behandlung des
Pinsels und Mischung der Farben zu lernen. Man findet von
ihm zuweilen ein Fruchtstück oder todte, an einer Thüre oder
in einer Nische aufgehangene Vögel. Gewiss, dieser Unterricht
und seine Schönrederei kam diesen theuer zu stehen, da er lange
Zeit bei ihm blieb. —
Oudendyk und Drossaart malten Landschaften mit
Hirschjagden und ähnlichen Scenen.
Ruischer malte nordische Landschaften mit weiten Thälern53.
und steilen Klippen, zwischen beiden hochaufragende Mastbäume,
3 1 8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
das Ganze belebt mit hüpfenden Gemsen, in der Nähe eines
niederstürzenden Wasserfalls.
Akerboom malte Ansichten von Städten, Dörfern, und
Gehöften. Ich sah von ihm eine kleine Darstellung der Stadt
Tournay, die erstaunlich fleissig ausgeführt war.
Pieter Gyzen, ein Schüler des Jan Breugel, malte
kleine, fleissig ausgeführte Landschaften mit Figuren. Ich habe
auch Rheinansichten in der Manier von H. Sachtleven von
seiner Hand gesehen, die sehr geschickt behandelt waren.
Rorabout van Trojen malte verschiedenartige gefällige
italienische Landschaften, originell erfundene baufällige Paläste,
und geistreiche perspectivische Ansichten unterirdischer Höhlen,
obwol er Rom nicht gesehen hat. Er starb zu Amsterdam, wo
er stets gelebt hatte, im Jahre i65o.
Der frühergenannte Evert Oudendyk von Harlem hatte
einen Sohn, Namens Adriaen, der auch die Kunst ausübte,
aber ob er talentlos war und doch für begabt gelten wollte,
weiss ich nicht; mir wurde jedoch erzählt, dass er die Land-
schaftsmalerei von seinem Vater lernte, und dass er, um sie
angenehm zu machen, die Thiere aus den Bildern Adriaen
van den Velde's und die Figuren oder Bauern aus Bildern
von Tomas Wyk und Anderen zu entlehnen wusste, um mit
ihnen seine Bilder zu schmücken, weshalb er auch gewöhnlich
Rapianus genannt wurde.
Noch weniger lobenswerth handelte van Harp. Dieser
führte einen gefälligen Pinsel, malte nackte Figuren und Kinder,
54. auch Ceres- und Bacchusfeste, aber man findet unter seinen
Bildern manche, die genau nach Kupferstichen gemacht sind.
Tadelte man ihn darob, so berief er sich auf die Worte des
Horaz:
Pictoribus atque poetis, quaelibet audendi semper fuit aequa potestas. —
56. Karel du Jardin, genannt Bokkebart, war ein grosser
Meister in der Kunst, aber N. Berchem, bei dem er gelernt
hat, war ihm darin doch voraus. Andererseits streiten die
Kunstkenner, wessen Arbeiten höher zu schätzen sind.
Er hat es jederzeit bewiesen, dass er ein grosser Meister
war; sei es, dass er Ochsen, Schafe, Ziegen und römische
Märkte oder irgend einen kurzweiligen Vorfall allein darstellte,
DRITTER THEIL. 3 1 9
wie deren einen der Kunstfreund Jan de Vogel Tomasz zu
Amsterdam noch besitzt; dies Bild ist ein Meisterstück, und stellt
einen Quacksalber vor, . der in Narrenkleidern und maskirt vor
einem Haufen von Zuhörern steht und schwätzt. Es ist kunstvoll
in der Zeichnung, geistreich in der Composition und hell in der
Farbe. Ich habe auch verschiedene Kreuzigungen Christi von
ihm gesehen, kunstvoll in der Zeichnung, natürlich im Colorit
und kräftig gemalt, in welchen besonders Licht und Schatten
trefflich wahrgenommen waren. —
Von air seinen Bildern wird ein Cabinetsstück, die Kreu-
zigung Christi mit allem Beiwerke darstellend, gerühmt. VondelSy.
hat es nach Verdienst und schwungvoll in kunstverständigen
Ausdrücken gepriesen. — Dies Bild war viele Jahre hindurch und 59.
ist noch heute im Besitze der Familie Kromhout in Amsterdam.
Er malte zuweilen auch Porträts, wie aus einem Gedichte
von Jan Vos auf dessen Porträt zu entnehmen ist. —
Er war, wie uns scheint, ein lustiger Kauz. Der Herr
loan Renst, sein Freund, Nachbar und Hausherr, hatte die
Absicht, nach Italien zu reisen, zunächst um Rom zu sehen,
und Karel sollte ihn bis Texel begleiten, wo das Segelschiff
vor Anker lag, um nach Livorno in See zu stechen. Karel
schrieb des anderen Tages seiner Frau, ihm Wäsche zu
schicken und fuhr mit. Er wohnte damals in Amsterdam
auf der Herrengracht bei der Spiegelstraat und hatte eine alte 60.
Frau, mit welcher er vordem zu Lion getraut worden. Sie
hatte als Auskocherin und Herbergswirthin, bei welcher er
längere Zeit gewohnt hatte , viel Geld zusammengescharrt und
man sagt, dass sie ihn statt Bezahlung einer Schuld angenom-
men habe.
In Rom Hess ihn Renst zurück und setzte seine Reise
durch die italienischen Städte fort, bis er, nachdem er Alles
gesehen hatte, wieder nach Rom kam und ihn fragte^ ob er mit
in's Vaterland zurück wolle. Aber er hatte keine Eile und
sagte: Ich bleibe wo ich bin, denn ich bin dort, wo ich sein
wollte, und liess die Gesellschaft mit der mündlichen Botschaft
an seine alte Frau, dass er nachfolgen würde, abreisen. Doch
sie erwartete ihn vergebens, denn er starb in Venedig zur
selben Zeit, als Gabriel van der Leeu, genannt Lione, der
320 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ihn im November 1678 zu Grabe trug, dort war. Auch
Johannes Glauber erzählte mir, dass Karel in Venedig bei
einem holländischen Kaufmanne malte, erkrankte, nach kurzer
Zeit wieder hergestellt wurde, sich aber den Magen verdarb,
rückfällig wurde und starb. Er ward, obwol er reformirt war,
nach römischem Ritus in einer Kapuzinerkutte begraben. —
61. Nun folgen Drost, van Terlee und Poorter. Diese
malten Historien. Von dem Ersten, der ein Schüler Rem-
brant's gewesen, habe ich eine Predigt Johannis gesehen, die
gut gemalt und gezeichnet war. Er hat lange Zeit in Rom zu-
gebracht und verkehrte daselbst mit Karel Lot und Joan
van der Meer, von dem wir eine beachtenswerthe Geschichte
in der Lebensbeschreibung des J. D. de Heem mitgetheilt
haben.
Von dem Zweiten sah ich den Raub der Europa mit
ihren bei- und umschweifenden Mägden; von dem Dritten eine
Darstellung der Königin von Cheba ; doch dieser behalf sich
wol meist mit dem Malen von Stillleben.
Nun folgt Jakob Gellig, ein Utrechter, verheiratet mit
der Tochter von Adam Willaerts. Er war zuerst Kaufmann,
verlegte sich aber später auf das Malen verschiedener F'ische,
insbesondere jener Flussfische, die man zu Utrecht hat, welche
er ganz natürlich und geistreich zu malen verstand. Er war
drollig im Umgang, doch dies brachte ihm wenig Vortheih Als
die Franzosen im Jahre 1672 Utrecht besetzt hatten, konnte er
nur wenige seiner Bilder verkaufen und dies war sein Um und
Auf; deshalb verlegte er sich auf die Porträtmalerei. Da aber
Niemand der Erste sein wollte, schleppte sich dies so hin, so
gut es ging. —
62. Am Anfange war Gellig auf seine Kunst anmassend und
hatte die Gewohnheit, Andere wegen begangener Missgriffe zu
tadeln, aber dieser Hochmut Hess später nach. —
63. Spalthof gehört auch unter Jene, deren Geburtszeit ich
nicht in Erfahrung bringen konnte. Er malte geschichtliche
Darstellungen und Thiere, zumeist italienische Gemüsemärkte.
Er ist dreimal zu Fuss nach Rom gewandert.
Ein gewisser ßroers malte ßrabant'sche Bauernmärkte.
Er war weit geschickter als der Vorgenannte. Ich sah ein ziemlich
DRITTER THEIL. 321
grosses Bild von ihm, reich an Figuren, die sämmtlich naturgetreu
aufgefasst, nach Art der Bauern gekleidet, auch geistreich in
Gruppen vertheilt, und leicht und keck gemalt waren. Auch
der Hintergrund und die Bäume waren so, dass es in geringer
Entfernung sich ganz gut ansehen Hess.
Nun folgt Martinus Saagmolen. Von diesem sah ich
ein grosses Bild, ein jüngstes Gericht, in welchem sich eine
fast unzählbare Menge von grösseren und kleineren Figuren
und Engeln zeigte; die meisten waren wol deshalb naturwahr
dargestellt;, weil sie so blass aussahen, dass sie Schemen oder
Gespenstern ähnlich waren. Man sagt, dass Jan Luiken in
seiner Jugend bei ihm Zeichnen und Malen lernte. Ich will
dies auch glauben, da man häufig ganz ebensolche langhaarige
Engel und an seinen Figuren ebenso düstere Gesichter, von seiner
Aetznadel dargestellt sieht.
Johannes Buns wird in den Gedichten von P. Rixtel
ein berühmter Porträtmaler genannt. Aber mir ist noch keines
seiner Werke vorgekommen, folglich kann ich auch nicht
darüber urtheilen. Es scheint mir aber aus den Versen, welche
J. Blasius auf zwei von ihm gemalte Venus-Bilder dichtete, 64.
dass er ein Figurenmaler war. —
Ich finde auch Sonette auf seinen Zeit- und Kunstgenossen
N. Sanders, aus welchen ich entnehme, dass er ein Porträt-
maler war, aber dies ist Alles, was ich von ihm weiss.
Jan Asselyn, genannt Krabbetje, erhielt diesen Bei-
namen in der römischen Bent, weil er eine verkrüppelte Hand
und gekrümmte Finger hatte, so dass er seine Palette mit
genauer Not festhalten konnte. Dabei war er von kleiner Gestalt,
weshalb ihn Florent le Comte, Petit Jean Hollandais
nennt; aber er war ein bedeutender Künstler, wie dies auch
seine in den Niederlanden hinreichend bekannten Werke deutlich
bezeugen. Er war einer der Ersten, welche die reine und lichte
Weise der Landschaftsmalerei, in der Art des Claude Lorrain,
nach Holland brachten. Er heiratete im Jahre 1645 zu Lyon die
jüngste Tochter von Houwaart Koorman aus Antwerpen, und
Nicolas de Helt-Stokade die älteste, welche sie Beide mit 65.
nach Holland brachten. Dies erzählte mir A. Genoels, genannt
Archimedes, der es aus dem Munde des Malers Laurens
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 2 l
322 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Frank hatte, welcher damals mit Arnoldus Quellinus,
welcher die kunstvollen Marmorarbeiten am Amsterdam'schen
Rathhause gemacht hat, in dem Hause des genannten Houwaart
in Lyon wohnte.
Sein Porträt hat Rembrant radirt. Es war noch ein
anderer Maler, genannt Petit Joan le Hollandais, in Frankreich
bekannt. Dieser malte Landschaften mit kleinen Figuren ganz
ausgezeichnet und nett. Sein Bentname war Ballon. — Dieser
war im Jahre i65i, als A. Genoels nach Rom kam, schon
gestorben.
Jakob Ruisdael, ein grosser Freund N. Berchem's, war
ein Harlemer von Geburt, hat aber die grösste Zeit seines Lebens
zu Amsterdam zugebracht. Sein Vater, der Ebenholz-Rahmen-
macher war, Hess ihn in seiner Jugend lateinisch lernen und
Medicin studiren, worin er es bereits so weit gebracht hatte,
dass er in Amsterdam verschiedene Operationen mit viel Ruhm
vollzog. Er starb im Jahre 1681 in Hartem und ward am
16. November begraben, wie ich aiis einer Todesanzeige
entnehme.
Er malte in- und ausländische Landschaften, insbesondere
aber solche, in welchen man das Wasser von einem Felsen auf
den anderen fallen und endlich mit Geräusch — worauf sein
66. Name auch anzuspielen scheint — niederstürzen oder weithin
verspritzen sieht, und er wusste das durch den mächtigen Anfall
auf die Felsen rings aufsprühende oder schäumende Wasser so
natürlich zart und klar durchscheinend darzustellen, dass es
natürliches Wasser zu sein schien. Ebenso verstand er es auch,
das Meer darzustellen, wenn es ihn gelüstete, die ungestüme See,
die mit der Gewalt brandender Strömungen gegen Klippen und
Dünen anbraust, auf die Leinwand zu bringen, so dass er in
dieser Art der Beste gewesen ist. Uebrigens konnte ich nicht
finden, dass das Glück seine Freundin gewesen wäre. Er blieb
bis an das Ende seines Lebens ledig, man sagt, um seinen
Vater um so besser unterstützen zu können.
Sein Bruder Salomon Ruisdael, der vor ihm im Jahre
1670 starb, war auch ein tüchtiger Landschaftsmaler. Dieser
hatte überdies eine Erfindung gemacht, verschiedene Arten von
Marmor so nachzuahmen, dass man glaubte, es sei wirklich
DRITTER THEIL. 323
Marmorstein. Ich habe zwei rundgedrehte Kugeln, kunstvoll
geädert, kalt und hart, und so schwer wie Stein, als Zierde
eines Cabinets gesehen; diesen Stoff konnte er, so lange er
weich war, nach Belieben formen und kneten. Jedermann schätzte
solche polirte Steinarbeiten, bis es bekannt oder sichtbar wurde,
dass sie nur nachgeahmt waren. —
Ich erinnere mich aus meiner Jugend, dass der Geschmack 67.
der Leute damals insbesondere auf Blumen und Früchte gerichtet
war. Aber es konnte nicht Jedermann ein Fruchtstück von de Heem
oder ein Blumenstück oder Stillleben von van Aalst, die damals
geschätzt waren, als Zimmerschmuck besitzen. Dies beachtete
Ludowyk Smits, genannt Hartkamp, der sich im Jahre
1675, damals ungefähr 40 Jahre alt, in Dordrecht niederliess.
Wo er geboren war, weiss ich nicht, aber, wie mir erzählt
wurde, war sein Vater Kriegsofficier und wohnte damals zu
Swartewall, oberhalb Zutsen, in Overyssel.
Dieser Ludowyk Smits wohnte, als er nach Dordrecht
gekommen war, bei einem Orgelbauer Namens Joan Kools,
dessen Frau einen Bilderhandel trieb. Das erste Bild, welches
er dort malte, war eine reuige Magdalena; das Beiwerk stellte
einen Felsen vor, den er mit Schwarz und Weiss gemalt,
hierauf mit Schittgelb und Spangrün übertüncht hatte, so dass
er sich ganz natürlich und kräftig darstellte. Dieselbe Manier
beobachtete er auch bei seinen Fruchtstücken, deren er viele
malte, die leicht ihren Käufer fanden, so dass er viel Geld damit
verdient hätte, wenn diese Manier lange Stand gehalten hätte;
da dies aber nicht der Fall war, währte auch das Glück nicht
lange, weil diese getünchten Bilder grau wurden und er deshalb
für einen Betrüger gehalten wurde. — Wenn er aber zur Rede 68.
gestellt ward, gab er zur Antwort: dass sich die Farben trotz-,
dem noch länger gehalten hätten, als das Geld, welches er
dafür bekommen habe, da dieses noch weit früher aus seiner
Tasche verschwunden wäre.
Er hielt sich übrigens noch eine Zeit in Dordrecht auf
und hat^e eine Liebschaft mit einer Wirthin, die ihn mit Geld
unterstützte, bis seine Frau, die ihm nachgekommen war, ihn
in Dordrecht fand, worauf er fortging, ohne dass ich erfuhr,
was weiter mit ihm geschah.
21*
324 ARNOLD HOUBRAKEN^S GROSSE SCHOUBüRGH.
Melchior de Hondekoeter ist zu Utrecht im Jahre i636
geboren. Sein Urgrossvater war nach der Erzählung seiner
Freunde der wahre Marquis von Westerloo*), der, um
69- den Gewaltthätigkeiten der spanischen Inquisition, weil er der
reformirten Kirche angehörte, zu entgehen, sein Vaterland
verliess, mit seinem Hausgesinde nach Holland floh und sich
in Amsterdam niederliess.
Sein Sohn Gillis de Hondekoeter, der in seiner Jugend
zum Vergnügen, wie dies damals Uebung war, Malen gelernt
hatte, verlegte sich auf das Malen von Porträts, um Geld damit
zuverdienen, da sein Vater und er ihrer Güter beraubt waren.
Welche Mühe sie aber später auch anwendeten, um wieder in den
Besitz derselben zu gelangen, so half ihnen dies doch nicht, obwol
sie hinlängliche Rechtstitel an der Hand hatten; im Gegentheile
ward dem alten Manne, der aufrichtig und leichtgläubig war,
schändlich mitgespielt, denn ein gewisser Joan Verwers, ein
schnöder Geselle, gab vor, ihm dienlich sein zu wollen und dies
auch zu können, wenn er ihm die Papiere überliefern und
anvertrauen würde, was auch geschah. Er ging damit auch
nach Brabant, aber als er nach einiger Zeit wiedergekishrt war
und gefragt wurde, wie es damit stünde, gab der Betrüger zur
Antwort, dass ihm die Papiere unvorsichtigerweise abhanden
gekommen wären; aber man zweifelte nicht, dass er viel Geld
daraus gezogen habe, denn obgleich er früher nichts besessen
hatte, spielte er dann den vornehmen Herrn.
Gillis de Hondekoeter, der Grossvater Melchior's ver-
legte sich auch später auf die Landschaftsmalerei und ahmte
die Manier von R. Savry und David Vinkeboons nach. Er
war ein schöner und wolgestalteter Mann, der sich besonders gut
70. zu benehmen wusste, selbst als er schon hochbejahrter Witwer
war und mehrere heiratsfähige Töchter hatte, von welchen
Josina später den Maler Jan Baptist Weenix heiratete; und
einen Sohn Namens Gysbert, welcher der Vater Melchiors ist.
*) Eine alte und berObmte Baronie, mit grossem Schlosse in der
Meyerey von Ghelen zwischen Herenthals und Diest in Brabant gelegen,
von Philip IV., König von Spanien, durch eine Urkunde, gegeben zu Madrid
im Jahre 1626, zu Gunsten des Baron*s Filip von Merode zur Markgrafschaft
erhoben. (Brab. lliust.)
DRITTER THEIL. 325
der auch ein guter Maler war — und später nach Utrecht über- 71.
siedelte, wo er im Jahre 161 3 geboren war.
Er malte verschiedene Arten lebender Vögel, insbesondere
Hühner. Ueberdies war er ein gottesfürchtiger und frommer
Mann und Armenvater der reformirten Kirche in Utrecht;
er starb, 40 Jahre alt, im Jahre i653, so dass sich Melchior
bis zu seinem 17. Jahre seines Unterrichtes erfreuen konnte.
Dieser übertraf seinen Vater in der Kunst, die er bis zu seinem
60. Jahre ausübte, und hat durch seinen Pinsel viel Ruhm
erlangt. Der Dichter Wilhelm van der Hoeven schrieb
auf sein Ableben am 3. April 1695 ein Trauergedicht. —
Wie man von dem Maler Otto Mareens erzählt, dass 72.
er Schlangen zu seinem Gebrauche auffütterte und sie gewöhnte,
in bestimmter Stellung liegen zu bleiben, bis er sie hinreichend
benützt hatte, so erzählt man auch von Hondekoeter, dass
er insbesondere einen Hahn so abgerichtet hatte, dass er ihn
neben seine Staffelei niedersetzen und ihm mit seinem Maler-
stock den Kopf nach oben oder unten richten, den Körper links
oder rechts drehen, oder ihn mit offenen Flügeln, oder als würde
er gehen, hinstellen konnte; in solcher Stellung blieb er
unbeweglich, bis ihm sein Meister durch Aufstehen zu erkennen
gab, dass er für den Augenblick mit seinem Modellstehen
fertig sei.
Gio. Baptista Weenix war der Onkel Hondekoeter's
von mütterlicher Seite und dessen Talent, damals in seiner
glänzendsten Entfaltung, diente ihm nach seines Vaters Tode
als Führer.
Er war höflich, bescheiden, hasste alle lockeren Vögel und 73.
Wirthshausgänger , war eifrig und thätig im Ausüben seiner
Kunst, insbesondere auch geneigt zum Studium der Wissen-
schaften, welche Bibel und Gottesdienst betrafen. Er hatte es
darin so weit gebracht, dass er sich zur Probe vor seinen Be-
kannten und Freunden in der St. Janskirche zu Utrecht von
der Kanzel hören Hess, was diese so sehr befriedigte, dass
man überlegte, ob man ihn zu diesem Amte oder zum Maler-
berufe erziehen sollte. Ueberdies war er Gott dienenden Ge-
müthes, stammelte des Abends in seiner Schlafkammer Gebete
mit solchem Ernst, so inbrünstig und in solchem himmlischen
326 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBURGH.
Verzücken, dass sein Oheim und seine Tante, bei denen er
damals wohnte, und das übrige Hausgesinde (dies hat mir der
Maler Jan Weenix, sein Neffe, selbst erzählt), oft heimlich
auf den Treppen standen und zuhörten. Ja, man behauptet
bestimmt, dass die Aenderung seiner Lebensweise nur durch
den zanksüchtigen Charakter seiner Frau und ihrer Schwestern,
die bei ihm im Hause wohnten, verursacht wurde und aus
alltäglichen Nergeleien ihren Anfang nahm, denn sie wollten
nicht einmal dulden, dass er seinen Freunden in seinem Hause
einen Beweis seiner Gastlichkeit gäbe. Daher geschah es öfter
als einmal, dass er sie ausser seinem Hause in einer Herberge
bewirthete und seine Frau, damit sie keinen Verdacht hege,
von Anderen dazu nötigen liess, die dann für den Augen-
blick wol zufrieden war. Und er hätte klug gehandelt*, wenn
er sich stets wie Sokrates geduldig in sein Los geschickt hätte,
anstatt seinen Gram im Wein zu betäuben. —
74. Nicht selten aber vergass sich Hondekoeter und hatte,
insbesondere in späteren Jahren, nicht immer hinreichende Gewalt
über sich selbst, sondern die Schwäche, wenn er in Gesellschaft
kam, oder Gelegenheit fand zu trinken, sobald nur etwas Wein
über seine Zunge geflossen war, die folgenden Gläser nicht
mehr zu zählen. —
Doch er war, sagt sein Schüler Willem de Royen,
wenn er Abends zuvor über sein Mass getrunken oder viel
Geld ausgegeben hatte, des anderen Tages stets sehr betrübt;
aber dies währte nur so lange, als er zu Hause oder bei
seiner Arbeit sass. War er wieder in Gesellschaft, so war
75. auch die Reue mit dem ersten Glase Wein vergessen. — Aber
davon abgesehen, war er ein schöner, gutherziger, freundlicher
und kluger Mann und der Phönix seiner Kunst. —
In diesem Jahre, i636, blühte auch der Maler Mathys
Harings von Leeuwarden. Er malte seine Porträts zart und
schmelzend und verstand es, die Züge mit grösster Aehnlichkeit
wiederzugeben.
Johan van Neck ist zu Naarden geboren, wo sein
Vater Arzt war. Von Jugend auf zur Kunst geneigt, ward er
zu Jakob Bakker in die Schule geschickt, dessen kühne und
kräftige Manier er wol abzusehen, nachzuahmen und sich zu eigen
DRITTER THEIL. 327
ZU machen verstand. Ausser seinen kostümirten historischen
Darstellungen malte er auch schöne nackte Figuren und badende
Frauen*
Von air seinen Bildern ward insbesondere ein Altarbild
gerühmt, welches Simeon darstellte, der das Kind Jesus im
Tempel umarmt, welches sich in der französischen katholischen
Kirche am Blumenmarkt in Amsterdam befindet. Ueberdies war
er ein Mann von tadellosem Wandel und ging eifrig zur Kirche.
Er war auch insbesondere gesellig und seine Gesellschaft wegen
seiner angenehmen Erzählungen gern gesehen, und hätte ich
damals an diese Arbeit gedacht, würde er mir grosse Dienste
geleistet haben, insbesondere da er im Bette lag, und gerne
sah, dass ich ihn besuchte. 76.
Er war ein grosser Freund des Malers Diderik Freres,
dessen Kupferstiche und Zeichnungen er nach dessen Tod
grösstentheils erbte. Er starb, 79 Jahre alt, im Jahre 17 14
zu Amsterdam.
Neben ihm erscheint Johan Visscher, nicht weil er
ein geschickter Kupferstecher war und Blätter nach Bildern und
Zeichnungen von Philip Wouwerman und Nicolas Ber-
chem zum Vergnügen der Kupferstichsammler gestochen hat^
sondern weil ihn seine Neigung im Alter von 56 Jahren an-
trieb, Malen zu lernen, in Folge dessen er unter Leitung des
Malers Michiel Carr6 geneigt zur Darstellung von Ochsen,
Kühen, Schafen etc. anfing, mit mehr Eifer als man von
einem Jüngling erwarten konnte, die Malerei zu lernen; Carre
sagte mir, dass er ihn oft des Morgens um 5 Uhr aufweckte
und nicht eher die Staffelei verliess, als bis ihn der Abend
hinderte und er seinem Eifer nicht mehr genügen konnte. In
Folge dessen verstand er es auch in Kürze, die Weise seines
Lehrers nachzuahmen. Er war ein Amsterdamer von Geburt,
aber sein Geburtsjahr konnte ich nicht anders erfahren, als aus
folgendem Umstände. Visscher war, wie ich eben gesagt hatte,
56 Jahre alt, als er anfing, Malen zu lernen, und war noch
nicht lange dabei, als am 18. September 1692, Nachmittags
3 Uhr ein Erdbeben die Niederlande erschütterte, woraus nun
leicht zu entnehmen ist, dass er im Jahre i636 oder um diese 77.
Zeit geboren sein muss. —
328 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Jan Visscher hatte zwei Brüder, Kornelis und Lom-
hart, beide älter als er und beide bedeutende Kupferstecher;
der Letztere hat in Italien, wo er auch starb, der Erstere in
den Niederlanden wunderbare Proben seiner Kunst gegeben; über-
dies hatte Kornelis eine Manier mit schwarzer Kreide nach
dem Leben zu zeichnen, die so unübertrefflich ist, dass ich sie'
vor allen anderen für die Jugend auswählen und kaum eine
bessere finden würde, um zu zeigen, wie die flotten Lichter, die
breiten klaren Schatten und sicheren Umrisse mit grosser Einsicht
und Geschmack zu behandeln sind. Wol der grösste Theil
seiner Zeichnungen befindet sich im Cabinete des Kunstfreundes
Jeronimus Tonneman in Amsterdam.
78. Sein Stadt- und Kunstgenosse Jakob van den Bosch ist
im Jahre i636 geboren und malte verschiedene Arten schmack-
haften Sommerobstes so naturwahr, dass den Genäschigen darob
die Zähne wässern. Er starb 1676. —
Octavio van Veen, van Mander, van der Venne,
waren Maler und Dichter. Desgleichen auch der Harlemer
Kornelis Ketel, der viele schöne Allegorien gemalt hat, die
er durch seine Reime sprechen Hess und so auf beiden Gebieten
sein Talent bewies. Kristoffel Pierson war ein . besserer
Maler als Dichter. Ueber Samuel van Hoogstraten wird
gestritten, ob er die Malerkunst oder die Dichtkunst besser ver-
stand. Doch Kamphuizen war ein besserer Dichter als
Maler und dasselbe müssen mir auch von Hei man Dullaart
behaupten, der es übrigens, so viel ich weiss, in der Malerei so
weit brachte, dass ich Gründe habe, ihn unter seinen besten
Zeitgenossen als Maler auf den Schauplatz zu bringen. Er ist zu
Rotterdam am 6. Februar i636 geboren. Sein Vater Kornelis
Michielze Dullaart war Kornhändler und wohnte am Booter-
floot. Abram Düllart, der im Jahre 1628 Oberschulze der Stadt
Rotterdam war, stammt aus seiner Familie.
yg. Er übte sich von Jugend auf eifrig in Sprachen und
Wissenschaften, bis die Liebe zur Malerei ihn nach einem
geeigneten Meister Rundschau halten liess. Dies war Rembrant
van Ryn, bei welchem er in kurzer Zeit durch seine Einsicht
so weit kam, dass er sich ferner der Natur zu bedienen wusste.
Er pflog noch später mit ihm und seinen tüchtigen Schülern
DRITTER THEIL. 329
Umgang, insbesondere mit Filips de Koning, der auch zu
seiner Erinnerung sein Porträt malte. —
Zu Rotterdam sind verschiedene lebensgrosse Porträts noch
gegenwärtig von ihm zu sehen, auch ein Küchenstück, mit
zwei Figuren, deren eine eine Frau vorstellt, welche einen
kupfernen Kessel scheuert, dabei befinden sich noch anderer
Hausrath aus Zinn und Kupfer und andere Küchengeräth-
schaften; dies ist Alles natürlich und kräftig und mit guter
Haltung gemalt.
Im Jahre 1696 wurden zu Leiden verschiedene seiner
Bilder mit der Verlassenschaft des Dr. Douw, der seine
Schwester Agneta geheiratet hatte, verkauft, unter welchen sich
fünf befanden, welche andere Freunde gern zur Erinnerung
an ihA besitzen wollten. Der Eigenthümer aber verlangte 400
Gulden, und da sie brieflich über den Handel nicht einig werden
konnten und auch am Verkaufstage nicht gegenwärtig waren,
wurden die Bilder verkauft, aber ich weiss nicht, an wen. Der
Maler Velthuizen in Gouda, dessen Frau eine Nichte von ihm
ist, erzählte mir, dass er die Werke seines Meisters so ähnlich
nachzuahmen wusste, dass ein Mars in blinkendem Harnisch von 80.
seiner Hand für ein echtes Bild Rembrant's zu Amsterdam
verkauft wurde. Mehr wissen wir nicht über seine Bilder zu
sagen, nur dass er ausserdem von allen Kennern der Dicht-
kunst für einen der ersten niederländischen Dichter gehalten
wird. Ferner war er ein Mann, von vielseitigen Kenntnissen,
weshalb sich viele seines Urtheils in dunkeln oder verfahrenen
Angelegenheiten bedienten. Im Jahre 1672 ward er angegangen,
in die Vroedschaft von Rotterdam zu treten, aber, müde der
bewegten Zeit, lehnte er dies ab und versah nur längere Zeit
den Kirchendienst der französischen Kirche in Rotterdam; ins-
besondere war er ein Freund des Gesanges, hatte selbst eine
schöne Stimme und erheiterte sich oft durch seinen Ge-
sang, bis er an zehrender Krankheit am 6. Mai 1684 starb.
Joachim Oudaan, damals der erste Dichter in Rotterdam,
schrieb zu seiner Erinnerung ein Leichengedicht, das in Jeder-
manns Händen ist.
Joan van der Heyden ist zu Gorkum im Jahre i63y
geboren. Er lernte die Anfangsgründe der Kunst bei einem
33o ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSS£ SCHOUBURGH.
Glasmaler, aber sein Talent, seine Neigung und sein unge-
wöhnlicher Fleiss machten aus ihm einen grossen Künstler.
Sein Talent zielte auf die Darstellung alter und neuer Gebäude,
Ansichten alter Schlösser, Kirchen, Tempel mit den neben-
8 r. stehenden Gebäuden, auch Dorfweiler mit ihren Gärten und
Herrenhäusern, so wie sie in der Natur erscheinen, denn er war
gewohnt. Alles nach der Natur zu zeichnen, um es dann auf
Leinwand zu bringen, was er so ausführlich bewerkstelligte,
dass Aehnliches in fleissig ausgeführter Arbeit wol selten zu
sehen ist; denn er malte jeden Stein an den Häusern, sowol
jener, die im Vordergrunde stehen, als jener die er in der
Entfernung darstellte, so, dass man deutlich den Kalk in den
Fugen sehen konnte, und doch so, dass es die Arbeit gar nicht
beeinträchtigte oder Härten verursachte, wenn man die 'Bilder
in einiger Entfernung betrachtete. Dabei nahm er auch die Ver-
kleinerung der Steine nach Massgabe der perspectivischen Ent-
fernung der Gebäude in Acht. Deshalb glaubt man noch, dass
er einen besonderen Kunstgriff gefunden hatte, weil es Allen,
welche mit der Handhabung des Pinsels vertraut sind, unmög-
lich scheint, dass dies in der gewöhnlichen Weise zu Stande
gebracht sein könne. Doch, wie dem auch sei, es ist preiswürdig
und staunenswerth.
Er machte verschiedene Zeichnungen nach dem Amster-
damer Rathhause, welches er später auch malte; mehrere vom
Wasser aus gesehen, andere wieder von der Kalverstraat,
dabei auch die Wage und die neue Kirche mit dem Gewühle
der Menschen auf dem Dam, welche dort gewöhnlich zusammen-
strömen, um ihre Handelsgeschäfte zu treiben. Hiezu bediente
er sich aber Adriaen van den Velde's, sowie auch in den
meisten seiner übrigen Bilder bis zum Jahre 1671, in welchem
van den Velde starb. Doch bedurfte er seiner nicht mehr so
82. sehr, weil seine Erfindung der Schlangenfeuerspritzen tauglich
befunden wurde und er von dieser Zeit an in den Dienst der Stadt
trat, was ihn übrigens nicht so sehr in Anspruch nahm, dass er
nicht noch zuweilen irgend ein Bild zu seinem Vergnügen malen
konnte. Deshalb sind seine besten, meisten und bedeutendsten
Bilder zwischen den Jahren 1660 und 1670 entstanden, in welcher
Zeit er auch die Amsterdamer Börse und die von London mit
DRITTER THEIL. 33 I
dem Monumente gemalt hat; desgleichen auch eine gewisse Ansicht
zu Köln, genannt der Kalvarienberg, mit dem Kloster und den
dabeistehenden Gebäuden und Häusern; überdies noch andere,
zu zahlreich, um sie aufzuzählen. Ferner hat er auch ver-
schiedene Stillleben gemalt, darunter eines, mit einer offenen
Bibel, so gross wie die Innenfläche einer Hand, in welcher jeder
Buchstabe deutlich lesbar, dargestellt ist
Endlich starb er, nachdem er den Kunstfreunden genügt
und der Stadt mit der Erfindung der Schlangenfeuerspritzen
grosse Dienste geleistet hatte, im Alter von y5 Jahren am
28. September 171 2. —
In demselben Jahre ist zu Frankfurt der Blumenmaler
Abraham Minjon geboren, der in seiner Jugend bei Jakob
Marrel, einem Blumenmaler in Frankfurt, gelernt hatte, der ihn
im Alter von 7 Jahren in sein Haus nahm, wo er, sowol um
sich auszubilden als auch um zu anderen Beschäftigungen Ver-
wendung zu finden, zweimal 7 Jahre, nämlich bis zu seinem 83.
24. Jahre blieb, zu welcher Zeit er mit dem genannten Marrel
nach Holland ging, um den Kunsthandel zu treiben. Dieser
gab ihn aus Zuneigung und Liebe, die er zu dem Jungen hatte,
zu dem berühmten Jan de Heem nach Utrecht. Sein Vater
war Kaufmann in Frankfurt gewesen, «aber das Glück war ihm
untreu geworden, so dass seine Mutter als Witwe gezwungen
war, nach Wetzlar zu gehen, wo das Leben billiger war und
Min Jon sie unterstützte.
Er war besonders eifrig und benahm sich, wie es sich für
einen Mann gebührt. Er hinterliess zwei Töchter, als er im
Jahre 1679 starb. Seine nach der Natur gemalten Blumen und
Fruchtstücke waren ?u seinen Lebzeiten und noch mehr nach
seinem Tode bei allen Kunstfreunden sehr geschätzt und würden
noch mehr im Preise gestiegen sein, wenn nicht die ausser-
ordentlichen Werke von R. Ruisch und von J. van Huisum
der Natur noch näher gekommen wären und derartigen Arbeiten
noch mehr Zauber verliehen hätten.
Sein Zeit- und Kunstgenosse Isak Ducart ist zu Amsterdam
geboren. Er malte zumeist Blumen mit ihren Blättern auf Seide,
doch so natürlich, dass es wirkliche Blumen zu sein schienen,
und viel besser, als jemals vorher Aehnliches gemacht ward. Er
332 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
lebte lange in England, von wo er diese Kunst nebst einer
Frau, die er dort geheiratet hatte, die sich ebenfalls darauf
verstand und ihm die Seide mit Blumen bemalen half, nach
Holland brachte. Die ihn besuchten, fanden Beide gewöhnlich
84- mit einer Pfeife im Munde vor der Staffelei rauchend.
Der mir dies erzählte, fügte hinzu, dass es in dem Hause
so schmutzig aussah, dass Katze und Hund überall Gelegenheit
fanden, sich mit ihrem Unrath zu mästen; die Frau sah nicht
nach und der Mann war in solchen Dingen ganz gleich-
giltig. —
JustusvanPee, zu Brüssel geboren, war Geheimsecretär
der Herzogin von Parma. Sein Sohn Emanuel, dem wohl
der Adel, aber kein Vermögen blieb, ward zum Maler heran-
gebildet; da er aber ungewöhnlich kurzsichtig war, so hinderte
ihn dies an seinem Fortschritte; doch ist es zu bewundern,
dass er im Dunkeln einen Brief, er mochte noch so klein ge-
85- schrieben sein , lesen konnte , was er öfter in GeseUschaft zum
Besten gab. —
Er übersiedelte nach Amsterdam, wo er einen ßilderhandel
eröffnete, und erzog seinen Sohn Jan von Jugend auf Laden-
bilder oder Dutzendarbeiten zu malen, bis ihm dies von dem
Kunstfreunde Jan Beuns abgerathen und er angeregt wurde,
sich in anderer Art zu beschäftigen. —
Mit de Nys, dem Schüler von E. van Aalst, ging er nach
87. Antwerpen, — wo Beide tagsüber die Kirchen und Klöster be-
suchten , um die berühmten Werke von Rubens, van Dyk, Jordaens
88. und Anderen zu sehen; — nach Verlauf von 8 Monaten kehrte
er nach Amsterdam zurück.
Er pflegte insbesondere italienische und andere Bilder zu
89. copiren und verstand es sie so ausserordentlich ähnlich nach-
zuahmen, dass man sie nur schwer von den Originalen unter-
scheiden konnte, und die Kunsthändler, für die er arbeitete,
nicht selten damit eine Prellerei ausüben konnten.
Er hinterliess einen Sohn Namens Theodorus van Pee,
dessen wir im Jahre 1669 gedenken wollen, der noch lebt, und
sich ebenfalls der Malerei widmete. —
Am II. November i638 starb der wackere Maler Kornelis
Kornelisz von Harlem im Alter von 76 Jahren, dessen Lebens-
r
DRITTER THEIL. 333
lauf und bedeutendste Werke Karel van Mander beschrie-
ben hat. —
Adriaen van den Velde ist zu Amsterdam im Jahre 163990.
geboren ; von Jugend auf durch ererbtes Talent zur Zeichen-
kunst und Malerei getrieben, verstand er es, sich noch in der
Kinderschule heimlich der Zeichenstifte, Pinsel und Farben
seines Bruders Willem zu bedienen, bezeichnete und bekleckste
Alles, was er finden konnte, mit Farben, selbst die Bretter seines
Bettes, auf welche er eine Milchbäuerin, für seine Jahre und in
Anbetracht des Mangels an Unterricht so staunenswerth gemalt
hatte, dass diese Jugendarbeit noch lange nachher bewahrt wurde.
Dies erzählte mir seine Tochter, die Frau des Mäklers Sodyn
zu Amsterdam. Diese Jugendarbeiten bewiesen zur Genüge,
dass er zum Maler geboren war, weshalb auch sein Vater diese
Neigung nicht hemmen wollte. Da er aber keine Lust hatte, dem
Beispiele seines Vaters und Bruders in der Marinemalerei nach-
zufolgen, gab man ihn zu Jan Wynants, und es ist bemerkens-
werth, dass dessen Frau, die gegenwärtig war als Wynants
sah , was er aus eigenem Antriebe gezeichnet und gemalt hotte,
ihrem Manne auf die Schulter klopfend sagte: Wynants, dein
Meister ist geboren, welche Prophezeiung sich mit der Zeit
bestätigte. Bei diesem arbeitete er einige Jahre und übte sich
hierauf eifrigst im Zeichnen und Malen von Kühen, Ochsen,
Schafen und Landschaften und eilte täglich mit seinen Geräth-
schaften hinaus auf das Feld, was er bis an sein Lebensende
einmal in der Woche wenigstens that.
Seine Bilder, welche die ersten Cabinete der Kunstfreunde 91.
in den Niederlanden und anderwärts schmücken, zeigen deutlich
genug, dass ihr Urheber ein grosser Meister gewesen ist. Bisher
wenigstens hat ihn keiner an Lieblichkeit, Helligkeit und an-
genehmer Wahl derartiger Gegenstände übertroffen.
Was sein Pinsel ausser jenen Kühen, Ochsen, Schafen und
Landschaften vermochte, zeigen die verschiedenen Passions-
stücke in der römischen Kirche zu Amsterdam am Spinnehaussteg
und in der Kirche nächst dem Apfelmarkt, wo eine Kreuz-
abnahme halb lebensgross zu sehen ist.
Er war ein Mann geregelten und ordentlichen Lebens,
eifrig, thätig und dabei auch* besonders gewandt; denn anders
334 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
wäre es unmöglich, so viele seiner Werke zu finden, umso-
mehr, da er so jung, am 21. Januar 1672, 33 Jahre alt, zum
grossen Verluste der Kunst begraben ward, insbesondere aber
zum grossen Schmerze vieler Künstler, deren Werken er durch
seinen Pinsel grossen Glanz verlieh, wie dies an Bildern von
J. van der Heiden, Frederik de Moucheron und Anderen
zu sehen ist.
Unter den tüchtigen Schülern, die er durch seinen Unter-
richt herangebildet hat, erscheint Dirk van Bergen. Dieser
malte Ochsen, Kühe, Schafe, Figuren und Landschaften glühender
und heller in der Farbe als sein Meister, aber nicht so aus-
geführt, auch die Bäume und die Landschaften tragen einen
schwermüthigeren Charakter, aber hievon abgesehen, sah ich
92- Thiere von seiner Hand, die schön und naturwahr in der
Zeichnung waren.
Er war ein Harlemer und hielt sich meist in dieser Stadt
auf. Später übersiedelte er nach England, aber das Glück war
ihm daselbst nicht günstig, deshalb kam er wieder nach seiner
Geburtsstadt, wo er reichlich für seine Arbeiten bezahlt wurde.
Er war ein wolgebildeter Mann, seiner Erscheinung nach
ein zweiter Adonis, gesprächig und stets lustig und fröhlich , wo-
durch er bei Jedermann beliebt und in jeder Gesellschaft will-
kommen war. Er selbst war dazu so sehr geneigt, dass er,
wenn er für ein Bild Geld erhalten hatte, dasselbe ruhigen
Gemüthes mit einem Male verzehren konnte, indem er sagte,
man müsse nicht für morgen sorgen. In Folge dessen waren
seine guten Freunde nach seinem Tode genötigt, in allen
Wirthshäusern, wo er zu verkehren pflegte, Geld zusammen-
zuschiessen, um ihn bestatten zu können.
Gasper oder Casparus Netscher ist zu Heidelberg im
Jahre 1639 geboren. Sein Vater Johannes Netscher aus
Stuttgart war Bildhauer und durch Krieg und Hungersnot
genötigt, nach Heidelberg zu fliehen. Er heiratete Elisabeth
Vetter, die Tochter eines Bürgermeisters von Heidelberg^ gegen
den Willen ihres Vaters und Grossvaters, in Folge dessen sie
deren Gunst verlor. Nach dem Tode des Vaters war die Mutter
mit vier Kindern, drei Söhnen, deren jüngster Caspar war und
einer Tochter, gezwungen, vor den Gräueln des Krieges mit
DRITTER THEIL. 335
mehreren Anderen Heidelberg in aller Eile zu verlassen und 93.
nach einem Schlosse zu fliehen, welches vom Feinde belagert
wurde. —
Da sich aber diese Festung nicht auf Gnade und Un-
gnade ergeben wollte, ward sie so hart bedrängt und ein-
geschlossen, dass keine Lebensmittel eingeführt werden konnten,
in Folge dessen sie äusserste Hungersnot litten und zwei ihrer
Söhne aus Mangel an Nahrung starben; mit dem jüngsten
ungefähr zwei Jahre alten und der Tochter entfloh sie bei Nacht,
In dieser Lage fehlte ihr Alles, bis auf den Muth. Sie
nahm den Knaben auf den Arm, das Töchterchen musste
mitlaufen; auf die Fürsorge des Allmächtigen vertrauend, der
stets den Witwen und Waisen Hilfe bietet, gingen sie fort.
So kamen sie nach Aarnheim, wo mildthätige Leute ihnen
Mittel an die Hand gaben, sich ehrlich zu ernähren.
Doctor Tullekens, ein frommer, tugendhafter und reicher
Mann, nahm Caspar, der ein hübscher Junge war und viel
Verstand verrieth, später zu sich, in der Absicht, ihn Lateinisch
lernen zu lassen und zum Arzte heranzubilden; das ging und
hatte gute Folgen, bis er in die dritte Schule kam, zu welcher
Zeit seine Neigung zum Zeichnen mächtig durchbrach und er
alles Papier, dessen er habhaft werden konnte, mit Figuren
und Thieren bemalte, bis auf seine Schulhefte, so dass er oft 94.
von seinem Lehrer gestraft wurde.
Da Tullekens sah, dass diese Kunstneigung nicht zu
dämmen war, gab er ihn zu dem Maler Koster, der ver-
schiedene todte Vögel und Küchenstücke malte, in die Schule,
Später auf Verwendung des Herrn Wynant Everwyn, der
ein Neffe Terburg's war, zu Gerard Terburg, dem Maler
und Bürgermeister zu Deventer; bei diesem lernte er Alles
nach der Natur zeichnen und in kurzer Zeit machte er grosse
Fortschritte. Insbesondere aber hat er seinem Meister die Kunst,
den Seidenstoff dünn und hell zu malen, abgesehen, und
bediente sich dieser Weise auch später in seinen Bildern.
Als er endlich selbstständig geworden, ging er nach Holland,
und malte zuerst für die Kunsthändler, die ihn für seine Arbeit
schlecht bezahlten, da sie gewöhnt sind, zu geringem Preise
einzukaufen und zu hohem Preise wieder zu verkaufen. Diese
336 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
unredliche Behandlung, eher geeignet, Talent und Lust der
Künstler zu ersticken statt anzufachen, gefiel ihna aber nicht.
Darum nahm er sich, 21 Jahre alt, vor, nach Rom zu gehen
und ging beim ersten Anlasse zu Schiffe, mit einem Briefe von
Doctor Tülle kens an dessen Neffen Neny, der Kaufmann in
Bordeaux war, dorthin, um dann über P" rankreich seine Reise
nach Italien fortzusetzen.
93. Dort machte er aber die Bekanntschaft eines Mathematikers
und Fontainenbauers von Lüttich, Namens Godyn, der später
im Dienste des Königs von Polen starb. Dessen Tochter
gefiel ihm, und er heiratete sie am 25. November löSg,
wodurch seine vorgehabte Reise nach Rom gestört wurde. Er
Hess sich daselbst nieder in der Absicht, dort wohnen zu
bleiben. Da er aber sah, dass die Angehörigen der reformirten
Kirche immer mehr bedrückt wurden und er eine allgemeine
Verfolgung fürchtete, welche später auch eintrat, nahnn er sich
vor, da er bereits einen Sohn hatte und noch mehr Kinder
erwartete, diesem Glaubenszwange zu entfliehen.
Deshalb ging er nach Holland und liess sich im Haag
nieder, wo er verschiedene bedeutende Bilder malte. Da er
aber sah, dass sich die Bedürfnisse seines Haushaltes immer
vermehrten und die Porträtmalerei das einfachste Mittel war,
Geld zu verdienen, sie auch mehr Vortheile brachte, wandte
er sich derselben zu und hatte Glück damit. Denn er malte
die vornehmsten Leute im Haag und anderwärts und auch
alle Potentaten die nach Haag kamen, was seine Börse füllte
und seinen Namen so bekannt machte, dass Karl II., König
von England, dem seine Arbeiten gefielen, durch den Gesandten
Temple ihn zu wiederholten Malen ersuchen liess, an seinen
Hof zu kommen. Dies lehnte er aber höflich ab, sowol weil er
die Ruhe liebte, wenig Gefallen am Hofleben hatte, als auch
weil er die Gefahren der See fürchtete, da er von seinem
zwanzigsten Jahre von Nierenleiden geplagt war und überdies
96. noch in seinen letzten Jahren heftig an Podagra oder Gicht litt.
Trotzdem hat er noch verschiedene Porträts im Bette sitzend
gemalt, bis er am i5. Januar 1684 starb.
Er hinterliess einen berühmten Namen, eine Witwe mit
9 Kindern, von welchen ihm zwei in der Kunst folgten, Theo-
DRITTER THEIL. 3 87
dorus und Konstantyn, deren wir unter ihren Geburtsjahren
gedenken wollen. Was den Werth seiner Arbeiten betrifft, so
braucht wenig darüber gesagt zu werden, da dieselben jetzt
eifrigst gesucht, und bei den werthvoUsten niederländischen
Gemälden in den Galerien bewahrt werden. —
Abraham Genoels, genannt Archimedes, ist zu Ant-
werpen im Jahre 1640 geboren und wählte die Porträt- und
Landschaftsmalerei zu seiner Aufgabe.
Sein erster Lehrer im Zeichnen war Jacques Backereel
aus dem Geschlechte der Backereel en, deren wir bei Beginn
dieses Jahrhunderts gedacht haben. Bei diesem blieb er von
seinem 11. bis zu seinem i5. Jahre und übte sich täglich mit
Eifer. Da er aber fühlte, dass es einem Maler noth wendig sei,
Perspectiv-Lehre zu kennen, Hess er sich von Nicolas Firelans
aus Herzogenbusch unterweisen.
Die Wanderlust und das Verlangen fremde Länder zu 97.
sehen , wurden aber täglich lebhafter und mit Beginn des Jahres
1659 trat er in Begleitung von Georg Remees, den ihm sein
Vater zur Aufsicht mitgab, die Reise an.
In Amsterdam angelangt, versuchte er es, da keine Ge-
legenheit war, durch Brabant zu gehen, weil der König von
Spanien mit Frankreich Krieg führte und die feindlichen Heer-
lager sich allerorten im flachen Lande ausbreiteten, zu Schiff
nach Frankreich zu kommen; dies war aber nicht sofort möglich,
und in Folge dessen fand er Zeit genug, die holländischen Städte
und Kunstsammlungen zu besehen, bis einige Waarenschiffe,
in Begleitung von Kriegsschiffen in [Rotterdam unter Segel
gingen, mit welchen er nach Dieppe fuhr. Von dort ging er
nach Paris, wo er bei seinem Neffen Laurens Franck aus
Antwerpen, einem guten Miniatur-Maler, willkommen war. Bei
diesem fand er Franciscus Millet aus Antwerpen, einen
Jüngling von 17 Jahren, doch von scharfem Verstände und
grossem Talente, wie aus dem Wenigen, was er damals gemalt
hatte, deutlich hervorging, so dass Genoels, da er seinen
Eifer und seine Fähigkeiten wahrnahm, ihm die Anfangsgründe
der Perspective lehrte. Genoels blieb daselbst einige Zeit mit
Millet, der in Kürze merkwürdige Fortschritte in der Kunst
machte und die Tochter des L. Franck, seine Nichte, heiratete.
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. aa
3 38 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
Was er überdies von ihm erzählt, wollen wir in seiner Lebens-
beschreibung berichten.
Es währte nicht lange, so fand Geno eis Gelegenheit, einige
grosse Bilder als Patronen für den Tapezierer Gi. de la Noire
98. zu malen. Es waren dies acht Landschaften mit lebensgrossen
Kindern für den Marquis Louvois, der damals eben geheiratet
hatte und seine Gemächer decoriren liess. Diese Arbeit hatte
Gilbert S^ve, einer der zwölf Professoren der königlichen
Akademie der Malerei und Bildhauerei, übernommen, und er
war ihm dabei behilflich.
Inzwischen ward ihm ein Platz im Palaste des Gross-
priors von Malta angewiesen, um dort zwei der genannten
grossen Bilder zu malen, bei welcher Gelegenheit ihn viele
Kunstfreunde besuchten, in Folge dessen die Arbeit langsam
von statten ging, umsomehr, da er täglich noch in die Vorstadt
St. Germain, in das Haus des genannten Seve ging, bei dem
er freien Tisch und einen guten Gehalt hatte, um Landschaften
für die Prinzessin von Conde zu malen. Von da an begann
sein Karren auf gemächlichem Wege fürder zu rollen.
Er liess im Faubourg St. Germain eine Kammer für sich
und seinen Diener, einen Edelmann, dessen Vater in der
Schlacht gefallen war, herrichten und fand Gelegenheit, dort für
den englischen Gesandten einige Bilder zu malen. In Folge
dessen wollten ihn die Vorstände der Maler- Innung der
Vorstadt zwingen, den Vorschriften ihrer Genossenschaft zu
genügen. Darüber berieth er sich mit dem genannten S^ve, der
ihm den Rath gab, sich bei der königlichen Akademie zu
melden und zu le Brun, dem Director der Akademie, in die
Gobelins zu gehen und diesem eine seiner Arbeiten vorzulegen,
was er auch that. Dieser fragte ihn sofort, ob er für den König
arbeiten wolle, er würde nach Verdienst für seine Leistungen
gg. bezahlt werden und überdies ein jährliches Geschenk empfangen.
Dies war für ihn nicht zu verachten, darum sagte er auch sofort
zu. Hierauf ward er in der üblichen Weise von der königlichen
Akademie aufgenommen und arbeitete in den Gobelins, blieb
aber noch im Faubourg wohnen, da er dem Herrn Noiret,
Professor der königlichen Akademie, versprochen hatte, zwei
Gemälde für den Herzog von Orleans für ein von König
DRITTER THEIL. SSp
Heinrich IV. gebautes, zwei Tagreisen von Paris entferntes
Schloss zu malen. Inzwischen ward für ihn in den Gobelins
ein Atelier eingerichtet und le Brun beauftragte ihn, die Land-
schaften an den berühmten Bildern zu malen, welche die Ge-
schichte Alexander's des Grossen vorstellen, die von Gerard
Au dran in Kupfer gestochen wurden.
Als Audran seine geistreiche Behandlung der Bäume sab,
machte er für ihn einige Platten zurecht und eiferte ihn an,
dieselben selbst zu ätzen. Er ätzte auch 26 kleinere und grössere .
Landschaften, deren ich nur 12 kenne, die keck und geistreich
behandelt sind. (Diese hat er aber zu Rom geätzt.) Zwei der
grÖssten. jedoch hat Boudewyns geätzt, die eine mit den
Kürbissen, nach einem Gemälde, und die zweite nach einer zu
diesena Zwecke gemachten Zeichnung. Zu dieser Zeit war der
Schlachtenmaler Jan van Huchtenburg in Paris, mit dem er
verkehrte.
Einige Zeit darauf ward er auf Befehl des Königs ab-
gesandt, eine Zeichnung von dem Schlosse Mariemont nächst
Brüssel für eine Tapete zu machen. Auf dieser Reise begleiteten
ihn Huchtenburg und Boudewyns bis Amiens. Von da ging
er über Ryssel, Tournay, Bergen in Henegau nach Mariemont,
wo er das Schloss von drei Seiten aufnahm und nach elf Tagen 100.
nach Antwerpen kam. Dies war im Jahre 1669 oder 1670, und
nachdem er seine Freunde und Kunstgenossen besucht hatte, ging
er wieder nach Paris und malte seine Skizzen für Tapeten-
Patronen. Aber es währte nicht lange, so nahm er, getrieben
von dem Verlangen zu reisen, Abschied von dem Könige, und
ging wieder nach Antwerpen, da er sich zuvor mit dem
Maler Bar toi et verabredet hatte, um von dort nach Lüttich zu
gehen; doch sie verfehlten einander, daBartolet bereits einen
Tag vorher, ehe Genoels ankam, abgereist war.
Dadurch ward diese Reise nach Rom bis zum Herbst des
Jahres 1 674 verzögert. Inzwischen baute er ein grosses Gebäude,
um Tapeten für den Grafen von Monterey, der damals Gouver-
neur der spanischen Niederlande war, daselbst zu malen, wobei
er, damit die Sache rasch von statten gehe, auch Andere, wie
Furni und noch drei andere Ornamentmaler, beschäftigte. Baptist
Menoi6 übertrug er die Blumen, dem alten Boel von Antwerpen
22*
340 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBüRGH.
die Vögel, Nicasius von Antwerpen die anderen Thiere, und
Böit6 die Basreliefs.
Er malte auch, zu seinem Gedächtniss, ein Bild für die
Galerie zu Antwerpen und verschiedene Porträts in Oel- und
Wasserfarbe, sowie auch einige kleine Landschaften.
Als sein Vorhaben, nach Rom zu reisen, bekannt wurde,
vereinigten sich mit ihm Marseiis Libe rechts, der schon
einmal in Rom gewesen, Pieter Verbruggen, der berühmte
Kupferstecher, Fr. Moens aus Middelburg und ein Canonicus
loi.von Lier. Dazu gesellten sich noch Clovet, der Kupferstecher
aus Antwerpen, Abraham van den Heuvel, Kaufmann aus
Neapel, und Soldanio, ein Kaufmann aus Venedig.
Die Reise begann am 8. September 1674 von Antwerpen
nach Köln; nach einem Aufenthalte von 4 oder 5 Tagen daselbst
zu Schiff nach Mainz, von da mit dem MarktschifTe nach Frank-
furt, nach einem dreitägigen Aufenthalte mit dem Wagen nach
Augsburg, und von hier zu Ross durch Tirol, Innsbruck,
Trient, Treviso und Mestre, von da zu Schiff nach Venedig
und über Ferrara nach Bologna; nach viertägigem Aufenthalt
daselbst zu Pferd nach Loretto, und weiter über die kleinen
Städte nach Rom, wo sie am 4. November ankamen.
Dies hat er mir selbst brieflich mitgetheilt, sowie, dass
er am 3. Januar 1674 in die Bentbruderschaft eintrat und den
Namen Archimedes erhielt, mit Pieter Verbrugge, der
Ballon, und Fr. Moens, der de Vlucht getauft wurde. Die
Zeugen, welche die Bentbriefe unterfertigten, waren:
Alberto Clovet, genannt Zantsak, Kupferstecher aus Antwerpen.
Gillis de Mont, genannt Brybergh, Maler aus Antwerpen.
Gillis van der Meeren, genannt Voorwint, Maler aus Antwerpen.
Abraham Breugel, genannt Ryngraaf, Maler aus Antwerpen.
N> van Haringhe, genannt Mitridaat, Apotheker aus Flandern.
Monnaville, genannt de Jeught, Maler aus Brüssel.
102. Marcello Liberechts, genannt Papagay, Maler aus Antwerpen.
J^n Bapt. Breugel, genannt Meleager, Maler aus Antwerpen.
Adrlaen Honich, genannt Lossenbruy, holländischer Maler.
.?.... genannt Mengelaar.
m
David de Koning, genannt Rammelaar, Maler aus Antwerpen.
Michiel van Barspalm, genannt de Standvastigheid, Figurenmaler
aus Flandern.
DonauviUe, genannt Winkelhaak, Antwerpner.
DRITTER THEIL. 34 1
Nicolas le Grand, genannt Vermaak, Antwerpner.
Bartolomeus Martens, genannt Bocaal, Goldschmied, Antwerpner.
Nicolas Piemont, genannt Opgang, Maler, Holländer.
Bartolomeus de Riemer, genannt Toetsteen, Goldschmied, Antwerpner.
Philippo van der Does, genannt Orpheus, Maler aus Antwerpen.
Robbert du Val, genannt Fortuin, Maler aus Gravenhaag.
Glacomo de Dekker, genannt Gulden Regen, Maler.
Franpols de Meyer, genannt Uitstel, Maler, Holländer.
F. Ziereneels, genannt Lelie, Maler, aus der Meyery von Herzogenbusch.
Kornells de Bruin, genannt Adonis.
F. Matheus, genannt Vrome, Maler aus Antwerpen.
Die Uebrigen waren:
Daniel Syter, genannt Avondstar, Maler aus Wien. io3.
Hans Martyn, genannt Moet, Hochdeutscher.
Peeter Hofmans, genannt Janitzer, aus Antwerpen.
Schoonjans, genannt Parrhasius, aus Antwerpen.
Karel de Vogel, genannt Distelbloem, aus Mastricht.
Jacomo van Staverden, genannt d*Yver, aus Amersfoort.
Gommarus Wouters, genannt Ridder, aus Antwerpen.
Gasper van "Wittel, genannt Toorts, von Amersfort.
Theodoor Visser, genannt Slempop.
Jacomo de Heus, genannt Afdruk, aus Utrecht.
Bernard Baillen, genannt Hemel, Kupferstecher aus Antwerpen.
. . de Bakker, genannt Virgilius, Dichter aus Brüssel.
Jacomo Blondel, genannt Weyman, Kupferstecher aus Antwerpen.
Diese acht Letztgenannten porträtirte er noch besonders
und hing die Bilder rings in seinem Zimmer auf. Er überüess
sie Gasp. van Wittel, der nebst Th eodor Helmbreker sein
bester Freund war. —
Aus dieser Anzahl von Bentvögeln, welche an seinem
Taufmahl Theil nahmen, kann man schliessen, dass er eine
volle Geldbörse gehabt haben muss, als er sich in Rom ' in 104.
die Bent aufnehmen liess.
Das Bedeutendste, was er in Rom malte, waren zwei
grössere und ein kleineres Bild für den Cardinal Jacomo
Rospigliosi, sowie dessen Porträt und zwei grosse Gemälde
für den spanischen Gesandten Marchese del Corpio.
Jedes Jahr im Herbst nahm er für zwei oder drei Monate
ausserhalb Roms in den Dörfern und Gebirgen seinen Auf-
enthalt, um schöne Ansichten und Landschaften nach der Natur
zu zeichnen oder zu malen, welche Studien und Zeichnungen
er nebst aufgerollten Gemälden, verschiedenen Modellen und
342 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Marmor -Abgüssen in Kisten packte und zu Schiff voraus nach
Frankreich sandte.
Am 25. April (682 verliess er Rom mit dem Bildhauer
Laviron aus Antwerpen und zwei französischen Bildhauern,
Gar alier und Monier, ging über Florenz, Siena, Pisa, Livorno,
Genua, Nizza, Villa Franca, la Giotat, immer zu Land auf
Mauleseln, von da nach Marseille, Avignon, auf der Rhone
nach Lyon, und zu Pferde über Tarare, Roanne, die Loire
hinab nach Orleans und nach Paris, wo er einige Zeit über
sich aufhalten musste, um das königliche SchifT abzuwarten,
io5. mit dem er seine Kisten mit Kunstsachen eingeschifft hatte;
er benützte dies, um seine alten Freunde zu besuchen.
Nachdem das Schiff angekommen und seine Kisten aus-
gepackt waren, verehrte er eines seiner Bilder Karl le Brun
und ein grösseres Herrn Golbert, worauf er mit dem Wagen
nach Ryssel, von da nach Tournay und Gent fuhr und am
8. December 1682 nach Antwerpen kam, wo er noch heute lebt.
Seine-Liebe zur Kunst und sein Interesse für deren Pflege
ist so gross, dass er in seinen alten Tagen verschiedene junge
Maler und Bildhauer in den Anfangsgründen der Mathematik,
Perspectivlehre , Geometrie und Architektur unterrichtet. —
Einem seltenen Beispiele begegnen wir in drei Schwestern,
die, von derselben Neigung beherrscht, sich der Blumenmalerei
widmeten.
Maria Theresia van Thielen, geboren zu Mecheln am
7. Mai 1640;
Anna Maria van Thielen, geboren im Jahre 1641;
und Fran^oise Katharina van Thielen, geboren
im Jahre 1645.
Sie waren Schülerinnen ihres Vaters Jan Philip van
Thielen, Herrn van Kouwenberg, der ein Schüler von
Segers war.
Sie lebten noch im Jahre 1662 und arbeiteten im Wechsel-
seitigen Wetteifer, doch ist mir niemals eine ihrer Arbeiten in
die Hände gekommen; aber Kornelis de Bie sagt, dass sie
jq5 werth sind, mit Gold bezahlt zu werden. Er gibt auch noch
in seinen Versen zu erkennen, dass Anna und Katharina
zuweilen Figuren malten. —
DRITTER THEIL. 843
Gerard Laires, eine Blume ^ die nicht sobald wieder so
herrlich gesehen wird, ist zu Lüttich im Jahre 1640 geboren.
Viele glauben, dass er ein Schüler des berühmten Bar-
tolet*) gewesen sei, was wir nicht bezweifeln wollen, aber
den grössten Theil seines Ruhmes müssen wir seinem Vater
Reynier, der zugleich mit Bart ölet ein guter Maler im
Dienste des Fürstbischofs von Lüttich war, zuweisen.
Seine Werke wurden nicht minder geschätzt, als die
Bartolet's, umsomehr, da er ihm seiner Manier nach ähnlich
war; ich habe selbst Bilder von ihm gesehen, die man leicht
für Werke Bartolet's halten konnte. Allein seine Behandlung 107.
war etwas roher und nicht so verschmolzen.
In Folge dieses Umstandes hatte Laires auch Zugang zu
diesem grossen Meister, der, von Jugend auf in verschiedenen
Sprachen unterrichtet, grosse Neigung zur Alterthumskunde
hatte, und nach Rom ging^ um das,, was er in Büchern oder
Kupferstichen gesehen hatte, an den kaiserlichen Säulengängen
und Triumphbogen näher zu betrachten und selbst abzuzeichnen.
So war er nach einigen Jahren Aufenthaltes daselbst und fort-
währender Uebung nach den besten Vorbildern, an welchen
Rom so reich ist, ein grosser Künstler. Dies ist an seinen Bildern
zu sehen, die grossartig in Erfindung, flott und breit gemalt
und kunstvoll in der Zeichnung sind.
Dadurch empfing Laires eine Vorstellung von dem, was
man Antike nennt und der italienischen Kunst Bedeutung ver-
leiht. Ueberdies lernte er die Kupferstiche Pieter Testa's,
noch ehe sie Andere in den Niederlanden gesehen hatten, kennen
und bediente sich derselben insbesondere in seinen Zeichnungen,
was an seinen ersten Arbeiten auch deutlich wahrzunehmen
ist. Ich bemerke dies nicht zur Verkleinerung des Mannes,
sondern zu seinem Ruhme und zum Beweise seines gesunden
Urtheils, vermöge dessen er es verstand, die beste Manier aus-
zuwählen und sie zu seinem Vorbilde zu nehmen. —
*) Einige schliessen aus seinem Beinamen Flaman, dass Bartolet
ein Brabanter oder Niederlander gewesen sei. Ich selbst besitze noch heute
den Probedruck einer von Laires gefltzten Platte^ einige Amazonen zu
Pferde darstellend, welchen ein todter Löwe gezeigt wird, aufweichen dieser
eigenbändig geschrieben hat: Bartolet Flaman Inventor, zum Beweise, dass
dies nr.ch einem Gemälde oder einer Zeichnung Bartolet's gemacht ist.
344 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
109. Gerard Laires entschloss sich, seine Geburtsstadt zu
verlassen und sein Glück anderen Orts zu suchen. Er liess sich
in Utrecht nieder, fand aber weder sogleich was er suchte, noch
konnte er mit seinen Arbeiten durchdringen, so dass er oft
aus Not einen Ofenschirm oder einen Aushängeschild malen
musste.
Sein Nachbar rieth ihm endlich, einige Bilder zu malen und
sie nach Amsterdam dem Kunsthändler Gerard Uilenburg
zu schicken, was er auch that. Jan van Pee und Grebber
. malten damals für Uilenburg und verstanden Beide so viel
französisch, dass sie der Botin antworten konnten. Sie lobten
HO. die beiden Bilder nach Verdienst, und Uilenburg kaufte sie. —
111. Laires kam dann selbst nach Amsterdam — und nachdem er
durch acht Wochen Verschiedenes für Uilenburg gemalt hatte
und dieser die Arbeiten den Liebhabern zeigte und lobte, ward
Laires sofort von Anderen aufgesucht, die ihm grösseren Lohn
für seine Arbeiten anboten.
Es ist unmöglich, alle die Staffelei- und Cabinetsstücke,
Plafonds, Säle etc. aufzuzählen, die er gemalt hat; noch
weniger die grosse Anzahl Zeichnungen, mit rother Kreide
und dem Pinsel kunstvoll und gefällig behandelt, von welchen
sich die besten und meisten in dem Cabinete des Herrn
Jeronimus Tonneman befinden und sehr geschätzt werden;
überdies die grosse Anzahl der von ihm geätzten Radirungen,
welche von N. Visscher in ein Werk vereinigt, als Muster
und Vorlagen für Kunstjünger verkauft werden, die ebenso
gefällig und geschickt, wie seine Zeichnungen behandelt sind.
Aber dies Alles ist nicht allein staunenswerth , sondern die
Nachkommen würden niemals glauben, dass dies in eines
Menschen Leben gemacht werden konnte, wenn nicht dabei
gesagt würde, dass er ungewöhnlich flink war. —
112. Dies im Allgemeinen bemerkt, wollen wir noch einige
Besonderheiten anführen und aus der grossen Anzahl seiner
Bilder einige wenige erwähnen, die nicht allein den Kunst-
freunden gefielen, sondern auch die Feder der Dichter zu Lob-
preisungen anregten. So hat Ludolf Smits seine Polixena,
die am Grabe des Achilles getödtet wird, — und den Tod der
ii3. Dido besungen.
1
DRITTER THEIL. 345
Ein anderes nicht sehr grosses, welches aber fQr das beste iH-
und fleissigst ausgeführte seiner Bilder gehalten wird, befindet
sich im Besitze des Herrn Huntum zu Amsterdam und stellt
den gestraften Tempelschänder Heliodoor vor; auf dieses schrieb
G. Verhoek ein Gedicht. —
Er brachte stets das Vornehmste und Hauptsächlichste inii6.
seinen Werken zunächst zum Ausdrucke, während andere tüch-
tige Künstler sich nicht selten an Kleinigkeiten vergaffen und
mehr Zeit darauf verwenden, als sie verdienen. Deshalb muss
ich auch zu seinem Ruhme sagen, dass die Wahl seiner Vor-
würfe lobenswerth ist, in Anbetracht er nur selten etwas durch 1 17-
den Pinsel darstellte, was nicht Fleiss und Kunst verdiente. Es
ist allerdings nicht Alles gleich schön in Erfindung und Aus-
führung, aber man muss wissen, dass die Ideen der Künstler nicht
immer gleich glücklich sind, noch die Lust stets gleich gross ist. —
Noch muss ich bemerken, dass er in allen Theilen der Kunst
bemüht war, die Natur nachzuahmen. Die männlichen Figuren
kleidete er in breitgefaltete Gewänder; lichte seidene Stoffe und
mannigfaltiger glänzender Schimmer, dünne Schleier und feine
Linnen, geistreich, geschickt und natürlich gefaltet, sind stets
der Schmuck und die Kleidung seiner weiblichen Gestalten.
Ebenso verstand er Silber, Gold und mancherlei Metalle ge-
schickt mit ihrem Schimmer und starken Lichtreflexen nach-
zuahmen. Nicht minderen Schmuck wusste er seinen Bildern
durch die Darstellung mannigfaltiger Marmorsäulen, Vasen,
Portale etc. zu verleihen. Insbesondere ausgezeichnet war er im
Malen weisser Marmor -Basreliefs und Ausmalen von Nischen, 118.
die in Vorhallen auf der Kaiser- und Herrengracht in Amster-
dam prunken, die er so natürlich zu malen verstand, dass man
sie für wirkliche Marmorarbeiten ansehen kann. —
Es wäre zu wünschen gewesen, dass er sich die Spar- 127.
samkeit zum Vorbilde genommen hätte, welche ihm ein Halt
gewesen wäre, da er im Jahre 1690 blind wurde und es bis 128.
zu seinem Tode blieb. Oft hat er gesagt, dass er, während er
blind war, mehr sah, als da er das Augenlicht besass; denn
nun sah er — allerdings zu spät — woran er früher nicht
einmal gedacht hatte, nämlich dass er hätte sparen sollen. —
Aber ich glaube, dass er sein Unglück bei seinem geduldigen
346 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Wesen nicht so empfand, als es wol Andere geschmerzt hätte;
denn Diejenigen, welche mit ihm verkehrten, bezeugen, dass er
sich in seinem Unglück getrost betrug und sich mit einem Liede
auf der Flöte oder auf der Violine ergötzte, die er ausnehmend
gut spielte. —
129. Die Lust und Liebe zur Kunst bewahrte er, obwol er blind
war, bis zu seinem Lebensende; und mehrere Kunstfreunde,
Maler und Kupferstecher, versammelten sich wöchentlich in
seinem Hause, um seine Lehren oder Auseinandersetzungen
über das eine oder andere Gebiet der Kunst zu hören, welche
Vorträge er, nachdem er sich einen Plan gebildet hatte, so gut
er konnte, niederschrieb.
Der Leser wird fragen, wie dies möglich war, da er
doch blind gewesen ist. Aber er machte dies folgendermassen.
Er hatte zwei grundirte Tafeln, auf weiche er tastend, mit
einem Stück weisser Kreide schrieb. Wenn die eine voll-
geschrieben war, setzte er dies auf der anderen fort, während
inzwischen die erste von einem seiner Söhne auf Papier ab-
geschrieben und sofort ausgelöscht wurde, damit sie rein wäre,
wenn das zweite Brett wieder mit Kreide vollgeschrieben sein
würde. Endlich wurden diese Schriften gesammelt, von der
Kunstgenossenschaft in zwei Bücher vereint und mit Kupfer-
platten versehen, welche die Originale, auf welche er in seinen
Auseinandersetzungen sich bezog, darstellten. Das erste diente
zur Einleitung des zweiten Theiles und handelte vom Zeichnen,
das zweite vom Malen nebst all* dem, was dazu gehört.
Er starb in Amsterdam im Jahre 171 1 und wurde von der
Künstlergenossenschaft auf dem Leit'schen Friedhof am 28. Juli
zur Erde bestattet.
Der Kunstfreund Arno ut van Haien, der seine Arbeiten
hochschätzte, schrieb, nachdem lange keiner der Amsterdam-
schen Dichter das Ableben des Mannes mit einem Leichen-
i3o. gedichte zu feiern Anstalt machte, einen langathmigen Trauer-
gesang zu ewigem Gedächtnisse seines Ablebens. — Darauf
erwiderte endlich W. van der Hoeven. — Dieser Hess auch
i3i.das Porträt Laires', welches dieser selbst in Kupfer gestochen
hatte, dem Leichengedichte und seiner Grabschrift beidrucken,
damit die Erinnerung an sein Hinscheiden nicht zugleich
DRITTER THEIL. 347
mit seinem Körper vergehe. Der mehrgenannte van Haien
besitzt auch eines seiner besten Werke: die Apotheose des
Eneas, welches P. Rixtel besungen hat. —
Endlich müssen 'wir noch zu seinem Ruhme sagen, dass 1^2.
er die Personification nach den Regeln der Kunst vollkommen
wol verstand, in Folge dessen seine Bilder beim ersten Beschauen
andeuten, was sie vorstellen sollen. —
Gerard Laires hatte drei Brüder: Ernst oder Ernest,
der älter war, und zwei jüngere, Jacques und Jan, der noch
gegenwärtig lebt und arbeitet.
Ernest, der auch früh in der Kunst F'ortschritte gemachti33.
hatte, fand insbesondere Anklang durch seine Darstellungen
verschiedener Thiere, deren er ein ganzes Buch zusammen-
stellte, welchem er sein, in Aquarell sorgfältig gemaltes Porträt
vorsetzte. Daran fand der Kanzler des Fürsten von Lüttich,
als es ihm in die Hände gerieth, solches Behagen, dass er ihn
in seine Dienste nahm und auf seine Kosten nach Italien
schickte, damit er sich nach guten Mustern weiter bilde. Nach
seiner Rückkehr von dort starb er im Dienste des genannten
Fürsten zu Bonn, ungefähr 40 Jahre alt.
Jacques, der älteste nach Gerard, malte Alles, auch
Figuren en grisaille für Nischen, aber zumeist verstand er die
Blumenmalerei. Er kam auch von Lüttich nach Amsterdam, wo
er die Kunst bis an sein Ende ausübte.
Gerard de Laires hinterliess drei Söhne. Andries,
der älteste, hatte keine Lust zur Kunst, ging nach Frankreich
zu einem Kaufmanne, nach Jessen Tod er nach Indien ging.
Die zwei Anderen, Abraham und Jan, üben die Kunst aus,
sowie auch ihr Neffe, der älteste Sohn von Jacques, von dem
viel Rühmens gemacht wird; so dass der Name Laires nicht
leicht Gefahr läuft, zu erlöschen. —
Barent Appelman ist im Haag, im Jahre 1640 geboren 161.
und war ein guter Maler von Landschaften und römischen An-
sichten. In dem Lustschlosse des Prinzen zu Soesdyk ist von
ihm ein grosser Saal mit Landschaften und schönen Figuren
ausgemalt, der sehr gerühmt wird. Desgleichen wurde er für
mehrere andere grössere Arbeiten seiner Zeit gut bezahlt.
348 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Später hat er oft für Jan de Baan die Landschaften zu dessen
Porträts gemalt. Aber das Glück ist kein Erbtheil. Es ging
ihm wie dem genannten de Baan, der nachdem er lange
mit günstigem Winde gesegelt hatte, endlich gegen den Strom
schiffen musste. Appelman starb im Jahre 1686, 46 Jahre alt.
Pieter van Slingelant, Sohn des Kornelis Pietersz van
Slingelant und der Tryntje van Polane, ist in Leiden auf der
Oude-Vest am 20. October 1640 geboren.
Er folgte seinem Lehrer Gerard Dou nicht allein in
der Wahl der Stoffe, sondern suchte ihn auch an Sorgfalt zu
erreichen. Ich habe Bilder von ihm gesehen, die an Ausführ-
lichkeit und Schmelz die seines Meisters noch übertreffen, aber
162. sie sind in Folge dessen etwas steifer. Doch war er ein
bedeutender Meister.
Von seinen vielen guten Arbeiten wird die Darstellung
eines Mädchens, welches eine Maus, nach welcher eine Katze
hinaufspringt, am Schweife hält, wegen der wunderbaren
Detailarbeit und des natürlichen Ausdruckes gelobt. Desgleichen
auch ein Bild, welches einen Matrosen darstellt, in dessen ge-
wirkter Mütze die Fäden und die Structur des Gewebes sicht-
bar sind. Doch darüber ist nicht zu staunen, wenn man weiss,
welchen unermüdlichen Fleiss und wie viel Zeit er darauf ver-
wendete; denn er hat an dem bekannten Bilde, in welchem
die Porträts des Herrn Meerman und seiner Frau dargestellt
sind, drei Jahre ununterbrochen gearbeitet. Ja, es wurde mir
als eine Thatsache erzählt, dass er einen Monat oder sechs
Wochen an einer Spitzenkrause malte.
Er erwarb durch seine zeitraubende Beschäftigung mehr
Ruhm als Geld. Er war sittsam und stillen Wesens und starb
am 7, November 1691.
Ary de Vois ist zu Leiden im Jahre 1641 geboren. Sein
Vater, Organist zu Leiden, schickte ihn, da er sah, dass er
Lust zur Malerei hatte, zuerst zu Kniffert nach Utrecht,
später zu Abraham van den Tempel. Er nahm aber eine
eigene Manier an, durch welche er sich Ruhm erwarb und war
sowol wegen seines Talentes, als wegen seines angenehmen
Benehmens bei Jedermann beliebt, in Folge dessen er Gelegen-
heit fand, eine reiche Frau zu heiraten, worauf er den Pinsel
DRITTER THEIL. • $49
für einige Jahre bei Seite legte. Er ging damals viel spazieren, i63.
Vormittags auf den Fischmarkt, Nachmittags in Gesellschaft
oder zu Pferd über Land.
Doch will ich nicht vergessen, dass er vor seiner Heirat
seinem Vater ein Bild zur Erinnerung gab, welches eine, die Orgel
spielende Cäcilia mit dem heiligen Lucas, der das Sinnbild der
Dankbarkeit, den Storch, malt, und seinen Ochsen daneben,
vorstellte.
Als sich sein Vermögen in Folge dieser Lebensweise
minderte, dachte er wieder mehr an die Kunst und ging, um
dem Verkehre auszuweichen, nach Warmont. Aber da Hess ihn
die Gelegenheit, zu fischen, wieder die Arbeit vergessen, so
dass er, als er dies fühlte, wieder nach Leiden übersiedelte.
Mir wurde erzählt, dass er in i3 Jahren ein Bild malte, welches
Dido und Aeneas auf der Jagd vorstellte, da sie von der Ferne
den Sturm heraufziehen sehen , in Folge dessen das Schiff stran-
det. In der Regel malte er nackte Figuren in einer Landschaft,
die auch dem Auge der wählerischesten Kunstfreunde genügen
konnten. Gewiss, die Kunst hat Grund es zu bedauern, dass er,
einer ihrer besten Schüler, nicht mit grösserem Eifer den Pinsel
führte, da er nachgerade staunenswerthe Fortschritte gemacht 164.
hatte. Ich habe in der Sammlung des Herrn Jacob Hiskia
M.achado im Haag ein kleines Bild von ihm gesehen, welches
einen Soldaten vorstellte und so naturwahr, kunstvoll und sorg-
fältig gemalt war, dass es neben den Werken der besten
niederländischen Meister jener Zeit hängen kann.
Jacob Torenvliet ist zu Leiden im Jahre 1641 geboren.
Sein Vater hatte mit ihm viel vor und war gewöhnt, ihn in
seiner Jugend durch Versprechungen anzueifern. Er glaubte
daran und dies spornte ihn an; doch er versäumte nicht
noch mehr Versprechungen -^u erzielen und fragte oft: Vater,
wenn ich aber einmal Meister sein werde, werde ich dann auch
ein schönes Kleid haben? werde ich dann einen Degen tragen?
werde ich eine Feder auf meinem Hute haben? u. s. w. Worauf
sein Vater gewöhnt war, stets mit schleppender Stimme zu
antworten: Ja, Sohn. Dies ward bei Allen, die in dem Hause
verkehrten, so sprüchwörtlich, dass ihm Jedermann auf seine
Fragen antwortete: Ja, Sohn. Nachdem er es nun so weit gebracht
35o ARNOLD HOÜBRAKEWS GROSSE SCHOÜBÜRGH.
hatte, dass er sicher zeichnen und ein gutes Porträt malen
konnte, ging er von Leiden nach Rom, um weitere Studien zu
machen. Mit ihm ging als Reise- und Kunstgenosse Nikolas
Rozendaal, zu Enkhuizen im Jahre i636 geboren, der ein
guter Historienmaler war. Er starb, nachdem er aus Italien
nach Holland zurückgekehrt und viele gute Bilder gemalt hatte,
im Jahre 1686.
i65. Torenvliet war, als er nach Rom kam, köstlich aus-
gestattet, mit einem Sammtrock mit silbernen Knöpfen, einer
Feder auf dem Hute u. s. w., so dass er sich selbst kaum er-
kannte ; und als er zum erstenmale zu seinen Freunden, den
Malern, in die Herberge kam und ein Glas Wein über seine
Gewohnheit getrunken hatte, fing er an, ihrer zu spotten , weil
sie dürftig und unansehnlich aussahen. Später machte er es
noch schlechter, denn in der Thüre des Wirthshauses stehend,
sah er einen Haufen dürftiger Maler wie die Bienen um den
Zucker herumschwirren und fragte die Nebenstehenden: Sind
dies auch Bentvögel? Und als ihm dies bejaht wurde, sagte er
verächtlich, den Bart drehend: Ich dachte, dass dies Bettler
wären, weil sie so gerupft aussehen. Dies behielten Jene und
als er sich in die Beut aufnehmen liess, schwiegen sie stille, bis
sein Geld verzehrt war und bezahlten ihm dann diesen Spott. —
166. Denn unter dem Haufen waren Einige, die das alte Sprüchwort
„Ja, Sohn", welches ich erzählt habe, noch in Erinnerung hatten.
Diese bestimmten die Uebrigen, ihn auf diesen Namen zu taufen.
Er aber merkte es nicht und glaubte, dass er seinen Bent-
namen nach dem Ritter Jason, dem Eroberer des goldenen
Vliesses, erhalten habe und war damit wol zufrieden, bis man
ihn am anderen Tag darüber aufklärte; da war es aber nicht
mehr ungeschehen zu 'machen.
. Er war mehr als 29 Jahre alt, als er nach Rom kam,
wie wir sofort nachweisen werden, und hatte schon viele Por-
träts gemalt, welche ihm einen Namen machten. So insbesondere
Kornelis Schrevelius mit Frau und Kindern in einem
Bilde, auf welches Joh. Blasius ein langes Gedicht schrieb. —
Das war im Jahre 1661.
167. In Rom nahm er seine Zeit eifrig wahr und zeichnete
nach den Gemälden von RafaeU Paolo Veronese, Tintoret und
DRITTER THEIL. 3 5 1
nach anderen berühmten Kunstwerken, die in Kirchen und
Palästen sich befinden, wobei ihn sein Reisegefährte Rozen-
daal, der gleich ihm ein tüchtiger Zeichner war, begleitete.
Wir sehen gegenwärtig, im November 171 8, die Beweise
davon, da seit einigen Tagen in Amsterdam die seit Jahren
angehäuften Blätter und Bilder Toren vi iet 's noch bei seinen
Lebzeiten verkauft werden.
Wir hatten vergessen zu sagen, dass er auch mehrere
Jahre in Venedig gelebt und gearbeitet hat. Dort heiratete er
auch eine reiche Frau, die er nach Leiden mitbrachte. Wie
ich schon von Vielen bemerkte, dass sie mit ihrer Kunst kein
Glück hatten, so muss ich dies auch von ihm sagen. — Er
starb im Jahre 17 19.
Sein Zeit-, Stadt- und Kunstgenosse Izaak Paling hatte 168.
den berühmten Abraham van den Tempel zum Lehrer.
Er lebte später mehrere Jahre in England und fand dort Ge-
legenheit, seine Kunst auszuüben. Er .kehrte von dort im Jahre
1682 zurück und liess sich im Haag nieder, wo er eine grosse
Anzahl der angesehensten Leute porträtirte. Er ist gegenwärtig
noch am Leben und übt die Kunst noch im Alter zu seinem
Vergnügen. —
Johannes van Haansbergen ist am 2. Januar 1642 zu 169.
Utrecht geboren und siedelte im Jahre 1669 nach dem Haag
über, wo er am 10. Januar 1705 starb.
Er hatte die Kunst bei Kornelis Poelenburg gelernt
und brachte es durch Talent und Fleiss in dieser Manier so
weit, dass seine Arbeiten nicht selten für die seines Meisters
gehalten wurden, weil er die Auswahl und Anordnung der
Figuren, sowie Hintergrund, Fernsichten und die Luft eben
so originell, hell und anmuthig nachzuahmen verstand. Aber
seine Bilder waren nicht so rasch verkauft als sie gemalt waren,
in Folge dessen die Anzahl seiner Arbeiten wuchs, ohne dass
seine Börse gefüllt wurde. Deshalb rieth man ihm, sich auf die
Porträtmalerei zu verlegen, sowol weil diese früher und mehr
Vortheil bringe, als auch weil seine gefällige Manier ihm zum
Vortheil gereichen würde, insbesondere bei dem Porträtiren
junger Frauen, die schönes Lilienweiss und frische Rosenfarbe
mit Vorliebe in ihren Porträts vorwiegen sehen. —
352 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
170- Dies hat auch Haansbergen, wie ich aus vielen seiner
Bilder ersehe, wol in Acht genommen und grossen Ruhm
dadurch erworben, dessen goldenen Flug er wahrzunehmen
wusste, ehe es zu spät war. —
Er verlegte sich nunmehr ganz auf die Porträtmalerei, die
ihm ebenso wie der Kunsthandel glückte, auf welchen er sich
171. mit Jode, dem Drost vom Haagschen Hofe, eingelassen hatte,
und blieb dabei bis an sein Lebensende.
172. Eglon van derNeer, Rath und Cabinetsmaler des Kur-
fürsten Johann Wilhelm, ist zu Amsterdam im Jahre 1643
geboren. Er war der Sohn von Aernout oder Aart van der
Neer, der in seiner Jugend Majoor bei den Herren van Arkel
gewesen. Inzwischen übte er sich in der Kunst, und verlegte
sich später, als er nach Amsterdam übersiedelt war, ganz darauf
und ward insbesondere durch ausgezeichnete Mondschein- Land-
schaften berühmt.
Eglon, der in seiner Jugend bei seinem Vater Anleitung
fand, hatte Lust, Figuren zu malen; deshalb ward er in Amster-
dam zu dem Maler Jakob van Loo gegeben, der insbesondere
in der Darstellung nackter Figuren, vorzüglich Frauen, ausgezeichnet
war. Der Kunstfreund Nicolas van Suchtelen, Bürgermeister
zu Hoorn, besass ein grosses Bild von ihm, das Bad der Calisto
vorstellend, höchst kunstvoll in Zeichnung und Farbe. Auch
sah ich eine Lautenspielerin von ihm, die in der Manier voll-
kommen an Jan Lis erinnerte; beide bezeichnet 1657.
Als van der Neer selbstständig geworden, ging er nach
Frankreich, um seine Kunst auszuüben, und ward in seinem
173. zwanzigsten Jahre Maler des Grafen von Dona, damaligen
Gouverneurs von Oranien, in dessen Dienst er 3 oder 4 Jahre
blieb, nach welcher Zeit er wieder nach Holland kam, und zu
Rotterdam Maria Wagensveit heiratete, deren Vater Geheim-
secretär des Gerichtshofes von Schieland war, welche ihm viel
Geld zubrachte. Doch verlor er einen grossen Theil desselben
mit Processen. — Von dieser Frau hatte er 16 Kinder, von
welchen nur zwei oder drei die Kunst ausübten.
Als er nach dem Tode seiner Frau in Brabant arbeitete,
lernte er eine Malerin, die Tochter des berühmten Malers du
Chatel, kennen und heiratete sie. Sie leistete Vorzügliches in
DRITTER THEIL. 353
kleinen Miniaturporträts. Nachdem sie ihm 9 Kinder geboren
hatte, starb sie in Brüssel.
Nach 5 Jahren heiratete er im December 1697 zum dritten
Male in Düsseldorf Adriana Spilberg, die Tochter des
Johannes Spilberg, Hofmalers des Kurfürsten Johann Wil-
helm von der Pfalz, und Witwe des Malers Willem Breek-
velt, nachdem sie- ii Jahre Witwe gewesen.
Er lebte nur noch 6 Jahre nach seiner Hochzeit, denn
er starb in Düsseldorf im Jahre 1703 am 3. Mai und ward mit
ansehnlichem Trauergeleite begraben. Seine Witwe blieb im
Dienste des Hofes bis zum Tode des Kurfürsten und übt heute 174.
noch die Kunst aus.
Was seine Werke betrifft, so verdienen sie gepriesen zu
werden. Er war ein guter Porträtmaler sowol in lebensgrossen
als kleinen Bildern. Unter seinen Porträts ward insbesondere das der
Prinzessin von Neuburg gerühmt, welches er über Auftrag des
Königs von Spanien malte, und welches diesem so wolgefiel,
dass er ihn dafür nicht allein reichlich belohnte, sondern ihm
auch den Titel eines Hofmalers gab. Aber er ist niemals in
Spanien gewesen, sondern hat sich am Hofe des Kurfürsten
von der Pfalz aufgehalten, wo er verschiedene ausgezeichnete
Cabinetsbilder malte, und, was insbesondere zu bewundern ist,
stets in derselben fleissig ausgeführten Weise wie vorher, bis
in sein siebenzigstes Jahr.
Er malte zuweilen auch Gesellschaftsstücke im modernen
Costüm, in der Weise Terburg's, zuweilen auch andere Sachen,
da er zur Abwechslung Neigung hatte.
Als er in Brabant lebte, verlegte er sich auf die Darstellung
von Landschaften und Kräutern, wozu er Gelegenheit fand, denn
er wohnte in Brüssel in der Gellebroersstrasse, und hatte hinter
seinem Hause einen grossen wüsten Garten, der sich bis an
den Wall an der Steenport erstreckte, wo er verschiedene fremde
Kräuter selbst aufzog, um sie als Vorbild zu gebrauchen; zu
diesem Zwecke Hess er ein kleines Häuschen machen, welches
er nach Belieben versetzen und in welchem er dicht vor seinen
Modellen sitzend malen konnte.
Bei dem Kunstfreunde David Amori in Amsterdam sah
ich ein ziemlich grosses Bild von ihm, welches Ceres darstellt,
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 23
354 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
i75.die mit brennender Fackel in den Felsen und Höhlen ihre geraubte
Tochter Proserpina sucht. Dieses Bild ist wunderbar ausführ-
lich gemalt, insbesondere die Disteln, Kräuter und ein epheu-
umwachsener Baumstamm, doch wegen dieser fleissig aus-
geführten Technik etwas steif. Der Rotterdam'sche Phönix der
Kunst, Adriaen van der Werf, war sein Schüler.
Er war in der Arbeit besonders eifrig • und da sein Geist
unaufhörlich thätig war, suchte er stets schöne und dauernde
Farben, auf welche er insbesondere seine Aufmerksamkeit gelenkt
hatte; aber des langen Suchens müde, sagte er zu seinem eben
erwähnten Schüler: Suche nicht nach Farben, es sind ihrer
genug da, die gut sind, lerne nur diese wol gebrauchen, welche
Lehre dieser zu seinem Glück wol beachtete.
Godfrid oder Godefridus Schalken ist zu Dordrecht,
wo sein Vater Rector der lateinischen Schule war, im Jahre
1643 geboren. Seine Neigung zur Kunst veranlasste ihn, dem
Studium der Sprachen, obgleich er darin schon Fortschritte ge-
macht hatte, Lebewol zu sagen. Zuerst begab er sich zu S. van
Hoogstraaten, später zu Gerard Dou, deren Manier er
selbständig nachzuahmen verstand, wie noch an einem seiner
176. Bilder in dem Cabinete des Herrn Job. van Schuilenburg
zu sehen ist, welches ein gewisses Spiel vorstellt, genannt:
„Frau, komm in den Garten", welches die jungen Leute in
Dordrecht zu Jener Zeit zu spielen pflegten, wenn sie des Ver-
gnügens halber in Gesellschaft zusammenkamen. Darin hat er
sich selbst dargestellt, entkleidet bis auf Hemd und Hosen,
im Schosse eines Mädchens sitzend. Die anderen Figuren sind
ebenfalls Porträts, und waren zu jener Zeit Jedermann bekannt.
Man sagt, dass er einen Monat an dem Teppich gemalt
habe; später verlegte er sich auf Porträts, deren noch eine
grosse Anzahl zu Dordrecht in den geachtetsten Familien zu
finden ist. Besonders anmuthig unter diesen ist das Porträt
der Frau Snoek, die als Feldnimphe im Schatten der Bäume
ruhend dargestellt ist, welches sich noch in Dordrecht bei
ihrem Sohne Adriaen Snoek befindet.
Dadurch kam er allmälig auf eine freundlichere und leichtere
Manier, die ihm nicht weniger Vortheil brachte als die frühere,
da insbesondere die Engländer darauf versessen waren und ihn
DRITTER THEIL. 355
ZU Sich beriefen; dort lebte er mehrere Jahre und verdiente viel
Geld, bis er sich endlich im Haag niederliess, wo er auch am
i6. November 1706 im Alter von 63 Jahren starb.
Er war einer der glücklichsten niederländischen Maler,
da seine Arbeiten vom Anfang an bis zum Ende seines Lebens
reichlich bezahlt wurden, so dass er die Früchte seines Fleisses
noch bei Lebzeiten erntete, was nur Wenigen glückt.
Besonders berühmt machten ihn seine Lichtstücke, die
er auch so naturwahr und kräftig zu malen wusste, dass ich 177.
nicht glaube, dass ihm irgend Jemand darin gleichkommt. Ich
erinnere mich, von ihm ein Bild mit 5 oder 6 Figuren gesehen
zu haben (was nur selten vorkommt), Petrus darstellend, der
von der Magd des Hohenpriesters angesprochen wird, während
er bei den Soldaten steht und sich wärmt. Die Keckheit der
Magd, die ihm mit einer Kerze unter die Augen leuchtet, und
die Bestürzung und Verlegenheit des Petrus waren deutlich in
den Gesichtszügen wahrzunehmen. Ueberdies waren die Figuren
sicher gezeichnet und alles war in den richtigen Massverhält-
nissen gehalten, welche zu beobachten er sonst zuweilen vergass.
Oft Hess er auch seine Figuren vom Kerzen- oder Sonnen-
licht beleuchtet sein oder ein Gewand von der Sonne bestrahlen,
damit sich das Nackte durch diesen helleren Wiederschein
um so angenehmer darstelle; und dies verstand er so geschickt
nachzuahmen, dass es Jedermanns Augen schmeichelte.
Wenn ich nach dem Beispiele von de Piles einen Ver-
gleich zwischen den Arbeiten des Einen und des Anderen
machen würde, könnte ich wol Gründe finden, unseren
Schalken, mit Rücksicht auf seinen gefälligen Pinsel, seine
kunstvolle Mischung der Farben in seinem Nackten, seine natur-
getreue Nachahmung von Sammt und anderen Stoffen neben
van der Wer ff zu stellen; doch in Betreff der Zeichnung
müsste ich ihn wol auf die Strafbank setzen. —
Gabriel van der Leeuw, genannt de Lione, ist zu 179.
Dordrecht am 11. November 1643 geboren. Sein Vater
Bastiaen Govertz van der Leeuw war ein geschickter
Maler von Ochsen, Kühen, Schafen etc. und Schüler des
Jakob Ger ritz Kuip. Doch vertauschte er später den Pinsel
gegen die Bierversteuerung zu Dordrecht.
23*
356 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Gabriel, frühzeitig durch das Beispiel seines Vaters zur
Kunst angeregt, übertraf diesen in wenigen Jahren, so dass er
bald berühmt ward. Da er das Sprüchwort: Keiner ist in
seinem Vaterlande ein Prophet, kannte, ging er nach Amster-
dam, wo er die Schwester des Malers David van der
Plaats heiratete. Dies störte aber seine Reiselust nicht, noch
trieb es ihn an, früher zurückzukommen, denn er hielt sich
14 Jahre, und zwar vier Jahre zu Lyon und Paris, zwei am
Hofe von Savoyen, ein Jahr in Rom und sieben Jahre in Neapel
auf, ehe er wiederkehrte und durch zahlreiche Proben zu
erkennen gab, dass er sich an Castiglione und Roos heran-
gebildet hatte und es dem Letzteren auch an Schnelligkeit
gleichthat. Ich habe einen Zug Ochsen, Schafe und Esel von ihm
gesehen, die erstaunlich geistreich und keck gemalt waren. Da
aber unser Geschmack mehr zu der mit Fleiss ausgeführten Art
hinneigt, konnte er hier nicht so viel als er gewohnt war, für
seine Arbeiten fordern, weshalb er sich entschloss, noch einmal
nach Rom und Neapel zu gehen. Deshalb begab er sich von
Amsterdam nach Dordrecht, um seine alte Mutter noch vor seiner
Abreise zu besuchen. Aber er starb plötzlich am 3. Juli 1688.
Er war ein wolgebiideter Mann, lebhaften Geistes und
beredt, wodurch er es verstand, sich bei Jedermann angenehm
zu machen und sein Glück zu bilden. Dagegen war sein Bruder
181. und Kunstgenosse Pieter vanderLeeuw still und von schlich-
tem Betragen; dieser hatte kein Verständniss, sich zu benehmen
oder bei Jedermann beliebt und bekannt zu machen, in Folge
dessen er, obwol er seine Kunst vollkommen verstand, nur geringen
Lohn für seine Arbeit heischte. Er hatte einen gefälligen Pinsel
und seine Ochsen, Kühe, Schafe, Figuren und Landschaften
glichen ganz jenen des Adriaen van den Velde, von dem er
ein Bild besass, welches, damit er sich an dessen Manier
gewöhne, jederzeit neben ihm auf der Staffelei stand. Wie ich
glaube, war er jünger als sein Bruder. Ich weiss auch nicht,
in welchem Jahre er starb. Aber er kam 1669 in die Kunst-
genossenschaft zu Dordrecht und hat, als ich mich im Jahre
1678 in die Bruderschaft einschreiben Hess, meinen Namen als
Regent eingetragen. Er hinterliess einen Sohn, der ein geschickter
Siegel- und Stempelschneider war.
DRITTER THEIL. SSy
Abraham van Kalraat ist zu Dordrecht im Jahre 1643
am 7. October geboren und lernte die Anfangsgründe der Kunst
bei den Brüdern Aemilius und Samuel Hup oder Huppe,
zwei berühmten Bildhauern, Von ihnen waren die Verzierungen
und Figuren an der Groothoftspoort zu Dordrecht, von welchen
noch alle jene, welche halbrund sowol auf der Vorder- als
auf der Rückseite aus der festen Mauer des Thores gemeisselt
waren, noch sichtbar sind; aber die zwei Figuren, Mars und
Pallas, die in Nischen an entgegengesetzten Seiten mit dem
Gesichte nach der Maas hingekehrt standen, sind von dem
Donner der Kanonen des nahegelegenen Bollwerkes geborsten und
endlich heruntergefallen. Ich erinnere mich, dass ich den Unter-
leib des Mars noch auf seinem Platze stehen sah, als ich anfing
zu lernen und das Zepter der Pallas wird noch von mir bewahrt. 182.
Später verlegte sich Abraham auf die Malerei und übte
sich im Figuren- und Früchtemalen; als aber sein Vater, der
Holzbildhauer war, alt wurde, handhabte er selbst den Meissel.
Er lebt noch gegenwärtig und übt sowol Malerei als Bild-
hauerei aus.
In oder um diese Zeit war auch ein Steenwinkel thätig,
dessen Taufname mir unbekannt ist. Er malte verschiedene
Arten vierfüssiger Thiere, insbesondere Pferde in LebensgrÖsse.
Er kam im Jahre 1640 nach Kopenhagen, und machte sich bei
dem Könige von Dänemark, Christian IV., sowie auch bei
dem ganzen Hofstaate, wozu lediglich ein Zufall Veranlassung
gab, besonders beliebt und gerühmt. Die Ursache war ein so
natürlich und kunstvoll gemaltes Pferd, dass ein lebendiges davor
wieherte und aufsprang. —
Damals lebte auch ein gewisser Jan van Aken, ebenfalls 1 83.
ein Pferdemaler, aber in Kleinem. Doch, wo er geboren war
und ob er von jenem Jan van Aken ' abstammte, dessen
Lebensbeschreibung van Mander gegeben hat, weiss ich nicht,
aber er war ein guter Künstler. Sechs Blätter mit Pferden, so
gross wie die kleineren Blätter, welche P. van Laar geätzt
hat, sind von ihm selbt radirt. Aber sie sind sehr selten und
wer sie besitzt, schätzt sie hoch.
Der geschickte Thiermaler P. Molyn, genannt Tempeest,
war ein Harlemer und Sohn Pieter Molyn s des Aelteren,
358 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ungefähr um diese Zeit geboren (1640), denn er war im Jahre
1697, ^^^ Isaak de Moucheron in Rom war, gut 5o Jahre
alt. Ob von seinen Arbeiten sich irgend etwas hier zu Lande
befindet, weiss ich nicht, da er sehr früh nach Italien und
anderen Ländern fortging. Sein Pinsel verstand Alles darzustellen,
insbesondere aber war er vorzüglich in der Darstellung von Jagden
auf Wildschweine in der Art des Fr. Snyders. Die beste Zeit
seines Lebens hat er in Genua sowol in Glück als in Not zu-
gebracht. In Not sage ich, weil er unter der Anschuldigung, seine
eigene Frau gemordet zu haben, lebenslänglich eingesperrt wurde,
in welcher Lage ihn sein Stadt- und Zeitgenosse Jan Visser,
genannt Slempop, ein Landschaftsmaler und Schüler des
Mommers, oftmals besuchte. (Andere sagen, es wäre seine Ge-
liebte gewesen, die er, nachdem er ihrer müde geworden, von
zwei oder drei Buben, die er zu diesem Zwecke mit Geld er-
kauft hatte, umbringen Hess.)
184. Nachdem er 16 Jahre gefangen gewesen, ward ihm im
Jahre 1684, als die Franzosen die Stadt bombardirten , die
Freiheit gegeben. Er ging nach Piacenza in das Gebiet von
Parma, wo er sein Leben beschloss. Die Lust zur Kunst blieb
ihm bis in sein Alter, und als er das Augenlicht verlor und
durch keine Brille mehr sehen konnte, setzte er zwei überein-
ander auf die Nase, wenn er malte. Er war nach den Aussagen
Jener, die ihn kannten, ein grosser Freund der Kunst und ein
Verehrer der Venus.
Theodorus oder Dirk Freres ist zu Enkhuizen im
Jahre 1643 geboren. Er war ein grosser Meister in der Historien-
malerei und im Darstellen nackter Figuren. Es sind noch heute
viele grosse Arbeiten von ihm zu sehen, die jeden Vergleich
aushalten, z. B. eine Galerie im Hause zu Houslaardyk und
verschiedene grosse Bilder im Rathhause zu Enkhuizen, von
welchen noch einige unvollendet sind, über welchen ihn der
Tod ereilte. Denn als er etwas unpässlich zu Schiff von Am-
sterdam nach Enkhuizen fuhr, weil er glaubte, dass er dort
mehr Ruhe finden und von seinen Freunden besser gepflegt
werden würde, nahm sein Leiden so überhand, dass er starb,
ehe das Schiff den Hafen erreicht hatte. Das war im Jahre
1693, als er 5o Jahre alt war. Auf der Herrengracht zu
-^1
DRITTER THEIL. 359
Amsterdam im Hause des Herrn Roeters ist ein Saal mit
Gemälden von ihm, die sehr gerühmt werden.
Auch hat er verschiedene herrliche Plafonds mit kunst- 185.
vollen Ornamenten in den Ecken gemalt; im Allgemeinen aber
sagt man, dass er ein besserer Zeichner als Golorist gewesen.
Seine Zeichnungen nackter Figuren werden deshalb auch von
den Liebhabern sehr geschätzt. Er studirte viele Jahre in
Italien nach den besten Vorbildern und es ist an seinen Bildern
wol zu sehen, dass er römische Luft eingeathmet hat. Uebri-
gens pflog er während seines Aufenthaltes keine Gemeinschaft
mit den sogenannten ßentvögeln, die in der Regel nur auf
Geldausgaben bedacht sind; im Gegentheil machte er einen
Versuch, mit wie wenig Geld man bei nüchternem Leben ein Jahr
über auskommen kann. — Das war übrigens nur sein eigener
Wille, nicht Not, denn er stammte aus einem alten und an-
gesehenen Geschlechte und war hinreichend vermögend, um
leben zu können, ohne erwerben zu müssen, weshalb er auch
nur mit angesehenen Leuten verkehrte.
J. Voorhout, der, nachdem er von Rom wieder nach
Amsterdam zurückgekehrt war, mit ihm in einer Uebungsschule
nach dem Leben zeichnete, erzählte mir, dass er die Gesell-
schaft rathen Hess, wie viel er nach ihrem Dafürhalten in diesem
mageren Jahre verzehrt hätte; aber so gering man auch rieth,
so war es noch weniger, denn es betrug kaum 3o Gulden.
Daraus kann man wol entnehmen, dass er nicht viel gebratene
Kapaunen gegessen oder florentinischen Wein getrunken haben
mochte.
Neben ihm erscheint sein Zeit- und Kunstgenosse, der
zugleich mit ihm im Jahre 1666 in Italien war, Adriaen Bakker, 186.
zu Amsterdam geboren, ein bedeutender Historien- und Por-
trätmaler. Unter seine bedeutendsten Werke wird jenes
Deckengemälde im Stadthause zu Amsterdam, gegenüber dem
Eingange aus der Rathskammer gezählt, welches das jüngste
Gericht in kunstgerecht gezeichneten nackten Figuren darstellt,
in welchen er mehr als in seiner Manier gelobt wird. Er war
ein Neffe des Jakob Bakker, dessen wir unter dem Jahre 1609
gedacht haben, und ist, so viel ich weiss, in Amsterdam im
Jahre. 1686 gestorben.
36o ARNOLD HOUBRAKEN^S GROSSE SCHOUBURGH.
Wo Horatius Paulyn geboren, ist mir unbekannt, aber
er hat sich stets in Holland, insbesondere in Amsterdam auf-
gehalten. Er war allem Anscheine nach ein Mann, der die
Gottesfurcht liebte, aber er malte zuweilen Gegenstände, die
ihr nicht im Geringsten entsprachen. Johann Voorhout hat
mir erzählt, dass er einmal ein kleines Bild von ihm sah, das
so schamlos und frech in seiner Vorstellung war, dass er sich
für den Künstler schämte, aber es war kräftig und fleissig
gemalt. Der Kunsthändler Gerard Uilenburg besass ein
Bild von ihm, welches er auf 200 Ducaten schätzte.
Horatius ging in Gesellschaft von Jan Rote, der von
einem Kreuzzuge in's heilige Land schwärmte, zuerst nach
England und von da nach Hamburg, um Anhänger zu werben.
Aber dies ging nicht so glatt, da sie Gegner fanden und auch
ihrer Kisten, angefüllt mit Fahnen und Standarten, mit
welchen sie in das heilige Land einziehen wollten, beraubt
187. wurden. Allerdings war nicht viel damit verloren, da der Führer
der heiligen Bande unterwegs fand, dass er sich in der Aus-
legung der prophetischen Zeitrechnung um 100 Jahre verrechnet
hatte. In Folge dessen kehrte Jeder mit hängenden Flügeln
wieder an seinen Herd zurück. — Von Horatius hat man
seitdem nichts mehr gehört.
Derselbe Voorhout erzählte mir auch, dass er zu dieser
Zeit zu Hamburg einen gewissen ßellevois kannte, einen
guten Marine- und Still wassermaler; dass er auch in Hamburg
Mathias Scheits kannte; dieser war ein Hamburger von
Geburt, hatte aber in Harlem bei Philip Wouwerman
gelernt und einige Jahre dieselben Gegenstände behandelt,
sich aber später auf die Darstellung von Bauerngesellschaften
verlegt, in welchen er die Manier des D. Teniers nachahmte,
und endlich, als der genannte Voorhout ihn kennen lernte,
sich ganz der Historienmalerei zugewendet. Wie weit er es in
der Geschichtskunde und im Zeichnen gebracht hatte, ist aus
den Zeichnungen zum alten und neuen Testamente ersichtlich,
die unter seinem Namen in Kupfer gestochen sind.
188, Unter Jene, welche sich erst spät der Kunst zugewendet
haben, gehört Gysbert Verhoek zu Bodegrave, im Jahre
1644 geboren. Er genoss wol in seiner Jugend einige An-
DRITTER THEIL. 36 1
leitung von seinem Bruder Pieter Verhoek, der um ii Jahre
älter war und in Gorkum bei Jakob van der Ulft die Glas-
malerei gelernt hatte, der ihm aber, da diese Kunst damals
ganz ausser Gebrauch kam, selbst rieth, nach Amsterdam zu
gehen und sich, wie die Brüder van Nerven, auf die Marmor-
raalerei zu verlegen, die viel Geld damit verdienten. Er that
dies auch und beschäftigte sich damit bis an sein Lebensende.
Er starb am 29. September des Jahres 1702.
Pieter hatte auch insbesondere Neigung zur Dichtkunst
und schrieb in seinen Mussestunden viele gute Gedichte aus
mannigfaltigen Anlässen, darunter auch ein Trauerspiel Karl der
Kühne. Er liebte einen bescheidenen und angenehmen Verkehr
und vor Allem das Studium, wie sein Bruder, von dem wir
vordem gesagt, dass er spät, wol mit seinem zwanzigsten Jahre,
anfing, die Kunst auszuüben oder sich ganz derselben unter
Leitung von Adam Pynaker, der ein Freund seines Bruders
war, zu widmen.
Gysbert copirte zuerst einige Bilder desgenannten Pynaker,
doch er hatte mehr Lust zur Pferdemalerei und in Folge dessen
zu Schlachten, Lagerscenen etc. und fand ein besonderes Ge-
fallen an dtr Manier von Ludovicus Rouhier, genannt
Bourgonjon, den ganz nachzuahmen er sich vornahm, wie ich 189.
aus verschiedenen Bildern entnommen habe. Die grossartigen
Pläne, die er für die Zukunft vorhatte, gehen aus einer Anzahl
vollendeter Zeichnungen hervor, die zum endgiltigen Gebrauche
geeignet waren. Mit Staunen sah ich die mannigfaltigen Ab-
wechslungen sowol in Pferden, Figuren und anderen ver-
schiedenen Vorwürfen, die seine Phantasie ersonnen hatte.
Aber drei Umstände hinderten ihn an der Ausführung
seines Vorhabens. Erstens, dass er keinen wolwoUenden Mäcen
fand, der ihm in dem Irrgarten der Kunst Mut gegeben und
seinen Schweiss gelohnt hätte; zweitens das Podagra, das ihn
bis in das Krankenbett verfolgte, wo ihn W. Kalf und
Zacharias Webber, der auch mit diesem Uebel geplagt war,
oft besuchten, und endlich der Tod, der ihn am 6. Januar
1690 im 45. Lebensjahre ereilte. Er hinterliess einen Sohn, der
nach dem Tode des Vaters bei seinem Onkel die Marmormalerei
lernte, die er noch gegenwärtig mit Ruhm in Amsterdam ausübt.
362 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Nun lassen wir die beiden Harlemer Brüder Job und
Gerard Berkheyden; Zeitgenossen und Freunde des genannten
P. Verhoek, folgen,
Job, der ältere, ward von seinem Vater zur Buchbinderei
190. bestimmt; aber es währte nicht lange, so ward ihm die Sache
zuwider, er verliess dieses Gewerbe und wollte Maler werden,
in welcher Absicht ihn seine Eltern unterstützten, die ihm
einen geeigneten Meister auswählten, bei dem er die Anfangs-
gründe der Kunst lernen konnte; doch weiss ich nicht, wer
dies gewesen ist.
Job war so eifrig, dass er schon in wenigen Jahren ein
gutes Bild malen konnte, was seinen Bruder bestimmte, sich
ebenfalls der Kunst zu widmen. Sie wetteiferten nun mitein-
ander, doch Jeder auf jenem Gebiete, zu welchem ihn die
Lust trieb.
Als er nun seinen Meister verlassen hatte und der Leitung
entwachsen war, versuchte er allein fürder zu gehen, was ihm
so wol glückte, dass er von Jener Zeit an, wie er dies oft
selbst erzählte, träumte, dass er zu den Wolken fliege, was ihn
nicht wenig ermuthigte, aber nicht minder enttäuschte, als er
weiterträumte, dass er in den Aesten der Bäume hängen blieb.
Aber da er von Jugend auf ein witziger Geselle war,
hielt er an dem Wahne fest, dass er doch noch ein bedeuten-
der Künstler werden würde. Darauf setzte er seine Studien
mit grösserem Eifer fort, liess sich am Rynufer nieder und
machte sich bei den Landbewohnern zwischen Utrecht und
Leiden bekannt, deren er viele für wenig Geld malte, wobei
er sich nach dem Leben übte und noch überdies von seinen
Modellen bezahlen liess.
Nachdem dies einige Zeit gewährt hatte, verlegte er sich
wieder auf die Darstellung moderner Figuren, Gesellschafts-
stücke, Bauern und dergleichen, und Gerrit auf die Darstellung
angenehmer Landschaften mit Häusern, grossen Gebäuden und
191. Kirchen, sowie auch perspectivischer Ansichten der beiderseits
mit Bäumen bepflanzten Herren- und Kaisergracht, die er
mit zahlreichen kleinen Figuren staffirte; Alles zeichnete er
nach dem Leben und brachte es sodann kunstvoll und ausführ-
lich auf Leinwand. —
DRITTER THEIL. 363
Dies währte eine geraume Zeit, bis wieder eine Aenderung
eintrat und Job Lust hatte, zu reisen; was der Eine wollte,
das wollte auch der Andere, in Folge dessen Beide beschlossen,
nach Deutschland zu gehen. In Köln hielten sie sich eine Zeit-
lang auf, um einige kleine Bilder, welche sie mitgenommen
hatten, zu verkaufen. —
Von da gingen sie weiter nach Heidelberg, wo damals der 192.
Kurfürst von der Pfalz Hof hielt und sie täglich Gelegen-
heit fanden, wenn der Fürst auf die Jagd ritt, den ganzen
Hofstaat zu sehen. Sie gaben Acht darauf und machten zwei
Bilder, so gut sie konnten, mit den Porträts des Fürsten, der
Hofleute und des Oberjägermeisters, und zwar so, dass diese,
trotz der kleinen Verhältnisse, doch kenntlich waren.
Aber sie wussten nicht, was sie mit diesen Bildern be-
ginnen sollten, da Keiner von ihnen den Mut hatte, dieselben
dem Fürsten selbst anzubieten. Sie beschlossen deshalb, sie
zusammenzubinden und in die Galerie zu stellen, welche der
Fürst passiren musste; sie beauftragten lediglich Jemanden,
darauf zu achten und auf die Frage, wer sie dorthin gestellt
habe, zu sagen, dass es Maler gewesen sind, die in jener
Herberge wohnten. —
Der Fürst sah sie mit so grösserem Staunen, als er sein 194.
eigenes Porträt neben anderen darin entdeckte. Er Hess die
Maler rufen, rühmte ihre Kunst, bezahlte sie reichlich dafür
und beschenkte sie überdies mit einer goldenen Medaille. —
Sie übten geraume Zeit ihre Kunst an dem Hofe,
fanden aber dabei auch, dass das höfische Leben nichts
als ein Meer voll Wechselfällen und Veränderungen sei, — in
Folge dessen sie es endlich satt bekamen und in ihre Geburts- 195.
Stadt gingen, wo sie mit einer Schwester haushielten. Von
dort gingen sie, wenn sie einige Bilder gemalt hatten, nach
Amsterdam, um sie zu. verkaufen und mit Künstlern einen
fröhlichen Abend zu verbringen. Job insbesondere war drollig
im Verkehr und nahm es mit einer Lüge nicht sehr genau,
wenn sie ihm gerade gelegen war. —
Unter alten Papieren finde ich auch Verse auf die Por- 196.
träts der Beiden von F. Snellinx. — Job starb vor seinem
Bruder.
364 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
197» Gerrit war von grösserer Geschicklichkeit, führte ein
eingezogeneres Leben und ermahnte seinen Bruder oft, er
möge nicht so keck und roh reden, da es nicht anständig
wäre, ihm in Gesellschaft zu widersprechen und den Leuten
eine Lüge als Wahrheit aufzubinden.
Ging er aber mit seinem Bruder in Gesellschaft, so ver-
abredete er im Vorhinein mit ihm: Höre, Job, wenn du gar zu
grob lügst, so werde ich die Hand auf die Brust legen
und dies soll dir ein Zeichen sein, dass es genug ist, halte
dann ein. Im Alter von 70 Jahren fiel er eines Abends, als er
nach Hause ging, in einen Canal und ertrank; er ward im
Jahre 1698 am 14. Juni begraben, nachdem ihm sein Bruder
am 23. November 1693 vorangegangen war.
Unter Joost van den VondeTs Lobgedichten auf Ge-
mälde findet sich auch eines auf die Ansicht der neuen
Herrengracht in Amsterdam, welche Gerard Berkheyden
im Jahre 1672 malte. —
198. Auch steht ein langes Lobgedicht in den vermischten
Gedichten von P. Rixtel auf das Amsterdamer Stadthaus. —
Unter Jene, die ein bewegtes Leben geführt haben, wird
auch Johannes Vorstermans aus Bommel gezählt.
Sein Vater war Porträtmaler, aus guter Familie, ver-
heiratet mit einer Witwe, deren Gatte Bürgermeister zu
Bommel gewesen war. Von dieser ward Vorsterman geboren,
aber ich weiss nicht, in welchem Jahre, da er aber der Lehrer
von Johannes Soukens war, der sogleich folgt, habe ich
den Meister hier vor seinem Schüler eingereiht.
Es ist wahrscheinlich, dass er die Anfangsgründe der
Kunst bei seinem Vater lernte, ehe er, zu dieser Art der
Malerei geneigt, nach Utrecht ging, um unter Leitung von Her-
man Zachtleven sich weiter auszubilden, worauf er die Ab-
sicht fasste, nach Frankreich zu gehen.
Aber er fühlte so viel edles Gelder'sches Blut in seinen
199. Adern, dass er nicht ohne einen Diener mit betresstem Rock
auszog und, wie man sagt, gab er sich dort für einen Baron
aus und verzehrte auf dieser Reise wol den grössten Theil des
Geldes, welches ihm seine Eltern hinterliessen. Er kam dann
wieder nach Bommel zu seiner Schwester, welche Madame
DRITTER THEIL. 365
genannt wurde. Hier verkehrte er mit den ersten Leuten, be-
nahm sich wie ein Edelmann, war reich gekleidet, hielt sich
in den besten Herbergen auf und weigerte sich stets, die Kunst
für Geld auszuüben; da er aber selbst am besten wusste,
wie es mit seiner Börse bestellt war, zog er sich zuweilen für
eine Zeit aus der Gesellschaft zurück unter dem Vorwande,
dass ihm irgend etwas fehle, was auch in der That der
Fall war, und malte dann einige Bilder, die er heimlich in
Holland verkaufen Hess, welchen Kunstgriff er immer wieder
gebrauchte, und wenn er etwas gemalt hatte, was er bekannt
wissen wollte, so war es immer ein Geschenk für einen guten
Freund. So vorsichtig behandelte er dies, um seine Ehre
nicht zu schädigen.
Davon abgesehen besass er viel Talent, war geistreich
in seinen Erfindungen und führte einen gewandten und ge-
fälligen Pinsel, mit dem er nicht allein die Manier seines
Meisters nachahmte, sondern in Vielem sogar, sagt G. Hoed;
der ihn kannte, H. Zachtleven noch übertraf.
Als die Franzosen im Jahre 1672 Gelderland und Ut-
recht in Besitz genommen hatten, hielt er sich in Nim wegen
auf, wo ebenfalls eine seiner Schwestern wohnte. Ich habe
noch vergessen, zu sagen, dass er sich, als die Staaten beim
Einfalle der Franzosen genötigt waren, Truppen zu ihrem
Schulz aufzustellen, um einen Hauptmannsposten bewarb, aber 200.
durchfiel und dass statt seiner ein Gelder'scher Edelmann zu
Felde zog. —
Während er zu Nimwegen lebte, fanden sich unter den
Franzosen viele Liebhaber der Kunst, mit welchen er Umgang
pflog, darunter der Marquis von Bethune. Dieser nahm
Vorsterman nach Utrecht und anderwärts mit, um Kunst-
werke für ein Cabinet zu kaufen. Man sagt, dass der ge-
nannte Marquis, der in Kürze wieder nach Frankreich ging,
ihn gern als Hofmeister mit sich genommen hätte. Doch sei
es, dass er keine Lust dazu hatte oder dass etwas Anderes im
Wege stand, er blieb in Nimwegen.
Einige Zeit darauf ging er nach England, wo er ob seines
Talentes hochgeschätzt wurde. Er bekam auch Gelegenheit,
für König Karl II. ein Kaminstück für einen der Säle von
366 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Whitehall, Andere sagen, für ein kleines Kunstcabinet, zu
malen, welches ein königliches Lustschloss darstellen sollte.
In demselben hatte er verschiedene Gavaliere, die täglich zu
Hofe kamen, in ihrer ihnen eigenen Haltung und Kleidung, ja
selbst in ihren Gesichtszügen so naturwahr und kunstvoll mit
seinem Pinsel dargestellt, dass jeder von ihnen zu erkennen war.
Das Bild ward von Jedermann über die Massen gelobt und,
vollendet, dem Hofe sowie dem Könige gezeigt, der ihn fragen
Hess, was er für das Bild begehre. Hierüber war Vorster-
man etwas verlegen; der Eine rieth ihm, es dem Könige als
ein Geschenk anzubieten oder ihm die Bezahlung anheimzu-
stellen; Andere riethen das Gegentheil. Deshalb forderte er
2000 Gulden, was der König, als es ihm angedeutet wurde,
20I. übertrieben fand. Inzwischen schmeichelte sich der Künstler
mit der Hoffnung auf den schönen Lohn, der ihm, wie er
sich vorstellte, ungeschmälert zugeschickt werden würde, und
dachte darüber nach, was er dem Ueberbringer wol dafür in
die Hand drücken sollte. Er dachte aber vergebens, denn
es sollte nicht dazu kommen. Er wartete Tage, Wochen,
Monate, erst in Hoffnung, dann in Ungeduld, endlich so lange,
bis er 900 Gulden darauf hin in seiner Herberge verzehrt
hatte, worauf ihn die Wirthin wegen der Schuld einsperren
Hess. —
Als Karel duJardin in Lyon in ähnlicher unangenehmen
Lage war, kam er glücklicher davon, denn die Wirthin nahm,
als sie sah, dass von ihm kein baares Geld zu erhoffen wäre,
seine Person zur Erfüllung der Schuld und damit war die
Rechnung begHchen. —
Welche Schritte er auch durch seine Bekannten am Hofe
thun Hess, um seine Bezahlung zu erhalten, er erreichte
nichts. Inzwischen sass er im Elend, bis die Maler unterein-
ander sammelten, um ihn frei zu machen. Die Wirthin, die
lieber wenig, aber Sicheres nehmen, als lang in hoffnungsloser
Unsicherheit warten wollte, entliess ihn aus dem Gefängnisse.
Hierauf fing er abermals an, den Höflingen in den Ohren
zu liegen, aber es blieb beim Alten.
Inzwischen sollte ein engHscher Gesandter nach der
Türkei abgehen. Dieser nahm ihn mit, um einige Alterthümer
DRITTER THEIL. 367
nach der Natur für sich abzeichnen zu lassen. Aber dieser 202.
starb auf der Fahrt und man weiss nicht, was mit Vorsterman
geschah. Man sagt, dass der Marquis von Bethune aus Polen
an ihn schrieb, während er noch in England war, damit er in
den Dienst des Königs trete, doch weiss man nicht, ob er
dies nicht thun wollte oder ob der Brief nicht in seine Hände
kam. —
Johan Soukens ist zu Bommel geboren und war, wie
gesagt, ein Schüler von Johannes Vorsterman. Wir lernten
einander im Jahre 1694 im Marktschiffe von Dordrecht nach
Nimwegen kennen. Ich musste, um den Schlossherrn zu por-
trätiren, nach Nimwegen und er nach Bommel, wo er zu
Hause war, und ich bedauerte, dass ich nicht sofort seine Be-
kanntschaft gemacht, weil er mir mit kurzweiligen Erzählungen
die Zeit der langen Fahrt verkürzte. Ich entdeckte, wer er sei,
als ich die Ecken seiner Bilder aus seinem Reisesacke heraus-
stehen sah, worauf ich ihn fragte, ob er in Holland Bilder ge-
kauft hätte. Er sagte mir hierauf, dass er in Holland ge-
wesen, um daselbst Bilder zu verkaufen, wie er dies zweimal
des Jahres zu thun pflege, und dass dies der Rest wäre, ferner
dass er Maler sei und Soukens heisse. —
Seitdem habe ich ihn nicht wieder gesehen und nichts 2o3.
mehr von ihm gehört.
Sein Zeit- und Kunstgenosse J. van Hagen war aus
dem Haag. Dieser hatte seine meiste Zeit damit zugebracht,
die schönen Landschaften um Cleve und anderwärts in geist-
reicher Weise mit der Feder und dem Pinsel auf weissem und
blauem Papier abzuzeichnen. Die meisten sind mit den Jahren
i65o, 1660 und 1662 datirt. Im Jahre 171 5 wurden sie unter
den Liebhabern von Amsterdam zu guten Preisen verkauft.
Seine Bilder sind weniger gefällig, weil die blaue Asche, mit
welcher er sein Grün malte, in der Farbe nachliess oder
schwarz * wurde. Der Kunstfreund Eduard Feitama zeigte
mir verschiedene seiner kunstvoll gezeichneten Landschaften.
Francisco Milet oder Milee ist zu Antwerpen im 204.
Jahre 1644 geboren. Sein Vater war in Dijon geboren und
ein geschickter Elfenbeindrechsler. Der Prinz von Conde, der
viel Gefallen an seinen Kunstwerken fand, und für den er viel
368 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
gearbeitet hatte, nahm ihn nach Brabant in sein Gouvernement
mit, wobei er sich wol befand, da die Liebhaberei für solche
Kunstwerke mehr und mehr Boden fand, in Folge dessen er
ganz dorthin übersiedelte.
Francisco, der von der Jugend auf Lust zum Zeichnen
hatte, ward in Kürze zu dem Maler Frank geschickt. Seine
natürlichen Anlagen, sein Talent und ausnehmender Fleiss
brachten ihn in wenigen Jahren so weit, dass seine Arbeiten
für ebenso gut wie die Frank's gehalten wurden. Dieser Lau-
renzius Frank war der Nefife von Abraham Genoels, der
mir in einem aus Antwerpen im November 17 16 geschriebenen
Briefe erzählt, dass er im Jahre i65g zu Paris zu seinem
Nefifen Frank kam, bei dem er Milee, damals 17 Jahre alt,
traf; demnach scheint hier ein Irrthum von zwei Jahren in
der Annahme seiner Geburtszeit obzuwalten, da ich bei fran-
zösischen Schriftstellern das Jahr 1644 als sein Geburtsjahr an-
gegeben finde. Auf welcher Seite der Irrthum sein mag, dar-
über habe ich keine Zeit ängstlich nachzuforschen. Wir behan-
deln keine Bibelstellen, bei welchen es auf ein Jota ankäme.
Genoels erzählt in dem genannten Briefe, dass er, als er in
Paris mit ihm in einer Stube arbeitete, wahrnahm, dass Milet
ein unglaublich sicheres Gedächtniss hatte und sich die Erinnerung
2o5. an die Gegenstände so fest einzuprägen wusste, dass er Alles,
was er in der Natur oder in Arbeiten anderer Meister einmal
gesehen hatte, so nachmachen konnte, als ob er es vor sich
haben würde. In Folge dessen copirte er so leicht, dass er nur
selten auf das Original hinzusehen brauchte. Er war gerade
m8 Jahre alt, als er seines Meisters Tochter heiratete, von
welcher Zeit an ihn das Glück begünstigte. Aber ob er keinen
Ueberfluss ertragen konnte, oder grösseren Ruhm in massloser
Mildthätigkeit oder vielmehr in Verschwendung suchte, finde
ich nicht angegeben, wol aber, dass er mehr weggab als er für
sich behielt. —
Er hat Frankreich, England und Holland bereist und
allerorten Proben seiner Geschicklichkeit hinterlassen. Seine
Landschaften, ganz in der Art Poussin's, hat er stets mit
kleinen Figuren geschmückt, so dass sie Jedermann gefielen, in
Folge dessen sein Ruhm wuchs und die Missgunst Ursache
DRITTER THEIL. 36g
m
fand, ihn zu beneiden. Ja, man hält es für Wahrheit, dass er
von einem seiner Kunstgenossen, der seinen Ruhm nicht ertragen
konnte, vergiftet wurde; denn er verfiel, von unlöschbarem
Feuer erfasst, zuerst in Tollheit und starb endlich im Alter 206.
von 36 Jahren, im Jahre 1680. Er wurde bei St. Nicolas des
Champs begraben und hinterliess zwei Söhne, welche die Kunst
ausübten.
Arent de Gelder ist zu Dordrecht im Jahre 1645 am
26. October geboren.
Kleider, Geräthe u. dgl. sind der Mode oder den Ver-
änderungen unterworfen und wenn Einer mit Neuem den An-
fang macht, so folgen die Anderen darin nach. Ebenso geht
es mit der Malerei. Deshalb liebt man einmal, was flott gemalt
und pastos behandelt ist und was nur auf Entfernung an-
gesehen, schön erscheint, dann wieder nur was fein verschmolzen
und fleissig ausgeführt ist und in der Nähe betrachtet
werden muss.
Die Werke Rembrant's fanden als etwas Neues ihrer
Zeit einen allgemeinen Beifall, so dass die Künstler, wenn sie
ihre Arbeiten gesucht sehen wollten, genöthigt waren, sich an
diese Manier zu halten, auch dann, wenn sie selbst eine weit
bessere hatten. Deshalb gingen auch Govaert Flink u. A. in
Rembrant's Schule. Unter diesen befand sich auch mein
Stadtgenosse Arent de Gelder, der, nachdem er bei S. van
Hoogstraten die Anfangsgründe der Kunst gelernt hatte, nach
Amsterdam ging, um Rembrant's Manier zu lernen, was ihm
auch so sehr glückte, dass ich zu seinem Ruhme sagen muss,
dass diesem kein Anderer so nahe kam wie er. Und es ist
überdies bemerkenswerth, dass er allein von so Vielen, welche
diese Manier später verliessen, dabei beharrte. '207.
Er kam im Jahre 1645 zu demselben, um die Kunst zu
lernen und blieb daselbst zwei volle Jahre, worauf er sich-
wieder nach Dordrecht begab, wo er die Kunst bis heute
rühmlich ausübt. —
De Gelder hat ebenso wie Rembrant einen Trödelkram
der verschiedensten Kleider, Vorhänge, Schiess- und Stoss-
gewehre, Harnische etc., bis auf Schuhe und Pantoffel zusammen-
gebracht und die Gewölbe und Wände seines Ateliers sind mit
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 24
ZjO ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Floren, gestickten seidenen StofiFen und Schleiern behangen,
deren einige noch wol erhalten, andere ebenso wie die eroberten
Lagerfahnen im Saale des Haag'schen Hofes, zerrissen sind.
. Aus diesem reichen Vorrath holt er den Aufputz seiner Figuren
und hat auch die Gewohnheit, seinen Gliedermann vom Kopf
bis zu den Zehen anzukleiden und in einen solchen Zustand
zu versetzen, wie er ihn nöthig hat, worauf er dies mit dem
Pinsel oder mit dem Daumen und Finger nachahmt. Zuweilen
schmiert er auch die Farbe, wenn er z. B. eine Franse oder
Bordüre an einem Kleide malen will, mit einer breiten Farben-
spatel auf seine Leinwand oder Holz und schabt nun die
Zähne der Bordüre oder die Fäden der Franse mit seinem Pinsel-
stiel heraus und verwirft kein Mittel, sobald es ihn zum Ziele
führen kann; und es ist erstaunlich, wie natürlich und kräftig
208. sich dies zuweilen auf einige Entfernung ausnimmt.
Seine historischen Darstellungen behandeln meist Bibel-
stoffe und besonders kunstvoll sind darunter eine Darstellung
des sterbenden David, oder Bathzeba, die um die Krone für
ihren Sohn Salomon bittet, und eine Segnung des ^Erzvaters
Jakob; desgleichen unter seinen Porträts das des Bildhauers
Hendrik Noteman.
Seine letzte Arbeit ist eine Passion oder eine Geschichte
des Leidens Christi in 22 Bildern , von welchen gegenwärtig
20 vollendet sind, in welchen die mannigfaltigen Gefühle und
Gemüthsbewegungen aus charakteristischen Zügen zu entnehmen
sind und eine unglaubliche Mannigfaltigkeit in den Costümen
sowol, als im fremdartigen Aufputz. an den Gewändern der Figuren
und im Beiwerk sowie in der Anordnung von Licht und Schatten
zu sehen ist; diese werden wol, wenn ich nicht irre, auch die
letzten bleiben, da er viel Zeit damit zubringt, in die Kirche zu
gehen und Freunde zu besuchen. Er ist jetzt im Jahre 1715,
•während ich dies schreibe, noch gesund und unverheiratet.
Vielleicht hat er den Spruch des Horaz: Melius nil caelibe vita
gekannt und sich denselben stets zur Lehre genommen. —
309. Unter die glücklichen Maler gehört wol Joan Baptist
de Champagne, zu Brüssel im Jahre 1645 geboren. Sein
Vater war der Bruder von Philips de Champagne, dessen
Lebenslauf wir eingehender im I. Theile beschrieben haben.
DRITTER THEIL. Syi
Dieser, der selbst zwei Söhne gehabt hatte, die aber jung starben,
und eine Tochter, die in's Kloster ging, pflegte diesen Neffen
wie sein eigenes Kind, und erzog ihn zur Kunst. Nachdem er
älter geworden und Fortschritte gemacht hatte, ging er auf
i5 Monate nach Italien, um die Werke der fremden Künstler
zu sehen, und sein kunstsinniges Auge daran zu ergötzen.
Er nahm seine Zeit eifrig mit Malen und Zeichnen in
Acht, hielt sich aber an die Manier seines Oheims.
Nach seiner Rückkehr wusste er es durch seine Freunde
so weit zu bringen, dass er die Gunst des Königs erlangte und
Aufseher der königlichen Akademie ward. Er starb im Jahre
1688, 43 Jahre alt.
Ein langes Leben gönnte das Schicksal seinem Zeit- und 210.
Kunstgenossen Albert Meyerin g. Dieser ist zu Amsterdam
im Jahre 1645 geboren und lebte bis zum 17. Juli 1714,
ungefähr 70 Jahre, die er wol zumeist im Dienste der Kunst
zubrachte. Er ward früh dazu angeleitet, da sein Vater
Frederik und sein Bruder Henrik Meyering dieselbe aus-
übten, die sich jedoch meist auf geringere Arbeiten, wie Zimmer-
malerei, verlegten, und auch ein Gewerbe damit trieben.
Albert hat, von Eifer angespornt^ 10 Jahre sowol in
Frankreich als in Italien zugebracht, wo er sich mit seinem
Reisegenossen Johannes Glauber nach guten Mustern bildete.
Er eignete sich eine rasche Manier an, die ihm bei grösseren
Arbeiten, als Malen von Sälen und Zimmern, von Vortheil
war. Zuweilen malte er auch verschiedene Landschaften, ins-
besondere schöne Ansichten fürstlicher Lustschlösser und
Belvedere, die mit ihren schattenreichen Bäumen sich anmutig
im Wasser spiegeln.
Michiel Musscher, dessen sich Rotterdam rühmen mag,
ist in dieser Stadt am 27. Januar 1645 geboren.
Fünf Jahre alt, fing er an Figuren und Thiere auf Papier
zu zeichnen und seine Lust dazu wuchs mit der Zeit so sehr,
dass seine Eltern ihn im Jahre 1660 zu Martyn Zaagmolen 211.
gaben, damit er die Anfangsgründe der Kunst lerne, bei welchem
er durch seinen Eifer in kurzer Zeit solche Fortschritte machte,
dass er im folgenden Jahre zu dem berühmten Abraham van
den Tempel geschickt ward, um die Mischung der Farben
24*
372 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
und Handhabung des Pinsels zu lernen. Aber er blieb nicht
lange dort, ebensowenig wie bei Adriaen van Ostade und
Gabriel Metzu, wie ich aus einer von ihm darüber geraachten
Aufzeichnung entnehme, welche lautet: 1660 zwei Monate bei
Martin Zaagmolen gezeichnet, 1661 bei Abraham van den
Tempel, i665 sieben Lectionen bei Gabriel Metzu genommen,
und im Jahre 1667 drei Monate bei Adriaen van Ostade
gearbeitet; gewiss in Summa eine kurze Zeit, wenn man bedenkt,
wie weit er es in der Kunst gebracht hat, was wir deshalb eben-
sowol seiner natürlichen Anlage als dem Unterrichte zuschreiben
müssen. —
Zu Amsterdam, wo er die längste Zeit über seine Kunst
ausübte, sind viele vortreffliche Porträts von ihm zu seilen, unter
welchen, in Beziehung auf künstlerischen Werth, das des
Kunstfreundes Jonas Witzen hervorragt, an dem er weder
Zeit noch Mühe sparte. Und dies hatte seine guten Gründe,
da der Genannte wol der grosse Christoph war, der ihn auf
seine Schultern nahm, damit ihn der Neid nicht verzehre.
Er malte auch verschiedene Compositionen und unter
212. diesen den kurzweiligen Lebenslauf von Jan Klaasze und Saartje
Jans. Ein vor allen anderen hervorragendes Werk aber ist das
bekannte Familienstück, in welchem er sich nebst Frau und
Kind dargestellt hat, welches der genannte Witzen nach
seinem Tode aus dem Nachlasse kaufte. Er vollbrachte dies
als Probe seiner Kunst, mit Aufwand von viel Zeit und Mühe^
und es befindet sich noch bei seinem ältesten Sohne, der als
Kind darin porträtirt ist. Er starb am 20. Juni 1705. —
Der berühmte Zeichner Joan de Biskop ist im Haag
im Jahre 1646 geboren.
Er war ein gelehrter Anwalt des Gerichtshofes von
Holland, und überdies ein Freund und Bewunderer der Kunst,
der durch seine geschickte Manier, mit dem Pinsel auf weissem
Papier zu zeichnen, ebenso wie eine wolgeübte Hand mit
Farbe, die Weise jedes Meisters so kunstvoll nachzuahmen
verstand, dass man sofort erkennen konnte, ob seine Zeich-
2i3. nung nach einem Gemälde von Tintoretto, Bassano, Carracci,
P. Veronese, Rubens oder van Dyk etc. gefertigt war, weshalb
dieselben bei den Kunstfreunden auch hochgeschätzt werden.
DRITTER THEIL. 3^3
Wegen dieser ungewöhnlichen Fertigkeit haben wir nicht
nur hier seinen Namen, sondern auch sein Porträt, nach einem
Gemälde von Jan de Baan, unter die Porträts der Maler
seiner Zeit eingereiht.
Besondere Dienste erwies er den Kunstbeflissenen durch
seine Radirungen, mittelst welcher er die Jugend stufenweise
zur Hochschule des Zeichnens anleitet, indem er ihnen die
besten und berühmtesten Kunstdenkmale Roms vorführt. Es
ist zu beklagen, dass er, erst 40 Jahre alt, im Jahre 1686 starb.
Ary Huibertsz Verveer ist zu Dordrecht geboren,
doch weiss ich nicht, in welchem Jahre. Es ist mir nur bekannt,
dass er im Jahre 1646 zugleich mit Gerard de Jager, einem
See- und Stillwasser-Maler aus Dordrecht, Abraham Susenier,
ebenfalls einem Dordrechter und guten Maler von Stillleben,
insbesondere von Silbergerathen, und Arnout Elzevier, einem
Maler von Landschaften und Feuerbränden, in die St. Lucas-
Gilde zu Dordrecht eintrat.
Er malte oft Porträts, doch zumeist Historien und vor-
züglich solche, in welchen viele nackte Figuren erscheinen. Seine
Bilder waren am besten aus einiger Entfernung anzusehen, weil
er etwas roh und rauh malte.
Zumeist tadeln die Kunstkenner an seinen Bildern, dass
er das Fleisch zu dunkel in der Farbe machte und den zarten
Azur nicht beachtete, der in hellen Fleischtönen durchscheint,
sondern zufrieden war, wenn die Arbeit nur Kraft hatte, weshalb
er häufig Beinschwarz anwendete.
Er malte viel, doch selten vollendete er etwas, da er tag- 214.
lieh etwas Neues anfing; deshalb waren auch sein Atelier und
andere Räume daneben so ganz mit Leinwand und Holztafeln
angefüllt, auf deren einer eine ganze, auf der anderen eine
halbe nackte Figur oder ein Kopf oder auch irgend eine Com-
position skizzirt waren, dass es wol einem Bilderhändlerladen
glich. In Folge dessen war auch sein Haus mit all' diesen
brennbaren Stoffen wie ein Brander zur See ausgerüstet, und
brannte eines Wintertages bis auf den Grund nieder.
Jenen ganzen Nachmittag bis an den Abend waren
Willem van Drillenburg, mein erster Meister, Johannes
Offermans, ein Schüler von Adrian Emont, und Amol-
374 ARNOLD HOUBRAKEN»S GROSSE SCHOUBURGH.
dus Verbius in seiner Gesellschaft, aber es scheint, dass sie
mehr darauf bedacht waren, dass Jeder seinen Becher ordent-
lich leerte, als auf das Feuer. Der Letztgenannte war auch ein
guter Maler, aber so leicht wie der Wind. Er war mehrere
Jahre am Hofe von Friesland als Porträtmaler beschäftigt,
malte auch historische Darstellungen, aber am natürlichsten
verstand er es, Huren- und Diebsspelunken zu malen, die er
auch so ungeschminkt in ihrem schamlosen Treiben darstellte,
dass seine Bilder vor Scham einen Vorhang zu fordern schienen,
um ehrbaren Augen kein Aergerniss zu geben.
Johannes Offermans ist im Jahre 1646 am 10. April
zu Dordrecht geboren. Er behalf sich zuerst mit der Land-
schaftsmalterei, verlegte sich aber später auf grobe Arbeit, bei
welcher er, wie es scheint, eher seine Rechnung fand. Trotz-
dem bewahrte er die Liebe zur Kunst, handelte zuweilen mit
Bildern und war häufig in Künstlergesellschaft. —
2i5. Hubert van Ravestein ist zu Dordrecht geboren;
dieser malte zumeist Schafställe mit einer Bauernmagd, die einen
Kessel oder etwas derartiges scheuert oder mit einem Bauern
spricht; wol auch die Darstellung der Schlachtzeit, angedeutet
durch ein Schwein, welches am Pflocke hängt, und Jungen,
welche mit der Blase spielen.
216. Von ähnlichem Talente waren auch die Brabanter Reynier
und Isrel Covyn; der Erste malte in der Regel Tafeln mit
verschiedenen Erdfrüchten, Kohlrüben, Rüben, Artischocken
und eine Magd mit einem Eierkorbe oder kupfernen Eimer und
gerupften Vögeln am Arm, wol auch ein Mädchen, welches
näht oder Spitzen klöppelt.
Der Andere malte historische Darstellungen, aber meist
nach der spanischen Heidin von Kats.
Obgleich man sagt, dass er in seiner Jugend ein gutes
Porträt zu malen verstand, ward er, entgegen dem Sprüch-
worte: je älter, je gescheidter — je älter, je unbedeutender.
Er war, als ich ihn kannte, der Aelteste in der Gilde, denn
er war daselbst seit dem Jahre 1647, ""^ ^^^ ^^^ ^^^ mehrere
Jahre lang ani St. Lucas-Tage mit einem Weinlaubkranze auf
dem Haupte an der Tafel sitzen. Dies ist eine Sitte, die man
noch heute beobachtet. —
J
DRITTER THEIL. 87 5
Johannes Glauber, mit dem Bentnamen Polidoor,
ward im Jahre 1646 zu Utrecht geboren, als seine Eltern die
Absicht hatten, von Amsterdam über Utrecht nach Deutsch-
land zu reisen, von wo sie abstammten, wodurch dieses Vor-
haben gehindert wurde.
Glaub er, der von Jugend auf mit Feuereifer zur Kunst
begabt war, fand darin bei seinem Vater, der ihn zu anderer 217.
Beschäftigung erzog, Widerstand, weil ihn dieser durchaus
nicht seiner Neigung gemäss, zu einem Maler schicken wollte.
Aber dies hinderte nicht, dass er sich unaufhörlich im
Zeichnen und Malen übte, bis er mehrere tüchtige Maler
kennen lernte, die ihn lediglich aus Lust zur Sache, da sie
seinen Eifer sahen, weiter unterrichteten. Dadurch und durch
seinen grossen Fleiss so weit gekommen, dass er sich selbst
erhalten konnte, ging er zu Nicolas Berchem, bei dem er
neun Monate blieb
Zu dieser Zeit war G. Uilenburg, nachdem er den
Pinsel gegen den Kunsthandel eingetauscht hatte, der grösste
Kunsthändler mit italienischen Gemälden in Holland und be-
schäftigte mehrere jüngere Maler damit, diese Bilder zu copiren.
Bei diesem nahm er seine Wohnung und übte sich nach diesen
schönen Mustern, die in ihm zugleich die Lust weckten, Italien
zu sehen. Er unternahm diese Reise im Jahre 1671 in Ge-
sellschaft seines Bruders, eines Jünglings von i5 Jahren, und
der beiden Brüder' van Doren. Sie gingen von Rotterdam zu
Schiff nach Dieppe und von hier nach Paris, wo er ungefähr
ein Jahr für Picart, einen Blumenmaler und Kunsthändler am
Pontneuf, Brabanter von Geburt, malte.
Von da reiste er nach Lyon, wo er zwei Jahre wohnte
und zumeist für Adriaen van der Kabel arbeitete. Da in
diesem Jahre das römische Jubelfest eintrat, ging er mit seinem
Bruder und zwei französischen Malern von Lyon nach Rom.
Nachdem er ein halbes Jahr in Rom zugebracht hatte und
mit holländischen und deutschen Malern bekannt wurde,
veranlassten ihn diese, in die Bent einzutreten, wo sie ihn
Coridon tauften. Da er aber wusste, dass der junge van 218.
der Kabel denselben Namen erhalten hatte und er dies er-
wähnte, veränderten sie seinen Namen in Polidoor. Aber
376 ARNOLD HOUBRAKEN^S GROSSE SCHOUBURGH. *
Karel du J ardin, mit dem er in Rom zumeist Umgang
pflegte, wollte sich nicht unter die BentvÖgel begeben, deshalb
nannten sie ihn Bokkebaart, aus Bosheit, weil er sich nur
selten rasiren Hess, wie. sie aus demselben Grunde einen anderen
Maler mit dem schändlichen Bentnamen Platluizenbaart
gebrandmarkt hatten.
Nachdem Glauber zwei Jahre in Rom zugebracht hatte,
ging er mit seinem Bruder und dem Maler Robbert du Val
nach Padua, wo er ein Jahr blieb; hierauf von Padua nach
Venedig, wo er sich durch zwei Jahre aufhielt und sich täg-
lich nach der Natur, dem schönsten Vorbilde, übte;, von da
ging er nach Hamburg, wo er bis zum Jahre 1684 blieb, mit
Ausnahme, dass er inzwischen ein halbes Jahr in Kopenhagen
auf Aufforderung Guldenleeuw's, des Vicekönigs von Nor-
wegen, verweilte, für den er dort arbeitete.
Wieder nach Amsterdam zurückgekehrt, wohnte er, oder
hatte er ein Zimmer im Hause von Gerard de La i res, seit
welcher Zeit er viele treffliche Proben seiner Kunst, sowol
in Cabinetsstücken als grösseren Arbeiten in Sälen, gab, durch
welche sein Name noch Jahrhunderte lebendig erhalten bleiben
und er unter die grössten Künstler in der Landschaftsmalerei
gezählt werden mag.
Im Lusthause zu Soestdyk hat er den Speisesaal der
Königin Maria mit einer originellen Landschaft ausgemalt,
desgleichen auch den des Königs. Doch dabei hat ihm Albert
219. Meye ring geholfen.
Er ist mit Jagdstücken von Dirk Maas von Harlem aus-
geschmückt, so wie der der Königin mit Figuren von Gerard
Laires. Zu Amsterdam im Hause des Herrn Jacob de Flines
ist in einem der Säle die Landschaft in derselben Weise mit
Figuren von G. Laires ausgemalt; desgleichen die in der Brauerei
von Hooiberg, am Agterburgwal und mehrere zu Rotterdam
bei den Herren Meyers, Verbürg und Paats. Gegenwärtig
wohnt er, mit der Schwester des berühmten Baumeisters
Steven Vennekool verheiratet, im Proveniershuis zu Schoon-
hoven, wo er sich in seinem Garten mit Tabakrauchen ergötzt.
Sein Bruder Jan Gotlieb Glauber ist im Jahre i656 ge-
boren und war kaum 1 5 Jahre alt, als er mit seinem Bruder
DRITTER THEIL. Syy
nach Paris ging. Er ward von diesem, der weiter nach
Lyon ging, zu einem Maler Namens Jacob Knyf, einem
Harlemer von Geburt, gegeben, der meist Ansichten von Ge-
bäuden und Seehäfen mit kleinen Figürchen, ganz angenehm
anzusehen, malte. Als aber Jacob Knyf Gelegenheit fand,
einige Monate ausserhalb Paris für einen Grafen zu arbeiten,
war der Wirth durch dieses lange Wegbleiben um sein Geld
in Sorge und wollte dem Knaben nicht länger die Kost geben.
In Folge dessen fand er sich genöthigt, zu seinem Bruder nach
Lyon zu gehen und blieb ferner, in Rom und all' die Jahre
in Italien bei ihm, auch später in Hamburg, bis zum Jahre
1684, da sein Bruder nach Amsterdam und er nach Deutsch-
land ging, wo er längere Zeit für einen deutschen Prinzen
arbeitete. Von da ging er nach Wien, wo er einige Jahre 220.
arbeitete; von Wien nach Prag und endlich nach Breslau, wo
er im Jahre lyoS starb. Er malte schöne Landschaften und
Seehäfen. Sein Bentname war Mirtillus.
Unser Johannes Glauber hatte auch eine Schwester
Namens Diana Glauber, die die Kunst ausübte und gute Fi-
guren und Porträts malte. Doch ein trauriger Zufall beraubte
sie des Augenlichtes. Sie lebt noch gegenwärtig in Hamburg.
Die Erfahrung hat oft gezeigt, dass die unbezwinglichen
Begierden, Gelüste und Neigungen schwangerer Frauen auf die
Frucht übergehen und dass sie dieselben dem Geschöpfe, mit
dem sie schwanger sind, mittheilen.
Diese Erfahrung bestätigte sich deutlich an Maria Sy-
bille Merian, der Tochter des berühmten Kupferstechers
Matheus Merian, zu Frankfurt am 2. April 1647 geboren.
Da sie mit dem eilften Jahre Lust zur Kunst zeigte, so be-
schäftigte sie sich mehr mit dem Pinsel, als mit den häuslichen
Verrichtungen, und wurde von ihrer Mutter oft darob ge-
scholten. Deshalb sah sie sich veranlasst, das Feuer ihrer
Neigung zu verbergen, welches, wenn ihre Mutter nicht zu
Hause war, um so stärker entbrannte; da sie aber in ihrem
Stiefvater einen starken Fürsprecher fand, bekümmerte sie sich
später um den Unwillen ihrer Mutter wenig. Dieser erinnerte
ihre Mutter oft, dass sie früher selbst erzählt hatte, dass sie, 221.
als sie mit ihrer Tochter schwanger ging, mehr denn sonst
378 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Lust ZU Kunstsachen und Raritäten hatte, und, sonst für derlei
gleichgiltig, nun Versuche machte, Insecten, Schmetterlinge
und verschiedene. Arten blutloser Thiere, wie Schnecken,
Muscheln etc. nach ihrer Ordnung in den Laden der Kästen
einzureihen und ihre Abbildungen mit Behagen betrachtete, in
Folge dessen sie selbst die Ursache der ihrer Tochter an-
geborenen Neigung wäre.
Endlich brachte es ihr Stiefvater Jacob Marrel dahin,
dass ihr erlaubt wurde, ihrer Neigung zu folgen, der sie, wie
bereits gesagt wurde, heimlich von ihrem eilften Jahre an gefolgt
war, von welcher Zeit an sie sich des Unterrichtes von Abraham
Min Jon, dem Schüler ihres Stiefvaters, bediente.
Ihre Lust zur Kunst wuchs mit den Jahren umsomehr,
als der Ruf ihres Talentes sich verbreitete.
Am 16. Mai i665 heiratete sie Johannes Andriesz Graff
von Nürnberg. Nichtsdestoweniger führte sie den berühmten
Namen ihres Vaters. Dieser war ein guter Maler, insbesondere
der Architektur kundig, wie aus der Zeichnung des St. Peters-
domes zu Rom zu entnehmen ist, welche Joan Ulrich
Kraus im Jahre 1696 in neun grossen Blättern in Kupfer
gestochen hat.
Sie bewahrte die Liebe zur Kunst, ungeachtet ihrer Ge-
burten und häuslichen Sorgen.
Aber es genügte ihr nicht, lediglich die mannigfaltigen
222. Thiere mit den ihnen eigenthümlichen lebhaften Farben, auf
Pergament nachzuahmen, sondern sie hatte auch Lust, die Ver-
änderungen derselben und die wunderbaren Umwandlungen der
Raupen in geflügelte Schmetterlinge, nebst den mannigfaltigen
Arten ihres Fortkommens zu ergründen, und auch der Nahrung,
von welcher sie leben, nachzuforschen. Damit die Menschen
durch klares Anschauen die grosse Weisheit und Gewalt Gottes
in den geringsten Geschöpfen kennen lernen und um so eher
ihrer kunstvollen Zeichnungen und fleissigen Untersuchungen
theilhaftig werden, beschloss sie dieselben in Kupfer stechen
und ihre wissenswürdigen Wahrnehmungen drucken zu lassen.
In Folge dessen Hess sie ihr erstes Werk zu Nürnberg im
Jahre 1679 unter dem Titel: Der Raupen wunderbare Ver-
wandlung und sonderbare Blumennahrung, drucken.
DRITTER THEIL. 3yg
Hierauf folgte im Jahre i683 der zweite Theil ähnlichen
Inhalts. Ihr Drang nach Wissen war so gross, dass sie sich
entschloss, zu diesem Zwecke nach Westindien zu gehen, was
sie auch im Jahre 1698 ausführte und ungefähr zwei Jahre in
Surinam blieb, lediglich um Alles, was zu ihrem Zwecke dien-
lich war, nach dem Leben abzuzeichnen und gründlich zu er- 223.
forschen. Welchen Dank ihr die Wissenschaft schuldet, bezeugen
Diejenigen, welche ihr grosses Werk kennen, welches sie im
Jahre 1706 über diesen Gegenstand unter dem Titel: Meta-
morphosis Insectorum Surinamensium veröffentlichte.
Darin ist Jedes Thier auf jenen Gewächsen, Blumen und
Früchten, auf welchen es gefunden wurde, dargestellt; auch
wird die Entwicklung der Heuschrecken, Kröten, Eidechsen,
Schlangen, Spinnen und Ameisen, sämmtlich in Amerika nach
der Natur gemalt, gezeigt und beschrieben. Diejenigen, welche
das Werk gesehen und gelesen haben, sprechen mit viel
Ruhm davon.
Noch andere Werke von geringerer Bedeutung hat sie
veröffentlicht, zu welchen ihre Tochter noch ein Buch mit
5o Kupferstichen hinzufügte, für welches die Zeichnungen fertig
waren, als sie am 1 3. Januar 1717 starb. —
Sie hinterliess zwei Töchter, die sie im Blumenmalen 224.
unterrichtete: Johanna Helena Herolt Graff, geboren am
10. Januar 1668, und Dorothea Maria Hendriks Graff,
geboren am i3. Februar 1678, welche ihre Mutter nach Surinam
begleitete, und ausser der Kunst auch des Hebräischen kundig war.
Johannes Voorhout, ist zu Uithoren nächst Amsterdam
m
am II. November 1647 geboren. Sein Vater, der Uhrmacher
war und sah dass er Lust zur Kunst hatte, gab ihn zu Konstan-
tyn Verhout, einem geschickten Maler von modernen Dar-
stellungen , nach Gouda, unter dessen Aufsicht und Leitung er
sechs Jahre die Kunst von den Anfangsgründen an lernte.
Nachdem er dieser ersten Schule entwachsen war, kam er unter
Aufsicht des berühmten Historien- und Porträtmalers Joan van
Noort nach Amsterdam, unter dessen Leitung^er fünf Jahre
die Kunst ausübte und darin so weit kam, dass er ferner nur 225.
der Natur als Vorbild folgte. Im Jahre 1670 heiratete er, und
da das Jahr der Unruhen darauf folgte, und es den Anschein
38o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
hatte, als ob der Mutwille der Franzosen das ganze Land über-
strömen würde, das .holländische LÖwenherz in ein Hasen-
herz umgewandelt zu sein schien, die Städte aller Orten mit
Flüchtlingen überfüllt waren, beschloss er mit seiner Frau der
drohenden Gefahr zur See zu entfliehen, und furchtlos abzu-
warten, was endlich daraus werden oder welche Wendung das
Kriegsglück nehmen würde, mit der Absicht, wieder nach dem
Vaterlande zurückzukehren, sobald sich die Lage gebessert haben
würde. Sie gingen daher im Jahre 1672 nach Friedrichstadt, wo
mehrere wohlhabende Freunde seiner Frau wohnten; sie landeten
glücklich und wurden gut aufgenommen. Er war nicht lange
dort, als es bekannt wurde, dass er ein Maler wäre. Bald lernte
er den Maler Juriaan Ovens, der daselbst als Porträtmaler
Glück gemacht hatte, und später viel Geld hinterliess, kennen,
der ihn in Folge dessen in sein Haus führte, wo er ihm einen
Saal mit Bildern der besten Meister zeigte, mit welchen er an
den Höfen Handel trieb und forderte ihn auch auf, für ihn zu
malen. Als er aber sah dass Voorhout keine Lust dazu
hatte, rieth er ihm nach Hamburg zu gehen, unter der Ver-
sicherung dass er dort mit seiner Kunst, von welcher er eine
Probe mitgebracht und ihm gezeigt hatte, Glück machen
würde; dies geschah auch, denn er war dort gern gesehen und
verlangte viel Geld für seine Arbeiten; ja er ward von ver-
226. schiedenen vornehmen Leuten aufgefordert dort zu bleiben;
aber er Hess sich durch die Nachrichten seiner holländischen
F'reunde bewegen, wieder nach seinem Vaterlande zurückzu-
kehren, nachdem er drei Jahre dort zugebracht hatte. Durch
seinen unermüdlichen Eifer und seine ausserordentliche Thätigkeit
vollendete er mit den Jahren zahlreiche Bilder, aus welchen die
Kunstfreunde eine Wahl treffen konnten.
Aber wer hätte nicht erfahren, dass die Welt solche ge-
wöhnliche Vorgänge ganz verkehrt beurtheilt und dass sie nur
das begehrt, was selten ist, und was sie leicht erhalten kann,
verachtet, obwol in dem Werthe der Dinge selbst kein Unter-
schied obwaltet? -—
Das war der Grund, warum Voorhout so bedeutende
Vortheile mit seinen Arbeiten nicht erzielte, als Andere, obwol
sie dies wol verdienten; einerseits war es die Menge seiner
DRITTER THEIL. 38 1
Arbeiten, andererseits seine gerade Weise, die den Handel beein- 227.
trächtigte, so lobenswerth auch diese war. —
Schliesslich will ich nur bemerken, dass er stets solche
Vorwürfe für seinen Pinsel auswählte, die werth waren, dass
man Kunst und Fleiss daran verwende. Auf eine sterbende
Sofonisba liess Ludwig Smits ein Gedicht drucken. —
Mathys Neveu ist zu Leiden im Jahre 1647 geboren, 228.
und lernte zuerst bei Abraham Torenvliet zeichnen, später bei
Gerard Dou malen. Gegenwärtig wohnt er in Amsterdam, wo
er, obwol Hopfen- Coiümissär und hochbetagt, noch täglich die
Kunst mit Lust und Eifer ausübt. Seine Gegenstände sind immer
gefällig, da er zumeist heitere^ Gesellschaften, Frauen und Herren,
welche Thee trinken, Karten spielen oder sich auf andere Art
unterhalten, wol auch Kaufläden und derlei Gegenstände dar-
stellt. Sein bedeutendstes Werk, welches ich gesehen habe, war 220.
eine figurenreiche Composition, welche die sieben Werke der
Barmherzigkeit vorstellte, und insbesondere fleissig ausgeführt
und kräftig in der Farbe war.
Sein Zeitgenosse und Schüler des Erasmus Quellin us,
Jacob Denys, zu Antwerpen geboren, hat in drei Jahren, die
er in Rom und Venedig mit Zeichnen nach den besten Statuen
und Malen nach den Werken von Rafael und Julio Romano
zubrachte, solche Fortschritte gemacht, dass seine Arbeiten
nicht allein dem Herzog von Mantua, sondern auch dem Gross-
herzog von Florenz gefielen, den er mit seinem Hofstaate
malte, und der ihm über seinen bedungenen Lohn auch eine
Medaille und goldene Kette verehrte.
Wieder nach Mantua zurückgekehrt, malte er mehrere
historische Vorstellungen in verschiedenen Gemächern des
Schlosses, und nachdem er 14 Jahre fern seinem Vaterlande
zugebracht hatte, kam er wieder in seine Geburtsstadt, wo er
mit Freuden aufgenommen ward.
David van der Plaas ist zu Amsterdam am ii.Decem-
ber 1647 geboren und machte sich durch Porträts einen berühm-
ten Namen. Er hatte sich eine besondere Malweise angewöhnt,
vermöge welcher die Bilder, in einiger Entfernung besonders
kräftig und lebendig erscheinen. Er liess nämlich die neben
einander hingesetzten Farben des Nackten von selbst verschmelzen
382 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUßURGH.
23o. ohne sie viel zu vertreiben. Er suchte darin den berühmten
Titian nachzuahmen.
Aus der grossen Anzahl seiner Porträts nennt man Jenes
des Admiral-Lieutenants von Holland, Kornelis Tromp, an
welches ein Gedicht von L. Smidt erinnert. —
23i. Mehrere Jahre war er für den Buchhändler Pieter Monier
mit Corrigiren, Uebergehen oder Nachsehen der Drucke der
biblischen Darstellungen beschäftigt, wobei er bewies, dass er die
Verbindung von Licht und Schatten, sowie Haltung und
Geschmack, die für ein Kupferwerk erfordWich sind, wol kannte.
Aber er überlebte die Vollendung des Werkes nicht lange und
starb am i8. Mai 1704. Nach seinem Tode erschienen von einem
der Kupferstecher mehrere Spottgedichte auf ihn.
Daniel Syder, mit dem Bentnamen Morgenstar, oder
Cavalier Danielle genannt, ist zu Wien, in Oesterreich, oder
nach der Ansicht Anderer an den Grenzen der Schweiz geboren,
und in Wien erzogen. Wie dem auch sei, das Lob seiner Kunst
ist noch auf den Lippen Aller, welche Italien bereist haben.
Ich weiss nicht, wer sein erster Lehrmeister war, aber
lange Zeit malte er in Venedig bei dem berühmten Karel Lot,
und hat viele seiner Arbeiten so genau nachgeahmt, dass die-
selben allerorts zerstreut, oft für Lot 's echte Bilder angesehen
und als solche verkauft wurden. In Italien selbst, wo man zu-
weilen zwei oder drei Stücke desselben Gegenstandes sieht,
streitet man oft, welches das Original sei.
232. Nachdem er sodann längere Zeit in Venedig gelebt und
sich das venetianische Colorit angeeignet hatte, ging er nach
Rom, um sich weiter in der Kunst des Zeichnens auszubilden,
worin die Römer berühmt sind; zu diesem Zwecke begab er
sich unter die Leitung von Carlo Maratti; später heiratete
er die Tochter eines Buchhändlers und kurz darauf trat er in
die Dienste des Herzogs von Savoyen, der sein Talent hoch-
schätzte, und ihn in den Ritterstand erhob. Inzwischen war er
zu wiederholten Malen in Rom und hatte hervorragende Arbeiten
gemacht.
Insbesondere zeigte er seine herrliche Kunst in der neuen
Kirche St. Philippi an zwei grossen Bildern, in deren einem der
Mannaregen in der Wüste, und ganz Israel, Männer, Frauen
DRITTER TMEIL. 383
und Kinder beschäftigt es aufzulesen, in dem anderen das letzte
Abendmahl Christi dargestellt sind, sämmtlich lebensgrosse
Figuren und so kunstvoll geordnet und natürlich im Ausdruck
der Gemüthsbewegungen und anderer erforderlichen Eigenschaften,
dass diese Bilder allein hinreichen, seinen Ruhm zu verewigen.
Um seinen Geist nicht immer in gleicher Weise auf grosse
Arbeiten gespannt zu erhalten, malte er zeitweilig ein Porträt,
was mich an einen Umstand erinnert, den mir der Maler Le
Blon erzählte.
Als er den Herzog, seinen Gönner, porträtiren sollte,
hatte er seinen Malerstock vergessen. Da dieser seine Verlegen-
heit sah, reichte er ihm seinen oben mit Diamanten besetzten
Spazierstock mit den Worten: Kann ich Euch vielleicht damit 233.
dienen? Er benützte auch denselben, um die Hand darauf zu
lehnen , und nachdem das Porträt vollendet war, wollte er ihn
dem Herzog wiedergeben, aber einer der Höflinge, der ihm
wolwoUte, hielt ihn davon ab, indem er ihm sagte: der Fürst
könnte dies für Geringschätzung halten, er hat ja nur gefragt:
kann ich Euch damit dienen? und wird ihn in Folge dessen
nicht wieder begehren; sollte er Euch aber von seinem Garderobe-
meister abgefordert werden, so machet Euch eine Zeichnung davon.
Aber er behielt ihn, und Le Blon sah denselben noch
bei ihm, als er im Jahre 1697 ^" Rom verweilte und damals
ungefähr 5o Jahre alt war.
Da wir keine genauere Nachricht haben, verlegten wir
deshalb seine Geburt in das Jahr 1647. Im Jahre 1699 ^^^^
ihn noch der Maler Gerard Wigmana gesund in Rom, und
ich habe bis heute nicht gehört, dass er gestorben wäre.
Godfried und Johan Zacharias- Kneller sind zu
Lübeck geboren, wo ihr Vater Küster an der Kirche war. Der
Letztgenannte malte Gebäude und Landschaften, auch zuweilen
kleine Porträts in Oel, doch seine Arbeiten erlangten keinen
solchen Ruf, als die seines Bruders. Beide haben Italien,
England und Holland bereist.
Godfried, im Jahre 1648 geboren, hatte von Jugend auf
Lust zur Malerei. Nachdem er sich einige Zeit geübt hatte,
ging er nach Holland zuerst in die Schule Rembrant's, dann
in die Ferdinand BoTs.
384 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Wie lange er den Unterricht der genannten Meister genoss,
234. weiss ich nicht, nur dass er darauf nach Rom ging und sich
weiter nach den Arbeiten von Titianund Carracci ausbildete. Er
malte zuerst iebensgrosse historische Darstellungen, wodurch er
sich eine kecke Manier aneignete, die ihm noch eigen ist, und
ihm viel Ruhm, aber nicht so viel Vortheil brachte, als er
wol wünschte. Deshalb verliess er die Historienmalerei und
verlegte sich auf das Porträt, was ihm besser glückte. Man sah
im Laufe der Zeit, dass ihn das Glück nicht stiefmütterlich be-
handelte, sondern dass er dauernd sein Liebling war und es
heute noch ist.
Er bereiste Nürnberg, um die Porträtmaler seines Vater-
landes kennen zu lernen. Doch die erste Stufe zu seiner Berühmt-
heit war Hamburg, wo er den Herrn Jakop del Roe kennen
lernte, den er mit Frau und Kindern in einem Bilde porträtirte.
Dieser blieb seitdem sein Mäcen, und wusste den Werth seiner
Kunst überall so auszuposaunen, dass er die Hände voll
Arbeit und die Taschen voll Geld hatte und seitdem das Wort
im Munde führte: die Historienmaler machen die Todten leben-
dig und leben selbst erst nach ihrem Tode, ich aber male die
Lebenden und bediene mich ihrer Gunst.
Kurz darauf starb Pieter Lely, der lange Zeit am eng-
lischen Hofe geblüht hatte. Hierauf ging er sofort nach England,
wo er es so glücklich anzufassen wusste, dass er bei den
Vornehmen des Hofes und bei König Karl II. in Gunst kam,
der ihn in den Ritterstand erhob.
So erzählen die französischen Schriftsteller, aber briefliche
235. Nachrichten aus London sagen, dass er noch bei Lebzeiten
P. Lely 's nach London kam. Dort war er an einen Kaufmann,
Jonathan Banks aus Hamburg empfohlen, dessen Porträt
er, sowie die seiner Angehörigen malte. Dieser fand Gefallen
daran und empfahl ihn bei dem Herzog von Monmouth,
dessen Porträt er zu solcher Zufriedenheit malte, dass ihm der
Herzog mit einem Schlag auf den Weg zum Glücke half, auf
welchem er seitdem auch gemächlich vorwärts ging.
Bald darauf wollte sich König Karl II. für seinen Bruder,
den Herzog von York, von Pieter Lely porträtiren lassen.
Dies ward so eingerichtet, dass Godf. Kneller den König
DRITTER THEIL. 385
ZU gleicher Zeit auch porträtiren konnte. Lely setzte den König
und dann sich selbst. Kneller nahm auch Platz so gut er konnte
und sie gingen an die Arbeit. Als der König aufstand, besah
er zuerst Lely's Arbeit, dann 4lie Kneller's und fand Gefallen
daran, da er hier sein Gesicht beinahe vollendet sah, während
das Bild Lely 's kaum in der Grundfarbe angelegt war. Dasselbe
thaten auch die Herzoge von York und Monmouth, die nebst
vielen anderen Hofleuten gegenwärtig waren. Aber dies war
der Nagel zu Lely 's Sarg. Er überlebte dies auch nicht lange
und Kneller ward an seiner Stelle Hofmaler,
Nicht lange darauf ward er von König Karl IL nach
Frankreich geschickt, um den König für ihn zu porträtiren.
Aber ehe er mit dem Porträt aus Frankreich zurückkehrte,
war König Karl gestorben. Sein Bruder Jacob, der nun
den Thron bestieg, schätzte sein Talent nicht minder und
ernannte ihn zum ersten Hofmaler. Später kam Willem 236.
Prinz von Oranien auf den Thron und Hess sich nebst der
Königin von ihm porträtiren; und als der Friede von Ryswyk
geschlossen werden sollte, schickte er ihn nach Holland, um
die Bevollmächtigten der ausländischen Höfe für ihn zu por-
trätiren und erhob ihn nach seiner Rückkehr nach England in
den Ritterstand.
Als Anna den Thron bestiegen hatte, ward sie von ihm
dreimal, jedesmal anders, porträtirt, desgleichen ihr Gemal
Prinz Georg von Dänemark- und der junge Herzog von
Glocester; die Königin Anna ernannte ihn noch kurz vor
ihrem Tode zu ihrem Kammerherrn.
Zur selben Zeit malte er auch auf Wunsch des römischen
Kaisers Joseph das Porträt seines jüngeren Bruders Karl, der
im Begriffe war, von England als König von Spanien abzu-
reisen. Dies gefiel dem Kaiser so sehr, dass er ihn in den
erblichen Ritterstand des deutschen Reiches erhob und ihn mit
seinem Bildnisse in einer goldenen Medaille an goldener Kette
beschenkte.
Noch lebt er in voller Gunst bei dem gegenwärtigen
König, der ihn zum Beweise seines Wolwollens zum erblichen
Baronet erhob. Von dieser Zeit bis auf den heutigen Tag
171 5, hat er unzählige Porträts gemalt, die ihm ebensoviel
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. . 25 '
586 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Ruhm als Vortheil brachten, so dass ihm das Glück von
Anfang an wie sein Schatten auf den Fersen folgte.
Seine Werke verdienen aber auch wegen ihrer natürlichen
Farbe, der wol angeordneten und leichten Costüme, der
mannigfaltigen Weise zu stehen und zu sitzen, des grossartigen
237. Hintergrundes und anderen gefälligen Beiwerks wegen, ins-
besondere aber wegen seiner flotten Manier und seiner kecken
Technik gepriesen zu werden. Mit einem Worte, er ist ein
rühmenswerther und glücklicher Maler.
Doch der Werth seiner Porträts ist ein verschiedener.
Dies kommt aber daher, weil er zuweilen bessere Maler als
sonst in seinen Diensten hatte und die einen mehr, die anderen
minder seine Manier nachzuahmen wissen, denn es ist eine
allgemeine Regel in England, dass von dem Meister nur Gesicht
und Hände, die Kleider und das Beiwerk aber von Anderen
gemalt werden.
In Holland dürfte dies wol ebensowenig für echte Münze
gelten, wie wenn man verschiedene Porträts in ein und dasselbe
Costüm stecken würde.
Er liebt die Werke grosser Meister und hat das grosse
Schützenstück von Bartholomeus van der Helst, welches
noch gegenwärtig in der Kriegsrathskammer zu Amsterdam
hängt, oft rühmend gelobt. Insbesondere rühmte er auch die
unvergleichlichen Arbeiten Anton van Dyk's. Es ist auch an
seinen Arbeiten wol zu sehen, dass er diese Kunstwerke mit
Aufmerksamkeit studirt hat, denn man bemerkt in seinen
Werken dieselbe Manier und nicht selten hat er etwas von
diesem grossen Meister entlehnt.
Lord Wart hon erzählte mir selbst, als ich im Jahre
171 3 in seinem Landhause zu Winsingdon war, dass Kneller
ihn ersucht hatte, zwei der 32 Porträts van Dyk's, die in
einem seiner Säle hängen, aus Verehrung für diesen Meister
copiren zu dürfen. Doch es wurde ihm dies nicht gestattet,
238. obwol er die Versicherung gab, dass diese Bilder nicht verkauft
werden würden, sondern nach seinem Tode wieder in die
Hände des Lorcf oder seiner Erben kommen sollten. Man kann
daraus entnehmen, wie hoch die Engländer die Werke van Dyk's
schätzen.
DRITTER THEIL. 387
Schliesslich will ich sagen, dass unser Lübecker Phönix
durch seine Kunst und sein Glück eine solche hohe Stufe der
Ehren erreichte, dass ma^n unter sein Porträt, welches nach
jenem der Galerie des Grossherzogs von Florenz gestochen
wurde, die Schrift setzte:
Dominus Godfridus Kneller de Whiton, Sacri Romani Imperii et Mag.
Brittaniae Baronettus: Nee non serenissimi Georgii, Mag, Brit. Reg.
Interioris Camerae Aulicus et Pictor Princeps, etc.
Jan van Kessel ist zu Amsterdam im Jahre 1648 geboren,
malte geistreich, naturwahr und höchst ausführlich verschiedene
heimatliche Landschaften, Landgüter, Bauernhäuser, Steinbrüche
und derlei Gegenstände, welche er zu seinem Gebrauch zuerst
nach der Natur zeichnete. Insbesondere werden seine Winter-
landschaften gelobt. Ob er mit jenem Johannes van Kessel
verwandt war, den Kornelis de Bie ob seiner kunstvoll
gemalten Blumen und Thiere so sehr rühmt, weiss ich nicht.
Er starb, nachdem er sein ganzes Leben über die Kunst aus-
geübt hatte, im Jahre 1698.
Gerard Ho et ist zu Bommel im Jahre 1648 am 23q.
22. August geboren. Er hatte von Jugend auf Lust zur Kunst
und es gereichte ihm zum Vortheil, dass sein Vater Glasmaler
war. Sieben Jahre alt, malte er eine Darstellung auf Glas
nach einer Begebenheit aus dem Ovid, die ihm ein Anderer
vorlas, da er selbst noch nicht lesen konnte. Sein Vater sah
daraus, dass er ein Maler werden würde und hielt ihn an,
eifrig zu zeichnen; aber er fand vor seinem 17. Jahre keine
Gelegenheit, malen zu lernen, bis Warnar van Rysen nach
Bommel kam, bei dem er ein Jahr lernte, worauf van Rysen
seine Wohnung änderte und keine Gelegenheit mehr hatte,
Jemanden in seinem Hause zu unterrichten. Kurze Zeit darauf
starb Hoet's Vater, und er war genöthigt, seinem Bruder in
der Glasmalerei zu helfen. Endlich kam das traurige Jahr 1672,
da Alles stillstand, in Folge dessen sich Hoet nach demHaag begabt
Inzwischen kam der französische Oberst Salis, ein Kunst-
liebhaber, kaufte Alles, was er bei Ho et 's Mutter vorfand und
bat sie, ihn aus dem Haag zu rufen, damit er für ihn arbeite,
was auch darauf zu Rees in Cleve, wo der Oberst in Garnison
lag, geschah. Dort fand er einige junge Maler aus Utrecht, wie
388 ARNOLD HOUBRAKEfTS GROSSE SCHOUBÜRGH.
Jan van Bunnik, Justus Nieuwpoort und Andries de
Wit. Der Letzte trachtete, als er Hoet's Talent erkannte, ihn
stets um sich zu haben, und de Wit war in der Folge auch
Ursache, dass Hoet, als der Bessere, nach Utrecht zu dem Herrn
240. van Zuilen und spater nach dem Haag und nach Amsterdam
berufen wurde. Die Ursache war de Wit's mangelhaftes Gompo-
sitionstalent, weshalb ihm Hoet gemalte Skizzen oder Zeich-
nungen gab, mit welchen er sich behalf.
Einige Zeit darauf ging Hoet nach Frankreich, wohin er,
kaum dort angelangt, durch einen Brief von einem gewissen
Marquis berufen ward, da man diesem gesagt hatte, dass er
noch in Holland oder Utrecht wäre. Er sprach zu wiederholten
Malen mit diesem Marquis, aber es ward nichts aus der Sache, da
dieser durch Mittellosigkeit und von seiner Frau verhindert wurde,
Hoet seinem Versprechen gemäss in sein Haus zu nehmen.
Endlich wollte ihn der Marquis an den Prinzen Conti empfehlen,
aber auch dies war fruchtlos, da der Prinz zu spät des Abends
in das Haus des Marquis kam, als dass ihm dieser hätte Bilder
zeigen können.
Inzwischen aber war es zu spät geworden, uro Paris wieder
zu verlassen, und deshalb übernahm Hoet, einige Landschaften
nach Gemälden von Francisque Milet zu ätzen, eine Aufgabe,
der er aber nicht gewachsen war. Hierauf nahm er sich vor,
nach England überzuschiffen. Er schrieb deshalb zuvor einen
Brief an Vorsterman, um zu wissen, wie es dort mit der
Kunst stünde und erhielt die Antwort, dass dieser selbst nach
Frankreich zu kommen im Begriffe sei, sobald er vom englischen
Hofe sein Geld erhalten hätte. Hoet verliess deshalb Paris,
nachdem er sich mehr als ein Jahr dort aufgehalten hatte, mit
der Absicht, zu sehen, ob in Antwerpen nichts zu machen
wäre. Aber in Brüssel ward ihm von dem Maler Adriaen
^Boudewyns, einem guten Landschaftsmaler, gerathen, einige
Zeit hier zu bleiben, da die Verhältnisse hier ebenso gut wären,
ja besser als in Antwerpen. Er that dies auch und dies glückte
241. umsomehr, da bereits einige seiner Arbeiten von Utrecht aus
unter die Liebhaber gekommen waren.
Er hielt sich ungefähr acht Monate dort auf und ging im
Winter wieder nach Bommel, wo er, kaum angekommen, wieder
DRITTER THEIL. 389
nach Utrecht zu dem Herrn van Zuilen gerufen wurde, der
ihn am liebsten verpflichtet hätte, dort zu bleiben. Doch .
er kehrte den folgenden Sommer wieder nach Brüssel zurück,
wo kurz darauf wieder die Unruhen ausbrachen.
Wieder nach Utrecht zurückgekehrt, malte er Einiges für
den Herrn van Heemstede, heiratete kurze Zeit darauf seine
gegenwärtige Gattin und Hess sich daselbst nieder.
Im Jahre 1697 stellte Hoet mit Henrik Schook zur
Fortbildung und Pflege der Kunst, im Namen des Maler-
coUegiums, an den Magistrat der Stadt das Ersuchen, eine so-
genannte Akademie oder Zeichenschule auf Staatskosten zu er-
richten. Mit Adolf Reets schrieb Hoet bei dieser Gelegenheit
ein Gedicht zur Erklärung der Idee. Aber die ganze Last dieser
Zeichenschule ruhte auf ihm allein und er trug sie mehrere
Jahre aus Liebe zur Sache. Von seinen Arbeiten sind einige
zu Slangenborg, die von Kennern verworfen werden dürften,
da er diesen Herrn, der etwas eigensinnig war, nicht für seine
Auffassung gewinnen konnte. Auch hatte er zu Voorst im
Hause des Grafen von Albemarle auf jder grossen Treppe
Einiges gemalt, das von Anderen unvollendet gelassen war.
Bei dem Herrn Griffier Pester in Utrecht und dem Herrn
Noirot hat er Plafonds gemalt. Seine kleinen Arbeiten sind nicht
so leicht anzugeben, da sie häufig den Besitzer wechseln. Auch 242.
malte er einen Saal bei dem Herrn van MoUem zu Utrecht.
Er konnte die Mildthätigkeit dieses Mannes nicht genug rühmen,
da ihm dieser noch eine grössere Summe Geldes, als vereinbart
war, bezahlte.
Johannes Bronkhorst ist zu Leiden im Jahre 1648 ge-
boren. Da er seinen Vater früh verloren hatte, ward er im
Alter von 1 3 Jahren von seiner Mutter nach Harlem zu einem
ihrer Neffen, der ein Pastetenbäcker war, gegeben, um dieses
Gewerbe zu seinem Lebensberufe zu lernen. Inzwischen nährte
er ein heimliches Kunstfeuer, welches aber nicht eher zuni
Durchbruche kam, als bis er sich im Jahre 1670 zu Hoorn
niederliess und heiratete. Nun begann seine heimliche Lust zur
Kunst loszubrechen und ward so lebendig, dass sie nicht mehr
zu dämpfen war. Da er, ohne das Eine aufzugeben, das Andere
thun konnte, übte er sich in seinen Mussestunden eifrig und
390 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
kam ohne jeden Unterricht so weit, dass er unter die besten
Maler in Wasserfarben gezählt werden kann. Er lebt noch
gegenwärtig und übt die Kunst zu seinem Vergnügen und die
Pastetenbäckerei zu seinem Unterhalte. — Welche Gegenstände
243. er sich zur Darstellung ausgewählt hat und wie trefflich er ihre
Natur nachzuahmen verstand, hat Johannes Vollenhove in"
einem Gedichte auf ein Buch mit Bildern und Zeichnungen von
seiner Hand auseinandergesetzt. —
744. • Es war uns nicht möglich, das bestimmte Geburtsjahr aller
Maler ausfindig zu machen. Deshalb haben wir Abraham
Diepraam lediglich vor seinem Schüler Mathys Wulfraat
eingereiht. Sein erster Lehrer war der Vater des Pferdemalers
Dirk Stoop, der ein berühmter Glasmaler gewesen ist. Hier-
auf kam er nach Rotterdam zu Hendrik Zorg und endlich,
nachdem er Frankreich durchreist hatte, zu Adriaen Brouwer,
dessen Weise zu malen und zu componiren er nachahmte, so
245. dass seine Arbeiten jenen Brouwer's ähnlich erscheinen. Doch
in seiner Lebensweise war er seinem Lehrer nicht allein gleich,
sondern er übertraf ihn an Versunkenheir. Er trat im Jahre
1648 in die St. Lucasgilde zu Dordrecht.
Ich kannte ihn im Jahre 1674, als er bei dem Silber-
schmied Johannes Waardenier wohnte, zu welcher Zeit seine
Bilder gesucht waren und zu gutem Preise verkauft wurden. —
Später sah ich ihn mit der Palette in der Hand längs den
Thüren seiner Freunde um Arbeit betteln, so arm und ver-
kommen, dass man das Hemd durch die Risse seiner Hosen
sah. Gewiss, wenn er ein ordentliches Leben geführt und eifrig
246. gearbeitet hätte, er wäre ein grosser Meister in seiner Art ge-
worden, denn ich habe, ehe er dem Schnapstrinken verfiel,
Dinge von ihm gesehen, die so gut gemalt und so geistreich
erfunden waren, als wenn sie Brouwer selbst gemalt hätte.
Aber wie die Arbeiten Anderer mit der Reife und den
Jahren besser werden, so wurden seine Arbeiten, je älter er
ward, um so schlechter, so dass ich Bilder von ihm gesehen
habe, in welchen die Farben nicht mehr ineinander schmolzen
und nicht einmal die Pinselstriche aufeinander fielen.
Aber der Leser kann mir vielleicht entgegnen, dass auch
von Frans Hals derartige Arbeiten existiren, und der ward
DRITTER THEIL. 39 I
doch noch immer für einen grossen Meister gehalten. Darauf
aber muss ich antworten, dass die Manier von Frans Hais
mit der Diepraam's nicht die geringste Aehnlichkeit hat. Denn
der Erstere zeigte dadurch sein Talent, der Letztere seinen
Verfall. Der Erste that dies mit Absicht und um zu zeigen,
wie sehr er den Pinsel in seiner Gewalt hatte, der Letzte aber,
da er nicht anders konnte, weil ihm die Hände von un-
mässigem Branntweingenuss zitterten. Ja, ich erinnere mich
noch, dass Kornelis van Parzyn, damals Kunsthändler zu
Dordrecht, mir erzählte, dass er ihn aus Mitleid einige Zeit m * '
sein Haus nahm, damit er für ihn arbeite und dass er eine
Finte Branntwein Vormittags, ehe er etwas beginnen konnte,
genossen haben und dann den ganzen Tag die Flasche bei
der Staffelei haben musste, aus welcher er von Zeit zu Zeit
trank, weil er, sonst nicht arbeiten konnte. Er malte zuweilen
neben seine Trunkenbolde ein gefrässiges Schwein, aber dieses
Sinnbild genügte nicht, um ihn zur Umkehr zu mahnen. Mir 247.
wurde gesagt, dass er in Rotterdam im Spital gestorben sei.
Dasselbe Los ward auch seinem Zeit- und Kunstgenossen
Hendrik Bogaart von Amsterdam zu Theil; doch dieser
wählte es mit Vorbedacht, denn als einige seiner Freunde ihm
oft zum Besten rathen wollten und ihm sagten: Bog^iart, Ihr
müsst bedenken, dass Ihr täglich älter werdet und Sorge tragen
müsst für Krankheit oder Alter, erwiderte er: ist denn das
Spital für die Schweine? —
Der treffliche Radirer Josef Mulder lernte bei ihm im
Jahre 1672 zeichnen. —
Mathys Wulfraat ist zu Aarnheim in der Neujahrs- 24S.
nacht zwischen 12 und i Uhr im Jahre 1648 geboren. Sein
Vater, der aus Deutschland stammte, Sprachen und Arznei-
kunde studirt hatte, wollte auch seinen Sohn zu diesen Studien
anleiten und schickte ihn deshalb in die lateinische Schule.
Dieser aber, der mehr Lust zur Zeichenkunst hatte, widmete
sich der letzteren auf Kosten der ersteren, w^eshalb er auch mit 249.
der Ruthe bedroht oder gestraft wurde. Doch dies half nichts,
denn er kaufte heimlich für sein Taschengeld Kupferstiche,
Zeichnungen und Zeichengeräthschaften, um seiner Neigung zu
genügen. — Der Umstand, dass er Abraham Diepraam kennen
392 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
lernte, der sich einige Zeit in Aarnheim aufhielt, bestärkte ihn
noch mehr in seiner Absicht und fachte sein Feuer an. Als
dieser den Eifer des Jünglings und seine, ohne die Anfangs-
gründe der Kunst gelernt zu haben,, ganz trefflich ausgeführten
Zeichnungen gesehen hatte, ward er ihm gefällig, indem er
ihm einige allgemeine Kunstregeln beibrachte. Von da an wollte
er nicht mehr in die lateinische Schule, so dass ihn sein Vater,
nachdem er drei Schulen durchgemacht hatte, endlich gegen
seine Absicht die Kunst lernen lassen musste und ihn, auf
Fürsprache seiner Freunde, zu dem genannten Abraham
Diepraam gab, der ein guter Meister war und in Aarnheim,
wo noch seine besten Werke zu sehen sind, grossen Anklang
fand. Durch dessen Unterricht brachte er es in Kürze so weit,
dass er nur noch nötbig hatte, sich weiter nach dem Leben
auszubilden, wobei er sich wol befand. •
23o. Hierauf liess er sich in Amsterdam nieder, wo auch viele
seiner Arbeiten unter den Liebhabern zerstreut sind. Ausser
vielen Historienbildern und Gesellschaflsstücken von Frauen und
Herren hatte er auch eine Unzahl Porträts im Kleinen gemalt,
auf welche er sich einige Jahre später ganz verlegte, ins-
besondere zu jener Zeit, als er sich in Frankfurt aufhielt, wo
er Gelegenheit fand, viele angesehene Personen, sowol Ausländer
als Einwohner, zu malen, so dass man ihn unter die glück-
lichen Maler zählen mag und dies umsomehr, da er zufriedener
ist als Andere, und durch richtigen Gebrauch der Vernunft ge-
lernt hat, alle Unglücksfälle, deren ein tödtlicher ihm in Frank-
furt begegnete, getrosten Mutes als von der Hand des Herrn
kommend zu ertragen. —
Trotz seines Alters blieb ihm der Eifer zur Kunst, so
dass er sie noch täglich ausübt, wodurch er als Sporn zur
Nachahmung für seine Tochter dient, die bereits einen bedeu-
tenden Schritt in der Kunst gethan hat und deren wir zur
Zeit ihrer Geburt gedenken wollen. —
25i. Der Pferde- und Schlachtenmaler Johann vanHuchten-
^bu.rgh ist zu Harlem im Jahre 1646 geboren. Er war ein
inniger Freund von Jan Wyk, seinem Nachbar und Stadt-
genossen, der drei Jahre und wenige Monate älter als er,
unter Leitung seines Vaters früh in der Kunst herangebildet
DRITTER THEIL. 39 3
wurde. Da er täglich Gelegenheit hatte, ihn arbeiten zu sehen,
wurde er dadurch so zur Kunst angeregt, dass er zuerst den
Zeichenstift, dann den Pinsel ergriff und so glückliche Fort-
schritte machte, dass er sich vornahm, nach Italien zu reisen.
Dies geschah im Jahre 1667, da sich sein Bruder Jakob van
Huchtenburgh, ein guter Maler von Thieren und römischen
Landschaften, und Schüler Nicolas Berchem's, daselbst befand.
Dieser aber starb in seinem 3o. Jahre, worauf er nach Paris
ging, wo er dem Maler van der Meulen gefiel, unter dessen
Leitung er weiter arbeitete und später selbstständig thätig war,
bis er Ende 1670 wieder nach Holland kam, wo er seitdem
eine grosse Anzahl von Bildern malte, die ihn berühmt machen.
In den Jahren 1708 und 1709 kam er in den Dienst des Prinzen
Eugen. Im Jahre 171 1 ward er von dem Kurfürsten Friedrich
Wilhelm' von der Pfalz mit einer goldenen Medaille und Kette
beschenkt. —
Jakob Moelaert, am i5. September 1649 ^^ Dordrecht 252.
geboren, ward, als er älter wurde, von so unermüdlichem Eifer
angetrieben, die Kunst zu lernen, dass seine Eltern genöthigt
waren, ihm nachzugeben und ihn zu Nicolas Maas schickten,
bei dem er in kurzer Zeit solche Fortschritte machte, dass er
ein gutes Porträt malen konnte. Aber ein Umstand lenkte ihn
wieder ab und führte ihn nach Amsterdam, um dem Geschäfte
seines Onkels vorzustehen. Dort brachte er viele Jahre in diesem
knechtischen Berufe zu, bis er heiratete, wodurch er zwar der
Sorge für das Geschäft nicht ledig, aber für seine Müsse frei
war und diese der Ausübung der Kunst widmen konnte. Es
ist staunenswerth, wie weit er es darin, in seinen so abgesparten
Stunden, gebracht hat.
Die Kupferstiche der berühmten Meister zu sammeln, war
stets sein Vergnügen. Dadurch ward sein Urtheil immer reifer
und, von so vielen guten Vorbildern angespornt, versuchte er
öfter als einmal die Darstellung von bedeutenderen Historien,
wie den Untergang Pharao's im rothen Meere; Moses, der mit
einem Schlage seines Stabes Wasser aus dem Felsen lockt, um
das vor Durst verschmachtende Israel in der Wüste zu tränken etc.
Gegenwärtig wohnt er in Dordrecht, und bringt die meiste
Zeit in seinem Kunstcabinete zu, wo ihm jede Mappe ein
394 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
233. Garten ist voll der besten ßlüthen der italienischen, französi-
schen und niederländischen Kunst.
Jan Luiken, am i6. April 1649 geboren, ist ein Schüler
von Martinus Zaagmolen. Seine Bilder sind sehr selten, denn
er gab das Malen früh auf, vielleicht weil es ihm nicht genug
Vortheil brachte und verlegte sich auf das Radiren von Platten
für die Buchhändler, was ihm vortrefflich glückte, denn er hat
eine grosse Anzahl schöner Bücher reich illustrirt, insbesondere
die jüdischen und mosaischen Alterthümer von Goeree und
eine grosse Anzahl anderer. In seiner Jugend war er frei und
ungebunden und ich erwähne dies aus keinem anderen Grunde,
als um zu seiner Bewunderung anzudeuten, dass er durch die
Liebe zur Tugend und Gottesfurcht später seine Lebensweise
so veränderte, dass er ein beachtenswerthes Vorbild der Mild-
thätigkeit gegen arme und bedürftige Menschen ist.
Wir wollen auch nicht unterlassen zu sagen, dass er nicht
allein den Pinsel gegen die Aetznadel^ sondern auch gegen die
Feder vertauschte und selbst eine Anzahl guter Bücher ge-
schrieben hat, die, mit Kunstbeilagen geziert, den Weg zur
Tugend, Gottesliebe und Begierde nach dem seligen Leben, sowie
Moral im Allgemeinen und die Pflichten der Kinder gegen ihre
Eltern insbesondere behandeln. Gewiss Proben eines geläuterten
Geistes und verbesserten Lebenswandels. Deshalb kaufte er
auch seine an Liebesliedern und sinnlichen Gesängen reichen
Jugendgedichte, genannt „Duitse Lier", allerorten bei den Buch-
234. händlern zu hohem Preise auf, um diese Eitelkeiten aus der
Welt zu schaffen und zu vernichten. — Aber er ward dabei auf
das Schändlichste betrogen; denn dieses Buch ward heimlich
nachgedruckt und es wurden ihm die Exemplare zu vier, sechs,
zehn oder zwölf Stücken von gewinnsüchtigen Leuten angeboten,
woraus er so lange keinen Verdacht schöpfte, als bis er fand,
dass er mehr zurückgekauft hatte, als er jemals drucken liess. —
In seinen Mussestunden las er die Bücher von Jakob
Boehme und Antoinette Bourignon und verkehrte fast aus-
233. schliesslich nur mit Gleichgesinnten. Nachmittags ging er allein
spazieren und war zu Hause stets still, sass immer mit ab-
gelenkten Gedanken, wie zerstreut und träumend, so dass er
Denen, die mit ihm über eine Kupfersticharbeit sprechen
DRITTER THEIL. BgS
wollten, oft wie ein Einfaltspinsel erschien. Mit einem Worte,
er kam durch das Lesen der genannten Bücher so weit, dass
er jede Arbeit aufgab und den Buchhändlern Mortier, van der
Sys und Anderen, für die er viel zu thun hatte, kündigte, sein
Hab und Gut verkaufte, nur wenig behielt, den Rest den Armen
schenkte und Amsterdam verliess, um in der Stille mit seiner
alten Magd, die ihn überlebte und später noch von ihm erbte,
nur dem Glauben zu leben. Aber er fand in Kürze, dass sein
Glaube nicht stark und kräftig genug und seine Vorstellung auf
Sand gebaut waren; denn die Not veranlasste ihn zurückzukehren
und wieder die Aetznadel zur Hand zu nehmen, um seinen
Unterhalt zu verdienen. Indess nahm er von seinem Verdienste
nur, was er nötig brauchte, um sich in der einfachsten Weise
zu erhalten. Das Uebrige gab er den Armen, so dass die Frau
seines Sohnes und sein Enkel sich nach seinem Tode die Finger
an ihrem Erbe nicht blau zählten. Aber Geld schätzte er zu
gering. Man sagt, dass er seinem Enkel ein Buch mit ein-
geklebten Kupferstichen hinterliess, unter welche er Sitten-
sprüche und gottesfürchtige Verse geschrieben hatte. Er starb
in demselben Glauben wie der vorgenannte Boehme, 63 Jahre 256.
alt, am 5. April 17 12,
Van der Sys, der ihn hochschätzte, Hess nach seinem
Tode sein Porträt zeichnen und in Kupfer stechen, und ich be-
gleitete es mit einigen Versen, —
Romein de Hooge, reihen wir deshalb den Malern ein, 257.
weil er zuweilen neben der Aetznadel den Pinsel führte, obwol
seine Bilder weniger als seine geistreich erfundenen Compositionen
zu rühmen sind. Unter seine bedeutendsten Arbeiten in Oelfarbe wird
der Bürgermeistersaal im Rathhause zu Enkhuizen gezählt, und
nebst vielen anderen ein grosser Nebensaal im Landhause des
Herrn Matheus van der Broek in Dubbeldam nächst Dord-
recht gerühmt, wo hängend an der grossen Wand, auf Leinwand
Claudius Civilis dargestellt ist, der die angesehensten holländi-
schen Edlen, die vornehmsten Geschlechtshäupter und Bürger
bei einem Gelage in Schakerbosch auffordert, das römische
Joch abzuschütteln und den ersten Stein zur holländischen Frei-
heit zu legen. Auch die anderen Felder desselben Saales sind
mit Gemälden ähnlicher Art geschmückt.
396 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
238. Wir können ferner sagen, dass er an Talent und Erfin-
dung ein hervorragender Kopf war, desgleichen ich an Ideen-
reichthum im Componiren und Geschicklichkeit in der Aetzkunst
nicht kenne. Davon geben die unzähligen Büchertitel und anderen
Kupferstiche Zeugniss. Aber er war in Anbetracht seines Be-
nehmens und seiner Lebensweise ein schlechter Geselle, ein
zweiter Aretin, und es ist zu bedauern, dass ein Mann von
solchem Talente von. so entsetzlichen Irrthümern befangen war,
dass er das Allerwürdigste verachtete und verleugnete und im
Gegentheil Spott damit trieb, obwol er sah, dass er dem Ende
seines Lebens nahe war. — Er musste Amsterdam wegen seines
ärgerlichen Betragens, seiner beissenden Pasquille und unzüch-
tigen und schändlichen Kupferstiche verlassen, welche Unflätig-
keiten er der lockeren Jugend für theures Geld verkaufte. —
265. Der Chassenette- und Landschaftsmaler JanvanNikkelen
ist in Harlem geboren.
Sein Vater, ein Maler von Kirchen-Interieurs in der Weise
des van Vliet, der ihn auch später die Baukunde, Perspectivlehre
und die Handhabung des Pinsels lehrte, schickte ihn zuerst in
die französische und lateinische Schule, um Sprachen zu lernen,
worin er durch seine Begabung und sein Gedächtniss gute
266. Fortschritte machte. Ferner studirte er, lesebegierig und wissens-
durstig, Reisebeschreibungen Geschichte, Naturwissenschaften,
die Bibel und Liturgie und verkehrte mit Solchen, welche unter
den Mennoniten oder Socynianern Disputanten genannt werden,
wodurch sein Verstand immer mehr geschärft wurde. Uner-
müdet im Nachspüren alles Wissenswürdigen machte er mehrere
Entdeckungen. Er fand einen ausgezeichneten harten Firniss,
mit welchem er Kästchen und Gueridons so gut als die Indier
lackirte. Dann fand er irgend etwas für die Fabriken oder
Webereien und bewarb sich um die Compagnieschaft von reichen
Leuten und um ein Privilegium bei den Herrenstaaten. Aber es
war nichts damit. Deshalb verlegte er sich auf das Malen von
Landschaften, Blumen und anderen Zierrathen auf dünne Seide,
welche zu Chassenetten für die Fenster verwendet wurden und
auch auf Lackarbeiten, —
Als er in Amsterdam war, verstand er es so sehr, sich
durch seine glatte Zunge bei dem Maler van der Meyn in Gunst
DRITTER THEIL. 397
2U setzen, dass ihn dieser, als er zum Kurfürsten von der
Pfalz berufen wurde, auf gut Glück mit sich nahm, wo er sich
sofort den Maler und Galeriedirector dts Kurfürsten, Douven,
zu seinem Freunde machte, dessen er sich zu rechter Zeit und
so trefflich bediente, dass er seiner später nicht mehr nöthig
hatte. Er verstand es, als er Douven sprach, seine Wünsche
so gut vorzubringen, dass dieser einige Chassenetten ohne Vor- 267.
wissen des Fürsten machen Hess und dieselben an einem Orte
anbrachte, an welchem dieser vorübergehen musste, um ihn da-
mit zu überraschen. Der Kurfürst fand Gefallen daran und gab
Befehl, einige seiner Schlösser mit ihren Gärten und Fon-
tainen etc. nach der Natur zu zeichnen und so zu malen. Zu
höherem Schmucke staffirte er sie mit Jagden oder Hirtenfiguren.
Gewiss ist es, dass er durch seine feine Zunge fast ebenso
fest am Hofe stand wie van der Meyn durch seine Kunst.
Nach dem Tode des Kurfürsten kam er an den Hof von Hessen-
Kassel. —
Augustinus Terwesten ist am 4. Mai 1649 im Haag 268.
geboren. Seine Jugend brachte er zuerst mit Zeichnen nach
Kupferstichen und Gypsabgüssen zu, später mit Wachsbossiren,
was ihn auf getriebene Arbeiten hinlenkte, deren er verschie-
dene sowol in Gold als in Silber ruhmwürdig ausführte. —
Als er 20 Jahre alt war, gaben ihn seine Eltern zu dem be-
rühmten Maler Wielin. Da aber dieser als Hofmaler des
Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich Wilhelm berufen
wurde, genoss er nur zwei Jahre lang seinen Unterricht, worauf
er, um die Behandlung der Farben und des Pinsels weiter zu
lernen, für weitere zwei Jahre zu Willem Doudyns ging,
bei dem er solche Fortschritte machte, dass er zu seiner wei-
teren Ausbildung durch Deutschland nach Italien reiste, wo er
drei Jahre blieb, sich eifrig nach den besten Mustern bildete,
nach welchen er ausgeführte Zeichnungen machte, um sich der-
selben später zu bedienen.
Nachdem er sich noch einige Monate in Venedig aufgehalten,
nahm er seine Rückreise durch Frankreich und über England
nach seiner Geburtsstadt, nachdem er im Ganzen sechs Jahre 269.
auf dieser Reise zugebracht hatte, da er im Jahre 1678 nach
Hause kam. Verschiedene grosse Arbeiten, sowol Säle als Plafond-
398 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
bilder, hat er sowol während seiner Reise als spater ausgeführt,
überdies noch zahlreiche andere Arbeiten, da er unglaublich
gewandt mit dem Pinsel umzugehen wusste.
Als er zu Dordrecht den Saal des Herrn Berthoud van.
Slingeland, späteren Bürgermeisters und Oberschöffen, ringsum
mit Darstellungen aus dem Ovid ausmalte^ besuchte ich ihn in
Gesellschaft des Malers Arent de Gelder und des Bildhauers
Henrik Noteman, mit der Absicht, ihn zu einem Spazier-
gange abzuholen. Aber er schlug dies unter dem Vorwande,
noch etwas arbeiten zu müssen, höflich mit der Bitte ab, nach
ein oder zwei Stunden wieder zu kommen. Wir thaten dies
und fanden zu unserem Staunen ein Kaminstück mit drei oder
vier Figuren, welches, als wir zuerst dort waren, kaum mit
Kreide skizzirt gewesen war, fast ganz mit Farben vollendet.
Er war einer der Vornehmsten Derer, welche die Akademie
in Haag, nachdem sie ganz in Verfall gerathen war, im Jahre
1682 oder 168 3 wieder als ein Institut von grÖsstem Nutzen
für die Künstler und Schüler aufrichten halfen. Später errichtete
er auf Kosten des Fürsten eine Hochschule, die grosse Aehn-
270. lichkeit mit jener in Paris hatte und über welche wir noch
mehr sagen wollen.
Im Jahre 1690 ward er von dem Kurfürsten von
Brandenburg, späterem König von Preussen, als Hofmaler nach
Berlin berufen. Im berühmten Porzellansaale zu Oranienburg
führte er die erste bedeutendere Arbeit aus, andere in den
meisten fürstlichen Häusern sowol in und nächst Berlin und
bewies seine ausgezeichnete Kunst in Galerien, Orangerien und
gefelderten Deckengemälden grosser Säle, zur grossen Zufrieden-
heit des Fürsten und des grossen Kunstfreundes Dankelman,
Vorsitzenden des fürstlichen Hofrathes. Als er sah, dass er die
Kunstliebe des Fürsten geweckt hatte, proponirte er ihm so
verlockend die Errichtung einer Akademie nach Art der fran-
zösischen, dass er sofort die Einwilligung erhielt und ihm, der
gleich Alles in Angriff nahm, was dazu dienlich war, der Bau
und die Aufsicht übertragen wurden. Dabei kam ihm sein um
zwei Jahre jüngerer Bruder Elias,; genannt der Paradys-
vogel; ein guter Blumen-, Früchte- und Thiermaler, der in Rom
wohnte, sehr zu statten. Dieser besorgte ihm Abgüsse der
DRITTER THEIL. Sgg
besten Antiken, und erwarb das ganze berühmte Cabinet des
Bildhauers Peter Belori, welches, ohne Schaden gelitten zu
haben, in Kisten ankam.
Inzwischen wurden sechs Säle für die Akademie bestimmt,
zu ihren verschiedenen Zwecken eingerichtet und in jedem
Saale ein Aufseher oder Lehrer angestellt. Im ersten Saale
wurde die Jugend in den Anfangsgründen der Kunst unter- 271.
richtet; im zweiten wurde nach Gypsabgüssen gezeichnet; der
dritte diente als Versammlungsplatz der Directoren; der vierte
für den Unterricht in der Perspective, Messkunde, Baukunde und
Befestigungslehre; der fünfte war für den Unterricht in der
Anatomie sowie im Falten der Gewänder bestimmt; der sechste
oder die hohe Schule war ein grosser ovaler Saal, in welchem
die erwähnten Statuen in der Runde standen, die so gestellt
waren, dass jede auf ihrem Piedestale gedreht oder ohne Mühe
verrückt werden konnte.
Als im Jahre 1697 Alles vollendet war, ersuchte Patrys-
vogel — so ward er in der Bent getauft — den Fürsten und
den Hofstaat, den Bau zu besichtigen, der ihren Beifall fand.
Der erste Präsident Everard Dankelman ward zum Director
der Akademie ernannt. Dreimal war er erster Professor dieser
Akademie, bis er im Jahre 171 1 am 2r. Januar zum grossen
Verluste der heranwachsenden Künstler dieses Fürstenthums
starb. —
Johannes Verkolje ist zu Amsterdam am 9. Februar 282.
i65o geboren. Sein Vater war Schlosser und hiess Benjamin.
Als er 10 Jahre oder ungefähr so alt war, trat er sich beim
Spielen einen von einem Anderen aufs Gerathewohl hingewor-
fenen Bolzen in die Ferse. Er achtete nicht eher darauf, bis 283.
sich nach i5 oder 16 Wochen ein höchst bedenkliches, von
der Spitze der Nadel verursachtes Gebrechen zeigte, das seine
Eltern nöthigte, ihn zu einem berühmten Heilkünstler zu Jisp,
Namens Kornelis, zu bringen, wo er einige Jahre im Bette
^ liegend zubrachte. Unter dem verschiedenen Spielzeug, das man
ihm gab, um die Zeit zu vertreiben, waren auch aufgezogene
Bilderbogen, an welchen er das grösste Gefallen fand, da er
Lust hatte, sie nachzuzeichnen. Hierauf verlegte er sich auf
den Rath des bekannten Bronkhorst allmälig auf das Nach-
400 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
zeichnen besserer Kupferstiche und brachte es mit so geringen
Anfängen selbstständig so weit, dass ich von ihm eine mit Tusch
lavirte Federzeichnung nach d^m Bacchus von Mantegna mit
Bewunderung ansah, weil sie dem Kupferstiche so ähnlich war,
dass selbst die Gesichtszüge darin genau in Acht genommen
waren. Sein Sohn Nicolas Verkolje bewahrt sie noch heute
zu seiner Erinnerung. Von derselben Neigung angetrieben, lernte
er lediglich aus den Büchern die Anfangsgründe der Perspectiv-
lehre vollkommen in der Zeit von einem Monat. Hierauf ver-
suchte er auch selbstständig die Oelmalerei, Er fand viel
Gefallen an den Werken von Gerrit Pietersz van Zyl,
genannt Gerards, nach welchen er sich bildete und allmälig
284. so weit kam, dass seine Arbeiten für die Gerard's gehalten
wurden. Endlich ging er für ein halbes Jahr zu Jan Lieven sz
dem Jüngeren in die Schule. Da Dieser sah, dass seine
Arbeiten jenen von Gerard's ähnlich waren, Hess er ihn die
unvollendet zurückgebliebenen Werke des Meisters vollenden,
welche er nach dessen Tode gekauft hatte. —
Erstaunt waren Vaillant und Blooteling, als er seine
Schwarzkunstblätter veröffentlichte, die er nach selbstständigen
Versuchen gemacht hatte. —
Im Jahre 1672 heiratete er in Delft, wohnte seitdem da-
selbst und verlegte sich auf die Porträtmalerei, die ihm viel
Arbeit gab und viel Verdienst brachte. Da er durch sein Be-
nehmen bei Hoch und Nieder beliebt war, wurde ihm ein-
285. stimmig das Amt eines Diakons oder Armenbesorgers über-
tragen. Von seinen Bildern rühmt man Venus und Adonis,
welches auch in Kupfer gestochen ist; das ausserordentlich
natürlich gemalte Bild mit de.m Trompeter und noch ein anderes,
welches sich im Schlosse befindet.
Als seine besten Porträts nennt man: die Kinder dts
Herrn van der Heul, der Bürgermeister Berkhout und
Vredenburg, desgleichen die Porträts des Advocaten de Bries
und seiner Frau, des Gerard Brant, sowie das seines Sohnes
Jan Brant und seiner Frau und insbondere das des Advocaten
Bogaart aus dem Jahre i685.
Er starb in Delft im Jahre 1693, 43 Jahre alt, und hinter-
liess eine Frau und fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne,
DRITTER THEIL. 401
deren ältester, Namens Nicolas, im Jahre 1673 geboren ist, sich
allein ganz der Kunst widmete und einen Adlerflug nahm. Von
ihm wollen wir unter dem Jahre löyS berichten.
Als er kaum zum Malen gekommen war, malte er die
Personen, die in seiner Nachbarschaft wohnten und einige Wach-
leute in einem Bilde so natürlich, dass einer derselben, der es
später sah, alle die Dargestellten erkannte und mit Namen
nannte. Gleich geschickt und gewandt war er in mannigfachen
anderen Dingen.
Von seinen Schülern, welche später Meister geworden
sind, werden genannt:
Thomas van der Wilt, Porträtmaler zu Delft;
Joan van der Spriet, der in dem Bürgerwaisenhause 286.
zu Delft erzoge.n ward und sich der Kunst widmete. Auch dieser
war ein guter Porträtmaler und ging nach England, wo er
heiratete und seitdem wohnen blieb;
Albertus van der Burg, ebenfalls aus Delft, malte
Porträts und Compositionen ;
Henrik Steenwinkel verstand vortrefflich Alles, was
ihm von anderen Meistern vorkam, zu copiren;
und Willem Verschuuring Hendriksz aus Gorinchem,
dessen wir noch später gedenken werden.
Auch lebte zu dieser Zeit Ugaart Delvenaar, ein guter
Landschaftsmaler, und Jacob Koning, ein Schüler von Adriaen
van den Velde. Dieser, der vor Allem die Manier seines
Meisters nachahmte, malte Landschaften und Thiere, später
Figuren und historische Darstellungen und machte darin solche
Fortschritte, dass er in Kopenhagen am dänischen Hofe
wegen seines Talentes beliebt war. Es war dies derselbe, der
unserem Verkolje, als er dessen Eifer für Alles, was die Kunst
betrifft, wahrnahm, die Bücher über die Perspectivlehre lieh,
wodurch er solche Fortschritte machte, dass er in kurzer Zeit
Koning darin übertraf. —
Droogsloot ist nach Einigen zu Gorinchem, nach Anderen 288.
zu Dordrecht geboren. Er hat wol die meiste Zeit seines Lebens
in Dordrecht gewohnt, und seine meisten Arbeiten sind unter
den Bürgern der Stadt zerstreut. Gewöhnlich stellen seine
Bilder Bauern -Kirmessen vor mit Pfefferkuchen -Kramereien,
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 26
402 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
beiderseits die Häuser des Dorfes und eine Küche im Hinter-
grunde. Von seinen Figuren kann man nur sagen, dass sie alle
aus einer Form gegossen zu sein scheinen.
Johannes van der Bent ist zu Amsterdam geboren,
doch weiss ich nicht bestimmt, in welchem Jahre, da er aber
ungefähr 40 Jahre alt war, als er starb, wollen wir ihn in das
Jahr i65o verlegen.
Er war ein Schüler von Wouwerman und Adriaen van
den Velde, mit dessen Bildern seine Arbeiten sowol in der Wahl
als in der Behandlung, die meiste Aehnlichkeit haben. Er blieb
ledig und wohnte bei fremden Leuten zu Miethe. Er hatte eine
bedeutende Summe Geldes, wie Einige sagen, 4000 Gulden, ich
weiss nicht, ob durch Erbschaft oder auf andere Weise zusammen-
gebracht , die ihm eines Tages, als er ausgegangea war, gestohlen
wurde, worüber er nicht wenig bestürzt war.
289. Er hatte wol keinen Beweis, aber immer seinen Miether
in Verdacht, aber nachdem der Goldfinke entwischt war, hatte
es keinen Anschein, dass er wieder zurückkehren würde. Er
bekam vor Gram die Auszehrung und starb im Jahre 1690. —
290. Pieter Reuven ist in demselben Jahre i65o geboren.
Seine Kunst verdient, dass man seiner gedenkt. Er war ein
Schüler von Jacques Jordaens und brachte es durch seinen
Eifer sehr weit. Er beschäftigte sich zumeist mit grossen Ar-
beiten, z. B. dem Ausmalen von Plafonds und Sälen. Im Haag malte
er den Triumphbogen, der für Willem III. errichtet wurde,
der die Augen vieler Künstler auf sich zog. Das Schönste, was
in dem königlichen Lustschlosse zu Loo ist, hat er gemacht.
Seine Arbeiten verdienen umsomehr Bewunderung, da er so flink
arbeitete, dass es kaum zu begreifen ist, wie so ausgezeichnete
Kunstwerke in so kurzer Zeit ausgeführt werden konnten. Er
291. starb am Ende des Jahres 17 18.
Matheus Wytman ist zu Gorkum im Jahre i65o
geboren und malte ganz ausführlich und kunstvoll im Kleinen,
zumeist Gesellschaftsstücke ähnlich jenen Netscher's, und
behandelte überdies die landschaftlichen Ansichten des Hinter-
grundes ausserordentlich fleissig und natürlich; doch in Blumen
und Früchten, auf welche er sich zuletzt verlegte, soll er am
ausgezeichnetsten gewesen sein.
DRITTER THEIL. 4o3
Sein Lehrer war zuerst Hendrik Verschuuring, später
Joh. Bylaart zu Utrecht, der sich freute, dass er es so weit
gebracht hatte. Aber sein Schicksal wollte nicht, dass er noch
eine höhere Stufe erreiche. Er starb im Jahre 1689.
Sein Zeit-, Stadt- und Kunstgenosse Marienhof ahmte
die Manier von Rubens so kunstvoll im Kleinen nach, dass
er von allen Kennern gerühmt wurde. Er siedelte von Utrecht
nach Brüssel über, heiratete und starb früh.
Unter die Utrecht'schen Maler wird auch Johan van
der Meer gezählt, obwol er zu Schoonhoven geboren ist, weil
er die meiste Zeit seines Lebens dort zubrachte.
Wo, oder bei wem er gelernt hat, weiss ich nicht, wol
aber, dass er in Gesellschaft von Lieve Verschnür nach
Rom reiste und dort mehrere Jahre in Studien zubrachte. Er
malte lebensgrosse Figuren und Köpfe nach der grossen Manier
und pflog in Rom mit Drost und Karel Lot Umgang, wo-
durch er insbesondere Fortschritte machte. Ueberdies hatte er
das Glück, nicht für Kunsthändler arbeiten zu müssen, sondern
unbekümmert seine Studien machen und fortsetzen zu können, 292
ohne auf den Gewinn sehen zu müssen, denn sein reicher
Grossvater hatte viel mit ihm vor. Dieser sorgte deshalb, dass
er in Rom stets einen vollen Beutel hatte.
Als er von Rom wieder nach Utrecht zurückgekommen
war, heiratete er eine reiche Witwe, die eine Bleiweissfabrik
besass. Sie ward bald schwanger, was für ihn ein grosses
Glück war, da sie von ihrem ersten Manne keine Kinder hatte,
ihn deshalb umsomehr liebte, und ihm ein Reitpferd hielt,
damit er sich zuweilen erlustige. Aber die Freude dauerte
nicht lange, denn seine Frau starb und Soldaten verbrannten
sein Haus, die Fabrik und Alles was er besass. Eines Umstandes,
der bei dieser Gelegenheit vorfiel, haben wir in der Lebens-
beschreibung von Jande Heem gedacht.
Es ist staunenswerth, dass er es in der Kunst so weit
gebracht hatte, da er erst spät dazu kam und seine Eltern
ihn zum Gelehrten erzogen..
Baren t van Kalraat ist zu Dordrecht am 28. August i65o
geboren und hatte von seinem 12. bis zum i5. Jahre seinen
Bruder Abraham als Lehrer im Zeichnen.
26*
404 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBÜRGH.
Hierauf gab ihn sein Vater zu Albert Kuip, dem
Sohne von Jakob Gerritsz Kuip, dessen wir vordem gedacht
haben. Er ahmte Albert Kuip nach, der sich wol am besten
293. auf das Malen von Pferden im Kleinen verstand , aber da die
Menschen sich ändern, so verlegte er sich später auf die Dar-
stellung von Rhein- Ansichten in der Weise von Herman Zacht-
leven, den er ebenso geschickt, wenn auch frei imitirte.
Er übt die Kunst noch heute aus, obwol er einen anderen
Erwerb an der Hand hat.
Johanna Koerten, die Frau des Adriaen Blök, ist zu
Amsterdam am 17. November i65o geboren.
Sie war von Jugend auf geneigt, Künste und Wissen-
schaften zu lernen, — und wenn sie sich ganz der Malerei
gewidmet hätte, würde sie es ohne Zweifel weit darin ge-
bracht haben. Aber sie verlegte sich darauf, mit der Schere
mannigfaltige Gegenstände aus Papier auszuschneiden, und dies
glückte ihr so sehr, dass sie sich einen dauernden Namen
machte und ich hinreichenden Grund finde, ihrer unter den
Künstlern und Künstlerinnen zu gedenken, so wie ich des
tüchtigen Zeichners Jan de Bischop und Anderer, die
294. niemals den Pinsel mit Farben gehandhabt haben, gedacht
habe. —
Sie hat Landschaften, Thiere, Vögel, Blumen und grössere
und kleinere Buchstaben meisterhaft ausgeschnitten , lediglich
mit Strichen, beinahe so wie Melan in vielen seiner Kupfer-
stiche dies gemacht hat.
Dies machte sie so berühmt, dass alle Fremden, die
nach Amsterdam kamen in der Absicht, daselbst Kunstwerke
zu sehen, ihre Schnitzereien mit Bewunderung betrachteten und
priesen. Deshalb haben viele Potentaten, Fürsten und grosse
Herren, ja selbst der Czar Peter Alexewits sich in ihr
Stammbuch eingeschrieben.
Der Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz hat ihr
selbst für drei ihrer Schnitzereien 1000 Gulden geboten, aber
sie hatte keine Lust sie wegzugeben, weil sie ihr so viel Arbeit
295. gemacht hatten.
Für die Gemahn Kaiser Leopold 's machte sie eine herrliche
Stickerei aus Blumen, Wappen, Adlern und Kronen in glocken-
DRITTER THEIL. 4o5
blumenartigem Laubwerk von geflochtener Seide , wofür mehr
als 4000 Gulden gezahlt wurden. Auch für die Königin Maria
von England und andere Fürstinnen hat sie solche Schmuck-
sachen gestickt und stets nach eigener Erfindung, ohne es
von irgend Jemandem gelernt zu haben.
Das Porträt des genannten Kaisers, welches sie mit der
Schere ausgeschnitten hatte, ward ihm geschickt und es hängt
in seiner Kunstkammer zu Wien. Unter demselben steht ein
kunstvoll ausgeschnittener Vers von Professor Francius, den
A. Monen übersetzt hat. —
Einen anderen Reim hat Johan van Brockhuizen auf 296.
ihr Porträt des Herrn D. van Hoogstraaten gemacht,
welchen J. Vollenhove übersetzte. —
Auch eine Reihe gelehrter Männer und die besten Dichter
haben von Zeit iu Zeit ihre Ausschneidekunst in ihren Versen
gerühmt und ihren Namen der Unsterblichkeit geweiht; ausser
den erwähnten auch: Kaspar und Jan Brant, Feitema,
J.B. Wellekens, A.Bogaart, C.Bruin, Professor A. Reelant,
Gesina Brint u. A. m. — Sie starb am 28. December 171 5, — 3o3.
Ihr Porträt hat D. V. Plaas gemalt. — 307.
Rochus van Veen, der Sohn des Octavio van Veen,
oder, wie Andere glauben, sein Neffe, übte sich auch in der 309.
Malerkunst, doch zumeist mit Wasserfarben auf Papier oder
Pergament. Er hatte zwei Söhne, von welchen aber nur der
älteste die Malerei ausübte. Sie wohnten in Beverwyk, wo
sie still und ruhig lebten, lediglich beschäftigt, verschiedene
Thiere und Vögel nach der Natur in derselben Art wie
P. Holsteyn in Farben zu malen,, jedoch arbeiteten sie aus-
führlicher.
Im Jahre 1706 wurden in Harlem, nachdem der letzte
dieser Familie gestorben war, ihre nachgelassenen Zeichnungen,
Malereien und Kupferstiche verkauft.
Zur selben Zeit lebte und blühte auch Dirk van Delen,
zu Heusden geboren, dessen Talent, Erfindungsgabe, Pinsel-
behandlung und Kenntnisse in der Darstellung von Gebäuden
und Perspectiven Kornelis de Bie insbesondere rühmt; er war
ein Schüler von Frans Hals. Später siedelte er nach Armuiden
in Zeeland über, wo er Bürgermeister wurde.
4o6 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Zu jener Zeit lebte auch in Dordrecht Abraham de
Heusch, ein Ulrechter, der aber in Dordrecht heiratete, wo er
wohnen blieb. Er hatte die Kunst bei Kristiaan Striep
gelernt und malte mannigfaltige Arten von Kräutern, Eidechsen,
Schlangen und Schmetterlingen ganz natürlich und fleissig.
In seinem Witwerstande diente er zuerst als Lieutenant,
dann als Capitän auf einem ßrander zur See. Nachdem er
zum zweitenmale geheiratet hatte, siedelte er nach Leerdam
über, wo er von seinen Renten lebte und als Bürgermeister
des Ortes starb.
3io. Zu dieser Zeit lebten auch Kornelis van der Meulen,
ein Porträtmaler und Schüler Samuel van Hoogstraaten's;
Jakob van de] Roer, ebenfalls ein Porträtmaler, der
zuerst bei Kornelis Biskop, später bei J. de Baan lernte,
und Pieter van derLeeu Bastiansz, ein geschickter Maler
von Ochsen, Kühen und Schafen in der Weise seines Meisters
Adriaen van den Velde. —
Nun erscheinen zwei Gröninger auf dem Schauplatze,
Beide Maler und Verehrer der Dichtkunst, aber der Eine schien
unter einem glücklichen, der Andere unter einem unseligen
Stern geboren. Dem Einen war das Glück eine Freundin, dem
Anderen eine Stiefmutter.
Johan Starrenberg war ein guter Maler, aber mehr ob
seiner geistreichen Erfindungen als wegen seiner Technik zu
loben, da diese roh war und sich zumeist für grosse Säle und
Galerien eignete, wo die weite Entfernung dies nicht bemer-
ken lässt.
Er hatte eine schmeichelnde und wolberedte Zunge und
eine Freimüthigkeit ohne Gleichen, durch welche er die Gunst
des Prinzen von Friesland und der meisten Hofleute zu
erlangen wusste. —
3,,^ Unter den Gedichten von L. Smits finde ich. eines auf
ein Bild von Johan Starrenberg, welches Stratonice bei
ihrem Geliebten Antiochus vorstellt. —
3 12. Sein Zeit-, Stadt-, Kunstgenosse und Busenfreund Jakob
de Wolf war von ganz anderem Charakter und fand sich in
seinen Erwartungen, sich durch seine Kunst Achtung zu ver-
schaffen, getäuscht. —
DRITTER THEIL. 407
Er war sich seines Talentes bewusst, aber er musste3i3.
sehen ^ dass Andere, die weniger begabt waren, vom Glück
getragen wurden, welches er vergebens suchte.
Dies schmerzte ihn, und er entschloss sich, diese Unbilde
des Schicksals zu rächen, und führte dieses unselige Vorhaben
auch aus. Er steckte seinen Dolch in eine Ecke des Gemaches,
stürzte sich hinein und machte seinem Leben in dieser Weise
ein Ende. Das war im Jahre i685.
Ludwig Smids, der bis zum Jahre 1684 in Groningen
lebte, ihn kannte und wegen seines Talentes besuchte, dichtete
einige Beischriften zu mehreren seiner Bilder, z. B. auf eine
Darstellung der Alcestis, welche ihrem Gatten Admetus wieder
gegeben wird. — Ein anderes auf die Ermordung der Cassandra. 314.
Guilhelmo van Ingen mit dem Bentnamen der Eerste, 3i5.
ist zu Utrecht im Jahre i65r geboren, und da er von Jugend
auf Lust zur Kunst zeigte, lernte er in seiner Geburtsstadt
die Anfangsgründe und Hess sich ferner von Antoni de
Grebber unterrichten. Als er selbständig geworden war,
empfand er Lust, Rom zu sehen, um sich nach den berühmten
Vorbildern weiter zu üben. Hiezu bot sich ihm im Jahre 1670
eine günstige Gelegenheit, als der Bischof von Castorien und
Vicar der Niederlande Johannes van Neerkassel dahin reiste,
der ihn in seinem Gefolge von Utrecht nach Rom nahm und 3 16.
durch seine Fürsprache Karl Maratti empfahl, bei dem er
ein Jahr die Kunst ausübte und später verschiedene grosse
Werke, sowol in Kirchen als anderwärts, ausführte.
Inzwischen hatte er sich in der sogenannten römischen
Bent angemeldet. Als aber der Tag seiner Aufnahme herankam,
erfuhr diese eine Störung. Denn einige hochdeutsche Maler,
welche von der Bent zurückgewiesen worden waren, wussten
dem Cardinal- Inquisitor den Verdacht beizubringen, dass diese
Zusammenkünfte der Niederländer den Zweck hätten, einen
ketzerischen Gottesdienst zu unterhalten und durch eine Art
Widertaufe Viele der Gemeinschaft einzuverleiben. Hierauf
wurden die Diener der Inquisition und die päpstlichen Leibwachen
abgesandt, um das Nest aufzuheben und die Leute festzunehmen,
was auch geschah. David de Koning war einer dieser Ge-
sellschaft. Als man ihn wie auch alle Anderen fragte, wie er
4o8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
heisse, erwiderte er italienisch: il re Davide, worauf die Diener
der Inquisition, im Glauben, dass sie den König der Bande
gefangen hätten, sagten: Sa, Euch insbesondere mussten wir
haben! und Alle in's Gefängniss brachten. Nach der am anderen
Tage gepflogenen Untersuchung ergab sich aber, dass sie an
den ihnen angedichteten Frevelthaten unschuldig waren, worauf
sie in Freiheit gesetzt wurden; und da van Ingen der Erste
war, der nach dieser der Beut drohenden Gefahr aufgenommen
wurde, erhielt er den Namen: Der Erste.
3 17, Von Rom ging er nach Venedig, wo er sich zur weiteren
Ausbildung zu Le Febre begab, der die bedeutendsten Werke
des Paul Veronese und Anderer in Kupfer gestochen hat. Von
da ging er nach Neapel und endlich wieder nach Amsterdam,
wo er, nachdem er zahlreiche gute Arbeiten ausgeführt hat, starb.
Gerard Segers ist zu Antwerpen geboren, wie aus einem
Reime von Kornelis de Bie hervorgeht. —
Er malte meist lebensgrosse Figuren. Zumeist aber machte
ihn der naturwahre Ausdruck schmerzlicher Gemüthsbewegungen
berühmt, die er in seinen Passionsstücken des Herrn und Ge-
mälden von Martyrien römischer Kirchenheiligen so darzustellen
wusste, dass den Beschauern die Thränen in die Augen traten.
Ich weiss nicht, wann er geboren ist, aber er starb in Ant-
werpen am 18. März i65i. Darum haben wir ihn unter
seinem Sterbejahre eingereiht.
Sandrart, der ihn kannte und mit ihm Umgang pflog,
sagt, dass er in «einen Bildern das grelle Gelb, Blau und andere
schreiende. Farben vermied und dennoch seine Figuren so
kräftig malte, dass alle übrigen Bilder, die daneben hingen,
nur in Wasserfarbe gemalt zu sein schienen. Seine besten
Werke sind in Spanien, wofür er nicht allein reichlich bezahlt
3i8>. wurde, sondern auch grosse Geschenke erhielt.
Als Rubens gestorben und van Dyk sich in England
niedergelassen hatte, nahm er die so geschätzte Weise an und
malte seine Bilder bunter, so dass ich einige derselben, die
ich im Jahre 1645 sah, sagt Sandrart, kaum für seine Arbeiten
gehalten hätte, wenn er es mir nicht selbst gesagt hätte. Aber
er setzte dazu, dass dies die Welt begehre und er deshalb des
Geldes wegen so male.
DRITTER THEIL. 409
Er hinterliess einen Sohn, der in Italien, den Anfang
macht ein guter Meister zu werden.
Nicolas de Vree, ich weiss nicht, wo geboren, malte
Landschaften, Blumen, Disteln und Kräuter. Seine Arbeiten
sind bei den Kunstfreunden bekannter als seine Person, da er
sich von den Menschen ganz absonderte, insbesondere in seinen
letzten Jahren, da er mit Niemandem mehr verkehrte als mit
Jan Luiken, der wie er dem Glauben von J. Boehme anhing.
Er zog später, da er die Ruhe liebte, von Amsterdam nach
Alkmaar, wo er auch im Jahre 1702, ungefähr 5o oder 60 Jahre
alt, starb.
Unter seinen Zeit- und Kunstgenossen erscheint auch
Abraham Hondius. Als eines seiner besten Bilder ist die
Darstellung des Brandes von Troja bekannt, welche eine grosse
Anzahl von Figuren zeigt, die gut gezeichnet, kunstvoll
gruppirt und natürlich von der Flamme und vom Fackellichte
beleuchtet werden. Ich sah auch ein Nachtstück mit gut
gemalten Figuren von ihm, das höchst natürlich war.
Sonst malte er meist Falken- und Hirschjagden und 3 19.
Aehnliches, worin er nicht allein zahlreiche Figuren, sondern
auch Pferde und Hunde anbringen konnte, die er so wie
Morgenlandschaften kunstvoll zu malen verstand.
Er hat seine meiste Zeit in England zugebracht und lebte
noch im Jahre i665. J. Smith hat sein Porträt in Schwarz-
kunst geschabt.
Fran^ois Danks, genannt Schildpadt, ein Amster-
damer von Geburt, malte kleine historische Darstellungen. Im
Jahre 1676 machte er den Entwurf zu dem Bilde der Zeit auf
der Herrengracht zu Amsterdam, wonach dasselbe in Stein
ausgeführt wurde; darunter steht die Beischrift: Mein Glas
lauft schnell. —
Dass er auch Porträts malte, geht aus einem Gedichte
von J. Koenerding auf ein Porträt von Kataryn Questiers
hervor. —
Ob Jan van Alen ein Amsterdamer von Geburt war, 320.
weiss ich nicht, aber er hat dort allezeit von Jugend auf, das
heisst von dem Jahre i65i bis zu seinem Tode im Jahre
1698, gewohnt. Er hatte den Pinsel derart in seiner Gewalt,
410 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
dass er jede Manier nachzuahmen verstand, insbesondere die
Vogelstücke von Melchior de Hondekoeter, die er so
ähnlich imitirte, dass die besten Kenner oft verlegen waren,
wenn man sie darüber um ein Urtheil fragte.
Er stand bei diesem Kunstgriffe nicht schlecht, da die
Bilder Hondekoeter 's zu seiner Zeit leicht Käufer fanden.
Aber dies war ein Nagel zum Sarge Hondekoeter 's, weil
dadurch so viel gemalte Hühner in die Welt kamen, dass
ein Sinken der Preise zu befürchten war. Melchior hatte
somit doppeltes Unglück, eines in, eines ausser dem Hause,
• und darum war es wol kein Wunder, dass er mitunter den
Gram mit geistigen Getränken von seinem Herzen spülte.
Abraham Stork, ein Amsterdamer, malte die aufgeregte,
bewegte und ruhige See, Schiffe und Seehäfen voll Figuren,
auch Boote und andere Fahrzeuge, gefüllt mit Soldaten und
Matrosen, mit Kisten und Hai\delsgütern, welche sie an Bord
der, vor Anker liegenden Seeschiffe führen, und dieses Ge-
wühl verstand er geistreich und natürlich darzustellen. Ins-
besonders ward die Einschiffung des Herzogs von Marlbourough
auf der Amstel in Begleitung einer grossen Menge von Booten
321. gerühmt.
Er hatte auch einen Bruder, der Rhein -Ansichten und
heimische Schiffe malte, aber nicht so geschickt war.
David Colyns, zu Amsterdam geboren, malte zunächst
biblische Historien, insbesondere solche, in welchen zahlreiche
Figuren auftreten, wie die mannalesenden Juden, oder Moses,
der die Israeliten mit dem Wasser aus dem Felsen* tränkt, etc.
BarentGaal vonHarlem war ein Schüler Wouwerman's,
dessen Manier er selbständig nachzuahmen wusste. Seine
Bilder behandeln zumeist Schlachten und Wirthshäuser. Er
war in der Regel etwas eigensinnig in seinem Benehmen und
musste dies oft mit seinem Nachtheil bezahlen. —
Isaak Koene, Landschaftsmaler und Schüler von Isaak
Ruisdael, malte Landschaften und Gaal staffirte sie mit
Figuren, so malten sie miteinander viele Bilder für den
322. Amsterdamer Fuchs.
Pieter van der Hülst ist zu Dordrecht im Jahre i65a
am i8. Februar geboren. Er war reiselustig und kam am
DRITTER THEIL. 41 I
24. December 1674 nach Rom, wo ihn die Bentvögel angelten,
und ihn für sein Geld mit dem Beinamen Sonnenblume
tauften, wahrscheinlich weil er dieselbe in seinen Bildern oft
anbrachte, denn er verlegte sich auf die Darstellung gewöhn-
licherer Blumen als Dan. Segers, de Heem und Andere malten.
Er gesellte zu seinen Blumen auch verschiedene wilde Kräuter,
Schlangen, Kröten, Eidechsen und derartige Thiere. Später
verlegte er sich auf die Porträtmalerei, hat aber damit bei-
weitem nicht solchen Ruhm erworben.
Der Maler Pieter Peuteman ist zu Rotterdam aus
geachtetem Geschlecht geboren. Ich weiss nicht, bei wem er
die Kunst lernte, aber er malte verschiedene Arten Stillleben,
auch zu stehenden Figuren ausgehackte Bretter, so eines,
welches einen Schweizer vorstellte , der wachehaltend in seinem
Vorzimmer stand. Sein Neffe, Vroedschafts-Rath zu Rotterdam,
bat ihn, ein Bild zu malen, in welchem die Vergänglich-
keit des menschlichen Lebens in ausdrucksvoller Weise dar-
gestellt wäre. Damit er sich aber mannigfacher Vorbilder
hiezu bediene, besorgte er ißm den Schlüssel zur anatomischen
Schule, wohin er sich eines Nachmittags allein begab, um
seine Skizzen nach dem zu machen, was er in seinem Bilde
anbringen wollte, aber er schlief dabei ein. Das war am
18. September 1692, als das Erdbeben die ganze Welt er- 323.
schlitterte. Als er von der Bewegung und dem Getöse der
Gebeine wach wurde, glaubte er, dass sich alle diese Gerippe
zu gleicher Zeit in Bewegung gesetzt hätten, um ihn anzufallen.
Darum floh er todtenbleich vor Schreck in grösster Eile aus der
Kammer auf die Strasse. Allerdings entdeckte er bald die
eigentliche Ursache der fremdartigen Bewegung der Gebeine,
aber der Schreck war ihm so zu Herzen gegangen, dass er
bald darauf starb.
Jan Klaasze Rietschoof ist zu Hoorn im Jahre i652
geboren. Da er von Jugend auf Lust zur Kunst hatte, ward
er zuerst Schüler bei Abrahajn Liedts und dann bei dem
berühmten See- und Landschaftsmaler Lud. Bakhuizen, dessen
Manier er beibehielt. Er mag wol unter die guten See- und
Schiffsmaler gezählt werden, aber er ist kleinlich und war
ein Frömmler.
412 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Sein Sohn Hendrik Rietschoof ist im Jahre 1678
geboren, folgte der Spur seines Vaters und seine Bilder sind
nicht weniger gefällig.
Kornelis Holstein ward zu Harlem im Jahre i653
geboren. Ob er die Kunst lediglich bei seinem Vater, dem
324. Glasmaler Pieter Holstein, der auch viel mit Wasserfarben
malte, oder bei einem Anderen gelernt hat, weiss ich nicht,
wol aber, dass er ein guter Meister war. Unter vielen seiner
Bilder habe ich auch einen Triumphzug des Bacchus gesehen,
in welchem verschiedene nackte Frauen und Kinder so wunder-
bar natürlich und kunstvoll in Zeichnung und Farbe dar-
gestellt waren, dass der Preis, der dafür gezahlt wurde, in
Wahrheit den Werth desselben nicht aufwägen mochte. —
In der Waisenkammer des Rathhauses zu Amsterdam
malte er in einem kunstvollen Kaminstück den römischen
Lycurg, der seinen Neffen zu legitimen Erben erklärt, auf
welches Bild der Dichter Jan Vos einige Verse schrieb; — in
der Schatzkammer malte er den Plafond aus.
Er übte auch die Glasmalerei aus, doch nicht in solchem
Masse wie sein Vater, da die Mode abnahm.
Dieser starb plötzlich am 19. Juli 1662 zwischen 2 und
325.3 Uhr Nachmittags, nachdem er ein Purgirmittel eingenom-
men hatte. —
326. Der Urgrossvater von Simon van der Do es war Geheim-
schreiber der Stadt Amsterdam, sein Grossvater Secretär der
Assecuranzkammer, der später, wie wir dies bereits in der
Lebensbeschreibung seines Sohnes Jakob van der Does
berichtet haben, in schlechte Vermögensverhältnisse gerieth.
Simon war im Jahre i653 geboren, arbeitete in derselben
Weise wie sein Vater und wohnte im Haag bei seiner Tante.
Um nun zu sehen, wie weit er es wol gebracht habe, hielt er
sich zuerst eine Zeit über in Friesland auf, später in England,
wo er nur ein Jahr blieb. Es scheint, dass ihm die Kost dort
nicht besser als in seiner Mutter Küche schmeckte. Er war
36 Jahre alt, als er heiratete. Allerdings alt genug, um zu heiraten,
aber nicht alt genug, um die Widerwärtigkeiten, die daraus
erwachsen, zu ertragen, denn er hatte eine schlechte Wahl
getroffen. — Sie war verschwenderisch, und Alles, was er in
DRITTER THEIL. 4l3
«
seinem Fleisse mit dem Pinsel verdiente, ward sofort auf der
Mühle der Sorglosigkeit zu Brei gemahlen, so dass er seufzend
arbeitete und meist nur für gegessenes Brod. Dazu kam noch, 327.
dass de Graaf, der mit ihm verwandt war, und seines Vaters
wegen viel für ihn gethan hätte, sich von ihm, wegen dieser
Heirat, ganz abwendete und ihn sich selbst überliess.
Johan van Gool, der damals sein Schüler war, hat zu
meinem Erstaunen erzählt, dass er ungeachtet all' dieser Sorgen
und Drangsale doch täglich mit gleichem Eifer arbeitete. Aber
mit air seiner Mühe konnte er nichts erzielen, da er sich der
Gesellschaft entzog und in Folge dessen die Gelegenheit verlor,
zuweilen ein Porträt zu malen , was mehr Vortheil brachte,
als die Thiermalerei. Es existiren aber noch mehrere seiner
Porträts, die in der Behandlung ganz jenen des alten Netscher
gleichen.
Als seine Frau starb, war er in sehr misslichen Verhält-
nissen , so dass er durch Verwendung seiner Freunde einen -
Platz im Versorgungshause im Haag erhielt. Nachdem er aber
zwei oder drei Jahre daselbst gelebt hatte, lief er davon, ging
nach Brüssel, wo er ein Jahr wohnte, und dann nach Antwerpen,
wo er für Kunsthändler malte. Der mehrgenannte Herr de Graaf
suchte der sinkenden Familie in seinem jüngeren Bruder Jakob
van der Does Jakobsz wieder aufzuhelfen, und da er ihn
zur Kunst geneigt fand, gab er ihn zu Karel du Jardin,
seines verstorbenen Vaters' bestem Freund und ehemaligem Vor-
mund, bei dem er so lange blieb, bis Karel den plötzlichen
Drang fühlte, Rom noch vor seinem Tode zu sehen. Hierauf
kam er zu G. Netscher und nach Verlauf von zwei Jahren
zu G. de La i res nach Amsterdam. Später gab er, selbständig 328.
arbeitend. Beweise seines grossen Talentes, und dessen, was
von ihm zu erwarten war. Er war kühn in seinen Unter-
nehmungen und geschickt, um grosse künstlerische Arbeiten
zu versuchen, aber auch von besondererfi Eifer und Unruhe,
so dass er, wenn er drei oder vier Wochen an einem Bilde
gemalt hatte und es ihm nicht nach Wunsch gelungen war,
ein Messer nahm und es in Riemen schnitt. Darauf malte er
es zum zweitenmale, und nachdem es ihm geglückt war,
machte er damit Herrn de Graaf ein Geschenk; der nahm es
414 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
dankbar an, gab ihm ein Pferd und eine volle Börse, und
liess ihn im Gefolge des Herrn van Heemskerk, der als
Gesandter der Staaten nach Frankreich ging, nach Paris reisen,
WO er sein Glück gefunden hätte, wenn er nicht bereits nach
Verlauf eines Jahres gestorben wäre und so alle Hoffnungen
vereitelt hätte.
Der erste der Brüder Theodor und Christoffel Lu-
bienitzki ist in Krakau im Jahre i653, der andere in Stettin
1659 geboren. Beide hatten in ihrer Jugend neben anderen
schätzenswerthen Kenntnissen, welche für Jünglinge von vor-
nehmer Familie erforderlich sind, zu ihrem Vergnügen auch
bei Jurian Stur in Hamburg zeichnen und malen gelernt. Im
August 1675 kamen sie nach Amsterdam, und Christoffel
begab sich zunächst zu Adriaen Bakker, um sich weiter aus-
329. zubilden, während Theodor zu dem berühmten Gerard de
La i res ging, dessen Manier er sich so wol zu eigen machte,
dass sie in all' seinen Werken durchbricht. Er ward nach
Verlauf weniger Jahre vom Grossherzog von Toscana
berufen.
Im Jahre 1682 ging er nach Hannover. Von da kam er
an den Brandenburgischen Hof, wo er zuerst Kämmerer, dann
Aufseher der Akademien wurde; endlich ging er im Jahre 1706
nach Polen, wo er starb.
Christoffel Lubienitzki lebt noch gegenwärtig in
Amsterdam, wo er sowol historische Darstellungen als
Porträts malt.
Zu dieser Zeit blühte die Kunst in den Niederlanden, ins-
besondere in Amsterdam; der Friede stand vor den Thoren,
bereit, den Krieg, den Feind der Künste, in Banden zu legen. —
Da sah man die Bürger neue Lust zur Kunst schöpfen,
und Einer nach dem Andern zeigte sich als Mäcen, Allen voran
Joan van Maarseveen, der Ritter des Michael-Ordens; Kunst-
freunde und Künstler reichten sich die Hände in Eintracht.
Ich ersehe dies aus einigen Gedichten, deren eines: Op
de Vereeniging van Apelles en Apollo etc., i653, das andere
unter dem Titel: Broederschap der Schilderkonst, ingewydt
door Schilders, Beeldthuwers en derzelver begunstigers op den
21. van Wynmaand, 1664 in Amsterdam erschien.
DRITTER THEIL. 4l5
Auf der nächsten Seite stehen die Namen der Comite-
Mitglieder: M. Kretser, B. van der Helst, N. van Heldt-33o.
Stockade und J. Meuris. Das Gedicht ist dem genannten
Herrn Maars eveen im Namen Aller von T. Asselyn gewidmet.
Dieses St. Lucas-Fest ward im grossen Saale der St. Joris Doelen
gefeiert, welcher zu diesem Zwecke mit Blumen und Sinn-
sprüchen, die auf diese Verbrüderung Bezug hatten, bestens
geschmückt war. —
Joost van Vondel, der bei diesem Feste am oberen 33i.
Ende der Tafel sass, ward von Apollo mit einem Lorbeerkranz
gekrönt. Brant berichtet dies in der Lebensbeschreibung
hinter dem zweiten Theile seiner Poesien. Der greise Vater
feierte dieses Fest mit einem Gedichte, —
Jedermann war fröhlich und vergnügt, die Gläser klirrten 332.
in der Runde, und die vom Rebensafte erheiterten Geister
schienen alle in den Himmel versetzt zu sein. —
Ehe sie schieden, beschlossen sie eine jährlich wieder- 333.
kehrende Feier des St. Lucas -Tages und Hessen zu diesem
Zwecke eine Gedenktafel anfertigen, welche eine gebrochene
und eine aufrechtstehende Denksäule vorstellte, um welch'
letztere sich ein Band mit der Inschrift: „Aus Liebe erneuert"
schlingt. Aber dieses Vorhaben wurde vereitelt und die Gedenk-
tafel gerieth in Vergessenheit.
Jan Hoogzaat ist zu Amsterdam am 12. März 1654
geboren und ward einer der besten Schüler von Gerard de 334.
Lairesse. Er ist nicht minder geschickt in seinen grossen
Figuren als in den kleinen, aus welchen man einen Meister
am besten beurtheilen kann. Er malte viel in Loo für König
William von England, auch für die Bürgermeister dieser
Stadt: Jan Trip, A. Veiters, Jan Six, und für den Schöffen
van Aalst, sowie für andere vornehme Herren. Auch malte
er das Aussenwerk an der Decke des Bürgersaales im
Amsterdamer Rathhause. Aber er gab nicht genug Acht, wie
viel die Figuren bei so weiter Entfernung für das Auge an
Grösse verlieren, in Folge dessen man sie kaum genau unter-
scheiden kann. —
4l6 ARNOLD HQUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
336. Wir haben in verschiedenen Beispielen gezeigt, dass Viele
durch den Umgang mit Malern und durch die tägliche Be-
trachtung von Kunstwerken zur Ausübung der Kunst angeregt
wurden, aber dass das Talent allein ohne derartige Anleitung
dasselbe zu leisten vermag, sehen wir an dem guten Porträtmaler
Joan VoUevens bestätigt.
Gertruidenburg, in dessen Mauern er im Jahre 1654
geboren ward, hatte lange vor und nach jener Zeit keinen Maler
in seiner Mitte, der ihm irgend eine Anleitung hätte geben
können. Und trotzdem war seine Neigung so gross, dass er
von Jugend auf Alles, was ihm vorkam, mit Kohle und Kreide
abzeichnete. Deshalb gaben ihn seine Eltern zu dem be-
337. rühmten Porträtmaler Gasp. Netscher, später zu N. Maas
und endlich zu Jan de Baan nach Haag, wo er seitdem auch
wohnen blieb und zahlreiche lebenswahre Porträts, die vor-
trefflich in der Farbe sind, gemalt hat. Er hat auch einen
Sohn herangebildet, der so wie sein Vater noch lebt. —
In demselben Jahre 1654 beschloss auch Fabricius durch
einen schrecklichen Vorfall sein Leben.
Karel Fabricius, ein vorzüglicher Maler von Perspectiven
und als der beste seiner Zeit berühmt, war auch ein guter
Porträtmaler. Wo und wann er geboren ist, ist ungewiss, aber
man weiss, dass er lange Jahre in Delft wohnte und sein Name
wird in den Gedenkbüchern der Stadt bei der Explosion des
Pulvermagazins am 12. October 1654 erwähnt, bei welcher
Fabricius nebst seiner Schwiegermutter, seinem Bruder, sowie
Simon Decker, dem Küster der alten Kirche, den er eben
malte, und Mathias Spoors, seinem Schüler, unter dem
Schutt des einstürzenden Hauses kläglich zerschmettert und
begraben wurden.
Fabricius allein war noch am Leben, als er mit den
Anderen nach sechs oder sieben Stunden aus dem Schutte heraus-
gezogen, und da die Häuser der Aerzte auch zum grössten
Theil eingestürzt waren, in das Spital gebracht wurde, wo nach
Verlauf von einer Viertelstunde seine Seele aus dem elendig zer-
338. schmetterten Körper entfloh.
Er war kaum 3o Jahre alt, als sein Talent, kaum im Auf-
gehen begriffen, plötzlich erlosch.
DRITTER THEIL. 417
Arnold Bon schrieb auf diesen Unglücksfall ein Trauer-
gedicht. —
Johan van Bunnik ist zu Utrecht im Jahre 1654339.
geboren. Da seine Eltern sahen, dass er besonders zum Malen
Neigung hatte, gaben sie ihn im Jahre 1668 zu dem berühmten
Hermann Zachtleven, bei dem er in drei Jahren solche
F'ortschritte machte, dass er eigene Arbeiten unternehmen
konnte, die er ruhmwürdig ausführte. Wie junge Vögel erst
über ihrem Neste flattern, dann einen kurzen Flug versuchen,
ehe sie sich weit davon wegbegeben, so that auch Bunnik,
der zuerst im Elternhause seine Fähigkeit versuchte und dann
einen kurzen Ausflug nach Cleve unternahm. Wieder nach Hause
zurückgekehrt, ging er zuvor zu G. Hoet, ehe er seine Schritte
nach Rom lenkte. Welche Lust er zum Reisen hatte, geht aus
jener Liste hervor, die er mir selbst übergab, welche alle die
Städte verzeichnet, in welchen er Proben seiner Kunst hinter-
liess, bei welchen seiner Jahrhunderte lang gedacht werden mag.
Zu Rees fand er Gelegenheit, für den Obersten Sales
zu arbeiten. Von da ging er nach Deutschland und hielt sich 340.
eine Zeit lang bei seinem Kunstgenossen Merian in Frankfurt
auf. Von da ging er nach Heidelberg, von hier nach Speier,
wo er für den Kurfürsten von der Pfalz, Karl Ludwig, und
den Rathsherrn Jonkmans verschiedene Bilder malte. Von da
ging er nach Strassburg, Zürich und weiter über die Alpen
nach Mailand. Von hier nach Genua, wo er mit dem Maler
P. Molyn, genannt Tempesta, bekannt wurde, bei dem er
eine Zeit verweilte und Mehreres arbeitete. Von hier ging er
nach Livorno, wo er für den holländischen Consul einige Bilder
malte, worauf er seine Reise nach Rom fortsetzte, wo er bald
nach seiner Ankunft mit Karel Maratti, Abraham Genoels,
Piemont, Ferdinand Voet, Adriaen Honig, genannt
Lossenbruier, und dem geschickten Kupferstecher Korn.
Bloemaert bekannt wurde. Doch er blieb nicht lange dort,
sondern ging nach Neapel, Von wo er, nachdem er daselbst
viel gearbeitet hatte, wieder nach Rom zurückkehrte. Von hier
ging er nach Bologna, Ferrara und Venedig, wo er den Maler
Karel Loti besuchte. Hierauf nach Mailand und Modena, wo
er Gelegenheit fand, für den Herzog Franz II. zu malen. Dieser
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 27
41 8 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
Fürst fand so viel Gefallen an seinen Arbeiten, dass er ihn in
seine Dienste nahm und ihm jährlich eine gute Summe Geldes
gab. Hier blieb er 8 Jahre und malte für den Fürsten viele
gute Arbeiten sowol am Hofe als an anderen Orten, die noch
zu sehen sind.
Der Herzog unternahm zu jener Zeit eine Wallfahrt nach
34i.Loretto, wohin er ihn sowie nach Rom begleitete; er war nun
zum drittenmale daselbst anwesend, Hess sich in der Bent
huldigen und erhielt den Namen Ketelrom. Kurz darauf
mit dem Herzog wieder nach Modena zurückgekehrt, ward er
des Reisens müde und bat den Herzog um seinen Abschied,
worauf ihm dieser einen freien Pass zur Rückkehr durch Frank-
reich in sein Vaterland besorgte. Da er aber zu Turin den
mehrgenannten Maler Ferdinand Voet traf, hielt er sich dort
einige Zeit mit einigen Arbeiten auf, worauf sie miteinander
durch Frankreich nach Lyon gingen, wo sie van der Kabel,
P. van Bloemen und Gillis Wenix antrafen. Nachdem sie
hier mit einander Lebewol getrunken hatten, ging Bunnik mit
Ferdinand Voet und seinem Bruder, dem trefflichen Schlachten-
maler Jakob van Bunnik, der ihn auf der ganzen Reise be-
gleitet hatte, nach Paris und von da durch Brabant in seine
Geburtsstadt; das war im Jahre 1684. Der genannte Ferdinand
Voet aber blieb in seiner Geburtsstadt Antwerpen, wo er Proben
seines Talentes gab, sowol historische Darstellungen als Por-
träts und Landschaften, deren er mehrere in Kupfer geätzt
und mit kunstfertig gezeichneten Figuren geziert hat. Mir
wurde erzählt, dass er in Rom auf die Wand des Wirthshaus-
saales, in welchem sich die Maler in der Regel versammelten,
die ganze, bei eihem Bentfeste versammelte Gesellschaft mit
Kohle gezeichnet hat, so dass Jeder an seinen Gesichtszügen
zu erkennen war. Ueberdies waren die Figuren so geschickt
und sicher gezeichnet und die Gruppirung so geistvoll erfunden,
dass es allgemeine Bewunderung erregte.
Wie hoch die Bent- Genossenschaft selbst dieses Bild
schätzte, geht daraus hervor, dass diese Wand, wenn die
342. Kammer jährlich getüncht oder gereinigt wurde, stets unberührt
blieb, damit dieses Kunstwerk als dauernder Beweis seines
Talentes bewahrt bleibe.
DRITTER THEIL. 419
Ich habe Bunnik bis in seine Geburtsstadt begleitet und
es ist nur noch zu sagen, dass er zuerst aufgefordert wurde,
für des Königs Haus in Loo verschiedene grosse Landschaften
zu malen, später in dem Hause des Herrn van Odyk zu Zeyst
und in dem Hause zu Voorst zu arbeiten. Er lebt noch gegen-
wärtig in Utrecht. —
Karel de Moor ist zu Leiden am 25. Februar 1656343.
geboren. Als sein Vater, ein Kunsthändler, sah, dass er unbe-
zwingliche Neigung zum Zeichnen und Malen hatte, gab er ihn
zu dem berühmten Gerard Dou, damit er von Anfang an
nach sicheren Grundsätzen angeleitet werde.
Doch habe ich vergessen zu sagen, dass sein Vater die
Absicht hatte, ihn für die Wissenschaften zu erziehen. Da er
aber sah, dass Karel eine Abneigung hatte, Sprachen zu lernen
und nur zur Malerei Lust hatte, sagte er: Möge er Zeichnen
lernen, denn es kann ihm nur nützen. Dies behagte Karel
sehr, und er benützte seine Zeit unter Gerard Dou 's Aufsicht
auf das eifrigste.
Später ward er, um sich an eine breitere Pinselbehand-
lung zu gewöhnen, nach Amsterdam zu dem berühmten Porträt-
maler Abraham van den Tempel geschickt, doch diesen
verlor er zu früh im Jahre 1672. Von da ging er wieder nach
Leiden zu Frans Mieris und endlich nach Dordrecht zu
Godfr. Schalken, wo ich ihn zum erstenmale kennen lernte.
Ich weiss nicht, welche Gründe ihn dazu bewogen, da er
danials schon weit besser zeichnen konnte, als Schalken, es
wäre denn, dass er es deshalb that, um ihm die gefällige Be- 344.
handlung abzusehen, durch die er berühmt ist.
Wollte ich seine Geschicklichkeit nach Verdienst preisen,
so würde ich wohl keinen Mangel an erhabenen Vorbildern
haben, mit welchen er zu vergleichen wäre. — Aber es ist
nicht meine Absicht, die Kunst der Lebenden zu beurtheilen
oder sie nach Verdienst zu rühmen, sondern ich lasse lieber
ihre Werke selbst sprechen und verweise die Kunstfreunde auf
diese. — Er hat der Kunstgöttin stets aus Neigung und Liebe
und nicht als Sklave gedient, noch fiel er dem Glücke zur Last,
aber er ergriff es, als es ihm günstig schien und hat viel geleistet,
wenn auch nicht im Vergleich zu Anderen, —
27*
420 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
345. Unter seinen historischen Darstellungen ward insbesondere
die Geschichte von Piramus und Thisbe gerühmt.
Ein Gemälde, welches Brutus darstellt, der seine Söhne
wegen begangenen Frevels zum Beispiele für das römische Volk
bestraft, befindet sich über dem Kamin der Schöffenkammer
zu Leiden.
Im Jahre 1702 schickte er sein Porträt dem Grossherzog
von Florenz, der ihm dafür eine goldene Medaille nebst einer
Kette schenkte.
Vor einigen Jahren malte er für den kaiserlichen Ge-
sandten Sinzendorf ein Bild, 4Y2 Fuss breit, welches die
Reiter -Porträts der berühmtesten Kriegshelden unserer Zeit,
Prinz Eugen und Marlbourough vorstellt.
Auf ein von ihm gemaltes Porträt des Prinzen Eugen
ist ein lateinisches Gedicht bekannt, — welches Arnold Hoog-
346 vliet in das Holländische übersetzte. —
Ein anderes lateinisches Gedicht ward auf die Porträts
von Eugen und Marlbourough in der Schlacht bei Oude-
naarden gemacht — welches derselbe Hoog vliet in's Holländische
Übersetzte. —
348. Johan Francois Douven ist zu Roermond im Herzog-
thume Geldern am 2. März des Jahres i656 geboren. Sein
Vater Gerard Douven war Rentmeister des Kathedral-Capitels
zu Roermond, seine Mutter hiess Elizabeth Dammerier, und
Beide stammten aus angesehenem Geschlechte. Sein Vater, der
viele Länder, auch Italien bereist und sich lange Zeit in Rom
aufgehalten hatte, empfand selbst Lust zur Malerei und erzog
seinen Sohn für diese Kunst, da er in ihm angeborene Neigung
dazu fand. Eilf Jahre alt, ward er in die lateinische Schule
geschickt; als er zwölf Jahre alt war, starb sein kaum 33jähriger
Vater. Er bat nun seine Mutter, ihn malen lernen zu lassen^
welche einwilligte und ihn nach Lüttich zu dem Maler Gabriel
349. Lam bartin schickte, der viele Jahre in Rom gelebt hatte.
Nachdem er bei diesem zwei Jahre eifrig gezeichnet hatte,
kehrte er wieder nach Hause zurück. Inzwischen war sein
Neffe Christophorus Puitlink aus Italien zurückgekommen,
der die Kunst im Allgemeinen, doch insbesondere das Malen
sowol lebender als todter Thiere ausnehmend wol verstand.
DRITTER THEIL.
421
Bei diesem lernte er durch drei Jahre den Pinsel nach verschie-
denen Vorwürfen gebrauchen.
Zu Roermond wohnte damals Don Jan Dellano Velasco,
Rath und Oberster der Finanzen König Karl's II. von Spanien,
im Herzogthume Geldern. Dieser war ein grosser Verehrer
der Malerei und besass eine ebenso reiche Kunstsammlung
wie sein König. Zu diesem erhielt unser junger Maler Zutritt
und malte für ihn drei Jahre lang nach Bildern der be-
rühmtesten italienischen Meister. Dadurch machte er grosse
Fortschritte und fand Gelegenheit, als er eine seiner Arbeiten
am Hofe von Johan Wilhelm, Herzog von Neuburg, Jülich
und Berg zeigte, viele vornehme Personen am Düsseldorfer
Hofe zu porträtiren. Diese Arbeiten gefielen so sehr, dass er im
Jahre 1682 als Hofmaler berufen und angestellt wurde. Kaum
28 Jahre alt, heiratete er dann Maria Johanna Daniels.
Der Fürst, der eine angeborene Liebe zur Kunst hatte,
begann, von Douven angeregt, nach Verlauf von zwei Jahren,
wenn sich die Gelegenheit dazu fand, einige Bilder berühmter
Meister zu kaufen. Kurz darauf unternahm der Herzog eine 35o.
Reise nach Wien und nahm seinen Maler mit, der Gelegenheit
fand, den Kaiser Leopold, die Kaiserin Eleonora und ver-
schiedene Grosse des Hofes zu malen, wofür ihm der Kaiser
eine Medaille an goldener Kette schenkte.
Während er seine Arbeiten für den Herzog in Düsseldorf
fortsetzte, ward Philip Wilhelm, nach dem erblosen Ableben
des Kurfürsten Karl von der Pfalz, Kurfürst, und verlegte
seinen Hof von Neuburg nach Heidelberg; als die Prinzessin
Maria Sophia Königin von Portugal geworden, ward unser
Maler dahin berufen, der, nachdem er seine Aufgaben gelöst
hatte, mit einer goldenen Medaille beschenkt ward.
Hierauf ging er auf Befehl des Kaisers nach Wien, weil
dieser die Absicht hatte, ihn zu seinem Hofmaler zu ernennen.
Aber bald fand sich eine andere Gelegenheit, seine Kunst zu
zeigen. Als die dritte Prinzessin von der Pfalz, Maria Anna,
Königin von Spanien wurde, musste sie Douven vor ihrer
Abreise porträtiren. Er würde wieder nach Wien gegangen
und in des Kaisers Dienst geblieben sein, wenn die Luft seiner
Gesundheit dort ebenso zuträglich gewesen wäre, als ander-
422 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
wärts, aber er reiste mit dem Kurfürsten Johan Willem
nach Düsseldorf.
Bald darauf starben des Kurprinzen Gemalin Maria
Anna und sein Vater der Kurfürst Philip Wilhelm, wodurch
35 1. sein grosser Mäcen Kurfürst wurde, welcher Maria Anna Lucia,
die Prinzessin von Toscana, heiratete.
Dies war ein neuer Anlass, Douven's Kunst zu zeigen,
der sich einige Jahre später auf Anordnung des Kaisers nach
Kopenhagen begab, um die Prinzessin Charlotte von
Dänemark zu malen, welche des römischen Königs Josef
Gemalin werden sollte. Er portratirte zugleich auch den
König und die Königin, wofür er bei seiner Abreise zum
Beweise der Zufriedenheit mit einer grossen goldenen Medaille
und einer vollen Börse beschenkt wurde.
Diese Heirat kam jedoch nicht zu Stande, worauf Douven
auf Befehl des Kaisers im Winter des Jahres 1697 "^ich Italien
an den Hof des Herzogs von Modena geschickt ward, um
das Porträt der Prinzessin Amalia von Hannover zu
malen.
Die Unbilden und Gefahren der Reise wurden ihm ver-
süsst, als er seine Augen an so vielen auserlesenen Kunst-
schätzen, insbesondere den am Hofe befindlichen Werken
Correggio's, erfreuen konnte. Er malte dort die genannte
Prinzessin zu drei verschiedenen Malen. Lebensgross in ganzer
Figur, klein und gross^ und auch auf Seide, welche Bilder,
sobald sie vollendet waren, nach Wien gesandt wurden. Kurze
Zeit darauf ward die Hochzeit vollzogen.
In der Zwischenzeit unternahm Douven noch eine Reise
nach Florenz, um den Grossherzog zu porträtiren. Dies
ward ihm von der Kurfürstin von der Pfal? geheissen, die
ein Porträt ihres Vaters zu . besitzen wünschte. Dort konnte
er seine kunstsinnigen Augen an den Werken auserlesenster
352. Kunst ergötzen, an den kunstvollen antiken Statuen, und an
den ausgezeichneten Porträts der berühmtesten Maler, unter
welchen sich auch ein Porträt RafaeTs befindet.
Ueberdies bewies ihm der Grossherzog viel Ehre, Hess
ihm seine sämmtlichen Kunstwerke zeigen, und gab ihm endlich
vor seiner Abreise, nachdem er sein Selbstporträt gemalt hatte,
DRITTER THEIL. 423
um es den übrigen einzureihen, eine goldene Kette mit Medaille
zum Geschenke.
Als Karl IL, der König von Spanien, wenige Jahre darauf
starb, und der Erzherzog Karl von Oesterreich König von
Spanien wurde, porträtirte er ihn, als er den Weg über Düssel-
dorf nahm; später auch die Prinzessin Elisabeth, die Tochter
des Herzogs von Braunschweig, die später im Jahre 1709 den,
kaiserlichen Thron bestieg. Sonach hatte Douven drei Kaiser,
drei Kaiserinnen, fünf Könige, sieben Königinnen und eine
grosse Anzahl von Fürsten und Prinzen porträtirt, in Folge dessen
sein Ruhm weit verbreitet und sein Vermögen vermehrt wurde.
Nun wollen wir ein Verzeichniss der Künstler und Künst-
lerinnen entwerfen, welche dem pfälzischen Hofe gedient
haben , und eine Darstellung von den Kunstsammlungen des
Kurfürsten Johan Wilhelm geben, dessen Kunstliebe, von
Douven angeregt, so sehr wuchs, dass Düsseldorf, wenn ihm
der Allmächtige ein langes Leben gegönnt hätte, ein anderes
Rom geworden wäre. —
Ausser Douven hatte der Kurfürst den hochberühmten 33:^.
Adriaen van der Werf in seinen Diensten, den er seitdem
in den Ritterstand erhob. Auch waren bei ihm in Ansehen :
der berühmte Maler Antonio Bell aus Venedig, der un-
glaublich gewandte Maler Antonio Pellegrini, ebenfalls ein
Venetianer, Domenico Zanetti, ein Italiener und Historien-
maler im Grossen, der berühmte Figuren- und Thiermaler
Johan Weenix aus Amsterdam, der berühmte Historienmaler
Anton i Schoonjans aus Antwerpen, der ausgezeichnete Maler
kleiner Landschaften Eglon van der Neer und die Malerin
kunstvoller Blumen und Früchte Rachel Ruis, Beide aus
Amsterdam; desgleichen Gerardus Karsch aus Münster und
noch zwei Emailmaler.
Hiezu kommen noch Peter Boy, Johann Frederik
Ardin, noch vier Miniaturmaler und drei Maler in Fresko und
Leimfarbe, um Plafonds und Decorationen für die Oper zu
malen. Einer derselben war der geschickte Antonio Bernard i
von Bologna, der vier Kurfürsten von der Pfalz diente.
Unter den Bildhauern wird der Chevalier Grupello ge-
nannt, unter dessen Aufsicht in Marmor und Metall gearbeitet
424 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
wurde. Von ihm ist das überlebensgrosse Reiter-Standbild des
Kurfürsten am Platze zu Düsseldorf.
Auch beschäftigte er zwei sehr geschickte Elfenbein- Arbeiter,
354. den Italiener Antonio Leoniound Ignatius Eulhoffen, einen
Deutschen, der lange in Rom gelebt hatte; ferner noch einen
Italiener, der besonders geschickt Statuen in Gyps abformte.
An alle die Genannten verausgabte der Kurfürst jährlich, nach
Verhältniss ihrer Arbeiten, eine grosse Summe Geldes, abgesehen
von den Geschenken, wenn irgend eine Arbeit zu seiner Zu-
friedenheit ausfiel.
Simon Germyn ist zu Dordrecht am 14. November i65o,
in demselben Jahre und am selben Tage geboren, wie Prinz
Willem III. , der nachmalige König von England. Er war ein
Schüler von Godfrid Schalken, später von Ludowyk Smits,
genannt Hartkamp, bei dem er die neue Manier der Früchte-
malerei lernte, welche ich in dessen Lebensbeschreibung
erwähnte, die ihm anfangs viel Vortheil brachte, der aber wie
die Arbeit nicht von langer Dauer war. Seitdem verlegte er
sich darauf, Landschaften in Gartenhäusern und anderen Haus-
schmuck zu malen. Gegenwärtig hat er die Malerei aufgegeben
und sich ganz auf den Kunsthandel verlegt. —
Willem ßeurs, dessen Vater Schuhflicker zu Dordrecht
war, ist im Jahre i656 geboren und war für das Schneider-
Handwerk bestimmt, doch die Lust zur Kunst trieb ihn von
der Nadel zum Pinsel. Er kam in den Jahren 1671 und 1672
355. zu Willem van Drillen bürg und brachte es in dieser Zeit
so weit, dass er eine gefällige Landschaft in der Att seines
Meisters malen konnte.
Später verlegte er sich auf die Porträtmalerei und ging
von Dordrecht nach Amsterdam, wo er die Tochter eines
Silberschmiedes heiratete. Er würde es weit gebracht haben,
wenn er sich nicht geändert und mehr Lust für Gesellschaft
und Schenken als für die Arbeit gehabt hätte. Endlich ging
er nach Grol, wo er sich auf die Blumenmalerei und den
Unterricht der Jugend verlegte, zu welchem Zwecke er im
Jahre 1692 ein Buch schrieb, genannt: ^De groote waerelt in
het kleen geschildert", welches von der Mischung und Behandlung
der Oelfarben handelt. —
DRITTER THEIL. 426
Im Jahre i656 wurde der gute Porträtmaler Klooster-356.
man in Hannover geboren. Er hat die meiste Zeit seines
Lebens in England zugebracht, wo er auch starb.
Die Glücksgöttin war seinen Unternehmungen günstig,
und seine Arbeiten, die am britischen Hofe gesucht waren,
brachten ihm viel Geld und Ehre.
Im Jahre 1696 ward er nach Spanien berufen, um den
König und die Königin zu porträtiren, und kehrte reich
beschenkt zurück. Es währte nicht lange, so verliebte er sich
in eine Frauensperson^ die er in sein Haus nahm. Aber diese,
mehr auf Geld, denn auf Treue und Liebe bedacht, nahm
ihren Vortheil wahr, stahl sein Geld, Silber, Juwelen und
andere Kostbarkeiten, und ging damit heimlich davon, ohne
dass er sie einholen konnte, was ihm so sehr zu Herzen ging,
dass er starb. —
Im Uebrigen war er allgemein beliebt und erwies, was
selten der Fall ist, allen Künstlern Wolthaten.
Mehrere seiner kunstvollen Porträts sind in Kupfer ge- 357.
stechen, so z. B. das von Mr. Gibbons und seiner Frau, von
J. Smith. —
Jan Griffier ist zu Amsterdam im Jahre i656 geboren. —
Sein Vater hatte die. Absicht, ihn Zimmermann werden zu
lassen, aber der Meister sandte ihn schleunigst mit den Worten
wieder nach Hause, dass er ihn umsoweniger brauchen könne,
da der Junge keine Lust dazu habe und besser mit der Zeichen-
feder als mit dem Hammer umzugehen wisse.
Man stellte ihm nun ein oder den anderen Beruf vor,
aber von keinem wollte er etwas hören. Deshalb entschloss
sich sein Vater, ihn noch für eine Zeit in die Schreibschule zu
schicken, um inzwischen einen Entschluss zu fassen.
Er gab vor, als würde er seinem Vater gehorchen, ward
aber inzwischen mit einigen Jungen bekannt, die in einer
Ziegelbrennerei arbeiteten, und ging täglich mit ihnen zur
Arbeit, um ihnen malen zu helfen, kam aber zur bestimmten
Stunde nach Hause zu Tische, als ob er zur Schule gegangen
wäre, bis dies endlich offenbar wurde, und sein Vater einsah,
dass es, wie das Sprüchwort sagt, schwer sei, mit unwilligen
Hunden Hasen zu fangen. Deshalb beschloss er, ihn die Kunst
426 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBÜRGH.
lernen zu lassen. Inzwischen hatte er durch sein Talent alle
anderen Burschen des Geschäftes im Ziegelmalen übertroffen,
358. und der Meister sagte seinem Vater, dass er ihn, wenn er ihn
noch ein Jahr dabei belassen wolle, zum Aufseher des Geschäftes
machen und gut bezahlen würde.
Aber seine Gedanken waren auf bessere Dinge gerichtet.
Deshalb gab ihn sein Vater zu .einem Blumenmaler. Dieser aber
war ein Trunkenbold und anstatt Jan in der Kunst zu unter-
weisen, hatte dieser genug zu thun, ihn in Spelunken und Schenken
aufzusuchen und ohne Unglück nach Hause zu bringen. Dadurch
bekam er solchen Widerwillen gegen diesen Lehrer, dass er
zu Roeland Rogman ging, wo er eine geraume Zeit blieb.
Er machte sich bei Jedermann durch seinen besonderen Eifer
und Fleiss beliebt, so dass er oft Gelegenheit fand, die Arbeiten
der besten Meister seiner Zeit, wie Lingelbach's, van den
Velde's, RuisdaeTs und Rembrant's zu sehen, bei dem
er gerne lernen wollte, aber Rembrant verweigerte dies und
sagte: dass Rogman und er zu gute Freunde wären, als dass
er ihm die Schüler abwendig machen würde.
Sehr früh schon erfasste er, dass die lichte Weise, ins-
besondere bei Landschaften, preiswürdig sei, und er verstand
es, die Manier Lingelbach*s und van den Velde's so nach-
zuahmen, dass sein Meister, der stets etwas braun malte, oft
zu ihm sagte: Ich sehe wol, wo du gewesen bist.
Später ging er zu dem Maler Jan Loten nach England,
in Folge dessen er endlich so weit kam, dass er selbstständig
arbeiten konnte. Er Hess sich dort nieder, heiratete und ver-
diente viel Geld mit dem Malen italienischer Ruinen , und
später mit schönen Rhein -Ansichten, reich an Figuren und
verschiedenen Fahrzeugen. Er selbst hatte grosse Lust zur
359. Schifffahrt und kaufte deshalb eine grosse Yacht für 3ooo Gulden,
schlug auf derselben mit seinem Hausgesinde seine Wohnung
auf, sammelte einen Schatz an eigenen und anderer Meister
Bilder und nahm sich vor, damit nach Holland zu geben.
Er miethete einen kundigen Steuermann und Matrosen,
so viel er ihrer brauchte und stach in See. Aber unterwegs
traf ihn ein starker Sturm, in Folge dessen sie ohne Mast und
Stangen endlich vor dem Vlie auf einer Sandbank Schiffbruch
DRITTER THEIL. 427
litten und nur mit genauer Not und Hilfe von Fischern ihr
Leben retten konnten. Alles Uebrige war verloren, bis auf einiges
Geld, welches seine Tochter in einem Gürtel um ihre Lenden
geborgen hatte. Das war im Jahre 1695.
Er Hess sich in Rotterdam nieder, wo er zuerst die Be-
kanntschaft eines gewissen van Dulken machte, der ihm ein
altes Fahrzeug auf Borg verkaufte, welches er für seinen Haus-
stand und um daselbst zu malen, einrichtete, von Stadt zu
Stadt fuhr und sich überall so lange aufhielt, als es ihm Ver-
gnügen machte. Längere Zeit hielt er sich in Amsterdam auf
und übte daselbst seine Kunst. Inzwischen fuhr er auch nach
Hoorn oder Enkhuizen und auch einmal nach Dordrecht, wo
er, da er die Untiefen nicht kannte, auf eine Sandbank auffuhr,
auf welcher er mehr als acht Tage festsass, bis eine hohe Fluth
seinen Kiel wieder flott machte. Seinen ganzen Bedarf führte
er w^ie eine Schildkröte ihr Haus mit sich. Es war ihm auch
gleichgiltig, wo er sich aufhielt, da er sich für einen Welt- 36o,
bürger ansah.
Hier sei auch bemerkt, dass er sich nicht immer an eine
und dieselbe Manier hielt, sondern nicht selten seinen Pinsel
nach der Seite des Vortheils wendete^ einmal nach der Manier
Rembrant's, dann wieder in der Weise Poelenburg's,
RuisdaeTs und Anderer arbeitete, so dass seine Bilder oft
für eghte Arbeiten dieser Meister verkauft wurden.
Nachdem er verschiedene Jahre die holländische Welt auf
seinem Schiffe durchwandert hatte, bekam er Lust, wieder
nach England zu fahren. Da er sich aber seines ehemaligen
Unglücksfalles erinnerte, beschloss er, seinen Hausstand auf einem
anderen Fahrzeuge einzuschiffen, dass, wenn ihm noch einmal
ein solcher Unfall begegnen würde, er allein darunter leide.
Er kam glücklich nach England, wo er noch gegenwärtig lebt
und thätig ist.
Sein Sohn Robert Griffier, am 7. October 1688 in
England geboren, ist nicht minder geschickt als sein Vater.
Er war nicht mit ihm, als er Schiffbruch litt, sondern in
Irland, aber er kam später nach Holland und hielt sich nach
der Abreise seines Vaters in Amsterdam auf, wo er noch mit
viel Ruhm arbeitet und sich durch seine, mit schönen Figuren
428 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
und anderen Beiwerken, nach der Art Hermann Zacht-
leven's ausgeschmückten Rhein -Ansichten berühmt macht.
36i. Huisman ist zu Antwerpen im Jahre i656 geboren und
ein guter Landschaftsmaler. Er brachte weite Fernblicke in
seinen Bildern an und schmückte sie mit geistreichen Figuren
und Thieren.
In demselben Jahre i656 ward der berühmte Porträtmaler
Guilelmus oder Willem Wissing im Haag geboren.
Sein erster Lehrer war Willem Doudyns, bei dem er
einige Jahre blieb, bis er auch die Behandlung der Farben
verstand. Hierauf begab er sich nach England, um, da er Lust
zur Porträtmalerei hatte, sich unter Leitung von Pieter Lely
weiter auszubilden, was zu seinem Glück und Ruhm gelang.
Denn er erlangte solchen Ruf, dass er erster Hofmaler König
Jakob's IL wurde, der ihn, als seine Tochter Maria mit
Willem III. von Oranien getraut wurde, von London nach
dem Haag schickte, um Beider Porträts für ihn nach dem
Leben zu malen. Er ward für den besten Porträtmaler seiner
Zeit gehalten und die aufgehende Sonne seines Ruhmes leuchtete
so mächtig in die Augen seiner Neider, dass Viele glaubten, er
sei durch Gift nach den Elysäischen Feldern befördert worden.
Er starb auf dem Landhause des- Grafen Essex nächst
London am 10. Februar 1687, kaum 37 Jahre alt. Deshalb
liest man auch unter seinem von J. Smit geschabten Porträt:
362. Immodicis brevis est aetas.
Der treffliche Pferde- und Schlachtenmaler Dirk Maas
ward zu Harlem am 12. September i656 geboren. Sein erster
Lehrer war Henrik Mommers, der zumeist italienische Gemüse-
märkte malte, Harlemer von Geburt war und im Jahre 1697,
74 Jahre alt, starb. Hierauf ging er zu Nicolas Berchem, an
dessen Manier und Stoffwahl er mehr Gefallen fand; endlich
verlegte ersieh wie J. van Hugtenburg, mit dem er Umgang
pflog, ganz auf die Pferde -Malerei.
Neben ihm erscheint der gute Landschaftsmaler Guiliam
de Heus mit seinem Neffen Jacomo de Heus, der die Manier
seines Onkels Anfangs so nachahmte, dass kein Unterschied
wahrzunehmen war, weshalb ihm die Bent, als er nach Rom
kam, den Namen Afdruk gab.
DRITTER THEIL.
429
Guiliam de Heus war ein Schüler des berühmten Jan
Both und malte seine Landschaften ganz in der Weise des
Meisters. Er hat viele Jahre in Rom und im übrigen Italien
mit Zeichnen und Malen zugebracht. Er starb in Utrecht, wo
er geboren war, in hohem Alter, aber ich weiss nicht, in
welchem Jahre.
Jakob de Heus ist zu Utrecht im Jahre 1657 geboren.
Von Jugend auf zur Kunst geneigt und angeeifert von seinem
Oheim, verlegte er sich mit so viel Lust und Eifer darayf, 363.
dass er, seinem Oheim nachfolgend, denselben übertraf. Dann
trieb ihn die Wanderlust nach Rom, wo er, so wie an anderen
Orten in Italien, verschiedene Jahre wohnte und nach den
besten Vorbildern studirte. Aber er änderte seine Manier, ins-
besondere die seiner Figuren, nach jener des Salvator Rosa.
Er malte auch Pferde, Kühe und anderes Vieh sehr geistreich,
da er trefflich zeichnen konnte und lange auf der Akademie
nach dem Leben gezeichnet hatte. Er war ein wolgebildeter
junger Mann, nicht ohne Verstand, beredt, witzig und geistvoll
in seinen Antworten, stets fröhlich und in allen Kreisen beliebt. —
Nachdem er einige Jahre in Venedig und Rom gearbeitet 364.
und manche vergnügte Abende mit den Bentvögeln zugebracht
hatte, kam er wieder nach- Utrecht, wo er bei seinem Bruder,
dem Postmeister, wohnte.
Nachdem er einige Zeit daselbst zugebracht, machte ihm
Tailler, der ehemalige Professor der Mathematik an der Hoch-
Schule zu Nimwegen, Hoffnung, durch Herrn Dankeim an
in die Dienste des Berliner Hofes zu treten. Sie begaben sich
auch dahin, doch der Versuch missglückte, obwol er eine
schöne Ansicht des Schlosses auf Leinwand zu malen begonnen
hatte, da Dankeim an selbst am Hofe in Ungnade fiel. Er
Hess sich noch eine Zeit lang von Anderen mit Hoffnungen
hinhalten, — bis er den Entschluss fasste, abzureisen, da sein
Reisegefährte Johan Tailler, genannt Speculatie, der
seine Pläne ebenfalls vereitelt sah, sich dies so zu Herzen nahm,
dass er schwermüthig wurde, was sich in Kürze offenbarte.
Denn als er eines Morgens zu de Heus kam, erzählte er .ihm,
dass man einen Anschlag auf sein Leben gemacht habe und
bat ihn, mit ihm in aller Eile nach Holland zu gehen und mit
43o ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
ihm die Kleider zu wechseln. De Heus, der sofort bemerkte,
was ihm fehle, nahm die erste Gelegenheit wahr, in aller Eile
365. nach Utrecht zu kommen, wo er seine Kunst ausübte. Seine
Arbeiten wurden meist nach Italien geschickt.
Er war nicht der Eifrigste, aber erstaunlich gewandt und
rasch in seinen Arbeiten, denn er malte nur selten des Nach-
mittags, den er so wie den Abend zur Erholung benützte und
wenn er Lust hatte, diesen noch länger zu machen, so besuchte
er zuweilen seine Freunde in Amsterdam und anderwärts.
Seine letzte Vergnügungsreise nach Amsterdam brachte
ihm den Tod. Ec begab sich im Mai dahin, um sich mit seinen
Freunden und Kunstgenossen zu vergnügen — und besuchte
Albert van Spiers, genannt Piramide, den er, als alten
Freund, aufforderte, mit ihm zu dem Golddrahtzieher Jan van
der Keere zu gehen, der ihn geladen hatte und der auch ihm
bekannt war. Spiers aber lehnte dies ab, weil er keine Lust
366. hatte zum Trinken, in Folge dessen de Heus allein hinging.
Kurze Zeit vorher war er mit einem Wagen gestürzt und hatte
sich in der Brust verletzt, aber nicht darauf geachtet. Als er
nun, nachdem er viel getrunken hatte, spät des Abends zu
Bette ging, begann er sich zu erbrechen und Blut zu spucken
und starb am 9. Mai 1701. Sein Leichnam ward von Amster-
dam nach Utrecht geführt und daselbst begraben. W. van der
Hoeven dichtete zu seiner Erinnerung ein Trauergedicht. —
367. Philip Tideman ist zu Hamburg am 22. December 1657
von achtbaren Eltern geboren, deren Beispiele er nachfolgte.
Sie Hessen ihn die lateinische Schule besuchen, als er aber
zwölf Jahre alt war, brach seine Liebe zur Kunst durch, was
seine Eltern ungern wahrnahmen, da sie andere Absichten mit
ihm hatten. Doch sein Vater gab ihn endlich zu dem Maler
Ns. Raes, bei dem er nach acht Jahren solche Fortschritte
gemacht hatte, dass er keiner Leitung mehr bedurfte, sondern
selbstständig die Kunst ausüben und Schüler halten konnte.
Dies währte ungefähr ein Jahr, als er, weniger besorgt um die
368. Vortheile, als um sich weiter auszubilden, sich entschloss,
nach Amsterdam, damals reich an guten Malern, zu gehen,
um durch das Betrachten ihrer Werke und ihren Verkehr seinen
Geist zu bilden. Da er zur Historienmalerei Lust hatte, worin
DRITTER THEEL. 43 I
damals, insbesondere Gerard de Laires hervorragte, begab
er sich unter dessen Leitung. Aber nach einem halben Jahre
schon machte er sich selbstständig und bekam verschiedene
Arbeiten. Da Laires mit Arbeiten überhäuft war und an
seiner Manier Gefallen fand, veranlasste er ihn wieder zu ihm
zu kommen, gab ihm die Kost und eine bestimmte Summe
Geldes jährlich, damit er ihm Plafonds und Nischen malen
helfe, aber nach Verlauf von zwei Jahren schieden sie, da
zwischen ihnen Reibungen stattgefunden hatten, für immer. Er
hatte sofort alle Hände voll Arbeit, worauf er sich daselbst
als Bürger niederliess und heiratete.
Als seine besten Werke sind bekannt: Die Orgel in der
alten Lutherischen Kirche; der innere Saal bei Johann van
DroG gen hörst; der Vorsaal und der Wohnraum bei dem Pro-
curator de Vlieger; drei Gemächer bei dem Bürgermeister
Verschnür zu Hoorn mit den Kaminstücken, deren erstes in
einem zierlichen ovalen Goldrahmen die Venus darstellt, die bei
Jupiter über das Ungemach, welches Juno ihrem Sohne zufügte,
Klage führt. Die mit Bildwerk ausgeschmückten Ecken zeigen
ebenfalls mythologische und allegorische Vorstellungen. —
Wir würden den Plan unseres Werkes überschreiten, 369.
wenn wir alle die Kaminstücke, Nischen etc. etc. aufzählen
wollten, die er gemalt, — oder die Zeichnungen und Skizzen Syo.
von Historien, Fabeln und Allegorien, die er nachgelassen
hat, welche Zeugniss geben von seinem unermüdlichen Eifer.
Wenn er sich erholen wollte, so geschah dies mit der
Violine, welche er trefflich zu spielen verstand. Man fand ihn
niemals unbeschäftigt und selbst ausser seiner Arbeitszeit mit
einem Buche oder mit dem Zeichenstift in der Hand. Ueber-
dies war er tugendfest und fromm und empfahl dies auch auf
dem Sterbebette seinen Kindern. Er starb nach achttägigem
Krankenlager am 9. Juni 1705 und hinterliess seinen künst-
lerischen Ruhm , den guten Namen und die Ersparnisse seiner
Arbeit für seine Frau und Kinder. —
Ernst Stuven ist zu Hamburg geboren und lernte da- 371.
selbst bei einem gewissen Hins, der ihn, weil er lernbegierigen
Eifer an ihm wahrnahm, in sein Haus nahm, tüchtig und
flink den Pinsel führen. Er kam im Jahre 1675, 18 Jahre alt, 372.
432 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBÜRGH.
nach Amsterdam in der Absicht, die Porträtmalerei zu lernen,
womit damals viel Geld zu verdienen war. Vielleicht fühlte er
sich durch die blinkenden Vortheile, die Jan Ovens erworben
hatte, dazu angespornt.
Er begab sich zu Johannes Voorhout, den er in Hamburg
kennen gelernt hatte, der ihn, da er eifrig zu sein schien,
behielt. Aber er blieb nur kurze Zeit bei ihm ; da seine Pinsel-
behandlung mehr zur Blumenmalerei hinneigte, ging er zu dem
berühmten Willem van Aalst, und nachdem er einige Zeit
dort zugebracht hatte, zu Abraham Minjon, bei dem er in
kurzer Zeit solche Fortschritte machte, dass seine Arbeiten
gerühmt waren und er beschloss, von nun an selbstständig zu
arbeiten, was ihm auch, da ihm das Glück besonders günstig
war, gelang. Er heiratete, hatte mehrere Kinder und würde
mit seiner Arbeit redlich bestanden haben, wenn er nicht in
schlechte Gesellschaft und Schenken und auf andere Aus-
schweifungen gerathen wäre. —
Johannes Voorhout, der ihn in seiner Jugend kannte,
sagt, dass er freundlich, höflich, umgänglich und gelehrig war,
so lange er unter Aufsicht seiner Meister lebte. Aber kaum
war er ihrer Leitung entwachsen, so artete er zu allen Aus-
373. gelassenheiten. Rohheiten und unglaublich frechen Handlungen
aus. Ein besonderer Fall seiner unglaublichen Bosheit und
Rohheit ereignete sich, als Willem Grasdorp im Jahre 1697
bei ihm als Schüler wohnte; dieser war von seiner Mutter und
seinem Stiefvater für drei Jahre zu Stuven gegeben worden,
und es ward in einem Vertrag genau festgesetzt, dass diese
Zeit ihm zum Vortheile gereichen solle.
Er aber suchte es auf jede mögliche Art dahin zu brin-
gen, dass ihm der Knabe fortlaufe, damit ihm ein Mittel
an die Hand gegeben werde, an seine Eltern eine Forderung
zu stellen, um Geld zu bekommen, da das Uebereinkommen
durch eine Geldbusse gelöst werden konnte. Er beschuldigte
seinen Schüler, ein kleines Porträt gestohlen zu haben, welches
später wieder gefunden wurde. Ueberdies musste Grasdorp
viele Misshandlungen dulden, und es war ihm trotzdem ver-
boten, an seine Eltern zu schreiben. Fortgehen oder weglaufen
konnte er aber auch nicht, weil man seine Kleider bis auf
DRITTER THEIL. 433
die Schuhe weggenommen und versetzt hatte. Er klagte aus
dem Fenster den Nachbarn seine Not, und dass er Hunger
und Entbehrung leide, aber dies half ihm wenig, da die Nach-
barn die Bösartigkeit Stuven's kannten und keine Lust hatten,
sich in diesen Handel zu mischen.
Grasdorp schrieb endlich an seine Mutter und gab diesen
Brief einem Weber, der bei Stuven Blumen und Laubwerk
zeichnen lernte. Darauf kam seine Mutter aus ZwoUe und 374.
sandte den Bruder ihres Mannes, um* ihren Sohn zu sprechen.
Dies wollte aber Stuven nicht zugeben, sondern ging dem
Manne zuerst mit Schimpfworten , dann mit Schlägen zu Leibe,
nahm endlich einen Stein von der Strasse auf, mit welchem
er ihm zwei Löcher in den Kopf schlug. Dieser lief sofort
zum Officier der Hauptwache, der einen Mann mitschickte, um
den Handel zu untersuchen. Der kam aber ebenso gezeichnet
mit der Botschaft zurück, dass dies ein Wahnsinniger sei, der
Jeden, der ihm entgegentrete, schlage und beschimpfe. — Hierauf
sandte der Schulze zwei andere Diener mit dem Befehl, er
möge den Jungen freigeben. Stuven aber hatte keine Lust
dazu, sondern schalt und schmähte die Obrigkeit. —
Inzwischen aber hatte der Magistrat der Stadt Berathung 377.
gepflogen, und weil er von .früher her noch etwas auf dem
Kerbholze hatte, da er im Jahre 1696 unter den Aufrührern
gewesen und im Hause des Herrn Boreel gesehen wurde, als
man dieses geplündert hatte, ward dem Unterschulzen befohlen,
ihn lebend oder todt einzuliefern. —
Nachdem er von den Schöffen verhört worden, ward er 378.
zu zwölf Jahren Zwangsarbeit und sein Weib zum Spinnhause
verurtheilt. Aber über Fürsprache Einiger, die ihn wegen
seiner Kunst schätzten, wurden ihm sechs Jahre nachgelassen. Er
wurde unter der Bedingung, die Stadt zu verlassen, freigegeben,
aber er gehorchte nicht, sondern blieb in Amsterdam, hatte
wieder allerlei sonderbare Händel, und konnte sich der
Lästerungen der Obrigkeit nicht enthalten. Deshalb brachte
man ihn zum zweitenmale in das Arbeitshaus, wo er ver-
schiedene Blumenstücke malte, bis er wieder freigelassen ward,
und sich nach Harlem zu Romein de Hooge begab. Von da
ging er nach Rotterdam, wo er für den Herrn de Beer
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV. 28
434 ARNOLD HOUBRAKEN\S GROSSE SCHOUBURGH.
malte, der ihm dafür freien Tisch und einen Ducaten täglich
gab; später malte er auch für andere Kunstfreunde, bis er
endlich daselbst seinen verächtlichen Lebenswandel endigte.
Elias van den Broek, zu Antwerpen geboren, war einer
seiner ersten und besten Schüler, aber auch er war einer von
Jenen, die das Glück nur von hinten gesehen haben. Er malte
379- originell und geistreich verschiedene Blumen, Kräuter, Schlangen,
Eidechsen etc. Es war an seiner Manier auch wol zu entnehmen,
dass er bei de Heem gelernt hatte. Er wohnte zu Amsterdam
vor dem Utrecht'schen Thore am Molepad, wo er bei seinem
Hause einen Garten zum Gebrauch hatte, und starb im Jahre 171 1 .
Laurens van der Vinne Vincentzoon, dem es, wie
seinem Vater, ganz gleichgiltig war, was er malte, ist doch
zumeist durch seine Blumenstücke bedeutend.
Er hatte keinen anderen Lehrer als seinen Vater. Zumeist
malte er in Oel- und Wasserfarben Blumen für die Blumen-
freunde. Insbesondere für Herrn Philips de Flines, der die
seltensten Gewächse aus Ost- und Westindien herüber ge-
bracht, von ihm malen Hess. Gegenwärtig beschäftigt er sich
meist mit dem Zeichnen von Patronen für die Fabrikanten.
Er ward zu Harlem am 24. März i658 geboren.
Zum Verluste der Amsterdamer Malerschule, sind Paulus
van Hillegaart und Pieter de Ruelles gestorben. Ich weiss
nicht, was sie malten, und ihre Namen blieben lediglich durch
Gedichte erhalten. Beide waren ihrer Kunst wegen gerühmt,
und der Tod Hillegaart^s, der im Februar i658 starb, wird
in Versen beklagt. —
38o. Es scheint, dass Ruelles auch Dichter war, wie aus einem
Trauergesange zu entnehmen ist, der auf sein Ableben im
Juni i658 gedichtet wurde. —
Nun wollen wir von dem berühmten Maler und Baumeister
Jakob van Kampen, Herrn van Rambroeck sprechen. Er
war ein Harlemer, doch ist mir sein Geburtsjahr unbekannt,
und ich habe nur aus einem Gedichte: „Haarlems Doodt-Basuin
op de Tombe van den Heer Jakob van Kampen etc." ent-
nommen, dass er am 4. April i658 gestorben ist.
Seine Gemälde behandelten zumeist Figuren und historische
Darstellungen in Lebensgrösse, und seine Manier hatte Aehnlich-
DRITTER THEIL. 435
keit mit der von J. v. Bronkhorst und Jan Bylert. Aber
er war nicht weniger richtiger Zeichner als tüchtiger Maler,
deshalb kann man das Lob, welches ich diesen beiden Meistern
insbesondere ertheilt habe, auf ihn zugleich anwenden.
Was sein Talent in der Architektur geleistet, geht aus
einer Anzahl Prachtgebäude in Holland und an anderen Orten
hervor, wie dem Hause des Prinzen Moritz im Haag, dem 381.
des Herrn von Zuilichem und Speelhuis zu Voorburg, dem
Hause des Herrn Dedel zu Lis, und noch vielen anderen; wie zu
Harlem an dem Giebel des Hauses des Herrn Guidewagen,
dessen Fries eine Hirsch jagd darstellt, an dem Theater zu
Amsterdam, und an Grabdenkmalen mehrerer niederländischen
Seehelden, wie Tromp, van Galen etc., endlich am Rathhause
zu Amsterdam, welches für das achte Wunder der Welt ge-
halten wird. Er starb zu Rambroeck und ward zu Amersfort
begraben. —
In seiner Jugend ging er nach Italien mit der Absicht,
sich als Maler nach den berühmtesten und schönsten Kunst-
werken auszubilden. —
Er gewann die Gunst eines Cardinais , der ihm Anleitung 382.
zur Baukunst gab, welche er in so hohem Grade erfasste, dass
er für ihn mehrere rühm würdige Werke ausführte. Da dies
durch das Gerücht bis in die Niederlande verbreitet wurde,
fand er sofort nach seiner Rückkehr Gelegenheit, seine Kennt-
nisse in der Baukunde zu bethätigen, und als das alte Stadthaus
niederbrannte, wurde er, bekannt als der bedeutendste Bau-
meister, zur Erbauung des neuen ausgewählt. —
Henrik Carr6e ist zu Amsterdam im Jahre i658 geboren
und lernte zuerst bei J. Jordaens, dann bei Juriaah Jakobz,383.
einem Hamburger, der zu Leeuwarden in Friesland wohnte, wo
er Maler des Prinzen war, in dessen Diensten er auch im Jahre
168 5 starb, nachdem er schöne Werke, sowol Jagden auf Wild-
schweine, als auch Anderes gemalt hatte. Seine Manier ähnelt
der des Frans Snyders, bei dem er gelernt hat.
Bernart Schendel, seinen Zeit- und Kunstgenossen,
halten Einige seiner Abstammung nach für einen Friesen, weil
Jelle Sibrandz, der im Jahre 1669 nach Italien ging, zu
Leeuwarden bei ihm die Kunst gelernt hat; aber er war ein
28*
436 ARNOLD HOÜBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
Harlemer, sowie auch Reinier Brakenburg, der zur selben
Zeit in Friesland wohnte,.
Sie hatten mehr Aehnlichkeit in der Kunst als in der
Lebensweise, denn^ der Erste war ein Mann von geregeltem
Leben, ein eifriger Arbeiter und Kirchengänger, der Andere
dagegen ein leichtsinniger Träumer, der gegen Ende seines
Lebens dem Trünke verfiel.
Aber kurz gesagt, Bernart Schendel war ein guter
Maler von Historien und Gesellschaftsstücken, wie Reinier
Brakenburg, der im Jahre 1649 geboren ist und kunstvoll
Interieurs, Bürger- und Bauerngesellschaften in der Art Adriaen
van Ostade's auf Leinwand zu malen verstand.
Er war ein Schüler von Mommers, Andere sagen von
B. Schendel, und hat zu seiner Zeit viel Geld mit dem Pinsel
verdient, so dass auch seine Witwe in Friesland, von wo sie
abstammt, ihren Lebensunterhalt bestreiten kann.
384. Antony Vreem aus Dordrecht ist mein Stadtgenosse
und ungefähr in meinem Alter. Seine Mutter war mit einem
Anstreicher verheiratet, der ihn zu G. Schalken schickte, der
damals noch zu Dordrecht bei seinem Vater,, dem Rector, in
der lateinischen Schule wohnte, —
Aber während man noch abwartete, was er wol leisten
würde, starb er im Jahre 1681 zum Schmerze seiner Mutter. —
385. Dirk Dalens ist zu Amsterdam im Jahre löSg geboren.
Durch den Anblick von Bildern und das Beobachten künst-
lerischer Thätigkeit von Jugend auf angespornt, und von
angeerbter Lust dazu angeleitet, lernte er in früher Jugend bei
seinem Vater Willem Dalens, der Landschaftsmaler, aber
gerade keiner der besten war. Als aber die Niederlande im
Jahre 1671 und 1672 von den Franzosen überfallen wurden,
Gewerbe und Handel stockten, und Niemand Lust hatte, Kunst-
werke zu kaufen, fand sich Willem genÖthigt, anderen Orts
386. Ruhe und Gelegenheit zur Arbeit zu suchen. Er begab sich
hierauf zu Schiffe nach Hamburg, wo ihn J. Voorhout kennen
lernte, der aus denselben Gründen und der drohenden Gefahr
zu entweichen, sich mit seiner Frau zu seinen Freunden dort-
hin begeben hatte. Dort war er allerdings sicher vor dem
Muth willen der Soldaten, aber nicht ausser Bereich des
DRITTER THEIL.
437
Todes, denn es war ihm vom Schicksale bestimmt, dort zu
sterben.
Dirk Dalens aber blieb in Amsterdam, und als die
Franzosen ebenso schnell, wie sie gekommen, auch wieder
weggegangen waren, war er in der Lage, die Früchte des
Friedens mitzugeniessen, denn ich habe bereits in den früheren
Lebensbeschreibungen aus Erfahrung nachgewiesen, dass nun
auch die mittelmässigsten Maler Gelegenheit fanden, Geld zu
verdienen, und dies umsomehr, da viele vor der Kriegsgefahr
geflohen waren. Aber er starb bereits im Jahre 1688, im Alter
von 29 Jahren.
Sein Jahr-, Stadt- und Kunstgenosse Michiel Madder-
steg wird für den besten Schüler Ludolf Bakhuizen's
gehalten. Er verstand sich vortrefflich auf die SchiflFsbaukunde
und auf die Zurüstung der Segel und Taue. Hier zu Lande
findet man seine Arbeiten nur selten, da er zumeist am Branden-
burger Hofe gelebt hat, bis er dies ebenso wie die Ausübung 387.
seiner Kunst müde wurde. Er Hess sich in seiner Geburtsstadt
Amsterdam nieder und verlegte sich auf den Handel, aber das
Glück war ihm darin nicht günstig. Er starb im Jahre 1709.
Der Vater des Malers Justus van Huisum, zu Leeu-
warcfen in Friesland geboren, wohnte zuerst zu Huisum, wo
er Schullehrer war, später in Amsterdam, wo Justus am
8. Juni 1659 geboren ward. Da er natürliche Anlage zur Kunst
hatte, ward er im Jahre 1675 zu Nicolas Berchem geschickt,
bei dem er in einigen Jahren solche Fortschritte machte, dass es
nur zu bedauern ist, dass er sich nicht immer an diese Manier
gehalten hat; aber sein reger Geist und seine Nachahmungs-
lust veranlassten ihn. Alles nachzubilden; selbst die besonderen
Arten im Malen von Figuren, Historien, Landschaften, Marinen
mit Schiffen, Reitergefechten, Porträts etc., insbesondere aber
war er im Blumenmalen hervorragend und ein wirklicher
Künstler, und darin hat er auch seinen ältesten Sohn, den
gegenwärtigen Phönix dieser Kunst, herangebildet.
Er starb im April des Jahres 1716. —
Adriaen van der Werf ward am 21. Januar 1659 zu 388.
Kralingen bei Rotterdam geboren und stammt von Vaters-
und Mutter-Seite aus einem alten und achtbaren Geschlechte,
438 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
welches als eines der ältesten freigeborener Männer in Schielant
in den Verzeichnissen erscheint. Seine für die Erziehung ihrer
allerdings zahlreichen Kinder sehr besorgten Eltern schickten
ihn in Rotterdam in die Schule.
Im Alter von acht oder neun Jahren zeigte sich seine
Liebe zur Kunst, da er, anstatt zu schreiben, Figuren und
Thiere so eifrig malte, dass ihn sein Lehrer oft zeichnend
fand, während andere Kinder in ihrer Erholungszeit spielten.
Als die Mutter kam, um für ihren Sohn das Schulgeld zu
zahlen, sagte ihr deshalb der Lehrer: dass er ihr rathe, ihn
zeichnen lernen zu lassen, da er in der Schule nichts Anderes
mache. Als der Vater dies hörte, bestrafte er Adriaen ernst,
da ihm dies um so ungelegener war, weil er, im Besitze
mehrerer Dorfmühlen, die Absicht hatte, ihn zu diesem Berufe
zu erziehen, weil er aber noch zu jung und zu schwach war,
ward dies verschoben.
Inzwischen zeigte er eine grosse Abneigung gegen diesen
Beruf und desto grössere Neigung zum Zeichnen, bis der Vater
auf den Rath eines ihm befreundeten Glasmalers ihn nach
389. Rotterdam zu Kornelis Picolett schickte, der ein ziemlich
guter Porträtmaler war.
Nun begann er, seiner Lust zum Zeichnen freien Lauf
zu lassen. Nachdem er aber anderthalb Jahre gezeichnet und
auch gemalt hatte, nahm ihn sein Vater wieder nach Hause
und beharrte bei seiner ersten Absicht. Seine täglichen und
unaufhörlichen Bitten, ihn weiter lernen zu lassen, bekümmerten
seine Eltern; doch sie konnten sich nicht dazu entschliessen;
denn der Vater, der das Malerbuch von K. v. Mander und
über das zügellose Leben so mancher gelesen hatte, stellte sich
das ärgste darunter vor. Seine Mutter war auch dagegen und
sagte: Was soll nun mit dir werden? Ich habe Gott allezeit
gebeten, er möge dir den Geist eingeben, dass aus dir ein
Prediger werde! Als aber sein Vater den unstillbaren Drang
zur Malerei mehr und mehr wahrnahm, zog er den Glasmaler,
seinen vorgenannten Freund, und den Dorfprediger darüber zu
Rathe, und entschloss sich, ihn der Kunst zu widmen. Des-
halb gab er ihn zuerst für ein Jahr, dann für weitere drei
Jahre zu Eglon van derNeer.
DRITTER THEIL. 439
Als Eglon ein Bild von F. Mieris geliehen erhalten
hatte, um es zu copiren, hatte Adriaen besondere Lust dazu
und bat seinen Lehrer darum. Aber dieser hatte es einem
Anderen gegeben, der es stehen liess, da er keine Lust oder
keinen Muth dazu hatte. Deshalb erneuerte er seine Bitte, die
ihm sein Meister endlich gewährte, und er copirte es, vermöge
seiner Freude an der Sache, so ähnlich, dass es später zu
Leiden von verschiedenen Liebhabern für ein Bild von Mieris 390.
gehalten wurde. - -
Ja, er hat sich durch besondere Aufmerksamkeit diese Manier 391.
so angeeignet, dass er sich später derselben bediente, und dass
ihn sein Meister zum Malen der Gewänder in seinen Bildern
gebrauchte. Hierauf machte sein Vater einen neuen Vertrag mit
seinen) Meister für die Zeit von anderthalb Jahren und bedang
die Hälfte dessen, was er in dieser Zeit erwerben würde, für ihn.
Van der Neer, der ihm geneigt war, nahm ihn nach
Leiden und Amsterdam mit, wohin er Öfter malen ging, wodurch 392.
unser Künstler Gelegenheit fand, mancherlei Arbeiten guter
Meister zu sehen. —
Nachdem *er am Ende dieser Lehrzeit ein Bild für sich
selbst gemalt hatte, welches erst kürzlich für 800 Gulden ver-
kauft wurde, gab er es eines Tages seinem Vater, um von
dem, was dafür einging, ein halbjähriges Kostgeld zu bezahlen,
und er wollte von dieser Zeit ab seinem Vater, trotzdem dieser
wohlhabend war, nicht mehr zur Last sein.
Nachdem er 17 Jahre alt geworden, malte er sein eigenes
Porträt auf ein Kartenblatt, welches noch zur Erinnerung an
ihn bewahrt wird, und verliess seinen Meister, um selbst-
ständig die Kunst auszuüben.
Kornelis Brouwer, ein Kunstfreund, der auch ehedem
ein Schüler Rembrant's gewesen war und Adriaen's ehe-
maligen Meister oft besuchte, ward durch diesen Umstand mit
ihm bekannt, bewies ihm grosse Zuneigung, und besuchte ihn
oft im Hause seines Vaters, wo er gegenwärtig arbeitete. —
Dieser bat ihn um das genannte Porträt und zeigte es 393.
verschiedenen Kunstkennern in Rotterdam, die nicht wenig
darob staunten, dass ein so junger Mann es bereits so weit
in der Kunst gebracht haben sollte.
I
I
440 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE. SCHOUBURGH.
Damals malte er in zehn Tagen ein kleines Bildchen, einen
seiner Brüder in Halbfigur; damit ging er Samstag Abends zu
seinem alten Meister, um es ihm zu zeigen, der so viel Gefallen
daran fand, dass er es selbst für 9 Ducaten von ihm kaufte. —
Da Korn. Brouwer das vorgenannte Porträt Jedermann
zeigte, ward er so bekannt, dass er eine Kammer in Rotterdam
miethen konnte, wo er mehrere Porträts und andere Bilder
begann. Auch lernte er in Kürze Herrn Adriaen Paats kennen,
für den er ein Bild mit mehreren Kindern malte, wofür ihm
dieser 35o Gulden bezahlte. Ein ähnliches Bild malte er auch
für Philip Steen, einen Kaufmann, der mit ostindischen
394. Waaren in Amsterdam Handel trieb. Dieser war Ursache seines
Glücks. Denn, als der Kurfürst von der Pfalz incognito
nach Amsterdam kam, kaufte er es von dem genannten Steen
und schätzte seitdem seine Arbeiten sehr hoch. —
Damals lernte er auch Herrn Flink, den Sohn des be-
rühmten Malers Govaert Flink kennen, dem er durch den
genannten Brouwer empfohlen wurde. Dieser besuchte ihn
Öfter und fand Gefallen an seinen Arbeiten. Diese Freundschaft
ward um so inniger, als er im Jahre 1687 Märgarethe Rees
heiratete, welche aus altem Geschlechte, mit der Familie des
vorgenannten Regenten der Stadt Rotterdam und auch mit
Flink verschwägert war, der deshalb auch mit noch Anderen
ihr Vormund gewesen war. Er besitzt zahlreiche herrliche alte
und echte Bilder der besten italienischen , französischen und
niederländischen Meister und Kupferstiche, welche er im Laufe
der Jahre nach eigenem Urtheil aus den besten Sammlungen
kaufte. An air diesen schönen Vorbildern konnte er sich nun
ergötzen, doch wollte er anfangs weder an den alten italienischen
Kupferstichen, noch an jenen von Rafael Gefallen findien;
da sich aber allmälig sein Urtheil läuterte, fand er so viel
395. Gefallen daran, dass er sowol seine Vorwürfe, als auch die
Kleidungen der Figuren darnach bildete-, seine Nackten nach
Abgüssen der besten Antiken und nach Kupferstichen ver-
besserte, in Folge dessen er alle anderen trefflichen holländischen
Meister noch weit übertrifft.
Als er im Jahre 1692 mit Flink nach Amsterdam reiste,
besuchten sie den Bürgermeister Joan Six, Herrn van Wimme-
::
DRITTER THEIL. 44 1
num, der verschiedene Statuen und italienische Bilder besass;
auch den Herrn de Fl in es, bei dem viele bedeutende Kunst-
werke, Plafondbilder, Kaminstücke und Grisailles von Gerard
de Lairess zu sehen waren, dessen Talent er ebenso wie die
italienischen Kunstwerke, nur bewundern konnte, so dass er
oft wie sprachlos davor stand, um sich eine dauernde Erinnerung
daran zu bewahren. — Kurz darauf malte er für Flink den
Plafond, welcher in der Mitte eine Ruhmesgöttin mit zwei
Kindern darstellt. Die Nebenfelder sind graue Medaillons, welche
die Malerei, die Baukunst und die Göttinnen der Früchte und
Blumen mit ihren Attributen darstellen; Alles so geschickt, hell 390.
und kräftig, dass man nicht leicht Aehnliches finden wird.
Als im Jahre 1696 der Kurfürst Johann Wilhelm von
der Pfalz mit der Kurfürstin, der Mutter seiner Frau, und
zahlreichem Hofstaate nach Holland und auch nach Rotterdam
kaip, erwies er van der Werf die Ehre, ihn in seinem Hause
zu besuchen und sagte: Ich kenne eure Arbeiten wol, denn
ich habe jenes Bild gekauft, welches ehedem in Amsterdam
war. Er bestellte sofort bei ihm sein eigenes Porträt, um es
dem Grossherzoge von Toskana zu schicken, nebst einem
ersten Urtheil Salomon^s, dessen Entwurf van der Werf dem
Fürsten noch vor dessen Abreise nach Amsterdam zeigte. Er
befahl ihm, die vollendeten Bilder selbst nach Düsseldorf zu
bringen, was auch im folgenden Jahre 1697 geschah. Der kunst-
sinnige Fürst war dadurch so sehr befriedigt, dass er ihn für
sechs Monate jährlich, gegen 4000 Gulden holländischen Geldes
Gehalt, in seine Dienste nahm. Ueberdies bezahlte er ihm für
das Urtheil Salomon's und das Porträt 3ooo Gulden und gab
ihm noch ein werthvolles Geschenk in Silber.
Zur selben Zeit begann er die Porträts des Kurfürsten
und der Kurfürstin in ganzer Figur, auf Holz, 3o Daumen hoch,
zu malen, welche er in Rotterdam vollendete. Als er im Jahre
1698 ein Ecce homo, 2 Ellen hoch, nach Düsseldorf brachte,
beschenkte ihn der Kurfürst mit einer goldenen Kette und einer 397.
Medaille mit seinem Porträt.
In den Jahren 1701 und 1702 schickte er verschiedene
Bilder. Aber im Jahre 1703 ging er selbst nach Düsseldorf mit
einem bedeutenden Bilde, welches eine Grablegung Christi dar-
442 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOÜBURGH.
Stellte, an welcher der Fürst so viel Gefallen fand, dass er ihn
bat, i5 Bilder je 2Y2 Fuss hoch und 21 Daumen breit, zu malen,
welche die- 1 5 Geheimnisse der römischen Kirche darstellen
sollten; ein Werk, zu dessen Ausführung viel Zeit erforderlich
war. Deshalb nahm ihn der Kurfürst für 9 Monate des Jahres
in seine Dienste und erhöhte seine Pension auf 6000 Gulden.
Ueberdies wurden van der Werf und seine Nachkommen in
den Ritteristand erhoben und in beiden Geschlechtern geadelt.
Darüber gab er ihm ein Diplom auf Pergament in einer sil-
bernen Büchse und vermehrte sein Wappen mit einem Felde
aus dem kurfürstlichen Wappen und einem Helme mit einer
Laubkrone. Ueberdies ward er noch mit dem Porträt des Kur-
fürsten, besetzt mit werthvollen Diamanten, beschenkt.
Nun fing er eifrig an zu arbeiten. Gewiss sind dies auch
Sporen, die ein Talent über seine Kräfte anregen, zum Beweise
der Dankbarkeit Wunder zu verrichten.
Das erste dieser i 5 Bilder war die Verkündigung Mariae,
dann die Begrüssung. der Elisabeth; die Geburt Christi, ein
Nachtstück; Simon im Tempel; Christus unter den Schrift-
gelehrten; Christus im Garten Getzemane; die Geisselung Christi;
398. die Verspottung Christi; die Kreuztragung; die Kreuzigung;
die Auferstehung; die Himmelfahrt; das Pfingstfest; die Himmel-
fahrt Mariae und die Krönung Mariae; die hervorragendsten davon
sind: Simon im Tempel; Christus unter den Schriftgelehrten;
die Verspottung; die Kreuztragung und die Kreuzigung.
Air dies^ Werke sah der Fürst noch vor seinem Tode
mit grosser Befriedigung vollendet und beschenkte die Frau
und Tochter des Künstlers reichlich.
Später kam noch ein Titelbild dazu , welches die sieben
freien Künste darstellt, die den Bildnissen des Fürsten und
der Fürstin, welche von Engeln an einer Pyramide aufgehängt
und von der Gottesfurcht gekrönt werden, Ergebenheit und
Dankbarkeit beweisen. Im Vordergrund sitzt die Malerei, hin-
weisend auf ein Oval, in welchem sich das Porträt van der
Werf 's befindet. Der Kunstsinn des Kurfürsten aber und ins-
besondere sein Gefallen an der erlesenen Kunst unseres Ritters,
zumeist aber an seinen letzten Arbeiten, geht aus Folgendem
hervor. Als der König August von Polen den Maier im
DRITTER THEIL. 443
Jahre 1710 zu Rotterdam besuchte, zeigte ihm dieser sein
lebensgrosses Porträt und ein kleines Bild, welches seine Frau
und Tochter darstellte, welches für das beste gilt, das sein
Pinsel geschaffen hat. Der König fand Gefallen daran und erbat
es sich. Aber er schlug dies mit genügenden Gründen ab.
Hierauf bat ihn der Fürst, zwei Bilder für ihn zu malen; dies
konnte aber van der Wer ff nicht zusagen, da der Kurfürst
seine Zeit gekauft hatte. Darauf sagte der König: Ich werde
den Kurfürsten um so viel von euerer Zeit ersuchen. Aber
anstatt dies zuzugestehen, verehrte der Kurfürst dem Könige 399.
von Polen zwei Gemälde van der Werff's, die er früher
gemalt hatte.
Ein anderer Beweis ist folgender: Als van der Werf in
seiner freien Zeit mit Lust und Eifer ein Bad der Diana mit-
Calisto, welches acht weibliche Figuren, 1^2 Fuss hoch, vor-
stellte, zur Erinnerung für seine Frau gemalt hatte, baten sie
Viele darum, aber sie wollte sich dessen nicht entäussern.
Kaum aber hatte der Kurfürst von der ungewöhnlichen
Schönheit dieses Bildes, sowol in Zeichnung als Colorit gehört,
und dass es von allen Kunstkennern für sein bestes Stück
gehalten wurde, so Hess er sofort darum ansuchen, wenn seine
Frau sich irgend einmal von demselben trennen würde. Sie
entschlossen sich endlich Beide, als sie im Jahre 171 2 nach
Düsseldorf kamen, dies Kunstwerk ihrem edelmüthigen Wohl-
thäter zu opfern.
Wie dankbar der Fürst das Bild annahm, geht daraus
hervor, dass er dem Maler 6000 Gulden in Ducaten bezahlte,
die geprägt worden, als er nach dem Tode Kaiser Josefs mit
dem Kurfürsten von Sachsen Reichsvicar gewesen. Ueberdies
aber sagte er: Eure Frau will ich auch vergnügt nach Hause
gehen lassen, und schenkte ihr eine silberne Toilette, bestehend
aus 32 Stücken, nebst zwei grossen Waschbecken.
Bei Erwähnung dieses werthvoUen Geschenkes wollen wir
auch jenes des Herzogs Anton Ulrich von Wolfenbüttel
gedenken, der van der Werf im Jahre 1709 zu Rotterdam
besuchte. Dieser zeigte ihm drei Bilder, die er für sich be-400.
halten wollte. Als sich aber der Herzog allen Ernstes beklagte,
dass er nichts von seinen Arbeiten haben sollte, verehrte ihn}
444 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
van der Werf eines der drei Bilder, eine Maria Magdalena,
worüber der Herzog so vergnügt war, dass er eine goldene
Schlaguhr aus der Tasche nahm, dieselbe seiner Frau als
Geschenk gab, für welche, wie er verstanden hatte, das Bild
gemalt worden war, und sagte: Jetzt bin ich auf Reisen, wenn
ich aber zu Hause sein werde, will ich an Euch denken. Er
schickte ihm einige Zeit darauf sein mit 90 kostbaren Diamanten
besetztet Porträt.
Seit die Kunst in den Niederlanden ausgeübt wird, bis
auf den heutigen Tag, hat es keinen Künstler gegeben, der mit
seinem Pinsel so reiche Goldadern aufgestochen hätte, auch
keinen, der bei Lebzeiten seine Arbeiten zu solchem Preise
steigen sah, wie er. Das letztere ist ersichtlich aus der Öffent-
lichen Versteigerung der Nachlassenschaft des Herrn Adriaen
Paats, bei welcher zunx Staunen Aller sechs Bilder von van der
Werf für 16.000 Gulden verkauft wurden; darunter ein kleines,
Lot mit seinen Töchtern darstellend, welches gegenwärtig im
Cabinet des Kunstfreundes und Griffiers Fagel hängt, für
4200 Gulden.
Ehe sich van der Werf zu unsterblichem Ruhme auf
höhere Darstellungen verlegte, hatte er zahlreiche kunstvolle
Porträts, meist in der Grösse wie Netscher dies gewohnt war,
gemalt, darin aber so sehr von dem Modernen abgewichen, als
401. nur möglich war, und in der Kleidung die grossartige italienische
Auffassung nachgeahmt. Aber sein Talent, das einem höheren
Ziel entgegenstrebte, bekam Ekel daran, so dass er mehrere
Porträts, deren Physiognomien nahezu vollendet waren, un-
vollendet stehen Hess, ohne dass seine Freunde seine Ansicht
hierüber zu ändern vermochten. Trotzdem malte er noch
später einige Porträts in Lebensgrösse, oval, auf Leinwand, wie
jene seiner Frau und Familie und der Herren Adriaen Paats
und Flink. Doch diese malte er nur dann, wenn ihn die Lust
dazu trieb, der er stets freien Lauf Hess, in Folge dessen er,
auch wenn er darum ersucht wurde, keine anderen Arbeiten
fortsetzen konnte, als solche, zu welchen er Neigung hatte.
War er aber einmal im Zuge, so konnte er auch Dinge arbeiten,
wozu er die nöthigen Modelle nicht bei der Hand hatte, die
ihm grössere Erleichterung gewährt hätten, und zuweilen von
'^
DRITER THEIL. 445
selbst dazu erbötig waren. Dies geschah, als er Christus unter
den Schriftgelehrten für den Kurfürsten von der Pfalz malte,
denn gerade als er beschäftigt war, einige bärtige Judengesichter
zu malen, boten ihm solche zufällig ihre Dienste an, wovon er
sofort einen glücklichen Gebrauch machte.
Aehnliche Abneigung hatte er in seinen letzten Jahren,
Schüler heranzubilden, obwol er von seinen besten Freunden
dringend darum ersucht wurde, da man nur selten junge Leute
findet, die sich solcher Arbeit entsprechend unterziehen, und
es einen Meister schmerzt, wenn seine Schüler aus Mangel
genügenden Eifers und Fleisses Stümper bleiben. Er konnte
deshalb nur von Dreien rühmen, dass sie sich unermüdlich der 402.
Leitung unterzogen, die sie auf die Höhe des Parnasses führte;
diese sind die beiden Brüder Pieter und Henrik van Lim-
borgh und Johann Christian Sperling, gegenwärtig Hof-
maler des Markgrafen von Anspach, und jetzt hat er nur
einen Schüler, Bartholomaeus, den Sohn von Johan Fran-
cois Douven, des ehemaligen Hofmalers und Lieblings des
Kurfürsten Johan Wilhelm von der Pfalz,
In seinen Mussestunden hatte er auch Lust, die Baukunst
auszuüben, in welcher er es so weit brachte, dass er für seine
Freunde Modelle entwarf, nach welchen ihre Häuser aus
Bentemersteinen gebaut wurden. So z. B. entwarf er die Vorder-
giebel der Häuser der Directoren Jakob Noorthes und Josef
Schephert, beide am Haringvliet zu Rotterdam, und den
Vordergiebel des grossen Hauses des Herrn van EUemeet.
Darin ist der antike Styl vorherrschend, den er für die Architektur
nöthig erachtete. Auch fand er Vergnügen daran, für seine
Freunde in verschiedenen Landgütern Gärten anzulegen, selbst
wenn der Grund form- und gestaltlos war, welche Uebelstände
er dann stets zu seinem Vortheile zu benützen und in Schönheit
umzuwandeln wusste. —
Mit dem Tode des Kurfürsten, seines grossen Mäcens, im.
Juni 1716, endete auch der Dienst van der Werf's, der nun,
vollkommen unabhängig, seine Arbeiten lediglich nach seinem 40^«
Belieben wählte, täglich fleissig arbeitete, und noch im nach-
folgenden Jahre 17 17 drei Bilder seiner Hand an den Grafen
Czernin von Chudenitz verkaufte: ein Urtheil des Paris für
446 ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSE SCHOUBURGH.
5 Sog Gulden, eine heilige Familie für 2600 Gulden und eine
Maria Magdalena für 2000 Gulden.
Da sein Ruhm nach vielen Ländern verbreitet wurde, so
kam er auch nach Frankreich, wo man trotzdem noch keines
seiner echten Werke gesehen hatte, bis im Jahre 17 18 der
Regent Herzog von Orleans ein Bild für 5ooo Gulden von
ihm kaufte, welches ebenfalls ein Urtheil des Paris, aber ver-
schieden von dem früheren Bilde, vorstellte.
Von fünf Kindern, die ihm seine noch lebende Frau
geboren hat, lebt eine Tochter, welche im Jahre 1717 Adriaen
Brouwer, den Sohn von Martinus Brouwer, ehemaligen Truppen-
Lieferanten der Staaten, heiratete.
Er empfängt liebenswürdig alle Diejenigen, welche ihn
besuchen , um seine Arbeiten zu sehen , obwol er des Morgens
in seinem besten Eifer nicht gerne gestört sein will.
Jahre lang schon hat er, um seine erschütterte Gesundheit
wieder herzustellen, des Nachmittags nicht mehr gearbeitet,
aber eifrig des Vormittags von 8 bis 2 Uhr, wie er noch heute,
obwol schon 63 Jahre alt, ebenso beschäftigt ist. Er hatte
niemals Verlangen, in seinen Mussestunden die Herbergen auf-
404. zusuchen, da er einen Widerwillen gegen alle Jene hat, die
sich in dieser Weise ergötzen. Aber er besucht nicht selten
seine guten Freunde.
Zu seinem und seiner Kunst Lob und Preis hat Joan
de Ha es ein Gedicht geschrieben — und rühmt ihn noch über-
405. dies in seiner Ehrenkrone der Stadt Rotterdam. —
Noch jüngst schrieb auch Hubert Korneliszoon Poot,
ein Jüngling, der, obwol zum Ackerbau erzogen, keinem Städter
an Talent und Geist zu weichen braucht, ein Lobgedicht van
der Werf's. —
408. Mit der Lebensbeschreibung dieses Künstlers glauben wir
an unser Werk ein gutes Schloss gelegt zu haben.
INHALTS -VERZEICHNISSE
ZU
ARNOLD HOUBRAKEN'S GROSSER SCHÖUBURGH.
I. Alphabetisches Verzeichniss sämmtlicher in den drei Theilen der
Schouburgh erwähnten Personennamen.
II. Geographisches Verzeichniss der Geburts- und Aufenthaltsorte der
erwähnten Künstler, nach Ländern und Städten geordnet.
III. Gruppen -Verzeichniss der, von den niederländischen Künstlern vor-
zugsweise behandelten Gebiete.
I.
PERSONEN-VERZEICHNISS
Aap 297. S. Fran9ois Beeldemaker.
Abts Wouter, Maler 67.
Achen Johan von, Maler 35y.
Achtschellinks Lukas, Maler gS.
Adam von Frankfurt 6, 5i. S. Elshaimer.
Adonis (Adoon) 297, 341. S. Cornelis de
Bruin.
Adriaensen Alexander, Maler 220.
Aelst (Aalst) Event Willemsz van, Maler
98, 124, 245, 332.
Gysbert van , Kunstfreund 236, 415.
Jan van, Notar 99.
Paulus van 98. S. Paulus Koek van
Aelst.
98. S. Pieter Koek van Aelst.
Willem van, Maler 99, 164, 194, 245,
432.
Aerschot« Herzog von 68, 128.
Aertsens Pieter, Maler, (Lange Pier) 7.
Afdruk 298, 341, 428. S. Jacomo de Heus.
Aken Jan van, Maler 357.
357. S. Johan von Achen.
Akerboom 3i8. S. Abraham Verboom.
Albemarle Graf von, 389.
Albert Herzog von Baiern 119.
— Erzherzog von Oesterreich 21, 32, 33,
5i, 52, 67, 72, 95.
Alen Jan van, Maler 409.
Alexander VIL, Papst 262.
— Magnus 25i. S. General Wackerbart.
Alkemade Kornelis van, Schriftsteller 17.
Allemand, Maler 96.
Almeloveen Theodorus Janssonius, Philolog
i3, i5.
Alsloot Daniel van, Maler gS.
Amalia von Hannover 422.
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV.
Ambrosius, Abt von St. 97. S. Claudius
Maugis.
Amerongen Godart Baron von 119.
Amori David, Kunstfreund 194, 353.
Ampzing Samuel, Schriftsteller 16, 39, 48,
2l5.
Angels Philip, Dichter i3i, 161.
Anna, Königin von England 385.
— Königin von Frankreich 204.
— Maria Louise, Kurfürstin von der Pfalz
422.
Anraat Pieter van, Maler 3i6.
Ansbach-Brandenburg Markgraf von 287,
445.
Anslo Regnier, Dichter 262, 264.
Antigonus 4.
Anton Ulrich, Herzog von Braunschweig-
Lüneburg-Wolfenbüttel 3o5, 443.
Antonides Joannes 188, 277. S. Antonides
van der Goes.
Antonisze Kornelis, Maler 6, 11.
Apelles 4.
Appelman Barent, Maler 286, 298, 347.
Archimedes 289, 297, 32 1, 337, ^40. S.
Abraham Genoels.
Ardin (Arsing) Johann Frederik, Maler 423.
Arenberg (Aerdenborg), Herzog von 141.
Arents 297. S. Mateus Terwesten.
Arentsz Jan, Maler 54.
Arkel die Herren van, 352.
Arminius, Theolog 56, 57.
Arteveldt (Artveit) Andries van, Maler
92, 93.
Artois Jacques van, Maler i58.
Arundel Graf, Kunstfreund 5i, 121.
Asch Pieter Janze van, Maler lo*?, io3.
29
45o
PERSONEN -VERZEICHNISS .
Askaan 296, 297. S. Dominicus van Wynen.
Asselyn Jan, Maler 288/298, 32i.
— T., Dichter 4i5.
Assen Jan van, Maler 254.
Assenie Jan Baptist de, Maler 298.
Astyn Bartholomeas, Maler 278.
Audran Benoist, Kupferstecher 35.
— Gerard, Kupferstecher 339.
— Jean, Kupferstecher 35.
August, König von Polen 255, 442, 443.
D'Avaux Graf 284.
Avondstar 298, 341. S. Daniel Syter.
Babuer Theodor, Maler 95.
Backer de. Dichter 341.
— Adriaen, Maler 359, 414.
-- Jacob der Aeltere, Maler 317.
— Jacob von Harlingen, Maler 144, 171, 252,
280, 281, 326, 359.
— Kornelis, Kunstfreund 202.
Backereel Gillis, Maler 93.
— Guiliam, Maler 93.
— Jacques, Maler 337.
Bacon Franz 179.
Badens Fran9ois, Maler 22.
Bacn (Baan) Jacob de, Maler 286, 207.
Jan de, Maler 223, 280, 348, 373, 406,
416.
Baglione Giovanni, Maler und Schrift-
steller 4.
Bagradino Marco Antonio 265.
Baiern, Kurfürst von 127. S. Carl Ludwig
von der Pfalz.
189. S. Johan Wilhelm von der Pfalz.
ö6, 107, 108. S. Maximilian Emanuel.
20, 68. S. Wilhelm V.
Baillen Bemard, Kupferstecher 341.
Baily David, Maler 53.
— Pieter, Maler 53.
Bakhaizen Ludolf, Maler 5, 254, 411, 437.
Baien, Hendrik van, Maler 6, 42, 43, 81, 82.
— Johannes van, Maler 43.
— Mathias, Schriftsteller i35.
Balkenende Klaas Dirkze, Baumeister 216.
Ballon 298, 340. S. Pieter Verbrugge.
— 218, 322. S. Petit Jan le Hollandois.
Bally, Herr von Yvry 178.
Bamboots 121, i55, i56, 206, 210, 23o. S.
Pieter de Laar.
Banks Jonathan, Knostfreund 3S4.
Barberini, Cardinal, Kunstfreund 121, 379.
Bary Hendrik, Kupferstecher 3oo.
Barspalm Michiel van, Maler 340.
Bartels Gerret, Maler 95.
Bartolet, Maler 339, 343.
Bartolomeo Don, Maler 63.
Bassano, Maler 265, 271.
Basse Abraham van, Kunstfreund 145.
Batavier 226, 297. S. Samuel van Hoog-
straten.
Battem, Maler i5o.
Bauttard (Boitard), Maler 75.
Beck David, Maler io5, 298.
Becket, Kupferstecher 29t.
Beeke van, Maler 317.
Beeldemaker Fran9ois, Maler 297.
Beer de, Kunstfreund 433.
Beerestein i5i, 263.
Bega Cornelis, Maler i5o, i5i, 244.
Begyn Abraham, Maler i83.
— Pieter Janze, Holzschnitzer i5o.
Bell Antonio, Maler 423.
Bellevois, Maler 36o.
Bellisarius, Maler 263.
Belori Peter, Bildhauer 399.
Bemmel Willem van, Maler 148.
Beut Johan van der, Maler 402.
Bentem Graf von i53.
Berchem Nicolas, Maler 180, 208, 220, 3i8,
322, 327, 375, 393, 428, 437.
Berckheyden Gerard, Maler 362.
Berckheiden Job, Maler 243, 362.
Berckman Henrik, Maler 70.
Berg Jan van den, Maler 168.
— - Mathys van den, Maler 168.
Bergen Dirk van, Maler 334.
Bergpsteyn van, Kunstfreund 175.
Berk M.. Bürgermeister von Dordrecht io5.
Berkhout, Bürgermeister von Delft 400.
Bernard van Brüssel i3. S. Bernard van
Orley.
Bernardi Antonio, Decorationsmaler 4^3.
Bemart Nicolas, Kupferstecher 291.
Bernini Giovanni Lorenzo, Architekt i56.
Bethune Marquis von, Kunstfreund 3o3,
365. 367.
Beuningen Jan van, Kunstfreund 117, 176,
265.
Beuns Jan, Kunstfreund 332.
Beurs Willem, Maler 424.
Beverwyk Adriaen, Kunstfreund 307.
Bibe Moritz 298.
Bicker, schwedischer Gesandter 122.
— Komelia 3ii.
Bickers Alida i3i.
Bidio G., Dichter 241.
Bie Herr de, Kunstfreund 45.
— Adriaen de, Maler 67. 273.
— Kornelis de, Künstlerbiograph 4, 8, 19,
20, 22, 27, 32, 39, 40, 43, 5o, 5i, 61. 62,
67, 81, 86, 89, 90, 94, 128, 119, 140W 144»
149. i5o, 167, 186, 2o3, 319, 2SO, H^f
273, 275, 342, 387, 4o5, 408.
Biesum van, KoosthiDdler 316.
PERSONEN-VERZEICHNISS.
45 1
Biezelingen Christiaen Janszoon van, Maler
55.
Bylaert Joan, Maler 102, 146, i58, 179, 4o3,
435.
Bisbink Barent» Maler 2()5.
Bisch op Abraham, Maler 248.
— Jacobus, Maler 248.
— (Biskpp) Kornelis, Maler 247, 406.
Biskop Jan de 253, 372, 404.
Biset Karel Emaauel, Maler 275.
Blaau Willem, Kunstfreund 186.
Blankhof Jan Teunisz, Maler 237, 238.
Blasius Jan, Dichter 32i, 35o.
Bleiswyk Dirk Evertz van, Historiograph
8, 16, io3.
Blekers oder Bleyker Ger., Maler 214, 293.
Blyenburg Willem van, Schöffe von Dord-
recht 228.
Blök Adolf, Maler 257.
— Adriaen, Gatte der Johanna Koerten 404.
— Benjamin, Maler 257.
— Daniel, Maler 46, 257.
— Emanuel, Maler 257.
— Jakob Reugers, Maler 34, 199.
— Martin 46.
ßlokland Anton, Maler 24.
Bloemaert Abraham, Maler 6, 22, 34, 54^
58, 61, 66, 90, 102, 104, 191, 210, 222.
— Adriaen, Maler 23.
— Barbara i23. ,
— Cornelia der Aeltere, Architekt 22.
— Cornelia der Jüngere, Kupferstecher 23,
417.
— Hendrik, Maler 23.
Bloemen Jan Francis, Maler 297.
— Noibertus van, Maler 297.
— Pieter van, Maler 291, 297, 418.
Blon Kristoffel le, Maler 269, 270, 272, 283.
— Michicl le, Kupferstecher 38, 121.
Blonde] (Blondeau) Jacomo oder Hansje,
Kupferstecher 297, 341.
Blooteling Abraham, Kupferstecher 174,
3oi, 400.
Bockebaart 297, 3i8, 376. S. Karel du Jardin.
Bockhorst (Boechorst) Jan van, Glasmaler
i53, 2i5.
Boehme Jakob, Religionsschwärmer 394,409.
Böhmen, Königin von 66. S. Elisabeth
Stuart von England.
Boel, Maler 33q.
— Peter, Maler 219.
Bogaart A., Dichter 4o5.
— Advocat 400.
— Hendrik, Maler 391.
Boy Peter, Schmelzmaler 423.
Bojo Leubourys Kornelis 59. S. Cornelia
Poelenburg.
Boite, Maler 340.
Bokaal 297, 341. S. Bartolomeus Martens.
Bol Ferdinand, Maler i3o, i3i, 383.
ßolswert Johan Hilarides van 54.
Bon Arnold, Dichter 417.
Bontekraay 297. S.'Daniel Mytens.
Borcht Hendrik van der, Maler 5i, 90.
— Johannes van der, Kupferstecher 64.
— Peter van der, Maler 220.
Boreel Jakob, Kunstfreund 3o2.
Bos Gaspar van den, Maler 289.
Bosch Jakob van den, Maler 328.
Both, Andries, Maler i57, 210, 211.
— Hendrik (irrthümlich für Andries) 211.
~ Jan, Maler 210, 234, 295, 429.
Boudewyns Adriaen, Maler 339, 388.
Bourgonjon 36i. S. Ladovicus Rouhier.
Bourignon Antoinette, Religions-Schwär-
merin 394.
Bouwer (Bauer) Willem, Maler 220, 291.
Bray Dirk de, Maler 79.
— Jakob de, Maler 78, 79.
— (Bry) Salomon de, Maler 78, 90.
Brakenburg Regnier, Maler 436.
Bramer Leonard, Maler 73, io3, 188.
Brand Gerard, Historiograph i52, 400.
Brant, Schrittsteller 4i5.
— Jan, Schriftsteller 400, 4o5.
— Kasper, Schriftsteller 3o3, 405.
Brandenburg Kurfürst von 181, 2o5^ 252,
314. S. Friedrich Wilhelm.
— Kurfürst von 398. S. Friedrich I., König
von Preussen.
Brandi Hiacynth, Maler 269, 270.
Brasscr Joost 177.
Brassiano, Herzog von, Kunstfreund 291.
Braunschweig, Herzog von 53.
Breda Peter van, Maler 248.
Breekvelt Wilhelm, Maler 3i5, 353.
Breenberg Bartholomaeus, Maler 139.
Brendel, Alchimist 38.
Brentel (Brendel) Frederik, Maler 95, 292.
Breugel, S. Bruegei.
Bries de, Advocat 400.
Bry Theodor de, Kupferstecher 120.
Brybergh 297, 340. S. Gillis de Mont.
Brypotlepel 297. S. Hans Jordaens.
Bril Matheus, Maler 6.
— Paulus, Maler 6, 55.
Brint Gesina, Dichterin 4o5.
Brintes (Brand) Katharina 34.
Brize Kornelis, Maler 293.
Brockhuizen Johan van, Dichter 357, 4o5.
Broek Fiskal van den 178.
— Kornelis, Kunstfreund 240.
— Elias van den, Maler 434.
— Jan van 11. S. David Jorisz.
29*
452
PERSONEN-VERZEICHNISS.
Broek Matheus -van der, Kunstfreuod 395.
Brocrsy Maler 32o.
Bronkhorst Jan van, Maler 7, 100, 166, 200,
233, 290, 307, 389, 399, 435.
— Pieter, Maler 62.
Brouwer Adriaen, Maler 48, i35, 143, 144,
146, 147, i5o, 249, 390.
— Kornelis, Kunstfreund 439, 440.
Bruegel Abraham, Maler 297, 340.
— Fluwelen-Bruegel 44. S. Jan Bruegel.
— HöUen-Bruegel 117.
— Jan, Maler 42, 44, 64, 65, 219, 280, 3i8.
— Jan Baptist, Maler 297, 34o.
— Pieter, Maler, 44.
— Sammt-Bruegel, 42, 280. S. Jan Bruegel.
Brügge Joan van der, Kupferstecher 75.
Bruin de, Schreibkünstler 206.
— C, Dichter 4o5.
— Kornelis de, Maler 297, 341.
Bruyning Jan Pieterse, Kunstfreund 149.
Brun Augustyn, Maler 93.
— Carl le, Maler 98, 224, 290, 291, 338,
339, 342.
Bruns Anna Fran^oise de, Malerin 72.
Buckingham, Herzog von 38, 120, 175.
Buitenweg Willem, Maler 197.
Bulot Johannes, Maler 238.
Bunnik Jan van, Maler 297, 388, 417.
— Jakob van, Maler 418.
Buns Johannes, Maler 32i.
Burg Albertus van der, Maler 401.
Dack Joan 6, 18. S. Johan von Achen.
Dänemark, König von 62, 66, 102, 124, 149,
195. S. Christian IV.
247, 422. S. Christian V.
— Königin von, ^22. S. Charlotte Amalie.
Dalens Dirk, Maler 436.
— Willem, Maler 436.
Dame de Vet (Damesz) Jan, Maler 17, 18.
Dammori van Luik, Maler 126.
Danielle Cavaliere 382. S. Daniel Syder.
Dankelmann Everard 398, 399, 429.
Danks Franfois, Maler 298, 40Q.
Dapper 297. S. Joan Werner Tamm.
David van Delft 10. S. David Jorisz.
Decker Adriaen, Maler 200.
— Giacomo, Maler 341.
Dedel Herr van 435.
Delen Dirk van, Maler 48, 25i, 4o5.
Del£f Kornelis, Maler 3i.
— Jakob Willemsz, Maler 3i.
— Jakob, Maler 187.
— Jacob der Enkel 3i.
— Rochus, Maler 3i.
— Willem, Kupferstecher 25, 3i, 187.
Dellano Velasco Don Jan, Kunstfreund 421.
Del Mont Deodatus, Maler 49.
Delvenaar Ugaart, Maler 401.
Deneyn Pieter Pietersz, Maler 76.
Denys Jakob, Maler 38i.
Desoubrie, Kunstfreund 3o3.
Diepenbeek Abraham van, Maler 71, 126, 128.
Diepraam, Abraham, Maler 390, 391, 392.
Diest Jeronimus van, Maler 62.
Digby, Ritter 84.
Dyck Abraham van, Maler 295.
— Anton van, Maler 7, i5, 19, 27, 36, 37,
39, 46, 47, 52, 80, 81, 86, 87, 93, 128, 145,
148 195, 221, 248, 249, 281, 386, 408.
Dyk Floris van, Maler 214.
— van im Kleinen 249. S. Gerard Pietcrze
van Zyl.
Diomedes 253, 297. S. Willem Doudyns.
Distel bloem 297, 341. S. Karel de Vogel.
Does Anton van der, Kupferstecher 73.
— Jakob van der, Maler 206, 412.
— Jakob Jakobsz van der, Maler 4i3.
— Philip van der, Maler 297, 341.
— Simon van der, Maler 412.
Dohna, Graf 352.
Dolendo Bartholomaeus, Kupferstecher 160.
Domenichino, Maler 121, 263.
Domp Meinderd, Kunstfreund 240.
Donauville 340.
Donker Jan, Maler 18, 199. •
— Pieter, Maler 18, 199, 200.
Doukers N., Maler 263.
Doren van 375.
Dorp van, Admiral 178.
Dou Gerard, Maler 45, 117, 159, 160, 161,
195, 216, 299, 3oo, 3o8, 348, 354, 38i, 419.
Doudyns Willem, Maler 106, 253, 297, 397,
428.
Douven Bartholomaeus, Maler 445.
— Johan Fran9ois, Maler 397, 420, 445.
Drillenburg Willem van, Maler 60, 222,
3/3,, 424.
Droogenhorst Johann van 431.
Droogsloot, Maler 278, 401.
Drossaert, Maler 317.
Drost, Maler 320, 403.
Druivestein Aart Jansz. Maler 6, 3i-
Dubbels Hendrik, Maler 255.
Du Bois Willem, Maler 244.
Ducart Isaak, Maler 33i.
Duchange G., Kupferstecher 35.
Dürer Albrecht, Maler 224.
Du Jardin Karel, Maler 207, 219, 266, 297,
3i8, 366, 376, 413.
Duinen Jan Baptist van, Maler 187.
Duister, Maler 221.
Duive Jan, Maler 198.
Duivelant Dirk van, Maler 295.
PERSONEN-VERZEICHNISS.
453
Dallaert Heiman, Maler 227, 328.
Du Val Robert, Maler lof^ 298, 341, 376.
Echo 297. S. Klaudius Albertus Sevin.
Edelink G., Kupferstecher 35.
Eduard IP., König von England 2öi.
Eekhout Gerbrant van den, Maler 77, 2o3.
Eerste, de 297, 407. S. Guilielmo van
Ingen.
Eervrucht 297. S. Momper.
Egmont Justus van, Maler 96, 221.
Eyck Gaspar van, Maler 219.
— Nicolaes van, Maler 320.
Eygenbaat 283.
Eykens Franfois, Maler 220.
— Jan, Maler 220.
Eleonore, Gemahlin Kaiser Ferdinand's III.
225.
— Gemahlin Kaiser Leopold's I. 421.
Elger Ottomar, der Aeltere^ Maler 275, 276.
Elisabeth Stuart, Königin von Böhmen 66.
Elisabeth, Königin von England 261.
— von Valois 16.
— von Braunschweig, Gemahlin Kaiser
KarrsVI. 423.
— Charlotte, Kurfürstin von der Pfalz 274.
Ellemeet Herr van 445.
Elshaimer Adam, Maler 27, 28, 29, 5i, 58, 60
Elzevier Arnoudt, Maler 76, 373.
Emelraad, Maler i53.
Emilia van Solms 69, 216.
Emont Adriaen, Maler 373.
Eneas 298. S. Steenvoorden.
Engelsz Kornelis, Maler 109.
England, König von i3o, 214. S. Karl I.
385. S. Georg I.
— Königin von i3o. S. Henriette Maria.
Erasmus Desiderius 6, 8, 121.
Erpard Karel, Maler 129.
Ertinger Fr., Kupferstecher 291.
Erzbischof von Wien 225.
Es Jakob van, Maler 92, 93.
Essex Graf, Kunstfreund 428.
Engen, Prinz 393, 420.
Eulhoffen Ignatius, Elfenbeinschnitzer 424.
Euphranor 4.
Everdingen Aldert van, Maler 200, 201, 254.
— Cesar van, Maler 200, 201, 238.
— Kornelis, Maler 200.
— Jan, der Aeltere, Maler 200, 201.
der Jüngere^ Maler 200.
— Pieter, Maler 200, 201.
Everwyn Wynant 335.
Exter 298. S. Fran9ois Henrie.
Fabricius Karel, Maler 416.
Faes Pieter van der^ Maler 181. S. Lely.
Fage Raimond la, Maler 74, 75, 25i.
Fagel Griffier, Kunstfreund 444.
Farnese Alexander, Herzog von Parma 20,
21, 32.
Febre le, Kupferstecher 408.
Febus 297. S. Franciscus de Wit.
Feddes Pieter, Maler 60.
Feitama Eduard, Kunstfreund 3o, 367.
Feitema, dichter 4o5.
Felibien Andr^, Schriftsteller 4.
Feller Joachim i5.
Ferdinand II., deutscher Kaiser 21, 52, 167.
•— III., deutscher Kaiser 60, 120, 122, 139,
177, 196, 225, 227, 292.
— I., Grossherzog von Florenz 24.
— II., Grossherzog von Florenz 99, 127,
i54, 38i.
— Cardinal-Infant 5o, 67.
Fevre A. le, Kunstfreund 164.
Firelans Nicolas, Maler 337.
Fischer Anna Katharina, Malerin 257.
— Johannes Thomas, Maler 237.
Fyt Johannes, Maler 220.
Flaman 343. S. Bartolet.
Flink Govaert, Maler 5, i3o, 170, 3j3,369, 440.
— Nicolaus Antony, Kunstfreund 174, 175,
440, 444-
Flines Jakob de, Kunstfreund 376.
— Philips de, Kunstfreund 434, 441.
Florenz, Grossherzog von 260, 3oi, 387,
420, 422. S. Cosmo III.
24. S. Ferdinand I.
127, i54, 38i. S. Ferdinand 11.
Floris Frans, Maler 73, 168.
Foly Adriaen 297.
Fondament 298. S. Ronw.
Fonsoldani Graf, Kunstfreund 149.
Fortuin 298, 341. S. Robert du Val.
Fouchier Bartram de, Maler 145, 146.
Fourment Helena 37.
Framenko Francisco i56. S. Frans du
Quesnoy, genannt Fiamingho.
Francart Jacques, Maler 71, 72.
Franciscus von Verona 63.
Franciscus, Graf 257.
Francius, Dichter 257, 4o5.
Fran^ois Lucas, der Aeltere, Maler 28.
der Jüngere, Maler 29, 167.
— Peter Lucasz, Maler 29, iio.
Frank, Maler 24.
Franken G., Kunstfreund 3o5.
— Frans van Herentals, Maler 22.
Franks Gabriel, Maler 27.
— Fran9ois, Maler 27.
— — der Jüngere, Maler 27.
— Jan Baptist, Maler 27.
Frank Laurenz, Maler 322, 337, 368.
454
PERSONEN - VERZEICHNISS.
Franks Sebastiaen, Maler 6, 27.
Franco, Maler 5i.
Frankreich, König von 195. S. Ludwig XIII.
204, 371, 385. S. Ludwig XIV.
— Dauphin von 189. S. Dauphin Ludwig,
Sohn Ludwig's XIV.
— Königin Mutter von, 204. S. Anna, Königin
von Frankreich.
96, 154. S. Maria von Medicis.
Franz I. von Frankreich 279.
Franz IL, Herzog von Mailand 417.
Fransz Pieter, Maler 22.
Freres Theodorus oder Dirk, Maler 5, 327.
358.
Fresne Rafael Du, Schriftsteller 4.
Friedrich L, Kurfürst von Brandenburg,
König von Preussen 255, 286 398.
— III., König von Dänemark 109.
— Adolf, Herzog von Mecklenburg 257.
— Heinrich, Prinz von Oranien 64, 66, 69,
83, i3o, i54, 199, 294.
' Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg,
181, 2o5, 252, 275, 284, 3i4, 397.
von der Pfalz 393.
Friesischer Adler 65. S. Wybrand de Geest.
Friesland, Erbstattbalter von 184, 286, 406,
435. S. Heinrich Casimir.
Fritz Peter, Maler 295, 297.
Fromantjou H. de, Maler 189, 276.
Fruytiers Philip, Maler 220.
Fürstenberg, Gräfin von 3i4.
Furni, Maler 339.
Oaal Barent, Maler 410.
Gabriele Madame 262.
Gabron Guiliam, Maler 221.
Galen van, Admiral 435.
Gallis Pieter, Maler 289.
Geel van, Maler 317.
Geest Jacobus de, Maler 94.
— Wybrand de, Maler 65, 66.
der Jüngere, Maler 66.
Geestigheit 297. S. Ary van der Kabel.
Gelder Arent de, Maler 369, 398.
Gellig Jakob, Maler 320.
Gelsdorf, Maler 196.
Genoels Abraham, Maler 289, .297, 321,322,
337, 368, 417.
Gentiel 4;. S. Horatius Gentilescio.
— HO. S. Ludovicus Primo.
Gentileschi Horatius 41, 121.
Gentilesca Artemisia 41.
Georg I., König von England 385.
Gerard Gerardzen 8. S. Desiderius Erasmus.
Gerards, Kunstfreund 3oo.
Gerards Markus, Maler 21, 22.
— Balthasar 55.
Gerards 120. S. Gerards van Zyl.
Germyn Simon, Maler 424.
Gerretz Hendrik, Maler 109.
Gerretze Pieter, Rahmenmacher 25o.
Gerretzen Willem, Maler 76.
Gheyn Jacques de, Kupferstecher 53.
Ghiberti Lorenzo^ Bildhauer 4.
Gbirlandajo Domenico, Maler 4.
Gibbons Mr. 425.
Gibsson, Maler 25o.
Gyzen Pieter, Maler 3i8.
Giordano Luca, Maler 263.
Giustiniani, Herzog, Kunstfreund 121.
Gladiator 297. S. Jakob de Baen.
Glauber Diana, Malerin 377.
Glauber Göttlich, Maler 376.
— Johannes, Maler 297, 32o, 371, 375.
Glocester, Herzog von 385.
— Heinrich Herzog von 195.
Goderis Johan, Maler 214.
Godewyk Margarita, Malerin 134.
Godyn, Fontainenbauer 336.
— Dionysius 297.
Goebouw, Antonius, Maler 220.
Goeden wil 297. S. Theodor Wilkens.
Goeree Willem, Schriftsteller 21, 394.
Goes, Antonides van der, Dichter 188, 257,
277.
Goyen Jan van, Maler 73, 74, 75, 208, 253,
3o3.
— Joseph Jansz van 75.
Goltzius Henrik, Maler -6, 7, 8, 86, 92,180,
2i3, 243.
Goltzius Hubert 98.
— Jacobus 180.
Gonzaga Vincenzo, Herzog von Mantua 33.
Gool Johan van, Maler 413.
Goudt Hendrick, Kupferstecher 28, 29.
Govertsz Dirk, Maler 56, 234.
Graaf Heer de 413.
Graaf Andries de 172.
— Jan de, Kunstfreund ib5.
— Kornelis de 172.
Graat Barent, Maler 239, 241, 267, 273.
Graauw, Hendrik, Maler 200, 23o, 232.
Graff Johannes Andriesz 378.
— Dorothea Maria Hendriks, Malerin 379.
— Johanna Helene Herolt, Malerin 379.
Grafthon, Herzog von 263.
Grammont^ Marschall 204.
Grand Nicolas Le, 297, 341.
Grasdorp Willem, Maler 432.
Grebber Antoni de, Maler 293, 344, 407.
~ Franz Pietersze, Maler 78, 2i3.
—• Maria, Malerin 2i3.
— Pieter, Maler 2i3.
— Pieter Fransz, Maler 181, 208, 232, 233.
PERSONEN -VERZEICHNISS.
455
Grief Jacqaes, Maler 104.
Griffier Jan, Maler 425.
— Robert, Maler 427.
Grimani, Doge 79.
— Hubertus 79. S. Jakobsz H abrecht.
Groeningen Abraham van, Dichter 227.
Groesbeeck, Kardinal 20.
Groot Jan de, Maler 188.
Grupello, Chevalier, Bildhauer 423.
Gulden Ezel 298.
Guldenleeuw, Vicekönig von Norwegen 376.
Gulden-Regen 341. S. Giacomo de Dekkcr.
— Scepter 195, 298. S. David Beck.
Guidewagen, Bürgermeister 2i3, 435.
Gustav Adolf, König von Schweden 46.
Saan David de, Maler 95.
— Johannes de 59.
Haansbergen Johannes van, Maler 35i.
Hackert Jan, Maler 3i6.
Haes Joan de, Dichter 446.
Hagen J. van, Maler 367.
Hagens Christ., Kupferstecher 197.
Hairen Lambert van, Kunstfreund 210, 3o5.
Haien Arnoud van, Kunstfreund 78, 259,
260, 346, 347.
Hals Claas Janszoon, Maler 49.
— Dirk, Maler 48.
— Frans, Maler 6, 46, 47, 48, 49, 109,
i36, 137, i38, 140, i5o, 233, 243, 390, 406.
Franszoon, Maler 49.
— Hermann, Maler 140.
— Jan Franszoon, Maler 49.
Janszoon, Maler 49.
Halteren Herr van, Kunstfreund 294.
Hans Meister, Maler 239.
Haringhe N. van, Maler 297, 340.
Harings Mathys, Maler 326.
Harp van, Maler 3i8.
Hartkamp 323, 424. S. Ludowyk Smits.
Hassel Jakob van, Maler 295.
Hasselt Izak van, Maler 104.
Heck Johannes van, Maler 219.
Hector 298. S. Barent Appelman.
Heda Willem, Maler 214.
Heem Kornelis de, Maler 90.
— David Davidze de, Maler 166, 8q.
— Joan de, Maler 88, 89, 90, 244, 292, 33i, 4o3.
— Jan Davidsz de, Maler 90, 32o.
Heemskerk Martin, Maler 7, i63, 164, 243.
— Herr van, Gesandter 414.
— Willem van, Dichter 299, 3oi, 3o3.
Heemstede Herr van, Kunstfreund 389.
Heerschap, Maler 221.
Heiden Samuel van der, Kunstfreund i35.
Heyden Jan van der, Maler 329, 334.
— Jakob van der, Maler 95.
Heil Daniel van, Maler io3, 149.
— Jan Baptist van, Maler 149.
— Leo van, Maler 149.
Heinrich II. von Frankreich 16.
— IV. von Frankreich 11, 25, 262.
— VII. von England 262.
— VIII. von England 121, 266.
— von Nassau i53.
— Casimir, Erbstatthalter von Friesland
184, 286, 406, 435.
— Friedrich von Oranien 154. S. Friedrich
Heinrich.
Hek Martin Heemskerk van, Maler 164.
— Nicolas van der, Maler i63, 164.
Hellemans Kornelis, Kunsthändler 246.
Helmbreker Theodor, Maler 208, 244, 289,
341.
Helst Bartholomaeus van der, Maler 117, 159,
i65, 166, 173, 386, 4i5.
Helt-Stokade Nicolas de, Maler i5, 129, i57,
321, 4i5.
Hemcl 341. S. Bernard Baillen.
Hendriksz Govert, Maler 17.
Henrie Fran9ois 298.
Henriette Maria, Königin von England 25,
84, i3o.
Heremyt 297. S. Herman Swanevelt.
Hessen- Cassel, Landgraf von 269, 272, 273,
397.
Heul van der, Kunstfreund 65, 400.
Heus Guiliam de, Maler 428, 429.
>- Jacomo de, Maler 298, 341, 428, 429.
Heusch Abraham de, Maler 406.
Heuvel Abraham van den, Kaufmann 340,
Hillegaart Paulus van, Maler 434.
Hinloopen Jakob, Kunstfreund 114, 2o3.
Hins, Maler 43i.
Hoeck Jan van, Maler 40, 294.
Hoey Jan de, Maler 6, 11.
Hoek Jakob van, Maler 162.
Kunstfreund 21b.
— Robert van, Maler 149, 184.
Hoet Gerard, Maler 58, 59, 365, 387, 417.
Hoeven Robert van der, Kunstfreund 91.
— Willem van der, Bildhauer 274.
Dichter 247, 325, 346, 43o.
Hofman Samuel, Maler 39.
— Kunstfreund 214.
Hofmans Pieter 297, 341.
Holbein Hans, Maler 121.
Holy Muis van, Advocat 176.
Hollar W., Kupferstecher 93.
Holsnian Hans, Maler q5.
Holstein, Herzog von 119.
— Kornelis, Maler 412.
— Peter, Glasmaler 7, 2i5, 405, 412.
Hondekoeter Gillis, Maler 191. 324.
456
PERSONEN-VERZEICHNISS.
Hondekoeter Gysbert, Maler 324.
— Josina 324.
— Melchior de, Maler 191, 275, 324, 410.
Hondius Abraham, Maler 409.
Honig Adriaen 297, 340, 417.
Honthorst Gerard, Maler 34, 66, 120, i34,263.
Hontom Herr van 263.
Hoochstadt Gerrit van, Maler 220.
Hooge Karel de go.
— Jan van der 297.
— Pieter de, Maler 180.
~ Romein de, Zeichner und Kupferstecher
243, 283, 291, 395, 433.
Hoogenhouck Abraham 187.
Hoogenhuis, Kunstfreund i58.
Hoogeveen Gerard van 86.
Hoogstraten David van, Schriftsteller 71,
229, 256, 257^ 405.
— Dirk van, Maler 70, 71, 224.
— F. van. Dichter 229,
— Hans van, Maler 229.
— Samuel van, Maler 7, 71 ,73, 129, i35, i56,
i57, 181, 217, 218, 224, 225, 229, 23o, 296,
297, 328, 354, 369, 406.
Hoogvliet Arnold, Dichter 420.
Hoogzaat Jan, Maler 4i5.
Hoorn, Graf von 281.
Horisont 297. S. Jan Franfois van Bloemen.
Horst Nicolas van der, Maler i33.
Houbraken Arnold, Maler 59.
Houwaart Koorman 321, 322.
Huchtenburgh Jakob van, Maler 393.
Huchtenburg Jan van, Maler 291, 339, ^9^»
428.
Huidekoper Johan, Kunstfreund 148.
HuismaU; Maler 428.
Huisum Jan van, Maler 33i.
— Justus van, Maler 209, 437.
Hulk van der, Kunstfreund 210,
Hülst Pieter van der, Maler 297, 410.
Huntum, Kunstfreund 343.
Hup, (Huppe,) Aemilius und Samuel, Bild-
hauer 357.
Jakob II«, König von England 21, 84^ i32,
i52, 195, 196, 285, 288, 384, 385, 428.
Jakobsz Hubrecht, Maler 79.
— Johan, Maler 214.
— Juriaen, Maler i83, 184, 435.
— Lambert, Maler 5, 57, 171, i83.
Jager Gerard de, Maler 373.
Jan met de Konst igi. S. Jan Weenix.
Jan Moritz von Nassau 172.
Janitzer 297, 341. S. Pieter Hofmans.
Janssens, Maler i25.
Janszen Abraham, Maler 33, 40.
— Pieter, Glasmaler i53, i54.
Jason 297. S. Jakob Torenvliet.
Jeugt 297, 340. S. Monnaville.
Ijver 298, 341. S. Jacomo van Staverde.
Ingen, Guilielmo van, Maler 297, 407.
Innocenz X., Papst 192.
— XL, Papst 270.
Jode de, Kunstfreund 21 r, 352.
Johann, Herzog von Jülich und Berg. 3i3.
— von Braganza 36.
— III. Sobiesky, König von Polen 245,336.
— Georg, Kurfürst von Sachsen 25i.
— Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz 139,
189, 279, 3o2, 3i5, 3i6, 352. 353, 397. 404,
421, 422, 423, 440, 441, 445.
Jong Frans de, Maler 188.
— Gerrit de, Maler 238.
— Ludolf de, Maler 179.
Jonkmans, Rathsherr, Kunstfreund 417.
Jordaens Hans, Maler io3, 176, 297.
— Jacques, Maler i3, 68, 69, 70, i5i, 200,
267, 402, 435. •
— Lucas, Maler 176.
Jorisz David, Maler 6, 10.
Josef L, deutscher Kaiser 385, 422, 443.
Josepino Cavaliere, Maler 121, 263.
Isabella Clara Eugenia 21, 34, 67, 72, 84.
Isendoren Jan Frederik van , Maler 146.
Juan von Oesterreich 149.
Julio Romano, Maler 33, 279.
Junius Franciscus 4.
an Jakob, Maler 17.
Kabel Ary (Adriaen) van der, Maler 253,
264, 297, 375, 418.
— Engel van der, Maler 253.
— van der, der Jüngere, Maler 375.
Kaiser 60, 177, 225, 227. S. Ferdinand III.
— 314. S. Leopold I.
— 20. S. Rudolf II.
Kalf Willem, Maler 246, 36i.
Kalkoen Kornelis, Kunstfreund 240.
Kalraat, Abraham van, Maler 357, 404-
Kalraat Barent van, Maler 404.
Cambray, Bischof von 9.
Kampen Jakob van, Maler und Architekt
i58, 200, 23o, 232, 434.
Kamphuizen Dirk Rafelsz, Schriftsteller und
Maler 56, 328.
— General 232.
Canlassi Lucas, Maler 263.
Kaper 297. S. Pieter de Zeelander.
Kappen (Kuppen) Franz van der, Maler 297.
Caracciolo , Prior von Malta, Kunstfreund
263.
Caralier, Bildhauer 342.
Caravaggio Michel -Angelo, Maler ii5, 263.
PERSONEN -VERZEICHNISS.
457
Cardinal-Infant 67. S. Ferdinand, Cardinal-
Infant.
Karl V., deutscher Kaiser 11, 12, y3, io5.
— I., König von England 25, 35, 41, 46,
58, 66, 84, 85, 120, 121, i3o, 182, 195,
196, 214, 249, 261, 282.
— II., König von England 84, i52, 162, 182,
195, 266, 287, 288, 3g8, 336, 365, 384,
385.
— II., König von Spanien 353, 421, 423,
425.
— III., König von Spanien (Karl VI.,
deutscher Kaiser) 385, 423.
— X. Gustav, König von Schweden 69.
— XII., König von Schweden 25i.
— I., Kurfürst von der Pfalz 421.
Karl Ludwig von der Pfalz 67, 127, 268,
363, 417.
Carr^ Hendrik, Maler 170, 184, 435.
Carr^ Micbiel, Maler 260, 327.
Karsch Gerardus, Maler 423.
Castiglione, Maler 356.
Katharina Charlotte, Pfalzgräfin 314.
Kats Jacob, Dichter 63, 374.
Keerings Alexander, Maler 59.
Cefalus 297. S. Nolbertus van Bloemcn.
Keyzer Th. de, Maler 5o, 145.
— Thomas 90.
Celle, Herzog von 282.
Kerkwyk, Kunstfreund 275.
Kersseboom F. 263.
Kessel Jan van, Maler 387.
— Johannes van, Maler 219, 387.
Ketel Kornelis, Maler 80, 194, 328.
Ketelrom 297, 418. S. Jan van Bunnik.
Keulen Janson van, Maler 248.
Champagne Joan Baptist, Maler 370.
— Philips de, Maler 96, 97, 98, 370.
Chamu, Glasmaler 100.
Charlotte Amalie, Königin von Dänemark
422.
Charon 297. S. Jan van der Hooge.
Du Chatel, Maler 352.
Chesne, Maler 96, 97.
Christian IV., König von Dänemark 62,
66, 102, 124, 149, 195, 357.
Christian V., König von Dänemark 247,
422.
Christina, Königin von Schweden 149, 157,
195, 196, 258, 265, 280.
Kik Kornelis, Maler 292.
Kilian, Kupferstecher 273,
Killegrey, Lord 282.
Kircher Athanasius 257, 264.
Klaassens, Maler 297.
Klaasze Pieter, Maler 208.
Klaau 104. S. Jacques Grief.
Claudius i3. S. Pieter Krepel.
Clemens XI., Papst 279.
Klerk Henrik de, Maler 95.
Klok Henrik, Glasmaler 76.
— Pieter, Kunstfreund 208.
Kloosterman, Maler 278, 279, 425.
Klootwyk Herr van 178.
Clovet Albert, Kupferstecher 298, 340.
Kneller Godfried, Maler i65, 170, i83, 288,
383, 385.
— Johan Zacharias, Maler 383.
Knyf Jakob, Maler 377.
Knipbergen, Maler 73.
Knotter Herr van 26.
Knupfer (Knufter oder Kniffert) Nicolas,
Maler loi, 348.
Cochin N., Kupferstecher 291.
Koeberger Wenceslaus, Maler 5i.
Koek van Aelst, Pieter, Maler 98.
Paulus, Maler 98.
Köln, Kurfürst von 20.
Koene Izaak, Maler 410.
Koenerding J., Dichter 409.
Koerten Johanna, Silhouettenschneiderin
404.
Coypel Antoine, Maler 25o.
Colbert 290, 342.
Kolyn David, Maler ? 148.
Colyns David, Maler 410.
— Michiel, Bildhauer i3o.
Compaviva 317. S. J. Weyerman.
Comte Florent le, Maler, Bildhauer und
Schriftstellei 4, 11, 12, 3i, 5i, 72, 97, 212,
291, 32h
Cond€, Prinz von 367.
— Prinzessin von 338.
Koning David de, Maler 297, 340, 408.
— Jakob, Maler 401.
— Philips de, Maler 117, 186, 329.
— Salomon, Maler 148.
Koningsloo Gillis van, Maler 98.
Conti, Prinz, Kunstfreund 388.
Koogen Leendert van der, Maler i5i.
Kool Laurens van, Glasmaler 16.
Koppenol, Schreibkünstler i3o.
Coques Gonzales, Maler 180, 184.
Coridon 375. S. Johannes Glauber.
Koridon 297, 375. S. Adriaen van der Kabel.
Kornelisze Klaudius, Maler 25.
Kornelissen Kornelis, Maler 8^ 17, 3i, 5o,
129, i5o, 3i7, 332.
Corpio Marchese del 341.
Korpus 297. S. Arnold Quellinus.
Corput Herr van den 178.
Cortona Pietro de, Maler 121, 263, 265.
Cosmo III., Grossherzog von Toscana 255,
36o, 282, 3oi, 387, 414^ 420, 422, 441.
458
PERSONEN -VERZEICHNISS.
Cossiers Johannes, Maler io2.
Koster Adam de, Maler 86.
— Maler 335.
Couper Joan, Maler 196.
Court Isaak del, Kunstfreund 79.
— van der Voort de la, Kunstfreund 45,
272.
Kouwenberch Kristiaen van, Maler io3.
Kouwenhorn Pietcr, Glasmaler 160.
Covyn Israel, Maler 374.
— Regnier, Maler 374.
Coxie Anton, Maler ö6, i63.
— Michel, Maler 12.
— Raphael, Maler 56.
Kraanevelt N., Maler i85.
Krabbetje (Krab) 288, 289, 298, 32i. S. Jan
Asselyn.
Crabeth Adriaen Pietersz, Maler i3.
— Dirk und Wouter, Glasmaler 6, 7, i3>
17, 237, 259.
— Pieter i5.
— Wouter, Glasmaler 6, 7, i3, 17, 80, 198,
237.
Craesbeke Joost van, Maler ^2, 143, 144,
249.
Krayer Caspar de, Maler 56.
Kraus Joan Ulrich, Kupferstecher 378.
Krepel Pieter, Maler i3.
Crequi Herzog von 200.
Creta (Screta) Carolus, Maler 220.
Kretser M. 415.
Kromhout, Familie 319.
Kromwel Olivier 182, 261.
Küsel Melchior^ Kupferstecher 292.
Kufifeus Kornelis Isbrantse, Glasmaler 16.
Kuik Jan van Wouterszoone, Maler 6, 26.
Kuil Gysbert van der, Glasmaler 17.
Kuilenburg, Graf und Gräfin 26.
Kuyp Albert, Maler 104, 108, 404.
— Benjamin, Maler 108.
— Jakob Gerritsz, Maler io3, 104, 108, 355,
404.
Kupido, 298.
Kuppen Fran9ois van der 297. S. Frans
van der Kappen.
Czar von Moskau 256. S. Peter der Grosse.
Czernin von Chudenitz, Graf von, Kunst-
freund 445.
Laar Pieter de, Maler 121, i55, 166, 214, 2i5,
240, 357.
— Roelant van, Maler 214.
Lairesse Abraham, Maler 347.
— Andries 347.
— Ernst, Maler 347.
— Gerard de, Maler 5, 117, 125, 343, 376,
4i3, 4i4f 4J5, 43i, 441.
Lairesse Jacques, Maler 347.
— Jan, Maler 347.
der Jüngere, Maler 347.
— Regnier, Maler 343.
Lambartin Gabriel, Maler 420.
Lanen Kristoffel und Jakob van der,
Maler 95.
Lanfranco, Maler 121, 263.
Lange Pier 7. S. Aertsens Pieter.
Langerak und Nieupoort Herr van 56, 5y.
Lantaren 298. S. Jan Baptist d'Assenie.
Largilli^re, Maler 291.
Lastman Pieter, Maler 6, 5o, 60, 91, iii,
129, 166, 175.
Lavecq Jakob, Maler 223.
Laviron, Bildhauer 342.
Leander 298. S. Kristiaen Reuder.
Ledenberg Herr van 57.
Leemans, Maler 259.
Leeuw Bastiaen Govertz van der, Maler 355.
— Gabriel van der, Maler 3i9, 355.
— Peter van der, Maler 356.
— Pieter Bastiansz van der, Maler 466.
Leeuwen Simon van, Historiograpb 54, iix.
Leiden Lucas van, Maler 7, 11, 224.
Lely Pieter van der Faes, Maler 181, i83,
234, 277, 282, 384, 385, 428.
Lc'y 297, 341. S. F. Ziereeis.
Leonio Antonio, Elfenbeinschnitzer 424.
Leopold L, deutscher Kaiser 127, 200, 204,
2o5, 244, 3i4, 4o5 421.
Leopold Wilhelm, Erzherzog 40, 43, 64,
HO, 149, 167, 181, 199, 295, 3oo.
Lewerik 206, 297. S. Jacques Vaillant.
Liberechts Marseiis, Maler 340.
Liedts Abraham, Maler 411.
Liefring Kornelis, MaJer 76.
Lievens Jan, Maler 64, 90, iii, 129, i3i.
Lievensz Jan, der Jüngere, Maler 400.
Limborgh Hendrik van, Maler 445.
— Pieter van, Maler 445.
Lingelbach Johannes, Maler 5, 221, 266, 426.
Lynhoven, Kupferstecher 178.
Lint Hendrik van, Maler 297, 3i6.
— Jan van 297.
Linschoten Adriaen van, Maler 64, 65, io3.
Linsen Jan, Maler 307.
Lione 3i9, 355. S. Gabriel van der Leeuw.
Lis, Dirk van der, Schöffe zu Haag 106.
— Jan, Maler 5, 58, 86, 121, 25i, 297, 35a.
Loch um van, Kupferstecher 178.
Loyer Nicolaus, Maler 221.
Loir A., Kupferstecher 35.
Lomazzo Giov. Paolo 4.
Lonk Jan Dirksz, Maler 17.
Loo Jakob van,' Maler 352.
Loon, Peter van, Maler 92.
PERSONEN -VERZEICHNISS .
459
LooD Theodorus van, Maler 86.
Lorraine Claude» Maler 210, 32i.
Lossenbruier (Lossenbruy) 297, 340, 417.
S. Adriaen Honig.
Lot Karel, Maler 320, 382, 4o3, 417.
Loten Jan, Malei* 426.
Loavois, Marqais 338.
Lubienitzki Christoflfel, Maler 41^.
— Theodor, Maler 414.
Luca Kristoffel, Maler 252.
Lucas St. 1:8.
Ludik Ludowyk van, Kunstfreund 148.
Ludv^ig XIIL, König von Frankreich 21, 67,
96, 97, 195.
— XIV., König von Frankreich 90, q8,
204, 244, 247, 2i>6, 284, 290, 291, 338,
339, 371, 385.
— Dauphin von Frankreich, Sohn Lud-
wig's XIV. 189.
Lüttich, Bischof von 343, .347.
Luiken Gerard, Kunstfreund 149.
— Jan, Malern. Kupferstecher 321,394, 409.
Luix, Maler 23o.
Lutma, Goldschmied ii3, 118, 219.
Luxemburg, Herzog von 284.
Maartz Jan, Glasmaler 242.
Maas Konraed van, Maler 60.
— Dirk, Maler 376, 428.
— Nikolas, Maler 69, i35, 267, 393, 416.
Maat Jan 238. S. Blankhof.
Machado Jakob Hiskia, Kunstfreund 349.
Maddersteg Michiel, Maler 437.
Madruzzi Cardinal 20.
Mahue Guiliam, Maler 95.
Mayer Jan de, Maler 22.
Mailand, Herzog von 40.
Mainz, Bischof von 127.
Major Jzak, Kupferstecher 3o.
Malta, Grossprior von 338.
Man Jan Adriaensz de, Maler 76.
— Kornelis de, Maler io3, 202.
Mander Karel van, Maler und Biograph
4, 5, 6, 7, 8, 12, i3, 18, ly, 21, 22, 23, 25,
27, 3i, 42, 44, 5o, 86, 98, 109, II 5, 123,
i5i, i63, 168, 180, 194, 2i3, 280, 328,
333, 357.
— Karel der Sohn, Maler 109.
der Enkel, Maler 109.
Mantegna 400.
Mantua, Herzog von 38i. S. Karl II.
33. S. Vincenzo Gonzaga.
Maratti Carlo, Maler 279, 382, 407, 417.
Mareens (Marcelis) Otto, Maler 154, 23o,
295, 297, 325.
Margarethe von Parma 12, 14, 332.
Margaretha von Richemond 262.
Maria I.,- Königin von England 261.
— IL, Königin von England 244, 25o, 376,
4o5, 428.
-< von Medicis, Königin von Frankreich
67, 96, 122, i54, 202.
— Anna, Königin von Spanien 421.
Kurfürstin von der Pfalz 422.
Lucia (Louise), Kurfürstin von der
Pfalz 422.
— Louise von Pfalz-Neuburg, Königin von
Spanien 425.
von Pfalz-Neuburg 353.
— Sophia, Königin von Portugal 421.
Marienhof, Maler 4o3.
Marlborough, Herzog von 410, 420.
Marrel Jakob, Maler 33i, 378.
Marzeveen, Bürgermeister 99, 235.
Marseveen Joan van 414.
Mars 297.
Martens Bartolomens, Goldschmied 297.
341.
Martenszr Hendrik, Maler 197.
Martyn Hans, 297, 341.
Martinitz, Graf 271, 272.
Massimi (Massimo Stanzione), Maler 121.
Matham Jakob, Kupferstecher 180.
Matham Theodor, Kupferstecher 145.
Matheus F., Maler 297, 34i.
Mathias, Kaiser 3o.
— Herzog i3.
Matius Adriaen, Mathematiker 16^.
Mathys Pieter, Glasmaler 100.
Mattys Abraham, Maler 95.
Maugis Claudius, Abt von St. Ambrosius 97.
Maximilian L, Kurfürst von Baiern 122.
— Emanuel, Kurfürst von Baiern 66, 107,
108.
Medicis, Kardinal 23i.
Meer Joan van der, Maler 88, 320, 4o3.
Meerdervoort Kornelis Pompe van 228.
Meeren Gillis van der, Maler 298, 340.
Meerkerk Dirk, Maler 198.
Meerman, Kunstfreund 348.
Meert Peter, Maler 184.
Meyburg Bartholomäus, Maler 258.
Meyer Fran^ois de, Maler 297, 341.
Meyering Albert, Maler 371, 376.
— Frederik, Maler 371.
— Hendrik, Maler 371.
Meyn van der, Maler 396, 397.
Melan Claude, Kupferstecher 404.
Meleager 297, 340. S. Jan Baptist Bruegel.
Melis Stoke, Chronist 17.
Mengelaer 298, 340. S. Moritz Bibe.
Menoid Baptist, Maler 339.
Menton Frans, Maler 168.
Merian Matheus, Kupferstecher 120, 377,
460
PERSONEN -VERZEICHNISS.
Merian Maria Sybille, Malerin 377.
Merkurius 268, 26g, 297. S. Philip Roos.
Metzu Gabriel, Maler iSg, 3o8, 3ia, 3i7, 372.
Meuleo Antoine Fraofois van der, Maler
290, 393.
— Klaas van der, Glasmaler 242.
— Kornelis van der, Maler 406.
— Peter van der, Bildhauer 291.
Meuris J. 415.
Michaei-Angelo 178.
Micker Jan, Maler 191.
Mico, Maler 263.
Miel Jan, Maler 220.
Miereveit Jan, Maler 72.
— Michiel Janze, Maler 8, 24, 26, 3(, 35,
72, 187, 294.
— Pieter, Maler 25, 72.
Mieris Frans, Maler 117, 195, 298, 299, 419,
439.
— Johannes, Maler 3o3.
— Willem, Maler 3o3.
Mytens Kornelis, Kupferstecher i53.
— Daniel, Maler 86, 106, 297.
-— Johannes, Maler i53.
Millet Franciscus, Maler 337, 267, 388.
Minjon Abraham, Maler 5, 90, 33i, 378, 432
Mirtillus 377. S. Gotlieb Glauber.
Mitridaat 297, 340. S. N. van Haringhe.
Modena, Herzog von 422.
Moelaert Jakob, Maler und Kunstfreund 11,
393.
Moens F., 297, 340.
Moet 297, 341. S. Hans Martyn.
Molen aer Jan Mienze, Maler 198.
Molyn Peter der Jüngere (Tempesta), Maler
297. 357, 417-
— Pieter der Aeltere, Maler 90, 91, 201,
294, 357.
Möllern van, Kunstfreund 389.
Mommers Hendrik, Maler 297, 358, 428, 436.
Momper Jodocus de, Maler 45, 85, 86, 93,
297.
Monen A., Dichter 4o5.
Monfort Pieter Gerritze, Maler 25.
Monier, Bildbauer 342.
Monk Admiral i52.
Monmouth, Herzog von 384, 385.
Monnaville, Maler 297, 340.
Monniks oder Monix, Maler 119.
Mont Gillis du, Maler 297, 340.
Montagne Pieter 179.
Monterey, Graf von 339.
Mooyaart Nicolas, Maler 148, 191, 206, 208.
Moor de, Bürgermeister von Hoorn 23i.
— Karel de, Maler 91, 117^ i35, 419.
Moreelse Paulus, Maler 6, 25, 3o.
Moreri, Schriftsteller 81.
Morgehstar 382. S. Daniel Syder.
Moritz, Prinz von Oranien 62, 294.
— von Nassau-Siegen i58, 216, 232, 285, 435.
Mortier Pieter, Buchhändler 382, 395.
Morus Thomas 121.
Moschero Jacques de, Maler 109.
Moucheron Izak de, Maler 25i, 277, 297, 338.
— Frederik de, Maler 5, 288, 289, 334.
Mu9art, Kunstfreund 216.
Muis van Holy 284.
Mnider Josef, Radirer 391.
Munnikhuizen, Kupferstecher 134.
Murant Emanuel, Maler 2o3.
Murat Karel 279. S. Carlo Maratti.
Musscher Michiel, Maler 117, 371.
Musius Kornelis 9.
Hagel Jan, Maler 103.
Nani 82.
Navolger 297.
Neapel, Vicekönigin von 42.
Neapolitaner, der 176. S. Lucas Jordaens.
Neck Johan van, Maler 326.
Nedek Pieter Pieterz, Maler 175.
Neefs Pieter, Maler 95.
Neer Aart van der, Maler 352.
— Egion van der, Maler 117, 3i6, 352, 423,
438, 439.
Neerkassel Johannes van, Bischof 407.
Neyn van 76. S. Deneyn.
Nerven van, Maler 3öi.
Nes Johan van, Maler io3, 294.
Netscher Gaspar, Maler 5, 3io, 334, 402,
4i3, «ii6, 444.
— Johannes, Bildhauer 334.
— Konstantyn, Maler 337-
— Theodorus, Maler 336, 337.
Neuburg, Herzog von 49. S. Wolfgang
Wilhelm, Herzog von Neuburg.
— Prinzessin von 353. S. Maria Louise von
Pfalz-Neuburg.
Neve Franciscus de, Maler 220.
Neveu Mathys, Maler 38i.
Nicasius, Maler 340.
Nickelen Jan van, Maler 396.
Nicolai Klaas Isaaksz, Maler 19.
— Jacob Jsaaksz, Maler 19, iio.
— Isak, Maler 6, ig, 20, 76.
— Willem Isaaksz, Kupferstecher 19.
Nieulant Adriaen, Maler 22.
Nieulandt Guiliam, Maler 55.
Nieuwpoort Justus, Maler 388.
Nys de, Maler 332.
Nysen Emanuel, Maler loi.
Noire Gi. de la, Tapezirer 338.
Noiret 338.
Noirot, Kunstfreund 38g.
PERSONEN -VERZEICHNISS.
461
Nollemann Hendrik, Kunstfreund 164.
Noort Joan van, Maler 379.
Noorthes Jakob 443-
Noteman Hendrik, Bildhauer Sjo, 398.
Obbe Philips 10.
Odescalchi, Fürst 280.
Odyk, Herr van, Kunstfreund 41Q.
Ofifenbach Philip, Maler 28.
Ofifermans Johannes, Maler 373, 374»
Ojevaar 297. S. Dionysius Godyn.
Olivier, Maler 196.
Olyvetak 297. S. Verhulst.
Oort Lambert van, Maler 20.
— Adam van, Maler ö, 19, 27, 32, 42, 68.
Oortmans, Kunstfreundin 207.
Oosterwyk Maria van, Malerin 244, 245.
Oostfries Josef, Glasmaler 242.
— Katharina, Glasmalerin 242.
Oosthoorn Laurens, Maler 200.
Opdam, Admiral i52.
Opgang 297, 341. S. Nicolas Piemont-
Opstal Anton van, Maler i53.
Oquendo Antonio de 178.
Oranien, Prinz von 66, i3o, 294. S. Fried-
rich Heinrich.
62. S. Moritz.
55. S. Wilhelm L
89. S. Wilhelm IL
Ordonantie 297. S. Izak de Moucheron.
Orleans, Herzog von 204, 338. S. Philip L
25o, 274, 446. S. Philip IL
Orlers, Historiograph von Leiden 129.
Orley, Bernard van, Maler 6, 12.
Orly Leonard van, Maler 126.
Orpheus 297, 341. S. Philip van der Does.
Ossenbeck, Maler 23o.
Ostade Adriaen van, Maler i37, i5o, 188, 372,
436.
— Izak van, Maler i5o.
Oudaan Joachim, Dichter 10, 25, 329.
Oudendyk Adriaen, Maler 3i8.
— Evert, Maler 3i7, 3i8.
Outshoren Maria van 186.
Ovens Jurian (irrig Jan), Maler 119, 38o, 432.
Overbeek Bonaventura van, Maler 296, 298.
Paats, Adriaen, Kunstfreund 440, 444.
— Kornelis, Kunstfreund 3oo.
Paffenrode Herr van 178.
Palamedes Stevers Anton, Maler i33, 179.
— Palamedesz Stevers, Maler i32.
Palatin, Prinz 67. S, Karl Ludwig von der
Pfalz.
Paling Izaak, Maler 35i.
Pamfilio, Kardinal, Kunstfreund 192, iq3.
Pan 86, 121, 297. S. Jan Lis.
Papagay 298, 340. S. Marcus Librechts.
Paradysvogel 398. S. Elias Terwesten.
Pardanus A., Maler 221.
Parma, Herzogi^ von 12, 332. S. Margaretha
von Parma.
— Herzog von 20, 21, 32. S. Alexander
Farnese.
Parrhasius 341. S. Schoonjans.
Parcelles Julius, Maler 91.
Parselles Jan, Maler 73, 74, 90.
Parzyn Kornelis, Kunsthändler 391.
— (Persyn) Regnier, Kupferstecher i5, 198.
Pas Crispin van de, Kupferstecher 23.
Patrysvogel 399. S. Augustinus Terwesten.
Paudis Christoph, Maler 119.
Paul 297.
Paul V., Papst 72.
Paulyn Horatius, Maler 36o.
Paulusz Zacharias, Maler 186.
Pauw Willem 25o.
Pee Emanuel van, Maler 332.
— Jan van, Maler 332, 344.
— Justus van 332.
— Theodorus van, Maler 332.
Peer den Drol 44. S. Pieter Bruegel.
Peeters Bonaventura, Maler 166.
— Johannes, Maler 219.
Peyresce, Claude Fabri de 52.
Pellegrini Antonio, Maler 423.
Pels Andries, Dichter ii5, 116.
Pepyn Martin, Maler 40.
Persival, Oberst 199.
Pester Griffier, Kunstfreun d 389.
Peter Alexewits, Czar 404.
Petit Alexander, Maler 253, 263.
— Joan le Hollandais, Maler 298, 322.
— Jean Hollandais 32i. S. Asselyn.
Peuteman Pieter, Maler 41 '•
Pfalz, Kurfürst von der 363. S. Karl Ludwig.
139,279,302,397. S.Johann Wilhelm.
274. S. Philip Wilhelm.
— Kurfürstin von der 422. S. Anna Maria
Louise.
274. S. Elisabeth Charlotte.
Philip IL, König von Spanien 16,21, 98, 3i3.
— IIL, König von Spanien 68.
— IV., König von Spanien 3.|, 35, 43, 49i
79, 121, 149, 3o9, 3ir.
— I., Herzog von Orleans 204, 338.
— IL, Herzog von Orleans 25o, 274, 44Ö.
— Wilhelm von der Pfalz 274, 3i4, 421, 422.
Picart B., Kupferstecher 35, 375.
Picolett Kornelis, Maler 438.
Piemans, Maler 280.
Piemont Nicolas, Maler 297, 341, 4»7-
I Pierson Kristoffel, Maler und Dichter 258,
I 3oo, 328.
462
PERSONEN - VER2EICHNISS.
Pieters Geertje, Malerin 245.
Pignoranda, Graf 3o8.
Pynaker Adam, Maler 201, 36i.
Piktoors, 298. S. Kaspar van Wittel.
Piles de, Künstlerbiograph 4, 20, 3i, 84, 211,
212, 235, 292.
Pinas Jakob, Maler 90, 91, iii.
— (Pinazio) Jan, Maler 60, gi.
Pyramide 298, 43o. S. Albert van Spiers.
Plaas David van der, Maler 356, 38i, 4o5.
Pias Pieter van der, Maler 94.
Platluizenbaart 376.
Poelenburg Kornelis, Maler 34, 58, 59, 100,
i59, 35i, 427.
Poilly F. de, Kupferstecher 224.
Pol van der, Bürgermeister 314.
Polen, König von 245, 336. S. Johann III.
Sobiesky.
199. S. Wladislaw VlI.
Polydoro, Maler 263.
Polidor 2Q7, 375. S. Johannes Glauber.
Pollepel 17Ö, 297. S. Hans Jordaens.
Pompe van Ottendam 284.
Poncet, Rath der Steuerkammer 97.
Pontius, Kupfersiecher 128.
Pool M., Kupferstecher 296.
Poorler, Maler 32o.
Poot Hubert Korneliszon, Dichter 446.
Pooter H. de, Schriftsteller 67.
Post Frans, Maler 294.
— Jan, (Glasmaler 294.
Pot Hendrik, Maler 55, 214, 2^6.
Potma Jacobus, Maler 66.
Potter Paulus, Maler 2i5.
— Pieter, der Vater, Maler 2i5.
der Sohn 2i5.
Poussin Nicolas, Maler 64, 9Ö, 121, 233,
277, 368.
Pr^ Mathys du, Kunstfreund 184.
Preussen, König von 253, 286. S. Friedr. I.
Primaticcio, Maler 127.
Primo Ludowicus oder Louis, Maler iio.
Protogenes 4.
Puitlink Christophorus, Maler 420.
Quant, Maler 196.
Quellin US Arnold (Artus), Bildhauer 129,
297, 322.
— Erasmus, Maler 128, 129, i53, 204, 38i.
— Joannes Erasmus, Maler 129.
Quesnoy Franz du, Bildhauer, genannt
Fiamingho (Framenko) i56.
Qucstiers Kataryn 409.
Raes Ns., Maler 430.
Rafael 4, 12, 209, 264, 265, 278, 279, 422.
Ramelaar 297, 340. S. David de Koning.
Rammelman 264.
Rapianus 3i8. S. Adriaen Oudendyk.
Rarel 191. S. Jan Baptist Weenix.
Ravestein Hubert van, Maler 374.
Ravesteyn Johannes van, Maler 86.
Ravestein Salomon van, Maler 177.
Reelant A., Dichter 4u5.
Reenen Nicolas van 217..
Reets Adolf, Dichter 389.
Reyer, Maler 214.
Reiniers Jelle, Glasmaler 66.
Reinst Konstancy i65.
— Lambert, Bürgermeister i3i.
— Kunstfreund 175.
Rembrandt 77, 91, iio, iii, 112, 114, ii5, 118,
i3i, 160, 161, 171, 172, 176, 186, 188, 2o3,
219, 223, 224, 252, 267, 28r, 320, 322, 328,
329, 369, 383, 426, 427» 439-
Remees Georc 337.
Renatus, König von Sicilien 25i.
Reni Guido, Maler 121, 263.
Renst Joan 319.
Repelaar Hugo 283.
Reuder Kristiaen 298.
Reuven Pieter, Moler 402.
Rheni Remigius van, Maler 92.
Richard II., König von England 261.
Richelieu, Cardinal 97.
Riddcr 297, 341. S. Gommarus Wouters.
Ridolfi Carlo, Künstlerbiograph 4, i23-
Riemer Bartholomaeus de, Goldschmied 341.
Rietschof Hendrik, Maler 412
Rietschoof Jan Klaasze, Maler 411.
Rieuwertsz J. 57.
Ry Pieter Dankers de, Maler 109.
Rycks Pieter, Bildhauer 187.
Kyk Pieter Cornelisz van, Maler 6.
Rykart David, Maler 93, 167, 181.
Rykaard Martin, Maler 92, 93.
Ryn Margaretha van 186.
Ryngraaf 297, 34< . S. Abraham Bruegel. .
Rysen Warnar van, Maler 59, 387.
Ryssen Kornelis van 297.
Ringnerus Nikolas 121.
Rixtel P. van, Dichter 78, 79, 32i, 347. 364-
Robert Prinz 67, 195, 204.
Roe Jakob del, Kunstfreund 384.
Roer Jakob van der, Maler 406.
Roestraten, Maler 233.
Röeters, Kunstfreund 359.
Roetiers Franciscus, Stempelschneider 35o.
Rogman Geertruyd, Kupferstecherin 3o.
— Hendrik Lambert 3o.
— Roelant, Maler 77, 164, 426.
Royen Willem de, Maler 326.
Rombouts Theodor, Maler 78.
Romulus 298. S. Bonaventora Overbeek.
PERSÖNEN-VERZEICHNISS.
463
Roodtseus Jacobus, Maler 166.
— Jan Aibertsz, Maler 166.
Roos, General 271.
— Philip, Maler 268, 297, 356.
— Johan Heinrich, Maler 241, 267, 268, 273.
— Theodor, Maler 273.
Rosa Salvator, Maler 429.
Rospigliosi Jacomo, Cardinal 341.
Rotgans L., Dichter iSo.
Rottenhamer Johan, Maler 6, 176, 317.
Rouhier Ludovicus, Maler 3öi.
Rouw 298.
Rozee, Malerin 259.
Rozendaal Nikolas, Maler 35o, 35i.
Rozet Herr 244.
Rabens Albertus 3q.
— Jan 3i.
— Peter Paul, Maler 5, 24, 3i, 34, 36, 37,
38, 39, 40, 41, 43, 45, 5o, 5i, 61, 68, 69,
81, 82, 83, 87, 94, 127, 128, 141, 142, 143,
167, 168, 178, 199, 262, 263, 294, 3i3,
403, 408.
Rudolf IL, deutscher Kaiser 18, 20, 29, 3o.
Ruelles Pieter de.^aler 434.
Ruyter Engel de 124.
Ruyter Michael de, Admiral 124, i3i, i52.
Ruisch (Ruis) Rachel, Malerin 33i, 423.
Ruischer, Maler 317.
Ruisdael Jakob, Maler 322, 410, 426, 427.
— Izak, 410.
— (Rustdael) Salomon, Maler 314, 322.
Ruiven Pieter van 65.
Ruten, Graf von Gorie Lord 84.
8abe G. 263.
Sacchi Andrea, Maler 121.
Sachsen, Kurfürst von 255,443. S.August IL
25i. S. Johann Georg.
Sachsen-Lauenburg, Fürst von 232.
Sadeler Giliis, Kupferstecher 3o, 120.
Salart Anthoni, Maler 95.
Salis, Oberst, Kunstfreund 387, 417.
Sanders N., Maler 32i.
Sandrart Jakob, Maler 127.
— Joachim, Maler 4, 5, 25, 28, 34, 40, 41,
59, 61, 62, 63, 68, 69, 79, 87, 88, 90, 94,
98, 110, 118, 119, 120, 121, 144, i57, 161,
162, i65, 196, 210, 211, 212, 33o, 258, 273,
408.
Sarto Andrea del, Maler 262.
Satyr 297. S. Kornelis van Ryssen.
Saturnus 298. S. Pieter van Sikkelers.
Savoyen, Herzog von 382.
— Karel van, Maler 186.
Savry Jakob, Maler 29.
— Roelant, Maler 6, 29, 3o, 55, 201, 324.
Schaft Dominicus, Maler 298.
Schagen Giliis van, Maler 177, 178.
Schalken Godfried, Maler 117, 354, 419»
424, 436.
Scheyenburg Peter, Maler 238.
Scheits Mathias, Maler 36o.
Schellinks Daniel, Maler 266.
— Willem, Maler 25i, 260.
Schelling Sibrecht van der, Kunstfreund
86, 117, 176.
Schehes D., Dichter 341.
Schenk 196. S. Simon Peter Tilmans
Sehende! BernarJ, Maler 435, 436.
Schephert Josef, 445.
Scherer Jakob, Maler 46-
Schildpad 298, 409. S. Fran^ois Danks.
Schilperoort Koenraad, Landschafts-
maler 75.
Schomberg Friedrich von, Herzog 170.
Schoof Rudolf, Maler 67.
Seh 00k Henrik, Maler 90, 389.
Schoonjans Anton, Maler 341, 423.
Schoten Joris van, Maler 59, 60, iii, 129.
Schovarts Christoff, Maler 67,
Schrevelius Kornelis 35o.
— Theodor, Schriftsteller 212, 2i3, 214.
Schuermacker Joan 107.
Schuilenburg Johan van, Kunstfreund 42»
3i2, 354.
Schut Kornelis, Maler 39.
Schuur Theodor van der, Maler 106, 297.
Schuurmans Anna Maria, Malerin i33, 134.
Schweden, König von 25i. S. Karl XII.
Segers Gerard, Maler 110, i54, 408.
— Hercules, Maler 217.
Senguerduis Arnold, Gelehrter i35.
Sennepart Konstantyn, Kunstfreund i5o.
Se\6 Gilbert, Maler 3J8.
Sevin Claudius Albertus 297.
Sibrandz Jelle, Maler 435.
Sibrechis Jan, Maler 219.
— Marcus 29H. S. Marcus Librechts.
Sickelers Pieter van 298.
Syder (Seyter) Daniel, Maler 298, 341, 382.
Sys van der, Buchhändler 395.
Silvius, Dichter 106, 118.
— Professor, Kunstfreund 3oo.
Simonneau Gh., Kupferstecher 291.
Simpernel Gregorius 198.
Sincer 238, 297. S. Arent Teerling 238.
Sinzendorf, Graf 420.
Siriep (Striep) Krisliaen, Maler 295, 406.
Six Jan, Kunstfreund 5o, 114» ^7^, 415,440.
— Nicolas i35.
— Pieter, Kunstfreund 173, 175.
— Willem, Kunstfreund 114 1 117.
Slagzwaart 220. S. Willem Bouwer.
SIempop 297, 341. S. Theodor Visser.
464
PERSONEN - VERZEICHNISS .
Slempop 297. S. H. iMommers.
— 358. S. Jan Visschcr.
Slingeland Berthoud van, Bürgermeister zu
Dordrecht 398.
Slingerlant Kornelis van 295.
Slingelant Pieter van, Maler 348.
Slop Jan Janze, Glasmaler 242.
Smit Arnout, Maler 238.
Smith Jan, Kupferstecher 170, 288, 409, 426
Smits Ludolf, Dichter 73, 145, 344, 38i
382, 406, 407.
— Ludowyk, Maler 323, 424.
Snayers Pieter, Maler 67.
Sneliaert Joan 107. .
Snellinx F., Dichter 79, 363.
Snellinks Hans, Maler 6, 18.
Snyders Frans, Maler 43, i83, 184, 358, 435.
Snyers Hendrik, Kupferstecher 20.
Snip 297. S. Augustyn Terwesten.
Snoek Adriaen 354.
Snuffelaer 297. S. Otto Marceus.
Soldanio, Kaufmann 340.
Solras, Emilia van 6q, 216. S. Emilia.
Son Joris van, Maler 2o3.
Sonnenblume 4ii. S. Pieter van der Hülst.
Sophia, Aebtissin von Maubouisson 67.
Soubourg Jakob Sasbout, Operateur 27, 285.
Soukens Johannes, Maler 364, 3Ö7.
Soutman Pieter Klaasze, Maler 39.
Spalthof, Maler 32o.
Spanien, König von 353, 425. S. Karl U.
3i3. S. Philip II.
43, 49. 79» «21, 149» 309, 3ii. S. Philip IV.
— Königin von 42b. S. Maria Louise von
Pfalz-Neuburg.
Spanjolet, Maler 64, 263.
Spcculatie 298, 429. S. Jan Teyler.
Spelt Adriaen van der, Maler 17, 18.
Sperling Johan Christian, Maler 445.
Spiering, Kunstfreund 161.
Spieringer, schwedischer Gesandter 122.
Spyk, Jacobus van 297.
Spilberg Adriana, Malerin 3i5, 353.
— Gabriel, Maler 3i3.
— Johannes, Maler 3i3, 353.
Spiers Albert van, Maler 298, 340.
Spoors Mathias, Maler 416.
Spranger Bartholomäus, Maler 18.
Spriel Joan van der, Maler 401.
Sprong Kornelis Engelze, Maler 2i3.
— Gerard, Maler 2i3, 214.
Stalbemt Adriaen, Maler 45.
Standaart 297. S. Pieter van Bloemen.
Standvastigheid 340. S. Michiel van Bars-
palm.
Stanislaus, König von Polen 177.
Staphortius Abraham, Maler 295.
Staren berg Johan, Maler 406.
Staverde Jacomo van, Maler 298, 341.
Steen Dirk, Bildschnitzer 3o6.
— Jan, Maler 298, 3o2, 3o3.
— Philip, Kunstfreund 440.
Steenree, Willem van, Maler 59.
Steenvoorden 298.
Stenwyk, Maler 53.
Steenwinkei, Maler 367.
Steenwinkel Hendrik, Maler 401.
Stella Claudia, Kupferstecherin 64.
Stellart Fran9ois, Maler 6.
Stenbok, General 25i.
Sterrenberg J., Dichter 106.
Steur, Gerit van der, Maler 238.
Stilheit 297. S. Jan van Lint.
Siirom, Gräfin von i53.
Stoop Dirk, Maler 390.
Stooter Egmont Kornelisz, Maler 76.
Stoppertje 175. S. La Tombe.
Stork Abraham, Maler 410.
Streek Hendrik van, Bildhauer 274.
— Jurian van, Maler 124, 274.
Streng van der 61. ^
Striep (Siriep) Kristiaen, Maler 295, 406.
Strobel, Maler 177.
Studie 297. S. Fran9ois van der Kuppen
und Hendrik van Lint.
Stur Jurian, Maler 414.
Stuven Ernst, Maler 5, 43i.
Suchtelen Nicolas van, Kunstfreund 352.
Susenier Abraham, Maler 373.
Sustermans Justus, Maler 127, 128.
Swanevelt Herman, Maler 297.
Sweel Jan van, Maler 285.
Tailler Johan, Mathematiker and Maler
298, 429.
Tambour 206. S. Jakob van der Doea.
Tamm Joan Werner, Maler 298.
Tarent, Prinz von 281.
Taurinus, Prediger 57.
Teerling Arent, Maler 238, 297.
Tegel berg, Kornelis, Maler 104.
Tempel Abraham van den, Maler i83, 3oo,
348, 35i, 371, 372, 419.
Tempeest 297, 357, 417. S. Pieter Molyn.
Tempesta Antonio, Maler 254.
Temple, Gesandter 336.
Teniers David, der Aeltere, Maler 28, 5i.
der Jüngere, Maler 148, 149, 197, 3üo.
Ter-Bruggen Hendrik, Maler 61, 69, 3i6.
— Richard 62, 69.
Terburg (Terborch) Gerard, Maler 5, 159,
25i, 3o8, 335, 353.
Van Terlee, Maler 32o.
PERSONEN -VERZEICHNISS.
465
TerwesteD Augastin, Maler 106, i83, 248,
280, 297, 397.
— Elias, Maler 398.
— Mateus, Maler 106, 181, 297.
Testa Pieter, Maler 219, 343.
Theopbanes 4.
Thielen Jan Philip van, Maler i85, 342.
— Maria Theresia van, Malerin i85, 342.
— Anna Maria van, Malerin i85, 342.
— Fran9oise Katharina van, Malerin 185,342.
Thierry Jakob 260, 262.
Thys Gysbrecht, Maler 220.
Thoman von Landau, Maler 28, 60.
Thomas Jan, Maler 127.
Thulden. Theodor van, Maler 127, 128.
Tideman Philip, Maler 43o.
Tybout Willem, Maler 16.
Tysens Peter, Maler 220.
Tilburg Egydius van, Maler 95.
Tilmans Simon Peter, Maler 196.
— Tochter, Malerin 197.
Tintoretto, Maler 146, 265.
Titian, Maler 120, 121, 265, 382.
Titus, Sohn Rembrandt's 118.
Toetsteen 341. S. Bartholomäus de Riemer.
La ToyliÄre 178.
La Tombe, Maler 175.
Tomberg Daniel, Glasmaler i3, ]5, 80.
Tombergius Herboldus, Prediger i5, 80.
Tomberg Willem, Glasmaler i3, i5.
Tonneman Jeronimus, Kunstfreund 201,
3i2, 328, 344.
Toorts 341. S. Gaspar van Wittel.
Torenviiet Abraham, Glasmaler 299, 38i.
— Jakob, Maler 297, 349.
Torrentius Johan, Maler 63, 212.
Toskana, Grossherzog von 99. S. Ferdi-
nand IL, Grossherzog von Toskana.
255, 282, 3oi, 414, 441. S. CosmoIIL,
Grossherzog von Toskana.
Touw Ary van der 253. S. Ary van der
Kabel.
Trip Jan, Bürgermeister 415.
Trojen Rombout van, Maler 3i8.
Tromp Kornelis, Admiral i3r, 178, 382, 435.
Tuberoos 297. S. Jacobus van Spyk.
Tullekens, Dr. 335, 336.
Tulp, Bürgermeister 217.
Uden Lucas van, Maler 70.
Ugtervelt Jakob, Maler 180.
Uilenburg Gerard, Maler 275, 344, 36o, 375.
Uitenbogaert 173.
Uitstel 297, 341. S. Fran^ois de Meyer.
Ultt Jacob van der. Maler 7, 236, 25i, 36i.
Ungarn, König von 225.
Urban VIII., Papst 146.
Quellenschriften f. Kunstgeach. XIV.
Utrecht Adriaen van, Maler 79.
— Bischof von 9.
Vadder Lowys de, Maler 92.
Vaga, Peryn del, Maler 264.
Vaillant Andreas, Maler 204, 206.
— Bernard, Maler 204, 2o5, 281.
— Jacques, Maler 204, 2o5, 206, 263, 297.
— Jan, Maler 204, 2o5.
— Wallerant, Maler 204, 2o5, 262, 400.
Valentin, Maler 121.
Valk Pieter de, Maler 54.
— Simon de, Maler 62.
Valkenborg Gillis, Maler 5i.
Valkert Warnard van den, Maler 92.
Vasari Georgio, Künstlerbiograph 4, i23.
Veen Jan van der 3i6.
— Octavio van, Maler 6, 8, 18, 20, 24, 32,
328, 4o5.
— Rochus van, Maler 405.
Velde Adriaen van den, Maler 120, i53,
289, 3iö, 3i8, 33o, 333, 356, 401, 402, 406,
426.
— Esaias van de, Maler 76, 77, 120, i32.
— Jan van den, Kupferstecher 120.
— Willem van den, der Aeltere, Zeichner
und Maler 120, i52, 288.
der Jüngere, Maler 120, 287, 333.
Veiters A., Kunstfreund 240, 4i5.
Velthuizen, Maler 329.
Venant Fr., Maler 109.
Venkel, Kunstfreund 240.
Venne Adriaen van der, Maler 62, 328.
Vennekool Steven, Baumeister 376.
Verbeek Kornelis, Maler 214.
— Pieter, Maler 177.
Verbyl Jan Govertsz, Maler iq8.
Verbius Arooldus, Maler 374.
Verboom (Akerboom) Abraham, Maler 3i8 .
Verbruggen Henrik 61. S. Terbruggen.
— Pieter, Kupferstecher 298, 340.
Verbürg Adriaen, Maler 53.
Verburgh Jan, Glasmaler 100.
Verdoel Adriaen, Maler 188.
Verhaagt Tobias, Maler 6, 24, 32.
Verhaast Aart, Maler 17.
Verhoek Gysbert, Maler 345, 36o, 36i.
— Pieter, Maler 202, 36i, 362.
Verhout Konstantyn, Maler 379.
Verhulst 297.
Verkolje Johannes, Maler io3, 236,399,401.
— Nicolas, Maler 194, 245, 400, 401.
Vermaak 297, 341. S. Nicolas le Grand.
Vermandois, Kunstfreund 139.
Vermeer Johannes, Maler io3.
Vermeulen Kornelis, Kupferstecher 35.
Vernando Franfois, Maler 148.
3o
466
PERSONEN -VERZEICHNISS.
Veronese Paolo, Maler 121, 263, 408.
Verschoten Joris, Maler 129. S. Schoten.
Verschau r, Bürgermeister 431.
— Lieve 403.
Verschuuriog Hendrik, Maler 234, 25i, 4o3.
— Willem, Maler 235, 236, 401.
Versyl Jan Franse, Maler 18.
Verlangen Daniel, Maler 38.
Verveer Ary Huibertsz, Maler 373.
Verwilt Franfois, Maler 58.
Vincentius D. 282.
Vinci Leonardo da 4.
Vinkeboons David, Maler 324.
Vinne Jan van der> Maler 244.
— Izak van der, Maler 244.
— Laurenz van der, Maler 191, 244,434.
— Vincent van der, der Aeltere, Maler
140, 188, 242.
Virgilius 341. S. de Backer.
Vischer Kornelis de, Maler 199.
Kupferstecher 328.
— Johan, Maler 32;, 328, 358.
— Lombard, Kupferstecher 328.
— N., Kunsthändler 344.
— Theodor 297, 341.
Vladderakken G. van, Kunstfreund 164.
Vlieger Kornelia de, Dichterin 288.
— Procurator de 43i.
— Simon de, Maler 287.
Vliet Hendrik van, Maler 54, 396.
— Willem van der, Maler 5 |.
Vlyt 297. S. Klaessens.
Vlucht 297. 340. S. Fr. Moens.
Voet Ferdinand, Maler 117, 417» 4i8.
— Simon, Maler i58.
Vogel Fenix 298. S. de Winter.
— Karel de 297, 341.
— Jan Tomasz de, Kunstfreund 319.
Vois Ary de, Maler 348.
Volger 297.
Vollenhove Johann, Dichter 181,182,390,405.
Vollevens Jan, Maler 416.
Volterra Daniel de, Maler 264.
Vondel, Joost van den, Dichter, 10, i5, 22,
5o, 64, ö6, 91, 109, 127, 129, i3o, i3i, i32,
147, i58, 174, i85, 186, 195, 276, 277, 288,
293, 3i9, 364 , 4i5.
Voordewint 298, 340. S. Gillis van der
Meeren.
Voorhout Johannes, Maler 238, 359, 36o,
379, 432, 436.
Voort Kornelis van der, Maler 53.
Vorstermans Johannes, Maler 364,367,388
Vorsterman Lucas, Kupferstecher 70.
Vos Kornelis de, Maler 86.
— Jan, Dichter 11, 67, 84, 94, 100, 114, i3i,
145, i65, 186, 2o3, 25o, 293, 319, 412.
Vos Martin de, Maler 5i, 95.
— Paulus de, Maler 128.
— Simon de, Maler 102.
Vosmeer Jakob Woutersz, Maler 52.
Vosmerus Michiel, Schriftsteller 16.
Vredenburg, Kunstfreund 3oo, 400.
Vree Nicolas de, Maler 409.
Vreem Antony, Maler 436.
Vrientschap 297. S. Theodor van der Schuur.
Vrye Dirk de, Maler 17.
Vroom Kornelis, Maler 214.
— Hendrik, Maler 90, 214.
Vrome 297, 341. S. F. Matheus.
Vuurpyl, Maler 221.
"Wa^l Kornelis de, Maler 68.
— Jan de, Maler 22, 68.
— Lucas Jansz de, Maler 65, 68.
Waas Aart van, Maler 198.
Wabbe Jacques, Maler 166.
Wackerbaart, General 35 1.
Waldeck, Graf von 237.
— Fürst von 284.
Wales, Prinz von i3o, 25o. S. Karl IL,
König von England.
Walskapel Jakob van, Maler 393.
Walvis J., Historiograph 80.
Warmenhuizen Adriaen, Maler 200.
Warthon Lord, Kunstfreund 85, 386.
Waterloo Antoni, Maler 184.
Webber Zacharias 36i.
Wecnix Gillis, Maler 418.
— Jan, Architekt 191.
— Johan, Maler i85, 326, 423.
— Jan Baptista, Maler 191, 209, 210, 324, 335.
Weyerman J., Maler 317.
Weyman 297, 341. S. Hansje Blondeau.
Welgemoet 295, 297. S. Pieter Fritz.
Wellekens J. B., Dichter 405.
Wellust 297. S. Paul.
Wcl te Vreden 298. S. Dominicus Schaft.
Werf Adriaen van der, Maler 117, 354, 355,
423, 437.
Westerhoud, Glasmaler i5, 80.
Westerloo, Marquis von 324.
Westhovius F. G. , Dichter, Rector zu
Gorkum 236.
Wieland J. 49.
Wielin, Maler 397.
Wieringen Kornelis, Maler 214.
Wigmana Gerardus, Maler 72, 383.
Wignacourt Alois 264.
Wyk Jan, Maler 169, 170.
— Thomas, Maler 169, 197, 3i8.
Wilde J. de, Maler 66.
Wildens Joh., Maler 90, 94.
Wilhelm L, Prinz von Oranien 55, 314.
PERSONEN-VERZEICHNISS.
467
Wilhelm II., Prinz von Oranien 89, 164, 182.
— XU. von Oranien, König von England
162, 244, 285, 3io, 385, 402, 4i5, 419,
424, 428.
— V., Kurfürst von Baiern 20, 68.
— Kurfürst von Brandenburg 172.
Wilkens Theodor, Maler 397, 3i6.
Wiliaerts Abraham, Maler i58.
— Adam, Maler 3o, i58, 32o.
Wilieborts Bossaert, Thomas, Maler i54.
Willemans Anna Elisabeth, Malerin 252.
— Michiel, Maler 252.
Williams Johan, Bischof von Lincoln 262.
Willigen Pieter van der, Maler 126.
Wils Jan, Maler 208, 209.
Wilt Thomas van der, Maler 401.
Wiltschut, Kunstfreund 194.
Wynants Jan, Maler 333.
Winkelhaac 340. S. Donauville.
Wynen Dominicus van 297.
Wytman MatheuS) Maler 402.
Winter de 298.
Wissing Willem, Maler 428.
Wit Andries de, Maler 388.
— Emanuel de, Maler 55, i23, 124, 125^
126, 194» 274, 275.
— Franciscus de, Maler 297.
— J. de, Maler 188.
— Joan de, Staatsmann 282, 283.
— Kornelis de, Staatsmann 282, 283.
— Peter de, Maler 220.
Withoos Alida, Malerin 232.
— Frans, Maler 232.
— Johannes, Maler 232.
— Mathias, Maler i58, 23o^ 232.
— Pieter, Maler 232.
Witsen Korn. Joh. i65.
— Jonas, Kunstfreund i5o, 266, 372.
Wittel Kaspar van, Maler 298, 341.
Wolf Jakob de, Maler 406.
— Jan de, Kunstfreund 3i2.
Wolfegh Henrik, Graf von 92.
Wolfenbüttel, Herzog von 3o5. S. Anton
Ulrich, Herzog van Braunschweig.
Wolffaerts Artus, Maler 86, 221.
Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf von Neuburg
49, 3i3, 314.
Wolters, Kunstfreund i83, 184.
Worst Jan, Maler 222.
Wouters Franciscus, Maler 167.
— Gomarus, Maler 297, 341.
Wouwerman Jan, Maler 190.
— Paulus, Maler 188.
— Philip, Maler 188, 191, 204, 266, 327,
36o, 402, 410.
— Pieter, Maler 190.
Wladislaw Vll., König von Polen 199.
Wrangel, Feldmarschall 258.
Wulfhagen Frans, Maler 119.
Wulfraat Mathys, Maler 25o, 3qo, 391.
Xenokrates 4.
York , Herzog von 195 , 285 , 384 » 385.
S. Jacob IL, König von England.
Zaagmolen Martin, Maler 32i, 371, 372, 394.
Zachtleven Kornelis, Maler 147, 179.
— Herman, Maler 146, 147, 148, 3i8, 364,
365, 404, 417, 428.
Zaenredam Pieter, Maler 78.
Zanetti Domenico, Maler 423.
Zantsaek 298, 340. S. Albert Clovet.
Zeehaan 295. S. Kornelis van Slingerlant.
Zeelander Pieter de 297.
Zegers Daniel, Maler 63, 64, i85, 275, 342.
Ziereeis (Ziereneels) F., Maler 297, 341.
Zyl Gerard Pieterze van, Maler i59, 249, 400.
Zinnebeeld 297. S. Adriaen Foly.
Zomer Jan Pietersi, Kunsthändler i38, i39,
154, 200, 23i, 246.
Zomeren Hendrik van, Maler i38.
Zon 297. S. Pieter van der Hülst.
Zorg Hendrik Martensz, Maler 197, 390.
Zucchero Fred., Maler 20.
Zuyker Nicolas, Maler 214.
Zuilen Herr van, Kunstfreund 388, 389.
Zuilestein van 89.
Zuyiichem, Herr van, Kunstfreund 175, 435.
Zwanenborg lakob Jzakzen van 110. S.
Jacob Izakzen Nicolei.
Zwart Jan, Maler i3.
3o
468
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
IL
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS
der
Geburts- und Aufenthaltsorte der er"\välinten Künstler,
nach. Ländern und Städten geordnet.
Belgien.
Belgien. Horatio Gentilesco 41.
Adriaen van Linschoten 64.
Christof Schovarts 68.
Micbiel van Barspalm 340.
Regnier Covyn 374.
Isrel Covyn 374.
Antwerpen. Bernard van Orley 12.
Octavio van Veen 18, 20.
Adam van Gort 20.
Jan de Waal 22.
Adriaen Nieulant 22.
Frans Badens 22.
Tobias Verhaegt 24.
Adam Willaarts 3o.
Peter Paul Rubens 32, 33, 36, 38.
Cornelis Schut 39.
Jan van Hoek 40, 294.
Abraham Janszen 40.
Henrik van Baien 42.
Jobannes van Baien 43.
Frans Snyders 43.
Joan Bruegel 44.
Adriaen Stalbemt 45.
Deodatus Delmont 5o.
David Teniers der Aeltere 5i.
Wenceslaus Koeberger 52.
Guiliam Nieulandt 55.
Caspar de Crayer 56.
Daniel Zegers 63.
Lucas de Waal Jansz 65.
Pieter Snayers 67.
Cornelis de Waal 68.
Jacques Jordaens 68, i5i, 200, 267.
Lucas van Uden 70.
Dirk van Hoogstraten 70.
Theodor Rombonts 78.
Adriaen van Utrecht 79.
Anton van Dyk 80, 83, 145.
Jodocus de Momper 86.
Artus Wolfart 86, 221.
Jan de Heem 89.
Pieter van Loon 92.
Andries van Artveit 93.
Jakob van Es 93.
Guiliam Bakkereel 93.
Gillis Bakkereel 93.
Joannes Wildens 94.
JacobuR de Geest 94.
Pieter Neefs 95.
Abraham Mattys 95.
Egydius van Tilburg 95.
Pieter Kock van Aelst 98.
Johannes Cossiers 102.
Joan Snellaert 107.
Joan Schuermaeker 107.
Peter Fr^j^oi»» Lucasz 110.
Gerard Segers iio, 408.
Justus Sustermans 127.
Erasmus Quellinus 128, 204.
Jan Lievensz i3o.
Adriaen Bronwer 141, 143.
Bartram de Fouchier 145, 146.
Joan Frederik van Isendoren 146.
Robert van Hoek 149, 184.
David Teniers der Jüngere 149.
Leendert van der Koogen i5i.
Thomas Willeborts Bossaert 154.
Bonaventura Peeters 166.
Franciscus Wouters 167.
David Rykaert 167.
Govaert Flink 173.
Gonzales Cocques 180.
Karel van Savoyen 186.
Jan Baptist van Duinen 187.
Pieter Donker 200.
Joris van Son 2o3.
Wallerant Vaillant 204.
Johannes van Kessel 219.
Johannes Peeters 219.
Peter Boel 219.
Caspar van Eyk 219.
Jan Sibrechts 219.
Nicolacs van Eyk 220.
Philip Fruytiers 220.
Antonius Goebouw 220.
Franciscus de Neve 220.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
469
Jobannes Fyt 220.
Peter Tysens 220.
Alexander Adriaensen. 220.
Pieter de Wit 220.
Gysbrecht Thys 220.
Guiliam Gabron 221.
Peter Breda 248.
Franciscos Roetiers 25o.
Nicolaes Maas 267.
Ottomcr Elger der Aeltere 275.
Daniel Zegers 275.
Nicolas le Grand 297, 341.
Monnaville 297.
Paul ? 297.
Klaassens 297.
David de Koning 297, 340.
Pieter van Bloemen 297.
Gomarus Woaters 297, 341.
Noibertus van Bloemen 297.
F. Matheas 297, 341.
Abraham Genoels 297, 337, 342, 368.
Abraham Bruegel 297, 340.
Pieter Hofmans 297, 341.
Momper 297.
Verhulst 297.
Francis van der Kuppen 297.
Hendrik van Lint 297, 3i6.
Bartholomäus Martens 297, 341.
De Winter 298.
Emanuel van Pee 332.
De Nys 332.
Laurens Frank 337.
Franciscus Millet 337, 367.
Boel 339.
Nicasius 340.
Albert Clovet 340.
Gillis de Mont 340.
Gillis van der Meeren 340.
Marcello Liberechts 340.
Jan Baptist Bruegel 340.
Donauville 340.
Bartolomeus de Riemer 341.
Philip van der Does 341.
Anton Schoonjans 341, 423.
Bernard Baillen 341.
Jacomo Blondel 341.
Laviron 342.
Jakob Denys 38 1.
Gerard Hoet 388.
Simon van der Does 4i3.
Ferdinand Voet 418.
Huisman 428.
Elias van den Broek 434.
Brügge. Marcus Geerards 21.
Brüstet. Bernard van Orley i3.
Octavio van Veen 21.
Hendrik van der Borcht 5i.
Wenceslaus Koeberger 5i, 52.
Pieter Snayers 67.
Jacques Francart 71, 72.
Remigins van Rheni 92.
Lowys de Vadder 92.
Lukas Achtschellinks 93.
Pieter van de Pias 94.
Henrik de Klerk 93.
Antoni Salart 95.
Guiliam Mahne 95.
Philip de Champagne 96.
Daniel van Heil io3.
Louis Primo iio.
Joost van Craasbeek 143.
Adriaen Brouwer 143.
Jan Baptist van Heil 149.
Johannes Mytens i33.
Abraham Willarts i58.
Jacques van Artois i58.
Petef Meert 184.
^eter van der Borcht 220.
Gerrit van Hochstadt 220.
Antoine Fran^ois van der Meulen 290.
Klaudius Albertus Sevin 297.
Monnaville 340.
Egion van der Neer 353.
Joan Baptist de Champagne 370.
Gerard Hoet 388.
Adriaen Boudewyns 388, 389.
Marienhof 4o3.
Simon van der Does 4i3.
Cortrik. Roelant Savry 29.
Gent, Franciscus de Wit 297.
Herentals. Frans Franken 22.
Hülst. Cornelis de Vos 86.
Paulus de Vos 128.
Lierre. Adriaen de Bie 67.
Franciscus Wouters 167.
Löwen. Theodor van Loon 86.
Lüttich. Gerard Lairesse 5, 343.
Octavio van Veen 20.
Dammori van Luik (?) 126.
Gillis Schagen 178.
Godyn 336.
Reynier Lairesse 343.
Bartolet Flaman 343.
Ernest Lairesse 347.
Jacques Lairesse 347.
Gabriel Lambartin 420.
.lohan Franfois Douwen 420.
Mastricht. Karel de Vogel 297, 341.
Mecheln. Octavio van Veen 18.
Lucas Fran9ois der Aeltere 29.
Frans Hals 49, 140.
Dirk Hals 49.
Peter Fran^ois Lucasz 110.
Herman Hals 140.
470
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
Lucas Fran^ois der Jüngere 167.
Jan Philip van Thielen i85.
Karel Emanuel Biset 275.
Maria Theresia van Thielen 342.
Anna Maria van Thielen 342.
Fran9oise Katharina van Thielen 342.
Oudenaarden. Adriaen Brouwer i35.
Quaremonde. Johannes van Heck 219.
Roermond. Johan Fran9ois Douwen 420.
Toumai. Jan Baptist d^Assenie 298.
Verboom (Akerboom) 3i8.
St. Trond. Deodatas del Mont 4g.
Ypem. Jan Thomas 127.
Jan van den Berg 168.
Mathys van den Berg 168.
Dflnexnark, Schiveden und
NorivegeD.
Gothenburg. Ottomar Elger der Aeitere 275.
Helsingör. Pieter Fransz 22.
Kopenhagen. Karel van Mander der Sohn.
109.
David Beck 195.
Adriaen Foly 297.
Steenwinkel 357.
Johannes Glauber 376.
Jakob Koning 401.
Norwegen. Aldert van Everdingen 201.
Schweden. Nicolas de Helt-Stokade 157.
David Beck 195.
Joan Couper 196.
Deutschland, Oesterreich und
die Schiveiz.
Altona. Anna Maria Schuurmans 134.
Ansbach. Johan Christian Sperling 445.
Augsburg. David Baily 53.
Joachim Sandrart 122.
Melchior Küsel 292.
Baiem» Octavio van Veen 20.
Deodatus del Mont 49.
Christoph Paudiss 119.
Jakob Sandrart 127.
Basel. Desiderius Erasmus 10.
David Jorisz 11.
Berlin. Adriaen van der Spelt 18.
Abraham Begyn i83.
Jacques Vaillant 2o5.
Andreas Vaillant 206.
Ottomar Elger der Aeitere 275^ 276.
Fromentjou 276.
Jan van Sweel 285.
Wielin 397.
Augustinus Terwesten 398.
Theodor Lubienitzki 414.
Jakob de Heus 429.
Johan Tailler 429.
Michiel Maddersteg 437.
Bonn. Ernest de Lairesse 347.
Braunschweig. David Baily 53.
Bremen. Frans Wulfhagen 119.
Quant 196.
Simon Peter Tilmans 196.
Breslau. Joan Gotlieb Glauber 377.
Cassel. Filip Roos 269.
Theodor Roos 273.
Johann Heinrich Roos 273.
Jan van Nickeln 397.
Cleve. Govaert Flink 5i, 170.
Lambert Jakobze 171.
Jan de Baan 285.
Jan van Hagen 367.
Johan van Bunnik 'ly.
Cöln. Peter Paul Rubens 5, 3i.
Octavio van Veen 20.
Hans van Aachen (Joan Dac ) 18.
Augustyn Brun 95.
Hans Holsman 95.
Christiaen van Kouwenbergh io3.
Gillis Schagen 178.
Johannes Spilberg 314.
Joan van der Heyden 33i.
Job Berkheyden 363.
Gerrit Berkheyden 363.
Dan^ig. Daniel Blök 47.
Jacob Scherer 47.
Gillis Schagen 177, 178.
Joost Brasser (?) 177.
Deutschland. Dirk van Hoogstraten 71.
Remigius van Rheni 92.
Philip de Champagne 97.
Herman Zachtleven 146.
Thomas Willeborts Bossaert 154.
David Bek 195.
Vincent van der Vinne 243, 244.
Cornelis Bega 244.
Theodor Helmbreker 244.
Willem du Bois 244.
Benjamin Blök 257.
Christofifel Pierson 258.
Bartholomäus Meyburg 258.
Willem Schellinks 260.
Dirk Steen 3o6.
Gerard Terburg 3o8.
Pieter Gyzen 3i8.
Joan Gotlieb Glauber 377.
Augustin Terwesten 397.
Düsseldorf. Johannes Spilberg 3i3, 3i4, 353.
Adriana Spilberg 3i5, 353.
Wilhelm Breekvelt 3i5, 353.
Eglon van der Neer 3i6, 353, 423.
Van der Meyn 397.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
471
Jan Fran9ois Douven 397, 421, 422, 423.
Jan van Nickelen 397.
Antonio Bell 423.
Antonio Pellegrini 423.
Domenico Zanetti 423*.
Johan Weenix 423.
Antoni Schoonjans 423.
Rachel Ruis 423.
Gerardus Karsch 423.
Peter Boy 423.
Johan Frederik Ardin 423.
Antonio Bernardi 423.
Chevalier Grupello 423.
Antonio Leonio 424.
Ignatius Eulhoffen 424.
Adriaen van der Werf 441.
Elbing. Gillis Schagen 177.
Strobel 177.
Frankenthal. Henrik van der Borcht der
Aeltere 5i.
Frankfurt a. M. Johan Lingelbach 5, 221.
Abraham Mignon (Minjon) 5, 33i.
Adam Elshaimer 6, 27.
Philip Offenbach 28.
Samuel Hofmann 40.
Hendrik van der Borcht der Aeltere 5i.
David Baily 53.
Joachim Sandrart 120, 122.
Pieter Donker 200.
Wallerant Vaillant 204.
Jan Vaillant 2o5.
Johan Heinrich Roos 241, 267, 268.
Filip Roos 268.
Jakob Marrel 33i.
Matheus Merlan 377, 417.
Maria Sybilla Merian 377.
Mathys Wulfraat 392.
Johan van Bunnik 417.
Friedrichsstadt. Johannes Voorhout 38o.
Juriaen Ovens 119, 38o.
Genf. Vincent van der Vinne 244.
Hamburg. Ernst StuveS, 43i.
David Baily 53.
Juriaen Jakobsze 184, 435.
Cornelis de Visscher 199.
Jan Voorhout 238, 36o, 38o, 432, 436.
Jan Teunisz Blankhof 239.
Horatius Paulyn 36o.
Bellevois 36o.
Mathias Scheits 36o.
Johannes Glauber 376, 377.
Joan Gotlieb Glauber 377.
Diana Glauber 377.
Godfried Kneller 384.
Jurian Stur 414.
Theodor Lubienitzki 414.
Christoffel Lubienitzki 414.
Philip Tideman 43o.
Ns. Raes 43o.
Meister Hins 43i.
Willem Dalens 436.
Hannover. Theodor Lubienitzki 414.
Kloosterman 425.
Heidelberg. Caspar Netscher 334.
Job Berkheiden 363.
Gerrit Berkheiden 363.
Johan van Bunnik 417.
Ingolstadt. Christof Schovarts (Schvrarz) 6/ .
Joachim Sandrart 122.
Krakau. Theodor Lubienitzki 414.
Landau. Jacob Ernät Thoman 60.
Leipzig. Nicolas Knufter loi.
Lübeck. Adriaen van Ostade (?) i5o.
Izaak van Ostade (?) i5o.
Michiel Willemans 252.
Benjamin Blök 257.
Godfried Kneller 383.
Jobann Zacharias Kneller 383.
Magdeburg. Nicolas Knufter 102.
Maini. Jan Thomas 127.
Theodor Roos 273.
Johann Heinrich Roos 273.
Mannheim. Theodor Roos 273.
München. Christoff Schovarts (Schwarz) 68.
Münster. Gerard Terburg 3i2.
Gerard Karsch 423.
Nürnberg. David Baily 53.
Joachim Sandrart i23.
Willem van Bemmel 148.
Johannes Thomas Fischer 257.
Anna Katarina Fischer 257.
Benjamin Blok 257.
Godfried Kneller 384.
Oldenburg. Jan Lis 5, 86, 297.
Prag. Caspar Netscher 5.
Roelant Savry 3o.
Joachim Sandrart 120.
Gillis Sadeler 120.
Carolus Creta (Screta) 220.
Michiel Willemans 252.
Joan Gotlieb Glauber 377.
Preussen. Michiel Willemans 252.
Rees. Gerard Hoet 387.
Jan van Bunnik 388, 417.
Justus Nieuwpoort 388.
Andries de Wet 388.
Rostock. Daniel Blok 46.
Sachsen. Christoph Paudiss 119.
Sachsen-Lauenburg (Ratzeburg). Johannes
Withoos 232.
Salzburg. Adriaen Bloemart 23.
Schwei!{. Jurian Jakobsze i83.
Hendrik Verschuring 235.
Vincent van der Vinne 243.
472
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
Willem Schellinks 260.
Rouw 298.
Jan Hakkert 3i6.
Speier. Joban van Bunnik 417.
Stettin. Daniel Blök 46.
Christoflfel Lubienitzki 414.
Strastburg. Frederik Brentel 95, 2q2.
Jakob van der Heyden 95.
Theodor Roos 274.
Joan Guiliam Boawer 291.
Johan van Bunnik 417.
Stuttgart. Johannes Netscher 334.
Tirol. Roelant Savry 3o.
David Baily 53.
Trient. Willem Schellinks 26Ö.
Ungarn. Benjamin Blök 257.
Wesel. Theodor Roos 273.
Wien. Jan van Hoogstraten 229.
Luis 23o.
Joachim Sandrart 23o.
Joan Guiliam Bouwer 292.
Jan van Hoeck 294.
Daniel Syter 341, 382.
Jacobus Potma 66.
Jan Thomas 127.
Samuel van Hoogstraten 129, 223, 226, 23o.
Simon Peter Tilmans 196.
Jacques Vaiilant 2o5.
Joan Gotlieb Glauber 377.
Jan Fran9ois Douven ^21.
Würtemberg. Theodor Roos 274.
Zürich. Samuel Hofman 39, 40.
Johan van Bunnik 417.
England.
England. Rubens 34.
Horatio Gentilesco 41.
Anton van Dyk 46, 83, 84, 85, 248, 249.
Cornelis Poelenburg 58, 100.
Gerard Honthorst 67.
Arnold Houbraken 75, 81, 263.
Bauttard (Boitard) 75.
Joachim Sandrart 120.
Jan Lievensz i3o.
Palamedes Palamedesz Stevers i32.
David Teniers der Jüngere 149.
Willem van den Velde der Aeltere i53,
288.
Thomas Willeborts Bossaert 154.
Otto Marcelis 154.
Franciscus Wouters 167.
Jan Wyk 170.
Hendrik Carr^ 170.
Pieter van der Faes 181, 182.
David Beck 195.
Olivier 196.
Gelsdorf 196.
Joan Couper 196.
Johannes Torrentius 3i3.
Hendrik Pot 214.
Samuel van Hoogstraten 227.
Roestraten 234.
Jan Maartz 242.
Janson van Keulen 248, 249.
Gerard Pieterze van Zyl 249.
Willem Schellinks 260.
Gerard Uilenburg 277.
Pieter Lely 277, 282.
Jan de Baan 282.
Willem van den Velde der Jüngere 288.
Peter van der Meulen 291.
Peter van Bloemen 291.
Largilliöre 291.
Abraham van Dyk 295.
Gerard Terburg 3o8, 309.
Joan van der Heyden 33o.
Izak Ducart 332.
Dirk van Bergen 334.
Izac Paling 35i.
Godfried Schalken 354.
Horatius Paulyn 36o.
Johannes Vorsterman 365.
Francisque Milet 368.
Godfried Kneller 384.
Augustinus Terwesten 397.
Joan van der Spriet 401.
Abraham Hondius 409.
Simon van der Does 4 12.
Kloosterman 425.
Jan Loten 426.
Jan Griffier 426, 427.
Robert Griffier 427.
Willem Wissing 427.
Frankreich.
Frankreich. Jan de Hoey 11.
Adriaen Pietersz Crabetfa i3.
Wouter Crabeth i3, 80.
Aart Verhaast 17.
Gysbert van der Kuil 17.
Dirk de Vrye 18.
Lucas Fran9ois der Aeltere 29.
Peter Paul Rubens 32.
Lucas de Waal Jansz 65.
Jan van Goijen 76.
Anton van Dyk 83.
Justus van Egmont 96.
Willem van Aelst 99.
Jan van Bronkhorst 100.
Otto Marcelis 154.
Pieter de Laar i55.
Nicolas de Helt-Stokade 157.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
473
Lucas Fran^ois der Jüngere 168.
Ludolf de Jong 179.
David Beck 195.
Aart van Waas 198.
Pieter Donker 200.
Emanoel Murant 204.
Wallerant Vaiilant 204, 262.
Jacob van der Does 206.
Jan Both 210.
Andries Both 210.
Johannes Lingelbach 221.
Vincent van der Vinne 243.
Willem Schellinks 260, 262.
Karel Emanuel Biset 275.
Joban van der Nes 294.
Gerard Terburg 3o8, 3o9, 3io.
Petit Joan le Hollandais 322.
Egion van der Neer 352.
Johannes Vorsterman 364.
Albert Meyering 371.
Godfried Kneller 3S5.
Gerard Hoet 388.
Abraham Diepraam 390.
Augustinus Terwesten 397.
Amiens. Leonard ßramer 73.
Airecht (Arras). Leonard Bramer 73.
Jan van Bronkhorst 100.
Pieter Mathys 100.
Bordeaux. Gaspar Netscher 336.
Godyn 336.
Dieppe. Gillis Schagen 178.
Lyon. Cornelis de Man 202.
Ary van der Kabel 253, 375, 418.
Karel du Jardin 3i9, 366.
Jan Asselyn 32i.
Nicolas de Helt-Stokade 32i.
Laurenz Frank 322.
Arnoldus Quellinus 322.
Gabriel van der Leeuw 356.
Johannes Glauber 375.
Joan Gotlieb Glauber 377.
Jacob Knyf 377.
Johan yan Bunnik 418.
Ferdinand Voet 418.
Pieter van Bloemen 418.
Gillis Weenix 418.
Marseille. Leonard Bramer 73.
Nantes. Dirk Meerkerk 198.
Orleans. Gillis Schagen 178.
Paris. Jan de Waal 22.
Jan de Mayer 22.
Abraham Bloemart 23.
Cornelis Bloemart 24.
Adriaen de Bie 67.
Rudolf Schoof 67.
Leonard Bramer 73.
Raimond la Fage 75.
Joan van der Brügge 75.
Jan Lis 86.
Philip de Champagne 96, 97.
Jan van Bronkhorst 100.
Chamu 100.
Theodor van Thulden 127.
Adriaen Brouwer 143.
Bartram de Fouchier 146.
Joan Frederik van Ysendoren 146.
Simon Voet i58.
Abraham Willarts i58.
Gillis Schagen 178.
Cornelis de Man 202.
Andreas Vaiilant 206.
Jakob Lavecq 223, 224.
Hendrik Verschuuring 235.
Theodor Helmbreker 289.
Frederik de Moucheron 289.
Antoine Fran9oi6 van der Meulen 290, 393.
Abraham Genoels 337, ^4^» ^68.
Laurens Frank 337, 368.
Frauciscus Millet 337, 368.
Jan van Huchtenburg 339.
Gabriel van der Leeuw 356.
Joan Baptiste de Champagne 371.
Johannes Glauber 375, 377.
Van Doren 375.
Joan Gotlieb Glauber 377.
Jacob Knyf 377.
Johan vau Huchtenburg 393.
Jakob van der Does Jacobsz 414.
Johan van Bunnik 418.
Jacob van Bunnik 418.
Holland.
Holland. Horatio Gentilesco 41.
Daniel Mytens 86.
Pieter van der Pias 94.
Theodor Babuer 95.
Adrian Honig 340.
Nicolas Piemont 341.
Fran^ois de Meyer 341.
Francisque Milet 368.
Godfried Kneller 385.
Aamheim. Gaspar Netscher 335.
Koster 335.
Mathys Wulfraat 391.
Abraham Diepraam 392.
Alkmaar. Emanuel de Wit 123.
Nicolas van der Hek i63.
' Märten Heemskerk van der Hek 164.
Frans Menton 168.
Jan van den Berg 168.
Mathys van den Berg 169.
Gillis Schagen 177.
Zacharias Paulusz 186.
474
GEOGRAPfflSCHES VERZEICHNISS.
Cesar van Everdingen 200.
Jan van Everdingen 201.
Aldert van Everdingen 201.
Hendrik Oraanw 233.
Jan Tennisz Blankhof 237.
Arent Teerling 238, 297.
Gerrit van der Steur 238.
Klaas van der Meulen 242.
Katharina Oostfries 242.
Nicolas de Vree 409.
Amersfoort. Abraham Willarts i58.
Jacob van Kampen i58, 433.
Mathias Withoos 23o, 23i.
Jacomo van Staverde 298, 341.
Kaspar van Witte! 298, 341.
Amsterdam. Kornelis Antonisze 11.
Pieier Fransz 22.
Frans Badens 22.
Abraham Bloemart 23.
Rubens 34.
Samuel Hofman 39.
David Baily 53.
Kornelis van der Voort 53.
Gniliam Nieulandt 55.
Roelant Savry 55.
Johan Torrentius 63, 212, 2i3.
Wybrand de Geest 66.
Antoni Coxie 66.
Gerard US Wigmana 72.
Roelant Rogman 77.
Gerbrant van den Eckhout 77, 2o3.
Jan Lis 86.
Tomas Keyzer 90.
Warnard van den Valkert 92.
Willem van Aelst 99.
Pieter Dankerts de Ry 109.
Rembrandt 77, 111, 171, 252, 369.
Pieter Lastman iii, 129.
Joachim Sandrart 122.
Emanuel de Wit 124.
Jakob Sandrart 127.
Jan Lievensz 129, i3o.
Ferdinand Bol i3i.
Adriaen Brouwer i38, 141.
Henrik van Zomeren i38.
Jakob Backer 144, 171, 252, 280.
Salomon Koning 148.
David Kolyn 148, 410.
Adriaen van Ostade i5o.
Pieter Janszen i53.
Pieter de Laar i56.
Bartbolomaeus van der Helst i65.
Govaert Flink 171.
Pieter Pieterz Nedek 175.
La Tombe 175.
Juriaen Jakobsze 184.
Anton Waterloo 184.
Philip de Koning 186.
Jan Baptista Weenix 191.
Joan Conper 196.
Adam Pynaker 202.
Emanuel Murant 2o3.
Vallerant Vaillant 204.
Jacob van der Does 206, 207.
Nicolas Berchem 209.
Pieier Potter 2i5.
Paulus Potter 216, 217.
Hercules Segers 218.
Johannes Lingelbach 221.
Samuel van Hoogsiraten 224.
Pieter Withoos 232.
Jakob van Kampen 232, 435.
Hendrik Graauw 233.
Jan Teunisz Blankhof 239.
Arnout Smit 239.
Barent Graat 239, 240, 267.
Willem Kalf 24Ö.
Janson van Keulen 249.
Gerard Pieterze van Zyl 249, 25o.
Michiel Willemans 252.
Jan van Assen 254.
Ludolf Bakhuizen 254, 255, 256.
Aldert van Everdingen 254.
Hendrik Dubbels 255.
Willem Schellings 260, 266.
Nicolaes Maas 267.
Johann Heinrich Roos 267.
Junaen van Streek 274.
Hendrik van Streek 274.
Gerard Uilenburg 275, 344.
Jan de Baan 280.
Bernard Vaillant 281.
Willem van den Velde der Jüngere 287.
Simon de Vlieger 287.
Frederik de Moucheron 289.
Kornelis Kik 292, 293.
Jakob van Walskapel 293.
Kornelis Brize 293.
Izak de Moucheron 297.
Albert van Spiers 298, 43o.
Francois Danks 298, 409.
Jan Asselyn 298.
Gabriel Metzu 3i3.
Jobannes Spilberg 3i3, 3i4.
Adriana Spilberg 3i5.
Jan Hakkert 3i6.
Theodor Wilkens 3i6.
Pieter van Anraat 3i6.
Rombout van Trojen 3i8.
Karel du Jardin 319.
Jakob Ruisdael 322.
Johan van Neck 327.
Johan Vischer 327.
Heiman DuUaart 328.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
475
Joan van der Heydcn 33o.
Izak Ducart 33i.
Emanuel van Pee 332.
Jan van Pee 332, 344.
Adriaen van den Velde 333.
Jan Wynants (?) 333.
Abraham Genoels 337.
Anton de Grebber 344.
Gerard de Lairesse 344, 346, iyö, 4i3, 414.
Jacques Lairesse 347.
Egion van der Neer 352.
Jacob van Leo 352.
Aart van der Neer 352.
Gabriel van der Leeuw 356.
David van der Plaats 356.
Dirk Freres 358, 359.
Jan Voorhout 359.
Adriaen Backer 359, 414.
Horatius Paulyn 36o.
Gysbert Verhoek 36i.
Brüder van Nerven 36i.
Job Berkheyden 363.
Gerrit Berkheyden 363, 364.
Arent de Gelder 369.
Albert Meyering 371.
Michie] Musscher 372.
Johannes Glauber 375, 376.
Johannes Voorhout 379.
Joan van Noort 379.
Mathys Neveu 38i.
David van der Plaas 38i.
Godfried Kneller 383.
Jan van Kessel 387.
Hendrik Bogaart 391.
Mathys Wulfraat 392.
Jakob Moelaert 393.
Jan Luiken 395.
Romein de Hooge 396.
Jan van Nickelen 396.
Van der Meyn 397.
Johannes Verkolje 399.
Johannes van der Bent 402.
Johanna Koerten 404.
Guilhelmo van Jngen 408.
Nikolas de Vree 409.
Jan van Alen 409.
Abraham Stork 410.
Cornelis Holstein 412.
Jakob van der Does Jacobsz 413.
Theodor Lubienitzki 414.
Christoffel Lubienitzki 414.
Jan Hoogzaat 4i5.
Abraham van den Tempel 419.
Karel de Moor 419.
Johan Weenix 423.
EgIon van der Neer 423.
Rachel Ruis 423.
Willem Beurs 424.
Jan Griffier 425, 427.
Robert Gritfier 427.
Jacob de Heus 43o.
Philip Tideman 43o.
Ernst Stuven 432, 433.
Elias van den Brock 434.
Paulus van Hillegaart 434.
Pieter de Ruelles 434.
Henrik Carr^e 435.
Dirk Dalens 436, 437.
Willem Dalens 436.
Michiel Maddersteg 437..
Justus van Huisum 437.
Adriaen van der Werf 439, 440.
Annuiden. Dirk van Delen 25i, 406.
Assendelfi. Pieter Zaenredam 78.
Bergen op Zoom. Pieter van der Willigen
126.
Bartram de Fouchier 145, 146.
Thomas Willeborts Bossaert 154.
Beverwyk. Rochus van Veen 4o5.
Bodegrave. Van Beeke 3i7.
Gysbert Verhoek 36o.
Bommel. Johannes Vorsterman 364.
Johan Soukens 367.
Gerard Hoet 387.
Waruar van Rysen 59, 387, 388.
Breda. Joan van der Lis 58.
Brielle. Hubrecht Jakobsz 80.
Delft. Desiderius Erasmus 8.
David Jorisz 10.
Willem Tybout 16.
Willem Isaaksz 19.
Michiel Miereveit 24.
Willem Del ff 25.
Pieter Miereveit 25, 72.
Jacob Willemsz Delff 3i.
Kornelis Delff 3i.
Jacob Woutersz Vosmeer 52.
Willem van der Vliet 54.
Henrik van Vliet 54.
Christiaen Janszen van Biezelingen 55.
Henrik Gerritsz Pot 55.
Pieter Bronkhorst 62.
Adriaen van der Venne 62.
Adriaen van Linschoten 64, io3.
Pieter van Ruiven 65.
Hubertus Grimani (Hubrecht Jakobsz) 79.
Evert van Aelst 98, 124.
Willem van Aelst 99, 245.
Pieter Janze van Asch 102, io3.
Christiaen van Kouwenberch io3.
Leonard B ramer io3.
Hans Jordaens io3, 176, 297.
Kornelis de Man io3, 202, 2o3.
Jobannes Vermeer io3.
476
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
Palamedes Palamedesz Stevers i32.
Antony Palamedesz Stevers i33, 179.
Ludolf de Jong 179.
Jakob Delft 187.
David Beck 195.
Johannes Verkolje 236, 400.
Willem Verschuring 236.
Maria van Oosterwyk 244, 245.
Geertje Pieters 245.
Joban van der Nes 294.
Jan Steen 304.
Pieter Fritz 297.
Thomas van der Wilt 401.
Joan van der Spriet 401.
Albertos van der Burg 401.
Karel Fabricius 416.
Mathias Spoors 416.
Deventer. Gerard Terburg 5, 25i, 3io, 3ii,
335.
Desiderius Erasmus 8.
Henrik Terbruggen (?) 62.
Gaspar Netscher 335.
Dordrecht. Jan van Kuik Wouterszoon 26.
Johannes de Haan 59.
Nicolas Maas 59.
Arnold Honbraken 59, 226.
Dirk van Hoogstraten 71.
Jakob Gerritze Kuyp io3, 104.
Albert Kuyp 104, 108.
Izak van Hasselt 104.
Cornelis Tegel berg 104.
Jacques Grief 104.
Benjamin Kuyp 108.
Ferdinand Bol i3i.
Margarita Godewyk i34.
Willem van Drillenburg 222, 373.
Jakob Lavecq 223.
Samuel van Hoogstraten 224, 225, 226,
227, 228, 229.
Jan van Hoogstraten 229.
Kornelis Biskop (Bisscbop) 247.
Nicolaes Maas 267.
Abraham Staphortius 295.
Kornelis van Slingerlant 295.
Pieter van der Hülst 297.
Adriaen Honig 297.
Ludowyk Smits 323.
Godfrid Schalken 354, 4iQ) 426.
Gabriel van der Leeuw 355.
Bastiaen Govertz van der Leeuw 355, 356.
Pieter van der Leeuw 356.
Abraham van Kalraat 357.
Aemilius Huppe 357-
Samuel Huppe 357.
Arent de Gelder 369, 398.
Ary Huibertsz Verveer 373.
Gerard de Jager 373.
Abraham Snsenier 373.
Arnout Elzevier 373.
Joannes 0£fermans 373, 374.
Arnold US Verbius 374.
Hubert van Ravestein 374.
Abraham Diepraam 390.
Kornelis van Parzyn 391.
Jakob Moelaert 393.
Romein de Hooge 395.
Augustinus Terwesten 398.
Henrik Noteman 398.
Droogsloot 401.
Barent van Kalraat 404.
Abraham de Heusch 406.
Pieter van der Hülst 410.
Simon Germyn 424.
Willem Beurs 424.
Jan Griffier 427.
Antoni Vreem 436.
Emden. Ludolf Bakbuizen 5, 254.
Frederik de Moucheron 5, 288.
Piemans 280.
Jan de Baan 280.
Enkhuiien. Diderik Freres 5, 358.
Paulus Potter 2i5.
Pieter Potter 2i5.
Pieter Gallis 289.
Nicolas Rozendaal 35o.
Romein de Hooge 395.
Jan Griffier 427.
Edam. Jan Jauze Slob 242.
Maria van Oosterwyk 245.
Friesland (Provinz). Wybrand de Geest 65.
Arnoldus Verbius 374.
Simon van der Does 412.
Gertrtddenberg. Joan VoUevens 416.
Gorinchem. Willem Verschuuring 401.
Droogsloot 401.
Gorkum. Jacob van der Ulft 7.
Abraham Bloemaert 22.
Dirk Rafelsz Kampbuizen 56.
Hendrik Verschuring 234, 235, 25i.
Dirk Govertsz 234.
Willem Verschuring 236.
Jakob van der Ulft 236, 25i, 36i.
Joan van der Heyden 329.
Gybert Verhoek 36i.
Mathys Wytman 402.
Gouda. Desiderius Erasmus 8, 9.
Willem Tomberg i3.
Wouter Crabeth 14, 80.
Dirk Crabeth 14.
Westerhoud i5.
Daniel Tomberg i5.
Willem Tybout 16.
Kornelis Ysbrantse Kuifeus 16.
Jakob Caan 17.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
477
Jan Dirksz Lonk 17.
Govert Hendriksz 17.
Jan Damesz 17.
Aart Verhaast 17.
Gysbert van der Koil 17, 18.
Dirk de Vrye 17, 18.
Adriaen van der Spelt 17, 18.
Rubens 34, 199.
Jan Duive 198.
Aart van Waas 198.
Dirk Meerkerk 198.
Jakob Reugers Blök 199.
Jan Donker 199.
Pieter Donker 199.
Cbristoffel Pierson 258, 259.
Velthuizen 329.
Jobannes Voorhout 379.
Konstantyn Verhout 379.
Groningen. Jan Swart i3.
Johan Starrenberg 406.
Jakob de Wolf 406.
Grol. Willem Beurs 424.
Haag. Klaas Isaaksz 19.
Daniel Vertangen 58.
Adrian van Linschoten 65.
Gerard Honthorst 67.
Jacques Jordaens 69.
Jan van Goyen 76.
Anton van Dyk 83.
Johannes van Ravesteyn 86.
Theodor van der Schnur 106.
Daniel Mytens 106.
Augustin Terwesten 106, 297, 397, 398.
Willem Doudyns 106, 253.
Mathias Terwesten 106, 297.
Moniks 119, 120.
Pieter van der Faes 181.
David Beck 195.
Jacob van der Does 207.
Paulus Potter 216, 217.
Samuel van Hoogstraten 225.
Pieter Frans Grebber 233.
Jakob van Kampen 232.
Hendrik Graauw 233.
Van der Lis 25i.
Christöffel Pierson 258.
Jan de Baan 281, 284, 286, 416.
Jacobus van Spyk 297.
Daniel Mytens 297
Dionisius Godyn 297.
Jakob de Baan 297.
Fran9ois Beeldemaker 297.
Robert du Val 298, 341.
Barent Appelman 347.
Izac Paling 35i.
Johannes van Haansbergen 35i.
De Jode 352.
Godfrid Schalken 355.
Jan van Hagen 367.
Joan de Biskop 372.
Gerard Hoet 387.
Pieter Reuven 402.
Simon van der Does 412, 4i3.
Willem Wissing 428.
Jakob van Kampen 435.
Hartem. Willem Tybout 16.
Kornelis Ysbrantse KufTeus 16.
Pieter Fransz 22.
Aart Janze Druivestein 3i.
Cornelis Cornelissen 3i, 129, i5o, 332.
Kornelis Delff 3i.
Pieter Klaasze Soutman 39.
Anton van Dyk 46.
Frans Hals 46, 49, i36.
Dirk Hals 46.
Franz Hals Franszoon 49.
Herman Hals Franszoon 49.
Jan Hals Franszoon 49.
Klaas Hals Janszoon 49.
Jan Hals Janszoon 49.
Johan Torrentius 63, 212.
Jan van Goyen 76.
Pister Zaenredam 78.
Frans Pietersz de Grebber 78, 2i3.
Salomon de Bray 78, 90.
Jacob de Bray 78.
Jan Lis 86.
Henrik Goltzius 86.
Jan Parcelles 90.
Pieter Molyn 90, 91, 201.
Karel de Hooge 90.
Jakob Pina's 90, 91. .
Jan Pinas 91.
Esaias van den Velde 120.
Adriaen Brouwer i35, 139.
Adriaen van Ostade i5o, 188.
Izaak van Ostade i5o.
Cornelis Bega i5i.
Pieter Janze Begyn i5o.
Leendert van der Koogen i5i, i52.
Pieter Janszen i53.
Jan van Bockhorst i53.
Pieter de Laar i5ü, 214, 2i5.
Bartholomaeus van der Helst i65.
Thomas Wyk 169.
Lynhoven 178.
Heinrich Goltzius 180.
Pieter Fr. Grebber 181, 232.
Pieter van der Faes 181.
Jan de Groot 188.
Frans de Jong 188.
Philip Wouwerman 188, 36o.
Paulus Wouwerman 188.
Jan Wouwerman 191.
47«
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
L. van der Viane 191.
Aldert van Everdiogen 201.
Theodor Helmbreker 208.
Fleier Klaasze 208.
Nicolas Berchem 20S, 210.
Pieter Grebber 2i3.
Gerard Sprong 2i3, 214.
Kornelis Engelze Sprong 2i3.
Maria Grebber 2i3.
Henrik Pot 214.
Comelis Wieringen 214.
Kornelis Verbeck 214.
Johann Goderis 214.
Kornelis Vroom 214.
Hendrik Vroom 214.
Johan Jakobsz 214.
Nicolas Zuyker 214.
Gerrit Blecker 214, 293.
Salomon Raysdael 214.
Reyer 214.
Floris van Dyk 214.
Willem Heda 214.
Roelant van Laar 214.
Pieter Holstein 2i5.
Johan Boechorst 2i5.
Hendrik Graauw 232.
Roestraten 233.
Vincent van der Vinne 242.
Cornelis Bega 244.
Theodor Helmbreker 244, 289.
Willem du Bois 2^4-
Jan de Baan 280.
Willem van den Velde der Jüngere 288.
Frans Post 294.
Jan Post 294.
Hendrik Mommers 297, 428.
Gerard Terburg 3o8.
Evert Oudendyk 3i8.
Adriaen Oudendyk 3i8.
Jakob Ruisdael 322.
Cornelis Ketel 328.
Dirk van Bergen 334.
Pieter Molyn der Jüngere 35;.
Mathias Scheits 36o.
Job Berkheyden 362, 363.
Gerrit Berkheyden 362, 363.
Dirk Maas 376, 428.
Jacob Knyf 377.
Johannes Bronkhorst 389.
Johann van Huchtenburg 392.
Jan Wyk 392.
Jan van Nickelen 396.
Barent Gaal 410.
Cornelis Holstein 412.
Ernst Stuven 433.
Romein de Hooge 433.
Laurens van der Vinne Vincentzoon 434.
Jakob van Kampen 434.
Bemard Scbendel 436.
Reinier Brakenbarg 436.
Harlingen. Peter Feddes 60.
Jakob Bakker 144.
Herjogenbusch. Desiderins Erasmus 8.
Abraham van Diepenbeck 126.
Theodor van Thulden 127.
Moritz Bibe 298.
Nicolas Firelans 337-
Abraham Genoels 337.
F. Zieren eels 341.
Heusden. Dirk van Delen 4o5.
Hillegertberg. Ludolf de Jong 179.
Hoorn. Willem Gerretzen 76.
Jan van Goyen 76.
Jacques Wabbe 166.
Jan Albertsz Roodtsens 166.
Hendrik Graau 200, 232, 233.
Mathias Withoos 23i.
Frans Withoos 232.
Josef Oostfries 242.
Jan Maartz 242.
Pieter Gallis 289.
(jaspar van den Bos 289.
Jan Linsen 307.
Johannes Bronkhorst 3o7, 389.
Jan Klaasze Rietschoof 411.
Jan Griffier 427.
Philip Tideman 43i.
Klundert. Henrik Berckman 70.
Laaren. Pieter de Laar i55.
Leerdam. Abraham de Hensch 406.
Leeuwarden. Lambert Jakobse 5, 57, 171.
Pieter de Valk 54.
Govert Flink 171.
Jakob Backer 171.
Juriaen Jakobze 184, 435.
Emanuel Murant 204.
Mathys Harings 326.
Bernart Schendel 435.
Jelle Sibrandz 433.
Reinier Brakenburg ^36.
Leiden, Jan de Hoey 11.
Adriaen van der Spelt 18.
Isaac Nicolai 19, 20.
Jacob Isaaksz 19.
Octavio van Veen 20.
Jakob Woutersz Vosmeer 52.
David Baily 53.
Pieter Baily .'3.
Jan Arentsz 54.
Dirk Rafelsz Kampbuizen 56.
Joris van Schoten 59, in.
Adriaen van der Venne 62.
Jan van Goyen 75, 76.
Kornelis Liefring 76.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
479
Arnoudt Elzevier 76.
Egmont Kornelisz Stooter 76.
Pietersz Deneyn 76.
Jan Parcelles 91.
Jastus van Egmont 96.
Rembrandt 110, in.
Jan Lievensz in, 129.
Esaias van den Velde 120.
Kare] de Moor i35, 419.
Willem van den Velde der Aeltere i52.
Gerard Doo 160.
Abraham van den Tempel i83.
Lambert Jakobze i83.
Bernard Vaillant 2o5.
Gerard Pietersz van Zyl 25o.
Rozee 259.
Frans Mieris 299, 3oi, 3o3, 419.
Jan Steen (?) 3o2.
Jakob Torenviiet 297, 349, 35i.
Gabriel Metzu 3x2.
Pieter van Slingelant 348.
Ary de Vois 348, 349.
Izaak Paling 35i.
Mathys Neveu 38i.
Johannes Bronkhorst 389.
Adriaen van der Werf 439.
Loenen. Kornelis Kik 293.
Middelburg. Christiaen Janszen van Bieze-
lingen 56.
F. Moens 340.
Naarden. Johan van Nek 326.
Nieuwkoop. Katharina Oostfries 242.
Nimwegen. Nicolas de Helt-Stokade 5, 157.
Johannes Vorsterman 365.
Johan Tai II er 429.
Nootäorp nächst Deltt. Maria van Ooster-
wyk 244.
Overyssel. Henrik Terbruggen 61.
Overma^e. Adriaen Verdoel 188.
Overschie. Ludolf de Jong 179.
Pynaker nächst Delft. Adam Pynaker 202.
Ryssel. Wallerant Vaillant 204.
Ryswyk. Ary van der Kabel 253, 297.
Rotterdam. Desiderius Erasmus 8, 10.
Frans Verwilt 58.
David de Haan 95.
Hermann Zachtleven 147.
Ludolf de Jong 179.
Kornelis Zachleven 179.
Hendrik Martensz 197.
Bernard Vaillant 2o5.
Ossenbek 23o.
Heiman Dullaart 328, 329.
Eglon van der Neer 352.
Michiel Musscher 371.
Johannes Glauber 375.
Van Doren 375.
Abraham Diepraam 390, 391.
Hendrik Zorg 390.
Pieter Peuteman 411.
Jan Griffier 427.
Ernst Stuven 433.
Adriaen van der Werf 437, 438, 440, 441
Pieter van Limborgh 445.
Henrik van Limborgh 445.
Johan Christian Sperling 44?.
Bartholomäus Douven 445.
Schiedam. ChristofFel Pierson 258.
Schoonhoven. Johannes Glauber 376.
Johan van der Meer 4o3.
Seeland. Henrik Berckman 70.
Abraham Bisschop 248.
Sneck. Jelle Reiniers 66.
Uithoren (nächst Amsterdam). Johannes
Voorhout 379.
Utrecht. Daniel Tomberg i5.
Westerhoud i5.
Jakob Isaaksz 19.
Abraham Bloemart 23, 66, 102, iqi, 222.
Paulus Moreelse 25.
Hendrik Goudt 29.
Roelant Savry 3o.
Adam Willaarts 3i.
Rubens 34, 61.
Martin Blök 46.
Gerard Hoet 58.
Cornelis Poelenburg 58.
Willem van Drillenburg 6o-
Henrik Terbruggen 61.
Joachim Sandrart 61, 120.
Gerard Honthorst 66, 120.
Adriaen van Utrecht (?) 79.
Jan van der Meer 88, 89, 4o3.
Jan de Heem 88, 244, 33i.
Henrik Schook 90.
Jan van Bronkhorst 101.
Nicolas Knufter (Knupfer oder Kniffert)
102, 348.
Joan Bylert 102, 146, 179, 4o3.
Anna Maria Schuurmans i33.
Bartram de Fouchier 146.
Herman Zachtleven 147, 364.
Willem van Bemmcl 148.
Adam Willarts i58, 32o.
Abraham Willarts i58.
Bartholomäus Breenberg 159.
Ludolf de Jong 179.
Anton Waterloo 184.
Johan Weenix i85.
Jan Baptist Weenix 191, 193.
Jan Both 210, 211, 234.
Andries Both 210.
Willem van Drillenburg 222.
Hendrik Graauw 233.
480
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
Hendrik Verscboring 234.
Maria van Oosterwyk 244.
Janson van Keulen 249.
Jakob Gellig 320.
Melchior d* Hondekoeter 324, 325.
Gysbert d' Hondekoeter 323.
Abraham Minjon 33i.
Jacomo de Heus 2q8, 3^1, 429, 43o.
Gerard de (.airesse 344.
Ary de Vois 348.
Johannes van Haansbergen 35i.
Job Berkheyden 362.
Johannes Vorsterman 364, 365.
Johannes Glauber 375.
Jan van Bommel 388.
Justus Nienwpoort 388.
Andries de Wit 388.
Gerard Hoet 388, 389.
Matheus Wytman 4o3.
Marienhof 4o3.
Abraham de Heosch 406.
Guilhelmo van Ingen 407.
Johan van Bunnik 417, 419.
Guiliam de Heus 429.
Veitloo. Hubert Goltzins.
Vlissingen. Adriaen Verdoel 188.
Jan de Groot 188.
Voorburg. Hans Jordaens 176.
Vreeswyk. Jan van der Meer 89.
Warmenhui^en. Adriaen van Warmenhuizen
200.
Warmond. Ary de Vois 349.
Wyk-te-Duerstede. Joan Frederik van Ysen-
doren 146.
Woerden. Herman Zwanevelt 297.
Workum, Jacobus Potma 66.
Zwolle. Gerard Terburg 3o8, 3io.
Italien.
Italien. Wouter Crabeth i3.
Hans van Aachen (Joan Dac.) 18.
Adriaen Bloemart 23.
Johannes van Baien 43.
Deodatus Del Mont 3o.
Henrik van der Borcht der Aeltere 5i.
Jakob Woutersz Vosmeer 52.
Pieier de Valk 54.
Warnard van Rysen 59.
Adriaen van Linschoten 64.
Lucas de Waal Jansz 65.
Theodor Rombouts 78.
Le Brun 98.
Willem van Aelst 99.
Christiaen van Kouwenberch io3.
Abraham van Diepenbeck 127.
Jan Thomas 127.
■ Tomas Wyk 169.
Simon Peter Tilmans 196.
Aart de Waas 198.
Adam Pynaker 202.
Johan Jakobsz 214.
Pieter de Laar 214.
Roelant van Laar 214.
Carolus Greta 220.
Johan van der Nes 294.
Jan van Hoeck 294.
Gerard Terburg 3o8.
Lombart Visscher 328.
Dirk Freres 359.
Adriaen Backer 35g.
Joan Baptiste de Champagne 371.
Albert Meyering 371.
Johannes Glauber 371, 375.
Van Doren 375.
Johan van Hncbtenburg 393.
Jakob van Huchtenburg 393.
Augustinus Terweslen 397.
Christophorus Puitlink ^120.
Jakob van Kampen 435.
Jelle Sibrandz 435.
Bologna. Joachim Sandrart 121.
Michiel le Blon 121.
Johan van Bunnik 417.
Genua. Jacob Ernst Thoman 60.
Pieter Molyn der Jüngere 358, 417.
Jan Visscher 358.
Johan van Bunnik 417.
Ferrara. Johan van Bunnik 417.
Floren^. Tobias Verhaegt 24.
Horatio Gentilesco 41.
Leonard Bramer 73.
Joachim Sandrart 121.
Justus Sustermans 127.
ßartram de Fouchier 146.
Joan Frederik van Ysendoren 146.
Otto Marcelis 154.
Cornelis de Man 202.
Hendrik Verschuring 234.
Benjamin Blök 257.
Willem Schellinks 262.
Jacob Denys 38 1.
Theodor Lubienitzki 414.
Jan Fran9ois Douven 422.
Livorno. Johan van Bunnik 417.
Mailand. Johan van Bunnik 417.
Malta. Joachim Sandrart 122.
Willem Schellinks 260, 264-
Mantua. Rubens 33.
Leonard Bramer 73.
Willem Schellinks 266.
Jacob Denys 38i.
Modena. Johan van Bunnik 417.
Jan Fran^ois Douven 422.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
481
Neapel. Jacob Isaaksz 19.
Joachim Sandrart 41, 121.
Artemisia Gentilesca 41.
Weoces]au8 Koeberger 5i.
Franco 3i.
Jacob Ernst Thoman 60.
Henrik Terbroggen 61.
Leonard Bramer 73.
Otto Marcelis i54.
Hans Jordaens 176.
Lucas Jordaens (Giordano) 176.
Willem Schellinks 263.
Joan Guiliam Bouwer 292.
Gabriel van der Leeuw 356.
Guilhelmo van Ingen 408.
Johan van Bunnik 417.
Padua. Leonard Bramer 73.
Willem Schellinks 266.
Johannes Glauber 376.
Jan Gotlieb Glauber 376.
Robert du Val 376.
Piacen^a. Pieter Molyn der Jüngere 358.
Rom. Bernard van Orley 12.
Aar! Verhaast 17.
Gysbert van der Kuil 17.
Octavio van Veen 20.
Cornelis Bloemart 24, 417, 418.
Tobias Verhaegt 24..
Paulus Moreelse 26.
David Teniers der Aeltere 28, 5i.
Adam Elshaimer 29, 60.
Hendrik Gondt 29.
Peter Paul Rubens 32, 33.
Jan van Hoek 40.
Martin Pep3m 40.
Pieter Lastman 5o, 60, 91.
Wenceslaus Koeberger 5i.
David Baily 53.
Guiliam Nieulandt 55.
Paul Bril 55.
Cornelis Poelenburg 58.
Jakob Ernst Thoman 60.
Jan Pinas 60, 91.
Henrik Terbruggen 61.
Claudia Stella 64.
Wybrand de Geest 65.
Gerard Honthorst 66, 263.
Adriaen de Bie 67, 273.
Cornelis de Waal 68.
Leonard Bramer 73.
Wouter Crabeth 80.
Anton van Dyck 82.
Theodor van Loon 8b.
Jan Lis 86, 88, 297.
Bakkerel 93, 94.
David de Haan 95.
Louis Primo iio.
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIV.
Monix 119.
Joachim Sandrart 121.
Pieter de Laar 121, i55, 157.
Joannes Erasmus Quellinus 129.
Bartram de Fouchier 146.
Joan Frederik van Isendoren 146.
Willem van Bemmel 148.
Emelraad i53.
Thomas Willeborts Bossaert 154.
Otto Marcelis i54, 23o, 297.
Andries Both 157, 210.
Nicolas de Helt-Stokade 157.
La Tombe 175.
Hans Jordaens 176.
Luca Giordano 177.
Jan Baptist Weenix 192.
David Beck 1961^ 298.
Dirk Meerkerk 198.
Jakob Reugers Blök 199.
Pieter Donker 200.
Cornelis de Man 202.
Jacques Vaillant 2o5, 263, 297.
Jacob van der Does 206.
Theodor Helmbreker 208.
Jan Both 210.
Johannes Lingelbach 221.
Jan Worst 222.
Samuel van Hoogstraten 226, 227, 297.
Ossenbeck 23o.
Mathias Withoos 23o, 23i.
Hendrik Graauw 23o, 232, 233.
Johannes Withoos 232.
Hendrik Verschuring 234.
Jan Teunisz Blankhof 238.
Barent Graat 240.
Wakkerbaart 25i.
Izak de Moucheron 25i, 277, 297; 358.
Willem Doudyns 253, 297.
Benjamin Blpk 2.57.
Willem Schellinks 262, 263.
N. Donkers 263.
Alexander Petit 263.
Adriaen van der Kabel 264, 297, 375.
Rammelman 264.
Filip Roos 269, 297.
Christoffel le Blon 269.
Kloosterman 278.
Joan Guiliam Bouwer 291, 292.
Kornelis van Slingerlant 295.
Pieter Fritz 295, 297.
Bonaventura van Overbeek 296.
Franciscus de Wit 297.
Jan Francis van Bloemen 297.
Jakobus van Spyk 297.
Pieter van der Hülst 297, 411.
Karel de Vogel 297, 341.
F. Ziereeis 297, 341.
3i
482
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
ffanftje Blondeau 297.
Nicolas le Grand 297, 341.
Augustyn Terwesten 297.
Daniel Mytens 297.
Dyonisius Godyn 297.
Mateus Terwesten 297.
Philip van der Does 297, 341.
Monnaville 297, 340.
Paul 297.
Gillis da Mont 297, 340.
Klaassens 297.
Theodor Visscher 297, 341,
Arnold Quellinus 297.
Hans Martyn 297, 341.
David de Koning 297, 340.
Pieter Molyn 297.
Momper 297.
Theodor van der Schnur 297.
Herman Swanevelt 297.
Guilhelmo van Ingen 297, 407.
Karel du Jardin 297, 319, 376, 4i3.
Fran9ois Beeldemaker 297.
Dominicas van Wynen 297.
Hans Jordaens 297.
Jan Bunnik 297, 417.
Klaudius Albertus Sevin 297.
Kornelis de Bruin 297, 341.
Kornells van Ryssen 297.
Jan van Lint 297.
Pieter de Zeelander 297.
Adriaen Honing 297, 340, 417.
Pieter van Bloemen 297.
Gontarus VVouters 297, 341.
Jakob Torenvliet 297, 35o.
N. van Haringe 297.
Jan van der Hooge 397.
Nolbertu« van Bloemen 297.
F. Matheus 397, 341.
Abraham Genoels 397, 332, 339, 343, 417.
Jakob de Baan 397.
Abraham Rruegel 397, 340.
Pieter Hofmans 397, 341.
Johannes Glauber 397» 375.
Nicolas Piemont 397, 341, 417.
Verhulst 297.
Adriaen Foly 297.
Francis van der Kuppen 397.
Hendrik van Lint 397, 3i6.
F. Moens 397, 340.
Theodor Wilkens 297, 3i6.
Francis de Me37er 397, 341.
Bartoiomius Martens 207, 341.
H. Mommers 397.
Jan Baptist Bruegel 39 7« 340«
Arent Teeriing 397.
Johann Werner Tamm 39$.
KriMiaen Render 3q$.
Jan Petit 298.
Pieter Verbruggen 298, 340.
Pieter van .Sikkelers 298.
Jacomo de Hens 298, 341, 428, 429.
Steenvoorden 298.
Bonaventura Overbek 298.
Fran^ois Henrie 298.
Rouw 298.
de Winter 298.
Jan Teyler 298.
Barent Appelman 298.
Daniel Seyter 298, 341, 382, 383.
Marcus Sibrechts 298, 340.
Moritz Bibe 298.
Jacomo van Staverde 298, 341.
Albert van Spiers 298.
Fran^ois Danks 298.
lan Asselin 298, 32i.
Gillis van der Meeren 298, 340.
Alberto Clovet 298, 340.
Robert du Val 298, 341.
Kaspar van Wittel 298, 341.
Jan Baptist d'Assenie 298.
Dominicus Schaft 298.
Johannes Mieris 3o3.
Jan Linsen 307.
Drost 320, 4o3.
Joan van der Meer 32o, 4o3.
Spalthof 320.
Michiel van Barspalm 340.
Donauville 340.
Bartolomäus de Riemer 341.
Giacomo de Dekker 341.
Schoonjans 341.
Bemard Baillen 341.
Jacomo Blondel 341.
Laviron 342.
Bartolet Flaman 343.
Nicolas Rozendaal 35o.
Gabriel van der Leeaw 356.
Jan Voorhoat 359.
Joan Gotlieb Glauber 377.
Jacob Denys 38i.
Gerard Wigmana 383.
Godfried Kneller 384.
Elias Terwesten 39S.
Lieve Verschnür 4o3.
Ferdinand Voet 417.
Gabriel Lambartin 430.
Ignatins Eulboffen 4x4.
Guiliam de Heus 439.
Siciliem. Joachim Sandrart lai.
König Renatas 25i.
Willem Schdlinks 260, 363, 366.
Siema. W*illem Schdlinks 362.
Totkama. Willem vao Aelst 99.
I Ticrm. Jan Miel sso.
GEOGRAPHISCHES VERZEICHNISS.
483
Gabriel van der Leeuw 356.
Daniel Syder 382.
Johan van Bunnik 418.
Ferdinand Voet 418.
Venedig. Rubens 33.
David Baily 53.
Leonard Bramer 73.
Hubrecht Jacobsz (Hubertus Grimani) 79.
Anton van Dyck 82.
Jan Lis 86, 87, 88, 121.
Joachim Sandrart 121.
Nicolas de Helt-Stokade 157.
Hans Jordaens 176.
Cornelia de Man 202.
Jan Both 210.
Andries Both 210, 211.
Hendrik Verschnuring 234, 235.
Benjamin Blök 257.
Willem Schellinks 266, 266.
Karel du Jardin 3i9, 32o.
Gabriel van der Leeuw 319.
Jacob Torenvliet 35i.
Johannes Glauber 376.
Jakob Denys 38i.
Daniel Syder 382.
Augustinus Terwesten 397.
Guilhelmo van Ingen' 408.
Le Febre 408.
Johan van Bunnik 417.
Karl Lotti 417.
Jacob de Heus 429.
Verona. Willem Schellinks 266.
Polen.
Polen. Pieter Klaasze Soutman 39.
Jacob Reugers Blök 199.
Spanien und Portugal.
Spanien. Lucas Fran9ois der Aeltere 29.
Rubens 35, 36.
Horatio Gentilesco 41.
Christiaen Janszen van Biezelingen 55, 56.
Warnard van Rysen 59.
Jacques Jordaens (?) 69.
Thomas Willeborts Bossaert 154.
Lucas Giordano 177.
David Beck 195.
. Gerard Terburg 3o8, 309.
Gabriel Spilberg 3i3.
Kloosterman 425.
Villa-Vi^osa. Rubens 36.
Transoceanische Länder.
Afrika. Abraham Willarts i58.
Insel Candia. Jan Tennisz Blankhof 237.
Indien (?). Frans Withoos 232.
West-Indien. Frans Post 294.
Maria Sybilla Merian 379.
Dorothea Maria Hendriks Graff 379.
3i
484
GRUPPEN -VERZEICHNISS.
III.
GRUPPEN -VERZEICHNISS
der
von den niederländisclien Künstlern vorzugs"weise
beliandelten Gebiete.
Maler.
Porträts.
ßarend van Orley 12.
Octavio van Veen 20
Michiel Miereveit 24.
Pieter Miereveit 25, 72.
Pauluft Moreelse 25.
Lucas Fran^ois 29.
Jacob Willemsz Delff 3i, 187.
Rochus Dclff 3i.
Peter Paul Rubens 35.
Pieter Soutman 39.
Samuel Hofman 39.
Daniel Blök 46.
Frans Hals 47.
Thomas de Keizer 5o, 145.
Cornelis van der Voort 53. . .
David Baily 54.
Willem van der Vliet 54.
Hendrik van Vliet 55.
Christiaen Janszen van Biezelingen 55.
Koenraed van der Maas 60.
Joris van Schoten 60.
Jan Lievens 64, i3o, i3i.
Wybrand de Geest 65.
J. de Wilde 66.
Jacobus Potma 66.
Gerard Honthorst 66.
Adriaen de Bie 67.
Hubrecht Jakobsz (Grimani) 79.
Anton van Dyk 81, 84.
Johannes van Ravesteyn 86.
Daniel Mvtens 86.
Guitiam Mahne 95.
Philip de Champagne 97.
Pieter Dankers de Ry 109.
Karel van Mander, der Vater 109.
Karel van Man der, der Sohn 109.
Van Mander, der Enkel 109.
Rembrandt in, n3, 117.
Jurian Ovens 119, 38o.
Joachim Sandrart 12a, 258.
Emanuel de Wit 124.
Gerard de Lairesse ia5, 346.
Abraham van Diepenbeck 127.
Nicolas de Helt-Stokade 129. .
Ferdinand ßol i32.
Antony Palamedes Stevers i33, 179.
Joost van Craesbeek 144.
Jacob Backer 145.
ßartram de Fouchier i.}5.
Salomon Koning 148.
Jan Baptist van Heil 149.
Leendert van der Koogen i5i.
Johannes Mytens i53.
Thomas Willeborts Bossaert i54.
Gerard Dou 161.
Bartholomäus van der Helst i65.
Jacques Wabbe i6ö.
Jan Albertsz Roodseus 166.
Lucas Fran9ois der Jüngere 167.
Mathys van den Berg 168.
Govaert Flink 173.
Gillis Schagen 178.
Ludolf de Jong 179.
Gonzales Coques 181.
Pieter van der Faes, genannt Lely 182.
Peter Meert 184.
Philip de Koning 186..
Zacharias Paulusz 186.
Jan Baptist van Duinen 187.
Jan Baptist Weenix 194.
David Beck 195.
Joan Couper 196.
Gelsdorf 19b.
Simon Peter Tilmans 196.
Jan Duive 198.
Jan Donker 199.
Cesar van Everdingen 200.
Cornelis de Man 2o3.
Gerbrant van den Eckhout 2ö3.
Wallerant Vaillant 204, 262.
Jacques Vaillant 206.
Pieter Grebber 2i3.
Gerard Sprong 214.
Hendrilc Pot 214.
Peter Tysens 220.
Carolu's Greta (Screta) 220.
Gerrit van Hoochstadt 220.
Gysbrecht van Thys 220.
Egmont 221.
GRUPPEN-VERZEICHNISS.
485
Jacob Lavecq 223.
Samael van Hoogstraten 225.
Roestraten 233.
Dirk Govertsz 234.
Willem Verschuring 236.
Vincent van der Vinne 243.
Cornelis Bisscbop 247.
Jansen van Keulen 249.
Gerard Pieterzc van Zyl 25o.
Benjamin Blök 25;.
Bartholomäus Meyburg 258.
Kristoffel Pierson 258.
Nicolas Maes 267.
Johan Heinrich Roos 268.
Theodor Roos 274.
Jurian van Streck 274.
Jan de Baen 280.
Jan van Sweel 285.
Kornelis Kik 292.
Johan van Nes 294.
Abraham Staphortius 295.
Jacobus van Spyk 297.
Jakob de Baen 297.
Claadius Albertus Sevin 297.
Dominicus Schaft 298.
Frans van Mieris 3oo.
Gerard Terburg 3o8, 5n.
Johannes Spilberg 3i3.
Pieter van Anraat 3i6.
Kare] du Jardin 319.
Jacob Gellig 32o.
Johannes Buns 32i.
N. Sanders 32i.
Gillis de Hondekoeter 32 1.
Mathys Harings 326.
Heiman Dullaert 329.
Gaspar Netscher 336.
Abraham Genoeis 337.
Pieter van Sliogeland 348.
Jacob Torenvliet 35o.
Izaac Paling 35i.
Johannes van Haansbergen 35i.
Duchatel 353.
Eglon van der Neer 353.
Godfried Schalken 354.
Adriaen Backer 359.
Vorstermans, der Vater 364.
Arent de Gelder 370.
Michiel Musscher 372.
Ary Huibertsz Verveer 373.
Arnoldus Verbius 37.1.
Isrel Covyn 374.
Joan van Noort 379.
David van der Plaas 38 r, 405.
Daniel Syder 383.
Johan Zacharias Kneller 383.
Godfried Kneller 384.
Mathys Wulfraat 3q2.
Jacob Moelaert 393.
Johannes Verkolje 400.
Thomas van der Wilt 401.
Joan van der Spriet 401.
Albertus van der Burg 401.
Johan van der Meer 4o3.
Cornelis van der Meuien 400.
Jacob van de Roer 406.
Fran^ois Danks 409.
Pieter van der Hülst 411.
Simon van der Does 41 3.
Kristoffel Lubienitzki 414.
Jan Vollevens 416.
Karel Fabricius 416.
Ferdinand Voet 418.
Abraham van den Tempel 419.
Karel de Moor 420.
Johan Fran9ois Douven 421.
Willem Beurs 424.
Kloosterman 425.
Willem Wissing 428.
Ernst Stuven 432.
Justus van Huisiim 437.
Cornelis Picolett 438.
Adriaen van der Werf 439, 441, 444.
Historische und religiöse Compositionen.
David Jorisz 11.
Barend van Orley 12.
Johan Snellinks 18.
Paulus Moreelse 26.
Jan van Kuik Wouterszoon 26.
Fran^ois Franks der Jüngere 27.
Lucas Fran9ois 29.
Peter Paul Rubens 33.
Gerard Honthorst 34, 66.
Pieter Soutman 39.
Kornelis Schut 39.
Jan van Hoek 40.
Abraham Janszen 41.
Horatius Gentilesco 41.
Hendrik van Baien 42.
beodatus del Mont 5o.
Pieter Lastman 5o.
Wenceslaus Koeberger 53.
Pieter de Valk 54.
Willem van der Vliet 54.
Henrik van Vliet 54.
Caspar de Krayer 56.
Joris van Schoten 60.
Hendrik Terbruggen 61.
Pieter Bronkhorst 62.
Adriaen van Linschoten «S5.
Wybrand de Geest 65.
Jacobus Potma 66.
Adriaen de Bie 67.
486
GRUPPEN- VERZEICHNISS.
Jacques Jordaens 68.
Hendrik Berckman 70.
Leonard Bramer ^3.
Jacob de Bray 78.
Wouter Crabeth 80.
Anton van Dyk 80, 82.
Jan Lis 86.
Hendrik Schook 90.
Jan Pinas 91.
Warnard van den Valkert 92.
Justus van Egmont 96.
Philip de Champagne 97.
Jan van Bronkhorst loi.
Johanes Cossiers 102.
Kristiaen van Couwenberch io3.
Daniel van Heil io3.
Theodor van der Schnur 106.
Daniel Mytens 106.
Augustin Terwesten 106, 297, 298.
Robert du Val 106.
Willem Doudyns 106.
Matheus Terwesten 106, 297.
Rembrandt ii3, 117.
Jurian Ovens 119.
Joachim Sandrart i2(.
Emanuel de Wit 124.
Abraham van Diepenbeek 127.
Theodor van Thulden 127.
Jacob Sandrart 127.
Erasmus Quellinus 128.
Jan Lievens i3o.
Ferdinand Bol i32.
Henrik van Zomeren i38.
Jacob Backer 145.
Joan Frederik van Ysendoren 146.
Salomon ivoning 148.
Jan Baptist van Heil 149.
Nicolas de Helt-Stokade i57-
Nicolas van der Hek i63.
Jacques Wabbe 166.
Lucas Fran9ois der Jüngere 167.
Govaert Flink 173.
Hans Jordaens 176, 297.
Rottenhamer 176.
Lucas Jordaens 176.
Jurian Jakobsz i83.
Karel van Savoyen 186.
Philip de Koning 186.
Adriaen Verdoel 188.
Paulus Wouwerman 188.
Olivier 196.
Quant 196.
Cesar van Everdingen 200.
Gerbrant van den Eckhout 2o3.
Jacques Vaillant 2o5.
Nicolas Berchem 210.
Pieter Grebber 2i3.
Hendrik Pot 214.
Gerrit van Hoochstadt 220.
Samuel van Hoogstraten 226.
Jacob van Kampen 233, 434.
Hendrik Graauw 233.
Barent Graat 240.
Vincent van der Vinne 243.
Cornelis Bisschop 247.
Gerard Pieterze van Zyl 25o.
Michiel Willemans 232.
Willem Doudyns 253, 297.
Jan van Assem 254.
Benjamin Blök 257.
Bartholomäus Meyburg 258.
Kristoffel Pierson 258.
Johan Heinrich Roos 268.
Fromentjou 276.
Johan van Nes 294.
Monnaville 297.
Klaassens 297.
Hans Martyn 297.
Gomarus Wouters 297.
Guilhelmo van Ingen 297, 407.
•Dominicus van Wynen 297.
Claudius Albertus Sevin 297.
Verhulst 297.
Adrian Foly 297.
Francis van der Kuppen 297.
Rouw 298.
De Winter 298.
Jan Baptist d'Assenie 298.
Frans van Mieris 3o2.
Jan Steen 3o5.
Jan Linsen 307.
Johannes Spilberg 3i3, 3i4.
De Backer (Jacob de, der Aeltere) 317.
Van Harp 3i8.
Karel du Jardin 319.
Drost 320.
Van Terlee 32o.
Poorter 320.
Spalthof 320.
Martinus Saagmolen 32i.
Johan van Nek 327.
Adriaen van den Velde 333.
Bartolet Flaman 343.
Gerard Lairess 344.
Ary de Vois 349.
Nicolas Rozendael 35o.
Jacob van Loo 352.
Godfried Schalken 354, 355.
Dirk Freres 358.
Adriaen Backer 359.
Mathias Scheits 36o.
Arent de Gelder 370.
Michiel Musscher 372.
Ary Huybertsz Verveer 373.
GRUPPEN- VERZEICHNISS.
487
Arnoldus Verbius 374.
Isrel Covyn 374.
Joan van Noort 379.
Johannes Voorhout 38i.
Mathys Neveu 38i.
Jacob Denys 38 1.
Daniel Syder 382.
Godfried Kneller 384.
Mathys Wulfraat 392.
Jacob Moelaert 393.
Romein de Hooge 395.
Johannes Verko]je-40o.
Albertus van der Burg 401.
Jacob Koning 401.
Pieter Reuven /^oz.
Marienhof 4o3.
Johan Starrenberg 406.
Jacob de Wolf 406.
Gerard Segers 408.
Fran^ois Danks 409.
David Colyns 410.
Kornelis Holstein 412.
Theodor Lubienitzki 414.
Christoffel Lubienitzki 414.
Ferdinand Voet 418.
Karel de Moor 420.
Antoni Schoonjans 423.
Philip Tideman 43o.
Justus van Huisum 437.
Adriaen van der Werf 442, 443.
Allegorien u. moralisirende Dartiellungen.
Hendrik van Baien 42.
Adriaen van der Venne 62.
Jacques Francart 72.
Artus Wolfaerts 86, 221.
Hendrik de Klerk 93.
Pieter van der Willigen 126.
Leonard van Orly 126,
Dammori van Luik 126.
Barent Graat 241.
Vincent van der Vinne 243.
Romein de Hooge 243.
Pieter Fritz 295.
Jan Steen 3o4.
Gesellschafts-, Conversationsstücke und In-
terieurs.
Dirk Ha^s 48.
Jan Lis 87.
Kristoffel und Jacob van der Lanen 93.
Monniks 119.
Gerards van Zyl 120, 249, 400.
Antony Palamedes Stevers i33.
Joan Frederik van Ysendoren 146.
Cornelis Zachtleven 147.
Gerard Dou 162.
La Tombe 175.
Ludolf de Jonge 180.
Pieter de Hooge 180.
Jacob Ugtervelt 180.
Jan Baptist Weenix 194.
Willem Buitenweg 197.
A. Pardanus 221.
Vuurpyl 221.
Duister 221.
Heerschap 221.
Willem Verschuring 236.
Abraham van Dyk 295.
Jakob Torenvliet 297.
Nolbertus van Bloemen 297.
Dominicus van Wynen 297.
Pieter Fritz 297.
Frans van Mieris 3oi.
Gerard Terburg 3io.
Gabriel Metzu 3i2.
Pieter van Anraat 3i6.
V. Geel 317.
Pieter van Slingeland 348.
Eglon van der Neer 333.
Job Berkheyden 362.
Michiel Musscher 372.
Hubert van Ravestein 374.
Konstantyn Verhout 379.
Mathys Neveu 38i.
Mathys Wulfraat 392.
Johannes Verkolje 400.
Matheus Wytman 402.
Gaspar Netscher 402.
Hernard Schendel 436.
Reinier Brakenburg 436.
Schlachten und Reiterscenen.
Johann Snellinks 18.
Pieter Snayers 67.
Cornelis de Waal 68.
Hendrik Berckman 70.
Esaias van den Velde 77, 120.
Nicolas Knufter 102.
Palamedes Palamedesz Stevers i32.
Robert van Hoek 149, 184.
Pieter de Laar i56.
Jan Wyk 168.
Ludolf de Jong 180.
Philip Wouwerman 189.
Johannes Peeters 219.
Nicolaes van Eyck 220.
Hendrik Verschuuring 234.
Antoine Fran9ois van der Meulen 291.
Pieter van Bloemen 297.
Pieter Hofmans 297.
Christiaen Reuder 298.
Jan van Huchtenburg 339, ^9^t 4^^-
Mathias Scheits 36o.
488
GRÜPPEN-VERZEICHNISS.
Gysbert Verhoek 36i.
Ludovicus Rouhier (?) 36i.
Johannes van der Bent 403.
Barent Gaal 410.
Jakob van Bunnik 418.
Dirk Maas 428.
Justus van Huisum 437.
Jagden.
Baren d van Orley 13.
Fran^ois Snyders 43, i83, 338.
Daniel Vertangen 38.
Paulus de Vos 128.
Jan Wyk 170.
Ludolf de Jong 180.
Jurian Jakobsz i83, 435.
Pliilip Wouwerman 189.
Pieter Wouwerman 190.
Hendrik Verschuuring 334.
Evert Oudendyk 317.
Drossaert 317.
Pieter Molyn der Jüngere 338.
Dirk Maas 376.
Abraham Hondius 409.
Nachtstücke.
Daniel van Heil io3.
Jurian Ovens 119.
Höllen-Brueghel 167.
David Rykaert 167.
Cornelis Zachtleven 179.
Cornelis Bisschop 247.
Gerard Honthorst 263.
Pieter Fritz 295.
Frans van Mieris 3oo.
Godfried Schalken 355.
Arnout Elzevier 373.
Abraham Hondius 409.
Figuren.
Franfois Badens 22.
Sebastiaen Franks 27.
Adam Willaarts 3i.
Joan Bruegel 43.
Dirk Hals 48.
Cornelis Poelenburg 38, 59.
Daniel Vertangen 58.
Joan van der Lis 58.
Fran9oi8 Verwilt 58.
Johann Torrentius 63, 212.
Theodorus van Loon 86.
Jan Pinas 91.
Jacob Pinas 91.
G. Bakkereel 93.
Kristiaen van Kouwenberch io3.
Esaias van den Velde 120.
Eroanuel de Wit 124.
Salomon Koning 148.
Leendert van der Koogen i3i.
Erasmus Quellinus i53«
Thomas Willeborts Bossaert i54.
Pieter de Laar i55.
Jacques van Artois i58.
Gerard Don 162.
Franciscus Wouters 167.
Thomas Wyk 169.
La Tombe 175.
Cornelis Zachtleven 179.
Jurian Jakobsz i83.
Johan Weenix i85.
Karel van Savoyen 186.
Philip Wouwerman 190.
Jan Baptist Weenix 194.
Tilmans (Tochter) 197.
Hendrik Martensz Zorg 197.
Cesar van Everdingen soo.
Theodor Helmbreker 3o8.
Nicolas Berchem 210.
Andries Both 210.
Pieter Grebber 2i3
Johannes van Heck 219.
Philip Fruytiers 220.
Peter van der Borcht 220.
Jan Miel 220.
Johannes Lingelbach 221.
Ossenbek 23o.
Willem Verschuring 236.
Jacob van der Ulft 237.
Cornelis Bischop 247.
Jacobus Bischop 248.
Abraham Bischop 348.
Peter van Breda 348.
Willem Schellinks 366.
Karel Emanuel Biset 375.
Adriaen van den Velde 389, 3i6.
Theodor Helmbreker 389.
Joan Guiliam Bouwer 291.
Kornelis Kik 393.
A. de Grebber 3g3.
Blekers 293.
Dionysius Godyn 397.
Karel da Jardin 397.
Dominicus Schaft 398.
Jan Linsen 307.
V. Geel 317.
Adriaen Oudendyk 3i8.
Van Harp 3i8.
Spalthof 320.
Broers 33o.
Johannes Buns 33i.
Petit Joan le Hollandais 333.
Ludowyk Smits 333.
Johan van Neck 336.
Heiman Dullaert 333.
GRUPPEN- VERZEICHNISS.
489
Dirk van Bergen 334.
Abraham Genoeh 338.
Micbiel van Barspalm 340.
Anna Maria van Thielen 342.
Fran9oise Katharina van Thielen 342.
Pieter van Slingelant 348.
Ary de Vois 349.
Johannes van Haansbergen 35i.
Jacob van Loo 352.
Eglon van der Neer 333.
Godfrid Schalken 354.
Pieter van der Lecüw 356.
Abraham van Kalraat 357.
Dirk Freres 358.
Adriaen Backer 359.
Horatius Paulyn 36o.
Gysbert Vcrhoek 3üi.
Job Berkheyden 362.
Johannes Vorstermans 366.
Francisco Millet 368.
Michiel Muscher 371.
Regnier Covyn 374.
Jacob Knyf 377.
Jan van Nickelen 397.
Jacob Koning 401.
Johannes van der Bent 402.
Johan van der Meer 4o3.
Gerard Segers 408.
Abraham Stork 410.
Barent Gaal 410.
Pieter Peateman 411.
Jan Hoogzaat 4i5.
Johan Weenix 423.
Jan Griffier 426.
Robert Griffier 427.
Huisman 428.
Jacob de Heus 429.
Jacob van Kampen 434.
Bauern.
Pieter Bruegel 44.
Egydius van Tilburg 95.
Theodor van Thulden 127.
Adriaen Brouwer 138, 140.
Joost van Craesbeck 143.
Cornelis Zachtleven 147.
David Teniers 148.
Adriaen van Ostade i5o.
Cornelis Bega i5o.
Nicolas van der Hek 164.
Willem Buitenweg 197.
Hendrik Martensz Zorgh 197.
Jan Mienze Molenaer ig8.
Aart van Waas 198.
Droogsloot 278, 401.
Theodor Helmbreker 289.
Adriaen Oadendyk 3i8.
Broers 32o.
Mathias Scheits 36o.
Job Berkheyden 362.
Hubert van Ravestein 374.
Abraham Diepraa/n 390.'
Reinier Brakenburg 436.
Landschaßen.
Kornelis Antonisze 11.
Barent van Orley 12.
Fran9ois Badens 22.
Tobias Verhaegt 24.
Sebastiaen Franks 27.
Roelant Savry 29.
Adam Willarts 3o.
Aart Janze Druivestein 3i.
Peter Paul Rubens 38.
Joan Bruegel 42, 44.
Jodocus de Momper 45.
Adriaen Stalbemt 45.
Jakob Woutersz Vosmer 52.
Pieter de Valk 54.
Guiliam Nieulandt 55.
Dirk Rafaelsz Kamphuizen 56.
Cornelis Poelenburg 58.
Joan van der Lis 58.
Daniel Vertangen 58.
Fran9ois Verwilt 58.
Alexander Keerings 59.
Willem van Drillenburg 60, 222.
Joris van Schoten 60.
Jan Pinas 60, 91.
Lucas de Waal 65.
Pieter Snayers 6j.
Lucas van Uden 70.
Knipbergen 73.
Jan van Goyen 73, 76.
Koenraad Schilperoort 75.
Esaias van den Velde 76, 77.
Roelant Rogman 77.
Jodocus de Momper 86.
Jacob Pinas 91.
Pieter Molyn der Aeltere 91.
Lowys de Vadder 92.
Lukas Achtschellinks 93.
Märten Rykaard 93.
G. Bakkereel 93.
Joannes Wildens 94.
Abraham Mattys 95.
Pieter Janze van Asch io3.
Jakob Gerretze Kuyp 104.
Izak van Hasselt 104.
Kornelis Tegelberg 104.
Albert Kuyp 108.
Peter Fran9ois Lucasz iie.
Joachim Sandrart 121.
Margareta Godewyk i35.
490
GRUPPEN-VERZEICHNISS.
Henrik van Zomeren i38.
Herman Zachtleven 147.
Willem van Bemmel 148.
Emelraad i53.
Jacques van Artois 1^8.
Nicolas van der Hek i63.
Märten Heemskerk van der Hek 164.
Franciscus Wouters 167.
David Rykaert 167.
Tomas Wyk 169.
La Tombe 175.
Antoni Waterloo 184.
Jan Wouwerman igi.
Gillis Hondekoeter 191.
Jan Baptist Weenix 194.
Simon Peter Tilmans 196.
Tilmans (Tochter) 197.
Aldert van Everdingen 201.
Emanuel Murant 204.
Theodor Helmbreker 208.
Jan Wils 209.
Nicolas Berchem 210.
Jan Both 210.
Kornelis Vroom 214.
Johan Jakobsz 214.
Nicolas Zuyker 214.
Ger. Bleyker 214.
Salomon Ruysdael 214, 322.
Reyer 214.
Hercules Segers 217.
Johannes van Heck 219.
Peter van der Borcht 220.
Johannes Lingelbach 222.
Jan Worst 222.
Samuel van Hoogstraten 225.
Ossenbek 23o. ~
Johannes Withoos 232.
Hendrik Verschuuring 234.
Jakob van der Ulft 236.
Jan Teunisz Blankhof 237.
Vincent van der Vinne 243.
Peter van Breda 248.
Ary van der Kabel 253.
Jan van Assen 254.
Daniel Schellinks 266.
Johann Heinrich Roos 268.
Filip Roos 272.
Gerard Uilenburg 275, 277.
Piemans 280.
Barent Appelman 286.
Frederik de Moucheron 288.
Pieter Gallis 289.
Antoine Fran9ois van der Meulen 290.
Joan Guiliam Bouwer 291.
Frans Post 294.
Pieter Molyn 294.
Jakob van Hassel 295.
Jan Francis van Bloemen 297.
Paul 297.
Adriaen de Honig (Honing) 297.
Abraham Genoels 297, 337.
Johannes Glauber 297, 376.
Momper 297;
Herman Zwanevelt 297, 3i8.
Karel du Jardin 297.
Jan Bunnik 297.
Hendrik van Lint 297, 3i6.
Izak de Moucheron 297.
Theodor Visser 297.
Jan Hakkert 3i6.
Evert Oudendyk 317.
Drossaert 317.
Ruischer 317.
Akerbom (A. v. Verboom) 3i8.
Pieter Gyzen 3i8.
Rombout van Trojen 3i8.
Adriaen Oudendyk 3i8.
Jan Asselyn 32i.
Petit Joan le Hollandais .322.
Jacob Ruisdael 322.
Gillis de Hondekoeter 324.
R. Savry 324.
David Vinkeboons 324.
Joan van der Heiden 33o.
Adriaen van den Velde 333.
Dirk van Bergen 334.
Barent Appelman 347.
Johannes van Haansbergen 35i.
Aart van der Neer 352.
Eglon van der Neer 353, 423.
Pieter van der Leeuw 356.
Jan Visser 358.
Gerard Berkheyden 362.
Johannes Vorstermans 365.
J. van Hagen 367.
Francisco Millet 368.
Albert Meyering 371.
Arnout Elzevier 373.
Johannes Oflfermans 374.
Jacob Knyf 377.
Jan Gotlieb Glauber 377.
Johan Zacharias Kneller 383.
Jan van Kessel 387.
Adriaen Boudewyns 388.
Jacob van Huchtenburg 393.
Jan van Nickelen 396.
Ugaart Delvenaar 401.
Jacob Koning 401.
Barent van Kalraat 404.
Nicolas de Vree 409.
Stork 410.
Izak Koene 410.
Ludolf Bakhuizen 411.
Johan van Bunnik 419.
GRUPPEN- VERZEICHNISS.
491
Simon Germyn 424.
Willem Beurs 424;
Jan Griffier 426.
Robert Griffier 428.
Huisman 428.
Hendrik Mommers 428.
Guiliam de Heus 428.
Jacomo de Heus 428.
Willem Dalens 436.
Justus van Huisum 437.
Marinen und Strand- Ansichten.
Jan Parcelles 74, 90.
Julius Parcelles 91.
Andries van Artveit 93.
Willem van den Velde der Aeltere i52.
Bonaventura Peeters 166,
Jan Baptist Weenix 194.
Cornelis Wieringen 214.
Hendrik Vroom 214.
Kornelis Verbeck 214.
Johan Goderis 214.
Johannes Peeters 219.
Gaspar van Eyck 219.
Johannes Lingelbach 221.
Samuel van Hoogstraten 225.
Jan Teunisz Blankhof 238.
Arnout Smit 239.
Ary van der Kabel 233.
Hendrik Dubbels 255.
Ludotf Bakhuizen 255, 411.
Willem Schellinks 266.
Simon de Vlieger 287.
Willem van den Velde 288.
Gaspar van den Bos 289.
Paul 297.
Pieter de Zeelander 297.
Jacob Ruisdael 322.
ßellevois 36o.
Gerard de Jager 373.
Jacob Knyf 377.
Abraham Stork 410.
Jan Klaasze Rietschoof 411.
Hendrik Rietschoof 412.
Michiel Maddersteg 437.
Justus van Huisum 437.
Perspectivische Ansichten.
Hendrik van Vliet 55, 396.
Pieter ßronkhorst 62.
Pieter Zaenredam 78.
Peter van Loon 92.
Pieter Neefs 95.
Theodor Babuer (?) 95.
Emanuel de Wit 124, 275.
Jacob Reugers Blök 19g.
Samuel van Hoogstraten 226.
Hendrik van Streck 275.
Rombout van Trojen 3i8.
Joan van der Heyden 33o.
Gerard Berkheyden 362.
Nickelen 396.
Dirk van Delen 4o5. ,
Karel Fabricius 416.
Thiere.
Barend van Orley 12.
Roelant Savry 29.
Aart Janze Druivestein 3i.
Fran9ois Snyders 43, i83.
Dirk Rafaelz Kamphuizen 56.
Adriaen van Utrecht 79.
Jakob van Es 93.
Jakob Gerretze Kuyp 104.
Albert Kuyp 108.
Esaias van den Velde 120.
Anna Maria Schuurmans i33.
Otto Marcclis 154.
Pieter Verbeck 177.
Cornelis Zachtleven 179.
Jurian Jakobze i83, 435.
Johan Weenix i85, 423.
Pieter Wouwerman igo.
Melchior Hondekoeter 191, 325.
Jan Baptist Weenix 194, 210.
Jacob van der Does 208.
Pieter Klaasze 208.
Nicolas Berchcm 210.
Andries Both 210.
Paulus Potter 216.
Jobannes van Kessel 219, 387.
Peter Boel 219.
Johannes van Heck 219.
Jan Sibrechts 219.
Alexander Adriaensen 220.
Fra9ois Eyckens 220.
Jan Eyckens 220.
Johannes Lingelbach 221.
Samuel van Hoogstraten 225.
Ossenbek 23o.
Mathias Withoos 23i.
Alida Withoos 23i.
Pieter Withoos 232.
Franz Withoos 232.
Hendrik Verschuuring 234.
Meister Hans 239.
Barent Graat 239.
Pieter de Laar 240.
Johan Heinrich Roos 241, 267.
Vincent van der Vinne 243.
Abraham Bisschop 248.
Peter van Breda 248.
Willem Schellinks 266.
Filip Roos 269, 271.
492
GRUPPEN-VERZEICHNISS.
Fromentjou 276.
Adriaen van den Velde 289, 3i6, 333.
Theodor Helmbreker 289.
Jan van Lint 297.
Karel du Jardin 297.
Van Beeke 317.
Adriaen Oudendyk 3i8.
Kare;] da Jardin 319.
Jacob Gellig 320.
Spalthof 320.
Gysbert Hondekoeter 325.
Johan Vischer 327.
Dirk van Bergen 334.
Koster 335.
Boel 339.
Nicasuis 340.
Ernest Lairesse 347.
Bastiaen Goverts van der Leeuw 355.
Gabriel van der Leeuw 356.
Pieter van der Leeuw 356.
Steenwinkel 357.
Jan van Aken 357.
Pieter Molyn der Jüngere 357- .
Gysbert Verhoek 36i.
Michiel Musscher 3;!.
Maria Sybille Merian 379.
Dirk Stoop 390.
Johan van Huchtenburg 392.
Jacob van Huchtenburg 393.
Elias Terwesten 398.
Jacob Koning 401.
Johannes van der Bent 402.
Barent van Kalraat 404.
Van Vcen 4o5.
P. Holsteyn 4o5.
Abraham de Heusch 406.
Pieter van der Leeuw Bastiansz 406.
Abraham Hondius 409.
Jan van Alen 410.
Pieter van der Hülst 411.
Simon van der Does 4i3.
Christophorus Puitlink 420.
Huisman 428.
Dirk Maas 428.
Jacob de Heus 429.
Elias van den Broek 434.
Blumen und Kräuter.
Adriaen van der Spelt 18.
Jan Bruegel 44, 64.
Jakob Woutersz Vosmeer 52.
Daniel Zegers 63, i85.
Dirk de Bray 79.
Joan de Heem 88, 244.
David Davidse de Heem 89.
Hendrik Schook qo.
Jacob van Es 93.
Willem van Aelst 100, 432.
Anna Maria Schuurmans i33.
Margarita Godewyk i35.
Henrik van Zomeren i38.
Otto Marcel is i54, 295.
Jacobus Roodtseus 166.
Jan Philip van Thielen i85.
Maria Theresia van Thielen i85, 342.
Anna Maria van Thielen i85, 343.
Fran^oise Katharina van Thielen i85, 342.
Tilmans (Tochter) 197.
Joris van Son 2o3.
Johannes van Kessel 219, 387.
Peter Boel 219.
Johannes van Heck 219.
Jan Eyckcns 220.
Guiliam Gabron 221.
Samuel van Hoogstraten 235.
Mathias Withoos 23i.
Alida Withoos 232.
IMeter Withoos 232.
Frans Withoos 232.
Maria van Oosterwyk 244.
Gert je Pieters 24.5.
Anna Katharina Fischer 258.
Ottomar Eigen der Aeltere 275, 276.
Bartolomaeus Astyn 278.
Pieter Gallis 289.
Kornelis Kik 292.
Kristian Siriep 295.
Pieter van der Hülst 297, 4.11.
Karel de Vogel 297.
David de Koning 297.
Abraham Bruegel 297.
Joan Werner Tamm 298.
Jacomo van Staverden 298.
J. Weyerman 317.
Abraham Minjon 33i.
Jacob Marrel 33i.
Isak Ducart 33i.
Baptist Menoi^ 339.
Jacques Lairesse 347.
Eglon van der Neer 353.
Picart 375.
Maria Sybille Merian 378.
Johanna Helena Herolt Graff 379.
Dorothea Maria Hendriks Graff 379.
Jan van Nickelen 39b.
Elias Terwesten 398.
Matheus Wytman 402.
Abraham de Heusch 406.
Nicolas de Vree 409.
Willem Beurs 424.
Ernst Stuven 433.
Elias van den Broek 434.
Laurens van der Vinne 434.
Justus van Huisum 437.
1
GRUPPEN-VERZEIGHNISS.
493
Früchte.
Fran9ois Snyders 43.
Joan Bruegel 44.
Adriaen van Utrecht 79.
Joan de Heem 88.
Jacob van Es 93.
Evert van Aelst 98.
Albert Kuyp 108.
Jacobus Roodtseus 166.
Joris van Son 2o3.
Floris van Dyk 214.
Willem Heda 214.
Alexander Adriaensen 220.
Fran9ois Eyckens 220.
Jan Eyckens 220.
Guiliam Gabron 22r.
Samuel van Hoogstraten 225.
Allda Withoos 23i.
Ottomar Elger der Aeltere 275.
Pieter Gallis 289.
Kornelis Kik 292.
Jacomo van Staverden 298.
J. Weyerraan 317.
Van Beeke 317.
Ludowyk Smits 323.
Jacob van den Bosch 328.
Abraham Minjon 33i.
R. Ruisch 33i, 423. •
J. van Huisum 33i.
Abraham van Kalraat 357.
Elias Terwestcn 398.
Matheus Wytman 402.
Simon Germyn 424.
StiUleben.
Kornelis Delff 3i.
Jan de Heem 89.
Kornelis de Heem go.
Evert van Aelst 98.
Willem van Aelst 99.
Jacques Grief 104.
Gornelis Zachtleven 147.
David Teniers 148.
Gerard Dou 161.
Jan van Everdingen 2or.
Pieter Claasze 208.
Johannes van Heck 219.
Alexander Adriaensen 220.
Fran9ois Eyckens 220.
Jan Eyckens 220.
Guiliam Gabron 221.
Samuel van Hoogstraten 225.
Roestraten 233.
Vincent van der Vinne 243.
Maria van Osterwyk 244.
Gecrtye Pieters 245.
Leemans 259.
Kristoflfel Pierson 259.
Juriaen van Streck 274.
Pieter Gallis 289.
Kornelis Kik 292.
Kornelis Brize 293.
David de Koning 297.
Joan van der Hey den 33i.
Koster 335.
Abraham Susenier 373.
Regnier Covyn 374.
Pieter Peuteman 411.
Miniaturen.
Philip Fruytiers 220.
Joan Guiliam Bouwcr 220, 291.
Frederik Brendel 292.
Kaspar van Wittel 298.
Laurens Frank 337-
Du Chatel 352.
Grisailles.
Jeronimus van Diest 62.
Barent Graat 240.
Boitö 340.
Gerard Lairesse 345.
Jacques Lairesse 347.
Van Nerven (?) 36i.
Pieter Verhoek (?) 36i.
Philip Tideman 43i.
Adriaen van der Werf 441.
Tapetenpatronen .
Barend van Orley 12.
J. Jordaens i3.
Abraham Genoels 338.
Furni 339.
Baptist Menoi^ 339.
Boel 339.
Nicasius 340.
Boitö 340.
Laurens van der Vinne 424.
Glasmaler.
David Jorisz 10.
Willem Tomberg i3.
Dirk Crabeth i3.
Wouter Crabeth i3.
Westerhoud i5.
Daniel Tomberg i5.
Willem Tybout 16.
Kornelis Ysbrantse Kuffeus 16.
Laurens van Kool 16.
Jacob Caan 17.
Jan Dirksz Lonk 17.
494
GRUPPEN- VERZEICHNISS.
Govcrt Hendriksz 17.
Jan Damesz 17.
Aart Verhaast 17.
Gysbert van der Kuil 17.
Dirk de Vrye 17.
Ädriaen van der Spelt 17.
Markus Geerards 21.
Jan van Kuik Wouterszoon 26.
Jelle Reiniers 66.
Hendrik Klok 76.
Jan Verburgh 100.
Pieter Mathys 100.
Chamu 100.
Jan van Bronkhorst 100.
Abraham van Diepenbeek 126.
Joan Frederik van Ysendoren 146.
Pieter Jahszen il>3.
Jan van Bockhorst i53, 2i5.
Pieter Kouwenhorn 160.
Peter Holstein 2i5, 412.
Jacob van der Ulft 237, 36i.
Josef Oostfries 24.2.
Jan Maartz 242.
Klaas van der Meulen 242.
Katharina Oostfries 242.
Jan Janze Slob 242.
Jan Post 294.
Abraham Torenvliet 299.
Pieter Verhoek 36i.
Gerard Hoet 387.
Stoop, der Vater 390.
Kornelis Holstein 412.
Architekten.
Korneh's Bloemaert 22.
Paulus Moreelse 26.
Deodatus del Mont 49.
Wenceslaus Koeberger 52.
Jacques Francart 71.
Pieter Koek van Aelst 98.
Robert van Hoek 184.
Jan Weenix 191.
Jacob Reugers Blök 199.
Jacob van Kampen 200, 435.
Godyn 336.
Adriaen van der Werf 445.
Bildhauer.
Artus Quellinus 129, 297.
Michiel Colyns i3o.
Pieter Rycks 187.
Hendrik van Streck 274.
Willem van der Hoeven 274.
Peter van der Meulen 291.
Johannes Netscher 334-
Aemilius und Samue 1 Huppe 357.
Abraham van Kalraat 357.
Hendrik Note man 370, 398.
Chevalier Grupello 423.
Bildschnitzer.
Kornelis Bloemaert 22.
Anna Maria Schuurmans 134.
Pieter Janze Begyn i5o.
Jan Eyckens 220.
Dirk Steen (?) 3o6.
Kupferstecher und Radirer.
Willem Isaaksz (Nicolai) 19.
Markus Geerards 22.
Kornelis Bloemaert 23, 417.
Crispin van de Pas 23.
Hendrik Goudt 29.
Geertruyd Rogman 3o.
Willem Delff 3i.
Kornelis Scbut 39.
David Baily 53.
Johannes Verkolje io3.
Rembrandt 117.
Jan van den Veldei20.
Gillis Sadeler 120.
Michiel le Blon 121.
Theodor van Thulden 127.
Paul Pontius 128.
Anna Maria Schuurmans i33.
Munnikhuizen 134.
Theodor Math am 145.
Leendert van der Koogen i5i-
Kornelis Mytens i53.
Bartholomäus Dolendo 160.
Fran9ois Menton 168.
Thomas Wyk 169.
Van Loch um 178.
Lynhoven 178.
Hendrik Goltzius 180.
Antoni Waterloo i85.
Chr. Hagens 197.
Regnier Parzyn 198.
Wallerant Vaillant 204.
Prinz Robert 204.
Andreas Vaillant 206.
Paulus Potter 217.
Hercules Segers 218.
Arnold Houbraken 227.
Johann Heinrich Roos 241.
Jan de.Biskop 253.
Ludolf Bakhuizen 257.
J. Hughtenburg 291.
R. de Hooge 291, 395.
GRUPPEN- VERZEICHNISS.
495
Nicolas Bernart 291.
N. Cochin 391.
Ch. Simmonneau 291.
Fr. Ertinger 291.
Melchior Küsel 292.
M. Pool 296.
Hendrik Bary 3oo.
Blooteling 3oi.
Bonaventura Overbeek 298.
Jan Luiken 32i, 394.
Johan Visscher 327.
Kornelis Visscher 328.
Lombart Visscher 328.
Abraham Genoels 339.
Boudewyns 339.
Pieter Verbruggen 340.
Bernard Baillen 341.
Jacomo Blondel 341.
Gerard Lairess 343, 344.
Joan de Biskop 373.
Matheüs Merian 377.
Gerard Hoet 388.
Josef Mulder 391.
Johannes Verkolje 400.
Ferdinand Voet 418.
Kunst- Stickerinnen.
Rozee 25q.
Johanna Koerten 404.
K. k. Hof buchdrnckerei Carl Fromme In Wicii.
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