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Full text of "Arnold Houbraken's Grosse Schouburgh der niederländischen Maler und Malerinnen"

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ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH 


DER 


NIEDERLÄNDISCHEN   MALER   UND   MALERINNEN. 


QUELLENSCHRIFTEN 


FÜR 


KUNSTGESCHICHTE 


UND 


KUNSTTECHNIK  DES  MITTELALTERS 


UND  ÖER 


RENAISSANCE 


mit  Unterstüt:[ung  des  k.   k.  österr.  ^Ministeriums  für  Kultus  und  Unterricht 

im  ^Vereine  mit  Jachgenossen  herausgegeben 


von 


R.  EITELBERGER  v.  EDELBERp. 

XIV. 

ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBURGH 

DER  NIEDERLÄNDISCHEN  MALER  UND  MALERINNEN. 

ÜBKBSiBTZT  UND  MIT  BINLBITUNG,   ANMEBKÜNGKN  UNO   INHALTS-VISBZBICIIMISSISN    VKRSRHBN 

Ton 

DR.   ALFRED    VON    WURZBACH. 
I.  Band. 


WIEN,    1880. 

WILHELM    BRAUMÜLLER 

K.  K.  HOF-  UND  UNIVERSITÄTS-BUCHHÄMDLER. 


.      * 


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ARNOLD  HOUBRAKEN'S 


GROSSE 


SCHOUBURGH 


DER 


NIEDERLÄNDISCHEN  MALER  UND  MALERINNEN. 


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ÜBERSETZT 


UND    MIT    EINLEITUNG,    ANMESKÜN6EN    UND    INHALTS  -  VERZEICHNISSEN    VERSEHEN    VON 


DR-  ALFRED  von  WURZBACH 


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L    BAND 


ÜBERSETZUNG  DES  TEXTES  NEBST  DREI  INHALTS-VERZEICHNISSEN. 


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WIEN,    1880. 

WILHELM    BRAUMÜLLER 

K.  K.  HOF-  UND  UNIVEBSITÄTS-BUCHHANDLES. 


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663^ 


RUDOLF  EITELBERGER  v.  EDELBERG 


IN  VEREHRUNG 


QBIVIDMBT. 


EINLEITUNG. 


Auf  jedem  Blatte  der  Geschichte  jener  grossartigen  Blüte- 
Epochen,  welche  das  XV.,  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  in  den 
Niederlanden  hervorgebracht  haben,  begegnen  wir  den  Namen 
zweier  Männer,  welche  sich  die  Aufgabe  stellten,  die  Lebens- 
beschreibungen ihrer  berühmten  Kunstgenossen  der  Nachwelt 
zu  überliefern.  Es  sind  dies  die  beiden  Malerbiographen  Karel 
van  Mander  und  Arnold  Houbraken ,  beide  selbst  Maler  und 
in  ihrem  historischen  Auftreten  derart  an  die  Ausgangspunkte 
zweier  Epochen  gestellt,  dass  sie  in  der  Lage  sind,  noch  alle 
Diejenigen,  die  vor  ihnen  die  Pforten  der  Vergessenheit  durch- 
schritten, mit  Namen  zu  nennen  und  naher  zu  bezeichnen.  Bei 
Vielen  trügt  sie  das  Gedächtniss  und  es  verwirren  sich  ihre 
Erinnerungen.  Sie  überliefern  uns  mitunter  falsche  Thatsachen 
und  entstellte  Namen,  aber  trotzdem  berichten  sie  eine  uner- 
schöpfliche Fülle  von  Einzelheiten,  deren  Glaubwürdigkeit  durch 
sorgfältige   kritische  Untersuchung  sicher  zu   stellen  sein  muss. 

Der  Erste  steht  am  Ausgange  des  XVI.  Jahrhunderts  und 
blickt  auf  eine  Periode  zurück,  über  deren  künstlerische 
Thätigkeit  die  Forschungen  der  letzten  Jahre  staunenswerthe 
Aufschlüsse  zu  Tage  gefördert  haben.  Nur  die  furchtbaren 
Erschütterungen,  die  unaufhörlichen  Kriege,  Verwüstungen, 
Revolutionen  und  Bilderstürme,  die",  einander  ablösend,  über 
dieses  Land  hereinbrachen,  bieten  eine  Erklärung  für  die  Arm- 


VIII  EINLEITUNG. 

Seligkeit  der  Reste,  die  aus  dieser  Zeit  bis  auf  uns  gekommen 
sind.  Wir  haben  nur  wenige  schriftliche  Nachrichten,  eine 
Anzahl  unbezeichneter  Gemälde,  Handzeichnungen  und  Kupfer- 
stiche, die  in  sämmtlichen  europäischen  Gallerien  zerstreut  sind, 
als  dürftige  Behelfe  um  die  Geschichte  der  künstlerischen  Blüte 
des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  aufzubauen.  Es  ist  selbst- 
verständlich, dass  unsere  Schlüsse,  die  auf  so  schwachen  Grund- 
lagen stehen,  oft  irrig  sein  müssen.  Um  so  grösser  ist  deshalb 
das  Interesse,  welches  sich  an  van  Mander's  Malerbuch  knüpft, 
und  es  wäre  gewiss  die  dringendere,  wichtigere  und  lohnendere 
Arbeit  gewesen,  sein  Werk,  als  das  historisch  bedeutendere, 
zuerst  zu  übersetzen  und  zu  commentiren. 

Aber  die  Hindernisse,  welche  sich  dieser  Aufgabe  ent- 
gegenstellen ,  sind  kaum  zu  beseitigen.  Weder  bietet  die 
deutsche  noch  die  französische,  ja  kaum  die  holländische 
Literatur  die  geringsten  Hilfsmittel  zur  Ueberwindung  der 
sprachlichen  Schwierigkeiten  eines  am  Ausgange  des  XVI.  Jahr- 
hunderts abgefassten  Werkes,  in  welchem  nicht  selten  technische 
Ausdrücke  vorkommen,  deren  Bedeutung  entschwunden  zu  sein 
scheint.  Diese  erscheinen  aber  unbedeutend  gegenüber  jenen, 
welche  sich  der  sachlichen  Forschung  entgegenstellen,  deren 
Hauptaufgabe  hier  die  Feststellung  der  einzelnen  Künstler- 
Individualitäten  sein  muss.  Derselbe  Meister  aber,  der  gegen- 
wärtig einmal  Dirk  van  Harlem,  ein  zweites  Mal  Gerard  van 
Harlem,  ein  drittes  Mal  Mabuse,  ein  viertes  Mal  Jacob  Cornelisz 
van  Oostzanen  heisst,  kann  ebensowenig  als  festgestellt  angesehen 
werden,  wie  derjenige,  dessen  Werk  die  einen  Autoritäten  dem 
Gerhard  Horebout,  die  anderen  dem  Gerard  David,  wieder 
andere  dem  Liewin  de  Witte  und  noch  andere  dem  Jan  van  Eyk 
zuschreiben. 

Es  ist  gewiss,  dass  diese  Unsicherheit  in  der  Beurtheilung 
der  niederländischen  Werke  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts 
noch    weit    entfernt    ist,    die    Grundlage    für   eine   kritische    Be- 


EINLEITUNG.  IX 

arbeitung  van  Mander's  abzugeben,  welche  allein  für  die  Forschung 
von  Nutzen  wäre. 

Leichter  zu  überwältigen  sind  die  Schwierigkeiten,  welche 
sich  der  Uebersetzung  seines  Nachfolgers,  Arnold  Houbraken, 
der  vorliegenden  Arbeit,  entgegenstellen. 

Houbraken  ist  um  loo  Jahre  jünger;  seine  Sprache  in 
Folge  dessen  verständlicher,  seine  Quellen  sind  zugänglicher  und 
seine  Nachrichten  leichter  zu  prüfen  und  richtig  zu  stellen.  Auch 
ist  das  Verhältniss  der  Kunstwerke  des  XVII.  Jahrhunderts,  der 
hauptsächlich  von  ihm  behandelten  Epoche,  ein  weit  günstigeres. 
Wir  besitzen  aus  dieser  Zeit  Werke  in  Hülle  und  Fülle,  in 
vielen  Fällen  sogar  urkundlich  beglaubigte  und  in  den  meisten 
bezeichnete  und  datirte.  Wir  sind  nicht  selten  in  der  Lage, 
uns  über  die  Thätigkeit  eines  Meisters  ein  genaues  Bild  aus 
seinen  Werken  zu  construiren  und  können  die  Wandlungen 
verfolgen,  welche  er  mit  den  Jahren  in  Technik  und  Form 
erfahren  hat.  Ausserdem  unterrichten  uns  zahlreiche  Documente 
und  Nachrichten  anderer  Art,  über  die  Glaubwürdigkeit  seiner 
Angaben. 

Diese  Prüfung  ist  aber  um  so  dringender  nothwendig  ge- 
worden, da  seine  Mittheilungen  noch  in  weit  höherem  Grade 
als  die  van  Mander's  so  in  Fleisch  und  Blut  der  Kunstgeschichte 
übergegangen  sind,  dass  man  sie  nicht  mehr  als  ein  Eigenthum 
Houbraken's,  sondern  als  herrenloses  Gut  behandelte,  dessen 
sich  Jeder,  der  des  Weges  kam,  bedienen  zu  können  glaubte. 
Da  aber  seine  Nachrichten  oft  auf  Irrthümern  beruhen,  ergiesst 
sich  iaus  seiner  Schouburgh  ein  Strom  von  erdichteten  Behaup- 
tungen in  die  Geschichte  der  niederländischen  Kunst,  die  für 
ihren  ersten  Berichterstatter,  jedoch  nicht  für  seine  kritiklosen 
Abschreiber  zu  entschuldigen  sind.  Als  diese  aber  einsahen,  dass 
sie  Falsches  mitgetheilt  hatten,  stempelten  sie  denselben  Houbraken, 
den  sie  auf  das  Kläglichste  abgeschrieben,  zum  Verläumder, 
Anekdotenkrämer  und  Lügner,  trotzdem  kein  Urtheil  ungerechter 


X  EINLEITUNG. 

ist  als  eben  dieses,  welches  zuerst  von  Campo  Weyermann,  einem 
der  nichtswürdigsten  Pamphletisten,  der  ihn  am  rücksichts- 
losesten ausgeschrieben  hat,  ausgesprengt  und  von  Descamps 
und  Anderen  fortgepflanzt  wurde,  die  dasselbe  gethan  haben. 

Die  Späteren  folgten  ihren  Vorgängern  und  so  kam  man 
endlich  dahin,  dass  die  Erinnerung  an  die  Urheberschaft  Hou- 
braken's  in  zahllosen  Nachrichten,  die  sich  bis  auf  Füssli,  Fiorillo, 
Immerzeel,  Nagler  und  Kramm  fortsetzen,  vollständig  verwischt 
und  vergessen  erscheint  und  sich  in  diesen  Schriftstellern  nur 
noch  in  den  seltensten  Fällen  eine  Andeutung  darüber  findet, 
dass  eine  bestimmte  Nachricht  ursprünglich  auf  der  Mittheilung 
Houbraken*'s  beruht. 

Dagegen  aber  fiel  ein  guter  Theil  der  üblen  Nachreden, 
mit  welchen  Weyermann  die  Kunstgeschichte  verunreinigte, 
Houbraken  zur  Last,  als  wenn  er  der  ursprüngliche  Verbreiter 
und  Erfinder  zahlloser  lügenhafter  Nachrichten  wäre,  die  von 
Anderen  herrühren. 

Und  Nichts  lag  Houbraken  ferner  als  die  Verläumdung, 
denn  er  ist  der  einfachste,  schlichteste  Erzähler  der  Lebens- 
umstände der  Künstler,  die  er  in  der  Regel  so  wiedergibt,  wie 
er  sie  gehört  oder  gelesen  und  verstanden  hat.  Ein  flüchtiger 
Blick  in  die  vorliegende  Uebersetzung  seiner  Schouburgh  wird 
genügen,  um  Jedem  die  Ueberzeugung  zu  geben,  dass  Houbraken 
niemals  etwas  Anderes  beabsichtigte,  als  die  ihm  bekannt  ge- 
wordenen Nachrichten  zu  sammeln  und  wiederzugeben.  Es  ist 
nachweisbar,  dass  er  in  vielen  Fällen  falsch  gelesen  und  das 
Gegentheil  dessen  niederschrieb,  was  er  gelesen  hat,  aber  es 
geschah  niemals  aus  Hang  zur  Verbreitung  lügenhafter  Nach- 
richten, wie  dies  bei  Weyermann  der  Fall  ist,  sondern  lediglich 
aus  unzureichendem  Verständniss  fremder  Sprachen  und  mangel- 
haftem Wissen.  Er  schreibt  selbst  (III,  p.  27),  nach  der  Bio- 
graphie Jan  Steen's:  „Hier  wird  es  wol  nöthig  sein,  dem  Leser 
ein-  für  allemal  zu  sagen,  dass  ich  bei  meiner  Arbeit  nicht  die 


EINLEITUNG.  XI 

Absicht  habe,  Jemanden  zu  verunglimpfen;  denn  ich  habe  die 
Handlungen  meiner  Kunstgenossen  so  verzeichnet,  wie  sie  mir 
von  unparteiischen  Leuten  mitgeiheilt  wurden,  ohne  an  den 
Thatsachen  aus  Neid  oder  Hass  etwas  zu  mildern  oder  zu  über- 
treiben; in  Folge  dessen  habe  ich  den  Rath  jener  naseweisen 
Kritiker,  welche  verlangen,  dass  ich  alle  Fehler  und  Gebrechen 
der  Maler,  die  mir  bei  ihnen  begegnen,  übergehen  und  nicht 
verzeichnen  möge,  als  wenn  sie  Alle  ein  tadelloses  Leben  geführt 
hätten,  nicht  beachtet." 

Und  an  anderer  Stelle  (I,  p.  222)  sagt  er:  ^Es  entmuthigt 
mich  oft,  dass  jene  Schriftsteller,  die  mehr  als  ein  halbes  Jahr- 
hundert vor  mir  und  folglich  Jenen,  deren  Lebenslauf  sie  zu 
beschreiben  vorgeben,  um  so  viel  näher  gelebt  haben,  nichts 
von  alledem  erwähnen,  was  doch  zuerst  gesagt  werden  müsste. 
Ja  es  schmerzt  mich,  dass  ich  so  spät  komme,  da  schon  so 
Vieles  vergessen  ist  und  ich  in  Folge  dessen  nicht  so  darüber 
schreiben  kann,  wie  ich  wollte.  Ich  habe  wol  mehr  als  20  Jahre 
bedacht,  wie  nöthig  es  wäre,  dass  Einer  die  Feder  ergreife, 
und  mich  oft  im  Stillen  gefreut,  dass  sich  Jemand  den  Verlust 
der  Erinnerung  an  so  viele  wackere  Maler  zu  Herzen  nehmen 
würde,  aber  es  geschah  Nichts,  als  dass  hie  und  da  Jemand 
eine  stückweise  Behandlung  in  französischer  Sprache  drucken 
Hess,  so  dass  wir  und  der  Leser  mit  uns  getrost  sein  müssen, 
wenn  es  mit  Vielen  mager  aussieht." 

An  einer  anderen  Stelle  sagt  er  (I,  p.  36):  „Wir  müssen 
uns  auch  darüber  trösten,  dass  wir  von  so  vielen  Malern,  die 
noch  in  unserer  Zeit  gelebt  haben,  nur  wenig  zu  sagen  wissen, 
ja  kaum  die  Geburtsjahre  Aller  erfahren  konnten,  da  von  einigen 
keine  Nachkommenschaft  mehr  übrig  ist  und  Diejenigen,  welche 
sie  bei  Lebzeiten  kannten,  bereits  gestorben  sind,  andererseits 
Einige,  die  allenfalls  noch  in  der  Lage  wären,  darüber  einen 
Bericht  zu  geben,  sich  dies  nicht  angelegen  sein  Hessen,  so 
dass  ich    oft  ärgerlich    darüber  wurde,    dass  man  meinem  Eifer 


XII  EINLEITUNG. 

SO  wenig  Unterstützung  angedeihen  Hess.  Ja,  ich  kann  den  Leser 
versichern,  dass,  wenn  Jeder,  bei  dem  ich  mich  über  Dinge, 
welche  mir  dunkel  waren,  zu  unterrichten  versuchte,  denselben 
Eifer  und  dieselbe  Geneigtheit  angewendet  hatte  wie  ich,  wol 
Umstände  aufgeklärt  worden  wären,  die  nun  für  alle  Zeit  im 
Dunkel  begraben  bleiben  werden." 

So  schreibt  gewiss  kein  Schriftsteller,  der  den  Namen  eines 
Verläumders  verdient. 

Ein  anderer  Vorwurf  nennt  ihn  einen  Anekdotenkrämer 
und  Lügner.  Man  hielt  sich  dabei  an  Jene  Geschichten,  mit 
welchen  er,  um  das  Buch  seinen  Zeitgenossen  schmackhafter 
zu  machen,  seine  Mittheilungen  würzte.  Auch  dieser  Vorwurf 
ist  unberechtigt,  denn  erstens  hat  er  diese  Geschichten  niemals 
erfunden  und  zweitens  sind  gerade  diejenigen,  gegen  welche 
von  mancher  Seite  zumeist  polemisirt  wurde,  wahr  und  die 
neuesten  Forschungen  haben  glänzend  dargethan,  dass  er  über 
fVans  Hals  und  Jan  Steen  zu  wenig  gesagt  und  dass  seine 
Schilderungen  noch  weit  hinter  der  Wahrheit  zurückgeblieben  sind. 

Allerdings  trieb  er  keine  kritischen  Forschungen,  sondern 
überlieferte  die  Nachrichten  so,  wie  er  sie  empfangen  hatte, 
aber  einen  Zug  hat  er  Allen  voraus,  die  nach  ihm  über  diese 
Materie  geschrieben  haben,  den  ziemlich  umfassender  Sach- 
kenntniss.  Er  versteht  es,  die  Meister  trefflich  auseinander  zu 
halten  und  charakterisirt  ihre  Manier  oft  erschöpfend.  Hinter 
seinen  naiv  und  einfältig  scheinenden  Worten  steht  nicht  selten 
die  genaueste  Sachkenntniss. 

Der  Bericht  über  sein  Leben,  von  der  Hand  seines  Zeit- 
genossen und  persönlichen  Freundes  Johann  van  Gool*),  be- 
stätigt die  anspruchslose  Bescheidenheit  seines  Wirkens  und 
seiner  Absichten.  Wir  beschränken  uns  auf  einen  kurzen 
Auszug. 


*)  Johann  van  Gool.  De  nieuwe  Schouburg  der  nederlantsche  Kunst- 
schiiders  en  Schiideressen.   lybo.  \,   i3i. 


EINLEITUNG.  XIII 

Arnold  Houbraken  ist  am  28.  März  1660  zu  Dordrecht 
von  schlichten  Bürgersleuten  geboren  und  zeigte  in  früher  Jugend 
Talent  und  Neigung  zum  Zeichnen  und  Malen.  Sein  erster  Lehrer 
war,  wie  er  selbst  erzählt,  im  Jahre  1672,  Willem  van  Drillenburg, 
dessen  Unterricht  er  in  Kürze  gegen  den  Jacob  la  Vecq's  ver- 
tauschte,  der  nach  ungefähr  8  oder  9  Monaten  starb,  worauf 
er  zu  Samuel  van  Hoogstraten  kam,  unter  dessen  Leitung  er 
die  glücklichsten  Fortschritte  machte.  Nach  einigen  Jahren  ver- 
liess  er  auch  diesen  Meister  und  übte  die  Kunst  selbstständig  in 
seiner  Geburtsstadt  Dordrecht  aus,  wo  er  zahlreiche  Porträts  und 
historische  Darstellungen  malte.  Er  heiratete  die  Tochter  des 
berühmten  Chirurgen  und  Steinoperateurs  Jacob  Sasbout,  die 
ihm  viele  Kinder  gebar.  Inzwischen  lernte  er  Jonas  Witsen, 
einen  der  grössten  Kunstfreunde  seiner  Zeit  kennen,  der  sein 
Mäcen  wurde  und  ihn  veranlasste,  nach  Amsterdam  zu  über- 
siedeln.  Anfangs  ging  Alles  gut,  aber  sein  Mäcen  starb,  noch 
ehe  sein  Ruf  in  der  Stadt  begründet  und  seine  Arbeiten  gesucht 
waren.  Jene  seiner  Bilder,  welche  Witsen  besessen  hatte,  wurden 
wol  bei  der  Versteigerung  dieser  Sammlung  verkauft  und  Jeder 
wünschte  sie  zu  besitzen,  weil  sie  aus  der  Sammlung  des 
grossen  Kunstfreundes  herrührten,  aber  seine  eigenen  Bilder, 
die  er  mit  der  grössten  Sorgfalt  vollendete,  hatten  keine  Zug- 
kraft und  Niemand  beachtete  sie;  trotzdem  aber  wollten  seine 
zahlreichen  Kinder  •  ernährt  sein.  Er  war  deshalb  genÖthigt, 
für  Buchhändler  zu  zeichnen. 

Im  Jahre  171 3  machte  er  die  Bekanntschaft  eines  Engländers, 
der,  mit  der  Herausgabe  einer  Geschichte  der  Kriege  und  Unruhen 
in  England  während  der  Regierung  König  Karl's  I.  beschäftigt,  ihn 
zum  Zeichnen  der  Porträts  gewinnen  wollte,  die  das  Werk 
illustriren  sollten.  Zu  diesem  Zwecke  ging  Houbraken  nach  Lon- 
don, wo  er  acht  Monate  zubrachte,  als  es  aber  zur  Bezahlung 
kommen  sollte,  stellte  es  sich  heraus,  dass  der  Besteller  der  Arbei- 
ten inzwischen  Bankerott  gemacht  hatte  und  durchgegangen  war. 


XIV  EINLEITUNG. 

Im  Jahre  1717,  sagt  van  Gool,  fasste  Houbraken  den 
Plan,  das  vorliegende  Werk  zu  verfassen,  aber  aus  zahlreichen 
Stellen  desselben  geht  hervor,  dass  er  im  Jahre  1715  bereits 
damit  beschäftigt  war.  „Welchen  Fleiss  er  darauf  verwendete," 
bemerkt  sein  Biograph,  „werden  Diejenigen  erkennen,  welche 
das  Buch  mit  Aufmerksamkeit  durchblättern,  obwol  es  leicht 
weniger  fehlerhaft  und  vollkommener  in  seiner  Art  hätte 
werden  können,  wenn  der  Verfasser  die  letzte  Hand  daran  gelegt 
hätte."  Houbraken  starb  noch  vor  Vollendung  seines  Werkes  am 
14.   October  17 19. 

Der  erste  Theil  erschien  unter  dem  Titel: 

„DegrooteSchouburgh  dernederlantscheKonstschildersen  Schilderessen. 
Waar  van  *er  vele  met  hunne  Beeltenissen  ten  Tooneel  verschynen,  en  hun 
levensgedrag  en  Kunstwerken  beschreven  worden:  zynde  een  vervolg  op 
het  Schilderbock  van  K.  v.  Mander,  door  Arn.  Houbraken.  i.Deel:  T*Amster- 
dam,  gedrukt  voor  den  Autheur,  daar  de  zelve  ook  te  bekomen  zyn.  171 8." 

Er  enthält  eine  Widmung  an  den  Griffier  der  königlichen 
Domänen,  Johann  van  Schuilenburch,  ein  Titelkupfer  und 
19  Kupferstiche,  von  seinem  Sohne  Jacob  Houbraken.  Der 
zweite  Theil,  mit  einer  Widmung  an  den  Kunstfreund  Pieter  de 
la  Court  van  der  Voort,  erschien  mit  demselben  Druckorte  im 
Jahre  171 9  und  enthält  i3  Kupferstiche,  der  dritte  172 1,  „Ge- 
drukt voor  de  Weduwe  des  Autheurs",  enthält   14  Kupferstiche. 

Die  zweite  Auflage,  ein  wörtlicher  Abdruck,  der  ersten, 
erschien  im  Jahre  1753  im  Haag  by  J.  Swart,  C.  ßoucquet 
und  M.  Gaillard. 

Sie  unterscheidet  sich  nur  durch  einige  neue  Druckfehler  und 
ein  nach  den  Familiennamen  geordnetes  Inhaltsverzeichniss,  wäh- 
rend das  der  ersten  nach  den  Taufnamen  der  Künstler  geordnet  ist. 

Der  vorliegenden  Uebersetzung  liegt  die  Original-Ausgabe 
zu  Grunde.  Jene  Fälle,  in  welchen  sie  von  ihr  abweicht,  betreffen 
nur  offenkundige  Druckfehler,  über  deren  Berichtigung  ein 
Zweifel  nicht  obwalten  konnte. 


EINLEITUNG.  XV 

Bei  der  Anordnung  des  ganzen  Werkes  war  es  rathsam, 
die  Noten  von  dem  Texte  zu  trennen,  um  dem  Leser  in  einem 
Bande  die  sämmtlichen  drei  Theile  der  Schouburgh  nebst  den 
Inhaltsverzeichnissen  als  completes  Werk  vorzulegen.  Selbst- 
verständlich blieben  alle  jene  Stellen,  welche  ihrem  Inhalte 
nach  moralisirend  oder  philosophirend  sind,  ebenso  weg  wie 
mehrere  ermüdende  Abhandlungen  antiquarischen  Inhalts,  Anek- 
doten, die  zur  Charakterisirung  des  Künstlers  nichts  beitragen, 
und  alle  eingestreuten  Gedichte  Vonders  und  Anderer  auf  welche 
wir  in  wichtigen  Fällen  in  dem  zweiten  Bande  des  Näheren 
zurückkommen  werden.  Jene  Stellen,  aber,  an  welchen  eine  der 
vorerwähnten  Weglassungen  erfolgte,  sind  durch  einen  Gedanken- 
strich ( — )  angedeutet.  Diese  Kürzungen  ermöglichten  den  Druck 
der  drei  Theile  in  einem  Bande. 

Dieser  Vorgang  ermöglichte  auch  das  Werk  mit  drei 
Inhaltsverzeichnissen  zu  versehen,  deren  erstes  die  Personen- 
namen enthält,  die,  soweit  dies  zulässig  war,  hier  bereits  richtig 
gestellt  wurden.  Dabei  empfahl  es  sich  die  Buchstaben  C  und  K 
zusammen  zu  werfen,  da  ihr  Gebrauch  in  der  holländischen 
Orthographie  den  grössten  Schwankungen  unterliegt. 

Das  zweite  enthält  ein  Verzeichniss  der  Länder  und  Städte, 
in  welchen  die  hier  erwähnten  Künstler  geboren  wurden,  sich 
kürzer  oder  länger  aufgehalten  haben  und  starben.  Die  alpha- 
betische Anordnung  der  Länder  und  Städte,  die  der  Künstler 
aber  in  jener  Reihenfolge,  wie  Houbraken  ihrer  erwähnt,  ergab 
sich  nach  längerer  Prüfung  als  die  zweckmässigste,  weil  sie  die 
geographische  Uebersicht  erleichtert  und  zugleich  ein  halbwegs 
brauchbares  chronologisches  Bild  gewährt. 

Das  dritte  Inhaltsverzeichniss  enthält  eine  gruppenweise 
Zusammenstellung  der  niederländischen  Künstler  nach  jenen 
Gebieten,  welche  sie  ausschliesslich  oder  vorzugsweise  cultivirten. 

Den  Inhalt  des  II.  Bandes  bilden  eine  Aufzählung  jener 
Werke,    welche  Houbraken  zur  Abfassung   seiner    Schouburgh 


J 


XVI  EINLEITUNG. 

benützte  und  die  alphabetisch  geordneten  Noten,  deren  Schema 
in  dem  Personen -Verzeichniss  des  I.  Bandes  bereits  gegeben 
ist.  Sie  enthalten  in  den  meisten  Fällen  eine  wörtliche  Ueber- 
setzung  der  Originalstellen,  welche  Houbraken  vorlagen,  und 
die  Berichtigung,  die  ihnen  durch  die  Quellenforschung  zu 
Theil  geworden  ist. 

Es  erübrigt  uns  noch,  dem  Herausgeber  der  Quellenschriften, 
Herrn  Hofrath  Eitelberger  Ritter  von  Edelberg,  unseren  Dank 
für  die  thatkräftige  Anregung  auszudrücken,  und  an  die  Nach- 
sicht des  Lesers  für  jene  Gebrechen  zu  appelliren,  die  unver- 
meidlich sind,  bei  einer  so  umfangreichen  und  Sorgfalt 
erheischenden  Arbeit,  wie  es  die  Uebersetzung  eines  Autors  ist, 
der  durch  unsichere  Orthographie  und  lockeren  Styl  auch  dem 
geübtesten  Translator  grosse  Schwierigkeiten  bereitet.  Schliesslich 
muss  ich  bemerken,  dass  ich  stets  bemüht  war,  den  getreuen 
Wortlaut  wiederzugeben,  selbst  auf  Kosten  der  abgerundeten 
Form. 


Errata  corrige. 


;it 

e      5  Zeile 

6  von  unten  lies 

:  Cleve 

statt  Kleef. 

n 

47 

n 

4     n 

oben 

n 

nieder 

n 

näher. 

n 

64 

n 

7    « 

n 

n 

Minnoriten 

n 

Minnebrüder. 

n 

235 

n 

i3    „ 

unten 

V 

die  Art  ein 

n 

die  Art,  ein. 

n 

288 

n 

14     n 

oben 

n 

nachdem  unser 

V 

nachdem  der  alte. 

n 

n 

n 

17     n 

r 

n 

nahm  der  Vater 

n 

nahm  er. 

n 

n 

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14      n 

unten 

V 

Pictor 

n 

Pietor. 

n 

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n 

6     „ 

n 

n 

in  einem 

n 

auf  einem. 

n 

327 

n 

»7    « 

n 

n 

Carr^,  geneigt 

V 

Carr^  geneigt. 

ARNOLD  HOUBRAKEN'S 


GROSSE    SCHOUBURGH 


DER 


NIEDERLÄNDISCHEN  MALER  UND  MALERINNEN. 


EINB    FORTSETZUNG    DES     MALERBUCHES 


VON 


KARKL   van    MANDER. 


Quclienschrfnen  f.  Kunstgesch.  XlV. 


ERSTER  THEIL 

der  mit  dem  Jahre   1466  beginnt  und  die  Lebensbeschreibungen  jener  Maler 
enthält,  welche  vor  dem  Jahre  161 3  geboren  sind. 


s  ist  ein  Gebrauch  von  altersher,  die  Bildnisse  jener  i. 
Männer,  welche  sich  vor  Anderen  in  den  Wissen- 
schaften und  schönen  Künsten  auszeichneten,  in 
Marmor  oder  Erz  zu  unauslöschlichem  Gedächtnisse  aufzurichten, 
ihre  Namen  und  Thaten,  der  vernichtenden  Zeit  zum  Trotze, 
auf  dauersames  Pergament  zu  verzeichnen,  und  ihre  Porträts 
aufzubewahren,  damit  sie  den  Nachkommen  zur  Bewunderung 
und  als  Ansporn  zur  Nacheiferung  dienen  mögen. 

Die  Wahrheit  dieser  Worte  bedarf  ebensowenig  eines 
Beweises,  wie  die  Behauptung,  dass  der  Malerkunst,  im  Ver- 
gleiche mit  der  Bildhauerei  und  der  geschriebenen  Ueberlieferung, 
in  dieser  Hinsicht  der  Vorrang  gebührt;  denn  ausser  den  Gesichts- 
zügen vermag  sie  auch  noch  andere  Momente  der  sinnlichen 
Natur  mit  solcher  Lebendigkeit  und  Naturwahrheit,  in  Folge  3. 
dessen  mit  unvergleichlich  mehr  Vollkommenheit  darzustellen 
als  die  anderen  Künste. 

Darum  kann  es  auch  nicht  Wunder  nehmen,  dass  die 
Malerei  zu  allen  Zeiten  und  an  allen  Orten,  wo  Wissenschaften 
und  Künste  ihr  Haupt  erhoben,  in  so  grosser  Achtung  stand, 
und  dass  Talent  und  Fleiss  stets  durch  Ehren  und  Auszeich- 
nungen angeeifert  wurden. 

Aus  zahlreichen  Beispielen  geht  hervor,  wie  hoch  diese 
Kunst  bei  den  Griechen  geschätzt  wurde.  — 


I* 


4  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

3.  Aber  was  sowol  deren  Kunstwerke  als  auch  jene  Bücher 
betrifft,  welche  angeblich  Antigonus,  Protogenes,  Theo- 
phanes,  Euphranor,  Xenokrates  und  Apelles  über  die 
Malerei  geschrieben  haben,  so  wurden  sie,  wie  die  Werke  so 
mancher  ihrer  Philosophen,  von  der  allvernichtenden  Zeit  ver- 
schlungen und  nur  der  Ruhm  ihrer  Kunstwerke  und  gelehrten 
Schriften  entging  der  Vergessenheit. 

Glücklicher  als  die  Griechen  waren  die  Italiener,  deren 
Schriften  über  die   Malerei   und    das  Leben    der   Künstler  noch 

4.  vorhanden  sind. 

Zu  diesen  gehören  die  Bücher  des  Giorgio  Vasari,  der 
um  das  Jahr  i  Söy  schrieb  und  sich  der  Aufzeichnungen  des 
Lorenzo  Ghiberti,  Domenico  Ghirlandajo  und  des  grossen 
Urbino  bediente.  Desgleichen  jene  von  Giovanni  Baglione, 
der  um  das  Jahr  1642  schrieb,  und  dessen  Arbeiten  als  eine 
Fortsetzung  Vasari's  zu  betrachten  sind;  ferner  hat  Carlo 
Ridolfi  ein  Buch  über  die  venetianischen  Maler,  Leonardo 
da  Vinci  einen  Tractat  über  die  italienische  Malerei  geschrieben, 
welcher  von  R.afael  du  Fresne  mit  einer  Vorrede  veröffent- 
licht wurde;  Giov.  Paolo  Lomazzo  einen  solchen  über  die 
Proportionen  des  menschlichen  Körpers;  diese  Schriften  nehmen 
aber  unsere  Aufmerksamkeit  ebensowenig  in  Anspruch  wie  etwa 
jene  des  Fränciscus  Junius.— 

Karel  van  Mander  war  der  Erste,  der  die  Feder  ergriff, 
nicht  nur  um  die  Grundsätze  der  Kunst  in  Versen  darzustellen, 
sondern  auch  um  das  Leben  der  niederländischen  Maler  für 
die  Nachkommen  aufzuzeichnen. 

Eine  geraume  Zeit  nach  ihm  hat  Kornelis  de  Bie  aus 
Lierre  die  Aufgabe  fortgesetzt;  aber  dieser  hat  zunächst  nur  den 
Ruhm  seiner  Landsleute   im  Auge    gehabt    und  sich  wenig  um 

5.  die  holländischen  Maler  angenommen. 

Später  haben  auch  französische  Schriftsteller,  wie  Andre 
Felibien,  Florent.  le  Comte  und  de  Piles,  den  Lebenslauf 
einiger  der  bedeutenderen  niederländischen  Maler  beschrieben 
und  mir  manche  dunkle  Punkte  aufgehellt. 

Die  grÖssten  Dienste  aber  hat  mir  das  kostbare  Werk:  ,,Die 
Teutsche  Academie",  von  dem  hoch-fürstl.  Pfalz-Neuburgischen 
Rath  Joachim  von  Sandrart  auf  Stockau,  erwiesen. 


ERSTER  THEIL.  5 

Dieses  Werk  behandelt  die  Kunst  und  Künstler  von  ihrem 
Ursprung  an,  ähnlich  wie  van  Mander,  und  bringt  überdies 
auf  1 80  Kupfertafeln  von  den  besten  Kupferstechern ,  die  Porträts 
der  berühmtesten  griechischen,  römischen,  französischen,  hoch- 
und  niederdeutschen  Maler.  In  der  That  ein  Werk,  welches 
seinem  Verfasser  zu  unvergänglichem  Ruhme  gereicht,  und 
welches  insbesondere  deshalb  gepriesen  werden  muss^  weil  es 
ohne  Engherzigkeit  die  niederländischen  Maler  ebenso  wie  die 
deutschen  nach  ihren  Verdiensten  zu  schätzen  weiss.  — 

Vor  van  Mander,  hat  Sandrart  noch  voraus,  dass  er 
seinen   Bericht  bis  zum  Jahre   1675  fortführt.  — 

Es   unterliegt    wol  keinem  Zweifel,   dass  dieses  siebzehnte 
Jahrhundert,  sowie  auch  das  achtzehnte  ruhmwürdige  Künstler 
herangebildet,  —  und    dass    die   Kunst   auch  auf   holländischer 
Erde,   so    wie    ehedem    auch    in    letzter   Zeit    und    noch    heute  6. 
bedeutende  Künstler  hervorgebracht  hat. 

Das  Erstere  hat  bereits  der  lobenswerthe  Eifer  Karel 
van  Mander 's  hinreichend  durch  Beispiele  belegt,  und  das 
Letztere  wollen  wir,  in  der  Absicht,  sein  Buch  von  dem  Leben 
der  Maler,  mit  besonderem  Hinblick  auf  die  niederländischen, 
fortzusetzen,   des  Näheren  darthun. 

Doch  konnten  wir  die  Grenzen  so  enge  nicht  ziehen,  und 
mussten  zuweilen  in  nachbarliche  Lande  hinübergreifen,  da  ja 
viele  unserer  besten,  so  älteren  als  neueren  Maler  aus  Deutsch- 
land, der  Schweiz,  dem  Jülicher-  und  Kölnerland  etc.  sich 
in  Geldern,  Brabant  und  anderen  umliegenden  Provinzen  nieder- 
gelassen, andere  wieder  in  Holland  ihren  Wohnsitz  aufgeschlagen, 
daselbst  ihre  Kunst  ausgeübt,  und  ihr  Leben  wie  Eingeborene 
beschlossen  haben. 

•  So  wurde  Gaspar  Netscher  in  Prag,  Johan  Lingel- 
bach  und  Abraham  Mignon  in  Frankfurt,  Jan  Lis  in  Olden- 
burg, Peter  Paul  Rubens  in  Köln,  Gerard  Lairesse  in 
Lüttich,  Govaert  Flink  in  Kleef,  Nicolas  de  Helt-  7« 
Stokade  in  Nimwegen,  Ludolf  Bakhuizen  und  Frederik 
de  Moucheron  in  Emden  ,  Ernst  Stuve  in  Hamburg,  Diderik 
Freres  in  Enkhuizen,  Gerard  Ter-Borch  in  Deventer, 
Lambert  Jakobse  in  Leeuwaarden  und  viele  Andere  in  Brabant 
geboren. 


6  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Andererseits  waren  es  wieder  Niederländer,  welche,  von 
der  Reiselust  getrieben,  ihre  ganze  Lebenszeit  ferne  dem  Vater- 
lande zugebracht  und  ihre  Kunst  im  Dienste  fremder  Höfe  aus- 
geübt haben.  Dieserwegen  mussten  wir  oft  in  weiter  Ferne 
Umschau  halten,  was  aber  nicht  hindert,  dass  dieses  Buch  den 
Titel:  „Lebensbeschreibungen  niederländischer  Maler"  an  der 
Stirne  trage. 

Karel  van  Mander  schliesst,  nachdem  er  noch  ein  Ver- 
zeichniss  der  damals  lebenden  Maler  aufgestellt  hat,  sein  Buch 
mit  dem  Jahre  1604,  und  es  sind  bis  heute  mehr  denn  hundert 
Jahre  verflossen,  ohne  dass  Jemand  diesen  Versuch  in  nieder- 
ländischer Sprache  fortgesetzt  hätte.  Deshalb  ist  es  wol  hohe 
Zeit  —  die  Feder  aufzunehmen,  ehe  noch  die  Erinnerung  an 
Viele  gänzlich  verwischt  sein  wird.   — 

10.  Die  Frage,  ob  es  nicht  angezeigt  wäre,  den  Lebenslauf 
jedes  Künstlers  dort  wieder  aufzunehmen,  wo  ihn  van  Mander 
fallen  Hess,  dürfte  nur  bejaht  werden,  denn  es  finden  sich  viele 

11.  Maler,  wie  Hendrik  Goltzius,  Matheus  und  Paulus  Bril, 
Octavio  van  Veen,  Hans  Rottenhamer,  Abraham 
Bloemart  etc.,  die  im  Jahre  1604,  das  ist  zu  jener  Zeit,  da 
er  sein  Buch  beendete,  noch  am  Leben  waren. 

Andererseits  nennt  er  Viele  nur  mit  Namen,  wie:  Adam 
van  Oort,  Hendrik  van  Baien,  Sebastian  Franks, 
P'rancois  Stellart,  Adam  von  Frankfurt,  Pieter  Kor- 
nelisz  van  Ryk,  Roelant  Savery,  Paulus  Moreelsz, 
Frans  Hals,  Hans  Snellinks,  Tobias  Verhaagt,  Pieter 
Lastman,  Aart  Jansz  Druivestein  u.  a.  m.  — 

Deshalb  glauben  wir  Sorge  tragen  zu  müssen,  —  was 
an  ihren  Lebensbeschreibungen  etwa  fehlt,  nach  Thunlichkeit 
zu  ergänzen;  insbesondere  aber  Derjenigen  zu  gedenken,  welche 
ganz  vergessen  und  von  van  Mander  übergangen  wurden;  — 
so  namentlich:  Desiderius  Erasmus,  ßernard  van  Orley, 
Korn.  Antonisse,  David  Jorisz,  Joan  Dack,  Jan  de  Hoey, 
Dirk  und  Wouter  Crabeth  — ,  Isak  Nicolai,  Jan  van 
Kuik  Wouters  etc.  — 
i3.  Ueber   die    Leistungen    verstorbener    Künstler    wollen  wir 

freimüthig    unser    Urtheil  aussprechen,   und  die  Einen  mit  den 
Anderen  vergleichen;  doch   bei  den  Werken  der  Lebenden  uns 


ERSTER  THEIL.  7 

darauf  beschränken,  zu  sagen,  worin  ihre  Leistungen  bestehen, 
und  bemerken,  wo  und  in  welchen  Sammlungen  einige  ihrer 
besten  Bilder  sich  befanden  oder  noch  befinden,  um  so  unter 
Einem  den  Fremden ,  welche  die  Werke  der  vornehmsten  nieder- 
ländischen Maler  kennen  zu  lernen  beabsichtigen,  einen  Führer 
abgeben  zu  können.  — 

Obgleich  ich  anfangs  nicht  die  Absicht  hatte,  so  haben  i5. 
mich  doch  im  Verlauf  der  Arbeit  verschiedene  Gründe  bestimmt, 
auch  Künstlerinnen  und  Glasmaler  in  diesem  Werke  zu  berück- 
sichtigen. Zumeist,  weil  uns  van  Man  der,  der  eine  Reihe 
begabter  Frauen  anführt,  darin  vorangegangen,  und  weil  auch 
er  Glasmaler,  sowie  auch  Diejenigen,  die  sich  der  Ei-,  Leim- 
und  Wasserfarben  bedient  haben,  mit  unter  die  Maler  auf- 
genommen hat.  In  Anbetracht  dessen,  weil  auch  sie  sich  hiezu 
des  Pinsels  bedient  haben,  folgte  auch  Samuel  van  Hoog- 
s traten  diesem  Beispiele. 

Ferner  haben  viele  der  älteren  wie  der  neueren  Oelmaler 
auch  die  Glasmalerei  ausgeübt;  von  den  älteren  z.  B.  Luc. 
van  Leiden,  Lange  Pier,  Märten  Heemskerk,  Hendrik 
Goltzius,  Jan  vanBronkhorst,  Pieter  Holstein,  Abraham 
Diepenbeek  etc.,  und  von  den  neueren:  Jacob  van  der  Ulft, 
der  Bürgermeister  von  Gorkum. 

Endlich  deshalb,  weil  die  Glasmaler,  ebensowol  wie  die 
Oelmaler,  in  jenen  frühen  Zeiten  als  Schöpfer  und  Förderer 
der  Kunst,  durch  welche  wieder  Andere  herangebildet  wurden, 
angesehen  werden  müssen,  wie  beispielsweise  von  Vielen  nur 
der  Vater  des  berühmten  Anton  van  Dyk,  der  zu  seinerzeit 
Glasmaler  in  Herzogenbusch  war,  genannt  sein  möge;  des- 
gleichen die  beiden  Brüder  Dirk  und  Wouter  Crabeth,  auf 
welche  Gouda  noch  heute  stolz  sein  mag,  die  sowol  einen 
Sohn,  als  verschiedene  wackere  Maler  herangebildet  haben.  16. 
Aber  auch  aus  dem  Grunde,  weil  dieser  Künstler  selbst  nur 
wenige  sind  und  auch  weil  die  Ausübung  ihrer  Kunst  dem 
Erlöschen  vollends  nahe  ist,  sie  somit  wenig  Mühe  verursachen 
und  dieses  Buch  nicht  viel  dicker  anschwellen  machen. 

Dieselben  Gründe    bewogen    mich    auch,  Jene    zu  berück- 

ichtigen    und  ihres  Eifers  zu  gedenken,  die  lediglich  aus  Lust 

und  Neigung,  ohne  Absicht  Vortheil  aus  der  Kunst  zu  ziehen, 


8  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

dieselbe,  wenngleich  auch  nicht  mit  solcher  Vollkommenheit  wie 
Jene,  denen  sie   ein  Lebensberuf  gewesen  ist,  ausgeübt  haben. 

Ueberdies  haben  wir  uns  für  das  Werk  einen  Plan 
gemacht,  demzufolge  jeder  Maler  nach  seinem  richtigen  Geburts- 
jahre an  die  Reihe  kommen  soll,  ein  Umstand,  auf  den  van 
M  ander  keine  Rücksicht  genommen  hat,  denn  er  stellt  Michiel 
Miereveit,  der  im  Jahre  i568,  vor  Hendrik  Goltzius,  der 
im  Jahre  i558  geboren  ist;  den  im  Jahre  i562  geborenen 
Kornelis  van  Harl-em  vor  den  im  Jahre  i558  geborenen 
Octavio  van  Veen.  Auch  Kornelis  de  Bie  hat  darauf  keine 
Rücksicht  genommen,  sondern  zuweilen  den  Einen  vor  den 
Anderen  gestellt. 

Somit  erscheint  als  der  Erste:  Desiderius  Erasmus. 
Wir  haben  nicht  geglaubt,  dass  wir  auch  diesen  gelehrten 
Mann  auf  den  Schauplatz  führen  werden,  da  unsere  Arbeit 
bereits  zur  Hälfte  gediehen  war,  ehe  wir  erfahren  hatten,  dass 
auch  er  aus  Liebe  zur  Kunst  den  Pinsel  geführt  habe;  noch 
weniger  dachten  wir  mit  ihm  den  Schauplatz  eröffnen  zu 
können.  Aber  Dirk  van  Bleiswyk  gab  uns  in  seiner  Be- 
schreibung von  Delft  (p.  32 1  und  36o)  die  Gelegenheit  hiezu 
an  die  Hand. 

Er  ist  im  Jahre  1466  am  28.  October  zu  Rotterdam, 
nach  der  Meinung  Anderer  zu  Gouda  geboren  und  zu  Rotter- 
dam an  der  Maas  erzogen.  Dies  mögen  übrigens  die  Chronisten 
klarstellen.  Sein  Vater  hiess  Gerard,  seine  Mutler  Margriete, 
und  stammte  aus  angesehenem  Geschlechte  zu  Zevenbergen. 
Da  die  Eltern  früh  an  der  Pest  starben,  kam  unser  Gerard 
Gerardzen  (welchen  Namen  er  später  gegen  Desiderius 
Erasmus  vertauschte)  unter  die  Aufsicht  von  drei  Vor- 
mündern oder  Vögten,  die  ihn  (nachdem  er  bereits  früher  zu 
Deventer  die  Sprachwissenschaften  zu  studiren  begonnen  hatte) 
in  das  Brüderhaus  zu  Herzogenbusch  brachten,  mit  der  Absicht, 
ihn  unter  die  Kutte  zu  stecken.  Als  auch  dort  die  Pest  immer 
mehr  um  sich  griff,  wandte  er  sich  an  seine  Vormünder,  die 
aber  nicht  ablassen  wollten,  ihm  das  Klosterleben  schmackhaft 
zu  machen.  Ihrem  Willen  zu  genügen,. begab  er  sich  hierauf  in 
das  dicht  bei  Delft  gelegene  berühmte  Kloster  Sion;  dies  geschah 
ungefähr  im  Jahre  i486. 


ERSTER  THEIL.  9 

Als  er  nach  zurückgelegten  Probejahren  gefragt  wurde,  18. 
was  er  nun  zu  thun  Willens  sei,  gab  er  dem  Oberen  des 
Klosters  zur  Antwort:  dass  er  weder  die  Welt,  noch  das  Kloster- 
leben, noch  sich  selbst  zur  Genüge  kenne,  und  in  Folge  dessen 
auch  keinen  Beschluss  fassen  könne ,  aber  die  Absicht  habe, 
sich  auch  ferner  in  den  Wissenschaften  auszubilden.  Doch  dies 
ging  so  leicht  nicht,  als  bis  ihm  der  Bischof  von  Utrecht 
ein  Fürsprecher  wurde,  der  ihm  die  besondere  Gunst  erwies, 
ihn  bei  dem  Bischof  von  Cambrai  zu  empfehlen,  der  die 
Absicht  hatte,  eine  Reise  durch  Deutschland  und  Frankreich 
nach  Italien  zu  machen  und  Jemanden  suchte,  der  in  vielen 
Sprachen  bewandert  war.  Dies  behagte  auch  Desiderius  weit 
mehr,  als  hinter  den  Ringmauern  eines  Klosters  eingeschlossen 
zu  sitzen. 

Nachdem  die  Reise  zurückgelegt  und  er  wieder  nach 
Holland  gekommen  war,  drängten  ihn  seine  beiden  Vormünder 
(einer  von  ihnen  war  inzwischen  gestorben)  aufs  Neue,  Selbst 
mit  Drohungen,  sich  für  das  Klosterleben  zu  entschliessen. 
Aber  man  würde  ihn  kaum  dazu  bewogen  haben,  wenn  nicht 
einer  seiner  guten  Freunde,  der  mit  ihm  in  der  Jugend  zu 
Deventer  die  Schule  besucht  hatte  und  sein  Zimmergenosse 
gewesen,  ihn  durch  Zureden  dazu  bestimmt  hätte.  In  Folge 
dessen  begab  er  sich  in  das  Kloster  Emaus,  auch  ten  Steene 
genannt ,  bei  Gouda  an  der  Yssel.  Ob  dies  nun  wirklich  aus 
Liebe  zu  seinem  alten  Freunde,  oder  wegen  der  stattlichen 
Klosterbibliothek  geschah,  deren  man  zu  jener  Zeit  nicht  so 
leicht  wie  jetzt  theilhaft  werden  konnte,  oder  ob  es  der  Umstand 
war,  dass  die  Regeln  dieses  Ordens  ihre  Angehörigen  nicht  so 
eng  gebunden  hielten,  der  ihn  veranlasste,  dieses  vor  anderen 
zu  wählen,  weiss  ich  nicht;  aber  ich  habe  Gründe,  die  letztere 
Ursache  deshalb  anzunehmen,  weil  er  hier  in  seinen  Musse- 
stunden  die  Malerei  gelernt  und  auch  ausgeübt  hat,  ja  durch  19. 
besonderen  Fleiss  und  Talent  es  darin  so  weit  brachte,  dass 
eine  von  ihm  gemalte  Kreuzigung  Christi,  welche,  wie  die 
Quellen  berichten,  der  Prior  Kornelis  Musius  seinerzeit 
besass,  von  allen  Kunstkennern  gepriesen  und  von  dem  genannten 
Musius  als  ein  hervorragendes  Werk  in  seinem  Cabinete  auf- 
bewahrt wurde.  — 


1 0  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Weiteren  Nachrichten  über  seine  Kunstwerke  bin  ich 
nicht  auf  die  Spur  gekommen ,  und  dies  ist  leicht  erklärt, 
da  die  Stürme  der  Zeit  von  dem  Kloster,  in  welchem  er  seine 
Kunst  ausübte,  auch  nicht  einen  Stein  auf  dem  anderen 
gelassen  haben.  — 

Er  ist  am  ii.  Juli  1546,  70  Jahre  alt,  zu  Basel  gestorben 
und  hinterliess  unvergänglichen  Ruhm  seiner  Gelehrtheit.  Seine 
Testamentsvollstrecker  Hessen  ihm  zu  Basel  in  der  Münsterkirche 
ein  ansehnliches   Denkmal  errichten. 

20.  Auch  haben  die  Bürger  von  Rotterdam  zur  Zierde  ihrer 
Stadt  ihm  zuerst  ein  steinernes,  dann  ein  erzenes  Standbild 
errichtet,  auf  welches  Vondel  ein  Gedicht  gemacht  hat. 

Am  Fusse  des  Denkmals  stehen  acht  Verse  von  J.  O  u  d  a  a  n.  — 

21.  Der  kunstreiche  Glasmaler  David  Jorisz  war  zu  Delft 
geboren,  sein  Geburtsjahr  aber  ist  mir  bis  jetzt  unbekannt 
geblieben.  Man  weiss  nur  aus  der  Predigt  der  26  Apostel*, 
welche  der  König  der  Wiedertäufer  aussandte,  und  die  dem 
Volke  unter  anderen  Erdichtungen  auch  verkündeten:  dass  seit 
Christus  vier  neue  Propheten,  und  zwar  zwei  falsche,  nämlich 
der  Papst  von  Rom  und  Martin  Luther,  und  zwei  echte, 
nämlich  Jan  van  Leiden  und  David  van  Delft  erstanden 
wären,  dass  er  in  Delft  geboren  sei.  Er  war  (ehe  er  von  Obbe 
Philips  zum  Bischof  der  Wiedertäufer  zu  Delft  gemacht  wurde) 
seinem  Berufe  nach  ein  geschickter  Glasmaler.  Im  Jahre  1667 
waren  zu  Delft  noch  einige  seiner  Werke  zu  sehen. 

Er  war  eines  Spielmannes  Sohn,  ungelehrt,  aber  nach 
dem  Zeugnisse  Aller,  die  über  ihn  geschrieben  haben,  selbst- 
klug und  dabei  besonders  listig,  schön  von  Angesicht  und  wohl- 
gebildet von  Gestalt ,  von  gutem  Benehmen  und  beredt.  Er 
trug  einen  langgelockten,  blonden  Bart,  an  dem  auch  seine 
Leiche  kenntlich  war,  als  man  sie  wieder  ausgrub,-  um  sie  zu 
verbrennen. 

Am  2.  Januar  des  Jahres  i538  erschien  das  erste  Edict  gegen 
ihn ,    aus   welchem  vielleicht  sein  Alter  zu  bestimmen  ist.    Das 

22.  zweite  erschien  am  2.  Februar  desselben  Jahres.  In  der  Zwischen- 
zeit war  seine  Mutter  (die  in  dem  Todesurtheile  Marytje, 
Jan  de  Gorter's  Tochter ,  Witwe  des  Joris  de  Coman  und 
Mutter  des    David    Jorisz    genannt    wird)    als  Wiedertäuferin 


ERSTER  THEIL.  I  | 

im    Kloster    der    Zellenbrüder   zu    Delft    enthauptet    und    auch 
daselbst  begraben  worden. 

Da  er  sich  nun  aus  Furcht,  ergriffen  und  eingekerkert  zu 
werden,  in  den  Niederlanden  nicht  länger  authalten  konnte, 
flüchtete  er  im  Jahre  1544  mit  seinem  Hausstande  nach  Basel, 
wo  er  nach  eilfjährigem  Aufenthalte  am  26.  August  i556  starb. 
Da  er  seinen  Namen,  um  nicht  erkannt  zu  werden,  in  Jan  van 
Broek  geändert  halte,  wurde  er  in  der  Parochial-  oder  Haupt- 
kirche daselbst  begraben. 

Noch  heute  bewahren  Liebhaber  Zeichnungen  von  seiner 
Hand.  Vier  solcher  Handzeichnungen  besass  der  Kunstfreund 
Jacob  Moelaart  zu  Dordrecht:  die  Findung  des  Moses,  die  Dar- 
stellung des  gelobten  Landes,  Petrus  empfängt  die  Himmels- 
schlüssel, und  der  Hauptmann  über  Hundert.  Sie  sind  mit  der 
Feder  gezeichnet,  mit  dem  Pinsel  ausgeführt  und  erinnern  in 
der  Behandlung  an  Lucas  van  Leiden.  — 

Der  Zeit  nach  folgt  Kornelis  Antonisze,  zu  Amsterdam 
geboren.  Von  seiner  Hand  befindet  sich  im  Schatzmeisteramte  23. 
eine  Darstellung  von  Amsterdam,  mit  dem  im  Jahre  1482 
begonnenen  ersten  Mauerwalle.  Sie  ward  von  ihm  im  Jahre  i536, 
als  er  noch  Mitglied  der  Bogenschützen  war  (im  Jahre  1 547 
ward  er  Rath  der  Stadt)  nach  der  Natur  aufgenommen.  Der 
Dichter  Jan  Vos  schrieb  auf  dieselbe  einige  Verse. — 

Später  Hess  er  dieselbe  Ansicht  des  alten  Amsterdam  mit 
allen  Klöstern,  Kirchen  und  anderen  Gebäuden,  in  zwölf  Holz- 
platten geschnitten,  drucken,  und  widmete  dieselbe  dem  Kaiser 
Karl  V.,  als  Grafen  von  Holland,  der  sie  mit  seinem  Privi- 
legium vor  dem  Nachdruck  schützte.  Exemplare  befinden  sich 
noch   in  den  Händen  der  Liebhaber. 

Neben  ihm  erscheint  Jan  de  Hoey,  im  Jahre  i545  zu 
Leiden  geboren.  Bei  wem  er  die  Kunst  gelernt,  und  was  er 
gemalt  hat,  weiss  ich  nicht.  Die  Zeit  hat  die  Erinnerung  ver- 
wischt und  uns  lediglich  spärliche  Anzeichen  zum  Beweise 
übrig  gelassen,  dass  er  einer  jener  Künstler  aus  dieser  frühen 
Zeit  gewesen  ist,  deren  Werke  der  König  von  Frankreich, 
Heinrich  IV.,  zu  schätzen  wusste.  Dieser  ernannte  ihn  auch  24. 
zu  seinem  Kammerdiener  und  Aufseher  seiner  Kunstschätze. 
Florent  le  Comte  sagt  in  seinem  „Cabinet  der  Künste'',  dass 


1  2  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

er  in  all'  seinen  Aemtern  bis  zu  seinem  70.  Jahre,  er  starb  im 
Jahre  161 5,  ein  ruhiges  Leben  führte,  —  woraus  wir  entnehmen, 
dass  er  es  verstanden  haben  muss,  sich  in  der  Gunst  des 
Hofes  zu  erhalten.  — 

Unter  den  leuchtenden  Gestirnen,  welche  von  Rom  aus 
die  Welt  bestrahlten,  war  Rafael  von  Urbino  in  dieser  Zeit 
vor  allen  Anderen  berühmt;  deshalb  gingen  Viele  nach  Rom, 
um  mit  Hilfe  seines  himmlischen  Lichtes  die  tiefen  Geheimnisse 
der  Kunst  zu  ergründen. 

Unter  diesen  war  auch  Bernard  van  Orley,  dessen 
van  Mander  nur  mit  wenigen  Worten  gedenkt.  Er  war  in 
Brabant  geboren,  aber  ich  weiss  weder  wo  noch  wann,  da  eine 
lange  Reihe  von  Jahren  die  Erinnerung  daran  ausgelöscht  hat. 
Es  ist  nur  wahrscheinlich,  dass  er  ein  ziemliches  Alter  erreicht 
haben  muss,  da  er  ein  Schüler  des  grossen  Rafael  von  Urbino 
gewesen  ist,  der  im  Jahre  i520  zum  grossen  Verluste  für  die 
Kunst,  noch  nicht  Sy  Jahre  alt,  starb.  Orley  folgte  ihm  im 
25.  Jahre  i55o.  Florent  le  Comte  sagt  aber,  dass  er  noch  zu 
RafaeFs  Lebzeiten  solche  Fortschritte  in  der  Kunst  gemacht 
habe,  dass  er  ihm  an  seinen  grossen  Werken  malen  half.  Später 
verlegte  er  sich  auch  auf  die  Darstellung  von  Thieren,  Jagden 
und  Landschaften,  ohne  übrigens  die  Historien-  und  Porträt- 
malerei aufzugeben,  wie  wir  später  noch  erwähnen  werden.  — 

Wieder  nach  Brabant  zurückgekehrt,  kam  er,  berühmt  als 
der  Beste  im  Darstellen  von  Jagden,  in  den  Dienst  Kaiser 
Karl's  V.,  für  den  er  den  Wald  von  Soigne  mit  all'  den  schönen 
Gegenden  um  und  in  demselben  malte.  Desgleichen  arbeitete 
er  auch  für  die  Herzogin  von  Parma  Tapetenpatronen,  für 
welche  er,  sowie  auch  für  Porträts  des  Kaisers  und  der  Vor- 
nehmsten des  Hofes,  reichlich  belohnt  wurde. 

In  Antwerpen  malte  er  in  einer  der  Klostercapellen  der 
Canoniker  eine  Darstellung  des  jüngsten  Gerichtes  auf  ver- 
goldetem Grunde.  Für  die  Malergilde  zu  Mecheln  ein  grosses 
Bild,  auf  welchem  St.  Lucas  das  Porträt  der  Jungfrau  Maria  malt. 

Michel    Coxie    hat    später    die    Flügel,    welche    dieses 

26. Kunstwerk   vor  Staub    und   Sonnenlicht    schützten,    von  aussen 

bemalt;     dies     erwähnt    auch    van    Mander    in     dem     Leben 

Michel  Coxie's,  des  Schülers  van  Orley's,    mit    den  Worten: 


ERSTER  THEIL.  l3 

,,Es  befanden  sich  auch  zu  Mecheln  von  seiner  Hand  zwei 
Flügelbilder  an  dem  Altargemälde  des  St.  Lucas,  dessen  innere 
Tafel  Bernard  van  Brüssel  (so  nennt  er  Orley)  gemalt 
hatte."  Doch  diese  Flügel  wurden  von  den  Mönchen  wegen 
ihres  Kunstwerthes  zu  hohem  Preise  an  den  Herzog  Mathias 
verkauft  und  ausser  Landes  gebracht. 

Bei  dem  Tode  Bernard  van  Orley's  blieben  sechs 
Cartons  unvollendet,  welche  später  J.  Jordaens  ausführte. 
Dies  ist  Alles ,  was  ich  von  ihm  zu  sagen  weiss.  — 

Man  staunt,  dass  Karel  van  Mander  in  seinem 
Malerbuch  mit  keinem  Worte  Dirk  und  Wouter  Crabeth's 
gedenkt.  Mit  umsomehr  Recht  möge  ihr  Gedächtniss  hier 
erneuert  werden.  Einige  glauben,  dass  sie  ihrer  Abkunft  nach 
Deutsche  wären  ,  Andere,  dass  sie  aus  Frankreich  gekommen, 
doch  ihre  Nachkommen  behaupten,  dass  sie  aus  Holland 
abstammen. 

Van  Mander  erwähnt  (p.  148*^)  einen  Adriaen  Pietersz 
Grabe th,  dessen  Vater  vom  Volke  Krepel  Pieter  genannt 
wurde.  Dieser  war  ein  Schüler  des  Zwart  Jan  oder  Jan 
Zwart,  eines  Malers  aus  Groeningen,  und  ging,  nachdem 
er  ihn  durch  Fleiss  übertroffen  hatte,  nach  Frankreich,  wo 
er  starb. 

Almeloveen  ist  aber  der  Ansicht,  dass  Glaudius,  27. 
genannt  Krepel  Pieter,  nicht  allein  der  Vater  des  genannten 
Adriaen,  sondern  auch  Dirks  und  Wouter's  gewesen  sei, 
in  Folge  dessen  Adriaen,  Dirk  und  Wouter  Brüder  wären. 
Er  stützt  seine  Ansicht  darauf,  dass  die  zwei  Letztgenannten 
ebensowol  wie  der  Erste  den  Namen  Pieters  Zoon  führten, 
mit  welcher  Annahme  übrigens  auch  die  Zeitrechnung  überein- 
stimmt. 

Der  Glasmaler  Willem  Tomberg  zu  Gouda,  der  Sohn 
Daniel  Tomberg's,  ist  der  Ansicht,  dass  sie  die  Anfangs- 
gründe ihrer  Kunst  bei  Klostermönchen  gelernt  haben. 

Von  Wouter  wird  erzählt,  dass  er  Frankreich  und  Italien 
besuchte  und  die  Gewohnheit  hatte,  in  allen  Städten,  die  er 
berührte,  ein  Fenster  zum  Beweise  seines  Talentes  zurück- 
zulassen. Die  Kenner  schätzen  ihn  höher  als  seinen  Bruder, 
insbesondere  wegen  seiner  richtigen  Zeichnung;  auch  zeichneten 


14  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

sich  seine  Werke  durch  Klarheit  aus,  wogegen  Dirk  kräftiger 
in  seinen  Farben  gewesen  ist,  so  dass  man  von  altersher  zu 
sagen  pflegte:  was  Dirk  durch  seine  Schatten,  bewirkt  Wouter 
durch  seine  Lichter. 

Beide  waren  tüchtige  Meister,  sowol  in  grösseren  als  in 
kleineren  Arbeiten,  und  dabei  von  einer  Gewandtheit,  welche 
beinahe  unglaublich  wäre,  wenn  sie  nicht  durch  Zahlen  ihre 
Bestätigung  erfahren  würde.  Wouter's  erstes  Fenster,  in 
welchem  die  Königin  von  Saba  dargestellt  ist,  lieferte  er  im 
Jahre  i56i;  das  zweite,  welches  die  Herzogin  Margarethe 
bestellte  und  der  Kirche  schenkte,  im  Jahre  darauf.  Im  Jahre 
1564  jenes  mit  der  Geburt  Christi,  im  Jahre  i566  jenes,  in 
welchem  Heliodor's  Tempelraub  dargestellt  ist,  somit  alle  in 
einem  Zeiträume  von  sechs  Jahren. 

Und  doch  war  Dirk  noch  flinker  in  seinen  Arbeiten,  denn 
28.  er  vollendete  in  drei  Jahren  sechs  Fenster,  die  ebenso  gross 
waren.  Im  Jahre  i555  vollendete  er  das  Fenster  mit  der  Taufe 
Christi,  im  Jahre  darauf  die  zwei  folgenden,  und  im  Jahre 
iSSy  drei  Fenster:  das  des  Königs  von  Spanien,  jenes  mit  dem 
Prediger  in  der  Wüste,  und  die  Taufe  des  Eunuchen,  welche 
alle  sechs  von  den  grössten  Dimensionen  sind. 

Im  Jahre  iSöy  vollendete  Dirk  das  Fenster,  in  welchem 
Christus  die  Wechsler  aus  dem  Tempel  jagt.  Im  Jahre  iSyi 
jenes  mit  der  Judith,  die  dem  Holofernes  das  Haupt  abschlägt, 
welches  sein  letztes  Werk  für  die  Kirche  in  Gouda  war. 

Sie  waren,  obgleich  Brüder,  in  ihrer  Kunst  so  eifersüchtig 
aufeinander,  dass  sie  ihre  Kunstgriffe  einander  verheimlichten, 
so  zwar,  dass,  wenn  Einer  den  Anderen  in  dieser  Beziehung  um 
Rath  fragte,  der  Andere  ihm  zur  Antwort  gab:  Ich  bin  mit 
viel  Mühe  hinter  diese  Sache  gekommen,  mache  du  es  ebenso. 
Dies  ging  so  weit,  dass,  wenn  Einer  durch  Zufall  die  Werk- 
stätte des  Anderen  besuchte  (was  nicht  oft  geschah),  die  Arbeit, 
die  sie  unter  den  Händen  hatten,  inzwischen  bedeckt  wurde. 
Wollten  sie  aber  einander  ihre  Werke  zeigen,  so  verständigten 
sie  sich  schriftlich.  Man  sagt,  dass  sie  für  ihre  kirchüchen 
Arbeiten  keinen  grossen  Lohn  bedungen  haben,  weshalb 
sie  auch  nebenbei,  so  lange  sie  lebten,  die  Glasfabrication 
betrieben. 


ERSTER  THEIL.  I  5 

Dirk  blieb  unverheiratet  und  wohnte  auf  der  Westseite 
der  Gouwe,  oberhalb  der  Torfbrücke,  wo  jetzt  der  Amsterdam'sche 
Quai  ist;  er  lebte  noch  im  Jahre   1600. 

Wouter  wohnte  hinter  dem  Fischmarkt,  auf  der  Nord- 
seite, und  heiratete  eine  Frau  aus  dem  alten  Geschlechte  van 
Proyen.  Er  hinterliess  einen  Sohn,  Namens  Pieter,  der  später 
Bürgermeister  wurde.  Er  ward  im  späten  Alter  gelähmt,  aber  29. 
sein  Todesjahr  ist  mir  nicht  bekannt.  Der  Kupferstecher  Reynier 
van  Persyn,-  der  mit  der  Enkelin  Wouter's  verheiratet  war, 
hat  ihre  Porträts  in  Kupfer  gestochen,  zu  welchen  der  berühmte 
Dichter  Joost  van  Vondel  mehrere  Verse  schrieb.  — 

Mit  diesen  zwei  grossen  Meistern,  sagt  W.  Tomberg, 
starb  auch  ihre  Kunst.  Dagegen  behauptet  Almeloveen,  dass 
in  der  Bibliothek  des  Herrn  Joachim  Feller  ein  oder  zwei 
Bücher  sich  befinden^ sollen,  aus  welchen  die  Geheimnisse  dieser 
Kunst  zu  entnehmen  wären.  Wie  sich  dies  verhält,  weiss  ich 
nicht,  wol  aber,  dass  man  von  den  Wirkungen  dieser  Schriften 
nichts  mehr  gehört  hat.  Der  genannte  Willem  Tomberg 
gibt  wohl  einige  Andeutungen  über  die  Stoffe,  welche  sie  dazu 
gebrauchten,  aber  er  bekennt  seine  Unwissenheit  über  die  Art 
und  Weise,  in  welcher  sie  dieselben  anwendeten,  und  belacht 3o. 
Diejenigen,  welche  behaupten,  dass  man  gegenwärtig  so  schone 
Farbe  zur  Glasmalerei  nicht  mehr  besitze  wie  früher  dazu  ver- 
wendet wurde,  weil  ja  das  Glas  nicht  selbst  mit  diesen  Farben 
bemalt  wurde,  sondern  im  Gegentheil,  die  Farben  mittelst 
Silber,  Eisen,  Kupfer,  Blutstein,  Menium  etc.  auf  das  Glas 
aufgetragen  und  dann  erst  im  Ofen  eingebrannt  wurden.  Hierauf 
wurden  die  Schatten  mit  dem  Pinsel  auf  das  bereits  gemalte 
Glas   aufgesetzt  und  dieses  abermals  gebrannt.  . 

Dieser  W.  Tomberg  war  der  Sohn  Daniel's  und  Enkel 
des  Predigers  Herboldus  Tombergius.  Daniel  brachte  es, 
nachdem  er  zuerst  durch  sieben  Jahre  bei  Westerhoud  aus 
Utrecht,  der  damals  in  Gouda  wohnte,  die  Kunst  ausübte, 
dann  bei  dem  mehrgenannten  Vater  Ant.  van  Dyk's  lernte, 
so  weit,  dass  er  für  den  Besten  in  dieser  Kunst  gehalten  wurde. 
Später  wurde  ihm  die  Aufsicht  über  die  Kirchenfenster  zu 
Gouda  übertragen,  und  er  hat  mehrere  derselben,  welche  durch 
das  furchtbare  Gewitter  im  Jahre    1674    eingeschlagen  wurden. 


l6  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

wieder  hergestellt.  Doch  konnte  er  weder  die  Tiefe  noch  die 
Leuchtkraft  der  alten  Farben  erreichen.  Auch  behauptet  man, 
dass  später  jene  schwarze  Farbe  nicht  mehr  herzustellen  war, 
mit  welcher  das  Kleid  der  Aebtissin  von  Rynsborg  in  dem 
Fenster  des  Königs  Salomon  gemalt  war.  Er  starb  in  dem 
Jahre   1678,    y5  Jahre   alt. 

Nach  und  mit  Dirk  und  Wouter  Crabeth  zugleich  blühten 
auch  Willem  Tybout  und  Kornelis  Ysbrantse  Kuffeus. 
Beide  erwähnt  ausser  der    Goud'schen    Chronik  auch    Samuel 
Ampsing  in  einem  Verse  seiner  Beschreibung  von  Harlem.  — 
3i.  W.  Tybout  starb  am  24.  Juni   1599,    y3  Jahre  alt,  und 

Kornelis  Ysbrantse  Kuffeus  am  24.  Mai   1618. 

D.  van  ßleiswyk  gedenkt  in  seiner  Beschreibung  von  Delft 
unter  dem  Jahre  i563  des  genannten  Willem  Tybout  und 
sagt:  ,,dass  er  in  dem  nördlichen  Kreuzschiffe  der  Neuen-  oder 
St.  Ursula-Kirche  zu  Delft  ein  ausnehmend  schönes  Fenster 
gemalt  habe,  in  welchem  Philip  II.  von  Spanien  und  seine 
dritte  Gemalin  Elisabeth  von  Valois,  die  älteste  Tochter 
König  Heinrich  II.  von  Frankreich,  Beide  vor  einem  Betpulte, 
auf  welchem  zwei  Bücher  aufgeschlagen ,  knieend  dargestellt 
sind.  Sie  waren  in  ihrem  prächtigen  königlichen  Ornate  mit 
ihren  Schutzheiligen  hinter  sich,  und  den  Wappen  zu  ihren 
Häuptern  gemalt.  In  der  oberen  Hälfte  des  Fensters  waren 
die  morgenländischen  Könige,  welche  das  auf  dem  Schosse  der 
Maria  sitzende  Jesukind  anbeten,  mit  einer  grossen  Anzahl  von 
Figuren  ringsumher,  so  vortrefflich  gezeichnet  und  gemalt,  dass 
es  bei  den  Kennern  in  hohem  Ansehen  stand;  desgleichen  das 
Glasfenster  in  der  Capelle  des  hohen  Heem-Rathes  von  Delftland, 
dessen  Mitglieder  alle  lebensgross ^^  in  ganzer  Figur,  in  ihren 
Rüstungen,  gleichsam  wie  lebend,  von  dem  kunstreichen 
Laurens  van  Kool  dargestellt  waren." 

Eine  Probe  der  Kunst  Willem  Tybout's  sieht  man  noch 
in  den  Fenstern  des  grossen  Doelen-Saales  zu  Leiden,  in 
welchen  alle  holländischen  Grafen  in  ganzer  Figur  nach  jenen 
32. Zeichnungen  dargestellt  sind,  welche  er,  wie  Michiel  Vos- 
merus  in  seinem  Buche:  „Principes  HoUandiae"  sagt,  nach  den 
alten  Wandgemälden  des  im  Jahre  1249  zu  Harlem  gestifteten 
Karmeliter-    oder    Liebfrauenbrüder-Klosters    gezeichnet    hatte. 


ERSTER  THEIL.  17 

Nach  denselben  Wandgemälden  waren  auch  die  Tafelbildnisse  der- 
selben Grafen  gemalt  worden.  Doch  Kornelis  van  Alkemade 
widerspricht  in  diesem  Punkte  dem  genannten  Schriftsteller 
(pag.  8  seines  Vorwortes  zur  holländischen  Reimchronik 
von  Melis  Stoke)  und  will,  dass  blos  diese  als  richtige  Nach- 
bildungen angesehen  werden  sollen,  welche  die  Mönche,  nachdem 
die  ursprünglichen,  mit  Wasserfarben  auf  die  Mauer  gemalten 
Porträts  durch  Abbröckeln  und  Schwinden  der  Farben  verblichen 
waren,  auf  hölzerne  Tafeln  malen  Hessen,  die  dann  von  dem 
Harlemer  Magistrate  am  Ende  des  sechzehnten  Jahrhunderts  aus 
den  Klauen  der  Bilderstürmer  gerettet  und  im  Vorsaale  des 
Stadthauses  aufgestellt  wurden,  wo  sie  noch  zu  sehen  sind.  Aus 
diesem  Grunde  hat  auch  der  obengenannte  Alkemade  diese 
letzteren  ausgewählt,  um  damit  die  Ausgabe  von  Melis  Stoke's 
Reimchronik  zu  schmücken.  — 

„Diese  alten  Prunkstücke,  welche,"  wie  Alkemade  weiter  33. 
fortfährt,  „mit  grossem  Fleisse  gemalt  sind,  mit  grosser  Sorg- 
falt bewahrt  werden,  und  bei  den  Alterthumsliebhabern  in  so 
hohem  Ansehen  stehen,  dass  diese  die  Stadt  nicht  durchreisen, 
ohne  sie  beschaut  zu  haben^"  mögen  sein  was  sie  wollen,  ich 
aber  ziehe  ihnen  die  Gemälde  des  Kornelis  Kornelissen  vor, 
welche  den  Prinzen-Hof  zu  Harlem  zieren  und  die  so  hoch 
geschätzt  werden,  dass  ehemals  für  einen  gemalten  Fuss,  wenn 
er  aus  einem  der  Bilder  herausgeschnitten  würde,  600  Gulden 
geboten  waren.  — 

Die  bedeutende  Anzahl  von  Glasmalern,  die  Gouda  seiner- 
zeit hervorgebracht  hat,  hätte  meines  Erachtens  hingereicht, 
alle  Kirchen  Hollands  mit  Kunstwerken  zu  füllen,  denn  ausser 
jenen,  die  von  Anderen  herangebildet  wurden,  sind  allein  aus 
der  Schule  der  Brüder  Crabeth  hervorgegangen:  Jakob  Caan, 
Jan  Dirksz  Lonk,  Govert  Hendriksz,  Jan  Damesz,  Aart 
Verhaast,  Gysbert  van  der  Kuil,  Dirk  de  Vrye  und 
Adriaen  van  der  Spelt. 

Aart  Verhaastund  Gysbert  van  der  Kuil  waren  fleissige 
Künstler  und  getreue  Reisegefährten  durch  Frankreich  nach  Rom. 

Verhaast    trat    in    der  Furcht,    dass    er    sein    Vaterland 
nicht  wieder  sehen  und  ferne  der  Heimat  sterben  würde,  nach  34. 
eilf  Jahren  seine  Rückreise  an. 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  2 


l8  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Doch  van  der  Kuil  blieb  volle  20  Jahre  ausser 
Landes,  worauf  er  zurückkehrte  und  in  Gouda  im  Jahre  1673 
starb;  Verhaast  war  ihm  bereits  im  Jahre  1666  im  Tode 
vorangeeilt. 

Dirk  de  Vrye  vertauschte,  nachdem  er  zu  verschiedenen 
Malen  als  Künstler  F'rankreich  durchreist  hatte,  seinen  Pinsel 
mit  der  Vroedschafts-  und  Bürgermeister- Würde  zu  Gouda  und 
starb  im  Jahre   1681. 

AdViaen  van  der  Spelt  ist  allerdings  in  Leiden  geboren, 
stammte  aber  aus  Gouda.  Er  war  ein  vorzüglicher  Blumenmaler 
und  hat  sich  lange  am  Brandenburg'schen  Hofe  aufgehalten. 
Endlich  kehrte  er  wieder  nach  Gouda  zurück  und  nahm  zu 
seiner  dritten  Frau  ein  bösartiges  Gröninger  Weib,  das  ihm  die 
Lust  am  Leben  verleidete,  so  dass  er  im  blühenden  Mannes- 
alter, im  Jahre   1673  starb. 

Jan  Franse  Versyl,  Jan  Dame  de  Vet,  Jan  und  Pieter 
Donkers  sollen  mit  ihrer  Geburtszeit  auf  dem  Schauplatze 
erscheinen. 

Aber  ehe  wir  zu  ihnen  kommen,  mag  noch  Joan  Dac 
erwähnt  werden,  dessen  van  Mander  nicht  gedenkt.  Er 
war  aus  Köln  und  lernte  in  dem  Jahre  i556  die  Kunst  bei 
Bartholomäus  Spranger.  Er  setzte  seine  Studien  später  in 
Italien  und  Deutschland  fort,  wo  Kaiser  Rudolf  IL,  der  Sohn 
35. Maximilian's,  Wohlgefallen  an  seiner  Kunst  fand,  ihn  in  seine 
Dienste  nahm  und  nach  Italien  sandte,  um  für  ihn  die 
geschätztesten  Antiken  zu  zeichnen.  Auch  nach  seiner  Rückkehr 
vollführte  er  viele  ruhmwürdige  Werke  für  den  Kaiser.  Er  starb 
am  Hofe  und  hat  Ehre  und  Reichthümer  erworben.  — 

Der  Erste  Derjenigen,  deren  Lebenslauf  van  Mander  nur 
zum  Theile  beschrieben  hat,  ist  nunmehr  nach  der  Zeit: 
Johannes  Snellinks.  Karel  van  Mander  nennt  ihn  Hans 
Snellink  und  sagt  in  der  Lebensbeschreibung  Octavio  van 
Veen's  über  ihn:  „Zu  Antwerpen  lebt  ein  ausgezeichneter  Maler, 
der,  so  ich  recht  weiss,  zu  Mecheln  geboren  und  ungewöhnlich 
gewandt  in  der  Darstellung  von  Geschichts-  und  Schlachten- 
bild^rn  ist.  Er  wurde  von  Prinzen  und  Herren  vielfältig 
beschäftigt,  um  niederländische  Schlachten  zu  malen  und  verstand 
es  so  recht,  das  Kriegsvolk  mitten  im  Pulverrauch  darzustellen. 


ERSTER  THEIL. 


»9 


Er  mag  nun  im  Jahre  1604  ungefähr  55  Jahre  alt  sein."  Er 
ist  demnach  im  Jahre  1549  geboren.  Mehr  weiss  ich  auch  nicht 
über  ihn,  als  dass  ihn  der  grosse  van  Dyk  würdig  schätzte, 
ihn  wegen  seiner  Kunstfertigkeit  unter  die  bedeutendsten 
Künstler  einzureihen  und  zu  porträtiren.  Sein  Porträt  wurde 
auch  von  van  Dyk  eigenhändig  radirt.  —  Mir  ist  nichts  von 
seinen  Werken,  aber  wol  ihr  Ruhm  bekannt  geworden. 
De  Bie,  der  dem  van  Mander  um  so  viel  näher  steht,  wäre 36. 
weit  eher  in  der  Lage  gewesen,  von  ihm  etwas  zu  berichten, 
als  ich.  — 

Um  dieselbe  Zeit,  oder  wohl  noch  etwas  früher  ward 
Isaak  Nicolai  zu  Leiden  geboren.  Sein  sicheres  Geburtsjahr 
konnte  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen.  Auch  nimmt  es  mich 
Wunder,  dass  Karel  van  Mander  seiner  nicht  mit  einem 
Worte  gedenkt,  umsomehr,  da  er  ein  Mann  von  Ansehen  und 
zu  verschiedenen  Malen  Bürgermeister  der  Stadt  Leiden  war, 
wo  er  lange  genug  gelebt  hat,  dass  ihm  das  Gerücht  seines 
Namens  und  seiner  Kunst  zu  Ohren  gekommen  sein  konnte, 
denn  er  fungirte  bereits   im  Jahre   1596  als  Bürgermeister. 

Ueberdies  waren  damals  noch  viele  seiner  Werke  zu  sehen,  37. 
insbesondere    in  der  Vierschaar,    in    der   grossen    Looyhal    und 
anderen  Gebäuden  zu  Leiden,  die  für  jene  Zeil  sehr  ruhmwürdig 
behandelt  sind.     Aber  welche  Liebe    dieser  Mann    überdies   für  - 
die  Kunst  hegte,    geht  noch  daraus  hervor,    dass    er   alle  seine 
drei  Söhne  in  derselben  heranbildete. 

Der  älteste,  Jakob  Isaaksz,  war  lange  Zeit  in  Neapel, 
wo  er  auch  ein  Weib  freite,  mit  welchem  er  im  Jahre  16 17 
in  seine  Vaterstadt  Leiden  kam,  woselbst  er,  sowie  auch  in 
anderen  Städten,  die  Kunst  zur  Zufriedenheit  der  Liebhaber 
ausübte,  bis  ihn  zu  Utrecht  im  Jahre  1639  der  Tod  ereilte.  In 
dieser  Stadt  ward  er  auch  begraben. 

Klaas  Isaaksz,  der  zweite  Sohn ,  hielt  sich  im  Haag 
auf  und  war  ein  geschätzter  Künstler. 

Willem  Isaaksz  war  Hauptmann  der  Schützen  zu 
Delft  und  ein  geschätzter  Kupferstecher,  aber  er  starb  in  der 
Blüthe  seines  Alters,  im  Jahre   161 2.  — 

Ueber  Adam  van  Oort  weiss  ich  trotz  aller  ge- 
pflogenen    Untersuchungen    nichts    zu    sagen,    als  dass  Karel 


2* 


20  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

van  Mander  in  dem  Leben  des  Octavio  van  Veen  seinen 
Namen  nennt  und  dass  Kornelis  de  Bie  seine  Kunst  mit 
einigen  Versen  preist.   — 

38.  Unter  seinem   Porträt,    welches    Hendrik  Snyers    ge- 

stochen hat,  ist  zu  lesen,  dass  er  ein  Schüler  seines  Vaters 
Lambert  gewesen,  dass  er  in  Antwerpen  im  Jahre  iSSy 
geboren  und  im  Jahre   1641   gestorben  ist.  — 

Octavio  van  Veen  ist  aus  einem  angesehenen  und 
berühmten  Geschlechte  zu  Leiden  im  Jahre  i558  geboren.  Er 
verlor  früh  seine  Eltern.  Seine  Vormünder  und  Erzieher  Hessen 
ihn  die  Sprachwissenschaften  und  zugleich  bei  I  s  a  a  k  Nico- 
lai, der  im  Jahre  iSpö  Bürgermeister  zu  Leiden  war,  zeichnen 
lernen.  Im  Alter  von  fünfzehn  Jahren  sandten  sie  ihn  nach 
Lüttich,  um  ihn  in  den  Sprachwissenschaften  weiter  ausbilden 
zu  lassen.  Er  gab  früh  Beweise  seiner  ungewöhnlichen  Be- 
gabung sowol  in  der  Wissenschaft  als  im  Zeichnen,  zu  welcher 
Kunst  er  insbesondere  Neigung  zeigte.  Unter  dem  Vorwande, 
seine  Sprachstudien  fortzusetzen,  suchte  er  Gelegenheit  in  der 
letzteren  Fortschritte  zu  machen,  was  ihm  auch  gelang.  Er 
fand,  wie  de  Piles  berichtet,  einen  Gönner  an  dem  Cardinal 
Groesbeeck,  der  ihm  Empfehlungsbriefe  an  den  Cardinal 
Madruzzi  nach  Rom  gab,  von  dem  er  wohl  aufgenommen 
wurde.  Er  studirte  auch  ferner  Sprachen,  Naturkunde,  Dicht- 
kunst, andere  Wissenschaften  und  die  Malerei  unter  der 
Leitung  F  red.  Zucch  e  ro's,  so  dass  man  ihn  in  Italien  für 
einen  in  allen  Wissenschaften  geschulten  Mann  und  folglich  für 
einen  der  hervorragendsten  Geister  seiner  Zeit  hielt. 

Nachdem  er  einige  bedeutende  Werke  gemacht  hatte,  ging 

39.  er  nach  Deutschland  und  ward  zunächst  in  des  Kaisers  Dienste 
aufgenommen.  Später  trat  er  in  die  der  Kurfürsten  von 
Baiern  und  Köln.  Aber  alle  Vortheile,  die  sich  ihm  an  den 
Höfen  darboten,  waren  nicht  mächtig  genug,  ihn  lange  daselbst 
zu  fesseln,  denn  er  reiste  ab  und  ging,  um  seine  Dienste  dem 
Prinzen  von  Parma,  der  damals  den  Befehl  über  die  Nieder- 
lande hatte,  anzubieten,  und  porträtirte  denselben  lebensgross, 
in  ganzer  Figur,  in  Rüstung.  Nach  dem  Tode  dieses  Prinzen 
ging  er  nach  Antwerpen,  wo  er  viele  Kunstwerke  schuf,  die 
daselbst  noch  in  den  Kirchen  zu  sehen  sind. 


ERSTER  THEIL.  2 1 

Als  der  Erzherzog  Albert  von  Oesterreich  den  Ober- 
befehl an  Stelle  Parma's  erhielt,  entbot  er  ihn,  nach  Brüssel 
zu  kommen,  und  machte  ihn  zum  Director  der  Münze;  doch 
ungeachtet  ihm  dieses  Amt  viel  zu  schaffen  machte,  liess  er 
doch  nicht  ab,  auch  ferner  der  Kunst  zu  leben.  Er  porträtirte 
den  genannten  Erzherzog,  sowie  die  Infantin  Clara  Eugenia 
Isabella,  die  Tochter  Philipp'sII.  Königs  von  Spanien,  welche, 
im  Jahre  i566  geboren,  den  Erzherzog,  einen  Sohn  Kaiser 
Ferdinand's  IL,  im  Jahre  1599  heiratete.  Diese  Porträts 
wurden  als  Geschenk  dem  Könige  Jakob  von  England  über- 
sendet. Zum  Beweise,  dass  sein  Talent  auch  zu  anderen  Dingen 
geschickt  war,  entwarf  er  eine  lange  Reihe  von  Emblemen 
oder  Sinnbildern,    ein    Buch    lediglich    für    spitzfindige    Köpfe. 

Desgleichen  kennt  man  von  ihm  Sinnbilder  zum  Horaz, 
ein  Leben  des  heiligen  Thomas  von  Aquino  und  Sinnbilder  der 
irdischen  Liebe,  welche  letztere  er  der  genannten  Infantin 
widmete,  die  ihm  dafür  die  Gunst  erwies,  ihn  zum  Entwerfen 
ähnlicher  Sinnbilder  von  der  göttlichen  Liebe  aufzufordern. 

Der    König  von  Frankreich,  Ludwig  XIII.,    lud    ihn  zu 
verschiedenen  Malen,  doch  stets  vergebens,  an  seinen  Hof,  denn 40. 
er   hatte   sich  vorgenommen,   seine  künstlerische    Thätigkeit   in 
den  Niederlanden  zu  beschliessen.  Er  starb  in  Brüssel  und  ward 
daselbst  am  6.  Mai   1629  begraben. 

Octavio  scheint  mir  nach  all'  diesen  Umständen  der  Erste 
und  Bedeutendste  Jener  gewesen  zu  sein,  die  unter  den  damaligen 
Kriegsunruhen  sich  erhoben  und  die  P'ortentwicklung  der  Kunst 
in  den  Niederlanden  gefördert  und  angeregt  haben;  —  denn  er 
lebte  zu  einer  Zeit,  in  welcher  die  Mönche  ängstlich  bestürzt 
den  Zusammenbruch  des  römischen  Stuhls  in  Folge  der  Predigten  41- 
von  Johann  Calvin,  Martin  Luther  und  Anderer  befürchteten 
und  die  Gemüther  in  Bitterkeit  und  Zwist  gegen  einander 
entbrannten.  Und  diese  bald  schlimmeren,  bald  besseren  Ver- 
hältnisse für  die  Kunst  währten  noch  einige  Jahre.  —  Willem 
Goeree  citirt  in  seinem  Werke:  „Waereltlyke  veranderingen" 
unter  dem  Jahre  i566  aus  van  Mander:  dass  der  Maler 
Markus  Geerards  aus  Brügge,  der  sich  lange  mit  Zeichnungen 42. 
für  die  Glasmaler  ernährte,  in  Folge  der  neuen  Prediger,  welche 
die  Kunst  fast  ganz    in  Stillstand  versetzten,    oft  ohne  jegliche 


22  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Arbeit  war.  Und  er  fügt  noch  hinzu:  „Die  Pabsterei  war  in 
den  Niederlanden  so  nahe  daran,  ganz  einzuschlafen,  dass  selbst 
die  Maler  und  Bildhauer  über  das  Versiegen  aller  Nahrungs- 
quellen zu  klagen  begannen.  In  Folge  dessen  ätzte  auch  der 
genannte  Geerards  die  Aesopischen  Fabeln  in  i25  Kupferplatten, 
welche  später  in  ein  Buch  vereinigt  wurden,  das  uns  noch 
heute  unter  dem  Namen:  „Vorstelycke  Warande  der  Dieren" 
bekannt- ist  und  von  dem  Dichter  Joost  van  den  Vondel  mit 
lehrreichen  Erläuterungen  in  Versen  begleitet  wurde."  — 

Auf  welchem  Gebiete  der  Kunst  Jan  de  VS^aal  sich 
hervorgethan  hat,  weiss  ich  nicht;  wol  aber,  dass  er  dieselbe 
bei  dem  alten  Frans  Franken  van  Herentals,  dessen  van 
Mander  (p.  i6i)  erwähnt,  gelernt  hat,  und  dass  er  sich  mit 
einem  Jan  de  Mayer,  der  ein  guter  Maler  war,  nach  Paris 
begeben  hat,  wo  er  seine  Kunst  mit  Eifer  ausübte  und  viel 
Glück  hatte.  Er  war  ein  Antwerpner  von  Geburt  und  starb 
im  Jahre   i633,  7  5  Jahre  alt. 

Sein  Zeitgenosse  Adriaen  Nieulant  ist  auch  zu  Antwerpen 
geboren.  Dieser  hat  die  Anfangsgründe  der  Kunst  bei  Pieter 
Fransz  gelernt,  der  zu  Helsingör  an  dem  Sund  im  Jahre  iSög 
geboren  ist,  doch  seiner  Abstammung  nach  ein  Harlemer  war 
43.  und  zu  Amsterdam  wohnte.  Später  begab  ersieh  zu  Francois 
Badens,  der  wol  auch  ein  Antwerpner  von  Geburt,  aber  seit 
seinem  fünften  Jahre  in  Amsterdam  wohnhaft  war,  wohin  sich 
seine  Eltern,  um  den  spanischen  Gräueln  zu  entfliehen,  im  Jahre 
1 576  begeben  hatten.  Dieser  war  ein  geschätzter  Maler  kleiner 
Figuren  und  Landschaften  und  starb  am  5.  Mai   1601.   — 

Abraham  Bloemaert  ist  um  .  den  Weihnachtstag  des 
Jahres  i564  zu  Gorkum  geboren.  „Er  war  ein  kunstgewandter 
Bau-  und  Festungsbaumeister  und  sein  Vater  ein  Bildschnitzer," 
sagt  irrigerweise  K.  de  Bie.  Van  Mander  aber  sagt:  ^Sein 
Vater,  Kornelis  Bloemaert  genannt,  verstand  sich  auf  die 
Bau-  und  Befestigungskunde  und  war  überdies  ein  kunstgewandter 
Bildschnitzer."  Es  ist  klar,  dass  de  Bie,  der  diese  Lebens- 
beschreibung aus  van  Mander  entlehnt  hat,  im  Nachschreiben 
nicht  genügend  Acht  gab. 

Van  Mander  gibt  die  Gründe  an,  warum  sein  Vater  aus 
seiner  Geburtstadt  Dordrecht  mit  seinem  Hausstande  nach  Gorkum 


ERSTER  THEIL.  23 

Übersiedelte,  von  wo  er  nach  Herzogenbusch  und  dann  wieder 
nach  Utrecht  ging,  sowie  dass  unser  A.  Bloemaert,  als  er  von 
Paris  zurückkam,  mit  seinem  Vater  von  Utrecht  wieder  nach 
Amsterdam  ging,  wo  dieser  Stadtbaumeister  geworden  war.  Nach 
des  Vaters  Tode  kehrte  Bloemaert  wieder  nach  Utrecht  zurück 
und  hier  ist  er,  sagt  de  Bie,  vor  ungefähr  drei  oder  vier  Jahren  44- 
erst  gestorben.  VS^enn  man  sonach  vier  Jahre  von  1662,  da 
sein  Buch  erschienen  ist,  abzieht,  so  wäre  dies  im  Jahre  i658 
gewesen;  doch  es  ist  nicht  anzunehmen,  dass  er  so  alt  geworden 
ist.  Man  muss  hier  wol  drei  oder  vier  Jahre  von  jener  Zeit 
abrechnen,  da  er  sein  Buch  schrieb,  was  wol  viele  Jahre  früher 
gewesen  sein  kann,  ehe  es  gedruckt  wurde;  in  Folge  dessen  ist 
diese  Rechnung  etwas  unsicher.  Dass  er  aber  ein  alter  Mann 
geworden,  geht  aus  einem  Verse  hervor,  in  dem  es  heisst: 
„Der  Tod  hat  ihn  geschont,  fast  an  die  hundert  Jahre."  Seine 
Lehrmeister  und  seine  bedeutendsten  Werke  können  bei  van 
Mander  (p.  209)  nachgelesen  werden,  der  de  Bie  insoferne 
widerspricht,  als  er  verschiedene  Meister  mit  Namen  anführt, 
bei  welchen  Bloemaert  gelernt  haben  soll,  während  Jener 
sagt:  Das  Meiste  hat  er  ohne  Unterweis  von  seinem  Talente 
allein  erhalten.  — 

Er  hat  drei  Söhne  hinterlassen,  die  ebenfalls  die  Kunst 
ausübten. 

Hendrik,  der  älteste,  lernte  bei  seinem  Vater,  hat  aber 
wenig  von  dessen  Geist  und  Art  geerbt  und  besass  auch 
nicht  die  Fähigkeit,  mit  der  Welt  zu  verkehren,  was  auch 
Sandrart  bezeugt.  — 

Adriaen,  der  zweite  Sohn,  hatte  mehr  Talent  und  Eifer.  45. 
Er  ward  ein  guter  Maler  und  zog  nach  Italien,  um  seine  Studien 
fortzusetzen,  in  welchen  er  grosse  Fortschritte  machte.  Hierauf 
trat  er  in  Salzburg  in  die  Dienste  eines  gewissen  Benedictus, 
der  ein  grosser  Kunstfreund  war,  und  arbeitete  für  diesen  viele 
schöne  Werke.  In  einem  Streit  mit  einem  Studenten  aber  ward 
er  erstochen. 

Kornelis,  der  jüngste,  hat  sich  auch  auf  die  Malerei 
verlegt,  aber  er  vertauschte  den  Pinsel  mit  dem  Grabstichel, 
weil  sein  Talent  mehr  zu  dieser  Kunst  hinneigte.  Er  lernte 
die    Handhabung    desselben   bei    Krispyn    van    de    Pas,    und 


24 


ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 


brachte  es  in  kurzer  Zeit  so  weit,  dass  er  verschiedene 
Platten  sowol  nach  Zeichnungen  seines  Vaters,  als  Anderer  in 
Kupfer  stach,  deren  Abdrücke  noch  heute  von  den  Kunst- 
freunden geschätzt  werden.  Er  reiste,  um  Gelegenheit  zu 
grösseren  Arbeiten  zu  finden,  zuerst  nach  Paris  und  von  da 
nach  Rom,  wo  er  viele  herrliche  Stiche  nach  Bildern  der 
geschätztesten  italienischen  Meister  machte.  Sein  Vater,  der  den 
Wunsch  hegte,  ihn  vor  seinem  Tode  noch  einmal  zu  sehen, 
bat  ihn,  zurückzukehren.  Aber  seine  Rückkehr  ward  von  ihm 
so  lange  verschoben,  dass  sein  Vater  inzwischen  starb  und 
er  den  Entschluss  fasste,  dort  zu  bleiben.  Er  starb  selbst 
hochbetagt. 

Tobias  Verhaegt  hatte  Neigung  Bäume,  Gebirge,  Ruinen, 
46.  Gebäude  etc.  zu  malen,  und  Korn,  de  Bie  rühmt  ihn  mit 
einigen  Versen.  —  Er  war  ob  seiner  Kunst  bei  dem  Herzog 
von  Florenz  und  auch  in  Rom  sehr  geschätzt.  „Dort  malte 
er  unter  Anderem  auch  den  babylonischen  Thurm,  der  mehr 
als  seine  früheren  Arbeiten  geschätzt  wurde,  in  Folge  dessen 
er  später  diesen  Gegenstand  noch  drei-  oder  viermal  wieder- 
holte. Eine  solche  Darstellung,  welche  Frank  mit  zierlichen 
Figuren  staffirte,  befindet  sich  auch  in  Lierre." 

In  dem  Leben  des  Octavio  van  Veen  ist  er  unter  den 
jüngeren  Künstlern  erwähnt.  Er  konnte  sich  somit  rühmen, 
einen  grossen  Meister  zu  seinem  Lehrer  gehabt  und  selbst  wieder 
einen  grossen  Meister,  Petr.  Paul  Rubens,  herangebildet 
zu  haben. 

Er  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  i566  geboren  und  daselbst 
im  Jahre   i63i  gestorben. 

Nun  folgt  der  geschickte  Porträtmaler  Michiel  Miereveit, 
zu  Delft  im  Jahre  i56y  geboren,  —  von  dem  bezeugt  wird,  dass 
47- die  Früchte  seines  Talentes  früher,  als  dies  in  der  Regel  der 
Fall  ist,  zur  Reife  gelangten  und  seinen  Eltern  grosse  Hoffnung 
auf  eine  glückliche  Ernte  gaben;  denn,  erst  acht  Jahre  alt,  konnte 
er  bereits  trotz  dem  besten  Schulmeister  von  Delft  schreiben, 
in  Folge  dessen  er  schon  von  seinem  zwölften  Jahre  ab  zu 
dem  berühmten  Maler  Anthon  Blokland  geschickt  wurde, 
dessen  Pinselbehandlung  er  auch  in  wenigen  Jahren  nach- 
zuahmen verstand,  — 


ERSTER  THEIL.  25 

Van  Mander  (p.  196)  erwähnt  noch,  dass  ihn  Erzherzog 
Albert  ob  seines  Talentes  dringend  an  seinen  Hof  entboten 
habe,  und  Sandrart  sagt,  „dass  er  durch  seine  Kunst  so  sehr 
in  der  Gunst  des  Erzherzogs  stieg,  dass  ihm  dieser  die  Freiheit 
gab,  seinem  mennonistischen  Gottesdienst,  der  damals  strenge 
verfolgt  ward,  ungehindert  obzuliegen".  Und  als  wir  die  alten 
Gedenkbücher  der  Stadt  Delft  durchblätterten,  fanden  wir  auch, 
dass  er  im  Jahre  1625,  als  König  Karl  I.  mit  Henriette  von 
Bourbon,  der  Tochter  König  Hein  rieh's  IV.  von  Frankreich, 
Hochzeit  hielt,  ersucht  ward,  nach  London  zum  Könige  zu 
kommen.  Diesem  Wunsche  würde  er  auch  Folge  geleistet  haben, 
da  aber  in  eben  jenem  Sommer  die  Furcht  vor  der  Pest  in 
London  so  sehr  zunahm,  dass  der  König  und  die  Königin  es 
selbst  gerathen  fanden,  die  Stadt  zu  verlassen,  in  Folge  dessen  48. 
sein  Vorhaben  gestört  wurde,  entschloss  er  sich  wieder,  die 
übrige  Zeit  seines  Lebens  in  seinem  Vaterlande  zuzubringen. 
Nachdem  er  viele  Fürsten  und  Vornehme  porträtirt  hatte,  starb 
er  zu  Delft  am  27.  Juli  1641   und  hinterliess  einen  guten  Namen. 

Joachim  Oudaan  dichtete  für  ihn  ein  Chronostichon  als 
Grabschrift.   — 

Als  seine  Schüler  nennt  man  insbesondere:  Paulus  Mo- 
reelse,  Pieter  Gerritze  Monfort  und  KlaudiusKornelisze. 

Er  war  ein  redegewandter,  leutseliger  Mann  und  sehr 
beliebt.  Man  glaubt,  dass  er  in  seinem  Leben  wol  5ooo  Por- 
träts gemalt  habe,  darunter  viele,  für  die  er  i  5o  Gulden  erhielt. 

Eine  grosse  Anzahl    derselben   ist    durch  die  Kupferstiche 
seines    Schwiegersohnes  Willem   Delff    bekannt.     Dieser  starb 49- 
vor    seinem   Schwiegervater,     der,    wie    gesagt,    zu    Delft    am 
27.   Juli   1641   starb. 

Miereveit  hinterliess  zwei  Söhne;  der  erste,  Pieter 
Miere velt,  geboren  den  5.  October  i595,  war  ein  vorzüglicher 
Porträtmaler,  wie  man  dies  auch  aus  einem  Bilde  der  ana- 
tomischen Schule  in  Delft  entnehmen  kann,  welches  in  der 
Behandlung  jenen   seines  Vaters  ähnlich  ist. 

Paulus  Moreelse  ist  zu  Utrecht  im  Jahre  i5yi  geboren. 
Karel  van  Mander  gedenkt  seiner  (p.  212^)  mit  den  Worten: 
„Zu  Utrecht  lebt  ein  Maler  Namens  Paulus  Moreelse,  dieser 
excellirt  besonders  in  lebensgrossen  Porträts  und  hat  gegenwärtig 


26  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

verschiedene  unter  den  Händen,  welche  meisterlich  behandelt 
sind,  so  eines  des  Grafen  und  der  Gräfin  von  Kuilenborg,  in 
Lebensgrösse  und  ganzer  Figur;  die  Gemaiin  des  Herrn  Knotter, 
ein  überaus  kunstvolles  Porträt,  und  noch  andere  mehr.  Er 
ist  ein  Schüler  des  Michiel  Miereveit  und  noch  sehr  jung." 
Wir  fügen  hier  noch  bei,  dass  er  auch  in  Italien  gewesen  ist 
und  dort  grosse  Fortschritte  machte.  Während  seiner  An- 
wesenheit in  Rom  übte  er  sich  in  historischen  Darstellungen, 
fand  aber  kaum  Zeit,  einige  derartige  Bilder  zu  vollenden,  da 
er  durch  die  mannigfaltigen  Bestellungen  von  Porträts,  die  ihm 
von  allen  Seiten  zu  Theil  wurden,  vollauf  beschäftigt  war.  Er 
erlangte  aber  nicht  allein  als  Maler  grossen  Ruhm,  sondern 
auch  als  Architekt,  und  das  Katrynenthor  zu  Utrecht  ist  nach 
seinem  Plane  gebaut.  Er  starb  als  Rath  und  Schöffe  der  Stadt 
Utrecht  im  Jahre  i638  und  seine  Leiche  ward  mit  grossem 
Pompe  bestattet. 

Aehnliches  sollte  dem  frommen  Jan  van  KuikWou- 
terszoon,     einem    kunstfertigen    Bild-    und    Glasmaler,     nicht 

5o.  widerfahren ,  da  es  ihm  bestimmt  war,  lebendig  verbrannt  zu 
werden.  — 

Er  ward  ob  seines  Glaubens,  welcher  von  jenem  der  Mönche 
verschieden  war,  angeklagt  und  in  Folge  dessen  zu  Dordrecht 
auf  der  Vuilpoort,    dem   damaligen   Gefängnisse,    zugleich    mit 

5i.  Adriaantje  Jans  van  Molenaarsgraaf  festgesetzt.  Dort  sass  er 
lange  Zeit  gefangen,  weil,  wie  ich  glaube,  der  Oberschulze 
Jan  van  Drenkwaert  Boudewynsze  ihn  wol  am  liebsten  ganz 
verschont  hätte,  und  deshalb  die  Vollstreckung  des  Urtheils  von 
Zeit  zu  Zeit  verschob  und  in  der  Schwebe  erhielt.  Dieser  war 
noch  ein  junger  bartloser  Mann,  in  Folge  dessen  sein  Porträt 
ganz  wol  geeignet  war,  den  König  Salomon  in  einer  Darstellung 
des  ersten  Urtheils  abzugeben,  ein  Bild,  mit  welchem  Kuik  im 
Gefängnisse  für  den  Oberschulzen  beschäftigt  war.  Dies  er- 
weckte aber  nicht  allein  den  Verdacht  der  Mönche,  sondern 
diese  gingen  so  weit,  in  öffentlichen  Predigten  die  Saumseligkeit 
des  Schulzen  zu  schmähen  und  zu  sagen,  dass  er  ihn  deshalb 
so  lange  im  Gefängnisse  halte,  damit  er  für  ihn  Bilder  male. 
In  Folge  dessen  sah  sich  der  Schulze  gedrängt,  ihn  als  Schlacht- 
opfer   ihrer  Wuth    auszuliefern.     Er  ward   am  28.   März    1572 


ERSTER  THEIL.  27 

am  Nieuwe-werk  zu  Dordrecht  in  Gegenwart  einer  empörten 
Zuschauermenge  zugleich  mit  der  vorgenannten  Adriaantje  Jans 
lebendig  verbrannt.  Er  hinterliess  eine  betrübte  Frau,  eine 
sieben  Jahre  alte  Tochter  und  einen  guten  Namen. 

Ihm  folgt  Sebastiaen  Franks,  über  welchen  van  Mander 
(p.  208)  folgendermassen  berichtet:  Er  hat  bei  Adam  van 
Oort  gelernt,  ist  ein  geschickter  Maler  von  Landschaften, 
Pferden  und  Figuren,  und  nun,  im  Jahre  1604,  ungefähr  3i 
Jahre  alt. 

K.   de   Bie    erwähnt    noch    überdies    einen   Gabriel    und  ^2. 
einen    Franks    den    Jüngeren,    wol  denselben,  den  er    später 
(p.   100)  in  seinen  Versen  Jan  Baptist  nennt;  unter  den  Por- 
träts van  Dyk's  finden  sich    ein  Sebastiaen,  Francois    und 
Fran^ois  Franks  der  Jüngere. 

Ich  glaube,  dass  Sebastiaen  der  Erste  dieser  Familie 
ist,  da  van  Mander  keinen  Anderen  nennt.  Von  diesem  sagt 
De  Bie  in  Uebereinstimmung  mit  van  Mander,  dass  er  ein  tüch- 
tiger Landschafts-  und  Figurenmaler  war.  Mein  Schwiegervater 
Jakob  Sasbout  Soubourg  besass  ehedem  zwei  Landschaften 
mit  schönen  Figuren  von  seiner  Hand  auf  Kupfer  gemalt,  die 
mir  stets  ausserordentlich  gefielen.  In  dem  einen  waren  die 
Kinder  von  Bethlehem  dargestellt,  die  dem  Propheten  Kahlkopf 
nachriefen  und  von  den  Bären  zerrissen  wurden.  Das  andere 
enthielt  eine  Darstellung  aus  dem  neuen  Testamente  und  die 
Figuren  waren  sicher  gezeichnet  und  keck  costümirt. 

Die  Werke  des  jüngeren  Franks,  sagt  de  Bie,  bestanden 
sowol  in  Darstellungen  aus  dem  alten  und  neuen  Testamente, 
als  auch  aus  der  römischen  Geschichte,  voll  zahlloser  Figuren, 
welche  sein  Pinsel  geschickt  anzuordnen  und  in  sicherer  Weise 
auseinander  zu  halten  verstand. 

Wer  aber  von  Diesen  jene  Bildergalerien  mit  mannig- 
faltigen Gemälden  gemalt  hat,  in  welchen  man,  obgleich  sie 
verkleinert  sind,  die  Behandlung  jedes  einzelnen  Meisters  er- 
kennen kann,  weiss  ich  nicht.  — 

Van  Dyk  hat  sie  sämmtlich  den  besten  Malern  jener  Zeit 
eingereiht.   — 

Nun  erscheint  der  Zeit  nach  der  Maler  Adam  Elshaimer, 
der  zu  Frankfurt  im  Jahre   1574  geboren   ist.     Sein  Vater  war  53. 


28  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ein  Töpfer,  nach  Anderen  ein  Schneider,  der,  als  er  in  ihm 
von  Jugend  auf  viel  Talent  und  Neigung  zur  Malerei  bemerkte, 
ihn  nach  Frankfurt  zu  Philip  Offenbach,  einem  guten  Zeichner 
und  Maler,  schickte,  den  er  später  weit  in  der  Kunst  übertraf. 
Er  war  jeder  Gesellschaft  Feind,  meist  trübsinnig  und  zur  Ein- 
samkeit geneigt.  Zu  seiner  Erholung  suchte  er  die  abgelegensten 
Plätze  und  hielt  sich  meistens  allein  in  Kirchen  und  verfallenen 
Ruinen  auf;  er  war  kaum  zu  bewegen,  die  Gesellschaft  seiner 
Kunstgenossen  und  Anderer  aufzusuchen  und  glich  beinahe  einem 
zweiten  Demokrit.  — 

Er  hat  nur  wenige  Bilder,  diese  aber  mit  viel  Fleiss  ge- 
malt und  auch  aus  dieser  kleinen  Zahl  geht  zur  Genüge  hervor, 
dass  er  ein  grosser  Meister  war.  Wären  ihm  seine  Werke  bei 
^4- Lebzeiten  so  theuer  bezahlt  worden,  wie  dies  gegenwärtig 
geschieht,  er  wäre  vielleicht  nicht  arm  gestorben;  denn  das 
Bildchen,  welches  die  Ceres  darstellt,  die  einen  Knaben, 
der  sie  verspottete,  in  eine  Eidechse  verwandelt,  welches 
H.  Goudt  gestochen  hat,  wurde  für  die  Summe  von  800  Gulden 
verkauft.  Aber  die  wenigsten  Künstler  sehen  ihre  Werke 
bei  Lebzeiten  nach  Verdienst  bezahlt  und  müssen  darob  wie 
Elshaimer  getrost  sein,  der  bei  all'  seinem  Fleisse  nichts 
nachgelassen  hat  als  einen  berühmten  Namen,  der  mit  seinen 
mühevoll  vollendeten  Werken  den  Jahrhunderten  trotzen  wird.  — 

Sandrart  sagt:  „Er  heiratete  eine  Römerin,  mit  welcher 
55. er  viele  Kinder  zeugte,  wodurch  er  in  Schulden  gerieth,  ver- 
armte und  endlich  eingesperrt  wurde.  Im  Jahre  i632  lebte 
noch  seine  Frau  und  mehrere  seiner  Söhne,  er  aber  war  schon 
lange  todt."  David  Teniers  der  Aeltere  war  in  Italien  sein 
Schüler.  Aber  insbesondere  wird  Jakob  Ernst  Thoman  von 
,  Landau  als  solcher  gerühmt,  der  seine  Weise  so  wol  nachzu- 
ahmen verstand,  dass  in  den  Werken  Beider  wenig  Unter- 
schied zu  finden  ist. 

Von  ganz  anderer  Art  und  Anschauung  war  sein  Jahr- 
genosse Lucas  Francois  der  Aeltere.  Liebte  Elshaimer 
die  stille  Einsamkeit,  so  suchte  dieser  das  Gewühl  der  Höfe. 
Der  Erste  verachtete  das  Geld  oder  behielt  Nichts ,  der  Zweite 
dagegen  liebte  es  und  wusste  sich  dessen  wol  zu  bedienen.  Ihre 
Ansichten    waren    von   einander    ebenso   verschieden,    als   ihre 


ERSTER  THEIL.  29 

Geburtsstädte  von  einander  entfernt  waren,  denn  dieser  wusste, 
dass  das  Glück  der  Kunst  an  den  Höfen  zu  finden  wäre  und 
dass  es  bei  den  Haaren  zu  fassen  sei,  so  lange  es  uns  günstig 
scheint.  Sechs  Jahre  hindurch  hat  er  seine  Kunst  in  Spanien 
und  Frankreich,  sowol  in  geschichtlichen  Darstellungen  als  in 
Porträts,  mit  Anerkennung  ausgeübt.  Man  sieht  noch  heute 
Bilder  von  ihm  in  Mecheln,  wo  er  am  25.  Januar  1574 
geboren  ward.  Er  starb  am  16.  September  1643  und  hinter- 
liess  zwei  Söhne,  Pieter  und  Lucas,  die  Beide  tüchtige  Maler 
waren  und  deren  wir  noch  unter  ihren  Geburtsjahren  gedenken 
wollen. 

Zu  derselben  Zeit,  als  Adam  Elshaimer  zu  Rom  lebte, 
war  Hendrik  Goudt,  zu  Utrecht  aus  altadeligem  Geschlechte 
geboren,  auch  dort.  Er  war  ein  vertrauter  Freund  Elshaimer 's 
und  lernte  ihn  noch  zu  jener  Zeit  kennen,  da  er  in  Holland 
war.  Er  schätzte  seine  Kunst  so  sehr,  dass  er  ihm  nicht  allein 
das  abkaufte,  was  er  malte,  sondern  er  gab  ihm  auch  Geld  56. 
im  Vorhinein^  damit  er  für  ihn  arbeite.  Er  selbst  malte  auch 
in  derselben  Weise  und  nahm  ihn  zu  seinem  Vorbilde;  aber 
insbesonders  war  er  ein  vorzüglicher  Kupferstecher  und  stach 
die  von  Elshaimer  gekauften  Bilder  nach  seiner  Rückkehr 
nach  Utrecht  in  Kupfer;  dies  waren  aber  seine  einzigen  der- 
artigen Arbeiten,  denn  eine  Frauensperson,  die  ihn  heiraten 
wollte,  gab  ihm  einen  Trank,  der  ihn  im  Jahre  1624,  anstatt 
ihn  verliebt  zu  machen,  um  den  Verstand  brachte,  so  dass  er 
sein  Bewusstsein  gänzlich  verlor  und  nur  über  die  Kunst  bis 
zu  seinem  Tode  klare  Antwort  zu  geben  wusste. 

Roelant  Savry  Jakobszoon  ist  zu  Cortrik  in  Flandern 
im  Jahre  1576  geboren.  Wenn  sich  Viele  damit  begnügen,  die 
Kunst  nur  nach  einer  gewissen  Richtung  auszuüben,  so  ver- 
stand R.  Savry  Alles  in  gleicher  Weise,  so  dass  es  schwer 
ist,  zu  sagen,  worin  er  am  vorzüglichsten  war. 

Sein  Vater  Jakob  Savry,  der  auch  ein  guter  Maler 
war,  lehrte  ihn  Fische,  Vögel  und  andere  Thiere  darstellen. 
Aber  dieses  Gebiet  schien  ihm  bald  zu  enge.  Deshalb  übte 
er  sich  nebenbei  auch  Landschaften ,  insbesondere  nordische 
Ansichten,  mit  Klippen  und  Wasserfällen  zu  malen.  Inzwischen 
wollte  es  sein  Glück,    dass    dem    Kaiser  Rudolf   eines    seiner  57. 


3o  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Bilder  zu  Gesichte  kam,  dieser  Gefallen  an  seiner  Weise  fand, 
ihn  in  seine  Dienste  nahm  und  ihm  Gelegenheit  gab,  mit  einem 
Herrn  nach  Tirol  zu  reisen,  um  alle  schonen  Ansichten  von 
Landschaften  und  Wasserfällen  nach  der  Natur  aufzunehmen, 
um  dauernde  Eindrücke  von  der  Art  und  Natur  der  Dinge 
durch  längeres  Anschauen  zu  empfangen.  Er  nahm  auch  diese 
Gelegenheit  wahr,  zeichnete  Alles,  was  ihm  werth  schien,  gemalt 
zu  werden,  in  ein  Buch,  und  zwar  zuerst  die  Umrisse  mit 
der  Feder,  dann  den  Hintergrund  mit  Blei,  und  vollendete  das 
Ganze  mit  Farbe  oder  übermalte  es  leicht  mit  Wasserfarbe.  Dieser 
Skizzen  bediente  er  sich  nachträglich  zu  jenen  Landschaften,  mit 
welchen  er  die  Galerie  in  Prag  ausmalte,  die  grÖsstentheils  von 
Egid.  S adeler  und  seinem  Schüler  Izak  Major  in  Kupfer 
gestochen  wurden. 

Als  der  Kaiser  im  Jahre  1612  starb,  ging  er  nach  Holland, 
wo  er  für  die  Liebhaber  viele  grössere  und  kleinere  Bilder  malte. 
Er  war  ein  Mann  mittlerer  Grösse,  aber  wolbeleibt,  wie  dies 
aus  seinem  Porträt,  welches  zu  mehreren  Malen  in  Kupfer 
gestochen  wurde,  zu  entnehmen  ist. 

Wir  selbst  benützten  zu  seinem  Porträt  jenes  Blatt,  welches 
Geertruyd  Rogman  nach  einem  Bilde  von  P.  Moreelse 
gestochen  hat,  von  welchem  wir  einen  Probedruck  bei  dem 
Kunstfreunde  E.  Feytama  fanden.  Daraufhatte  Hend.  Lamb. 
Rogman  im  Jahre  1640  nebst  einigen  Versen  mit  eigener  Hand 
geschrieben:  Roelof  Savry,  Hofmaler  der  römischen  Kaiser 
Rudolf  und   Mathias.  — 

58.  Ich  sah  einmal  ein  grosses,  ausserordentlich  gut  gemaltes 
Bild  von  ihm,  in  welchem  Orpheus  dargestellt  war,  wie  er 
Bäume,  wilde  Thiere  und  Steine  durch  sein  Saitenspiel  rührte, 
zähmte  und  sich  nachlockte.  — 

59.  Er  war  gewöhnt,  des  Morgens  eifrig  zu  arbeiten  und 
Nachmittags  Gesellschaft  aufzusuchen.  Er  blieb  ledig,  und  wenn 

60.  ihn  Jemand  nach  der  Ursache  fragte,  so  fertigte  er  ihn  mit  den 
Worten  des  Horaz  ab:  Melius  nil  caelibe  vita.  Er  lebte  und 
starb  zufrieden  zu  Utrecht  im  Jahre  1639. 

Das  Jahr  1577  bringt  uns  zunächst  aus  Antwerpen,  der 
Wiege  so  mancher  Künstler,  Adam  Willaarts.  Dieser  machte 
sich  die  Darstellung  von  Uferlandschaften  mit  Barken ^  Schiffen 


ERSTER  THEIL.  3  I 

und  Galeeren,  sowie  auch  Seehäfen,  wimmelnd  von  kleinen 
Figuren,  welche  Frachten  auf-  und  abladen,  zur  Aufgabe 
und  hat  dies  Alles  so  ausführlich ,  naturlich  und  geschickt  dar- 
gestellt, dass  er  dadurch  berühmt  geworden  ist.  Insbesondere 
aber,  und  dies  hatte  ich  beinahe  vergessen,  war  er  ausgezeichnet 
in  Darstellungen  von  Feuer  branden.  Er  wohnte  in  Utrecht  und 
starb  auch  daselbst. 

Aart  Janze  Druivestein,  dessen  van  Mander  am 
Schlüsse  seines  Werkes  gedenkt,  war  Landschafts-  und  Thier- 
maler,  doch  übte  er  die  Kunst  lediglich  aus  Liebhaberei  und  6i. 
nicht  zu  seinem  Erwerbe.  Er  ward  zum  Bürgermeister  von 
Harlem  gewählt  und  war  auch  ehedem  Aeltester  der  reformirten 
Kirche,  Er  starb  am  5.  August  1617,   5o  Jahre  alt. 

Sein  Zeitgenosse  Jakob  Willemsz  Delff  war  ein  guter 
Porträtmaler,  wie  dies  auch  aus  dem  Schützenbilde  auf  dem 
Doelen  zu  Delft  zu  entnehmen  ist,  welches  er  im  Jahre  1592 
gemalt.  Bei  der  Pulver-Explosion  im  Jahre  1654  ward  es  mit 
noch  anderen  Kunstwerken  beschädigt  und  beinahe  zerfetzt,  aber 
sein  Enkel  Jakob  Delff  sorgte  für  die  Wiederherstellung. 

Wie  gross  sein  Hang  und  seine  Liebe  zur  Kunst  gewesen, 
geht  daraus  hervor,  dass  er  alle  seine  drei  Söhne  dazu  anleitete. 

Der  älteste,  Kornelis  Delff,  hatte  zuerst  seinen  Vater, 
dann  Korn.  Kornelisze  von  Harlem  zum  Lehrer  und  war 
ein  guter  Stillleben-Maler. 

Rochus  Delff,    der  zweite,   war  ein  guter  Porträtmaler. 

Willem  Delff,  der  jüngste,  ein  geschickter  Kupferstecher. 
Er  heiratete  eine  Tochter  des  berühmten  M.  Miereveit, 
dessen  bedeutendste  Porträts  er  in  Kupfer  gestochen  hat.  Er 
starb  am   11.  April   i638. 

In    demselben    Jahre    iSyy,    am  28.  Juni,  wurde    Petrus 62. 
Paulus  Rubens  zu  Köln  am  Rhein  geboren.  — 

Sein  Vater  Jan  Rubens,  aus  adehgem  Geschlechte,  war 
Beisitzer  des  Rathes  von  Brabant  und  fand  sich  in  Folge  der 
Kriegsereignisse  genöthigt,  Antwerpen  zu  verlassen  und  mit 
seiner  Frau  nach  Köln  zu  ziehen,  damit  ihr  während  ihrer 
Schwangerschaft  in  Folge  plötzlichen  Schreckens  kein  Unheil 
widerfahre.  Demzufolge  wurde  P.  P.  Rubens  dort  geboren. 
Dies    erzählt  De    Piles    und    es    wird    bestätigt   von    Floren t 


32  ARNOLD  HOUBRAKEN^S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

le  Comte,  den  ich  durchgehend  genauer  und  gewissenhafter 
finde  als  Kornelis  de  Bie,  der  sich  Mühe  gibt  Antwerpen 
als  Rubens  Geburtsstadt  zu  ehren.  — 

Nachdem  die  Unruhen  erstickt  waren,  zogen  seine  Eltern 
wieder  von  Köln  nach  Antwerpen.  Da  sein  Vater  nach  wenigen 
Jahren  gestorben  war,  ward  er  von  seiner  Mutter  und  seinen 
Vormündern  in  die  lateinische  Schule  geschickt,  mit  der 
Absicht,  ihn  der  Rechtsgelehrsamkeit  zu  widmen,  damit  er 
später  das  angesehene  Amt  seines  Vaters  bekleiden  könnte. 

Ueberdies  sorgten  sie  für  taugliche  Lehrmeister,  um  ihn 
in  der  Zwischenzeit  auch  andere  Wissenschaften  und  Künste 
lernen  zu  lassen,  da  sein  Geist  zu  Allem  befähigt  erschien.  Da 

63.  er  auch  Anlagen  zur  Kunst  verrieth,  besorgten  sie  ihm  einen 
guten  Meister,  um  einige  seiner  Mussestunden  mit  dieser  Uebung 
auszufüllen. 

Es  währte  nicht  lange ,  so  wurde  seine  Lust  und  Liebe  zur 
Kunst  so  mächtig,  dass  sowol  seine  Mutter  als  seine  Vormünder 
es  für  angezeigt  hielten,  seiner  Neigung  nachzugeben  und  ihn 
ganz  derselben  zu  widmen;  sie  schickten  ihn  deshalb  zu 
Octavio  van  Veen,  dem  Hofmaler  des  Herzogs  von  Parma  und 
des  Erzherzogs  Albert,  oder  wol  vorher  noch  zu  Tobias 
Verhaegt,  dessen  Bildniss  mit  den  Worten  prunkt,  dass  er 
der  erste  Lehrer  des  ausgezeichneten  P.  P.  Rubens  gewesen 
sei.  Andere  behaupten,  dass  Adam  van  Oort  sein  erster 
Lehrer  war.  — 

64.  Nachdem  Rubens  den  Unterricht  der  genannten  Lehrer 
genossen  hatte,  zog  er  schliesslich  Otto  Venius  vor,  nicht  weil 
er  etwa  ein  grösserer  Künstler  gewesen  wäre  als  die  Vorigen, 
sondern  wegen  seines  hohen  Verstandes  und  seiner  geistvollen 
Lehren,  bis  er  endlich  durch  ausgezeichneten  Flei$s,  guten 
Unterricht  und  die  Hilfe  seines  Talentes  solche  Fortschritte 
machte,  dass  seine  Arbeiten  mit  jenen  seiner  Lehrer  um  den 
Vorrang  wetteiferten. 

Bald  darnach  ergriff  ihn  die  Reiselust,  worauf  er  über 
Frankreich  nach  Italien  ging,  daselbst  einige  Jahre  blieb,  viel 
arbeitete  und  seine  Zeit  damit  hinbrachte.  Alles,  was  zu  Rom 
sowol  an  Bildhauerwerken  als  an  Gemälden  Vorzügliches  und 
Ausgezeichnetes  vorhanden  ist,  mit  Aufmerksamkeit  zu  besehen. 


ERSTER  THEIL.  33 

Zur  selben  Zeit  studirte  er  die  Werke  Titian's  in  Venedig, 
wo  er  die  Bekanntschaft  eines  Edelmannes,  des  Herzogs  von 
Mantua,  machte,  der  ihn  im  Namen  seines  Herrn  ersuchte,  als 
Edelmann  und  Maler  in  dessen  Dienste  zu  treten.  Er  gab  dieser 
Aufforderung  nach,  weil  sich  in  Mantua  vorzügliche  Gemälde  der 
geschätztesten  Maler  befanden.  Er  hielt  sich  dort  eine  Zeit  lang 
auf,  machte  sich  bei  dem  Herzog  besonders  beliebt  und  studirte  65. 
mit  grossem  Eifer  die  Werke  des  Julio  Romano. 

Von  da  ging  er  wieder  nach  Rom,  um  seine  Studien 
in  Allem,  was  zur  Ausbildung  seines  Talentes  dienlich  war,  fort- 
zusetzen, und  fand  daselbst  Gelegenheit  sowol  in  der  h.  Kreuz- 
kirche als  auch  in  der  neuen  St.  Peterskirche  einige  Altar- 
bilder, sowie  auch  für  den  Erzherzog  Albert  von  Oesterreich 
zu  malen. 

Im  siebenten  Jahre  seines  Aufenthaltes  erhielt  er  die  Nach- 
richt, dass  seine  Mutter  gefährlich  erkrankt  wäre,  worauf  er 
ohne  jeden  Aufschub  von  Rom  abreiste.  Aber  sie  war  bereits 
todt,  ehe  er  wieder  nach  Antwerpen  kam. 

Es  wird  erzählt,  dass  er  nur  wenige  Zeichnungen  oder 
Studien  von  Rom  mitbrachte,  und  als  er  daheim  nach  solchen 
gefragt  wurde,  gab  er  zur  Antwort,  dass  er  sie  in  dem  Cabinete 
seines  Gedächtnisses  eingesperrt  hätte.  Es  geht  auch  aus  der 
wirksamen  Art,  die  er  sich  aneignete,  hervor,  dass  er  die 
berühmten  Kunstwerke  eines  Titian,  Paolo  Veronese  und 
Tintoretto  gesehen  hatte;  doch  ich  muss  inzwischen  erwähnen, 
dass  das  Gerücht  den  Ruf,  den  er  zu  Rom  und  Venedig  durch 
seine  Arbeiten  erlangte,  noch  vor  seiner  Ankunft  ausposaunt 
hatte,  in  Folge  dessen  Alles  Verlangen  trug,  etwas  von  seiner 
Hand  zu  besitzen,  und  er  Gelegenheit  fand,  viel  Geld  dafür 
zu  begehren. 

Dies  war  andererseits  Ursache,  dass  ihn  Viele  mit  Miss- 
gunst betrachteten.  Unter  diesen  war  Abraham  Janszen,  der 
ihm  einen  Wettstreit  anbot,  in  der  Absicht,  das  Zuerkennen 
des  Preises  dem  Urtheile  aller  Kunstkenner  zu  unterwerfen.  66. 
Diesen  fertigte  er  aber  geistreich  mit  den  Worten  ab,  dass  er 
dies  längst  gethan  habe  und  seine  Werke  dem  Urtheile  der 
ganzen  Welt  anheimgestellt  hätte,  und  dass  er  dies  ebenfalls 
thun  möge. 

Quellenschriften  f.  Kunslgesch.  XIV.  3 


34  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBÜRGH. 

Sein  Geist  aber  und  seine  Lebenserfahrung  fanden  bald 
Mittel,  seine  Neider  zu  seinen  Freunden  zu  machen.  — 

Dabei  war  er  bescheiden ,  höflich  und  liebenswQrdig  gegen 
Jedermann;  eine  Eigenschaft,  die  ihn  bei  Hoch  und  Nieder, 
insbesondere  aber  bei  Künstlern,  beliebt  machte  und  wovon  wir 
eine  beachtenswerthe  Probe  noch  anführen  werden. 

Seine  Mutter  war,  wie  bereits  gesagt,  gestorben.  Dies 
bewog  ihn,  Catarina  Brintes  zu  heiraten,  mit  welcher  er  vier 
Jahre  glücklich  lebte.  Ihr  Tod  ging  ihm  so  sehr  zu  Herzen, 
da  SS  er,  um  seine  Trauer  zu  zerstreuen,  eine  Reise  nach  Holland 
machte,  um  in  allen  Städten  die  Kunstschulen,  Kunstgenossen- 
schaften und  Künstler  zu  besuchen;  dieser  Reise  gedenkt  auch 
die  ,, Beschreibung  von  Gouda"  und  erzählt,  dass  er,  um  die 
Werke  von  Jakob  Reugers  Blök  kennen  zu  lernen,  diesen  in 
seinem  Hause  besuchte,  was  wir  ausführlicher  in  dessen  Lebens- 
geschichte melden. 

Sandrart,  der  ihn  damals  kennen  lernte  und  diese  Be- 
kanntschaft auch  ferner  unterhielt,  sagt,  „dass  er,  sobald  er 
nach  Utrecht  gekommen  war,  zuerst  G.  Honthorst  aufsuchte, 
seine  Werke  besichtigte,  ein  von  ihm  vor  Kurzem  begonnenes 
Bild,  welches  den  Diogenes  vorstellte,  der  mit  einer  Laterne 
67.  bei  hellem  Tag  am  Markte  zu  Athen  Menschen  sucht,  kaufte 
und  die  Erfindung  daran  besonders  lobte;  ferner  dass  er  selbst 
Rubens  seine  Dienste  anbot,  um  ihn,  da  inzwischen  sein 
Meister  Honthorst  krank  geworden,  zunächst  zu  A.  Bloemaert, 
hernach  zu  Kornelis  Poelenburg  zu  führen,  dessen 
Arbeiten  er  hochschätzte  und  bei  dem  er  verschiedene  Bilder 
bestellte;  dies  that  er  auch  bei  den  übrigen  Malern*'.  Von  da 
begleitete  ihn  Sandrart  nach  Amsterdam,  wo  er  14  Tage 
zubrachte  und  Alles  besichtigte. 

Er  besass  einen  seltenen  Eifer  für  alle  Wissenschaften 
und  Künste,  selbst  für  Sprachkunde.  Er  selbst  war  verschiedener 
Sprachen  mächtig,  dabei  von  Natur  aus  redegewandt,  und  seine 
äussere  Erscheinung  entsprach  den  Eigenschaften  seiner  edlen 
Seele.  Deshalb  ward  er  wegen  seiner  Fähigkeiten  von  Philip  IV., 
dem  Könige  von  Spanien,  für  den  er  viele  ruhmwürdige  Werke 
ausgeführt  hatte,  in  besonderer  Mission  an  den  britischen  Hof 
gesandt;    De    Piles    fügt    hinzu,    dass    die    Infantin,   die   ihm 


ERSTER  THEIL.  3  5 

eine    Gunst    erweisen    wollte,     die    Ursache    davon    war    und 
dass  diese    bei   Philip  derart  intriguirte,    dass  Rubens    in  der 
Würde  eines  Gesandten  an  den  englischen  Hof  geschickt  wurde. 
Derselbe    erzählt    ferner,    dass    ihn    der    König    von    England, 
KarJ  I.,  huldvoll  empfing  und  ihm  vor  dem  ganzen  Parlamente 
einen  Degen  und  eine  mit  Diamanten  besetzte  Kette,  12.OQO  Reichs- 
thaler werth,  zum  Geschenke  machte.  Er  kehrte  hierauf  wieder 
nach  *  Spanien    zurück,    um    seinem  Herrn    Bericht    über    seine 
Sendung  abzustatten    und    wurde  von    diesem    reich  beschenkt. 
Andere  aber  glauben,  dass  dies  zumeist  in  der  Absicht  geschehen 
sei,    Rubens  eine  Gelegenheit  zu   geben,    mit  dem  Könige  zu 
sprechen,  an  welchen  er  wegen  der  Arbeiten  für  den  Saal  von 68. 
Whitehall,  welche  wol  bestellt,    aber  nicht  bezahlt  wurden,  ein 
Anliegen   hatte.    Diese    Bilder   wurden    ihm,  da    er    in    London 
war,    von  Antwerpen,    wo  er  sie  gemalt  hatte^    nachgeschickt. 
Karl  Stuart,  der,  wie  man  glaubt,  diesen  Wink  verstand, 
erwies  ihm  ungewöhnliche  Huld  und  Freundschaft. 

Ich  selbst  hatte  im  Jahre  17 14,  als  ich  dort  war,  den 
Wunsch,  sowol  das  Kunstwerk,  als  auch  den  Saal,  aus  welchem 
König  Karl  das  Schaffot  bestieg,  zu  sehen;  seit  jener  Hin- 
richtung wurde  er  nicht  mehr  als  ein  Gerichtssaal,  sondern  als 
Empfangssaal  für  fremde  Potentaten  und  Gesandte  benützt  und 
„Bankethous"  genannt.  Jetzt  werden  aus  Mangel  an  Kirchen 
in  London  jeden  Nachmittag  die  allgemeinen  Gebete  darin  vor- 
gelesen und  Sonntags  daselbst  gepredigt,  \ 

Als  einer  seiner  bedeutendsten  Arbeiten  wollen  wir  der 
Luxembourg-Galerie  erwähnen,  eines  Werkes,  welches  ihm  viel 
Ruhm  brachte  und  welches,  von  den  besten  Kupferstechern, 
als:  G.  Edelink,  G.  Duchange,  Kornelis  Vermeulen, 
B.  Picart,  A.  Loir  und  B.  und  J.  Audran,  in  Kupfer  ge- 
stochen, aller  Welt  anschaulich  macht,  was  er  zu  leisten  im 
Stande  war.  In  Anbetracht  dessen  ist  es  wol  unnütz,  noch  des 
Weiteren  seines  Lobes  zu  gedenken.  Seine  zahlreichen  Werke, 
als  Altarbilder  oder  anderweitig  verwendet,  und  eine  grosse 
Anzahl  Porträts,  welche  er  für  Fürsten  und  Prinzen  gemalt, 
melden  selbst  das  Lob  ihres  Meisters. 

Einen  Vorfall,    der  ihm  während  seiner  spanischen    Reise  69. 

begegnete,    hätte    ich   beinahe    vergessen.    Der    Herzog   Johan 

3* 


36  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBüRGH. 

von  Braganza,  später  König  von  Portugal,  ein  Verehrer  der 
Kunst,  schrieb  einem  seiner  Freunde  in  Madrid,  dass  er  Rubens 
auffordern  möge,  ihn  in  seinem  Schlosse  Villa -Vizosa  zu 
besuchen.  Rubens  kam  diesem  Wunsche  nach  und  begab  sich 
mit  grossem  Gefolge  auf  den  Weg,  Als  der  Herzog  erfuhr, 
dass  Rubens,  den  er  allein  erwartete,  von  so  grossem  Gefolge 
begleitet  nach  Vizosa  käme,  sandte  er  ihm  in  aller  Eile  einen 
Edelmann  zu  Pferd  entgegen,  der  ihm  sagen  sollte,  dass  der 
Herzog  aus  wichtigen  Gründen  anderweitig  verreist  und  nicht 
in  der  Lage  wäre,  ihn  zu  erwarten,  ihm  aber  zur  Vergütung 
seiner  Kosten  und  Zeit  fünfzig  Pistolen  anbieten  lasse.  Rubens 
aber  weigerte  die  Annahme  derselben  und  sagte:  dass  diese 
Summe  wohl  zu  gering  wäre,  da  er  sich  vorgenommen  hatte, 
vierzehn  Tage  in  Vizosa  zu  verweilen  und  daselbst  tausend 
Pistolen  zu  verzehren. 

Nachdem  Rubens  noch  eine  Zeit  in  Spanien  verweilt 
hatte,  reiste  er  nach  Antwerpen,  wo  er  so  viele  herrliche 
Werke  ausführte,  dass  man  darob  zunächst  erstaunen  muss; 
ja  man  würde  es  Niemandem  glaublich  machen  können,  wenn 
man  nicht  hinzufügen  würde,  dass  er  viele  Schüler,  die  er 
unterrichtete,  zum  Untermalen  und  Malen  der  Gewänder,  des 
Hintergrundes,  der  Gebäude  und  anderen  Beiwerks,  wol  auch 
zum  Anlegen  des  Nackten  verwendete,  wodurch  er  sich  sowol 
70.  als  auch  seinen  Schülern  grossen  Vortheil  brachte,  da  auf 
diesem  Wege  von  ihm  viele  treffliche  Meister  herangebildet 
wurden,  die  seine  Grossartigkeit  der  Auffassung  und  die  Kraft 
seiner  Farbe  ihm  absahen  und  sich  derselben  in  ihren  eigenen 
Werken  bedientea.  Allerdings  hatten  sie  bei  Lebzeiten  ihres 
Meisters  nicht  viel  Gelegenheit  dazu,  am  wenigsten  zu  grossen 
und  einträglichen  Arbeiten,  da  er  die  reichsten  Leute  auf  seiner 
Seite  hatte,  in  Folge  dessen  ihm  Alles  von  selbst  in  den  Schoss 
fiel.  Dies  geht  zu  verschiedenen  Malen  an  tüchtigen  Künstlern, 
die  seine  Schüler  gewesen ,  insbesondere  ah  Anton  van  Dyk, 
hervor.  — 

Als  dieser  einmal,  zu  jener  Zeit,  da  er  bereits  das 
Atelier  seines  Meisters  verlassen  hatte,  für  ein  Kloster  ein 
Altargemälde  vollendete,  wussten  die  Kuttenbrüder  daran  so 
viel   zu   mäkeln,    dass    es    zweifelhaft  war,    ob   er  sich  wol  an 


ERSTER  THEIL.  By 

dem  bedungenen  Gelde  die  Finger  blau  zählen  würde;  denn  sie 
thaten  so,  als  ob  sie  es  ihm  lassen  wollten ,  was  ihn  sehr  verdross.  — 

Ueber  das  ihm  zugefügte  Unrecht  brütend,  ging  er  vor 
die  Stadt,  um  in  der  Einsamkeit  mit  sich  selbst  zu  Rathe  zu 
gehen,  welches  wol  das  beste  Mittel  wäre,  um  aus  dieser 
Klemme  herauszukommen.  Zur  selben  Zeit  geschah  es,  dass 
Rubens  in  seiner  Kutsche  zur  Erholung  auf  den  Feldern 
spazieren  fuhr  und  dass  er  van  Dyk  begegnete.  —  Er  fragte 7 J* 
ihn  nach  dem  Grunde  seines  einsamen  Wandeins  und  seiner 
Traurigkeit  und  zerstreute  seine  Schwermut  indem  er  ihm 
sagte,  dass  er  des  anderen  Tags  in  sein  Haus  kommen  wolle, 
um  das  Bild  zu  sehen  und  über  ein  Mittel  nachzudenken,  ihm 
dienlich   zu  sein. 

Dies  geschah  auch,  denn  er  kam  des  anderen  Tags  zu 
van  Dyk,  sah  das  Bild,  bezahlte  ihm  die  Summe,  die  er  dafür 
ausbedungen  hatte  und  Hess  es  in  sein  Haus  tragen.  Die  Kloster- 
väter waren  nicht  wenig  darob  verlegen,  weil  sie  einsahen, 
dass  Rubens  ihre  verächtliche  Handlungsweise  durchschaut 
hatte  und  schämten  sich  vor  ihm,  der  in  grossem  Ansehen  und 
Achtung  stand.  Sie  waren  froh,  dass  sie  es  aus  seinen  Händen 
zu  demselben  Preise  wieder  erhalten  konnten. 

Es  würde  demnach  wie  Undankbarkeit  erscheinen,  wenn 
van  Dyk  mit  Rubens  später  nicht  mehr  in  Freundschaft 
verkehrte,  aber  ich  werde  auch  die  geheimen  Gründe  dafür 
an  richtiger   Stelle  mittheilen. 

Rubens  war,  wie  ich  bereits  wiederholt  gesagt  habe, 
sowol  in  Anbetracht  seiner  Geburt,  seines  Benehmens,  seiner 
Ehrenämter  und  Kunst  bei  allen  Grossen  geachtet  und  geschätzt. 
Dazu  kam  noch,  dass  er  in  zweiter  Ehe  Helena  Fourment 
heiratete,  die  wahrlich  eine  Helena  an  Schönheit  war.  Ein 
nicht  zu  unterschätzender  Vortheil  für  einen  Maler,  um  die 
Kosten  des  Modells  zu  ersparen.  Ueberdies  besass  sie  Verstand 
und  Vermögen,  damit  ihrer  Drei  hinreichend  auszustatten,  und 
vielvermögende  Freunde,  die  ihm  dienlich  sein  konnten.  In  Folge  72« 
dessen  flogen  ihm  alle  Vortheile  des  Pinsels  von  selbst  zu. 
Auch  besass  er  eine  ungewöhnliche  Fähigkeit,  allen  Mächtigen 
zu  schmeicheln  und  so  zu  seinem  Vortheile  in  ihrer  Gunst 
zu  steigen.  — 


38  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Er  baute  für  sich  zu  Antwerpen  ein  Haus,  welches  ihn 
wol  60.000  Gulden  kostete,  und  in  demselben  einen  Saal  wie 
die  Rotunde  in  Rom,  in  welchen  das  Licht  durch  eine  Oeflf- 
nüng  im  Dache  von  oben  hereinfiel. 

Diesen  Saal  schmückte  er  mit  seinen  angesammelten 
italienischen,  französischen  und  niederländischen  Kunstwerken 
und  Gemälden  von  seiner  eigenen  Hand;  diese  Sammlung  ward 
bald  weit  berühmt,  so  dass  der  Herzog  von  Buckingham, 
der  seinen  Palast  damals  mit  Kunstwerken  ausschmücken  wollte, 
Michiel  le  Blon,  einen  Liebhaber  und  feinen  Kunstkenner, 
beauftragte ,  ihm  für  60.000  Gulden  Kunstwerke  aus  dieser 
Sammlung  anzukaufen,  was  auch  geschah.  —  Da  Rubens  das 
Geld  zu  schätzen  wusste  —  und  die  Art,  es  zu  verdienen, 
genau  kannte,  sammelte  er  ein  bedeutendes  Vermögen,  was 
endlich  auch  allgemein  bekannt  wurde. 

Kurz  nach  diesem  Verkaufe  machte  der  Alchymist  Brendel 
aus  London  einen  Versuch  auf  das  bedeutende  Vermögen  des 
Malers,  fand  sich  aber  in  seinem  Vorhaben  schändlich  betrogen. 

73.  Er  köderte  Rubens  mit  vielverheissenden  Reden  und  Ver- 
sicherungen eines  gewissen  Erfolges  seiner  Goldmacherkunst  und 
stellte  ihm  gegen  den  halben  Gewinir  seine  Dienste  zur  Ver- 
fügung, wenn  Rubens  ein  Laboratorium  erbauen  und  alle 
Erfordernisse,  die  dazu  nöthig  wären,  besorgen  würde.  Nach- 
dem ihn  dieser  mit  grosser  Geduld  zu  Ende  gehört  hatte, 
antwortete  er  ihm  sehr  verständig:  Ich  danke  Ihnen  vielmals  für 
dieses  Anerbieten,  mein  Herr,  Sie  kommen  aber  um  20  Jahre 
zu  spät;  denn  inzwischen  habe  ich  durch  den  Pinsel  längst 
den  wirklichen  Stein  der  Weisen  gefunden.  — 

74.  Wenige  Jahre  vor  seinem  Tode  fühlte  er  eine  Lähmung 
in  seiner  Hand,  in  Folge  deren  er  grosse  Arbeiten  unterlassen 
musste,  doch  malte  er  noch  femer  kleine  Bilder,  meist  Land- 
schaften auf  der  Staffelei,  wobei  er  sich  des  Malerstockes  mehr 
bedienen  konnte. 

Er  starb  zu  Antwerpen  am  3o.  Mai  des  Jahres  1640  und 
ward  mit  prächtigem  Leichenpompe  begraben«  Vor  seinem  Sarge 
ward  ein  schwarzes  Sammtkissen,  auf  dem  eine  goldene  Krone 
Jag»  getragen,  und  ein  grosses  Gefolge  von  Künstlern  und  der 
angesehensten   weltlichen    und    geistlichen    Herren    folgte    ihm. 


ERSTER  THEIL.  ^g 

Seine  Leiche  ward    in  der    St.  Jans- Kirche   bestattet,   wo  sein 
Grabstein  noch  heute  zu  sehen  ist. 

Er  hinterliess  eine  Tochter  und  einen  Sohn,  Andere  sagen 
zwei  Söhne,  aus  seiner  zweiten  Ehe;  Albertus,  der  Aeltere, 
war  Secretär  oder  Geheimschreiber  der  Stände  von  Flandern.  — 

Unter  der  grossen  Anzahl  von  Malern,  welche  Rubens 76. 
herangebildet  hat,  wird  auch  Pieter  Soutman  genannt.  Da 
wir  aber  weder  sein  Geburts-  noch  sein  Todesjahr  erfahren 
konnten,  können  wir  ihm  keinen  besseren  Platz  anweisen,  als 
den  nach  seinem  Meister.  Samuel  Ampzing  nennt  ihn  Pieter 
Klaasze  Soutman  und  gedenkt  seiner  auch  in  der  Beschrei- 
bung von  Harlem ,  der  Stadt,  in  der  er  geboren  und  gestorben 
ist.  —  Er  wird  für  einen  der  Besten  gehalten,  die  aus  dieser 
Schule  hervorgegangen  sind.  — 

Seine  Arbeiten  zeigen ,  dass  er  nicht  durch  Gunst,  sondern 
durch  sein  Verdienst  am  polnischen  Hofe  beliebt  und  geehrt 
gewesen.  Er  malte  Porträts  und  grosse  Compositionen. 

Kornelis  Schut,  der  aus  derselben  Schule  hervorgegan- 77. 
gen,  ist  zu  Antwerpen  geboren.  Die  Musen  haben  sein  Talent 
mit  poetischen  Ideen  begünstigt,  welche  seine  Erfindungen 
kennzeichnen  und  seine  Werke  beliebt  machten.  Er  wählte 
vorzugsweise  bewegte  Stoffe,  und  hat  neben  dem  Pinsel  auch 
die  Aetznadel  gehandhabt,  wie  dies  aus  einer  beträchtlichen 
Anzahl  Radirungen  hervorgeht,  die  von  ihm  herrühren.  Wenn 
sie  auch  nicht  nach  jeder  Richtung  hin  gelungen  und  sicher 
in  der  Behandlung  sind,  bekunden  sie  doch  ein  flottes  Talent. 
Auch  Kornelis  de  Bie  spielt  mit  einigen  Versen  auf  seine 
Radirungen  an.  — 

Van  Dyk  hat,  in  Würdigung  seines  Talentes,  sein  Porträt, 
nebst  anderen  seiner  Kunstgenossen,  für  den  Kupferstecher  im 
kleinen  Formate  gemalt.  — 

Samuel  Hofman  aus  Zürich  kam,  nachdem  das  Gerücht 
den  Ruf  der  Werke  Rubens'  dem  ganzen  Erdenrund  verkündet 
hatte,  nach  den  Niederlanden,  begab  sich  unter  5eine  Leitung 
und  bildete  sich  an  seinen  Lehren  und  durch  Abmerken  seiner 
Kunstgrifife  bald  zu   einem  guten  Maler  aus. 

Später  Hess  er  sich  in  Amsterdam  nieder,  wo  er  viele 
gute  Werke,  auch  Porträts,  malte,  und  heiratete  im  Jahre  1628, 


40  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

wonach  er  mit  seiner  Frau  nach  Zürich  ging,  wo  er  berühmt 
78. wurde  und  Gelegenheit  fand,  für  den  Herzog  von  Mailand 
einige  Bilder  zu  malen.  Von  da  ging  er  nach  Frankfurt  am 
Main,  wo  er  ein  grosses  Bild  am  Rathhause  gemalt  hat.  Endlich 
starb  er  im  Jahre  1640  am  Podagra.  Seine  Frau  und  Kinder, 
unter  diesen  eine  Tochter,  welche  auch  Malerin  war,  zogen  nach 
seinem  Tode  wieder  nach  Amsterdam. 

Jan  van  Hoek,  ein  Antwerpner,  hatte  das  Glück,  ob 
seiner  grossartigen  Compositionen ,  seines  blendenden  Colorits 
und  seines  schmeichelnden  Pinsels,  nicht  weniger  als  sein 
Meister  Rubens,  bei  Königen  und  Fürsten  beliebt  zu  sein. 
Während  seines  Aufenthaltes  in  Rom  malte  er  für  verschiedene 
Cardinäle,  welche  seine  Werke  hochschätzten.  Auch  nahm  ihn 
Erzherzog  Leopold  als  Edelmann  nach  den  Niederlanden  mit, 
wo  er  im  Jahre   i65o  starb. 

Ehe  ich  aber  weitergehe,  will  ich  noch  seines  Mitbürgers 
Märten  Pepyn  gedenken,  der  während  seines  Aufenthaltes  in 
Italien  alle  seine  Zeit-  und  Landesgenossen  überragte,  so  dass 
er  in  Rom  sowie  in  ganz  Italien  als  ein  hochstrebender  Geist 
gekannt  und  gerühmt  war. 

Ich  war  verlegen,  wo  ich  ihn  einreihen  sollte,  bis  mir  aus 
sicherer  Quelle  bekannt  wurde,  dass  er  noch  zu  Rubens* 
Lebzeiten  gestorben  war. 

Rubens,  der  sein  rasch  gereiftes  Talent  kannte,  war 
79- ärgerlich,  als  er  vernahm,  dass  er  von  Rom  nach  Brabant 
kommen  sollte.  Als  aber  kurz  darauf  bekannt  wurde,  dass  er 
diesen  Vorsatz  aufgegeben  und  in  Rom  geheiratet  habe,  liess 
er  sich  die  Bemerkung  entschlüpfen:  Nun  Pepyn  geheiratet 
hat,  habe  ich  keine  Furcht,  dass  mich  hier  irgend  Jemand 
Übertreffen  oder  mir  über  den  Kopf  wachsen  soll.  Dies  bestätigt 
wol,  dass  er  ein  grosser  Künstler  gewesen  ist. 

Ihm  folgt  Abraham  Janszen.  Da  weder  bei  Sandrart 
noch  bei  de  Bie  sein  Geburts-  oder  Sterbejahr  erwähnt  wird, 
glauben  wir  ihn  am  besten  hinter  Rubens  einreihen  zu  können, 
nicht  allein  weil  er  sein  Zeitgenosse  war,  sondern  weil  er  auch 
eine  Rolle  in  dessen  Leben  spielt. 

Er  ist  zu  Antwerpen  geboren  und  war  einer  der  bedeu- 
tendsten Maler    seiner  Zeit.    Er   hat   jedoch    nicht  viel  gemalt, 


ERSTER  THEIL.  4I 

was  er  aber  hervorgebracht  hat,  ist  vortrefflich  und  kunst- 
gerecht gezeichnet  und  nach  dem  Leben  ausgeführt.  Sein  Talent 
führte  ihn  zur  Historienmalerei  mit  lebensgrossen  Figuren,  in 
Folge  dessen  alle  Fürsten  und  Grossen  seine  Werke  suchten, 
um  sie  in  fürstlichen  Galerien,  Kunstkammern  und  Kirchen 
aufzuhängen,  und  er  hätte  seines  Gleichen  nicht  gehabt,  wenn 
er  auf  diesem  Wege  fortgegangen  wäre.  Rubens'  Auftreten  war 
allem  Anscheine  nach  die  erste  Ursache  seines  Falles.  Es  ist 
wahr,  dass  ihm  dies  eher  hätte  ein  Ansporn  werden  müssen, 
um  mit  desto  grösserem  Eifer  nach  Vollkommenheit  zu  streben, 
und  Rubens,  der  ihm  im  Erzielen  von  Vortheilen,  durch  die 
er  sich  so  viele  Freunde  machte,  voraus  war,  durch  unermüd- 
lichen Fleiss  mit  dem  Pinsel  zu  folgen,  anstatt  den  Mut  sinken 80. 
zu  lassen  und  Hilfe  zu  suchen  in  seinem  Verderben.  — 

Er  wählte  die  Liebe  zu  seiner  Trösterin  und  zerbröckelte 
sein  Glück  an  dieser  unseligen  Leidenschaft.  Er  ging  mit  seiner 
jungen  Frau  jeden  Tag  spazieren  und  fröhnte  seinem  Müssiggange, 
der  ihn  wie  die  Motte  verzehrte,  in  Folge  dessen  sein  Haus- 
stand verdarb  und  gänzlich  verarmte,  während  er  mit  ein- 
genommenem Kopfe  umherschwärmte,  in  Wirthshäusern  Trost 
suchte  und  das  Ungemach  mit  dem  Trunk  wegspülte.  — 

Horatius  Gentilesco  war  ein  Florentiner  von  Geburt, 
wird  aber  nicht  als  Italiener  angesehen,  da  er  den  grössten 
Theil  seines  Lebens  in  Spanien,  England,  Brabant  und  Holland 
zugebracht  hat,  weshalb  auch  wir  ihn  hier  aufgenommen 
haben.  Er  malte  zumeist  grosse  historische  Darstellungen. 
Sandrart  erzählt,  dass  er  von  ihm  zu  Amsterdam  zwei  Bilder 
gesehen  hatte,  die  für  König  Karl  I.  gemalt  waren.  Das  eine 
stellte  die  reuige  Magdalena  vor,  das  andere  Lot  mit  seinen 
beiden  Töchtern,  die  Beide  sehr  gut  und  sowol  in  Hinsicht  auf 
Zeichnung  als  Farbe    trefflich  behandelt  waren. 

Er  ward  später  von  dem  Könige  nach  England  berufen,  81. 
um  für  ihn  zu  malen  und  starb  auch  daselbst,  aber  ich  weiss 
nicht  in  welchem  Jahre,  Die  Brabanter  nennen  ihn  Gentiel. 
Er  war  ein  Freund  Sandrart 's,  der  auch,  als  er  nach  Neapel 
kam,  daselbst  seine  Tochter,  die  Malerin  Artemisia,  besuchte 
und  ihr  Grüsse  von  ihrem  Vater  überbrachte.  Sie  nahm  ihn 
freundlich    auf  und   zeigte   ihm    ihre    damalige    Arbeit:    einen 


42  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

lebensgrossen  David,  der  das  Haupt  Goliats  hält,  ein  fleissig 
und  keck  ausgeführtes  Bild.  Sie  malte  auch  Porträts  und  war 
bei  der  Gemahlin  des  Vicekönigs  von  Neapel  gerne  gesehen. 
Sie  zeichnete  auch  an  der  Akademie. 

Henrik  van  Baien  ist  nach  dem  Zeugnisse  Karel  van 
M  and  er 's  ein  Schüler  Adam  van  O  ort 's.  Was  seine  Werke 
betrifft,  so  sind  sie  sowol  in  Anordnung,  Zeichnung  als  Colorit 
so  gut,  dass  sie  wol  den  Bildern  der  geschätztesten  Meister 
Stand  halten  können.  Insbesondere  aber  muss  ich  erwähnen, 
dass  er  seine  nackten  Figuren  so  lieblich  schön  in  den  Umrissen 
und  so  rund  und  plastisch  ausgeführt  hat,  dass  alle  ähnlichen 
Werke  davor  zurückstehen. 

Unter  der  grossen  Zahl  seiner  Arbeiten  ragt  aber  besonders 
eine  Darstellung  der  sündigen  Kinder  der  Welt  zur  Zeit  des 
Busspredigers  Noah,  die  Israeliten,  welche  aus  dem  Felsenquell 
Wasser  trinken,  und  ein  drittes:  die  Rettung  der  Israeliten 
durch  den  Untergang  des  egyptischen  Königs  Pharao  im  rothen 
Meere,  hervor. 

Vor  Kurzem  habe  ich  noch  ein  kleines  Bild  desselben 
82.  Gegenstandes  gesehen,  reich  an  Figuren,  trefflich  gruppirt  und 
höchst  mannigfaltig  in  den  Gewändern.  Die  Mehrzahl  der 
Flüchtlinge  ist  bereits  im  Hintergrunde  im  vollen  Tageslichte, 
dagegen  die  Figuren  im  Vordergrunde  im  Schatten  gehalten 
sind.  Sie  scheiden  sich  vortrefflich  von  dem  Gewühle  im  Hinter- 
grunde, welches  sich  von  der  nebelumzogenen  bergigen  Land- 
schaft und  der  blauen  Ferne  abhebt. 

Desgleichen  ein  anderes  kleines  auf  Kupfer  gemaltes  Bifd, 
ein  Urtheil  des  Paris,  in  welchem  die  drei  Göttinnen,  ins- 
besondere aber  Venus,  die  sich  von  hinten  sehen  Hess,  so 
rund^  plastisch  und  ausführlich  gemalt  waren,  dass  sie  schier 
aus  dem  Bilde  herauszutreten  schienen  Ueberdies  war  der 
Grund,  auf  dem  sie  standen,  mit  Gras  und  Kräutern  bedeckt, 
und  die  ganze  Landschaft  bis  in  die  kleinsten  Details  höchst 
kunstvoll  von  dem  Sammetbreughel  gemalt. 

Ausser  vielen  historischen  Darstellungen  existiren  von 
ihm  auch  geistreich  und  lehrreich  erfundene  Allegorien.  Herr 
J.  van  Schuilenburg,  Rath  und  Griffier  der  fürstlichen 
Domänen  etc. ,  hat  eine  solche  in  seinem  berühmten  Cabinet  zu 


ERSTER  THEIL.  48 

Haag.  Daselbst  sitzt  ein  tugendhafter  Mann,  unter  prächtigem 
Thronhimmel,  eine  Krone  auf  dem  Haupte.  Minerva,  die 
Göttin  der  Weisheit,  steht  links  neben  seinem  Sessel,  rechts 
die  Gerechtigkeit  mit  einer  Wage  in  der  Hand,  in  deren  einer 
Schale  die  Köpfe  eines  Schweines,  Fuchses,  Wolfes  und 
Pfaues,  als  Sinnbilder  des  Geizes,  der  List,  der  Rauflust  und 
der  Hoffahrt  zu  sehen  sind,  und  welche  gegen  Winkelmass, 
Lineal,  Kehlhobel  und  Zaum,  Sinnbilder,  die  ein  tugendhaftes 
Leben  andeuten,  und  in  der  niedersinkenden  Schale  dargestellt 
sind,  zu  leicht  befunden  werden.  Daneben  sieht  man  die  Liebe 
den  Neid  verdrängen  und  Liebesgötter,  welche  Schlangen  und  83. 
andere  Ungeheuer  fortpeitschen.  — 

Er  hinterliess  einen  Sohn  Namens  Johannes,  der  im  Jahre 
1611  in  Antwerpen  geboren  ward,  von  dem  Kornelis  de  Bie 
(p.  120)  berichtet,  dass  er  die  Kunst  bei  seinem  berühmten 
Vater  Henrik  van  Baien  gelernt  habe.  Er  hat  seine  Studien 
später  in  Italien  fortgesetzt  und  noch  bei  seines  Vaters  Lebzeiten 
grossen  Ruhm  erreicht.  — 

Er    lebte    noch    im  Jahre    1662  zu  Antwerpen,    aber  sein 84. 
Vater    war    damals     schon    todt,    wie     dies    aus    den    Versen 
Kornelis  de  Bie's  hervorgeht. 

Neben  ihm  erscheint  auf  dem  Schauplatze  der  Maler 
Francois  Snyers,  zu  Antwerpen  im  Jahre  1579  geboren.  Er 
lernte  die  Anfangsgründe  seiner  Kunst  bei  Henrik  van  Baien. 
Seine  Neigung  lenkte  ihn  zuerst  auf  die  Darstellung  von 
Früchten,  später  auf  die  vierfüssiger  Thiere,  die  er  ins- 
gesamml,  jedes  nach  seiner  Weise,  so  staunenswerth  natürlich 
darstellte,  dass  er  zu  seiner  Zeit  seines  Gleichen  nicht  hatte. 
Insbesondere  aber  ward  er  berühmt  durch  seine  Jagdgemälde, 
Darstellungen,  die  vor  allen  anderen  geeignet  sind,  fürstliche 
Galerien  zu  schmücken.  Hiezu  bedienten  sich  ihrer  auch  der 
König  von  Spanien  und  der  Erzherzog  Leopold  Wilhelm 
in  ihren  Palästen.  Er  lieh  seine  Hand  oft  dem  Rubens,  und 
dieser  wieder  ihm,  und  die  Werke,  in  welchen  diese  beiden 
Meister  vereint  sind,  werden  zumeist  geschätzt.  Denn  war  der 
Eine  zur  Darstellung  mächtiger  Begierden  und  Leidenschaften 
der  Menschen  geschickt,  so  schien  der  Pinsel  des  Anderen 
wie  geschaffen,   um   die  Thiere  in  ihrer  grössten  Leidenschaft- 


44  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

lichkeit  darzustellen.  Ja,  es  ist  zu  bewundern,  wie  er  bei  so 
mannigfaltigen  Veränderungen,  Krümmungen  und  Windungen  die 
Körperbewegung  und  das  Dehnen  und  Biegen  der  Muskeln  an 
den  Thieren  richtig  wahrgenommen  hat.  Sieht  man  seine  Jagd- 
hunde dem  Wilde  nacheilen,  so  scheinen  sie  auch  dem  Auge 
vorbei  zu  schwirren;  und  greifen  sie  es  mit  ihren  spitzen  Zähnen 
an,  so  sprüht  ihnen  das  Feuer  aus  den  Augen;  und  die,  so 
verstümmelt  oder  gebissen  dargestellt  sind,  drücken  den  Schmerz 
85  ihrer  Wunden  durch  den  gekrümmten  Rücken,  krampfhafte 
Bewegung  und  weit  aufgesperrte  Mäuler  so  natürlich  aus,  dass 
man  Mitleid  mit  ihnen  haben  könnte.  — 

Sein  Land-,  Zeit-  und  Kunstgenosse  loan  Breugel,  bei- 
genannt Fluweelen,  war  der  Sohn  von  Pieter  Breugel,  der 
ob  seiner  geistreichen  (Jnsauberkeiten  und  Bauernbilder,  die  er  ins- 
besondere malte,  Peer  den  Drol  genannt  wurde;  van  Mander 
sagt  von  ihm:  dass  er  in  einem  seiner  letzten  Bilder  einen 
Galgen  malte,  auf  welchem  eine  schnatternde  Elster  sitzt.  Er 
wollte  damit  den  verdienten  Lohn  einer  Klatschzunge  andeuten 
und  vermachte  dasselbe  testamentarisch  seiner  Frau.  — 

Es  ist  wol  anzunehmen,  dass  loan  Breugel  die  Anfangs- 
gründe der  Kunst  unter  Aufsicht  seines  Vaters  lernte,  doch  hat 
er  sich  zu  ganz  anderer  Art  herangebildet  —  denn  er  wählte 
den  Blumenhof  Flora's  zum  Gegenstande  seines  Pinsels.  Da 
aber  der  Mensch  den  Veränderungen  unterworfen  ist,  so  liess 
er  nach  Verlauf  von  wenigen  Jahren  seinen  Pinsel  mit  zier- 
86.  liehen  Land-  und  Wasser-Scenerien  auf  mannigfaltige  Weise, 
wie  ihm  dieselben  in  der  Natur  begegneten,  sein  Spiel  treiben. 
Aber  er  gab  das  Malen  von  Blumen  und  Früchten  und  aller 
Art  Feld-  und  Gartengewächse  nicht  ganz  auf,  und  brachte  sie 
noch  später  in  seinen  Landschaften  an. 

Im  Jahre  1713  habe  ich  eines  seiner  Bilder,  etwa  3  Fuss 
hoch  und  4  Fuss  breit,  gesehen,  welches  ich  und  alle  Kunst- 
freunde stundenlang  mit  Bewunderung  betrachten  konnten. 
Im  Vordergrunde  waren  so  mannigfaltige  Arten  von  Blumen, 
Sträuchen  und  Bäumen  gemalt,  dass  sich  das  Auge  wie  in  einem 
Labyrinthe  verirrte,  und  obgleich  Alles  kaum  im  zwanzigsten 
Theil  der  natürlichen  Grösse  dargestellt  war,  war  es  doch  in 
seiner  Art  in  dem  kleinen  Räume  so  ausführlich ,  kunstvoll  und 


ERSTER  THEIL.  45 

natürlich  gemalt,  als  wenn  es  in  Leben sgrösse  dargestellt  gewesen 
wäre.  Insbesondere  fiel  aber  ein  Feigenbaum  in  einem  Topfe 
aufy  dessen  Stamm  so  natürlich,  die  Blätter  so  geschickt  und 
zart^  die  grünen  Sprossen,  die  halbgereiften,  ausgewachsenen 
und  überreifen  Feigen  so  täuschend  gemalt  waren,  dass  es 
nicht  mehr  das  Werk  des  Pinsels,  sondern  die  Natur  selbst  zu 
sein  schien.  Dieses  Bild,  welches  aus  Loo  kam,  ward  zu 
Amsterdam  im  Heeren  Logement  am  26.  Juli  171 3  für 
2825  Gulden  verkauft.  Die  zwei  von  Rubens  gemalten  Figuren 
in  demselben  stellten  Pomona  und  Vertumnus  vor.  Das  Gegen- 
stück mit  der  schlafenden  Nymphe  und  dem  Sat}T  ward  für  87. 
1875  Gulden  verkauft. 

Aber  das  ausgezeichnetste  Kunstwerk,  welches  ich  von  ihm 
gesehen  habe,  ist  das  sogenannte  Paradies  bei  Herrn  le  Court 
van  der  Voort  zu  Leiden,  in  welchem  eine  Menge  der  ver- 
schiedensten Thiere  auf  das  Kunstvollste  in  einer  nicht  minder 
kunstvoll  gemalten  Landschaft  dargestellt  ist.  Adam  und  Eva 
aber  sind  auf  das  Vorzüglichste  von  Rubens  gemalt.  Dieses 
Bild  stammt  aus  dem  berühmten  Cabinete  des  Herrn  de  Bie, 
dem  Maecenas  G.  Dou's. 

Zahlreiche  kleine  Bilder  sind  in  den  Cabineten  aller  Orten 
zu  sehen.  Darunter  viele,  in  welchen  eine  Mühle  am  Ufer 
eines  Flusses  dargestellt  ist,  wol  auch  ein  Dorf  oder  irgend  ein 
Gehöfte  am  Wasser,  welches  er  dann  mit  kleinen  Kähnen  und 
Booten  belebte  so  wie  das  Land  mit  Karren,  Wagen,  Pferden 
und  verschiedenen  kleinen  Figuren,  die  er  ausserordentlich 
kunstvoll  und  trefflich  darzustellen  wusste;  deshalb  wurde  er 
auch  von  Jodocus  Momperund  anderen  seiner  Zeitgenossen 
gebraucht,  um  ihre  Landschaften  mit  Figuren,  Pferden  etc.  aus- 
zuschmücken. Im  Einen  wie  im  Anderen  hat  er  aller  Welt 
gezeigt,  dass  er  ein  bedeutender  Künstler  gewesen.  — 

Adriaen  Stalbemt  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  i58o  am 
12.  Juni  geboren.  Von  ihm  wird  gesagt,  dass  er  von  Jugend 
auf  so  fleissig  und  eifrig  im  Ausüben  der  Kunst  gewesen,  ja 
so  ganz  sich  derselben  gewidmet  hatte,  als  wenn  er  lediglich 
für  die  Kunst  geboren  wäre.  Er  verlegte  sich  auf  das  Malen  88. 
von  Landschaften  mit  kleinen  Figuren,  die  er  so  natürlich, 
geistreich    und    ausgezeichnet   zu   behandeln    wusste,    dass   er, 


46  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ob  seiner  ausgezeichneten  Fertigkeit,  an  den  englischen  Hof 
berufen  ward,  wo  er  mit  seinem  Pinsel  vielgerühmte  Werke 
ausgeführt  hat. 

Er  lebte  und  wohnte  zu  Antwerpen ,  wo  er  noch  in  einem 
Alter  von  80  Jahren  thätig  war. 

In  diesem  Jahre  i58o  ward  zu  Stettin  in  Pommern  Daniel 
Blök  geboren.  Sein  Vater  Märten  Blök  war  zu  Utrecht 
geboren,  Andere  sagen  in  Holland.  Doch  wir  wollen  dies  als 
keinen  Fehler  ansehen,  weil  die  Schriftsteller  nur  selten  die 
einzelnen  Provinzen  unterscheiden.  Weil  er  aber  aus  der  Provinz 
Utrecht  abstammt,  haben  wir  Grund  genommen,  ihm  einen 
kleinen  Platz  einzuräumen.   — 

Daniel,  der  auch  frühzeitig  zu  erkennen  gab,  dass  er 
Neigung  zur  Kunst  hatte,  ward  zu  Jacob  Scherer,  einem 
geschickten  Meister,  nach  Danzig  gebracht,  der  ihn  unter- 
richten sollte.  Er  verlegte  sich  hauptsächlich  auf  die  Porträt- 
malerei, was  ihm  auch  trefflich  glückte;  denn  er  malte  für  Gustav 
Adolf  von  Schweden  die  Genealogie,  den  Stamm-  und  Geschlechts- 
baum der  Herzoge  von  Mecklenburg.  Aus  dem  Maler  ward  ein 
Hofmann,  Im  Jahre  i65i  verlor  er  in  einer  Stunde  durch  das 
Brennen  und  Sengen  der  wüthenden  Kriegsbanden  Alles,  was 
er  besass,  so  dass  er  notdürftig  mit  seinem  Leben  entfliehen 
konnte.     Er  starb  zu  Rostock  in  seinem  80.  Jahre.  ^— 

90.  Als  Anton  van  Dyk,  der  Phönix  seiner  Zeit,  nach  Eng- 
land überfahren  sollte,  um-  in  den  Dienst  König  KarTs  I.  zu 
treten,  wollte  er  noch  ^uvor  Frans   Hals  kennen  lernen,  und 

91.  ging  nach  Harlem  in  sein  Haus.  Dieser  aber  ging  seiner  Arbeit 
in  den  Bierkneipen  nach,  aus  denen  er  nicht  eher  nach  Hause 
kam,  ehe  er  seine  Pinte  geleert  hatte.  Inzwischen  erwartete  ihn 
van  Dyk  in  der  Absicht,  sich  ihm  nicht  zu  nennen,  und  sagte 
nur,  dass  er  ein  Fremdling  wäre,  der  nur  einen  Augenblick 
Zeit  habe  und  den  Wunsch  hege,  sich  von  ihm  gemalt  zu 
wissen,  worin  Hals  ohne  weitere  Nachfragen  einwilligte.  Er 
nahm  die  nächste' Leinwand,  die  er  eben  zur  Hand  hatte  und 
begann  zu  arbeiten.  Van  Dyk  sprach  inzwischen  wenig,  um 
nicht  erkannt  zu  werden.  In  kurzer  Zeit  war  Frans  zu  Ende 
und  ersuchte  ihn  aufzustehen,  um  zu  sehen,  ob  es  ihm  auch 
gefalle.  Van  Dyk  lobte  das  Bild  und  sprach  mit  ihm,  doch  ohne 


ERSTER  THEIL.  47 

sich  ZU  verrathen.  Unter  Anderem  fragte  er  ihn:  Macht  man 
es  so,  um  zu  malen?  könnte  ich  das  nicht  auch  treffen?  suchte 
eine  leere  Leinwand,  setzte  sie  auf  die  Staffelei  und  bat  ihn, 
sich  näher  zu  setzen.  Frans  sah  bald  an  dem  Handhaben  der 
Palette  und  der  Pinsel,  dass  es  nicht  das  erstemal  wäre,  und 
dass  sich  der  verkappte  Ulysses  wol  selbst  entdecken  würde. 
Doch  dachte  er  entfernt  nicht  an  van  Dyk,  sondern  glaubte, 
dies  müsse  irgend  ein  kurzweiliger  Maler  sein,  der  sich  durch 
eine  Probe  seiner  Kunst  bekannt  machen  wollte.  Es  währte 
nicht  lange,  so  hiess  ihn  van  Dyk  aufstehen,  um  die  Arbeit 
anzusehen.  Sobald  er  aber  das  Bild  sah,  rief  er:  Ihr  seid  van 
Dyk,  denn  kein  Anderer  kann  dies  machen;  fiel  ihm  um  den 
Hals  und  küsste  ihn. 

Van  Dyk  nahm  sein  Porträt,  nass  wie  es  war,  mit  sich, 
dankte  ihm   und    steckte   dafür  seinen   Kindern   reichlich  etwas  92. 
in  die  Hände,    was   sie  nicht  lange    behielten,    da  Frans    den 
unerwarteten   Gewinn  sofort  nach  dem  Munde  führte. 

Man  sagt,  dass  sich  van  Dyk  viel  Mühe  gab,  ihn  zu 
bewegen,  mit  nach  England  zu  kommen,  aber  er  zeigte  keine 
Lust  dazu,  weil  er  hier  schon  zu  sehr  durch  die  liederlich^ 
Lebensweise  gebunden  war.  Aber  er  bewahrte  grosse  Achtung 
für  sein  Talent  und  sagte  oft,  dass  Hals,  wenn  er  in  seiner 
Farbenmischung  etwas  mehr  Zartheit  oder  Schmelz  gehabt  hätte, 
einer  der  grössten  Meister  gewesen  wäre,  denn  er  kannte 
Keinen,  der  so  wie  er  den  Pinsel  vollständig  in  seiner  Gewalt 
hatte,  so  dass  er,  wenn  er  ein  Porträt  begonnen  hatte,  den 
bestimmten  Gesichtszügen,  den  Lichtern  und  Schatten  mit  einem 
Pinselstrich,  ohne  Unsicherheit  und  Aenderung,  ihren  gehörigen 
Platz  anzuweisen  wusste. 

Man  sagt,  dass  es  seine  Gewohnheit  war,  seine  Porträts 
fett  und  sanft  verschmolzen  anzulegen  und  erst  hernach  die 
Pinselstriche  hineinzusetzen,  indem  er  sagte:  Nun  muss  noch 
das  Kennzeichen  des  Meisters  hinein. 

Wie  plastisch  und  lebenswahr  aber  H  als  mit  dem  Pinsel 
den  natürlichen  Ausdruck  der  menschlichen  Physiognomie  nach- 
zubilden verstand,  bezeugen  die  mannigfaltigen  Porträts,  die 
man  noch  von  ihm  sieht.  Zu  Delft,  in  dem  alten  oder  Kolveniers- 
Doelen,  ist  ein  grosses  Bild  von  ihm,  in  welchem  einige  Haupt- 


48  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

leute  oder  Befehlshaber  des  Schützencorps  in  Lebensgrösse  und 
so  plastisch  und  natürlich  gemalt  sind,  dass  sie  den  Beschauer 
anzusprechen  scheinen. 

Er  hatte  auch  einen  Bruder  Namens  Dirk,  der  ein  treff- 
licher Maler  war   und  sich   in  Gesellschaftsstücken  und  kleinen 

93.  Figuren  auszeichnete.  Samuel  Ampzing  erwähnt  Beide  in 
seiner  gereimten  Beschreibung  von  Harlem.  — 

Sein  grosses  Talent  und  seine  kühne  Manier,  nicht  aber 
seine  Lebensweise  möge  sich  die  Jugend  zum  Muster  nehmen 
und  nacheifern,  denn  er  war  kein  guter  Leiter  seines  Lebens- 
wagens und  wich  nicht  selten  von  dem  Mittelwege  ab,  weil  ei 
seinen  Leidenschaften  zu  sehr  die  Zügel  schiessen  Hess. 

Frans  war  gewöhnlich  jeden  Abend  betrunken.  Trotzdem 
hatten  seine  Schüler  grosse  Achtung  vor  ihm,  und  die  Aeltesten 
unterstützten  sich  darin,  dass  sie  der  Reihe  nach  auf  ihn  Acht 
hatten  und  ihn  des  Abends,  besonders  wenn  es  dunkel  und 
spät  geworden,  aus  der  Kneipe  holten,  damit  er  nicht  in  das 
Wasser  falle,  oder  auf  andere  Weise  Schaden  nehme.  Sie 
brachten  ihn  gewöhnlich  nach  Hause,  zogen  ihm  Strümpfe 
und  Schuhe  aus   und  halfen  ihm  in's  Bett. 

Sie  hatten  bemerkt,  dass  er,  obgleich  betrunken,  dennoch 
ein  Abendgebet,  wie  aus  Gewohnheit,  stammelte,  und  allezeit 
mit  der  Bitte  schloss:  Lieber  Herr,  nimm  mich  bald  in  deinen 
hohen  Himmel,  und  sie  fragten  einander,  ob  es  ihrem  Meister 
mit  diesem  Wunsche  auch  ernst  wäre.  Darum  sannen  sie 
ein  Mittel  aus,  um  sich  davon  zu  überzeugen.  Adriaen 
Brouwer,    der  sein  Schüler  und  von  Jugend  auf   zu  Kurzweil 

94- geneigt  war,  und  Dirk  van  Delen,  von  dem  wir  noch  im 
Jahre  i65o  sprechen  werden,  hatten  ihren  Theil  daran.  Mit 
dem  Versprechen,  einander  nicht  zu  verrathen,  gingen  ihrer 
Vier  an's  Werk.  Sie  bohrten  vier  Löcher  in  den  Plafond  über 
seinem  Bette,  durch  welche  sie  starke  Stricke  hinunterliessen, 
die  sie  an  den  Ecken  des  Bettes  festknüpften.  Als  sie  ihm  nun 
des  anderen  Tages  in's  Bett  geholfen  und  das  Licht  aus  der 
Kammer  getragen  hatten,  gingen  sie  auf  ihren  Strümpfen  die 
Treppe  hinauf  nach  oben,  um  ihre  Rolle  auszuspielen,  ohne  dass 
er  etwas  davon  gewahr  wurde,  und  horchten  auf  die  Worte 
seines    Abendgebetes,    welches    er    nach    gewohnter  Weise   mit 


ERSTER  THEIL.  49 

demselben  Wunsche:  Lieber  Herr,  nimm  mich  bald  in  deinen 
hohen  Himmel!  beschloss,  worauf  sie  ihn  mit  seinem  Bette 
hinaufzogen.  Als  er  dies  trotz  seiner  Trunkenheit  gewahr  wurde, 
und  da  er  sich  in  die  Höhe  gehoben  fühlte,  glaubte,  dass  der 
Himmel  sein  Gebet  erhört  habe,  änderte  er  den  Ton  und  rief 
viel  lauter  als  gewöhnlich:  Aber  nicht  so  schnell,  lieber  Herr, 
nicht  so  schnell!  Hierauf  Hessen  sie  ihn  wieder  langsam  hinunter 
und  machten,  nachdem  er  eingeschlafen  war,  die  Stricke  los. 
Erst  nach  Jahren  entdeckten  sie  ihm  den  Streich.  Dieses  Gebet 
aber  gebrauchte  Frans  seitdem  nicht  wieder.  — 

Ich  war  mit  der  Abfassung  meines  Buches  fast  bis  an 
das  Ende  gekommen,  als  sich  unter  den  Papieren  eines  alten  q5. 
Harlemer  Malers  seine  Todesanzeige  vorfand ,  auf  welcher 
geschrieben  stand:  Frans  ist  zu  Harlem,  85  oder  86  Jahre 
alt,  im  Jahre  1666  gestorben  und  wurde  am  29.  August  im 
Chor  der  grossen  Kirche  begraben.  Sein  Bruder  Dirk  war  schon 
im  Jahre  i656  gestorben.     Sie  waren    aus  Mecheln   gebürtig. 

In  den  Büchern  der  St.  Lucas -Gilde  zu  Harlem  werden 
verschiedene  Söhne  und  Enkel  des  Frans  Hals  genannt,  die 
alle  die  Kunst  ausgeübt  haben,  als:  Frans  Hals  Franszoon, 
Herman  Hals  Franszoon,  Jan  Hals  Franszoon  und  Klaas 
und  Jan  Hals  Janszoon,  deren  Einer  noch  in  Ostindien  lebt. 
Er  ist  daselbst  mit  einer  Mestize  oder  Halbschwarzen,  gewiss 
ihres  Geldes  wegen,  verheiratet,  baute  dort  ein  Haus,  und  hat 
dasselbe  nach  holländischer  Art  mit  Bildern  geschmückt.  Er  ist 
ein  grosser  Freund  der  Musik  und  selbst  tüchtiger  Musiker, 
wodurch  er  sich  noch  mehr  als  durch  seine  Gemälde  bei  den 
besten  Leuten  beliebt  zu  machen  vveiss.  Beide  Talente  aber 
scheinen  ihnen  angeboren  zu  sein.  J.  Wieland,  ein  alter 
Kunstfreund,  der  die  meisten  selbst  gekannt  hat,  bezeugt,  dass 
alle  Kinder  des  F.  Hals  aufgeweckten  Geistes  und  Freunde 
des  Gesanges  und  der  Musik  gewesen  waren.  — 

Deodatus  del  Mont  ist  zu  St.  Trond  im  Jahre  i58i9^- 
aus  geachtetem  Geschlechte  geboren  und  ward  ob  seiner  grossen 
Kenntnisse  in  der  Geometrie,  Astronomie,  Malerei  und  noch 
anderer  Wissenschaften  und  Künste  von  dem  Herzoge  von 
Neu  bürg,  an  dessen  Hofe  er  lange  verkehrte,  in  den  Adel- 
stand erhoben.  Er  ward  auch  von  dem  Könige  von  Spanien, 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  4 


5o  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSfe  SCHOUBURGH. 

dem  er  in  seiner  Jugend  als  Festungsbaumeister  gedient  hatte, 
mit  vielen  Vortheilen  und  Freiheiten  ausgezeichnet.  Als  man 
ihm  diese  später  bestritt,  schrieb  der  König  eigenhändig  an 
seinen  Bruder,  den  Prinz  -  Cardinal  Ferdinand,  damit  ihm 
dieselben  gewahrt  bleiben.  Er  war  nicht  nur  ein  Schüler  des 
Peter  Paul  Rubens,  sondern  auch  sein  liebster  Freund,  der 
ihn  auf  seiner  Reise  durch  Italien  begleitete.  Von  seinen  Werken 
die  ihn  allen  Denjenigen  rühmen,  die  im  Auslande  gewesen  sind, 
befinden  sich  einige  auch  in  Antwerpen:  in  dem  Kloster  der 
Facons  eine  Anbetung  der  Könige,  ein  Altarbild,  welches 
geistreich  behandelt,  woi  angeordnet  und  trefflich  gemalt  ist; 
in  der  Liebfrauenkirche  eine  Transfiguration  und  bei  den 
97- Jesuiten  eine  Kreuztragung,  hinreichende  Proben  seiner  künst- 
lerischen Fähigkeit.  — 

Er  starb  zu  Antwerpen  am  25.  November  des  Jahres  1634. 
Von  ihm  wird  berichtet,  dass  er  vermöge  seiner  Kenntniss 
der  Astrologie  Manches  vorherzusagen  wusste;  wie  Kornelis 
de  Bie  behauptet,  auch  sein  Todesjahr.  — 

Pieter  Lastman  dürfte  wol  um  dieselbe  Zeit  geboren 
sein.  Er  war  ein  Schüler  des  Kornelis  Kornelisz  van 
Harlem,  der  im  Jahre  i562  geboren  ist  und  in  dessen  Lebens- 
beschreibung van  Mander  (p.  207)  sagt:  „Lastman  ist  ein 
vielversprechender  junger  Mann  und  weilt  gegenwärtig  in  Italien." 
Wenn  ich  nun  annehme,  dass  er  damals,  im  Jahre  1604,  23  Jahre 
alt  war,  so  wäre  er  im  Jahre  i58i  geboren.  Dass  er  noch  früher 
die  Reise  nach  Rom  sollte  angetreten  haben,  ist  kaum  denkbar. 

Ich  hörte  oft  seine  Werke  rühmen,  doch  hatte  ich  weder 
98.  Gelegenheit,  ihrer  viele,  noch  auch  sein  Porträt,  welches  Thomas 
de  Keizer   gemalt    und  Vondel    mit  Versen   begleitet  hat,  zu 
sehen.  — 

Der  genannte  Vondel,  der  durch  stetigen  Umgang  mit 
den  besten  Künstlern  sich  ein  richtiges  Urtheil  gebildet  hatte, 
sagt,  dass  seine  Compositionen  reich  und  gefällig  angeordnet, 
die  Körper  gut  gezeichnet,  die  Gewänder  natürlich  und  breit 
gefaltet  und  die  Farben  leicht  und  kräftig  aufgetragen  waren. 
Vondel  hat  auch  den  Inhalt  des  Opfers  zu  Listra,  eines  seiner 
vorzüglichsten  Werke,  in  einem  an  Joan  Six  gerichteten 
Gedichte  beschrieben.  — 


ERSTER  THEIL.  5  I 

David  Teniers  der  Aeltere  überliess  sich  zuerst  der  114. 
Leitung  des  Peter  Paul  Rubens  und  begab  sich,  nachdem  ii5. 
er  hinreichende  Fortschritte  gemacht  hatte,  nach  Rom,  um  sich 
weiter  auszubilden,  und  hat  in  Italien  zehn  Jahre  bei  dem 
berühmten  Adam  von  Frankfurt,  genannt  Elshaimer,  zu- 
gebracht. Er  vereinigte  die  verschiedene  Manier  dieser  beiden 
Maler  sowol  in  seinen  grösseren  als  kleineren  Darstellungen. 
Er  war  zu  Antwerpen  im  Jahre  i582  geboren  und  starb  im 
Jahre  1649. 

Henrik  van  der  Borcht  der  Aeltere  ist  im  Jahre  i583 
zu  Brüssel  geboren,  kam  aber  wegen  der  Unruhen,  welche 
insbesondere  Brabant  zu  jener  Zeit  erschütterten,  mit  seinen 
Eltern  im  Jahre  i586  nach  Deutschland,  wo  er  erzogen  wurde. 
Als  er  in  Kürze  Lust  zur  Malerei  zeigte,  gaben  ihn  seine  Eltern 
zu  dem  Maler  Gillis  Valkenborg,  den  er  später  verliess,  um 
seine  Studien  in  Italien  fortzusetzen.  Nach  seiner  Rückkehr  Hess 
er  sich  in  Frankenthal  nieder  und  lebte  daselbst  bis  zum  Jahre 
1627,  zu  welcher  Zeit  er  für  die  Dauer  nach  Frankfurt  zog. 

Er  war  ein  grosser  Kenner  verschiedenartiger  Raritäten 
und  antiker  Medaillen,  wodurch  er  die  Gunst  des  Grafen 
Arundel  erwarb.  Er  starb  hochbetagt,  aber  wo  und  wann,  ist 
mir  bis  jetzt  unbekannt  geblieben. 

Unter  jenen  Malern,  welche  Kornelis  de  Bie  ohne  Angabe 
ihres  Geburts-  oder  Todesjahres,  oder  des  Namens  ihres  Meisters 
nennt,  wird  auch  Wenceslaus  Koeberger  erwähnt.  Er  war: 
Praefectus  generalis  Montium  pietatis  Bruxellis,  Alberti  Archi- 
ducis  quondam  pictor  humanarum  figurarum  —  das  ist  Maler 
des  Erzherzogs  Albert  undVorsteher  der  Versatzämter  zu  Brüssel.  116. 
Florent  le  Comte  sagt,  dass  er  ein  Schüler  von  Martin 
de  Vos  gewesen,  der  im  Jahre  1604  im  Alter  von  70  Jahren 
starb.  Er  erzählt  überdies,  dass  sich  Koeberger  in  die  Tochter 
seines  Lehrers  verliebte  und,  um  sich  zu  zerstreuen,  nach 
Rom  ging.  Nachdem  er  aber  eine  Zeit  in  Rom  zugebracht  hatte, 
ging  er  nach  Neapel,  wo  er  einen  Brabanter  Namens  Franco 
kennen  lernte,  einen  der  ersten  und  bedeutendsten  Maler  jener 
Zeit.  Und  es  währte  nicht  lange,  so  verliebte  er  sich  auch  in 
dessen  Tochter,  warb  um  sie  und,  da  er  ein  vielversprechender 
junger  Mann   war,  erhielt  er  sie  auch  zur  Frau.  Er  blieb  noch 

4* 


52  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

einige  Zeit  in  Italien,  übte  sich  eifrig  nach  den  besten  Vorbildern 
und  zog  endlich  nach  ßrabant.  Zu  Antwerpen  hat  er  in  der 
Liebfrauenkirche,  in  der  Capelle  der  Armbrustschützen  einen 
Überlebensgrossen  St.  Sebastian  gemalt  und  im  Hintergrunde 
des  Bildes  einige  Frauen  dargestellt,  welche  den  Tod  dieses 
Heiligen  beweinen,  in  dessen  Zügen  der  Todeskampf  so  natürlich 
ausgedrückt  war,  dass  das  Gemälde  die  Bewunderung  aller 
Kunstkenner  erregte.    Aber  das   Unglück  wollte,  dass  in  Kürze 

117.  der  Kopf  des  Heiligen  mit  einem  Messer  aus  dem  Bilde  heraus- 
geschnitten und  gestohlen  wurde. 

Koeberger  füllte  das  Loch  wieder  aus  und  malte 
einen  anderen  Kopf  hin,  aber  dieser  war  nicht  so  schon  wie 
der  erste. 

Später  ging  er  von  Antwerpen  an  den  Hof  des  Erzherzogs 
Albert  nach  Brüssel,  der  ihn  zu  seinem  Hofmaler  ernannte  und 
ihm  wegen  seiner  Kenntniss  alter  Medaillen  besonders  gewogen 
war.  Claude  Fabri  de  Peyresc  kam  aus  Frankreich,  um 
seine  Sammlungen  zu  sehen.  Koeberger  war  auch  Architekt 
und  ist  der  Erbauer  der  Augustinerkirche  zu  Brüssel  und  der 
Kirche  unserer  lieben  Frau  zu  Montaigu,  deren  Plan  er  nach 
der  St.  Peterskirche  zu  Rom  entwarf.  Er  hat  auch  viele 
Fontänen  und  anderen  architektonischen  Schmuck  in  des  Herzogs 
Palaste  zu  Fornure  oder  Veurn6,  zwischen  Nieupoort,  Dün- 
kirchen und  Dixmuiden,  der  lieblichsten  Landstrecke  Flanderns 
gelegen,  hergestellt. — 

Da  der  Erzherzog  Albert,  der  Sohn  Kaiser  Ferdinand's  IL, 
im  Jahre  i56o  geboren  ist,  im  Jahre  i5gg  heiratete,  und  im 
Jahre  1621  starb,  so  glauben  wir,  da  uns  Näheres  hierüber 
nicht  bekannt  wurde,  Koe berge r's  Geburtszeit  in  das  Jahr 
i583  verlegen  zu   können.     Van  Dyk  hat  sein  Porträt  gemalt, 

118.  Jakob  Woutersz  Vosmeer  stammt  aus  altem  Geschlechte 
und  ist  im  Jahre  1 584  in  Leiden  geboren.  Er  war  zuerst  Land- 
schaftsmaler, verlegte  sich  aber  später  gänzlich  auf  die  Blumen- 
malerei, worin  er  viel  Glück  hatte.  In  seiner  Jugend  be- 
suchte er  Italien  und  kehrte  von  dort  im  Jahre  1608,  damals 
24  Jahre  alt,  wieder  in  seine  Geburtsstadt  Delft  zurück,  wo 
er  seine  Kunst,  obgleich  er  Officier  der  Bürgerwache  war,  bis 
zu  seinem  Tode  im  Jahre   1641   ausübte. 


ERSTER  THEIL.  53 

In  demselben  Jahre  ward  zu  Leiden  David  Bailij,  der 
Sohn  des  Pieter  Bailij,  der  seiner  Zeit  ein  geschickter  Maler 
war,  geboren.  Sein  Vater  Hess  ihn  einige  Zeit  lang,  unter  seiner 
eigenen  Leitung,  nach  Kupferstichen  zeichnen,  als  er  aber 
zufällig  in  die  Werkstätte  des  Jacques  de  Geyn  kam,  empfand 
er  Lust  den  Grabstichel  handhaben  zu  lernen,  und  übte  sich 
darin  ein  Jahr  lang  unter  grossen  Fortschritten.  Da  er  aber 
doch  grössere  Lust  zur  Malerei  zeigte,  schickte  ihn  sein  Vater 
zu  Adriaen  Verbürg,  um  ihn  darin  unterrichten  zu  lassen, 
obgleich  sich  dieser  damals  durch  Ausübung  der  Heilkunde 
ernährte.  Dort  blieb  er  einige  Zeit,  bis  er  im  Jahre  1601  nach 
Amsterdam  zog,  um  seine  Studien  in  der  Schule  von  Kornelis 
van  derVoort  fortzusetzen,  der  damals  für  den  besten  Porträt- 
maler galt.  Bei  diesem  blieb  er  ungefähr  sechs  Jahre.  Da  van  der 
Voort  viele  gute  Bilder  anderer  Meister  hatte,  fand  er  Gelegen- 
heit, eines  nach  dem  anderen  zu  copiren,  darunter  einen  Tempel 
von  Steenwyk,  den  er  so  geschickt  nachgemacht  hatte,  dass 
Steenwyk  selbst  wol  schwerlich  die  Copie  von  seinem  119. 
Originale  hätte  unterscheiden  können. 

Als  er  von  Amsterdam  wieder  nach  Leiden  zurückgekehrt 
war,  hatte  er  Lust  auf  Reisen  zu  gehen.  Deshalb  ging  er  im 
Winter  1608  nach  Hamburg,  von  da  durch  Deutschland  nach 
Frankfurt,  Nürnberg,  Augsburg  und  anderen  Städten,  durch 
Tirol  nach  Venedig  und  von  da  nach  Rom,  um  der  Technik 
der  italienischen  Maler  so  viel  als  möglich  abzusehen  und  sich 
daselbst  längere  Zeit  aufzuhalten. 

Aber  ein  Umstand  veranlasste  ihn,  nach  kurzem  Aufenthalte 
sein  Vorhaben  zu  ändern  und  wieder  nach  Venedig  zurückzu- 
kehren. Dort  blieb  er  nur  fünf  Monate  und  wanderte  dann  befriedigt 
im  Jahre  1610  wieder  desselben  Weges  nach  seinem  Vater- 
lande zurück. 

Als  er  durch  Deutschland  kam,  besuchte  er  verschiedene 
Höfe,  und  Hess  daselbst  Proben  seiner  Geschicklichkeit  zurück; 
insbesondere  am  Hofe  von  Braunschweig,  wo  ihm  der  Herzog 
eine  jährliche  Summe  bewilligen  wollte,  wenn  er  sich  ver- 
pflichten würde,  einige  Jahre  in  seinem  Dienste  zu  bleiben;  dies 
lehnte  er  jedoch  ab.  Endlich  müde  des  Wanderns  kehrte  er 
im    Jahre   161 3    wieder  nach  Leiden  zurück,   um   mit  Ruhe  zu 


54  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

arbeiten.  —  Im  Jahre   i623   aber  vertauschte    er    seinen  Pinsel 
mit  der  Feder  und   zeichnete  auf  Pergament    höchst    sorgfältig 
zahlreiche  Porträts,  welche  er  mit  dem  Pinsel  vollendete.  Diese 
werden  von  den  Kunstfreunden  sehr  geschätzt. 
J20.  Simon    van    Leuwen  erwähnt    in   seinem  Buche:    „Körte 

beschrywing   van  Leiden"    auch  einen    Jan   Arentsz    als  einen 
guten  Landschaftsmaler  jener  Zeit.  — 

Pieter  de  Valk  ist  zu  Leeuwarden  im  Jahre  i584  geboren. 
Er  war  der  Sohn  eines  iSilberschmieds  und  Bürgers  der  Haupt- 
stadt von  Friesland.  Wessen  Schüler  er  war  weiss  ich  nicht, 
aber  Joh.  Hilarides  van  ßolswert  sagt,  dass  aus  einem 
Gemälde  bei  seiner  Grossenkelin  Antje  Jeppes  zu  Sneek,  von 
welchem  wir  später  sprechen  wollen,  hervorgeht,  dass  er  in 
seiner  Jugend  die  Werke  A.  Bloemaert's  studirt  habe.  Valk 
ging  später  nach  Italien,  wo  er  mehrere  Jahre  blieb.  Nach 
seiner  Rückkehr  heiratete  er  und  hatte  zwei  Söhne,  die  in  ihrer 
Jugend  auch  fortzogen,  der  eine  von  der  Liebe  zur  Kunst 
getrieben,  der  andere  seines  Handwerks  wegen,  und  um  seinen 
Bruder  auf  der  langen  Reise  zu  begleiten.  Sie  wurden  aber 
von  einem  Genuesen  verführt  und  betrogen,  als  Sklaven  in  der 
Barbarei  verkauft  und  kehrten  nicht  wieder  zurück. 

Der  Vater  malte  inzwischen  am  Prinzenhofe  zu  Leeuwarden 
Porträts,  historische  Darstellungen  und  Landschaften,  die  sehr 
geschätzt  wurden  und  zum  Theil  noch  heute  dort  zu  sehen  sind. 
Sein  Brustbild,  von  ihm  selbst  im  Jahre  i6o5  im  Alter  von 
21  Jahren  kunstvoll  und  fleissig  gemalt,  befindet  sich  zu  Sneek 
bei  seiner  Grossenkelin  und  beweist,  dass  er,  auf  diesem  Wege 
fürdergehend,  später  ein  tüchtiger  Meister  gewesen  sein  muss. 
Die  vorgenannte  Antje  Jeppes  sandte  uns  aus  Sneek,  zur  Erinnerung 
121.  an  ihren  Urgrossvater  eine  von  ihr  gezeichnete  Copie  dieses  Bildes. 

Willem  van  der  Vliet,  der  von  einem  jüngeren  Sohne 
aus  dem  altadeligen  Geschlechte  der  van  der  Woert  stammt, 
ist  zu  Delft  im  Jahre  1 584  geboren.  Er  führte  einen  gewandten 
und  leichten  Pinsel  und  malte,  wie  der  Chronist  berichtet, 
^  historische  Darstellungen,  verlegte  sich  aber  später  auf  die 
Porträtmalerei.  Er  starb  im  December   1642,  58  Jahre  alt. 

Sein  Neffe  Henrik  van  Vliet  war  auch  Maler  und  übte 
sich   jahrelang   unter  der  Aufsicht    seines  Onkels   in  geschieht- 


ERSTER  THEIL.  55 

liehen  Darstellungen,  Nachtscenen  und  Perspectiven.  Später 
aber  ging  er  zu  dem  berühmten  Miereveit,  um  sich  in  der 
Porträtmalerei  auszubilden.  Aber  seine  Innen-Ansichten  von 
Kirchen,  welche  geistreiche  Beleuchtungs-Effecte  in  der  Weise 
Em.  de  Wit's  behandeln  und  mit  Figuren  staffirt  sind,  ziehe 
ich  seinen  Porträts  vor. 

Guiliam  Nieulandt  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  1584 
geboren  und  lernte  bei  Roeland  Savry  in  Amsterdam,  zu 
dem  er  im  Jahre   1594  als  Schüler  kam. 

Als  ihm  nachher  die  Wanderlust,  die  den  Malern  ins- 
besondere angeboren  ist,  zu  Kopf  stieg,  ging  er  nach  Rom, 
wo  er  sich  drei  Jahre  bei  dem  berühmten  Paulus  Bril  aufhielt. 
Er  liebte  es  insbesondere,  verfallene  und  zerstörte  römische 
Gebäude,  Triumphbogen,  Tempel,  Bäder,  Gräber  und  der- 
gleichen Tummelplätze  der  Eulen  und  Fledermäuse,  oder  verfallene 
öde  Spelunken  darzustellen,  deren  er  auch  eine  Anzahl  mit 
der  Nadel  geätzt  hat.  Er  war  auoh  für  seine  Zeit  ein  guter  122. 
Dichter.  Im  Jahre  1607  kehrte  er  wieder  in  seine  Geburtsstadt 
Antwerpen  zurück  und  zog  von  da  nach  Amsterdam,  wo  er 
im  Jahre   i635  starb. 

Christiaen  Janszen  van  Biezelingen,  sein  Zeitgenosse, 
ist  zu  Delft  geboren.  Sein  Geburtsjahr  konnte  ich  nicht  in 
Erfahrung  bringen,  aber  er  war  im  Jahre  1584  schon  als  ein 
tüchtiger  Meister  bekannt.  Von  ihm  wird  erzählt,  dass  er 
Gelegenheit  gefunden  habe,  den  Prinzen  von  Oranien  zu 
porträtiren,  der  in  demselben  Jahre  von  Balth.  Gerards  zu 
Delft  erschossen  wurde,  obgleich  es  von  der  Regierung  verboten 
war,  sein  Porträt  zu  malen,  damit  es  nicht  den  Feinden  des 
Prinzen  Anlass  zu  Spöttereien  gebe.  Er  soll  eine  Skizze  nach 
der  Leiche  des  Prinzen  gemacht  und  die  Züge  so  wol  getroffen 
haben,  dass  man  es  später  allen  anderen  Bildern  vorzog  und 
dass  auch  Henrik  Gerrit sz  Pot,  der  im  Jahre  1620  das 
grosse  Bild  im  Schöffensaale  des  Rathhauses  zu  Delft  malte, 
sich  desselben  als  Modell  bediente.  Ferner  wird  von  ihm  er- 
zählt,  dass  er  einige  seiner  Freunde,  die  eine  Reise  nach 
Spanien  vorhatten,  am  Schiffe  besuchte,  um  mit  ihnen  ein 
letztes  Lebewohl  zu  trinken  und,  ihren  Zureden  nachgebend,  123. 
mit  seiner  Frau  und  zwei  Kindern  mitfuhr.  •— 


56  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

In  Spanien  kam  er  an  den  Hof  von  Madrid  und  blieb 
daselbst  bis  zum  Tode  seiner  Frau,  worauf  er  nach  Holland 
zurückkehrte  und  eine  Andere  heiratete,  mit  der  er  nach 
Middelburg  in  Zeeland  übersiedelte,  wo  er  in  einem  Alter  von 
42  Jahren  starb.  — 

Im  Jahre  i585  ward  Caspar  de  Krayer  in  Antwerpen 
geboren.  Korn,  de  ßie  rühmt  ihn  mit  mehreren  Versen. — 

Er  war  ein  Schüler  Raphael  Coxie's  und  machte  mit 
den  Jahren  solche  Fortschritte,  dass  man  ihn  unter  die  besten 
Künstler  zählt.  Zeugen  seiner  Kunst  sind  noch  in  Brüssel, 
Gent  und  Nazaret  bei  Lierre,  wo  er  verschiedene  Altarbilder 
malte,  welche  die  Gemüther  zu  andächtiger  Beschaulichkeit 
anregen. 

Der  Maler  und  Moralist  Dirk  Rafelsz  Kamphuizen 
ist  zu  Gorkum  im  Jahre  i586  geboren.  Sein  Vater  Rafel 
Kamphuizen  stammte  aus  adeligem  Geschlechte,  war  Arzt 
124.  und  ob  seines  Wissens  in  d^r  Heilkunde  und  seiner  Humanität 
allgemein  beliebt,  und  seine  Mutter,  deren  Vater  Hans  van 
Mazeik,  ein  Kaufmann  aus  Gorkum,  wegen  seines  Glaubens- 
bekenntnisses enthauptet  wurde,  war  unter  den  Mennoniten  ob 
ihres  besonders  gottesfürchtigen  Lebens  berühmt.  Diese  starb, 
als  Dirk  acht  Jahre  alt  war,  und  sein  Vater  folgte  ihr  in 
Kürze  nach.  Sein  ältester  Bruder,  der  verheiratet  war  und 
das  Geschäft  des  Vaters  fortführte,  bemerkte  die  bedeutenden 
Anlagen  seines  jüngsten  Bruders,  und  da  er  zur  Malerei  Lust 
verrieth,  gab  er  ihn  zu  einem  gewissen  Diderik  Govertze 
in  die  Schule,  den  er  in  kurzer  Zeit  übertraf.  Ich  selbst  habe 
noch  einige  seiner  Bilder:  Bauernställe,  Landschaften  mit  Figuren, 
Kühen,  Pferden  etc.  und  Mondscheinlandschaften,  gesehen. 

Auch  einige  seiner  ausgezeichneten  Federzeichnungen 
befinden  sich  noch  in  Händen  seiner  Freunde.  Er  übte  die 
Kunst,  bis  er,  18  Jahre  alt,  sich  auf  das  Studium  der  Sprachen 
verlegte,  worin  er  bei  sittsamem  Betragen  ausserordentliche 
Fortschritte  machte.  Als  der  Herr  von  Langerak  und  Nieu- 
poort  nach  Leiden  kam,  um  bei  den  Professoren  nach  einem 
geeigneten  Manne  an  der  Akademie  nachzufragen,  dem  er  die 
Aufsicht  über  seine  Kinder  anvertrauen  könnte,  empfahl 
Armin    unseren    Kamphuizen;    dieser    trat    auch    in    Folge 


ERSTER  THEIL. 


57 


dessen  in  seine  Dienste  und  benahm  sich  so  wohl,  dass  er  später 
sein  Secretär  oder  Geheimschreiber  wurde. 

Indessen  studirte  er  in  seinen  Mussestunden  eifrig  Theo- 
logie, und  da  er  redegewandt  und  tugendhaften  Lebenswandels  125. 
war,  ward  ihm  von  seinen  Freunden  gerathen,  diesen  Dienst 
zu  verlassen  und  sich  ausschliesslich  für  die  Kanzel  vorzu- 
bereiten. Auch  dies  gelang  ihm.  Denn  nachdem  er  für 
Taurinus  in  der  Domkirche  zu  Utrecht  gepredigt  hatte,  erhielt 
er  durch  die  Fürsprache  der  Herren  Ledenberg  und  Langerak 
eine  sichere  Stelle  zu  Vleuten.  — 

Aber  bald  wurde  ein  Verbot  erlassen,  laut  welchem  Kamp- 
huizen  und  allen  Gleichgesinnten  nicht  allein  die  Kanzel, 
sondern  auch  das  Predigen  in  den  Häusern,  Scheuern,  sowie 
auf  offenem  Felde,  bei  Verlust  von  Leben  und  Gut  verboten 
ward.  Seit  dieser  Zeit  musste  er  wie  ein  Verbannter  hier  zu 
Lande  und  anderwärts  bekümmertea  Gemüthes  herumirren  und 
sich  bei  seinen  Freunden  verbergen!  Der  Maler  und  Prediger 
Lambert  Jakobze  zu  Leeuwarden  rieth  ihm  endlich,  das  126. 
Predigen  eine  Zeit  lang  aufzugeben  und  sich  auf  einen  anderen 
bürgerlichen  Erwerb  oder  Geschäftszweig  zu  verlegen.  Aber 
sein  Glaubenseifer  war  zu  feurig,  um  diesen  Rath  zu  befolgen 
und  die  Gefahr  zu  beachten,  die  ihm  allseits  mit  Verderben 
drohte.  Wie  sehr  aber  die  Lehre  Armin's,  und  Alles  was  ihr 
anhing,  in  jener  Zeit  verlästert  ward,  geht  aus  dem  einen 
Beispiel  hervor,  dass  ihn  die  Mutter  seiner  Frau,  welche  zu 
Dordrecht  wohnte,  nur  mit  der  grössten  Angst  eine  Nacht 
lang  beherbergte.  — 

Er  hinterliess  einen  Sohn,  welcher  Maler  war,  aber  viel 
Rühmens  kann  nicht  von  ihm  gemacht  werden.  Und  es  befremdet 
uns  selbst,  dass  ein  Vater,  der  Jeden  vor  der  Kunst  warnte, 
ihn  nicht  auf  andere  Wege  brachte.  Ja,  man  hat  den  frommen 
Mann  sogar  der  Ungereimtheit  beschuldigt,  bis  die  ,, Lebens- 
beschreibung des  Dirk  Rafelsz  Kamphuizen",  welche  bei 
J.  Rieuwertsz  im  Jahre  1699  gedruckt  wurde,  nachwies, 
dass  er  nicht  der  Verfasser,  sondern  lediglich  der  Uebersetzer 
jener  Satyre:  „Idolelenchus"  wäre,  welche  in  seinen  Gedichten 
enthalten  ist.  —  Diese  zielt  übrigens  nur  auf  den  Missbrauch 
der  Kunst  ab.  127. 


58  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

128.  Utrecht,  jetzt  durch  die  Abreise  des  Malers  Gerard  Hoet 
beinahe  jeglicher  Kunstübung  entblösst,  konnte  sich  in  früheren 
Zeiten  neben  den  besten  holländischen  Städten  zahlreicher 
Künstler  rühmen.  Nicht  der  Letzte  war  Kornelis  Poelenburg, 
geboren  im  Jahre  i586.  Es  scheint  aber,  dass  dieses  Jahr- 
hundert nur  jene  Künstler  schätzte,  welche  Rom  gesehen  hatten, 
denn  die  meisten  Maler  jener  Zeit  sind  in  ihrer  Jugend  dort 
gewesen.  Poelenburg  folgte  ihren  Spuren.  In  Rom  gefiel  ihm 
die  Weise  des  Adam  Elshaimer,  so  dass  er  sich  vornahm, 
ihn  nachzuahmen;  aber  es  währte  nicht  lange,  so  verführte 
ihn  die  zarte  und  liebliche  Behandlung  Rafael's,  insbesondere 
aber  seine  nackten  Figuren.  Endlich  nahm  er  eine  selbst- 
ständige Manier  an,  übte  sich  fortwährend  nach  der  Natur 
und  brachte  es  so  weit,  dass  er  vor  all'  seinen  Zeitgenossen 
durch  Zartheit,  Zierlichkeit  und  schöne  Umrisse  sowol,  als 
auch  durch  angenehme  Vorstellungen,  geistreich  beigefügte  alte 
Ruinen,  naturwahre  Landschaften,  zarte  und  helle  Fern- 
sichten anmutete.  Seine  Bilder  in  den  geschätztesten  Cabineten 
bezeugen    dies    noch.     Bezaubert   von    seinem    liebenswürdigen 

129.  Pinsel      besuchten  ihn   verschiedene  Cardinäle,  um  ihn  arbeiten 

zu  sehen. 

Nach  der  Rückkehr  in  sein  Vaterland  ward  er  alsbald 
zu  König  Karl  nach  England  entboten,  für  den  er  verschiedene 
Cabinetsbilder  malte  und  reichlich  bezahlt  wurde.  Hierauf 
kehrte  er  wieder  nach  Utrecht  zurück,  wo  er  im  Jahre  1660, 
wenige  Jahre  nach  dem  Tode  seines  ersten  Lehrers,  Abraham 
Bloemaert,  starb.  —  Mit  seinen  nackten  Frauenfiguren  erntete 
er  den  meisten  Ruhm. 

Unter  seine  besten  Schüler  mag  man  Joan  van  der  Lis 
zählen,  der  zu  Breda  geboren  ist.  Dieser  kam  ihm  in  der 
eigenthümlichen  Stoffwahl^  in  der  natürlichen  Mischung  der 
Farben  und  Pinselbehandlung  so  nahe,  dass  seine  Bilder  nicht 
selten  für  solche  von  Poelenburg  gehalten  wurden. 

Daniel  Vertan  gen  aus  Haag  malte  sehr  gefällig:  Falken- 
jagden, badende  Frauen  und  tanzende  Bacchanten  in  zierlichen 
Landschaften. 

Fran9ois  Verwilt  aus  Rotterdam  hat  sich  in  seinen 
nackten  Figuren  derselben  Manier  bedient.     Doch    seine  Land- 


ERSTER  THEIL.  5  9 

Schäften  und  Ruinen  malte    er,    wie  Sandrart  sagt,    nach   der 
Weise  des  Kornelio  van  Bojo  Leubourys. 

Desgleichen  auch  Warnard  van  Rysen,  der  zu  Bommel 
geboren  ist  und  sich  nach  Italien  begab,  um  weitere  Studien 
zu  machen.  In  seine  Geburtsstadt  zurückgekehrt,  ward  er  der 
Lehrer  des  Malers  Gerard  Hoet,  doch  nur  ein  Jahr  lang, 
denn  er  verlegte  sich  auf  den  Juwelenhandel  und  ging  nach 
Spanien,   wo  er  auch  starb. 

Poelenburg    hatte    auch    einen   Neffen  Namens  Willem     i3o. 
van  Steenree,  der  sein  Schüler  war. 

Unter  seinen  Zeit-  und  Kunstgenossen  erscheint  auch 
Alexander  Keerings,  ein  geschickter  Landschaftsmaler,  der 
sich  aber  nicht  auf  die  Darstellung  von  Figuren  verstand,  in 
Folge  dessen  Poelenburg  die  meisten  seiner  Bilder  mit  Figuren 
staffirte.  — 

Joris  van  Schoten  ist  zu  Leiden  im  Jahre  iSSy  geboren 
und  fühlte  sich  von  Jugend  auf  so  zur  Kunst  hingezogen,  dass 
er  in  der  Schule  sein  Papier  anstatt  mit  Buchstaben  mit 
Männchen  und  Thieren  beklexte,  so  dass  seine  Lehrer  viel  zu 
schelten  hatten  und  auch  seine  Eltern  unzufrieden  waren.  So 
sehr  sie  aber  von  ihm  gedrängt  wurden,  wollten  sie  ihn  doch 
nicht  zeichnen  lernen  lassen,  ja  er  wäre  wol  gar  nicht  dazu 
gekommen,  wenn  nicht  ein  kunstsinniger  Freund  seiner  Eltern 
sein  Fürsprecher  gewesen  wäre. 

Dies  erinnert  mich  an  meine  eigene  Jugend,  da  ich  in 
derselben  Lage  war  und  meine  Eltern  nicht  bewegen  konnte, 
mich  zeichnen  lernen  zu  lassen,  so  dass  ich  zwei  Jahre  lang  bei 
einem  gewissen  Johannes  de  Haan,  jetzt  Auctionator  und 
beeideter  Mäkler  zu  Dordrecht,  Garn  wickeln  musste.  Doch 
dies  hatte  auch  seine  guten  Folgen,  denn  dieser  de  Haan,  der 
erst  kürzlich  geheiratet  hatte,  ging  oft  mit  seiner  jungen  Frau 
zu  Freunden  auf  Besuch  und  überliess  mir  die  Aufsicht  über  13,. 
den  Laden.  Er,  der  selbst  ein  Schüler  des  Porträtmalers 
Nicolaas  Maas  zu  Dordrecht  gewesen  war,  sah  meine  Lust 
zum  Zeichnen  und  gab  mir  Zeichnungen  oder  Kupferstiche 
zum  Copiren,  damit  ich  um  so  gewisser  zu  Hause  bleibe. 
Dadurch  machte  ich  solche  Fortschritte,  dass  ich,  ehe  ich  noch 
meine  Zeit    ausgedient  hatte,    durch   Fürsprache  guter  Freunde 


6o  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

ZU  dem  Landschaftsmaler  Willem  van  Drillenburg  nach 
Utrecht  geschickt  wurde;  dies  war  im  Jahre  1669. 

Van  Schote n*s  Eltern  Hessen  sich  endlich  bewegen  und 
er  ward  im  Jahre  1604,  ungefähr  17  Jahre  alt,  zu  Koenraed 
van  der  Maas,  einem  guten  Porträtmaler,  geschickt,  bei  dem 
er  nach  drei  Jahren  selbstständig  wurde.  Nun  erfasste  ihn  die 
Wanderlust,  aber  seine  Eltern  störten  diesen  Plan  durch  eine 
Heirat.  Er  blieb  seitdem  in  Leiden  und  malte  Historien,  Land- 
schaften, insbesondere  aber  Porträts,  wie  deren  in  den  Doelen 
zu  Delft  noch  zu  sehen  sind.  — 

Wir  hätten  keinen  Grund,  des  Ernestus  Thoman  zu 
gedenken,   der  niemals  in   den  Niederlanden   gelebt  hat,    wenn 

1 32.  wir  durch  ihn    nicht  die  Lebensumstände  einiger  anderer  Maler 
näher  bezeichnet  fänden. 

Jakob  Ernestus  Thoman  ist  zu  Hagelstein  im  Jahre 
i588  geboren,  reiste,  nachdem  er  in  den  Anfangsgründen  der 
Kunst  ziemliche  Fortschritte  gemacht  hatte,  ungefähr  im  Jahre 
160 5,  nach  Italien;  er  hat  i5  Jahre  in  Neapel,  Genua  und  Rom 
zugebracht  und  lebte  zumeist  in  der  Gesellschaft  von  Adam 
Elshaimer,  Pieter  Lastman  und  Johannes  Pinnazio  oder 
Jan  Pinas,  der  täglich,  sowie  die  Sonne  über  die  Berge 
stieg,  die  lieblichen  Landschaften  nach  der  Natur  aufnahm. 

Nach  Elshaimer *s  Tod  ging  er  in  sein  Vaterland,  um 
den  Gram  über  diesen  Verlust  eher  zu  zerstreuen.  Er  hatte 
sich  dessen  Eigenthümlichkeiten  so  sehr  angeeignet,  dass  viele 
seiner  Bilder  für  Werke  Elshaimer's  gehalten  werden.  Er  starb 
im  Dienste  des  Kaisers  zu  Landau   am  2.  October  i653. 

Hieraus  entnehmen  wir,  dass  Pieter  Lastman,  den  wir 
unter  dem  Jahre  i58i  aufgeführt  haben,  mit  seinem  24.  Jahre 
in  Rom  war,  sobald  wir  annehmen,  dass  ihn  Thoman  im 
Jahre  i6o5  daselbst  fand;  aber  es  ist  möglich,  dass  schon 
einige  der  i.5  Jahre,  welche  Thoman  in  Italien  zubrachte, 
inzwischen  verflossen  waren,  ehe  Lastman  und  Pinas  nach 
Italien  kamen,  oder  ehe  sie  einander  kennen  lernten.  Doch  wie 
dem  sei,    wahrscheinlich  sind  sie  um    das  Jahr    i58i    geboren. 

Nun    folgt    Pieter    Feddes    aus    Harlingen;     ob    er    ein 

1 33.  Glas-   oder  Bildmaler   gewesen,    weiss   ich   so  wenig  wie  über- 
haupt etwas  über  seine  Kunst  und  Lebensweise.    Aber  in  dem 


ERSTER  THEIL.  6l 

Beiwerke  seines  in  Kupfer  gestochenen  Porträts  zeigen  sich 
Palette  und  Pinsel,  und  im  Schriftrande  steht:  „Petrus  Feddes 
Pictor  i6i5,"  was  uns  veranlasst,  ihn  unter  die  Maler  des 
j6.  Jahrhunderts  zu  zählen. 

Man  kennt  verschiedene  Radirungen  seiner  Hand,  welche 
„P.  Harlingensis"  bezeichnet  sind.  — 

Henrik  Terbruggen,  welchen  Korn,  de  Bie  und 
Joach.  Sandrart  irrthumlich  Verbruggen  nennen,  ist  nach 
deren  Angabe  zu  Utrecht  im  Jahre  1587  geboren.  Aber  aus 
einer  gedruckten  „Notification  oder  Kundmachung  an  alle  Lieb- 
haber der  Malerei  etc."  habe  ich  ersehen,  dass  Henrik  ter 
Bruggen  aus  Ober-Issel  stammte,  im  Jahre  i588  geboren  war, 
zu  Utrecht  heiratete  und  daselbst  wohnte.  Denn  sein  Vater 
floh  in  der  Zeit  der  Unruhen  und  Verfolgungen  im  Jahre  i58i 
aus  Ober-Issel  nach  Utrecht  und  blieb  seitdem  daselbst  so  wie 
sein  Sohn  und  dessen  Nachkommen  wohnen ,  bis  auf  seinen 
Enkel  Henrik  ter  Bruggen,  der  im  Haag  lebt.  Nachdem 
er  bei  A.  Bloemaert  einen  guten  Unterricht  erhalten  hatte, 
erfasste  ihn  die  Reiselust  und  das  Verlangen,  grossen  Meistern 
nachzufolgen.  Deshalb  hat  er  in  seiner  Jugend  viele  fremde 
Länder  besucht,  zehn  Jahre  in  Rom  gelebt  und  überall  Proben 
seines  ausgezeichneten  Talentes,  meist  historische  Darstellungen, 
hinterlassen,  so  insbesondere  in  Neapel  ein  grosses  Bild  über 
dem  Hochaltar  der  grossen  Kirche.  Dieses  hat  er  nicht  i34. 
bezeichnet,  wie  er  dies  oft  zu  thun  unterliess,  da  seine  flotte 
Manier  zu  seiner  Zeit  allgemein  bekannt  war. 

Eines  seiner  ausgezeichnetsten  Werke,  welches  eine  fröhliche 
Tischgesellschaft  in  lebensgrossen  Figuren  darstellt,  befand  sich 
bei  dem  General  -  Einnehmer   van   der  Streng   in  Middelburg. 

Ihm  ward  auch  die  Ehre  zu  Theil,  dass  Rubens,  als  er, 
um  die  Künstler  zu  besuchen,  nach  Utrecht  kam,  seine  Arbeiten 
vor  Allen  insbesondere  rühmte.  Davon  erwähnt  allerdings 
Sandrart,  der  über  diese  Reise  des  Rubens  berichtet  und 
selbst  sein  Führer  war,  kein  Wort,  was  wol  zu  dem  Glauben 
veranlasst,  dass  sie  nicht  die  besten  Freunde  gewesen  sind. 
Dies  glaubt  auch  der  Verfasser  der  erwähnten  „Notification", 
indem  er  folgende  Stelle  aus  Sandrart  citirt:  „Nachdem  er  sich 
Italien  wol  zu  Nutze  gemacht,  kehrte  er  wieder    in  sein  Vater- 


62  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

land  Utrecht  zurück,  und  hat  nach  seiner  eigenen  Inclination 
zwar  durch  tiefsinnige,  jedoch  schwermüthige  Gedanken  in  seinen 
Werken  die  Natur  und  derselben  unfreundliche  Mängel  sehr 
wo],  aber  unangenehm  nachgeahmt."  Er  nimmt  das  Verschweigen 
des  oben  erwähnten  Umstandes  so  übel,  dass  er  das  Spruch  wort: 
es  ist  für  einen  lebenden  Esel  leicht,  einen  todten  Löwen  mit 
Füssen  zu  treten,  auf  Sandrart  anwendet.  Er  starb,  42  Jahre 
alt,  am  Allerheiligen -Tage  des  Jahres   1629. — 

i35.  Wie  ich  ferner  aus  einem  gedruckten  Auszuge  der  Reso- 

lutionsbücher der  Stadt  Deventer  entnehme,  schenkte  sein  Sohn 
Richard  am  5.  August  1707  seiner  Geburtsstadt  einige  Bilder 
seines  Vaters. 

Der  Maler  Pieter  Bronkhorst,  zu  Delft  am  16.  Mai 
i588  geboren,  wählte  zu  seiner  Aufgabe  das  schwierigste  und 
mühevollste  Gebiet  der  Kunst,  Ansichten  von  Tempeln  und 
Kirchen ,  welche  er  mit  historischen  Darstellungen  staffirte. 

Trotzdem  hat  er  dieses  Feld  ruhmvoll  behandelt,  wie 
dies    insbesondere    an    zwei    bekannten    Bildern   zu    sehen    ist, 

1 36.  deren  eines  sich  in  der  Vierschaar  im  Rathhause  zu  Delft 
befindet.  Dieses  stellt  ein  grossartiges  reiches  Gebäude  vor,  in 
welchem  Salomon  das  erste  Urtheil  spricht.  Das  zweite:  Christus, 
dei*  die  Käufer  und  Verkäufer  aus  dem  Tempel  jagt,  befindet 
sich  bei  der  Witwe  seines  Sohnes.  Er  starb  am  21.  Juni  1661. 
Der  Maler  und  Dichter  Adriaen  van  der  Venne  ist  zu 
Delft  im  Jahre  i5Sg  geboren;  seine  Eltern  waren  vermögende 
Leute  und  stammten  aus  Brabant.  Nach  der  Lebensbeschreibung 
des  Korn,  de  Bie  scheint  er  von  seinen  Eltern  nach  Leiden 
geschickt  worden  zu  sein,  um  Lateinisch  zu  lernen.  Durch 
das  Lesen  der  alten  Dichter  wurde  er  aber  auch  angeregt, 
Allegorien  zu  erfinden  und  versuchte  es,  dieselben  auf  Papier 
oder  mit  Farbe  darzustellen.  Zu  diesem  Zweck  befreundete  er 
sich  mit  einem  Goldschmiede  und  Maler  Namens  Simon  de  Valk, 
der  ihm  die  Anfangsgründe  der  Kunst  lehrte.  Da  er  nun  den 
Plan  fasste,  seine  künstlerischen  Studien  eifrig  zu  verfolgen,  ging 
er  zu  Jeronimus  van  Die  st,  einen  guten  Grisaillenmaler,  bei 
welchem  er  eine  geraume  Zeit  thätig  war  und  es  später  durch 
sein  Talent  so  weit  brachte,  dass  seine  Arbeiten  dem  Prinzen 
von   Oranien,    dem  Könige   von    Dänemark,   und    anderen 


ERSTER  THEIL.  63 

Fürsten  gefielen.  Er  war  überdies  ein  talentvoller  Dichter  und 
hat  seine  reiche  Begabung  und  seine  poetischen  Erfindungen 
in  mannigfaltigen  für  den  Kupferstecher  gelieferten  Zeichnungen 
ersichtlich  gemacht.  Insbesondere  in  den  oft  aufgelegten  Gedichten 
des  Jakob  Kats,  und  zahlreichen  Emblemen  oder  Sinnbildern, 
die  unter  den  Bücherfreunden  geschätzt  sind.  Von  seinen  eigenen  i^;. 
Büchern  sind  mir  bekannt:  Zinnevonk  op  den  HoUantschen 
Turf  etc.   und  Tafereel  der  belachende  Waerelt.   i635.  — 

Im  Jahre  1589  ist  Johann  Torrentius  zu  Amsterdam 
geboren.  Dieser  malte  kunstvoll  und  ausführlich  kleine  nackte 
Figuren,  aber  die  Tendenz  dieser  Bilder  und  das,  was  sie  vor- 
stellten war  nicht  allein  schamlos,  sondern  geil,  unkeusch, 
frech,  ärgerlich  und  verlockend  zu  schmutzigen  Gelüsten,  so 
dass  es  ihm  strenge  und  unter  Drohungen  verboten  wurde, 
derlei  ferner  zu  machen  und  zu  verkaufen.  Da  er  aber  nicht 
die  Absicht  hatte,  diesem  Befehle  nachzukommen  und  sich 
mit  dem  Leugnen  allein  durchzuhelfen  glaubte,  ward  er  auf 
Befehl  des  Amsterdamer  Gerichtes  in  das  Gefängniss  gebracht; 
bei  dem  Verhöre  weigerte  er  sich  zu  bekennen,  dass  er  der 
Verfertiger  jener  Bilder^  die  man  ihm  zuschrieb,  obgleich  die  1 38. 
Beweise  hiefür  erbracht  waren.  Deshalb  ward  er  auf  die  Folter 
gespannt.  Sandrart  sagt  in  der  lateinischen  Ausgabe  (p.  299), 
dass  ihn  der  Rath  oder  der  Gerichtshof  von  Harlem  auf  die 
F'olter  brachten.  Er  leugnete  hartnäckig.  Da  aber  sein  Kopf 
den  Anschuldigungen  länger  Widerstand  leistete  als  sein  Körper 
der  Folter,  starb  er  unter  den  Qualen.  Die  Bilder  die  man 
fand,  wurden  von  Büttelhänden  im  Jahre  1640  verbrannt.  Die 
Umstände  dieses  Vorfalls  geben  deutlich  genug  zu  erkennen, 
dass  seine  Bilder  als  Reizmittel  dienten,  nicht  so  sehr  zu  cypri- 
schem  als  zu  sodomitischem  Treiben.  Im  Jahre  1628,  als  er  39 
Jahre  alt  war,  ward  sein  Porträt  in  Kupfer  gestochen.  — 

Dagegen  haben  auch  fromme  Männer,  selbst  solche,  die  140. 
im  kirchlichen  Verbände  lebten ,  kein  Bedenken  getragen ,  die 
Malerei  auszuüben.  —  So  z.  B.  der  Cardinal  Franc iscus  von 
Verona  —  der  ein  guter  Maler  war,  Don  Bartolomeo, 
seiner  Zeit  Abt  von  St.  demente  in  Arezzo,  und  in  jüngster 
Zeit  der  Jesuit  Daniel  Zegers,  der  zu  Antwerpen  im  Jahre  1590 
geboren    ist.     Er  verstand    es,    die  verschiedenartigsten  Blumen 


64  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

SO  leicht,  lebendig,  hell,  zart  und  sauber  darzustellen,  dass 
man  darob  staunen  musste.  Ich  habe,  als  ich  in  Brabant  war, 
in  der  Kirche  der  Jesuiten  eine  ganze  Capelle  voll  Bilder  seiner 
Hand  gesehen.  — 

Desgleichen  zu  seiner  Zeit  der  I^ater  Johannes  van  der 
Borght,    aus    dem    Orden    der    Minnebrüder,    der   in    Kupfer 

141.  gestochen  hat;  doch  ich  will  nicht  von  dieser  Kunst  handeln, 
in  welcher  die  römische  Jungfrau  Claudia  Stella  Alle, 
Wenige  von  den  Vielen  ausgenommen,  übertrifft.  Wollte  man 
eine  Liste  Aller  aufstellen,  so  glaube  ich  doch  keck  sagen  zu 
können,  dass  nicht  Einer  von  Hundert  sie  in  kunstvoller  Be- 
handlung überbieten  wird,  Ihr  Stich  nach  dem  Bilde  von 
Nicolas  Poussin,  welches  den  Moses  darstellt,  der  mit  seinem 
Stabe  Wasser  aus  dem  Felsen  lockt,  um  das  verschmachtete 
Volk  zu  laben,  beweist  meine  Behauptung. 

Zegers  war  ein  Schüler  Jan  BreugeTs,  genannt  „den 
Fluweelen",  der  in  seiner  früheren  Zeit  auch  Blumenmaler 
gewesen.  Und  wie  die  Blumen,  diese  Zierde  des  Lenzes,  wegen 
ihrer  schönen  Gestalt  und  ihres  frischen  Duftes  von  Jedermann 
begehrt  werden,  so  wurden  auch  die  von  Zegers  von  allen 
Blumenfreunden  gesucht,  insbesondere  von  dem  Erzherzog 
Leopold  und  dem  Prinzen  von  Oranien  Friedrich  Heinrich, 
der  ihn  für  zwei  Bilder  reich  belohnte.  Sein  Porträt  wurde 
von  Jan  Lievens  gemalt.  —  J.  v.  Vondel  dichtete,  von 
seinen  Bildern  angeregt,  mehrere  Verse.  — 

145.  Adriaen    van  Linschoten,    der   in    der  Liste    der  Re- 

genten der  St.  Lucas -Gilde  zu  Delft  im  Jahre  1627  Kornelius 
Adriaen  Linschoten  genannt  wird,  ist  zu  Delft  im  Jahre  i5go 
geboren.  Wessen  Schüler  er  gewesen  ist,  weiss  ich  nicht  genau 
anzugeben,  aber  Einige  glauben,  dass  er  ein  Schüler  Span- 
jolet's  war.  Seine  Arbeiten  zeigen,  dass  er  besser  malte 
als  er  lebte,  denn  er  führte  ein  sehr  lockeres,  unbesonnenes 
und  nachlässiges  Leben ,  in  Folge  dessen  er  in  Noth  gerathen 
wäre,  wenn  ihn  nicht  seine  zwei  Schwestern  bei  ihrem  Tode 
zum  Erben  des  jährlichen  Einkommens  ihrer  Verlassenschaft 
gemacht  hätten. 

Im  Jahre  1634  zog  er  nach  Brabant  und  heiratete  da- 
selbst ein  junges  Mädchen  von  niederer  Herkunft,  welches  sich 


ERSTER  THEIL.  65 

vom  Spitzenklöppeln  nährte,  aber  hübsch  war  und  viel  Verstand 
besass.  Nach  einigen  Jahren  zog  er  mit  seiner  Frau  und  zwei 
Töchtern  nach  Haag.  Der  Maler  Pieter  van  Ruiven  in  Delft 
erzählte  mir,  dass  er  ihn  in  den  Jahren  1677  oder  1678  kannte, 
zu  welcher  Zeit  er  ein  Mann  von  87  oder  88  Jahren  gewesen 
sein  mag  und  einen  langen  ungepflegten  Bart  trug.  Ueber 
Linschoten's  Arbeiten  wusste  er  mir  nur  zu  sagen,  dass  er 
die  Begegnung  des  Apostels  Petrus  mit  der  Magd  des  Hohen-  146. 
priesters  so  natürlich  dargestellt  und  die  Gemütsbevvegung  in 
den  Gesichtszügen  so  kunstvoll  ausgedrückt  hatte,  dass  ihn 
ein  Prediger  ersuchte,  auch  die  Reue  des  Petrus  als  Gegenstück 
zu  malen.  Auch  dies  gelang  ihm  nicht  minder.  — 

Bei  dem  Herrn  van  der  Heul,  Pulvermüller  vor  der 
Waterlootse  Poort,  befindet  sich  ein  Bild  von  ihm,  ein 
Alchymist  in  seinem  Atelier,  welches  geistreich  erfunden  und 
gemalt  ist;  insbesondere  sind  Brust  und  Arme  des  Mannes  nicht 
allein  musculös  und  natürlich  in  der  Farbe,  sondern  auch  keck 
und  kunstgerecht  in  der  Zeichnung.  Noch  viele  andere  befinden 
sich  in  den  ältesten  Familienhäusern  in  Delft. 

Lucas  de  Waal  Jansz  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  iSgi 
geboren.  Da  sein  Vater  auch  Maler  war,  lernte  er,  weil  er  Lust  147. 
zur  Kunst  hatte,  zuerst  bei  diesem  und  später  bei  Jan  B  reu  gel, 
dessen  Manier  er  staunenswerth  nachahmte.  Er  zog  früh  nach 
Frankreich  und  von  da  nach  Italien,  wo  er  viel,  sowol  al  Fresko 
als  in  Oelfarbe  arbeitete.  Er  war  im  Allgemeinen  in  seinen 
Vorwürfen  mannigfaltiger  als  sein  Meister.  Denn  man  sieht  nicht 
selten  in  seinen  Bildern  F'elsen  mit  fremdartigen  Wasserfällen, 
auch  sonnige  Landschaften,  Wetterleuchten  und  Gewitterschauer, 
mit  kecker  Hand  natürlich  dargestellt.  Er  lebte  noch  im  Jahre 
1660,  69  Jahre  alt,  und  wohnte  zu  Antwerpen,  wo  er  mit  Lust 
und  Eifer  thätig  war. 

Als  Keiner  der  Geringsten  von  Jenen,  welche  in  früherer 
Zeit  in  Friesland  thätig  waren,  ist  Wybrand  de  Geest  an- 
zusehen. Er  war  ein  wackerer  Historien-  und  Porträtmaler  und 
von  seinen  Zeitgenossen  besonders  gerühmt.  Zu  Rom,  wo  er, 
um  sich  nach  den  besten  Vorbildern  zu  üben,  mehrere  Jahre 
zubrachte,  ward  er  wegen  seines  hochstrebenden  Talentes  der 
Friesische  Adler  genannt.     Wie  genau  er  auf  Alles  achtete, 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  5 


66  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

geht  aus  seinem  „Kabinet  der  Statuen''  hervor,  in  welchem 
Werke  er  die  Plätze  angibt,  wo  diese  sich  befinden  und  Unter- 
suchungen über  die  Künstler    anstellt.     Dieses  Buch  wurde    im 

148.  Jahre  .1702  zu  Amsterdam  gedruckt.  —  Unter  den  Gedichten 
Vondel's  befindet  sich  eine  Ode  an  Wybrand  de  Geest.  — 

Sein  Enkel,  ebenfalls  Wybrand  genannt,  übt  noch 
gegenwärtig  die  Kunst  aus.  Er  war  in  Amsterdam  ein  Schüler 
Antoni  Coxie's. 

149.  Unter  seine  Zeit-  und  Landesgenossen  werden  eingereiht: 
J.  de  Wilde,  ein  guter  Porträtmaler,  und  Jelle  Reiniers 
ein  geschickter  Glasmaler.  Zu  Sneck  ist  heute  noch  ein  kunst- 
volles Glasgemälde  zu  sehen,  welches  die  Zimmermannsgilde 
der  Kirche  geschenkt  hat,  in  welchem  die  Flucht  Josefs,  ihres 
Patrons,  mit  Maria  nach  Egypten  dargestellt  ist.  Man  sagt, 
dass  es  als  Kunstwerk  die  berühmten  Glasgemälde  der  Brüder 
Grabet  in  der  St.  Jans-Kirche  zu  Gouda  übertreffe. 

Jacobus  Potma  ist  zu  Workum  in  Friesland  geboren. 
Da  wir  sein  Geburtsjahr  nicht  kennen,  haben  wir  ihn  hinter 
seinen  Lehrmeister  Wybrand  van  Geest  eingereiht^  durch 
dessen  Unterricht  er  ein  guter  Porträt-  und  Historienmaler 
wurde.  Auch  kannte  er  die  Welt  und  war  zu  seiner  Zeit  als 
erster  Kammerherr  mit  dem  Kurfürsten  vor  Wien,  wo  er  auch 
im  Jahre  1684,  vermuthlich  an  der  Disenterie,  welche  damals 
Viele  hinwegraffte,  starb. 

Gerard  Honthorst  ist  zu  Utrecht  im  Jahre  1592  ge- 
boren; er  hat  die  Anfangsgründe  der  Kunst  bei  Abraham 
Bloemaert  gelernt  und  seine  Studien  in  Rom  fortgesetzt,  wo 
er  in  einigen  Jahren  solche  Fortschritte  machte,  dass  die  besten 
Kenner  und  Kunstfreunde  viel  Wohlgefallen  an  seinen  Arbeiten 
insbesondere  aber  an  seinen  Nachtstücken  fanden.  In  der  Folge 
bestellten  sowol  verschiedene  Cardinäle  als  auch  der  König 
von  England  Karl  I.,  der  König  von  Dänemark  und  auch 
der  Prinz  von  Oranien  bei  ihm,  sowol  Porträts  als  auch 
i5o.  Gomposition. 

Er  war  liebenswürdig  und  höflich,  führte  ein  geregeltes 
Leben  und  unterrichtete  in  Folge  dessen  viele  Kinder  der  vor- 
nehmsten Familien  in  der  Kunst;  insbesondere  die  Kinder  der 
Königin   von    Böhmen,    der    Schwester    König    Karl's   von 


ERSTER  THEIL.  67 

England,  den  Prinzen  Palatin,  den  Prinzen  Robert  und 
vier  Töchter,  darunter  Sophia,  die  Aebtissin  von  Maubuisson, 
die  sämmtlich  grosse  Fortschritte  machten.  Er  hat  viele  Por- 
träts angesehener  Personen  gemalt,  unter  diesen  auch  Maria 
von  Medicis  die  Königin  von  Frankreich,  auf  welches  Ge- 
mälde Jan  de  Vos  mehrere  Verse  schrieb. —  Er  lebte  noch  im 
Jahre  1662  und  malte  im  Lustschlosse  des  Prinzen  im  Busch 
nächst  Haag. 

Pieter  Snayers  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  iSqS  geboren. 
Er  war  Maler  des  Erzherzogs  Albert  und  Isabellens,  des 
Cardinal-Infanten  von  Spanien,  und  mehrerer  anderer  Fürsten. 
Er  malte  Landschaften,  insbesondere  aber  Schlachten  mit  all'  152. 
ihren  traurigen  Folgen.  —  Er  lebte  noch  im  Jahre  1662  und 
wohnte  zu  Brüssel. 

Adriaen    de    Bie,    der    Sohn    eines    ungebornen   Vaters, 

erblickte  das  Licht  der  W^elt   im    Jahre    1594  zu  Lierre.    Sein 

Vater    nämlich   war    nicht  wie  die   meisten   Menschen  geboren, 

sondern  aus   seiner    Mutter    Leibe    geschnitten   und    wunderbar 

am  Leben  erhalten.     In  seiner  Jugend  lernte  er  die  Kunst  bei 

Wouter  Abts.  H.  de  Pooter  sagt,  dass  er  18  Jahre  alt  nach 

Paris  ging  und  bei  einem  Rudolf  Schoof,  einem  damals  sehr 

berühmten  Maler  König  Ludwig's  XIIL^  zwei    Jahre    wohnte. 

Diese    Zeit   verwendete    er   mit    besonderem  Fleiss    und    Eifer, 

begab  sich  dann  nach   Rom,  wo   er  sechs  Jahre  lang  blieb  und 

sich  nach  den  besten  Meistern  bildete.    Ferner  besuchte  er  die 

meisten  und  grÖssten  italienischen  Städte  und  blieb  neun  Jahre 

aus.  Damals  fand  er    auch    Gelegenheit    für    verschiedene  Car- 

dinäle  seine  Kunst    auszuüben,    die   insbesondere    im    Bemalen 

goldener  oder  silberner  Platten  oder  kostbarer  Steine,  wie  Porphyr 

und  Jaspis,    bestand.     Seine  nette   und   zarte  Behandlung   fand 

grossen  Beifall.    Im  Jahre   1623  kehrte  er  wieder  nach  Brabant 

zurück  und  malte  zahlreiche  Porträts   und   figurenreiche   Com- 

positionen,    wie  zum    Beispiel  das    Bild  in    der    St.   Gommers- 

Kirche   zu    Lierre    über    dem    Altare  des  heiligen  Eloy.  Dieser 

Adriaen  war  der  Vater  von  Kornelis  de  Bie,  dem  Verfasser 

des  Buches  „Het  Gulden  Kabinet  der  Schilders". 

In    demselben    Jahre     1594   starb    der    Maler    Christoff i53. 

Schovarts,    der    zu    Ingolstadt    geboren    ist.     Er  hatte  es  zu 

5* 


68  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

solcher  Berühmtheit  gebracht,  dass  ihn  der  Kurfürst  von 
Baiern  in  seine  Dienste  nahm;  für  diesen  malte  er  in  München 
viele  ausgezeichnete  Werke  sowol  in  Fresco  als  in  Oel färbe. 
Da  er  einige  Jahre  in  den  Niederlanden  lebte,  habe  ich  ihn  hier 
erwähnt,  aber  von  seinen  Bildern  ist  mir  keines  zu  Gesicht 
gekommen.  Sandrart,  der  seine  Werke  kannte,  spricht  mit 
Lob  von  ihnen.  — 

In  demselben  Jahre  1594 -ward  zu  Antwerpen  Kornelis 
de  Waal,  der  Bruder  von  Lucas  und  Sohn  des  Jan  de  Waal, 
geboren.  Wahrscheinlich  lernte  er  die  Kunst  bei  seinem  Vater, 
was  ein  grosser  Vortheil  ist,  denn  das  Spruch  wort:  man  darf 
nicht  so  lehren,  dass  man  selbst  auslernt,  hat  bei  Vater  und 
Sohn  keine  Geltung.  Er  ging  nach  Italien,  entweder  um  sich 
noch  weiter  auszubilden  oder  weil  er  das  Sprüchwort  kannte, 
welches  lautet:  das  Vaterland  ist  eine  Stiefmutter  für  hervor- 
ragende Talente,  denn  der  Neid  herrscht  in  ihrem  Geburtsorte. 
Er  arbeitete  viel  für  Philipp  III.  und  für  den  Herzog  von 
Aarschot,  der  damals  in  Spanien  war.  Im  Jahre  1662  lebte 
er  noch ,  68  Jahre  alt,  in  Rom.    Er  malte  zumeist  kleine  krie- 

154.  gerische  Darstellungen,  Land-  und  Seeschlachten,  fliehende  Heere 
und  dergleichen. 

Im  Jahre  1715  habe  ich  ein  vorzügliches  Bild  von  seiner 
Hand  zu  Amsterdam  auf  öffentlicher  Auction  gesehen,  in  wel- 
chem die  Bestürmung  einer  Festung  mit  vielen  Figuren  dar- 
gestellt war.  Hier  sah  man  das  Kriegsvolk  muthig  die  Sturm- 
leitern erklimmen,  dort  wieder  Andere  verstümmelt  hinunter- 
stürzen. Schon  war  die  Festung  genommen,  denn  man  sah  des 
Feindes  Fahne  aufgepflanzt  und  den  Befehlshaber  zu  Pferd  im 
Vordergrunde  die  Stürmenden  anführen.  — 

Jacques  Jordaens  ward  am  19.  Mai  1594  zu  Antwerpen 
geboren.  Sein  Lehrer  war  Adam  van  Oort,  dessen  Tochter 
er  später  heiratete.    .Er    bemühte    sich    frühzeitig,     Bilder    von 

i55.  Carracci,  Titian,  Paolo  Veronese  und  J.  Bassano  mit  Auf- 
merksamkeit zu  copiren  und  später  sich  die  flotte  Behandlung 
des  Rubens  anzueignen  und  in  seinen  Werken  nachzuahmen. 
Deshalb  waren  seine  Arbeiten  grossartig  angelegt,  lebendig  und 
geistreich  componirt,  sein  Pinsel  gewandt  und  zart  verschmolzen, 
seine  nackten  Figuren  sicher  in   der   Zeichnung    und    natürlich 


ERSTER  THEIL.  69 

in  der  Farbe.  Er  hat  verschiedene  grosse  Bilder  gemalt,  die 
sich  theils  hier,  theils  anderwärts  befinden;  unter  anderen  zwölf 
Darstellungen  aus  dem  Leiden  Christi  für  Karl  Gustav,  König 
von  Schweden;  nicht  die  geringsten  sind  jene  im  Hause  im 
Busch  nächst  Haag,  welche  die  ruhmwürdigen  Thaten  des 
Prinzen  Friedrich  Heinrich  von  Oranien  darstellen.  Emilia 
van  Solms,  seine  Witwe,  liess  sie  in  dem  sogenannten  Oranier- 
Saale  in  der  Runde  malen;  doch  sind  nur  die  bedeutenderen 
Stücke  von  seiner  Hand,  jenes  z.  B.,  in  welchem  der  Prinz 
auf  seinem  Siegeswagen  erscheint.  Er  hat  viel  Ruhm  und  Geld 
erworben  und  lebte  noch  im  Jahre  1678;  er  ging  des  Abends 
in  Gesellschaft  und  war  fröhlich  beim  Weine,  —  aber  erstarb 
bald  darauf. 

Sandrart  erzählt,  dass  er  dem  Rubens  zu  seiner  besten 
Zeit  sehr  ungelegen  kam.  Dieser  verschaffte  ihm  deshalb  aus 
freien  Stücken  eine  grosse  Arbeit  und  brachte  es  dahin,  dass  er 
nach  Madrid  entboten  ward,  um  für  den  Hof  Tapeten  -  Patronen 
in  Wasserfarbe  zu  malen,  in  der  Absicht,  ihn  dadurch  ander- 
weitig zu  beschäftigen  und  sich  möglichst  ferne  zu  halten. 
Sandrart  gibt  auch  zu  verstehen,  dass  er  später  nicht  mehr 
so  energisch  und  sorgfältig  arbeitete,  da  ihm  die  bunte  und 
trockene  Manier  auch  ferner  haften  blieb. 

Mir  aber  scheint  es,  dass  Sandrart  mit  Voreingenommen-  i56. 
heit  für  den  Einen  oder  für  den  Anderen  schrieb.  Diese  eben 
erzählte  Geschichte  von  Rubens  und  Jordaens  ist  ein  Beweis 
dafür.  Denn  angenommen,  dass  Rubens  einen  besonderen  Plan 
damit  vor  hatte  und  ihm  die  Sache  so  schön  vorzustellen  wusste, 
dass  er  seine  Absicht  wirklich  erreichte  und  —  angenommen,  dass 
eine  doppelte  Absicht  hiebei  im  Spiele  war,  so  geschah  doch 
Jordaens  damit  ein  grosser  Dienst,  denn  man  muss,  wie  ein 
italienisches  Spruch  wort  sagt,  lange  gehen,  um  in  den  Mittel- 
punkt der  Gelegenheit  zu  kommen.  Deshalb  stimme  ich  auch 
den  Beschwerden  bei,  welche  Richard  ter  Bruggen  wegen 
der  Lebensbeschreibung  seines  Vaters  Hendrik  ter  Bruggen 
gegen  Sandrart  erhebt.  — 

Jordaens  arbeitete  ungewöhnlich  flink,  und  man  erzählt,  157. 
dass  er    die  Geschichte    von  Pan  und   Siringa  in   lebensgrossen 
Figuren    in    sechs    Tagen   gemalt    habe.     Aber    er   liebte   nicht 


yo  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

immer  ernste,  sondern  oft  auch  burleske  Vorwürfe.  Das  Sprüch- 
wort: „Wie  die  Alten  sungen,  so  pipen  die  Jungen"  und  den 
Dreikönigsabend  hat  er  höchst  geistvoll  dargestellt;  man  kennt 
diese  Bilder  durch  die  Kupferstiche,  sowie  den  Satyr  der 
Aesopischen  Fabeln,  der  staunend  zusieht,  wie  der  Bauer  kalt 
und  warm  aus  einem  Munde  bläst,  durch  den  Stich  von  Lucas 
i58.  Vor  s  terma  n.  Die  energische  Manier,  die  er  in  seiner  besten 
Zeit,  obwol  er  Italien  nicht  bereist  hatte,  besass,  ist  an  dem 
Nachtstück  ersichtlich,  welches  Petrus  darstellt,  der  in  seinem 
Eifer  dem  Malchus  das  Ohr  abhaut.  Aber  was  brauchen  wir 
noch  mehr  zu  sagen,  da  wir  ja  täglich  die  Beweise  seiner 
Kunst  vor  Augen  haben.  —  Er  war  ein  Mann  von  bescheidenem 
und  höflichem  Benehmen,  der  stets  gefällig  und  Anderen  mit 
gutem  Rath  zu  dienen  bereit  war.  Er  bewies  dies  an  Henrik 
Berckman,  der  zu  Klundert  geboren  ist.  Dieser  malte  kleine 
Schlachtenbilder,  konnte  sich  aber  damit  nicht  recht  fortbringen, 
darum  rieth  ihm  Jordaens  sich  auf  grössere  Vorwürfe  zu  ver- 
legen, was  ihm  auch  glückte.  Er  Hess  sich  in  Seeland  nieder, 
wo  er  gestorben  ist.  — 

Wenn  das  Morgenroth  seine  goldenen  Strahlen  über  den 
in  Nebel  gehüllten  Horizont  wirft,  die  Blätter  der  Bäume  noch 
vom  Nachtthau  glänzen,  die  Felder  wie  mit  blauem  Schleier 
bedeckt  liegen  und  hie  und  da  die  Dächer  der  Weiler  und  die 
Thurmspitzen  im  goldenen  Schimmer  erglänzen,  so  ist  dies 
gewiss  der  malerischste  Augenblick  für  Alle,  welche  ihren 
Studien  nachgehen,  um  dieselben  zu  günstigerer  Zeit  auf  die 
Leinwand  zu  bringen.  Diesen  nahm  auch  Lucas  van  Uden 
in  Acht,  denn  man  sagt,  dass  er  sich  dem  Schlafe  entriss,  mit 
dem  Morgengrauen  aufstand  und  hinauseilte  in  Feld  und  Wald. — 
159.  Seine  verschwommene  und  weiche  Manier,  der  feine  Ge- 

schmack, den  er  im  Allgemeinen  in  seinen  Arbeiten  zur  Schau 
trägt,  insbesondere  aber  sein  flotter  Baumschlag,  seine  Terrain- 
verhältnisse, Fernsichten  und  mannigfaltigen  Ausblicke  machten 
ihm  bei  den  Kunstfreunden  einen  geachteten  Namen.  Er  ist 
zu  Antwerpen  am   18.  October  1595  geboren.  — 

In  demselben  Jahre  iSgS  ist  zu  Antwerpen  Dirk  van 
Hoogstraten  geboren.  Sein  Vater  Hans  van  Hoogstraten, 
geboren  im  Jahre   i568    am    St.    Mathys -Abend,    gestorben  am 


ERSTER  THEIL. 


71 


14.  März  des  Jahres  i6o5,  übersiedelte,  um  den  Verfolgungen 
zu  entgehen,  mit  seinem  Hausstande  nach  Holland.  Er  liess 
seinen  Sohn  in  der  Jugend  die  Silber-  und  Goldschmiedekunst 
nebst  dem  dazu  nöthigen  Zeichnen  lernen,  desgleichen  gra- 
viren  und  in  Kupfer  stechen,  worin  er  ziemlich  bedeutende 
Fortschritte  machte,  die  auch  an  einem  von  ihm  selbst  ge- 
zeichneten Kupferstich ,  das  Ecce  homo  genannt,  zu  ersehen 
sind.  Da  sich  aber  jedes  Land  auf  irgend  einem  Gebiete 
vor  anderen  auszeichnet,  so  übertraf  damals  Deutschland  die 
Niederlande  in  der  Goldschmiedekunst;  deshalb  ging  Dirk, 
von  seiner  Lernbegierde  angespornt,  mit  Bewilligung  seiner 
Eltern  dahin,  um  den  Deutschen  die  Kunstgriffe  abzusehen.  160. 
Dort  ward  er  mit  niederländischen  Malern  bekannt.  Sei  es 
nun,  dass  ihn  die  Vortheile  der  Malerkunst  mehr  als  die  des 
Silberschmiedhandwerkes  lockten,  oder  dass  sich  damals  erst  die 
Lust  zur  Malerei  in  ihm  offenbarte,  er  nahm  sich  vor,  malen 
zu  lernen  und  übte  sich  darin  mehrere  Jahre  mit  Eifer  und  Aus- 
dauer, sowol  selbstständig  als  unter  seines  Meisters  Leitung. — 
Nach  Hause  zurückgekehrt,  fragte  ihn  sein  Vater,  was  er  jetzt  161. 
zu  thun  gesonnen  wäre;  ob  er  ein  Geschäft  als  Silberschmied 
eröffnen,  oder  ob  er  auf  andere  Art  seine  auf  der  Reise  erworbenen 
Kenntnisse  verwerthen  wolle.  Er  aber  antwortete  seinem  Vater, 
dass  er  den  Hammer  mit  den  Pinsel  vertauscht  habe  und  nicht 
Silberschmied,  sondern  Maler  werden  wolle.  Das  that  er  auch 
und  ich  habe  Bilder  von  ihm  gesehen,  die  richtig  in  der 
Zeichnung  und  auch  natürlich  in  der  Farbe  waren.  Aus  dem 
Umstände,  welchen  mein  Meister  Sam.  van  Hoogstraten  in 
seinem  Werke:  „Inleydinge  tot  de  Hooge  schoole  der  Schilder- 
kunst" (p.  107)  erzählt,  geht  hervor,  dass  er  die  Gegenstände 
täuschend  nachzuahmen  verstand.  Sein  Todesjahr  kenne  ich  nur 
aus  der  Randschrift  einer  Zeichnung  meines  Meisters  Sam. 
van  Hoogstraten,  nach  seines  verstorbenen  Vaters  Zügen.  162. 
Diese  befindet  sich  bei  dem  durch  seine  Gedichte  hinreichend 
bekannten  David  van  Hoogstraten,  der  sie  zur  Erinnerung 
an  seinen  Gross vater  aufbewahrt.  Er  starb  zu  Dordrecht  am 
20.  December  1640.  — 

Der  Maler  und  Architekt  Jacques  Francart  ist  zu  Brüssel 
geboren.  Das  Jahr  seiner  Geburt  ist  mir  unbekannt,  da  weder 


72  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Fl.  le  Comte  noch  Korn,  de  ßie  dasselbe  erwähnt  hat. 
Ich  führe  ihn  zwischen  den  Jahren  i56o  und  1621,  den  Ge- 
burts-  und  Sterbejahren  des  Erzherzogs  Albert,  auf  den  Schau- 
platz, weil  dieser  sein  Mäcen  gewesen  ist  und  ihm  ob  seiner 
Talente,  Fertigkeiten  und  Kenntnisse  viel  Gunst  erwies.  Er  war 
Architekt  und  Festungsbaumeister  von  Brüssel  und  ist  Erbauer 
der  Jesuitenkirche.  Er  verstand  sich  überdies  auf  Malerei, 
Geometrie,  Perspective,  Dichtkunst  und  die  Kunst  zu  leben, 
welche  Fähigkeiten  im  Vereine  wol  hinreichen,  einen  Mann 
glücklich  zu  machen.  — 

Francart  war  auch  insbesondere  bei  der  Infantin  Isabella 
1 63.  beliebt,  für"  welche  er  die  Geheimnisse  des  Rosenkranzes  malte, 
welche  dem  Papst  Paul  V.  geschickt  und  auch  später  in  Kupfer 
gestochen  wurden. 

Anna  Francoise  de  Bruns,  welche  bald  alle  Künst- 
lerinnen ihrer  Zeit  übertraf,  war  mit  ihm  verschwägert  und 
wurde  von  ihm  unterrichtet.  Später  entsagte  er  all*  seinen  Ar- 
beiten und  befasste  sich  nur  mit  der  Pflege  der  Blumen,  in 
welchen  er  ein  Abbild  seines  vergänglichen  Lebens  sah. 

Am  Schlüsse  unserer  Zeilen  über  Michiel  Janze  Miere- 
veit haben  wir  mit  wenigen  Worten  erwähnt,  dass  er  zwei 
Söhne  hinterliess,  welche  beide  die  Kunst  ausübten,  und  dass 
insbesondere  Pieter,  der  Aeltere,  seinem  Vater  in  der  Kunst 
zu  porträtiren  nicht  ungleich  war.  Auch  haben  wir  den  Ort 
angegeben,  wo  zu  Delft  Bilder  seiner  Hand  zu  sehen  sind.  Bei 
dem  Jahre  seiner  Geburt  i5g6  aber,  muss  ich  noch  zu  Lob 
und  Ruhm  dieses  Pieter  Miereveit  bezeugen,  dass  mir,  ehe 
ich  wusste,  dass  Mich.  Miereveit  Söhne  hinterlassen,  oder 
ich  etwas  von  ihren  Händen  gesehen  hatte,  von  Gerardus 
Wigmana,  dem  Maler  zu  Amsterdam,  ein  Porträt  gezeigt 
wurde,  welches  er  als  ein  Bild  M.  Miere velt's  gekauft  hatte 
und  welches  auch  ich  dafür  hielt.  Aber  die  Bezeichnung  im 
Hintergrunde,  welche  ein  verschlungenes  P  und  M  mit  der 
Jahreszahl  1620  vorstellte,  veranlasste  mich,  die  Beschreibung 
von  Delft  aufzuschlagen,  wo  ich  (p.  85i)  fand,  dass  Michiel 
einen  Sohn  Namens  Pieter  hatte,  der  in  seiner  frühesten  Ju- 
i63,  gend  am  11.  December  i632,  27  Jahre  alt,  starb.  Sein  zweiter 
Sohn  Jan  Miere velt  nahm  ebenfalls  einen  guten  Anfang,  aber 


ERSTER  THEIL.  7  3 

ein    unglücklicher    Vorfall    hinderte    seine    fernere    Ausbildung, 
denn  er  ward  blödsinnig  und  starb  im  Jahre   i633. 

In  demselben  Jahre  iSgö  ward  Leonard  Bramer  geboren. 
Er  ging,  achtzehn  Jahre  alt,  nach  Arras  im  Artoys,  von  da 
nach  Amiens,  Paris,  Marseille,  Genua  und  endlich  nach  Rom, 
wo  er  sich  einige  Jahre  aufhielt,  um  seine  Studien  nach  so  viel 
herrlichen  Vorbildern  eifrig  weiter  fortzusetzen  und  seine  Fähig- 
keiten an  den  kunstliebenden  Höfen  von  Rom,  Venedig,  Florenz, 
Mantua,  Neapel,  Padua  etc.  glänzen  zu  lassen.  Vor  Allem  machte 
ihn  eine  Auferweckung  des  Lazarus,  eine  lebendige,  gut  ge- 
zeichnete und  geistreich  im  Halbdunkel  gehaltene  Composition, 
eine  Verleugnung  Petri  und  mehrere  andere  Bilder  berühmt, 
und  da  er  mehr  des  Ruhmes  als  des  Geldes  wegen  arbeitete, 
genügte  es  ihm,  dass  sein  Name  in  ganz  Italien  bekannt  war. 
Er  kehrte  wieder  in  sein  Vaterland  zurück,  um  auch  dort  seine 
Kunst  zu  zeigen.  Noch  jetzt  prangt  das  Prinzenhaus  zu  Ryswyk 
mit  einer  schönen  Probe  seines  Talentes.  Ant.  van  der  Does 
hat  sein  Porträt  gestochen. 

Man  sieht  noch  häufig  bei   den   Liebhabern  seine   kleinen 
auf   Kupfer   gemalten    historischen    Darstellungen,    die    ebenso 
geistreich  erfunden  als  kunstvoll  ausgeführt  sind.  Pyramus  und 
Thisbe,   eines   seiner  schönsten  Bilder,  auf  Kupfer  gemalt,  hat  1 65. 
Lud.  Smids  besungen.  — 

Von  einigen  älteren  Meistern  wird  erzählt,  dass  sie  sehr 
langsam  arbeiteten,  dagegen  wieder  von  anderen,  dass  ihnen 
die  Bilder  rasch  von  der  Hand  flogen.  —  Das  Letztere  behauptet  166. 
man  von  Frans  Floris,  der,  als  er  einmal  zeigen  wollte,  wie 
schnell  er  arbeiten  könne,  für  den  festlichen  Einzug  Kaiser 
KarTs  in  Antwerpen  sieben  lebensgrosse  Figuren  in  sieben 
Stunden  malte. 

Wir  haben  dies  erwähnt,  um  im  Vorbeigehen  auch  der 
drei  bekannten  Pinselkämpen  Knipbergen,  van  Goijen  und 
Parselles  zu  gedenken.  Diese  hatten,  wie  Hoogstraten  im 
VI.  Buche  der  „Hooge  schoole  der  Schilderkonst"  erzählt,  ge- 
wettet, dass  Jeder  von  ihnen  an  einem  Tage  ein  Bild  vollenden 
würde. 

Knipbergen  stellte  eine  ziemlich  grosse  Leinwand  auf 
die    Staffelei,    und    da    er    den    Pinsel    vollkommen    zu  seinem 


74  ARNOLD  HOUBRAKEVS  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Willen  hatte^  begann  er  nach  seiner  gewohnten  Weise  so  zu  malen, 
dass  Alles,  was  er  berührte,  sogleich  fertig  war,  denn  Luft, 
Fernsichten,  Bäume,  Berge,  stäubende  Wasserfälle  flössen  aus 
seinem  Pinsel  wie  die  Buchstaben  aus  der  Feder  eines  gewandten 
Schreibers.  — 

»67-  Neben  ihm    sass    Jan    van    Goijen,    der   auf   eine  ganz 

andere  Art  zu  Werke  ging;  denn  nachdem  er  die  ganze  Lein- 
wand, hier  lichter,  dort  dunkler,  mehr  oder  minder  wie  einen 
vielfarbigen  Achat  überpinselt  hatte,  suchte  er  die  verschie- 
denen Farbenklekse  mit  dem  Pinsel  zu  einem  Hintergrunde  mit 
Bauern- Gehöften  zu  gestalten.  Hier  sah  man  einen  alten  Thurm 
zum  Vorschein  kommen,  der  sich  im  plätschernden  Wasser 
spiegelte,  dort  verschiedene  Schiffe  und  Boote  mit  Frachten 
oder  Reisenden;  kurz  gesagt,  sein  Auge,  geübt,  die  in  dem 
Chaos  unentwirrter  Farben  verborgen  liegenden  Gestalten 
herauszufinden,  hatte  seine  Hand  und  seinen  Geist  so  an- 
geregt, dass  man  ein  vollendetes  Bild  zu  sehen  glaubte,  ehe 
man  noch  entnehmen  konnte,  was  er  eigentlich  zu  malen  beab- 
sichtigte. 

Der  Dritte  war  Parselles,  der  Phönix  der  Marinemaler. 
Aber  die  Zuschauer  verloren  beinahe  den  Mut,  als  sie  sahen, 
wie  langsam  er  den  •  Pinsel  führte,  ja  es  schien  anfangs,  als 
wolle  er  mutwillig  die  Zeit  vergeuden,  oder  als  wüsste  er  nicht, 
was  er  anfangen  sollte.  Aber  das  kam  daher,  weil  er  sich  zuerst 
eine  sichere  Grundidee  von  seinem  ganzen  Werk  bildete,  ehe 
er  es  auf  die  Leinwand  brachte.  Das  Ende  aber  zeigte  wol, 
dass  dies  die  rechte  Weise  zu  arbeiten  ist;  denn  obgleich  er 
bei  seiner  Langsamkeit  beharrte,  arbeitete  er  sicher  und  seiner 
Sache  bewusst  und  war  des  Abends  mit  seinem  Bilde  ebenso 
wol  fertig  als  seine  Gegner;  und  obwol  Knipbergen's  Bild 
grösser,  das  van  Goijen's  reicher  an  Handlung  war,  so  war 
doch  Parselles  Bild  natürlicher  und  es  ward  auch  von  den 
Kennern    höher    geschätzt,    obwol    Keinem    ein   Vorwurf    zu 

168.  machen  war.  Ich  selbst  halte  die  letzte  Manier  für  die  sicherste, 
die  zweite  für  die  fremdartigste,  und  wenn  der  Leser  Lust 
hat,  will  ich  ihm  eine  ähnliche  Geschichte  von  dem  Franzosen 
La  Fage,  der  hinlänglich  durch  seine  Zeichnungen  und  Kupfer- 
stiche bekannt  ist,  erzählen. 


ERSTER  THEIL.  j5 

Joan  van  der  Brügge,  der  in  Paris  mit  ihm  Umgang 
hatte,  wusste  seinen  Landsleuten,  den  Brabantern,  Wunder  von 
diesem  Raimond  la  Fage  zu  erzählen  und  hatte  ihnen  ver- 
sprochen, ihn  einmal  von  Paris  mitzubringen,  was  auch  geschah. 
Er  kam  mit  ihm  in  die  Malerkneipe,  —  wo  La  Fage  fragte,  was  169. 
er  auf  allgemeinen  Wunsch  zeichnen  solle?  Hierauf  rief  Einer 
aus  der  Gesellschaft:  er  möge  einen  Untergang  Pharao's  im 
rothen  Meere  darstellen.  Dieses  Begehren  fand  allgemeinen 
Widerspruch,  weil  man  es  für  ungebührlich  hielt,  von  ihm,  dem 
Gaste,  ein  Werk  zu  verlangen,  mit  welchem  er  den  ganzen 
Abend  hinbringen  würde.  Aber  es  war  kaum  gesagt,  als  La 
Fage  schon  zum  Staunen  Aller  begonnen  hatte.  Hier  skizzirte 
er  einen  Arm,  dort  ein  Bein,  hier  einen  Kopf,  dort  einen  Fuss, 
dann  einige  Gruppen  im  Hintergrunde  und  andere  im  Vorder- 
grunde, so  dass  in  Kürze  das  ganze  Blatt  ringsum  mit  Glie- 
dern von  Menschen  und  Pferden  besät  war.  Endlich  wuchs  das 
Chaos  von  untereinander  gemischten  Leichnamen  zu  einer 
kunstvollen,  wohlgeordneten  Zeichnung  heran,  war  in  der  Zeit 
von  zwei  Stünden  zum  Staunen  Aller  vollendet,  und  er  hatte 
darin  den  Untergang  Pharao's  im  rothen  Meere  mit  seinen 
Kriegsheeren,  Pferden  und  Wagen,  mit  welchen  er  Moses  ver- 
folgte, dargestellt.  Moses  aber,  Aaron  und  ganz  Israel  standen 
auf  dem  Trockenen  und  jauchzten  über  ihren  Untergang.  Und 
dies  Alles  war  kunstgerecht  mit  zierlichen  Beiwerken,  so  Vasen 
als  Krügen,  in  den  mannigfaltigsten  Trachten,  mit  Schleier  und 
Kopfschmuck,  zu  lang,  um  es  zu  erzählen,  gezeichnet.  Dies 
ward  mir  von  verlässlicher  Seite  berichtet,  und  ich  gebe  es 
wieder,  wie  man  mir  es  erzählte.  Seinen  Schüler  Bauttard,  170. 
der  gegenwärtig  in  England  ist,  sah  ich  ein  Werk  von  gerin- 
gerer Bedeutung  in  meiner  Gegenwart  in  ganz  ähnlicher  Weise 
vollenden. 

Jan  Josephszoon  van  Goi  jen  ist  am  St.  Pontianus-Abend 
des  Jahres  iSgö,  der  damals  auf  den  i3.  Januar  fiel,  zu  Lei- 
den geboren.  Sein  Vater  Joseph  Jansz  van  Goi  jen  war  ein 
Freund  der  Kunst,  und  da  er  seines  Sohnes  Talente  wahr- 
nahm, gab  er  ihn,  damit  er  in  den  Anfangsgründen  der  Kunst 
unterwiesen  werde,  zu  dem  Landschaftsmaler  Koenraad  Schil- 
peroort, und  nach  Verlauf  von  drei  Monaten  zu  dem  Bürger- 


76  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

meister  Isak  Nicolai,  aber  er  blieb  weder  bei  diesem  noch 
bei  Jan  Adriaensz  de  Man  lange.  Darauf  gab  ihn  sein  Vater 
in  der  Absicht,  ihn  zum  Glasmaler  heranzubilden,  zu  Henrik 
Klok.  Aber  van  Goijen  erklärte,  nur  für  die  Oelmalerei,  nicht 
aber  zu  diesem  Berufe  Lust  zu  haben;  deshalb  schickte  ihn 
sein  Vater,  um  seine  Neigung  nicht  zu  ersticken,  nach  Hoorn 
in  Nordholland  zu  Willem  Gerretzen,  bei  welchem  er  durch 
ungefähr  zwei  Jahre  mit  Eifer  und  Fleiss  thätig  war.  Nach 
dieser  Zeit  begab  er  sich  wieder  nach  Leiden  und  arbeitete 
selbstständig.  Als  er  ungefähr  19  Jahre  alt  war,  erfasste  ihn 
die  Wanderlust  und  er  ging  nach  Frankreich,  kam  aber,  nach- 
dem er  die  vornehmsten  Städte  besucht  hatte,  wieder  zurück. 
Da  sein  Vater  sah,  dass  er  nunmehr  hinreichende  Fortschritte 
gemacht  hatte  und  er  keine  Kosten  scheuen  wollte,  um  ihn  zu 
171. einem  grossen  Meister  heranzubilden,  ging  er  mit  ihm  nach 
Harlem  und  brachte  ihn  zu  dem  berühmten  Landschaftsmaler 
Esaias  van  de  Velde,  bei  dem  er  ein  Jahr  blieb  und  solche 
Foftschritte  machte,  dass  Jedermann  darob  staunte.  Nun  hei- 
ratete er  und  arbeitete  bis  zum  Jahre  i63i  in  Leiden.  Dann 
zog  er  irgend  welcher  Gründe  wegen  mit  seinem  Hausstande 
nach  Haag,  wo  er  Ende  April  des  Jahres   i656  starb. 

Er  malte  meist  ruhige  Wasserlandschaften  mit  heimat- 
lichen Marktschiffen  und  Fischerkähnen^  einer  Kirche  oder 
irgend  einem  bekannten  Dorfe  im  Hintergrunde ;  die  meisten 
derselben  hatte  er  nach  der  Natur  gezeichnet.  Diese  mit 
schwarzer  Kreide  geistreich  behandelten  Blätter  werden  von 
den  Liebhabern  noch  sehr  geschätzt.  In  der  Regel  sind 
seine  Bilder  etwas  einfarbig  und  grau,  aber  sie  sind  nicht  vom 
Anbeginn  so  gemalt  worden;  man  bediente  sich  jedoch  damals 
einer  Farbe,  Harlemer-Blau  genannt,  welche  gegenwärtig,  da 
sie  nicht  Stand  hält,  ganz  ausser  Gebrauch  gekommen  ist  und 
diese  war  die  Ursache  davon. 

Als  seine  Stadt-  und  Zeitgenossen  werden  genannt:  Kor- 
nelis  Liefring,  Arnoudt  Elzevier  und  Egmont  Kornelisz 
St  00  t  er,  die  noch  im  Jahre   1640  thätig  waren.  — 
2.  Am   16.  December  des  Jahres   1597  ^^^  ^^  Leiden  Pieter 

Pietersz  Deneyn  oder  van  Neyn  geboren.    Als  er   12  Jahre 
alt  war,  gab    ihn  sein  Vater  zu  einem  Steinhauer,  bei  dem  er 


ERSTER  THEIL.  77 

einige  Jahre  blieb;  aber  sein  höher  strebendes  Talent  trieb  ihn 
zum  Studium  der  mathematischen  Wissenschaften,  der  Bau- 
kunde und  Perspectivlehre;  da  aber  seine  Eltern  kein  Vermögen 
hatten,  konnten  sie  ihn  nicht  gründlich  darin  unterrichten 
lassen.  Dennoch  war  seine  Lust  zu  diesen  Wissenschaften  so 
gross,  dass  er,  obgleich  er  täglich  als  Steinhauer  mit  seiner 
Hände  Arbeit  seinen  Unterhalt  verdienen  musste,  darin  solche 
Fortschritte  machte,  dass  er  selbst  im  Stande  war,  Andere 
darin  vollkommen  zu  unterrichten.  In  Folge  dessen  wurde  er  mit  173. 
gebildeten  Leuten,  auch  mit  Malern  bekannt  und  lernte  auch 
den  Landschafts-  und  Schlachtenmaler  Esaias  van  de  Velde 
kennen.  Als  dieser  seine  Neigung  wahrnahm,  unterrichtete  er 
ihn  zuerst  im  Mischen  der  Farben  und  Hess  ihn  dann  einige 
seiner  Zeichnungen,  später  auch  seine  Bilder  copiren.  In  Folge 
dessen  machte  er  in  kurzer  Zeit  solche  Fortschritte,  dass  er 
in  der  Lage  war,  seinen  Hausstand  davon  zu  unterhalten.  Im 
Jahre  i632  ward  er  Stadt-Steinhauer  und  übte  neben  diesem 
Berufe  die  Malerei  bis  zum  Jahre  i63g  aus,  in  welchem  er,  in 
Folge  seines  beschwerlichen  Gewerbes  seit  einigen  Jahren  brust- 
leidend, am   16.  März  starb. 

Roelant  Rogman  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  1597  ge- 
boren. Er  war  ein  tüchtiger  Landschaftsmaler,  hatte  einen  guten 
Vortrag  in  seinen  Bildern,  malte  aber  roh  und  zu  braun;  ob 
seine  Blindheit  auf  einem  Auge  die  Ursache  davon  war,  weiss 
ich  nicht. 

Er  zeichnete  besonders  eifrig  nach  der  Natur  und  man 
kennt  viele  Kupferstiche  mit  verfallenen  Klöstern  und  Burgen, 
welche  nach  seinen  Zeichnungen  gemacht  wurden.  Ich  erinnere 
mich,  ein  ganzes  Buch  solcher  Zeichnungen  gesehen  zu  haben, 
in  welchem  die  meisten  holländischen  Stammhäuser  und  sowol 
befestigte,  als  vom  Wasser  umgebene  Schlösser  gezeichnet  waren. 
Die  Liebe  zur  Kunst  bewahrte  er  bis  in  seine  alten  Tage,  aber 
er  pflegte  zu  sagen:  Wenn  man  die  Erfahrung  hat,  ist  man 
nicht  mehr  in  der  Lage,  von  ihr  Gebrauch  zu  machen.  Er  war 
im  Jahre  1686  noch  am  Leben  und  wohnte  zu  Amsterdam  im 
Versorgungshause,  88  Jahre  alt.  Er  starb  ledig  und  war  seiner-  174. 
zeit  nebst  Gerbrant  van  den  Eekhout  der  beste  Freund 
Rembrant's  van  Ryn. 


yg  ARNOLD  HOÜBRAKEN*S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Theodoor  Rom  bouts  machte  durch  ausnehmenden  Fleiss 

solche  Fortschritte  in  der  Kunst,  dass  er  den  Ehrennamen  eines 

grossen  Meisters  trug.  Er  hat  Italien  und  andere  Länder  bereist 

und  starb  im  Jahre  1637  in  Antwerpen,  wo  er  auch  im  Jahre 

1597  geboren  ward.  — 

Pieter  Zaenredam  ist  im  Jahre  1597  ^^^  9*  ^^"^  ^"  ^^™ 
Dorfe  Assendelft  geboren.  Nachdem  er  seinen  Vater  früh  ver- 
loren hatte,  kam  er  im  Jahre  1608  mit  seiner  Mutter  nach 
Harlem,  und  da  er  Talent  zeigte,  fand  er  Gelegenheit,  in  das 
Atelier  des  Malers  Frans  Pietersz  de  Grebber  zu  kommen, 
bei  welchem  er  zuerst  zeichnen,  später  auch  malen  lernte,  und 
sich  eifrig  bis  zum  Jahre  1622  übte,  worauf  er  selbstständig 
arbeitete  und  zu  Harlem  am  24.  April  1628  als  Meister  in  die 
St.  Lucas- Gilde  trat.    Nun  verlegte  er  sich  auf  perspectivische 

j -.5  Darstellungen  von  Kirchen,  Sälen,  Galerien  und  Gebäuden, 
sowol  von  innen  als  von  aussen  gesehen,  und  seine  Arbeiten  sind 
geschätzt.  Ein  Beispiel  bietet  die  kunstvoll  verkleinerte  Dar- 
stellung des  alten  Rathhauses  von  Amsterdam.  Der  Dichter 
P.  van  Rixtel  gedenkt  ihrer  in  seinen  „Mengelreymen"  (p.  52), 
indem  er  sich  das  gegenwärtige  Rathhaus  in  seinem  ehemaligen 
Glänze  vorstellt.  '— 

Salomon  de  Bray  ist  zu  Harlem  im  Jahre  1597  geboren. 
Er  wird  zu  den  besten  Malern  seiner  Zeit  gezählt  und  deshalb 
gepriesen,  weil  er  die  Kunst  in  seinen  Söhnen  fortpflanzte, 
welche  er  eine  lange  Reihe  von  Jahren  durch  sein  verständiges 

iy6.  Urtheil  in  ihren  Uebungen  unterstützte.  Seinen  jüngsten  Sohn, 
Jakob  de  Bray,  eine  der  auserlesensten  Perlen  in  Harlems 
Krone,  überlebte  er  noch  einige  Wochen. 

Der  Kunstfreund  Arn.  v.  Haien  in  Amsterdam,  besitzt 
von  ihm  ein  Bild  mit  lebensgrossen  Figuren:  König  David,  der, 
in  seinem  Priestergewande  die  Harfe  spielend,  im  Kreise  der 
singenden  und  spielenden  Leviten  vor  der  Bundeslade  steht; 
dieses  Bild  ist  kunstvoll  gezeichnet,  schmeichelnd  und  kräftig 
in  der  Farbe  und  heute  noch  so  frisch,  als  wenn  es  eben  voll- 
endet worden  wäre.  Es  ist  1697  datirt,  und  beweist,  dass  er 
ein  hohes  Alter  erreichte. 

Ich  muss  noch  bemerken,  dass  an  seinen  Gemälden  eine 
genaue  Kenntniss  des  nackten  Körpers  ersichtlich  ist.  Von  seinen 


ERSTER  THEIL.  79 

auf  Papier  oder  Pergament  kunstvoll  und  ausserordentlich  fleissig 
mit  schwarzer  und  rother  Kreide  ausgeführten  Zeichnungen 
besitzt  der  Kunstfreund  Isaak  del  Court  wol  die  meisten 
und  besten. 

In  P.  van  RixteTs  ,,Mengelreymen"  stehen  mehrere  Verse 
auf  ein  von  J.  de  Bray  gemaltes  Porträt  des  Harlemer  Dichters 
Fr.  Snellinx.  — 

Er  starb  im  April  des  Jahres  1664  und  sein  Vater  Salomon  177. 
folgte  ihm  am   11.  Mai.    Die  Würmer  mögen  seinen  Leichnam 
verzehren,  sein  Name  aber  ist  unvergänglich.     Sein  Sohn,   der 
Blumenmaler  Dirk,   der   später  Mönch  wurde,  hat  sein  Brust- 
bild geschickt  in  Holz  geschnitten.  — 

Adriaen  van  Utrecht  malte  Früchte,  Thiere,  insbeson- 
dere indianische  Hühner  und  alle  Arten  Geflügel,  welches  er 
so  natürlich  darzustellen  wusste,  dass  seine  Bilder  in  die  fernsten 
Länder  verführt  wurden.  Und  wahrlich,  ein  derartiges  Stillleben 
mag  auch  mir  eher  behagen,  als  gemalte  Bücher,  Briefe,  Sand- 
uhren, Todtenköpfe  und  derartige  Vorstellungen,  vor  denen 
ein  furchtsamer  und  leichtgläubiger  Mensch  bei  Lampenlicht 
wol  noch  erschrecken  kann.  Sein  Pinsel  war  so  bestechend, 
dass  er  ihm.  Anderer  nicht  zu  gedenken,  auch  die  Gunst  und 
Neigung  des  Königs  von  Spanien  erwarb,  an  dem  er  einen 
gnädigen  Mäcen  fand. 

Sandfart  sagt:  seine  ursprüngliche  Beschäftigung,  derer 
vielleicht  auch  die  Anregung  zur  Kunst  verdankt,  war  das  178. 
Ausstopfen  aller  Art  Federviehs,  worin  er  so  geschickt  war, 
dass  seine  wie  lebend  erscheinenden  Thiere  oft  gekauft  und  in 
Cabineten  aufgestellt  wurden.  Er  war  zu  Antwerpen  im  Jahre 
1599  geboren  und  ist  im  Jahre   i65i   gestorben. 

Sein  Zeitgenosse  Hubertus  Grimani,  auch  Hubrecht 
Jakobsz  genannt,  ist  zu  Delft  geboren.  Er  empfand  früh  die 
Wanderlust,  und  hat  wol  neun  oder  zehn  Jahre  am  Hofe  des 
Herzogs  in  Venedig  zugebracht,  von  welchem  er  den  Beinamen 
Grimani  annahm,  den  auch  seine  Nachkommen  beibehielten. 
Er  war  ein  guter  Porträtmaler,  als  er  aber  später  Gelegenheit 
fand,  für  englische  Lords  zu  arbeiten,  die  nicht  die  Geduld  hatten, 
so  lange  vor  ihm  zu  sitzen  als  nöthig  ist,  um  ein  Porträt  sorg- 
fältig zu   vollenden,    gewöhnte   er  sich   das   Schleudern   an,    in 


8o  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Folge  dessen  seine  späteren  Werke  nicht  so  hoch  geschätzt  werden 
wie  seine  früheren.  Er  starb  in  Brielle,  ungefähr  1628  oder  1629. 

Zu  seiner  Zeit  lebte  auch  Wouter  Crabeth,  ein  Enkel 
des  berühmten  Wouter  Pietersz  Crabeth.  Er  war  einer  der 
besten  Schüler  von  Korn.  Ketel  und  besuchte  Frankreich^ 
Italien  und  Rom.  Nach  1 3 jähriger  Reise  wieder  in  seine  Geburts- 
stadt Gouda  zurückgekehrt,  heiratete  er  daselbst  im  Jahre  1628 
Adriana  Vriesen.  Als  eines  seiner  besten  Werke  nennt  man  eine 
Himmelfahrt  Mariae,    das   Altarbild   in   der   Capelle  von  J.  W. 

Sein   letztes   grösseres   Bild    war    der  damalige  Kriegsrath 

179.  von  Gouda,  im  Saale  des  St.  Georgs  Doelen. 

Am  22.  März  desselben  Jahres  1599  ist  Anton  van  Dyk 
zu  Antwerpen  geboren.  — 

Seine  Eltern  wohnten  früher  in  Herzogenbusch,  wo  sein 
Vater  Glasmaler  war.  Dies  erhellt  aus  der  Beschreibung 
Gouda's  von  J.  Wal  vis,  welcher  sagt:  ,,Daniel,  der  Sohn 
des  Predigers  Herboldus  Tombergius,  lernte  diese 
Kunst  durch  sieben  Jahre  bei  Westerhoud  und  später  bei 
dem  Vater  Anton  van  Dyk 's,  der  ein  guter  Glasmaler  in 
dem  Bosch  war,  etc.'*  — 

180.  Viele  haben  theils  aus  Verehrung  für  die  Kunst,  theils 
getrieben  von  der  Begierde  zu  lernen,  seine  Werke  stets  mit 
Bewunderung  angestaunt.  Ja  wir  selbst  sahen,  als  im  Jahre  171 3 
einige  seiner  bedeutendsten  Bilder  von  Loo  hierhergebracht  und 
in  dem  Heeren-Logement  zu  sehen  waren,  die  Leute,  wie  Mücken 
um  das  Licht,  um  dieselben  herum  schwirren.  Und  wenn 
irgend  ein  Kunstwerk  hochgeschätzt  zu  werden  verdient,  so 
sind  es  gewiss  die  Arbeiten  van  Dyk's,  in  welchen  nicht 
allein  die  kunstgerechte  Zeichnung  vollkommen  mit  dem  Leben 
übereinstimmt,  sondern  noch  mit  dem  schönsten  Leben  um 
den  Vorrang  streitet,  denn  er  besitzt  eine  Kraft  und  Schönheit 
in  der  Farbenmischung,  dass  die  Natur,  mit  seinen  Werken 
verglichen,  vor  Scham  erröthen  könnte. 

Die  Kunstfreunde  haben  auch  beim  Verkaufe  am  26.  Juli 
des  genannten  Jahres  der  Welt  gezeigt,  wie  hoch  van  Dyk's 
Arbeiten  geschätzt  werden.  Denn  ein  Bild,  Maria,  Josef  und 
Jesus  neben  einigen  tanzenden  Kindern,  7  Schuh  hoch  und 
10  Schuh  breit,  ward  für  i2.o5o  Gulden  verkauft. 


ERSTER  THEIL.  8l 

Ich  selbst,  der  Gelegenheit  hatte,  in  England  viele  seiner 
Porträts  in  der  Nähe  zu  sehen,  stand  oft  in  Bewunderung  ob 
der  unerreichten  Behandlung,  die  ebenso  gefällig  als  leicht  und 
ungezwungen  ist. 

Um  aber  van  Dyk's  Lebensbeschreibung  fortzuführen,  so 
möchte  ich  glauben ,  dass  der  oben  gemeldete  Chronist  von 
Gouda,  das  über  seinen  Vater  Erwähnte,  im  besten  Glauben  ^^f- 
niederschrieb  und  wol  keine  Absicht  hatte ,  die  Nachkommen 
dadurch  irrezuführen,  weil  er  nicht  voraussehen  konnte,  dass 
dies  einmal  zu  seiner  Ehrenrettung  dienen  würde,  wie  es 
nun  in  der  That  der  Fall  ist.  Denn  hiedurch  wird  die  ganze 
Erdichtung,  dass  Rubens  van  Dyk  von  der  Strasse  aufge- 
lesen und  aufgezogen  habe,  ohne  dass  Jemand  gewusst  hätte, 
woher  er  eigentlich  komme,  von  selbst  zu  nichte. 

Dagegen  ist  es  bedenklich,  dass  die  Biographen  über  das 
Jahr  seiner  Geburt  im  Widerspruche  sind.  —  Korn,  de  Bie 
gibt  das  Jahr  seiner  Geburt,  wie  in  seinem  Buche,  so  auch  unter 
dem  Porträt  an.  Aber  M  o  r  e  r  i  sagt  in  seinem  allgemeinen 
Wörterbuche,  dass  er  im  Jahre  iSqS  geboren  ist.  Ich  kann 
dies  jedoch  als  keinen  Druckfehler  ansehen,  da  er  auch  sein 
Todesjahr  verfrüht  angibt;  doch  Moreri  steht  damit  allen 
übrigen  Zeugnissen  gegenüber  ganz  allein,  und  wir  wollen  der 
Mehrzahl  folgen.  Dagegen  finde  ich  bei  dem  genannten  Schrift- 
steller Vorfälle  seines  Lebens  verzeichnet,  die  allerdings  auch 
von  Anderen  erwähnt  werden,  sich  aber  bei  ihm  viel  genauer 
und  mit  mehr  Gründlichkeit  angegeben  finden.  So  z.  B.  wer 
sein  erster  Meister  gewesen;  ferner  dass,  und  mit  wem  er  ver- 
heiratet war,  was  Andere  nur  im  Vorbeigehen  bemerkt  oder 
bezweifelt  haben;  desgleichen  besondere  Angaben  über  seine 
Verlassenschaft  und  noch  andere  Einzelheiten,  die  wir  anführen  182. 
wollen. 

Dies  Alles  veranlasst  mich,  ihm  zu  folgen.  Aber  dass 
Henrik  van  Baien  sein  erster  Lehrer  gewesen,  das  sollte  er 
doch,  nachdem  er  wusste,  dass  sein  Vater  selbst  Künstler 
war,  nicht  behauptet,  sondern  seinem  Vater  die  Ehre  gelassen 
haben,  weil  es  wol  anzunehmen  ist,  dass  er  seinen  Sohn  von 
Jugend  auf  nach  dem  Masse  seiner  Befähigung  in  den  Anfangs- 
gründen der  Kunst  unterrichtet  habe. 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  6 


82  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Aber  nicht  allein  der  Vater  van  Dyk's  war  Künstler, 
sondern  auch  seine  Mutter  war  eine  berühmt«  Künstlerin  mit 
der  Sticknadel.  Von  ihren  Arbeiten  ward  insbesondere  ein  Kamin- 
schirm gelobt,  in  welchem  sie  in  buntfarbiger  Seide  die  Ge- 
schichte der  Susanna  dargestellt  hat;  die  Figuren  waren  sicher 
in  den  Umrissen  und  die  Farben,  der  Natur  jeder  Sache 
angemessen.  Den  Saum  des  Kleides  bildeten  so  kunstvoll  durch- 
einander geflochtene  Ranken,  dass  dieses  allein  hinreichte,  ihr 
Talent  zu  rühmen.  Ueberdies  wird  noch  erzählt,  dass  sie  mit 
besonderem  Eifer  in  jener  Zeit  daran  gearbeitet  habe,  als  sie 
mit  Ant.  van  Dyk  schwanger  ging. 

Ob  van  Dyk  den  Unterricht  van  Balen's  genoss,  ehe  er 
zu  Rubens  kam,  darüber  ist  man  nicht  im  Klaren;  dass  er  aber 
ein  Schüler  des  Rubens  war,  ist  Allen  bekannt,  sowie  auch, 
dass  er  unter  seiner  Leitung  solche  Fortschritte  machte,  dass 
er  ihn  an  seinen  besten  Werken  mitarbeiten  liess.  Er  hat 
noch,  während  er  bei  seinem  Lehrer  war,  dessen  Porträt,  das 
seiner  Frau  und  mehrere  andere  gemalt,  sowie  auch  verschie- 
i83.  dene  Compositionen,  welche  ihm  alle  mehr  Ruhm  als  Geld 
einbrachten,  weil  Rubens  bei  allen  Grossen  in  hohem  Ansehen 
stand,  und  ihm  in  allen  Vortheilen  zu  weit  voraus  war,  als 
dass    er    gegen  ihn  hätte  aufkommen  können. 

Die  beiden  ersten  Bilder,  durch  welche  er  sein  Talent 
zu  erkennen  gab,  nachdem  er  seinen  Meister  verlassen  hatte, 
waren:  die  Gefangennahme  Christi  im  Garten  und  die  Dornen- 
krÖnung. 

Damals  stand  Italien  in  voller  Blüthe,  und  man  sprach 
von  Rom,  wie  ehedem  die  Griechen  von  Athen.  In  P'olge  dessen 
sah  man  täglich  die  Künstler  aus  allen  Gegenden  dahin  wandern ; 
und  auch  van  Dyk  entschloss  sich,  angespornt  von  seinem 
Meister  dazu,  insbesondere,  um  die  Werke  Titian's  in  Rom  und 
Venedig  zu  sehen.  Man  erzählt  jedoch,  dass  er  glaubte,  Rubens 
hätte  ihm  dies  nur  deshalb  gerathen,  um  ihn  fortzubringen, 
damit  die  Strahlen  seiner  aufgehenden  Sonne  sein  eigenes  Licht 
nicht  verdunkeln  möchten.  Doch  wie  dem  sei,  verschiedene 
Beispiele  zeigten  uns  bereits,  dass  Rubens  van  Dyk  ehrlich 
liebte.  Er  brach  auf  und  Nani  war  einer  Derjenigen,  die  ihn 
awf  dem  Wege  nach  Rom  begleiteten.     Doch  die  Reise  währte 


ERSTER  THEIL.  83 

nicht  so  lange,  als  sie  erwartet  hatten,  da  die  Pest  in  verschie- 
denen italienischen  Städten  damals  heftig  um  sich  griff.  Immerhin 
war  er  doch  so  lange  dort,  dass  man  nach  seiner  Rückkehr  an  184- 
der  Behandlung  seines  Fleisches  wol  sehen  konnte,  dass  er  die 
Manier  Titian's  studirt  hatte,  denn  sein  Colorit  war  von  dieser 
Zeit  an  viel  zarter  und  empfindlicher  als  vorhin. 

Nachdem  er  sich  noch  längere  Zeit  zwecklos  in  Frankreich 
aufgehalten  hatte,  kehrte  er  wieder  nach  Antwerpen  zurück, 
wo  er  insbesondere  bei  seinem  Meister  Rubens  willkommen 
war,  der  ihm,  so  die  Geschichte  überhaupt  wahr  ist,  uAter 
unzweideutigen  Umständen  die  Hand  seiner  Tochter  anbot,  die 
van  Dyk  aber  auf  höfliche  Weise  unter  dem  Vorwande  zurück- 
wies, dass  er  die  Absicht  habe,  die  Reise  nach  Rom  noch  ein- 
mal zu  wiederholen.  Dies  war  aber  nicht  der  eigentliche 
Grund,  sondern  er  liebte  die  Frauen  überhaupt  zu  sehr,  um 
seine  Neigung  auf  einen  oder  einen  einzigen  Gegenstand  zu 
beschränken.      Trotzdem  heiratete  er  später  in  England. 

Das  erste  grössere  Bild,  welches  seinen  Namen  nach  seiner 
Rückkehr  berühmt  machte,  war  das  grosse  Altarbild  im  Augu- 
stiner-Kloster zu  Antwerpen.  Aber  das  Geld,  welches  er  dafür 
in  seinen  Beutel  steckte,  konnte  er  noch  ohne  Mühe  tragen, 
denn  die  Brüder,  die  mehr  vom  Haben  und  Halten  als  vom  Geben 
hielten,  wussten  viel  daran  zu  mäkeln,  zumeist  an  dem  heiligen 
Augustin  selbst,  von  dem  sie  behaupteten,  dass  es  den  Anschein 
habe,  als  ob  er  betrunken  nach  hinten  umfalle,  weil  van  Dyk 
das  Erstaunen  über  den  Anblick  der  himmlischen  Erschei- 
nung so  dargestellt  hatte. 

Kurze  Zeit  darnach  ward  er  von  dem  Prinzen  Friedrich  i85. 

Heinrich     von    Oranien  entboten,  um  sein  Porträt,    das  der 

Prinzessin    und  seines  Sohnes  zu  malen,  was  er  auch  zu    ihrer 

grossen  Zufriedenheit  ausführte.  Nach  Antwerpen  zurückgekehrt, 

malte    er    ein    Altarbild    für    die    Kapuziner    zu    Dendermonde, 

welches    so    trefflich    gelang,    dass    es    für    eines    seiner    besten 

Werke   gehalten   wird.     Hierauf   folgte  der    todte    Christus    im 

Schoosse  der  Maria  für  die  Cordeliers.  Diese  drei  ausgezeichneten 

Bilder    melden  den  Ruhm  ihres  Urhebers,    und    hätte    er   nicht 

mehr  als    diese    allein    der  Nachwelt    hinterlassen ,    sie   würden 

hinreichen  ,  um  zu  zeigen,  dass  er  der  Phönix  der  Maler  seines 

6* 


84  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Jahrhunderts  war.  Gleich  hierauf  aber  flog  ihm  auch  von  allen 
Seiten  Gelegenheit  zu,  Porträts  zu  malen,  die  ihm  so  ausser- 
ordentlich glückten,  dass  es  schien,  als  ob  er  dazu  ausschliesslich 
geboren  wäre. 

Die  angesehensten  Leute  ersuchten  ihn'  darum,  auch  die 
Herzogin  von  Brabant,  Isabella  Clara  Eugenia,  die  er  in 
Nonnenkleidung  malte.  Auf  dieses  Bild  hat  J.  Vos  mehrere 
Verse  gedichtet.  — 

Inzwischen  ward  er  durch  seine  ausgezeichneten  Porträts 
in  England  bekannt,  und  es  währte  nicht  lange,  so  forderte  ihn 
186.  der  Ritter  Digby  auf,  nach  England  zu  kommen,  was  er 
auch  that.  Dieser  brachte  ihn  zu  König  Karl,  den  er  zu 
wiederholten  Malen  porträtirte,  desgleichen  auch  die  Königin 
Henriette  von  Bourbon  und  die  Prinzen  Karl  und  Jakob, 
sowie  die  meisten  Lords  und  Grossen  von  England ;  dadurch 
schwoll  ihm  die  Börse  wol  etwas  dicker  an  als  vorhin.  Ueber- 
dies  verlieh  ihm  der  König  den  Ritterstand,  gab  ihm  einen 
Jahresgehalt  und  eine  goldene  Kette  mit  seinem  diamanten- 
besetzten Porträt.  Durch  all'  dies  ward  sein  Eifer  und  seine 
Arbeitslust  mächtig  angeregt  und  zu  beklagen  ist  es  nur,  dass 
viele  seiner  besten  Werke,  die  er  für  den  König  malte  —  ver- 
streut wurden  und  verbrannten.  Sein  Eifer  und  seine  Lust  nahmen 
zu,  indessen  sein  Einkommen  wuchs,  aber  es  währte  nicht  lange, 
so  ward  er  durch  das  Geschwätz  eines  Betrügers,  der  sich 
für  einen  Alchymisten  oder  Goldmacher  ausgab,  so  bethört, 
dass  er  ein  Laboratorium  errichten  liess  und  Tausende  daran 
verwendete,  ohne  einen  anderen  Vortheil  daraus  zu  ziehen,  als 
die  Lehre,  in  Zukunft  derlei  nicht  wieder  zu  unternehmen  und 
das  Bewusstsein,  dass  seine  Kunst  die  beste  und  sicherste  Gold- 
ader für  ihn  wäre. 

Da  er  täglich  am  Hofe  verkehrte  und  so  viel  weibliche 
Anmuth  vor  sich  sah,  fiel  sein  Auge  auf  die  Schönste  und  da 
er  nur  durch  die  Ehe  in  ihren  Besitz  kommen  konnte,  heira- 
tete er  sie  mit  Billigung  des  Königs.  Es  war  dies  eine  der 
schönsten  und  vornehmsten  Damen  des  Hofes,  aus  altadeligem, 
schottischen  Geschlechte,  die  Tochter  des  Lord  Ruten,  Grafen 
de  Gorie.  Aber  sie  brachte  ihm  nichts  in  die  Ehe,  als  ihre 
Schönheit  und  ihren  Adelsstand. 


ERSTER  THEIL.  85 

Ich  konnte  nicht  genug  darüber  staunen,  als  ich  in  Eng-  187. 
land  so  viele  seiner  Porträts  aus  demselben  Jahre  sah;  ich 
rauss  daraus  schliessen,  dass  er  einen  ungemein  gewandten 
Pinsel  führte;  die  meisten  Hofleute  und  Grossen  des  König- 
reiches sind  mit  ihren  Frauen,  auch  alle  Hofdamen  jener  Zeit 
sind  von  ihm  porträtirt  worden;  viele  dieser  Bilder  wurden  in 
Kupfer  gestochen. 

Zu  Winsingdon,  dem  Landsitze  des  Lord  Warthon,  habe 
ich  32  Porträts,  darunter  14  in  ganzer  Figur,  in  einem  Saale 
gezählt.  Alle,  insbesondere  aber  die  Frauenporträts,  herrlich 
und  kunstvoll  gemalt;  dabei  bemerkte  ich,  dass  er  ein  voll- 
kommen schönes  Modell  für  die  Hände  hatte,  wie  auch,  dass 
er  eine  gewisse  Anzahl  ausgesucht  zierlicher  Biegungen  und 
Haltungen  der  Hände  durchgehends  in  seinen  Bildern  ange- 
wendet und  deshalb  ein  und  dieselben  Hände  in  verschiedenen 
Bildern  angebracht  hat.  Ich  erinnere  mich  dabei  einer  witzigen 
Antwort,  die  er  einmal  der  Königin  gab.  Nachdem  er  sie  bereits 
mehrere  Mal  porträtirt  hatte,  fragte  sie  ihn,  warum  er  ihren 
Händen  noch  mehr  als  ihrem  Gesichte  geschmeichelt  habe, 
worauf  er  antwortete:  weil  ich  von  ihnen  die  Belohnung  erwarte. 

Es  ist  beklagenswerth,  dass  ein  solches  Talent  so  früh 
durch  den  Tod  entrückt  wurde.  —  Er  hat  sich,  wie  mir  in 
England  von  verschiedenen  glaubwürdigen  Leuten  erzählt  wurde, 
an  der  Fackel  Cupidos  verbrannt,  und  die  Aerzte  bliesen  ihm, 
in  der  Absicht,  dieses  Feuer  zu  dämpfen,  die  Lebensflamme  188. 
aus,  so  dass  kein  Fünkchen  Wärme  mehr  in  ihm  war.  König 
Karl,  der  ihm  sehr  geneigt  war,  befahl  seinem  Arzte,  keine 
Kosten  zu  scheuen  und  Alles  anzuwenden,  was  möglicherweise 
helfen  könnte,  und  versprach,  3oo  Guineen  für  seine  Herstellung 
bezahlen  zu  wollen.  Dieser  liess  hierauf  ein  Rind  keulen,  die 
Eingeweide  in  aller  Eile  herausreissen ,  und  ihn  so,  dass  nur 
eine  Oeffnung  zum  Athemschöpfen  Übrig  blieb ,  nackt  hinein- 
nähen, um  sein  Blut  zu  erwärmen  und  die  Lebensgeister  wieder 
anzufachen.  Aber  es  war  vergebens,  denn  er  lebte  nur  noch 
kurze  Zeit.  Er  starb  im  Jahre  1641  und  ward  in  der  St.  Pauls- 
kirche zu  London  begraben.   — 

Jodocus  de  Momper  wollen  wir  neben  anderen  seiner 
Kunst-  und  Zeitgenossen,  deren  Geburt  und  Tod  uns  unbekannt 


86  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ist,  auf  van  Dyk  folgen  lassen,  dem  sie  Alle  Dank  schuldig 
sind,   weil  er  ihre  Erinnerung  durch  seinen  Pinsel  verewigte. 

K.  van  Mander  gedenkt  de  Momper's  (p.  208)  mit 
den  Worten:  Joos  de  Momper,  der  sich  durch  die  geist- 
reiche Behandlung  seiner  Landschaften  besonders  auszeichnet, 
lebt  zu  Antwerpen.  Seine  Bilder  sind  allen  Kunstfreunden 
bekannt  und  zeigen  deutlich,  dass  er  ein  tüchtiger  Meister  jener 
Zeit  gewesen  ist.    Van  Dyk  hat  sein  Porträt  in  Kupfer  geätzt. 

Desgleichen  auch  Johannes  van  Ravesteyn,  den  Porträt- 
189« maier  aus  dem  Haag,  und  Kornelis  de  Vos  aus  Hülst,  aus 
dessen  kecken  Zügen  wol  zu  ersehen,  dass  er  ein  talentvoller 
Kopf  gewesen  ist. 

Ferner  Adam  de  Koster  und  Daniel  Mytens,  nach  der 
Angabe  Korn,  de  Bie's  ein  Holländer,  der  in  seiner  natur- 
wahren und  gefälligen  'Manier  zahlreiche  Vornehme  rühmens- 
werth  porträtirte. 

Artus  Wolfart,  ein  Antwerpner,  ist  nicht  allein  durch 
moralisirende,  sondern  auch  durch  possenhafte  Darstellungen 
und  Fabeln  berühmt. 

Theodorus  vanLoon  aus  Löwen  lässt  in  seinen  gefälligen 
Figuren  zur  Genüge  erkennen,  dass  er  Rom  gesehen  hat.  Mit 
diesem  Maler  wollen  wir  dieses  Jahrhundert  schliessen.  — 

2o5.  Jan  Lis  genannt  Pan,  ist  durch  seine  lebens-    und    halb 

lebensgrossen  Figuren  und  historischen  Darstellungen  berühmt. 
Oldenburg,  seine  Geburtsstadt,  hat  seines  Gleichen  weder  vor 
noch  .nach  ihm  hervorgebracht.  Nachdem  er  die  Anfangsgründe 
der  Kunst,  ich  weiss  nicht  bei  wem  in  jenem  Lande  gelernt 
hatte,  kam  er  nach  den  Niederlanden  und  begab  sich  zu  Henrik 
Goltzius,  dessen  Manier  er  vorzugsweise  zu  seinem  Vorbilde 
auswählte.  In  wenigen  Jahren  brachte  er  es  durch  Fleiss  und 
Eifer  so  weit,  dass  er  verschiedene  Bilder  sowol  in  Harlem  als 
in  Amsterdam  malte,  die  der  Manier  seines  Meisters  so  ähnlich 
waren,  dass  man  sie  für  dessen  Arbeiten  gehalten  haben  soll. 
Hierauf  ging  er  nach  Paris,  Venedig  und  "Rom,  wo  er  eine 
ganz  andere  Manier  annahm,  die  ihm  nicht  minder  glückte. 

Er  gestand  seine  Verehrung  für  die  Antike,  aber  er  be- 
griff auch,  dass  er  wieder  vom  Anfang  beginnen  müsste,  wenn 


ERSTER  THEIL.  87 

er  ihr  ganz  nachfolgen  wollte.  Deshalb  blieb  er  auch  nicht  206. 
lange  in  Rom,  sondern  ging  wieder  nach  Venedig,  welches 
damals  die  Hauptwerke  Paul  Veronese's,  Tintoretto's,  Titian's 
und  insbesondere  Feti's  besass ,  um  sich  nach  diesen  mit  Fleiss 
und  Ausdauer  zu  bilden.  Inzwischen  malte  er  in  der  Kirche 
AUi  Tolentini  in  Venedig  einen  lebensgrossen  St.  Hieronymus 
in  der  Wüste,  der  mit  der  Feder  in  der  Hand,  im  Begriffe 
zu  schreiben,  sein  Haupt  nach  einem  Engel  wendet,  der  in  die 
Posaune  stÖsst;  desgleichen  Adam  und  Eva,  welche  den  Tod 
Abel's  beweinen ,  in  deren  Gesichtszügen  er  das  Entsetzen 
über  den  Anblick  des  ersten  todten  Menschen  ausserordenthch 
auszudrücken  wusste.  Diese  und  andere  Bilder  machten  ihn 
berühmt,  und  er  entschloss  sich,  seinem  Ruhme  nachzufolgen. 
Er  ging  nach  den  Niederlanden  und  malte  hier  verschiedene 
Bilder,  sowol  historische  Darstellungen,  als  lustige  Gesellschaften 
mit  Sängern  und  Spielern  in  venetianischer  Kleidung.  Da  es 
ihm  aber  hier  nicht  recht  nach  Wunsch  erging  und  er  auch 
die  Hilfe  der  Akademie  vermisste,  ging  er  wieder  nach  Venedig, 
wo  er  auch  blieb. 

Von  seinen  Bildern  wird  besonders  der' Sturz  Phaeton's, 
wegen  des  geschickt  dargestellten  Niedertaumeins  und  der 
schönen  Wassernymphen,  die  darob  entsetzt  aufschauen,  ge- 207. 
rühmt.  In  diesem  Bilde  sind  die  Figuren  ungefähr  drei  Spannen 
hoch,  sowie  in  einer  Darstellung  des  verlorenen  Sohnes,  welche 
ich  bei  Herrn  Gerard  van  Hoogeveen  zu  Leiden  gesehen 
habe;  dieses  letztere  ist  vorzüglich  gemalt,  die  Figuren  aber  mo- 
derner gekleidet,  als  er  gewöhnlich  zu  thun  pflegte;  übrigens 
verstand  er  es  sehr  wol,  antikes  und  modernes  Costüm  auf  das 
Gefälligste  zu  mischen.  Eine  sehr  glückliche  Wahl  machte  der 
Kunstfreund  Siewert  van  der  Schelling,  in  dessen  Cabinete 
sich  ein  Bild  von  Jan  Lis  befindet,  welches  so  ausserordentlich 
in  der  Zeichnung,  so  kräftig  und  zart  in  der  Farbe  ist,  als 
wenn  Rubens  und  van  Dyk  zugleich  daran  gearbeitet  hätten. 
Wegen  dieses  Bildes  allein  kann  ich  ihn  zu  den  grössten  Meistern  208. 
zählen. 

Sandrart  sagt,  er  hatte  sich  gewöhnt,  lange  zuvor  zu 
tiberlegen,  aber  wenn  er  einmal  ein  Bild  begonnen  hatte,  ging 
es  rasch  damit  vorwärts.  Er  war  gern  in  Gesellschaft  und  liess 


88  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

sich,  wie  das  Sprüchwort  sagt,  mit  einem  Strohhalme  festbinden, 
in  Folge  dessen  es  oft  geschah ,  dass  er  zwei  oder  drei  Tage 
und  Nächte  hintereinander,  so  lange  er  Geld  hatte,  ausblieb, 
ohne  dass  man  wusste,  wo  er  sei.  Wenn  er  dann  des  Nachts 
nach  Hause  kam,  bereitete  er  seine  Farbe  und  machte  alle 
Vorbereitungen  zu  seiner  Arbeit  zurecht,  noch  ehe  er  ausruhte 
oder  schlief,  dann  aber  ging  er  mit  solchem  Eifer  an  die  Arbeit, 
dass  er  oft  drei  Tage  und  drei  Nächte  ohne  zu  schlafen,  ja 
ohne  sich  Zeit  zu  gönnen,  um  sein  Mittagsbrod  zu  verzehren, 
fortarbeitete  bis  er  fertig,  oder  seine  Absicht  erreicht  hatte  und 
zufriedengestellt  war.  Und  obwol  es  ihm  oft  gesagt  wurde,  dass 
eine  solche  Lebensweise  seiner  Gesundheit  nachtheilig  wäre, 
fruchtete  es  doch  nichts.  Deshalb  versuchte  es  Sandrar t,  ihn 
aus  Venedig  zu  entfernen  und  von  seiner  Gesellschaft  loszumachen. 
Er  setzte  ihm  deshalb  so  lange  zu,  bis  er  ihm  sein  Wort 
gegeben  hatte,  ihm  nach  Rom  zu  folgen;  das  war  im  Jahre 
1629.  Aber  er  zögerte  damit  so  lange,  bis  die  Pest,  die  damals 
in  Venedig  herrschte,  diesem  Vorsatz  ein  Ende  machte  und 
ihn  anstatt  nach  Rom,  in  der  Blüthe  seines  Lebens  in  die 
Ewigkeit  reisen  Hess.  Er  hinterliess  weder  Weib  noch  Kind, 
denn  er  lebte  nach  dem  italienischen  Sprüchworte:  So  lange 
209.  man  die  Milch  für  Geld  bekommt,  braucht  man  keine  Kuh  im 
Stalle  zu  halten. 

Da  wir  sein  Geburtsjahr  nicht  kannten,  haben  wir  ihn 
hier  eingeschaltet  um  mit  ihm  und  Joan  de  Heem,  einem  der 
berühmtesten  Blumen-  und  Früchtemaler,  das  Jahr  1600 
glänzend  zu  eröffnen. — 

Von  ihm  ist  bekannt,  dass  er  bis  zu  seinem  70.  Jahre 
arbeitete,  und  dass  noch  sein  letztes  Werk  sein  bestes  und 
bedeutendstes  gewesen.  Vor  Allem  gefiel  aber  ein  grosses  Bild, 
ein  Kranz  aus  den  verschiedensten  Früchten  und  Blumen, 
welches  er  für  den  Maler  und  Kunstfreund  Johan  van  der 
Meer,  den  wir  unter  dem  Jahre  seiner  Geburt  auf  den  Schau- 
platz führen  werden,  malte,  der  ihm  dafür  2000  Gulden  be- 
zahlte. Dieser  van  der  Meer,  der  eine  Bleiweiss- Fabrik  und 
ein  schönes  Haus  in  Utrecht  besass,  hatte  das  Unglück,  dass 
die  Soldaten  im  Jahre  1672  Alles  bis  auf  den  Grund  verwüsteten, 
so  dass  er  gänzlich  verarmte.  Dieses  Bild,   das  er  mit  genauer 


ERSTER  THEIL.  89 

Not  rettete,  schien  ihm  das  einzige  Mittel  zur  Besserung  seiner 
Verhältnisse.  Mit  Billigung  des  Herrn  van  Zuilestein  be- 
schloss  er  dem  Prinzen  von  Oranien,  der  später  den  englischen  210. 
Thron  bestieg,  damit  ein  Geschenk  zu  machen,  in  der  Er- 
wartung, dafür  um  so  eher  irgend  ein  Amt  zu  erhalten,  da  die 
Soldaten  der  Staaten  wol  zumeist  die  Ursache  seines  Unglücks 
waren.  Doch,  um  es  für  den  Statthalter  interessanter  zu 
machen,  liess  er  in  die  Mitte  des  genannten  Blumen-  und 
Fruchtkranzes  dessen  eigenes  Porträt  malen.  Aber  es  verging 
eine  geraume  Zeit,  ohne  dass  der  Prinz  seiner  dachte, 
ungeachtet  er  durch  Fürsprecher  und  Bittschriften  drängte. 
Andere  glauben,  dass  der  Tod  seines  Gönners,  des  Herrn  van 
Zuilestein  vorWoerden,  sein  Unglück  war.  Endlich  setzte  ihn 
der  Prinz  in  die  Vroedschaft  von  Utrecht,  "womit  ihm  ebenso 
wenig  geholfen  war,  wie  einem  Wagen  mit  einem  fünften 
Rade.  Da  der  Rath  von  Utrecht  mit  ihm  in  Verlegenheit  war, 
und  er  seinen  Zweck  verfehlt  hatte,  gab  man  ihm  das  Zöllneramt 
oder  die  Controlorschaft  zu  De  Vaart  oder  Vreeswyk.  Dies 
war  die  Bezahlung  für  ein  so  herrliches  Juwel,  dessen  fernere 
Schicksale  mir  übrigens  unbekannt  sind. 

Verschiedene  ausländische  Höfe  fanden  Gefallen  an  seinen 
Werken  und  der  Ritterorden,  den  er  trug,  ist  ein  Beweis  der 
Verehrung,  welche  seine  Kunst  genoss,  zu  welcher  er  ausser 
seinem  Talente  keine  andere  Anleitung  hatte  als  die  seines 
Vaters  David  Davidze  de  Heem,  der,  wie  aus  dem  Reime 
des  Korn,  de  Bie  hervorgeht,  so  wie  sein  Sohn,  im  Jahre  1660 
noch  lebte.  —  Das  Talent  Beider  neigte  zur  Darstellung  verschie- 211. 
dener,  sowol  dem  Auge  wie  dem  Geschmacke  schmeichelnder 
Früchte,  als:  Trauben,  Pfirsiche,  Aprikosen,  Kirschen,  Orangen, 
Citronen  und  Granatäpfel.  — 

Doch  wird  insbesondere  Jan  de  Heem  gepriesen,  weil  er 
auch  goldene  und  silberne  Schüsseltl  und  Schalen  etc.  so  natürlich 
darzustellen  verstand,  dass  sie  wirklich  aus  Gold  und  Silber 
zu  sein  schienen.  — 

Er  floh  im  Jahre  1670  mit  seinen  vier  Töchtern  und  zwei  212. 
Söhnen    vor    dem    Mutwillen    der    französischen    Soldaten,    die 
kurz  darnach  die  Gegend  überfielen,  nach  Antwerpen  und  starb 
daselbst  im  Jahre   1674  in  einem  Alter  von  mehr  als  70  Jahren, 


90  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Beide  Söhne  übten  ebenfalls  die  Kunst  aus;  von  Kornelis, 
dem  Bedeutenderen,  findet  man  bezeichnete  Bilder,  von  dem 
Anderen  aber  sieht  man  solche  nur  selten,  da  ihr  Vater  die 
Gewohnheit  hatte,  ihre  Arbeiten  mit  eigener  Hand  zu  über- 
gehen und  zu  retouchiren,  was  er  auch  mit  den  Bildern  Min- 
jon's,  der  einige  Jahre  bei  ihm  als  Schüler  wohnte,  zu  thun 
pflegte.     Man  mag  ihn  wol  unter  die  glücklichen  Maler  zählen. 

J.  Sandrart  erzählt,  dass  Tomas  Keyzer  zu  Amster- 
dam ihm  für  zwei  kleine  Bilder  die  Summe  von  450  Gulden 
anbot,  dass  er  ihm  aber  dieselben,  obwol  er  sein  Freund  war, 
nicht  ablassen  wollte. 

Ausser  Abrah.  Minjon,  von  dem  wir  noch  später  spre- 
chen werden,  wird  auch  der  Utrechter  Henrik  Schook  unter 
die  Schüler  des  Joh.  Davidsz  de  Heem  gezählt,  obgleich  er 
zuerst  Abraham  Bloemaert  und  dann  Jan  Lievenze  den 
Aelteren,  zu  Lehrern  gehabt,  und  in  historischen  Darstellungen 
bereits  grosse  Fortschritte  gemacht  hatte. 

Die  Neigung  trieb  ihn  auch  einmal,  ein  Blumenstück  zu 
malen,  welches  er  dem  Jan  de  Heem  zeigte,  der  ihm  bekannt 
war.  Dieser  fand  es  so  gut,  dass  er  ihm  rieth,  auf  dem  Wege 
weiter  zu  gehen  und  sich  ganz  der  Sache  zu  widmen.  Er 
sprach  mit  ihm  offen,  wie  er  dies  allen  jungen  Malern  gegen- 
über zu  thun  gewohnt  war,  und  urtheilte  verständig  über 
2i3.  Kunst  und  Technik,  in  Folge  dessen  sich  ihm  Schook  um  so 
eher  ganz  überliess,  als  er  einsah,  dass  ihm  dieses  Feld  leichter 
fallen  würde  als  die  Historienmalerei. 

Johan  Parcelles,  dessen  bestimmtes  Geburtsjahr  wir 
nicht  kennen,  stellt  de  Bie  neben  Hendr.  van  der  Borcht, 
der  im  Jahre  i583,  und  Joh.  Wildens,  der  im  Jahre  1600 
geboren  ist.  In  der  Liste  der  Maler,  die  wir  in  der  Beschreibung 
von  Harlem  finden,  steht  er  bei  Pieter  Molyn,  Karel  de 
Hooge,  Jakob  Pinas  und  Salomon  de  Bry,  der  im  Jahre 
1-597  geboren  ist.  Wir  haben  das  Sichere  für  das  Unsichere 
genommen  und  ihn  an  den  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  gestellt.  — 
Jan  Parcelles  ist  ein  Schüler  Vroom's  und  malte  höchst 
natürlich  und  kunstvoll  Schiffe,  Seestürme  und  Strandansichten 
mit  Figuren.  Ich  habe  deren  von  ihm  gesehen,  in  welchen  die 
Fischer  ihre  Boote  auf  Rollen  an  das  Ufer    ziehen,    oder    ihre 


ERSTER  THEIL.  9 1 

Ladung  in  Körben  auf  ihren  Schultern  den  Strand  entlang 
schleppen;  aber  ganz  besonders  zeichnet  sich  sein  Talent  in 
der  Darstellung  der  Seestürme  aus,  in  welchen  er  die  gewaltigen 
Blitzstrahlen,  die  aus  den  zusammengeballten  Wolken  brechen, 
so  natürlich  gegen  die  Felsenufer  und  das  schäumende  Meer  auf- 
leuchten lässt,  dass  einer  Landratte  vor  dem  Seewasser  wol 
bange  werden  könnte. 

Er  war,  wie  man  sagt,  in  dem  Kaag,  einem  Dorfe  im 
Leidner-Meer  geboren.  Doch  der  Ritter  Karel  de  Moor  ver- 
sicherte mich,  dass  er  zu  Leiden  selbst  geboren  wäre  und  zu 
Leyerdorp  begraben  läge. 

Er  hatte  einen  Sohn  Namens  Julius,  der  die  Manier 
seines  Vaters  oft  bis  zur  Täuschung  nachahmte,  die  um  so 
leichter  ist,  da  er  seine  Bilder,  ebenso  wie  sein  Vater,  mit  J.  P. 
bezeichnete.  Er  war  von  ihm  nicht  zu  unterscheiden  und  ebenso  214. 
natürlich  in  der  Darstellung  seiner  Motive,  sei  es,  dass  er  einen 
ebenen  Strand  mit  hohen  Sanddünen  malte,  in  dessen  Hinter- 
grunde die  Schiffe  vor  und  nach  einander  auftauchen,  oder  die 
stille  See,  über  welche  die  Galatea  des  Dichters,  die  in  einer 
Muschel  dem  einäugigen  Polyphem  entfloh,,  ohne  Furcht  hätte 
hinfahren  können,  oder  das  vom  Gebläse  des  Aeolus  aufgewühlte 
Meer.  — 

Jan  und  Jakob  Pinas  aus  Harlem  malten  Figuren  und 
Landschaften.  Jan  war  wol  der  Bedeutendere  und  hat  im  Jahre 
i6o5  mit  Pieter  Lastman,  der  im  Jahre  i58i  geboren  ist, 
mehrere  Jahre  in  Italien  zugebracht,  um  daselbst  nach  den 
besten  Vorbildern  zu  studieren.  Seine  Farbe  spielte  etwas  in's 
Bräunliche,  weshalb  Viele  glauben,  dass  Rembrandt  ihn  darin  2i5. 
nachgeäfft  habe. 

Vondel  gedenkt  seiner  in  dem  Vorworte  seines  Dramas: 
„Joseph  in  Dothan"  mit  den  Worten:  den  Gedanken,  den  Ver- 
kauf Joseph's  zu  behandeln,  empfing  ich  von  einem  Bilde  von 
Jan  Pinas,  welches  darstellt,  wie  dem  Vater  der  blutige  Rock 
gezeigt  wird.  Es  befindet  sich  nebst  mehreren  anderen  von 
Pieter  Lastman,  im  Hause  des  Doctor  Robbert  van  der 
Hoeven. 

Pieter  Molyn,  sein  Zeit-  und  Stadtgenosse,  war  ein 
guter  Landschaftsmaler,    licht  und    zart    in   seinen    Fernsichten 


9.2  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

und  natürlich  frisch  im  Vordergrunde.  Neben  ihm  erscheint 
eine  ganze  Schaar  von  Malern,  seine  Zeitgenossen  in  verschie- 
denen Orten,  doch  meist  Antwerpner  auf  dem  Schauplatze,  als: 
Warnard  van  den  Valkert,  Remigius  van  Rheni,  Lo- 
wys  de  Vadder,  Märten  Rykaard,  Andries  van  Art- 
veit und  Jakob  van  Es. 

Warnard  van  den  Valkert  ist  zu  Amsterdam  geboren, 
aber  ich  weiss  nicht  in  welchem  Jahre  des  i6.  Jahrhunderts, 
jedoch  aus  einem  grossen  Bilde,  auf  welches  er  mit  eigener  Hand 
schrieb,  dass  er  es  am  lo.  September  1623  vollendet  hatte, 
war  wol  zu  entnehmen,  dass  es  von  keinem  Jüngling  gemacht 
war.  Wir  haben  ihn  deshalb  neben  seine  Zettgenossen,  deren 
Geburtszeit  uns  unbekannt  ist,  eingereiht. 

In  diesem  Bilde  waren  nebst  seinem  Selbstporträt  noch 
verschiedene  andere  Personen  in  Lebensgrösse  dargestellt.  Im 
Hintergrunde  sah  man  Johannes  in  der  Wüste  predigen.  Das 
Ganze  war  überaus  kunstvoll  gezeichnet,  plastisch  gemalt  und 
2,6.  Alles  in  der  Weise  des  Henrik  Goltzius  gehalten,  dessen 
Schüler  er  gewesen. 

Remigius  van  Rheni  ist  zu  Brüssel  geboren  und  un- 
tersuchte auf  das  Eifrigste  Alles,  was  ihm  dienlich  schien,  die 
Wirkung  eines  Gemäldes  zu  erhöhen,  und  hat  es  weit  darin 
gebracht,  wie  aus  den  Bildern  zu  ersehen  ist,  die  er  für  den 
Grafen  Henrik  van  Wolfegh  in  Deutschland  gemalt  hat.  Er 
hat  im  Jahre  1600  auf  dem  Schlosse  dieses  Grafen  gewohnt, 
welches  später  durch  die  Wuth  der  Schweizer  mit  allen  Kunst- 
schätzen in  Flammen  aufging. 

Zu  derselben  Zeit  lebte  noch  ein  anderer  hervorragender 
Meister,  Namens  Peter  van  Loon;  dieser  hatte  aber  eine  ganz 
andere  Manier  als  der  Vorgenannte.  Er  war  besonders  geschickt 
im  Malen  von  Perspectiven  und  Gebäuden,  die  er  gut  und 
zierlich  ausführte.  Er  starb  in  seinem  Geburtsorte  Antwerpen, 
aber  ich  weiss  nicht  in  welchem  Jahre. 

Lowys  de  Vadder  ist  zu  Brüssel  geboren;  er  war  ein 
guter  Landschaftsmaler  und  besondjers  eifrig  bemüht,  die  Unter- 
schiede im  Charakter  der  Bäume  und  des  Terrains  zu  erfassen, 
das  stärkere  oder  geringere  Verblassen  nach  Massgabe  der 
Entfernung  und  was  derart  noch  mehr  von  einem  guten  Land- 


ERSTER  THEIL.  9  3 

schaftsmaler  in  Acht  genommen  werden  muss,  zum,  Ausdruck 
zu  bringen.  Man  erzählt  von  ihm,  dass  er,  noch  ehe  die  Mor- 
genröthe  ihr  Haupt  über  die  Berge  erhob,  um  den  kommenden 
Tag  anzukündigen,  schon  auf  den  Beinen  war,  um  zu  beob- 
achten, wie  die  Nachtnebel  allmälig  vor  ihrer  Glut  verschwinden, 
und  wie  die  entferntesten  Gegenstände  sich  klarer  dem  Auge 
zeigen,  was  er  auch  mit  richtigem  Verständniss  darzustellen 
wusste.  Ueberdies  sieht  man  in  seinen  Bildern  Bäume  und 
Erdreich  sich  in  dem  sanft  fliessenden  Wasser  spiegeln,  wodurch  217. 
er  das  Auge  des  Beschauers  ergötzt. 

Sein  Schüler  Lukas  Achtschellinks  war  ebenfalls  aus 
Brüssel  und  ein  guter  Landschaftsmaler,  der  es  trefflich  ver- 
stand, die  Weise  seines  Meisters  nachzuahmen. 

■ 

Dass  die  Saat  der  Kunst ,  wenn  sie  einmal  in  einen  frucht- 
baren Boden  fiel,  stets  neue  Sprossen  hervortreibt,  ist  ersichtlich 
an  dem  Landschaftsmaler  Märten  Rykaard,  dem  Bruders- 
sohne des  alten  David  Rykaard.  Seine  Manier  ahmte  die 
des  Joos  de  Momper  nach. 

Andries  van  Artveit  von  Antwerpen  malte  geschickt 
die  ungestüme  See  und  ihre  Stürme,  wenn  die  salzige  Flut 
vom  dröhnenden  Gebläse  des  Aeolus  den  Schaum  gegen  die 
zuckenden  Blitzstrahlen  bis  zu  den  schwarzen  Wolken  emporjagt 
und  verstand,  dies  so  trefflich,  naturgetreu  und  kunstgerecht 
darzustellen,  als  wenn  er  auf  der  See  erzogen  worden  wäre,  — 
A.  van  Dyk  hat  sein  Porträt  in  Kupfer  geätzt. 

Jakob  van  Es,  auch  ein  Antwerpner,  malte  höchst  natur- 
getreu Fische,  Vögel,  Blumen,  insbesondere  alle  Arten  schmack- 
hafter Früchte.  —  Sein  Porträt  ist  von  W.  Hollar  gestochen.  218. 

Guiliam  und  Gillis  Bakkereel,  Maler  aus  Antwerpen, 
waren  Brüder  und  wenn  auch  ähnlich  an  Namen,  so  doch 
ganz  verschieden  nach  Art,  Neigung  und  Wahl  ihrer  Stoffe, 
denn  der  Eine  war  Landschaftsmaler,  während  sich  der  Andere 
die  Darstellung  grosser  Figuren  zur  Aufgabe  machte.  „Der 
Eine  spottete  der  Eitelkeit  der  Welt,  der  Andere  schätzte  Ehre 
und  Rang;  sie  blieben  auch  nach  dem  Tode  von  einander  ge- 
schieden ,  denn  der  Eine  starb  zu  Rom  und  der  Andere  zu  Ant- 
werpen." Es  ist  keine  Familie  bekannt,  in  welcher  die  Kunst 
so  viele  Jahre   hindurch    blühte,    als    jene    der    Bakkereelen. 


94  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Von  Alters  her  haben  schon  immer  Einer  oder  Zwei  zu  Rom 
gelebt,  und  der  Letzte  war  noch  nicht  gestorben,  so  kamen 
wieder  Andere  von  Antwerpen  dahin,  um  den  Platz  zu  füllen. 
Sandrart  sagt,  dass  er  ihrer  wol  sieben  oder  acht  kennen 
lernte,  die  viel  Geld  mit  ihren  Arbeiten  verdienten,  aber  auch 
Alles  wieder  in  Fröhlichkeit  verzehrten. 

Joannes  Wildens  war   ein    Landschaftsmaler    aus    Ant- 
werpen. Einige  haben  ihn,   durch  die  Verse  des  Korn,  de  Bie 

219.  irregeführt,  einen  Porträtmaler  genannt.  Die  Worte:  „Wildens' 
Kunst  empfing  das  Leben  von  Rubens,  dem  grÖssten  Meister 
jener  Zeit,  und  hat  ihm  diese  Gunst  auch  dankbar  in  seinen 
Bildern  zurückgegeben,"  sind  aber  so  zu  verstehen,  dass  P.  Paul 
Rubens  Wildens  oft  verwendete,  um  den  Hintergrund  und 
die  Fernsichten  mit  Landschaften  auszumalen,  was  die  folgen- 
den Zeilen:  „Wenn  Wildens  den  Hintergrund  an  den  Bildern 
des  Rubens  malte,  so  verlieh  er  ihnen  in  viel  höherem 
Masse  Leben,"  erklären.  Aber  wer  soll  die  Zeit,  in  welcher  er 
thätig  war,  und  die  so  viele  Kunstwerke  vernichtete,  nicht  mit 
schelen  Augen  ansehen,  da  beinahe  gar  nichts  übrig  blieb,  um 
ihres  Urhebers  Ruhm  zu  melden.  Viel  glücklicher  waren  Die- 
jenigen, deren  Arbeiten  den  wüthenden  Klauen  der  Bildstürmer 
entrückt  wurden,  oder  durch  besondere  Fürsorge  bewahrt 
blieben,  um  den  Namen  ihrer  Urheber,  der  Zeit  zum  Trotze 
und  zum  Vorbilde  der  Nachkommen,  Jahrhunderte  lang  auf  den 
Lippen  der  Kunstfreunde  zu  erhalten. 

So  erging  es  den  Werken  des  Holländers  Pieter  van  de 
Pias,    zu    dessen    rühmlicher   Erinnerung    Kornelis    de    Bie 

220.  sagt:  —  r^Wir  gedenken  hier  der  trefflichen  Compositionen,  mit 
welchen  Pieter  van  de  Pias  seinerzeit  die  Bewunderung  aller 
Kunstfreunde  erregte.  An  ihnen  ist  zu  ersehen,  dass  ihn  die  Natur 
mit  der  ausgezeichnetsten  Vollkommenheit,  die  man  im  Leben 
erreichen  kann,  begünstigt  hat.  In  Brüssel  und  in  anderen  aus- 
ländischen Städten  sind  noch  Werke  von  ihm  vorhanden,  welche 
bezeugen,  dass  er,  ohne  Uebertreibung,  in  diesem  Jahrhunderte 
Keinem  an  Vollkommenheit  in  Bezug  auf  künstlerisches  Urtheil, 
Proportion  und  Sloffwahl  zu    weichen  hat.  Er  starb  in  Brüssel." 

Ihm    möge    der    Antwerpner    Maler    Jacobus   de    Geest 
folgen,  auf  dessen  Tod  der  Dichter  Jan  Vos  ein  Klagegedicht 


ERSTER  THEIL.  9  5 

schrieb.  —  Derselbe  besang  auch  den  Tod  des  Malers  Ger r et 
Bartels,  der  von  einem  Steine  getroffen,  starb.  — 

Der  Antwerpner  PieterNeefs  malte  fürstliche  Paläste  und  221. 
Galerien    in    Perspectiven,    aber    insbesondere    Innen- Ansichten 
von  Tempeln  und  Kirchen  mit  ihren  Balkons,  erhöhten  Chören, 
Altären,  Kanzeln  und  Allem,  was  zum  inneren  Schmuck  gehört. 
Eine  mühevolle  Aufgabe,  die  ich  lieber  sehen  als  machen  will. — 

Hier  soll  auch  nicht  unpassend  der  Holländer  Theodor 
Babuer  erwähnt  werden,  doch  ich  weiss  von  ihm  nichts  zu 
sagen,  als  dass  ich  aus  gewissen  Andeutungen  entnehme,  dass 
seine  Arbeiten  ähnlicher  Art  waren,  wie  die  des  Vorgenannten. 

Nichts  weniger  als  heiligen  Tempeln  und  Kirchen  glichen 
die  Bilder,  welche  Kri.stoffel  und  Jakob  van  der  Lanen 
für  ihre  künstlerische  Behandlung  ausgewählt  hatten;  denn  sie 
malten  Gesellschaften,  in  welchen  man  liebt,  spielt,  trinkt  und 
mannigfachem  fröhlichen  und  sinnlichen  Zeitvertreibe  nachgeht. 

Beinahe  hätten  wir  Henrik  de  Klerk  zu  nennen  ver- 
gessen, der  ob  s.einer  sinnreichen,  poetischen  Erfindungen,  die  er 
in  seinen  Gemälden  zur  Darstellung  brachte,  sowie  auch  seiner 
moralisirenden  Vorstellungen  wegen,  deren  noch  hie  und  da  zu 
Brüssel,  in  den  Kirchen,  sehr  fleissig  gearbeitete  zu  sehen  sind, 
gerühmt  ward.  Er  war  ein  Schüler  von  Martin  de  Vos. 

Auch  von  Anthoni  Salart  sind  noch  einige  Bilder  in 
Brüssel  zu  sehen,  wo  er  geboren  und  gestorben  ist. 

Auch  ist  der  Porträtmaler  Guiliam  Mahue  zu  Brüssel 
geboren  und  begraben. 

Zu  jener  Zeit  waren  noch    wegen  ihres  Talentes  gesucht: 
Augustyn  Brun  und  Hans  Holsman,  Maler  aus  Cöln,  sowie  222. 
auch  Frederik  Brentel  und  Jakob    van    der    Heyden    aus 
Strassburg,  deren  Arbeiten  von  Fürsten  geschätzt  wurden,  wie 
Daniel  van  Alsloot  vom  Herzog  Albert.  — 

Von  dem  Antwerpner  Abraham  Mattys  und  Egydius 
van  Tilburg  weiss  ich  nichts  zu  berichten,  als  dass  der 
Erste  ein  guter  Landschaftsmaler  war,  und  der  Letztere  Bauern- 
kirmessen und  Märkte  malte.  .     . 

Auch  weiss  ich  von  unserem  Rotterdamer  David  de 
Haan  nicht  mehr,  als  dass  er,  wie  ich  aus  einem  Verse 
schliesse,  in  Rom  gewesen  ist.  — 


96  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Alle  diese  finde  ich  ohne  Rücksicht  auf  ihr  Geburts-  oder 
Todesjahr  und  ohne  Angabe  desselben  erwähnt.  — 

223.  Justus  van  Egmont  ist  zu  Leiden  im  Jahre  1602  ge- 
boren, und  hatte  es  so  weit  gebracht,  dass  König  Ludwig  XIV. 
von  Frankreich,  Wolgefallen  an  seinen  Arbeiten  fand,  ihn  lange 
Zeit  an  seinem  Hofe  hielt  und  ihn  mit  rühmenswerthen  Ge- 
schenken belohnte.  Trotzdem  findet  man  nichts  über  ihn  ver- 
zeichnet, weder  bei  wem  er  gelernt  hat,  noch  welche  Manier 
er  hatte,  nur  allein,  dass  er  Historienmaler  war.  — 

Philips  de  Champagne  ward  im  Jahre  1602  zu  Brüssel 

224.  geboren.  Seine  Eltern  waren  von  geringem  Stande,  hatten  aber 
Vermögen,  und  da  er  ihr  einziger  Sohn  war,  so  hatten  sie 
viel  mit  ihm  vor.  Seine  Neigung  trieb  ihn  früh,  malen  zu 
lernen,  was  sie  auch  zugaben,  doch  trafen  sie  keine  gute  Wahl; 
deshalb  wechselte  er  den  Meister  oft,  ward  darob  verdriesslich 
und  beschloss  endlich,  sich  ohne  jeden  Unterricht  allein  nach 
der  Natur  zu  bilden,  was  ihm  auch  glückte.  — 

Neunzehn  Jahre  alt,  empfand  er  die  Wanderlust,  in  Folge 
dessen  er  durch  Frankreich  nach  Italien  zu  gehen  beschloss, 
aber  er  blieb  einige  Zeit  in  Frankreich,  im  Hause  eines  gewissen 
TAllemand,  eines  unbedeutenden  Malers.  Später  zog  er  auf 
eigene  Kosten  in  das  Collegium  von  Laon,  wo  auch  Nikolas 
Poussin  damals  wohnte,  mit  dem  Philip  freundschaftlich  ver- 
kehrte. Der  Maler  Chesne,  ein  Dummkopf  und  Windbeutel, 
übernahm  damals  die  malerische  Ausschmückung  des  Luxem- 
bourg- Palastes,  und  bediente  sich  dazu  dieser  beiden  jungen 
Künstler.  Champagne  malte  die  grösseren  und  Poussin  die 
kleineren  Arbeiten  an  den  Ornamenten  des  Saales  und  sie 
unterstützten  einander  darin.  Die  Königin  fand  insbesondere 
an  der  Arbeit  Champagne's,  welche  im  Vergleich  mit  jener 
Poussin's  klarer  war,  Gefallen.  Chesne,  der  daraus  ersah, 
dass  er  sich,  wie  man  sagt,  selbst  aus  dem  Neste  geworfen 
hatte  und  dass  bei  ihm  nicht  leicht  eine  andere  Arbeit  mehr 
:  bestellt  werden  würde,  eiferte  mit  Champagne  und  verursachte 
Zwistigkeiten.  Champagne  aber,  der  den  Frieden  liebte,  wich 

225.  dem  aus  und  ging  nach  Brüssel,  um  seinen  Bruder  zu  be- 
suchen. Nachdem  er  einige  Zeit  dort  gewesen,  fasste  er  aber- 
mals den  Entschluss,  nach  Italien  zu  gehen,  beabsichtigte  aber 


ERSTER  THEIL.  97 

seinen  Weg  nicht  durch  Frankreich,  sondern  durch  Deutsch- 
land zu  nehmen;  doch  ehe  er  aufbrach,  kam  der  Abt  von  St. 
Ambrosius,  der  Oberintendant  der  Bauten,  nach  Brüssel  mit 
der  Nachricht,  dass  Chesne,  der  ihn  hasste,  gestorben  wäre, 
und  ersuchte  ihn,  wieder  nach  Paris  zu  kommen. 

Champagne  war  kaum  wieder  dort,  als  er  zum  Auf- 
seher der  Kunstsammlungen  der  Königin,  mit  einem  jährlichen 
Einkommen  von  1200  Gulden  ernannt  wurde.  Sie  übertrug 
ihm  auch  mehrere  grosse  Arbeiten  für  die  Klosterkirche  der 
Karmeliter;  in  dieser  Zeit  heiratete  er  die  reiche  Tochter 
des  mehrgenannten  Chesne.  —  Der  Cardinal  Richelieu  ver- 
suchte es,  ihn  durch  Andere  zu  bewegen,  den  Dienst  der 
Königin  zu  verlassen  und  bot  ihm  Alles,  was  er  auch  be- 
gehren sollte,  wenn  er  sich  verpflichten  würde,  für  ihn  zu 
arbeiten,  doch  er  schlug  dies  auf  höfliche  Art  mit  dem  Beifügen 
aus :  dass  er  dem  Cardinal  auf  seinen  Wunsch  wol  einen  Maler 
nennen  würde,  der  ihm  genügen  sollte,  ihn  aber  ersuche,  ihm 
auch  ferner  gewogen  zu  bleiben;  diese  Antwort,  die  dem  Car- 
dinal überbracht  wurde,  war  Ursache,  dass  er  destomehr  in 
seiner  Achtung  stieg,  weil  er  gegen  Jene  nicht  undankbar  sein 
wollte,  die  seine  Dienste  belohnten,  und  er  Hess  sich  von  ihm 
zu  verschiedenen  Malen  porträtiren. 

Er  war  eifrig  und  arbeitsam  und  hat  zahlreiche  berühmte  226. 
Werke  im  Königreiche  geschaffen. 

In  dem  „Cabinet  de  singularitez  d'Architecture,  Peinture, 
Sculpture  et  gravure  etc."  hat  Florent  le  Comte  (I.  D.  p.  78) 
ein  Verzeichniss  seiner  berühmtesten  Bilder  aufgestellt,  von 
welchen  insbesondere  jenes  gepriesen  wird,  welches  Ludwig  XIII. 
vor  einem  Marienbilde,  dem  er  seine  Krone  anbietet,  kniend 
darstellt.  Es  ward  in  der  Liebfrauenkirche  aufgestellt  und  für 
die  Silberarbeiter  von  Paris  gemalt,  welche  nach  altem  Gebrauch 
dieser  Kirche  jährlich  ein  Bild  stifteten,  für  welches  stets  einer 
der  besten  Maler  ausgewählt  wurde.  Das  Bild  wird  am  Festtage 
Mariens  vom  Morgen  bis  zum  Abend,  vor  der  Kirche  dem  Volke 
zur    Schau  ausgestellt. 

Herr  Poncet,  Rath  der  Steuerkammer,  besuchte  ihn 
eines  Sonntags,  um  sich  von  ihm  porträtiren  zu  lassen,  aber 
er  weigerte  sich,  dies  zu  thun  und  mächte  Schwierigkeiten,   die 

Quellenschriftea  f.  Kunstgesch.  XIV.  y 


98  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

kirchlichen  Gebote  und  den  allgemeinen  Gebrauch  zu  über- 
treten, obwol  dieser  vornehme  Mann  sein  besonderer  Freund 
und  er  sonst  nicht  abgeneigt  war,  Geld  zu  verdienen. 

Zu  jener  Zeit  ward  der  Ruhm  C.  le  ßrun's,  der  damals 
noch  in  Italien  war,  durch  ganz  Frankreich  ausposaunt  und 
seine  Anhänger  machten  seine  Vorzüge  noch  viel  grösser  als 
sie  waren,  um  seine  Ernennung  zum  Hofmaler  des  jungen 
Königs  Ludwig  XIV.  durchzusetzen.  Aber  Champagne 
kümmerte    sich   wenig  darum.     Er    hatte,  wie  das  Sprüchwort 

227.  sagt,  seine  Schäflein  im  Trocknen.  Er  starb  im  Jahre  1674, 
72  Jahre  alt.  — 

Indem  ich  das  Buch  von  J.  Sandrart  durchblättere,  finde 
ich  im  dritten  Theile  seiner  Teutschen  Academie  (p.  69)  einen 
gewissen  van  Aelst  erwähnt,  der  nicht  allein  ein  talentvoller 
Maler,  sondern  auch  ein  vorzüglicher  Baumeister  war,  in  Folge 
dessen  er  von  dem  Antwerpner  Stadtrathe  ausersehen  wurde, 
die  Ehrenpforte  zu  entwerfen,  welche  bei  dem  Einzüge 
Philipp's  II.,  im  Jahre  i55o  errichtet  wurde.  Er  ist  auch  der 
Verfasser  der  Werke:  „Siciliae  et  magnae  Graeciae  Historia  ex 
antiquis  numismatibus  illustrata''  und  „De  Romanae  et  Graecae 
antiquitatis  monumentis  e  priscis  Numismatibus  erutis,  per 
Hubertum  Goltzium  Herbipolitanum  Venlonianum  civem 
romanum." 

Dieser  van  Aelst  ist  derselbe,  den  K.  v.  Mander  Pieter 
Koek  van  Aelst  nennt,  und  der  in  Antwerpen  kurz  nach 
dem  Jahre  i55o  starb;  seine  nachgelassenen  Schriften  über 
die  Baukunst  wurden  in  dem  Jahre  [553  von  seiner  Witwe 
Maayken  Verhulst  herausgegeben. 

Er  hinterliess  einen  Sohn  Namens  Paulus,  der  auch  die 
Kunst  ausübte  und  verheiratet  war,  und  von  ihm  stammt 
(obgleich    van    Mander    lediglich    seine    Witwe    erwähnt  und 

228.  sagt,  dass  sie  später  Gillis  van  Koningsloo  heiratete),  wie 
man  glaubt,  jener  van  Aelst,  der  in  der  Beschreibung  der 
Stadt  Delft  unter  dem  Jahre   1602  erwähnt  wird. 

Dies  ist  Evert  van  Aelst,  der  zu  Delft  im  Jahre  1602 
geboren  ist.  Er  war  ein  guter  Maler  aller  Art  Stilllebens  und 
verstand  es,  insbesondere  Früchte,  sowie  auch  eiserne  Har- 
nische, Sturmhauben  und  alle  Arten  Metalle,    denen    er    ihren 


ERSTER  THEIL.  99 

eigenthümlichen  Glanz  und  Schimmer  zu  verleihen  wusste,  na- 
türlich darzustellen. 

Er  starb  im  Jahre  i658  und  hinterliess  als  Erben  seines 
Talentes  Willem  van  Aelst,  den  Sohn  seines  Bruders,  des 
Notars  Jan  van  Aelst  zu  Delft,  der  ein  so  guter  Schüler 
seines  Oheim  war,  dass  er  ihn  noch  in  seiner  Jugend  übertraf 
und  solche  Fortschritte  machte,  die  Natur  so  trefflich  nach- 
zubilden verstand,  dass  seine  Arbeiten  keine  Gemälde,  sondern 
das  Leben  selbst  zu  sein  schienen.  Er  hat  in  seiner  Jugend 
vier  Jahre  in  Frankreich  und  sieben  in  Italien  gearbeitet  und 
stand  damals  bei  Cardinälen.  Fürsten  und  grossen  Herren  in 
Ansehen.  In  dem  Jahre  i656  wieder  in  sein  Vaterland  zurück- 
gekehrt, nahm  er  seinen  Wohnsitz  zuerst  in  Delft,  dann  in 
Amsterdam,  wo  seine  Werke  bei  allen  Kennern  geschätzt  und 
mit  hohen  Preisen  bezahlt  wurden.  — 

Willem  oder  Guilhelmo  war,  nach  seiner  Rückkehr  229. 
aus  Italien,  hochmütig  geworden  und  Hess  sich,  insbesondere 
wenn  er  etwas  über  sein  Mass  getrunken  hatte,  von  Niemandem 
einschüchtern.  Man  erzählt,  dass  der  Bürgermeister  Maar- 
zeveen  mit  ihm  über  irgend  einen  Gegenstand  in  Wortwechsel 
geriet.  Van  Aelst,  der  vor  einem  Amsterdamer  Bürgermeister 
in  einer  Sache,  in  welcher  er  Recht  zu  haben  glaubte,  die 
Segel  nicht  streichen  wollte,  stand  auf,  öffnete  seinen  Ueber- 
rock  und  zeigte  auf  seiner  Brust  die  goldene  Medaille  und 
Kette,  die  er  von  dem  Grossherzog  von  Toskana  erhalten 
hatte,  und  sagte:  ,,Euer  ganzes  Verdienst  besteht  darin,  dass 
Ihr  mit  einem  Geldsack  um  den  Hals  auf  die  Welt  kamt,  was 
ich  aber  bin,  bin  ich  durch  meine  Verdienste  geworden."  Ob 
ihm  aber  die  Wurst,  wie  das  Sprüchwort  sagt,  später  nicht 
doch  platzte,  das  bezweifelte  selbst  Derjenige  nicht,  der  mir 
dies  erzählte.  Denn  trotz  seines  Hochmutes  traf  ihn  später  der 
Pfeil  Amors  so  heftig,  dass  er  sich  an  seine  Magd,  eine  dicke 
Westphalin  wegwarf.  Er  heiratete  sie,  und  sie  gebar  ihm  drei 
schöne  Kinder.  Zu  jener  Zeit  wohnte  er  auf  der  Prinzengracht 
bei  dem  Waale-Weeshuis,  wo  er  auch  im  Jahre  1679  starb. 
Das  Jahr  seiner  Geburt  konnte  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen  23o. 
und  habe  deshalb  seinen  Lebenslauf  an  den  seiner  Zeit-  und 
Kunstgenossen  geknüpft. 

7* 


1 00  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Jan  Vos  schrieb  ein  Gedicht  auf  eines  seiner  schönsten 
Blumenstücke.  — 

Seine  Witwe  zog  nach  seinem  Tode,  im  Jahre  1680,  mit 
ihren  Kindern  in  ihre  Heimat,  wo  sie  ein  Brauer,  ihres  Geldes 
wegen,  heiratete.  Bald  darauf  fiel  das  älteste  der  Kinder,  ein 
hübscher  Junge,  in  den  Braukessel  und  verbrannte. — 

23i.  Jan    van    Bronkhorst    hat    durch    Eifer,    angeborenen 

Fleiss  und  wolangebrachtes  Studium  das  geringe  Mass  von  Un- 
terricht, welches  er  empfangen,  so  wol  verwerthet,  dass  man 
behauptete.  Keiner,  wäre  er  auch  mit  dem  durchdringendsten 
Verstände  geboren  und  wäre  der  grÖsste  Meister  sein  Lehrer 
gewesen,  könnte  in  den  geheimsten  Wissenschaften  der  Kunst 
besser  erfahren  sein.  Er  war  eilf  Jahre  alt,  als  er  zu  dem  Glas- 
maler Jan  Verburgh  gegeben  ward,  um  die  Anfangsgründe 
des  Zeichnens  zu  lernen;  bei  diesem  arbeitete  er  eifrig  i  72  Jahr 
und  hernach  noch  bei  zwei  anderen  unbedeutenden  Glasmalern, 
bis  er  im  Jahre  1620  Lust  bekam,  nach  Frankreich  zu  gehen, 
um  sich  dort  weiter  auszubilden.  Er  nahm  den  Weg  über  Bra- 
bant ,    wurde   aber   durch  einen  Umstand   in    seinem   Vorhaben 

232.  gestört,  denn  in  Atrecht  kam  er  zufällig  zu  einem  geschickten 
Glasmaler  Namens  Pieter  Mathys,  bei  dem  er  sich  ungefähr 
I V2  Jahre  aufhielt  und  Gelegenheit  fand,  an  vielen  schönen 
Werken  mit  zu  arbeiten.  Von  da  ging  er  nach  Paris,  wo  er 
einen  sehr  bekannten  Glasmaler,  Namens  Chamu  kennen  lernte, 
bei  dem  er  auch  einige  Zeit  blieb  und  dann  wieder  nach  seiner 
Vaterstadt  zurückkehrte,  wo  er  als  Meister  seine  Studien  mit 
Fleiss  und  Eifer  fortsetzte,  aber  noch  immer  mit  sich  selbst 
unzufrieden  war,  weil  ihm  diese  Arbeit  zu  unbedeutend  erschien. 
Noch  mehr  ward  er  in  seinem  Vorhaben,  sich  zu  grösseren 
Unternehmungen  heranzubilden,  bestärkt,  als  er  Kornelis 
Poelenburg  kennen  lernte  und  ihn  arbeiten  sah;  dessen  an- 
genehme und  gefällige  Weise  regte  sein  Talent  so  an,  dass  er 
beschloss,  sich  auf  die  Oelmalerei  in  Poelenburg's  Manier 
zu  werfen.  Doch  ehe  ihm  dies  gelang,  war  Poelenburg 
nach  England  gegangen.  Im  Jahre  1637  betrieb  er  noch  aus- 
schliesslich die  Glasmalerei,  erst  im  Jahre  1639  entschlug 
er  sich  derselben  ganz,  arbeitete  täglich  ohne  Unterricht 
und    brachte    es    so    weit,    dass   die    Zeit    seinen    Ruhm    nicht 


ERSTER  THEIL.  lOl 

leicht    vernichten    wird.     Er   war    zu    Utrecht    im    Jahre    i6o3 
geboren. 

Die  neue  Kirche  zu  Amsterdam  prangt  noch  heute  neben 
dem  Chor  mit  drei  seiner  kunstvollen  Kirchenfenster.  Sie  stellen 
den  Frieden  vor,  der  den  Kriegsgott  Mars  bindet  und  fesselt, 
und  den  Krieg  und  sein  Gefolge  zertritt.  Ferner  den,  nach 
der  Verbannung  des  schlangenhaarigen  Unfriedens,  zu  See  und  233. 
zu  Lande  aufblühenden  Wolstand.  Er  ist  mit  dem  Füllhorne 
des  Ueberflusses  dargestellt  aus  dem  er  die  verschiedenartigsten 
ausländischen  Handelsartikel  ausgiesst.  Die  Bücher  deuten  an, 
dass  Künste  und  Wissenschaften  in  den  Tagen  des  Friedens 
am  herrlichsten  blühen.  Auf  den  Orgelthüren  hat  er  in  Oelfarbe 
den  Triumph  David's  über  den  erschlagenen  Goliath,  die  Salbung 
Saul's  zum  Könige,  und  Saul,  der  von  seinem  Throne  den  vor  ihm 
spielenden  David  mit  seinem  Speere  durchbohren  will,  gemalt. — 

In  demselben  Jahre  i6o3  ward  Nicolaes  Knufter  zu 
Leipzig  geboren.  Mit  natürlichen  Anlagen  zur  Kunst  begabt, 
bekritzelte  er  von  Jugend  auf,  anstatt  aus  seinen  Schulheften  zu 
lernen,  seine  Bücher  mit  Figuren  und  Thieren.  Darob  ward  er 
von  seinem  Meister  oft  vergebens  ausgezankt  und  gestraft. 
Nahm  man  ihm  aber  Papier  und  Tinte,  so  fand  er  eine  Holz- 
kohle und  bekleckste  mit  dieser  die  Wände,  so  hoch  als  er  sie 
nur  erreichen  konnte,  weshalb  ihn  die  Magd  oft  genug  unzart 
behandelte.  Da  sein  Vater  einsah,  dass  sich  seine  Neigung  durch 
Nichts  beirren  Hess,  glaubte  er  anfangs,  dass  dies  nur  deshalb 
geschähe,  weil  er  keine  Lust  hatte,  Sprachen  zu  lernen;  darum 
schrieb  er  alle  Beschäftigungen,  die  er  kannte,  auf  ein  Blatt 
Papier  und  las  sie  seinem  Sohne  mit  dem  Bedeuten  vor,  er 
könne  nach  Belieben  eine  von  ihnen  auswählen;  er  aber  wollte 
malen  lernen.  Ich  muss  früher  noch  erwähnen,  dass  der  eigent- 
liche Grund,  warum  ihn  die  Magd  wegen  der  bekritzelten  234. 
Wände  so  hart  anliess,  der  war:  weil  er  seine  Figuren  so 
paradiesisch  natürlich  auf  die  Wände  zeichnete,  dass  sie  wie 
Eva  sehen  konnte,  dass  sie  nackt  waren.  Unter  Anderem  hatte 
er  auch  geistreich  skizzirt,  wie  Ulysses,  nach  der  Beschreibung 
Homer's,  nackt  zu  Nausikaa  kommt. 

Sein  Vater  gab  ihn  in  Folge  dessen  zu  einem  Maler  Na- 
mens Emanuel  Nysen,  bei  dem  er  zwei  Jahre   wohnte;   dies 


102  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

gereichte  ihm  jedoch  nicht  zum  Vortheil,  da  ihn  dieser  anstatt 
ihn  zu  unterrichten,  als  Bedienten  gebrauchte,  um  sich,  wenn 
er  ausging,  den  Mantel  nachtragen  zu  lassen.  Da  dies  nicht 
nach  seinem  Sinne  war,  lief  er  weg  und  kam  nach  Magdeburg, 
wo  er  einige  Zeit  seinen  Lebensunterhalt  damit  gewann,  dass 
er  für  die  Maler  Pinsel  anfertigte.  Bald  daraufging  er  zu  einem 
Schmierer,  bei  dem  er  bis  zum  Jahre  i63o  blieb,  worauf  er 
nach  Utrecht  kam  und  Gelegenheit  fand,  seine  Lust  zur  Kunst 
Abraham  Bloemaert  zu  offenbaren,  der  seine  Anlagen  er- 
kannte, und  ihm,  als  er  sah,  dass  er  mehr  durch  sein  Talent, 
als  durch  gründlichen  Unterricht  gefördert  war,  einen  Platz 
in  seinem  Hause  anwies,  wo  er  durch  guten  Unterricht  und 
Eifer  in  kurzer  Zeit  so  weit  kam,  dass  er  selbstständig  wurde 
und  ihm  die  Ehre  widerfuhr,  für  den  König  von  Dänemark 
drei  Schlachten  zu.  malen,  in  welchen  dessen  Vorfahren  den 
Sieg  errungen  hatten.  Ich  konnte  nicht  in  Erfahrung  bringen, 
wo  und  wann  er  starb. 
235.  In    demselben  Jahre   i6o3    ist    zu    Antwerpen    Johannes 

Co  ssiers  geboren,  ein  Mann,  den  die  Brabanter  insbesondere 
ob  eines  Werkes  rühmen,  welches  zu  Mecheln  in  der  Kirche 
des  grossen  Beginnenhofes  hängt,  und  welches  allein  hinreichen 
soll,  seinen  Ruf,  so  weit  es  Kunstfreunde  gibt,  zu  verbreiten. 
Nachdem  er  viele  Höfe  besucht  und  überall  Arbeiten  hinter- 
lassen hatte,  starb  er,  aber  es  ist  mir  unbekannt  in  welchem 
Jahre. 

Dieses  an  Künstlern  fruchtbare  Jahr  i6o3,  gebar  auch 
den  denkwürdigen  Simon  de  Vos.  Er  verstand  die  Grund- 
sätze der  Kunst  vollkommen  und  bediente  sich  derselben  mit 
Einsicht.  Seine,  insbesondere  in  Brabant  bekannten  Bilder,  be- 
zeugen seine  künstlerischen  Fähigkeiten. 

Von  Joan  Bylert,  ihrem  in  Utrecht  geborenen  Zeit- 
genossen, wissen  wir  nicht  mehr  zu  sagen,  als  dass  er  allem 
Anscheine  nach  erst  einen  leichten  und  lockeren  Lebenswandel 
führte  und  später,  Ekel  davor  empfindend,  sich  auf  die  Kunst 
verlegte,  glückliche  Fortschritte  machte  und  von  dieser  Wahl 
Ruhm  erntete. 

Ehe  wir  aber  das  Jahr  i6o3  schliessen,  müssen  wir  auch 
des    Delft'schen    Malers    Pieter    Janze    van    Asch    gedenken. 


ERSTER  THEIL.  Io3 

Dieser  war  ein  guter  Landschaftsmaler,  besonders  im  Kleinen. 
Seine  Werke  sind  selten,  denn  er  malte  nicht  viel,  weil  er 
auf  andere  Weise,  um  seinen  alten  Vater  und  seine  Mutter  zu 
ernähren,  seine  Zeit  hinbringen  musste,  aber  was  man  von  ihm 
sieht,  ist  gut.  Er  führte  ein  tugendhaftes  und  frommes  Leben 
und  muss  ein  hohes  Alter  erreicht  haben,  da  der  Maler  Johannes  236. 
Verkolje,  geboren  im  Jahre  i65o,  noch  mit  ihm  verkehrte 
und  auch  sein  Porträt  in  Kupfer  gestochen  hat. — 

Kristiaen  van  Kouwenberch,  zu  Delft  am  8.  Sep- 
tember 1604  geboren,  war  ein  Schüler  des  Johan  van  Nes 
und  ging  dann  nach  Italien,  von  wo  er,  nachdem  er  grosse 
Fortschritte  gemacht  hatte,  wieder  in  seine  Geburtsstadt  Delft 
zurückkehrte.  Dort  malte  er  zahlreiche  Bilder,  sowol  Historien 
als  nackte  Figuren  in  LebensgrÖsse,  und  erlangte  dadurch 
grossen  Ruhm.  Ausser  an  anderen  Orten,  sieht  man  von  ihm 
noch  Bilder  in  den  fürstlichen  Lustschlössern  Ryswyk  und  in 
dem  Hause  im  Busch.  Hierauf  ging  er,  seinem  Glücke  folgend, 
nach  Köln,  wo  er  am  4.  Juli   1667  starb. 

Unter  seinen  Stadt-,  Zeit-  und  Kunstgenossen  werden 
genannt:  Leonard  Bramer,  Pieter  van  Asch,  Adriaen 
van  Linschoten,  Hans  Jordaens,  Kornelis  de  Man  und 
Johannes  Vermeer.  Diese  Alle  waren,  als  Dirk  van  Bleiswyk 
Evertz  im  Jahre  1667  seine  Beschreibung  von  Delft  beendete, 
noch  am  Leben. 

Daniel  van  Heil  ist  zu  Brüssel  im  Jahre  1604  geboren. 
So  gross  der  Abstand  zwischen  seiner  und  des  Vorgenannten 
Geburtsstadt,  so  verschieden  war  auch  die  Wahl  ihrer  Gegen- 
stände. Denn  der  Vorgenannte  malte  zur  Erheiterung  des  Auges,  237. 
dieser  mit  der  Absicht,  eine  Aufregung  in  dem  Beschauer  her- 
vorzurufen; denn  er  behandelte  meist  Feuersbrände  und  der- 
gleichen Gegenstände,  die  beängstigend  anzusehen. 

Dennoch  war  Alles  so  natürlich  dargestellt,  dass  nur  die 
Hitze  fehlte.  Als  seine  besten  Bilder  werden  genannt:  der 
Untergang  von  Sodoma  und  Gomorrha  und  der  ganzen  Land- 
strecke durch  himmlisches  Feuer,  und  der  Brand  von  Troja  — 
mit  allen  Umständen,  welche  diese  Vorstellung  kenntlich  machen. 

Beinahe  hätten  wir  des  wackeren  Dordrechter  Malers 
Jakob    Gerretze    Kuip    vergessen,    an    dessen   Arbeiten    die 


104         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Kunstfreunde  längst  Gefallen  fanden.  Aber  wir  erinnerten  uns 
seiner,  da  wir  seinen  Sohn  Albert  Kuip  auf  den  Schau- 
platz führen  wollten.  Er  malte  Ochsen,  Kühe,  Schafe  etc.  Den 
Hintergrund  bildeten  meist  Land-  und  Wasseransichten  um 
und  bei  Dordrecht,  die  er  zu  diesen^  Zwecke  nach  der  Natur 
aufgenommen  hatte.  Seine  Manier  war  glänzend,  glühend  und 
verschmolzen. 
238.  Dieser  Dordrechter  Jacob  Gerretze  Kuip,   Schüler  von 

Abraham  Bloemaert,  die  beiden  Landschaftsmaler  Izak 
van  Hasselt  und  Korn.  Tegelberg  und  der  Stilllebenmaler 
Jacques  Grief,  genannt  Klaau,  waren  die  Häupter  oder 
Gründer,  welche  im  Jahre  1642  die  Kunstgenossenschaft  des 
St.  Lucas  zu  Dordrecht  erricjiteten ,  nachdem  sie  aus  der 
,, Gilde  der  fünf  Gewerbe",  aus  den  in  der  Trennungsurkunde 
angegebenen  Gründen  ausgeschieden  waren. 

Aber  ehe  ich  fortfahre,  wird  es  vor  Allem  auch  dienlich 
sein,  zu  berichten,  wie  sich  die  Maler  zur  St.  Lucas-  und 
anderen  Gilden  vereinigten,  woher  der  Name  der  Lucas-Gilde 
seinen  Ursprung  hat,  und  wie  die  Maler  in  verschiedenen 
Städten  aus  den  Gilden  austraten  und  Bruderschaften  er- 
richteten, welche  lediglich  aus  Künstlern  und  Kunstfreunden 
bestanden.  — 

240.  Jene  Schriftsteller,  die  in  ihren  Werken  die  geschichtlichen 
Ereignisse  behandelt  haben,  und  die  weltlichen  und  geistlichen 
Zustände  untersuchten,  berichten  uns,  dass  man  damals,  als 
diese    Länder    an    Einwohnern    und    Städten    zunahmen,    der 

241.  römische  Gottesdienst  und  die  weltliche  Gewalt  daselbst  gefestigt 
waren,  auch  Gilden  oder  Bruderschaften  für  die  Handwerker 
errichtete,  dieselben  mit  Privilegien  ausstattete  und  ihnen  irgend 
einen  Heiligen  als  Patron  oder  Schirmherrn  gab;  so  z.  B.  der 
Zimmermannsgilde  den  St.  Joseph,  den  Schmieden  St.  Eloi, 
den  Schustern  St.  Krispyn,  den  Kleidermachern  St.  Johannes 
den  Täufer,  den  Malern  St.  Lucas  etc.  Diese  hatten  in 
der  Kirche  je  einen  besonderen  Altar,  vor. welchem  sie  zu 
gewissen  Zeiten  kirchliche  Dienste  verrichteten  und  Opfer 
darbrachten;  daher  hat  auch  das  Sprüchwort:  St.  Lucas 
braucht  für  sein  altes  Kleid  einen  neuen  Lappen,  seinen 
Ursprung.  — 


ERSTER  THEIL.  I  o  5 

Als  Kaiser  Karl  V.  diese  Lande  beherrschte  und  einige  242. 
Städte  mit  Vorrechten  ausstattete,  begünstigte  er  auch  ihre 
Gilden  mit  gewissen  Rechten,  vermöge  welcher  sie  Alles,  was 
ihrem  Gewerbe  und  ihrem  Handel  nachtheilig  war,  der  Stadt 
ferne  halten  konnten,  so  dass  Diejenigen,  welche  dieser  Vortheile 
theilhaftig  werden  wollten,  genöthigt  waren,  das  Bürger-  und 
Gildenrecht  der  Städte  mit  Geld  zu  erkaufen. 

Zu  jener  Zeit  hatten  viele  Maler  angefangen,  dauernd 
oder  an  gewissen  Tagen  Bilder  zu  verkaufen  und  schützten 
sich  in  diesem  Gewerbe,  ihres  Vortheils  wegen,  mit  den  Vor- 
rechten der  Gilde. 

Als  aber  mit  der  Zeit  die  Glasmalerei  ganz  ausser  Gebrauch 
kam  und  lediglich  in  Glasfabrication  ausartete,  und  in  Folge 
der  schlechten  Zeiten  mittelmässige  Maler  ganz  zum  Anstreicher- 
topf herabsanken  und  demnach  die  Gildenbruderschaft  meist 
aus  Handwerksgesellen  bestand,  klagten  die  Künstler,  dass  es 
dem  Adel  der  Kunst  nicht  zur  Ehre  gereiche,  unter  Hand- 24^- 
Werksleute  eingereiht  zu  werden. 

Sie  suchten  deshalb  Mittel,  aus  der  Bruderschaft  auszu- 
scheiden und  eine  neue  Gilde,  lediglich  aus  Künstlern  bestehend, 
zu  errichten.  In  einzelnen  Städten  hat  man  auch  die  Kunst- 
freunde mit  einbezogen.  Die  Dordrechter  brachten  im  Jahre 
1641  ein  Gesuch  bei  den  Bürgermeistern  und  Schöffen  der 
Stadt  ein,,  auf  welches  ihnen  nicht  allein  unter  Bedingungen, 
das  Ausscheiden  aus  der  Gilde  der  Glasmacher  bewilligt,  son- 
dern auch  in  einer,  von  M.  Berk  unterzeichneten  Urkunde, 
zum  Vortheile  der  Maler  im  Artikel  X.  eingeräumt  wurde: 
dass  Niemand  berechtigt  sei,  mit  Bildern  die  Strassen  abzu- 
laufen und  sie  an  den  Thüren  auszubieten  etc.;  XI.  dass  kein 
Fremder  berechtigt  sei,  einen  öffentlichen  Verkauf  von  Bildern 
abzuhalten  etc.  Ein  Anhang  zu  Artikel  XI.  aus  dem  Jahre  1643 
bestimmt:  dass  weder  ein  Fremder  noch  ein  Einheimischer, 
unter  irgend  einem  Vorwande  und  auf  keine  Weise  einen  Ver- 
kauf von  Bildern  sollte  abhalten  dürfen,  als  lediglich  Mitglieder 
der  Genossenschaft  der  St.  Lucas-Gilde,  genannt  die  Fein- 
maler etc. 

Diesem  Beispiele  folgten   die  Maler  in   verschiedenen  hol- 
ländischen Städten. 


Io6  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Die  von  Gravenhaag  kamen,  wie  ich  aus  einer  Auf- 
zeichnung entnehme,  in  dem  Jahre  i656  am  i5.  Februar,  mit 
den  übrigen  Gildenmitgliedern  zusammen,  um  sich  über  die  Art 
der  Trennung  zu  berathen  und  ein  diesbezügliches  Gesuch  bei 
244-  dem  Rathe  der  Stadt  einzubringen.  Es  waren  48  an  der  Zahl,  und 
unter  diesen  der  damals  regierende  Schöffe  Dirk  van  der  Lis. 

In  demselben  Jahre  noch  ward  ihrem  Ansuchen,  um 
Trennung  von  der  Gilde  der  Glasmacher,  Sesseltischler  und 
Buchbinder  Folge  gegeben  und  ihnen  zuerst  der  oberste  Stock 
der  Butterwage,  später  vier  Räume  über  der  Kornbörse  zu 
ihrer  freien  Benützung  überlassen. 

Der  grösste  Saal  dient  zum  Verkauf  der  Gemälde  nach 
Todesfällen  oder  anderer  Gründe  wegen,  aus  welchen  die  Kunst- 
genossenschaft ihre  Vortheile  zieht.  Der  Plafond  dieses  Saales 
ist  in  vier  Eckfelder  mit  einem  ovalen  Felde  in  der  Mitte 
getheilt,  welche  sämmtlich  kunstvoll  ausgemalt  sind. 

Das  erste  Eckfeld,  von  Theod.  van  der  Schuur  gemalt, 
stellt  die  drei  Hauptfarben  vor;  das  zweite,  von  Daniel 
Mytens,  die  Tugend,  welche  auf  dem  Rücken  der  Fama  die 
Geschichte  niederschreibt,  welche  von  dieser  ausposaunt  wird; 
das  dritte,  von  Aug.  Terwesten,  die  Perspective,  die  Dioptrik 
und  Architektur  oder  Baukunst;  das  vierte,  von  Robb,  du  Val, 
die  Astronomie  und  die  Geometrie.  Das  Mittelfeld,  von  Will. 
Doudyns,  stellt  die  personificirte  Stadt  Haag  vor,  unter  deren 
Schutz  sich  Malerei,  Bildhauerei,  Glasmalerei  und  Kupferstich- 
kunst befehlen.  Daneben  jagen  Minerva  und  die  Kunstliebe  die 
Anstreicher  mit  Leiter  und  Farbentopf,  die  Buchbinder  mit 
Schraube  und  Presse  und  die  Sesseltischler  mit  ihren  Geräth- 
schaften  aus  dem  Himmel  hinaus.  Das  Kaminstück  von  Math. 
Terwesten  stellt  die  vom  Ruhm  und  Lohn  angespornte 
Jugend  vor,  welche  Merkur  zur  Schule  der  Kunst  geleitet. 

Der  zweite  Raum  dient  als  Versammlungsort;  hier  befinden 
245.  sich  ein  Glasschrank  mit  Kunstbüchern  in  vergoldeten  Bänden, 
die  nach  verschiedenen  Todesfällen  der  Genossenschaft  verehrt 
wurden,  und  in  zwei  Rahmen  die  Trauergedichte  auf  den  Tod 
der  Maler  Daniel  Mytens,  der  am  19.  September  1688  starb, 
und  Willem  Doudyns;  das  eine  von  J.  Sterrenberg,  das 
andere  von  Silvius  verfasst. 


ERSTER  THEIL. 


107 


Der  dritte  Raum  wurde  im  Jahre  1682  zur  allgemeinen 
Zeichenschule  oder  Akademie  eingerichtet. 

Den  vierten  bewohnt  der  Diener  der  Genossenschaft. 

Auch  Harlem,  eine  der  ältesten  Städte  Hollands,  hat  früh  eine 
blühende  Schule  und  zahlreiche  Künstler  in  ihren  Mauern  gesehen. 

Aber  um  nicht  Alles  aufzuzählen  und  den  Leser  nicht  zu 
ermüden,  will  ich  nur  noch  der  Genossenschaft  der  Antwerpner 
Maler  gedenken,  sowol  weil  sie  älter  ist  als  alle  anderen  in 
den  Niederlanden,  als  auch  weil  keine  andere  mit  solchen  Vor- 
rechten ausgestattet   ist.  — 

In  dem  Memorial  der  Gilde  von  Antwerpen  finde  ich 
angemerkt,  dass  sie  bereits  im  Jahre  1450  ihren  Anfang  nahm 
und  dass  sich  im  Jahre  1454  die  Maler  vereinigten  und  eine 
Genossenschaft  bildeten,  deren  erste  Regenten  oder  Obmänner 
Joan  Snellaert  und  Joan  Schuermaeker  waren.  Seitdem 
erfreute  sich  die  Kunst  daselbst  eines  grossen  Aufschwunges 
und  die  Genossenschaft  errichtete  im  Jahre  1664  zur  weiteren 
Ausbildung  eine  Akademie  oder  Uebungsschule ,  um  nach  dem  246. 
nackten  Modelle  zu  zeichnen,  und  im  Jahre  1695  eine  Samm- 
lung von  Gyps-Abgüssen,  für  welche  die  besten  nach  den 
geschätztesten  Antiken  beigeschafft  wurden. 

Im  Jahre  1694  oder  1695  wurden  sie  noch  vergrössert 
und  vermehrt  und  mit  einer  Marmorbüste  des  Herzogs  von 
Baiern  geschmückt,  der  damals  Gouverneur  der  spanischen 
Niederlande  war  und  insbesondere  die  Ausübung  der  Malerei 
eifrig  förderte. 

Das  Geld  zum  Unterhalte  der  genannten  zwei  Akademien 
und  der  übrigen  auflaufenden  Kosten  wurde  durch  zwölf  Frei- 
briefe bestritten,  welche  die  Statthalter  im  Namen  des  Königs 
von  Spanien  der  Genossenschaft  verliehen  hatten,  um  die  Kosten 
hereinzubringen. 

Jeder  derselben  ward  ungefähr  800  Gulden,  mehr  oder 
weniger,  werth  geschätzt,  je  nachdem  sie  leicht  oder  schwer  zu 
bekommen  waren,  und  sie  wurden  von  der  Genossenschaft  an 
wolhabende  Bürger  verkauft,  die  sich  dadurch  aller  kostspieligen 
und  lästigen  Bürgerpflichten,  als  des  Gilden-,  Kirchen-  und 
Quartiermeisteramtes,  des  Fähnrichs-  und  geringeren  Officiers- 
dienstes  der  Bürgerwehr  lebenslänglich  entschlugen. 


Io8         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Diese  Freibriefe  fielen  nach  dem  Tode  des  Besitzers  sofort 
wieder  an  die  Kunstgenossenschaft  zurück,  welche  sie  neuer- 
dings weiter  verkaufte  und  sich  des  Geldes  zum  Unterhalt  der 
Schule  bediente. 

Die  beiden  letzten  Freibriefe  erhielt  die  Gilde  am  2.  Februar 
1693,   als    sie   dem   genannten     Kurfürsten    von    Baiern    als 

247.  Protector  der  Kunst  und  der   Genossenschaft  huldigte.  — 

248.  Nach  dieser  Abweichung  wollen   wir   zu  unserer  Aufgabe 
zurückkehren. 

Albert  Kuip  ist  zu  Dordrecht  im  Jahre  i6o5  geboren. 
Er  war  der  Sohn  des  Jakob  Ger  ritze  Kuip,  eines  guten 
Malers,  dessen  Schüler  er  auch  war,  obgleich  seine  Manier  von 
der  seines  Vaters  ganz  verschieden  ist,  da  er  mehr  Zierlichkeit 
hatte,    auch    nicht  so   roh    in  seiner  Behandlung  war    wie  sein 

249.  Vetter  und  Mitschüler  Benjamin  Kuip,  obwol  ich  Bilder  von 
diesem  gesehen  habe,  die  meisterlich  behandelt  waren.  Ueber- 
dies  hielt  sich  sein  Vater  an  einerlei  Gegenstände,  ihm  dagegen 
schien  es  ganz  gleich  zu  sein,  was  er  auch  malte.  Ochsen, 
Kühe,  Schafe,  Pferde,  Fruchtstücke  und  Landschaften,  Canäle 
mit  Schiffen,  Alles  schien  ihm  einerlei  und  man  muss  darob 
staunen,  dass  er  Alles  gleich  gut  und  natürlich  malte.  Ins- 
besondere aber  hat  er  in  seinen  Bildern  die  Tageszeit,  die  er 
darstellen  wollte,  in  Acht  genommen,  so  dass  man  den  benebelten 
Morgen  von  dem  klaren  Mittag,  und  diesen  wieder  von  dem 
safifran farbigen  Abend  wol  unterscheiden  kann.  Auch  habe  ich 
verschiedene  Mondscheinlandschaften  von  ihm  gesehen,  die  sehr 
natürlich  gemalt  und  so  aufgefasst  waren,  dass  sie  das  liebliche 
Widerspiegeln  der  Gegenstände  im  Wasser  zeigten.  Von  seinen 
Bildern  ist  der  Rindermarkt  von  Dordrecht  das  bedeutendste, 
nebst  diesem  die  Reitschule,  worin  er  die  schönsten  Pferde,  die 
daselbst  zur  Schau  kamen,  so  dargestellt  hat,  dass  man  sie 
erkennen  konnte.  Da  nach  seinem  Tode  keine  Skizzen  oder 
Zeichnungen  anderer  Meister  bei  ihm  gefunden  wurden,  so  ist 
dies  umsomehr  ein  Beweis,  dass  er  allein  der  Natur  als  Lehrerin 
folgte.  Es  war  auch  nicht  seine  Art,  Geld  dafür  auszugeben, 
denn  er  führte  den  Wahlspruch:  in  harte  Reichsthaler  kommen 
keine  Motten.  Endlich  war  er  ein  Mann  von  tadellosem  Leben 
und  Aeltester  der  reformirten  Kirche.  — 


ERSTER  TH EIL.  IO9 

Er  hat  seiner  Zeit  zahlreiche  Landschaften,  so  um  Dord- 
recht  als  anderen  Orts,  gezeichnet,  die  mit  schwarzer  Kreide 
skizzirt  und  mit  Farbe  lavirt,  geistreich  und  natürlich  behan- 
delt sind. 

Pieter  Dankers  de  Ry  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  i6o5  260. 
geboren.  Er  war  ein  guter  Porträtmaler.  Seine  Arbeiten  waren 
sowol  in   den  Niederlanden  als   anderwärts   geschätzt,    wie  aus 
einigen  Versen  hervorgeht,  die  zu  seiner  Zeit  auf  ihn  gedichtet 
wurden.  — 

Im  Jahre  1606  starb  Karel  van  Mander,  der  Verfasser 
der  Lebensbeschreibungen  der  Maler  und  selbst  ein  geschickter 
Künstler.  Wir  wären  verpflichtet  gewesen,  seiner  unter  den  besten 
niederländischen  Künstlern  zu  gedenken,  wenn  nicht  sein  Leben 
und  was  er  geleistet  im  Anhange  der  zweiten  Auflage  seines 
Werkes  vom  Jahre  1618  bereits  ausführlich  beschrieben  wäre, 
so  dass  wir  nur  den,  durch  ein  Versehen  vergessenen  Umstand, 
dass  er  am  11.  September  des  Jahres  1606,  58  Jahre  alt  starb, 
anzuführen  und  zu  erwähnen  haben,  dass  der  vortreffliche 
Dichter  J.  v.  Vondel  im  Jahre  löSy  zu  seinem  Ruhme  mehrere 
Verse  zu  seinem  Porträt  dichtete.   — 

Er  hinterliess  einen  Sohn  Namens  Karel,  seinem  Vater 251, 
nicht  unähnlich  an  Talent  und  Begabung,  insbesondere  als 
Porträtmaler  berühmt  und  deshalb  auch  zu  dem  Könige  von 
Dänemark  entboten,  bei  dem  er  sich  durch  seine  Kunst  und 
sein  Benehmen  beliebt  machte,  und  grossen  Ruhm  und  Vortheil 
erlangte.  Dies  bestätigt  auch  Vondel  durch  seine  Verse, 
welche  er  auf  das,  von  diesem  van  Mander  gemalte  Porträt 
Friedrich's  III.,  Königs  von  Dänemark,  Norwegen  und  Goth- 
land,  gemacht  hat,  in  welchen  er  ihn  Hofmaler  des  Königs  etc. 
nennt.  — 

Ausser    seinem  Sohne    hat    er    aber    auch    noch    wackere  252. 
Männer  durch   seinen    Unterricht  herangebildet,    wie   Jacques 
de  Moschero,  Korn.  Engelsz,  Hendr.  Gerretz,  Fr.  Venant 
und  insbesondere  Frans  Hals. 

Uebrigens  entnehme  ich  aus  einigen  Versen,  welche 
Vondel  im  Jahre  1657  auf  sein  eigenes,  von  einem  van  Mander 
gemaltes  Porträt  schrieb,  dass  auch  des  alten  Karel  Enkel 
Maler  gewesen  sein  muss.  — 


I  lO         ARNOLn  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

253.  Wir  haben  zur  Genüge  gesehen,  dass  uns  Antwerpen  wol 

die  grösste  Anzahl  von  Malern  liefert;  aber  auch  andere  Städte, 
wie  Mecheln,  bleiben  nicht  zurück. 

Peter  Francois  Lucasz  ist  am  20.  October  1606 
geboren.  Dieser  lernte  zuerst  bei  seinem  Vater,  dann  bei  Gerard 
Segers  in  Antwerpen.  Sein  Talent  neigte  wol  zumeist  zur 
Landschaftsmalerei  mit  kleinen  Figuren,  die  er  höchst  fleissig 
und  zart  malte,  so  dass  auch  der  Erzherzog  Leopold  viel 
Behagen  an  seinen  Werken  fand  und  ihn  lange  Zeit  in  seinen 
Diensten  behielt.  Er  starb  am  11.  August  1654  und  wir  über- 
lassen es  seinen  Arbeiten,  sein  Lob  zu  melden. 

In  demselben  Jahre  1606  ist  auch  zu  Brüssel  Ludowicus 
oder  Louis  Primo,  genannt  Gentiel,  geboren.  Nachdem  er 
es  so  weit,  ich  weiss  nicht  unter  wessen  Leitung,  gebracht 
hatte,  dass  er  selbstständig  arbeiten  konnte,  ging  er  nach  Rom, 
wo  er  sich  3o  Jahre  aufhielt. 

Seine  Manier  war  fleissig,  schmeichehid  und  nett,  daher 
das  brabant'sche  Wort:  Gentiel  seinen  Ursprung  hat.  Seine 
Bilder  wurden  in  dem  Palaste  des  Papstes  unter  die  besten 
Kunstwerke  eingereiht.  Er  war  im  Jahre  1660  noch  am  Leben. 

Sandrart,    der  ihn   erwähnt,   meint,    dass  ihm  der  Bei- 
name Gentiel  gegeben  wurde,   als  er  zu  Rom  im  Jahre   1626 
254. in    die  Bent  trat,  weil  er  es  verstand,   sich  hervorzuthun,   sich 
zu    vornehmen    Herren    gesellte    und.   wie    ein  geborener    Edel- 
mann betrug. 

Am  i5.  Juni  des  Jahres  1606  ward  am  Ryn  nächst 
Leiden  Rembrant  geboren.  Sein  Vater,  Herman  Gerritzen 
van  Ryn  genannt,  war  Kornmüller  zwischen  Leyerdorp  und 
Koukerk  am  Ryn;  seine  Mutter  hiess  Neeltje  Willems  van 
Zuitbroek  und  sie  erwarben  sich  durch  ihren  Beruf  ehrlich  den 
Lebensunterhalt. 

Da  er  der  einzige  Sohn  war,  wollten  seine  Eltern  einen 
gelehrten  Mann  aus  ihm  machen  und  schickten  ihn  zu  diesem 
Zwecke  nach  Leiden  in  die  lateinische  Schule.  Aber  seine 
besondere  Neigung  zu  zeichnen  veranlasste  sie,  diesen  Entschluss 
zu  ändern,  in  Folge  dessen  sie  ihn,  damit  er  die  Anfangsgründe 
der  Kunst  lerne,  zu  Jakob  Izakzen  van  Zwanenborg 
sandten,,  bei  dem  er  ungefähr  drei  Jahre  blieb,  in  welcher  Zeit 


ERSTER  THEIL.  I  i  | 

.er  solche  Fortschritte    machte,    dass  Jedermann    darob  staunte 
und  von  ihm  Bedeutendes   erwarten  zu  können  glaubte. 

Darum  beschloss  sein  Vater,  damit  ihm  keine  Gelegenheit 
fehle,  einen  tüchtigen  Grund  für  seine  Kunst  zu  legen,  ihn  zu 
P.  Lastman  nach  Amsterdam  zu  geben,  bei  dem  er  sechs 
Monate  blieb;  nach  dieser  Zeit  brachte  er  noch  einige  Monate 
bei  Jac.  Pinas  zu,  und  fasste  dann  den  Entschluss,  sich  selbst 
weiter  auszubilden,  was  ihm  auch  von  Anfang  an  wunderbar 
gut  glückte. 

Andere  glauben,   dass   Pinas   sein  erster  Lehrer  gewesen 
sei,  und  Simon  van  Leeuwen  sagt  in  seiner  kurzen  Beschrei- 255. 
bung  von  Leiden,    dass   Joris  van  Schoten    der  Lehrer  von 
Rembrant  und  Jan  Lievensz  war. 

Während  er  nun  eifrig  und  mit  grosser  Lust  sich  in 
seiner  Eltern  Haus  tagsüber  allein  weiterbildete,  besuchten  ihn 
zuweilen  Kunstfreunde,  welche  ihn  endlich  an  einen  Herrn  im 
Haag  empfahlen,  damit  er  diesem  ein  Bild,  welches  er  soeben 
vollendet  hatte,  zeige  und  anbiete.  Rembrant  ging  damit  zu 
Fuss  nach  Haag  und  verkaufte  es  für  loo  Gulden.  — 

Dieser  glänzende  Anfang  zeigte  ihm  die  Möglichkeit,  Geld  256. 
zu  erwerben  und  sein  Eifer  ward  dadurch  so  angespornt,  dass 
er  die  Zufriedenheit  aller  Kenner  erwarb.  In  Folge  dessen  hatte 
er  alle  Hände  voll  Arbeit.  Und  da  er  später,  sowol  um  Porträts 
zu  malen,  als  anderer  Arbeiten  wegen,  oft  genöthigt  war,  nach 
Amsterdam  zu  kommen,  fand  er  es  angezeigt,  da  er  diese 
Stadt  für  sein  Fortkommen  besonders  günstig  erachtete,  dorthin 
zu  übersiedeln,  was  er  um  das  Jahr   i63o  that. 

Dort  fand  er  viele  Bestellungen  und  zahlreiche  Schüler, 
weshalb  er  ein  Packhaus  auf  der  Bloemgracht  miethete,  wo 
er  Jedem  für  sich  einen  Raum  anwies,  der  oft  nur  durch 
Papier  oder  Leinwand  von  dem  Anderer  getrennt  war,  damit 
Jeder,  ohne  den  Anderen  zu  stören,  nach  dem  Leben  zeichnen 
konnte. 

Da  aber  unter  jungen  Leuten,  insbesondere  wenn  ihrer 
Viele  beisammen  sind,  nicht  selten  Schelmereien  vorkommen, 
so  geschah  es  auch  hier.  Als  Einer  von  ihnen  ein  weibliches 
Modell  benöthigte,  führte  er  es  in  seine  Kammer.  Dies  machte 
die    Anderen    neugierig,     die,   um    nicht    gehört    zu    werden, 


I  I  2  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

auf   den  Strümpfen,    der   Reihe   nach    durch    eine  mit    Absicht- 
gemachte Spalte  zusahen. 

Nun  ereignete  es  sich  an  einem  heissen  Sommertage,  dass 
sich  sowol  der  Maler  als  sein  Modell  mutternackt  entkleideten. 
Die  ausgelassenen  Spässe  und  Worte  zwischen  Beiden  konnten 

257.  die  Zuschauer  dieses  Lustspiels  wol  wieder  erzählen.  Zur 
selben  Zeit  aber  kam  Rembrant,  um  nachzusehen,  was  seine 
Schüler  machen,  und  nach  seiner  Gewohnheit  Einen  nach  dem 
Andern  zu  unterrichten;  da  kam  er  auch  vor  die  Kammer,  in 
welcher  die  beiden  Nackten  bei  einander  sassen.  Die  Thüre 
fand  er  allerdings  verschlossen,  aber,  von  der  Sache  selbst 
unterrichtet,  beobachtete  er  eine  Zeit  lang  ihr  Spiel  durch  die 
Spalte,  bis  er  unter  anderen  Worten  auch  hörte:  , »Jetzt  sind 
wir  gerade  so  weit  wie  Adam  und  Eva  im  Paradiese,  denn  wir 
sind  auch  nackt.''  Hierauf  klopfte  er  mit  seinem  Malerstocke 
an  die  Thüre  und  rief  zum  Schrecken  Beider  mit  lauter  Stimme: 
„Aber  weil  Ihr  nackt  seid,  müsst  Ihr  auch  aus  dem  Paradiese 
hinaus!"  und  nöthigte  seinen  Schüler  durch  Drohungen,  die 
Thüre  zu  öffnen,  worauf  er  hineintrat,  das  Adam-  und  Eva- 
Spiel  störte,  das  Lustspiel  in  ein  Trauerspiel  verwandelte  und 
den  vermeintlichen  Adam  sammt  seiner  Eva  mit  Schlägen 
davonjagte,  so  dass  sie  noch  mit  genauer  Noth  beim  Hinunter- 
laufen über  die  Treppe  einen  Theil  ihrer  Kleider  umnehmen 
konnten,  um  nicht  nackt  auf  die  Strasse  zu  kommen. 

Er  war  als  Künstler  reich  an  Ideen,  weshalb  man  von 
ihm  häufig  eine  grosse  Anzahl  verschiedener  Skizzen  ein  und 
desselben  Gegenstandes  sieht;  auch  war  er  unerschöpflich,  sowol 
in  Hinsicht  auf  Gesichtszüge  und  Haltung,  als  auch  im 
Costüm.  In  dieser  Hinsicht  ist  er  vor  allen  Anderen  zu  rühmen, 
insbesondere  aber  Jenen  gegenüber,  welche  stets  dieselben 
Physiognomien  und  Costüme,  als  wenn  alle  Menschen  Zwillinge 
wären,  in  ihren  Bildern  anbringen. 

258,  Ja  hierin  übertraf  er  Alle,  und  ich  kenne  Keinen,  der  die 
Skizzen  nach  ein  und  demselben  Gegenstande  in  so  mannig- 
faltiger Weise  geändert  hätte.  Dies  resultirt  aber  aus  eingehen- 
den Beobachtungen  der  mannigfaltigsten  Gemüthsbewegungen, 
die  zu  einem  bestimmten  Ereignisse  die  erforderliche  Veran- 
lassung   waren   und   sich   in   den   Gesichtszügen   der   Menschen, 


ERSTER  THEIL.  I  1 3 

insbesondere  durch  einen  bestimmten  Ausdruck,  oder  durch  die 
verschiedenartigsten  Bewegungen  des  Körpers  zu  erkennen 
geben. 

So  sind  z.  B.  den  Kennern  von  Handzeichnungen,  ausser 
jenen  zwei  bekannten  Radirungen,  noch  verschiedene  andere 
Skizzen  der  Darstellung  jenes  Augenblicks  bekannt,  in  welchem 
sich  Christus  bei  dem  Brechen  des  Brodes  seinen  Jüngern,  die 
mit  ihm  nach  Emaus  gegangen  waren,   zu  erkennen  gibt. 

Eine  nicht  geringere  Anzahl  existirt  von  denselben  zwei 
Jüngern,  wie  sie  entsetzt  und  erstaunt  wahrnehmen,  dass 
Christus  vor  ihren  Augen  verschwindet.  Wir  haben  selbst  eine 
derselben ,  die  uns  wegen  des  trefflichen  Ausdrucks  des  Er- 
staunens und  des  sprachlosen  Hinstarrens  auf  den  leeren  Stuhl, 
auf  welchem  Christus  noch  einen  Augenblick  vor  seinem  Ver- 
schwinden sass,  zumeist  gefiel,  in  Kupfer  gestochen.   — 

Aber  es  ist  zu  beklagen,  dass  er,  so  geneigt  zu  Verän- 
derungen, oder  leicht  hingelenkt  auf  eine  andere  Sache,  sowol 
viele  seiner  Bilder,  und  noch  häufiger  seine  Radirungen  nur  zur  259. 
Hälfte  vollendete,  so  dass  uns  nur  die  ausgeführten  eine  Vor- 
stellung von  all'  dem  Schönen  geben  können,  was  wir  von  ihm 
besitzen  würden,  wenn  er  Alles,  so  wie  er  es  begonnen,  auch 
beendet  hätte.  Dies  ist  insbesondere  an  dem  sogenannten 
Hundertguldenblatte  zu  ersehen,  über  dessen  Behandlung  wir 
nur  staunen  können,  weil  wir  nicht  zu  begreifen  vermögen,  wie 
er  dies,  lediglich  nach  einer  ursprünglich  rohen  Skizze  auszu- 
führen wusste;  trotzdem  ist  diese  seine  Weise  zu  arbeiten 
deutlich  an  dem  Porträt  des  Lutma  ersichtlich,  welches  zuerst 
in  roher  Skizze,  dann  mit  einem  Hintergrunde,  und  endlich 
ganz  ausgeführt  im  Abdruck  vorhanden  ist. 

Ganz  ebenso  behandelte  er  seine  Bilder,  von  denen  ich 
einige  gesehen  habe,  in  welchen  Einzelnes  bis  aufs  Aeusserste 
fleissig  ausgeführt,  das  Uebrige  aber,  wie  mit  einem  rohen 
Änstreicherpinsel,  ohne  Rücksicht  auf  die  Zeichnung,  hin- 
geschmiert war.  Aber  davon  war  er  nicht  abzubringen  und  sagte 
zu  seiner  Rechtfertigung,  dass  ein  Bild  vollendet  sei,  sobald  der 
Meister  seine  Absicht  damit  erreicht  habe;  ja  er  ging  hierin 
so  weit,  dass  erj  am  eine  einzige  Perle  kräftig  hervortreten  zu 
lassen,  eine  schöne  Kleopatra  überschmierte. 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  8 


I  14  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Ich  erinnere  mich  hiebei  eines  Beispiels  seines  Eigensinns 
in  dieser  Beziehung.  Eines  Tages  arbeitete  er  an  einem  grossen 
Porträtstücke,  in  welchem  er  Mann,  Frau  und  Kinder  gemalt 
hatte.  Als  er  zur  Hälfte  damit  fertig  war,  starb  zufällig  sein 
Affe.  Da  er  gerade  keine  andere  Leinwand  zur  Hand  hatte, 
porträtirte  er  ihn  in  dem  genannten  Bilde.  Selbstverständlich 
wollten  die  Besteller  nicht  zugeben,  dass  der  abscheuliche   todte 

260.  Affe  neben  ihnen  in  dem  Bilde  erscheine.  Er  aber  war  so  in 
ihn  verliebt,  dass  er  lieber  das  unvollendete  Bild  behalten,  als 
ihnen  zu  Gefallen  den  Affen  auslöschen  wollte.  Es  hat  noch 
später  lange  Zeit  seinen  Schülern  als    Scheidewand  gedient. 

Trotzdem  gibt  es  noch  in  den  ersten  Cabineten  viele 
Bilder  seiner  Hand ,  die  in  allen  Theilen  gleich  emsig  gemalt 
und  ausgeführt  sind,  obgleich  schon  vor  Jahren  viele  zu  hohem 
Preise  aufgekauft  und  nach  Italien  und  Frankreich  verführt 
wurden. 

Ich  habe  bemerkt,  dass  er  in  seiner  Jugend  viel  mehr 
Geduld  hatte,  seine  Arbeiten  fleissig  auszuführen,  als  später. 
Dies  ist  insbesondere  an  einem  Bilde  wahrzunehmen ,  das  unter 
dem  Namen:  St.  Peter's  Schiffchen  bekannt  ist,  welches  sich 
lange  Zeit  in  dem  Cabinete  des  ehemaligen  Schöffen  und 
Bürgermeisters  Jan  Jakobzen  Hinloopen  in  Amsterdam 
befand.  Die  Haltung  der  Figuren  und  ihre  Gesichtszüge  sind  dem 
Ereignisse  so  angemessen  wie  nur  denkbar  ausgedrückt,  und 
dabei  das  Ganze  viel  fleissiger  gemalt,  als  man  in  der  Regel 
von  ihm  zu  sehen  gewohnt  ist.  In  demselben  Cabinete  ist  noch 
ein  anderes  Bild  von  Rembrant:  Haman,  Esther  und  Ahasver 
beim  Mahle,  dessen  Inhalt  der  Dichter  Jan  Vos,  ein  verstän- 
diger Kunstkenner,  nebst  den  darin  zum  Ausdruck  gebrachten 
Gemütsbewegungen,  in  Versen  beschrieben  hat.  — 

261.  Ebenso  behandelt  ist  ein  Bild,  genannt:  die  Ehebrecherin, 
bei  dem  Herrn  Willem  Six,  ältesten  Schöffen  der  Stadt 
Amsterdam;  desgleichen  die  Predigt  Johannes  des  Täufers,  ein 
Grisaille,  staunenswerth  ob  der  naturwahren  Darstellung  der  Ge- 
sichter der  Zuhörer  und  der  mannigfaltigen  Costüme:  es  befindet 
sich  bei  dem  Postmeister  Johan  Six  zu  Amsterdam.  Ich  muss 
auch  deshalb  mit  Sicherheit  annehmen,  dass  er  insbesondere 
auf   diese    Umstände  Gewicht   gelegt    und    auf  den  Rest    nicht 


ERSTER  THEIL.  I  I  5 

mehr  achtete.  Ich  bin  dessen  um  so  gewisser,  da  mir  mehrere 
seiner  Schüler  erzählten,  dass  er  zuweilen  ein  Gesicht  auf 
zehnerlei  verschiedene  Art  skizzirte,  ehe  er  es  auf  die  Leinwand 
brachte,  oder  wol  auch  einen  und  zwei  ganze  Tage  damit 
zubringen  konnte,  einen  Turban  nach  seinem  Geschmack  auf- 
zusetzen. Mit  dem  nackten  Modell  jedoch  hat  er  nicht  so  viele 
Vorbereitungen  gemacht,  sondern  dieses  zumeist  nur  flüchtig 
behandelt.  Gute  Hände  sieht  man  nur  selten  von  ihm,  weil  er 
sie,  insbesondere  bei  seinen  Porträts,  in  den  Schatten  verbarg. 
Oder  er  malte  kurzweg  die  Hand  irgend  einer  runzeligen  Alten. 

Seine  nackten  Frauen  aber,  der  herrlichste  Vorwurf  des 
Pinsels,  auf  welchen  alle  berühmten  Meister  von  Alters  her 
ihren  ganzen  Fleiss  verwendeten,  sind,  wie  man  sagt,  zu 
kläglich,  um  von  ihnen  zu  singen  oder  zu  spielen.  Denn  dies  262. 
sind  durchaus  Erscheinungen,  vor  welchen  man  Widerwillen 
empfindet,  so  dass  man  nur  staunen  kann,  dass  ein  Mann  von 
solchem  Talent  und  Geist  so  eigensinnig  in  der  Wahl  seiner 
Vorbilder  war.  — 

K.  van  Mander  erzählt,  dass  Michel  Angelo  zu  sagen 
pflegte:  Jedes  Gemälde,  es  sei  was  immer  oder  von  wem  immer, 
wäre  nur  Tand  und  Bettel,  wenn  nicht  Alles  nach  der  Natur 
gemalt  ist,  und  es  gäbe  nichts,  was  dieser  Meisterin  vorzuziehen 
wäre.  Deshalb  that  er  auch  keinen  Strich,  ohne  das  lebendige 
Modell  vor  sich  zu  haben.  Derselben  Meinung  war  auch  unser 
gi^osser  Meister  Rembrant,  der  den  Grundsatz  aufstellte,  man 
müsse  lediglich  der  Natur  nachfolgen,  und  alles  Uebrige  war  ihm 
werthlos.  —  Er  wollte  sich  nie  an  die  Muster  Anderer  binden,  267. 
und  nicht  einmal  den  ausgezeichnetsten  Beispielen  Jener  folgen, 
welche  sich  mit  der  Darstellung  des  Schönen  einen  ewigen 
Ruhm  bereitet,  sondern  er  begnügte  sich,  die  Natur  nachzu- 
ahmen, so  wie  sie  ihm  erschien,  ohne  dabei  wählerisch  zu  sein.  268. 

Mit  Bezug  darauf  bemerkt  auch  der  Dichter  Andries 
Pels  in  seinem  Lehrgedichte  „Gebruik  en  Misbruik  des  Toneeis" 
(p.  36)  sehr  geistreich  über  ihn:  „Malte  er,  wie  dies  zuweilen 
geschah,  eine  nackte  Frau,  so  wählte  er  keine  griechische 
Venus  zu  seinem  Modell,  sondern  eher  eine  Wäscherin  oder 
Torftreterin  aus  einer  Scheuer  und  nannte  seine  Bizarrerie: 
Nachahmung  der  Natur;  alles  Uebrige  war  ihm  eitle  Verzierung. 


I  1 6  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Schlaffe  Brüste,  unförmliche  Hände,  ja  die  Spuren  der  Gürtel- 
bänder der  Röcke  am  Bauche  und  der  Strumpfbänder  an  den 
Beinen  mussten  sichtbar  werden,  wenn  der  Natur  Genüge 
gethan  sein  sollte,  das  heisst  seiner  Natur,  welche  keine  Regel 
und  keine  .Grundsätze  von  Ebenmass  an  dem  menschlichen 
Leibe  dulden  wollte." 

Ich  lobe  Pels'  Offenherzigkeit  und  ersuche  den  Leser, 
mein  freimüthiges  Urtheil  auch  zum  Besten  zu  deuten,  da  es 
ja  nicht  aus  Hass  gegen  des  Mannes  Werke  ausgesprochen  wird, 
sondern  um  die  verschiedenen  Ansichten  und  die  mannigfachen 
künstlerischen  Auffassungen  mit  einander  zu  vergleichen  und 
den  Lernbegierigen  zur  Nachahmung  des  Ruhmwürdigsten 
anzuspornen.  Denn  hievon  abgesehen  muss  ich  mit  dem  vor- 
genannten Dichter  sagen: 

„Welch  ein  Verlust  war  es  für  die  Kunst,  dass  sich  eine 
solche  Meisterhand  ihrer  angeborenen  Kraft  nicht  besser 
bediente!  Denn  wer  übertraf  ihn  an  Begabung!  Aber  je  grosser 
das  Talent,  desto  grösser  seine  Verirrungen,  wenn  es  sich  an 
keine  Regel,  an  keine  Grundsätze  bindet,  sondern  Alles  aus  sich 
selbst  zu  wissen  vermeint!" 
269.  •  Seine  Arbeiten  waren  zu  seiner  Zeit  so  geschätzt  und 
gesucht,  dass  er  sich,  wie  das  Sprüchwort  sagt,  nicht  nur 
bezahlen,  sondern  auch  bitten  Hess.  Jahrelang  war  er  mit 
Bestellungen  so  überhäuft,  dass  die  Leute  lange  auf  ihre  Bilder 
warten  mussten,  obwol  er  insbesondere  in  seinen  letzten  Jahren 
so  rasch  arbeitete,  dass  seine  Gemälde,  in  der  Nähe  betrachtet, 
aussahen,  als  wenn  sie  mit  einer  Maurerkelle  überschmiert 
worden  wären. 

Deshalb  zog  er  die  Besucher  seines  Ateliers,  welche  seine 
Arbeiten  in  der  Nähe  besehen  wollten,  mit  den  Worten  zurück: 
der  Geruch  der  Farben  wird  Euch  belästigen.  Man  sagt,  dass 
er  einmal  ein  Porträt  gemalt  habe,  in  welchem  die  Farbe  so 
dick  aufgetragen  war,  dass  man  das  Bild  bei  der  Nase  vom 
Boden  aufheben  konnte. 

Man  sieht  auch  Steine  und  Perlen,  in  Halsketten  und 
Turbans,  so  pastos  gemalt,  als  wenn  sie  gemeisselt  wären,  durch 
welche  Manier  seine  Bilder,  selbst  auf  weite  Entfernung,  un- 
geschwächt wirken. 


ERSTER  THEIL.  I  1 7 

Von  der  grossen  Anzahl  vorzüglicher  Porträts  ist  ins- 
besondere sein  Selbstporträt  bei  dem  Herrn  Jan  van  Beunin- 
gen  zu  nennen,  welches  so  kunstvoll  und  kräftig  in  der  Farbe 
ausgeführt  v^rar,  dass  das  glänzendste  Bild  von  van  Dyk  oder 
Rubens  dagegen  nicht  aufkommen  konnte.  Ja  der  Kopf  schien 
aus  dem  Bilde  herauszutreten  und  den  Beschauer  anzu- 
sprechen. 

Nicht  minder  wird  auch  jenes  in  der  Galerie  des  Gross- 
herzogs von  Florenz  gepriesen,  -weiches  neben  den  Porträts 
von  F.  Koning,  F.  Mieris,  G.  Dou,  B.  van  der  Helst, 
Ferdinandus  Voet  von  Antwerpen,  M.  Musscher,  G.  270. 
Schalken,  G.  Lairesse,  A.  van  der  Werf,  K.  de  Moor 
und  van  der  Neer  hängt. 

Ueber  seine  Gemälde  glauben  wir  aber  genug  gesagt  zu 
haben,  und  wollen  nur  noch  von  seinen  unnachahmlichen 
Radirungen  sprechen,  die  allein  hinreichen  würden,  seinen  Ruhm 
zu  erhalten.  Es  sind  ihrer  den  Kupferstichfreunden  einige 
Hundert  bekannt,  wie  auch  eine  nicht  geringere  Anzahl  von 
Federzeichnungen  auf  Papier,  in  welchen  er  die  Gemüts- 
bewegungen bei  verschiedenartigen  Ereignissen  so  geschickt 
und  deutlich  in  den  Gesichtszügen  ausgedrückt  hat,  dass  man 
nur  staunen  hiuss.  Zorn,  Hass,  Trauer,  Freude  etc.  sind  so 
naturwahr  dargestellt,  dass  man  aus  den  Federstrichen  heraus- 
lesen kann,  was  jedes  zu  bedeuten  hat. 

Eine  der  hervorragendsten  ist  die  Darstellung  des  letzten 
Abendmahls  Christi,  welche  ich  bei  dem  Kunstfreunde  van 
der  Schelling  gesehen  habe  und  die  sich  gegenwärtig  im  Besitze 
des  .mehrgenannten  Willem  Six  befindet  und  auf  mehr  als 
20  Ducaten  geschätzt  wird,  obwol  es  nur  eine  mit  der  Feder 
auf  Papier  hingeworfene  Skizze  ist.  Daraus  kann  man  ent- 
nehmen, dass  er  fähig  war,  bei  der  Beobachtung  der  mannig- 
faltigsten Gemütsbewegungen  eine  bleibende  Vorstellung  in  sich 
aufzunehmen. 

Viele  geistreiche  historische  Darstellungen,  Figuren,  Porträts 
und  eine  grosse  Anzahl  männlicher  und  weiblicher  Köpfe  sind 
von  ihm  lediglich  mit  der  Nadel,  und  viele  derselben  höchst 
sorgfältig,  in  Kupfer  geätzt  und  zum  Vergnügen  der  Liebhaber 
in  Abdrücken  verbreitet. 


I  l8  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

271.  Er  hatte  auch  eine  ganz  eigene  Weise,  seine  geätzten 
Platten  zu  behandeln  und  fertig  zu  machen,  die  er  seinen 
Schülern  nicht  mittheilte,  und  es  ist  gar  nicht  zu  ermitteln,  wie 
sie  gemacht  sind,  denn  das  Geheimniss  ist  mit  dem  Erfinder 
zu  Grabe  gegangen. 

Um  ein  Beispiel  anzuführen ,  so  kennt  man  von  dem 
Porträt  Lutma'sdrei  verschiedene  Abdrücke:  einen  roh  skizzirten, 
einen  etwas  mehr  ausgeführten,'  in  welchem  der  Fensterrahmen 
sichtbar  ist,  und  endlich  einen  mit  grossem  Fleiss  und  Geschick 
vollendeten.  Auch  an  dem  Porträt  des  Silvius  sieht  man,  dass 
es  ebenso  zuerst  nur  roh  geätzt  ist  und  die  zarten  Mitteltöne 
und  Schlagschatten  erst  später  hineingebracht  wurden,  und  dass 
es  so  fein  und  zart  behandelt  ist,  wie  dies  nur  durch  die  Schab- 
kunst  möglich  geworden  ist. 

Diese  Arbeiten  brachten  ihm  grossen  Ruhm  und  nicht  gerin- 
gen Vortheil,  noch  mehr  aber  der  Kunstgriff,  unbedeutende  Ver- 
änderungen oder  nur  geringe  Zusätze  an  seinen  Platten  anzu- 
bringen, mit  welchen  dieselben  wieder  wie  neue  verkauft  wurden. 
Ja  die  Lust  dazu  war  in  jener  Zeit  so  gross,  dass  man  nur 
Diejenigen  für  wahre  Liebhaber  hielt,  welche  die  Juno  mit  und 
ohne  Krone,  den  Josef  mit  dem  lichten  und  dem  beschatteten 
Kopfe  und  derlei  mehr  besassen.  Die  Frau  bei  dem  Kachel- 
Ofen,  obgleich  eines  seiner  unbedeutendsten  Blätter,  wollte 
Jeder  mit  und  ohne  weisse  Mütze,  mit  und  ohne  den  Ofen- 
schlüssel haben,  obgleich  er  dieses  Blatt,  als  wenn  es  zu  unbe- 
deutend für  ihn  wäre,  durch  seinen  Sohn  Titus  verkaufen  Hess. 

Ueberdies  hatte  er  eine  so  grosse  Anzahl  von  Schülern, 
deren  ihm  Jeder  jährlich  100  Gulden  bezahlte,  dass  Sandrart, 

272.  der  mit  ihm  Umgang  pflog,  sagt,  Rembrant  habe  seiner 
Berechnung  nach  von  seinen  Schülern  jährlich  mehr  als  25oo 
Gulden  Einkommen  gehabt.  Ueberdies  war  er  so  geldgierig, 
dass  seine  Schüler,  welche  dies  wussten,  oft  scherzweise  auf 
den  Flur  oder  anderwärts,  jedoch  so,  dass  er  es  bemerken 
musste,  kleine  Münzstücke  hinmalten,  nach  welchen  er  nicht 
selten  die  Hand  ausstreckte,  doch,  über  seinen  Irrthum  verlegen^ 
sich  nichts  weiter  nierken  Hess. 

Rechnet  man  hiezu  noch  das,  was  er  mit  dem  Pinsel 
verdiente,  denn  er  Hess  sich  für  seine  Bilder  gut   bezahlen,  so 


ERSTER  THEIL.  I  1 9 

muss  er  wol  grosse  Summen  erworben  haben,  umsomehr,  da 
er  nicht  viel  in  Wirthshäusern  und  Gesellschaften  und  noch 
weniger  zu  Hause  verzehrte,  wo  er  einfach  lebte,  und  bei  der 
Arbeit  oft  mit  einem  Stücke  Käs  und  Brod,  oder  mit  einem 
Häring  seine  Mahlzeit  hielt.  Ungeachtet  dessen  hörte  man, 
als  er  im  Jahre  1674  starb,  nichts  von  einem  bedeutenden 
Nachlasse. 

Seine  Frau  war  eine  Bäuerin  von  Raarep  oder  Ransdorp 
in  Waterland ,  klein  an  Gestalt,  aber  wolgebildeten  Gesichts 
und  üppigen  Körpers.  Ihr  Porträt  sieht  man  neben  seinem  in 
einer  seiner  Radirungen.  — 

Er  verkehrte  im  Herbst  seines  Lebens  zumeigt  mit 
gettieinen  Leuten  und  Künstlern.  — 

Unter  seinen   zahlreichen  Schülern    werden   auch   die  fol-  273. 
genden  genannt,  deren  Geburtszeit  ich  nicht  kenne  und  die  ich 
deshalb  hinter  ihrem  Meister  einreihe:  Paudis,  ein  Niedersachse, 
den    auch    Sandrart   erwähnt,    malte    später    für  den    Herzog 
Albert  von  Baiern. 

Frans  Wulfhagen,  geboren  zu  Bremen,  verstand  es, 
die  Manier  seines  Meisters  trefflich  nachzuahmen,  und  hat  sich 
auch  bis  zu  seinem  Lebensende  daran  gehalten. 

Juriaan  Ovens  war  ein  tüchtiger  Maler  von  historischen 
Compositionen  und  Nachtstücken,  welche  er  efifectvoll  darzu- 
stellen verstand.  Ein  grosses  Bild  von  ihm  ist  in  der  Galerie  274. 
des  Amsterdamer  Rathhauses.  Es  stellt  die  Versch\yÖrung  der 
alten  Batavier  im  heiligen  oder  Schaaker-Busch  vor,  wo  Claudius 
Civilis  die  vornehmsten  Häupter  und  Edlen  bei  einem  Gast- 
mahle überredete,  das  römische  Joch  abzustreifen. 

Er  lebte  noch  im  Jahre  1675  und  malte  in  Friedrichstadt 
für  den  Herzog  von  Holstein.   G.  Dou  hat  ihn  porträtirt. 

Seine  Porträts  werden  insbesondere  gelobt,  und  jenes  des 
Baron  Godart  van  Amerongen,  Herrn  von  Ginkel,  hat 
Vondel  im  Jahre   1660  besungen,  — 

Auch  Gravenhaag  hat   schon   früh  wackere  Künstler  her-  275. 
vorgebracht;  —  Monniks    oder   Mo  nix  —   ist  im  Jahre   1606 
geboren.     Die    Reiselust   und   das  Verlangen    berühmte   Kunst- 
werke zu  sehen,  trieben  ihn   nach  Rom,  wo  er   i3  Jahre  lang 
im  Dienste  des  Papstes  arbeitete. 


I  20  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Er  malte  Gesellschaftsstjücke  in  der  Weise  von  Gerarts, 
aber  man  sieht  sie  hier  zu  Lande  nur  selten,  zuweilen  findet 
man  bei  Liebhabern  eine  seiner  Zeichnungen.  Er  starb  im  Haag 
etwa  80  Jahre  alt. 

Wo  sein  Jahrgenosse  Jan  van  den  Velde  geboren  wurde, 
weiss  ich  nicht.  Er  ist  wol  zumeist  durch  die  von  ihm 
gestochenen  Landschaften  bekannt,  die  allerort  bei  den  Kupfer- 
stichsammlern vorkommen.  ^ 

Er  hatte  einen  Bruder,  ob  dieser  aber  jünger  oder  älter 
als  er  war,  konnte  ich  nicht  erfahren.  Er  hiess  Esaias  van 
den  Velde  und  malte  Schlachten,  Reitergefechte  und  Plün- 
derungen. Er  staffirte  auch  oft  die  Bilder  anderer  Meister  mit 
Figuren,  Pferden  und  spanisch  gekleideten  Reitertruppen,  wohnte 
im  Jahre  1626  zu  Harlem  und  i63q  zu  Leiden.  Seine  Bilder 
waren  damals  gesucht  und   theuer  bezahlt. 

Man  glaubt,    dass   Willem   van  den  Velde,  der  Feder- 
zeichner, der  Vater  Adriaen's  und  Willem's  van  den  Velde, 
geboren  im   Jahre    16 10,  ein   Bruder  der    beiden   Vorgenannten 
gewesen  ist. 
276.  Joachim  Sandrart  Laurenszoon  ist  zu  Frankfurt  a.  M. 

den  12.  Mai  1606  geboren.  Er  ging,  nachdem  er  im  Lesen 
und  Schreiben,  sowie  in  den  Anfangsgründen  der  Kunst  von 
Theodor  de  Bry  und  Math.  Merian  unterrichtet  worden 
war,  getrieben  von  der  Lust  zur  Kunst,  in  einem  Alter  von 
i5  Jahren  zu  Fuss  nach  Prag,  um  bei  dem  berühmten  Gillis 
Sadeler  in  Kupfer  stechen  zu  lernen;  dieser  rieth  ihm  aber 
davon  ab  und  verwies  ihn  im  Gegentheil  auf  die  Malerei, 
welchen  Rath  er  auch  befolgte.  Er  ging  hierauf  nach  Utrecht 
zu  Gerard  Honthorst  in  die  Schule,  der  ihn,  als  er  von 
dem  Könige  dorthin  entboten  ward,  nach  England  mitnahm, 
wo  er  Gelegenheit  fand,  gute  Werke  zu  sehen,  unter  Anderem 
die  zwölf  Kaiser  und  Kaiserinnen,  welche  Titian  in  Ueber- 
lebensgrösse  gemalt,  und  der  genannte  G.  Sadeler  in  Kupfer 
gestochen  hat. 

Diese  Bilder  wurden  nach  dem  Tode  des  Herzogs 
von  Buckingham  mit  mehreren  anderen  zu  hohem  Preise  an 
den  Kaiser  Ferdinand  IIL  verkauft,  um  seinen  Palast  zu 
schmücken. 


ERSTER  THEIL.  I  2  I 

Dadurch  angeeifert,  machte  er  solche  Fortschritte,  dass 
der  König  Karl  Stuart  bei  ihm  verschiedene  Bilder  bestellte 
und  seinen  Fleiss  mit  einem .  Geschenke  belohnte.  Noch  ge- 
schätzter aber  ward  er  am  Hofe,  als  er  für  den  Grafen  Arund el 
König  Heinrich  VIII.,  Tomas  Morus,  Desiderius  Erasmus 
und  noch  andere  Gemälde  von  Hans  Holbein  geschickt  copirte. 
Immer  mehr  aber  wuchs  in  ihm  die  Sehnsucht  Rom  zu 
sehen,  bis  er  im  Jahre  1627  sich  von  England  nach  Venedig 
einschiffte,  wo  er  von  dem  Maler  Jan  Lis,  genannt  P an,  277* 
und  Nicolaas  Ringnerus  bewillkommt  und  zu  allen  Sehens- 
würdigkeiten Venedigs,  insbesondere  den  weltberühmten  Werken 
Titian's  und  Paul  Veronese's  in  der  Kirche  des  St.  Sebastian, 
geleitet  wurde. 

Von  da  ging  er  nach  Bologna,  wo  er  von  dem  berühmten 
Kupferstecher  Michiel  le  Blon,  seinem  Vetter  von  Vaters  Seite, 
liebevoll  aufgenommen  ward,  in  dessen  Begleitung  er  zuerst 
nach  Florenz,  dann  nach  Rom  ging,  wo  er  unter  den  Malern 
mehrere  fand,  die  er  bereits  kannte,  so  Pieter  de  Laar  oder 
Bamboots,  mit  dem  er  wol  zumeist  Umgang  pflog. 

Die  ersten  Bilder,  die  er  in  Rom  malte,  waren  ein 
Hieronymus  und  eine  Maria  Magdalena,  welche,  von  dem  Car- 
dinal Barberini  angekauft,  dem  König  von  Spanien  als 
Geschenk  gesandt  wurden,  und  ein  Altarbild  für  die  Kirche 
der  heil.  Maria,  die  12  Geheimnisse  des  Rosenkranzes  dar- 
stellend; diese  machten  seinen  Namen  so  berühmt,  dass,  als 
der  König  von  Spanien  12  Gemälde  der  besten  damals  in  Rom 
befindlichen  Maler  kaufen  Hess,  ihm  je  eines  von  Guido, 
Guercino,  Josepin,  Massimi,  Gentileschi,  Pietro  da 
Cortona,  Valentin,  Andrea  Sacchi,  Lanfranco,  Domini- 
chino,  Poussin  und  eines  von  Sandrart  geschickt  wurde. 

Später  übertrug  ihm  der  Herzog  Giustiniani  die  Auf- 
sicht über  die  Stecher,  welche  in  seiner  Galerie  arbeiteten. 

Nachdem  er  einige  Jahre  unter  Studien  in  Rom  zugebracht 
hatte,  empfand  er  Lust,  auch  andere  italienische  Städte  zu 
besuchen.  Zu  diesem  Zwecke  ging  er  zuerst  nach  Neapel  und 
Sicilien,  wo  er  verschiedene  Bilder  malte  und  überdies  mehrere  278. 
Skizzen  von  dem  feuerspeienden  Berge  Vesuv  und  dem  Eingange 
zu  den   Eliseischen  Feldern,   dessen   Virgil  gedenkt,   anfertigte. 


1 22  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Von  da  ging  er  nach  Malta,  wo  seine  Bilder  besonderen  An- 
werth  fanden;  und  obgleich  er  viele  Neider  hatte,  so  verstand 
er  es  doch,  diese  durch  Höflichkeit  und  Dienstwilligkeit  zu 
seinen  Freunden  zu  machen. 

Wir  wollen  nicht  alle  Städte  aufzählen,  welche  er  besucht 
hat,  und  bemerken  nur  im  Vorbeigehen,  dass  er  Alles,  worüber 
die  alten  Dichter  geschrieben,  als:  die  Vulkanischen  Inseln,  den 
Berg  Aetna,  die  gefährlichen  Klippen  der  Scilla  und  Charybdis  etc. 
nach  der  Natur  zeichnete.  Nachdem  er  Alles  zur  Genüge  gesehen 
hatte,  kehrte  er  wieder  nach  Frankfurt  zurück  und  vermalte 
sich  mit  Johanna  von  Milkau.  Da  aber  damals  die  Pest  und 
Hungersnot  immer  mehr  in  Deutschland  zunahmen  und  eben 
sein  Schwager  von  einem  Trupp  hungernder  Bauern  in  seinem 
.  Hause  überfallen  worden,  die  Alles  fortschleppten  und  ihn  selbst 
beinahe  erwürgt  hätten,  schien  es  ihm  hier  nicht  mehr  geheuer 
und  er  zog  in  aller  Eile  mit  seinem  Hausgesinde  nach  Amster- 
dam, wo  er  Gelegenheit  fand,  seine  Kunst  auszuüben.  Er  malte 
unter  Anderem  in  dem  Spital  am  Kolveniers-Burgwal  den  Ein- 
zug der  Maria  von  Medicis;  für  die  schwedischen  Ge- 
sandten, Bikker  und  Spieringer,  die  Porträts  ihrer  Frauen, 
und  hielt  sich  einige  Jahre  dort  auf,  bis  ihm  eine  Erbschaft 
279.  zu  Stockau  nächst  Ingolstadt  im  Herzogthume  Neuburg  zufiel. 
Da  er  aber  wusste,  dass  sowol  das  Haus  als  auch  der  Garten 
gänzlich  verfallen  waren,  verkaufte  er  Alles,  was  er  damals 
in  Amsterdam  besass,  sowol  Bilder,  Zeichnungen  und  andere 
Fahrnisse,  darunter  zwei  Bücher  mit  italienischen  Zeichnungen, 
an  den  vorgenannten  Spieringer  für  die  Summe  von  3 5oo  Gulden. 

Ausserdem  brachte  eine  öffentliche  Versteigerung  seiner 
Zeichnungen  4555,  und  die  seiner  Bilder  40.566  Gulden  ein. 
Aber  kaum  war  das  Haus  wieder  aufgebaut  und  die  Ländereien  in 
Stand  gebracht,  um  ein  Erträgniss  abzuwerfen,  ward  es  wieder 
gänzlich  von  den  Franzosen  verwüstet.  Doch  er  baute  es  noch 
einmal,  schöner  als  vordem,  auf.  Aber  einen  neuerlichen  Ein- 
fall befürchtend,  verkaufte  er  es  und  Hess  sich  in  Augsburg 
nieder,  wo  er  viele  Bilder  für  den  Kurfürsten  Maximilian 
von  Baiern  und  Kaiser  Ferdinand  malte,  der  ihm  auch  eine 
goldene  Kette  mit  einer  Medaille  verehrte.  Dies  waren  zumeist 
Martyrien  von  Heiligen  und  die  Auffindung  des  heiligen  Kreuzes 


ERSTER  THEIL.  123 

durch  Helena  für  Brunn  in  Mähren.    Damals   begann  er  auch  280. 
sein    Werk    die   „Teutsche   Academie",    an  welchem   er   bis   in 
sein  Alter  beschäftigt  war. 

Im  Jahre  1672  verliess  er,  da  seine  Frau  inzwischen 
gestorben  war,  Augsburg,  ging  nach  Nürnberg  und  heiratete 
am  5.  November  desselben  Jahres  Hester  Barbara,  die  Tochter 
des  Rathsherrn  Wilh.  Bloemart. 

Der  bedeutendste  Inhalt  seines  oben  erwähnten  Buches 
betrifft  die  Biographien  der  Maler,  in  welchen  er  Vasari  und 
Ridolfi  im  Hinblick  auf  die  Italiener,  und  K.  van  Mander 
in  der  ganzen  Anordnung  folgt;  und  da  er  selbst  seinerzeit 
viele  Maler  persönlich  kannte,  hat  er  auch  deren  Leben  und 
Werke  beschrieben  und  angefügt  und  so  deren  Anzahl  reichlich 
vermehrt.  Er  hat  es  in  lateinischer  und  deutscher  Sprache 
herausgegeben  und  es  ist  ein  ruhmwürdiges  Werk,  welches, 
abgesehen  von  den  neuen  Zusätzen  und  den  zahlreichen  Kupfer- 
stichen, allein  hinreicht,  seinen  Namen  jenen  der  denkwürdigen  281. 
Männer  anzureihen. — 

Seine  letzten  Bilder  werden  von  seinem  Biographen  in 
der  lateinischen  Ausgabe  noch  besonders  gepriesen.  Dies  sind: 
eine  Darstellung  des  sterbenden  Christus  mit  Maria,  Johannes 
und  dem  knieenden  Longinus  und  ein  jüngstes  Gericht,  an 
welches  er  noch  kurz  vor  seinem  Tode,  in  seinem  77.  Jahre, 
die  letzte  Hand  legte.  — 

Emanuel  de  Witt,  der,  wie  ein  z  weif  er  Diogenes  der  282. 
Cyniker,  Jedermann  höhnte  und  lästerte,  ist  zu  Alkmaar  im 
Jahre  1607  geboren.  Sein  Vater  war  Schullehrer,  kundig  der 
Geometrie  und  ein  guter  Redner.  In  dieser  Wissenschaft  übte 
sich  auch  Emanuel  in  früher  Jugend  und  verstand  in  Folge 
dessen  die  Dialektik  in  ungewöhnlichem  Grade,  wodurch  er 
aber  nicht  selten  in  Gesellschaften  Zwistigkeiten  und  Unfrieden 
hervorrief,  insbesondere,  wenn  von  einem  Bibelstoffe  die  Rede 
war  und  er  sich  nicht  entblödete  zu  widersprechen  und  die 
Sache  in  Zweifel  zu  ziehen,  wobei  er  sagte,  dass  ihm  in  seinem 
fünfzehnten  Jahre  schon  die  Schuppen  von  den  Augen  gefallen 
wären.  Wahrlich,  wenn  es  nicht  seine  künstlerischen  Fähigkeiten 
fördern  würden,  seine  Lebensweise  hätte  uns  nicht  veranlasst, 
ihm  einen  Platz  hier  einzuräumen.  — 


1 24  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

283.  Er  war  ein  Schüler  des  Evert  van  Aelst  Willemsz 
zu  Delft,  dessen  wir  bereits  (p.  228)  gedacht  haben.  Nachdem 
er  die  Grundsätze  der  Kunst  verstand,  übte  er  sich  im  Malen 
von  Figuren,  Historien  und  Porträts,  und  sein  Porträt  der 
Frau  des  Juriaan  van  Streek  ist  noch  bei  dessen  Sohne  zu 
sehen;  doch  er  zog  später  mit  seinem  ganzen  Hausstande 
nach  Amsterdam  und  verlegte  sich  auf  die  Darstellung  von 
Kirchen,  worin  ihm,  sowol  im  Hinblick  auf  die  regelrechte 
Architektur,  als  gefistreiche  Beleuchtung  und  schöne  Figuren 
Keiner  gleich  tam.  Die  Innenansichten  der  meisten  Kirchen 
von  Amsterdam  hat  er  zu  verschiedenen  Malen  nach  der  Natur 
aufgenommen,  und  sie  mit  Predigtstuhl,  Orgel,  Herrenstühlen 
und  Gebetbänken,  Grabsteinen  und  anderen  Verzierungen  so 
gemalt,  dass  sie  zu  erkennen  sind.  In  einigen  hat  er  die  Zeit 
der  Predigt,  in  anderen  den-  Augenblick,  in  welchem  das  Volk 
zur  Kirche  kommt,  gewählt  und  Jeden  in  seiner  üblichen  Kleidung 
dargestellt. 

Das  beste  seiner  Werke  war  die  Ansicht  des  Chors  und 
jenes  Theiles  der  Nieuwe-Kerk,  in  welchem  sich  das  Grab  oder 
Marmordenkmal  des  Admirals  de  Ruyter  befindet.  Dieses  Bild 
ward  bei  ihm  von  Junker  Engel  de  Ruyter  für  eine  gute 
Summe  Geldes  bestellt,  aber  dieser  starb,  ehe  es  geliefert  war. 
Der  Prediger  Bernardus  Somer,  der  die  Tochter  des  Admirals 
geheiratet  hatte,  aber  nicht  viel  von  Bildern  hielt,  bot  unserem 
Emanuel  200,  und  endlich  3oo  Gulden  für  dasselbe;  er 
aber  beharrte  hartnäckig    auf  den  gemachten  Bedingungen  und 

284.  schalt  den  Prediger  auf  das  Erbärmlichste  aus.  Dieser  Hess  ihn 
deshalb  so  lange  zappeln,  bis  er  vor  Wut  ein  Messer  nahm 
und,  ungeachtet  er  nicht  einen  Stüber  im  Sacke  hatte,  das  Bild 
in  Stücke  schnitt.  — 

Seine  Kunst  machte  ihm  viele  Freunde,  aber  er  wusste 
sich,  wie  ein  spanisches  Sprüchwort  sagt,  ihrer  so  lange  nicht 
zu  bedienen,  bis  er  sie  nicht  mehr  nöthig  hatte.  Einst  wurden 
bei  ihm  für  den  König  von  Dänemark  zwei  Bilder  bestellt. 
Nachdem  die  Zeit  der  Ablieferung  längst  verflossen  war,  kam 
der  dänische  Consul  und  sagte,  dass  der  König  unzufrieden 
wäre,  worauf  er  ihm  erwiderte:  Wenn  der  Ochsenkönig  die 
Bilder  nicht  mehr  will,  werde  er  sie  anderweitig  verkaufen. 


ERSTER  THEIL.  125 

So  machte  er  durch  seine  zügellose  Sprache  seine  Freunde 
zu  Feinden  und  ward  von  Jedermann  über  die  Achsel  angesehen, 
selbst  von  den  Künstlern,  da  er  über  jeden  verächtlich  urtheilte. 

Die  Malereien  von  Lairesse  verglich  er  mit  des  Prinzen 
Flagge,  ja  die  beste  Arbeit  war  nicht  sicher  vor  seiner  Lästerung.  — 

Eines  Abends  kam  Lairesse  in  das  Wirthshaus,  in 
welchem  de  Witt  sass,  nahm  eine  Kreide  und  zog  einige 
Linien  auf  die  Tischtafel,  um  de  Witt,  der  sich  auf  seine 
Geometrie  etwas  zugute  that,  zu  hänseln.  De  Witt  aber,  der 
nichts  schuldig  blieb,  skizzirte  mit  Kreide  die  Kanone  auf  den 
Tisch,  mit  welcher,  wie  er  sagte,  Lairesse  die  Nase  abge- 
schossen wurde.  Dies  nahm  Lairesse  übel  und  Emanuel 
kam  nicht  ungeprügelt  nach  Hause. 

Des  anderen  Tags  begegnete  ihm  in  aller  Früh  ein  Freund,  283. 
der  ihn  eher  an  seiner  Kleidung  als  an  seinem  Gesichte  erkannte, 
denn  er  war  durch  blaue  Augen,  eine  geschwollene  Nase  und 
mehrere  Schrammen  im  Gesichte  ganz  entstellt.  Nun,  Vater  Witt, 
rief  dieser,  wer  hat  Euch  so  zugerichtet  und  wohin  geht  Ihr 
so  früh?  Ja,  antwortete  er,  schaut  mich  nur  an,  diese's  Porträt 
haben  sie  mir  gestern  Abend  im  Finstern  so  stümperhaft  skizzirt 
und  darum  gehe  ich  wieder  hin,  um  es  bei  Tag  fertig  machen 
zu  lassen.  Es  scheint,  dass  de  Witt  nach  der  Regel:  Je 
weniger  Friede,  desto  besser,  lebte. 

Welchen  Grund  hatte  er  auch,  Lairesse  eine  so  spitze  Ant- 
wort zu  geben,  deren  Beziehung  nicht  einmal  richtig  war?  Denn 
nicht  die  Lustseuche  hatte  seine  Nase  derart  entstellt,  sondern 
er  war  mit  derselben  geboren,  wie  ich  aus  seinem  von  ihm 
selbst  im  Alter  von   17  Jahren  gemalten  Porträt  entnehme. 

Als  er  später  einsah,  dass  ihm  das  Glück  den  Rücken 
kehrte,  dass  Jedermann  Scheu  vor  ihm  hatte,  und  er  im  eigenen 
Lande  wie  ein  Fremdling  angesehen  ward  und  in  Armut  gerieth, 
verlor  er  das  Selbstvertrauen,  zumeist  als  ihm  sein  Wirth  mit 
dem  Einmahnen  seiner  Schulden  lästig  wurde.  —  Ich  könnte 
noch  mehrere  Beispiele  seines  Benehmens  anführen,  doch  will 
ich  mir  mit  einem  genügen  lassen.  —  Ein  junger  Maler,  286. 
Namens  Janssens,  hatte  ein  Bild  gemalt  und  hielt  es  für  das 
beste,  welches  er  bisher  gemacht  hatte.  Er  ersuchte  de  Witt, 
als    einen    erfahrenen  Meister,   dasselbe   besehen   zu  wollen,    in 


I  26  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

der  Hoffnung,  dass  er  es  loben  wurde.  De  Witt  aber  sagte, 
als  er  es  sah:  Ihr  müsst  ein  sehr  bescheidener  Mensch  sein,  wenn 
Ihr  an  solchen  Kruten  Gefallen  findet,   und  ging  fort. 

So  wie  seine  Lebensweise  von  der  Anderer  verschieden 
war,  so  unterschied  er  sich  auch  von  Anderen  durch  seinen 
Tod,  denn  —  er  hat  sich  allem  Anscheine  nach  selbst  entleibt. 

Ich  habe  der  Auftritte  zwischen  ihm  und  seinem  Wirthe 
bereits -erwähnt.  Am  Vorabende  seines  Todes  geriethen  Beide 
in  Streit  und  sein  Wirth  schwur  hoch  und  theuer,  dass  er  ihn 
nicht  länger  unter  seinem  Dache  dulden  würde.  Darauf  sagte  er, 
dass  er  längst  auf  ein  Mittel  bedacht  gewesen  wäre,  ihm  solche 
Worte  zu  ersparen,  und  ging  fort.  Zwei  der  Anwesenden  aber, 
welche  sahen,  dass  de  Witt  ganz  verstört  und  trübsinnig 
geworden,  folgten  ihm  von  ferne,  um  zu  sehen,  was  er  vorhabe, 

287.  verloren  ihn  aber  im  Dunkel  bei  der  Korsjes-ßrücke  aus  den 
Augen.  Am  selben  Abend  begann  es  stark  zu  frieren  und  das  Eis 
blieb  1 1  Wochen  im  Wasser,  in  welcher  Zeit  Niemand  erfuhr, 
was  mit  ihm  geschehen  sei;  als  aber  das  Eis  brach,  ward  er 
bei  der  Harlemer  Schleusse  gefunden.  Man  fischte  ihn  heraus 
und  fand,  dass  er  ein  Tau  um  den  Hals  hatte,  woraus  man 
schloss,  dass  er  sich  an  dem  Brückengeländer  bei  dem  Aborte 
der  Korsjes-Brücke  aufhängen  wollte,  der  Strick  aber  gerissen 
und  er  ertrunken  wäre.  Man  brachte  den  Leichnam  in  das  Spital 
und  von  da  nach  dem  Pesthauskirchhofe  am  Overtoomzen  -Weg, 
wo  er  im  Jahre  1692,  im  Alter  von  85  Jahren,  begraben 
ward.  — 

Der  Maler  Pieter  van  der  Willigen  aus  Bergen  op 
den  Zoom  hat  in  allegorischen  Gemälden  die  Eitelkeit  der 
irdischen  Güter,    die  Vergänglichkeit  des   menschlichen  Lebens 

288.  und  die  Ungewissheit  des  Todes  dargestellt.  — 

Auf  demselben  Gebiete  werden  auch  Leonard  van  Orly 
und   Dammori   van  Luik   gepriesen,    welche    zumeist   emble- 

289.  matische  Vorstellungen  und  Sittenbilder  darstellten,  die  ein 
andächtiges  Gemüth  zur  Tugend  erwecken  konnten. 

Abraham  van  Diepenbeek  ward,  ich  weiss  nicht  wann, 
zu  Herzogenbusch  geboren  und  lebte  noch  im  Jahre  1662. 
Er  hat  von  Jugend  auf  und  auch  ferner  zumeist  auf  Glas 
gemalt,  welches  er  so  kunstvoll  mit  bildlichen  und   historischen 


ERSTER  THEIL.  I  27 

Darstellungen  zu  schmücken  wusste,  dass  er  zu  seiner  Zeit  für 
den  besten  Künstler  auf  diesem  Felde  gehalten  wurde.  — 

Er  war  ein  Schüler  des  grossen  P.  P.  Rubens,  da  er 
aber  ein  hochstrebendes  Talent  war,  so  genügte  ihm  der  Ruhm, 
ein  guter  Glasmaler  zu  sein,  nicht,  sondern  er  verlegte  sich 
auch  auf  das  Malen  von  Gemälden.  Hiezu  bestimmte  ihn  auch, 
wie  wir  in  der  Beschreibung  von  Gouda  fanden,  der  Umstand, 
dass  ihm  das  Glühen  des  bemalten  Glases  im  Ofen  in  Italien 
zu  verschiedenen  Malen  missglückte;  darüber  verwünschte  er  diese 
Kunst  und  warf  sich  ganz  auf  die  Bildmalerei,  die  ihm  so  wol 
glückte,  dass  J.  van  den  Vondel  auf  sein  Selbstporträt  mehrere 
rühmende  Verse  schrieb.  — 

Sein  Zeitgenosse  Jan  Thomas  ist  zu  Ypern  geboren.  290. 
Er  hat  mit  dem  Vorgenannten  dieselbe  Milch  genossen.  Die 
Reiselust  und  der  Wunsch,  sich  zu  vervollkommnen,  trieben  ihn 
früh  nach  Italien.  Anhaltender  Fleiss  und  Eifer  brachten  ihn  auf 
eine  gewisse  Höhe  und  machten  ihn  zum  Maler  des  Bischofs  von 
Mainz.  Im  Jahre  1662  war  er  Maler  am  Hofe  Kaiser  Leo  pol  d's. 

Sein  Zeitgenosse  Theodor  van  Thulden  gab  durch 
unermüdetes  Studium  hinreichend  zu  erkennen,  dass  es  ihm 
um  unvergänglichen  Ruhm  zu  thun  war.  Er  hat  davon  auch 
Proben  gegeben,  welche,  so  lange  sie  dauern,  zum  Spott  feiner 
Neider,  sein  Talent  bezeugen  werden.  Er  malte  viele  ruhm- 
würdige Altarbilder,  doch  waren  es  zumeist  Bauernkirmessen, 
Brautfahrten  und  alle  Arten  geistreicher  Scherze,  in  welchen  sich 
sein  Talent  offenbarte. 

Er  hatte  auch  eine  gute  Manier,  in  Kupfer  zu  ätzen,  wie 
an  dem  Ulysses  von  Primaticcio  aus  Bologna  zu  ersehen  ist, 
den  er  in  Paris  machte.     Im  Jahre   1662    wohnte    er    in  seiner 
Geburtsstadt    Herzogenbusch    und    war    ob    seiner    Kunst    bei  291. 
Jedermann  geachtet. 

Justus  Sustermans  aus  Antwerpen  stand  bei  dem  Gross- 
herzog von  Florenz  in  grossem  Ansehen  und  war  bei  allen 
Hofleuten  beliebt. 

Jacob  Sandra rt  von  Amsterdam,  sein  Zeit-  und  Kunst- 
genosse, war  ob  seiner  gefälligen  Compositionen  und  seiner 
schönen  Gemälde  am  Hofe  des  Kurfürsten  von  Baiern  geachtet 
und  geehrt. 


1 28         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

* 

Der  berühmte  Paulus  de  Vos  ist  zu  Hülst  in  Flandern 
geboren.  Er  folgte  dem  Glücke,  wohin  es  sich  wendete,  sowol  nach 
Spanien,  als  nach  anderen  Königreichen  und  fürstlichen  Höfen 
und  ward  mit  Gunst  und  Vortheilen  überhäuft.  Er  war  ein 
vorzüglicher  Maler  von  Thierjagden , '  und  malte  mit  solchen 
für  den  Herzog  von  Aerschot  verschiedene  Säle  aus,  mit 
welcher  Arbeit  er  im  Jahre  1662  noch  beschäftigt  war.  Sein 
Bild,  sowie  jenes  von  Theod.  van  Thulden  und  Just. 
Sustermans,  befindet  sich  unter  den  Porträts  van  Dyk's 
und  das  Diepenbeek's  ist  von  Pontius  in  Kupfer  gestochen 
worden. 

Am  19.  November  desselben  Jahres  1607  ward  der  grosse 
Stern  der  Kunst  Erasmus  Qu  ellin  us  zu  Antwerpen  geboren. 
Er  ward  zuerst  in  Sprachen  und  Wissenschaften  soweit  heran- 
gebildet, dass  er  Magister  der  Philosophie  wurde.  Doch  warf 
er  sich  später  auf  die  Ausübung  der  Malerei  und  ward  wegen 
seiner  schönen  Farbe  und  seiner  wolangeordneten  Compositionen 
berühmt.  Zu  Antwerpen  hat  er  das  Refectorium  oder  den 
Speisesaal  der  Ordens-Herren  von  St.  Michael  mit  Darstellungen 
aus  dem  neuen  Testament,  in  welchen  gegessen  und  getrunken 

292.  wird,  ausgemalt.  Darunter  Christus,  dem  Maria  Magdalena  bei 
Tische  die  Füsse  salbt.  Diese  und  andere  geistreiche  Dar- 
Stellungen,  die  er  mit  richtigem  Urtheil  und  kunstreicher  Be- 
handlung den  Stoffen  anzupassen  wusste,  zeigen  uns,  dass  er 
ein  bedeutender  Künstler  war. 

Mehr  konnte  ich  auch  von  seinem  grossen  Meister  Rubens 
nicht  sagen.  Doch  zweifle  ich,  dass  seine  Arbeiten  die  seines 
Meisters  übertreffen,  folglich  glaube  ich  zu  seinem  Lobe  genug 
gesagt  zu  haben.  Dagegen  spannt  Korn,  de  Bie  das  Segel 
seines   Ruhmes   so    hoch,    dass    es    schwerlich    den    Wind    des 

293.  Widerspruchs  aushalten  dürfte.  —  Denn  seine  Werke  so  sehr 
erheben  zu  wollen,  dass  ihnen  gegenüber  nichts,  was  die  alten 
Künstler  berühmt  gemacht  hat,  Stand  halten  soll,  scheint  mir 
doch  etwas  übertrieben.  Hätte  de  Bie  noch  gesagt,  dass  seine 
Werke  an  Kunst  und  Kraft  das  hochgeschätzte  Bild  der  Maria, 
welches  St.  Lucas  .gemalt  hat,  übertreffen,  so  wäre  es  noch 
eher  glaublich,  denn  als  einem  Maler  eines  dieser  von  St.  Lucas 
gemalten  Bilder  gezeigt  wurde,  betrachtete  er  es  andächtig  und 


ERSTER  THEIL.  129 

rief  endlich  aus:  O  Lucas!  Lucas!  welches  Glück ,  dass  du 
gestorben  bist,  denn  wenn  du  heute  leben  würdest  und  deinen 
Unterhalt  mit  Malen  verdienen  müsstest,  du  könntest  dir  kaum 
trockenes  Brod  erwerben!  Das  ebengenannte  Bild  war,  als  mein 
Meister  S.  v.  Hoogstraten  am  Wiener  Hofe  arbeitete,  bereits 
so  von  der  Zeit  verdorben ,  dass  es  die  Farbe  beinahe  gänzlich 
verloren  hatte,  weshalb  Kaiser  Ferdinand  dasselbe  von  ihm 
copiren  liess.   — 

Sein    Sohn    Joannes    Erasmus    Quellinus  'zeigte    im  294, 
Jahre   1660  zu  Rom,    damals   ungefähr  27  Jahre  alt,    ein  viel- 
versprechendes Talent. 

Erasmus  hatte  auch  einen  Neffen  Namens  Artus  Quellinus, 
welcher  Bildhauer  war.  Vondel  nennt  ihn  ^das  Licht  der  Bild- 
hauerkunst, den  niederländischen  Fidias",  und  hat  auf  sein  von 
Helt-Stokkade  gemaltes  Porträt  mehrere  Verse  gedichtet.  — 

Zur    selben   Zeit    finden  \vir  auch    einen    Karel  Erpard  296. 
im  „Gulden-Kabinet"  (p.  52o)  de  Bie's  erwähnt. 

In  Leiden  ward  am  24.  October  des  Jahres  1607  Jan 
Lievensz  geboren.  Sein  Vater  Lieven  Hendrikze  war  ein 
geschickter  Tapeten wirker,  später  Pächter.  Da  er  die  grosse 
Neigung  und  das  Talent  seines  Sohnes  zur  Malerei  wahrnahm, 
gab  er  ihn  im  Alter  von  acht  Jahren,  um  ihm  eine  tüchtige 
Grundlage  zu  geben,  zu  Joris  Verschoten.  Da  er  ungefähr 
zehn  Jahre  alt  geworden  war,  und  sein  Vater  sah,  dass  er 
bei  seiner  Neigung  beharrte,  brachte  er  ihn  zur  weiteren  Aus- 
bildung zu  dem  berühmten  Maler  Pieter  Lastman  nach 
Amsterdam,  bei  welchem  er  volle  zwei  Jahre  blieb  und  gute 
Fortschritte  machte. 

Nach  dieser  Zeit  arbeitete  er  selbstständig  nach  der  Natur 
und  brachte  es  durch  Fleiss  und  Thätigkeit  so  weit,  dass  alle 
Kenner  staunten,  dass  ein  Knabe  von  ungefähr  zwölf  Jahren  297. 
so  Bedeutendes  zu  leisten  vermöge.  In  dieser  Zeit  copirte 
er  den  Demokrit  und  Heraklit  von  Kornelis  Kornelissen 
von  Harlem  so  genau,  dass  man  zwischen  Original  und  Copie 
keinen  Unterschied  finden  konnte. 

Als  ein  Beispiel  seines  besonderen  Eifers  und  seiner  un- 
ermüdlichen Thätigkeit  erzählt  der  Historiograph  von  Leiden 
dass  er,  als  zu  Leiden  am  4.  November  161 8  ein  grosser  Auf- 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  o 


I  3o         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

rühr  zwischen  den  Retnonstranten ,  den  Söldnern  und  aaderen 
Bürgern  ausbrach ,  welchen  zu  dämpfen  der  Magistrat  genötbig^ 
war,  die  Schützen  unter  Waffen  treten  zu  lassen,  ungeachtet 
dessen  mit  solchem  Eifer  zeichnete,  dass  er  gar  nichts  davon 
wahrnahm- 

Er  hat  früh  schöne  Porträts  gemacht,  so  insbesondere  das 
seiner  Mutter  Machteid  Jans  van  Noortzant,  welches  staunens- 
werth  gut  gemalt  war,  desgleichen  auch  Compositionen.  UnJter 
diesen  einen  Studirenden  in  phantastischer  Kleidung  und 
Mütze,  der  bei  brennendem  Torffeuer  sitzend  in  einem  Buche 
liest.  Dieses  Bild  war  in  Lebensgrösse  und  so  kunstvoll  gemalt, 
dass  es  der  Prinz  von  Oranien  kaufte  und  dem  englischen 
Gesandten  schenkte,  der  es  wieder  seinem  Könige  verehrte, 
der  viel  Gefallen  daran  fand.  Dies  war  wol  auch  der  Grund, 
warum  er,  als  er  Lust  empfand,  andere  Länder  zu  sehen,  nach 
England  ging,  wo  er  willkommen  war,  und  den  König,  die 
Königin,  den  Prinzen  von  Wales  und  viele  der  grossen 
Lords  malte,  wofür  er  reichlich  belohnt  wurde.  Dies  war  im 
Jahre  i63i,  als  er  ungefähr  24  Jahre  alt  war. 
298.  Nachdem    er   ungefähr    drei    Jahre    in    England    gewesen, 

kam  er  wieder  über  Calais  zurück,  ging  von  da  nach  Antwerpen, 
wo  er  sich  niederliess  und  die  Tochter  des  berühmten  Bild- 
hauers Michiel  Colyns  heiratete.  Viele  rühmenswerthe  grosse 
Bilde:r  malte  er  in  jener  Zeit  für  Klosteräbte  und  hervorragende 
Personen,  so  im  Jahre  1640  für  den  Prinzen  von  Oranien 
und  die  Bürgermeister  von  Leiden  zwei  grosse  Gemälde,  deren 
eines  die  berühmte  That  des  Scipio  Africanus  vorstellte,  der 
die  ihm  angebotene  Prinzessin  ihrem  Bräutigam  unberührt 
wieder  zurückgab. 

Er  malte  auch,  wie  Govert  Flink  und  Ferdinand  Bol, 
für  das  Rathhaus  zu  Amsterdam  ein  hervorragendes  Gemälde., 
für  welches  J.  v.  Vondel  die  folgenden  Verse  dichtete, 
welche  der  berühmte  Schrei  bikÜQstler  Koppenol  darunter 
schrieb:  „Des  Fabius  Sohn  igebietet  hier  seinem  eigenen  Vater, 
in  Ehrfurcht  und  Achtung  vor  der  Staatsgewalt,  welche  keine 
Blptsverwandtschaft  kennt  und  fordert,  dass  man  ihr  in  Ehr- 
furcht nab^,  vpn  dem  Pferde  zu  steigen.  So  ehrt  ein  Staats- 
OMinn  das  ihm  übertragene  Amt.'' 


ERSTER  THEIL.  1 3  I 

Dieses  Bild  hängt  im  Bürgermeistersaale  über  dem  Kamin. 

Noch  mehrere  seiner  Arbeiten  hat  Vondel  verewigt.  Jn  299. 
seinen  „Lobgedichten  auf  Gemälde*'  (p.  340)  fand  ich  eines 
auf  die  Porträts  des  Bürgermeisters  Lambert  Reinst  und  der 
Frau  Alida  Bikkers,  und  noch  ein  anderes,  ein  Gespräch 
zwischen  Maler  und  Dichter,  auf  einen  von  Lievens  gemalten 
Löwen.  — 

Er  hatte  auch  den  Ober-Admiral  von  Holland,  Michael 
de  Ruiter,  und  den  Unter -Admiral  KornelisTromp  porträtirt. 
Das  letztere  Porträt  hat  Vondel  ebenfalls  besungen. 

Aus  einem   anderen  Gedichte    geht  hervor,    dass  er  auchSoo. 
den  Dichter  Jan  Vos  porträtirt  hat.  — 

Philips  Angels,  der  im  Jahre  1642  „Das  Lob  der  Maler- 
kunst" schrieb,  rühmt  seine  historischen  Kenntnisse  und  lobt 
unter  anderen  auch  ein  Bild,  in  welchem  er  das  unterbrochene 
Opfer  Isak's  nach  der  Beschreibung  des  Fl.  Josefus,  welcher 
sagt:  „Nachdem  Gott  das  Vorhaben  des  Erzvaters  gestört  hatte, 
umarmten  und  küssten  sie  einander",  höchst  natürlich  und 
kunstvoll  dargestellt  hatte. 

Er  rühmt  auch  seine  Einsicht,  die  er  bei  Darstellung  einer    . 
Bethsaba  bekundete,    in  welcher   er  Alles  auf  das  Wahrschein- 
lichste und  so  wie   es  sich   bei   diesem  Vorfalle  ereignet  haben 
mag,  ausgedrückt  hat.     Aber  unser  Schriftsteller  begeht    einen 
Missgriff,  wenn    er  auch  den    dabei    angebrachten  Kupido  lobt,  3oi. 
der  in  der  Luft  dargestellt  ist:   ,,das  weltbethörende    Kind   mit 
der   flammenden  Fackel   anstatt  mit  dem   spitzen    Pfeil,    durch 
dessen  leichtes  Gewand  man  die    zarten  Glieder    durchscheinen ' 
sieht;"     denn  dieser  steht   nur  in  sinnbildlicher   Beziehung  zu 
der  in  dem  Herzen  des  Königs  entbrannten  Liebesglut,  ist  aber 
in  dem  biblischen  Stoffe  nicht  wol  am  Platze.  — 

Da  ich  das  Geburtsjahr  Ferdinand  BoTs  nicht  in  Er- 
fahrung bringen  konnte,  glaubte  ich  ihn  am  besten  nach  seinem 
Zeitgenossen  einschalten  zu  können  Dordrecht  eignet  sich  die 
Ehre  seiner  Geburt,  wie  Amsterdam  die  seiner  Erziehung  an. 
Er  war  zwei  oder  drei  Jahre  ak,  als  er  nach  Amsterdam  kam, 
wo  er  sich  später,  als  er  Neigung  zur  Kunst  empfand,  unter 
d«m  grossen  Rembrant  ausbildete-  Natur  und  Glück  waren 
ihm  beide  günstig,    so  dass  er  Ruhm  und  viel  Geld  für  seine 

9* 


I  32  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

alten  Tage  erwarb.  Er  starb  hochbetagt  im  Jahre  1681.  Neben 
einer  grossen  Zahl  naturwahr  und  kräftig  gemalter  Porträts  sieht 
man  auch,  sowol  in  Gotteshäusern  als  anderwärts,  viele  Bilder 
seiner  Hand,  die  seinen  Ruhm  wol  allezeit  aufrecht  halten 
werden. 

Insbesondere  rühmt  Vondel  in  seinen  ',,Lobgedichten  auf 

302.  Bilder"  eines  seiner  Werke  als  „das  herrliche  Gemälde,  welches 
er  für  den  hohen  Admiralitäts-Rath  in  Amsterdam"  gemalt  hat.  — 

Ausser  diesem  genannten  grössten  Bilde  sieht  man  auch 
noch  verschiedene  Werke  seiner  Hand  in  dem  Amsterdamer 
Rathhause;  eines  in  der  Rathskammer,  über  dem  Kamin, 
welches  die  Einsetzung  der  Aeltesten  von  Israel  darstellt,  die 
mit  Jetro,  dem  Schwiegervater  des  Moses,  das  Volk  richten 
sollen.  In  der  SchÖffenkammer:  Moses,  der  die  steinernen 
Tafeln  mit  den  Geboten  von  dem  Berge  Sinai  herabbringt  und 
sie  dem  Volke  vorhält.  — 

Ein  anderes  Bild  befindet  sich  im  Bürgermeistersaale, 
zu  welchem  Vondel  ebenfalls  eine  Unterschrift  zur  Erklärung 
dichtete.  — 

303.  Palamedes  Palamedesz  Stevers  wird  unter  die  Maler 
von  Delft  gezählt,  obgleich  er  in  London  geboren  ist.  Sein 
Vater,  ein  Flame,  arbeitete  sehr  geschickt  Becher,  Schüsseln, 
Vasen  etc.  aus  Jaspis,  Porphyr,  Achat  und  ähnlichen  kostbaren 
Steinen,  und  wohnte  in  Delft,  als  er  zu  König  Jakob  von 
Schottland  entboten  ward.  .Da  er  eine  geraume  Zeit  am  Hofe 
aufgehalten  wurde,  kam  seine  Frau,  die  er  mitgenommen  hatte, 
mit  diesem  Palamedes  nieder,  aber  er  kam  mit  seinen  Eltern 
später  nach  Delft,  y/o  er  erzogen  wurde  und  sein  Leben  lang 
wohnen  blieb.  Er  ist  ohne  Lehrer  allein  Meister  geworden, 
indem  er- sich  lediglich  dadurch  bildete,  dass  er  die  Bilder  des 
berühmten  Esaias  van  den  Velde  copirte,  wodurch  er  sich 
mit  der  Zeit   nicht  allein    an    dessen   Manier,    sondern  auch  an 

304.  seine  Art  zu  componiren  so  gewöhnte,  dass  er  Reitergefechte, 
marschierende  und  lagernde  Truppen  und  andere  Kriegsscenen 
so  wol  darzustellen  wusste,  dass  er  bei  allen  Kunstkennern 
seiner  Zeit  Ruhm  erntete.  — 

Er  hatte  solche  Sucht  und  solches  Verlangen,  sich  weiter 
auszubilden,    dass  er  stets   das   Sprüchwort    im  Munde   führte: 


ERSTER  THEIL.  l33 

„Wenn  ich  nur  einmal  anfangen  werde!"  Aber  dieses  Vorhaben 
ward  durch  den  Tod  für  immer  gestört,  da  er  am  26.  März 
i638,  noch  nicht  3i  Jahre  alt,  starb.  Er  hinterliess  einen  älteren 
Bruder  Namens  Antony  Palamedesz  Stevers,  der  auch  ein 
guter  Maler,  sowol  von  Porträts  als  Gesellschaftsstücken  war. 
Dieser  trat  im  Jahre  i636  zu  Delft  in  die  Lucas-Gilde  und  war 
im  Jahre   1673  zum  letztenmale  Obmann  derselben.  — 

Bis  jetzt  haben  wir  nur  Maler  auf  den  Schauplatz  gebracht,  3 10. 
nunmehr    mögen    aber    auch    die    berühmten    Malerinnen    nach 
ihren  Geburtsjahren  an  die  Reihe  kommen.  — 

Anna  Maria  Schuurmans  besass  alle  Vorzüge,  Talente3i3. 
und  Kenntnisse,  die  einzeln  genügen  würden,  den  Besitzer 
berühmt  zu  machen.  Es  ist  bekannt,  dass  sie  malen,  in  Kupfer ^ '4- 
stechen,  bildschnitzen  und  in  Wachs  bossieren  konnte,  dass  sie 
sprachenkundig  und  gottesfürchtig  war.  Man  hat  alle  Gründe, 
anzunehmen,  dass  die  gütige  Natur,  oder  besser  gesagt,  die 
Fügung  des  Himmels  wollte,  dass  alle  Gaben  des  Talentes 
in  ihr  in  ausgezeichneter  Weise  vereint  sein  sollten. 

Sie  ist  zu  Utrecht  zum  grossen  Ruhme  dieser  Stadt  im 
Jahre  1607  geboren.  Drei  Jahre  alt,  konnte  sie  bereits  lesen, 
und  mit  sechs  Jahren  verstand  sie  es,  mit  der  Schere  kunst- 
voll Mancherlei  auszuschneiden.  Mit  dem  Alter  wuchsen  ihre 
Fassungskraft  und  ihre  Lust  zu  Wissenschaften  und  Künsten 
und  sie  ruhte  nicht  eher,  als  bis  sie  dieselben  kennen  lernte, 
und  sie  hatte  das  ungewöhnliche  Glück,  solche  Geistesanlagen 
zu  besitzen,  dass  sie  sofort  Alles  auffasste,  ein  Gedächtniss, 
welches,  ohne  etwas  zu  vergessen,  Alles  behielt,  und  Hände, 
die  sich  zu  jeder  Uebung  zu  schicken  wussten.  Wir  besitzen 
ihr  kunstvoll  radirtes,  und  sodann  mit  dem  Grabstichel  voll- 
endetes Porträt,  welches  sie  im  Jahre  1640,  33  Jahre  alt, 
selbst  in  Kupfer  gestochen  hat.  Darunter  stehen  die  lateini- 
schen Verse: 

Cernitis  hie  picta  nöstros  in  imagine  vultus 
Si  negat  ars  formam,  gratia  vestra  dabit.  — 

Früh   schon    hatte  sie   sich    die   Handhabung   des  Pinsels  3 1 5. 
angeeignet,  und  malte  höchst  naturgetreu    verschiedene  Blumen 
und  Thiere,  wie:  Schlangen,  Eidechsen,  Raupen  und  Schmetter- 
linge.   Sie  betrachtete  dies  jedoch  nur  als  Erholung,  wenn  ihre 


I  34  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Sinne  nach  dem  anstrengenden  Studium  fremder  Sprachen 
Ruhe  forderten. 

Man  erzählt,  dass  sie  lediglich  mit  einem  Messer,  ohne 
irgend  ein  anderes  ßildhauerwerkzeug  zu  gebrauchen,  ihr  eigenes 
Porträt  und  die  ihrer  Mutter  und  Brüder  aus  Palmholz  so  kunst- 
voll und  so  ähnlich  geschnitzt  habe,  dass  sie  Jedermann  mit 
Bewunderung  ansah.  Der  Maler  Honthorst  soll  das  Porträt 
ihres  Bruders  auf  looo  Gulden  geschätzt  haben.  Ausserdem  hat 
sie  auch  ihr  Selbstporträt,  welches  sehr  gerühmt  wurde,  in 
halber  Figur,  in  Wachs  bossiert. 

Vor  allem  Anderen  aber  machten  sie  ihre  Sprachkenntnisse 
berühmt,  denn  man  sagt,  dass  sie  neun  Sprachen  vollkommen 
verstand  und  sprechen  .konnte.  Ueberdies  war  sie  in  den  Natur- 
wissenschaften, in  der  Rhetorik  und  Kenntniss  der  Bibel  gebildet, 
und  dies  in  so  hohem  Grade,  dass  sie  die  feinsten  Schwierig- 
keiten der  Sprachen  verstand  und  alle  Spitzfindigkeiten  der 
Philosophie  und  ßibelschriften  kannte  und  darüber  mit  den 
Gelehrten  ihrer  Zeit  Briefe  wechselte. 

Aber  all'  den  Ruhm,  den  sie  durch  ihre  Talente  und  ihre 
Kenntnisse  erwarb,  hat  sie  mit  einemmale  vernichtet,  als  sie 
unter  dem  Vorwande,  dem  demüthigen  Jesus  in  Einfalt  zu 
dienen,  der  Labadeischen  Schwärmerei- verfiel,  welche  sie  von 
Utrecht  und  aus  dem  Kreise  ihrer  Freunde  nach  Altona  führte, 
wo  eine  Gemeinschaft  von  Gleichgesinnten  errichtet  wurde. 
Auf  diesen  Sinneswechsel  deuten  auch  die  Verse  «des  Dichters 
3 1 6. unter  ihrem  von  Munnikhuizen  gestochenen  Porträt  hin.  — 
Sie  starb  zu  Altona  im  Jahre  1678,  71  Jahre  alt,  und  ihr  Ruhm 
zum  grössten  Theile  mit  ihr. 

Neben  ihr  erscheint  Margarita  Godewyk,  Der  Leser 
wird  es  nicht  übelnehmen,  wenn  ich  von  dem  mir  vorgezeich- 
neten Plan  abweiche  und  Margarita  Godewyk,  welche  einige 
Jahre  später  geboren  ist,  schon  jetzt  auf  den  Schauplatz  führe; 
es  geschieht  aber,  weil  all'  das,  was  ich  zum  Ruhme  von  Anna 
Maria  Schuurmans  gesagt  habe,  auf  Beide  zugleich  angewendet 
werden  kann. 

Margarita  ward  am  3i.  August  1627  zu  Dordrecht,  wo 
ihr  Vater  im  Dienste  der  lateinischen  Schule  stand,  geboren. 
Von   der  milden   Natur   mit  reichem    Talent   begabt,    war   sie 


ERSTER  THEIL.  l35 

Hisbdsoixi'ere  der  griechischen,  lateinischen,  italienischen,  fran- 
zösischen und  englischen  Sprache  kundig,  verstand  auch  die 
hebräischen  Buchstaben  und  reimte  geistreiche  Verse.  Sie  stickte 
kunstvoll  mit  der  Nadel  Landschaften,  Gärten,  Häuser,  Blumen 
und  allerlei  Schiffsfahrzeuge  und  konnte  auch  all'  dies  in  Oel- 
und  Wasserfarben  malen.  In  dieser  Kunst  war  Nikolas  Maas^»?- 
ihr  Lehrer.  Auch  verstand  sie  mit  Feder  und  Stift  alle  Vor- 
bilder bestens  nachzubilden,  auf  Glas  zu  schreiben  und  war 
der  Harmonielehre  und  des  Ciavierspiels  kundig.  Dabei  verstand 
sie   auch   Astrologie   und  derlei  mehr. 

Mathias  Baien,  der  ihrer  in  der  Beschreibung  von  Dord- 
recht  gedenkt,  bezeugt,  dass  ihm  nach  ihrem  Tode  mehrere 
der  von  ihr  geschriebenen  Bücher  gezeigt  wurden,  nämlich 
ihre  lateinischen-,  französischen  und  niederdeutschen  Sinnsprüche 
mit  von  ihr  erfundenen  und  gezeichneten  Bildern,  ihre  lateinischen 
Gedichte  und  Briefe  über  verschiedene  Materien  an  gelehrte 
Männer,  insbesondere  an  Arnold  Senguerdius,  Professor 
der  Philosophie  zu  Amsterdam.  Diese  drei  gebundenen  Werke 
befinden  sich  nebst  ihren  übrigen  nachgelassenen  Schriften  und 
verschiedenen  Proben  ihrer  Kunst  gegenwärtig  in  dem  Cabinete 
des  Herrn  Samuel  van  der  Heiden. 

Der  genannte  Baien  hat  auch  sein  Buch  über  Dordrecht 
mit  ihrem  Bilde  geschmückt,  unter  welches  Samuel  van 
Hoogstraten  eine  gereimte  Beischrift  setzte.  —  Sie  starb  zu 
Dordrecht  den  2.  November  1677.  — 

Ädriaen    Brouwer,     der    im    Leben     seinen    drolligen  3 18. 
Neigungen  folgte,  hatte  nichts  Anderes  im  Sinne,  als  dieselben 
auf  das   natürlichste    durch    den  Pinsel   darzustellen,    was  ihm 
vor    allen  Anderen   glückte.     Drollig  war  seine    Kunst,    dtoUig 
auch  sein  Leben.  Wie  der  Mann,  so  sein  Werk. 

Einige  meinen,  dass  er  zu  Oudenaarden  im  Jahre  1608 
geboren  sei.  Aber  eine  Schrift,  welche  Herr  Niolas  Six, 
der  Schüler  des  Leiden'sehen  Ritters  und  Feinmalers  Karel 
de  Maor,  unter  den  Papieren  seiner  Vorfahren  gefunden  und 
mir  zur  Verfügung  gestellt  hat,  zeigt  mir,  dass  er  ein  Harlemer 
von  Geburt  war.  Und  der  Wahrscheinlichkeit  nach  möge,  so 
lange  keine  besseren  Beweise  vorhanden  sind,  diese  Ansicht  319. 
als  die  glaubwürdigere  Platz  greifen,   da  diese  Aufzeichnungen 


l36  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

mir  sichere  Anhaltspunkte  dazu  geben.  Zunächst  den,  dass  er 
ein  Schüler  des  Frans  Hals  war,  der  allezeit  zu  Harlem  ge- 
wohnt hat;  wenigstens  habe  ich  noch  nie  gehört,  dass  Hals 
in  Brabant  gewohnt  oder  dort  seine  Kunst  ausgeübt  habe, 
und  Brouwer  Gelegenheit  gehabt  hätte  ^  dort  sein  Schüler 
zu  sein. 

Zweitens  scheint  es  mir,  dass  er  von  armen  Eltern  gebogen 
war  und  folglich  nicht  von  Oudenaarde  nach  Harlem  geschickt 
wurde,  wie  dies  wol  Leute  von  Vermögen  zu  thun  pflegen, 
wenn  in  ihrer  Stadt  kein  geeigneter  Meister  zu  finden  ist;  viel- 
mehr scheint  hier  das  Gegentheil  hervorzugehen;  denn  Brouwer 
ward  von  Frans  Hals,  der  das  Talent  in  ihm  erkannte,  auf- 
genommen und  unterrichtet;  dies  sagt  die  genannte  Schrift  mit 
der  näheren  Angabe,  dass  der  junge  Brouwer  von  seiner 
Mutter  angehalten  wurde,  Laubwerk  und  Vögel  mit  Tusche  auf 
Leinwand  zu  zeichnen,  welche  sie  hernach  mit  der  Nadel  über- 
stickte und  zu  Mützen  und  Brustlappen  zugeschnitten  den 
Bäuerinnen  verkaufte. 

Frans  Hals  soll  zufällig  vorbeigekommen  sein,  und  da 
er  sah,  wie  keck  und  geistreich  er  diese  Arbeit  behandelte, 
fragte  er  ihn,  ob  er  nicht  Neigung  habe,  ein  Maler  zu  werden? 
Brouwer  bejahte  dies,  wenn  seine  Mutter  es  zugeben  würde. 
Hals  fragte  diese,  die  unter  der  Bedingung  einwilligte,  wenn 
er  ihrem  Sohne  die  Kost  geben  wolle. 
320.  Da  Hals  in  kurzer  Zeit  sah,  dass  ein  bedeutendes  Talent 

in  dem  Jungen  stecke  und  dass  er  ungewöhnliche  Fortschritte 
machte,  wies  er  ihm  einen  Platz  auf  dem  Boden,  allein  und 
abgesondert  von  den  übrigen  Schülern,  an.  Aber  die  Neugierde, 
der  Jugend  eigen,  trieb  diese  zuweilen,  heimlich  zu  ihm  zu 
gehen,  um  zu  sehen,  was  er  arbeite,  und  sie  staunten  stets 
über  sein  Talent,  seine  Gewandtheit  und  Erfindungsgabe  und 
verabredeten,  dass  er  heimlich  irgend  etwas,  was  ihm  eben 
einfallen  würde,    für  sie    malen   möge.     Er   machte   für  sie  die 

I 

j  fünf  Sinne,  die  zwölf  Monate   und   dergleichen,    wofür  sie  ihm 

einen  oder  zwei  Stüber  im  Vorhinein  bezahlten.  Diese  leicht 
und    geistvoll    hingeschleuderten   Bilder  gefielen   ihnen   so   wol, 

i  dass  sie,  mit  dem  Versprechen,  den  Lohn  zu  verdoppeln,  ihn 

anspornten,  etwas  mehr  Zeit  daran  zu  wenden. 


ERSTER  THEIL.  I  87 

Da  aber  Brouwer  viel  für  seinen  Meister  arbeiten  musste 
und  wenig  zu  essen  bekam,  da  Frau  Hals  den  Leib  Brouwer's 
mit  Wind  anfüllen  zu  können  glaubte,  ward  er  verdrossen 
und,  von  den  anderen  Schülern ,  deren  einer  Ostade  war,  auf- 
gereizt, beschloss  er  seinem  Meister  wegzulaufen,  was  er  auch 
that.  Nachdem  er  aber  die  Stadt  abgelaufen  hatte,  wusste  er 
nicht,  was  er  anfangen  sollte,  weil  seine  Mutter  inzwischen 
gestorben  war  und  er  weder  Freunde  noch  Bekannte  hatte; 
deshalb  lief  er  am  Abend  in  die  Kirche  und  setzte  sich  betrübt 
und  rathlos  unter  die  Orgel  nieder,  wo  ihn  ein  Bekannter  seines 
Meisters  fand. 

Als  ihn  dieser  so  betrübt  und  mit  Thränen  auf  den 
Wangen  sah,  fragte  er  was  ihm  fehle.  Brouwer  schüttete  sein32i 
Herz  aus,  klagte  über  die  Misshandlungen,  zeigte  wie  wenig 
er  am  Leibe  hätte,  und  dass  es  innen  noch  karger  bestellt 
wäre,  dass  er  deshalb  von  seinem  Meister  weggelaufen  wäre 
und  nun  nicht  wüsste^  was  er  beginnen  solle,  da  er  aus  Furcht 
vor  Stockschlägen  nicht  wieder  nach  Hause  gehen  könne.  Der 
gute  Mann,  der  in  Verlegenheit  war,  bot  sich  ihm  als  Für- 
sprecher an  und  bewog  ihn,  mit  ihm  wieder  in  das  Haus  des 
Meisters  zurückzukehren;  dieser  suchte  ihn  bereits  in  der  ganzen 
Stadt,  um  ihn  wieder  zu  sich  zu  locken,  da  er  grossen  Vor- 
theil  von  ihm  zog,  weil  Jedermann  Lust  hatte,  ein  Bild  von 
ihm,  dem  fremden  Meister,  wie  Hals  seine  Arbeiten  nannte, 
zu  besitzen. 

Brouwer  kam  in  Folge  dessen  demüthig  wieder  in  sein 
Haus.  Frans  zeigte  sich  erbost  und  befahl  ihm  hinauf,  und 
ihm  aus  den  Augen  zu  gehen  und  drohte,  wenn  er  solches 
wieder  thäte,  ihn  dafür  zu  züchtigen.  Inzwischen  wusste  aber 
unser  Freund  dem  Meister  seine  Pflicht  gegen  den  Jungen 
klarzumachen,   so  dass  er  versprach,  ihn  besser  zu  behandeln. — 

Aber  dies  währte  nicht  lange,  da  einige  seiner  Mitschüler,  3aa. 
welche  hinter  das  geheime  Geschäft  des  Meisters  sowie  auch 
hinter  den  Preis  der  Bilder  gekommen  waren,  ihn  täglich  auf- 
reizten und  sagten:  dass  er  ein  Narr  wäre,  wenn  er  sich  noch 
länger  von  seinem  Meister  so  übertölpeln  lasse,  und  dass  er  ein 
zu  grosser  Meister  wäre  und  zu  grossen  Gewinn  brächte,  um 
so  schlecht  behandelt  zu  werden.  Sie  riethen  ihm  endlich,  zum 


I  38  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

z weitenmale  davonzulaufen  und  nach  Amsterdam  zu  gehen, 
wo  seine  Bilder  theuer  bezahlt  würden. 

ßrouwer  nahm  die  Gelegenheit  wahr,  als  Frans  aus- 
gegangen war  und  wanderte  nach  Amsterdam,  ohne  sich  mit 
einer  Empfehlung  an  irgend  einen  Kunstfreund  vorzusehen,  so 
dass  er,  dort  angekommen,  nicht  wusste  an  wen  er  sich  wenden 
sollte.  Da  er  aber  nach  einem  Kunsthändler  oder  Jemanden^  der 
mit  Bildern  Handel  treibe,  fragte,  kam  er  zu  einem  van  Zomeren, 
der  damals  in  dem  Hause  zum  Schilde  von  Frankreich  wohnte, 
in  seiner  Jugend  selbst  die  Kunst  ausgeübt  und  einen  Sohn 
Namens  Henrik  van  Zomeren  hatte,  der  gute  historische 
Darstellungen,  Landschaften  und  Blumen  malte.  Dieser  nahm 
ihn  auf  und  liess  ihn  arbeiten.  Hier  bekam  Brouwer  bessere 
Kost  als  er  gewöhnt  war,  die  ihm  sehr  gut  anschlug  und 
später  auch  helle  Augen,  um  den  Werth  seiner  eigenen  Arbeiten 
zu  beurtheilen. 

Nun  malte  er  mit  grösserer  Lust  und  Eifer  einige  kleine 

323. Bilder;  da  aber  sein  Wirth  sah,  dass  dies  so  leicht  ging,  schloss 

er  daraus^  dass  er  auch  zu  grösseren  Arbeiten  geschickt  wäre. 

Darum  rieth  er  ihm,    etwas   Grösseres    auf  Kupfer  zu   malen, 

um  zu  zeigen,  was  er  leisten  könne;  dies  that  er  auch. 

Er  malte  eine  Rauferei  zwischen  Bauern  und  Soldaten, 
die,  nach  den  auf  dem  Boden  liegenden  Karten  zu  schliessen, 
beim  Spiel  entstanden  war.  Hier  schlägt  Einer  den  Anderen  mit 
einem  Bierkruge  auf  den  Kopf,  dort  liegt  Einer  bereits  todtenbleich 
am  Boden,  versucht  aber  noch  im  Handgemenge  den  Degen 
aus  der  Scheide  zu  ziehen,  um  sich  zu  rächen.  Auf  der  anderen 
Seite  sieht  man  Einen  in  voller  Wut  mit  dem  Messer  in  der 
Faust  von  seinem  Sessel  aufstehen,  als  wolle  er  sich  zwischen 
die  Raufenden  stürzen.  Im  Hintergrunde  kommt  ein  Anderer 
eilig  mit  einer  Zange  in  der  Hand  die  Treppe  herab  etc. 

Alles  war  so  natürlich  ausgedrückt,  die  Gesichtszüge  den 
Leidenschaften  so  angemessen  und  so  wunderbar  sicher 
gezeichnet  und  keck  gemalt,  dass  es  wol  eine  Probe  seines 
Talentes  abgeben  konnte. 

Inzwischen  hatte  sich  überall  das  Gerücht  verbreitet,  dass 
Brouwer  der  neue  Meister  wäre,  dessen  Talent  eine  Zeit  Über 
von  Frans  Hals  ausgebeutet  worden  und  da^s  er,    von  ibffl 


ERSTER  THEIL.  \3q 

fortgelaufen,  sich  in  Amsterdam  aufhalte,  worauf  die  Kunst- 
liebhaber sich  beeilten,  um  nachzuspüren,  in  welchem  Winkel 
Amsterdams  er  sitze.  Es  ward  endlich  bekannt,  dass  er  im 
Hause  van  Zomeren's  wohnte.  Deshalb  kam  der  Herr  du  Ver- 
mandois,  der  eines  seiner  Werke  zu  besitzen  wünschte,  um 
ihn  aufzusuchen,  und  als  er  das  genannte  Bild  sah,  fand  er 
so  viel  Gefallen  daran,  dass  er  nach  dem  Preise  fragte.  ^24. 

Sein  Wirth  hatte  ihn  aber  schon  vorher  unterrichtet, 
dass  er,  wenn  ein  Herr,  der  schon  verschiedene  Male  etwas  von 
ihm  zu  sehen  wünschte,  kommen  würde,  100  Ducaten  für  das 
Bild  verlangen  sollte.  Er  that  dies  nicht  ohne  Angst,  denn  er 
glaubte  nicht,  dass  ihm  Jemand  für  ein  Bild  so  viel  Geld  geben 
würde  und  zögerte,  ehe  er  sagte,  —  dass  er  100  Ducaten  dafür 
haben  wolle.  Herr  du  Vermandois  sagte  sie  ihm  sofort  zu 
und  ersuchte  ihn,  mit  ihm  in  sein  Haus  zu  kommen,  um  seine 
Ducaten  in  Empfang  zu  nehmen.  Adriaen  glaubte,  dass  der 
Herr  seiner  spotten  wolle,  doch  da  ihm  Zomer  zunickte,  nahm 
er  das  Bild  unter  den  Arm  und  ging  mit  ihm,  der  ihm  sein 
Geld,  wohl  zufrieden  mit  dem  Handel,  vorzählte. 

Dieses  Bild  befand  sich  später  in  dem  Cabinete  des  Kur- 
fürsten von  der  Pfalz. 

Er  aber,  ungewohnt  so  viel  Geld  zu  besitzen,  wusste  vor 
Freude  nicht  was  er  anfangen  sollte,  und  streute  es  zu  Hause 
in  seinem  Bette  aus  und  wälzte  sich  darin.  Endlich  sammelte 
er  die  silbernen  Scheiben  wieder  ein  und  ging  fort,  ohne  dass 
man  wusste,  was  mit  ihm  geschehen  war.  Nach  neun  Tagen 
kam  er  singend  und  pfeifend  am  späten  Abend  wieder  nach 
Hause  und  als  man  ihn  fragte,  warum  er  so  fröhlich  wäre,  und 
ob  er  sein  Geld  noch  habe,  antwortete  er,  dass  er  sich  dieses 
Ballastes  entledigt  hätte.  So  lebte  er  immer,  und  war  nicht  ^^^' 
fähig,  sich,  wenn  er  Geld  hatte,  des  Trinkens,  Schwelgens 
und  der  lockeren  Streiche  zu  enthalten. 

Dieser  Sachverhalt  erledigt  wol  den  Streit  über  Brouwer's 
Geburtsstadt,  und  weist  diese  Ehre  der  Stadt  Harlem  zu.  Uebrigens 
wollen  wir  hierüber  keine  Entscheidung  fällen,  um  nicht  vielleicht 
unrichtig  zu  urtheilen  und  der  einen  oder  anderen  Stadt  ihren 
Eingeborenen  zu  nehmen,  da  er  ja  auch  in  früher  Zeit  mit 
seinen    Eltern   aus   Flandern    nach    Holland    eingewandert   sein 


140  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

kann;  andererseits  ist  es  auch  möglich ,  dass  Frans  Hals 
Brouwer  aus  Flandern  mitbrachte,  da  wir  aus  den  Aufzeich- 
nungen, welche  Vincent  van  der  Vinne  der  Aeltere  auf 
der  Rückseite  der  Todesanzeige  von  Frans  und  Herman  Hals 
machte,  ersehen,  dass  sie  zu  Mecheln  geboren  sind.  Darüber  dass 
Brouwer  in  Brabant  starb,  sowie  über  die  Art  seines  Todes 
und  Begräbnisses,  waltet  kein  Widerspruch,  weil  alle  Zeugnisse 
und  Erinnerungen  darin  übereinstimmen;  bemerkt  sei  nur,  dass 
ich  die  genannte  Schrift,  wie  ich  auch  am  Schlüsse  angeben 
werde,  genauer  finde. 

Er  war  von  Jugend  auf  zu  tollen  Streichen  geneigt  —  und 
war  es  mit  den  Jahren  immer  mehr.     Aber  er  war  nicht  ohne 

326.  Verstand,  und  zeigte  bei  diesen  Possen  nicht  selten  seinen 
Geist.  —  Man  kann  auch  nicht  sagen,  dass  ihn  das  Glück  stief- 
mütterlich behandelt  hätte,  vielmehr  geriet  er  selbst  durch  sein 
unstätes  Wesen  und  sein  zügelloses  Treiben  in  Armut,  die  ihn 
stets  verfolgte.  — 

327.  Kornelis  de  Bie,  der  von  unserem  Maler  sagt,  dass  er 
träge  bei  der  Arbeit  aber  willig  beim  Verzehren  war,  erzählt 
auch  in  seinen  Versen,  wie  Brouwer  gewöhnlich  vorging,  um 
Geld  zu  bekommen,  um  sich  selbst  auszulösen,  wenn  er  von 
den  Wirthen  in  den  Schenken  zurückgehalten  wurde.  Er  liess 
dann  nämlich  Tinte  und  Papier  bringen,  machte  eine  Skizze 
oder  Zeichnung,  und  schickte  den  Wirth  damit  zu  einem 
Kunstkenner,  um  zwei-  oder  dreihundert  Gulden  dafür  zu 
fordern;  wenn  ihm  weniger  geboten  ward,  warf  er  sie  lieber 
in's  Feuer ,  ehe  er  in  seiner  Forderung  nachgeben  wollte..  Ich 
glaube  dies  nicht.  — 

338.  Ich    habe  -mir    die    Mühe    genommen,    die    Beschreibung 

seiner  Bilder,  die  ihn  so  berühmt  machten,  abzuschreiben, 
für  den  Fall  dass  der  Leser  Lust  habe,  den  Inhalt  derselben 
kennen  zu  lernen:  „Seine  Bilder  behandelten  Scherze  und  drollige 
Streiche,  die  er  so  geistreich  mit  seinem  Pinsel  darzustellen 
wusste,  dass  er  seinesgleichen  zu  seiner  Zeit  nicht  hatte.  Seine 
Arbeiten  entsprechen  seinem  Naturell.  Hier  steht  ein  lumpiger 
angetrunkener  Bauer  und  speit,  daneben  sein  Weib  mit  einem 
Stock,  bereit  ihn  durchzuprügeln,  dort  ein  Matrose  mit  dem 
Kruge  in   der  Hand,   und  hier  eine   Bande   Falschspieler,    dort 


ERSTER  THEIL.  141 

•  k 

leert  ein  gefrässiger  Kerl  den  Krug,  während  Andere  pfeifen, 
oder  greift  der  Wirthin  heimlich  nach  der  Schürze;  hier 
rauft  man  beim  Gelage  mit  Besen,  Bank  und  Stuhl,  dort  sieht 
man  eine  Bauernhochzeit  oder  ähnliche  Lustbarkeit." 

Nachdem  Brouwer  einige  Jahre  in  Amsterdam  gelebt 
und  seine  Kunst  mit  Ruhm  ausgeübt  hatte,  fühlte  er  Lust 
seine  Kunstgenossen  in  Antwerpen  zu  besuchen,  und  ging  mit 
dieser  Absicht  auf  die  Reise,  ohne  darauf  Acht  zu  nehmen 
dass  die  Staaten  damals  mit  den  spanischen  Niederlanden  im  ^29 
Kriege  lagen,  und  sich  deshalb  mit  einem  Passe  zu  versehen. 
Darum  ward  er,  sowie  er  in  Antwerpen  ankam,  von  den 
spanischen  Soldaten  für  einen  Spion  gehalten,  festgenommen 
und  in  der  Festung  gefangen  gesetzt.  Dort  beklagte  er  oft  sein 
Vorhaben  und  wünschte  sich  vergebens  nach  Amsterdam.  — 

Der  Herzog  von  A erdenborg  sass  damals  auch  in 
der  Festung  gefangen,  doch  war  ihm  erlaubt,  innerhalb  der 
Mauern,  mit  zwei  Soldaten  nach  seinem  Belieben  herumzugehen. 
Als  er  einmal  an  den  Gittern  des  Gefängnisses,  in  welchem 
Brouwer  sass,  vorüberging,  ward  er  von  ihm,  der  ihn  für 
den  Gouverneur  hielt,  angesprochen  und  um  seine  Freilassung 
gebeten,  da  er  ganz  unschuldig  hier  gefangen  sässe.  Der  Herzog 
fragte  iKn,  wer  und  woher  er  wäre  und  was  er  in  Brabant  zu 
thun  vorhatte.  Er  antwortete,  dass  er  ein  Maler  wäre  und  von 
Amsterdam  gekommen  sei,  um  seine  Kunst  in  Antwerpen  aus- 
zuüben. Das  Erste  will  ich  wol  glauben,  sagte  der  Herzog, 
aber  von  dem  Letzteren  will  ich  mich  überzeugen  und  darum 
will  ich  Euch  Farbe  und  Alles,  was  dazu  nöthig  ist,  besorgen. 
Damit  war  Brouwer  zufrieden,  da  er  hoffte,  dass  dies  der  Weg 
zu  seiner  Befreiung  wäre,  was  auch  der  Fall  war. 

Der  Herzog,  der  täglich  von  vornehmen  Leuten,  auch 
von  Peter  Paul  Rubens  der  noch  desselben  Nachmittags 
kam,  besucht  wurde,  bat  diesen,  von  einem  seiner  Schüler 
Malergeräthschaften  bringen  zu  lassen,  da  hier  ein  Maler 
gefangen  sässe,  dem  er  zu  seiner  Unterhaltung  Beschäftigung  33o. 
geben  wolle.  Rubens  willigte  ein  und  schickte  sie  am  Morgen 
des  anderen  Tages. 

Brouwer  säumte  nicht  anzufangen  und  der  Zufall  wollte, 
dass  ihm  ein  Vorwurf  vor  Augen  kam ,  dessen  er  sich  bediente. 


142  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Mehrere  Spanier,  die  sich  in  einer  Ecke  niedergelassen  hatten, 
um  Karten  zu  spielen,  setzten  sich  gerade  so,  dass  sie  ihm 
als  Modell  dienten ,  nach  dem  er  rasch  eine  Skizze  entwarf  und 
sofort  mit  dem  Pinsel  an  die  Arbeit  ging,  so  dass  er  in  wenigen 
Tagen  ein  kunstvolles  Bild  vollendete,  an  dem  der  Herzog  ob 
der  naturwahren,  hageren,  braunen  Physiognomien  der  Spanier 
und  des  Ernstes,  den  sie  bei  dem  Spielen  zur  Schau  trugen, 
viel  Gefallen  fand.  Insbesondere  über  einen,  der  im  Hintergrunde 
seine  Notdurft  verrichtete,  dessen  Gesicht  er  so  natürlich  und 
komisch  dargestellt  hatte,  dass  man  es  nicht  ansehen  konnte, 
ohne  zu  lachen. 

Rubens  —  kam  kurz  darauf  den  Herzog  zu  besuchen,  und 
vergass  aus  Neugierde  nicht  zu  fragen,  was  jener  arme  Maler 
für  ihn  gemalt  habe,  worauf  ihm  der  Herzog  das  Bild  zeigte. 
Rubens  rief,  sobald  er  es  sah,  staunend  aus:  Bei  meiner  Seele, 
das  ist  von  Brouwer!  und  bot  dem  Herzog  600  Gulden  für 
das  Bild,  doch  dieser  wollte  es  wegen  des  geistreichen  Inhaltes 
zu  seinem  Vergnügen  und  zur  Erinnerung  an  den  Vorfall 
behalten. 

Rubens,  der  aber  nicht  dulden  konnte,  dass  ein  so  tüch- 
tiger Künstler  so  schlecht  behandelt  werde,  ging  sofort  zum 
^^'' Gouverneur,  dem  er  mittheilte,  dass  ein  Maler  aus  Holland 
lediglich  auf  die  Vermuthung  hin,  dass  er  ein  Spion  wäre,  von 
den  Soldaten  festgehalten  und  in  das  Gefangniss  gebracht  worden, 
dass  er  aber  nicht  in  dieser  Absicht,  sondern  nur  um  seine 
Kunst  auszuüben  nach  Antwerpen  gekommen  und  dass  er  des- 
halb in  Freiheit  gesetzt  werden  möge,  was  der  Gouverneur  auf 
Rubens'  Verantwortung  auch  zuliess.  In  Folge  dessen  ward  er 
aus  dem  Gefangniss  entlassen,  und  freute  sich  seiner  Freiheit. 
Rubens  nahm  ihn  mit  in  sein  Haus,  Hess  ihm  sofort  Kleider 
machen,  zog  ihn  an  seinen  Tisch  und  brachte  ihn  in  Gesell- 
schaft anständiger  Leute,  und  bewies  dadurch,  dass  er  ihn 
hochschätze.  Aber  unserem  Wildfang  war  dies  nicht  allein  zur 
Last,  sondern  es  schien  ihm  ein  noch  engeres  Gefangniss  als 
jenes,  aus  dem  er  gerettet  worden.  Darum  ging  er  von  Rubens 
weg   und    setzte    seine    frühere  ungebundene   Lebensweise   fort. 

Es  währte  nicht  lange,  so  verliebte  er  sich  in  die  Frau 
eines    Bäckers,    der    Lust   zur    Kunst    hatte    und    auch    Handel 


ERSTfiR  THEIL.  1 43 

damit  trieb.  Dieser  traf  mit  Brouwer  das  Uebereinkommen^ 
ihn  in  sein  Haus  zu  nehmen,  wenn  er  ihn  unterrichten  wollte. 
Das  war  aus  dem  angegebenen  Grunde  so  recht  nach  seinem 
Sinne.  Brouwer  machte  aus  ihm  nicht  nur  einen  guten  Maler, 
sondern  auch  einen  Hahnreih.  Sie  hatten  dieselben  Neigungen 
und  führten  miteinander  manche  Streiche  durch;  darunter  332. 
solche,  bei  welchen  nicht  selten  der  Schulze  mitzureden  hat. 

Darum  entschloss  er  sich,  als  das  Kerbholz  voll  war,  nach 
Frankreich  zu  gehen,  in  der  Hoffnung,  dass  inzwischen  seine 
Streiche  in  Vergessenheit  gerathen  würden.  Seine  Ausrüstung  zur 
Reise  war  bald  fertig,  da  er  sonst  nichts  mit  sich  nahm,  als 
seine  goldschafifenden  Pinsel.  Er  verliess  Antwerpen,  aber  nicht 
seine  liederliche  Lebensweise.  Nachdem  er  einige  Zeit  in  Paris 
und  andern  Orts  herumgeschwärmt  und  Venus  und  Bacchus 
oft  gehuldigt  hatte,  ging  er  krank  nach  Antwerpen  zurück  und 
wurde,  da  er  arm  war,  in's  Spital  *  gebracht,  wo  er  nach 
Verlauf  von  zwei  Tagen  starb  und  mit  anderen  Todten  in  das 
Pestgrab  geworfen  und  mit  Stroh  und  Kalk  überdeckt  wurde. 
Das  war  im  Jahre   1640,  als  er  kaum  32  Jahre  alt  war. — 

Ein  Schüler  von  Rubens,  der  zufällig  vernahm,  dass  Brou- 
wer gestorben  wäre,  erzählte  dies  sofort  seinem  Meister,  der 
diese  Nachricht  mit  Bestürzung  und  Thränen  in  den  Augen 
hörte.  Obwol  sich  Brouwer  seiner  Theilnahme  unwerth  ge- 
macht hatte,  gab  er  sofort  Befehl,  dass  die  Leiche  ausgegraben 
und  in  einen  Sarg  gelegt  werde,  und  da  er  nicht  dulden  konnte, 
dass  ein  so  grosser  Künstler  so  unwürdig  behandelt  würde, 
liess  er  ihn  in  der  Karmeliterkirche  beisetzen. 

So  wie  seine  Lebensweise  von  der  anderer  Menschen  ver- 
schieden war,  so  wai*   es  auch  sein  Tod,  da  er  zweimal,  zuerst  ^^^' 
verächtlich,  dann  mit  grossem  Leichenpompe  in  einem  anderen 
Grabe  bestattet  wurde.  — 

Man  erzählt,  dass  Rubens  die  Absicht  hatte,  ihm  ein 
Denkmal  zu  errichten,  und  dass  das  Modell  dazu  bereits  voll- 
endet war;  da  aber  der  berühmte  Künstler  kurze  Zeit  darauf 
selbst  starb,  blieb  es  unausgeführt.  — 

Joost  van  Craasbeek  war  seinem  Gewerbe  nach  Bäcker 
zu  Brüssel,  doch  in  Folge  seines  täglichen  Verkehrs  mit  Adriaea 
Brouwer  wurden    sie   wie  Brüder,    so    dass   der  Eine  in  der- 


144         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

selben  Schenke  sein  musste,  in  welcher  der  Andere  war.  Wenn 
Joost  sein  Tagewerk  vollendet  hatte,  begab  er  sich  sofort  zu 
B.rouwer,  um  ihm  bei  einer  Pfeife  und  einer  Kanne  Bier 
Gesellschaft  zu  leisten;  wenn  auch  Brouwer  mit  seiner  Arbeit 

334.  fertig    war,    gingen    sie    zusammen    in    die    Schenke,    um    zu 
plaudern  oder  irgend  einen  Possen  auszuführen. 

Joost,  der  aufgeweckten  Geistes  gewesen  sein  muss,  sah 
ihn  täglich  seine  Arbeit  anfangen,  skizziren  und  vollenden, 
und  als  er  einen  Begriff  davon  bekam,  legte  er  selbst  Hand 
an  den  Pinsel. 

Brouwer  unterstützte  dieses  Vorhaben  durch  sichere 
Lehren  und  schürte  sein  Feuer;  so  geschah  es  endlich,  dass 
Brouwer  in  ihm  sein  eigenes  Bild  wie  in  einem  Spiegel  sehen 
konnte,  denn  er  kam  ihm  nicht  allein  im  lockeren  Leben, 
Trinken  und  Possenreissen,  sondern  auch  in  der  Kunst  so  nahe, 
dass  er  den  Kennern  genügte.  In  Brabant  sieht  man  noch 
verschiedener  Orten  seine  Bilder,  die  wegen  ihrer  schmutzigen 
Erfindungen  und  ihrer  Behandlung  bei  Jenen  beliebt  sind, 
die  keinen  Anstand  nehmen,  sich  mit  ihnen  zu  besudeln,  denn 
er  malte  nur  unflätige  Darstellungen  und  Spieler,  Betrüger, 
Bordellbrüder,  Läusesucher  und  derartige  widerliche  Vpr- 
stellungen.  — 

335  Ich    staunte,    dass    auch     nicht    Einer    der    brabant'schen 

Stecher  sein  Porträt  in  Kupfer  gestochen  hat,  bis  mir  gesagt 
wurde,  dass  er  es  selbst  mit  Farbe  weit  besser  dargestellt 
habe,  als  der  beste  Kupferstecher,  der  doch  nur  die  Gesichts- 
züge hätte  wiedergeben  können,  dies  vermocht  hätte.  Er  aber 
malte  nebst  den  Zügen  seinen  Geist  und  seinen  ganzen  Charakter, 
denn  er  malte  sich  gähnend,  speiend,  das  Gesicht  verzogen,  als 
wenn  der  Branntwein  auf  seiner  Zunge  brennen  würde,  oft  auch 
mit  einem  Pflaster  auf  dem  Auge.  Durch  diese  Bilder  bleibt 
die  Erinnerung  an  ihn  lebendig.  — 

336.  Jakob  Bakke.r  ist    zu  Harlingen    geboren,   hat  aber  den 

grössten  Theil  seines  Lebens  zu  Amsterdam  zugebracht.  Joa- 
chim Sandrart  gedenkt  seiner  in  der  ,,Teutschen  Academie", 
doch  ohne  Zeitangabe.  Er  starb,  wie  aus  einem  Verse  bei 
K.  de  Bie  hervorgeht,  im  Jahre  i638,  3o  Jahre  alt,  und 
ist     sonach     im    Jahre     1608     geboren.     Aber     unter     seinem 


ERSTER  THEIL.  14b 

Porträte,  welches  Th.  de  Keyzer  gemalt  und  Theodor 
Matham  gestochen  hat,  steht:  Obiit  XXVII  Aug.  Anno  MDCLI 
JET.  XLII,  wonach  er  im  Jahre  1609  geboren  wäre.  —  Er  war 
insbesondere  wegen  seiner  Porträts  berühmt,  welche  er  kunst- 
voll, sehr  ähnlich  und  flott  malte.  Von  seiner  ausserordentlichen 
Gewandtheit  im  Malen  erzählt  man  unglaubliche  Dinge,  z.  B. 
dass  er  das  Bild  einer  Harlemerin,  welche  kam,  um  sich  von 
ihm  porträtiren  zu  lassen,  lebensgross,  in  halber  Figur,  mit 
beiden  Händen,  Kragen  und  Kleidern,  vortrefflich  gemalt,  in 
einem  Tage  vollendete,  so  dass  sie  damit  noch  am  Abend  nach 
Harlem  zurückkehren  konnte. 

Er  war  auch  bei  den  Kunstfreunden  wegen  seiner  Historien- 
bilder für  Kaminstücke  und  anderen  Zimmerschmuck  sehr 
geschätzt.  Jan  Vos  hat  auf  eines  seiner  Bilder,  eine  Schäferin, 
die  von  Cimon  belauscht  wird,  welches  bei  Abraham  van 
Basse  im  grossen  Saale  hängt,  mehrere  Verse  gedichtet.  — 337. 
Desgleichen  besang  Lud.  Smits  eine  von  ihm  gemalte  Iphigenia 
von  Cypern.  — 

Ich  hätte  beinahe  zu  seinem  Nachtheile  vergessen  die  vor-  338. 
treffliche  Manier  seiner  Zeichnungen  zu  erwähnen.  Er  hat 
seine  akademischen  Figuren,  insbesondere  die  Frauen,  so 
kunstvoll  mit  schwarzer  und  weisser  Kreide  auf  blaues  Papier 
gezeichnet,  dass  er  darin  alle  seine  Zeitgenossen  übertraf.  Wenn 
einige  dieser  Blätter  zum  Verkaufe  kommen ,  so  ist  aus  dem 
Eifer  der  Handzeichnungssammler  leicht  zu  ersehen,  wie  sehr 
sie  geschätzt  werden. 

Bartram  de  Fouchier  ward  zu  Bergen  op  Zoom 
geboren,  als  sein  Vater,  Paulus  de  Fouchier,  aus  Frankreich 
nach  den  Niederlanden  kam,  um  der  Belagerung  von  Ostende 
im  Jahre  1696  beizuwohnen;  bei  dieser  Gelegenheit  kam  er 
nach  Bergen  op  Zoom,  verliebte  sich  in  die  einzige  Tochter 
von  Joan  Spruit,  und  heiratete  sie,  da  sie  reich  war.  Aus 
dieser  Ehe  entspross  am  10.  Februar  1609  unser  Bartram, 
der  schon  früh  durch  seine  Neigungen  zeigte,  dass  er  zum 
Künstler  geboren  war.  Sein  Vater  schickte  ihn  deshalb  zu  dem 
berühmten  Anton  v.  Dyk,  der  damals  in  Antwerpen  wohnte, 
bei  dem  er  solche  Fortschritte  machte,  dass  er  ein  Porträt  sehr 
gut  malen   konnte.     Da    aber   van   Dyk   durch    seine    mannig- 

Quellcnschriften  f.  Kunstgescji.  XIV.  10 


I46  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

faltigen  Arbeiten  und  den  Besuch  vornehmer  Herren  so  sehr  in 
Anspruch  genommen  war,  dass  er  seinen  Schülern  wenig  Auf- 
merksamkeit schenken  konnte,  schied  er  von  ihm  und  ging  im 
Jahre  1634  nach  Utrecht  zu  Joan.  Bylaert,  bei  dem  er  zwei 
Jahre  blieb,  worauf  er  nach  Bergen  op  Zoom  zu  seinen  Eltern 
zurückkehrte,  in  der  Absicht,  selbstständig  die  Kunst  auszuüben. 
Aber    es    währte    nicht    lange,    so  trieb    ihn  die  Reiselust  nach 

339.  Rom,  wo  er  sich  nach  guten  Vorbildern,  insbesondere  nach  den 
Gemälden  Tintoretto's  übte. 

Zu  dieser  Zeit  sass  der  kunstliebende  Urbah  VIII.  auf  dem 
päpstlichen  Stuhle,  der  die  Gelegenheit  suchte,  junge  Talente 
zu  wecken  und  zu  bilden.  Dies  wäre  ihm  gewiss  zugute 
gekommen,  wenn  nicht  ein  Zwischenfall  ihn  und  seinen  Kunst- 
genossen Joan  Frederik  van  Ysendoren,  mit  zwei  Spaniern, 
von  welchen  sie  als  Ketzer  ausgeschrieen  und  bei  der  Inquisition 
als  solche  angeklagt  wurden,  in  einen  Kampf  verwickelt  und 
dieses  Vortheiles  beraubt  hätte,  da  sie  sich  dadurch  genöthigt 
sahen ,  Rom  schleunigst  zu  verlassen  und  sich  heimlich  nach 
Florenz  zu  begeben,  wo  sie  sich  eine  Weile  aufhielten  und 
ihre  Kunst  ausübten.  Von  da  gingen  sie  nach  Paris,  und  kurz 
darauf  nach  Antwerpen,  wo  sie  von  einander  Abschied  nahmen. 
Ysendoren  begab  sich  nach  Wyk-te-Duerstede,  wo 
er  später  Oberschulze  ward  und  im  Jahre  1684  starb; 
Fouchier  nach  Bergen  op  Zoom,  wo  er  viele  Jahre  die 
Kunst  ausübte.  Da  er  aber  sah,  dass  seine  Manier  in  der 
Weise  des  Tintoret  keinen  Anklang  fand,  liess  er  mit  der 
Zeit  davon  ab  und  malte  Gesellschaften  in  der  Weise  des 
Adriaen  Brouwer,  mit  welchen  er  sich  viel  besser  heraussah. 
Auch  übte  er  die  Glasmalerei  aus,  mit  der  er  viel  Geld  ver- 
diente und  sonach  unter  die  glücklichen  Maler  gerechnet 
werden  kann.  Er  starb  nach  kurzem  Krankenlager  und  ward 
im  Jahre  1674  in  derGroote-Kerk  seiner  Geburtsstadt  begraben.  — 

Uo.  Unter  den    Arbeiten    Herman  Zachtleven's   lassen    sich 

verschiedene  Perioden  unterscheiden.  Die  Bilder  seiner  ersten 
Zeit  waren  einfältig  und  ahmten  die  Natur  sowol  in  Anordnung 
als  Farbe  nach,  aber  ich  habe  welche  gesehen,  die  mir  aus- 
nehmend gefielen.  Später  jedoch,  wie  es  scheint,  nicht  damit 
zufrieden,    die  Natur    so  nachzuahmen,    wie    sie    ihm  erschien, 


ERSTER  THETI. 


H7 


weil  sie  sich  nicht  immer  gleich  gefällig  darstellte,  bildete  er 
sich  eine  eigene  Manier,  oder,  um  es  besser  zu  sagen,  eine 
eigene  Composition  von  verschiedenen  anmutigen  Vorwürfen, 
die  er  in  seinen  Bildern  darstellte;  ausgenommen  davon  sind 
jene  Ansichten,  die  er  am  Rhein  flott  nach  der  Natur  malte; 
sie  lassen  deutlich  die  dargestellten  Orte  erkennen  und  sind  von 
seinen  anderen  Arbeiten  wol  zu  unterscheiden. 

Ich  will  jedoch  nicht  behaupten,  dass  er  damit  gegen  die 
Regeln  der  Kunst  Verstössen  habe,  im  Gegentheil  möchte  ich 
seinen  originellen  Geist  und  seine  Erfindungsgabe  loben,  da  er 
alles  Schöne  auszuwählen  und  zusammenzufügen  verstand,  so 
dass  seinen  Bildern  —  die  Mode  mag  dabei  ihre  Rolle  spielen 
wie  sie  will  —  stets  ein  Platz  in  den  besten  Cabineten  gegönnt 
sein  wird.  Ja  ich  muss  zu  seinem  Ruhme  sagen,  dass  mir  unter  M^ 
den  niederländischen  Landschaftsmalern  keiner  bekannt  ist,  der 
seine  Fernsichten  so  hell  und  zart,  und  die  Abstufungen  oder 
Grade  der  Entfernung  besser  und  gefälliger  ausgedrückt  oder 
seine  Bilder  reicher  und  zierlicher  staffirt  hätte;  dies  Alles  gilt 
aber  nur  von  Bildern  aus  seiner  besten  Zeit,  denn  seine  letzten 
Arbeiten  genügen  meinem  Auge  beiweitem  nicht  mehr,  weil 
sie  viel  zu  bunt  in  der  Farbe  sind.  Er  zeichnete  ausserdem  auch 
sehr  fleissig  nach  der  Natur,  was  er  gewandt  und  sicher  mit 
schwarzer  Kreide  zu  thun  pflegte.  Er  ist  zu  Rotterdam  im 
Jahre  1609  geboren,  hat  aber  die  längste  Zeit  seines  Lebens 
zu  Utrecht  gewohnt,  wo  er  auch  starb.  J.  v.  Vondel,  der 
ihn  kannte  und  Vergnügen  empfand,  als  er  einmal  sein  Skizzen- 
buch  durchblätterte,    schrieb  darauf  ein  Gedicht. — 

Kornelis  Zachtleven,  der  Bruder  Herman's  malte  342. 
kunstvoll  Bauern-  und  Soldaten-Gesellschaften.  Ich  habe  Wacht- 
sjtuben  mit  Soldaten  von  ihm  gesehen,  in  welchen  jeder  in 
seiner  Beschäftigung  natürlich  und  geistreich  aufgefasst  und 
gemalt  war;  zumeist  drei  oder  vier  Kartenspieler,  oder  Andere, 
die  miteinander  plaudern  oder  eine  Pfeife  vor  dem  Kamin  rauchen, 
in  der  Art  Adr.  Brouwer's;  in  der  Regel  hat  er  im  Vorder- 
grunde verschiedene  Kriegsgeräthschaften,  z.  B.  Gewehre,  Degen, 
Piken,  Hellebarden,  Fahnen  und  Trommeln  aufgehäuft,  auch  343. 
wol  einen  federgeschmückten  Helm,  ein  gesticktes  Bandelier 
oder  eine  seidene  Schärpe  mit  goldenen  Fransen  etc.,  Alles  nach 


10* 


148  ARNOLD  HOUBRAKEN*S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

der  Natur  gemalt  und  auf  das  Natürlichste  nachgeahmt.  Uebrigens 
malte  er  auch  Innenansichten  von  Bauernwohnungen  und 
verschiedene  Haus-  und  Baugeräthschaften,  ebenso  aufeinander- 
gehäuft  wie  die  vorgenannten  Gegenstände  und  ähnlich  wie  ich 
derlei  auch  von  David  Teniers  gesehen  habe,  dessen  Art  er 
nachahmte. 

Ich  vermuthe,  dass   er   älter  gewesen   ist  als  sein  Bruder, 
da  ihn  Anton  van  Dyk  porträtirte. — 

Unter  den  besten  Schülern  HermanZachtleven's  wird 
Willem  van  Bemmel  aus  Utrecht  genannt.  Dieser  ging,  nach- 
dem er  seine  Kunst  wol  verstand,  nach  Rom,  sowol  um  sich 
nach  guten  Vorbildern  weiterzubilden,  als  auch  weil  sein  Talent 
hauptsächlich  zur  Darstellung  von  italienischen  Ansichten  und 
Landschaften  hinneigte.  Deshalb  zeichnete  er  in  Tivoli  mit 
grossem  Fleiss  und  Eifer,  und  brachte  die  Zeichnungen  so 
geistreich  und  natürlich  auf  Leinwand,  dass  er  damit  in 
Rom  viel  Ruhm  erntete.  Von  da  ging  er  nach  Deutschland, 
und  verweilte  in  Nürnberg,  wo  seine  meisten  Werke  sind. 
Er  hat  es  stets  verstanden,  in  seinen  Bildern  sowol  die  Ent- 
fernung als  auch  Licht  und  Schatten  wol  qnterschieden  aus- 
zudrücken, und  überdies  streitet  man,  ob  sein  Talent  und  seine 
Erfindungsgabe  oder  seine  Technik  mehr  zu  rühmen  wären. 
344.  Salomon     Koning     ist     von     braban  tischen    Eltern    in 

Amsterdam  geboren,  denn  sein  Vater  Peter  Koning  war  ein 
zu  Antwerpen  geborener  Juwelier,  und  hatte  selbst  Neigung 
zur  Malerei,  weshalb  er  seinen  Sohn  im  Alter  von  1 2  Jahren, 
das  ist  im  Jahre  1621,  denn  er  war  1609  geboren,  zu  David 
Kolyn  in  Amsterdam  gab,  damit  er  zeichnen  lerne.  Später 
gab  er  ihn,  damit  er  malen  lerne,  zu  Francois  Vernando 
und  endlich  zu  Nicolas  Mooyaart.  Hierauf  übte  er  die  Kunst 
selbstständig  mit  Fleiss  und  Eifei-  und  trat  im  Jahre  i63o  in 
die  Amsterdamer  Maler-Gilde.  Er  war  ein  guter  Porträtmaler, 
hätte  aber  mehr  natürliche  Anlagen  zu  historischen  Darstellun- 
gen, sowol  mit  kleinen  als  lebensgrossen  Figuren.  Bis  zum 
Jahre  1660  hat  er  verschiedene  treffliche  Werke  ausgeführt; 
z.  B.  für  den  Herrn  Johan  Huidekoper  einen  Tarquinius  mit 
Lucretia;  für  Ludowyk  van  Ludick  einen  David  mit  Batzeba, 
welches    Bild    später    der    portugiesische    Gesandte    kaufte;    für 


ERSTER  THEIL. 


149 


Jan  Pieterse  Bruyning  einen  Judas,  der  zu  den  Füssen 
des  Hohenpriesters  die  3o  Silberlinge  niederwirft;  für  den 
Kunstfreund  Gerard  Luiken  Salomon,  welcher  den  Götzen 
opfert,  und  andere  mehr.  Auch  malte  er  verschiedene  Bilder 
für  den  König  von  Dänemark,  welche  seinen  Namen  Jahr- 
hunderte hindurch  erhalten  mögen. 

Jan  Baptist  van  Heil  ist  zu  Brüssel  im  Jahre  1609 
geboren  und  war  ein  guter  Maler  von  Andachtsbildern  und 
Porträts.  Er  ward  im  Vergleich  mit  seinen  Brüdern  Daniel  und 
Leo  am  meisten  geschätzt.  Kornelis  de  Bie  sagt,  dass  seine 
Werke  geistreich   erfunden  sind.  —  345. 

Im  Jahre   1661   lebten  noch  alle   drei  Brüder.  — 

Sein  Zeitgenosse  Robert  van  Hoek,  geboren  zu  Ant- 
werpen, malte  ausserordentlich  klein  und  zart  ganze  Feldlager 
mit  ihrem  .Beiwerk,  als  Kanonen,  Lagerwagen  und  Zelten, 
Alles  in  so  kleinen  Verhältnissen,  dass  es  beschwerlich  ist,  ihm 
mit  den  Augen  zu  folgen.  — 

David  Teniers  der  Jüngere  ist  zu  Antwerpen  im 
Jahre  löiogeboren.  Seines  Vaters  Verstand  und  Talent  leuchteten 
ihm  von  Jugend  auf  als  ein  Glücksstern  voran,  weshalb  er  in 
der  Folge,  wol  achtend  auf  Alles,  was  in  seines  Vaters  Bildern 
noch  fehlte,  dieses  in  seinen  Arbeiten  vollkommener  und  kunst-  346. 
gerechter  ausgedrückt  hat.  Facilis  est  inventis  addere,  man  kann 
leicht  zur  Erfindung  eines  Anderen  etwas  hinzufügen,  sagt  das 
Sprüchwort;  in  Folge  dessen  fanden  seine  Bilder  ihre  Bewun- 
derer und  Freunde.  Der  König  von  Spanien  war  so  sehr  in 
seine  Arbeiten  verliebt,  dass  er  an  seinem  Hofe  eine  lange 
Galerie  errichten  liess,  lediglich  um  sie  mit  seinen  Bildern 
auszufüllen.  Die  Königin  Christine  fand  so  viel  Gefallen  an 
seiner  Kunst  und  an  seiner  Person,  dass  sie  ihm  zum  Beweise 
ihrer  Gunst  ein  Medaillon  mit  ihrem  geprägten  Bilde,  an  goldener 
Kette,  schenkte.  In  derselben  Weise  beschenkte  ihn  auch  Erz- 
herzog Leopold,  der  ihn  noch  überdies  zu  seinem  Kammer- 
herrn machte.  Der  Graf  Fonsoldani  sandte  ihn  nach  England, 
um  die  besten  italienischen  Kunstwerke  aufzukaufen,  die  zu 
finden  waren  und  schenkte  ihm  für  seine  Mühe  eine  schwere 
goldene  Kette.  Ebenso  beliebt  war  er  bei  seiner  Hoheit  Don 
Juan    von  Oesterreich.     Um    es    in    Kürze    zu    sagen:    das 


I  5o         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Glück  hat  ihn  mit  viel  Geduld  getragen,  so  dass  er  wol  unter 
die  glücklichen  Maler  gezählt  werden  kann.  Er  führte  einen 
zeichnenden  und  gefälligen  Pinsel  und  verstand  es,  seinen  Bildern 
den  Anstrich  des  Lebens  zu  geben.  Die  Wahl  seiner  Stoffe  hat 
Kornelis  de  Bie  in  Versen  beschrieben.   — 

34y.  Adriaen    und    Izaak    van   Ostade    waren  Beide,    wenn 

ich  gut  unterrichtet  bin,  Lübecker  von  Geburt,  haben  aber  die 
grÖsste  Zeit  ihres  Lebens  zu  Harlem  gewohnt.  Adriaen  ist  im 
Jahre  1610  geboren  und  starb  im  Jahre  i685.  Adr.  Brouwer 
und  er  waren  zu  derselben  Zeit  Schüler  bei  Frans  Hals. 
Izaak  van  Ostade  war  ein  Schüler  seines  Bruders,  doch  starb 
er,  ehe  er  jene  Hohe  der  Kunst  erreichte,  auf  welcher  sein 
Bruder  die  Lorbeern  seines  Eifers  und  seiner  Mühe  pflückte. 
Dieser  machte  im  Jahre  1662  alle  seine  Bilder  und  seine  ganze 
Habe  zu  Geld  und  zog  von  Harlem  nach  Amsterdam,  um, 
besorgt  vor  den  Gewaltthätigkeiten  der  Franzosen,  von  hier 
nach  Lübeck  zu  flüchten.  Doch  der  Kunstfreund  Konstantyn 
Sennepart  wusste  ihn  so  wol  zu  überreden,  dass  er  in  seinem 
Hause  blieb,  wo  er  die  kunstvoll  colorirten  Handzeichnungen 
malte,  die  Jonas  Witzen  später  mit  einigen  Zeichnungen  von 
Battem  für  1 3oo  Gulden  kaufte.  Ich  habe  sie  wiederholt  mit 
grossem  Vergnügen  gesehen. 

Bauernhäuser,  Hütten,  Ställe,  insbesondere  Innenansichten 
mit  all'  ihrem  baufälligen  Hausrath,  Herbergen  und  Schänken 
mit  ihrem  ganzen  Beiwerk  wusste  er  so  geistreich  und  natürlich 
darzustellen,  wie  kein  Anderer;  desgleichen  die  Figuren  in  ihrer 
Tracht  und   in    ihrem  Thun,    so  natürlich    bäurisch  und  geist- 

348.  reich,  dass  es  staunenswerth  war,  wie  er  dies  zu  ersinnen 
wusste.  Mit  einem  Worte,  er  hat  das  ganze  Bauernleben  so 
natürlich  mit  dem  Pinsel  dargestellt,  wie  L.  Rotgans  es  mit 
der  Feder  beschrieben  hat.  — 

349  Kornelis  Bega  war  sein  erster  und  bester  Schüler,  den 

er  herangebildet  hat.  Seine  Mutter,  Maria  Kornelisz,  die 
Tochter  des  berühmten  Kornelis  Kornelissen  von  Harlem, 
zeichnete  und  malte  selbst,  und  sein  Vater  war  ein  Holz- 
schnitzer Namens  Pieter  Janze  Begyn.  Er  war  ein  grosser 
Meister  im  Malen  von  Bauerngesellschaften,  aber  .dabei  ein 
lockerer  Schalk,  so  dass  ihn  sein  Vater  nicht  mehr  wie  seinen 


ERSTER  THETL.  1  3  l 

Sohn  ansehen  wollte.  Deshalb  wollte  er  auch  nicht  länger  den 
Namen   Begyn  führen,  sondern  änderte  ihn  in  Bega. — 

In  welchem  Jahre  er  zu  Harlem  geboren  ist,  weiss  ich 
nicht,  nur  dass  er  am  27.  August  1664  an  der  Pest  starb. 
Mir  wurde  erzählt,  dass  er  in  ein  Mädchen  so  leidenschaftlich 
verliebt  gewesen,  dass  er,  als  sie  von  der  Pest  ergriffen  ward, 
sich  von  ihr  nicht  trennen  wollte,  obgleich  seine  Mutter  und  die 
Aerzte  ihn  mit  Gewalt  dazu  veranlassen  wollten  und  ihm 
ernstlich  abriethen,  an  ihr  Bett  zu  kommen.  Als  sie  dem  Tode 
nahe  war,  stellte  er  sich  verrückt  und  sinnlos  und  wollte  sie 
noch  zum  letzten  Abschied  küssen.  Da  er  aber  daran  verhindert 
wurde,  nahm  er  einen  Besenstiel  und  hielt  ihn  derart,  dass 
sie  ihn  an  dem  einen,  er  an  dem  anderen  Ende  dreimal  küsste, 
indem  sie  so  von  einander  Abschied  nahmen.  Doch  er  ward  35o. 
auch  von  der  Pest  ergriffen  und  folgte  ihr  in  Kürze  auf  dem- 
selben Wege,  in  der  Blüthe  seines  Lebens. 

Seine  Bilder,  welche  unter  die  besten  dieser  Art  gezählt 
werden,  schmücken  die  vornehmsten  niederländischen  Cabinete.  — 

Sein  Zeit-,  Stadt-  und  Kunstgenosse  Leendert  van  der 
Koogen  hat  sein  Porträt  in  seiner  Jugend  gezeichnet. — 

Dieser  stammte  von  Muttersseire  von  den  Beerestein 's 
ab,  die  vor  Alters  grosse  Gönner  und  Förderer  der. Kunst 
gewesen,  was  auch  van  M ander  in  seinem  Malerbuche  rühmend 
erwähnt.  Er  war  ein  Schüler  von  Jacques  Jordaens  zu  Ant- 
werpen. Nachdem  er  von  seinem  Meister  nach  Hause  zurück- 
gekehrt war,  unterhielt  er  insbesondere  mit  Korne lis  Bega 
freundschaftlichen  Verkehr.  Sie  spornten  einander  gegenseitig 
zur  Thätigkeit  an  und  zeichneten  miteinander  oft  nach  der 
Natur.  Er  hat  dieselbe  saubere,  flotte  oder  breite  Behandlung 
des  Zeichenstifts  wie  Bega,  doch  ist  er  geistreicher  und  führt 
die  Schatten  stets  nach  einer  Seite.  Auch  malte  er  seine 
Figuren  grösser,  zuweilen  lebensgross.  Er  hat  auch  einige 
Platten  in  Kupfer  geätzt,  sattsam  geschickt  und  geistreich,  aber 
etwas  roh,  in^  der  Weise  Carracci's.  Da  er  aber  nicht  um 
des  lieben  Brodes  willen  arbeiten  musste,  hat  er  sich  auch 
nicht  zu  sehr  angestrengt,  sondern  lediglich  gearbeitet,  wenn 
ihn  seine  Lust  dazu  antrieb,  und  darum  auch  nicht  so  viel 
gemacht,    dass  er    ausserhalb    seiner   Geburtsstadt   Harlem,    in35i. 


I  52  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

welcher  er  im  Jahre  1681  starb,  berühmt  geworden  wäre.  In 
Folge  dessen  können  wir  auch  nur  wenig  von  ihm  erzählen. — 
Er  war  ledig  und  wohnte  damals  bei  seinen  Verwandten 
in  der  Schachtelstraat  in  Harlem  in  Miethe  und  Kost,  und 
ward  von  den  Hausgenossen  gewöhnlich  Leendert  Oom,  wie  man 
bejahrte  Freier  zu  nennen  pflegt,  genannt.  — 

3^4-  Der   geschickte   Schiffszeichner  Willem  van    den  Velde 

ward  im  Jahre  1610  zu  Leiden  geboren.  Da  er  zur  Seefahrt 
Lust  hatte,  fand  er  später  Gelegenheit,  im  Dienste  der  Staaten 
zu  jener  Zeit  die  Kriegsflotte  in  einer  Jacht  zu  begleiten  und 
durch  Ab-  und  Zufahren  Berichte   hin  und  her  zu  bringen. 

Da  er  den  Bau  und  die  Ausrüstung  der  Schiffe  vollkommen 
verstand,  versuchte  er  mit  der  Feder  verschiedene,  sowol 
grosse  als  kleine  Fahrzeuge  auf  Papier  und  weiss  grtmdirte 
Leinwand  zu  zeichnen ,  ja  auch  Admiralsschiffe  und  ganze 
Flotten  kunstgerecht  in  vollen  Segeln  darzustellen,  um  dadurch 
den  Staaten  neben  seinen  Worten  eine  deutliche  Vorstellung 
als  Bericht  zu  geben,  die  ihm  dies  besonders  lohnten  und  ihn 
hiezu  in  ihren  Diensten  behielten. 

355.  Als  Opdam  im  Jahre   i665  mit  seinem  Schiffe,  in  Folge 

einer  Unachtsamkeit  in  der  Pulverkammer,  in  die  Luft  flog, 
hatte  «er  noch  die  letzte  Mahlzeit  bei  ihm  an  Bord  gegessen, 
und .  dieser  staunte  noch ,  dass  sich  Jemand  aus  Liebhaberei 
so  nahe  an  die  Gefahr  wage.  Gerard  Brand  berichtet  in 
seiner  Lebensbeschreibung  Michiel  de  Ruyter's  (p.  476),  dass 
iro  Jahre  1666  der  berühmte  Schiffszeichner  Willem  van 
den  Velde  in  der  Absicht  zur  Flotte  kam,  die  Ereignisse  des 
bevorstehenden  Seegefechtes*)  nach  der  Natur  aufzunehmen, 
zu  welchem  Zwecke  ihn  ein  Galjoot-Ruderer  ringsherum  oder 
nach  jenen  Punkten  führen  sollte,  von  wo  er  ^  den  besten 
Gesichtspunkt  für  seine  Zeichnungen  finden  konnte. 

Später  kam  er,  ich  weiss  nicht  durch  welchen  Umstand, 
in  den  Dienst  König  Karl's,  und  in  Folge  dessen  auch  König 
Jakob 's,  für  welche  er  viele  kunstvolle  Zeichnungen  von 
Seetreffen    und  anderen  Vorfällen  auf  weiss    grundirte  und  auf- 


*)  Dieses  SeetrefFen  fand  am   11.,  12.,  i3.  und   14.  Juni  1666  zwischen 
M.  de  Ruyter  und  Monk,  dem  Admiral  der  englischen  Flotte,  bei  Ostende  statt. 


ERSTER  THEIL.  l53 

gezogene   Leinwand    gezeichnet   hat.     Die  Oelmalerei  versuchte 
er  auch  im  späten  Alter. 

Seinen  genauen  Todestag  kenne  ich  nicht,  wol  aber  den 
Tag  seines  Begräbnisses,  den  ich  einer  Todesanzeige,  welche 
die  Tochter  Adriaen  van  de  Velde's  zur  Erinnerung  an 
das  Ableben  ihres  Grossvaters  bewahrt,  entnehme,  in  welcher 
inmitten  eines  Kupferstiches  mit  sinnbildlichen  Darstellungen 
des  Todes,  Begräbnisses,  der  Auferstehung  und  Himmelfahrt, 
zu  lesen  ist,  dass: 

„Mr.    Wm.   V.   Velde   Senior,,  late   painter  of  Sea-Fights 
to    their    Majesties    King    Charles    IL    and    King    James,"    aus 
seinem    Hause  in    Sack-Fieldstreet  in  Pickadilly,  „to  the  Parish 
Church  of   St.    James"   gebracht   und  daselbst    am   i6.  Decem- 356. 
ber   1693  begraben  wurde. 

Johannes  Mytens  ist  zu  Brüssel  am  17.  Mai  1612 
geboren.  Er  war  in  seiner  Jugend  zuerst  Schüler  des  berühmten 
Anton  van  Opstal,  später  des  Nicolas  van  der  Horst,  bei 
welchen  er  durch  natürliche  Neigung,  Fleiss  und  dauernde  Uebung 
solche  Fortschritte  machte,  dass  er  damals  für  geeignet  erkannt 
wurde,  die  Bildnisse  des  Grafen  Heinrich  von  Nassau  und 
seiner  Gemalin,  der  Gräfin  von  Stirom,  des  Grafen  von 
Bentem  und  noch  anderer  Vornehmen  zu  malen,  wodurch  er 
grossen  Ruhm  erlangte.  Später  verlegte  er  sich  gänzlich  auf  den 
Kupferstichhandel. 

Er  hatte  einen  Sohn  Namens  Kornelis,  der  ein  guter 
Kupferstecher  war,  wie  dies  insbesondere  an  dem  von  ihm 
gestochenen  Porträt  seines  Vaters  zu  sehen  ist. 

Der  grosse  Landschaftsmaler  Emelraad  hat  viele  Jahrein 
Rom  gelebt  und  war  ein  berühmter  Meister  seiner  Kunst.  Die 
meisten  und  besten  seiner  Bilder  sind  mit  Figuren  von  Erasmus 
Quellinus  und  mit  Thieren  von  anderen  Meistern  staffirt. 
Mehrere  seiner  bedeutendsten  Bilder  prangen,  neben  anderen 
Kunstwerken,  in  der  Kirche  der  »Karmeliter. 

Der     kunstfertige     Glasmaler     Pieter    Janszen     ist    zu 
Amsterdam   im   Jahre   1612   geboren.     Er   war  ein  Schüler  des 
tüchtigen  Glasmalers    Jan   van   Bockhorst    von    Harlem,    der 
im  Jahre   1672  starb  und  von  dessen  Hand  noch  mehrere  Glas- 357. 
fenster  ii\  den  niederländischen  Kirchen  zu  sehen  sind. 


I  54         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRG 

Der    erstgenannte    Pieter    Janszen    war    ' 
Zeichner  auf  Papier,  wovon  wir  in  dem  Leben 
Jan  Pietersze  Sönier  noch  mehr  berichten  vri 
bejahrt  im  Jahre   1672. 

Thomas.    Willeborts     Bossaert     ist     i 
Zoom  geboren.    Er  war  ein    guter  Maler   von    f 
und    Porträts    und   hat    zu  seiner   Zeit    in   Ronr 
Spanien  und  England  gearbeitet.     Insbesondere  ''' ^ 
seiner    Einsicht,     seines    Betragens    und    seines  / 
Heinrich    Friedrich,   Prinzen  von    Oranien  J, 
Friedrich    Heinrich),  und    bei    seinem   Sohn, 
Wilhelm,  geschätzt.  Gerard  Segers  Garsein  ] 
Er  ist  geboren  im   Jahre   161 3    und   wohnte   im  v^ 
Antwerpen,  wo  er  mit  Eifer  thätig  war.  —  J 

Otto     Marcelis     malte     beinahe     ausschl 
Schlangen,  Kröten  und  Eidechsen,    und  doch  ha 
er    sie    so    natürlich    nachzubilden    verstand,    sie 
befunden,    so    in   England    als    in  Frankreich,    wo    er    . 
358. Königin   Mutter  malte,    die  ihm   freie   Wohnung  und     x. 
und  eine  Pistole  für  4  Stunden  Arbeit  des  Tages  gab.  Er  stai 
auch  lange    im  Dienst    des  Grossherzogs   von  F'lorenz   und 
hat  Neapel  und  Rom  besucht,  wo  Guilhelmo  van  Aelst,    der 
sein  Schüler  war,    mit   ihm  verkehrte  und    mancherlei   Possen 
mit  ihm  ausführte. 

In  der  Bent  gaben  sie  ihm  den  Beinamen  Snuffelaar, 
weil  er  überall  nach  sonderlich  gefärbten  oder  gesprenkelten 
Schlangen,  Eidechsen,  Raupen,  Spinnen,  Schmetterlingen  und 
fremden  Gewächsen  und  Kräutern  umherschnüffelte. 

Nachdem  er  seiner  Reiselust  genügt  hatte,  kam  er  wieder 
in  sein  Vaterland  und  starb  nach  zwölfjähriger  Ehe  im  Jahre 
1673,  ungefähr  60  Jahre  alt. 

Seine  Witwe,  die  nach  ihm  noch  zwei  Männer  überlebte, 
und  noch  gegenwärtig  lebt,  hat  mir  erzählt,  dass  er  die  Thiere 
in  einer  Niederung  vor  Amsterdam,  wo  sie  am  besten  ge- 
deihen konnten,  zu  diesem  Zwecke  eingeplankt,  täglich  fütterte, 
und  auch  hinter  seinem  Hause  einen  Winkel  hatte,  wo  sie  ihm 
stets  bei  seiner  Arbeit  zur  Hand  waren.  Einige  dieser  Schlangen 
gewöhnten  sich  mit  der  Zeit  so  sehr  an  ihn,  dass  er  sie,  wenn 


ERSTER  THEIL.  l55 

er  sie  malen  wollte,  mit  seinem  Malerstocke  so  stellen  konnte, 
wie  er  sie  eben  nÖthig  hatte,  und  dass  sie  liegen  blieben,  bis 
sie  gemalt  waren.   — 

Pieter  de  Laar,  genannt  Bamboots,  ist  zu  Laren  nächst 359. 
N<'iarden  von  ehrlichen  Eltern  geboren,  die  ihn  bürgerlich  und 
anständig  erzogen.  Sein  Talent  machte  sich  in  Kürze  be- 
merklich und  schon  seine  frühesten  Arbeiten  zeigten,  wozu 
er  in  die  Wiege  gelegt  worden  war,  denn  es  gab  nichts,  was  - 
er  nicht  mit  Kohle  und  Kreide  beschrieben  hätte.  Von  diesen 
Anfängen  zu  einer  geschickten  Führung  des  Zeichenstifts  und 
des  Pinsels,  ich  weiss  nicht  unter  wessen  Leitung,  heran- 
gewachsen, hatte  er  noch  das  Glück,  sich  ein  sicheres  Denk- 
bild aller  Gegenstände  oder  Erscheinungen  einprägen  zu  können, 
die  ihm  vorkamen.  Ja  es  genügte  ihm,  etwas  einmal  gesehen 
zu  haben,  um  sich  dessen  nachher  bedienen  zu  können.  Dies 
bestätigen  auch  die  Italiener,  die  mit  ihm  verkehrt  und  Umgang 
gepflogen  haben,  welche  sagen,  das«  er  mehr  im  Kopfe  als  auf 
dem  Papier  skizzirt  hatte,  ja  dass  er  die  mannigfaltigen  male- 
rischen Erscheinungen,  die  in  Feldern,  Auen,  Bergen,  Bäumen 
durch  grössere  oder  geringere  Beleuchtung  hervorgebracht  36o. 
werden,  so  getreu  beobachtete,  als  ob  er  dergleichen  Vorbilder 
unmittelbar  vor  sich  gehabt  hätte. 

Er  begab  sich  früh,  zuerst  nach  Frankreich  und  dann 
nach  Rom,  wo  er  16  Jahre  verweilte  und  sich  täglich  zu 
seiner  weiteren  Ausbildung  eifrig  übte,  da  er  von  den  vielen 
schönen  Vorbildern,  die  Rom  zu  seiner  Zeit  besass,  angespornt 
wurde.  Er  brachte  es  dadurch  endlich  so  weit,  dass  er  unter 
den  besten  Künstlern  genannt  und  von  ihnen  wegen  seines 
angenehmen  Benehmens  und  .  seiner  Spasshaftigkeit  geliebt 
wurde. 

Er  war,  wenn  er  arbeitete,  still  und  ganz  in  Gedanken 
verloren.  Der  Grund  war,  wie  ich  oben  bereits  gesagt,  der,  dass 
er  während  des  Malens  des  lebendigen  Originals  nicht  bedurfte, 
auch  nicht  einmal  zu  seinen  Figuren,  sondern  lediglich  sich  der 
Vorstellung  bediente,  die  er  sich  davon  gebildet  hatte.  Er  pflegte 
deshalb,  wenn  sein  Geist  durch  anhaltendes  Nachdenken  ermüdet 
war,  sich  durch  eine  heitere  Melodie  auf  seiner  Violine  wieder 
zu  erfrischen. 


I  58  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

dem  See-Ungeheuer  blickend  und  wehklagend  dargestellt.  —  Aber 
Helt  malte  sie  von  dem  Felsen  erlöst,  wie  sie'  schamerröthend 
vor  sich  niedersieht. 

367.  Auch  J.  V.  Vondel  hat  emige  seiner  Bilder  werth 
gehalten,  ihrer  in  seinen  Reimen  zu  gedenken,  so  namentlich 
die  Klelia  bei  Herrn  Hoogenhuis,  —  und  die  Kornvertheilung 
durch  Joseph  in  Egypten,  —  ein  Bild  in  der  Schatzkammer, 
welches  auch  J.  Vos  besungen  hat.  — 

368.  Adam  Willarts,  dessen  wir  früher  bereits  gedacht 
haben,  war  ein  guter  Maler,  und  sein  Sohn  Abraham  Wil- 
larts zeigte  auch  von  Jugend  auf  Lust  zur  Kunst.  Er  ist  in 
Utrecht  im  Jahre  161 3  geboren,  hat  die  Anfangsgründe  bei 
seinem  Vater  und  dann  noch  ein  Jahr  bei  Jan  Bylert 
gelernt;  später  bei  Simon  Voet  in  Paris,  wo  er  seine  Zeit 
so  wol  in  Acht  nahm  und  durch  Eifer  und  Ausdauer  solche 
Fortschritte  machte,  dass  er,  wieder  nach  Utrecht  zurück- 
gekehrt, zu  dem  Grafen  Moritz  nach  Brüssel  entboten  ward, 
um  für  ihn  Verschiedenes  zu  zeichnen  und  zil  malen.  Aber  aus 
welchem  Grunde'  er  als  Soldat  mit  der  Flotte  ging,  die  damals  nach 
Afrika  segelte,  und  ausgeschifft  nach  St.  Paolo  in  Angola  zog, 
ist  nicht  ganz  klar.  Man  sagt  jedoch,  dass  er  nach  seiner  Rück- 
kehr bei  dem  Grafen  noch  mehr  im  Ansehen  stand,  als  vorher. 
Später  übte  er  längere  Zeit  seine  Kunst  zu  Amesfoort  und  auf 
dem  Bauplatze  des  berühmten  Architekten  und  Kunstverständigen 
Jakob  van  Kampen  aus,  der  sehr  geneigt  war,  jungen  talent- 
vollen Leuten  fortzuhelfen  und  ihnen  von  seinen  Kenntnissen 
wolwollend  mitzutheilen.  Wir  werden  ihn  deshalb  noch  in  der 
Lebensbeschreibung  von  Mathias  Withoos  loben.  Willarts 
lebte  noch  im  Jahre   1660  in  Utrecht. 

In  demselben  Jahre  161 3  ward  auch  Jacques  van  Artois 
zu  Brüssel  geboren.  Dieser  ward  gerühmt  ob  seiner  natürlichen, 
leichten  und  zarten  Behandlung  der  Fernsichten,  Hintergründe 
und   Bäume,,  sowie   der    moosbedeckten    oder    epheuumrankten 

369.  Stämme,  welche  er  geistreich  darzustellen  wusste;  er  verstand 
es  auch,  seine  Landschaften  mit  guten  Figuren   zu  Staffiren.  — 

Die  Berichte,  welche  in  zweifelhaften  Angelegenheiten, 
nur  als  Vermuthungen  angesehen  werden  können,  würden  mich 
wol  oft,  wenn  ich  nicht  vorsichtig  erwogen  hätte,  zu  Irrthümern 


ERSTER  THETL.  I  59 

verleitet  haben.  So  wollten  mich  z.  B.  Einige  versichern,  dass 
der  berühmte  Maler  Bartholomaeus  Breenberg,  der  zu  Utrecht 
geboren  ist,  der  Meister  des  Kornelis  Poelenburg  gewesen 
wäre.  Das  Erstere  kann  allerdings  richtig  sein ,  aber  das  Letztere  370. 
ist  unwahrscheinlich,  da  Poelenburg  im  Jahre  i586  geboren 
ward,  Breenberg  aber  im  Jahre  1660  starb  und  inzwischen 
wol  zu  viele  Jahre  für  ein  Menschenleben  verflossen  sind. 

Wir  haben  ihn  deshalb  lieber  übergangen,  bis  wir  besser 
über  ihn  unterrichtet  sein  werden,  und  haben  lediglich  seinen 
Namen  am  Ende  dieses  ersten  Theiles  erwähnt,  um  die  Leser 
ernstlich  zu  ersuchen,  uns,  wenn  sie  etwas  .über  seine  Geburts- 
zeit und  sein  Leben,  oder  über  die  Maler  Gabriel  Metzu, 
Gerard  T-erburg  und  Gerard  van  Siil,  sämmtlich  einer 
grossen  Rolle  auf  unserem  Schauplatze  würdig,  wüssten,  dies 
mündlich,  oder,  wenn  sie  ausserhalb  der  Stadt  wohnen,  brieflich 
mitzutheilen.  Auch  müssen  wir  uns,  wie  es  scheint »  mit  knappen 
Berichten  über  Bartholomaeus  van  der  Helst  begnügen 
der  mit  Gerard  Dou  den  zweiten  Theil  unseres  Werkes 
eröffnen  soll. 


ZWEITER  THEIL 

der  mit  dem  Jahre   i6i3  beginnt  und  die  Lebensbeschreibungen  jener  Maler 
enthalt,  welche  vor  dem  Jahre  i635  geboren  sind. 


errit  Dou  stammt  aus  Friesland,  ist  aber  zu  Leiden 
am  7.  April  161 3  geboren.  Er  war  der  Sohn  eines 
Glasmachers,  Namens  Douwe  Janszoon ;  seine  Mutter 
hiess  Marytje  Jansdochter.  Als  diese  des  Knaben  Neigung 
zur  Kunst  wahrnahmen,  schickten  sie  ihn  im  Jahre  1622  zu  dem 
Kupferstecher  Bartholomeus  Dolendo,  damit  er  die  Anfangs- 
gründe des  Zeichnens  lerne,  und  nach  Verlauf  von  ein  und 
einem  halben  Jahre  zu  dem  geschickten  Glasmaler  Pieter 
Kouwenhorn,  damit  er  diese  Kunst  Jerne,  um  sie  später 
in  seinem  Gewerbe  auszuüben.  Bei  diesem  blieb  er  zwei  Jahre, 
oder  noch  länger,  und  machte  solche  Fortschritte,  dass  ihn  sein 
Vater  zu  sich  in  das  Geschäft  nahm  und  ihn  zum  Glasmalen 
und  Glasmachen  verwendete,  wodurch  ihm  grosser  Vortheil 
erwuchs.  Da  er  aber  in  der  Folge  sah,  dass  er  so  unerschrocken 
und  ohne  jegliche  Furcht  sowol  bei  dem  Aufstellen  neuer,  als 
Ausbessern  alter  Gläser  die  Fenster  erkletterte,  besorgte  er  selbst, 
dass  ihm  ein  Unglück  widerfahren  könnte.  Darum  entschloss 
er  sich,  wenn  auch  gegen  seinen  V^illen  und  zu  eigenem 
Nachtheil,  ihn  Maler  werden  zu  lassen  und  gab  ihn  im  Alter 
von  i5  Jahren  am  14.  Februar  1628,  zu  dem  damals  weit 
berühmten  Rembrant,  bei  dem  er  ungefähr  drei  Jahre  blieb; 
in  dieser  Zeit  machte  er  solche  Fortschritte,  dass  man  aus 
seinen    Jugendarbeiten   wol    entnehmen    konnte,    dass    von   ihm 


ZWEITER  THEIL.  l6l 

insbesondere  in  kleinen  und  fleissig  ausgeführten  Arbeiten  Gutes 
zu  hoffen  wäre. 

Viele  staunten,  dass  aus  der  Schule  Rembrant's  ein  so 
edles  Reis  entspross;  diese  wissen  aber  nicht,  dass  Rembrant 
selbst  in  seiner  ersten  Zeit  höchst  ausführlich  malte,  wie  wir 
dies  bereits  in  seiner  Lebensbeschreibung  durch  einzelne  Beispiele 
angedeutet  haben. 

Gerard    Dou    malte    Alles    mit    der   grössten    Ausdauer 3. 
und   Geduld   nach   der  Natur,   durch  einen  mit  Drähten  kreuz- 
weise  übersponnenen   Rahmen;    ein    Hilfsmittel   für    alle    Jene, 
die  sich  nicht  zutrauen,  aus  freier  Hand  zu  zeichnen. 

Joachim  Sandrart  erzählt,  dass  er  mit  P.  de  Laar, 
Gerard  Dou  besuchte,  der  sie  freundlich  empfing  und  ihnen 
Alles  zeigte,  was  er  an  Bildern  sowol  zur  Hälfte,  als  ganz  voll- 
endet hatte.  Sie  lobten  dieselben  und  bewunderten  insbesondere 
seine  Geduld  im  Vollenden  eines  Besenstiels,  worauf  er  bemerkte, 
dass  er  wol  noch  drei  Tage  daran  zu  arbeiten  hatte.  Er  malte 
damals  das  Porträt  des  Kunstfreundes  Spiering,  im  Vorder- 
grunde seines  Cabinets  sitzend,  neben  ihm  seine  Frau  und  die 
Mutter  derselben,  die  ihr  ein  Buch  reicht;  dieses  Bild  war  so 
ausserordentlich  fleissig  gemalt,  dass  man  kaum  Alles  daran  mit 
freien  Augen  sehen  konnte  (weshalb  er  auch  von  seinem 
3o.  Jahre  an  Vergrösserungsgläser  gebrauchte),  doch  war  es  nicht 
ganz  so  glücklich  in  der  Aehnlichkeit  der  Physiognomien;  die 
Frau  des  Herrn  Spiering  sagte,  dass  sie  zu  der  einen  Hand, 
die  auf  dem  Lehnstuhl  ruhte,  fünf  Tage  gesessen  habe.  Dies 
nahm  den  Leuten  die  Lust,  sich  von  ihm  porträtiren  zu  lassen, 
in  Folge  dessen  er  auch  meist  eigene  Erfindungen  malte,  in 
welchen  er  viel  Stillleben  anbrachte,  und  was  er  an  lebenden  4« 
Modellen  dazu  gebrauchte,,  bezahlte  er  reichlich  für  die  bewiesene 
Geduld.  Der  genannte  Spiering  gab  ihm  jährlich  *)  looo  fl. 
und  bezahlte  ihm  überdies  für  jedes  Bild  so  viel,  als  dessen 
Gewicht  in  Silber  betrug.  Er  machte  seine  Pinsel  selbst,  rieb 
seine   Farben   auf  Glas    und    schützte   sie    mit    grosser  Sorgfalt 


*)  Dies  berichtet  auch  P.  Angel  in  seinem  „Lof  der  Schilderkonst", 
indem  er  p.  23  sagt:  „G.  Dou  empfing  jährlich  dafür,  dass  er  dem  Herrn 
Spiering  seine  Werke  zuerst  anbot,  5oo  Gulden  Karolus."  —  Sie  differiren 
demnach  in  der  Angabe  des  Preises. 

Qaellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  1 1 


l62  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

vor  Staub.  —  Soweit  Sandrar t.  Man  möchte  glauben,  dass 
er  dies  mehr  zu  seinem  Spott  als  zu  seinem  Ruhnoe  geschrie- 
ben habe. 

Wenn  wir  die  Detailarbeit  seiner  Bilder  in's  Auge  fassen, 
so  ist  es  beinahe  unglaublich,  dass  ein  Mann  so  viel  hervor- 
gebracht haben  soll,  und  es  bestätigt  uns,  dass  er  seine  Zeit 
ausserordentlich  eifrig  in  Acht  genommen  haben  muss.  Seine 
Werke  aber  rühmen  selbst  das  Talent  ihres  Schöpfers.  Es 
gibt  kaum  andere  Bilder,  die  so  geschätzt  werden,  wie  die  seinen, 
welche  deshalb  zur  Zierde  der  berühmtesten  Cabinete  zu  hohem 
Preise  aufgekauft  werden.  Deshalb  ist  es  wol  unnütz,  den  Leser 
insbesondere  darauf  hinzuweisen.  Für  das  beste  von  vielen 
seiner  Werke  ^  wird  dasjenige  gehalten,  welches  die  Herren  der 
Ostindischen  Compagnie  von  ihm  für  4000  Gulden  kauften  und 
dem  Könige  Karl  II.  verehrten,  als  er  von  hier  nach  England 
ging,  um  seine  Anwartschaft  auf  die  Krone  geltend  zu  machen. 

Andere  sagen,  dass  die  Heeren-Staaten  dieses  Kunstwerk 
dem  König  Karl  verehrten,  als  er  im  Jahre  1660  in  sein  Reich 
zurückkehrte,  und  dass  sie  es  um  eine  bedeutende  Summe  aus 
5.  dem  berühmten  Cabinete  seines  grossen  Mäcens,  des  Herrn  de 
Bie,  kauften.  In  demselben  war  eine  Frau  mit  dem  Kind  auf 
dem  Schoosse,  und  ein  Mädchen,  das  mit  demselben  spielt, 
dargestellt.  Später  wurde  es  von  König  Willem  aus  England 
nach  Loo  gebracht;  wo  es  sich  aber  gegenwärtig  befindet,  weiss 
ich  nicht. 

Das.  grösste  seiner  in  Holland  bekannten  Bilder  ist  in 
Amsterdam  bei  der  Witwe  des  Kunstfreundes  Jakob  van  Hoek. 
Es  ist,  innerhalb  des  Rahmens  gemessen,  3  Fuss  hoch  und 
2  Fuss  6  Daumen  breit.  In  demselben  sind  zwei  Kammern 
dargestellt.  In  der  vorderen,  vor  welcher  ein  kunstvoller  ^Teppich 
als  Vorhang  hängt,  sieht  man  eine  Frau,  die  einem  Kinde  die 
Brust  gibt,  daneben  eine  Wiege  und  anderes  Weidengeflecht, 
ein  teppichbedeckter  Tisch  und  auf  demselben  eine  zierlich 
vergoldete,  silberne  Lampe,  ein  kupferner  Kirchenleuchter  und 
anderes  Stillleben.  Im  Hintergrunde  sieht  man  einen  Barbier- 
laden, in  welchem  einem  Bauer  das  Zäpfchen  gehoben  wird, 
daneben  ein  weinendes  altes  Weib  und  noch  mehrere  andere 
Figuren;   die   beiden  aufgeschlagenen  Thüren    zeigen  einerseits 


ZWEITER  THEIL.  l63 

eine  Studierstube,  in  welcher  ein  alter  Mann  bei  Kerzenlicht 
die  Feder  schneidet,  andererseits  eine  Schreib-  und  Rechen- 
schule mit  Kindern  an  verschiedenen  Tischen,  die  überaus  kunst- 
voll durch  verschiedene  Kerzenlichter  und  eine  Laterne  be- 
leuchtet werden.  Eins  wie  das  andere  und  jedes  insbesondere  ist 
natürlich,  kunstreich,  kräftig  und  so  fleissig  gemalt,  wie  man 
sich  nur  vorstellen  kann.  Die  Aussenseiten  der  Flügel,  welche 
dieses  Kunstwerk  schliessen,  sind  mit  den  Gestalten  der  freien 
Künste  von  Coxie  in  Grau  bemalt. 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  dieses  Mannes  Talent  nicht  auf 
grössere  Gegenstände  gelenkt  wurde  und  er  den  Pinsel  nicht  zur  6. 
Darstellung  würdigerer  und  rühmenswerter  Vorwürfe  verwendet 
hat.  —  Zwei  Gründe  waren,  wie  man  allgemein  vermutet,  die 
Ursache,  warum  er  stets  bei  der  Darstellung  von  Kleinigkeiten 
verweilte;  zunächst  weil  er  sich  so  starr  an  die  Nachahmung  der 
Natur  gewöhnt  hatte,  dass  er  nichts  ohne  sie  darstellen  konnte 
oder  wollte,  —  und  weil  sein  Talent  sich  nicht  höher  erheben 
konnte  und  sich  deshalb,  im  Hinblick  auf  die  Wahl  seiner  Vor- 
würfe, vertiefte;  —  gewiss  aber  ist  es,  dass  er  durch  seine 
Manier  der  Welt  zur  Bewunderung  gereicht  und  von  allen 
Künstlern,  vor  Allen,  die  zu  seiner  Zeit  auf  fleissige  Behandlung 7. 
bedacht  waren,  gepriesen  werden  muss,  weil  er  mit  seinem 
Pinsel  viel  mehr  gezeichnet  und  ausgedrückt  hat  als  Andere,  die 
mit  Vertreiben  und  Verschmelzen  ihr  Ziel  zu  erreichen  suchten. 
In  Folge  dessen  haben  seine  Gemälde  grosse  Kraft,  selbst  auf 
grössere  Entfernung,  während  jene  Pinselarbeiten,  die  auf  andere 
Art  behandelt  sind,  wie  in  einem  Nebel  verschwinden. 

Er  starb  hochbetagt  und  hinterliess  viel  Ruhm  und  Geld. 

Zur  selben  Zeit,  und  wol  noch  früher,  blühte  auch 
Nicolas  van  derHek,  dessen  van  Mander  auf  dem  letzten 
Blatte  seines  Malerbuches  mit  den  Worten  gedenkt: 

„Zu  Alkmaar  lebt  auch  ein  Nicolas  van  der  Hek  aus 
der  Familie  des  Märten  Heemskerk,  ein  Schüler  von  Jan 
Nagel,  ein  guter  Maler,  besonders  von  Landschaften."  Van 
Mander  hat  hier,  wie  das  Sprüchwort  sagt,  den  Nagel  auf 
den  Kopf  getroff ep,  denn  dass  er  ein  guter  Meister  im  Figuren - 
und  Historienmalen  gewesen,  bezeugen  noch  verschiedene  seiner 
Werke.  —  Dennoch   aber  war  er  ein  grösserer  Meister  in  der 


1 64         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SGHOUBURGH. 

Landschaftsmalerei.  Zu  Alkmar,  in  der  SchöfFenkammer  des 
Rathhauses,  sind  von  ihm  noch  drei  Stücke  zu  sehen.  Das 
erste  stellt  den  Oberschulzen  von  Südholland  vor,  dem  ob  seines 
Kuhdiebstahls  auf  Befehl  des  Grafen  Willem  des  Guten  der 
Kopf  abgeschlagen  wird.  In  dem  zweiten  ist  dargestellt,  wie 
Cambyses  den  ungerechten  Richter  lebendig  schinden  lässt, 
während  der  Sohn,  mit  des  Vaters  Haut  um  die  Schultern,  auf 
dem  Richterstuhle  sitzt.  Und  in  dem  dritten  Bilde  ist  König 
Salomon  dargestellt,  der  den  Streit  def  beiden  Huren  um  das 
lebende  Kind  schlichtet  und  nach  Recht  entscheidet. 
8.  Auch  bei  Hendrik  Nollemann  ist  von  ihm  eine  grosse 

Bauernkirmess  zu  sehen,  geistreich  in  Composition  und  Erfin- 
dung verschiedener  Possen.  Im  Hintergrunde  eine  kunstvolle 
Landschaft. 

Zu  Egmont  auf  dem  Schlosse  des  Herrn  A.  le  Fe  vre  ist 
von  seiner  Hand  eine  grosse  Cebestafel,  und  in  derselben  das 
Porträt  des  berühmten  Mathematikers  Adriaen  Matius,  für  den 
er,  wie  man  glaubt,  dieselbe  gemalt  habe. 

Bei  dem  Vorsitzenden  Schöffen  G.  van  Vladderakken 
ist  ebenfalls  ein  grosses  Bild  von  ihm,  in  welchem  vorne 
das  Stammhaus  sichtbar  ist.  Im  Hintergrunde  zur  rechten 
Hand  ein  Busch,  in  welchem  Johannes  der  Täufer  vor  einer 
grossen  Zuhörermenge  predigt,  und  ein  still  fliessend  Wasser, 
welches  den  Jordan  vorstellt.  Dies  Alles  ist  kunstgerecht,  sauber, 
gut  in  der  Haltung  und  kräftig  gemalt. 

Er  war  einer  Derjenigen,  die  im  Jahre  i63i  zu  Alkmaar 
eine  Kunstgenossenschaft  des  St.  Lucas  gründeten. 

Märten  Heemskerk  van  der  Hek,  der  Sohn  des  Nico- 
laas  van  der  Hek  und  Neffe  des  Märten  Heemskerk,  nach 
welchem  Jener  diesen  seinen  Sohn  nannte,  kam  am  8.  Sep- 
tember i653  in  die  St.  Lucas-Gilde  und  ward  Regent  derselben 
im  Jahre   1654. 

Er  malte  ausschliesslich  Landschaften,  aber  nicht  so  gut 
wie  sein  Vater,  und  machte  es  sich  insbesondere  zur  Aufgabe, 
die  uralten  holländischen  Castelle  und  Schlösser,  so  wie  R.  Rog- 
man,  nachzuzeichnen. 

Unter  Anderem  hat  er  wiederholt  und  von  verschiedenen 
Punkten,   das    Schloss    und    die    Abtei    von    Egmont    in  ihrem 


ZWEITER  THEIL.  l65 

Zustande  nach   der  letzten   Verwüstung  mit  seinem  Pinsel  dar- 
gestellt. 

Zu  dieser  Zeit  ward  auch  der  Phönix  der  niederländischen  9. 
Porträtmaler:   Bartholomaeus  van   der  Helst,    zu    Harlem 
geboren.  — 

Wessen  Schüler  er  gewesen,  weiss  ich  nicht,  wol  aber, 
dass  er  ein  ausgezeichneter  Künstler  im  Porträtiren  war,  was 
noch  viele  seiner  Werke  bekunden. 

Unter  der  grossen  Anzahl  seiner  kunstvoll  gemalten 
Porträts  ragt  vor  Allen  das  grosse  Schützenstück  hervor, 
welches  1648  bezeichnet  ist  und  jetzt  in  der  Kriegsraths- 
kammer  hängt,  in  welchem  Korn.  Joh.  Witzen  als  Befehls- 
haber im  Vordergrunde  sitzt.  In  diesem  Bilde  ist  das  Fleisch 
so  natürlich,  hell  und  lebhaft,  die  verschiedenen  Stoffe  der 
Gewänder  so  verschieden  nach  ihrer  Art,  goldene  und  silberne 
Gefässe  und  andere  Fest-  und  Prunkstücke  so  ausserordentlich 
natürlich  und  kunstvoll  gemalt,  dass  man  darob  nur  staunen 
kann.  Deshalb  bemerkt  auch  der  Verfasser  des  „Wegwyzer 
door  Amsterdam"  p.  454:  dass  ein  grosser  Kenner  und  Kunist- 
liebhaber  in  Gegenwart  verschiedener  Herren  äusserte:  Wenn 
irgend  ein  Bild  in  der  Welt  verehrungswürdig  ist,  so  brauche 
man  nicht  in  andere  Länder  zu  gehen,  um  ein  besseres  zu  suchen. 

Des  grossen  Lobes,  welches  Godfried  Kn eller,  Ritter, 
Baronet  und  Hofmaler  von  England,  über  dieses  Werk  aus- 
gesprochen, werden  wir  an   anderer  Stelle  gedenken. 

Bei  Jan  de  Graaf,  Herrn  van  Polsbroek,  ist  ein 
kleines  Bild  mit  den  vier  überaus  kunstvoll  gemalten  Porträts 
der  vier  Schützenmeister;  eine  grössere  Wiederholung  desselben  10. 
hängt  im  Saale  des  Kolveniers-Doelen  über  dem  Kamin.  Auch 
findet  man  in  Amsterdam  und  anderwärts  zahlreiche  einzelne 
Porträts,  die  sorgfältig  und  kunstvoll  gemalt  sind. 

Auf  ein  Porträt  der  Jungfrau  Konstancy  Reinst,  von 
van  der  Helst,  dichtete  Jan  Vos  mehrere  Verse. — 

Er  wohnte  zu  jener  Zeit  in  Amsterdam  in  der  Doelen- 
straat,  und  verdiente,  wie  Sandrart  sagt,  viel  Geld,  war  gern 
in  Gesellschaft,  hatte  keine  Lust  nach  Italien  zu  gehen,  war 
zufrieden  mit  seiner  Kunst  und  Stadt,  und  heiratete,  als 
er   alt  wurde,   eine  junge  Frau,    von  welcher  er  einen  Sohn 


I  66  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

empfing,  der  auch  Porträtmaler  wurde  und  dem  Beispiele  seines 
Vaters  folgte,  aber  zu  weit  hinter  ihm  zurückblieb,  als  dass 
wir  seiner  hier  gedenken  sollten.  — 

11.  Hoorn,  eine  der  ältesten  Städte,  hat  den  Maler  Jacques 
Wabbe  hervorgebracht.  Dieser  war  ein  guter  Porträt-  und 
Historienmaler  sowol  in  lebensgrossen  als  kleineren  Figuren. 
Im  Proveniers-Hof  zu  Hoorn  ist  von  ihm  die  Geschichte 
Josefs  in  vier  Bildern  kunstvoll  und  kräftig  nach  der  Weise 
seiner  Zeit  gemalt.  Der  geschickte  Maler  in  Wasserfarben, 
Johannes  Bronkhorst,  besass  von  ihm  eine  Darstellung  der 
Geschichte  der  Jefta,  welche  mit  der  Zahl  1602  datirt  war. 
Sein  Todesjahr  ist  mir  unbekannt. 

Sein  Stadt-,  Zeit-  und  Künstgenosse  Jan  Alber tsz 
Roodtseus  war  ein  berühmter  Maler  lebensgrosser  Porträts 
und  hatte  darin  eine  solche  Höhe  erreicht,  dass  Viele  seine 
Werke  ebenso  hochschätzten  wie  jene  des  Bartholomaeus 
van  der  Helst,  dessen  wir  soeben  gedacht  haben.  Aber  ehe 
ich  dem  beistimme,  müssten  dieselben  wol  probeweise  mit- 
einander verglichen  werden,  wozu  ich  wol  Lust,  aber  keine 
Zeit  und  Gelegenheit  hatte. 

Er  war  ein  Schüler  des  Pieter  Lastman.  Im  alten  und 
neuen  Doelen  zu  Hoorn  sind  verschiedene  Schützenstücke  von 
seiner  Hand,  die  besonders  gerühmt  werden.  Sie  sind  mit  den 
Jahren  i65i,  i652  und  i655  datirt,  also  von  ihm  im  Alter 
von  40  Jahren  gemalt.  Er  war  ein  Mann  von  guten  Sitten 
und  besonders  eifrig.  Er  hinterliess  einen  Sohn  Namens 
Jakobus.  Dieser  war  ein  Schüler  des  alten  de  Heem,  dessen 
Manier  er  so  vortrefflich  nachzuahmen  verstand,  dass  er  zu 
seiner  Zeit  Geld  und  Ehre  gewann,  aber  er  wurde  schwermütig; 
daraus  schliessen  Einige,  die  nicht  an  die  Prädestination  glauben, 

12.  dass  er  sein  Leben  selbst  endete.  Er  starb  um  das  Jahr  1681, 
fünfzig  Jahre  alt.  — 

Bonaventura  Peeters  ist  im  obengemeldeten  Jahre  zu 
Antwerpen  geboren  und  malte    Seestürme  und    Schiffe,   welche 

1 3.  Gefahr  laufen,  unterzugehen.  —  Solche  und  ähnliche  traurige 
Vorwürfe  verstand  er  in  ihren  Erscheinungen  recht  wahrheits- 
getreu darzustellen,  auch  Luft,  Wasser,  Klippen  und  Meeres- 
Strand  so  natürlich  zu  malen,  dass    er    allgemein  in  dieser  Art 


ZWEITER  THEIL.  167 

von  Darstellungen  als  der  Beste  seiner  Zeit  gerühmt  wird.     Er 
starb  im  Jahre  i652. 

Sein  Jahr-  und  Kunstgenosse  Franciscus  Wouters,  war 
ganz  verschieden  in  der  Wahl  seiner  Stoffe,  denn  wenn  Jener 
traurige  Vorwürfe  wählte,  so  war  Dieser  im  Gegentheil  auf 
fröhliche,  angenehme  und  sinnerfreuende  Stoffe  bedacht.  Den 
Hintergrund  seiner  Gemälde  bilden  meist  Landschaften  oder 
Waldungen,  die  mit  ihren  dichten  Kronen  angenehmen  Schatten 
gewähren.  In  denselben  erscheint  häufig  eine  nackte  Venus  mit 
ihrem  geliebten  Adonis,  oder  ein  Liebespaar  von  Nymphen  und 
Satyrn ,  oder  die  vor  dem  bockfüssigen  Pan  fliehende  Siringa 
oder  ähnliche  Staffagen.  Und  all'  dies  verstand  er  mit  so 
wunderbarer  Zierlichkeit  und  Geschick  zu  malen,  dass  ihn 
Kaiser  Ferdinand  II.  darob  hochschätzte.  Im  Jahre  i63j  war 
er  mit  dem  Gesandten  des  Kaisers  in  England,  bei  welcher 
Gelegenheit  er  sein  Talent  zeigte.  Von  dort  zurückgekehrt  Hess 
er  sich  in  seiner  Geburtsstadt  Lier  nieder.  Doch  kurze  Zeit 
darauf  ging  er  nach  Antwerpen,  wo  er  auch  im  Jahre  löSg  14. 
starb.  Er  war  ein  Schüler  des  berühmten  Peter  Paul  Rubens. 

David  Rykaert  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  161 5  geboren. 
Erlernte  bei  seinem  Vater,  welchen  Kornelis  de  Bie  —  als 
einen  Maler  von  Gebirgen  und  Wasserfällen  erwähnt.  —  David 
hielt  sich  anfangs  auch  an  derartige  Gegenstände  und  seine 
Weise  zu  malen,  aber  mit  seinem  fünfzigsten  Jahre  änderte  er 
sowol  deren  Wahl  als  seine  Manier,  und  man  sah  ihn,  wie 
einen  zweiten  Höllen breughel,  verschiedene  Schnurren  bei 
Feuer  und  Kerzenlicht,  auch  fremdartige  Darstellungen,  Spuk-  und 
Höllengeschichten,  zuweilen  auch  eine  Versuchung  des  heiligen 
Antonius  malen,  in  welchen  Bildern  all'  die  geistreich  ersonnenen 
Teufelchen,  vor  dem  Kreuze  des  Heiligen  über  Hals  und  Kopf 
die  Flucht  ergreifen,  und  wie  Spinnenfäden  vor  dem  Winde 
davonstieben. 

Wie  abschreckend  auch  derartige  Stoffe  sind ,  so  hat  er 
dieselben  doch  so  geistreich  und  kunstvoll  darzustellen  verstan- 
den, dass  der  Erzherzog  Leopold  und  andere  Prinzen  und 
Herren  dieselben  als  Zierde  ihrer  Galerien  suchten. 

Lucas  Franfois  der  Jüngere,  zu  Mecheln  im  Jahre  i6i5 
geboren,  war  wegen  seiner  Porträts  und  Historienbilder  berühmt. 


I  68  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBüRGH. 

An    seiner    Pinselbehandlung    und    seiner  flotten    und  kräftigen 

1 5.  Manier    ist    zu  sehen,    dass  er  ausser  der  Schule  seines  Vaters 

auch  die  des  berühmten   Peter   Paul   Rubens   genossen    hat. 

Er  hat  lange  Zeit  in  Frankreich  gelebt,  wo  er  Gelegenheit 
fand  verschiedene  Fürsten  und  Fürstinnen  zu  malen.  Er  blieb 
ledig,    wenigstens    war    er   es   noch   i66o,  in    seinem  45  Jahre. 

Frans  Menton,  dessen  *  Geburtszeit  uns  nicht  bekannt 
ist,  wollen  wir  unter  seinem  Todesjahre  161 5  erwähnen,  in 
welchem  er  nach  der  Angabe  seines  Grabsteines  hinter  dem 
Predigerstuhle  der  grossen  Kirche  zu  Alkmaar,  am  24.  März 
starb.  Sonst  weiss  ich  nichts  von  ihm,  als  dass  van  Mander 
im  Leben  des  Frans  Floris,  von  ihm  sagt:  Franfois  Menton 
aus  Alkmaar,  oder  dort  wohnend,  ist  ein  guter  Meister  auf 
allen  Gebieten  der  Kunst,  und  auch  ein  guter  Zeichner  und 
Kupferstecher  etc.  — 

Mathys  van  den  Berg  ist  im  Jahre  i6i5  geboren.  Sein 
Vater  Jan  van  den  Berg,  zu  Alkmaar  geboren,  ward,  da  er 
von  Jugend  auf  Neigung  zur  Kunst  verrieth,  um  eine  gute 
Schule  zu  empfangen,  zu  Hendrik  Goltzius  geschickt.  Da 
aber  sein  Vater  Schullehrer  war  und  mit  seinem  Haushalte  nach 
Brabant  zog,  musste  Jan  als  sein  Stellvertreter  eine  Zeit  lang  das 
Regiment  führen ,  und  den  Pinsel  mit  der  Feder  vertauschen. 
Trotzdem  nahm  er  in  der  Zwischenzeit  die  Uebung  des  Pinsels 
16. eifrig  wahr,  und  noch  mehr  als  er  Gelegenheit  fand,  mit  Rubens 
zu  verkehren ,  der  den  Kunsteifer  noch  mehr  in  ihm  anfeuerte, 
und  er  verstand  es  so  hoch  in  seiner  Gunst  zu  steigen,  dass  er 
ihn  zum  Rentmeister  und  Aufseher  über  seine  Landgüter  bestellte, 
aus  welchen  Gründen  er  sich  zumeist  in  Ypern  aufhalten  musste, 
wo  auch  unser  Mathys  geboren  ist;  doch  hat  er  seine  meiste 
Lebenszeit  in  seines  Vaters  Geburtsstadt  zugebracht.  Da  Mathys 
von  Natur  mit  Neigung  zur  Kunst  begabt  war,  fand  er  durch 
seinen  Vater  Gelegenheit,  bei  dem  berühmten  P.  P.  Rubens 
zu  lernen,  und  ward  keiner  seiner  schlechtesten  Schüler. 

Er  war  ein  sicherer  Zeichner  und  unaufhörlich,  selbst  in 
seinem  Alter  bemüht,  nach  dem  Leben  und  den  besten  Bildern 
die  ihm  vorkamen,  zu  zeichnen. 

Da  aber  sein  Talent  durch  das  stete  Copiren  Anderer 
verwöhnt  wurde,  was  ein  Hinderniss  ist,  um  etwas  Originelles 


ZWEITER  THEIL.  1 69 

ZU  schaffen,  oder  selbst  zu  erfinden,  sieht  man  von  ihm  eine 
grosse  Zahl  guter  Copien,  aber  sehr  selten  Bilder  seiner  eigenen 
Erfindung. 

Zu  wiederholten  Malen  zeichnete  er  in  seiner  Uebungszeit 
das  Porträt  seines  Vaters  in  verschiedenen  Stellungen  und 
Costümen.  Mehrere  solcher  Zeichnungen  befinden  sich  noch  im 
Besitze  von  Liebhabern. 

Er  trat  am  i.  Juni  1646  zu  Alkmaar  in  die  St.  Lucas- 
Gilde  und  starb  daselbst  im  Jahre   1687. 

Die  Stadt  Harlem,  die  sich  unter  den  holländischen  Städten 
wol  rühmen  kann,  die  grösste  Anzahl  von  Künstlern  hervor- 
gebracht zu  haben,  sah  auch  im  Jahre  16 16  innerhalb  ihrer 
Mauern  den  talentvollen  Tomas  Wyk  geboren  werden,  der  wol 
unter  die  besten  Maler  seiner  Zeit  einzureihen  ist. 

Viele  seiner  Bilder,  in  welchen  er  italienische  Seehäfen  17- 
mit  zahlreichen  Figuren,  Waarenlagern ,  Schiffen  etc.  originell 
dargestellt  hat,  habe  ich  mit  Vergnügen  gesehen;  auch  römische 
Marktplätze  mit  komischen  Quacksalbern  und  all*  dem  gaffenden 
Pöbel,  italienischen  Seiltänzern,  Kunstreitern  oder  Gauklern, 
Frucht-  und  Gemüsehändlern,  mit  grossen  Gebäuden  und  Palästen 
im  Hintergrunde,  die  er  in  Italien  nach  der  Natur  gezeichnet 
hatte,  sieht  man  von  seiner  Hand. 

Er  Verstandes  auch  geschickt,  Strandaftsichten  mit  Weibern, 
welche  mit  Fischkörben  oder  derlei  auf  dem  Kopfe,  nach  dem 
Markte  eilen,  darzustellen.  Desgleichen  Laboratorien  oder  Adep- 
ten-Werkstätten, mit  ihren  Oefen,  Schmelztiegeln,  Retorten, 
Gläsern  und  einer  ungewöhnlichen  Menge  von  Geräthschaften 
die  zur  Alchimie  gehören  und  ähnliche  Vorwürfe  die  er  sämmt- 
lich  so  geistreich  erfunden,  kunstvoll  angeordnet,  sicher  gezeichnet, 
fett,  verschmolzen  und  glühend  in  der  Farbe  gemalt  hat,  dass 
seine  Werke  einen  höheren  Preis  verdienen,  als  sie  jetzt  behaupten. 

Seine  Kunstliebe  hat  auch  den  Kupferstichfreunden  einige 
kleine  Proben  seines  Talentes  in  eigenhändigen  Radirungen  in 
Kupfer,  hinterlassen. 

Tomas  Wyk  hinterliess  einen  Sohn,  Namens  Jan  Wyk 
der  ein  guter  Schlachtenmaler  war  und  dessen  Blüthezeit  sein 
Vater  noch  mit  Freude  erlebte,  da  er  erst  in  einem  Alter  von 
70  Jahren  starb. 


170  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Jan  Wyk,  der  seine  meiste  Lebenszeit  in  England  zuge- 
bracht hat,  malte  auch  Jagden  zu  Pferd,  insbesondere  Hirsch- 
jagden. Jan  Smit  hat  eine  derselben  in  Kupfer  gestochen. 
18.  Hendrik  Carr^,  der  ihn  in  den  Jahren  1692  und  1693  in  Eng- 
land kannte,  erzählte  mir,  dass  er  in  dem  Portrtät  des  Herzogs 
Friedrich  von  Schomberg  das  lebensgrosse  Pferd,  sowie  den 
Plan  der  Schlacht  im  Hintergrunde  (welches  Bild  derselbe  J.  Smit 
in  Schwarzkunst  geschabt  hat)  im  Auftrage  Godf.  Kneller's, 
von  dem  lediglich  das  Porträt  des  Herzogs  herrührt,  ruhrn- 
würdig  gemalt  habe. 

Er  heiratete  zu  London  und  starb  auch  daselbst.  — 

Govaert  Flink  ist  zu  Cleve  im  December  des  Jahres  1616 
geboren  und  zeigte  von  frühester  Jugend  Neigung  zur  Kunst. 
Seine  Eltern,  welche  die  Absicht  hatten,  ihn  zum  Kaufmann 
heranzubilden,  gaben  ihn  in  ein  grosses  Seidengeschäft  zu  Cleve. 
Aber  es  währte  nicht  lange,  so  klagte  sein  Patron,  dass  er 
wohl  Männlein  und  Frauen  auf  Papier  zeichne,  aber  im  Ge- 
ig-schäfte  nichts  arbeite.  Hierauf  Hess  ihn  sein  Vater  mit  ernsten 
Worten  an,  und  verbot  ihm  dies.  Obwohl  er  aber  seinem 
Vater  in  allen  anderen  Befehlen  zu  gehorchen  gewohnt  war, 
konnte  er  darin  seiner  Neigung  keinen  Zwang  anlegen ,  sondern 
diese  wuchs  im  Gegentheil  umsomehr,  da  er  die  Bekanntschaft 
eines  Glasmalers  machte,  den  er,  wenn  er  ausgehen  durfte, 
in  seinem  Geschäfte  besuchte,  sowol  um  ihn  arbeiten  zu  sehen, 
als  auch  um  selbst .  etwas  zu  zeichnen.  Dies  vermehrte  seine 
Lust  zur  Kunst  und  minderte  die  Neigung  für  das  Geschäft, 
bis  ihn  endlich  sein  Patron  nach  Hause  schickte  und  sagte, 
man  würde  am  besten  ihun ,  wenn  man  aus  ihm  einen  Maler 
machen  würde. 

Sein  Vater,  der  ehrsam  und  anständig  lebte  und  Rent- 
meister der  Stadt  war,  sagte:  Gott  bewahre  mich,  dass  ich 
meinen  Sohn  zu  einem  Maler  erziehe,  die  sämmtlich  leicht- 
sinnige Lumpe  sind  und  ein  ungebundenes  Leben  führen.  Er 
gebot  ihm  deshalb  abermals  sehr  ernstlich,  das  Zeichnen  ganz 
aufzugeben  und  versprach,  ihn  nächstens  in  ein  Geschäft  nach 
Amsterdam  zu  bringen. 

Govaert  Flink,  dem  allerorten  mit  Adleraugen  nachge- 
spürt wurde,  fand   sich   nur    mehr  in  seiner  Schlafkammer  frei 


ZWEITER  THEIL.  17 1 

und  da  erst,  wenn  das  Hausgesinde  schlief.  Er  kaufte  für  sein 
Taschengeld  Zeichengerätheund  ein  Feuerzeug  und  zeichnete  ganze 
Nächte  hindurch  nach  Kupferstichen,  die  er  von  dem  erwähnten 
Glasmaler  geborgt  hatte,  bis  sein  Vater  eines  Nachts  munter 
wurde,  das  Licht  sah,  aufstand,  ihn  bei  seinem  Thun  über- 
raschte, Alles,  was  er  fand  in  Fetzen  riss,  und  ihn  mit  Schlä- 
gen in  sein  Bett  jagte.  20. 

Diese  unvorhergesehene  Entdeckung  betrübte  ihn  sehr, 
weil  er  sah,  dass  dem  Fasse,  wie  das  Sprüchwort  sagt,  der 
Boden  ausgeschlagen  war,  und  er  Niemanden  hatte,  dem  er  seine 
Not  klagen  konnte,  als  den  genannten  Glasmaler,  der  ihm  doch 
nicht  helfen  konnte.  Aber  nach  Verlauf  einiger  Zeit  kam  der 
Prediger  der  Mennonisten  oder  Taufgesinnten  Lambert  Jakobze, 
aus  Lewaarden  in  Friesland,  nach  Cleve,  um  zu  predigen  und 
seine  Glaubensgenossen  daselbst  zu  besuchen.  Da  er  ob  seiner 
Beredsamkeit  und  seines  zurückgezogenen  Lebens  berühmt  war, 
gingen  die  Eltern  Flink 's  ihn  predigen  zu  hören  und  waren 
über  alle  Massen  von  ihm  erbaut;  als  sie  hörten,  dass  er  überdies 
ein  berühmter  Maler  wäre,  wurden  sie  plötzlich  anderen  Sinnes 
und  beschlossen  mit  ihm  Rücksprache  zu  nehmen.  Sie  kamen 
auch  mit  ihm  überein,  dass  er  ihren  Sohn  mit  sich  nach  Lewaar- 
den nehme,  damit  er  in  seinem  Hause  und  unter  seiner  Auf- 
sicht die  Kunst  lerne. 

Flink  hat  selbst  oft  erzählt,  dass  ihm  von  seinem  ganzen 
Leben  kein  freudigerer  oder  angenehmerer  Augenblick  in  Er- 
innerung geblieben  als  der,  da  sie  ihm  diese  Botschaft  brachten. 

In  Lewaarden  fand  er  Jakob  Backer,  einen  geschickten 
und  eifrigen  Jungen  Mann  als  Zimmer-  und  Kunstgenossen,  der 
mit  ihm,  nachdem  sie  hinreichende  Fortschritte,  um  selbst- 
ständig zu  arbeiten,  gemacht  hatten,  nach  Amsterdam  ging, 
wo  Flink,  der  daselbst  sehr  wohlhabende  Verwandte  hatte, 
zuerst  Gelegenheit  fand,  Proben  seiner  Kunst  zu  geben.  Da 
aber  zu  jener  Zeit  Rembrant's  Manier  allgemein  gelobt  wurde  21. 
und  Alles  in  dieser  Art  gemacht  sein  musste,  damit  es  der  Welt 
gefalle,  fand  er  es  angezeigt,  für  ein  Jahr  zu  Rembrant 
lernen  zu  gehen,  damit  er  sich  dessen  Behandlung  der  Farben  und 
Malweise  angewöhne,  welche  er  in  dieser  kurzen  Zeit  so  gut  nach- 
zuahmen verstand,  dass  mehrere  seiner  Arbeiten  für  echte  Werke 


172  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Rembrant's  angesehen  und  verkauft  wurden.  Aber  er  hat  sich 
später  diese  Manier  mit  viel  Mühe  und  Arbeit  wieder  abge- 
wöhnt, als  der  Welt  noch  vor  dem  Tode  Rembrant's  von  wirk- 
lichen Kunstkennern  und  in  Folge  der  Einfuhr  italienischer  Ar- 
beiten, die  Augen  geöffnet  wurden  und  die  helle  Malweise 
wieder  in  Uebung  kam. 

Während  sein  Künstlerruhm  seinen  Weg  machte,  bekam 
er  Lust  zu  heiraten.  Sein  Auge  fiel  auf  ein  Mädchen  aus 
altem  und  geachtetem  Geschlechte,  deren  Vater  zu  Rotterdam 
Director  der  ostindischen  Compagnie  gewesen  und  die  nun  mit 
ihrer  verwitweten  Mutter  in  Amsterdam  wohnte.  Sie  war  von 
Natur  mit  Verstand  und  angenehmem  Wesen  begabt,  schön 
und  nicht  ohne  Vermögen  und  er  erhielt  sie  zur  Frau.  Da 
aber  nichts  auf  Erden  dauernd  ist,  so  war  auch  er  nicht  lange 
Besitzer  seines  Glückes,  denn  sie  starb  im  Jahre  1649,  an  der 
Wassersucht,  an  der  sie  bereits  vor  ihrer  Heirat  litt,  nachdem 
sie  ihm  einen  Sohn  geboren  hatte. — 
22.  Kurz  nach  seiner  Heirat  hatte  er  einen  grossen  Gemälde- 

saal mit  Oberlichten  gebaut;  auf  dessen  Gesimse  stellte  er  die 
Brustbilder  der  Kaiser,  unten  zahlreiche  schöne  Abgüsse  nach 
den  geschätztesten  Antiken  auf  und  zwischen  beide  hing  er  man* 
cherlei  fremde  Gewänder,  Kleider,  Harnische,  Schiessgewehre  und 
Spiesse,  desgleichen  auch  alte  kostbare  Sammtstoffe  und  andere 
mit  Gold  bordirte  Vorhänge,  die  aus  dem  alten  Schlosse  des  Her- 
zogs von  Cleve  herrührten,  denn  er  stand  in  besonderer  Gunst 
bei  dem  Kurfürsten  Wilhelm  von  Brandenburg,  Herzog 
von  Cleve,  dem  Grossvater  des  gegenwärtigen  Königs  von 
Preussen,  für  den  er  auch  verschiedene  Bilder  gemalt  hat,  die 
dem  Fürsten  so  wol  gefielen,  dass  er  ihm  sein  mit  Diamanten 
besetztes  Porträt  verehrte. 

Er  genoss  auch  die  Gunst  des  Prinzen  Jan  Moritz  von 
Nassau,  Statthalters  von  Cleve,  späteren  Feldmarschalls  dieses 
Staates,  der  ihn,  wenn  er  in  Amsterdam  war,  oft  besuchte  und 
selbst  bewirthete. 

Desgleichen  stand  er  auch  bei  vielen  vornehmen  Herren 
von  Amsterdam  in  Gunst,  z.B.  beiden  Bürgermeistern  Kornelis 
und  Andries  de  Graaf,  deren  letztgenannter  ihn  häufig  in 
seinem    Hause    besuchte.     Mit   dem    Ersten    war   er    so    innig 


ZWEITER  THEIL.  lyS 

befreundet,  dass  er  ihn  oft  des  Abends,  von  der  Arbeit  müde, 
aus  freien  Stücken  aufsuchte.  Da  er  Gesellschaften,  in  welchen  23. 
unmässig  getrunken    wurde,    vermied,    kam   er   auch    nur  sehr 
selten  zu  den  Versammlungen  der  Maler,  und  dann  nur,  damit 
er  nicht  hochmüthig  erscheine. 

Andererseits  war  er  heiterer.  Art  und  obgleich  er  seine  Er- 
holung allein  in  der  Kunst  fand,  war  er  kein  Feind  der  Gesell- 
schaft, sondern  empfing  Jene,  die  ihn  besuchten,  freundlich, 
insbesondere  gern  Leute  von  Verstand  und  Kenntnissen,  die 
er,  obgleich  er  nicht  gelehrt  war,  gern  reden  hörte. 

Wenn  er  des  Sonntags  seiner  Kirchenpflicht  nachgekom- 
men war,  brachte  er  den  Rest  des  Tages  mit  Besuchen  bei 
Künstlern  und  Kunstfreunden  zu,  insbesondere  bei  dem  Ein- 
nehmer Uitenbogaert  und  den  Schöffen  Pieter  und  Johan 
Six,  denselben  welche  später  viele  ausgezeichnete  italienische 
Gemälde  und  vorzügliche  Zeichnungen  besassen;  er  sdbst  hatte 
auch  eine  grosse  Anzahl  von  Gemälden,  Zeichnungen  und  Kupfer- 
stichen der  berühmten  italienischen  Meister  zusammengebracht 
und  verstand  es  nicht  allein,  mit  kunstverständigem  Urtheil  die 
Besonderheiten  der  Weise  jedes  Einzelnen  zu  betrachten,  sondern 
auch  das  Schöne  zu  seinem  eigenen  Gebrauche  auszuwählen. 
Als  diese  Sammlung  nach  seinem  Tode  verkauft  wurde,  brachte 
sie  ungefähr   12.000  Gulden  ein. 

In  seinem  Witwerstande  malte  er  auch  zwei  Schützen- 
stücke, deren  eines  im  grossen  Saale  der  Kolveniers-Doelen 
zu  Amsterdam  über  dem  Kamin  zu  sehen  ist.  Aber  sein,  durch 
die  Werke  von  Rubens  und  van  Dyk,  die  er  zu  Antwerpen  24. 
mit  grosser  Aufmerksamkeit  betrachtet  hatte ,  auf  grössere  Unter- 
nehmungen gerichteter  Geist,  wies  Jene,  welche  von  ihm  ^or- 
trätirt  sein  wollten,  später  zu  Bartholomeus  van  der  Helst, 
mit  dem  Bemerken,  dass  dieser  ebenso  wie  er,  ihnen  durch 
seinen  schmeichelnden  Pinsel  Genüge  leisten  würde. 

Darauf  malte  er  das  im  Bürgermeistersaale  über  dem  Kamin 
befindliche  Bild:  Marcus  Curius,  der  die  Geschenke  der  Samniter 
zurückweist  und  mit  einem  Rübengerichte  sich  zufrieden  gibt. 

Nach  diesem  ein  grosses  Bild  im  Rathssaal:  Salomon> 
der  Gott  um  Weisheit  bittet.  Sodann  noch  ein  anderes,  dessel- 
ben Gegenstandes,  nur  kleiner  und  mit  weniger  Beiwerk,  welches 


1 74         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

er  seiner  Geburtsstadt  Cleve  verehrte,  wofür  sich  die  Bürger- 
meister, Schöffen  und  Räthe  der  genannten  Stadt  in  einem 
Schreiben  vom  29.  August  i65g  bedankten.  In  diesen  Gemälden 
zeigte  er  nicht  allein,  wie  trefflich  er  sich  auf  die  grossartige 
Composition,  sondern  auch  auf  die  Gruppirung  und  Zusammen- 
stellung der  Figuren  vor  und. unter  einander  verstand,  und  dass 
er  Kraft  in  seine  Bilder  zu  bringen  wusste,  ohne  bunte  und  harte 
Farben  zu  Hilfe  zu  nehmen. 

Nachdem  er  sich  durch  diese  Kunstwerke  grossen  Ruhm 
geschaffen  hatte,  waren  alle  seine  Gedanken  nur  auf  grosse 
Werke  gerichtet,  in  Folge  dessen  auch  im  November  des 
genannten  Jahres  1659,  die  Bürgermeister  der  Stadt  Amster- 
dam acht  Stücke  für  die  acht  Eckfelder  der  Galerie  des  Rath- 
hauses  und  noch  vier  andere  kleinere  für  die  ßogenfelder  bei 
ihm  bestellten.  Er  entwarf  hiezu  bereits  mit  viel  Lust  und  Eifer 
die  Skizzen. 

In     den    acht    grossen    sollten    die    Schlachten    dargestellt 

25.  werden,  welche  ehedem  die  alten  Batavier  unter  Claudius  Civilis 
gegen  die  Römer  schlugen.  In  den  vier  anderen  die  vier  Helden, 
welche  rühmenswerthe  Thaten  zum  Vortheil  ihres  Vaterlandes 
ausgeführt  hatten;  von  den  Hebräern:  David  und  Simson,  und 
von  den  Römern:  M.  Curtius  und  Horatius  Cacles. 

Als  er  noch  im  Geiste  mit  der  Ausführung  dieser  Werke 
beschäftigt  war,  gefiel  es  dem  Allmächtigen,  diesem  Vorhaben 
durch  ein  Fieber,  dem  ein  Erbrechen  folgte,  ein  Ende  zu 
setzen,  an  welchem  er  in  der  Zeit  von  fünf  Tagen,  am  2.  Decem- 
ber   1 660,  im  Alter  von  44  Jahren  starb. 

Auf  diesen  frühen  Tod  beziehen  sich  die  Verse  seines 
Freundes  Vondel,  der  ihn  oft  besuchte,  welche  unter  dem  von 
A.  Blooteling   gestochenen  Porträte  stehen.— 

Derselbe  Dichter  hat  auch  mehrere  seiner  Werke  durch 
Verse  gefeiert,  z.  B.  die  Darstellung  des  Urtheilsspruches  des  Titus 
Manlius  Torquatus  im  neuen  Admiralitätshause  zu  Amsterdam.  — 

26.  Desgleichen  auch  das  schon  erwähnte  bedeutende  Bild 
über  dem  nördlichen  Schornsteine  der  Rathskammer:  Salomon, 
welcher  Gott  um  Weisheit  bittet.  — 

Er  hinterliess  als  Erben  einen  Sohn,  dem  er  mit  grosser 
Mühe  die  Ausübung  der  Malerei,    einer  Kunst,    verleidete,    in 


ZWEITER  THEIL.  176 

welcher  man  zu  viel  wissen  und  beobachten  müsse,  um  ein 
grosser  Meister  zu  werden ,  sondern  er  leitete  ihn  zum  Studium 
der  Rechtsgelehrtheit.  Trotzdem  ward  die  Lust  und  Liebe  zur 
Kunst  in  ihm  nicht  erstickt,  da  er  dieselbe  von  seinem  Vater 27. 
ererbt  hatte,  und  er  brachte  eine  Galerie  der  auserlesensten 
Kunstwerke  alter  italienischer  Meister,  wie:  Titian,  Palma, 
Caracci,  Guido,  N.  Poussin,  A.  van  Dyk,  Rottenhamer,  P.  Bril, 
van  der  Werf  etc.  zusammen. 

Zur  grösseren  Zierde  stellte  er  dazwischen  verschiedene 
antike  marmorne  Statuen  auf,  die  wol  aus  den  Cabineten  des 
Herzogs  von  Buckingham,  Reinst  und  Six  herrührten.  Die 
Betrachtung  derselben,  sowie  seiner  mit  grossem  Eifer  gesam- 
melten italienischen  Zeichnungen,  von  welchen  die  besten  aus 
den  berühmten  Cabineten  der  Herren  van  ßergesteyn  und 
Zuylichem  herrühren,  bereitet  dem  nun  70jährigen  Manne 
das  grÖsste  Vergnügen.  Mehr  als  einmal  hat  der  genannte 
Nicolas  Antoni  Flink  vor  seinen  Freunden  erklärt,  dass  er, 
von  seinen  Geschäften  für  Sachen  von  grösserer  Bedeutung  zu 
sehr  ermüdet,  von  Nichts  so  erfrischt  werde,  als  von  dem  Durch- 
blättern  der  einen  oder  anderen  seiner  Zeichnungsmappen, 
wonach  er  seine  unterbrochenen  Geschäfte,  wie  ausgeruht, 
wieder  aufzunehmen  vermag. 

Sein  Jahrgenosse  ist  der  Landschaftsmaler  Pieter  Pieterz 
Nedek,  doch  weiss  ich  von  ihm  Nichts  zu  sagen,  als  dass  er 
ein  Schüler  des  P.  Lastman,  Amsterdamer  von  Geburt  war 
und  in  einem  Alter  von  ungefähr  70  Jahren,  als  lediger  Mann 
starb. 

La  Tombe  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  1616  geboren. 
Wanderlustig,  ging  er  nach  Rom,  wo  er  längere  Zeit  mit  Aus- 
übung der  Kunst  zubrachte.  In  der  Bent  erhielt  er  den  Bei- 
namen Stoppertje,  weil  er,  sobald  er  in  die  Gesellschaft  der 
Maler,  seiner  Landesgenossen  gekommen  war,  zu  sagen  pflegte,  28. 
dass  er  sich  eine  Pfeife  stopfen  wolle. 

Er  malte  Figuren  und  Gesellschaftsstücke,  italienische 
Bergleute  und  dergleichen  Volk,  wozu  er  eine  gefällige  Land- 
schaft und  Ruinen  römischer  Gebäude,  Grotten,  Gräber  oder 
derlei  anbrachte.  Nachdem  er  eine  geraume  Zeit  wieder  in  seiner 
Geburtsstadt  gelebt  hatte,  starb  er  im  Jahre   1676. 


176         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Er  hatte  auch  einen  Bruder,  der  ein  Freund  von  Bildern 
und  Kupferstichen  war,  und  es  existirt  unter  den  Radirungen 
Rembrant's  ein  Blatt,  welches  unter  dem  Namen  „La  Tombe^s 
Blättchen"  bekannt  ist. 

Hans  Jordaens  ist  zu  Delft  im  September  1616  geboren. 

Ich  hätte  sehr  gern  von  ihm  Näheres  berichtet,  da  er  ein 
grosser  Künstler  gewesen.  Er  war  so  ungewöhnlich  gewandt, 
dass  man  von  ihm  sprtichwörtlich  sagte:  er  skizzire  seine  Fi- 
guren mit  einem 'Kochlöffel;  deshalb  gab  ihm  die  römische 
Bent,  in  welcher  er  viele  Jahre  verkehrte  (weshalb  auch 
nur  wenige  seiner  Arbeiten  hier  zu  Lande  zu  sehen  sind),  den 
Namen  Pöllepel. 

Ob  er  schon  bei  Beginn  oder  erst  gegen  Ende  seines  Lebens 
so  flink  arbeitete,  weiss  ich  nicht.  Aber  zu  Amsterdam  ist  ein 
Gemälde,  in  welchem  er  in  der  Weise  Rotten hamer's  Pharao, 
der  mit  Wagen  und  Pferden  im  rothen  Meere  untergeht,  dar- 
gestellt hat.  Es  ist  gegenwärtig  im  Besitze  der  Witwe  des 
Advocaten  Muis  van  Holy.  Er  starb  zu  Voorburg,  aber  ich 
weiss  nicht  in  welchem  Jahre. 
29.  Einige    glauben,    dass    der    berühmte    Lucas  Jordaens, 

genannt  der  Neapolitaner,  der  in  Gewandtheit  des  Pinsels  seines 
Gleichen  nicht  hatte,  ein  in  Neapel 'gezeugter  Sohn  dieses  Hans 
Jordaens  sei,  da  es  bekannt  ist,  dass  dieser  den  grÖssten  Theil 
seines  Lebens  in  Rom,  Venedig  und  Neapel  zugelpracht  hat. 

Der  Herr  Jan  van  Beuningen  in  Amsterdam,  besass  9 
figurenreiche  und  trefiflich  gemalte  Stücke  von  Lucas  Jordaens, 
je  5  Fuss  hoch  und  7  Fuss  breit.  Sie  stellen  dar:  Moses,  der 
mit  seinem  Stabe  an  den  Felsen  schlägt ;  die  Aufrichtung  der 
ehernen  Schlange;  David  und  Abigail;  Pharao's  Untergang  im 
rothen  Meere;  Jacob  und  Rebecca;  die  Schlacht  des  Moses 
gegen  die  Amalekiter;  das  Urtheil  Salomonis;  die  Schlacht 
Josua's,  und  Ahasver  und  Esther.  Von  diesen  hat  das  beste  der 
Kunstsammler  Sibrecht  van  der  Schelling  ausgewählt  und 
gekauft.  Der  genannte  van  Beuningen  sagte  mir,  dass  er  aus 
zweifellosen  Nachrichten  wisse,  dass  er  jedes  der  genannten 
Bilder  in  zwei  Tagen  gemalt  habe.  Ich  erzähle  dies  so  wie  ich 
es  selbst  gehört  habe,  aber  es  ist  kaum  zu  glauben,  obwohl 
auch  noch  andere  Beispiele  seiner  ausserordentlichen  Geschwin- 


ZWEITER  THEIL.  I77 

digkeit  erzählt  werden;  unter  Anderem  sagt  man,  dass  er  das 
Porträt  des  Königs  von  Spanien,  der  ihn  von  Neapel  fortlockte, 
und  jenes  der  Königin,  nachdem  er  Beide  zum  erstenmale  gesehen, 
nach  seiner  Erinnerung  gemalt  habe,  und  die  Bilder  am  nächst- 
folgenden Tage,  da  er  zum  Ritter  geschlagen  werden  sollte, 
zum  grossen  Erstaunen  der  Hofleute,  dem  Könige  übersandte. 
Es  war  deshalb  nicht  ohne  Grund,  wenn  sie  ihm  in  Italien  den 
Namen  „Luca  va  presta*',  das  ist  „Lucas  lauft  schnell",  gegeben 
haben. 

Nachdem  er  einige  Jahre  in  Madrid  gelebt  hatte,  empfand  3o. 
er  wieder  Lust  nach  Neapel  und  Rom  zu  gehen.  Aber  der 
König  hielt  ihn  von  Jahr  zu  Jahr  unter  dem  Vorwande  zurück, 
ihn  zu  entlassen,  wenn  er  noch  dies  oder  jenes  Werk  für  ihn 
gemalt  haben  würde  und  schenkte  ihm  dann  ein  Gespann 
schöner  Maulesel  oder  derlei,  ausser  der,  ihm  bis  zu  seinem 
Tode  ausgeworfenen  jährlichen  Summe  von  5ooo  Ducaten. 

Ausser  jenen  Bildern,  die  er  in  Spanien  gemalt  hat,  wird 
als  eines  seiner  besten,  ein  Frescogemälde  in  der  Kirche  St. 
Andrea  della  Valle  in  Rom  genannt,  welches  ein  so  ausser- 
ordentliches Kunstwerk  sein  soll,  dass  die  von  uns  früher  er- 
wähnten ,  nach  dem  Urtheile  Jener  die  es  in  Rom  gesehen  haben, 
nur  als  Spielereien  seines  Pinsels  betrachtet  werden  können. 

Gillis  Schagen,  Sohn  Pieter  Schagen's,  welcher  ehedem 
Rath,  später  Schöffe  von  Alkmaar,  Rechenmeister  der  Gene- 
ralitäts-Rechenkammer,  Rath  der  Staaten  und  Generalstaaten  etc. 
gewesen  und  ohne  andere  "Lehrer  als  seinen  eigenen  Eifer,  in 
der  Kunst  bewandert  war,  ist  zu  Alkmaar  am  24.  Juni  161 6 
geboren.  Er  war  von  Natur  für  die  Kunst  begabt  und  hatte 
zuerst  Salomon  van  Ravestein,  später  den  Pferdemaler 
Pieter  Verbeek  zu  Lehrern. 

Von  Wanderlust  und  der  Neigung  grosse  Vorbilder  zu 
sehen,  und  sich  nach  ihnen  weiterzubilden  angetrieben,  schiffte 
er  sich  im  Jahre  löSy  nach  Danzig  ein,  wo  er  die  Maler  be- 
suchte und  von  einem  gewissen  Joost  ßrasser  wol  aufge- 
nommen wurde. 

Kurz  darauf  reiste  er    nach  El  hing,    wo  er  von  Strobel,  3i. 
dem    damaligen    Hofmaler     des    Kaisers,    später    des    Königs 
Stanislaus  von  Polen,  wol  aufgenommen  wurde  und  daselbst 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  ^  ..  >—  -.«^  1 2 


y 


-^J^nii;!«: 


178  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

zum  Beweise  seiner  Kunst,  das  Porträt  des  Königs  von  Polen 
malte.  Nach  Danzig  zurückgekehrt,  überfiel  ihn  eine  Krankheit; 
nachdem  er  genesen  war,  malte  er  noch  einige  Zeit  und  kehrte 
wieder  in  sein  Vaterland  zurück,  wo  er  aber  nicht  lange  ver- 
weilte, denn  er  fuhr  mit  einem  Kriegsschiffe  nach  Dieppe,  dann 
nach  Paris  und,  nach  kurzem  Aufenthalte  daselbst,  nach  Orleans. 

Dort  blieb  er  beinahe  ein  Jahr  und  porträtirte  die  vor- 
nehmsten Leute,  bis  er  auf  eine  Einladung  des  Herrn  Bally, 
Herrn  zu  Yvry,  Rathes  des  Königs  von  Frankreich  etc.,  im 
Februar   i63g  von  Orleans  nach  Paris  ging. 

Daselbst  malte  er  die  Porträts  der  Kinder  des  Herrn  von 
Yvry,  und  machte  die  Bekanntschaft  der  Kupferstecher  van 
Lochum,  Lynhoven  von  Harlem  und  des  Herrn  van  Kloot- 
wyk  aus  Dordrecht.  Er  copirte  für  denselben  Herrn  von  Yvry 
einen  Christus  und  Johannes  nach  Michel  Angelo,  und  einen 
todten  Christus  im  Schoosse  der  Maria,  nach  P.  V.  Rubens, 
für  eine  Dame,  Namens  la  Toyliere,  durch  welche  Arbeiten 
er   viel  Ruhm  erntete. 

Im  October  desselben  Jahres  schiffte  er  nach  der  englischen 
Küste,  gerade  zu  jener  Zeit  als  der  Seeheld  Tromp  gegen 
Antonio  de  Oquendo  gerüstet  lag. 

Als  er  den  Admiral  in  Duins  besuchte,  ward  er  wol  em- 
pfangen nnd  ihm  eine  Jacht  zu  seinem  Dienste  angeboten,  wenn 
32.  er  Lust  hätte  die  Flotte  zu  zeichnen.  Er  wohnte  dem  Seege- 
fechte bei,  und  steuerte  nach  der  Schlacht  in  die  Maas. 

Nachdem  der  Friede  mit  Spanien  geschlossen  war,  unter- 
nahm er  in  Gesellschaft  des  Admirals  van  Dorp  und  des  Herrn 
van  den  Corput  von  Dordrecht,  eine  Reise  nach  Brabant,  und 
im  Jahre  i65i,  in  Gesellschaft  des  Herrn  von  Paffenrode  und 
des  Fiscal's  van  den  Broek,  eine  andere  nach  Lüttich  und  Köln. 

Endlich  ward  Schagen,  nachdem  er  viermal  Fabriksmeister 
oder  Bauinspector  seiner  Geburtsstadt  gewesen,  und  damals 
Waisenvorstand  war,  von  tödtlicher  Krankheit  ergriffen,  an  der 
er  am   18.  April   1668  starb. 

Von  seinen  Arbeiten  ist  hier  zu  Lande  nur  wenig  bekannt, 
da  er  nicht  des  Lebensunterhaltes  wegen  arbeitete,  und  nur 
zwei  seiner  Skizzen,  deren  eine  sein  Porträt  vorstellt,  sind  bei 
seihen  Nachkommen  vorhanden.  — 


ZWEITER  THEIL.  I79 

Ludolf  de  Jong  ist  im  Jahre  1616  zu  Overschie  gebo- 33. 
ren.  Sein  Vater  war  daselbst  Lohgerber  und  Schuhmacher,  zu 
welchem  Gewerbe  er  auch  seinen  Sohn  erzog.  Aber  wenn  er 
etwas  verschnitten  oder  seine  Arbeit  schlecht  gemacht  hatte, 
behandelte  ihn  sein  Vater  etwas  unzart  mit  dem  Riemen,  in 
Folge  dessen  er  entschlossen  war,  dieses  Geschäft  nicht  weiter 
zu  lernen.  Von  dieser  Zeit  an  war  sein  Sinnen  auf  die  Kunst 
gerichtet,  bis  sein  Vater  nach  Rotterdam  ^og  und  er  auf  Für- 
sprache Anderer,  die  sein  Talent  anerkannten,  zu  Kornelis 
Zachtleven,  einem  geschickten  Maler  von  Figuren,  Thieren  und 
Spukgeschichten ,  gegeben  ward,  der  ihn  zeichnen  lehrte.  Später 
kam  er  zu  Anton  Palamedes  nach  Delft,  der  ein  guter 
Porträtmaler  war,  aber  wenig  auf  ihn  Acht  gab.  Missvergnügt 
darob  ging  er,  sobald  seine  Zeit  um  war,  zu  Joan  Bylaert, 
nach  Utrecht,  bei  dem  er  solche  Fortschritte  machte,  dass 
er  im  Jahre  i635,  nach  Hause  zurückgekehrt,  sofort,  erst  19 
Jahre  alt,  mit  einem  gewissen  Frans  Bacon,  eine  Reise  nach 
Frankreich  unternahm,  wo  er  sieben  Jahre  lang  verweilte,  und 
wohl  noch  länger  geblieben  wäre  ,  wenn  ihn  nicht  sein  Vater, 
da  seine  Mutter  während  dessen  krank  geworden,  zurück 
gerufen  hätte.  Er  gehorchte  und  kehrte  nach  Haus,  hatte  34. 
aber  inzwischen  die  deutsche  Sprache  so  gänzlich  vergessen, 
dass  seine  Eltern  genöthigt  waren,  sich  einen  der  französiscljen 
Sprache  kundigen  Mann  zu  halten,  um  sich  mit  ihm  zu 
verständigen. 

Seitdem  hat  er  zu  Rotterdam  viele  Porträts  der  vornehm- 
sten Bürger  gemalt,  und  durch  sein  angenehmes  Betragen  und 
seine  Geschicklichkeit  sich  viele  Freunde  erworben.  Später  hei- 
ratete er  die  Tochter  von  Pieter  Montagne,  der  mit  verschie- 
denen Herren  der  Regierung  von  Rotterdam  und  Schoonhoven 
nahe  befreundet  war,  in  Folge  dessen  er  die  Majorsstelle  der  Stadt 
Rotterdam  erhielt,  welches  Amt  er  bis  zum  Jahre  1664  beklei- 
dete. Ungeachtet  dessen  blieb  die  Liebe  zur  Kunst  in  ihm  leben- 
dig und  er  malte  in  jener  Zeit  ein  grosses  Regentenstück  für  die 
Schützen,  welches  noch  heute  in  dem  Stadt-Doelen  zu  sehen  ist; 
es  hängt  in  der  Prinzenkammer  und  beweist  sein  Talent. 

Später  vertauschte  er  das  Stadt -Majors -Amt  gegen  das 
Schulzenamt    von    Hillegersberg,    welches    er   zur    grossen    Zu- 


12* 


1 8o         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

friedenheit  der  Einwohner  bis  zu  seinem  Tode,  im  Jahre  1697 
versah.  Ausser  vielen  lebensgrossen  Porträts,  die  er  zwischen 
seinen  Berufsgeschäften  gemalt  hatte,  malte  er  auch  verschiedene 
moderne  Interieurs,  Schlachten,  Jagden  etc.,  wie  ihn  gerade 
die  Lust  trieb,  lediglich  zu  seinem  Vergnügen. 

Pieter  de  Hooge,  war  ein  lieblicher  Maler  von  Inte- 
rieurs mit  Gesellschaften  von  Herren  und  Frauen.  Er  lernte  einige 
Zeit  bei  dem  berühmten  N.  Berchem,  zugleich  mit  Jacob 
35.  Ugtervelt  —  der  sich  an  der  naturwahren  und  sorgfältigen 
Darstellung  kleiner  Gesellschaftsstücke  mit  Frauen  und  Herren, 
oder  einer  nähenden  oder  stickenden  Frau  genügen  Hess,  ohne 
viel  perspectivische  Effecte  im  Hintergrunde  anzubringen,  welche 
ein    masskundiges    Urtheil    und    genaues  Augenmerk  erfordern. 

Bis  zum  Jahre  1604  hat  van  Man  der  über  Hendrik 
Goltzius,  der  damals  ein  Mann  von  46  Jahren  war,  und 
über  seine  Geschicklichkeit  als  Maler  und  Stecher  nach  Ver- 
dienst  berichtet. 

Die  Achtung,  die  ich  für  dieses  Mannes  Arbeiten  hege, 
und  der  Plan,  den  ich  mir  für  dieses  Werk  gemacht  habe,  for- 
dern, dass  ich  auch  zur  Erinnerung  an  seinen  Todestag  im 
Jahre   1617  hier  seine  Grabschrift  anführe:- 

EPITAPHIUM. 
M.  S. 
HENRICO  GOLTZIO,  VIRO  INCOMPARABILI,  CHALCOGRAPHO  EX- 
CELLENTISSIMO,  PICTORl  CELEBERRIMO,  ATEVE  ADEO  OMNIS 
ARTIS  GRAPHICAE  PERITISSIMO,  MARGARETA  JOH.  FIL.  MARITO 
SUO  CONJUNCTISSIMO,  CUM  QUO  HARLEMI  VIXIT  ANNOS  XXXVl. 
ET    FRATRI    SUO   CARISSIMO    JACOBUS   GOLTZIUS    MONOMENTUM 

HOC  FIERI  CURARUNT. 
36.JACOBUSMATHAM  VITRICO   SUO  OPTIME   DE  SE   MERITO  AERl 

INCIDIT  SCULPSITQUE  GRATITUDINIS  ERGO. 
OBUT  HARLEMI  AN.  CIO  IOC  XVIL  I.  JANUARII.  AETAT,  SUAE  LIX.-^ 

Da  er  bis  zu  seinem  Tode  arbeitete,  glaubte  ich,  dass  der 
Stadtchronist  über  seine,  nach  dem  Jahre  1604  gearbeiteten 
Werke,  etwas  melden  würde,  aber  ich  habe  das  Buch  ver- 
gebens nachgeschlagen.  — 

40.  Gonzales    Coques,    der  zu  Antwerpen    im    Jahre   1618 

41.  geboren  ist,  finde  ich  in    einigen  Versen  —  gepriesen,  und  ich 
will  seinen  Ruhm  nicht  bezweifeln,  den    er  durch  Gemälde  für 


ZWEITER  THEIi..  I  8 1 

den  Erzherzog  Leopold,  den  Kurfürsten  von  Brandenburg, 
den   englischen  Hof  und   das  Haus  Oranien   erworben  hat.  — 

Doch  verniuten  wir,  dass  der  Dichter  im  Hinblick  auf 
seinen  Landesgenossen  so  rühmend  geschrieben  hat,  bis  wir 
nicht  vom  Gegentheil  überzeugt  werden,  und  sehen,  dass  er 
im  kleinen  Porträt  seines  Gleichen  nicht  gehabt  habe. 

Wo  und  wann  er  gestorben  ist  weiss  ich  nicht,  nur  dass 
er  die  Kunst  bei  David  Rykart  gelernt  hat,  dessen  Tochter 
er  später  heiratete. 

Neben  ihm  erscheint  auf  dem  Schauplatz  der  grosse  Lely. 
Zuerst  hat  England,  später  Gravenhage  sich  die  Ehre  seiner 
Geburt  aneignen  wollen.  S.  van  Hoogstraten  nennt  ihn  den 
Gelder'schen  Lely.  Jetzt  braucht  über  ihn  kein  eitler  Streit 
wie  über  Homer  zu  entbrennen,  da  ich  endlich,  mit  Hilfe  des 
Malers  Matteus  Terwesten,  einige  seiner  Familienangehörigen 
auffand,  welche,  obgleich  sie  entfernt  wohnen,  die  Güte  hatten 42. 
mich  darüber  zu  belehren,  und  mir  eine  genaue  Bezeichnung 
seiner  Geburts-  und  Sterbezeit  schriftlich  zuzusenden.  Daraus 
ersehen  wir,  dass  Pieter  van  der  Faes,  genannt  Lely,  zu 
Soest  in  Westphalen  am   14.  September   161 8  geboren  ist. 

Sein  Vater,  Johan  van  der  Faes,  mit  dem  Beinamen  Lely, 
dessen  Ursprung  wir  noch  angeben  werden,  war  Hauptmann 
zu  Fuss  im  Dienste  der  Staaten,  später  aber  im  Dienste  des 
Kurfürsten  von  Brandenburg,  und  seine  Mutter  Abigail  van 
Vliet  entstammte  einem  höhen  und  angesehenen  Geschlechte 
aus  Utrecht,  wo  Viele  von  ihrer  Verwandtschaft  in  der  Vroet- 
schaft.  gewesen. 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  sein  Vater  zu  Soest  in  Gar- 
nison gelegen  hatte  und  Lely  diesem  Umstände  seine  Geburt 
verdankt,  denn  der  Prediger  und  Dichter  Joh.  Vollenhove, 
der  zu  Zwolle  an  der  Grenze  von  Westphalen  geboren  ist,  nennt 
ihn  in  einem  seiner  Verse  seinen  Landsmann. 

Da  sein  Vater  sah,  dass  er  von  Jugend  auf  mehr  zur 
Malerei  als  zum  Kriegsdienste  geneigt  war,  und  lieber  den 
Pinsel  als  den  Degen  führte,  schickte  er  ihn  nach  Harlem  zu 
dem  Maler  Pieter  Fr.  Grebber,  bei  dem  er  zwei  Jahre  lang 
blieb,  und  durch  Eifer  und  Fleiss  solche  Fortschritte  machte, 
dass  sein  Meister   vorhersagte,    er    würde   ihn    wol   übertreffen, 


l82  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

was    auch    geschah;    denn    er   hatte    es    mit    seinem    fünfund- 
zwanzigsten   Jahre    so    weit   gebracht,    dass    die    Vornehmsten 

43.  des  Landes  seine  Arbeiten  begehrten.  Ein  Beweis  davon  ist, 
dass  er  im  Jahre  1643,  als  Willem  IL  von  Oranien,  nach 
England  ging,  um  die  Tochter  Karl's  I.  zu  heiraten,  mit 
ihm  überschiffte.  Deren  Porträts  malte  er  so  kunstvoll,  dass 
sie  allen  Höflingen  gefielen  und  er  darauf  sofort  vom  Könige 
zum  Hofmaler  ernannt  wurde. 

Ob  er  nach  dem  Tode  Karl's  L  und  auch  unter  der 
Regierung  KromweTs  an  dem  Hofe  blieb,  oder  ob  er  in- 
zwischen wieder  in  Holland  war,  weiss  ich  nicht,  wol  aber 
dass  Karl  IL,  sobald  er  den  Thron  bestiegen  hatte,  ihm  einen 
Jahresgehalt  von  4000  Gulden  auswarf,  ihn  später  zum  Ritter 
schlug  und  zum  Kammerherrn  ernannte. 

Mehrere,  welche  in  England  mit  Lely  Umgang  gepflogen 
haben,  erzählten  mir,  dass  er  vornehm  lebte,  des  Morgens 
spät  aufstand  und  nicht  vor  9  Uhr  an  die  Arbeit  ging,  dass 
er  mehrere  Bediente  und  Kammerdiener  hatte,  von  denen 
einer  Aufzeichnung  darüber  führte,  wer  an  der  Reihe  war 
zu  sitzen,  so  dass,  wenn  eine  Dame,  oder  wer  es  auch  sein 
mochte,  zu  ihrer  Stunde  nicht  kam,  sie  dafür  so  lange 
warten  musste,  bis  die  ganze  Runde  abgelaufen  war,  ehe  sie 
wieder  an  die  Reihe  kam.  Er  malte  von  9  Uhr  Morgens  bis 
4  Uhr  Nachmittags,  zu  welcher  Zeit  er  speisen  ging;  selten 
ohne  Gäste,  denn  er  liess  stets  für  12  Personen  decken,  und 
seinen  Freunden  oder  Fremden,  die  mit  ihm  zu  thun  hatten, 
war  hiezu  freier  Zutritt  gestattet.  Inzwischen  wurde  in. einem 
anderen  Gemache  musicirt  und  gesungen. 

44.  Er  benahm   sich   Grossen    gegenüber   vornehm.    Niederen 

gegenüber  leutselig,  weshalb  er  von  Vielen  gelobt  wurde, 
z.  B.  von  Johannes  VoUenhove,  der  mit  ihm  in  England 
längeren  Umgang  pflog  und  auch  zu  seiner  Ehre  in  London, 
im  October  1674  ein  Lobgedicht  schrieb  (pag.  490  seiner  Ge- 
dichte), worin  er  sein  Talent  so  verständig  und  vollkommen 
kennzeichnet,  dass  wenig  mehr  darüber  zu  sagen  ist.  — 

47.  Zur  Erklärung  des  Beinamens  Lely,  unter  welchem  allein 

er  in  England  bekannt  ist,  diene  zu  wissen,  dass  sein  Vater 
der  vor  ihm  diesen  Beinamen  führte,   in  Gravenhaag  in  einem 


ZWEITER  THEIL.  l83 

Hause  geboren  wurde,  in  dessen  Giebel  eine  Lilie  angebracht 
war,  weshalb  er  im  Sprachgebrauch  Capitän  Lely  genannt 
wurde. 

Aus  demselben  Grunde  ward  der  Maler  Abraham,  der 
Sohn  von  Lambert  Jakobze,  weil  in  dem  Giebel  des  Hauses, 
welches  er  in  Leiden  bewohnte,  ein  Tempel  stand,  Abraham 
van  den  Tempel  genannt. 

Ich  habe  in  der  Lebensbeschreibung  von  Gottfried 
Kneller  bemerkt,  wie  sehr  es  Lely  kränkte,  dass  Kneller48. 
immer  mehr  in  der  Gunst  des  Hofes  stieg,  obwol  er  sich 
bemühte,  dies  zu  verhehlen.  Sein  Arzt,  der  gewöhnt  war,  ihn 
täglich,  ehe  er  an  die  Arbeit  ging,  zu  besuchen,  kam  eines 
Tages,  da  er  eben  beschäftigt  war,  seine  Palette  aufzusetzen, 
weil  eine  Dame  fragen  Hess,  ob  sie  porträtirt  werden  könne. 
Der  Doctor  fühlte  wie  gewöhnlich  seinen  Puls,  fand  aber  den- 
selben so  bedenklich,  dass  er  ihm  Ruhe  empfahl  und  zu 
mediciniren  rieth  anstatt  zu  malen;  er  antwortete  ihm  aber, 
dass  er  keine  Zeit  hiezu  habe.  Der  Arzt  war  kaum  fortgegangen, 
so  befiel  ihn  eine  Ohnmacht,  in  welcher  er,  ehe  dieser  noch 
zurückgerufen  werden  konnte,  starb.  Die  Dame,  die  zu  ihrer 
bestimmten  Stunde  kam,  war  höchlich  verwundert,  als  ihr  der 
Diener  mittheilte,  dass  es  nicht  möglich  sei,  sie  zu  malen, 
und  noch  mehr  entsetzt,  als  sie  erfuhr,  dass  Lely  gestorben 
wäre.  Das  war  im  Jahre  1680. 

Aehnliches  geschah  dem  Maler  Abraham  Begyn  am 
preussischen  Hofe.  Augustin  Terwesten  kam  noch  mit  einem 
oder  zwei  anderen  Malern  in  sein  Atelier,  um  ihn  zu  einer 
Erholung  zu  nöthigen,  aber  er  sagte  ihnen,  dass  er  noch  eine 
Stunde  zu  thun  habe,  dann  aber  zu  ihnen  kommen  wolle.  Nach- 
dem dies  geschehen,  verliess  er  das  Gerüste,  fühlte  aber  eine 
Ohnmacht,  hielt  sich,  als  er  herabkam,  an  der  Leiter  und 
starb  mit  seiner  Palette  in   der  Hand.  —  49. 

Juriaen  Jakobze  ist  in  der  Schweiz  geboren,  war  aber 
ein  Schüler  des  berühmten  Jagd-  und  Thiermalers  Francois 
Snyders  und  arbeitete  dauernd   in  den  Niederlanden. 

In  der  Wahl  folgte  er  zuerst  seinem  Meister,  verlegte  sich 
aber  später  auf  die  Darstellung  von  Figuren  und  Historien.  Der 
Kaufmann  Wolters   zu  Amsterdam,    ein   grosser  Kunstfreund, 


1 84  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

bestellte  einige  Bilder  bei  ihm.  Drei  derselben  sind  gegenwärtig 
im  Besitze  des  H.  Mathys  du  Pre.  In  einem  der  grössten 
sieht  man  Adonis,  bereit,  zur  Jagd  aufzubrechen,  welchen  Venus 
bittet,  nur  wehrlose  Thiere,  wie  Kaninchen  etc.,  zu  jagen. 
Insbesondere  an  den  Thieren  ist  es  deutlich  zu  sehen,  dass 
Fr.  Snyders  sein  Lehrer  war. 

Es  schien  ihm  beinahe,  nachdem  er  an  dem  genannten 
Wolters  einen  Mäcen  gefunden  hatte,  dass  er  noch  ein  glück- 
licher Mann  werden  würde,  aber  es  erging  ihm,  wie  das  Sprüch- 
wort sagt:  Wenn  überstanden  die  Not,  so  kommt  der  Tod, 
denn  er  fiel  mit  seinem  ganzen  Hausgesinde  im  Jahre  1664  der 
Pest  zum  Opfer  und  ward  in  Amsterdam  begraben.  So  habe  ich 
gehört.  Der  Maler  Hendrik  Karree  aber,  der  sein  Schüler  ist, 

5o.  versicherte  mich  dagegen,  dass  er  von  Geburt  ein  Hamburger 
war,  viele  Jahre  zu  Lewaarden  in  Friesland  lebte,  daselbst  am 

*  Hofe  arbeitete  und  im  Dienste  des  Fürsten  im  Jahre  i685 
starb.  Dieser  letzte  Bericht  dürfte  wol  der  richtige  sein,  denn 
wäre  Juriaen  Jakobze  im  Jahre  1664  wirklich  gestorben,  so 
hätte  der  im  Jahre  i658  geborene  Karree  nicht  sein  Schüler 
sein  können. 

Ich  war  in  Verlegenheit,  Robert  van  Hoeck  an  den 
richtigen  Platz  zu  stellen,  bis  mir  sein  von  Gonzales  Coques 
gemaltes  Porträt  in  die  Hände  fiel,  welches  wol  beweist,  dass 
er  sein  Zeitgenosse  war. 

Seine  Neigung  führte  ihn  zur  Darstellung  von  Feldlagern 
und  Schlachten  mit  ihrem  Gefolge,  von  Geschützen,  Lager- 
wagen für  die  Kriegsbedürfnisse,  und  all'  dem  Elend,  welches 
der  Krieg  mit  sich  führt,  und  dies  malte  er  so  klein  und 
kunstvoll,  dass  man  mit  Bewunderung  behauptet,  er  habe  auf 
fast  unglaublich  kleinem  Räume  Tausende  von  Figuren,  alle 
gleich  lebendig  und  lebhaft,  darzustellen  verstanden.  Er  war  ein 
Antwerpner  und  Ober-Aufseher  über  die  Festungsbauten. 

Sein  Jahr-  und  Kunstgenosse  Peeter  Meert,  ein  Porträt- 
maler, ist  zu  Brüssel  geboren.  Proben  seines  Talentes  sind  noch 
in  verschiedenen  Gilden-  und  Zunfthäusern  in  Brüssel  zu  sehen.  — 

5i.  Zur    selben    Zeit    ward    der    Maler    Antoni    Waterloo 

geboren.  Einigesagen,  dass  er  zu  Amsterdam ,  Andere,  dass  er 
zu  Utrecht  geboren   sei.     Seine   bei  den  Liebhabern  allgemein 


ZWEITER  THEIL.  l85 

bekannten  Bilder  zeigen ,  dass  er  in  seinen  Landschaften  schlicht 
und  einfach  nur  der  Natur  folgte,  ohne  ihr  irgend  etwas  bei- 
zufügen. Auch  seine  zahlreichen  Zeichnungen  und  ebenso 
häufigen  eigenhändigen  Radirungen  zeigen  deutlich,  dass  sie 
nach  der  Natur  gemacht  und  in  der  Umgebung  von  Utrecht 
gezeichnet  sind.  Die  Luft  in  seinen  Bildern  ist  hell,  die  Fern- 
sichten klar,  das  Grün  der  Bäume  ist  je  nach  ihrer  Art  ver- 
schieden, ebenso  die  Stämme,  insbesondere  aber  ihr  Wieder- 
spiegeln im  Wasser  höchst  natürlich  dargestellt. 

Der  noch  lebende  Maler  Johan  Weenix  erzählte  mir, 
dass  er  ihn  genau  kannte  und  mit  ihm  vor  ungefähr  45  Jahren  . 
verkehrte,  als  er  einige  seiner  Bilder  mit  Figuren  und  Thieren 
staffirte,  bei  welcher  Gelegenheit  er  ihn  gebeten  hatte,  in  sein 
Haus  zu  kommen,  welches  zwischen  Maarsen  und  Breukelen 
ausserhalb  Utrecht  gelegen  war.  Dort  hatte  der  ledige  Mann 
viele  Jahre  gelebt.  Die  Erträgnisse '  seiner  Kunst  und  was  er 
von  seinen  Eltern  ererbt  hatte,  reichten  eben  hin  zu  seinem 
anständigen  Unterhalte;  demnach  war  er  einer  Derjenigen,  die 
das  Glück  nur  von  hinten  gesehen  haben.  Sein  Todesjahr  ist 
mir  unbekannt,  ich  weiss  nur,  dass  er  nächst  Utrecht  im 
St.  Jobs-Spitale  starb  und  auch  daselbst  begraben   wurde. 

UnterseinenZeit-undKunstgenossenerscheinteinN.  Kraane-  52. 
velt,  auf  den  J.  v.  Vondel  eine  Grabschrift  dichtete. — 

Jan  Philip  van  Thielen,  Herr  von  Kouwenberch  etc., 
ist  zu  Mecheln  im  Jahre  1618  geboren.  Seine  Neigung  trieb 
ihn  zur  Blumenmalerei,  und  aus  seiner  Manier  war  zur  Genüge 
zu  entnehmen,  dass  er  die  dünne  und  zarte  Behandlung^  die 
für  diesen  Kunstzweig  zunächst  erforderlich  ist,  seinem  Lehrer, 
dem  berühmten  Daniel  Zegers  abgesehen  hatte. 

Seine  Manier  und  das  verständige  Arrangement  seiner 
Arbeiten,  gefielen  am  spanischen  Hofe,  für  welchen  er  viele 
Blumenstücke  malte,  die  ihm  einen  berühmten  Namen 
machten. 

Ueberdies  spricht  noch  zu  seinem  Ruhme,  dass  seine  drei 
Töchter,  Maria  Theresia,  Anna  Maria  und  Francoise 
Catharina  van  Thielen,  sämmtlich  Malerinnen  waren,  sich 
im  Blumenmalen  übten  und  den  Beweis  lieferten,  dass  sowol 
das     angeborene    Talent     als     auch    der    väterliche    Unterricht 


l86  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ihrer  Ausbildung  förderlich  gewesen.  Sie  waren  noch  im  Jahre 
1660  thätig. — 
33.  Karel  van   Savoyen    ist  zu   Antwerpen   im  Jahre  161 9 

geboren.  Er  malte  meist  kleine  Figürchen,  diese  aber  so  aus- 
gezeichnet und  natürlich,  dass  ihn  K.  de  Bic  unter  die  Blüthen 
der  Brabant'schen  Maler  zählt. 

In  den  Gedichten  von  Jan  Vos  finde  ich  eines  seiner 
Bilder  erwähnt,  welches  sich  im  Cabinete  Willem  Blaau's 
befindet  und  den  Adonis  darstellt,  den  die  Venus  der  Diana 
entführt.  — 

Philips  de  Koning  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  1619 
am  5.  November  geboren  und  war  ein  Schüler  des  berühmten 
Rembrant  van  Ryn. 

J.  v.  Vondel,  den  er  zu  verschiedenenmalen  porträtirt 
hatte,  dichtete  zu  einem  solchen  Bilde  einige  Verse.  —  Des- 
gleichen Jan  Vos  auf  dasselbe  Porträt.   — 

54.  Zahlreiche  Porträts,  erwähnenswerthe  Historien  und  sinn- 
reiche Darstellungen,  die  zu  seinem  Ruhme  zurückbleiben,  hat 
sein  berühmter  Pinsel   hervorgebracht. 

Der  genannte  J.  v.  Vondel  hat  auf  mehrere  seiner 
bedeutendsten  Bilder,  so  auf  das  Porträt  der  Maria  van  Out s- 
horen  und  Marg.  van  Ryn,  sowie  auch  auf  die  berühmte 
schlafende  Venus  Lobgedichte  geschrieben.  Das  letztere  scheint 
uns  wol  doppelt  erwähnenswerth,  da  Vondel  darin  nicht  nur 
wie  ein  Maler  vom  Malen  spricht,  sondern  über  Koning's 
Kunst  sagt,  was  nur  gesagt  werden  kann  und  mich  so  der  Mühe 
enthoben  hat.  . 

Er  preist  das  Schöne  in  der  Kunst  durch  eigene  Worte 
und  Ausdrücke  und  zeigt,  wie  er  in  seinen  Werken  die  Kraft 
durch  Klarheit,  nicht  durch  das  erbärmliche  Dunkel  bewirkte. 
Damit  gibt  er  seinem  Lehrer  Rembrant  einen  Seitenhieb, 
der,  trotzdem  dass  seine  Figuren  im  Vordergrunde  seiner 
Bilder  im  vollen  Tageslicht  stehen,  sich  nicht  entblödete,  die 
Luft  hinten  in  eine  düstere  Nacht  zu  verwandeln.   —  Er  starb 

55.  zu  Amsterdam  im  October  1689.  — 

Zur  selben  Zeit  lebte   zu  Alkmaar  der  Maler  Zacharias 

56.  Paulusz.  Dieser  malte  im  Jahre  1620  die  Vorsteher  der  alten 
Schützen   und    im   Jahre   1627  und   1628  in  einem  Bilde  sieben 


ZWEITER  THEIL.  I  87 

Porträts  der  Schützen -Hauptleute.  Dieses  Bild  hing  in  der 
Hauptmannskammer  der  alten  Doelen  über  dem  Kamin. 

Jakob  Delff,  der  Sohn  des  kunstfertigen  Willem  Jacobsz 
Delff,  der  mit  der  Tochter  Michiel  Mierevelt's,  des 
berühmten  Apelles  unseres  Jahrhunderts  getraut  war,  ist  am 
24.  März  161 9  geboren.  Er  war  durch  Nichts  zu  bewegen,  von 
der  Kunst  abzulassen ,  da  er  das  Glück  hatte,  einen  so  berühmten 
Grossvater  zum  Lehrer  zu  haben,  an  dessen  Genie  er  die 
Fackel  seines  Talentes  täglich  entzünden  konnte. 

Obgleich  ihn  nicht  die  Not  dazu  trieb,  und  er  überhaupt 
nicht  genötigt  war,  zu  arbeiten,  brachte  er  es  dennoch 
später  durch  eigene  Lust  und  Eifer  so  weit,  dass  er  Porträts 
malte,  die  wol  neben  jene  seines  Grossvaters  gestellt  werden 
können.  Eines  derselben  ist  zu  Delft  in  den  Doelen  zu  sehen, 
in  welchem  er  Hauptmann,  Fähnrich  und  Rottenmeister  der 
weissen  Fahne  zu  Fuss,  so  meisterlich  und  kunstvoll  gemalt  hat, 
dass  es  wol  verdient,  an  einem  öffentlichen  Platze  zu  hängen, 
um  von  den  Kunstfreunden  gesehen  zu  werden. 

Nachdem  die  alten  Doelen  in  Folge  einer  Pulver-Explosion, 
Montag  den  12.  October  1654,  Vormittags  halb  11  Uhr,  ein- 
stürzten, ward  es  nach  dem  neuen  Doelen  gebracht  und 
zwischen  die  beiden  Bilder  seiner  beiden  Grossväter,  väter- 
licher und  mütterlicher  Seite,  gehängt.  Er  war  Rath  und  Hafen- 
meister der  Stadt  und  starb  am   12.  Mai   1661. 

Seine    Witwe    Anna    van    Hoogenhouck    hat    zu    seinem 

Gedächtnisse  von  dem  Bildhauer  Pieter  Rvcks  einen  zierlich 

gemeisselten  Grabstein  über  seinem  Grabe  errichten  lassen,  mit 57. 

der  Inschrift: 

D£0  .  Opt.  Max.  et  Piae  Meinoriae  AmpÜssimo  Viro  D.  Jacobo  Delff,  Qui 
Senatoria  Aedilitiaque,  in  urbe  Delfensi,  Dignitate  cum  laude  functus,  prid. 
Id.  Jun.  An°  CIO  IOC  LXr  Aetatis  vero  suae  XLIl°  vita  cum  morte  com- 
mutata,  desideratus  beatorum  resurrectionem  hie  expectat.  Marito  caro  Anna 
ab   Hoogenhouck   Abrahami    filia:    Hoc   qualecunque   Monumentum    moerens 

posuit.  Sequar  te  dileciissime  coniux. 

Jan  Baptist  van  Duinen  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre 
1620  geboren.  Er  malte  kunstvoll  und  geistreich  fleissig  aus- 
geführte kleine  Porträts  in  Wasserfarben  und  mancherlei  andere 
Gegenstände,  mit  welchen  noch  heute  königliche  Paläste  prunken. 
Im  Jahre    i65i    ward    er  Hauptmann    einer    Bürgerwache;    da 


I  88         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ihm  dies  aber  viel  zu  thun  machte  und  ihn  in  seiner  Kunst 
hinderte,  entledigte  er  sich  dieses  Amtes,  um  seine  Zeit  lediglich 
der  Kunst  widmen  zu  können. 

Adriaen  Verdoel  ist  zu  Overmaas  geboren  und  hat  den 
grossen  Rembrant,  Andere  sagen  L.  Bramer  und  J.  de  Wit, 
als  Lehrer  gehabt,  in  Folge  dessen  er  solche  Fortschritte  machte, 

58.  dass  er  mit  gutem  Grund  ein  Künstler  genannt  werden  kann, 
umsomehr,  da  er  in  seinen  historischen  Vorstellungen  auf  grosse 
Ideen  Bedacht  nahm.  Ueberdies  war  er  ein  Bücherfreund  und 
grosser  Verehrer  der  Dichtkunst,  weshalb  er  auch  mit  den 
besten  Dichtern,  insbesondere  mit  Joannes  Antonides,  Um- 
gang pflog. 

Er  war  Mitglied  der  Rhetoriker-Kammer  zu  Vlissingen,  wo 
er  wohnte  und  wo  ihm  von  der  Kunstgenossenschaft  im  Jahre 
1675  wegen  seiner  treffenden  und  sinnreichen  Antwort  auf  eine 
vorgelegte  Frage  der  erste  Preis   zuerkannt  wurde. 

Er  war  der  erste  Lehrer  des  Jan  de  Groot,  der  zu 
Vlissingen  im  Jahre  i65o  geboren  ist;  dessen  zweiter  Lehrer, 
im  Jahre  1666,  war  Adriaen  van  Ostade,  und  endlich  Frans 
de  Jong  von  Harlem. 

Er  vertauschte  in  seinen  späteren  Tagen  den  Pinsel  gegen 
eine  Kaffeewirthschaft,  doch  seine  Kunstliebe  verliess  ihn  nicht 
und  er  trieb  zuweilen  einen  Handel  mit  Bildern,  Zeichnungen 
und  Kupferstichen.  — 

5n  Ich  habe  schon  oft  bedauert,  dass  die  Geburtszeit  so  vieler 

niederländischer   Maler  von    uns    nicht    in   Erfahrung    gebracht 

70.  werden  konnte,    ebensowenig   wie  ihre  Porträts,   wie  gern    wir 
auch    gesehen    hätten,    wenn    dieselben    neben    ihren    Lebens- 
.beschreibungen,  der  Reihe  nach   in   unserem  Buche   erscheinen 
könnten. 

Dies  wäre  uns  auch  mit  dem  berühmten  Harlemer  Maler 
Philip  Wouwerman  so  ergangen,  wenn  uns  seine  Todes- 
anzeige aus  dem  Jahre  1668  nicht  in  die  Hände  gefallen  wäre, 
auf  welcher  der  alte  Vincent  van  derVinne  ehedem  bemerkt 
hatte,  dass  er  in  einem  Alter  von  48  Jahren  starb. 

Sein  Vater  Paulus  war  ein  Historienmaler  von  geringem 
Verdienst  und  wohnte,  wie  mir  alte  Harlemer  erzählten,  in 
dieser  Stadt.     Es  ist  wahrscheinlich,    dass   Philip,   der  älteste 


ZWEITER  THEIL.  189 

der  Bruder,  die  Anfangsgründe  der  Kunst  bei  ihm  gelernt  oder 
wenigstens  die  Neigung  dazu  von  ihm  ererbt  hatte;  doch  wie 
dem  auch  sei,  wir  haben  mannigfache  Beweise,  dass  er  von 
Anfang  an  Gönner  gefunden  hat,  die  ihn  so  hoch  über  die 
Missgunst  erhoben,  dass  sie  ihn  nicht  mit  ihren  Klauen  erreichen 
konnte.  Deshalb  mag  er  wol  unter  die  glücklichen  Maler  gereiht 
werden.  — 

Er  verdiente  dies  durch  sein  Talent,  welches  ihn  hoch  71. 
über  seine  Zeitgenossen  stellte.  Es  ist  richtig,  dass  seine  Bilder 
Jahre  nach  seinem  Tode  einen  viel  höheren  Preis  erreichten, 
als  je  in  seinem  Leben,  weil  der  Dauphin  von  Frankreich 
und  der  Kurfürst  von  Baiern  dieselben  allerorts  in  Holland 
aufkauften.  Aber  dies  widerlegt  uns  nicht,  wenn  wir  sagen,  dass 
er  bei  Lebzeiten  glücklich  war,  denn  er  hat  in  seinem  Leben 
die  Früchte  seiner  Arbeit  gesammelt,  was  daraus  hervorgeht, 
dass  er,  wie  mir  glaubwürdig  erzählt  wurde,  seiner  Tochter, 
die  den  Maler  H.  de  Fromantjou  heiratete,  20.000  Gulden 
Mitgift  gab. 

Jeder,  der  seine  Bilder  kennt,  muss  staunen,  über  die  grosse 
Mannigfaltigkeit  der  Motive  seiner  Darstellungen  von  Jagden, 
Wirthshäusern,  Reitschulen,  Strassenräubern,  Plünderungen, 
Schlachten  etc.,  die  er  zu  verschiedenenmalen  und  doch  stets 
so  mannigfaltig  auf  Leinwand  gemalt,  dass  keine  der  anderen 
gleicht  oder  auch  nur  Aehnlichkeit  damit  hat,  weder  in  dem 
Haupt-,  noch  Nebensächlichen,  ja  nicht  einmal  in  den  Land- 
schaften und  Bodenverhältnissen;  eiii  Beweis  seines  erfindungs- 
reichen Talentes. 

Dabei  wusste  er  Alles  so  originell  und  natürlich,  oder  in  72« 
der  entsprechenden  Weise  darzustellen,  dass  die  Figuren,  so 
klein  sie  auch  sind,  auf  den  ersten  Blick  deutlich  zeigen,  was  sie 
vorhaben.  Selbst  in  der  Darstellung  bestimmter  Vorgänge  hat  er 
Umstände  wahrgenommen,  die  man  kaum  erfinden  kann  und 
die  nur   Jene  bemerken,  die  der  Sache  beigewohnt  haben. 

Ich  habe  Darstellungen  von  Ueberfällen  und  Plünderungen 
von  Dörfern  und  Gehöften  von  ihm  gesehen,  worin  der  Ueber- 
muth  der  Soldaten,  der  Schrecken  und  das  Entsetzen  der 
Ueberfallenen,  so  natürlich,  selbst  in  den  Gesichtern  ausgedrückt 
waren,  dass  sie  zu  sprechen  schienen;  dies  ist  ein  Beweis,  dass 


1 90         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

er  Alles  mit  der  grÖssten  Aufmerksamkeit  malte;  und  dass  sein 
Pinsel  ebenso  fertig  war,  wie  seine  Gedanken,  geht  aus  der 
unzähligen  Menge  seiner  Werke  hervor,  welche  in-  und  aus- 
ländische Galerien  schmücken. 

In  seinen  Schlachtenbildern  sieht  man  das  Kampffeuer 
Reitern  und  Pferden  aus  den  Augen  sprühen,  in  den  Fliehenden 
die  Furcht,  in  den  Verstümmelten  den  Schmerz,  und  in  den 
Getödteten  die  Farbe  des  Todes  ausgedrückt.  Ueberdies  zeigt 
sich  seine  Geschicklichkeit  in  der  Composition,  in  der  kunst- 
vollen Vertheilung  beleuchteter  Partien  gegenüber  den  beschatteten 
und  umgekehrt,  welche  nicht  mit  zerstreutem  Geflunker  das 
Auge  des  Beschauers  bald  hier-  bald  dorthin  ziehen,  sondern  in 
breiten  Massen  auf  die  Haupttheile  gefesselt  halten.  Seine 
Technik  ist  verschmolzen,  fett  und  tuschend;  frei  von  pein- 
73.  lieber  Sorgfalt  und  ängstlicher  Nettigkeit,  scheinen  seine  Bilder 
wie  spielend  gemalt,  und  die  Bodenverhältnisse  verstand  er  vor 
Allem  wol  in  Acht  zu  nehmen.  — 

Einige  behaupten,  dass  er  einen  Sohn  hatte,  der  die 
Kunst  übte,  und  da  er  besorgt  war,  dass  er  nach  seinem  Tode, 
wenn  er  in  den  Besitz  all'  seiner  Zeichnungen  und  Modelle 
gelangen  würde,  den  Faullenzer  spielen  möchte,  beschloss  er, 
dieselben  zu  verbrennen,    damit  er  selbst  Studien  mache. 

Andere  sagen,  dass  er  mit  seinem  Bruder  Pieter  in 
Feindschaft  lebte  und  ihm  deshalb  nicht  gönnen  wollte,  dass 
er  aus  seinem  Schweisse  Vortheil  ziehe.  Andere  wieder  sagen, 
dass  es  nicht  seine  eigenen,  sondern  anderer  Meister  Zeichnun- 
gen gewesen  wären ,  die  er  vor  seinem  Tode   verbrannte.  — 

75.  Philip  hatte  zwei  Brüder,  Pieter  und  Jan,  die  ebenfalls 
Maler  waren.  Pieter  malte  zumeist  Ställe,  Wirthshäuser,  ins- 
besondere schöne  und  gefällige  Falkenjagden  mit  Frauen  zu 
Pferd.  Die  Pferde  und  Figuren  sind  gut  gezeichnet,  fleissig 
und  sorgfältig  gemalt,  doch  nicht  so  gewandt  und  zeichnungs- 
artig behandelt. — 

76.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  Pieter,  angespornt  durch 
seinen  bedeutenderen  Bruder,  seinen  ganzen  Fleiss  und  Eifer  auf- 
bot, aber  er  blieb  doch  immer  hinter  ihm  zurück.  Trotzdem 
müssen  wir  gestehen,  dass  er  ein  geschickter  Maler  auf  jenem 
Felde  gewesen  ist,  welches  ef  sich  auserwählte. 


ZWEITER  THEIL.  1 9 1 

Der  jüngste  Bruder,  Jan,  war  Landschaftsmaler  und 
arbeitete  auch  in  Harlem.  Aber  man  findet  nur  wenige  Bilder 
von  ihm,  da  er  jung  (im  Jahre  1666)  starb,  zwei  Jahre  vor 
seinem  ältesten  Bruder  Philip,  der  am  19.  Mai  1668  gestorben 
ist.  Bei  L.  van  der  Vinne  zu  Harlem  habe  ich  eine  Gebirgs-* 
landschaft  von  seiner  Hand  gesehen.  Der  braune  Vordergrund, 
mit  rauhen,  wilden  Bäumen  bewachsen,  gegen  welchen  sich  der 
Hintergrund,  klar  und  licht,  als  ein  flaches  Thal  zeigte,  war 
geistreich,  felsig,  in  jener  ganz  eigenthtimlichen  Farbe  gemalt, 
die  man  auch  in  den  ersten  Bildern  Philip's  findet,  da  er  die 
Landschaft  noch  einfarbiger  behandelte,  als  später.  — 

Jan  Baptista  Weenix,  genannt  Ratel,  ist  zu  Amster- 77. 
dam  im  Jahre  1621  geboren.  Sein  Vater  Jan  Weenix  war 
ein  berühmter  Architekt,  und  gewöhnlich  Jan  met  de  Konst 
genannt.  Dieser  starb,  als  Jan  Baptist  kaum  ein  Jahr  alt  war, 
der  nun  unter  die  Aufsicht  seiner  Mutter  und  Vormünder  kam, 
die  ihn,  wegen  seiner  Wissbegierde,  zu  einem  Buchhändler 
gaben,  damit  er  den  Buchhandel  kennen  lerne. 

Weil  aber  sein  Meister  mit  ihm  nicht  zureciht  kommen 
konnte,  da  er,  anstatt  auf  das  Geschäft  zu  sehen,  alles  Papier, 
das  in  seine  Hände  fiel,  bemalte,  gaben  sie  ihn  in  ein  Tuch- 
geschäft, wo  es  nicht  besser  ging.  In  Folge  dessen  schickte 
ihn  die  Mutter,  da  er  nicht  anders  wollte  und  sie  ihn  sehr 
liebte,  zu  Jan  Micker,  einem  unbedeutenden  Maler,  damit  er 
die  Anfangsgründe  des  Zeichnens  lerne.  Später  kam  er  zu  dem 
berühmten  Maler  Abraham  Bloemart  nach  Utrecht.  Dort 
machte  er  in  kurzer  Zeit  grosse  Fortschritte  und  verwendete 
selbst  seine  Mussezeit  eifrig  zum  Zeichnen  nach  der  Natur, 
sowol  verfallener  Scheunen  und  Häuser,  als  anderer  Gegen- 
stände, die  ihm  malerisch  erschienen. 

Endlich    lernte    er  noch    ungefähr    zwei  Jahre    bei    Nico- 
laes  Mojaert,  dessen  Manier  er  so  gut  nachzuahmen  verstand,  78. 
dass  man  zwischen  seinen  und  seines  Meisters  Arbeiten  keinen 
Unterschied  wahrnahm. 

Hierauf  arbeitete  er  selbstständig  und  malte  viele  gute 
Bilder.  Achtzehn  Jahre  alt,  heiratete  er  die  Tochter  des 
Landschaftsmalers  Gillis  -Hondekoeter,  des  Grossvaters  des 
ausgezeichneten  Vogelmalers  Melchior  Hondekoeter. 


192  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Die  Wanderlust,  die  ihm  von  Jugend  auf  im  Sinne  lag, 
an  welcher  ihn  zuerst  seine  Mutter,  später  seine  Heirat  hinderte, 
ward  aber  so  mächtig,  dass  er,  obgleich  er  vier  Jahre  ver- 
heiratet war  und  einen  vierzehn  Monate  alten  Sohn  hatte,  der 
noch  lebt,  den  Entschluss  fasste,  in  aller  Stille,  ohne  seiner  Frau 
oder  irgend  Jemandem  davon  zu  sagen,  fortzugehen.  Er  that  dies 
auch.  Seine  Frau  kam  jedoch  bald  hinter  die  Sache,  da  er  oft 
grosses  Verlangen  geäussert  hatte,  Rom  zu  sehen.  Deshalb 
veranlasste  sie  mehrere  seiner  Freunde,  nach  ihm  in  den  hollän- 
dischen Städten  nachzufragen;  man  fand  ihn  auch  endlich  in 
Rotterdam  und  bewog  ihn,  allerdings  nur  unter  dem  Vorwande, 
Abschied  zu  nehmen,  nach  Amsterdam  zurückzukehren. 

Mit  dem  Versprechen,  nicht  länger  als  vier  Monate  aus- 
zubleiben, reiste  er  dann  zur  grossen  Betrtibniss  seiner  Mutter  und 
Gattin  ab.  Aber  aus  diesen  vier  Monaten  wurden  vier  Jahre,  da 
er  wegen  seines  grossen  Talentes  und  seiner  bedeutenden  Fertig- 
79.  keit  in  ganz  Rom  beliebt  wurde  und  die  Hände  so  voll  Arbeit 
hatte,  dass  das  Ende  gar  nicht  abzusehen  war.  Nach  Verlauf 
von  zwei  Jahren  bat  er,  von  Liebe  zu  seiner  Frau  getrieben, 
den  Cardinal  Pamfilio,  in  dessen  Diensten  er. damals  stand, 
wiederholt,  nach  Holland  reisen  zu  können,  um  seine  Frau  und 
seinen  Sohn  zu  sehen,  die  er  dort  zurückgelassen  hatte. 

Aber  dies  Alles  half  ihm  wenig,  da  ihn  der  Cardinal 
ausserordentlich  liebte  und  ihn,  um  sein  Vorhaben  zu  hin- 
dern, in  den  Dienst  des  Papstes  Innocenz  brachte,  für 
den  er  eine  grosse  Arbeit  unternahm,  zu  welcher  er  noch 
mehrere  Andere  in  seinem  Dienste  hatte.  Andere,  die  seine 
Wünsche  kannten,  riethen  ihm,  er  möge  seine  Frau  nach  Rom 
kommen  lassen. 

Dies  versuchte  er  auch  mit  mehreren  Briefen,  in  welchen 
er  seine  Sehnsucht  ausdrückte  und  sie  versicherte,  dass  sie 
hier  wol  aufgenommen  sein  würde  und  dass  der  Papst  und  der 
Cardinal  ihm  versprochen  hätten,  seinen  Sohn  in  einem  Amte 
unterzubringen.  Von  all'  dem  bewogen,  schrieb  sie  ihm,  dass 
sie  zu  einer  gewissen  Zeit  mit  einem  bestimmten  Schiffer  nach 
Rouen  fahren  und  von  da  nach  Rom  gehen  würde. 

Sobald  diese  frohe  Nachricht  eingetroffen,  ward  an  alle 
Nuncien  und  Gouverneurs   der  Städte,    welche    sie  durchreisen 


ZWEITER  THEII..  igS 

musste,  geschrieben,  um  ihr^  ein  sicheres  und  kostenfreies 
Geleite  zu  besorgen;  doch  ihre  Freunde  wussten  sie  inzwischen 
umzustimmen  und  hatten  sie  von  ihrem  Vorhaben  abgeschreckt^ 
indem  sie  ihr  sagten,  dass  man  sie  daselbst  in  ein  Kloster 
stecken  würde ,  dass  dort  genug  Frauen  für  ihn  wären  und  derlei  80. 
mehr.  Denn  ihre  Freunde,  die  sämmtlich  Reformirte  oder 
Mennonisten  waren,  hatten  ein  Vorurtheil  gegen  die  Römisch- 
Katholischen.  Sie  schrieb  darauf,  von  ihren  Freunden  aufgereizt, 
einen  Brief  ganz  anderen  Inhaltes  nach  Rom,  der  besagte,  dass 
sie  ihren  Vorsatz  geändert  habe  und  nicht  in  dieses  Land  kom- 
nnen  wolle. 

Da  ihn  aber  die  Liebe  antrieb,  sie  selbst  zu  holen  und 
er  keine  Erlaubniss  hiezu  bekommen  konnte,  verliess  er  Rom 
heimlich  und  Hess  einen  Brief  in  seinem  Atelier  zurück,  worin 
er  mittheilte,  dass  er  nach  drei  Monaten  wieder  zurückkehren 
'wolle.  Als  er  zu  Hause  war,  ward  er  von  Jedermann  mit 
Bestellungen  überhäuft.  Selbst  die  grÖssten  Kunstfreunde  drängten 
ihn,  so  dass  es  ihm  unmöglich  war,  sobald  wieder  abzureisen, 
obgleich  unaufhörlich  Briefe  vom  Cardinal  Pamfilio  und 
Anderen  kamen. 

Den  Bruder  seiner  Frau,  der  zu  Utrecht  wohnte,  besuchte 
er  und  blieb  der  gesunden  Luft  wegen  dort  wohnen,  doch 
wollte  er  trotzdem  Jedes  Jahr  wieder  nach  Italien.  Aber  man 
Hess  ihn  nicht  fort,  denn  seine  Frau  und  seine  Freunde,  unter 
diesen  Leute  von  hohem  Rang,  verboten  es  ihm  und  vereitelten 
sein  Vorhaben,  welches  er  schliesslich  ganz  aufgab.  Er  hat 
damals  viele  bedeutende  Werke  gemacht  und  er  hätte  noch 
mehr  gearbeitet,  wenn  er  nicht  so  viele  wackere  Leute  um  sich 
gehabt  hätte,  die  ihn  beständig  wegen  seiner  Gesprächigkeit 
und  seiner  Kenntnisse,  sowol  in  geistlichen  als  weltlichen 
Dingen,  von  seiner  Arbeit  abzogen.  Als  er  aber  endlich  dengi. 
Verlust  seiner  kostbaren  Zeit  durch  immerwährende  Gesell- 
schaft erwog,  zog  er  zwei  Stunden  von  Utrecht,  nächst  dem 
Dorfe  de  Haar,  in  das  alte  Herrenhaus  ter  Mey,  um  daselbst 
mit  geringerem  Zeitverlust  zu  arbeiten,  wo  er  nach  drei  Jahren 
im  Alter  von  39  Jahren  starb. 

Er    hinterliess    zwei    Söhne,     von     welchen    der    älteste, 
16  Jahre  alt,  noch  lebt  und  die  Kunst  übt. 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  i3 


I  94         ARNOLD  HOUBRaKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Zu  seinem  Ruhme  muss  gesagt  werden,  dass  Keiner  vor 
ihm  die  Kunst  so  nach  jeder  Richtung  hin  verstanden  hatte, 
wie  er.  Deshalb  war  er  auch  bei  allen  Kennern  hoch- 
geschätzt, weil  er  nicht,  wie  Andere,  nur  ein  Gebiet,  sondern 
alle  Theile  vollkommen  verstand.  Er  malte  sowol  Figuren, 
als  Thiere,  Landschaften,  Marinen  oder  Strandlandschaften  mit 
Schiffen  etc.  Alles  in  seiner  Art  gleich  natürlich  und  kunstvoll, 
so  dass  er  mit  allen  Malern  zugleich  um  den  Preis  ringen 
konnte  und  selbst  mit  dem,  durch  seine  todten  Vögel  so  berühm- 
ten van  Aalst  und  mit  Emanuel  de  Wit,  berühmt  ob  seiner 
Kenntnisse  in  der  Perspective,  um  die  Wette  gemalt  hat. 

Die  bestimmte  Vorstellung,  die  er  von  den  mannigfaltigsten 
Dingen  hatte  und  die  leichte  Auffassungsgabe  der  verschiedensten 
Manieren,  Hess  ihn  Alles  unternehmen,  selbst  mit  dem  Daumen 
und  den  Fingern  zu  malen,  wie  Kornelis  Ketel,  von  dem 
dies  van  Man  der  (p.  igS)  erzählt.  — 
82.  Insbesondere    war    er   in    grösseren   Arbeiten    ausnehmend 

gewandt,  und  sein  Sohn,  der  mir  dies  selbst  erzählte,  sah  ihn 
'  an  einem  Tag  mehrere  6  —  7  Fuss  breite  Bretter  mit  Ge- 
bäuden, einer  Marine,  oder  einem  Stier  und  verschiedenen 
Hunden  in  einer  Landschaft,  nach  der  Natur  bemalen.  Ebenso 
war  es  für  ihn  nur  eine  Spielerei,  drei  lebensgrosse  Porträts 
in  halber  Figur  mit  Beiwerk  an  einem  Tag  zu  malen. 

Obwol  er  zumeist  zu  grossen  Arbeiten  Lust  hatte,  ver- 
stand er  doch  auch  die  kleinen  ganz  meisterlich  zu  behandeln, 
aber  es  war  ihm  nichts  unangenehmer,  als  diese  kleine  und 
fleissig  ausgeführte  Arbeit,  die  er  verwünschte;  darum  sieht 
man   derlei  von  ihm  nur  selten. 

Jene  lustige  Gesellschaft,  oder,  wie  Andere  das  Bild  nennen: 
der  verlorene  Sohn,  welches  aber  zumeist  unter  dem  Namen:  der 
pissende  Junge  bekannt  ist,  und  von  Nie.  Verkolje  so  aus- 
gezeichnet in  Schwarzkunst  geschabt  wurde,  zeigt  eine  geist- 
reiche Erfindung,  kunstvolle  Composition  und  ist  gewandt  mit 
pastosem  Pinsel  gemalt.  Es  ist  gegenwärtig  im  Cabinet  des 
Kunstfreundes  David  Amori. 

Aber  das  bedeutendste  in  den  Niederlanden  bekannte 
Werk,  die  übrigen  sind  aufgekauft  und  an  fremde  Höfe  ver- 
schickt, befindet  sich  bei  den  Nachkommen  des  Herrn  Wiltschut 


ZWEITER  THEIL.  igS 

in  Amsterdam  und  ist  so  fleissig  gemalt,  dass  es  vor  Bildern  von 
Dou  und  Mieris  nicht  zurücksteht.  Ungeachtet  dessen  sagte  er 
oft:    er   bedauere,    dass    er  mit  seinen  Händen   das  nicht    aus- 
führen   könne,    was   er   mit    seinem   Verstände    begreife.     Sein 83. 
Porträt   hat  Bartholomäus  van  der  Helst  gemalt.  — 

David  Beck,  genannt  Gulden  Scepter,  ist  zu  Delft  am 
25.  Mai  1621  geboren  und  erhielt  den  Namen  nach  dem  Bruder 
seines  Vaters,  der  ein  Dichter  war  und  zu  Arnheim  im  Gelder- 
land starb. 

Er  hatte  neben  Anderen  auch  Anton  v.  Dyck  zum  Lehrer. 
Seine  Kunst  und  seine  Lebensgewandtheit  machten  ihn  bei  den 
meisten  Grossen  Europas  geachtet  und  er  stand  in  Gunst  bei 
König  Karl  I.,  dessen  Sohn  Karl  II.,  den  Herzogen  von 
York  und  Glochester,  und  auch  bei  dem  Prinzen  Robert, 
die  er  in  ihrer  Jugend  im  Zeichnen  unterrichtete.  Später  kam 
er  in  den  Dienst  der  Könige  von  Frankreich,  Dänemark, 
und  endlich  der  Königin  Kristina  von  Schweden,  die  ihn 
vor  allen  Anderen  liebte,  ihn  reich  beschenkte  und  zu  ihrem 
ersten  Kammerdiener  machte.  Die  Frauen,  sagt  das  Sprüchwort, 
lieben  die  Männer,  und  sie  wissen  warum. 

Als  die  Königin  eine  Vergnügungsreise  nach  Frankreich 
antrat,  um  einige  Zeit  in  Paris  zu  verweilen,  nahm  er  sich 
vor,  nach  Holland  zu  gehen.  Er  nahm  deshalb  Urlaub  unter 
dem  Vorwande,  seine  F'reunde  besuchen  zu  wollen,  welche  er 
viele  Jahre  nicht  gesehen  hatte.  Aber  man  sagt,  dass  ihr  dies  84. 
verdächtig  war  und  dass  sie  glaubte,  er  suche  einen  Vorwand, 
um  nicht  wiederzukehren,  was  auch  geschah;  denn  er  starb 
am  20.  December  i656  im  Haag,  wie  man  vermuthet,  an  Gift. 

Im  Dienste  seiner  Königin  hat  er  Italien,  Spanien,  Frank- 
reich,  England,  Dänemark  und  alle  deutschen  Höfe  besucht, 
um  alle  Fürsten  und  vornehmen  Personen  für  sie  zu  porträtiren, 
denen  sie  dann  ihr  von  David  Beck  gemaltes  Porträt  in  der 
Absicht,  bekannt  zu  werden,  anbieten  liess.  J.  Vondel  hat 
ein  Gedicht  geschrieben,  welches  darauf  abzielt.  — 

Daraus  erwuchsen  ihm  manche  Vortheile.  Man  sagt,  dass 
er  aus  diesem  Anlass  neun  goldene  Ketten  und  Medaillen 
von  Königen  und  Fürsten  zum  Geschenk  bekam,  darunter  eine 
von  seiner  Königin.  — 

i3* 


I  96  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

85.  Man  erzählt,  dass  er  so  gewandt  im  Malen  war,  dass  der  oben- 
genannte König  von  England  eines  Tages  zu  ihm  sagte:  ^Beck, 
ich  glaube,  dass  Ihr  auch  zu  Pferde  malen  könnt."  Als  er  im 
Jahre  i653  in  Rom  war,  ward  ihm  durch  die  BentvÖgel  grosse 
Ehre  erwiesen,  wie  aus  dem  Reime  hervorgeht,  welchen  sie 
bei  seinem  Taufmahle  sangen.  Da  sein  Bentname  überdies 
von  sechzig  Händen  unterzeichnet  wurde,  so  konnte  er  wol 
wissen,  wie  viel  ihn  diese  Schmauserei,  welche  am  7.  De- 
cember   i653  stattfand,  kostete. 

86.  Er  war  ein  hübscher,  wolgebildeter  Mann,  aber  ohne 
Geist.   — 

87.  Nach  dem  Tode  David  Beck's  kam  der  Londoner 
Joan  Couper,  nachdem  er  sich  eine  Zeit  in  Amsterdam  auf- 
gehalten hatte,  an  den  schwedischen  Hof  und  in  den  Dienst 
der  Königin  Kristina.  Er  ward  zu  seiner  Zeit  für  den  besten 
Porträtmaler  in  Wasserfarben  gehalten  und  war  ein  Schüler 
des  Engländers  Olivier,  der  für  König  Jakob  und  Karl 
Stuart  viele  grosse  Historien  in  Wasserfarben  malte,  welche 
in  einer  Galerie  lange  Zeit  ihren  Platz  behaupteten. 

Sandrart  erwähnt  auch  in  jener  Zeit  einen  Engländer, 
88. Namens  Gelsdorf,  der  viele  Porträts  in  England  malte.  Er 
war  aber  genötigt,  da  er  nicht  zeichnen  konnte,  die  Umrisse 
von  einem  Anderen  auf  Papier  bringen  zu  lassen,  welche  er 
sodann  mit  einer  Nadel  durchstach  und  so  auf  seine  Leinwand 
durchpauste.  — 

Auch  Bremen  sah  früh  denkwürdige  Künstler  hervor- 
spriessen,  unter  diesen  einen  tüchtigen  Historienmaler,  der 
Quant  genannt  wurde.  Dieser  malte  im  Jahre  1620  den  Plafond 
der  sogenannten  goldenen  Kammer  im  Rathhause,  sowie  auch 
andere  grosse  Werke,  die  noch  in  den  ältesten  Stammhäusern 
zu  Bremen  vorhanden  sind. 

Auch  ein  Simon  Peter  Tilmans,  genannt  Schenk, 
ein  tüchtiger  Landschaftsmaler,  der  sich  viele  Jahre  in  Italien 
geübt  hat,  wird  erwähnt.  Später  verlegte  er  sich  auf  die 
Porträtmalerei,  in  welcher  er  zu  solcher  Bedeutung  gelangte, 
dass  er  unter  die  Besten  seiner  Zeit  zu  zählen  ist.  Er  hatte 
auch  die  Ehre,  in  Wien  den  Kaiser  Ferdinand  zu  por- 
trätiren. 


ZWEITER  THEIL.  I  97 

Er  hatte  eine  Tochter,  welche  die  Kunst  ausübte.  Ich 
habe  Landschaften,  Figuren,  insbesondere  aber  Blumen  von 
ihr  gesehen,  die  mit  Wasserfarben  fleissig  nach  der  Natur 
gemalt  waren. 

Sein  Porträt  ist  durch  einen  Kupferstich  von  jChr.  Hagens 
aus  dem  Jahre   1668,  als  er  67  Jahre  alt  war,  bekannt.  — 

Der  Kaufmann  Hendrik  Bokelman  zu  Amsterdam  ist  ein 
Sohn  seiner  Tochter.  89. 

Diese  Lebensbeschreibung  hätte  wol  früher  schon  ihren 
Platz  finden  sollen.  Da  ich  aber  nicht  immer  rechtzeitig  unter- 
richtet werde,  so  ist  es  erklärlich,  dass  zuweilen  Fehler  gegen 
den  Plan  meines  Werkes  vorkommen. 

Dasselbe  müssen  wir  auch  zu  unserer  Entschuldigung  in 
Hinsicht  auf  den  Rotterdamer  Maler  Hendrik  Martensz, 
genannt  Zorgh,  sagen.  Diesen  Beinamen  erhielt  bereits  nach 
der  einfachen  Sitte  jener  Zeit,  sein  Vater,  der  Märten  Klaasz 
Rokes  hiess,  weil  er,  als  MarktschifFer  von  Rotterdam  oder 
Dordrecht,  stets  so  viel  Sorge  für  seine  Ladung  und  Be- 
stellungen trug,  dass  man,  wenn  Jemand  etwas  Sorge  erfor- 
derndes zu  bestellen  hatte ,  sagte :  Gebt  es  Zorgh  mit.  — 

Nach  seinem  Tode  kam  die  Marktschifferschaft  an  Hendrik 
Martensz  Zorgh,  der  ungeachtet  dessen  nicht  aufhörte  zu 
malen,  sondern  mit  grossem  Eifer  und  Lust  die  Kunst  ausübte. — 90. 

Er  war  ein  Schüler  von  David  Teniers,  wie  aus  seinen 
ersten  Arbeiten  deutlich  hervorgeht,  und  von  Willem  Buiten- 
weg,  der  Gesellschaftsstücke  von  Herren,  Frauen  und  Bauern 
malte.  Aber  er  hat  sich  nicht  immer  an  diese  Weise  gehalten. 

Ich  habe  bei  seinem  Neffen,  dem  Makler  und  Kunstfreunde 
Hendrik  Zorgh  zu  Amsterdam,  verschiedene  seiner  Bilder 
gesehen,  insbesondere  zwei;  das  eine  stellt  einen  italienischen 
Marktplatz  mit  zahlreichen  Figuren  vor,  im  Vordergrunde  eine 
Frau,  welche  verschiedene  todte  Vögel  feilbietet;  das  andere 
einen  Fischmarkt,  ebenfalls  sehr  figurenreich;  die  Fische  in 
diesem  und  ein  Korb  mit  lebendigen  Hühnern,  Enten  etc.  in 
dem  anderen  Bilde  sind  sehr  fleissig  und  kunstvoll  nach  dem 
Leben  gemalt;  ferner  erinnern  die  Figuren,  Gründe  und  F'ern- 
sichten  an  die  Manier  des  Thomas  Wyk;  in  einem  dritten  eben- 
falls   dort    befindlichen    Bilde,    welches    eine    Bauern-Hochzeit 


rgS  ARNOLD  HOURRAKENS  GROSSE  SCHOUBURGH. 

vorstellt,  sind  die  Figuren  grösser  und  zeigen  Aehnlichkeit  mit 
jenen  von  Jan  Mienze  Molenaer.  Er  starb  im  Jahre  1682 
im  Alter  von  61   Jahren. 

Jan  Duive  aus  Gouda  war  ein  Schüler  von  Wouter 
Crabeth.  Er  war  ein  tüchtiger  Porträtmaler  und  malte  den 
Minnoriten  Gregorius  Simpernel  nach  seinem  Tode,  wodurch 
ihm  grosser  Vortheil  erwuchs;  nicht  von  Jenen,  die  das  Bild  bei 
91. ihm  bestellten,  sondern  durch  die  grosse  Anzahl,  welche  er  für 
dessen  Freunde  malte;  deshalb  machte  er  auch  das  erste  Bild 
umsonst,  weil  er  glaubte,  dass  ihm  dieser  Todte  viele  Lebende 
erwecken  würde.  Er  starb  zu  Gouda  im  Jahre  1649  an  einer 
plötzlichen  Lähmung. 

Sein  Mitschüler  Jan  Govertsz  Verbyl  folgte  ihm  auf 
dem  Wege  zur  Ewigkeit,  sowie  sein  eifriger  Lehrgenosse  Aart 
van  Waas. 

Dieser  besuchte  Italien  und  Frankreich  und  nachdem  er 
nach  Gouda  zurückgekehrt  war,  um  die  Früchte  seiner  Arbeit 
zu  zeigen,  starb  er  wenige  Monate  nach  dem  erstgenannten 
Mitschüler.  Er  componirte  und  malte  gefällige  Bauernstücke. 
Er  hatte  auch  bei  dem  Kupferstecher  Regnier  Parzyn  die 
Aetzkunst  gelernt  und  gab  verschiedene  drollige  Blätter  heraus. 
Man  findet  auch  noch  Bleistiftzeichnungen  von  seiner  Hand. 

Ein  Zeitgenosse ,  aus  derselben  Schule  und  derselben 
Stadt,  ein  Kunstgenosse  des  Vorgenannten  war  Dirk  Meerkerk, 
der  in  der  ehemaligen  Brauerei  von  Passer  am  Anfange  der 
Keizerstraat  geboren  ist.  Er  ging  seiner  Kunst  wegen  nach 
Rom  und  wohnte  daselbst,  sowie  bei  dem  Bischof  von  Nantes, 
viele  Jahre.  — 

Eines  Tages  kehrte  er  unbekannt  und  von  seinen  Eltern 
unerwartet  nach  Hause  und  fragte,  wie  es  ihrem  Sohne  gehe, 
und  ob  sie  nicht  vor  Kurzem  Nachricht  von  ihm  gehabt  oder 
ihn  erwarten,  worauf  sie  noch  immer  nichts  geahnt  hätten, 
wenn  nicht  die  Mutter  plötzlich  aufgesprungen  wäre  und  ihn 
zuerst  erkannt  hätte.  Aber  kurz  nach  seiner  Rückkehr  fiel  er, 
da  er  von  einem  Begräbniss  zurückging,  bei  der  langen  Brücke, 
92.  nicht  weit  von  seiner  Eltern  Haus,  in  das  Wasser  und  ertrank.  — 

Ganz  Aehnliches  widerfuhr  dem  Zeit-,  Stadt-  und  Kunst- 
genossen air    der  Genannten,    dem    tüchtigen  Maler  Kornelis 


ZWEITER  THEIL.  Iqq 

de  Visscher,  der  bei  seiner  Rückkehr  von  Hamburg  ertrank 
und  dessen  Arbeiten  sehr  gerühmt  werden,  obwol  er,  wie 
man  erzählt,  nicht  bei  vollem  Verstände  war. 

Es  wäre  unverzeihlich,  nachdem  wir  aller  älteren  Maler 
aus  Gouda  gedacht  haben,  nicht  auch  Jakob  Reugers  Blök 
zu  erwähnen,  obgleich  uns  sein  Geburts-  und  Todesjahr  unbe- 
kannt ist.  Man  weiss,  dass  P.  P.  Rubens,  als  er  die  Nieder- 
lande bereiste,  um  die  Künstler  zu  besuchen,  auch  diesen  in 
Gouda  in  seinem  Atelier  aufsuchte  und  zu  seinem  Ruhme 
sagte,  dass  er  unter  allen  niederländischen  Künstlern  keinen 
gefunden  habe,  der  ihm  im  Malen  und  Zeichnen  von  Perspec- 
tiven und  Architekturen  gleich  wäre. 

In  seiner  Jugend  hat  er  Italien  und  Rom  besucht,  dort 
eifrige  Studien  gemacht  und  da  er  sich  auch  auf  Befestigungs- 
kunde verstand,  trat  er  in  den  Dienst  des  Königs  von  Polen, 
der  ihm  sehr  gewogen  war.  Es  war  dies  aber  hinreichender 
Grund,  dass  die  Höflinge  ihn  hässten  und  ihm,  wie  man  sagt, 
das  Bein  stellten,  weshalb  er  Abschied  nahm  und  in  sein  Vater- 
land zurückkehrte,  wo  er  Gelegenheit  fand,  den  Obersten 
Persival,  der  bei  dem  Prinzen  Friedrich  Heinrich  in 
grossem  Ansehen  stand,  die  Mathematik  zu  lehren. 

Später  kam  er  in  den  Dienst  des  Herzogs  Leopold,  der 
ihn  auch  besonders  achtete  und  ihm  ausser  seinem  gewöhn- 93. 
liehen  Sold,  wenn  er  im  Felde  war,  noch  sieben  Gulden  täg- 
lich zulegte.  Bei  Winoxbergen  strauchelte  sein  Pferd,  als  er 
eine  Planke  übersetzen  wollte,  wobei  er  unglücklich  fiel.  Er 
ward  in  die  Stadt  gebracht  und  auf  Befehl  des  Herzogs  alle 
Sorge  zu  seiner  Herstellung  und  Genesung  angewendet,  doch 
vergebens,  denn  er  ging  nach  so  vielen  Reisen  und  Stürmen 
zur  ewigen  Ruhe  ein  und  ward  in  der  Kirche  der  Dominikaner 
begraben.  Seine  Witwe,  Geertje  Davids,  zog  nach  Brabant  und 
bezog,  so  lange  sie  lebte,  einen  jährlichen  Witwengehalt;  ihr 
Sohn  erhielt  die  Stelle  seines  Vaters,  doch  er  erlitt  eine  Quet- 
schung und  starb. 

Zwei  Vettern,  Jan  und  Pieter  Donker,  gaben  schon 
früh  zu  erkennen,  dass  sie  ihrer  Vaterstadt  Gouda  zur  Ehre 
gereicht  hätten,  wenn  sie  nicht  zu  früh  gestorben  wären. 
Von  Jan  sind  in  Gouda  die  Regenten  des  Zuchthauses  gemalt* 


200  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Pieter  Donker  lernte  zu  Antwerpen  bei  dem  berühmten 
Jakob  Jordaens  und  ging  dann  nach  Frankfurt,  um  seine 
Kunst  bei  dem  Andränge  von  Fremden,  die  zur  Krönung 
Kaiser  Leopold's  zusammenströmten,  auszuüben.  Imfolgenden 
Jahre  1659  ging  er  nach  Frankreich,  und  von  da,  im  Gefolge 
des  Herzogs  von  Crequi,  nach  Rom,  wo  er  eifrig  zeichnete 
und  malte.  Nach  Verlauf  von  sieben  Jahren  kehrte  er  wieder 
in  seine  Geburtsstadt  zurück  und  starb  im  Jahre  1668. 
94.  Nur  selten  entstammen  einem  Geschlechte  so  viel  Künstler, 

wie  dem  der  Everdingen,  denn  man  zählt  drei  Brüder: 
Cesar,  Aldert  und  Jan,  und  drei  Söhne  Aldert's:  Kornelis, 
Pieter  und  Jan,  deren  die  Einen  mehr,  die  Anderen  weniger 
die  Kunst  geübt  haben. 

Cesar  van  Everdingen  hätte  schon  bei  seinem  Geburts- 
jahre 1606  erwähnt  werden  müssen;  da  ich  aber  die  nöthigen 
Nachrichten  aus  Alkmaar  erst  erhielt,  als  die  Biographie  seines 
Bruders  Aldert  druckfertig  war,  konnte  ich  ihn  nur  mehr  vor 
diesem  erwähnen. 

Er  war  ein  tüchtiger  Figurenmaler  und  führte  einen  ange- 
nehmen Pinsel.  Von  seinen  zahlreichen  Werken  werden  die 
gemalten  Flügel  der  grossen  Orgel  in  der  Kirche  zu  Alkmaar 
gelobt,  auf  welchen  er  den  Triumph  Davids  nach  dem  Siege 
über  Goliat  zu  Gad  dargestellt  hatte.  In  welchem  Jahre  er  sie 
gemalt  hat,  weiss  ich  nicht,  nur  dass  er  den  Entwurf  dazu  in 
dem  Hause  des  Architekten  Jakob  van  Kampen,  der  die 
Orgel  componirt  hatte,  im  Jahre  1648  machte.  Dieser  Entwurf 
befindet  sich  noch  heute  im  Rathhause  zu  Alkmaar.  Auch  im 
alten  Doelen  zu  Alkmaar  ist  von  ihm  ein  grosses  und  bedeu- 
tendes Bild,  welches  den  Adel  und  Kriegsrath  der  alten 
Schützen  darstellt.  Die  Figuren  sind  alle  lebensgross  und 
kunstvoll  gemalt,  so  dass  dies  eine  Bild  hinreichen  würde, 
seinen  Ruhm  dauernd  zu  erhalten.  Er  starb,  73  Jahre  alt,  im 
Jahre   1679. 

Er  war  ein  Schüler  des    Jan    van    Bronkhorst,    dessen 

wir   im    I.  Theile    gedacht    haben,    und  unter    seinen  Schülern, 

95. welche   er  zu  Meistern    in    der   Kunst  heranbildete,  nennt  man 

Hendrik  Graau   von    Hoorn,  Adriaen  Warmenhuizen  von 

Warmenhuizen,  Andriaen  Dekker  und  Laurens  Oosthoorn. 


ZWEITER  TH EIL.  20I 

Sein  jüngster  Bruder  Jan  van  Everdingen,  auch  zu 
Alkmaar  geboren,  übte  sich  in  der  Darstellung  von  Stillleben, 
aber  raehr  aus  Neigung  als  des  Gewinnes  wegen,  da  er  einen 
anderen  Beruf  hatte  und  Anwalt  bei  Gericht  war. 

Aldert  van  Everdingen,  der  zweite  Sohn  des  Geheim- 
schreibers Jan  van  Everdingen  und  Bruder  des  Malers  Cesar 
van  Everdingen,  ist  zu  Alkmaar  im  Jahre  1621  geboren 
und  hatte  zuerst  Roelant  Savry,  dann  Pieter  Molyn  von 
Harlem  zu  Lehrern,  unter  deren  Leitung  er  solche  Fortschritte 
machte,  dass  sie  sich  seiner  nicht  zu  schämen  brauchten.  Viele 
ruhmwürdige  Arbeiten  sind  zu  Amsterdam  und  anderwärts 
unter  den  Kunstfreunden  zerstreut,  die  stets  bestätigen  werden, 
dass  er  ein  ausgezeichneter  Künstler  nicht  nur  in  einzelnen 
Theilen,  sondern  in  jeder  Beziehung  war;  denn  man  sieht  Land- 
schaften von  seiner  Hand  mit  so  geschickt  gemalten  Figuren 
und  Thieren,  dichte  Gebüsche,  in  welchen  das  Auge  gar  kein 
Ende  absehen  kann,  Wasserfälle  und  Seestürme,  in  welchen  die 
Brandung  der  Wogen  an  den  Felsen  und  der  dünn  abstäu- 
bende Schaum  so  natürlich  zart  und  geistreich  behandelt  sind, 
dass  diese  Bilder  für  Meisterstücke  gelten  können.  Aber  ganz 
insbesondere  gefällig  sind  seine  nordischen  Landschaften,  welche  96. 
er  nach  der  Natur  zu  zeichnen,  Gelegenheit  fand.  Denn,  als 
er  sich  zu  Schiffe  nach  einem  Orte  an  der  Ostsee  begeben 
hatte,  befiel  ihn  ein  gefahrdrohender  Sturm,  der  ihn,  mit  oder 
gegen  seinen  Willen,  nicht  ohne  Schaden  an  die  norwegische 
Küste  warf.  Denselben  Charakter  der  Landschaft  hat  er  auch 
in  seinen  gemalten  Zeichnungen  beobachtet,  deren  der  Kunst- 
sammler Jeronimus  Tonneman  mehrere  besitzt.  Er  war  ein 
fleissiger  Arbeiter,  ein  eifriger  Kirchenbesucher  und  nicht  ohne 
Verstand.  Er  starb  im  November  1675  und  hinterliess  drei  Söhne, 
von  welchen  zwei  Künstler  wurden  und  der  mittlere,  Peter 
genannt,  noch  lebt. 

Es  ist  zu  wünschen,  dass  Everdingen  seinen  Pinsel  nicht 
zu  oft  an  grosse  Bilder  verschwendet  habe,  die  im  Wege 
stehen  und  scheel  angesehen  werden ,  da  nun  die  Mode  Tapeten 
und  andere  glänzende  Lumpen,  die  Pest  für  die  Kunst!  aller- 
orten einführt,  in  Folge  deren  ein  trauriges  Los  nicht  selten  die 
Bilder   Adam    Pynaker's   ereilt,    der    im  Jahre   1621    in    dem 


202  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

zwischen  Schiedam  und  Delft  gelegenen  Dorfe  Pynaker  geboren 
ist.  Wenn  er  sein  Haupt  aus  dem  Grabe  heben  würde,  er  müsste 
auf  die  Scharteken,  mit  welchen  man  die  Wände  jetzt  behängt, 
fluchen,  wenn  er  sähe,  dass  man  seine  kunstvollen  Wandgemälde 
eingerollt  hat,  um  sie  für  immer  auf  den  Boden  zu  beför- 
dern, weil  die  Mode  die  Wohnräume  vollständig  in  Besitz  ge- 
nommen hat. 

Er  war  drei  Jahre  in  Italien,    um    sich    nach  guten  Vor- 
97-bildern   zu   üben,    und    brachte    diese  Zeit    sowol   mit    eifrigem 
Zeichnen  nach  der  Natur,  als  auch  mit  Malen  zu. 

Glücklicher  als  seine  grossen  Stücke  sind  seine,  im  kleinen 
Formate  gemalten  Bilder,  weil  sie  als  Zimmerschmuck  und  für 
Galerien  ihren  Werth  behalten.  Ich  sah  ihrer,  welche  einen 
Wald  mit  dichten  Bäumen  darstellen,  kunstvoll,  natürlich  und 
mit  Geschmack  gemalt;  hier  stand  eine  Gruppe  Bäume  im  blauen 
Schatten,  dort  war  das  einfallende  Sonnenlicht,  welches  die 
grünen  Matten  mit  glühenden  Strahlen  malt,  und  Eines  beein- 
trächtigte das  Andere  nicht  in  seiner  Wirkung.  Es  wäre  ver- 
gebens, noch  mehr  davon  zu  sagen,  nachdem  der  Dichter  P.  Ver- 
hoek  seine  Fertigkeit,  bei  Beschreibung  eines  von  ihm -bemalten 
Saales  bei  Herrn  Kornelis  Backer,  Scliöffen,  Rath  und  Director 
der  Ostindischen  Compagnie  in  Amsterdam,  nach  Verdienst 
09.  poetisch  beschrieben  hat.   Er  starb  im  Jahre   1673. — 

Der  Maler  Kornelis  de  Man  ist  zu  Delft  im  Jahre  1621 
geboren.  Die  Lust,  fremde  Länder  und  die  berühmten  Werke 
der  grossen  Meister  zu  sehen,  trieb  ihn  früh  auf  Reisen. 
Zuerst  verweilte  er  in  Paris,  um  daselbst  seine  Kunst  aus- 
zuüben. Da  er  aber  die  Absicht  hatte,  nach  Rom  zu  gehen, 
hielt  er  sich  dort  nicht  länger  als  ein  Jahr  auf  und  reiste  dann 
nach  Lyon  und  von  da  durch  die  Lombardei  nach  Italien.  In 
Florenz  fand  er  Gelegenheit  für  einen  vornehmen  Edelmann 
zu  arbeiten,  in  dessen  Dienst  er  zwei  Jahre  blieb,  worauf  er 
nach  Rom  ging,  wo  er  mehrere  Jahre  nach  den  besten  Meistern 
arbeitete.  Von  da  ging  er  nach  Venedig,  wo  es  ihm  an 
Gönnern  nicht  fehlte,  die  seine  Werke  reichlich  bezahlten. 

Nachdem  er  neun  Jahre  in  der  Fremde  zugebracht  hatte, 
20g  es  ihn  wieder  in  das  Vaterland.  Er  nahm  seinen  Rück- 
weg   über    die    Alpen   und    durch    andere    Städte   nach    seiner 


ZWEITER  THEIL.  2o3 

Geburtsstadt  Delft,  wo  er  Proben  seiner  Kunst  zurtickliess.  Er 
starb  im  Jahre   1706,  unverehelicht  und  kinderlos. 

Ein    grosses  Bild    der  Anatomischen  Schule,    in  welchem  100. 
die    Regenten    der    Gilde    der    Wundärzte     und    verschiedene 
Aerzte  der  Stadt  dargestellt  sind,    ist  Zeuge  seiner  Kunst.     In 
verschiedenen  Häusern  in  Delft  sind    von  ihm  auch  kleine  Ge- 
sellschaftsstücke mit  Herren  und  Frauen. 

Der  Maler  Gerbrant  van  den  Eekhout  ist  zu  Amster- 
dam am   19.  August   1621   geboren. 

Er  war  ein  Schüler  Rembrant*s  van  Ryn  und  arbeitete 
bis  zum  Ende  seines  Lebens  stets  in  derselben  Weise^  die  er 
von  seinem  Meister  gelernt  hatte;  jedoch  hat  er  in  vielen  seiner 
Bilder  den  Hintergrund  klarer  und  heller  gehalten.  Er  malte 
zu  seiner  Zeit  viele  lebensgrosse  Porträts,  die  er  kunstvoll, 
kräftig  und  kunstgerecht  ausführte.  Keines  der  geringsten  ist 
das  seines  Vaters,  welcher  Goldschmied  war.  Es  befindet  sich 
bei  seinem  Neffen  Gerbrand  van  den  Eekhout.  Aber  zumeist 
hatte  er  Lust  zu  Historienbildern. 

Ich  habe  verschiedene  seiner  Arbeiten  gesehen,  darunter 
einen  Christus  im  Tempel  unter  den  jüdischen  Schriftgelehrten, 
in  deren  Gesichtern  der  Eifer  im  Unterrichten  und  das  Erstaunen 
über  die  Antworten  Christi  so  natürlich  ausgedrückt  waren, 
dass  man  fast  zu  sehen  glaubte,  was  sie  sprechen  wollten. 
Eine  Erscheinung,  durch  welche  sich  insbesondere  Rembrant 
berühmt  machte,  so  dass  man  Eekhout  mit  Recht,  unter  seine 
besten  Schüler  zählen  kann. 

Zu  seinen  besten  Werken    wird    eine  Darstellung  Christi, 
den  Simeon  in  den  Armen  hält,  bei  Jakob  Hinloopen  gezählt,  loi. 
auf  welche  der  Dichter  Jan  Vos  eine  Beischrift  gemacht  hat.  — 
Er  starb  unverheiratet  im  Jahre   1674  am  22.  September.  — 

Joris  van  Son  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  1622  ge- 
boren und  war  ein  geschickter  Frucht-  und  Blumenmaler, 
dessen  auch  Cornelis  de  Bie  gedenkt,  und  zur  Bezeichnung,  wie 
natürlich  er  dieselben  darzustellen  verstand,  sagt:  dass  seine 
Früchte  fähig  waren,  die  Augen  schwangerer  Frauen  zu  täuschen  102. 
und  deren  Lust  zu  erwecken. 

Emanuel  Murant  ist  zu  Amsterdam  in  demselben  Jahre, 
am    22.  December    geboren.     Sein   Talent    trieb    ihn    zur  Dar- 


204  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Stellung  holländischer  Dörfer  und  Landschaften,  insbesondere 
baufälliger  Bauernhäuser  und  Gehöfte,  die  er  so  vorzüglich  malte, 
dass  man  die  Steine  des  Mauerwerkes  zählen  konnte;  daraus  ist 
wol  zu  schliessen,  dass  er  keine  grosse  Anzahl  von  Bildern 
hinterlassen  hat,  da  eine  so  emsige  Arbeit  viel  Zeit  in  Anspruch 
nimmt.  Sein  Bruder  David  Murant  in  Amsterdam  besitzt  wol 
die  meisten  hier  zu  Land  befindlichen  Bilder  seiner  Hand,  da 
er  viele  Jahre  in  Frankreich  und  anderwärts  reiste.  Insbesondere 
waren  seine  Bilder  in  Friesland  gesucht,  wohin  er  seinen  Auf- 
enthalt verlegte.  Er  starb  im  Jahre  1700  zu  Leewarden.  Er 
war  ein,  Schüler  von  Philip  Wouwerman. 

Nun  erscheinen  auf  unserem  Schauplatz:  Wallerant, 
Jan,  Bernard,  Jacques  und  Andreas  Vaillant. 

Wallerant  Vaillant  ist  zu  Ryssel  im  Jahre  i623  ge- 
boren und  war  zu  Antwerpen  Schüler  des  Erasmus  Quellinus: 
er  brachte  es  durch  seltenen  Eifer  so  weit,  dass  er  als  ein 
tüchtiger  Porträtmaler  und  als  geschickter  Kreidezeichner  ge- 
rühmt wurde.  Nachdem  er  genug  Beschäftigung  mit  Malen  auf 
Holz  und  Leinwand  gefunden  hatte,  lehrte  er  diese  letztere 
Kunst  seinen  Bruder  Bernard. 

Als  Leopold  in  Frankfurt  zum  Kaiser  gekrönt  wurde, 
io3.  ging  er  dahin  und  fand  Gelegenheit,  die  Porträts  des  Kaisers 
und  der  verschiedenen  Gesandten  und  Fürsten  des  deutschen 
Reiches,  die  bei  der  Krönung  anwesend  waren,  zu  malen,  durch 
welche  er  viel  Ruhm  und  Geld  verdiente.  Von  dort  nahm  ihn 
der  Marschall  Grammont,  der  ihm  versprach,  dass  er  den 
König  porträtiren  solle,  nach  Frankreich  mit,  was  auch  geschah, 
und  da  das  Bild  dem  Könige  sehr  gefiel,  malte  er  auch  die 
Königin  Mutter,  den  Herzog  von  Orleans  und  alle  Vor- 
nehmen des  Hofes.  Er  blieb  dort  vier  Jahre,  worauf  er  sich 
in  Amsterdam  niederliess,  wo  er  eine  grosse  Anzahl  Porträts 
malte;  man  findet  ihrer  dort  noch  häufig  sehr  kunstvolle. 

Er  war  auch  hochverdient  um  die  Fortbildung  und  Ver- 
besserung der  Schwarz-  oder  Schabkunst,  die  er  vom  Prinzen 
Robert,  dem  Gross- Admiral  von  England,  der  dieselbe  erfun- 
den hatte,  unter  dem  Versprechen  lernte,  sie  Niemandem  mit- 
zutheilen;  dem  kam  er  auch  getreulich  nach.  Da  ihm  aber  das 
Zubereiten  der  Kupferplatten  lästig  fiel,    so  unterwies  er  einen 


ZWEITER  THETL.  2o5 

armen  Mann,  dem  er  viel  Gutes  gethan  hatte  und  dessen  Sohn 
er  aus  Mitleid  als  Knecht  brauchte,  wie  die  Kupferplatten 
zubereitet  werden  mussten.  Der  Sohn  aber,  der  dies  bemerkte, 
drängte  den  alten  Mann  mit  der  Drohung,  dass  er  ihm  davon- 
laufen werde,  wenn  er  ihm  dies  nicht  mittheilen  und  zeigen 
würde,  bis  er  es  von  ihm  erfuhr.  Sobald  aber  d^r  Sohn  die 
Werkzeuge  gesehen  und  eine  Vorstellung  von  der  Behandlung 
der  neuen  Kunst  hatte,  bediente  er  sich  selbst  zu  seinem  104. 
eigenen  Verderben  derselben,  denn  er  verkaufte  sie  an  Jeder- 
mann für  Geld,  weil  Viele  längst  begierig  waren,  sie  kennen 
zu  lernen.  Da  aber  der  Bursche  nicht  gewöhnt  war,  viel  Geld 
zu  besitzen,  verlegte  er  sich  auf  Trunk  und  Verschwendung, 
verfiel  endlich  in  die  tiefste  Armut  und  war  Ursache,  dass  die 
Kunst,  nach  welcher  Jeder  so  begierig  gewesen,  nachdem  das 
Geheimniss  offenbar  geworden,  wenig  geachtet  wurde.  — 

Jan  Vaillant,  der  Schüler  seines  Bruders  Wallerant, 
der  im  Jahre  1677  zu  Amsterdam  starb,  reiste  nach  Frank- 
furt, wo  er  heiratete  und  Gelegenheit  fand,  Kaufmann  zu 
werden,  worauf  er  die  Kunst  aufgab. 

Bernard  Vaillant,  der  stete  Reisegenosse  seines  Bru- 
ders Wallerant,  ward  insbesondere  ob  seiner  geschickten 
Kreidezeich^iungen  gerühmt.  Er  liess  sich  später  in  Rotter- 
dam nieder  und  ist  in  Leyden  plötzlich  gestorben.  Er  war  ein 
Mann  von  gottesfürchtigem  Leben,  was  auch  von  Wallerant 
gesagt  wird,  und  diente  zu  Rotterdam  als  Diacon  der  Wallischen 
Kirche. 

Jacques  Vaillant,  der  ebenfalls  die  Kunst  bei  seinem  io5. 
ältesten  Bruder  gelernt  hat,  brachte  es  durch  Eifer  so  weit  in 
der  Historienmalerei,  dass  der  Gesandte  von  Brandenburg,  ihn, 
nachdem  er  einige  seiner  Arbeiten  gesehen  hatte,  nach  Berlin  lud, 
wo  er  Maler  des  Kurfürsten  wurde,  der  Gefallen  an  ihm  und 
seinen  Werken  fand.  Der  Kurfürst  sandte  ihn  an  den  kaiserlichen 
Hof,  um  den  Kaiser  zu  porträtiren,  der  ihm  eine  goldene  Me- 
daille mit  einer  Kette  verehrte.  Nach  seiner  Rückkehr  nach 
Berlin  starb  er  und  ward  wegen  seines  bescheidenen  Betragens 
und  seiner  Kunstfertigkeit  sehr  gerühmt. 

Beinahe  hätte  ich  vergessen  zu  sagen ,  dass  er,  von 
Wanderlust  getrieben,  zwei  Jahre  sowol  in  Rom,  als  in  anderen 


2o6  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

durch  Kunstwerke    berühmten  Städten  Italiens,  in  Studien    zu- 
gebracht, und  dass  er  in  der  Bent  den  Namen  Leeurik  erhielt. 

Andreas,  der  Jüngste,  zeigte  Neigung ,  nachdem  er  eben- 
falls, von  seinem  ältesten  Bruder,  im  Zeichnen  unterrichtet 
worden,  die  Kupferstecherkunst  zu  lernen,  zu  welchem  Zwecke 
er  zwei  Jahre  in  Paris  bei  einem  guten  Meister  Unterricht 
nahm.  Von  da  ging  er  nach  Berlin,  um  seinen  Bruder 
Jacques  zu  besuchen,  wo  er  im  Lenze  seines  Lebens  starb. 

Der  Schreibkünstler  de  Bruin  zu  Amsterdam  hat  eine 
Schwester  dieser  Künstler  geheiratet. 

Jakob  van  der  Does  ist  zu  Amsterdam  am  4.  März  1623 
106  geboren.  Sein  Vater  war  Secretär  der  Assecuranzkammer 
und  sein  Grossvater  Geheimschreiber  der  berühmten  Handels- 
stadt Amsterdam.  Sein  Vater,  der  ein  einziger  Sohn  war, 
mit  dem  es  nach  dem  Sprüchworte:  ^Eine  zu  nachsichtige 
Mutter  verdirbt  ihre  Kinder'*  erging,  nahm  wenig  Sorge  auf 
sein  Vermögen  und  ging  durch  unbesonnene  Geldgeschäfte  zu 
Grunde.  Nach  seinem  frühen  Tode  beschloss  man,  unseren 
Jakob  die  Malerei,  zu  welcher  er  Lust  hatte,  bei  Nicolas 
Mojaert  lernen  zu  lassen,  damit  er  durch  dieselbe  seinen  Unter- 
halt finde.  Nachdem  er  einige  Jahre  bei  diesem  zugebracht  hatte 
und  selbstständig  geworden  war,  ging  er,  21  Jahre  alt,  nach 
Frankreich,  und  zu  Fuss,  in  Gesellschaft,  nach  Italien.  In  Rom 
traf  er  sofort  mehrere  Maler,  die  er  in  Holland  kennen  gelernt 
hatte,  die  ihn  liebevoll  aufnahmen  und  ihn  in  das  nächste 
Wirthshaus  führen  wollten;  darüber  gerieth  er  in  Verlegenheit 
und  weigerte  sich,  da  er  kein  Geld  hatte.  Seine  Freunde, 
welchen  dies  sonderbar  erschien,  zogen  ihn  aber  in  die  Her- 
berge, wo  er  endlich  gestand,  dass  er  ohne  Geld  wäre  und 
die  Absicht  habe,  Soldat  zu  werden,  worüber  die  Holländer, 
die  ihre  Landsleute  nicht  in  Verlegenheit  Hessen,  herzlich 
lachten.  Sie  sprachen  ihm  Mut  ein  und  machten  ihn  noch 
.  am  selben  Abend  zum  Bentvogel  und  nannten  ihn,  weil  er 
gesagt  hatte,  dass  er  Soldat  werden  wolle  und  da  er  unan- 
sehnlich von  Gestalt  war,  Tambour. 

Eifrig  studierend,    brachte   er    mehrere  Jahre    in  Rom    zu 

107- und    übte    sich    nach    den    besten  Meistern,    insbesondere  nach 

Bamboots.     Aber  er  fand  keine  grosse  Abnahme,    da  er  sich 


ZWEITER  THEIL.  207 

durch  seine  Art  zu  leben  wenig  Freunde  machte,  weil  er  stets 
still  und  trübsinnig  war,  was  wol  in  dem  Ehrgeiz  den  er 
empfand,  wenn  er  sah,  dass  ihn  Andere  übertrafen,  die  Ursache 
hatte.  Deshalb  genügten  ihm  seine  eigenen  Arbeiten  nur  selten 
und  er  verwünschte  die  Kunst,  wenn  sie  nicht  nach  seinem 
Sinne  waren. 

Nachdem  er  wieder  in  das  Vaterland  zurückgekehrt  und 
seine  Mutter  inzwischen  in  Amsterdam  gestorben  war,  Hess  er 
sich  mit  seiner  Schwester,  die  sein  Hauswesen  besorgte,  im 
Haag  nieder,  bis  er  Margarite  ßoorfers  heiratete,  welche  ihm 
eine  reiche  Mitgift  zubrachte.  Diese  war  selbst  Kunstfreundin 
und  übte  sich  im  Zeichnen.  Nachdem  sie  ihm  vier  Söhne  und 
eine  Tochter  geboren  hatte,  starb  sie  im  Jahre  1661.  Hierauf 
war  ihm  seine  Schwester  wieder  in  der  Erziehung  der  Kinder 
behilflich. 

Er  war  um  seine  Frau  sehr  betrübt,  so  wol  weil  er  sie 
liebte,  als  auch  weil  er  eine  jährliche  Leibrente  von  700  Gulden 
mit  ihr  verlor.  Dies  machte  ihn  für's  Erste  unmutig,  dann 
aber  träge,  so  dass  er  vier  Jahre  lang  auch  nicht  einen  Pinsel- 
strich machte,  auch  später  nur  ungern  an  die  Arbeit  ging; 
da  er  Alles  mit  Unlust  that,  verschafften  ihm  seine  Amster- 
daaier  Freunde,  in  der  Furcht,  dass  er  verarmen  würde,  das 
Amt  eines  Secretärs  zu  Sloten,  nächst  Amsterdam. 

Das  gab  ihm  wieder  Lust  zur  Kunst  und  Arbeit  und  er 
vollendete  ein  Bild,  welches  er  bereits  vor  sieben  Jahren 
angefangen  hatte,  und  das  die  bekannte  Kunstfreundin  Oort-  108. 
mans  von  ihm  zu  hohem  Preise  kaufte;  denn  dieses  Glück 
hatte  er,  dass  er  bei  seinem  Leben  mehr  dafür  forderte,  als 
sie  wol  heute  werth  sind. 

Noch  verschiedene  andere  Bilder,  die  ihm  stets  zum 
Ruhme  gereichen  werden,  malte  er  in  jener  Zeit. 

Er  heiratete  noch  ein  zweitesmal  ein  Mädchen  mit 
reicher  Mitgift,  das  ihm  einen  Sohn  gebar,  aber  er  verlor  diese 
Frau  in  noch  kürzerer  Zeit,  als  seine  erste.  Er  war  damals 
mit  dem  Maler  Karel  du  J ardin  befreundet,  aber  sie  lagen 
immer  miteinander  in  Streit,  wenn  sie  über  Kunst  sprachen, 
da  Karel  die  lichte,  er  die  braune  Art  zu  malen  befürwortete; 
trotzdem   blieben    sie    immer   gute  Freunde.     Er  ernannte  ihn 


2o8  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

auch  zum  Testamentsvollstrecker,  als  er  am  17.  November  1673 
starb. 

Er  hinterliess  zwei  Sohne  und  eine  Tochter  von  seiner 
ersten,  und  einen  Sohn  von  seiner  zweiten  Frau,  von  denen 
er  Simon  allein  zur  Kunst  heranbildete.  Im  Jahre  seiner 
Geburt  werden  wir  seiner  gedenken. 

Seine  Werke  sind  Jedermann  bekannt,  und  ich  sage  ledig- 
lich zu  seinem  Ruhme,  dass  er  die  Wahl  von  Licht  und  Hell- 
dunkel und  die  Gruppirung  der  Thiere  ausnehmend  wol  ver- 
stand, und  dass  ihn  Keiner  in  kunstvoller  und  naturwahrer 
Darstellung    der  Schafe  übertraf. 

Der  Maler  Theodor  Helmbreker  ward  im  Jahre  1624 
zu  Harlem  geboren,  hat  aber  den  grössten  Theil  seines  Lebens 
109.  in  Italien  zugebracht,  wo  er  auch  im  Jahre  1694,  70  Jahre  alt, 
starb.  Die  Römer  schätzten  seine  Arbeiten  so  sehr  wie  die 
des  ßamboots,  mit  welchen  sie  grosse  Aehnlichkeit  haben; 
das  ist  auch  der  Grund,-  warum  man  ihrer  in  Holland  nur 
wenige  findet. 

Der  Kunstfreund  Pieter  Klok  hat  noch  ein  Bild  von 
ihm,  welches  er  im  Jahre  1681,  i3  Jahre  vor  seinem  Tode, 
malte.  Es  stellt  ein  italienisches  Kloster  vor,  vor  welchem  eine 
grosse  Anzahl  von  Frauen,  Männern,  Kindern  und  zahlreichen 
Krüppeln  von  Pilgern  mit  warmer  Speise  bedient  wird,  die 
ein  Franziskaner  aus  einem  grossen  Kessel  mit  einem  Kochlöffel 
austheilt.  Er  selbst  war  eifrig  im  Gottesdienste  und  gab  viel 
an  die  Armen. 

Sein  Stadt-  und  Jahrgenosse,  Nicolaes  Berchem,   starb, 
wie   aus   seiner  Todesanzeige    hervorgeht,    im  Jahre   i683,   inn 
Alter    von    60    Jahren,    woraus   wir  entnehmen,    dass    er    im 
Jahre   1624  geboren  wurde.  — 
HO.  Er  war  der  Sohn  von  Pieter  Klaasze  von  Harlem,  der 

zuerst  Fische,  später  kleine  Bilder  malte,    in  welchen  er  einen 
Tisch  mit  verschiedenem  Zuckerwerk  in  einer  silbernen  Schale 
III.  oder  porzellanenen  Schüssel  darstellte. 

Ausser  seinem  Vater,  der  ein  unbedeutender  Maler  war, 
hatte  Berchem  auch  verschiedene  andere  tüchtige  Meister, 
als:  Jan  van  Goijen,  Klaes  Mojaert,  Pieter  Fransze 
Grebber,   Jan  Wils,    und   endlich  seinen  Vetter  Giov.  Bap- 


ZWEITER  THEIL.  209 

tista  Weenix,  die  sich  Alle  rühmen,  zu  seiner  Entwicklung 
beigetragen  zu  haben,  als  Lehrer,  wie  andererseits  er  selbst  sich 
einer  grossen  Anzahl  von  Schülern,  die  durch  seinen  Unterricht 
tüchtige  Künstler  geworden  sind,  rühmen  kann. 

Besonders  wird  seine  Art  zu  unterrichten  gelobt,  und 
dass  er  es  verstand,  die  Jugend  anzueifern.  Ueberdies  war  er 
gefällig,  beliebt  und  unbescholten,  ja  ein  Mann  von  ungewöhn- 
lichem Eifer;  ungeachtet  dessen  klopfte  seine  liebe  Hausehre,  die 
Tochter  des  Landschaftsmalers  Jan  Wils,  zuweilen  mit  einem 
Besenstiele  von  unten  gegen  die  Decke,  um  ihn,  wenn  er  etwa  112. 
vor  seiner  Staffelei  eingeschlafen  wäre,  aufzuwecken;  ja  sie  Hess 
ihm  so  wenig  Geld,  dass  er  nicht  selten  von  seinen  Schülern 
borgen  musste,  wenn  er  Kupferstiche  kaufen  wollte,  an  welchen 
er  viel  Vergnügen  fand ,  und  seine  Frau  eben  nicht  gewillt  war 
ihm  Geld  zu  geben. 

Er  hatte  solche  Neigung  für  Handzeichnungen  italienischer 
und  anderer  Meister,  dass  er  keine  Ruhe  hatte,  so  lange  er  sie 
nicht  besass.  Nicht  geringer  war  seine  Passion  auf  Kupfer- 
stiche, und  Jan  Pieterze  Somer  bat  mir  erzählt,  dass  er 
für  den  Kindermord  mit  dem  Tannenbäumchen  von  Rafael 
Urbino  sechzig  Gulden  bezahlte,  in  Folge  dessen  auch  für  seine 
Kupferstichsammlung,  welche  kurz  nach  seinem  Tode  im  Jahre 
i683  zu  Amsterdam  verkauft  wurde,  eine  bedeutende  Summe 
Geldes  einlief. 

Er  war,  wie  wir  bereits  gesagt,  sehr  eifrig,  dabei  flink 
bei  der  Arbeit  und  Alles,  was  er  machte,  war  in  der  Regel 
verkauft,  ehe  es  fertig  war. 

Justus  van  Huis^m,  der  im  Jahre  i665  sein  Schüler 
war,  erzählte  mir,  dass  er  damals  längere  Zeit  für  einen  Herrn 
malte,  der  ihm  täglich  zehn  Gulden  gab,  und  dass  er  gewöhn-  ii3. 
lieh  von  Morgens  bis  vier  Uhr  Nachmittags  mit  so  viel  Ver- 
gnügen und  Befriedigung  vor  der  Staffelei  sass,  dass  er  nicht 
selten  ein  Lied  dabei  sang.  Die,  welche  ihn  malen  sahen,  bezeugen, 
dass  er  wie  spielend  arbeitete,  was  auch  an  den  muthwilligen 
Pentimenten  in  seinen  Werken  zu  sehen  ist.  Ueberdies  ist  es 
staunenswerth ,  dass,  ungeachtet  er  Alles  zu  malen  versuchte, 
doch  Jegliches  in  seiner  Art  so  gelungen  ist,  dass  es  schwierig 
wäre  zu  entscheiden,  wozu  sein   Pinsel  am  geeignetsten  war. 

Quellenschriften  f.  Kiinstgcscli.  XI V.  14 


2IO  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Ich  sah  nur,  dass  er  in  einem  grösseren  Bilde:  Mathens, 
der  vom  Zoll  zum  Apostelamte  berufen  wird,  sich  zur  Darstellung 
der  todten  Jagdthiere  und  Vögel  des  Giov.  Baptista  Weenix 
bediente.  Dieses  Bild  ist  gegenwärtig  in  den  Händen  der  Erben 
des  Kunstfreundes  Lambert  van  Hairen  zu  Dordrecht  und  ist 
reich  an  Figuren,  gross  in  der  Anordnung  und  Architektur  und 
auch  zierlich  durch  das  Beiwerk  und  die  Fernsicht. 

Vor  allem  Anderen  aber  ist  es  erstaunlich,  dass  ein  Mann, 
der  so  viel  gearbeitet  hat,  so  unerschöpflich  in  seiner  Erfindung 
war.  Der  Bürgermeister  van  der  Hulk  zu  Dordrecht  bestellte 
bei  ihm  eine  grosse  Gebirgslandschaft  mit  Ochsen,  Kühen, 
Schafen,  P'iguren  etc.,  welche  noch  bei  seinen  Nachkommen 
vorhanden  ist  und  für  eines  seiner  besten  Werke  gilt.  Zugleich 
bestellte  er  eine  bei  Jan  Both  und  versprach  Jedem  acht- 
1 14.  hundert  Gulden  und  Demjenigen,  der  das  Beste  leisten  würde, 
ein  Geschenk;  als  er  aber  die  Bilder  neben  einander  hielt,  sagte 
er:  Jeder  von  Euch  hat  sein  Bestes  gethan,  und  beschenkte  Beide. 

Er  starb  am  18.  Februar  i683  und  ward  am  23.  in  der 
Westerkerk  zu  Harlem  begraben. 

Wir  wollen  gleich  seinen  wackeren  Zeitgenossen  Jan 
Both,  der  mit  ihm  zu  gleicher  Zeit  in  der  Rennbahn  der 
Kunst  um  den  Lorbeer  rang,  und  dessen  Bruder  Andries 
auf  den  Schauplatz  führen. 

Beide  zu  Utrecht,  ich  weiss  nicht  in  welchem  Jahre, 
geboren,  haben  die  Anfangsgründe  der  Kunst  zuerst  bei 
ihrem  Vater,  der  Glasmaler  war,  später  bei  Abr.  Bloemaert 
gelernt.  Sie  gingen  mitsammen,  sagt  Sandrart,  zuerst  nach 
Frankreich  und  von  da  nach  Rom,  wo  sie  ihre  Zeit  eifrig  in 
Acht  nahmen.  Jan  verlegte  sich  auf  die  Landschaftsmalerei 
und  ahmte  darin  die  Weise  von  Claude  Lorraine  nach,  was 
ihm  trefflich  glückte,  denn  sein  Ruhm  stieg,  während  der 
Claude's  sank,  weil  dieser  wol  gute  Landschaften,  doch 
schlechte  Figuren  und  Thiere  malte,  während  sich  Jan  seines 
Bruders  bediente,  der  ein  tüchtiger  Figuren-  und  Thiermaler 
war  und  sich  die  Manier  des  Bamboots  angeeignet  hatte.  Sie 
waren  ungewöhnlich  gewandt  in  der  Arbeit,  in  Folge  dessen  findet 
man  ihre  Bilder  häufig,  sowol  in  Rom  als  in  Venedig,  wo  sie 
auch  lange  Zeit  sich  aufhielten,   bei  Kunstfreunden  und  Kunst- 


ZWEITER  THEIL.  2  l  I 

händlern,  denn  sie  w.aren  schnell  gemalt  und  schnell  ver- ii5. 
kauft.  Meistens  sind  es  grosse  Bilder,  und  viele  derselben  zeigen 
die  hinter  den  Bäumen  und  über  den  Bergen  aufgehende 
Sonne,  die  über  die  Felder  strahlt,  und  die  weitesten  Fernen, 
welche  höchst  natürlich  mit  Morgenthau  Übergossen  scheinen, 
mit  Schimmer  bedeckt.  Deutlich  sind  die  Tageszeiten  in  den 
verschiedenen  Tönen  der  färben  wahrzunehmen.  Man  sieht 
den  Morgen  die  P'elder  mit  blauem  Flor  bekleiden,  den  klaren 
Mittag  deutlich  die  Gegenstände  enthüllen  und  den  Abend 
mit  safranfarbiger  Glut  die  grünen  Felder,  Bäume  und  das 
Erdreich  rÖthen. 

Ich  sah  vor  einigen  Jahren  ein  ungewöhnlich  schönes  Bild 
von  ihm  im  Besitze  des  Kunstfreundes  de  Jode,  damals  Drost 
des  Haag'schen  Hofes,  welches,  weil  es  alle  anderen  an  Reinheit, 
Nettigkeit,  Fleiss  der  Ausführung  und  Naturtreue  übertraf,  das 
Testament  Both's  genannt  wurde,  das  heisst  jenes  Bild,  welches 
er  als  einen  Beweis  seines  Talentes  und  zu  seinem  dauernden 
Nachruhme  hinterliess.  Es  war  ungefähr  sechs  Fuss  hoch  und 
stellte  die  Fabel  von  Argus  und  Merkur  dar  ,  deren  Figuren 
ansehnlich  gross  und  vortrefflich  gezeichnet  und  gemalt  waren. 
Ueberdies  war  die  ganze  Landschaft,  wie  ich  bereits  gesagt  habe, 
lichter,  und  im  Grün  von  naturwahrer  Frische  der  Farbe  und 
nicht  so  gebräunt  und  nachgedunkelt,  wie  man  dies  häufig  bei 
ihm  findet. 

Beide  haben  lange  Jahre  mitsammen  in  Italien  in  Freund- 
schaft gelebt,  erwiesen  einander  bei  der  Arbeit  grossen  Nutzen, 
und  wären  wol  noch  länger  dort  geblieben,  wenn  sie  nicht  der 
Tod  getrennt  hätte.  — 

Jan  Both,  dieser  Phönix  der  Landschaftsmaler  seiner  ii<3 
Zeit,  zog  nach  dem  Tode  seines  Bruders  Andries  im  Jahre 
i65o,  um  Ruhe  zu  finden  und  der  Erinnerung  an  das  Land, 
wo  sein  Bruder  erstickte,  zu  entfliehen,  nach  seiner  Geburts- 
stadt, wo  er  für  seine  Arbeiten  reichlich  bezahlt  wurde  und 
viel  zu  thun  hatte.     Aber  er  starb  auch  bald  darnach.  — 

Sandrart  sagt,  dass  Andries,  bei  Nacht  von  einer  Gesell- 
schaft abgeirrt,  ertrank.  Der  Verfasser  des  „Abrege  de  la 
vie  des  peintres"  aber  erzählt  (p.  429):  „Hendrik  war  ein  Land- 
schaftsmaler und  ertrank  oder  erstickte,   als  er  in   Venedig  beim 

.4* 


2  1 2  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Nachhausegehen  Nachts  in   einen  Canal  fiel."   Aber  wer  hat  je- 
mals von  einem  Hendrik  Both  gehört?  Daraus  kann  der  Leser 

117.  entnehmen,  wie  wenig  von  jenen  Schriftstellern  zu  halten  ist,  die 
ausser  Landes  wohnen  und  keine  Gelegenheit  haben,  die  Dinge 
genau  zu  untersuchen.  — 

Aber  Aehnliches  widerfuhr  uns  selbst,  als  wir  im  ersten 
Theile  unseres  Werkes  von  Johanq  Torrentius,  nach  den  An- 
gaben de  Pile's  erzählten,  dass  er  über  Beschluss  des  Amster- 
damer Gerichtshofes  gefangen  genommen  wurde,  während  eigent- 
lich der  Harlemer  Gerichtshof  zu  verstehen  ist,  was  auch 
Sandrart  behauptet.  Wir  sagten:  Er  starb  unter  der  Folter,  was 
auch  Florent  le  Comte  mit  den  Worten,  dass  er  unter  schreck- 
lichen Qualen  starb,  zu  bestätigen  scheint,  so  dass  ich  um  so 
sicherer  schliessen  zu  können  glaubte,  dass  die  Sache  auf 
Wahrheit    beruhe.     Als    mir    aber    die  Beschreibung  der  Stadt 

118. Harlem  von  Theodor  Schrevelius  in  die  Hand  kam,  ent- 
deckte ich  bei  dem  Durchblättern  bald  den  begangenen  Irrthum. 
Die  meisten  Umstände  laufen  allerdings  auf  dasselbe  hinaus, 
aber  ich  habe  durch  das  Abschreiben  doch  zwei  Fehlgriffe  ge- 
macht, die  der  Leser  sofort  erkennen  soll,  wenn  er  das  Nach- 
folgende gelesen  haben  wird. 

Hier  des  Schrevelius  eigene  Worte:  „Joh.  Torrentius 
war  keiner  der  geringsten  Maler,  ja  er  war  im  Darstellen 
nackter  Frauen  in  verschiedenen  geilen  Stellungen,  zu  welchen 
sich  nur  Öffentliche  Dirnen  herbeilassen,  ein  zweiter  Apelles. 
Er  kam  von  Amsterdam  nach  Harlem,  wohnte  in  dem  Hause 
des  alten  Coltermans  und  verstand  es,  sich  besonders  durch 
seine  glatte  Zunge  bei  den  ersten  Bürgern  in  Gunst  zu  setzen; 
er  war  Jedermanns  Freund,  wusste  sich  aber  vor  Allem  bei  den 
Frauen  so  einzuschmeicheln  und  beliebt  zu  machen,  dass  er 
viele,  selbst  gegen  das  Verbot  ihrer  Männer,  in  sein  Haus 
lockte.  Auf  der  Strasse  kleidete  er  sich  allezeit  stattlich  in 
schwarzem  Sammt  und  grüsste  Jedermann  in  liebenswürdiger 
und  höflicher  Weise,  so  dass  er  Allen  wolgefiel.  Aber  zu 
Hause  prasste  er  täglich  wie  ein  Epikuräer  mit  Trinken,  Essen 
und  anderen  Lustbarkeiten,  glaubte  weder  an  Himmel  noch 
Hölle  und  war  mit  einem  Wort,  unter  dem  Deckmantel  der 
PVömmigkeit    ein    Verführer    der    Jugend,    ein   Verderber    der 


ZWEITER  THEIL.  21  3 

Frauen,  ein  Betrüger  des  Volkes  und  ein  Verschleuderer  seines 
eigenen  und  anderer  Leute  Geldes. 

Dies  wurde  endlich  bekannt  und  viele  Bürger,  bei  denen 
noch  Gottesfurcht  zu  Hause  war,  erzürnten  darob,  verfluchten 
seine  gottvergessene  Lebensweise  und  schrieen,  dass  er  unwürdig 
wäre,  ein  Bewohner  ihrer  Stadt  zu  sein. 

Als  dies  der  Magistrat  vernahm,  brachte  man  ihn  von 
Amtswegen,  damit  das  öffentliche  Wol  keinen  Schaden  leide,  119. 
in's  Gefängniss  und  nach  ernstlicher  Untersuchung  über  seine 
abscheulichen  Bilder,  sein  Betragen  und  seine  Reden,  ward  er 
darüber  verhört.  Da  er  aber  Von  air  dem,  dessen  er  beschul- 
digt war,  nichts  eingestehen  wollte,  ward  er  auf  die  Folter 
gebracht;  doch  «r  hielt  sie  aus,  ohne  ein  Bekenntniss  zu  machen, 
worauf  er  für  zwanzig  Jahre  in  das  Zuchthaus  gesperrt  wurde. 
Das  geschah  am  25.  Juli  i63o. 

Nachdem  er  geraume  Zeit  daselbst  gesessen  hatte,  ward 
er  auf  Fürsprache  vornehmer  Leute  freigegeben;  unter  diesen 
befand  sich  auch  der  englische  Gesandte,  mit  dem  er  über- 
schiffte; er  hielt  sich  eine  Zeit  lang  in  England  auf,  kam  dann 
wieder  nach  Amsterdam,  wo  er  starb."  — 

Theodor    Schrevelius    erwähnt    in  seinem  Buche  über  122. 
Harlems    Ursprung    verschiedene    Maler    und    Malerinnen,    die 
zu  seiner  Zeit  in  Blüthe  waren. 

So  Pieter  Grebber,  den  Sohn  von  Frans  Pieterse 
Grebber,  den  van  Man  der  (p.  21 3)  erwähnt,  und  Gerard 
Sprong,  den  Sohn  von  Kornelis  Engelze,  dessen  van 
Man  der  ebenfalls  (p.  107)  gedenkt.  Diese  beiden  Söhne  haben 
ihre  Väter  in  der  Kunst  übertroffen. 

Pieter  Grebber,  der  ausser  seinem  Vater  auch  Hendrik 
Goltzius  zum  Lehrer  hatte,  war  ein  tüchtiger  Figuren-  und 
Porträtmaler.  Zu  Harlem  waren  zu  jener  Zeit  noch  verschiedene 
Bilder  von  ihm  zu  sehen,  von  welchen  wol  das  bedeutendste 
das,  für  den  Bürgermeister  Guidewagen,  der  ein  Freund  der 
Musik  und  des  Gesanges  war,  zum  Lobe  der  Musik  gemalte 
Bild  „Jubalinus"  gewesen. 

Dieser  Pieter  Grebber  hatte  auch  eine  Schwester, 
Namens  Maria  Grebber,  die  mit  viel  Geschick  die  Kunst 
übte  und  auch  in  der  Baukunst  und  Perspective  bewandert  war.  123. 


2  [4  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Gerard  Sprong,  der  seinen  Vater  weit  übertraf,  malte 
verschiedene  Regenten  und  Schutzenstücke,  deren  nocli  welche 
in  den  Doelen  zu  sehen  sind,  die  die  Kunst  ihres  Urhebers 
rühmen. 

Der  Chronist  erwähnt  auch  (p.  383)  einen  Hendrik 
Pot,  der  bei  Allen  wegen  seiner  Geschicklichkeit  und  Höf- 
lichkeit beliebt  war.  Ihm  widerfuhr  die  Ehre,  den  König 
von  England  mit  seiner  Gemalin  und  verschiedene  Vor- 
nehme des  Reiches  zii  porträtiren.  Im  Prinzenhof  zu  Harlem 
befindet  sich  von  ihm  ein  grosses  Bild,  welches  den  Triumph- 
zug des  Prinzen  Willem  von  Oranien  vorstellt,  und  in  den 
Schutters- Doelen  ein  Corporalstück ;  aber  seine  beste  Leistung 
war,  nach  den  Worten  des  Chronisten,  ^ine  Judith  mit 
Holofernes,  welches  Bild  sich  im  Cabinete  des  Herrn  Hof  man 
befand . 

Ferner  wird  auch  ein  Kornelis  Wieringen  erwähnt. 
Er  hatte  lange  Zeit  zur  See  zugebracht  und  in  Folge  dessen  kannte 
er  Alles,  was  zu  einem  Schiffe  gehört,  auch  die  Art  der  Take- 
lage. Dies  war  ihm  von  grossem  Nutzen,  denn  nachdem  er 
der  Seefahrt  Lebewol  gesagt  hatte,  beschäftigte  er  sich  damit, 
Marinen  zu  zeichnen.  Er  brachte  es  auch  durch  besonderen  Eifer 
soweit,  dass  er  im  Malen  der  See  und  Schilfe  Hendrik  Vroom 
beinahe  erreichte. 

In  dieser  Art  arbeiteten  auch  ein  Kornelis  Verbeek  und 
i24.Johan  Goderis. 

Unter  den  Landschaftsmalern  rühmt  Schrevelius:  Kor- 
nelis Vroom,  den  Sohn  von  Hendrik  Vroom,  Johan 
Jakobsz,  der  lange  Jahre  in  Italien  zugebracht  hat,  Nicolas 
Zuyker,   Ger.  Bleyker,  Salom.  Rustdael,  Reyer  etc. 

Wenn  ihr  aber  einen  Früchtemaler  sucht ,  sagt  der 
Chronist,  so  habt  ihr  Floris  van  Dyk,  der  mit  seinem  Pinsel 
die  lüsternen  Frauen ,  ja  die  Vögel  zu  locken  und  zu  über- 
listen versteht,  und  auf  demselben  Gebiete:  Willem  Heda. 

Er  erwähnt  auch  einen  Roelant  van  Laar,  den  Bruder 
Pieter's,  und  nennt  Beide  ,, Brüder  aus  einem  Bett,  zu  Harlem 
gezeugt  und  geboren  und  von  Kindesbeinen  an,  in  der  Kunst 
geübt.  Sie  hatten  Beide  dieselbe  Weise  zu  malen  und  haben 
einige    Jahre    zusammen    in    Italien    gewohnt.     Roelant,    der 


ZWEITER  THEIL.  2 1  5 

Aeltere,  ist  ,in  der  Blüthezeit  seines  Lebens  zu  Genua  ge- 
storben. Pieter  kehrte  wieder  nach  Hause  zurück  und  hat 
sich  eine  Weile  in  Harlem  aufgehalten,  konnte  aber  Italien 
nicht  vergessen,  welches  stets  die  Nährmutter  bedeutender 
Talente  war.  Deshalb  entschloss  er  sich,  noch  einmal  dahin  ^u 
gehen.  Er  nahm  hierauf  Abschied  von  seinen  Freunden,  damit 
sie  nicht  wissen  mögen,  wo  er  eigentlich  hingerathen  würde,  wie 
dies  auch  Empedocles  gethan",  sagt  der  Chronist,  womit  er 
nicht  undeutlich  zu  verstehen  gibt,  dass  er  von  seinem  traurigen 
Ende  wol  Kenntniss  hatte,  dies  aber  unter  der  Bezeichnung 
eines  „seltsamen,  starrköpfigen  Vorhabens"  verbirgt. 

Von  den  Glasmalern  jener  Zeit  rühmt  er  Peter  Hol- 
stein und  Joh.JBoechorst,  der  den  Triumph  von  Damiette 
in  den  Fenstern  des  grossen  Vroedschaftsaales  zu  Harlem 
gemalt  hat,  welchen  S.  Ampsing  in  langathmigen  Versen 
besingt.  — 

Von    jenen  Künstlern,    welche    zu    früh   für   ihren   Ruhm  12?. 
starben,  ist  Paulus  Potter,  zu  Enkhuizen  im  Jahre   1625  ge- 
boren, der  schlechteste  nicht. 

Er  stammt  von  Urgrossmutters  Seite  aus  dem  altadeligen 
Geschlechte  Egmont,  wie  ich  aus  Aufzeichnungen  ersehen 
habe.  Sein  Grossvater  Pieter  Simonsz  Potter,  Pfennigmeister 
oder  Geheimschreiber  der  Hooge  en  Lage  Swaluwe,  heiratete  126. 
die  Tochter  von  Paulus  Bertius,  Pensionärs  von  Enkhuizen,  welcher 
Freektgen  Semeins,  deren  Mutter,  Katharina  van  Egmont,  eine 
echte  Tochter  dieses  Hauses  war,  zur  Frau  hatte. 

Pieter  Simonze  Potter  zeugte  mit  seiner  Gattin  einen 
Sohn,  Namens  Pieter  Potter,  der  Maler  zu  Enkhuizen  war; 
dieser  heiratete  daselbst  und  aus  dieser  Ehe  stammten  zwei 
Söhne,   Pieter  und  Paulus,  und  eine  Tochter,    Maria  Potter. 

Pieter  Pott  er,  der  Vater  der  genannten  Kinder,  änderte 
seinen  Aufenthalt,  siedelte  nach  Amsterdam  über,  wo  er  am 
14.  October  i63i  das  Bürgerrecht  kaufte  und  daselbst  auch  im 
Jahre   1692  starb. 

Paulus  Potter,  den  wir  zumeist  im  Auge  haben,  verrieth 
natürliche  Anlagen  zur  Kunst,  und  ward  von  seinem  Vater, 
einem  allerdings  unbedeutenden  Künstler,  darin  unterrichtet  und 
zeigte  früh,  durch  seine  verständigen  Uebungsarbeiten ,  Spuren 


2  |6         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

seines  Talentes.  Er  ging  von  Amsterdam  nach  dgm  Haag  und 
wohnte  auf  dem  Bierkaai  in  demselben  Hause,  welches  damals 
der  Procurator  Staal  bewohnte.  Daneben  wohnte  Klaas  Dirkze 
ßalkenende,  der  mit  zehn  Kindern  gesegnet  war.  Potter's 
Auge  fiel  auf  die  älteste  Tochter  und  er  warb  um  sie. 

Doch  dies  ging  nicht  so  schnell,  denn  der  Alte  sagte: 
„Wenn  er  noch  Menschen  malen  würde,  aber  Thiere!" 
das  wollte  ihm  gar  nicht  gefallen.  Er  berieth  sich  darüber 
mit  Leuten  von  Ansehen  und  seinen  Freunden,  die  ihm  da- 
gegen sämmtlich  erklärten,  dass  sie  sich  nicht  weigern,  sondern 

127.  eher  glücklich  schätzen  würden,  wenn  er  eine  ihrer  Töchter 
begehrt  hätte.  So  sehr  hatte  er  sich  bereits  durch  sein 
angenehmes  Betragen  bei  Jedermann  beliebt  gemacht.  Hierauf 
heiratete  er  Adriana  Balkenende  im  Jahre   i65o. 

Balken  ende  war  Zimmermann  und  Baumeister,  ver- 
kehrte mit  den  vornehmsten  Leuten  im  Haag  und  machte 
seinen  Schwiegersohn  mit  diesen  bekannt.  Der  Prinz  Moritz 
und  andere  Vornehme  besuchten  Paul  Potter  nicht  selten  in 
seinem  Atelier,  um  seine  Werke  zu  sehen. 

Er  malte  damals  ein  grosses,  reich  belebtes  und  emsig 
gearbeitetes  Bild  für  die  alte  Prinzessin  Emilia  van  Solms, 
welches  im  alten  Schlosse  über  einen  Kamin  gehängt  werden 
sollte,  aber  Jemand,  der  das  Ohr  der  Prinzessin  hatte,  be- 
merkte: dass  es  doch  ein  zu  unappetitlicher  Gegenstand  wäre, 
als  dass  ihre  Hoheit  ihn  täglich  besehen  sollte.  Diese  Worte 
zielten  auf  die  pissende  Kuh,  die  darin  dargestellt  war,  unter 
welchem  Namen  auch  das  Bild  bekannt  ist.  Es  ward  deshalb 
zurückgewiesen  und  kam  in  andere  Hände. 

Viele  Jahre  war  es  im  Besitze  der  Familie  des  Schöffen 
Mucart,  aus  welcher  es  in  die  Hände  des  Kunsthändlers 
van  Biesum  kam.  Von  diesem  kaufte  es  der  Kunstfreund 
Jakob  van  Hoek  für  2000  Gulden  und  hing  es  in  seinem 
Cabinete  gegenüber  dem  berühmten  Bilde  von  Gerard  Dou 
auf,  in  dessen  Hintergrunde  eine  Barbierstube  dargestellt  ist. 
Es  ist  dies  das  bedeutendste  Bild  G.  Dou*s  in  Holland.  — 

128.  Aus  verschiedenen  Umständen,  die  mir  erzählt  wurden, 
entnehme  ich,  dass  Potte  r  schon  frühzeitig  heimliche  Neider  hatte, 
die  ihm  unter  der  Maske  der  Freundschaft  entgegenarbeiteten. — 


ZWEITER  THEIL.  217 

Der    Bürgermeister   Tulp,    der,  oft    im  Haag  verweilend,  129- 
Potter    kennen    gelernt    hatte    und    an  seinem  Benehmen  und 
Talente  Gefallen  fand,    sah,     dass  er  nicht  nach  Verdienst  be- 
lohnt wurde  und  veranlasste  ihn,  nach  Amsterdam  zu  kommen, 
um  dort  für  ihn  zu  malen,    indem  er  ihm  seine  Befürwortung 
versprach.   Er  siedelte  darauf  am   i.  Mai  i652  nach  Amsterdam 
über   und  malte  für  Tulp  verschiedene    grössere    und    kleinere 
Bilder,  so  dass  wol  dieser  zu  jener  Zeit  die  meisten  seiner  Ar- 
beiten besass.  Dies  bestätigte  mir  auch  Nicola  es  van  Reenen  im 
Haag,  der  von  der  Witwe    Potter 's  abstammt,    in  einem  mir 
im  December  171 6  geschriebenen  Briefe.    Dieser  sagt  auch :  dass 
er  seine  Mutter  häufig  erzählen  hörte,  sie  habe  ihren  Gatten  nie  . 
müssig    gesehen,    und    selbst   wenn   er  eine  Stunde  für  sie  frei 
hatte,    um    einen  Spaziergang    zu  machen,    trug  er  allezeit  ein 
Skizzenbuch  in  der  Tasche,  um  sofort  eine  Skizze  zu  machen, 
wenn    er    etwas   Geeignetes  sah,    das  ihm  in  den  Kram  passte. 
Seine  von  den  Liebhabern  sehr  geschätzten  Radirungen  ätzte  er 
des  Abends  bei  Kerzenlicht,   um    nichts    an  der  Zeit,  während 
welcher  er  malen  konnte,  einzubüssen. 

Obwol  ich  es  nicht  glaube,  vermuthet  man,  dass  er 
durch  zu  eifrige  Arbeit  die  Auszehrung  bekam,  an  welcher  er 
im  Januar   1654,  kaum  29  Jahre  alt,  starb. 

Er    ist   in    der    grossen  Capelle    zu  Amsterdam    begraben 
und    hinterliess    ausser    seinem    Ruhme    eine  Witwe    und    eine 
Tochter,    die,    3^2  Jahre   alt,    im    Haag    auch    an    der    Aus-  i3o. 
zehrung  starb. 

Welcher  Taumel  musste  die  Augen  jener  Kunstkenner 
bethört  haben,  welche  ehedem  die  Arbeiten  P.  Potte r's  für 
gewöhnliches  Machwerk  ansahen?  Oder  waren  Jene  sehend, 
und  sind  wir,    die  wir  so  viel  Achtung  dafür  bezeigen,  blind? 

Den  unglücklichen  Hercules  Segers,  dessen  Geburtsjahr  1 36. 
mir  unbekannt  ist,  bringe  ich  nur  deshalb,    weil  S.  v.  Hoog- 
straten  in  seiner  „Kalliope"  sagt,  dass   er   in  seiner  frühesten 
Jugend  blühte  oder  vielmehr  verdorrte,  vor  dem  genannten  Hoog- 
straten  auf  den  Schauplatz. 

Er  war  ein  Mann  von  Verstand  und  Urtheil,  reich  an 
Ideen  und  unerschöpflich  an  mannigfaltigen  Motiven,  die  er  in 
seinen    Landschaften    anwendete,    in    deren    weiter  Ferne    sich  iSy. 


2  1 8  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ganze  Landstrecken  mit  Dörfern  und  Gehöften  zeigen.  Er  war 
auch  originell  in  der  Darstellung  der  Berge  und  Felsen,'  wie 
dies  auch  aus  seinen  Gemälden  und  Kupferstichen  hervorgeht. 
Aber  es  scheint,  dass  er  unter  einem  unglücklichen  Sterne  ge- 
boren war,  denn  obgleich  er  sich  mit  unvergleichlichem  Eifer 
abmühte,  so  konnte  er  doch  sein  Unglück  nicht  überwinden. 
Er  musste  zu  seinem  Schmerze  sehen,  dass  Andere,  die  nicht 
so  talentvoll  waren,  ihn  überholten,  indessen  ihm  durch  sein 
trauriges  Geschick  die  Flügel  mit  den  Seilen  der  Armuth  ge- 
bunden   waren. 

Ihm  gelang  die  Erfindung,  Landschaften  mit  Farbe  auf 
Leinwand  zu  drucken,  aber  diese  Zeuge  waren  nicht  an  den 
Mann  zu  bringen,  obgleich  er  sie  billig  verkaufen  konnte.  Des- 
halb klagte  seine  Frau,  dass  er  alles  Linnen  im  Hause  be- 
drucke und  dabei  nicht  so  viel  heraussehe,  dass  sie  anderes 
dafür  kaufen  könnte ,  in  Folge  dessen  er  mit  seinem  Hausstande 
in  die  äusserste  Armuth  gerieth.  Andererseits  schmerzte  es 
ihn,  sehen  zu  müssen,  dass  seine  Drucke  wol  in  den  Läden 
der  Fetthändler  gebraucht  wurden,  um  Butter  und  Seife  für  die 
Körbe  darein  zu  wickeln. 

Endlich  machte  er  noch  eine  Platte,  auf  welche  er  den 
äussersten  Fleiss  verwendete,  und  bot  sie  in  Amsterdam  einem 
Kunsthändler  für  geringes  Geld  an,  aber  dieser  wollte  nicht 
recht  daran,  weil  seine  Arbeiten  nicht  gesucht  waren,  und  un- 
geachtet er  ihm  auseinandersetzte,  dass  jeder  einzelne  Abdruck 
nach  seinem  Tode  wol  mehr  werth  sein  würde,  als  er  für  die 
ganze  Platte  forderte,  wollte  dieser  kaum  so  viel  für  dieselbe 
geben,  als  das  Kupfer  gekostet  hatte.  Darum  nahm  er  sie 
wieder  mit  nach  Hause  und  schnitt  sie  in  Stücke,  nachdem  er 
1 38.  einige  Drucke  davon  gemacht  hatte.  Beides  aber  ging  dem 
armen  Mann  so  sehr  zu  Herzen,  dass  er  trübsinnig  und  rath- 
los  seine  Trauer  im  Weine  zu  ertränken  suchte,  bis  er  eines 
Abends,  über  seine  Gewohnheit  angetrunken,  nach  Hause  kam, 
von  der  Treppe  fiel  und  starb. 

Hoogstraten  bemerkt,  dass  es  so  geschah,  wie  er 
selbst  es  vorhergesagt  hatte,  denn  für  jeden  einzelnen  Abdruck 
wurden  später  sechzehn  Ducaten  bezahlt,  und  da  konnte  man 
sich  noch  glücklich  schätzen,  einen  zu  bekommen. 


ZWEITER  THEIL.  2 1 9 

Aber  ist  es  nicht  Pieter  Testa  ebenso  ergangen?  Sah 
er  nicht  auch  zu  seinem  Herzleid,  dass  man  den  Gemüse- 
käufern, die  Waare  in  seine  Kupferstiche  oder  in  eine  aus 
einem  Stücke  derselben  gemachte  Düte  einwickelte?  Lief  er 
nicht  durch  ganz  Rom  mit  seinen  Kupferstichen  unter  dem 
Mantel,  um  sie  feilzubieten?  Der  alte  Lutma,  dessen  Porträt 
Rembrant  radirt  hat,  war  damals  in  Rom  und  kaufte  von 
ihm  mehrere  Arbeiten  für  einen  Ducaten;  ich  selbst  habe 
später  für  jedes  einzelne  seiner  grösseren  Blätter  einen  Ducaten 
und  für  einen  kleinen  Kupferstich,  „het  darmwindertje"  ge- 
nannt, zwei  Ducaten  bezahlt.  Und  was  war  der  Grund?  Man  139. 
wollte  sie  haben,  weil  sie  selten  geworden  und  der  Künstler 
sich  aus  Schwermuth  in  der  Tiber  ertränkt  hatte. 

Johannes  van  Kessel  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre  1625 
geboren.  Er  machte  sich  das  Malen  aller  Arten  von  Blumen, 
sowie  federloser  Land-  und  Seethiere  im  kleinen  Massstabe 
zur  Aufgabe,  die  er  so  fleissig  ausgeführt  und  kunstvoll  wie 
Jan  Breugel  malte. 

K.  de  Bie  preist  ihn  mit  einigen  Versen.  — 

Sein  Zeit-  und  Stadtgenosse  Johannes  Peeters  wählte  140. 
dagegen  solche  Vorwürfe,  die  bei  dem  Beschauen  Unruhe, 
Schrecken  und  Furcht  hervorrufen,  da  sie  nur  Unglück  aller 
Art  und  Elend  im  Gefolge  führen,  vornehmlich  heftige  Stürme, 
Ungewitter  und  blutige  Seeschlachten,  die  er  so  natürlich  und 
kunstvoll  darzustellen  wusste,  dass  er  für  einen  Hochflieger  in 
der  Kunst  gehalten  wurde.  — 

Peter    Boel  ist    zu    Antwerpen   im   Jahre    1625    geboren  141. 
und    verlegte  sich    auf  die  Darstellung    aller   Arten   vierfüssiger 
Thiere,  Vogel  und  Blumen,  wie  dies  auch  aus  einem  zu  seiner 
Ehre  gemachten  Lobgedichte  entnommen  werden  kann.  — 

Unter  seine  Zeitgenossen  zählt  man  Johannes  van  Heck, 
einen  geschickten  Meister  im  Darstellen  von  Landschaften, 
Figuren,  Thieren,  Blumen,  Früchten,  Gold,  Silber,  Krystall 
und  Porzellan.-  — 

Er  war  geboren  zu  Quaremonde  nächst  Oudenarden,  und 
war  im  Jahre   1662  noch  am  Leben,   sowie  auch  Gaspar  van  142. 
Eyck,  ein  Marinemaler  aus  Antwerpen,  Jan  Sibrechts,  eben- 
falls aus  Antwerpen,  dessen  Weise  jener  des  Karel  du  Jardin 


220         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

und  Berchem  ähnelte,  und  Nicolaes  van  Eyck,  der  ver- 
schiedene Kriegsereignisse  malte.  — 

Philip  Fruytiers  hat,  so  viel  ich  aus  den  Reimen 
des  Kornelis  de  Bie  schliessen  kann,  Figuren  in  Miniatur 
oder  Wasserfarben  ganz  ausgezeichnet  und  staunenswerth  fleissig 
gemalt.  — 

Damals  lebten  auch  Antonius  Goebouw,  Franciscus 
de  Neve  —  und  Johannes  Fyt.   — 

143.  Peter  Tysens  war,  wie  ich  aus  dem  Inhalte  der  bra- 
bantischen  Reime  entnehmen  kann,  ein  Porträtmaler  und  es 
scheint  mir,  dass  auch  ihm  das  traurige  Loos,  dem  Tadel 
anheimzufallen,  welches  insbesondere  die  Porträtmaler  verfolgt, 
reichlich  zu  Theil  wurde.  — 

144.  Alexander  Adriaensen  malte  Stillleben,  Früchte, 
Fische  etc.  Desgleichen  Fran^ois  und  Jan  Eykens.  Obgleich 
der  Letztere  zuerst  Figurenschnitzer  war,  versuchte  er  sich,  von 
Nacheiferungslust  angelrieben,  im  Malen  von  Früchten  und 
Blumen. 

Alle  diese,  die  wir  nacheinander  angeführt  haben,  sind 
Antwerpner. 

An  diese  reihen  wir  noch  Carolus  Greten  aus  Prag. 
Dieser  hat  mit  dem  berühmten  Willem  Bouwer,  dem  ge- 
schickten und  geistreichen  Miniaturmaler,  lange  in  Italien  gelebt. 
Er  malte  Porträts  und  war  in  der  römischen  Bent  unter  dem 
Namen  Slagzwaart  bekannt. 

Ein  Peeter  van  der  Borcht  aus  Brüssel  malte  zuerst 
Figuren  und  später  Landschaften. 

Desgleichen  Jan  Miel,  der,  in  Flandern  geboren,  Figuren- 
maler des  Herzogs  von  Savoyen  war. 

Peter  de  Wit  von  Antwerpen  wird  in  den  Reimen  von 
Kornelis  de  Bie  gelobt.  — 

Gerrit  van  Hooch Stadt  ist  zu  Brüssel  geboren  und  war 
zuerst  Porträtmaler;  aber  seiner  Geschicklichkeit  bewusst,  ver- 
legte er  sich  auf  das  Malen  von  Historien,  insbesondere 
Passionsbildern  und  Martyrien  von  Heiligen.  Es  sind  noch 
verschiedene  Altarbilder  von  ihm  in  Brabant  zu  sehen. 

GysbrechtThys    ist    zu  Antwerpen  geboren  und  malte 

145.  Porträts,    die    er    so    geschickt    und  ähnlich,    ja  so  sauber  und 


ZWEITER  THEIL.  221 

edel  darstellte,    dass    sie    in    anderen  Ländern    für  Werke  van 
Dyk's  angesehen  werden. 

Auch  arbeitete  zu  jener  Zeit  ein  Nicolaes  Loyer  und 
der  Antwerpner  Guiliam  Gabron,  berühmt  als  Maler  von 
Gold,  Silber,  Porzellan,  Blumen  und  Früchten. 

Desgleichen  Artus  Wolffaerts  aus  Antwerpen,  der  sowol 
Sittenbilder  wie  Possenstücke  malte.  Man  lobte  ihn  ob  seiner 
schönen  Composition   und  seines  geschickten  Pinsels. 

Neben  ihm  erscheint  sein  Stadtgenosse  Egmont,  ein  tüch- 
tiger Porträtmaler  und  Schüler  des  A.  v.  Dyck. 

Auch  sind  zu  erwähnen  die  Gesellschaftsmaler  A.  Par- 
danus,  Vuurpyl,  Duister,  Heerschap  etc.  — 

Der  Maler  Johannes  Lingelbach  ist  im  Jahre  i625  in 
Frankfurt  am  Main  geboren. 

Wann  oder  bei  welcher  Gelegenheit  er  nach  Holland 
übersiedelte,  und  bei  wem  er  daselbst  gelernt  hat,  weiss  ich 
nicht,  wo]  aber,  dass  er,  von  der  Reiselust  getrieben,  sich  im 
Jahre  1642  von  Amsterdam  nach  Frankreich  begab,  um  nach 
Verlauf  von  zwei  Jahren  nach  Rom  zu  gehen,  wo  er  bis  zum 
Jahre  i65o  arbeitete^  Sonntag  den  8.  Mai  seine  Rückreise 
durch  Deutschland  antrat,  und  im  Juni  wieder  gesund  in  146. 
Amsterdam  ankam. 

Viele  grössere  und  kleinere,  naturwahre,  reich  figurirte 
und  geistreich  erfundene  Bilder,  die  wegen  ihrer  kunstvollen 
und  gefälligen  Manier  beliebt  sind,  befinden  sich  von  ihm  in 
den  Niederlanden,  insbesondere  zu  Amsterdam.  Sie  zeigen 
deutlich  die  Grösse  seines  Talentes  und  beweisen,  dass  er  in 
Italien  Alles,  was  ihm  schön  und  malerisch  erschien,  beachtet 
und    in  seinen  Werken  benützt  hat. 

Die  meisten  seiner  Bilder  stellen  irgend  einen  italienischen 
Seehafen  mit  einem  imposanten  Stadtthore  vor,  welches  in 
den  Nischen  mit  Figuren  oder  auf  andere  Art  geschmückt  ist; 
dieses  wusste  er  sowol  in  Hinsicht  auf  seine  Baufälligkeit  als 
Mannigfaltigkeit  der  Farben,  mit  welchen  es  der  Verderb  der 
Zeit  oder  das  Moos  und  die  Kräuter,  von  welchen  es  über- 
wuchert ist,  bemalt  haben,  ganz  natürlich  nachzubilden.  — 

Darum  hat  er  auch  zumeist  in  der  Darstellung  seiner 
römischen  Marktplätze,    deren  er  viele  mit  mannigfaltigen  Ver- 


222  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

änderungen  gemalt  hat,  irgend  ein  grosses  Monument  oder 
Denkmal,  sei  es  eine  Gruppe  von  F'iguren,  eine  Fontaine  oder 
Siegessäule  angebracht  und  das  Bild  mit  mannigfaltigen 
Männern,  Frauen,  Eseln,  Pferden  etc.,  alle  in  ihren  Verrichtun- 
147. gen,  staffirt.  Die  Einen  tragend,  die  Anderen  ziehend;  hier 
ein  Gemüseweib ,  deren  Stand  mit  verschiedenen  Früchten  ver- 
sehen ist;  dort  eine  Garküche  unter  einem  Zeltdache,  vor  der  ein 
Bettler  mit  entblössten  Schultern  bettelt;  hier  wieder  eine 
Figurengruppe,  die  einem  predigenden  Mönche  zuhört;  und 
wieder  in  einer  Ecke  Andere,  die,  mit  offenen  Mäulern  gaffend, 
dem  Geschwätz  eines  Quacksalbers  lauschen,  während  ihnen 
inzwischen  die  Börse  gestohlen  wird. 

'  Insbesondere  hat  er  bei  Darstellung  seiner  Seehäfen  die 
verschiedenartigen  Costüme  der,  bei  dem  Aus-  und  Einladen 
der  Seeschiffe  und  Galeeren  beschäftigten  Kaufleute  beobachtet 
und  unterschieden,  und  diese  Darstellungen  mit  dem  Aus- 
blicke auf  das  Meer,  die  blaue  Ferne  und  leicht  bewölkte  Luft 
versehen,  so  dass  die  Gruppen  des  Vordergrundes  kräftig  ge- 
hoben zur  Geltung  kommen.  — 

Sein  Zeitgenosse  und  bester  Freund,  Jan  Worst,  malte 
schöne  italienische  Landschaften.  Er  war  zugleich  mit  ihm  in 
Rom.  Seine  Bilder  sind  sehr  selten,  da  er  seine  meiste  Zeit 
damit  zubrachte,  Zeichnungen  auf  Papier  anzufertigen,  welche 
von  den  Liebhabern  sehr  geschätzt  wurden. 

Nun  komme  ich  auf  Willem  van  Drillenburg,  den 
ersten  meiner  drei  Lehrmeister  in  der  Kunst. 

Dieser  ist  zu  Utrecht  aus  vornehmem  Geschlechte  geboren 
und  hat  in  seiner  Jugend  bei  Abraham  Bloemaert  gelernt, 
sich  aber  später  auf  eine,  von  der  Weise  seines  Meisters  ganz 
148.  verschiedene  Art  der  Landschaftsmalerei  verlegt.  In  Anordnung 
und  Wahl  ähneln  seine  Bilder  jenen  des  Both,  aber  sie  sind  nicht 
so  lebendig  in  der  Behandlung,  noch  auch  so  natürlich  im 
Colorit.  Er  war,  so  lange  als  ich  ihn  kannte,  ungemein  fleissig 
und  sass  zuweilen  einen  Monat  über  zu  Hause,  ohne  auch  nur 
Schuhe  anzuziehen;  aber  er  konnte  auch,  einmal  losgekommen, 
drei  Tage  und  drei  Nächte  hindurch  einen  Jonas  machen. 

Er  siedelte  im  Jahre  1668  oder  1669  mit  seinem  Haus- 
stande nach  Dordrecht  über  und  war  damals  42  oder  43  Jahre  alt. 


ZWEITER  THEIL.  223 

Mein  seliger  Vater  lernte  ihn  in  dem  Jahre  der  Unruhen  1672 
kennen  und  gab  mich  zu  ihm,  damit  ich  zeichnen  lerne.  Aber 
die  mannigfaltigen  Tages-Ereignisse  verursachten  einige  Unter- 
brechungen, da  die  Jugend  die  Neigung  hat,  in  Alles  die 
Nase  hineinzustecken,  und  Drillen  bürg  auch  zu  begierig 
war,  zu  wissen,  was  in  der  Stadt  vorgehe  und  was  die  Post 
Neues  mitgebracht  hatte.  Deshalb  sandte  er  mich  oft  aus, 
um  Neuigkeiten  zu  erfahren,  denn  der  gallische  Hahn  schritt 
damals  mit  grossen  und  raschen  Schritten  auf  Holland  zu, 
während  die  inneren  Unruhen  so  stark  zunahmen,  dass  schwere 
Uebel  zu  besorgen  standen.  — 

Zu  seinem  Lobe  muss  ich  noch  erwähnen,  dass  er  stets  149. 
thätig  war,  und  selbst  in  den  Winterabenden  bei  Kerzenlicht 
kleine  Landschaften  in  Grau  oder  Braun,  Roth  und  Weiss  i3o. 
malte,  welche  wie  RÖthel-Zeichnungen  aussahen.  Er  war  kurz- 
weilig in  seinem  Umgange  und  erzählte  oft,  während  des  Unter- 
richtes, den  einen  oder  anderen  Streich  seiner  Jugend.  —  Sein 
Vater,  Willem  van  Drillenburg,  war  Domherr  und  ein  an- 
gesehener Mann.  — 

Jakob  Lavecq  ist  zu  Dordrecht  geboren,  doch  konnte  i53. 
ich  nicht  in  Erfahrung  bringen,  in  welchem  Jahre,  da  Niemand 
mehr  von  seiner  Familie  lebt.  Er  war  unverheiratet  und  wirth- 
schaftete  mit  zwei  Mädchen,  weil  er  auch  noch  für  einen 
blinden  Halbbruder  zu  sorgen  hatte.  Seine  Eltern  hatten  ihm 
ein  schönes  Vermögen  hinterlassen,  aber  es  war,  da  er  ein 
grösserer  Freund  von  Gesellschaft  als  vom  Malen  gewesen,  wäh- 
rend seiner  Reise  in  Frankreich  etwas  geschmolzen.  Er  war  ein 
Schüler  Rembrant's,  aber  während  seiner  Reise  verwarf  er 
diese  Manier  und  verlegte  sich  ganz  auf  die  Porträtmalerei  in 
der  Weise  des  van  de  Baan.  Er  hatte  noch  ein  Bild  aus 
seiner  ersten  Zeit  im  Hause,  in  welchem  er  die  Manier 
Rembrant's  so  wol  wahrgenommen  hatte,  dass  man  es  für 
dessen  Arbeit  halten  konnte.  Er  kam,  ich  weiss  nicht  aus 
welchem  Anlasse,  zu  jener  Zeit  in  meiner  Eltern  Haus,  da  ich 
eben  von  van  Drillenburg  ausgetreten  war  und  für  mich  allein, 
ohne  Unterricht,  zeichnete.  Er  sah  meine  Arbeiten  und  meinte, 
dass  ich  wol  in  der  Kunst  fortfahren  sollte,  worauf  mein 
Vater  sofort    die  Gelegenheit  ergriff  und  einen   Vertrag,    unter 


2  24         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

seiner  Leitung  weiter  zu  lernen,  abschloss,  was  auch  geschah. 
Aber  das  Unglück  wollte,  dass  er  nach  ungefähr  neun  Monaten 
starb  und  ich  zum  zweitenmale  ohne  Lehrer  war.  Ich  er- 
hielt den  dritten  Theil  seiner  Kupferstiche,  aber  Unkenntniss 
Hess  mich  eine  schlechte  Wahl  thun,  denn  anstatt  schöne 
italienische  oder  französische  Kupferstiche  für  meinen  Theil  aus- 
zuwählen, fiel  mein  Auge  auf  die  Stiche  von  Lucas  van 
»54.  Leyden  und  Albert  Dürer,  die  mir  nichts  nützen  konnten, 
und  es  geschah  lediglich  durch  Zufall,  dass  ich  bei  der  Thei- 
lung  doch  noch  einen  französischen  Kupferstich  auswählte,  der 
den  ersten  Platz  in  meiner  Mappe  einnimmt,  sowol  als  Er- 
innerung an  meinen  Meister,  als  ob  seines  seltenen  eigenen 
Werthes,  denn  ich  kenne  keinen  Freund  von  Kupferstichen, 
der  ihn  gesehen  hätte,  ohne  ihn  zu 'loben.  Er  ist  von  F.  de 
Poilly  nach  einer  Composition  von  G.  le  Brun  gestochen. 
Man  sieht  darin  Pallas  in  den  Wolken,  zu  welcher  Neptun  aus 
seinem  Muschelwagen  spricht.  Im  Hintergrunde  die  Musen  und 
in  den  Wolkenschatten  die  Künste  etc.  Dieser  Kupferstich 
befand  sich,  als  Lavecq  in  Paris  war,  über  einer  Thesis  an- 
geheftet, und  von  da  liess  er  ihn  durch  einen  Schweizer  an 
einem  dunklen  Abend  für  eine  halbe  Pistole  abnehmen,  wofür 
ihn  dieser  unverletzt  in  seine  Wohnung  brachte. 

Ich    weiss    nicht    viel    von    ihm    und    seiner    Weise    zu 
arbeiten  zu  sagen,    da    er  stets  krank  war  und  wenig  oder  gar 
nicht  zu  Jener  Zeit,  da  ich  bei  ihm  war,  malte.  — 
i55.  Er  starb,  wenn  ich  mich  recht  erinnere,  im  Anfange  des 

Jahres    1674,    wie  ich  glaube,    ungefähr  5o  Jahre  alt.     Er  war 
im  Jahre   i655  in  die  Gilde  getreten.  — 

Aber  ich  schäme  mich  nicht,  zu  sagen,  dass  Samuel 
van  Hoogstraten  Jener  meiner  Lehrer  gewesen  ist,  dem  ich 
die  Grundlage  alles  dessen  schulde,  was  ich  in  der  Kunst 
verstehe. 

Er  ist  zu  Dordrecht  im  Jahre  1627  geboren;  ob  er  ausser 
seinem  Vater  noch  andere  Lehrer  in  seiner  Jugend  hatte,  weiss 
ich  nicht,  nur  dass  er  die  Kunst  bei  Rembrant  van  Ryn 
gelernt  hat,  denn  er  nennt  ihn,  in  seinem  Buche  von  der 
Malerkunst  (p.  267)  seinen  zweiten  Meister  nach  dem  Tode 
seines  Vaters  Theodor. 


ZWEITER  THEIL.  225 

Dessen  Manier  ahmte  er  noch  einige  Zeit  ausschliesslich  i  ^6. 
nachy  entfremdete  sich  derselben  aber  allmälig,  nahm  end- 
lich eine  ganz  andere  an  und  verlegte  sich  auf  die  Porträt- 
malerei,  worin  er  glückliche  Fortschritte  machte,  sowol  im 
Haag,  wo  er  einige  Zeit  lebte,  als  auch  in  Dordrecht.  Ob- 
gleich ihm  die  Malerei  Ehren  und  Vortheil  brachte,  so 
blühte  ihm  auch  andererseits  der  Lorbeer  der  Poesie,  Es 
scheinen  ihm  Beide  gleich  liebevoll  entgegengekommen  zu  sein, 
und  wenn  er  die  Erste  wieder  liebte,  so  verachtete  er  auch 
die  Zweite  nicht.  Der  Ersten  opferte  er  seine  besten  Stunden, 
der  Zweiten  seine  Müsse,  was  er  selbst  nicht  undeutlich  in  der 
Vorrede  zum  „schönen  Roselyn",  der  im  Jahre  i65o  erschien, 
ausdrückt. 

Eine  seiner  Haupttriebfedern  war  die  Künstlereifersucht, 
bei  ihm  nicht,  wie  dies  oft  der  Fall  ist,  ein  offenkundiger 
Hass  gegen  die  Personen  und  ihre  Vorzüge,  sondern  Ehrgeiz, 
vermöge  dessen  er  nicht  dulden  wollte,  dass  ihm  irgend  Jemand  157. 
an  Geschicklichkeit  voraus  wäre.  Deshalb  gab  es  kein  Feld  der 
Kunst,  auf  welchem  ihn  Andere  zu  übertreffen  schienen,  er 
folgte  ihnen  stracks  auf  den  Fersen.  Gebäude,  Landschaften, 
ungestüme  See,  stille  Wasser,  Thiere,  Blumen,  Früchte  und 
Stillleben  (die  er  so  natürlich  darzustellen  wusste,  dass  er 
Viele  betrog),  und  was  es  auch  sein  mochte,  er  verstand  es, 
sich  darauf  zu  verlegen  und  es  sich  eigen  zu  machen. 

Ich  sah  noch  Einiges  davon  in  seinem  Hause,  z.  B. 
Aepfel,  Birnen  und  Citronen  in  einer  Schale,  oder  einen  Pan- 
toffel oder  Schuh  auf  ein  ausgehacktes  Brett  gemalt  und  in 
eine  Ecke  der  Stube  oder  unter  einen  Stuhl  gestellt,  oder 
gesalzene  und  getrocknete  Schollen,  auf  Leinwand  gemalt  und 
ausgeschnitten,  da  oder  dort  an  eine  Speicherthüre  gehängt 
und  so  trügerisch  dargestellt,  dass  man  sie  in  der  That  für 
getrocknete  Schollen  ansehen  konnte.  — 

Auch  muss  ich  dem  Leser  zur  Bestätigung  dessen  er- 
zählen, wie  er  sich  durch  Derlei  bei  dem  Kaiser  und  dem 
ganzen  Hofe  berühmt  machte. 

Als  er  am  6.  August  i65i  am  Wiener  Hofe  Proben 
seiner  Geschicklichkeit  zeigte,  waren  der  Kaiser,  die  Kaiserin, 
der  König   von  Ungarn    und    der  Erzbischof   gegenwärtig. 

Qaellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  i5 


226  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Es  waren  dies  drei  Bilder:  das  Porträt  eines  Edelmannes  und 
eine  Dornenkrönung  Christi,  die  zumeist  gelobt  wurde.  Als 
aber  das  dritte,  ein  Stillleben,  gezeigt  wurde,  war  der  Kaiser 
schier    ganz    darein    verliebt,    besah    es    lange,    und  als  er  sich 

1 58.  betrogen  sah,  sagte  er:  „Das  ist  der  erste  Maler,  der  mich 
getäuscht  hat!"  und  Hess  ihm  sagen,  dass  er  zur  Strafe  für 
diese  Täuschung  das  Bild  nicht  wieder  haben  solle,  sondern 
dass  er  selbst  es  allezeit  bewahren  und  werth  halten  würde. 

Obgleich  das  Malen  derartiger  Gegenstände  in  jener  Zeit 
grossen  Vortheil  brachte,  so  hatte  er  doch  zu  viel  Talent,  um 
sich  dabei  länger  aufzuhalten,  sondern  malte  zumeist  Porträts, 
Historienbilder  und  perspectivische  Ansichten,  welche  man 
durch  ein  Loch  in  der  Wand  zu  betrachten  pflegte. 

Ich  sah  deren  mehrere,  die  in  einer  kleinen  Kammer, 
einen  ganzen  Palast  mit  gewölbten  Bogen  und  Galerien,  ge- 
stützt von  Marmorsäulen,  darstellten. 

Er  hatte  eine  ausgezeichnete  Manier  in  seinen  Porträts 
und  war  sehr  glücklich  im  Wiedergeben  der  Aehnlichkeit, 
was  insbesondere  an  seinem  letzten  Bilde,  den  Vorstehern  der 
Münze  zu  Dordrecht,  ersichtlich  ist,  welche  er  zu  jener  Zeit 
porträtirte,  da  ich  bei  ihm  in  Dordrecht  war;  ich  kannte  sie  Alle 
und  Mehrere  von  ihnen  leben  noch  heute.  Dabei  hatte  er  eine 
eigenthümliche  Art,  die  Farbe  fett  aufzutragen,  eine  Manier, 
vermöge  welcher  die  Bilder  lange  Zeit  ihre  vollkommene  Kraft 
und  Farbe  behalten. 

Seine  historischen  Darstellungen  sind  stets  rühmenswerth, 
geschmackvoll  und  von  trefflicher  Haltung  und  die  Kunstkenner 
haben  dagegen  keine  andere  Einwendung  vorgebracht,  als  dass 
die  Farben,  insbesondere  in  den  Gewändern,  zu  massenhaft 
und  unvermischt  angewendet  sind,  und  dass  er  in  seiner 
letzten  Zeit,  um  Unwissenden  zu  seinem  Vortheile  zu  schmei- 
cheln,   zuweilen  Dinge    in    seinen  Bildern  anbrachte,    die  er  in 

159.  seinem  Buche  von  den  Grundregeln  der  Malerkunst  verwirft.  — 

Aber  wir  sind  den  Dingen  vorangeeilt,  und  müssen 
unseren  Batavier,  das  war  sein  Bentname,  erst  nach  Rom 
geleiten  und  ihn  von  Wien,  mit  einem  Geschenke  des  Kaisers 
in  sein  Vaterland  zurückführen,  ehe  wir  seinen  Lebenslauf 
beendigen.  — 


ZWEITER  THEIL.  227 

Man  sagt,    dass  er  verliebt  war,    und  seiner  Wanderlust 
nach    Rom  folgte,    um    eine    Leidenschaft    zu  vergessen.     Wie 
dem  auch  sei,  er  rüstete    sich  und  trat  von  Dordrecht  aus  am 
16.  Mai  i65i   die  Reise  an. 

Er  selbst  hat  seinen  Aufenthalt  in  Wien  in  dem  „Thalia" 
genannten  V.  Buche  seiner  „Zichtbaere  Wereld"  in  Versen 
beschrieben.  — 

Das  Verlangen,  Italien  zu  sehen,  blieb  aber  in  ihm  1 60, 
lebendig,  und  weder  die  Gunst  Kaiser  Ferdinand's  III.,  noch 
dessen  Medaille,  noch  das  Klirren  der  achtfachen  goldenen 
Kette  waren  stark  genug,  ihn  von  seinem  Vorhaben  abzu- 
halten oder  seine  Reise  nach  Rom  zu  vereiteln.  Ich  sehe 
ihn  dort  staunend  in  den  prächtigen  Palästen  der  Farnese, 
Ludowisi,  Montalto,  Aldobrandini  und  Anderer,  vor  den  aus- 
gezeichneten Kunstwerken  Rafael's,  Michael  Angelo's,  Par- 
megiano's,  Titian's,  Caracci's,  Guido's,  Paul  Veronese's  und 
Lanfranco's  stehen,  verlegen,  welches  er  als  das  kunstvollste  161. 
ansehen  soll. 

Hierauf  ging  er  auch  nach  England,  welche  Reise  dem 
Dichter  Heiman  Dullart,  der  auch  ein  geschickter  Maler 
war,  Gelegenheit  zu  mehreren  Versen  gab.    — 

Auch  sein  talentvoller  Freund,  Abraham  van  Groe- 
ningen,  wtinschte  ihm  mit  einem  geistreichen  Klinggedichte 
Glück  zur  Reise. 

Er  kehrte  mit  Ehren  und  Vortheilen  in  sein  Vaterland 
zurück,  um  den  Rest  seines  Lebens,  müde  des  ferneren 
Wanderns  und  zufrieden  mit  seinem  Schicksale,  in  Ausübung 
seiner  Kunst  und  der  Schriftstellerei  hinzubringen. 

Er  war  beschäftigt,  seine  beiden  Werke:  die  „Zichtbaere 
Wereld",  welche  im  Druck  erschien,  und  die  „Onzichtbaere 
Wereld",  welche  im  Manuscripte  fertig  ist,  zu  vollenden,  und 
sobald  ich  diese  Arbeit  beendet  haben  werde,  will  ich  selbst 
die  letzte  Hand  daran  legen,  um  sie  zu  veröffentlichen. 

Als  ich  unter  seiner  Leitung  arbeitete,  sollte  ich  mit  ihm 
die  Kupferstiche  für  sein  Werk  ätzen,  aber  ein  anderer  Schüler, 
der   mir  diesen  Vortheil   missgönnte,    war  Ursache,    dass    dies  162. 
unterblieb,    nachdem    ich   die  p.   269   eingeschaltete   Platte  zur 

Probe  gemacht  hatte. 

i5* 


228  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Er  besuchte  damals ,  ausser  dem  Oberschulzen  der  Stadt 
Dordrecht,  Ritter  Kornelis  Pompe  van  Meerdervoort  und 
dem  Schöffen  Willem  van  Blyenburg,  der  auch  ihn  oft 
besuchte  und  den  er  wegen  seiner  Kenntnisse  schätzte,  nur 
die  Vorsteher  der  Münze,  und  diese  mehr  aus  amtlichen 
Rücksichten,    denn  er  war  Provoost    der  holländischen  Münze. 

Seine   Lehrsätze    oder    Kunstregeln    waren    wolbegründet, 
seine  Unterweisungen    stets  mit  Beispielen  belegt,    sein  Unter- 
richt   besonnen    und    ernst,    seine  Ausdrücke    verständig,    und 
wenn  man  seine  Worte  nicht  auf  das  erstemal  verstanden  hatte, 
'  nahm  er  sich  die  Geduld,  sie  durch  Geberden  zu  erklären. 

Wenn  einer  seiner  Schüler  ihm  eine  selbsterfundene 
Skizze,  wie  dies  Jeder  wöchentlich  thun  musste,  zeigte,  aber 
nur  wenig  auf  den  Ausdruck  der  Gestalten,  die  er  nur  gedanken- 
los hingestellt,  Acht  gegeben  hatte,  sagte  er  sofort:  „Lese 
den  Text,"  und  fragte  dann:  „Soll  das  eine  Figur  sein,  die 
Solches  sagt?"  Antwortete  man  bejahend,  so  sagte  er:  „Stelle 
dir  einmal  vor,  dass  ich  die  andere  Person  wäre,  der  du  dies 
sagen  willst,  und  rede  zu  mir." 

Wenn  sie  dann  die  Worte,  nach  dem  Text,  tonlos,  mit 
i63.  den  Händen  im  Sack,  wie  Stöcke  hergeredet  hatten,  stand  er 
auf,  hiess  den  Schüler  sich  an  seinen  Platz  hinsetzen  und  sagte: 
„Nun  will  ich  dir  das  vormachen,  und  du  achte  auf  di^  Geber- 
den, die  Art  der  Haltung  und  Neigung  des  Körpers,  wenn  ich 
spreche",  und  zeigte  ihm  so  handgreiflich  das  Richtige. — 

Um  seinen  Schülern  von  den  Geberden  und  Bewegungen, 
die  eine  kunstvolle  Rede  begleiten  müssen,  einen  bleibenden 
Eindruck  zu  geben  und  sie  daran  zu  gewöhnen,  wählte  er,  als 
er  in  Dordrecht  in  jenem  Hause,  welches  seitdem  zu  der 
„Orangeboom"  genannten  Brauerei  gezogen  wurde,  wohnte, 
wo  er  in  den  Bodenräumen  Gelegenheit  hatte,  ein  vollständiges 
Theater  zu  errichten,  die  geschicktesten  seiner  Schüler  aus 
und  Hess  sie  eine  Rolle  seiner  eigenen  oder  Anderer  Komödien 
spielen.  — 

Auch  Hess  er  seine  Schüler  niqht  selten  zur  Erholung  ein 
Schattenspiel  aufführen  oder  spielen,  was  nicht  allein  Unter- 
haltung gewährte,  sondern  ihnen  auch  die  mannigfaltigen  Ver- 
änderungen, Verlängerungen  und  Verkürzungen  der  leicht  wech- 


ZWEITER  THEIL.  229 

selnden  Schattenbilder,  die  durch  die  grössere  oder  geringere 
Entfernung  des  Lichtes  verursacht  werden,  erkennen  und  ver- 
stehen Hess.  Er  hat  dieses  ganze  Zugehör  in  dem  „Melpomene", 
genannten  VII.  Buche  seines  Werkes  über  die  Malerkunst  (p.  260) 
auseinandergesetzt.  — 

Im  Ganzen  war  er  still  und  ernst   und    fiel    unter   seinen 
Schülern    irgend    etwas  vor,    das  ihm  unangenehm  war,    oder  164. 
führten  sie  irgend  einen  Streich  durch,    so    brauste   er  deshalb 
nicht  auf,  sondern  verstand  es,  das  Herbe  seines  Tadels  durch 
Besonnenheit  zu  massigen.  — 

Nachdem  ich  von  ihm  fortgegangen  und  die  Kunst  selbst- 167. 
ständig  nach  dem  Leben  weiter  übte,  hat  er  sich  auch  nicht 
mehr  mit  der  Heranbildung  von  Schülern  befasst,  auch  selbst 
nicht  mehr  viel  gemalt,  sondern  lediglich  nach  seiner  Laune 
einige  unfertige  Bilder  vollendet,  denn  ein  Leiden  mahnte  ihn, 
sich  für  den  Weg  zur  Ewigkeit  bereit  zu  halten. 

Er  starb  am  19.  October  1678  zu  Dordrecht,  und  seine 
Frau,  Sara  Baien,  folgte  ihn  am  21.  November  desselben 
Jahres.  Sein  Neffe  David  van  Hoogstraten  dichtete  zu  seinem 
Selbstporträt  einige  Verse.  — 

Sein  Bruder  Francois  van  Hoogstraten,  schrieb 
ihm  ein  Leichengedicht,  in  welchem  er  ihn  selbstredend  ein- 
führt, in  der  Absicht,  es  mit  einer  Gedenktafel  in  der  Capelle  168. 
der  Münzer  aufzuhängen,  wo  er  begraben  liegt;  aber  der  Neid 
wusste  dies  zu  verhindern.  Man  kann  ihn  wol  unter  die 
glücklichen  Maler  zählen,  weil  er,  vom  Glück  begünstigt,  meist 
vor  dem  Winde  segelte. 

Sein  Bruder,  Johan  oder  Hans  van  Hoogstraten,  wie 
er  genannt  sein  wollte,  war  jünger  als  er,  aber  auch  Künstler, 
und  ich  finde  seinen  Namen  in  der  Liste  der  St.  Lucas-Brüder 
zu  Dordrecht  vom  Jahre  1649.  Er  war  zugleich  mit  seinem 
Bruder  am  Wiener  Hofe,  wo  er  auch  gestorben  ist. 

In  den  Gedichten  von  F.  v.  Hoogstraten  fand  ich  zu 
seiner  Erinnerung  einige  Verse  unter  dem  Titel:  „Gedenkschrift 
an  Jan  van  Hoogstraten  in  der  Galerie  der  Kreuzherrenkirche 
zu  Wien."  — 

Ein  geschickter  Bildhauer,  ein  Freund  Samuel  v.  Hoog- 
straten's,    schmückte    seinen    Grabstein    mit  der    Figur    eines 


23o  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Kindes  aus  Marmor,  welche  die  Vergänglichkeit  des  irdischen 
Lebens  darstellte.  — 

170.  Zur  selben  Zeit  lebte  ein  Maler  von  Rotterdam,  Namens 
Ossenbek.  Von  seinen  Bildern  sind  nur  wenige  in  Holland  zu 
sehen,  da  er  meist  in  Italien  lebte.  Er  malte  in  der  Manier 
des  Bamboots  verschiedene  Thiere  und  Figuren,  und 
schmückte  Beiwerk  und  Hintergrund  eigenartig  mit  Grotten, 
verfallenen  römischen  Gebäuden,  Wasserfällen  und  dergleichen, 
in  italienischer  Weise,  so  dass  man  von  ihm  sagte:  er  habe 
Rom  mitgebracht. 

Auch  erwähnt  S.  van  Hoogstraten  in  einem  Briefe  aus 

171.  Wien  vom  9.  August  i65i  einen  gewissen  Luix,  dessen 
Arbeiten  ich  allerings  nicht  kenne,  folgendermassen:  „Gerücht- 
weise hört  man  hier  als  Neuigkeit  die  Ankunft  Sandrart's, 
des  grÖssten  Malers  Deutschlands,  der,  wie  man  erzählt,  Ehren 
und  Ruhm  bei  dem  Kaiser  sucht  und  dem  Kammermaler 
Seiner  Majestät,  Luix,  den  Rang  abzulaufen  und  sich  selbst 
bei  Hof  in  Gunst  zu  setzen  beabsichtigt."  — 

,86.  Mathias  Withoos  ist  zu  Amersfoort  im  Jahre  1627  ge- 

boren. Er  gab  früh  zu  erkennen,  dass  er  zum  Maler  geboren 
war.  Jakob  van  Kampen,  der  Architekt  des  Amsterdamer 
Stadthauses,  der  mit  seinem  Vater  befreundet  war,  besuchte 
diesen  oft  in  seiner  Wohnung  zu  Ranbroek  bei  Amersfoort  und 
sah  bei  dieser  Gelegenheit  die  Proben  seines  Talentes.  Er  bot 
dem  Jünglinge,  aus  Interesse  für  die  Kunst,  seine  Bereitwillig- 
keit an,  ihm  zu  dienen,  unterwies  ihn  in  den  Anfangsgründen 
und  brachte  ihn  in  sechs  Jahren  durch  seinen  Unterricht  so 
weit,  dass  er  selbstständig  arbeiten  konnte.  Mehrere  junge 
Leute,  unter  welchen  auch  Otto  Mareens,  denen  die  Reise- 
lust zu  Kopf  gestiegen,  spornten  auch  unseren  Mathias  und 
Hendrik  Graauw,   seinen  Mitschüler  bei  Kampen,  an,  nach 

187.  Rom  zu  reisen.  Ihrer  sechs  unternahmen  diese  Fahrt,  einer 
von  ihnen  starb  auf  dem  Wege,  einige  blieben  in  Italien,  Otto 
und  Mathias  kehrten  nach  zehnjährigem  Aufenthalte  daselbst, 
im  Jahre   i65o  zurück. 

Mathias  Withoos,  dessen  Manier  vor  Jenen,  welche 
ähnliche  Motive  gewählt  hatten,  merklich  in  Nettigkeit  der 
Behandlung  hervorragte,    erwarb  sich  die  Gunst  des  Cardinais 


ZWEITER  THEIL.  23  I 

von    Medicis,    für    den    er   wol    das    Meiste    während   seines 
Aufenthaltes  in  Rom  arbeitete. 

Obgleich  es  ihm  aber  dort  an  nichts  gebrach,  trieb  ihn 
die  Sehnsucht  in  sein  Vaterland  zurück,  so  dass  er  sich  Amers- 
foort  an  Stelle  der  Weltstadt  zu  seinem  künftigen  Aufenthalte 
auswählte,  wo  er  bis  zum  Jahre  1672  blieb,  zu  welcher  Zeit 
er,  um  dem  Muthwillen  der  Franzosen,  die  damals  in  Utrecht 
und  der  Umgebung  einfielen,  zu  entgehen,  mit  seinem  Haus- 
stande nach  Hoorn  in  Nordholland  übersiedelte,  da  er  vier 
Töchter  hatte,  mit  welchen  er  keine  Gefahr  laufen  wollte. 

Er  war  ein  thätiger,  gutherziger  Mann  und  seine  Tochter, 
die  mir  diese  Umstände  mittheilte ,  erzählte  mir,  dass  sie  oft 
seinen  Tod  beweine,  wenn  sie  bedenke,  mit  welch'  zärtlicher 
Liebe  er  seinen  Kindern  zugethan  war.  Er  ging  selten  in 
Wirthshäuser  und  Gesellschaften,  sondern  "war  stets,  wenn  er 
gesund  war,  fleissig  und  eifrig  in  seinem  Berufe.  Aber  die 
Gicht  plagte  ihn  so  sehr,  dass  er  oft  zwei,  drei  und  mehr 
Monate  im  Jahre  nichts  arbeiten  konnte,  was  mir  auch  der 
Kunsthändler  Jan  Pieterz  Zomer  in  Amsterdam  bestätigte, 
der  ihn  bis  zu  seinem  Lebensende  kannte  und  mir  erzählte,  '88. 
dass  die  Finger  an  seinen  Händen  von  der  Gicht  so  krumm 
wie  Adlerklauen  geworden  waren.  Er  verlangte  in  seiner 
Blüthezeit  drei-,  vier-,  fünf-  und  wol  auch  sechshundert 
Gulden  für  ein  grosses  Bild,  aber  es.  war  auch  entsprechend 
gemalt. 

Bei  den  Erben  des  Bürgermeisters  von  Hoorn,  de  Moor, 
habe  ich  eines  gesehen,  in  welchem  Disteln,  Schwertlilien, 
Schachtelhalme  und  ähnliche  Kräuter,  Kornblumen  und  Mohn  auf 
das  ausserordentlichste  dargestellt  waren.  Der  Hintergrund  war 
mit  Epheu,  Pilzen  und  anderen  Gewächsen  ausgefüllt.  Hier 
schielt  eine  Kröte ,  dort  eine  bunte  Eidechse  oder  eine 
Schlange  hinter  dem  Schatten  des  Laubes  hervor,  oder  eine 
Maus,  die  ein  Kraut  benagt,  so  ausserordentlich  dargestellt,  dass 
man  die  Haare  zählen  konnte;  ferner  waren  die  Kräuter  über- 
füllt mit  den  verschiedenartigsten  Raupen  und  Schmetterlingen, 
daneben  auch  eine  Spinne  in  ihrem  Gewebe  und  Alles  bis  auf 
die  Ameisen  in  ihrem  Loche,  gleich  naturwahr  und  mit  Geduld 
ausgeführt. 


232         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Er  hatte  drei  Söhne,  welche  ebenfalls  die  Kunst  aus- 
übten und  vier  Töchter,  von  welchen  die  zweite,  Ali  da,  welche 
noch  lebt,  auch  Blumen,  Früchte  und  Thiere  in  Oel-  und 
Wasserfarben  malte. 

Der  älteste  der  Söhne,  Johannes,  hat  lange  Zeit  zu 
Rom  gelebt,  malte  Landschaften  in  Wasserfarben  und  brachte 
einen  Vorrath  von  Skizzen  und  Zeichnungen,  nach  den  lieb- 
lichsten Landschaften  und  Lustgärten  aus  Italien  mit  und  hatte 
die  Absicht,  sein  Leben  in  Holland  zu  beschliessen ,  aber  ein 
Zufall  führte  ihn  an  den  Hof  des  Fürsten  von  Sachsen-Lauen- 
burg, wo  er  auch  im  Jahre  i685  starb. 
189.  Pieter,    der    zweite  Sohn,    ist    zu  Amsterdam    im  Jahre 

1693  gestorben.  Er  malte  Blumen  und  alle  Arten  kleiner 
Thiere  in  Wasserfarben,  ähnlich  wie  seinerzeit  auch  sein  Vater, 
jedes  einzeln  auf  ein  Blatt,  welche,  zu  einem  Buche  vereinigt, 
noch  heute  von  den  Handzeichnungssammlern  bewahrt  und  sehr 
geschätzt  werden. 

Frans,  der  Jüngste,  malte  auch  Blumen  und  Thiere  in 
Wasserfarben,  aber  nicht  so  gut  wie  Pieter,  und  ging  nach 
Indien,  wo  ihm  dies  sehr  zu  statten  kam,  denn  er  erwarb  sich 
dadurch  die  Gunst  des  Generals  Kamphuizen,  der  ihn  von 
dem  Dienste  befreite,  ihm  die  Löhnung  erhöhte  und  für  sich 
arbeiten  liess.  Wieder  nach  Hause  zurückgekehrt,  starb  er  zu 
Hoorn  im  Jahre  1705,  zwei  Jahre  nach  dem  Tode  seines 
Vaters,  denn  dieser  starb,  nachdem  er  sechs  Jahre  hindurch 
viel  gelitten  hatte,  im  Jahre   1703,  76  Jahre  alt. 

Hendrik  Graauw  ist  von  braven  Eltern  zu  Hoorn  ge- 
boren, doch  konnte  ich  das  Jahr  seiner  Geburt  nicht  erfahren. 
Da  er  aber  zugleich  mit  Mathias  Withoos,  der  auch  sein 
Reisegefährte  gewesen,  ein  Schüler  von  Jakob  van  Kampen 
war,  hielt  ich  es  für  gegründet,  ihn  neben  demselben  im 
Jahre  1627  auf  den  Schauplatz  zu  führen. 

Sein  erster  Lehrer  war  Pieter  Franze  Grebber  von 
Harlem.  Hierauf  kam  er  zu  Jakob  van  Kampen,  dem  Bau- 
meister des  Amsterdamer  Rathhauses,  bei  dem  er  ungefähr 
acht  Jahre  blieb  und  sich  fast  ausschliesslich  mit  Zeichnen  und 
Componiren  beschäftigte ,  bis  Prinz  Morits,  der  damals 
190. aus  West- Indien  zurückkehrte,    dem  genannten    van  Kampen 


ZWEITER  THEIL.  233 

den  Auftrag  gab,  vier  grosse  Felder  in  der  Kuppel  des  be- 
rühmten Saales  im  Prinzen -Hause  im  Busch  auszumalen, 
welche  Aufgabe  ihm  nebst  seinem  Meister  Grebber  und  noch 
zwei  Anderen  zu  Theil  wurde. 

Im  Jahre  1648  bekam  er  Lust,  Rom  zu  sehen,  und  er 
zögerte  nicht  lange,  da  er  eine  Schiffsgelegenheit  nach  Livorno 
fand.  In  Rom  übte  er  sich  mit  Eifer  zuerst  im  Zeichnen 
nach  berühmten  Marmor-Statuen,  später  im  Malen  nach  den 
besten  Vorbildern,  und  machte  darin  solche  Fortschritte,  dass 
ihm  Nicolas  Poussin,  als  er  seine  Arbeiten  sah,  mit 
den  Worten  die  Hand  auf  das  Haupt  legte:  dass  er  noch 
keinen  Holländer  gefunden,   von    dem  mehr  zu  erwarten  wäre. 

Er  blieb  drei  Jahre  lang  in  Rom,  worauf  er  alle  seine 
Zeichnungen  und  Modelle  zusammenpackte  und  wieder  nach 
Holland  ging,  wo  er  sich  zuweilen  in  Amsterdam,  zuweilen  in 
Utrecht  aufhielt,  bis  im  Jahre  1672  die  Franzosen  nach  den 
Niederlanden  kamen  und  er,  da  er  furchtsam  war,  sich  nach 
Hoorn  begab. 

Der  schon  öfter  erwähnte  Bronkhorst  hat  mir  erzählt, 
dass  er  bei  ihm  mehrere  Zeichnungen,  auf  grundirtem  Papier 
mit  Kreide  gehöht,'  bestellte,  als:  die  Erziehung  des  Bacchus, 
den  Triumph  des  Julius  Cäsar  und  andere,  je  sieben  bis  acht 
grosse  Papierbogen  lang^  in  welchen  er  sein  Compositions- 
talent,  seine  Kenntnisse  des  nackten  Modells,  den  Reichthum 
seines  Talentes  und  seine  geschickte  Technik  zeigte. 

Dies  ausgenommen,  besass  er  aber  nichts,  um  sich  beliebt 
und  angenehm  zu  machen,  denn  er  war  ungewöhnlich  blöde 
und  still,  ausser  wenn  er  bei  Kunstfreunden  Gelegenheit  fand,  191. 
über  das  Schöne,  das  Ziel  der  Kunst,  zu  sprechen.  Er  starb 
ledig  zu.  Alkmaar,  nachdem  er  acht  oder  zehn  Jahre  daselbst 
gewohnt  und  nur  wenig  gearbeitet  hatte. 

In  demselben  Jahre  (1627)  ward  Roestraten  zu  Harlem 
geboren.  Er  war  ein  Schüler  des  Frans  Hals,  dessen  Tochter 
er  später  auch  heiratete.  — 

Er  war  ein  tüchtiger  Maler  von  Porträts  und  Stillleben, 
insbesondere  verstand  er  es,  Silbergeräthe,  Schüsseln,  Schalen, 
Vasen  u.  s.  w.  so  naturgetreu  nachzuahmen,  dass  sie  wirklich 
aus  Silber  zu  sein  schienen.  Damit  beschäftigte  er  sich  zumeist, 


234  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

« 

192- da  ihm  P.  Lely,  der  nur  Porträts  malen  konnte  und  sein  Glück 
damit  machen  wollte,  das  Porträtmalen  abrieth,  damit  sie  ein- 
ander nicht  in  den  Weg  gerathen,  und  ihm  dagegen  in  anderer 
Weise  gefällig  zu  sein  versprach,  was  er  auch  that,  denn  er 
war  oft  die  Ursache,  dass  er  40  und  5o  Pfund  Sterling  für 
ein  Bild  erhielt. 

Er  hatte  sich  bei  dem  Brande  von  London  an  der  Hüfte 
verletzt,  in  Folge  dessen  er  krumm  ging.  Nach  dem  Tode 
seiner  ersten  Frau  heiratete  er  eine  jüngere,  abe_r  es  war  nicht 
der  Mühe  werth,  dass  er  des  wenigen  Korns  wegen,  welches 
er  noch  zu  malen  hatte,  eine  neue  Mühle  baute,  denn  er  starb 
im  Jahre  1698.   — 

193.  Hendrik  Verschuring,    zu  Gorkum  im  Jahre  1627  ge- 

boren, ist  der  Sohn  eines  Hauptmannes  im  Dienste  der  Staaten. 
Dieser  hatte  grosse  Zuneigung  zu  seinem  Sohne,  vielleicht  des- 
halb, weil  er  in  früher  Jugend  zarter  und  schwächlicher  war, 
als  Andere,  und  war  sehr  bekümmert,  da  er  nicht  wusste,  was 
er  mit  ihm  beginnen  oder  wozu  er  ihn  anleiten  sollte,  da  der 
Knabe  nicht  für  das  Waffenhandwerk  geboren  zu  sein  schien. 
Aber  es  währte  nicht  lange,  so  zeigte  sich  der  Weg  zu  seinem 
Lebensunterhalte  in  seiner  Neigung  zum  Zeichnen.  Der  Vater 
gab  ihn,  sobald  er  dies  wahrnahm,  in  einem  Alter  von  8  Jahren 
zu  einem  Porträtmaler  Namens  Dirk  Govertsz,  um  ihn  in 
den  Anfangsgründen  des  Zeichnens  unterrichten  zu  lassen.  Bei 
diesem  blieb  er  bis  zu  seinem  i3.  Jahre,  worauf  er  ihn  zu 
dem  berühmten  Jan  Both  nach  Utrecht  gab,  bei  dem  er  noch 
sechs  Jahre  lernte  und  sich  eifrig  und  fleissig  im  Zeichnen  und 
Malen  übte.  Hierauf  erfasste  ihn  die  Wanderlust  und  er  ging 
nach  Rom,  wo  er,  um  sich  weiter  auszubilden,  eifrig  nach  den 
Marmor -Statuen  und  dem  nackten  Modell  auf  der  berühmten 
Schule  zu  Rom  zeichnete.  Da  ihn  aber  sein  Talent  immer 
mehr  zur  Darstellung  von  Pferden,  Jagden,  Gefechten  und 
Schlachten  als  auch  alter  Ruinen,  verfallener  Gebäude  und 
Triumphzeichen  anregte,  wanderte  er  im  Lande  umher,  um 
verschiedene  Motive  nach  seinem  Gefallen  aufzusuchen. 

Er  zeichnete  auch  das  Bemerkenswertheste  in  allen 
Städten,  in  welchen  er  verweilte,  wie  in  Rom,  Florenz  und 
Venedig,  auch  viele  der  neuen  Gebäude  und  Paläste ,  in  Folge 


ZWEITER  THEIL.  235 

dessen  er  Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  der  Architektur  erwarb,  ig^- 
welche    er   auch   in    seinen  Gemälden  auf   mannigfaltige  Weise 
später  zu  erkennen  gab. 

In  Venedig  waren  seine  Bilder  besonders  gesucht,  und  er 
in  Folge  dessen,  sowie  durch  sein  angenehmes  Benehmen  bei 
allen  Grossen  beliebt. 

Nachdem  er  in  dieser  Weise  zehn  Jahre  in  Italien  zu- 
gebracht hatte,  sagt  de  Piles,  kehrte  er  in  sein  Vaterland 
zurück,  dagegen  spricht  sein  Sohn  Willem  Verschuring  in 
einem  Briefe  an  mich  nur  von  eifern  fünfjährigen  Aufenthalte. 
Aber  er  führte  damals  dieses  Vorhaben  nicht  aus,  denn  er 
nahm  seinen  Weg  durch  die  Schweiz  über  Frankreich  und  fand 
in  Paris  den  Sohn  des  Bürgermeisters  Maarzeveen,  der  eine 
Vergnügungsreise  nach  Italien  vorhatte.  Dieser  bewog  ihn  ohne 
grosse  Mühe,  seinen  Vorsatz  aufzugeben  und  ihn  durch  Italien 
zu  begleiten.  Er  blieb  daselbst  drei  Jahre  und  kam  endlich 
im  Jahre  1662  nach  seiner  Geburtsstadt  Gorkum,  gesund  und 
voll  Arbeitslust,    mit  der  Absicht  zurück,  daselbst  auszuruhen. 

Er  machte  sich,  ohne  lange  zu  zögern,  an  die  Arbeit 
und  fand  bald  Verehrer,  so  dass  in  ihm  die  Lust  immer  mehr 
wuchs  und  ihn  keine  Mühe  verdross,  seinen  besonderen  Vor- 
würfen, zu  welchen  er  Neigung  hatte,  nachzugehen.  Darum 
ging  er  in  den  Lagern  hin  und  her,  beobachtete  vorzugsweise 
Reiter-Scharmützel  und  machte  seine  Skizzen  in  ein  Buch, 
welches  er  zu  diesem  Zwecke  stets  mit  sich  führte.  Besonders 
fand  er  in  den  Jahren  1671  und  1672  Gelegenheit,  die  Art, 
ein  Lager  zu  schlagen,  Gefechts-Ordnungen,  Rückzug,  Flucht, 
Ausplünderungen  der  Todten  und  Verstümmelten  nach  der 
Schlacht,  und  das  ganze  ZugehÖr  des  Lagerlebens  zu  beob-  195. 
achten. 

Dieser  Skizzen  bediente  er  sich  später  und  zeichnete 
seine  vornehmsten  Figuren  und  Pferde  stets  nach  einem  leben- 
den Modelle,  wie  ich  deutlich  an  einem  grossen  emsig  ge- 
arbeiteten und  kunstvoll  componirten  Bilde  erkannte,  welches 
eine  Plünderung  darstellte.  Der  Hintergrund  zeigte  einen  See- 
strand und  Schiffe  am  Ufer,  nach  welchen  eine  Heerde  Schlacht- 
vieh und  geplünderte  Güter  geschleppt  werden.  Im  Vorder- 
grunde späht  ein  von  den  Räubern    ergriffener  Edelmann,    am 


236  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

ganzen  Körper  zitternd ,  nach  Befreiung  aus  der  Gefangenschaft 
aus,  während  seine  Frau  dem  Führer  der  Bande,  der  gerüstet 
zu  Pferde  sitzt,  vielerlei  Silbergeräthe  auf  den  Knieen  anbietet. 
Dies  Alles  ist  so  naturwahr  gemalt  und  keck  gezeichnet,  dass 
es  wol  unter  die  besten  Bilder  unserer  niederländischen  Meister 
gezählt  werden  kann.  Gegenwärtig  ist  es  im  Besitze  von 
Gysbert  van  Aalst  zu  Dordrecht. 

Wegen  seiner  Familie,  seines  Verstandes  und  seines  guten 
Benehmens,  welches  ihn  bei  Jedermann  beliebt  machte,  ward 
ihm  die  Magistratswürde  seiner  Geburtsstadt  angeboten,  die  er 
auch  mit  Ehren  bekleidete;  doch  unterliess  er  es  nicht,  täglich  zu 
arbeiten,  was  ihm  viel  Vortheil  brachte,  so  dass  er  vergnügt 
und  glücklich  lebte. 

Einer  kleinen  Reise  wegen  begab  er  sich  zu  Schiff  und 
verunglückte  in  einem  heftigen  Sturme,  zwei  Stunden  von 
Dordrecht,  am  26.  April  1690,  63  Jahre  alt. 

Der   Rector    der    lateinischen  Schule  zu   Gorkum,    F.    G. 
196. Westhovius    sandte    mir  ein,    von  ihm,  auf  sein  Porträt  ge- 
schriebenes Gedicht.  — 

Sein  Sohn  Willem  Verschuring  übte  sich  auch 
mehrere  Jahre  hindurch  in  der  Malerei,  zuerst  in  seiner  Jugend 
bei  seinem  Vater,  später  bei  Johannes  Verkolje  zu  Delft. 
Seine  Neigung  war  auf  die  Darstellung  von  Gesellschaftsstücken, 
Figuren  und  Porträts  gerichtet.  Seine  Werke  zeigen,  dass 
er  bei  diesem  Eifer  wol  eine  bedeutende  Stufe  erreicht  hätte, 
aber  er  Hess  nach  und  arbeitet  seit  einigen  Jahren  gar  nicht 
mehr,  da  er  durch  vortheilhafte  Geschäfte  daran  verhindert 
wird.  Er  lebt  in  Gorkum,  von  Jedermann  geliebt  und  ge- 
achtet, wie  sein  Vater,  der  zu  seiner  Zeit  auch  daselbst  regie- 
render Bürgermeister  war,  und  wie  der  berühmte  Maler  Jakob 
van  der  Ulft,  sein  Zeit-  und  Stadtgenosse,  der  vor  ihm  das 
Bürgermeisteramt  bekleidet  hat. 

Wessen    Schüler   van    der    Ulft    war,    ist  mir  nicht  be- 
kannt, aber  Jedermann  weiss,    dass    er   sich  durch  seine  Kunst 
197.  einen  Namen  machte  und  dass  seinen  Bildern  ein  Platz  in  den 
besten  Cabineten  eingeräumt  ist. 

Er  malte  zumeist  römische  und  italienische  Landschaften, 
Märkte    und  Plätze    mit   Säulen,    Denkmälern,    Triumphbogen, 


ZWEITER  THEIL.  287 

Prunkbildern  oder  alten  Siegeszeichen  im  Hintergrunde  und, 
obgleich  er  niemals  in  Rom  gewesen,  so  dass  Diejenigen,  welche 
Italien  bereisten,  dieselben  auf  den  ersten  Blick  erkannten; 
doch  darf  dies  Niemanden  Wunder  nehmen,  da  ja  die  meisten 
Denkmäler  des  alten  Rom  durch  Kupferstiche  oder  Zeichnun- 
gen, welche  leicht  zu  erhalten  sind,  bekannt  gemacht  wurden; 
es  ist  nur  staunenswerth ,  wie  natürlich  und  kunstvoll  er  die 
ßaufälligkeit,  die  Risse  und  Sprünge  und  die  Feuchtigkeit  der- 
selben zum  Ausdruck  brachte,  und  noch  mehr,  wenn  man  beob- 
achtet, wie  geistreich  er  stets  seine  Arbeiten  mit  kleinen,  sicher 
gezeichneten  und  kunstvoll  componirten  Figuren  in  freien  Gruppen, 
ja  auch  zuweilen  mit  Darstellungen  aus  der  Profangeschichte 
auszuschmücken  verstand. 

Ein  Bild  allein,  welches  das  Amsterdamer  Rathhaus  vor- 
stellt und  sich  auch  daselbst  befindet,  in  welchem  das  tägliche 
Gewühl  der  verschiedenartigsten  Menschen,  in  ihren  eigenthüm- 
lichen  charakteristischen  Trachten,  dargestellt  ist,  genügt,  um 
Jahrhunderte  lang  die  Erinnerung  an  ihn  und  seine  Kunst  zu 
bewahren. 

Zugleich  war  er  wol  auch  der  bedeutendste  Glasmaler 
seiner  Zeit  und  viele  Kirchenfenster  in  Gorkum  und  im 
Gelderland  prangen  mit  seinen  Gemälden.  Er  verwendete  viel 
Eifer  und  Mühe  um  jene  Kraft,  Schönheit  und  Durchsichtig- 
keit der  Glasfarben  zu  erreichen,  die  Dirk  und  Wouter 
Crabeth  in  den  Fenstern  der  Kirche  zu  Gouda  erzielt  haben, 
aber  vergebens,  denn  diese  Kunst  ist  schon  zu  lange  mit  ihren 
Meistern  begraben,  um  sie  aufs  Unsichere  hin  nachahmen  zu  198. 
können.  Auch  ist  der  Eingang  in  diese  elyseischen  Felder 
nicht  mehr  bekannt,  man  müsste  denn  die  Geister  der  Ver- 
storbenen darnach  befragen. 

Jan  Teunisz  Blankhof  ist  zu  Alkjnaar,  wo  seine 
Mutter  Hebamme  war,  im  Jahre  1628  am  kupfernen  Montag 
geboren  und  scheint  etwas  von  seinem  Geburtstag  geerbt  zu 
haben,  denn  er  war  liederlich  und  ungebunden  in  seinem 
Leben,  unstät  und  zu  Abwechslungen  geneigt,  weshalb  er  sich 
auch  im  Frühjahre  1669  zur  Flotte  begab,  die  zum  Entsätze 
von  Candia  unter  dem  Befehle  des  Grafen  von  Wald  eck 
ausschififte. 


238  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Sein  erster  Lehrer  war  Arent  Teerling,  genannt 
Sinceer,  der  im  Jahre  i632  im  Verzeichnisse  der  Alkmaar- 
schen  Maler  als  Meister  genannt  wird,  doch  ich  glaube,  dass 
er  zu  jener  Zeit  der  Geringsten  einer  unter  den  Brüdern  ge- 
wesen, denn  er  verlegte  sich  auf  den  Anstreichertopf,  weil  das 
199*  Glück  seiner  Kunst  nicht  günstig  war.  Doch  wie  dem  sei,  er 
war  der  Lehrer  unseres  Blankhof  und  des  Johannes  Bulot. 

Später  kam  Blankhof  zu  Peter  Scheyenburg  und  von 
diesem,  um  sich  weiter  auszubilden,  zu  Gesar  van  Ever- 
dingen  und  Gerrit  de  Jong,  worauf  er  sich  nach  Rom  be- 
gab, wo  er  zweimal,  nach  der  Angabe  Anderer  dreimal,  zu 
verschiedenen  Zeiten  gewesen  ist. 

In  der  Bent  erhielt  er  den  Namen  Jan  Maat,  und  wir 
wollen  ihn  auch  ferner  so  nennen,  da  er  ihn  beibehielt  und 
unter  demselben  am  besten  bekannt  ist. 

Seine  ersten  Arbeiten  waren  Landschaften  und  inländische 
Strand-  und  Wasseransichten,  die  er  breit  und  keck  darzu- 
stellen verstand,  woraus  wol  zu  vermuthen  ist,  dass  ihn  seine 
Reisen  veranlassten,  sich  auf  die  Marinemalerei  zu  verlegen. 
Seine  meistgeschätzten  Bilder  sind  jene,  welche  italienische 
Strandlandschaften  und  Hafenansichten  mit  den  fremdländischen 
Schiffen  darstellen. 

Er  war  ungebunden  im  Leben  und  liederlich  im  Malen, 
denn  sein  unstäter  Gharakter  gewöhnte  seinen  Pinsel  an  flinke 
Arbeit,  und  die  Kenner  haben  bemerkt ,  dass  seine  Bilder,  wenn 
er  sie  mit  grösserer  Geduld,  fleissiger  und  verschmolzener  zur 
Darstellung  brachte,  der  geistreichen  Freiheit  und  rühmens- 
werthen  Gewandtheit  entbehrten,  obwol  ich  weiss,  dass  sorg- 
fältig ausgeführte  Bilder  jetzt  zumeist  gesucht  sind. 

Bei  dem  Maler  Gerrit  van  der  Steur  zu  Alkmaar  ist 
eine  kunstvolle  und  naturwahre  Strandlandschaft,  die  wol  unter 
seine  besten  Arbeiten  zu  zählen  ist.  Die  den  Strand  Über- 
200.  flutenden  und  überschäumenden  Wogen  sind  höchst  lebendig 
dargestellt.  Da  diese,  in  stetiger  Bewegung  auf-  und  abtreibend, 
niemals  Stand  halten,  kann  mit  ihnen  unser  Maler  verglichen 
werden,  der,  stets  zu  Abwechslungen  geneigt,  nicht  lange  an 
einem  Orte  stille  sass;  in  Folge  dess.en  traf  ihn  Johannes 
Voorhout,    der    aus  Furcht  vor  dem  Einfalle  der  Franzosen 


ZWEITER  THEIL.  239 

mit  seiner    Frau   von    hier    fortgegangen    war,    unerwartet    im 
Jahre  1674  zu  Hamburg,  wie  er  mir  selbst  erzählte. 

Daraus  schliesse  ich,  dass  er  wirklich  länger  gelebt  hat, 
als  bis  zum  Jahre  1669,  zu  welcher  Zeit  er,  wie  mir  gesagt 
wurde,  in  Amsterdam  gestorben  wäre.  Sein  Schüler  Arnout 
Smit  zu  Amsterdam  ahmte  seine  Manier  nach.   — 

Barent  Graat  ist  zu  Amsterdam  am  21.  September  des 
Jahres  1628  geboren.  Seine  Mutter  erzog  ihn  mit  viel  Sorge 
und  Liebe  bis  zu  seinem  zehnten  oder  eilften  Jahre,  worauf 
sie  ihn  auf  vier  oder  fünf  Jahre  nach  Heusden  in  die  Schule 
gab,  von  welcher  er  wieder  nach  Hause  kam. 

Seine  Mutter,  difi  das  Beste  mit  ihm  vorhatte,  sann  auf 
einen  Beruf,  der  ihn  in  Hinkunft  ernähren  könnte  und  berieth  sich  201 
darüber  auch  mit  seinem  Oheim,  der  unter  dem  Namen  Meister 
Hans  als  geschickter  Thiermaler  bekannt  war.  Da  dieser  viel 
Talent  und  natürliche  Anlagen  zur  Kunst  in  ihm  wahrnahm, 
beschloss  er  ihn  darin  anzuleiten  und  nahm  ihn  in  sein  Haus. 
Nachdem  er  der  Handhabung  des  Zeichenstiftes  mächtig  ge- 
worden, nahm  sein  Eifer  derart  zu,  dass  er  nicht  selten  die 
Nacht  durchwachte,  und  als  sein  Oheim  ihm  dies  durch  Ent- 
ziehung des  Lichtes  verleiden  wollte,  wusste  er  sich  sofort 
welches  zu  verschaffen.  Er  ging  in  die  alte  oder  neue  Kirche, 
nachdem  die  Abendpredigt  geschlossen  war,  und  nahm  die 
übriggebliebenen  Enden  der  Kerzen  von  den  Leuchtern  herab, 
um  sich  derselben  in  der  Nacht  zu  bedienen. 

Als  er  endlich  zum  Malen  kam,  unterliess  er  es  nicht, 
eifrig  im  Zeichnen  nach  dem  Leben  fortzufahren  und  war  im 
Sommer  in  der  Regel  mit  seiner  Mappe  unter  dem  Arm  sobald 
die  Thüre  geöffnet  wurde,  auf  den  Beinen,  um  in  den  Feldern 
Pferde,  Ochsen,  Kühe,  Schafe  und  Ziegen  bis  8  Uhr  Morgens 
nach  der  Natur  abzuzeichnen,  worauf  er  sich  wieder  mit 
grösserem  Eifer  auf  das  Malen  verlegte. 

Da  sich  aber  Frau  und  Tochter  des  Meisters  Hans  wenig 
um  die  Haushaltung  annahmen  und  sich  Erörterungen,  welche 
den  Gottesdienst  betrafen,  mehr  angelegen  sein  Hessen,  sein 
Onkel  aber  nur  auf  Krücken  gehen  konnte,  musste  Barent 
nicht  selten  die  Küchenmagd  abgeben,  was  mit  solchem  Zeit- 
verlust  verknüpft    war,    dass   er   sich,    nachdem  er  sechs  oder 


240  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

sieben  Jahre  bei  seinem  Oheim  gewohnt  hatte,  veranlasst  sah,  zu 
seiner  Mutter    zurückzukehren,    um    seine  Studien  ungehindert 

202.  fortzusetzen.  Er  brachte  es  durch  seinen  Eifer  im  Darstellen 
der  Thiere  so  weit,  dass  seine  Arbeiten  für  Werke  des  Pieter 
de  Laar  gehalten  wurden;  dies  ist  aus  einem  Bilde  ersichtlich, 
welches  in  öffentlicher  Feilbietung  als  ein  Bild  desselben  ver- 
kauft wurde,  bis  der  Käufer  sah,  dass  es:  „B.  Graat  fecit" 
bezeichnet  war. 

Aber  er  war  mit  diesem  Ruhme  nicht  zufrieden,  und  da 
er  sah,  dass  er  zu  grösseren  Arbeiten  befähigt  wäre,  versuchte 
er  sich  in  solchen  und  ging  zur  Darstellung  von  Historien,  dem 
schwierigsten  Gebiete  der  Kunst,  über.  — 

Inzwischen    ergriff   ihn    die  Wanderlust,    worauf  er  seine 

203.  Bilder,  Kupferstiche  und  Alles,  was  er  auf  der  Reise  nicht 
brauchen  konnte,  verkaufte  und  sich  vornahm  nach  Rom 
zu  gehen.  Aber  dieses  Vorhaben  ward  zuerst  durch  Ab- 
rathen  seiner  Freunde  und  später  durch  seine  Heirat  mit 
Maria  Boom,  Witwe  von  Jan  van  Bellen,  verhindert.  Da- 
durch ward  er  unter  geachteten  Leuten  bekannt  und  hatte 
vollauf  mit  Porträts  zu  thun;  er  malte  z.  B.  die  vier  Re- 
genten des  Versorgungsbauses  in  einem  Bilde  und  die  sechs 
Obmänner  der  Gerbergilde.  Auch  malte  er  Plafonds  und 
Kaminstücke,  Grisaillen  für  Nischen  und  Sopraporten;  dabei  war 
er  fröhlichen  Sinnes,  kurzweilig  und  angenehm  in  Gesellschaft 
und  hinreichend  scharf,  um  seine  Gegner  zu  bekämpfen.  Er 
besann  sich  nicht,  in  allen  Fällen  die  Wahrheit  zu  sagen,  noch 
weniger  sein  kunstverständiges  Urtheil  zu  bezähmen,  um  zweifel- 
hafte Gunst  zu  erwerben. 

Viele  vornehme  Häuser  prunken  in  Amsterdam  mit  seinen 
historischen  und  allegorischen  Darstellungen  in  Nischen,  Kamin- 
stücken und  Deckengemälden,  wie  deren  z.  B.  bei  dem  Bürger- 
meister Veiters,  den  Schöffen  Kornelis  Kalkoen,  Kornelis 
Broek,  Venkel,  Meinderd  Domp  und  vielen  Anderen  zu 
sehen  sind.    . 

Fünfzehn  Jahre  hindurch  hielt  er  jede  Woche  zweimal 
in  seinem  Hause  eine  Uebungsschule,  nach  Art  der  königlichen 
Akademie,  nicht  allein  für  sich  selbst,  sondern  auch  für 
Andere,    welche  geneigt   waren,    auf  diesem  Wege  zur  Kennt- 


ZWEITER  THEIL.  24 1 

niss  des  nackten  Modells  zu  gelangen.  Die  besten  und  be- 
deutendsten Amsterdam'schen  Maler  begaben  sich  in  diese 
Kunstgenossenschaft,  wo  sowol  nach  einem  lebenden  männ- 
lichen als  weiblichen  Modell  gezeichnet*  wurde.  Sein  un- 
gewöhnlicher Lehreifer  veranlasste  auch  Andere ,  ihm  auf 
dieser  Spur  zu  folgen,  in  Folge  dessen  diese  Gesellschaft  bis  auf  204. 
die  Zahl  von  20  Personen  anwuchs. 

Er  hatte  eine  leichte  und  sichere  Weise,  sowol  mit  rother 
und  schwarzer  Kreide,  als  mit  dem  Pinsel  zu  zeichnen  und 
verstand  es,  ohne  viel  Mühe  und  Anstrengung  der  Sache 
gefällige  Haltung  und  natürlichen  Schwung  zu  geben.  Er  hat 
nur  wenige  Schüler  herangebildet,  da  er  aus  Erfahrung  wusste, 
wie  viel  Seh  weiss  und  Mühe  es  koste,  die  Lorbeern  zu  er- 
reichen, die  am  Gipfel  des  Parnasses  grünen.  Deshalb  rieth 
er  den  Eltern  oder  Vormündern ,  welche  die  Kinder  zur  Kunst 
heranbilden  wollten,  davon,  als  von  einer  unsicheren  Unter- 
nehmung, ab,  und  sagte,  dass  es  viel  klüger  wäre,  ein  Hand- 
werk zu  lernen,  welches  dem  Bedarf  entspricht  und.  weniger 
abhängig  ist  vom  Geschmacke  der  Zeit  und  dem  wechselvollen 
Zufalle.  Ungeachtet  dessen  hat  er  Johan  Heinrich  Roos  aus 
Frankfurt  durch  seinen  Unterricht  zu  einem  grossen  Thier- 
maler  herangebildet.  Dieser  sandte  ihm  auch  zum  Beweise 
seiner  dankbaren  Erinnerung  später  aus  Frankfurt  sein  eigenes 
Porträt  und  drei  Hefte  mit  Schafen,  Böcken  und  Ziegen,  die 
er  selbst  in  Kupfer  geätzt  hatte.  — 

Lust  und  Liebe  zur  Kunst  und  zur  Ausübung  derselben 
blieben  ihm,  obgleich  er  ein  hohes  Alter  erreichte,  bis  zum 
Ende  seines  Lebens  getreu,  wie  aus  einem  Gedichte  von 
D.  Scheites  auf  ein,  für  diesen,  von  Barent  Graat,  im  205. 
Alter  von  72  Jahren  gemaltes  Kaminbild  hervorgeht,  welches 
den  guten  Genius  eines  Hauses  darstellt.  — 

Er  hat  nach  diesem  noch  verschiedene  Gemälde  aus- 
geführt, bis  er  im  Alter  von  81  Jahren,  einem  Monat  und  drei- 
zehn Tagen,  am  11.  November  1709,  nach  sechswöchentlichem 
Krankenlager  starb. 

Auf  eines  seiner  Kaminstücke,  welches  König  David 
und  Bathzeba  mit  sinnbildlichem  Beiwerk  darstellte ,  schrieb 
G.  Bidlo  ein  Gedicht.   — 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XiV.  i5 


242  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

206.  Er  ward  ersucht,    eine  Skizze  zu  einem  grossen  Bilde  zu 

entwerfen,  welches  den  Fenstern  gegenüber  in  dem  Rathssaale 
des  Amsterdamer  Stadthauses  aufgehängt  werden  sollte,  was  er 
auch  that,  und  es  wäre  zu  wünschen  gewesen,  dass  er  den 
Entwurf  auch  eigenhändig  ausgeführt  hätte,  woran  er  jedoch 
verhindert  ward. — 

208.  Ihrer   Geschicklichkeit  wegen  wollen  wir  einige  Glasmaler 

209.  jener  Zeit  nicht  übergehen    und    führen    sie    hier  nacheinander 
an,  obgleich  ihre   Geburtsjahre  weit  auseinander  liegen. 

Der  älteste  ist  der  Glasmaler  Josef  Oostfries,  zu  Hoorn 
im  Jahre  1628  geboren  und  am  8.  October  1661  gestorben. 
Er  war  ein  Schüler  des  Engländers  Jan  Maartz,  eines  ge- 
schickten Glasmalers,  von  dessen  Hand  noch  verschiedene 
Kirchenfenster  der  Dörfer  im  Norderkwatier ,  so  wie  zu  Hoorn 
in  verschiedenen  Häusern  vorhanden  sind,  die  kunstgerecht, 
gewandt  und  schön  behandelt  sind. 

Von  diesem  Josef  Oostfries,  der  voll  Talent  und  Liebe 
zur  Kunst  und  ein  origineller  erfindungsreicher  Kopf  war,  werden 
noch  Arbeiten  sowol  in  Hoorn,  als  in  den  umliegenden  Dorf- 
kirchen  zu  seiner  Erinnerung  bewahrt. 

Klaas  van  der  Meulen  ist  zu  Alkmaar  am  10.  No- 
vember 1642  geboren  und  1694  gestorben.  Er  war  ein  thätiger 
Mann,  und  von  seinen  Arbeiten  sind  einige  noch  in  Alkmaar 
und  den  umliegenden  Dörfern  zu  sehen,  die  würdig  sind, 
gerühmt  zu  werden. 

Katharina  Oostfries,  die  Schwester  des  Josef  Oost- 
fries und  Gattin  des  Klaas  van  der  Meulen,  ist  zu  Nieuw- 
koop  im  Jahre  i636  geboren  und  starb  zu  Alkmaar  am  i3.  No- 
vember 1708.  Sie  war  von  solcher  Liebe  zur  Kunst  beseelt, 
dass  sie  noch  in  ihrem  72.  Jahre  täglich  arbeitete  und  sich 
ununterbrochen  sowol  im  Zeichnen  als  in   der  Glasmalerei  übte. 

Jan    Janze    Slob,   zu  Edam  im  Jahre  1643  geboren,   ist 

ein  Schüler  des  vorgenannten  Oostfries  und  meines  Erachtens 

2 10. der    Einzige,    der    noch    daselbst    bekannt    ist,    so    dass    diese 

Kunst    dort    ganz    am     Aussterben     ist.     Er    ist     gegenwärtig 

75  Jahre  alt. 

Vincent  van  der  Vinne  ist  zu  Harlem  im  Jahre  löap 
geboren.     Von  Jugend    auf  zur  Kunst  geneigt,    zeichnete    und 


ZWEITER  THEIL.  243 

malte  er  nach  Kupferstichen  und  Zeichnungen  so  geschickt  und 
geistreich,  dass  deutlich  zu  erkennen  war,  dass  ihn  die  gütige 
Natur  zur  Ausübung  der  Kunst  geboren  hatte.  Diese  Lust 
wuchs  mit  den  Jahren  umsomehr,  da  er  täglich  mit  den 
Söhnen  von  Frans  Hals,  die  in  seiner  Geburtsstadt  wohnten, 
verkehrte,  was  seine  Eltern  bewog,  ihn  von  Frans  Hals 
unterrichten  zu  lassen.  Bei  diesem  machte  er  in  kurzer  Zeit 
solche  Fortschritte  und  eignete  sich  dessen  flotte  Behandlung 
so  an,  dass  er  sich  bald  weit  genug  glaubte,  um  selbstständig 
zu  arbeiten. 

Er  ging  hierauf  nach  Deutschland,  der  Schweiz  und 
Frankreich,  wo  er  überall  Gelegenheit  fand,  sich  zu  üben, 
und  kehrte  im  Jahre  i655  wieder  in  seine  Geburtsstadt  zurück, 
wo  er  bei  allen  Kunstfreunden  willkommen  war  und  sich  ins- 
besondere durch  seine  heitere  Weise  und  seine  Dichtungen  bei 
Jedermann  beliebt  machte. 

Inzwischen  malte  er  Alles,  was  ihm  an  die  Hand  kam, 
Zimmer,  Plafonds,  Gewölbeschilder  und  Bilder,  und  es  war 
ihm  Alles  so  gleichgiltig , .  dass  man  nicht  bestimmen  konnte, 
welchen  Theil  er  sich  eigentlich  erwählt  hatte,  wol  aber  sah 
man,  dass  er  der  Natur  in  Allem,  in  Landschaften,  Gebäuden, 
Stillleben,  Thieren,  Vögeln,  possenhaften  Darstellungen,  Historien, 
im  Grossen  wie  im  Kleinen  nachfolgte.  Ueberdies  war  er  glück- 
lich in  der  Aehnlichkeit  seiner  Porträts,  die  er  mit  flottem 
Pinsel,  nach  dem  Beispiele  seines  Meisters  F.  Hals,  hinwarf, 
der  gewohnt  war,  seinen  Schülern  zu  sagen:  „Ihr  müsst  nur 211, 
dreist  hinschmieren,  wenn  Ihr  einmal  fest  in  der  Kunst  seid, 
kommt  die  Nettigkeit  von  selbst."  In  dieser  dreisten  Manier 
wusste  er  gewandt  und  für  die  Distanz  sogar  schön  zu  malen, 
und  da  er  stets  das  vornahm,  was  den  meisten  Vortheil  brachte, 
sah  man  zu  seiner  Zeit  die  Laden  in  Harlem  häufiger  denn 
anderswo  mit  den  bestgemalten  Schildern  prunken,  so  dass  der 
witzige  Job  ßerckheiden  zu  sagen  pflegte:  ,,Van  der  Vinne 
ist  derRafael  der  Schildermaler."  Inzwischen  aber  unterliess  er 
nicht,  sich  auch  in  anderer  Art  zu  üben  und  durch  Allegorien 
und  sprechende  Bilder,  wie  deren  auch  Goltzius,  Heemskerk 
und    Romein    de    Hooge    erfunden   hatten,   sein  Talent    und 

seinen  Witz  zu  zeigen.  — 

16* 


244  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Seine  Reisebegleiter  von  Harlem  durch  Deutschland  waren 
Kornelis  Bega,  Theodor  Helmbreker  und  Willem 
du  Bois;  doch  sie  blieben  nicht  bei  ihm,  sondern  gingen,  die 
Einen  eher,  die  Anderen  später,  wieder  nach  Hause,  nachdem 
sie  zuweilen  seinen  drolligen  Streichen  beigewohnt  hatten,  zu 
denen  van  der  Vinne  sehr  geneigt  war.  — 
212.  In   Genf   malte    er    im  Jahre    i653    in    dem  Hause    eines 

Herrn  Rozet,  eines  angesehenen  Bürgers  der  Stadt.  — 

214.  Er  war  ein  stark  gebauter  Mann  und  gesund  bis  sechs 
oder  acht  Jahre  vor  seinem  Tode,  zu  welcher  Zeit  ihn  eine 
Lähmung  ausser  Stand  setzte,  länger  noch  die  Kunst  aus- 
zuüben. Trotzdem  arbeitete  er  noch  Mancherlei,  so  gut  als  er 
konnte,  bis  ihn  am*  24.  Juli  1702,  Nachmittags,  eine  Schwäche 
befiel  und  er  am  folgenden  Tage,  yS  Jahre  alt,  starb.  Er 
hinterliess  drei  Söhne:  Laurens,  Jan  und  Izak  van  der 
Vinne,  die  theils  mehr,  theils  weniger  die  Kunst  ausübten. 

Maria  van  Oosterwyk  ist  am  20.  August  i63o  zu 
Nootdorp  nächst  Delft  geboren,  wo  ihr  Vater,  Jakobus  van 
Oosterwyk,  •  an  Stelle  seines  nach  Delft  berufenen  Vaters,  Pre- 
diger geworden  war. 

21 5.  Von  Jugend  auf  zeigte  sie  Spuren  eines  grossen  Talentes 
und  Neigung  zur  Malerei,  welche  sie  ausbildete.  Da  sie  sah, 
dass  ihr  Talent  zur  Darstellung  von  Blumen  und  StilUeben 
hinneigte,  wählte  sie  sich  den  berühmten  Blumenmaler  Johann 
de  Heem  in  Utrecht  zum  Lehrmeister  aus. — 

Ihre  Manier  war  ausführlich,  energisch,  zart  und  dennoch 
schnell,  wie  die  Blumen,  die  Vorbilder,  die  sie  sich  auswählte, 
die  eine  derartige  Behandlung,  wenn  man  sie  in  ihrer  natür- 
lichen Schönheit  darstellen  will,  wegen  ihrer  Zartheit  und  Feinheit 
erheischen.  Der  kunstvolle  Schmelz  machte  ihre  Bilder  so  gesucht, 
dass  die  meisten  Höfe,  welche  die  Kunst  pflegten,  sich  in  die- 
selben verliebten. 

Der  kunstsinnige  König  Ludwig  XIV.  halte  eines  ihrer 
Bilder  in  seinem  Cabinete;  der  Kaiser  Leopold  und  seine 
Gemalin  ebenfalls,  und  diese  schätzten  dasselbe  so  hoch,  dass 
sie  ihr  ihre  diamantbesetzten  Porträts  als  Geschenk  sandten. 
Auch  König  W^illem  und  Maria    besassen    eines  ihrer  Bilder, 

216.  für  welches  sie  900  Gulden    erhalten  hatte.     Endlich  malte  sie 


ZWEITER  THEIL.  246 

drei  Gemälde    für    den    König    von    Polen,    wofür    ihr  2400 
Gulden  bezahlt  wurden. 

Sie  war  sittsam  und  ungewöhnlich  fromm,  dabei  heiter, 
und  besonders  eifrig  im  Ausüben  ihrer  Kunst,  die  aber  langsam 
vorwärts  ging,  da  sie  die  Detailarbeit  in  Anspruch  nahm. 
Deshalb  gibt  es  von  ihr  nur  eine  kleine  Anzahl  von  Blumen- 
stücken. 

Sie  starb  am  12.  November  1693,  63  Jahre  alt  und  ledig, 
zu  Eutdam  im  Waterland,  im  Hause  des  Sohnes  ihrer  Schwester, 
des  Predigers  Jacobus  van  Assendelft,  den  sie,  nachdem  seine  Eltern 
früh  gestorben  waren,  als  ihr  eigenes  Kind  angenommen  hatte. 

Geertje  Pieters,  ihre  Magd,  die  viele  Jahre  bei  ihr 
wohnte  und  von  ihr  zum  Abreiben  ihrer  Farben  verwendet 
w^urde,  hat  sie,  da  sie  an  ihr  eine  angeborene  Lust  und 
Neigung  wahrnahm,  in  ihrer  Kunst  unterwiesen.  Diese  machte 
solche  Fortschritte,  dass  sie  sich  davon  ernähren  konnte,  und 
so  ich  wol  unterrichtet  bin,  noch  zu  Delft  wohnt. 

Diese  erzählte  dem  Maler  Nicolas  Verkolje,  der  sie 
vor  ein  oder  zwei  Jahren  zu  Delft  besuchte,  folgenden  Vorfall 
zwischen  Maria  van  Oosterwyk  und  dem  Maler  Willem 
van  Aalst,  dem  Neffen  von  Evert  van  Aalst.  Maria,  die 
lange  bei  ihrem  Grossvater  in  Delft  wohnte  und  auch  ihr 
Atelier  daselbst  hatte,  ward  mehrere  Male  von  van  Aalst,  der 217. 
ihre  Arbeiten  sehen  wollte,  besucht;  endlich  fand  er  Gefallen 
an  ihr  und  machte  ihr  Liebesanträge. 

Maria,  obwohl  nicht  geneigt  zu  heiraten,  liess  sich  dies 
nicht  merken,  sondern  sann  auf  einen  Weg,  ihm  dies  zu  ver- 
stehen zu  geben.  Sie  war  sittsam  und  unermüdlich  bei  der 
Arbeit,  während  er  ein  lockerer  Geselle  war,  der  nicht  selten 
müssig  ging;  deshalb  traf  sie  mit  ihm  das  Uebereinkommen, 
wenn  er  ein  ganzes  Jahr  hindurch  täglich  eine  gewisse  Zeit 
lang  malen  würde,  wolle  sie  seine  Liebeswerbung  anhören; 
wenn  er  dies  aber  nicht  einhalten  sollte,  wäre  sie  ihres  ge- 
gebenen Wortes  frei  und  berechtigt  ihn  abzuweisen.  Nun  traf 
es  sich,  dass  Beide  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  wohnten, 
so  dass  sie  von  ihren  Ateliers  aus  einander  sehen  und  auch 
sprechen  konnten,  und  Maria  immer  wissen  konnte,  ob  er 
arbeite     oder    nicht    und    wenn    er    zu    der   vereinbarten    Zeit, 


246  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

auf  ihren  Ruf,  nicht  antwortete,  machte  sie  mit  Kreide  einen 
Strich  auf  ihren  Fensterrahmen.  Van  Aalst,  der  wol  einsah, 
dass  er  in  dem  einen  Jahre  mehr  Striche  auf  sein  Kerbholz 
bekommen  hatte,  als  er  mit  schönen  Worten  gut  machen 
konnte,  kam  später  nicht  mehr,  sich  darnach  zu  erkundigen.  — 

218.  Willem  Kalf  ist  zu  Amsterdam  geboren,  malte  Still- 
leben, vornehmlich  Gold-,  Silber-  und  Perlmutter -Arbeiten, 
Hörner  und  Messergriffe  aus  Achat,  die  er  so  wunderbar  natür- 
lich darzustellen  wusste,  dass,  obgleich  Bilder  dieser  Art  nur 
von  geringem  Werthe  sind  und  würdigeren  Gegenständen 
nachstehen  müssen,  seine  Arbeiten  bei  allen  Kennern  in 
grossem  Ansehen  stehen.     Sein  Lehrer  war  Hendrik  Pot. 

Er  hatte  viel  erfahren  und  besass  ein  gesundes  Urtheil, 
überdies  war  er  so  beredt  und  wusste  so  mannigfaltige  Erzäh- 
lungen, dass  Jedermann  Gefallen  an  seiner  Gesellschaft  fand 
und  er  dem  Zuhörer  eine  Nacht  über  im  Wirthshause  die  Ohren 
an  seine  gesprächige  Zunge  fesseln  konnte.  Ueberdies  war  er 
gegen  Jedermann  dienstwillig,  wenn  es  auch  sein  eigener  Nach- 
theil war,  so  dass  seine  Frau  oft  sagte:  er  nehme  mehr  auf 
den  Vortheil  Anderer,  als  auf  seinen  eigenen,  Bedacht. 

Der  Kunsthändler  Kornelis  Hellemans  erzählte  mir,  dass 
Kalf    ihn  ersuchte  zu  ihm  zu  kommen,   um  von   ihm  Kupfer- 

219.  Stiche  einzuhandeln  und  dass  er  zur  Zeit  der  Abendgebetstunden, 
zwischen  5  und  7  Uhr  sein  Gewölbe  schloss,  zu  ihm  ging  und 
mit  ihm  den  Handel  mit  der  Bedingung  abmachte,  dass  Kalf 
des  anderen  Tages  um  sein  Geld  kommen  möge.  Wer  aber  nicht 
kam,  war  Kalf,  und  er  wartete  von  Tag  zu  Tag,  bis  er  eine 
Todesanzeige  erhielt,  aus  welcher  er  zu  seiner  Bestürzung  er- 
sah, dass  er  noch  desselben  Abends,  da  er  bei  ihm  gewesen, 
gestorben  war. 

Er  war  einige  Zeit  zifvor  wol  erkrankt,  aber  wieder  her- 
gestellt worden;  hatte  an  demselben  Tage  einer  Feilbietung  von 
Bildern  im  Heeren-Logement  beigewohnt  und  war  des  Abends 
um  halb  9  Uhr  noch  im  Hause  des  Jan  Pietersz  Zomer  gewesen, 
ging  dann  nach  Hause,  strauchelte  auf  der  Bantemer- Brücke 
und  fiel  nach  vorne  auf  die  Brust.  Er  fühlte  sich  wol  ver- 
letzt, aber  nichts  Schlimmes  besorgend,  ging  er  zu  Bette  und 
war  um  10  Uhr  eine  Leiche.     Das  war  am  3i.  Juli   1693. 


ZWEITER  THEIL. 


247 


Willem  van  der  Hoeven  machte  zu  seinem  Gedächt- 
nisse eine  Grabschrift.  — 

Kornelis   Bisschop,   oder  Biskop,   ist  am   12.  Februar^ao. 
i63o  zu  Dordrecht  geboren  und  ein  Schüler  Ferdinand  BoTs. 
Hierauf  machte  er  durch  eifrige  Studien  grosse  Fortschritte. 

Er  war  wol  der  Erste,  wenn  nicht  auch  der  Beste,  welcher 
verschiedenartige  Figuren ,  mit  lebhaften  Farben  auf  Holz  gemalt 
und  ausgehackt,  welche  den  Zweck  hatten ,  in  irgend  einer 
Ecke  oder  in  einem  Thore  aufgestellt  zu  werden,  am  natür- 
lichsten fertigte  und  am  geistreichsten  erfunden  hat. 

Ich  habe  deren  welche  gesehen,  die  auf  ihrem  Standplatze 
das  Auge  täuschten,  so  dass  man  sie  wie  wirkliche  Personen 
grüsste.  Er  malte  ihrer  auch  einige,  in  der  Art  und  Weise  der 
Nachtstücke,  welche  in  der  Dunkelheit,  einen  Leuchter  mit  einer 
brennenden  Kerze  in  der  Hand  haltend,  eine  lebende  Erscheinung 
zu  sein  schienen.  Ja  man  erzählt,  dass  Jemand  eine  derartige 
Darstellung,  wenn  er  Gäste  geladen  hatte,  nächst  der  Thüre  oder 
dem  Ausgange  der  Kammer  aufstellte,  und  dass  einige  Gäste, 
die  sie  für  die  Magd  hielten,  welche  sie  für  ihre  Dienstwilligkeit 
mit  einem  Trinkgelde  beschenken  wollten,  sich  täuschten  und 
ihre  Hand  daran  stiessen,  was  nicht  geringen  Anlass  zum 
Gelächter  gab.  — 

Heute  sieht  man  aber  nur  mehr  elendes  Machwerk  dieser  221. 
Art,    von   talentlosen  Krüppeln    erfunden    oder    nach    den  vor- 
genannten Malereien  kläglich  nachgeahmt.  — 

Bisse  hop  aber  war  mit  derlei  Leistungen  nicht  zufrieden, 
sondern  er  bereitete  sich  inzwischen  zu  grossen  Arbeiten  vor  — 
und  man  sieht  von  ihm  in  Holland,  Seeland,  Brabant  und 
anderweitig  eine  Anzahl  trefflicher  Porträts. 

Ueberdies  malte  er  auch  verschiedene  historische  Dar- 
stellungen, die  seinen  Ruhm  erhalten  werden.  Eine  derselben, 
zwei  oder  drei  Figuren  bei  Kerzenlicht  darstellend,  wurde  für 
eine  grosse  Summe  in  Frankreich  verkauft  und  befindet  sich 
noch  im  Cabinet  des  Königs  Ludwig. 

Der    König    von    Dänemark    wünschte    sich    ihn    zum  222. 
Hofmaler,    doch  er  starb  inzwischen  im  Jahre   1674,    44  Jahre 
alt,  in  der  Blüthe   seines  Lebens   und  Talentes   und   hinterliess 
eilf  Kinder.  —  Unter  diesen  waren    drei   Söhne,    von   welchen 


248  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

sich    zwei,    sowie   drei   Töchter  auf    die   Ausübung   der  Kunst 
verlegten. 

Jacobus  Bisschop,  der  älteste,  war  schon  bei  Lebzeiten 
seines  Vaters  ausschliesslich  künstlerisch  thatig  und  so  weit  ge- 
kommen, dass  er  das  Malen  der  Figuren^  von  welchen  wir  gespro- 
chen, unternehmen  konnte,  wodurch  er  der  Familie  grosse  Dienste 
leistete.  Als  aber  sein  jüngerer  Bruder,  der  auch  zu  dieser  Arbeit 
aufgezogen  wurde,  fähig  war,  dies  mit  Hilfe  seiner  Schwestern 
zu  versehen,  entschlug  sich  der  älteste  für  eine  Zeit  dieser 
Arbeit,  um  sich  in  Ausübung  würdigerer  Vorwürfe  zu  üben, 
und  begab  sich  in  die  Schule  des  tüchtigen  Zimmer-  und 
Plafondmalers  August  Terwesten,  seit  welcher  Zeit  er  sich 
auch  auf  das  Ausmalen  von  Plafonds,  Kammern  und  ähnliche 
Arbeiten  verlegte. 

Abraham,  der  jüngste,  hatte  nicht  die  Gelegenheit,  die 
sein  Bruder  fand,  sondern  musste  sich  mit  dem  Figurenmalen 
trösten.  Doch  dies  hinderte  ihn  nicht,  bei  der  geringsten 
Gelegenheit  seinen  natürlichen  Anlagen  zu  folgen.  Er  verlegte 
sich    auf    das   Malen    der   verschiedensten   Vögel,    insbesondere 

223.  Hühner,  und  machte  durch  ungewöhnlichen  Fleiss  und  stete 
Uebung  nach  der  Natur  solche  Fortschritte,  dass  man  ihn  wol 
unter  die  Fähigsten  in  diesem  Zweige  zählen  mag.  —  Ferner  hat 
er  bereits  verschiedene  grössere  Stücke  zur  Zierde  grosser  Säle, 
sowol  in  Seeland  als  anderwärts,  gemalt,  worin  er  alle  Arten 
von  Vögeln  anbrachte,  jeden  in  seiner  Art  so  naturwahr  in 
der  F'arbe,  und  dünn  und  hell  gemalt,  dass  ich  darüber  staunte. 
Ich  spreche  ganz  freimüthig  darüber  und  verstehe  dies  zu  be- 
urtheilen.  — 

Von  den  Brabantern  mag  man  Peter  van  Breda,  zu 
Antwerpen  im  Jahre  i63o  geboren,  rühmen.  Er  war  ein  tüch- 
tiger Landschaftsmaler  und  verstand  es,  seine  Landschaften 
überdies  mit  römischen  Gebäuden,  anmuthigen  Gärten,  Blumen- 
beeten, Fontänen,  kleinen  Figuren  und  Thieren  zu  schmücken. 

224.  Ich  kenne  seine  Arbeiten  nicht,  aber  Kornelis  de  Bie  rühmt 
sie  in  seinen  Versen.  — 

Das  Geburtsjahr  des  trefflichen  Malers  Janson  van  Keulen 
ist  mir  nicht  bekannt,  ich  weiss  nur,  dass  er  im  Jahre  i63o 
am  Hofe  zu  Whitehall  lebte.  Er  war  schon  vor  Anton  van  Dyk 


ZWEITER  THEIL.  249 

am  Hofe  thätig,  und  König  Karl  schätzte  ihn.  Sie  lebten, 
obgleich  Beide  Porträtmaler  waren,  miteinander  in  gutem  Ein- 
vernehmen. — 

Als  Karl  Stuart  I.  mit  dem  Parlamente  in  Hader  gerieth 
und  die  Unruhen  täglich  wuchsen,  reiste  er  mit  seinen  Eltern 
nach  Holland,  wo  er  seitdem  auch  blieb,  bis  er  im  Jahre  166 5 
in  Amsterdam  starb. 

Andere  sagen,  dass  er,  nachdem  er  an  verschiedenen 
Höfen  berühmt  geworden,  seine  meiste  Lebenszeit  in  London, 
wo  er  von  holländischen  Eltern  geboren  war,  zugebracht, 
später  in  Utrecht  gewohnt  habe  und  daselbst  auch  gestorben 
wäre.  Dort  sind  auch  noch  verschiedene  seiner  anmuthigen  225. 
Porträts  zu  sehen. 

Zu  dieser  Zeit  lebte  auch  in  London  der  berühmte  Maler 
Gerard  Pieterze  van  Zyl,  der  zumeist  unter  seinem  gewöhn- 
lichen Namen  Gerards  bekannt  ist. 

Ich  vermuthe,  dass  er  zur  Anleitung  seines  Talentes  dem 
Beispiele  Anton  van  Dyk's  folgte.  Wenigstens  glaubt  man, 
dass  dies  der  Grund  gewesen,  warum  er  nach  England  und 
selbst  nach  Westmünster  übersiedelte. 

Er  war  mit  van  Dyk  sehr  befreundet  und  sah  ihn  oft 
malen,  in  Folge  dessen  man  glaubt,  dass  er  ihm  die  Technik, 
sowie  Craesbeck  dem  Brou  wer  abgesehen  habe.  Denn  es  ergibt 
sich  bei  Berechnung  der  Zeit,  dass  er  damals  den  Grund  zu 
seiner  Geschicklichkeit  gelegt  hat.  Und  wol  noch  zu  rechter 
Zeit,  da  van  Dyk  im  Jahre  1641  starb,  worauf  Gerards  wieder 
in  seine  Geburtsstadt  Amsterdam  zurückkehrte. 

Vom  Jahre  i655  bis  i658  wohnte  er  in  der  Hartestraat 
in  einer  Hinterkammer  und  übte  die  Kunst  selbstständig  in  der 
Stille.  Diejenigen,  welche  ihn  damals  gekannt  haben,  sagen  mir, 
dass  er  ein  junger  Mann  von  ungefähr  40  Jahren  war«  Seine  kunst- 
volle Technik  erwarb  ihm  den  Beinamen  van  Dyk  im  Kleinen. 

Die  meisten  seiner  Bilder  sind  lustige  Gesellschaften  von 
Frauen  und  Herren,  im  Costüme  jener  Zeit,  meist  nach  schönen 
Modellen,  nach   der  Natur  gemalt. 

Insbesondere  zeichnen  sich  die  Hände  der  Frauen  sowol 
durch  kunstvolle  Darstellung  als  Zartheit  und  schöne  Umrisse 
aus,  so  wie  ich  dies  von  van  Dyk  bemerkt  habe. 


25o  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

226.  Als  eines  seiner  besten  Werke  nennt  man  den  verlorenen 

Sohn,  der  von  seinem  Vater  Abschied  nimmt,  in  dessen  An- 
gesicht die  Sorge  und  der  Kummer  sich  ausdrücken,  während 
er  seinem  zu  Ross  sitzenden  Sohne  Lebewohl  sagt.  Dieses  Bild 
ist  kunstvoll  in  der  Zeichnung,  natürlich,  lebhaft  und  hell  in 
der  Farbe,  und  im  Costüm  ungewöhnlich  schön.  Ich  kannte  es 
vor  vielen  Jahren  und  habe  es  oft  mit  Vergnügen  gesehen,  aber 
wo  es  sich  gegenwärtig  befindet,  weiss  ich  nicht. 

Einige  sagen  er  sei  in  Amsterdam,  Andere,  er  sei  in 
Leiden  geboren,  wo  sein  Vater,  Pieter  Gerretze,  ein  Rahmen- 
macher war. 

Jan  Vos  schrieb  mehrere  Verse  auf  ein  Porträt  des 
Willem  Pauw  von  Gerards  van  Zyl.  —  Das  ist  Alles,  was 
ich  in  Ermanglung  besseren  Berichtes  von  diesem  Künstler  zu 
sagen  weiss. — 


227.  Zu  jeder  Zeit  haben  Fürsten,  Leute  von  Rang  und  geist- 

liche Personen  die  Kunst  geübt  und  die  Erinnerung  daran  zum 
Ruhme  ihres  Geschlechtes  nachgelassen.  — 
229.  Philipp  Herzog  von  Orleans,  jetzt  Regent  von  Frank- 

reich, lernte  in  seiner  Jugend  bei  dem  Maler  Coypel  und 
brachte  es  durch  Liebe  und  Eifer  so  weit,  dass  er  in  einer  der 
Galerien  seines  Palastes  verschiedene  Bilder  malte,  von  denen 
mit  Ruhm  gesprochen  wird. 

Königin  Maria  hat,  ehe  sie  den  Thron  bestieg,  nicht 
nur  kunstvoll  mit  der  Sticknadel  gearbeitet,  sondern  auch  in 
Wasserfarben  gemalt,  und  hatte  täglich  gewisse  Stunden  dafür 
bestimmt,  welche  sie  eifrig  in  Acht  nahm. 

Der  Maler  Mathias  Wulfraadt  hat  mir  erzählt,  dass  er 
verschiedene  Figuren  und  kleine  Landschaften  von  ihrer  Hand, 
ausgezeichnet  dargestellt,  gesehen  habe,  die  dem  Urtheile  eines 
wählerischen  Auges  Stand  halten  konnten.  Ihr  Lehrer  war 
Meister  Gibsson,  der,  obwol  betagt,  doch  so  klein  von  Gestalt 
war,   dass   er  kaum  auf  den  Tisch  hinaufsehen  konnte. 

Der  Prinz  von  Wales,  — hat  in  seiner  Verbannung  die 

23o. Kunst  geübt.  Franciscus  Roetiers  von  Antwerpen,  der  Sohn 

deß  Stempelschneiders  der  Münze  von  Brabant,  war  sein  Lehrer. 


ZWEITER  THEIL.  25  I 

Er  zeichnete  ähnlich  wie  la  Fage  und  malte  historische  Dar- 
stellungen. 

Wakkerbaart,  General  des  Kurfürsten  von  Sachsen, 
übte  ebenfalls  eifrig  die  Kunst.  Als  er  im  Jahre  1695  zu  Rom 
war,  trat  er  in  die  Bent  und  erhielt  den  Namen  Alexander 
Magnus.  Er  zeichnete  eifrig  die  alten  Ruinen  und  Alles,  was 
er  seiner  Wahl  würdig  hielt.  Der  Maler  Izak  de  Moucheron, 
der  damals  auch  in  Rom  war  und  Umgang  mit  ihm  pflog, 
erzählte  mir,  dass  er  zwei  kunstvoll  nach  der  Natur  gemachte 
Zeichnungen,  grossen  Formates,  von  ihm  gesehen  hatte,  die 
eine  Rom,  die  andere  Venedig  darstellend.  Ja  sein  Kunsteifer 
ging  so  weit,  dass  seine  Diener  der  Reihe  nach  sich  in  der 
Kunst  üben  mussten.  •  So  that  auch  der  schwedische  General 
Stenbok.  Nachdem  er  auf  Befehl  seines  Königs  Altona  in 
Brand  gesteckt  hatte,  ward  er  später  mit  seinen  Truppen  von 
den  Dänen  umzingelt  und  gefangen;  mehrere  Jahre  eingesperrt, 
malte  er  im  Gefängnisse  verschiedene  Landschaften,  von  welchen 
er  einige  seinem  Könige  verehrte.  Der  Amsterdam'sche  Courant 
hat  dessen  auch  seinerzeit  erwähnt. 

Der  Maler  Willem  Schellings  erwähnt  in  dem  Tagebuche 
seiner  vierjährigen  Reise  einen  König  Renatus  von  Sicilien,  23i. 
von  dessen  Hand  ein  Bild  im  Chor  zu  Avignon  in  einer  der 
Capellen  der  Klosterkirche  der  Cölesliner  zu  sehen  sei.  Dies 
ist  eine  Allegorie  auf  den  Tod  oder  die  Sterblichkeit,  ehedem 
einer  Nonne  als  Neujahrsgabe  geschenkt.  Vor  Allem  ist  daran 
ein  Spinnengewebe  an  efiner  Todtenbahre  zu  bewundern,  welches 
so  kunstvoll  und  natürlich  gemalt  ist,  dass  man  es  für  ein 
wirkliches  Spinnengewebe  ansehen  mochte.  Darunter  steht  ein 
lateinischer  Vers  mit  der  Jahreszahl  1481.  — 

Ueberdies  könnten  wir  eine  ganze  Reihe  von  Malern  aus 
älterer  oder  neuerer  Zeit  aufzählen,  welche  von  Kaisern,  Königen 
und  Fürsten  zur  Würde  von  Rittern  und  Baronen  erhoben 
wurden.  Auch  verschiedene,  die  das  Bürgermeisteramt  be- 
kleideten, wie  D.  V.  Delen  zu  Armuiden  in  Zeeland,  van  der 
Lis  im  Haag,  Hendrik  Verschuring  und  van  der  Ulft  zu 
Gorkum;  Andere  wieder  waren  Regenten  von  Städten,  wie 
Gerard  Terborch  zu  Deventer,  der  überdies  auch  Ritter  war,  232. 
und  viele  Andere. 


2  52  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Ich    habe  diese   Ausführungen  mit  Vorbedacht   in   diesen 

233.  zweiten  Theil  verlegt,  damit  Diejenigen,  welche,  obwol  ich  sie 
auf  das  dringendste  darum  ersuchte,  noch  immer  mit  ihren 
Berichten  im  Rückstande  sind,  von  ihrer  thörichten  Hartnäckig- 
keit bekehrt  werden  und  ich  endlich  Gelegenheit  finden  möge, 
den  Lebenslauf  meiner  Kunstgenossen  in  grösserer  Vollkommen- 
heit auf  den  Schauplatz  zu  bringen. 

Wir  wollen  nun  nach  Preussen,  wo  Michiel  Willemans 
im  Jahre  i63o  geboren  ward,  welcher  nicht  Rom,  sondern 
Amsterdam  zur  Hochschule  seiner  Kunstübung  ausgewählt  hat, 
um  durch  das  Studium  trefflicher  Vorbilder  und  den  Umgang 
mit  den  .besten  Talenten  sich  auszubilden. 

Sein  Vater  war  ein  unbedeutender  Maler  und  zu  Lübeck 
geboren.  Als  er  zur  Kunst  kam,  nahm  er  darin  so  sehr  zu,  dass 
er,  zwanzig  Jahre  alt,  seine  Zeit-  und  Landesgenossen  übertraf. 
Dies  war  ihm  aber  nicht  genug,  sondern  er  reiste  nach  Holland, 
wo  er  wegen  seines  gefälligen  Benehmens  und  seines  Talentes 
bei  den  Künstlern  und  Kunstfreunden  willkommen  war.  Er 
schloss  sich  zumeist  an  J.  Backer  und  Rembrant  an,  an  deren 
Kunst,  Gesellschaft  und  Gesprächen  er  so  viel  Gefallen  fand, 
dass  er  sein  Vorhaben,  nach  Italien  zu  gehen,  aufgab  und 
beschloss,  eine  grosse  Reise  durch  Deutschland  zu  unternehmen, 
was  er  auch  that. 

Er  hat  an  den  meisten  Höfen ,  insbesondere  in  der  kaiser- 
lichen Stadt  Prag,  seine  Kunst  gezeigt,  und  kam  nach  zehn- 
jähriger Reise  nach  Lübeck,  wo  er  seinen  Namen  durch  sein 
Talent  berühmt  machte. 

Von  seinen  zahlreichen  Arbeiten  nennt  man  eine  Dar- 
stellung des  Vulkan,    der  in   seiner  russigen  Grotte  die  Waffen 

234.  des  Kriegsgottes  schmiedet,  welches  Bild  er  für  den  Kurfürsten 
von  Brandenburg  malte.  Auch  zwei  grosse  Bilder  zu  Wratisiau, 
die  Urtheile  Salomon's  und  des  Kambyses  darstellend.  Kurz 
gesagt,  die  meisten  Kirchen  und  Paläste  Deutschlands  prunken 
mit  seinen  Werken. 

Die  Liebe  zur  Kunst  trieb  ihn  noch  in  seinem  sechzigsten 
Jahre,  seinen  Schwiegersohn  Kristoffel  Luca  wie  ehedem 
seine  Tochter  Anna  Elisabet  Willemans,  von  der  man  in 
Deutschland  viele  schöne  Bilder  sieht,  darin  zu  unterrichten. 


ZWEITER  THEIL.  253 

Willem  Doudyns  ist  im  Jahre  i63o,  am  letzten  December 
geboren.  Gravenhaag  kann  mit  Grund  sein  Storch -Wappen  mit 
dieser  Perle  zieren,  die  von  einem  Bürgermeister  und  Schützen- 
Obersten  dieser  Stadt  entstammt. 

Sein  erster  Lehrer  war  Alexander  Petit.  Später,  von 
Reiselust  getrieben,  ging  er  nach  Rom,  um  sich  dort  nach 
den  ältesten  und  besten  Mustern  weiter  zu  bilden,  und  blieb 
12  Jahre  in  Italien,  täglich  beschäftigt,  die  griechischen  Statuen 
und  römischen  Kunstwerke  zu  zeichnen,  und  sich  jene  Manier 
anzueignen,  die  ihn  später  so  berühmt  machte.  Jan  de  Biskop 
besonders  bediente  sich  in  seinem  radirten  Kupferwerke  seiner 
kostbaren  Zeichnungen. 

Er  war  einer  der  Ersten,  oder  wol  der  bedeutendste  Jener, 
die  im  Jahre  1661  die  Kunstgenossenschaft  und  Akademie  zur 
künstlerischen  Fortbildung  im  Haag  gründen  halfen,  deren 
Director  oder  Regent  er  später  auch  zu  verschiedenen  Malen  235. 
gewesen.  Er  war  auch  daselbst  bis  an  sein  Lebensende  im  Jahre  1 697, 
da  er  67  Jahre  alt  starb,  thätig.  (Sein  Bentname  war  Diomedes.) 
Wie  grossartig  er  in  seinen  Erfindungen  gewesen,  wie  sicher  im 
Zeichnen  des  nackten  Modells,  wie  breit  und  natürlich  im  Falten 
der  Gewänder,  und  wie  flott  und  kräftig  er  seine  Bilder  malte, 
darüber  viel  zu  sagen  ist  unnöthig,  da  seine  hinreichend  be* 
kannten  Arbeiten  ihren  Urheber  preisen. 

Von  seinen  vielen  berühmten  Werken  will  ich  eines  an- 
führen und  den  Leser  in  die  Vierschaar  im  Haag  verweisen, 
wo  er  Salomon's  erstes  Urtheil  in  drei  Feldern  dargestellt  hat. 

Ary  van  der  Kabel  ist  zu  Ryswyk  nächst  Haag  im 
Jahre  i63i  geboren.  Sein  eigentlicher  Name  war  van  der 
Touw,  aber  sein  witziger  Lehrer  van  Goyen  sagte,  dass  solch' 
ein  Zuname  zu  gering  und  unbedeutend  für  ihn  sei,  umsomehr, 
da  man  vermuthen  könnte,  dass  er  von  jenen  Tauen,  aus 
welchen  die  Stricke  für  die  Diebe  gemacht  werden,  herrühre, 
und  dass  es  besser  wäre,  wenn  man  ihn  nach  einem  Kabeltau 
benennen  würde.  Seitdem  nannte  man  ihn  van  der  Kabel. 
Er  starb  in  Lyon  in  Frankreich,  aber  ich  weiss  nicht,  in  welchem 
Jahre.  Er  malte  zumeist  Landschaften  und  Marinen  und  hatte 
auch  einen  Bruder  Namens  Engel,  der  die  Kunst  ausübte, 
aber  ich  weiss  nicht,  was  dieser  malte.  236. 


254  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Sein  Zeit- und  Kunstgenosse  Jan  van  Assen,  zu  Amster- 
dam geboren,  malte  Landschaften  und  historische  Darstelliingen 
mit  fertigem  und  geschicktem  Pinsel,  die,  wenn  man  sie  etwas 
aus  der  Entfernung  besah,  einen  guten  Eindruck  machten.  Er 
war  ein  Mann  von  gesundem  Urtheil,  doch  bediente  er  sich 
der  Bequemlichkeit  wegen  oft  der  Kupferstiche  des  Ant. 
Tempesta,  insbesondere  für  jene  Bilder,  die  in  das  Ausland 
geschickt  wurden,  da  er  viele  seiner  Arbeiten  nach  Indien  sandte. 
Er  starb  im  Jahre   1695,  ungefähr  60  Jahre  alt.  — 

Ludolf  Bakhuizen  ist  zu  Emden  im  Jahre  i63i  am 
18.  December  geboren.  Sein  Grossvater  war  Prediger  in  Ost- 
friesland, sein  Vater  Gerard  Bakhuizen,  Geheimschreiber,  und 
er  selbst,  bis  zu  seinem  18.  Jahre,  Schreiber  in  einem  Comptoir ; 
dann  verliess  er  Emden  und  kam  im  Jahre  i65o  nach  Amster- 
dam, um  den  Handel  zu  lernen.  Sein  Patron,  Namens  Bartelot, 
237. hatte  grossen  Vortheil  von  ihm,  da  er  die  Buchhaltung  und 
Schönschreibekunst  meisterlich  verstand. 

Aber  er  blieb  nicht  lange  dort,  da  ihn  die  Kunst  lockte, 
und  er  sich  im  Alter  von  19  Jahren  auf  das  Zeichnen  der 
Schiffe  nach  der  Natur  verlegte,  ohne  dass  er  jemals  Zeichnen 
oder  die  Handhabung  des  Stiftes  gesehen  hätte.  Die  Natur  war 
sein   Vorbild  und  das  Talent  sein  Lehrmeister. 

Damals  blühte  noch  das  goldene  Zeitalter  der  Kunst,  und 
die  goldenen  Aepfel  fielen  den  Künstlern  von  selbst  in  den 
Schoss.  Bakhuizen  hatte  sich  nur  kurze  Zeit  mit  dem  Zeichnen 
der  Schiffe  beschäftigt,  als  er  schon  seine  Mühe  gelohnt  sah, 
denn  er  empfing  für  eine  Zeichnung  10,  20,  3o,  ja  auch  100 
und  mehr  Gulden,  wodurch  sein  Eifer  nicht  wenig  angespornt 
wurde.  Inzwischen  machte  er  die  Bekanntschaft  verschiedener 
Künstler,  die  ihn  zur  Malerei  aufmunterten,  wozu  er  wol  Lust 
hatte,  aber  nicht  wusste,  wie  er  es  beginnen  sollte.  Aldert 
van  Everdingen  war  der  Erste,  der  ihm  die  Palette  mit 
Farben  und  Pinseln  in  die  Hand  gab,  um  ihn  einen  Versuch 
machen  zu  lassen.  Es  ging,  so  gut  es  gehen  mochte,  immerhin 
war  es  ein  Bild,  für  das  er  10  Gulden  erhielt.  Dann  fragte  er 
bald  Diesen,  dann  wieder  Jenen  in  Bezug  auf  die  Mischung  der 
Farben,  machte  sich  durch  seinen  lernbegierigen  Eifer  bei  Allen 
beliebt  und  besuchte  ihre  Ateliers,    um  sie  bei  ihrer  Arbeit  zu 


ZWEITER  THEIL.  255 

sehen  und    abzumerken,    wie   sie    das    Eine    oder  Andere    be- 
handelten. 

Offenen  Zutritt  hatte   er  bei    dem   Marinemaler   Hendrik 
Dubbels,  damals  der  Aelteste   der  Amsterdamer  Gilde,  durch  238. 
dessen     aufrichtige    Angaben    er    sehr    gefördert    wurde.     Auf 
diesen  Grundlagen    arbeitete    er    fort    und    brachte    es    so  weit, 
dass  sein  Ruhm  einen  grossen  Theil  der  Welt  durchdrang. 

Er  war  sehr  eifrig  und  still,  lebte  einfach  bürgerlich,  und 
war  höflich  und  bescheiden  gegen  Jedermann.  Wenn  er  sich 
erholen  wollte,  so  ging  er  stets  nach  der  Amstel  oder  dem  Y, 
wo  man  eine  grosse  Anzahl  von  Fahrzeugen  findet  und  allezeit 
die  Flaggen  an  den  Mastbäumen  flattern.  Wenn  ein  Sturm  sich 
erhob,  gelüstete  es  ihn  nicht  selten,  in  ein  Boot  zu  steigen 
und  sich  bis  an  die  Mündung  führen  zu  lassen,  sowol  um 
das  Anbranden  der  Wogen  gegen  den  Strand,  als  die  Ver- 
änderungen von  Luft  und  Wasser  in  der  Natur  zu  beob- 
achten. Insbesondere  that  er  dies,  wenn  er  eben  im  Sinne  hatte, 
etwas  Derartiges  auf  der  Leinwand  darzustellen,  damit  er  eine 
lebhafte  Erinnerung  daran  mit  sich  nehme  oder  die  Vorstellung, 
die  er  davon  hatte,  auffrische.  Er  war  auch  gewöhnt,  sobald 
er  nach  Hause  gekommen  war,  sich  in  seinem  Atelier  einzu- 
schliessen  oder  Niemanden  zu  sich  kommen  zu  lassen,  bis  er 
seine  Absicht  im  Gemälde  erreicht  und  seiner  Erinnerung 
genügt  hatte.  Mit  einem  Worte,  er  verstand  es,  die  mannig- 
faltigen Veränderungen  der  leicht  veränderlichen  Elemente 
wunderbar  gut  nachzuahmen.  — 

Und  dies  war   der    Grund,  warum    seine  Werke    an   den  240. 
meisten  Höfen  gesucht  waren. 

Im  Jahre  i665  bestellten  die  Bürgermeister  von  Amsterdam 
bei  ihm  ein  grosses  Bild  mit  zahlreichen  Schiffen  und  Yachten 
und  der  Stadt  im  Hintergrunde,  wofür  er  i3oo  Gulden  und 
noch  ein  Geschenk  überdies  empfing.  Dieses  Bild  war  für 
den  König  Ludwig  XIV.  von  Frankreich  bestimmt,  der  viel 
Gefallen  daran  fand,  und  es  im  Louvre  bei  anderen  schönen 
Gemälden  aufhängen  Hess. 

Der  Grossherzog  von  Toscana,  der  König  von 
Preussen,  der  Kurfürst  von  Sachsen  und  verschiedene 
deutsche,  Prinzen    kauften    nicht    allein    seine   Werke,    sondern 


256  ARNOLD  HOUBR^KEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

besuchten  ihn  auch  persönlich  in  Amsterdam,  um  selbst  aus 
den  Bildern,  die  er  gemacht  hatte,  eine  Auswahl  zu  treffen.  Auch 
der  grosse  Czar  von  Moskau  besuchte  ihn  nicht  nur  als 
er  einige  Zeit  seinen  Aufenthalt  hier  genommen  hatte,  sondern 
verlangte  auch,  dass  Bakhuizen  in  seiner  Gegenwart  ver- 
schiedene Schiffe  für  ihn  zeichne;  zugleich  zeichnete  der  Czar, 
der  Lust  hatte,  die  Schiffsbapkunst  vom  Grund  aus  zu  lernen, 
auch  einige  auf  Papier. 

Auf  seine  Kenntniss  des  Schiffsbaues  und  die  Verehrung 
ausländischer  Kunstfreunde  für  seine  Arbeiten ,  spielt  der  Dichter 
D.  van  Hoogstraten  in  einem  Gedichte  an.  — 

241.  Der  Liebe  zur  Kunst  erfreute  er  sich  bis  zu  seinem  Lebens- 

242.  ende,  obwohl  er  viel  vom  Steine  oder  Sande  geplagt  war.  —  Er 
starb,  78  Jahre  alt,  am  7.  November  1709. 

Wenn  man  alle  seine  Werke  beisammen  sehen  würde, 
müsste  man  den  Fleiss  dieses  Mannes  umsomehr  anstaunen, 
wenn  man  bedenkt,  wie  viel  Zeit  er  noch  mit  dem  Schreib- 
Unterrichte  zubrachte,  für  welchen  er  mathematische  Grund- 
sätze oder  feste  Regeln  ersonnen  hatte,  nach  welchen  er  die 
Kinder  mehrerer  vornehmen  Kaufleute  unterrichtete,  da  er  darin 
berühmt  war.  Ueberdies  kann  man  aus  der  grossen  Anzahl  aus- 
geführter Zeichnungen  und  geätzter  Platten  wol  schliessen,  dass 
er  kaum  eine  Stunde  unbenutzt  vorübergehen  liess.   — 

Noch  eines  seltsamen  Umstandes  muss  ich  gedenken.  In 
Amsterdam  herrscht  der  Gebrauch,  dass  man  Jene,  welche 
einen  Verstorbenen  zu  Grabe  geleiten,  mit  einem  Glase  Wein 
beschenkt,  welcher  von  den  Nächststehenden  besorgt  wird.  Die 
Sorge  dieser  Bestellung  übernahm  er  selbst,  denn  er  kaufte  den 

243.  zu  seinem  Begräbnisse  nötigen  Wein  bei  dem  Weinhändler  und 
liess  ihn  eingesiegelt  beiseite  stellen.  Auch  fand  man  nach 
seinem  Tode  einen  Sack  mit  Geld  und  darin  so  viele  Gulden, 
als  er  Jahre  alt  geworden,  für  Diejenigen  aufgespart;  die  ihn 
zur  Ruhestätte  tragen  würden,  nebst  einem  geschriebenen 
Namens- Verzeichnisse  jener  Maler,  die  er  zu  diesem  Zwecke 
aus  der  Genossenschaft  ausgewählt  hatte,  und  welche  ver- 
pflichtet waren,  diese  Summe  mitsammen  zu  verzehren. 

Zum  Beweise,  dass  ihm  die  Lust  zur  Kunst  bis  an  den 
Abend  seines  Lebens  treu  blieb,   wäre  noch  zu  sagen,  dass  er 


Z  WEITER  THEIL.  257 

ein  Kupferwerk  unter  dem  Titel:  Ystroom,  en  Zeegezichten  etc. 
im  Alter  von  71  Jahren  geätzt  hat.  Er  hatte  auch  stets  eine 
besondere  Neigung  zur  Poesie,  und  unterhielt  mit  den  geachtetsten 
Dichtern  seiner  Zeit  Freundschaft,  insbesondere  mit  Francius, 
Broukhuizen,  Antonides  van  der  Goes  und  D.  van  Hoog- 
straten.  Von  den  verschiedenen  Lobgedichten,  die  an  ihn 
und  seine  Werke  gemacht  wurden,  ward  das  lateinische  von 
J.  Broukhuizen  vor  allen  gepriesen,  und  von  dem  genannten 
Hoogstraten   übersetzt.  — 

Benjamin  Blök  ist  zu  Lübeck  im  Jahre  i63i  geboren.  258. 
Er  war  der  Sohn  des  Daniel  Blök,  dessen  wir  unter  dem 
Jahre  i58o  gedacht  haben.  Der  Umstand,  dass  der  Vater  in 
der  Gegend  von  Utrecht  geboren  ist,  bestimmte  uns  und  fordert 
auch,  dass  wir  des  Sohnes  gedenken,  umsomehr,  da  derselbe 
wie  ein  zweiter  Aeneas,  Vater  und  Mutter  aus  einem  von 
den  Kriegsbanden  zu  Schwerin  gelegten  Brande  gerettet  hat. 
Daniel  Blök,  durch  diesen  Brand  seines  ganzen  Besitzes 
beraubt,  hinterliess  nebst  seiner  Armut  vier  Söhne,  deren  drei 
ihre  Zuflucht  zur  Kunst  nahmen,  nämlich:  Emanuel,  Adolf 
und  Benjamin.  Ich  glaube,  dass  Friedrich  Adolf  Herzog 
von  Mecklenburg,  aus  Mitleid  über  dieses  Unglück ,  der  Familie 
beisprang  und  unseren  Benjamin  unter  seine  Aufsicht  und 
Obsorge  nahm.  25^ 

Der  erste  Beweis,  den  er  von  seinem  Talente  gab,  war 
ein  mit  der  Feder  gezeichnetes  Porträt  des  Herzogs  in  ganzer 
Figur,  welches  die  Verwunderung  Aller  erregte.  Das  war  im 
Jahre  1647,  Kurz  darauf  malte  er  mit  lebhaften  Farben  den 
ganzen  Hofstaat  von  Sachsen.  Hierauf  malte  er  in  Ungarn  für  den 
Grafen  Fran  eis cus  verschiedene  Gemälde  und  Altarbilder,  welche 
besonders  gerühmt  werden. 

Im  Jahre  1659  ging  er  mit  Empfehlungsschreiben  des 
genannten  Grafen,  welche  ihm  den  Zutritt  zu  den  besten 
Cabineten  sicherten,  nach  Italien.  Nachdem  er  in  Venedig, 
Florenz  und  Rom  einige  Jahre  mit  Studien  zugebracht,  und 
viele  vornehme  Personen,  unter  Anderen  auch  den  Pater  Atha- 
nasius  Kircher  porträtirt  hatte,  kehrte  er  nach  Deutschland 
zurück  und  heiratete  im  Jahre  1664  Anna  Katarina,  die 
Tochter   des    berühmten    Johannes    Thomas    Fischer    von 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  ly 


258  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Nürenberg.  Diese  war  eine  hervorragende  Blumenmalerin,  arbei- 
tete in  Oel-  und  Wasserfarben,  und  hat  vor  ihrer  Heirat  die 
Fürstin  und  ihre  Töchter  darin  unterrichtet. 

Sandrart  sagt,  dass  er  das  Glück  hatte,  sie  zweimal 
porträtiren  zu  können,  und  dass  sie,  als  er  sein  Buch  über  die 
Maler  schrieb,  noch  am  Leben  war.  — 

260.  Kristoffel  Pierson  ist  im  Gravenhaag  am   19.  Mai  i63i 

geboren.  Er  stammte  aus  achtbarem  Geschlechte  und  hat 
seine  Jugend  sowol  mit.  dem  Studium  der  lateinischen  und 
französischen  Sprache  als  auch  des  Zeichnens,  und  später  mit 
Schreiberdiensten  in  einem  Comptoir  zugebracht.  Aber  von 
Jugend  auf  zur  Malerei  geneigt  und  durch  den  Umgang  mit 
Bartholomaeus  Meyburg*),  der  nur  ein  oder  drei  Jahre 
älter  als  er,  und  für  seine  Jugend  ein  tüchtiger  Maler  war, 
angeeifert,  entschloss  er  sich,  Maler  zu  werden.  Er  begab 
sich  deshalb  im  Alter  von  20  oder  2 1  Jahren  zu  dem  genannten 
Meyburg.  Nachdem  er  ein  Jahr  lang  bei  diesem  gelernt 
hatte,  unternahm  er  keck,  Porträts  und  Historien  zu  malen 
und  schlug  seinen  Wohnsitz  in  Schiedam  auf.  Doch  sein  ehe- 
maliger Lehrer  und  Freund  spornte  ihn  im  Jahre  i653  an,  mit 
ihm  durch  Deutschland  zu  reisen,  was  auch  geschah. 

Auf  der  Rückreise  machten  sie^  da  das  Lager  der  Schweden 
damals  bei  Bremerveurde  lag,  die  Bekanntschaft  des  Feldmar- 
schalls W ran  gel,  den  sie  nebst  mehreren  anderen  Generälen 
porträtirten ,  wofür  sie  reichlich  belohnt  wurden.  Dieser  war 
damit  so  wol  zufrieden,  dass  er  sie  auf  jede  Weise  zu  bewegen 

261. trachtete,  an  den  Hof  der  kunstsinnigen  Königin  Christina 
zu  gehen,  um  deren  Hofmaler  zu  werden,  und  ihnen  Empfeh- 
lungsbriefe anbot.  Meyburg  hatte  aber  hiezu  keine  Lust, 
und  Pierson  konnte  sich  nicht  entschliessen ,  da  er  kaum  ein 
halbes  Jahr  vorher  erst  geheiratet  hatte.  Deshalb  dankten  sie 
dem  berühmten  Feldherrn  für  die  ihnen  angebotene  Gunst, 
nahmen  ihren  Abschied  und  traten  ihre  Reise  nach  Holland  an. 
Von  Schiedam  zog  Pierson  im  Jahre  1654  mit  seinem 
Haushalte  nach  Gouda ,  wo  er  zahlreiche  Porträts  und  historische 


*)  Zu  Maassluis  geboren,  ein  tüchtiger  Porträt-  und  Historienmaler, 
der  später  an  verschiedenen  deutschen  Höfen  arbeitete  und  im  Jahre  1661 
noch  lebte. 


ZWEITER  THEIL.  2  59 

Darstellungen  gewandt  und  geschmackvoll  malte ,  welche  sowol 
in  der  Stadt  als  anderwärts  bei  Kunstfreunden  zu  finden  sind. 
Da  er  sah^  dass  Jagdgeräthschaften ,  Vogelkäfige  und  Schiess- 
gewehre, wie  Leemans  dieselben  malte,  damals  besonders 
geschätzt  und  gut  bezahlt  wurden,  verlegte  er  sich  auch  auf 
diese  Art  von  Darstellungen ,  was  ihm  so  wol  gelang,  dass  ihm 
kein  Anderer  darin  gleich  kam,  wie  aus  vielen  Bildern  in 
Händen  der  Kunstfreunde  zu  ersehen  ist,  die  so  naturwahr 
gemalt  sind,  dass  jeder  Gegenstand  sich  in  Wirklichkeit  von 
der  Wand  abzuheben  scheint,  wodurch  gar  Viele  getäuscht 
wurden. 

Er  hat  auch  die  Fenster  der  St.  Jans-Kirche  zu  Gouda, 
welche  die  berühmten  Grab  et  h  und  Andere  kunstreich  gemalt 
hatten,  verkleinert  auf  Pergament  gezeichnet.  Diese  Zeichnungen 
befinden  sich  im  Besitze  der  Bürgermeister. 

Im  Jahre  1679  begab  er  sich  mit  seinem  Hausstande  von 
Gouda  wieder  auf  die  Bitte  seiner  zweiten  Frau ,  die  von  Schiedam 
herstammte  und  daselbst  ihre  Freunde  hatte,  dorthin  und  blieb 
daselbst  bis  zum  Jahre  1691,  zu  welcher  Zeit  er  sich  zum 
zweit enmale  in  Gouda  niederliess,  wo  er  bis  zum  Ende  seines 
Lebens  mit  Lust  und  Eifer  Pinsel  und  Feder  führte,  und  im  262. 
Alter  von  83  Jahren  3  Monaten  weniger  8  Tage  am  11.  August 
17 14  starb.  Er  hat  sich  durch  zahlreiche,  geistreiche  Gedichte 
ebenso  bekannt  gemacht,  als  durch. seine  Bilder. 

Wir  hätten  seiner  Lebensbeschreibung  auch  sein  Porträt 
beigefügt,  wenn  wir  es  nicht  zu  spät  erhalten  hätten.  Doch  der 
Kunstfreund  Arnoud  van  Haien  hat  dasselbe  in  seinem  Cabinete 
den  Porträts  der  niederländischen  Dichter  eingereiht,  deren  Anzahl 
gegenwärtig  schon   100  übersteigt.  — 

Die  Malerin  .  .  .  .  Rozee  ist  zu  Leiden  im  Jahre  i632 
geboren,  und  hat,  ich  weiss  nicht  durch  welchen  Vorgang  oder 
welche  Werkzeuge,  aus  gesponnener  buntfarbiger  Seide  Land- 
schaften, Blumen,  Thiere  und  Porträts  auf  Leinwand  dar- 263. 
gestellt,  so  dass  man  bei  geringer  Entfernung  glauben  konnte, 
dass  sie  von  kunstgeübter  Hand  mit  Farben  gemalt  seien. 

-  Eines  ihrer  Werke,  in  welchem  ein  alter  Baumstamm, 
eine  Spinne  in  ihrem  Netze  und  eine  Landschaft  dargestellt 
waren,    ward    für    5oo  Gulden    verkauft;    der   Stamm    war  mit 

17* 


26o  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Rinde,  Knorren  und  Moos,  die  Spinne  mit  ihrem  feinen  Gewebe 
so  naturgetreu  dargestellt,  dass  es  die  Bewunderung  Aller 
erregte,  umsomehr  als  man  die  Art  der  Arbeit  nicht  begreifen 
konnte;  deshalb  sagte  das  gemeine  Volk,  dass  sie  zaubern  könne. 
M.  Carre,  der  mehrere  ihrer  Arbeiten  gesehen  hat,  sagt:  dass 
sie  ein  Porträt  gemacht  habe,  welches  vollkommen  ähnlich  und 
in  den  Farben  des  Fleisches  so  zart  ineinander  vertrieben  und 
verschmolzen  war,  als  wenn  es  in  Oelfarbe  gemalt  gewesen 
wäre.  Eines  ihrer  besten  Werke  ist  im  Besitze  des  Gross- 
herzogs von  Florenz,  andere  an  anderen  Orten,  wofür  sie 
reich  bezahlt  wurde.  Sie  starb  unverheiratet  im  Jahre  1682, 
5o  Jahre  alt. 

Ihr  folgt  der  Amsterdam'sche  Maler  Willem  Schellinks. 
Diesem  bot  sich,  nachdem  er  die  Kunst  meisterlich  verstand 
und  Lust  zum  Reisen  hatte,  eine  schöne  Gelegenheit,  da  Herr 
Jakob  Thierry  der  Jüngere  beabsichtigte,  fremde  Länder  zu 
besuchen,  in  dessen  Gesellschaft  er  fortging.  Diese  Reise 
begann  am  14.  Juli  1661  und  währte  bis  24.  August  i665,  in 
264. welcher  Zeit  sie  England,  Frankreich,  Italien,  Sicilien,  Malta, 
Deutschland  und  die  Schweiz  bereisten  und  alle  Merkwürdigkeiten, 
sowol  die  Lage  der  Städte,  als  Gewohnheiten  der  Völker,  alte 
Denkmäler,  Grabschriften,  Kunstwerke  etc.  genau  beachteten. 
Schellinks  führte  hierüber  nicht  allein  denkwürdige  Auf- 
zeichnungen ,  sondern  zeichnete  eine  grosse  Anzahl  von  Städten^ 
Burgen,  Bergen,  Schiffen  etc.  nach  der  Natur.  Die  Zeichnungen 
sind  unter  den  Liebhabern  zerstreut,  aber  die  Memoiren  sind 
aufbewahrt;  denn  als  sie  von  ihrer  Reise  wieder  nach  Amster- 
dam zurückgekehrt  waren,  wurden  sie  mit  Noten  der  besten 
Schriftsteller  in  drei  Bänden  gesammelt,  deren  gegenwärtiger 
Besitzer  der  bereits  mehrmals  genannte  Arnoud  van  Haien 
ist.  Bei  dem  Durchblättern  dieser  geschriebenen  Bücher  haben 
wir  von  dem,    was  wir   für   unsere  Leser   interessant  glaubten, 

■ 

soweit  es  die  Kunst  betrifft,  einen  kurzen  Auszug  gemacht. 

In  London  besuchten  unsere  Reisenden  zuerst  den  Tower 
und  die  Wafifenkammer,  wo  die  Rüstungen,  Stoss-  und  Schicss- 
wafifen  der  verschiedenen  Könige  gezeigt  werden,  über  wdche 
Schellinks  so  genaue  Aufzeichnungen  gemacht  hat,  dass  er  auch 
die  Schamkapseln  König  Heinrich*s  VIII.,  die  daselbst  gezeigt 


ZWEITER  THEIL.  26  I 

werden,  beschreibt.  Die  Frauen  pflegen  in  dieselben  eine 
Nadel  hineinzustecken  und  eine  andere  herauszunehmen,  um 
die  kitzelige  Erinnerung  daran  zu  erneuern. 

Wir  folgen  unserem  Reisenden  auf  die  Börse  von.  London, 
bei  welcher  Gelegenheit  er  ein  Verzeichniss  der  Standbilder  der 
Könige  und  Königinnen  vom  Jahre  1060 — 1660  gibt,  welche 
rings  in  den  Nischen  aufgestellt  waren.  Er  bemerkt  auch ,  wann  265. 
das  Standbild  König  Karl's  I.  zum  zweitenmale  aufgestellt  wurde, 
und  dass  Olivier  Kromwel  dem  ersten  die  Hände  abschlagen 
und  darüber  mit  goldenen  Lettern  die  Ueberschrift  setzen  Hess: 
Carolus  primus  tiranus  est.  Später  liess  er  dasselbe  ganz  ab- 
brechen. Von  da  ging  er  nach  Westmünster,  um  die  grosse  Halle, 
oder  den  Gerichtshof  zu  sehen,  welchen  König  Eduard  II.,  der 
nach  einer  Regierung  von  19  Jahren  7  Monaten  und  5  Tagen 
im  Jahre  1327  starb,  oder  wie  Andere  sagen,  Richard  IL,  erbaut 
haben  soll,  der  im  Jahre  1399  starb,  nachdem  er  22  Jahre 
3  Monate  und  14  Tage  regiert  hatte.  Ferner  sah  er  auch  das  Haus 
der  Lords  der  herrlichen  Tapeten  wegen,  mit  welchen  die  Wände 
bekleidet  sind,  in  welchen  alle  Seeschlachten  unter  Königin 
Elisabeth  und  Eduard  kunstvoll  dargestellt  sind;  daneben 
hängen  die  Porträts  der  Admiräle.  Vor  Allem  lobt  er  den  kunst- 
voll gestickten  Vorhang  hinter  dem  Thronsitze  des  Königs. 

Inmitten  desselben  ist  ein  Frauenbild,  als  Lenz,  sehr  schön 
und  kunstvoll  in  Zeichnung  und  Haltung,  dargestellt.  Er  wurde 
reich  in  Farben,  mit  Gold  und  Silberfäden,  von  der  Königin 
Maria,  als  sie  im  Schlosse  Frodigua  gefangen  sass,  mit  der 
Nadel  gestickt. 

Auch  erwähnt  er  der  verschiedenen  Kunstkammern,  mit  den 
auserlesensten  alten  und  neueren,  italienischen  und  nieder- 
ländischen Gemälden  behangen;  auch  einen  langen,  grossen  Saal, 
rings  an  den  Wänden  mit  den  Porträts  der  Professoren  und 
alten  Aerzte  geschmückt,  in  der  Universität  zu  Oxford. 

Bemerkenswerth  ist  ein  Porträt  Karl's  L,  scheinbar  266. 
kunstvoll  mit  der  Feder  gezeichnet,  aber  in  der  Nähe  gesehen, 
sind  die  Schatten,  die  Umrisse  des  Gesichtes  und  die  Spitzen 
des  Kragens  lesbar  geschriebene  Lettern,  und  man  kann  die 
Psalmen  David's  und  noch  andere  Textstellen  der  heiligen  Schrift 
herauslesen.  Auch  berichtet  er  von  mehreren  alten  Kunstwerken, 


202  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

die  er  zu  Cambridge  im  St.  Jans  Collegium,  welches  Margareta, 
Gräfin  von  Richemond,  die  Mutter  König  Hein  rieh's  VII.  im 
Jahre  i5o8  stiftete^  gesehen  hat.  Insbesondere  erwähnt  er  ihr 
Bildniss  vor  einem  Betpulte  knieend,  auf  dem  ein  Buch  liegt; 
ferner  die  Porträts  von  Johan  Williams,  Bischofs  von  Lincoln, 
und  anderer  Gönner  des  Collegiums  etc. 

Von  hier  gehen  wir  mit  ihnen  nach  Frankreich,  nach  St. 
Cloud,  reich  an  kunstvollen  Porträts  der  vornehmsten  Edelleute^ 
Frankreichs.  Von  da  in  den  Palast  von  Luxemburgh,  wo 
eine  grosse  Anzahl  kunstreicher  Gemälde  und  in  verschiedenen 
herrlichen  Darstellungen  in  der  grossen  Galerie  das  Leben  und 
die  Thaten  der  Maria  von  Medicis,  von  Rubens  gemalt,  zu 
sehen  sind,  deren  wir  im  Leben  des  Rubens  bereits  gedacht 
haben.  Hier  trafen  sie  den  Maler  W.  Vaillant,  von  dem  sich 
Jakob  Thierry  porträtiren  liess. 

Zu  Fontainebleau ,  welches  unser  Maler  des  Näheren 
beschreibt,  erwähnt  er  ein  Gemach  mit  kunstvollen  kleinen 
Gemälden  in  goldenen  Rahmen,  auch  die  gemalte  Voliere  oder 
das  Vogelhaus  und  den  grossen  Saal,  in  welchem  die  Ankunft 
der  Maria  von  Medicis  zu  Marseille  nebst  den  Schlachten 
und  Siegen  König  Hein  rieh's  IV.  dargestellt  sind,  und  die  Hirsch- 
galerie, in  welcher  man  in  sieben  grossen  Feldern  den  genannten 
267.  König  Heinrich,  Eber,  Hirsche  oder  anderes  Wild  jagend, 
sieht;  im  Hintergrunde  Fontainebleau,  St.  Germain  oder  eine 
andere  schöne  Landschaft  etc.  und  La  Chambre  Neufe,  in 
welchem  über  dem  Kamin  Madame  Gabriele,  die  Maitresse 
König  Heinrich's  IV.,  in  der  Gestalt  einer  Diana  zu  sehen  ist. 

Zu  Florenz  gedenkt  er  der  griechischen  Fresco-Gemälde 
an  den  Mauern  einer  Galerie  zu  St.  Marco,  und  einer  anderen, 
von  Andrea  del  Sarto  ausgemalten  Galerie,  ehe  man  die 
Kirche  betritt.  Auch  erwähnt  er  verschiedener  5äle  und  Kammern 
im  Palaste  mit  herrlichen,  unschätzbaren  Kunstwerken  alter  und 
neuer  Meister.  Zu  Siena  gedenkt  er  der  berühmten  Bibliothek 
in  der  Domkirche,  deren  Wände  in  Fresco  gemalt  und  mit 
Gold  geschmü.ckt  sind. 

Am  I.April  1664  kam  er  nach  Rom,  wo  ihn  der  Dichter 
Regnier  Anslo  begrüsste.  Am  Palmsonntag  war  er  am  Monte 
Cavallo,  wo  er  den  Pantoffel  Alexander's  VII.,  von  dem  er  auch 


ZWEITER  THEIL.  263 

einen  geweihten  Palmzweig  erhielt,  küssen  durfte.  Herr  Hontom 
von  Amsterdam  begleitete  ihn.  Er  bemerkt  noch,  dass  er  in 
der  Kirche  S.  Maria  della  Scala  ein  kunstvolles  Nachtbild  von 
Honthorst  gesehen  habe,  die  Enthauptung  des  Johannes  dar- 
stellend, desgleichen  mehrere  Bilder  von  Rubens  und  über 
dem  Hochaltare  ein  Bild  von  P.  Cortona. 

Zu  Neapel  erwähnt  er  die  überaus  kostbare  Kunstsammlung 
des  Priors  von  Malta,  Caracciolo,  und  die  Fresco-Gemälde  der 
Gewölbe  und  Wände  der  Kirche  St.  Severino,  von  Bellisarius 
gemalt,  der  vom   Gerüste  herabstürzend   starb. 

Ferner  berichtet  er,  dass  er  im  Kloster  der  Karthäuser  von  268. 
St.  Martyn  einen  sterbenden  Christus,  von  Spanjolet  erstaun- 
lich kunstreich  und  effectvoU  gemalt,  in  verschiedenen  Feldern 
das  Leiden  des  Herrn  von  Lucas  Canlassi  und  Cavalier 
Jösepino,  die  Wölbung  von  Lanfranco,  zwischen  den  Wöl- 
bungen und  den  Säulen  die  Propheten  von  Spanjolet  gemalt, 
gesehen  habe.  Ich  selbst  muss  gestehen,  dass  dieser  für  einen  der 
grössten  Meister  erklärt  werden  müsse,  denn  ich  habe  von  ihm  in 
London  in  der  Galerie  des  Herzogs  von  Graft  hon  einen  nackten 
Proteus  so  schön  und  sicher  gezeichnet,  so  naturwahr  und 
kräftig  in  der  Farbe  gesehen,  dass  kein  anderes  Werk  dagegen 
Stand  halten  kann.  In  dem  genannten  Kloster  war  über  dem 
Hochaltare  die  Geburt  Christi  von  Guido  Reni  in  einem  der 
Klostersäle  das  letzte  Abendmahl  Christi,  von  P.  Veronese, 
und  daselbst  noch  andere  nicht  rninder  kunstvolle  Werke,  von 
Michel  Angelo  Caravaggio,  Mico  oder  Domenichino  und 
Luca  Giordano. 

Mit  viel  Lob  spricht  unser  Maler  auch  von  einem  grossen 
Altarbilde,  in  sechs  Stücken  von  Polydoro  im  Kapuzinerkloster 
zu  Messina. 

Die  grosse  Zahl  von  Kunstwerken,  die  er  während  "seines 
Aufenthaltes  in  Rom  in  seinem  Tagebuche  verzeichnete, 
wollen  wir  übergehen,  da  sie  von  uns  an  anderen  Orten 
erwähnt  werden,  und  wollen  nur  einige  Besonderheiten  her- 
vorheben, vornehmlich,  dass  er  von  Neapel  nach  Rom  in  der 
Gesellschaft  der  Herren  F.  Kersseboom,  G.  Sab6  und  der 
Maler  N.  Donkers  und  Alexander  Petit  reiste  und  dass  er  in 
Rom  den  Kunstfreund  Beerestein  aus  Delft,  Jacques  Vaillant, 


264  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

269. van  der  Kabel  und  Rammelman  fand,  in  deren  Gesellschaft 
er  die  Herberge,  in  welcher  sich  die  Bentvögel  versammelten, 
besuchte,  woselbst  die  Wände  ringsum  mit  den  Porträts  der 
niederländischen  und  anderer  fremden  Maler  bemalt  sind.  Doch 
die  Porträts  der  Franzosen  waren  damals  ausgelöscht  oder  über- 
tüncht, so  dass  sie  nicht  zu  sehen  waren. — 

In  derselben  Gesellschaft  besah  er  das  Castell  St.  Angelo 
und  erwähnt  rühmend  verschiedene,  von  Peryn  del  Vaga  und 
Daniel  da  Volterra  in  Fresco  ausgemalte  Säle.  Am  selben 
Tage  sah  er,  hinter  dem  Capitol  am  Campo  Vaccino,  die 
St.  Lucas- Akademie,  wo  zahlreiche  Skizzen,  Modelle  und 
Zeichnungen,  Preisarbeiten  der  jungen  Künstler,  hängen.  In 
diesem  Saale,  ringsum  mit  Porträts  der  berühmtesten  älteren 
und  neueren  Meister  behangen,  befindet  sich  auch  der  Schädel 
RafaeTs,  auf  dessen  Piedestal  etwa  folgende  lateinische  Verse 
stehen : 

Dies  hier  ist  Rafael;  die  Natur  begann  zu  beben, 
Als  er  sie  übermannt,  und  stiess  ihn  aus  dem  Leben. 

Später  ging  er  mit  R.  Anslo,  das  berühmte  Cabinet 
Pater  Kirch er's  in  Chiesa  Nuova  zu  besehen,  welches  reich  aa 
wunderbaren  und  seltsamen  Raritäten  ist. 

Zu  Malta  besuchte  er  die  Ruinen  des  alten  Melite  und 
machte  verschiedene  Zeichnungen  danach,  deren  ich  hier  2  geist- 
270.  reiche  gesehen  habe,  in  welchen,  erstens,  eine  Felsenhöhle  in  der 
Art  eines  Portals  zu  sehen  ist,  in  welcher,  wie  man  sagt,  cier 
Apostel  Paulus  nach  seinem  Schiffbruche  geschlafen  haben  soll. 
Im  Jahre  1624  fand  man  dort  den  Eingang  zu  einer  unter- 
irdischen Capelle  oder  vielmehr  Grabstätte,  da  Todtengebeine 
und  Schädelknochen  daselbst  gefunden  wurden.  Ferner  der  erhöhte 
Platz,  von  welchem  der  Apostel  den  Melitern  das  Evangelium 
predigte,  an  welcher  Stelle  ein  Denkmal  errichtet  ist,  und 
endlich  die  Reste  der  St.  Pauls-Kirche,  welche  die  ersten 
Christen  auf  dem  Platze  erbauten,  wo  der  Apostel* die  Schlange 
von  seiner  Hand  in  das  Feuer  abschüttelte.  Im  Jahre  16 16 
ward  nebenan  eine  Kirche  von  dem  Grossmeister  Alois  die 
Wignacourt  gestiftet,  dessen  Porträt  sich  über  dem  Altare 
in  einem  Bilde  befindet,  welches  Paulus  darstellt,  der  sich, 
nachdem    er   der  See    entronnen,    neben  einer   Anzahl    Frauen 


ZWEITER  THEIL.  205 

und   Männer  in  alter  Malteser- Kleidung,   an  dem  Feuer  wärmt. 
Darunter  die  lateinischen  Verse: 

Vipera  ignis  acta  calore  frustra  Pauli  manuni    invadit: 
Is  insulae  benedicens  anguibus  et  herbis  adimit  omne  virus. 

Zu  Loretto  sah  er  die  Apotheke,  nämlich  3oo  grosse  und  271. 
kleine  Töpfe  und  Vasen,  kunstvoll  mit  biblischen  und  römischen 
Historien  von  Rafael  von  Urbino  bemalt.  Königin  Christina 
von  Schweden  fand  auf  ihrer  Wallfahrt  viel  Gefallen  daran 
und  drang  sehr  in  den  Papst,  der  ihr  auch  einen  davon 
schenkte.  Man  sagt,  dass  jeder  derselben  auf  700  Scudi  geschätzt 
wurde.  Es  ist  aber  eher  glaubwürdig,  dass  diese  Töpfe  wirklich 
von  ihm  gemalt  wurden,  als  dass  Maria  in  jenem  hölzernen 
Hause  geboren  sei  und  gewohnt  habe,  welches  als  das 
Bedeutendste  in  Loretto  gezeigt  wird,  da  Viele  glauben,  dass 
Rafael's  Vater  ein  Töpfer  und  Schüsselmaler  gewesen,  und 
dass  er  ihm  in  seiner  Jugend  darin  behilflich  war.  Der  Herr 
Jan  van  Beuningen  hatte  eine  gemalte  Schüssel,  die  man 
ihm  zuschrieb.  Sie  zeigte,  in  Hinsicht  auf  Zeichnung  und  Com- 
position,  grosse  Aehnlichkeit  mit  seinen  biblischen  Geschichten, 
welche  in  Kupfer  gestochen  wurden. 

Zu  Venedig  ging  er  in  Gesellschaft  nach  St.  Georgio, 
einem  herrlichen  Benedictiner-Convent,  einem  mehr  königlichen 
als  geistlichen  Hause.  Hier  lobt  er  vor  Allem  zwei  Bilder  von 
Tintoretto  im  Chor:  das  letzte  Abendmal  Christi  und  das 
Mannalesen  in  der  Wüste;  auch  das  Martyrium  der  Heiligen 
Cosmus  und  Damianus,  die  Steinigung  des  Stefanus,  die  Himmel- 
fahrt der  Maria  und  andere  Stücke  von  dem  alten  Bassano; 
auch  ein  Nachtstück ^  ein  Martyrium  der  St.  Lucia.  In  der 
Bibliothek  fünf  Allegorien  von  einem  Schüler  des  P.  da  Cortona. 
Er  rühmt  auch  den  Palast,  die  Kunstkammern  und  den  grossen  272. 
Speisesaal  des  Dogen  ob  der  herrlichen  Gemälde  von  Tintoretto, 
Bassano  und  Anderer;  auch  das  kostbare  Werk  Titian*s,  das 
Martyrium  Petri  in  St.  Salvatore.  Diese  Kirche  ist  auch  mit  herr- 
lichen Monumenten  von  Männern,  die  für  die  Republik  gekämpft 
haben,  z.  B.  Marco  Antonio  Bagradino's,  geschmückt, 
welcher  im  Jahre  1670,  als  Cypern  von  den  Türken  belagert 
wurde,  einer  Aufforderung,  die  Stadt  zu  übergeben,  erwiderte: 
dass  er  sich  lieber  wolle  schinden  lassen.  Dies  war  auch  sein  Los. — 


266         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBÜRGH. 

Er  hat  seine  Reisebeschreibung  mit  zahlreichen  Erzählun- 
gen durchwebt.  Aber  sie  gehören  nicht  hieher,  deshalb  folgen 
wir  ihm  in  Eile  von  Venedig  nach  Padua,  über  Verona, 
Mantua,  Trient  nach  München,  wo  er  die  Gemälde  und  Statuen 
in  den  Sälen  des  Palastes  des  Herzogs  von  Baiern  beschreibt, 
welche  wir  übergehen,  da  wir  anderen  Ortes  hiezu  Gelegenheit 
finden. 

Wir  eilen  mit  unserem  Maler  über  Augsburg,  Regensburg, 
Nürenberg,  Hanau,  Frankfurt,  Worms,  Frankenthal,  Heidelberg, 
Speier,  Strassburg,  Breisach,  Basel,  Zürich,  Baden,  Bern, 
Mainz,  Köln,  Mülheim,  Düsseldorf,  Cleve,  Nimwegen  nach 
Utrecht,  von  wo  er  am  23.  August  i665  in  seine  Geburtsstadt 
,  Amsterdam  kam.  Damals  war  er  3i  Jahre  alt,  wie  wir  aus 
einem  Gesundheits  -  Zeugnisse  entnehmen,  welches  ihm  nach 
273.  einer  Untersuchung  vom  ärztlichen  Collegium  zu  Messina,  1664, 
in  seinem  3o.  Jahre  ausgestellt  wurde,  damit  er  es  in  Neapel 
zeigen  könne.  Deshalb  haben  wir  ihn  unter  seine  Kunst-  und 
Jahresgenossen  vom  Jahre   i63i   gereiht. 

Als  Künstler  war  er  ein  berühmter  Meister  und  seine 
Bilder  fanden  in  den  besten  Cabineten  einen  Platz.  Jonas 
Witzen  besass  seinerzeit  ein  bedeutendes  Bild  von  ihm,  welches 
ich  der  sicheren  Zeichnung,  des  Geschmackes  und  der  kunst- 
vollen Haltung  wegen  oft  betrachtete.  Es  stellte  die  Einschiffung 
König  Karl's  II.  vom  holländischen  Strande  nach  England  vor. 
Im  Hintergrunde  war  die  Flotte  gemalt.  Da  sah  man  hunderte 
von  Figuren  in  Gruppen  längs  den  Dünen  und  dem  Strande 
und  in  zahlreichen  Kutschen  vertheilt,  jede  einzeln,  trefflich 
gezeichnet  und  gemalt.  Seine  Malweise  hat  in  Hinsicht  auf  die 
Farbe  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  Karel  du  Jardin's,  und 
der  wie  mit  blauem  Flor  überzogene  Hintergrund,  hat  in  der 
Behandlung  Aehnlichkeit  mit  Johan  Lingelbach,  doch  ist  er 
sorgfältiger. 

Auch  sah  ich  anderwärts  von  ihm  ein  Bild  mit  Pferden 
und  Figuren,  welches  grosse  Aehnlichkeit  mit  P.  Wouwerman 
hatte.  Man  mag  ihn  somit  unter  die  besten  niederländischen 
Meister  zählen.  Er  starb  zu  Amsterdam  am  11.  October  1678, 
und  sein  Bruder  Daniel  Schellinks,  der  ein  tüchtiger  Land- 
schaftsmaler war,  am    18.  September   170 1. 


ZWEITER  THEIL.  267 

Nicolaes  Maas  ist  zu  Dordrecht  im  Jahre  i632  geboren, 
lernte  in  seiner  Jugend  bei  einem  unbedeutenden  Meister  zeichnen, 
malen  aber  bei  Rembrant.  Er  verliess  jedoch  früh  dessen  Manier,  274. 
je  mehr  er  sich  auf  die  Porträtmalerei  verlegte  und  sah,  dass 
insbesondere  die  Frauen  an  der  hellen  Farbe  mehr  Gefallen 
fanden  als  an  der  braunen. 

Er  führte  einen  gewandten  und  gefälligen  Pinsel,  der  ihm 
bei  dem  Malen  von  Porträts  ausserordentliche  Dienste  leistete, 
und  er  verlegte  sich  ganz  darauf,  was  ihm  auch  so  sehr  glückte, 
dass  ich  nicht  weiss,  ob  vor  oder  nach  ihm  noch  ein  Maler 
lebte,  der  im  Treffen  der  menschlichen  Gesichtszüge  glücklicher 
gewesen  wäre.  — 

Maas    verlegte    im    Jahre     1678    seinen    Aufenthalt    von 
Dordrecht   nach  Amsterdam,    wo   er  auch    im  December   1693,275. 
61   Jahre  alt,  starb. 

Nachdem  er  sich  mit  seinem  Hausstande  in  Amsterdam 
niedergelassen,  hatte  er  so  viel  zu  thun,  dass  es  für  eine  Gunst 
angesehen  wurde,  wenn  Einem  vor  dem  Anderen  Gelegenheit 
gegeben  ward,  porträtirt  zu  werden,  und  dies  währte  bis  zum 
Ende  seines  Lebens,  in  Folge  dessen  auch  eine  grosse  Anzahl 
von  Porträts  unvollendet  zurückblieb. 

•  Seine  Lebensweise  war  still,  höflich,  bürgerlich,  selbst- 
zufrieden und  vergnügt,  mit  Ausnahme  seiner  letzten  Lebens- 
jahre, in  welchen  er  schwer  von  der  Gicht  gequält  wurde.  Er 
war  ungewöhnlich  eifrig  im  Ausbilden  seiner  Kunst,  kam  selten 
oder  gar  nicht  in  Gesellschaft  und  hatte  einen  seltenen  Abscheu 
vor  Wirthshäusern  und  Allen,  die  sich  dort  aufhielten. 

Trotzdem  gönnte  er  sich,  wenn  er  längere  Zeit  ununter- 
brochen gearbeitet  hatte,  Zerstreuung,  um  seinen  Geist  zu 
erholen,  und  unternahm  auch  eine  Lustreise  nach  Antwerpen, 
um  die  ausgezeichneten  Werke  von  Rubens,  van  Dyk  und 
anderer  grossen  Meister  zu  sehen,  sowie  auch  um  die  Künstler 
zu  besuchen.  Zu  Antwerpen  besuchte  er  unter  Anderen  auch 
Jordaens.  — - 

Johan  Heinrich  Roos  ist  zu  Frankfurt  geboren  und  ein  277. 
Schüler  von  Barent  Graat  zu  Amsterdam,  bei  welchem  er  sich 
insbesondere   im   Malen   von    Schafen   und  Ziegen   übte,    worin 
er  in  kurzer  Zeit  solche  Fortschritte  machte,  dass  er  im   Jahre 


268  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

1673  Maler  des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  wurde, 
für  den  er  viele  ruhmwürdige  Arbeiten  ausführte. 
278.  Später  liess  er  sich   mit  seinem   Hausstande    in  Frankfurt 

nieder,  wo  er  zahlreiche  Porträts  malte,  an  welchen  Jedermann 
Gefallen  findet,  da  er  im  Hintergrunde  entweder  eine  schone 
Landschaft  oder  Thiere  anbrachte.  Zuweilen  vereinigte  er  auch 
verschiedene  Porträts  zu  einer  biblischen  oder  historischen 
Darstellung,  zu  welcher  Thiere  und  Landschaften  erforderlich 
waren,  wodurch  er  nicht  allein  viel  Geld  verdiente,  sondern  auch 
viel  ersparte  und  so  ein  lebendiges  Vorbild  für  seine  Söhne 
war,  die  er  alle  zur  Kunst  erzog. 

Ueberdies  betrug  er  sich  wie  ein  wackerer  Mann  und 
hatte  Umgang  mit  den  besten  und  angesehensten  Leuten  der 
Stadt.  Aber  er  verlor  durch  eine  heftige  Feuersbrunst,  Ende  des 
Jahres  i685  in  einer  Stunde  Alles,  was  er  erspart  hatte.  Diese 
entstand  durch  Sorglosigkeit  in  den  Lagerhäusern  der  Stadt 
oder  wol  erst  in  der  Proviantbäckerei,  die  an  sein  Haus  grenzte, 
griff  von  da  um  sich  und  setzte  einen  grossen  Theil  der  Stadt 
in  Flammen,  Er  hoffte  irr  dieser  Not  noch  etwas  von  seinem 
Vermögen  zu  retten,  eilte  durch  die  Flammen,  um  noch  zu 
bergen,  was  zu  bergen  war,  und  als  er  ein  unbeschädigtes  Porzellan- 
fläschchen  mit  goldenen!  Deckel  fassen  wollte,  entfiel  es  ihm 
und  zerbrach.  In  der  Bestürzung  bückte  er  sich  danach,  um 
den  Deckel  zu  erhaschen,  ward  aber  inzwischen  von  dem  Qualm 
und  Rauch  betäubt  und  sank  um.  Einige,  die  dies  sahen, 
drangen  hinein  und  schleppten  ihn,  so  gut  sie  konnten,  mit 
279«  dem  Kopf  die  Treppe  entlang,  aus  dem  Feuer. 

Ob  nun  dieses  unglückliche  Schleppen  oder  der  Schrecken 
die  Ursache  seines  Todes  waren,  weiss  man  nicht,  aber  er  starb 
noch  desselben  Morgens,  vier  Söhne  und  eine  Tochter  hinter- 
lassend. Sie  sind  alle  tüchtige  Maler  geworden,  aber  keiner  von 
ihnen  trat  seiner  Lebensweise  nach  in  die  Fussstapfen  des  Vaters. 

Ich  habe  nur  über  Filip  Roos,  den  seine  Bentbrüdcr 
Merkurius  nannten,  den  zweiten  Sohn  des  Johan  Heinrich 
Roos,  sowol  in  Hinsicht  auf  seine  Arbeiten  als  seinen  Lebens- 
lauf Nachrichten  erhalten.  — 

Er  ist  zu  Frankfurt  im  Jahre  i655  geboren,  war  mit 
ungewöhnlichem  Talente  begabt,  in  Folge  dessen  er  noch  bei 


ZWEITER  THEIL.  269 

Lebzeiten  seines  Vaters  an  den  Hof  des  Landgrafen  vonHessen- 
Kassel  berufen  ward,  der  Gefallen  an  seinen  Arbeiten  fand 
und  ihm  später  eine  Summe  Geldes  gab,  damit  er  in  Rom 
nach  guten  Mustern  fernere  Studien  mache.  Inzwischen  schmei- 
chelte sich  der  Fürst,  ihn  wieder  einmal  zu  sehen  und  sich 
an  seinen  Werken  ergötzen  zu  können,  aber  er  täuschte  sich. 
Er  war  ein  wolgebildeter  schöner  Jüngling,  rasch  von  Gedanken, 
und  so  gewandt  mit  dem  Pinsel,  dass  mir  Kri Stoffe  1  le  Blon, 
der  ihn  zu  Rom  kannte,  erzählte,  dass  er  in  Schnelligkeit  seines  280. 
Gleichen  nicht  gesehen  habe,  weshalb  ihm  die  römische  Bent 
auch  den  Namen  Mercurius  beilegte.  — 

Roos,  der  bald  hier  bald  dort  arbeitete,  zeichnete  eines  281. 
Tages  in  der  Nähe  von  Rom  einige  Thiere,  die  im  Felde  grasten, 
nach  der  Natur.  Zufällig  kam  der  italienische  Historienmaler 
Hiacynt  Brandi  vorüber,  Hess  seinen  Wagen  halten  und  sagte: 
Lasst  mich  doch  Eure  Arbeit  sehen,  und  fragte  auch  nach 
seinem  Namen  und  seinem  Geburtslande.   — 

Brandi  fand  an  seinen  Arbeiten  so  viel  Gefallen,  dass 
er  ihn  zu  sich  lud ,  um  ihm  seine  Werke,  zu  zeigen.  Dieser 
hatte  eine  junge,  schöne  Tochter,  die  Roos  ab  und  zu  gehen 
sah.  Er  achtete,  wohin  sie  ging,  und  als  er  einmal  in  das 
Haus  kam,  da  Brandi  beschäftigt  war,  ging  er  in  den  Garten, 
vorgebend,  dort  auf  ihn  warten  zu  wollen.  In  diesen  Garten  282. 
aber  ging  das  Zimmer  der  Tochter  hinaus,  die  er  hinter  den 
Eisenstäben  ihres  Fensters  stehen  sah.  Er  grüsste  sie  und  gab 
ihr  durch  Zeichen  seine  Neigung  zu  erkennen.  Dies  geschah 
mehrere  Male,  bis  sie  auch  ihm  Beweise  ihrer  Zuneigung  gab. 
Wie  verborgen  sich  aber  auch  die  beiden  Liebenden  glaubten, 
ward  es  dennoch  dem  Vater  verrathen,  der  ihm  sein  Haus 
verbot,  und  darauf  seine  Tochter  in  ein  Kloster  gab,  da  er  sie 
für  keinen  Thiermaler  erzogen  haben  wollte. 

Damit  ward  ihm  die  Gelegenheit  genommen,  mit  seiner 
Geliebten  ein  Mittel  zur  Flucht  zu  berathen.  —  Nach  längerem 
Ueberlegen  fand  er  einen  glücklichen  Ausweg.  Er  erkühnte 
sich,  zum  Cardinal -Vicar  zu  gehen,  erbot  sich  zum  römischen 
Glauben  tiberzutreten  und  bat  ihn  zugleich  um  seine  Hilfe 
in  dieser  bestimmten  Sache,  die  er  seiner  Eminenz  mittheilte. 
Ob   nun   der  Cardinal  durch   die  Hoffnung,    dass  er  eine  Seele 


270  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

283.  errette,  bewogen  wurde  oder  ob  er  ihn  durch  glatte  Worte  zu 
bereden  wusste,  ist  ungewiss,  aber  es  kam  so  weit,  dass  der 
Cardinal -Vicar,  der  zugleich  Vorsteher  der  Inquisition  ist,  dem 
Papst  Innocenz  XI.  die  Sache  vortrug;  der  Papst  fragte,  wer 
der  junge  Mann  und  wer  der  Vater  der  Tochter  wäre  und  als 
ihm  gesagt  wurde,  dass  Beide  Maler  seien,  sagte  er:  dann 
sind  sie  gleich  und  gleich,  und  gab  Befehl,  dass  die  Tochter 
aus  dem  Kloster  geholt  und  mit  Roos  getraut  werde;  der 
Vater  musste  dies,  so  unlieb  es  ihm  war,  auf  des  Papstes 
Befehl  geschehen  lassen. 

Er  würde  sich  wol  mit  dem  Vater  wieder  befreundet 
haben,  wenn  er  nicht  am  Tage  nach  der  Trauung  einen  Schritt 
gethan  hätte,  den  er  später  bedauerte,  obwol  wir  glauben,  dass 
er  die  Sache  nicht  so  schlimm  meinte,  als  sie  aufgenommen 
wurde,  und  dass  er  dadurch  lediglich  zu  kennen  geben  wollte, 
dass  er  das  Mädchen  ohne  jede  andere  Absicht,  nur  aus  Liebe 
geheiratet  habe  und  sie  auch  durch  seine  Arbeiten  Wie  in  ihren 
vorigen  Verhältnissen  erhalten  wolle.  Er  stand  am  ersten 
Morgen  nach  der  Trauung  früh  auf,  nahm  alle  Schmucksachen, 
Kleider,  Wäsche,  Schuhe,  bis  auf  das  Hemd,  band  Alles  in 
ein  Bündel,  und  schickte  es  ihrem  Vater  mit  den  Worten: 
dass  der  Thiermaler  dies  Alles  nicht  benötige,  da  er  seine 
Tochter  blos  nackt  haben  wollte.  Dies  nahm  Brand i  übel  auf 
und   kränkte   sich   so    sehr  darob,    dass    er    kurz   darauf   starb, 

284.  nachdem  er  sie  zuvor  enterbt  hatte.  —  In  ihrem  Ehestande 
lernte  sie  noch  andere  Veränderungen,  an  die  sie  nicht  gewöhnt 
war,  kennen,  denn  abgesehen  von  Entbehrung  und  Armut, 
war  sie  oft  verlassen  und  allein,  da  er  ein  eifriger  Jäger  und 
Bentbruder  war,  der  oft  Tage  und  Wochen  ausser  dem  Hause 
zubrachte,  ohne  dass  sie  etwas  von  ihm  hörte.  Er  bewohnte 
ein  grosses  baufälliges  Haus  bei  Tivoli  nächst  Rom,  in  dessen 
Gehege  er  verschiedene  grössere  und  kleinere  Thiere  aufzog, 
um  nach  ihnen  zu  malen,  weshalb  seine  Wohnung  in  der  Bent 
auch  Arche  Noah  genannt  wurde.  Von  dort  ritt  er  oft  ohne 
Geld  in  Begleitung  eines  Knechtes  nach  Rom  und  malte  in  der 
einen  oder  anderen  Herberge  rasch  ein  oder  zwei  Bilder,  die 
der  Knecht  nass,  wie  sie  von  der  Staffelei  kamen,  nach  Rom 
tragen  musste,  um   sie  zu  jedem  Preise  zu  verkaufen,  denn  es 


ZWEITER  THEIL.  27 1 

musste  Geld  hergeschafft  werden,  um  ihn  und  sein  Pferd  im 
Wirthshause  auszulösen,  da  ihm  ja  Niemand  in  Rom  borgen 
wollte.  Le  Blon  und  Andere  haben  mir  auch  erzählt,  dass  seine 
ßentbrüder,  wenn  sie  ihn  von  ferne  kommen  sahen,  sofort 
wissen  konnten,  ob  er  Geld  habe  oder  nicht,  denn  hatte  er 
keines  und  er  sah  einen  seiner  Freunde,  so  wich  er  ihm  auf  285. 
anderem  Wege  aus,  hatte  er  aber  Geld,  so  trat  er  stolz  an  ihn 
heran  und  Hess  nicht  ab,  als  bis  dieser  mit  ihm  in  das  nächste 
Wirthshaus  ging,  um  ihm  sein  Geld  verzehren  zu  helfen. 

Da  er  rasch  arbeitete,  liefen  so  viele  seiner  Bilder  in  Rom 
herum,  dass  ihr  Preis  sank,  was  sein  Knecht,  der  scharfsich- 
tiger als  er  und  vielleicht  auch  von  seinen  Freunden  mit  Geld 
dazu  gedungen  war,  sich  zu  Nutze  machte.  Denn  als  die  Kunst- 
händler ihren  Werth  nicht  mehr  bezahlen  wollten  und  er  mit 
den  Bildern  wieder  zurückkam,  Roos  aber  doch  Geld  haben 
musste,  machte  er,  als  wenn  er  ihm  welches  bringen  würde, 
und  trug  die  Bilder  in  eine  zu  diesem  Zwecke  gemiethete  Stube, 
stapelte  sie  auf  und  brachte  ihm  so  viel  Geld  als  vorhin  angeblich 
dafür  geboten  worden.  Sein  Knecht  soll,  als  er  später  nicht 
mehr  in  seinem  Dienste  war  und  die  Preise  für  seine  Arbeiten 
stiegen.  Tausende  daran  verdient  haben. 

Er  hatte  ein  blühendes  Colorit,  malte  alle  Arten  Thiere, 
insbesondere  Ochsen,  Schafe  und*  Ziegen,  naturwahr  und 
lebendig  und  trotz  der  grossen  Zahl  seiner  Arbeiten  ist  die 
Gruppirung  stets  verschieden  und  selbst  im  Hintergrund  und 
Beiwerk  reich  an  Abwechslungen;  ein  Beweis  seines  grossen 
Talentes.  Er  war  darin  viel  glücklicher  als  der  berühmte 
Bassano,  der  sich  an  eine  gewisse  Anzahl  von  Figuren  und 
Thieren  gewöhnt  hatte,  die  er  in  all'  seinen  Arbeiten  anbrachte. 

Folgendes  aber  sei  ein  Beweis  seiner  ungewöhnlichen  286. 
Schnelligkeit.  Der  kaiserliche  Gesandte  Graf  Martinitz  und 
der  General  Roos,  ein  Schwede  und  berühmter  Duellant, 
sprachen  in  Rom  von  der  Geschwindigkeit  unseres  Malers. 
Dem  General  Roos  schien  dies  unglaublich  und  in  Folge 
dessen  wetteten  Beide  um  eine  Anzahl  Pistolen',  wobei  sich 
Martinitz  verpflichtete,  dem  General  zu  beweisen,  dass  der 
Maler  Roos  ein  Bild  vollenden  würde,  ehe  sie  ein  Kartenspiel, 
welches    in    der    Regel    eine    halbe    Stunde    währte,    beenden 


272  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

würden.  Unser  Maler,  der  nicht  weit  davon  war,  ward  gerufen 
und  gefragt,  ob  er  dies  unternehmen  v^oUe  und  als  er  es 
bejahte,  sagte  man  ihm,  dass  er  beginnen  könne.  Palette, 
Farben,  eine  Staffelei  und  ein  kleines  Brett,  bei  den  Römern 
Tela  di  Testa  genannt,  so  gross,  um  einen  menschlichen  Kopf 
darauf  zu  malen,  wurden  in  den  Saal  gebracht  und  Roos  begann 
zu  arbeiten,  die  Anderen  zu  spielen;  aber  das  Spiel  war  noch 
nicht  zu  Ende,  als  Mercurius  aufstand  und  sein  Bild  vorzeigte. 
Er  hatte  zwei  oder  drei  Ziegen  oder  Schafe,  eine  halbe 
Figur  mit  dem  üblichen  Beiwerk  oder  Landschaft  zum  Staunen 
des  schwedischen  Generals  gemalt,  der  seine  Wette  verloren 
gab.  M artin itz  nahm  einige  von  den  Pistolen  und  gab  sie 
Roos  für  seine  Mühe,  der  sie  ebenso  schnell,  wie  er  sie  ge- 
wonnen hatte,  wieder  verzehrte. 
287.  Le   Blon    erzählte    mir    auch,    dass    er   ein   grosses    Bild, 

dessen  Diagonale  mehr  als  40  Fuss  betrug,  gesehen  habe,  in 
welchem  alle  Arten  von  Thieren,  wol  600  an  Zahl,  davon  viele, 
wie  Pferde,  Stiere  etc.,  im  Vordergrunde  in  Lebensgrösse,  die 
übrigen  kleiner  dargestellt  waren,  in  der  Zeit  von  16  Tagen 
gemalt  hatte,  und  zwar  so  natürlich  und  energisch,  dass  es 
beinahe  unglaublich  schien. 

•  Es  wäre  unnütz,  wenn  ich  meinen  niederländischen  Kunst- 
genossen einen  breiten  BTericht  von  seinem  gefälligen  Pinsel, 
seiner  natürlichen  und  kräftigen  Mischung  der  Farben,  seiner 
geistvollen  Gruppirung  und  sicheren  Zeichnung,  die  in  seinen 
Arbeiten  wahrzunehmen  ist,  geben  wollte,  da  ja  den  Kunst- 
freunden die  berühmte  Sammlung  des  Herrn  de  la  Court 
van  der  Voort  in  Leiden  offen  steht,  wo  ein  grosses  Bild 
von  ihm  zu  sehen  ist,  welches  selbst  besser  spricht,  als  ich  in 
der  Lage  bin  zu  sagen.  Es  stellt  einen  wütenden  Stier  vor, 
den  eine  Hundemeute  angefallen  hat.  Das  Gegenstück  hängt 
im  Hause  des  Sohnes  des  Genannten,  und  stellt  einen  grau- 
gefleckten Stier  vor,  der  den  angreifenden  Hunden  zu  entlaufen 
sucht.  Diese  Bilder  malte  Roos  in  Gegenwart  des  Malers 
Kristoffel  le  Blon   in  Rom. 

Im  Jahre  1698  oder  1699  kam  der  Landgraf  von  Hessen- 
Kassel,  sein  erster  Gönner,  nach  Rom  und  fragte,  ob  Roos 
noch  lebe  und  was  er  treibe;  als  er  hörte,  dass  er  seine  Religion 


ZWEITER  THEIL.  273 

geändert  habe,  sagte  er:  das  will  ich  ihm  noch  vergeben,  dass 
er  mir  aber  auch  nicht  ein  Bild  als  Beweis  seiner  Dankbarkeit 
zugeschickt  hat,  das  kann  ich  ihm  nicht  vergessen.  Es  ward 
ihm  angezeigt,  dass  der  Landgraf  in  Rom  wäre,  aber  anstatt 
ihn  zu  begrüssen,  wusste  er  nicht,  wo  er  sich  vor  Scham  ver- 288. 
bergen  sollte.  Endlich  über  vieles  Zureden  sprach  er  den  Land- 
grafen, der  ihn  ersuchte,  etwas  für  ihn  zu  malen,  er  wolle  es 
reichlich  bezahlen.  Er  versprach  es,  hielt  aber  nicht  Wort,  denn 
er  starb  im  Jahre  ijoS.  Sein  unglücklicher  Vater  verstand  die 
Lebensart  besser,  denn  er  schickte  seinem  Lehrer  Barent  Graat 
als  Erkenntlichkeit  für  den  empfangenen  Unterricht  von  Frankfurt 
aus  einige  Hefte  mit  Schafen  und  Ziegen,  die  er  selbst  in 
Kupfer  geätzt  hatte,  nebst  seinem,  von  Kilian  gestochenen 
Porträt.  — 

Wir  wollen  hier  auch  seines  Oheims  Theodor  Roos, 
des  Bruders  von  Johann  Heinrich  Roos,  gedenken,  der  zu 
Wesel  im  September  i638  geboren  wurde,  also  um  7  Jahre 
jünger  war.  Sandrart  sagt,  dass  er  im  Alter  von  12  Jahren 
zu  Kornelis  de  Bie  geschickt  wurde.  Aber  hier  muss  ein 
Irrthum  obwalten,  da  Kornelis  de  Bie  kein-  Maler,  sondern 
Geheimschreiber  zu  Lier  war,  welcher  lediglich  aus  Liebe  zur 
Kunst  ein  Buch  über  das  Leben  der  Brabant'schen  Maler  in 
Versen  herausgegeben  hat.  Aber  dessen  Vater  Adriaen  de  Bie 
war  ein  tüchtiger  Maler  und  kam  im  Jahre  1623  von  Rom 
nach  Brabant,  wo  er  noch  im  Jahre  1660  lebte;  deshalb  muss 
man  wol  statt  Kornelis,  Adriaen  lesen,  zu  dem  er  geschickt 
wurde,  um  die  Kunst  zu  lernen.  Nachdem  er  drei  Monate  289. 
gezeichnet  hatte,  Hess  ihn  sein  Lehrer  zur  Palette  greifen,  mit 
welcher  er  in  zwei  Jahren  solche  Fortschritte  machte,  dass  er, 
mit  seinen  Eltern  im  Jahre  i653  nach  Hause  zurückgekehrt,  die 
Kunst  unter  Anleitung  seines  Bruders  weiter  übte  und  dann 
zugleich  mit  ihm  zuerst  zu  Mainz  für  die  Domherren  arbeitete. 

Hierauf  zu  dem  Landgrafen  von  Hessen  berufen, 
malten  sie  drei  Jahre  hindurch  zu  Ryntvelt,  wo  sich  insbeson- 
dere Theodor  eifrig  und  unaufhaltsam  übte,  ohne  sich  durch 
die  Zerstreuungen  des  Hoflebens  von  seinen  Arbeiten  ablenken 
zu  lassen.  Als  sein  ältester  Bruder  im  Jahre  1657  geheiratet 
hatte,   ging   Roos  im  folgenden   Jahre  nach   Mannheim,   wo  er 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  18 


274  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

die    Obersten    dreier    Bürgerregimenter    mit    ihren    Hauptleuten 
porträtirte,  welches  Bild  noch  daselbst  im  Rathhause  zu  sehen  ist. 

Nachdem  der  Kurfürst  von  der  Pfalz  dieses  Bild  gesehen 
hatte,  schenkte  er  dem  Künstler  20  Reichsthaler,  welche  Gabe 
in  ihm  solchen  Eifer  weckte,  dass  er  allen  eiteln  Zerstreuungen 
der  Welt  Lebewol  Sjagte  und  seine  ganze  Zeit  der  Kunst  widmete. 

Als  die  Kurfürstin  von  der  Pfalz  den  Herzog  von 
Orleans  heiratete,  malte  er  Beider  Porträts,  welche  ihnen 
so  wol  gefielen,  dass  sie  ihm  eine  goldene  Medaille  mit  des 
Prinzen  Porträt  an  goldener  Kette  verehrten.  Strassburg  und 
die  Schlösser  Velde,  Birkenfeld,  Baden  und  Hanau  prunken  mit 
seinen  Arbeiten.  Am  würtembergischen  Hofe  malte  er  in  sieben 
290.  Monaten  acht  Bilder  und  erhielt  den  Titel  eines  würtem- 
bergischen Hofmalers. 

Als  Strassburg  an  die  Franzosen  überging,  befand  ersieh 
auch  daselbst,  da  er  aber  vorher  bereits  viele  Generäle  por- 
trätirt  hatte  und  ihnen  somit  bekannt  war,  verschonten  sie 
ihn  mit  der  Einquartierung,  mit  welcher  die  Bürger  damals 
geplagt  wurden. 

Juriaen  van  Streek  ist  im  Jahre  i632  geboren.  Er 
wählte  sich  zu  seinen  Vorwürfen  verschiedenartige  Stillleben, 
federgeschmückte  Helme,  Bücher,  Briefe,  Musikinstrumente  und 
Aehnliches;  wol  auch  einen  Todtenkopf  oder  dergleichen,  um 
durch  dieses  Sinnbild  die  Vergänglichkeit  des  menschlichen  Lebens 
anzudeuten.  Er  ordnete  dies  mit  so  viel  Geschmack,  dass  eines 
neben  dem  anderen  seine  Wirkung  that.  Licht  und  Schatten 
verstand  er  ungemein  gut  wahrzunehmen  und  führte  einen 
kecken  Pinsel,  in  Folge  dessen  seine  Arbeit'en  wol  mit  der  Natur 
wetteifern  konnten.  Zuweilen  malte  er  auch  gute  Porträts,  von 
denen  ich  selbst  verschiedene  gesehen  habe,  insbesondere  eines 
von  seiner  Frau,  welches  ich  irrthümlich  im  ersten  Theil 
(pag.  283)  dem  Emanuel  de  Wit  zuschrieb. — 
292.  Juriaen  van  Streek  starb  am  12.  Juni  1678  zu  Amster- 

dam. Er  hinterliess  einen  Sohn  Hendrik  van  Streek,  der 
am  II.  April  1659  zu  Amsterdam  geboren  wurde.  Dieser  lernte, 
nachdem  ihn  zuerst  sein  Vater  im  Zeichnen  unterrichtet  hatte, 
die  Bildhauerei  bei  Willem  van  der  Hoeven,  welchem  Berufe 
er  noch  obliegt.     Er  hatte  stets  grosse  Liebe  zur  Malerei,    wie 


ZWEITER  THEIL.  275 

aus  dem  Umstände  hervorgeht,  dass  er  nach  dem  Tode  seines 
Vaters,  auf  den  Rath  von  Melchior  de  Hondekoeter,  den 
Pinsel  unter  der  Leitung  von  Emanuel  deWit  führen  lernte, 
den  er  zu  diesem  Zwecke  für  einige  Monate  in  sein  Haus  nahm. 
Ich  habe  auch  verschiedene  Kircheninterieiirs,  in  der  Art  des 
Emanuel  de  Wit,  von  ihm  gesehen. — 

Karel  Emanuel  Biset  ist  zu  Mecheln  im  Jahre  i633 
geboren.  Er  malte  zumeist  kleine  Gruppen  verschiedener  Land- 
leute in  ihren  üblichen  Kleidungen.  Er  wurde  wegen  seiner 
geschickten  Compositionen  und  erlesenen  Technik  an  den  fran- 
zösischen Hof  berufen,  wo  er  noch  war,  als  de  Bie  sein  Buch 
über  die  Maler  endigte,  denn  dieser  rühmt  ihn  in  seinen  Versen.  — 

Ottomar  Elger  der  Aeltere  ward  zu  Gothenburg  am  293. 
18.  September  i633  geboren,  und  empfand  Lust  zur  Darstellung 
von  Früchten  und  Blumen,  zu  welchem  Zwecke  er  auch  nach 
Antwerpen  zu  Daniel  Zegers  ging,  um  ihm  die  Art  der 
Behandlung  abzusehen,  welche  diesen  so  berühmt  machte.  Dies 
glückte  ihm  auch  so  sehr,  dass  er  1666  an  den  Berliner  Hof 
berufen  wurde.  Seitdem  ward  er  auch  von  Friedrich  Wilhelm, 
dem  Grossvater  des  gegenwärtigen  Königs  von  Preussen,  in 
dessen  Diensten  er  auch  starb,  zurückgehalten  und  besonders 
wegen  seiner  geistreichen  Antworten  und  guten  Einfälle  geachtet. 

Sein  Vater,  der  Arzt  war,  ihn  für  denselben  Beruf  bestimmte 
und  Sprachen  lernen  Hess,  sah  ihn  ungern  den  Zeichenstift  führen, 
ebenso  seine  Mutter,  die  in  keinem  Falle  zugeben  wollte,  dass 
er  malen  lerne,  bis  ein  Umstand  sie  zu  anderem  Entschlüsse 
brachte.    • 

Als  einmal  ein  Fremder,  ein  Mann  von  ungewöhnlichen 
Kenntnissen,  den  Vater  zu  sprechen  wünschte,  um  ihn  um  ein 
Almosen  zu  bitten,  fragte  die  Mutter,  was  er  wollte.  Die  Ant- 
wort war,  dass  er  ein  bedeutender  Gelehrter,  aber  arm  wäre, 
worauf  sie  sagte:  wie?  gibt  es  unter  den  Gelehrten  auch  Bettler? 
dann  lasse  doch  unseren  Sohn  Maler  werden. 

Gerard  Uilenburg  ist  zu  Amsterdam  geboren,  doch 
weiss  ich  nicht,  bei  wem  er  die  Kunst  gelernt  hat,  wol  aber 
ist  mir  bekannt,  dass  er  sich  auf  die  Landschaftsmalerei  ver- 
legte  und   in   dem  Hause  des  Herrn  Kerkwyk  zu  Amsterdam  294. 

einen  grossen  Saal  ausgemalt  hat.  Aber  sein  Talent  war  nicht  so 

18* 


276         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

bedeutend,  dass  er  es  weit  hätte  bringen  können.  Darum  Hess 
er  mit  der  Zeit  ab,  die  Kunst  zu  üben,  da  er  nicht  viel  damit 
verdienen  konnte  und  doch  grössere  Vortheile  suchte.  Darum 
verlegte  er  sich  auf  den  Kunsthandel,  machte  sich  an  ver- 
schiedene gute  Maler  und  junge  Talente,  die  sich  selbst  nicht 
forthelfen  konnten,  und  liess  jeden  nach  seiner  Neigung  Bilder 
geachteter  Meister  copiren,  um  dieselben  mit  Gewinn  zu  ver- 
kaufen, wobei  nicht  selten  ein  falsches  Stück  mit  den  anderen 
durchschlüpfte.  Wurde  es  nicht  gemerkt,  er  liess  es  auch 
ungemerkt  vorübergehen. 

Er  fand  Gelegenheit,  eine  grosse  Anzahl  Bilder,  italienischer 
und  anderer  Meister,  für  den  Berliner  Hof  zu  liefern,  für  welche 
ihm  der  Fürst  im  Vorhinein  4000  Gulden  bezahlte.  Aber  diese 
Summe  war  zu  gering,  da  er  die  grosse  Anzahl  nur  unter 
dem  Versprechen,  die  Bilder  sofort  baar  zu  bezahlen,  zusammen- 
gebracht hatte ;  und  er  forderte  dafür  3o.ooo  Gulden.  Doch  dieses 
Geschäft  ward  vereitelt.  Der  Fürst  liess  zuerst  seinen  Hofmaler 
Ottomar  Elliger  den  Aelteren  rufen,  der  sein  Urtheil  mit 
den  Worten  zurückhielt:  dass  er,  wenn  es  sich  um  Bluraenstucke 
handeln  würde,  dem  Fürsten  wol  mit  seinem  Urtheile  dienen 
könnte.  Darauf  liess  der  Fürst  den  Maler  Fromentjou,  der 
Historien-  und  Thiermaler  war ,  kommen,  um  über  die  Gemälde 
zu  urtheilen.  Dieser,  der  selbst  an  der  Galeere  gesessen  —  so 
pflegt    man    in   Italien    das    Arbeiten .  für  die    Kunsthändler  zu 

295. nennen  —  selbst  für  Uilenburg  gemalt  hatte  und  deshalb 
den  Handel  dieser  Fälscher  kannte,  bezeichnete  die  Bilder  als 
Copien,  versicherte  aber  den  Fürsten,  dass  er  ihm  die  Originale 
in  Holland  und  anderwärts  wol  nennen  und  auch  erwerben 
könnte;  darauf  sah  der  Fürst  davon  ab,  befahl  dieselben  wieder 
wegzuführen  und  schenkte  ihm  die  genannten  4000  Gulden  als 
Ersatz  für  die  durch  die  Sendung  verursachten  Kosten.  — 

Dies  gab  dem  Werthe  seiner  Gemälde  einen  starken  Schlag 
und  brachte  den  Besitzer  in  Verlegenheit,  so  dass  er  genötigt 
war,  sie  zur  Unzeit,  am  23.  Februar  1673  zu  Amsterdam  öffent- 
lich zu  verkaufen.  J.  v.  Von  de  1  machte  auf  den  Verkauf  der 
italienischen  Bilder  ein  Gedicht.  — 

296.  Ob   Fromentjou    mit  Recht    so    verächtlich   von    diesen 

Bildern    gesprochen    oder     Uilenburg    diesen    Vortheil    nicht 


ZWEITER  THEIL. 


277 


gönnen    wollte,    alten  Groll    gegen    ihn  hegte    und    ihn    damit 
bezahlte,  lasse  ich  dahingestellt  sein.  — 

Viele  glauben,  dass  er  grossen  Schaden  durch  den  un- 
zeitigen Verkauf  litt,  aber  der  Dichter  J.  Antonides  gibt  in 
einem  seiner  Gedichte:  „Auf  die  Siege  der  Malerkunst",  welches 
irrthümlich  unter  die  vermischten  Gedichte  VondeTs  gereiht 
wurde,  das  Gegentheil  nicht  undeutlich  zu  erkennen. — 

Da    aber   sein  Ansehen   dadurch   geschädigt  war,    ging  er  297- 
nach   England   und    malte    zuweilen    für  Pieter  Lely,    den   er 
kannte,    Gewänder    und  Landschaften    zu   dessen    Porträts    und 
starb   auch  dort. 

Alle  Bewunderer  römischer  Kunst  oder  Jene,  welche  Italien 
bereist  und  die  Werke  der  grossen  Meister  gesehen  haben, 
sprechen  nicht  allein  mit  Staunen  von  ihnen,  sondern  rühmen 
sie  auch  über  alle  menschlichen  Arbeiten,  um  so  Jedermann 
eine  hohe  Vorstellung  davon  zu  machen.  Dies  thun  auch  ins- 
besondere Jene,  welche  damit  Handel  treiben.  In  Folge  dessen 
kommt  kein  italienisches  Bild  zu  uns  oder  auf  eine  öffentliche 
Versteigerung,  ohne  dass  bei  dem  Erwähnen  eines  berühmten 
Namens  nicht  sofort  Jeder  mit  Verwunderung  gaffen  würde  und 
von  Vorurtheilen  eingenommen,  staunenswerthe  Schönheiten  darin 
zu  entdecken  oder  zum  mindesten  solche  sich  selbst  oder  Anderen 
deutlich  zu  machen  meinen  sollte.  Dies  thun  auch  Jene,  die 
davon  so  wenig  verstehen,  wie  ein  Kalb  vom  Sonnlag  und  die 
lediglich  nachschwätzen,  was  sie  Andere  sagen  hören,  ein  Uebel,- 
das  allmälig  sich  eingeschlichen  hat  und  unsere  tüchtige  hol- 
ländische Kunst  verkleinert. 

Aber  das  Vorurtheil  hat  oft  noch  grössere  Gewalt  als  die 
Anpreisung.  Zur  Bekräftigung  des  Gesagten  dieses  Beispiel: 
Izak  de  Moucheron  hatte,  als  er  aus  Italien  kam,  unter  einer 
Anzahl  von  Originalen,  auch  eine  von  ihm  selbst  gemalte  Copie 
nach  einem  Bilde  Poussin's  mitgebracht;  der  Postmeister  von  298. 
Zwolle  besuchte  ihn,  begierig,  ob  er  nichts  mitgebracht  hätte,  was 
seinem  Geschmack  zusagen  würde.  Sofort  fiel  sein  Blick  darauf 
und  er  kaufte  es  für  ein  ausgezeichnetes  Bild  von  Poussin  und 
hielt  es  auch  dafür,  ohne  nur  zu  fragen,  wer  es  gemalt  habe, 
obwol  Moucheron,  als  das  Original  hieher  kam,  offenherzig 
erklärte,  wie  es  sich  damit  verhielt. 


278  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Wir  wollen  den  Ruhm  nicht  beeinträchtigen,  den  echte 
italienische  Meister  verdienen,  auch  darf  mir  Niemand  meine 
offenherzigen  Worte  verdenken,  als  wenn  ich  von  einem 
Vorurtheile  für  ausländische  Kunst  eingenommen  wäre.  Gewiss 
nicht;  ich  schätze  die  grossartigen  Ideen  und  kühne  Technik, 
und  betrachte  sie  mit  so  viel  Genügen,  dass  ich  mich  auch 
selbst  darob  vergesse,  aber  ich  kann  nicht  dulden,  dass  man 
Copien  und  Kruten  den  Leuten  für  Originale  aufdränge  und 
dann  noch  fordere,  dass  Jedermann  dieselben  bewundere.  — 
3oo.  Aber  wir  wollen  noch  durch  einige  Proben  andeuten,  wie 

unwahrscheinlich  es  ist,  dass  alle  jene  Bilder,  die  man  als 
italienische  anpreist,  echt  seien. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  bedeutendsten  Werke,  durch 
welche  die  Italiener  so  berühmt  sind,  für  Kirchen,  Klöster 
und  Paläste  der  mächtigsten  Geschlechter  Italiens  gemalt  wurden 
und  in  festen  Händen  sind,  folglich  ist  es  zum  grÖsst^n  Theil 
Ausschuss,  was  in  anderen  Ländern  zu  Markt  gebracht  wird.  Ich 
bezweifle  nicht,  dass  ab  und  zu  ein  Original- Kunstwerk,  dort 
aufgekauft  und  heimlich  ausgeführt,  hieherkam,  dessen  sich 
wirkliche  Kenner  in  ihren  Sammlungen  rühmen  können,  dass 
sie  aber  in  solcher  Anzahl  zu  bekommen  wären,  dass  man  grosse 
Auctionen  damit  abhalten  kann,  wie  dies  thatsächlich  geschieht, 
gibt  hinreichend  der  Vermuthung  Raum,  dass  hiebei  der  Betrug 
eine  Rolle  spiele.  Darum  kommt  es  mir  auch  lächerlich  vor, 
wenn  die  Kataloge  mit  dem  Namen  RafaeTs  prahlen,  gerade 
als  wenn  seine  Bilder  so  leicht  zu  bekommen  wären,  wie  eine 
Bauernkirmess  von  Droogsloot  oder  ein  Blumenstück  von 
Bartolomeus  Astyn. 

Ueberdies  ist  es  bekannt,  dass  in  Rom  ein  Verbot  gegen 
die  Ausfuhr  der  besten  und  berühmtesten  Kunstwerke  besteht, 
und  es  sind  zu  diesem  Zwecke  Aufseher  aufgestellt,  die  be- 
rechtigt sind,  sie  für  den  angegebenen  Werth  oder  zu  dem  Preise, 
3oi.zu  dem  sie  aufgekauft  wurden,  anzuhalten  und  dies  sind  sie 
nicht  allein  mit  Gemälden,  sondern  auch  mit  Zeichnungen  zu 
thun  berechtigt. 

Zum  Beweisediene,  was  dem  Maler  Kloosterman  im  Jahre 
1700  widerfuhr.  Dieser  hatte  in  Rom  eine  bedeutende  Anzahl 
von  Zeichnungen  für  mehrere  hundert  Scudi  aufgekauft,  aber  sie 


ZWEITER  THEIL.  .    279 

wurden  auf  Befehl  Clemens'  XI.  angehalten  und  ein  Theil  der- 
selben in  der  Akademie,  ein  anderer  in  den  von  Rafael  aus- 
gemalten Sälen  des  Vaticans  für  öffentliche  Zwecke  aufgehangen. 

Was  RafaeTs  Bilder  betrifft,  der  zumeist  in  Fresco  malte, 
so  sind  jene  in  Oelfarbe  auf  Holz  oder  Leinwand  gemalten  in 
so  festen  Händen,  dass  sie  wol  nicht  loszubekommen  sind,  denn 
die  Besitzer  wissen  sie  so  hoch  zu  schätzen,  dass  mehrere 
seiner  Bilder  mit  einem  eisernen  Geländer  abgesondert  sind, 
damit  sie  nicht  durch  Unvorsichtigkeit  verletzt  werden;  sie 
werden  wie  Heiligthümer  geschätzt  und  bewahrt. 

Selbst  in  Rom  ist  ausser  seinen  grossen  Werken  im 
Vatican  und  dem  Hochaltarbilde  in  St.  Pietro  in  Montorio  nur 
wenig  von  ihm  zu  sehen;  nur  ein  kleines  Bild  im  päpstlichen 
Schlafzimmer  des  Vaticans,  und  dieses  Bildes  Echtheit  wird  sogar 
bezweifelt,  denn  man  vermuthet,  dass  es  von  Julio  Romano 
nach  dem  grossen  Gemälde  RafaeTs  in  St.  Peter  bei  RafaeTs 
Leben  noch  copirt  und  von  diesem  selbst  vollendet  wurde,  da 
es  dieselbe  Darstellung  zeigt.  Dieselbe  Vermuthung  hegt  man 
über  die  Bilder,  welche  der  Cardinal  Barbarini  besitzt  und 
für  echte  Werke  RafaeTs  hält.  Und  ebenso  verhält  es  sich  mit 
jenen,  die  man  in  anderen  Palästen  findet. 

Nun  bleibt  nur  noch  zu  berichten,  dass  für  das  genannte  3o2. 
Bild  in  St.  Pietro  den  Kapuzinern  dreimalhunderttausend 
Gulden  geboten  wurden,  und  dass  für  die  berühmte  heilige 
Familie,  welche  sich  noch  gegenwärtig  im  Cabinete  ^^'s,  Königs 
von  Frankreich  befindet,  von  Franz  I.  an  Rafael  selbst 
5ooo  Reichsthaler  oder  deren  Werth  bezahlt  wurden.  Desgleichen 
wurde  ein  St.  Johannes  der  Täufer  dem  Kurfürsten  von  der 
Pfalz  zu  hohem  Preise  berechnet.  Daraus  kann  der  Leser 
entnehmen,  dass  meine  Vorurtheile  wol  begründet  sind  und 
deshalb  möge   er    sich   nicht  durch   Geflunker  betrügen  lassen. 

Zur  Bekräftigung  dessen,  was  ich  oben  von  Klooster- 
man  erzählte,  wurde  mir  als  Wahrheit  berichtet,  dass  die 
berühmte  Sammlung  Karel  Murat's  für  eine  bedeutende  Summe 
von  einem  englischen  Lord  gekauft,  aber  deren  Ausfuhr  aus 
Rom  verboten  wurde.  Selbst  den  Besitzern  von  Kunstwerken 
erster  Meister  oder  solcher  die  dafür  gehalten  werden,  ist  es 
nicht  gestattet,    sie  zu  verkaufen,    um  sie  ausführen  zu  lassen. 


28o  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Dies  geschah  dem  Fürsten  Odescalchi.  Dieser  hatte  als  Erbe 
den  dritten  Theil  der  Einrichtungsstücke  und  Gemälde  der 
Königin  Christina  erhalten.  Augustin  Terwesten,  der  damals 
in  Rom  war,  erhielt  den  Befehl  dieselben  zu  kaufen  und  soll  auch 
mit  dem  Prinzen  Handels  einig  geworden  sein.  Aber  sie  wollten 
nicht  flott  werden.  Allerdings  geschieht  es  trotzdem,  dass  irgend 
ein  Bild  eines  berühmten  Meislers,  welches  irgendwo  verborgen 
hängt,  heimlich  ausgeführt  wird,  aber  dann  ist  es  auch,  wie  das 
Spruch  wort  sagt,  so  wol  gesalzen,  dass  es  der  Käufer  für  immer 
behalten  kann.  In  Folge  dessen  ist  es  wol  Thorheit  in  Rom, 
3o3.  wo  gute  Werke  noch  weit  höher  geschätzt  werden  als  hierzu- 
lande, Kunstwerke  kaufen  zu  wollen,  um  sie  anderweitig  zu 
verkaufen. 


Unter  Jene,  welche  ihre- Jugend  wol  benützt  haben,  wird 
auch  der  Porträtmaler  Jan  de  Baan  gezählt,  der  zu  Harlem 
am  20.  Februar  i633  geboren  ward.  Sein  Vater  war  Linnen-  und 
Flachshändler,  doch  starben  er  und  seine  Frau,  als  Jan  drei  Jahre 
alt  war.  Hierauf  nahm  ihn  sein  Oheim  Piemans,  Obmann 
und  Vierziger  zu  Emden,  der  selbst  in  der  Art  des  Sammt- 
breughel  malte,  in  sein  Haus  und  unterrichtete  ihn  in  den 
Anfangsgründen  der  Kunst.  Er  hielt  grosse  Stücke  auf  ihn,  da 
er  Talent  hatte,  seine  Hände  in  Alles  zu  schicken  wusste,  und 
in  den  Winterabenden  nähte,  strickte  und  andere  weibliche  Be- 
schäftigungen verrichtete,  woran  seine  Tante  so  viel  Gefallen 
fand  dass  sie  ihn  in  ihrer  Gesellschaft  den  Amadis  de  Gaule  vor- 
lesen Hess.  Doch  er  hatte  stets  mehr  Lust,  die  Lebensbeschrei- 
bungen der  Maler  von  KarelvanMander  zu  lesen,  wozu  sie 
ihn  nicht  nötig  hatte  zu  mahnen.  Der  Oheim  starb  im  Jahre 
1645  und  de  Baan  ward  im  folgenden,  i3  Jahre  alt,  nach 
Amsterdam  zu  dem  Maler  Bakker  gegeben,  um  dort  weiter 
zu  lernen.  Bei  diesem  arbeitete  er  ganze  Tage  und  halbe  Nächte, 
so  dass  seine  Aufseherin,  bei  welcher  er  wohnte,  nicht  selten 
304.  darob  zankte.  Die  Notwendigkeit,  seine  Zeit  früh  und  spät  in 
Acht  zu  nehmen,  schien  ihr  kein  hinreichender  Grund,  dies 
nicht  zu  hindern  oder  einzustellen.  Deshalb  dachte  er  auf  List. 
Er  machte  sich  ein  Atelier  im  Kamin  seines  Gemaches  zurecht, 


ZWEITER  THEIL.  28 1 

damit  man  kein  Licht  sehe,  wenn  man  ihn  beobachten  würde, 
und  zeichnete  dort  oft  so  lange  und  so  tief  in  die  Nacht  hinein, 
bis  er  vor  Kälte  und  Erstarrung  'die  Feder  nicht  länger  führen 
konnte  und  so  genöthigt  war  in's  Bett  zu  gehen. 

In  Folge  dieses  Eifers  machte  er  solche  Fortschritte  im 
Malen  und  Zeichnen,  dass  ihn  seine  Mitschüler  darum  beneideten 
und  ihm  jeglichen  Schabernak  zufügten,  seine  Gemälde  und 
Geräthe  mit  Unrath  beschmierten,  was  er  geduldig  ertrug,  ohne 
seinem  Lehrer  deshalb  mit  Klagen  lästig  zu  fallen,  bis  dieser  eines 
Tages  unerwartet  in  sein  Atelier  kam  und  ihn  weinend  fand; 
er  suchte  dies  wol  zu  verbergen,  aber  nach  der  Ursache  gefragt, 
klagte  er  seine  Not.  Bakker,  der  dies  nicht  dulden  wollte, 
bestrafte  die  böswilligen  Jungen  strenge  und  sagte  ihnen,  dass 
sie  neidische  Bestien  wären  und  dass  Keiner  es  so  weit  bringen 
würde,  als  dieser  Jüngling.  Bernard  Vaillant,  der  Kreide- 
zeichner,   war  einer  dieser  Schüler. 

Bakker  nahm  das  Bild  von  der  Staffelei,  brachte  es  in 
sein  Atelier  und  sprach  ihm  Mut  zu  mit  den  Worten:  Du  bist 
bereits  ein  Meister  und  Keiner  wird  das  besser  machen.  Er3o5, 
behielt  dieses  Frauen -Porträt  zu  seinem  Andenken  und  zeigte 
es  allen  Kennern,  die  ihn  besuchten,  die  es  als  plastisch, 
natürlich  und  kräftig  in  der  Farbe  lobten. 

Nach  diesem  Vorfalle  nahm  ihn  Bakker  mit,  wenn  er  in 
Gesellschaft  ging  und  versäumte  es  nicht,  seine  Arbeiten,  so  oft 
sich  Gelegenheit  dazu  bot,  zu  loben,  um  ihn  bekannt  zu 
machen,  so  dass  er,  18  Jahre  alt,  seinen  Lehrer  verliess,  um 
zu  versuchen,  was  er  selbstständig  zu  leisten  im  Stande 
wäre.  Nun  musste  er  sich  eine  Manier  wählen,  die  bedeutend 
genug  war,  um  sich  daran  zu  halten.  Die  Bilder  van  Dyk's 
standen  wie  Jene  Rembrant's  in  grossem  Ansehen.  Auf  diesem 
Scheidewege  stand  er  lange  im  Zweifel,  ohne  zu  wissen,  welchen 
einzuschlagen  das  Bessere  wäre;  doch  wählte  er  die  Manier  des 
Ersteren,  als  dauernder,  zu  seinem  Vorbilde. 

Im  Jahre  1660  ward  er  von  einem  Kunstfreund  von 
Amsterdam  nach  Haag  geladen,  der  ihm  mit  einem  Male  zum 
Glück  half,  denn  dort  hatte  er  vom  Anfang  an  für  Leute  ersten 
Ranges  so  viel  Arbeit,  als  er  nur  bewältigen  konnte.  Unter 
diesen  waren  der  Graf  von  Hoorn,    der  Prinz  von  Tarent 


282  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURCH 

und  Andere,  durch  welche  sich  sein  Ruhm  nach  dem  benach- 
barten England  verbreitete.  In  Folge  dessen  entbot  ihn  nicht 
nur  König  Karl  nach  England,  sondern  Hess  ihn  in  seiner 
eigenen  Yacht  durch  Lord  Killegrey  abholen,  um  sein  und 
der  Königin  Porträt  zu  malen.  Bei  dieser  Gelegenheit  malte  er 
auch  andere  Personen  vom  Hofe,  was  Pieter  Lely  nicht  wenig 

306.  verdross,  der  froh  war,  als  er  ihn  wieder  nach  Gravenhaag 
abreisen  sah,  wo  er  willkommen  war  und  Gelegenheit  fand,  den 
Herzog  von  Celle  und  mehrere  schöne  Hofdamen  zu  portratiren; 
Er  war  damit  acht  Tage  beschäftigt  und  wurde  dafür  mit  looo 
ungarischen  Ducaten  beschenkt. 

Zur  selben  Zeit  porträtirte  er  auch  den  Grossherzog 
von  Toscana  und  verehrte  ihm  sein  eigenes  Porträt,  wofür 
ihm  dieser  loo  Ducaten  gab;  dieses  Bild  ist  noch  in  der 
fürstlichen  Galerie  unter  den  Künstler- Porträts  zu  sehen.  Zur 
selben  Zeit  malte  er  auch  die  Porträts  der  Herren  Joan  und 
Kornelis  de  Wit  und  den  Ruwaard  überdies  noch  einmal 
lebensgross  in  ganzer  Figur,  sitzend  auf  einem  Haufen  auf- 
gestapelter Waffen  und  Kriegsgeräthe  mit  dem  einen  Arm  auf 
den  Lauf  eines  schweren  Geschützes  gestützt.  In  den  Lüften 
sah  man  einige  fliegende  Kinder,  die  sein  Haupt  bekränzen. 
Daneben  die  schnellbeflügelte  Fama,  welche  seinen  Ruhm  posaunt, 
und  neben  ihm  zur  Linken  eine  Frauengestalt  und  einige  Kinder, 
die  zu  seinen  Füssen  ein  Hörn  des  Ueberflusses  ausgiessen.  Im 
Hintergrunde  der  anderen  Seite  sah  man  die  Eroberung  von 
Chattam,  den  Strom,  die  brennenden  Schiffe  und  Seefestungen. 
Dabei  Schiffe  mit  der  aufgehissten  holländischen  Flagge. 

Dieses  kunstvoll  und  kräftig  gemalte  Bild  wurde  im  Rath- 
hause  zu  Dordrecht  zur  Erinnerung  an  diese  Heldenthat  auf- 
gestellt.    Aber  es  stach  den  Engländern  zu  sehr  in  die  Augen 

307.  und  wurde  deshalb  unter  dem  Vorwande,  dass  der  Krone  Eng- 
lands Schande  zugefügt  worden,  weil  man  sie  unter  die  Füsse 
des  Ueberwinders  gelegt  hatte,  als  eine  Schmach  und  somit 
als  Ursache  des  Krieges  erklärt. 

Man  sagt  auch,  dass  dies  anfangs  allerdings  so  gemalt 
war,  aber  bei  dem  ersten  Erscheinen  eines  Heeres  wieder 
gelöscht  wurde.  Aber  sein  Schwiegersohn  D.  Vincentius  er- 
klärte mir  in  einem  Briefe  vom   2.  Februar   17 17,    dass   dies 


ZWEITER  THEiL.  283 

niemals  geschah,  er  dies  auch  an  dem  Bilde  niemals  entdecken 
konnte,  es  wäre  denn  zu  den  Füssen,  oder  bei  dem  Füllhorne, 
wo  allerdings  vom  Anfang  an  Symbole  des  Reichthums,  aber 
nichts  einer  Krone  oder  Scepter  Aehnliches,  gemalt  waren,  in 
Folge  dessen  dies  nur  eine  Erfindung  und  gesuchter  Vorwand 
zum  Kriege  gewesen  sein  kann.  — 

(Auf  diese  Heldenthat  ein  Bild  malen  zu  lassen,  hatte  der  3o8. 
Rath  der  Stadt  Dordrecht  einstimmig  über  Vorstellung  des 
Bürgermeisters  Hugo  Repelaar  beschlossen,  um  es  zum  ewigen 
Gedächtniss  im  grossen  Saale  des  Rathhauses  aufzuhängen;  mit 
der  weiteren  Bestellung  wurden  die  Herren  Hugo  Repelaar  nebst 
Roelant  de  Carpentier,  Samuel  Trip  und  Gerard  Brandwyk  am 
3o.  Juli   1667  beauftragt.) 

Nachdem  der  Ruwaard  am  21.,  22.  und  23.  Juli  1667  zu  3o9- 
Chattam  den  Sieg  erfochten,  ward  er  dafür  von  den  Staaten 
mit  einem  goldenen  Becher  beschenkt  und  von  Jedermann 
bejubelt,  dann  aber  wurden  er  und  sein  Bruder  von  den 
Bürgern  Haags,  welche  Eygenbaat  aufgereizt  hatte,  ermordet 
und  von  dem  wüthenden  Pöbel  am  20.  August  1672  schrecklich 
mishandelt.  Ja,  die  Erbitterung  gegen  sie  war  so  gross,  dass 
man  selbst  ihre  Bilder  zu  vernichten  suchte;  zu  wiederholten 
Malen  rottete  sich  der  Pöbel  vor  dem  Hause  des  Malers  zusam- 
men und  drohte  es  niederzureissen,  wenn  er  ihnen  die  Porträts 
von  Jan  und  Kornelis  deWit  nicht  herausgeben  würde.  Dies 
ward  von  einem  seiner  Schüler,  der  sich  unter  den  Haufen 
begeben  hatte,  angestiftet,  sodass  de  Baan,  um  sich  und  sein 
Haus  vor  Unbilde  und  Schaden  zu  hüten,  seine  Thüre,  nach- 
dem er  die  Bilder  verborgen  hatte,  öfiFnen  und  zusehen  musste, 
wie  sein  ganzes  Haus  von  oben  nach  unten,  sowie  Kästen  und 
Kisten  durchsucht  wurden.  Die  Wut  der  Bilderschänder  nahm 
aber  noch  mehr  in  Dordrecht  überhand  wo  der  Pöbel  das  am 
Rathhause  befindliche  Prunkstück,  welches  wir  soeben  erwähnt 
haben,  in  Fetzen  riss,  so  dass  ich,  als  Romein  de  HoogeSio. 
dasselbe  später  in  Kupfer  stechen  sollte.  Mühe  hatte,  es  aus 
vielen  Stücken  und  Resten,  welche  den  Bilderschändern  zu 
jener  Zeit  noch  entrissen  und  für  geringes  Geld  abgekauft 
wurden,  zusammenzutragen,  um  eine  zusammenhängende  Skizze 
desselben  zu  machen;  denn  zu  jener  Zeit  war  der  erste  Entwurf 


284  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

desselben,  der  jetzt  in  Dordrecht  bei  dem  Kunstfreunde  Ponipe 
van  Oostendam  in  einem  Rahmen  an  der  Wand  hängt  und 
wol  zu  ewiger  Erinnerung  an  dies  Geschlecht  bewahrt  werden 
wird,  in  irgend  einem  unbekannten  Winkel  vergessen.  Eine 
befindet  sich  auch  bei  der  Tochter  des  Ruwaard,  welche  mit 
Simon  Muis  van  Holy,  Rath  von  Dordrecht  verheiratet  war. 
Noch  ein  beachtenswerther  Vorfall,  dessen  wir  erwähnen 
wollen,  begegnete  de  Baan  in  dem  vorgenannten  Unruhjahre, 
als  der  gallische  Hahn  mit  weiten  Schritten  sich  der  holländi- 
schen Löwin  näherte. 

Als  der  König  von  Frankreich  mit  seinem  Heere  nach 
Utrecht  gekommen  war,  kam  ein  Brief  vom  Her  zog  von  Luxem- 
burg, damaligen  Gouverneur  von  Utrecht,  nebst  einem  von 
dem  Commandanten  Stoupa  unterzeichneten  Passe  an  de  Baan, 
damit  er  nach  Seyst  nächst  Utrecht  komme,  um  den  König  zu 
porträtiren,  mit  dem  Versprechen,  dass  ihm  eine  grosse  Summe 
Geldes  dafür  im  Haag  bezahlt  werden  sollte;  für  diese,  sowie 
dafür,  dass  er  ohne  jede  Gefahr  wieder  zurückgeleitet  werden 
sollte,    bürgten    zwei    Herren.    De   Baan    fühlte    sich    dadurch 

3 II.  hoch  geehrt,  konnte  sich  aber  in  Anbetracht  der  Zeit  nicht  wol 
dazu  entschliessen,  indem  er  die  Gefahr,  und  die  Furcht  ver- 
dächtigt zu  werden,  in  Erwägung  zog.  Auch  seine  Frau  rieth 
ihm  dies  ab  und  nicht  ohne  Grund. —  Er  berieth  sich  deshalb 
mit  verständigen  Leuten,  unter  Anderen  mit  dem  Fürsten  von 
Wal  deck,  der  ihn  wol  einer  guten  Aufnahme  und  Bezahlung 
versicherte,  ihm  aber,  wie  wir  bereits  erwähnt,  zu  bedenken 
gab,  dass  er  dadurch  in  Anbetracht  der  Zeit  bei  dem  unbe- 
sonnenen Pöbel  leicht  verdächtigt  werden  könnte,  umsomehr,  da 
er  Bürgerhauptmann  in  seinem  Bezirke  war.  Er  Hess  sich 
hierauf  bei  dem  Herzog  von  Luxemburg  bedanken  und 
blieb  zu  Hause.  Trotzdem  blieb  er  dem  Könige  von  Frank- 
reich als  der  bedeutendste  Porträtmaler  der  Niederlande  in 
Erinnerung.  Ja,  der  König  befahl,  dass  sein  Gesandter  D'Avaux, 
der  beauftragt  war,  für  ihn  Kunstwerke  zu  kaufen,  sich  seines 
Rathes  und  Urtheiles  bediene. 

Viel  Ehre  und  Vortheil  genoss  er  auch  bei  dem  Kurfürsten 

3i2. von  Brandenburg  Friedrich  Wilhelm,  den  er,  sowie  andere 
fürstliche  Personen  wiederholt  porträtirte.  Endlich  ernannte  ihn 


ZWEITER  THEIL.  285 

der  Kurfürst  in  einem  besiegelten  Actenstücke  vom  23.  Juli  1676 
zum  Oberhofmaler  und  Oberintendanten  seiner  Kunstschätze 
und  Kunstakademie  und  warf  ihm  einen  Jahresgehalt  von  6000 
Gulden  aus.  Aber  seine  Frau,  bescheiden  und  bürgerlich  gewöhnt, 
hatte  keine  Lust,  am  Berliner  Hofe  zu  wohnen;  deshalb  dankte 
er  dem  Kurfürsten,  der  ihn  sodann  um  einen  seiner  besten 
Schüler  bat,  als  welchen  er  Jan  van  Sweel,  der  grosse  Fort- 
schritte gemacht  hatte  und  der  Manier  seines  Oheims  nahekam, 
empfahl.  Dieser  ging  dahin  und  erhielt  jährlich  2000  Gulden, 
freien  Tisch  und  ein  eigenes  Pferd  im  Stalle,  Vier-  oder  fünfmal 
zu  verschiedenen  Zeiten,  hat  er  den  Prinzen  von  Oranien 
(späteren  König  von  England)  auch  mit  der  Fürstin,  sowie  auch 
den  Herzog  von  York,  als  dieser  hier  im  Lande  war,  und 
eine  grosse  Anzahl  geringerer  Herren  und  bürgerlicher  Personen 
gemalt,  die  zu  gross  wäre,  um  sie  aufzuzählen.  Unter  diesen 
ist  auch  mein  Schwiegervater,  der  Operateur  Jakob  Sasbout 
Souburg,  zu  nennen. 

Zu  den  grösseren  Werken,  in  welchen  er  insbesondere 
sein  Talent  zeigte,  wird  ein  Bild  der  Regenten  des  Zuchthauses 
von  Amsterdam  gezählt;  ferner  die  vier  Staalmeister  in  einem 
1675  bezeichneten  Bilde  zu  Leiden  in  der  Tuchhalle;  und  die 
Bürgermeister,  SchöfiFen,  Geheimschreiber  etc.,  in  dem  neuen 
Doelen  im  Haag,  wofür  er  1000  Ducaten  erhielt. 

Ferner  zu  Hoorn  zwei  grosse  Bilder,  in  deren  einem  die 
Directoren  der  ostindischen  Compagnie,  in  dem  anderen  der  3i3. 
Hauptmann  und  die  Unter -Befehlshaber  der  Bürgerwehr  ge- 
malt sind.  Aber  insbesondere  zeigte  er  sein  Talent  in  einem 
Porträt  des  Prinzen  Moritz  von  Nassau-Siegen,  der  selbst 
Gefallen  daran  fand  ihm  so  lang  und  so  oft  er  wollte  zu  sitzen, 
wovon  er  auch  Gebrauch  machte  und  es  äusserst  kunstvoll  zur 
grossen  Zufriedenheit  des  Fürsten  und  aller  Kenner  ausführte. 
Er  war  oft  in  Cleve  und  anderwärts  in  Gesellschaft  des  Fürsten, 
der  viel  von  ihm  hielt.  Der  Fürst  vermachte  auch  das  oben- 
genannte kunstvolle  Porträt  vor  seinem  Tode  wieder  an  ihn, 
der  dasselbe,  sowol  um  die  theure  Erinnerung  durch  das  tägliche 
Beschauen  lebendig  zu  erhalten,  als  auch  weil  es  das  Meister- 
stück seines  Pinsels  war,  so  lange  er  lebte  nicht  verkaufen 
wollte    und    es    auch    seinen    Kindern,    auf   seinem  Sterbebette 


286  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

lediglich  nur  an  den  Brandenburger  Hof  wieder  zu  verkaufen, 
gestattete.  In  Folge  dessen  ward  es  auch  im  Jahre  1702, 
nachdem  de  Baan  im  selben  Jahre  gestorben  war,  von  seiner 
Tochter  dem  König  von  Preussen  bei  dessen  Anwesenheit 
im  Haag  angeboten  und  für  400  Reichsthaler  verkauft. 

Er  hat  in  seiner  Zeit  durch  Ausübung  seiner  Kunst  viel  Geld 
erworben,  hat  aber  auch  reichlich  davon  gelebt  und  Jeder,  der 
ihn  besuchte,  war  ihm  willkommen.  Mit  einem  neuen  Hute  und 
einem  Oxhoft  Wein  im  Jahre  mehr,  war  sein  Sprüchwort, 
mache  ich  mir  Viele  zu  guten  Freunden.  Er  hatte  auch  Freunde 
dafür,    aber   meist    Schmarotzer    oder    Tischbesen,    z.    B.    den 

314.  Landschaftsmaler  B.  Appelman,  der  gewohnt  war,  wochen- 
lange auf  fremde  Kosten  zu  zehren-.  —  So  hatte  er  mehrere 
Mägen,  die  ihm  das,  was  er  durch  Talent  und  Arbeit  verdient 
hatte,  verzehren  halfen.  Dabei  hatte  er  sechs  Kinder  und  noch 
drei  von  seiner  Schwester  und  fünf  von  der  Schwester  seiner 
Frau  so  in  als  ausser  seinem  Hause  zur  Last,  die  nicht  vom 
Winde  leben  konnten,  was  er  an  seiner  Gasse  in  der  letzten 
Zeit  selbst  am  besten  gewahr  wurde,  denn  sein  Glücksstern 
war  schon  einige  Jahre  vor  seinem  Tode  untergegangen. 

Sein  Sohn  Jacobus  de  Baan  übte  auch  die  Malerei, 
doch  er  starb  in  seinem  27.  Jahre,  worüber  sein  Vater,  der 
ihn  noch  zwei  Jahre  überlebte,  tief  betrübt  war.  Wir  wollen 
seiner  unter  seinem  Geburtsjahre  gedenken. 

Nun  will  ich  noch  einen  seltsamen  Vorfall  erwähnen,  der 

321.  ihm  widerfuhr.  —  De  Baan  ward  auch  an  den  Hof  von 
Friesland  berufen,  um  den  Prinzen  und  seine  Gemalin  zu 
porträtiren.  Dies  verdross  Einen ,  dessen  Namen  wir  nicht  nennen 
wollen ,  der  lange  als  Maler  am  Hofe  gelebt  hatte.  Er  entbrannte 
darüber  in  Hass  gegen  de  Baan,  Hess  sich  aber  nicht  das 
Geringste  merken,  sondern  gab  vielmehr  vor,  sein  Freund 
werden  zu  wollen,  was  auch  der  gutmüthige  de  Baan  glaubte 
und  ihm  deshalb  viel  Freundschaft  bewies;  aber  dies  nährte  nur 
seinen  Hass,  bis  er  endlich  den  Plan  fasste,  ihn  zu  ermorden. 
Er  kam  zu  diesem  Zwecke  nach  Haag,  fand  aber  keine 
Gelegenheit,  dies  des  Abends  oder  plötzlich  auszuführen,  da  er 
immer  mit  seinem  Hunde  ging,  auf  den  er  sich  verliess.  Er 
nahm  sich  deshalb  vor,  dies  unter  vorgeblicher  PVeundschaft  in 


ZWEITER  THEIL.  287 

seinem  Hause  zu  tbun,    besuchte  ihn   und    bat  ihn,    ihm  seine  322. 
Bilder  zu  zeigen.  De  Baan  empfing  ihn  höflich  und  führte  ihn 
in   sein    geräumiges  Atelier,    denn    er    wohnte    damals  in    dem 
Groothuis    nächst    der    Schevelinger -Brücke  an    dem    Nordende 
von  Haag.  — 

Während  nun  de  Baan  ein  Bild  nach  dem  anderen  für 
den  Schuft  auf  die  Staffelei  setzte,  damit  er  es  um  so  besser 
sehe,  zog  der  gottvergessene  Mensch  seinen  Dolch,  den  er  zu 
diesem  Zweck  unter  dem  Kleide  trug,  aus  der  Scheide,  um 
ihm  denselben  hinter  ihm  stehend,  in  die  Rippen  zu  stossen. 
Aber  der  Zufall  wollte,  dass  Herr  Bruyninks,  einer  von 
de  Baan*s  Freunden,  der  ihn  täglich  besuchte,  gerade  in  dem 
Augenblick  unbemerkt  eintrat,  und  einen  lauten  Schrei  ausstiess, 
als  er  den  erhobenen  Dolch  sah,  worauf  das  ganze  Hausgesinde 
in  Aufregung  gerieth.  Der  entsetzte  Mörder,  der  seine  Absicht 
vereitelt  sah,  nahm  in  aller  Eile  die  Flucht,  lief  den  Saal 
entlang  nach  einer  anderen  Treppe,  zum  Hause  hinaus  und  den 
Nachtigallenpfad  hinauf  hinter  der  Klosterkirche  hin.  Seine 
Schüler  und  einige  Karrenführer,  die  an  der  Scheveling'schen 
Brücke  standen,  eilten  ihm  wol  nach,  aber  er  entschlüpfte 
ihnen  und  kam  nicht  wieder  zum  Vorschein. 

Noch  ein  anderes  Mal  ward  er  von  Neidern  überfallen, 
wobei  er  den  Mittelfinger  seiner  rechten  Hand  verlor.  Desgleichen 
waren  Laster  und  Lügen  zu  seinem  Nachtheile  thätig.  Sie  streuten  323. 
an  verschiedenen  fremden  Höfen  aus,  dass  de  Baan  nicht  mehr 
malen  könne,  sondern  erblinde.  Das  ward  selbst  im  Haag  aller- 
orten verbreitet,  da  es  aber  der  Prinz  von  Ansbach- Branden- 
burg, dessen  Porträt  er  früher  gemalt  hatte,  nicht  glauben 
konnte,  liess  er  seine  Kutsche  einspannen  und  fuhr  zu  ihm  und 
Hess  sich  abermals  von  ihm  zur  Schmach  der  Verläumder  por- 
trätiren;  das  war  im  Jahre   1692. — 

Willem  van  de  Velde  Willems  ward  zu  Amsterdam  324. 
im  Jahre  i633  geboren  und  von  Jugend  auf  zur  Kunst  geneigt, 
ward  er  darin  angespornt  und  unterrichtet,  bis  sein  Vater  in  325. 
den  Dienst  König  KarKs  iL  trat,  seinen  Wohnsitz  nach  England 
verlegte  und  ihn  unter  der  Leitung  des  geschickten  SchifTs- 
malers  Simon  de  Vlieger  in  Amsterdam  zurückliess;  über 
diesen    könnten    wir    nur    wenig,    kaum    Ort    und    Zeit    seiner 


288  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Geburt  mit  Sicherheit  in  Erfahrung  bringen  und  können  von 
ihm  nur  mittheilen,  dass  er  ein  geborner  Harlemer  oder  Amster- 
damer und  ein  geschätzter  Meister  gewesen.  Insbesondere  ward 
ein  Bild  wegen  der  naturwahren  und  kunstvollen  Behandlung 
gepriesen,  in  welchem  das  Harlemer  Meer  mit  verschiedenen 
Schiffen ,  die  vor  und  nebeneinander  bei  frischem  Winde  dahin- 
segeln,  dargestellt  war.  Seine  Tochter  Kornelia  de  Vlieger, 
war  Dichterin  und  ich  fand  anlässlich  ihres  28.  Geburtstages 
am  28,  Juni  i658,  auf  dne  von  ihr  gedichtete  Hymne  mehrere 

326.  Strophen.  In  der  ,,Amstelsche  Sang-Godin'*  finden  sich  Gedichte 
von  ihr  und  auch  an  sie,  aber  auf  ihren  Vater  S.  de  Vlieger 
fand  ich  nur  zwei  Grabschriften  —  deren  eine  von  Vondel 
herrührt.  — 

Nachdem  der  alte  Willem  van  den  Velde  soweit  in 
der  Kunst,  Schiffe  zu  zeichnen,  gekommen  war,  dass  seine 
Bilder  mit  den  besten  dieser  Art  den  Vergleich  aushalten 
konnten,  nahm  er  geschickt  die  Gelegenheit  wahr,  seinen  Sohn 
bei  König  Karl  in  Gunst  zu  bringen;  dieser  kam  hierauf  nach 
England  und  malte  viele  herrliche  Kunstwerke  für  die  königlichen 
Gemächer,  sowie  auch  nach  dem  Tode  König  Karl's  für  König 
Jacob.  Deshalb  enthält  das  im  Jahre  1707  von  Jan  Smit, 
nach  einem  Gemälde  von  Godfried  Kn eller  aus  dem  Jahre 
1680,  in  Kupfer  gestochene  Porträt  die  Schrift: 

Guljelmus  van  den  Velde  Junior,  Navium  et  prospectuum 
marinorum    Pietor:    et   ob    singularem    in   illa    arte  peritiam  a 

327.  Carolo  II.  et  Jacobo  II.  Mag.  Britanniae  Regibus  annua  mercede 
donatus.  Obiet  6.  Apr.  Ann.  Dom.   1707.  Aetat.  suae  74. 

Die  Engländer  schätzen  seine  Arbeiten  billigermassen  sehr 
hoch  und  haben  dieselben  von  Zeit  zu  Zeit  in  Holland  auf- 
gekauft, uns  den  angenehmen  Anblick  entzogen  und  dieselben 
fortgebracht,  so  dass  man  ihrer  nicht  viele  hier  findet.  Es  steht 
fest,  dass  nicht  bald  Jemand  ihm  gleich  auf  diesem  Felde  der 
Kunst  erstehen  werde. 

Der  Maler  Frederik  de  Moucheron  ist  zu  Emden  im 
Jahre  i633  geboren.  Dieser,  von  Jugend  auf  mit  natürlichen 
Anlagen  zur  Kunst  begabt  und  in  den  Anfangsgründen  des 
Zeichnens  unterrichtet,  wählte  sich,  um  die  Behandlung  des 
Pinsels  zu  lernen,  den  berühmten  Jan  Asselyn,  genannt  Krab- 


ZWEITER  THEIL.  289 

betje,  als  Lehrer.  Bei  diesem  brachte  er  es  in  Kürze  so  weit, 
dass  er  als  Künstler  nach  Frankreich  ging,  wo  er  mehrere  Jahre 
verweilte  und  mit  Eifer  Alles,  was  ihm  für  seine  Stoffe 
tauglich  war  und  ihm  später  als  Arbeitsmateriale  dienen  konnte, 
nach  der  Natur  studirte.  Hierauf  kam  er  wieder  nach  den 
Niederlanden  und  Hess  sich  in  der  blühenden  Amstelstadt 
nieder,  wo  er  seitdem  viele,  sowol  grosse  als  kleine  Kunstwerke 
für  die  Liebhaber  malte,  die  das  Talent:  ihres  Urhebers  ver- 
künden. Die  Gegenstände  seiner  Gemäläe  sind  originell,  natür- 
lich und  kunstvoll  componirt.  Die  Fernsichten  erscheinen  wie 
vom  grauen  Dunst  des  Morgenthaus  verhüllt,  dagegen  der  Vor- 
dergrund hell  und  kräftig;  die  Bäume  sind  keck  und  gewandt  328. 
behandelt  und  spiegeln  sich  nicht  selten  anmuthig  in  den  Bächen, 
welche  die  Felder  scheiden. 

Viele  seiner  besten  Bilder  sind  von  Adriaen  van  den 
Velde  mit  Thieren  und  Figuren  staffirt,  dagegen  jene,  die  er  in 
Frankreich  malte,  von  TheodorHelmbreker,  einem  gebornen 
Harlemer,  der  zu  jener  Zeit  in  Paris  wohnte  und  gewöhnlich 
italienische  Märkte  mit  Bauern,  Quacksalbern  und  Gauklern  malte. 
Dieser  war  ein  grosser  Freund  von  Abraham  Genoels,  ge- 
nannt Archimedes,  der  auch  im  Jahre  1674  in  seiner  Reise- 
beschreibung seiner  gedenkt.  Moucheron  starb  im  Jahre  1686, 
53  Jahre  alt.  Er  hinterliess  einen  Sohn,  der  den  Vater  weit 
übertraf  und  dessen  wir  später  gedenken  werden. 

Der  Landschaftsmaler  Pieter  Gallis,  der  lediglich  aus 
Neigung  ohne  Absicht  auf  Gewinn  die  Kunst  ausübte,  ist  im 
Jahre  i633  geboren.  Nachdem  er  einige  Jahre  in  Enkhuizen 
gewohnt  hatte,  siedelte  er  im  Jahre  1682  mit  dem  Hausstande 
nach  Hoorn  über,  wo  er  die  Leitung  über  das  Versatzamt  hatte, 
trotzdem  aber  seine  täglichen  Mussestunden  eifrig  der  Kunst 
widmete.,  wodurch  er  so  weit  kam,  dass  er  Landschaften, 
Blumen,  Früchte  und  andere  Stillleben  auf  das  geistreichste  dar- 
stellen konnte.  Er  war  besonders  bei  Malern  und  Kunstfreunden 
gerne  gesehen,  und  starb  im  Jahre  1697. 

Gaspar  van  den  Bos    ist  zu  Hoorn  im  Jahre   1634  ge- 
boren. Sein  Vater  war  Schififszimmermann  und  sein  Sohn  anfangs 
auch  bei  dem  Schiffsbau  beschäftigt.  Aber  durch  grosse  Neigung  32Q. 
zur  Kunst  getrieben,    zeichnete   er   Marinen    und    stille  Wasser 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  ig 


290  ARNOLD  HOUBRAKENS  GROSSE  SCHOUßURGH. 

mit  verschiedenen  Fahrzeugen,  so  kunstvoll,  sauber  und  keck  in 
der  Behandlung,  und  sicher  und  geschickt  mit  dem  Pinselstiel 
aufgewühlt,  dass  der  Maler  Bronkhorst  erklärte,  niemals 
Besseres  gesehen  zu  haben.  Doch  er  starb  im  Frühling  seines 
Lebens,  in  Folge  dessen  es  nur  zu  bewundern  ist,  dass  er  noch 
air  das,  was  man  von  ihm  in  seiner  Geburtsstadt  sieht,  hervor- 
bringen konnte.   — 

Der  Maler  Antoine  Francois  van  der  Meulen,  kann 
mit  Grund  unter  die  glücklichen  Maler  gezählt  werden.  Er  ist 
zu  Brüssel  im  Jahre  1634  geboren  und  stammt  aus  einer  der 
besten  Familien  der  Stadt,  in  Folge  dessen  ihm  die  Mittel  nicht 
gebrachen,  um  sich  in  den  Wissenschaften,  durch  welche  der 
Verstand  geschärft  und  zu  grossen  Unternehmungen  geschult  wird, 
auszubilden.  Mit  Lust  zum  Malen  begabt,  ward  er  zu  einem 
guten  Meister  gegeben,  den  er  in  wenigen  Jahren,  so  jung  er 
auch  war,  übertraf,  worauf  er  sich  unter  Anleitung  seines  eigenen 
33o.  Verstandes  weiter  übte.  Seine  Neigung  war  hauptsächlich  auf 
die  Darstellung  von  Bäumen,  Landschaften  und  Schlachten 
gerichtet,  worin  er  insbesondere  hervorragte  und  welche  von 
unparteiischen  Kunstfreunden  so  gepriesen  wurden,  dass  er 
seinen  Ruhm  früh  in  dem  benachbarten  Frankreich  klingen  hörte. 

Herr  Colbert,  ein  vornehmer  Gönner  der  Kunst,  fand 
in  Kürze  an  seinen  Arbeiten  Gefallen  und  Hess  ihn  einige  Bilder 
malen,  welche  er  zuerst  C.  le  Brun  zeigte,  der  von  seinem 
Talente  und  seiner  Fähigkeit  dem  Könige  zu  dienen,  überzeugt 
war.  Er  fand  es  angezeigt,  dies  dem  Könige  vorzutragen,  der 
darauf  befahl,    ihn  von  Brüssel   nach  Paris  kommen  zu   lassen. 

Da  van  der  Meulen  nun  sah,  dass  ihm  das  Glück  von 
ferne  zunickte,  brach  er  mit  seinem  Haushalte  von  Brüssel  auf 
und  begab  sich  in  den  Dienst  des  Königs,  der  ihm  jährlich 
2000  Kronen  auswarf  und  eine  freie  Wohnung  in  den  <jobelins 
anwies.  Ueberdies  bezahlte  ihm  der  König  seine  Auslagen,  wenn 
er  dem  Heere  folgte.  Er  war  Augenzeuge  der  meisten  Kämpfe, 
Eroberungen  und  anderen  besonderen  Vorfälle,  und  hatte  so 
Gelegenheit,  sowol  die  Städte  mit  ihren  Festungswerken,  als 
die  dagegen  ausgeführten  Verschanzungen  und  die  ganzen 
Zurüstungen  und  Nebenumstände  wahrheitsgetreu  in  Bildern 
darzustellen.  Diese  Gemälde  schmücken  noch  heute  den  Palast  von 


ZWEITER  THEIL.  29 1 

Marly  und  den  Aufgang  im  Schlosse  zu  Versailles.  Es  wider- 
fuhr ihm  auch  die  Ehre,  dass  der  König  Ludwig  XIV.  bei  einer 
seiner  Töchter  Gevatter  stand. 

Inzwischen  starb  seine  erste  Frau.  Sofort  machte  eine  Nichte  33  r. 
von  C.  le  Brun  Anstalten,  diesen  Platz  auszufüllen  und  wusste 
dies  durch  Vorstellungen  le  Brun's  und  Anderer  so  fein  und 
listig  einzuleiten,  dass  van  der  Meulen  gar  nicht  auf  eine 
Ausflucht  Bedacht  nehmen  konnte,  um  dieser  Zumuthung  zu 
entgehen,  ohne  den  Hass  le  Brun's,  den  er  fürchtete,  auf  sich 
zu  laden.  Deshalb  willigte  er  notgedrungen  in  diese  zweite 
Heirat ,  um  sich  durch  diese  Verbindung  um  so  gewisser 
die  Gunst  le  Brun's,  der  das  Ohr  des  Königs  hatte,  zu 
sichern.  Doch  diese  neue  Frau  machte  zu  früh  von  ihrem 
glücklichen  Lose  Gebrauch  und  wollte  es  noch  bei  seinem  Leben 
geniessen;  denn  alle  Kostbarkeiten,  von  welchen  sie  des  Nachts 
träumte,  wollte  sie  bei  Tag  haben. 

Es  starb  in  den  Gobelins  im  Jahre  1690,  im  Alter  von 
65  Jahren  und  ward  in  der  Kirche  St.  Hippolite  begraben. 

Er  hatte  einen  Bruder  Namens  Peter  van  der  Meulen, 
der  ein  guter  Bildhauer  war.  Dieser  ging  mit  seiner  Frau  im 
Jahre  1670  nach  England,  wohin  ihm  Peter  van  Bloemen 
und  Largilliere  in  Kürze  folgten.  Sein  Porträt  ist  durch  ein 
Schwarzkunstblatt  von  Bekket  nach  einem  Bilde  Largilli^re's 
bekannt. 

Das  „Cabinet  des  singularitez  d'Architecture,  Peinture, 
Sculpture  et  Gravüre  etc."  von  Florent  le  Comte  (I.  p.  63), 
enthält  ein  Verzeichniss  der  Schlachten  und  Eroberungen  des 
Könige  von  Frankreich  und  noch  ändere  Kunstwerke,  welche  er 
in  dessen  Diensten  gemalt  hat,  und  die  von  J.  Hughtenburg, 
R.  de  Hooge,  Nicol.  Bernart,  N.  Cochin,  Gh.  Simonneau, 
Fr.  Ertinger  etc.  gestochen  wurden. 

In  demselben  Jahre  lebte  und  weilte  zu  Rom  am  Hofe  332. 
des  Herzogs  von  Brassano  oder  Brassiano,  Joan  Guiliam 
Bouwer  von  Strassburg,  ein  unvergleichlich  geschickter  Maler 
von  Gebäuden,  Landschaften  und  kleinen  Figuren  auf  Perga- 
ment in  Wasserfarbe.  Dieser  Brassiano,  bei  welchem  Bouwer 
verschiedene  Jahre  seine  Kunst  übte,  war  damals  einer  der 
grÖssten  Gönner    der    freien  Künste,    für    den  er   seinen    Palast 


IQ* 


292  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

von  verschiedenen  Seiten  in  der  Perspective,  mit  allen  Galerien, 
Gärten,  Fontainen  und  Marmorfiguren  nebst  seinen  Kutschen, 
Pferden  und  Garden  darstellte.  Er  hatte  die  Kunst  bei  Fredrik 
Brendel  in  Strassburg  gelernt,  der  ein  guter  Miniaturmaler 
war  und  zahlreiche  Arbeiten  hinterliess;  man  erzählt  von 
ihm,  dass  er  auf  einem  kleinen  Pergamentblatte  das  Kriegs- 
lager König  David's  und  den  Platz,  auf  v^elchem  Absalon  an 
einem  Baume  hängend  von  Joab  mit  dem  Speer  durchstochen 
v^ird,  gemalt  habe. 

Von  Rom  ging  er  nach  Neapel,  wo  er  viel  Geld  verdiente 
und  wol  länger  geblieben  wäre,  aber,  wie  man  sagt,  aus  Liebe 
zu  seiner  Maitresse  sich  genöthigt  fand,  wieder  im  Jahre  1634 
nach  Rom  zurückzukehren. 

Nach  seinen  Zeichnungen  wurden  die  Metamorphosen  des 
Ovid,  der  treue  Hirt  oder  Pastor  Fido,  und  die  Passion  oder 
das  Leiden  Christi  in  24  Quartblättern  kunstvoll  von  Melchior 
Kusel  von  Augsburg  in  Kupfer  geätzt.  .  Ferner  noch  ver- 
schiedene Ansichten  römischer  Gebäude,  Paläste,  Lustgärten, 
und  Springb^-unnen ,  geziert  mit  zahlreichen  Figuren,  die, 
obwol  klein,  sich  dennoch  im  Geschlecht  und  Costüm  so  unter- 
333. scheiden,  dass  man  an  ihrer  Haltung  und  ihrem  Gange 
Türken,  Perser,  Spanier,  Franzosen,  Moskowiter  und  Deutsche 
erkennen  kann.  Mit  solch'  peinlicher  Sorgfalt  behandelte  er 
seine  Kunstwerke. — 

Endlich  begab  er  sich  nach  Wien  in  Oesterfeich,  wo  er  für 
Ferdinand  III.  verschiedene  Kunstwerke  ausführte  und,  von 
plötzlicher  Krankheit  ergriffen,  nach  der  Angabe  De  Piles' 
im  Jahre  1640  starb. 

Kornelis  Kik  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  i635  geboren 
und  bildete  sich  von  Jugend  auf  bei  seinem  Vater,  der  ein  ge- 
schickter Figurenmaler  war.  Er  selbst  malte  auch  Figuren  und 
Porträts,  darunter  so  fleissig  ausgeführte,  dass  man  die  natür- 
liche Structur  der  Haut  wahrnehmen  kann.  Als  aber  die  Neigung 
der  Kunstfreunde  nach  Stillleben  und  Blumenstücken  zunahm  und 
insbesondere  Jan  de  Heem  damit  breit  vor  dem  Winde  segelte, 
befolgte  er  den  Rath,  sich  auf  die  Blumen-  und  Früchtemalerei 
zu  verlegen,  was  ihm  wol  glückte  und  ihm  auch  grossen  Vortheil 
gebracht  hätte,  wenn  er  nicht  so  träge  gewesen  wäre. 


ZWEITER  THEIL.  298 

Seinen  Freunden,  die  ihn  zur  Thätigkeit  aufmunterten, 
gab  er  zur  Antwort,  dass  er,  wenn  er  verheiratet  wäre,  eifriger 
sein  würde.  Sein  Auge  fiel  auf  die  Tochter  Spaaroog's  in  der 
Leihbank  und  er  bekam  sie  auch  durch  Hilfe  seiner  Freunde  334. 
zur  Frau.  Plötzlich  kam  ihm  nun  der  Gedanke,  dass  es  besser 
und  geeigneter  für  ihn  wäre,  einen  Garten  an  seiner  Wohnung 
zu  haben,  um  die  Blumen  gemächlicher  nach  der  Natur  malen 
zu  können.  Deshalb  benützte  er  seines  Schwiegervaters  Garten, 
der  nebst  einer  Wohnung  vor  dem  St.  Antonis-Thore  gelegen 
war.  Aber  er  musste  diese  räumen,  als  die  neue  Trockenlegung  in 
Angriff  genommen  wurde,  worauf  er  nach  dem  Diemer-Meer  zog. 

Jakob  van  Walskapel,  sein  Schüler,  der  nicht  so  sehr 
zu  Abwechslungen  geneigt  war,  schied  von  ihm,  als  ihm  einfiel, 
nach  Loenen  zu  übersiedeln;  das  war  im  Jahre  1667.  Er  blieb 
in  Amsterdam,  wo  er  noch  einige  Zeit  die  Kunst  übte,  bis  er 
einen  anderen  Beruf  fand,    den    er    noch   gegenwärtig    versieht. 

Kik  kam  später,  nachdem  er  ausgetobt  hatte,  wieder  nach 
Amsterdam,  wo  er  auch  im  Jahre   1675  starb.  — 

Wir  haben  Grund,  die  Dichter  jener  Zeit  zu  rühmen,  da  341. 
uns  ihre  Feder  nicht  selten  Anlass  gibt,  eines  Künstlers  zu  ge- 
denken, den  wir  sonst  in  der  Menge  leicht  vergessen  hätten. 

So  z.  B.  unter  Vielen  den  Maler  Kornelis  Brize.  Er  malte 
besonders  kunstvoll  und  naturwahr  Harnische  und  verschiedene 
Stillleben;  insbesondere  Briefe  und  Papiere;  in  der  Schatzkammer 
des  Amsterdamer  Rathhauses  befindet  sich  eines  seiner  Bilder, 
zu  welchem  J.  v.  Vondel  eine  Beischrift  dichtete.  — 

Nicht  weniger  kunstvoll  und  natürlich  sind  die  durch- 
einandergeworfenen Musikinstrumente  gemalt,  mit  welchen  die 
kleine  Orgel  in  der  alten  Kirche  prunkt.  Desgleichen  zwei 
grosse  Stillleben  im  Versorgungshause  zu  Amsterdam,  in  deren 
einem,  das  verarmte  Alter  dargestellt  ist,  das  vom  Glück  im 
Stich  gelassen  und  vom  Neid  fortgezogen  wird.  Die  Figuren  y 
sind  von  A.  de  Gr ebber,  die  Harnische  und  das  übrige  Stillleben  342. 
von  K.  Brize  gemalt.  Jan  Vos  schrieb  mehrere  Verse  dazu.  — 
In  dem  anderen  kommt  das  Alter  nach  Amsterdam,  welches  den 
Ueberfluss  bei  sich  hat. — 

....  Blekers  war  ein  geschickter  Figurenmaler  in  Harlem. 
Der  hochfliegende  Adler  der  Dichtkunst,  J.  v.  Vondel,  erwähnt 


294  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

zwei  seiner  Bilder,  eine  triumphirende  Venus  für  den  Prinzen 
von  Oranien  und  eine  Danae  für  den  Herrn  van  Halteren, 
Baljuw  von  Kennemerland,  gemalt.  — 

343.  Frans  Post  war  ein  Zeitgenosse  des  guten  Landschafts- 
malers Pieter  Molyn  und  auch  ein  geborner  Harlemer.  Sein 
Vater  Jan  Post,  geboren  im  Jahre  16 14,  übte  die  Glasmalerei 
bis  zum  Jahre  1639. 

Frans  hatte  einen  Bruder,  der  ein  berühmter  Baumeister 
war,  durch  den  er  mit  dem  Prinzen  Moritz  bekannt  wurde, 
der  später  das  Haus  am  Vyverberg  im  Haag  bauen  Hess.  Dieser 
nahm  ihn,  da  er  sein  Talent  sah,  im  Jahre  1647  mit  nach  West- 
indien wo  er  mehrere  Jahre  blieb  und  sich  übte,  die  Land- 
schaften nach  der  Natur  zu  malen  und  zu  zeichnen.  Nachdem  er 
mit  dem  Prinzen  zurückgekehrt  war,  benützte  er  diese  Zeich- 
nungen zu  Gemälden,  deren  er  viele  im  Jahre    1688    im  Hause 

344.  Ryksdorp  nächst  Wassenaar  malte.  Ausser  zahlreichen  lobens- 
werth  gemalten  westindischen  Landschaften,  ist  noch  in  dem 
Hause  zu  Hondsholredyk  von  ihm  ein  grosses  Bild  zu  sehen.  Er 
ward  zu  Harlem  in  der  grossen  Kirche  am  17.  Februar  1680 
begraben. 

Delft,  auch  nicht  unfruchtbar  an  Künstlern,  hat  aus  der  Ehe 
des  Dirck  Isnoutsze  van  Nes  mit  Katarina  Verburch,  Johan  van 
Nes  hervorgebracht.  Er  ward  wegen  seiner  grossen  Neigung  zur 
Kunst  von  seinen  Eltern  zu  dem  berühmten  M.  Miere velt  ge- 
geben, durch  dessen  Unterricht  er  in  Kürze  so  weit  kam,  dass 
er  in  der  Lage  war,  als  Künstler  zu  reisen.  Er  brachte  dann 
auch  einige  Jahre  in  Frankreich  und  Italien  zu,  und  malte, 
nachdem  er  wieder  in  seine  Geburtsstadt  zurückgekehrt  war, 
viele  gute  Porträts,  sowie  auch  Compositionen  und  starb  am 
26.  April   i65o. 

In  demselben  Jahre  starb  auch  der  Maler  Jan  van  Hoeck, 
der  in  Antwerpen  geboren  ist.  Er  hatte  die  Kunst  bei  P.  P. 
Rubens  gelernt,  die  Manier  seinem  Meister  trefflich  ab- 
gesehen und  sich  so  daran  gewöhnt,  dass  er  während  seines 
Aufenthaltes  in  Italien  bei  verschiedenen  Cardinälen  in  hohem 
Ansehen  stand.  Da  aber  die  Menschen  meist  zum  Wechsel  geneigt 
sind,  ging  er  von  dort  mit  der  Absicht  fort,  in  sein  Vaterland 
zurückzukehren.     Er    ward    aber  am  Wiener  Hofe  aufgehalten 


— -1 


ZWEITER  THEIL.  295 

und  vom  Erzherzog  Leopold  gut   aufgenommen,    in    dessen 
Diensten  er  auch  im  Lenz  seines  Lebens  starb. 

Zu  seiner  Zeit  lebte  Abraham  Staphortius,  der  Sohn 
des  Dr.  Johannes  Staphortius,  eines  tugendhaften  und  gottes- 
fürchtigen  Lehrers ,  der  viele  Jahre  die  reformirte  Kirche  in  343. 
Dordrecht  mit  Lehre  und  Beispiel  erbaute.  Er  war  ein  guter 
Porträtmaler,  aber  ein  lustiger  Schalk,  der  in  seiner  Lebens- 
weise Niemandem  weniger  ähnlich  war,  als  seinem  Vater.  — 

Auch  lebte  Jakob  van  Hassel  in  dieser  Zeit,  der  gute 
Landschaften  und  verfallene  römische  Ruinen  malte.  Desgleichen 
Barent  Bisbink,  ein  Schüler  von  Jan  Both;  Dirk  van  Duive- 
lant  und  Abraham  van  Dyck,  der  moderne  Compositionen 
malte  und  seine  meiste  Lebenszeit  in  England  zubrachte ; 
Kristiaen  Siriep,  der  Disteln  und  Kräuter  in  der  Weise  des 
Otto  Marseus  malte  .und  Kornelis  van  Slingerlant, 
genannt  Z e eh aan,  auch  aus  Dordrecht.  Er  empfing  diesen  Namen, 
weil  er  zweimal  die  Reise  nach  Rom  zur  See  gemacht  hatte. 
Er  war  Maler  und  Koch  und  wohnte  zu  Dordrecht  bei  der 
Groothooftspoort,  wo  er  auch  starb. 

Ihm  folgt  Pieter  Fritz,  genannt  Welgemoet;  diesen 
Bentnamen  erhielt  er  im  Alter  von  17  Jahren  in  Rom  bei  einem 
allegorischen  Aufzuge,  der  bei  seinem  Eintritte  in  die  Genossen- 
schaft gehalten  wurde. 

Seine  Bentbrüder,  die  gewohnt  sind,  stets  irgend  etwas 
Besonderes  oder  Fremdartiges  zu  machen,  hatten  bemaltes,  zu 
Düten  gedrehtes  Papier  aneinandergeklebt,  so  dass  es  sich  gegen 
das  Ende  verjüngte,  und  im  Kreise  gebogen,  einer  Schlange  346. 
gleichen  konnte,  die  nach  der  Vorstellung  der  Egypter  die  Ewigkeit 
darstellte.  Die  mit  natürlichen  Farben  bemalte  und  gestreifte 
Schlange  hatten  sie  mit  Raketen  angefüllt,  die  sie,  nachdem  er 
in  die  Mitte  dieses  Schlangenzirkels  gestellt  worden,  sämmtlich 
mittelst  einer  mit  Pulver  bestrichenen  Leine  in  Brand  steckten; 
weil  er  so  unerschrocken  und  wolgemut  ohne  davonzulaufen 
das  Platzen  und  Aufflammen  des  Pulvers  ertrug,  nannten  sie 
ihn  Welgemut. — 

Seine  Malweise    war,    so  wie  die  Wahl    seiner  Vorwürfe,  347. 
von  Anderen  verschieden,    denn   ich   habe   moralisirende  Bilder 
und  Spukgeschichten  gesehen,  die  geistreich  und  fremdartig  in 


296  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

der  Erfindung  waren.  Er  hielt  sich,  nachdem  er  von  Rom  zurück- 
gekehrt war,  meist  in  Delft  auf,  wo  er  auch  starb,  und  nährte 
sich  später  und  während  er  noch  malte  mit  dem  Bilder-  und 
Kupferstichhandel,  für  welchen  er  insbesondere  geeignet  war, 
weil  er  begriflF,  dass  dieses  Geschäft  nicht  so  ehrlich  wie 
andere  Berufsgeschäfte  getrieben  werden  müsse. 

Nachdem  wir  eine  grosse  Zahl  von  Malern,  welche  Mit- 
glieder der  römischen  Bent  waren,  von  unserer  Schauburgh 
abtreten  sahen,  und  neuerdings  aus  der  obenstehenden  Probe 
entnehmen,  wie  sie  sich  untereinander  durch  witzige  Einfälle 
und  anderen  Frohsinn  zu  unterhalten  wussten,  haben  wir  Lust, 
von  dem  ganzen  Bentleben  eine  Skizze  zu  entwerfen. 

,,Die  Bent,  sagt  S.  vanHoogstraaten,  ward  zur  Zeit  unserer 
Vorfahren  zur  Erheiterung  der  ermüdeten  Geister  gegründet. 
Man  empfängt  daselbst  die  Neuangekommenen  mit  witzigen 
Aufzügen  und  gibt  ihnen  einen  neuen  bedeutungsvollen  Namen. 
Daselbst  spült  man  die  Sorgen  und  den  trägen  Wahn  mit 
süssem  Albaner  Wein  ab  und  treibt  Mutwillen  mit  jenen,  die 
noch  nicht  genug  gewitzigt  sind." 

Die  Art  der  Aufnahme  in  die  Bent,  die  kurzweiligen  Auf- 
züge und  das  Bentleben  liess  Bonaventura  van  Overbeek, 
von  Askaan  in  verschiedenen  Bildern  malen,  die  M.  Pool  in 
Kupfer  gestochen  hat.  Aus  diesen  lässt  sich  der  Charakter  des 
348.  römischen  Bentlebens,  der  Hergang  bei  den  Festen  zur  Ein- 
weihung eines  Neulings,  bei  Abnahme  des  Benteides  und  bei 
den  Schmausereien  der  Bent  entnehmen*). — 


*)  Houbraken  fährt  noch  fort:  „Um  den  zweiten  Theil  unseres 
Werkes  mit  einem  Scherz  zu  schiiessen,  haben  wir  einen  jener  Ausflöge, 
welche  die  Gesellschaft  unternimmt,  um  die  Dämpfe  des  Magens  und  Kopfes 
in  die  frische  Luft  zu  führen,  in  Versen  beschrieben,  soweit  uns  die  Begriffe 
der  Bentnamen  Stoff  und  Anlass  dazu  an  die  Hand  gaben.  Deshalb  konnten 
wir  nicht  die  Namen  der  Handlung,  sondern  mussten  die  Handlung  den  Namen 
anpassen,  damit  diese  in  ihrer  natOrlichen  Bedeutung  angenommen  werden 
mögen,  etc."  —  Da  diese  Dichtung,  welcher  Houbraken  alle  ihm  eben 
erinnerlichen  Bentnamen  eingeflochten  hat,  wenig  poetischen  aber  nicht  zu 
unterschätzenden  historischen  Werth  besitzt,  wird  es  genOgen,  die  Bentnamen 
in  der  von  Houbraken  vorgebrachten  Reihenfolge  anzuführen  und  des  näheren 
auf  die  bezüglichen  Noten  im  II.  Bande  zu  verweisen. 


ZWEITER  THEIL.  297 

Viele   meiner    Kunstgenossen ,    deren   ßentnamen  hier    er-  36o. 
wähnt    erscheinen,    und    welche    noch    am    Leben    sind,   haben 
diese  Versammlungen  als  Erholung  ihrer  Jugend  betrachtet  und 
sich  später  so  betragen,  dass  sie  sich  die  Achtung  aller  anstän- 
digen Leute  erworben  haben.  — 


Die    in    dem    Gedichte,    p.    348 — 36o    erwähnten    Bentnannen    lauten : 

I.  Febus.  —  Franciscus  de  Wit.  —  2.  Horisont.  —  Jan  Francis  van  Bloernen. — 
3.  Tuberoos.  —  Jakobus  van  Spyk.  —  4.  Zon.  —  Pieier  van  der  Hülst.  — 
5.  Distelbloem.  —  Karel  de  Vogel.  —  6.  Lely,  —  F.  Ziereeis. —  7.  Weyman. — 
Jane  oder  Hansje  Blondeau.  —  8.  Koridon.  —  Adriaen  van  der  Kabel.  — 
9.  Vermaak.  —  Nicolas  le  Grand.   —    10.    Snip.  —  Augustyn  Terwesten.  — 

II.  Lewerik.  —  Jacques  Vaillant.   —    12,  Bontekra'ay.   —   Daniel  Mytens.  — 
i3.  Ojevaar.  —  Dyonisius  Godyn.   —    14.   Arents.  —  Mateus  Terwesten.   — 
i5.  Orpheus.    —    Philip    van    der    Does.    —    16.    Jeugt.    —    Monnaville.    — 
17.  Wellust.  —   Paul.   —    18.    Bryberg.   —   Gillis    du  Mont.    —   19.  Vlyt.  -— 
Kiaassens.  —  20.   Slempop.  —  Theodor  Vischer    —  21.  Korpus.  —  Arnold 
Quellinus.    —    22.  Moet.    —    Hans    Martyn.    —    23.  Ramelaar.   —   David  de 
Koning.  —   24.  Tempeest.  —    Pieter   Molier   (Molyn).  —  25.  Stilheit.  —  Jan 
van    Lint.    —    26.    Kaper.    —    Pieter    de    Zeelander.    —    27.    Mars.    —  ?  — 
28.  Lossenbruy.  —  Adriaen  Honing.  —  2g.  Standaart.  —  Pieter  van  Bloemen. — 
3o.  Ridder.  —  Gomarus    Wouters.     —    3i.    Jason.   —  Jakob    Torenviiet.  — 
32.  Mitridaat.  —  N.  van  Haringe.   —  33.  Mars.    s.  N.  27.  —  34.   Charon.  — 
Jan  van  der  Hooge.  —  35.  Cefalus.  —  Nolbertus  van  Bloemen. —  36.  Vrome. — 
F.  Malheus.  —  37.  Archimedes.   —   Abraham    Genoels.  —  38.   Gladiator.  — 
Jakob    de   Baan.  —   39.  Ryngraaf,   —   Abraham  Breugel.   —  40.  Janitzer.  — 
Pieter  Hofmans.  —  41.  Batavier. —  Samuel  van  Hoogstraten.  —  42.  Merkuur. — 
Filip    Roos.    —    43.    Polidor.    —    Johannes    Glauber.    —    44.    Eervrucht.  — 
Momper.  —  45.  Diomed.  —  Willem  Doudyns.  —  46.  Vrientschap.  —  Theodor 
van  der  Schuur.  —  47.  Heremyt.  —  Herman  Swanevelt.  —  48.  SnufFelaer.  — 
Otto  Marceus.  —  49.  Moedt.  s.  N.  22.  —  5o.  Eerste.  —  Guilhelmo  van  Ignen.  — 
5i.  Bokkebaart.  —  Karel  du  Jardin.  —  52.  Aap.  —  Francois  Beeldemaker. — 
53.  Askaan.   —    Dominicus   van    Wynen.    —    54.    Brypotlepel    (Pollepel).   — 
Hans  Jordaens.  —  55.  Ketelrom.  —   Jan  Bunnik.  —   56.   Echo.   —    Klaudius 
Albertus  Sevin.  —  57.  Adoon.  —  Kornelis  de  Bruin.  —  58.  Satyr.  —  Kornelis 
van   Ryssen.    —    59.  Pan.    —    Jan  Lis.    —    60.  Geestigheid.  —  Ary  van  der 
Kabel.  —  61.  Opgang.  —  Nicolas  Piemont.  —  62.  Welgemoet.  —  Pieter  Frits. — 
63.  Olyvetak.  —  Verhulst.  —  64.  Zinnebeeld.  —  Adriaen  Foly.  —  65.  Studie. — 
Francis  van  der  Kuppen  und  Hendrik   van  Lint.  —  66.    Ordonantie.  —  Izak 
de  Moucheron.  —  67.  Vlucht.  —  F.  Moens.  —  68.  Goeden  wil.  —  Theodor 
Wilkens.  —  69.  Uitstel.  —  Fran9ois  de  Meyer.  —  70.  Bokaal.  —  Bartolomeus 
Martens.    —     71.    Slempop.    —    Theodor     Visser     und     H.    Mommers.    — 
72.  Meleager.  —  Jan  Baptist  Breugel.  -—  73.  Volger  (Navolger)— ?  —  74.  Vlytig 
oder  Vlyt.  s.  N.  19.   —    75.  Sinceer.   —   Arent   Teerling.   —   76.  Dapper.  — 


298  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

36 1.  Schliesslich  wollen  wir  noch    mittheilen,    dass    der    dritte 

Theil  der  Schouburgh  in  viel  kürzerer  Zeit  als  dieser  zweite 
erscheinen  wird,  da  bereits  damit  begonnen  wurde;  er  soll 
zunächst  den  berühmten  Francois  van  Mieris  und  den  schalk- 
haften Jan  Steen  auf  den  Schauplatz  führen. 


Joan  Vernero  Tamm.  —  77.  Leander.  —  Kristiaen  Reuder.  —  78.  Studie, 
s.  N.  65.  —  7g.  Ballon.  —  Petit  Jan  und  Pieter  Verbruggen.  —  80.  Saturnus. — 
Pieter  van  Sikkelers.  —  81.  Afdruk.  —  Jacomo  de  Heus.  —  82.  Eneas.  — 
Steenvoorden.  —  83.  Romulus.  —  Bonaventura  Overbek.  —  84.  Exter.  — 
Fran9ois  Henrie,  —  85.  Fondament.  —  Rouw.  —  86,  Vogel  Fenix.  —  de 
Winter.  —  87.  Speculatie.  —  Jan  Teyler.  —  88.  Slempop.  s.  N.71.  —  89.  Gouden 
Ezel.  —  ?  —  90.  Hectar.  —  Barent  Appelman.  —  91.  Kupido.  —  ?  — 
92.  Gouden*  Septer.  —  David  Beek.  —  93.  Avontstar.  —  Daniel  Seyter.  — 
94.  Papegajen.  —  Mai*cus  Sibrechts.  — 95.  Korpus,  s.  N.  2i.~  96.  Mengelaer.  — 
Moritz  Bibe.  —  97.  Yver.  —  Jacomo  van  Staverde.  —  98.  Pyramid.  —  Albert 
van  Spiers.  —  99.  Schildpad.  —  Fran9ois  Danks«  —  100.  Krab.  —  Jan 
Asselyn.  —  loi.  Voordewint.  —  Gillis  van  der  Meren.  —  102.  Zantzak.  -r- 
Alberto  Clovet.  --  io3.  Fortuin.  —  Robbert  du  Val.  —  104.  Piktoors.  — 
Kasper  van  Wittel.  —  io5.  Lantaren.  —  Jan  Baptist  d*Assenie.  —  106.  Wel 
te  Vreden.  —  Dominicus  Schaft. 


DRITTER  THEIL 

der  mit  dem  Jahre   i635  beginnt  und  die  Lebensbeschreibungen   jener  Maler 
enthält,  welche  vor  dem  Jahre  löSg  geboren  sind.  . 


rans  van  Mieris  ist  zu  Leiden  am  i6.  April  i635  2. 
geboren.  Sein  Vater  Jan  ßastiaansz  van  Mieris  war 
Goldschmied  und  Diamantschleifer  und  hatte  die  Ab- 
sicht, seinen  Sohn  zu  demselben  Geschäfte  heranzu- 
bilden. Aber  er  zeigte  frühzeitig  Anlagen  zum  Zeichnen,  denn 
er  bekleckste  die  Wände  der  Werkstätte  seines  Vaters,  indem 
er  mit  Holzkohle  Figuren  und  Thiere  auf  dieselben  so  geistreich 
zeichnete,  dass  Alle  sagten^  es  stecke  ein  Maler  in  ihm  und 
dem  Vater  zuredeten,  ihn  in  dieser  Kunst  unterweisen  zu  lassen; 
dies  geschah  auch  über  Anrathen  des  Herrn  Willem  van 
Heemskerk,  Vaters  des  Bürgermeisters  Jost  van  Heemskerk, 
der  den  alten  Mieris  oft  besuchte.  Man  schickte  ihn  deshalb  zu 
Abraham  Toren  vi  iet,  einen  damals  bekannten  Glasmaler  und 
Lehrer  im  Zeichnen,  bei  dem  er  in  kurzer  Zeit  solche  Fortschritte 
machte,  dass  sein  Vater  sich  entschloss,  ihn  ganz  der  Kunst 
zu  widmen  und  ihn  zu  diesem  Zwecke  zu  dem  berühmten 
Gerard  Dou  Schickte.  Es  währte  nicht  lange,  so  übertraf  er 
alle  seine  Mitschüler,  so  dass  ihn  Dou  nicht  selten  den  Prinzen 
unter  seinen  Schülern  nannte,  und  sagte,  dass  er  Allen  den 
Rang  ablaufe. 

Nachdem  er  in  einigen  Jahren  durch  den  Unterricht 
Gerard  Dou's  und  seinen  eigenen  Eifer  löbliche  Fortschritte 
im    Zeichnen    gemacht   hatte,    ward    er^    um   sich    eine    flotte 


3oo  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Pinselbehandlung  anzueignen,  zu  dem  Maler  Adriaen  van  den 
Tempel  geschickt;  da  er  aber  mehr  Neigung  hatte,  zierlich 
3. und  fleissig  ausgeführt  zu  malen,  kehrte  er  wieder  in  die 
Schule  Gerard  Dou*s  zurück,  bis  ihm  von  seinen  Freunden 
geratben  wurde,  die  Kunst  ferner  allein  auszuüben,  was  ihm 
auch  glückte,  da  seine  Arbeiten  von  Anfang  an  Bewunderer 
und  Gönner  fanden.  Unter  diesen  waren  die  Herren  Vreden- 
burg,  Gerard s  und  der  Professor  Silvius.  Der  Letztere  ver- 
langte oft,  dass  alle  seine  Arbeiten  ihm  gehören  sollten,  oder  ihm 
wenigstens  ein  Vorkaufsrecht  zu  demselben  Preise,  den  ein 
Anderer  dafür  geben  wollte,  eingeräumt  würde,  was  seinen 
Eifer  nicht  wenig  anspornte.  Noch  mehr,  als  er  durch  die  Gunst 
dieses  Mäcens  Gelegenheit  fand,  ein  Bild  für  den  Erzherzog  zu 
malen,  in  welchem  er  eine  hübsche  Frau  in  einem  Seiden- 
geschäfte vorstellte,  und  einen  Reiter  neben  ihr,  der  scheinbar 
um  einige  Stoffe  handelt,  aber  mehr  auf  die  Frau  als  auf  die 
Waaren  zu  sehen  scheint.  Dies  gefiel  dem  Erzherzog  so  sehr, 
dass  er  ihm  tausend  Gulden  dafür  bezahlte  und  ihn  einlud, 
an  den  Hof  nach  Wien  zu  kommen,  wo  er  seine  Arbeiten 
reichlich  bezahlen  und  ihm  noch  überdies  jährlich  looo  Reichs- 
thaler geben  wolle;  er  aber  schlug  dies  unter  dem  Vorwande  aus, 
dass  seine  Frau  dazu  keine  Neigung  habe. 

Er  malte  auch  verschiedene  kunstvolle  Nachtstücke.  Eines 
derselben  stellt  eine  Frau  vor,  welche  etwas  angetrunken  ein- 
geschlafen ist  und  von  einem  Spassmacher  spottweise  mit  einem 
Nachttopfe  gekrönt  wird.  Dieses  Bild  hat  der  geschickte  Stecher 
Hendrik  Bary,  der  Oheim  des  gegenwärtigen  Schöffen  der  Stadt 
4«  Gouda,  G.  Cincq,  in  Kupfer  gestochen.  Chr.  Pierson  hat  dazu 
das  Sprüchwort:  Der  Wein  ist  ein  Spötter,  in  Verse  gebracht. — 

Zur  selben  Zeit  porträtirte  er  die  Frau  des  Kornelis 
Paats  und  verwendete  viel  Fleiss  und  Arbeit  darauf,  da  dieser 
in  seiner  Jugend  bei  ihm  Zeichnen  und  MaleiF  gelernt  hatte. 
Dieses  Bild  wird  hier  zu  Lande  für  eines  seiner  kunstvollsten 
gehalten  und  ist,  obwol  für  dasselbe  oft  viel  Geld  geboten  wurde, 
noch  im  Hause  seines  Sohnes  Willem  Paats,  Schöffen  der 
Stadt  Leiden,  zu  sehen. 

Derselbe  Kornelis  Paats  Hess  ihn  auch  in  seinem  Hause 
ein   Cabinetsstück  malen,    welches    ein    bewusstloses    Mädchen 


N 


DRITTER  THEIL.  3oi 

neben  einem  Arzte  und  einer  schreienden  alten  Frau  darstellt. 
So  lange  er  daran  arbeitete,  erhielt  er  für  jede  Stunde  einen 
Ducaten;  dies  betrug,  als  das  Bild  vollendet  war,  die  Summe 
von    i5oo  Gulden. 

Der  Grossherzog  von  Florenz  Hess  dem  Besitzer  zu 
wiederholtenmalen  vergebens  3ooo  Gulden  dafür  bieten.  Dieses 
Bild  wird  einstimmig  für  ein  Wunder  des  Pinsels  erklärt;  als 
ein  solches  rühmt  auch  W.  v.  Heemskerk  in  einer  Beischrift 
ein  von  dem  Künstler  gezeichnetes  Selbstporträt.  —  Dieses  ward  5. 
später  von  Blooteling  in  Schwarzkunst  geschabt  und  wird 
von  den  Kupferstich-Sammlern  unter  den  Malerporträts  bewahrt 
und  geschätzt.  — 

Der  Grossherzog  von  Toscana,  der  seine  Kunst  hoch- 
schätzte, besuchte  ihn  zu  Leiden,  und  als  er  mehrere  Bilder 
sah,  die  zur  Hälfte  oder  grösstentheils  vollendet  waren,  gefiel 
ihm  zumeist  eines  derselben  so  sehr,  dass  er  den  Künstler 
inständigst  bat,  dasselbe  für  ihn  möglichst  bald  zu  vollenden.  Es 
stellte  eine  Gesellschaft  von  Damen  vor,  deren  eine  vorne  im 
weissen  Atlaskleide  stehend,  eine  Laute  in  der  Hand  hält  und 
eben  von  einem  hinter  ihr  stehenden  mit  grünem  Sammt  über- 
zogenen Stuhle  aufgestanden  zu  sein  scheint;  neben  ihr  eine 
andere  in  einem  purpursammtenen  mit  weissem  Pelz  besetzten  6. 
Jäckchen  und  Atlasrocke,  in  der  rechten  Hand  einen  Römer,  den 
sie  zum  Munde  führt,  während  ein  Page  mit  einem  silbernen 
Schenkbrett  in  der  Hand  auf  das  leere  Glas  wartet.  Ihr  gegen- 
über ein  schöner  Edelmann  im  schwarzen  Sammtmantel,  da- 
neben ein  Tisch,  über  welchen  eine  reiche  Decke  gebreitet  ist, 
auf  welcher  eine  Schüssel  mit  Backwerk  steht,  von  dem  ein  AflFe 
nascht;  hinter  einem  zurückgezogenen  Vorhang  im  Hintergrunde 
zeigt  sich  eine  geräumige  und  prächtig  gebaute  Galerie  und  in 
derselben  ein  Herr  und  eine  Dame,  die  mit  einander  plaudern. 
Jede  Figur  ist  auf  das  kunstvollste  hingestellt,  die  Gesichter 
gefällig,  die  Händchen  überaus  graciös,  die  verschiedenen  Stoffe, 
Sammt,  Pelz,  Silbersachen  etc.,  so  überaus  kunstvoll,  zart  und 
kräftig  gemalt,  dass  es  mit  der  Natur  in  Schönheit  wetteifern 
konnte.  Es  gefiel  auch  Jedermann,  insbesondere  aber  dem 
Herzog  so  wol,  dass  er  dem  Künstler  1000  Reichsthaler  dafür 
gab.     Aber    das    reizendste    all*    seiner    Bilder   war    nach    dem 


302  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBURGH. 

Urtheile  der  Kenner  in  dem  Cabinete  des  Kurfürsten  von 
der  Pfalz.  Noch  verschiedene  andere  Bilder  hat  unser  Künstler 
im  Laufe  der  Jahre  für  den  genannten  Grossherzog  gemalt^ 
so  wie  auch,  über  dessen  Ersuchen,  sein  eigenes  Porträt  in 
Lebensgrösse,  wie  er  eines  seiner  kleinen  Bilder  zeigt,  in  welchem 
7-  eine  Frau  neben  einem  alten  Manne  dargestellt  ist,  der  sie 
offenbar  im  Clavierspielen  unterrichtet*). 

Dieses  ebengenannte  Porträt  war  so  kräftig,  schön,  natürlich 
und  plastisch  gemalt,  dass  es  eher  lebend  als  gemalt  zu  sein 
schien.  Doch  er  ward  dafür  schlecht  belohnt;  da  er  einem  der 
Höflinge,  der  das  Ohr  des  Herzogs  besa^s,  etwas  verweigert 
hatte,  spielte  ihm  dieser  einen  Streich  und  vereitelte  ihm  auch 
später  Alles,  so  dass  er  nicht  mehr  für  den  Herzog  malte.  Es 
scheint,  dass  unser  Maler  nicht  merkte  oder  nicht  merken 
wollte,  dass  diese  Leute  die  Hände  geküsst  haben  wollen,  oder 
dass  ihm  weniger  an  der  höfischen  Speichelleckerei  als  an  seinem 
eigenen  Willen  gelegen  war. 

Er  war  insbesondere  ein  guter  Freund  Jan  Steen's  und 
liebte  dessen  Spässe  so  sehr,  dass  er  auf  seine  Gesellschaft  schier 
versessen  war  und  ihn  oft  besuchte.  Als  aber  Jan  St een  mehr 
und  mehr  dem  Trünke  verfiel  —  geschah  es  wol  auch,  dass  sich 
Mieris  im  Mass  vergass. 

Als  Jan  später  eine  Schenke  eröffnete  und  einen  Handel 
mit  nassen  Waaren  trieb,  besuchte  ihn  Mieris  wol  öfter.  Und 
wenn  Jan's  Keller  leer  und  die  Schenke  geschlossen  war,  lockte  er 
Mieris  mit  sich  an  einen  andern  Ort,  wo  Jan,  der  stets  Durst 
8.  hatte,  sich  zu  seinen  kurzweiligen  Geschichten  mit  einem  Trünke 
erfrischte,  wobei  er  nicht  selten  bis  in  den  späten  Abend  auf- 
gehalten wurde. — 
II.  Wir  wollen  noch  sein  letztes  Werk  erwähnen,  welches  zu 

vollenden  ihm  der  Tod  nicht  die  Zeit  gönnte.     Es  stellt  Maria 
sitzend  und  in  einem  Buche  lesend  vor,  daneben  einen  kleinen 


*)  Ein  Bild  ganz  ähnlichen  Inhaltes  ist  auch  im  Cabinet  des  Post* 
meisters  Jakob  Boreel  zu  Amsterdam,  welches  so  ausnehmend  kunstvoll 
gezeichnet  und  gemalt  ist,  dass  das  eben  erwähnte  wol  nicht  besser 
gewesen  sein  kann.  Man  sieht  deutlich,  dass  die  Frau,  die  nach  einem 
schönen  Modell  gemalt  ist,  mit  Aufmerksamkeit  auf  den  Klang  der  Töne 
lauscht. 


DRITTER  THEIL.  3o3 

Christus,  welcher  sein  Kreuz  abmisst  und  im  Hintergrunde  Josef 
an  seiner  Hobelbank ,  die  unvollendet  blieb.  Das  Frauenfigürchen 
im  seladonfarbenen,  kunstvoll  und  breit  gefalteten  Kleide  kann 
man  nicht  schöner  sehen.  Dabei  ist  der  Ausdruck  des  Gesichtes 
von  wunderbarer  Sittsamkeit  und  das  Beiwerk  bis  auf  dasAeusserste 
fleissig  ausgeführt  und  natürlich.  Für  dieses  Bild  soll  er  von 
dem  Marquis  von  Bethune  i5oo  Gulden  gehabt  haben.  Da  aber 
seine  Witwe  dasselbe,  obgleich  es  unvollendet  war,  billiger 
nicht  geben  wollte,  sah  der  Marquis  davon  ab  und  es  kam 
später  in  den  Besitz  des  Herrn  Desoubrie  zu  Leiden,  in  dessen 
Cabinet  es  sich  heute  noch  befindet.  Mieris  starb  am  12.  März 
1681,  kaum  46  Jahre  alt. 

Kasper  Brant  und  Willem  van  Heemskerk  dichteten 
seine  Grabschrift.    —  Die  des  Letzteren  steht  auf  seinem  Sarge  12. 
in  der  St.  Peterskirche  zu  Leiden. 

Er  hinterliess  zwei  Söhne,  Johannes  und  Willem,  die 
er  Beide  in  der  Kunst  unterrichtete.  Der  erste  starb  früh  in 
Rom.  Der  zweite  Sohn  lebt  noch  heute  und  folgt  den  Fuss- 
stapfen  seines  Vaters. 

Mit  dem  lustigen  Lebenslauf  seines  Stadt-,  Zeit-  und  Kunst- 
genossen Jan  Steen  könnte  man  wol  ein  ganzes  Buch  füllen, 
aber  es  ist  dies  nicht  unsere  Aufgabe.  — 

Ich  will  nur  im  Allgemeinen  bemerken,  dass  seine  Gemälde  i3. 
und  seine  Lebensweise  einander  gleichen. 

Er  war  ein  Schüler  Jan  van  Goijen's,  der  ihn  wegen 
seines  Talentes  vor  Allen  liebte  und  ihn  nicht  selten  des  Abends 
nach  der  Arbeit  mit  sich  nahm,  um  bei  einem  Glas  Bier  mit 
ihm  zu  plaudern.  Jan  liebte  ebenfalls  seinen  Lehrer,  aber  noch 
mehr  dessen  Tochter,  der  er  so  nachdrücklich  zusetzte,  dass 
sie  allmälig  mehr  anschwoll.  Margaret,  das  war  ihr  Name, 
drängte  ihn  endlich,  dies  seinen  Eltern  und  ihrem  Vater  mit- 
zuth eilen  ,  damit  sie  heiraten  könnten,  ehe  die  Sache  bekannt 
würde.  Steen  nahm  auch,  als  er  mit  seinem  Meister  in  das 
Wirthshaus  ging,  die  Gelegenheit  wahr,  und  sagte:  Ich  habe 
etwas  Neues  gehört,  worüber  Ihr  curios  aufhorchen  sollt.  — 
Was  wäre  das?  fragte  van  Goijen.  —  Griet  muss  in  das  Kind- 
bett, sagte  Jan.  —  Weisst  Du  das  gewiss?  fragte  van  Goijen.  — 
Ich  muss  es  doch  wissen,  sagte  Jan,  da  ich  es  selbst  angerichtet 


3o4  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

habe  und  ich  will  sie  auch  heiraten.  Dies  machte  der  Sache 
ein  Ende,  so  dass  van  Goijen,  der  wol  wusste,  dass  geschehene 
Dinge  nicht  zu  ändern  sind,  am  wenigsten  solche  von  dieser 
Art,  Jan  darob  auch  nicht  hart  anging,  sondern  ihm  nur  auftrug, 
dies  seinen  Eltern  mitzutheilen ,  damit  sie  die  Heirat  ansuchten 
und  Alles  in  Ordnung  und  Ehren  geschähe.  Jan  aber,  der 
seinen  Vater  fürchtete,  hörte  nicht  gern  davon,  doch  Griet 
wusste  ihn  zu  überreden,    dass   er  es  that.  Er  ging  dann    nach 

14.  Delft,  wo  sein  Vater  Brauer  war,  und  sagte  ihm,  dass  er  die 
Absicht  habe,  zu  heiraten.  -^  Sein  Vater  Hess  ihn  heiraten  und 
setzte  ihn  in  eine  Brauerei  zu  Delft. 

Aber  Jan,  der  nun  über  Geld  verfügen  konnte,  ging 
spazieren  oder  in  die  Schenke  und  Griet  war  weder  für  den 
Haushalt  noch  für  das  Comptoir  geeignet,  und  wenn  Jemand 
Bier  auf  Borg  holte,  schrieb  sie  dies  mit  Kreide  auf  die  Tafel, 
so  dass  er  eines  Tages  wegen  Unterschleifs  von  Bier  von  dem 
Pächter  überfallen  ward,  welcher  die  Bücher  forderte,  doch 
auf  die  Schiefertafel  verwiesen  wurde,  mit  der  er  sich  ebenso- 
wenig zurecht  finden  konnte  als  Griet,  die  nicht  mehr  wusste, 
was  sie  aufgeschrieben  hatte.  Der  Pächter  verlangte  ein  grosses 
Reugeld,  aber  Jan  kümmerte  sich  wenig  darum,  wol  wissend, 
dass  der  Pächter  etwas  fischen  wolle,  was  nicht  zu  fangen  war. 
Dies  ward  endlich  mit  dem  Pächter  beigelegt  und  er  unter 
dem  Versprechen  besser  Acht  zu  geben,  von  seinem  Vater 
wieder    in    Stand    gesetzt.     Der    Braukessel    fing   wieder  an  zu 

1 3. kochen,  aber  es  währte  nicht  lange,  so  ging  Alles  seinen  alten 
Gang  und  Jan  kaufte  Wein  statt  Malz. — 

Dann  nahm  er  seine  Zuflucht  zum  Pinsel.  Das  Erste,  was 
er  malte,  war  eine  sinnbildliche  Darstellung  seines  verlotterten 
Hausstandes.  Alles  liegt  im  Gemach  ordnungslos  über  einander. 
Der  Hund  trinkt  aus  dem  Kruge,  die  Katze  läuft  mit  dem  Speck 
herum,  die  Kinder  kugeln  nackt  auf  der  Flur,  Mütterchen  sitzt 
gemächlich  auf  einem  Sessel  und  sieht  dem  Treiben  zu,  und 
scherzweise  hatte  er  sich  selbst,  einen  Römer  in  der  Hand, 
darin  porträtirt  und  auf  dem  Kamin  einen  Affen,  der  die  ganze 
Scene  anglotzt. 

Nach  einer  gewissen  Zeit  ward  er  Schankwirth,  aber  als 
die  Fässer  leer  waren,  zog   er   den  Kranz   ein   und   schloss  die 


DRITTER  THEIL.  3o5 

Bude.  Inzwischen  malte  er  zuweilen  ein  Bild  für  den  Weinhändler, 
der  ihm  dafür  ein  Fässchen   einstellte.  Sogleich  hing  er  wieder  i6. 
den  Kranz  aus,  worauf  seine  CoUegen,  seiner  geistreichen  Possen 
wegen,  wieder  herankamen.  Aber  dies  währte  nicht  lange  da  er 
selbst  die  durstigste  Kehle  war,  — 

Ich  kann  nicht  unterlassen,  den  Inhalt  eines  grossen 
Bildes  anzugeben,  welches  sich  zuerst  lange  in  meinem  Hause 
befand  und  später  an  den  Herzog  von  Wolfenbüttel  verkauft 
wurde;  es  stellte  Bräutigam  und  Braut,  zwei  alte  Leute  und 
einen  Notar  vor.  Jede  der  Figuren  war  so  naturlich  in  ihrem 
Betragen  dargestellt,  als  sähen  wir  sie  vor  uns  handeln;  die 
alten  Leute  scheinen  mit  dem  grössten  Ernste  ihre  Meinung 
dem  Notar  auseinanderzusetzen,  der  mit  der  Feder  in  der  Hand, 
bereit  zu  schreiben,  ihnen  zuhört.  Der  Bräutigam  steht  äusserst 
missvergnügt,  in  einer  Stellung,  gerade  als  wenn  er  vor  Aerger 
mit  den  Füssen  stampfen  wollte,  Hut  und  Hochzeitszierde 
auf  den  Boden  geworfen,  Schulter  und  Arme  emporgezogen, 
sieht  er  seine  Braut  von  der  Seite  an,  als  ob  er  die  Schuld 
auf  die  Alte  laden  und  sich  vor  ihr,  die  mit  Thränen  auf  den 
Wangen  dabei  steht,  entschuldigen  wollte.  Dies  Alles  war  so  klar 
und  deutlich  aus  den  Gesichtszügen  wie  aus  den  Geberden  der 
Figuren  und  anderen  Umständen  zu  entnehmen,  als  wenn  es  17- 
dabei  geschrieben  stände. 

Ebenso  natürlich  und  geistreich  malte  er  einen  auf- 
geschossenen Schuljungen,  der  deshalb  heult,  weil  er  in  seinen 
Schuhen  eine  Ruthe  oder  Gerte  anstatt  einer  schmackhaften 
Leckerei  fand,  Das  Bild  stellt  einen  St.  Nicolaus -Abend  vor 
und  befindet  sich  noch  in  dem  Cabinet  des  Herrn  G,  Franken 
in  Dordrecht. 

Unter  seinen  kleineren  Bildern  finden  sich  viele,  die  fleissig 
nach  dem  Leben  gemalt  und  nicht  minder  geistreich  erfunden 
sind.  Der  nunmehr  verstorbene  Kunstfreund  Lambert  van 
Hairen  in  Dordrecht  besass  eines,  welches  ein  Bordell  dar- 
stellte, wo  die  Dirnen  einen  fremden  Wüstling  eingefangen 
haben,  dem  betrügerischer  Weise  das  Geld  abgenommen  wird. 
Man  sieht  den  Ernst  in  dem  Gesichte  des  Mannes  und  sein 
Ueberlegen  vor  dem  Ausspielen  der  Karten.  Hinter  ihm  steht 
eine  alte,  runzelige  Kupplerin,  die  dem  gegenübersitzenden  Gegner, 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  20 


3o6         ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

dem  die  Spitzbüberei  an  den  Augen  abzusehen  ist,  die  Karten  im 
Spiegel  zeigt.  Daneben  sitzt  eine  geputzte  Dirne ,  die  sich  bereits 
des  sicheren  Gewinnes  freut,  der  nach  dem  Ausgange  des  Spieles 
zu  folgen  pflegt.  Ueberdies  sind  die  Kammer  und  der  Hausrath 
geistreich  staffirt  und  eine  Tischdecke  höchst  fleissig  vollendet. 
Aber  er  bekam  damals  nicht  so  viel,  als  man  jetzt  dafür  bezahlt^ 
doch  war  er  immer  zufrieden. 

i8.  Die  Anzahl    seiner  Werke    ist   sehr  gross,    und  stets  sind 

sie  geistreich  erfunden,  sei  es,  dass  er  fröhliche  Gesellschaften  in 
Wein-  und  Bierschänken  oder  Spelunken,  in  welchen  man  mehr 
warmes  Fleisch  betastet  als  kauft,  oder  hundert  andere  derartige 
lockere  Vorfälle  des  menschlichen  Lebens  darstellte,  oder  Gegen- 
stände die  ruhigere  Anschauung  fordern,  wie  z.  B.  eine  Kinder- 
schule; trotzdem  warf  er  stets  einen  drolligen  Vorfall  ein; 
entweder  fahren  die  Jungen  einander  in  die  Haare  oder  der 
Schulmeister,  der  so  klug  aussieht,  als  ihr  aller  Vorfahre 
Dionysius,  übt  sein  Schulmeisterrecht  mit  dem  Lineal  aus, 
worüber  die  anderen   sehr  gedrückt  aussehen. 

Auch  fällt  mir  die  Darstellung  des  Begräbnisses  eines 
Quäkers  ein,  so  geistreich  und  drollig  ausgeschmückt  und  die 
Gesichter  so  verrückt,  als  hätte  er  sich  die  Modelle  dazu  aus 
dem  Narrenhause  entlehnt,  so  dass  man  es  nicht  ohne  zu 
lachen  ansehen  konnte. 

Endlich  muss  ich  noch  bemerken,  dass  er  die  Charakteri- 
sirung  der  Personen ,  wovon  wir  früher  des  Breiteren  gesprochen 
haben,  sehr  wol  verstand,  denn  ich  habe  Bilder  von  ihm  gesehen, 
in  welchen  Herren  und  Bauern  nebeneinander  dargestellt  waren, 
aber  es  war  sofort  an  ihrer  Haltung  sowie  an  den  Gesten  und 
Geberden,  ohne  dass  man  die  Kleidung  zu  betrachten  brauchte, 
zu  sehen,  welcher  der  Bauer  und  wer  der  Herr  sei.  — 

»9«  Hatte  er  ein  Bild  verkauft,  so  eilte  er  in  die  Kneipe,  ver- 

trank einen  Theil  und  verspielte  den  Rest.  — 

20.  Inzwischen    starb    seine    Frau    und    er    war   Witwer    mit 

einigen  Kindern.  — 

26.  Aus    seiner    zweiten   Ehe    (mit    Maritje    Herculens)    hatte 

er  auch  einen  Sohn  Namens  Dirk,  der  Bildschnitzer  war  und 
später  an  einen  der  deutschen  Höfe  kam.  Was  mit  den  Uebrigen 
geschah,  weiss  ich  nicht. 


DRITTER  THElL.  3oy 

Er  starb   im    Jahre    1678    und    ward    von    seinen    Kunst- 
genossen begraben. — 

Hier  wird  es  aber  wol  nötig  sein,  dem  Leser  ein-  für 
allemal  zu  sagen,  dass  ich  bei  meiner  Arbeit  nicht  die  Absicht  27. 
habe,  Jemanden  zu  verunglinpfen;  denn  ich  habe  die  Hand- 
lungen meiner  Kunstgenossen  so  verzeichnet,  wie  sie  mir  von 
unparteiischen  Leuten  mitgetheilt  wurden,  ohne  an  den  That- 
sachen  aus  Neid  oder  Hass  etwas  zu  mildern  oder  zu  übertreiben; 
in  Folge  dessen  habe  ich  den  Rath  jener  naseweisen  Kritiker, 
welche  verlangen,  dass  ich  alle  Fehler  und  Gebrechen  der  Maler, 
die  mir  in  ihrem  Leben  begegnen,  übergehen  und  nicht  ver- 
zieichnen  möge,  als  wenn  sie  Alle  ein  tadelloses  Leben  geführt 
hätten,  nicht  beachtet.   — 

In  welchem  Jahre  der  unglückliche  Figuren-  und  Historien-  3o. 
maier  Jan    Linsen   geboren  ist,   weiss  ich  nicht,   nur   dass   er 
in  Hoorn    wohnte,    wo  ihn    im    Jahre   i635    das  Unglück    traf, 
welches  wir  sofort  erzählen  wollen. 

Nachdem  er  durch  seinen  Fleiss  selbstständig  geworden, 
ging  er  nach  Rom,  um  sich  nach  guten  Vorbildern  Reiter  aus- 
zubilden. Als  er  sich  in  Italien,  um  ich  weiss  nicht  wohin  zu3i. 
gehen,  einschiffte,  ward  er  von  den  Mohren  gefangen,  an  ihrer 
Küste  ausgesetzt,  mutternackt  ausgezogen  und  vor  ihren 
Führer  gebracht,  doch  rettete  er  durch  einen  seltsamen  Vorfall 
sein  Leben  und  kam  davon.  Nach  seiner  Rückkehr  hat  er 
diesen  Vorfall  in  einem  vortrefflichen  Bilde  dargestellt.  Dies 
berichtet  mir  der  Maler  Johannes  Bronkhorst  aus  Hoorn  in 
einem  Briefe  vom  18.  Mai  17 18,  so  wie  dass  dieses  Bild  noch 
gegenwärtig  sich  mit  mehreren  anderen  die  ob  ihres  Kunst- 
werthes  und  ihrer  Behandlung  werth  sind  gesehen  zu  werden, 
im  Besitze  des  Herrn  Adriaen  Beverwyk  zu  Hoorn  befindet. 
Und  nun  sein  letztes  Unglück-;  Jan  Linsen  sass  eines  Tages 
"in  einem  Wirthshause  zu  Hoorn  und  spielte;  da  er  im  Gewinnen 
war,  begann  sein  Widerpart  zuerst  wegen  seiner  Verluste  zu 
murren  und  sagte  endlich:  Ich  stosse  dir  sofort  ein  Messer 
durch  die  Brust!  Darauf  rief  Linsen  lachend  und  nichts 
Böses  ahnend,  da  sie  ja  stets  gute  Freunde  gewesen:  Ja  stich 
nur!    worauf   der  Andere   ihm  tückisch   unter  dem  Tische  den 

Todesstoss  gab,  so  dass  er  zur  Erde  fiel  und  mit  ersterbenden 

20* 


3o8  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Lippen  rief:  dass  er  tückischer  Weise  von  dem  ermordet  worden 
sei  den  er  liebte,  ihm  aber  verzeihe;  hierauf  gab  er  den  Geist 
auf  und  starb. 

32.  Im  Verlaufe  dieses  Werkes  begegnete  es   uns   wiederholt, 

dass  wichtige  Nachrichten,  die  durch  die  Zeit  in  Vergessenheit 
gerathen  sind,  nicht  rechtzeitig  zu  unserer  Kenntniss  kamen,  um 
sie  aufzunehmen.  So  geschah  es  auch  mit  der  nachstehenden 
Lebensbeschreibung  Gerard  Terburg's,  die  unter  dem  Jahre 
1618  ihren  Platz  hätte  finden  müssen,  uns  aber  erst  jetzl,  da 
wir  bereits  bis  zum  Jahre  i635  vorgeschritten  sind,  zur  Kenntniss 
kommt. 

Derselbe  Fall  widerfuhr  uns  mit  dem  Geburtsjahr  Gabriel 
Metzu*s.  —  Welche  Mühe  kostet  es  schon,  wenn  auch  ver- 
spätet, das  zu  erhalten,  was  wir  brauchen! 

In  der  Lebensbeschreibung  Gerard  Dou*s  haben  wir 
nicht  angegeben,  dass  ihm  Karl  IL,  König  von  England,  der 
viel  Gefallen  an  seinen  Arbeiten  fand,  an  seinen  Hof  berief. 
Er  aber  wusste  einen  Vorwand,  dies  abzulehnen,  weil  das 
laute  Hofleben  nicht  zu  seiner  stillen  Art  passte  oder  weil  ihm 
seine  Freunde  davon  abriethen;  eine  Andeutung  dieser  Art  findet 
sich  in  einigen  Versen.  — 

34,  Wir  wollen  aber  wieder  auf  G  erardTerburg  zurückkommen, 

mit  dem  wir  begonnen  haben.  Er  ist  zu  ZwoUe  in  Overyssel  im 
Jahre  1608  geboren.  Er  stammt  aus  altem,  angesehenen  Geschlecht, 
erhielt  eine  gute  Erziehung  und  besass  viel  Verstand.  Auch 
war  ihm  die  Kunstgöttin  von  Jugend  auf  günstig.  Sein  Vater, 
der  ein  tüchtiger  Maler  war  und  viele  Jahre  in  Rom  gearbeitet 
hatte,  war  der  erste  Lehrer  seiner  Jugend.  Er  hat  auch  später 
zu  Harlem  bei  einem  Maler  gewohnt,  aber  ich  weiss  den  Namen 
desselben  nicht. 

Als  er  selbstständig  geworden  und  Lust  zu  reisen  hatte, 
besuchte  er  fremde  Länder,  wie  Deutschland,  Italien,  England, 
Frankreich,  Spanien  und  die  Niederlande,  wo  er  überall  Proben 
seines  Talentes  zurückliess.  Im  Jkhre  1648  ging  er  nach 
Münster  zu  den  Friedensverhandlungen,  wo  er  zunächst  mit 
dem  Maler  des  Grafen  Pignoranda  Bekanntschaft  machte.  Da 
dieser  durch  das  Gerücht  wusste,  dass  er  ein  bedeutender 
Künstler  wäre,    erwies  er  ihm  Freundschaft,  umsomehr,  da  er 


DRITTER  THEIL  3o9 

ein  Bild,  eine  Kreuzigung  Christi  darstellend,  für  den  genannten 
Grafen  unter  den  Händen  hatte,  mit  welchem  er  nicht  recht 
fertig  werden  konnte;  deshalb  bat  er  Terburg,  ihm  dabei 
behilflich  zu  sein,  was  dieser  auch  that.  Als  es  vollendet  war, 
zeigte  er  es  dem  Grafen,  der  Gefallen  daran  fand,  ihm  aber 
auch  zu  merken  gab,  dass  er  es  nicht  allein  gemacht  haben  35. 
könne,  was  dieser  endlich  auch  eingestand.  Der  Graf  hiess  ihn 
den  Maler  zu  ihm  bringen,  und  Terburg  wurde  sofort  gefragt, 
ob  er  ihn  porträtiren  wolle,  was  dieser  bejahte  in  der  Vor- 
ahnung, dass  daraus   sein  Glück  erwachsen  würde.  — 

Dieses  Porträt,  auf  welches  er  seinen  ganzen  Fleiss  ver-  36. 
wendete,  gab  ihm  nicht  nur  Gelegenheit,  für  den  Grafen  noch 
andere  Bilder  zu  malen,  sondern  auch  alle  Gesandten  zu  por- 
trätiren, die  zu  den  Friedensverhandlungen  dort  zusammen- 
gekommen waren.  Diese  Porträts  wurden  von  allen  Herren 
gerühmt  und  Alle,  insbesondere  aber  der  genannte  Graf,  fanden 
so  viel  Gefallen  daran,  dass  dieser  nicht  abliess,  ihn  durch 
Versprechungen  grosser  Vortheile  zu  bewegen,  mit  ihm  nach 
Spanien  zu  gehen,  was  er  auch  that.  Dort  malte  er  das  Porträt 
des  Königs  und  vieler  der  Vornehmsten  des  Hofes  zu  Aller 
Zufriedenheit. 

Der  König  schlug  ihn  zum  Ritter  und  verehrte  ihm  eine 
goldene  Kette  mit  einer  Medaille,  auf  welcher  des  Königs  Bild 
geprägt  war,  einen  Degen  und  ein  Paar  silberne  Sporen.  Auch 
malte  er  die  vornehmsten  Hofdamen  und  viele  reiche  Leute,  die 
in  seinen  schmeichelnden  Pinsel  ganz  verliebt  waren  und  ihm  wol 
allezeit  Arbeit  verschafft  hätten ;  aber  er  blieb  nicht  lange  dort, 
da  er  sich  durch  seine  Liebenswürdigkeit  mehr  als  den  eifer- 
süchtigen Spaniern  angenehm  war,  bei  den  Frauen  beliebt  zu 
machen  wusste,  so  dass  sie  ihm  am  liebsten  eine  Feige  gegeben 
hätten,  an  der  er  hätte  bersten  können.  Davor  gewarnt,  packte  er 
sofort  seine  Koffer  und  ging  in  aller  Eile  von  Madrid  nach  Eng- 
land, wo  er  durch  sein  Talent  Gunst  und  viel  Geld  verdiente. 
Als  er  nach  Frankreich  überschiffen  wollte,  steckte  er  sein  Gold, 
da  er  wusste,  dass  nach  englischem  Rechte  die  Commissäre  auf 
die  Ausfuhr  des  Goldes  Acht  haben,  in  seine  Kappen  Stiefel,  die 
er  vorsorglich  geflickt  und  unansehnlich  gemacht  hatte,  damit 
sie  nicht  auffallen,  und  kam  so  glücklich  herüber.  — 


3  lO  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

37.  In  Frankreich  malte  er  verschiedene  Porträts  reicher  Leute, 
auch  einige  Cabinetsstücke.  Nachdem  er  in  dieser  Weise  einige 
Jahre  im  Auslande  zugebracht  hatte,  kehrte  er  wieder  nach 
Overyssel,  seinem  Geburtslande,  zurück  und  Hess  sich  in  Deventer 
nieder,  wo  er  eine  seiner  Nichten  heiratete,  die  ihm  jedoch  keine 
Kinder  gebar.  Dort  war  er  wegen  seines  gefälligen  Benehmens  und 
seiner  Kunst  bei  allen  Grossen  geschätzt  und  war  viele  Jahre 
in  der  Vroedschaft  von  Deventer,  bis  ihn  der  Tod  im  Jahre  1681 
im  73.  Jahre  seines  Alters  entriss.  Seine  Leiche  ward  nach  seiner 
Geburtstadt  Z wolle  gebracht  und  festlich  bestattet. 

Als  im  Jahre  1672  die  Stadt  Deventer  durch  Ver- 
schanzungen vor  dem  Einfalle  der  Feinde  verstärkt  wurde  und 
Prinz  Willem  III.  von  Oranien  daselbst  anwesend  war, 
wünschten  die  Bürgermeister  und  Räthe  der  Stadt  sein  Porträt 
zur  Erinnerung  zu  besitzen.  Der  Prinz  antwortete  ihnen,  dass 
keine  Gelegenheit  dazu  vorhanden  wäre,  dass  ihn  aber  Ne  tscher 
porträtirt  hätte  und  er  ihnen  eine  Copie  dieses  Bildes  über- 
mitteln wolle.  Sie  aber  dankten  dem  Prinzen  und  sagten,  dass  der 
Meister  Net  sc  her's  eben  gegenwärtig  wäre.  Der  Prinz  stimmte 
zu,  obwol  er  in  der  stürmischen  Zeit  we*nige  Stunden  abgewinnen 
konnte,  um  zu  sitzen.  Deshalb  musste  Terburg  für  die  erste 
Skizze  den  Augenblick  wahrnehmen,  als  der  Prinz  bei  der  Tafel 
sass  und  diese  später  in  seinem  Atelier  vollenden.    Aber  dieses 

38.  Porträt  wurde  von  einem  der  Bürgermeister  so  gut  aufgehoben 
und  eingesperrt,  dass  es  später,  als  es  wieder  zum  Vorschein 
kam,  ganz  geschwärzt  und  verdorben  war. 

Er  ward  später  aufgefordert,  das  Porträt  des  Prinzen  zum 
zweitenmale  zu  malen,  aber  er  machte  zur  Bedingung,  dass 
der  Prinz  dazu  acht  Stunden  sitzen  müsse.  Diese  Sitzungen  waren 
jedoch  nicht  so  ruhig  als  Terburg  wol  gewünscht  hätte;  deshalb 
gab  er  dem  Prinzen  einen  geistreichen  Wink.  Der  Prinz,  den 
das  Sitzen  für  die  Länge  der  Zeit  verdross,  liess  nicht  ,ab, 
den  Maler  bald  Dies,  bald  Jenes  zu  fragen.  Da  er  wusste,  dass 
er  in  Spanien  nicht  selten  die  Rolle  des  Verliebten  gespielt 
hatte,  fragte  er  ihn,  wie  viel  Maitressen  er  wol  in  Madrid 
gehabt  habe.  Können  Eure  Hoheit  mir  wol  sagen,  antwortete 
er,  wie  viel  Pferde  Sie  geritten  haben?  Ich  habe  mir  dies  nicht 
gemerkt,    sagte   der  Prinz,    weil  ihrer    unzählige   sein    mögen. 


DRITTER  THEIL.  3  f  I 

Ebensowenig,  erwiderte  Terburg  hierauf,  kann  ich  Euch  dies 
von  meinen  Maitressen  sagen.  Hierauf  begann  der  Prinz  wieder 
von  Anderem  zu  sprechen  und  fragte  den  Maler,  ob  er  auch 
den  König  von  Spanien  gemalt  habe.  Er  antwortete:  Ja, 
aber  der  sass  auch  so  geckenhaft.  Wie,  sagte  der  Prinz,  ver- 
gleicht Ihr  den  König  mit  einem  Gecken?  O  ja,  antwortete 
Terburg,  ist  der  nicht  geckenhaft,  der  gemalt  sein  und  nicht 
stille  sitzen  will?  Der  Prinz,  der  wol  fühlte,  dass  dies  ein 
doppelter  Stich  und  der  Maler  ein  kurzweiliger  Geselle  sei,  sass 
seitdem  ruhiger,  bis  die  bedungenen  Stunden  vorüber  waren  und  Sq. 
er  aufstand. 

Dies  geschah  im  Hause  des  Oberschulzen  Terburg,  eines 
Vetters  des  Malers,  eines  Mannes  von  bedeutendem  Verstände, 
den  der  Prinz  von  Oranien  hochschätzte,  und  bei  welchem  er 
wohnte,  wenn  er  nach  Deventer  kam. 

Terburg  bat  den  Prinzen  zum  Letzten,  noch  einmal  zu  seinem 
Bilde  zu  sitzen,  aber  dieser  wollte  nicht  daran,  und  sagte:  er 
müsste  dazu  nach  dem  Haag  kommen.  Terburg,  besorgt  dass  er 
mit  den  letzen  Arbeiten  etwas  an  den  charakteristischen  Gesichts- 
zügen auslöschen  könnte,  machte  eine  ganz  gleiche  Copie  des 
ersten  Bildes  und  nahm  diese  mit  nach  dem  Haag.  Der  Prinz 
sass  endlich  noch  einmal  dazu  und  fand  so  viel  Gefallen  daran, 
dass  er  sein  Siegel  darauf  setzte  und  befahl,  dasselbe  sofort 
aufzuhängen. 

So  behielt  der  Maler,  ohne  es  eigentlich  zu  beab* 
sichtigen,  das  echte  Porträt  des  Prinzen,  für  welches  er  später 
von  einem  Herrn  aus  Amsterdam  eine  schöne  Kutsche  ein- 
tauschte, die  er  seitdem  gebrauchte. 

Er  verstand  es,  durch  seinen  Pinsel  nicht  allein  die  charak- 
teristischen Gesichtszüge  und  das  ganze  Wesen  lebensgetreu 
nachzubilden,  sondern  auch  die  Kleidungen  und  besonderen  Stoffe 
nach  ihrer  Art  wiederzugeben,  vor  Allem  aber  verstand  er  den 
weissen  Atlas  so  naturgetreu,  dünn  und  kunstvoll  darzustellen, 
dass  er  in  Wahrheit  Atlas  zu  sein  schien,  weshalb  er  ihn  auch 
häufig  in  seinen  Bildern  anbrachte. 

Von  seinen  zahlreichen  höchst  fleissig  ausgeführten  Porträts 
ward  insbesondere  das  der  Frau  Kornelia  Bikker  gepriesen, 
auf  welches  Jan  Vos  vier  Verse  dichtete. — 


3  I  2  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

40.  Das  ausgezeichnetste  von    all*    seinen    berühmten  Werken 

aber  ist  die  Friedensunterhandlung  zu  Münster,  worin  alle  Vor- 
nehmen und  Herren,  die  bei  dem  Friedensschlüsse  gegenwärtig 
waren,  nach  dem  Leben  porträtirt  sind.  Er  selbst  verlangte  für 
dieses  Bild  6000  Gulden.  Da  ihm  jedoch  weniger  geboten  wurde, 
behielt  er  es,  und  es  befindet  sich  noch  gegenwärtig  zu  De- 
venter  bei  dem  Rentmeister  Terburg.  Er  hat  sich  selbst  sehr 
ähnlich  unter  den  Zuschauern  porträtirt.  Es  existirt  nach  diesem 
Bilde  ein  kunstvoll  gearbeiteter  Kupferstich,  der  von  den  Kupfer- 
stich-Sammlern ebenso  geschätzt  wird,  wie  Terburg's  Bilder,  die 
man  in  den  ersten  Cabineten  von  Holland  findet. 

Neben  ihm  erscheint  der  berühmte  moderne  Gesellschafts- 
maler Gabriel  Metsu.  Wir  bedauern,  dass  wir  nur  so  wenig 
über  sein  Leben  berichten  können,  denn  Alles,  was  wir  darüber 
41. wissen,  ist,  dass  er  im  Jahre  161 5  zu  Leiden  geboren  wurde. 
Mehr  konnten  wir  nicht  erfahren,  deshalb  haben  wir  ihn  neben 
seinen  Zeitgenossen  eingereiht. 

Der  Kunstfreund  Jan  de  Wolf  besass  wol  das  grösste 
und  figurenreichste  Gemälde  von  Metsu,  welches  ich  jemals  von 
ihm  gesehen  habe.  Es  stellt  eine  Wochenbettvisite  von  Herren 
und  Damen  vor  und  war  so  schön  componirt,  in  der  Zeichnung 
so  keck  und  kunstvoll,  das  Nackte  so  zart  verschmolzen,  kräftig 
und  hell,  die  verschiedenen  Stoffe,  der  Atlas  so  dünn  gemalt 
und  natürlich  gefaltet,  dass  es  eine  Lust  war,  es  anzusehen. 
Dabei  war  aus  der  besonderen  Stellung  und  Wendung  der  Figuren 
bei  ihrem  Begegnen  klar  zu  entnehmen,  was  jede  sagen  wollte. 
Es  hat  mich  deshalb  befremdet,  dass  der  Besitzer  sich  desselben 
entäussern  konnte. 

Gegenwärtig  ist  im  Haag  in  dem  Cabinete  des  Kunst- 
freundes Joh.  van  Schuilenburg  ein  Bild,  ebenfalls  aus  seiner 
besten  Zeit,  welches  eine  Frau  vorstellt,  die  über  einem  silbernen 
Waschbecken,  welches  ihr  eine  Magd  vorhält,  ihre  Hände 
wäscht,  während  ein  Herr,  der  eben  bei  der  Thür  eintritt,  sie 
begrüsst. 

Der  Kunstfreund  Hieronimus  Tonneman  besitzt  ein 
kleines  Bild,  aber  auf  das  allerkunstvoUste  gemalt  und  gezeichnet, 
welches  eine  Frau  vorstellt,  welche  die  Laute  spielt.  Das 
Köpfchen  der  schönen  Frau  ist  auch  schön,  dünn,  fleissig,  aus- 


riirJ 


DRiTTER  THEIL.  3  I  3 

führlich    und    kräftig    gemalt,    desgleichen    die  Händchen,    die, 
wenn  sie   van  Dyk  gemalt   hätte,    nicht  schöner  sein  könnten. 
Die  Sammtjacke  mit  weissem  Pelz  besetzt,  der  Atlasrock,    das 42. 
männliche  Porträt,   der  Hund,  und  das  übrige  Stillleben,  sind, 
jedes  in  seiner  Weise,  der  Natur  zum  Trotze  ausgeführt. 

Oft  malte  er  auch  eine  Frau,  die  Grünzeug,  Früchte, 
Fische,  Vögel  oder  vierfüssiges  Wild  feilbietet  und  eine  Magd, 
die  zu  Markte  kommt.  Unter  diesen  in  der  Regel  kleinen  Bildern 
findet  man  welche,  die  so  natürlich,  fleissig  und  kunstvoll  dem 
Leben  nachgeahmt  sind,  dass  es  ein  Vergnügen  ist,  sie  zu 
sehen.  Zuweilen  malte  er  auch  die  Ansicht  einer  Malerwerkstätte 
oder  Zeichenschule,  im  Vordergrund  Gypsabgüsse,  Malergeräth- 
schaften,  Kupferstiche,  Kunstbücher  und  was  noch  sonst  zum 
Stillleben  gehört,  aufeinandergehäuft  und  all'  dies  nach  der 
Natur. 

Er  war  ein  Mann  von  lobenswerthem  Betragen  und  starb 
zu  Amsterdam,  wo  er  wol  die  meiste  Zeit  seines  Lebens  zu- 
brachte. Im  Mittag  seines  Lebens,  43  Jahre  alt,  im  Jahre  i658 
unterzog  er  sich  einer  Steinoperation. 

Johannes  Spilberg  ist  zu  Düsseldorf  am  3o.  April  1619 
geboren.  Sein  Vater,  ein  geschickter  Oel-  und  Glasmaler,  stand 
viele  Jahre  im  Dienst  des  Herzogs  Johann  von  Jülich  und 
Berg,  später  des  Herzogs  Wolfgang  Wilhelm  und  war 
Raadsverwandter  der  Stadt  Düsseldorf.  Sein  Onkel  Gabriel 
Spilberg  war  Maler  des  Königs  von  Spanien. 

Nachdem  er  sich  in  der  lateinischen  und  anderen  Sprachen 
geübt  hatte ,  verlegte  er  sich  auf  die  Malerei ,  worin  er 
durch  Talent  und  Fleiss  solche  Fortschritte  machte,  dass  der 
Herzog  Wolf  gang  Wilhelm  viel  Vergnügen  daranfand  und,  um 
ihm  einen  Dienst  zu  erweisen,  eigenhändig  an  Rubens,  dessen  43. 
Talente  er  hochschätzte,  schrieb,  und  diesem  die  Sorge  über  den 
Jüngling  empfahl.  Damit  sandte  er  ihn  nach  Antwerpen,  aber 
unterwegs  hörte  Spilberg,  dass  Rubens  gestorben  war;  darum 
nahm  er  seinen  Weg  nach  Amsterdam  zu  dem  berühmten 
Govaert  Flink,  unter  dessen  Leitung  er  sieben  Jahre  lang 
arbeitete  und  unter  dessen  Aufsicht  er  verschiedene  gute 
historische  Darstellungen  und  Porträts  malte,  durch  welche  er 
sich    einen    Namen    machte    und    Veranlassung    fand,    daselbst 


3 14         ARNOLD  HOUBRAKEN^S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

wohnen  zu  bleiben.  Er  heiratete  dort  auch  am  20.  Juli 
1649  Maria  Fis,  welche  ihm  zwei  Sohne  und  drei  Töchter 
gebar. 

In  dieser  Zeit  hatten  die  Bürgermeister  von  Amsterdam 
die  Absicht,  in  einem  grossen  Bilde  eine  Schützengruppe,  deren 
Hauptmann  der  Bürgermeister  van  der  Pol  war,  malen  zu 
lassen.  Verschiedene  Meister  wurden  ausgewählt,  eine  Skizze  zu 
entwerfen.  Unser  Maler  war  einer  von  diesen  und  seine  Skizze 
gefiel  so  sehr,  dass  das  Bild  bei  ihm  bestellt  wurde,  welches  er 
auch  so  ruhmwürdig  vollendete,  dass  er  noch  ausser  der  bedun- 
genen Geldsumme  ein  Geschenk  erhielt.  Es  ist  noch  zu  Amster- 
dam in  dem  Doelen  auf  dem  Singel  zu  sehen. 

Sobald  sein  Ruhm  sich  ausbreitete,  ward  er  vom  Herzog 
Wolf  gang  Wilhelm  als  Hofmaler  berufen.  Nach  seiner 
Ankunft  malte  er  den  Fürsten,  seine  Gemalin  Katharina 
Charlotte,  Herzogin  von  Zweibrücken,  den  Pfalzgrafen 
Filip  Wilhelm,  dessen  Gemalin,  die  Tochter  des  Königs 
von  Polen  und  andere  Grosse  des  Hofes  zu  grosser  Zufrieden- 
44  heit,  in  Folge  dessen  er  von  den  Fürsten  goldene  Medaillen 
und  andere  Geschenke  erhielt  und  deren  WolwoUen  erwarb. 

Zur  selben  Zeit  ward  er  von  dem  Fürsten  mit  dem  Feld- 
marschall nach  Köln  geschickt,  um  das  Fräulein  von  Fürsten- 
berg zu  porträtiren,  wofür  er  ein  reiches  Geschenk  erhielt. 

Nach  dem  Tode  des  Fürsten  nahm  er  seinen  Aufenthalt 
in  Amsterdam.  Aber  es  währte  nicht  lange,  so  berief  ihn  der 
Pfalzgraf  Filip  Wilhelm,  der  Nachfolger  des  Verstorbenen, 
als  Hofmaler. 

Nun  porträtirte  er  den  Fürsten  und  dessen  Gemalin, 
dann  auch  die  Prinzen  und  Prinzessinnen  zu  verschiedenen  Malen, 
insbesondere  die  älteste  Tochter  für  den  Kaiser,  der  sich  mit 
ihr  vermalte.  Damals  porträtirte  er  auch  den  Kurfürsten  von 
Brandenburg,  der  so  viel  Gefallen  daran  fand,  dass  er  ihn 
aufforderte,  an  seinen  Hof  zu  kommen,    was  er  aber  ablehnte. 

Im  Dienste  dieses  Fürsten  malte  er  auch  verschiedene  Altar- 
bilder, zu  Düsseldorf  bei  den  Kreuzfaerren,  zu  Benrath  und  im 
Schlosse  Amersfort. 

Als  der  Kurfürst  nach  Polen  ging,  vollendete  unser  Maler 
seine  begonnenen  Bilder  und  zog  mit  Frau  und  Kindern  nach 


DRITTER  THEIL.  3  I  5 

Amsterdam.  Einige  Jahre  darauf  kam  der  Kurfürst  Job  an 
Wilhelm  von  der  Pfalz  zur  Regierung.  Dieser  berief  sofort 
Spilberg,  für  den  er  von  Jugend  auf  Neigung  hatte.  Für 
diesen  malte  er  verschiedene  historische  Darstellungen  und  ein 
grosses  Altarbild,  welches  sich  in  der  Kirche  zu  Roermont 
befindet.  Auch  malte  er  im  Schlosse  zu  Düsseldorf  die  Thaten 
des  Herkules  in  UeberlebensgrÖsse.  4^- 

Nach  Vollendung  dieses  Werkes  beauftragte  ihn  der  Fürst, 
das  Leben  Christi  im  Grossen  zu  malen,  aber  er  starb  darob 
in  seinem  72.  Jahre  am   10.  August  1690. 

Er  hatte  eine  Tochter,  Namens  Adrian  a,  die  zu  Amsterdam 
am  5.  December  i65o  geboren  ward.  Diese  hatte  er,  da  sie 
Talent  zur  Kunst  zeigte,  von  Jugend  auf  im  Zeichnen  und  Malen 
unterrichtet.  Sie  zeichnete  mit  Pastellfarben  oder  Kreide  nach 
dem  Leben,  malte  auch  in  Oelfarben  und  erwarb  sich  grossen 
Ruhm.  Er  liess  sie,  als  er  das  letzte  Mal  an  den  pfälzischen 
Hof  ging,  bei  seiner  Frau  in  Amsterdam,  weil  er  daselbst  seinen 
Haushalt  haben  und  hin-  und  herreisend  seine  Arbeiten  für  den 
Fürsten  vollenden  wollte. 

Als  jedoch  die  Kurfürstin  von  seiner  Tochter  rühmend 
sprechen  hörte,  drängte  sie  ihn,  sie  kommen  zu  lassen.  Da 
diese  aber  ihre  Mutter,  die  sie  besonders  liebte,  nicht  verlassen 
wollte,  hiess  ihn  der  Fürst  nach  Amsterdam  gehen,  seinen 
Haushalt  daselbst  auflösen,  um  mit  Frau  und  Kindern  am  Hofe 
zu  wohnen,  und  bot  ihm  nicht  allein  eine  Entschädigung  für 
die  Reisekosten,  sondern  gab  ihm  auch  eine  goldene  Medaille 
als  Geschenk  für  seine  Tochter  mit,  um  sie  zu  bewegen  und 
sie  seiner  Gunst  zu  versichern.  Dies  war  im  Jahre   1681. 

Am  Hofe 'hatte  sie  viele  Heirats -Anträge;  aber  der  Vater, 
besorgt,  dass  alle  Fortschritte,  die  sie  durch  ihren  Fleiss  in 46. 
der  Kunst  gemacht  hatte,  nach  ihrer  Heirat  durch  häusliche 
Sorgen  vereitelt  werden  könnten,  nahm  sich  vor,  sie  nur  einem 
Maler  zur  Frau  zu  geben.  Sie  heiratete  auch  später,  im  Jahre 
1684,  zu  Düsseldorf  den  wackeren  Maler  Wilhelm  Breekvelt. 
Dieser  aber  starb  nach  drei  Jahren,  nachdem  sie  ihm  drei  Söhne 
geboren  hatte,  im  Jahre   1687  im  Alter  von  29  Jahren. 

Nachdem  sie  11  Jahre  lang  Witwe  gewesen,  heiratete  sie 
abermals   im  December    1697    ^^  Düsseldorf  den  Maler  Eglon 


3 1 6         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

van  der  Neer,    Rath    und    Hofmaler    des    Kurfürsten    Johan 
Wilhelm  von  der  Pfalz. 

Endlich  muss  ich  noch  zu  Spilberg's  Ruhm  erwähnen, 
dass  ich  ein  Bild  mit  lebensgrossen  Figuren  von  ihm  gesehen 
habe,  welches  die  Musen  des  Gesanges  und  der  Musik  vor- 
stellte, kräftig,  flott  und  gut  in  Zeichnung  und  natürlich  in 
der  Farbe  war,  in  der  Behandlung  aber  an  H.  Terbruggen 
mahnte. 

Wir  gelangen  nun  zu  einigen  Malern,  deren  Geburtszeit 
wir  nicht  kennen ,  die  aber  wahrscheinlich  in  diese  Zeit  gehören, 
wie  Jan  Hakkert,  dessen  Geburtsort  mir  auch  unbekannt  ist. 
Nach  der  Meinung  Einiger  soll  er  ein  Amsterdamer  sein.  Man 
sieht  von  ihm  viele  trefflich  gemalte  Landschaften,  insbesondere 
fremdartige  Ansichten  von  Berghöhlen  und  seltsamen  Grotten, 
die  er  meist  in  der  Schweiz  nach  der  Natur  gezeichnet  hat.  — 
47.  (Bei  dieser  Gelegenheit  wurde  er  einmal  von  den  Landleuten 
für  einen  Zauberer  angesehen,  festgenommen  und  zum  Ober- 
48. bürgermeister  gebracht.)  Er  war  mit  Adriaen  van  den 
Velde  befreundet,  der  viele  seiner  besten  Landschaften  und 
Zeichnungen  mit  Figuren  und  Thieren  staffirte. 

Ein  ganz  ähnlicher  Zufall  begegnete  auch  den  Malern 
Theodor  Wilkens  von  Amsterdam  und  Hendrik  van  Lint, 
einem  Landschaftsmaler  aus  Antwerpen,  im  Jahre  171 1  (als  sie 
sich  einmal  Studien  halber  nach  Ronciglione,  42  italienische 
Meilen  von  Rom,  begeben  hatten,  —  wo  sie  ebenfalls  von  dem 
5o.  Landvolke  für  Zauberer  gehalten  und  gebunden  vor  das  Haus  des 
Gouverneurs  gebracht  wurden). 

Der  Porträt-  und  Gesellschaftsmaler  Pieter  vanAnraat, 
war  ein  Niederländer  von  Geburt,  aber  ich  'weiss  nicht  in 
welcher  Stadt,  noch  auch  in  welchem  Jahre  er  geboren  ist.  Er 
war  ein  lustiger  Geselle  und  liebte  besonders  die  Reime  von  Jan 
van  der  Veen,  weshalb  er  auch  Umgang  mit  ihm  pflegte  und 
auch,  vielleicht  um  die  Freundschaft  desto  stärker  zu  knüpfen, 
später  dessen  Tochter  heiratete.  Mit  Frau  und  Kindern  Über- 
siedelte er  im  Jahre  1672  nach  Amsterdam,  wo  er  die  Regenten 
des  Hussitenhauses  in  der  Breestraat  malte,  welches  Bild  beson- 
ders gelobt  ward,  doch  weiss  ich  nicht,  was  seitdem  aus  ihm 
geworden  ist. 


DRITTER  THEIL.  Siy 

De  Bakker,  dessen  Werke  unglaublicher  Weise  unbekannt 
sind,  weshalb  ich  vermuthey  dass  er  sich  ausser  Landes  auf- 
gehalten haben  muss ,  weil  er  in  seinem  Vaterlande  vielleicht 
keine  Gönner  fand,  ist  auch  ein  grosser  Meister  gewesen.  Ich 
sah  von  ihm  ein  jüngstes  Gericht,  in  welchem  viele  Figuren 
nackter  Frauen  und  Männer,  die  vordersten  anderthalb  Spannen 
gross,  so  kunstvoll  gezeichnet  und  so  kräftig  gemalt  waren,  5 1. 
wie  Korn.  Kornelisz  von  Harlem  sie  jemals  gemacht  hat,  und 
die  kleineren  gaben  den  Figuren  Rottenhamer's  nichts  nach. 

Auch  kam  mir  ein  Bild  von  V.  Geel  in  die  Hände,  worin 
eine  Amme  mit  dem  Kinde  im  Schosse  dargestellt  war,  daneben 
die  Mutter  in  einer  rothen,  geschickt  um  den  Leib  geschlungenen 
Sammtjacke  mit  weissem  Pelz  und  im  gelben  Atlasrocke,  dünn 
gemalt  und  natürlich  gefaltet.  Sie  spielt  mit  dem  Kinde,  als 
wollte  sie  es  durch  ein  Stück  Zucker  von  der  Amme  ablocken. 
Ob  dieser  ein  Schüler  Metsu's  gewesen,  weiss  ich  nicht,  aber 
das  Bild  war  so  kunstvoll  in  dessen  Manier  gemalt,  dass  man 
es  leicht  für  eine  Arbeit  Metsu's  ansehen  konnte.  Mehr  ist 
mir  von  ihm  nicht  vorgekommen,  und  keiner  von  Allen,  die 
ich   nach  ihm  fragte,   kennt  den  Mann  oder  seine  Arbeiten.  — 

J.  Weyerman,  mit  dem  Bentnamen  Compaviva,  war 52. 
ein  von  allen  Jahrmärkten,  wie  das  Sprüchwort  sagt,  zurück- 
gekehrter Geselle.  Er  verstand  es  sich  bald  in  Anderer  Gunst 
einzuschmeicheln,  sprach  sieben  Sprachen,  verstand  sich 
ungemein  auf  Blumen-  und  Früchtemalerei,  wusste  aber 
besser,  seine  Zunge  als  seinen  Pinsel  zu  führen. — 

Mehrere  Jahre  hindurch  gelang  es  ihm,  sich  bei  van  Beeke, 
Schulzen  zu  Bodegrave,  aufzuhalten,  der  Lust  zur  Kunst  hatte 
und  die  Gelegenheit  wahrnahm,  von  ihm  die  Behandlung  des 
Pinsels  und  Mischung  der  Farben  zu  lernen.  Man  findet  von 
ihm  zuweilen  ein  Fruchtstück  oder  todte,  an  einer  Thüre  oder 
in  einer  Nische  aufgehangene  Vögel.  Gewiss,  dieser  Unterricht 
und  seine  Schönrederei  kam  diesen  theuer  zu  stehen,  da  er  lange 
Zeit  bei  ihm  blieb.  — 

Oudendyk  und  Drossaart  malten  Landschaften  mit 
Hirschjagden  und  ähnlichen  Scenen. 

Ruischer  malte  nordische  Landschaften  mit  weiten  Thälern53. 
und  steilen  Klippen,  zwischen  beiden  hochaufragende  Mastbäume, 


3 1  8         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

das  Ganze  belebt  mit  hüpfenden  Gemsen,  in  der  Nähe  eines 
niederstürzenden  Wasserfalls. 

Akerboom  malte  Ansichten  von  Städten,  Dörfern,  und 
Gehöften.  Ich  sah  von  ihm  eine  kleine  Darstellung  der  Stadt 
Tournay,  die  erstaunlich  fleissig  ausgeführt  war. 

Pieter  Gyzen,  ein  Schüler  des  Jan  Breugel,  malte 
kleine,  fleissig  ausgeführte  Landschaften  mit  Figuren.  Ich  habe 
auch  Rheinansichten  in  der  Manier  von  H.  Sachtleven  von 
seiner  Hand  gesehen,  die  sehr  geschickt  behandelt  waren. 

Rorabout  van  Trojen  malte  verschiedenartige  gefällige 
italienische  Landschaften,  originell  erfundene  baufällige  Paläste, 
und  geistreiche  perspectivische  Ansichten  unterirdischer  Höhlen, 
obwol  er  Rom  nicht  gesehen  hat.  Er  starb  zu  Amsterdam,  wo 
er  stets  gelebt  hatte,  im  Jahre   i65o. 

Der  frühergenannte  Evert  Oudendyk  von  Harlem  hatte 
einen  Sohn,  Namens  Adriaen,  der  auch  die  Kunst  ausübte, 
aber  ob  er  talentlos  war  und  doch  für  begabt  gelten  wollte, 
weiss  ich  nicht;  mir  wurde  jedoch  erzählt,  dass  er  die  Land- 
schaftsmalerei von  seinem  Vater  lernte,  und  dass  er,  um  sie 
angenehm  zu  machen,  die  Thiere  aus  den  Bildern  Adriaen 
van  den  Velde's  und  die  Figuren  oder  Bauern  aus  Bildern 
von  Tomas  Wyk  und  Anderen  zu  entlehnen  wusste,  um  mit 
ihnen  seine  Bilder  zu  schmücken,  weshalb  er  auch  gewöhnlich 
Rapianus  genannt  wurde. 

Noch  weniger  lobenswerth  handelte  van  Harp.  Dieser 
führte  einen  gefälligen  Pinsel,  malte  nackte  Figuren  und  Kinder, 
54.  auch  Ceres-  und  Bacchusfeste,  aber  man  findet  unter  seinen 
Bildern  manche,  die  genau  nach  Kupferstichen  gemacht  sind. 
Tadelte  man  ihn  darob,  so  berief  er  sich  auf  die  Worte  des 
Horaz: 

Pictoribus  atque  poetis,  quaelibet  audendi  semper  fuit  aequa  potestas.  — 

56.  Karel  du  Jardin,  genannt  Bokkebart,  war  ein  grosser 

Meister  in  der  Kunst,  aber  N.  Berchem,  bei  dem  er  gelernt 
hat,  war  ihm  darin  doch  voraus.  Andererseits  streiten  die 
Kunstkenner,  wessen  Arbeiten  höher  zu  schätzen  sind. 

Er  hat  es  jederzeit  bewiesen,  dass  er  ein  grosser  Meister 
war;  sei  es,  dass  er  Ochsen,  Schafe,  Ziegen  und  römische 
Märkte  oder  irgend  einen  kurzweiligen  Vorfall  allein  darstellte, 


DRITTER  THEIL.  3  1 9 

wie  deren  einen  der  Kunstfreund  Jan  de  Vogel  Tomasz  zu 
Amsterdam  noch  besitzt;  dies  Bild  ist  ein  Meisterstück,  und  stellt 
einen  Quacksalber  vor, .  der  in  Narrenkleidern  und  maskirt  vor 
einem  Haufen  von  Zuhörern  steht  und  schwätzt.  Es  ist  kunstvoll 
in  der  Zeichnung,  geistreich  in  der  Composition  und  hell  in  der 
Farbe.  Ich  habe  auch  verschiedene  Kreuzigungen  Christi  von 
ihm  gesehen,  kunstvoll  in  der  Zeichnung,  natürlich  im  Colorit 
und  kräftig  gemalt,  in  welchen  besonders  Licht  und  Schatten 
trefflich   wahrgenommen  waren.  — 

Von  air  seinen  Bildern  wird  ein  Cabinetsstück,  die  Kreu- 
zigung Christi  mit  allem  Beiwerke  darstellend,  gerühmt.  VondelSy. 
hat    es    nach  Verdienst    und   schwungvoll  in   kunstverständigen 
Ausdrücken  gepriesen.  —  Dies  Bild  war  viele  Jahre  hindurch  und  59. 
ist  noch  heute  im  Besitze  der  Familie  Kromhout  in  Amsterdam. 

Er  malte  zuweilen  auch  Porträts,  wie  aus  einem  Gedichte 
von  Jan  Vos  auf  dessen  Porträt  zu  entnehmen  ist.  — 

Er  war,  wie  uns  scheint,  ein  lustiger  Kauz.  Der  Herr 
loan  Renst,  sein  Freund,  Nachbar  und  Hausherr,  hatte  die 
Absicht,  nach  Italien  zu  reisen,  zunächst  um  Rom  zu  sehen, 
und  Karel  sollte  ihn  bis  Texel  begleiten,  wo  das  Segelschiff 
vor  Anker  lag,  um  nach  Livorno  in  See  zu  stechen.  Karel 
schrieb  des  anderen  Tages  seiner  Frau,  ihm  Wäsche  zu 
schicken  und  fuhr  mit.  Er  wohnte  damals  in  Amsterdam 
auf  der  Herrengracht  bei  der  Spiegelstraat  und  hatte  eine  alte  60. 
Frau,  mit  welcher  er  vordem  zu  Lion  getraut  worden.  Sie 
hatte  als  Auskocherin  und  Herbergswirthin,  bei  welcher  er 
längere  Zeit  gewohnt  hatte ,  viel  Geld  zusammengescharrt  und 
man  sagt,  dass  sie  ihn  statt  Bezahlung  einer  Schuld  angenom- 
men habe. 

In  Rom  Hess  ihn  Renst  zurück  und  setzte  seine  Reise 
durch  die  italienischen  Städte  fort,  bis  er,  nachdem  er  Alles 
gesehen  hatte,  wieder  nach  Rom  kam  und  ihn  fragte^  ob  er  mit 
in's  Vaterland  zurück  wolle.  Aber  er  hatte  keine  Eile  und 
sagte:  Ich  bleibe  wo  ich  bin,  denn  ich  bin  dort,  wo  ich  sein 
wollte,  und  liess  die  Gesellschaft  mit  der  mündlichen  Botschaft 
an  seine  alte  Frau,  dass  er  nachfolgen  würde,  abreisen.  Doch 
sie  erwartete  ihn  vergebens,  denn  er  starb  in  Venedig  zur 
selben  Zeit,   als  Gabriel  van  der  Leeu,  genannt  Lione,  der 


320  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ihn  im  November  1678  zu  Grabe  trug,  dort  war.  Auch 
Johannes  Glauber  erzählte  mir,  dass  Karel  in  Venedig  bei 
einem  holländischen  Kaufmanne  malte,  erkrankte,  nach  kurzer 
Zeit  wieder  hergestellt  wurde,  sich  aber  den  Magen  verdarb, 
rückfällig  wurde  und  starb.  Er  ward,  obwol  er  reformirt  war, 
nach  römischem  Ritus  in  einer  Kapuzinerkutte  begraben. — 

61.  Nun  folgen  Drost,  van  Terlee  und  Poorter.  Diese 
malten  Historien.  Von  dem  Ersten,  der  ein  Schüler  Rem- 
brant's  gewesen,  habe  ich  eine  Predigt  Johannis  gesehen,  die 
gut  gemalt  und  gezeichnet  war.  Er  hat  lange  Zeit  in  Rom  zu- 
gebracht und  verkehrte  daselbst  mit  Karel  Lot  und  Joan 
van  der  Meer,  von  dem  wir  eine  beachtenswerthe  Geschichte 
in  der  Lebensbeschreibung  des  J.  D.  de  Heem  mitgetheilt 
haben. 

Von  dem  Zweiten  sah  ich  den  Raub  der  Europa  mit 
ihren  bei-  und  umschweifenden  Mägden;  von  dem  Dritten  eine 
Darstellung  der  Königin  von  Cheba ;  doch  dieser  behalf  sich 
wol  meist  mit  dem  Malen  von  Stillleben. 

Nun  folgt  Jakob  Gellig,  ein  Utrechter,  verheiratet  mit 
der  Tochter  von  Adam  Willaerts.  Er  war  zuerst  Kaufmann, 
verlegte  sich  aber  später  auf  das  Malen  verschiedener  F'ische, 
insbesondere  jener  Flussfische,  die  man  zu  Utrecht  hat,  welche 
er  ganz  natürlich  und  geistreich  zu  malen  verstand.  Er  war 
drollig  im  Umgang,  doch  dies  brachte  ihm  wenig  Vortheih  Als 
die  Franzosen  im  Jahre  1672  Utrecht  besetzt  hatten,  konnte  er 
nur  wenige  seiner  Bilder  verkaufen  und  dies  war  sein  Um  und 
Auf;  deshalb  verlegte  er  sich  auf  die  Porträtmalerei.  Da  aber 
Niemand  der  Erste  sein  wollte,  schleppte  sich  dies  so  hin,  so 
gut  es  ging.  — 

62.  Am  Anfange  war  Gellig  auf  seine  Kunst  anmassend  und 
hatte  die  Gewohnheit,  Andere  wegen  begangener  Missgriffe  zu 
tadeln,  aber  dieser  Hochmut  Hess  später  nach.  — 

63.  Spalthof  gehört  auch  unter  Jene,  deren  Geburtszeit  ich 
nicht  in  Erfahrung  bringen  konnte.  Er  malte  geschichtliche 
Darstellungen  und  Thiere,  zumeist  italienische  Gemüsemärkte. 
Er  ist  dreimal  zu  Fuss  nach  Rom  gewandert. 

Ein  gewisser  ßroers  malte  ßrabant'sche  Bauernmärkte. 
Er  war  weit  geschickter  als  der  Vorgenannte.  Ich  sah  ein  ziemlich 


DRITTER  THEIL.  321 

grosses  Bild  von  ihm,  reich  an  Figuren,  die  sämmtlich  naturgetreu 
aufgefasst,  nach  Art  der  Bauern  gekleidet,  auch  geistreich  in 
Gruppen  vertheilt,  und  leicht  und  keck  gemalt  waren.  Auch 
der  Hintergrund  und  die  Bäume  waren  so,  dass  es  in  geringer 
Entfernung  sich  ganz  gut  ansehen  Hess. 

Nun  folgt  Martinus  Saagmolen.  Von  diesem  sah  ich 
ein  grosses  Bild,  ein  jüngstes  Gericht,  in  welchem  sich  eine 
fast  unzählbare  Menge  von  grösseren  und  kleineren  Figuren 
und  Engeln  zeigte;  die  meisten  waren  wol  deshalb  naturwahr 
dargestellt;,  weil  sie  so  blass  aussahen,  dass  sie  Schemen  oder 
Gespenstern  ähnlich  waren.  Man  sagt,  dass  Jan  Luiken  in 
seiner  Jugend  bei  ihm  Zeichnen  und  Malen  lernte.  Ich  will 
dies  auch  glauben,  da  man  häufig  ganz  ebensolche  langhaarige 
Engel  und  an  seinen  Figuren  ebenso  düstere  Gesichter,  von  seiner 
Aetznadel  dargestellt  sieht. 

Johannes  Buns  wird  in  den  Gedichten  von  P.  Rixtel 
ein  berühmter  Porträtmaler  genannt.  Aber  mir  ist  noch  keines 
seiner  Werke  vorgekommen,  folglich  kann  ich  auch  nicht 
darüber  urtheilen.  Es  scheint  mir  aber  aus  den  Versen,  welche 
J.  Blasius  auf  zwei  von  ihm  gemalte  Venus-Bilder  dichtete,  64. 
dass  er  ein  Figurenmaler  war. — 

Ich  finde  auch  Sonette  auf  seinen  Zeit-  und  Kunstgenossen 
N.  Sanders,  aus  welchen  ich  entnehme,  dass  er  ein  Porträt- 
maler war,  aber  dies  ist  Alles,  was  ich  von  ihm  weiss. 

Jan  Asselyn,  genannt  Krabbetje,  erhielt  diesen  Bei- 
namen in  der  römischen  Bent,  weil  er  eine  verkrüppelte  Hand 
und  gekrümmte  Finger  hatte,  so  dass  er  seine  Palette  mit 
genauer  Not  festhalten  konnte.  Dabei  war  er  von  kleiner  Gestalt, 
weshalb  ihn  Florent  le  Comte,  Petit  Jean  Hollandais 
nennt;  aber  er  war  ein  bedeutender  Künstler,  wie  dies  auch 
seine  in  den  Niederlanden  hinreichend  bekannten  Werke  deutlich 
bezeugen.  Er  war  einer  der  Ersten,  welche  die  reine  und  lichte 
Weise  der  Landschaftsmalerei,  in  der  Art  des  Claude  Lorrain, 
nach  Holland  brachten.  Er  heiratete  im  Jahre  1645  zu  Lyon  die 
jüngste  Tochter  von  Houwaart  Koorman  aus  Antwerpen,  und 
Nicolas  de  Helt-Stokade  die  älteste,  welche  sie  Beide  mit 65. 
nach  Holland  brachten.  Dies  erzählte  mir  A.  Genoels,  genannt 
Archimedes,    der    es    aus   dem  Munde    des    Malers  Laurens 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  2  l 


322         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Frank  hatte,  welcher  damals  mit  Arnoldus  Quellinus, 
welcher  die  kunstvollen  Marmorarbeiten  am  Amsterdam'schen 
Rathhause  gemacht  hat,  in  dem  Hause  des  genannten  Houwaart 
in  Lyon  wohnte. 

Sein  Porträt  hat  Rembrant  radirt.  Es  war  noch  ein 
anderer  Maler,  genannt  Petit  Joan  le  Hollandais,  in  Frankreich 
bekannt.  Dieser  malte  Landschaften  mit  kleinen  Figuren  ganz 
ausgezeichnet  und  nett.  Sein  Bentname  war  Ballon.  —  Dieser 
war  im  Jahre  i65i,  als  A.  Genoels  nach  Rom  kam,  schon 
gestorben. 

Jakob  Ruisdael,  ein  grosser  Freund  N.  Berchem's,  war 
ein  Harlemer  von  Geburt,  hat  aber  die  grösste  Zeit  seines  Lebens 
zu  Amsterdam  zugebracht.  Sein  Vater,  der  Ebenholz-Rahmen- 
macher war,  Hess  ihn  in  seiner  Jugend  lateinisch  lernen  und 
Medicin  studiren,  worin  er  es  bereits  so  weit  gebracht  hatte, 
dass  er  in  Amsterdam  verschiedene  Operationen  mit  viel  Ruhm 
vollzog.  Er  starb  im  Jahre  1681  in  Hartem  und  ward  am 
16.  November  begraben,  wie  ich  aiis  einer  Todesanzeige 
entnehme. 

Er  malte  in-  und  ausländische  Landschaften,  insbesondere 
aber  solche,  in  welchen  man  das  Wasser  von  einem  Felsen  auf 
den  anderen  fallen  und  endlich  mit  Geräusch  —  worauf  sein 
66.  Name  auch  anzuspielen  scheint  —  niederstürzen  oder  weithin 
verspritzen  sieht,  und  er  wusste  das  durch  den  mächtigen  Anfall 
auf  die  Felsen  rings  aufsprühende  oder  schäumende  Wasser  so 
natürlich  zart  und  klar  durchscheinend  darzustellen,  dass  es 
natürliches  Wasser  zu  sein  schien.  Ebenso  verstand  er  es  auch, 
das  Meer  darzustellen,  wenn  es  ihn  gelüstete,  die  ungestüme  See, 
die  mit  der  Gewalt  brandender  Strömungen  gegen  Klippen  und 
Dünen  anbraust,  auf  die  Leinwand  zu  bringen,  so  dass  er  in 
dieser  Art  der  Beste  gewesen  ist.  Uebrigens  konnte  ich  nicht 
finden,  dass  das  Glück  seine  Freundin  gewesen  wäre.  Er  blieb 
bis  an  das  Ende  seines  Lebens  ledig,  man  sagt,  um  seinen 
Vater  um  so  besser  unterstützen  zu  können. 

Sein  Bruder  Salomon  Ruisdael,  der  vor  ihm  im  Jahre 
1670  starb,  war  auch  ein  tüchtiger  Landschaftsmaler.  Dieser 
hatte  überdies  eine  Erfindung  gemacht,  verschiedene  Arten  von 
Marmor  so  nachzuahmen,    dass    man    glaubte,    es   sei  wirklich 


DRITTER  THEIL.  323 

Marmorstein.  Ich  habe  zwei  rundgedrehte  Kugeln,  kunstvoll 
geädert,  kalt  und  hart,  und  so  schwer  wie  Stein,  als  Zierde 
eines  Cabinets  gesehen;  diesen  Stoff  konnte  er,  so  lange  er 
weich  war,  nach  Belieben  formen  und  kneten.  Jedermann  schätzte 
solche  polirte  Steinarbeiten,  bis  es  bekannt  oder  sichtbar  wurde, 
dass  sie  nur  nachgeahmt  waren.  — 

Ich  erinnere  mich  aus  meiner  Jugend,  dass  der  Geschmack 67. 
der  Leute  damals  insbesondere  auf  Blumen  und  Früchte  gerichtet 
war.  Aber  es  konnte  nicht  Jedermann  ein  Fruchtstück  von  de  Heem 
oder  ein  Blumenstück  oder  Stillleben  von  van  Aalst,  die  damals 
geschätzt  waren,  als  Zimmerschmuck  besitzen.  Dies  beachtete 
Ludowyk  Smits,  genannt  Hartkamp,  der  sich  im  Jahre 
1675,  damals  ungefähr  40  Jahre  alt,  in  Dordrecht  niederliess. 
Wo  er  geboren  war,  weiss  ich  nicht,  aber,  wie  mir  erzählt 
wurde,  war  sein  Vater  Kriegsofficier  und  wohnte  damals  zu 
Swartewall,  oberhalb  Zutsen,  in  Overyssel. 

Dieser  Ludowyk  Smits  wohnte,  als  er  nach  Dordrecht 
gekommen  war,  bei  einem  Orgelbauer  Namens  Joan  Kools, 
dessen  Frau  einen  Bilderhandel  trieb.  Das  erste  Bild,  welches 
er  dort  malte,  war  eine  reuige  Magdalena;  das  Beiwerk  stellte 
einen  Felsen  vor,  den  er  mit  Schwarz  und  Weiss  gemalt, 
hierauf  mit  Schittgelb  und  Spangrün  übertüncht  hatte,  so  dass 
er  sich  ganz  natürlich  und  kräftig  darstellte.  Dieselbe  Manier 
beobachtete  er  auch  bei  seinen  Fruchtstücken,  deren  er  viele 
malte,  die  leicht  ihren  Käufer  fanden,  so  dass  er  viel  Geld  damit 
verdient  hätte,  wenn  diese  Manier  lange  Stand  gehalten  hätte; 
da  dies  aber  nicht  der  Fall  war,  währte  auch  das  Glück  nicht 
lange,  weil  diese  getünchten  Bilder  grau  wurden  und  er  deshalb 
für  einen  Betrüger  gehalten  wurde.  —  Wenn  er  aber  zur  Rede  68. 
gestellt  ward,  gab  er  zur  Antwort:  dass  sich  die  Farben  trotz-, 
dem  noch  länger  gehalten  hätten,  als  das  Geld,  welches  er 
dafür  bekommen  habe,  da  dieses  noch  weit  früher  aus  seiner 
Tasche  verschwunden  wäre. 

Er  hielt  sich   übrigens   noch    eine    Zeit    in  Dordrecht    auf 

und   hat^e  eine  Liebschaft  mit  einer  Wirthin,  die  ihn  mit  Geld 

unterstützte,  bis  seine  Frau,  die  ihm  nachgekommen  war,    ihn 

in  Dordrecht  fand,    worauf  er   fortging,    ohne  dass  ich  erfuhr, 

was  weiter  mit  ihm  geschah. 

21* 


324  ARNOLD  HOUBRAKEN^S  GROSSE  SCHOUBüRGH. 

Melchior  de  Hondekoeter  ist  zu  Utrecht  im  Jahre  i636 
geboren.  Sein  Urgrossvater  war  nach  der  Erzählung  seiner 
Freunde     der     wahre    Marquis   von    Westerloo*),    der,    um 

69- den  Gewaltthätigkeiten  der  spanischen  Inquisition,  weil  er  der 
reformirten  Kirche  angehörte,  zu  entgehen,  sein  Vaterland 
verliess,  mit  seinem  Hausgesinde  nach  Holland  floh  und  sich 
in  Amsterdam  niederliess. 

Sein  Sohn  Gillis  de  Hondekoeter,  der  in  seiner  Jugend 
zum  Vergnügen,  wie  dies  damals  Uebung  war,  Malen  gelernt 
hatte,  verlegte  sich  auf  das  Malen  von  Porträts,  um  Geld  damit 
zuverdienen,  da  sein  Vater  und  er  ihrer  Güter  beraubt  waren. 
Welche  Mühe  sie  aber  später  auch  anwendeten,  um  wieder  in  den 
Besitz  derselben  zu  gelangen,  so  half  ihnen  dies  doch  nicht,  obwol 
sie  hinlängliche  Rechtstitel  an  der  Hand  hatten;  im  Gegentheile 
ward  dem  alten  Manne,  der  aufrichtig  und  leichtgläubig  war, 
schändlich  mitgespielt,  denn  ein  gewisser  Joan  Verwers,  ein 
schnöder  Geselle,  gab  vor,  ihm  dienlich  sein  zu  wollen  und  dies 
auch  zu  können,  wenn  er  ihm  die  Papiere  überliefern  und 
anvertrauen  würde,  was  auch  geschah.  Er  ging  damit  auch 
nach  Brabant,  aber  als  er  nach  einiger  Zeit  wiedergekishrt  war 
und  gefragt  wurde,  wie  es  damit  stünde,  gab  der  Betrüger  zur 
Antwort,  dass  ihm  die  Papiere  unvorsichtigerweise  abhanden 
gekommen  wären;  aber  man  zweifelte  nicht,  dass  er  viel  Geld 
daraus  gezogen  habe,  denn  obgleich  er  früher  nichts  besessen 
hatte,  spielte   er   dann  den  vornehmen  Herrn. 

Gillis  de  Hondekoeter,  der  Grossvater  Melchior's  ver- 
legte sich  auch  später  auf  die  Landschaftsmalerei  und  ahmte 
die  Manier  von  R.  Savry  und  David  Vinkeboons  nach.  Er 
war  ein  schöner  und  wolgestalteter  Mann,  der  sich  besonders  gut 

70.  zu  benehmen  wusste,  selbst  als  er  schon  hochbejahrter  Witwer 
war  und  mehrere  heiratsfähige  Töchter  hatte,  von  welchen 
Josina  später  den  Maler  Jan  Baptist  Weenix  heiratete;  und 
einen  Sohn  Namens  Gysbert,  welcher  der  Vater  Melchiors  ist. 


*)  Eine  alte  und  berObmte  Baronie,  mit  grossem  Schlosse  in  der 
Meyerey  von  Ghelen  zwischen  Herenthals  und  Diest  in  Brabant  gelegen, 
von  Philip  IV.,  König  von  Spanien,  durch  eine  Urkunde,  gegeben  zu  Madrid 
im  Jahre  1626,  zu  Gunsten  des  Baron*s  Filip  von  Merode  zur  Markgrafschaft 
erhoben.  (Brab.  lliust.) 


DRITTER  THEIL.  325 

der  auch  ein  guter  Maler  war  —  und  später  nach  Utrecht  über- 71. 
siedelte,  wo  er  im  Jahre   161 3  geboren  war. 

Er  malte  verschiedene  Arten  lebender  Vögel,  insbesondere 
Hühner.  Ueberdies  war  er  ein  gottesfürchtiger  und  frommer 
Mann  und  Armenvater  der  reformirten  Kirche  in  Utrecht; 
er  starb,  40  Jahre  alt,  im  Jahre  i653,  so  dass  sich  Melchior 
bis  zu  seinem  17.  Jahre  seines  Unterrichtes  erfreuen  konnte. 
Dieser  übertraf  seinen  Vater  in  der  Kunst,  die  er  bis  zu  seinem 
60.  Jahre  ausübte,  und  hat  durch  seinen  Pinsel  viel  Ruhm 
erlangt.  Der  Dichter  Wilhelm  van  der  Hoeven  schrieb 
auf  sein  Ableben  am  3.  April   1695   ein  Trauergedicht. — 

Wie  man  von  dem  Maler  Otto  Mareens  erzählt,  dass 72. 
er  Schlangen  zu  seinem  Gebrauche  auffütterte  und  sie  gewöhnte, 
in  bestimmter  Stellung  liegen  zu  bleiben,  bis  er  sie  hinreichend 
benützt  hatte,  so  erzählt  man  auch  von  Hondekoeter,  dass 
er  insbesondere  einen  Hahn  so  abgerichtet  hatte,  dass  er  ihn 
neben  seine  Staffelei  niedersetzen  und  ihm  mit  seinem  Maler- 
stock den  Kopf  nach  oben  oder  unten  richten,  den  Körper  links 
oder  rechts  drehen,  oder  ihn  mit  offenen  Flügeln,  oder  als  würde 
er  gehen,  hinstellen  konnte;  in  solcher  Stellung  blieb  er 
unbeweglich,  bis  ihm  sein  Meister  durch  Aufstehen  zu  erkennen 
gab,  dass  er  für  den  Augenblick  mit  seinem  Modellstehen 
fertig  sei. 

Gio.  Baptista  Weenix  war  der  Onkel  Hondekoeter's 
von  mütterlicher  Seite  und  dessen  Talent,  damals  in  seiner 
glänzendsten  Entfaltung,  diente  ihm  nach  seines  Vaters  Tode 
als  Führer. 

Er  war  höflich,  bescheiden,  hasste  alle  lockeren  Vögel  und  73. 
Wirthshausgänger ,  war  eifrig  und  thätig  im  Ausüben  seiner 
Kunst,  insbesondere  auch  geneigt  zum  Studium  der  Wissen- 
schaften, welche  Bibel  und  Gottesdienst  betrafen.  Er  hatte  es 
darin  so  weit  gebracht,  dass  er  sich  zur  Probe  vor  seinen  Be- 
kannten und  Freunden  in  der  St.  Janskirche  zu  Utrecht  von 
der  Kanzel  hören  Hess,  was  diese  so  sehr  befriedigte,  dass 
man  überlegte,  ob  man  ihn  zu  diesem  Amte  oder  zum  Maler- 
berufe erziehen  sollte.  Ueberdies  war  er  Gott  dienenden  Ge- 
müthes,  stammelte  des  Abends  in  seiner  Schlafkammer  Gebete 
mit  solchem  Ernst,  so  inbrünstig  und  in  solchem  himmlischen 


326  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBURGH. 

Verzücken,  dass  sein  Oheim  und  seine  Tante,  bei  denen  er 
damals  wohnte,  und  das  übrige  Hausgesinde  (dies  hat  mir  der 
Maler  Jan  Weenix,  sein  Neffe,  selbst  erzählt),  oft  heimlich 
auf  den  Treppen  standen  und  zuhörten.  Ja,  man  behauptet 
bestimmt,  dass  die  Aenderung  seiner  Lebensweise  nur  durch 
den  zanksüchtigen  Charakter  seiner  Frau  und  ihrer  Schwestern, 
die  bei  ihm  im  Hause  wohnten,  verursacht  wurde  und  aus 
alltäglichen  Nergeleien  ihren  Anfang  nahm,  denn  sie  wollten 
nicht  einmal  dulden,  dass  er  seinen  Freunden  in  seinem  Hause 
einen  Beweis  seiner  Gastlichkeit  gäbe.  Daher  geschah  es  öfter 
als  einmal,  dass  er  sie  ausser  seinem  Hause  in  einer  Herberge 
bewirthete  und  seine  Frau,  damit  sie  keinen  Verdacht  hege, 
von  Anderen  dazu  nötigen  liess,  die  dann  für  den  Augen- 
blick wol  zufrieden  war.  Und  er  hätte  klug  gehandelt*,  wenn 
er  sich  stets  wie  Sokrates  geduldig  in  sein  Los  geschickt  hätte, 
anstatt  seinen  Gram   im  Wein   zu  betäuben.  — 

74.  Nicht  selten  aber  vergass  sich  Hondekoeter  und  hatte, 
insbesondere  in  späteren  Jahren,  nicht  immer  hinreichende  Gewalt 
über  sich  selbst,  sondern  die  Schwäche,  wenn  er  in  Gesellschaft 
kam,  oder  Gelegenheit  fand  zu  trinken,  sobald  nur  etwas  Wein 
über  seine  Zunge  geflossen  war,  die  folgenden  Gläser  nicht 
mehr  zu  zählen.  — 

Doch  er  war,  sagt  sein  Schüler  Willem  de  Royen, 
wenn  er  Abends  zuvor  über  sein  Mass  getrunken  oder  viel 
Geld  ausgegeben  hatte,  des  anderen  Tages  stets  sehr  betrübt; 
aber  dies  währte  nur  so  lange,  als  er  zu  Hause  oder  bei 
seiner    Arbeit    sass.     War    er    wieder    in   Gesellschaft,    so    war 

75.  auch  die  Reue  mit  dem  ersten  Glase  Wein  vergessen.  —  Aber 
davon  abgesehen,  war  er  ein  schöner,  gutherziger,  freundlicher 
und  kluger  Mann  und  der  Phönix  seiner  Kunst.  — 

In  diesem  Jahre,  i636,  blühte  auch  der  Maler  Mathys 
Harings  von  Leeuwarden.  Er  malte  seine  Porträts  zart  und 
schmelzend  und  verstand  es,  die  Züge  mit  grösster  Aehnlichkeit 
wiederzugeben. 

Johan  van  Neck  ist  zu  Naarden  geboren,  wo  sein 
Vater  Arzt  war.  Von  Jugend  auf  zur  Kunst  geneigt,  ward  er 
zu  Jakob  Bakker  in  die  Schule  geschickt,  dessen  kühne  und 
kräftige  Manier  er  wol  abzusehen,  nachzuahmen  und  sich  zu  eigen 


DRITTER  THEIL.  327 

ZU  machen  verstand.  Ausser  seinen  kostümirten  historischen 
Darstellungen  malte  er  auch  schöne  nackte  Figuren  und  badende 
Frauen* 

Von  air  seinen  Bildern  ward  insbesondere  ein  Altarbild 
gerühmt,  welches  Simeon  darstellte,  der  das  Kind  Jesus  im 
Tempel  umarmt,  welches  sich  in  der  französischen  katholischen 
Kirche  am  Blumenmarkt  in  Amsterdam  befindet.  Ueberdies  war 
er  ein  Mann  von  tadellosem  Wandel  und  ging  eifrig  zur  Kirche. 
Er  war  auch  insbesondere  gesellig  und  seine  Gesellschaft  wegen 
seiner  angenehmen  Erzählungen  gern  gesehen,  und  hätte  ich 
damals  an  diese  Arbeit  gedacht,  würde  er  mir  grosse  Dienste 
geleistet  haben,  insbesondere  da  er  im  Bette  lag,  und  gerne 
sah,    dass  ich  ihn  besuchte.  76. 

Er  war  ein  grosser  Freund  des  Malers  Diderik  Freres, 
dessen  Kupferstiche  und  Zeichnungen  er  nach  dessen  Tod 
grösstentheils  erbte.  Er  starb,  79  Jahre  alt,  im  Jahre  17 14 
zu  Amsterdam. 

Neben  ihm  erscheint  Johan  Visscher,  nicht  weil  er 
ein  geschickter  Kupferstecher  war  und  Blätter  nach  Bildern  und 
Zeichnungen  von  Philip  Wouwerman  und  Nicolas  Ber- 
chem  zum  Vergnügen  der  Kupferstichsammler  gestochen  hat^ 
sondern  weil  ihn  seine  Neigung  im  Alter  von  56  Jahren  an- 
trieb, Malen  zu  lernen,  in  Folge  dessen  er  unter  Leitung  des 
Malers  Michiel  Carr6  geneigt  zur  Darstellung  von  Ochsen, 
Kühen,  Schafen  etc.  anfing,  mit  mehr  Eifer  als  man  von 
einem  Jüngling  erwarten  konnte,  die  Malerei  zu  lernen;  Carre 
sagte  mir,  dass  er  ihn  oft  des  Morgens  um  5  Uhr  aufweckte 
und  nicht  eher  die  Staffelei  verliess,  als  bis  ihn  der  Abend 
hinderte  und  er  seinem  Eifer  nicht  mehr  genügen  konnte.  In 
Folge  dessen  verstand  er  es  auch  in  Kürze,  die  Weise  seines 
Lehrers  nachzuahmen.  Er  war  ein  Amsterdamer  von  Geburt, 
aber  sein  Geburtsjahr  konnte  ich  nicht  anders  erfahren,  als  aus 
folgendem  Umstände.  Visscher  war,  wie  ich  eben  gesagt  hatte, 
56  Jahre  alt,  als  er  anfing,  Malen  zu  lernen,  und  war  noch 
nicht  lange  dabei,  als  am  18.  September  1692,  Nachmittags 
3  Uhr  ein  Erdbeben  die  Niederlande  erschütterte,  woraus  nun 
leicht  zu  entnehmen  ist,  dass  er  im  Jahre  i636  oder  um  diese 77. 
Zeit  geboren  sein  muss.  — 


328  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Jan  Visscher  hatte  zwei  Brüder,  Kornelis  und  Lom- 
hart,  beide  älter  als  er  und  beide  bedeutende  Kupferstecher; 
der  Letztere  hat  in  Italien,  wo  er  auch  starb,  der  Erstere  in 
den  Niederlanden  wunderbare  Proben  seiner  Kunst  gegeben;  über- 
dies hatte  Kornelis  eine  Manier  mit  schwarzer  Kreide  nach 
dem  Leben  zu  zeichnen,  die  so  unübertrefflich  ist,  dass  ich  sie' 
vor  allen  anderen  für  die  Jugend  auswählen  und  kaum  eine 
bessere  finden  würde,  um  zu  zeigen,  wie  die  flotten  Lichter,  die 
breiten  klaren  Schatten  und  sicheren  Umrisse  mit  grosser  Einsicht 
und  Geschmack  zu  behandeln  sind.  Wol  der  grösste  Theil 
seiner  Zeichnungen  befindet  sich  im  Cabinete  des  Kunstfreundes 
Jeronimus  Tonneman  in  Amsterdam. 

78.  Sein  Stadt-  und  Kunstgenosse  Jakob  van  den  Bosch  ist 

im  Jahre  i636  geboren  und  malte  verschiedene  Arten  schmack- 
haften Sommerobstes  so  naturwahr,  dass  den  Genäschigen  darob 
die  Zähne  wässern.  Er  starb   1676.  — 

Octavio  van  Veen,  van  Mander,  van  der  Venne, 
waren  Maler  und  Dichter.  Desgleichen  auch  der  Harlemer 
Kornelis  Ketel,  der  viele  schöne  Allegorien  gemalt  hat,  die 
er  durch  seine  Reime  sprechen  Hess  und  so  auf  beiden  Gebieten 
sein  Talent  bewies.  Kristoffel  Pierson  war  ein  .  besserer 
Maler  als  Dichter.  Ueber  Samuel  van  Hoogstraten  wird 
gestritten,  ob  er  die  Malerkunst  oder  die  Dichtkunst  besser  ver- 
stand. Doch  Kamphuizen  war  ein  besserer  Dichter  als 
Maler  und  dasselbe  müssen  mir  auch  von  Hei  man  Dullaart 
behaupten,  der  es  übrigens,  so  viel  ich  weiss,  in  der  Malerei  so 
weit  brachte,  dass  ich  Gründe  habe,  ihn  unter  seinen  besten 
Zeitgenossen  als  Maler  auf  den  Schauplatz  zu  bringen.  Er  ist  zu 
Rotterdam  am  6.  Februar  i636  geboren.  Sein  Vater  Kornelis 
Michielze  Dullaart  war  Kornhändler  und  wohnte  am  Booter- 
floot.  Abram  Düllart,  der  im  Jahre  1628  Oberschulze  der  Stadt 
Rotterdam  war,   stammt  aus  seiner  Familie. 

yg.  Er    übte    sich    von    Jugend    auf    eifrig    in    Sprachen    und 

Wissenschaften,  bis  die  Liebe  zur  Malerei  ihn  nach  einem 
geeigneten  Meister  Rundschau  halten  liess.  Dies  war  Rembrant 
van  Ryn,  bei  welchem  er  in  kurzer  Zeit  durch  seine  Einsicht 
so  weit  kam,  dass  er  sich  ferner  der  Natur  zu  bedienen  wusste. 
Er  pflog  noch   später  mit  ihm  und   seinen   tüchtigen  Schülern 


DRITTER  THEIL.  329 

Umgang,    insbesondere  mit  Filips   de  Koning,    der  auch  zu 
seiner  Erinnerung  sein  Porträt  malte.  — 

Zu  Rotterdam  sind  verschiedene  lebensgrosse  Porträts  noch 
gegenwärtig  von  ihm  zu  sehen,  auch  ein  Küchenstück,  mit 
zwei  Figuren,  deren  eine  eine  Frau  vorstellt,  welche  einen 
kupfernen  Kessel  scheuert,  dabei  befinden  sich  noch  anderer 
Hausrath  aus  Zinn  und  Kupfer  und  andere  Küchengeräth- 
schaften;  dies  ist  Alles  natürlich  und  kräftig  und  mit  guter 
Haltung  gemalt. 

Im  Jahre  1696  wurden  zu  Leiden  verschiedene  seiner 
Bilder  mit  der  Verlassenschaft  des  Dr.  Douw,  der  seine 
Schwester  Agneta  geheiratet  hatte,  verkauft,  unter  welchen  sich 
fünf  befanden,  welche  andere  Freunde  gern  zur  Erinnerung 
an  ihA  besitzen  wollten.  Der  Eigenthümer  aber  verlangte  400 
Gulden,  und  da  sie  brieflich  über  den  Handel  nicht  einig  werden 
konnten  und  auch  am  Verkaufstage  nicht  gegenwärtig  waren, 
wurden  die  Bilder  verkauft,  aber  ich  weiss  nicht,  an  wen.  Der 
Maler  Velthuizen  in  Gouda,  dessen  Frau  eine  Nichte  von  ihm 
ist,  erzählte  mir,  dass  er  die  Werke  seines  Meisters  so  ähnlich 
nachzuahmen  wusste,  dass  ein  Mars  in  blinkendem  Harnisch  von  80. 
seiner  Hand  für  ein  echtes  Bild  Rembrant's  zu  Amsterdam 
verkauft  wurde.  Mehr  wissen  wir  nicht  über  seine  Bilder  zu 
sagen,  nur  dass  er  ausserdem  von  allen  Kennern  der  Dicht- 
kunst für  einen  der  ersten  niederländischen  Dichter  gehalten 
wird.  Ferner  war  er  ein  Mann,  von  vielseitigen  Kenntnissen, 
weshalb  sich  viele  seines  Urtheils  in  dunkeln  oder  verfahrenen 
Angelegenheiten  bedienten.  Im  Jahre  1672  ward  er  angegangen, 
in  die  Vroedschaft  von  Rotterdam  zu  treten,  aber,  müde  der 
bewegten  Zeit,  lehnte  er  dies  ab  und  versah  nur  längere  Zeit 
den  Kirchendienst  der  französischen  Kirche  in  Rotterdam;  ins- 
besondere war  er  ein  Freund  des  Gesanges,  hatte  selbst  eine 
schöne  Stimme  und  erheiterte  sich  oft  durch  seinen  Ge- 
sang, bis  er  an  zehrender  Krankheit  am  6.  Mai  1684  starb. 
Joachim  Oudaan,  damals  der  erste  Dichter  in  Rotterdam, 
schrieb  zu  seiner  Erinnerung  ein  Leichengedicht,  das  in  Jeder- 
manns Händen  ist. 

Joan  van  der  Heyden  ist  zu  Gorkum  im  Jahre  i63y 
geboren.     Er   lernte    die  Anfangsgründe    der  Kunst    bei    einem 


33o  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSS£  SCHOUBURGH. 

Glasmaler,  aber  sein  Talent,  seine  Neigung  und  sein  unge- 
wöhnlicher Fleiss  machten  aus  ihm  einen  grossen  Künstler. 
Sein  Talent  zielte  auf  die  Darstellung  alter  und  neuer  Gebäude, 
Ansichten    alter  Schlösser,    Kirchen,    Tempel    mit    den  neben- 

8 r.  stehenden  Gebäuden,  auch  Dorfweiler  mit  ihren  Gärten  und 
Herrenhäusern,  so  wie  sie  in  der  Natur  erscheinen,  denn  er  war 
gewohnt.  Alles  nach  der  Natur  zu  zeichnen,  um  es  dann  auf 
Leinwand  zu  bringen,  was  er  so  ausführlich  bewerkstelligte, 
dass  Aehnliches  in  fleissig  ausgeführter  Arbeit  wol  selten  zu 
sehen  ist;  denn  er  malte  jeden  Stein  an  den  Häusern,  sowol 
jener,  die  im  Vordergrunde  stehen,  als  jener  die  er  in  der 
Entfernung  darstellte,  so,  dass  man  deutlich  den  Kalk  in  den 
Fugen  sehen  konnte,  und  doch  so,  dass  es  die  Arbeit  gar  nicht 
beeinträchtigte  oder  Härten  verursachte,  wenn  man  die 'Bilder 
in  einiger  Entfernung  betrachtete.  Dabei  nahm  er  auch  die  Ver- 
kleinerung der  Steine  nach  Massgabe  der  perspectivischen  Ent- 
fernung der  Gebäude  in  Acht.  Deshalb  glaubt  man  noch,  dass 
er  einen  besonderen  Kunstgriff  gefunden  hatte,  weil  es  Allen, 
welche  mit  der  Handhabung  des  Pinsels  vertraut  sind,  unmög- 
lich scheint,  dass  dies  in  der  gewöhnlichen  Weise  zu  Stande 
gebracht  sein  könne.  Doch,  wie  dem  auch  sei,  es  ist  preiswürdig 
und  staunenswerth. 

Er  machte  verschiedene  Zeichnungen  nach  dem  Amster- 
damer Rathhause,  welches  er  später  auch  malte;  mehrere  vom 
Wasser  aus  gesehen,  andere  wieder  von  der  Kalverstraat, 
dabei  auch  die  Wage  und  die  neue  Kirche  mit  dem  Gewühle 
der  Menschen  auf  dem  Dam,  welche  dort  gewöhnlich  zusammen- 
strömen, um  ihre  Handelsgeschäfte  zu  treiben.  Hiezu  bediente 
er  sich  aber  Adriaen  van  den  Velde's,  sowie  auch  in  den 
meisten  seiner  übrigen  Bilder  bis  zum  Jahre  1671,  in  welchem 
van  den  Velde  starb.   Doch  bedurfte  er  seiner  nicht  mehr  so 

82.  sehr,  weil  seine  Erfindung  der  Schlangenfeuerspritzen  tauglich 
befunden  wurde  und  er  von  dieser  Zeit  an  in  den  Dienst  der  Stadt 
trat,  was  ihn  übrigens  nicht  so  sehr  in  Anspruch  nahm,  dass  er 
nicht  noch  zuweilen  irgend  ein  Bild  zu  seinem  Vergnügen  malen 
konnte.  Deshalb  sind  seine  besten,  meisten  und  bedeutendsten 
Bilder  zwischen  den  Jahren  1660  und  1670  entstanden,  in  welcher 
Zeit  er  auch  die  Amsterdamer  Börse  und  die  von  London  mit 


DRITTER  THEIL.  33  I 

dem  Monumente  gemalt  hat;  desgleichen  auch  eine  gewisse  Ansicht 
zu  Köln,  genannt  der  Kalvarienberg,  mit  dem  Kloster  und  den 
dabeistehenden  Gebäuden  und  Häusern;  überdies  noch  andere, 
zu  zahlreich,  um  sie  aufzuzählen.  Ferner  hat  er  auch  ver- 
schiedene Stillleben  gemalt,  darunter  eines,  mit  einer  offenen 
Bibel,  so  gross  wie  die  Innenfläche  einer  Hand,  in  welcher  jeder 
Buchstabe  deutlich  lesbar,  dargestellt  ist 

Endlich  starb  er,  nachdem  er  den  Kunstfreunden  genügt 
und  der  Stadt  mit  der  Erfindung  der  Schlangenfeuerspritzen 
grosse  Dienste  geleistet  hatte,  im  Alter  von  y5  Jahren  am 
28.  September  171 2.  — 

In  demselben  Jahre  ist  zu  Frankfurt  der  Blumenmaler 
Abraham  Minjon  geboren,  der  in  seiner  Jugend  bei  Jakob 
Marrel,  einem  Blumenmaler  in  Frankfurt,  gelernt  hatte,  der  ihn 
im  Alter  von  7  Jahren  in  sein  Haus  nahm,  wo  er,  sowol  um 
sich  auszubilden  als  auch  um  zu  anderen  Beschäftigungen  Ver- 
wendung zu  finden,  zweimal  7  Jahre,  nämlich  bis  zu  seinem 83. 
24.  Jahre  blieb,  zu  welcher  Zeit  er  mit  dem  genannten  Marrel 
nach  Holland  ging,  um  den  Kunsthandel  zu  treiben.  Dieser 
gab  ihn  aus  Zuneigung  und  Liebe,  die  er  zu  dem  Jungen  hatte, 
zu  dem  berühmten  Jan  de  Heem  nach  Utrecht.  Sein  Vater 
war  Kaufmann  in  Frankfurt  gewesen, «aber  das  Glück  war  ihm 
untreu  geworden,  so  dass  seine  Mutter  als  Witwe  gezwungen 
war,  nach  Wetzlar  zu  gehen,  wo  das  Leben  billiger  war  und 
Min  Jon  sie  unterstützte. 

Er  war  besonders  eifrig  und  benahm  sich,  wie  es  sich  für 
einen  Mann  gebührt.  Er  hinterliess  zwei  Töchter,  als  er  im 
Jahre  1679  starb.  Seine  nach  der  Natur  gemalten  Blumen  und 
Fruchtstücke  waren  ?u  seinen  Lebzeiten  und  noch  mehr  nach 
seinem  Tode  bei  allen  Kunstfreunden  sehr  geschätzt  und  würden 
noch  mehr  im  Preise  gestiegen  sein,  wenn  nicht  die  ausser- 
ordentlichen Werke  von  R.  Ruisch  und  von  J.  van  Huisum 
der  Natur  noch  näher  gekommen  wären  und  derartigen  Arbeiten 
noch   mehr  Zauber  verliehen  hätten. 

Sein  Zeit-  und  Kunstgenosse  Isak  Ducart  ist  zu  Amsterdam 
geboren.  Er  malte  zumeist  Blumen  mit  ihren  Blättern  auf  Seide, 
doch  so  natürlich,  dass  es  wirkliche  Blumen  zu  sein  schienen, 
und  viel  besser,  als  jemals  vorher  Aehnliches  gemacht  ward.  Er 


332         ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

lebte  lange  in  England,  von  wo  er  diese  Kunst  nebst  einer 
Frau,  die  er  dort  geheiratet  hatte,  die  sich  ebenfalls  darauf 
verstand  und  ihm  die  Seide  mit  Blumen  bemalen  half,  nach 
Holland  brachte.  Die  ihn  besuchten,  fanden  Beide  gewöhnlich 
84- mit  einer  Pfeife  im  Munde  vor  der  Staffelei  rauchend. 

Der  mir  dies  erzählte,  fügte  hinzu,  dass  es  in  dem  Hause 
so  schmutzig  aussah,  dass  Katze  und  Hund  überall  Gelegenheit 
fanden,  sich  mit  ihrem  Unrath  zu  mästen;  die  Frau  sah  nicht 
nach  und  der  Mann  war  in  solchen  Dingen  ganz  gleich- 
giltig.  — 

JustusvanPee,  zu  Brüssel  geboren,  war  Geheimsecretär 
der  Herzogin  von  Parma.  Sein  Sohn  Emanuel,  dem  wohl 
der  Adel,  aber  kein  Vermögen  blieb,  ward  zum  Maler  heran- 
gebildet; da  er  aber  ungewöhnlich  kurzsichtig  war,  so  hinderte 
ihn  dies  an  seinem  Fortschritte;  doch  ist  es  zu  bewundern, 
dass  er  im  Dunkeln  einen  Brief,  er  mochte  noch  so  klein  ge- 
85-  schrieben  sein ,  lesen  konnte ,  was  er  öfter  in  GeseUschaft  zum 
Besten  gab. — 

Er  übersiedelte  nach  Amsterdam,  wo  er  einen  ßilderhandel 
eröffnete,  und  erzog  seinen  Sohn  Jan  von  Jugend  auf  Laden- 
bilder oder  Dutzendarbeiten  zu  malen,  bis  ihm  dies  von  dem 
Kunstfreunde  Jan  Beuns  abgerathen  und  er  angeregt  wurde, 
sich  in  anderer  Art  zu  beschäftigen.  — 

Mit  de  Nys,  dem  Schüler  von  E.  van  Aalst,  ging  er  nach 

87.  Antwerpen,  — wo  Beide  tagsüber  die  Kirchen  und  Klöster  be- 
suchten ,  um  die  berühmten  Werke  von  Rubens,  van  Dyk,  Jordaens 

88.  und  Anderen  zu  sehen; — nach  Verlauf  von  8  Monaten  kehrte 
er  nach  Amsterdam  zurück. 

Er  pflegte  insbesondere    italienische  und  andere  Bilder  zu 

89.  copiren  und  verstand  es  sie  so  ausserordentlich  ähnlich  nach- 
zuahmen, dass  man  sie  nur  schwer  von  den  Originalen  unter- 
scheiden konnte,  und  die  Kunsthändler,  für  die  er  arbeitete, 
nicht  selten  damit  eine  Prellerei  ausüben  konnten. 

Er  hinterliess  einen  Sohn  Namens  Theodorus  van  Pee, 
dessen  wir  im  Jahre  1669  gedenken  wollen,  der  noch  lebt,  und 
sich  ebenfalls  der  Malerei  widmete.  — 

Am  II.  November  i638  starb  der  wackere  Maler  Kornelis 
Kornelisz  von  Harlem  im  Alter  von  76  Jahren,  dessen  Lebens- 


r 


DRITTER  THEIL.  333 

lauf  und    bedeutendste  Werke   Karel   van   Mander  beschrie- 
ben hat. — 

Adriaen  van  den  Velde  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  163990. 
geboren ;  von  Jugend  auf  durch  ererbtes  Talent  zur  Zeichen- 
kunst  und  Malerei  getrieben,  verstand  er  es,  sich  noch  in  der 
Kinderschule  heimlich  der  Zeichenstifte,  Pinsel  und  Farben 
seines  Bruders  Willem  zu  bedienen,  bezeichnete  und  bekleckste 
Alles,  was  er  finden  konnte,  mit  Farben,  selbst  die  Bretter  seines 
Bettes,  auf  welche  er  eine  Milchbäuerin,  für  seine  Jahre  und  in 
Anbetracht  des  Mangels  an  Unterricht  so  staunenswerth  gemalt 
hatte,  dass  diese  Jugendarbeit  noch  lange  nachher  bewahrt  wurde. 
Dies  erzählte  mir  seine  Tochter,  die  Frau  des  Mäklers  Sodyn 
zu  Amsterdam.  Diese  Jugendarbeiten  bewiesen  zur  Genüge, 
dass  er  zum  Maler  geboren  war,  weshalb  auch  sein  Vater  diese 
Neigung  nicht  hemmen  wollte.  Da  er  aber  keine  Lust  hatte,  dem 
Beispiele  seines  Vaters  und  Bruders  in  der  Marinemalerei  nach- 
zufolgen, gab  man  ihn  zu  Jan  Wynants,  und  es  ist  bemerkens- 
werth,  dass  dessen  Frau,  die  gegenwärtig  war  als  Wynants 
sah ,  was  er  aus  eigenem  Antriebe  gezeichnet  und  gemalt  hotte, 
ihrem  Manne  auf  die  Schulter  klopfend  sagte:  Wynants,  dein 
Meister  ist  geboren,  welche  Prophezeiung  sich  mit  der  Zeit 
bestätigte.  Bei  diesem  arbeitete  er  einige  Jahre  und  übte  sich 
hierauf  eifrigst  im  Zeichnen  und  Malen  von  Kühen,  Ochsen, 
Schafen  und  Landschaften  und  eilte  täglich  mit  seinen  Geräth- 
schaften  hinaus  auf  das  Feld,  was  er  bis  an  sein  Lebensende 
einmal  in  der  Woche  wenigstens  that. 

Seine  Bilder,  welche  die  ersten  Cabinete  der  Kunstfreunde  91. 
in  den  Niederlanden  und  anderwärts  schmücken,  zeigen  deutlich 
genug,  dass  ihr  Urheber  ein  grosser  Meister  gewesen  ist.  Bisher 
wenigstens  hat  ihn  keiner  an    Lieblichkeit,    Helligkeit  und   an- 
genehmer Wahl  derartiger  Gegenstände  übertroffen. 

Was  sein  Pinsel  ausser  jenen  Kühen,  Ochsen,  Schafen  und 
Landschaften  vermochte,  zeigen  die  verschiedenen  Passions- 
stücke in  der  römischen  Kirche  zu  Amsterdam  am  Spinnehaussteg 
und  in  der  Kirche  nächst  dem  Apfelmarkt,  wo  eine  Kreuz- 
abnahme halb  lebensgross  zu  sehen  ist. 

Er  war  ein  Mann  geregelten  und  ordentlichen  Lebens, 
eifrig,  thätig  und  dabei  auch*  besonders  gewandt;   denn   anders 


334         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

wäre  es  unmöglich,  so  viele  seiner  Werke  zu  finden,  umso- 
mehr,  da  er  so  jung,  am  21.  Januar  1672,  33  Jahre  alt,  zum 
grossen  Verluste  der  Kunst  begraben  ward,  insbesondere  aber 
zum  grossen  Schmerze  vieler  Künstler,  deren  Werken  er  durch 
seinen  Pinsel  grossen  Glanz  verlieh,  wie  dies  an  Bildern  von 
J.  van  der  Heiden,  Frederik  de  Moucheron  und  Anderen 
zu  sehen  ist. 

Unter  den  tüchtigen  Schülern,  die  er  durch  seinen  Unter- 
richt herangebildet  hat,  erscheint  Dirk  van  Bergen.  Dieser 
malte  Ochsen,  Kühe,  Schafe,  Figuren  und  Landschaften  glühender 
und  heller  in  der  Farbe  als  sein  Meister,  aber  nicht  so  aus- 
geführt, auch  die  Bäume  und  die  Landschaften  tragen  einen 
schwermüthigeren  Charakter,  aber  hievon  abgesehen,  sah  ich 
92- Thiere  von  seiner  Hand,  die  schön  und  naturwahr  in  der 
Zeichnung  waren. 

Er  war  ein  Harlemer  und  hielt  sich  meist  in  dieser  Stadt 
auf.  Später  übersiedelte  er  nach  England,  aber  das  Glück  war 
ihm  daselbst  nicht  günstig,  deshalb  kam  er  wieder  nach  seiner 
Geburtsstadt,  wo  er  reichlich  für  seine  Arbeiten  bezahlt  wurde. 

Er  war  ein  wolgebildeter  Mann,  seiner  Erscheinung  nach 
ein  zweiter  Adonis,  gesprächig  und  stets  lustig  und  fröhlich ,  wo- 
durch er  bei  Jedermann  beliebt  und  in  jeder  Gesellschaft  will- 
kommen war.  Er  selbst  war  dazu  so  sehr  geneigt,  dass  er, 
wenn  er  für  ein  Bild  Geld  erhalten  hatte,  dasselbe  ruhigen 
Gemüthes  mit  einem  Male  verzehren  konnte,  indem  er  sagte, 
man  müsse  nicht  für  morgen  sorgen.  In  Folge  dessen  waren 
seine  guten  Freunde  nach  seinem  Tode  genötigt,  in  allen 
Wirthshäusern,  wo  er  zu  verkehren  pflegte,  Geld  zusammen- 
zuschiessen,  um  ihn  bestatten  zu  können. 

Gasper  oder  Casparus  Netscher  ist  zu  Heidelberg  im 
Jahre  1639  geboren.  Sein  Vater  Johannes  Netscher  aus 
Stuttgart  war  Bildhauer  und  durch  Krieg  und  Hungersnot 
genötigt,  nach  Heidelberg  zu  fliehen.  Er  heiratete  Elisabeth 
Vetter,  die  Tochter  eines  Bürgermeisters  von  Heidelberg^  gegen 
den  Willen  ihres  Vaters  und  Grossvaters,  in  Folge  dessen  sie 
deren  Gunst  verlor.  Nach  dem  Tode  des  Vaters  war  die  Mutter 
mit  vier  Kindern,  drei  Söhnen,  deren  jüngster  Caspar  war  und 
einer  Tochter,  gezwungen,    vor    den  Gräueln   des  Krieges    mit 


DRITTER  THEIL.  335 

mehreren    Anderen   Heidelberg  in    aller  Eile  zu   verlassen   und  93. 
nach   einem   Schlosse   zu  fliehen,    welches  vom  Feinde  belagert 
wurde.  — 

Da  sich  aber  diese  Festung  nicht  auf  Gnade  und  Un- 
gnade ergeben  wollte,  ward  sie  so  hart  bedrängt  und  ein- 
geschlossen, dass  keine  Lebensmittel  eingeführt  werden  konnten, 
in  Folge  dessen  sie  äusserste  Hungersnot  litten  und  zwei  ihrer 
Söhne  aus  Mangel  an  Nahrung  starben;  mit  dem  jüngsten 
ungefähr  zwei  Jahre  alten  und  der  Tochter  entfloh  sie  bei  Nacht, 

In  dieser  Lage  fehlte  ihr  Alles,  bis  auf  den  Muth.  Sie 
nahm  den  Knaben  auf  den  Arm,  das  Töchterchen  musste 
mitlaufen;  auf  die  Fürsorge  des  Allmächtigen  vertrauend,  der 
stets  den  Witwen  und  Waisen  Hilfe  bietet,  gingen  sie  fort. 
So  kamen  sie  nach  Aarnheim,  wo  mildthätige  Leute  ihnen 
Mittel  an  die  Hand  gaben,  sich  ehrlich  zu  ernähren. 

Doctor  Tullekens,  ein  frommer,  tugendhafter  und  reicher 
Mann,  nahm  Caspar,  der  ein  hübscher  Junge  war  und  viel 
Verstand  verrieth,  später  zu  sich,  in  der  Absicht,  ihn  Lateinisch 
lernen  zu  lassen  und  zum  Arzte  heranzubilden;  das  ging  und 
hatte  gute  Folgen,  bis  er  in  die  dritte  Schule  kam,  zu  welcher 
Zeit  seine  Neigung  zum  Zeichnen  mächtig  durchbrach  und  er 
alles  Papier,  dessen  er  habhaft  werden  konnte,  mit  Figuren 
und  Thieren  bemalte,  bis  auf  seine  Schulhefte,  so  dass  er  oft  94. 
von  seinem  Lehrer  gestraft  wurde. 

Da  Tullekens  sah,  dass  diese  Kunstneigung  nicht  zu 
dämmen  war,  gab  er  ihn  zu  dem  Maler  Koster,  der  ver- 
schiedene todte  Vögel  und  Küchenstücke  malte,  in  die  Schule, 
Später  auf  Verwendung  des  Herrn  Wynant  Everwyn,  der 
ein  Neffe  Terburg's  war,  zu  Gerard  Terburg,  dem  Maler 
und  Bürgermeister  zu  Deventer;  bei  diesem  lernte  er  Alles 
nach  der  Natur  zeichnen  und  in  kurzer  Zeit  machte  er  grosse 
Fortschritte.  Insbesondere  aber  hat  er  seinem  Meister  die  Kunst, 
den  Seidenstoff  dünn  und  hell  zu  malen,  abgesehen,  und 
bediente  sich   dieser  Weise  auch  später  in  seinen  Bildern. 

Als  er  endlich  selbstständig  geworden,  ging  er  nach  Holland, 
und  malte  zuerst  für  die  Kunsthändler,  die  ihn  für  seine  Arbeit 
schlecht  bezahlten,  da  sie  gewöhnt  sind,  zu  geringem  Preise 
einzukaufen  und   zu  hohem  Preise  wieder  zu  verkaufen.    Diese 


336         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

unredliche  Behandlung,  eher  geeignet,  Talent  und  Lust  der 
Künstler  zu  ersticken  statt  anzufachen,  gefiel  ihna  aber  nicht. 
Darum  nahm  er  sich,  21  Jahre  alt,  vor,  nach  Rom  zu  gehen 
und  ging  beim  ersten  Anlasse  zu  Schiffe,  mit  einem  Briefe  von 
Doctor  Tülle kens  an  dessen  Neffen  Neny,  der  Kaufmann  in 
Bordeaux  war,  dorthin,  um  dann  über  P" rankreich  seine  Reise 
nach  Italien  fortzusetzen. 

93.  Dort  machte  er  aber  die  Bekanntschaft  eines  Mathematikers 

und  Fontainenbauers  von  Lüttich,  Namens  Godyn,  der  später 
im  Dienste  des  Königs  von  Polen  starb.  Dessen  Tochter 
gefiel  ihm,  und  er  heiratete  sie  am  25.  November  löSg, 
wodurch  seine  vorgehabte  Reise  nach  Rom  gestört  wurde.  Er 
Hess  sich  daselbst  nieder  in  der  Absicht,  dort  wohnen  zu 
bleiben.  Da  er  aber  sah,  dass  die  Angehörigen  der  reformirten 
Kirche  immer  mehr  bedrückt  wurden  und  er  eine  allgemeine 
Verfolgung  fürchtete,  welche  später  auch  eintrat,  nahnn  er  sich 
vor,  da  er  bereits  einen  Sohn  hatte  und  noch  mehr  Kinder 
erwartete,  diesem  Glaubenszwange  zu  entfliehen. 

Deshalb  ging  er  nach  Holland  und  liess  sich  im  Haag 
nieder,  wo  er  verschiedene  bedeutende  Bilder  malte.  Da  er 
aber  sah,  dass  sich  die  Bedürfnisse  seines  Haushaltes  immer 
vermehrten  und  die  Porträtmalerei  das  einfachste  Mittel  war, 
Geld  zu  verdienen,  sie  auch  mehr  Vortheile  brachte,  wandte 
er  sich  derselben  zu  und  hatte  Glück  damit.  Denn  er  malte 
die  vornehmsten  Leute  im  Haag  und  anderwärts  und  auch 
alle  Potentaten  die  nach  Haag  kamen,  was  seine  Börse  füllte 
und  seinen  Namen  so  bekannt  machte,  dass  Karl  II.,  König 
von  England,  dem  seine  Arbeiten  gefielen,  durch  den  Gesandten 
Temple  ihn  zu  wiederholten  Malen  ersuchen  liess,  an  seinen 
Hof  zu  kommen.  Dies  lehnte  er  aber  höflich  ab,  sowol  weil  er 
die  Ruhe  liebte,  wenig  Gefallen  am  Hofleben  hatte,  als  auch 
weil  er  die  Gefahren  der  See  fürchtete,  da  er  von  seinem 
zwanzigsten  Jahre  von  Nierenleiden   geplagt  war   und  überdies 

96.  noch  in  seinen  letzten  Jahren  heftig  an  Podagra  oder  Gicht  litt. 
Trotzdem  hat  er  noch  verschiedene  Porträts  im  Bette  sitzend 
gemalt,  bis  er  am   i5.  Januar  1684  starb. 

Er  hinterliess  einen  berühmten  Namen,  eine  Witwe  mit 
9  Kindern,  von  welchen  ihm  zwei  in  der  Kunst  folgten,  Theo- 


DRITTER  THEIL.  3  87 

dorus  und  Konstantyn,  deren  wir  unter  ihren  Geburtsjahren 
gedenken  wollen.  Was  den  Werth  seiner  Arbeiten  betrifft,  so 
braucht  wenig  darüber  gesagt  zu  werden,  da  dieselben  jetzt 
eifrigst  gesucht,  und  bei  den  werthvoUsten  niederländischen 
Gemälden  in  den  Galerien  bewahrt  werden.  — 

Abraham  Genoels,  genannt  Archimedes,  ist  zu  Ant- 
werpen im  Jahre  1640  geboren  und  wählte  die  Porträt-  und 
Landschaftsmalerei  zu  seiner  Aufgabe. 

Sein  erster  Lehrer  im  Zeichnen  war  Jacques  Backereel 
aus  dem  Geschlechte  der  Backereel en,  deren  wir  bei  Beginn 
dieses  Jahrhunderts  gedacht  haben.  Bei  diesem  blieb  er  von 
seinem  11.  bis  zu  seinem  i5.  Jahre  und  übte  sich  täglich  mit 
Eifer.  Da  er  aber  fühlte,  dass  es  einem  Maler  noth wendig  sei, 
Perspectiv-Lehre  zu  kennen,  Hess  er  sich  von  Nicolas  Firelans 
aus  Herzogenbusch  unterweisen. 

Die    Wanderlust   und    das    Verlangen    fremde  Länder   zu  97. 
sehen ,  wurden  aber  täglich  lebhafter  und  mit  Beginn  des  Jahres 
1659  trat  er  in  Begleitung  von  Georg  Remees,  den  ihm  sein 
Vater  zur  Aufsicht  mitgab,  die  Reise  an. 

In  Amsterdam  angelangt,  versuchte  er  es,  da  keine  Ge- 
legenheit war,  durch  Brabant  zu  gehen,  weil  der  König  von 
Spanien  mit  Frankreich  Krieg  führte  und  die  feindlichen  Heer- 
lager sich  allerorten  im  flachen  Lande  ausbreiteten,  zu  Schiff 
nach  Frankreich  zu  kommen;  dies  war  aber  nicht  sofort  möglich, 
und  in  Folge  dessen  fand  er  Zeit  genug,  die  holländischen  Städte 
und  Kunstsammlungen  zu  besehen,  bis  einige  Waarenschiffe, 
in  Begleitung  von  Kriegsschiffen  in  [Rotterdam  unter  Segel 
gingen,  mit  welchen  er  nach  Dieppe  fuhr.  Von  dort  ging  er 
nach  Paris,  wo  er  bei  seinem  Neffen  Laurens  Franck  aus 
Antwerpen,  einem  guten  Miniatur-Maler,  willkommen  war.  Bei 
diesem  fand  er  Franciscus  Millet  aus  Antwerpen,  einen 
Jüngling  von  17  Jahren,  doch  von  scharfem  Verstände  und 
grossem  Talente,  wie  aus  dem  Wenigen,  was  er  damals  gemalt 
hatte,  deutlich  hervorging,  so  dass  Genoels,  da  er  seinen 
Eifer  und  seine  Fähigkeiten  wahrnahm,  ihm  die  Anfangsgründe 
der  Perspective  lehrte.  Genoels  blieb  daselbst  einige  Zeit  mit 
Millet,  der  in  Kürze  merkwürdige  Fortschritte  in  der  Kunst 
machte  und  die  Tochter  des  L.  Franck,  seine  Nichte,  heiratete. 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  aa 


3  38  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Was  er  überdies  von  ihm  erzählt,  wollen  wir  in  seiner  Lebens- 
beschreibung berichten. 

Es  währte  nicht  lange,  so  fand Geno eis  Gelegenheit,  einige 
grosse  Bilder  als  Patronen  für  den  Tapezierer  Gi.  de  la  Noire 
98.  zu  malen.  Es  waren  dies  acht  Landschaften  mit  lebensgrossen 
Kindern  für  den  Marquis  Louvois,  der  damals  eben  geheiratet 
hatte  und  seine  Gemächer  decoriren  liess.  Diese  Arbeit  hatte 
Gilbert  S^ve,  einer  der  zwölf  Professoren  der  königlichen 
Akademie  der  Malerei  und  Bildhauerei,  übernommen,  und  er 
war  ihm  dabei  behilflich. 

Inzwischen  ward  ihm  ein  Platz  im  Palaste  des  Gross- 
priors von  Malta  angewiesen,  um  dort  zwei  der  genannten 
grossen  Bilder  zu  malen,  bei  welcher  Gelegenheit  ihn  viele 
Kunstfreunde  besuchten,  in  Folge  dessen  die  Arbeit  langsam 
von  statten  ging,  umsomehr,  da  er  täglich  noch  in  die  Vorstadt 
St.  Germain,  in  das  Haus  des  genannten  Seve  ging,  bei  dem 
er  freien  Tisch  und  einen  guten  Gehalt  hatte,  um  Landschaften 
für  die  Prinzessin  von  Conde  zu  malen.  Von  da  an  begann 
sein  Karren  auf  gemächlichem  Wege  fürder  zu  rollen. 

Er  liess  im  Faubourg  St.  Germain  eine  Kammer  für  sich 
und  seinen  Diener,  einen  Edelmann,  dessen  Vater  in  der 
Schlacht  gefallen  war,  herrichten  und  fand  Gelegenheit,  dort  für 
den  englischen  Gesandten  einige  Bilder  zu  malen.  In  Folge 
dessen  wollten  ihn  die  Vorstände  der  Maler- Innung  der 
Vorstadt  zwingen,  den  Vorschriften  ihrer  Genossenschaft  zu 
genügen.  Darüber  berieth  er  sich  mit  dem  genannten  S^ve,  der 
ihm  den  Rath  gab,  sich  bei  der  königlichen  Akademie  zu 
melden  und  zu  le  Brun,  dem  Director  der  Akademie,  in  die 
Gobelins  zu  gehen  und  diesem  eine  seiner  Arbeiten  vorzulegen, 
was  er  auch  that.  Dieser  fragte  ihn  sofort,  ob  er  für  den  König 
arbeiten  wolle,  er  würde  nach  Verdienst  für  seine  Leistungen 
gg.  bezahlt  werden  und  überdies  ein  jährliches  Geschenk  empfangen. 
Dies  war  für  ihn  nicht  zu  verachten,  darum  sagte  er  auch  sofort 
zu.  Hierauf  ward  er  in  der  üblichen  Weise  von  der  königlichen 
Akademie  aufgenommen  und  arbeitete  in  den  Gobelins,  blieb 
aber  noch  im  Faubourg  wohnen,  da  er  dem  Herrn  Noiret, 
Professor  der  königlichen  Akademie,  versprochen  hatte,  zwei 
Gemälde    für   den  Herzog   von  Orleans   für   ein    von   König 


DRITTER  THEIL.  SSp 

Heinrich  IV.  gebautes,  zwei  Tagreisen  von  Paris  entferntes 
Schloss  zu  malen.  Inzwischen  ward  für  ihn  in  den  Gobelins 
ein  Atelier  eingerichtet  und  le  Brun  beauftragte  ihn,  die  Land- 
schaften an  den  berühmten  Bildern  zu  malen,  welche  die  Ge- 
schichte Alexander's  des  Grossen  vorstellen,  die  von  Gerard 
Au  dran  in    Kupfer  gestochen  wurden. 

Als  Audran  seine  geistreiche  Behandlung  der  Bäume  sab, 
machte  er  für  ihn  einige  Platten  zurecht  und  eiferte  ihn  an, 
dieselben  selbst  zu  ätzen.  Er  ätzte  auch  26  kleinere  und  grössere  . 
Landschaften,  deren  ich  nur  12  kenne,  die  keck  und  geistreich 
behandelt  sind.  (Diese  hat  er  aber  zu  Rom  geätzt.)  Zwei  der 
grÖssten.  jedoch  hat  Boudewyns  geätzt,  die  eine  mit  den 
Kürbissen,  nach  einem  Gemälde,  und  die  zweite  nach  einer  zu 
diesena  Zwecke  gemachten  Zeichnung.  Zu  dieser  Zeit  war  der 
Schlachtenmaler  Jan  van  Huchtenburg  in  Paris,  mit  dem  er 
verkehrte. 

Einige  Zeit  darauf  ward  er  auf  Befehl  des  Königs  ab- 
gesandt, eine  Zeichnung  von  dem  Schlosse  Mariemont  nächst 
Brüssel  für  eine  Tapete  zu  machen.  Auf  dieser  Reise  begleiteten 
ihn  Huchtenburg  und  Boudewyns  bis  Amiens.  Von  da  ging 
er  über  Ryssel,  Tournay,  Bergen  in  Henegau  nach  Mariemont, 
wo  er  das  Schloss  von  drei  Seiten  aufnahm  und  nach  elf  Tagen  100. 
nach  Antwerpen  kam.  Dies  war  im  Jahre  1669  oder  1670,  und 
nachdem  er  seine  Freunde  und  Kunstgenossen  besucht  hatte,  ging 
er  wieder  nach  Paris  und  malte  seine  Skizzen  für  Tapeten- 
Patronen.  Aber  es  währte  nicht  lange,  so  nahm  er,  getrieben 
von  dem  Verlangen  zu  reisen,  Abschied  von  dem  Könige,  und 
ging  wieder  nach  Antwerpen,  da  er  sich  zuvor  mit  dem 
Maler  Bar  toi  et  verabredet  hatte,  um  von  dort  nach  Lüttich  zu 
gehen;  doch  sie  verfehlten  einander,  daBartolet  bereits  einen 
Tag  vorher,  ehe  Genoels  ankam,  abgereist  war. 

Dadurch  ward  diese  Reise  nach  Rom  bis  zum  Herbst  des 
Jahres  1 674  verzögert.  Inzwischen  baute  er  ein  grosses  Gebäude, 
um  Tapeten  für  den  Grafen  von  Monterey,  der  damals  Gouver- 
neur der  spanischen  Niederlande  war,  daselbst  zu  malen,  wobei 
er,  damit  die  Sache  rasch  von  statten  gehe,  auch  Andere,  wie 
Furni  und  noch  drei  andere  Ornamentmaler,  beschäftigte.  Baptist 
Menoi6  übertrug  er  die  Blumen,  dem  alten  Boel  von  Antwerpen 

22* 


340         ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBüRGH. 

die  Vögel,  Nicasius  von  Antwerpen  die  anderen  Thiere,  und 
Böit6  die  Basreliefs. 

Er  malte  auch,  zu  seinem  Gedächtniss,  ein  Bild  für  die 
Galerie  zu  Antwerpen  und  verschiedene  Porträts  in  Oel-  und 
Wasserfarbe,  sowie  auch  einige  kleine  Landschaften. 

Als  sein  Vorhaben,  nach  Rom  zu  reisen,  bekannt  wurde, 
vereinigten  sich  mit  ihm  Marseiis  Libe rechts,  der  schon 
einmal  in  Rom  gewesen,  Pieter  Verbruggen,  der  berühmte 
Kupferstecher,  Fr.  Moens  aus  Middelburg  und  ein  Canonicus 
loi.von  Lier.  Dazu  gesellten  sich  noch  Clovet,  der  Kupferstecher 
aus  Antwerpen,  Abraham  van  den  Heuvel,  Kaufmann  aus 
Neapel,  und  Soldanio,  ein  Kaufmann  aus  Venedig. 

Die  Reise  begann  am  8.  September  1674  von  Antwerpen 
nach  Köln;  nach  einem  Aufenthalte  von  4  oder  5  Tagen  daselbst 
zu  Schiff  nach  Mainz,  von  da  mit  dem  MarktschifTe  nach  Frank- 
furt, nach  einem  dreitägigen  Aufenthalte  mit  dem  Wagen  nach 
Augsburg,  und  von  hier  zu  Ross  durch  Tirol,  Innsbruck, 
Trient,  Treviso  und  Mestre,  von  da  zu  Schiff  nach  Venedig 
und  über  Ferrara  nach  Bologna;  nach  viertägigem  Aufenthalt 
daselbst  zu  Pferd  nach  Loretto,  und  weiter  über  die  kleinen 
Städte  nach  Rom,  wo  sie  am  4.  November  ankamen. 

Dies  hat  er  mir  selbst  brieflich  mitgetheilt,  sowie,  dass 
er  am  3.  Januar  1674  in  die  Bentbruderschaft  eintrat  und  den 
Namen  Archimedes  erhielt,  mit  Pieter  Verbrugge,  der 
Ballon,  und  Fr.  Moens,  der  de  Vlucht  getauft  wurde.  Die 
Zeugen,  welche  die  Bentbriefe  unterfertigten,  waren: 

Alberto  Clovet,  genannt  Zantsak,  Kupferstecher  aus  Antwerpen. 
Gillis  de  Mont,    genannt  Brybergh,  Maler  aus  Antwerpen. 
Gillis  van  der  Meeren,    genannt  Voorwint,  Maler  aus  Antwerpen. 
Abraham  Breugel,  genannt  Ryngraaf,  Maler  aus  Antwerpen. 
N>  van  Haringhe,  genannt  Mitridaat,  Apotheker  aus  Flandern. 
Monnaville,  genannt  de  Jeught,  Maler  aus  Brüssel. 
102.      Marcello  Liberechts,  genannt  Papagay,  Maler  aus  Antwerpen. 
J^n  Bapt.  Breugel,  genannt  Meleager,  Maler  aus  Antwerpen. 
Adrlaen  Honich,  genannt  Lossenbruy,  holländischer  Maler. 
.?....  genannt  Mengelaar. 

m 

David   de  Koning,    genannt  Rammelaar,    Maler   aus  Antwerpen. 
Michiel  van  Barspalm,  genannt  de  Standvastigheid,   Figurenmaler 

aus  Flandern. 
DonauviUe,  genannt  Winkelhaak,  Antwerpner. 


DRITTER  THEIL.  34 1 

Nicolas  le  Grand,  genannt  Vermaak,  Antwerpner. 

Bartolomeus  Martens,  genannt  Bocaal,  Goldschmied,  Antwerpner. 

Nicolas  Piemont,  genannt  Opgang,  Maler,  Holländer. 

Bartolomeus  de  Riemer,  genannt  Toetsteen,  Goldschmied,  Antwerpner. 

Philippo  van  der  Does,  genannt  Orpheus,  Maler  aus  Antwerpen. 

Robbert  du  Val,  genannt  Fortuin,  Maler  aus  Gravenhaag. 

Glacomo  de  Dekker,  genannt  Gulden  Regen,  Maler. 

Franpols  de  Meyer,  genannt  Uitstel,  Maler,  Holländer. 

F.  Ziereneels,  genannt  Lelie,  Maler,  aus  der  Meyery  von  Herzogenbusch. 

Kornells  de  Bruin,  genannt  Adonis. 

F.  Matheus,  genannt  Vrome,  Maler  aus  Antwerpen. 

Die  Uebrigen  waren: 

Daniel  Syter,  genannt  Avondstar,  Maler  aus  Wien.  io3. 

Hans  Martyn,  genannt  Moet,  Hochdeutscher. 

Peeter  Hofmans,  genannt  Janitzer,  aus  Antwerpen. 

Schoonjans,  genannt  Parrhasius,  aus  Antwerpen. 

Karel  de  Vogel,  genannt  Distelbloem,   aus  Mastricht. 

Jacomo  van  Staverden,  genannt  d*Yver,  aus  Amersfoort. 

Gommarus  Wouters,  genannt  Ridder,  aus  Antwerpen. 

Gasper  van  "Wittel,  genannt  Toorts,  von  Amersfort. 

Theodoor  Visser,  genannt  Slempop. 

Jacomo  de  Heus,  genannt  Afdruk,  aus  Utrecht. 

Bernard  Baillen,  genannt  Hemel,  Kupferstecher  aus  Antwerpen. 

.  .  de  Bakker,  genannt  Virgilius,  Dichter  aus  Brüssel. 

Jacomo  Blondel,  genannt  Weyman,  Kupferstecher  aus  Antwerpen. 

Diese  acht  Letztgenannten  porträtirte  er  noch  besonders 
und  hing  die  Bilder  rings  in  seinem  Zimmer  auf.  Er  überüess 
sie  Gasp.  van  Wittel,  der  nebst  Th  eodor  Helmbreker  sein 
bester  Freund  war. — 

Aus    dieser   Anzahl    von    Bentvögeln,    welche    an    seinem 
Taufmahl   Theil   nahmen,    kann   man    schliessen,    dass    er  eine 
volle    Geldbörse   gehabt   haben   muss,    als   er    sich    in    Rom '  in  104. 
die  Bent  aufnehmen  liess. 

Das  Bedeutendste,  was  er  in  Rom  malte,  waren  zwei 
grössere  und  ein  kleineres  Bild  für  den  Cardinal  Jacomo 
Rospigliosi,  sowie  dessen  Porträt  und  zwei  grosse  Gemälde 
für  den  spanischen  Gesandten  Marchese  del  Corpio. 

Jedes  Jahr  im  Herbst  nahm  er  für  zwei  oder  drei  Monate 
ausserhalb  Roms  in  den  Dörfern  und  Gebirgen  seinen  Auf- 
enthalt, um  schöne  Ansichten  und  Landschaften  nach  der  Natur 
zu  zeichnen  oder  zu  malen,  welche  Studien  und  Zeichnungen 
er    nebst    aufgerollten    Gemälden,    verschiedenen   Modellen   und 


342  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Marmor -Abgüssen  in  Kisten  packte  und  zu  Schiff  voraus  nach 
Frankreich  sandte. 

Am  25.  April  (682  verliess  er  Rom  mit  dem  Bildhauer 
Laviron  aus  Antwerpen  und  zwei  französischen  Bildhauern, 
Gar  alier  und  Monier,  ging  über  Florenz,  Siena,  Pisa,  Livorno, 
Genua,  Nizza,  Villa  Franca,  la  Giotat,  immer  zu  Land  auf 
Mauleseln,  von  da  nach  Marseille,  Avignon,  auf  der  Rhone 
nach  Lyon,  und  zu  Pferde  über  Tarare,  Roanne,  die  Loire 
hinab  nach  Orleans  und  nach  Paris,  wo  er  einige  Zeit  über 
sich  aufhalten  musste,  um  das  königliche  SchifT  abzuwarten, 
io5.  mit  dem  er  seine  Kisten  mit  Kunstsachen  eingeschifft  hatte; 
er  benützte  dies,  um  seine  alten  Freunde  zu  besuchen. 

Nachdem  das  Schiff  angekommen  und  seine  Kisten  aus- 
gepackt waren,  verehrte  er  eines  seiner  Bilder  Karl  le  Brun 
und  ein  grösseres  Herrn  Golbert,  worauf  er  mit  dem  Wagen 
nach  Ryssel,  von  da  nach  Tournay  und  Gent  fuhr  und  am 
8.  December  1682  nach  Antwerpen  kam,  wo  er  noch  heute  lebt. 

Seine-Liebe  zur  Kunst  und  sein  Interesse  für  deren  Pflege 
ist  so  gross,  dass  er  in  seinen  alten  Tagen  verschiedene  junge 
Maler  und  Bildhauer  in  den  Anfangsgründen  der  Mathematik, 
Perspectivlehre ,    Geometrie  und  Architektur  unterrichtet. — 

Einem  seltenen  Beispiele  begegnen  wir  in  drei  Schwestern, 
die,  von  derselben  Neigung  beherrscht,  sich  der  Blumenmalerei 
widmeten. 

Maria  Theresia  van  Thielen,  geboren  zu  Mecheln  am 
7.  Mai  1640; 

Anna  Maria  van  Thielen,  geboren  im  Jahre   1641; 

und  Fran^oise  Katharina  van  Thielen,  geboren 
im  Jahre  1645. 

Sie  waren  Schülerinnen  ihres  Vaters  Jan  Philip  van 
Thielen,  Herrn  van  Kouwenberg,  der  ein  Schüler  von 
Segers  war. 

Sie  lebten  noch  im  Jahre  1662  und  arbeiteten  im  Wechsel- 
seitigen  Wetteifer,  doch  ist  mir  niemals  eine  ihrer  Arbeiten  in 
die  Hände  gekommen;  aber  Kornelis  de  Bie  sagt,  dass  sie 
jq5  werth  sind,  mit  Gold  bezahlt  zu  werden.  Er  gibt  auch  noch 
in  seinen  Versen  zu  erkennen,  dass  Anna  und  Katharina 
zuweilen  Figuren  malten.  — 


DRITTER  THEIL.  843 

Gerard  Laires,  eine  Blume ^  die  nicht  sobald  wieder  so 
herrlich   gesehen  wird,   ist  zu  Lüttich  im  Jahre   1640  geboren. 

Viele  glauben,  dass  er  ein  Schüler  des  berühmten  Bar- 
tolet*)  gewesen  sei,  was  wir  nicht  bezweifeln  wollen,  aber 
den  grössten  Theil  seines  Ruhmes  müssen  wir  seinem  Vater 
Reynier,  der  zugleich  mit  Bart  ölet  ein  guter  Maler  im 
Dienste  des  Fürstbischofs  von  Lüttich  war,  zuweisen. 

Seine    Werke    wurden    nicht   minder    geschätzt,    als    die 
Bartolet's,  umsomehr,  da  er  ihm  seiner  Manier  nach    ähnlich 
war;    ich  habe  selbst  Bilder  von  ihm    gesehen,    die    man  leicht 
für  Werke  Bartolet's  halten  konnte.     Allein  seine  Behandlung  107. 
war  etwas  roher  und  nicht  so  verschmolzen. 

In  Folge  dieses  Umstandes  hatte  Laires  auch  Zugang  zu 
diesem  grossen  Meister,  der,  von  Jugend  auf  in  verschiedenen 
Sprachen  unterrichtet,  grosse  Neigung  zur  Alterthumskunde 
hatte,  und  nach  Rom  ging^  um  das,,  was  er  in  Büchern  oder 
Kupferstichen  gesehen  hatte,  an  den  kaiserlichen  Säulengängen 
und  Triumphbogen  näher  zu  betrachten  und  selbst  abzuzeichnen. 
So  war  er  nach  einigen  Jahren  Aufenthaltes  daselbst  und  fort- 
währender Uebung  nach  den  besten  Vorbildern,  an  welchen 
Rom  so  reich  ist,  ein  grosser  Künstler.  Dies  ist  an  seinen  Bildern 
zu  sehen,  die  grossartig  in  Erfindung,  flott  und  breit  gemalt 
und  kunstvoll  in  der  Zeichnung  sind. 

Dadurch  empfing  Laires  eine  Vorstellung  von  dem,  was 
man  Antike  nennt  und  der  italienischen  Kunst  Bedeutung  ver- 
leiht. Ueberdies  lernte  er  die  Kupferstiche  Pieter  Testa's, 
noch  ehe  sie  Andere  in  den  Niederlanden  gesehen  hatten,  kennen 
und  bediente  sich  derselben  insbesondere  in  seinen  Zeichnungen, 
was  an  seinen  ersten  Arbeiten  auch  deutlich  wahrzunehmen 
ist.  Ich  bemerke  dies  nicht  zur  Verkleinerung  des  Mannes, 
sondern  zu  seinem  Ruhme  und  zum  Beweise  seines  gesunden 
Urtheils,  vermöge  dessen  er  es  verstand,  die  beste  Manier  aus- 
zuwählen und  sie  zu  seinem  Vorbilde  zu  nehmen.  — 

*)  Einige  schliessen  aus  seinem  Beinamen  Flaman,  dass  Bartolet 
ein  Brabanter  oder  Niederlander  gewesen  sei.  Ich  selbst  besitze  noch  heute 
den  Probedruck  einer  von  Laires  gefltzten  Platte^  einige  Amazonen  zu 
Pferde  darstellend,  welchen  ein  todter  Löwe  gezeigt  wird,  aufweichen  dieser 
eigenbändig  geschrieben  hat:  Bartolet  Flaman  Inventor,  zum  Beweise,  dass 
dies  nr.ch  einem  Gemälde  oder  einer  Zeichnung  Bartolet's  gemacht  ist. 


344  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

109.  Gerard    Laires    entschloss    sich,    seine   Geburtsstadt    zu 

verlassen  und  sein  Glück  anderen  Orts  zu  suchen.  Er  liess  sich 
in  Utrecht  nieder,  fand  aber  weder  sogleich  was  er  suchte,  noch 
konnte  er  mit  seinen  Arbeiten  durchdringen,  so  dass  er  oft 
aus  Not  einen  Ofenschirm  oder  einen  Aushängeschild  malen 
musste. 

Sein  Nachbar  rieth  ihm  endlich,  einige  Bilder  zu  malen  und 

sie    nach    Amsterdam    dem    Kunsthändler    Gerard  Uilenburg 

zu  schicken,    was    er  auch    that.    Jan  van  Pee  und  Grebber 

.  malten    damals    für   Uilenburg    und  verstanden  Beide   so  viel 

französisch,  dass  sie  der  Botin  antworten  konnten.     Sie  lobten 

HO.  die  beiden  Bilder  nach  Verdienst,  und  Uilenburg  kaufte  sie. — 

111.  Laires  kam  dann  selbst  nach  Amsterdam  —  und  nachdem  er 
durch  acht  Wochen  Verschiedenes  für  Uilenburg  gemalt  hatte 
und  dieser  die  Arbeiten  den  Liebhabern  zeigte  und  lobte,  ward 
Laires  sofort  von  Anderen  aufgesucht,  die  ihm  grösseren  Lohn 
für  seine  Arbeiten  anboten. 

Es  ist  unmöglich,  alle  die  Staffelei-  und  Cabinetsstücke, 
Plafonds,  Säle  etc.  aufzuzählen,  die  er  gemalt  hat;  noch 
weniger  die  grosse  Anzahl  Zeichnungen,  mit  rother  Kreide 
und  dem  Pinsel  kunstvoll  und  gefällig  behandelt,  von  welchen 
sich  die  besten  und  meisten  in  dem  Cabinete  des  Herrn 
Jeronimus  Tonneman  befinden  und  sehr  geschätzt  werden; 
überdies  die  grosse  Anzahl  der  von  ihm  geätzten  Radirungen, 
welche  von  N.  Visscher  in  ein  Werk  vereinigt,  als  Muster 
und  Vorlagen  für  Kunstjünger  verkauft  werden,  die  ebenso 
gefällig  und  geschickt,  wie  seine  Zeichnungen  behandelt  sind. 
Aber  dies  Alles  ist  nicht  allein  staunenswerth ,  sondern  die 
Nachkommen  würden  niemals  glauben,  dass  dies  in  eines 
Menschen  Leben  gemacht  werden  konnte,  wenn  nicht  dabei 
gesagt  würde,  dass  er  ungewöhnlich  flink  war. — 

112.  Dies  im  Allgemeinen  bemerkt,  wollen  wir  noch  einige 
Besonderheiten  anführen  und  aus  der  grossen  Anzahl  seiner 
Bilder  einige  wenige  erwähnen,  die  nicht  allein  den  Kunst- 
freunden gefielen,  sondern  auch  die  Feder  der  Dichter  zu  Lob- 
preisungen anregten.  So  hat  Ludolf  Smits  seine  Polixena, 
die  am  Grabe  des  Achilles  getödtet  wird,  —   und  den  Tod  der 

ii3.  Dido  besungen. 


1 


DRITTER  THEIL.  345 

Ein  anderes  nicht  sehr  grosses,  welches  aber  fQr  das  beste  iH- 
und  fleissigst  ausgeführte  seiner  Bilder  gehalten  wird,    befindet 
sich  im  Besitze  des  Herrn  Huntum  zu  Amsterdam    und  stellt 
den  gestraften  Tempelschänder  Heliodoor  vor;  auf  dieses  schrieb 
G.  Verhoek  ein  Gedicht. — 

Er  brachte  stets  das  Vornehmste  und  Hauptsächlichste  inii6. 
seinen  Werken  zunächst  zum  Ausdrucke,  während  andere  tüch- 
tige Künstler  sich  nicht  selten  an  Kleinigkeiten  vergaffen  und 
mehr  Zeit  darauf  verwenden,  als  sie  verdienen.  Deshalb  muss 
ich  auch  zu  seinem  Ruhme  sagen,  dass  die  Wahl  seiner  Vor- 
würfe lobenswerth  ist,  in  Anbetracht  er  nur  selten  etwas  durch  1 17- 
den  Pinsel  darstellte,  was  nicht  Fleiss  und  Kunst  verdiente.  Es 
ist  allerdings  nicht  Alles  gleich  schön  in  Erfindung  und  Aus- 
führung, aber  man  muss  wissen,  dass  die  Ideen  der  Künstler  nicht 
immer  gleich  glücklich  sind,  noch  die  Lust  stets  gleich  gross  ist. — 
Noch  muss  ich  bemerken,  dass  er  in  allen  Theilen  der  Kunst 
bemüht  war,  die  Natur  nachzuahmen.  Die  männlichen  Figuren 
kleidete  er  in  breitgefaltete  Gewänder;  lichte  seidene  Stoffe  und 
mannigfaltiger  glänzender  Schimmer,  dünne  Schleier  und  feine 
Linnen,  geistreich,  geschickt  und  natürlich  gefaltet,  sind  stets 
der  Schmuck  und  die  Kleidung  seiner  weiblichen  Gestalten. 
Ebenso  verstand  er  Silber,  Gold  und  mancherlei  Metalle  ge- 
schickt mit  ihrem  Schimmer  und  starken  Lichtreflexen  nach- 
zuahmen. Nicht  minderen  Schmuck  wusste  er  seinen  Bildern 
durch  die  Darstellung  mannigfaltiger  Marmorsäulen,  Vasen, 
Portale  etc.  zu  verleihen.  Insbesondere  ausgezeichnet  war  er  im 
Malen  weisser  Marmor -Basreliefs  und  Ausmalen  von  Nischen,  118. 
die  in  Vorhallen  auf  der  Kaiser-  und  Herrengracht  in  Amster- 
dam prunken,  die  er  so  natürlich  zu  malen  verstand,  dass  man 
sie  für  wirkliche  Marmorarbeiten  ansehen  kann.  — 

Es  wäre  zu  wünschen  gewesen,  dass  er  sich  die  Spar-  127. 
samkeit  zum  Vorbilde  genommen  hätte,  welche  ihm  ein  Halt 
gewesen  wäre,  da  er  im  Jahre  1690  blind  wurde  und  es  bis  128. 
zu  seinem  Tode  blieb.  Oft  hat  er  gesagt,  dass  er,  während  er 
blind  war,  mehr  sah,  als  da  er  das  Augenlicht  besass;  denn 
nun  sah  er  —  allerdings  zu  spät  —  woran  er  früher  nicht 
einmal  gedacht  hatte,  nämlich  dass  er  hätte  sparen  sollen.  — 
Aber  ich    glaube,    dass  er  sein  Unglück  bei  seinem  geduldigen 


346  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Wesen  nicht  so  empfand,  als  es  wol  Andere  geschmerzt  hätte; 
denn  Diejenigen,  welche  mit  ihm  verkehrten,  bezeugen,  dass  er 
sich  in  seinem  Unglück  getrost  betrug  und  sich  mit  einem  Liede 
auf  der  Flöte  oder  auf  der  Violine  ergötzte,  die  er  ausnehmend 
gut  spielte.  — 

129.  Die  Lust  und  Liebe  zur  Kunst  bewahrte  er,  obwol  er  blind 

war,  bis  zu  seinem  Lebensende;  und  mehrere  Kunstfreunde, 
Maler  und  Kupferstecher,  versammelten  sich  wöchentlich  in 
seinem  Hause,  um  seine  Lehren  oder  Auseinandersetzungen 
über  das  eine  oder  andere  Gebiet  der  Kunst  zu  hören,  welche 
Vorträge  er,  nachdem  er  sich  einen  Plan  gebildet  hatte,  so  gut 
er  konnte,  niederschrieb. 

Der  Leser  wird  fragen,  wie  dies  möglich  war,  da  er 
doch  blind  gewesen  ist.  Aber  er  machte  dies  folgendermassen. 
Er  hatte  zwei  grundirte  Tafeln,  auf  weiche  er  tastend,  mit 
einem  Stück  weisser  Kreide  schrieb.  Wenn  die  eine  voll- 
geschrieben war,  setzte  er  dies  auf  der  anderen  fort,  während 
inzwischen  die  erste  von  einem  seiner  Söhne  auf  Papier  ab- 
geschrieben und  sofort  ausgelöscht  wurde,  damit  sie  rein  wäre, 
wenn  das  zweite  Brett  wieder  mit  Kreide  vollgeschrieben  sein 
würde.  Endlich  wurden  diese  Schriften  gesammelt,  von  der 
Kunstgenossenschaft  in  zwei  Bücher  vereint  und  mit  Kupfer- 
platten versehen,  welche  die  Originale,  auf  welche  er  in  seinen 
Auseinandersetzungen  sich  bezog,  darstellten.  Das  erste  diente 
zur  Einleitung  des  zweiten  Theiles  und  handelte  vom  Zeichnen, 
das  zweite  vom  Malen  nebst  all*   dem,    was  dazu  gehört. 

Er  starb  in  Amsterdam  im  Jahre  171 1  und  wurde  von  der 
Künstlergenossenschaft  auf  dem  Leit'schen  Friedhof  am  28.  Juli 
zur  Erde  bestattet. 

Der  Kunstfreund  Arno ut  van  Haien,  der  seine  Arbeiten 
hochschätzte,  schrieb,  nachdem  lange  keiner  der  Amsterdam- 
schen    Dichter    das  Ableben    des    Mannes    mit    einem  Leichen- 

i3o.  gedichte  zu  feiern  Anstalt  machte,  einen  langathmigen  Trauer- 
gesang zu  ewigem  Gedächtnisse  seines  Ablebens.  —  Darauf 
erwiderte  endlich  W.   van  der  Hoeven.   —  Dieser  Hess  auch 

i3i.das  Porträt  Laires',  welches  dieser  selbst  in  Kupfer  gestochen 
hatte,  dem  Leichengedichte  und  seiner  Grabschrift  beidrucken, 
damit    die    Erinnerung    an    sein    Hinscheiden    nicht    zugleich 


DRITTER  THEIL.  347 

mit  seinem  Körper  vergehe.  Der  mehrgenannte  van  Haien 
besitzt  auch  eines  seiner  besten  Werke:  die  Apotheose  des 
Eneas,  welches  P.  Rixtel  besungen  hat. — 

Endlich  müssen 'wir  noch  zu  seinem  Ruhme  sagen,    dass  1^2. 
er  die  Personification    nach  den  Regeln  der  Kunst  vollkommen 
wol  verstand,  in  Folge  dessen  seine  Bilder  beim  ersten  Beschauen 
andeuten,  was  sie  vorstellen  sollen.  — 

Gerard  Laires  hatte  drei  Brüder:  Ernst  oder  Ernest, 
der  älter  war,  und  zwei  jüngere,  Jacques  und  Jan,  der  noch 
gegenwärtig  lebt  und  arbeitet. 

Ernest,  der  auch  früh  in  der  Kunst  F'ortschritte  gemachti33. 
hatte,  fand  insbesondere  Anklang  durch  seine  Darstellungen 
verschiedener  Thiere,  deren  er  ein  ganzes  Buch  zusammen- 
stellte, welchem  er  sein,  in  Aquarell  sorgfältig  gemaltes  Porträt 
vorsetzte.  Daran  fand  der  Kanzler  des  Fürsten  von  Lüttich, 
als  es  ihm  in  die  Hände  gerieth,  solches  Behagen,  dass  er  ihn 
in  seine  Dienste  nahm  und  auf  seine  Kosten  nach  Italien 
schickte,  damit  er  sich  nach  guten  Mustern  weiter  bilde.  Nach 
seiner  Rückkehr  von  dort  starb  er  im  Dienste  des  genannten 
Fürsten  zu  Bonn,  ungefähr  40  Jahre  alt. 

Jacques,  der  älteste  nach  Gerard,  malte  Alles,  auch 
Figuren  en  grisaille  für  Nischen,  aber  zumeist  verstand  er  die 
Blumenmalerei.  Er  kam  auch  von  Lüttich  nach  Amsterdam,  wo 
er  die  Kunst  bis  an  sein  Ende  ausübte. 

Gerard  de  Laires  hinterliess  drei  Söhne.  Andries, 
der  älteste,  hatte  keine  Lust  zur  Kunst,  ging  nach  Frankreich 
zu  einem  Kaufmanne,  nach  Jessen  Tod  er  nach  Indien  ging. 
Die  zwei  Anderen,  Abraham  und  Jan,  üben  die  Kunst  aus, 
sowie  auch  ihr  Neffe,  der  älteste  Sohn  von  Jacques,  von  dem 
viel  Rühmens  gemacht  wird;  so  dass  der  Name  Laires  nicht 
leicht  Gefahr  läuft,  zu  erlöschen. — 

Barent  Appelman  ist  im  Haag,  im  Jahre  1640  geboren  161. 
und  war  ein  guter  Maler  von  Landschaften  und  römischen  An- 
sichten. In  dem  Lustschlosse  des  Prinzen  zu  Soesdyk  ist  von 
ihm  ein  grosser  Saal  mit  Landschaften  und  schönen  Figuren 
ausgemalt,  der  sehr  gerühmt  wird.  Desgleichen  wurde  er  für 
mehrere    andere     grössere    Arbeiten    seiner    Zeit    gut    bezahlt. 


348  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Später  hat  er  oft  für  Jan  de  Baan  die  Landschaften  zu  dessen 
Porträts  gemalt.  Aber  das  Glück  ist  kein  Erbtheil.  Es  ging 
ihm  wie  dem  genannten  de  Baan,  der  nachdem  er  lange 
mit  günstigem  Winde  gesegelt  hatte,  endlich  gegen  den  Strom 
schiffen  musste.  Appelman  starb  im  Jahre  1686,  46  Jahre  alt. 

Pieter  van  Slingelant,  Sohn  des  Kornelis  Pietersz  van 
Slingelant  und  der  Tryntje  van  Polane,  ist  in  Leiden  auf  der 
Oude-Vest  am  20.  October   1640  geboren. 

Er  folgte  seinem  Lehrer  Gerard  Dou  nicht  allein  in 
der  Wahl  der  Stoffe,  sondern  suchte  ihn  auch  an  Sorgfalt  zu 
erreichen.  Ich  habe  Bilder  von  ihm  gesehen,  die  an  Ausführ- 
lichkeit und  Schmelz  die  seines  Meisters  noch  übertreffen,  aber 
162.  sie  sind  in  Folge  dessen  etwas  steifer.  Doch  war  er  ein 
bedeutender  Meister. 

Von  seinen  vielen  guten  Arbeiten  wird  die  Darstellung 
eines  Mädchens,  welches  eine  Maus,  nach  welcher  eine  Katze 
hinaufspringt,  am  Schweife  hält,  wegen  der  wunderbaren 
Detailarbeit  und  des  natürlichen  Ausdruckes  gelobt.  Desgleichen 
auch  ein  Bild,  welches  einen  Matrosen  darstellt,  in  dessen  ge- 
wirkter Mütze  die  Fäden  und  die  Structur  des  Gewebes  sicht- 
bar sind.  Doch  darüber  ist  nicht  zu  staunen,  wenn  man  weiss, 
welchen  unermüdlichen  Fleiss  und  wie  viel  Zeit  er  darauf  ver- 
wendete; denn  er  hat  an  dem  bekannten  Bilde,  in  welchem 
die  Porträts  des  Herrn  Meerman  und  seiner  Frau  dargestellt 
sind,  drei  Jahre  ununterbrochen  gearbeitet.  Ja,  es  wurde  mir 
als  eine  Thatsache  erzählt,  dass  er  einen  Monat  oder  sechs 
Wochen  an  einer  Spitzenkrause  malte. 

Er  erwarb  durch  seine  zeitraubende  Beschäftigung  mehr 
Ruhm  als  Geld.  Er  war  sittsam  und  stillen  Wesens  und  starb 
am  7,  November  1691. 

Ary  de  Vois  ist  zu  Leiden  im  Jahre  1641  geboren.  Sein 
Vater,  Organist  zu  Leiden,  schickte  ihn,  da  er  sah,  dass  er 
Lust  zur  Malerei  hatte,  zuerst  zu  Kniffert  nach  Utrecht, 
später  zu  Abraham  van  den  Tempel.  Er  nahm  aber  eine 
eigene  Manier  an,  durch  welche  er  sich  Ruhm  erwarb  und  war 
sowol  wegen  seines  Talentes,  als  wegen  seines  angenehmen 
Benehmens  bei  Jedermann  beliebt,  in  Folge  dessen  er  Gelegen- 
heit fand,    eine  reiche  Frau  zu  heiraten,    worauf  er  den  Pinsel 


DRITTER  THEIL.        •  $49 

für  einige  Jahre  bei   Seite  legte.  Er  ging  damals  viel  spazieren,  i63. 
Vormittags    auf   den    Fischmarkt,    Nachmittags    in    Gesellschaft 
oder  zu  Pferd  über  Land. 

Doch  will  ich  nicht  vergessen,  dass  er  vor  seiner  Heirat 
seinem  Vater  ein  Bild  zur  Erinnerung  gab,  welches  eine,  die  Orgel 
spielende  Cäcilia  mit  dem  heiligen  Lucas,  der  das  Sinnbild  der 
Dankbarkeit,  den  Storch,  malt,  und  seinen  Ochsen  daneben, 
vorstellte. 

Als  sich  sein  Vermögen  in  Folge  dieser  Lebensweise 
minderte,  dachte  er  wieder  mehr  an  die  Kunst  und  ging,  um 
dem  Verkehre  auszuweichen,  nach  Warmont.  Aber  da  Hess  ihn 
die  Gelegenheit,  zu  fischen,  wieder  die  Arbeit  vergessen,  so 
dass  er,  als  er  dies  fühlte,  wieder  nach  Leiden  übersiedelte. 
Mir  wurde  erzählt,  dass  er  in  i3  Jahren  ein  Bild  malte,  welches 
Dido  und  Aeneas  auf  der  Jagd  vorstellte,  da  sie  von  der  Ferne 
den  Sturm  heraufziehen  sehen ,  in  Folge  dessen  das  Schiff  stran- 
det. In  der  Regel  malte  er  nackte  Figuren  in  einer  Landschaft, 
die  auch  dem  Auge  der  wählerischesten  Kunstfreunde  genügen 
konnten.  Gewiss,  die  Kunst  hat  Grund  es  zu  bedauern,  dass  er, 
einer  ihrer  besten  Schüler,  nicht  mit  grösserem  Eifer  den  Pinsel 
führte,  da  er  nachgerade  staunenswerthe  Fortschritte  gemacht  164. 
hatte.  Ich  habe  in  der  Sammlung  des  Herrn  Jacob  Hiskia 
M.achado  im  Haag  ein  kleines  Bild  von  ihm  gesehen,  welches 
einen  Soldaten  vorstellte  und  so  naturwahr,  kunstvoll  und  sorg- 
fältig gemalt  war,  dass  es  neben  den  Werken  der  besten 
niederländischen   Meister  jener  Zeit  hängen  kann. 

Jacob  Torenvliet  ist  zu  Leiden  im  Jahre  1641  geboren. 
Sein  Vater  hatte  mit  ihm  viel  vor  und  war  gewöhnt,  ihn  in 
seiner  Jugend  durch  Versprechungen  anzueifern.  Er  glaubte 
daran  und  dies  spornte  ihn  an;  doch  er  versäumte  nicht 
noch  mehr  Versprechungen  -^u  erzielen  und  fragte  oft:  Vater, 
wenn  ich  aber  einmal  Meister  sein  werde,  werde  ich  dann  auch 
ein  schönes  Kleid  haben?  werde  ich  dann  einen  Degen  tragen? 
werde  ich  eine  Feder  auf  meinem  Hute  haben?  u.  s.  w.  Worauf 
sein  Vater  gewöhnt  war,  stets  mit  schleppender  Stimme  zu 
antworten:  Ja,  Sohn.  Dies  ward  bei  Allen,  die  in  dem  Hause 
verkehrten,  so  sprüchwörtlich,  dass  ihm  Jedermann  auf  seine 
Fragen  antwortete:  Ja,  Sohn.  Nachdem  er  es  nun  so  weit  gebracht 


35o  ARNOLD  HOÜBRAKEWS  GROSSE  SCHOÜBÜRGH. 

hatte,  dass  er  sicher  zeichnen  und  ein  gutes  Porträt  malen 
konnte,  ging  er  von  Leiden  nach  Rom,  um  weitere  Studien  zu 
machen.  Mit  ihm  ging  als  Reise-  und  Kunstgenosse  Nikolas 
Rozendaal,  zu  Enkhuizen  im  Jahre  i636  geboren,  der  ein 
guter  Historienmaler  war.  Er  starb,  nachdem  er  aus  Italien 
nach  Holland  zurückgekehrt  und  viele  gute  Bilder  gemalt  hatte, 
im  Jahre  1686. 
i65.  Torenvliet  war,    als  er  nach  Rom    kam,    köstlich    aus- 

gestattet, mit  einem  Sammtrock  mit  silbernen  Knöpfen,  einer 
Feder  auf  dem  Hute  u.  s.  w.,  so  dass  er  sich  selbst  kaum  er- 
kannte ;  und  als  er  zum  erstenmale  zu  seinen  Freunden,  den 
Malern,  in  die  Herberge  kam  und  ein  Glas  Wein  über  seine 
Gewohnheit  getrunken  hatte,  fing  er  an,  ihrer  zu  spotten ,  weil 
sie  dürftig  und  unansehnlich  aussahen.  Später  machte  er  es 
noch  schlechter,  denn  in  der  Thüre  des  Wirthshauses  stehend, 
sah  er  einen  Haufen  dürftiger  Maler  wie  die  Bienen  um  den 
Zucker  herumschwirren  und  fragte  die  Nebenstehenden:  Sind 
dies  auch  Bentvögel?  Und  als  ihm  dies  bejaht  wurde,  sagte  er 
verächtlich,  den  Bart  drehend:  Ich  dachte,  dass  dies  Bettler 
wären,  weil  sie  so  gerupft  aussehen.  Dies  behielten  Jene  und 
als  er  sich  in  die  Beut  aufnehmen  liess,  schwiegen  sie  stille,  bis 
sein  Geld  verzehrt  war  und  bezahlten  ihm  dann  diesen  Spott.  — 

166.  Denn  unter  dem  Haufen  waren  Einige,  die  das  alte  Sprüchwort 
„Ja,  Sohn",  welches  ich  erzählt  habe,  noch  in  Erinnerung  hatten. 
Diese  bestimmten  die  Uebrigen,  ihn  auf  diesen  Namen  zu  taufen. 
Er  aber  merkte  es  nicht  und  glaubte,  dass  er  seinen  Bent- 
namen  nach  dem  Ritter  Jason,  dem  Eroberer  des  goldenen 
Vliesses,  erhalten  habe  und  war  damit  wol  zufrieden,  bis  man 
ihn  am  anderen  Tag  darüber  aufklärte;  da  war  es  aber  nicht 
mehr  ungeschehen  zu  'machen. 

.  Er  war  mehr  als  29  Jahre  alt,  als  er  nach  Rom  kam, 
wie  wir  sofort  nachweisen  werden,  und  hatte  schon  viele  Por- 
träts gemalt,  welche  ihm  einen  Namen  machten.  So  insbesondere 
Kornelis  Schrevelius  mit  Frau  und  Kindern  in  einem 
Bilde,  auf  welches  Joh.  Blasius  ein  langes  Gedicht  schrieb. — 
Das  war  im  Jahre   1661. 

167.  In  Rom  nahm  er  seine  Zeit  eifrig  wahr  und  zeichnete 
nach  den  Gemälden  von  RafaeU  Paolo  Veronese,  Tintoret  und 


DRITTER  THEIL.  3  5 1 

nach  anderen  berühmten  Kunstwerken,  die  in  Kirchen  und 
Palästen  sich  befinden,  wobei  ihn  sein  Reisegefährte  Rozen- 
daal,  der  gleich  ihm  ein  tüchtiger  Zeichner  war,  begleitete. 
Wir  sehen  gegenwärtig,  im  November  171 8,  die  Beweise 
davon,  da  seit  einigen  Tagen  in  Amsterdam  die  seit  Jahren 
angehäuften  Blätter  und  Bilder  Toren  vi  iet 's  noch  bei  seinen 
Lebzeiten  verkauft  werden. 

Wir  hatten  vergessen  zu  sagen,  dass  er  auch  mehrere 
Jahre  in  Venedig  gelebt  und  gearbeitet  hat.  Dort  heiratete  er 
auch  eine  reiche  Frau,  die  er  nach  Leiden  mitbrachte.  Wie 
ich  schon  von  Vielen  bemerkte,  dass  sie  mit  ihrer  Kunst  kein 
Glück  hatten,  so  muss  ich  dies  auch  von  ihm  sagen.  —  Er 
starb  im  Jahre   17 19. 

Sein  Zeit-,  Stadt-  und  Kunstgenosse  Izaak  Paling  hatte  168. 
den  berühmten  Abraham  van  den  Tempel  zum  Lehrer. 
Er  lebte  später  mehrere  Jahre  in  England  und  fand  dort  Ge- 
legenheit, seine  Kunst  auszuüben.  Er  .kehrte  von  dort  im  Jahre 
1682  zurück  und  liess  sich  im  Haag  nieder,  wo  er  eine  grosse 
Anzahl  der  angesehensten  Leute  porträtirte.  Er  ist  gegenwärtig 
noch  am  Leben  und  übt  die  Kunst  noch  im  Alter  zu  seinem 
Vergnügen.  — 

Johannes  van  Haansbergen  ist  am  2.  Januar   1642  zu  169. 
Utrecht   geboren   und    siedelte  im  Jahre   1669    nach  dem  Haag 
über,  wo  er  am   10.  Januar  1705  starb. 

Er  hatte  die  Kunst  bei  Kornelis  Poelenburg  gelernt 
und  brachte  es  durch  Talent  und  Fleiss  in  dieser  Manier  so 
weit,  dass  seine  Arbeiten  nicht  selten  für  die  seines  Meisters 
gehalten  wurden,  weil  er  die  Auswahl  und  Anordnung  der 
Figuren,  sowie  Hintergrund,  Fernsichten  und  die  Luft  eben 
so  originell,  hell  und  anmuthig  nachzuahmen  verstand.  Aber 
seine  Bilder  waren  nicht  so  rasch  verkauft  als  sie  gemalt  waren, 
in  Folge  dessen  die  Anzahl  seiner  Arbeiten  wuchs,  ohne  dass 
seine  Börse  gefüllt  wurde.  Deshalb  rieth  man  ihm,  sich  auf  die 
Porträtmalerei  zu  verlegen,  sowol  weil  diese  früher  und  mehr 
Vortheil  bringe,  als  auch  weil  seine  gefällige  Manier  ihm  zum 
Vortheil  gereichen  würde,  insbesondere  bei  dem  Porträtiren 
junger  Frauen,  die  schönes  Lilienweiss  und  frische  Rosenfarbe 
mit  Vorliebe   in  ihren  Porträts  vorwiegen  sehen. — 


352  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

170-  Dies  hat  auch  Haansbergen,    wie   ich  aus  vielen    seiner 

Bilder  ersehe,  wol  in  Acht  genommen  und  grossen  Ruhm 
dadurch  erworben,  dessen  goldenen  Flug  er  wahrzunehmen 
wusste,  ehe  es  zu  spät  war.  — 

Er  verlegte  sich  nunmehr  ganz  auf  die  Porträtmalerei,  die 
ihm  ebenso  wie  der  Kunsthandel  glückte,    auf  welchen  er    sich 

171. mit  Jode,  dem  Drost  vom  Haagschen  Hofe,  eingelassen  hatte, 
und  blieb  dabei  bis  an  sein  Lebensende. 

172.  Eglon  van  derNeer,  Rath  und  Cabinetsmaler  des  Kur- 

fürsten Johann  Wilhelm,  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  1643 
geboren.  Er  war  der  Sohn  von  Aernout  oder  Aart  van  der 
Neer,  der  in  seiner  Jugend  Majoor  bei  den  Herren  van  Arkel 
gewesen.  Inzwischen  übte  er  sich  in  der  Kunst,  und  verlegte 
sich  später,  als  er  nach  Amsterdam  übersiedelt  war,  ganz  darauf 
und  ward  insbesondere  durch  ausgezeichnete  Mondschein- Land- 
schaften berühmt. 

Eglon,  der  in  seiner  Jugend  bei  seinem  Vater  Anleitung 
fand,  hatte  Lust,  Figuren  zu  malen;  deshalb  ward  er  in  Amster- 
dam zu  dem  Maler  Jakob  van  Loo  gegeben,  der  insbesondere 
in  der  Darstellung  nackter  Figuren,  vorzüglich  Frauen,  ausgezeichnet 
war.  Der  Kunstfreund  Nicolas  van  Suchtelen,  Bürgermeister 
zu  Hoorn,  besass  ein  grosses  Bild  von  ihm,  das  Bad  der  Calisto 
vorstellend,  höchst  kunstvoll  in  Zeichnung  und  Farbe.  Auch 
sah  ich  eine  Lautenspielerin  von  ihm,  die  in  der  Manier  voll- 
kommen an  Jan  Lis  erinnerte;  beide  bezeichnet  1657. 

Als  van  der  Neer  selbstständig  geworden,  ging  er  nach 
Frankreich,   um  seine  Kunst  auszuüben,    und  ward    in    seinem 

173. zwanzigsten  Jahre  Maler  des  Grafen  von  Dona,  damaligen 
Gouverneurs  von  Oranien,  in  dessen  Dienst  er  3  oder  4  Jahre 
blieb,  nach  welcher  Zeit  er  wieder  nach  Holland  kam,  und  zu 
Rotterdam  Maria  Wagensveit  heiratete,  deren  Vater  Geheim- 
secretär  des  Gerichtshofes  von  Schieland  war,  welche  ihm  viel 
Geld  zubrachte.  Doch  verlor  er  einen  grossen  Theil  desselben 
mit  Processen.  —  Von  dieser  Frau  hatte  er  16  Kinder,  von 
welchen  nur  zwei  oder  drei  die  Kunst  ausübten. 

Als  er  nach  dem  Tode  seiner  Frau  in  Brabant  arbeitete, 
lernte  er  eine  Malerin,  die  Tochter  des  berühmten  Malers  du 
Chatel,  kennen  und  heiratete  sie.    Sie  leistete  Vorzügliches  in 


DRITTER  THEIL.  353 

kleinen  Miniaturporträts.     Nachdem    sie   ihm  9  Kinder  geboren 
hatte,  starb  sie  in  Brüssel. 

Nach  5  Jahren  heiratete  er  im  December  1697  zum  dritten 
Male  in  Düsseldorf  Adriana  Spilberg,  die  Tochter  des 
Johannes  Spilberg,  Hofmalers  des  Kurfürsten  Johann  Wil- 
helm von  der  Pfalz,  und  Witwe  des  Malers  Willem  Breek- 
velt,  nachdem  sie-  ii   Jahre  Witwe  gewesen. 

Er  lebte    nur    noch  6  Jahre    nach    seiner  Hochzeit,    denn 
er  starb  in  Düsseldorf  im  Jahre   1703  am  3.  Mai  und  ward  mit 
ansehnlichem   Trauergeleite  begraben.     Seine    Witwe    blieb    im 
Dienste  des  Hofes  bis  zum  Tode  des  Kurfürsten  und  übt  heute  174. 
noch  die  Kunst  aus. 

Was  seine  Werke  betrifft,  so  verdienen  sie  gepriesen  zu 
werden.  Er  war  ein  guter  Porträtmaler  sowol  in  lebensgrossen 
als  kleinen  Bildern.  Unter  seinen  Porträts  ward  insbesondere  das  der 
Prinzessin  von  Neuburg  gerühmt,  welches  er  über  Auftrag  des 
Königs  von  Spanien  malte,  und  welches  diesem  so  wolgefiel, 
dass  er  ihn  dafür  nicht  allein  reichlich  belohnte,  sondern  ihm 
auch  den  Titel  eines  Hofmalers  gab.  Aber  er  ist  niemals  in 
Spanien  gewesen,  sondern  hat  sich  am  Hofe  des  Kurfürsten 
von  der  Pfalz  aufgehalten,  wo  er  verschiedene  ausgezeichnete 
Cabinetsbilder  malte,  und,  was  insbesondere  zu  bewundern  ist, 
stets  in  derselben  fleissig  ausgeführten  Weise  wie  vorher,  bis 
in  sein  siebenzigstes  Jahr. 

Er  malte  zuweilen  auch  Gesellschaftsstücke  im  modernen 
Costüm,  in  der  Weise  Terburg's,  zuweilen  auch  andere  Sachen, 
da  er  zur  Abwechslung  Neigung  hatte. 

Als  er  in  Brabant  lebte,  verlegte  er  sich  auf  die  Darstellung 
von  Landschaften  und  Kräutern,  wozu  er  Gelegenheit  fand,  denn 
er  wohnte  in  Brüssel  in  der  Gellebroersstrasse,  und  hatte  hinter 
seinem  Hause  einen  grossen  wüsten  Garten,  der  sich  bis  an 
den  Wall  an  der  Steenport  erstreckte,  wo  er  verschiedene  fremde 
Kräuter  selbst  aufzog,  um  sie  als  Vorbild  zu  gebrauchen;  zu 
diesem  Zwecke  Hess  er  ein  kleines  Häuschen  machen,  welches 
er  nach  Belieben  versetzen  und  in  welchem  er  dicht  vor  seinen 
Modellen  sitzend  malen  konnte. 

Bei  dem  Kunstfreunde  David  Amori  in  Amsterdam  sah 
ich  ein  ziemlich  grosses  Bild  von  ihm,  welches  Ceres  darstellt, 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  23 


354         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

i75.die  mit  brennender  Fackel  in  den  Felsen  und  Höhlen  ihre  geraubte 
Tochter  Proserpina  sucht.  Dieses  Bild  ist  wunderbar  ausführ- 
lich gemalt,  insbesondere  die  Disteln,  Kräuter  und  ein  epheu- 
umwachsener  Baumstamm,  doch  wegen  dieser  fleissig  aus- 
geführten Technik  etwas  steif.  Der  Rotterdam'sche  Phönix  der 
Kunst,  Adriaen  van  der  Werf,  war  sein  Schüler. 

Er  war  in  der  Arbeit  besonders  eifrig  •  und  da  sein  Geist 
unaufhörlich  thätig  war,  suchte  er  stets  schöne  und  dauernde 
Farben,  auf  welche  er  insbesondere  seine  Aufmerksamkeit  gelenkt 
hatte;  aber  des  langen  Suchens  müde,  sagte  er  zu  seinem  eben 
erwähnten  Schüler:  Suche  nicht  nach  Farben,  es  sind  ihrer 
genug  da,  die  gut  sind,  lerne  nur  diese  wol  gebrauchen,  welche 
Lehre  dieser  zu  seinem  Glück  wol  beachtete. 

Godfrid  oder  Godefridus  Schalken  ist  zu  Dordrecht, 
wo  sein  Vater  Rector  der  lateinischen  Schule  war,  im  Jahre 
1643  geboren.  Seine  Neigung  zur  Kunst  veranlasste  ihn,  dem 
Studium  der  Sprachen,  obgleich  er  darin  schon  Fortschritte  ge- 
macht hatte,  Lebewol  zu  sagen.  Zuerst  begab  er  sich  zu  S.  van 
Hoogstraaten,  später  zu  Gerard  Dou,  deren  Manier  er 
selbständig  nachzuahmen  verstand,  wie  noch  an  einem  seiner 
176.  Bilder  in  dem  Cabinete  des  Herrn  Job.  van  Schuilenburg 
zu  sehen  ist,  welches  ein  gewisses  Spiel  vorstellt,  genannt: 
„Frau,  komm  in  den  Garten",  welches  die  jungen  Leute  in 
Dordrecht  zu  Jener  Zeit  zu  spielen  pflegten,  wenn  sie  des  Ver- 
gnügens halber  in  Gesellschaft  zusammenkamen.  Darin  hat  er 
sich  selbst  dargestellt,  entkleidet  bis  auf  Hemd  und  Hosen, 
im  Schosse  eines  Mädchens  sitzend.  Die  anderen  Figuren  sind 
ebenfalls  Porträts,  und  waren  zu  jener  Zeit  Jedermann  bekannt. 
Man  sagt,  dass  er  einen  Monat  an  dem  Teppich  gemalt 
habe;  später  verlegte  er  sich  auf  Porträts,  deren  noch  eine 
grosse  Anzahl  zu  Dordrecht  in  den  geachtetsten  Familien  zu 
finden  ist.  Besonders  anmuthig  unter  diesen  ist  das  Porträt 
der  Frau  Snoek,  die  als  Feldnimphe  im  Schatten  der  Bäume 
ruhend  dargestellt  ist,  welches  sich  noch  in  Dordrecht  bei 
ihrem  Sohne  Adriaen  Snoek  befindet. 

Dadurch  kam  er  allmälig  auf  eine  freundlichere  und  leichtere 
Manier,  die  ihm  nicht  weniger  Vortheil  brachte  als  die  frühere, 
da  insbesondere  die  Engländer  darauf  versessen  waren  und  ihn 


DRITTER  THEIL.  355 

ZU  Sich  beriefen;  dort  lebte  er  mehrere  Jahre  und  verdiente  viel 
Geld,  bis  er  sich  endlich  im  Haag  niederliess,  wo  er  auch  am 
i6.  November   1706  im  Alter  von  63  Jahren  starb. 

Er  war  einer  der  glücklichsten  niederländischen  Maler, 
da  seine  Arbeiten  vom  Anfang  an  bis  zum  Ende  seines  Lebens 
reichlich  bezahlt  wurden,  so  dass  er  die  Früchte  seines  Fleisses 
noch  bei  Lebzeiten  erntete,  was  nur  Wenigen  glückt. 

Besonders  berühmt  machten  ihn  seine  Lichtstücke,  die 
er  auch  so  naturwahr  und  kräftig  zu  malen  wusste,  dass  ich  177. 
nicht  glaube,  dass  ihm  irgend  Jemand  darin  gleichkommt.  Ich 
erinnere  mich,  von  ihm  ein  Bild  mit  5  oder  6  Figuren  gesehen 
zu  haben  (was  nur  selten  vorkommt),  Petrus  darstellend,  der 
von  der  Magd  des  Hohenpriesters  angesprochen  wird,  während 
er  bei  den  Soldaten  steht  und  sich  wärmt.  Die  Keckheit  der 
Magd,  die  ihm  mit  einer  Kerze  unter  die  Augen  leuchtet,  und 
die  Bestürzung  und  Verlegenheit  des  Petrus  waren  deutlich  in 
den  Gesichtszügen  wahrzunehmen.  Ueberdies  waren  die  Figuren 
sicher  gezeichnet  und  alles  war  in  den  richtigen  Massverhält- 
nissen gehalten,  welche  zu  beobachten  er  sonst  zuweilen  vergass. 

Oft  Hess  er  auch  seine  Figuren  vom  Kerzen-  oder  Sonnen- 
licht beleuchtet  sein  oder  ein  Gewand  von  der  Sonne  bestrahlen, 
damit  sich  das  Nackte  durch  diesen  helleren  Wiederschein 
um  so  angenehmer  darstelle;  und  dies  verstand  er  so  geschickt 
nachzuahmen,  dass  es  Jedermanns  Augen  schmeichelte. 

Wenn  ich  nach  dem  Beispiele  von  de  Piles  einen  Ver- 
gleich zwischen  den  Arbeiten  des  Einen  und  des  Anderen 
machen  würde,  könnte  ich  wol  Gründe  finden,  unseren 
Schalken,  mit  Rücksicht  auf  seinen  gefälligen  Pinsel,  seine 
kunstvolle  Mischung  der  Farben  in  seinem  Nackten,  seine  natur- 
getreue Nachahmung  von  Sammt  und  anderen  Stoffen  neben 
van  der  Wer  ff  zu  stellen;  doch  in  Betreff  der  Zeichnung 
müsste  ich  ihn  wol  auf  die  Strafbank  setzen.  — 

Gabriel  van  der  Leeuw,  genannt  de  Lione,  ist  zu  179. 
Dordrecht  am  11.  November  1643  geboren.  Sein  Vater 
Bastiaen  Govertz  van  der  Leeuw  war  ein  geschickter 
Maler  von  Ochsen,  Kühen,  Schafen  etc.  und  Schüler  des 
Jakob  Ger  ritz  Kuip.  Doch  vertauschte  er  später  den  Pinsel 
gegen   die  Bierversteuerung  zu  Dordrecht. 

23* 


356         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Gabriel,  frühzeitig  durch  das  Beispiel  seines  Vaters  zur 
Kunst  angeregt,  übertraf  diesen  in  wenigen  Jahren,  so  dass  er 
bald  berühmt  ward.  Da  er  das  Sprüchwort:  Keiner  ist  in 
seinem  Vaterlande  ein  Prophet,  kannte,  ging  er  nach  Amster- 
dam, wo  er  die  Schwester  des  Malers  David  van  der 
Plaats  heiratete.  Dies  störte  aber  seine  Reiselust  nicht,  noch 
trieb  es  ihn  an,  früher  zurückzukommen,  denn  er  hielt  sich 
14  Jahre,  und  zwar  vier  Jahre  zu  Lyon  und  Paris,  zwei  am 
Hofe  von  Savoyen,  ein  Jahr  in  Rom  und  sieben  Jahre  in  Neapel 
auf,  ehe  er  wiederkehrte  und  durch  zahlreiche  Proben  zu 
erkennen  gab,  dass  er  sich  an  Castiglione  und  Roos  heran- 
gebildet hatte  und  es  dem  Letzteren  auch  an  Schnelligkeit 
gleichthat.  Ich  habe  einen  Zug  Ochsen,  Schafe  und  Esel  von  ihm 
gesehen,  die  erstaunlich  geistreich  und  keck  gemalt  waren.  Da 
aber  unser  Geschmack  mehr  zu  der  mit  Fleiss  ausgeführten  Art 
hinneigt,  konnte  er  hier  nicht  so  viel  als  er  gewohnt  war,  für 
seine  Arbeiten  fordern,  weshalb  er  sich  entschloss,  noch  einmal 
nach  Rom  und  Neapel  zu  gehen.  Deshalb  begab  er  sich  von 
Amsterdam  nach  Dordrecht,  um  seine  alte  Mutter  noch  vor  seiner 
Abreise  zu  besuchen.  Aber  er  starb  plötzlich  am  3.  Juli  1688. 
Er  war  ein  wolgebiideter  Mann,  lebhaften  Geistes  und 
beredt,  wodurch  er  es  verstand,  sich  bei  Jedermann  angenehm 
zu  machen  und  sein  Glück  zu  bilden.  Dagegen  war  sein  Bruder 
181.  und  Kunstgenosse  Pieter  vanderLeeuw  still  und  von  schlich- 
tem Betragen;  dieser  hatte  kein  Verständniss,  sich  zu  benehmen 
oder  bei  Jedermann  beliebt  und  bekannt  zu  machen,  in  Folge 
dessen  er,  obwol  er  seine  Kunst  vollkommen  verstand,  nur  geringen 
Lohn  für  seine  Arbeit  heischte.  Er  hatte  einen  gefälligen  Pinsel 
und  seine  Ochsen,  Kühe,  Schafe,  Figuren  und  Landschaften 
glichen  ganz  jenen  des  Adriaen  van  den  Velde,  von  dem  er 
ein  Bild  besass,  welches,  damit  er  sich  an  dessen  Manier 
gewöhne,  jederzeit  neben  ihm  auf  der  Staffelei  stand.  Wie  ich 
glaube,  war  er  jünger  als  sein  Bruder.  Ich  weiss  auch  nicht, 
in  welchem  Jahre  er  starb.  Aber  er  kam  1669  in  die  Kunst- 
genossenschaft zu  Dordrecht  und  hat,  als  ich  mich  im  Jahre 
1678  in  die  Bruderschaft  einschreiben  Hess,  meinen  Namen  als 
Regent  eingetragen.  Er  hinterliess  einen  Sohn,  der  ein  geschickter 
Siegel-  und  Stempelschneider  war. 


DRITTER  THEIL.  SSy 

Abraham  van  Kalraat  ist  zu  Dordrecht  im  Jahre  1643 
am  7.  October  geboren  und  lernte  die  Anfangsgründe  der  Kunst 
bei  den  Brüdern  Aemilius  und  Samuel  Hup  oder  Huppe, 
zwei  berühmten  Bildhauern,  Von  ihnen  waren  die  Verzierungen 
und  Figuren  an  der  Groothoftspoort  zu  Dordrecht,  von  welchen 
noch  alle  jene,  welche  halbrund  sowol  auf  der  Vorder-  als 
auf  der  Rückseite  aus  der  festen  Mauer  des  Thores  gemeisselt 
waren,  noch  sichtbar  sind;  aber  die  zwei  Figuren,  Mars  und 
Pallas,  die  in  Nischen  an  entgegengesetzten  Seiten  mit  dem 
Gesichte  nach  der  Maas  hingekehrt  standen,  sind  von  dem 
Donner  der  Kanonen  des  nahegelegenen  Bollwerkes  geborsten  und 
endlich  heruntergefallen.  Ich  erinnere  mich,  dass  ich  den  Unter- 
leib des  Mars  noch  auf  seinem  Platze  stehen  sah,  als  ich  anfing 
zu  lernen  und  das  Zepter  der  Pallas  wird  noch  von  mir  bewahrt.  182. 

Später  verlegte  sich  Abraham  auf  die  Malerei  und  übte 
sich  im  Figuren-  und  Früchtemalen;  als  aber  sein  Vater,  der 
Holzbildhauer  war,  alt  wurde,  handhabte  er  selbst  den  Meissel. 
Er  lebt  noch  gegenwärtig  und  übt  sowol  Malerei  als  Bild- 
hauerei aus. 

In  oder  um  diese  Zeit  war  auch  ein  Steenwinkel  thätig, 
dessen  Taufname  mir  unbekannt  ist.  Er  malte  verschiedene 
Arten  vierfüssiger  Thiere,  insbesondere  Pferde  in  LebensgrÖsse. 
Er  kam  im  Jahre  1640  nach  Kopenhagen,  und  machte  sich  bei 
dem  Könige  von  Dänemark,  Christian  IV.,  sowie  auch  bei 
dem  ganzen  Hofstaate,  wozu  lediglich  ein  Zufall  Veranlassung 
gab,  besonders  beliebt  und  gerühmt.  Die  Ursache  war  ein  so 
natürlich  und  kunstvoll  gemaltes  Pferd,  dass  ein  lebendiges  davor 
wieherte  und  aufsprang.  — 

Damals  lebte  auch  ein  gewisser  Jan  van  Aken,  ebenfalls  1 83. 
ein  Pferdemaler,  aber  in  Kleinem.  Doch,  wo  er  geboren  war 
und  ob  er  von  jenem  Jan  van  Aken '  abstammte,  dessen 
Lebensbeschreibung  van  Mander  gegeben  hat,  weiss  ich  nicht, 
aber  er  war  ein  guter  Künstler.  Sechs  Blätter  mit  Pferden,  so 
gross  wie  die  kleineren  Blätter,  welche  P.  van  Laar  geätzt 
hat,  sind  von  ihm  selbt  radirt.  Aber  sie  sind  sehr  selten  und 
wer  sie  besitzt,  schätzt  sie  hoch. 

Der  geschickte  Thiermaler  P.  Molyn,  genannt  Tempeest, 
war    ein    Harlemer    und   Sohn    Pieter    Molyn s    des   Aelteren, 


358  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ungefähr  um  diese  Zeit  geboren  (1640),  denn  er  war  im  Jahre 
1697,  ^^^  Isaak  de  Moucheron  in  Rom  war,  gut  5o  Jahre 
alt.  Ob  von  seinen  Arbeiten  sich  irgend  etwas  hier  zu  Lande 
befindet,  weiss  ich  nicht,  da  er  sehr  früh  nach  Italien  und 
anderen  Ländern  fortging.  Sein  Pinsel  verstand  Alles  darzustellen, 
insbesondere  aber  war  er  vorzüglich  in  der  Darstellung  von  Jagden 
auf  Wildschweine  in  der  Art  des  Fr.  Snyders.  Die  beste  Zeit 
seines  Lebens  hat  er  in  Genua  sowol  in  Glück  als  in  Not  zu- 
gebracht. In  Not  sage  ich,  weil  er  unter  der  Anschuldigung,  seine 
eigene  Frau  gemordet  zu  haben,  lebenslänglich  eingesperrt  wurde, 
in  welcher  Lage  ihn  sein  Stadt-  und  Zeitgenosse  Jan  Visser, 
genannt  Slempop,  ein  Landschaftsmaler  und  Schüler  des 
Mommers,  oftmals  besuchte.  (Andere  sagen,  es  wäre  seine  Ge- 
liebte gewesen,  die  er,  nachdem  er  ihrer  müde  geworden,  von 
zwei  oder  drei  Buben,  die  er  zu  diesem  Zwecke  mit  Geld  er- 
kauft hatte,  umbringen  Hess.) 
184.  Nachdem   er    16  Jahre   gefangen  gewesen,    ward    ihm    im 

Jahre  1684,  als  die  Franzosen  die  Stadt  bombardirten ,  die 
Freiheit  gegeben.  Er  ging  nach  Piacenza  in  das  Gebiet  von 
Parma,  wo  er  sein  Leben  beschloss.  Die  Lust  zur  Kunst  blieb 
ihm  bis  in  sein  Alter,  und  als  er  das  Augenlicht  verlor  und 
durch  keine  Brille  mehr  sehen  konnte,  setzte  er  zwei  überein- 
ander auf  die  Nase,  wenn  er  malte.  Er  war  nach  den  Aussagen 
Jener,  die  ihn  kannten,  ein  grosser  Freund  der  Kunst  und  ein 
Verehrer  der  Venus. 

Theodorus  oder  Dirk  Freres  ist  zu  Enkhuizen  im 
Jahre  1643  geboren.  Er  war  ein  grosser  Meister  in  der  Historien- 
malerei und  im  Darstellen  nackter  Figuren.  Es  sind  noch  heute 
viele  grosse  Arbeiten  von  ihm  zu  sehen,  die  jeden  Vergleich 
aushalten,  z.  B.  eine  Galerie  im  Hause  zu  Houslaardyk  und 
verschiedene  grosse  Bilder  im  Rathhause  zu  Enkhuizen,  von 
welchen  noch  einige  unvollendet  sind,  über  welchen  ihn  der 
Tod  ereilte.  Denn  als  er  etwas  unpässlich  zu  Schiff  von  Am- 
sterdam nach  Enkhuizen  fuhr,  weil  er  glaubte,  dass  er  dort 
mehr  Ruhe  finden  und  von  seinen  Freunden  besser  gepflegt 
werden  würde,  nahm  sein  Leiden  so  überhand,  dass  er  starb, 
ehe  das  Schiff  den  Hafen  erreicht  hatte.  Das  war  im  Jahre 
1693,    als    er    5o    Jahre    alt    war.     Auf    der    Herrengracht    zu 


-^1 


DRITTER  THEIL.  359 

Amsterdam   im    Hause    des  Herrn    Roeters    ist    ein   Saal    mit 
Gemälden  von  ihm,  die  sehr  gerühmt  werden. 

Auch  hat  er  verschiedene  herrliche  Plafonds  mit  kunst- 185. 
vollen  Ornamenten  in  den  Ecken  gemalt;  im  Allgemeinen  aber 
sagt  man,  dass  er  ein  besserer  Zeichner  als  Golorist  gewesen. 
Seine  Zeichnungen  nackter  Figuren  werden  deshalb  auch  von 
den  Liebhabern  sehr  geschätzt.  Er  studirte  viele  Jahre  in 
Italien  nach  den  besten  Vorbildern  und  es  ist  an  seinen  Bildern 
wol  zu  sehen,  dass  er  römische  Luft  eingeathmet  hat.  Uebri- 
gens  pflog  er  während  seines  Aufenthaltes  keine  Gemeinschaft 
mit  den  sogenannten  ßentvögeln,  die  in  der  Regel  nur  auf 
Geldausgaben  bedacht  sind;  im  Gegentheil  machte  er  einen 
Versuch,  mit  wie  wenig  Geld  man  bei  nüchternem  Leben  ein  Jahr 
über  auskommen  kann.  —  Das  war  übrigens  nur  sein  eigener 
Wille,  nicht  Not,  denn  er  stammte  aus  einem  alten  und  an- 
gesehenen Geschlechte  und  war  hinreichend  vermögend,  um 
leben  zu  können,  ohne  erwerben  zu  müssen,  weshalb  er  auch 
nur  mit  angesehenen  Leuten  verkehrte. 

J.  Voorhout,  der,  nachdem  er  von  Rom  wieder  nach 
Amsterdam  zurückgekehrt  war,  mit  ihm  in  einer  Uebungsschule 
nach  dem  Leben  zeichnete,  erzählte  mir,  dass  er  die  Gesell- 
schaft rathen  Hess,  wie  viel  er  nach  ihrem  Dafürhalten  in  diesem 
mageren  Jahre  verzehrt  hätte;  aber  so  gering  man  auch  rieth, 
so  war  es  noch  weniger,  denn  es  betrug  kaum  3o  Gulden. 
Daraus  kann  man  wol  entnehmen,  dass  er  nicht  viel  gebratene 
Kapaunen  gegessen  oder  florentinischen  Wein  getrunken  haben 
mochte. 

Neben  ihm  erscheint  sein  Zeit-  und  Kunstgenosse,  der 
zugleich  mit  ihm  im  Jahre  1666  in  Italien  war,  Adriaen  Bakker,  186. 
zu  Amsterdam  geboren,  ein  bedeutender  Historien-  und  Por- 
trätmaler. Unter  seine  bedeutendsten  Werke  wird  jenes 
Deckengemälde  im  Stadthause  zu  Amsterdam,  gegenüber  dem 
Eingange  aus  der  Rathskammer  gezählt,  welches  das  jüngste 
Gericht  in  kunstgerecht  gezeichneten  nackten  Figuren  darstellt, 
in  welchen  er  mehr  als  in  seiner  Manier  gelobt  wird.  Er  war 
ein  Neffe  des  Jakob  Bakker,  dessen  wir  unter  dem  Jahre  1609 
gedacht  haben,  und  ist,  so  viel  ich  weiss,  in  Amsterdam  im 
Jahre.  1686  gestorben. 


36o  ARNOLD  HOUBRAKEN^S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Wo  Horatius  Paulyn  geboren,  ist  mir  unbekannt,  aber 
er  hat  sich  stets  in  Holland,  insbesondere  in  Amsterdam  auf- 
gehalten. Er  war  allem  Anscheine  nach  ein  Mann,  der  die 
Gottesfurcht  liebte,  aber  er  malte  zuweilen  Gegenstände,  die 
ihr  nicht  im  Geringsten  entsprachen.  Johann  Voorhout  hat 
mir  erzählt,  dass  er  einmal  ein  kleines  Bild  von  ihm  sah,  das 
so  schamlos  und  frech  in  seiner  Vorstellung  war,  dass  er  sich 
für  den  Künstler  schämte,  aber  es  war  kräftig  und  fleissig 
gemalt.  Der  Kunsthändler  Gerard  Uilenburg  besass  ein 
Bild  von  ihm,  welches  er  auf  200  Ducaten  schätzte. 

Horatius  ging  in  Gesellschaft  von  Jan  Rote,  der  von 
einem  Kreuzzuge  in's  heilige  Land  schwärmte,  zuerst  nach 
England  und  von  da  nach  Hamburg,  um  Anhänger  zu  werben. 
Aber  dies  ging  nicht  so  glatt,  da  sie  Gegner  fanden  und  auch 
ihrer  Kisten,  angefüllt  mit  Fahnen  und  Standarten,  mit 
welchen    sie   in    das    heilige    Land    einziehen    wollten,     beraubt 

187.  wurden.  Allerdings  war  nicht  viel  damit  verloren,  da  der  Führer 
der  heiligen  Bande  unterwegs  fand,  dass  er  sich  in  der  Aus- 
legung der  prophetischen  Zeitrechnung  um  100  Jahre  verrechnet 
hatte.  In  Folge  dessen  kehrte  Jeder  mit  hängenden  Flügeln 
wieder  an  seinen  Herd  zurück.  —  Von  Horatius  hat  man 
seitdem  nichts  mehr  gehört. 

Derselbe  Voorhout  erzählte  mir  auch,  dass  er  zu  dieser 
Zeit  zu  Hamburg  einen  gewissen  ßellevois  kannte,  einen 
guten  Marine-  und  Still wassermaler;  dass  er  auch  in  Hamburg 
Mathias  Scheits  kannte;  dieser  war  ein  Hamburger  von 
Geburt,  hatte  aber  in  Harlem  bei  Philip  Wouwerman 
gelernt  und  einige  Jahre  dieselben  Gegenstände  behandelt, 
sich  aber  später  auf  die  Darstellung  von  Bauerngesellschaften 
verlegt,  in  welchen  er  die  Manier  des  D.  Teniers  nachahmte, 
und  endlich,  als  der  genannte  Voorhout  ihn  kennen  lernte, 
sich  ganz  der  Historienmalerei  zugewendet.  Wie  weit  er  es  in 
der  Geschichtskunde  und  im  Zeichnen  gebracht  hatte,  ist  aus 
den  Zeichnungen  zum  alten  und  neuen  Testamente  ersichtlich, 
die  unter  seinem  Namen  in  Kupfer  gestochen  sind. 

188,  Unter  Jene,  welche  sich  erst  spät  der  Kunst  zugewendet 
haben,  gehört  Gysbert  Verhoek  zu  Bodegrave,  im  Jahre 
1644   geboren.     Er    genoss    wol    in    seiner   Jugend    einige    An- 


DRITTER  THEIL.  36 1 

leitung  von  seinem  Bruder  Pieter  Verhoek,  der  um  ii  Jahre 
älter  war  und  in  Gorkum  bei  Jakob  van  der  Ulft  die  Glas- 
malerei gelernt  hatte,  der  ihm  aber,  da  diese  Kunst  damals 
ganz  ausser  Gebrauch  kam,  selbst  rieth,  nach  Amsterdam  zu 
gehen  und  sich,  wie  die  Brüder  van  Nerven,  auf  die  Marmor- 
raalerei  zu  verlegen,  die  viel  Geld  damit  verdienten.  Er  that 
dies  auch  und  beschäftigte  sich  damit  bis  an  sein  Lebensende. 
Er  starb  am  29.  September  des  Jahres   1702. 

Pieter  hatte  auch  insbesondere  Neigung  zur  Dichtkunst 
und  schrieb  in  seinen  Mussestunden  viele  gute  Gedichte  aus 
mannigfaltigen  Anlässen,  darunter  auch  ein  Trauerspiel  Karl  der 
Kühne.  Er  liebte  einen  bescheidenen  und  angenehmen  Verkehr 
und  vor  Allem  das  Studium,  wie  sein  Bruder,  von  dem  wir 
vordem  gesagt,  dass  er  spät,  wol  mit  seinem  zwanzigsten  Jahre, 
anfing,  die  Kunst  auszuüben  oder  sich  ganz  derselben  unter 
Leitung  von  Adam  Pynaker,  der  ein  Freund  seines  Bruders 
war,  zu  widmen. 

Gysbert  copirte  zuerst  einige  Bilder  desgenannten  Pynaker, 
doch  er  hatte  mehr  Lust  zur  Pferdemalerei  und  in  Folge  dessen 
zu  Schlachten,  Lagerscenen  etc.  und  fand  ein  besonderes  Ge- 
fallen an  dtr  Manier  von  Ludovicus  Rouhier,  genannt 
Bourgonjon,  den  ganz  nachzuahmen  er  sich  vornahm,  wie  ich  189. 
aus  verschiedenen  Bildern  entnommen  habe.  Die  grossartigen 
Pläne,  die  er  für  die  Zukunft  vorhatte,  gehen  aus  einer  Anzahl 
vollendeter  Zeichnungen  hervor,  die  zum  endgiltigen  Gebrauche 
geeignet  waren.  Mit  Staunen  sah  ich  die  mannigfaltigen  Ab- 
wechslungen sowol  in  Pferden,  Figuren  und  anderen  ver- 
schiedenen Vorwürfen,  die  seine  Phantasie  ersonnen  hatte. 

Aber  drei  Umstände  hinderten  ihn  an  der  Ausführung 
seines  Vorhabens.  Erstens,  dass  er  keinen  wolwoUenden  Mäcen 
fand,  der  ihm  in  dem  Irrgarten  der  Kunst  Mut  gegeben  und 
seinen  Schweiss  gelohnt  hätte;  zweitens  das  Podagra,  das  ihn 
bis  in  das  Krankenbett  verfolgte,  wo  ihn  W.  Kalf  und 
Zacharias  Webber,  der  auch  mit  diesem  Uebel  geplagt  war, 
oft  besuchten,  und  endlich  der  Tod,  der  ihn  am  6.  Januar 
1690  im  45.  Lebensjahre  ereilte.  Er  hinterliess  einen  Sohn,  der 
nach  dem  Tode  des  Vaters  bei  seinem  Onkel  die  Marmormalerei 
lernte,  die  er  noch  gegenwärtig  mit  Ruhm  in  Amsterdam  ausübt. 


362  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Nun  lassen  wir  die  beiden  Harlemer  Brüder  Job  und 
Gerard  Berkheyden;  Zeitgenossen  und  Freunde  des  genannten 
P.  Verhoek,  folgen, 

Job,  der  ältere,  ward  von  seinem  Vater  zur  Buchbinderei 
190.  bestimmt;  aber  es  währte  nicht  lange,  so  ward  ihm  die  Sache 
zuwider,  er  verliess  dieses  Gewerbe  und  wollte  Maler  werden, 
in  welcher  Absicht  ihn  seine  Eltern  unterstützten,  die  ihm 
einen  geeigneten  Meister  auswählten,  bei  dem  er  die  Anfangs- 
gründe der  Kunst  lernen  konnte;  doch  weiss  ich  nicht,  wer 
dies  gewesen  ist. 

Job  war  so  eifrig,  dass  er  schon  in  wenigen  Jahren  ein 
gutes  Bild  malen  konnte,  was  seinen  Bruder  bestimmte,  sich 
ebenfalls  der  Kunst  zu  widmen.  Sie  wetteiferten  nun  mitein- 
ander, doch  Jeder  auf  jenem  Gebiete,  zu  welchem  ihn  die 
Lust  trieb. 

Als  er  nun  seinen  Meister  verlassen  hatte  und  der  Leitung 
entwachsen  war,  versuchte  er  allein  fürder  zu  gehen,  was  ihm 
so  wol  glückte,  dass  er  von  Jener  Zeit  an,  wie  er  dies  oft 
selbst  erzählte,  träumte,  dass  er  zu  den  Wolken  fliege,  was  ihn 
nicht  wenig  ermuthigte,  aber  nicht  minder  enttäuschte,  als  er 
weiterträumte,  dass  er  in  den  Aesten  der  Bäume  hängen   blieb. 

Aber  da  er  von  Jugend  auf  ein  witziger  Geselle  war, 
hielt  er  an  dem  Wahne  fest,  dass  er  doch  noch  ein  bedeuten- 
der Künstler  werden  würde.  Darauf  setzte  er  seine  Studien 
mit  grösserem  Eifer  fort,  liess  sich  am  Rynufer  nieder  und 
machte  sich  bei  den  Landbewohnern  zwischen  Utrecht  und 
Leiden  bekannt,  deren  er  viele  für  wenig  Geld  malte,  wobei 
er  sich  nach  dem  Leben  übte  und  noch  überdies  von  seinen 
Modellen  bezahlen  liess. 

Nachdem  dies  einige  Zeit  gewährt  hatte,  verlegte  er  sich 
wieder  auf  die  Darstellung  moderner  Figuren,  Gesellschafts- 
stücke, Bauern  und  dergleichen,  und  Gerrit  auf  die  Darstellung 
angenehmer  Landschaften  mit  Häusern,  grossen  Gebäuden  und 
191. Kirchen,  sowie  auch  perspectivischer  Ansichten  der  beiderseits 
mit  Bäumen  bepflanzten  Herren-  und  Kaisergracht,  die  er 
mit  zahlreichen  kleinen  Figuren  staffirte;  Alles  zeichnete  er 
nach  dem  Leben  und  brachte  es  sodann  kunstvoll  und  ausführ- 
lich auf  Leinwand.  — 


DRITTER  THEIL.  363 

Dies  währte  eine  geraume  Zeit,  bis  wieder  eine  Aenderung 
eintrat  und  Job  Lust  hatte,  zu  reisen;  was  der  Eine  wollte, 
das  wollte  auch  der  Andere,  in  Folge  dessen  Beide  beschlossen, 
nach  Deutschland  zu  gehen.  In  Köln  hielten  sie  sich  eine  Zeit- 
lang auf,  um  einige  kleine  Bilder,  welche  sie  mitgenommen 
hatten,  zu  verkaufen. — 

Von  da  gingen  sie  weiter  nach  Heidelberg,  wo  damals  der  192. 
Kurfürst  von  der  Pfalz  Hof  hielt  und  sie  täglich  Gelegen- 
heit fanden,  wenn  der  Fürst  auf  die  Jagd  ritt,  den  ganzen 
Hofstaat  zu  sehen.  Sie  gaben  Acht  darauf  und  machten  zwei 
Bilder,  so  gut  sie  konnten,  mit  den  Porträts  des  Fürsten,  der 
Hofleute  und  des  Oberjägermeisters,  und  zwar  so,  dass  diese, 
trotz  der  kleinen  Verhältnisse,  doch  kenntlich  waren. 

Aber  sie  wussten  nicht,  was  sie  mit  diesen  Bildern  be- 
ginnen sollten,  da  Keiner  von  ihnen  den  Mut  hatte,  dieselben 
dem  Fürsten  selbst  anzubieten.  Sie  beschlossen  deshalb,  sie 
zusammenzubinden  und  in  die  Galerie  zu  stellen,  welche  der 
Fürst  passiren  musste;  sie  beauftragten  lediglich  Jemanden, 
darauf  zu  achten  und  auf  die  Frage,  wer  sie  dorthin  gestellt 
habe,  zu  sagen,  dass  es  Maler  gewesen  sind,  die  in  jener 
Herberge  wohnten. — 

Der  Fürst  sah  sie  mit  so  grösserem  Staunen,    als  er  sein  194. 
eigenes  Porträt    neben    anderen    darin    entdeckte.     Er  Hess    die 
Maler  rufen,    rühmte  ihre  Kunst,    bezahlte    sie    reichlich  dafür 
und  beschenkte  sie  überdies  mit  einer  goldenen  Medaille.  — 

Sie  übten  geraume  Zeit  ihre  Kunst  an  dem  Hofe, 
fanden  aber  dabei  auch,  dass  das  höfische  Leben  nichts 
als  ein  Meer  voll  Wechselfällen  und  Veränderungen  sei,  —  in 
Folge  dessen  sie  es  endlich  satt  bekamen  und  in  ihre  Geburts-  195. 
Stadt  gingen,  wo  sie  mit  einer  Schwester  haushielten.  Von 
dort  gingen  sie,  wenn  sie  einige  Bilder  gemalt  hatten,  nach 
Amsterdam,  um  sie  zu.  verkaufen  und  mit  Künstlern  einen 
fröhlichen  Abend  zu  verbringen.  Job  insbesondere  war  drollig 
im  Verkehr  und  nahm  es  mit  einer  Lüge  nicht  sehr  genau, 
wenn  sie  ihm  gerade  gelegen  war. — 

Unter  alten  Papieren    finde    ich    auch  Verse   auf  die  Por- 196. 
träts    der  Beiden   von  F.   Snellinx.  —  Job  starb   vor  seinem 
Bruder. 


364  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

197»  Gerrit    war   von    grösserer    Geschicklichkeit,     führte   ein 

eingezogeneres  Leben  und  ermahnte  seinen  Bruder  oft,  er 
möge  nicht  so  keck  und  roh  reden,  da  es  nicht  anständig 
wäre,  ihm  in  Gesellschaft  zu  widersprechen  und  den  Leuten 
eine  Lüge  als  Wahrheit  aufzubinden. 

Ging  er  aber  mit  seinem  Bruder  in  Gesellschaft,  so  ver- 
abredete er  im  Vorhinein  mit  ihm:  Höre,  Job,  wenn  du  gar  zu 
grob  lügst,  so  werde  ich  die  Hand  auf  die  Brust  legen 
und  dies  soll  dir  ein  Zeichen  sein,  dass  es  genug  ist,  halte 
dann  ein.  Im  Alter  von  70  Jahren  fiel  er  eines  Abends,  als  er 
nach  Hause  ging,  in  einen  Canal  und  ertrank;  er  ward  im 
Jahre  1698  am  14.  Juni  begraben,  nachdem  ihm  sein  Bruder 
am  23.  November  1693  vorangegangen  war. 

Unter  Joost  van  den  VondeTs  Lobgedichten  auf  Ge- 
mälde findet  sich  auch  eines  auf  die  Ansicht  der  neuen 
Herrengracht  in  Amsterdam,  welche  Gerard  Berkheyden 
im  Jahre   1672  malte. — 

198.  Auch  steht  ein  langes  Lobgedicht  in  den  vermischten 
Gedichten   von    P.    Rixtel  auf   das  Amsterdamer  Stadthaus.  — 

Unter  Jene,  die  ein  bewegtes  Leben  geführt  haben,  wird 
auch  Johannes  Vorstermans  aus  Bommel  gezählt. 

Sein  Vater  war  Porträtmaler,  aus  guter  Familie,  ver- 
heiratet mit  einer  Witwe,  deren  Gatte  Bürgermeister  zu 
Bommel  gewesen  war.  Von  dieser  ward  Vorsterman  geboren, 
aber  ich  weiss  nicht,  in  welchem  Jahre,  da  er  aber  der  Lehrer 
von  Johannes  Soukens  war,  der  sogleich  folgt,  habe  ich 
den  Meister  hier  vor  seinem  Schüler  eingereiht. 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  er  die  Anfangsgründe  der 
Kunst  bei  seinem  Vater  lernte,  ehe  er,  zu  dieser  Art  der 
Malerei  geneigt,  nach  Utrecht  ging,  um  unter  Leitung  von  Her- 
man  Zachtleven  sich  weiter  auszubilden,  worauf  er  die  Ab- 
sicht fasste,  nach  Frankreich  zu  gehen. 

Aber   er    fühlte  so    viel  edles  Gelder'sches  Blut    in  seinen 

199.  Adern,  dass  er  nicht  ohne  einen  Diener  mit  betresstem  Rock 
auszog  und,  wie  man  sagt,  gab  er  sich  dort  für  einen  Baron 
aus  und  verzehrte  auf  dieser  Reise  wol  den  grössten  Theil  des 
Geldes,  welches  ihm  seine  Eltern  hinterliessen.  Er  kam  dann 
wieder    nach  Bommel    zu    seiner    Schwester,    welche  Madame 


DRITTER  THEIL.  365 

genannt  wurde.  Hier  verkehrte  er  mit  den  ersten  Leuten,  be- 
nahm sich  wie  ein  Edelmann,  war  reich  gekleidet,  hielt  sich 
in  den  besten  Herbergen  auf  und  weigerte  sich  stets,  die  Kunst 
für  Geld  auszuüben;  da  er  aber  selbst  am  besten  wusste, 
wie  es  mit  seiner  Börse  bestellt  war,  zog  er  sich  zuweilen  für 
eine  Zeit  aus  der  Gesellschaft  zurück  unter  dem  Vorwande, 
dass  ihm  irgend  etwas  fehle,  was  auch  in  der  That  der 
Fall  war,  und  malte  dann  einige  Bilder,  die  er  heimlich  in 
Holland  verkaufen  Hess,  welchen  Kunstgriff  er  immer  wieder 
gebrauchte,  und  wenn  er  etwas  gemalt  hatte,  was  er  bekannt 
wissen  wollte,  so  war  es  immer  ein  Geschenk  für  einen  guten 
Freund.  So  vorsichtig  behandelte  er  dies,  um  seine  Ehre 
nicht  zu  schädigen. 

Davon  abgesehen  besass  er  viel  Talent,  war  geistreich 
in  seinen  Erfindungen  und  führte  einen  gewandten  und  ge- 
fälligen Pinsel,  mit  dem  er  nicht  allein  die  Manier  seines 
Meisters  nachahmte,  sondern  in  Vielem  sogar,  sagt  G.  Hoed; 
der  ihn  kannte,  H.  Zachtleven  noch  übertraf. 

Als  die  Franzosen  im  Jahre  1672  Gelderland  und  Ut- 
recht in  Besitz  genommen  hatten,  hielt  er  sich  in  Nim  wegen 
auf,  wo  ebenfalls  eine  seiner  Schwestern  wohnte.  Ich  habe 
noch  vergessen,  zu  sagen,  dass  er  sich,  als  die  Staaten  beim 
Einfalle  der  Franzosen  genötigt  waren,  Truppen  zu  ihrem 
Schulz  aufzustellen,  um  einen  Hauptmannsposten  bewarb,  aber  200. 
durchfiel  und  dass  statt  seiner  ein  Gelder'scher  Edelmann  zu 
Felde  zog.  — 

Während  er  zu  Nimwegen  lebte,  fanden  sich  unter  den 
Franzosen  viele  Liebhaber  der  Kunst,  mit  welchen  er  Umgang 
pflog,  darunter  der  Marquis  von  Bethune.  Dieser  nahm 
Vorsterman  nach  Utrecht  und  anderwärts  mit,  um  Kunst- 
werke für  ein  Cabinet  zu  kaufen.  Man  sagt,  dass  der  ge- 
nannte Marquis,  der  in  Kürze  wieder  nach  Frankreich  ging, 
ihn  gern  als  Hofmeister  mit  sich  genommen  hätte.  Doch  sei 
es,  dass  er  keine  Lust  dazu  hatte  oder  dass  etwas  Anderes  im 
Wege  stand,  er  blieb  in  Nimwegen. 

Einige  Zeit  darauf  ging  er  nach  England,  wo  er  ob  seines 
Talentes  hochgeschätzt  wurde.  Er  bekam  auch  Gelegenheit, 
für    König  Karl  II.    ein    Kaminstück   für    einen    der  Säle    von 


366         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Whitehall,  Andere  sagen,  für  ein  kleines  Kunstcabinet,  zu 
malen,  welches  ein  königliches  Lustschloss  darstellen  sollte. 
In  demselben  hatte  er  verschiedene  Gavaliere,  die  täglich  zu 
Hofe  kamen,  in  ihrer  ihnen  eigenen  Haltung  und  Kleidung,  ja 
selbst  in  ihren  Gesichtszügen  so  naturwahr  und  kunstvoll  mit 
seinem  Pinsel  dargestellt,  dass  jeder  von  ihnen  zu  erkennen  war. 
Das  Bild  ward  von  Jedermann  über  die  Massen  gelobt  und, 
vollendet,  dem  Hofe  sowie  dem  Könige  gezeigt,  der  ihn  fragen 
Hess,  was  er  für  das  Bild  begehre.  Hierüber  war  Vorster- 
man  etwas  verlegen;  der  Eine  rieth  ihm,  es  dem  Könige  als 
ein  Geschenk  anzubieten  oder  ihm  die  Bezahlung  anheimzu- 
stellen; Andere  riethen  das  Gegentheil.  Deshalb  forderte  er 
2000  Gulden,  was  der  König,  als  es  ihm  angedeutet  wurde, 
20I.  übertrieben  fand.  Inzwischen  schmeichelte  sich  der  Künstler 
mit  der  Hoffnung  auf  den  schönen  Lohn,  der  ihm,  wie  er 
sich  vorstellte,  ungeschmälert  zugeschickt  werden  würde,  und 
dachte  darüber  nach,  was  er  dem  Ueberbringer  wol  dafür  in 
die  Hand  drücken  sollte.  Er  dachte  aber  vergebens,  denn 
es  sollte  nicht  dazu  kommen.  Er  wartete  Tage,  Wochen, 
Monate,  erst  in  Hoffnung,  dann  in  Ungeduld,  endlich  so  lange, 
bis  er  900  Gulden  darauf  hin  in  seiner  Herberge  verzehrt 
hatte,  worauf  ihn  die  Wirthin  wegen  der  Schuld  einsperren 
Hess.  — 

Als  Karel  duJardin  in  Lyon  in  ähnlicher  unangenehmen 
Lage  war,  kam  er  glücklicher  davon,  denn  die  Wirthin  nahm, 
als  sie  sah,  dass  von  ihm  kein  baares  Geld  zu  erhoffen  wäre, 
seine  Person  zur  Erfüllung  der  Schuld  und  damit  war  die 
Rechnung  begHchen.  — 

Welche  Schritte  er  auch  durch  seine  Bekannten  am  Hofe 
thun  Hess,  um  seine  Bezahlung  zu  erhalten,  er  erreichte 
nichts.  Inzwischen  sass  er  im  Elend,  bis  die  Maler  unterein- 
ander sammelten,  um  ihn  frei  zu  machen.  Die  Wirthin,  die 
lieber  wenig,  aber  Sicheres  nehmen,  als  lang  in  hoffnungsloser 
Unsicherheit  warten  wollte,    entliess    ihn  aus  dem  Gefängnisse. 

Hierauf  fing  er  abermals  an,  den  Höflingen  in  den  Ohren 
zu  liegen,  aber  es  blieb  beim  Alten. 

Inzwischen  sollte  ein  engHscher  Gesandter  nach  der 
Türkei  abgehen.    Dieser  nahm  ihn  mit,  um  einige  Alterthümer 


DRITTER  THEIL.  367 

nach  der  Natur  für  sich  abzeichnen  zu  lassen.  Aber  dieser  202. 
starb  auf  der  Fahrt  und  man  weiss  nicht,  was  mit  Vorsterman 
geschah.  Man  sagt,  dass  der  Marquis  von  Bethune  aus  Polen 
an  ihn  schrieb,  während  er  noch  in  England  war,  damit  er  in 
den  Dienst  des  Königs  trete,  doch  weiss  man  nicht,  ob  er 
dies  nicht  thun  wollte  oder  ob  der  Brief  nicht  in  seine  Hände 
kam.   — 

Johan  Soukens  ist  zu  Bommel  geboren  und  war,  wie 
gesagt,  ein  Schüler  von  Johannes  Vorsterman.  Wir  lernten 
einander  im  Jahre  1694  im  Marktschiffe  von  Dordrecht  nach 
Nimwegen  kennen.  Ich  musste,  um  den  Schlossherrn  zu  por- 
trätiren,  nach  Nimwegen  und  er  nach  Bommel,  wo  er  zu 
Hause  war,  und  ich  bedauerte,  dass  ich  nicht  sofort  seine  Be- 
kanntschaft gemacht,  weil  er  mir  mit  kurzweiligen  Erzählungen 
die  Zeit  der  langen  Fahrt  verkürzte.  Ich  entdeckte,  wer  er  sei, 
als  ich  die  Ecken  seiner  Bilder  aus  seinem  Reisesacke  heraus- 
stehen  sah,  worauf  ich  ihn  fragte,  ob  er  in  Holland  Bilder  ge- 
kauft hätte.  Er  sagte  mir  hierauf,  dass  er  in  Holland  ge- 
wesen, um  daselbst  Bilder  zu  verkaufen,  wie  er  dies  zweimal 
des  Jahres  zu  thun  pflege,  und  dass  dies  der  Rest  wäre,  ferner 
dass  er  Maler  sei  und  Soukens  heisse.  — 

Seitdem  habe    ich    ihn    nicht   wieder    gesehen  und  nichts  2o3. 
mehr  von  ihm  gehört. 

Sein  Zeit-  und  Kunstgenosse  J.  van  Hagen  war  aus 
dem  Haag.  Dieser  hatte  seine  meiste  Zeit  damit  zugebracht, 
die  schönen  Landschaften  um  Cleve  und  anderwärts  in  geist- 
reicher Weise  mit  der  Feder  und  dem  Pinsel  auf  weissem  und 
blauem  Papier  abzuzeichnen.  Die  meisten  sind  mit  den  Jahren 
i65o,  1660  und  1662  datirt.  Im  Jahre  171 5  wurden  sie  unter 
den  Liebhabern  von  Amsterdam  zu  guten  Preisen  verkauft. 
Seine  Bilder  sind  weniger  gefällig,  weil  die  blaue  Asche,  mit 
welcher  er  sein  Grün  malte,  in  der  Farbe  nachliess  oder 
schwarz  *  wurde.  Der  Kunstfreund  Eduard  Feitama  zeigte 
mir  verschiedene  seiner  kunstvoll  gezeichneten  Landschaften. 

Francisco     Milet    oder    Milee    ist     zu    Antwerpen     im  204. 
Jahre    1644   geboren.     Sein  Vater    war    in  Dijon    geboren  und 
ein   geschickter  Elfenbeindrechsler.    Der  Prinz  von  Conde,  der 
viel  Gefallen  an  seinen  Kunstwerken  fand,  und  für  den  er  viel 


368  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

gearbeitet  hatte,  nahm  ihn  nach  Brabant  in  sein  Gouvernement 
mit,  wobei  er  sich  wol  befand,  da  die  Liebhaberei  für  solche 
Kunstwerke  mehr  und  mehr  Boden  fand,  in  Folge  dessen  er 
ganz  dorthin  übersiedelte. 

Francisco,  der  von  der  Jugend  auf  Lust  zum  Zeichnen 
hatte,  ward  in  Kürze  zu  dem  Maler  Frank  geschickt.  Seine 
natürlichen  Anlagen,  sein  Talent  und  ausnehmender  Fleiss 
brachten  ihn  in  wenigen  Jahren  so  weit,  dass  seine  Arbeiten 
für  ebenso  gut  wie  die  Frank's  gehalten  wurden.  Dieser  Lau- 
renzius  Frank  war  der  Nefife  von  Abraham  Genoels,  der 
mir  in  einem  aus  Antwerpen  im  November  17 16  geschriebenen 
Briefe  erzählt,  dass  er  im  Jahre  i65g  zu  Paris  zu  seinem 
Nefifen  Frank  kam,  bei  dem  er  Milee,  damals  17  Jahre  alt, 
traf;  demnach  scheint  hier  ein  Irrthum  von  zwei  Jahren  in 
der  Annahme  seiner  Geburtszeit  obzuwalten,  da  ich  bei  fran- 
zösischen Schriftstellern  das  Jahr  1644  als  sein  Geburtsjahr  an- 
gegeben finde.  Auf  welcher  Seite  der  Irrthum  sein  mag,  dar- 
über habe  ich  keine  Zeit  ängstlich  nachzuforschen.  Wir  behan- 
deln keine  Bibelstellen,  bei  welchen  es  auf  ein  Jota  ankäme. 
Genoels  erzählt  in  dem  genannten  Briefe,  dass  er,  als  er  in 
Paris  mit  ihm  in  einer  Stube  arbeitete,  wahrnahm,  dass  Milet 
ein  unglaublich  sicheres  Gedächtniss  hatte  und  sich  die  Erinnerung 
2o5.  an  die  Gegenstände  so  fest  einzuprägen  wusste,  dass  er  Alles, 
was  er  in  der  Natur  oder  in  Arbeiten  anderer  Meister  einmal 
gesehen  hatte,  so  nachmachen  konnte,  als  ob  er  es  vor  sich 
haben  würde.  In  Folge  dessen  copirte  er  so  leicht,  dass  er  nur 
selten  auf  das  Original  hinzusehen  brauchte.  Er  war  gerade 
m8  Jahre  alt,  als  er  seines  Meisters  Tochter  heiratete,  von 
welcher  Zeit  an  ihn  das  Glück  begünstigte.  Aber  ob  er  keinen 
Ueberfluss  ertragen  konnte,  oder  grösseren  Ruhm  in  massloser 
Mildthätigkeit  oder  vielmehr  in  Verschwendung  suchte,  finde 
ich  nicht  angegeben,  wol  aber,  dass  er  mehr  weggab  als  er  für 
sich  behielt.  — 

Er  hat  Frankreich,  England  und  Holland  bereist  und 
allerorten  Proben  seiner  Geschicklichkeit  hinterlassen.  Seine 
Landschaften,  ganz  in  der  Art  Poussin's,  hat  er  stets  mit 
kleinen  Figuren  geschmückt,  so  dass  sie  Jedermann  gefielen,  in 
Folge    dessen    sein  Ruhm    wuchs    und    die   Missgunst    Ursache 


DRITTER  THEIL.  36g 

m 

fand,  ihn  zu  beneiden.  Ja,  man  hält  es  für  Wahrheit,  dass  er 
von  einem  seiner  Kunstgenossen,  der  seinen  Ruhm  nicht  ertragen 
konnte,  vergiftet  wurde;  denn  er  verfiel,  von  unlöschbarem 
Feuer  erfasst,  zuerst  in  Tollheit  und  starb  endlich  im  Alter  206. 
von  36  Jahren,  im  Jahre  1680.  Er  wurde  bei  St.  Nicolas  des 
Champs  begraben  und  hinterliess  zwei  Söhne,  welche  die  Kunst 
ausübten. 

Arent  de  Gelder  ist  zu  Dordrecht  im  Jahre  1645  am 
26.  October  geboren. 

Kleider,  Geräthe  u.  dgl.  sind  der  Mode  oder  den  Ver- 
änderungen unterworfen  und  wenn  Einer  mit  Neuem  den  An- 
fang macht,  so  folgen  die  Anderen  darin  nach.  Ebenso  geht 
es  mit  der  Malerei.  Deshalb  liebt  man  einmal,  was  flott  gemalt 
und  pastos  behandelt  ist  und  was  nur  auf  Entfernung  an- 
gesehen, schön  erscheint,  dann  wieder  nur  was  fein  verschmolzen 
und  fleissig  ausgeführt  ist  und  in  der  Nähe  betrachtet 
werden  muss. 

Die  Werke  Rembrant's  fanden  als  etwas  Neues  ihrer 
Zeit  einen  allgemeinen  Beifall,  so  dass  die  Künstler,  wenn  sie 
ihre  Arbeiten  gesucht  sehen  wollten,  genöthigt  waren,  sich  an 
diese  Manier  zu  halten,  auch  dann,  wenn  sie  selbst  eine  weit 
bessere  hatten.  Deshalb  gingen  auch  Govaert  Flink  u.  A.  in 
Rembrant's  Schule.  Unter  diesen  befand  sich  auch  mein 
Stadtgenosse  Arent  de  Gelder,  der,  nachdem  er  bei  S.  van 
Hoogstraten  die  Anfangsgründe  der  Kunst  gelernt  hatte,  nach 
Amsterdam  ging,  um  Rembrant's  Manier  zu  lernen,  was  ihm 
auch  so  sehr  glückte,  dass  ich  zu  seinem  Ruhme  sagen  muss, 
dass  diesem  kein  Anderer  so  nahe  kam  wie  er.  Und  es  ist 
überdies  bemerkenswerth,  dass  er  allein  von  so  Vielen,  welche 
diese  Manier  später  verliessen,  dabei  beharrte.  '207. 

Er  kam  im  Jahre   1645  zu  demselben,    um    die  Kunst  zu 
lernen    und    blieb    daselbst    zwei    volle    Jahre,    worauf   er   sich- 
wieder    nach     Dordrecht    begab,    wo    er    die  Kunst    bis    heute 
rühmlich  ausübt. — 

De  Gelder  hat  ebenso  wie  Rembrant  einen  Trödelkram 
der  verschiedensten  Kleider,  Vorhänge,  Schiess-  und  Stoss- 
gewehre,  Harnische  etc.,  bis  auf  Schuhe  und  Pantoffel  zusammen- 
gebracht und  die  Gewölbe  und  Wände  seines  Ateliers  sind  mit 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  24 


ZjO  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Floren,  gestickten  seidenen  StofiFen  und  Schleiern  behangen, 
deren  einige  noch  wol  erhalten,  andere  ebenso  wie  die  eroberten 
Lagerfahnen  im  Saale  des  Haag'schen  Hofes,  zerrissen  sind. 
.  Aus  diesem  reichen  Vorrath  holt  er  den  Aufputz  seiner  Figuren 
und  hat  auch  die  Gewohnheit,  seinen  Gliedermann  vom  Kopf 
bis  zu  den  Zehen  anzukleiden  und  in  einen  solchen  Zustand 
zu  versetzen,  wie  er  ihn  nöthig  hat,  worauf  er  dies  mit  dem 
Pinsel  oder  mit  dem  Daumen  und  Finger  nachahmt.  Zuweilen 
schmiert  er  auch  die  Farbe,  wenn  er  z.  B.  eine  Franse  oder 
Bordüre  an  einem  Kleide  malen  will,  mit  einer  breiten  Farben- 
spatel auf  seine  Leinwand  oder  Holz  und  schabt  nun  die 
Zähne  der  Bordüre  oder  die  Fäden  der  Franse  mit  seinem  Pinsel- 
stiel heraus  und  verwirft  kein  Mittel,  sobald  es  ihn  zum  Ziele 
führen  kann;   und  es  ist  erstaunlich,   wie  natürlich  und  kräftig 

208.  sich  dies  zuweilen  auf  einige  Entfernung  ausnimmt. 

Seine  historischen  Darstellungen  behandeln  meist  Bibel- 
stoffe und  besonders  kunstvoll  sind  darunter  eine  Darstellung 
des  sterbenden  David,  oder  Bathzeba,  die  um  die  Krone  für 
ihren  Sohn  Salomon  bittet,  und  eine  Segnung  des  ^Erzvaters 
Jakob;  desgleichen  unter  seinen  Porträts  das  des  Bildhauers 
Hendrik  Noteman. 

Seine  letzte  Arbeit  ist  eine  Passion  oder  eine  Geschichte 
des  Leidens  Christi  in  22  Bildern ,  von  welchen  gegenwärtig 
20  vollendet  sind,  in  welchen  die  mannigfaltigen  Gefühle  und 
Gemüthsbewegungen  aus  charakteristischen  Zügen  zu  entnehmen 
sind  und  eine  unglaubliche  Mannigfaltigkeit  in  den  Costümen 
sowol,  als  im  fremdartigen  Aufputz. an  den  Gewändern  der  Figuren 
und  im  Beiwerk  sowie  in  der  Anordnung  von  Licht  und  Schatten 
zu  sehen  ist;  diese  werden  wol,  wenn  ich  nicht  irre,  auch  die 
letzten  bleiben,  da  er  viel  Zeit  damit  zubringt,  in  die  Kirche  zu 
gehen  und  Freunde  zu  besuchen.  Er  ist  jetzt  im  Jahre  1715, 
•während  ich  dies  schreibe,  noch  gesund  und  unverheiratet. 
Vielleicht  hat  er  den  Spruch  des  Horaz:  Melius  nil  caelibe  vita 
gekannt  und  sich  denselben  stets  zur  Lehre  genommen.  — 

309.  Unter    die    glücklichen    Maler    gehört    wol  Joan  Baptist 

de  Champagne,  zu  Brüssel  im  Jahre  1645  geboren.  Sein 
Vater  war  der  Bruder  von  Philips  de  Champagne,  dessen 
Lebenslauf   wir    eingehender    im   I.   Theile    beschrieben   haben. 


DRITTER  THEIL.  Syi 

Dieser,  der  selbst  zwei  Söhne  gehabt  hatte,  die  aber  jung  starben, 
und  eine  Tochter,  die  in's  Kloster  ging,  pflegte  diesen  Neffen 
wie  sein  eigenes  Kind,  und  erzog  ihn  zur  Kunst.  Nachdem  er 
älter  geworden  und  Fortschritte  gemacht  hatte,  ging  er  auf 
i5  Monate  nach  Italien,  um  die  Werke  der  fremden  Künstler 
zu  sehen,  und  sein  kunstsinniges  Auge  daran  zu  ergötzen. 

Er  nahm  seine  Zeit  eifrig  mit  Malen  und  Zeichnen  in 
Acht,  hielt  sich  aber  an  die  Manier  seines  Oheims. 

Nach  seiner  Rückkehr  wusste  er  es  durch  seine  Freunde 
so  weit  zu  bringen,  dass  er  die  Gunst  des  Königs  erlangte  und 
Aufseher  der  königlichen  Akademie  ward.  Er  starb  im  Jahre 
1688,  43  Jahre  alt. 

Ein  langes  Leben  gönnte  das  Schicksal  seinem  Zeit-  und  210. 
Kunstgenossen  Albert  Meyerin g.  Dieser  ist  zu  Amsterdam 
im  Jahre  1645  geboren  und  lebte  bis  zum  17.  Juli  1714, 
ungefähr  70  Jahre,  die  er  wol  zumeist  im  Dienste  der  Kunst 
zubrachte.  Er  ward  früh  dazu  angeleitet,  da  sein  Vater 
Frederik  und  sein  Bruder  Henrik  Meyering  dieselbe  aus- 
übten, die  sich  jedoch  meist  auf  geringere  Arbeiten,  wie  Zimmer- 
malerei, verlegten,  und  auch  ein  Gewerbe  damit  trieben. 

Albert  hat,  von  Eifer  angespornt^  10  Jahre  sowol  in 
Frankreich  als  in  Italien  zugebracht,  wo  er  sich  mit  seinem 
Reisegenossen  Johannes  Glauber  nach  guten  Mustern  bildete. 
Er  eignete  sich  eine  rasche  Manier  an,  die  ihm  bei  grösseren 
Arbeiten,  als  Malen  von  Sälen  und  Zimmern,  von  Vortheil 
war.  Zuweilen  malte  er  auch  verschiedene  Landschaften,  ins- 
besondere schöne  Ansichten  fürstlicher  Lustschlösser  und 
Belvedere,  die  mit  ihren  schattenreichen  Bäumen  sich  anmutig 
im  Wasser  spiegeln. 

Michiel  Musscher,  dessen  sich  Rotterdam  rühmen  mag, 
ist  in  dieser  Stadt  am  27.  Januar   1645  geboren. 

Fünf  Jahre  alt,  fing  er  an  Figuren  und  Thiere  auf  Papier 

zu  zeichnen   und   seine  Lust  dazu   wuchs  mit  der  Zeit  so  sehr, 

dass  seine  Eltern  ihn   im   Jahre   1660  zu  Martyn  Zaagmolen  211. 

gaben,  damit  er  die  Anfangsgründe  der  Kunst  lerne,  bei  welchem 

er  durch  seinen  Eifer  in  kurzer  Zeit  solche  Fortschritte  machte, 

dass  er  im  folgenden  Jahre  zu  dem  berühmten  Abraham  van 

den   Tempel   geschickt   ward,    um  die   Mischung    der   Farben 

24* 


372  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

und  Handhabung  des  Pinsels  zu  lernen.  Aber  er  blieb  nicht 
lange  dort,  ebensowenig  wie  bei  Adriaen  van  Ostade  und 
Gabriel  Metzu,  wie  ich  aus  einer  von  ihm  darüber  geraachten 
Aufzeichnung  entnehme,  welche  lautet:  1660  zwei  Monate  bei 
Martin  Zaagmolen  gezeichnet,  1661  bei  Abraham  van  den 
Tempel,  i665  sieben  Lectionen  bei  Gabriel  Metzu  genommen, 
und  im  Jahre  1667  drei  Monate  bei  Adriaen  van  Ostade 
gearbeitet;  gewiss  in  Summa  eine  kurze  Zeit,  wenn  man  bedenkt, 
wie  weit  er  es  in  der  Kunst  gebracht  hat,  was  wir  deshalb  eben- 
sowol  seiner  natürlichen  Anlage  als  dem  Unterrichte  zuschreiben 
müssen.  — 

Zu  Amsterdam,  wo  er  die  längste  Zeit  über  seine  Kunst 
ausübte,  sind  viele  vortreffliche  Porträts  von  ihm  zu  seilen,  unter 
welchen,  in  Beziehung  auf  künstlerischen  Werth,  das  des 
Kunstfreundes  Jonas  Witzen  hervorragt,  an  dem  er  weder 
Zeit  noch  Mühe  sparte.  Und  dies  hatte  seine  guten  Gründe, 
da  der  Genannte  wol  der  grosse  Christoph  war,  der  ihn  auf 
seine  Schultern  nahm,  damit  ihn  der  Neid  nicht  verzehre. 

Er  malte  auch  verschiedene  Compositionen  und  unter 
212.  diesen  den  kurzweiligen  Lebenslauf  von  Jan  Klaasze  und  Saartje 
Jans.  Ein  vor  allen  anderen  hervorragendes  Werk  aber  ist  das 
bekannte  Familienstück,  in  welchem  er  sich  nebst  Frau  und 
Kind  dargestellt  hat,  welches  der  genannte  Witzen  nach 
seinem  Tode  aus  dem  Nachlasse  kaufte.  Er  vollbrachte  dies 
als  Probe  seiner  Kunst,  mit  Aufwand  von  viel  Zeit  und  Mühe^ 
und  es  befindet  sich  noch  bei  seinem  ältesten  Sohne,  der  als 
Kind  darin  porträtirt  ist.  Er  starb  am  20.  Juni   1705.  — 

Der  berühmte  Zeichner  Joan  de  Biskop  ist  im  Haag 
im  Jahre   1646  geboren. 

Er  war  ein  gelehrter  Anwalt  des  Gerichtshofes  von 
Holland,  und  überdies  ein  Freund  und  Bewunderer  der  Kunst, 
der  durch  seine  geschickte  Manier,  mit  dem  Pinsel  auf  weissem 
Papier  zu  zeichnen,  ebenso  wie  eine  wolgeübte  Hand  mit 
Farbe,  die  Weise  jedes  Meisters  so  kunstvoll  nachzuahmen 
verstand,  dass  man  sofort  erkennen  konnte,  ob  seine  Zeich- 
2i3.  nung  nach  einem  Gemälde  von  Tintoretto,  Bassano,  Carracci, 
P.  Veronese,  Rubens  oder  van  Dyk  etc.  gefertigt  war,  weshalb 
dieselben    bei    den    Kunstfreunden   auch   hochgeschätzt   werden. 


DRITTER  THEIL.  3^3 

Wegen  dieser  ungewöhnlichen  Fertigkeit  haben  wir  nicht 
nur  hier  seinen  Namen,  sondern  auch  sein  Porträt,  nach  einem 
Gemälde  von  Jan  de  Baan,  unter  die  Porträts  der  Maler 
seiner  Zeit  eingereiht. 

Besondere  Dienste  erwies  er  den  Kunstbeflissenen  durch 
seine  Radirungen,  mittelst  welcher  er  die  Jugend  stufenweise 
zur  Hochschule  des  Zeichnens  anleitet,  indem  er  ihnen  die 
besten  und  berühmtesten  Kunstdenkmale  Roms  vorführt.  Es 
ist  zu  beklagen,  dass  er,  erst  40  Jahre  alt,  im  Jahre  1686  starb. 

Ary  Huibertsz  Verveer  ist  zu  Dordrecht  geboren, 
doch  weiss  ich  nicht,  in  welchem  Jahre.  Es  ist  mir  nur  bekannt, 
dass  er  im  Jahre  1646  zugleich  mit  Gerard  de  Jager,  einem 
See-  und  Stillwasser-Maler  aus  Dordrecht,  Abraham  Susenier, 
ebenfalls  einem  Dordrechter  und  guten  Maler  von  Stillleben, 
insbesondere  von  Silbergerathen,  und  Arnout  Elzevier,  einem 
Maler  von  Landschaften  und  Feuerbränden,  in  die  St.  Lucas- 
Gilde  zu  Dordrecht  eintrat. 

Er  malte  oft  Porträts,  doch  zumeist  Historien  und  vor- 
züglich solche,  in  welchen  viele  nackte  Figuren  erscheinen.  Seine 
Bilder  waren  am  besten  aus  einiger  Entfernung  anzusehen,  weil 
er  etwas  roh  und  rauh  malte. 

Zumeist  tadeln  die  Kunstkenner  an  seinen  Bildern,  dass 
er  das  Fleisch  zu  dunkel  in  der  Farbe  machte  und  den  zarten 
Azur  nicht  beachtete,  der  in  hellen  Fleischtönen  durchscheint, 
sondern  zufrieden  war,  wenn  die  Arbeit  nur  Kraft  hatte,  weshalb 
er  häufig  Beinschwarz  anwendete. 

Er  malte  viel,  doch  selten  vollendete  er  etwas,  da  er  tag- 214. 
lieh  etwas  Neues  anfing;  deshalb  waren  auch  sein  Atelier  und 
andere  Räume  daneben  so  ganz  mit  Leinwand  und  Holztafeln 
angefüllt,  auf  deren  einer  eine  ganze,  auf  der  anderen  eine 
halbe  nackte  Figur  oder  ein  Kopf  oder  auch  irgend  eine  Com- 
position  skizzirt  waren,  dass  es  wol  einem  Bilderhändlerladen 
glich.  In  Folge  dessen  war  auch  sein  Haus  mit  all'  diesen 
brennbaren  Stoffen  wie  ein  Brander  zur  See  ausgerüstet,  und 
brannte  eines  Wintertages  bis  auf  den  Grund  nieder. 

Jenen  ganzen  Nachmittag  bis  an  den  Abend  waren 
Willem  van  Drillenburg,  mein  erster  Meister,  Johannes 
Offermans,    ein  Schüler  von  Adrian  Emont,     und  Amol- 


374  ARNOLD  HOUBRAKEN»S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

dus  Verbius  in  seiner  Gesellschaft,  aber  es  scheint,  dass  sie 
mehr  darauf  bedacht  waren,  dass  Jeder  seinen  Becher  ordent- 
lich leerte,  als  auf  das  Feuer.  Der  Letztgenannte  war  auch  ein 
guter  Maler,  aber  so  leicht  wie  der  Wind.  Er  war  mehrere 
Jahre  am  Hofe  von  Friesland  als  Porträtmaler  beschäftigt, 
malte  auch  historische  Darstellungen,  aber  am  natürlichsten 
verstand  er  es,  Huren-  und  Diebsspelunken  zu  malen,  die  er 
auch  so  ungeschminkt  in  ihrem  schamlosen  Treiben  darstellte, 
dass  seine  Bilder  vor  Scham  einen  Vorhang  zu  fordern  schienen, 
um  ehrbaren  Augen  kein  Aergerniss  zu  geben. 

Johannes  Offermans  ist  im  Jahre  1646  am  10.  April 
zu  Dordrecht  geboren.  Er  behalf  sich  zuerst  mit  der  Land- 
schaftsmalterei,  verlegte  sich  aber  später  auf  grobe  Arbeit,  bei 
welcher  er,  wie  es  scheint,  eher  seine  Rechnung  fand.  Trotz- 
dem bewahrte  er  die  Liebe  zur  Kunst,  handelte  zuweilen  mit 
Bildern  und  war  häufig  in  Künstlergesellschaft.  — 

2i5.  Hubert     van    Ravestein     ist    zu    Dordrecht    geboren; 

dieser  malte  zumeist  Schafställe  mit  einer  Bauernmagd,  die  einen 
Kessel  oder  etwas  derartiges  scheuert  oder  mit  einem  Bauern 
spricht;  wol  auch  die  Darstellung  der  Schlachtzeit,  angedeutet 
durch  ein  Schwein,  welches  am  Pflocke  hängt,  und  Jungen, 
welche  mit  der  Blase  spielen. 

216.  Von  ähnlichem  Talente  waren  auch  die  Brabanter  Reynier 

und  Isrel  Covyn;  der  Erste  malte  in  der  Regel  Tafeln  mit 
verschiedenen  Erdfrüchten,  Kohlrüben,  Rüben,  Artischocken 
und  eine  Magd  mit  einem  Eierkorbe  oder  kupfernen  Eimer  und 
gerupften  Vögeln  am  Arm,  wol  auch  ein  Mädchen,  welches 
näht  oder  Spitzen  klöppelt. 

Der  Andere  malte  historische  Darstellungen,  aber  meist 
nach  der  spanischen  Heidin  von  Kats. 

Obgleich  man  sagt,  dass  er  in  seiner  Jugend  ein  gutes 
Porträt  zu  malen  verstand,  ward  er,  entgegen  dem  Sprüch- 
worte: je  älter,  je  gescheidter  —  je  älter,  je  unbedeutender. 
Er  war,  als  ich  ihn  kannte,  der  Aelteste  in  der  Gilde,  denn 
er  war  daselbst  seit  dem  Jahre  1647,  ""^  ^^^  ^^^  ^^^  mehrere 
Jahre  lang  ani  St.  Lucas-Tage  mit  einem  Weinlaubkranze  auf 
dem  Haupte  an  der  Tafel  sitzen.  Dies  ist  eine  Sitte,  die  man 
noch  heute  beobachtet.  — 


J 


DRITTER  THEIL.  87 5 

Johannes  Glauber,  mit  dem  Bentnamen  Polidoor, 
ward  im  Jahre  1646  zu  Utrecht  geboren,  als  seine  Eltern  die 
Absicht  hatten,  von  Amsterdam  über  Utrecht  nach  Deutsch- 
land zu  reisen,  von  wo  sie  abstammten,  wodurch  dieses  Vor- 
haben gehindert  wurde. 

Glaub  er,    der  von  Jugend  auf   mit  Feuereifer  zur  Kunst 
begabt  war,    fand  darin  bei  seinem  Vater,    der  ihn  zu  anderer  217. 
Beschäftigung    erzog,    Widerstand,    weil    ihn    dieser    durchaus 
nicht  seiner  Neigung  gemäss,    zu  einem  Maler  schicken  wollte. 

Aber  dies  hinderte  nicht,  dass  er  sich  unaufhörlich  im 
Zeichnen  und  Malen  übte,  bis  er  mehrere  tüchtige  Maler 
kennen  lernte,  die  ihn  lediglich  aus  Lust  zur  Sache,  da  sie 
seinen  Eifer  sahen,  weiter  unterrichteten.  Dadurch  und  durch 
seinen  grossen  Fleiss  so  weit  gekommen,  dass  er  sich  selbst 
erhalten  konnte,  ging  er  zu  Nicolas  Berchem,  bei  dem  er 
neun  Monate  blieb 

Zu  dieser  Zeit  war  G.  Uilenburg,  nachdem  er  den 
Pinsel  gegen  den  Kunsthandel  eingetauscht  hatte,  der  grösste 
Kunsthändler  mit  italienischen  Gemälden  in  Holland  und  be- 
schäftigte mehrere  jüngere  Maler  damit,  diese  Bilder  zu  copiren. 
Bei  diesem  nahm  er  seine  Wohnung  und  übte  sich  nach  diesen 
schönen  Mustern,  die  in  ihm  zugleich  die  Lust  weckten,  Italien 
zu  sehen.  Er  unternahm  diese  Reise  im  Jahre  1671  in  Ge- 
sellschaft seines  Bruders,  eines  Jünglings  von  i5  Jahren,  und 
der  beiden  Brüder' van  Doren.  Sie  gingen  von  Rotterdam  zu 
Schiff  nach  Dieppe  und  von  hier  nach  Paris,  wo  er  ungefähr 
ein  Jahr  für  Picart,  einen  Blumenmaler  und  Kunsthändler  am 
Pontneuf,  Brabanter  von  Geburt,  malte. 

Von  da  reiste  er  nach  Lyon,  wo  er  zwei  Jahre  wohnte 
und  zumeist  für  Adriaen  van  der  Kabel  arbeitete.  Da  in 
diesem  Jahre  das  römische  Jubelfest  eintrat,  ging  er  mit  seinem 
Bruder  und  zwei  französischen  Malern  von  Lyon  nach  Rom. 
Nachdem  er  ein  halbes  Jahr  in  Rom  zugebracht  hatte  und 
mit  holländischen  und  deutschen  Malern  bekannt  wurde, 
veranlassten  ihn  diese,  in  die  Bent  einzutreten,  wo  sie  ihn 
Coridon  tauften.  Da  er  aber  wusste,  dass  der  junge  van  218. 
der  Kabel  denselben  Namen  erhalten  hatte  und  er  dies  er- 
wähnte,     veränderten    sie    seinen  Namen    in     Polidoor.     Aber 


376  ARNOLD  HOUBRAKEN^S  GROSSE  SCHOUBURGH.  * 

Karel  du  J ardin,  mit  dem  er  in  Rom  zumeist  Umgang 
pflegte,  wollte  sich  nicht  unter  die  BentvÖgel  begeben,  deshalb 
nannten  sie  ihn  Bokkebaart,  aus  Bosheit,  weil  er  sich  nur 
selten  rasiren  Hess,  wie.  sie  aus  demselben  Grunde  einen  anderen 
Maler  mit  dem  schändlichen  Bentnamen  Platluizenbaart 
gebrandmarkt  hatten. 

Nachdem  Glauber  zwei  Jahre  in  Rom  zugebracht  hatte, 
ging  er  mit  seinem  Bruder  und  dem  Maler  Robbert  du  Val 
nach  Padua,  wo  er  ein  Jahr  blieb;  hierauf  von  Padua  nach 
Venedig,  wo  er  sich  durch  zwei  Jahre  aufhielt  und  sich  täg- 
lich nach  der  Natur,  dem  schönsten  Vorbilde,  übte;,  von  da 
ging  er  nach  Hamburg,  wo  er  bis  zum  Jahre  1684  blieb,  mit 
Ausnahme,  dass  er  inzwischen  ein  halbes  Jahr  in  Kopenhagen 
auf  Aufforderung  Guldenleeuw's,  des  Vicekönigs  von  Nor- 
wegen, verweilte,  für  den  er  dort  arbeitete. 

Wieder  nach  Amsterdam  zurückgekehrt,  wohnte  er,  oder 
hatte  er  ein  Zimmer  im  Hause  von  Gerard  de  La i res,  seit 
welcher  Zeit  er  viele  treffliche  Proben  seiner  Kunst,  sowol 
in  Cabinetsstücken  als  grösseren  Arbeiten  in  Sälen,  gab,  durch 
welche  sein  Name  noch  Jahrhunderte  lebendig  erhalten  bleiben 
und  er  unter  die  grössten  Künstler  in  der  Landschaftsmalerei 
gezählt  werden  mag. 

Im  Lusthause    zu  Soestdyk    hat    er    den     Speisesaal    der 
Königin    Maria    mit    einer    originellen    Landschaft    ausgemalt, 
desgleichen  auch  den  des  Königs.    Doch  dabei  hat  ihm  Albert 
219.  Meye ring  geholfen. 

Er  ist  mit  Jagdstücken  von  Dirk  Maas  von  Harlem  aus- 
geschmückt, so  wie  der  der  Königin  mit  Figuren  von  Gerard 
Laires.  Zu  Amsterdam  im  Hause  des  Herrn  Jacob  de  Flines 
ist  in  einem  der  Säle  die  Landschaft  in  derselben  Weise  mit 
Figuren  von  G.  Laires  ausgemalt;  desgleichen  die  in  der  Brauerei 
von  Hooiberg,  am  Agterburgwal  und  mehrere  zu  Rotterdam 
bei  den  Herren  Meyers,  Verbürg  und  Paats.  Gegenwärtig 
wohnt  er,  mit  der  Schwester  des  berühmten  Baumeisters 
Steven  Vennekool  verheiratet,  im  Proveniershuis  zu  Schoon- 
hoven,  wo  er  sich  in  seinem  Garten  mit  Tabakrauchen  ergötzt. 

Sein  Bruder  Jan  Gotlieb  Glauber  ist  im  Jahre  i656  ge- 
boren und  war  kaum    1 5  Jahre  alt,    als    er  mit  seinem  Bruder 


DRITTER  THEIL.  Syy 

nach  Paris  ging.  Er  ward  von  diesem,  der  weiter  nach 
Lyon  ging,  zu  einem  Maler  Namens  Jacob  Knyf,  einem 
Harlemer  von  Geburt,  gegeben,  der  meist  Ansichten  von  Ge- 
bäuden und  Seehäfen  mit  kleinen  Figürchen,  ganz  angenehm 
anzusehen,  malte.  Als  aber  Jacob  Knyf  Gelegenheit  fand, 
einige  Monate  ausserhalb  Paris  für  einen  Grafen  zu  arbeiten, 
war  der  Wirth  durch  dieses  lange  Wegbleiben  um  sein  Geld 
in  Sorge  und  wollte  dem  Knaben  nicht  länger  die  Kost  geben. 
In  Folge  dessen  fand  er  sich  genöthigt,  zu  seinem  Bruder  nach 
Lyon  zu  gehen  und  blieb  ferner,  in  Rom  und  all'  die  Jahre 
in  Italien  bei  ihm,  auch  später  in  Hamburg,  bis  zum  Jahre 
1684,  da  sein  Bruder  nach  Amsterdam  und  er  nach  Deutsch- 
land ging,  wo  er  längere  Zeit  für  einen  deutschen  Prinzen 
arbeitete.  Von  da  ging  er  nach  Wien,  wo  er  einige  Jahre  220. 
arbeitete;  von  Wien  nach  Prag  und  endlich  nach  Breslau,  wo 
er  im  Jahre  lyoS  starb.  Er  malte  schöne  Landschaften  und 
Seehäfen.  Sein  Bentname  war  Mirtillus. 

Unser  Johannes  Glauber  hatte  auch  eine  Schwester 
Namens  Diana  Glauber,  die  die  Kunst  ausübte  und  gute  Fi- 
guren und  Porträts  malte.  Doch  ein  trauriger  Zufall  beraubte 
sie  des  Augenlichtes.      Sie  lebt   noch  gegenwärtig  in  Hamburg. 

Die  Erfahrung  hat  oft  gezeigt,  dass  die  unbezwinglichen 
Begierden,  Gelüste  und  Neigungen  schwangerer  Frauen  auf  die 
Frucht  übergehen  und  dass  sie  dieselben  dem  Geschöpfe,  mit 
dem  sie  schwanger  sind,  mittheilen. 

Diese  Erfahrung  bestätigte  sich  deutlich  an  Maria  Sy- 
bille Merian,  der  Tochter  des  berühmten  Kupferstechers 
Matheus  Merian,  zu  Frankfurt  am  2.  April  1647  geboren. 
Da  sie  mit  dem  eilften  Jahre  Lust  zur  Kunst  zeigte,  so  be- 
schäftigte sie  sich  mehr  mit  dem  Pinsel,  als  mit  den  häuslichen 
Verrichtungen,  und  wurde  von  ihrer  Mutter  oft  darob  ge- 
scholten. Deshalb  sah  sie  sich  veranlasst,  das  Feuer  ihrer 
Neigung  zu  verbergen,  welches,  wenn  ihre  Mutter  nicht  zu 
Hause  war,  um  so  stärker  entbrannte;  da  sie  aber  in  ihrem 
Stiefvater  einen  starken  Fürsprecher  fand,  bekümmerte  sie  sich 
später  um  den  Unwillen  ihrer  Mutter  wenig.  Dieser  erinnerte 
ihre  Mutter  oft,  dass  sie  früher  selbst  erzählt  hatte,  dass  sie,  221. 
als    sie    mit    ihrer   Tochter   schwanger  ging,    mehr  denn    sonst 


378  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Lust  ZU  Kunstsachen  und  Raritäten  hatte,  und,  sonst  für  derlei 
gleichgiltig,  nun  Versuche  machte,  Insecten,  Schmetterlinge 
und  verschiedene.  Arten  blutloser  Thiere,  wie  Schnecken, 
Muscheln  etc.  nach  ihrer  Ordnung  in  den  Laden  der  Kästen 
einzureihen  und  ihre  Abbildungen  mit  Behagen  betrachtete,  in 
Folge  dessen  sie  selbst  die  Ursache  der  ihrer  Tochter  an- 
geborenen Neigung  wäre. 

Endlich  brachte  es  ihr  Stiefvater  Jacob  Marrel  dahin, 
dass  ihr  erlaubt  wurde,  ihrer  Neigung  zu  folgen,  der  sie,  wie 
bereits  gesagt  wurde,  heimlich  von  ihrem  eilften  Jahre  an  gefolgt 
war,  von  welcher  Zeit  an  sie  sich  des  Unterrichtes  von  Abraham 
Min  Jon,    dem  Schüler  ihres  Stiefvaters,  bediente. 

Ihre  Lust  zur  Kunst  wuchs  mit  den  Jahren  umsomehr, 
als  der  Ruf  ihres  Talentes  sich  verbreitete. 

Am  16.  Mai  i665  heiratete  sie  Johannes  Andriesz  Graff 
von  Nürnberg.  Nichtsdestoweniger  führte  sie  den  berühmten 
Namen  ihres  Vaters.  Dieser  war  ein  guter  Maler,  insbesondere 
der  Architektur  kundig,  wie  aus  der  Zeichnung  des  St.  Peters- 
domes zu  Rom  zu  entnehmen  ist,  welche  Joan  Ulrich 
Kraus  im  Jahre  1696  in  neun  grossen  Blättern  in  Kupfer 
gestochen  hat. 

Sie  bewahrte  die  Liebe  zur  Kunst,  ungeachtet  ihrer  Ge- 
burten und  häuslichen  Sorgen. 

Aber  es  genügte  ihr  nicht,  lediglich  die  mannigfaltigen 
222.  Thiere  mit  den  ihnen  eigenthümlichen  lebhaften  Farben,  auf 
Pergament  nachzuahmen,  sondern  sie  hatte  auch  Lust,  die  Ver- 
änderungen derselben  und  die  wunderbaren  Umwandlungen  der 
Raupen  in  geflügelte  Schmetterlinge,  nebst  den  mannigfaltigen 
Arten  ihres  Fortkommens  zu  ergründen,  und  auch  der  Nahrung, 
von  welcher  sie  leben,  nachzuforschen.  Damit  die  Menschen 
durch  klares  Anschauen  die  grosse  Weisheit  und  Gewalt  Gottes 
in  den  geringsten  Geschöpfen  kennen  lernen  und  um  so  eher 
ihrer  kunstvollen  Zeichnungen  und  fleissigen  Untersuchungen 
theilhaftig  werden,  beschloss  sie  dieselben  in  Kupfer  stechen 
und  ihre  wissenswürdigen  Wahrnehmungen  drucken  zu  lassen. 
In  Folge  dessen  Hess  sie  ihr  erstes  Werk  zu  Nürnberg  im 
Jahre  1679  unter  dem  Titel:  Der  Raupen  wunderbare  Ver- 
wandlung und  sonderbare  Blumennahrung,  drucken. 


DRITTER  THEIL.  3yg 

Hierauf  folgte  im  Jahre  i683  der  zweite  Theil  ähnlichen 
Inhalts.  Ihr  Drang  nach  Wissen  war  so  gross,  dass  sie  sich 
entschloss,  zu  diesem  Zwecke  nach  Westindien  zu  gehen,  was 
sie  auch  im  Jahre  1698  ausführte  und  ungefähr  zwei  Jahre  in 
Surinam  blieb,  lediglich  um  Alles,  was  zu  ihrem  Zwecke  dien- 
lich war,  nach  dem  Leben  abzuzeichnen  und  gründlich  zu  er- 223. 
forschen.  Welchen  Dank  ihr  die  Wissenschaft  schuldet,  bezeugen 
Diejenigen,  welche  ihr  grosses  Werk  kennen,  welches  sie  im 
Jahre  1706  über  diesen  Gegenstand  unter  dem  Titel:  Meta- 
morphosis  Insectorum  Surinamensium  veröffentlichte. 

Darin  ist  Jedes  Thier  auf  jenen  Gewächsen,  Blumen  und 
Früchten,  auf  welchen  es  gefunden  wurde,  dargestellt;  auch 
wird  die  Entwicklung  der  Heuschrecken,  Kröten,  Eidechsen, 
Schlangen,  Spinnen  und  Ameisen,  sämmtlich  in  Amerika  nach 
der  Natur  gemalt,  gezeigt  und  beschrieben.  Diejenigen,  welche 
das  Werk  gesehen  und  gelesen  haben,  sprechen  mit  viel 
Ruhm  davon. 

Noch  andere  Werke  von  geringerer  Bedeutung  hat  sie 
veröffentlicht,  zu  welchen  ihre  Tochter  noch  ein  Buch  mit 
5o  Kupferstichen  hinzufügte,  für  welches  die  Zeichnungen  fertig 
waren,  als  sie  am    1 3.  Januar   1717  starb. — 

Sie    hinterliess    zwei    Töchter,    die    sie    im    Blumenmalen  224. 
unterrichtete:    Johanna    Helena    Herolt  Graff,  geboren  am 
10.    Januar    1668,     und    Dorothea    Maria  Hendriks  Graff, 
geboren  am   i3.  Februar  1678,  welche  ihre  Mutter  nach  Surinam 
begleitete,  und  ausser  der  Kunst  auch  des  Hebräischen  kundig  war. 

Johannes  Voorhout,  ist  zu  Uithoren  nächst  Amsterdam 

m 

am  II.  November  1647  geboren.  Sein  Vater,  der  Uhrmacher 
war  und  sah  dass  er  Lust  zur  Kunst  hatte,  gab  ihn  zu  Konstan- 
tyn  Verhout,  einem  geschickten  Maler  von  modernen  Dar- 
stellungen ,  nach  Gouda,  unter  dessen  Aufsicht  und  Leitung  er 
sechs  Jahre  die  Kunst  von  den  Anfangsgründen  an  lernte. 
Nachdem  er  dieser  ersten  Schule  entwachsen  war,  kam  er  unter 
Aufsicht  des  berühmten  Historien-  und  Porträtmalers  Joan  van 
Noort  nach  Amsterdam,  unter  dessen  Leitung^er  fünf  Jahre 
die  Kunst  ausübte  und  darin  so  weit  kam,  dass  er  ferner  nur  225. 
der  Natur  als  Vorbild  folgte.  Im  Jahre  1670  heiratete  er,  und 
da  das  Jahr  der  Unruhen  darauf  folgte,    und  es  den  Anschein 


38o  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

hatte,  als  ob  der  Mutwille  der  Franzosen  das  ganze  Land  über- 
strömen würde,  das  .holländische  LÖwenherz  in  ein  Hasen- 
herz umgewandelt  zu  sein  schien,  die  Städte  aller  Orten  mit 
Flüchtlingen  überfüllt  waren,  beschloss  er  mit  seiner  Frau  der 
drohenden  Gefahr  zur  See  zu  entfliehen,  und  furchtlos  abzu- 
warten, was  endlich  daraus  werden  oder  welche  Wendung  das 
Kriegsglück  nehmen  würde,  mit  der  Absicht,  wieder  nach  dem 
Vaterlande  zurückzukehren,  sobald  sich  die  Lage  gebessert  haben 
würde.  Sie  gingen  daher  im  Jahre  1672  nach  Friedrichstadt,  wo 
mehrere  wohlhabende  Freunde  seiner  Frau  wohnten;  sie  landeten 
glücklich  und  wurden  gut  aufgenommen.  Er  war  nicht  lange 
dort,  als  es  bekannt  wurde,  dass  er  ein  Maler  wäre.  Bald  lernte 
er  den  Maler  Juriaan  Ovens,  der  daselbst  als  Porträtmaler 
Glück  gemacht  hatte,  und  später  viel  Geld  hinterliess,  kennen, 
der  ihn  in  Folge  dessen  in  sein  Haus  führte,  wo  er  ihm  einen 
Saal  mit  Bildern  der  besten  Meister  zeigte,  mit  welchen  er  an 
den  Höfen  Handel  trieb  und  forderte  ihn  auch  auf,  für  ihn  zu 
malen.  Als  er  aber  sah  dass  Voorhout  keine  Lust  dazu 
hatte,  rieth  er  ihm  nach  Hamburg  zu  gehen,  unter  der  Ver- 
sicherung dass  er  dort  mit  seiner  Kunst,  von  welcher  er  eine 
Probe  mitgebracht  und  ihm  gezeigt  hatte,  Glück  machen 
würde;  dies  geschah  auch,  denn  er  war  dort  gern  gesehen  und 
verlangte  viel  Geld  für  seine  Arbeiten;  ja  er  ward  von  ver- 
226.  schiedenen  vornehmen  Leuten  aufgefordert  dort  zu  bleiben; 
aber  er  Hess  sich  durch  die  Nachrichten  seiner  holländischen 
F'reunde  bewegen,  wieder  nach  seinem  Vaterlande  zurückzu- 
kehren, nachdem  er  drei  Jahre  dort  zugebracht  hatte.  Durch 
seinen  unermüdlichen  Eifer  und  seine  ausserordentliche  Thätigkeit 
vollendete  er  mit  den  Jahren  zahlreiche  Bilder,  aus  welchen  die 
Kunstfreunde  eine  Wahl  treffen  konnten. 

Aber  wer  hätte  nicht  erfahren,  dass  die  Welt  solche  ge- 
wöhnliche Vorgänge  ganz  verkehrt  beurtheilt  und  dass  sie  nur 
das  begehrt,  was  selten  ist,  und  was  sie  leicht  erhalten  kann, 
verachtet,  obwol  in  dem  Werthe  der  Dinge  selbst  kein  Unter- 
schied obwaltet?  -— 

Das  war  der  Grund,  warum  Voorhout  so  bedeutende 
Vortheile  mit  seinen  Arbeiten  nicht  erzielte,  als  Andere,  obwol 
sie   dies    wol   verdienten;    einerseits    war    es    die  Menge  seiner 


DRITTER  THEIL.  38 1 

Arbeiten,  andererseits  seine  gerade  Weise,  die  den  Handel  beein-  227. 
trächtigte,  so  lobenswerth  auch  diese  war.  — 

Schliesslich  will  ich  nur  bemerken,  dass  er  stets  solche 
Vorwürfe  für  seinen  Pinsel  auswählte,  die  werth  waren,  dass 
man  Kunst  und  Fleiss  daran  verwende.  Auf  eine  sterbende 
Sofonisba  liess  Ludwig  Smits   ein  Gedicht  drucken.   — 

Mathys  Neveu  ist  zu  Leiden  im  Jahre  1647  geboren,  228. 
und  lernte  zuerst  bei  Abraham  Torenvliet  zeichnen,  später  bei 
Gerard  Dou  malen.  Gegenwärtig  wohnt  er  in  Amsterdam,  wo 
er,  obwol  Hopfen- Coiümissär  und  hochbetagt,  noch  täglich  die 
Kunst  mit  Lust  und  Eifer  ausübt.  Seine  Gegenstände  sind  immer 
gefällig,  da  er  zumeist  heitere^  Gesellschaften,  Frauen  und  Herren, 
welche  Thee  trinken,  Karten  spielen  oder  sich  auf  andere  Art 
unterhalten,  wol  auch  Kaufläden  und  derlei  Gegenstände  dar- 
stellt. Sein  bedeutendstes  Werk,  welches  ich  gesehen  habe,  war  220. 
eine  figurenreiche  Composition,  welche  die  sieben  Werke  der 
Barmherzigkeit  vorstellte,  und  insbesondere  fleissig  ausgeführt 
und  kräftig  in  der  Farbe  war. 

Sein  Zeitgenosse  und  Schüler  des  Erasmus  Quellin  us, 
Jacob  Denys,  zu  Antwerpen  geboren,  hat  in  drei  Jahren,  die 
er  in  Rom  und  Venedig  mit  Zeichnen  nach  den  besten  Statuen 
und  Malen  nach  den  Werken  von  Rafael  und  Julio  Romano 
zubrachte,  solche  Fortschritte  gemacht,  dass  seine  Arbeiten 
nicht  allein  dem  Herzog  von  Mantua,  sondern  auch  dem  Gross- 
herzog von  Florenz  gefielen,  den  er  mit  seinem  Hofstaate 
malte,  und  der  ihm  über  seinen  bedungenen  Lohn  auch  eine 
Medaille  und  goldene  Kette  verehrte. 

Wieder  nach  Mantua  zurückgekehrt,  malte  er  mehrere 
historische  Vorstellungen  in  verschiedenen  Gemächern  des 
Schlosses,  und  nachdem  er  14  Jahre  fern  seinem  Vaterlande 
zugebracht  hatte,  kam  er  wieder  in  seine  Geburtsstadt,  wo  er 
mit  Freuden  aufgenommen  ward. 

David  van  der  Plaas  ist  zu  Amsterdam  am  ii.Decem- 
ber  1647  geboren  und  machte  sich  durch  Porträts  einen  berühm- 
ten Namen.  Er  hatte  sich  eine  besondere  Malweise  angewöhnt, 
vermöge  welcher  die  Bilder,  in  einiger  Entfernung  besonders 
kräftig  und  lebendig  erscheinen.  Er  liess  nämlich  die  neben 
einander  hingesetzten  Farben  des  Nackten  von  selbst  verschmelzen 


382  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUßURGH. 

23o.  ohne  sie  viel  zu  vertreiben.      Er    suchte    darin    den  berühmten 
Titian  nachzuahmen. 

Aus  der  grossen  Anzahl  seiner  Porträts  nennt  man  Jenes 
des  Admiral-Lieutenants  von  Holland,  Kornelis  Tromp,  an 
welches  ein  Gedicht   von  L.  Smidt  erinnert.  — 

23i.  Mehrere  Jahre  war  er  für  den  Buchhändler  Pieter  Monier 

mit  Corrigiren,  Uebergehen  oder  Nachsehen  der  Drucke  der 
biblischen  Darstellungen  beschäftigt,  wobei  er  bewies,  dass  er  die 
Verbindung  von  Licht  und  Schatten,  sowie  Haltung  und 
Geschmack,  die  für  ein  Kupferwerk  erfordWich  sind,  wol  kannte. 
Aber  er  überlebte  die  Vollendung  des  Werkes  nicht  lange  und 
starb  am  i8.  Mai  1704.  Nach  seinem  Tode  erschienen  von  einem 
der  Kupferstecher  mehrere  Spottgedichte  auf  ihn. 

Daniel  Syder,  mit  dem  Bentnamen  Morgenstar,  oder 
Cavalier  Danielle  genannt,  ist  zu  Wien,  in  Oesterreich,  oder 
nach  der  Ansicht  Anderer  an  den  Grenzen  der  Schweiz  geboren, 
und  in  Wien  erzogen.  Wie  dem  auch  sei,  das  Lob  seiner  Kunst 
ist  noch  auf  den  Lippen  Aller,  welche  Italien  bereist  haben. 

Ich  weiss  nicht,  wer  sein  erster  Lehrmeister  war,  aber 
lange  Zeit  malte  er  in  Venedig  bei  dem  berühmten  Karel  Lot, 
und  hat  viele  seiner  Arbeiten  so  genau  nachgeahmt,  dass  die- 
selben allerorts  zerstreut,  oft  für  Lot 's  echte  Bilder  angesehen 
und  als  solche  verkauft  wurden.  In  Italien  selbst,  wo  man  zu- 
weilen zwei  oder  drei  Stücke  desselben  Gegenstandes  sieht, 
streitet  man  oft,  welches  das  Original  sei. 

232.  Nachdem   er   sodann   längere  Zeit  in    Venedig  gelebt  und 

sich  das  venetianische  Colorit  angeeignet  hatte,  ging  er  nach 
Rom,  um  sich  weiter  in  der  Kunst  des  Zeichnens  auszubilden, 
worin  die  Römer  berühmt  sind;  zu  diesem  Zwecke  begab  er 
sich  unter  die  Leitung  von  Carlo  Maratti;  später  heiratete 
er  die  Tochter  eines  Buchhändlers  und  kurz  darauf  trat  er  in 
die  Dienste  des  Herzogs  von  Savoyen,  der  sein  Talent  hoch- 
schätzte, und  ihn  in  den  Ritterstand  erhob.  Inzwischen  war  er 
zu  wiederholten  Malen  in  Rom  und  hatte  hervorragende  Arbeiten 
gemacht. 

Insbesondere  zeigte  er  seine  herrliche  Kunst  in  der  neuen 
Kirche  St.  Philippi  an  zwei  grossen  Bildern,  in  deren  einem  der 
Mannaregen    in    der  Wüste,  und  ganz  Israel,  Männer,  Frauen 


DRITTER  TMEIL.  383 

und  Kinder  beschäftigt  es  aufzulesen,  in  dem  anderen  das  letzte 
Abendmahl  Christi  dargestellt  sind,  sämmtlich  lebensgrosse 
Figuren  und  so  kunstvoll  geordnet  und  natürlich  im  Ausdruck 
der  Gemüthsbewegungen  und  anderer  erforderlichen  Eigenschaften, 
dass  diese  Bilder  allein  hinreichen,  seinen  Ruhm  zu  verewigen. 

Um  seinen  Geist  nicht  immer  in  gleicher  Weise  auf  grosse 
Arbeiten  gespannt  zu  erhalten,  malte  er  zeitweilig  ein  Porträt, 
was  mich  an  einen  Umstand  erinnert,  den  mir  der  Maler  Le 
Blon  erzählte. 

Als  er  den  Herzog,  seinen  Gönner,  porträtiren  sollte, 
hatte  er  seinen  Malerstock  vergessen.  Da  dieser  seine  Verlegen- 
heit sah,  reichte  er  ihm  seinen  oben  mit  Diamanten  besetzten 
Spazierstock  mit  den  Worten:  Kann  ich  Euch  vielleicht  damit 233. 
dienen?  Er  benützte  auch  denselben,  um  die  Hand  darauf  zu 
lehnen ,  und  nachdem  das  Porträt  vollendet  war,  wollte  er  ihn 
dem  Herzog  wiedergeben,  aber  einer  der  Höflinge,  der  ihm 
wolwoUte,  hielt  ihn  davon  ab,  indem  er  ihm  sagte:  der  Fürst 
könnte  dies  für  Geringschätzung  halten,  er  hat  ja  nur  gefragt: 
kann  ich  Euch  damit  dienen?  und  wird  ihn  in  Folge  dessen 
nicht  wieder  begehren;  sollte  er  Euch  aber  von  seinem  Garderobe- 
meister abgefordert  werden,  so  machet  Euch  eine  Zeichnung  davon. 

Aber  er  behielt  ihn,  und  Le  Blon  sah  denselben  noch 
bei  ihm,  als  er  im  Jahre  1697  ^"  Rom  verweilte  und  damals 
ungefähr  5o  Jahre  alt  war. 

Da  wir  keine  genauere  Nachricht  haben,  verlegten  wir 
deshalb  seine  Geburt  in  das  Jahr  1647.  Im  Jahre  1699  ^^^^ 
ihn  noch  der  Maler  Gerard  Wigmana  gesund  in  Rom,  und 
ich  habe  bis  heute  nicht  gehört,  dass  er  gestorben  wäre. 

Godfried  und  Johan  Zacharias-  Kneller  sind  zu 
Lübeck  geboren,  wo  ihr  Vater  Küster  an  der  Kirche  war.  Der 
Letztgenannte  malte  Gebäude  und  Landschaften,  auch  zuweilen 
kleine  Porträts  in  Oel,  doch  seine  Arbeiten  erlangten  keinen 
solchen  Ruf,  als  die  seines  Bruders.  Beide  haben  Italien, 
England  und  Holland  bereist. 

Godfried,  im  Jahre  1648  geboren,  hatte  von  Jugend  auf 
Lust  zur  Malerei.  Nachdem  er  sich  einige  Zeit  geübt  hatte, 
ging  er  nach  Holland  zuerst  in  die  Schule  Rembrant's,  dann 
in  die  Ferdinand  BoTs. 


384         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Wie  lange  er  den  Unterricht  der  genannten  Meister  genoss, 

234.  weiss  ich  nicht,  nur  dass  er  darauf  nach  Rom  ging  und  sich 
weiter  nach  den  Arbeiten  von  Titianund  Carracci  ausbildete.  Er 
malte  zuerst  iebensgrosse  historische  Darstellungen,  wodurch  er 
sich  eine  kecke  Manier  aneignete,  die  ihm  noch  eigen  ist,  und 
ihm  viel  Ruhm,  aber  nicht  so  viel  Vortheil  brachte,  als  er 
wol  wünschte.  Deshalb  verliess  er  die  Historienmalerei  und 
verlegte  sich  auf  das  Porträt,  was  ihm  besser  glückte.  Man  sah 
im  Laufe  der  Zeit,  dass  ihn  das  Glück  nicht  stiefmütterlich  be- 
handelte, sondern  dass  er  dauernd  sein  Liebling  war  und  es 
heute  noch  ist. 

Er  bereiste  Nürnberg,  um  die  Porträtmaler  seines  Vater- 
landes kennen  zu  lernen.  Doch  die  erste  Stufe  zu  seiner  Berühmt- 
heit war  Hamburg,  wo  er  den  Herrn  Jakop  del  Roe  kennen 
lernte,  den  er  mit  Frau  und  Kindern  in  einem  Bilde  porträtirte. 
Dieser  blieb  seitdem  sein  Mäcen,  und  wusste  den  Werth  seiner 
Kunst  überall  so  auszuposaunen,  dass  er  die  Hände  voll 
Arbeit  und  die  Taschen  voll  Geld  hatte  und  seitdem  das  Wort 
im  Munde  führte:  die  Historienmaler  machen  die  Todten  leben- 
dig und  leben  selbst  erst  nach  ihrem  Tode,  ich  aber  male  die 
Lebenden  und  bediene  mich  ihrer  Gunst. 

Kurz  darauf  starb  Pieter  Lely,  der  lange  Zeit  am  eng- 
lischen Hofe  geblüht  hatte.  Hierauf  ging  er  sofort  nach  England, 
wo  er  es  so  glücklich  anzufassen  wusste,  dass  er  bei  den 
Vornehmen  des  Hofes  und  bei  König  Karl  II.  in  Gunst  kam, 
der  ihn  in  den  Ritterstand  erhob. 

So  erzählen  die  französischen  Schriftsteller,  aber  briefliche 

235.  Nachrichten  aus  London  sagen,  dass  er  noch  bei  Lebzeiten 
P.  Lely 's  nach  London  kam.  Dort  war  er  an  einen  Kaufmann, 
Jonathan  Banks  aus  Hamburg  empfohlen,  dessen  Porträt 
er,  sowie  die  seiner  Angehörigen  malte.  Dieser  fand  Gefallen 
daran  und  empfahl  ihn  bei  dem  Herzog  von  Monmouth, 
dessen  Porträt  er  zu  solcher  Zufriedenheit  malte,  dass  ihm  der 
Herzog  mit  einem  Schlag  auf  den  Weg  zum  Glücke  half,  auf 
welchem  er  seitdem  auch  gemächlich  vorwärts  ging. 

Bald  darauf  wollte  sich  König  Karl  II.  für  seinen  Bruder, 
den  Herzog  von  York,  von  Pieter  Lely  porträtiren  lassen. 
Dies    ward    so    eingerichtet,    dass    Godf.    Kneller    den   König 


DRITTER  THEIL.  385 

ZU  gleicher  Zeit  auch  porträtiren  konnte.  Lely  setzte  den  König 
und  dann  sich  selbst.  Kneller  nahm  auch  Platz  so  gut  er  konnte 
und  sie  gingen  an  die  Arbeit.  Als  der  König  aufstand,  besah 
er  zuerst  Lely's  Arbeit,  dann  4lie  Kneller's  und  fand  Gefallen 
daran,  da  er  hier  sein  Gesicht  beinahe  vollendet  sah,  während 
das  Bild  Lely 's  kaum  in  der  Grundfarbe  angelegt  war.  Dasselbe 
thaten  auch  die  Herzoge  von  York  und  Monmouth,  die  nebst 
vielen  anderen  Hofleuten  gegenwärtig  waren.  Aber  dies  war 
der  Nagel  zu  Lely 's  Sarg.  Er  überlebte  dies  auch  nicht  lange 
und  Kneller  ward   an  seiner  Stelle  Hofmaler, 

Nicht  lange  darauf  ward  er  von  König  Karl  IL  nach 
Frankreich  geschickt,  um  den  König  für  ihn  zu  porträtiren. 
Aber  ehe  er  mit  dem  Porträt  aus  Frankreich  zurückkehrte, 
war  König  Karl  gestorben.  Sein  Bruder  Jacob,  der  nun 
den  Thron  bestieg,  schätzte  sein  Talent  nicht  minder  und 
ernannte  ihn  zum  ersten  Hofmaler.  Später  kam  Willem  236. 
Prinz  von  Oranien  auf  den  Thron  und  Hess  sich  nebst  der 
Königin  von  ihm  porträtiren;  und  als  der  Friede  von  Ryswyk 
geschlossen  werden  sollte,  schickte  er  ihn  nach  Holland,  um 
die  Bevollmächtigten  der  ausländischen  Höfe  für  ihn  zu  por- 
trätiren und  erhob  ihn  nach  seiner  Rückkehr  nach  England  in 
den  Ritterstand. 

Als  Anna  den  Thron  bestiegen  hatte,  ward  sie  von  ihm 
dreimal,  jedesmal  anders,  porträtirt,  desgleichen  ihr  Gemal 
Prinz  Georg  von  Dänemark-  und  der  junge  Herzog  von 
Glocester;  die  Königin  Anna  ernannte  ihn  noch  kurz  vor 
ihrem  Tode  zu  ihrem  Kammerherrn. 

Zur  selben  Zeit  malte  er  auch  auf  Wunsch  des  römischen 
Kaisers  Joseph  das  Porträt  seines  jüngeren  Bruders  Karl,  der 
im  Begriffe  war,  von  England  als  König  von  Spanien  abzu- 
reisen. Dies  gefiel  dem  Kaiser  so  sehr,  dass  er  ihn  in  den 
erblichen  Ritterstand  des  deutschen  Reiches  erhob  und  ihn  mit 
seinem  Bildnisse  in  einer  goldenen  Medaille  an  goldener  Kette 
beschenkte. 

Noch  lebt  er  in  voller  Gunst  bei  dem  gegenwärtigen 
König,  der  ihn  zum  Beweise  seines  Wolwollens  zum  erblichen 
Baronet  erhob.  Von  dieser  Zeit  bis  auf  den  heutigen  Tag 
171 5,    hat    er    unzählige    Porträts   gemalt,    die    ihm    ebensoviel 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  .  25  ' 


586         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Ruhm    als    Vortheil    brachten,    so    dass    ihm    das    Glück    von 
Anfang  an  wie  sein  Schatten  auf  den  Fersen  folgte. 

Seine  Werke  verdienen  aber  auch  wegen  ihrer  natürlichen 
Farbe,  der  wol  angeordneten  und  leichten  Costüme,  der 
mannigfaltigen  Weise  zu  stehen  und  zu  sitzen,  des  grossartigen 
237.  Hintergrundes  und  anderen  gefälligen  Beiwerks  wegen,  ins- 
besondere aber  wegen  seiner  flotten  Manier  und  seiner  kecken 
Technik  gepriesen  zu  werden.  Mit  einem  Worte,  er  ist  ein 
rühmenswerther  und  glücklicher  Maler. 

Doch  der  Werth  seiner  Porträts  ist  ein  verschiedener. 
Dies  kommt  aber  daher,  weil  er  zuweilen  bessere  Maler  als 
sonst  in  seinen  Diensten  hatte  und  die  einen  mehr,  die  anderen 
minder  seine  Manier  nachzuahmen  wissen,  denn  es  ist  eine 
allgemeine  Regel  in  England,  dass  von  dem  Meister  nur  Gesicht 
und  Hände,  die  Kleider  und  das  Beiwerk  aber  von  Anderen 
gemalt  werden. 

In  Holland  dürfte  dies  wol  ebensowenig  für  echte  Münze 
gelten,  wie  wenn  man  verschiedene  Porträts  in  ein  und  dasselbe 
Costüm  stecken  würde. 

Er  liebt  die  Werke  grosser  Meister  und  hat  das  grosse 
Schützenstück  von  Bartholomeus  van  der  Helst,  welches 
noch  gegenwärtig  in  der  Kriegsrathskammer  zu  Amsterdam 
hängt,  oft  rühmend  gelobt.  Insbesondere  rühmte  er  auch  die 
unvergleichlichen  Arbeiten  Anton  van  Dyk's.  Es  ist  auch  an 
seinen  Arbeiten  wol  zu  sehen,  dass  er  diese  Kunstwerke  mit 
Aufmerksamkeit  studirt  hat,  denn  man  bemerkt  in  seinen 
Werken  dieselbe  Manier  und  nicht  selten  hat  er  etwas  von 
diesem  grossen  Meister  entlehnt. 

Lord  Wart  hon  erzählte  mir  selbst,  als  ich  im  Jahre 
171 3  in  seinem  Landhause  zu  Winsingdon  war,  dass  Kneller 
ihn  ersucht  hatte,  zwei  der  32  Porträts  van  Dyk's,  die  in 
einem  seiner  Säle  hängen,  aus  Verehrung  für  diesen  Meister 
copiren  zu  dürfen.  Doch  es  wurde  ihm  dies  nicht  gestattet, 
238. obwol  er  die  Versicherung  gab,  dass  diese  Bilder  nicht  verkauft 
werden  würden,  sondern  nach  seinem  Tode  wieder  in  die 
Hände  des  Lorcf  oder  seiner  Erben  kommen  sollten.  Man  kann 
daraus  entnehmen,  wie  hoch  die  Engländer  die  Werke  van  Dyk's 
schätzen. 


DRITTER  THEIL.  387 

Schliesslich  will  ich  sagen,  dass  unser  Lübecker  Phönix 
durch  seine  Kunst  und  sein  Glück  eine  solche  hohe  Stufe  der 
Ehren  erreichte,  dass  ma^n  unter  sein  Porträt,  welches  nach 
jenem  der  Galerie  des  Grossherzogs  von  Florenz  gestochen 
wurde,  die  Schrift  setzte: 

Dominus  Godfridus  Kneller  de  Whiton,  Sacri   Romani  Imperii  et  Mag. 

Brittaniae  Baronettus:  Nee  non  serenissimi  Georgii,  Mag,  Brit.  Reg. 

Interioris  Camerae  Aulicus  et  Pictor  Princeps,  etc. 

Jan  van  Kessel  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  1648  geboren, 
malte  geistreich,  naturwahr  und  höchst  ausführlich  verschiedene 
heimatliche  Landschaften,  Landgüter,  Bauernhäuser,  Steinbrüche 
und  derlei  Gegenstände,  welche  er  zu  seinem  Gebrauch  zuerst 
nach  der  Natur  zeichnete.  Insbesondere  werden  seine  Winter- 
landschaften gelobt.  Ob  er  mit  jenem  Johannes  van  Kessel 
verwandt  war,  den  Kornelis  de  Bie  ob  seiner  kunstvoll 
gemalten  Blumen  und  Thiere  so  sehr  rühmt,  weiss  ich  nicht. 
Er  starb,  nachdem  er  sein  ganzes  Leben  über  die  Kunst  aus- 
geübt hatte,  im  Jahre   1698. 

Gerard  Ho  et  ist  zu  Bommel  im  Jahre  1648  am  23q. 
22.  August  geboren.  Er  hatte  von  Jugend  auf  Lust  zur  Kunst 
und  es  gereichte  ihm  zum  Vortheil,  dass  sein  Vater  Glasmaler 
war.  Sieben  Jahre  alt,  malte  er  eine  Darstellung  auf  Glas 
nach  einer  Begebenheit  aus  dem  Ovid,  die  ihm  ein  Anderer 
vorlas,  da  er  selbst  noch  nicht  lesen  konnte.  Sein  Vater  sah 
daraus,  dass  er  ein  Maler  werden  würde  und  hielt  ihn  an, 
eifrig  zu  zeichnen;  aber  er  fand  vor  seinem  17.  Jahre  keine 
Gelegenheit,  malen  zu  lernen,  bis  Warnar  van  Rysen  nach 
Bommel  kam,  bei  dem  er  ein  Jahr  lernte,  worauf  van  Rysen 
seine  Wohnung  änderte  und  keine  Gelegenheit  mehr  hatte, 
Jemanden  in  seinem  Hause  zu  unterrichten.  Kurze  Zeit  darauf 
starb  Hoet's  Vater,  und  er  war  genöthigt,  seinem  Bruder  in 
der  Glasmalerei  zu  helfen.  Endlich  kam  das  traurige  Jahr  1672, 
da  Alles  stillstand,  in  Folge  dessen  sich  Hoet  nach  demHaag  begabt 

Inzwischen  kam  der  französische  Oberst  Salis,  ein  Kunst- 
liebhaber, kaufte  Alles,  was  er  bei  Ho  et 's  Mutter  vorfand  und 
bat  sie,  ihn  aus  dem  Haag  zu  rufen,  damit  er  für  ihn  arbeite, 
was  auch  darauf  zu  Rees  in  Cleve,  wo  der  Oberst  in  Garnison 
lag,  geschah.  Dort  fand  er  einige  junge  Maler  aus  Utrecht,  wie 


388  ARNOLD  HOUBRAKEfTS  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Jan  van  Bunnik,  Justus  Nieuwpoort  und  Andries  de 
Wit.  Der  Letzte  trachtete,  als  er  Hoet's  Talent  erkannte,  ihn 
stets  um  sich  zu  haben,  und  de  Wit  war  in  der  Folge  auch 
Ursache,  dass  Hoet,  als  der  Bessere,  nach  Utrecht  zu  dem  Herrn 

240. van  Zuilen  und  spater  nach  dem  Haag  und  nach  Amsterdam 
berufen  wurde.  Die  Ursache  war  de  Wit's  mangelhaftes  Gompo- 
sitionstalent,  weshalb  ihm  Hoet  gemalte  Skizzen  oder  Zeich- 
nungen gab,  mit  welchen  er  sich  behalf. 

Einige  Zeit  darauf  ging  Hoet  nach  Frankreich,  wohin  er, 
kaum  dort  angelangt,  durch  einen  Brief  von  einem  gewissen 
Marquis  berufen  ward,  da  man  diesem  gesagt  hatte,  dass  er 
noch  in  Holland  oder  Utrecht  wäre.  Er  sprach  zu  wiederholten 
Malen  mit  diesem  Marquis,  aber  es  ward  nichts  aus  der  Sache,  da 
dieser  durch  Mittellosigkeit  und  von  seiner  Frau  verhindert  wurde, 
Hoet  seinem  Versprechen  gemäss  in  sein  Haus  zu  nehmen. 
Endlich  wollte  ihn  der  Marquis  an  den  Prinzen  Conti  empfehlen, 
aber  auch  dies  war  fruchtlos,  da  der  Prinz  zu  spät  des  Abends 
in  das  Haus  des  Marquis  kam,  als  dass  ihm  dieser  hätte  Bilder 
zeigen  können. 

Inzwischen  aber  war  es  zu  spät  geworden,  uro  Paris  wieder 
zu  verlassen,  und  deshalb  übernahm  Hoet,  einige  Landschaften 
nach  Gemälden  von  Francisque  Milet  zu  ätzen,  eine  Aufgabe, 
der  er  aber  nicht  gewachsen  war.  Hierauf  nahm  er  sich  vor, 
nach  England  überzuschiffen.  Er  schrieb  deshalb  zuvor  einen 
Brief  an  Vorsterman,  um  zu  wissen,  wie  es  dort  mit  der 
Kunst  stünde  und  erhielt  die  Antwort,  dass  dieser  selbst  nach 
Frankreich  zu  kommen  im  Begriffe  sei,  sobald  er  vom  englischen 
Hofe  sein  Geld  erhalten  hätte.  Hoet  verliess  deshalb  Paris, 
nachdem  er  sich  mehr  als  ein  Jahr  dort  aufgehalten  hatte,  mit 
der  Absicht,  zu  sehen,  ob  in  Antwerpen  nichts  zu  machen 
wäre.  Aber  in  Brüssel  ward  ihm  von  dem  Maler  Adriaen 
^Boudewyns,  einem  guten  Landschaftsmaler,  gerathen,  einige 
Zeit  hier  zu  bleiben,  da  die  Verhältnisse  hier  ebenso  gut  wären, 
ja  besser  als  in  Antwerpen.    Er  that  dies  auch  und  dies  glückte 

241.  umsomehr,  da  bereits  einige  seiner  Arbeiten  von  Utrecht  aus 
unter  die  Liebhaber  gekommen  waren. 

Er  hielt  sich  ungefähr  acht  Monate  dort  auf  und  ging  im 
Winter  wieder  nach  Bommel,  wo  er,  kaum  angekommen,  wieder 


DRITTER  THEIL.  389 

nach  Utrecht  zu    dem   Herrn  van  Zuilen  gerufen   wurde,    der 
ihn    am    liebsten    verpflichtet    hätte,    dort    zu    bleiben.     Doch    . 
er  kehrte  den  folgenden  Sommer    wieder    nach   Brüssel  zurück, 
wo  kurz  darauf  wieder  die  Unruhen  ausbrachen. 

Wieder  nach  Utrecht  zurückgekehrt,  malte  er  Einiges  für 
den  Herrn  van  Heemstede,  heiratete  kurze  Zeit  darauf  seine 
gegenwärtige  Gattin  und  Hess  sich  daselbst  nieder. 

Im  Jahre  1697  stellte  Hoet  mit  Henrik  Schook  zur 
Fortbildung  und  Pflege  der  Kunst,  im  Namen  des  Maler- 
coUegiums,  an  den  Magistrat  der  Stadt  das  Ersuchen,  eine  so- 
genannte Akademie  oder  Zeichenschule  auf  Staatskosten  zu  er- 
richten. Mit  Adolf  Reets  schrieb  Hoet  bei  dieser  Gelegenheit 
ein  Gedicht  zur  Erklärung  der  Idee.  Aber  die  ganze  Last  dieser 
Zeichenschule  ruhte  auf  ihm  allein  und  er  trug  sie  mehrere 
Jahre  aus  Liebe  zur  Sache.  Von  seinen  Arbeiten  sind  einige 
zu  Slangenborg,  die  von  Kennern  verworfen  werden  dürften, 
da  er  diesen  Herrn,  der  etwas  eigensinnig  war,  nicht  für  seine 
Auffassung  gewinnen  konnte.  Auch  hatte  er  zu  Voorst  im 
Hause  des  Grafen  von  Albemarle  auf  jder  grossen  Treppe 
Einiges  gemalt,  das  von  Anderen  unvollendet  gelassen  war. 

Bei  dem  Herrn  Griffier  Pester  in  Utrecht  und  dem  Herrn 
Noirot  hat  er  Plafonds  gemalt.  Seine  kleinen  Arbeiten  sind  nicht 
so  leicht  anzugeben,  da  sie  häufig  den  Besitzer  wechseln.  Auch  242. 
malte  er  einen  Saal  bei  dem  Herrn  van  MoUem  zu  Utrecht. 
Er  konnte  die  Mildthätigkeit  dieses  Mannes  nicht  genug  rühmen, 
da  ihm  dieser  noch  eine  grössere  Summe  Geldes,  als  vereinbart 
war,  bezahlte. 

Johannes  Bronkhorst  ist  zu  Leiden  im  Jahre  1648  ge- 
boren. Da  er  seinen  Vater  früh  verloren  hatte,  ward  er  im 
Alter  von  1 3  Jahren  von  seiner  Mutter  nach  Harlem  zu  einem 
ihrer  Neffen,  der  ein  Pastetenbäcker  war,  gegeben,  um  dieses 
Gewerbe  zu  seinem  Lebensberufe  zu  lernen.  Inzwischen  nährte 
er  ein  heimliches  Kunstfeuer,  welches  aber  nicht  eher  zuni 
Durchbruche  kam,  als  bis  er  sich  im  Jahre  1670  zu  Hoorn 
niederliess  und  heiratete.  Nun  begann  seine  heimliche  Lust  zur 
Kunst  loszubrechen  und  ward  so  lebendig,  dass  sie  nicht  mehr 
zu  dämpfen  war.  Da  er,  ohne  das  Eine  aufzugeben,  das  Andere 
thun  konnte,    übte    er    sich    in   seinen  Mussestunden   eifrig  und 


390         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

kam  ohne  jeden  Unterricht  so  weit,  dass  er  unter  die  besten 
Maler  in  Wasserfarben  gezählt  werden  kann.  Er  lebt  noch 
gegenwärtig  und  übt  die  Kunst  zu  seinem  Vergnügen  und  die 
Pastetenbäckerei  zu  seinem  Unterhalte.  —  Welche  Gegenstände 

243.  er  sich  zur  Darstellung  ausgewählt  hat  und  wie  trefflich  er  ihre 
Natur  nachzuahmen   verstand,    hat  Johannes  Vollenhove  in" 
einem  Gedichte  auf  ein  Buch  mit  Bildern  und  Zeichnungen  von 
seiner  Hand  auseinandergesetzt.  — 

744.  •  Es  war  uns  nicht  möglich,  das  bestimmte  Geburtsjahr  aller 
Maler  ausfindig  zu  machen.  Deshalb  haben  wir  Abraham 
Diepraam  lediglich  vor  seinem  Schüler  Mathys  Wulfraat 
eingereiht.  Sein  erster  Lehrer  war  der  Vater  des  Pferdemalers 
Dirk  Stoop,  der  ein  berühmter  Glasmaler  gewesen  ist.  Hier- 
auf kam  er  nach  Rotterdam  zu  Hendrik  Zorg  und  endlich, 
nachdem  er  Frankreich  durchreist  hatte,  zu  Adriaen  Brouwer, 
dessen  Weise  zu  malen    und  zu  componiren  er  nachahmte,    so 

245.  dass  seine  Arbeiten  jenen  Brouwer's  ähnlich  erscheinen.  Doch 
in  seiner  Lebensweise  war  er  seinem  Lehrer  nicht  allein  gleich, 
sondern  er  übertraf  ihn  an  Versunkenheir.  Er  trat  im  Jahre 
1648  in  die  St.  Lucasgilde  zu  Dordrecht. 

Ich  kannte  ihn  im  Jahre  1674,  als  er  bei  dem  Silber- 
schmied Johannes  Waardenier  wohnte,  zu  welcher  Zeit  seine 
Bilder  gesucht  waren  und  zu  gutem  Preise  verkauft  wurden.  — 
Später  sah  ich  ihn  mit  der  Palette  in  der  Hand  längs  den 
Thüren  seiner  Freunde  um  Arbeit  betteln,  so  arm  und  ver- 
kommen, dass  man  das  Hemd  durch  die  Risse  seiner  Hosen 
sah.  Gewiss,  wenn  er  ein  ordentliches  Leben  geführt  und  eifrig 

246.  gearbeitet  hätte,  er  wäre  ein  grosser  Meister  in  seiner  Art  ge- 
worden, denn  ich  habe,  ehe  er  dem  Schnapstrinken  verfiel, 
Dinge  von  ihm  gesehen,  die  so  gut  gemalt  und  so  geistreich 
erfunden  waren,  als  wenn  sie  Brouwer  selbst  gemalt  hätte. 

Aber  wie  die  Arbeiten  Anderer  mit  der  Reife  und  den 
Jahren  besser  werden,  so  wurden  seine  Arbeiten,  je  älter  er 
ward,  um  so  schlechter,  so  dass  ich  Bilder  von  ihm  gesehen 
habe,  in  welchen  die  Farben  nicht  mehr  ineinander  schmolzen 
und  nicht  einmal  die  Pinselstriche  aufeinander  fielen. 

Aber  der  Leser  kann  mir  vielleicht  entgegnen,  dass  auch 
von  Frans  Hals    derartige  Arbeiten    existiren,    und   der  ward 


DRITTER  THEIL.  39  I 

doch  noch  immer  für  einen  grossen  Meister  gehalten.  Darauf 
aber  muss  ich  antworten,  dass  die  Manier  von  Frans  Hais 
mit  der  Diepraam's  nicht  die  geringste  Aehnlichkeit  hat.  Denn 
der  Erstere  zeigte  dadurch  sein  Talent,  der  Letztere  seinen 
Verfall.  Der  Erste  that  dies  mit  Absicht  und  um  zu  zeigen, 
wie  sehr  er  den  Pinsel  in  seiner  Gewalt  hatte,  der  Letzte  aber, 
da  er  nicht  anders  konnte,  weil  ihm  die  Hände  von  un- 
mässigem  Branntweingenuss  zitterten.  Ja,  ich  erinnere  mich 
noch,  dass  Kornelis  van  Parzyn,  damals  Kunsthändler  zu 
Dordrecht,  mir  erzählte,  dass  er  ihn  aus  Mitleid  einige  Zeit  m  * ' 
sein  Haus  nahm,  damit  er  für  ihn  arbeite  und  dass  er  eine 
Finte  Branntwein  Vormittags,  ehe  er  etwas  beginnen  konnte, 
genossen  haben  und  dann  den  ganzen  Tag  die  Flasche  bei 
der  Staffelei  haben  musste,  aus  welcher  er  von  Zeit  zu  Zeit 
trank,  weil  er,  sonst  nicht  arbeiten  konnte.  Er  malte  zuweilen 
neben  seine  Trunkenbolde  ein  gefrässiges  Schwein,  aber  dieses 
Sinnbild  genügte  nicht,  um  ihn  zur  Umkehr  zu  mahnen.  Mir  247. 
wurde  gesagt,  dass  er  in  Rotterdam  im  Spital  gestorben  sei. 

Dasselbe  Los  ward  auch  seinem  Zeit-  und  Kunstgenossen 
Hendrik  Bogaart  von  Amsterdam  zu  Theil;  doch  dieser 
wählte  es  mit  Vorbedacht,  denn  als  einige  seiner  Freunde  ihm 
oft  zum  Besten  rathen  wollten  und  ihm  sagten:  Bog^iart,  Ihr 
müsst  bedenken,  dass  Ihr  täglich  älter  werdet  und  Sorge  tragen 
müsst  für  Krankheit  oder  Alter,  erwiderte  er:  ist  denn  das 
Spital  für  die  Schweine?  — 

Der  treffliche  Radirer  Josef  Mulder  lernte  bei  ihm  im 
Jahre   1672  zeichnen.  — 

Mathys  Wulfraat  ist  zu  Aarnheim  in  der  Neujahrs- 24S. 
nacht  zwischen  12  und  i  Uhr  im  Jahre  1648  geboren.  Sein 
Vater,  der  aus  Deutschland  stammte,  Sprachen  und  Arznei- 
kunde studirt  hatte,  wollte  auch  seinen  Sohn  zu  diesen  Studien 
anleiten  und  schickte  ihn  deshalb  in  die  lateinische  Schule. 
Dieser  aber,  der  mehr  Lust  zur  Zeichenkunst  hatte,  widmete 
sich  der  letzteren  auf  Kosten  der  ersteren,  w^eshalb  er  auch  mit  249. 
der  Ruthe  bedroht  oder  gestraft  wurde.  Doch  dies  half  nichts, 
denn  er  kaufte  heimlich  für  sein  Taschengeld  Kupferstiche, 
Zeichnungen  und  Zeichengeräthschaften,  um  seiner  Neigung  zu 
genügen.  —  Der  Umstand,  dass  er  Abraham  Diepraam  kennen 


392  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

lernte,  der  sich  einige  Zeit  in  Aarnheim  aufhielt,  bestärkte  ihn 
noch  mehr  in  seiner  Absicht  und  fachte  sein  Feuer  an.  Als 
dieser  den  Eifer  des  Jünglings  und  seine,  ohne  die  Anfangs- 
gründe der  Kunst  gelernt  zu  haben,,  ganz  trefflich  ausgeführten 
Zeichnungen  gesehen  hatte,  ward  er  ihm  gefällig,  indem  er 
ihm  einige  allgemeine  Kunstregeln  beibrachte.  Von  da  an  wollte 
er  nicht  mehr  in  die  lateinische  Schule,  so  dass  ihn  sein  Vater, 
nachdem  er  drei  Schulen  durchgemacht  hatte,  endlich  gegen 
seine  Absicht  die  Kunst  lernen  lassen  musste  und  ihn,  auf 
Fürsprache  seiner  Freunde,  zu  dem  genannten  Abraham 
Diepraam  gab,  der  ein  guter  Meister  war  und  in  Aarnheim, 
wo  noch  seine  besten  Werke  zu  sehen  sind,  grossen  Anklang 
fand.  Durch  dessen  Unterricht  brachte  er  es  in  Kürze  so  weit, 
dass  er  nur  noch  nötbig  hatte,  sich  weiter  nach  dem  Leben 
auszubilden,  wobei  er  sich  wol  befand.  • 

23o.  Hierauf  liess  er  sich  in  Amsterdam  nieder,  wo  auch  viele 

seiner  Arbeiten  unter  den  Liebhabern  zerstreut  sind.  Ausser 
vielen  Historienbildern  und  Gesellschaflsstücken  von  Frauen  und 
Herren  hatte  er  auch  eine  Unzahl  Porträts  im  Kleinen  gemalt, 
auf  welche  er  sich  einige  Jahre  später  ganz  verlegte,  ins- 
besondere zu  jener  Zeit,  als  er  sich  in  Frankfurt  aufhielt,  wo 
er  Gelegenheit  fand,  viele  angesehene  Personen,  sowol  Ausländer 
als  Einwohner,  zu  malen,  so  dass  man  ihn  unter  die  glück- 
lichen Maler  zählen  mag  und  dies  umsomehr,  da  er  zufriedener 
ist  als  Andere,  und  durch  richtigen  Gebrauch  der  Vernunft  ge- 
lernt hat,  alle  Unglücksfälle,  deren  ein  tödtlicher  ihm  in  Frank- 
furt begegnete,  getrosten  Mutes  als  von  der  Hand  des  Herrn 
kommend  zu  ertragen. — 

Trotz  seines  Alters  blieb  ihm  der  Eifer  zur  Kunst,  so 
dass  er  sie  noch  täglich  ausübt,  wodurch  er  als  Sporn  zur 
Nachahmung  für  seine  Tochter  dient,  die  bereits  einen  bedeu- 
tenden Schritt  in  der  Kunst  gethan  hat  und  deren  wir  zur 
Zeit  ihrer  Geburt  gedenken  wollen.  — 

25i.  Der  Pferde-  und  Schlachtenmaler  Johann  vanHuchten- 

^bu.rgh  ist  zu  Harlem  im  Jahre  1646  geboren.  Er  war  ein 
inniger  Freund  von  Jan  Wyk,  seinem  Nachbar  und  Stadt- 
genossen, der  drei  Jahre  und  wenige  Monate  älter  als  er, 
unter  Leitung   seines  Vaters    früh    in    der   Kunst   herangebildet 


DRITTER  THEIL.  39 3 

wurde.  Da  er  täglich  Gelegenheit  hatte,  ihn  arbeiten  zu  sehen, 
wurde  er  dadurch  so  zur  Kunst  angeregt,  dass  er  zuerst  den 
Zeichenstift,  dann  den  Pinsel  ergriff  und  so  glückliche  Fort- 
schritte machte,  dass  er  sich  vornahm,  nach  Italien  zu  reisen. 
Dies  geschah  im  Jahre  1667,  da  sich  sein  Bruder  Jakob  van 
Huchtenburgh,  ein  guter  Maler  von  Thieren  und  römischen 
Landschaften,  und  Schüler  Nicolas  Berchem's,  daselbst  befand. 
Dieser  aber  starb  in  seinem  3o.  Jahre,  worauf  er  nach  Paris 
ging,  wo  er  dem  Maler  van  der  Meulen  gefiel,  unter  dessen 
Leitung  er  weiter  arbeitete  und  später  selbstständig  thätig  war, 
bis  er  Ende  1670  wieder  nach  Holland  kam,  wo  er  seitdem 
eine  grosse  Anzahl  von  Bildern  malte,  die  ihn  berühmt  machen. 
In  den  Jahren  1708  und  1709  kam  er  in  den  Dienst  des  Prinzen 
Eugen.  Im  Jahre  171 1  ward  er  von  dem  Kurfürsten  Friedrich 
Wilhelm'  von  der  Pfalz  mit  einer  goldenen  Medaille  und  Kette 
beschenkt.  — 

Jakob  Moelaert,  am  i5.  September  1649  ^^  Dordrecht  252. 
geboren,  ward,  als  er  älter  wurde,  von  so  unermüdlichem  Eifer 
angetrieben,  die  Kunst  zu  lernen,  dass  seine  Eltern  genöthigt 
waren,  ihm  nachzugeben  und  ihn  zu  Nicolas  Maas  schickten, 
bei  dem  er  in  kurzer  Zeit  solche  Fortschritte  machte,  dass  er 
ein  gutes  Porträt  malen  konnte.  Aber  ein  Umstand  lenkte  ihn 
wieder  ab  und  führte  ihn  nach  Amsterdam,  um  dem  Geschäfte 
seines  Onkels  vorzustehen.  Dort  brachte  er  viele  Jahre  in  diesem 
knechtischen  Berufe  zu,  bis  er  heiratete,  wodurch  er  zwar  der 
Sorge  für  das  Geschäft  nicht  ledig,  aber  für  seine  Müsse  frei 
war  und  diese  der  Ausübung  der  Kunst  widmen  konnte.  Es 
ist  staunenswerth,  wie  weit  er  es  darin,  in  seinen  so  abgesparten 
Stunden,  gebracht  hat. 

Die  Kupferstiche  der  berühmten  Meister  zu  sammeln,  war 
stets  sein  Vergnügen.  Dadurch  ward  sein  Urtheil  immer  reifer 
und,  von  so  vielen  guten  Vorbildern  angespornt,  versuchte  er 
öfter  als  einmal  die  Darstellung  von  bedeutenderen  Historien, 
wie  den  Untergang  Pharao's  im  rothen  Meere;  Moses,  der  mit 
einem  Schlage  seines  Stabes  Wasser  aus  dem  Felsen  lockt,  um 
das  vor  Durst  verschmachtende  Israel  in  der  Wüste  zu  tränken  etc. 
Gegenwärtig  wohnt  er  in  Dordrecht,  und  bringt  die  meiste 
Zeit  in    seinem    Kunstcabinete    zu,    wo    ihm    jede    Mappe    ein 


394  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

233.  Garten    ist    voll  der  besten  ßlüthen    der  italienischen,  französi- 
schen und  niederländischen  Kunst. 

Jan  Luiken,  am  i6.  April  1649  geboren,  ist  ein  Schüler 
von  Martinus  Zaagmolen.  Seine  Bilder  sind  sehr  selten,  denn 
er  gab  das  Malen  früh  auf,  vielleicht  weil  es  ihm  nicht  genug 
Vortheil  brachte  und  verlegte  sich  auf  das  Radiren  von  Platten 
für  die  Buchhändler,  was  ihm  vortrefflich  glückte,  denn  er  hat 
eine  grosse  Anzahl  schöner  Bücher  reich  illustrirt,  insbesondere 
die  jüdischen  und  mosaischen  Alterthümer  von  Goeree  und 
eine  grosse  Anzahl  anderer.  In  seiner  Jugend  war  er  frei  und 
ungebunden  und  ich  erwähne  dies  aus  keinem  anderen  Grunde, 
als  um  zu  seiner  Bewunderung  anzudeuten,  dass  er  durch  die 
Liebe  zur  Tugend  und  Gottesfurcht  später  seine  Lebensweise 
so  veränderte,  dass  er  ein  beachtenswerthes  Vorbild  der  Mild- 
thätigkeit  gegen  arme  und  bedürftige  Menschen  ist. 

Wir  wollen  auch  nicht  unterlassen  zu  sagen,  dass  er  nicht 
allein  den  Pinsel  gegen  die  Aetznadel^  sondern  auch  gegen  die 
Feder  vertauschte  und  selbst  eine  Anzahl  guter  Bücher  ge- 
schrieben hat,  die,  mit  Kunstbeilagen  geziert,  den  Weg  zur 
Tugend,  Gottesliebe  und  Begierde  nach  dem  seligen  Leben,  sowie 
Moral  im  Allgemeinen  und  die  Pflichten  der  Kinder  gegen  ihre 
Eltern  insbesondere  behandeln.  Gewiss  Proben  eines  geläuterten 
Geistes  und  verbesserten  Lebenswandels.  Deshalb  kaufte  er 
auch  seine  an  Liebesliedern  und  sinnlichen  Gesängen  reichen 
Jugendgedichte,  genannt  „Duitse  Lier",  allerorten  bei  den  Buch- 

234.  händlern  zu  hohem  Preise  auf,  um  diese  Eitelkeiten  aus  der 
Welt  zu  schaffen  und  zu  vernichten.  —  Aber  er  ward  dabei  auf 
das  Schändlichste  betrogen;  denn  dieses  Buch  ward  heimlich 
nachgedruckt  und  es  wurden  ihm  die  Exemplare  zu  vier,  sechs, 
zehn  oder  zwölf  Stücken  von  gewinnsüchtigen  Leuten  angeboten, 
woraus  er  so  lange  keinen  Verdacht  schöpfte,  als  bis  er  fand, 
dass  er  mehr  zurückgekauft  hatte,  als  er  jemals  drucken  liess.  — 

In  seinen  Mussestunden  las  er  die  Bücher  von  Jakob 
Boehme  und  Antoinette  Bourignon  und  verkehrte  fast  aus- 
233.  schliesslich  nur  mit  Gleichgesinnten.  Nachmittags  ging  er  allein 
spazieren  und  war  zu  Hause  stets  still,  sass  immer  mit  ab- 
gelenkten Gedanken,  wie  zerstreut  und  träumend,  so  dass  er 
Denen,    die    mit    ihm    über    eine    Kupfersticharbeit    sprechen 


DRITTER  THEIL.  BgS 

wollten,  oft  wie  ein  Einfaltspinsel  erschien.  Mit  einem  Worte, 
er  kam  durch  das  Lesen  der  genannten  Bücher  so  weit,  dass 
er  jede  Arbeit  aufgab  und  den  Buchhändlern  Mortier,  van  der 
Sys  und  Anderen,  für  die  er  viel  zu  thun  hatte,  kündigte,  sein 
Hab  und  Gut  verkaufte,  nur  wenig  behielt,  den  Rest  den  Armen 
schenkte  und  Amsterdam  verliess,  um  in  der  Stille  mit  seiner 
alten  Magd,  die  ihn  überlebte  und  später  noch  von  ihm  erbte, 
nur  dem  Glauben  zu  leben.  Aber  er  fand  in  Kürze,  dass  sein 
Glaube  nicht  stark  und  kräftig  genug  und  seine  Vorstellung  auf 
Sand  gebaut  waren;  denn  die  Not  veranlasste  ihn  zurückzukehren 
und  wieder  die  Aetznadel  zur  Hand  zu  nehmen,  um  seinen 
Unterhalt  zu  verdienen.  Indess  nahm  er  von  seinem  Verdienste 
nur,  was  er  nötig  brauchte,  um  sich  in  der  einfachsten  Weise 
zu  erhalten.  Das  Uebrige  gab  er  den  Armen,  so  dass  die  Frau 
seines  Sohnes  und  sein  Enkel  sich  nach  seinem  Tode  die  Finger 
an  ihrem  Erbe  nicht  blau  zählten.  Aber  Geld  schätzte  er  zu 
gering.  Man  sagt,  dass  er  seinem  Enkel  ein  Buch  mit  ein- 
geklebten Kupferstichen  hinterliess,  unter  welche  er  Sitten- 
sprüche und  gottesfürchtige  Verse  geschrieben  hatte.  Er  starb 
in  demselben  Glauben  wie  der  vorgenannte  Boehme,  63  Jahre  256. 
alt,  am  5.  April   17 12, 

Van  der  Sys,  der  ihn  hochschätzte,  Hess  nach  seinem 
Tode  sein  Porträt  zeichnen  und  in  Kupfer  stechen,  und  ich  be- 
gleitete es  mit  einigen  Versen,  — 

Romein  de  Hooge,  reihen  wir  deshalb  den  Malern  ein,  257. 
weil  er  zuweilen  neben  der  Aetznadel  den  Pinsel  führte,  obwol 
seine  Bilder  weniger  als  seine  geistreich  erfundenen  Compositionen 
zu  rühmen  sind.  Unter  seine  bedeutendsten  Arbeiten  in  Oelfarbe  wird 
der  Bürgermeistersaal  im  Rathhause  zu  Enkhuizen  gezählt,  und 
nebst  vielen  anderen  ein  grosser  Nebensaal  im  Landhause  des 
Herrn  Matheus  van  der  Broek  in  Dubbeldam  nächst  Dord- 
recht  gerühmt,  wo  hängend  an  der  grossen  Wand,  auf  Leinwand 
Claudius  Civilis  dargestellt  ist,  der  die  angesehensten  holländi- 
schen Edlen,  die  vornehmsten  Geschlechtshäupter  und  Bürger 
bei  einem  Gelage  in  Schakerbosch  auffordert,  das  römische 
Joch  abzuschütteln  und  den  ersten  Stein  zur  holländischen  Frei- 
heit zu  legen.  Auch  die  anderen  Felder  desselben  Saales  sind 
mit  Gemälden  ähnlicher  Art  geschmückt. 


396         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

238.  Wir  können  ferner  sagen,    dass    er   an  Talent  und  Erfin- 

dung ein  hervorragender  Kopf  war,  desgleichen  ich  an  Ideen- 
reichthum  im  Componiren  und  Geschicklichkeit  in  der  Aetzkunst 
nicht  kenne.  Davon  geben  die  unzähligen  Büchertitel  und  anderen 
Kupferstiche  Zeugniss.  Aber  er  war  in  Anbetracht  seines  Be- 
nehmens und  seiner  Lebensweise  ein  schlechter  Geselle,  ein 
zweiter  Aretin,  und  es  ist  zu  bedauern,  dass  ein  Mann  von 
solchem  Talente  von.  so  entsetzlichen  Irrthümern  befangen  war, 
dass  er  das  Allerwürdigste  verachtete  und  verleugnete  und  im 
Gegentheil  Spott  damit  trieb,  obwol  er  sah,  dass  er  dem  Ende 
seines  Lebens  nahe  war.  —  Er  musste  Amsterdam  wegen  seines 
ärgerlichen  Betragens,  seiner  beissenden  Pasquille  und  unzüch- 
tigen und  schändlichen  Kupferstiche  verlassen,  welche  Unflätig- 
keiten er  der  lockeren  Jugend  für  theures  Geld  verkaufte.  — 

265.  Der  Chassenette-  und  Landschaftsmaler  JanvanNikkelen 
ist  in  Harlem  geboren. 

Sein  Vater,  ein  Maler  von  Kirchen-Interieurs  in  der  Weise 
des  van  Vliet,  der  ihn  auch  später  die  Baukunde,  Perspectivlehre 
und  die  Handhabung  des  Pinsels  lehrte,  schickte  ihn  zuerst  in 
die  französische  und  lateinische  Schule,  um  Sprachen  zu  lernen, 
worin    er    durch    seine    Begabung    und    sein    Gedächtniss    gute 

266.  Fortschritte  machte.  Ferner  studirte  er,  lesebegierig  und  wissens- 
durstig, Reisebeschreibungen  Geschichte,  Naturwissenschaften, 
die  Bibel  und  Liturgie  und  verkehrte  mit  Solchen,  welche  unter 
den  Mennoniten  oder  Socynianern  Disputanten  genannt  werden, 
wodurch  sein  Verstand  immer  mehr  geschärft  wurde.  Uner- 
müdet  im  Nachspüren  alles  Wissenswürdigen  machte  er  mehrere 
Entdeckungen.  Er  fand  einen  ausgezeichneten  harten  Firniss, 
mit  welchem  er  Kästchen  und  Gueridons  so  gut  als  die  Indier 
lackirte.  Dann  fand  er  irgend  etwas  für  die  Fabriken  oder 
Webereien  und  bewarb  sich  um  die  Compagnieschaft  von  reichen 
Leuten  und  um  ein  Privilegium  bei  den  Herrenstaaten.  Aber  es 
war  nichts  damit.  Deshalb  verlegte  er  sich  auf  das  Malen  von 
Landschaften,  Blumen  und  anderen  Zierrathen  auf  dünne  Seide, 
welche  zu  Chassenetten  für  die  Fenster  verwendet  wurden  und 
auch  auf  Lackarbeiten, — 

Als    er   in  Amsterdam  war,    verstand  er  es  so  sehr,    sich 
durch  seine  glatte  Zunge  bei  dem  Maler  van  der  Meyn  in  Gunst 


DRITTER  THEIL.  397 

2U  setzen,  dass  ihn  dieser,  als  er  zum  Kurfürsten  von  der 
Pfalz  berufen  wurde,  auf  gut  Glück  mit  sich  nahm,  wo  er  sich 
sofort  den  Maler  und  Galeriedirector  dts  Kurfürsten,  Douven, 
zu  seinem  Freunde  machte,  dessen  er  sich  zu  rechter  Zeit  und 
so  trefflich  bediente,  dass  er  seiner  später  nicht  mehr  nöthig 
hatte.  Er  verstand  es,  als  er  Douven  sprach,  seine  Wünsche 
so  gut  vorzubringen,  dass  dieser  einige  Chassenetten  ohne  Vor-  267. 
wissen  des  Fürsten  machen  Hess  und  dieselben  an  einem  Orte 
anbrachte,  an  welchem  dieser  vorübergehen  musste,  um  ihn  da- 
mit zu  überraschen.  Der  Kurfürst  fand  Gefallen  daran  und  gab 
Befehl,  einige  seiner  Schlösser  mit  ihren  Gärten  und  Fon- 
tainen  etc.  nach  der  Natur  zu  zeichnen  und  so  zu  malen.  Zu 
höherem  Schmucke  staffirte  er  sie  mit  Jagden  oder  Hirtenfiguren. 
Gewiss  ist  es,  dass  er  durch  seine  feine  Zunge  fast  ebenso 
fest  am  Hofe  stand  wie  van  der  Meyn  durch  seine  Kunst. 
Nach  dem  Tode  des  Kurfürsten  kam  er  an  den  Hof  von  Hessen- 
Kassel.  — 

Augustinus  Terwesten  ist  am  4.  Mai  1649  im  Haag 268. 
geboren.  Seine  Jugend  brachte  er  zuerst  mit  Zeichnen  nach 
Kupferstichen  und  Gypsabgüssen  zu,  später  mit  Wachsbossiren, 
was  ihn  auf  getriebene  Arbeiten  hinlenkte,  deren  er  verschie- 
dene sowol  in  Gold  als  in  Silber  ruhmwürdig  ausführte.  — 
Als  er  20  Jahre  alt  war,  gaben  ihn  seine  Eltern  zu  dem  be- 
rühmten Maler  Wielin.  Da  aber  dieser  als  Hofmaler  des 
Kurfürsten  von  Brandenburg,  Friedrich  Wilhelm  berufen 
wurde,  genoss  er  nur  zwei  Jahre  lang  seinen  Unterricht,  worauf 
er,  um  die  Behandlung  der  Farben  und  des  Pinsels  weiter  zu 
lernen,  für  weitere  zwei  Jahre  zu  Willem  Doudyns  ging, 
bei  dem  er  solche  Fortschritte  machte,  dass  er  zu  seiner  wei- 
teren Ausbildung  durch  Deutschland  nach  Italien  reiste,  wo  er 
drei  Jahre  blieb,  sich  eifrig  nach  den  besten  Mustern  bildete, 
nach  welchen  er  ausgeführte  Zeichnungen  machte,  um  sich  der- 
selben später  zu  bedienen. 

Nachdem  er  sich  noch  einige  Monate  in  Venedig  aufgehalten, 
nahm  er    seine  Rückreise  durch  Frankreich   und  über  England 
nach  seiner  Geburtsstadt,    nachdem    er  im  Ganzen    sechs  Jahre  269. 
auf   dieser  Reise    zugebracht  hatte,    da  er  im  Jahre   1678  nach 
Hause  kam.  Verschiedene  grosse  Arbeiten,  sowol  Säle  als  Plafond- 


398  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

bilder,  hat  er  sowol  während  seiner  Reise  als  spater  ausgeführt, 
überdies  noch  zahlreiche  andere  Arbeiten,  da  er  unglaublich 
gewandt  mit  dem  Pinsel  umzugehen  wusste. 

Als  er  zu  Dordrecht  den  Saal  des  Herrn  Berthoud  van. 
Slingeland,  späteren  Bürgermeisters  und  Oberschöffen,  ringsum 
mit  Darstellungen  aus  dem  Ovid  ausmalte^  besuchte  ich  ihn  in 
Gesellschaft  des  Malers  Arent  de  Gelder  und  des  Bildhauers 
Henrik  Noteman,  mit  der  Absicht,  ihn  zu  einem  Spazier- 
gange abzuholen.  Aber  er  schlug  dies  unter  dem  Vorwande, 
noch  etwas  arbeiten  zu  müssen,  höflich  mit  der  Bitte  ab,  nach 
ein  oder  zwei  Stunden  wieder  zu  kommen.  Wir  thaten  dies 
und  fanden  zu  unserem  Staunen  ein  Kaminstück  mit  drei  oder 
vier  Figuren,  welches,  als  wir  zuerst  dort  waren,  kaum  mit 
Kreide  skizzirt  gewesen  war,    fast  ganz   mit  Farben  vollendet. 

Er  war  einer  der  Vornehmsten  Derer,  welche  die  Akademie 
in  Haag,  nachdem  sie  ganz  in  Verfall  gerathen  war,  im  Jahre 
1682  oder  168 3  wieder  als  ein  Institut  von  grÖsstem  Nutzen 
für  die  Künstler  und  Schüler  aufrichten  halfen.  Später  errichtete 
er  auf  Kosten  des  Fürsten  eine  Hochschule,  die  grosse  Aehn- 
270.  lichkeit  mit  jener  in  Paris  hatte  und  über  welche  wir  noch 
mehr  sagen  wollen. 

Im  Jahre  1690  ward  er  von  dem  Kurfürsten  von 
Brandenburg,  späterem  König  von  Preussen,  als  Hofmaler  nach 
Berlin  berufen.  Im  berühmten  Porzellansaale  zu  Oranienburg 
führte  er  die  erste  bedeutendere  Arbeit  aus,  andere  in  den 
meisten  fürstlichen  Häusern  sowol  in  und  nächst  Berlin  und 
bewies  seine  ausgezeichnete  Kunst  in  Galerien,  Orangerien  und 
gefelderten  Deckengemälden  grosser  Säle,  zur  grossen  Zufrieden- 
heit des  Fürsten  und  des  grossen  Kunstfreundes  Dankelman, 
Vorsitzenden  des  fürstlichen  Hofrathes.  Als  er  sah,  dass  er  die 
Kunstliebe  des  Fürsten  geweckt  hatte,  proponirte  er  ihm  so 
verlockend  die  Errichtung  einer  Akademie  nach  Art  der  fran- 
zösischen, dass  er  sofort  die  Einwilligung  erhielt  und  ihm,  der 
gleich  Alles  in  Angriff  nahm,  was  dazu  dienlich  war,  der  Bau 
und  die  Aufsicht  übertragen  wurden.  Dabei  kam  ihm  sein  um 
zwei  Jahre  jüngerer  Bruder  Elias,;  genannt  der  Paradys- 
vogel;  ein  guter  Blumen-,  Früchte-  und  Thiermaler,  der  in  Rom 
wohnte,    sehr   zu    statten.     Dieser    besorgte    ihm  Abgüsse    der 


DRITTER  THEIL.  Sgg 

besten  Antiken,  und  erwarb  das  ganze  berühmte  Cabinet  des 
Bildhauers  Peter  Belori,  welches,  ohne  Schaden  gelitten  zu 
haben,  in  Kisten  ankam. 

Inzwischen  wurden  sechs  Säle  für  die  Akademie  bestimmt, 
zu  ihren  verschiedenen  Zwecken  eingerichtet  und  in  jedem 
Saale  ein  Aufseher  oder  Lehrer  angestellt.  Im  ersten  Saale 
wurde  die  Jugend  in  den  Anfangsgründen  der  Kunst  unter-  271. 
richtet;  im  zweiten  wurde  nach  Gypsabgüssen  gezeichnet;  der 
dritte  diente  als  Versammlungsplatz  der  Directoren;  der  vierte 
für  den  Unterricht  in  der  Perspective,  Messkunde,  Baukunde  und 
Befestigungslehre;  der  fünfte  war  für  den  Unterricht  in  der 
Anatomie  sowie  im  Falten  der  Gewänder  bestimmt;  der  sechste 
oder  die  hohe  Schule  war  ein  grosser  ovaler  Saal,  in  welchem 
die  erwähnten  Statuen  in  der  Runde  standen,  die  so  gestellt 
waren,  dass  jede  auf  ihrem  Piedestale  gedreht  oder  ohne  Mühe 
verrückt  werden  konnte. 

Als  im  Jahre  1697  Alles  vollendet  war,  ersuchte  Patrys- 
vogel  —  so  ward  er  in  der  Bent  getauft  —  den  Fürsten  und 
den  Hofstaat,  den  Bau  zu  besichtigen,  der  ihren  Beifall  fand. 
Der  erste  Präsident  Everard  Dankelman  ward  zum  Director 
der  Akademie  ernannt.  Dreimal  war  er  erster  Professor  dieser 
Akademie,  bis  er  im  Jahre  171 1  am  2r.  Januar  zum  grossen 
Verluste  der  heranwachsenden  Künstler  dieses  Fürstenthums 
starb.  — 

Johannes    Verkolje    ist    zu  Amsterdam    am  9.  Februar  282. 
i65o  geboren.     Sein  Vater  war  Schlosser  und  hiess  Benjamin. 
Als    er    10  Jahre    oder  ungefähr  so  alt  war,    trat  er  sich  beim 
Spielen   einen  von  einem  Anderen  aufs  Gerathewohl  hingewor- 
fenen Bolzen  in  die  Ferse.     Er    achtete   nicht  eher  darauf,    bis  283. 
sich    nach    i5  oder  16  Wochen    ein    höchst   bedenkliches,    von 
der  Spitze  der  Nadel  verursachtes  Gebrechen    zeigte,    das  seine 
Eltern  nöthigte,    ihn  zu  einem  berühmten  Heilkünstler  zu  Jisp, 
Namens   Kornelis,    zu    bringen,    wo    er   einige    Jahre    im  Bette 
^  liegend  zubrachte.   Unter  dem  verschiedenen  Spielzeug,  das  man 
ihm   gab,  um  die  Zeit  zu  vertreiben,  waren  auch    aufgezogene 
Bilderbogen,    an   welchen   er   das   grösste  Gefallen   fand,    da  er 
Lust  hatte,    sie   nachzuzeichnen.     Hierauf  verlegte    er    sich    auf 
den  Rath    des   bekannten  Bronkhorst    allmälig   auf  das  Nach- 


400  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

zeichnen  besserer  Kupferstiche  und  brachte  es  mit  so  geringen 
Anfängen  selbstständig  so  weit,  dass  ich  von  ihm  eine  mit  Tusch 
lavirte  Federzeichnung  nach  d^m  Bacchus  von  Mantegna  mit 
Bewunderung  ansah,  weil  sie  dem  Kupferstiche  so  ähnlich  war, 
dass  selbst  die  Gesichtszüge  darin  genau  in  Acht  genommen 
waren.  Sein  Sohn  Nicolas  Verkolje  bewahrt  sie  noch  heute 
zu  seiner  Erinnerung.  Von  derselben  Neigung  angetrieben,  lernte 
er  lediglich  aus  den  Büchern  die  Anfangsgründe  der  Perspectiv- 
lehre  vollkommen  in  der  Zeit  von  einem  Monat.  Hierauf  ver- 
suchte er  auch  selbstständig  die  Oelmalerei,  Er  fand  viel 
Gefallen  an  den  Werken  von  Gerrit  Pietersz  van  Zyl, 
genannt  Gerards,  nach  welchen  er  sich  bildete  und  allmälig 
284. so  weit  kam,  dass  seine  Arbeiten  für  die  Gerard's  gehalten 
wurden.  Endlich  ging  er  für  ein  halbes  Jahr  zu  Jan  Lieven sz 
dem  Jüngeren  in  die  Schule.  Da  Dieser  sah,  dass  seine 
Arbeiten  jenen  von  Gerard's  ähnlich  waren,  Hess  er  ihn  die 
unvollendet  zurückgebliebenen  Werke  des  Meisters  vollenden, 
welche  er  nach  dessen  Tode  gekauft  hatte.  — 

Erstaunt  waren  Vaillant  und  Blooteling,  als  er  seine 
Schwarzkunstblätter  veröffentlichte,  die  er  nach  selbstständigen 
Versuchen  gemacht  hatte.  — 

Im  Jahre  1672  heiratete  er  in  Delft,  wohnte  seitdem  da- 
selbst und  verlegte  sich  auf  die  Porträtmalerei,  die  ihm  viel 
Arbeit  gab  und  viel  Verdienst  brachte.  Da  er  durch  sein  Be- 
nehmen bei  Hoch  und  Nieder  beliebt  war,  wurde  ihm  ein- 
285.  stimmig  das  Amt  eines  Diakons  oder  Armenbesorgers  über- 
tragen. Von  seinen  Bildern  rühmt  man  Venus  und  Adonis, 
welches  auch  in  Kupfer  gestochen  ist;  das  ausserordentlich 
natürlich  gemalte  Bild  mit  de.m  Trompeter  und  noch  ein  anderes, 
welches  sich  im  Schlosse  befindet. 

Als  seine  besten  Porträts  nennt  man:  die  Kinder  dts 
Herrn  van  der  Heul,  der  Bürgermeister  Berkhout  und 
Vredenburg,  desgleichen  die  Porträts  des  Advocaten  de  Bries 
und  seiner  Frau,  des  Gerard  Brant,  sowie  das  seines  Sohnes 
Jan  Brant  und  seiner  Frau  und  insbondere  das  des  Advocaten 
Bogaart  aus  dem  Jahre   i685. 

Er  starb  in  Delft  im  Jahre  1693,  43  Jahre  alt,  und  hinter- 
liess  eine  Frau  und  fünf  Kinder,  drei  Töchter  und  zwei  Söhne, 


DRITTER  THEIL.  401 

deren  ältester,  Namens  Nicolas,  im  Jahre  1673  geboren  ist,  sich 
allein  ganz  der  Kunst  widmete  und  einen  Adlerflug  nahm.  Von 
ihm  wollen  wir  unter  dem  Jahre   löyS  berichten. 

Als  er  kaum  zum  Malen  gekommen  war,  malte  er  die 
Personen,  die  in  seiner  Nachbarschaft  wohnten  und  einige  Wach- 
leute in  einem  Bilde  so  natürlich,  dass  einer  derselben,  der  es 
später  sah,  alle  die  Dargestellten  erkannte  und  mit  Namen 
nannte.  Gleich  geschickt  und  gewandt  war  er  in  mannigfachen 
anderen  Dingen. 

Von  seinen  Schülern,  welche  später  Meister  geworden 
sind,  werden  genannt: 

Thomas  van  der  Wilt,  Porträtmaler  zu  Delft; 

Joan  van   der    Spriet,    der    in    dem    Bürgerwaisenhause  286. 
zu  Delft  erzoge.n  ward  und  sich  der  Kunst  widmete.  Auch  dieser 
war    ein    guter  Porträtmaler   und    ging    nach    England,    wo    er 
heiratete  und  seitdem  wohnen  blieb; 

Albertus  van  der  Burg,  ebenfalls  aus  Delft,  malte 
Porträts  und  Compositionen ; 

Henrik  Steenwinkel  verstand  vortrefflich  Alles,  was 
ihm  von  anderen  Meistern  vorkam,  zu  copiren; 

und  Willem  Verschuuring  Hendriksz  aus  Gorinchem, 
dessen  wir  noch  später  gedenken  werden. 

Auch  lebte  zu  dieser  Zeit  Ugaart  Delvenaar,  ein  guter 
Landschaftsmaler,  und  Jacob  Koning,  ein  Schüler  von  Adriaen 
van  den  Velde.  Dieser,  der  vor  Allem  die  Manier  seines 
Meisters  nachahmte,  malte  Landschaften  und  Thiere,  später 
Figuren  und  historische  Darstellungen  und  machte  darin  solche 
Fortschritte,  dass  er  in  Kopenhagen  am  dänischen  Hofe 
wegen  seines  Talentes  beliebt  war.  Es  war  dies  derselbe,  der 
unserem  Verkolje,  als  er  dessen  Eifer  für  Alles,  was  die  Kunst 
betrifft,  wahrnahm,  die  Bücher  über  die  Perspectivlehre  lieh, 
wodurch  er  solche  Fortschritte  machte,  dass  er  in  kurzer  Zeit 
Koning  darin  übertraf. — 

Droogsloot  ist  nach  Einigen  zu  Gorinchem,  nach  Anderen  288. 
zu  Dordrecht  geboren.  Er  hat  wol  die  meiste  Zeit  seines  Lebens 
in  Dordrecht  gewohnt,   und  seine  meisten  Arbeiten  sind  unter 
den    Bürgern    der    Stadt    zerstreut.     Gewöhnlich    stellen    seine 
Bilder    Bauern -Kirmessen    vor    mit    Pfefferkuchen -Kramereien, 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  26 


402  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

beiderseits  die  Häuser  des  Dorfes  und  eine  Küche  im  Hinter- 
grunde. Von  seinen  Figuren  kann  man  nur  sagen,  dass  sie  alle 
aus  einer  Form  gegossen  zu  sein  scheinen. 

Johannes  van  der  Bent  ist  zu  Amsterdam  geboren, 
doch  weiss  ich  nicht  bestimmt,  in  welchem  Jahre,  da  er  aber 
ungefähr  40  Jahre  alt  war,  als  er  starb,  wollen  wir  ihn  in  das 
Jahr  i65o  verlegen. 

Er  war  ein  Schüler  von  Wouwerman  und  Adriaen  van 
den  Velde,  mit  dessen  Bildern  seine  Arbeiten  sowol  in  der  Wahl 
als  in  der  Behandlung,  die  meiste  Aehnlichkeit  haben.  Er  blieb 
ledig  und  wohnte  bei  fremden  Leuten  zu  Miethe.  Er  hatte  eine 
bedeutende  Summe  Geldes,  wie  Einige  sagen,  4000  Gulden,  ich 
weiss  nicht,  ob  durch  Erbschaft  oder  auf  andere  Weise  zusammen- 
gebracht ,  die  ihm  eines  Tages,  als  er  ausgegangea  war,  gestohlen 
wurde,  worüber  er  nicht  wenig  bestürzt  war. 

289.  Er  hatte  wol  keinen  Beweis,  aber  immer  seinen  Miether 
in  Verdacht,  aber  nachdem  der  Goldfinke  entwischt  war,  hatte 
es  keinen  Anschein,  dass  er  wieder  zurückkehren  würde.  Er 
bekam   vor  Gram   die  Auszehrung  und   starb  im  Jahre   1690. — 

290.  Pieter  Reuven  ist  in  demselben  Jahre  i65o  geboren. 
Seine  Kunst  verdient,  dass  man  seiner  gedenkt.  Er  war  ein 
Schüler  von  Jacques  Jordaens  und  brachte  es  durch  seinen 
Eifer  sehr  weit.  Er  beschäftigte  sich  zumeist  mit  grossen  Ar- 
beiten, z.  B.  dem  Ausmalen  von  Plafonds  und  Sälen.  Im  Haag  malte 
er  den  Triumphbogen,  der  für  Willem  III.  errichtet  wurde, 
der  die  Augen  vieler  Künstler  auf  sich  zog.  Das  Schönste,  was 
in  dem  königlichen  Lustschlosse  zu  Loo  ist,  hat  er  gemacht. 
Seine  Arbeiten  verdienen  umsomehr  Bewunderung,  da  er  so  flink 
arbeitete,  dass  es  kaum  zu  begreifen  ist,  wie  so  ausgezeichnete 
Kunstwerke  in  so  kurzer  Zeit  ausgeführt  werden   konnten.     Er 

291.  starb  am  Ende  des  Jahres   17 18. 

Matheus  Wytman  ist  zu  Gorkum  im  Jahre  i65o 
geboren  und  malte  ganz  ausführlich  und  kunstvoll  im  Kleinen, 
zumeist  Gesellschaftsstücke  ähnlich  jenen  Netscher's,  und 
behandelte  überdies  die  landschaftlichen  Ansichten  des  Hinter- 
grundes ausserordentlich  fleissig  und  natürlich;  doch  in  Blumen 
und  Früchten,  auf  welche  er  sich  zuletzt  verlegte,  soll  er  am 
ausgezeichnetsten  gewesen  sein. 


DRITTER  THEIL.  4o3 

Sein  Lehrer  war  zuerst  Hendrik  Verschuuring,  später 
Joh.  Bylaart  zu  Utrecht,  der  sich  freute,  dass  er  es  so  weit 
gebracht  hatte.  Aber  sein  Schicksal  wollte  nicht,  dass  er  noch 
eine  höhere  Stufe  erreiche.  Er  starb  im  Jahre   1689. 

Sein  Zeit-,  Stadt-  und  Kunstgenosse  Marienhof  ahmte 
die  Manier  von  Rubens  so  kunstvoll  im  Kleinen  nach,  dass 
er  von  allen  Kennern  gerühmt  wurde.  Er  siedelte  von  Utrecht 
nach  Brüssel  über,  heiratete  und  starb  früh. 

Unter  die  Utrecht'schen  Maler  wird  auch  Johan  van 
der  Meer  gezählt,  obwol  er  zu  Schoonhoven  geboren  ist,  weil 
er  die  meiste  Zeit  seines  Lebens  dort  zubrachte. 

Wo,  oder  bei  wem  er  gelernt  hat,  weiss  ich  nicht,  wol 
aber,  dass  er  in  Gesellschaft  von  Lieve  Verschnür  nach 
Rom  reiste  und  dort  mehrere  Jahre  in  Studien  zubrachte.  Er 
malte  lebensgrosse  Figuren  und  Köpfe  nach  der  grossen  Manier 
und  pflog  in  Rom  mit  Drost  und  Karel  Lot  Umgang,  wo- 
durch er  insbesondere  Fortschritte  machte.  Ueberdies  hatte  er 
das  Glück,  nicht  für  Kunsthändler  arbeiten  zu  müssen,  sondern 
unbekümmert  seine  Studien  machen  und  fortsetzen  zu  können,  292 
ohne  auf  den  Gewinn  sehen  zu  müssen,  denn  sein  reicher 
Grossvater  hatte  viel  mit  ihm  vor.  Dieser  sorgte  deshalb,  dass 
er  in   Rom  stets  einen  vollen  Beutel  hatte. 

Als  er  von  Rom  wieder  nach  Utrecht  zurückgekommen 
war,  heiratete  er  eine  reiche  Witwe,  die  eine  Bleiweissfabrik 
besass.  Sie  ward  bald  schwanger,  was  für  ihn  ein  grosses 
Glück  war,  da  sie  von  ihrem  ersten  Manne  keine  Kinder  hatte, 
ihn  deshalb  umsomehr  liebte,  und  ihm  ein  Reitpferd  hielt, 
damit  er  sich  zuweilen  erlustige.  Aber  die  Freude  dauerte 
nicht  lange,  denn  seine  Frau  starb  und  Soldaten  verbrannten 
sein  Haus,  die  Fabrik  und  Alles  was  er  besass.  Eines  Umstandes, 
der  bei  dieser  Gelegenheit  vorfiel,  haben  wir  in  der  Lebens- 
beschreibung von  Jande  Heem  gedacht. 

Es  ist  staunenswerth,  dass  er  es  in  der  Kunst  so  weit 
gebracht  hatte,  da  er  erst  spät  dazu  kam  und  seine  Eltern 
ihn  zum  Gelehrten  erzogen.. 

Baren t  van  Kalraat  ist  zu  Dordrecht  am  28.  August  i65o 

geboren  und    hatte   von    seinem   12.    bis  zum    i5.  Jahre  seinen 

Bruder  Abraham  als  Lehrer  im  Zeichnen. 

26* 


404  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBÜRGH. 

Hierauf  gab  ihn  sein  Vater  zu  Albert  Kuip,  dem 
Sohne  von  Jakob  Gerritsz  Kuip,  dessen  wir  vordem  gedacht 
haben.  Er  ahmte  Albert  Kuip  nach,  der  sich  wol  am  besten 
293.  auf  das  Malen  von  Pferden  im  Kleinen  verstand ,  aber  da  die 
Menschen  sich  ändern,  so  verlegte  er  sich  später  auf  die  Dar- 
stellung von  Rhein- Ansichten  in  der  Weise  von  Herman  Zacht- 
leven,  den  er  ebenso  geschickt,  wenn  auch  frei  imitirte. 

Er  übt  die  Kunst  noch  heute  aus,  obwol  er  einen  anderen 
Erwerb  an  der  Hand  hat. 

Johanna  Koerten,  die  Frau  des  Adriaen  Blök,  ist  zu 
Amsterdam  am   17.  November   i65o  geboren. 

Sie  war  von  Jugend  auf  geneigt,  Künste  und  Wissen- 
schaften zu  lernen,  —  und  wenn  sie  sich  ganz  der  Malerei 
gewidmet  hätte,  würde  sie  es  ohne  Zweifel  weit  darin  ge- 
bracht haben.  Aber  sie  verlegte  sich  darauf,  mit  der  Schere 
mannigfaltige  Gegenstände  aus  Papier  auszuschneiden,  und  dies 
glückte  ihr  so  sehr,  dass  sie  sich  einen  dauernden  Namen 
machte  und  ich  hinreichenden  Grund  finde,  ihrer  unter  den 
Künstlern  und  Künstlerinnen  zu  gedenken,  so  wie  ich  des 
tüchtigen  Zeichners  Jan  de  Bischop  und  Anderer,  die 
294. niemals  den  Pinsel  mit  Farben  gehandhabt  haben,  gedacht 
habe.  — 

Sie  hat  Landschaften,  Thiere,  Vögel,  Blumen  und  grössere 
und  kleinere  Buchstaben  meisterhaft  ausgeschnitten ,  lediglich 
mit  Strichen,  beinahe  so  wie  Melan  in  vielen  seiner  Kupfer- 
stiche dies  gemacht  hat. 

Dies  machte  sie  so  berühmt,  dass  alle  Fremden,  die 
nach  Amsterdam  kamen  in  der  Absicht,  daselbst  Kunstwerke 
zu  sehen,  ihre  Schnitzereien  mit  Bewunderung  betrachteten  und 
priesen.  Deshalb  haben  viele  Potentaten,  Fürsten  und  grosse 
Herren,  ja  selbst  der  Czar  Peter  Alexewits  sich  in  ihr 
Stammbuch  eingeschrieben. 

Der  Kurfürst  Johann   Wilhelm  von    der   Pfalz    hat   ihr 
selbst  für  drei   ihrer  Schnitzereien    1000  Gulden   geboten,   aber 
sie  hatte  keine  Lust  sie  wegzugeben,  weil  sie  ihr  so  viel  Arbeit 
295.  gemacht  hatten. 

Für  die  Gemahn  Kaiser  Leopold 's  machte  sie  eine  herrliche 
Stickerei  aus  Blumen,  Wappen,  Adlern  und  Kronen  in  glocken- 


DRITTER  THEIL.  4o5 

blumenartigem  Laubwerk  von  geflochtener  Seide ,  wofür  mehr 
als  4000  Gulden  gezahlt  wurden.  Auch  für  die  Königin  Maria 
von  England  und  andere  Fürstinnen  hat  sie  solche  Schmuck- 
sachen gestickt  und  stets  nach  eigener  Erfindung,  ohne  es 
von  irgend  Jemandem  gelernt  zu  haben. 

Das  Porträt  des  genannten  Kaisers,  welches  sie  mit  der 
Schere  ausgeschnitten  hatte,  ward  ihm  geschickt  und  es  hängt 
in  seiner  Kunstkammer  zu  Wien.  Unter  demselben  steht  ein 
kunstvoll  ausgeschnittener  Vers  von  Professor  Francius,  den 
A.  Monen  übersetzt  hat.  — 

Einen  anderen   Reim   hat  Johan  van  Brockhuizen  auf  296. 
ihr    Porträt     des    Herrn     D.    van     Hoogstraaten     gemacht, 
welchen  J.  Vollenhove  übersetzte.  — 

Auch  eine  Reihe  gelehrter  Männer  und  die  besten  Dichter 
haben  von  Zeit  iu  Zeit  ihre  Ausschneidekunst  in  ihren  Versen 
gerühmt  und  ihren  Namen  der  Unsterblichkeit  geweiht;  ausser 
den  erwähnten  auch:  Kaspar  und  Jan  Brant,  Feitema, 
J.B.  Wellekens,  A.Bogaart,  C.Bruin,  Professor  A.  Reelant, 
Gesina  Brint  u.  A.  m.  —  Sie  starb  am  28.  December  171  5,  —  3o3. 
Ihr  Porträt  hat   D.  V.  Plaas  gemalt.  —  307. 

Rochus  van  Veen,  der  Sohn  des  Octavio  van  Veen, 
oder,  wie  Andere  glauben,  sein  Neffe,  übte  sich  auch  in  der  309. 
Malerkunst,  doch  zumeist  mit  Wasserfarben  auf  Papier  oder 
Pergament.  Er  hatte  zwei  Söhne,  von  welchen  aber  nur  der 
älteste  die  Malerei  ausübte.  Sie  wohnten  in  Beverwyk,  wo 
sie  still  und  ruhig  lebten,  lediglich  beschäftigt,  verschiedene 
Thiere  und  Vögel  nach  der  Natur  in  derselben  Art  wie 
P.  Holsteyn  in  Farben  zu  malen,,  jedoch  arbeiteten  sie  aus- 
führlicher. 

Im  Jahre  1706  wurden  in  Harlem,  nachdem  der  letzte 
dieser  Familie  gestorben  war,  ihre  nachgelassenen  Zeichnungen, 
Malereien  und  Kupferstiche  verkauft. 

Zur  selben  Zeit  lebte  und  blühte  auch  Dirk  van  Delen, 
zu  Heusden  geboren,  dessen  Talent,  Erfindungsgabe,  Pinsel- 
behandlung und  Kenntnisse  in  der  Darstellung  von  Gebäuden 
und  Perspectiven  Kornelis  de  Bie  insbesondere  rühmt;  er  war 
ein  Schüler  von  Frans  Hals.  Später  siedelte  er  nach  Armuiden 
in  Zeeland  über,  wo  er  Bürgermeister  wurde. 


4o6  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Zu  jener  Zeit  lebte  auch  in  Dordrecht  Abraham  de 
Heusch,  ein  Ulrechter,  der  aber  in  Dordrecht  heiratete,  wo  er 
wohnen  blieb.  Er  hatte  die  Kunst  bei  Kristiaan  Striep 
gelernt  und  malte  mannigfaltige  Arten  von  Kräutern,  Eidechsen, 
Schlangen  und  Schmetterlingen  ganz  natürlich  und  fleissig. 

In  seinem  Witwerstande  diente  er  zuerst  als  Lieutenant, 
dann  als  Capitän  auf  einem  ßrander  zur  See.  Nachdem  er 
zum  zweitenmale  geheiratet  hatte,  siedelte  er  nach  Leerdam 
über,  wo  er  von  seinen  Renten  lebte  und  als  Bürgermeister 
des  Ortes  starb. 
3io.  Zu  dieser  Zeit  lebten  auch  Kornelis  van   der   Meulen, 

ein  Porträtmaler  und  Schüler  Samuel  van  Hoogstraaten's; 
Jakob  van  de]  Roer,  ebenfalls  ein  Porträtmaler,  der 
zuerst  bei  Kornelis  Biskop,  später  bei  J.  de  Baan  lernte, 
und  Pieter  van  derLeeu  Bastiansz,  ein  geschickter  Maler 
von  Ochsen,  Kühen  und  Schafen  in  der  Weise  seines  Meisters 
Adriaen  van  den  Velde. — 

Nun  erscheinen  zwei  Gröninger  auf  dem  Schauplatze, 
Beide  Maler  und  Verehrer  der  Dichtkunst,  aber  der  Eine  schien 
unter  einem  glücklichen,  der  Andere  unter  einem  unseligen 
Stern  geboren.  Dem  Einen  war  das  Glück  eine  Freundin,  dem 
Anderen  eine  Stiefmutter. 

Johan  Starrenberg  war  ein  guter  Maler,  aber  mehr  ob 
seiner  geistreichen  Erfindungen  als  wegen  seiner  Technik  zu 
loben,  da  diese  roh  war  und  sich  zumeist  für  grosse  Säle  und 
Galerien  eignete,  wo  die  weite  Entfernung  dies  nicht  bemer- 
ken lässt. 

Er  hatte   eine   schmeichelnde  und  wolberedte  Zunge  und 
eine  Freimüthigkeit  ohne  Gleichen,  durch  welche  er  die  Gunst 
des  Prinzen    von    Friesland    und    der    meisten  Hofleute   zu 
erlangen  wusste.  — 
3,,^  Unter  den  Gedichten   von   L.  Smits   finde   ich.  eines  auf 

ein    Bild    von    Johan    Starrenberg,    welches    Stratonice    bei 
ihrem  Geliebten  Antiochus  vorstellt.  — 
3 12.  Sein  Zeit-,  Stadt-,  Kunstgenosse  und  Busenfreund  Jakob 

de  Wolf  war  von  ganz  anderem  Charakter  und  fand  sich  in 
seinen  Erwartungen,  sich  durch  seine  Kunst  Achtung  zu  ver- 
schaffen, getäuscht.  — 


DRITTER  THEIL.  407 

Er    war    sich    seines    Talentes   bewusst,    aber   er   musste3i3. 
sehen ^    dass   Andere,  die  weniger    begabt    waren,    vom    Glück 
getragen  wurden,  welches  er  vergebens  suchte. 

Dies  schmerzte  ihn,  und  er  entschloss  sich,  diese  Unbilde 
des  Schicksals  zu  rächen,  und  führte  dieses  unselige  Vorhaben 
auch  aus.  Er  steckte  seinen  Dolch  in  eine  Ecke  des  Gemaches, 
stürzte  sich  hinein  und  machte  seinem  Leben  in  dieser  Weise 
ein  Ende.  Das  war  im  Jahre   i685. 

Ludwig  Smids,  der  bis  zum  Jahre  1684  in  Groningen 
lebte,  ihn  kannte  und  wegen  seines  Talentes  besuchte,  dichtete 
einige  Beischriften  zu  mehreren  seiner  Bilder,  z.  B.  auf  eine 
Darstellung  der  Alcestis,  welche  ihrem  Gatten  Admetus  wieder 
gegeben  wird.  —  Ein  anderes  auf  die  Ermordung  der  Cassandra.  314. 

Guilhelmo  van  Ingen  mit  dem  Bentnamen  der  Eerste,  3i5. 
ist  zu  Utrecht  im  Jahre  i65r  geboren,  und  da  er  von  Jugend 
auf  Lust  zur  Kunst  zeigte,  lernte  er  in  seiner  Geburtsstadt 
die  Anfangsgründe  und  Hess  sich  ferner  von  Antoni  de 
Grebber  unterrichten.  Als  er  selbständig  geworden  war, 
empfand  er  Lust,  Rom  zu  sehen,  um  sich  nach  den  berühmten 
Vorbildern  weiter  zu  üben.  Hiezu  bot  sich  ihm  im  Jahre  1670 
eine  günstige  Gelegenheit,  als  der  Bischof  von  Castorien  und 
Vicar  der  Niederlande  Johannes  van  Neerkassel  dahin  reiste, 
der  ihn  in  seinem  Gefolge  von  Utrecht  nach  Rom  nahm  und  3 16. 
durch  seine  Fürsprache  Karl  Maratti  empfahl,  bei  dem  er 
ein  Jahr  die  Kunst  ausübte  und  später  verschiedene  grosse 
Werke,  sowol  in  Kirchen  als  anderwärts,  ausführte. 

Inzwischen  hatte  er  sich  in  der  sogenannten  römischen 
Bent  angemeldet.  Als  aber  der  Tag  seiner  Aufnahme  herankam, 
erfuhr  diese  eine  Störung.  Denn  einige  hochdeutsche  Maler, 
welche  von  der  Bent  zurückgewiesen  worden  waren,  wussten 
dem  Cardinal- Inquisitor  den  Verdacht  beizubringen,  dass  diese 
Zusammenkünfte  der  Niederländer  den  Zweck  hätten,  einen 
ketzerischen  Gottesdienst  zu  unterhalten  und  durch  eine  Art 
Widertaufe  Viele  der  Gemeinschaft  einzuverleiben.  Hierauf 
wurden  die  Diener  der  Inquisition  und  die  päpstlichen  Leibwachen 
abgesandt,  um  das  Nest  aufzuheben  und  die  Leute  festzunehmen, 
was  auch  geschah.  David  de  Koning  war  einer  dieser  Ge- 
sellschaft.    Als  man  ihn   wie  auch  alle  Anderen  fragte,  wie   er 


4o8  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

heisse,  erwiderte  er  italienisch:  il  re  Davide,  worauf  die  Diener 
der  Inquisition,  im  Glauben,  dass  sie  den  König  der  Bande 
gefangen  hätten,  sagten:  Sa,  Euch  insbesondere  mussten  wir 
haben!  und  Alle  in's  Gefängniss  brachten.  Nach  der  am  anderen 
Tage  gepflogenen  Untersuchung  ergab  sich  aber,  dass  sie  an 
den  ihnen  angedichteten  Frevelthaten  unschuldig  waren,  worauf 
sie  in  Freiheit  gesetzt  wurden;  und  da  van  Ingen  der  Erste 
war,  der  nach  dieser  der  Beut  drohenden  Gefahr  aufgenommen 
wurde,  erhielt  er  den  Namen:  Der  Erste. 
3 17,  Von  Rom  ging  er  nach  Venedig,  wo  er  sich  zur  weiteren 

Ausbildung  zu  Le  Febre  begab,  der  die  bedeutendsten  Werke 
des  Paul  Veronese  und  Anderer  in  Kupfer  gestochen  hat.  Von 
da  ging  er  nach  Neapel  und  endlich  wieder  nach  Amsterdam, 
wo  er,  nachdem  er  zahlreiche  gute  Arbeiten  ausgeführt  hat,  starb. 

Gerard  Segers  ist  zu  Antwerpen  geboren,  wie  aus  einem 
Reime  von  Kornelis  de  Bie  hervorgeht.  — 

Er  malte  meist  lebensgrosse  Figuren.  Zumeist  aber  machte 
ihn  der  naturwahre  Ausdruck  schmerzlicher  Gemüthsbewegungen 
berühmt,  die  er  in  seinen  Passionsstücken  des  Herrn  und  Ge- 
mälden von  Martyrien  römischer  Kirchenheiligen  so  darzustellen 
wusste,  dass  den  Beschauern  die  Thränen  in  die  Augen  traten. 

Ich  weiss  nicht,  wann  er  geboren  ist,  aber  er  starb  in  Ant- 
werpen am  18.  März  i65i.  Darum  haben  wir  ihn  unter 
seinem  Sterbejahre  eingereiht. 

Sandrart,  der  ihn  kannte  und  mit  ihm  Umgang  pflog, 
sagt,  dass  er  in  «einen  Bildern  das  grelle  Gelb,  Blau  und  andere 
schreiende.  Farben  vermied  und  dennoch  seine  Figuren  so 
kräftig  malte,  dass  alle  übrigen  Bilder,  die  daneben  hingen, 
nur  in  Wasserfarbe  gemalt  zu  sein  schienen.  Seine  besten 
Werke  sind  in  Spanien,  wofür  er  nicht  allein  reichlich  bezahlt 
3i8>.  wurde,  sondern  auch  grosse  Geschenke  erhielt. 

Als  Rubens  gestorben  und  van  Dyk  sich  in  England 
niedergelassen  hatte,  nahm  er  die  so  geschätzte  Weise  an  und 
malte  seine  Bilder  bunter,  so  dass  ich  einige  derselben,  die 
ich  im  Jahre  1645  sah,  sagt  Sandrart,  kaum  für  seine  Arbeiten 
gehalten  hätte,  wenn  er  es  mir  nicht  selbst  gesagt  hätte.  Aber 
er  setzte  dazu,  dass  dies  die  Welt  begehre  und  er  deshalb  des 
Geldes  wegen  so  male. 


DRITTER  THEIL.  409 

Er  hinterliess  einen  Sohn,  der  in  Italien,  den  Anfang 
macht  ein  guter  Meister  zu  werden. 

Nicolas  de  Vree,  ich  weiss  nicht,  wo  geboren,  malte 
Landschaften,  Blumen,  Disteln  und  Kräuter.  Seine  Arbeiten 
sind  bei  den  Kunstfreunden  bekannter  als  seine  Person,  da  er 
sich  von  den  Menschen  ganz  absonderte,  insbesondere  in  seinen 
letzten  Jahren,  da  er  mit  Niemandem  mehr  verkehrte  als  mit 
Jan  Luiken,  der  wie  er  dem  Glauben  von  J.  Boehme  anhing. 
Er  zog  später,  da  er  die  Ruhe  liebte,  von  Amsterdam  nach 
Alkmaar,  wo  er  auch  im  Jahre  1702,  ungefähr  5o  oder  60  Jahre 
alt,  starb. 

Unter  seinen  Zeit-  und  Kunstgenossen  erscheint  auch 
Abraham  Hondius.  Als  eines  seiner  besten  Bilder  ist  die 
Darstellung  des  Brandes  von  Troja  bekannt,  welche  eine  grosse 
Anzahl  von  Figuren  zeigt,  die  gut  gezeichnet,  kunstvoll 
gruppirt  und  natürlich  von  der  Flamme  und  vom  Fackellichte 
beleuchtet  werden.  Ich  sah  auch  ein  Nachtstück  mit  gut 
gemalten  Figuren  von  ihm,  das  höchst  natürlich  war. 

Sonst    malte    er    meist    Falken-    und    Hirschjagden    und  3 19. 
Aehnliches,  worin    er  nicht  allein    zahlreiche  Figuren,    sondern 
auch    Pferde    und    Hunde    anbringen    konnte,    die    er    so    wie 
Morgenlandschaften  kunstvoll  zu  malen  verstand. 

Er  hat  seine  meiste  Zeit  in  England  zugebracht  und  lebte 
noch  im  Jahre  i665.  J.  Smith  hat  sein  Porträt  in  Schwarz- 
kunst geschabt. 

Fran^ois  Danks,  genannt  Schildpadt,  ein  Amster- 
damer von  Geburt,  malte  kleine  historische  Darstellungen.  Im 
Jahre  1676  machte  er  den  Entwurf  zu  dem  Bilde  der  Zeit  auf 
der  Herrengracht  zu  Amsterdam,  wonach  dasselbe  in  Stein 
ausgeführt  wurde;  darunter  steht  die  Beischrift:  Mein  Glas 
lauft  schnell.  — 

Dass  er  auch  Porträts  malte,  geht  aus  einem  Gedichte 
von  J.  Koenerding  auf  ein  Porträt  von  Kataryn  Questiers 
hervor.  — 

Ob   Jan   van  Alen    ein    Amsterdamer    von  Geburt    war,  320. 
weiss  ich  nicht,  aber  er  hat  dort  allezeit    von  Jugend  auf,  das 
heisst    von    dem  Jahre    i65i    bis    zu    seinem    Tode    im    Jahre 
1698,  gewohnt.     Er   hatte  den  Pinsel  derart  in    seiner  Gewalt, 


410  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

dass  er  jede  Manier  nachzuahmen  verstand,  insbesondere  die 
Vogelstücke  von  Melchior  de  Hondekoeter,  die  er  so 
ähnlich  imitirte,  dass  die  besten  Kenner  oft  verlegen  waren, 
wenn  man  sie  darüber  um  ein  Urtheil  fragte. 

Er  stand  bei  diesem  Kunstgriffe  nicht  schlecht,  da  die 
Bilder  Hondekoeter 's  zu  seiner  Zeit  leicht  Käufer  fanden. 
Aber  dies  war  ein  Nagel  zum  Sarge  Hondekoeter 's,  weil 
dadurch  so  viel  gemalte  Hühner  in  die  Welt  kamen,  dass 
ein  Sinken  der  Preise  zu  befürchten  war.  Melchior  hatte 
somit  doppeltes  Unglück,  eines  in,  eines  ausser  dem  Hause, 
•  und  darum  war  es  wol  kein  Wunder,  dass  er  mitunter  den 
Gram  mit  geistigen  Getränken  von  seinem  Herzen  spülte. 

Abraham  Stork,  ein  Amsterdamer,  malte  die  aufgeregte, 
bewegte  und  ruhige  See,  Schiffe  und  Seehäfen  voll  Figuren, 
auch  Boote  und  andere  Fahrzeuge,  gefüllt  mit  Soldaten  und 
Matrosen,  mit  Kisten  und  Hai\delsgütern,  welche  sie  an  Bord 
der,  vor  Anker  liegenden  Seeschiffe  führen,  und  dieses  Ge- 
wühl verstand  er  geistreich  und  natürlich  darzustellen.  Ins- 
besonders  ward  die  Einschiffung  des  Herzogs  von  Marlbourough 
auf  der  Amstel  in  Begleitung  einer  grossen  Menge  von  Booten 

321.  gerühmt. 

Er  hatte  auch  einen  Bruder,  der  Rhein -Ansichten  und 
heimische  Schiffe  malte,  aber  nicht  so  geschickt  war. 

David  Colyns,  zu  Amsterdam  geboren,  malte  zunächst 
biblische  Historien,  insbesondere  solche,  in  welchen  zahlreiche 
Figuren  auftreten,  wie  die  mannalesenden  Juden,  oder  Moses, 
der  die  Israeliten  mit  dem  Wasser  aus  dem  Felsen*  tränkt,  etc. 

BarentGaal  vonHarlem  war  ein  Schüler  Wouwerman's, 
dessen  Manier  er  selbständig  nachzuahmen  wusste.  Seine 
Bilder  behandeln  zumeist  Schlachten  und  Wirthshäuser.  Er 
war  in  der  Regel  etwas  eigensinnig  in  seinem  Benehmen  und 
musste  dies  oft  mit  seinem  Nachtheil  bezahlen.  — 

Isaak  Koene,  Landschaftsmaler  und  Schüler  von  Isaak 
Ruisdael,  malte  Landschaften  und  Gaal  staffirte  sie  mit 
Figuren,     so    malten    sie    miteinander    viele    Bilder    für    den 

322.  Amsterdamer  Fuchs. 

Pieter  van  der  Hülst  ist  zu  Dordrecht  im  Jahre  i65a 
am    i8.    Februar    geboren.     Er    war   reiselustig   und   kam  am 


DRITTER  THEIL.  41  I 

24.  December  1674  nach  Rom,  wo  ihn  die  Bentvögel  angelten, 
und  ihn  für  sein  Geld  mit  dem  Beinamen  Sonnenblume 
tauften,  wahrscheinlich  weil  er  dieselbe  in  seinen  Bildern  oft 
anbrachte,  denn  er  verlegte  sich  auf  die  Darstellung  gewöhn- 
licherer Blumen  als  Dan.  Segers,  de  Heem  und  Andere  malten. 
Er  gesellte  zu  seinen  Blumen  auch  verschiedene  wilde  Kräuter, 
Schlangen,  Kröten,  Eidechsen  und  derartige  Thiere.  Später 
verlegte  er  sich  auf  die  Porträtmalerei,  hat  aber  damit  bei- 
weitem nicht  solchen  Ruhm  erworben. 

Der  Maler  Pieter  Peuteman  ist  zu  Rotterdam  aus 
geachtetem  Geschlecht  geboren.  Ich  weiss  nicht,  bei  wem  er 
die  Kunst  lernte,  aber  er  malte  verschiedene  Arten  Stillleben, 
auch  zu  stehenden  Figuren  ausgehackte  Bretter,  so  eines, 
welches  einen  Schweizer  vorstellte ,  der  wachehaltend  in  seinem 
Vorzimmer  stand.  Sein  Neffe,  Vroedschafts-Rath  zu  Rotterdam, 
bat  ihn,  ein  Bild  zu  malen,  in  welchem  die  Vergänglich- 
keit des  menschlichen  Lebens  in  ausdrucksvoller  Weise  dar- 
gestellt wäre.  Damit  er  sich  aber  mannigfacher  Vorbilder 
hiezu  bediene,  besorgte  er  ißm  den  Schlüssel  zur  anatomischen 
Schule,  wohin  er  sich  eines  Nachmittags  allein  begab,  um 
seine  Skizzen  nach  dem  zu  machen,  was  er  in  seinem  Bilde 
anbringen  wollte,  aber  er  schlief  dabei  ein.  Das  war  am 
18.  September  1692,  als  das  Erdbeben  die  ganze  Welt  er- 323. 
schlitterte.  Als  er  von  der  Bewegung  und  dem  Getöse  der 
Gebeine  wach  wurde,  glaubte  er,  dass  sich  alle  diese  Gerippe 
zu  gleicher  Zeit  in  Bewegung  gesetzt  hätten,  um  ihn  anzufallen. 
Darum  floh  er  todtenbleich  vor  Schreck  in  grösster  Eile  aus  der 
Kammer  auf  die  Strasse.  Allerdings  entdeckte  er  bald  die 
eigentliche  Ursache  der  fremdartigen  Bewegung  der  Gebeine, 
aber  der  Schreck  war  ihm  so  zu  Herzen  gegangen,  dass  er 
bald  darauf  starb. 

Jan  Klaasze  Rietschoof  ist  zu  Hoorn  im  Jahre  i652 
geboren.  Da  er  von  Jugend  auf  Lust  zur  Kunst  hatte,  ward 
er  zuerst  Schüler  bei  Abrahajn  Liedts  und  dann  bei  dem 
berühmten  See-  und  Landschaftsmaler  Lud.  Bakhuizen,  dessen 
Manier  er  beibehielt.  Er  mag  wol  unter  die  guten  See-  und 
Schiffsmaler  gezählt  werden,  aber  er  ist  kleinlich  und  war 
ein  Frömmler. 


412  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Sein  Sohn  Hendrik  Rietschoof  ist  im  Jahre  1678 
geboren,  folgte  der  Spur  seines  Vaters  und  seine  Bilder  sind 
nicht  weniger  gefällig. 

Kornelis  Holstein  ward  zu  Harlem  im  Jahre  i653 
geboren.  Ob  er  die  Kunst  lediglich  bei  seinem  Vater,  dem 
324. Glasmaler  Pieter  Holstein,  der  auch  viel  mit  Wasserfarben 
malte,  oder  bei  einem  Anderen  gelernt  hat,  weiss  ich  nicht, 
wol  aber,  dass  er  ein  guter  Meister  war.  Unter  vielen  seiner 
Bilder  habe  ich  auch  einen  Triumphzug  des  Bacchus  gesehen, 
in  welchem  verschiedene  nackte  Frauen  und  Kinder  so  wunder- 
bar natürlich  und  kunstvoll  in  Zeichnung  und  Farbe  dar- 
gestellt waren,  dass  der  Preis,  der  dafür  gezahlt  wurde,  in 
Wahrheit  den  Werth  desselben  nicht  aufwägen  mochte.  — 

In  der  Waisenkammer  des  Rathhauses  zu  Amsterdam 
malte  er  in  einem  kunstvollen  Kaminstück  den  römischen 
Lycurg,  der  seinen  Neffen  zu  legitimen  Erben  erklärt,  auf 
welches  Bild  der  Dichter  Jan  Vos  einige  Verse  schrieb;  —  in 
der  Schatzkammer  malte  er  den  Plafond  aus. 

Er  übte  auch  die  Glasmalerei  aus,  doch  nicht  in  solchem 
Masse  wie  sein  Vater,  da  die  Mode  abnahm. 

Dieser    starb    plötzlich  am   19.  Juli    1662   zwischen  2  und 
325.3    Uhr   Nachmittags,    nachdem    er    ein  Purgirmittel    eingenom- 
men hatte.  — 
326.  Der  Urgrossvater  von  Simon  van  der  Do  es  war  Geheim- 

schreiber der  Stadt  Amsterdam,  sein  Grossvater  Secretär  der 
Assecuranzkammer,  der  später,  wie  wir  dies  bereits  in  der 
Lebensbeschreibung  seines  Sohnes  Jakob  van  der  Does 
berichtet  haben,   in   schlechte  Vermögensverhältnisse  gerieth. 

Simon  war  im  Jahre  i653  geboren,  arbeitete  in  derselben 
Weise  wie  sein  Vater  und  wohnte  im  Haag  bei  seiner  Tante. 
Um  nun  zu  sehen,  wie  weit  er  es  wol  gebracht  habe,  hielt  er 
sich  zuerst  eine  Zeit  über  in  Friesland  auf,  später  in  England, 
wo  er  nur  ein  Jahr  blieb.  Es  scheint,  dass  ihm  die  Kost  dort 
nicht  besser  als  in  seiner  Mutter  Küche  schmeckte.  Er  war 
36  Jahre  alt,  als  er  heiratete.  Allerdings  alt  genug,  um  zu  heiraten, 
aber  nicht  alt  genug,  um  die  Widerwärtigkeiten,  die  daraus 
erwachsen,  zu  ertragen,  denn  er  hatte  eine  schlechte  Wahl 
getroffen.  —  Sie  war  verschwenderisch,   und  Alles,  was  er  in 


DRITTER  THEIL.  4l3 

« 

seinem  Fleisse  mit  dem  Pinsel  verdiente,  ward  sofort  auf  der 
Mühle  der  Sorglosigkeit  zu  Brei  gemahlen,  so  dass  er  seufzend 
arbeitete  und  meist  nur  für  gegessenes  Brod.  Dazu  kam  noch,  327. 
dass  de  Graaf,  der  mit  ihm  verwandt  war,  und  seines  Vaters 
wegen  viel  für  ihn  gethan  hätte,  sich  von  ihm,  wegen  dieser 
Heirat,  ganz  abwendete  und  ihn  sich  selbst  überliess. 

Johan  van  Gool,  der  damals  sein  Schüler  war,  hat  zu 
meinem  Erstaunen  erzählt,  dass  er  ungeachtet  all'  dieser  Sorgen 
und  Drangsale  doch  täglich  mit  gleichem  Eifer  arbeitete.  Aber 
mit  air  seiner  Mühe  konnte  er  nichts  erzielen,  da  er  sich  der 
Gesellschaft  entzog  und  in  Folge  dessen  die  Gelegenheit  verlor, 
zuweilen  ein  Porträt  zu  malen ,  was  mehr  Vortheil  brachte, 
als  die  Thiermalerei.  Es  existiren  aber  noch  mehrere  seiner 
Porträts,  die  in  der  Behandlung  ganz  jenen  des  alten  Netscher 
gleichen. 

Als  seine  Frau  starb,  war  er  in  sehr  misslichen  Verhält- 
nissen ,  so  dass  er  durch  Verwendung  seiner  Freunde  einen  - 
Platz  im  Versorgungshause  im  Haag  erhielt.  Nachdem  er  aber 
zwei  oder  drei  Jahre  daselbst  gelebt  hatte,  lief  er  davon,  ging 
nach  Brüssel,  wo  er  ein  Jahr  wohnte,  und  dann  nach  Antwerpen, 
wo  er  für  Kunsthändler  malte.  Der  mehrgenannte  Herr  de  Graaf 
suchte  der  sinkenden  Familie  in  seinem  jüngeren  Bruder  Jakob 
van  der  Does  Jakobsz  wieder  aufzuhelfen,  und  da  er  ihn 
zur  Kunst  geneigt  fand,  gab  er  ihn  zu  Karel  du  Jardin, 
seines  verstorbenen  Vaters'  bestem  Freund  und  ehemaligem  Vor- 
mund, bei  dem  er  so  lange  blieb,  bis  Karel  den  plötzlichen 
Drang  fühlte,  Rom  noch  vor  seinem  Tode  zu  sehen.  Hierauf 
kam  er  zu  G.  Netscher  und  nach  Verlauf  von  zwei  Jahren 
zu  G.  de  La i res  nach  Amsterdam.  Später  gab  er,  selbständig  328. 
arbeitend.  Beweise  seines  grossen  Talentes,  und  dessen,  was 
von  ihm  zu  erwarten  war.  Er  war  kühn  in  seinen  Unter- 
nehmungen und  geschickt,  um  grosse  künstlerische  Arbeiten 
zu  versuchen,  aber  auch  von  besondererfi  Eifer  und  Unruhe, 
so  dass  er,  wenn  er  drei  oder  vier  Wochen  an  einem  Bilde 
gemalt  hatte  und  es  ihm  nicht  nach  Wunsch  gelungen  war, 
ein  Messer  nahm  und  es  in  Riemen  schnitt.  Darauf  malte  er 
es  zum  zweitenmale,  und  nachdem  es  ihm  geglückt  war, 
machte  er  damit  Herrn  de  Graaf  ein  Geschenk;   der  nahm  es 


414  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

dankbar  an,  gab  ihm  ein  Pferd  und  eine  volle  Börse,  und 
liess  ihn  im  Gefolge  des  Herrn  van  Heemskerk,  der  als 
Gesandter  der  Staaten  nach  Frankreich  ging,  nach  Paris  reisen, 
WO  er  sein  Glück  gefunden  hätte,  wenn  er  nicht  bereits  nach 
Verlauf  eines  Jahres  gestorben  wäre  und  so  alle  Hoffnungen 
vereitelt  hätte. 

Der  erste  der  Brüder  Theodor  und  Christoffel  Lu- 
bienitzki  ist  in  Krakau  im  Jahre  i653,  der  andere  in  Stettin 
1659  geboren.  Beide  hatten  in  ihrer  Jugend  neben  anderen 
schätzenswerthen  Kenntnissen,  welche  für  Jünglinge  von  vor- 
nehmer Familie  erforderlich  sind,  zu  ihrem  Vergnügen  auch 
bei  Jurian  Stur  in  Hamburg  zeichnen  und  malen  gelernt.  Im 
August  1675  kamen  sie  nach  Amsterdam,  und  Christoffel 
begab  sich  zunächst  zu  Adriaen  Bakker,  um  sich  weiter  aus- 
329. zubilden,  während  Theodor  zu  dem  berühmten  Gerard  de 
La i res  ging,  dessen  Manier  er  sich  so  wol  zu  eigen  machte, 
dass  sie  in  all'  seinen  Werken  durchbricht.  Er  ward  nach 
Verlauf  weniger  Jahre  vom  Grossherzog  von  Toscana 
berufen. 

Im  Jahre  1682  ging  er  nach  Hannover.  Von  da  kam  er 
an  den  Brandenburgischen  Hof,  wo  er  zuerst  Kämmerer,  dann 
Aufseher  der  Akademien  wurde;  endlich  ging  er  im  Jahre  1706 
nach  Polen,  wo  er  starb. 

Christoffel  Lubienitzki  lebt  noch  gegenwärtig  in 
Amsterdam,  wo  er  sowol  historische  Darstellungen  als 
Porträts  malt. 

Zu  dieser  Zeit  blühte  die  Kunst  in  den  Niederlanden,  ins- 
besondere in  Amsterdam;  der  Friede  stand  vor  den  Thoren, 
bereit,  den  Krieg,  den  Feind  der  Künste,  in  Banden  zu  legen. — 

Da  sah  man  die  Bürger  neue  Lust  zur  Kunst  schöpfen, 
und  Einer  nach  dem  Andern  zeigte  sich  als  Mäcen,  Allen  voran 
Joan  van  Maarseveen,  der  Ritter  des  Michael-Ordens;  Kunst- 
freunde  und  Künstler  reichten  sich  die  Hände  in  Eintracht. 

Ich  ersehe  dies  aus  einigen  Gedichten,  deren  eines:  Op 
de  Vereeniging  van  Apelles  en  Apollo  etc.,  i653,  das  andere 
unter  dem  Titel:  Broederschap  der  Schilderkonst,  ingewydt 
door  Schilders,  Beeldthuwers  en  derzelver  begunstigers  op  den 
21.  van  Wynmaand,   1664  in  Amsterdam  erschien. 


DRITTER  THEIL.  4l5 

Auf  der  nächsten  Seite  stehen  die  Namen  der  Comite- 
Mitglieder:  M.  Kretser,  B.  van  der  Helst,  N.  van  Heldt-33o. 
Stockade  und  J.  Meuris.  Das  Gedicht  ist  dem  genannten 
Herrn  Maars eveen  im  Namen  Aller  von  T.  Asselyn  gewidmet. 
Dieses  St.  Lucas-Fest  ward  im  grossen  Saale  der  St.  Joris  Doelen 
gefeiert,  welcher  zu  diesem  Zwecke  mit  Blumen  und  Sinn- 
sprüchen, die  auf  diese  Verbrüderung  Bezug  hatten,  bestens 
geschmückt  war.  — 

Joost   van   Vondel,    der    bei    diesem   Feste    am    oberen  33i. 
Ende  der  Tafel  sass,  ward  von  Apollo  mit  einem  Lorbeerkranz 
gekrönt.     Brant     berichtet    dies     in     der     Lebensbeschreibung 
hinter    dem    zweiten  Theile    seiner  Poesien.     Der    greise  Vater 
feierte  dieses  Fest  mit  einem  Gedichte,  — 

Jedermann  war  fröhlich  und  vergnügt,  die  Gläser  klirrten  332. 
in    der    Runde,     und    die    vom    Rebensafte    erheiterten   Geister 
schienen  alle  in  den  Himmel  versetzt  zu  sein.  — 

Ehe  sie  schieden,  beschlossen  sie  eine  jährlich  wieder- 333. 
kehrende  Feier  des  St.  Lucas -Tages  und  Hessen  zu  diesem 
Zwecke  eine  Gedenktafel  anfertigen,  welche  eine  gebrochene 
und  eine  aufrechtstehende  Denksäule  vorstellte,  um  welch' 
letztere  sich  ein  Band  mit  der  Inschrift:  „Aus  Liebe  erneuert" 
schlingt.  Aber  dieses  Vorhaben  wurde  vereitelt  und  die  Gedenk- 
tafel gerieth  in  Vergessenheit. 


Jan  Hoogzaat  ist  zu  Amsterdam  am  12.  März  1654 
geboren  und  ward  einer  der  besten  Schüler  von  Gerard  de  334. 
Lairesse.  Er  ist  nicht  minder  geschickt  in  seinen  grossen 
Figuren  als  in  den  kleinen,  aus  welchen  man  einen  Meister 
am  besten  beurtheilen  kann.  Er  malte  viel  in  Loo  für  König 
William  von  England,  auch  für  die  Bürgermeister  dieser 
Stadt:  Jan  Trip,  A.  Veiters,  Jan  Six,  und  für  den  Schöffen 
van  Aalst,  sowie  für  andere  vornehme  Herren.  Auch  malte 
er  das  Aussenwerk  an  der  Decke  des  Bürgersaales  im 
Amsterdamer  Rathhause.  Aber  er  gab  nicht  genug  Acht,  wie 
viel  die  Figuren  bei  so  weiter  Entfernung  für  das  Auge  an 
Grösse  verlieren,  in  Folge  dessen  man  sie  kaum  genau  unter- 
scheiden kann. — 


4l6  ARNOLD  HQUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

336.  Wir  haben  in  verschiedenen  Beispielen  gezeigt,  dass  Viele 

durch  den  Umgang  mit  Malern  und  durch  die  tägliche  Be- 
trachtung von  Kunstwerken  zur  Ausübung  der  Kunst  angeregt 
wurden,  aber  dass  das  Talent  allein  ohne  derartige  Anleitung 
dasselbe  zu  leisten  vermag,  sehen  wir  an  dem  guten  Porträtmaler 
Joan  VoUevens  bestätigt. 

Gertruidenburg,  in  dessen  Mauern  er  im  Jahre  1654 
geboren  ward,  hatte  lange  vor  und  nach  jener  Zeit  keinen  Maler 
in  seiner  Mitte,  der  ihm  irgend  eine  Anleitung  hätte  geben 
können.  Und  trotzdem  war  seine  Neigung  so  gross,  dass  er 
von  Jugend  auf  Alles,  was  ihm  vorkam,  mit  Kohle  und  Kreide 
abzeichnete.     Deshalb     gaben    ihn    seine     Eltern    zu    dem    be- 

337. rühmten  Porträtmaler  Gasp.  Netscher,  später  zu  N.  Maas 
und  endlich  zu  Jan  de  Baan  nach  Haag,  wo  er  seitdem  auch 
wohnen  blieb  und  zahlreiche  lebenswahre  Porträts,  die  vor- 
trefflich in  der  Farbe  sind,  gemalt  hat.  Er  hat  auch  einen 
Sohn  herangebildet,  der  so  wie  sein  Vater  noch  lebt. — 

In  demselben  Jahre  1654  beschloss  auch  Fabricius  durch 
einen  schrecklichen  Vorfall  sein  Leben. 

Karel  Fabricius,  ein  vorzüglicher  Maler  von  Perspectiven 
und  als  der  beste  seiner  Zeit  berühmt,  war  auch  ein  guter 
Porträtmaler.  Wo  und  wann  er  geboren  ist,  ist  ungewiss,  aber 
man  weiss,  dass  er  lange  Jahre  in  Delft  wohnte  und  sein  Name 
wird  in  den  Gedenkbüchern  der  Stadt  bei  der  Explosion  des 
Pulvermagazins  am  12.  October  1654  erwähnt,  bei  welcher 
Fabricius  nebst  seiner  Schwiegermutter,  seinem  Bruder,  sowie 
Simon  Decker,  dem  Küster  der  alten  Kirche,  den  er  eben 
malte,  und  Mathias  Spoors,  seinem  Schüler,  unter  dem 
Schutt  des  einstürzenden  Hauses  kläglich  zerschmettert  und 
begraben  wurden. 

Fabricius  allein  war  noch  am  Leben,  als  er  mit  den 
Anderen  nach  sechs  oder  sieben  Stunden  aus  dem  Schutte  heraus- 
gezogen, und  da  die  Häuser  der  Aerzte  auch  zum  grössten 
Theil  eingestürzt  waren,  in  das  Spital  gebracht  wurde,  wo  nach 
Verlauf  von  einer  Viertelstunde  seine  Seele  aus  dem  elendig  zer- 

338.  schmetterten  Körper  entfloh. 

Er  war  kaum  3o  Jahre  alt,  als  sein  Talent,  kaum  im  Auf- 
gehen begriffen,  plötzlich  erlosch. 


DRITTER  THEIL.  417 

Arnold  Bon  schrieb  auf  diesen  Unglücksfall  ein  Trauer- 
gedicht. — 

Johan  van  Bunnik  ist  zu  Utrecht  im  Jahre  1654339. 
geboren.  Da  seine  Eltern  sahen,  dass  er  besonders  zum  Malen 
Neigung  hatte,  gaben  sie  ihn  im  Jahre  1668  zu  dem  berühmten 
Hermann  Zachtleven,  bei  dem  er  in  drei  Jahren  solche 
F'ortschritte  machte,  dass  er  eigene  Arbeiten  unternehmen 
konnte,  die  er  ruhmwürdig  ausführte.  Wie  junge  Vögel  erst 
über  ihrem  Neste  flattern,  dann  einen  kurzen  Flug  versuchen, 
ehe  sie  sich  weit  davon  wegbegeben,  so  that  auch  Bunnik, 
der  zuerst  im  Elternhause  seine  Fähigkeit  versuchte  und  dann 
einen  kurzen  Ausflug  nach  Cleve  unternahm.  Wieder  nach  Hause 
zurückgekehrt,  ging  er  zuvor  zu  G.  Hoet,  ehe  er  seine  Schritte 
nach  Rom  lenkte.  Welche  Lust  er  zum  Reisen  hatte,  geht  aus 
jener  Liste  hervor,  die  er  mir  selbst  übergab,  welche  alle  die 
Städte  verzeichnet,  in  welchen  er  Proben  seiner  Kunst  hinter- 
liess,  bei  welchen  seiner  Jahrhunderte  lang  gedacht  werden  mag. 

Zu  Rees  fand  er  Gelegenheit,  für  den  Obersten  Sales 
zu  arbeiten.  Von  da  ging  er  nach  Deutschland  und  hielt  sich  340. 
eine  Zeit  lang  bei  seinem  Kunstgenossen  Merian  in  Frankfurt 
auf.  Von  da  ging  er  nach  Heidelberg,  von  hier  nach  Speier, 
wo  er  für  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  Karl  Ludwig,  und 
den  Rathsherrn  Jonkmans  verschiedene  Bilder  malte.  Von  da 
ging  er  nach  Strassburg,  Zürich  und  weiter  über  die  Alpen 
nach  Mailand.  Von  hier  nach  Genua,  wo  er  mit  dem  Maler 
P.  Molyn,  genannt  Tempesta,  bekannt  wurde,  bei  dem  er 
eine  Zeit  verweilte  und  Mehreres  arbeitete.  Von  hier  ging  er 
nach  Livorno,  wo  er  für  den  holländischen  Consul  einige  Bilder 
malte,  worauf  er  seine  Reise  nach  Rom  fortsetzte,  wo  er  bald 
nach  seiner  Ankunft  mit  Karel  Maratti,  Abraham  Genoels, 
Piemont,  Ferdinand  Voet,  Adriaen  Honig,  genannt 
Lossenbruier,  und  dem  geschickten  Kupferstecher  Korn. 
Bloemaert  bekannt  wurde.  Doch  er  blieb  nicht  lange  dort, 
sondern  ging  nach  Neapel,  Von  wo  er,  nachdem  er  daselbst 
viel  gearbeitet  hatte,  wieder  nach  Rom  zurückkehrte.  Von  hier 
ging  er  nach  Bologna,  Ferrara  und  Venedig,  wo  er  den  Maler 
Karel  Loti  besuchte.  Hierauf  nach  Mailand  und  Modena,  wo 
er  Gelegenheit  fand,  für  den  Herzog  Franz  II.  zu  malen.  Dieser 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  27 


41 8  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

Fürst  fand  so  viel  Gefallen  an  seinen  Arbeiten,  dass  er  ihn  in 
seine  Dienste  nahm  und  ihm  jährlich  eine  gute  Summe  Geldes 
gab.  Hier  blieb  er  8  Jahre  und  malte  für  den  Fürsten  viele 
gute  Arbeiten  sowol  am  Hofe  als  an  anderen  Orten,  die  noch 
zu  sehen  sind. 

Der  Herzog  unternahm  zu  jener  Zeit  eine  Wallfahrt  nach 

34i.Loretto,  wohin  er  ihn  sowie  nach  Rom  begleitete;  er  war  nun 
zum  drittenmale  daselbst  anwesend,  Hess  sich  in  der  Bent 
huldigen  und  erhielt  den  Namen  Ketelrom.  Kurz  darauf 
mit  dem  Herzog  wieder  nach  Modena  zurückgekehrt,  ward  er 
des  Reisens  müde  und  bat  den  Herzog  um  seinen  Abschied, 
worauf  ihm  dieser  einen  freien  Pass  zur  Rückkehr  durch  Frank- 
reich in  sein  Vaterland  besorgte.  Da  er  aber  zu  Turin  den 
mehrgenannten  Maler  Ferdinand  Voet  traf,  hielt  er  sich  dort 
einige  Zeit  mit  einigen  Arbeiten  auf,  worauf  sie  miteinander 
durch  Frankreich  nach  Lyon  gingen,  wo  sie  van  der  Kabel, 
P.  van  Bloemen  und  Gillis  Wenix  antrafen.  Nachdem  sie 
hier  mit  einander  Lebewol  getrunken  hatten,  ging  Bunnik  mit 
Ferdinand  Voet  und  seinem  Bruder,  dem  trefflichen  Schlachten- 
maler Jakob  van  Bunnik,  der  ihn  auf  der  ganzen  Reise  be- 
gleitet hatte,  nach  Paris  und  von  da  durch  Brabant  in  seine 
Geburtsstadt;  das  war  im  Jahre  1684.  Der  genannte  Ferdinand 
Voet  aber  blieb  in  seiner  Geburtsstadt  Antwerpen,  wo  er  Proben 
seines  Talentes  gab,  sowol  historische  Darstellungen  als  Por- 
träts und  Landschaften,  deren  er  mehrere  in  Kupfer  geätzt 
und  mit  kunstfertig  gezeichneten  Figuren  geziert  hat.  Mir 
wurde  erzählt,  dass  er  in  Rom  auf  die  Wand  des  Wirthshaus- 
saales,  in  welchem  sich  die  Maler  in  der  Regel  versammelten, 
die  ganze,  bei  eihem  Bentfeste  versammelte  Gesellschaft  mit 
Kohle  gezeichnet  hat,  so  dass  Jeder  an  seinen  Gesichtszügen 
zu  erkennen  war.  Ueberdies  waren  die  Figuren  so  geschickt 
und  sicher  gezeichnet  und  die  Gruppirung  so  geistvoll  erfunden, 
dass  es  allgemeine  Bewunderung  erregte. 

Wie    hoch    die    Bent- Genossenschaft    selbst    dieses    Bild 
schätzte,    geht    daraus    hervor,    dass    diese   Wand,    wenn    die 

342.  Kammer  jährlich  getüncht  oder  gereinigt  wurde,  stets  unberührt 
blieb,  damit  dieses  Kunstwerk  als  dauernder  Beweis  seines 
Talentes  bewahrt  bleibe. 


DRITTER  THEIL.  419 

Ich  habe  Bunnik  bis  in  seine  Geburtsstadt  begleitet  und 
es  ist  nur  noch  zu  sagen,  dass  er  zuerst  aufgefordert  wurde, 
für  des  Königs  Haus  in  Loo  verschiedene  grosse  Landschaften 
zu  malen,  später  in  dem  Hause  des  Herrn  van  Odyk  zu  Zeyst 
und  in  dem  Hause  zu  Voorst  zu  arbeiten.  Er  lebt  noch  gegen- 
wärtig in  Utrecht.  — 

Karel    de    Moor   ist    zu    Leiden    am    25.  Februar    1656343. 
geboren.     Als  sein  Vater,  ein  Kunsthändler,  sah,  dass  er  unbe- 
zwingliche  Neigung  zum  Zeichnen  und  Malen  hatte,  gab  er  ihn 
zu    dem    berühmten    Gerard  Dou,    damit    er   von  Anfang  an 
nach  sicheren  Grundsätzen  angeleitet  werde. 

Doch  habe  ich  vergessen  zu  sagen,  dass  sein  Vater  die 
Absicht  hatte,  ihn  für  die  Wissenschaften  zu  erziehen.  Da  er 
aber  sah,  dass  Karel  eine  Abneigung  hatte,  Sprachen  zu  lernen 
und  nur  zur  Malerei  Lust  hatte,  sagte  er:  Möge  er  Zeichnen 
lernen,  denn  es  kann  ihm  nur  nützen.  Dies  behagte  Karel 
sehr,  und  er  benützte  seine  Zeit  unter  Gerard  Dou 's  Aufsicht 
auf  das  eifrigste. 

Später  ward  er,  um  sich  an  eine  breitere  Pinselbehand- 
lung zu  gewöhnen,  nach  Amsterdam  zu  dem  berühmten  Porträt- 
maler Abraham  van  den  Tempel  geschickt,  doch  diesen 
verlor  er  zu  früh  im  Jahre  1672.  Von  da  ging  er  wieder  nach 
Leiden  zu  Frans  Mieris  und  endlich  nach  Dordrecht  zu 
Godfr.  Schalken,  wo  ich  ihn  zum  erstenmale  kennen  lernte. 
Ich  weiss  nicht,  welche  Gründe  ihn  dazu  bewogen,  da  er 
danials  schon  weit  besser  zeichnen  konnte,  als  Schalken,  es 
wäre  denn,  dass  er  es  deshalb  that,  um  ihm  die  gefällige  Be- 344. 
handlung  abzusehen,  durch  die  er  berühmt  ist. 

Wollte   ich  seine  Geschicklichkeit  nach  Verdienst  preisen, 

so    würde    ich    wohl    keinen  Mangel    an    erhabenen  Vorbildern 

haben,    mit   welchen    er    zu    vergleichen    wäre. —  Aber    es    ist 

nicht  meine  Absicht,    die  Kunst    der  Lebenden   zu   beurtheilen 

oder    sie    nach  Verdienst   zu    rühmen,    sondern  ich  lasse  lieber 

ihre  Werke  selbst  sprechen  und  verweise  die  Kunstfreunde  auf 

diese.  —   Er   hat   der  Kunstgöttin    stets  aus  Neigung  und  Liebe 

und  nicht  als  Sklave  gedient,  noch  fiel  er  dem  Glücke  zur  Last, 

aber  er  ergriff  es,  als  es  ihm  günstig  schien  und  hat  viel  geleistet, 

wenn  auch  nicht  im  Vergleich  zu  Anderen,  — 

27* 


420  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

345.  Unter  seinen  historischen  Darstellungen  ward  insbesondere 

die  Geschichte  von  Piramus  und  Thisbe  gerühmt. 

Ein  Gemälde,  welches  Brutus  darstellt,  der  seine  Söhne 
wegen  begangenen  Frevels  zum  Beispiele  für  das  römische  Volk 
bestraft,  befindet  sich  über  dem  Kamin  der  Schöffenkammer 
zu  Leiden. 

Im  Jahre  1702  schickte  er  sein  Porträt  dem  Grossherzog 
von  Florenz,  der  ihm  dafür  eine  goldene  Medaille  nebst  einer 
Kette  schenkte. 

Vor  einigen  Jahren  malte  er  für  den  kaiserlichen  Ge- 
sandten Sinzendorf  ein  Bild,  4Y2  Fuss  breit,  welches  die 
Reiter -Porträts  der  berühmtesten  Kriegshelden  unserer  Zeit, 
Prinz  Eugen  und  Marlbourough  vorstellt. 

Auf  ein  von  ihm  gemaltes  Porträt  des  Prinzen  Eugen 
ist  ein  lateinisches  Gedicht  bekannt,  — welches  Arnold  Hoog- 

346  vliet  in  das  Holländische  übersetzte.  — 

Ein  anderes  lateinisches  Gedicht  ward  auf  die  Porträts 
von  Eugen  und  Marlbourough  in  der  Schlacht  bei  Oude- 
naarden  gemacht  —  welches  derselbe  Hoog vliet  in's  Holländische 
Übersetzte.  — 

348.  Johan  Francois  Douven  ist  zu  Roermond  im  Herzog- 

thume  Geldern  am  2.  März  des  Jahres  i656  geboren.  Sein 
Vater  Gerard  Douven  war  Rentmeister  des  Kathedral-Capitels 
zu  Roermond,  seine  Mutter  hiess  Elizabeth  Dammerier,  und 
Beide  stammten  aus  angesehenem  Geschlechte.  Sein  Vater,  der 
viele  Länder,  auch  Italien  bereist  und  sich  lange  Zeit  in  Rom 
aufgehalten  hatte,  empfand  selbst  Lust  zur  Malerei  und  erzog 
seinen  Sohn  für  diese  Kunst,  da  er  in  ihm  angeborene  Neigung 
dazu  fand.  Eilf  Jahre  alt,  ward  er  in  die  lateinische  Schule 
geschickt;  als  er  zwölf  Jahre  alt  war,  starb  sein  kaum  33jähriger 
Vater.  Er  bat  nun  seine  Mutter,  ihn  malen  lernen  zu  lassen^ 
welche  einwilligte  und  ihn  nach  Lüttich  zu  dem  Maler  Gabriel 

349. Lam bartin  schickte,  der  viele  Jahre  in  Rom  gelebt  hatte. 
Nachdem  er  bei  diesem  zwei  Jahre  eifrig  gezeichnet  hatte, 
kehrte  er  wieder  nach  Hause  zurück.  Inzwischen  war  sein 
Neffe  Christophorus  Puitlink  aus  Italien  zurückgekommen, 
der  die  Kunst  im  Allgemeinen,  doch  insbesondere  das  Malen 
sowol   lebender    als    todter  Thiere    ausnehmend    wol    verstand. 


DRITTER  THEIL. 


421 


Bei  diesem  lernte  er  durch  drei  Jahre  den  Pinsel  nach  verschie- 
denen Vorwürfen  gebrauchen. 

Zu  Roermond  wohnte  damals  Don  Jan  Dellano  Velasco, 
Rath  und  Oberster  der  Finanzen  König  Karl's  II.  von  Spanien, 
im  Herzogthume  Geldern.  Dieser  war  ein  grosser  Verehrer 
der  Malerei  und  besass  eine  ebenso  reiche  Kunstsammlung 
wie  sein  König.  Zu  diesem  erhielt  unser  junger  Maler  Zutritt 
und  malte  für  ihn  drei  Jahre  lang  nach  Bildern  der  be- 
rühmtesten italienischen  Meister.  Dadurch  machte  er  grosse 
Fortschritte  und  fand  Gelegenheit,  als  er  eine  seiner  Arbeiten 
am  Hofe  von  Johan  Wilhelm,  Herzog  von  Neuburg,  Jülich 
und  Berg  zeigte,  viele  vornehme  Personen  am  Düsseldorfer 
Hofe  zu  porträtiren.  Diese  Arbeiten  gefielen  so  sehr,  dass  er  im 
Jahre  1682  als  Hofmaler  berufen  und  angestellt  wurde.  Kaum 
28  Jahre  alt,  heiratete  er  dann  Maria  Johanna  Daniels. 

Der  Fürst,  der  eine  angeborene  Liebe  zur  Kunst  hatte, 
begann,  von  Douven  angeregt,  nach  Verlauf  von  zwei  Jahren, 
wenn  sich  die  Gelegenheit  dazu  fand,  einige  Bilder  berühmter 
Meister  zu  kaufen.  Kurz  darauf  unternahm  der  Herzog  eine  35o. 
Reise  nach  Wien  und  nahm  seinen  Maler  mit,  der  Gelegenheit 
fand,  den  Kaiser  Leopold,  die  Kaiserin  Eleonora  und  ver- 
schiedene Grosse  des  Hofes  zu  malen,  wofür  ihm  der  Kaiser 
eine  Medaille  an  goldener  Kette  schenkte. 

Während  er  seine  Arbeiten  für  den  Herzog  in  Düsseldorf 
fortsetzte,  ward  Philip  Wilhelm,  nach  dem  erblosen  Ableben 
des  Kurfürsten  Karl  von  der  Pfalz,  Kurfürst,  und  verlegte 
seinen  Hof  von  Neuburg  nach  Heidelberg;  als  die  Prinzessin 
Maria  Sophia  Königin  von  Portugal  geworden,  ward  unser 
Maler  dahin  berufen,  der,  nachdem  er  seine  Aufgaben  gelöst 
hatte,  mit  einer  goldenen  Medaille  beschenkt  ward. 

Hierauf  ging  er  auf  Befehl  des  Kaisers  nach  Wien,  weil 
dieser  die  Absicht  hatte,  ihn  zu  seinem  Hofmaler  zu  ernennen. 
Aber  bald  fand  sich  eine  andere  Gelegenheit,  seine  Kunst  zu 
zeigen.  Als  die  dritte  Prinzessin  von  der  Pfalz,  Maria  Anna, 
Königin  von  Spanien  wurde,  musste  sie  Douven  vor  ihrer 
Abreise  porträtiren.  Er  würde  wieder  nach  Wien  gegangen 
und  in  des  Kaisers  Dienst  geblieben  sein,  wenn  die  Luft  seiner 
Gesundheit  dort    ebenso    zuträglich   gewesen  wäre,    als    ander- 


422  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

wärts,    aber    er    reiste    mit    dem    Kurfürsten    Johan    Willem 
nach  Düsseldorf. 

Bald    darauf    starben     des    Kurprinzen     Gemalin     Maria 
Anna  und  sein  Vater  der  Kurfürst  Philip  Wilhelm,  wodurch 
35 1. sein  grosser  Mäcen  Kurfürst  wurde,  welcher  Maria  Anna  Lucia, 
die  Prinzessin  von  Toscana,  heiratete. 

Dies  war  ein  neuer  Anlass,  Douven's  Kunst  zu  zeigen, 
der  sich  einige  Jahre  später  auf  Anordnung  des  Kaisers  nach 
Kopenhagen  begab,  um  die  Prinzessin  Charlotte  von 
Dänemark  zu  malen,  welche  des  römischen  Königs  Josef 
Gemalin  werden  sollte.  Er  portratirte  zugleich  auch  den 
König  und  die  Königin,  wofür  er  bei  seiner  Abreise  zum 
Beweise  der  Zufriedenheit  mit  einer  grossen  goldenen  Medaille 
und  einer  vollen  Börse  beschenkt  wurde. 

Diese  Heirat  kam  jedoch  nicht  zu  Stande,  worauf  Douven 
auf  Befehl  des  Kaisers  im  Winter  des  Jahres  1697  "^ich  Italien 
an  den  Hof  des  Herzogs  von  Modena  geschickt  ward,  um 
das  Porträt  der  Prinzessin  Amalia  von  Hannover  zu 
malen. 

Die  Unbilden  und  Gefahren  der  Reise  wurden  ihm  ver- 
süsst,  als  er  seine  Augen  an  so  vielen  auserlesenen  Kunst- 
schätzen, insbesondere  den  am  Hofe  befindlichen  Werken 
Correggio's,  erfreuen  konnte.  Er  malte  dort  die  genannte 
Prinzessin  zu  drei  verschiedenen  Malen.  Lebensgross  in  ganzer 
Figur,  klein  und  gross^  und  auch  auf  Seide,  welche  Bilder, 
sobald  sie  vollendet  waren,  nach  Wien  gesandt  wurden.  Kurze 
Zeit  darauf  ward  die  Hochzeit  vollzogen. 

In  der  Zwischenzeit  unternahm  Douven  noch  eine  Reise 
nach  Florenz,  um  den  Grossherzog  zu  porträtiren.  Dies 
ward  ihm  von  der  Kurfürstin  von  der  Pfal?  geheissen,  die 
ein  Porträt  ihres  Vaters  zu .  besitzen  wünschte.  Dort  konnte 
er  seine  kunstsinnigen  Augen  an  den  Werken  auserlesenster 
352.  Kunst  ergötzen,  an  den  kunstvollen  antiken  Statuen,  und  an 
den  ausgezeichneten  Porträts  der  berühmtesten  Maler,  unter 
welchen  sich  auch  ein  Porträt  RafaeTs  befindet. 

Ueberdies  bewies  ihm  der  Grossherzog  viel  Ehre,  Hess 
ihm  seine  sämmtlichen  Kunstwerke  zeigen,  und  gab  ihm  endlich 
vor  seiner  Abreise,  nachdem  er  sein  Selbstporträt  gemalt  hatte, 


DRITTER  THEIL.  423 

um  es  den  übrigen  einzureihen,  eine  goldene  Kette  mit  Medaille 
zum  Geschenke. 

Als  Karl  IL,  der  König  von  Spanien,  wenige  Jahre  darauf 
starb,  und  der  Erzherzog  Karl  von  Oesterreich  König  von 
Spanien  wurde,  porträtirte  er  ihn,  als  er  den  Weg  über  Düssel- 
dorf nahm;  später  auch  die  Prinzessin  Elisabeth,  die  Tochter 
des  Herzogs  von  Braunschweig,  die  später  im  Jahre  1709  den, 
kaiserlichen  Thron  bestieg.  Sonach  hatte  Douven  drei  Kaiser, 
drei  Kaiserinnen,  fünf  Könige,  sieben  Königinnen  und  eine 
grosse  Anzahl  von  Fürsten  und  Prinzen  porträtirt,  in  Folge  dessen 
sein  Ruhm  weit  verbreitet  und  sein  Vermögen  vermehrt  wurde. 

Nun  wollen  wir  ein  Verzeichniss  der  Künstler  und  Künst- 
lerinnen entwerfen,  welche  dem  pfälzischen  Hofe  gedient 
haben ,  und  eine  Darstellung  von  den  Kunstsammlungen  des 
Kurfürsten  Johan  Wilhelm  geben,  dessen  Kunstliebe,  von 
Douven  angeregt,  so  sehr  wuchs,  dass  Düsseldorf,  wenn  ihm 
der  Allmächtige  ein  langes  Leben  gegönnt  hätte,  ein  anderes 
Rom  geworden  wäre.  — 

Ausser  Douven  hatte  der  Kurfürst  den  hochberühmten  33:^. 
Adriaen  van  der  Werf  in  seinen  Diensten,  den  er  seitdem 
in  den  Ritterstand  erhob.  Auch  waren  bei  ihm  in  Ansehen : 
der  berühmte  Maler  Antonio  Bell  aus  Venedig,  der  un- 
glaublich gewandte  Maler  Antonio  Pellegrini,  ebenfalls  ein 
Venetianer,  Domenico  Zanetti,  ein  Italiener  und  Historien- 
maler im  Grossen,  der  berühmte  Figuren-  und  Thiermaler 
Johan  Weenix  aus  Amsterdam,  der  berühmte  Historienmaler 
Anton i  Schoonjans  aus  Antwerpen,  der  ausgezeichnete  Maler 
kleiner  Landschaften  Eglon  van  der  Neer  und  die  Malerin 
kunstvoller  Blumen  und  Früchte  Rachel  Ruis,  Beide  aus 
Amsterdam;  desgleichen  Gerardus  Karsch  aus  Münster  und 
noch  zwei  Emailmaler. 

Hiezu  kommen  noch  Peter  Boy,  Johann  Frederik 
Ardin,  noch  vier  Miniaturmaler  und  drei  Maler  in  Fresko  und 
Leimfarbe,  um  Plafonds  und  Decorationen  für  die  Oper  zu 
malen.  Einer  derselben  war  der  geschickte  Antonio  Bernard i 
von  Bologna,  der  vier  Kurfürsten  von  der  Pfalz  diente. 

Unter  den  Bildhauern  wird  der  Chevalier  Grupello  ge- 
nannt, unter  dessen  Aufsicht  in   Marmor  und  Metall  gearbeitet 


424  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

wurde.    Von  ihm  ist  das  überlebensgrosse  Reiter-Standbild  des 
Kurfürsten  am  Platze  zu  Düsseldorf. 

Auch  beschäftigte  er  zwei  sehr  geschickte  Elfenbein- Arbeiter, 
354. den  Italiener  Antonio  Leoniound  Ignatius  Eulhoffen,  einen 
Deutschen,  der  lange  in  Rom  gelebt  hatte;  ferner  noch  einen 
Italiener,  der  besonders  geschickt  Statuen  in  Gyps  abformte. 
An  alle  die  Genannten  verausgabte  der  Kurfürst  jährlich,  nach 
Verhältniss  ihrer  Arbeiten,  eine  grosse  Summe  Geldes,  abgesehen 
von  den  Geschenken,  wenn  irgend  eine  Arbeit  zu  seiner  Zu- 
friedenheit ausfiel. 

Simon  Germyn  ist  zu  Dordrecht  am  14.  November  i65o, 
in  demselben  Jahre  und  am  selben  Tage  geboren,  wie  Prinz 
Willem  III. ,  der  nachmalige  König  von  England.  Er  war  ein 
Schüler  von  Godfrid  Schalken,  später  von  Ludowyk  Smits, 
genannt  Hartkamp,  bei  dem  er  die  neue  Manier  der  Früchte- 
malerei lernte,  welche  ich  in  dessen  Lebensbeschreibung 
erwähnte,  die  ihm  anfangs  viel  Vortheil  brachte,  der  aber  wie 
die  Arbeit  nicht  von  langer  Dauer  war.  Seitdem  verlegte  er 
sich  darauf,  Landschaften  in  Gartenhäusern  und  anderen  Haus- 
schmuck zu  malen.  Gegenwärtig  hat  er  die  Malerei  aufgegeben 
und  sich  ganz  auf  den  Kunsthandel  verlegt.  — 

Willem  ßeurs,  dessen  Vater  Schuhflicker  zu  Dordrecht 
war,  ist  im  Jahre  i656  geboren  und  war  für  das  Schneider- 
Handwerk  bestimmt,  doch  die  Lust  zur  Kunst  trieb  ihn  von 
der  Nadel  zum  Pinsel.  Er  kam  in  den  Jahren  1671  und  1672 
355.  zu  Willem  van  Drillen  bürg  und  brachte  es  in  dieser  Zeit 
so  weit,  dass  er  eine  gefällige  Landschaft  in  der  Att  seines 
Meisters  malen  konnte. 

Später  verlegte  er  sich  auf  die  Porträtmalerei  und  ging 
von  Dordrecht  nach  Amsterdam,  wo  er  die  Tochter  eines 
Silberschmiedes  heiratete.  Er  würde  es  weit  gebracht  haben, 
wenn  er  sich  nicht  geändert  und  mehr  Lust  für  Gesellschaft 
und  Schenken  als  für  die  Arbeit  gehabt  hätte.  Endlich  ging 
er  nach  Grol,  wo  er  sich  auf  die  Blumenmalerei  und  den 
Unterricht  der  Jugend  verlegte,  zu  welchem  Zwecke  er  im 
Jahre  1692  ein  Buch  schrieb,  genannt:  ^De  groote  waerelt  in 
het  kleen  geschildert",  welches  von  der  Mischung  und  Behandlung 
der  Oelfarben  handelt.  — 


DRITTER  THEIL.  426 

Im  Jahre   i656    wurde    der   gute  Porträtmaler  Klooster-356. 
man    in    Hannover   geboren.     Er    hat    die    meiste   Zeit    seines 
Lebens  in  England  zugebracht,  wo  er  auch  starb. 

Die  Glücksgöttin  war  seinen  Unternehmungen  günstig, 
und  seine  Arbeiten,  die  am  britischen  Hofe  gesucht  waren, 
brachten  ihm  viel  Geld  und  Ehre. 

Im  Jahre  1696  ward  er  nach  Spanien  berufen,  um  den 
König  und  die  Königin  zu  porträtiren,  und  kehrte  reich 
beschenkt  zurück.  Es  währte  nicht  lange,  so  verliebte  er  sich 
in  eine  Frauensperson^  die  er  in  sein  Haus  nahm.  Aber  diese, 
mehr  auf  Geld,  denn  auf  Treue  und  Liebe  bedacht,  nahm 
ihren  Vortheil  wahr,  stahl  sein  Geld,  Silber,  Juwelen  und 
andere  Kostbarkeiten,  und  ging  damit  heimlich  davon,  ohne 
dass  er  sie  einholen  konnte,  was  ihm  so  sehr  zu  Herzen  ging, 
dass  er  starb.  — 

Im  Uebrigen  war  er  allgemein  beliebt  und  erwies,  was 
selten  der  Fall  ist,  allen  Künstlern  Wolthaten. 

Mehrere    seiner  kunstvollen   Porträts    sind    in  Kupfer  ge-  357. 
stechen,  so  z.  B.  das  von  Mr.  Gibbons  und  seiner  Frau,  von 
J.  Smith.  — 

Jan  Griffier  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  i656  geboren.  — 
Sein  Vater  hatte  die.  Absicht,  ihn  Zimmermann  werden  zu 
lassen,  aber  der  Meister  sandte  ihn  schleunigst  mit  den  Worten 
wieder  nach  Hause,  dass  er  ihn  umsoweniger  brauchen  könne, 
da  der  Junge  keine  Lust  dazu  habe  und  besser  mit  der  Zeichen- 
feder als  mit  dem  Hammer  umzugehen  wisse. 

Man  stellte  ihm  nun  ein  oder  den  anderen  Beruf  vor, 
aber  von  keinem  wollte  er  etwas  hören.  Deshalb  entschloss 
sich  sein  Vater,  ihn  noch  für  eine  Zeit  in  die  Schreibschule  zu 
schicken,  um  inzwischen  einen  Entschluss  zu  fassen. 

Er  gab  vor,  als  würde  er  seinem  Vater  gehorchen,  ward 
aber  inzwischen  mit  einigen  Jungen  bekannt,  die  in  einer 
Ziegelbrennerei  arbeiteten,  und  ging  täglich  mit  ihnen  zur 
Arbeit,  um  ihnen  malen  zu  helfen,  kam  aber  zur  bestimmten 
Stunde  nach  Hause  zu  Tische,  als  ob  er  zur  Schule  gegangen 
wäre,  bis  dies  endlich  offenbar  wurde,  und  sein  Vater  einsah, 
dass  es,  wie  das  Sprüchwort  sagt,  schwer  sei,  mit  unwilligen 
Hunden  Hasen  zu  fangen.    Deshalb  beschloss  er,  ihn  die  Kunst 


426  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBÜRGH. 

lernen  zu  lassen.  Inzwischen  hatte  er  durch  sein  Talent  alle 
anderen  Burschen  des  Geschäftes  im  Ziegelmalen  übertroffen, 
358.  und  der  Meister  sagte  seinem  Vater,  dass  er  ihn,  wenn  er  ihn 
noch  ein  Jahr  dabei  belassen  wolle,  zum  Aufseher  des  Geschäftes 
machen   und  gut  bezahlen  würde. 

Aber  seine  Gedanken  waren  auf  bessere  Dinge  gerichtet. 
Deshalb  gab  ihn  sein  Vater  zu  .einem  Blumenmaler.  Dieser  aber 
war  ein  Trunkenbold  und  anstatt  Jan  in  der  Kunst  zu  unter- 
weisen, hatte  dieser  genug  zu  thun,  ihn  in  Spelunken  und  Schenken 
aufzusuchen  und  ohne  Unglück  nach  Hause  zu  bringen.  Dadurch 
bekam  er  solchen  Widerwillen  gegen  diesen  Lehrer,  dass  er 
zu  Roeland  Rogman  ging,  wo  er  eine  geraume  Zeit  blieb. 
Er  machte  sich  bei  Jedermann  durch  seinen  besonderen  Eifer 
und  Fleiss  beliebt,  so  dass  er  oft  Gelegenheit  fand,  die  Arbeiten 
der  besten  Meister  seiner  Zeit,  wie  Lingelbach's,  van  den 
Velde's,  RuisdaeTs  und  Rembrant's  zu  sehen,  bei  dem 
er  gerne  lernen  wollte,  aber  Rembrant  verweigerte  dies  und 
sagte:  dass  Rogman  und  er  zu  gute  Freunde  wären,  als  dass 
er  ihm  die  Schüler  abwendig  machen  würde. 

Sehr  früh  schon  erfasste  er,  dass  die  lichte  Weise,  ins- 
besondere bei  Landschaften,  preiswürdig  sei,  und  er  verstand 
es,  die  Manier  Lingelbach*s  und  van  den  Velde's  so  nach- 
zuahmen, dass  sein  Meister,  der  stets  etwas  braun  malte,  oft 
zu  ihm  sagte:  Ich  sehe  wol,  wo  du  gewesen  bist. 

Später  ging  er  zu  dem  Maler  Jan  Loten  nach  England, 
in  Folge  dessen  er  endlich  so  weit  kam,  dass  er  selbstständig 
arbeiten  konnte.  Er  Hess  sich  dort  nieder,  heiratete  und  ver- 
diente viel  Geld  mit  dem  Malen  italienischer  Ruinen ,  und 
später  mit  schönen  Rhein -Ansichten,  reich  an  Figuren  und 
verschiedenen  Fahrzeugen.  Er  selbst  hatte  grosse  Lust  zur 
359.  Schifffahrt  und  kaufte  deshalb  eine  grosse  Yacht  für  3ooo  Gulden, 
schlug  auf  derselben  mit  seinem  Hausgesinde  seine  Wohnung 
auf,  sammelte  einen  Schatz  an  eigenen  und  anderer  Meister 
Bilder  und  nahm  sich  vor,  damit  nach  Holland  zu  geben. 

Er  miethete  einen  kundigen  Steuermann  und  Matrosen, 
so  viel  er  ihrer  brauchte  und  stach  in  See.  Aber  unterwegs 
traf  ihn  ein  starker  Sturm,  in  Folge  dessen  sie  ohne  Mast  und 
Stangen  endlich  vor  dem  Vlie   auf  einer  Sandbank  Schiffbruch 


DRITTER  THEIL.  427 

litten  und  nur  mit  genauer  Not  und  Hilfe  von  Fischern  ihr 
Leben  retten  konnten.  Alles  Uebrige  war  verloren,  bis  auf  einiges 
Geld,  welches  seine  Tochter  in  einem  Gürtel  um  ihre  Lenden 
geborgen  hatte.    Das  war  im  Jahre   1695. 

Er  Hess  sich  in  Rotterdam  nieder,  wo  er  zuerst  die  Be- 
kanntschaft eines  gewissen  van  Dulken  machte,  der  ihm  ein 
altes  Fahrzeug  auf  Borg  verkaufte,  welches  er  für  seinen  Haus- 
stand und  um  daselbst  zu  malen,  einrichtete,  von  Stadt  zu 
Stadt  fuhr  und  sich  überall  so  lange  aufhielt,  als  es  ihm  Ver- 
gnügen machte.  Längere  Zeit  hielt  er  sich  in  Amsterdam  auf 
und  übte  daselbst  seine  Kunst.  Inzwischen  fuhr  er  auch  nach 
Hoorn  oder  Enkhuizen  und  auch  einmal  nach  Dordrecht,  wo 
er,  da  er  die  Untiefen  nicht  kannte,  auf  eine  Sandbank  auffuhr, 
auf  welcher  er  mehr  als  acht  Tage  festsass,  bis  eine  hohe  Fluth 
seinen  Kiel  wieder  flott  machte.  Seinen  ganzen  Bedarf  führte 
er  w^ie  eine  Schildkröte  ihr  Haus  mit  sich.  Es  war  ihm  auch 
gleichgiltig,  wo  er  sich  aufhielt,  da  er  sich  für  einen  Welt- 36o, 
bürger   ansah. 

Hier  sei  auch  bemerkt,  dass  er  sich  nicht  immer  an  eine 
und  dieselbe  Manier  hielt,  sondern  nicht  selten  seinen  Pinsel 
nach  der  Seite  des  Vortheils  wendete^  einmal  nach  der  Manier 
Rembrant's,  dann  wieder  in  der  Weise  Poelenburg's, 
RuisdaeTs  und  Anderer  arbeitete,  so  dass  seine  Bilder  oft 
für  eghte  Arbeiten  dieser  Meister  verkauft  wurden. 

Nachdem  er  verschiedene  Jahre  die  holländische  Welt  auf 
seinem  Schiffe  durchwandert  hatte,  bekam  er  Lust,  wieder 
nach  England  zu  fahren.  Da  er  sich  aber  seines  ehemaligen 
Unglücksfalles  erinnerte,  beschloss  er,  seinen  Hausstand  auf  einem 
anderen  Fahrzeuge  einzuschiffen,  dass,  wenn  ihm  noch  einmal 
ein  solcher  Unfall  begegnen  würde,  er  allein  darunter  leide. 
Er  kam  glücklich  nach  England,  wo  er  noch  gegenwärtig  lebt 
und  thätig  ist. 

Sein  Sohn  Robert  Griffier,  am  7.  October  1688  in 
England  geboren,  ist  nicht  minder  geschickt  als  sein  Vater. 
Er  war  nicht  mit  ihm,  als  er  Schiffbruch  litt,  sondern  in 
Irland,  aber  er  kam  später  nach  Holland  und  hielt  sich  nach 
der  Abreise  seines  Vaters  in  Amsterdam  auf,  wo  er  noch  mit 
viel  Ruhm  arbeitet  und  sich  durch  seine,  mit  schönen  Figuren 


428  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

und    anderen    Beiwerken,    nach    der    Art    Hermann    Zacht- 
leven's  ausgeschmückten  Rhein -Ansichten  berühmt  macht. 
36i.  Huisman  ist  zu  Antwerpen  im  Jahre   i656  geboren  und 

ein  guter  Landschaftsmaler.  Er  brachte  weite  Fernblicke  in 
seinen  Bildern  an  und  schmückte  sie  mit  geistreichen  Figuren 
und  Thieren. 

In  demselben  Jahre  i656  ward  der  berühmte  Porträtmaler 
Guilelmus  oder  Willem  Wissing  im  Haag  geboren. 

Sein  erster  Lehrer  war  Willem  Doudyns,  bei  dem  er 
einige  Jahre  blieb,  bis  er  auch  die  Behandlung  der  Farben 
verstand.  Hierauf  begab  er  sich  nach  England,  um,  da  er  Lust 
zur  Porträtmalerei  hatte,  sich  unter  Leitung  von  Pieter  Lely 
weiter  auszubilden,  was  zu  seinem  Glück  und  Ruhm  gelang. 
Denn  er  erlangte  solchen  Ruf,  dass  er  erster  Hofmaler  König 
Jakob's  IL  wurde,  der  ihn,  als  seine  Tochter  Maria  mit 
Willem  III.  von  Oranien  getraut  wurde,  von  London  nach 
dem  Haag  schickte,  um  Beider  Porträts  für  ihn  nach  dem 
Leben  zu  malen.  Er  ward  für  den  besten  Porträtmaler  seiner 
Zeit  gehalten  und  die  aufgehende  Sonne  seines  Ruhmes  leuchtete 
so  mächtig  in  die  Augen  seiner  Neider,  dass  Viele  glaubten,  er 
sei  durch  Gift  nach  den  Elysäischen  Feldern  befördert  worden. 

Er    starb    auf   dem  Landhause    des-  Grafen  Essex  nächst 
London    am    10.  Februar    1687,    kaum  37  Jahre   alt.     Deshalb 
liest  man  auch  unter  seinem  von  J.  Smit  geschabten  Porträt: 
362.  Immodicis  brevis  est  aetas. 

Der  treffliche  Pferde-  und  Schlachtenmaler  Dirk  Maas 
ward  zu  Harlem  am  12.  September  i656  geboren.  Sein  erster 
Lehrer  war  Henrik  Mommers,  der  zumeist  italienische  Gemüse- 
märkte malte,  Harlemer  von  Geburt  war  und  im  Jahre  1697, 
74  Jahre  alt,  starb.  Hierauf  ging  er  zu  Nicolas  Berchem,  an 
dessen  Manier  und  Stoffwahl  er  mehr  Gefallen  fand;  endlich 
verlegte  ersieh  wie  J.  van  Hugtenburg,  mit  dem  er  Umgang 
pflog,  ganz  auf  die  Pferde -Malerei. 

Neben  ihm  erscheint  der  gute  Landschaftsmaler  Guiliam 
de  Heus  mit  seinem  Neffen  Jacomo  de  Heus,  der  die  Manier 
seines  Onkels  Anfangs  so  nachahmte,  dass  kein  Unterschied 
wahrzunehmen  war,  weshalb  ihm  die  Bent,  als  er  nach  Rom 
kam,  den  Namen  Afdruk  gab. 


DRITTER  THEIL. 


429 


Guiliam  de  Heus  war  ein  Schüler  des  berühmten  Jan 
Both  und  malte  seine  Landschaften  ganz  in  der  Weise  des 
Meisters.  Er  hat  viele  Jahre  in  Rom  und  im  übrigen  Italien 
mit  Zeichnen  und  Malen  zugebracht.  Er  starb  in  Utrecht,  wo 
er  geboren  war,  in  hohem  Alter,  aber  ich  weiss  nicht,  in 
welchem  Jahre. 

Jakob  de  Heus  ist  zu  Utrecht  im  Jahre  1657  geboren. 
Von  Jugend  auf  zur  Kunst  geneigt  und  angeeifert  von  seinem 
Oheim,  verlegte  er  sich  mit  so  viel  Lust  und  Eifer  darayf,  363. 
dass  er,  seinem  Oheim  nachfolgend,  denselben  übertraf.  Dann 
trieb  ihn  die  Wanderlust  nach  Rom,  wo  er,  so  wie  an  anderen 
Orten  in  Italien,  verschiedene  Jahre  wohnte  und  nach  den 
besten  Vorbildern  studirte.  Aber  er  änderte  seine  Manier,  ins- 
besondere die  seiner  Figuren,  nach  jener  des  Salvator  Rosa. 
Er  malte  auch  Pferde,  Kühe  und  anderes  Vieh  sehr  geistreich, 
da  er  trefflich  zeichnen  konnte  und  lange  auf  der  Akademie 
nach  dem  Leben  gezeichnet  hatte.  Er  war  ein  wolgebildeter 
junger  Mann,  nicht  ohne  Verstand,  beredt,  witzig  und  geistvoll 
in  seinen  Antworten,  stets  fröhlich  und  in  allen  Kreisen  beliebt. — 

Nachdem  er  einige  Jahre  in  Venedig  und  Rom  gearbeitet  364. 
und  manche  vergnügte  Abende  mit  den  Bentvögeln  zugebracht 
hatte,  kam  er  wieder  nach-  Utrecht,  wo  er  bei  seinem  Bruder, 
dem  Postmeister,  wohnte. 

Nachdem  er  einige  Zeit  daselbst  zugebracht,  machte  ihm 
Tailler,  der  ehemalige  Professor  der  Mathematik  an  der  Hoch- 
Schule  zu  Nimwegen,  Hoffnung,  durch  Herrn  Dankeim  an 
in  die  Dienste  des  Berliner  Hofes  zu  treten.  Sie  begaben  sich 
auch  dahin,  doch  der  Versuch  missglückte,  obwol  er  eine 
schöne  Ansicht  des  Schlosses  auf  Leinwand  zu  malen  begonnen 
hatte,  da  Dankeim  an  selbst  am  Hofe  in  Ungnade  fiel.  Er 
Hess  sich  noch  eine  Zeit  lang  von  Anderen  mit  Hoffnungen 
hinhalten,  —  bis  er  den  Entschluss  fasste,  abzureisen,  da  sein 
Reisegefährte  Johan  Tailler,  genannt  Speculatie,  der 
seine  Pläne  ebenfalls  vereitelt  sah,  sich  dies  so  zu  Herzen  nahm, 
dass  er  schwermüthig  wurde,  was  sich  in  Kürze  offenbarte. 
Denn  als  er  eines  Morgens  zu  de  Heus  kam,  erzählte  er  .ihm, 
dass  man  einen  Anschlag  auf  sein  Leben  gemacht  habe  und 
bat  ihn,  mit  ihm  in  aller  Eile  nach  Holland  zu  gehen  und  mit 


43o         ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

ihm  die  Kleider  zu  wechseln.  De  Heus,  der  sofort  bemerkte, 
was  ihm  fehle,  nahm  die  erste  Gelegenheit  wahr,  in  aller  Eile 
365. nach  Utrecht  zu  kommen,  wo  er  seine  Kunst  ausübte.  Seine 
Arbeiten  wurden  meist  nach  Italien  geschickt. 

Er  war  nicht  der  Eifrigste,  aber  erstaunlich  gewandt  und 
rasch  in  seinen  Arbeiten,  denn  er  malte  nur  selten  des  Nach- 
mittags, den  er  so  wie  den  Abend  zur  Erholung  benützte  und 
wenn  er  Lust  hatte,  diesen  noch  länger  zu  machen,  so  besuchte 
er  zuweilen  seine  Freunde  in  Amsterdam  und  anderwärts. 

Seine  letzte  Vergnügungsreise  nach  Amsterdam  brachte 
ihm  den  Tod.  Ec  begab  sich  im  Mai  dahin,  um  sich  mit  seinen 
Freunden  und  Kunstgenossen  zu  vergnügen  —  und  besuchte 
Albert  van  Spiers,  genannt  Piramide,  den  er,  als  alten 
Freund,  aufforderte,  mit  ihm  zu  dem  Golddrahtzieher  Jan  van 
der  Keere  zu  gehen,  der  ihn  geladen  hatte  und  der  auch  ihm 
bekannt  war.     Spiers  aber  lehnte  dies  ab,  weil  er  keine  Lust 

366.  hatte  zum  Trinken,  in  Folge  dessen  de  Heus  allein  hinging. 
Kurze  Zeit  vorher  war  er  mit  einem  Wagen  gestürzt  und  hatte 
sich  in  der  Brust  verletzt,  aber  nicht  darauf  geachtet.  Als  er 
nun,  nachdem  er  viel  getrunken  hatte,  spät  des  Abends  zu 
Bette  ging,  begann  er  sich  zu  erbrechen  und  Blut  zu  spucken 
und  starb  am  9.  Mai  1701.  Sein  Leichnam  ward  von  Amster- 
dam nach  Utrecht  geführt  und  daselbst  begraben.  W.  van  der 
Hoeven   dichtete   zu  seiner  Erinnerung    ein  Trauergedicht.  — 

367.  Philip  Tideman  ist  zu  Hamburg  am  22.  December  1657 
von  achtbaren  Eltern  geboren,  deren  Beispiele  er  nachfolgte. 
Sie  Hessen  ihn  die  lateinische  Schule  besuchen,  als  er  aber 
zwölf  Jahre  alt  war,  brach  seine  Liebe  zur  Kunst  durch,  was 
seine  Eltern  ungern  wahrnahmen,  da  sie  andere  Absichten  mit 
ihm  hatten.  Doch  sein  Vater  gab  ihn  endlich  zu  dem  Maler 
Ns.  Raes,  bei  dem  er  nach  acht  Jahren  solche  Fortschritte 
gemacht  hatte,  dass  er  keiner  Leitung  mehr  bedurfte,  sondern 
selbstständig  die  Kunst  ausüben  und  Schüler  halten  konnte. 
Dies  währte  ungefähr  ein  Jahr,  als  er,  weniger  besorgt  um  die 

368. Vortheile,  als  um  sich  weiter  auszubilden,  sich  entschloss, 
nach  Amsterdam,  damals  reich  an  guten  Malern,  zu  gehen, 
um  durch  das  Betrachten  ihrer  Werke  und  ihren  Verkehr  seinen 
Geist  zu  bilden.   Da  er  zur  Historienmalerei  Lust  hatte,  worin 


DRITTER  THEEL.  43  I 

damals,  insbesondere  Gerard  de  Laires  hervorragte,  begab 
er  sich  unter  dessen  Leitung.  Aber  nach  einem  halben  Jahre 
schon  machte  er  sich  selbstständig  und  bekam  verschiedene 
Arbeiten.  Da  Laires  mit  Arbeiten  überhäuft  war  und  an 
seiner  Manier  Gefallen  fand,  veranlasste  er  ihn  wieder  zu  ihm 
zu  kommen,  gab  ihm  die  Kost  und  eine  bestimmte  Summe 
Geldes  jährlich,  damit  er  ihm  Plafonds  und  Nischen  malen 
helfe,  aber  nach  Verlauf  von  zwei  Jahren  schieden  sie,  da 
zwischen  ihnen  Reibungen  stattgefunden  hatten,  für  immer.  Er 
hatte  sofort  alle  Hände  voll  Arbeit,  worauf  er  sich  daselbst 
als  Bürger  niederliess  und  heiratete. 

Als  seine  besten  Werke  sind  bekannt:  Die  Orgel  in  der 
alten  Lutherischen  Kirche;  der  innere  Saal  bei  Johann  van 
DroG  gen  hörst;  der  Vorsaal  und  der  Wohnraum  bei  dem  Pro- 
curator  de  Vlieger;  drei  Gemächer  bei  dem  Bürgermeister 
Verschnür  zu  Hoorn  mit  den  Kaminstücken,  deren  erstes  in 
einem  zierlichen  ovalen  Goldrahmen  die  Venus  darstellt,  die  bei 
Jupiter  über  das  Ungemach,  welches  Juno  ihrem  Sohne  zufügte, 
Klage  führt.  Die  mit  Bildwerk  ausgeschmückten  Ecken  zeigen 
ebenfalls  mythologische  und  allegorische  Vorstellungen.  — 

Wir  würden  den  Plan  unseres  Werkes  überschreiten,  369. 
wenn  wir  alle  die  Kaminstücke,  Nischen  etc.  etc.  aufzählen 
wollten,  die  er  gemalt,  —  oder  die  Zeichnungen  und  Skizzen  Syo. 
von  Historien,  Fabeln  und  Allegorien,  die  er  nachgelassen 
hat,  welche  Zeugniss  geben  von  seinem  unermüdlichen  Eifer. 
Wenn  er  sich  erholen  wollte,  so  geschah  dies  mit  der 
Violine,  welche  er  trefflich  zu  spielen  verstand.  Man  fand  ihn 
niemals  unbeschäftigt  und  selbst  ausser  seiner  Arbeitszeit  mit 
einem  Buche  oder  mit  dem  Zeichenstift  in  der  Hand.  Ueber- 
dies  war  er  tugendfest  und  fromm  und  empfahl  dies  auch  auf 
dem  Sterbebette  seinen  Kindern.  Er  starb  nach  achttägigem 
Krankenlager  am  9.  Juni  1705  und  hinterliess  seinen  künst- 
lerischen Ruhm ,  den  guten  Namen  und  die  Ersparnisse  seiner 
Arbeit  für  seine  Frau  und  Kinder.  — 

Ernst  Stuven  ist    zu  Hamburg   geboren    und  lernte  da- 371. 
selbst  bei   einem  gewissen  Hins,  der  ihn,  weil  er  lernbegierigen 
Eifer    an    ihm    wahrnahm,    in    sein  Haus    nahm,    tüchtig    und 
flink  den  Pinsel  führen.    Er  kam  im  Jahre   1675,   18  Jahre  alt,  372. 


432  ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBÜRGH. 

nach  Amsterdam  in  der  Absicht,  die  Porträtmalerei  zu  lernen, 
womit  damals  viel  Geld  zu  verdienen  war.  Vielleicht  fühlte  er 
sich  durch  die  blinkenden  Vortheile,  die  Jan  Ovens  erworben 
hatte,  dazu  angespornt. 

Er  begab  sich  zu  Johannes  Voorhout,  den  er  in  Hamburg 
kennen  gelernt  hatte,  der  ihn,  da  er  eifrig  zu  sein  schien, 
behielt.  Aber  er  blieb  nur  kurze  Zeit  bei  ihm ;  da  seine  Pinsel- 
behandlung mehr  zur  Blumenmalerei  hinneigte,  ging  er  zu  dem 
berühmten  Willem  van  Aalst,  und  nachdem  er  einige  Zeit 
dort  zugebracht  hatte,  zu  Abraham  Minjon,  bei  dem  er  in 
kurzer  Zeit  solche  Fortschritte  machte,  dass  seine  Arbeiten 
gerühmt  waren  und  er  beschloss,  von  nun  an  selbstständig  zu 
arbeiten,  was  ihm  auch,  da  ihm  das  Glück  besonders  günstig 
war,  gelang.  Er  heiratete,  hatte  mehrere  Kinder  und  würde 
mit  seiner  Arbeit  redlich  bestanden  haben,  wenn  er  nicht  in 
schlechte  Gesellschaft  und  Schenken  und  auf  andere  Aus- 
schweifungen gerathen  wäre.  — 

Johannes  Voorhout,  der  ihn  in  seiner  Jugend  kannte, 
sagt,  dass  er  freundlich,  höflich,  umgänglich  und  gelehrig  war, 
so  lange  er  unter  Aufsicht  seiner  Meister  lebte.  Aber  kaum 
war  er  ihrer  Leitung  entwachsen,  so  artete  er  zu  allen  Aus- 
373.  gelassenheiten.  Rohheiten  und  unglaublich  frechen  Handlungen 
aus.  Ein  besonderer  Fall  seiner  unglaublichen  Bosheit  und 
Rohheit  ereignete  sich,  als  Willem  Grasdorp  im  Jahre  1697 
bei  ihm  als  Schüler  wohnte;  dieser  war  von  seiner  Mutter  und 
seinem  Stiefvater  für  drei  Jahre  zu  Stuven  gegeben  worden, 
und  es  ward  in  einem  Vertrag  genau  festgesetzt,  dass  diese 
Zeit  ihm  zum  Vortheile  gereichen  solle. 

Er  aber  suchte  es  auf  jede  mögliche  Art  dahin  zu  brin- 
gen, dass  ihm  der  Knabe  fortlaufe,  damit  ihm  ein  Mittel 
an  die  Hand  gegeben  werde,  an  seine  Eltern  eine  Forderung 
zu  stellen,  um  Geld  zu  bekommen,  da  das  Uebereinkommen 
durch  eine  Geldbusse  gelöst  werden  konnte.  Er  beschuldigte 
seinen  Schüler,  ein  kleines  Porträt  gestohlen  zu  haben,  welches 
später  wieder  gefunden  wurde.  Ueberdies  musste  Grasdorp 
viele  Misshandlungen  dulden,  und  es  war  ihm  trotzdem  ver- 
boten, an  seine  Eltern  zu  schreiben.  Fortgehen  oder  weglaufen 
konnte   er    aber    auch    nicht,    weil  man    seine  Kleider  bis    auf 


DRITTER  THEIL.  433 

die  Schuhe  weggenommen  und  versetzt  hatte.  Er  klagte  aus 
dem  Fenster  den  Nachbarn  seine  Not,  und  dass  er  Hunger 
und  Entbehrung  leide,  aber  dies  half  ihm  wenig,  da  die  Nach- 
barn die  Bösartigkeit  Stuven's  kannten  und  keine  Lust  hatten, 
sich  in  diesen  Handel  zu  mischen. 

Grasdorp  schrieb  endlich  an  seine  Mutter  und  gab  diesen 
Brief  einem  Weber,  der  bei  Stuven  Blumen  und  Laubwerk 
zeichnen  lernte.  Darauf  kam  seine  Mutter  aus  ZwoUe  und  374. 
sandte  den  Bruder  ihres  Mannes,  um*  ihren  Sohn  zu  sprechen. 
Dies  wollte  aber  Stuven  nicht  zugeben,  sondern  ging  dem 
Manne  zuerst  mit  Schimpfworten ,  dann  mit  Schlägen  zu  Leibe, 
nahm  endlich  einen  Stein  von  der  Strasse  auf,  mit  welchem 
er  ihm  zwei  Löcher  in  den  Kopf  schlug.  Dieser  lief  sofort 
zum  Officier  der  Hauptwache,  der  einen  Mann  mitschickte,  um 
den  Handel  zu  untersuchen.  Der  kam  aber  ebenso  gezeichnet 
mit  der  Botschaft  zurück,  dass  dies  ein  Wahnsinniger  sei,  der 
Jeden,  der  ihm  entgegentrete,  schlage  und  beschimpfe.  —  Hierauf 
sandte  der  Schulze  zwei  andere  Diener  mit  dem  Befehl,  er 
möge  den  Jungen  freigeben.  Stuven  aber  hatte  keine  Lust 
dazu,  sondern  schalt  und  schmähte  die  Obrigkeit. — 

Inzwischen  aber  hatte  der  Magistrat  der  Stadt  Berathung  377. 
gepflogen,  und  weil  er  von  .früher  her  noch  etwas  auf  dem 
Kerbholze  hatte,  da  er  im  Jahre  1696  unter  den  Aufrührern 
gewesen  und  im  Hause  des  Herrn  Boreel  gesehen  wurde,  als 
man  dieses  geplündert  hatte,  ward  dem  Unterschulzen  befohlen, 
ihn  lebend  oder  todt  einzuliefern.  — 

Nachdem  er  von   den  Schöffen    verhört  worden,   ward  er  378. 
zu  zwölf  Jahren  Zwangsarbeit  und  sein  Weib  zum  Spinnhause 
verurtheilt.     Aber    über    Fürsprache    Einiger,     die    ihn    wegen 
seiner  Kunst  schätzten,  wurden  ihm  sechs  Jahre  nachgelassen.  Er 
wurde  unter  der  Bedingung,  die  Stadt  zu  verlassen,  freigegeben, 
aber  er  gehorchte    nicht,    sondern    blieb    in  Amsterdam,    hatte 
wieder     allerlei     sonderbare    Händel,     und     konnte     sich     der 
Lästerungen    der   Obrigkeit    nicht    enthalten.     Deshalb    brachte 
man    ihn    zum    zweitenmale    in    das   Arbeitshaus,    wo    er    ver- 
schiedene Blumenstücke  malte,  bis  er  wieder  freigelassen  ward, 
und  sich  nach  Harlem  zu  Romein  de  Hooge  begab.  Von  da 
ging    er    nach    Rotterdam,    wo     er    für    den    Herrn    de    Beer 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV.  28 


434  ARNOLD  HOUBRAKEN\S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

malte,  der  ihm  dafür  freien  Tisch  und  einen  Ducaten  täglich 
gab;  später  malte  er  auch  für  andere  Kunstfreunde,  bis  er 
endlich  daselbst  seinen  verächtlichen  Lebenswandel  endigte. 

Elias  van  den  Broek,  zu  Antwerpen  geboren,  war  einer 
seiner  ersten  und  besten  Schüler,  aber  auch  er  war  einer  von 
Jenen,  die  das  Glück  nur  von  hinten  gesehen  haben.  Er  malte 
379- originell  und  geistreich  verschiedene  Blumen,  Kräuter,  Schlangen, 
Eidechsen  etc.  Es  war  an  seiner  Manier  auch  wol  zu  entnehmen, 
dass  er  bei  de  Heem  gelernt  hatte.  Er  wohnte  zu  Amsterdam 
vor  dem  Utrecht'schen  Thore  am  Molepad,  wo  er  bei  seinem 
Hause  einen  Garten  zum  Gebrauch  hatte,  und  starb  im  Jahre  171 1 . 

Laurens  van  der  Vinne  Vincentzoon,  dem  es,  wie 
seinem  Vater,  ganz  gleichgiltig  war,  was  er  malte,  ist  doch 
zumeist  durch  seine  Blumenstücke  bedeutend. 

Er  hatte  keinen  anderen  Lehrer  als  seinen  Vater.  Zumeist 
malte  er  in  Oel-  und  Wasserfarben  Blumen  für  die  Blumen- 
freunde. Insbesondere  für  Herrn  Philips  de  Flines,  der  die 
seltensten  Gewächse  aus  Ost-  und  Westindien  herüber  ge- 
bracht, von  ihm  malen  Hess.  Gegenwärtig  beschäftigt  er  sich 
meist  mit  dem  Zeichnen  von  Patronen  für  die  Fabrikanten. 
Er  ward  zu  Harlem  am  24.  März   i658  geboren. 

Zum  Verluste  der  Amsterdamer  Malerschule,  sind  Paulus 
van  Hillegaart  und  Pieter  de  Ruelles  gestorben.  Ich  weiss 
nicht,  was  sie  malten,  und  ihre  Namen  blieben  lediglich  durch 
Gedichte  erhalten.  Beide  waren  ihrer  Kunst  wegen  gerühmt, 
und  der  Tod  Hillegaart^s,  der  im  Februar  i658  starb,  wird 
in  Versen  beklagt.  — 
38o.  Es  scheint,  dass  Ruelles  auch  Dichter  war,  wie  aus  einem 

Trauergesange  zu  entnehmen  ist,  der  auf  sein  Ableben  im 
Juni   i658  gedichtet  wurde.  — 

Nun  wollen  wir  von  dem  berühmten  Maler  und  Baumeister 
Jakob  van  Kampen,  Herrn  van  Rambroeck  sprechen.  Er 
war  ein  Harlemer,  doch  ist  mir  sein  Geburtsjahr  unbekannt, 
und  ich  habe  nur  aus  einem  Gedichte:  „Haarlems  Doodt-Basuin 
op  de  Tombe  van  den  Heer  Jakob  van  Kampen  etc."  ent- 
nommen, dass   er  am  4.  April  i658  gestorben  ist. 

Seine  Gemälde  behandelten  zumeist  Figuren  und  historische 
Darstellungen  in  Lebensgrösse,  und  seine  Manier  hatte  Aehnlich- 


DRITTER  THEIL.  435 

keit  mit  der  von  J.  v.  Bronkhorst  und  Jan  Bylert.  Aber 
er  war  nicht  weniger  richtiger  Zeichner  als  tüchtiger  Maler, 
deshalb  kann  man  das  Lob,  welches  ich  diesen  beiden  Meistern 
insbesondere  ertheilt  habe,  auf  ihn  zugleich  anwenden. 

Was  sein  Talent  in  der  Architektur  geleistet,  geht  aus 
einer  Anzahl  Prachtgebäude  in  Holland  und  an  anderen  Orten 
hervor,  wie  dem  Hause  des  Prinzen  Moritz  im  Haag,  dem  381. 
des  Herrn  von  Zuilichem  und  Speelhuis  zu  Voorburg,  dem 
Hause  des  Herrn  Dedel  zu  Lis,  und  noch  vielen  anderen;  wie  zu 
Harlem  an  dem  Giebel  des  Hauses  des  Herrn  Guidewagen, 
dessen  Fries  eine  Hirsch jagd  darstellt,  an  dem  Theater  zu 
Amsterdam,  und  an  Grabdenkmalen  mehrerer  niederländischen 
Seehelden,  wie  Tromp,  van  Galen  etc.,  endlich  am  Rathhause 
zu  Amsterdam,  welches  für  das  achte  Wunder  der  Welt  ge- 
halten wird.  Er  starb  zu  Rambroeck  und  ward  zu  Amersfort 
begraben.   — 

In  seiner  Jugend  ging  er  nach  Italien  mit  der  Absicht, 
sich  als  Maler  nach  den  berühmtesten  und  schönsten  Kunst- 
werken  auszubilden. — 

Er  gewann  die  Gunst  eines  Cardinais ,  der  ihm  Anleitung  382. 
zur  Baukunst  gab,  welche  er  in  so  hohem  Grade  erfasste,  dass 
er  für  ihn  mehrere  rühm  würdige  Werke  ausführte.  Da  dies 
durch  das  Gerücht  bis  in  die  Niederlande  verbreitet  wurde, 
fand  er  sofort  nach  seiner  Rückkehr  Gelegenheit,  seine  Kennt- 
nisse in  der  Baukunde  zu  bethätigen,  und  als  das  alte  Stadthaus 
niederbrannte,  wurde  er,  bekannt  als  der  bedeutendste  Bau- 
meister, zur  Erbauung  des  neuen  ausgewählt.  — 

Henrik  Carr6e  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  i658  geboren 
und  lernte  zuerst  bei  J.  Jordaens,  dann  bei  Juriaah  Jakobz,383. 
einem  Hamburger,  der  zu  Leeuwarden  in  Friesland  wohnte,  wo 
er  Maler  des  Prinzen  war,  in  dessen  Diensten  er  auch  im  Jahre 
168 5  starb,  nachdem  er  schöne  Werke,  sowol  Jagden  auf  Wild- 
schweine, als  auch  Anderes  gemalt  hatte.  Seine  Manier  ähnelt 
der  des  Frans  Snyders,  bei  dem  er  gelernt  hat. 

Bernart    Schendel,    seinen    Zeit-    und    Kunstgenossen, 

halten  Einige  seiner  Abstammung  nach  für  einen  Friesen,  weil 

Jelle  Sibrandz,    der   im    Jahre    1669    nach   Italien    ging,    zu 

Leeuwarden  bei   ihm    die  Kunst    gelernt   hat;    aber  er  war  ein 

28* 


436         ARNOLD  HOÜBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

Harlemer,    sowie  auch  Reinier  Brakenburg,    der   zur  selben 
Zeit  in   Friesland  wohnte,. 

Sie  hatten  mehr  Aehnlichkeit  in  der  Kunst  als  in  der 
Lebensweise,  denn^  der  Erste  war  ein  Mann  von  geregeltem 
Leben,  ein  eifriger  Arbeiter  und  Kirchengänger,  der  Andere 
dagegen  ein  leichtsinniger  Träumer,  der  gegen  Ende  seines 
Lebens  dem  Trünke  verfiel. 

Aber  kurz  gesagt,  Bernart  Schendel  war  ein  guter 
Maler  von  Historien  und  Gesellschaftsstücken,  wie  Reinier 
Brakenburg,  der  im  Jahre  1649  geboren  ist  und  kunstvoll 
Interieurs,  Bürger-  und  Bauerngesellschaften  in  der  Art  Adriaen 
van   Ostade's  auf  Leinwand  zu  malen  verstand. 

Er  war  ein  Schüler  von  Mommers,  Andere  sagen  von 
B.  Schendel,  und  hat  zu  seiner  Zeit  viel  Geld  mit  dem  Pinsel 
verdient,  so  dass  auch  seine  Witwe  in  Friesland,  von  wo  sie 
abstammt,  ihren  Lebensunterhalt  bestreiten   kann. 

384.  Antony  Vreem  aus  Dordrecht  ist  mein  Stadtgenosse 
und  ungefähr  in  meinem  Alter.  Seine  Mutter  war  mit  einem 
Anstreicher  verheiratet,  der  ihn  zu  G.  Schalken  schickte,  der 
damals  noch  zu  Dordrecht  bei  seinem  Vater,,  dem  Rector,  in 
der  lateinischen  Schule  wohnte,  — 

Aber  während  man  noch  abwartete,  was  er  wol  leisten 
würde,  starb  er  im  Jahre  1681   zum  Schmerze  seiner  Mutter.  — 

385.  Dirk  Dalens  ist  zu  Amsterdam  im  Jahre  löSg  geboren. 
Durch  den  Anblick  von  Bildern  und  das  Beobachten  künst- 
lerischer Thätigkeit  von  Jugend  auf  angespornt,  und  von 
angeerbter  Lust  dazu  angeleitet,  lernte  er  in  früher  Jugend  bei 
seinem  Vater  Willem  Dalens,  der  Landschaftsmaler,  aber 
gerade  keiner  der  besten  war.  Als  aber  die  Niederlande  im 
Jahre  1671  und  1672  von  den  Franzosen  überfallen  wurden, 
Gewerbe  und  Handel  stockten,  und  Niemand  Lust  hatte,  Kunst- 
werke zu  kaufen,  fand  sich  Willem    genÖthigt,    anderen   Orts 

386.  Ruhe  und  Gelegenheit  zur  Arbeit  zu  suchen.  Er  begab  sich 
hierauf  zu  Schiffe  nach  Hamburg,  wo  ihn  J.  Voorhout  kennen 
lernte,  der  aus  denselben  Gründen  und  der  drohenden  Gefahr 
zu  entweichen,  sich  mit  seiner  Frau  zu  seinen  Freunden  dort- 
hin begeben  hatte.  Dort  war  er  allerdings  sicher  vor  dem 
Muth  willen     der    Soldaten,     aber     nicht     ausser     Bereich     des 


DRITTER  THEIL. 


437 


Todes,    denn  es    war    ihm   vom  Schicksale  bestimmt,    dort  zu 
sterben. 

Dirk  Dalens  aber  blieb  in  Amsterdam,  und  als  die 
Franzosen  ebenso  schnell,  wie  sie  gekommen,  auch  wieder 
weggegangen  waren,  war  er  in  der  Lage,  die  Früchte  des 
Friedens  mitzugeniessen,  denn  ich  habe  bereits  in  den  früheren 
Lebensbeschreibungen  aus  Erfahrung  nachgewiesen,  dass  nun 
auch  die  mittelmässigsten  Maler  Gelegenheit  fanden,  Geld  zu 
verdienen,  und  dies  umsomehr,  da  viele  vor  der  Kriegsgefahr 
geflohen  waren.  Aber  er  starb  bereits  im  Jahre  1688,  im  Alter 
von  29  Jahren. 

Sein  Jahr-,  Stadt-  und  Kunstgenosse  Michiel  Madder- 
steg  wird  für  den  besten  Schüler  Ludolf  Bakhuizen's 
gehalten.  Er  verstand  sich  vortrefflich  auf  die  SchiflFsbaukunde 
und  auf  die  Zurüstung  der  Segel  und  Taue.  Hier  zu  Lande 
findet  man  seine  Arbeiten  nur  selten,  da  er  zumeist  am  Branden- 
burger Hofe  gelebt  hat,  bis  er  dies  ebenso  wie  die  Ausübung 387. 
seiner  Kunst  müde  wurde.  Er  Hess  sich  in  seiner  Geburtsstadt 
Amsterdam  nieder  und  verlegte  sich  auf  den  Handel,  aber  das 
Glück   war  ihm  darin  nicht  günstig.     Er  starb  im  Jahre    1709. 

Der  Vater  des  Malers  Justus  van  Huisum,  zu  Leeu- 
warcfen  in  Friesland  geboren,  wohnte  zuerst  zu  Huisum,  wo 
er  Schullehrer  war,  später  in  Amsterdam,  wo  Justus  am 
8.  Juni  1659  geboren  ward.  Da  er  natürliche  Anlage  zur  Kunst 
hatte,  ward  er  im  Jahre  1675  zu  Nicolas  Berchem  geschickt, 
bei  dem  er  in  einigen  Jahren  solche  Fortschritte  machte,  dass  es 
nur  zu  bedauern  ist,  dass  er  sich  nicht  immer  an  diese  Manier 
gehalten  hat;  aber  sein  reger  Geist  und  seine  Nachahmungs- 
lust veranlassten  ihn.  Alles  nachzubilden;  selbst  die  besonderen 
Arten  im  Malen  von  Figuren,  Historien,  Landschaften,  Marinen 
mit  Schiffen,  Reitergefechten,  Porträts  etc.,  insbesondere  aber 
war  er  im  Blumenmalen  hervorragend  und  ein  wirklicher 
Künstler,  und  darin  hat  er  auch  seinen  ältesten  Sohn,  den 
gegenwärtigen  Phönix  dieser  Kunst,  herangebildet. 
Er  starb  im  April  des  Jahres   1716.  — 

Adriaen   van    der  Werf   ward  am   21.  Januar   1659  zu  388. 
Kralingen    bei    Rotterdam    geboren    und    stammt    von    Vaters- 
und Mutter-Seite  aus  einem   alten    und    achtbaren  Geschlechte, 


438  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

welches  als  eines  der  ältesten  freigeborener  Männer  in  Schielant 
in  den  Verzeichnissen  erscheint.  Seine  für  die  Erziehung  ihrer 
allerdings  zahlreichen  Kinder  sehr  besorgten  Eltern  schickten 
ihn  in  Rotterdam  in  die  Schule. 

Im  Alter  von  acht  oder  neun  Jahren  zeigte  sich  seine 
Liebe  zur  Kunst,  da  er,  anstatt  zu  schreiben,  Figuren  und 
Thiere  so  eifrig  malte,  dass  ihn  sein  Lehrer  oft  zeichnend 
fand,  während  andere  Kinder  in  ihrer  Erholungszeit  spielten. 
Als  die  Mutter  kam,  um  für  ihren  Sohn  das  Schulgeld  zu 
zahlen,  sagte  ihr  deshalb  der  Lehrer:  dass  er  ihr  rathe,  ihn 
zeichnen  lernen  zu  lassen,  da  er  in  der  Schule  nichts  Anderes 
mache.  Als  der  Vater  dies  hörte,  bestrafte  er  Adriaen  ernst, 
da  ihm  dies  um  so  ungelegener  war,  weil  er,  im  Besitze 
mehrerer  Dorfmühlen,  die  Absicht  hatte,  ihn  zu  diesem  Berufe 
zu  erziehen,  weil  er  aber  noch  zu  jung  und  zu  schwach  war, 
ward  dies  verschoben. 

Inzwischen  zeigte  er  eine  grosse  Abneigung  gegen  diesen 

Beruf  und  desto  grössere  Neigung  zum  Zeichnen,  bis  der  Vater 

auf    den    Rath    eines    ihm    befreundeten    Glasmalers    ihn    nach 

389.  Rotterdam  zu  Kornelis  Picolett    schickte,    der  ein  ziemlich 

guter  Porträtmaler  war. 

Nun  begann  er,  seiner  Lust  zum  Zeichnen  freien  Lauf 
zu  lassen.  Nachdem  er  aber  anderthalb  Jahre  gezeichnet  und 
auch  gemalt  hatte,  nahm  ihn  sein  Vater  wieder  nach  Hause 
und  beharrte  bei  seiner  ersten  Absicht.  Seine  täglichen  und 
unaufhörlichen  Bitten,  ihn  weiter  lernen  zu  lassen,  bekümmerten 
seine  Eltern;  doch  sie  konnten  sich  nicht  dazu  entschliessen; 
denn  der  Vater,  der  das  Malerbuch  von  K.  v.  Mander  und 
über  das  zügellose  Leben  so  mancher  gelesen  hatte,  stellte  sich 
das  ärgste  darunter  vor.  Seine  Mutter  war  auch  dagegen  und 
sagte:  Was  soll  nun  mit  dir  werden?  Ich  habe  Gott  allezeit 
gebeten,  er  möge  dir  den  Geist  eingeben,  dass  aus  dir  ein 
Prediger  werde!  Als  aber  sein  Vater  den  unstillbaren  Drang 
zur  Malerei  mehr  und  mehr  wahrnahm,  zog  er  den  Glasmaler, 
seinen  vorgenannten  Freund,  und  den  Dorfprediger  darüber  zu 
Rathe,  und  entschloss  sich,  ihn  der  Kunst  zu  widmen.  Des- 
halb gab  er  ihn  zuerst  für  ein  Jahr,  dann  für  weitere  drei 
Jahre  zu  Eglon  van  derNeer. 


DRITTER  THEIL.  439 

Als  Eglon  ein  Bild  von  F.  Mieris  geliehen  erhalten 
hatte,  um  es  zu  copiren,  hatte  Adriaen  besondere  Lust  dazu 
und  bat  seinen  Lehrer  darum.  Aber  dieser  hatte  es  einem 
Anderen  gegeben,  der  es  stehen  liess,  da  er  keine  Lust  oder 
keinen  Muth  dazu  hatte.  Deshalb  erneuerte  er  seine  Bitte,  die 
ihm  sein  Meister  endlich  gewährte,  und  er  copirte  es,  vermöge 
seiner  Freude  an  der  Sache,  so  ähnlich,  dass  es  später  zu 
Leiden  von  verschiedenen  Liebhabern  für  ein  Bild  von  Mieris  390. 
gehalten  wurde.  -  - 

Ja,  er  hat  sich  durch  besondere  Aufmerksamkeit  diese  Manier  391. 
so  angeeignet,  dass  er  sich  später  derselben  bediente,  und  dass 
ihn  sein  Meister  zum  Malen  der  Gewänder  in  seinen  Bildern 
gebrauchte.  Hierauf  machte  sein  Vater  einen  neuen  Vertrag  mit 
seinen)  Meister  für  die  Zeit  von  anderthalb  Jahren  und  bedang 
die  Hälfte  dessen,  was  er  in  dieser  Zeit  erwerben  würde,  für  ihn. 

Van  der  Neer,    der    ihm  geneigt   war,    nahm    ihn    nach 
Leiden  und  Amsterdam  mit,  wohin  er  Öfter  malen  ging,  wodurch  392. 
unser    Künstler    Gelegenheit    fand,    mancherlei   Arbeiten    guter 
Meister  zu  sehen.  — 

Nachdem  *er  am  Ende  dieser  Lehrzeit  ein  Bild  für  sich 
selbst  gemalt  hatte,  welches  erst  kürzlich  für  800  Gulden  ver- 
kauft wurde,  gab  er  es  eines  Tages  seinem  Vater,  um  von 
dem,  was  dafür  einging,  ein  halbjähriges  Kostgeld  zu  bezahlen, 
und  er  wollte  von  dieser  Zeit  ab  seinem  Vater,  trotzdem  dieser 
wohlhabend  war,  nicht  mehr  zur  Last  sein. 

Nachdem  er  17  Jahre  alt  geworden,  malte  er  sein  eigenes 
Porträt  auf  ein  Kartenblatt,  welches  noch  zur  Erinnerung  an 
ihn  bewahrt  wird,  und  verliess  seinen  Meister,  um  selbst- 
ständig die  Kunst  auszuüben. 

Kornelis  Brouwer,  ein  Kunstfreund,  der  auch  ehedem 
ein  Schüler  Rembrant's  gewesen  war  und  Adriaen's  ehe- 
maligen Meister  oft  besuchte,  ward  durch  diesen  Umstand  mit 
ihm  bekannt,  bewies  ihm  grosse  Zuneigung,  und  besuchte  ihn 
oft  im  Hause  seines  Vaters,  wo  er  gegenwärtig  arbeitete.  — 

Dieser  bat    ihn   um   das    genannte  Porträt    und    zeigte    es  393. 
verschiedenen    Kunstkennern    in    Rotterdam,     die    nicht    wenig 
darob  staunten,    dass    ein  so  junger  Mann    es    bereits   so    weit 
in  der  Kunst  gebracht  haben  sollte. 


I 


I 


440  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE. SCHOUBURGH. 

Damals  malte  er  in  zehn  Tagen  ein  kleines  Bildchen,  einen 
seiner  Brüder  in  Halbfigur;  damit  ging  er  Samstag  Abends  zu 
seinem  alten  Meister,  um  es  ihm  zu  zeigen,  der  so  viel  Gefallen 
daran  fand,   dass  er  es  selbst  für  9  Ducaten  von  ihm  kaufte.  — 

Da  Korn.  Brouwer  das  vorgenannte  Porträt  Jedermann 
zeigte,  ward  er  so  bekannt,  dass  er  eine  Kammer  in  Rotterdam 
miethen  konnte,  wo  er  mehrere  Porträts  und  andere  Bilder 
begann.  Auch  lernte  er  in  Kürze  Herrn  Adriaen  Paats  kennen, 
für  den  er  ein  Bild  mit  mehreren  Kindern  malte,  wofür  ihm 
dieser  35o  Gulden  bezahlte.  Ein  ähnliches  Bild  malte  er  auch 
für    Philip    Steen,    einen     Kaufmann,    der    mit    ostindischen 

394.  Waaren  in  Amsterdam  Handel  trieb.  Dieser  war  Ursache  seines 
Glücks.  Denn,  als  der  Kurfürst  von  der  Pfalz  incognito 
nach  Amsterdam  kam,  kaufte  er  es  von  dem  genannten  Steen 
und   schätzte  seitdem  seine  Arbeiten  sehr  hoch. — 

Damals  lernte  er  auch  Herrn  Flink,  den  Sohn  des  be- 
rühmten Malers  Govaert  Flink  kennen,  dem  er  durch  den 
genannten  Brouwer  empfohlen  wurde.  Dieser  besuchte  ihn 
Öfter  und  fand  Gefallen  an  seinen  Arbeiten.  Diese  Freundschaft 
ward  um  so  inniger,  als  er  im  Jahre  1687  Märgarethe  Rees 
heiratete,  welche  aus  altem  Geschlechte,  mit  der  Familie  des 
vorgenannten  Regenten  der  Stadt  Rotterdam  und  auch  mit 
Flink  verschwägert  war,  der  deshalb  auch  mit  noch  Anderen 
ihr  Vormund  gewesen  war.  Er  besitzt  zahlreiche  herrliche  alte 
und  echte  Bilder  der  besten  italienischen ,  französischen  und 
niederländischen  Meister  und  Kupferstiche,  welche  er  im  Laufe 
der  Jahre  nach  eigenem  Urtheil  aus  den  besten  Sammlungen 
kaufte.  An  air  diesen  schönen  Vorbildern  konnte  er  sich  nun 
ergötzen,  doch  wollte  er  anfangs  weder  an  den  alten  italienischen 
Kupferstichen,  noch  an  jenen  von  Rafael  Gefallen  findien; 
da    sich    aber   allmälig   sein    Urtheil  läuterte,    fand    er    so    viel 

395.  Gefallen  daran,  dass  er  sowol  seine  Vorwürfe,  als  auch  die 
Kleidungen  der  Figuren  darnach  bildete-,  seine  Nackten  nach 
Abgüssen  der  besten  Antiken  und  nach  Kupferstichen  ver- 
besserte, in  Folge  dessen  er  alle  anderen  trefflichen  holländischen 
Meister  noch  weit  übertrifft. 

Als  er  im  Jahre  1692  mit  Flink  nach  Amsterdam  reiste, 
besuchten  sie  den  Bürgermeister  Joan  Six,  Herrn  van  Wimme- 


:: 


DRITTER  THEIL.  44 1 

num,  der  verschiedene  Statuen  und  italienische  Bilder  besass; 
auch  den  Herrn  de  Fl  in  es,  bei  dem  viele  bedeutende  Kunst- 
werke, Plafondbilder,  Kaminstücke  und  Grisailles  von  Gerard 
de  Lairess  zu  sehen  waren,  dessen  Talent  er  ebenso  wie  die 
italienischen  Kunstwerke,  nur  bewundern  konnte,  so  dass  er 
oft  wie  sprachlos  davor  stand,  um  sich  eine  dauernde  Erinnerung 
daran  zu  bewahren.  —  Kurz  darauf  malte  er  für  Flink  den 
Plafond,  welcher  in  der  Mitte  eine  Ruhmesgöttin  mit  zwei 
Kindern  darstellt.  Die  Nebenfelder  sind  graue  Medaillons,  welche 
die  Malerei,  die  Baukunst  und  die  Göttinnen  der  Früchte  und 
Blumen  mit  ihren  Attributen  darstellen;  Alles  so  geschickt,  hell  390. 
und  kräftig,  dass  man  nicht  leicht  Aehnliches  finden  wird. 

Als  im  Jahre  1696  der  Kurfürst  Johann  Wilhelm  von 
der  Pfalz  mit  der  Kurfürstin,  der  Mutter  seiner  Frau,  und 
zahlreichem  Hofstaate  nach  Holland  und  auch  nach  Rotterdam 
kaip,  erwies  er  van  der  Werf  die  Ehre,  ihn  in  seinem  Hause 
zu  besuchen  und  sagte:  Ich  kenne  eure  Arbeiten  wol,  denn 
ich  habe  jenes  Bild  gekauft,  welches  ehedem  in  Amsterdam 
war.  Er  bestellte  sofort  bei  ihm  sein  eigenes  Porträt,  um  es 
dem  Grossherzoge  von  Toskana  zu  schicken,  nebst  einem 
ersten  Urtheil  Salomon^s,  dessen  Entwurf  van  der  Werf  dem 
Fürsten  noch  vor  dessen  Abreise  nach  Amsterdam  zeigte.  Er 
befahl  ihm,  die  vollendeten  Bilder  selbst  nach  Düsseldorf  zu 
bringen,  was  auch  im  folgenden  Jahre  1697  geschah.  Der  kunst- 
sinnige Fürst  war  dadurch  so  sehr  befriedigt,  dass  er  ihn  für 
sechs  Monate  jährlich,  gegen  4000  Gulden  holländischen  Geldes 
Gehalt,  in  seine  Dienste  nahm.  Ueberdies  bezahlte  er  ihm  für 
das  Urtheil  Salomon's  und  das  Porträt  3ooo  Gulden  und  gab 
ihm  noch  ein  werthvolles  Geschenk  in  Silber. 

Zur  selben  Zeit  begann  er  die  Porträts  des  Kurfürsten 
und  der  Kurfürstin  in  ganzer  Figur,  auf  Holz,  3o  Daumen  hoch, 
zu  malen,  welche  er  in  Rotterdam  vollendete.  Als  er  im  Jahre 
1698  ein  Ecce  homo,  2  Ellen  hoch,  nach  Düsseldorf  brachte, 
beschenkte  ihn  der  Kurfürst  mit  einer  goldenen  Kette  und  einer  397. 
Medaille   mit  seinem  Porträt. 

In  den  Jahren  1701  und  1702  schickte  er  verschiedene 
Bilder.  Aber  im  Jahre  1703  ging  er  selbst  nach  Düsseldorf  mit 
einem  bedeutenden   Bilde,  welches  eine  Grablegung  Christi  dar- 


442  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOÜBURGH. 

Stellte,  an  welcher  der  Fürst  so  viel  Gefallen  fand,  dass  er  ihn 
bat,  i5  Bilder  je  2Y2  Fuss  hoch  und  21  Daumen  breit,  zu  malen, 
welche  die-  1 5  Geheimnisse  der  römischen  Kirche  darstellen 
sollten;  ein  Werk,  zu  dessen  Ausführung  viel  Zeit  erforderlich 
war.  Deshalb  nahm  ihn  der  Kurfürst  für  9  Monate  des  Jahres 
in  seine  Dienste  und  erhöhte  seine  Pension  auf  6000  Gulden. 
Ueberdies  wurden  van  der  Werf  und  seine  Nachkommen  in 
den  Ritteristand  erhoben  und  in  beiden  Geschlechtern  geadelt. 
Darüber  gab  er  ihm  ein  Diplom  auf  Pergament  in  einer  sil- 
bernen Büchse  und  vermehrte  sein  Wappen  mit  einem  Felde 
aus  dem  kurfürstlichen  Wappen  und  einem  Helme  mit  einer 
Laubkrone.  Ueberdies  ward  er  noch  mit  dem  Porträt  des  Kur- 
fürsten, besetzt  mit  werthvollen  Diamanten,  beschenkt. 

Nun  fing  er  eifrig  an  zu  arbeiten.  Gewiss  sind  dies  auch 
Sporen,  die  ein  Talent  über  seine  Kräfte  anregen,  zum  Beweise 
der  Dankbarkeit  Wunder  zu  verrichten. 

Das  erste  dieser  i  5  Bilder  war  die  Verkündigung  Mariae, 
dann  die  Begrüssung.  der  Elisabeth;  die  Geburt  Christi,  ein 
Nachtstück;  Simon  im  Tempel;  Christus  unter  den  Schrift- 
gelehrten;  Christus  im  Garten  Getzemane;  die  Geisselung Christi; 
398. die  Verspottung  Christi;  die  Kreuztragung;  die  Kreuzigung; 
die  Auferstehung;  die  Himmelfahrt;  das  Pfingstfest;  die  Himmel- 
fahrt Mariae  und  die  Krönung  Mariae;  die  hervorragendsten  davon 
sind:  Simon  im  Tempel;  Christus  unter  den  Schriftgelehrten; 
die  Verspottung;  die  Kreuztragung  und  die  Kreuzigung. 

Air  dies^  Werke  sah  der  Fürst  noch  vor  seinem  Tode 
mit  grosser  Befriedigung  vollendet  und  beschenkte  die  Frau 
und  Tochter  des  Künstlers  reichlich. 

Später  kam  noch  ein  Titelbild  dazu ,  welches  die  sieben 
freien  Künste  darstellt,  die  den  Bildnissen  des  Fürsten  und 
der  Fürstin,  welche  von  Engeln  an  einer  Pyramide  aufgehängt 
und  von  der  Gottesfurcht  gekrönt  werden,  Ergebenheit  und 
Dankbarkeit  beweisen.  Im  Vordergrund  sitzt  die  Malerei,  hin- 
weisend auf  ein  Oval,  in  welchem  sich  das  Porträt  van  der 
Werf 's  befindet.  Der  Kunstsinn  des  Kurfürsten  aber  und  ins- 
besondere sein  Gefallen  an  der  erlesenen  Kunst  unseres  Ritters, 
zumeist  aber  an  seinen  letzten  Arbeiten,  geht  aus  Folgendem 
hervor.    Als    der   König    August    von    Polen    den   Maier    im 


DRITTER  THEIL.  443 

Jahre  1710  zu  Rotterdam  besuchte,  zeigte  ihm  dieser  sein 
lebensgrosses  Porträt  und  ein  kleines  Bild,  welches  seine  Frau 
und  Tochter  darstellte,  welches  für  das  beste  gilt,  das  sein 
Pinsel  geschaffen  hat.  Der  König  fand  Gefallen  daran  und  erbat 
es  sich.  Aber  er  schlug  dies  mit  genügenden  Gründen  ab. 
Hierauf  bat  ihn  der  Fürst,  zwei  Bilder  für  ihn  zu  malen;  dies 
konnte  aber  van  der  Wer  ff  nicht  zusagen,  da  der  Kurfürst 
seine  Zeit  gekauft  hatte.  Darauf  sagte  der  König:  Ich  werde 
den  Kurfürsten  um  so  viel  von  euerer  Zeit  ersuchen.  Aber 
anstatt  dies  zuzugestehen,  verehrte  der  Kurfürst  dem  Könige  399. 
von  Polen  zwei  Gemälde  van  der  Werff's,  die  er  früher 
gemalt  hatte. 

Ein  anderer  Beweis  ist  folgender:    Als   van  der  Werf  in 
seiner   freien  Zeit    mit   Lust  und  Eifer  ein  Bad   der  Diana  mit- 
Calisto,    welches    acht  weibliche  Figuren,   1^2  Fuss  hoch,  vor- 
stellte, zur  Erinnerung  für   seine  Frau   gemalt  hatte,   baten  sie 
Viele  darum,  aber  sie  wollte  sich  dessen  nicht  entäussern. 

Kaum  aber  hatte  der  Kurfürst  von  der  ungewöhnlichen 
Schönheit  dieses  Bildes,  sowol  in  Zeichnung  als  Colorit  gehört, 
und  dass  es  von  allen  Kunstkennern  für  sein  bestes  Stück 
gehalten  wurde,  so  Hess  er  sofort  darum  ansuchen,  wenn  seine 
Frau  sich  irgend  einmal  von  demselben  trennen  würde.  Sie 
entschlossen  sich  endlich  Beide,  als  sie  im  Jahre  171 2  nach 
Düsseldorf  kamen,  dies  Kunstwerk  ihrem  edelmüthigen  Wohl- 
thäter  zu  opfern. 

Wie  dankbar  der  Fürst  das  Bild  annahm,  geht  daraus 
hervor,  dass  er  dem  Maler  6000  Gulden  in  Ducaten  bezahlte, 
die  geprägt  worden,  als  er  nach  dem  Tode  Kaiser  Josefs  mit 
dem  Kurfürsten  von  Sachsen  Reichsvicar  gewesen.  Ueberdies 
aber  sagte  er:  Eure  Frau  will  ich  auch  vergnügt  nach  Hause 
gehen  lassen,  und  schenkte  ihr  eine  silberne  Toilette,  bestehend 
aus  32  Stücken,  nebst  zwei  grossen  Waschbecken. 

Bei  Erwähnung  dieses  werthvoUen  Geschenkes  wollen  wir 
auch  jenes  des  Herzogs  Anton  Ulrich  von  Wolfenbüttel 
gedenken,  der  van  der  Werf  im  Jahre  1709  zu  Rotterdam 
besuchte.  Dieser  zeigte  ihm  drei  Bilder,  die  er  für  sich  be-400. 
halten  wollte.  Als  sich  aber  der  Herzog  allen  Ernstes  beklagte, 
dass  er  nichts  von  seinen  Arbeiten   haben   sollte,   verehrte  ihn} 


444  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

van  der  Werf  eines  der  drei  Bilder,  eine  Maria  Magdalena, 
worüber  der  Herzog  so  vergnügt  war,  dass  er  eine  goldene 
Schlaguhr  aus  der  Tasche  nahm,  dieselbe  seiner  Frau  als 
Geschenk  gab,  für  welche,  wie  er  verstanden  hatte,  das  Bild 
gemalt  worden  war,  und  sagte:  Jetzt  bin  ich  auf  Reisen,  wenn 
ich  aber  zu  Hause  sein  werde,  will  ich  an  Euch  denken.  Er 
schickte  ihm  einige  Zeit  darauf  sein  mit  90  kostbaren  Diamanten 
besetztet  Porträt. 

Seit  die  Kunst  in  den  Niederlanden  ausgeübt  wird,  bis 
auf  den  heutigen  Tag,  hat  es  keinen  Künstler  gegeben,  der  mit 
seinem  Pinsel  so  reiche  Goldadern  aufgestochen  hätte,  auch 
keinen,  der  bei  Lebzeiten  seine  Arbeiten  zu  solchem  Preise 
steigen  sah,  wie  er.  Das  letztere  ist  ersichtlich  aus  der  Öffent- 
lichen Versteigerung  der  Nachlassenschaft  des  Herrn  Adriaen 
Paats,  bei  welcher  zunx  Staunen  Aller  sechs  Bilder  von  van  der 
Werf  für  16.000  Gulden  verkauft  wurden;  darunter  ein  kleines, 
Lot  mit  seinen  Töchtern  darstellend,  welches  gegenwärtig  im 
Cabinet  des  Kunstfreundes  und  Griffiers  Fagel  hängt,  für 
4200  Gulden. 

Ehe   sich   van    der  Werf  zu    unsterblichem   Ruhme    auf 
höhere  Darstellungen    verlegte,    hatte    er    zahlreiche    kunstvolle 
Porträts,  meist  in  der  Grösse  wie  Netscher  dies  gewohnt  war, 
gemalt,  darin  aber  so  sehr  von  dem  Modernen  abgewichen,  als 
401.  nur  möglich  war,  und  in  der  Kleidung  die  grossartige  italienische 
Auffassung  nachgeahmt.    Aber  sein  Talent,  das  einem  höheren 
Ziel  entgegenstrebte,    bekam   Ekel    daran,    so    dass  er  mehrere 
Porträts,    deren  Physiognomien    nahezu    vollendet    waren,    un- 
vollendet stehen  Hess,    ohne   dass   seine  Freunde  seine  Ansicht 
hierüber    zu     ändern     vermochten.     Trotzdem    malte    er    noch 
später  einige  Porträts  in  Lebensgrösse,  oval,  auf  Leinwand,  wie 
jene  seiner  Frau  und   Familie   und  der  Herren  Adriaen  Paats 
und  Flink.  Doch  diese  malte  er  nur  dann,  wenn  ihn  die  Lust 
dazu  trieb,  der  er  stets   freien  Lauf  Hess,    in  Folge   dessen  er, 
auch  wenn   er  darum    ersucht  wurde,   keine    anderen  Arbeiten 
fortsetzen   konnte,    als    solche,   zu    welchen    er   Neigung  hatte. 
War  er  aber  einmal  im  Zuge,  so  konnte  er  auch  Dinge  arbeiten, 
wozu  er  die    nöthigen  Modelle  nicht    bei  der  Hand  hatte,    die 
ihm  grössere  Erleichterung    gewährt  hätten,    und  zuweilen  von 


'^ 


DRITER  THEIL.  445 

selbst  dazu  erbötig  waren.  Dies  geschah,  als  er  Christus  unter 
den  Schriftgelehrten  für  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  malte, 
denn  gerade  als  er  beschäftigt  war,  einige  bärtige  Judengesichter 
zu  malen,  boten  ihm  solche  zufällig  ihre  Dienste  an,  wovon  er 
sofort  einen  glücklichen  Gebrauch  machte. 

Aehnliche  Abneigung  hatte  er  in  seinen  letzten  Jahren, 
Schüler  heranzubilden,  obwol  er  von  seinen  besten  Freunden 
dringend  darum  ersucht  wurde,  da  man  nur  selten  junge  Leute 
findet,  die  sich  solcher  Arbeit  entsprechend  unterziehen,  und 
es  einen  Meister  schmerzt,  wenn  seine  Schüler  aus  Mangel 
genügenden  Eifers  und  Fleisses  Stümper  bleiben.  Er  konnte 
deshalb  nur  von  Dreien  rühmen,  dass  sie  sich  unermüdlich  der 402. 
Leitung  unterzogen,  die  sie  auf  die  Höhe  des  Parnasses  führte; 
diese  sind  die  beiden  Brüder  Pieter  und  Henrik  van  Lim- 
borgh  und  Johann  Christian  Sperling,  gegenwärtig  Hof- 
maler des  Markgrafen  von  Anspach,  und  jetzt  hat  er  nur 
einen  Schüler,  Bartholomaeus,  den  Sohn  von  Johan  Fran- 
cois  Douven,  des  ehemaligen  Hofmalers  und  Lieblings  des 
Kurfürsten  Johan  Wilhelm  von  der  Pfalz, 

In  seinen  Mussestunden  hatte  er  auch  Lust,  die  Baukunst 
auszuüben,  in  welcher  er  es  so  weit  brachte,  dass  er  für  seine 
Freunde  Modelle  entwarf,  nach  welchen  ihre  Häuser  aus 
Bentemersteinen  gebaut  wurden.  So  z.  B.  entwarf  er  die  Vorder- 
giebel der  Häuser  der  Directoren  Jakob  Noorthes  und  Josef 
Schephert,  beide  am  Haringvliet  zu  Rotterdam,  und  den 
Vordergiebel  des  grossen  Hauses  des  Herrn  van  EUemeet. 
Darin  ist  der  antike  Styl  vorherrschend,  den  er  für  die  Architektur 
nöthig  erachtete.  Auch  fand  er  Vergnügen  daran,  für  seine 
Freunde  in  verschiedenen  Landgütern  Gärten  anzulegen,  selbst 
wenn  der  Grund  form-  und  gestaltlos  war,  welche  Uebelstände 
er  dann  stets  zu  seinem  Vortheile  zu  benützen  und  in  Schönheit 
umzuwandeln  wusste.  — 

Mit  dem  Tode  des  Kurfürsten,  seines  grossen  Mäcens,  im. 
Juni  1716,  endete  auch  der  Dienst  van  der  Werf's,  der  nun, 
vollkommen  unabhängig,  seine  Arbeiten   lediglich    nach  seinem 40^« 
Belieben   wählte,   täglich  fleissig   arbeitete,    und  noch   im  nach- 
folgenden Jahre   17 17   drei    Bilder   seiner  Hand    an    den  Grafen 
Czernin  von  Chudenitz  verkaufte:  ein  Urtheil  des  Paris  für 


446  ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSE  SCHOUBURGH. 

5 Sog  Gulden,  eine  heilige  Familie  für  2600  Gulden  und  eine 
Maria  Magdalena  für  2000  Gulden. 

Da  sein  Ruhm  nach  vielen  Ländern  verbreitet  wurde,  so 
kam  er  auch  nach  Frankreich,  wo  man  trotzdem  noch  keines 
seiner  echten  Werke  gesehen  hatte,  bis  im  Jahre  17 18  der 
Regent  Herzog  von  Orleans  ein  Bild  für  5ooo  Gulden  von 
ihm  kaufte,  welches  ebenfalls  ein  Urtheil  des  Paris,  aber  ver- 
schieden von  dem  früheren  Bilde,  vorstellte. 

Von  fünf  Kindern,  die  ihm  seine  noch  lebende  Frau 
geboren  hat,  lebt  eine  Tochter,  welche  im  Jahre  1717  Adriaen 
Brouwer,  den  Sohn  von  Martinus  Brouwer,  ehemaligen  Truppen- 
Lieferanten  der  Staaten,  heiratete. 

Er  empfängt  liebenswürdig  alle  Diejenigen,  welche  ihn 
besuchen ,  um  seine  Arbeiten  zu  sehen ,  obwol  er  des  Morgens 
in  seinem  besten  Eifer  nicht  gerne  gestört  sein  will. 

Jahre  lang  schon  hat  er,  um  seine  erschütterte  Gesundheit 
wieder  herzustellen,  des  Nachmittags  nicht  mehr  gearbeitet, 
aber  eifrig  des  Vormittags  von  8  bis  2  Uhr,  wie  er  noch  heute, 
obwol  schon  63  Jahre  alt,  ebenso  beschäftigt  ist.  Er  hatte 
niemals  Verlangen,  in  seinen  Mussestunden  die  Herbergen  auf- 

404.  zusuchen,  da  er  einen  Widerwillen  gegen  alle  Jene  hat,  die 
sich  in  dieser  Weise  ergötzen.  Aber  er  besucht  nicht  selten 
seine  guten  Freunde. 

Zu  seinem  und  seiner  Kunst  Lob  und  Preis  hat  Joan 
de  Ha  es  ein  Gedicht  geschrieben  —  und  rühmt  ihn  noch  über- 

405.  dies  in  seiner  Ehrenkrone  der  Stadt  Rotterdam. — 

Noch  jüngst  schrieb  auch  Hubert  Korneliszoon  Poot, 
ein  Jüngling,  der,  obwol  zum  Ackerbau  erzogen,  keinem  Städter 
an  Talent  und  Geist  zu  weichen  braucht,   ein  Lobgedicht  van 
der  Werf's.  — 
408.  Mit  der  Lebensbeschreibung  dieses  Künstlers  glauben  wir 

an  unser  Werk  ein  gutes  Schloss  gelegt  zu  haben. 


INHALTS  -VERZEICHNISSE 


ZU 


ARNOLD  HOUBRAKEN'S  GROSSER  SCHÖUBURGH. 


I.   Alphabetisches   Verzeichniss  sämmtlicher   in   den    drei    Theilen   der 
Schouburgh  erwähnten  Personennamen. 

II.   Geographisches  Verzeichniss   der  Geburts-   und   Aufenthaltsorte  der 
erwähnten  Künstler,  nach  Ländern  und  Städten  geordnet. 

III.   Gruppen -Verzeichniss  der,  von  den  niederländischen  Künstlern  vor- 
zugsweise behandelten  Gebiete. 


I. 


PERSONEN-VERZEICHNISS 


Aap  297.  S.  Fran9ois  Beeldemaker. 

Abts  Wouter,  Maler  67. 

Achen  Johan  von,  Maler  35y. 

Achtschellinks  Lukas,  Maler  gS. 

Adam  von  Frankfurt  6,  5i.  S.  Elshaimer. 

Adonis  (Adoon)  297,  341.   S.  Cornelis  de 

Bruin. 
Adriaensen  Alexander,  Maler  220. 
Aelst   (Aalst)  Event  Willemsz  van,    Maler 

98,  124,  245,  332. 

Gysbert   van ,    Kunstfreund  236,  415. 

Jan  van,  Notar  99. 

Paulus  van  98.    S.   Paulus  Koek  van 

Aelst. 

98.   S.  Pieter  Koek  van  Aelst. 

Willem  van,  Maler  99,  164,  194,  245, 

432. 
Aerschot«  Herzog  von  68,  128. 
Aertsens  Pieter,  Maler,  (Lange  Pier)  7. 
Afdruk  298,  341,  428.  S.  Jacomo  de  Heus. 
Aken  Jan  van,  Maler  357. 

357.  S.  Johan  von  Achen. 

Akerboom  3i8.  S.  Abraham  Verboom. 
Albemarle  Graf  von,  389. 
Albert  Herzog  von  Baiern  119. 

—  Erzherzog  von   Oesterreich    21,   32,   33, 
5i,  52,  67,  72,  95. 

Alen  Jan  van,  Maler  409. 
Alexander  VIL,  Papst  262. 

—  Magnus  25i.  S.  General  Wackerbart. 
Alkemade  Kornelis  van,  Schriftsteller  17. 
Allemand,  Maler  96. 

Almeloveen  Theodorus  Janssonius,  Philolog 

i3,  i5. 
Alsloot  Daniel  van,  Maler  gS. 
Amalia  von  Hannover  422. 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV. 


Ambrosius,  Abt  von   St.  97.   S.   Claudius 

Maugis. 
Amerongen  Godart  Baron  von  119. 
Amori  David,  Kunstfreund  194,  353. 
Ampzing  Samuel,  Schriftsteller  16,  39,  48, 

2l5. 

Angels  Philip,  Dichter  i3i,  161. 
Anna,  Königin  von  England  385. 

—  Königin  von  Frankreich  204. 

—  Maria  Louise,  Kurfürstin  von  der  Pfalz 
422. 

Anraat  Pieter  van,  Maler  3i6. 
Ansbach-Brandenburg   Markgraf  von   287, 

445. 
Anslo  Regnier,  Dichter  262,  264. 
Antigonus  4. 
Anton  Ulrich,  Herzog  von  Braunschweig- 

Lüneburg-Wolfenbüttel  3o5,  443. 
Antonides  Joannes  188,  277.  S.  Antonides 

van  der  Goes. 
Antonisze  Kornelis,  Maler  6,  11. 
Apelles  4. 

Appelman  Barent,  Maler  286,  298,  347. 
Archimedes   289,    297,    32 1,    337,   ^40.    S. 

Abraham  Genoels. 
Ardin  (Arsing)  Johann  Frederik,  Maler  423. 
Arenberg  (Aerdenborg),  Herzog  von  141. 
Arents  297.  S.  Mateus  Terwesten. 
Arentsz  Jan,  Maler  54. 
Arkel  die  Herren  van,  352. 
Arminius,  Theolog  56,  57. 
Arteveldt    (Artveit)    Andries    van,    Maler 

92,  93. 
Artois  Jacques  van,  Maler  i58. 
Arundel  Graf,  Kunstfreund  5i,  121. 
Asch  Pieter  Janze  van,  Maler  lo*?,  io3. 

29 


45o 


PERSONEN  -VERZEICHNISS . 


Askaan  296, 297.  S.  Dominicus  van  Wynen. 
Asselyn  Jan,  Maler  288/298,  32i. 

—  T.,  Dichter  4i5. 
Assen  Jan  van,  Maler  254. 
Assenie  Jan  Baptist  de,  Maler  298. 
Astyn  Bartholomeas,  Maler  278. 
Audran  Benoist,  Kupferstecher  35. 

—  Gerard,  Kupferstecher  339. 

—  Jean,  Kupferstecher  35. 

August,  König  von  Polen  255,  442,  443. 

D'Avaux  Graf  284. 

Avondstar  298,  341.  S.  Daniel  Syter. 

Babuer  Theodor,  Maler  95. 
Backer  de.  Dichter  341. 

—  Adriaen,  Maler  359,  414. 

--  Jacob  der  Aeltere,  Maler  317. 

—  Jacob  von  Harlingen,  Maler  144,  171,  252, 
280,  281,  326,  359. 

—  Kornelis,  Kunstfreund  202. 
Backereel  Gillis,  Maler  93. 

—  Guiliam,  Maler  93. 

—  Jacques,  Maler  337. 
Bacon  Franz  179. 
Badens  Fran9ois,  Maler  22. 

Bacn  (Baan)  Jacob  de,  Maler  286,  207. 

Jan  de,  Maler  223,  280,  348,  373,  406, 

416. 

Baglione  Giovanni,  Maler  und  Schrift- 
steller 4. 

Bagradino  Marco  Antonio  265. 

Baiern,  Kurfürst  von  127.  S.  Carl  Ludwig 
von  der  Pfalz. 

189.  S.  Johan  Wilhelm  von  der  Pfalz. 

ö6,  107,  108.  S.  Maximilian  Emanuel. 

20,  68.  S.  Wilhelm  V. 

Baillen  Bemard,  Kupferstecher  341. 

Baily  David,  Maler  53. 

—  Pieter,  Maler  53. 

Bakhaizen  Ludolf,  Maler  5,  254,  411,  437. 
Baien,  Hendrik  van,  Maler  6, 42,  43,  81,  82. 

—  Johannes  van,  Maler  43. 

—  Mathias,  Schriftsteller  i35. 
Balkenende  Klaas  Dirkze,  Baumeister  216. 
Ballon  298,  340.  S.  Pieter  Verbrugge. 

—  218,  322.  S.  Petit  Jan  le  Hollandois. 
Bally,  Herr  von  Yvry  178. 

Bamboots  121,   i55,  i56,  206,  210,   23o.    S. 

Pieter  de  Laar. 
Banks  Jonathan,  Knostfreund  3S4. 
Barberini,  Cardinal,  Kunstfreund   121,  379. 
Bary  Hendrik,  Kupferstecher  3oo. 
Barspalm  Michiel  van,  Maler  340. 
Bartels  Gerret,  Maler  95. 
Bartolet,  Maler  339,  343. 
Bartolomeo  Don,  Maler  63. 
Bassano,  Maler  265,  271. 


Basse  Abraham  van,  Kunstfreund  145. 
Batavier  226,  297.    S.  Samuel   van  Hoog- 

straten. 
Battem,  Maler  i5o. 
Bauttard  (Boitard),  Maler  75. 
Beck  David,  Maler  io5,  298. 
Becket,  Kupferstecher  29t. 
Beeke  van,  Maler  317. 
Beeldemaker  Fran9ois,  Maler  297. 
Beer  de,  Kunstfreund  433. 
Beerestein  i5i,  263. 
Bega  Cornelis,  Maler  i5o,  i5i,  244. 
Begyn  Abraham,  Maler  i83. 

—  Pieter  Janze,  Holzschnitzer  i5o. 
Bell  Antonio,  Maler  423. 
Bellevois,  Maler  36o. 
Bellisarius,  Maler  263. 

Belori  Peter,  Bildhauer  399. 

Bemmel  Willem  van,  Maler  148. 

Beut  Johan  van  der,  Maler  402. 

Bentem  Graf  von  i53. 

Berchem  Nicolas,  Maler  180,  208,  220,  3i8, 

322,  327,  375,  393,  428,  437. 
Berckheyden  Gerard,  Maler  362. 
Berckheiden  Job,  Maler  243,  362. 
Berckman  Henrik,  Maler  70. 
Berg  Jan  van  den,  Maler  168. 
— -  Mathys  van  den,  Maler  168. 
Bergen  Dirk  van,  Maler  334. 
Bergpsteyn  van,  Kunstfreund  175. 
Berk  M..  Bürgermeister  von  Dordrecht  io5. 
Berkhout,  Bürgermeister  von  Delft  400. 
Bernard  van   Brüssel   i3.    S.  Bernard  van 

Orley. 
Bernardi  Antonio,  Decorationsmaler  4^3. 
Bemart  Nicolas,  Kupferstecher  291. 
Bernini  Giovanni  Lorenzo,  Architekt  i56. 
Bethune   Marquis   von,    Kunstfreund   3o3, 

365.  367. 
Beuningen  Jan  van,  Kunstfreund  117,  176, 

265. 
Beuns  Jan,  Kunstfreund  332. 
Beurs  Willem,  Maler  424. 
Beverwyk  Adriaen,  Kunstfreund  307. 
Bibe  Moritz  298. 
Bicker,  schwedischer  Gesandter  122. 

—  Komelia  3ii. 
Bickers  Alida  i3i. 
Bidio  G.,  Dichter  241. 

Bie  Herr  de,  Kunstfreund  45. 

—  Adriaen  de,  Maler  67.  273. 

—  Kornelis  de,  Künstlerbiograph  4,  8,  19, 
20,  22,  27,  32,  39,  40,  43,  5o,  5i,  61.  62, 
67,  81,  86,  89,  90,  94,  128, 119,  140W 144» 
149.  i5o,  167,  186,  2o3,  319,  2SO,  H^f 
273,  275,  342,  387,  4o5,  408. 

Biesum  van,  KoosthiDdler  316. 


PERSONEN-VERZEICHNISS. 


45  1 


Biezelingen  Christiaen  Janszoon  van,  Maler 

55. 
Bylaert  Joan,  Maler  102,  146,  i58,  179,  4o3, 

435. 
Bisbink  Barent»  Maler  2()5. 
Bisch op  Abraham,  Maler  248. 

—  Jacobus,  Maler  248. 

—  (Biskpp)  Kornelis,  Maler  247,  406. 
Biskop  Jan  de  253,  372,  404. 

Biset  Karel  Emaauel,  Maler  275. 

Blaau  Willem,  Kunstfreund  186. 

Blankhof  Jan  Teunisz,  Maler  237,  238. 

Blasius  Jan,  Dichter  32i,  35o. 

Bleiswyk   Dirk  Evertz  van,   Historiograph 

8,  16,  io3. 
Blekers  oder  Bleyker  Ger.,   Maler  214,  293. 
Blyenburg  Willem  van,  Schöffe  von  Dord- 

recht  228. 
Blök  Adolf,  Maler  257. 

—  Adriaen,  Gatte  der  Johanna  Koerten  404. 

—  Benjamin,  Maler  257. 

—  Daniel,  Maler  46,  257. 

—  Emanuel,  Maler  257. 

—  Jakob  Reugers,  Maler  34,  199. 

—  Martin  46. 

ßlokland  Anton,  Maler  24. 
Bloemaert  Abraham,  Maler  6,   22,   34,  54^ 
58,  61,  66,  90,  102,  104,  191,  210,  222. 

—  Adriaen,  Maler  23. 

—  Barbara  i23.  , 

—  Cornelia  der  Aeltere,  Architekt  22. 

—  Cornelia  der  Jüngere,  Kupferstecher  23, 
417. 

—  Hendrik,  Maler  23. 
Bloemen  Jan  Francis,  Maler  297. 

—  Noibertus  van,  Maler  297. 

—  Pieter  van,  Maler  291,  297,  418. 

Blon  Kristoffel  le,  Maler  269,  270,  272,  283. 

—  Michicl  le,  Kupferstecher  38,  121. 
Blonde]    (Blondeau)  Jacomo  oder  Hansje, 

Kupferstecher  297,  341. 
Blooteling    Abraham,     Kupferstecher    174, 

3oi,  400. 
Bockebaart  297,  3i8,  376.  S.  Karel  du  Jardin. 
Bockhorst  (Boechorst)  Jan  van,  Glasmaler 

i53,  2i5. 
Boehme  Jakob,  Religionsschwärmer  394,409. 
Böhmen,    Königin    von    66.    S.   Elisabeth 

Stuart  von  England. 
Boel,  Maler  33q. 

—  Peter,  Maler  219. 
Bogaart  A.,  Dichter  4o5. 

—  Advocat  400. 

—  Hendrik,  Maler  391. 

Boy  Peter,  Schmelzmaler  423. 
Bojo  Leubourys  Kornelis  59.    S.  Cornelia 
Poelenburg. 


Boite,  Maler  340. 

Bokaal  297,  341.    S.  Bartolomeus  Martens. 

Bol  Ferdinand,  Maler  i3o,  i3i,  383. 

ßolswert  Johan  Hilarides  van  54. 

Bon  Arnold,  Dichter  417. 

Bontekraay  297.  S.'Daniel  Mytens. 

Borcht  Hendrik  van  der,  Maler  5i,  90. 

—  Johannes  van  der,  Kupferstecher  64. 

—  Peter  van  der,  Maler  220. 
Boreel  Jakob,  Kunstfreund  3o2. 
Bos  Gaspar  van  den,  Maler  289. 
Bosch  Jakob  van  den,  Maler  328. 
Both,  Andries,  Maler  i57,  210,  211. 

—  Hendrik  (irrthümlich  für  Andries)  211. 
~  Jan,  Maler  210,  234,  295,  429. 
Boudewyns  Adriaen,  Maler  339,  388. 
Bourgonjon  36i.  S.  Ladovicus  Rouhier. 
Bourignon    Antoinette,    Religions-Schwär- 
merin 394. 

Bouwer  (Bauer)  Willem,  Maler  220,  291. 
Bray  Dirk  de,  Maler  79. 

—  Jakob  de,  Maler  78,  79. 

—  (Bry)  Salomon  de,  Maler  78,  90. 
Brakenburg  Regnier,  Maler  436. 
Bramer  Leonard,  Maler  73,  io3,  188. 
Brand  Gerard,  Historiograph  i52,  400. 
Brant,  Schrittsteller  4i5. 

—  Jan,  Schriftsteller  400,  4o5. 

—  Kasper,  Schriftsteller  3o3,  405. 
Brandenburg  Kurfürst  von   181,    2o5^    252, 

314.  S.  Friedrich  Wilhelm. 

—  Kurfürst  von  398.  S.  Friedrich  I.,  König 
von  Preussen. 

Brandi  Hiacynth,  Maler  269,  270. 

Brasscr  Joost  177. 

Brassiano,  Herzog  von,  Kunstfreund  291. 

Braunschweig,  Herzog  von  53. 

Breda  Peter  van,  Maler  248. 

Breekvelt  Wilhelm,  Maler  3i5,  353. 

Breenberg  Bartholomaeus,  Maler  139. 

Brendel,  Alchimist  38. 

Brentel  (Brendel)  Frederik,  Maler  95,  292. 

Breugel,  S.  Bruegei. 

Bries  de,  Advocat  400. 

Bry  Theodor  de,  Kupferstecher  120. 

Brybergh  297,  340.  S.  Gillis  de  Mont. 

Brypotlepel  297.  S.  Hans  Jordaens. 

Bril  Matheus,  Maler  6. 

—  Paulus,  Maler  6,  55. 
Brint  Gesina,  Dichterin  4o5. 
Brintes  (Brand)  Katharina  34. 
Brize  Kornelis,  Maler  293. 
Brockhuizen  Johan  van,    Dichter  357,  4o5. 
Broek  Fiskal  van  den  178. 

—  Kornelis,  Kunstfreund  240. 

—  Elias  van  den,  Maler  434. 

—  Jan  van  11.  S.  David  Jorisz. 

29* 


452 


PERSONEN-VERZEICHNISS. 


Broek  Matheus  -van  der,  Kunstfreuod  395. 
Brocrsy  Maler  32o. 

Bronkhorst  Jan  van,  Maler  7,  100, 166,  200, 
233,  290,  307,  389,  399,  435. 

—  Pieter,  Maler  62. 

Brouwer  Adriaen,  Maler  48,  i35,  143,  144, 
146,  147,  i5o,  249,  390. 

—  Kornelis,  Kunstfreund  439,  440. 
Bruegel  Abraham,  Maler  297,  340. 

—  Fluwelen-Bruegel  44.  S.  Jan  Bruegel. 

—  HöUen-Bruegel  117. 

—  Jan,  Maler  42,  44,  64,  65,  219,  280,  3i8. 

—  Jan  Baptist,  Maler  297,  34o. 

—  Pieter,  Maler,  44. 

—  Sammt-Bruegel,  42,  280.  S.  Jan  Bruegel. 
Brügge  Joan  van  der,  Kupferstecher  75. 
Bruin  de,  Schreibkünstler  206. 

—  C,  Dichter  4o5. 

—  Kornelis  de,  Maler  297,  341. 
Bruyning  Jan  Pieterse,  Kunstfreund  149. 
Brun  Augustyn,  Maler  93. 

—  Carl  le,  Maler  98,  224,  290,  291,   338, 
339,  342. 

Bruns  Anna  Fran^oise  de,  Malerin  72. 
Buckingham,  Herzog  von  38,  120,  175. 
Buitenweg  Willem,  Maler  197. 
Bulot  Johannes,  Maler  238. 
Bunnik  Jan  van,  Maler  297,  388,  417. 

—  Jakob  van,  Maler  418. 
Buns  Johannes,  Maler  32i. 

Burg  Albertus  van  der,  Maler  401. 

Dack  Joan  6,  18.  S.  Johan  von  Achen. 
Dänemark,  König  von  62,  66,  102, 124, 149, 

195.  S.  Christian  IV. 
247,  422.  S.  Christian  V. 

—  Königin  von,  ^22.   S.  Charlotte  Amalie. 
Dalens  Dirk,  Maler  436. 

—  Willem,  Maler  436. 

Dame  de  Vet  (Damesz)  Jan,  Maler  17,  18. 
Dammori  van  Luik,  Maler  126. 
Danielle  Cavaliere  382.  S.  Daniel  Syder. 
Dankelmann  Everard  398,  399,  429. 
Danks  Franfois,  Maler  298,  40Q. 
Dapper  297.  S.  Joan  Werner  Tamm. 
David  van  Delft  10.  S.  David  Jorisz. 
Decker  Adriaen,  Maler  200. 

—  Giacomo,  Maler  341. 
Dedel  Herr  van  435. 

Delen  Dirk  van,  Maler  48,  25i,  4o5. 
Del£f  Kornelis,  Maler  3i. 

—  Jakob  Willemsz,  Maler  3i. 

—  Jakob,  Maler  187. 

—  Jacob  der  Enkel  3i. 

—  Rochus,  Maler  3i. 

—  Willem,  Kupferstecher  25,  3i,  187. 
Dellano  Velasco  Don  Jan,  Kunstfreund  421. 


Del  Mont  Deodatus,  Maler  49. 

Delvenaar  Ugaart,  Maler  401. 

Deneyn  Pieter  Pietersz,  Maler  76. 

Denys  Jakob,  Maler  38i. 

Desoubrie,  Kunstfreund  3o3. 

Diepenbeek  Abraham  van,  Maler  71, 126, 128. 

Diepraam,  Abraham,  Maler  390,  391,  392. 

Diest  Jeronimus  van,  Maler  62. 

Digby,  Ritter  84. 

Dyck  Abraham  van,  Maler  295. 

—  Anton  van,  Maler  7,  i5,  19,  27,  36,  37, 
39,  46,  47,  52,  80,  81,  86,  87,  93, 128, 145, 
148  195,  221,  248,  249,  281,  386,  408. 

Dyk  Floris  van,  Maler  214. 

—  van  im  Kleinen  249.  S.  Gerard  Pietcrze 
van  Zyl. 

Diomedes  253,  297.  S.  Willem  Doudyns. 
Distel bloem  297,  341.  S.  Karel  de  Vogel. 
Does  Anton  van  der,  Kupferstecher  73. 

—  Jakob  van  der,  Maler  206,  412. 

—  Jakob  Jakobsz  van  der,  Maler  4i3. 

—  Philip  van  der,  Maler  297,  341. 

—  Simon  van  der,  Maler  412. 
Dohna,  Graf  352. 

Dolendo  Bartholomaeus,  Kupferstecher  160. 

Domenichino,  Maler  121,  263. 

Domp  Meinderd,  Kunstfreund  240. 

Donauville  340. 

Donker  Jan,  Maler  18,  199.    • 

—  Pieter,  Maler  18,  199,  200. 
Doukers  N.,  Maler  263. 
Doren  van  375. 

Dorp  van,  Admiral  178. 

Dou  Gerard,   Maler  45,  117,   159,  160,  161, 

195,  216,  299,  3oo,  3o8, 348,  354,  38i,  419. 
Doudyns  Willem,  Maler  106,  253,  297,  397, 

428. 
Douven  Bartholomaeus,  Maler  445. 

—  Johan  Fran9ois,  Maler  397,  420,  445. 
Drillenburg    Willem  van,   Maler    60,  222, 

3/3,,  424. 
Droogenhorst  Johann  van  431. 
Droogsloot,  Maler  278,  401. 
Drossaert,  Maler  317. 
Drost,  Maler  320,  403. 
Druivestein  Aart  Jansz.  Maler  6,  3i- 
Dubbels  Hendrik,  Maler  255. 
Du  Bois  Willem,  Maler  244. 
Ducart  Isaak,  Maler  33i. 
Duchange  G.,  Kupferstecher  35. 
Dürer  Albrecht,  Maler  224. 
Du  Jardin  Karel,  Maler  207,  219,  266,  297, 

3i8,  366,  376,  413. 
Duinen  Jan  Baptist  van,  Maler  187. 
Duister,  Maler  221. 
Duive  Jan,  Maler  198. 
Duivelant  Dirk  van,  Maler  295. 


PERSONEN-VERZEICHNISS. 


453 


Dallaert  Heiman,  Maler  227,  328. 

Du  Val  Robert,  Maler  lof^  298,  341,  376. 

Echo  297.  S.  Klaudius  Albertus  Sevin. 
Edelink  G.,  Kupferstecher  35. 
Eduard  IP.,  König  von  England  2öi. 
Eekhout  Gerbrant  van  den,  Maler  77,  2o3. 
Eerste,    de    297,   407.     S.   Guilielmo   van 

Ingen. 
Eervrucht  297.  S.  Momper. 
Egmont  Justus  van,  Maler  96,  221. 
Eyck  Gaspar  van,  Maler  219. 

—  Nicolaes  van,  Maler  320. 
Eygenbaat  283. 

Eykens  Franfois,  Maler  220. 

—  Jan,  Maler  220. 

Eleonore,  Gemahlin  Kaiser  Ferdinand's  III. 

225. 

—  Gemahlin  Kaiser  Leopold's  I.  421. 
Elger  Ottomar,  der  Aeltere^  Maler  275,  276. 
Elisabeth  Stuart,  Königin  von  Böhmen  66. 
Elisabeth,  Königin  von  England  261. 

—  von  Valois  16. 

—  von     Braunschweig,    Gemahlin    Kaiser 
KarrsVI.  423. 

—  Charlotte,  Kurfürstin  von  der  Pfalz  274. 
Ellemeet  Herr  van  445. 

Elshaimer  Adam,  Maler  27,  28,  29,  5i,  58,  60 

Elzevier  Arnoudt,  Maler  76,  373. 

Emelraad,  Maler  i53. 

Emilia  van  Solms  69,  216. 

Emont  Adriaen,  Maler  373. 

Eneas  298.  S.  Steenvoorden. 

Engelsz  Kornelis,  Maler  109. 

England,  König  von  i3o,  214.  S.  Karl  I. 

385.  S.  Georg  I. 

—  Königin  von  i3o.  S.  Henriette  Maria. 
Erasmus  Desiderius  6,  8,  121. 

Erpard  Karel,  Maler  129. 

Ertinger  Fr.,  Kupferstecher  291. 

Erzbischof  von  Wien  225. 

Es  Jakob  van,  Maler  92,  93. 

Essex  Graf,  Kunstfreund  428. 

Engen,  Prinz  393,  420. 

Eulhoffen  Ignatius,  Elfenbeinschnitzer  424. 

Euphranor  4. 

Everdingen  Aldert  van,  Maler  200,  201,  254. 

—  Cesar  van,  Maler  200,  201,  238. 

—  Kornelis,  Maler  200. 

—  Jan,  der  Aeltere,  Maler  200,  201. 
der  Jüngere^  Maler  200. 

—  Pieter,  Maler  200,  201. 
Everwyn  Wynant  335. 

Exter  298.  S.  Fran9ois  Henrie. 

Fabricius  Karel,  Maler  416. 

Faes  Pieter  van  der^  Maler  181.  S.  Lely. 


Fage  Raimond  la,  Maler  74,  75,  25i. 

Fagel  Griffier,  Kunstfreund  444. 

Farnese  Alexander,  Herzog  von  Parma  20, 

21,  32. 
Febre  le,  Kupferstecher  408. 
Febus  297.  S.  Franciscus  de  Wit. 
Feddes  Pieter,  Maler  60. 
Feitama  Eduard,  Kunstfreund  3o,  367. 
Feitema,  dichter  4o5. 
Felibien  Andr^,  Schriftsteller  4. 
Feller  Joachim  i5. 

Ferdinand  II.,  deutscher  Kaiser  21,  52, 167. 
•—  III.,  deutscher  Kaiser  60,  120,   122,  139, 

177,  196,  225,  227,  292. 

—  I.,  Grossherzog  von  Florenz  24. 

—  II.,   Grossherzog  von  Florenz  99,   127, 
i54,  38i. 

—  Cardinal-Infant  5o,  67. 
Fevre  A.  le,  Kunstfreund  164. 
Firelans  Nicolas,  Maler  337. 
Fischer  Anna  Katharina,  Malerin  257. 

—  Johannes  Thomas,  Maler  237. 
Fyt  Johannes,  Maler  220. 
Flaman  343.  S.  Bartolet. 

Flink  Govaert,  Maler  5,  i3o,  170,  3j3,369,  440. 

—  Nicolaus  Antony,  Kunstfreund  174,  175, 
440,  444- 

Flines  Jakob  de,  Kunstfreund  376. 

—  Philips  de,  Kunstfreund  434,  441. 
Florenz,    Grossherzog  von    260,  3oi,  387, 

420,  422.  S.  Cosmo  III. 

24.  S.  Ferdinand  I. 

127,  i54,  38i.  S.  Ferdinand  11. 

Floris  Frans,  Maler  73,  168. 

Foly  Adriaen  297. 

Fondament  298.  S.  Ronw. 

Fonsoldani  Graf,  Kunstfreund  149. 

Fortuin  298,  341.  S.  Robert  du  Val. 

Fouchier  Bartram  de,  Maler  145,  146. 

Fourment  Helena  37. 

Framenko    Francisco    i56.     S.    Frans    du 

Quesnoy,  genannt  Fiamingho. 
Francart  Jacques,  Maler  71,  72. 
Franciscus  von  Verona  63. 
Franciscus,  Graf  257. 
Francius,  Dichter  257,  4o5. 
Fran^ois  Lucas,  der  Aeltere,  Maler  28. 
der  Jüngere,  Maler  29,  167. 

—  Peter  Lucasz,  Maler  29,  iio. 
Frank,  Maler  24. 

Franken  G.,  Kunstfreund  3o5. 

—  Frans  van  Herentals,  Maler  22. 
Franks  Gabriel,  Maler  27. 

—  Fran9ois,  Maler  27. 

—  —  der  Jüngere,  Maler  27. 

—  Jan  Baptist,  Maler  27. 

Frank  Laurenz,  Maler  322,  337,  368. 


454 


PERSONEN  -  VERZEICHNISS. 


Franks  Sebastiaen,  Maler  6,  27. 
Franco,  Maler  5i. 

Frankreich,  König  von  195.  S.  Ludwig  XIII. 
204,  371,  385.  S.  Ludwig  XIV. 

—  Dauphin  von  189.  S.  Dauphin  Ludwig, 
Sohn  Ludwig's  XIV. 

—  Königin  Mutter  von,  204.  S.  Anna,  Königin 
von  Frankreich. 

96,  154.  S.  Maria  von  Medicis. 

Franz  I.  von  Frankreich  279. 

Franz  IL,  Herzog  von  Mailand  417. 

Fransz  Pieter,  Maler  22. 

Freres  Theodorus  oder  Dirk,  Maler  5,  327. 

358. 
Fresne  Rafael  Du,  Schriftsteller  4. 
Friedrich   L,   Kurfürst  von  Brandenburg, 

König  von  Preussen  255,  286  398. 

—  III.,  König  von  Dänemark  109. 

—  Adolf,  Herzog  von  Mecklenburg  257. 

—  Heinrich,  Prinz  von  Oranien  64,  66,  69, 
83,  i3o,  i54,  199,  294. 

'  Wilhelm,  Kurfürst  von  Brandenburg, 
181,  2o5,  252,  275,  284,  3i4,  397. 

von  der  Pfalz  393. 

Friesischer  Adler  65.  S.  Wybrand  de  Geest. 

Friesland,  Erbstattbalter  von  184,  286,  406, 
435.  S.  Heinrich  Casimir. 

Fritz  Peter,  Maler  295,  297. 

Fromantjou  H.  de,  Maler  189,  276. 

Fruytiers  Philip,  Maler  220. 

Fürstenberg,  Gräfin  von  3i4. 

Furni,  Maler  339. 

Oaal  Barent,  Maler  410. 
Gabriele  Madame  262. 
Gabron  Guiliam,  Maler  221. 
Galen  van,  Admiral  435. 
Gallis  Pieter,  Maler  289. 
Geel  van,  Maler  317. 
Geest  Jacobus  de,  Maler  94. 

—  Wybrand  de,  Maler  65,  66. 

der  Jüngere,  Maler  66. 

Geestigheit  297.  S.  Ary  van  der  Kabel. 
Gelder  Arent  de,  Maler  369,  398. 
Gellig  Jakob,  Maler  320. 

Gelsdorf,  Maler  196. 

Genoels  Abraham,  Maler  289,  .297,  321,322, 

337,  368,  417. 
Gentiel  4;.  S.  Horatius  Gentilescio. 

—  HO.  S.  Ludovicus  Primo. 
Gentileschi  Horatius  41,  121. 
Gentilesca  Artemisia  41. 

Georg  I.,  König  von  England  385. 
Gerard  Gerardzen  8.  S.  Desiderius  Erasmus. 
Gerards,  Kunstfreund  3oo. 
Gerards  Markus,  Maler  21,  22. 

—  Balthasar  55. 


Gerards  120.  S.  Gerards  van  Zyl. 
Germyn  Simon,  Maler  424. 
Gerretz  Hendrik,  Maler  109. 
Gerretze  Pieter,  Rahmenmacher  25o. 
Gerretzen  Willem,  Maler  76. 
Gheyn  Jacques  de,  Kupferstecher  53. 
Ghiberti  Lorenzo^  Bildhauer  4. 
Gbirlandajo  Domenico,  Maler  4. 
Gibbons  Mr.  425. 
Gibsson,  Maler  25o. 
Gyzen  Pieter,  Maler  3i8. 
Giordano  Luca,  Maler  263. 
Giustiniani,  Herzog,  Kunstfreund  121. 
Gladiator  297.  S.  Jakob  de  Baen. 
Glauber  Diana,  Malerin  377. 
Glauber  Göttlich,  Maler  376. 

—  Johannes,  Maler  297,  32o,  371,  375. 
Glocester,  Herzog  von  385. 

—  Heinrich  Herzog  von  195. 
Goderis  Johan,  Maler  214. 
Godewyk  Margarita,  Malerin  134. 
Godyn,  Fontainenbauer  336. 

—  Dionysius  297. 
Goebouw,  Antonius,  Maler  220. 
Goeden  wil  297.  S.  Theodor  Wilkens. 
Goeree  Willem,  Schriftsteller  21,  394. 
Goes,  Antonides  van  der,  Dichter  188,  257, 

277. 
Goyen  Jan  van,  Maler  73,  74,  75,  208,  253, 
3o3. 

—  Joseph  Jansz  van  75. 

Goltzius  Henrik,  Maler -6,  7,  8,  86,  92,180, 

2i3,  243. 
Goltzius  Hubert  98. 

—  Jacobus   180. 

Gonzaga  Vincenzo,  Herzog  von  Mantua  33. 

Gool  Johan  van,  Maler  413. 

Goudt  Hendrick,  Kupferstecher  28,  29. 

Govertsz  Dirk,  Maler  56,  234. 

Graaf  Heer  de  413. 

Graaf  Andries  de  172. 

—  Jan  de,  Kunstfreund  ib5. 

—  Kornelis  de  172. 

Graat  Barent,  Maler  239,  241,  267,  273. 
Graauw,  Hendrik,  Maler  200,  23o,  232. 
Graff  Johannes  Andriesz  378. 

—  Dorothea  Maria  Hendriks,  Malerin  379. 

—  Johanna  Helene  Herolt,  Malerin  379. 
Grafthon,  Herzog  von  263. 
Grammont^  Marschall  204. 

Grand  Nicolas  Le,  297,  341. 
Grasdorp  Willem,  Maler  432. 
Grebber  Antoni  de,  Maler  293,  344,  407. 
~  Franz  Pietersze,  Maler  78,  2i3. 
—•  Maria,  Malerin  2i3. 

—  Pieter,  Maler  2i3. 

—  Pieter  Fransz,  Maler  181,  208,  232,  233. 


PERSONEN  -VERZEICHNISS. 


455 


Grief  Jacqaes,  Maler  104. 
Griffier  Jan,  Maler  425. 

—  Robert,  Maler  427. 
Grimani,  Doge  79. 

—  Hubertus  79.  S.  Jakobsz  H abrecht. 
Groeningen  Abraham  van,  Dichter  227. 
Groesbeeck,  Kardinal  20. 

Groot  Jan  de,  Maler  188. 

Grupello,  Chevalier,  Bildhauer  423. 

Gulden  Ezel  298. 

Guldenleeuw,  Vicekönig  von  Norwegen  376. 

Gulden-Regen  341.  S.  Giacomo  de  Dekkcr. 

—  Scepter  195,  298.  S.  David  Beck. 
Guidewagen,  Bürgermeister  2i3,  435. 
Gustav  Adolf,  König  von  Schweden  46. 

Saan  David  de,  Maler  95. 

—  Johannes  de  59. 
Haansbergen  Johannes  van,  Maler  35i. 
Hackert  Jan,  Maler  3i6. 

Haes  Joan  de,  Dichter  446. 
Hagen  J.  van,  Maler  367. 
Hagens  Christ.,  Kupferstecher  197. 
Hairen  Lambert  van,  Kunstfreund  210,  3o5. 
Haien  Arnoud  van,   Kunstfreund   78,   259, 

260,  346,  347. 
Hals  Claas  Janszoon,  Maler  49. 

—  Dirk,  Maler  48. 

—  Frans,  Maler  6,    46,    47,  48,  49,  109, 
i36,  137,  i38,  140,  i5o,  233,  243,  390,  406. 

Franszoon,  Maler  49. 

—  Hermann,  Maler  140. 

—  Jan  Franszoon,  Maler  49. 

Janszoon,  Maler  49. 

Halteren  Herr  van,  Kunstfreund  294. 
Hans  Meister,  Maler  239. 
Haringhe  N.  van,  Maler  297,  340. 
Harings  Mathys,  Maler  326. 

Harp  van,  Maler  3i8. 
Hartkamp  323,  424.  S.  Ludowyk  Smits. 
Hassel  Jakob  van,  Maler  295. 
Hasselt  Izak  van,  Maler  104. 
Heck  Johannes  van,  Maler  219. 
Hector  298.  S.  Barent  Appelman. 
Heda  Willem,  Maler  214. 
Heem  Kornelis  de,  Maler  90. 

—  David  Davidze  de,  Maler  166,  8q. 

—  Joan  de,  Maler  88,  89, 90, 244, 292, 33i,  4o3. 

—  Jan  Davidsz  de,  Maler  90,  32o. 
Heemskerk  Martin,  Maler  7,  i63,  164,  243. 

—  Herr  van,  Gesandter  414. 

—  Willem  van,  Dichter  299,  3oi,  3o3. 
Heemstede  Herr  van,  Kunstfreund  389. 
Heerschap,  Maler  221. 

Heiden  Samuel   van  der,  Kunstfreund  i35. 
Heyden  Jan  van  der,  Maler  329,  334. 

—  Jakob  van  der,  Maler  95. 


Heil  Daniel  van,  Maler  io3,  149. 

—  Jan  Baptist  van,  Maler  149. 

—  Leo  van,  Maler  149. 
Heinrich  II.  von  Frankreich  16. 

—  IV.  von  Frankreich  11,  25,  262. 

—  VII.  von  England  262. 

—  VIII.  von  England  121,  266. 

—  von  Nassau  i53. 

—  Casimir,  Erbstatthalter    von    Friesland 
184,  286,  406,  435. 

—  Friedrich  von  Oranien  154.  S.  Friedrich 
Heinrich. 

Hek  Martin  Heemskerk  van,  Maler  164. 

—  Nicolas  van  der,  Maler  i63,  164. 
Hellemans  Kornelis,  Kunsthändler  246. 
Helmbreker  Theodor,  Maler  208,  244,  289, 

341. 
Helst  Bartholomaeus  van  der,  Maler  117,  159, 

i65,  166,  173,  386,  4i5. 
Helt-Stokade  Nicolas  de,  Maler  i5,  129,  i57, 

321,  4i5. 
Hemcl  341.  S.  Bernard  Baillen. 
Hendriksz  Govert,  Maler  17. 
Henrie  Fran9ois  298. 
Henriette  Maria,  Königin  von  England  25, 

84,  i3o. 
Heremyt  297.  S.  Herman  Swanevelt. 
Hessen- Cassel,  Landgraf  von  269,  272,  273, 

397. 
Heul  van  der,  Kunstfreund  65,  400. 

Heus  Guiliam  de,  Maler  428,  429. 

>-  Jacomo  de,  Maler  298,  341,  428,  429. 

Heusch  Abraham  de,  Maler  406. 

Heuvel  Abraham  van  den,  Kaufmann  340, 

Hillegaart  Paulus  van,  Maler  434. 

Hinloopen  Jakob,  Kunstfreund  114,  2o3. 

Hins,  Maler  43i. 

Hoeck  Jan  van,  Maler  40,  294. 

Hoey  Jan  de,  Maler  6,  11. 

Hoek  Jakob  van,  Maler  162. 

Kunstfreund  21b. 

—  Robert  van,  Maler  149,  184. 

Hoet  Gerard,  Maler  58,  59,  365,  387,  417. 
Hoeven  Robert  van  der,  Kunstfreund  91. 

—  Willem  van  der,  Bildhauer  274. 

Dichter  247,  325,  346,  43o. 

Hofman  Samuel,  Maler  39. 

—  Kunstfreund  214. 
Hofmans  Pieter  297,  341. 
Holbein  Hans,  Maler  121. 
Holy  Muis  van,  Advocat  176. 
Hollar  W.,  Kupferstecher  93. 
Holsnian  Hans,  Maler  q5. 
Holstein,  Herzog  von  119. 

—  Kornelis,  Maler  412. 

—  Peter,  Glasmaler  7,  2i5,  405,  412. 
Hondekoeter  Gillis,  Maler  191.  324. 


456 


PERSONEN-VERZEICHNISS. 


Hondekoeter  Gysbert,  Maler  324. 

—  Josina  324. 

—  Melchior  de,  Maler  191,  275,  324,  410. 
Hondius  Abraham,  Maler  409. 

Honig  Adriaen  297,  340,  417. 
Honthorst  Gerard,  Maler  34,  66, 120,  i34,263. 
Hontom  Herr  van  263. 
Hoochstadt  Gerrit  van,  Maler  220. 
Hooge  Karel  de  go. 

—  Jan  van  der  297. 

—  Pieter  de,  Maler  180. 

~  Romein  de,  Zeichner  und  Kupferstecher 

243,  283,  291,  395,  433. 
Hoogenhouck  Abraham  187. 
Hoogenhuis,  Kunstfreund  i58. 
Hoogeveen  Gerard  van  86. 
Hoogstraten  David  van,    Schriftsteller    71, 

229,  256,  257^  405. 

—  Dirk  van,  Maler  70,  71,  224. 

—  F.  van.  Dichter  229, 

—  Hans  van,  Maler  229. 

—  Samuel  van,  Maler  7,  71 ,73, 129,  i35,  i56, 
i57,  181,  217,  218,  224,  225,  229,  23o,  296, 
297,  328,  354,  369,  406. 

Hoogvliet  Arnold,  Dichter  420. 
Hoogzaat  Jan,  Maler  4i5. 
Hoorn,  Graf  von  281. 
Horisont  297.  S.  Jan  Franfois  van  Bloemen. 
Horst  Nicolas  van  der,  Maler  i33. 
Houbraken  Arnold,  Maler  59. 
Houwaart  Koorman  321,  322. 
Huchtenburgh  Jakob  van,  Maler  393. 
Huchtenburg  Jan  van,  Maler  291,  339,  ^9^» 

428. 
Huidekoper  Johan,  Kunstfreund  148. 
HuismaU;  Maler  428. 
Huisum  Jan  van,  Maler  33i. 

—  Justus  van,  Maler  209,  437. 
Hulk  van  der,  Kunstfreund  210, 
Hülst  Pieter  van  der,  Maler  297,  410. 
Huntum,  Kunstfreund  343. 

Hup,  (Huppe,)  Aemilius  und  Samuel,  Bild- 
hauer 357. 

Jakob  II«,  König  von  England  21,  84^  i32, 

i52,  195,  196,  285,  288,  384,  385,  428. 
Jakobsz  Hubrecht,  Maler  79. 

—  Johan,  Maler  214. 

—  Juriaen,  Maler  i83,  184,  435. 

—  Lambert,  Maler  5,  57,  171,  i83. 
Jager  Gerard  de,  Maler  373. 

Jan  met  de  Konst  igi.  S.  Jan  Weenix. 
Jan  Moritz  von  Nassau  172. 
Janitzer  297,  341.  S.  Pieter  Hofmans. 
Janssens,  Maler  i25. 
Janszen  Abraham,  Maler  33,  40. 

—  Pieter,  Glasmaler  i53,  i54. 


Jason  297.  S.  Jakob  Torenvliet. 
Jeugt  297,  340.  S.  Monnaville. 
Ijver  298,  341.  S.  Jacomo  van  Staverde. 
Ingen,  Guilielmo  van,  Maler  297,  407. 
Innocenz  X.,  Papst  192. 

—  XL,  Papst  270. 

Jode  de,  Kunstfreund  21  r,  352. 

Johann,  Herzog  von  Jülich  und  Berg.   3i3. 

—  von  Braganza  36. 

—  III.  Sobiesky,  König  von  Polen  245,336. 

—  Georg,  Kurfürst  von  Sachsen  25i. 

—  Wilhelm,  Kurfürst  von  der  Pfalz  139, 
189,  279,  3o2,  3i5,  3i6,  352.  353,  397.  404, 
421,  422,  423,  440,  441,  445. 

Jong  Frans  de,  Maler  188. 

—  Gerrit  de,  Maler  238. 

—  Ludolf  de,  Maler  179. 
Jonkmans,  Rathsherr,  Kunstfreund  417. 
Jordaens  Hans,  Maler  io3,  176,  297. 

—  Jacques,  Maler  i3,  68,  69,  70,  i5i,  200, 
267,  402,  435.  • 

—  Lucas,  Maler  176. 
Jorisz  David,  Maler  6,  10. 

Josef  L,  deutscher  Kaiser  385,  422,  443. 
Josepino  Cavaliere,  Maler  121,  263. 
Isabella  Clara  Eugenia  21,  34,  67,  72,  84. 
Isendoren  Jan  Frederik  van  ,  Maler  146. 
Juan  von  Oesterreich  149. 
Julio  Romano,  Maler  33,  279. 
Junius  Franciscus  4. 


an  Jakob,  Maler  17. 
Kabel  Ary  (Adriaen)  van   der,   Maler  253, 
264,  297,  375,  418. 

—  Engel  van  der,  Maler  253. 

—  van  der,  der  Jüngere,  Maler  375. 
Kaiser  60,  177,  225,  227.  S.  Ferdinand  III. 

—  314.  S.  Leopold  I. 

—  20.  S.  Rudolf  II. 

Kalf  Willem,  Maler  246,  36i. 

Kalkoen  Kornelis,  Kunstfreund  240. 

Kalraat,  Abraham  van,  Maler  357,  404- 

Kalraat  Barent  van,  Maler  404. 

Cambray,  Bischof  von  9. 

Kampen  Jakob  van,   Maler  und  Architekt 

i58,  200,  23o,  232,  434. 
Kamphuizen  Dirk  Rafelsz,  Schriftsteller  und 

Maler  56,  328. 

—  General  232. 
Canlassi  Lucas,  Maler  263. 
Kaper  297.  S.  Pieter  de  Zeelander. 
Kappen  (Kuppen)  Franz  van  der,  Maler  297. 
Caracciolo ,  Prior  von  Malta,  Kunstfreund 

263. 
Caralier,  Bildhauer  342. 
Caravaggio  Michel -Angelo,  Maler  ii5,  263. 


PERSONEN  -VERZEICHNISS. 


457 


Cardinal-Infant  67.  S.  Ferdinand,  Cardinal- 

Infant. 
Karl  V.,  deutscher  Kaiser  11,  12,  y3,  io5. 

—  I.,  König  von  England  25,  35,  41,  46, 
58,  66,  84,  85,  120,  121,  i3o,  182,  195, 
196,  214,  249,  261,  282. 

—  II.,  König  von  England  84,  i52,  162, 182, 
195,  266,  287,  288,  3g8,  336,  365,  384, 
385. 

—  II.,  König  von  Spanien  353,  421,  423, 
425. 

—  III.,  König  von  Spanien  (Karl  VI., 
deutscher  Kaiser)  385,  423. 

—  X.  Gustav,  König  von  Schweden  69. 

—  XII.,  König  von  Schweden  25i. 

—  I.,  Kurfürst  von  der  Pfalz  421. 

Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  67,  127,  268, 

363,  417. 
Carr^  Hendrik,  Maler  170,  184,  435. 
Carr^  Micbiel,  Maler  260,  327. 
Karsch  Gerardus,  Maler  423. 
Castiglione,  Maler  356. 
Katharina  Charlotte,  Pfalzgräfin  314. 
Kats  Jacob,  Dichter  63,  374. 
Keerings  Alexander,  Maler  59. 
Cefalus  297.  S.  Nolbertus  van  Bloemcn. 
Keyzer  Th.  de,  Maler  5o,  145. 

—  Thomas  90. 
Celle,  Herzog  von  282. 
Kerkwyk,  Kunstfreund  275. 
Kersseboom  F.  263. 
Kessel  Jan  van,  Maler  387. 

—  Johannes  van,  Maler  219,  387. 
Ketel  Kornelis,  Maler  80,  194,  328. 
Ketelrom  297,  418.  S.  Jan  van  Bunnik. 
Keulen  Janson  van,  Maler  248. 
Champagne  Joan  Baptist,  Maler  370. 

—  Philips  de,  Maler  96,  97,  98,  370. 
Chamu,  Glasmaler  100. 

Charlotte  Amalie,  Königin  von  Dänemark 

422. 
Charon  297.  S.  Jan  van  der  Hooge. 
Du  Chatel,  Maler  352. 
Chesne,  Maler  96,  97. 
Christian  IV.,   König    von   Dänemark    62, 

66,  102,  124,  149,  195,  357. 
Christian   V.,   König  von  Dänemark   247, 

422. 
Christina,  Königin  von  Schweden  149, 157, 

195,  196,  258,  265,  280. 
Kik  Kornelis,  Maler  292. 
Kilian,  Kupferstecher  273, 
Killegrey,  Lord  282. 
Kircher  Athanasius  257,  264. 
Klaassens,  Maler  297. 
Klaasze  Pieter,  Maler  208. 
Klaau  104.  S.  Jacques  Grief. 


Claudius  i3.  S.  Pieter  Krepel. 
Clemens  XI.,  Papst  279. 
Klerk  Henrik  de,  Maler  95. 
Klok  Henrik,  Glasmaler  76. 

—  Pieter,  Kunstfreund  208. 
Kloosterman,  Maler  278,  279,  425. 
Klootwyk  Herr  van  178. 

Clovet  Albert,  Kupferstecher  298,  340. 
Kneller  Godfried,  Maler  i65,  170,  i83,  288, 
383,  385. 

—  Johan  Zacharias,  Maler  383. 
Knyf  Jakob,  Maler  377. 
Knipbergen,  Maler  73. 
Knotter  Herr  van  26. 

Knupfer    (Knufter  oder  Kniffert)    Nicolas, 

Maler  loi,  348. 
Cochin  N.,  Kupferstecher  291. 
Koeberger  Wenceslaus,  Maler  5i. 
Koek  van  Aelst,  Pieter,  Maler  98. 

Paulus,  Maler  98. 

Köln,  Kurfürst  von  20. 

Koene  Izaak,  Maler  410. 

Koenerding  J.,  Dichter  409. 

Koerten    Johanna,    Silhouettenschneiderin 

404. 
Coypel  Antoine,  Maler  25o. 
Colbert  290,  342. 
Kolyn  David,  Maler  ?  148. 
Colyns  David,  Maler  410. 

—  Michiel,  Bildhauer  i3o. 
Compaviva  317.  S.  J.  Weyerman. 

Comte  Florent  le,  Maler,  Bildhauer  und 
Schriftstellei  4,  11,  12,  3i,  5i,  72,  97,  212, 
291,  32h 

Cond€,  Prinz  von  367. 

—  Prinzessin  von  338. 

Koning  David  de,  Maler  297,  340,  408. 

—  Jakob,  Maler  401. 

—  Philips  de,  Maler  117,  186,  329. 

—  Salomon,  Maler  148. 
Koningsloo  Gillis  van,  Maler  98. 
Conti,  Prinz,  Kunstfreund  388. 
Koogen  Leendert  van  der,  Maler  i5i. 
Kool  Laurens  van,  Glasmaler  16. 
Koppenol,  Schreibkünstler  i3o. 
Coques  Gonzales,  Maler  180,  184. 
Coridon  375.  S.  Johannes  Glauber. 
Koridon  297,  375.  S.  Adriaen  van  der  Kabel. 
Kornelisze  Klaudius,  Maler  25. 
Kornelissen  Kornelis,   Maler  8^  17,  3i,  5o, 

129,  i5o,  3i7,  332. 
Corpio  Marchese  del  341. 
Korpus  297.  S.  Arnold  Quellinus. 
Corput  Herr  van  den  178. 
Cortona  Pietro  de,  Maler  121,  263,  265. 
Cosmo  III.,  Grossherzog  von  Toscana  255, 

36o,  282,  3oi,  387,  414^  420,  422,  441. 


458 


PERSONEN  -VERZEICHNISS. 


Cossiers  Johannes,  Maler  io2. 
Koster  Adam  de,  Maler  86. 

—  Maler  335. 

Couper  Joan,  Maler  196. 

Court  Isaak  del,  Kunstfreund  79. 

—  van  der  Voort  de  la,  Kunstfreund  45, 
272. 

Kouwenberch  Kristiaen  van,  Maler  io3. 
Kouwenhorn  Pietcr,   Glasmaler  160. 
Covyn  Israel,  Maler  374. 

—  Regnier,  Maler  374. 
Coxie  Anton,  Maler  ö6,  i63. 

—  Michel,  Maler  12. 

—  Raphael,  Maler  56. 
Kraanevelt  N.,  Maler  i85. 

Krabbetje  (Krab)  288,  289,  298,  32i.  S.  Jan 

Asselyn. 
Crabeth  Adriaen  Pietersz,  Maler  i3. 

—  Dirk  und  Wouter,  Glasmaler   6,  7,  i3> 
17,  237,  259. 

—  Pieter  i5. 

—  Wouter,  Glasmaler  6,  7,  i3, 17,  80, 198, 
237. 

Craesbeke  Joost  van,  Maler  ^2,  143,  144, 

249. 
Krayer  Caspar  de,  Maler  56. 
Kraus  Joan  Ulrich,   Kupferstecher  378. 
Krepel  Pieter,  Maler  i3. 
Crequi  Herzog  von  200. 
Creta  (Screta)  Carolus,  Maler  220. 
Kretser  M.  415. 
Kromhout,  Familie  319. 
Kromwel  Olivier  182,  261. 
Küsel  Melchior^  Kupferstecher  292. 
Kufifeus  Kornelis  Isbrantse,   Glasmaler  16. 
Kuik  Jan  van  Wouterszoone,  Maler  6,  26. 
Kuil  Gysbert  van  der,  Glasmaler  17. 
Kuilenburg,  Graf  und  Gräfin  26. 
Kuyp  Albert,  Maler  104,  108,  404. 

—  Benjamin,  Maler  108. 

—  Jakob  Gerritsz,  Maler  io3,  104,  108, 355, 
404. 

Kupido,  298. 

Kuppen  Fran9ois  van  der  297.  S.  Frans 
van  der  Kappen. 

Czar  von  Moskau  256.  S.  Peter  der  Grosse. 

Czernin  von  Chudenitz,  Graf  von,  Kunst- 
freund 445. 

Laar  Pieter  de,  Maler  121,  i55, 166,  214,  2i5, 
240,  357. 

—  Roelant  van,  Maler  214. 
Lairesse  Abraham,  Maler  347. 

—  Andries  347. 

—  Ernst,  Maler  347. 

—  Gerard  de,  Maler  5,  117,  125,  343,  376, 
4i3,  4i4f  4J5,  43i,  441. 


Lairesse  Jacques,  Maler  347. 

—  Jan,  Maler  347. 
der  Jüngere,  Maler  347. 

—  Regnier,  Maler  343. 
Lambartin  Gabriel,  Maler  420. 
Lanen    Kristoffel     und    Jakob     van     der, 

Maler  95. 
Lanfranco,  Maler  121,  263. 
Lange  Pier  7.  S.  Aertsens  Pieter. 
Langerak  und  Nieupoort  Herr  van   56,  5y. 
Lantaren  298.  S.  Jan  Baptist  d'Assenie. 
Largilli^re,  Maler  291. 
Lastman  Pieter,   Maler  6,   5o,   60,  91,   iii, 

129,  166,  175. 
Lavecq  Jakob,  Maler  223. 
Laviron,  Bildhauer  342. 
Leander  298.  S.  Kristiaen  Reuder. 
Ledenberg  Herr  van  57. 
Leemans,  Maler  259. 
Leeuw  Bastiaen  Govertz  van  der,  Maler  355. 

—  Gabriel  van  der,  Maler  3i9,  355. 

—  Peter  van  der,  Maler  356. 

—  Pieter  Bastiansz  van  der,  Maler  466. 
Leeuwen  Simon  van,  Historiograpb  54,  iix. 
Leiden  Lucas  van,  Maler  7,  11,  224. 

Lely  Pieter  van  der  Faes,  Maler  181,  i83, 

234,  277,  282,  384,  385,  428. 
Lc'y  297,  341.  S.  F.  Ziereeis. 
Leonio  Antonio,  Elfenbeinschnitzer  424. 
Leopold  L,  deutscher  Kaiser  127,  200,  204, 

2o5,  244,  3i4,  4o5  421. 
Leopold  Wilhelm,  Erzherzog  40,  43,  64, 

HO,  149,  167,  181,  199,  295,  3oo. 
Lewerik  206,  297.  S.  Jacques  Vaillant. 
Liberechts  Marseiis,  Maler  340. 
Liedts  Abraham,  Maler  411. 
Liefring  Kornelis,  MaJer  76. 
Lievens  Jan,  Maler  64,  90,  iii,  129,  i3i. 
Lievensz  Jan,  der  Jüngere,  Maler  400. 
Limborgh  Hendrik  van,  Maler  445. 

—  Pieter  van,  Maler  445. 

Lingelbach  Johannes,  Maler  5,  221,  266,  426. 
Lynhoven,  Kupferstecher  178. 
Lint  Hendrik  van,  Maler  297,  3i6. 

—  Jan  van  297. 

Linschoten  Adriaen  van,  Maler  64,  65,  io3. 
Linsen  Jan,  Maler  307. 
Lione  3i9,  355.  S.  Gabriel  van  der  Leeuw. 
Lis,  Dirk  van  der,  Schöffe  zu  Haag  106. 

—  Jan,  Maler  5,  58,  86,  121,  25i,  297,  35a. 
Loch  um  van,  Kupferstecher  178. 

Loyer  Nicolaus,  Maler  221. 
Loir  A.,  Kupferstecher  35. 
Lomazzo  Giov.  Paolo  4. 
Lonk  Jan  Dirksz,  Maler  17. 
Loo  Jakob  van,'  Maler  352. 
Loon,  Peter  van,  Maler  92. 


PERSONEN  -VERZEICHNISS . 


459 


LooD  Theodorus  van,  Maler  86. 
Lorraine  Claude»  Maler  210,  32i. 
Lossenbruier  (Lossenbruy)   297,   340,  417. 

S.  Adriaen  Honig. 
Lot  Karel,  Maler  320,  382,  4o3,  417. 
Loten  Jan,  Malei*  426. 
Loavois,  Marqais  338. 
Lubienitzki  Christoflfel,  Maler  41^. 

—  Theodor,  Maler  414. 
Luca  Kristoffel,  Maler  252. 
Lucas  St.  1:8. 

Ludik  Ludowyk  van,  Kunstfreund  148. 
Ludv^ig  XIIL,  König  von  Frankreich  21,  67, 
96,  97,  195. 

—  XIV.,  König  von  Frankreich  90,  q8, 
204,  244,  247,  2i>6,  284,  290,  291,  338, 
339,  371,  385. 

—  Dauphin  von  Frankreich,  Sohn  Lud- 
wig's  XIV.  189. 

Lüttich,  Bischof  von  343,  .347. 
Luiken  Gerard,  Kunstfreund  149. 

—  Jan,  Malern.  Kupferstecher 321,394,  409. 
Luix,  Maler  23o. 

Lutma,  Goldschmied  ii3,  118,  219. 
Luxemburg,  Herzog  von  284. 

Maartz  Jan,  Glasmaler  242. 
Maas  Konraed  van,  Maler  60. 

—  Dirk,  Maler  376,  428. 

—  Nikolas,  Maler  69,  i35,  267,  393,  416. 
Maat  Jan  238.  S.  Blankhof. 

Machado  Jakob  Hiskia,    Kunstfreund  349. 

Maddersteg  Michiel,  Maler  437. 

Madruzzi  Cardinal  20. 

Mahue  Guiliam,  Maler  95. 

Mayer  Jan  de,  Maler  22. 

Mailand,  Herzog  von  40. 

Mainz,  Bischof  von  127. 

Major  Jzak,  Kupferstecher  3o. 

Malta,  Grossprior  von  338. 

Man  Jan  Adriaensz  de,  Maler  76. 

—  Kornelis  de,  Maler  io3,  202. 

Mander  Karel  van,  Maler  und  Biograph 
4,  5,  6,  7,  8,  12,  i3, 18,  ly,  21,  22,  23,  25, 
27,  3i,  42,  44,  5o,  86,  98,  109,  II 5,  123, 
i5i,  i63,  168,  180,  194,  2i3,  280,  328, 
333,  357. 

—  Karel  der  Sohn,  Maler  109. 

der  Enkel,  Maler  109. 

Mantegna  400. 

Mantua,  Herzog  von  38i.  S.  Karl  II. 

33.  S.  Vincenzo  Gonzaga. 

Maratti  Carlo,  Maler  279,  382,  407,  417. 
Mareens  (Marcelis)   Otto,   Maler  154,  23o, 

295,  297,  325. 
Margarethe  von  Parma  12,  14,  332. 
Margaretha  von  Richemond  262. 


Maria  I.,-  Königin  von  England  261. 

—  IL,  Königin  von  England  244,  25o,  376, 
4o5,  428. 

-<  von   Medicis,    Königin  von  Frankreich 
67,  96,  122,  i54,  202. 

—  Anna,  Königin  von  Spanien  421. 
Kurfürstin  von  der  Pfalz  422. 

Lucia   (Louise),  Kurfürstin  von  der 

Pfalz  422. 

—  Louise  von  Pfalz-Neuburg,  Königin  von 
Spanien  425. 

von  Pfalz-Neuburg  353. 

—  Sophia,  Königin  von  Portugal  421. 
Marienhof,  Maler  4o3. 
Marlborough,  Herzog  von  410,  420. 
Marrel  Jakob,  Maler  33i,  378. 
Marzeveen,  Bürgermeister  99,  235. 
Marseveen  Joan  van  414. 

Mars  297. 

Martens   Bartolomens,    Goldschmied    297. 

341. 
Martenszr  Hendrik,  Maler  197. 
Martyn  Hans,  297,  341. 
Martinitz,  Graf  271,  272. 
Massimi  (Massimo  Stanzione),  Maler  121. 
Matham  Jakob,  Kupferstecher  180. 
Matham  Theodor,  Kupferstecher  145. 
Matheus  F.,  Maler  297,  34i. 
Mathias,  Kaiser  3o. 

—  Herzog  i3. 

Matius  Adriaen,  Mathematiker  16^. 

Mathys  Pieter,  Glasmaler  100. 

Mattys  Abraham,  Maler  95. 

Maugis  Claudius,  Abt  von  St.  Ambrosius  97. 

Maximilian  L,  Kurfürst  von  Baiern  122. 

—  Emanuel,  Kurfürst  von  Baiern  66,  107, 
108. 

Medicis,  Kardinal  23i. 

Meer  Joan  van  der,  Maler  88,  320,  4o3. 

Meerdervoort  Kornelis  Pompe  van  228. 

Meeren  Gillis  van  der,  Maler  298,  340. 

Meerkerk  Dirk,  Maler  198. 

Meerman,  Kunstfreund  348. 

Meert  Peter,  Maler  184. 

Meyburg  Bartholomäus,  Maler  258. 

Meyer  Fran^ois  de,  Maler  297,  341. 

Meyering  Albert,  Maler  371,  376. 

—  Frederik,  Maler  371. 

—  Hendrik,  Maler  371. 

Meyn  van  der,  Maler  396,  397. 

Melan  Claude,  Kupferstecher  404. 

Meleager  297,  340.  S.  Jan  Baptist  Bruegel. 

Melis  Stoke,  Chronist  17. 

Mengelaer  298,  340.  S.  Moritz  Bibe. 

Menoid  Baptist,  Maler  339. 

Menton  Frans,  Maler  168. 

Merian  Matheus,  Kupferstecher  120,  377, 


460 


PERSONEN  -VERZEICHNISS. 


Merian  Maria  Sybille,  Malerin  377. 
Merkurius  268,  26g,  297.  S.  Philip  Roos. 
Metzu  Gabriel,  Maler  iSg,  3o8,  3ia,  3i7, 372. 
Meuleo  Antoine  Fraofois  van  der,   Maler 
290,  393. 

—  Klaas  van  der,  Glasmaler  242. 

—  Kornelis  van  der,  Maler  406. 

—  Peter  van  der,  Bildhauer  291. 
Meuris  J.  415. 
Michaei-Angelo  178. 

Micker  Jan,  Maler  191. 
Mico,  Maler  263. 
Miel  Jan,  Maler  220. 
Miereveit  Jan,  Maler  72. 

—  Michiel  Janze,  Maler  8,  24,  26,  3(,  35, 
72,  187,  294. 

—  Pieter,  Maler  25,  72. 

Mieris  Frans,  Maler  117,  195,  298,  299,  419, 
439. 

—  Johannes,  Maler  3o3. 

—  Willem,  Maler  3o3. 

Mytens  Kornelis,  Kupferstecher  i53. 

—  Daniel,  Maler  86,  106,  297. 
-—  Johannes,  Maler  i53. 

Millet  Franciscus,  Maler  337,  267,  388. 
Minjon  Abraham,  Maler  5,  90,  33i,  378,  432 
Mirtillus  377.  S.  Gotlieb  Glauber. 
Mitridaat  297,  340.  S.  N.  van  Haringhe. 
Modena,  Herzog  von  422. 
Moelaert  Jakob,  Maler  und  Kunstfreund  11, 

393. 
Moens  F.,  297,  340. 
Moet  297,  341.  S.  Hans  Martyn. 
Molen  aer  Jan  Mienze,  Maler  198. 
Molyn  Peter  der  Jüngere  (Tempesta),  Maler 

297.  357,  417- 

—  Pieter  der  Aeltere,   Maler  90,   91,  201, 
294,  357. 

Möllern  van,  Kunstfreund  389. 

Mommers  Hendrik,  Maler  297, 358,  428,  436. 

Momper  Jodocus  de,  Maler  45,  85,  86,  93, 

297. 
Monen  A.,  Dichter  4o5. 
Monfort  Pieter  Gerritze,  Maler  25. 
Monier,  Bildbauer  342. 
Monk  Admiral  i52. 
Monmouth,  Herzog  von  384,  385. 
Monnaville,  Maler  297,  340. 
Monniks  oder  Monix,  Maler  119. 
Mont  Gillis  du,  Maler  297,  340. 
Montagne  Pieter  179. 
Monterey,  Graf  von  339. 
Mooyaart  Nicolas,  Maler  148,  191,  206,  208. 
Moor  de,  Bürgermeister  von  Hoorn  23i. 

—  Karel  de,  Maler  91,  117^  i35,  419. 
Moreelse  Paulus,  Maler  6,  25,  3o. 
Moreri,  Schriftsteller  81. 


Morgehstar  382.  S.  Daniel  Syder. 
Moritz,  Prinz  von  Oranien  62,  294. 

—  von  Nassau-Siegen  i58,  216,  232,  285,  435. 
Mortier  Pieter,  Buchhändler  382,  395. 
Morus  Thomas  121. 

Moschero  Jacques  de,  Maler  109. 
Moucheron  Izak  de,  Maler  25i,  277,  297,  338. 

—  Frederik  de,  Maler  5,  288,  289,  334. 
Mu9art,  Kunstfreund  216. 

Muis  van  Holy  284. 
Mnider  Josef,  Radirer  391. 
Munnikhuizen,  Kupferstecher  134. 
Murant  Emanuel,  Maler  2o3. 
Murat  Karel  279.  S.  Carlo  Maratti. 
Musscher  Michiel,  Maler  117,  371. 
Musius  Kornelis  9. 

Hagel  Jan,  Maler  103. 

Nani  82. 

Navolger  297. 

Neapel,  Vicekönigin  von  42. 

Neapolitaner,  der  176.   S.  Lucas  Jordaens. 

Neck  Johan  van,  Maler  326. 

Nedek  Pieter  Pieterz,  Maler  175. 

Neefs  Pieter,  Maler  95. 

Neer  Aart  van  der,  Maler  352. 

—  Egion  van  der,  Maler  117,  3i6,  352,  423, 
438,  439. 

Neerkassel  Johannes  van,  Bischof  407. 
Neyn  van  76.  S.  Deneyn. 
Nerven  van,  Maler  3öi. 
Nes  Johan  van,  Maler  io3,  294. 
Netscher  Gaspar,  Maler  5,  3io,  334,   402, 
4i3,  «ii6,  444. 

—  Johannes,  Bildhauer  334. 

—  Konstantyn,  Maler  337- 

—  Theodorus,  Maler  336,  337. 
Neuburg,    Herzog   von   49.   S.    Wolfgang 

Wilhelm,  Herzog  von  Neuburg. 

—  Prinzessin  von  353.  S.  Maria  Louise  von 
Pfalz-Neuburg. 

Neve  Franciscus  de,  Maler  220. 
Neveu  Mathys,  Maler  38i. 
Nicasius,  Maler  340. 
Nickelen  Jan  van,  Maler  396. 
Nicolai  Klaas  Isaaksz,  Maler  19. 

—  Jacob  Jsaaksz,  Maler  19,  iio. 

—  Isak,  Maler  6,  ig,  20,  76. 

—  Willem  Isaaksz,  Kupferstecher  19. 
Nieulant  Adriaen,  Maler  22. 
Nieulandt  Guiliam,  Maler  55. 
Nieuwpoort  Justus,  Maler  388. 

Nys  de,  Maler  332. 

Nysen  Emanuel,  Maler  loi. 

Noire  Gi.  de  la,  Tapezirer  338. 

Noiret  338. 

Noirot,  Kunstfreund  38g. 


PERSONEN  -VERZEICHNISS. 


461 


Nollemann  Hendrik,  Kunstfreund  164. 
Noort  Joan  van,  Maler  379. 
Noorthes  Jakob  443- 
Noteman  Hendrik,  Bildhauer  Sjo,  398. 

Obbe  Philips  10. 

Odescalchi,  Fürst  280. 

Odyk,  Herr  van,  Kunstfreund  41Q. 

Ofifenbach  Philip,  Maler  28. 

Ofifermans  Johannes,  Maler  373,  374» 

Ojevaar  297.  S.  Dionysius  Godyn. 

Olivier,  Maler  196. 

Olyvetak  297.  S.  Verhulst. 

Oort  Lambert  van,  Maler  20. 

—  Adam  van,  Maler  ö,  19,  27,  32,  42,  68. 
Oortmans,  Kunstfreundin  207. 
Oosterwyk  Maria  van,  Malerin  244,  245. 
Oostfries  Josef,  Glasmaler  242. 

—  Katharina,  Glasmalerin  242. 
Oosthoorn  Laurens,  Maler  200. 
Opdam,  Admiral  i52. 

Opgang  297,  341.  S.  Nicolas  Piemont- 
Opstal  Anton  van,  Maler  i53. 
Oquendo  Antonio  de  178. 
Oranien,  Prinz  von  66,  i3o,  294.   S.  Fried- 
rich Heinrich. 

62.  S.  Moritz. 

55.  S.  Wilhelm  L 

89.  S.  Wilhelm  IL 

Ordonantie  297.  S.  Izak  de  Moucheron. 
Orleans,  Herzog  von  204,  338.  S.  Philip  L 

25o,  274,  446.  S.  Philip  IL 

Orlers,  Historiograph  von  Leiden  129. 
Orley,  Bernard  van,  Maler  6,  12. 
Orly  Leonard  van,  Maler  126. 
Orpheus  297,  341.  S.  Philip  van  der  Does. 
Ossenbeck,  Maler  23o. 
Ostade  Adriaen  van,  Maler  i37,  i5o,  188, 372, 
436. 

—  Izak  van,  Maler  i5o. 

Oudaan  Joachim,  Dichter  10,  25,  329. 
Oudendyk  Adriaen,  Maler  3i8. 

—  Evert,  Maler  3i7,  3i8. 
Outshoren  Maria  van  186. 

Ovens  Jurian  (irrig  Jan),  Maler  119, 38o,  432. 
Overbeek  Bonaventura  van,  Maler  296,  298. 

Paats,  Adriaen,  Kunstfreund  440,  444. 

—  Kornelis,  Kunstfreund  3oo. 
Paffenrode  Herr  van  178. 

Palamedes  Stevers  Anton,  Maler  i33,  179. 

—  Palamedesz  Stevers,  Maler  i32. 
Palatin,  Prinz  67.  S,  Karl  Ludwig  von  der 

Pfalz. 
Paling  Izaak,  Maler  35i. 
Pamfilio,  Kardinal,  Kunstfreund  192,  iq3. 
Pan  86,  121,  297.  S.  Jan  Lis. 


Papagay  298,  340.  S.  Marcus  Librechts. 
Paradysvogel  398.  S.  Elias  Terwesten. 
Pardanus  A.,  Maler  221. 
Parma,  Herzogi^  von  12, 332.  S.  Margaretha 
von  Parma. 

—  Herzog   von   20,   21,   32.    S.  Alexander 
Farnese. 

Parrhasius  341.  S.  Schoonjans. 
Parcelles  Julius,  Maler  91. 
Parselles  Jan,  Maler  73,  74,  90. 
Parzyn  Kornelis,  Kunsthändler  391. 

—  (Persyn)  Regnier,   Kupferstecher  i5,  198. 
Pas  Crispin  van  de,  Kupferstecher  23. 
Patrysvogel  399.  S.  Augustinus  Terwesten. 
Paudis  Christoph,  Maler  119. 

Paul  297. 

Paul  V.,  Papst  72. 

Paulyn  Horatius,  Maler  36o. 

Paulusz  Zacharias,  Maler  186. 

Pauw  Willem  25o. 

Pee  Emanuel  van,  Maler  332. 

—  Jan  van,  Maler  332,  344. 

—  Justus  van  332. 

—  Theodorus  van,  Maler  332. 

Peer  den  Drol  44.  S.  Pieter  Bruegel. 
Peeters  Bonaventura,  Maler  166. 

—  Johannes,  Maler  219. 
Peyresce,  Claude  Fabri  de  52. 
Pellegrini  Antonio,  Maler  423. 
Pels  Andries,  Dichter  ii5,  116. 
Pepyn  Martin,  Maler  40. 
Persival,  Oberst  199. 

Pester  Griffier,  Kunstfreun  d  389. 
Peter  Alexewits,  Czar  404. 
Petit  Alexander,  Maler  253,  263. 

—  Joan  le  Hollandais,  Maler  298,  322. 

—  Jean  Hollandais  32i.  S.  Asselyn. 
Peuteman  Pieter,  Maler  41 '• 

Pfalz,  Kurfürst  von  der  363.  S.  Karl  Ludwig. 

139,279,302,397.    S.Johann  Wilhelm. 

274.  S.  Philip  Wilhelm. 

—  Kurfürstin  von  der  422.   S.  Anna  Maria 

Louise. 
274.  S.  Elisabeth  Charlotte. 

Philip  IL,  König  von  Spanien  16,21,  98,  3i3. 

—  IIL,  König  von  Spanien  68. 

—  IV.,  König  von  Spanien  3.|,   35,  43,  49i 
79,  121,  149,  3o9,  3ir. 

—  I.,  Herzog  von  Orleans  204,  338. 

—  IL,  Herzog  von  Orleans  25o,   274,   44Ö. 

—  Wilhelm  von  der  Pfalz  274,  3i4,  421,  422. 
Picart  B.,  Kupferstecher  35,  375. 
Picolett  Kornelis,  Maler  438. 

Piemans,  Maler  280. 

Piemont  Nicolas,  Maler  297,  341,  4»7- 
I    Pierson  Kristoffel,   Maler   und  Dichter  258, 
I         3oo,  328. 


462 


PERSONEN  -  VER2EICHNISS. 


Pieters  Geertje,  Malerin  245. 
Pignoranda,  Graf  3o8. 
Pynaker  Adam,  Maler  201,  36i. 
Piktoors,  298.  S.  Kaspar  van  Wittel. 
Piles  de,  Künstlerbiograph  4,  20,  3i,  84,  211, 

212,  235,  292. 
Pinas  Jakob,  Maler  90,  91,  iii. 

—  (Pinazio)  Jan,  Maler  60,  gi. 
Pyramide  298,  43o.  S.  Albert  van  Spiers. 
Plaas  David  van  der,  Maler  356,  38i,  4o5. 
Pias  Pieter  van  der,  Maler  94. 
Platluizenbaart  376. 

Poelenburg  Kornelis,  Maler  34,  58,  59,  100, 

i59,  35i,  427. 
Poilly  F.  de,  Kupferstecher  224. 
Pol  van  der,  Bürgermeister  314. 
Polen,  König  von  245,  336.    S.  Johann  III. 

Sobiesky. 

199.  S.  Wladislaw  VlI. 

Polydoro,  Maler  263. 

Polidor  2Q7,  375.  S.  Johannes  Glauber. 

Pollepel  17Ö,  297.  S.  Hans  Jordaens. 

Pompe  van  Ottendam  284. 

Poncet,  Rath  der  Steuerkammer  97. 

Pontius,  Kupfersiecher  128. 

Pool  M.,  Kupferstecher  296. 

Poorler,  Maler  32o. 

Poot  Hubert  Korneliszon,  Dichter  446. 

Pooter  H.  de,  Schriftsteller  67. 

Post  Frans,  Maler  294. 

—  Jan,  (Glasmaler  294. 

Pot  Hendrik,  Maler  55,  214,  2^6. 
Potma  Jacobus,  Maler  66. 
Potter  Paulus,  Maler  2i5. 

—  Pieter,  der  Vater,  Maler  2i5. 
der  Sohn  2i5. 

Poussin  Nicolas,  Maler  64,   9Ö,   121,   233, 

277,  368. 
Pr^  Mathys  du,  Kunstfreund  184. 
Preussen,  König  von  253,  286.  S.  Friedr.  I. 
Primaticcio,  Maler  127. 
Primo  Ludowicus  oder  Louis,  Maler  iio. 
Protogenes  4. 
Puitlink  Christophorus,  Maler  420. 

Quant,  Maler  196. 

Quellin  US  Arnold   (Artus),  Bildhauer  129, 
297,  322. 

—  Erasmus,  Maler  128,  129,  i53,  204,  38i. 

—  Joannes  Erasmus,  Maler  129. 
Quesnoy  Franz    du,    Bildhauer,    genannt 

Fiamingho  (Framenko)  i56. 
Qucstiers  Kataryn  409. 

Raes  Ns.,  Maler  430. 

Rafael  4,   12,  209,  264,  265,  278,  279,  422. 

Ramelaar  297,  340.  S.  David  de  Koning. 


Rammelman  264. 

Rapianus  3i8.  S.  Adriaen  Oudendyk. 

Rarel  191.  S.  Jan  Baptist  Weenix. 

Ravestein  Hubert  van,  Maler  374. 

Ravesteyn  Johannes  van,  Maler  86. 

Ravestein  Salomon  van,  Maler  177. 

Reelant  A.,  Dichter  4u5. 

Reenen  Nicolas  van  217.. 

Reets  Adolf,  Dichter  389. 

Reyer,  Maler  214. 

Reiniers  Jelle,  Glasmaler  66. 

Reinst  Konstancy  i65. 

—  Lambert,  Bürgermeister  i3i. 

—  Kunstfreund  175. 

Rembrandt  77,  91,  iio,  iii,  112,  114,  ii5,  118, 
i3i,  160,  161,  171,  172,  176,  186, 188,  2o3, 
219,  223,  224,  252,  267,  28r,  320, 322,  328, 
329,  369,  383,  426,  427»  439- 

Remees  Georc  337. 

Renatus,  König  von  Sicilien  25i. 

Reni  Guido,  Maler  121,  263. 

Renst  Joan  319. 

Repelaar  Hugo  283. 

Reuder  Kristiaen  298. 

Reuven  Pieter,  Moler  402. 

Rheni  Remigius  van,  Maler  92. 

Richard  II.,  König  von  England  261. 

Richelieu,  Cardinal  97. 

Riddcr  297,  341.    S.  Gommarus   Wouters. 

Ridolfi  Carlo,  Künstlerbiograph  4,  i23- 

Riemer Bartholomaeus de,  Goldschmied  341. 

Rietschof  Hendrik,  Maler  412 

Rietschoof  Jan  Klaasze,  Maler  411. 

Rieuwertsz  J.  57. 

Ry  Pieter  Dankers  de,  Maler  109. 

Rycks  Pieter,  Bildhauer  187. 

Kyk  Pieter  Cornelisz  van,  Maler  6. 

Rykart  David,  Maler  93,  167,  181. 

Rykaard  Martin,  Maler  92,  93. 

Ryn  Margaretha  van  186. 

Ryngraaf  297,  34< .  S.  Abraham  Bruegel. . 

Rysen  Warnar  van,  Maler  59,  387. 

Ryssen  Kornelis  van  297. 

Ringnerus  Nikolas  121. 

Rixtel  P.  van,  Dichter  78,  79,  32i,  347.  364- 

Robert  Prinz  67,  195,  204. 

Roe  Jakob  del,  Kunstfreund  384. 

Roer  Jakob  van  der,  Maler  406. 

Roestraten,  Maler  233. 

Röeters,  Kunstfreund  359. 

Roetiers  Franciscus,  Stempelschneider  35o. 

Rogman  Geertruyd,  Kupferstecherin  3o. 

—  Hendrik  Lambert  3o. 

—  Roelant,  Maler  77,  164,  426. 
Royen  Willem  de,  Maler  326. 
Rombouts  Theodor,  Maler  78. 
Romulus  298.  S.  Bonaventora  Overbeek. 


PERSÖNEN-VERZEICHNISS. 


463 


Roodtseus  Jacobus,  Maler  166. 

—  Jan  Aibertsz,  Maler  166. 
Roos,  General  271. 

—  Philip,  Maler  268,  297,  356. 

—  Johan  Heinrich,  Maler  241,  267,  268,  273. 

—  Theodor,  Maler  273. 
Rosa  Salvator,  Maler  429. 
Rospigliosi  Jacomo,  Cardinal  341. 
Rotgans  L.,  Dichter  iSo. 
Rottenhamer  Johan,  Maler  6,  176,  317. 
Rouhier  Ludovicus,  Maler  3öi. 
Rouw  298. 

Rozee,  Malerin  259. 

Rozendaal  Nikolas,  Maler  35o,  35i. 

Rozet  Herr  244. 

Rabens  Albertus  3q. 

—  Jan  3i. 

—  Peter  Paul,  Maler  5,  24,  3i,  34,  36,  37, 
38,  39,  40,  41,  43,  45,  5o,  5i,  61,  68,  69, 
81,  82,  83,  87,  94,  127,  128,  141,  142,  143, 
167,  168,  178,  199,  262,  263,  294,  3i3, 
403,  408. 

Rudolf  IL,  deutscher  Kaiser  18,  20,  29,  3o. 

Ruelles  Pieter  de.^aler  434. 

Ruyter  Engel  de  124. 

Ruyter  Michael  de,  Admiral  124,  i3i,  i52. 

Ruisch  (Ruis)  Rachel,  Malerin  33i,  423. 

Ruischer,  Maler  317. 

Ruisdael  Jakob,  Maler  322,  410,  426,  427. 

—  Izak,  410. 

—  (Rustdael)  Salomon,  Maler  314,  322. 
Ruiven  Pieter  van  65. 

Ruten,  Graf  von  Gorie  Lord  84. 

8abe  G.  263. 

Sacchi  Andrea,  Maler  121. 

Sachsen,  Kurfürst  von  255,443.  S.August  IL 

25i.  S.  Johann  Georg. 

Sachsen-Lauenburg,  Fürst  von  232. 

Sadeler  Giliis,  Kupferstecher  3o,  120. 

Salart  Anthoni,  Maler  95. 

Salis,  Oberst,  Kunstfreund  387,  417. 

Sanders  N.,  Maler  32i. 

Sandrart  Jakob,  Maler  127. 

—  Joachim,  Maler  4,  5,  25,  28,  34,  40,  41, 
59,  61,  62,  63,  68,  69,  79,  87,  88,  90,  94, 
98,  110,  118,  119,  120,  121,  144,  i57,  161, 
162,  i65,  196,  210,  211,  212,  33o,  258,  273, 
408. 

Sarto  Andrea  del,  Maler  262. 
Satyr  297.  S.  Kornelis  van  Ryssen. 
Saturnus  298.  S.  Pieter  van  Sikkelers. 
Savoyen,  Herzog  von  382. 

—  Karel  van,  Maler  186. 
Savry  Jakob,  Maler  29. 

—  Roelant,  Maler  6,  29,  3o,  55,  201,  324. 
Schaft  Dominicus,  Maler  298. 


Schagen  Giliis  van,  Maler  177,  178. 
Schalken   Godfried,    Maler  117,    354,   419» 

424,  436. 
Scheyenburg  Peter,  Maler  238. 
Scheits  Mathias,  Maler  36o. 
Schellinks  Daniel,  Maler  266. 

—  Willem,  Maler  25i,  260. 

Schelling  Sibrecht  van  der,    Kunstfreund 

86,  117,  176. 
Schehes  D.,  Dichter  341. 
Schenk  196.  S.  Simon  Peter  Tilmans 
Sehende!  BernarJ,  Maler  435,  436. 
Schephert  Josef,  445. 
Scherer  Jakob,  Maler  46- 
Schildpad  298,  409.  S.  Fran^ois  Danks. 
Schilperoort       Koenraad,       Landschafts- 
maler 75. 
Schomberg  Friedrich  von,  Herzog  170. 
Schoof  Rudolf,  Maler  67. 
Seh 00k  Henrik,  Maler  90,  389. 
Schoonjans  Anton,  Maler  341,  423. 
Schoten  Joris  van,  Maler  59,  60,  iii,  129. 
Schovarts  Christoff,  Maler  67, 
Schrevelius  Kornelis  35o. 

—  Theodor,  Schriftsteller  212,  2i3,  214. 
Schuermacker  Joan  107. 
Schuilenburg  Johan  van,   Kunstfreund  42» 

3i2,  354. 
Schut  Kornelis,  Maler  39. 
Schuur  Theodor  van  der,  Maler  106,   297. 
Schuurmans  Anna  Maria,  Malerin  i33, 134. 
Schweden,  König  von  25i.  S.  Karl  XII. 
Segers  Gerard,  Maler  110,  i54,  408. 

—  Hercules,  Maler  217. 
Senguerduis  Arnold,  Gelehrter  i35. 
Sennepart  Konstantyn,  Kunstfreund  i5o. 
Se\6  Gilbert,  Maler  3J8. 

Sevin  Claudius  Albertus  297. 
Sibrandz  Jelle,  Maler  435. 
Sibrechis  Jan,  Maler  219. 

—  Marcus  29H.  S.  Marcus  Librechts. 
Sickelers  Pieter  van  298. 

Syder  (Seyter)  Daniel,  Maler  298,  341,  382. 
Sys  van  der,  Buchhändler  395. 
Silvius,  Dichter  106,  118. 

—  Professor,  Kunstfreund  3oo. 
Simonneau  Gh.,  Kupferstecher  291. 
Simpernel  Gregorius  198. 

Sincer  238,  297.  S.  Arent  Teerling  238. 
Sinzendorf,  Graf  420. 
Siriep  (Striep)  Krisliaen,  Maler  295,  406. 
Six  Jan,  Kunstfreund  5o,  114»  ^7^,  415,440. 

—  Nicolas  i35. 

—  Pieter,  Kunstfreund  173,  175. 

—  Willem,  Kunstfreund  114 1  117. 
Slagzwaart  220.  S.  Willem  Bouwer. 
SIempop  297,  341.  S.  Theodor  Visser. 


464 


PERSONEN  -  VERZEICHNISS . 


Slempop  297.  S.  H.  iMommers. 

—  358.  S.  Jan  Visschcr. 

Slingeland  Berthoud  van,  Bürgermeister  zu 

Dordrecht  398. 
Slingerlant  Kornelis  van  295. 
Slingelant  Pieter  van,  Maler  348. 
Slop  Jan  Janze,  Glasmaler  242. 
Smit  Arnout,  Maler  238. 
Smith  Jan,  Kupferstecher  170,  288,  409,  426 
Smits    Ludolf,   Dichter    73,    145,   344,  38i 

382,  406,  407. 

—  Ludowyk,  Maler  323,  424. 
Snayers  Pieter,  Maler  67. 
Sneliaert  Joan  107.     . 
Snellinx  F.,  Dichter  79,  363. 
Snellinks  Hans,  Maler  6,  18. 

Snyders  Frans,  Maler  43,  i83, 184,  358,  435. 

Snyers  Hendrik,  Kupferstecher  20. 

Snip  297.  S.  Augustyn  Terwesten. 

Snoek  Adriaen  354. 

Snuffelaer  297.  S.  Otto  Marceus. 

Soldanio,  Kaufmann  340. 

Solras,  Emilia  van  6q,  216.  S.  Emilia. 

Son  Joris  van,  Maler  2o3. 

Sonnenblume  4ii.  S.  Pieter  van  der  Hülst. 

Sophia,  Aebtissin  von  Maubouisson  67. 

Soubourg  Jakob  Sasbout,  Operateur  27,  285. 

Soukens  Johannes,  Maler  364,  3Ö7. 

Soutman  Pieter  Klaasze,  Maler  39. 

Spalthof,  Maler  32o. 

Spanien,  König  von  353,  425.  S.  Karl  U. 

3i3.  S.  Philip  II. 

43, 49.  79»  «21, 149»  309, 3ii.  S.  Philip  IV. 

—  Königin  von  42b.   S.  Maria  Louise  von 
Pfalz-Neuburg. 

Spanjolet,  Maler  64,  263. 

Spcculatie  298,  429.  S.  Jan  Teyler. 

Spelt  Adriaen  van  der,  Maler  17,  18. 

Sperling  Johan  Christian,  Maler  445. 

Spiering,  Kunstfreund  161. 

Spieringer,  schwedischer  Gesandter  122. 

Spyk,  Jacobus  van  297. 

Spilberg  Adriana,  Malerin  3i5,  353. 

—  Gabriel,  Maler  3i3. 

—  Johannes,  Maler  3i3,  353. 
Spiers  Albert  van,  Maler  298,  340. 
Spoors  Mathias,  Maler  416. 
Spranger  Bartholomäus,  Maler  18. 
Spriel  Joan  van  der,  Maler  401. 
Sprong  Kornelis  Engelze,  Maler  2i3. 

—  Gerard,  Maler  2i3,  214. 
Stalbemt  Adriaen,  Maler  45. 
Standaart  297.  S.  Pieter  van  Bloemen. 
Standvastigheid  340.  S.  Michiel  van  Bars- 
palm. 

Stanislaus,  König  von  Polen  177. 
Staphortius  Abraham,  Maler  295. 


Staren berg  Johan,  Maler  406. 
Staverde  Jacomo  van,  Maler  298,  341. 
Steen  Dirk,  Bildschnitzer  3o6. 

—  Jan,  Maler  298,  3o2,  3o3. 

—  Philip,  Kunstfreund  440. 
Steenree,  Willem  van,  Maler  59. 
Steenvoorden  298. 

Stenwyk,  Maler  53. 
Steenwinkei,  Maler  367. 
Steenwinkel  Hendrik,  Maler  401. 
Stella  Claudia,  Kupferstecherin  64. 
Stellart  Fran9ois,  Maler  6. 
Stenbok,  General  25i. 
Sterrenberg  J.,  Dichter  106. 
Steur,  Gerit  van  der,  Maler  238. 
Stilheit  297.  S.  Jan  van  Lint. 
Siirom,  Gräfin  von  i53. 
Stoop  Dirk,  Maler  390. 
Stooter  Egmont  Kornelisz,  Maler  76. 
Stoppertje  175.  S.  La  Tombe. 
Stork  Abraham,  Maler  410. 
Streek  Hendrik  van,  Bildhauer  274. 

—  Jurian  van,  Maler  124,  274. 
Streng  van  der  61.         ^ 

Striep  (Siriep)  Kristiaen,  Maler  295,  406. 

Strobel,  Maler  177. 

Studie  297.    S.  Fran9ois   van   der  Kuppen 

und  Hendrik  van  Lint. 
Stur  Jurian,  Maler  414. 
Stuven  Ernst,  Maler  5,  43i. 
Suchtelen  Nicolas  van,  Kunstfreund  352. 
Susenier  Abraham,  Maler  373. 
Sustermans  Justus,  Maler  127,  128. 
Swanevelt  Herman,  Maler  297. 
Sweel  Jan  van,  Maler  285. 


Tailler  Johan,    Mathematiker   and    Maler 

298,  429. 
Tambour  206.  S.  Jakob  van  der  Doea. 
Tamm  Joan  Werner,  Maler  298. 
Tarent,  Prinz  von  281. 
Taurinus,  Prediger  57. 
Teerling  Arent,  Maler  238,  297. 
Tegel  berg,  Kornelis,  Maler  104. 
Tempel  Abraham  van  den,  Maler  i83,  3oo, 

348,  35i,  371,  372,  419. 
Tempeest  297,  357,  417.  S.  Pieter  Molyn. 
Tempesta  Antonio,  Maler  254. 
Temple,  Gesandter  336. 
Teniers  David,  der  Aeltere,  Maler  28,  5i. 

der  Jüngere,  Maler  148, 149,  197,  3üo. 

Ter-Bruggen  Hendrik,  Maler  61,  69,  3i6. 

—  Richard  62,  69. 

Terburg  (Terborch)  Gerard,  Maler  5,   159, 

25i,  3o8,  335,  353. 
Van  Terlee,  Maler  32o. 


PERSONEN  -VERZEICHNISS. 


465 


TerwesteD  Augastin,  Maler  106,   i83,   248, 
280,  297,  397. 

—  Elias,  Maler  398. 

—  Mateus,  Maler  106,  181,  297. 
Testa  Pieter,  Maler  219,  343. 
Theopbanes  4. 

Thielen  Jan  Philip  van,  Maler  i85,  342. 

—  Maria  Theresia  van,  Malerin  i85,  342. 

—  Anna  Maria  van,  Malerin  i85,  342. 

—  Fran9oise  Katharina  van,  Malerin  185,342. 
Thierry  Jakob  260,  262. 

Thys  Gysbrecht,  Maler  220. 
Thoman  von  Landau,   Maler  28,  60. 
Thomas  Jan,  Maler  127. 
Thulden.  Theodor  van,  Maler  127,  128. 
Tideman  Philip,  Maler  43o. 
Tybout  Willem,  Maler  16. 
Tysens  Peter,  Maler  220. 
Tilburg  Egydius  van,  Maler  95. 
Tilmans  Simon  Peter,  Maler  196. 

—  Tochter,  Malerin  197. 
Tintoretto,  Maler  146,  265. 
Titian,  Maler  120,  121,  265,  382. 
Titus,  Sohn  Rembrandt's  118. 
Toetsteen  341.  S.  Bartholomäus  de  Riemer. 
La  ToyliÄre  178. 

La  Tombe,  Maler  175. 
Tomberg  Daniel,  Glasmaler  i3,  ]5,  80. 
Tombergius  Herboldus,  Prediger  i5,  80. 
Tomberg  Willem,  Glasmaler  i3,  i5. 
Tonneman    Jeronimus,    Kunstfreund    201, 

3i2,  328,  344. 
Toorts  341.  S.  Gaspar  van  Wittel. 
Torenviiet  Abraham,  Glasmaler  299,  38i. 

—  Jakob,  Maler  297,  349. 
Torrentius  Johan,  Maler  63,  212. 
Toskana,    Grossherzog  von  99.    S.  Ferdi- 
nand IL,  Grossherzog  von  Toskana. 

255,  282,  3oi,  414,  441.  S.  CosmoIIL, 

Grossherzog  von  Toskana. 
Touw   Ary  van   der  253.    S.  Ary  van  der 

Kabel. 
Trip  Jan,  Bürgermeister  415. 
Trojen  Rombout  van,  Maler  3i8. 
Tromp  Kornelis,  Admiral  i3r,  178,  382, 435. 
Tuberoos  297.  S.  Jacobus  van  Spyk. 
Tullekens,  Dr.  335,  336. 
Tulp,  Bürgermeister  217. 

Uden  Lucas  van,  Maler  70. 

Ugtervelt  Jakob,  Maler  180. 

Uilenburg  Gerard,  Maler  275,  344,  36o,  375. 

Uitenbogaert  173. 

Uitstel  297,  341.  S.  Fran^ois  de  Meyer. 

Ultt  Jacob  van  der.   Maler  7,  236,  25i,  36i. 

Ungarn,  König  von  225. 

Urban  VIII.,  Papst  146. 

Quellenschriften  f.  Kunstgeach.  XIV. 


Utrecht  Adriaen  van,  Maler  79. 

—  Bischof  von  9. 

Vadder  Lowys  de,  Maler  92. 
Vaga,  Peryn  del,  Maler  264. 
Vaillant  Andreas,  Maler  204,  206. 

—  Bernard,  Maler  204,  2o5,  281. 

—  Jacques,  Maler  204,   2o5,  206,  263,  297. 

—  Jan,  Maler  204,  2o5. 

—  Wallerant,  Maler  204,  2o5,  262,  400. 
Valentin,  Maler  121. 

Valk  Pieter  de,  Maler  54. 

—  Simon  de,  Maler  62. 
Valkenborg  Gillis,  Maler  5i. 
Valkert  Warnard  van  den,  Maler  92. 
Vasari  Georgio,  Künstlerbiograph  4,  i23. 
Veen  Jan  van  der  3i6. 

—  Octavio  van,  Maler  6,  8,  18,  20,  24,  32, 
328,  4o5. 

—  Rochus  van,  Maler  405. 

Velde  Adriaen  van  den,  Maler  120,  i53, 
289,  3iö,  3i8,  33o,  333,  356,  401, 402,  406, 
426. 

—  Esaias  van  de,  Maler  76,  77,  120,  i32. 

—  Jan  van  den,  Kupferstecher  120. 

—  Willem  van  den,  der  Aeltere,  Zeichner 
und  Maler  120,  i52,  288. 

der  Jüngere,  Maler  120,  287,  333. 

Veiters  A.,  Kunstfreund  240,  4i5. 

Velthuizen,  Maler  329. 

Venant  Fr.,  Maler  109. 

Venkel,  Kunstfreund  240. 

Venne  Adriaen  van  der,  Maler  62,  328. 

Vennekool  Steven,  Baumeister  376. 

Verbeek  Kornelis,  Maler  214. 

—  Pieter,  Maler  177. 

Verbyl  Jan  Govertsz,  Maler  iq8. 
Verbius  Arooldus,  Maler  374. 
Verboom  (Akerboom)  Abraham,  Maler  3i8 . 
Verbruggen  Henrik  61.  S.  Terbruggen. 

—  Pieter,  Kupferstecher  298,  340. 
Verbürg  Adriaen,  Maler  53. 
Verburgh  Jan,  Glasmaler  100. 
Verdoel  Adriaen,  Maler  188. 
Verhaagt  Tobias,  Maler  6,  24,  32. 
Verhaast  Aart,  Maler  17. 

Verhoek  Gysbert,  Maler  345,  36o,  36i. 

—  Pieter,  Maler  202,  36i,  362. 
Verhout  Konstantyn,  Maler  379. 
Verhulst  297. 

Verkolje  Johannes,  Maler  io3,  236,399,401. 

—  Nicolas,  Maler  194,  245,  400,  401. 
Vermaak  297,  341.  S.  Nicolas  le  Grand. 
Vermandois,  Kunstfreund  139. 
Vermeer  Johannes,  Maler  io3. 
Vermeulen  Kornelis,  Kupferstecher  35. 
Vernando  Franfois,  Maler  148. 

3o 


466 


PERSONEN  -VERZEICHNISS. 


Veronese  Paolo,  Maler  121,  263,  408. 
Verschoten  Joris,  Maler  129.  S.  Schoten. 
Verschau r,  Bürgermeister  431. 

—  Lieve  403. 

Verschuuriog  Hendrik,  Maler  234,  25i,  4o3. 

—  Willem,  Maler  235,  236,  401. 
Versyl  Jan  Franse,  Maler  18. 
Verlangen  Daniel,  Maler  38. 
Verveer  Ary  Huibertsz,  Maler  373. 
Verwilt  Franfois,  Maler  58. 
Vincentius  D.  282. 

Vinci  Leonardo  da  4. 
Vinkeboons  David,  Maler  324. 
Vinne  Jan  van  der>  Maler  244. 

—  Izak  van  der,  Maler  244. 

—  Laurenz  van  der,  Maler  191,  244,434. 

—  Vincent   van   der,    der    Aeltere,    Maler 
140,  188,  242. 

Virgilius  341.  S.  de  Backer. 
Vischer  Kornelis  de,  Maler  199. 
Kupferstecher  328. 

—  Johan,  Maler  32;,  328,  358. 

—  Lombard,  Kupferstecher  328. 

—  N.,  Kunsthändler  344. 

—  Theodor  297,  341. 
Vladderakken  G.  van,  Kunstfreund  164. 
Vlieger  Kornelia  de,  Dichterin  288. 

—  Procurator  de  43i. 

—  Simon  de,  Maler  287. 

Vliet  Hendrik  van,  Maler  54,  396. 

—  Willem  van  der,  Maler  5  |. 
Vlyt  297.  S.  Klaessens. 
Vlucht  297.  340.  S.  Fr.  Moens. 
Voet  Ferdinand,  Maler  117,  417»  4i8. 

—  Simon,  Maler  i58. 

Vogel  Fenix  298.  S.  de  Winter. 

—  Karel  de  297,  341. 

—  Jan  Tomasz  de,  Kunstfreund  319. 
Vois  Ary  de,  Maler  348. 

Volger  297. 

Vollenhove  Johann,  Dichter  181,182,390,405. 

Vollevens  Jan,  Maler  416. 

Volterra  Daniel  de,  Maler  264. 

Vondel,  Joost  van  den,  Dichter,  10,  i5,  22, 

5o,  64,  ö6,  91,  109,  127,  129,  i3o,  i3i,  i32, 

147,  i58,  174,  i85,  186,  195,  276,  277,  288, 

293,  3i9,  364 ,  4i5. 
Voordewint  298,   340.    S.    Gillis  van   der 

Meeren. 
Voorhout  Johannes,  Maler  238,    359,   36o, 

379,  432,  436. 
Voort  Kornelis  van  der,  Maler  53. 
Vorstermans  Johannes,  Maler  364,367,388 
Vorsterman  Lucas,  Kupferstecher  70. 
Vos  Kornelis  de,  Maler  86. 

—  Jan,  Dichter  11,  67,  84,  94,  100, 114,  i3i, 
145,  i65,  186,  2o3,  25o,  293,  319,  412. 


Vos  Martin  de,  Maler  5i,  95. 

—  Paulus  de,  Maler  128. 

—  Simon  de,  Maler  102. 
Vosmeer  Jakob  Woutersz,  Maler  52. 
Vosmerus  Michiel,  Schriftsteller  16. 
Vredenburg,  Kunstfreund  3oo,  400. 
Vree  Nicolas  de,  Maler  409. 
Vreem  Antony,  Maler  436. 
Vrientschap  297.  S.  Theodor  van  der  Schuur. 
Vrye  Dirk  de,  Maler  17. 

Vroom  Kornelis,  Maler  214. 

—  Hendrik,  Maler  90,  214. 
Vrome  297,  341.  S.  F.  Matheus. 
Vuurpyl,  Maler  221. 

"Wa^l  Kornelis  de,  Maler  68. 

—  Jan  de,  Maler  22,  68. 

—  Lucas  Jansz  de,  Maler  65,  68. 
Waas  Aart  van,  Maler  198. 
Wabbe  Jacques,  Maler  166. 
Wackerbaart,  General  35 1. 
Waldeck,  Graf  von  237. 

—  Fürst  von  284. 

Wales,  Prinz   von    i3o,  25o.    S.   Karl  IL, 

König  von  England. 
Walskapel  Jakob  van,  Maler  393. 
Walvis  J.,  Historiograph  80. 
Warmenhuizen  Adriaen,  Maler  200. 
Warthon  Lord,  Kunstfreund  85,  386. 
Waterloo  Antoni,  Maler  184. 
Webber  Zacharias  36i. 
Wecnix  Gillis,  Maler  418. 

—  Jan,  Architekt  191. 

—  Johan,  Maler  i85,  326,  423. 

—  Jan  Baptista,  Maler  191,  209,  210,  324,  335. 
Weyerman  J.,  Maler  317. 

Weyman  297,  341.  S.  Hansje  Blondeau. 

Welgemoet  295,  297.  S.  Pieter  Fritz. 

Wellekens  J.  B.,  Dichter  405. 

Wellust  297.  S.  Paul. 

Wcl  te  Vreden  298.    S.  Dominicus  Schaft. 

Werf  Adriaen  van  der,  Maler  117,  354,  355, 

423,  437. 
Westerhoud,  Glasmaler  i5,  80. 
Westerloo,  Marquis  von  324. 
Westhovius    F.    G. ,    Dichter,    Rector    zu 

Gorkum  236. 
Wieland  J.  49. 
Wielin,  Maler  397. 
Wieringen  Kornelis,  Maler  214. 
Wigmana  Gerardus,  Maler  72,  383. 
Wignacourt  Alois  264. 
Wyk  Jan,  Maler  169,  170. 

—  Thomas,  Maler  169,  197,  3i8. 
Wilde  J.  de,  Maler  66. 
Wildens  Joh.,  Maler  90,  94. 
Wilhelm  L,  Prinz  von  Oranien  55,  314. 


PERSONEN-VERZEICHNISS. 


467 


Wilhelm  II.,  Prinz  von  Oranien  89, 164,  182. 

—  XU.  von  Oranien,  König  von  England 
162,  244,  285,  3io,  385,  402,  4i5,  419, 
424,  428. 

—  V.,  Kurfürst  von  Baiern  20,  68. 

—  Kurfürst  von  Brandenburg  172. 
Wilkens  Theodor,  Maler  397,  3i6. 
Wiliaerts  Abraham,  Maler  i58. 

—  Adam,  Maler  3o,  i58,  32o. 
Wilieborts  Bossaert,  Thomas,  Maler  i54. 
Willemans  Anna  Elisabeth,  Malerin  252. 

—  Michiel,  Maler  252. 

Williams  Johan,  Bischof  von  Lincoln  262. 

Willigen  Pieter  van  der,  Maler  126. 

Wils  Jan,  Maler  208,  209. 

Wilt  Thomas  van  der,  Maler  401. 

Wiltschut,  Kunstfreund  194. 

Wynants  Jan,  Maler  333. 

Winkelhaac  340.  S.  Donauville. 

Wynen  Dominicus  van  297. 

Wytman  MatheuS)  Maler  402. 

Winter  de  298. 

Wissing  Willem,  Maler  428. 

Wit  Andries  de,  Maler  388. 

—  Emanuel  de,  Maler  55,  i23,  124,  125^ 
126,  194»  274,  275. 

—  Franciscus  de,  Maler  297. 

—  J.  de,  Maler  188. 

—  Joan  de,  Staatsmann  282,  283. 

—  Kornelis  de,  Staatsmann  282,  283. 

—  Peter  de,  Maler  220. 
Withoos  Alida,  Malerin  232. 

—  Frans,  Maler  232. 

—  Johannes,  Maler  232. 

—  Mathias,  Maler  i58,  23o^  232. 

—  Pieter,  Maler  232. 
Witsen  Korn.  Joh.  i65. 

—  Jonas,  Kunstfreund  i5o,  266,  372. 
Wittel  Kaspar  van,  Maler  298,  341. 
Wolf  Jakob  de,  Maler  406. 

—  Jan  de,  Kunstfreund  3i2. 
Wolfegh  Henrik,  Graf  von  92. 
Wolfenbüttel,  Herzog  von  3o5.    S.  Anton 

Ulrich,  Herzog  van  Braunschweig. 
Wolffaerts  Artus,  Maler  86,  221. 


Wolfgang  Wilhelm,  Pfalzgraf  von  Neuburg 

49,  3i3,  314. 
Wolters,  Kunstfreund  i83,  184. 
Worst  Jan,  Maler  222. 
Wouters  Franciscus,  Maler  167. 

—  Gomarus,  Maler  297,  341. 
Wouwerman  Jan,  Maler  190. 

—  Paulus,  Maler  188. 

—  Philip,   Maler  188,    191,   204,  266,    327, 
36o,  402,  410. 

—  Pieter,  Maler  190. 

Wladislaw  Vll.,  König  von  Polen  199. 
Wrangel,  Feldmarschall  258. 
Wulfhagen  Frans,  Maler  119. 
Wulfraat  Mathys,  Maler  25o,  3qo,  391. 

Xenokrates  4. 

York ,    Herzog    von    195 ,   285 ,    384 »    385. 
S.  Jacob  IL,  König  von  England. 

Zaagmolen  Martin,  Maler  32i,  371,  372,  394. 
Zachtleven  Kornelis,  Maler  147,  179. 

—  Herman,  Maler  146,   147,  148,  3i8,  364, 
365,  404,  417,  428. 

Zaenredam  Pieter,   Maler  78. 

Zanetti  Domenico,  Maler  423. 

Zantsaek  298,  340.  S.  Albert  Clovet. 

Zeehaan  295.    S.  Kornelis  van  Slingerlant. 

Zeelander  Pieter  de  297. 

Zegers  Daniel,  Maler  63,  64,  i85,  275,  342. 

Ziereeis  (Ziereneels)  F.,  Maler  297,  341. 

Zyl  Gerard  Pieterze  van,  Maler  i59, 249, 400. 

Zinnebeeld  297.  S.  Adriaen  Foly. 

Zomer  Jan  Pietersi,  Kunsthändler  i38,  i39, 

154,  200,  23i,  246. 
Zomeren  Hendrik  van,  Maler  i38. 
Zon  297.  S.  Pieter  van  der  Hülst. 
Zorg  Hendrik  Martensz,  Maler  197,  390. 
Zucchero  Fred.,  Maler  20. 
Zuyker  Nicolas,  Maler  214. 
Zuilen  Herr  van,  Kunstfreund  388,  389. 
Zuilestein  van  89. 

Zuyiichem,  Herr  van,  Kunstfreund  175,  435. 
Zwanenborg    lakob    Jzakzen  van    110.    S. 

Jacob  Izakzen  Nicolei. 
Zwart  Jan,  Maler  i3. 


3o 


468 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


IL 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS 


der 


Geburts-  und  Aufenthaltsorte  der  er"\välinten  Künstler, 
nach.  Ländern  und  Städten  geordnet. 


Belgien. 

Belgien.  Horatio  Gentilesco  41. 

Adriaen  van  Linschoten  64. 

Christof  Schovarts  68. 

Micbiel  van  Barspalm  340. 

Regnier  Covyn  374. 

Isrel  Covyn  374. 
Antwerpen.  Bernard  van  Orley  12. 

Octavio  van  Veen  18,  20. 

Adam  van  Gort  20. 

Jan  de  Waal  22. 

Adriaen  Nieulant  22. 

Frans  Badens  22. 

Tobias  Verhaegt  24. 

Adam  Willaarts  3o. 

Peter  Paul  Rubens  32,  33,  36,  38. 

Cornelis  Schut  39. 

Jan  van  Hoek  40,  294. 

Abraham  Janszen  40. 

Henrik  van  Baien  42. 

Jobannes  van  Baien  43. 

Frans  Snyders  43. 

Joan  Bruegel  44. 

Adriaen  Stalbemt  45. 

Deodatus  Delmont  5o. 

David  Teniers  der  Aeltere  5i. 

Wenceslaus  Koeberger  52. 

Guiliam  Nieulandt  55. 

Caspar  de  Crayer  56. 

Daniel  Zegers  63. 

Lucas  de  Waal  Jansz  65. 

Pieter  Snayers  67. 

Cornelis  de  Waal  68. 

Jacques  Jordaens  68,  i5i,  200,  267. 

Lucas  van  Uden  70. 

Dirk  van  Hoogstraten  70. 

Theodor  Rombonts  78. 

Adriaen  van  Utrecht  79. 

Anton  van  Dyk  80,  83,  145. 

Jodocus  de  Momper  86. 

Artus  Wolfart  86,  221. 

Jan  de  Heem  89. 

Pieter  van  Loon  92. 


Andries  van  Artveit  93. 
Jakob  van  Es  93. 
Guiliam  Bakkereel  93. 
Gillis  Bakkereel  93. 
Joannes  Wildens  94. 
JacobuR  de  Geest  94. 
Pieter  Neefs  95. 
Abraham  Mattys  95. 
Egydius  van  Tilburg  95. 
Pieter  Kock  van  Aelst  98. 
Johannes  Cossiers  102. 
Joan  Snellaert  107. 
Joan  Schuermaeker  107. 
Peter  Fr^j^oi»»  Lucasz  110. 
Gerard  Segers  iio,  408. 
Justus  Sustermans  127. 
Erasmus  Quellinus  128,  204. 
Jan  Lievensz  i3o. 
Adriaen  Bronwer  141,  143. 
Bartram  de  Fouchier  145,  146. 
Joan  Frederik  van  Isendoren  146. 
Robert  van  Hoek  149,  184. 
David  Teniers  der  Jüngere  149. 
Leendert  van  der  Koogen  i5i. 
Thomas  Willeborts  Bossaert  154. 
Bonaventura  Peeters  166. 
Franciscus  Wouters  167. 
David  Rykaert  167. 
Govaert  Flink  173. 
Gonzales  Cocques  180. 
Karel  van  Savoyen  186. 
Jan  Baptist  van  Duinen  187. 
Pieter  Donker  200. 
Joris  van  Son  2o3. 
Wallerant  Vaillant  204. 
Johannes  van  Kessel  219. 
Johannes  Peeters  219. 
Peter  Boel  219. 
Caspar  van  Eyk  219. 
Jan  Sibrechts  219. 
Nicolacs  van  Eyk  220. 
Philip  Fruytiers  220. 
Antonius  Goebouw  220. 
Franciscus  de  Neve  220. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


469 


Jobannes  Fyt  220. 

Peter  Tysens  220. 

Alexander  Adriaensen.  220. 

Pieter  de  Wit  220. 

Gysbrecht  Thys  220. 

Guiliam  Gabron  221. 

Peter  Breda  248. 

Franciscos  Roetiers  25o. 

Nicolaes  Maas  267. 

Ottomcr  Elger  der  Aeltere  275. 

Daniel  Zegers  275. 

Nicolas  le  Grand  297,  341. 

Monnaville  297. 

Paul  ?  297. 

Klaassens  297. 

David  de  Koning  297,  340. 

Pieter  van  Bloemen  297. 

Gomarus  Woaters  297,  341. 

Noibertus  van  Bloemen  297. 

F.  Matheas  297,  341. 

Abraham  Genoels  297,  337,  342,  368. 

Abraham  Bruegel  297,  340. 

Pieter  Hofmans  297,  341. 

Momper  297. 

Verhulst  297. 

Francis  van  der  Kuppen  297. 

Hendrik  van  Lint  297,  3i6. 

Bartholomäus  Martens  297,  341. 

De  Winter  298. 

Emanuel  van  Pee  332. 

De  Nys  332. 

Laurens  Frank  337. 

Franciscus  Millet  337,  367. 

Boel  339. 

Nicasius  340. 

Albert  Clovet  340. 

Gillis  de  Mont  340. 

Gillis  van  der  Meeren  340. 

Marcello  Liberechts  340. 

Jan  Baptist  Bruegel  340. 

Donauville  340. 

Bartolomeus  de  Riemer  341. 

Philip  van  der  Does  341. 

Anton  Schoonjans  341,  423. 

Bernard  Baillen  341. 

Jacomo  Blondel  341. 

Laviron  342. 

Jakob  Denys  38 1. 

Gerard  Hoet  388. 

Simon  van  der  Does  4i3. 

Ferdinand  Voet  418. 

Huisman  428. 

Elias  van  den  Broek  434. 
Brügge.  Marcus  Geerards  21. 
Brüstet.  Bernard  van  Orley  i3. 

Octavio  van  Veen  21. 

Hendrik  van  der  Borcht  5i. 


Wenceslaus  Koeberger  5i,  52. 

Pieter  Snayers  67. 

Jacques  Francart  71,  72. 

Remigins  van  Rheni  92. 

Lowys  de  Vadder  92. 

Lukas  Achtschellinks  93. 

Pieter  van  de  Pias  94. 

Henrik  de  Klerk  93. 

Antoni  Salart  95. 

Guiliam  Mahne  95. 

Philip  de  Champagne  96. 

Daniel  van  Heil  io3. 

Louis  Primo  iio. 

Joost  van  Craasbeek  143. 

Adriaen  Brouwer  143. 

Jan  Baptist  van  Heil  149. 

Johannes  Mytens  i33. 

Abraham  Willarts  i58. 

Jacques  van  Artois  i58. 

Petef  Meert  184. 

^eter  van  der  Borcht  220. 

Gerrit  van  Hochstadt  220. 

Antoine  Fran^ois  van  der  Meulen  290. 

Klaudius  Albertus  Sevin  297. 

Monnaville  340. 

Egion  van  der  Neer  353. 

Joan  Baptist  de  Champagne  370. 

Gerard  Hoet  388. 

Adriaen  Boudewyns  388,  389. 

Marienhof  4o3. 

Simon  van  der  Does  4i3. 
Cortrik.  Roelant  Savry  29. 
Gent,  Franciscus  de  Wit  297. 
Herentals.  Frans  Franken  22. 
Hülst.  Cornelis  de  Vos  86. 

Paulus  de  Vos  128. 
Lierre.  Adriaen  de  Bie  67. 

Franciscus  Wouters  167. 
Löwen.  Theodor  van  Loon  86. 
Lüttich.  Gerard  Lairesse  5,  343. 

Octavio  van  Veen  20. 

Dammori  van  Luik  (?)  126. 

Gillis  Schagen  178. 

Godyn  336. 

Reynier  Lairesse  343. 

Bartolet  Flaman  343. 

Ernest  Lairesse  347. 

Jacques  Lairesse  347. 

Gabriel  Lambartin  420. 

.lohan  Franfois  Douwen  420. 
Mastricht.  Karel  de  Vogel  297,  341. 
Mecheln.  Octavio  van  Veen  18. 

Lucas  Fran9ois  der  Aeltere  29. 

Frans  Hals  49,  140. 

Dirk  Hals  49. 

Peter  Fran^ois  Lucasz  110. 

Herman  Hals  140. 


470 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


Lucas  Fran^ois  der  Jüngere  167. 

Jan  Philip  van  Thielen  i85. 

Karel  Emanuel  Biset  275. 

Maria  Theresia  van  Thielen  342. 

Anna  Maria  van  Thielen  342. 

Fran9oise  Katharina  van  Thielen  342. 
Oudenaarden.  Adriaen  Brouwer  i35. 
Quaremonde.  Johannes  van  Heck  219. 
Roermond.  Johan  Fran9ois  Douwen  420. 
Toumai.  Jan  Baptist  d^Assenie  298. 

Verboom  (Akerboom)  3i8. 
St.  Trond.  Deodatas  del  Mont  4g. 
Ypem.  Jan  Thomas  127. 

Jan  van  den  Berg  168. 

Mathys  van  den  Berg  168. 

Dflnexnark,  Schiveden  und 

NorivegeD. 

Gothenburg.  Ottomar  Elger  der  Aeitere  275. 
Helsingör.  Pieter  Fransz  22. 
Kopenhagen.  Karel  van  Mander  der  Sohn. 
109. 

David  Beck  195. 

Adriaen  Foly  297. 

Steenwinkel  357. 

Johannes  Glauber  376. 

Jakob  Koning  401. 
Norwegen.  Aldert  van  Everdingen  201. 
Schweden.  Nicolas  de  Helt-Stokade  157. 

David  Beck  195. 

Joan  Couper  196. 

Deutschland,  Oesterreich  und 
die  Schiveiz. 

Altona.  Anna  Maria  Schuurmans  134. 
Ansbach.  Johan  Christian  Sperling  445. 
Augsburg.  David  Baily  53. 

Joachim  Sandrart  122. 

Melchior  Küsel  292. 
Baiem»  Octavio  van  Veen  20. 

Deodatus  del  Mont  49. 

Christoph  Paudiss  119. 

Jakob  Sandrart  127. 
Basel.  Desiderius  Erasmus  10. 

David  Jorisz  11. 
Berlin.  Adriaen  van  der  Spelt  18. 

Abraham  Begyn  i83. 

Jacques  Vaillant  2o5. 

Andreas  Vaillant  206. 

Ottomar  Elger  der  Aeitere  275^  276. 

Fromentjou  276. 

Jan  van  Sweel  285. 

Wielin  397. 

Augustinus  Terwesten  398. 

Theodor  Lubienitzki  414. 


Jakob  de  Heus  429. 

Johan  Tailler  429. 

Michiel  Maddersteg  437. 
Bonn.  Ernest  de  Lairesse  347. 
Braunschweig.  David  Baily  53. 
Bremen.  Frans  Wulfhagen  119. 

Quant  196. 

Simon  Peter  Tilmans  196. 
Breslau.  Joan  Gotlieb  Glauber  377. 
Cassel.  Filip  Roos  269. 

Theodor  Roos  273. 

Johann  Heinrich  Roos  273. 

Jan  van  Nickeln  397. 
Cleve.  Govaert  Flink  5i,  170. 

Lambert  Jakobze  171. 

Jan  de  Baan  285. 

Jan  van  Hagen  367. 

Johan  van  Bunnik  'ly. 
Cöln.  Peter  Paul  Rubens  5,  3i. 

Octavio  van  Veen  20. 

Hans  van  Aachen  (Joan  Dac )  18. 

Augustyn  Brun  95. 

Hans  Holsman  95. 

Christiaen  van  Kouwenbergh  io3. 

Gillis  Schagen  178. 

Johannes  Spilberg  314. 

Joan  van  der  Heyden  33i. 

Job  Berkheyden  363. 

Gerrit  Berkheyden  363. 
Dan^ig.  Daniel  Blök  47. 

Jacob  Scherer  47. 

Gillis  Schagen  177,  178. 

Joost  Brasser  (?)  177. 
Deutschland.  Dirk  van  Hoogstraten  71. 

Remigius  van  Rheni  92. 

Philip  de  Champagne  97. 

Herman  Zachtleven  146. 

Thomas  Willeborts  Bossaert  154. 

David  Bek  195. 

Vincent  van  der  Vinne  243,  244. 

Cornelis  Bega  244. 

Theodor  Helmbreker  244. 

Willem  du  Bois  244. 

Benjamin  Blök  257. 

Christofifel  Pierson  258. 

Bartholomäus  Meyburg  258. 

Willem  Schellinks  260. 

Dirk  Steen  3o6. 

Gerard  Terburg  3o8. 

Pieter  Gyzen  3i8. 

Joan  Gotlieb  Glauber  377. 

Augustin  Terwesten  397. 
Düsseldorf.  Johannes  Spilberg  3i3,  3i4,  353. 

Adriana  Spilberg  3i5,  353. 

Wilhelm  Breekvelt  3i5,  353. 

Eglon  van  der  Neer  3i6,  353,  423. 

Van  der  Meyn  397. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


471 


Jan  Fran9ois  Douven  397,  421,  422,  423. 

Jan  van  Nickelen  397. 

Antonio  Bell  423. 

Antonio  Pellegrini  423. 

Domenico  Zanetti  423*. 

Johan  Weenix  423. 

Antoni  Schoonjans  423. 

Rachel  Ruis  423. 

Gerardus  Karsch  423. 

Peter  Boy  423. 

Johan  Frederik  Ardin  423. 

Antonio  Bernardi  423. 

Chevalier  Grupello  423. 

Antonio  Leonio  424. 

Ignatius  Eulhoffen  424. 

Adriaen  van  der  Werf  441. 
Elbing.  Gillis  Schagen  177. 

Strobel  177. 
Frankenthal.    Henrik  van  der  Borcht  der 

Aeltere  5i. 
Frankfurt  a.  M.   Johan  Lingelbach   5,  221. 

Abraham  Mignon  (Minjon)  5,  33i. 

Adam  Elshaimer  6,  27. 

Philip  Offenbach  28. 

Samuel  Hofmann  40. 

Hendrik  van    der  Borcht  der  Aeltere  5i. 

David  Baily  53. 

Joachim  Sandrart  120,  122. 

Pieter  Donker  200. 

Wallerant  Vaillant  204. 

Jan  Vaillant  2o5. 

Johan  Heinrich  Roos  241,  267,  268. 

Filip  Roos  268. 

Jakob  Marrel  33i. 

Matheus  Merlan  377,  417. 

Maria  Sybilla  Merian  377. 

Mathys  Wulfraat  392. 

Johan  van  Bunnik  417. 
Friedrichsstadt.  Johannes  Voorhout  38o. 

Juriaen  Ovens  119,  38o. 
Genf.  Vincent  van  der  Vinne  244. 
Hamburg.  Ernst  StuveS,  43i. 

David  Baily  53. 

Juriaen  Jakobsze  184,  435. 

Cornelis  de  Visscher  199. 

Jan  Voorhout  238,  36o,  38o,  432,  436. 

Jan  Teunisz  Blankhof  239. 

Horatius  Paulyn  36o. 

Bellevois  36o. 

Mathias  Scheits  36o. 

Johannes  Glauber  376,  377. 
Joan  Gotlieb  Glauber  377. 

Diana  Glauber  377. 

Godfried  Kneller  384. 
Jurian  Stur  414. 
Theodor  Lubienitzki  414. 

Christoffel  Lubienitzki  414. 


Philip  Tideman  43o. 

Ns.  Raes  43o. 

Meister  Hins  43i. 

Willem  Dalens  436. 
Hannover.  Theodor  Lubienitzki  414. 

Kloosterman  425. 
Heidelberg.  Caspar  Netscher  334. 

Job  Berkheiden  363. 

Gerrit  Berkheiden  363. 

Johan  van  Bunnik  417. 
Ingolstadt.  Christof  Schovarts  (Schvrarz)  6/ . 

Joachim  Sandrart  122. 
Krakau.  Theodor  Lubienitzki  414. 
Landau.  Jacob  Ernät  Thoman  60. 
Leipzig.  Nicolas  Knufter  loi. 
Lübeck.  Adriaen  van  Ostade  (?)  i5o. 

Izaak  van  Ostade  (?)  i5o. 

Michiel  Willemans  252. 

Benjamin  Blök  257. 

Godfried  Kneller  383. 

Jobann  Zacharias  Kneller  383. 
Magdeburg.  Nicolas  Knufter  102. 
Maini.  Jan  Thomas  127. 

Theodor  Roos  273. 

Johann  Heinrich  Roos  273. 
Mannheim.  Theodor  Roos  273. 
München.  Christoff  Schovarts  (Schwarz)  68. 
Münster.  Gerard  Terburg  3i2. 

Gerard  Karsch  423. 
Nürnberg.  David  Baily  53. 

Joachim  Sandrart  i23. 

Willem  van  Bemmel  148. 

Johannes  Thomas  Fischer  257. 

Anna  Katarina  Fischer  257. 

Benjamin  Blok  257. 

Godfried  Kneller  384. 
Oldenburg.  Jan  Lis  5,  86,  297. 
Prag.  Caspar  Netscher  5. 

Roelant  Savry  3o. 

Joachim  Sandrart  120. 

Gillis  Sadeler  120. 

Carolus  Creta  (Screta)  220. 

Michiel  Willemans  252. 

Joan  Gotlieb  Glauber  377. 
Preussen.  Michiel  Willemans  252. 
Rees.  Gerard  Hoet  387. 

Jan  van  Bunnik  388,  417. 

Justus  Nieuwpoort  388. 

Andries  de  Wet  388. 
Rostock.  Daniel  Blok  46. 
Sachsen.  Christoph  Paudiss  119. 
Sachsen-Lauenburg  (Ratzeburg).    Johannes 

Withoos  232. 
Salzburg.  Adriaen  Bloemart  23. 
Schwei!{.  Jurian  Jakobsze  i83. 

Hendrik  Verschuring  235. 

Vincent  van  der  Vinne  243. 


472 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


Willem  Schellinks  260. 

Rouw  298. 

Jan  Hakkert  3i6. 
Speier.  Joban  van  Bunnik  417. 
Stettin.  Daniel  Blök  46. 

Christoflfel  Lubienitzki  414. 
Strastburg.  Frederik  Brentel  95,  2q2. 

Jakob  van  der  Heyden  95. 

Theodor  Roos  274. 

Joan  Guiliam  Boawer  291. 

Johan  van  Bunnik  417. 
Stuttgart.  Johannes  Netscher  334. 
Tirol.  Roelant  Savry  3o. 

David  Baily  53. 
Trient.  Willem  Schellinks  26Ö. 
Ungarn.  Benjamin  Blök  257. 
Wesel.  Theodor  Roos  273. 
Wien.  Jan  van  Hoogstraten  229. 

Luis  23o. 

Joachim  Sandrart  23o. 

Joan  Guiliam  Bouwer  292. 

Jan  van  Hoeck  294. 

Daniel  Syter  341,  382. 

Jacobus  Potma  66. 

Jan  Thomas  127. 

Samuel  van  Hoogstraten  129,  223, 226,  23o. 

Simon  Peter  Tilmans  196. 

Jacques  Vaiilant  2o5. 

Joan  Gotlieb  Glauber  377. 

Jan  Fran9ois  Douven  ^21. 
Würtemberg.  Theodor  Roos  274. 
Zürich.  Samuel  Hofman  39,  40. 

Johan  van  Bunnik  417. 

England. 

England.  Rubens  34. 
Horatio  Gentilesco  41. 
Anton  van  Dyk  46,  83,  84,  85,  248,  249. 
Cornelis  Poelenburg  58,  100. 
Gerard  Honthorst  67. 
Arnold  Houbraken  75,  81,  263. 
Bauttard  (Boitard)  75. 
Joachim  Sandrart  120. 
Jan  Lievensz  i3o. 

Palamedes  Palamedesz  Stevers  i32. 
David  Teniers  der  Jüngere  149. 
Willem  van   den  Velde  der  Aeltere  i53, 

288. 
Thomas  Willeborts  Bossaert  154. 
Otto  Marcelis  154. 
Franciscus  Wouters  167. 
Jan  Wyk  170. 
Hendrik  Carr^  170. 
Pieter  van  der  Faes  181,  182. 
David  Beck  195. 
Olivier  196. 


Gelsdorf  196. 

Joan  Couper  196. 

Johannes  Torrentius  3i3. 

Hendrik  Pot  214. 

Samuel  van  Hoogstraten  227. 

Roestraten  234. 

Jan  Maartz  242. 

Janson  van  Keulen  248,  249. 

Gerard  Pieterze  van  Zyl  249. 

Willem  Schellinks  260. 

Gerard  Uilenburg  277. 

Pieter  Lely  277,  282. 

Jan  de  Baan  282. 

Willem  van  den  Velde  der  Jüngere  288. 

Peter  van  der  Meulen  291. 

Peter  van  Bloemen  291. 

Largilliöre  291. 

Abraham  van  Dyk  295. 

Gerard  Terburg  3o8,  309. 

Joan  van  der  Heyden  33o. 

Izak  Ducart  332. 

Dirk  van  Bergen  334. 

Izac  Paling  35i. 

Godfried  Schalken  354. 

Horatius  Paulyn  36o. 

Johannes  Vorsterman  365. 

Francisque  Milet  368. 

Godfried  Kneller  384. 

Augustinus  Terwesten  397. 

Joan  van  der  Spriet  401. 

Abraham  Hondius  409. 

Simon  van  der  Does  4 12. 

Kloosterman  425. 

Jan  Loten  426. 

Jan  Griffier  426,  427. 

Robert  Griffier  427. 

Willem  Wissing  427. 

Frankreich. 

Frankreich.  Jan  de  Hoey  11. 
Adriaen  Pietersz  Crabetfa  i3. 
Wouter  Crabeth  i3,  80. 
Aart  Verhaast  17. 
Gysbert  van  der  Kuil  17. 
Dirk  de  Vrye  18. 
Lucas  Fran9ois  der  Aeltere  29. 
Peter  Paul  Rubens  32. 
Lucas  de  Waal  Jansz  65. 
Jan  van  Goijen  76. 
Anton  van  Dyk  83. 
Justus  van  Egmont  96. 
Willem  van  Aelst  99. 
Jan  van  Bronkhorst  100. 
Otto  Marcelis  154. 
Pieter  de  Laar  i55. 
Nicolas  de  Helt-Stokade  157. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


473 


Lucas  Fran^ois  der  Jüngere  168. 

Ludolf  de  Jong  179. 

David  Beck  195. 

Aart  van  Waas  198. 

Pieter  Donker  200. 

Emanoel  Murant  204. 

Wallerant  Vaiilant  204,  262. 

Jacob  van  der  Does  206. 

Jan  Both  210. 

Andries  Both  210. 

Johannes  Lingelbach  221. 

Vincent  van  der  Vinne  243. 

Willem  Schellinks  260,  262. 

Karel  Emanuel  Biset  275. 

Joban  van  der  Nes  294. 

Gerard  Terburg  3o8,  3o9,  3io. 

Petit  Joan  le  Hollandais  322. 

Egion  van  der  Neer  352. 

Johannes  Vorsterman  364. 

Albert  Meyering  371. 

Godfried  Kneller  3S5. 

Gerard  Hoet  388. 

Abraham  Diepraam  390. 

Augustinus  Terwesten  397. 
Amiens.  Leonard  ßramer  73. 
Airecht  (Arras).  Leonard  Bramer  73. 

Jan  van  Bronkhorst  100. 

Pieter  Mathys  100. 
Bordeaux.  Gaspar  Netscher  336. 

Godyn  336. 
Dieppe.  Gillis  Schagen  178. 
Lyon.  Cornelis  de  Man  202. 

Ary  van  der  Kabel  253,  375,  418. 

Karel  du  Jardin  3i9,  366. 

Jan  Asselyn  32i. 

Nicolas  de  Helt-Stokade  32i. 

Laurenz  Frank  322. 

Arnoldus  Quellinus  322. 

Gabriel  van  der  Leeuw  356. 

Johannes  Glauber  375. 

Joan  Gotlieb  Glauber  377. 

Jacob  Knyf  377. 

Johan  yan  Bunnik  418. 

Ferdinand  Voet  418. 

Pieter  van  Bloemen  418. 

Gillis  Weenix  418. 
Marseille.  Leonard  Bramer  73. 
Nantes.  Dirk  Meerkerk  198. 
Orleans.  Gillis  Schagen  178. 
Paris.  Jan  de  Waal  22. 

Jan  de  Mayer  22. 

Abraham  Bloemart  23. 

Cornelis  Bloemart  24. 

Adriaen  de  Bie  67. 

Rudolf  Schoof  67. 

Leonard  Bramer  73. 

Raimond  la  Fage  75. 


Joan  van  der  Brügge  75. 

Jan  Lis  86. 

Philip  de  Champagne  96,  97. 

Jan  van  Bronkhorst  100. 

Chamu  100. 

Theodor  van  Thulden  127. 

Adriaen  Brouwer  143. 

Bartram  de  Fouchier  146. 

Joan  Frederik  van  Ysendoren  146. 

Simon  Voet  i58. 

Abraham  Willarts  i58. 

Gillis  Schagen  178. 

Cornelis  de  Man  202. 

Andreas  Vaiilant  206. 

Jakob  Lavecq  223,  224. 

Hendrik  Verschuuring  235. 

Theodor  Helmbreker  289. 

Frederik  de  Moucheron  289. 

Antoine  Fran9oi6  van  der  Meulen  290,  393. 

Abraham  Genoels  337,  ^4^»  ^68. 

Laurens  Frank  337,  368. 

Frauciscus  Millet  337,  368. 

Jan  van  Huchtenburg  339. 

Gabriel  van  der  Leeuw  356. 

Joan  Baptiste  de  Champagne  371. 

Johannes  Glauber  375,  377. 

Van  Doren  375. 

Joan  Gotlieb  Glauber  377. 

Jacob  Knyf  377. 

Johan  vau  Huchtenburg  393. 

Jakob  van  der  Does  Jacobsz  414. 

Johan  van  Bunnik  418. 

Jacob  van  Bunnik  418. 

Holland. 

Holland.  Horatio  Gentilesco  41. 

Daniel  Mytens  86. 

Pieter   van  der  Pias  94. 

Theodor  Babuer  95. 

Adrian  Honig  340. 

Nicolas  Piemont  341. 

Fran^ois  de  Meyer  341. 

Francisque  Milet  368. 

Godfried  Kneller  385. 
Aamheim.  Gaspar  Netscher  335. 

Koster  335. 

Mathys  Wulfraat  391. 

Abraham  Diepraam  392. 
Alkmaar.  Emanuel  de  Wit  123. 

Nicolas  van  der  Hek  i63. 
'       Märten  Heemskerk  van  der  Hek  164. 

Frans  Menton  168. 

Jan  van  den  Berg  168. 

Mathys  van  den  Berg  169. 

Gillis  Schagen  177. 

Zacharias  Paulusz  186. 


474 


GEOGRAPfflSCHES  VERZEICHNISS. 


Cesar  van  Everdingen  200. 

Jan  van  Everdingen  201. 

Aldert  van  Everdingen  201. 

Hendrik  Oraanw  233. 

Jan  Tennisz  Blankhof  237. 

Arent  Teerling  238,  297. 

Gerrit  van  der  Steur  238. 

Klaas  van  der  Meulen  242. 

Katharina  Oostfries  242. 

Nicolas  de  Vree  409. 
Amersfoort.  Abraham  Willarts  i58. 

Jacob  van  Kampen  i58,  433. 

Mathias  Withoos  23o,  23i. 

Jacomo  van  Staverde  298,  341. 

Kaspar  van  Witte!  298,  341. 
Amsterdam.  Kornelis  Antonisze  11. 

Pieier  Fransz  22. 

Frans  Badens  22. 

Abraham  Bloemart  23. 

Rubens  34. 

Samuel  Hofman  39. 

David  Baily  53. 

Kornelis  van  der  Voort  53. 

Gniliam  Nieulandt  55. 

Roelant  Savry  55. 

Johan  Torrentius  63,  212,  2i3. 

Wybrand  de  Geest  66. 

Antoni  Coxie  66. 

Gerard  US  Wigmana  72. 

Roelant  Rogman  77. 

Gerbrant  van  den  Eckhout  77,  2o3. 

Jan  Lis  86. 

Tomas  Keyzer  90. 

Warnard  van  den  Valkert  92. 

Willem  van  Aelst  99. 

Pieter  Dankerts  de  Ry  109. 

Rembrandt  77,  111,  171,  252,  369. 

Pieter  Lastman  iii,  129. 

Joachim  Sandrart  122. 

Emanuel  de  Wit  124. 

Jakob  Sandrart  127. 

Jan  Lievensz  129,  i3o. 

Ferdinand  Bol  i3i. 

Adriaen  Brouwer  i38,  141. 

Henrik  van  Zomeren  i38. 

Jakob  Backer  144,  171,  252,  280. 

Salomon  Koning  148. 

David  Kolyn  148,  410. 

Adriaen  van  Ostade  i5o. 

Pieter  Janszen  i53. 

Pieter  de  Laar  i56. 

Bartbolomaeus  van  der  Helst  i65. 

Govaert  Flink  171. 

Pieter  Pieterz  Nedek  175. 

La  Tombe  175. 

Juriaen  Jakobsze  184. 

Anton  Waterloo  184. 


Philip  de  Koning  186. 

Jan  Baptista  Weenix  191. 

Joan  Conper  196. 

Adam  Pynaker  202. 

Emanuel  Murant  2o3. 

Vallerant  Vaillant  204. 

Jacob  van  der  Does  206,  207. 

Nicolas  Berchem  209. 

Pieier  Potter  2i5. 

Paulus  Potter  216,  217. 

Hercules  Segers  218. 

Johannes  Lingelbach  221. 

Samuel  van  Hoogsiraten  224. 

Pieter  Withoos  232. 

Jakob  van  Kampen  232,  435. 

Hendrik  Graauw  233. 

Jan  Teunisz  Blankhof  239. 

Arnout  Smit  239. 

Barent  Graat  239,  240,  267. 

Willem  Kalf  24Ö. 

Janson  van  Keulen  249. 

Gerard  Pieterze  van  Zyl  249,  25o. 

Michiel  Willemans  252. 

Jan  van  Assen  254. 

Ludolf  Bakhuizen  254,  255,  256. 

Aldert  van  Everdingen  254. 

Hendrik  Dubbels  255. 

Willem  Schellings  260,  266. 

Nicolaes  Maas  267. 

Johann  Heinrich  Roos  267. 

Junaen  van  Streek  274. 

Hendrik  van  Streek  274. 

Gerard  Uilenburg  275,  344. 

Jan  de  Baan  280. 

Bernard  Vaillant  281. 

Willem  van  den  Velde  der  Jüngere  287. 

Simon  de  Vlieger  287. 

Frederik  de  Moucheron  289. 

Kornelis  Kik  292,  293. 

Jakob  van  Walskapel  293. 

Kornelis  Brize  293. 

Izak  de  Moucheron  297. 

Albert  van  Spiers  298,  43o. 

Francois  Danks  298,  409. 

Jan  Asselyn  298. 

Gabriel  Metzu  3i3. 

Jobannes  Spilberg  3i3,  3i4. 

Adriana  Spilberg  3i5. 

Jan  Hakkert  3i6. 

Theodor  Wilkens  3i6. 

Pieter  van  Anraat  3i6. 

Rombout  van  Trojen  3i8. 

Karel  du  Jardin  319. 

Jakob  Ruisdael  322. 

Johan  van  Neck  327. 

Johan  Vischer  327. 

Heiman  DuUaart  328. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


475 


Joan  van  der  Heydcn  33o. 

Izak  Ducart  33i. 

Emanuel  van  Pee  332. 

Jan  van  Pee  332,  344. 

Adriaen  van  den  Velde  333. 

Jan  Wynants  (?)  333. 

Abraham  Genoels  337. 

Anton  de  Grebber  344. 

Gerard  de  Lairesse  344,  346,  iyö,  4i3,  414. 

Jacques  Lairesse  347. 

Egion  van  der  Neer  352. 

Jacob  van  Leo  352. 

Aart  van  der  Neer  352. 

Gabriel  van  der  Leeuw  356. 

David  van  der  Plaats  356. 

Dirk  Freres  358,  359. 

Jan  Voorhout  359. 

Adriaen  Backer  359,  414. 

Horatius  Paulyn  36o. 

Gysbert  Verhoek  36i. 

Brüder  van  Nerven  36i. 

Job  Berkheyden  363. 

Gerrit  Berkheyden  363,  364. 

Arent  de  Gelder  369. 

Albert  Meyering  371. 

Michie]  Musscher  372. 

Johannes  Glauber  375,  376. 

Johannes  Voorhout  379. 

Joan  van  Noort  379. 

Mathys  Neveu  38i. 

David  van  der  Plaas  38i. 

Godfried  Kneller  383. 

Jan  van  Kessel  387. 

Hendrik  Bogaart  391. 

Mathys  Wulfraat  392. 

Jakob  Moelaert  393. 

Jan  Luiken  395. 

Romein  de  Hooge  396. 

Jan  van  Nickelen  396. 

Van  der  Meyn  397. 

Johannes  Verkolje  399. 

Johannes  van  der  Bent  402. 

Johanna  Koerten  404. 

Guilhelmo  van  Jngen  408. 

Nikolas  de  Vree  409. 

Jan  van  Alen  409. 

Abraham  Stork  410. 

Cornelis  Holstein  412. 

Jakob  van  der  Does  Jacobsz  413. 

Theodor  Lubienitzki  414. 

Christoffel  Lubienitzki  414. 

Jan  Hoogzaat  4i5. 

Abraham  van  den  Tempel  419. 

Karel  de  Moor  419. 

Johan  Weenix  423. 

EgIon  van  der  Neer  423. 

Rachel  Ruis  423. 


Willem  Beurs  424. 

Jan  Griffier  425,  427. 

Robert  Gritfier  427. 

Jacob  de  Heus  43o. 

Philip  Tideman  43o. 

Ernst  Stuven  432,  433. 

Elias  van  den  Brock  434. 

Paulus  van  Hillegaart  434. 

Pieter  de  Ruelles  434. 

Henrik  Carr^e  435. 

Dirk  Dalens  436,  437. 

Willem  Dalens  436. 

Michiel  Maddersteg  437.. 

Justus  van  Huisum  437. 

Adriaen  van  der  Werf  439,  440. 
Annuiden.  Dirk  van  Delen  25i,  406. 
Assendelfi.  Pieter  Zaenredam  78. 
Bergen  op  Zoom.  Pieter  van  der  Willigen 
126. 

Bartram  de  Fouchier  145,  146. 

Thomas  Willeborts  Bossaert  154. 
Beverwyk.  Rochus  van  Veen  4o5. 
Bodegrave.  Van  Beeke  3i7. 

Gysbert  Verhoek  36o. 
Bommel.  Johannes  Vorsterman  364. 

Johan  Soukens  367. 

Gerard  Hoet  387. 

Waruar  van  Rysen  59,  387,  388. 
Breda.  Joan  van  der  Lis  58. 
Brielle.  Hubrecht  Jakobsz  80. 
Delft.  Desiderius  Erasmus  8. 

David  Jorisz  10. 

Willem  Tybout  16. 

Willem  Isaaksz  19. 

Michiel  Miereveit  24. 

Willem  Del  ff  25. 

Pieter  Miereveit  25,  72. 

Jacob  Willemsz  Delff  3i. 

Kornelis  Delff  3i. 

Jacob  Woutersz  Vosmeer  52. 

Willem  van  der  Vliet  54. 

Henrik  van  Vliet  54. 

Christiaen  Janszen  van  Biezelingen  55. 

Henrik  Gerritsz  Pot  55. 

Pieter  Bronkhorst  62. 

Adriaen  van  der  Venne  62. 

Adriaen  van  Linschoten  64,  io3. 

Pieter  van  Ruiven  65. 

Hubertus  Grimani  (Hubrecht  Jakobsz)  79. 

Evert  van  Aelst  98,  124. 

Willem  van  Aelst  99,  245. 

Pieter  Janze  van  Asch  102,  io3. 

Christiaen  van  Kouwenberch  io3. 

Leonard  B ramer  io3. 

Hans  Jordaens  io3,  176,  297. 

Kornelis  de  Man  io3,  202,  2o3. 

Jobannes  Vermeer  io3. 


476 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


Palamedes  Palamedesz  Stevers  i32. 

Antony  Palamedesz  Stevers  i33,  179. 

Ludolf  de  Jong  179. 

Jakob  Delft  187. 

David  Beck  195. 

Johannes  Verkolje  236,  400. 

Willem  Verschuring  236. 

Maria  van  Oosterwyk  244,  245. 

Geertje  Pieters  245. 

Joban  van  der  Nes  294. 

Jan  Steen  304. 

Pieter  Fritz  297. 

Thomas  van  der  Wilt  401. 

Joan  van  der  Spriet  401. 

Albertos  van  der  Burg  401. 

Karel  Fabricius  416. 

Mathias  Spoors  416. 
Deventer.    Gerard  Terburg  5,  25i,  3io,  3ii, 
335. 

Desiderius  Erasmus  8. 

Henrik  Terbruggen  (?)  62. 

Gaspar  Netscher  335. 
Dordrecht.  Jan  van  Kuik  Wouterszoon  26. 

Johannes  de  Haan  59. 

Nicolas  Maas  59. 

Arnold  Honbraken  59,  226. 

Dirk  van  Hoogstraten  71. 

Jakob  Gerritze  Kuyp  io3,  104. 

Albert  Kuyp  104,  108. 

Izak  van  Hasselt  104. 

Cornelis  Tegel berg  104. 

Jacques  Grief  104. 

Benjamin  Kuyp  108. 

Ferdinand  Bol  i3i. 

Margarita  Godewyk  i34. 

Willem  van  Drillenburg  222,  373. 

Jakob  Lavecq  223. 

Samuel   van  Hoogstraten  224,  225,    226, 
227,  228,  229. 

Jan  van  Hoogstraten  229. 

Kornelis  Biskop  (Bisscbop)  247. 

Nicolaes  Maas  267. 

Abraham  Staphortius  295. 

Kornelis  van  Slingerlant  295. 

Pieter  van  der  Hülst  297. 

Adriaen  Honig  297. 

Ludowyk  Smits  323. 

Godfrid  Schalken  354,  4iQ)  426. 

Gabriel  van  der  Leeuw  355. 

Bastiaen  Govertz  van  der  Leeuw  355,  356. 

Pieter  van  der  Leeuw  356. 

Abraham  van  Kalraat  357. 

Aemilius  Huppe  357- 

Samuel  Huppe  357. 

Arent  de  Gelder  369,  398. 

Ary  Huibertsz  Verveer  373. 

Gerard  de  Jager  373. 


Abraham  Snsenier  373. 

Arnout  Elzevier  373. 

Joannes  0£fermans  373,  374. 

Arnold  US  Verbius  374. 

Hubert  van  Ravestein  374. 

Abraham  Diepraam  390. 

Kornelis  van  Parzyn  391. 

Jakob  Moelaert  393. 

Romein  de  Hooge  395. 

Augustinus  Terwesten  398. 

Henrik  Noteman  398. 

Droogsloot  401. 

Barent  van  Kalraat  404. 

Abraham  de  Heusch  406. 

Pieter  van  der  Hülst  410. 

Simon  Germyn  424. 

Willem  Beurs  424. 

Jan  Griffier  427. 

Antoni  Vreem  436. 
Emden.  Ludolf  Bakbuizen  5,  254. 

Frederik  de  Moucheron  5,  288. 

Piemans  280. 

Jan  de  Baan  280. 
Enkhuiien.  Diderik  Freres  5,  358. 

Paulus  Potter  2i5. 

Pieter  Potter  2i5. 

Pieter  Gallis  289. 

Nicolas  Rozendaal  35o. 

Romein  de  Hooge  395. 

Jan  Griffier  427. 
Edam.  Jan  Jauze  Slob  242. 

Maria  van  Oosterwyk  245. 
Friesland  (Provinz).  Wybrand  de  Geest  65. 

Arnoldus  Verbius  374. 

Simon  van  der  Does  412. 
Gertrtddenberg.  Joan  VoUevens  416. 
Gorinchem.  Willem  Verschuuring  401. 

Droogsloot  401. 
Gorkum.  Jacob  van  der  Ulft  7. 

Abraham  Bloemaert  22. 

Dirk  Rafelsz  Kampbuizen  56. 

Hendrik  Verschuring  234,  235,  25i. 

Dirk  Govertsz  234. 

Willem  Verschuring  236. 

Jakob  van  der  Ulft  236,  25i,  36i. 

Joan  van  der  Heyden  329. 

Gybert  Verhoek  36i. 

Mathys  Wytman  402. 
Gouda.  Desiderius  Erasmus  8,  9. 

Willem  Tomberg  i3. 

Wouter  Crabeth  14,  80. 

Dirk  Crabeth  14. 

Westerhoud  i5. 

Daniel  Tomberg  i5. 

Willem  Tybout  16. 

Kornelis  Ysbrantse  Kuifeus  16. 

Jakob  Caan  17. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


477 


Jan  Dirksz  Lonk  17. 

Govert  Hendriksz  17. 

Jan  Damesz  17. 

Aart  Verhaast  17. 

Gysbert  van  der  Koil  17,  18. 

Dirk  de  Vrye  17,  18. 

Adriaen  van  der  Spelt  17,  18. 

Rubens  34,  199. 

Jan  Duive  198. 

Aart  van  Waas  198. 

Dirk  Meerkerk  198. 

Jakob  Reugers  Blök  199. 

Jan  Donker  199. 

Pieter  Donker  199. 

Cbristoffel  Pierson  258,  259. 

Velthuizen  329. 

Jobannes  Voorhout  379. 

Konstantyn  Verhout  379. 
Groningen.  Jan  Swart  i3. 

Johan  Starrenberg  406. 

Jakob  de  Wolf  406. 
Grol.  Willem   Beurs  424. 
Haag.  Klaas  Isaaksz  19. 

Daniel  Vertangen  58. 

Adrian  van  Linschoten  65. 

Gerard  Honthorst  67. 

Jacques  Jordaens  69. 

Jan  van  Goyen  76. 

Anton  van  Dyk  83. 

Johannes  van  Ravesteyn  86. 

Theodor  van  der  Schnur  106. 

Daniel  Mytens  106. 

Augustin  Terwesten  106,  297,  397,  398. 

Willem  Doudyns  106,  253. 

Mathias  Terwesten  106,  297. 

Moniks  119,  120. 

Pieter  van  der  Faes  181. 

David  Beck  195. 

Jacob  van  der  Does  207. 

Paulus  Potter  216,  217. 

Samuel  van  Hoogstraten  225. 

Pieter  Frans  Grebber  233. 

Jakob  van  Kampen  232. 

Hendrik  Graauw  233. 

Van  der  Lis  25i. 

Christöffel  Pierson  258. 

Jan  de  Baan  281,  284,  286,  416. 

Jacobus  van  Spyk  297. 

Daniel  Mytens  297 

Dionisius  Godyn  297. 

Jakob  de  Baan  297. 

Fran9ois  Beeldemaker  297. 

Robert  du  Val  298,  341. 

Barent  Appelman  347. 

Izac  Paling  35i. 

Johannes  van  Haansbergen  35i. 

De  Jode  352. 


Godfrid  Schalken  355. 
Jan  van  Hagen  367. 
Joan  de  Biskop  372. 
Gerard  Hoet  387. 
Pieter  Reuven  402. 
Simon  van  der  Does  412,  4i3. 
Willem  Wissing  428. 
Jakob  van  Kampen  435. 
Hartem.  Willem  Tybout  16. 
Kornelis  Ysbrantse  KufTeus  16. 
Pieter  Fransz  22. 
Aart  Janze  Druivestein  3i. 
Cornelis  Cornelissen  3i,  129,  i5o,  332. 
Kornelis  Delff  3i. 
Pieter  Klaasze  Soutman  39. 
Anton  van  Dyk  46. 
Frans  Hals  46,  49,  i36. 
Dirk  Hals  46. 
Franz  Hals  Franszoon  49. 
Herman  Hals  Franszoon  49. 
Jan  Hals  Franszoon  49. 
Klaas  Hals  Janszoon  49. 
Jan  Hals  Janszoon  49. 
Johan  Torrentius  63,  212. 
Jan  van  Goyen  76. 
Pister  Zaenredam  78. 
Frans  Pietersz  de  Grebber  78,  2i3. 
Salomon  de  Bray  78,  90. 
Jacob  de  Bray  78. 
Jan  Lis  86. 
Henrik  Goltzius  86. 
Jan  Parcelles  90. 
Pieter  Molyn  90,  91,  201. 
Karel  de  Hooge  90. 
Jakob  Pina's  90,  91.  . 
Jan  Pinas  91. 
Esaias  van  den  Velde  120. 
Adriaen  Brouwer  i35,  139. 
Adriaen  van  Ostade  i5o,  188. 
Izaak  van  Ostade  i5o. 
Cornelis  Bega  i5i. 
Pieter  Janze  Begyn  i5o. 
Leendert  van  der  Koogen  i5i,  i52. 
Pieter  Janszen  i53. 
Jan  van  Bockhorst  i53. 
Pieter  de  Laar  i5ü,  214,  2i5. 
Bartholomaeus  van  der  Helst  i65. 
Thomas  Wyk  169. 
Lynhoven  178. 
Heinrich  Goltzius  180. 
Pieter  Fr.  Grebber  181,  232. 
Pieter  van  der  Faes  181. 
Jan  de  Groot  188. 
Frans  de  Jong  188. 
Philip  Wouwerman  188,  36o. 
Paulus  Wouwerman  188. 
Jan  Wouwerman  191. 


47« 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


L.  van  der  Viane  191. 

Aldert  van  Everdiogen  201. 

Theodor  Helmbreker  208. 

Fleier  Klaasze  208. 

Nicolas  Berchem  20S,  210. 

Pieter  Grebber  2i3. 

Gerard  Sprong  2i3,  214. 

Kornelis  Engelze  Sprong  2i3. 

Maria  Grebber  2i3. 

Henrik  Pot  214. 

Comelis  Wieringen  214. 

Kornelis  Verbeck  214. 

Johann  Goderis  214. 

Kornelis  Vroom  214. 

Hendrik  Vroom  214. 

Johan  Jakobsz  214. 

Nicolas  Zuyker  214. 

Gerrit  Blecker  214,  293. 

Salomon  Raysdael  214. 

Reyer  214. 

Floris  van  Dyk  214. 

Willem  Heda  214. 

Roelant  van  Laar  214. 

Pieter  Holstein  2i5. 

Johan  Boechorst  2i5. 

Hendrik  Graauw  232. 

Roestraten  233. 

Vincent  van  der  Vinne  242. 

Cornelis  Bega  244. 

Theodor  Helmbreker  244,  289. 

Willem  du  Bois  2^4- 

Jan  de  Baan  280. 

Willem  van  den  Velde  der  Jüngere  288. 

Frans  Post  294. 

Jan  Post  294. 

Hendrik  Mommers  297,  428. 

Gerard  Terburg  3o8. 

Evert  Oudendyk  3i8. 

Adriaen  Oudendyk  3i8. 

Jakob  Ruisdael  322. 

Cornelis  Ketel  328. 

Dirk  van  Bergen  334. 

Pieter  Molyn  der  Jüngere  35;. 

Mathias  Scheits  36o. 

Job  Berkheyden  362,  363. 

Gerrit  Berkheyden  362,  363. 

Dirk  Maas  376,  428. 

Jacob  Knyf  377. 

Johannes  Bronkhorst  389. 

Johann  van  Huchtenburg  392. 

Jan  Wyk  392. 

Jan  van  Nickelen  396. 

Barent  Gaal  410. 

Cornelis  Holstein  412. 

Ernst  Stuven  433. 

Romein  de  Hooge  433. 

Laurens  van  der  Vinne  Vincentzoon  434. 


Jakob  van  Kampen  434. 

Bemard  Scbendel  436. 

Reinier  Brakenbarg  436. 
Harlingen.  Peter  Feddes  60. 

Jakob  Bakker  144. 
Herjogenbusch.  Desiderins  Erasmus  8. 

Abraham  van  Diepenbeck  126. 

Theodor  van  Thulden  127. 

Moritz  Bibe  298. 

Nicolas  Firelans  337- 

Abraham  Genoels  337. 

F.  Zieren  eels  341. 
Heusden.  Dirk  van  Delen  4o5. 
Hillegertberg.  Ludolf  de  Jong  179. 
Hoorn.  Willem  Gerretzen  76. 

Jan  van  Goyen  76. 

Jacques  Wabbe  166. 

Jan  Albertsz  Roodtsens  166. 

Hendrik  Graau  200,  232,  233. 

Mathias  Withoos  23i. 

Frans  Withoos  232. 

Josef  Oostfries  242. 

Jan  Maartz  242. 

Pieter  Gallis  289. 

(jaspar  van  den  Bos  289. 

Jan  Linsen  307. 

Johannes  Bronkhorst  3o7,  389. 

Jan  Klaasze  Rietschoof  411. 

Jan  Griffier  427. 

Philip  Tideman  43i. 
Klundert.  Henrik  Berckman  70. 
Laaren.  Pieter  de  Laar  i55. 
Leerdam.  Abraham  de  Hensch  406. 
Leeuwarden.  Lambert  Jakobse  5,  57,  171. 

Pieter  de  Valk  54. 

Govert  Flink  171. 

Jakob  Backer  171. 

Juriaen  Jakobze  184,  435. 

Emanuel  Murant  204. 

Mathys  Harings  326. 

Bernart  Schendel  435. 

Jelle  Sibrandz  433. 

Reinier  Brakenburg  ^36. 
Leiden,  Jan  de  Hoey  11. 

Adriaen  van  der  Spelt  18. 

Isaac  Nicolai  19,  20. 

Jacob  Isaaksz  19. 

Octavio  van  Veen  20. 

Jakob  Woutersz  Vosmeer  52. 

David  Baily  53. 
Pieter  Baily  .'3. 

Jan  Arentsz  54. 

Dirk  Rafelsz  Kampbuizen  56. 

Joris  van  Schoten  59,  in. 

Adriaen  van  der  Venne  62. 
Jan  van  Goyen  75,  76. 
Kornelis  Liefring  76. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


479 


Arnoudt  Elzevier  76. 

Egmont  Kornelisz  Stooter  76. 

Pietersz  Deneyn  76. 

Jan  Parcelles  91. 

Jastus  van  Egmont  96. 

Rembrandt  110,  in. 

Jan  Lievensz  in,  129. 

Esaias  van  den  Velde  120. 

Kare]  de  Moor  i35,  419. 

Willem  van  den  Velde  der  Aeltere  i52. 

Gerard  Doo  160. 

Abraham  van  den  Tempel  i83. 

Lambert  Jakobze  i83. 

Bernard  Vaillant  2o5. 

Gerard  Pietersz  van  Zyl  25o. 

Rozee  259. 

Frans  Mieris  299,  3oi,  3o3,  419. 

Jan  Steen  (?)  3o2. 

Jakob  Torenviiet  297,  349,  35i. 

Gabriel  Metzu  3x2. 

Pieter  van  Slingelant  348. 

Ary  de  Vois  348,  349. 

Izaak  Paling  35i. 

Mathys  Neveu  38i. 

Johannes  Bronkhorst  389. 

Adriaen  van  der  Werf  439. 
Loenen.  Kornelis  Kik  293. 
Middelburg.  Christiaen  Janszen  van  Bieze- 
lingen  56. 

F.  Moens  340. 
Naarden.  Johan  van  Nek  326. 
Nieuwkoop.  Katharina  Oostfries  242. 
Nimwegen.  Nicolas  de  Helt-Stokade  5,  157. 

Johannes  Vorsterman  365. 

Johan  Tai II er  429. 
Nootäorp  nächst  Deltt.  Maria  van  Ooster- 

wyk  244. 
Overyssel.  Henrik  Terbruggen  61. 
Overma^e.  Adriaen  Verdoel  188. 
Overschie.  Ludolf  de  Jong  179. 
Pynaker  nächst  Delft.    Adam  Pynaker  202. 
Ryssel.  Wallerant  Vaillant  204. 
Ryswyk.  Ary  van  der  Kabel  253,  297. 
Rotterdam.  Desiderius  Erasmus  8,  10. 

Frans  Verwilt  58. 

David  de  Haan  95. 

Hermann  Zachtleven  147. 

Ludolf  de  Jong  179. 

Kornelis  Zachleven  179. 

Hendrik  Martensz  197. 

Bernard  Vaillant  2o5. 

Ossenbek  23o. 

Heiman  Dullaart  328,  329. 

Eglon  van  der  Neer  352. 

Michiel  Musscher  371. 

Johannes  Glauber  375. 

Van  Doren  375. 


Abraham  Diepraam  390,  391. 

Hendrik  Zorg  390. 

Pieter  Peuteman  411. 

Jan  Griffier  427. 

Ernst  Stuven  433. 

Adriaen  van  der  Werf  437,  438,  440,  441 

Pieter  van  Limborgh  445. 

Henrik  van  Limborgh  445. 

Johan  Christian  Sperling  44?. 

Bartholomäus  Douven  445. 
Schiedam.  ChristofFel  Pierson  258. 
Schoonhoven.  Johannes  Glauber  376. 

Johan  van  der  Meer  4o3. 
Seeland.  Henrik  Berckman  70. 

Abraham  Bisschop  248. 
Sneck.  Jelle  Reiniers  66. 
Uithoren   (nächst   Amsterdam).     Johannes 

Voorhout  379. 
Utrecht.  Daniel  Tomberg  i5. 

Westerhoud  i5. 

Jakob  Isaaksz  19. 

Abraham  Bloemart  23,  66,  102,  iqi,  222. 

Paulus  Moreelse  25. 

Hendrik  Goudt  29. 

Roelant  Savry  3o. 

Adam  Willaarts  3i. 

Rubens  34,  61. 

Martin  Blök  46. 

Gerard  Hoet  58. 

Cornelis  Poelenburg  58. 

Willem  van  Drillenburg  6o- 

Henrik  Terbruggen  61. 

Joachim  Sandrart  61,  120. 

Gerard  Honthorst  66,  120. 

Adriaen  van  Utrecht  (?)  79. 

Jan  van  der  Meer  88,  89,  4o3. 

Jan  de  Heem  88,  244,  33i. 

Henrik  Schook  90. 

Jan  van  Bronkhorst  101. 

Nicolas  Knufter  (Knupfer  oder  Kniffert) 
102,  348. 

Joan  Bylert  102,  146,  179,  4o3. 

Anna  Maria  Schuurmans  i33. 

Bartram  de  Fouchier  146. 

Herman  Zachtleven   147,  364. 

Willem  van  Bemmcl  148. 

Adam  Willarts  i58,  32o. 

Abraham  Willarts  i58. 

Bartholomäus  Breenberg  159. 

Ludolf  de  Jong  179. 

Anton  Waterloo  184. 

Johan  Weenix  i85. 

Jan  Baptist  Weenix  191,  193. 

Jan  Both  210,  211,  234. 

Andries  Both  210. 

Willem  van  Drillenburg  222. 

Hendrik  Graauw  233. 


480 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


Hendrik  Verscboring  234. 

Maria  van  Oosterwyk  244. 

Janson  van  Keulen  249. 

Jakob  Gellig  320. 

Melchior  d*  Hondekoeter  324,  325. 

Gysbert  d' Hondekoeter  323. 

Abraham  Minjon  33i. 

Jacomo  de  Heus  2q8,  3^1,  429,  43o. 

Gerard  de  (.airesse  344. 

Ary  de  Vois  348. 

Johannes  van  Haansbergen  35i. 

Job  Berkheyden  362. 

Johannes  Vorsterman  364,  365. 

Johannes  Glauber  375. 

Jan  van  Bommel  388. 

Justus  Nienwpoort  388. 

Andries  de  Wit  388. 

Gerard  Hoet  388,  389. 

Matheus  Wytman  4o3. 

Marienhof  4o3. 

Abraham  de  Heosch  406. 

Guilhelmo  van  Ingen  407. 

Johan  van  Bunnik  417,  419. 

Guiliam  de  Heus  429. 
Veitloo.  Hubert  Goltzins. 
Vlissingen.  Adriaen  Verdoel  188. 

Jan  de  Groot  188. 
Voorburg.  Hans  Jordaens  176. 
Vreeswyk.  Jan  van  der  Meer  89. 
Warmenhui^en.  Adriaen  van  Warmenhuizen 

200. 
Warmond.  Ary  de  Vois  349. 
Wyk-te-Duerstede.  Joan  Frederik  van  Ysen- 

doren  146. 
Woerden.  Herman  Zwanevelt  297. 
Workum,  Jacobus  Potma  66. 
Zwolle.  Gerard  Terburg  3o8,  3io. 

Italien. 

Italien.  Wouter  Crabeth  i3. 
Hans  van  Aachen  (Joan  Dac.)  18. 
Adriaen  Bloemart  23. 
Johannes  van  Baien  43. 
Deodatus  Del  Mont  3o. 
Henrik  van  der  Borcht  der  Aeltere  5i. 
Jakob  Woutersz  Vosmeer  52. 
Pieier  de  Valk  54. 
Warnard  van  Rysen  59. 
Adriaen  van  Linschoten  64. 
Lucas  de  Waal  Jansz  65. 
Theodor  Rombouts  78. 
Le  Brun  98. 
Willem  van  Aelst  99. 
Christiaen  van  Kouwenberch  io3. 
Abraham  van  Diepenbeck  127. 
Jan  Thomas  127. 


■    Tomas  Wyk  169. 

Simon  Peter  Tilmans  196. 

Aart  de  Waas  198. 

Adam  Pynaker  202. 

Johan  Jakobsz  214. 

Pieter  de  Laar  214. 

Roelant  van  Laar  214. 

Carolus  Greta  220. 

Johan  van  der  Nes  294. 

Jan  van  Hoeck  294. 

Gerard  Terburg  3o8. 

Lombart  Visscher  328. 

Dirk  Freres  359. 

Adriaen  Backer  35g. 

Joan  Baptiste  de  Champagne  371. 

Albert  Meyering  371. 

Johannes  Glauber  371,  375. 

Van  Doren  375. 

Johan  van  Hncbtenburg  393. 

Jakob  van  Huchtenburg  393. 

Augustinus  Terweslen  397. 

Christophorus  Puitlink  ^120. 

Jakob  van  Kampen  435. 

Jelle  Sibrandz  435. 
Bologna.  Joachim  Sandrart  121. 

Michiel  le  Blon  121. 

Johan  van  Bunnik  417. 
Genua.  Jacob  Ernst  Thoman  60. 

Pieter  Molyn  der  Jüngere  358,  417. 

Jan  Visscher  358. 

Johan  van  Bunnik  417. 
Ferrara.  Johan  van   Bunnik  417. 
Floren^.  Tobias  Verhaegt  24. 

Horatio  Gentilesco  41. 

Leonard  Bramer  73. 

Joachim  Sandrart  121. 

Justus  Sustermans  127. 

ßartram  de  Fouchier  146. 

Joan  Frederik  van  Ysendoren  146. 

Otto  Marcelis  154. 

Cornelis  de  Man  202. 

Hendrik  Verschuring  234. 

Benjamin  Blök  257. 

Willem  Schellinks  262. 

Jacob  Denys  38 1. 

Theodor  Lubienitzki  414. 

Jan  Fran9ois  Douven  422. 
Livorno.  Johan  van  Bunnik  417. 
Mailand.  Johan  van  Bunnik  417. 
Malta.  Joachim  Sandrart  122. 

Willem  Schellinks  260,  264- 
Mantua.  Rubens  33. 

Leonard  Bramer  73. 

Willem  Schellinks  266. 

Jacob  Denys  38i. 
Modena.  Johan  van  Bunnik  417. 

Jan  Fran^ois  Douven  422. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


481 


Neapel.  Jacob  Isaaksz  19. 

Joachim  Sandrart  41,  121. 

Artemisia  Gentilesca  41. 

Weoces]au8  Koeberger  5i. 

Franco  3i. 

Jacob  Ernst  Thoman  60. 

Henrik  Terbroggen  61. 

Leonard  Bramer  73. 

Otto  Marcelis  i54. 

Hans  Jordaens  176. 

Lucas  Jordaens  (Giordano)  176. 

Willem  Schellinks  263. 

Joan  Guiliam  Bouwer  292. 

Gabriel  van  der  Leeuw  356. 

Guilhelmo  van  Ingen  408. 

Johan  van  Bunnik  417. 
Padua.  Leonard  Bramer  73. 

Willem  Schellinks  266. 

Johannes  Glauber  376. 

Jan  Gotlieb  Glauber  376. 

Robert  du  Val  376. 
Piacen^a.  Pieter  Molyn  der  Jüngere  358. 
Rom.  Bernard  van  Orley  12. 

Aar!  Verhaast  17. 

Gysbert  van  der  Kuil  17. 

Octavio  van  Veen  20. 

Cornelis  Bloemart  24,  417,  418. 

Tobias  Verhaegt  24.. 

Paulus  Moreelse  26. 

David  Teniers  der  Aeltere  28,  5i. 

Adam  Elshaimer  29,  60. 

Hendrik  Gondt  29. 

Peter  Paul  Rubens  32,  33. 

Jan  van  Hoek  40. 

Martin  Pep3m  40. 

Pieter  Lastman  5o,  60,  91. 

Wenceslaus  Koeberger  5i. 

David  Baily  53. 

Guiliam  Nieulandt  55. 

Paul  Bril  55. 

Cornelis  Poelenburg  58. 

Jakob  Ernst  Thoman  60. 

Jan  Pinas  60,  91. 

Henrik  Terbruggen  61. 

Claudia  Stella  64. 

Wybrand  de  Geest  65. 

Gerard  Honthorst  66,  263. 

Adriaen  de  Bie  67,  273. 

Cornelis  de  Waal  68. 

Leonard  Bramer  73. 

Wouter  Crabeth  80. 

Anton  van  Dyck  82. 

Theodor  van  Loon  8b. 

Jan  Lis  86,  88,  297. 

Bakkerel  93,  94. 

David  de  Haan  95. 

Louis  Primo  iio. 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  XIV. 


Monix  119. 

Joachim  Sandrart  121. 

Pieter  de  Laar  121,  i55,  157. 

Joannes  Erasmus  Quellinus  129. 

Bartram  de  Fouchier  146. 

Joan  Frederik  van  Isendoren  146. 

Willem  van  Bemmel  148. 

Emelraad  i53. 

Thomas  Willeborts  Bossaert  154. 

Otto  Marcelis  i54,  23o,  297. 

Andries  Both  157,  210. 

Nicolas  de  Helt-Stokade  157. 

La  Tombe  175. 

Hans  Jordaens  176. 

Luca  Giordano  177. 

Jan  Baptist  Weenix   192. 

David  Beck  1961^  298. 

Dirk  Meerkerk  198. 

Jakob  Reugers  Blök  199. 

Pieter  Donker  200. 

Cornelis  de  Man  202. 

Jacques  Vaillant  2o5,  263,  297. 

Jacob  van  der  Does  206. 

Theodor  Helmbreker  208. 

Jan  Both  210. 

Johannes  Lingelbach  221. 

Jan  Worst  222. 

Samuel  van  Hoogstraten  226,  227,  297. 

Ossenbeck  23o. 

Mathias  Withoos  23o,  23i. 

Hendrik  Graauw  23o,  232,  233. 

Johannes  Withoos  232. 

Hendrik  Verschuring  234. 

Jan  Teunisz  Blankhof  238. 

Barent  Graat  240. 

Wakkerbaart  25i. 

Izak  de  Moucheron  25i,  277,  297;  358. 

Willem  Doudyns  253,  297. 

Benjamin  Blpk  2.57. 

Willem  Schellinks  262,  263. 

N.  Donkers  263. 

Alexander  Petit  263. 

Adriaen  van  der  Kabel  264,  297,  375. 

Rammelman  264. 

Filip  Roos  269,  297. 

Christoffel  le  Blon  269. 

Kloosterman  278. 

Joan  Guiliam  Bouwer  291,  292. 

Kornelis  van  Slingerlant  295. 

Pieter  Fritz  295,  297. 

Bonaventura  van  Overbeek  296. 

Franciscus  de  Wit  297. 

Jan  Francis  van  Bloemen  297. 

Jakobus  van  Spyk  297. 

Pieter  van  der  Hülst  297,  411. 

Karel  de  Vogel  297,  341. 

F.  Ziereeis  297,  341. 

3i 


482 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


ffanftje  Blondeau  297. 

Nicolas  le  Grand  297,  341. 

Augustyn  Terwesten  297. 

Daniel  Mytens  297. 

Dyonisius  Godyn  297. 

Mateus  Terwesten  297. 

Philip  van  der  Does  297,  341. 

Monnaville  297,  340. 

Paul  297. 

Gillis  da  Mont  297,  340. 

Klaassens  297. 

Theodor  Visscher  297,  341, 

Arnold  Quellinus  297. 

Hans  Martyn  297,  341. 

David  de  Koning  297,  340. 

Pieter  Molyn  297. 

Momper  297. 

Theodor  van  der  Schnur  297. 

Herman  Swanevelt  297. 

Guilhelmo  van  Ingen  297,  407. 

Karel  du  Jardin  297,  319,  376,  4i3. 

Fran9ois  Beeldemaker  297. 

Dominicas  van  Wynen  297. 

Hans  Jordaens  297. 

Jan  Bunnik  297,  417. 

Klaudius  Albertus  Sevin  297. 

Kornelis  de  Bruin  297,  341. 

Kornells  van  Ryssen  297. 

Jan  van  Lint  297. 

Pieter  de  Zeelander  297. 

Adriaen  Honing  297,  340,  417. 

Pieter  van  Bloemen  297. 

Gontarus  VVouters  297,  341. 

Jakob  Torenvliet  297,  35o. 

N.  van  Haringe  297. 

Jan  van  der  Hooge  397. 

Nolbertu«  van  Bloemen  297. 

F.  Matheus  397,  341. 

Abraham  Genoels  397,  332,  339,  343,  417. 

Jakob  de  Baan  397. 

Abraham  Rruegel  397,  340. 

Pieter  Hofmans  397,  341. 

Johannes  Glauber  397»  375. 

Nicolas  Piemont  397,  341,  417. 

Verhulst  297. 

Adriaen  Foly  297. 

Francis  van  der  Kuppen  397. 

Hendrik  van  Lint  397,  3i6. 

F.  Moens  397,  340. 

Theodor  Wilkens  297,  3i6. 

Francis  de  Me37er  397,  341. 

Bartoiomius  Martens  207,  341. 

H.  Mommers  397. 

Jan  Baptist  Bruegel  39 7«  340« 

Arent  Teeriing  397. 

Johann  Werner  Tamm  39$. 

KriMiaen  Render  3q$. 


Jan  Petit  298. 

Pieter  Verbruggen  298,  340. 

Pieter  van  .Sikkelers  298. 

Jacomo  de  Hens  298,  341,  428,  429. 

Steenvoorden  298. 

Bonaventura  Overbek  298. 

Fran^ois  Henrie  298. 

Rouw  298. 

de  Winter  298. 

Jan  Teyler  298. 

Barent  Appelman  298. 

Daniel  Seyter  298,  341,  382,  383. 

Marcus  Sibrechts  298,  340. 

Moritz  Bibe  298. 

Jacomo  van  Staverde  298,  341. 

Albert  van  Spiers  298. 

Fran^ois  Danks  298. 

lan  Asselin  298,  32i. 

Gillis  van  der  Meeren  298,  340. 

Alberto  Clovet  298,  340. 

Robert  du  Val  298,  341. 

Kaspar  van  Wittel  298,  341. 

Jan  Baptist  d'Assenie  298. 

Dominicus  Schaft  298. 

Johannes  Mieris  3o3. 

Jan  Linsen  307. 

Drost  320,  4o3. 

Joan  van  der  Meer  32o,  4o3. 

Spalthof  320. 

Michiel  van  Barspalm  340. 

Donauville  340. 

Bartolomäus  de  Riemer  341. 

Giacomo  de  Dekker  341. 

Schoonjans  341. 

Bemard  Baillen  341. 

Jacomo  Blondel  341. 

Laviron  342. 

Bartolet  Flaman  343. 

Nicolas  Rozendaal  35o. 

Gabriel  van  der  Leeaw  356. 

Jan  Voorhoat  359. 

Joan  Gotlieb  Glauber  377. 

Jacob  Denys  38i. 

Gerard  Wigmana  383. 

Godfried  Kneller  384. 

Elias  Terwesten  39S. 

Lieve  Verschnür  4o3. 

Ferdinand  Voet  417. 

Gabriel  Lambartin  430. 

Ignatins  Eulboffen  4x4. 

Guiliam  de  Heus  439. 
Siciliem.  Joachim  Sandrart  lai. 

König  Renatas  25i. 

Willem  Schdlinks  260,  363,  366. 
Siema.  W*illem  Schdlinks  362. 
Totkama.  Willem  vao  Aelst  99. 
I    Ticrm.  Jan  Miel  sso. 


GEOGRAPHISCHES  VERZEICHNISS. 


483 


Gabriel  van  der  Leeuw  356. 
Daniel  Syder  382. 
Johan  van  Bunnik  418. 
Ferdinand  Voet  418. 
Venedig.  Rubens  33. 
David  Baily  53. 
Leonard  Bramer  73. 

Hubrecht  Jacobsz  (Hubertus  Grimani)  79. 
Anton  van  Dyck  82. 
Jan  Lis  86,  87,  88,  121. 
Joachim  Sandrart  121. 
Nicolas  de  Helt-Stokade  157. 
Hans  Jordaens  176. 
Cornelia  de  Man  202. 
Jan  Both  210. 
Andries  Both  210,  211. 
Hendrik  Verschnuring  234,  235. 
Benjamin  Blök  257. 
Willem  Schellinks  266,  266. 
Karel  du  Jardin  3i9,  32o. 
Gabriel  van  der  Leeuw  319. 
Jacob  Torenvliet  35i. 
Johannes  Glauber  376. 
Jakob  Denys  38i. 
Daniel  Syder  382. 
Augustinus  Terwesten  397. 
Guilhelmo  van  Ingen' 408. 
Le  Febre  408. 
Johan  van  Bunnik  417. 
Karl  Lotti  417. 


Jacob  de  Heus  429. 
Verona.  Willem  Schellinks  266. 

Polen. 

Polen.  Pieter  Klaasze  Soutman  39. 
Jacob  Reugers  Blök  199. 

Spanien  und  Portugal. 

Spanien.  Lucas  Fran9ois  der  Aeltere  29. 

Rubens  35,  36. 

Horatio  Gentilesco  41. 

Christiaen  Janszen  van  Biezelingen  55,  56. 

Warnard  van  Rysen  59. 

Jacques  Jordaens  (?)  69. 

Thomas  Willeborts  Bossaert  154. 

Lucas  Giordano  177. 

David  Beck  195. 
.  Gerard  Terburg  3o8,  309. 

Gabriel  Spilberg  3i3. 

Kloosterman  425. 
Villa-Vi^osa.  Rubens  36. 

Transoceanische  Länder. 

Afrika.  Abraham  Willarts  i58. 
Insel  Candia.  Jan  Tennisz  Blankhof  237. 
Indien  (?).  Frans  Withoos  232. 
West-Indien.  Frans  Post  294. 

Maria  Sybilla  Merian  379. 

Dorothea  Maria  Hendriks  Graff  379. 


3i 


484 


GRUPPEN  -VERZEICHNISS. 


III. 

GRUPPEN  -VERZEICHNISS 

der 

von   den    niederländisclien   Künstlern   vorzugs"weise 

beliandelten  Gebiete. 


Maler. 

Porträts. 

ßarend  van  Orley  12. 

Octavio  van  Veen  20 

Michiel  Miereveit  24. 

Pieter  Miereveit  25,  72. 

Pauluft  Moreelse  25. 

Lucas  Fran^ois  29. 

Jacob  Willemsz  Delff  3i,  187. 

Rochus  Dclff  3i. 

Peter  Paul  Rubens  35. 

Pieter  Soutman  39. 

Samuel  Hofman  39. 

Daniel  Blök  46. 

Frans  Hals  47. 

Thomas  de  Keizer  5o,  145. 

Cornelis  van  der  Voort  53.  .   . 

David  Baily  54. 

Willem  van  der  Vliet  54. 

Hendrik  van  Vliet  55. 

Christiaen  Janszen  van  Biezelingen  55. 

Koenraed  van  der  Maas  60. 

Joris  van  Schoten  60. 

Jan  Lievens  64,  i3o,  i3i. 

Wybrand  de  Geest  65. 

J.  de  Wilde  66. 

Jacobus  Potma  66. 

Gerard  Honthorst  66. 

Adriaen  de  Bie  67. 

Hubrecht  Jakobsz  (Grimani)  79. 

Anton  van  Dyk  81,  84. 

Johannes  van  Ravesteyn  86. 

Daniel  Mvtens  86. 

Guitiam  Mahne  95. 

Philip  de  Champagne  97. 

Pieter  Dankers  de  Ry  109. 

Karel  van  Mander,  der  Vater  109. 

Karel  van  Man  der,  der  Sohn  109. 

Van  Mander,  der  Enkel  109. 

Rembrandt  in,  n3,  117. 

Jurian  Ovens  119,  38o. 

Joachim  Sandrart  12a,  258. 

Emanuel  de  Wit  124. 

Gerard  de  Lairesse  ia5,  346. 

Abraham  van  Diepenbeck  127. 


Nicolas  de  Helt-Stokade  129.  . 

Ferdinand  ßol  i32. 

Antony  Palamedes  Stevers  i33,  179. 

Joost  van  Craesbeek  144. 

Jacob  Backer  145. 

ßartram  de  Fouchier  i.}5. 

Salomon  Koning  148. 

Jan  Baptist  van  Heil  149. 

Leendert  van  der  Koogen  i5i. 

Johannes  Mytens  i53. 

Thomas  Willeborts  Bossaert  i54. 

Gerard  Dou  161. 

Bartholomäus  van  der  Helst  i65. 

Jacques  Wabbe  i6ö. 

Jan  Albertsz  Roodseus  166. 

Lucas  Fran9ois  der  Jüngere  167. 

Mathys  van  den  Berg  168. 

Govaert  Flink  173. 

Gillis  Schagen  178. 

Ludolf  de  Jong  179. 

Gonzales  Coques  181. 

Pieter  van  der  Faes,  genannt  Lely  182. 

Peter  Meert  184. 

Philip  de  Koning  186.. 

Zacharias  Paulusz  186. 

Jan  Baptist  van  Duinen  187. 

Jan  Baptist  Weenix  194. 

David  Beck  195. 

Joan  Couper  196. 

Gelsdorf  19b. 

Simon  Peter  Tilmans  196. 

Jan  Duive  198. 

Jan  Donker  199. 

Cesar  van  Everdingen  200. 

Cornelis  de  Man  2o3. 

Gerbrant  van  den  Eckhout  2ö3. 

Wallerant  Vaillant  204,  262. 

Jacques  Vaillant  206. 

Pieter  Grebber  2i3. 

Gerard  Sprong  214. 

Hendrilc  Pot  214. 

Peter  Tysens  220. 

Carolu's  Greta  (Screta)  220. 

Gerrit  van  Hoochstadt  220. 

Gysbrecht  van  Thys  220. 

Egmont  221. 


GRUPPEN-VERZEICHNISS. 


485 


Jacob  Lavecq  223. 

Samael  van  Hoogstraten  225. 

Roestraten  233. 

Dirk  Govertsz  234. 

Willem  Verschuring  236. 

Vincent  van  der  Vinne  243. 

Cornelis  Bisscbop  247. 

Jansen  van  Keulen  249. 

Gerard  Pieterzc  van  Zyl  25o. 

Benjamin  Blök  25;. 

Bartholomäus  Meyburg  258. 

Kristoffel  Pierson  258. 

Nicolas  Maes  267. 

Johan  Heinrich  Roos  268. 

Theodor  Roos  274. 

Jurian  van  Streck  274. 

Jan  de  Baen  280. 

Jan  van  Sweel  285. 

Kornelis  Kik  292. 

Johan  van  Nes  294. 

Abraham  Staphortius  295. 

Jacobus  van  Spyk  297. 

Jakob  de  Baen  297. 

Claadius  Albertus  Sevin  297. 

Dominicus  Schaft  298. 

Frans  van  Mieris  3oo. 

Gerard  Terburg  3o8,  5n. 

Johannes  Spilberg  3i3. 

Pieter  van  Anraat  3i6. 

Kare]  du  Jardin  319. 

Jacob  Gellig  32o. 

Johannes  Buns  32i. 

N.  Sanders  32i. 

Gillis  de  Hondekoeter  32 1. 

Mathys  Harings  326. 

Heiman  Dullaert  329. 

Gaspar  Netscher  336. 

Abraham  Genoeis  337. 

Pieter  van  Sliogeland  348. 

Jacob  Torenvliet  35o. 

Izaac  Paling  35i. 

Johannes  van  Haansbergen  35i. 

Duchatel  353. 

Eglon  van  der  Neer  353. 

Godfried  Schalken  354. 

Adriaen  Backer  359. 

Vorstermans,  der  Vater  364. 

Arent  de  Gelder  370. 

Michiel  Musscher  372. 

Ary  Huibertsz  Verveer  373. 

Arnoldus  Verbius  37.1. 

Isrel  Covyn  374. 

Joan  van  Noort  379. 

David  van  der  Plaas  38 r,  405. 

Daniel  Syder  383. 

Johan  Zacharias  Kneller  383. 

Godfried  Kneller  384. 


Mathys  Wulfraat  3q2. 

Jacob  Moelaert  393. 

Johannes  Verkolje  400. 

Thomas  van  der  Wilt  401. 

Joan  van  der  Spriet  401. 

Albertus  van  der  Burg  401. 

Johan  van  der  Meer  4o3. 

Cornelis  van  der  Meuien  400. 

Jacob  van  de  Roer  406. 

Fran^ois  Danks  409. 

Pieter  van  der  Hülst  411. 

Simon  van  der  Does  41 3. 

Kristoffel  Lubienitzki  414. 

Jan  Vollevens  416. 

Karel  Fabricius  416. 

Ferdinand  Voet  418. 

Abraham  van  den  Tempel  419. 

Karel  de  Moor  420. 

Johan  Fran9ois  Douven  421. 

Willem  Beurs  424. 

Kloosterman  425. 

Willem  Wissing  428. 

Ernst  Stuven  432. 

Justus  van  Huisiim  437. 

Cornelis  Picolett  438. 

Adriaen  van  der  Werf  439,  441,  444. 

Historische  und  religiöse  Compositionen. 

David  Jorisz  11. 
Barend  van  Orley  12. 
Johan  Snellinks  18. 
Paulus  Moreelse  26. 
Jan  van  Kuik  Wouterszoon  26. 
Fran^ois  Franks  der  Jüngere  27. 
Lucas  Fran9ois  29. 
Peter  Paul  Rubens  33. 
Gerard  Honthorst  34,  66. 
Pieter  Soutman  39. 
Kornelis  Schut  39. 
Jan  van  Hoek  40. 
Abraham  Janszen  41. 
Horatius  Gentilesco  41. 
Hendrik  van  Baien  42. 
beodatus  del  Mont  5o. 
Pieter  Lastman  5o. 
Wenceslaus  Koeberger  53. 
Pieter  de  Valk  54. 
Willem  van  der  Vliet  54. 
Henrik  van  Vliet  54. 
Caspar  de  Krayer  56. 
Joris  van  Schoten  60. 
Hendrik  Terbruggen  61. 
Pieter  Bronkhorst  62. 
Adriaen  van  Linschoten  «S5. 
Wybrand  de  Geest  65. 
Jacobus  Potma  66. 
Adriaen  de  Bie  67. 


486 


GRUPPEN- VERZEICHNISS. 


Jacques  Jordaens  68. 

Hendrik  Berckman  70. 

Leonard  Bramer  ^3. 

Jacob  de  Bray  78. 

Wouter  Crabeth  80. 

Anton  van  Dyk  80,  82. 

Jan  Lis  86. 

Hendrik  Schook  90. 

Jan  Pinas  91. 

Warnard  van  den  Valkert  92. 

Justus  van  Egmont  96. 

Philip  de  Champagne  97. 

Jan  van  Bronkhorst  loi. 

Johanes  Cossiers  102. 

Kristiaen  van  Couwenberch  io3. 

Daniel  van  Heil  io3. 

Theodor  van  der  Schnur  106. 

Daniel  Mytens  106. 

Augustin  Terwesten  106,  297,  298. 

Robert  du  Val  106. 

Willem  Doudyns  106. 

Matheus  Terwesten  106,  297. 

Rembrandt  ii3,  117. 

Jurian  Ovens  119. 

Joachim  Sandrart  i2(. 

Emanuel  de  Wit  124. 

Abraham  van  Diepenbeek  127. 

Theodor  van  Thulden  127. 

Jacob  Sandrart  127. 

Erasmus  Quellinus  128. 

Jan  Lievens  i3o. 

Ferdinand  Bol  i32. 

Henrik  van  Zomeren  i38. 

Jacob  Backer  145. 

Joan  Frederik  van  Ysendoren  146. 

Salomon  ivoning  148. 

Jan  Baptist  van  Heil  149. 

Nicolas  de  Helt-Stokade  i57- 

Nicolas  van  der  Hek  i63. 

Jacques  Wabbe  166. 

Lucas  Fran9ois  der  Jüngere  167. 

Govaert  Flink  173. 

Hans  Jordaens  176,  297. 

Rottenhamer  176. 

Lucas  Jordaens  176. 

Jurian  Jakobsz  i83. 

Karel  van  Savoyen  186. 

Philip  de  Koning  186. 

Adriaen  Verdoel  188. 

Paulus  Wouwerman  188. 

Olivier  196. 

Quant  196. 

Cesar  van  Everdingen  200. 

Gerbrant  van   den  Eckhout  2o3. 

Jacques  Vaillant  2o5. 

Nicolas  Berchem  210. 

Pieter  Grebber  2i3. 


Hendrik  Pot  214. 

Gerrit  van  Hoochstadt  220. 

Samuel  van  Hoogstraten  226. 

Jacob  van  Kampen  233,  434. 

Hendrik  Graauw  233. 

Barent  Graat  240. 

Vincent  van  der  Vinne  243. 

Cornelis  Bisschop  247. 

Gerard  Pieterze  van  Zyl  25o. 

Michiel  Willemans  232. 

Willem  Doudyns  253,  297. 

Jan  van  Assem  254. 

Benjamin  Blök  257. 

Bartholomäus  Meyburg  258. 

Kristoffel  Pierson  258. 

Johan  Heinrich  Roos  268. 

Fromentjou  276. 

Johan  van  Nes  294. 

Monnaville  297. 

Klaassens  297. 

Hans  Martyn  297. 

Gomarus  Wouters  297. 

Guilhelmo  van  Ingen  297,  407. 

•Dominicus  van  Wynen  297. 

Claudius  Albertus  Sevin  297. 

Verhulst  297. 

Adrian  Foly  297. 

Francis  van  der  Kuppen  297. 

Rouw  298. 

De  Winter  298. 

Jan  Baptist  d'Assenie  298. 

Frans  van  Mieris  3o2. 

Jan  Steen  3o5. 

Jan  Linsen  307. 

Johannes  Spilberg  3i3,  3i4. 

De  Backer  (Jacob  de,  der  Aeltere)  317. 

Van  Harp  3i8. 

Karel  du  Jardin  319. 

Drost  320. 

Van  Terlee  32o. 

Poorter  320. 

Spalthof  320. 

Martinus  Saagmolen  32i. 

Johan  van  Nek  327. 

Adriaen  van  den  Velde  333. 

Bartolet  Flaman  343. 

Gerard  Lairess  344. 

Ary  de  Vois  349. 

Nicolas  Rozendael  35o. 

Jacob  van  Loo  352. 

Godfried  Schalken  354,  355. 

Dirk  Freres  358. 

Adriaen  Backer  359. 

Mathias  Scheits  36o. 

Arent  de  Gelder  370. 

Michiel  Musscher  372. 

Ary  Huybertsz  Verveer  373. 


GRUPPEN- VERZEICHNISS. 


487 


Arnoldus  Verbius  374. 

Isrel  Covyn  374. 

Joan  van  Noort  379. 

Johannes  Voorhout  38i. 

Mathys  Neveu  38i. 

Jacob  Denys  38 1. 

Daniel  Syder  382. 

Godfried  Kneller  384. 

Mathys  Wulfraat  392. 

Jacob  Moelaert  393. 

Romein  de  Hooge  395. 

Johannes  Verko]je-40o. 

Albertus  van  der  Burg  401. 

Jacob  Koning  401. 

Pieter  Reuven  /^oz. 

Marienhof  4o3. 

Johan  Starrenberg  406. 

Jacob  de  Wolf  406. 

Gerard  Segers  408. 

Fran^ois  Danks  409. 

David  Colyns  410. 

Kornelis  Holstein   412. 

Theodor  Lubienitzki  414. 

Christoffel  Lubienitzki  414. 

Ferdinand  Voet  418. 

Karel  de  Moor  420. 

Antoni  Schoonjans  423. 

Philip  Tideman  43o. 

Justus  van  Huisum  437. 

Adriaen  van  der  Werf  442,  443. 

Allegorien  u.  moralisirende  Dartiellungen. 

Hendrik  van  Baien  42. 
Adriaen  van  der  Venne  62. 
Jacques  Francart  72. 
Artus  Wolfaerts  86,  221. 
Hendrik  de  Klerk  93. 
Pieter  van  der  Willigen  126. 
Leonard  van  Orly  126, 
Dammori  van  Luik  126. 
Barent  Graat  241. 
Vincent  van  der  Vinne  243. 
Romein  de  Hooge  243. 
Pieter  Fritz  295. 
Jan  Steen  3o4. 

Gesellschafts-,  Conversationsstücke  und  In- 
terieurs. 

Dirk  Ha^s  48. 

Jan  Lis  87. 

Kristoffel  und  Jacob  van  der  Lanen  93. 

Monniks  119. 

Gerards  van  Zyl  120,  249,  400. 

Antony  Palamedes  Stevers  i33. 

Joan  Frederik  van  Ysendoren  146. 

Cornelis  Zachtleven  147. 

Gerard  Dou  162. 


La  Tombe  175. 
Ludolf  de  Jonge  180. 
Pieter  de  Hooge  180. 
Jacob  Ugtervelt  180. 
Jan  Baptist  Weenix  194. 
Willem  Buitenweg  197. 
A.  Pardanus  221. 
Vuurpyl  221. 
Duister  221. 
Heerschap  221. 
Willem  Verschuring  236. 
Abraham  van  Dyk  295. 
Jakob  Torenvliet  297. 
Nolbertus  van  Bloemen  297. 
Dominicus  van  Wynen  297. 
Pieter  Fritz  297. 
Frans  van  Mieris  3oi. 
Gerard  Terburg  3io. 
Gabriel  Metzu  3i2. 
Pieter  van  Anraat  3i6. 
V.  Geel  317. 

Pieter  van  Slingeland  348. 
Eglon  van  der  Neer  333. 
Job  Berkheyden  362. 
Michiel  Musscher  372. 
Hubert  van  Ravestein  374. 
Konstantyn  Verhout  379. 
Mathys  Neveu  38i. 
Mathys  Wulfraat  392. 
Johannes  Verkolje  400. 
Matheus  Wytman  402. 
Gaspar  Netscher  402. 
Hernard  Schendel  436. 
Reinier  Brakenburg  436. 

Schlachten    und  Reiterscenen. 

Johann  Snellinks  18. 

Pieter  Snayers  67. 

Cornelis  de  Waal  68. 

Hendrik  Berckman  70. 

Esaias  van  den  Velde  77,  120. 

Nicolas  Knufter  102. 

Palamedes  Palamedesz  Stevers  i32. 

Robert  van  Hoek  149,  184. 

Pieter  de  Laar  i56. 

Jan  Wyk  168. 

Ludolf  de  Jong  180. 

Philip  Wouwerman  189. 

Johannes  Peeters  219. 

Nicolaes  van  Eyck  220. 

Hendrik  Verschuuring  234. 

Antoine  Fran9ois  van  der  Meulen  291. 

Pieter  van  Bloemen  297. 

Pieter  Hofmans  297. 

Christiaen  Reuder  298. 

Jan  van  Huchtenburg  339,  ^9^t  4^^- 

Mathias  Scheits  36o. 


488 


GRÜPPEN-VERZEICHNISS. 


Gysbert  Verhoek  36i. 

Ludovicus  Rouhier  (?)  36i. 

Johannes  van  der  Bent  403. 

Barent  Gaal  410. 

Jakob  van  Bunnik  418. 

Dirk  Maas  428. 

Justus  van  Huisum  437. 

Jagden. 

Baren d  van  Orley  13. 
Fran^ois  Snyders  43,  i83,  338. 
Daniel  Vertangen  38. 
Paulus  de  Vos  128. 
Jan  Wyk  170. 
Ludolf  de  Jong  180. 
Jurian  Jakobsz  i83,  435. 
Pliilip  Wouwerman  189. 
Pieter  Wouwerman  190. 
Hendrik  Verschuuring  334. 
Evert  Oudendyk  317. 
Drossaert  317. 

Pieter  Molyn  der  Jüngere  338. 
Dirk  Maas  376. 
Abraham  Hondius  409. 

Nachtstücke. 

Daniel  van  Heil  io3. 
Jurian  Ovens  119. 
Höllen-Brueghel  167. 
David  Rykaert  167. 
Cornelis  Zachtleven  179. 
Cornelis  Bisschop  247. 
Gerard  Honthorst  263. 
Pieter  Fritz  295. 
Frans  van  Mieris  3oo. 
Godfried  Schalken  355. 
Arnout  Elzevier  373. 
Abraham  Hondius  409. 

Figuren. 

Franfois  Badens  22. 

Sebastiaen  Franks  27. 

Adam  Willaarts  3i. 

Joan  Bruegel  43. 

Dirk  Hals  48. 

Cornelis  Poelenburg  38,  59. 

Daniel  Vertangen  58. 

Joan  van  der  Lis  58. 

Fran9oi8  Verwilt  58. 

Johann  Torrentius  63,  212. 

Theodorus  van  Loon  86. 

Jan  Pinas  91. 

Jacob  Pinas  91. 

G.  Bakkereel  93. 

Kristiaen  van  Kouwenberch  io3. 

Esaias  van  den  Velde  120. 

Eroanuel  de  Wit  124. 


Salomon  Koning  148. 

Leendert  van  der  Koogen  i3i. 

Erasmus  Quellinus  i53« 

Thomas  Willeborts  Bossaert  i54. 

Pieter  de  Laar  i55. 

Jacques  van  Artois  i58. 

Gerard  Don  162. 

Franciscus  Wouters  167. 

Thomas  Wyk  169. 

La  Tombe  175. 

Cornelis  Zachtleven  179. 

Jurian  Jakobsz  i83. 

Johan  Weenix  i85. 

Karel  van  Savoyen  186. 

Philip  Wouwerman  190. 

Jan  Baptist  Weenix  194. 

Tilmans  (Tochter)  197. 

Hendrik  Martensz  Zorg  197. 

Cesar  van  Everdingen  soo. 

Theodor  Helmbreker  3o8. 

Nicolas  Berchem  210. 

Andries  Both  210. 

Pieter  Grebber  2i3 

Johannes  van  Heck  219. 

Philip  Fruytiers  220. 

Peter  van  der  Borcht  220. 

Jan  Miel  220. 

Johannes  Lingelbach  221. 

Ossenbek  23o. 

Willem  Verschuring  236. 

Jacob  van  der  Ulft  237. 

Cornelis  Bischop  247. 

Jacobus  Bischop  248. 

Abraham  Bischop  348. 

Peter  van  Breda  348. 

Willem  Schellinks  366. 

Karel  Emanuel  Biset  375. 

Adriaen  van  den  Velde  389,  3i6. 

Theodor  Helmbreker  389. 

Joan  Guiliam  Bouwer  291. 

Kornelis  Kik  393. 

A.  de  Grebber  3g3. 

Blekers  293. 

Dionysius  Godyn  397. 

Karel  da  Jardin  397. 

Dominicus  Schaft  398. 

Jan  Linsen  307. 

V.  Geel  317. 

Adriaen  Oudendyk  3i8. 

Van  Harp  3i8. 

Spalthof  320. 

Broers  33o. 

Johannes  Buns  33i. 

Petit  Joan  le  Hollandais  333. 

Ludowyk  Smits  333. 

Johan  van  Neck  336. 

Heiman  Dullaert  333. 


GRUPPEN- VERZEICHNISS. 


489 


Dirk  van  Bergen  334. 

Abraham  Genoeh  338. 

Micbiel  van  Barspalm  340. 

Anna  Maria  van  Thielen  342. 

Fran9oise  Katharina  van  Thielen  342. 

Pieter  van  Slingelant  348. 

Ary  de  Vois  349. 

Johannes  van  Haansbergen  35i. 

Jacob  van  Loo  352. 

Eglon  van  der  Neer  333. 

Godfrid  Schalken  354. 

Pieter  van  der  Lecüw  356. 

Abraham  van  Kalraat  357. 

Dirk  Freres  358. 

Adriaen  Backer  359. 

Horatius  Paulyn  36o. 

Gysbert  Vcrhoek  3üi. 

Job  Berkheyden  362. 

Johannes  Vorstermans  366. 

Francisco  Millet  368. 

Michiel  Muscher  371. 

Regnier  Covyn  374. 

Jacob  Knyf  377. 

Jan  van  Nickelen  397. 

Jacob  Koning  401. 

Johannes  van  der  Bent  402. 

Johan  van  der  Meer  4o3. 

Gerard  Segers  408. 

Abraham  Stork  410. 

Barent  Gaal  410. 

Pieter  Peateman  411. 

Jan  Hoogzaat  4i5. 

Johan  Weenix  423. 

Jan  Griffier  426. 

Robert  Griffier  427. 

Huisman  428. 

Jacob  de  Heus  429. 

Jacob  van  Kampen  434. 

Bauern. 

Pieter  Bruegel  44. 
Egydius  van  Tilburg  95. 
Theodor  van  Thulden  127. 
Adriaen  Brouwer  138,  140. 
Joost  van  Craesbeck  143. 
Cornelis  Zachtleven  147. 
David  Teniers  148. 
Adriaen  van  Ostade  i5o. 
Cornelis  Bega  i5o. 
Nicolas  van  der  Hek  164. 
Willem  Buitenweg  197. 
Hendrik  Martensz  Zorgh  197. 
Jan  Mienze  Molenaer  ig8. 
Aart  van  Waas  198. 
Droogsloot  278,  401. 
Theodor  Helmbreker  289. 
Adriaen  Oadendyk  3i8. 


Broers  32o. 
Mathias  Scheits  36o. 
Job  Berkheyden  362. 
Hubert  van  Ravestein  374. 
Abraham  Diepraa/n  390.' 
Reinier  Brakenburg  436. 

Landschaßen. 

Kornelis  Antonisze  11. 

Barent  van  Orley  12. 

Fran9ois  Badens  22. 

Tobias  Verhaegt  24. 

Sebastiaen  Franks  27. 

Roelant  Savry  29. 

Adam  Willarts  3o. 

Aart  Janze  Druivestein  3i. 

Peter  Paul  Rubens  38. 

Joan  Bruegel  42,  44. 

Jodocus  de  Momper  45. 

Adriaen  Stalbemt  45. 

Jakob  Woutersz  Vosmer  52. 

Pieter  de  Valk  54. 

Guiliam  Nieulandt  55. 

Dirk  Rafaelsz  Kamphuizen  56. 

Cornelis  Poelenburg  58. 

Joan  van  der  Lis  58. 

Daniel  Vertangen  58. 

Fran9ois  Verwilt  58. 

Alexander  Keerings  59. 

Willem  van  Drillenburg  60,  222. 

Joris  van  Schoten  60. 

Jan  Pinas  60,  91. 

Lucas  de  Waal  65. 

Pieter  Snayers  6j. 

Lucas  van  Uden  70. 

Knipbergen  73. 

Jan  van  Goyen  73,  76. 

Koenraad  Schilperoort  75. 

Esaias  van  den  Velde  76,  77. 

Roelant  Rogman  77. 

Jodocus  de  Momper  86. 

Jacob  Pinas  91. 

Pieter  Molyn  der  Aeltere  91. 

Lowys  de  Vadder  92. 

Lukas  Achtschellinks  93. 

Märten  Rykaard  93. 

G.  Bakkereel  93. 

Joannes  Wildens  94. 

Abraham  Mattys  95. 

Pieter  Janze  van  Asch  io3. 

Jakob  Gerretze  Kuyp  104. 

Izak  van  Hasselt  104. 

Kornelis  Tegelberg  104. 

Albert  Kuyp  108. 

Peter  Fran9ois  Lucasz  iie. 

Joachim  Sandrart  121. 

Margareta  Godewyk  i35. 


490 


GRUPPEN-VERZEICHNISS. 


Henrik  van  Zomeren  i38. 

Herman  Zachtleven  147. 

Willem  van  Bemmel  148. 

Emelraad  i53. 

Jacques  van  Artois  1^8. 

Nicolas  van  der  Hek  i63. 

Märten  Heemskerk  van  der  Hek  164. 

Franciscus  Wouters  167. 

David  Rykaert  167. 

Tomas   Wyk  169. 

La  Tombe  175. 

Antoni  Waterloo  184. 

Jan  Wouwerman  igi. 

Gillis  Hondekoeter  191. 

Jan  Baptist  Weenix  194. 

Simon  Peter  Tilmans  196. 

Tilmans  (Tochter)  197. 

Aldert  van  Everdingen  201. 

Emanuel  Murant  204. 

Theodor  Helmbreker  208. 

Jan  Wils  209. 

Nicolas  Berchem  210. 

Jan  Both  210. 

Kornelis  Vroom  214. 

Johan  Jakobsz  214. 

Nicolas  Zuyker  214. 

Ger.  Bleyker  214. 

Salomon  Ruysdael  214,  322. 

Reyer  214. 

Hercules  Segers  217. 

Johannes  van  Heck  219. 

Peter  van  der  Borcht  220. 

Johannes  Lingelbach  222. 

Jan  Worst  222. 

Samuel  van  Hoogstraten  225. 

Ossenbek  23o.  ~ 

Johannes  Withoos  232. 

Hendrik  Verschuuring  234. 

Jakob  van  der  Ulft  236. 

Jan  Teunisz  Blankhof  237. 

Vincent  van  der  Vinne  243. 

Peter  van  Breda  248. 

Ary  van  der  Kabel  253. 

Jan  van  Assen  254. 

Daniel  Schellinks  266. 

Johann  Heinrich  Roos  268. 

Filip  Roos  272. 

Gerard  Uilenburg  275,  277. 

Piemans  280. 

Barent  Appelman  286. 

Frederik  de  Moucheron  288. 

Pieter  Gallis  289. 

Antoine  Fran9ois  van  der  Meulen  290. 

Joan  Guiliam  Bouwer  291. 

Frans  Post  294. 

Pieter  Molyn  294. 

Jakob  van  Hassel  295. 


Jan  Francis  van  Bloemen  297. 

Paul  297. 

Adriaen  de  Honig  (Honing)  297. 

Abraham  Genoels  297,  337. 

Johannes  Glauber  297,  376. 

Momper  297; 

Herman  Zwanevelt  297,  3i8. 

Karel  du  Jardin  297. 

Jan  Bunnik  297. 

Hendrik  van  Lint  297,  3i6. 

Izak  de  Moucheron  297. 

Theodor  Visser  297. 

Jan  Hakkert  3i6. 

Evert  Oudendyk  317. 

Drossaert  317. 

Ruischer  317. 

Akerbom  (A.  v.  Verboom)  3i8. 

Pieter  Gyzen  3i8. 

Rombout  van  Trojen  3i8. 

Adriaen  Oudendyk  3i8. 

Jan  Asselyn  32i. 

Petit  Joan  le  Hollandais  .322. 

Jacob  Ruisdael  322. 

Gillis  de  Hondekoeter  324. 

R.  Savry  324. 

David  Vinkeboons  324. 

Joan  van  der  Heiden  33o. 

Adriaen  van  den  Velde  333. 

Dirk  van  Bergen  334. 

Barent  Appelman  347. 

Johannes  van  Haansbergen  35i. 

Aart  van  der  Neer  352. 

Eglon  van  der  Neer  353,  423. 

Pieter  van  der  Leeuw  356. 

Jan  Visser  358. 

Gerard  Berkheyden  362. 

Johannes  Vorstermans  365. 

J.  van  Hagen  367. 

Francisco  Millet  368. 

Albert  Meyering  371. 

Arnout  Elzevier  373. 

Johannes  Oflfermans  374. 

Jacob  Knyf  377. 

Jan  Gotlieb  Glauber  377. 

Johan  Zacharias  Kneller  383. 

Jan  van  Kessel  387. 

Adriaen  Boudewyns  388. 

Jacob  van  Huchtenburg  393. 

Jan  van  Nickelen  396. 

Ugaart  Delvenaar  401. 

Jacob  Koning  401. 

Barent  van  Kalraat  404. 

Nicolas  de  Vree  409. 

Stork  410. 

Izak  Koene  410. 

Ludolf  Bakhuizen  411. 

Johan  van  Bunnik  419. 


GRUPPEN- VERZEICHNISS. 


491 


Simon  Germyn  424. 
Willem  Beurs  424; 
Jan  Griffier  426. 
Robert  Griffier  428. 
Huisman  428. 
Hendrik  Mommers  428. 
Guiliam  de  Heus  428. 
Jacomo  de  Heus  428. 
Willem  Dalens  436. 
Justus  van  Huisum  437. 

Marinen  und  Strand- Ansichten. 

Jan  Parcelles  74,  90. 

Julius  Parcelles  91. 

Andries  van  Artveit  93. 

Willem   van  den  Velde  der  Aeltere  i52. 

Bonaventura  Peeters  166, 

Jan  Baptist  Weenix  194. 

Cornelis  Wieringen  214. 

Hendrik  Vroom  214. 

Kornelis  Verbeck  214. 

Johan  Goderis  214. 

Johannes  Peeters  219. 

Gaspar  van  Eyck  219. 

Johannes  Lingelbach  221. 

Samuel  van  Hoogstraten  225. 

Jan  Teunisz  Blankhof  238. 

Arnout  Smit  239. 

Ary  van  der  Kabel  233. 

Hendrik  Dubbels  255. 

Ludotf  Bakhuizen  255,  411. 

Willem  Schellinks  266. 

Simon  de  Vlieger  287. 

Willem  van  den  Velde  288. 

Gaspar  van  den  Bos  289. 

Paul  297. 

Pieter  de  Zeelander  297. 

Jacob  Ruisdael  322. 

ßellevois  36o. 

Gerard  de  Jager  373. 

Jacob  Knyf  377. 

Abraham  Stork  410. 

Jan  Klaasze  Rietschoof  411. 

Hendrik  Rietschoof  412. 

Michiel  Maddersteg  437. 

Justus  van  Huisum  437. 

Perspectivische  Ansichten. 

Hendrik  van  Vliet  55,  396. 
Pieter  ßronkhorst  62. 
Pieter  Zaenredam  78. 
Peter  van  Loon  92. 
Pieter  Neefs  95. 
Theodor  Babuer  (?)  95. 
Emanuel  de  Wit  124,  275. 
Jacob  Reugers  Blök  19g. 
Samuel  van  Hoogstraten  226. 


Hendrik  van  Streck  275. 
Rombout  van  Trojen  3i8. 
Joan  van  der  Heyden  33o. 
Gerard  Berkheyden  362. 
Nickelen  396. 
Dirk  van  Delen  4o5.  , 
Karel  Fabricius  416. 

Thiere. 

Barend  van  Orley  12. 
Roelant  Savry  29. 
Aart  Janze  Druivestein  3i. 
Fran9ois  Snyders  43,  i83. 
Dirk  Rafaelz  Kamphuizen  56. 
Adriaen  van  Utrecht  79. 
Jakob  van  Es  93. 
Jakob  Gerretze  Kuyp  104. 
Albert  Kuyp  108. 
Esaias  van  den  Velde  120. 
Anna  Maria  Schuurmans  i33. 
Otto  Marcclis  154. 
Pieter  Verbeck  177. 
Cornelis  Zachtleven  179. 
Jurian  Jakobze  i83,  435. 
Johan  Weenix  i85,  423. 
Pieter  Wouwerman  igo. 
Melchior  Hondekoeter  191,  325. 
Jan  Baptist  Weenix  194,  210. 
Jacob  van  der  Does  208. 
Pieter  Klaasze  208. 
Nicolas  Berchcm  210. 
Andries  Both  210. 
Paulus  Potter  216. 
Jobannes  van  Kessel  219,  387. 
Peter  Boel  219. 
Johannes  van  Heck  219. 
Jan  Sibrechts  219. 
Alexander  Adriaensen  220. 
Fra9ois  Eyckens  220. 
Jan  Eyckens  220. 
Johannes  Lingelbach  221. 
Samuel  van  Hoogstraten  225. 
Ossenbek  23o. 
Mathias  Withoos  23i. 
Alida  Withoos  23i. 
Pieter  Withoos  232. 
Franz  Withoos  232. 
Hendrik  Verschuuring  234. 
Meister  Hans  239. 
Barent  Graat  239. 
Pieter  de  Laar  240. 
Johan  Heinrich  Roos  241,  267. 
Vincent  van  der  Vinne  243. 
Abraham  Bisschop  248. 
Peter  van  Breda  248. 
Willem  Schellinks  266. 
Filip  Roos  269,  271. 


492 


GRUPPEN-VERZEICHNISS. 


Fromentjou  276. 

Adriaen  van  den  Velde  289,  3i6,  333. 

Theodor  Helmbreker  289. 

Jan  van  Lint  297. 

Karel  du  Jardin  297. 

Van  Beeke  317. 

Adriaen  Oudendyk  3i8. 

Kare;]  da  Jardin  319. 

Jacob  Gellig  320. 

Spalthof  320. 

Gysbert  Hondekoeter  325. 

Johan  Vischer  327. 

Dirk  van  Bergen  334. 

Koster  335. 

Boel  339. 

Nicasuis  340. 

Ernest  Lairesse  347. 

Bastiaen  Goverts  van  der  Leeuw  355. 

Gabriel  van  der  Leeuw  356. 

Pieter  van  der  Leeuw  356. 

Steenwinkel  357. 

Jan  van  Aken  357. 

Pieter  Molyn  der  Jüngere  357- . 

Gysbert  Verhoek  36i. 

Michiel  Musscher  3;!. 

Maria  Sybille  Merian  379. 

Dirk  Stoop  390. 

Johan  van  Huchtenburg  392. 

Jacob  van  Huchtenburg  393. 

Elias  Terwesten  398. 

Jacob  Koning  401. 

Johannes  van  der  Bent  402. 

Barent  van  Kalraat  404. 

Van  Vcen  4o5. 

P.  Holsteyn  4o5. 

Abraham  de  Heusch  406. 

Pieter  van  der  Leeuw  Bastiansz  406. 

Abraham  Hondius  409. 

Jan  van  Alen  410. 

Pieter  van  der  Hülst  411. 

Simon  van  der  Does  4i3. 

Christophorus  Puitlink  420. 

Huisman  428. 

Dirk  Maas  428. 

Jacob  de  Heus  429. 

Elias  van  den  Broek  434. 

Blumen  und  Kräuter. 

Adriaen  van  der  Spelt  18. 
Jan  Bruegel  44,  64. 
Jakob  Woutersz  Vosmeer  52. 
Daniel  Zegers  63,  i85. 
Dirk  de  Bray  79. 
Joan  de  Heem  88,  244. 
David  Davidse  de  Heem  89. 
Hendrik  Schook  qo. 
Jacob  van  Es  93. 


Willem  van  Aelst  100,  432. 

Anna  Maria  Schuurmans  i33. 

Margarita  Godewyk  i35. 

Henrik  van  Zomeren  i38. 

Otto  Marcel is  i54,  295. 

Jacobus  Roodtseus  166. 

Jan  Philip  van  Thielen  i85. 

Maria  Theresia  van  Thielen  i85,  342. 

Anna  Maria  van  Thielen  i85,  343. 

Fran^oise  Katharina  van  Thielen  i85, 342. 

Tilmans  (Tochter)  197. 

Joris  van  Son  2o3. 

Johannes  van  Kessel  219,  387. 

Peter  Boel  219. 

Johannes  van  Heck  219. 

Jan  Eyckcns  220. 

Guiliam  Gabron  221. 

Samuel  van  Hoogstraten  235. 

Mathias  Withoos  23i. 

Alida  Withoos  232. 

IMeter  Withoos  232. 

Frans  Withoos  232. 

Maria  van  Oosterwyk  244. 

Gert  je  Pieters  24.5. 

Anna  Katharina  Fischer  258. 

Ottomar  Eigen  der  Aeltere  275,  276. 

Bartolomaeus  Astyn  278. 

Pieter  Gallis  289. 

Kornelis  Kik  292. 

Kristian  Siriep  295. 

Pieter  van  der  Hülst  297,  4.11. 

Karel  de  Vogel  297. 

David  de  Koning  297. 

Abraham  Bruegel  297. 

Joan  Werner  Tamm  298. 

Jacomo  van  Staverden  298. 

J.  Weyerman  317. 

Abraham  Minjon  33i. 

Jacob  Marrel  33i. 

Isak  Ducart  33i. 

Baptist  Menoi^  339. 

Jacques  Lairesse  347. 

Eglon  van  der  Neer  353. 

Picart  375. 

Maria  Sybille  Merian  378. 

Johanna  Helena  Herolt  Graff  379. 

Dorothea  Maria  Hendriks  Graff  379. 

Jan  van  Nickelen  39b. 

Elias  Terwesten  398. 

Matheus  Wytman  402. 

Abraham  de  Heusch  406. 

Nicolas  de  Vree  409. 

Willem  Beurs  424. 

Ernst  Stuven  433. 

Elias  van  den  Broek  434. 

Laurens  van  der  Vinne  434. 

Justus  van  Huisum  437. 


1 


GRUPPEN-VERZEIGHNISS. 


493 


Früchte. 

Fran9ois  Snyders  43. 

Joan  Bruegel  44. 

Adriaen  van  Utrecht  79. 

Joan  de  Heem  88. 

Jacob  van  Es  93. 

Evert  van  Aelst  98. 

Albert  Kuyp  108. 

Jacobus  Roodtseus  166. 

Joris  van  Son  2o3. 

Floris  van  Dyk  214. 

Willem  Heda  214. 

Alexander  Adriaensen  220. 

Fran9ois  Eyckens  220. 

Jan  Eyckens  220. 

Guiliam  Gabron  22r. 

Samuel  van  Hoogstraten  225. 

Allda  Withoos  23i. 

Ottomar  Elger  der  Aeltere  275. 

Pieter  Gallis  289. 

Kornelis  Kik  292. 

Jacomo  van  Staverden  298. 

J.  Weyerraan  317. 

Van  Beeke  317. 

Ludowyk  Smits  323. 

Jacob  van  den  Bosch  328. 

Abraham  Minjon  33i. 

R.  Ruisch  33i,  423.     • 

J.  van  Huisum  33i. 

Abraham  van  Kalraat  357. 

Elias  Terwestcn  398. 

Matheus  Wytman  402. 

Simon  Germyn  424. 

StiUleben. 

Kornelis  Delff  3i. 
Jan  de  Heem  89. 
Kornelis  de  Heem  go. 
Evert  van  Aelst  98. 
Willem  van  Aelst  99. 
Jacques  Grief  104. 
Gornelis  Zachtleven  147. 
David  Teniers  148. 
Gerard  Dou  161. 
Jan  van  Everdingen  2or. 
Pieter  Claasze  208. 
Johannes  van  Heck  219. 
Alexander  Adriaensen  220. 
Fran9ois  Eyckens  220. 
Jan  Eyckens  220. 
Guiliam  Gabron  221. 
Samuel  van  Hoogstraten  225. 
Roestraten  233. 
Vincent  van  der  Vinne  243. 
Maria  van  Osterwyk  244. 
Gecrtye  Pieters  245. 


Leemans  259. 
Kristoflfel  Pierson  259. 
Juriaen  van  Streck  274. 
Pieter  Gallis  289. 
Kornelis  Kik  292. 
Kornelis  Brize  293. 
David  de  Koning  297. 
Joan  van  der  Hey  den  33i. 
Koster  335. 

Abraham  Susenier  373. 
Regnier  Covyn  374. 
Pieter  Peuteman  411. 

Miniaturen. 

Philip  Fruytiers  220. 

Joan  Guiliam  Bouwcr  220, 291. 

Frederik  Brendel  292. 

Kaspar  van  Wittel  298. 

Laurens  Frank  337- 

Du  Chatel  352. 

Grisailles. 

Jeronimus  van  Diest  62. 
Barent  Graat  240. 
Boitö  340. 

Gerard  Lairesse  345. 
Jacques  Lairesse  347. 
Van  Nerven  (?)  36i. 
Pieter  Verhoek  (?)  36i. 
Philip  Tideman  43i. 
Adriaen  van  der  Werf  441. 

Tapetenpatronen . 

Barend  van  Orley  12. 

J.  Jordaens  i3. 

Abraham  Genoels  338. 

Furni  339. 

Baptist  Menoi^  339. 

Boel  339. 

Nicasius  340. 

Boitö  340. 

Laurens  van  der  Vinne  424. 

Glasmaler. 

David  Jorisz  10. 

Willem  Tomberg  i3. 

Dirk  Crabeth  i3. 

Wouter  Crabeth  i3. 

Westerhoud  i5. 

Daniel  Tomberg  i5. 

Willem  Tybout  16. 

Kornelis  Ysbrantse  Kuffeus  16. 

Laurens  van  Kool  16. 

Jacob  Caan  17. 

Jan  Dirksz  Lonk  17. 


494 


GRUPPEN- VERZEICHNISS. 


Govcrt  Hendriksz  17. 

Jan  Damesz  17. 

Aart  Verhaast  17. 

Gysbert  van  der  Kuil  17. 

Dirk  de  Vrye  17. 

Ädriaen  van  der  Spelt  17. 

Markus  Geerards  21. 

Jan  van  Kuik  Wouterszoon  26. 

Jelle  Reiniers  66. 

Hendrik  Klok  76. 

Jan  Verburgh  100. 

Pieter  Mathys  100. 

Chamu  100. 

Jan  van  Bronkhorst  100. 

Abraham  van  Diepenbeek  126. 

Joan  Frederik  van  Ysendoren  146. 

Pieter  Jahszen  il>3. 

Jan  van  Bockhorst  i53,  2i5. 

Pieter  Kouwenhorn  160. 

Peter  Holstein  2i5,  412. 

Jacob  van  der  Ulft  237,  36i. 

Josef  Oostfries  24.2. 

Jan  Maartz  242. 

Klaas  van  der  Meulen  242. 

Katharina  Oostfries  242. 

Jan  Janze  Slob  242. 

Jan  Post  294. 

Abraham  Torenvliet  299. 

Pieter  Verhoek  36i. 

Gerard  Hoet  387. 

Stoop,  der  Vater  390. 

Kornelis  Holstein  412. 

Architekten. 

Korneh's  Bloemaert  22. 
Paulus  Moreelse  26. 
Deodatus  del  Mont  49. 
Wenceslaus  Koeberger  52. 
Jacques  Francart  71. 
Pieter  Koek  van  Aelst  98. 
Robert  van  Hoek  184. 
Jan  Weenix  191. 
Jacob  Reugers  Blök  199. 
Jacob  van  Kampen  200,  435. 
Godyn  336. 
Adriaen  van  der  Werf  445. 

Bildhauer. 

Artus  Quellinus  129,  297. 
Michiel  Colyns  i3o. 
Pieter  Rycks  187. 
Hendrik  van  Streck  274. 
Willem  van  der  Hoeven  274. 
Peter  van  der  Meulen  291. 


Johannes  Netscher  334- 
Aemilius  und  Samue  1  Huppe  357. 
Abraham  van  Kalraat  357. 
Hendrik  Note  man  370,  398. 
Chevalier  Grupello  423. 

Bildschnitzer. 

Kornelis  Bloemaert  22. 
Anna  Maria  Schuurmans  134. 
Pieter  Janze  Begyn  i5o. 
Jan  Eyckens  220. 
Dirk  Steen  (?)  3o6. 

Kupferstecher  und  Radirer. 

Willem  Isaaksz  (Nicolai)  19. 
Markus  Geerards  22. 
Kornelis  Bloemaert  23,  417. 
Crispin  van  de  Pas  23. 
Hendrik  Goudt  29. 
Geertruyd  Rogman  3o. 
Willem  Delff  3i. 
Kornelis  Scbut  39. 
David  Baily  53. 
Johannes  Verkolje  io3. 
Rembrandt  117. 
Jan  van  den  Veldei20. 
Gillis  Sadeler  120. 
Michiel  le  Blon  121. 
Theodor  van  Thulden  127. 
Paul  Pontius  128. 
Anna  Maria  Schuurmans  i33. 
Munnikhuizen  134. 
Theodor  Math  am  145. 
Leendert  van  der  Koogen  i5i- 
Kornelis  Mytens  i53. 
Bartholomäus  Dolendo  160. 
Fran9ois  Menton  168. 
Thomas  Wyk  169. 
Van  Loch  um  178. 
Lynhoven  178. 
Hendrik  Goltzius  180. 
Antoni  Waterloo  i85. 
Chr.  Hagens  197. 
Regnier  Parzyn  198. 
Wallerant  Vaillant  204. 
Prinz  Robert  204. 
Andreas  Vaillant  206. 
Paulus  Potter  217. 
Hercules  Segers  218. 
Arnold  Houbraken  227. 
Johann  Heinrich  Roos  241. 
Jan  de.Biskop  253. 
Ludolf  Bakhuizen  257. 
J.  Hughtenburg  291. 
R.  de  Hooge  291,  395. 


GRUPPEN- VERZEICHNISS. 


495 


Nicolas  Bernart  291. 
N.  Cochin  391. 
Ch.  Simmonneau  291. 
Fr.  Ertinger  291. 
Melchior  Küsel  292. 
M.  Pool  296. 
Hendrik  Bary  3oo. 
Blooteling  3oi. 
Bonaventura  Overbeek  298. 
Jan  Luiken  32i,  394. 
Johan  Visscher  327. 
Kornelis  Visscher  328. 
Lombart  Visscher  328. 
Abraham  Genoels  339. 
Boudewyns  339. 


Pieter  Verbruggen  340. 
Bernard  Baillen  341. 
Jacomo  Blondel  341. 
Gerard  Lairess  343,  344. 
Joan  de  Biskop  373. 
Matheüs  Merian  377. 
Gerard  Hoet  388. 
Josef  Mulder  391. 
Johannes  Verkolje  400. 
Ferdinand  Voet  418. 

Kunst- Stickerinnen. 

Rozee  25q. 

Johanna  Koerten  404. 


K.  k.  Hof  buchdrnckerei  Carl  Fromme  In  Wicii. 


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