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Full text of "Aus der Zeit Maria Theresias : Tagebuch des Fürsten Johann Josef Khevenhüller-Metsch, kaiserlichen Obersthofmeisters 1742-1776"

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Presented  to  the 
LIBRARY  ofthe 

UNIVERSITY  OF  TORONTO 

by 

Ratherford  Library, 
University  of  Alberta 


AUS  DER  ZEIT 


MARIA  THEEESIAS. 


TAGEBUCH 

DES 

FÜRSTEN  JOHANN  JOSEF  KHEVENHÜLLER-METSCH, 

KAISERLICHEN    OBERSTHOFMEISTERS 
1742  — l'TT'e 

HERAUSGEGEBEN 

IM  AUFTRAGE  DER  GESELLSCHAFT  FÜR  NEUERE  GESCHICHTE 

ÖSTERREICHS 

VON 

EÜDOLF  &MF  KHEYUKHÜLLEß-METSCH 

UND 

D'^HAOS  SCHLITTEU. 


1742—1744.  -^^J'UjLfpi. 


VERLAG 

Füll  ÖSTERREICH -UNGARN  EÜR  DAS  DEUTSCHE  REICH 

SAMT  DEN  OKKUPATIONSLÄNDERN:  UND  DIE  ÜBRIGEN  LÄNDER: 

ADOLF  HOLZHAUSEN  WILHELM  ENGELMAKN 

IN  WIEN.  1907.  iN  LEIPZIG. 


ALLE    RECHTE    VORBEHALTEN. 


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1^01 

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VORWORT. 


Seit  vielen  Jahren  —  ich  kann  sagen,  seit  mir  die  Existenz 
der  Tagebücher  Johann  Josef  Khevenhlillers  bekannt  war  —  lag  es 
in  meiner  Absicht,  dieselben  zu  veröffentlichen.  Wenn  der  lang  ge- 
hegte Wunsch  erst  spät  zur  Tat  umgesetzt  wurde,  so  waren  Ursachen 
Schuld,  deren  Auseinandersetzung  zu  weit  führen  würde.  Als  jedoch 
die  Gesellschaft  für  Erforschung  der  neueren  Geschichte  Österreichs  ins 
Leben  gerufen  wurde,  welcher  anzugehören  ich  mir  zur  Ehre  anrechne, 
stand  mein  Entschluß  fest,  zu  dem  Zweck,  dem  diese  patriotisch  wissen- 
schaftliche Vereinigung  zustrebt,  auch  mein  Scherflein  beizusteuern. 
Im  Vereine  mit  meinem  Freunde  Dr.  Hanns  Schütter  habe  ich  es 
unternommen,  die  Aufzeichnungen  meines  Vorfahren,  welche  die  Zeit 
von  1742  bis  1776  umfassen,  der  Öffentlichkeit  zu  übergeben. 

Wer  aber  gelesen  werden  will,  muß  sich  vornehmlich  gegen 
eine  Massenflucht  der  Leser  sicherstellen.  Eben  deshalb  haben  wir 
eingehend  die  Frage  erwogen,  was  vorzuziehen  sei:  unverkürzte 
Wiedergabe  oder  bloßer  Auszug  der  Tagebücher  Johann  Josefs. 
Schließlich  einigten  wir  uns  dahin,  nichts  zu  streichen,  da  wir  uns 
der  Sorge  nicht  entschlagen  konnten,  im  anderen  Falle  gegen  das 
eigentümliche  Gepräge  und  die  Unmittelbarkeit  der  Aufzeichnungen 
zu  verstoßen.  Handelt  es  sich  doch  um  das  Tagebuch  des  Chronisten 
Maria  Theresias;  da  ist  im  Hinblick  auf  das  Ganze  jede  Mitteilung 
von  Wert  —  ähnlich  dem  einzelnen  Steinchen  eines  Mosaikbildes: 
für  sich  allein  ganz  unscheinbar,  ist  es  doch  notwendig  an  seinem 
Platze,  des  Gesamteindruckes  halber. 

Die  Epoche,  welche  dem  Leser  vorgeführt  wird,  ist  jene  große 
Zeit,  in  der  Maria  Theresia,  angefallen  von  den  Feinden  des  Erzhauses, 


IV 

die  Grundlage  der  heutigen  Monarchie  legte.  Die  große  Kaiserin 
und  ihr  Sohn  und  Nachfolger  waren  die  eigentlichen  Neubegründer 
des  Staates  der  Ostmark.  Mit  Erfolg  haben  sie  es  versucht,  die 
losen  Bestandteile  zu  einem  Reiche  zusammenzuschweißen  und  diesen 
häufig  durch  zentrifugale  Episoden  heimgesuchten  Staatskörper  auf 
Grund  einheitlicher  Bestimmungen  und  einer  bewußten  Politik  zu 
stärken  und  gegen  äußere  Angriife  zu  schützen. 

Die  Schilderung  des  Lebens  am  Hofe  Maria  Theresias  soll  dazu 
beitragen,  die  hohen  Verdienste  dieser  einzig  großen  Frau  und  ihre 
Ziele  einer  allgemeinen  Kenntnis  zuzuführen. 

Wir,  Epigonen  einer  ruhmreichen  Vergangenheit,  haben  uns 
einer  bescheideneren  Auffassung  anbequemen  müssen,  wenn  es  sich 
um  die  Definition  handelt,  was  heute  des  Österreichers  Vaterland  ist. 
Dualismus  und  immer  stärker  auftretende  Betonung  der  nationalen 
Gruppe  lassen  kaum  noch  Raum  für  die  Grundidee,  welche  als  Leit- 
motiv alle  Regierungsakte  Maria  Theresias  durchzog.  Altösterreichs 
prächtiger  Bau  ist  ja  schon  längst  zur  Ruine  geworden  —  da  ist  es 
wohl  ein  dankbares  Beginnen,  die  Erinnerung  an  ihn  zu  wecken, 
aus  vergilbten  Tagebuchblättern  das  Bild  der  großen  Kaiserin  zu 
rekonstruieren,  deren  patriarchalisches  Regime  segensreich  für  ihre 
Völker  war. 

Längst  entschwundene  Zeiten,  da  Böhmen  und  Magyaren  da- 
durch gewonnen  werden  konnten,  daß  man  —  wie  Maria  Theresia 
es  tat  —  auf  Maskenbällen  in  ihrem  Nationalkleid  erschien!  Heute 
werden  von  den  Nationen  andere  Konzessionen  begehrt,  deren  Er- 
füllung aber  keineswegs  das  Glück  des  Staates  bedeutet,  vielmehr 
zu  noch  höheren  Ansprüchen  reizt. 

Im  Zeitalter  des  zu  hohen  Ehren  gelangten  allgemeinen  Stimm- 
rechtes, wo  der  Grundsatz  „Vota  numerantur,  sed  non  ponderantur" 
zum  Staatsprinzip  erhoben  wurde,  in  einer  Epoche,  wo  der  Durch- 
schnittsmensch, selbst  wenn  er  zur  Lektüre  alter  Dinge  irgendwie 
veranlagt  ist,  sich  meist  nur  materiellem  Gewinn  und  Erwerb  irdi- 
scher Güter  zuwendet,  mußten  sich  die  Herausgeber  die  Frage  vor- 
legen, ob  die  Publikation  der  Tagebücher  des  alten  reaktionären  Hof- 
mannes nicht  ein  Wagnis  und  einen  Anachronismus  darstellen  würde. 


Wenn  diese  Bedenken  zum  Schweigen  gebracht  wurden,  so  geschah 
es  in  der  Erwägung,  daß  durch  diese  Blätter  die  Zeit  der  großen 
Kaiserin  einem  besseren  Verständnis  zugeführt  und  gleichzeitig  Johann 
Josef  Khevenhtillers  Liebe  und  Treue  für  seine  Herrscherin  an  das 
Licht  gerückt  würden. 

Vor  kurzem  ist  ein  Werk  erschienen:  Dreißig  Jahre  am  Hofe 
Friedrichs  des  Großen,*)  worin  die  bisher  zerstreuten  Veröffent- 
lichungen aus  den  Tagebüchern  Lehndorfs,  des  Kammerherrn  der 
Königin,  zusammengefaßt  worden  sind. 

Wie  kalt  mutet  uns  das  Leben  am  Hofe  zu  Berlin  an!  Wie 
oft  geschah  es,  daß  nach  aufgehobener  Tafel  alles  vor  dem  Könige 
flüchtete  „als  hätte  die  Erde  gebebt".  Es  gab  Augenblicke,  wo  alles 
„zu  Bildsäulen  erstarrte",  wenn  Er  eintrat.  „Es  sei  besser  im  Domino 
als  unter  dem  Kruzifix  zu  sterben",  äußerte  Friedrich  eines  Tages, 
als  ihm  die  Kunde  ward,  Maria  Theresia  habe  unter  dem  Eindrucke 
des  Erdbebens  von  Lissabon  die  Karnevalsbelustigungen  verboten. 
Es  war  ein  trauriges  Leben  am  Berliner  Hofe  und  Friedrichs  eigen- 
tümliche Moral  mag  daran  Schuld  getragen  haben. 

Wie  anders  der  Hof  Maria  Theresias!  Licht  und  Wärme  ging 
von  dieser  herrlichen  Fürstin  aus,  beglückt  war  jeder,  der  in  ihre 
Nähe  kam.  Man  liebte  sie  um  ihrer  selbst  willen,  wie  Graf  Harrach 
sie  verehrte,  dem  die  Königin  eines  Tages  sagte,  „daß  er  seine 
Neigung  für  die  Theresia  bei  keiner  Gelegenheit  bergen  könnte". 

Fromm  war  Maria  Theresia,  aber  lebensfreudig  zugleich.  Sie 
versagte  sich  kein  Vergnügen,  huldigte  mit  Leidenschaft  dem  Tanze, 
machte  den  Kehraus  mit,  legte,  in  die  Burg  heimgekehrt,  die  Maske 
ab,  griff  nach  Szepter  und  Krone  und  regierte,  ohne  sich  ausgeschlafen 
zu  haben,  flott  darauf  los.  Welch  schönes  Familienleben  erschließt 
sich  uns!  Wie  liebte  Maria  Theresia  ihren  Gemahl,  ihre  Kinder  und 
wie  liebten  und  verehrten  sie  insgesamt  die  alte  Kaiserin,  Witwe 
Karls  VL  Da  gab  es  keinen  noch  so  kleinen  Ausflug,  von  dem  zu- 
rückgekehrt man  nicht  zur  Kaiserin-Mutter  eilte,  ihr  die  Hand  zu 
küssen. 


*)  Herausgegeben  von  Karl  Eduard  Schmidt-Lötzen  (Gotha,  1907.  Andreas 
Perthes). 


VI 

So  zeichnet  Johann  Josef  gewissenhaft  alles  auf,  was  Maria 
Theresia  und  deren  Hof  betrifft;  nicht  bloß  dies,  auch  selbst  Erlebtes 
registriert  er,  seine  Bedenken  über  manches,  was  ihm  mißfällt,  Welt- 
ereignisse und  Hof  klatsch;  ebenso  gewissenhaft  überliefern  wir,  die 
Herausgeber,  es  der  Nachwelt. 

Im  Geschlechte  der  Khevenhüller  war  schriftlicher  Nachlaß  keine 
Seltenheit.  Hans  Khevenhüller,  kaiserlicher  Botschafter  in  Madrid 
von  1573  bis  160ö,  hinterließ  ein  interessantes  Tagebuch,  das  histo- 
risch noch  nicht  ausgebeutet  ist.  Sein  Bruder  Bartholomäus,  der  in 
seiner  engeren  Heimat  „Kärnten"  eine  bedeutende  Stellung  einnahm, 
richtete  an  seinen  Sohn  Franz  Christoph  einen  Brief,  in  welchem 
gleichsam  der  Familie  als  Vermächtnis  aufgetragen  wird,  es  ja  nicht 
zu  verabsäumen,  sich  Aufzeichnungen  zu  machen.  Der  Brief,  eine 
merkwürdige  Stilprobe  jener  Zeit,  lautet  also:*)  „Mein  Sohn,  unsere 
Voreltern,  sonderlich  aber  unsere  Uhr-  und  Anherrn  und  mein  Bruder 
Graff  Hans  haben  mit  sonderer  Treu  und  Fleiß  ihre  aigene  und 
andere  Geschichten  aufgezaichnet,  denen  ich  auch  nachgevolgt  hab; 
weil  ich  aber  nunmehr  alt  und  schwach  und  du  hierinnen  meine 
stel  mit  deiner  Jugent  verrichten  khanst,  derwegen  ich  dieß  Jahr  die 
Hand  von  dissem  Werk  aufhebe.  Du  aber  werdest  mit  Anfang  1611 
mit  solcher  Treu  und  Fleiß,  wie  ich's  von  dir  hoffe,  auflegen;  mit 
deme  wirstu  dich  bey  deinen  Nachkhummen  unsterblich  machen  und 
selbst  darauß  ein  großen  Nucz  schepfen.  Der  Allmächtige  verleihe, 
daß  es  Alles  zwe  seinem  Lob,  zwe  deines  Herrn,  Vaterlands  und 
eigenem  nuczen  gedeye  und  du  es  vil  lange  Jahre  mit  Glückh  con- 
tinuiren  mögest."**) 

Franz  Christoph  folgte  treulich  der  väterlichen  Mahnung.  Er 
ist  der  Verfasser  der  bekannten  Annales  Ferdinandei.  Etwas  später 
hat  Ludwig  Andreas  Khevenhüller,  der  berühmte  Feldherr,  die  „Ob- 
servations  Punkte"  geschrieben,  welche  als  erstes  Kavalleriereglement 


*)  Mahnung,  die  Bartholomäus  seinem  Sohne  Franz  Christopli,  8.  November 
1610,  mit  auf  den  Weg  gab. 

**)  Moßhammcr,  p.  418,  auch  Jodok  Stülz  „Die  Jugend-  und  Wauderjahre 
des  Grafen  Franz  Christoph  von  Khevenhüller  nach  seinen  eigenen  Aufzeichnungen." 
(Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  IV,  342.) 


VII 

1739  bei  Johann  Paul  Krauß  in  Wien  erschienen.  Noch  andere  Mit- 
glieder der  Familie  KhevenhUller,  bis  in  die  neueste  Zeit  herab, 
folgten  dem  avitischen  Zuge  und  hinterließen  Notizen,  Tagebücher 
oder  dergleichen  schriftlichen  Nachlaß,  welche  dereinst  auferstehen 
und  zum  ewigen  Gedächtnisse  der  Autoren  und  ihrer  Erlebnisse 
sprechen  werden. 

Ein  Teil  der  Tagebücher  Johann  Josefs  ist  leider  in  Verlust 
geraten.  Es  kann  mit  Berechtigung  angenommen  werden,  daß  sämt- 
liche Bände  vor  dem  Jahre  1850  im  Familienarchive  zu  Fronsburg 
vorhanden  waren  und  daß  die  fehlenden  durch  unredliches  Gebahren 
abhanden  gekommen  sind.  Gegenwärtig  befinden  sich  im  Besitze 
der  Familie  die  Bände  1742—1749  und  1770—1773.  Im  Budapester 
Nationalmuseum  befinden  sich  sechs  Bände:  1752 — 1755,  1758 — 1759, 
1764—1767  und  1774-1776.  Letzterer  Band  ist  erst  kürzlich  hinzu- 
gekommen. Die  fehlenden  Bände  enthalten  die  Jahre:  1750 — 1751, 
1756-1757,  1760  — 1763  und  1768—1769. 

Ein  Teil  der  Tagebücher  ist  von  Adam  Wolf  benutzt  worden. 
(Aus  dem  Hofleben  Maria  Theresias.    Wien,  1858.) 

Die  Herausgeber  lassen  die  Hoffnung  nicht  fallen,  daß  es  mit 
der  Zeit  doch  noch  gelingen  werde,  die  entschwundenen  Bände  auf- 
zufinden und  dem  jetzt  Gebotenen  anzureihen.  Eben  weil  das  Material 
dermalen  noch  unvollständig  ist,  wurde  von  der  Numerierung  der 
einzelnen  Bände  Abstand  genommen. 

Mit  diesen  kurzen  Bemerkungen  verabschieden  wir  uns  von  dem 
geneigten  Leser,  dessen  wohlwollender  Beachtung  Johann  Josefs 
Nachlaß  empfohlen  sei. 

Je  gründlicher,  je  eingehender  die  Zeit  Maria  Theresias  gekannt 
und  verstanden  wird,  desto  größer  ist  die  Hoffnung,  aus  der  längst- 
vergangenen Epoche  Lehre  für  die  Gegenwart  zu  abstrahieren.  Das 
walte  Gott! 

Rudolf  Khevenliüller. 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Vorwort III 

Einleitung 1 

Tagebuch  1742 99 

1743 117 

1744 200 

Anmerkungen  und  Anhang 270 

Namen-  und  Sachregister 311 

Berichtigungen 346 


EINLEITUNG. 


Mit  Hans  Khevenhtiller,  den  eine  Urkunde  vom  28.  Oktober 
1396  als  Bürger  der  Stadt  Villach  erwähnt,  tritt  das  Geschlecht 
der  Khevenhtiller  aus  dem  Bereiche  der  Sage  in  den  der  Ge- 
schichte. 

Villach  war  ein  bambergisches  Verwaltungszentrum  und  Kheven- 
hüll  liegt  in  Franken;  begreiflich  daher,  daß  die  Familie  ihren  Ur. 
Sprung  von  dieser  Ortschaft  herleitet.^) 

Schon  die  ersten  Khevenhtiller,  die  uns  in  Kärnten  begegnen, 
nehmen  einflußreiche  Stellungen  ein.  Sie  erwerben  Schlösser  und 
Burgen,  ihre  Nachkommen  erweitern  den  reichen  Grundbesitz  und 
verschwägern  sich  mit  den  vornehmsten  Familien.  Tapfer  und  un- 
erschrocken sind  sie  auf  dem  Schlachtfelde,  ttichtig  in  der  Ratsstube 
und  im  auswärtigen  Dienste.  Die  meisten  von  ihnen  greifen  auch 
zur  Feder,  die  Regierungsgeschichte  des  Kaisers  oder  ihre  eigenen 
Erlebnisse  niederzuschreiben. 


^)  Bernhard  Czerwenka:  Die  Khevenhüller,  Geschichte  des  Geschlechtes 
mit  besonderer  Berücksichtigung  des  XVII.  Jahrhunderts,  ist,  soweit  die  ältere 
Zeit  in  Betracht  kommt,  ganz  und  gar  unverläßlich.  Genauere  Daten  bringt 
Starkenfels  (Oberösterreichischer  Adel,  bearbeitet  von  weiland  Alois  Freiherrn 
von  Starkenfels,  abgeschlossen  von  Johann  Evang.  Kirnbauer  v.  Erzstätt,  IV.  Band, 
4.  Abteilung  von  Siebmachers  Wappenbuch.  Nürnberg  1885—1904.  Vgl.  auch 
Hildebrandt:  Der  Kärntner  Adel.  IV.  Band,  8.  Abteilung  dieser  Publikation). 
Von  Monographien  über  die  Khevenhüller  kommen  in  Betracht:  Heinrich  Her- 
mann: Die  Khevenhiller  („Carinthia",  Klagenfurter  Unterhaltungsblatt  1854,  Nr.  5 
bis  10);  Dominikus  Fiedler:  Die  weiland  Khevenhüllersche  Majoratsgrafschaft 
Frankenburg  und  deren  nächste  Umgebung  in  ihrer  Beziehung  zur  vaterländischen 
Geschichte-,  Georg  Moßhammer:  Genealogia  und  Beschreibung  aller  der  Kheven- 
hüller und  Khevenhüllerin  von  Aichelberg  und  Summereckh,  wie  auch  zwe  wemb 
und  wer  sie  zwe  Ihnen  verheyradt .  .  .  (Manuskript,  das  die  Zeit  von  1030—1625 
umfaßt);  Wurzbach  (Biographisches  Lexikon  XI,  214 ff.)  scheint  dieses  Manuskript 
benützt  zu  haben.    Es  befindet  sich  im  Besitze  dos  Herrn  Dr.  A.  Figdor  (Wien). 

Khevenhüller-Schlitter.     1742—1744.  1 


Hans,  der  erste  dieses  Namens,  war  Stadtrichter  in  Villach. ^) 
Sein  einziger  Sproß,  Johann  11.,^)  hatte  vier  Söhne  :^)  Johann  III.,'') 
Ulrich,^)  Rudolf^)  und  Bartholomäus,  die  gegen  Türken  und  Ungarn 
kämpften,  welche  damals  verheerend  in  Innerösterreich  eingefallen 
waren. 


*)  Urkunde  d.  d.  1414  IV.  23.  (Wien,  Staatsarchiv.)  Hans  war  vermählt 
mit  Katharina  von  Weißbriacli  und  starb  1423  (Moßliammer)  [vgl.  Czerwenka, 
der  ihn  (Seite  17)  1424,  (Seite  23  und  624)  1398  sterben  läßt].  Sein  Bruder 
Wilhelm  soll  1418  bei  Kadkersburg  gefallen  sein. 

^)  Er  war  1431  Pfleger  zu  Federaun,  das  damals  dem  Bistum  Bamberg 
gehörte,  und  erwarb  im  selben  Jahre  von  seinem  Oheim  Christoph  dem  Volder, 
Pfleger  zu  Landscron,  die  Feste  Aichelberg,  mit  der  ihn  dann  Friedrich  von 
Österreich  belehnte.  (1431  IX.  30.  Wien,  Staatsarchiv.)  Pfandweise  hatte  er  die 
Feste  bereits  1427  erworben.  (Czerwenka  16.)  Johann  IL  war  mit  Felizitas  von 
Lindeck  vermählt  und  starb  1439.  „So  viel  mann  aus  einigen  Schriiften  und 
alten  Documenten  ersehen,  wäre  dieser  Hannß  Khevenhüller  ein  tapfferer  Kriegs- 
mann und  wurde  derohalben  zum  Ritter  geschlagen."    (Moßliammer.) 

2)  Nach  Moßliammers  Genealogia. 

*)  Johann  III.  soll  auch  (nach  Moßhammer)  1480  im  Lavanttale  gegen  die 
Türken  gekämpft  haben.  Diese  Schlaclit  hat  aber  niemals  stattgefunden.  (Vgl.  Franz 
Ilwof:  Die  Einfälle  der  Osmanen  in  Steiermark.  Mitteilungen  des  historischen 
Vereines  für  Steiermark  IX,  X,  XI,  verläßlicher  als  Hammer:  Geschichte  des 
Osmanischen  Reiches  I,  IL)  Johann  III.  war  vermählt  mit  Christine  von  Zilln- 
hart.  „Disser  Khevenhüller  —  erzählt  Moßhammer  —  liat  das  alt  zerfallene 
Stammenschloß  Aichelberg  wider  renoviert." 

^)  Dieser  ist  —  nach  Moßhammer  —  1473  vor  Klagenfurt  von  den  Türken 
erschlagen  worden. 

")  Moßhammer  erzählt  von  ihm  folgendes:  Rudolf  machte  sich  um 
Friedrich  IIL  verdient,  als  der  Streit  ob  der  Cillischen  Erbschaft  entbrannte,  und 
teilte  das  Schicksal  des  Kaisers,  der  acht  Tage  lang  im  Schlosse  Obercilli  be- 
lagert wurde.  Zwei  Jahre  darnach,  1459,  befreite  er  mit  anderen  Edlen  des 
Landes  die  von  den  Görzern  besetzte  Feste  Ortenburg.  Irrig  ist  die  Behauptung, 
Rudolf  sei  1484  Landeshauptmann  in  Kärnten  gewesen.  Denn  von  1444  —  1518 
gab  es  bloß  Landesverweser  und  Rudolf  erscheint  auch  in  der  Reihe  dieser 
nicht.  (Vgl.  Heinrich  Hermann:  Handbuch  der  Geschichte  des  Herzogtums 
Kärnten  I,  300,  574  ff.)  Im  Jahre  1449  hatte  Heinrich  Graf  zu  Gürz  ihm  und 
seinen  Erben  „von  besunderer  gnaden  und  dinste  wegen,  so  er  uns  getan"  einige 
Güter  zu  Lehen  gegeben.  (1449  VI.  13.  Wien,  Staatsarchiv.)  Rudolf  war  1493 
Feldhauptmann  des  kaiserlichen  Aufgebotes  gegen  die  Türken.  (Wien,  Kriegs- 
archiv.) Er  starb  —  nach  Moßhammer  —  1496  (nach  Czerwenka  [24]  1501). 
Den  jüngsten  Sohn  Johannes  IL  erwähnt  Czerwenka  nicht.  Aus  seiner  Ehe 
mit  Apollonia  Welzer  hatte  Rudolf  zwei  Söhne.  Der  ältere  von  diesen,  Ul- 
rich, wurde  —  nach  Moßhammer  —  mit  Maximilian  zu  Gent  gefangen*,  im 
Jahre  1490  kämpfte  er  gegen  die  Ungarn;  1499  zog  er  mit  Maximilian  in  den 
Schweizerkrieg,  1504  nach  Bayern;  er  half  1525  den  niederösterreichischen 
Bauernaufstand   unterdrücken,   focht   1527   gegen  Johannes   Zapolya  und  starb 


3 

Johann  III.  befand  sich  im  Gefolge  Friedrichs  III.,  als  dieser 
am  t),  März  1452  seinen  Einzug  in  Rom  hielt.  Auf  dem  Rückwege 
von  der  Kaiserkrönung  wurde  er,  und  zwar  auf  der  Engelsbrlicke, 
zum  Ritter  geschlagen.^)  Sein  Sohn  Augustin  bekleidete  von  1510 
bis  1519,  in  welchem  Jahre  er  starb,  das  Amt  eines  innerösterreichi- 
schen Regimentsrates. ^)  Er  hatte  sechs  Söhne:  Georg,^)  Ludwig, 
Johann  IV.,^)  Christoph,  Bernhard  und  Siegmund. 

Ludwig  war  ein  wackerer  Haudegen.  Er  kämpfte  im  Heere 
Karls  V.  gegen  die  Franzosen  in  Italien  und  wurde  bei  einem  Sturme 


1540  (nach  Czerwenka  1494.  Seite  24).  Andere  geben  1520  als  Todesjahr  an.  Der 
zweite  Solin  Siegmund  starb  in  jungen  Jahren.  Aus  Uh-ichs  Elic  mit  Anna  von 
Kellerberg  stammte  Wolfgang.  Von  diesem  berichtet  Moßhammer,  er  habe  auf 
dem  italienischen  Kriegsschauplatze  gegen  Franz  I.  gekämpft  und  mit  Karl  V. 
die  Kreuzfahrt  gegen  Chaireddin  Barbarossa  unternommen-,  mit  dem  siegreichen 
Heere  soll  er  1535  in  Tunis  eingezogen  sein.  Er  starb  1536.  Aus  seiner  Ehe  mit 
Margareta  von  Cles  (Gleiss  nennt  sie  Moßhammer,  während  Czerwenka,  Seite  24, 
sie  Clossin  nennt)  hatte  er  einen  Sohn,  Siegmund,  der  (vermählt  mit  Anna 
Meixner)  1561  kinderlos  starb. 

*)  Lichnowsky:  Geschichte  des  Hauses  Habsburg  VI,  193. 

*)  Albert  Starzer:  Beiträge  zur  Geschichte  der  niederösterreichischen  Statt- 
halterei  415.  Von  Augustin  erzählt  Moßhammer  unter  anderem  auch  folgendes: 
Steiermark,  Kärnten  und  Krain  baten  1496  den  Kaiser,  er  möge  die  Juden  aus 
Innerösterreich  abschaffen;  unter  den  Abgesandten  befand  sich  auch  Augustin, 
„der  mit  seinen  Mitcommissarien  sovil  erhalten,  das  Balthasar  von  Tanhaussen, 
Ihr  Kayß.  Mayt.  Rath  und  Landtshaubtman  in  Steyer,  Georg  Waltenburger, 
Khärntnerischen  Vizthumb,  und  Sigmundten  von  Ungerpach,  General  Schacz- 
maister,  die  Ausschaffung  aufgetragen,  dies  dann  so  vleißig  verriebt,  das  nit 
allein  alle  Juden  außgetriben  worden,  sondern  sich  auch  noch  auf  heutigen 
Tag  kheiner  in  denselben  Ländern  underlaßen  darf."  (Vgl.  Hermann:  Geschichte 
Kärntens  I,  564.)  Augustin  soll  auch  der  Zusammenkunft  Maximilians  mit  den 
Königen  von  Ungarn  und  Polen  beigewohnt  haben,  die  im  Juli  1515  zu  Wien 
stattfand.  Damals  wurde  eine  Familienverbindung  Deutsch-Habsburgs  mit  dem 
böhmisch-ungarischen  Herrscherliause  vereinbart.  (Alfons  Huber:  Geschichte 
Österreichs  III,  445.)  „Ausser  gedachter  Verzaichnus  —  erzählt  Moßhammer  — 
ist  vom  Herrn  Augustin  Khevenhüller,  weil  seine  maiste  Schrifften  in  der  Vil- 
lacher  Brunst  durchs  Feyr  verzehrt  worden,  nichts  Schrifftwürdiges  zuefinden; 
sein  Fleiß  und  Embsigkeit  aber  ist  auß  ettlichcn  gemainen  Schriiften  und  unter 
anderm,  das  er  aller  seiner  Khinder  geburth,  von  eigner  Handt  in  ein  Bibel,  so 
noch  zue  Wernberg  aufgebebt  wirdt,  verzaichnet.  ..."  Augustin  brachte  durch 
seine  Gemahlin  Siguna  von  Weißpriach  einen  Teil  der  Besitzungen  dieses  Hauses 
an  sein  Geschlecht. 

^)  Dieser  wollte  sich  —  nach  Moßhammer  —  dem  geistlichen  Stande 
widmen j  starb  aber,  1532,  bevor  er  seinen  Vorsatz  verwirkbchen  konnte. 

*)  Von  Johann  IV.  erzählt  Moßhammer,  er  habe  sich  1529,  zur  Zeit  der 
Belagerung  durch  die  Türken,  mit  seinem  Bruder  Siegmund  in  Wien  befunden 
und  sei  1537  im  Kampfe  gegen  die  Türken  bei  Clissa  gefallen. 

1* 


auf  das  Kastell  Mailand  zum  Krüppel  geschossen.  Als  er  daher  den 
Kriegsdienst  verlassen  mußte,  wies  ihm  Ferdinand  I.  eine  Edelmanns- 
pfrUnde  auf  das  Kloster  Admont  an.^) 

Bernhard,  seit  1539  Rat  der  niederösterreichischen  Kammer,^) 
wurde  1542  zum  Vizedom  von  Kärnten  ernannt^)  und  bald  darnach 
als  Rat  in   die  Wiener  Hofkammer   berufen.^)     „Er   war  —  hieß  es 

1)  D.  d.  Prag  1528  IX.  15.  (Losertli:  Archivalische  Studien  in  Wiener 
Archiven  zur  Geschichte  der  Steiermark  im  16.  Jahrhundert.  Veröffentlichungen 
der  historischen  Landeskommission  für  Steiermark  VI,  22.)  Karl  Oberleitncr:  Öster- 
reichs Finanzen  und  Kriegswesen  unter  Ferdinand  I.  vom  Jahre  1522  bis  1564. 
Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  XXII,  40,  Anm.  72.  Im  Hof- 
kammerarchiv (Familienakten)  liegt  das  eigenhändig  geschriebene  Gesuch  Ludwigs 
an  König  Ferdinand:  „  . . .  hat  sich  unnder  anndern  Kriegshanndlungen  begeben, 
das  unns  von  dem  obristen  gepoten  was,  wider  die  im  Schloß  Maylanndt,  so  derzeit 
von  E.  M.  abgefallen,  zuhanndln,  in  welcher  meiner  gehorsam  mir  laider  got  er- 
parms,  der  ain  Schennckhl  gar  abgeschossen  .  . .  wiewol  Ich  nun  nach  derselben 
beschehen  hanndlung  gleich  also  ungesundt  und  warlich  mit  grossem  schmerczen 
nicht  weniger  als  annder  im  veldt  belieben  .  . .  hab  Ich  doch  .  .  .  mein  besoldung 
mit  werckhen  nit  statlich  verdienen  können,  sonnder  .  . .  mich  aus  dem  veld  zu- 
thuen  .  .  ."  (1528). 

*)  Oberleitner,  222. 

^)  Sein  Vorgänger  war  Christoph  von  Laas,  der  Ferdinanden  gebeten 
hatte,  ihn  dieses  Amtes  zu  entheben.  (Ferdinand  I.  an  Laas,  1542  II.  9., 
Cod.  707,  Bd.  VII,  fol.  26.  Staatsarchiv.)  Vgl.  den  von  Bernhard  unterzeichneten 
Revers  d.  d.  Wien,  1542  VI.  22.  (Wien,  Staatsarchiv.)  Moßhammer  nimmt  als 
Jahr  der  Ernennung  1536  an. 

*)  „B.  Khevenhülers  Schadloßbrief  seine  gethannen  Provisionen  beruerent", 
d.  d.  Feldlager  vor  Wittenberg,  1547  V.  19.  (Cod.  707,  fol.  37/v.),  worin  Ferdi- 
nand erklärt,  es  sei  Khevenhüller  bereits  „etlich  Jar  als  unnser  Hofcamer  Rat" 
tätig  gewesen.  Die  Ernennung  dürfte  1542  oder  1543  erfolgt  sein,  denn  Bern- 
hards Bruder,  Siegmund,  wurde  1543  zum  Vizedom  ernannt.  (Hermanns  Geschichte 
von  Kärnten  II,  420  enthält  die  Liste  der  Vizedome.)  Bernhards  Besoldung 
war  höher  als  die  seiner  Amtsgenossen  bemessen,  „was  auf  höheres  Alter  etwa 
schließen  lassen  möchte".  (Firnhaber:  Der  Hofstaat  König  Ferdinands  I.  im  Jahre 
1554.  Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  XXVI,  6.)  Kheven- 
hüller war  jedoch  (nach  Moßhammer)  1511  geboren,  zählte  also  als  er  starb,  erst 
37  Jahre.  Bernhard  leitete  die  Expeditionen  der  Hofkammer.  So  lesen  wir  in 
B.  Khevenhüllers  Schadlosbrief  „aller  seiner  Expedition  bey  der  Hofcamer" 
folgendes:  „Wir  Ferdinand  etc.  Bekhennen  für  unns  unnd  unnser  Erben  ...  als 
wir  verschiner  Jar  aus  sonndern  hohen  beweglich  Ursachen  ain  Hofcamerordnung 
aufgericht,  darnach  alle  unsere  Camergüeter  in  allen  unsern  Künigreichen  unnd 
Lannden  gehandlet  unnd  regiert  werden  sollen,  wie  dann  beruerte  unnser  Hof- 
camerordnung vermag  unnd  aufweist,  unnd  wiewol  nun  solche  unnser  Hofcamer- 
ordnung im  pessten  bedacht  unnd  fürgenomen  worden,  so  haben  sich  doch 
järlichen  die  hochbeschwärlichen  on  unnderlaß,  je  lennger,  je  mer,  unnserer 
Khunigreich,  Lannde  unnd  Reut  Sachen,  auch  durch  absterben  unnd  weckh- 
ziehung  unnserer  Presidenten  und  Hofcamer-Rät  dermassen  verändert  unnd  mit 


von  ihm  —  ein  ehrlicher,  aufrechter,  teutscher,  darneben  auch  ver- 
ständig und  erfahrner  Man,  liebte  zu  Sonderheit  die  freyen  KhUnsten; 
in  seiner  Jugendt  hat  er  frembde  Landt  gesehen  und  selbe  Sprachen 
erlehrnt."^) 

Christoph  und  Siegmund,  die  zvrei  anderen  Söhne  Augustins, 
gründeten  die  beiden  Khevenhlillerschen  Hauptlinien  zu  Frankenburg 
und  zu  Osterwitz. 


Christoph,  der  Stifter  der  älteren  Linie,^)  wurde  1525  zum 
Hauptmann  von  Ortenburg  ernannt.  Im  selben  Jahre  beteiligte  er 
sich,  unter  dem  Kommando  des  steirischen  Landeshauptmanns  Sig- 
mund von  Dietrichstein, ^)  an  der  Niederwerfung  des  Bauernaufstandes 
in  Salzburg  und  Kärnten.  Dann  ging  er  nach  Wien,  „wo  er  dem 
Khönige  Ferdinandt  ein  ansehnliche  Summa  gelts  zuer  Ungrischen 
Khriegen  vorgestreckht". 

Im  Jahre  1537  „seiner  sonderlichen  geschicklich kheit  und  fleiß 
halber"  zum  Kriegskommissär  bestellt,^)  zog  er  mit  Katzianer  nach 
Ungarn,    der    jedoch    schmählich    die    Flucht    ergriif.     Die    meisten 


Khriegsleuifen  iinnd  hohen  Aufgaben  überladen,  das  bemelte  Hofcamerordnung 
nicht  allain  mit  der  Expeditionfertigung  unnd  unnderschreibung  der  Pergamen 
unnd  Papieren  brief  durch  die  Rät  unnd  personen,  sonnder  auch  die  wenigsten 
der  obbemelten  Articl  aus  fürgefallner  not  nit  gehalten  unnd  volzogen  werden 
inügen,  dessen  wir  gleichwol  durch  unnsern  lieben  getreuen  Bernharden  Khefen- 
hüller  zu  Aichelberg,  unnsern  Hof  Camer  Rat,  als  der  die  Expedition  in  bemelter 
Hof  Camer  hat,  vilmals  unnderthenigelich  bericht,  erinndert  unnd  angebracht . , ." 
Prag,  1547  IX.  22.  (Cod.  707,  Bd.  XII,  fol.  121/v.  Staatsarchiv.)  Die  Hofkammer- 
ordnung wurde  1537  erlassen.  Fellner-Kretschmayr:  Die  österreichische  Zentral- 
verwaltung II/l,  246  ff.   Veröff.  d.  Komm.  f.  Neuere  Gesch.  Österr. 

^)  Moßhammer.  Auch  Bernhard  vermehrte  den  Besitzstand  seines  Hauses, 
indem  er  unter  anderem  die  Herrschaften  Sternberg  und  Hohenwarth  erwarb. 
Im  Jahre  1548  übertrug  Ferdinand  I.  die  Herrschaft  Lienz,  welche  Christophen 
von  Wolkenstein  gehörte,  an  Bernhard  Khevenhüller.  Nur  dessen  Tod  ver- 
hinderte die  förmliche  Abtretung.  (Hirn:  Erzherzog  Ferdinand  II.  von  Tirol, 
Bd.  II,  60,  Anm.  3.)  Bernhard  starb  am  3.  November  1548  zu  Wien,  „wo  er  bey 
S.  Dorothea  begraben  ligt".  Seine  Witwe  Wandula  von  Mansdorf  vermählte 
sich  mit  Kaspar  Freiherrn  von  Herberstein  (Moßhammer).  Bernhards  einziger 
Sohn  Augustin  war  in  jungen  Jahren  gestorben. 

2)  Geboren  am  24.  Dezember  1503.  Er  hat  Aufzeichnungen  hinterlassen, 
die  von  Moßhammer  benützt  worden  sind.   Wir  folgen  daher  dessen  Darstellung. 

^)  Dessen  Bericht  über  den  Überfall  zu  Schladming  (3.  Juli  1525)  im 
Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  XVII,  133  ff. 

*)  Ein  ständiger  Hofkriegsrat  wurde  erst  1556  errichtet.  (Vgl.  Firnhaber: 
Zur  Geschichte  des  österreichischen  Militärwesens.  Archiv  für  Kunde  österreichi- 
scher Geschichtsquellen  XXX,  96.)    Fellner-Kretschmayr  ll/l,  276  ft". 


fanden  in  der  Sehlacht  bei  Gorian  den  Heldentod,  wenige  nur,  dar- 
unter Christoph  Khevenhtiller,  retteten  das  Leben.  ^)  Dieser  wurde 
1537  zum  Rat  der  Wiener  Hof  kammer  ernannt,^)  welches  Amt  er  bis 
1542  innehatte. 


^)  Moßhammer  bringt  folgenden  Bericht  (nach  Aufzeichnungen  Kheven- 
hiillers):  „Der  Cozianer  war  Veldtobrister,  hieldt  sich  aber  so  Schlecht,  das  er 
in  der  grösten  Nodt  die  seinigen  bey  Eittler  Nacht  verlassen  und  ausgerissen, 
und  deme  herrn  Hannß  Ungnadt,  Steyrerischen  Obristen,  das  er  zwe  Morgens 
sein  Vorzug  nehmmen  solt,  bevolhen.  Georg  Ludwig  von  Lodron  war  der  Lezt, 
so  aufgezogen,  und  als  er  die  seinen  zur  gegenwer  auf  eim  guetten  Pferdt  siczendt, 
vermandt,  hat  ein  Soldadt  geandtwordt:  Ihr  habt  guett  sagen,  siezt  auf  eim 
guetten  Pferdt,  das  euch  in  Zeidt  der  Nodt  khan  darvon  tragen.  Darauf  der 
Graf  alsbaldt  abgestigen  und  mit  der  wer  dem  Pferdt  die  Span  Adern  abgehaudt, 
mit  vermeldten,  das  thue  ich,  damit  ihr  seeht,  das  ich  bei  euch  Leben  und 
sterben  wil,  wie  er  dann  gefangen  und  nach  Constantinopel,  wo  er  gestorben, 
gefierd  worden.  Es  waren  in  disser  Niderlag  allain  unter  denen  Herren  und 
Landtleuthen  auß  Khärndten  24  Nidergehaudt,  unter  welchen  die  voruembsten 
waren  Ihr  Obrister  Johannes  Mayer  von  Fuxstat,  Georg  von  Ernau,  Georg  von 
Himelberg  und  Andreas  Eez.  Der  Säxische  Obriste  Cuncius  wurd  gefangen  und 
sturb  balt  hernach,  under  welches  Reiterey  36  Cavalleri  umbkhomben.  Die 
Österreichische,  under  welchen  Herr  KhevenhüUer  war,  schluegen  sich  durch  die 
Feindt  und  khumben  vill  umb,  sehr  wenig  aber  darvon.  Ausser  Ihres  Obristen 
Niclass  von  Thurn  gedachter  Christoph  KhevenhüUer,  und  Lorencz  Steilberger 
und  Dietmar  von  Lossenstein,  wurden  gefangen  und  die  folgenden  erschlagen, 
Nemblich  N.  Vetterer,  N.  von  Hofkhürchen,  N.  Hochenfelder,  N.  von  Auerssperg» 
zwen  von  Neidegg,  N.  von  Lamberg,  N.  Welzer,  Wilhelm  von  Wolckherstorf, 
Lienhardt  von  Lamberg,  Bernhardt  von  Schaffenberg  und  N.  von  Schellenberg. 
Die  Behemen  sein  in  eim  Gemöß  mit  ihrem  Obristen  Graf  Albrecht  Schlikhen 
von  den  Janitscharn  zue  Todt  geschlagen  worden,  und  hat  also  der  Machomet 
Bassa  für  die  Christen  ein  sehr  schedlichen  Sieg  erhalten;  der  Cazianer  aber 
fiel  zum  Türgckhen  und  wolte  Graf  Niclassen  von  Serin  auch  darzue  bewegen, 
der  ihn  aber  ergriffen,  zue  Todt  geschlagen  und  sein  Haubt  dem  Khönig 
Ferdinandt  geschickht,  hergegen  ihr  Mayt.  dem  Grafen  des  Cazianers  Guetter  ver- 
ehrt." Vgl.  Huber:  Geschichte  Österreichs  IV,  60  ff.,  wo  sich  auch  die  Literatur 
angegeben  findet. 

2)  Dies  erhellt  aus  dem  Schadlosbrief  Khevenhüllers  vom  16.  Januar  1542. 
Die  betreffende  Stelle,  die  auch  im  Hinblick  auf  die  Hofkammerordnung  von 
1537  wichtig  ist,  lautet  wie  folgt:  „Wir  Ferdinand  etc.  .  . .  thuen  khundt  .  ,  . 
als  wir  im  verschinen  fünffzehen  Hundert  unnd  Sibenunnddreissigisten  Jar,  den 
ersten  tag  des  Monats  Septembris  aus  sonndern  hochbeweglichen  Ursachen,  ain 
Neue  Hof  Camer  Ordnung  aufgericht,  darnach  alle  unnsere  Camergueter  in  allen 
unnsern  Khünigreichen  unnd  Lannden  gehanndlt.  Regiert  unnd  nit  allain  von 
den  verphenndtungen,  damit  Sy  derselben  Zeit  beschwärt  gewest,  erledigt  unnd 
in  nützliche  guete  Ordnung  gebracht  werden,  sonnder  auch  wir  berüerten 
unnsern  Khünigreichen,  Lannden  unnd  Leutten  zu  nutz,  trosst  unnd  guetem  zu 
ainem  statlichen  vorrat  in  denselben  unnsern  Camerguettern  khumen  möchten, 
wie  dann  beruerte  unnsei-  Hof  Camer  Ordnung,  so  auf  Sechß  Jar  lanng  gestelt. 


Er  blieb  auf  ausdrücklichen  Wunsch  Ferdinands  auch  ftirder 
im  Hofdienst,  trotz  Bestellung  zum  Landeshauptmann  von  Kärnten, 
die  1541  erfolgt  war.^)  So  sehen  wir  Khevenhüller  1543  als  Ab- 
gesandten Ferdinands  bei  Karl  V.,  der  sich  zum  Kriegszug  gegen 
den  Herzog  von  Cleve  rüstete,^)  und  1544  mit  dem  römischen  König 


vermag  unnd  aufweist,  und  wiewol  nun  solche  unnser  Hof  Camer  Ordnung  im 
besten  bedacht  unnd  fürgenomen  worden,  8o  haben  sich  doch  gleich  darnach 
unnd  im  selben  Sibenunnddreissigisten  Jar,  mit  der  ciaglichen  unnd  beschwär- 
lichen  Niderlag  von  Esseckh  unnd  sider  beer  on  unnderlaß,  ye  lennger  ye  paß 
unnsere,  unnserer  Khünigreich,  Lannd  unnd  Leut  Sachen  dermassen  veränndert, 
das  die  Hof  Caraer  Ordnung  nicht  allain  mit  der  Expedition,  ferttigung  unnd 
unnderschreibung  der  Pergaraenen  unnd  Pappieren  bricf  durch  den  Supper  Inten- 
danten, die  anndern  Räte  unnd  Personen,  sonnder  auch  die  wenigisten  der  ob- 
beraelten  Articl  aus  fürgefalner  not  nit  gehalten  unnd  volzogen  werden  mügen, 
desselben  wir  gleichwol  durch  unsere  Hof  Camer  Rät  unnd  sonderlichen  durch 
Cristoffen  Khefenhüller  von  Aichelberg,  so  aller  erst  nach  aufrichtung  unnd  be- 
schluß  vorsteender  unnser  Chamer  Ordnung  an  unnsern  khünigelichen  Hof  khomen, 
vilmals  unnderthenigelich  bericht,  erinndert  unnd  angebracht,  das  Inen  über 
sollie  grosse  tägliche  fürfallennde  hanndlungen  ferttigung  zu  thuen  hoch  be- 
schwärlich  mit  unnderthenigister  entschuldigung  unnd  gehorsamer  Pit. . ."  (Cod.  707, 
Band  VII,  fol.  17/v.   Vgl.  S.  4,  Anm.  4.) 

^)  „Wir  Ferdinand  etc.  Bekhennen  . .  .  das  wir  ...  in  genediger  erwegung 
unnd  bedacht  der  Erber-  unnd  schickhlichait,  damit  unns  unnser  getreuer  lieber 
Cristoff  Khefenhüller  von  Aichelberg,  unnser  Hof  Camer  Rat  hievor  beruembt 
worden,  darinne  wir  Ine  auch  siderheer  in  unnserm  diennst  zu  Hof  bey  unnser 
Person,  zu  genedigistem  unnserm  wolge fallen  selbst  erkhennen  unnd  befinnden, 
auch  der  aufrichtigen  Eerlichen  unnd  getreuen  diennste,  So  Er  unns  also  die 
Zeit  heer  an  unnserm  Hof  in  unnsern,  unnserer  Khünigreich  unnd  Lannde  An- 
sehenlichen Sachen  unnd  geschefften,  ungespart  einnichs  vleiß  gethan,  noch  teg- 
lich  thuet  unnd  hinfüran  wol  thuen  sol  unnd  mag,  den  gedachten  unnsern  Hof 
Camer  Rat  Cristoflt'en  Khevenhüller  zu  unnserm  Lanndshaiibtman  ernennts  unnsers 
Fürstenthumbs  Khärnndtn  ...  an  unnd  aufgenomen  haben  .  .  .  Und  dieweil  wir 
aber  bemelten  Khefenhüller  noch  diser  Zeit  unnsers  Hofdiennsts  nicht  verlassen 
mögen,  sollen  unnd  wellen  wir  entzwischen  gedachte  Lanndshaubtmanschafft 
durch  ainen  .  .  .  Verweser  .  .  .  versehen  unnd  verwalten  lassen  unnd  so  pald  wir 
gedachten  Khefenhüller  des  staten  dienens  an  unnserm  Hof  erlassen  oder  Imc 
lennger  darann  zu  dienen  nicht  fliegen  oder  gelegen  sein  wurde,  das  wir  oder 
unnsere  Erben  alsdann  beruerte  Lanndshaubtmanschafft  in  Khernndtn  .  . .  ein- 
antworten . .  .  doch  nit  annders  zu  versteen,  dann  das  bemeltem  Khefenhüller 
die  Zeit,  Als  er  in  stetem  unnserm  Hofdiennst  ist.  An  der  Lanndshaubtmanschafft 
Besoldung,  Als  obsteet  (400  fl.  Rh.  und  100  fl.  Ratsbesoldung)  nicht  verfolgen 
oder   geraicht   werden   unnd   erst   wann  Er   in  die  Verwaltung   eintrit,   angeen 

solle «  Wien,  31.Mail54L    (Cod.  707,  Band  VI,  fol.  105/v.  Staatsarchiv.)   Am 

IG.  Januar  1542  wurde  Khevenhüller  seines  Amtes  bei  der  Hofkammer  enthoben. 
(Cod.  707,  Band  VII,  fol.  17/v.) 

2)  Moßhammer  berichtet,  Khevenhüller  habe  den  Kaiser  zu  Regensburg 
„auf  dem  Reichstag"  getroffen-,   Karl  V.  befand  sich  jedoch   in  Speier.    (Vgl. 


in  Speier. ^)  Im  Jahre  1546  ging  Christoph  nach  Regensburg,  „wo  er 
für  sein  Herrn  die  negotia  in  den  werentten  Teutschen  Khriegen 
threulich  .  .  .  verricht"  und  als  Vertreter  Ferdinands  auch  den  Ver- 
handlungen Karls  mit  Moritz  von  Sachsen  beiwohnte.^)  Das  folgende 
Jahr  weilte  er  „etlicher  geldts  anticipationen  halber"  in  Prag  und 
dann  in  Augsburg,  wo  er  die  Hofkammergeschäfte  führte.^) 

Am  30.  Juni  schloß  der  Reichstag.  Christoph  begab  sich  nach 
Kärnten,  wo  er  als  Landeshauptmann  seines  Amtes  waltete.  In  dieser 
Stellung  erwarb  er  sich  große  Verdienste  um  die  Befestigung  Klagen- 
furts  und  die  Ausbildung  der  Wehrkraft  des  Herzogtums.  Damals 
tagte  die  Salzburger  Provinzialsynode,  die,  statt  Reformvorschläge  zu 
machen,  heftige  Anklagen  gegen  die  weltlichen  Behörden  erhob. 
Christoph  zögerte  nicht,  sich  für  diese  einzusetzen;  der  Bericht,  der 
am  12.  August  abging,  entsprach  ganz  und  gar  den  Anschauungen 
Ferdinands,  der  eine  gründliche  Reform  des  Klerus  anstrebte.^) 

Nicht  lange  blieb  Khevenhüller  in  Kärnten,  denn  noch  im  selben 
Jahre   1549   beauftragte   ihn   Ferdinand,   dem   Infanten  Philipp,   den 


G.  Egelhaaf:  Deutsche  Geschichte  im  16.  Jahrhundert  bis  zum  Augsburger 
Religionsfrieden  II,  423.  Bibliothek  deutscher  Geschichte.)  Khevenhüller  be- 
gleitete den  Kaiser  nach  Bonn.  „Alhier  samblete  sich  das  gancze  volckh  so  von 
Spanier  und  Italiannern  10000,  von  Teutschen  14000  und  von  Niderlendern 
12  Man  samt  8000  Reutern  starckh  war." 

^)  Auf  diesem  Reichstag  erfolgte  die  Kriegserklärung  Karls  gegen  Frank- 
reich. Alle  Kurfürsten  waren  erschienen,  „welches  selten  zue  geschehen  pflegt". 
In  der  Tat  waren  sämtliche  sieben  Kurfürsten  anwesend.  (Egelhaaf  II,  420.) 
Man  bewilligte  dem  Kaiser  „auf  Sechs  Monath  4000  Pferdt  und  24000  Khnecht" 
auf  Kosten  der  Reichsfürsten  wider  Frankreich.  Ein  Drittel  dieser  Streitkräfte 
wollte  Karl  gegen  die  Türken  verwenden.    (Ibid.  428.) 

*)  „  ...  als  der  Zwyspalt  der  Religion  ye  lenger  ye  mehr  auf-  und  her- 
gegen  der  respect  gegen  dem  Khaysser  abgenumen,  der  Schmalkhaldisch  Bundt 
auch  Renoviert  und  von  den  Protestiereten  zue  waffen  gegriffen  worden,  hat 
sich  der  Khaysser  nit  weniger  umb  Volckh  beworben  und  gleich  zue  Anfang 
den  Herzog  Morizen  von  Saxen  auf  sein  seiften  gebracht,  mit  dem  in  Nahmen 
des  Khayssers  der  Granvella  und  in  Nahmen  des  Khönig  Ferdinandt  der  Herr 
Christoph  Khevenhüller  die  haimblichen  aufgerichten  compactata  beschlossen  . . ." 
(Der  Vertrag  ist  vom  19.  Juni  154G  datiert.  Vgl.  Egelhaaf  II,  460  ff.  Die  Mit- 
wirkung KhevenhüUers  findet  sich  jedoch  nirgends  erwähnt.) 

*)  „Auff  dissen  Reichstag  ließ  der  Khaißer  durch  seine  Schwester  Maria, 
Khönigin  in  Unghern,  ob  Ferdinandus  die  Rom.  Khön.  dignitet  dem  Khönig 
Philippo  renuntieren  woltte,  ein  anwurf,  der  aber  nit  haft'ten  wollen,  thuen." 
(Moßhammer.  Vgl.  Robert  Holtzmann :  Kaiser  Maximilian  II.  bis  zu  seiner  Thron- 
besteigung.   1527—1564.    S.  08  ff.). 

*)  Vgl.  Loserfh:  Die  Reformation  und  Gegenreformation  in  den  inneröster- 
reichischen Ländern  im  16.  Jahrhundert   86  ff. 


9 

der  Kaiser  zu  sich  gerufen  hatte,^)  bis  Trient  entgegen  zu  reisen. 
Am  19.  Dezember  fand  die  Zusammenkunft  mit  dem  Prinzen  statt. 
Christoph  begleitete  ihn  bis  Brüssel  und  kehrte  sodann  wieder  in  die 
Heimat  zurück.  Im  Januar  1551  war  er  in  Augsburg,  „da  er  vill 
gelts  handlung  in  Nahmen  ihr  Khön.  May.  zue  der  Neuen  türgckhi- 
schen  Unruhe  zue  Recht  gericht." 

Unglücklich  aber  wurde  der  Krieg  geführt  ^)  und  schweres  Un- 
heil traf  auch  den  Kaiser:  Moritz  von  Sachsen  war  eidbrüchig  ge- 
worden und  erhob  sich  gegen  Karl  V.,  den  er  persönlich  gefangen 
nehmen  wollte.  Der  Kaiser  weilte  in  Innsbruck,  von  wo  er  auf  die 
Kunde,  es  habe  jener  die  Ehrenberger  Klause  erstürmt,  nach  Villach 
floh;  hier  fand  er  Ruhe  und  Schutz  im  Hause  Khevenhtillers.^) 

Erst  im  Jahre  1555  entschloß  sich  Ferdinand,  den  treuen  Diener 
seines  Hofamts  zu  entheben.  Seine  Dienste  aber  nahm  er  auch  ferner 
in   Anspruch,   so   bei   Errichtung   des   Hofkriegsrates.*)     Zu    wieder- 


^)  Maximilian  hatte  Maria,  die  Tochter  des  Kaisers,  geheiratet  und  befand 
sich  damals  bereits  in  Spanien,  um  während  Philipps  Abwesenheit  die  Eegent- 
schaft  zu  führen.  In  Wahrheit  aber  wollte  Karl  V.  dadurch  den  Widerstand 
des  Neffen  brechen.  Denn  Maximilian  sah  er  als  den  vornehmsten  Gegner  des 
Planes  an,  den  Infanten  auf  den  deutschen  Thron  zu  erheben.  (Holtzmann,  71  ff.) 

2)  Vgl.  Huber:  Geschichte  Österreichs  IV,  172  fl'. 

^)  Nach  den  Aufzeichnungen  Khevenhüllers  berichtet  Moßhammer  darüber 
folgendes:  „  . .  .  Churfürst  Moricz  überfiel  den  Kayßer  unversehens  zue  Innß- 
pruckg,  das  ihr  Mayt.  bei  stockh  finsterer  Nacht  mit  seim  Bruedern  Khönig 
Ferdinandt,  der  Christoph  KhevenhüUer  nach  Khärndten  vorangeschickht,  auf- 
gemacht und  mit  seim  ganze«  Hof  Lager,  doch  mit  hinderlaß iing  maisten  thails 
Bagage,  sein  Weeg  nach  dem  Herzogthumb  Kärndten  gehen  Villach  genomben, 
vor  seinem  Vorrückhen  aber  dem  Herzog  Hannß  Friderich  von  Sachsen,  damit 
sichs  der  Churfürst  Moricz  nicht  beruehmen  khöndt,  seiner  fünffjährigen  ge- 
fanckhnus  entledigt,  der  den  Khayser  in  diser  Beengstigung  nit  verlassen  wellen, 
und  ist  ihr  Mayt.  mit  grosser  Threue  und  Erbarkeit  nachgefolgt.  Der  Khayßer 
und  der  Khönig  Ferdinandt  losierten  zue  Villach  in  des  Herrn  Christoph  Kheven- 
hüllers behaußung,  der  baiden,  Ihr  Mayt.  und  dem  Herczog  Hannß  Fridrichen 
von  Saxen,  offtmahls  ein  Meil  Weegs  von  der  Statt  in  seim  Walt  ainem,  darinen 
es  fünft"  See  bey  St.  Maria  Magdalena  genant.  Lustige  lagten  und  vischen  ge- 
halten ;  vonn  dannen  raiste  Khönig  Ferdinandt  nach  Passau,  wo  der  Khayser  mit 
dem  Churfürsten  Moricz  ein  Friden  eingangen.  ..."  (Vgl.  Bucholtz:  Geschichte 
der  Regierung  Ferdinand  des  Ersten,  VII,  74  ff.)  Nach  Abschluß  des  Passauer 
Vertrages  zog  Moritz  von  Sachsen  in  den  Türkenkrieg.  Christoph  KhevenhüUer 
hatte  für  Ferdinand  1000  Knappen  geworben.  (Oberleitner:  Beiträge  zur  Ge- 
schichte des  Dreißigjährigen  Krieges.  Archiv  für  Kunde  österreichischer  Ge- 
schichtsquellen XXII,  95.) 

*)  Oberleitner:  Die  Finanzlage  Niederösterreichs  im  IG.  Jahrhundert  (Archiv 
für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  XXX,  97,  119,  121.    Starzer  27) 


10 

holten  Malen  hatte  er  Khevenhüller  ausgezeichnet,  ihm  Güter,  dar- 
unter Osterwitz^)  und  Landscron  ^),  verschrieben  sowie  Prädikate  und 
Titel  verliehen.^) 


^)  Maximilian  I.  liatte  1509  Schloß  und  Herrschaft  Osterwitz  dem  Erzbischof 
von  Salzburg  versetzt.  Am  21.  März  1540  willigte  Ferdinand  ein,  'daß  Kheven- 
liüller  dieses  Pfand  nach  dem  Tode  des  Erzbischofs  einlöse.  (Cod.  707,  Band  V. 
fol.  48.)  Am  22.  November  1541  erfolgte  die  Pfand verschreibung,  jedoch  gegen 
Wiederkauf  (Cod.  707,  Band  VI,  fol.  215.)  In  Würdigung  der  großen  Verdienste 
KhevenhüUers  verzichtete  Ferdinand  bei  Lebzeiten  des  Pfandinhabers  und  seiner 
Söhne  auf  das  Recht  der  Wiedereinlösung.  (Cod.  707,  Band  VIII,  11,  40 ; 
Band  IX,  6/v,  84/v,  100.     Czerwenka  [S.  58]  kennt  diese  Urkunden  nicht.) 

2)  Kaufverschreibung  d.d.  S.Juli  1542.  (Cod.  707,  Band  VlI,  72;  siehe 
auch  ibid.  73/v,  74.)    Vgl.  Czerwenka  34. 

3)  d.  d.  Wien,  31.  Oktober  1543  das  Prädikat  „Landscron";  d.  d.  Prag, 
22.  Juli  1544,  auf  Grund  seiner  ersten  Ehe  mit  Elisabeth,  Tochter  des  Hans 
Monstorfer  zu  Oberaich  (f  1535),  des  letzten  seines  Stammes,  im  Verein  mit  Bern- 
hard (Gemahl  Wandulas,  der  Schwester  Elisabeths)  die  Bewilligung  zur  Aufnahme 
des  Monstorfschen  W^appens;  d.  d,  W^ien,  22.  November  1555  das  Prädikat  „von 
Sumraeregg".  (Starkenfels  151.)  Im  Hofkammerarchiv  (Familienakten)  befindet 
sich  das  Konzept  eines  Privilegs,  kraft  dessen  Ferdinand  den  Brüdern  Christoph, 
Siegmund  und  Bernhard  sowie  ihrem  Vetter  Siegraund  (dem  Besitzer  Wernbergs) 
das  Recht  verleiht,  mit  rotem  Waclis  zu  siegeln.  Das  Konzept  ist  nicht  datiert, 
muß  jedoch  vor  3.  November  1548  geschrieben  worden  sein,  da  Siegmund  in 
diesem  Jahre  gestorben  ist.  Christoph  starb  am  3.  April  1557.  In  zweiter  Ehe 
war  er  vermählt  mit  Anna  Maria  von  Welzer.  Aus  der  ersten  Ehe  stammten 
Hans  und  Bartholomäus,  aus  der  zweiten  Moritz  Christoph.  Dieser  wurde  am 
24.  November  1549  geboren,  studierte  in  Padua,  von  wo  er  1569  wieder  heim- 
kehrte. Im  Jahre  1570  zum  Kämmerer  der  Erzherzoge  Albrecht  und  Wenzel 
ernannt,  begleitete  er  diese  nach  Spanien.  In  der»  Folge  kam  Moritz  Christoph 
an  den  Grazer  Hof  (Moßhammer),  wurde  Pfleger  zu  Spital  (Innerösterreichische 
Kammerregistratur,  Cod.  8  c,  fol.  21/v),  Kämmerer  und  Regimentsrat  Karls  von 
Innerösterreich.  (Ibid.  Band  44,  fol.  86  und  9  c,  fol.  80/v).  Am  7.  August  1596 
starb  er.  Aus  seiner  Ehe  mit  Sybilla  Gräfin  von  Montfort  (diese  heiratete  nach 
seinem  Tod  den  Grafen  Johann  von  Ortenburg)  hatte  er  einen  Sohn,  Augustin 
(geb.  6.  Juli  1580),  der  sich  an  der  unglücklichen  Belagerung  Kanisas  (vgl.  über 
diese  Huber:  Geschichte  Österreichs  IV,  406  flf.)  beteiligte.  Augustin  starb  am 
20.  Juli  1625.  „Von  Persohn  ist  er  mittermeßig  und  wolportioniert.  Sehen  von 
gesiebt,  Part  und  Haar  mehr  Rot  als  Praun  gewest."  (Moßhammer.)  Er  war 
vermählt  mit  Anna  Marusch  von  Windischgrätz.  Sein  Sohn  Hans  Moritz  (geb. 
15.  Februar  1610)  trat  in  Kriegsdienste,  wurde  Fähnrich  und  starb  1636  auf  Schloß 
Liechtenstein  in  Niederösterreich  „und  ligt  bey  denen  P.  P.  Franciscanern  zu 
Entzerstortf  begraben".  (Moßhammer:  Eintragung  einer  späteren  Hand.)  Ein 
zweiter  Sohn  Augustins,  namens  Paul  Christoph  (geb.  17.  Juni  1614),  fiel  1631  als 
Fähnrich.  Ein  dritter  Sohn,  Georg  Augustin  (geb.  19.  September  1615),  wurde 
Oberst  und  starb  20.  Februar  1652.  Er  war  vermählt  mit  Susanna  Felicitas  von 
Losenstein,  in  zweiter  Ehe  mit  Marie  Salome  von  Regal.  Von  seiner  ersten  Frau 
hatte  er  einen  Sohn,  Ferdinand,  der  sich  mit  Maria  Johanna  Gräfin  von  Wolken- 


11 

Die  Familie  zählte  bereits  zu  den  ersten  des  Landes  und  sie 
wurde,  wo  nur  ein  Anlaß  sich  ergab,  von  den  Habsburgern  gefördert. 
So  sehen  wir  Hans  KhevenhUller,  den  ältesten  Sohn  Christophs,^) 
schon  in  jungen  Jahren  am  Wiener  Hof.  Umfassende  Bildung  und 
Sprachenkenntnisse  zeichneten  ihn  aus.  Er  erwarb  sich  die  besondere 
Gunst  Maximilians,  der  ihn,  Januar  1560,  mit  Wratislaw  von  Pern- 
stein  nach  Spanien  schickte,  um  Philipp  H.  zur  Vermählung  mit 
Elisabeth  von  Valois  zu  beglückwünschen.^) 

Wichtigere  Missionen  folgten,  als  der  Türkenkrieg  wieder  aus- 
gebrochen war  und  der  Kaiser  auch  die  Hilfe  fremder  Fürsten  und 
Städte  in  Anspruch  nehmen  mußte;  denn  in  Florenz  und  Lucca  so- 
wohl wie  auch  in  Rom  sollte  KhevenhUller  die  Zahlung  von  Sub- 
sidien  erwirken;^)  nicht  mit  leeren  Händen  kehrte  er  zurück.^) 

Noch  im  selben  Jahre  1566  wurde  Hans  nach  Spanien  geschickt, 
um  Philipp  II.  aus  Anlaß  der  Geburt  Isabellas  den  Glückwunsch  des 
Kaisers,  aber  zugleich  auch  dessen  „Rath  unnd  Guetbedunckhen"  im 
Hinblick  auf  die  Unruhen  in  den  Niederlanden  zu  übermitteln.^) 

Diese  Reise  war  von  keinem  Erfolge  gekrönt;  immer  düsterer 
lauteten  die  Nachrichten  aus  Brüssel  und  sie  riefen  größte  Erbitterung 
im  Herzen  des  Kaisers  wach.  Da  traf  ihn  im  Sommer  1568  auch 
noch  die  Schreckenskunde  von  der  Verhaftung  des  Infanten.^)    Rasch 


stein  vermählte  und  am  21.  Oktober  1G68  starb.  Seine  Kinder  verschieden  im 
zartesten  Alter  und  so  erlosch  diese  Nebenlinie. 

^)  Geboren  16.  April  1538.  Er  wurde  Maximilians  Truchseß,  Mundschenk 
und  Kämmerer. 

*)  Hans  KhevenhüUers  Tagebuch;   es  wird  von  uns  veröffentlicht  werden. 

^)  Die  Reise  nach  Florenz  und  Lucca  erfolgte  im  Juni  1565  (Instruktion 
vom  6.  Juni  1565  im  Wiener  Staatsarchiv),  die  nach  Rom  im  März  156(3  (Tagebuch). 

*)  Ursprünglich  bewilligten  Herzog  Cosmo  und  sein  Sohn  Franz  200.000 
Kronen.  Lucca  gab  „in  ansehung  Ihrer  Armut  mer  zu  erzaigung  unnder- 
thenigistes  gehorsam"  16.000  Kronen  in  Gold.  Pius  V.  wollte  nicht  mehr  als 
50.000  Kronen,  dann  3000  Fußknechte  beisteuern;  schließlich  bewilligte  er 
4000  Fußknechte,  „die  er  sich  alslanng  der  Krieg  gewehrt,  zu  besolden  erpotten". 
Ebenso  gelang  es  KhevenhüUern  auf  der  Rückkehr,  den  Herzog  von  Florenz  zur 
Abschickung  von  3000  besoldeten  Knechten  zu  veranlassen;  auch  Lucca  „ver- 
ehrte" 6000  Kronen.    (Tagebuch.  Vgl.  Huber:  Geschichte  Österreichs  IV,  255  ff.) 

^)  Am  23.  Oktober  1566  begab  sich  KhevenhUller  über  München  und  Brüssel 
nach  Madrid,  wo  er  am  25.  November  anlangte.  Am  16.  Dezember  trat  er  die 
Rückreise  an  und  war  am  23.  Januar  1567  wieder  in  Wien.    (Tagebuch.) 

*)  „  .  .  .  welches  mir  frembdt  —  schreibt  KhevenhUller  in  sein  Tagebuch  — 
weil  Ich  das  Spanisch  wesen  ettwas  khenn,  fürkhomen,  und  wol  erwegen  khönn, 
es  seye  an  sonndere  Ursach  nicht  beschehen.  Ob  gleichwol  allerlay  selczame 
Discurs  Ihn  der  gemain  darüber  gemacht  worden,  haben  doch  die  maisten  dahin 
gelant,  das  darumben  forgenomen.  Ehr,  Prinz  wider  den  Khönig  seinen  Vatter 


12 

entschloß  sich  Maximilian,  den  Erzherzog  Karl  und  KhevenhUller  nach 
Madrid  zu  senden,  um  fttr  den  unglücklichen  Prinzen  Fürsprache  ein- 
zulegen.^) Wohl  kam  am  2.  September  die  Botschaft,  Don  Carlos  sei 
gestorben,^)  aber  dennoch  verfügte  Maximilian,  daß  die  Reise  erfolgen 
solle:  dynastische  Interessen  erheischten  den  Frieden  in  den  Nieder- 
landen, daher  solle  Philipp  IL  veranlaßt  werden,  ihn  wieder  herzustellen. 
Außerdem  handelte  es  sich  um  die  beiden  Töchter  des  Kaisers,  Anna 
und  Elisabeth ;  die  eine  war,  dem  Wunsche  Philipps  gemäß,  Karl  IX. 
von  Frankreich,  die  andere  dem  König  von  Portugal  bestimmt.  Auch 
dieses  Projekt  ließ  eine  Aussprache  geboten  erscheinen.^) 

KhevenhUller  weilte  damals  in  Landscron.  Trotz  leidendem 
Zustand  trat  er  am  J9.  Oktober  die  Reise  an.  In  Piacenza  vernahm 
er,  daß  die  Königin  Isabella,  erschüttert  über  das  tragische  Ende  des 


was  tädtliches  furnemen  wellen;  des  Ich  aber  nit  für  gewiß  hin  geseczt  will 
haben,  dann  die  Ursach  der  gefenngnussung  so  gar  still  gehalten,  das  wenig 
hoch  unnd  Niders  stanndts  aigentlich  darumb  gewisst,  unnd  noch,  unangesehen, 
das  mir  allerlay  von  vertrautten  ansehlichen  Personen  aus  Hispania  hierüber  ge- 
schriben  worden,  habben  sy  doch  die  Ursach  mehr  beruerten  gefennckhnussung 
Ihn  ansehung  der  Aufruerischen  Leutt  durch  Frannckhreich  wenig  meidung  thuen 
dörffen.  Darzue  ist  mir  Lieber,  es  schreiben  in  dergleichen  khiczlichen  sachen 
Historischreiber  unnd  anndere  als  Ich.  Gedachter  Princz  ist  also  in  strenger  ver- 
warung  bis  auf  das  Monnat  July  dises  Jars  gehalten  worden;  hernach  den  vier- 
undzwainczigisten  an  Sannt  Jacobs  Abent  verschiden." 

^)  KhevenhUller  weilte  damals  in  Landscron,  wo  er  am  28.  Juli  vom  Erz- 
herzog Karl  ein  Schreiben  erhielt,  das  ihn  von  der  bevorstehenden  Reise  in 
Kenntnis  setzte,  „das  mier  frembd  —  erzählt  uns  jener  —  dieweil  Ich  von  höchst- 
gedachter Kay.  M.  khain  schreiben  gehabt,  furkhomen.  Derhalber  Ich  mich  un- 
verzogendlich  zu  Ir  Kay.  M.  den  dreisigisten  per  Posta  nach  Wienn  erhebt .  .  . 
zu  der  Kay.  M.  so  zu  Eberstorff .  .  .  wäre,  aufgemacht  . .  .  daselbs  .  . .  Audienz 
gehabt,  mich  auch  nit  wenig,  wie  billich,  das  mir  von  Ir  M.  beruerter  rayß  halben 
wenig  noch  vill  zuekhoraen  sein  solle,  resentiert,  darauf  mir  hochgedachte  Kay.  M. 
allergenedigist  vermeldt,  es  seye  kainer  andern  Ursach  halber  beschehen,  als  das 
Ir  F.  D.  angezaigt,  sy  wöllens  bey  mir  selbs  richtig  machen,  unnd  damit  Ihr  D. 
nit  mf^ineten,  das  Ihr  M.  ainich  mißtrauen  in  sy  seczten,  haben  sy  mir  derwegen 
zuschreiben  eingestelt,  darauf  Ich  uunderthenigist  zufriden  verhüben.  .  .  ." 

^)  „Darvon  man  allerlay  geredt,  das  Ich  aber  hieneben  aus  bedenckhen 
einczufueren  einstelle,  aber  vermug  meiner  gehabten  kundtschaflften,  die  Ich 
auch  hernach,  als  Ich  in  Hispania  khomen,  also  befunden,  solle  ehr  darumben, 
das  ehr  den  Todt  selbs  muetwillig  ain  weil  mit  unseglichen  überessen,  ain  weil 
aber  mit  ungleublichen  außhungern,  auch  anndern  Unordnungen  nachgerungen 
hingangen  sein.  Der  Ebig  Gott  helffe  der  Seel  und  l)ehuete  khonfl'tiglich  das 
hochlöblich  Hauß  von  Österreich  vor  dergleichen  beschwerlichen  Zuestannden." 

^)  Vgl.  Gachard:  Don  Carlos  et  PhiHppe  II.  574.  Büdinger:  Don  Carlos' 
Haft  und  Tod  255,  288  ff.  Ritter:  Deutsche  Geschichte  im  Zeitalter  der  Gegen- 
reformation und  des  Dreißigjährigen  Krieges  I,  400. 


13 

Infanten,  den  Folgen  einer  Fehlgeburt  erlegen  sei.*)  Er  setzte  die 
Reise  fort,  traf  in  Genua  den  Erzherzog  und  schiffte  sich  mit  diesem 
am  10.  November  ein.  Infolge  ungünstiger  Witterung  erreichte  man 
erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  Monats  die  spanische  Küste.  Die 
Ankunft  in  Madrid  erfolgte  am  10.  Dezember.  Der  Erzherzog  ent- 
ledigte sich  nun  des  Auftrages,  den  König  milde  gegen  die  Nieder- 
länder zu  stimmen;  der  Bescheid  jedoch,  der  ihm  ward,  ließ  nichts 
gutes  für  die  Zukunft  erhoffen.^) 

Dagegen  gelang  dem  Erzherzog,  der  indessen  neue  Instruktionen 
erhalten  hatte,  den  bereits  dreimal  verwitweten  Vetter  für  eine  Wieder- 
vermählung zu  erwärmen.  Er  trug  ihm  zur  Auswahl  die  beiden 
Töchter  des  Kaisers  an. 

Auch  Katharina  von  Medici  war  nicht  untätig  geblieben.  Sie 
hatte  sofort  nach  Einlangen  der  Todesnachricht  Philippen  nahegelegt, 
Margaretha,  die  Schwester  der  Verstorbenen,  zu  ehelichen.^)  Aber 
der  König  sowohl  wie  seine  Räte  erklärten  sich  dagegen.    Man  ent- 


^)  Die  Königin  starb  „de  un  raalpaito  que  le  sobrevino  de  pena  de  la  pri- 
sion  y  muerte  del  infante  Don  Carlos  y  de  utros  accidentes".  (Schriftstück,  be- 
titelt „Lo  que  escribe  Joan  Quevenliiller,  conde  de  Franquenberg  etc.  de  la 
Jornada  de  Espana  del  archiduque  Carlos  de  Austria."  Aus  dem  Deutschen  ins 
Spanische  übersetzt.  [Wien,  Staatsarchiv.])  Da  Khevenhüller  erst  1593  in  den 
Grafenstand  erhoben  wurde,  ist  die  Übersetzung  nicht  vor  diesem  Jahr  erfolgt. 
Näheres  l)ringt  das  Tagebuch.  Die  Eeise  des  Erzherzogs  behandeln  unter  andern 
Hurter:  Ferdinand  IL,  Band  I,  15  ff.,  Büdinger:  Don  Carlos  255,  288.  Dem  Ge- 
rücht, es  sei  die  Königin  gestorben,  maß  Khevenhüller  keinen  Glauben  bei ;  er  fand 
es  jedoch  am  Tage  seiner  Ankunft  in  Tortona  (3.  November)  bestätigt.  Die  Königin 
war  am  26.  Oktober  gestorben.  (Bericht  Dietrichsteins  an  den  Kaiser  s.  d.  gewiß 
vom  November  1568.  Wien,  Staatsarchiv.)  Er  zögerte,  die  Reise  fortzusetzen, 
und  schickte  daher  einen  Boten  nach  Mailand,  wo  Karl  bereits  eingetroffen  war. 
Der  Erzherzog  beschied  Khevenhüllern  zu  sich,  worauf  dieser  am  4.  November 
nach  Mailand  eilte.  „Damit  Ich  aber  Ihn  ansehung  meines  Unvermögens  nicht 
binden  blibe,  weil  Ich  mit  Postiern  nicht  gefolgen  khönn,  habbe  Ich  mich  den 
funfften  widerumb  gemach  voran  gemacht  unnd  bin  den  sibenden,  Gott  lob,  zeit- 
lich ZU  Genova  ankhomen,  daselbs  Ihr  F.  D.  ankhunfft  erwart,  die  den  Achten 
hernach  gewest.  .  .  ." 

2)  Dieser  Bescheid  erfolgte  am  20.  Januar  1569  und  es  mißlang  auch  ein 
zweiter  Versuch,  den  König  umzustimmen.  Khevenhüller  erzählt  darüber  fol- 
gendes: „  .  . .  weil  es  dem  Khönig  derselben  Zeit  secundum  animi  sententiara  er- 
ganngen,  auch  Ihr  M.  billicht  Ursach,  gegen  Ihnen  mit  Rigor  zu  procedieren  zu 

haben  vermaindt,  wenig  erhaltten  worden "     Das  Staatsarchiv   verwahrt   in 

den  Hispanicis  eine  Schrift,  betitelt  „Responsum  ex  parte  Catholicae  Majestatis 
ad  ea  quae  Serenissimus  princeps  Carolus  archidux  Austriae  patruelis  ejus  charis- 
simus,  nomine  serenissimi  ac  potentissimi  principis  Maximiliani  Ro.  Imperatoris 
fratris  ejus  charissimi  exposuit." 

3)  Gachard  577  ft'.    Isabella  und  Margaretha  waren  Töchter  Katharinas. 


14 

schied  sich  für  Anna^)  und  schlug  vor,  daß  die  jüngere,  Elisabeth, 
ihre  Hand  dem  König  von  Frankreich  reichen  solle. ^) 

Am  4.  März  1569  wurde  die  Rückreise  angetreten.  In  Savona 
(21.  April)  verließ  Hans  den  Erzherzog,  um  sich  in  dessen  Auftrag 
nach  Wien  zu  begeben.  Er  langte  dort  am  1.  Mai  an  und  erstattete 
dem  Kaiser  Bericht  über  den  Ausgang  der  Mission.^) 

Khevenhüller  lebte  nun  wieder  seinen  eigenen  Geschäften;  nicht 
lange  jedoch.  Denn  Christine,  die  verwitwete  Herzogin  von  Lothringen,^) 
die  er  am  5.  September  1569  in  Friedberg  besuchte,  betraute  ihn  mit 
einer  heiklen  Mission:  sie  händigte  ihm  ein  Schreiben  ein,  das  er 
dem  Kaiser  übergeben  solle  und  worin  sie  diesen  ermahnte,  daß  er 
„wol  bedechtig  Ihn  resolutione  religionis  geen  solle  unnd  von  der 
Catholischen  gar  nicht  weichen,  neben  andern  vil  mehr  das  einzefiern 
Bedennckhlich".^)  Maximilian  IL  blieb  die  Antwort  nicht  schuldig: 
Khevenhüller  mußte,  um  „die  Herzogin  von  Ihren  ge fasten  Verdacht 
unnd  mißverstanndt  zuereißen",  ein  Schreiben  an  den  geheimen  Rat 
Christinens  richten. 

Im  Sommer  1570  finden  wir  Hans  Khevenhüller  wieder  am 
kaiserlichen  Hofe:  als  Hofmeister  und  Oberstkämmerer  der  Erzherzoge 
Matthias  und  Maximilian.  Dieses  Amt  sollte  er  dem  Wunsche  des 
Monarchen  gemäß  bis  zur  Rückkehr  Busbecks  versehen,  der  mit  den 


^)  „Perche  pare  che  queste  figliole  del  re  Enrico  tardino  molti  anni  a  far 
prole."  (Gachard  577.)  Am  13.  November  1570  fand  die  Vermählung  Annas  mit 
Philipp  II.  statt. 

^)  Elisabeth  vermählte  sich  1570  mit  Karl  IX.  von  Frankreich.  Margaretha 
wurde  1572  die  Gtimahlin  Heinrich  IV.  von  Frankreich,  der  sie  aber  1600  ver- 
stieß.   Sie  starb  1615. 

^)  In  demselben  Jahre  wurde  Khevenhüller  zum  Kapitän  von  Görz  ernannt. 
(Vgl.  Czerwenka  78.)  Er  schreibt  darüber  (Eintragung  vom  25.  April  1586): 
„Eben  desselben  tags  hab  Ich  Erczherzog  Carl  unnd  Ihr  M.  Gemahel  wegen  der 
Haubtmanschafft  der  Grafschaflft  Görcz,  welche  mier  nach  ableiben  Gratf  Franczen 
von  Thurn  (f  1569),  weil  miers  Ihr  F.  D.  vil  Jar  zuvor  zue  solchem  faal  bewilligt 
gehabt,  haymbge  fallen,  geschriben  ..."  Darnach  ist  Czoemig:  Das  Land  Görz 
und  Gradisca,  zu  berichtigen,  der  (795,  Anm.  1)  Georg  mit  dessen  Vater  Franz 
Thurn  verwechselt.  Als  Khevenhüller  zum  Botschafter  in  Madrid  ernannt  wurde, 
bestellte  er  einen  Verweser,  Joseph  von  Rabatta.    (Czoernig  795,  804.) 

*)  Christine  (geb.  1523,  gest.  9.  Dezember  1590),  Tochter  Christians  IL  von 
Dänemark.  In  erster  Ehe  war  sie  mit  dem  Herzog  Franz  von  Mailand  (gest.  1535), 
in  zweiter  mit  Franz  von  Lothringen  (gest.  12.  Juni  1545)  vermählt.  Da  eine 
ihrer  Töchter  Wilhelm  von  Bayern  heiratete  (A.  Digot:  Histoire  de  Lorraine 
IV,  103),  weilte  Christine  in  Friedberg  bei  Augsburg,  wo  Khevenhüller  sie  be- 
suchte. 

»)  Tagebuch. 


15 

beiden  anderen  Prinzen  Albrecht  und  Wenzesiaus  nach  Spanien  ge- 
reist war.^) 

Eine  wichtige  Mission  wurde  Khevenhilllern  im  folgenden  Jahre 
übertragen.  Die  Spanier  hatten  Finale  besetzt,  das  sie  schließlich 
auch  eroberten,  um  eine  leichtere  Verbindung  zwischen  Mailand  und 
den  Niederlanden  herzustellen.  Das  bedeutete  aber  eine  Verletzung 
der  kaiserlichen  Rechte,  da  Finale  ein  Reichslehen  war.  In  der  ersten 
Aufwallung  seines  Zornes  beabsichtigte  Maximilian,  KhevenhUller 
stracks  nach  Madrid  zu  schicken  und  durch  ihn  die  Herausgabe 
Finales  zu  fordern.  Dieser  lehnte  die  Sendung  mit  der  Begründung 
ab,  seine  Kräfte  seien  unzureichend  für  ein  derartiges  Amt.  Der 
Kaiser  ließ  dies  nicht  gelten,  da  es  „nicht  ain  Particular,  sonnder 
solche  sach  seye,  die  sy  also  druckhen  als  nie  khain  anndere,  un- 
angesehen sy  Iher  tag  vill  starckh  unnd  beschwerlich  stoß  und  zue- 
stanndt  gehabt". 2)  Nur  einen  kurzen  Aufschub,  und  den  äußerst 
ungern,  bewilligte  er. 

Am  2.  August  mußte  sich  KhevenhUller  verabschieden;  am 
15.  September  war  er  in  Madrid.  Wiederholte  Audienzen  beim  König 
und  bei  den  Ministern,  jede  erfolglos;  mochte  auch  der  Abgesandte 
des  Kaisers  „geburliche  scherffe  unnd  allen  ernnst"  gebrauchen,  man 
achtete  nicht  seines  Protestes.  Schließlich  wurde  dem  unbequemen 
Dränger  nahegelegt,  die  Heimreise  anzutreten.  Die  Entscheidung  dar- 
über stellte  KhevenhUller  jedoch  dem  Kaiser  anheim.  Dieser  ant- 
wortete, er  solle  bis  auf  weiteren  Bescheid  in  Madrid  verbleiben. 
Erst  Ende  März  1572  durfte  sich  KhevenhUller  nach  Wien  begeben, 
wo  er  am  4.  Mai  eintraf.  Noch  während  seines  Aufenthaltes  in  Spanien 
war  ihm  von  selten  Dietrichsteins  ^)  der  Wunsch  des  Kaisers  mit- 
geteilt worden,  er  möge  die  Stelle  eines  Botschafters  am  Hofe 
Philipps  II.  übernehmen.  Nun  kam  Maximilian  selbst  darauf  zu  sprechen. 
KhevenhUller  erhob  Einwendungen,  fruchtlos  jedoch;  füglich  mußte 
er  gehorchen,  um  „zway  Jar,  geliebts  Gott,  zu  dienen  und  Ihn 
Hispanien  als  Ihr  Mt.  unwierdiger  Orator  zu  residiern."*) 


^)  Tagebuch.  Vgl.  hingegen  J.  Dalle:  Histoire  de  Bousbecquc  66.  Eugen 
Busbeck  war  seit  1564  Hofmeister  jener  Erzherzoge.  Rudolf  und  Ernst  weilten 
bereits  in  Madrid.  Damals  ging  auch  Moritz  Christoph  KhevenhUller  nach  Spanien. 
(Vgl.  Seite  10,  Anm.  3.) 

*)  Eintragung  vom  11.  Juni  1571. 

^)  Seit  1563  Botschafter  in  Madrid. 

*)  Eintragung  vom  5.  Mai  1572.  Vor  Antritt  seines  Botschafterpostens 
hätte  sich  KhevenhUller  nach  Rom  begeben  sollen,  um  dem  neugewählten  Papst 
Gregor  XIII.,  dem  Nachfolger  Pius  V.,  die  Glückwünsche  des  Kaisers  zu  über- 
mitteln. Es  war  ihm  jedoch  gelungen,  Maximilian  II.  zu  veranlassen,  daß  er  „nicht 


16 

Keineswegs  so  kurze  Zeit,  bis  zu  seinem  Tod  vielmehr,  der  am 
8.  Mai  1606  erfolgte,  sollte  Kbevenhüller  den  Botschafterposten  ver- 
sehen,^) Seine  Stellung  in  Madrid  war,  solang  Maximilian  lebte, 
erträglich.  Wohl  stand  Philipps  IL  niederländische  Politik  in  schroff- 
stem Gegensatz  zu  den  Anschauungen  jenes  Kaisers.  Maximilian  hatte 
sich  sogar  angesichts  der  zunehmenden  Gärung  einige  Zeit  mit  dem 
Gedanken  getragen,  in  den  Niederlanden  dem  deutsch-österreichischen 
Einfluß  Bahn  zu  brechen,^)  Er  entsagte  ihm  jedoch  und  war,  schon 
der  Geldhilfe  halber,  die  er  nicht  missen  konnte,  bemüht,  ein  leid- 
liches Verhältnis  mit  dem  König  aufrecht  zu  erhalten. 

Eine  unerfreuliche  Wendung  nahmen  aber  die  Dinge  nach  dem 
Regierungsantritte  Rudolfs  II.  Schon  seit  langem  hegte  König  Philipp 
Verdacht,  es  erstrebe  Deutsch  -  Habsburg  den  Erwerb  der  Nieder- 
lande.^) Vollends  sah  er  sich  darin  bestärkt,  als  Matthias,  der 
jüngere  Bruder  des  Kaisers  im  Einverständnis  mit  den  südlichen 
Provinzen  im  Oktober  1577  heimlich  die  Heimat  verlassen  hatte,  um 
sich  wegen  Übernahme  der  Generalstatthalterschaft  nach  Niederland 
zu  begeben.*)  Rudolf  leugnete  zwar,  daß  er  die  Hand  mit  im  Spiele 
habe,  indes  lag  ihm  nichts  ferner,  als  auf  die  Rückkehr  des  Erz- 
herzogs zu  dringen,^) 

Kbevenhüller  ließ  nichts  unversucht,  dem  spanischen  Hofe  die 
Überzeugung  beizubringen,  daß  man  den  Kaiser  grundlos  beschuldige.''') 


allzeit  ainen  allein  zue  dergleichen  sachen  gebrauche".  (Eintragung  vom  25.  Mai 
1572.)  Am  9.  November  1573  trat  Khevenhüller  die  Reise  nach  Madrid  an,  wo 
er  am  4.  Februar  1574  eintraf. 

^)  Die  Antrittsinstruktion  ist  vom  17.  Oktober  1573  datiert.  (Wien,  Staats- 
archiv.) 

2)  Vgl.  Ritter  I,  398  ff. 

^)  In  der  Tat  wollte  Rudolf  den  Gedanken  verwirklichen,  den  bereits 
Maximilian  II.  gefaßt  hatte:  der  deutschen  Linie  Habsburgs  die  Niederlande  zu- 
zuführen. Die  Gärung,  welche  dort  die  unglückseligen  Maßregeln  Philipps  hervor- 
gerufen hatten,  trug  vollends  dazu  bei,  ihn  in  diesem  Entschluß  zu  bestärken. 
Denn  das  äußerste,  zu  dem  sich  die  Staaten  fast  schon  getrieben  sahen  —  Ab- 
fiill  von  der  spanischen  Krone  und  Anschluß  an  Frankreich  —  glaubte  Rudolf 
nur  dadurch  verhüten  zu  können,  daß  ein  Erzherzog  die  Statthalterschaft  übernahm. 

*)  Vgl.  Ritter  I,  531. 

^)  Denn  hielt  sich  dieser,  dann  waren  seiner  Überzeugung  nach  die  Pläne 
Anjous  durchkreuzt,  der  gleichfalls  die  Herrschaft  in  den  Niederlanden  anstrebte. 
Erwähnt  sei,  daß  der  Cod.  187  (Wien,  Staatsarchiv)  unter  anderem  auch  bisher 
unbekannte  Korrespondenzen  aus  dem  Jahre  1580  enthält,  welche  die  nieder- 
ländische Frage  und  die  Stellung  des  Kaisers  betreffen. 

®)  „  . .  .  den  sibenzehenden  hernach  (17.  November  1577)  liab  Ich  abermalln 
lange  Audienz  bey  Ihr  Mt.   uund  der  Khöiiigin  gehabt,  gei-n   die  Sachen  dahin 


17 

Je  mehr  er  sich  aber  dessen  annahm,  zu  desto  heftigerem  Wider- 
spruch forderte  er  die  Räte  Philipps  II.  heraus.  Einer  von  ihnen, 
der  Markgraf  von  Almazan,  ließ  sogar  die  Äußerung  fallen,  „es  wehre 
nit  wunder,  das  der  König,  sich  zu  rechnen,  den  TUrcken  mitten 
durch  das  Reich  führte."^)  Khevenhtiller  zitierte  das  Sprichwort: 
„Unser  Herr  weiß  wol,  warumb  er  der  Geiß  den  Schwantz  nit  zu 
lang  gelassen."^)  Dieser  Disput  endete  schließlich  damit,  daß  der 
Spanier,  als  er  „mit  ungewaschenen  Wortten"  die  Majestät  des  Kaisers 
angetastet  hatte,  derart  zurechtgewiesen  wurde,  „das  ehr  hernach 
limitierter  ganngen  ist,  habben  unns  auch  hernach  nimer  besuecht, 
gesehen,  noch  mit  einander  geredt", ^) 

Kläglich  endete  das  Abenteuer  des  Erzherzogs  Matthias^)  und 
tiefer  Groll  blieb  im  Herzen  des  Königs  zurück.^) 

Bei  derartig  gespannten  Beziehungen  sollte  nun  Khevenhtiller 
das  wichtige  Geschäft  der  Heirat  Rudolfs  mit  Isabella,  der  ältesten 
Tochter  Philipps,  zu  einem  gedeihlichen  Abschluß  bringen.  Erst  in 
den  letzten  Maitagen  1582  willigte  der  König  in  die  Fortführung  der 
Verhandlungen  ein,  die  1579  angeknüpft  worden  wai'en.  Seit  März 
1582  weilte  Maria,  die  Witwe  nach  Maximilian  IL,  in  Madrid,  um 
„leres  geliebsten  Herrn  Sun  Heyrat  zue  beschlus  zubringen".*^)  Nur 
sie  und  Khevenhüller  —  „khainen  anndern"  —  betraute  König 
Philipp,  wie  er  es  ausdrücklich  sagte,  mit  dieser  Angelegenheit.'') 

Da  war  es  Rudolf,  der  sich  so  rasch  nicht  entschließen  wollte. 
Gefühle  und  Erwägungen  verschiedenster  Art  sttirmten  auf  ihn  ein. 
Ein  Freund  und  Kenner  des  Schönen  verlangte  er  Gewißheit  dar- 
über, daß  sich  die  Braut  nicht  schminke.  Die  Porträts,  die  er  erhielt, 
genügten  ihm  nicht.     Und  obwohl  Khevenhüller  versicherte,  Isabella 


gericht,  das  Erzherzog  Mathias  aixfbrechen  nicht  übl  aufgenoaicn  wur,  das  aber 
darumben  sy  demselben  vill  opponiert,  nich  statt  haben  noch  sein  wellen." 
(Tagebuch.) 

^)  Annales  Ferdinande!  I,  38. 

2)  Ibidem  I,  38. 

";  Eintragung  vom  9.  Mai  1578. 

*)  Aber  auch  Anjou,  dem  kurze  Zeit  nach  der  am  26.  Juli  1581  erfolgten 
Unabhängigkeitserklärung  der  nördlichen  Provinzen  gehuldigt  worden  war,  mußte 
das  Feld  räumen. 

^)  Erst  im  Jahre  1587  versöhnte  sich  Philipp  mit  Matthias.  („Den  vicrdten 
[März  1587]  habbe  Ich  Erczherczog  Mathias  reconeiliation  bey  dem  Khönig  richtig 
gemacht.") 

")  Diese  Worte  richtete  die  Kaiserin  an  Khevenhüller,  der  ihr  entgegen- 
gereist war.    (Eintragung  vom  16.  März  1582.    Vgl.  Annales  Ferdinandei  I,  189.) 

'')  Eintragung  vom  29.  Mai  1582. 

Khevenliüller-Schlitter.     1742-1744,  2 


18 

sei  „ein  Frauenbild  ohne  artificio  oder  Anstrich"/)  zögerte  jener  noch 
immer. 

Ungeduldig  die  Kaiserin,  nicht  minder  der  Botschafter.  Dieser 
schrieb  nach  Wien,  Rudolf  solle  sich  doch  äußern;  wünsche  er  die 
Heirat  nicht,  dann  möge  er  dem  Erzherzog  Ernst  „darzu  verhelfen".^) 

„Ich  khans  meines  tails  —  mit  diesen  Worten  entschuldigt 
KhevenhUUer  das  Schweigen  des  Kaisers  —  nichte  als  der  Beschwer- 
lichen Melankholei,  damit  der  frumb  Herr  nun  lange  Zeit  gehalten 
werdt,  atribuiern."^)  In  Wirklichkeit  aber  ließ  die  Braut  den  Kaiser 
völlig  kalt.  Rudolf  gestand  es  selbst,  indem  er  folgendes  an  Kheven- 
hüller  schrieb:  „Wa  ich  die  Wahrheit  sagen  soll,  so  hab  ich  niemaln 
sondern  lust  darzu  gehabt  und  ist,  was  beschehen,  allain  daher  er- 
volgt,  das  die  Kayserin,  als  Sy  noch  heraussen  gewest,  und  andere 
dermassen  starck  in  mich  gesetzt  haben,  aber  dasselb  eben  der  Zeitt, 
alss  ich  schwach  und  tibi  auf  gewest."^) 

Weiteres  Zögern,  neuerliches  Begehren,  die  Frist  zu  erstrecken. 
Da  wurde  Khevenhtiller  nach  Prag  berufen.  Philipp  II.  hoffte  nun, 
es  werde  sich  alles  zum  Guten  wenden,  und  ließ  dem  Botschafter 
sagen,  „er  vermein.  Unser  Herrgott  habbe  dem  Khayser  Inspirierdt", 
daß  jener  nach  Prag  reisen  soUe.^) 

Am  9.  März  1592  war  Khevenhüller  in  Prag.^)  Den  Eindruck, 
den  er  dort  empfing,  schildert  er  uns  in  folgender  Weise:  „Es  Ist 
zu  wissen,  daß  Ich  alle  Sachen,  sowoll  hochstgedachter  Khay.  Mt. 
Person,  alls  das  übrig  Petrefifendt  Ihnn  frembden  und  selczamen  standt 
gefunden,  also  und  dermassen,  das  Ichs  hieneben  auß  sonderm  Pe- 
denckhen  zue  verificziern  untterlassen.  Trag  aber  grosse  sorg,  es 
werde  eß  die  Zeit  khurczlich  an  tag  Pringen,  Ihnn  publicis  unnd 
privatis  ain  selczamen  Metamorphosin  und  Verenderung  abgeben. 
Der  AUmechttig  welle  eß  verhuetten  durch  sein  Parmherczig- 
kheit."^) 

Khevenhüller  war  fast  täglich  beim  Kaiser;  er  stellte  diesem 
die  politischen  Vorteile  in  Aussicht,  welche  die  Heirat  mit  sich  bringen 
könnte:   die  Thronfolge   in  Spanien,  wenn  der  Mannsstamm  Philipps 


^)  Turba:   Beiträge   zur  Geschichte  der  Habsburger    (Archiv  für  Kuude 
österreichischer  Geschichtsquellen,    Band  86,  S.  336.) 
2)  Eintragung  vom  2.  Januar  1584. 
^)  Eintragung  vom  2.  Januar  1584. 
*)  Schreiben  vom  15.  April  1585.    (Turba  337.) 
5)  Eintragung  vom  13.  Juli  1591. 

®)  Khevenhüller  hatte  Madrid  am  16.  Oktober  1591  verlassen. 
')  Eintragung  vom  29.  März  1592. 


19 

erlosch,  und  die  Erwerbung  der  alten  Reichsgebiete  Niederland  und 
Mailand  als  mögliches  Heiratsgut  der  Infantin. ^) 

Rudolf  IL  konnte  sich  zu  keinem  Entschluß  aufraffen;  er  ver- 
sprach bloß,  die  Antwort  geben  zu  wollen,  sobald  KhevenhUller  wieder 
in  Madrid  sei.  Aber  auch  nach  dessen  Ankunft  in  Spanien^)  blieb 
sie  aus.  Fruchtlos  alles  Drängen  Khevenhtillers,  bis  füglich  Philipp  IL, 
müde  des  langen  Harrens,  die  Infantin  dem  Erzherzog  Karl  verlobte 
und  ihr,  was  den  Kaiser  am  schmerzlichsten  traf,  als  Heiratsgut  die 
Niederlande  versprach.'') 

Zu  einem  glücklicheren  Abschluß  hingegen  brachte  KhevenhüIler 
die  Verhandlungen,  die  wegen  der  Reichslehen  Modena  und  Reggio 
geführt  wurden.^)  Ebenso  gelang  es  ihm,  dem  Kaiser  Subsidien  für 
den  Türkenkrieg  und  dem  Erzherzog  Maximilian,  der  sich  um  die 
polnische  Krone  bewarb,  eine  ansehnliche  Gelduntersttitzung  zu  er- 
wirken.^) 

In  gleicher  Weise  trug  KhevenhüIler  viel  zur  Bereicherung  der 
Sammlungen  Rudolfs  IL  bei;  manch  wertvolles  Stück  hat  er  aus- 
findig gemacht  und  durch  dessen  Einsendung  die  letzten  Lebensjahre 
des  kunstsinnigen  Monarchen  verschönt.*^)  Zahlreiche  Aufträge  er- 
gingen an  ihn,  nach  Kunstschätzen  zu  fahnden,  nicht  immer  jedoch 
trafen  sie  den  richtigen  Mann.  So  war  Rudolf  IL  ein  Bewunderer 
Dürers,  wogegen  KhevenhüIler  offen  gestand,  daß  ihm  die  Zeichnungen 
dieses  Meisters  „nit  sunders"  gefielen. '') 

KhevenhüIler  vertrat  auch  Ferdinanden  von  Tirol  am  Hofe 
Philipps  IL  Wöchentlich  sandte  er  ihm  Berichte  über  die  wichtig- 
sten Vorfälle  ein;^)  im  Jahr  1589  erhielt  er  vom  Erzherzog  die 
Weisung,  den  König  zu  veranlassen,  daß  er  Beziehungen  zu  Rußland 
anknüpfe  und  einen  ständigen  Residenten  in  Moskau  halte. ^) 

')  Eintragung  vom  1.  April  1592.  Siehe  auch  Annales  Ferdinandei  III,  1053. 

2)  KhevenhüIler  hatte  Prag  am  19.  November  verlassen  und  war  am  4.  Mai 
1593  in  Madrid  eingelangt. 

8)  Vgl.  Turha  351  ff. 

*)  Annales  Ferdinandei  III,  684. 

^)  Ibidem  II,  564. 

®)  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiser- 
hauses III,  101,  VII  (Regest  4634,  5382),  XIII,  XIV,  XV,  XIX. 

')  Ibidem  XX,  88. 

«)  Hirn:  Erzherzog  Ferdinand  II.  von  Tirol  II,  89.  Auch  für  die  Ambraser 
Sammlung  war  KhevenhüIler  tätig.    (Vgl.  ibid.  II,  425,  426,  432,  433,  436,  437.) 

^)  Ibid.  II,  283,  Anm.  2.  Über  Ferdinands  Bemühungen,  einen  Anschluß 
Habsburgs  an  Rußland  zu  bewerkstelligen,  vgl.  Hans  Übersberger:  Österreich 
und  Rußland  seit  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts,  I,  Seite  528  ff.  (Auf  Ver- 
anlassung S.  D.  des  Fürsten  Franz  von  und  zu  Liechtenstein.) 

2* 


20 

Auch  um  (las  spanische  Königshaus  machte  sich  Khevenhüller 
verdient,  denn  die  Heirat  des  Infanten  Philipp  mit  Margaretha,  einer 
Tochter  Karls  von  Innerösterreich,  war  größtenteils  sein  Werk.^) 

Bei  Philipp  II.  stand  Khevenhüller  in  hohem  Ansehen  und  er 
zählte  zu  den  wenigen,  denen  der  argwöhnische  und  schwer  zugäng- 
liche König 2)  volles  Vertrauen  entgegenbrachte.^)  Dieser  nahm  sogar 
seine  Dienste  irr  Anspruch,  als  1589  die  Kriegsrüstungen  neue  Geld- 
opfer erheischten;  und  in  der  Tat  setzte  der  kaiserliche  Botschafter 
durch,  daß  die  Cortes  acht  Millionen  bewilligten.^) 

Für  die  Dienste,  die  er  dem  König  erwies,  beanspruchte 
Khevenhüller  keinen  Lohn;  aus  Eigennutz  etwas  zu  tun,  war  ihm 
fremd.  So  machte  er  die  Annahme  eines  Ehrengeschenkes  von 
10.000  Dukaten,  das  ihm  jener  „wegen  der  im  Müntzhauß  gehabten 
Mühe  und  außgelegten  Unkosten"^)  überreichen  ließ,  von  der  Zu- 
stimmung seines  kaiserlichen  Herrn  abhängig,*^)  und  dankbar  lehnte 
er  auch  andere  Gunstbezeigungen  ab:  die  Ernennung  zum  Geheimen 
Rat  mit  großen  Bezügen  ^)  und  den  Kardinalshut,  den  ihm  Philipp  II. 
erwirken  wollte.^)    Das  einzige  äußere  Zeichen  der  Huld  Philipps  IL, 


^)  Die  Hochzeit  fand  am  18.  April  1599  in  Valencia  statt. 

^)  „  .  .  .  weil  aber  der  Khönig,  wie  E.  M.  bewüst,  mit  argwon  unnd  andern 
also  beschaffen,  unnd  so  khüczlich  ist,  mues  man  leis  geen  .  .  ."  (Khevenhüller 
an  den  Kaiser,  24.  Januar  1580.     Turba  328,  Anm.  5.) 

3)  Vgl.  Annales  Ferdinandei  III,  771  ff. 

*)  Ibid.  772. 

^)  Philipp  II,  der  die  Tiroler  Kunst  des  Münzprägens  in  Spanien  einführen 
wollte,  hatte  zu  diesem  Zweck  Haller  Arbeiter  nach  Madrid  kommen  lassen.  Sic 
richteten  unter  Khevenhüllers  Aufsicht  das  Münzhaus  ein,  das  der  König  an 
einem  Herbsttage  des  Jahres  1587  besuchte,  (Hirn:  Erzherzog  Ferdinand  von 
Tirol  I,  593  ff.) 

*)  Annales  Ferdinandei  II,  540. 

')  Ibid.  III,  772. 

*)  „Den  funfften  (April  1579)  hab  Ich  zue  fruer  tagzeit  mit  dem  Khönig 
wegen  etlicher  Zeittungen,  so  meinedt  halber,  nemblich  das  Ich  Ihn  Colegio 
Cardinalium  zue  Ihrem  mitl  Proponiret  worden,  geredt  unnd  endtschuldigt,  damit 
Ihr  Mt.  nicht  vermain  oder  gedenckhen  sollen,  solches  durch  mich  negociert 
worden  sey,  dise  Pratickhen  ist  hernach  ernstlich  triben  worden,  unnd  haben 
starckh  derwegen  Ihn  mich  geseczt,  das  Ich  mich  darzue  resolviern  soll,  unnd 
mag  an  beruemb  sagen,  das  dis  Cardinal  hietl  Ihn  meinen  Hannden  gestannden; 
darzue  habben  mier  Kay.  Mt.  unnd  der  Khönig  alhie  zu  versteen  geben,  da  Ich 
mich  dahin  resolviern,  wellen  mier  darzue  unzweiflich  helffen  und  mit  allen  not- 
turfftigen  zu  underhalttung  vermelter  dignitet  endtgegen  geen-,  bishero  aber  hab 
Ich  mich  nicht  darzue  resolviern  khin,  nicht  darumben,  das  Ich  solicher  Dignitet 
nicht  der  billichait  nach  scheczte  unnd  guett  hielt,  aber  darumben,  das  meines 
erachtens  darzue  vill  gehört.  ..." 


21 

das  er  nicht  zurückgewiesen,  war  das  goldene  Vließ,  das  ihm  dieser 
am  15.  September  1587  verliehen  hatte.  ^) 

Dankbar  erwies  sich  Kaiser  Rudolf  dafür,  daß  Khevenhüller  ihn 
nicht  verlassen  und  nicht  in  spanische  Dienste  treten  wollte.  Er 
sandte  ihm  mit  einem  eigenhändigen  Schreiben  den  KämmererschlüsseP) 
und  verlieh  ihm  den  Titel  eines  Geheimen  Rates ^.) 

Khevenhüller  erhielt  am  20.  Juni  1588  für  sich  und  sein  Ge- 
schlecht das  Erblandstallmeisteramt  in  Kärnten  und  wurde  am  19.  Juli 
1593  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.^)  Un vermählt  starb  er  am 
8.  Juni  1606.^)  „Von  Persohn  ist  er  lanng,  wol  Proporcioniert,  von 
Gesicht  annemblich,  auch  ernsthafft.  Sehen,  weisser  gestalt  und  rote- 
letes  Parts  und  Hares  gewesen;  seines  glückhs  hat  er  sich  nie  über- 
numben,  in  unglUckh  sich  niemahls  khleinmuetig  erzeigt,  in  schweren 
wichtigen  geschefften  sich  aller  vorsichtigkheit  gebraucht  und  die 
von   weniger  wichtigkheit  mit   lust  und  annerablichkheit  gefiehrt,"*^) 


^)  Aimales  P'erdinandei  II,  541. 

*)  Zwei  Tage  nach  Khcvenhiillers  Ankunft  in  Prag.  (Eintragung  vom 
10.  und  11.  März  1592.) 

'')  Conterfeit  II,  186  ff.  Khevenhüller  war  auch  Albrechts  Obersthotmeister, 
welcher  Stellung  er  jedocli  entsagte,  als  dem  Erzherzog  die  Niederlande  über- 
geben wurden.  (Annales  Fcrdinandei  IV,  1479.)  Khevenhüller  erfreute  sich  auch 
der  Gunst  der  Kaiserin  Maria,  die  ihn  zu  ihrem  Testamentsexekutor  bestellte  und 
mit  einem  ansehnlichen  Legat  bedachte.   (Vgl.  Turba  362  und  Annales  VI,  2766.) 

*)  Georg,  der  Solm  Sigisraunds  (Stifters  der  Linie  zu  Hohenosterwitz), 
hatte  bereits  am  16.  Oktober  1566  im  Vereine  mit  seinen  Vettern  Hans,  Bartholo- 
mäus und  Moritz  Christoph  den  Freiherrnstand  erhalten. 

^)  Am  1.  Juni  1581  hatte  Khevenhüller  die  Herrschaften  Frankenburg, 
Kammer  und  Kogl  im  Traunviertel  von  Rudolf  II.  käuflich  erworben.  Sie  wurden 
(am  19.  Juli  1593)  zu  einer  Grafschaft  Frankenburg  erhoben  und  von  Kheven- 
hüller mit  Testament  vom  6.  August  1605  zu  einem  Majorate  konstituiert.  Eine 
Abschrift  des  Testaments  befindet  sich  in  der  Urkundenabteilung  des  Wiener 
Staatsarchivs. 

^)  Moßhammer.  Über  die  Berichte  und  Schriften  KhevenhüUers  folgendes: 
nur  ein  Bruchteil  der  Originalberichte  befindet  sich  im  Wiener  Staatsarchiv;  das 
Fehlende  (gleichzeitige  Abschriften)  verwahrt  das  Germanische  Museum  zu  Nürn- 
berg. (Vgl.  Turba  313,  Anm.  1.)  Von  anderen  Korrespondenzen  besitzt  das 
Staatsarchiv: 

a)  Schreiben  an  den  Kurfürsten  von  Köln,  Ernst  Herzog  von  Bayern, 
1597-1602; 

h)  an  Adam  Freiherrn  von  Dietrichstein,  Obersthofmeister  Rudolfs  IL,  1581; 

c)  an  Bartholomäus  Khevenhüller,  1579 — 1605; 

d)  an  Georg  Khevenhüller,  1579; 

e)  an  Hans  Nusser,  Kammerdiener  Rudolfs  II.,  1595—1596; 

f)  Adam  Freiherr  von  Dietrichstein  an  Khevenhüller,  1576—1589; 

g)  Leonhard  Freiherr  von  Harrach  an  Khevenhüller,  1578—1590  (94). 


22 

Majorat  und  Grafenstand  gingen  auf  seinen  Bruder  Bartholomäus 
über/)  einen  vielgereisten  Mann,  den  reiches  Wissen  und  Sprach - 
kenntnisse  auszeichneten. 2)  Er  liebte  das  Landleben  und  zog  die  Ver- 
waltung seiner  Grüter  jeglichem  Amt  vor.  Immerhin  hat  auch  er  dem  Kaiser 
sowohl  wie  dem  Regenten  von  Innerösterreich  zu  wiederholten  Malen 
gedient:  in  Wien  und  in  Graz  war  Bartholomäus  kein  Fremder,  hier  und 
dort  bekleidete  er  Hofwürden  und  gar  oft  wandten  sich  Mitglieder  der 
kaiserlichen  Familie  an  ihn,  wenn  es  Geld  zu  beschaifen  galt.^) 

Als  Maximilian  zum  römischen  König  gekrönt  wurde,  wohnte 
auch  Bartholomäus  dieser  Feier  bei.^)  Er  blieb  bis  zum  folgenden 
Jahre  im  Dienste  des  kaiserlichen  Hofes,  ging  dann  nach  Graz,  wo 
ihn  Karl  zu  seinem  Mundschenk,  Kämmerer  und  Rat  ernannte. 

Seit  1581  versah  Khevenhüller  das  Amt  eines  ständischen  Burg- 
grafen von  Kärnten;  als  solcher  empfing  er  die  Kaiserin  Maria,  die 
im  selben  Jahre  nach  Spanien  reiste,  und  1599  die  Braut  Philipps  III., 
die  er  bis  zur  Landesgrenze  begleitete.^)  Er  hielt  auch  im  Namen 
der  Landschaft  die  Anrede,  als  dem  jungen  Erzherzog  Ferdinand  in 
Klagenfurt  gehuldigt  wurde.  ^) 

Als  Kriegsmann  tat  sich  Khevenhüller  in  den  Kämpfen  gegen 
die  Türken  1564,    1566   und  1594  hervor.'')     Er  war  Reformkatholik 


^)  Diplom  vom  12.  August  1607.  Bartholomäus  wurde  am  21.  August  1539 
zu  Villach  geboren. 

^)  Seine  Erlebnisse  schildert  er  in  einem  Tagebuch,  das  Adam  Wolf  (Ge- 
schichtliche Bilder  aus  Österreich  I,  126  flf.)  benutzt  hat. 

^)  Dies  erhellt  aus  KhevenhüUers  Vermögensbüchern.  (Czerwenka,  237, 
i.  d.  Anm.) 

*)  Die  Krönung  fand  am  30.  November  1562  in  Frankfurt  statt.  (Vgl.  Holtz- 
mann,  421.) 

^)  Beide  Fürstinnen  wohnten  im  Hause  KhevenhüUers.  Die  Erzherzogin 
Margaretha,  Philipps  Braut,  und  ihren  ganzen  Hofstaat  hat  Khevenhüller  „der- 
massen  tractiret,  das  man  noch  selber  orthen  darvon  sagen  thuet".    (Moßhammer.) 

")  Erzherzog  Karl  war  am  10.  Juli  1590  gestorben.  In  seiner  Eigenschaft 
als  Kämmerer  half  Khevenhüller  den  Sarg  tragen.     (Moßhammer.) 

')  Moßhammer  (nach  KhevenhüUers  Aufzeichnungen).  Wurzbach  (XI,  215) 
erzählt  uns  folgendes:  „Im  Jahre  1609  focht  er  gegen  Bocskai,  der  mit  seinen 
Rebellen  die  Burgen  Mödling  iind  Liechtenstein  .  .  .  besetzt  hielt,  vertrieb  ihn 
und  brachte  beide  Burgen  wieder  in  den  Besitz  des  Königs."  Bocskai  war  aber 
seit  29.  Dezember  1606  nicht  mehr  am  Leben.  Sein  Heerführer  Georg  Nemeth 
hatte  im  Sommer  1605  unter  anderem  auch  Mödling  heimgesucht  (Giannoni:  Ge- 
schichte der  Stadt  Mödling,  136),  doch  war  er  von  keinem  Khevenhüller  ver- 
trieben worden.  Wurzbach  hat  daher  eine  Stelle  in  Franz  Christophs  „Conterfet" 
(II.  165)  falsch  gedeutet,  wo  es  heißt:  „Anno  1609  zog  er  (Bartholomäus)  nach 
Wien,  da  er  Mödling  und  Liechtenstein  zur  Eichtigkeit  und  in  sein  Gewalt  ge- 
bracht."  Denn  beide  Herrschaften  waren  1592  an  Hans  Khevenhüller,  den  kaiser- 


23 

und  huldigte  daher  liberalen  Anschauungen.^)  Um  nicht  in  Wider- 
spruch mit  der  Regierung  zu  geraten,  wollte  er  die  Stelle  eines  Burg- 
grafen niederlegen,  als  die  Gegenreformation  auch  Kärnten  berührte; 
er  führte  jedoch  seinen  Vorsatz  nicht  aus,  da  ihn  die  Stände  darum 
gebeten  hatten;   erst  1607  begab  er  sich  seines  Amtes. ^) 

Seinen  Glaubensgenossen  empfahl  er  Gehorsam;  dennoch  kam 
es  in  der  Folge  zu  einem  Streit,  als  Bartholomäus  sowohl  wie  Franz 
von  Osterwitz^)  sich  weigerten,  für  eines  ihrer  Güter  einen  katholi- 
schen Propst  zu  präsentieren.  Beide  Khevenhüller  wurden  vom  Erz- 
herzog Ferdinand  nach  Graz  berufen  und  nicht  früher  durften  sie  heim- 
kehren, ehe  sie  nicht  dem  Willen  des  Landesfürsten  sich  gefügt  hatten.*) 


liehen  Botschafter  in  Madrid,  als  verpfändetes  landesfürstliches  Kammergut  pfleg- 
weise vergabt  worden.  Bei  der  Erbteilnng  1606  fielen  Mödling  und  Liechten- 
stein, die  noch  die  Hofkammer  verwaltete,  Bartholomäus  zu  (Moßhammer).  Dieser 
reiste  1609  nach  Niederösterreich,  um  bei  der  Ausmarkung  und  Beschreibung 
des  Burgfriedens  und  Landgerichtes  des  Marktes  zugegen  zu  sein.  Dies  erfolgte 
im  November  des  folgenden  Jahres.  Im  Jahre  1613  wurde  die  Herrschaft  „Burg 
Mödling  —  Feste  Liechtenstein"  an  Bartholomäus  verkauft.  (Giannoni,  120—127.) 
Moßhammer  erzählt  jedoch:  „hat  er  (1609)  vll  negotiert,  das  beide  Herrschaften 
,  .  .  aigenthumblich  an  ihne  gelangt  und  hat  Possessiou  derselben  und  die  Under- 
thanen  in  die  glüb  genumben  .  .  ,"  und  1611  „mit  Herrn  Augustin  Khevenhüller 
(Sohn  des  Moritz  Christoph)  ein  solchen  Tausch  gethan,  das  Er  ihm  baide  Herr- 
schafften .  .  .  gelassen,  und  er  hat  darfür  die  Giietter  iimb  Spital  und  die  Herr- 
schafft Summeregg,  im  Erczherzogthumb  Khärndten  gelegen,  genumben." 

')  Hurter  (IV,  592)  und  Adam  Wolf  (I,  143)  nennen  ihn  das  Haupt  der 
Protestanten  in  Kärnten,  weil  auch  Khevenhüller  die  Sache  der  Evangelischen 
verteidigte.  In  dem  „Verzaichnus  deijenigen  Herrn  und  landleuth  des  herzog- 
thumbs  Steyr  der  wahren  Augsburgischen  confession  dazumahl,  als  von  1581  bis 
1582  iahr,  zugethan  gewest .  .  ."  (Loserth:  Die  Reformation  und  Gegenreformation 
in  den  innerösterreichischen  Ländern  im  16.  Jahrhundert,  597)  findet  sich  aucli 
des  Bartholomäus  Name  verzeichnet. 

^)  Moßhammer  berichtet  darüber  folgendes:  „Im  1600  Jahre,  nachdem  die 
Herrn  und  Landleuth  beeder  Religion  in  grosser  anzal  zue  Clagenfurth  bey- 
samben  gewessen,  hat  Herr  Khevenhüller  seiner  Schwach  und  Alters  halber  .  .  . 
sein  Burggrafen  und  Landt  Obristen  Ambt  aufkhöndt,  darüber  von  gesambtten 
Stendten  der  Probst  zue  Veckhelmarckht,  Ulrich  von  Ernau,  Christophen  Gal  und 
Herrn  Friderirli  Paradeiser,  mit  ihme  weitter  die  Continuation  beeder  Ambter 
zuerhandlen,  gesehickht,  dessen  er  sich  leztliehen  erbotten  und  darauf  neben 
Herrn  Wolf  Mayer  und  Herrn  Francz  Khevenhüller  zue  denen  Reformations 
Commißarien  nach  St.  Veith  verraist ..."  1607:  „und  nachdem  Er  seinem  Laudb 
Obr-  und  Burggrafen  Ambte  wegen  seines  hin-  und  wider  Raisens  nit  hat  wol 
assistiern  khönnen,  Also  renuncierte  er  beide  einer  Ersamben  Landschaift,  die 
ihne  zwar  der  Burggraffschaft,  darinnen  Ihme  Herr  Ludwig  von  Dietrichstein 
nachgefolgt,  des  Landtobristen  Amts  aber  kheines  weegs  entlassen  wollen.  ..." 

^)  Ein  Sohn  Georg  Khevenhüllers. 

*)  Hurter,  III,  409.    Czerwenka,  423  flf. 


24 

Bartholomäus  blieb  auch  fürder  seiner  Gesinnung  treu;  denn 
auf  der  Eingabe,  welche  die  evangelische  Ritterschaft  am  30.  Oktober 
1603  mit  dem  Ersuchen  an  Ferdinand  richtete,  er  möge  niemand  in 
seinem  Gewissen  bedrängen,  war  Khevenhüller  als  der  erste  Edel- 
mann unterzeichnet.^) 

Dennoch  entzog  ihm  der  Erzherzog  nicht  seine  Gunst;  er  for- 
derte Bartholomäus  1607  auf,  mit  ihm  nach  Regensburg  zu  gehen, ^) 
empfing  ihn  1610  zu  Wien  und  war  drei  Jahre  später  in  Klagenfurt 
sein  Gast.  Es  soll  nicht  Wunder  nehmen,  daß  der  streng  katholische 
Ferdinand,^)  der  mit  eiserner  Strenge  die  Katholisierung  Inneröster- 
reichs in  Angriff  genommen  und  durchgeführt  hatte,  Umgang  mit 
einem  Manne  pflog,  der,  weder  Katholik  noch  Protestant,  gleichsam 
in  der  Mitte  zwischen  beiden  stand.  Denn  mit  hervorragenden  Eigen- 
schaften war  Khevenhüller  begnadet  und  eben  sie  machten  ihm  den 
Erzherzog  geneigt.  Und  daß  er  sie  besaß,  erhellt  aus  einer  Schrift, 
die  uns  sein  innerstes  Denken  und  Fühlen  offenbart.*)  Sie  beweist 
aber  auch,  daß  Khevenhüller  trotz  entschiedenem  Eintreten  für  weit- 
gehende Duldung  der  alten  Kirche  nicht  abtrünnig  geworden  ist: 
„Glaub  nit  ein  jeden  Geist  —  heißt  es  darin  —  halt  dich  aber  der 
Rechten  waren  catholischen  schrifft,  die  Im  alten  und  neuen  testa- 
ment  sein  zugelassen  .  .  .  Vergreiff  dich  nit  an  Gottesheussern  oder 
den  Geistlichen  güettern,  hab  die  Priesterschafft  ...  in  eren.  ..." 

Schwermut  und  Enttäuschung  verrät  diese  Schrift;  jeder  Satz 
jedoch,  markig  wie  der  Schreiber  selbst  es  war,  zeugt  von  der  Gottes- 
furcht, dem  Gerechtigkeitssinn  und  Pflichtgefühl  jenes  Khevenhüller, 
der,  obwohl  kein  Heerführer,  kein  Diplomat  oder  Minister,  doch  zu 
den  bedeutendsten  seines  Geschlechtes  zählt.  „Er  war  —  schildert 
ihn  der  Chronist  —  ein  freundlicher,  von  Persohn  und  geberden  an- 
sehlicher  und  von  Mennigclich  geliebter,  aufrechter  und  wolver- 
stendiger  Cavallero;  und  ob  er  wol  sein  tag  vill  außgestanden,  ist  er 
doch  alleczeit  mit  ehren  und  ruehm  darvon  khomben.  Von  gesiebt 
ist   er   wohlgefarbt,   von  Persohn   lanng,   von  Parth   und  Har  Braun, 


»)  Wolf  I,  143. 

^)  „Dessen  er  (Bartholomäus)  sieh  aber  wegen  seiner  Indisposition,  Alters 
lind  Haußgescliefft  entschuldigt."    (Moßliammer.) 

^)  An  dessen  Mutter  hatte  Hans  Khevenhüller  eines  Tages  geschrieben: 
„Ewiges  sowohl  als  Zeitliches  ihrer  Kinder  hänge  davon  ab,  daß  deren  Erziehung 
Leuten  anvertraut  werde,  welche  innerlich  nicht  minder  als  äußerlich  katholisch 
seien."     (Hurter  II,  249.) 

*)  Bei  Czerwenka,  322  ff.  Wahrscheinlich  zwischen  1606  und  1607  verfaßt, 
als  Richtschnur  für  seinen  ältesten  Sohn  Franz  Christoph. 


25 

in  seinem  vorbringen  wolberedt,  in  gescliefften  embsig  und  arbeit- 
samb,  auch 'im  Tractiren  mit  Jederman  freundtlich  gewesen."') 

Vierundsiebzigjährig  ist  er  am  16.  August  1613  gestorben.^) 

Sein  jüngerer  Sohn  Hans^)  war  Protestant  und  blieb  es.  Das 
Restitutionsedikt  Ferdinands  IL  trieb  ihn  daher  in  die  Fremde. 
„Glückselig  sind  die  —  schrieb  er  seiner  jungen  Frau  —  die  ihre 
Sachen  aufs  eheste  richten  können;  wenn  schon  einer  des  Zeitlichen 
etwas  verlassen  muß,  ist  es  doch  besser,  als  das  Ewige  verlassen."*) 

Hans  begab  sich  nach  Nürnberg  und  trat  als  Oberstleutnant 
in  schwedische  Dienste.  Bei  der  Einnahme  von  Freistadt,  29.  Juli 
1632,  schwer  verwundet,   starb  er  am  7.  Oktober  desselben  Jahres.^) 

Franz  Christoph,  der  ältere  Sohn,*^)  betrieb  zwar  nicht  wie  einst 
sein  Vater  humanistische  und  juristische  Studien,  aber  er  eignete 
sich  nicht  minder  reiches  Wissen  und  Sprachkenntnisse  an.  Italien, 
Frankreich,  Belgien  und  England  hatte  er  bereist. 

Anders  geartet  als  Bartholomäus,  der  jeglichen  Prunk  scheute 
und  ein  Freund  und  Schirmer  der  Protestanten  war,  weilte  Franz 
Christoph  am  liebsten  bei  Hof  und  er  bekannte  sich,  allerdings  aus 
innerem  .Drang,  zum  katholischen  Glauben.'') 


^)  Moßhammer. 

^)  Er  war  di-eimal  vermählt:  mit  Anna  Graft'  zum  Schenibcrg  und  Goldeck 
(gest.  19.  Januar  1580),  mit  Blanka  Ludmilla  von  Tliurn  (gest.  IG.  Januar  1595), 
mit  Regina  geb.  von  Thannhausen,  Witwe  nach  8iegmund  KhevenhüUer,  dem 
Enkel  des  Stifters  der  jüngeren  Linie.  Aus  diesen  Ehen  hatte  er  neun  Töchter 
und  ebensoviele  Söhne.  Von  den  Söhnen  überlebten  ihn  bloß  Franz  Christoph, 
Hans  und  Bernhard. 

^)  Geboren  am  SO.Mai  1597.  Seine  Mutter  war  Regina  Freiin  von  Thannhausen. 

*)  Czerwenka,  480. 

^)  Wolf  I,  166.  Die  „Carinthia"  (Jahrgang  1856,  Nr.  26)  enthält  ein  Ge- 
dicht von  Fr.  Pichler:  „Hans  KhevenhüUer  vor  Nürnberg  (1632)."  Hans  hatte 
sich  am  1.  Januar  1624  mit  Maria  Elisabeth  Freiin  von  Dietrichstein  vermählt 
(Moßhammer),  die  ihm  fünf  Kinder  gebar.  Von  diesen  überlebten  ihn  bloß: 
Bartholomäus  (geb.  25.  Juli  1626,  gest.  28.  Juni  1678),  Heinrich  Wilhelm  (gest. 
1635)  und  Franz  Christoph  (gest.  1635).  Bartholomäus  lebte  als  Protestant  im 
Ausland.  In  erster  Ehe  mit  Eleonore  Felicitas  von  Jörger  (gest.  4.  Mai  1660), 
in  zweiter  mit  Regina  Justina  Gräfin  von  Abensberg  Traun  vermählt  (gest.  14.  März 
1707)  pflanzte  er  den  Zweig  fort,  der  aber  mit  seinem  Sohn  Franz  Hartmann 
(gek  2.  Dezember  1677)  am  19.  Januar  1694  erlosch. 

*)  Geboren  am  21.  Februar  1588.  (Seine  Mutter  Avar  Blanka  Ludmilla 
Gräfin  von  Thurn.)  „Was  biß  auf  das  Sibendt  Jahr  ein  Schwachs,  ellendts  und 
khlaines  Khindt,  jedermassen  von  Khranckheiten  übel  tractiert,  das  seine  Eltern 
sich  besorgten,  da  er  doch  erwaxen  und  zue  Jahren  khommen,  er  Eilend  und 
gar  ein  Zwerg  verbleiben  solte.  ..."    (Moßhammer.)   Vgl.  über  ihn  Wolf  I,  146  ß". 

')  Wann  der  Übertritt  erfolgte,  ist  unbekannt. 


26 

Als  im  Mai  1609  dem  Erzherzog  Matthias  zu  Linz  gehuldigt 
wurde,  wohnte  auch  Khevenhüller,  damals  Truchseß,  dieser  Feier  bei. 
Das  folgende  Jahr  begleitete  er  Ferdinanden,  unter  dessen  Regierung 
er  dereinst  eine  hervorragende  Rolle  spielen  sollte,  nach  Prag,  wo 
er  Zeuge  der  denkwürdigen  Szene  war,  die  den  Bruderzwist  im  Hause 
Habsburg  abschloß.^) 

Khevenhüller  befand  sich  im  Gefolge  des  Königs  Matthias,  als 
dieser  am  24,  März  1611  in  Prag  einzog.  Schon  war  ihm  ein 
ständiges  Hofamt,  das  des  Oberstsilberkämmerers,  übertragen  worden 
und  verschiedene  Anlässe  ergaben  sich  nun,  bei  denen  er  es  versah: 
Matthias'  Krönung  zum  König  von  Böhmen, 2)  dessen  Huldigung  in 
der  Lausitz  und  in  Schlesien,  die  Heirat  des  Königs  mit  Anna,  der 
Tochter  Ferdinands  von  Tirol,  das  Begräbnis  Rudolfs  H.,  die  Kälser- 
krönung  in  Frankfurt  s)  und,  im  Januar  1616,  die  Krönung  Annas  zur 


^)  Moßhammer  beschreibt  dieses  Ereignis  (nach  Khevenhüllers  Aufzeich- 
nungen) wie  folgt:  „Wie  nim  zue  clissem  Endt  jeztgedachte  Erczherzogen  (Maxi- 
milian und  Ferdinand)  zue  dem  Khaysser  gangen,  ist  Ihr  Mayt.  mit  grosser 
gravitet,  welche  ihr  dan  von  natur  angeboren  gewessen,  under  dem  Boldogin  an 
dem  Tisch  anlainnend  gestandten  und  einige  Cortesia  biß  sich  die  Erczherzogen 
abgeretter  massen  auf  die  Khnie  seczen  und  die  Abbidt  volcziehen  wollen,  ge- 
macht, alßdan  Ihr  Mayt.  den  Huet  abgeczogen  und  Ihnen  entgegen  gangen, 
Sagendt  „obwol  mein  Brueder  Mathias  dis  und  ein  Mehrers  umb  mich  ver- 
schuldt,  so  will  ich  doch  unnserm  Hauß,  das  E.  E.  L.  L.  die  Abbidt  auf  den 
Khnieen  verrichten  soltten,  die  schand  nicht  aufthuen,"  die  Erczherzogen  heissen 
nidersiczen,  mit  denen  er  von  andern  Sachen  angefangen  zuereden  -,  und  nachdem 
sie  ein  weil  beysamen  gesessen,  hat  Ihr  Mayt.  beede  Erczherzogen  biß  in  die 
Ante  Cammera  hinauß  belaidt  und  aldordt  allen  Erczherczogischen  Cammerer 
und  Cavallieren,  darunter  Herr  Khevenhüller  auch  war,  Allergened.  die  Ilendt 
gebotten." 

2)  23.  Mai  IGU.  „Ihr  Mayt.  haben  bis  a»if  den  26.  (März)  in  der  Alt  Staat 
am  ßing  in  des  Eichters  Hauß  losiert.  Da  sie  etliche  Khayserliche  Eäthe  ver- 
arrestieren  und  etliche  gar  in  die  gefenckhnus  legen  lassen,  auch  alle  Auß-  und 
Zuegang  in  Pallast  so  hart  mit  Schiltwachten  beseczt,  das  der  Churfiirst  von 
Saxen  darin)er  dem  Khönig  und  den  Behamischen  Stenden  hart  zuogeschriben. ..." 
(Moßhammer.) 

^)  „  .  .  .  und  ist  wol  zuemerckhen,  wie  ihr  Khays.  Mayt.  ihren  Gemahel 
gesehen  auß  dem  Conclave  füehren,  sein  sie  auf  die  Erdt  und  Khnie  gefallen, 
Gott  so  eyfferig  Danck  gesagt,  das  sie  helliechten  Zähre  darüber  geweint."  (Moß- 
hammer.) —  Khevenhüller  wohnte  auch  dem  Bankett  bei,  das  Kardinal  Khlesl 
dem  türkischen  Botschafter  gab,  als  am  14.  Januar  1615  der  Friede  mit  der 
Pforte  geschlossen  worden  war.  „Der  Bassa  Sauffte  sich  so  vol  —  erzählt  Moß- 
hammer (recte  Khevenhüller)  —  das  man  ihne  vor  Aufseczung  der  Frucht  wegckh- 
getragen,  in  Wagen  legen  und  nach  Hauß  füehren  müessen."  —  Im  September 
begleitete  Khevenhüller  den  Erzherzog  Ferdinand  „auf  ein  Jagthauß,  da  ihr  D. 
das  HocliM'ürdig  Sacrament   begegnet,    das    sie    ziniblich   weit  und  im  Khot  in 


27 

Königin  von  Böhmen.^)  In  demselben  Jahre  wurde  Khevenliüller  auf  An- 
trag Khlesls  zum  außerordentlichen  Gesandten  am  Hofe  Philipps  III.  er- 
nannt;^) sechs  Monate  bloß  solle  er  in  Madrid  verbleiben;  während  dieser 
Zeit  habe  er  den  Abschluß  des  Friedens  zwischen  Ferdinand  und 
Venedig,^)  die  Zahlung  versprochener  Hilfsgelder,'*)  die  Zurückgabe 
der  erledigten  Reichslehen  Finale  und  Piombino^)  zu  erwirken  und 
außerdem  auch  die  Heirat  einer  spanischen  Prinzessin  mit  Erzherzog 
Karl  zu  veranlassen.'') 

In    Graz    besprach    KhevenhUller    mit    Ferdinand    und    dessen 
Minister  Eggenberg  die  Angelegenheiten,  die  er  im  Namen  des  kaiser- 


Seiden  Strirapflfen  l)iß  auf  die  Khnie  zum  und  vom  Khranckhen  mit  grosser  De- 
votion und  Ehrerbietung  beglaidt." 

^)  Sie  fand  am  10.  Januar  statt.  „Ihr  Khays.  Mayt.,  als  sie  schon  in  Ilirem 
Khays.  Habit  angethan  gewessen  und  von  der  Crönung  zue  dem  Khönigel.  zue- 
bereiten  mal  gangen,  haben  Herrn  Khevenhüller  von  weit  angesehen,  Hime  ge- 
rueft  und  allergenedigist  in  ihrem  Khays.  Habit  mit  Raichung  der  Handt  wil- 
khomb  geheissen."    (Moßhammer.) 

*)  Von  Khlesl  war  ihm  nahegelegt  worden,  sich  selbst  um  diese  Sendung 
zu  bewerben-,  „solle  sein  Geniahel,  auf  das  sie  die  Khayserin  allergehorsambist 
biten,  das  ihn  der  Khayser  hierzue  benennen  wolte,  persuadiern."  „Herrn  Kheven- 
hüller aber  dunckhte  der  Rath  gar  gefehrlich."  (Moßhammer.)  Er  lehnte  al), 
da  er  die  Kosten  der  Mission  nicht  aus  eigener  Tasche  bestreiten  wollte.  Lange 
währten  die  Verhandlungen,  bis  ihm  schließlich  eine  bestimmte  Zahlung  zugesagt 
wurde.  Immerhin  mußte  Khevenhüller  eine  Hypothek  auf  sein  Majorat  aufnehmen. 
(Vgl.  Czerwenka,  537.  Stülz  [Archiv  für  Kunde  österreichischer  Gescliichtsquellen 
IV,  360,  362 ff.].     Hammer:  Kardinal  Khlesl  III,  214.) 

^)  Erzherzog  Ferdinand  beschützte,  wie  Karl  es  bereits  getan,  die  Uskoken, 
da  er  sich  ihrer  als  Verteidiger  der  österreichischen  Grenze  gegen  die  Türken 
und  Venezianer  bediente.  Darüber  geriet  er  in  Streit  mit  Venedig,  das  seine 
Vorherrschaft  auf  dem  adriatischen  Meere  bedroht  sah.  (Vgl.  Hammer:  Kardinal 
Khlesl  III,  285  ff.    Alfred  Fest:  Fiume  zur  Zeit  der  Uskokenwirren,  77  ft".) 

■*)  Im  Jahre  1609  hatte  Philipp  III.  dem  König  Matthias  eine  Gcldiinter- 
stützung  im  Betrage  von  200.000  Dukaten  bewilligt.  Von  dieser  Summe  war 
bis  1616  kaum  der  vierte  Teil  gezahlt  worden.    (Stülz,  370  ff.) 

^)  Spanien  gab  das  seit  1593  erledigte  Reichslehen  Finale  nicht  heraus, 
das  es  1602  völlig  an  sich  gerissen  hatte.  Am  31.  Januar  1617  verpflichtete  sich 
Ferdinand  in  einem  geheimen  Vertrage,  dereinst  als  Kaiser  dem  König  von  Spanien 
jedes  freigewordene  Reichslehen  in  Italien,  namentlich  Finale  und  Fiombino  zu 
übertragen.  (Gindely:  Geschichte  des  Dreißigjährigen  Krieges  I,  51.)  Piom- 
bino  (seit  1603  erledigtes  Reichslehen),  war  ebenfalls  von  Spanien  eingezogen 
worden. 

«)  Khlesl,  der  Urheber  dieses  Projektes,  wollte,  daß  sich  Karl,  der  Sohn 
des  Erzherzogs  Ferdinand,  mit  der  Infantin  Maria  Anna  vermähle.  (Vgl.  Hammer 
III,  228.)  Karl  starb  1619.  —  Die  Instruktion,  die  Khevenliüller  erhielt,  ist  vom 
3.  Februar  1617  datiert.  (Wien,  Staatsarchiv.)  Außerdem  gab  ihm  Khlesl  eine 
„Rechtfertigung"  seiner  bisherigen  Politik  mit  auf  den  Weg.    (Hammer  III,  757.) 


28 

liehen  Prinzen  am  spanischen  Hof  zu  besorgen  hatte.*)  Sodann  begab 
er  sich  nach  Prag  und  von  da  nach  Brüssel,  um  den  Übertritt  des 
Grafen  Buquoi  in  österreichische  Dienste  durchzusetzen;  seine  Be- 
mühungen scheiterten  jedoch  an  dem  Widerstände  Albrechts. ^) 

Am  23.  April  1617  erreichte  Khevenhüller  das  Ziel  seiner  Reise, 
Madrid.  Vierzehn  Jahre  lang  sollte  er  dort  einen  Posten  versehen, 
der  damals  zu  den  vrichtigsten  und  einflußreichsten  zählte.  Denn 
nicht  bloß,  daß  Österreich  infolge  steter  Geldnot  auf  die  Hilfe  Spaniens 
angewiesen  war,  auch  persönliche  Interessen  verschuldeten  seine  Ab- 
hängigkeit von  Madrid:  das  goldene  Vließ,  Pensionen  und  Präbenden 
vergab  der  spanische  Hof  —  diesen  mußte  man  sich  daher  geneigt 
erhalten,   damit   der  Born  aller  Gnaden  nicht  eines  Tages  versiege.^) 

So  war  der  kaiserliche  Botschafter  in  Madrid  ein  viel  umworbener 
Mann  —  Hohe  und  Höchste  wandten  sich  an  ihn.^)  Außerdem  unter- 
hielt er  mit  Vorwissen  des  Kaisers  einen  vertraulichen  Briefwechsel 
mit  Ferdinand. 

Diese  wichtige  und  entscheidende  Stellung  erheischte  jedoch 
einen  Aufwand,  den  Khevenhüller  bei  längerem  Verweilen  als  außer- 
ordentlicher Botschafter  nicht  mehr  bestreiten  konnte.  Indes,  nicht 
bloß  materielle  Sorgen,  auch  die  Sehnsucht  nach  seinem  jungen  Weib'') 
veranlaßten  ihn  zu  der  Bitte,  er  möge  seines  Postens  bald  enthoben 
werden.  <^) 

Khevenhüller  hatte  bereits  sämtliche  Aufgaben,  die  ihm  anvertraut 
waren,  mit  vielem  Geschick  in  Angriff  genommen;  Khlesl  wollte  daher, 
daß   er   sie  in  der  gleichen  Weise  auch  beendige.     „Die  lassen  sich 

^)  Die  Instruktion,  die  Khevenhüller  vom  Erzherzog  erhielt,  ist  vom 
20.  September  1616  datiert.     (Annales  Ferdinandei  VIII,  899.) 

2)  Buquoi,  der  bereits  zum  kaiserlichen  Feldmarschall  ernannt  worden  war, 
trat  erst  1618  in  österreichische  Dienste. 

^)  In  einem  kaiserlichen  Schreiben  vom  1.  Mai  1617  wurde  jedoch  dem 
Botschafter  bedeutet,  es  sei  König  Philipp  bereits  ersucht  worden,  „Unsere  ver- 
pflichte Räth,  Diener  und  undterthanen,  ohne  Unser  gnedigistes  vorwissen  und 
verwilligung  inn  Ehre  und  Pensionen  nit  zu  befiedern,  umb  willen  solches  allerlay 
Ungelegenheiten  causiert."    (Hammer  III,  517,  Nr.  707.) 

*)  Fürstenberg  (Obersthofmeister  des  Kaisers),  TrauttmansdorfF  (Obersthof- 
nieister  der  Kaiserin),  Meggau  (Oberstkämmerer),  Lobkowitz  (Oberstkanzler),  der 
päpstliche  Nuntius,  die  Erzherzoge  Leopold  (Bischof  von  Passau)  und  Karl 
(Bischof  von  Breslau)  bewarben  sich  um  das  Goldene  Vließ,  um  Präbenden  und 
Pensionen.     (Hammer  III,  226.) 

^)  Khevenhüller  hatte  sich  am  6.  Mai  1613  mit  Barbara  Freiin  Teufel  von 
Gunderstorf  (gest.  3.  Oktober  1635)  vermählt.  Über  seine  Brautwerbung  vgl.  Stülz 
(Linzer  Musealblatt  1839,  1,  2.    Ad.  Wolf  I,  149  if.). 

«)  Vgl.  Hammer  III,  246. 


29 

-  scliricb  er  ihm  —  durch  Pötten,  Currier,  Agenten  und  schreiben 
nicht,  sonder  nur  durch  Mentschen  tractiern;  die  kan  man  auch  über 
daß  knie  nit  abbrechen.  So  hat  der  herr  Sohn  sein  Aidt  und  Pflicht, 
mit  welchen  Er  der  Khays.  Majest.  verbunden,  also  sein  Ehr  und 
Gwissen  in  acht  zu  haben,  do  etwaß  auß  Verdruß  in  disen  Sachen 
versaumbt,  anderß  thailß  verderbt  wurde.  Zue  dem  versiert  auch  sein 
Ehr  in  diser  Sachen,  daß  man  Ine  unbestendigkhcit  bezeichnen  und 
von  Ime  halten  wurde,  alß  kundte  er  ohne  Weib  nit  sein,  war  zu 
fleischlich  und  Irdisch,  Hesse  seine  affbctus  die  Vernunfft  undter- 
trueken,  sezet  die  particularia  gemainen  Wesen  für,  kundte  seine 
passiones  nit  uberwindten.  Durch  welcheß  Er  die  grosse  opinion,  so 
er  bey  menigclich  gehabt,  daß  Vertrauen,  so  Ir  Majest.  und  ganzes 
Hauß  in  Ime  getragen,  die  hoffnung,  so  menigelich  vermeint,  daß  Er 
seiner  Eltern  fueßstapfen  wurde  folgen.  Ja  in  diensten  und  Verdiensten 
competiern,  auf  ainmahl  alles  über  einen  hauffen  werfen  und  ver- 
liehren,  und  man  billich  daß  schbrichwordt  bey  dem  Herrn  prakticiern 
muegte  .  .  ."^) 

Khevenhtiller  mußte  gehorchen.  Er  blieb  in  Madrid,  wurde  aber 
auf  Grund  eines  Gutachtens,  das  er  selbst  ausgearbeitet  hatte,^)  am 
22.  September  1617  zum  „ordentlichen"  Botschafter  ernannt.^) 

In  demselben  Monat  sah  Khevenhüller  die  langwierigen  Ver- 
handlungen zu  einem  glücklichen  Abschluß  gebracht,  die  er  wegen 
Beendigung  des  Uskokenkrieges  geführt  hatte:  am  26.  September 
wurde  von  ihm  und  dem  Botschafter  der  Republik  Venedig,  Pietro 
Gritti,  der  Friedenstraktat  unterzeichnet.^) 


1)  Prag,  8.  Juli  1617.  (Hammer  III,  540  ff.) 

2)  6.  Juni  1617.     (Bei  Stillz  368  ff.) 

^)  Hammer  III,  583.  An  die  Gräfin  Khevenliiiller  hatte  Khlesl  am  27.  Juni 
folgendes  geschrieben:  „  .  .  .  Iren  Herrn  clag  Ich  bey  Ir  nit  ahn,  Sy  aber  er- 
sueche  Ich  zum  gehilffen  und  beystandt,  daß  Sy  neben  und  mit  mier  Iren  Herrn 
zur  bestendigkheit  und  geduld  vermohneu  .  .  .  wolle  .  .  .  Sollen  dann  Ir  Majest. 
Iren  Herrn  für  Ordinari  darinnen  in  Hispanien  erhalten  wollen,  so  wir  Ich  in 
ewigkhait  rathen,  die  Frau  Tochter  auch  bitten  und  vermohnen,  Itheinen  aiigen- 
blickh  von  Irem  Herrn  abgesondert  zu  sein,  sondern  mit  gelegen-  und  ungelegen- 
heit  demselben  beizuwohnen.  .  .  .  Meniglich  wirdt  Sy  wie  ein  Gott  daselb  halten 
und  tractirn,  Ertzherzogin  Margreth  mit  Ir  alß  einer  deutschen  vertrl.  gemein- 
schafft haben,  Irem  Herrn  und  Kindern  alleß  dardurch  verrichten  können,  erst 
ein  rechts  Mensch  werden.  .  .  ."  (Hammer  III,  560  ff.)  Am  16.  Januar  1618  ver- 
ließ Barbara  Khevenhüller  die  Heimat  und  langte  am  26.  Mai  in  Madrid  an. 
(Stiilz  371.) 

'')  Dumont  V/2,  S.  304.  Die  Ratifikation  durch  den  Dogen,  d.  d.  11.  No- 
vember 1617,  bei  Hammer  III,  618  ff.  Vgl.  ibid.  303.  Auch  Kärnten  war  von 
dem  Uskokenkrieg  nicht  verschont  geblieben;   insbesondere   die  Handelssperre 


30 

Folgenschwere  Ereignisse  von  1618  an:  der  böhmische  Aufstand, 
der  Anschluß  der  mährischen  und  böhmischen  Stände,  der  Tod  des 
Kaisers  Matthias,  der  Regierungsantritt  Ferdinands  IL,  das  Bündnis 
dieses  Kaisers  mit  Bayern  und  Sachsen,  die  Schlacht  am  Weißen  Berg, 
die  Flucht  des  Winterkönigs,  das  Strafgericht  in  Böhmen  und  Öster- 
reich und  die  Rückwirkung  auf  die  politischen  und  kirchlichen  Ver- 
hältnisse.^) 

Als  die  Wirren  in  den  österreichischen  Erblanden  ausbrachen, 
befand  sich  Khevenhüller  in  der  mißlichsten  Lage.  Von  der  ihm  zu- 
gesagten Besoldung  hatte  er  bloß  einen  kleinen  Bruchteil  erhalten, 
da  es  der  Hof  kammer  selbst,  bei  dem  traurigen  Zustand  der  Finanzen, 
an  Geld  gebrach.^)  Hausrat  und  Kleinodien  mußte  er  daher  ver- 
kaufen, um  nur  die  nötigsten  Ausgaben  decken  zu  können.^)  Außerdem 
ließ  ihn  die  Regierung  gar  oft  ohne  Bescheid ;  wichtige  Anfragen  blieben 
unbeantwortet.*) 

Dennoch  verzagte  Khevenhüller  nicht  und  es  entsank  ihm  auch 
dann  nicht  der  Mut,  als  ein  Ereignis  eintrat,  das  seine  Stellung  am 
spanischen  Hofe  vollends  erschwerte:  der  Sturz  des.Herzogs  von  Lerma. 
Dieser  Minister  hatte  eine  Politik  des  Friedens  befolgt  und  sich  gegen- 
über „dem  Haus  Österreich  allezeit  devot"  erwiesen.^)  Sein  Amt 
wurde  dem  Herzog  von  Uceda  übertragen,  „welcher  die  Negotia  weder 
verstanden,  noch  sich  darumb,  sondern  allein  um  sein  Gelegenheit, 
gusto  und  passatiempo  angenommen."  Ihn  beriet  der  Beichtvater 
des  Königs,  der  Großinquisitor  Fra  Luis  de  Aliaga,  „welcher  nie  als 
in  seinem  Closter  wichtige  Materien  tractiret  und  darzu  praesumptuose, 
unhöfflich  und  insolent  gewesen."*')  Willenlos  ließ  sich  der  kranke 
König  von  beiden  das  Heft  entwinden. 

Dieser  Wechsel  des  Systems  fiel  in  eine  Zeit,  in  der  Ferdinand  IL 
kräftigerer  Unterstützung  bedurfte,  als  sie  Spanien  bisher  gewährt 
hatte.    Eine  solche  durchzusetzen,  ließ  Khevenhüller  nichts  unversucht. 


hatte  es  schwer  getroffen.  Nach  Abschluß  des  Friedens  dankten  die  Stände 
Khevenhüllern  „für  diesen  dem  Vaterland  geleisteten  Dienst"  und  schenkten 
seiner  Gemahlin  800  Gulden  „in  neu  geschlagenen  Kärntner  Dukaten."  (Stülz,  371.) 

1)  Wolf  I,  26. 

2)  Vgl.  darüber  Hurter  111,  69  ff. 

3)  Khevenhüller  an  Ferdinand  IL,  19.  Oktober  1619.  (Czerwenka,  362.) 
Eines  Tages  mußte  er  sogar  in  äußerster  Geldnot  einen  bayrischen  Agenten  um 
Hafer  für  seine  Pferde  bitten  lassen.  (Gindely:  Geschichte  des  Dreißigjährigen 
Krieges  II,  376.) 

*)  Vgl.  Zwiedineck  von  Südenhorst:  Hans  Ulrich  Fürst  von  Eggenberg,  65. 
^)  Annales  Ferdiaandei  IX,  262. 
«)  Ibidem  IX,  702. 


31 

Von  Philipp  III.  abweislich  beschieden,  wollte  er  sich  an  Aliaga 
wenden.  Dieser  empfing  ihn  aber  nicht,  so  oft  auch  KhevenhUller 
kam  und  mit  andern  Bittstellern  des  Rufes  harrte,  vor  ihm  zu  er- 
scheinen. Da  riß  eines  Tages,  weil  die  Entscheidung  drängte,  dem 
kaiserlichen  Botschafter  denn  doch  die  Geduld.  Er  trat,  ohne  erst 
zu  fragen,  in  das  Audienzzimmer  ein,  schritt  auf  den  erstaunten  Groß- 
inquisitor zu  und  hielt  ihm  ein  Privatissimum  über  Philipps  III.  Ver- 
pHichtung,  dem  Kaiser  zu  helfen:  beachte  der  König  verwandtschaft- 
liche Rücksichten  nicht,  so  möge  er  wenigstens  bedenken,  daß  er  im 
Interesse  der  katholischen  Kirche  gehalten  sei,  den  Kaiser  ausgiebig 
zu  unterstützen;  sei  er  saumselig,  so  obliege  dem  Beichtvater  die 
Pflicht,  ihn  ohne  Unterlaß  zu  ermahnen.  Ferdinand  habe  jeden  Aus- 
gleich im  Vertrauen  auf  die  spanische  Hilfe  abgelehnt;  bliebe  diese 
aus,  dann  werde  er,  Graf  KhevenhüUer,  nach  Hause  reisen  und  seinem 
Herrn  raten,  irgendwelches  Kompromiß  mit  seinen  Feinden  zu 
schließen.  Die  Folgen  trüge  einzig  und  allein  Spanien,  da  es  Nieder- 
laud  und  die  italienischen  Besitzungen  einbüßte,  den  König  aber 
würden  die  Feinde  „in  den  Winkel  Spanien  einsperren".  Aliaga  hielt 
die  Weigerung  aufrecht  und  antwortete  höhnisch,  als  der  Botschafter 
in  heftigem  Tone  ein  Bündnis  Ferdinands  mit  seinen  bisherigen 
Gegnern  in  Aussicht  stellte,  das  gegen  Philipp  III.  als  den  gefähr- 
lichsten Widersacher  des  Kaisers  gerichtet  wäre. 

Den  Angriflfsplan  entwickelte  KhevenhüUer  in  folgender  Weise: 
Abtretung  Böhmens  an  den  Pfalzgrafen  Friedrich,  die  Ungarns  an 
Bethlen  Gabor,  Ernennung  des  Herzogs  von  Savoyen  zum  Reichsvikar 
in  Italien  —  damit  erkaufte  sich  Ferdinand  genügend  Hilfe,  um  dem 
König  Italien  und  Niederland  zu  entreißen;  die  indische  Silberflotte 
lüde  dann  gewiß  ihre  Schätze  nicht  mehr  in  Spanien,  sondern  in 
Amsterdam  oder  Antwerpen  aus. 

„Sehet,  was  Ihr  tut  --  entgegnete  mit  strenger  Miene  der  Groß- 
inquisitor —  und  daß  Ihr  Euch  nicht  um  den  Hals  redet!"  Kheven- 
hüUer jedoch  ließ  sich  keineswegs  einschüchtern,  mochte  auch  das 
Auge  des  Gewaltigen  noch  so  sehr  in  Haß  und  Zorn  erglühen;  seine 
Antwort  lautete:  „Wolte  Gott,  ich  verlöhre  hierüber  das  Leben,  dann 
ich  vergewist,  daß  ich  der  Wahrheit  und  des  Ertzhaußes  Dienst  halber 
sterben  würde;  alsdann  wolte  ich  mit  Ihm  nicht  tauschen,  weil  mir 
die  Seligkeit  so  wenig,  als  ihm  der  tieffeste,  und  viel  tieffer  als 
Lutheri  und  Calvini  Sitz  in  der  Höllen  fehlen  würde."  ^) 


^)  Annales   Ferdinande!   IX,   703  ff.     Vgl.   Ghidely  II,  375  ff.    0.  Klopp: 
Der  Dreißigjährige  Krieg  bis  zum  Tode  Gustav  Adolphs,  I,  521. 


32 

Klieveuhüllei"  eilte  zum  König;  nichts  verschwieg  er  ihm.  Er 
bestand  auf  raschestem  Bescheid  und  griff  zum  äußersten  Mittel, 
um  die  Sache  des  Kaisers  zu  retten,  indem  er  Philipp  III.  folgendes 
sagte:  ihm  blute  das  Herz,  wenn  er  sehe,  „daß  so  stattliche  König- 
reich und  Länder,  von  Ihren  Voreltern  ererbet,  in  frembde  und  dero 
Feinde  Hände  und,  was  noch  mehr,  in  den  höllischen  Rachen  gesteckt 
werden  und,  solches  nicht  aus  Unglück  einer  Schlacht  oder  andern 
üblen  Successen,  sondern  aus  lauter  Nachläßigkeit,  weniger  Erfahren- 
heit und  dilation  etlicher  weniger  Ihr  Kö.  M.  Ministern.  Um  Gottes- 
willen, Ihr  Königl.  May.  wollen  gedencken,  daß,  wie  sie  um  die  gantze 
weite  Welt  keine  Todtsünde  begienge,  also  sie  mit  dieser  Dilation 
eben  die  gröste  und  schwöreste  an  jenem  Gerichtstage,  wo  man  von 
einem  ieglichen  unnützen  Wort  Rechenschafft  fordern  wird,  zu  ver- 
antworten haben  werden;  denn  was  kan  erschröcklicher  seyn,  als  so 
viel  tausend  Menschen  hier  zeitlich  und  dort  ewiglich  mit  allen  ihren 
Kindeskindern  aus  der  höllischen  Pein  wider  Ihr  Mayestät  Rache  zu 
schreyen,  weil  sie  ihr  salvation  zu  remediren  in  Händen  und  darzu 
von  dem  Allmächtigen  reiche .  und  überflüiiige  Mittel  gehabt,  und  es 
nicht  zu  rechter  Zeit  thun  wollen."^) 

Die  Schrecken  des  jüngsten  Gerichtes  verfehlten  ihre  Wirkung 
nicht:  der  König  versprach  Hilfe  und  entschloß  sich  zum  Angriff  auf 
die  Rheinpfalz,  den  Khevenhüller  als  die  einzige  Möglichkeit  be- 
zeichnet hatte,  Österreich  aus  feindlicher  Umklammerung  zu  befreien.^) 

Nicht  lange  darnach  wurde  dem  Botschafter  von  englischer 
Seite  die  Andeutung  gemacht,  es  gebe  nur  ein  Mittel,  sich  des  Friedens 
zu  versichern:  der  Kaiser  möge  den  Pfalzgrafen  ermorden  lassen  und 
Elisabeth,  die  Schwester  Jakobs  I.,  heiraten.  Khevenhüller  nahm 
jedoch  diese  Äußerung  nicht  ernst  und  erwiderte  lachend:  „in  der 
catholischen  Religion  ist  dergleichen  nicht  gebräuchig,  und  der 
Römische  Kayser  hat  durch  den  Beystandt  und  Gnade  Gottes  solche 
Mittel  in  Händen,  daß  er  seine  Feind  mit  billichen  und  zuläßlichen 
Mitteln  straffen  kan;  wann  sie  aber  sich  deß  Churfürsten  Pfaltzgraffen 
also  gern  entledigen  wolten,  sollen  sie  die  Impressa  selbst,  vielleicht 
sie  es  in  ihrer  Religion  und  Gesetzen  erlaubt,  vor  die  Hand  nehmen 
und  alßdann  mit  dem  Kayser  wegen  der  Heurath  tractiern."^) 

Am  31.  März  1621  starb  Philipp  III.,  genannt  „der  Fromme". 
Sein   gleichnamiger  Sohn   bestieg   den  Thron   und   entfernte  auf  An- 


1)  Annales  Ferdinandei  IX,  705. 

2)  Vgl.  Gindely  II,  375. 

3)  Annales  Ferdinandei  IX,  1239.    Klopp  II,  45. 


33 

stiften  seines  GUnstlings  Olivarez  die  bisherigen  Ratgeber,  unter  ihnen 
auch  Aliaga.  Dem  kaiserlichen  Botschafter  aber  ließ  er  sagen,  er 
wolle  mit  ihm  „allezeit  familiär,  wie  dero  Anherr  mit  Graff  Hanßen 
Khevenhüller  gethan,  tractiern",  weshalb  sich  Franz  Christoph  „öffter, 
alß  bey  seinen  Herren  Vatter,  zu  Hoff  finden  lassen  sollt" ^). 

Unter  so  günstigen  Anzeichen  konnte  Khevenhüller,  nachdem 
er  bereits  die  Lehenssache  Finale  zum  Abschluß  gebracht  hatte,^) 
auch  die  Beilegung  des  Streites  um  das  andere  Reichslehen,  Piombino, 
möglich  machen. 2) 

Im  Sommer  desselben  Jahres  (1621)  durfte  sich  Khevenhüller 
nach  Wien  begeben,  wo  er  am  1.  August  eintraf.  Auch  dort  nahmen 
ihn  Staatsgeschäfte  in  Anspruch,  da  ihn  der  Kaiser  fast  täglich  berief 
und  zu  Rate  zog.*)  Ende  Dezember  trat  er  die  Rückreise  an.  Er 
hielt  sich  einige  Tage  in  München  auf,  besprach  mit  Maximilian,  dem 
Haupt  der  Liga,  den  Feldzug  Tillys  und  die  pfälzische  Sache  ^)  und 
nahm  eine  Denkschrift  des  Herzogs  in  Empfang,  die  er  Philipp  IV. 
übergeben  sollte. 

Am  1.  März  1622  war  Khevenhüller  wieder  in  Madrid,  wo  tiefe 
Mißstimmung  gegen  den  Kaiser  herrschte:  dieser  hatte  sich  im  No- 
vember des  verflossenen  Jahres  Eleonoren,  der  Tochter  des  Herzogs 
von  Mantua,  angetraut;^)  das  war  ohne  Vorwissen  des  spanischen  Hofes 


^)  Annales  Ferdinande!  IX,  1256. 

^)  Am  4.  Februar  1619  war  Philipp  III.  mit  Finale,  und  zwar  unter  der 
Bedingung  belehnt  worden,  daß  er  es  mit  Mailand  vereinige.  (Feuda  imperialia 
in  Italia.    Wien,  Staatsarchiv.) 

2)  Die  Belehnung  Philipps  III.  mit  Piombino  fand  am  8.  November  1621 
statt.    (Ibidem.) 

*)  Stülz  384. 

^)  Maximilian  hatte  nach  der  Schlacht  am  Weißen  Berge  Herstellung  des 
Friedens  und  Verständigung  mit  dem  Pfalzgrafen  Friedrich  gewünscht,  wobei  er 
voraussetzte,  daß  ihm  —  dem  Herzog  —  die  Kur  übertragen  würde.  Friedrichs 
Haltung  nötigte  ihn  jedoch  zum  Angriff,  der  im  September  1621  erfolgte.  Maxi- 
milian besetzte  die  Oberpfalz.  Als  Mansfeld  vertragsbrüchig  wurde  und  den 
Kriegsschauplatz  an  den  Rhein  verlegte,  sah  sich  der  Herzog  gezwungen,  ihm 
Tilly  nachzusenden,  der  sodann  die  rechtsrheinische  Pfalz  eroberte.  Inzwischen 
hatte  Ferdinand  IL  dem  Bayemherzog  insgeheim  die  Kur  übertragen.  Spanien 
besorgte  aber,  es  könnte  in  Maximilian  den  Habsburgern  ein  gefährlicher  Rivale 
im  Reiche  erstehen,  und  es  hegte  zugleich  den  Wunsch,  die  linksrheinische  Pfalz 
zu  behalten,  die  es  erobert  hatte.  Spanien  legte  ihr  großen  Wert  bei  wegen 
der  Verbindung  seiner  niederländischen  und  italienischen  Besitzungen  —  mochte 
es  dies  auch  leugnen.  Erst  am  23.  Februar  1623  erfolgte  die  öffentliche  Über- 
tragung der  Kur  an  Maximilian.  (Vgl.  Stieve:  Maximilian  I.,  Kurfürst  von  Bayern 
Allgemeine  deutsche  Biographie  XXI,  9  ff.     Hurter  IX,  152. 

«)  Zwiedineck  69.    Hurter  IX,  185. 

Khevenhüller-Schlitter.     1742-1744.  3 


34 

geschehen,  obwohl  habsburgischem  Familienbrauch  gemäß  keine  der 
beiden  Linien  in  ähnlichen  Fällen  eine  Entscheidung  treffen  sollte, 
ohne  sich  zuvor  bei  der  andern  Rat  und  Zustimmung  erbeten  zu  haben. 
Daß  Ferdinand  dies  unterlassen,  verübelte  ihm  Philipp  IV.  umsomehr, 
als  Spanien  keine  geringen  Opfer  für  Osterreich  gebracht  hatte; 
außerdem  sah  er  seine  Absicht  durchkreuzt,  den  Kaiser  mit  einer 
Tochter  des  Herzogs  von  Savoyen  zu  vermählen.^) 

Keineswegs  leicht  war  daher  die  Aufgabe,  die  Khevenhüllern 
oblag,  dem  spanischen  Hofe  die  Heirat  des  Kaisers^)  anzuzeigen 
und  ihn  zu  beschwichtigen.  Schließlich  bewerkstelligte  er  auch 
dieses.  Der  Groll  legte  sich  und  die  Minister  veranlaßten  den 
König,  ein  eigenhändiges  Glückwunschschreiben  an  das  junge 
Paar  zu  richten  —  „obs  wohl  dem  Graffen  (Khevenhüller)  viel 
Mühe  kost  und  er  mehr  als  ein  Impertinenz  darüber  dissimuliren 
müssen".^) 

Nicht  lange  darnach  mußte  der  Botschafter  in  einer  viel  heikleren 
Sache  vermitteln:  Erzherzog  Leopold,  Bischof  von  Passau  und  Straß- 
hurg,  wollte  dem  geistlichen  Stande  entsagen  und  sich  vermählen.  Er 
forderte  daher  seinen  Anteil  an  dem  Gesamtbesitz  des  Hauses.*)  Nur 
ungern  überließ  der  Kaiser  am  15.  November  1623  dem  Erz- 
herzog, der  bereits  Tirol  und  die  Vorlande  verwaltete,  zwei  Drittel 
davon  als  erbliches  Eigentum  und  den  Rest  zur  Administration  auf 
Lebenszeit.^) 

Nun  hatte  sich  aber  Ferdinand  IL  im  Jahre  1617  verpflichtet, 
dem  König  von  Spanien  und  dessen  Nachfolgern  den  österreichischen 
Elsaß  mit  Hagenau  und  Ortenau  abzutreten.^)  Philipp  IV.  glaubte 
sich  daher  durch  jene  Vereinbarung  vom  November  1623  benach- 
teiligt.    Sein  Groll  schwand  jedoch,   als  Khevenhüller  die  Erklärung 


1)  Hurter  IX,  186. 

2)  Sie  war  im  Februar  1622  erfolgt. 
8)  Annales  Ferdinande!  IX,  1232. 

*)  Vgl.  Renner:  Die  Erbteilung  Kaiser  Ferdinands  II.  mit  seinen  Brüdern. 
(Ferdinandeum  III,  F.  XVIII,  197  ff.) 

^)  Vgl.  Egger:  Geschichte  Tirols  II,  339.  Die  wirkliche  Teilung  sollte 
erst  stattfinden,  sobald  man  die  Einkünfte  Tirols  und  Vorderösterreichs  berechnet 
hätte.  Die  Grenzbestimmung  der  einzelnen  Drittel  blieb  dem  Kaiser,  die  Vor- 
wahl zweier  Drittel  dem  Erzherzog  anheimgestellt.  (Vgl.  Turba:  Geschichte  des 
Thronfolgerechts  in  allen  habsburgischen  Ländern  bis  zur  pragmatischen  Sanktion 
Kaiser  Karls  VI.  1156—1782,   S.  204.) 

®)  Prager  Vertrag  vom  20.  März  1617.  Ferdinand  hatte  ihn  geschlossen 
gegen  den  Verzicht  Philipps  III.  auf  Böhmen  und  Ungarn.  Er  erneuerte  ihn  als 
König  von  Böhmen  am  29.  Juli  1617.     (Turba  206  und  Anhang  V,  407.) 


35 

abgab,  der  Kaiser  sei  gar  nicht  willens,   die   elsässischen  Gebiete  in 
den  erblichen  Besitz  des  Erzherzogs  gelangen  zu  lassen.*) 

Es  war  ein  geheimer  Vertrag,  den  Ferdinand  mit  Philipps  Vater 
abgeschlossen  hatte;  weder  Leopold  noch  Karl  wußten  davon. ^)  Der 
Kaiser  wünschte,  daß  seine  Brüder  auch  jetzt  nichts  erführen,  wes- 
halb er  in  einem  eigenhändigen  Schreiben  den  Botschafter  aufforderte, 
„er  soll  nach  aller  Möglichkeit,  daß  solche  geheime  Tractation  nicht 
offenbar  werde,  so  wohl  als  die  Praetension  des  Königs  aus  Spanien 
auf  gedachte  Länder  verhindern".^)  Auch  dies  brachte  Khevenhüller 
glücklich  zustande^)  —  nur  war  es  kein  förmlicher  Verzicht,  zu  dem 
sich  Philipp  IV.  herbeiließ,  nach  wie  vor  band  den  Kaiser  die  gegen- 
über Spanien  eingegangene  Verpflichtung.^) 


^)  „Nachdeme  ich  [die  Elsassische  Sachen  dahin  gerichtet,  das  Sie  nit  in 
den  Gehaimen  Raht  kommen],  hat  Ihr  khön.  Mayt.  mihr  darauf  nachvolgentes  . . . 
andtworten  lassen,  [nemblich,  das  die  zwo  Obligationes  in  der  still  solten  gehalten 
werden,  und  das  Sie  der  Zeit  und  alleweyl  Elsaß  nit  in  E.  k.  M.  hand,  weder 
dero  übrigen  Landern  einverleibt  zue  restitiition  nit  gehören,  und  das  es  den 
Ertzh.  Leopolden  von  seiner  praetension  abzuweisen  also  sein  mueste,  in  be- 
denckung,  wan  auch  so  starck  darauf  truege,  man  deroselben,  das  es  dem  kunig 
verschrieben  seye,  antworten  könne.  E.  k.  M.  mag  ich  allergehorsambist  nit  vor- 
halten, das  ich  genueg  es  so  weit  zu  bringen  zu  thuen  gehabt,  und  wans  in  ge- 
haimen Raht  vorkhommen  were,  so  soUs  auf  ewig  unerörtert  verblieben  sein,  das 
also  E.  K.  M.,  wan  Sie  selbe  Landen  änderst  in  der  bruderlichen  abtheilung  be- 
treffen, alßbald  richtig  haben  werden,  dem  Ertzh.  aber  haben  Sie  es  nit  in  willens, 
zu  überlassen,  dan  Sie  sowol  der  begerten  Thaylung  halben,  alß  wegen  der 
heyrath  resolution  gar  übel  zufriden]."  Khevenhüller  an  Ferdinand  IL,  8.  April 
1624.    (Wien,  Staatsarchiv.)    Vgl.  Annales  Ferdinandei  X,  163  ff. 

(Der  in  []  befindliche  Text  ist  chiffriert.) 

^)  Selbst  der  Botschafter  Venedigs,  der  sonst  so  gut  unterrichtet  war,  ge- 
langte nicht  auf  die  richtige  Fährte.  Die  Vorverhandlungen  waren  dem  französi- 
schen Hofe  bekannt.  (Tumbült:  Wie  wurde  Elsaß  französisch?  Histor.  Jahrbuch. 
Görres-Gesellschaft  XXVI,  514.) 

^)  Annales  Ferdinandei  X,  478. 

*)  „Das  zu  Ihrer  Kay.  Majest.  Content  nicht  allein  beschehen,  sondern  auch 
die  Cessiones  durch  einen  Königl.  Bescheid  cassiret  worden."    (Ibidem.) 

^)  Beweis  unter  anderem  auch  folgendes:  Kraft  der  Länderteilung  vom 
24.  September  1625  erhielt  der  Erzherzog  Tirol,  Vorarlberg,  Burgau,  Neuenbürg, 
Hohenburg  und  die  Landvogtei  Schwaben  „eigentümlich"  für  sich  und  seine 
„männlichen  Leibeserben  und  Erbenserben".  Breisgau,  Sundgau,  Elsaß  mit 
Hagenau  und  Ortenau  blieben  Eigentum  des  Kaisers  unter  Leopolds  Verwaltung. 
(Vgl.  Krones:  Geschichte  Österreichs  III.  Turba  205.)  Allerdings  trat  der  Kaiser 
im  Oktober  1630  auch  seinen  Anteil  ab,  so  daß  Leopold  in  den  erblichen  Besitz 
von  ganz  Tirol  und  Vorderösterreich  gelangte.  Er  erklärte  jedoch,  daß  er  dem 
spanischen  König  „der  vorderösterreichischen  Land  halber"  zugesichert  habe, 
„dieselben  auf  kain  andere  Linien  des  Hauses  Oesterreich  zu  transferiren,  noch 

3* 


36 

Hingegen  hatte  Ferdinand  IL  in  der  pfälzischen  Sache  die  An- 
sprüche Spaniens  nicht  anerkannt  und  am  25.  Februar  1623  den 
Bayernherzog  Maximilian  feierlich  mit  der  Kur  belehnt.  Ein  scharfer 
Protest  des  Botschafters  Philipps  IV.  war  die  Folge;  sich  selbst  und 
das  römische  Reich,  nicht  minder  die  liatholische  Eeligion  —  so  heißt 
es  in  diesem  Schriftstück  —  werde  der  Kaiser  in  die  höchste  Gefahr 
bringen.^)  Nicht  mit  Unrecht  meinte  der  Papst,  den  das  Vorgehen 
Spaniens  erzürnte,  „man  wolle  lieber  den  Pfaltzgrafen  in  seiner 
vorigen  Macht  sehen  und  dem  Könige  aus  Engelland  Satisfaction 
in  Teutschland  befördern ".2)  Denn  in  der  Tat  herrschte  damals  ein 
inniges  Einvernehmen  zwischen  Philipp  IV.  und  Jakob  I.,  dem 
Schwiegervater  des  Pfalzgrafen  Friedrich  —  stand  doch  die  Heirat 
der  Infantin  Maria  mit  Karl,  dem  englischen  Thronerben,  in  Aussicht. 

Zu  einer  Zeit,  da  bereits  England  um  die  spanische  Prinzessin 
warb,  hatte  Khlesl  den  Gedanken  angeregt,  sie  dem  Erzherzog  Johann 
Karl  zu  vermählen. 3)  Aber  gar  bald  entsagte  er  ihm  und  sprach,  wie 
auch  Rom  es  tat,  der  englischen  Heirat  das  Wort,  in  der  Meinung, 
es  „kundte  dasselbige  Königreich  beim  chatolischen  Glauben  erhaltten 
werden".*) 

Graf  Khevenhüller  vertrat  die  entgegengesetzte  Anschauung; 
er  begründete  sie  ein  Jahr  nach  Khlesls  Sturz  in  einem  ausführlichen 
Gutachten,  das  er  dem  König  mit  der  Bitte  überreichte,  es  an  den 
Kaiser  gelangen  zu  lassen.^) 

Im  Dezember  1619  starb  Johann  Karl.  Nun  wurde  die  Hand 
Marias  für  den  Erzherzog  Ferdinand  begehrt.^)  Darüber  fand  eine 
lange  Besprechung  zwischen  Philipp  und  Khevenhüller  statt.  Beide 
vereinbarten,   es   solle    „dem   englischen  Prinzen   die   älteste  Tochter 


zu  vergeben";  sie  beide  müßten  daher  die  Zustimmung  Philipps  einholen.  Ein 
Verzicht  des  Königs  erfolgte  nicht,  denn  am  20.  Oktober  1631  erneuerte  Ferdi- 
nand II.  den  Geheimvertrag,  den  er  mit  Philipp  III.  im  Jahre  1617  geschlossen 
hatte.  (Vgl.  Turba  206  ff.  und  Anhang  VI,  410  ff.)  Es  irren  daher  Gindely 
(I,  54  ff.),  Gfrörer  (Gustav  Adolf  456),  Tumbült  (S.  514),  wenn  sie  annehmen,  es 
habe  Philipp  IV.  auf  Erfüllung  des  Versprechens  verzichtet. 

^)  Annales  Ferdinandei  X,  66.   Klopp  II,  248. 

^}  Annales  Ferdinandei  X,  68. 

3)  S.  27. 

*)  An  Khevenhüller  14.  und  16.  September  1617.  (Hammer  III,  578  ff.) 
Khevenhüller  hatte  bereits  das  Bild  der  Infantin  nach  Wien  gesandt.  (Ibid.  249.) 

^)  Annales  Ferdinandei  IX,  719  ff.  Philipp  willfahrte  dem  Wunsche  Kheven- 
hüllers  und  gab  die  Denkschrift  dem  Grafen  Gardomar  mit,  der  sich  damals  nach 
Wien  begab. 

«)  Ibid.  IX,  1188  ff. 


37 

des  Kaisers  vorgeschlagen  und  dem  Erzherzog  die  Infantin  ^)  an- 
getraut werden;  denn  die  Österreichischen  Prinzessinnen  verkehrten 
ja  viel  mit  Nichtkatholischen,  kennten  deren  „Grieffel"  gar  wohl  und 
wüßten  sich  besser  davor  zu  schützen,  als  die  Infantin  es  vermöchte. 
Gründe  der  Politik  kamen  auch  in  Betracht:  die  Freundschaft  Eng- 
lands und  der  übrigen  protestantischen  Höfe.  „Und  zum  vornehmsten, 
so  würde  hiedurch  die  Succession  versichert,  weil  des  Kaysers 
Tochter  zu  keiner  Erbschafft,  es  seye  dann  der  gantze  Mann  Stamm 
des  hochlöbl.  Hauß  Oesterreich  abgestorben,  hergegen  aber  die  In- 
fantin Erbin  aller  dieser  Königreich  und  Länder  seyn  möchte,  wann 
der  Allmächtig  über  ihre  3  Brüder  gebiethen  würde."  2)  Diese  Frage 
hielt  Khevenhüller  für  die  wichtigste;  er  wollte  einer  Vereinigung 
Spaniens  mit  England  um  so  eher  vorbeugen,  als  er  an  einen  Über- 
tritt Karls  zum  Katholizismus  nicht  glauben  wollte.^) 

Noch  auf  seinem  Sterbebette  ordnete  König  Philipp  an,  daß 
sich  die  Infantin  mit  dem  Erzherzog  vermähle.  Nur  kurze  Zeit  nach 
seinem  Hinscheiden  wurde  jedoch  der  englischen  Werbung  der  Vor- 
zug gegeben  —  der  Krieg  zwischen  Spanien  und  Holland  war  ent- 
brannt und  man  wußte  Jakob  I.  Dank  dafür,  daß  er  den  Antrag  der 
Generalstaaten,  ein  Bündnis  mit  ihnen  zu  schließen,  abgelehnt  hatte. 
Während  Spanien  sich  bemühte,  diese  gute  Gesinnung  wach  zu  er- 
halten, buhlte  auch  Jakob  um  die  Freundschaft  Philipps  IV.;  er  be- 
durfte ihrer  wegen  der  Vermittlung  in  der  Sache  seines  Schwieger- 
sohnes.^) Günstig  waren  daher  die  Umstände,  unter  denen  das 
Heiratsgeschäft  in  Angriff  genommen  wurde. 

Dies  geschah  mit  Umgehung  des  kaiserlichen  Botschafters.  Erst 
nach  der  Ankunft  Karls  und  Buckinghams  in  Madrid  erfuhr  Kheven- 
hüller, daß  man  hinter  seinem  Rücken  verhandelt  habe.  Erbost  über 
diese  Mißachtung  des  letzten  Wunsches  Philipps  III.,  richtete  er  einen 
scharfen  Protest  an  den  Grafen  Olivarez  und  führte  auch  bei  diesem 
Anlaß   die  Schrecken  der  Hölle  ins  Treffen.^)     Die  Antwort  lautete: 

^)  Diese  hatte  erklärt:  „ehe  sie  sich  mit  dem  principe  aus  Engellandt  ver- 
heyrathe,  sie  ehe  in  ein  Closter  gehen  wolle."    (Annales  IX,  1191.) 

2)  Ibidem  IX,  1192.  Marias  Schwester  Anna,  die  Gemahlin  Ludwigs  XIII., 
hatte  sich  jeder  Anwartschaft  auf  das  spanische  Eibe  begeben.  (Turba:  Thron- 
folgerecht 371.) 

*)  „  .  .  .  und  hat  man  advertirt,  daß  unter  10  Männern,  die  ihre  "Weiber 
bekhert,  nicht  eine  sey,  die  ihren  Mann  bekhert  habe."     (Annales  IX,  1192.) 

*)  Vgl.  Klopp  II,  85  ff. 

")  Annales  X,  241  ff.  Wörtlich  nahm  er  in  diesen  Protest  auf,  was  er  mit 
dem  verstorbenen  König  vereinbart  hatte.  (Vgl.  ibid.  251.)  Hurter  (IX,  312  ff.) 
hat  dies  übersehen. 


38 

Nur  dann  fände  die  Heirat  statt,  wenn  Karl  Katholik  würde  oder 
wenn  die  englischen  Katholiken  Zugeständnisse  erhielten,  wie  sie  den 
böhmischen  Utraquisten  von  Rudolf  II.  und  Matthias,  den  Hugenotten 
von  Heinrich  IV.  gemacht  worden  seien.  Dies  wurde  auch  dem 
Prinzen  mit  dem  Bedeuten  eröffnet,  die  Braut  verbliebe  in  Spanien, 
bis  Jakob  den  Konzessionen  zugunsten  der  Katholiken  gerecht  worden 
sei.^)  „Und  weil  eine  Difficultät  aus  der  andern  erfolgt",  kam  man 
wieder  darauf  zurück,  daß  die  Kaiserstochter  den  Prinzen  von  Wales 
ehelichen  solle. 

Wollte  Olivarez  die  Engländer  schrecken,  sie  „besser  zum 
Creutze  kriechend  machen"  oder  war  es  ihm  in  der  Tat  ernst  mit 
jenem  Antrag?  Mochte  sich  die  Sache  wie  immer  verhalten,  Kheven- 
hUller  erachtete  eine  Ablehnung  nicht  für  angezeigt,  weshalb  er  den 
Kaiser  um  Vollmacht  bat.^)  Ferdinand  sandte  sie,  nachdem  er  Eggen- 
berg und  den  Beichtvater  zu  Rat  gezogen  hatte. ^) 

Gleichwohl  wurden  die  Unterhandlungen  mit  England  fortgesetzt ; 
der  Zeitpunkt  schien  nicht  mehr  ferne  zu  sein,  da  Jakob  I.  das  lang 
ersehnte  Ziel,  den  Abschluß  des  englisch-französischen  Bündnisses 
verwirklicht  sehen  sollte:  der  Papst  erteilte  aus  Gründen,  die  bereits 
Khlesl  geltend  gemacht  hatte,  Dispens  für  die  Heirat  der  Infantin 
mit  einem  Andersgläubigen,*)  Jakob  sowohl  wie  sein  Sohn  erklärten 
sich  mit  den  geforderten  kirchlichen  Zugeständnissen  einverstanden 
—  „ist's  möglich?  —  rief  Olivarez  aus  —  hätte  mich  eher  des  Todes 
versehen!"^)  Der  kaiserliche  Botschafter  war's,  dem  er  in  solchen 
Worten  sein  Erstaunen  über  das  Unerhörte  zu  erkennen  gab.  Habe 
er  doch  allezeit  dahin  getrachtet,  „daß  man  zu  Rom  die  Dispensation 
mit  der  Infantin  verhindern  und  auf  des  Kaysers  älteste  Tochter, 
offtangeregter  Manier  nach,  hätte  leiten  sollen".^) 


1)  Annales  X,  252.    Klopp  II,  361. 

2)  „In  allen  beyden  Puncten  können  E.  K.  M.  mit  Ertheilung  der  Poderes 
den  König  und  den  Grafen  .  .  .  verobligiem  .  .  .  und  dardurch  ihre  daraus  vom 
hiessigem  Hofe  dependierende  Negotia  richtig  befördern,  wohl  auch  im  widrigen 
alles  mit  einander  zurück  und  in  solche  Contingentia,  Mißtrauen  und  Differenz, 
daß  der  Schaden  vielleicht  nicht  so  bald  wieder  ergäntzt  werden  möchte, 
setzen.  . . ."  (Annales  X,  257.) 

*)  Ibidem  X,  261. 

■*)  Diese  Dispens  enthielt  aber  den  Vorbehalt  einer  Erweiterung  und  aus- 
giebigen Sicherung  der  kirchlichen  Zugeständnisse,  die  zwischen  Rom,  Madrid 
und  London  verhandelt  worden  waren.  (Ritter:  Deutsche  Geschichte  im  Zeitalter 
der  Gegenreformation  und  des  Dreißigjährigen  Krieges  III,  261.) 

^)  Hurter  IX,  317. 

«)  Annales  X,  271. 


39 

Khevenhtiller  erstattete  dem  Kaiser  über  das  Geschehene  Be- 
richt. Neuerliche  Erörterung  verschiedener  Fragen.  Hat  Furcht  die 
beiden  Teile  zum  Entschluß  getrieben  und  ist  das  Ganze  daher  Trug? 
Oder  heuchelt  Spanien  und  meint  England  es  ehrlich?  Oder  ist's 
beiden  ernst  um  die  Heirat? 

Jede  von  diesen  Möglichkeiten  zieht  Khevenhiiller  in  Betracht,^) 
wobei  ihn  nur  die  letzte  in  die  größte  Unruhe  versetzt.  Hören  wir 
ihn  selbst:  „  .  .  .  ist  nun  beyderseits  ein  auffrechter  und  undissimu- 
lirter  Schluß,  so  haben  die  Spanier  E.  K.  M.  häßlich  hinter  das  Licht 
geführt.  Ists  aus  Unvorsichtigkeit  geschehen,  so  können  es  E.  K.  M. 
der  Religion,  der  Christenheit  und  ihrem  eigenen  Geblüte,  mit  Unter- 
lauffung  der  Jugend^)  zum  besten,  wofern  sie  es  remediren,  leicht- 
lich  verschmertzen.  Wo  es  aber  aus  Vorsetzlichkeit  also  encaminirt 
wäre  worden,  so  geben  E.  K.  M.  auf  Ihre  Schantze  allergnädigist 
acht;  dann  über  Ihr  hochlöbl.  Haus  wirds  ausgehen.  Darum  billich 
Sie  auff  den  Fall  mit  einem  wachsamen  Auge  stehen,  daß,  wann 
Spanien  sich  praecipitiren  will,  E.  K.  M.  Ihrer  Seits  das  Werck  also 
unterbauete,  damit  es  nicht  einen  general  Stoß  erleyde;  und  wann 
Spanien  mit  Schaden  gewitziget  wiederkehrete,  es  noch  die  Remedia 
an  die  Hand  nehmen  möge.  Denn  die  Historien,  die  Erfahrung  und 
die  tägliche  Negotiation  allzuviel  an  Tag  giebt,  daß  seit  Kayser  Carls 
Zeiten  her  die  Cron  Engelland  des  hochlöbl.  Hauses  Disena  versetzet, 
ihre  Rebellen  sustentirt  und  also  ihr  Auffnehmen  mit  des  Ertzhauses 
Schaden  und  Verluste  befördert,  und  also  das  Interesse  zwischen 
diesem  Hause  und  selbiger  Crone  eine  unversöhnliche  Feindschafft 
gemacht.  Derohalben,  ist  diese  Heyrath  sincere  beschlossen,  so  muß 
entweder  Engelland  oder  E.  K.  M.  in  dem  weltlichen  Concerto  dis- 
gustiret  oder  zu  Schaden  gefUhret  werden.  Denn  ob  wohl  die  hiesigen 
Ministres  ihnen  viel  einbilden,  so  sehe  ich  doch  nicht,  wie  sie  dis 
Werck  mit  beyder  satisfaction  werden  zusammen  setzen  können;  und 
fürchte  leider,  sie  werdens  also  vermeistern,  daß  man  darnach  lange 
genug  wird  daran  zu  flicken  haben.  "^) 

Khevenhüller  stand  vor  einem  Rätsel,  unumwunden  sagte  er  es 
dem  Kaiser.  Das  eine  jedoch  war  ihm  klar,  daß  die  Werbung  des 
Prinzen  entweder  volle  Verständigung  oder  den  Bruch  zwischen  Eng- 
land und  Spanien  herbeiführen  müsse. 

Wie  richtig  er  die  Dinge  beurteilte,  lehrte  schon  die  aller- 
nächste Zeit. 


^)  Annales  X,  271  ff. 

^)  Philipp  IV.  ward  am  8.  April  1605  geboren. 

«)  Annales  X,  274. 


40 

Khevenhüller  legte  dem  Kaiser  nahe,  er  möge  nicht  merken 
lassen,  wie  sehr  ihn  das  Vorgehen  Spaniens  erbittere,  er  solle  viel- 
mehr das  Brautpaar  beglückwünschen.  „Ich  will  unterdessen  — 
schrieb  er  ihm  —  ein  wachsames  Auge  halten,  auf  daß  ich  ehestens 
unter  das  Fundament  komme."  ^) 

Olivarez  suchte  sich  mit  dem  Hinweis  auf  das  Gutachten  der 
Theologen  zu  rechtfertigen  —  leere  Ausflüchte!  „Obwohl  gedachter 
Graf  —  heißt  es  in  dem  Berichte  Khevenhüllers  —  in  diesem  Spiele 
gute  oesterreichische  Garten  anfänglich  aufgeworfifen,  so  sorge  ich 
doch,  er  habe  zum  Stich-Blatte  die  englische  Farbe  behalten."^) 

Den  Rat,  den  er  dem  Kaiser  gegeben  hatte,  befolgte  Kheven- 
hüller nun  selbst,  indem  er  sich  zum  Prinzen  begab.  Dieser  emp- 
fing den  Botschafter  „gar  höflich  und  freundlich"  und  ließ  die 
Äußerung  fallen,  die  Heirat  werde  ein  guter  Anfang  sein,  auch  dem 
Deutschen  Reiche  den  Frieden  zu  verschaffen. 2) 

Deutlicher  als  der  Prinz  von  Wales  sprach  Buckingham  über 
diesen  Punkt.  „Unserer  Herren  Geschaffte  —  sagte  er  zu  Kheven- 
hüller —  lauffen  der  Zeit  starck  einander  zuwider;  ich  verhoffe  aber, 
mit  dieser  Heyrath  werde  es  alles  accomodirt  werden.  Wo  nicht,  so 
würde  aufs  Jahr  eine  solche  Macht  nach  Teutschland  ziehen,  die  es 
alles  per  forza  zurechte  bringen  würde." 

„Und  weil  er  also  in  Wald  geschryen  —  schrieb  Khevenhüller 
an  Ferdinand  II.  —  also  habe  ich  ihm  herwieder  gehallt:  daß  E.  K.  M. 
die  Gnadenthüre  dem  Pfaltzgrafen  und  seinen  Kindern  abermahl  er- 
öffnet; wolten  sie  dadurch  nicht  eingehen,  so  wären  E.  K.  M.,  wenn 
sie  selbige  wieder  zusperreten,  entschuldigt.  Wer  sie  darnach  mit 
Gewalt  wieder  werde  wollen  auffmachen,  den  werden  E.  K.  M.  mit 
Gottes  Hülffe  und  Beystand  also  straffen,  wie  Sie  es  bißhero  mit 
Ihren  Rebellen  gepflegt  haben." 

Der  Engländer  wußte  genug.  Nur  verlangte  er  noch  zu  wissen 
—  ob  Khevenhüller  „schöne  Pferde"  habe.^) 

König  Jakob  hatte  allen  Forderungen  Spaniens  zugestimmt;  sie 
betrafen  die  katholische  Kirche.  Ihm  selbst  ward  aber  bloß  in  Aus- 
sicht gestellt,  daß  die  Restitution  des  Pfalzgrafen  Friedrich  —  worauf 
es  ihm  vornehmlich  ankam  —  sich  gewiß  als  Folge  der  Familien- 
verbindung ergeben  werde. 


1)  Annales  X,  275. 
'^)  Ibidem. 
3j  Ibidem  X,  276. 
*)  Ibidem  X,  277. 


41 

Alles  in  bestem  Gange:  verkündet  die  Heirat,  beglückwünscht 
das  Brautpaar  von  Seiten  des  Kaisers,  die  Infantin  bereits  „Prinzessin 
von  England"  und  bestimmt  der  Zeitpunkt  der  Trauung. 

Ein  Trugbild  alles,  furchtbare  Ernüchterung  nach  rauschenden 
Festen.  Denn  kaum  hatte  der  Prinz  die  Heimfahrt  angetreten,  als  er 
Jakobs  Gesandten,  Lord  Bristol,  anwies,  die  Trauungsvollmacht  dem 
Könige  nicht  einzuhändigen,  bevor  sich  dieser  dazu  verpflichtet  habe, 
dai3  er  nicht  nach  vollzogener  Heirat  Marien  in  ein  Kloster  schicke.^) 
Noch  mehr  wurde  gefordert,  als  Karl  und  Buckingham  in  London 
eingetroffen  waren:  die  Sicherstellung  der  Restitution  Friedrichs  am 
Tage  der  Trauung;  das  habe  Spanien  zu  bewirken  durch  Vermittlung 
und,  fruchte  eine  solche  nichts,  mit  bewaffneter  Hand,  als  Alliierter 
Englands.2) 

Khevenhtiller  führt  die  Ursache  so  plötzlichen  Umschwunges  auf 
Buckingham  zurück, 3)  Indes  scheint  die  folgende  Annahme  die 
richtige  zu  sein:  während  der  Madrider  Verhandlungen  befand  man 
sich  „unter  äußerem  Zwang"  und  tat  daher,  was  Spanien  verlangte; 
entrückt  jedoch  dem  unmittelbaren  Einfluß  der  Minister  und  Ratgeber 
des  Königs,  lehnte  man  sich  auf  gegen  jenen  Zwang  und  stellte  nun 
selbst  Forderungen,  und  zwar  solche,  die  Spanien  entschieden  ab- 
lehnen mußte,*)  Nicht  so  sehr  des  Kaisers  wegen,  als  vielmehr  aus 
dem  Grunde  erfolgte  die  Weigerung  Spaniens,  weil  man  sich  die  Ver- 
bindung zwischen  Mailand  und  den  Niederlanden  nicht  durch  ein 
protestantisches  Zwischenglied  verlegen  lassen  wollte. 

So  trat  ein,  was  Khevenhüller  für  den  Fall  vorausgesagt  hatte, 
daß  das  Heiratsprojekt  scheiterte:  der  Bruch  mit  England,  Dieses 
wollte  überdies  den  Zwist  mit  dem  Parlament,  der  ohnehin  in  stetem 
Steigen  begriffen  war,  nicht  noch  mehr  verschärfen;  beide  Häuser 
erklärten  sich  ganz  entschieden  gegen  die  spanische  Heirat  sowohl 
wie  gegen  die  Versuche,  die  Restitution  Friedrichs  auf  gütlichem 
Wege  zu  erreichen.^) 

Jakob  I.  trug  diesem  Votum  Rechnung,  Spanien  war  daher 
ausgeschaltet,  an  seine  Stelle  trat  Frankreich.  Richelieu  beriet  da- 
mals die  Königin-Mutter,  Obwohl  noch  nicht  Minister,  hatte  er  be- 
reits   mit  England   Beziehungen   anknüpfen   lassen,   die   zu   gemein- 


^)  Vgl.  Kitter  III,  262. 

2)  Ibidem, 

^)  Annales  X,  335.    Klopp  (III,  362  flf.)  teilt  diese  Anschauung. 

*)  Ritter  III,  262  ff. 

»)  Ibidem  III,  263. 


42 

samer  Hilfsaktion  für  die  Protestanten  in  Deutschland,  vor  allem 
aber  zu  der  englisch-französischen  Heirat  führen  sollten.^) 

Auch  auf  der  Gegenseite  trug  man  sich  mit  kühnen  Entwürfen, 

Im  September  1624  warb  Khevenhtiller  im  Namen  des  Kaisers 
nochmals  um  die  Hand  der  Infantin.  Philipp  IV.  machte  jedoch  den 
Abschluß  der  Heirat  davon  abhängig,  daß  dem  Erzherzog  Ferdinand 
die  Nachfolge  in  Böhmen  und  Ungarn  sowohl  wie  im  Reiche  selbst 
gesichert  werde.  Nach  langem  Zaudern  nahm  der  Kaiser  1625  diese 
Bedingung  an,  verlangte  jedoch,  daß  Philipp  IV.  mit  ihm  und  der 
katholischen  Liga  ein  Schutz-  und  Trutzbündnis  eingehe.^)  Spanien 
hatte  es  auf  Vernichtung  des  holländischen  Handels  abgesehen  und 
forderte  daher  als  Gegenleistung:  Unterstützung  des  Krieges  wider 
die  Generalstaaten  von  Deutschland  her.  Langwierige  Verhandlungen 
darüber  in  Brüssel  ohne  Aussicht  auf  Verständigung. 

Da  flammte  es  plötzlich,  fast  gleichzeitig,  in  Oberösterreich,  in 
den  Niederlanden  und  in  Ungarn  auf;  das  Unwetter,  das  sich  entlud, 
machte  alle  Pläne  zu  schänden.^) 

Am  8.  Dezember  1625  war  Erzherzog  Ferdinand  zum  König 
von  Ungarn  gekrönt  worden;^)  das  Jahr  darauf  fand  in  Madrid  die 
Verkündigung  des  Ehegelöbnisses  statt.  Es  sollte  auch  den  Höfen 
von  Paris,  Brüssel,  Mainz,  Köln,  Trier  und  München  notifiziert  werden, 
mit  welcher  Mission  Ferdinand  IL  den  Grafen  Khevenhüller  betraute. 
Die  Verhandlungen  über  den  Abschluß  des  Ehekontraktes,  die  man 
bereits  eingeleitet  hatte,  mußten  bis  zur  Rückkehr  des  Botschafters 
ruhen.  ^)  Nicht  so  bald  sollte  daher  der  Erzherzog  die  Braut  um- 
armen. 

Am  5.  Dezember  1626  verließ  Khevenhüller  Madrid  und  traf, 
nachdem  er  sich  seiner  Aufträge  entledigt  hatte,  im  März  des  näch- 
sten Jahres  in  Wien  ein.^)  Er  erstattete  dem  Kaiser  einen  ausführ- 
lichen Bericht,  wohnte  in  Prag  der  Krönung  des  Erzherzogs  zum 
Könige  von  Böhmen  bei  und  trat  Ende  Dezember  1627  die  Rückreise 
an.  Er  begab  sich  zunächst  nach  Innsbruck  und  Ensisheim,  ging 
dann,    um   die   nötigen   Vorkehrungen   für   die   Fahrt   der   Braut   zu 


^)  Vgl.  darüber  J.  GoU:  Die  französische  Heirath.  Frankreich  und  Eng- 
land 1624  und  1625.  Die  Trauung  Karls  mit  Henriette  Marie  fand  am  11.  Mai 
1625  in  Paris  statt.  (Ibidem  62.) 

^)  Über  Khevenhüllers  Verhandlungen  vgl.  Annales  X,  1042  ff. 

3)  Vgl.  Eitter  III,  296  ff.,  328  ff. 

*)  Huber:  Geschichte  Österreichs  V,  300. 

ß)  Annales  X,  1089  ff. 

«)  Ibidem  X,  1884  ff. 


43 

treffen,')    nach    Mailand,^)    Guastalla    und    Florenz    und    langte    am 
17.  April  1628  wieder  in  Madrid  an.^) 

Im  September  desselben  Jahres  wurde  der  Heiratsvertrag  unter- 
zeichnet*) und  der  7.  Januar  1629  als  der  Tag  der  Abreise  Mariens 
bestimmt.  Auch  diesen  Termin  hielt  man  nicht  ein  —  der  Aufbruch 
der  Königin,  zu  deren  Obersthofmeister  Graf  Khevenhtiller  bereits 
ernannt  war,  erfolgte  erst  im  Dezember.  Da  gab  es  viele,  die  auch 
dann  nicht  an  die  Fortsetzung  der  Fahrt  glauben  wollten,  insbesondere 
einige  mißgünstige  Vertreter  der  Fremdmächte  und  spanische  Minister; 
sie  wetteten,  „daß,  wann  die  Königin  schon  verreist,  sie  wieder  zu- 
rückreisen werde". ^)  Fast  hätten  sie  Recht  behalten.  Denn  fünf 
Monate  verstrichen,  bis  man  im  Hafen  von  Barcelona^)  in  die  See 
stach. ^)  Am  19.  Juni  1630  wurde  Genua  erreicht.  Da  hieß  es,  der 
Pest  wegen,  die  in  Oberitalien  wüte,  müsse  man  den  Landweg  nach 
Trient  vermeiden;  venezianisches  Gebiet  dürfe  aber  auch  deshalb  nicht 
passiert  werden,  weil  die  Republik  im  Mantuanerkriege  Partei  gegen 
Spanien  und  den  Kaiser  ergriffen  habe.  Es  erübrige  nichts  als  die 
Fahrt  nach  Neapel,  um  von  dort  nach  Triest  zu  gelangen. 

^)  Mariens  Reise  sollte  durch  Oberitalien  gehen. 

^)  In  Mailand  verweilte  Khevenhtiller  auch  aus  dem  Grunde  einige  Zeit, 
weil  er  im  Auftrage  Ferdinands  II.  den  Angriff  Spaniens  auf  die  Festung  Casale 
verhindern  sollte.  Es  handelte  sich  damals  um  die  Erbfolge  in  Mantua  und  Mont- 
ferrat.  Am  25.  Dezember  1627  war  Herzog  Vinzenz  gestorben  und  mit  ihm  die 
direkte  Linie  des  Hauses  erloschen.  Der  nächste  Agnat  war  Karl  von  Nevers, 
den  jener  in  seinem  Testamente  zum  Nachfolger  bestimmt  hatte.  Die  Nichte  des 
verstorbenen  Herzogs,  eine  savoyische  Prinzessin  und  die  Gemahlin  Karls,  erhob 
Anspruch  auf  Montferrat.  Der  Statthalter  von  Mailand  und  Karl  Emanuel  von 
Savoyen  verbündeten  sich  nun  zu  doppeltem  Zweck :  sie  wollten  Nevers  in  Mont- 
ferrat nicht  eindringen  lassen  und  diejenigen  Teile  des  Landes  besetzen,  die  ihnen 
zunächst  lagen.  In  Bälde  folgte  die  Tat  —  savoyische  und  spanische  Truppen 
rückten  im  Herzogtum  ein.  Auf  Drängen  der  spanischen  Regierung  ließ  Ferdi- 
nand II.  am  1.  April  1628  das  kaiserliche  Sequester  über  die  beiden  Reichslehen 
Mantua  und  Montferrat  verkünden.  Indes,  weder  entsagten  Mailand  und  Savoyen 
dem  Eroberungskrieg,  noch  begab  sich  Nevers  der  Verwaltung  der  Lande.  Für 
ihn  ergriff  Ludwig  XIII.  Partei.  Im  Januar  1629  brachen  französische  Truppen 
nach  der  piemontesischen  Grenze  auf  und  auch  Venedig  versprach  Waffenhilfe. 
(Vgl.  Ritter  III,  397  ff.    Klopp  III/l,  S.  164  ff.,  286  ff.). 

8)  Annales  XI,  4ff.  " 

*)  Dumont  V,  554  ff. 

"*)  Annales  XI,  588. 

®)  Die  Ankunft  in  Barcelona  war  am  8.  Febraar  1630  erfolgt. 

')  Vgl.  Hirn:  Die  Hochzeitsreise  einer  spanischen  Kaiserbraut.  („Wiener 
Zeitung"  1903,  Nr.  55,  61.)  Gindely:  Eine  Heirat  mit  Hindernissen.  (Zeitschrift 
für  allgemeine  Kulturgeschichte  ...  I,  481  ff.,  607  ff.)  Fiedler  („Carinthia"  1827, 
Nr.  14.) 


44 

Am  18.  Juli  schiffte  man  sich  in  Genua  ein;  von  Neapel  ging 
es  dann  am  18.  Dezember  zu  Lande  nach  Ancona,  das  man  am 
13.  Januar  1631  erreichte.  Diese  Stadt  war  die  letzte  Leidensstation 
auf  fremdem  Gebiete  und  auch  sie  verließ  man  nicht  ohne  Un- 
gemach. Denn  im  Hause  der  Königin  brach  Feuer  aus,  Maria  mußte 
hinabgetragen  werden,  wogegen  der  Kardinal  von  Sevilla,  „weil  er 
nur  in  seidenen  Strumpffen  und  Pantoffeln  zugelauffen  und  die  Pan- 
toffeln im  Schrecken  auch  verlohren,  .  .  .  sich  dermaßen  die  Füße 
erfrohren,  daß  ihm  ein  Cathar  suflfagativo  gefallen  und  ihm  am  dritten 
Tage  erstickt".^) 

Graf  Khevenhtiller  wäre  aber  von  einer  Schildwache,  als  er 
eines  Tages  ans  Land  zurückkehrte,  erschossen  worden,  hätte  er  sie 
nicht  „von  der  Brücken  in  das  Meer  herunter  geworflfen".^) 

Am  24.  Januar  erfolgte  die  Überfahrt  nach  Triest,  die  zwei 
Tage  währte,  und  am  26.  Februar  fanden  der  Einzug  Mariens  in  Wien 
und  ihre  Trauung  mit  König  Ferdinand  statt. 

Khevenhüller  kehrte  nicht  mehr  nach  Spanien  zurück;  Oberst- 
hofmeister Mariens,  bekleidete  er  diese  Stellung  bis  zu  seinem  Tode. 

Die  schweren  Folgen  des  deutschen  Krieges  trafen  auch  ihn. 
Er  hatte  sie  bereits  1626  beim  Ausbruch  des  oberösterreichischen 
Bauernaufstandes  verspürt.^)  Damals  befand  sich  Khevenhtiller  in 
Madrid  und  er  erfuhr  nur  aus  Briefen,  was  sich  auf  seinen  Gütern 
zutrug.  An  der  Niederwerfung  des  zweiten  Aufstandes  aber,  1632, 
beteiligte  er  sich  selbst.  Er  wurde  von  seinen  protestantischen  Unter- 
tanen in  seinem  Schlosse  Köppach  belagert  und  erst  durch  den  ent- 
scheidenden Sieg  Trauns  aus  gefahrvoller  Lage  befreit.^) 

Khevenhüller  war  seit  1625  Mitglied  des  Geheimen  Rates  ^)  und 
wohnte  daher  zu  verschiedenen  Malen  den  Sitzungen  dieses  Kollegiums 
bei.  Gleichwohl  strebte  er  nicht  an,  Einfluß  in  der  Regierung  zu  er- 
langen, vielmehr  beschäftigte  ihn  das  große  Geschichtswerk,  dessen 
Abfassung  er  in  Madrid  begonnen  hatte. 

Die  Vorarbeiten  reichen  bis  1604  zurück")  und  Khevenhüller 
schrieb  in  der  Folge  ausführliche  Berichte  über  die  Ereignisse  eines 

1)  Annales  XI,  1497. 

2)  Ibidem  XI,  1498. 

^)  Vgl.  Wolf  I,  163  flf.  Stieve:  Der  oberösterreichische  Bauernaufstand  des 
Jahres  1626.     S.  53  ff.,  58,  94,  308  u.  a.  a.  0. 

♦)  Annales  XII,  265—287.    Wolf  I,  164. 

')  Den  Titel  eines  Geheimen  Rates  hatte  er  bereits  am  20.  Dezember  1621 
erhalten.    (Stülz  385.)    Annales  X,  704. 

*)  In  Padua,  1604,  hat  er  „alle  seine  Raisen,  negotia,  aigne  und  frembtte 
geschichten  weitleuffig  aufzue  zaichnen  angefangen  und  es  noch  bis  auf  dato 


45 

jeden  abgelaufenen  Jahres.')  Um  aus  den  besten  Quellen  zu  schöpfen, 
benutzte  KhevenhUUer  die  Gesandtschaftsprotokolle  seines  Oheims^) 
und  die  Stammbücher  und  Genealogien,  welche  der  kärntnerische 
Geschichtsschreiber  Hieronymus  Megiser  gesammelt  hatte. ^)  Ferner 
ließ  er  „bei  gelehrten  Leuten"  anfragen,  welche  Werke  den  letzten 
ungarischen  Krieg,  die  Gefangenschaft  Maximilians  in  Polen  und  das 
Leben  der  Kaiser  Rudolf  und  Matthias  behandelten.*)  Nicht  bloß  dieses 
Material,^)  auch  gedruckte  Diarien  und  das  Theatrum  europaeum '')  lagen 
Khevenhüllern  bei  der  Abfassung  seiner  Annales  Ferdinande!  vor.^) 


continuiert,  und  es  der  vonn  ihm  beschribnen  Khevenhüllerischen  genealogia  und 
Historien  einverleiben  lassen".   (Moßhammer.) 

^)  Vgl.  Stülz  351.  Auch  Moßhammer  erzählt,  es  habe  Khevenhüller  „die 
Geschichten  des  Jahrs  (1614)  weitleuffig  wie  alle  folgende  Jahre  beschriben". 

2)  Sie  waren  nach  dem  Tode  des  Hans  Khevenhüller  abhanden  gekommen-, 
Fürst  Castellan  hatte  sie  (sechs  Bände)  nach  Mailand  entführt.  KhevenhüUers 
Hofmeister,  Theodor  Hartmann,  der  sich  im  Januar  1621  nach  Wien  begab,  er- 
hielt daher  den  Auftrag,  sie  von  dem  Grafen  Theodor  Trivulzio  zu  begehren. 
(Stülz  378.) 

3)  Hartmann  hatte  sich  in  Linz  an  die  Witwe  Megisers  und  an  den 
Astronomen  Hans  Kepler  zu  wenden,  der  den  Nachlaß  Megisers  verwahrte. 
(Stülz  879.) 

*)  Alle  diese  Werke  hatte  Hartmann  zu  kaufen  und  nach  Madrid  zu  schicken. 
(Stülz  380  flf.) 

^)  „Allgemeine  und  Particulargeschichten  und  negotia  in  form  eines  Protho- 
cols  Herrn  Franz  Christoph  Khevenhüller."  1617—1623.  5  Foliobände.  —  „De- 
scripcion  de  todos  los  casamientos  que  la  Augustissima  casa  de  Austria  ha  hecho, 
assy  de  Barones,  como  de  Hembras  despues  que  se  dividieron  la  Linea  de  Espana 
y  Aemania.  ..."  —  „Genealogia  y  historia  de  los  heroicos  hechos,  cargos,  em- 
baxados,  commissiones,  y  negociaciones,  que  dentro  y  fuera  de  su  patria  hau 
tenido  los  Barones  y  Cordes  dela  casa  y  apellido  de  los  Quevenhilleres.  ..."  995 
bis  1624.  —  „Verzeichnuß  aller  der  Schreiben,  anbringen  ...  so  in  der  Heuraths- 
sachen  des  Ertzhertzog  Ferdinandt  des  Dritten  .  .  .  und  der  Infanta  Doüa  Maria 
de  Espaila  ich  Frantz  Christoph  Graff  Khevenhüller  etc.  tractirt.  .  .  ."  1617—1629. 
(Im  Besitze  des  Dr.  A.  Figdor,  Wien,  I.  Löwelgasse  8.)  —  „Verzaichnuß  etlicher 
Discurs  von  den  Zengern,  Venedigern  .  .  .  auch  alles  das  Jenig,  waß  sich  in 
diesem  wehrenden  Krieg  beylauffig  zuegetragen  hat.  .  .  .  Angefangen  zuesammen 
zue  setzen,  zu  Madrit  in  Spanien,  den  12.  Septemb.  Anno  1617."  —  „Beschreibung 
Frantzen  Christophes  KhevenhüUers  zu  Aichelberg,  Graven  zu  Frankhenburg 
lebenslauf  ..."  1588—1616.  —  „Epistolae  Hispanicae"  1581—1604.  (Briefe  von 
und  an  Matthias,  Philipp  II.,  Gregor  XIII.,  Alba  usw.)  —  Krönungen  der 
Kaiser  Matthias,  Ferdinand  IL,  Ferdinand  III.,  Ferdinand  IV.  zu  Königen  von 
Ungarn.  —  Zu  seiner  „aignen  Nachrichtung  und  Curiositet"  verfaßte  Khevenhüller 
„ein  Universal  History,  von  200  Jahren  her".   (Annales  Ferdinandei  I,  Vorrede.) 

*)  Das  bekannte  Organ  der  protestantischen  Partei. 

')  Vgl.  Krones:  Grundriß  der  österreichischen  Geschichte  I.  A.  43,  Anm.  22*, 
IIL  A.  450.    Mayer:  Wiens  Buchdruckergeschichte  I,  Nr.  1281. 


46 

Zunächst  gab  der  Autor  im  Jahre  1636  die  Widmung  seines 
Werkes  mit  den  „Summarien"  des  einen  Hauptteiles  (1578 — 1595) 
heraus.^)  Die  Annales  selbst  erschienen  zuerst  1640 — 1646  zu  Regens- 
burg und  Wien^)  und  in  zweiter  Ausgabe  1721 — 1726  zu  Leipzig;^) 
diese  umfaßt  die  Zeit  von  1578  bis  1637. 

Wir  haben  es  nicht  mit  einer  pragmatischen  Geschichtserzählung, 
sondern  mit  lose  aneinandergereihten  Jahresberichten  zu  tun.^)  Manches 
ist  durch  die  neuere  Forschung  überholt;  sagt  ja  Khevenhüller  selbst 
in  der  Vorrede:  „Die  Errores,  muß  ich  bekennen,  werden  viel  seyn; 
wer  aber  meine  Dienst,  occupationes,  hin-  und  widerraisen  .  .  .  weiß, 
der  wird  mich  billich  vor  entschuldiget  halten^  und  mein  mehr  vor 
andere  und  die  liebe  posteritet,  als  für  mich  selbst  angelegte  Mühe 
in  guten  auffnemmen."  Demungeachtet  sind  die  Annales  Ferdinandei 
noch  heute  die  Hauptquelle  des  Dreißigjährigen  Krieges  und  eine 
Fundgrube  biographischen  Materials.^) 

Während  das  Theatrum  europaeum  und  der  Mercurius  Gallo- 
Belgicus  den  antihabsburgischen  Standpunkt  vertraten,  das  eine  das 
Organ  der  Schwedenpartei,  der  andere  das  der  Frankophilen  war, 
teilte  Khevenhüller,  als  überzeugungstreuer  Patriot  und  Anhänger 
der  alten  Kirche,  seine  Feder  in  den  Dienst  Deutsch-Habsburgs  und 
des  von  diesem  Hause  verteidigten  katholischen  Glaubens.  Keines- 
wegs tat  er  es  auf  Kosten  der  Wahrheit.  Er  schilderte  vielmehr  die 
Begebnisse,  wie  sie  sich  zutrugen,  und  entstellte  sie  nicht  durch  vor- 
gefaßte Meinung. 

Als  Anhang  zu  den  Annales  erschienen  1721  und  1722  in 
Leipzig  zwei  Bände  Kupferstiche  mit  erläuterndem  Text,^)     Sie   ent- 

^)  Wien  „bey  Maria  Richchesin  Wittib,  wohnhafft  auf  dem  Lübeck".  (An- 
nales I,  Bericht  des  Verlegers  an  den  Leser.)  Die  Annales  widmete  Khevenhüller 
dem  Thronfolger,  Ferdinand  IIL 

")  Zu  Regensburg  bei  Chr.  Fischer,  der  bloß  die  ersten  vier  Bände  verlegte. 
Zu  Wien  bei  Math.  Cosmerovius,  der  die  übrigen  fünf  Bände  verlegte.  Diese 
neunbändige  Ausgabe  umfaßt  die  Jahre  von  1578  bis  1622.  Nur  wenige  Exem- 
plare (25  oder  40)  dieser  Ausgabe  gelangten  in  den  Handel.  (Annales  I,  Bericht 
an  den  Leser.) 

^)  Bei  Moritz  Georg  Weidmann  (Karl  VL  gewidmet).  Zu  erwähnen  wäre 
noch  D.  Rundes  „Khevenhillers  Jahrbücher  in  einen  pragmatischen  Auszug  ge- 
bracht und  berichtigt".  (Leipzig  1778—1781.  Vier  Teile  in  drei  Bänden,  die  je- 
doch bloß  bis  1597  reichen.) 

*)  Vgl.  Wolf  I,  168. 

^)  Sie  enthalten  über  zweihundert  biographische  Skizzen. 

®)  „Conterfet  Kupfferstich  (so  viel  man  deren  zu  Händen  bringen  können) 
deren  jenigen  regierenden  grossen  Herren,  so  von  Kaysers  Ferdinand  des  andern 
geburt  biß  zu  desselben  seeligsten  tödtlichen  Abschied  successive  regiert,  darvon 


47 

baltea  die  „Conterfet"  der  Fürsten,  Minister  und  Feldherren,  die  Zeit- 
genossen Ferdinands  II.  gewesen  sind.^)  Diese  Sammlung  fand  sich 
im  Nachlaß  des  Grafen  Khevenhüller.^) 

Der  jüngste  Sohn,  der  wie  sein  Vater  Franz  Christoph  hieß, 
pflanzte  die  Linie  fort.^)  Er  war  Kämmerer,  Landrat  in  Oberöster- 
reich, von  1671  bis  1678  Verordneter  des  Herrenstandes  und  Oberst- 
landjägermeister  in   diesem  Erblande.     Er  hatte  drei  Söhne,*)   von 

Ertzherzog  Carl,  Vatter  Kaysers  Ferdinand  des  Andern  zum  ersten  gestellet 
worden."  „Conterfett,  Kupfferstich  (so  viel  man  bekommen  können)  deren  jenigen 
vornehmen  Ministern  und  hohen  Officicren,  so  von  Kaysers  Ferdinand  des  andern 
geburth  biß  zu  desselben  seeligsten  Hintrit  continue  und  succesive  gedienet." 

^)  Die  kleinen  Porträts  von  Ambras  aber  hat  Khevenhüller  nicht  gekannt. 
(Vgl.  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  allerhöchsten  Kaiserhauses 
XIV,  60,  154,  156-165,  167—171,  174,  175,  185,  XV,  246.) 

^)  Franz  Christoph  starb  am  13.  Juni  1650.  Aus  seiner  ersten  Ehe  (mit 
Barbara  geb.  Freiin  von  Teuffei)  stammten  einige  Töchter  und  folgende  Söhne: 
Matthias  (geb.  28.  April  1614,  t  22.  Juli  1636),  Hans  Bartholomäus  (geb.  12.  Ok- 
tober 1615,  t  20.  April  1617),  Karl  (geb.  12.  Juli  1625,  f  14.  Dezember  1640), 
Ferdinand  (geb.  18.  Oktober  1629,  f  1649),  Franz  Christoph  (geb.  22.  September 
1634,  t  11-  September  1684).  —  Seine  zweite  Frau,  Susanne  Eleonore,  geborene 
Gräfin  Kollonitz  ward  Mutter  einer  einzigen  Tochter.  —  Matthias  trat  in  kaiser- 
liche Kriegsdienste,  beteiligte  sich  an  der  Eroberung  Prags  (Mai  1632)  und  soll 
auch  bei  Lützen  und  Nördlingen  gefochten  haben.  Er  hatte  inzwischen,  1634, 
die  Charge  eines  Rittmeisters  (im  spanischen  Regiment  Oberst  Georg  Freiherr 
V.  Seebach)  niedergelegt.  (Paßbrief  12.  Juni  1634.  Wien,  Staatsarchiv,  Analecta 
biographica.)  In  dem  Treffen,  das  1636  zu  Vaferola  im  Mailändischen  zwischen 
Franzosen  und  Spaniern  stattfand,  hauchte  Matthias,  schwer  verwundet,  seine 
Seele  aus.    (Annales  XII,  2081.) 

^)  In  erster  Ehe  war  er  vermählt  mit  Polixena  Freiin  von  Fünfkirchen,  in 
zweiter  mit  Ernestine  Barbara  Gräfin  von  Montecuccoli,  Witwe  nach  dem  Grafen 
Michael  Wenzel. Ungnad  von  Weissenwolf 

*)  Aus  zweiter  Ehe.  Der  Erstgeborene  starb  bald  nach  seiner  Geburt.  Von 
den  beiden  anderen  hatte  bloß  Franz  Ferdinand  Anton  (geb.  am  12.  Juni,  nach 
anderen  am  9.  August  1682,  f  20.  November  1746)  männliche  Nachkommenschaft. 
Er  war  Kämmerer,  Landrat  in  Österreich  o.  d.  E.,  begleitete  Karl  VI.  auf  dessen 
Reisen  und  Erbhuldigungen  sowie  Marianne,  die  Schwester  des  Kaisers,  nach 
Portugal,  versah  einige  Zeit  das  Amt  eines  Obersthofmarschalls  und  erhielt  am 
22.  April  1740  die  Würde  eines  wirklichen  Geheimen  Rates.  (Wien,  Staatsarchiv. 
Geheime  Räte.)  Franz  Ferdinand  Anton  war  zweimal  vermählt,  in  erster  Ehe 
mit  Maria  Theresia  von  Lubetich  imd  Chapelet,  in  zweiter  mit  Maria  Josefa 
Theresia,  Gräfin  von  St.  Julien.  Söhne  hatte  er  nur  aus  erster  Ehe,  von  denen 
wir  bloß  zwei  erwähnen:  Johann  Ludwig  Josef  (geb.  14.  September  1707, 
t  17.  Februar  1753)  und  Johann  Siegmund  Josef  (geb.  1715,  f  1739).  Dieser 
Khevenhüller  starb  1739  vor  Belgrad  den  Heldentod.  Dies  erhellt  aus  dem 
„Dekret  an  Johann  Ludwig  Josef"  d.  d.  Wien,  13.  November  1752.  Staatsarchiv. 
Geheime  Räte.)  —  Johann  Ludwig  Josef  war  Kämmerer,  diente  von  1724  an, 
zuerst  zwei  Jahre  in  Neapel  im  Traunschen  Infanterieregiment,  dann  sechzehn 


48 

denen  der  jüngste,  Ludwig  Andreas,^)  durch  den  Klang  seines  Namens 
die  Erinnerung  an  das  Heldenzeitalter  Österreichs  wachruft;  ihn,  den 
hervorragendsten  der  wafifenfreudigen  Sprossen  des  Hauses,  hat  Maria 
Theresia  ihren  Retter  genannt. 

Der  spanische  Erbfolgekrieg  war  seine  Schule,  Prinz  Eugen 
sein  Lehrmeister.  Daß  er  sich  dessen  Gunst  erwarb,  hatte  Kheven- 
hüller  nicht  ausschließlich  dem  Umstände  zu  verdanken,  daß  er  der 
Enkel  des  großen  Montecuccoli  war;  der  Feldherr  und  Organisator 
berücksichtigte  vielmehr  Tapferkeit  im  Felde  und  wissenschaftliches 
Streben;  beides  zeichnete  den  jungen  Kriegsmann  aus,  der  sich  gar 
bald  dafür  belohnt  sah,  indem  er  am  1.  April  1713  das  Patent  eines 
Obristen  erhielt. 

Der  Türkenkrieg  bot  neuen  Anlaß,  das  Vertrauen  Eugens  zu 
rechtfertigen,  denn  Khevenhüller  war's,  der  in  der  mörderischen 
Schlacht  bei  Peterwardein  ^)  den  schon  durchbrochenen  Flügel  der 
Infanterie  wieder  herstellte.    Ihn  erwählte  daher  Eugen,  dem  Kaiser 


Jahre  im  Dragonerregiment  seines  Oheims  als  Hauptmann  und  focht  in  acht 
Schlachten.  Am  13.  November  1752  wurde  er  zum  wirklichen  Geheimen  Rat 
ernannt.  (Wien,  Staatsarchiv.  Geheime  Räte.)  Er  war  vermählt  mit  Maria  Josefa 
Gräfin  Starhemberg.  Dieser  Ehe  entsprossen:  Johann  Ludwig  Anton  (geb.  12.  Juli 
1743,  t  1806)  und  Heinrich  Franz  de  Paula  (geb.  12.  März  1745,  t  18.  •),  dieser 
hinterließ  bloß  Töchter.  —  Johann  Ludwig  Anton  war  vermählt  mit  Maria  Theresia 
Josefa,  Gräfin  Thurn-Taxis,  von  der  er  vier  Söhne  hatte:  Josef  Johann  (geb. 
17.  Juli  1768,  t  9.  Februar  1812),  Johann  Anton  Ferdinand  (geb.  2.  Juni  1769, 
t  5.  Dezember  1830),  Franz  de  Paula  (geb.  30.  April  1770,  t  6.  April  1799), 
Franz  Seraph  Josef  (geb.  4.  Februar  1773,  f  17.  März  1799).  —  Franz  de  Paula 
wurde  als  Hauptmann  am  15.  März  1799  bei  Martinsbruck  tödlich  verwundet. 
Seine  Witwe,  Maria  Anna  geb.  Gräfin  Alberti,  heiratete  am  8.  September 
1800  den  Freiherrn  Emanuel  Malfatti  in  Roveredo.  (Wien,  Kriegsarchiv.)  — 
Johann  Anton  Ferdinand  vermählte  sich  in  erster  Ehe  mit  Katharina  Freiin 
Wrazda  von  Kunwald,  in  zweiter  mit  Maria  Theresia  Gräfin  von  Thurn-Val- 
sassina.  Sein  einziger  Sohn  (aus  erster  Ehe)  und  Nachfolger  im  Majorat,  Hugo 
Anton  Johann  (geb.  5.  Juni  1817,  f  12.  Februar  1884),  hatte  aus  seiner  Ehe  mit 
Josefine  Freiin  Brenner  von  Felsach  nur  eine  Tochter  Ida  (geb.  21.  März  1843, 
3.  November  1864  vermählt  mit  August  Josef  Horväth  von  Szent-György).  Mit 
ihm  erlosch  die  Frankenburgische  Linie. 

^)  Geboren  20.  November  1683,  gestorben  am  26.  Januar  1744.  Er  war 
vermählt  mit  Maria  Anna  Gräfin  Lamberg,  die  ihm  bloß  zwei  Töchter  schenkte. 
Vgl.  über  ihn  Allgemeine  deutsche  Biographie  XV,  706  ff.*,  Hormayr:  Öster- 
reichischer Plutarch  XVII,  175  ff.;  Wurzbach  XI,  225  ff.;  Arneth:  Maria  Theresias 
erste  Regierungsjahre  I,  II;  Oskar  Criste:  Österreichischer  Erbfolgekrieg  1740 
bis  1748,  Band  IV.  (Kriege  unter  der  Regierung  der  Kaiserin-Königin  Maria 
Theresia,  im  Auftrage  des  k.  u.  k.  Chefs  des  Generalstabes  herausgegeben  von 
der  Direktion  des  k.  u.  k.  Kriegsarchivs.) 

2)  5.  August  1716. 


49 

die  erste  Nachricht  des  Sieges  zu  überbringen.  In  gleicher  Weise 
zeichnete  sich  Khevenhliller  bei  der  Eroberung  von  Belgrad  aus/) 
was  den  Prinzen  bestimmte,  ihn  zum  Obersten  seines  eigenen  Dragoner- 
regiments vorzuschlagen. 

Die  Friedenszeit,  die  nach  Abschluß  des  Passarov^^itzer  Vertrages^) 
anbrach,  benutzte  Khevenhliller,  um  sich  in  den  Kriegswissenschaften 
zu  vervollkommnen  und  militärische  Werke  abzufassen,  die  in  der 
Folge  zu  mancher  organisatorischen  und  taktischen  Einrichtung  in 
der  kaiserlichen  Armee  Anregung  gaben. ^) 

Es  entbrannte  der  polnische  Thronstreit;  die  Feder  mußte  dem 
Schwerte  weichen  und  Khevenhüller,  der  am  14.  November  1733  zum 
Feldmarschalleutnant  befördert  ward,  eilte  zu  den  Fahnen,  um  für 
Habsburg  zu  kämpfen,  das  sich  von  Frankreich,  Spanien  und  Sardinien 
bedroht  sah.  Er  machte  den  unglücklichen  Feldzug  in  Italien  mit, 
zeichnete  sich  aus  in  den  blutigen  Schlachten  bei  Parma^)  und  Gua- 
stalla,^)  deckte  nach  dem  Rückzug  der  kaiserlichen  Armee  an  die 
tirolische  Grenze  die  Pässe  gegen  dreifache  Übermacht  und  vereitelte 
alle  Versuche  der  Franzosen  und  Spanier,  in  das  Land  einzudringen. 
Zweimal  hatte  er  in  jenen  Tagen  interimistisch  das  Kommando  ge- 
führt,  vom  Feind  gefürchtet,   aber  auch  von  ihm  gerecht  beurteilt.*^) 

Kaum  ruhten  die  Klingen,  die  man  wegen  des  polnischen  Thron- 
streites gekreuzt  hatte,^)  so  sah  sich  der  Kaiser  durch  sein  Bündnis 
mit  Rußland  in  einen  neuen  Krieg,  in  den  mit  den  Türken,  ver- 
wickelt.  Auch  dieser  Feldzug  endete  unglücklich  für  Karl  VI.;  denn 


1)  6.  August  1717. 

=^)  21.  Juli  1718. 

^)  Im  Druck  erschienen:  „Des  General  Feldraarschalls  Grafen  von  Kheven- 
hüller Observationspunkte  für  sein  Dragonerregiment"  (Wien,  1734  Und  1748)-, 
„Reglement  und  Ordnung,  nach  welchem  sich  gesammbte  unmittelbare  kaiserliche 
Infanterie  in  den  Handgriifen  und  Kriegsexercitien  sowol,  als  in  den  Kriegs- 
gebräuchen, gleichförmig  zu  achten  haben"  (Wien,  1737);  „Kurzer  Begriff  aller 
militärischen  Operationen  sowohl  im  Felde  als  in  Festungen"  (Wien,  1756)-,  das- 
selbe in  französischer  Übersetzung  1777  unter  dem  Titel:  „Comte  de  Kheven- 
hüller, Maximes  de  guerre,  relatives  ä  la  guerre  de  campagne  et  ä  celle  du  siegei. 
trad.  de  l'allemand  par  M.  le  baron  de  Sinclair." 

*)  29.  Juni  1784. 

^)  19.  September  1734. 

*)  „Le  comte  de  Khevenhliller  passe  pour  le  meilleur  officicr  de  cavalerie 
qu'ait  l'empereur."  (Portraits  en  petit  des  officiers  gön^raux  de  l'empereur  1735. 
Paris,  Archiv  des  auswärtigen  Amtes.   Abteilung  Autriche.    Band  180,  S.  46  ff.) 

')  Am  3.  Oktober  1735  war  zwischen  Österreich  und  Frankreich  der  Wiener 
„Traktat"  abgeschlossen  worden,  dem  erst  am  18.  November  1738  der  Wiener 
„Friede"  folgte. 

Khevenhüller-Schlitter.     1742—1744.  4 


50 

alle  Erwerbungen  des  Passarowitzer  Friedens  fielen,  mit  Ausnahme 
von  Temesvär,  an  die  Pforte  zurück.^)  Dieser  traurige  Ausgang  tat 
dem  militärischen  Ruf  so  manchen  kaiserlichen  Generals  empfindlichen 
Abbruch;  zu  denen  aber,  die  Lob  und  nicht  Tadel  verdienten,  ge- 
hörte KhevenhUller,  seit  dem  31.  Mai  1737  Feldmarschall.  Alle  An- 
griffe des  ihm  an  Zahl  überlegenen  Gegners  hatte  er  beim  Rückzug 
der  Kaiserlichen  abgewiesen  und  sich  in  dem  blutigen  Treffen  bei 
Radojevac^)  glücklich  zur  Hauptarmee  durchgeschlagen. 

Nicht  unbelohnt  blieb  KhevenhUller:  der  Kaiser  ernannte  ihn 
zum  Kommandanten  von  Wien,  Es  hatte  den  Anschein,  als  sollte 
dieser  Posten  von  höchster  Bedeutung  werden,  als  nach  dem  Tode 
Karls  VI.  beutegierige  Feinde  die  rechtmäßige  Erbin  des  habsburgi- 
schen  Thrones,  Maria  Theresia,  umringten  und  Wien  von  selten  der 
vorrückenden  Franzosen  und  Bayern  die  Gefahr  einer  Belagerung 
drohte.  Khevenhüller^)  leitete  die  Verteidigungsanstalten,^)  die  aber 
gar  bald  eine  Unterbrechung  erfuhren.  Denn  Karl  Albert  wandte 
sich  nach  Böhmen,^)  während  einige  Truppenteile  und  das  französische 
Korps  in  Oberösterreich  zurückblieben. 

Der  Umstand,  daß  Wien  und  damit  zugleich  eine  kleine  Truppen- 
macht frei  geworden,  bestimmte  KhevenhUller  zu  einem  kühnen  Ent- 
schluß: er  riet  Maria  Theresia,  wider  die  Franzosen  und  Bayern  sich 
nicht  mehr  auf  die  Verteidigung  zu  beschränken,  sondern  furchtlos 
die  Offensive  zu  ergreifen.  Nie  gebrach  es  der  Habsburgerin  an 
männlichem  Mut,  auch  damals  nicht  in  der  Zeit  schwerster  Be- 
drängnis, wo  Schlesien  bereits  verloren,  Oberösterreich  und  der  größte 
Teil  Böhmens  in  feindlichem  Besitze  waren.  So  willigte  sie  ein 
das  Wagnis  zu  vollführen,  und  in  die  Hände  desselben  Mannes,  der 
ihr  dazu  geraten,  legte  sie  hoffnungsfreudig  den  Feldherrnstab. 


^)  Im  Frieden  von  Belgrad,  1739.  IX.  18. 

2)  28.  September  1737. 

^)  Damals  (zu  Beginn  1741)  war  man  mit  der  Mobilisierung  der  Operations- 
armee beschäftigt,  die  gegen  Friedrich  II.  ins  Feld  ziehen  sollte.  Man  dachte 
daran,  KhevenhUller  zum  Oberbefehlshaber  zu  ernennen,  entschied  sich  aber 
schließlich  für  den  Grafen  Reinhard  Neipperg.  (C.  von  Duncker:  „Am  Tage  von 
Mollwitz,  10.  April  1741."  Organ  der  militärwissenschaftlichen  Vereine  LXXI, 
Heft  4,  S.  275.) 

*)  Vgl.  J,  Schwerdfeger :  Der  bayrisch-französische  Einfall  in  Ober-  und 
Niederösterreich  1741  und  die  Stände  der  Erzherzogtümer  II,  (Archiv  für  öster- 
reichische Geschichte  Bd.  91,  pag.  155  ff,) 

^)  Über  die  Gründe,  die  ihn  hiezu  veranlaßten,  vgl.  Heigel:  „Das  Tagebuch 
Kaiser  Karls  VII."  pag.  24  und  „Der  österreichische  Erbfolgestreit  und  die  Kaiser- 
wahl Karls  VII."  174. 


51 

Am  20.  Dezember  1741  verließ  KheveiihUller  Wien,  bejubelt  von 
der  Bevölkerung,  begleitet  von  ihren  Segenswünschen.  Glänzend 
rechtfertigte  er  das  Vertrauen,  das  Maria  Theresia  in  ihn  gesetzt 
hatte:  schon  im  Januar  des  folgenden  Jahres  war  ganz  Oberösterreich, 
mit  Ausnahme  der  Hauptstadt,  in  der  sich  die  Franzosen  zu  äußerstem 
Widerstand  vorbereiteten,  vom  Feinde  gesäubert,  der  rechtmäßigen 
Herrin  wieder  Untertan. 

Nicht  für  ratsam  hielt  KhevenhUller,  ,.Linz  mit  Sturm  zu 
nehmen",  „viele  Leute  und  Blut"  würde  dies  kosten.  Blockiert  solle 
es  bleiben,  während  er  selbst  ohne  jeden  Zeitverlust  in  das  Stamm- 
land Karl  Alberts  eindringen  und  München  erobern  wolle.  Nur  auf 
Drängen  Maria  Theresias,  der  viel  daran  gelegen  war,  „der  Sache 
ein  schleuniges  Ende  zu  machen",  entschloß  sich  KhevenhUller  zum 
gewaltsamen  Angriff  auf  Linz. 

Während  KhevenhUller  die  Vorbereitungen  zu  diesem  Unter- 
nehmen traf,  langte  der  Großherzog  Franz  im  Hauptquartiere  zu 
Freiling  an  und  überreichte  dem  Feldmarschall  die  Bildnisse  Maria 
Theresias  und  Josefs  mit  folgendem  Handschreiben  der  Königin: 

„Lieber  und  getreuer  KhevenhUller! 

Hier  hast  du  eine  von  der  ganzen  Welt  verlassene  Königin 
vor  Augen  mit  ihrem  männlichen  Erben;  was  vermeinst  du,  will  aus 
diesem  Kinde  werden? 

Sieh  deine  gnädigste  Frau  erbietet  sich  dir  als  einem  getreuen 
Minister;  mit  diesem  auch  ihre  ganze  Macht,  Gewalt  und  Alles,  was 
Unser  Reich  vermag  und  enthält.  Handle  o  Held  und  getreuer  Vasall, 
wie  du  es  vor  Gott  und  der  Welt  zu  verantworten  dich  getrauest. 
Nimm  die  Gerechtigkeit  als  ein  Schild;  thue,  was  du  recht  zu  sein 
glaubst;  sei  blind  in  der  Verurtheilung  der  Meineidigen ;  folge  deinem 
in  Gott  ruhenden  Lehrmeister  in  den  unsterblichen  Eugenischen 
Thaten  und  sei  versichert,  daß  du  und  deine  Familie  zu  jetzigen 
und  zu  ewigen  Zeiten  von  Unserer  Majestät  und  allen  Nachkommen 
alle  Gnaden,  Gunst  und  Dank,  von  der  Welt  aber  einen  Ruhm  er- 
langest.    Solches  schwören  wir  dir  bei  Unserer  Majestät. 

Lebe  und  streite  wohl!  ,r    .    mi        •    u,s 

Maria  Theresia."^) 

Während  der  Tafel,  die  er  zu  Ehren  des  Großherzogs  gegeben 
hatte,   las   KhevenhUller   den  Anwesenden   das   Handschreiben  Maria 

1)  Arneth  II,  9. 

4* 


52 

Theresias  vor.  Tränen  glänzten  in  seinen  Augen,  gleiche  Rührung 
bemächtigte  sich  der  Offiziere.  Die  schlichten  und  doch  so  herrlichen 
Worte  der  geliebten  Fürstin  drangen  ihnen  allen  tief  in  das  Herz. 
Gut  und  Blut  schwor  man,  für  Maria  Theresia  zu  opfern,  und  als 
der  Feldmarschall  auch  der  Mannschaft  die  Bilder  der  Königin  und 
des  Thronfolgers  zeigte,  da  flogen  die  Säbel  aus  den  Scheiden  und 
Maria  Theresias  Name  wurde  zum  Feldgeschrei.  Zum  Siegesruf  aber 
wurde  es  bei  der  Attacke  von  Linz,  dessen  feindliche  Besatzung  am 
23.  Januar  kapitulierte,  bei  der  Einnahme  Passaus,  das  den  folgenden 
Tag  fiel.  Unaufhaltsam  drang  Khevenhüller  ins  Bayernland  vor, 
Oberhaus,  Braunau,  Burghausen  ergaben  sich  und  bald  war  der 
ganze  südlich  der  Donau  und  östlich  der  Linie  Deggendorf — Dingol- 
fing— Ampfing — Rosenheim  gelegene  Teil  von  Bayern,  einzelne  Punkte 
ausgenommen,  wie  Reichenhall,  in  den  Händen  der  Österreicher.^) 

Am  14.  Februar  kapitulierte  die  Hauptstadt,  am  selben  Tage 
fand  das  glückliche  Gefecht  von  Mainburg  statt  und  somit  war  auch 
das  Land  am  rechten  Ufer  der  Donau  von  bayrischen  Truppen  ge- 
räumt.   Nun  galt  es,  den  Rest  zu  unterwerfen. 

Khevenhüller  hatte  es  zunächst  auf  die  Einnahme  von  Straubing 
abgesehen.  Sei  dieses  gefallen  —  schrieb  er  an  Maria  Theresia  — 
so  werde  er  nicht  zögern,  „eine  Idee  zu  formieren,  wie  inmittels 
gegen  Böhmen  große  diversiones  gemacht  und  sodann  mit  wirklichen 
operationes  wird  vorgeschritten  und  zu  Werke  gegangen  werden 
können". 2) 

Die  neue  Gefahr  jedoch,  die  von  selten  des  Preußenkönigs  drohte, 
hemmte  den  Siegeslauf  des  ruhmgekrönten  Feldherrn.  Friedrich  H. 
hatte  bereits  die  lang  geplante  Diversion  nach  dem  südlichen  Mähren 
begonnen  —  die  Räumung  Böhmens  stand  bevor,  zersplitterte  man 
die  Kräfte,  um  fremdes  Land  zu  erobern,  Böhmen  durfte  nicht  ein- 
gebüßt werden,  Maria  Theresia  verzichtete  daher  auf  weitere  Erfolge 
in  Bayern. 

Khevenhüller  erhielt  Order,  12.000  Mann  nach  Böhmen  zu  ent- 
senden; das  Kommando  über  diese  möge  er  entweder  selbst  tiber- 
nehmen oder  einem  Feldmarschalleutnant  anvertrauen.  Jener  ge- 
horchte, so  schmerzlich  ihn  auch  die  Schwächung  seiner  Streitkräfte 
traf.  Indes,  das  eine  brachte  er  nicht  über  sich,  als  „Subalterner" 
anderswohin  zu  gehen.  Er  bestimmte  daher  den  Grafen  Mercy  zum 
Kommandanten   der   abziehenden  Truppen   und  blieb  in  Bayern,   wo 


^)  Criste  IV,  285. 
^)  Ibidem  IV,  308. 


53 

„er  endlich  auch  das  von  ihm  Unternommene  und  weiters  Präparierte 
auch  zu  gehörigem  Ende  zu  bringen  die  Ehre  haben  möchte".^)  Als 
aber  Maria  Theresia  noch  weitere  1500  Mann  von  ihm  verlangte,  da 
lehnte  Khevenhüller  ganz  entschieden  ab;^)  er  unterdrückte  auch 
nicht  die  Bemerkung,  man  hätte  besser  getan,  ihn  und  seine  ganze 
Armee  gleich  nach  der  Einnahme  von  Linz  nach  Böhmen  zu  ziehen, 
habe  man  wegen  dieses  Kronlandes  etwas  geplant,  die  dortigen  Streit- 
kräfte jedoch  nicht  als  ausreichend  erachtet.  Grollend  setzte  er  hinzu: 
„es  könnten  derartige  Befehle  auch  zu  einer  Zeit  bei  ihm  einlangen, 
wo  er,  ohne  Ihrer  Majestät  Dienst  zu  schädigen,  trotz  pflichtgemäßen 
Gehorsams  nicht  in  der  Lage  wäre,  dieselben  auszuführen".^) 

Wohl  nahm  Maria  Theresia  diese  freimütige  Äußerung  nicht 
unwillig  auf,  sie  befahl  sogar  die  Rücksendung  zweier  Kavallerie- 
regimenter, aber  die  Aktionsfähigkeit  Khevenhüllers  war  von  diesem 
Zeitpunkt  an  lahmgelegt.  Was  half  es  ihm,  daß  am  30.  März  ßeichen- 
hall  und  damit  auch  der  letzte  bayrische  Posten  fiel,  der  sich  im 
Rücken  der  operierenden  Armee  befand?  Immer  schlimmere  Nach- 
richten kamen  aus  Böhmen,  die  es  ihm  schließlich,  bei  der  nam- 
haften Schwächung  seiner  Streitkräfte,  geboten  erscheinen  ließen,  sich 
nunmehr  auf  die  Verteidigung  zu  beschränken.  Seine  Erbitterung 
wuchs,  als  er  erfuhr,  man  habe  München  geräumt,  weil  sich  der 
Feind  bereits  in  Freising  befinde.  Unverzüglich  ordnete  Khevenhüller 
die  Wiedereroberung  an  —  sie  erfolgte  auch,  am  6.  Mai  1742.  Nun 
handelte  es  sich  um  die  Sicherung  Passaus,  als  des  wichtigsten  Stütz- 
punktes der  Stellung  in  Bayern.  Khevenhüller  verlegte  daher  sein 
Hauptquartier  nach  Pleinting  am  rechten  Ufer  der  Donau.  Dorthin 
dirigierte  er  auch  alle  verfügbaren  Truppen,  da  ihn  Maria  Theresia 
zu  wiederholten  Malen  aufgefordert  hatte,  die  Ofi'ensive  zu  ergreifen. 
Vollends  bestand  sie  darauf  nach  Abschluß  des  Präliminarfriedens  mit 
Friedrich  11.^)  Denn  der  Erwerb  bayrischen  Landes  solle  sie  schadlos 
halten  für  die  namhaften  Abtretungen  an  Preußen.  Alle  Vorkehrungen 
waren  zum  Angriff  getroffen,  die  Truppen  marschbereit.  Da  liefen 
Nachrichten  ein,  der  Feind  habe  beträchtliche  Verstärkungen  erhalten 
—  neuerdings  wurde  der  Offensivplan  fallen  gelassen. 

Im  weiteren  Verlaufe  des  Feldzuges  erhielt  Khevenhüller  wegen 
des  Vormarsches  der  Franzosen  gegen  Böhmen  die  Order,  in  die 
Oberpfalz  zu  ziehen  und  seine  Vereinigung  mit  der  böhmischen  Armee 


1)  Criste  IV,  313. 

2)  Ibidem  346. 
")  Ibidem  348. 
*)  11.  Juni  1742. 


64 

zu  bewerkstelligen.  Er  mußte  also  das  von  ihm  eroberte  Land  ver- 
lassen. Die  Truppen,  die  er  zurückließ,  vermochten  den  Bayern  nicht 
standzuhalten,  sie  räumten  ihre  Stellungen,  darunter  auch  München, 
und  zogen  sich  nach  Schärding  zurück. 

Groll  und  tiefe  Kränkung  verrät  ein  Bericht,  den  Khevenhüller 
am  28.  September  1742  an  die  Königin  richtete.^)  „Mein  Eifer,  aller- 
gnädigste  Frau,  für  E.  K.  M.  Allerhöchsten  Dienst  und  Ansehen  —  heißt 
es  darin  —  ist  so  groß,  daß  ich  unmöglich  mein  Leid  und  Still- 
schweigen in  dem  bergen  kann,  daß  nicht  eines  meiner  Projekten  in 
rechter  Zeit  beangenehmet  .  .  .  worden.  .  .  .  Jetziger  Zeit  aber,  wie 
der  abgelebte  vortreffliche  Guido  Starhemberg  gesagt,  thuet  man  blos 
mit  den  Händen  Krieg  führen,  und  man  will  nichts  als  die  Sachen 
durch  Schlachten  ausmachen,  sich  dem  Glück  und  dazu  ungewissen 
Compromissen  tiberlassen,  wo  man  auch  weder  Zeit  noch  Umbstände 
erwäget,  ob  eine  Bataille  vortheilhaft  und  decisive  ausfällt,  kaum  be- 
trachtet und  also  sich  Selbsten  schwächet,  ja  gar  schlaget;  zudem 
wird  ein  General,  der  dieses  nicht  thuet,  nicht  estimieret."  Schließ- 
lich rät  Khevenhüller,  da  er  die  Dinge  in  den  schwärzesten  Farben 
sah,  auf  das  Anerbieten  Frankreichs  einzugehen,  nämlich  Bayern  mit 
Ausnahme  Passaus  preiszugeben  und  sich  hiedurch  den  Abzug  der 
französischen  Truppen  zu  erkaufen. 

Die  Habsburgerin  ließ  aber  nicht  alle  Hoffnung  sinken.  In  der 
nächsten  Zeit  schon  wandte  sich  das  Kriegsglück  zu  ihren  Gunsten, 
denn  in  den  letzten  Dezembertagen  1742  marschierten  die  Öster- 
reicher in  Prag  ein,  nachdem  sich  die  französische  Besatzung  genötigt 
gesehen  hatte,  es  zu  verlassen. 

Dieser  glückliche  Umschwung  der  Dinge  bestimmte  Kheven- 
hüller, entschieden  darauf  zu  dringen,  daß  eine  Armeeabteilung  in 
die  Oberpfalz  einrücke.  Maria  Theresia  erklärte  sich  einverstanden 
damit  und  im  Mai  1743  wurden  die  Operationen  eröffnet.  Es  galt 
die  Wiedereroberung  Bayerns.  Diese  erfolgte  im  selben  Monat.  Am 
27.  Juni  schloß  Khevenhüller  mit  dem  bayrischen  Feldmarschall 
Grafen  Seckendorflf  den  Vertrag  von  Nieder-Schönenfeld  ab,  der  den 
Kurfürsten  zur  Neutralität  verpflichtete  und  die  Besetzung  des  Landes 
durch  die  Österreicher  aussprach.^) 

Khevenhüller  begab  sich  nun  mit  dem  Prinzen  Karl  von 
Lothringen  nach  Hanau,  wo  im  Einvernehmen  mit  den  Engländern 
die  weiteren  Operationen  festgestellt  werden  sollten.    Diesmal  mußte 


"■)  Criste,  934.    Anhang  XXVII. 

2)  Ibidem  852  ff.    Anliang  XXXV,  XXXVI. 


ÖD 

er  sich  mit  der  Rolle  des  Ratgebers  bescheiden.  Sie  war  keineswegs 
dankbar.  Vergeblich  hatte  er  den  Herzog  gewarnt,  einen  zweiten 
Rheiniibergang  zu  wagen,  nachdem  der  erste  mißlungen  war.  Da- 
gegen gelang  es  KhevenhUllern,  den  Rückzug  der  kaiserlichen  Armee 
in  die  Winterquartiere  zu  sichern.  Dann  eilte  er  nach  Wien,  um  als 
Vizepräsident  des  Hofkriegsrates  den  Beratungen  über  den  nächsten 
Feldzug  beizuwohnen.  Mitten  in  dieser  Tätigkeit  wurde  Khevenhliller 
von  schwerer  Krankheit  befallen,  der  er  am  26.  Januar  1744  erlag. 
Bei  der  Nachricht  seines  Hinscheidens  rief  Maria  Theresia  aus: 
„Ich  verliere  einen  getreuen  Diener  und  einen  Beschützer,  den  nur 
Gott  belohnen  kann."^)  Die  dankbare  Fürstin  ließ  den  Helden  in 
der  Schottenkirche  neben  Rüdiger  von  Starhemberg  beisetzen. 


Hervorragende  Sprossen  weist  auch  die  jüngere  Linie,  die  zu 
Hohenosterwitz,  auf. 

Der  Stammvater  Siegmund  ^)  kämpfte  im  Heere  Karls  V.  bei 
Pavia^)  und  war  in  Wien,  als  dieses  1529  von  den  Türken  belagert 
wurde.^)  Am  1.  Oktober  1542  ernannte  ihn  Ferdinand  I.  „in  ansehung 
seiner  Erber-  unnd  Schickhlichait"  zu  seinem  Rat,^)  1543  zum  Vizedom 
von  Kärnten^')  und  Hauptmann  von  Ortenburg.^) 

Sein  Sohn  Georg  erhielt  eine  Stelle  bei  der  niederösterreichi- 
schen Regierung,^)  versah  von  1562  bis  1565  das  Amt  eines  Landes- 


1)  Hormayr:  Österreichischer  Plutarch  XVII,  194. 

')  Geboren  1507,  gestorben  am  12.  September  1552.  Er  war  vermählt  mit 
Katharina  von  Gleinitz  (verwitw.  Meixner  von  Metsching). 

^)  Moßhammer. 

*)  Ibidem  und  Hermann,  Geschichte  Kärntens  II,  26. 

s)  Cod.  707,  Band  7,  fol.  110,  114.    (Wien,  Staatsarchiv.) 

^)  Hermann:  Geschichte  Kärntens  II,  420. 

')  Moßhammer.  Im  Jahre  1550  erwarb  Siegmund  pfandweise  Schloß  und 
Herrschaft  Karlsberg  in  Kärnten,  die  er  von  Andreas  Eberhard  Raubern  einlösen 
durfte.  (Pfand verschreibung  d.  d.  Augsburg  1550  IX.  17.  Cod.  707,  Bd.  13,  fol.  172. 
Wien,  Staatsarchiv,  Von  Siegmund  unterzeichneter  Eevers  d.  d.  Wien  1550  IX,  18. 
Urkundenabteilung  des  Staatsarchivs.) 

*)  Oberleitner:  Österreichs  Finanzen  und  Kriegswesen  unter  Ferdinand  I. 
(Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichtsquellen  XXII,  224.)  Georg  Kheven- 
liüller  (geboren  1534,  gestorben  am  9.  September  1587),  hatte  drei  Brüder: 
Ludwig  (geb.  12.  Oktober  1531,  t  23.  Mai  1540),  Franz  (geb.  1535,  f  1-  Dezember 
1561),  Seifried  (geb.  und  gest.  1540).  Franz  diente  —  wie  Moßhammer  erzählt  — 
dem  König  Philipp  II.  „als  ein  aventurier  und  Soldat  auf  seinem  uncossten".  Er 
kämpfte  in  Italien,  später  unter  Vels,  machte  den  Schweizerkrieg  mit,  focht  in 
Flandern  und  in  Ungarn.    Im   Jahre    1561    begleitete   er  Leonore,   die  Tochter 


56 

Verwesers  von  Kärnten,  worauf  er  zum  Landeshauptmann  ernannt 
wurde.^)  Als  Rat  und  Kämmerer  Karls  von  Innerösterreich  begleitete 
er  den  Erzherzog  1565  nach  Linz,  wo  die  Verhandlungen  Über  die 
Teilung  der  Ferdinandeischen  Erbschaft  stattfanden,^)  1566  in  das  Feld- 
lager vor  Raab  ^)  und  1568  nach  München  zur  Hochzeit  Wilhelms  von 
Bayern  mit  der  lothringischen  Prinzessin  Renee>) 

In  diesem  Jahre  wurde  Georg  Geheimer  Rat  und  Hofkammer- 
präsident des  Erzherzogs.  Er  mußte  sich  daher  an  den  Grazer  Hof 
begeben,  blieb  jedoch  Landeshauptmann  von  Kärnten.^)  Bei  Er- 
öffnung des  Landtages,  1570,  sehen  wir  Khevenhüller  in  Klagenfurt, 
wo  er  dem  Erzherzog  „solche  servitia  praestiert",  daß  ihn  dieser  zum 
Oberstkämmerer  bestellt.^)  Damals  ging  Georg  auch  nach  München, 
wo  er  für  seinen  Herrn  um  die  Hand  Mariens,  der  Tochter  Albrechts, 
warb.'')  Glatt  vollzieht  sich  alles,  er  hat  keine  Schwierigkeiten  zu 
tiberwinden,  wie  solchen  die  beiden  Khevenhüller  der  anderen  Linie 
in  Madrid  begegnen  sollten.^) 

Im  Jahre  1571  wurde  Georg  auf  eigenes  Ersuchen  des  Amtes 
eines    Hofkammerpräsidenten  enthoben,    er   mußte  sich  jedoch   dem 


Ferdinands  I.  und  Braut  Wilhelms  von  Mantua  nach  Italien.  Als  sein  Vetter 
Bartholomäus  die  Reise  ins  heilige  Land  antrat,  schloß  sich  Franz  ihm  an-,  er 
starb  auf  der  Heimkehr,  sein  Leichnam  wurde  l)ei  der  Insel  Candia  ins  Meer 
versenkt.  (Vgl.  auch  Czerwenka,  193,  213.)  „Dißer  Cavallero  hat  alle  Geschichten 
und  Negotiation  seiner  Zeit  gar  fleissig  in  briefen  und  anderm  aufgezeichnet 
und  die  Liga  zwischen  Pabst  Pauli  dem  4ten  und  Heinrich  Khönig  aus  Franckh- 
reich  wider  Khönig  Philippen  den  Andern  auß  Spanien,  sehr  anschlich,  wie  in 
des  Herrn  Grafen  Historj  zuefinden,  beschriben."     (Moßhammer.) 

*)  Hermann:  Geschichte  Kärntens  11/2,  420. 

''')  Moßhammer,  Czerwenka,  48  ff.  (Über  die  Linzer  Verhandlungen  vgl. 
Hirn:  Ferdinand  IL  von  Tirol  I,  50  ff.) 

^)  Moßhammer. 

*)  Ibid. 

^)  Moßhammer.    Zum  Verweser  wurde  Augustin  Paradeiser  ernannt. 

^)  Moßhammer.  Dieser  behauptet,  es  sei  Khevenhüller  damals  auch  zum 
Obersthofmeister  ernannt  worden.  Dies  geschah  jedoch  erst  Ende  1574.  Vgl. 
Seite  60,  Anm.  5.  Nach  Khevenhiillers  Tod  gelangte  das  Amt  eines  Obersthof- 
meisters nicht  mehr  zur  Besetzung.     (Annales  Ferdinandei  I,  2.) 

')  Hurter  I,  170. 

*)  Am  26.  August  1571  fand  die  Trauung  statt.  Das  Projekt,  Karin  mit 
Elisabeth  von  England  zu  vermählen,  war  in  Brüche  gegangen.  (Vgl.  Wertheimer, 
Heiratsverhandlungen  zwischen  Elisabeth  von  England  und  Erzherzog  Karl  von 
Österreich.  Sybels  bist.  Zeitschrift  XL,  384.)  Hans  Khevenhüller  erzählt  in  seinem 
Tagebuch,  Georg  sei  damals  zum  Oberstkämmerer  und  Obersthofmeister  ernannt 
worden.    Vgl.  jedoch  die  folgende  Anmerkung. 


57 

Wunsche  des  Erzherzogs  gemäß  „wie  bishero"  als  Oberstkämmerer 
und  im  Geheimen  Rat  „gebrauchen  lassen".^) 

Als  Maria  am  11.  September  1571  in  Graz  einzog,  überreichte 
Khevenhüller  der  LandesfUrstin  das  Hochzeitsgeschenk  Kärntens,  ein 
von  Cellini  gearbeitetes  goldenes  Gießbecken  samt  Gießkanne.^) 

Dieser  Huldigungsfeier  sollten  gar  bald  ernste  Unterredungen 
folgen,  die  Khevenhüller  mit  den  Ständen  pflog.  Schon  war  der  Pro- 
testantismus in  alle  Schichten  der  Bevölkerung  gedrungen;  konnte 
auch  der  Landesherr  für  die  neue  Lehre  nicht  gewonnen  werden,  so 
trachtete  man  doch  zum  mindesten  darnach,  daß  er  ihr  die  gesetzliche 
Anerkennung  nicht  versage.  Mochten  Türkenkriege  oder  Finanzen 
zur  Einberufung  der  Landtage  nötigen,  stets  waren  es  Religions- 
gravamina,  die  von  selten  der  Stände  ins  Treffen  geführt  wurden. 
Dasselbe  geschah,  als  1572  der  Landtag  in  Graz  zusammentrat.^) 
Dieser  setzte  in  der  Tat  durch,  daß  den  Mitgliedern  des  Herren-  und 
Ritterstandes    nicht    bloß    für    sich    und    ihre    Familienangehörigen, 


^)  „Wir  Carl  etc.  Bekhennen  öffentlich  . .  .  Alls  iinns  der  Edl  ixnser  ge- 
haimer  Rath,  Obrister  Camerer,  Lanndshaiibtman  In  Kharnndten  unnd  lieber  ge- 
threuer  Georg  Khevenhüller  zu  Aichlperg  . .  .  von  dem  ersten  Tag  May  verwichnes 
achtundsechzigisten  Jars  an  biß  auf  heut  dato,  nit  allein  in  unsern  trefflichen, 
ansehenlichen  geheimen  sachen,  alls  ain  gehaimer  Rath  statlich  treulich  unnd  wol 
gedient,  sonnder  auch  daneben  unsere  Hof  Caraer  unnd  wichtige  gellt  Handlungen, 
sambt  andern  unsern  verordennten  Hof  Camer  Ratten  alls  der  fürnembst  unnder 
Inen,  unnd  desselben  unsers  Hof  Camer  wesens  Director  ...  nit  mit  geringer 
muhe  unnd  sorgfelltigkheit .  .  .  verricht  unnd  gehandit.  ...  So  haben  wir  dem- 
nach in  solch  sein  Khevenhüllers  underthenig  anlanngen  mit  gnaden,  doch  auch 
dergestallt,  das  Er  sich  über  die  mit  Ime  gephlegne  hanndlung,  das  Obriste 
Camer  Ambt  bey  unns  anzunemen,  gehorsamist  bewegen  lassen  gnedigist  be- 
willigt. Thuen  es  auch  hiemit .  . .  Allso  das  Er  unnser  gehaimer  Rath  und 
Obrist  Camerer,  der  Khevenhüller,  hinfüro  des  Hof  Camer  Raths  Diennsts  .  .  . 
erlassen  jSein,  unnd  unns  an  dem  gnedigist  benüegen  seile,  das  Er  neben  Ver- 
sehung seines  tragenden  Obristen  Camrer  Ambts,  sich  sonnsten,  wie  bißhero  in 
unserm  gehaimen  Rath  .  .  .  gebrauchen  lassen.  .  .  ."  Graz,  24.  Mai  1571.  (Cod.  7  b, 
fol.  133  ff.  Staatsarchiv.) 

^}  Hermann:  Geschichte  Kärntens  11,64.  Cellinis  Werk  befindet  sich  heute 
in  den  kaiserlichen  Kunstsammlungen. 

°)  Grenzschutz,  Übernahme  der  landesfürstlichen  Schuldenlast,  Eintreibung 
rückständiger  Kontributionen,  Reform  der  Landgerichtsordnung  usw.  sollte  er 
beraten.  (Vgl.  Loserth:  Die  Reformation  und  Gegenreformation  in  den  inner- 
österreichischen Ländern  im  16.  Jahrhundert,  189.)  Gegen  F.  M.  Mayer  (Der 
Brucker  Landtag  des  Jahres  1572.  Archiv  für  Kunde  österreichischer  Geschichts- 
quellen, Band  73,  S.  469  ff.)  und  Hurter  (Ferdinand  IL,  Band  I,  247  ff.)  hat 
Loserth  (189,  Note  3)  den  Beweis  erbracht,  daß  die  Versammlung  in  Graz  ab- 
gehalten ward. 


58 

sondern  auch  für  ihre  Untertanen  volle  Gewissens  und  Kultus- 
freiheit zugesichert  ward.^) 

Khevenhüller  sowohl  wie  der  Hofvizekanzler  Hans  Kobenzl 
hatten  sich  redlich  bemüht,  den  langwierigen  Streit  zu  schlichten; 
die  Landschaft  beschloß  daher,  es  solle  ihnen  „ein  stattliche  Ver- 
ehrung, die  ihnen  nit  zu  verschmachen,  gegeben  werden. 2) 

Als  die  Türken  1577  Innerösterreichs  Grenzen  bedrohten,  wandte 
sich  Erzherzog  Karl  um  Geldhilfe  an  die  Stände.  Diesen  war's  ein 
willkommener  Anlaß,  dem  bedrängten  Landesfürsten  neue  Kon- 
zessionen auf  kirchlichem  Gebiete  abzuringen.  Je  schwerere  Be- 
denken der  Erzherzog  dagegen  geltend  machte,  daß  man  derartige 
Forderungen  in  die  Verhandlungen  einbezöge,  desto  ungestümer 
opponierten  die  Stände.  Schließlich  erklärte  jener,  er  wolle  sich  „der 
Religion  disposition  in  derselben  Stötten,  Märkhten  und  andern  aigen- 
thumblichen  herrschafften  Gennzlich  vorbehalten,  bedüngen  unnd  in 
denselben  khain  anndere  Religion  Exerciern  lassen;  doch  daneben 
weder  die  von  der  Burgerschafft  noch  Jemandts  andern  In  seinem 
gwissen  beschwärn".^) 

Gewissensfreiheit  für  den  Bürger  ohne  die  Freiheit  des  Kultus 
genügte  aber  den  Ständen  nicht  und  so  entbrannte  der  Kampf  von 
neuem. 

An  der  kroatischen  Grenze  stand  der  Türke  und  bedrohte  die 
Steiermark.  Klagen  liefen  aus  den  gefährdeten  Teilen  des  Landes 
ein,  man  achte  der  Untertanen  nicht  und  gebe  sie  dem  Erbfeind 
preis.^)  Schleunige  Hilfe  war  vonnöten;  ihre  Bewilligung  jedoch 
hing  von  neuen  Zugeständnissen  ab.  In  seiner  Drangsal  entschloß 
sich  der  Erzherzog  nachzugeben.  Den  Verordneten  erklärte  er  in 
Gegenwart  seiner  geheimen  Räte,  er  behielte  sich  zwar  volle  Befugnis 
in  den  landesfürstlichen  Städten  und  Märkten  vor,  wolle  aber  keines- 
wegs die  Prädikanten  in  Graz,  Laibach,  Klagenfurt  und  Judenburg 
vertreiben  oder  ihre  Schulen  aufheben;  nur  „das  schmächeu  und 
lestern'  könne  er  nicht  dulden;  nochmals  versicherte  er,  sie  „in 
iren  Gewissen  unbekümert  zu  lassen".^) 


1)  Loserth,  201  ff. 

*)  Ibid.  203,  Anm.  2. 

8)  Erklärung  vom  6.  Februar  1578.  (Hurter  I,  Beilage  XXX,  618  flf. 
Loserth  270.) 

*)  Vgl.  Hurter  I,  341  ff. 

'*)  Loserth,  273.  Derselbe:  Die  steirische  Religionspacifikation  1572  bis 
1578.  (Veröffentlichungen  der  historischen  Landeskommission  für  Steiermark 
I,  90  ff.) 


59 

Im  Verein  mit  Kobenzl  bemühte  sich  Khevenhiiller,  den  Aus- 
schüssen die  Überzeugung  beizubringen,  daß  der  Erzherzog  seinem 
Versprechen  —  sei  es  auch  nur  mündlich  gegeben  —  stets  treu  bleiben 
werde/)     In  der  Tat  ging  man  beruhigt  auseinander. 

So  schloß  der  berühmte  Brucker  Landtag  von  1578,  auf  welchem 
der  protestantischen  Partei  Zugeständnisse  gemacht  worden  waren, 
die  ihr  eine  rechtlich  gesicherte  Stellung  zu  geben  schienen. 

Schweren  Herzens  hatte  sich  Karl  gefügt.  Nun  wurde  er  von 
Rom  zum  Widerrufe  gedrängt.  Indes,  nicht  bloß  die  Drohung,  er 
würde  dem  Kirchenbann  verfallen,^)  auch  das  eigene  Gewissen  trieb 
ihn  schließlich  zur  Umkehr. 

In  München,  wo  sich  auch  Karl  einfand,  wurden  Oktober  1579 
die  Grundzüge  festgesetzt,  nach  denen  die  Gegenreformation  in  Inner- 
österreich eingeleitet  werden  solle. ^)  Im  Sinne  dieser  Beschlüsse 
traf  der  Erzherzog  eine  Reihe  von  Verfügungen,  durch  die  er  der 
weiteren  Ausbreitung  des  Protestantismus  vorbeugen  wollte.  Ihre 
Wirkung  äußerte  sich  im  Landtag  von  1580  auf  1581:  die  Stände 
bewilligten  keine  Steuern  ohne  vorher  erfolgte  Abstellung  ihrer  Be- 
schwerden. Als  Antwort  erließ  der  Erzherzog  ein  Dekret,  das  im 
Lager  der  Protestanten  große  Bestürzung,  bei  den  Katholiken  aber 
freudige  Überraschung  hervorrief;  es  schränkte  die  Brucker  Zugeständ- 
nisse derart  ein,  daß  dies  eigentlich  ihrer  Aufhebung  gleichkam.^) 

Die  Entrüstung  der  Stände  richtete  sich  nun  gegen  Kobenzl 
und  Khevenhüller,  die  beide  „bey  Verlust  seelen,  leibs,  haab  und 
guets"  ihr  Wort  dafür  eingesetzt  hatten,  daß  der  Erzherzog  seine 
Zusage  halten  werde. ^)  Nur  auf  Grund  dieser  Versicherung  habe 
man    1578   drückende  Steuern   bewilligt;   Pflicht  der   geheimen  Räte 


')  Vgl.  Hurter  I,  345. 

^)  Gemäß  der  Bulle  Coena  Domini.  (Vgl.  Loserth :  Akten  und  Korrespon- 
denzen zur  Geschichte  der  Gegenreformation  in  Innerösterreich  unter  Erzherzog 
Karl  II.  1578— 1590.  (Fontes  reriim  Austriacarum  50,  Seite  8.) 

^)  Loserth:  Akten  und  Korrespondenzen,  Seite  XIII  und  Seite  31  ff.  Der- 
selbe: Reformation  und  Gegenreformation,  302  ff. 

*)  Es  war  vom  10.  Dezember  1580  datiert  und  verfügte,  „daß  in  allen 
landesfUrstlichen  Städten  und  Märkten  ausschließlich  die  katholische  Religion 
ausgeübt  werden  dürfe.  Herren  und  Ritter  dürfen,  aber  nur  für  sich  und  die 
ihrigen,  in  Graz  zwei  Prädikanten  halten,  die  aber  nicht  mehr  in  der  Stiftskirche, 
sondern  im  Landhause  predigen  dürfen.  Alles,  was  den  Katholiken  an  Gütern 
und  Rechten  entzogen  sei,  müsse  binnen  zwei  Monaten  zurückerstattet  werden." 
(Loserth:  Akten  und  Korrespondenzen,  XVII  und  78 ff.  Derselbe:  Reformation 
und  Gegenreformation,  330.) 

^)  Loserth:  Akten  und  Korrespondenzen,  132,  140. 


60 

sei  es  daher,  den  Erzherzog  an  das  Übereinkommen  zu  erinnern. 
„Der  ganze  Handel  und  noch  viel  anderes  —  antwortete  Kheven- 
htiller  —  komme  ihn  beschwerlich  genug  an,  er  habe  in  ihrem 
Sinne  dem  Erzherzog  geschrieben,  bitte  aber,  auch  sie  wollten  in 
diesen  Dingen  die  möglichste  Bescheidenheit,  Glimpf  und  Geduld  ge- 
brauchen."^) 

Dieser  Bescheid  gentigte  den  Ständen  ebensowenig  wie  der 
Vorschlag,  es  solle  das  Dekret  bis  zum  nächsten  Landtag  eingestellt 
bleiben;  und  als  die  geheimen  Räte  ankündigten,  es  werde  über- 
haupt nicht  ausgeführt  werden,  gab  man  sich  auch  damit  nicht  zu- 
frieden.^) 

Karl  hatte  peinliche  Stunden  verlebt,  es  lag  nicht  in  seinem 
Wesen,  sich  zum  äußersten  zu  entschließen.  Ihn  quälte  auch  die 
Geldnot  und  schreckte  die  Kriegsgefahr.  So  widerrief  er  „auß  allerlei 
Hochwichtigen  Ursachen"  das  Dekret  vom  10.  Dezember  und  befahl, 
daß  alles  in  dem  Stande  zu  bleiben  habe,  wie  es  vor  diesem  Zeit- 
punkt gewesen  sei.^) 

Khevenhüller  befand  sich  bereits  in  der  Heimat,  als  dieser 
Widerruf  erfolgte,  und  versah  dort  die  Geschäfte  eines  Landeshaupt- 
mannes. Angesichts  der  starken  Strömung,  die  sich  am  Grazer  Hofe 
gegen  die  unkatholischen  Räte  des  Erzherzogs  bemerkbar  machte,^) 
hatte   er   seine   Hofstellen   niedergelegt. 0)     Denn    auch   Khevenhüller 

^)  Loserth:  Reformation  und  Gegenreformation,  338  ff. 

2)  Harter  I,  Beilage  XXXIX,  S.  638. 

^)  Loserth:  Reformation  und  Gegenreformation,  356. 

*)  Als  ein  Mittel  zur  Durchführung  der  Gegenreformation  war  zu  München 
auch  vorgeschlagen  worden  „den  ganzen  Hof,  bevorab  I.  F.  D.  gehaime  Ratte 
zu  reformieren  und  ad  catholicismum  zu  reducieren.  ..."  (Loserth:  Akten  und 
Korrespondenzen,  35.) 

^)  Ende  1574  hatte  er  auf  das  Oberstkämmereramt  resigniert  und  er  war 
damals  zum  Obersthofmeister  ernannt  worden.  („Wir  Karl  etc.  Bekhenneu  .  .  . 
Als  unns  der  Edl  unnser  gehaimer  Rath,  Obrister  Hofmaister  unnd  lieber  getreuer 
Georg  Khevenhüller  zu  Aichlberg  .  .  .  nun  etlich  Jar  heer  nit  allain  als  ain  ge- 
haimer Rath,  sonndern  auch  darunder  von  Sännet  Michaels  tag  des  verwichnen 
Sibenzigisten  biß  zu  Ennd  des  vierunndsibenzigisten  Jars,  und  also  in  das  fünffte 
Jar,  als  unnser  Obrister  Camerer  .  .  .  getreulich,  aufrecht  unnd  redlich  .  .  .  ge- 
diennt,  wir  Ine  aber  hernach  desselben  getragnen  Obristen  Camrer  Ambts  mit 
gnaden  erlassen  unnd  darauf  zu  unnserm  Obristen  Hofmaister  .  .  .  für  unnd  an- 
genommen. ..."  („Herrn  Georgen  Khevenhüllers  etc.  Schein  seines  getragnen 
Obrist  Camrer  Ambts."  D.  d.  Graz  1^75,  I,  1.  Cod.  8  c.  Wien,  Staatsarchiv.)  Im 
Januar  1580  war  er,  auf  eigenes  Ersuchen,  des  Obersthofmeisteramtes  enthoben 
worden.  („Wir  Carl  etc.  Bekhennen  .  ,  .  Als  wir  dem  Edlen  unnserm  gehaimen 
Rath,  Obristen  Hofmaister,  Lanndshaubtman  in  Khärndten,  unnd  lieben  getreuen 
Georgen  Khevenhüller  zu  Aichlberg  ...  In  sonderbarer  gnedigister  bedenkhung 


61 

war  Protestant,  was  ihn  jedoch  nicht  gehindert  hatte,  jederzeit  die 
Pflichten  seines  Hofarates  in  erste  Linie  zu  stellen  und  dem  Übermut 
seiner  Glaubensgenossen  zu  steuern. 

„Lasse  mich  bedunckhen  —  schrieb  Georg  an  Hans  Kheven- 
htiller  —  seit  Ich  von  Hof  khommen,  das  ich  umb  10  Jahr  Jünger 
und  umb  etlich  Pfundt  Ringfertiger  worden  sey.  .  .  ."^)  Nicht  lange 
währte  es  und  er  wurde  wieder  zum  Erzherzog  berufen.  Er  ging 
mit  diesem  1581  nach  Prag  und  1582  nach  Augsburg,  um  Hilfe 
gegen  die  Türken  zu  erwirken.  Im  selben  Jahre  fand  er  sich  in 
Wien  ein,  wo  er  als  Landeskommissär  den  Beratungen  über  die 
Grenzverteidigung  beiwohnte.^)  Diese  Angelegenheit  war  Kheven- 
htillern  nicht  fremd;  sie  hatte  ihn  schon  vielfach  in  Anspruch  ge- 
nommen. Vom  Erzherzog  war  er  auch,  1578,  zum  Generalobristen 
und  Leiter  einer  Kriegsexpedition  an  die  kroatische  Grenze  geschickt 
worden,  um  diese  gegen  die  Angriffe  der  Türken  zu  verteidigen.^) 
Das  Unternehmen  mißlang  jedoch*)  infolge  des  Glaubenszwistes,  der 
selbst  im  Felde  nicht  verstummte. 

Im  Jahre  1582  vollendete  Khevenhüller  die  Restaurierung 
des    uralten    Hochosterwitz,^)    die    er    1575    in   Angriff   genommen 


der  ansehenlichen,  statlichen,  wolevsprießlichen,  gehorsamen,  nuczlichen  «nnd  ge- 
treuen Diennste,  die  Er  unns  nit  allaia  hievor,  von  eintrettung  an,  unnserer 
Lanndsfürstlichen  llegierung,  in  mehr  weege,  Sonnder  auch  fürnembllch  ieczo 
nachender  zwelff  Jar  lanng  beharrlich  aneinander  an  unnserm  fürstlichen  Hofe, 
Nämblich  anfangs  als  unnser  gehaimer  Rath,  volgends  neben  demselben  auch 
Obrister  Camerer  unnd  hernach  als  Obrister  Hofmaister  . .  .  erwisen,  gelaistet 
und  erzaigt  hat,  zu  desselben  etlicher  massen  gnedigisten  erkhantnus.  Weil  wir 
Ine  iezo,  auf  sein  so  beharrlich  bej  unns  beschehen  vilfeltig  unnderthenigist  an- 
langen unnd  bitten,  gedachter  seiner  bej  unns  getragner  Hofdiennste  aus  gnaden 
erlassen.  . .  ."  („Herrn  Georgen  Khevenhüllers  Verschreibung  um  15000  Gulden 
Gnadengelts  unnd  wider  1500  Gulden  zu  ainer  Khetten,  der  soll  Er  sich  selbs 
aus  dem  Ambt  an  der  Krembspruggen  bezallen."  D.  d.  Graz,  1580, 1.  20.  Cod.  10b, 
fol.  1  ff.    Wien,  Staatsarchiv.) 

^)  „Doch  wirdt  mich  einer  selten  —  heißt  es  weiter  —  bey  der  primiera 
oder  im  Schlaf  trunckhen  finden,  gib  denoch  wenig  Feurtag;  wann  Ich  auf 
Wernberg  und  Osterwicz  khomb,  ist  alda  mein  Burgenlust,  sonderlich  wann 
Weib  und  Khindt  bey  mir.  Mein  Sohn  Francz  ist  noch  auf  dato  in  Erczherzog 
Maximilian  Camerdiensten,  also  das  diser  Zeit  alle  Khevenhüller,  deren  Sechs, 
ausser  zwayer  Khinder,  in  der  Löbl.  Herrn  von  Österreich  Camer  würckhlich 
dhienen  mögen,  darfür  Gott  zuedanckhen."   D.  d.  12.  Januar  1581.    (Moßhammer.) 

^)  Hermann:  Geschichte  Kärntens  11/ 1,  S.  87. 

3)  Ibid.  11/ 1,  81  und  Kriegsarchiv,  Wien. 

*)  Geschildert  in  den  Annales  Ferdinandei  I,  7  ff. 

^)  Die  Burg  erhebt  sich  auf  einem  steilen  Felsenkegel  von  Triaskalk. 
Schon  890  war  Osterwitz  salzburgisches  Eigen  und  im  späteren  Mittelalter  hatten 


62 

hatte, ^)  Im  Arkadenhofe  der  Burg  befindet  sich  eine  große  Stein- 
tafel mit  lateinischer  Inschrift;  nie  mögen  —  so  kündet  diese  — 
die  Nachkommen  des  Erbauers  das  Werk,  daran  sein  Herz  gehangen, 
veräußern,  teilen  oder  auch  nur  verpfänden.  „Eosdemque  —  heißt 
es  am  Schlüsse  —  etiam  monitos  et  rogatos  vult,  christianam  reli- 
gionem  pie  et  caste  colant,  virtutem  amplectantur,  sobrietatem  maxime." 
Die  neue  Lehre  ist's,  die  Khevenhtiller  seinen  Nachkommen  empfiehlt, 
wie  auch  die  Bibelsprüche  an  den  Torhäusern  Zeugnis  geben  von 
seiner  protestantischen  Gesinnung. 

Georg  Khevenhüller  starb  am  9.  September  1587. 2)  „Er  stände 
—  sagt  der  kärntnerische  Chronist  von  ihm  —  seinem  lieben  Yatter- 
land  threulich  und  Liebreicher  Neigung  vor.  Liebde  den  fridt  und 
gehorsamb  sowol  auch  seine  frome  underthanen  sehr.  Den  müessig- 
gang  und  Hochfart  aber,  wie  auch  den  frembden  leichtförtigen 
Lörmben  war  Er  starckh  zue wider;  seine  liebe  Khinder  vermanet  er 
ohn  underlaß  zuer  rechter  Gottsforcht,  einigkheit,  Nachtbarkheit  und 
andern  Tugenden,  sonderlich  zum  gehorsamb.  Von  gestalt  und  Haar  war 
er  Roth,  wol  gebüldt  und  gebertig,  khlein  von  Persohn,  aber  dispost."^) 

es  die  Schenke  von  Osterwitz  als  Lehen.  Ende  des  15.  Jahrhunderts  kam  es  an 
die  Landesherren  und  dann  an  den  Urenkel  Maximilians  L,  Erzherzog  Karl  von 
Innerösterreich.  (Vgl.  Scheiger:  Hochosterwitz  in  Kärnten.  Mitteilungen  der 
k.  k.  Zentralkommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale,  V.  Jahr- 
gang 1860,  Nr.  9,  S.  245  ff.  und  Jahrbuch  der  Kunstsammlungen  des  Allerhöchsten 
Kaiserhauses  XV,  340.)  Hans,  Bartholomäus  und  Moritz  Christoph  Khevenhüller 
besaßen  Osterwitz  pfandweise  bis  1570.  In  diesem  Jahre  trat  es  Hans  an  den 
Erzherzog  Karl  ab.  (Cod.  6  a,  fol.  156/v.  Wien,  Staatsarchiv.)  Am  18.  März  1571 
verkaufte  Karl  die  Burg  samt  Himmelberg  und  Waidenberg  Georgen  Kheven- 
hüller. (Cod.  37,  f(jl.  52  ff.  Notifikation  des  Erzherzogs  an  das  Vizedomamt  in 
Kärnten,  d.  d.  Graz,  1571  III.  18.  Wien,  Staatsarchiv.  Vgl.  Czerwenka  58  ff.  Im 
Wiener  Staatsarchiv  befindet  sich  auch  die  Information  über  die  landesfürstliche 
Bewilligung  der  Eintragung  in  das  kärntnerische  Landgültbuch  d.  d.  1578,  III.  25.) 

^)  Neu  gebaut  hat  Khevenhüller  bloß  die  Tortürme,  Wachhäuser  und  dazu 
gehörigen  Ringmauern.  Das  Schlößchen  Niederosterwitz  im  Tal  wurde  erst  im 
17.  Jahrhundert  erbaut. 

^)  Er  wurde  am  16.  Oktober  1566  mit  den  Khevenhüllers  der  anderen  Linie 
von  Maximilian  II.  in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben.  Vom  Erzherzog  Karl 
erhielt  er  am  17.  April  1571  das  Recht,  sich  „Herr  auf  Hochosterwitz"  zu 
schreiben  und  am  28.  Mai  desselben  Jahres  die  Bewilligung,  das  Wappen  der 
Aufensteine  aufzunehmen  (denen,  wie  Hans  Khevenhüller  in  seinem  Tagebuch 
sagt,  „Osterwitz  vor  alten  Zeiten  zuegehört").  Am  14.  September  1580  verlieh 
ihm  Karl  das  Prädikat  „Freiherr  und  Herr  auf  Hohen  Osterwitz"  und  am  1.  Mai 
1587  (mit  seinen  Vettern)  das  Prädikat  „auf  Carlsburg". 

^)  Moßhammer  (nach  Megiser).  Georg  war  in  erster  Ehe  mit  Sibilla  Weit- 
moser zu  Winkel,  in  zweiter  mit  Anna  von  Thurzo,  Witwe  nach  Christoph  Welzer; 
vermählt. 


63 

Georgs  älterer  Sohn,  Siegmund/)  war  Mundschenk,^)  später 
Rat  und  Kämmerer^)  des  Erzherzogs  Karl  und  begleitete  die  Kaiserin 
Maria  bis  Mailand,  als  sie  1582  durch  Kärnten  nach  Spanien  reiste. 
In  der  Folge  wurde  er  Rat  bei  der  iunerösterreichischen  Regierung^) 
und  Hauptmann  zu  Gmünd. ^) 


^)  Aus  erster  Ehe.  Geboren  21.  November  1558,  gestorben  1593  (nach 
Czerwenka  1594).  Am  24.  November  1585  vermählte  er  sich  mit  llegina  von 
Thannhausen,  bei  welchem  Anlaß  er  vom  Erzherzog  Karl  ein  Trinkgeschirr  im 
Werte  von  100  Gulden  erhielt.  (Cod.  12  a,  fol.  114/v.  Staatsarchiv.  Jahrbuch  der 
kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiserhauses  XIII,  Nr.  9402.) 
Regina  wurde  die  dritte  Gemahlin  des  Bartholomäus.    (Siehe  Seite  25,  Anm.  2.) 

*)  Jahrbuch  der  kunsthistorischen  Sammlungen  des  Allerhöchsten  Kaiser- 
hauses XIII,  Nr.  9290. 

')  Moßhammer.  Dieser  erzählt  auch,  es  habe  sich  Khevenhüller  „auf  einem 
Thurniere  anno  1581  so  wol  gehalten,  das  ihm  die  Erzherzogin  Anna  ein  stat- 
lichen  Schmuekh,  der  noch  zue  ewiger  gedechtnus  zue  Wernberg  in  der  Riist 
Camer  aufgehalten  wirdt,  für  ein  favor  verehrt". 

*)  Diese  Ernennung  erfolgte  1588.  („  .  • .  Inmassen  Er  dann  die  gewöndliche 
Aids  Pflicht  solcher  Regiments  Rathsstell  noch  den  Achten  Tag  Martii  ver- 
schinen  Achtundachczigisten  Jars  berait  gethan  .  .  ."  „Herrn  Sig.  Khevenhüllers 
Freyherrns  geschälftl  per  Regiments  Raths  Besoldung."  D.d.  Graz,  1590  III.  29. 
Cod.  56,  fol.    78  V.  Staatsarchiv.) 

^)  Moßhammer.  Ebenso  wird  Siegmund  in  einer  „KauflFsverschreibung  umb 
die  Herrschafft  Märnberg"  d.  d.  Graz,  1589  IV.  26.  als  N.  Ö.  Regiments  Rat, 
Kämmerer  und  „Oberhaubtman  zu  Gmiindt"  genannt.  (Cod.  55,  fol.  100.  Staats- 
archiv.) „  .  .  .  gedachter  Herr  Sigmundt  Khevenhüller,  ob  er  wol  von  Persohn 
khurz  und  delicat,  so  ist  er  doch  Sehen,  weiß,  wolgefarbt,  guet  Proportioniert, 
höflich,  von  schennen  geberten,  und  von  menigclich  geliebt  gewesen."  (Moß- 
hammer.) Er  hatte  drei  Söhne:  Christoph  (geb.  und  gest.  1586),  Georg  (geb. 
24.  Juli  1590,  t  15.  Mai  1591)  und  Paul  (geb.  9.  April  1593  [nach  Czerwenka  1586!], 
gest.  1655).  Paul  trat  in  kaiserliche  Dienste,  ging  1612  mit  Matthias  nach  Frank- 
furt (Annales  Ferdinandei  VII,  445)  und  wurde  in  der  Folge  Burggraf  von 
Klagenfurt.  (Hermann:  Geschichte  Kärntens  II/2,  S.  420.)  Diese  Stelle  legte  er 
nieder,  als  das  Edikt  Ferdinands  II.  ihn  und  die  übrigen  protestantischen  Kheven- 
hüller (seinen  Stiefbruder  Hans  und  Vetter  Siegmund)  zur  Auswanderung  zwang. 
Er  warb  ein  Regiment  und  wurde  schwedischer  Oberst.  Nach  Gustav  Adolfs 
Tod  ging  Paul  nach  Schweden,  wo  ihn  Maria  Eleonore,  die  Königinwitwe,  zum 
Hofmarschall  ernannte,  (Vgl.  Wolf  I,  165  ff.  Czerwenka,  499  ff.  Annales  Ferdi- 
nandei XII,  153.  Theatrum  europaeum  VI,  488.)  Seiner  Ehe  mit  Regina  von 
Windischgrätz  entstammten:  Johann  Sigmund  (geb.  1622,  f  zu  Nürnberg  15.  März 
1631),  Bernhard  (geb.  1623,  f  unvermählt,  als  schwedischer  Oberstleutnant  1660), 
Bartholomäus  (geb.  1626,  Rittmeister  in  französischen  Diensten,  f  zu  Nürnberg 
23.  August  1662),  Andreas  (geb.  1627,  f  als  schwedischer  Hauptmann  18.  Januar 
1649),  Augustin  (geb.  1630,  t  18-  Juni  1653  im  Zweikampf),  Paul  (geb.  1635, 
wurde  am  18.  September  1658  vor  Kopenhagen  verwundet  und  nach  Amputierung 
seines  Fußes  nach  Schweden  gebracht,  wo  er  im  selben  Jahre  starb),  Georg 
Christoph    (geb.   1621,    gefallen    in    der   Schlacht    bei   Jenikau..    [Moßhammer, 


64 

Georgs  jüngerer  Sohn,  Franz/)  war  Rat  und  Kämmerer  des 
Erzherzogs  Maximilian,  Dieser  Prinz  wurde  am  22.  August  1587 
von  der  österreichischen  Partei  zum  König  von  Polen  proklamiert, 
er  mußte  aber  am  24.  Januar  des  folgenden  Jahres  nach  dem  un- 
glücklichen Gefecht  bei  Wielun  die  Waffen  strecken  und  sich  dem 
Großkanzler  Zamoiski  gefangen  geben.^)  Sein  Schicksal  teilte  Franz 
Khevenhtiller;  erst  im  März  1589  erfolgte  die  Freilassung,  worauf  er 
in  die  Heimat  zurückkehrte. 

Als  Abgesandter  der  Stände  begab  sich  Franz  1594  zu  Kaiser 
Rudolf,  der  damals  mit  den  Vorbereitungen  eines  Feldzuges  gegen 
die  Türken  beschäftigt  war;  die  Bitte  hatte  er  an  den  Kaiser  zu 
richten,  er  solle  Innerösterreich,  die  Vormauer  des  römischen  Reiches 
wider  den  Erbfeind  „mit  einer  ergäblichen  Hülif  erfreuen.";^)  denn 
schon  murrten  die  Stände,  man  lade  ihnen  allein  die  Last  „aufif  den 
Halß". 

Franz  Khevenhüller  war  Protestant;  auch  seine  Kinder*)  be- 
kannten sich  zur  Lehre  Luthers.  Erst  sein  Enkel  Ehrenreich  ^) 
kehrte  1666  mit  der  ganzen  Familie  zum  Glauben  der  Väter  zurück. 
Er  stand  im  Dienste  der  kärntnerischen  Landschaft^)  und  wurde 
am  23.  Juli  1673  in  den  Reichs-  und  erbländischeu  Grafenstand  er- 
hoben. 

Ehrenreichs  Sohn  Siegmund  Friedrich')  war  1686  Kämmerer 
und  Landrechtsbeisitzer,    1694  Rat  bei  der  innerösterreichischen  Re- 


Eintragungen  jedoch  von  späterer  Hand.  Darnach  wäre  Czerwcnka  zu  be- 
richtigen]). 

^)  Aus  erster  Ehe.  Geboren  am  12.  Mai  1562  (nach  Moßhammer),  gestorben 
1607.  Er  war  vermählt  mit  Crescentia  von  Stubenberg.  „Von  Persohn  war  Er 
mittermeßig  und  von  gesicht  und  Haar  Praun,  und  gar  ein  fromber,  Aufrechter 
cavalliero."    (Moßhammer.) 

2)  Ygi   Huber:  Österreichische  Geschichte  IV,  373.     Hirn  II,  278  ff. 

^)  Annales  Ferdinande!  IV,  1201. 

^)  Er  hatte  vier  Söhne:  Wolf  Georg  (f  ISjährig),  Bartholomäus  (Vor- 
schneider des  Erzherzogs  Ferdinand,  später  kaiserlicher  Oberst,  vermählt  mit 
einer  Freiin  von  Herberstein),  Siegmund  und  Franz.  (Nach  Moßhammer.)  Sieg- 
mund verließ  die  Heimat,  ging  nach  Nürnberg  und  dann  nach  Ungarn.  Er  war 
vermählt  mit  Siguna  Freiin  von  Stubenberg  und  pflanzte  den  Stamm  fort. 

^)  Sohn  Siegmunds  und  der  Siguna  Elisabeth  von  Stubenberg.  Er  wurde 
1640  geboren  und  starb  am  12.  April  1675. 

*)  Dies  erhellt  aus  dem  Grafendiplom  für  Siegmund  Friedrich,  d.  d.  Wien, 
1725  I.  6.    (R.  R.  B.    Karl  VI.  Band  XII,  fol.  153.   Staatsarchiv.) 

')  Geboren  am  17.  September  1666,  gestorben  am  8.  Dezember  1742. 
In  erster  Ehe  war  er  vermählt  mit  Maria  Renata  Gräfin  von  Thannhausen,  in 
zweiter  mit  Ernestine  Leopoldine  Gräfin  Rosenberg. 


65 

gierung-,  1698  als  Nachfolger  des  Grafen  Andreas  von  Rosenberg 
Landeshauptmann  von  Kärnten  und  Geheimer  Rat.  Das  Amt  eines 
Chefs  der  Verwaltung  bekleidete  er  bis  zum  Jahre  1712.  Ver- 
antwortungsvoll wurde  es  nach  dem  Ausbruch  des  spanischen  Erb- 
folgekrieges. Denn  immer  größere  Opfer  an  Blut  und  Geld  verlangte 
man,  wie  von  den  übrigen  Provinzen  der  Habsburgernionarchie,  so 
auch  von  Kärnten.  Klug  wußte  aber  KhevenhUller  zu  vermitteln 
und  die  Bewilligung  der  Forderungen  durchzusetzen. 

Im  Jahre  1703  drohte  dem  Herzogtum  ein  Einfall  der  Bayern 
und  Franzosen,*)  denn  Max  Emanuel  plante  ein  Unternehmen  gegen 
Tirol,  um  sich  mit  Vendome,  der  in  Italien  stand,  zu  vereinigen. 
Schon  hatte  Kärnten  die  für  die  Werbung  nötigen  Summen  bewilligt, 
als  es  die  Erhebung  Tirols  und  die  Schlacht  bei  Hochstädt  aus  der 
Gefahr  einer  feindlichen  Invasion  befreiten.  Unheil  brach  aber  über 
Bayern  herein:  österreichische  Truppen  okkupierten  es  und  den  Kur- 
fürsten erklärte  Josef  I.  am  29.  April  1706  in  die  Reichsacht.  Im 
selben  Jahre  wurden  die  vier  älteren  Söhne  Max  Emanuels:  Karl 
Albert,  Philipp  Moritz,  Ferdinand  Maria  und  Klemens  August  als 
Gefangene  nach  Klagenfurt  gebracht;  sie  behielten  jedoch  ihren  Hof- 
staat und  erfreuten  sich  auch  liebreicher  Behandlung.^) 

Mit  ihrer  Aufsicht  betraute  der  Kaiser  den  Burggrafen  von 
Klagenfurt,   Grafen   Rosenberg. ^)     Dieser  und   Khevenhüller   sorgten 


^)  Vgl.  Doeberl:  Bayern  und  Frankreich,  vornehmlich  unter  Kurfürst 
Ferdinand  Maria,  572  ff. 

^)  Das  Verdienst,  dies  nachgewiesen  zu  haben,  gebührt  v.  Heigel:  Die  Ge- 
fangenschaft der  Söhne  des  Kurfürsten  Max  Emanuel  von  Bayern  1705—1714. 
(Quellen  und  Abhandlungen  zur  neueren  Geschichte  Bayerns.  N.  F.  243  ff.)  Die 
Ankunft  der  Prinzen  in  Klagenfurt  erfolgte  am  10.  und  nicht  am  26.  Juni.  (Vgl. 
Heigel,  242.  Danach  Wolf  II,  216  zu  berichtigen.)  Khevenhüllers  Tagebuch 
(Band  III  und  IV,  sub  14084,  14085,  in  der  Hofbibliothek  zu  Wien  und  von 
Wolf  benutzt)  bringt  darüber  folgende  Notiz:  „Den  10.  (Juni)  langten  unter  be- 
gleitung  des  Herrn  Baron  von  Peschowitz  die  4  ältere  bayrische  prinzen  von 
Münnichen  zu  Clagenfurth  an,  mit  denen  der  Herr  Baron  von  Guidebon  als 
obristhoffmeister  und  Herr  graft"  Georg  Signnind  von  Thürnheimb,  welcher  mit 
mir  zu  Lintz  studirt  hat,  kamen.  Die  Administration  zu  Münnichen  verstünde 
sich  mit  dem  Herrn  burggraften  urab  ein  gewisses  quantum  die  printzen  mit 
Ihrer  liofstatt  zu  verpflegen,  die  Ihmc  solche  Verpflegung  über  eine  Zeith  wider 
benamme  und  einen  aignen  controlor  hereinschickte,  dene  Selbsten  zu  versehen." 

^)  Dies  erhellt  aus  dem  ersten  Bericht  (vom  12.  November  1706),  den  Graf 
Rosenberg  an  den  Kaiser  abschickte  und  worin  es  folgendermaßen  heißt:  „auff 
E.  K.  M.  allergnädigsten  Befehl,  daß  ich  auff  die  allhier  befindlich  vier  bayrischen 
Printzen  genau  Obsicht  tragen  und  von  deren  Thuen  und  Lassen  von  Zeit  zu 
Zeit  .  . .  relationiern  solle.  ..."  (Heigel,  245.)  Daß  dieses  Amt  Khevenhüllern 
übertragen  worden  sei  (wie  Wolf  II,  216  behauptet),  geht  auch  aus  dem  Tagc- 

KhevenhüUer-Schlitter.    1742—1744.  6 


66 

für  die  Unterhaltung  der  jungen  Wittelsbaclier,  die  eines  Tages  auch 
Hochosterwitz  besuchten.^)  In  der  Folge  wurde  jedoch  der  Wunsch 
laut,  es  möge  ihnen  ein  anderer  Aufenthaltsort  angewiesen  werden; 
man  hegte  Furcht  vor  Bayern  sowohl  wie  vor  Schweden. 2)  In  der 
Tat  ließ  Karl  VI.,  auf  Khevenhüllers  Rat,  die  Prinzen  nach  Graz 
übersiedeln,  wo  sie  am  11.  April  1712  eintrafen.^) 


buch  Khevenhüllers  nicht  hervor.  Ferner  wäre  zu  l)erichtigen,  daß  das  Feuer 
im  Schloß  Maria  Loretto  am  Wörthersee,  dem  Landaufenthalte  der  Prinzen,  nicht 
am  9.  August  170G  (Wolf  II,  217),  sondern  am  9.  Oktober  1708  ausgebrochen  war. 
^)  „Den  3.  Junii  (1710)  seind  die  4  durchlauchtigsten  bayrischen  prinzen  zu  mir 
nach  Osterwicz  kommen,  welche  im  hohen  Schlos  abgestigen,  daselbsten  meeß  ge- 
hört und  sodan  nach  beseehung  der  Vestung  das  mittagmahl  nebst  anderer  gesell- 
schafft in  untern  Schlos  eingenomen,  denen  zu  Ehren  bey  Ihrer  ankunfft,  unter 
der  meeß  und  währender  Taffei  bis  60  schus  aus  stucken  thuu  Hesse,  und  hatte 
der  ältere  prinz  selbsten  4  canons  losgebrennt.  Worüber  ein  gast  folgende 
cronographica  gemacht:  tertia  lünll  hUIUs  anni  fortaLItlüM  hoC  InUIserUnt 
gratlosi  qUatUor  prInCIpes  BaVarl,  qUos  LaUte  prorsUs  eXCepIt  hUIUs  pro- 
VlnClae  CapItaneüs.  Senior  prInCeps  CaroTjUs  qUatUor  heroICe  eXpLosIt  tor- 
Menta  beLLICa,  fUtUrüs  Is  strenüüs  et  Insignis  generaLIs  (sie!).  Ein  anderer 
aber  beystehende  vers  sowohl  über  dise  begebenheit  als  beschehene  bewirthung: 

Boiorum  quatuor  Dominos,  Khevenhiller  in  arce 

Excipit,  et  fertur  Principe  dignus  honor. 

Hanc  ascendentes  soboles  vos  Martis-  adorat 

Fulmineo  strepitu  Martis  amata  cohors. 

Hie  quae  spectatis,  quae  nunc  invisa  videtis 

Tutor  et  offendo:  scriptio  sola  docet. 

Tutatur  dixi,  verum  est,  tutatur  amicos, 

Hostes  offendit,  si  quis  is  esse  velit. 

Prae  cunctis  video  Carolo  Tibi  visa  placere. 

An  tormentorum  musica  forte  placet? 

Fors  tentare  cupis,  nunquam  tentare  quod  ausus? 

Tormentis  quatuor  ludere  dulce  melos. 

Tentas,  cxplodis,  qua  sis  ab  origine  natus, 

Monstras  in  teneris  iam  documenta  satis. 

Cur  quatuor?  Quatuor  fratres,  quorum  aemula  virtus 

Caesaris  et  Patriae  commoda  sola  petet. 

Feceris  hoc  studio  quodam  praesente  Ministro 

Caesaris,  ut  noscat  sie  fore  velle  tuum. 

Perpetuo  memores  eritis,  quaecunque  Carinthi 

Praestant,  et  gratia  mente  coletis  eos. 

Vos  alit  haec  telhis,  alit  haec  et  adauget  aniorem 

Vestrum  erga  quosvis,  finio,  vera  loquor." 
2)  Heigel,  244,  249. 

^)  „Den  11.  (April  1712)  seind  die  bayrische  prinzen  atif  meine  Ihrer  K.  M. 
gethane  allerunterthänigste  VorstöUung  von  Clagenfurth  nacher  Gräcz  uberbracht 
worden,  dahin  man  auch  den  5ten  prinzen  Theodor  unter  begleittung  des  Herrn 
graffen  Max  Fuggär,   welcher  folgendts   als   ober  Stallmeister  derenselben  de- 


67 

KhevenliUller  war  indessen  zum  Statthalter  von  Niederösterreich 
ernannt  worden.^)  Ein  weiterer  Spielplatz,  als  den  er  in  Klagenfurt 
gefunden  hatte,  eröffnete  sich  ihm,  wo  er  seine  juristischen  Kennt- 
nisse und  Erfahrungen  zu  größerer  Geltung  bringen  konnte.  Waren 
doch  damals  die  landesfUrstlichen  Regierungen  mehr  Gerichtshöfe 
denn  politische  Verwaltungsstellen. 2) 

Länger  als  vor  und  nach  ihm  ein  Landeschef,  dreißig  Jahre 
hindurch,  waltete  Khevenhüller  seines  Amtes,  Wichtige  Verordnungen, 
insbesondere  solche  auf  dem  Gebiete  der  Armenpflege  und  des  öffent- 
lichen Wohles,  sind  auf  ihn  zurückzuführen.'') 

Diente  auch  Khevenhüller  dem  Kaiser  nicht  mit  dem  Schwerte, 
so  zeigte  er  doch,  daß  er  Furcht  nicht  kenne  und,  treu  den  Tradi- 
tionen des  Hauses,  die  Pflicht  höher  bewerte  als  das  eigene  Leben. 


clarirt  wurde,  von  Miinnichen  aus  abschickete,  der  Herr  Graff  von  Thierheim 
bekamme  bey  der  bestättigung  den  tittl  als  oberhoffmeister."  Diese  Übersiedlung 
schien  auch  aus  politischen  Gründen  geboten  zu  sein:  durch  die  Annäherung  der 
bisherigen  Bundesgenossen  Österreichs  an  Frankreich  war  die  Wiedereinsetzung 
der  Witteisbacher  nicht  mehr  in  weite  Ferne  gerückt.  (Heigel,  252.)  Bevor  Graf 
Thürheim  den  Titel  eines  Obersthofmeisters  erhielt,  war  er  Obriststallmeister  der 
Prinzen.    Wolfs  Angabe  (II,  217)  ist  daher  unrichtig. 

^)  Sein  Vorgänger  war  Karl  Ferdinand  Graf  Welz  (gestorben  am  18.  Juni 
1711  „an  der  Windwassersucht".  Khevenhüllers  Tagebuch).  Am  8.  Januar  1712 
legte  der  neue  Statthalter  den  Eid  ab.    (Starzer,  303  ff.) 

^)  Jede  Eegierung  teilte  sich  in  zwei  Senate;  dem  einen  oblagen  die  eigent- 
lichen Regierungsgeschäfte  mit  Einschluß  der  Militaria,  dem  anderen  die  Justiz- 
sachen,  wobei  er  die  Urteile  nur  vorbereiten  durfte,  die  Entscheidung  wurde 
erst  im  Plenum  gefällt.  Die  Regierung  war  daher  auch  oberster  Gerichtshof  des 
betreffenden  Landes.  So  blieb  es,  bis  Maria  Theresia  die  Scheidung  der  Ver- 
waltung von  der  Justiz  in  Angriff  nahm.  (Vgl.  Huber-Dopsch:  Österreichische 
Reichsgeschichte  181,  248.) 

^)  Regulierung  der  Taxen  „der  Regierungs-Zeugen-Commissarien".  —  „Ver- 
satz- und  Frage-Amt  Renovation"  und  Verbot  der  Privatapotheken  (1713).  — 
Advokaten- und  Gerichtsordnung  (1714).  —  Umgestaltung  der  Pupillen-Raitkammer 
der  Stadt  Wien  (1715).  —  Straßenreinigung  (1718).  —  „Beschreibung  der  geist- 
lichen Personen  in  den  Vorstädten  Wiens" ;  Schlichtung  der  Jurisdiktionsstreitig- 
keiten zwischen  Regierung  und  Konsistorium  und  zwischen  Regierung  und  Uni- 
versität; Bestimmungen  über  das  Fragamt  (1721).  —  Verbot  der  Sonnwendfeier 
(1724).  —  „Holzgestätten-Ordnung."  —  Regierungsjurisdiktion  über  adelige  Per- 
sonen. —  Gasthausordnung.  —  Errichtung  von  Zucht-  und  Arbeitshäusern.  —  Um- 
schreibung des  Wirkungskieises  zwischen  Regierung  und  Kammer.  —  Ver- 
besserung des  allgemeinen  Unterrichts.  —  Bestimmungen  darüber,  daß  die  Uni- 
versität über  Stiftungen  Rechnung  abzulegen  habe,  die  sie  verwalte.  —  Maß- 
regeln gegen  die  Pest.  —  Verordnungen  zur  Förderung  der  Sicherheitszustände 
in  Stadt  und  Land.  —  Errichtung  von  Spitälern.  —  In  der  Folge  war  Kheven- 
hüller auch  Vorstand  des  Arraenamts  und  Soldatenspitals.    (Starzer,  304  ff.) 

5* 


68 

Denn  als  Wien  von  der  Pest  heimgesucht  wurde,  da  genügte  ihm 
nicht,  bloß  Befehle  zu  geben;  er  selbst  überwachte  ihre  Durch- 
führung, stets  war  er  auf  den  Straßen  zu  sehen  und  oft  genug  ritt 
er  in  die  entlegensten  Vorstädte,  wo  der  schwarze  Tod  die  meisten 
Opfer  forderte.  Ergriffen  durch  den  Anblick  unseligen  Jammers  ver- 
anstaltete Khevenhüller  Sammlungen  im  Kreise  seiner  Standesgenossen, 
um  die  Toten  begraben  zu  lassen,  den  Kranken  Lebensmittel  und 
Arzneien  verschaffen  und  die  Ärzte  in  der  Ausübung  ihres  Berufes 
unterstützen  zu  können.  Der  wackere  Statthalter  wurde  der  Lieb- 
ling Wiens,  das  Volk  „vergötterte"  ihn.^) 

In  den  Jahren  1723  und  1728  war  Khevenhüller  Mitglied  der 
geheimen  Deputation,  die  während  der  Abwesenheit  Karls  VL  die 
Eegierungsgeschäfte  versah. 2)  Zum  Vorsitzenden  dieses  Kollegiums 
der  Geheimen  Räte  wurde  er  1732  ernannt,  als  der  Kaiser  nach 
Böhmen  reiste,  um  mit  Friedrich  Wilhelm  L  von  Preußen  zusammen- 
zutreffen.^) Im  selben  Jahre  vertrat  Khevenhüller  den  Grafen  Gun- 
daker  Thomas  Starhemberg  im  Präsidium  der  Ministerial-Banko- 
deputation;^)  er  führte  die  Konvertierung  durch,  die  dieser  angeregt 
hatte,  ö) 


^)  Starzer  305.  —  Am  22.  Oktober  1713  tat  Karl  VI.  das  Gelübde,  zu  Ehren 
des  heiligen  Karl  von  Borromäus  eine  Kirche  zu  erbauen.  In  KhevenhüUers 
Tagebuch  findet  sich  darüber  folgende  Eintragung:  „Den  22.  (Oktober  1713) 
haben  beede  regierende  Kay.  Majestätten  der  von  der  Hoffkirchen  aus  nach 
St.  Stephan  angestölten  procession  (welche  der  Fürstl.  Herr  Ordinarius  selbsten 
geführet)  auferbaülich  beygewohnt.  Und  wurden  zum  ersten  von  denen  P.  P. 
Michaelern  die  Reliquien  des  H.  Caroli  Borromaei,  sodan  durch  die  vicarios 
hiesiger  Domkirchen  das  weinende  Gnadenbildt  Unser  Frauen  von  Bööz  getragen. 
Besagter  Bischotf  sänge  das  Hochamt  und  communicirte  sowohl  Ihro  M.  den 
Kayser  als  Kayserin,  deren  Ersterer  vor  der  Communion  das  gelübd  abgelegt 
hat,  eine  kirchen  zu  Ehren  gemelten  H.  Caroli  zuerbauen,  dessen  bildnus  auf 
den  hohen  altar  unter  einen  rothen  baldachin  aufgemacht  wäre.  ..."  (Vgl.  Hg: 
Die  Fischer  von  Erlach  I,  615  ff.) 

^)  Der  Kaiser  begab  sich  1723  nach  Prag,  um  zum  König  von  Böhmen 
gekrönt  zu  werden,  1728  nach  Innerösterreich,  um  die  Erbhuldigung  der  Stände 
entgegenzunehmen.    (Vgl.  Starzer  306.) 

^)  Über  diese  Zusammenkunft  vgl.  Droysen:  Friedrich  Wilhelm  I.,  König 
von  Preußen  II,  162  flf.  (Geschichte  der  preußischen  Politik,  IV.  Teil,  III.  Abt., 
Band  II.) 

*)  Starhemberg  hatte  nach  dem  Ableben  des  Statthalters,  Grafen  Welz, 
die  Oberleitung  dieses  Bankinstitutes  übernommen ;  gleichzeitig  war  Khevenhüller 
zum  Coadministrator  ernannt  worden.  (Menzi:  Die  Finanzen  Österreichs  von 
1701—1740,  S.  260.) 

«)  Menzi  630. 


69 

Größere  Aufgaben  fielen  ihm  zu,  als  nach  des  letzten  Habs- 
burgers Ableben  Maria  Theresia  den  Thron  bestieg  und  das  öster- 
reichische Erbe  wider  die  ungerechtfertigten  Ansprüche  ihrer  Feinde 
verteidigen  mußte.  In  jenen  unheilschwangeren  Tagen  sorgte  Kheven- 
hliller  für  die  Sicherheit  im  Innern  des  Landes,  für  den  Unterhalt 
der  Truppen  und  die  Zufuhr  von  Lebensmitteln.^)  Da  ereilte  ihn  am 
8.  Dezember  1742  der  Tod. 

Siegraund  Friedrich  Khevenhüller  war  ein  streng  katholischer 
Edelmann,  der  bei  keiner  kirchlichen  P'eier  fehlte  und  auch  gern  mit 
dem  Klerus  verkehrte.  Wallfahrten,  Prozessionen,  Predigten  und 
Besuche  in  Klöstern  finden  sich  zahlreich  in  seinem  Tagebuch  ver- 
merkt. Aber  mit  derselben  Genauigkeit  trug  er  auch  alles  ein,  was 
sich  am  Wiener  Hofe  ereignete.  Er  zählt  auf,  was  den  Hofchargen 
nach  Leopolds  I.  Tod  zufiel,^)  schildert  die  Veränderungen,  die 
Josef  I.  im  Ministerium   und   im  Hofstaat  vornahm,^)   und   die  Fest- 


^)  Khevenhüller  war  damals  auch  Präsident  des  Wohlfahrtsaiisschusseg 
und  der  Wiener  Defensions-  und  Verproviantierungskommission.   (Starzer  306.) 

")  „  .  .  .  man  pfleget  dem  Obristhoifmeister  vor  das  Silber  und  vor  das 
Übrige,  so  er  aus  der  Kay.  Verlaß  zu  prätendiren  hat,  100,000  fl.  zu  geben;  der 
Obrist  Cammerer  bekamme  mit  alle  Kleyder  des  Kaysers  und  das  in  der  Cammer 
sieh  befindende  silber,  und  dem  Obrist  Stallmeister  gehören  alle  Hoffwägen  und 
pferde  im  Kay.  Stall,  mit  welchen  man  sich  auch  dessenthalben  verstehen 
muß.  ..."  (Eintragung  vom  5.  Mai  1705,  vom  Todestag  Leopolds.)  Vgl.  Wolf 
II,  215. 

^)  „Über  2  Tag  als  den  5.  dits  (Juni  1705)  haben  Ihre  K.  M.  aus  hundert 
etlich  unnd  fünfzig  Ihres  herrn  Vattern  hochstseeligsten  andenckens  hinterlasseuen 
geheimben  räthen  nur  33  zu  dero  würcklichen  geheimen  räthen  mit  aufhöbung 
des  conferenzraths  allergnädigist  benennet:  als  Fürst  von  Salm,  obristhoifmeister; 
H.  graff  Ferdinand  Bonaventura  von  Harrach,  des  verstorbenen  Kaysers  obrist- 
hoifmeister; H.  graff  Wolfgang  von  Ötting,  reichshoifrathspraesident;  Fürst  Ester- 
hasy,  Palatinus  Hungariae-,  H.  gr.  Heinrich  von  Mansfeld,  gewester  Kay.  Obrist 
Cammerer;  Prinz  Eugenius  von  Savoyen;  H.  graff  Frantz  von  Lamberg,  Landts- 
haubtman  in  Oberösterreich;  Fürst  Johan  Adam  von  Liechtenstein;  H.  gr.  Wenzel 
Kinsky;  Fürst  von  Lobkowitz,  der  regierenden  Kayseriu  Obristhoifmeister; 
H.  gralf  Georg  Adam  von  Märtinicz,  gewester  Kay.  Hoff  Marschall;  H.  graff 
Otto  Ehrenreich  von  Traun,  Landtmarschall  in  Unter  Österreich;  H.  graff  Wenzel 
von  Sternberg;  H.  graff  Carl  Max  von  Thurn,  der  verwittibten  Kay  serin  Obrist- 
hoffmeister;  H.  graff  Julius  Friederich  Buceleni,  gewester  Hoff  Cantzler;  H.  graff 
Fermian  Jakob  von  Tschernin,  Obristburggraff  in  Böheim;  H.  Cardinal  von 
KoUonitsch ;  H.gr.  Philipp  von  Dietrichstein,  gewester  Kay. Obrist  Stallmeister;  Fürst 
Antoni  von  Liechtenstein,  des  Königs  in  Spanien  Obristhoffmeister;  H.  graft"  Leopold 
Donat  Trautsohn,  Obrist  Cammerer;  Fürst  von  Dictrichstein,  Obrist  Stallmeister; 
H.  Cardinal  von  Lamberg;  H.  graff  Carl  von  Waldstein,  Hoff  j\rarschall;  Duca 
di  Moles;  Herzog  von  Sachsen  Zeiz,  Bischoff  zu  Rab  und  Coadiutor  zu  Gran; 
H.  graff  Gundacker  von  Starhemberg,  Hoff  Cammer  Praesidcnt;   H.  graff  Ernst 


70 

lichkeiten,  welche  stattfanden,  als  blasende  Postillione  die  Kunde  vom 
Siege  bei  Ramillies  gebracht  hatten.^) 

Am  Sterbetag  Josefs  I.^)  schrieb  Khevenhüller  folgendes  in  sein 
Tagebuch:  „Den  17.  gegen  ^4  auf  Eilff  Uhr  vormittag  hat  der  all- 
wissende Gott  Ihro  May.  den  Kayser,  (nachdeme  Selber  unterschid- 
liche  tag  vorhero   einige  alteration  empfände,   die  blättern  auch  den 


Friederich  von  Windischgrätz ;  H.  Baron  von  Seylern,  Hoff  Cantzler;  H.  graff 
von  Sinzendorff,  Hoff  Cantzler;  H.  graff  Wenzel  von  Wratislau;  H.  graff  Carl 
Ferdinand  von  Weltz,  Statthalter;  H.  Cardinal  Grimani;  H.  gr.  Leopold  von 
Herberstein,  vicekriegspraesident.  Denen  haben  Ihro  May.  über  eine  Zeitli  den 
H.  graffen  Leopold  Joseph  von  Laraberg,  dero  Bottschafftern  zu  Eom,  und 
H.  graffen  Maximilian  Carl  von  Löwenstein,  Administratorem  in  Bayern  mit  den 
vorhin  gehabten  rang  adiungirt,  also  das  der  erstere  gleich  nach  den  graff 
Tschernin,  der  leztere  aber  nach  den  graffen  von  Wallenstein  gehet.  Wegen 
der  übrigen  geheimen  räthe  hat  der  Kayser  resolvirt,  das  Selbe  nach  denen  ob- 
benenten  und  künfftig  declarirenden  würcklichen  in  den  rang,  wie  Sye  vorhero 
waren,  verbleiben,  auch  die  übrige  praerogativen  nebst  den  Excellenz  Tittl  ge- 
nüssen,  iedoch  die  raths  Sessiones  nicht  frequentiren  sollen,  und  müste  man 
dessenthalben  neue  Kay.  Decreta  gegen  erlegung  400  fl.  Tax  aus  der  hoff  Cantzley 
erhöben.  Die  vorbesagte  würckliche  geheime  räthe  müsten  widerum  von  neuen 
das  iurament  ablegen."  —  Die  Angabe  Mailaths  (Geschichte  Österreichs  IV, 
382),  wonach  die  Zahl  der  Geheimen  Räte  beim  Tode  Leopolds  I.  164  betrug, 
ist  daher  keineswegs  übertrieben.  Vgl.  Großmann:  Die  Geschäftsordnung  in 
Sachen  der  äußeren  Politik  am  Wiener  Hofe  zu  K.  Leopolds  und  Lobkowitz 
Zeiten.  (Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  12,  459  ff.)  Vgl.  auch  Fellners 
Besprechung  von  Bidermanns  Geschichte  der  österreichischen  Gesamtstaatsidee. 
(Mitteilungen  des  Instituts  für  österreichische  Geschichtsforschung  XV,  525  ff.) 
—  „Mit  anfang  des  Monath  7bris  (1705)  hat  Ihro  May.  der  Kayser  die  Zahl 
deren  Hoff  Cammerräthe  von  74  auf  32  redueirt,  mit  einschlus  des  vicepraesidenten 
Graffen  Ferdinand  Ernst  von  Molärt,  welche  sammentlich  bey  den  H.  Hoff 
Cammerpraesidenten  das  iurament  ablegen  müesten,  der  auch  vorhin  vom  Fürsten 
von  Salm  nach  abgelegten  eyd  gebräuchl.  massen  installirt  worden.  Übrigens 
wurde  die  I.  0.  Cammer  (welche  bishero  von  der  hoff  Canczley  dependirete),  der 
Wiennerischen  Hoff  Cammer  unterworffen,  gleich  es  bishero  mit  denen  Ungari- 
schen, böhmischen  und  Schlesingerischen  Hoff  Cämmern  observirt  worden  ist." 

Über  die  Wiedereinsetzung  der  Konferenz  im  Jahre  1709  berichtet  Kheven- 
hüller folgendes: 

„In  disem  monath  (Januar  1709)  hat  der  Kayser  auf  einrathen  einiger 
Ministern  und  des  Fürsten  von  Salm  authoritet  in  etwas  zu  contrabalanciren,  den 
conferenz  rath  widerum  auffgerichtet,  und  hierzu  zu  räthen  erckisen:  besagten 
Fürsten,  den  Graffen  von  Mansfeldt,  Cardinal  von  Lamberg,  Prince  Eugene  de 
Savoye,  den  Obrist  Cammerer,  Graffen  von  Windischgräz,  die  2  Hoff  Canzler 
und  den  Graffen  Wratislau,  die  weiters  Keinen  besonderen  Eang  haben,  sondern 
nach  den  älter  als  geheime  rätiie  siezen;  und  weilen  dan  Ville  ältere  praeterirt 
worden,  als  hat  es  grosse  disgusti  abgesezt." 

^)  23.  Mai  1706. 

^)  17.  April  1711. 


71 

10.  dits  würcklich  ausgeschlagen),  zu  grösten  leydwesen  aller  treu 
gehorsamsten  Oesterr.  Vassalien  im  33.  Jahr  seines  alters  von  diser 
vergänglichen  Weldt  abfordern  wollen,  w^elchen  kläglichen  Tottfall 
nicht  allein  der  Englische  Wahrsager  in  seinen  Calender  vorgesagt, 
sondern  solchen  auch  die  Sonn  Selbsten  durch  Ihren  von  einiger 
Zeith  her  vermerckten  rothen  oder  bluttigen  aufgang  prognosticirt  hat; 
wie  dan  ingleichen  zu  Mantua  3  Sonnen  sollen  gesehen  worden  sein." 

Auch  die  Reden,  die  Khevenhüller  als  Landeshauptmann  von 
Kärnten  im  Landtag  gehalten  hat,  finden  wir  aufgezeichnet;  Curtius, 
Livius,  Salust  werden  mit  Vorliebe  zitiert. 

Als  Statthalter  von  Niederösterreich  in  die  Nähe  des  "Wiener 
Hofes  gerückt,  konnte  Khevenhüller  vollends  der  Lust  des  Schreibens 
fröhnen..  An  Stoif  fehlte  es  ihm  nicht,  denn  als  Mitglied  des  Ge- 
heimen Rates  wohnte  er  den  wichtigeren  Hof-  und  Staatshandlungen  bei. 
So  am  19.  April  1713  der  Verkündigung  der  pragmatischen  Sanktion') 
und  am  22.  April  1720  dem  Landtag,  auf  welchem  die  niederöster- 
reichischen Stände  dieses  Haus-  und  Grundgesetz  annahmen. 2) 


*)  „Den  19.  (April  1713)  haben  Ihro  Kay.  und  Catholische  May.  alle  Ihre 
geheime  räthe  nebst  den  Marques  Eomeo,  Secretario  de  los  despächos  universales, 
und  den  Sibenbürgischen  Hoff  Canzler  in  die  ratlistuben  beruffen,  woselbsten 
Höchstgedacht  dieselbe  sich  au  die  taffei  stölleten  und  stehend  uns  samment« 
lieh  zu  verstehen  gaben,  das  Sye  Crafft  des  anno  1703  zwischen  dero  verstorbenen 
Herrn  Brüdern  und  Hmen  auffgerichteten,  auch  von  Ihren  herrn  Vattern,  Kayser 
Leopoldo  confirmirten  Cessions  Instrumenti  et  pacti  rautuae  Successionis  inter 
losepliinam  et  Carolinam  lineas,  zu  Verhüttung  künfftiger  Uneinigkeiten  (wan 
etwan  Gott  wider  alles  besseres  Verhoffen  ohne  Ehlichen  leibs  Erben  diesselbe 
von  diser  Weldt  abforderen  solte),  zu  dero  Erbinnen  vorgesehener  massen  ordine 
primogeniturae  die  zwey  Erzherzoginnen  Kaysers  Josephi  glorwürdigsten  an- 
denckens  declarireten,  welche  dan  auch  von  diser  Zeith  an  die  praecedenz  vor 
Ihren  «weyen  Tantes  und  Leopoldinischen  Erzherzoginnen  haben  sollen,  worbey 
Seine  Kay.  May.  uns  nicht  allein  a  secreto  dis  falls  dispensireten,  sondern  auch 
verlangeten,  das  wir  dise  Ihre  allcrgnädigste  declaration  unsern  untergebenen 
zue  wissen  thun  sollen.  Hierauf  wurden  besagte  Instrumenta  in  latein  vom 
H.  Hoff  Canzler,  Graffen  von  Seilern  abgelesen,  wormit  sich  diser  villen  censuren 
unterworfene  actus  geendet." 

Nach  dem  heutigen  Stand  der  Forscliung  kann  wohl  nicht  mehr  behauptet 
werden,  daß  zwischen  dem  pactum  mutuae  successionis  und  der  pragmatischen 
Sanktion  ein  Widerspruch  obwalte.  (Vgl.  G.  Turba:  Die  pragmatische  Sanktion 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Länder  der  Stephanskrone.  Separatabdruck  aus 
der  „Österreich.-Ungar.  Revue",  34.  Band,  1906,  Heft  1—6.) 

^)  „Den  22.  haben  sich  die  hiesige  Stände  von  Praelaten,  Herren,  Rittern, 
wie  auch  die  Abgeordnete  von  denen  18  mitleydenden  Stätten  und  Märckten  auf 
das  an  sye  unter  den  ersten  Marzii  d.  J.  ei-gangene  Hofdekret,  zu  gehorsamster 
Ver-  und  respoetive  Annemmung  S.  kays.  M.  ailcrgu.  und  landtsvätterlicher  In- 


72 

Gleich    ausfuhrlich    schildert   Siegmund   Friedrich,   der   damals, 
1728,    in   der  Hauptstadt  weilte,    die   Erbhuldigung    der   inneröster- 


tentiou  in  v,  sanctionis  pragmaticae  et  legis  peipetuo  valiturae  wegen  der 
künflftigen  Thron-  und  Erbfolge  in  den  durclileuclitigsten  Erzhaiis  in  formani 
perpetui  fideicommissi  familiae  et  primogeniturae  anfänglich  in  den  männlichen, 
hernach  aber  auch  in  dessen  unverhofften  Abgaiigsfall  in  den  weiblichen  Ge- 
schlecht, in  den  Landthaus,  ein  jeder  Stand  in  seinen  gewohnlichen  Zimmer,  vor 
neun  Uhr  in  der  Frühe  versamlet,  folgendts  alle  in  den  großen  Saal  bey  denen 
zubereitteten  Tischen  und  gerichteten  Bäncken  ihre  Sessioues  genommen. 

„Erstlich  säße  der  H,  Landtmarschall  bey  den  Direktorialtisch  an  der 
Mauer  allein,  sodann  bey  solchen  an  den  Fenster  die  zwey  älteste  vom  Herren- 
standt,  als  der  H.  Fürst  Antoni  von  Liechtenstein  und  H.  Carl  Ludwig  Graff 
von  Sinzendorff  R.  H.  Raths  Vicepraesident,  der  erstere  zwar  nicht  denen  Jahren 
nach,  sondern  in  Crafft  einer  seinem  fürstlichen  Geschlecht  anno  1612  vom  ge- 
melten  Herrnstand  ertheillten  Concession,  das  allemall  der  Senior  oder  Regierer 
desselben  den  Vorsiz  und  die  erste  Stiium  unter  denen  politischen  Ständen  haben 
solle.  Darummen  die  zwey  BischöfFe  zu  Wienn  und  Neustatt,  weilen  Sye  mit 
keinen  solchen  Privilegio  versehen  und  auf  der  Herrnbanck  secundum  aetatera 
physicam  sizen  müssen,  außzubleiben  pflegen.  An  besagten  Tisch  sassen  auch 
der  Landtschafft  Syndicus  H.  J.  B.  von  Mair  Edler  von  Mairsfeld,  welchen  L  k.  M. 
ad  hunc  specialem  actum  pro  notario  publico  creirt  haben,  und  der  Herrnstandts 
Secretarius  Conrad  von  Filers,  der  erstere  gegen  den  2  vom  Herrenstand  und 
der  leztere  dem  H.  Landmarschall  gegenüber.  Ober  den  H.  Landtmarschall,  bey 
einen  besondern  Tisch  säße  zu  beeden  Seithen  der  hiesige  in  27  Klöstern  und 
Probsteyen  bestehende  Prälaten  Stand,  als  .  .  . 

„Etwas  abwertlis  des  Direktorial  Tisch  stunde  eine  lange  Taffei,  bei  welcher 
auf  der  obern  Seithen  unserer  25  vom  alten  Herrnstandt,  jedoch  nicht  allzugenau 
denen  Jahren  nach,  weilen  vill  ältere  uns  ]\Iinistern  guttwillig  die  Vorhaud  ge- 
lassen, gesessen,  gegen  uns  über  aber  der  H.  Landtuntermarschall  mit  denen 
fürnemmeren  vom  Ritterstand;  hinter  diesen  stunden  unterschidliche  Bäncke  vor 
die  übrige  anwesende  Herren  und  Ritter;  von  erstem  nemlich  alt-  und  neuen 
Herrnstand  waren  unser  in  allen  gegenwertig  164,  und  von  leztcrn  63.  Hinter 
denen  Prälaten  etwas  entfernet  stunden  die  Bäncke  vor  die  Deputirte  von  denen 
mitleidenden  Stätten  und  Märckten,  worunter  Neustatt  und  St.  Polten  nicht  be- 
griffen. Es  waren  38  an  der  Zahl,  worbey  zu  wissen,  das  zu  dergleichen  actus 
die  Statt  Wienn  4  und  die  übrige  nur  2  Abgeordnete  zu  schicken  pflegen. 

„Nachdeme  die  Sessiones  auf  jezt  verstandene  Weis  eingenommen  waren, 
fienge  der  H.  Landtmarschall  an,  eine  kurze  Pröposition  zu  machen  und  befahle, 
vorgemeltes  Hoffdekret  samb  allen  darinnen  angemerckten  Beylagen  abzulesen, 
als  K.  Ferdinandi  IL  Testament,  datirt  Wienn  den  10.  Mai  1621,  wie  auch  dessen 
Codicill  de  dato  8.  August  1635,  da  höchstgedacht  S.  k.  M.  Verordneten,  der  viller 
Ursachen  halber,  sonderlich  aber  wegen  der  grossen  ottomännischen  Macht  alle 
damalen  besessene  und  künfftig  überkommende  Königreich  und  Länder  ohne 
Separation  bey  dem  regierenden  Herrn  und  also  immerforth  bei  dem  Altesten 
in  Form  einer  Primogenitur  oder  Majorat  verbleiben  sollen. 

„Folgendts  das  Instrumentum  renunciationis  Caesaris  Leopoldi  et  losephi 
regis  ad  monarchiam  hispanicam  in  favorem  Caroli  regis,  quousquo  ipse  aut 
eiusdem  legitime  procreati  haeredes  superstites  forent,  datum  Viennae  12  7bris  1703. 


73 


reicliischen  Landschaften.    Sie  war  die  letzte,  welche  die  Habsburger 
in  den  Provinzen  selbst  entgegennahmen.^) 

Spärlich  sind  jedoch  die  Nachrichten  über  die  geistige  Ent- 
wicklung Maria  Theresias;  weit  mehr  berücksichtigt  unser  Chronist 
die  Frage  der  Erbfolge  und  die  Trauung  der  Erzherzogin  mit  Franz 


„Instrumentum  acceptationis  Caroli  regis  sub  eodem  dato.  —  Instrumentum 
mutuae  successionis  inter  reges  losephum  et  Carolum  in  casum  deficientis  alter- 
utrius  descendeutiae  de  eodem  dato.  —  Instrumentum  renunciationis  et  abdica- 
tionis  Caroli  regis  omnium  provinciarum  germanicarum  in  favorera  regis  losephi 
et  ejusdem  masculae  descendentiae  de  eodem  dato.  (Darnach  Turba  13,  Anm.  27, 
zu  berichtigen.)  Das  Prothokoll  des  H.  EetVrendarii  von  Scliick  als  creati  notarii 
publici  Caesarei  über  die  den  19.  April  1713  von  I.  k.  u.  kö.  kath.  M.  in  Gegen- 
warth  dero  würcklichen  geheimen  Käthen  und  Canzlern  gethane  Successions 
Declaration  auf  den  unverhofften  Abgang  des  Mannstammens  unter  denen  Erz- 
herzoginnen. —  Instrumentum  renunciationis  S.  archiducis  Mariae  losephae  sponsae 
in  favorem  descendentiae  Augustissimi  Caesaris  Caroli,  de  dato  Viennae  19.  Au- 
gusti  1719.  —  Instrumentum  confirmatorium  praefatae  renuntiationis  eiusdem 
S.  archiducis  Dresdae  sub  dato  1.  8bris  1719  in  praesentia  S.  S.  Soceri  et  conjugis, 
ministrorumque  suorum,  nee  non  domini  referendarii  Buol  quoad  hunc  actum  depu- 
tati  commißarii  Caesarei  factum.  —  Instrumentum  acceptationis,  ratificationis  et 
confirmationis  S.  principis  regii  et  electoralis  Saxoniae  binarum  renunciationum 
dictae  S.  suae  conjugis  de  eodem  dato.  —  »Simile  Instrumentum  de  eodem  dato 
a  S.  rege  Poloniae  corroboratum.  —  Schließlichen  wurde  abgelesen  das  Hoff- 
dekret,  krafft  dessen  der  Landtschafft  Syndicus  von  Mair  in  notarium  publicum 
caesareum  creirt  worden. 

„Hierauf  hielte  der  H.  Landtmarschall  die  Umfrag,  was  an  I.  k.  M.  über 
obig-allergn.  Hoffdekret  vor  eine  Antworth  und  Ercklärung  abzustatten  sein 
möchte.  Die  vier  erstere  Votanten  vom  jeden  Stand,  als  H.  Abbt  zu  Mülck, 
H.  Fürst  von  Liechtenstein,  H.  Landtuntermarschall  und  der  hiesige  Burger- 
meister Dr.  Hartman  wie  auch  einige  andere  von  Ministern  und  Landtsmitglidern 
machten  zierliche  Danckreden  von  S.  k.  M.  tragende  so  große  landtsvätterlichc 
Vorsorg  und  fügeten  bey  einen  untert.  Anwünschung  lang  beglückter  Kegierung 
und  zahlreicher  Männlichen  Descendenz,  mit  gehorsamsten  Erbietten,  Leben,  Gutt 
und  Bluth  aufzuopfern,  dise  allergn.  und  weiseste  kais.  Anordnung  manuteniren 
zu  helften,  zu  solchen  Ende  auch  eine  neue  Erbverbündnuß  mit  denen  übrigen 
kais.  Erblanden  einzugehen.  Disem  Concluso  gemäß  hat  der  von  3Iair  eine  wohl 
verfaßte  Schrifft  aufgesezt,  welche  den  25.  d.  im  Landthaus  abgehöret  und  fol- 
genden Tag  I.  k.  M.  durch  den  H.  Landtmarschall  in  Unterthenigkeit  überreicht 
wurde,  welche  annebens  denen  Ständen  erlaubeten,  durch  Ausschuß  vor  höchst- 
gedacht deroselben  zu  erscheinen  und  ihr  mündliche  unterthenigste  Dancksagung 
abzulegen,  die  der  H.  Graff  von  Enkenvoirt  als  dermalen  ältester  Verordneter 
gethan. ..." 

^)  Die  Huldigung  in  Niederösterreich  hatte  1712  stattgefunden.  (Vgl.  von 
Györy:  Kaiser  Karl  VI.  und  die  Erbhuldiguug  der  niederösterreichischen  Stände, 
in  den  Blättern  des  Vereines  für  Landeskunde  von  Niederösterreich,  1890.)  Nach 
dem  Tode  Karls  VI.  erfolgte  die  Huldigung  in  Wien  durch  einen  Ausschuß  der 
Stände. 


74 

von  Lothringen.^)  Er  enthält  sich  jeder  Bemerkung  über  die  öffent- 
lichen Zustände,  so  trostlos  sie  auch  in  der  letzten  Regierungszeit 
Karls  VI.  waren.  Das  zerrüttete  Finanz-  und  Kriegswesen  gab  ihm 
ebensowenig  Anlaß  zur  Klage  wie  die  buntscheckige  Rechtspflege. 
Abhold  jeder  Neuerung,  verteidigte  er  die  alten  Formen.  Ihm  glichen 
viele,  die  damals  Maria  Theresias  Thron  umstanden:  sie  verkörperten 
das  Regime  Josefs  I.  und  Karls  VI. 

Siegmund  Friedrich  Khevenhiiller  war  Ritter  des  Goldenen 
Vließes;^)  am  6.  Januar  1725  erhielt  er  die  Bestätigung  des  seinem 
Vater  verliehenen  Grafenstandes  und  1737  erfolgte  seine  Aufnahme 
in  das  schwäbische  reichsgräfliche  Kollegium.  Das  war  die  letzte 
Auszeichnung,  die  ihm  zuteil  wurde. ^) 

„War  in  allen  seinem  Thun  und  Lassen  —  so  lesen  wir  im 
Tagebuche  seines  Sohnes  —  hurtig,  emsig  und  ordentlich,  mogte 
nicht  leiden,  wann  man  auf  den  folgenden  Tag  sparen  wollte,  was 
den  heutigen  geschehen  kunte.  .  .  .  Hatte  ein  unvergleichliches  Judi- 
cium und  erstaunliche  Gedächtnus,  wäre  in  Historia  und  vornehmlich 
in  Genealogicis  über  die  Maßen  kundig.  ...  Er  wäre  von  mehr  dann 
mittelmäßiger  Länge,  sehr  brunnet,  hatte  dabei  aber  noch  in  seinem 
Alter  ein  frisches  Aug  und  lebhafte  aufrechte  Physiognomie;  ginge 
ganz  grad  und  geschwind  daher,  hatte  noch  keine  graue  Augenbraun, 
subtile  Hände  und  Füße;  wäre  sehr  mager  am  Leib,  hatte  ein  lang- 
lechtetes  Gesicht,  so  aber  in  seinem  Alter  ziemlich  vollkommen 
worden ;  wäre  sehr  generös,  dabei  aber  nicht  verschwenderisch.  .  .  . 
Er  wäre  von  Natur  sehr  gäh,  hatte  aber  sein  Temperament  durch 
seine  Tugend  also  gezwungen,  daß  er  die  Güte  selbst  worden.  Er 
litte  nicht,  wann  er  jemanden  was  abschlagen  sollte.  .  .  .''^) 

Sein  ältester  Sohn,  Johann  Josef,  wurde  am  3.  Juli  1706  zu 
Klagenfurt  geboren^)  und,  nach  der  Sitte  der  Zeit,  von  armen  Leuten 
aus  der  Taufe  gehoben.  In  Wien  oblag  Johann  Josef  juridischen 
und  humanistischen  Studien,  die  er  glänzend  absolvierte,  worauf  er 
sich,  wie  damals  alle  jungen  Kavaliere,  ins  Ausland  begab;   er  ging 


^)  12.  Februar  1736. 

^)  30.  November  1721. 

^)  Starkenfels. 

*)  Eintragung  vom  8.  Dezember  1742. 

®)  Johann  Josef  entstammte  der  zweiten  Ehe  Siegmund  Friedrichs.  Vgl. 
über  ihn  Adam  Wolf:  Aus  dem  Hof  leben  Maria  Theresias  1  ff.  und  Geschichtliche 
Bilder  aus  Österreicli  II,  233  ff.  Einzelne  Daten  wurden  einem  Manuskripte  ent- 
nommen, das  von  dem  am  11.  September  1905  verstorbenen  Fürsten  J.  Karl  Kheven- 
hUller-Metsch  herrührt  und  im  Familienarcliive  zu  Frohnsburg  erliegt.  („Die 
Khevenhüller."  Band  II,  239  ft".) 


75 

nacli  Leyden,  später  nach  Straßburg,  wo  er  Staatsrecht  studierte. 
Heimgekehrt  ward  ihm  die  Stelle  eines  niederösterreichischen  Re- 
gierungsrates verliehen;^)  drei  Jahre  später  erfolgte  seine  Ernennung 
zum  Reiehshofrat.2)  Im  Jahre  1734  forderte  ihn  Kaiser  Karl  VI.  auf, 
sich  wie  so  viele  seiner  Vorfahren  es  getan,  im  diplomatischen  Dienst 
verwenden  zu  lassen. 

Die  polnische  Sukzessionsfrage, ^)  in  der  Karl  VI.  Partei  ftir 
den  Kurfürsten  von  Sachsen^)  ergriff,  der  sich  zur  Garantie  der 
pragmatischen  Sanktion  verpflichtet  hatte,  die  Haltung  Frankreichs,  das 
für  die  Wahl  Stanislaus  Lesczinskys,  des  Schwiegervaters  Ludwigs  XV., 
einzutreten  entschlossen  war,  und  die  drohende  Gefahr  eines  europäi- 
schen Krieges,  der  in  der  Tat  darüber  entbrannte,  bestimmten  den 
Kaiser,  sich  die  Ergebenheit  der  deutschen  Fürsten  zu  sichern.  Auch 
nach  Dänemark,  das  sich  bereits  zur  Stellung  von  Hilfstruppen  ver- 
pflichtet hatte,^)  sollte  sich  ein  Abgesandter  des  Wiener  Hofes  be- 
geben. Die  Wahl  des  Monarchen  fiel  auf  Khevenhüller,*')  „in  dessen 
Treue,  gute  Vernunft  und  Fähigkeit"  er  „ein  besonderes  Vertrauen 
gesetzt"  und  dem  er  vor  allem  andern  auftrug,  dem  französischen 
Einfluß  entgegenzuarbeiten.^) 


1)  Am  3.  August  1725. 

*)  1.  April  1728.  Zum  wirklichen  Reichshofrat  wurde  Johann  Josef  am 
26.  Januar  1735  ernannt. 

^)  Am  1.  Februar  1733  war  August  II.  gestorben. 

■*)  Friedricli  August,  Sohn  des  verstorbenen  Königs  von  Polen. 

^)  Im  Jahre  1732.  Die  Punktationen  wegen  Verwendung  der  Hilfstruppen 
wurden  am  27.  März  1734  zwischen  dem  FZM.  Grrafen  Seckendorf  und  dem  däni- 
schen GM.  Praetorius  zu  Berlin  unterzeichnet.  (Feldzüge  des  Prinzen  Eugen  von 
Savoj^en,  herausgegeben  von  der  kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  k.  u.  k. 
Kriegsarchivs.  II.  Serie,  Bd.  X,  136.) 

^)  Rcichshofratsdekret  vom  16.  April  1734. 

')  Instruktion  vom  8.  Mai  1734  (St.-A.).  Folgende  Stellen  seien  daraus 
hervorgehoben:  „Von  übriger  Beschaffenheit  des  dänischen  Hoflfs  wird  Er  in  loco 
selbst  mehrere  Nachricht  einziehen  können,  indessen  doch  zu  seiner  Achtung 
nehmen,  daß  der  geheime  Kriegs-Secretarius  Löwenör,  welcher  mit  dem  franzöß. 
Ministro  in  engen  Vertrauen  stehen  solle,  mittels  geringeren  Leuthen,  die  umb 
des  Königs  L.  Person  täglich  umbgehen,  nicht  minder  durch  Vorschub  obged. 
Marggraffin  von  Culmbach  Mittel  und  Weege  finde,  des  Ministerii  Eathschläge  viel- 
fältig zu  verdrehen  und  des  Königs  L.  nach  seiner  Neigung  zu  lencken,  destwegen 
dan  der  Graft'  von  Khevenhüller  dießfalls  fürsichtig  zu  gehen,  derley  Leüthe  auszu- 
kiindigen  und  wo  möglich  sich  zu  gewinnen  hat.  ..."  —  „  .  .  .  und  wird  Er  von 
selbst  bedacht  seyn,  daß,  weilen  das  Haupt- Absehen  seiner  Abschickung  in  dem 
bestehe,  damit  Er  des  Königs  in  Dänemarck  L.  zu  mehrerer  Freundschafts-Ver- 
bindung  mit  Uns  auf  alle  mögliche  Weiß  ...  zu  gewinnen,  hingegen  nach  Mög- 
lichkeit zu  hinderen  suche,  auf  daß  S.  L.  durch  die  beständig  französ.  Reitz-  und 


76 

Der  Feldzug  1734  endete  unglücklich  für  den  Kaiser.  Und  als 
auch  das  folgende  Jahr  keine  günstige  Entscheidung  brachte,  mußte 
sich  der  schwergeprüfte  Monarch  den  Friedensbedingungen  fügen, 
die  Frankreich  und  dessen  Verbündete  ihm  auferlegten:  am  3.  Ok- 
tober 1735  wurden  die  Wiener  Präliminarien  unterzeichnet,  auf  Grund 
dei'en  am  11.  April  1736  der  Abschluß  der  Konvention  zwischen 
Karl  VI.  und  Ludwig  XV.  erfolgte.^)  Kraft  dieses  Vertrages  mußte 
sich  Franz  von  Lothringen,  seit  12.  Februar  Gemahl  Maria  Theresias, 
zugunsten  Frankreichs  seines  Stammlandes  begeben,  wofür  er  als 
Entschädigung  Toskana  erhielt.  Die  Abtretung  von  Bar  und  Loth- 
ringen war  der  Preis,  den  Frankreich  für  die  Garantie  der  pragmati- 
schen Sanktion  gefordert  hatte. 


Zumuthuugen  von  Uns  nicht  ab-  und  zu  Theilnehmung  an  denen  Pohlnischen 
Sachen  gezogen  werde,  besonders  bei  dem  fast  instehenden  Eeichs-Tag  in 
Schweden,  auf  dessen  Ausschlag  der  dänische  Hoff  allein  zu  lauren  scheinet; 
dan  obwohlen  Wir  an  des  Königs  L.  bisher  gezeigten  Eifer  und  Versicherung 
beständig  mit  Uns  zu  haltender  Freundschaft't  keinen  Zweifel  zu  tragen  haben, 
daß,  wan  auch  durch  gemeldt-schwedischen  Keichs-Tag  entweder  durch  die 
starcke  Parthey  deren  frauzös.  und  Stanislaisch  Gesinnten  ein  Uns  und  Unseren 
Alliirten  widriger  Schluß  betrieben,  oder  aber  mit  Annehmung  der  von  Engeland 
angebrachten  Commediation  Uns  ein  nachtheiliger  Frieden  angedrungen  werden 
solte,  der  dänische  Hoff  nicht  plater  Dingen  auf  die  feindliche  Parthey  sicli 
schlagen  werde,  zumahlen  dessen  Absichten  einestheils  nicht  gemäß,  daß  die 
Cron  Schweden  gelegenheit  bekomme,  ihre  verlohrene  Provinzen  widerumb  zu 
erobern  und  dardurch  mächtiger  zu  werden,  anderentheils  auch  für  Däuemarck 
nicht  vorträglich  scheinet,  daß  selbige  Cron  durch  einen  aufdringenden,  nicht 
standhafften  und  so  zu  sagen,  Particular  Frieden  in  ungewißer  Ruhe  sich  sehen 
solte,  so  hat  doch  die  Erfahrmis  von  der  nordischen  Hoffen  Beschaffenheit  und 
Neigung  schon  so  offt  gezeiget,  daß  selbige  den  erst-besteu  Vortheil  ergreiffen 
und  über  Alles  hinausgehen,  darvon  der  unter  dem  verstorbenen  Czar  Petro  zu 
Braunschweig  fruchtloß  veranlaßete  Congress  und  der  darauf  erfolgte  Neustadter 
Fried  genügsame  Prob  an  Tag  legen,  solchem  nach  zu  sorgen,  daß  der  dänische 
Hoff  durch  französisch-vortheilhafte  Vormahlungen,  zumahlen  mit  aufgemutzter 
Vorstellung  einer  gefährlichen  russischen  Übermacht  zu  einen  widrigen  Absprung 
leicht  könne  verleitet  werden.  Dahero  wird  der  Graft'  von  Khevenhüller  .  .  .  sich 
.  .  .  fürnehmlich  angelegen  seyn  lassen  müssen,  allen  Gelegenheiten  vorsichtig 
auszuweichen,  wordurch  Er  dem  dänischen  Hoff  oder  aber  denen  feindl.  Ministris 
Anlaß  geben  könte,  seinem  Thuen  und  Lassen  einen  gehäßigen  Anstrich  zu 
geben  und  dardurch  denselben  in  seinen  negotiis  hintersteilig  zu  machen.  ..." 

Khevenhüller  wurde  unter  anderem  aiicli  beauftragt,  „allen  Umbgang"  mit 
dem  französischen  Botschafter,  „auch  in  loco  tertio  zu  meiden,  bey  Hoff'  aber 
die  gewöhnliche  Höfflichkeit  zu  beobachten". 

^)  Vgl.  Feldzüge  des  Prinzen  Eugen,  Serie  II,  Bd.  XI,  252  ff.  Zwiedineek: 
Deutsche  Gescliichte  im  Zeitraum  der  Gründung  des  preußischen  Königtums  II, 
656  ff'.     Arneth:  Prinz  Eugen  von  Savoyen  III,  481  ff. 


77 

Audi  in  der  Folge  leitete  den  letzten  Habsburger  einzig  und 
allein  der  Gedanke,  das  Erbrecht  seiner  ältesten  Tochter  zu  sichern. 
Nur  solche  Männer  berief  er  daher  zur  Wahrung  seiner  Interessen, 
die  sich  in  jenen  Tagen  durch  ihre  Treue  sowohl  wie  durch  ihre 
Fähigkeiten  hervorgetan  hatten.  Zu  diesen  verläßlichen  Dienern  der 
Dynastie  zählte  auch  Khevenhtiller.  Erfolgreich  war  seine  Tätigkeit 
am  dänischen  Hof:  gefestigt  das  Einvernehmen  beider  Monarchen, 
trotz  Umtrieben  der  französischen  Politik.  In  Anerkennung  seiner 
„Geschicklichkeit  und  anderer  lobwürdiger  Eigenschaften"  ließ  ihm 
der  Kaiser  „die  höchste  Gnade"  angedeihen,  indem  er  ihn  am 
5.  Dezember  1736  zum  Vertreter  der  böhmischen  Kur  am  Reichstag 
zu  Regensburg  ernannte.^) 

Auch  in  dieser  Stellung  tat  sich  der  junge  Diplomat  hervor  — 
derart,  daß  selbst  der  Kaiser  zur  Feder  griff  und  dem  Vater  schrieb, 
wie  sehr  er  mit  den  Leistungen  des  Sohnes  zufrieden  sei.  Damals 
erhielt  Johann  Josef  die  Zusicherung,  es  werde  ihm  die  Statthalter- 
schaft in  Niederösterreich  zufallen,  habe  er  beim  Ableben  Siegmund 
Friedrichs  nicht  eine  bessere  und  würdigere  Stelle  inne.^)  Er  wurde 
1737  wirklicher  Geheimer  Rat,  da  er  „auch  bei  letzthin  verrichteter 
Gesandtschaft  am  königlich  dänischen  Hof  . . .  stattliche  Proben  seiner 


'■)  Weisung  Karls  VI.  an  Joli.  Josef  Khevenhüller  d.  d.  Wien,  5.  Dezember 
1736.  (St.-A.)  Über  die  Abschiedsaudienz  erhielt  Johann  Josef  folgende  Ver- 
haltungsbefehle: „  .  .  .  hast  du  .  .  .  des  Königs  von  Dänemark  L.  von  Unserer 
aufrichtigen,  wahren  Freundschaft  ...  in  denen  anständigsten  und  kräftigsten 
terminis  zu  versicheren  und  hierunter  das  Augenmerck  vornemblich  dahin  zu 
richten,  darmit  einiges  Mißtranen  nicht  stattfinde,  als  ob  die  zwischen  Uns  und 
Franckreich  wieder  hergestellte  gute  Verständnus  zu  Jemands  Nachtheil  oder  zu 
Unterdrückung  derer  Protestirender  abzielete.  Welche  Auffraercksamkeit  von 
darumben  urab  so  mehrers  nöthig  zu  seyn  scheinet,  weilen  eines  Theils  von 
beeden  Seemächten,  sonder  Zweifel  aus  Erkandtnus  ihres  unvergnüglichen  Betrags, 
immer  zu  nicht  geringe  Unruhe  derentwegen  bezeuget,  auch  anderen  beyzubringen 
sich  bemühet  wird,  und  anderen  Theils  der  von  Berckentheira,  wie  dir  ohnedeme 
bekandt  ist,  in  unzeitigem  Religions  Eyffer  anderen  Protostirenden  Gesandten  es 
weit  bevorthut,  mithin,  umb  sich  an  seinem  Hoff  ein  vermeintliches  Verdienst 
zu  machen,  gar  leicht  veranlaßet  werden  dörffte,  ungegründete  Berichte  dahin 
zu  erstatten." 

Die  Vorgänger  Johann  Josefs  waren  Rudolf  Graf  Colferedo  (1731—1734) 
und  Baron  von  Otten,  der  von  1734  bis  zur  Ernennung  Khevenhüllers  das  Amt 
eines  böhmischen  Gesandten  ad  Interim  versah.  Die  Wiederaufnahme  der  Krone 
Böhmen  in  das  Kurkollegium  hatte  Josef  I.  im  Jahre  1708  durchgesetzt.  —  Die 
Instruktion  für  Johann  Josef  ist  vom  1.  3Iai  1737  datiert.    (St.-A.) 

2)  Karl  VI.  an  Siegmund  Friedrich  Khevenhüller.  Laxenburg,  6.  Mai  1737. 
(KhevenhüUersches  Familienarchiv,  Frohnsburg.) 


78 

besitzenden  klugen  Vernunft,  Fähig-  und  Geschicklichkeit  zu  Tag 
gelegt"  hatte. ^) 

Nicht  im  entferntesten  dachte  Karl  VI.  daran,  den  Grafen 
Khevenhtiller  dem  öffentlichen  Dienste  zu  entziehen  und  bei  Hof  zu 
verwenden.  Daher  ernannte  er  ihn  auch  nicht  —  entgegen  dem 
Wunsche  der  Kaiserin  —  zum  Obersthofmeister  Maria  Theresias;  er 
trug  sich  vielmehr  mit  der  Absicht,  ihm  den  Botschafterposten  in 
Paris  anzuvertrauen. 2)  Der  Tod  des  Kaisers  führte  aber  eine  wesent- 
liche Änderung  der  Dinge  herbei. 

Maria  Theresia  erneuerte  zunächst  die  Vollmacht  Khevenhüllers 
als  kurböhmischen  Gesandten^)  und  beauftragte  ihn  einige  Tage 
später,  sich  rasch  nach  Wien  zu  begeben:^)  die  Erhebung  des  Loth- 
ringers zum  Mitregenten,  insbesondere  aber  die  Übertragung  der 
böhmischen  Kur  an  ihn,  hatte  den  Widerspruch  Sachsens  hervor- 
gerufen. Johann  Josef  wurde  daher  an  den  Dresdener  Hof  gesandt, 
das  gute  Recht  der  Königin  zu  verteidigen  und  —  worauf  es  dieser 
am  meisten  ankam  —  das  frühere  freundschaftliche  Verhältnis 
zwischen  Osterreich  und  Sachsen  wieder  herzustellen.  Stand  doch 
die  Erfüllung  des  Lieblingswunsches  Maria  Theresias  auf  dem  Spiel : 
die  Zuwendung  der  Kaiserkrone  an  Franz  von  Lothringen. 

Außer  dem  so  wichtigen  Gesandtschaftsposten  in  Dresden  wurde 
Khevenhüllern  noch  ein  zweites,  nicht  minder  heikles  Amt  übertragen : 
das  eines  zweiten  kurböhmischen  Gesandten  bei  der  Kaiserwahl  in 
Frankfurt,  ö) 

Undankbar  jedoch  beide  Missionen:  aussichtslos  alle  Bemühungen 
Österreichs   in   Frankfurt,*')   langwierig    und   unerquicklich    die   Ver- 


1)  Dekret  d.  tl.  Laxenburg  18.  Mai  1737.     (Wien,  Staatsarchiv.) 

^)  Tagebuch:  Eintragung  vom  11.  Mai  1743. 

3)  22.  Oktober  1740.    (St.-A.) 

*)  Weisung  vom  29.  Oktober  1740.    (St.-A.) 

^)  Vollmacht  d.  d.  14.  Februar  1741.  Eine  ähnliche  Vollmacht  stellte  am 
selben  Tag  auch  Franz  von  Lothringen  als  Inhaber  der  kurböhmischen  Wahl- 
stimme aus.  (Konzepte  und  Abschriften  im  Staatsarchiv:  Weisungen  an  die 
kurböhm.  Gesandtschaft-,  Wahl-  und  Krönungsakten,  F.  32.)  —  Johann  Wilhelm 
Graf  Wurmbrand  war  zum  ersten,  Karl  Freiherr  von  Prandau  zum  dritten  kiu'- 
böhmischen  Gesandten  ernannt  worden  und  dieser  war  es  eigentlich,  der  Öster- 
reich in  Frankfurt  vertrat.  (Vgl.  über  Prandau  unter  anderem  Heigel :  Der  öster- 
reichische Erbfolgestreit  und  die  Kaiserwahl  Karls  VII.  S.  82  ff.) 

Leider  hat  Arneth  die  Laufbahn  Khevenhüllers  bis  zum  Zeitpunkte  der 
Ernennung  nach  Dresden  ganz  und  gar  unberücksichtigt  gelassen.  Ungerecht- 
fertigt daher  das  Urteil,  das  er  über  ihn  fällt.    (Maria  Theresia  I,  197.) 

«)  Vgl.  Heigel  86  ff.  Arneth  II,  19  ff.  Am  24.  Januar  1742  erfolgte  die 
Wahl  Karl  Alberts,  Kurfürsten  von  Bayern,  zum  Kaiser. 


79 

liaudlungen  am  Dresdener  Hofe,  Der  Vertrag  von  1733  verpflichtete 
Sachsen  unzweifelhaft  zum  Beistande  Maria  Theresias;  dem  Grafen 
Heinrich  Brühl  aber,  dem  Minister  Friedrich  Augusts  III.,  war  die 
Zwangslage,  in  der  sich  die  Habsburgerin  befand,  äußerst  willkommen, 
die  sächsische  Hilfeleistung  so  hoch  als  möglich  zu  bewerten.^;  Den 
größten  Gewinn  suchte  er  dafür  herauszuschlagen,  daß  Sachsen  den 
Großherzog  Franz  als  österreichischen  Mitregenten  anerkenne,  diesem 
die  Stimme  bei  der  Kaiserwahl  gebe  und  sich  am  Kriege  gegen 
Preußen  beteilige.  Schließlich  schraubte  Brühl  seine  Forderungen 
auf  das  folgende  Maß  zurück:  Zahlung  von  zwölf  Millionen  Talern, 
Abtretung  eines  Teiles  des  zu  erobernden  preußischen  Gebietes,  Zu- 
sage des  Großherzogs,  sich  als  Kaiser  zu  bemühen,  daß  das  kur- 
fürstlich sächsische  Haus  zur  Königswürde  gelange. 

Auch  diese  Bedingungen  waren  ungemein  hart,  weshalb  Kheven- 
hüller  und  Wratislaw  am  11.  April  1741  den  Vertrag  mit  dem  aus- 
drücklichen Vorbehalt  unterzeichneten,  er  müsse,  um  gültig  zu  sein, 
von  Maria  Theresia  noch  genehmigt  werden.^) 

Die  Königin  verweigerte  in  der  Tat  die  Ratifikation. 3)  Neue 
Unterhandlungen  wurden  angeknüpft,  die  jedoch  gar  bald  ins  Stocken 
gerieten;  denn  Sachsen  schwenkte,  geködert  durch  Frankreich  und 
auch  beeinflußt  durch  England,  ins  feindliche  Lager.^) 

Diese  Sinnesänderung  hatte  Johann  Josef  nicht  erwartet;  bloß 
die  Sorge  sprach  aus  seinen  Berichten,  Sachsen  werde  sich  vielleicht 
nicht  entschließen  können,  an  dem  Feldzug  wider  Preußen  teil- 
zunehmen.^) 


^)  Vgl.  darüber  Arneth  I,  202  ff. 

^)  Vgl.  Arneth  I,  206  ff.  Hier  sei  auf  ein  Cahier,  betreffend  „Verhandlungen 
mit  Kursachsen  1740—1741",  verwiesen,  das  sich  im  Wiener  Staatsarchiv  (Ab- 
teilung: Verträge  betreffende  Akten)  befindet. 

^)  Vgl.  Arneth  I,  209  ff.  Auffallend  daher  folgende  Stelle  aus  der  In- 
struktion Khevenhüllers  vom  25.  Juni  1745.  (Staatsarchiv,  Abteilung  Staatskanzlei, 
Instruktionen.  Arneth  vermochte  dieses  Schriftstück  nicht  aufzufinden.  Bd.  III, 
Seite  421,  Anm.  21.)  „  ...  So  viel  nun  sein  —  Graft'ens  Verrichtungen  am 
ersteren  (sächsischen)  Hoff  anbelangt,  da  ist  ilime  ohnedas  bestens  bekandt,  was 
mit  selbem  im  Jahr  1741  sowohl  Avegen  einer  Bündnus  gegen  Preußen,  als  der 
Kayser  Wahl  halber  verhandlet,  auch  geschlossen,  aber  chursächsischer  Seits  zu 
ratificiren  verweygert  worden.  ..." 

*)  Vgl.  auch  Arnold  Schaefer:  Graf  Brühl  und  Friedrich  der  Große.  Die 
sächsische  Cabinetspolitik  vor  dem  siebenjährigen  Kriege.  (Sybels  Historische 
Zeitschrift  XV,  125.)  —  Heigel:  Der  österreichische  Erbfolgestreit  und  die  Kaiser- 
wahl Karls  VII.  Seite  107,  124  ff". 

^)  Arneth  I,  210  ff. 


80 

Nach  Abbruch  der  diplomatischen  Beziehungen  kehrte  Johann 
Josef  in  die  Heimat  zurück.  Nicht  lange  jedoch  blieb  er  ohne  Amt : 
am  19.  November  1742  ernannte  ihn  Maria  Theresia,  die  damals 
„eine  starke  Änderung  und  Promotion"  in  den  Hofstellen  vornahm, 
zum  Obersthofmarschall.  ^)  Erst  einige  Monate  darnach  äußerte  sich 
Khevenhüller  über  diesen  wichtigen  Abschnitt  seines  Lebens:  wohl 
bedeute  es  „die  größte  Ehre  und  Konsolation",  oft  um  die  Person 
der  Allerhöchsten  zu  sein,  aber  das  habe  „absonderlich  für  einen 
ehrlichen  und  redlichen  Mann"  so  manches  Üble  im  Gefolge.  Im 
übrigen  sei  er  nie  ein  Freund  des  Hoflebens  gewesen  und  auch 
seine  „Complexion"  habe  „für  die  Hoffstrapazien  und  das  gebenedeite 
Anticaraeramachen  gar  nicht  taugen  wollen".^) 

Mit  Wehmut  dachte  Johann  Josef  des  verstorbenen  Kaisers, 
der  sich  geweigert,  ihn  dem  diplomatischen  Dienste  zu  entziehen. 
Und  nun  mußte  er  sich  nach  dem  Stande  der  Dinge  noch  glücklich 
schätzen,  als  ihm  jenes  Hofamt  —  dank  der  Vermittlung  des  Herzogs 

—  „vor  so  vielen  anderen  älteren  und  würdigeren  Kompetenten"  zu- 
fiel. Bald  aber  paßte  er  sich  den  neuen  Verhältnissen  an,  ja  er 
lebte  sich  derart  in  sie  hinein,  daß  kein  anderes  Feld  der  Tätigkeit 
mehr  Reiz  für  ihn  hatte.  So  schlug  Johann  Josef  das  Anerbieten 
aus,  bis  zur  Ankunft  Karls  von  Lothringen  in  Brüssel  die  Stelle 
eines  Statthalters  ad  Interim  zu  versehen^)  und  er  lehnte  auch  die 
Ehre  ab,  die  Erzherzogin  Maria  Anna  nach  Belgien  zu  begleiten.*) 
Der  Umstand,  daß  er  in  der  Tat  leidend  und  mit  „einem  wunder- 
lichen Schnuppen"  behaftet  war,  der  ihn  schon  seit  Jahren  quälte, 
kam  ihm  damals  allerdings  sehr  zustatten.  Hingegen  sträubte  er 
sich   nicht,   im  Falle   der  Not  noch   andere  Ressorts  zu  übernehmen 

—  wenn  ihm  nur  das  Glück  beschieden  bliebe,  in  unmittelbarer  Nähe 
des  geliebten  Herrsch  er paares  weilen  zu  dürfen.  So  versah  Johann 
Josef  vom  Mai  1743  bis  zum  September  1745  nebst  seinem  Hofamt 
auch  die  Agenden  eines  Obersthofmeisters  und  Oberstkämmerers. ^) 

Nicht  bloß  durch  Fleiß  und  Genauigkeit  in  den  Geschäften, 
auch  durch  strenge  Rechtlichkeit  zeichnete  er  sich  aus;  immer  höher 
stieg   er   daher  in   der   Gunst   Maria  Theresias   und   ihres   Gemahls. 


^)  Tagebuch.  Eintragung  vom  19.  November  1742. 

2)  Aufzeichnung  vom  11.  Mai  1743. 

^)  Aufzeichnung  vom  21.  Februar  1743. 

*)  Item  vom  24.  Februar  1744. 

^)  Aufzeichnung  vom  11.  Mai  1743.  Als  der  Obriststallmeister  Fürst 
Auersperg  erkrankte,  mußte  Khevenhüller  „vi  officii"  einige  Zeit  auch  dieses 
Amt  versehen.     (Eintragung  vom  27.  September  1744.) 


81 

Dieser  ließ  ihm  eines  Tages  vertraulich  mitteilen,  eine  Promotion 
von  Toisonisten  stände  bevor  und  da  er,  KhevenhUller,  „von  dem 
Holze  sei,  wovon  sie  geschnitzt  würden",  so  möge  er  sich  „behörig 
darum  melden  und  bewerben".^)  Bald  darnach,  im  Januar  1744, 
wurde  Johann  Josef  gleichzeitig  mit  seinem  Vetter,  dem  Feldmarschall 
Ludwig  Andreas,  zum  Kitter  des  Goldenen  Vlieses  erklärt. 

Aus  einer  Tagebuchnotiz  vom  15,  Juli  desselben  Jahres  erfahren 
wir,  daß  ihm  Maria  Theresia  eine  ..zwar  sehr  glorieus-  dabei  aber 
nicht  weniger  6pineuse  destinee"  zugedacht  habe.  Er  solle  sich 
schonen,  heißt  es  in  einem  gleichzeitigen  Schreiben  der  Königin  an 
Johann  Josef,  der  damals  leidend  war,  „weillen  mir  recht  vill  daran 
gelegen  und  erkenne,  was  er  mir  noch  nutz  sein  kan,  und  ihme 
ausersehe  zu  dem,  wo  keinen  andern  finden  kunte  ihme  gleich,  und 
wo  meine  ganze  hiesige  Glückseligkeit  und  Vergnügen  dependirn 
thutt  und  viller  andern.  .  .  ."2) 

Welcher  Art  diese  Bestimmung  gewesen  ist,  lehrt  uns  eine 
spätere  Eintragung:^)  Johann  Josef  ward  für  den  Posten  eines  Ajo 
und  Obersthofmeisters  des  Erzherzogs  Josef  in  Aussicht  genommen; 
vielfache  Bedenken  machte  er  jedoch  dagegen  geltend,  bis  es  ihm 
schließlich  gelang,  Maria  Theresia  von  ihrem  Entschlüsse  abzubringen.*) 

Auch  eine  andere  wichtige  Aufgabe  war  Khevenhüllern  zugedacht 
worden,  der  er  sich  allerdings  nicht  entziehen  konnte:  die  Sendung 
nach  Dresden. 

Bereits  im  Sommer  1744  wußte  man  am  Wiener  Hofe,  daß  der 
Preußenkönig  die  Absicht  hege,  trotz  geschlossenem  Frieden  in 
Böhmen  einzubrechen.^)  Infolgedessen  mag  sich  Maria  Theresia 
schon  damals  mit  dem  Gedanken  beschäftigt  haben,  Friedrich  IL 
nicht  bloß  Schlesien  zu  entreißen,  sondern  ihn  derart  zu  schwächen, 
daß  ihm  jede  Möglichkeit  weiterer  Raubzüge  genommen  war.  Die 
Verhandlungen,  die  in  jenen  Tagen  zwischen  Wien  und  Dresden 
gepflogen  wurden,  lassen  in  der  Tat  mehr  auf  eine  kriegerische 
denn  auf  eine  friedliche  Gesinnung  der  Habsburgerin  schließen  — 
und  gar  bald  faßte  die  leidenschaftliche  Herrscherin  den  Vorsatz,  im 


^)  Eintragung  vom  30.  Dezember  1743. 

^)  Ad  Tagebuchnotiz  vom  15.  Juli  1744. 

3)  Vom  8.  Januar  1747. 

*)  Eintragung  vom  27.  Mai  1747.  KhevenliüUer  hatte  den  Landmarschall 
Grafen  Ferdinand  von  Harrach  in  Vorschlag  gebracht.  Die  Wahl  Maria  Theresias 
fiel  aber  auf  den  Feldmarschall  Grafen  Karl  Batthyany.  (Vgl.  Arneth  IV,  158  ff., 
der  allerdings  die  Vorgeschichte  der  Ernennung  nicht  kennen  konnte.) 

^)  Vgl.  Arneth  II,  409.    Koser:    Friedrich  der  Große  I,  (Auflage  II,  225). 

KhevenbüUer-Schlitter.     1742-1744.  6 


82 

entscheidenden  Augenblick  den  Mann  ihres  Vertrauens  nach  Dresden 
zu  schicken.^)  Sie  hatte  inzwischen  auch  Auftrag  gegeben,  ihm  die 
Gesandtschaftsberichte  und  die  Konferenzschreiben  mitzuteilen.  Johann 
Josef  mußte  diese  Stücke  lesen,  um  sich  gleichsam  für  seinen  Ein- 
tritt in  das  Ministerium  vorzubereiten.^) 

Am  20.  Januar  1745  starb  „der  Afterkaiser"  Karl  VII.  Hofif- 
nungsfreudig  Maria  Theresia,  die  nun  mit  gewohnter  Lebhaftigkeit 
und  Tatkraft  auf  das  Ziel  ihrer  Sehnsucht  hinsteuerte:  ihrem  Gemahl 
zur  Kaiserkrone  zu  verhelfen. 

Johann  Josef  mußte  sich  zu  dem  „Sacrifice"  entschließen,  auch 
diesmal  das  Amt  eines  aweiten  kurböhmischen  Wahlbotschafters  zu 
übernehmen.^)  Im  Juni  aber  erhielt  er  den  Auftrag,  sich  zuvor  nach 
Dresden  und  Hannover  zu  begeben.^) 

Sachsen  hatte  sich,  in  Erwartung  großen  Läudergewinnes,  dem 
Preußenkönig  angeschlossen,  war  aber  im  Breslauer  Präliminarfrieden 
leer  ausgegangen.  Graf  Brühl  strebte  daher  die  Aussöhnung  mit 
Osterreich  an,  allerdings  auch  von  der  Absicht  geleitet,  seine  Freund- 
schaft so  teuer  als  möglich  zu  verkaufen.  Er  verrechnete  sich  je- 
doch: standhaft  blieb  Maria  Theresia,  der  es  gelang,  ohne  jedes 
Opfer  den  Frieden  mit  Sachsen  zu  bewerkstelligen,^)    Nach  Abschluß 


^)  In  der  Beilage  eines  Referats  von  1745  (s.  d.,  wahrscheinlich  vom  Februar) 
heißt  es:  „I.  M.  die  [Königin  seind  auf  den  Vorschlag  verfallen,  den  Graifen 
Khevenhüller  unter  einem  anderm  Vorwand  nach  Dresden  zu  senden.  So  nicht 
übel  zu  seyn  glaube."    (Wien,  Staatsarchiv.) 

^)  Eintragung  vom  31.  August  1744. 

^)  Eintragungen  vom  11.  Februar,  6.  und  15.  Mai  1745. 

*)  Instruktion  vom  25.  Juni  1745.  (Wien,  Staatsarchiv.)  Vgl.  S.  79,  Anm.  3. 
Ihr  Eingang  Lautet  folgendermaßen:  „Da  in  so  lang  die  französische  Kriegsvölcker 
vom  Reichsboden  nicht  vertrieben  werden,  das  kayscrl.  Wahlgeschäfft  keinen 
glücklichen  Fortgang  haben  kan,  hingegen  dermahlige  mehr  dann  nie  wichtige 
und  mißliche  Umbstände  allerdings  erheischen,  ein  und  anderes  in  sothanes 
Wahlgeschäfft  zugleich  großen  Einfluß  habendes  und  darzu  den  Weeg  bahnendes 
theils  zu  Dresden  und  theils  zu  Hannover  vollends  abzuthun,  so  haben  Wir  aus 
vorzüglich  in  sein,  Graffen  redlichst  und  treuesten  Diensteyffer,  Geschicklichkeit 
und  von  Reichssachen  habende  große  Kandtnus,  auch  andere  rühmliche  Eygen- 
schafften  gnädigst  geseztem  Vertrauen,  den  Entschluß  gefaßt,  daß  er  noch  ehender, 
anfangs  nach  Dresden  und  sodann  nach  Hannover  als  nach  Frankfurth  sich  zu 
verfügen  habe.  ..."  Den  Entschluß,  Khevenhüller  auch  nach  Hannover  zu 
schicken,  faßte  Maria  Theresia  auf  Grund  eines  Vortrages  Bartensteins  vom 
5.  Juni  1745.   (St.-A.) 

^)  Erklärung  vom  28.  Juli  1742;  die  Auswechslung  der  Urkunden  fand  am 
11.  September  statt.  Vgl.  Arneth  II,  86  ff.  —  Flatlie:  Heinrich  Graf  von  Brühl. 
(AUgem.  deutsche  Biographie  III,  413.) 


83 

* 
der  Verträge  vom  20.  Dezember  1743  ^j  und  vom  13,  Mai  1744  2)  trat 

man  mit  neuen  Forderungen  an  die  Königin  heran;  darüber  ver- 
zögerte sich  der  Anmarsch  des  sächsischen  Armeekorps,  was  den  Fall 
Prags  mitverschuldete. 

Der  Feldzug  des  Jahres  1744  nahm  jedoch  einen  glücklichen 
Ausgang:  Prag  wurde  zurückerobert,  Friedrich  II.  mußte  Böhmen 
räumen  und  die  Österreicher  rückten  in  Schlesien  ein.  Solche  Er- 
folge mehrten  die  Beutegier  Sachsens;  sie  wurde  durch  die  Warschauer 
Quadrnpelallianz  vom  8.  Januar  1745^)  keineswegs  befriedigt:  Sub- 
sidien  und  unbestimmte  Vertröstungen,  das  war  alles.  Erst  am 
15.  März  ratifizierte  August  III.  diesen  Traktat,  und  zwar  in  der  Voraus- 
setzung, es  werde  auch  die  Vereinbarung  über  den  Anteil  Sachsens  an 
den  Eroberungen  baldigst  zum  Abschluß  gelangen.^)  Kraft  dieses  soge- 
nannten Leipziger  Teilungs Vertrages  vom  Mai  1745  trat  Sachsen  in  die 
Offensive  gegen  Preußen  ein;  denn  es  erhielt  als  Lohn  für  seine  Mit- 
wirkung gewisse  Stücke  preußischen  Gebietes  zugesichert.-'^) 

Bei  Hohenfriedberg  in  Schlesien  erlitt  die  verbündete  Armee 
eine  schwere  Niederlage;  sie  mußte  sich  nach  Böhmen  zurückziehen. 

Dennoch  ließ  Maria  Theresia  den  Mut  nicht  sinken;  nach  wie 
vor  beschäftigte  sie  einzig  und  allein  der  Gedanke,  Schlesien  wieder 
zu  gewinnen  und  die  Wahl  ihres  Gatten  durchzusetzen.  Jede  dieser 
Absichten  in  Dresden  sowohl  wie  in  Hannover  zu  fördern,  bildete 
den  Hauptgegenstand  der  Instruktion,  die  sie  dem  Grafen  Kheven- 
hüller  mit  auf  den  Weg  gab.^) 


^)  Criste:  Österreichischer  Erbfolgekrieg  VII,  739  ff.  (Beilage  1). 

*)  Vgl.  Arueth  II,  431  ff.  —  Arnold  Schaefer:  Graf  Brühl  und  Friedrich 
der  Große  (Sybels  liistor.  Zeitschrift  XV,  126)  und  Keinhold  Becker:  Der  Dresdener 
Friede  und  die  Politik  Brühls  6.  —  „  Ebener vvelintc  Ulirkund  —  heißt  es  über 
den  Vertrag  von  1744  in  Khevenliüllers  Instruktion  —  wurde  nicht  hier,  sondern 
zu  Dresden  verfaßt  und  von  darumbcn  so  bündig  und  vergnüglich  eingerichtet, 
weilen  man  damahls  in  Sorgen  stunde,  daß  der  erstere  Anfall  vielmehr  die  chur- 
sächsische  als  hiesige  Erbländer  betreffen  dörffte.  ..." 

^)  Abgeschlossen  zwischen  Österreich,  England,  Holland  und  Sachsen. 
(Criste  VII,  827  ff.,  Beilage  XXXV.  Vgl.  Arnetli  III,  3  ft")  Vgl.  auch  F.  Pribram: 
Österreichische  Staatsverträge.  England.  I,  Nr.  44,  S.  694  ff".  (Veröffentlichungen 
der  Kommission  für  neuere  Geschichte  Österreichs  3.) 

*)  Arneth  III,  38.     Schaefer  128. 

5)  Vgl.  Arneth  III,  38  ff.  —  In  der  Abteilung  „Vorträge  betreffende  Akten« 
(Wien,  Staatsarchiv)  befindet  sich  das  Protokoll  über  die  am  26.  März  mit  dem 
kursächsischen  Bevollmächtigten  Saul  gehaltene  Konferenz  samt  Vertragsentwürfen. 

®)  „  .  .  .  hat  er  nicht  minder  zu  Hannover  als  zu  Dresden  beede  .  .  .  Haubt- 
objecta  der  Wiedereroberung  Schlesien  und  des  Wahlgeschäffts  mög- 
lichst zu  beförderen,  sich  angelegen  seyn  zu  lassen." 

6* 


84 

Die  Königin  hegte  die  sichere  Überzeugung,  daß  August  III, 
in  der  schlesischen  Frage  eines  Sinnes  mit  ihr  sei.^)  Gehe  er  also 
„in  diesem  Stuck  nicht  recht  zu  Werck",  so  geschehe  es  „mehr  aus 
Zaghafftigkeit  als  üblen  Willen". 

Der  Tag  von  Hohenfriedberg  mahnte  zur  Vorsicht.  Maria 
Theresia  ahnte,  daß  man  die  österreichische  Heerführung  wohl  nicht 
freisprechen  dürfe  von  aller  Schuld;  sie  wollte  sich  ein  Urteil  dar- 
über bilden  und  verfiel  dabei  auf  ein  Auskunftsmittel,  das  sie  so 
recht  als  Weib,  aber  auch  als  resolute  Herrscherin  erscheinen  läßt: 
Johann  Josef  erhielt  den  Befehl,  unter  dem  Vorwande,  den  Dresdener 
Hof  über  die  österreichischen  Streitkräfte  beruhigen  zu  können,  sich 
von  Prag  zur  Armee  zu  begeben,  die  bei  Königgrätz  im  Felde  lag. 
Über  deren  Zustand  und  Stärke  sowohl  wie  über  die  herrschende 
Stimmung  solle  er  der  Königin  insgeheim  berichten. 

In  nicht  geringe  Bestürzung  versetzte  den  Grafen  Khevenhüller 
diese  Order,  die  ihm  Maria  Theresia  am  29.  Juni  1745  als  tiefstes 
Geheimnis  mitteilte.^)  Weder  gehörte  er  dem  Militärstande  an,  noch 
war  ihm  unbekannt,  daß  Prinz  Karl  in  derselben  Weise  von  der 
Königin  wie  von  seinem  Bruder,  dem  Herzog,  geschätzt  wurde.  Gern 
hätte  daher  Johann  Josef,  der  nur  in  Karl  den  Schuldigen  sah,^)  die 
ehrenvolle  Mission  jedem  andern  gegönnt.  Er  mußte  jedoch  ge- 
horchen. 


^)  „  .  .  .  So  wohl  der  eygene  wesentliche  Niizen  als  Sicherheit  erheischen, 
sich  darzii  möglichst  mit  anzuwenden.  Und  da  Preußen  sich  gegen  Chursachsen 
zur  Zeit,  als  sie  mit  einander  gegen  Uns  vereiniget,  so  wie  offenkundig  ist,  be- 
tragen hat,  so  ist  unschwer  zu  ermessen,  was  dieses  Churhaus  nunmehro,  nach- 
deme  seine  Trouppen  nebst  denen  Unsrigen  in  Nieder  Schlesien  eingedrungen, 
von  jenem  König  zu  gewarten  habe.  Die  beederseitige  Verbitterung  ist  groß 
und  sicher  nicht  verstellet,  mithin  kan  ein  Theil  dem  anderen  ohnmöglich 
trauen. ..." 

^)  Tagebuch.  Auch  dieses  Beispiel  mag  als  Beweis  für  die  große  Wich- 
tigkeit privater  Archive  dienen.  Wir  sehen,  daß  der  Hauptgrund  der  Sendung 
Khevenhüllers  zur  Armee  ein  ganz  anderer  gewesen  ist,  als  den  die  Instruktion 
angibt  und  den  Arneth  auf  Grund  der  Berichte  des  Grafen  angenommen  hat. 
(Arneth  III,  90.)  „Dahero  er  Graff  —  heißt  es  in  der  Instruktion  —  hierunter 
leicht  auslangen  wird,  sobald  er  nur  von  der  Armee  aus  in  Stand  gesezet  wird, 
diesseitige  zulängliche  Verstärckung  und  daß  mann  sich  gegen  einen  solchen  Zu- 
fall als  der  leztere  wäre,  zureichend  zu  verwahren  gedencke,  dortigem  Hoff  vor- 
zulegen. Aus  welcher  Ursach  er  von  Allem,  was  in  das  erstere  Objectum 
(Wiedereroberung  Schlesiens)  einschlägt,  an  Unsers  vielgeliebten  Schwagers,  des 
Prinzen  Carl  von  Lothringen  L.  von  Zeit  zu  Zeit  Nachricht  zu  ertheilen  haben 
wird.  Und  wäre  etwann  nicht  undiensahm,  wann  er  aiif  seiner  Dahinreiß  sich 
Vorlauf fig  mit  S.  L.  besprechete. " 

^)  Eintragung  vom  6.  Juni  1745. 


85 

Nur  in  der  schlesischen  Frage,  keineswegs  in  der  Sache  der 
Kaiserwalil,  glaubte  Maria  Theresia  ihrem  sächsischen  Alliierten  ver- 
trauen zu  dürfen;  sie  wußte,  daß  er  noch  immer  nicht  der  Hoffnung 
entsagt  habe,  mit  Hilfe  Frankreichs  die  deutsche  Krone  zu  erwerben. 
Da  gab  es,  ihrer  Meinung  nach,  bloß  drei  Mittel,  das  sächsische 
Kabinett  „zu  einem  besseren  Betrag  zu  vermögen":^)  Beschleunigung 
der  Kaiserwahl;  sie  trüge  —  das  müßte  man  dem  Dresdener  Hofe 
begreiflich  machen  —  ungemein  viel  dazu  bei,  die  Absichten  wider 
Preußen  „mit  minderer  Gefahr"  zu  verwirklichen.  —  Vereinigung 
der  beiden  alliierten  Armeen  im  Reich,  das  die  Franzosen  darnach 
wohl  räumen  würden  —  „eine  solche  Begebenheit  würde  alle  Hoff- 
nung, wormit  sich  gewisse  Leute  zu  Dresden  schmeicheln,  auf  einmal 
verschwinden  machen  und  von  nicht  minder  ausgebigen  Wirkung 
allda  sein,  als  vor  einiger  Zeit  die  Progressen  Unserer  Waffen  in 
Bayern  und  der  darauf  erfolgte  Fried  gewesen".  —  Gewinnung 
des  Grafen  Brühl,  dem  daher  der  Fürstenstand  nebst  der  Herrschaft 
Kosel  in  Schlesien  versprochen  werden  könnte.^) 

Wesentlich  anders  lagen  die  Dinge,  soweit  Hannover  in  Be- 
tracht kam.  Dort  war  man  auf  Ländererwerb  zwar  nicht  minder 
„versessen"  als  in  Sachsen,  aber  der  Kurfürst  Georg  mußte  in  Eng- 
land der  Opposition  des  Parlaments  gewärtig  sein,  das  eine  Er- 
weiterung der  deutschen  Besitzungen  seines  Königs  mit  scheelen 
Augen  ansah.  Den  beiden  Seemächten  England  und  Holland  war 
es  auch  mehr  um  die  Demütigung  Frankreichs  als  Preußens  zu  tun 
—  ein  Umstand,  den  das  hannoveranische  Ministerium  nicht  außer 
acht  lassen  durfte. 

Der  Abgesandte  Maria  Theresias  mußte  daher  wie  in  Dresden 
den  Intrigen  Frankreichs,  so  in  Hannover  den  Nachstellungen 
Preußens  entgegenarbeiten. 

Begünstigung  dieser  Macht  unter  dem  nichtigen  Vorwand,  sie 
von  Frankreich  abzulenken,  war  seit  dem  Hinscheiden  Karls  VI.  — 
zum  Unheil  Österreichs  —  Ziel  und  Zweck  der  englischen  Politik. 
Deshalb  die  wiedei'holten  Bemühungen,  die  noch  in  die  Zeit  vor  der 
unglücklichen  Schlacht  von  Hohenfriedberg  fielen,  „eine  verkleisterte" 


^)  Dies  sowohl  wie  das  Folgende  aus  Khevenhüllers  Instmktion. 

2)  „Welches  also  er,  Graif,  ihme  dextre  beyzubringen  und  sich  zu  allen 
selbst  verlanget  werden  mögenden  Versicherungs  Ausstellungen  anzubiethen 
haben  Avird:  zu  gleicher  Zeit  als  die  erstere  Betrachtung  zu  dem  Ende  gelten 
zu  machen  ist,  umb  überzeugend  darzuthun,  daß  hierunter  ein  mehreres  nicht  an 
ihn,  Graffen  Brühl,  gesonnen  wird,  als  was  das  wesentliche  Interesse  und  Sicher- 
heit des  Churhauses  Sachsen  ohnedas  erheischet." 


86 

Aussöhnung  Österreichs  mit  Preußen  herbeizuführen.  Maria  Theresia 
war  trotz  erlittener  Niederlage  nicht  gesonnen,  einer  ähnlichen  Zu- 
mutung Folge  zu  leisten.  Ward  eine  solche  an  sie  gestellt,  dann 
hatte  Graf  Khevenhüller  „wie  ohnedas  er  zu  tun  nicht  ge wohnet  ist, 
in  keine  Hitzigkeiten  von  darumben  auszubrechen,  doch  sich  stand- 
haft darüber  zu  äußern  und  ohne  Umbschweiff  zu  erkennen  zu  geben, 
daß  Wir  ehcnder  alle  Extremitäten  ergreifen  als  Uns  einer  solchen 
Vorschrift  unterwerfen  würden".^) 

Insoweit  beschränkte  sich  die  Sendung  Johann  Josefs  lediglich 
darauf,  widrigen  Zumutungen  auszuweichen  und  Lord  Harrington, 
den  Minister  Georgs  IL,  „in  einer  redlichen  und  vergnüglichen  Ge- 
denkensart zu  stärken". 

Georg  IL  war  aber  auch  Kurfürst  von  Hannover  und  als  solcher 
mußte  er  allerdings  an  die  Verpflichtung  erinnert  werden,  der  Königin 
„mit  allen  Kräften"  beizustehen. 2)    Denn  er  hatte  weder  die  traktat- 


^)  „Darmit  mann  aber  hierzu  zu  schreiten  nicht  nöthig  liabe  —  heißt  es 
in  der  Instruktion  —  so  ist  sich  beständig  zn  bemühen,  wohl  in  die  Augen 
fallen  zu  machen,  eines  Theils,  daß  Franckreich  und  Preußen  zugleich  Wieder- 
stand zu  thun  keine  Ohnmöglichkcit  seye  und  mann  derenthalben  abseiten  beeder 
Seemäcliten  keinen  ihre  Kräften  übersteygenden  Gewalt  verlange;  und  sodann 
anderentheils,  daß  Wir  auch  nach  einem  mit  Preußen  geschlossenem  verkleistertem 
Frieden,  vor  dieses  Königs  zulänglicher  Einschränckung,  Unsere  zuriickgelegene 
getreueste  Erbländer  nimmer-  und  nimmermehi-  der  nemblichcn  Gefahr  wie  im 
leztverflossenem  Jahr  aussezen,  folglich  keinen  Mann  mehr  als  ohnedas  beschiehet, 
gegen  das  Hauß  Bourbon  anwenden  köndten.  —  Solte  man  so  glücklich  seyn, 
die  Franzosen  nicht  nur  aus  dem  Eeich  zu  vertreiben,  als  welches  zur  Er- 
reichung des  vor  Augen  habenden  Endzwecks  schlechterdingen  nicht  zulänglich 
ist,  sondern  auch  eine  der  vorjährigen  gleiche  Diversion  gegen  die  französische 
Gränizen  zu  unternehmen,  so  hätte  mann  sich  von  derley  Vorstellungen  alle  ge- 
deyliche  Würckung  zu  versprechen,  ansonsten  aber  ganz  sicher  zu  befahren, 
über  kurz  oder  lang  an  Frankreich  oder  Preußen  von  ihnen  boeden  Seemächten 
auffgeopfert  zu  werden.  ..." 

2)  „  .  .  .  Wann  man  nun  untereinsten  erweget,  daß  beynahe  fünft"  Jahr  der 
Königin  M.  von  Chur  Hannover  ganz  hülfflos  gelassen  oder  Ihro  wenigstens 
auff  eygene  Unkosten  der  mindeste  Beystand  nicht  geleistet,  wie  auch  daß  die 
erstere  Jahre  für  die  hergeliehene  Trouppen  so  viel  angerechnet  und  bezogen 
worden,  daß  sie  nicht  nur  dem  König  als  Churfürsten  nichts  gekostet,  sondern 
derselbe  sogar  von  deren  .Stellung  noch  nahmhafften  Niiezen  gezogen  hat;  so  ist 
unschwer  zu  ermessen,  daß  durch  die  heurige  mehrere  und  leydentlichere  Stellung 
kaum  sothaner  Nuczen  anwiederumb  hinwegfalle,  folglich  biß  nun  zu  Chur  Han- 
nover in  gegenwärtigem  Krieg  von  dem  seinigen  nichts  beygeti-agen.  ..."  (Nota 
die  Chur  Hannoverische  Verbindlichkeiten  betreftend.  Ad  Instruktion.)  Über 
die  Verträge  Maria  Theresias  mit  Georg  vgl.  F.  Pribram:  Österreichische  Staats- 
verträge. England.  I,  549  ff.,  Nr.  33—46.  (VeröfFentlichiuigen  der  Kommission  für 
neuere  Geschichte  Österreichs  3.) 


87 

mäßige  Hilfe  geleistet,  noch  in  der  Frage  der  Kaiserwahl  ein  völlig 
einwandfreies  Verhalten  beobachtet.*) 

Graf  Khevenhiiller  begab  sich  zunächst  auf  seiner  Reise  durch 
Böhmen  zur  Armee.  Unverbltlmt  schilderte  er  der  Königin  seine 
Eindrücke  und  in  gleich  freimlltiger  Weise,  nach  der  Darstellung 
urteilsfähiger  Männer,  die  Gründe,  welche  den  Verlust  der  Schlacht 
bei  Hohenfriedberg  herbeigeführt  hatten.^) 

Nach  kurzem  Aufenthalt  im  Hauptquartier  setzte  er  seine  Reise 
fort.  In  Dresden  angelangt,  konnte  er  anfangs  nur  Gutes  berichten; 
gar  bald  aber  ward  ihm  die  sichere  Kunde,  Sachsen  wolle  seine  ehr- 
geizigen Pläne  verwirklichen  und  verhandle  daher  insgeheim  mit 
Preußen  und  Frankreich.^) 

Nicht  lange  währte  dieses  Doppelspiel:  Maria  Theresia  ließ  die 
Rheinarmee  energisch  operieren,  die  Franzosen  wichen  zurück  — 
und  begraben  war  die  Hoifnung,  der  sich  das  sächsische  Kabinett 
hingegeben  hatte,  es  könnte  die  Kaiserwahl  denn  doch  unter  dem 
Schutze  der  französischen  Truppen  erfolgen.^) 

Graf  Brühl,  der  fast  unumschränkte  Leiter  der  Regierung,  setzte 
nun  um  so  eifriger  die  Verhandlungen  fort,  die  er  bereits  —  ohne 
Wissen  Maria  Theresias  —  mit  Hannover  angeknüpft  hatte.  Sie 
zielten  auf  eine  Zerstückelung  und  Teilung  des  preußischen  Staates.^) 
Brühl  zweifelte  nicht  an  der  Ausführbarkeit  dieses  Planes;  denn  ein 


^)  Da  in  dieser  Einleitung  nur  des  Wichtigsten  Erwähnung  getan  werden 
kann,  so  sei  auf  die  Instruktion  selbst  und  die  einschlägigen  Korrespondenzen 
verwiesen;  sie  sind  von  großem  Belang  für  die  Beurteilung  der  Stellung  Georgs 
zur  Kaiserwahl. 

^)  0.  Criste  (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VII,  485)  vertraut  allzusehr 
dem  Urteil  Friedrichs  II.  Ist  es  denn  nicht  begreiflich,  daß  der  Preußenkönig 
seinen  Waffenruhni  sowohl  wie  die  Verdienste  seiner  Offiziere  nicht  schmälern 
wollte?  Er  mußte  doch  über  die  argen  Fehler  des  österreichischen  Oberkommandos 
hinweggehen  —  nur  dann  konnte  er  seinen  Sieg  als  einen  schwer  und  glänzend 
errungenen  hinstellen,  „(iott  hat  meine  Feinde  geblendet  und  mich  wunderbar 
in  seinen  Schutz  genommen.  .  .  ."  (Koser,  Friedrich  der  Große  I,  2.  Auflage,  262.) 
„Wir  haben  mehr  Glück  als  Verstand  gehabt.  .  .  ."  (Criste  VII,  482.)  So  schrieb 
Friedrich  II.  nach  der  gewonnenen  Schlacht  —  er  fühlte  also,  welchen  Um- 
ständen er  eigentlich  den  Sieg  zu  verdanken  hatte. 

')  Vgl.  0.  Criste  VII,  543.  Weisung  an  Khevenhüller,  d.  d.  Wien,  17.  Juli 
1745,  mit  Intorzepten,  und  Weisung  vom  20.  Jnli  1745.     (Wien,  Staatsarchiv.) 

*)  Vgl.  Criste  VII,  543  If.  Sachsen  hatte  es  auch  auf  den  Erwerb  Böhmens 
abgesehen. 

^)  Der  Entwurf  des  Teilungstraktats  ist  vom  8.  Jiili  datiert,  kam  aber  nicht 
zum  Abschluß.  (Vgl.  E.  Borkowsky:  Die  englische  Friedensvermittlung  im  Jahre 
1745,  S.  17.) 


88 

interzipiertes  und  ihm  von  Khevenhüller  mitgeteiltes  Schreiben  Pode- 
wils  schilderte  die  Lage  Friedrichs  IL  in  düsteren  Farben:  „ich  muß 
wol  gestehen  —  ließ  sich  der  preußische  Minister  vernehmen  —  daß 
ich  meines  wenigen  Orths  diesfalls  fast  eben  in  so  viel  Sorgen  und 
Inquietuden  bin,  als  vor  der  Bataille  von  Friedberg  gewesen.  .  .  ."'^) 

Maria  Theresia  erfuhr  von  jenen  geheimen  Abmachungen  und 
aufgefangene  Briefe  offenbarten  ihr  auch  die  Stimmung,  die  in  Han- 
nover gegen  den  Wiener  Hof  herrschte.  Die  englischen  Subsidien 
wurden  dort  als  ungenügend  angesehen,  das  Hilfskorps  des  Kur- 
fürsten zu  erhalten.  „Man  wird  dem  Grafen  Khevenhüller  deutlich 
erklären,  worauf  es  dermahlen  ankommt,  und  wann  derselbe  nicht 
hinlänglich  instruiert  ist  oder  instruiert  werden  kann,  so  hat  es 
gewiß  Folgerungen,  wovor  man  sich  dorten  nicht  hütet.  Die  gar  zu 
schlechte  Situation  der  Sachen  in  Brabant  und  daß  Prinz  Karl  in 
Böhmen  so  .  .  .  schvv^ach  ist  .  .  .  erwecken  zu  großen  Augenmerk  und 
es  muß  ein  coup  geschehen,  der  die  See-Puissancen  bei  gutem  Mut 
und  Willen  erhält,  sonst  lassen  sie  die  Flügel  hängen.  .  .  Z'^) 

Unter  diesem  „Coup"  verstand  Georg  H.,  daß  „von  Seiten  des 
Rheins  denen  Niederlanden  in  etwas  Luft  gemacht  werde".  Darauf 
war  der  König  —  nach  einem  Berichte  Khevenhüllers  —  „der- 
gestalten  versessen,  daß  auf  diese  Luftmachung  noch  vor  erfolgter 
Wal  von  ihm  gedrungen"  wurde.  Nur  dann  hoffte  er,  den  „Ab- 
sprung" der  beiden  Seemächte  zu  verhüten.  Auch  in  Holland  herrschte 
die  Anschauung,  es  müsse  eine  Schwenkung  zugunsten  der  Nieder- 
lande unternommen  werden.^)  Beide  Seemächte  drängten  daher  zum 
Frieden. 

Entgegen  der  Politik,  die  er  als  Kurfürst  von  Hannover,  und 
zwar  in  der  Absicht  befolgte,  auf  Kosten  Preußens  Ländergebiet  zu 
erwerben,  spielte  Georg  als  König  von  England  die  Rolle  des  Friedens- 
vermittlers. Die  raschen  Erfolge  Frankreichs  in  den  Niederlanden 
und   die  Landung  des  Prätendenten  Karl  Stuart   an  der  schottischen 


1)  Vgl.  Criste  (nach  Akten  des  Kriegsarchivs)  VII,  545.  Arneth  (III,  83) 
konnte  das  Schreiben  nicht  auffinden  und  beruft  sich  bloß  auf  einen  Bericht 
Khevenhüllers  vom  16.  Juli.  (Vgl.  III,  422,  Note  25.)  Das  interzipierte  Schreiben 
wurde  dem  Grafen  mit  anderen  Interzepten  am  5.  Juli  nach  Dresden  gesandt. 
(Weisung  von  diesem  Tage  mit  Beilagen.   Wien,  Staatsarchiv.) 

2)  Lentlie  an  den  hannoveranischen  Gesandten  in  Dresden,  von  dem  Bussche, 
d.  d.  Hannover,  22.  Juli  1745.  (Beilfige  einer  Weisung  an  Khevenhüller  vom 
6.  August.    Staatsarchiv.) 

*)  Weisung  an  Khevenhüller  vom  12.  August  1745.  (Wien,  Staats- 
archiv.) 


89 

Küste    nötigten    England,    sich   Preußen    zu    nähern    und   eine   Aus- 
söhnung Maria  Theresias  mit  Friedrich  IL  anzubahnen. 

So  kam  am  26.  August  1745  —  auf  Grundlage  des  Breslauer 
Friedens  —  zwischen  England  und  Preußen  der  Vertrag  von  Han- 
nover zustande.  Darin  übernahmen  beide  Teile  folgende  Verpflich- 
tungen: Friedrich  IL,  dem  Gemahl  Maria  Theresias  seine  Stimme 
bei  der  Kaiserwahl  zu  geben,  Georg  IL,  den  Beitritt  der  Höfe  von 
Wien  und  Dresden  durchzusetzen.^) 

Fruchtlos  das  Werben  und  die  Drohungen  des  englischen  Ge- 
sandten —  nichts,  am  wenigsten  das  Angebot  der  brandenburgischen 
Kurstimme,  machte  die  kriegslustige  Habsburgerin  in  dem  Vorsatz 
wankend,  den  preußischen  Todfeind  zu  vernichten.^)  Der  Vertrag 
mit  Sachsen  vom  29.  August  1745^)  offenbart  in  deutlicher  Weise 
diese  Absicht. 

Sonach  waren  die  Bemühungen  der  Königin,  Sachsen  an  sich 
zu  ketten,  nicht  erfolglos  geblieben.  Was  Hannover  anlangte,  mußte 
sie  sich  damit  bescheiden,  daß  der  Kurfürst  Georg*  auch  fUrder  ein 
Verhalten  zur  Schau  trug,  das  schnurstracks  den  Abmachungen  zu- 
widerlief, die  er  als  König  von  England  mit  Preußen  getroifen  hatte. 
So  sagte  er  eines  Tages  dem  österreichischen  Gesandten  in  London, 
„üble  Intentiones"  hegen  die  englischen  Minister;  gern  schaffte  er 
dagegen  Rat,  stünde  es  in  seiner  Macht;  aber  vorsichtig  möge  Maria 
Theresia  die  Antwort  fassen,  forderten  jene  sie  auf,  der  hannoverani- 
schen  Konvention  beizutreten.^) 

Die  gleiche  Gesinnung  offenbarte  Georg  bei  der  .Kaiserwahl  in 
Frankfurt,  Denn  obwohl  es  in  seiner  Hand  lag,  Maria  Theresia  zur 
Nachgiebigkeit  zu  nötigen,  war  es  gerade  seinen  Bemühungen  zu 
verdanken,  daß  die  Wahl  der  Kurfürsten  auf  Franz  Stephan,  den 
Gemahl  der  Habsburgerin,  fiel,^) 


^)  F,  A.  W.  Wenck:  Codex  juris  gentium  recentissimi  II,  19L 

2)  Vgl.  Koser  I,  271.  Über  eine  frühere  Unterredung  zwischen  Maria 
Theresia  und  dem  englischen  Gesandten  vgl.  Arneth  III,  87  ff.  Über  die  Stimmung 
in  Dresden  vgl.  Becker  59. 

«)  Cristc  VII,  555.  860  ff. 

■•)  Koser  I,  270.    Borkowsky  44. 

^)  Borkowsky  35.  36.  Der  Wahlakt  fand  am  13.  September  1745  statt; 
bloß  Brandenburg  und  Kurpfalz  hatten  Protest  eingelegt,  jedoch  bloß  gegen 
Formfehler.  Die  Personenfrage  ward  unberührt  gelassen,  weshalb  eine  nachträg- 
liche Anerkennung  des  Gewählten  erfolgen  konnte,  wenn  der  Wiener  Hof  die 
Konvention  von  Hannover  doch  noch  annahm.    (Koser  I,  271.) 


90 

In  seiner  Eigenschaft  als  zweiter  böhmischer  Wahlbotschafter  ^) 
weilte  damals  auch  Graf  Khevenhüller  in  Frankfurt;  er  wurde  dort 
zum  Oberstkämmerer  beider  Majestäten  ernannt. 

Diesmal  mag  Johann  Josef  wohl  nicht  schweren  Herzens  aus 
dem  Bereich  der  Diplomatie  in  das  Hofleben  zurückgekehrt  sein. 
Fehlte  ihm  doch,  obwohl  er  vom  selben  Holze  war  wie  Hans  und 
Franz  Christoph,  die  Gabe,  welche  diese  beiden  Khevenhüller  in 
hohem  Maße  besessen  hatten:  im  geeigneten  Augenblick  mit  An- 
drohung von  Feuer  und  Schwert  für  den  Zweck  seiner  Sendung 
einzutreten.^)  Ohne  soldatische  Schärfe  gilt  Ehrlichkeit  nichts  in  der 
Diplomatie;  Verschlagenheit  und  List  führen  dann  weit  eher  zum 
Ziele.  Die  Methode  der  Doppelzüngigkeit  und  Lüge  hatte  aber 
Johann  Josef  zum  Überdruß  in  Dresden  und  Hannover  kennen  ge- 
lernt; deshalb  mag  er  sich  weder  nach  dem  Makler  Grafen  Brühl, 
noch  nach  dem  Januskopf  Georgs  IL  gesehnt  haben. 

Wieder  in  die  Nähe  Maria  Theresias  gerückt,  hegte  Johann 
Josef  fortan  die  Absicht,  sich  nicht  mehr  im  diplomatischen  Dienste 
verwenden  zu  lassen.  Gründe  finanzieller  Art  und  der  Wunsch, 
lieber  den  Sitzungen  des  Ministeriums  beizuwohnen,  als  von  ihm  ab- 
hängig zu  sein,  bestärkten  ihn  in  dem  einmal  gefaßten  Entschluß. 
So  schlug  er  das  Anerbieten  aus,  als  Bevollmächtigter  der  Kaiserin 
nach  Breda  zu  gehen,  wo  die  Friedenskonferenzen  stattfinden  sollten. 
Er  beantragte  die  Ernennung  des  Grafen  Kaunitz;^)  aber  auch  dieser 
lehnte  ab.^)  Nochmals  wurde  Johann  Josef  zur  Übernahme  dieser 
Mission  aufgefordert;  er  wäre  ihr  vor  allen  anderen  „die  anständigst- 
und liebste  Person",  schrieb  ihm  Maria  Theresia. 

Khevenhüller  eilte  zur  Kaiserin,  machte  „traurige  und  seine 
Deprecation  zu  erkennen  gebende  Geberden"  und  entschuldigte  sich 
schließlich   mit   dem  elenden  Zustand  seiner  Gesundheit.     Die  Folge 


1)  VoUmMcht  des  Herzogs  Franz  von  Lothringen  für  die  Icurbölimische  Ge- 
sandtscliaft  (Joliann  Willielm  Grafen  Wurmbrand,  Johann  Josef  Grafen  Klieven- 
liüller,  Kai'l  Ludwig  Ilillebrand  Frcilierrn  von  Prandau)  d.  d.  Heidelberg  1745, 
IX.  7.    (Wien,  Staatsarcliiv,  Urkundenreilie.) 

^)  Leidenschaftliche  Ausbrüche  waren  von  Johann  Josef  nicht  zu  besorgen, 
das  hatte  ihm  auch  Maria  Theresia  eines  Tages  zu  verstehen  gegeben.  (Vgl. 
Seite  86.) 

^)  Dieser  war  auf  eigenen  Wunsch  seines  Postens  in  den  Niederlanden 
enthoben  worden.  (Vgl.  Arneth:  Biographie  des  Fürsten  Kaunitz.  Ein  Frag- 
ment.    Archiv  für  österreichische  Geschichte  LXXXVIIT,  105.) 

*)  Kaunitz  an  Ulfeid,  Spaa,  9.  August  174G.  (Arneth:  Biographie  des 
Fürsten  Kaunitz  107.) 


91 

war,  daß  zum  Bevollmächtigten  in  Breda  Graf  Ferdinand  Harrach, 
Landmarschall  von  Niederösterreich,  ernannt  wurde. ^) 

Seit  dem  Tode  des  Grafen  Friedrich  Harrach  kam  nebst  anderen 
Kandidaten  auch  Johann  Josef  für  die  Stelle  eines  Landmarschalls 
von  Niederösterreich  in  Betracht;  als  es  sich  aber  1749  um  die  end- 
gültige Besetzung  handelte,  wollte  niemand  gern  „anbeißen",  der 
inneren  Zustände  halber.  Füglich  mußte  Graf  Königsegg-Erps  dieses 
Amt  übernehmen.^) 

Nach  dem  Tode  Franz'  I.  wurde  Johann  Josef  —  sehr  gegen 
seinen  Willen  —  zum  zweiten,^)  nach  dem  Hinscheiden  Ulfeids  zum 
ersten  Obersthofraeister  ernannt.  Damit  hatte  er  die  höchste  Hofwtirde 
erreicht.*) 

In  seiner  Eigenschaft  als  Konferenzminister  trat  Johann  Josef 
ausschließlich  für  das  Interesse  der  Dynastie  ein.  Kam  dieses  in 
Betracht,  so  ließ  er  sich  den  Blick  durch  keinerlei  Rücksicht  auf 
sein  persönliches  Empfinden  trüben.  Deshalb  sprach  er  auch  einer 
Verbindung  mit  Frankreich  das  Wort,  trotz  innerer  Abneigung  gegen 
diese  Macht,  welche  die  Stelle  der  bisherigen  Alliierten  England  und 
Holland  einnehmen  sollte;'')  handelte  es  sich  doch  um  die  Demütigung 
Friedrichs  IL,  des  gefährlichsten  Widersachers  der  habsburgischen 
Monarchie.  Die  Feldherrngröße  des  Preußenkönigs  verkannte  auch 
Khcvenliüller  nicht,  aber  unverständlich  war  ihm  die  Bewunderung, 
die  Josef  IL  dem  Emporkömmling  zollte;  ohne  Scheu  äußerte  er 
daher  seine  Bedenken,  als  „der  junge  Herr"  den  Vorsatz  äußerte, 
mit  Friedrich  IL  zusammenzutreffen. 

Wären  die  Würfel  vormals  anders  gefallen,  mit  Freude  hätte 
Johann  Josef  die  gänzliche  Vernichtung  des  preußischen  Staates 
begrüßt;     rückhaltlos    verurteilte    er    hingegen    in    der    Folge    die 


^)  Eintragung  vom  17.  September  1746.  Maria  Theresia  hatte  den  Grafen 
Harraeh,  iin  Falle  der  Weigerung  Johann  Josefs,  in  Aussicht  genommen.  — 
Arneth  kannte  das  Tagebuch  Khevenhüllers  aus  dem  Jahre  174G  nicht  und  nahm 
daher  an,  es  sei  die  Wahl  Maria  Theresias  gleich  von  allem  Anfang  an  auf 
Kaunitz  gefallen.     (III,  264.     Vgl.  Biographie  des  Fürsten  Kaunitz  106  tf.) 

")  Eintragung  vom  30.  Juli  1749. 

=•)  Vgl.  Arneth  VIT,  200. 

*)  A.  Wolf  (Aus  dem  llofleben  Maria  Theresias  7).  —  Khevenhüller  hätte  sich, 
als  der  Obersthofmeister  Graf  Siegmund  Itudolf  Sinzendorf  1747  gestorben  war, 
um  dessen  Posten  l)ewerben  sollen-,  denn  er  bekleidete  das  nächsthöhere  Amt. 
Er  unterließ  es  jedoch.  Die  Gründe  seines  Verhaltens  erwähnt  er  in  seinem 
Tagel)uch.     (Eintragung  vom  8.  Januar  1747.) 

°)  Das  Tagebuch  bringt  leider  wenig  darüber.  Vgl.  Wolf  57  und  Arneth:  Bio- 
graphie des  Fürsten  Kaunitz  163.  164.  182.  192.    Derselbe:  .AI;ni,i  Theresia  IV,  280. 


92 

Schwächung  einer  befreundeten  Macht:  Polens.  Gründe  der  Moral 
und  der  Politik  führte  er  ins  Treffen  und  ward  auch  sein  Rat  nicht 
befolgt,  so  blieben  die  Worte,  die  er  an  Josef  II.  richtete,  doch  nicht 
ohne  Eindruck  auf  diesen.^) 

Zu  wiederholten  Malen  berührte  Khevenhüller  in  seinen  Ge- 
sprächen mit  Maria  Theresia  das  heikle  Thema.  So  ließ  er  eines 
Tages  die  Äußerung  fallen,  es  wäre  „vill  nützlicher  und  anständiger" 
gewesen,  „wenn  wir  eher  gegen  den  Erbfeind,  als  unsere  unschuldige, 
alte  Freund  und  Nachbahrn  aus  denen  bißherigen  troubles  gegen 
Orient  einigen  Vortheil  zu  ziehen  gesucht  hätten".  Die  Kaiserin  gab 
stets  die  gleiche  Antwort  und  glaubte  „sich  und  ihr  Gewissen  darmit 
zu  rechtfertigen,  daß  sie  den  Partage  Tractat  nothgedrungen  habe 
eingehen  müssen,  um  sich  nicht  neuerlich  einen  leidigen  Krieg  zu- 
zuziehen".^) 

Khevenhüller  war  ein  Anhänger  des  neuen  Systems,  das  sich 
nach  dem  Aachener  Frieden  vorbereitet  und  in  dem  Bündnis  mit 
Frankreich  seinen  Abschluß  gefunden  hatte.  Fremd  und  ablehnend 
stand  er  jedoch  den  Neuerungen  gegenüber,  die  sich  auf  dem  Ge- 
biete der  inneren  Politik  vollzogen.  Unheil  ahnte  er.  Viele  gab  es, 
die  ähnlich  dachten,  als  Maria  Theresia  ihren  Entschluß  angekündigt 
hatte,  durchgreifende  Änderungen  an  den  obersten  Verwaltungs- 
behörden vorzunehmen,  „Betroffen"  waren  sie  alle  und  „desto  nieder- 
geschlagener, weillen  mann  dergleichen  Revolution  sich  nicht  er- 
wartet und  nach  deren  Erfolg  aber  noch  mehrere  Abänderungen 
besorget,  in  Erwegung,  daß  wann  einmahl  der  esprit  de  nouveaut6 
zu  regieren  anfangt,  selber  nicht  leicht  zu  ruhen,  sondern  immer 
weiters  sich  auszubreiten  und  eine  Verwirrung  mit  der  andern  zu 
häuffen  pflegt".^) 

Johann  Josef  zweifelte  umsoweniger  an  der  guten  Absicht 
Maria  Theresias,  als  ihm  nicht  unbekannt  geblieben  war,  daß  man 
zu  wiederholten  Malen  Klage  über  den  schleppenden  Gang  der  Rechts- 
pflege geführt  hatte.  Erklärte  die  Kaiserin  doch  selbst,  sie  sei  nur 
infolge  dieser  Beschwerden  veranlaßt  worden,  die  Justiz  von  der  Ver- 
waltung zu  trennen.^)  Sie  bediente  sich,  um  die  aufgeregten  Ge- 
müter zu  beschwichtigen,  der  Tagesblätter  und  sogar  dazu  ließ  sie 
sich    herbei,    daß    sie    „denen    landsfürstlichen    und    beschworenen 


^)  Eintragung  vom  23.  August  1772. 

2)  Item  vom  20.  August  1774. 

3)  Item  vom  2.  Mai  1749. 

*)  Handschreiben  vom  2.  Mai  1749.  (Domin:  Die  Justizreformen  in  Österreich, 
üsterroicliische  Eevue  1864,  IV,  76.     Arneth  IV,  30.) 


93 

ständischen  Gerechtsamen  öffentlich  widerstrebende  Articl  und  Pas- 
sagen" abschwächte  und  modifizierte.  Trotzdem  glätteten  sich  die 
Wogen  nicht  —  „jedermann  klagte  über  noch  gröDere  Verwirrung, 
und  bißhero  scheynet  noch  nicht,  daß  man  sich  eines  besseren  Fort- 
gangs in  Sachen  für  das  kUnfftige  versehen  wolle ".^) 

So  erzählt  uns  Johann  Josef.  Ihn  fröstelte  vor  dem  frischen 
Luftzug,  der  das  Gefüge  der  Monarchie  durchdrang'  und  manche 
altersschwache  Institution  von  hinnen  fegte.  An  diesen  patriarchali- 
schen Einrichtungen  aber  hing  sein  Herz.  Und  da  er  die  Reformen 
der  Kaiserin  nicht  billigte,  konnten  umsoweniger  die  Josefs  IL,  welche 
eine  schärfere  Tonart  verrieten,  seinen  Beifall  finden. 

Mit  starrer  Beharrlichkeit  hielt  Johann  Josef  an  dem  Grundsatz 
fest:  quieta  non  movere.  Umsturz  staatlicher  Ordnung,  heillose  Ver- 
wirrung an  allen  Ecken  und  Enden,  das  war  in  seinen  Augen  die 
notwendige  Folge  jeder  Neuerungssucht.  Selbstverständlich  daher, 
daß  er  auch  an  alter  Sitte,  altem  Brauch  nicht  gerüttelt  sehen  wollte 
und  mit  peinlicher  Gewissenhaftigkeit  seines  Hofamtes  waltete.  War 
er  doch  gleichsam  der  Hohepriester  strenger  Etikette,  der  darüber 
zu  wachen  hatte,  daß  man  die  althergebrachten  Formen  des  Hof- 
lebens nicht  durchbreche. 

Wie  erschrak  er  eines  Tages,  als  die  „Freyle  Hoffmeisterin" 
ihm  fast  sein  ganzes  Zeremoniell  über  den  Haufen  geworfen  hätte  !^) 
Welche  Verlegenheiten  erwuchsen  ihm  nicht,  als  1 743  der  päpstliche 
Nuntius  den  Purpur  erhielt  und  Maria  Theresia  die  Funktion  der 
Barettaufsetzung  vornahm!^)  Nicht  minder  große  Schwierigkeiten  be- 
reitete im  Juni  1748  die  Frage,  wie  bei  der  Audienz,  welche  die 
Kaiserin  dem  türkischen  Botschafter  gewährte,  „der  Rock  Kuß  zu 
marquieren"  sei.*) 

In  allen  diesen  "und  ähnlichen  Fällen  achtete  Khevenhüller 
streng  der  überlieferten  Vorschrift.  Um  jeden,  auch  nur  den  ge- 
ringsten Verstoß  hintanzuhalten,  griff  er  sogar  zur  Säge  —  dem 
Prinzen  von  Wolfenbüttel  gebührte  ja  nicht  der  gleiche  Stuhl  wie 
einem  König  oder  Herzog,  fallen  mußte  deshalb  die  Lehne.^)  Nie- 
mandem zu  Liebe  wich  er  ab  von  der  Regel  und  so  blieb  der  Wunsch 
unerfüllt,  den  der  sächsische  Gesandte  äußerte,   man   möge  ihm  und 


^)  Eintragung  vom  2.  Mai  1749. 
2)  Item  vom  1.  November  1743. 
^)  Item  vom  1.  Dezember  1743. 
*)  Item  vom  10.  Juni  1748. 
^)  Item  vom  20.  Januar  1745. 


94 

seinen  Kollegen  anläßlich  der  Trauung  Maria  Annas  mit  Karl  von 
Lothringen  eigene  Plätze  anweisen.*) 

Ausnahmen  waren  allerdings  gestattet,  wenn  die  Politik  es 
gebot,  die  auf  diese  Weise  im  Zeremoniell  ihr  Spiegelbild  fand.  So 
wurden  der  sächsische  Kammerherr  Graf  Friesen  ^)  und  der  russische 
Großkanzler  Graf  Bestuchew,^)  der  eine  1745,  der  andere  1748  ganz 
besonders  ausgezeichnet. 

Aber  schon  war  der  Geist  des  Umsturzes  auch  in  das  Heiligtum 
gedrungen,  das  Johann  Josef  so  ängstlich  behütete:  dem  Lothringer 
mißfielen  die  starren  Formen  und  er  setzte  sich  bisweilen  über  sie 
hinweg,  Maria  Theresia  griff  reformierend  ein,  vollends  Kaiser  Josef, 
der  in  höfischem  Zeremoniell  nur  eine  Fessel  sah,  die  freie  Ent- 
faltung hinderte  und  daher  abgestreift  werden  mußte. 

Im  Jahre  1745  bereits  klagt  Khevenhtiller  über  die  ,,so  sehr 
ruinirte  Etiquette"  und  er  erachtete  als  seine  Pflicht,  sie  „vor  dem 
gänzlichen  Zerfahl  zu  retten".^)  Er  verkörperte  gleichsam  das  alte 
System,  das  sich  gegenüber  der  freieren  Richtung  noch  behaupten 
wollte.  Und  diese  hub  an  seit  dem  lothringischen  Einschlag.  Mannig- 
fache Neuerungen  brachte  sie  mit  sich,  unter  anderem  die  französi- 
sche „Mode",  wonach  die  Erzherzoge  das  Soldatenkleid  trugen  und 
Regimentsinhaber  waren  ;^)  die  Einführung  des  Titels  „königliche 
Hoheit";")  die  Stiftung  neuer  Orden,  so  des  Maria  Theresien-  und 
des  Stephansordens;'')  die  Zulassung  des  Militärs  zur  Fronleichnams- 
prozession ^)  usw. 

Stets  hatte  Johann  Josef  ohne  Scheu  seine  Ansicht  geäußert, 
er  sprach  sich  daher  mit  gewohnter  Offenheit  auch  gegen  diese 
Neuerungen  aus.  Trotz  Opposition,  die  er  jedoch  immer  „nach  oben, 
nie    nach    unten"   geltend   machte,'-')    zählte   er   auch   fürder   zu   den 

^)  Eintragung  vom  8.  Januar  1744. 

")  Eintragung  vom  11.  März  1745.  Die  3Iutter  des  Grafen  Friesen  war 
Auguste  Konstanze  Gräfin  Cosel,  eine  natürliche  Tochter  Augusts  des  Starken, 
also  eine  Schwester  Augusts  III.,  mit  dem  man  damals  in  eifrigsten  Unterhand- 
lungen stand.    (Vgl.  Seite  83.) 

«)  Eintragung  vom  10.,  13.,  30.  Mai  1748. 

*)  Item  vom  16.  März  1745. 

^)  Franz  von  Lothringen  hatte  sie  eingeführt.  (Eintragung  vom  10.  De- 
zember 1748.) 

^)  Dieser  Titel  galt  für  sämtliche  j\litgliedcr  des  Kaiserhauses;  das  Prä- 
dikat „erzherzogliche  Durchlaucht"  wurde  daher  fallen  gelassen.  (Vgl.  Wolf: 
Aus  dem  Hofleben  Maria  Theresias  17.) 

')  Ibidem  18. 

»)  Ibidem  23. 

»)  Ibidem  21. 


95 

Wenigen,  die  sicli  des  gicHiten  Vertrauens  der  kaiserlichen  Familie 
bcriilimen  durften. 

Nichts  trübte  das  freundschaftliche  Verhältnis,  das  zwischen  ihm 
und  dem  Gemahl  Maria  Theresias  bestand.  Wohl  gab  es  bisweilen 
manche  Szene,  wenn  die  beiderseitigen  Meinungen  gar  zu  sehr  von 
einander  abwichen  oder  die  kleinen  Schwächen  Khevenhüllers  zu 
leisem  Spott  herausforderten;^)  stets  fand  sie  aber  einen  versöhn- 
liehen Abschluß.^)  Zu  wiederholten  Malen  bewies  Kaiser  Franz  seinem 
treuen  Diener  und  Freund,  wie  sehr  er  ihn  schätze;  ungern  mißte 
er  seine  Gesellschaft  und  um  Johann  Josef  recht  oft  um  sich  zu 
sehen,  lehrte  er,  der  leidenschaftliche  Jäger,  ihn  das  edle  Weidmanns- 
werk  liebgewinnen. 

Gleicher  Gunst  erfreute  sich  Khevenhüller  von  selten  Maria 
Theresias.  Jederzeit  durfte  er  bei  der  Kaiserin  eintreten^  nicht  bloß 
Agenden  seines  Ressorts  oder  Staatsgeschäfte  mit  ihr  zu  besprechen ; 
auch  seiner  Familienangelegenheiten  Erwähnung  zu  tun  war  ihm  er- 
laubt. Diese  persönlichen  Beziehungen  wurden  in  der  Folge  so  innig, 
daß  ohne  unmittelbare  kaiserliche  Erlaubnis  keines  von  den  Kindern 
Johann  Josefs  eine  Ehe  einging. ^j  Maria  Theresia  wiederum  ver- 
traute sich  in  trüben  Stunden  dem  erprobten  Eatgeber  an;  oft  genug 
drängte  es  sie  hiezu,  vornehmlich  seit  dem  Tode  des  Kaisers.  Denn 
zu  der  Trauer  um  den  Verstorbenen,  die  nie  mehr  von  ihr  wich,  ge- 
sellte sich  die  Sorge,  es  könnten  die  Charaktereigenschaften  Josefs  II. 
für  diesen  sowohl  wie  für  den  Staat  dereinst  verhängnisvoll  werden. 

Die  vormals  lebensfrohe,  tatkräftige  Habsburgerin  wurde  klein- 
mütig und  zaghaft;  sie  zweifelte  an  ihrer  Fähigkeit,  die  Geschäfte 
zu  führen,  und  ließ  Äußerungen  fallen,  welche  den  Wunsch  verrieten, 
der  Regierung  zu  entsagen.  Khevenhüller,  dem  vor  dieser  Möglich- 
keit bangte,  suchte  die  Kaiserin  von  einem  übereilten  Schritte  ab- 
zuhalten; deutlich  spielte  er  auf  Kaunitz  an,  indem  er  ihr  folgendes 
sagte:  man  hege  die  Absicht,  „sie  zu  degoutiren,  um  den  Scepter 
vollends  aus  ihren  Händen  zu  bringen  und  durch  eine  gar  zu  früh- 
zeitige Abdication  oder  sonstige  Entschlagung  der  Haubtgeschäften, 
wcssfahls  sie  ohnedeme  nur  gar  zu  vill  bereits  nachgegeben,  sie  von 
allem  zu  entfernen,  um  unter  einem  jungen,  zwar  einsichtigen,  aber 
noch  nicht  genug  erfahrenen  Herrn  allein  das  Ruder  führen  und  sich 
vor  der  Welt   größer   machen   zu   können".     Sie  sei  daher  „als  eine 


1)  Vgl.  Wolf  26. 

^)  Vgl.  unter  anderem  Eintragung  vom  29.  April  1745. 

«)  Vgl.  Wolf  20. 


96 

gottseelige  Frau  im  Gewissen  verbunden,  aus  Liebe  für  ihre  Länder 
und  damit  die  Religion  bei  denen  täglich  leider  mehr  und  mehr  über- 
handnehmenden freigeisterischen  Maximen  und  dem  vordringenden 
Indifferentismo  nicht  gar  den  lezten  Stoß  tiberkommen  möge,  sich 
so  zu  sagen  an  Riß  zu  stellen  und  ihre  suchende  Ruhe  solch  christ- 
licher Absicht  aufzuopfern".^) 

Wohl  hielt  Maria  Theresia  auf  ihrem  Posten  aus,  aber  entmutigt 
und  niedergeschlagen  blieb  sie  wie  bisher  und  je  trUber  ihre  Ge- 
mtitsstimmung  wurde,  um  so  schärfer  lautete  das  Urteil,  das  Johann 
Josef  über  Kaunitz  und  dessen  Anhänger  fällte.^) 

Gleich  unverhohlen  äußerte  er  sich,  wenn  die  Monarchin  auf 
ihr  „Hauskreuz"  —  den  jungen  Kaiser  —  zu  sprechen  kam:  „nicht 
gutt  wäre  es,  selben  als  einen  Herrn,  der  ohnedem  von  seinem 
großen  Witz  zu  vill  eingenohmen  sei,  durch  zu  grosses  Zutrauen  in 
disem  Vorurtheil  zu  stärcken  und  ihme  glauben  zu  machen,  als  ob 
er  mehr  verstünde  als  die  Frau  Mutter  selbsten".^) 

Er  selbst  bemühte  sich  redlich,  Mutter  und  Sohn  in  gutem  Ein- 
vernehmen zu  erhalten  und  alle  Schwierigkeiten  auszugleichen,  die 
durch  irgend  eine  Meinungsverschiedenheit  hervorgerufen  werden 
konnten.  Nicht  bloß  in  dieser  Absicht  suchte  er  auf  den  Kaiser 
einzuwirken,  ihn  leitete  zugleich  der  Wunsch,  es  möge  gegen  die- 
jenigen, die  nach  seinem  Dafürhalten  die  Kaiserin  schlecht  berieten, 
auch  der  Thronfolger  seinen  Einfluß  geltend  machen.^) 

Nicht  innige  Freundschaft,  nicht  herzliche  Gesinnungen  hegte 
Josef  IL  ftir  Khevenhüller;  aber  Achtung  empfand  er  vor  dem  offenen 
politischen  Gegner,  der  zugleich  ein  trefflicher  Mensch,  ein  verläß- 
licher Diener  war.  Er  sah  ihn  daher  gern  bei  sich,  zeigte  ihm  seine 
„Schränke  und  verschiedene  geheime  Vorträge"^)  und  teilte  ihm 
manches  mit,  „so  sich  der  Feder  nicht  anvertrauen  lasset".^)  Das 
Wertvollste  aber,  in  das  Khevenhüller  Einblick  gewann,  war  das 
Herz  des  Kaisers;  er  erkannte,  daß  es  edel  sei,  nicht  hart  und  kalt, 
und  besser  wie  bisher  dachte  er  nun  über  den  künftigen  Herrscher. 
Lobend  hob  er  hervor,  daß  Josef  H.  „die  Wahrheit  anhöre  und  man 
recht  augenscheinlich  mercke,  comme  il  ne  cessoit  de  travailler  sur 
soi   meme,   mithin    mit   der   Gnade  Gottes   alle   Hoffnung  v'orhanden 


^)  Eintragung  vom  27.  Februar  1771. 
2)  Item  vom  25.  und  27.  Mai  1772. 
=>)  Item  vom  19.  April  1775. 
")  Item  vom  6.  Juli  1775. 
^)  Item  vom  8.  Juni  1771. 
«)  Item  vom  19.  Juni  1774. 


97 

seie,  daß  er  zu  seiner  Zeit  ein  christlicher  und  großer  Regent  werden 
wUrde,  deme  lediglich  zu  wünschen,  daß  er  mehrere  rechtschaffene 
und  veridique  Leuthe  um  sich  haben  mögte,  zumahlen  er  biss  dato 
meistens  mit  verkehrten,  kleinen  und  falschen  Geistern  umgeben  ge- 
wesen ist."^) 

Während  der  schweren  Erkrankung  Maria  Theresias  im  Jahre 
1767,  da  niemand  auf  eine  Genesung  zu  hoffen  wagte,  hatte  Johann 
Josef  alle  Anstalten  getroffen,  sich  nach  Klagenfurt  zurückzuziehen; 2) 
fest  stand  damals  bei  ihm  der  Entschluß,  unter  Josef  II.  nicht  mehr 
zu  dienen.  Mochte  er  immerhin  seit  jenen  Tagen  anderen  Sinnes 
geworden  sein,  ihm  blieb  der  Schmerz,  die  geliebte  Monarchin  be- 
weinen zu  müssen,  und  damit  die  Notwendigkeit  erspart,  sich  über 
sein  künftiges  Schicksal  zu  entscheiden:  im  November  1775  zog  er 
sich  eine  heftige  Erkältung  zu,  die  ihn  fortan  ans  Haus  fesselte  und 
ihm  qualvolle  Atembeschwerden  verursachte;  ihren  Folgen  erlag  er 
am  18.  April  1776. 

Johann  Josef  war  am  30.  Dezember  1763  von  Kaiser  Franz  I. 
in  den  Reichsfürstenstand  erhoben  worden.^) 


^)  Eintragung  vom  30.  August  1772. 

^)  Dies  erhellt  aus  einem  Schreiben  Khevenhüllers  an  Maria  Theresia  vom 
25.  Mai  1772.    (Ad  Eintragung  vom  selben  Tage.) 

3)  R.  R.  B.  Karls  VI.,  16.  S.  248  ff.  Danach  ist  Wolf  S.  28  zu  berichtigen. 
—  Am  22.  November  1728  vermählte  sich  Johann  Josef  auf  Wunsch  seines  Vaters 
mit  Karoline  (Kamraerfräulein  der  Kaiserin  Elisabeth),  der  ältesten  Tochter  des 
Reichshofratsvizepräsidenten  Grafen  Johann  Adolf  Metsch.  (Das  Konzept  der 
Ehepakten,  d.  d.  21.  November  1728  erliegt  im  Wiener  Staatsarchiv.)  Der 
Trauung,  welclie  Kardinal  Kollonitz  vollzog,  wohnte  auch  das  Kaiserpaar  bei. 
Schon  lange  vor  der  Hochzeit  hatte  Siegmund  Friedrich  auf  Sicherstellung  des 
Erbteils  seiner  zukünftigen  Schnur  bestanden;  infolgedessen  vermachte  Graf 
Metsch  der  Braut  die  Herrschaften  Radbor  und  Paschinka  bei  Kolin  und  (das 
vom  Grafen  Adam  Waldstein  erkaufte)  Kammerberg  bei  Beneschau.  (Im  Kheven- 
hüll.  Archive  erliegt  die  Verzichtleistung  der  Gräfin  Nostiz,  jüngeren  Schwester 
Karolinens,  auf  diese  Herrschaften.)  —  In  seinem  Testament  d.  d.  1736,  XI.  23., 
empfahl  Graf  Metsch  seinem  Schwiegersohn,  dereinst  Namen  und  Wappen  beider 
Familien  zu  vereinigen.  Dieses  Testament  ward  von  Karl  VI.  am  23.  September 
1739  konfirmirt.  (Palatinatus  major  für  Grafen  Johann  Adolf  Metsch  vom  selben 
Datum.  R.  R.  B.  Karls  VI.,  Band  XVII,  127  v.  Wien,  Staatsarchiv.)  Graf 
Johann  Adolf  starb  im  Jahre  1740  söhnelos  und  auch  seine  Neffen,  die  Söhne 
des  sächsischen  Kammerherrn  Johann  Friedrich,  verschieden  ohne  Hinterlassung 
männlicher  Nachkommenschaft.  Es  erfolgte  daher  am  11.  März  1751  jene  Namen- 
und  Wappenvereinigung.  (R.  R.  B.  Franz  I.  Band  XI,  S.  1  ff.  Wien,  Staatsarchiv.) 
Vgl.  Kneschke:  Neues  allgemeines  deutsches  Adelslexikon  VI.  Band,  256  ff. 
(Artikel  Metsch)-,  Siebmachers  Wappenbuch,  IV,  Abteilung  8,  S.  9  ff.  (Kärntner 
Adel);  Manuskript  des  Fürsten  J.  Karl  KhevenhüUer  (Die  Khevenhüller  II,  241). 

Khevenhüller-Scblitter.     1742-1744.  7 


98 

Mittelgroß,  wohl  gebaut,  mit  schmalem  Gesicht,  großen  dunklen 
Augen,  der  Khevenhüllerschen  Adlernase,  kleinem  Mund  und  spitzem 
Kinn,  so  war  sein  Äußeres  nach  der  Beschreibung  der  fremden  Ge- 
sandten, Diese  schildern  ihn  aber  auch  als  einen  Mann,  den  Liebens- 
würdigkeit, Sanftmut  und  Gefälligkeit  auszeichneten.*) 

Als  Stürmer  und  Dränger  in  die  Dinge  einzugreifen,  um  jeden 
Preis  Einfluß  auf  die  Staatsgeschäfte  gewinnen  zu  wollen,  lag  seinem 
Wesen  fern;  ihm  genügte,  wenn  sein  Rat  eingeholt  ward.  Milde 
bildete  den  Grundzug  seines  Charakters,  mochte  Johann  Josef  die 
Wichtigkeit  der  Hofetikette  noch  so  sehr  überschätzen  und  noch  so 
unerbittlich  streng  und  starr  an  der  geringsten  Förmlichkeit  fest- 
halten. Er  verkörperte  gleichsam  die  konservative  Adelspartei;  schon 
aus  diesem  Grunde  ist  das  Tagebuch,  das  er  uns  hinterlassen  hat, 
von  größter  Bedeutung;  denn  keineswegs  Begeisterung  oder  Lob, 
erst  der  Gegensatz  der  Meinungen  vielmehr  bringt  uns  die  Entwick- 
lung der  Dinge  zu  näherem  Verständnis, 

Aber  nicht  bloß  auf  die  politischen  Verhältnisse  und  deren 
Wechselbeziehungen  hat  Khevenhüller,  der  Chronist  der  theresiani- 
schen  Epoche,  sein  Augenmerk  gerichtet;  auch  das  persönliche  be- 
rücksichtigt er,  das  rein  Menschliche  im  Leben  des  Staates,  und 
eben  darin  liegt  der  Wert  seiner  Mitteilungen.  Nicht  Schemen  und 
blutlose  Wesen,  sondern  Menschen  führt  er  uns  vor,  die  lieben  und 
hassen,  Zuneigung  erwecken  und  abstoßen.  Da  sehen  wir  alle  die 
Männer  lebendig  vor  uns,  die  damals,  im  Zeitalter  der  klassischen 
Diplomatie  Österreichs,  mitgearbeitet  haben  an  der  Einheit  des  Staates; 
sie  alle  überragt  die  herrliche  Frau,  die  Heldin  des  Ganzen,  Maria 
Theresia. 

Ist  es  nicht  ausschließlich  das  Glück  der  Waffen,  das  Fürsten 
zu  den  Großen  erhebt,  berechtigt  vielmehr  hiezu  nur  das  Verdienst, 
trotz  schweren  Niederlagen  das  Glück  und  die  Wohlfahrt  der  Völker 
begründet  zu  haben,  so  gebührt  der  Habsburgerin  jene  Erhebung 
weit  eher  als  Friedrich  H.,  der  die  Enkelin  desselben  Kaisers  beraubt 
hatte,  dem  sein  Haus  die  Königskrone  verdankte. 

—  Der  Kinder  Joliaini  Josefs  und  ihrer  Deszendenz  wird  im  Anhang  Erwähnung 
geschehen. 

^)  Vgl.  A.  Wolf  42.  Arneth  IV,  265  ff.  Im  Khevenhüllerschen  Schloß 
Riegersburg  in  Niederösterreich  l>cfindet  sich  ein  von  van  Meytens  gemaltes  Bild 
Johann  Josefs. 


1 742.*) 


Januar  5.  Kaiserin  befililt  das  miraculose  Crucifix  in  der  Hof- 
Capellen  zu  exponieren. 

Junius  25.  Herzog  raiset  zur  Armee  in  Böhmen.*)  Sie  mit 
zun  Carmelitern  begleiten,  gehet  sodann  nach  Schönbrunn,  reutet 
immer  herum  und  speist  en  compagnie.  Weis  und  rothe  Aufschlag, 
uniforme  par  finesse,  weil  es  die  Färb  des  herzogl.  Regiments. 

29.,  30.  Offentl.  Kirchen  in  der  Statt.  Zu  allem  disen  kommt 
Sie  in  die  Burg. 

Julius  9.  Lanczinskifest  wegen  der  Crönung  der  Czaarin  Elisa 
beth^)  auf  der  Meelgruben. 

10.    Sie  speist  zu  St.  Veit. 

19.  Zu  Hirschstetten  bein  Reichs-Hofrath-Präsidenten  Wurm- 
brand. 

26.  Gala  wegen  der  Erzherzogin  Frau  Schwester.  OflFentliche 
Taflfel,  großes  Dine  für  die  Noblesse.  Opera  Ezio  in  Schönbrunner 
Garten.^) 

Aug.  19.  Die  Burgerschaft  halt  ein  Danckfest  wegen  ent- 
fernedter  Belagerung  von  Wienn.     Sie  gehet  in  Publico  darzu. 

28.  Gala  wegen  der  Kaiserin;  Königin  gehet  öffentlich  hinauf 
zu  complimentiren,  hernach  in  die  Hof-Capellen.  Die  Kaiserin  kommt 
mit  in  Publico  zun  Augustinern,  speisen  sodann  herunten  in  Publico 
ohne  Bottschaffter.  Nachmittag  oder  abends  Spill  und  sodann  wieder 
öffentlich  Soup6  oben  bei  der  Kaiserin. 


*)  Indeme  meines  seel.  Vattern  Lebensbeschreibung-  sich  beil.  nacli  der 
Czaslauer  Schlacht  endiget  und  sich  weiters  biß  gegen  der  Zeit  seiner  Krank- 
heit nicht  vill  mehr  darinnen  aufgemerckter  findet,  so  habe  ich  ad  supplementum 
des  Journals  nur  beikommende  kleine  Nota  verfasset,  die  ieli,  wenn  mir  die  Zeit 
erübriget,  ad  coraplendum  annum  hunc  1742  etwas  weitläuffiger  ad  instar  meiner 
von  dem  traurigen  Tag,  da  selber  versehen  worden,  ihren  Anfang  nehmenden 
wenigen  Aufzeichnungen  auszuführen  gedenke  und  indessen,  wie  ich  sothane 
Notam  in  Eille  geschriben,  hier  beigelegt  hab. '') 

7* 


100  1742,  Ang.  31.— Nov.  18. 

31,  Reutet  die  Königin  auf  den  Kalksberg  und  speist  oben 
im  Closter, 

September  3.  Die  Kaiserin  beziehet  den  Salmischen  Garten  zu 
Hezendorf.^) 

9,  Die  Königin  raiset  auf  einige  Tag  nach  Sumerein  zur 
Fuchsin.^) 

16.    Lege  ich  das  neue  Jurament  als  königl.  geheimer  Rath  ab.'*) 

24.  Kommet  die  Königin  auf  die  Reuttschull  in  die  Statt,  um 
sich  zum  Carousel  zu  exercieren. 

Oktober  4.  Gala  wegen  des  Herzogs.  Offentl.  Kirchen  mit 
Bottschaiftern ;  Din(^  und  Appartement  in  der  Burg. 

14,  Kommet  Losi  von  der  Armee  mit  dem  Compliment.') 

15.  Öffentliche  Kirchen  mit  Bottschafftern.  Erdödi,  Bischoff  von 
Erla  diaconisiert,^)  Din6  mit  der  Kaiserin  und  Erzherzogin  Maria 
Anna  ohne  Bottschaffter.  Die  venetianische  Ambassadrice  Capello, 
gebohrne  Collalldo,  hat  Nachmittag  Audienz,  kommet  sodann  ins 
Appartement  und  wartet  abends  bein  Soup6  auf. 

19,,  20.  Haltet  die  Kaiserin  das  Anniversarium  pro  Carolo  VI. 
bei  denen  Capucinern.     Die  Königin  in  der  Hof-Capellen. 

November  3.  Anticipierte  Gala  für  den  Prinz  Carl;  Din6  bei 
der  Kaiserin;  Appartement  herunten. 

12.  Landtags- Proposition;  die  Königin  redet  gutt.  Windisch- 
graz anstatt  des  erst  gestorbenen  Harrach  machet  die  Dancksagung 
als  angesezter  Landmarschall  und  vergleichet  die  Kaiserin  denen 
Königinnen   Berenice   und  Elisabeth   wegen   ihrer   schönen  Gestalt.^) 

Den  14.  reutet  sie  nach  Closterneuburg,  wohin  meine  Frau  und 
ich  sie  begleiten. 

Den  18.,  an  welchem  Tag  I.  K.  H.  der  Hertzog  von  Lothringen 
von  der  Armee  aus  Bayern  zurückkommen,  der  L  M.  die  Königin 
gegen  Schönbrunn  entgegen  gefahren  und  dieselbe  dort  empfangen, 
wurde  mein  Vatter,  indeme  ihn  gegen  die  Mittagstund  und  als  er 
eben  seine  wenige  Speiß  genießen  wolte,  eine  plözliche  Schwachheit 
überfallen,  auf  sein  inständiges  Verlangen  gegen  4  Uhr  Nachmittag 
mit  dem  h.  Viatico  versehen,  so  ich  schuldiger  Maßen  von  der  Pfarr- 
Kirehen  St.  Michael  biß  in  das  Krancken-Zimmer  und  widerummen 
zurück  nebst  meiner  Gemahlin,  älteren  Tochter  und  2  älteren  Söhnen  ^^) 
unter  einen  großen  Corteggio  unser  beiderseitigen  Hausoffizieren  und 
Livree-Bedienten,  welche  24  Fackeln  getragen,  begleitet.  Der  liebe 
Patient  hat  mit  viller  christlichen  Resignation  und  Standhafftigkeit 
diese  heilige  Funktion  abgewartet  und  nach  derselben  sich  also  ver- 
wunderlich erhollet,   daß  die  des  Abends  gegen  7  Uhr  zu  dem  Con- 


1742,  Nov.  19.  101 

silio  beruffenc  Medici  ZwenghofF  als  Ordinarius,  Weber,  welcher  Zeit 
der  Kranckheit  dem  Ordinario  beigegeben  worden  wäre,  Gerstner, 
Engel  und  Bianchi  noch  einige  Hoffnung  zur  Genesung  gegeben, 
die  aber,  leider!  da  sich  das  Fieber  nicht  stellen  wollen,  nicht  lang 
flirgedaueret  hat.     Tags  darauf  als  den 

19.  geruheten  I.  M.  die  Königin  occasione  der  durch  das  jüngsthin 
erfolgte  Ableiben  des  Graflfen  Aloysi  von  Harrach  vacant  gewordenen 
Landmarschall-Stelle  eine  starcke  Änderung  und  Promotion  unter  dero 
Hoff-Ämtern  vorzunehmen,  und  zwar  dergestalten,  daß  sothane  Stelle 
dero  bißherigen  Obrist-Hoffmeistern  und  angesezten  Obrist-Cämmerern 
Gr.  Ferdinand  v.  Herberstein,  dieses  lezteren  Amt  dem  bißherigen 
Obrist-Stallmeistern  Grafen  Frantz  v.  Starhemberg,  welcher  schon  ehe- 
dessen  bei  1.  M.  des  Kaisers  Lebzeiten  solche  bekleidet  hatte,  gleich- 
samm  von  neuem  wiederummen  verlihen  wurde;  an  dessen  Statt 
wurde  der  bißherige  Obrist  Hoff- Marschall  Fürst  Heinrich  von  Auers- 
perg  zum  Obrist  Stallmeister  benennet  ^^)  und  die  Stelle  dieses  lezteren 
meiner  Wenigkeit,  ohne  deme  daß  ich  mich  darummen  allerunter- 
thänigst  gemeldet  hätte,  motu  proprio  conferiret.  Die  Fublication 
hiervon  beschahe  in  der  Rathstuben  mittags  nach  dem  Kirchendienst 
von  dem  ersteren  Herrn  Obrist-Hoffmeistern  Graffen  Rudolf  von  Sintzen- 
dorff,^^)  obschon  wegen  der  Fublication  des  neuen  Herrn  Land- 
marschallen  von  dem  österreichischen  Kanzlern  Graffen  von  Seilern 
ein  Anspruch  von  darummen  gemacht  werden  wollen,  weillen  der 
lezt  verstorbene  Graff  v.  Harrach  ehedessen  von  dem  damahligen 
Hoff-Canzlern  Graffen  von  Sintzendorff  publiciret  worden  wäre.  Noch 
vor  dem  Mittagessen  nahmen  wir  sämtliche  Neopromoti  sogleich 
Audienz  bei  L  M.  der  Königin  und  der  verwittibten  Kaiserin  Frau 
Mutter,  um  unsere  allerunterthänigste  Dancksagung  abzustatten;  dem 
Herzog  aber  machten  wir  die  Reverenz  bein  Herausgehen  zum  Taffei- 
dienst, worauf  ich  mich  sofort  zu  meinen  krancken  Vattern  verfugte, 
um  ihme  und  meiner  bei  selben  sich  befindenden  Schwester  und  Gemahlin 
dise  erfreuliche  Bottschafft  zu  bringen,  die  auch  dem  armen  Krancken 
Freuden-Thränen  vergießen  gemacht,  und  hat  der  daraus  geschöpffte 
Trost  vermuthlich  ein  nicht  geringes  beigetragen,  daß  selber  un- 
gehindert beständig  angehaltenen  Fiebers  noch  fast  in  die  dritte 
Wochen  gelebt  hat. 

Selben  Nachmittag  noch  kämme  der  Obrist-Hoff-Meister-Arats- 
Secretarius  Herr  Härtl  von  Hartenburg  zu  mir,  um  mir  aus  Be- 
fehl des  austrettenden  Hoff-Marschalls  FUrstens  von  Auersperg  die 
Gratulation  abzulegen  und  sich  nebst  denen  übrigen  mir  zu  recom- 
mendiren. 


102  1742,  Nov.  21.-23. 

Den  21.  wurden  wir  drei  neue  Hoffärater  unserem  untergebenen 
Staab  gewöhnlicher  Maßen  von  dem  ersten  Obrist-Hoffmaister  Graffen 
V.  Sinzendorff  vorgestellet,  und  zwar  der  Graff  Starhemberg  in  der 
Anticamera,  qua  Obrist-Hoffmeister  der  Königin  und  angesezter 
Obrist-Cammerer,  in  welch  lezterer  Qualitet  er  wenig  Tag  hernach 
auch  denen  sämtlichen  königlichen  Cammerherrn  vorgestellet  und 
dise  pro  Interim,  nach  dem  Beispill  seines  jüngsten  Vorfahrers  Graffen 
von  Herberstein,  an  ihn  gewisen  worden;  sodann  wurde  ich  meinen 
beiden  untergebenen  Ämtern,  als  denen  Hoffmarschallischen  Gerichts 
Assessoren  und  denen  übrigen  Canzlei-Verwanten  und  dem  Quartier- 
amt vorgestellet,  worbei  ich  nebenstehende  kleine  Dancksagung 
machte,*)  und  nach  mir  erst  der  neue  Obrist-Stallmeister,  und  zwar 
wir  beide  in  der  Ritterstueben;  über  dise  meine  Vorstellung  ist  nach- 
folgendes gewöhnlichermassen  in  das  Prothocoll  eingetragen  worden. ^^) 

Den  23.  hielte  ich  zum  ersten  Mahl  Rath  in  meiner  Behausung, 
worbei  ich  bei  Anfang  der  Session  folgende  kleine  Allocution  an  die 
Assessores  machte,^^)  welche  von  dem  Amtssecretario  mit  einer  sehr 
submissen  Dancksagungs-Rede,  worinnen  er  sich  und  die  übrige  zum 
Justizmittel  gehörige  Persohnen  in  meiner  Gnad  und  Protektion  emp- 
fähle, beantwortet  wurde.  Es  bestehet  aber  der  Obrist-Hoff-Marschall- 
stab  aus  folgenden  Persohnen.  ^^)  Das  Quartier-Ammt  dependiret 
immediate  und  alleinig  von  dem  Obrist-Hoff-Marschall,  als  welcher 
hierinfahls  niemanden  zu  befragen  hat,  es  ereignete  sich  dann  einiger 
Anstand  in  curialibus,  wo  er  sich  bei  dem  Obrist-Hoffmeister  zu 
melden  hat,  und  pflegen  derlei  Geschaffte  gleichwie  auch  die  aus- 
kommenden Raisen,  Trauer-Coeremonien  und  andere  Hoffsachen  bei 
Hoffconferenzien  sub  praesidio  des  Obrist-Hoffmeisters  mit  Zuziehung 
deren  Staats-  oder  Conferenz-Ministern,  auch  in  oeconomicis  des 
Cammerpraesidents  ausgemacht  zu  werden.  Die  Distribution  deren 
Hoffquartiern  hat  vormahlen   und   biß   zu  des  Kaisers  Tod  ebenfahls 


*)  Daß  I.  M.  die  Königin  unsere  allergnädigste  Frau  meine  Wenigkeit  zu 
der  so  anselinlichen  Ol)rist-Hoff-Marschall würde  zu  benennen  allergnädigst  ge- 
ruhen wollen,  darfür  erstatte  Allerhöchst  Deroselben  den  unterthänigsten  Danck 
und  werde  alle  meine  Kräfften  anspannen,  um  dise  so  unverdiente  Gnad  und 
in  mich  setzendes  Vertrauen  durch  schuldigsten  Diensteiffer  und  bestmög- 
lichste Beobachtung  sowohl  deren  Curialien  als  Justizwesens  in  Unterthänigkeit 
zu  demeriren.  Hiernächst  erfordert  auch  meine  Schuldigkeit,  E.  E.  allen  ge- 
ziemenden gehorsamen  Danck  zu  sagen,  daß  dieselbe  die  allerguädigste  Comis- 
sion  so  willfährig  angenohmen  und  mir  so  vill  unverdientes  Lob  bei  gegenwärtiger 
Vorstellung  meiner  Persohn  aussprechen  wollen,  E.  E.  anbei  gebührend  ersuchend, 
mir  dero  güttige  Assistenz  in  benöthigtera  Fahl,  um  gutte  Ordnung  bei  Hotf  zu 
halten,  außer  des  Justizwesens  angedeihen  zu  lassen. 


1742,  Nov.  29.-30.  103 

von  des  Hoffmarschalls  WillkUhr  allein  dependiret ;  es  hat  aber  jezige 
allergnädigste  Frau  bald  nach  angetrettener  Regierung  auch  die  Hände 
darein  geschlagen  und  bereits  meinen  Herrn  Vorfahrer,  sodann  auch 
mich  sehr  nachdrucksamm  dahin  angewiesen,  außer  denen  kleineren 
Quartieren  keines  sonsten  ohne  dero  Vorwissen  und  Genemmhaltung 
zu  vergeben;  wordurch  zwar  einerseits  dem  Hoffmarschalien  die  Hände 
in  etwas  gebunden  worden,  andererseits  aber  dises  Beneficium  zu- 
gewachsen, daß  er  desto  wenigere  Verantwortung  und  Plage  -hat, 
absonderlich  wann  selber  ein  ehrlicher  und  nicht  interessierter  Mann 
sein  will,  wie  ich  mich  dessen  jederzeit  beflissen,  auch,  Gottlob,  durch 
meines  Seh  wehern  seelig  Gnad  und  Gutthaben  nicht  bedörffet.^")  Bei 
dem  Justizmittel  ist  die  Expedition  fast  nach  den  Regierungs-Stilo 
eingerichtet,  außer  daß  mann  keine  Senatus  macht,  sondern  wie  bein 
Reichs-Hoff-Rath  alle  Erledigungen,  Referaten  aus  der  Commission- 
stuben  und  geschlossene  Proceß  in  Pleno  vornihmt,  und  der  Hoff- 
marschall die  Ungelegenheit  hat,  daß  er  nicht  allein  alles  Selbsten 
praesentiren,  sondern  auch  eine  jegliche  Verbeschaidung  eigenhändig 
unterschreiben  muß;  worrait  dann  sehr  villc  Zeit  (zumahlen  öffters 
über  die  400  Expeditionen  vorfallen)  unnützer  Weis  zugebracht  wird. 
Die  Gerichts-Täge  pflegen  zweiraahl  die  Wochen,  des  Dienst-  und 
Freitags,  gehalten  und  immer  von  denen  Referenten  aus  dem  weisen 
Kath  und  aus  der  Canzlei,  als  welch  leztere  die  nöthige  Ausklinfften 
auf  Verlangen  zu  geben  hat,  der  Anfang  gemacht,  sodann  mit  denen 
Referaten  aus  der  Commissions-Stuben  geschlossen  zu  werden.  Vor- 
mahlen gienge  von  dem  Obrist-Hoff-Marschall  die  Revision  zuer  Hoff- 
Canzlei,  welches  aber,  wie  unten  suo  loco  angezeigt  werden  wird, 
von  jezt  regierender  allergnädigsten  Frauen  abgeändert  worden. 

Den  29.  hielten  I.  Kö.  H.  als  Großmeister  und  Capo  des  güldenen 
Flusses  vor  der  Vesper  Ordens-Capitl  in  dero  Retirade;  und  nach- 
deme  Sie  dabei  denen  anwesenden  Rittern  das  von  einem  neuen 
Capite  Ordinis  zu  praestiren  kommende  Jurament  vorläuffig  Selbsten 
abgeleget,  wurden  sothane  Ritter  hinwiederuramen  von  höchst  dero- 
selben  in  die  gewöhnliche  Pflichten  genohmen. 

Den  30.  als  an  Fest  des  heil.  Apostels  Andreae  und  hohen 
Ordens  Patron  wohneten  I.  Kö.  H.  nebst  denen  hier  anwesenden  Toi- 
sonisten  der  gewöhnlichen  Andacht  bei  denen  Augustinern  bei  und 
mittags  speiseten  Sie  mit  ihnen  in  der  Ritterstueben  auf  gleiche  Art 
wie  K.  M.  höchstseeligen  Andenckens,  nur  mit  diesem  Unterschied, 
daß  mann  die  Estrade  oder  den  Stapffei,  worauf  vormahlen  des 
Kaisers  Tisch  unter  dem  Baldachin  erhöhet  stunde,  hinwegnahm, 
mithin   dermahlen   sowohl   der  Quer-Tisch,  woran   I.  Kö.  H.  saß,   als 


104  1742,  Dez.  1. 

auch  die  lange  Taffei  deren  Herrn  Rittern  in  einer  Höhe  waren  und 
völlig  an  einander  stoßeten.  Das  Motivum  wäre,  weillen  I.  Kö.  H. 
kein  gecröntes  Haubt  seind.  Uebrigens  hatte  dise  Function  seit  K.  M. 
Ableiben  von  daruramen  dise  zwei  Jahr  nicht  vor  sich  gehen  können, 
weillen  ao.  1740  die  Trauer  gewesen  und  in  solchem  Fahl  die  Toi- 
sonisten  eine  besondere  Tracht  haben,  worzu  mann  aber  die  Spesen 
nicht  hergeben  wollen,  ao.  1741  aber  I.  Kö.  H.  nicht  dahier,  sondern 
bei  der  Arm6e  in  Böhmen  sich  befanden. 

Den  1 .  December  kämme  I.  D.  der  Prinz  Carl  von  Lothringen  von 
der  Arm6e  aus  Bayern  dahier  an^^)  und  bezogen  dero  neues  Quartier 
in  dem  Amalischen  Hoff,  wo  vormahls  die  Obrist-Hoffmeisterin,  ver- 
wittibte  Fürstin  Esterhazy,  geborene  Marchesa  Desana,  gewohnet 
hatte. 

Dise  erstere  Tage  dises  Monathes  thate  es  sich  mit  meinem 
lieben  Vattern,  obschon  alle  änderte  Tag  fast  consilium  medicum  ge- 
halten wurde  und  mann  alles  auf  der  Welt,  um  die  Ursach  des 
immer  anhaltenden  stillen  Fiebers  zu  ergründen,  anwendete,  mehr 
und  mehr  verschlimmeren  und  äußerte  sich  endlichen  ein  neuer 
catharralischer  Anstoß  mit  einer  heiseren  und  roglichen  Husten;  die 
Natur  wäre  aber  schon  vill  zu  schwach  und  von  der  langen  Kranck- 
heit  zu  sehr  abgemattet,  um  den  Auswurff  befördern  und  zur  ge- 
hörigen Zeitigung  bringen  zu  können;  es  wollte  sich  auch  der  Schlaff 
gar  nicht  einfinden,  welches  unseren  lieben  Patienten  am  meisten  be- 
ängstigte, so  er  aber  alles  mit  christlicher  Gedult  und  gänzlicher 
Ergebung  in  den  Willen  Gottes  ausstunde,  sich  immer  seine  gewöhn- 
liche geistliche  Gebetter  und  Officia  vorbetten  Hesse,  mit  seinem 
Beicht- Vatter  D.  Aloysio  Barnabiten  sich  bespräche  und  Selbsten  auch 
raentaliter,  zumahlen  ihme  wegen  der  Ausdrückerung  das  ville  Be- 
wegen des  Munds  und  deren  Leffzen  verbotten  wurde,  zu  betten 
und  seine  Augen  gegen  den  Himmel  zu  wenden  nicht  aufhörete, 
anbei  doch  die  Hoffnung,  wo  nicht  einer  vollkommenen  Besserung, 
gleich  wollen  einer  etwas  längeren  Lebensfrist,  durch  verschiedene 
entfallene  Reden  von  sich  blicken  Hesse;  Avie  er  dann  in  specie  zu 
meiner  Schwester  gesagt,  daß  er  in  der  heiligen  Weinachtsnacht  die 
heiligen  drei  Messen  in  seinem  Schlaffzimmer  hören  wolle  und  ihme 
der  Cardinal  Ertzbischoff  die  Erlaubnus  hierzu  ertheilet  hätte.  Diese 
gespührte  Hoffnung  hat  mann  als  einen  ganz  besonderen  Trost  und 
Gnad  von  Gott  den  Allerhöchsten  angesehen,  als  wordurch  der 
Schrocken  des  bevorstehenden  Tods,  welchen  auch  die  christlichste 
Seelen  mit  Forcht  und  Zitteren  entgegen  gehen,  um  ein  Villes  ge- 
mindert worden,  sonderHch  da  er  hierbei  die  gänzliche  Ergebung  in 


1742,  Dez.  8.  lOf) 

den  Willen  Gottes  und  was  immer  zu  einer  Hcrcitunj^  zum  Tod  er- 
forderet werden  kann,  in  allen  seinen  Worten  und  Wercken  gezeigt 
und  ausgeübet  hat.  Mit  seinem  Beicht -Vattern  P.  Aloysio  Barnabiten 
Ordens  hatte  er  verschiedene  Gespräche,  beichtete  ihme  in  geheim 
zu  verschiedenen  Mahlen,  welcher  dann  die  gutte  christliche  Dis 
Positionen  des  Patienten  uns  Kindern  zum  Trost  nicht  genug  an- 
rühmen  kunte.     Die  Nacht  vom  7.  zum 

8.  wurde  er  so  schwach,  daß  mann  nicht  länger  anstehen  wollen, 
ihme  die  lezte  Oelung  zu  administriren,  nachdeme  er  zuvor  die  Meß 
seines  Beicht -Vatters,  welche  diser  mit  Erlaubnus  des  Cardinais  gleich 
nach  der  Mitternacht  lesen  dörffen,  sehr  andächtig  gehöret  und  von 
dessen  Hand  nochmahlen  das  heilige  Abendmahl,  zwar  für  dises  Mahl 
nicht  mehr  in  forma  viatici,  empfangen.  Die  Ursach  des  lezteren 
wäre,  weillen  mann  nicht  pfleget  in  der  nemmlichen  Kranckheit 
öffters  dann  einmahl  per  modum  viatici  zu  speisen,  es  seie  dann,  daß 
solche  gar  lange  anhalte;  und  weillen  der  Cardinal  nicht  für  gutt  be 
funden  und  zugeben  wollen,  daß  der  Patient  von  der  heiligen  Com- 
munion,  weillen  selbe  nicht  mehr  in  forma  viatici,  sondern  nur  ex 
devotione  beschahe,  etwas  genießen  solte,  als  thate  er  eben  von  da 
rummen  lieber  in  deme  dispensiren,  daß  mann  in  des  Krancken 
Zimmer  gleich  nach  Mitternacht  Meß  lesen  und  unter  solcher  ihn 
communiciren  dörffen. 

Selben  Morgen  thaten  S.  Kö.  H.,  dessen  Geburts-Tag  eben  an- 
heut mit  großer  Gala  begangen  wurde,  nach  der  Zuruck-Kunfft  von 
St.  Stephan,  allwo  allerseits  Herrschafften  gewöhnlicher  Maßen  dem 
Gottesdienst,  worunter  von  der  hiesigen  Universität  das  Gelübd  pro 
tuenda  S,  S.  Virginis  imaculata  cönceptione  abzulegen  pfleget,  bei- 
gewohnet, den  englischen  Minister  Thomas  Robinson  zum  Ritter  vom 
Bad  schlagen,  welche  Funktion  in  dero  Retirade  geschehen,  und  wäre 
niemand  zugegen  als  die  HoflF-Ämter  und  Conferenz-Ministri.  Der 
Gesante  machte  bei  seinem  Eintritt  in  das  Zimmer  eine  kurtze  An- 
rede in  französischer  Sprach,  welche  der  Hertzog  in  der  nemmlichen 
Sprach  mit  sehr  obligeanten  Ausdrückungen  für  den  Gesanten  und 
dessen  Principalen  beantwortete,  sodann  das  Schwerd  aus  meinen 
Händen  nähme  und  darmit  den  auf  einen  Polster  vor  S.  Kö.  H. 
knienden  Ministrum  dreimahl  mit  folgenden  Worten  auf  die  Schulter 
schluege:  soyez  bon  et  fidel  Chevalier  au  nom  de  Dieu,  und  zum 
Schluß  ihme  das  Ordensband,  welches  carmisinfarb  ist  und  woran 
zum  Ende  das  Ordens-Zeichen  henget,  umbgabe.  I.  M.  die  verwittibte 
Kaiserin  und  I.  M.  die  Königin  sahen  dem  actui  aus  des  Herzogs 
Retirada  all  incognito  zu. 


106  1742,  Dez.  8. 

Von  Hoff  lueff  ich  sogleich  nebst  meinem  Herrn  Schwägern,  den 
Fürsten  von  Dietrichstein,  zu  unsern  lieben  Krancken,  welchen  wir 
zwar  sehr  matt,  jedoch  noch  nicht  dem  Tod  so  nahe  scheinend  und 
sich  gegenwärtig  fanden;  wie  er  dann  in  Erinnerung,  daß  ich  wegen 
des  großen  Grala-Tag  das  Gastmahl  denen  Bottschaiftern  und  Hoff 
Ämtern  bei  mir  hatte,  mich  nach  gethanner  Frag,  wie  vill  Uhr  es 
seie,  und  da  er  gehöret,  daß  es  bereits  zwei  geschlagen,  sogleich 
fortzugehen  geheißen.  Dise  Mahlzeit  wäre  mir  sehr  ungelegen  und 
ist  leicht  zu  erachten,  wie  mir  dabei  Muths  wäre;  ich  kunte  auch  das 
End  derselben  kaum  erwarten,  ersuchte  den  Cardinalen,  welcher  auch 
unter  denen  Gästen  wäre,  sich  nebst  mir  zu  dem  Patienten  zu  ver- 
fügen, welches  er  auch  in  Begleitung  des  Hertzogs  von  Hollstein 
thate;  und  weillen  die  Medici  die  Pulß  immer  matterfanden,  folglich 
besorgten,  er  mögte  gähling  in  die  Zügen  greiflfen,  gäbe  ihme  der 
Cardinal  die  Absolution  in  articulo  mortis,  fragte  ihn,  ob  er  uns  zu- 
gegen seiende  und  in  dem  Vorgemach  wartenden  Kinder,  als  mir, 
meiner  Schwester  der  Fürstin  und  meinem  Weib  vor  das  Bett  zu 
gehen  erlauben  und  den  lezten  vätterlicheu  Seegen  ertheilen  wolte, 
und  als  selber  darauf  mit  ja  geantwortet,  näherten  wir  uns  dem  Bett 
und  knieten  darvor  nieder.  Er  hübe  seine  rechte  Hand  auf  und 
machte  mit  selber  drei  Creutz  über  uns,  legte  sodann  die  Hand  nieder, 
welcher  wir  mit  villen  Thränen  den  lezten  kindlichen  Kuß  gaben 
und  unß  dann  aus  dem  Krancken-Zimmer  hinaus  verfügten,  worauf 
selber,  als  hätte  er  nur  dise  traurige  Function  abwarten  wollen,  so- 
gleich in  die  Zügen  gegriffen  und  nach  einer  halben  Stund,  als  mann 
eben  des  Abends  siben  Uhr  zum  Englischen  Gruß  geläutet,  seinen 
Geist  in  die  Hände  seines  Schöpffers  und  Erlösers  übergeben. 

Er  hatte  sein  ruhmvolles  Alter  biss  in  das  76.  Jahr  2  Monath 
und  21  Tag  gebracht;  und  ob  er  schon  in  seinen  jüngeren  Jahren 
sehr  schwächlich  und  sonderlich  von  hypocondrischen  Zuständen  über 
die  Massen  geplaget  worden,  so  hatte  er  sich  doch  nachhero  bei  der 
oesterreichischen  Lufft  so  gutt  befunden,  daß  er  die  erstere  dreißig 
Jahr,  so  er  als  Statthalter  zu  Wienn  gelebt,  außer  einer  hitzigen  Hals- 
wehe, so  ihn  anno  1715  einige  Tage  im  Bett  gehalten,  fast  von 
keiner  Kranckheit  gewußt;  nur  die  leztere  zwei,  drei  Jahre  vor  seinen 
Tod  wurde  er  von  Schnuppen  und  catharralischen  Zuständen  stärcker 
incomodiret,  behielte  aber  immer  seinen  munteren  Humor,  schlieffe 
seine  siben  Stund  ohne  zu  erwachen,  aße  vill  und  mit  gutten  Appetit, 
thate  auch  immer  zu  seinen  Gästen  auf  alt  Teutsch  ein  Glaß  Wein 
zutrinken,  brauchte  keine  Brillen,  sondern  kunte  auch  bei  Licht  den 
kleinsten  Druck  lesen.     Auf  dem  Land  gienge  er  auch  einige  Stund 


1742,  Dez.  8.  107 

ZU  Fuß,  ohne  sonderlich  milde  zu  werden,  und  ob  er  schon  kein 
.Jäger  wäre,  so  freuete  ihn  doch,  wann  er  etwas  schiessen  kunte; 
schösse  auch  ziemlich  gutt,  ungehindert  er  in  seinen  jüngeren  Jahren 
sich  einmahl  das  rechte  Augenbrauen  und  Augenlied  gesengt  und 
dadurch  feuerscheu  worden.  Die  Stiegen  lieff  er  noch  vor  seiner 
lezteren  Kranckheit  so  geschwind  hinauf,  daß  mann  ihn  kaum  folgen 
kunte;  mit  einem  Wort,  seine  Leib-  und  Gemtiths-Constitution  ver- 
tröstete jedermann,  daß  er  seine  Lebensjahre  noch  vill  weiter  hinaus 
erstrecken  wurde.  Was  aber  menschlicher  Weis  zu  reden,  seinen 
Tod  beförderet,  waren  die  ville  Kummer  und  Strapazien,  welcher  der 
liebe  Alte  bei  den  vornjährigen  Rummel  gehabt,  da  er  Tag  und  Nacht 
mit  Commissionen  geplagt  gewesen  und  sich  anbei  die  damahlige 
Verwirrung  und  Calamiteten  gar  zu  sehr  zu  Hertzen  genohraen  hatte, 
wormit  er  sich  dann  zu  vill  ausgemergelt  und  geschwächet  hat.  Ware 
in  allen  seinen  Thun  und  Lassen  hurtig,  emsig  und  ordentlich,  mogte 
nicht  leiden,  wann  mann  auf  den  folgenden  Tag  spahrcn  wolte,  was 
den  heutigen  geschehen  kunte ;  wie  er  dann  auch  sehr  geschwind  zu 
sprechen  pflegte,  also  zwar,  daß  mann  in  seinen  älteren  Jahren  zu- 
weilen sehr  genau  auf  seine  Wort  Acht  geben  muste,  um  selbe  recht 
einzunehmen;  hatte  ein  unvergleichliches  Judicium  und  erstaunliche 
Gedächtnus,  wäre  in  historia  und  vornemmlich  in  genealogicis  über 
die  Massen  kundig,  kennte  alle  Familien  unserer  Länder  und  hatte 
sich  sonderlich  ville  Mühe  gegeben,  die  Documenta  unserer  Famili 
in  Ordnung  zu  bringen,  wie  es  die  von  ihme  hinterlassene  Schrifften 
und  durchaus  neu  abgeschribene  emendirte  und  vermehrte  Stammens- 
bücher  mit  mehreren  darthun,  dergestalten  daß  ihn  die  Khevenhüller 
als  einen  rechten  Restauratorem  ansehen  und  veneriren,  in  Sonderheit 
aber  seine  Kinder  und  deren  Nach-Kömmlinge  ihm  dessen  Gottes- 
forcht,  Industri  und  Bemühung  lediglich  zuschreiben  müssen,  was 
ihnen  nach  der  Hand  an  Reichthum  und  Splendor  zugedigen  ist.  Er 
wäre  von  mehr  dann  mittelmäßiger  Länge,  sehr  brunet,  hatte  dabei 
aber  noch  in  seinem  Alter  ein  frisches  Aug  und  lebhaffte,  aufrechte 
Physiognomie,  gienge  ganz  grad  und  geschwind  daher,  hatte  noch 
keine  graue  Augenbraun,  subtile  Hände  und  Füsse,  wäre  sehr  mager 
am  Leib,  hatte  ein  langlechtetes  Gesicht,  so  aber  in  seinem  Alter 
ziemlich  vollkommen  worden,  wäre  sehr  generös,  dabei  aber  nicht 
verschwenderisch,  sondern  wüste  hierinfahls  das  Medium  auch  sogar 
in  Kleinigkeiten,  wann  es  auf  ein  Trinkgeld  ankamme,  gar  wohl  zu 
treffen.  Er  wäre  von  Natur  sehr  gäh,  hatte  aber  sein  Temperament 
durch  seine  Tugend  also  gezwungen,  daß  er  die  Gütte  selbst  worden. 
Er  litte  recht,  wann  er  jemanden  was  abschlagen  solte.    Merckwürdig 


108  1742,  Dez.  9.-11. 

ist,  daß  sein  seeliges  Hinscheiden  an  den  hohen  Fest  der  unbefleckten 
Empfängnus  und  währenden  Gebettleiden  erfolget,  da  selber  jeder- 
zeit ein  besonderer  Verehrer  und  Client  der  tibergebenedeiten  Jung- 
frauen und  Mutter  Gottes  Mariae  gewesen  und  nicht  allein  Selbsten 
mit  viller  Attention  und  Andacht  bei  jeglichem  Glockenschlag  ein 
Ave  Maria,  in  specie  wann  das  Angelus  geläutet  wurde,  den  gewöhn- 
lichen Gruß  gebettet,  sondern  auch  seine  Kinder,  Hausgenossen  und 
wer  immer  zugegen  gewesen,  hierzu  sehr  eiffrig  und  nachdruck- 
samm  angehalten  hatte. 

Der  erblaßte  Leichnamm  wurde  hiesigen  Gebrauch  nach  Tags 
darauf  und  an  denen  zwei  folgenden,  als  den  9.,  10,  und  1 1 .  in  seiner 
Taffelstuben  auf  einer  Trauer-Bühne  mit  der  Staats  Kleidung,  als  dem 
Mantel-Kleid,  quarrt  Parocken  etc.  angethan,  exponiret,  worauf  neben 
ihn  sein  Stock,  Hut,  Handschuh  und  Degen,  beinebens  auch  auf 
zweien  schwartz  sammeten  Polstern  die  große  Collana  des  güldenen 
Vlußes  und  der  Regiments-Stab  des  Statthalter-Amts  geleget  und  täg- 
lich von  Früh  morgen  biß  mittags  an  vier  in  denen  Ecken  des 
Zimmers  aufgerichteten  Altaren  ville  heilige  Messen  gelesen  wurden, 
worbei  wir  anwesende  zwei  Kinder  und  übrige  von  der  Freundschaift 
fleißig  assistierten,  auch  sonsten  eine  Menge  Volcks  zulueffte. 

Den  11.  geschähe  die  Begräbnus  und  Einsegnung  gegen  8  Uhr 
abends  bei  St.  Michael  als  seiner  Pfahr-Kirchen,  indeme  selber  in 
seinem  Testament  ausdrücklich  befohlen,  daß,  wofern  er  dahier  mit 
Tod  abgienge,  mann  ihn  in  seiner  Pfarr  und  wohin  er  ob  domicilium 
gehören  würde,  auf  den  Land  aber  in  der  Weitersfelder  Pfarr-Kirchen 
begraben  solte.  Hierbei  wäre  ein  solcher  Zulauif  von  hohen  und 
nideren  Standts  Persohnen,  daß  mann  wegen  des  Gedrengs  die  Leich 
nicht  wie  sonsten  gewohnlich  um  die  Ecken  der  Kirchen  begleiten 
und  folgen  können,  sondern  den  Conductum,  weillen  mann  durch  die 
Presse  nicht  durchgekönt,  abbrechen  müssen. 

Selben  Vormittag  benannten  I.  M.  die  Königin  zum  Nachfolger 
meines  Vattern  in  dem  Statthalter-Amt  den  Graffen  Leopold  Victorin 
von  Windischgräz,^^)  welcher  vor  disem  als  Bottsehaflfter  bein  Con- 
greß  zu  Cambray  gewesen,  sodann  Finanz  Conferenz- Minister  und 
Ritter  vom  güldenen  Fluß  worden,  auch  einer  deren  ältesten  hinter- 
lassenen  kaiserlichen  geheimen  Räthen  und  auch  in  disem  seinen 
Rang  von  L  M.  bestättiget  worden  wäre.  Das  Condirectorium  aber 
der  Ministerial-Banco-Deputation  bekamme  erst  einige  Monath  her- 
nach nebst  10.000  fl.  Appointement,  so  iber  die  Helffte  mehr  aus- 
tragt, als  meinem  Vatter  assigniret  wäre,  der  resignirte  Reichs- 
ViceCanzler    Graff    Rudolph    Colloredo,    deme    mann    gern    helffen 


1742,  Dez.  13.-15.  109 

wollen  und  sich  sonsten  nichts  convenables  für  ihm  sogleich  aus- 
finden können. 

Den  13,  hatte  ich  bei  der  Kaiserin  und  Königin  Mayestüt  wie 
ingleichen  bei  I.  Kö.  H.  die  gewohnliche  Notifications-Audienzien  und 
Überbrachte  disem  lezteren  die  Ordens-Colana  und  das  Statuten-Buch, 
so  in  rotem  Saphian  eingebunden  und  nebst  der  Ordens-Ketten  nach 
dem  Ableiben  eines  jeglichen  Ritters  von  dem  nächsten  Anverwanten 
dem  Großmeister  zurtick  zu  stellen  ist.  Sämtliche  gnädigste  Herr- 
schafften geruheten  dero  Mitleiden  und  wie  Ihnen  der  Verlust  dises 
alten  treuen  Dieners  zu  Hertzen  gienge,  in  denen  gtittigst-  und  milde- 
sten Äußerungen  zu  erkennen  zu  geben,  und  kann  ich  zu  unserer 
Famili  und  Nach-Kömlingen  Ehr  und  Trost  mit  Wahrheit  betheueren, 
daß  der  seelig  verschiedene,  liebe  Alte  von  jedermänniglich,  Gross 
und  Klein,  seines  jovialischen  Humors,  gutten,  freundlichen  Art,  Gutt- 
arthigkeit,  Gottesforcht  und  alt-  teutschen  Redlichkeit  wegen  be- 
daueret und  fast  beweinet  worden.  Wie  dann  noch  wtircklich  sein 
Andencken  bei  allen  denen,  die  ihn  gekant,  Einheimischen  und 
Fremden,  hohen  und  nideren  Stands,  Reichen  und  Armen,  denen 
lezteren  er  ein  rechter  Vatter  gewesen,  in  Ehren  und  Veneration 
stehet,  und  ihme  von  allen  in  den  Grab  nachgesagt  wird,  daß  er  ein 
treuer,  emsiger  Diener  seines  Herrn,  ein  gerechter,  unpartheisch-  und 
uninteressierter  Richter,  ein  liebreicher  Vatter  seiner  Kinder,  die  seines 
Tods  ohne  Thränen  nicht  gedencken  können,  ein  gnädiger  Herr  für 
seine  Unterthanen,  Untergebene  und  Hausgesinde  und,  wie  schon 
gemeldet,  ein  rechter  Vatter  denen  armen  Wittwen  und  Waisen  und 
wahre  Zuflucht  aller  Bedrängten  und  Nothleidenden  gewesen  seie; 
mit  einem  Wort,  ob  er  schon  sein  ruhmvolles  Alter  biß  in  das 
77.  Jahr  gebracht,  so  ist  er  doch  seinen  Kindern  und  jedermännig- 
lich zu  früh  gestorben. 

Er  wäre  K.  Leopoldi  Cammerer  und  nachhero  bei  2  Kaisern 
würcklicher  geheimer  Rath;  anno  1698  ward  er  nach  den  GraflFen 
Franz  Andre  von  Rosenberg  Landeshaubtmann  in  Kärnthen,  anno 
1711  aber  beruffte  ihn  die  damahlige  Regentin  und  Kaiserin  Frau 
Mutter  nacher  Wienn  zum  Statthalter-Amt,  deme  er  in  das  32.  Jahr 
und  länger,  dann  keiner  seiner  Vorfahren  vorgestanden.  Anno  1721 
erhielte  er  den  Toison,  wie  all  dises  in  seiner  eigenhändigen  Lebens- 
beschreibung enthalten  ist.  Selben  Vormittags  und 

den  14.  und  15.  waren  die  gewöhnlichen  Exequien  bei  St.  Michael, 
worzu  nebst  denen  Befreundten  die  Toisonisten  und  Hoff-Ämter  ge- 
laden und  flir  die  erstere  eine  besondere  Banck  zubereitet  worden. 
Meines  Vattern  Testament,  so  er  mir  gleich  bei  vorgemerckter  Gefähr- 


HO  1742,  Dez.  15. 

lichkeit  der  Kranckheit  durch  seinen  alten  Diener,  den  Johann  Ferdi- 
nand Schwall,  welcher  ihm  in  das  23.  Jahr  gedinet  und  anfänglich 
sein  Cammerdiener  und  nachhero  Haushoffmeister  gewesen,  zugleich 
auch  die  leztere  Jahr  der  Kaiserin  und  sodann  der  Königin  Cammer- 
diener geworden,  zu  meiner  Verwahrung  geben  lassen,  ward  bei  den 
Landmarschall-Gericht  publiciret,  so  auch  dahier  und  auf  denen  öster- 
reichischen Herrschafften  die  gewöhnliche  Sperr  anthat;  eine  vidimirte 
copiam  davon  schickte  ich  nach  Klagenfurt  unserem  dortigen  Herrn 
Inspectori  Baron  von  Ottenfelß,  um  sich  selber  Orthen  damit  meo 
nomine  zu  legitimiren.  Sothanes  vätterliches  Testament  wäre  kurtz 
und  gutt  gefasset,  also  daß  mann  die  schöne  und  concise  Art,  wie 
sich  darinnen  zugeäußert  wird,  nicht  genugsamm  bewundern  können. 
Nebst  einigen  piis  legatis  und  Betreuung  seiner  Hausofficiren,  Livree- 
Bedienten  und  Unterthanen,  denen  zwei  ersteren  er  willktihrlich  die 
Besoldung  mit  G  Wochen  oder  3  Monath,  denen  Officieren  hiernächst 
seine  Guardarobba,  denen  lezteren  aber  einen  ebenfahls  ad  arbitrium 
heredis  gestelten  Nachlaß  ihrer  Restantien  zugedacht,  werde  ich  in 
Conformitet  einer  bereits  bei  Errichtung  meiner  Ehepacten  auf  Instanz 
meines  Herrn  Schwehern  seelig  zu  meinem  Favor  von  beiden  Eltern 
errichteten  donationis  inter  vivos  zum  Universal-Erben  benennet  und 
meinen  zwei  geistlichen  Brüdern  (zumahlen  die  Schwestern  bereits 
bei  seinen  Lebzeiten  gänzlich  abgefertiget  worden)  die  legitimo  hono- 
rabili  institutionis  titulo  verordnet.  Mit  besagt  meinen  Brüdern  habe 
mich  nach  der  Hand  dahin  verstanden,  daß  selbe  mir  gegen  Reichung 
eines  jährlichen  Unterhalts  das  eruirte  Quantum  legitimae  und  was 
ihnen  sonsten  noch  aus  der  mütterlichen  und  Gr.  Carl  Rosenbergischen 
Erbschafft  gebühret  hätte,  in  plenam  proprietatem  überlassen;  bei 
diser  Vergleich  ist  unser  Herr  Schwager,  der  Fürst  von  Dietrichstein, 
Schiedsmann  und  Compromissarius  gewesen,  solche  auch  in  hac 
qualitate  mit  unterschrieben,  und  ist  alles  beiderseits  generös,  redlich, 
christlich  und  wie  es  gutten  Brüdern  zustehet,  auch  uns  insbesondere 
von  unserem  lieben  Vattern  seelig  eingebunden  worden,  zugegangen, 
wie  es  die  in  Archiv  befindliche  documenta  und  das  Original  Trans- 
actions  Instrument  mit  mehreren  ausweiset. 

Um  die  Inventurs-Unkösten  zu  erspahren,  habe  mich  meo  et 
fratrum  nomine  vermög  von  ihnen  habender  Vollmacht  simpliciter  et 
absque  beneficio  zum  Erben  erclären  wollen,  welches  auch  dahier 
bein  Landmarschalien- Gericht  acceptiret  worden,  und  habe  ich  nach- 
hero den  Baron  Andlau,  welcher  die  Sperr  auf  denen  Güttern  vor- 
genohmen,  100  Species-Ducaten,  seinem  Canzellisten  eine  Extra-Douceur, 
dem  Landschreiber,  Herrn  v.  Kreß,  ebenfahls  hundert  Ducaten,   und 


1742,  Dez.  22.  111 

dem  Secretavio  50  pro  honorario  gegeben.  In  Cärnthen  aber  muste 
ich  nach  dortigen  Landsgebrauch  nolens  volens  dortige  Immobilia, 
als  Hoch-  und  Nider-Osterwitz  und  das  Haus  zu  Ciagenfurt  inven- 
tiren  lassen  und  nicht  allein  zweien  von  dem  Landshaubtmann  be- 
nennten Commissariis,  als  Herrn  von  Halley  und  Baron  Neuhaus, 
sondern  auch  seinem  Secretari  reichlich  und  über  die  1000  fl.  schencken, 
wo  doch  das  darinnige  Vermögen  kaum  das  Viertl  des  hiesigen  be- 
tragen. 

Den  22.  kämme  der  neue  preussische  Gesante  und  Feldmarschall- 
Leutenant  Gratf  von  Dohna^^)  allhier  an,  mit  welchen  es  anfänglich 
des  Coeremonialis  halber  darinnen  sich  ein  Anstand  äusserte,  daß 
selber  auf  gleiche  Weis  als  unser  Minister  am  berlinischen  Hoflf  Comte 
de  Richecour,  welchem  der  König  öffentliche  Audienz  gegeben  und 
hierzu  mit  grossem  Gefolg  und  in  seinem  Leibwagen  abhollen  lassen, 
empfangen  und  tractiret  zu  werden  verlangte,  weshalben  mann  einen 
Currier  nacher  Berlin  abschicken  und  sich  maßen  biß  zu  dessen 
Zuruckkunfft  der  Gesante  sich  retiriret  zu  Haus  gehalten  hat.  Mann 
remonstrirte  dem  König,  daß  am  hiesigen  Hoff  nicht  der  Brauch  wäre, 
Gesanten,  sondern  nur  Bottschafftern  öffentliche  Audienzien  und  dis- 
tinguirte  Honneurs  zu  erweisen,  wie  der  englische  Minister  dißfahls 
selbst  Zeugnus  gegeben ;  wormit  sich  dann  der  König  auch  begnüget 
und  den  Dohna  befohlen,  gleich  denen  anderen  königlichen  Gesanten 
eine  Privat-Audienz  anzubegehren. 

Dises  Monath  hindurch  mußte  ich  fast  allzeit  den  Graffen  Franz 
V.  Starhemberg,  welcher  wegen  der  schwären  Unpäßlichkeit  und  nach- 
hero  den  27.  dises  erfolgten  Ableiben  seiner  Gemahlin,  auch  ge- 
bohrner  Gräffin  v.  Starhemberg,  bei  Hoff  nicht  erschine  und  von 
I.  M.  der  Königin  dißfahls  dispensiret  worden,  in  dem  Obrist-Hoff- 
meister-  auch  provisorie  verrichtenden  Obrist-Cammerer  Amt  suppliren; 
mithin  hatte  nicht  allein  die  Ehre  I.  M.  zu  führen,  sondern  alle 
Ordonanzien  allein  aufzunehmen  und  auszutheileu,  zumahlen  da  auch 
der  Obrist-Stallmeister,  Fürst  v.  Auersperg,  einige  Tage  von  hier  ab- 
wesend gewesen. 

Dermahlen  wäre  mann  mit  denen  Proben  des  anzustellenden 
Frauen  Caroussels  sehr  beschäfftiget  und  gienge  fast  kein  Tag  vor- 
über, wo  I.  M.  nicht  in  die  gedekte  ReutschuU  kämmen,  um  sich 
mit  denen  zu  disen  Fest  benannten  und  erkiesenen  Hoff-  und  Statt- 
Dames  in  Reutten,  Fahren  und  Kopffuehmen  zu  exerciren ;  meine  Ge- 
mahlin wäre  auch  dazu  destiniret,  hat  sich  aber  wegen  darzwischen 
gekommener  Schwangerschafft  nachhero  absentiren  und  entschuldigen 
müssen,  deren  Stelle  die  Frau  von  Proskau  vertretten. 


112  1742,  Dez.  24. 

Den  24.  hatte  I.  M.  die  Königin  auf  mein  widerholltes  Vorstellen 
und  Ersuchen  die  allerhöchste  Gnad,  die  seit  der  nach  dem  Tod  des 
Graffen   von  Sinzendorff  beschehenen   Absonderung   der  Staats-   und 
Hauß  Canzlei  von  der  Oesterreichischen  Provincial-Canzlei  wegen  des 
0.  H.  M.  Revisorii  obgeschwebte  Irrungen,  als  welches  Revisorium  der 
Graff  V.  Seilern  praetendirte,   andere  aber,  in  specie  auch  mein  Vor- 
fahrer,   der   Fürst   von    Auersperg,    durch    eigen-tibergebenes    Amts- 
Guttachten^*^)  dem  neuen  Staats  und  Hoff  Canzler  Gr.  v.  Uhlfeld,  die 
mehreste  aber  bei  der  dießfahls  sub  praesidio  des  Graffen  Gundacker 
V.   Starhemberg    aufgestellten    Commission    dem    Obrist-Hoflfmeistern, 
der    es   aber    decliniret,    zugedacht  hatten,   mittelst   eines    an    disen 
lezteren  eigenhändig  geschribenen  Billets  dahin  zu  entscheiden,   daß 
solches   führohin   bei   mir   verbleiben   und   mir  hierzu   aus   der  hun- 
garischen  Canzlei  Herr   von  Hüttner,   aus   der   böhmischen  Herr  von 
Turba,   von   der  österreichischen  Herr  von  Pelsser,   vom  Hoflfkriegs- 
Rath  Herr  von  Dreyling  oder   Schloissnig   und  von  Regierung  Herr 
von  Spaun  zu  geben  sein,  anbei  freistehen  solle,  in  deren  Abwesen- 
heit einen  anderen  auf  dise  Mittlen,  auch  allenfahls  einen  von  denen 
wälischen   oder  niderländischen  Räthen,   wann   ein   in   der   Revision 
vorkommende  Materi   in  ihr  Departement  einschlüege,  anzubegehren ; 
wie  es  aus  dem  Inhalt  des  mir  sodann  und  allen  Canzleien  und  Hoflf- 
Instanzien    von    dem   Obrist-Hoffmeister   untern    29.    zugekommenen 
Hoffdecrets,  worvon  die  Abschrifft  hierbei  folget,^^)  mit  mehreren  zu 
ersehen.     In   Conformitet   desselben   Hesse   ich   dann   auch   nachhero 
die  behörige  Acta   von  der  Staats-  und  Oesterreichischen  Canzlei  ab- 
fordern.    Weillen   es   aber   damit   etwas   lang   hergienge,    hiernächst 
auch  wegen  denen  alternative  benannten  zwei  Hoff-Kriegs-Räthen  ein 
Anstand  sich  hervorthate,  welcher  aber  nach  meinem  Verlangen  und 
in  meinem  Favor  von  I.  M.  der  Königin  decidiret  und  mir  die  Wahl 
unter    disen   beiden   —   ungehindert   des   Herrn   Kriegs-Praesidenten 
Einwenden  —  gelassen  wurde,  so  verzöge  es  sich  mit  der  Eröffnung 
des  Revisorii  biß   zu   End   ktinfftigen   Monaths,   als   welche  erst  den 
(sie!)  erfolgte,   worbei  ich  dann  denen  anwesenden  Herrn  Revisions- 
Räthen  folgende  kleine  Anrede  machte  und  sodann  in  diser  und  fol- 
gender Session  einige  praeliminar  puncta,  in  specie  den  modum  pro- 
cedendi   und   die  Einrichtung  des   formalis  festsezte,^^)   vornemmlich 
aber  dahin  mit  ihnen  einig  wurde,   daß  zu  Vermeidung  aller  Anstoß 
und    Weitläufftigkeiten    die    Expeditionen    per    Regiam    Majestatem, 
gleich  wie  es  bei  denen  Canzleien  observiret  wird,  geschehen  sollen; 
und  weillen  ferners  die  Revisions-Acten  sich  sonderlich  dise  Zeit  hin- 
durch, da  die  Diflferenzien  für  gewesen  und  welches  fast  ein  ganzes 


1742,  Dez.  22.-29.  113 

Jahr  gedaueret  hatte,  über  die  Maßen  gehäuffet,  so  habe  fast  immer 
zwei  Mahl  die  Wochen,  und  zwar  an  Post-Tägen,  als  an  welchen 
Tagen  die  Herren  Hoffräthe  bei  ihren  Canzelleien  keinen  Rath  haben, 
zum  Revisions  Gericht  ansagen  lassen. 

Den  22.  kämme  die  erste  Nachricht  anhero,  daß  der  Mar^chal 
Belleisle  sich  in  der  Nacht  vom  16.  zum  17.,  nachdeme  er  verschiedene 
Gaiseln  mitgeschleppet,  mit  dem  größten  Theil  der  Garnison  ä  la 
sourdine  aus  Prag  hinweg  gemacht  und  sofort  geeilet,  daß  er  noch 
selben  Abends  auf  Beraun  angekommen,  auch  damit  dem  Fürsten 
Christian  von  Lobkowitz,  welcher  die  neue  Bloquade  zu  formiren  be- 
orderet wäre,  und  seine  Regimenter  zerstreutt,  zum  Theil  auch  über 
die  Elbe  postiret  hatte,  eine  ganze  Marche  abgewonnen;  dann  obschon 
selber  in  möglichster  Eille  seine  Trouppen  zusammengezogen,  einige 
Regimenter  Cavallerie  nachgeschickt,  ja  die  Husaren  sogar,  kUrtzeren 
Wegs  halber,  über  die  Moldau  geschwummen,  so  kunte  mann  doch  le 
gros  de  l'armee  nicht  mehr  einhollen,  davon  die  Avantgarde  den  23. 
bereits  Eger  erreichete;  die  Arrieregarde  aber  wurde  von  denen  nach- 
jagenden Cavallerie-Regimentern  und  Hussaren  dergestalten  harceliret, 
daß  sie  nicht  allein  einen  großen  Theil  ihrer  Bagage,  sondern  auch 
etlich  hundert  Toden  und  Gefangenen  gemisset;  wie  dann  ein  von 
dem  Fürst  Lobkowitz  eigends  anhero  geschickter  Currier  die  weitere 
Nachricht  überbracht,  daß  nicht  allein  dem  Feind  ein  ganzes  Regi- 
ment Cürassier  in  die  Pfanne  gehauen  und  selbem  5  Standarten  und 
ein  Paar  Paucken  abgenohmen  worden,  sondern  noch  über  dises  die 
Leuthe  wegen  ganz  gähling  eingefallenen,  ungemein  strengen  Kälte 
wie  die  Mucken  dahin  fiellen,  also  daß  mann  in  denen  Abwegen 
ganze  Hauffen  in  der  nemmlichen  Situation  wie  sie  um  das  Feuer 
gesessen,  erstarrter  gefunden.  Dise  und  noch  mehrere  Umstände 
von  der  betrübten  Wanderung  sothanen  Belleislischen  Corpo  wurden 
von  dem  nachhero  angelangten  General- Adjutanten  I.  D.  Printzen 
Carls  Chevalier  Franquin  bestättiget,  und  solle  erstgedachtes  Corpo 
durch  die  Kälte,  Desertion  und  vorgefallene  Scharmützel  fast  gegen 
die  Helffte  unterwegs  geschmoltzen  sein;  wie  dann  Briefife  von  Eger 
gegeben,  daß  kaum  6000  Mann,  wo  doch  bein  Auszug  aus  Prag  über 
die  11000  gewesen  sein  sollen,  alldorten  angelangt,  welche  bald 
darauf  durch  die  obere  Pfaltz  nacher  Franckreich  zuruckgeführet 
worden. ^^) 

Den  29.,  als  I.  M.  die  Königin  sich  eben  auf  der  Reuttschull 
befanden,  kämme  ein  Post-Officier  und  überbrachte  I.  Kö.  H.  ein 
Schreiben  von  des  Fürsten  v.  Lobkowitz  ältesten  Herrn  Sohn,  Fürst 
Carl,  welcher  Obrist-Wachtmeister  von  dessen  Regiment  ist   und  zu 

Khevenhüller-Schlitter.    1742—1744.  8 


114  1742,  Dez.  29. 

Langen  Enzerstorff  auf  die  Erlaubnus  wartete,  wegen  der  gllicklichen 
Recuperierung  Prag,  einrücken  zu  dörffen,  I.  M.  hatte  die  allerhöchste 
Gnad  und  gestatteten,  daß  mann  dem  zuschauenden  Adl  und  übrigen 
Voick  dise  gutte  Zeitung  kund  machen  dörifen,  worauf  sich  dann  ein 
ungemeines  Jubelgeschrei  erhoben  und  alles  zur  Reutschull  hinaus- 
geloffen,  um  den  einreuttenden  Currier,  welchem  6  blasende  Postil- 
lionen und  zwei  Postmeister  erlaubet  wurden,  nicht  zu  verfählen;  die 
anwesende  Dames  und  Cavalliers  nahmen  sogleich  die  Freiheit,  I.  M, 
nebst  unterthänigem  Handkuß  ihre  Gratulation  abzulegen,  so  auch 
dieselbe  allergnädigst  an-  und  aufgenohmen  und  mir  sogleich  anbe- 
fohlen, das  gehörige  zu  verordnen,  damit  den  folgenden  als  Sonntag  das 
Te  Deum  Laudamus  zu  St.  Stephan  gehalten  und  zugleich  kleine  Gala 
und  Appartement  angesagt  werde;  welch-  alles  auch  anbefohlener 
Massen  befolget  worden  ist.  Die  Capitulation  ward  den  27.  geschlossen 
und  denen  unsrigen  sogleich  der  Wischerad  eingeraumet,  anbei  dem 
die  zurückgelassene  etwann  in  1200  Mann  bestandene  kleine  Besatzung 
commandireuden  Brigadier  Mr.  de  Cheverre  verwilliget,  biß  auf  den 
2.  Januar  zu  Vorkehrung  des  Behörigen  zum  Auszug  in  der  Statt  zu 
verweillen  und  selben  Tag  sodann  für  sich  und  seine  Garnison  mit 
allen  Ehren  auszuziehen;  jedoch  musten  alle  Krancke,  deren  Anzahl 
sich  über  die  4000  beioffen,  als  Kriegsgefangene,  ingleichen  die 
Artillerie  und  Kriegsmunition  zurückgelassen,  anbei  die  weggeführte 
Geissein,  worvon  einer,  nemmlichen  Graff  Pachta,  von  dem  ausge- 
standenen Ungemach  unterwegs  das  Leben  eingebüsset,  restituiret 
werden;  und  damit  kämme  noch  vor  Ende  des  Jahrs  die  Haubtstatt 
und  fast  das  ganze  Königreich  Böhmen,  ausser  des  Winckerls,  wo 
Eger  gelegen,  in  die  Hände  und  Bottmässigkeit  ihrer  natürlichen  und 
rechten  Erbfrauen  zurück,  und  zwar,  da  mann  sich  es  am  wenigsten 
vermuthet,  indeme  das  Lobkowitzische  Corpo  zu  schwach  gewesen, 
etwas  zu  unternehmen,  und  der  Feind  von  der  Zeit  der  aufgehebten 
Belagerung  her  kein  Mühe  und  Geld  gespahret  hatte,  um  die  Statt 
von  neuem  zu  proviantiren.  Die  Haubtursach,  so  disen  so  unver- 
mutheten  Abzug  veranlasset,  mag  wohl  gewesen  sein,  daß  sich  die 
Aspecten  in  Holland  geändert  und  mann  in  Franckreich  angefangen 
zu  förchten,  es  dörffte  die  Republic,  auf  dessen  Schläft'rigkeit  und 
Inaction,  auch  starcke  darinnen  habende  Parti  mann  sich  gar  zu  vill 
gesteiffet  und  flatiret  hatte,  endlichen  aus  ihrer  Letargie,  wie  auch 
nachhero  beschehen,  erwachen  und  denen  vigorosen  Resolutionen  der 
englischen  Nation  beitretten,  weßwegen  dann  für  höchst  nöthig  be- 
funden worden,  das  in  Böhmen  stehende  Corpo  alter  Trouppen  zu- 
rück zu  ziehen,  um  die  Gräntzen  sicherer  zu  bedecken,  zumahlen  die 


1742,  Dez.  31.  115 

im  Land  zurückgebliebene  Regimenter  meistentheils  aus  neuem 
Voick  und  wohl  gar  aus  blosser  Miliz  bestunden.  Wie  tlieuer 
die  Lebensmittlen  in  Prag  währender  Belagerung  gewesen,  vid.  Bei- 
lage.**) 

So  glücklich  nun  die  Sachen  sich  diser  Orthen  herliessen,  so 
tibi  schiene  es  in  Italien  zu  werden,  allwo  der  Infant  Dom  Philipp 
und  der  ihme  neuerlich  zugeschickt-  und  zugegebene  commandirende 
Marchese  de  la  Mina  von  neuem  Mittel  gefunden,  den  21.  dises  in 
Savoyen  einzudringen,  das  Schloß  Apremont,  welches  der  König  v. 
Sardinien  nur  mit  wenigem  Volck  besezt  hatte  und  nicht  früh  genug 
succuriren  können,  zu  Überrumpelen  und  hierauf  den  lezteren  zu 
nöthigen,  daß  er  aus  Mangl  der  Lebensmittlen  und  um  nicht  coupiret 
zu  werden,  sich  eilfertig  nacher  Chambery  und  sodann  gar  über  das 
Gebürg  zurückziehen,  mithin  ganz  Savoyen  dem  Feind  überlassen 
müssen.  ^^)  Weillen  nun  von  diser  so  unvermutheten  Retirada  sehr 
verschieden  gesprochen  und  gar  gemuthraasset  werden  wollen,  als  ob 
eine  heimliche  Verständnus  darunter  stecke,  so  hat  der  König  von 
Sardinien  ein  Circular  Rescript  in  Form  eines  Manifests  und  Apologie 
an  alle  seine  an  fremden  Hoffen  subsistireude  Ministres  ergehen 
lassen,  worinnen  die  Ursachen,  welche  ihn  hierzu  genöthiget,  gar 
schön  und  ausführlich  enthalten  seind.  ^*') 

Den  31.  gegen  8  Uhr  abends  starbe  endlichen  zu  Mannheim 
im  82.  Jahr  seines  Alters  der  Churfürst  Carl  Philipp  Pfaltzgraff,  der 
lezte  der  Neuburgischen  Lini,^'')  welchem  als  nächster  Agnatus  im 
Churfürstenthum,  pfältzischen  und  jülich-bergischen  Antheil  succediret 
Christian  Philipp  Theodor  Printz  von  Sultzbach,  welcher  kurtz  vor- 
hero  als  den  11.  dises  sein  achtzehendes  Jahr  compliret,  folglich  nach 
der  güldenen  Bull  annos  majorennitatis  erreichet  hatte  und  also  die 
Regierung  sogleich  selbsten  antretten  kunte.  Disen  lezteren  Umstand 
melde  von  darummen,  weillen  daraus  abermahlen  erhellet  wie  der 
liebe  Gott  und  dessen  unergründliche  Vorsichtigkeit  zum  Spott  der 
menschlichen  Ratschläge  und  Besorgungen  alles  weißlich  anzuordnen 
pfleget.  Dann  nachdem  mann  sich  zu  des  lezt  verstorbenen  Kaisers 
Zeiten  zu  Wienn,  München  und  an  anderen  Höifen  so  sehr  bekümmert 
und  beeifferet,  wie  allenfahls  die  Administration  der  Chur-Pfaltz,  wann 
der  alte  Churfürst  (gleich  es  nicht  wohl  änderst  gemuthmasset  werden 
könte)  ehe  und  bevor  sein  praesumptiv  Erb-  und  Anwärter  die  Vogd 
bahrkeit  erreichet,  mit  Tod  abgehen  solte,  theils  zum  Besten  des 
catholischen  Glaubens,  zumahlen  proximi  agnati  protestirender  Religion 
seind,  theils  zu  Begegnung  deren  schon  damahlen  dem  Hauß  Oester- 
reich   entgegen   gehenden  Chur  Bayerischen  Absichten,   welche   dem 

8* 


116  1742,  Dez.  31. 

bald  darauf  mit  Tod  abgangenen  Herzog  Ferdinand  die  tutelam  ex 
Testamento  ultimo  defuncti  auftragen  wollen,  zu  bestellen,  auch  was 
ferners  wegen  der  Jülich-  und  bergischen  Succession  für  Maßregien 
zu  nehmen  wären,  so  hat  sich  doch  bei  den  Ausgang  gefunden,  daß 
mann  ville  überflüssig  und  unnütze  Sorgfalt  gehabt,  gestalten  nicht 
allein  der  alte  Churfürst,  wegen  dessen  bevorstehendem  Todfahl  so 
ville  Projecten  gemacht  worden,  den  Kaiser  und  Herzog  Ferdinanden 
überlebet,  sondern  sogar  occasione  deren  schlesischen  Unruhen  das 
Glück  gehabt,  den  Handel  wegen  Jülich  und  Berg  auszumachen  und 
mittlest  getroffenen  Vergleichs  mit  Preußen,  dise  Succession  auf  den 
Printzen  von  Sultzbach  zu  bringen,  anbei  disen  vereheliget  und 
majorenn  zu  sehen. ^^)  Weillen  übrigens  bei  des  alten  Churfürsten 
Zeiten  die  Wirthschaift  sehr  übl  bestellet  gewesen  und  wie  es  in  der- 
gleichen Fahlen  zu  geschehen  pfleget,  die  Ministri,  Favoriten  und 
Hoffbedienten  sich  ä  conto  des  Herrn  Beutel  bereichert,  so  wurde 
auf  Anrathen  des  Marquis  d'Ittre,  eines  ehrlichen  Mannes  und 
welcher  den  jungen  Churfürsten  erzogen,  sogleich  eine  große  Ver- 
änderung am  Hoff  vorgenohmen  und  nicht  allein  die  übergroße  Be- 
soldungen vermindert,  sondern  auch  die  überflüssige  Hoffstatt  ab- 
gedanckt. 

Von  sothanem  Todfall  wurde  unserem  Hoff,  deren  bekanten 
Conjuncturen  halber,  keine  Notification  gemacht,  mithin  auch  die 
sonsten  anzulegen  gewesene  Cammer  Klag  erspahret. 

Den  (sie!)  Dez.  stirbt  auf  ihren  Hoff  zu  S.  Donat,  so  unter  das 
Hohen  Osterwitzische  Landgericht  gehört,  die  verwittibte  alte  Burg- 
gräffin  V.  Rosenberg,  gebohrne  Gräffin  von  Turn,  im  76.  Jahre  ihres 
Alters. 

Den  (sie!)  Dez.  stirbt  nach  langjähriger  Kranckheit  an  der  in- 
flammatione  hoemorrhoidum  im  80.  Jahr  die  verwittibte  Gräffin  v.  Nostiz, 
gebohrne  von  Herberstein. 


1743. 


Den  1.  Janiiarii  starb  in  der  Nacht  die  verwittibte  Gräffin 
von  Hohenfeld,  gebohrne  Gräffin  v.  Starhemberg,  am  Steckcatharr 
im  74.  Jahr. 

Den  2.  ward  bei  Hoff  das  von  I.  M.  biß  anhero  aufgeschobene 
Frauen  -  Carousel  sehr  prächtig  gehalten,  wie  es  beiliegende  Be- 
schreibung und  Kupffer  mit  mehreren  darthun^^),  worbei  aber  int 
ordine  des  Rennens  ein  und  anderes  unrecht  aufgemerckt  sich  be- 
findet. Jedermann  verwunderte  sich,  daß  alles  hierbei  so  ordent- 
lich und  ohne  einigen  widrigen  Zustoß  abgeloffen,  da  doch  die 
Frauen  und  Hoff-Dames,  so  zu  Pferd  und  in  Birocci  mitgerennet, 
sehr  wenige  Zeit  sich  zu  exerciren  gehabt,  und  sonderlich  das 
reutende  Frauen -Volck  mit  schlechten  und  kaum  zur  Promenade, 
geschweige  zu  dergleichen  Exercitien  abgerichteten  Pferden  versehen 
gewesen.  Überhau bt  wäre  das  Spectacul  seiner  Seltsam-  und  Neuig- 
keit halber  würdig  anzusehen;  es  manglete  auch  nicht  an  Magni- 
ficence,  obschon  die  Enge  des  Raumes  in  der  gedeckten  Reuttschull 
solche  in  villem  verhinderte  und  sonderlich  das  Carousel  in  denen 
Biroccien  nicht  recht  placiren  kunte.  I.  M.  hatten  von  darummen 
haubtsächlich  darmit  also  geeilet,  weillen  sie  bereits  einige  Zeichen 
eines  abermahl  geseegneten  Leibs  gespühret,  so  auch  bald  darnach 
declariret  wurde;  disen  Umstand  suchte  mann  freilich  zu  Vermeidung 
unnöthiger  Glossierungen  bestmöglichst  in  geheim  zu  halten;  allein 
gleichwie  derlei  Secreta  absonderlich  bei  Hoff  sehr  schwär  Platz 
greiffen,  so  geschah  es  auch  in  diser  Gelegenheit  und  fanden  sich 
ville  Leuthe,  die  denen  Medicis  und  andern,  welche  einen  ver- 
trauteren Umgang  mit  I.  M.  haben,  sehr  tibi  genohmen,  daß  sie  durch 
ihre  Vorstellung  die  Sach  nicht  verhindert  haben,  wiewollen  dise  hin- 
gegen behaubtet,  sie  hätten  es  zwar  versucht,  aber  nicht  erhalten 
können.  Uebrigens  wäre  doch  dises  noch  gutt  hierbey,  daß  die  Königin 
weiberisch  geritten,  worbei  mann  noch  weniger  Gefahr  und  Anstöß- 
lichkeit  supponiret.    Die  einzige  verwittibte  Gräffin  von  Nostitz  ritte 


118  1743,  Jan.  3.-7. 

ebenfalils  gleich  I.  M.  weiberisch,  die  andere  aber,  Frauen  und  Freuen, 
waren  auf  Männer -Art  placiret,  worüber  es  ebenfahls  an  Remarquen 
nicht  fählete. 

Das  Fest  wurde  abends  mit  einem  Bai,  so  in  der  Anticamera 
gehalten  ward,  beschlossen. 

Den  3.  stirbt  der  alte  Comte  de  Rovark,  welcher  ein  Emissarius 
des  Praetendenten  und  vorhin  bei  der  alten,  ihrer  Erudition  wegen 
sehr  berühmten  verwittibten  Gräffin  von  Waldstein,  gebohrenen  von 
Losenstein,  auch  sonst  bei  andern  die  Lectur  und  Wissenschafften 
liebenden  Frauen  sehr  intrant  gewesen.^") 

Den  7.  war  der  erste  masquirte  Bai  bei  Hoff,  wormit  alle 
Dienstag  continuiret,  auch  nachhero  hierzu  die  vorhinige  Anticamern 
und  Spigl-Zimmer  im  Amalischen  Hoff  zugerichtet  wurden.  Die 
Soupes  hielte  mann  in  der  bißherigen  Reichs-Hoffrathsstuben  und  Hesse 
zu  besserer  Bequemlichkeit  eine  Thtir  hinein  durchbrechen.  I.  M.  be- 
nennete  immer  die  Gäste  und  der  Gr.  v.  Uhlfeld,  als  welcher  der- 
mahlen  die  Reichs-Canzlei  bewohnet,  muste  les  frais  de  la  fete  machen, 
so  ihme  aber  wiederummen  refundiret  worden.  Mann  erlaubte  auch, 
jedoch  mit  villen  Restrictionen  die  Mascheren,  und  zwar  anfänglich 
nur  in  dem  neuen  Theatro  im  Baihaus,  endlichen  auch  auf  der  Meel- 
grueben,  und  zwar  nur  der  großen  Noblesse;  zulezt  aber  brachte  es 
aber  der  sogenannte  Halbadel  dennoch  dahin,  daß  ihm  nach  dem  Bei- 
spill voriger  Zeiten  auch  erlaubt  wurd,  dahin  zu  kommen,  mit  der 
Reservation  dennoch,  daß  sie  sich  alsogleich  demasquiren  und  in 
ihren  eigenen  Kleidern  und  ohne  Masque,  als  welches  dem  hohen 
Adl  allein  frei  gelassen  wurde,  nicht  dantzen  durlBften;  in  dem  Bai- 
haus aber  und  nachdeme  auch  in  dem  Quartier  des  Impressarii  deren 
Operen  Selliers  durffte  jedermann  in  Maschera  kommen  und  wurde 
zu  disen  Bai  bald  der  Sonn-  und  Donnerstag,  der  Meelgrueben  aber 
der  Montag  und  Mittwoch  gewidmet.  I.  M.  hatten  befohlen,  daß  ich 
mit  dem  Obrist-Stallmaister  und  Obrist-Kuchlmeister  Gr.  v.  Künigl 
die  Ihr  der  Mascheren  und  deren  modificirten  Zulassung  halber  über- 
gebene  Guttachten  übersehen  und  wir  unsere  weitere  Mainung  dar- 
über schriiftlich  einreichen  sollen,  so  wir  auch  gethan  und  selber  in 
re  et  modo  ein  und  anderes  pflichtmäßig,  in  specie  wegen  Abstellung 
der  anfänglich  zu  erlauben  vermainten  Hazard-Spillen  erinneret  haben, 
so  I.  M.  auch  allergnädigst  gutt  geheißen.  I.  M.  kämmen  zum  öfiftern 
nach  dem  Bai-Haus,  um  die  Mascheren  zu  sehen,  und  waren  nie  so 
content,  als  wann  sie  sich  also  verstellet,  daß  mann  Sie  nicht  kennte, 
wie  wollen  es  Ihnen  selten  gelungen;  sonderlich  wurden  Sie  an  Ihrer 
hurtig  und  freien  Demarche  gar  bald  erkant.    Ungehindert  aller  ge- 


1743,  Jan.  7.— 15.  119 

iiohmenen  Vorsichtigkeit  kunte  doch  die  besorgte  üble  Folgen  in 
puncto  sexti  nicht  genugsam  vermieden  werden,  als  worzu  die  Frei- 
heit unter  der  Larven  gar  zu  ville  Gelegenheit  gegeben;  es  manglete 
also  nicht  an  sonderbahren  Avanturen  und  Liebsintriguen,  die  mann 
weniger  zu  versteken  suchte  als  bei  voriger  sehr  seriösen  Regierung, 
weßhalben  dann  auch  die  Prediger  zulezt  sehr  frei  zu  sprechen  an- 
fiengen,  also  zwar,  daß  die  Faschings-Liebhabern  darüber  sehr  un- 
gehalten wurden. 

Den  7.  stirbt  in  dem  50.  Jahr  an  denen  Kindsblattern  auf  dem 
Schloß  Clausholm  in  Jttttland  die  verwittibte  Königin  in  Dännemarck 
Anna  Sophia,  eine  gebohrne  Gräffin  von  Reventlow,  welche  aus  einer 
Maitresse  Friedr.  IV.  nachhero  erstlich  als  seine  königliche  Gemahlin 
declariret  und  sodann  von  seiner  eigenen  Hand  als  Königin  gecrönet 
worden  wäre. 

Den  15.  kämmen  die  zur  Inquisition  nacher  Prag  abgesante 
königliche  Commissarii  Graft"  Ferdinand  Kollowrath,  gewester  Banca- 
litets-Praesident,  Graff  Korzensky,  böhmischer  Vice-Cauzler,  und  die 
zwei  böhmischen  Hoff'räthe  v.  Jordan  und  Koramergansky  allda  an 
und  ward  sothane  Inquisitionscommission  ihrer  großen  Strenge  wegen 
aus  Spitz -Nahmen  la  chambre  ardente  benahmset;  wie  dann  gleich 
nach  deren  Commissarien-Ankunff't  verschiedene  deren  vornehmsten 
Stände  und  Herrn,  in  spezie  der  Ertzbischotf,  Grand  Prior,  Obrist 
Landrichter,  durch  denen  französich-  besonderen  lettres  de  cachet 
gleichende  Hoff"  Decreta  biss  zu  Austrag  der  Sach  von  der  Statt  weg- 
geschaff't  wurden,  welches  Schicksall  auch  ein  und  anderen  Dames, 
nahmentlich  der  Fürstin  von  Fürstenberg,  einer  gebohrenen  v.  Waldstein, 
der  Fürstin  von  Mannsfeld,  einer  gebohrenen  v.  Czernin,  der  Gräffin 
V.  Martinitz,  einer  gebohrenen  v.  Nostiz,  der  Gräffin  v.  Waldstein, 
einer  gebohrenen  von  Fürstenberg  widerfuhr;  worüber  aber  ville 
Reden  vorfiellen  und  nicht  wenige  Ausstellungen  gemacht  wurden; 
mann  beschuldigte  sie  theils  gar  zu  viller  Parteilichkeit,  theils  auch 
nur  eines  gar  zu  frei  und  vertrauten  Umgangs  mit  denen  Franzosen 
und  Bayern,  und  wurden  denen  Schuldigen  nach  der  Hand  Sequestra- 
tion und  Confiscation  verhenget,  anderen  aber  theils  der  Hoft",  theils 
die  Zuruckkunff't  nacher  Prag,  so  lang  I.  M.  sich  dorten  aufhielten, 
untersagt.  Ueberhaubt  hätte  fast  alles  gewunschen,  mann  wäre  in 
diser  ganzen  Inquisitionssach  bescheiden-,  gleichförmig-  und  glimpff- 
licher  zu  Werck  gegangen,  zumahlen  die  böhmische  Canzley  sowohl 
als  die  aufgestellte  Commission  beschuldiget  werden  wollen,  als  hätten 
selbe  I.  M.  anfänglich  gar  zu  rigoros  eingerathen  und  nachhero  auf 
einmahlen   widerummen   alles   für   unschuldig  ansehen   wollen;   hier- 


läO  1743,  Jan.  21—27. 

nächst  wäre  zuweillen  ein  Schuldigerer  durchgeloffen  und  andere,  so 
eben  nicht  capitaliter  gesündiget,  aus  Mangl  genugsammer  Protection 
zu  hart  gehalten  worden;  gewiß  ist  es,  daß  I.  M,  sich  vill  mehrere 
Lieb  und  Vertrauen,  sonderlich  bei  denen  Großen  erworben,  wann 
dieselbe  nach  Anrathen  moderatiorum  die  Glitte  der  Strenge  vor- 
gezogen, wie  Sie  es  nach  der  Zeit  auch  Selbsten  wohl  erkennet  und 
sich  dießfahls  gegen  ihre  Vertrautere  herausgelassen  haben.  Mann 
hätte  an  denen,  so  sich  zu  grob  versündiget  und  ihren  bösen  Willen 
in  der  That  gezeigt,  ein  Exempl  statuiren  können,  kleine  Fähler  aber, 
sonderlich  so  aus  Forcht  und  Kleinmuth  hergeflossen,  verachten 
sollen. ^^) 

Allein  bei  Hoff  und  vornemmlich  bei  jungen  Regierungen, 
sucht  sich  ein  jeder  damit  einzuschmeichlen,  wann  er  so  redet  wie 
er  glaubt  am  angenehmsten  gehört  zu  werden;  und  da  die  Fürsten 
eben  nicht  alle  Tag  gleichen  Humors,  sondern  heut  ad  consilia 
moderatiora  geneigt  seind,  morgen  aber  jene  lieber  hören  werden, 
so  ihnen  von  Manutenirung  ihrer  Authoritet  und  dergleichen  darauf 
gegründeten  hochtrabenden  principiis  vorschwätzen,  so  geschiht  es 
dann  auch,  daß  sie  zulezt  öffters  selbsten  nicht  wissen,  was  sie 
wollen  und  eigentlich  thun  sollen,  sondern  oder  gar  ohne  Schöplfung 
einer  Final  Resolution  verbleiben,  wie  es  der  verstorbene  Herr  gethan, 
so  aber  das  gröste  Uebl,  oder  jenes  heut  widerummen  bereuen,  was 
sie  gestern  auf  einseitige  Vorstellung  im  ersten  Eiifer  und  ohne  ge- 
nugsammer Überlegung  beschlossen  und  anbefohlen  haben,  sed  haec 
per  transenam. 

Den  21.  hat  der  von  Constantinopl  hier  angelangte  alldasig 
englische  Bottschaffter  Faulquener,  ein  sehr  bescheiden^  fein  und  be- 
redsammer  Mann,  seine  Audienz  bei  der  Königin,  von  dessen  höchsten 
Eigenschafften  und  Anmuth  er  ganz  eingenohmener  nach  einen  kurtzen 
Aufenthalt  dahier  nacher  Engelland  abraiset,  von  wannen  er  kUniftiges 
Jahr  widerummen  zu  seiner  Ambassade  hierdurch  zurück  kommen 
solle.  Mann  erzehlet,  daß  er  in  seiner  Durchrais  zu  Dresden  das 
bon  mot  gesagt  haben  solle,  que  tout  jusqu'aux  tetes  meme,  y  etoit 
de  porcellaine.  Bald  darauf  kämme  auch  der  an  sächsischen  Hoff 
subsistirende  englische  Abgesante  Mr.  de  Villers,  welchen  der  König 
sein  Herr  in  verschidenen  wichtigen  Geschafften  nach  denen  vor- 
nehmeren teutschen  Hoffen  abgeschickt  und  mit  welchen  ich  in  meiner 
lezten  Commission  zu  Dresden  gar  villes  zu  thun  gehabt,  allhier  an 
und  wurde  der  Königin  den 

27,  von  dem  hiesigen  englischen  Gesanten  Mr.  Robinson  prae- 
sentiret. 


1743,  Jan.  24—29.  121 

Tags  zuvor  reisete  von  hier  nach  dem  Reich  in  verschiedenen 
Commissionen  der  ville  Jahr  ehedessen  als  Resident  zu  Berlin  ge- 
standene Baron  v.  Demeradt. 

Den  24.  thaten  I.  M.  die  Königin  meiner  Frauen  und  mir  die 
Gnad,  in  Begleitung  I.  Kö.  H.  und  des  Printz  Carl  und  ein  und 
anderer  hierzu  ausgesuchten  Dames  und  Cavalliers  nach  unserer  in 
Laxenburg  habenden  und  von  meinen  Schwiger-Vattern  seelig  ererbten 
Behausung  und  so  genanten  blauen  Hoff^^)  —  w^elchen  ehedessen  der 
Fürst  von  Bamberg  besessen,  bei  Abtrettung  aber  der  Reichsvice- 
C'anzlerstelle  besagt-  meinen  Schwehern  vermög  der  dißfahls  zwischen 
ihnen  getroffenen  Convention  um  ein  sehr  hohes  Quantum  überlassen 
—  eine  Excursion  zu  machen,  welche  zwar  den  ersteren  Antrag  nach 
in  Schlitten  geschehen  sollen;  nachdeme  aber  der  wenige  gefallene 
Schnee  gänzlich  widerummen  aufgegangen,  so  ward  beliebet,  an 
deren  statt  in  Biroccien  zu  fahren  und  denen  Pferden  Schellen-Cräntz 
anzuhengen;  ein  jeder  Cavallier  führte  seine  Dame,  welche  nach  den 
Loß  gezogen  wurden;  und  weillen  der  Hazard  gewollt,  daß  der  Graff 
Losi,  königlicher  Cammerherr  und  Music-Director,  gleich  mir  seine 
eigene  Gemahlin  gezogen,  so  tauschten  wir  unsere  Zettlen;  die  übrige 
Paar  nun  waren  folgende  nach  ihren  Numeris.^^)  Mann  speisete 
mittags  daraussen  und  nach  dem  Essen  wurde  gedanzet.  Indeme 
aber  eben  selben  Morgens  I.  M.  die  Kaiserin  einen  Anstoß  ihres  ge- 
wöhnlichen Zustands  des  Rothlauff  an  Füssen  tiberkommen  und  I.  M. 
von  darumraen  sehr  zurück  eilleten,  so  wurde  der  Danz  bald  be- 
schlossen und  mann  führe  theils  auf  Wursten,  theils  in  zugemachten 
Wägen  nach  der  Burg  zurück. 

Den  20.  starbe  auf  seinem  Landhaus  zu  Issy  der  berühmte 
französ.  Premier  Ministre  und  Cardinal  Andreas  Hercules  Fleury  in 
einem  Alter  von  89  Jahr,  7  Monath  und  7  Tage,  indeme  er  den 
22.  Junii  1653  gebohren  war.  Er  wurde  an  den  H.  Drei  König  Tag 
bei  seiner  Ruck  Kunfft  von  Versailles,  allwo  er  noch  einen  großen 
Staatsrath  beigewohnet,  mit  einen  starken  Schnuppen  überfallen  und 
davon  ganz  ohnmächtig,  worauf  sich  sofort  ein  hefftiges  Fieber  und 
leztlich  ein  hitziges  Geschwür  am  Hals  geäußert,  welches  verursachet, 
daß  er  nichts  mehr  genießen  können  und  ihn  endlichen  erstickt  hat. 
Er  hatte  seit  1726  nach  der  Amotion  des  Duc  de  Bourbon  die  Stelle 
eines  Premier  Ministre,  ohne  den  Titr  davon  zu  haben,  und  zwar  mit 
einer  solchen  Macht  und  Ansehen,  als  weder  Richelieu,  Mazarin  noch 
keiner  seiner  Vorfahren  gethan,  beklaidet  und  würde  die  Glori  seines 
Ministerii  auf  das  höchste  getriben  haben,  wann  er  selbes  bald  nach 
den   sogenannten  Definitiv- Wienner-Friden  de  1738   beschlossen   und 


122  1743,  Jan.  29. 

nicht  die  leztere  Jahr  post  obitum  Caroli  VI.  erlebt  hätte,  wo  er 
sehr  schändlich  und  wider  sein  eigenes  Factum  (zumahlen  besagter 
Friden,  wie  bekannt,  sein  partus  gewesen)  zu  den  meineidigen  Bruch 
und  all  übrigen  von  Franckreich  dißfahls  wider  allgöttlich  und  mensch- 
liche Rechte  treuloß  angestellten  Händlen,  wo  nicht  Selbsten  an- 
gerathen,  als  welches  er  beständig  widersprechen  wollen,  wenigstens 
mitgewürckt  und  dadurch  nur  gar  zu  dar  zu  erkennen  gegeben  hätte, 
wie  seine  vorhin  so  hoch  gepriesene  Moderation  und  Friedliebenheit 
ein  blosses  Blendwerck  und  angestellt-  gleißnerisches  Wesen  gewesen 
sein  müsse. 

Der  König,  sein  Herr,  bedauerete  ihn  als  einen  Vattern  und  de- 
clarirte  sogleich,  daß  er  nunmehro  Selbsten  an  denen  Staatssachen 
arbeiten  und  die  vier  Secretaires  d'Etat  führohin  keinen  als  ihme 
Selbsten  ihre  gewohnliche  Rapports  abstatten  sollen.  Die  von  dem 
verstorbenen  Cardinalen  gehabte  Bedienungen  wurden  also  aus- 
getheilet,  daß  die  sogenannte  feuillet  des  benefices  oder  die  Expedition 
der  Beneficiensachen  dem  Praeceptor  des  Dauphin,  Mr.  Boyer,  ancien 
eveque  de  Mirepoix,  die  Stelle  de  grand  aumonier  de  la  Reine  dem 
Ertzbischoffen  von  Ronen  Mr.  de  Saulx  Tavanes,  jene  eines  premier 
aumonier  du  Roi  dessen  petit  neveu  dem  Abb6  de  Fleury,  die  Pro- 
visor Stelle  der  Sorbonne  dem  Cardinal  Rohan  und  das  Amt  eines 
sur  Intendant  des  postes  dem  Mr.  Amelot  secretaire  des  affaires 
6trangeres  zutheil  wurden ;  seine  zwei  hinterlassene  Abbayen  St,  Etienne 
et  Tournon  wolte  zwar  der  König  dessen  beiden  geistlichen  Vettern 
verleihen;  sie  deprecirten  aber  dise  angetragene  Gnad  mit  Vermelden, 
daß  sie  bereits  aus  königlicher  Freigebigkeit  nammhaffte  Beneficien 
besitzeten  und  sich  also  genugsamm  versorget  befänden,  mithin  dem 
Beispill  ihres  verstorbenen  Vettern  und  dessen  Mässigung  nachammen 
wolten,  welche  letztere  in  der  That  von  seinen  Feinden  selbsten  nicht 
widersprochen  werden  kann  und  um  so  mehreres  Lob  verdinet,  als 
mann  sehr  wenige  Nachfolgere  dises  löblichen  Vorgangs  heutiges 
Tags  finden  wird,  wo  doch  einem  edlen  und  ehrliebenden  Gemüth, 
welches  bei  einem  jeglichen  Minister  als  der  Grund  des  ganzen  Ge- 
bäudes anzusehen,  und  ohne  welche  er  disen  Nahmen  zu  führen 
nicht  werth  ist,  die  Unpartheilichkeit  und  der  Abscheu  alles  Eigen- 
nutzes und  Interesse  angebohren  sein  solle. 

In  seinem  Testament  hatte  er  seine  beide  geistliche  Vettern 
und  petits  neveux  zu  Universal-Erben  eingesezt;  manu  fände  aber 
nicht  mehr  dann  50.000  €1  an  baaren  Geld,  etwann  gegen  die  60.000 
an  Silber-Geschirren  und  seine  Mobilien  zu  Issy  wurden  kaum  auf 
6000  <U  geschätzet,    wie    sich   dann   überhaubt   all    seine    genossene 


1743,  Jan.  29.  1 23 

Beneficieii  und  Einktinfften  niclit  vill  über  die  90.000  //  erstreckt,  da 
doch  vor  disem  die  einem  Premier  Ministre  sonsten  gewidmete  Be- 
soldung sich  auf  50.000  //  monathlich  zu  belauffen  pflegte. 

Von  der  Frugalitet  seiner  Taffl  kann  ich  selbsten  Zeugnus 
geben,  als  an  welcher  ich  auf  meiner  Wander  Raiß  ao.  1727,  und  zwar 
nahmentlich  an  den  Tag,  als  der  grand  chanceliier  d'Aguesseau  zu- 
ruckberuifen  und  der  nachhero  unglücklich  gewordene  Chauvelin  zum 
garde  des  sceaux  und  secretaire  des  affaires  etrangeres  benennet 
worden,  zu  speisen  die  Ehre  gehabt,  und  welche,  wie  ich  gehört, 
immer  auf  den  nemmlichen  Fuß  von  etwann  10  oder  12  Couverts 
gebliben  ist.  Das  nemmliche  muß  ich  von  seiner  Leutseeligkeit 
sagen;  von  seiner  Geschicklichkeit,  Penetration  und  in  Weltsachen 
gleich  von  der  Zeit  an,  da  er  kaum  das  Ministerium  angetretten,  biß 
in  sein  so  spattes  und  meines  Wissens  noch  von  keinem  Ministro 
(dann  der  Cardinal  Ximenes  es  weiter  als  auf  das  80.  Jahr  nicht  ge- 
bracht) erlebtes  Alter  bezeigten,  recht  erstaunlichen  Einsicht  will  ich 
nichts  melden,  als  worüber  Freund  und  Feinde  ihme  einhellig  das 
Wort  sprechen. 

Ao.  1726,  als  ich  eben  das  erstere  Mahl  in  Paris  wäre,  wurde 
er  ganz  allein  den  11.  Septembris  vom  Pabst  Benedicto  XIII.  zum 
Cardinalen  erhoben,  so  mit  Genemmhaltung  und  Indulgenz  unsers 
Hoffs  geschähe,  deme  zwar  die  nomina  suo  ordine  vor  Franckreich 
und  primo  loco  gebührete;  allein  da  der  numerus  sufficiens  per  una 
promozione  generale  delle  corone  noch  nicht  vorhanden  wäre,  der 
König  aber  —  um  seinen  neu  erkiesenen  Ministro  ein  größeres  An- 
sehen zu  verschaffen  —  um  dessen  Promotion  sehr  inständig  anhielte, 
thate  der  Kaiser  ein  übriges,  wie  dann  der  wiennerische  Ertzbischoff 
Graff  Kollonitsch,  welcher  erst  besagte  nomina  von  I.  M.  dem  Kaiser 
hatte,  erst  im  November  folgenden  Jahrs  1727  nebst  denen  anderen 
Cron  Canditaten  promoviret  wurde.  ^*) 

Sein  ganzer  Titul  wäre:  Andre  Hercule  de  Fleury,  cardinal, 
ancien  eveque  de  Frejus,  grand  aumonier  de  la  Reine,  abbe  des 
abbayes  de  St.  Etienne,  de  Caen  et  de  Tournus,  ministre  d'Etat, 
sur-intendant  g6neral  des  postes  et  relais  de  France,  proviseur  de  la 
maison  de  Sorbonne,  Tun  des  40  de  l'academie  frangaise,  honoraire 
de  l'academie  royale  des  sciences  et  de  celle  des  inscriptions  et  heiles 
lettres  etc.  Der  König  Hesse  ihme  nicht  allein  in  der  Metropolitan 
Kirchen  ä  Notre  Dame  feierliche  Exequien  nebst  Anordnung  eines 
prächtigen  castri  doloris  halten,  sondern  auch  nachhero  in  der  Kirchen 
de  St.  Louis  du  Louvre,  allwo  sein  Leichnam  begraben  werden 
solle,    ein   magnifiques  Mausoleum  errichten. 


124  1743,  Jan.  30.-Feb.  4. 

Den  30.  stirbt  zu  Rom  der  Cardinal  Nicolo  Giudice,  gewester 
Conprotector  Germaniae  und  nacher  unser  Minister  am  päbstl.  Hoff, 
im  83.  Jahr,  worauff  wir  den  Cardinal  Alessandro  Albani  unser  Inter- 
esse anvertrauten.^^) 

Den  31.  starb  in  Wienn  des  Fürsten  von  Trautsohn  zweite  Ge 
mahlin,  eine  gebohrne  v.  Mannsfeld  im  32.  Jahr  ihres  Alters,  nach- 
deme  sie  14  Tage  zuvor  ganz  glücklich  eines  jungen  Sohnes  genesen, 
den  5.  Tag  aber  ihres  Kindbettes  einige  Alteration  nebst  einem  Ge- 
schwür circa  ostium  uteri  überkommen,  worzu  leztlich  ein  Frisl- 
Ausschlag  zugestossen. 

Den  4.  Februarii  wird  der  Fürst  v.  Taxis  an  des  zur  Obrist- 
Hoffmeisterstelle  bei  den  Franckfurter  Hoff  beförderten  Fürsten  von 
Fürstenberg-Stühlingen  (sie!)  Principal  Commissarius  auf  den  Reichstag, 
welchen  dieser  Pas  de  clerc  wegen  seiner  bekanten  schwachen  Ein- 
sicht und  Leichtsinnigkeit  eher  dann  dem  anderen  zu  verzeihen  wäre, 
dessen  Gemahlin  nicht  allein  in  unseren  Ländern  reichlich,  und  zwar 
dergestalten  begüttert  und  versorget  ist,  daß  er  mehr  von  ihren  als 
seinen  eigenen  Mittlen  gelebet,  sondern  auch  er  für  seine  Persohn 
von  dem  verstorbenen  Kaiser  mit  villen  Gnaden  angesehen  und  erst 
kürtzUch  mit  dem  Toison  beehret  worden  wäre;  beinebens  sein  Vatter 
vor  Landau  ao.  1702  in  dem  damahligen  spahnischen  Successions- 
Krieg,  worein  sich  der  vorige  Churfürst  von  Bayern  bekanter- 
maßen  zu  seinen  Schaden  und  leztlich  sich  sogar  zugezogenen  Reichs- 
acht eingelassen,  und  für  den  Dienst  des  Hauses  Oesterreich  sein 
Leben  verlohren;  zu  geschweigen,  daß  er  als  seit  ao.  1736  gewester 
Principal  Commissarius  die  mehreste  Geheimnussen  der  leztern  Re- 
gierung gewust  und  sich  doch  anfänglich  nach  des  Kaisers  Tod  sehr 
standhafft  für  das  Interesse  unserer  jetzigen  Frauen  anzulassen  gc- 
schinen. 

Allein  seine  Freunde  geben  alle  Schuld  der  Fürstin,  welche 
sich  von  denen  Rathschlägen  und  Vorstellungen  des  Ertzbischoffen 
V.  Prag  und  eines  sichern  Baron  von  Bernstorff,  ehemaligen  dähni- 
schen  Gesanten  zu  Regenspurg  —  deren  super  klugen  Einsicht  sie 
zu  vill  getrauet  —  verführen  lassen  und  in  der  gänzlichen  Persua- 
sion,  daß  Böhmen  für  uns  verlohren  gehen  würde,  das  Sicherere 
spülen  wollen.  Ich  habe  beide  von  Hertzen  bedaueret,  zumahlen  sie, 
da  wir  in  Regenspurg  beisammen  gewohnet,  recht  ausnemmliche 
Gnad  und  Freundschafft  für  meine  Gemahlin  und  mich  gehabt;  allein 
dise  ihre  Conduite  lasset  sich  sehr  schwär  entschuldigen,  ausser 
mann  sage,  es  wäre  villmehr  eine  Würckung  der  menschlichen 
Schwachheit  als  eines  bösen  Willens  gewesen. 


1743,  Feit.  5.— 18.  125 

Den  5.  geruheten  1.  M.  bei  den  gewöhnlichen  mas(}uirten  Bai 
bei  Hoff  eine  besondere  Finesse  für  die  böhmische  Nation  zu  bezeigen: 
dann  nachdeme  dieselbe  vernohmen,  daß  sich  eine  Compagnie  Dames 
und  Cavalliers  mehristen  Theils  von  erst  gedachter  Nation  verabredet, 
eine  Entree  von  böhmischen  Bauern  und  Bäuerinnen  zu  repraesentirn, 
befahlen  Sie  dem  Obristen  Canzler,  Graffen  Philipp  Kinsky,  und  mir, 
daß  wir  unter  ein  und  anderen  hervorsuchenden  Vorwand  uns  aus 
der  Compagnie  halten,  unter  der  Hand  aber  die  nemmliche  Maschera 
machen  lassen  und  zur  Stund,  da  die  Entree  zu  geschehen  hätte,  in 
dero  Cabinet  einfinden  und  ersterer  mit  allerhöchst  deroselben,  ich 
aber  mit  dero  Frau  Schwester  der  Ertzherzogin  Maria  Anna  Durch- 
laucht mit  denen  übrigen  Paaren,  zu  denen  wir  uns  bei  der  Thür 
des  Danzsaals  ganz  unvermerckt  gesellet  und  eingetheilt,  nicht  allein 
eintretten,  sondern  auch  also  vermischter  die  Entree  mitdanzen  sollen; 
und  damit  mann  ein  solches  desto  weniger  beargwöhnen  mögte,  so 
muste  die  Frau  Aya,  Comtesse  de  Belrupt,  einen  weisen  Domino,  so 
I.  M.  zum  öffteren  zu  tragen  pflegten,  anziehen  und  sich  an  dero  ge- 
wöhnlichen Sitz  placiren;  welches  dann  auch  alles  nach  Verlangen 
zu  allerhöchsten  Contento  und  deren  anwesenden  Böhmen  ganz  be- 
sondern Consolation  von  statten  gangen.  Einige  Tage  hernach  ward  auch 
eine  dergleichen  Mascherade  von  ungarischen  Bauern  und  Bäuerinnen 
angestellet,  um  alle  Jalousie  zwischen  beiden  Nationen  zu  vermeiden. 

Den  18.  stirbt  zu  Hadamar  der  Fürst  Hyacinthus  Wilhelmus  von 
Nassau-Siegen  im  77.  Jahr  seines  Alters.  Er  wäre  der  lezte  seiner 
und  der  catholischen  Lini  und  hatte  von  dreien  Frauen  —  worvon 
die  leztere  eine  Tochter  des  Graffen  Conrad  von  Starhemberg  ist, 
welche  er  erst  vor  3  Jahren  geehliget  —  keine  Kinder  gezeigt, 
worauf  also  beide  Antheil  von  Siegen  und  Hadamar  auf  seinen  näch- 
sten Agnaten  den  Printzen  von  Oranien  und  bisherigen  Fürsten  von 
Nassau  Dietz  als  lezten  tibergeblibenen  Zweig  der  Dillenburgischen 
Lini  gefallen  seind. 

Den  10.  wäre  bei  Hoff  gewöhnlichermassen  die  Copulation  des 
königlich  würcklichen  Cammerherrn  und  Obrist-Silbercämmerers  Graffen 
Albert  von  Althann  mit  der  königlich  ersten  Cammerfreile  Rosalia 
Gräffin  von  Cavriani,  worbei  ich  als  Beistand  erschine.  Es  wäre 
dieses  eine  langwührige  Hoff  Amour,  so  noch  von  der  Zeit,  da  I,  M. 
ao.  1738  als  Herzogin  zu  Florenz  waren,  fürgedauert  und  hat  die  gutte 
Freile  gleichsamm  ein  Opffer  der  Treu  und  Beständigkeit  abgegeben, 
indeme  der  Bräutigam,  welchen  ich  in  seinen  jüngeren  Jahren  als 
einen  leutseelig-  und  manierlichen  Cavallier  gekant,  vor  zwei  oder 
3  Jahr   das   Unglück   gehabt,    mit   einer   solchen   Melancolei  —   aus 


126  1743,  Feb.  11.— 17. 

Schmertzen,  daß  der  verstorbene  Kaiser  seine  Amour  in  Erwegung 
beiderseitiger  Mittellosigkeit  anfänglich  nicht  billigen  wollen,  und 
weillen  ihme  nach  Absterben  des  Graffen  von  Mollart  der  Graff  Kunigl 
in  dem  Obrist  Kuchlmeisterammt  vorgezogen  worden  —  behafftet  zu 
werden,  daß  selber  ungehindert  des  Gebrauchs  Carlbads  und  anderer 
Hülffsmittlen,  da  ich  dises  schreibe,  noch  nicht  zurecht  gebracht  werden 
können. 

Den  11.  ward  aus  dem  hiesig  mathematischen  Observatorio  bei 
denen  Jesuitern  im  Collegio  gegen  7  Uhr  abends  ein  Comet  in  dem 
großen  Bären  observiret,  so  biss  auf  den  13.  dises  gebliben,  dessen 
Lauff  sehr  schnell  von  Norden  gegen  Süden  gerichtet,  das  Licht  aber 
so  schwach  wäre,  daß  mann  selben  nach  Aufgang  des  Monds  und  ohne 
Perspectiv  nicht  wohl  sehen  können. 

Diser  Tagen  kämme  ein  Currier  aus  dem  Haag  mit  der  erfreu- 
lichen Nachricht,  daß  die  Provinz  Holland  den  2.  dises  eine  sehr 
favorable  Resolution  für  die  Königin,  und  zwar  dahin  geschöpffet, 
derselben  —  in  Conformitet  der  Accession  de  anno  1732  zu  den 
zwischen  dem  verstorbeneu  Kaiser  und  Großbritannien  ao.  1731  er- 
richteten Allianz  Garantietractat,  sogenannt  traitc  de  Vienne  —  die 
versprochene  Htilffe  nicht  allein  im  Geld,  sondern  auch  mit  Zusendung 
dermahlen  eines  Auxiliar  Corpo  von  20.000  Mann  zu  leisten  und  diß- 
fahls  in  allem  mit  Engelland  di  concerto  zu  gehen;  welche  Resolu- 
tion nachhero  durch  ein  sogenannten  Preavis  denen  übrigen  sechß 
Provinzien  nebst  einem  sehr  nachdrücklichen  Vorstellungsschreiben 
comuniciret,  auch  endlichen  nach  langen  Debaten,  ungehindert  der 
Contradiction  dreier  Provinzien,  zu  einem  vollständigen  und  bündigen 
Schluß  deren  General  Staaten  befördert  worden  ist.^'^) 

Den  17.  wäre  des  Abends  gegen  sechß  Uhr  in  der  Behausung 
des  dermahligen  Herrn  Statthalters,  Graffen  Leopold  v.  Windisch- 
grätz,  das  Versprechen  seines  Herrn  Sohns,  königlichen  Cammerherrn 
und  Regiments  Raths,  mit  meines  Vettern  des  Feldmarschall  ältesten 
Tochter,  Freile  Antonia,  worbei  ich  in  Abwesenheit  dises  lezteren 
dessen  Stelle  als  Braut -Vatter  vertretten  müssen,  wie  ich  dann  auch 
bei  damahliger  Bettligerigkeit  meines  seeligen  Vattern  auf  Verlangen 
der  Braut  beider  Eltern  dises  Heirath geschafft  mit  dem  Graffen  Windisch- 
grätz  tractiret  habe.  Die  Hochzeit  wäre  ebenfahls  in  der  Graff- 
Windischgrätzischen  Behausung  und  thate  der  Cardinal  Ertzbischoff 
denen  Brautleuthen  die  Ehre  an,  daß  er  selbsten  die  Coeremonie  der 
Copulation  verrichtete. 

Den  16.  früh  nach  9  Uhr  kämme  ganz  unerwartet  allhier  an  des 
Feldmarschall  Traun  General  Adjutant  und  königl.  Cammerherr,  Graff 


1743,  Feh.  18.  127 

Antoni  v.  Althann,  Malteser  Ritter,  mit  der  erfreulichen  Nachricht, 
daß  die  Spannier  —  so  unter  Coramando  des  General  de  Gage  den 
3,  dises  in  der  Mainung,  uns  in  unseren  Postirungen  und  respective 
Quartieren  zu  überfallen,  wider  alles  Verrauthen  den  Panaro  Fluß 
passiret  waren  —  den  8.  darauf,  nachdeme  mann  noch  Zeit  gefunden, 
die  zerstreute  Trouppen  zusammen  zu  bringen  und  die  sardinischen 
Hülffs-Völcker  an  sich  zu  ziehen,  nach  einen  sehr  blutigen  und  biß 
in  die  Finster  fUrgedauerten  Gefecht  die  Wahlstatt  zu  verlassen  und 
sich  noch  selbe  Nacht  über  den  Fluß  zurückzuziehen  gezwungen 
worden  wären.  Merckwürdig  4st  hierbei,  daß  die  Königin,  wie  Sie 
mir  es  Selbsten  erzehlet,  eben  zur  Zeit,  da  mann  den  Graffen  Althann 
bei  den  Hertzog  gemeldet,  mit  diesem  lezteren  über  die  italienische 
Sachen  und  deren  so  critisches  Aussehen  gesprochen  und  sich  nichts 
weniger  als  einer  so  erfreulichen  Nachricht  von  dannen  erwartet,  zu- 
mahlen  alles  wider  den  Feldmarschall  Traun  und  dessen  vermaint- 
liche  üble  Dispositionen  geschmälet  und  die  Rede  gegangen,  daß  selber 
sich  bereits  unter  die  Stücke  v.  Mantua  retiriret  und  das  blatte  Land 
dem  Feind  bloßgegeben  hätte.  ^^)  I.  M.  ließen  sogleich  in  dero  Cammer 
Capellen  das  Te  Deum  Laudamus  anstellen,  wie  Sie  es  bei  allen  der- 
gleichen wichtigen  erfreulichen  Fahlen  als  eine  christliche  Frau  zu 
thun  pflegen. 

Den  18.  kämme  an  der  General  Major  Graff  Antoni  Colloredo 
mit  dem  Detaglio  voriger  Action  und  ritte  mit  8  blasenden  Postil- 
lionen ein.  Seine  mitgebrachte  Relation  wurde  sogleich  durch  den 
Druck  dem  Publico  bekant  gemacht;  mann  fände  aber  noth wendig, 
nach  der  Zeit  eine  andere  weite  und  umständlichere  herauszugeben, 
weillen  sich  geäussert,  daß  die  Spannier  wegen  anfänglich  bei  den 
lincken  Flügel  gehabten  Avantage,  allwo  unsere  Cavallerie  in  Confusion 
gebracht,  einige  Standarten  und  ein  paar  Pauken  erobert  und  die 
zwei  Generalen  Graff  v.  Payerspcrg  und  Ciceri,  deren  ersterer  nach- 
gehends  an  seinen  hierbei  empfangenen  Wunden  gestorben  ist,  ge- 
fangen genohmen,  sogleich  aber  auf  ihre  Parole  widerumen  loß  ge- 
lassen worden  waren,  sich  den  Sieg  zuschreiben  und  die  Repassirung 
des  Panaro  für  keine  Flucht,  sondern  eine  aus  Bescheidenheit  und 
Ermanglung  der  Subsistenz  ganz  freiwillig  und  in  schönster  Ordnung 
genohmenen  Retraite  auslegen  wollen,  dahero  sie  auch  ihres  Orths  zu 
Bologna  das  Te  Deum  Laudamus  singen  lassen,  ja  sogar  der  spahni- 
sche  Bottschaffter  zu  Franckfurt,  Marques  Montijo,  ein  großes  Festin 
gegeben  hat,  welches  aber  freund-  und  feindlicherseits  bei  allen  be- 
scheidenen Leuthen  ein  billiges  Gelächter  verursacht,  zumahlen  nach 
einhelliger    Zusammenstimmung    aller    von    Camposanto    und    denen 


128  1743,  Feb.  23.-25. 

anderen  in  der  Nähe  der  Wahlstatt  gelegenen  Orthen  geschribenen 
Relationen  die  unserige  die  ganze  Nacht  hindurch  auf  besagter  Wahl- 
statt en  ordre  de  bataille  gebliben,  auf  selber  den  folgenden  Morgen 
das  Te  Deum  Laudamus  angestimmet,  die  Spannier  hingegen  eine 
ganze  Bataillon  von  dem  Regiment  Guadalaxara  in  einer  Carine  gleich- 
samm  vergessen  und  abandonniret  (auch  nachhero  in  einem  Obristen, 
Obrist  Leutenant,  Major,  6  Capitains,  19  Subalterne,  24  Cadets  und 
280  Gemainen  bestehend  und  3  Fahnen  bei  sich  habend  zu  Kriegs- 
gefangenen gemacht  worden),  ihre  Prücken  selbst  verbrennet,  sich 
in  aller  Eille  gegen  Bologna  gezogen  und  endlichen  (was  der  ganzen 
Sach  den  Ausschlag  gibt)  sich  die  ganze  Campagne  hindurch  nicht 
mehr  zu  zeigen  und  vorzurücken  getrauet  haben. 

Der  Cardinal  Alberoni  als  Legato  di  Bologna  hat  sich  bei  diser 
Gelegenheit  sehr  partheiisch  gezeigt  und  seine  Sbirri  denen  Spanniern 
zum  Angreiffen  mit  hergelihen,  weß wegen  auch  von  unserem  Hoff 
sehr  scharffe  Vorstellungen  und  Klagen  zu  Rom  gemacht  wurden. ^^) 
übrigens  sollen,  nach  denen  bekant  gemachten  Listen,  spahnischer 
Seits  1609  Tode,  2190  Blessirte,  ohne  denen  Officiers,  so  sich  all- 
einig auf  283  beioffen  —  und  worunter  der  Duque  d'Arcos,  so  einige 
Monath  darnach  an  seinen  Blessuren  gestorben,  begriffen  —  und 
ohne  denen  Gefangenen,  deren  gegen  die  400  gewesen,  unseriger  und 
sardinischer  Seits  aber  zwischen  Tod-,  Blessirt-  und  Gefangenen  von 
denen  lezteren  639,  von  denen  unserigen  1118  gezehlet  worden  sein, 
und  ist  hierunter  besonders  der  sardinische  General,  Comte  d'Apremont, 
als  welcher  nach  wenig  Wochen  an  denen  hierbei  überkommenen 
Blessuren  das  Leben  lassen  müssen,  seiner  in  Kriegssachen  habenden 
Erfahrenheit  wegen  von  seinem  König  und  allen,  so  ihn  gekant,  be- 
daueret worden. 

Den  24.  als  am  Sonntag  verfügte  sich  die  Königin  nacher 
St.  Stephan,  um  dem  wegen  obiger  Victori  angeordneten  und  von  dem 
Cardinal  Ertzbischoff  gehaltenen  Te  Deum  Laudamus  beizuwohnen. 

Den  25.  kommt  ein  Currier  von  Florenz  mit  der  Zeitung,  daß 
allda  die  verwittibte  Churfürstin  von  der  Pfaltz,  Schwester  des  lezt 
verstorbenen  Groß  Herzogs,  die  lezte  des  Hauses  Medicis  regierender 
Lini  und  Besitzerin  dessen  .  sämtlichen  Allodii  den  18.  dises  im 
75.  Jahr  ihres  Alters  verschiden  seie.  Sie  hatte  zwar  in  Conformitet 
einer  mit  I.  Kö.  H.  dem  Hertzog  getroffener  Convention,  kraflft  welcher 
sie  ihn  an  Sohnsstaat  adoptiret,  3^)  selben  zu  ihren  Universal  Erben 
per  testamentum  ercläret,  allein  darinnen  und  in  denen  beigerückten 
Codicillen  so  ville  Legata  gemacht,  daß  die  gantze  Erbschaift  damit 
in  fraudem  dictae  conventionis  exhauriret  worden  und  dem  Hertzog  in 


1743,  Fei).  21.-27.  129 

allem  nicht  mehr  dann  17  Scudi  liberbliben  sein  sollen,  wesswegen 
auch  Se.  Kö.  H.  die  Erbschafft  nur  cum  beneficio  adirct.  Mann  hat 
die  Nachricht  wegen  der  Faschingslustbahrkeiten  geheim  gehalten 
und  erst  nach  der  an  den  27.  bei  dem  Obrist  Hoffmeister  mit  Zu- 
ziehung des  Baron  PfUtschner  gehaltenen  Hoff  Conferenz,  bei  welcher 
die  Trauer  reguliret  worden,  publiciret  und  sodann  den  10.  Martii 
die  gewöhnliche  Cammer  Klag,  jedoch  nur  biß  zur  Zeit  des  Auf- 
bruchs nach  Prag  angelegt,  aus  Ursach,  weillen  sie  eine  angeheirathete 
Groß  Tante  und  der  Herzog  ihr  Universal  Erb  saltem  nomine  gewesen. 

Den  27.  als  in  der  Fastnacht  speisten  I.  M.  mittags  in  Gesell- 
schafft einiger  dazu  geladenen  Dames  und  Cavalliers  (worunter  auch 
meine  Frau  und  ich  zu  sein  die  Ehre  gehabt)  bei  den  Printz  Carl  zu 
Möllerstorff,  einen  kleinen,  etwas  mehr  als  eine  Meill  von  hier  zwischen 
Laxenburg  und  Baden  nächst  Draiß  Kirchen  von  dem  seel.  Feld- 
marschall Philippi  ganz  neu  erbauten  Schlössl,  worzu  einige  wenige 
Bauren  Häuser  gehörig,  und  so  nach  dessen  Tod  nebst  der  Orangerie 
und  allen  Mobilien  nicht  gar  um  10.000  fl,  von  dem  Printzen  erkauffet 
worden.  Nach  den  Essen  wurde  biß  gegen  acht  Uhr  abends  gedanzet 
und  sodann  nach  der  Burg  zuruckgekeret,  allwo  I.  M.  en  petite  com- 
pagnie  soupirten  und  mit  selber  nach  den  Soup6  sich  in  Maschera 
als  Ländler  Bauern  und  Bäuerinnen  auf  den  Bai  in  den  Baihaus  und 
nachdem  sie  sich  zuvor  in  einen  Domino  tiberkleidet,  auf  die  Meelgruben 
verfügten,  alldorten  einige  Contredances  danzten,  sodann  widerummen 
in  das  Baihaus  zurnckkerten  und  den  Keraus,  welcher  erst  gegen  acht 
Uhr  früh  sich  geendiget,  beiwohnten. 

Um  9  Uhr  wäre  Ordonnanz  zur  Einäscherung,  worbei  I.  M.  in 
gewöhnlichen  Hoff  Kleid  oder  habit  d'appartement,  nebst  I.  Kö.  H.  und 
der  ganzen  Hoff  Statt,  mithin  ohne  vorhero  einiger  Ruhe  zu  genießen, 
erschinen,  ja  selben  Morgen  und  nachmittags  noch  verschidenes  ex- 
pediret  und  sich  nicht  früher  dann  sousten  zu  Bett  begeben.  Nichts- 
destoweniger wurde,  wie  es  in  dergleichen  Fällen  großen  Herrn  so 
wenig  als  kleinen  gespahret  wird,  verschiedenes  glossiret;  man  er- 
innerte sich  sonderheitlich  des  traurigen  Beispills  Kaisers  Josephi  und 
wäre  besorget,  die  Frau,  so  noch  keine  Blattern  gehabt,  mögte  sich 
das  Geblüt  zuvill  erhitzen  und  leichtlichen  glaiches  übl  sich  zu- 
ziehen, da  doch  an  ihrer  Conservation  das  Heil  so  viller  Länder 
gelegen.  Überhaubt  ist  nicht  genug  zu  bedauern,  daß  die  Frau  so 
sehr  auf  ihre  Gesundheit  stürmet  und  hierinnfallß  gar  keinen  noch 
so  wohlmeinenden  Rath  anhören  will. 

Den  21.  raiset  von  hier  ab  nacher  Brüssel  der  Graff  von 
Königsegg-Erps,  Obristhoffmeister  der  Ertzherzogin  Mariae  Annae  Durch- 

Khevenhüller-Schlitter.    l742-r-1744.  9 


130  1743,  Feb.  Ende. 

laucht,  um  in  Abwesenheit  des  Printz  Carl  v.  Lothringen  das  In- 
terims Gruberno  deren  Niderlanden  zu  übernehmen.  Mann  hatte  an- 
fänglich dises  Posto  halber  einen  Antrag  auf  meine  Wenigkeit  ge- 
macht; allein  nebst  deme,  daß  meine  Gesundheit  eine  Zeit  her  sehr 
abgenohmen  und  mich  sonderlich  mein  wunderlicher  Schnuppen,  den 
ich  bereits  in  das  dritte  Jahr  fühle  und  der  mich  offt  ville  Monath  des 
Geruchs  und  certo  modo  auch  des  Geschmacks  beraubet,  ganz  ab- 
gemattet, mithin  ich  disen  Praetext  hatte,  so  declinirte  ich  dise  Gnad 
auch  haubtsächlichen  aus  folgenden  Ursachen:  weillen  mich  erstens 
das  Exempl  des  vorigen  Gouverneurs,  Graffen  Friedrich  Harrach, 
abschröckte,  als  welcher  mit  all  seiner  Geschicklichkeit  und  leut- 
seeligen  Wesens  dennoch  alldorten  nicht  reussiren  können,  auch  von 
darummen  seinen  Rappel  mit  viller  Ungestümme  anbegehrt; ^^)  anbei 
wäre  die  Stelle  nur  ad  Interim  und  allen  Ansehen  nach  kunte  die 
von  der  Königin  und  dem  Hertzog  so  sehnlich  anverlangende  Ehe- 
Verlobnus  des  Printz  Carl  mit  der  Ertzherzogin  Maria  Anna  nicht 
lang  mehr  zurückbleiben,  in  welchem  Fahl  das  Interims  Commando 
ein  End  hatte;  und  endlichen  wäre  ich  kaum  zu  meiner  neuen 
Charge  gelangt  und  hatte  erst  angefangen,  mich  bei  denen  Herr- 
schaflften  mehr  bekant  zu  machen;  mithin  wolte  ich  nicht  gern  mich 
widerummen  entfernen,  um  die  Entree  durch  meine  Abwesenheit  zu 
verliehren,  zumahlen  ich  es  schon  zur  Zeit,  da  ich  in  Sachsen  ge- 
wesen, erfahren,  wie  es  zu  gehen  pfleget,  wann  man  nicht  Selbsten 
zugegen,  da  andere,  welche  um  die  Herrschaift  sein,  sich  sodann 
ihre  Gunst  zuzuziehen  und  darvon  zu  profitiren  wissen. 

Zu  End  dises  Monaths  fienge,  und  zwar  unser  unter  Commando 
des  Duc  d'Aremberg  stehendes  Corpo  nach  und  nach  aus  dem  Luxem- 
burgischen gegen  die  Rcichsland  und  nahmentlich  in  das  Cöllnische 
zu  defiliren,  nachdeme  fast  zu  gleicher  Zeit,  jedoch  einige  wenige 
Tage  früher  die  vorigen  Jahrs  aus  Engelland  herüber  gekommene 
und  den  Winter  hindurch  in  unsern  Niderlanden  einquartiert  ge- 
wesene Auxiliar  Trouppen  ebenfahls  aufgebrochen  und  in  das  Jülichische 
eingerückt  waren,  von  dannen  beide  Corps  auch  bald  darnach  die  Ha- 
noveraner  durch  verschiedene  Wege  und  in  verschiedenen  Divisionen 
sich  dem  Main  und  denen  Gegenden  um  Franckfurt  näherte,  darmit 
die  französische  Macht  zertheilet  und  unserer  in  Bayern  und  an  dor- 
tigen Gräntzen  stehenden  Arm^e  Lufft  gemacht  werden  mögte;  wie 
dann  hierdurch  auch  bewUrcket  worden,  daß  mann  französischer  Seits 
eine  besondere  Armee  unter  Commando  des  Mar6chal  de  Noailles  in 
Elsas  versammlen  und  darzu  einige  Tausend  Mann  von  dem  in  Bayern 
habenden  sogenannten  Auxiliar  Corpo  detachiren  müssen.^^) 


1743,   März  2.-7.  131 

Martius.  Gleich  die  erstere  Tage  dises  Monaths  bekamm  ich 
eine  wunderliche  Husten,  welche  ich  lediglich  denen  Unordnung  und 
Fatiguen  des  Faschings  zuschreiben  müssen;  bein  Tag  thate  selbe 
mich  nicht  sehr  beunruhigen,  allein  kaum  wäre  ich  im  ersten  Schlaff, 
als  mich  ein  gählinges  Sincken  vom  Haubt  nach  dem  Hals  und  Lungen 
mit  solcher  Vehemenz  angriff  und  würgte,  daß  ich  villmahlen  auß  dem 
Bett  springen  müssen,  um  Lufft  zu  hollen.  Diser  Zustand  hat  un- 
gehindert verschiedener  gebrauchter  Arzneien  (zumahlen  in  der  Wahr- 
heit die  Medici  recht  ihre  Kunst  an  mich  probiret  und  mir  zum  Theil 
contradictorische  Medicinen  im  Leib  gejagt  haben)  biß  im  Junio 
hinauß,  jedoch  meliorando  fürgedaueret;  und  die  erste  Linderung  habe 
ich  einem  von  meinem  Ordinario,  dem  dermahligen  Leibmedico  und 
Regiments  Rath  D''  Zwenghoff  mir  verschribenem  Pulver  und  denen 
öffters  genohmenen  Clystiern  zu  dancken.  Mein  größtes  Glück  wäre, 
daß  ich  ungehindert  so  viller  fast  schlafflosen  Nächten  gleichwollen 
immer,  Gott  sei  Danck,  ohne  Alteration  gebliben;  jedoch  muste  ich 
nicht  allein  die  ganze  Fast  hindurch  das  Hauß,  auch  bißweillen  das 
Bett  hütten,  sondern  wurde  anbei  also  entkräfftet,  daß  ich  billig  ge- 
forchten,  ich  würde  nicht  lebendig  nach  Prag  kommen. 

Den  2.  ist  mein  Vetter,  der  Feldmarschall  Kevenhüller  nun 
seelig,  von  der  Armee,  welche  er  seit  der  Abraiß  des  Feldmarschall 
Königsegg  —  der  den  7.  Decembris  lezthin  allhier  zurückgelangt 
wäre  —  en  chef  commandiert  und  theils  in  Ober  Oesterreich,  theils  in 
dem  kleinen  unß  noch  verblibenen  Stuck  von  Bayern  zwischen  Passau 
und  Braunau  an  den  Inn  herum  verlegt  hatte,  zurück  gekommen 
und  wurde  darauf  den  12.  dises  zum  Commandanten  der  hiesigen 
Haubt  und  Residenz  Statt  Wienn  (welche  Stelle  seit  des  seel.  Feld- 
marschall  Graffen  v.  Dann  Absterben  nicht  ersetzet  worden  wäre) 
durch  den  Hoff-Kriegs-Rath  benennet.  Weillen  selber  vorhin  und  in 
der  Rummels  Zeit  das  Commando  aller  in  Oesterreich  stehenden 
Trouppen  gehabt,  so  war  ihme  bißhero  ohne  deme  und  ipso  facto  auch 
die  Statt  Wienn  in  militari  unterworffen  gewesen ;  nachdeme  wir  aber 
seithero  den  Krieg  aus  unserem  Land  in  das  feindliche  transferiren 
können,  mithin  keine  Armee  in  Oesterreich  weiters  zu  operiren  hatte, 
muste  er  die  Commandanten  Stelle  von  Wienn  fast  wider  seinen 
Willen  annehmen  und  dargegen  die  v.  Esseck,  welche  er  biß  nun  be- 
ständig beibehalten  hatte,  fahren  lassen.  Er  raiste  hierauf  den  14.  nach 
Linz  und  sofort  weiters  nach  Scharding  und  Passau,  um  das  Commando 
der  in  Bayern  versammleten  Armee  unter  den  Printz  Carl  zu  übernehmen. 

Den  7.  wurde  auf  königl.  Verordnung  durch  die  Sicherheitswacht 
eine   Compagnie   Freimaurer,    als   solche  eben   in   ihrer   sogenannten 

9* 


182  1743,  März  10.— 25. 

Loge,  worzu  sie  einige  cliambres  garnies  auf  der  hohen  Brücken  ge- 
miethet  hatte,  versammlet  und  einen  jungen  Graffen  von  Trauttmans- 
torff  von  Gratz  mit  ihren  gewöhnliehen  aberglauberischen  Coeremonien 
aufzuschwören  beschäfftiget  wäre,  gähling  überfallen  und  aufge- 
hoben. Es  befanden  sich  unter  denenselben  nebst  einigen  nideren 
Stands  ein  Legations  Secretarius  eines  auswärtigen  Hoffs,  ein  Geist- 
licher und  verschiedene  Cavalliers,  ja  sogar  kaiserliche  und  könig- 
liche Cammerherren,  deren  Nahmen  ich  aus  christlicher  Lieb  und 
schuldiger  Discretion  verschweige.  Ersterer  wurde  seines  Caracteris 
publici  halber  sogleich  entlassen,  den  zweiten  Übergabe  mann  denen 
geistlichen  Censuren,  leztere  aber  wurden  mit  Hauß  Arrest  und  theils 
Geldstraff  belegt,  auch  einigen  der  Hoif  auf  einige  Zeit  verbotten;  ja 
es  fählte  gar  nicht  vill,  daß  denen  Cammerherrn  auch  der  Schlüssel 
weggenohmen  worden  wäre.  Alle  aber  musten  sich  von  dem  Cardi- 
nalen  ab  excommunicatione,  worein  sie  tenore  decreti  pontificii  nuperrime 
lati  ipso  facto  verfallen,  juxta  ritum  ecclesiae  absolviren.  Dise  Be- 
gebenheit machte  anfänglich  sehr  vill  Aufsehens  und  die  Inquisiti, 
welche  zwar  bestmöglichste  Contenance  hielten,  musten  noch  lang 
hernach  zum  Gespött  dienen.^^) 

Den  10.  waren  nachmittags  in  der  großen  Hoff  Capellen  die 
Vigilien'und  folgenden  Tags 

den  11.  die  Exequien  für  die  jüngsthin  verstorbene  verwittibte 
Churfürstin  von  Pfaltz,  ebenfahlß  in  der  Hoff-Capellen  mit  gewöhn- 
lichen Coeremonien. 

Den  1'2.  stirbt  zu  Hamburg  im  60.  Jahr  die  bekante  Gräffin 
von  Castel,  eine  geborene  Gräffin  von  Ranzau,  welche  ville  Jahr 
allhier  gewohnt  und  sich  anfänglich  allerorten  faufiliret,  zulezt  aber 
wegen  verschidener  Tracasserien  und  absonderlich  wegen  ihres  un- 
gestUmmen  lutherischen  Glaubenseiffer  und  gar  zu  gutt  preußischen 
Magens  sehr  verhast  gemacht  hatte. 

Den  19.  wäre  Gala  bei  Hoff  wegen  des  Ertzherzogs  Nahmens- 
fests;  meine  Unpäßlichkeit  aber  Hesse  mir  nicht  zu,  dabei  zu  er- 
scheinen, sondern  ich  muste  disen  meinen  Nahmenstag  zu  Hauß  pas- 
siren;  der  Herzog  thate  mir  die  höchste  Gnad,  mich  den  Abend  zu 
besuchen  und  mit  der  jungen  Fürstin  Esterhasy  und  mir  eine  Partie 
Piquet  zu  machen. 

Den  25.  erlaubten  mir  die  Medici  zum  ersten  Mahl  widerummen 
aus  dem  Haus  zu  gehen;  dahero  ich  mittags  der  Königin  und  dem 
Herzog  bein  Taffi  Dinst,  welcher  bei  der  Ertzherzogin  Magdalena 
wäre,  meine  Aufwartung  machte  und  Nachmittag  L  M.  ein  Paar  Re- 
ferat einzuhändigen  die  Ehre  hatte. 


1743,   März  26.— April  15.  133 

Den  26.  in  der  Nacht  stirbt  die  Prinzessin  von  Bayern,  Theresia 
Eraanuela,  weil.  Herzogs  Ferdinandi  Tochter,  im  20.  Jahr  und  diser 
folgt  gleich  darauf 

den  29.  in  der  nemmlichen  Kranckheit,  denen  Kindblattern  und 
ebenfahls  zu  Franckfuit,  des  sogenannten  Kaisers  zweite,  liebste  und 
schönste  Tochter  Theresia  Benedicta  im  18.  Jahr  ihres  auch  blühenden 
Alters. 

Eodem  raiset  der  Herzog  en  compagnie  des  Printz  Carl  und 
noch  ein  und  anderer  Chapeaux  nach  Hollitz,  kommt  aber  den  ersten 
April  bereits  widerummen  zurück.  Unter  der  Zeit  macht  auch  die 
Königin  eine  kleine  Excursion  nach  ihrem  so  lieben  Schönbrunn. 

Aprilis.  Den  7.  verleihen  I.  M.  das  durch  den  Tod  des  General 
Graffen  Walsegg  erledigte  Infanterie-Regiment  dem  Feldmarschall 
Leutenant  Baron  v.  Bernclau,  welcher  sich  dise  Zeit  her,  absonderlich 
bei  der  Expedition  in  Ober  Oesterreich  und  den  darauf  beschehenen 
Einbruch  in  Bayern,  nahmentlich  durch  die  glückliche  Aflfaire  bei 
Schärding  über  die  Maßen  distinguiret  hatte  und  von  meinem  Vettern 
den  Feldmarschall  mit  villem  Eiffer  und  Nachdruck  anrecommendiret 
worden  ware.^^) 

Eodem  fiengen  bei  Hoff  die  gewöhnliche  Charwochen  Andachten 
an,  welchen  I.  M.  und  der  Herzog  auferbaulichst  beiwohnten;  ich 
aber  dorffte  meiner  noch  gar  zu  schwachen  Gesundheit  halber  mich 
in  die  kalte  Augustiner-Kirchen  nicht  wagen  und  kunte  mich  kümmer- 
lich  bei  der  oesterlichen  Communion  am  Grün-Donnerstag  einfinden. 

Den  13.  früh  verraiste  der  Printz  Carl,  dessen  Aufbruch  mann 
so  geschwind  nicht  vermuthet  hatte,  von  hier  erstlich  zu  den  Fürst 
Lobkowitzischen  Corpo  ab,  so  in  der  oberen  Pfaltz  und  an  denen 
böhmischen  Gräntzen  um  Eger  herum  verlegt  wäre,  und  nachdem  er 
sich  wegen  denen  bevorstehenden  Operationen  mit  erstgedachten 
Fürsten  besprochen,  weiters  zu  der  unter  dem  Commando  meines 
Vettern  sich  nach  und  nach  um  Braunau  versammlenden  Armee, 
welcher  dises  Jahr  anstatt  des  Königsegg  dem  Printzen  ad  latus  zu- 
gegeben worden.^^) 

Den  15.  war  im  Gr.  Gundl  Althanschen  Garten  das  Beilager  des 
königl.  würkl.  geheimen  und  Conferenz-Raths,  auch  Hoff-  und  Staats- 
Canzlers  Graffen  Corfitz  v.  Uhlfeld  mit  der  Fürstin  Elisabetha  von 
Lobkowitz,  einziger  Tochter  der  Gräffin  Gundl  Althann  von  ihrem  ersten 
Herrn  Gemahl  Fürsten  Philipp  v.  Lobkowitz.  Indessen  wäre  bereits 
nach  Anweisung  obigen  Conferenz  Prothocolls  ein  und  anderes  zu  der 
bevorstehenden  Prager  Raiß  veranstaltet  und  wa«  hierinfahls  in  mein 
Departement  einschlagt,  von  mir  nach  Schuldigkeit  beobachtet  worden; 


134  1743,  April  15. 

weßhalbeii  ich  dann  gleich  die  erstere  Tage  der  Fasten  den  Quartier- 
meister der  Raison  wegen  und  dessen  Adjunctum  oder  Vicequartier- 
meister  Joachim,  welcher  ehedessen  bei  weiland  der  Kaiserin  Amaliae 
M.  Cammerdiener  gewesen  und  zugleich  Cammer  Fouriers-Dienst  ge- 
than,  nebst  einigen  Hoff-Fouriers  zu  Bestell-  und  Ausweisung  der  be- 
nöthigten  Hoif- Quartieren  alldahin  vorausgeschickt  und  sie  mit  denen 
in  derlei  Fahlen  gewöhnlichen  Canzlei  Patenten  und  Recommendatitiis 
an  die  zu  Prag  aufgestellte  königliche  Commission,  als  welche  bei 
noch  fürdauernder  Inquisition  und  ausser  Activitet  stehender  Statt- 
halterei  diser  lezteren  Stelle  im  Guberno  vertretten,  ordentlichen  ver- 
sehen lassen;  auch  mich  dahin  weiters  bestrebet,  damit  durch  Inter- 
Position  des  Herrn  Obrist  Canzlers^  Graffen  Philipp  Kinsky  Excellenz 
dortige  Cavalliers  und  andere,  so  Freihauser  besitzen,  dise  von  selbsten 
unseren  hiesigen  mitkommenden  Fremden  (verstehe  Nuntium  und 
venetianischen  Bottschafftern,  zumahlen  die  Gesanten  nach  unserer 
wunderlichen  Etiquette  für  ihre  Wohnungen  selbst  sorgen  müssen) 
und  auch  einigen  Ministris  und  Capi  deren  Instanzien,  ingleichen  für 
die  von  der  Königin  eigends  beruflfte  und  eingeladene  hungarische 
Magnaten  zur  Wohnung  antragen  mögten ;  zumahlen  die  bürgerlichen 
und  quartierfähige  Hauser  nicht  allein  für  Herrschafften  meistentheils 
untauglich,  sondern  auch  deren  sehr  ville,  absonderlich  auf  dem 
Hratschin,  durch  unsere  vorjährige  Attaque  ruiniret  oder  von  denen 
Franzosen  der  Defense  halber,  um  mehreren  Raum  zu  haben,  nider- 
gerissen  worden;  wie  dann  überhaubt  die  arme  Statt  in  einen  sehr 
bedauerungswürdigen  Stand  gesezt  und  sich  nur  zu  verwundern  wäre, 
wie  mann  solche  in  so  kurtzer  Zeit,  da  von  der  Entweichung  des 
Belleislischen  Corpo  noch  nicht  vier  Monath  verflossen  waren,  von 
ihrem  Unflatt  säuberen  und  die  zu  einer  vornehm  und  großen  Func- 
tion, wie  der  Crönungsactus  ist,  sowohl  an  Victualien  als  sonsten  be- 
nöthigte  Erfordernussen  herbeischaffen  können;  welches  wohl  vor- 
nemmlich  der  großen  Activitet  und  dem  bekanten  Diensteiffer  des 
Herrn  Obrist  Canzlers  zuzuschreiben.  Ferners  wäre  meine  Schuldig- 
keit, I.  M,  allerunterthanigst  zu  ersuchen,  daß,  nachdeme  mein  unter- 
gebenes Gericht  nach  dem  Beispill  voriger  Zeiten  in  activitate  zu 
verbleiben  und  die  gewöhnliche  Sessionen  zu  behueflf  deren  zu  Wienn 
zurücklassenden  HoflFbedienten  und  anderen  meiner  Jurisdiction  unter- 
worfFenen  Partheien  wie  vorhin  zu  continuiren  hätten,  sie  in  meiner 
Abwesenheit  jemand  anderen,  um  meine  Stelle  dahier  zu  vertretten, 
allergnädigst  zu  benennen  geruhen  mögte;  und  zumahlen  der  Brauch, 
daß  in  solchen  Fahlen  immer  einer  deren  ältesten  Cammerherrn  an- 
gesezt  zu  werden  pflegt,  beliebten  I.  M.,  meinen  geringen  Vorschlag 


1743,  April  15.  135 

nach,  den  Graffen  Franz  Jacob  v.  Brandeis  hierzu  zu  denominieren, 
welcher  nicht  allein  verschidene  andere  Mahl  und  erst  leztlichen  in 
der  Zeit  der  Presburger  Raiß  das  Obrist-Hoff-Marschallen  Ammt  sehr 
rühmlich  versehen,  sondern  auch  in  der  That  die  erforderliche  Notiz 
und  übrige  Requisita  darzu  hat,  vor  allem  aber  in  denen  Jurisdictions- 
händlen,  deren  sich  alltäglich  fast  und  mit  jeder  Instanz,  nahment- 
lich  mit  der  Regierung  ereignen,  ungehindert  er  selbst  von  disen 
lezteren  Mittel  ist,  jederzeit  sehr  unpartheilich  und  gerad  durch- 
gegangen. Einem  solchen  Substitute  und  angesezten  Obrist-Hoff- 
Marschallen  wurde  vor  disem  das  Beeret  durch  die  oesterreichische 
Canzlei  ausgefertiget;  nachdeme  aber  mein  Ammt  seithero  aller  vor- 
hinigen Subordination  entlediget  und  von  I.  M.  pro  independenti  und 
für  eine  unmittelbahre  Instanz  declariret  worden,  so  bekamme  er 
seine  Expedition  von  dem  Obrist-Hoffmeister  nach  Inhalt  der  Beilag,^^) 
worinnen  beflissentlich  nur  deren  ordinari  Judicialien  Meldung  ge- 
schiht,  indeme  von  I.  M.  pro  speciali  gratia  mir  ausgebetten,  daß, 
weillen  meine  Abwesenheit  doch  so  lang  nicht  fürdauern  würde,  in- 
mittelst das  neu  aufgestellte  Judicium  revisorium  quiesciren  mögte; 
das  Motivum  aber  meiner  Bitt  wäre  kein  anderes,  als  daß  ich  in 
Sorgen  gestanden,  es  mögte  etwann  bei  sothanem  Judicio,  wo  es 
ohnehin  noch  sehr  ville  SchwUrigkeiten  gab  und  welches  noch  gar 
nicht  in  seiner  Consistenz  wäre,  neue  Incidentia  absetzen,  welche  der 
Graff  V.  Brandeis,  dessen  Justiz-Eiffer  und  ehrliebendes  Gemüth  mir 
zwar  zur  Genüge  bekant  wäre,  dennoch  auch  mit  dem  besten  Willen 
in  Ermanglung  erforderlicher  Authoritet  und  Süffisance  nicht  leicht- 
lichen  dörffe  auseinander  klauben  können;  weßhalben  ich  ebenfahls 
denen  zurück  bleibenden  Assessoribus  und  dem  Hoif-Fourier  Praudtner, 
welcher  das  Quartierammt  indessen  zu  besorgen  hatte,  sonderbahr 
eingebunden,  mir  von  allen,  so  einiger  Attention  würdig  sein  mögte, 
behörig  zu  referiren  und  nahmentlich  die  Vergebung  deren  Quartiren, 
als  welche  ein  würcklicher  Hoffmarschall  dem  substituirten  niemahlen 
zugestanden  (wiewollen  öffters  dißfahls  Mißhelligkeiten  vorgefallen), 
nachdrücklichst  verbotten.  Pro  meo  consilio  aber  nähme  ich  mit  den 
Ammts-Secretarium,  nebst  dem  Assessor  Ertl  und  einen  Canzellisten, 
denen  nebst  dem  Quartier  bei  der  Camer,  gleich  anderen  mit 
kommenden  Hoffpartheien,  ihre  Diaetal-Gelder  angewisen  werden; 
und  weillen  übrigens  die  Abraiß  des  Hoffs  auf  den  25.  fest- 
gestellet  und  ich  meiner  noch  immer  anhaltenden  Schwachheit 
halber  in  kleinen  Tagraisen  fortwandern  muste,  erlaubten  I.  M. 
auf  mein  allergehorsamstes  Anlangen,  daß  mich  den  dritten  Feier- 
tag als 


136  1743,  April  16.-18. 

den  16.  nach  den  TafPI-Dienst  bei  allerhöchst  deroselben  und  dem 
Herzog  beurlauben  dörffte;  worauf  noch  selben  Nachmittags  nebst 
meiner  Frauen  und  beiden  älteren  Kindern,  der  Josepherl  und  dem 
Sigmund,  welchen  die  Freud  machen  wolte,  einen  so  merckwUrdigen 
Actum  mit  anzusehen,  von  hier  aufgebrochen  und  zu  Stockerau  über- 
nachtet. 

Den  17.  speisten  wir  mittags  zu  Hollabrunn  und  nach  5  Uhr 
kämmen  wir  zu  Weittersfeld,  einen  mir  zugehörigen  Marcktflecken,  an 
und  nachdeme  wir  in  alldasiger  Pfarr-Kirchen  einem  —  aus  Ursach, 
weillen  ich  das  erste  Mahl  als  Herr  und  Besitzer  deren  oesterreichi- 
schen  Güttern  nach  meines  Vattern  Tod  dahin  gekommen  —  unter 
Trompeten-  und  Paucken-Schall  und  Abfeuerung  einiger  Polier  nebst 
Aussetzung  des  Hochwürdigsten  abgesungenem  Te  Deum  Laudamus  bei 
gewohnet  und  den  heiligen  Seegen  empfangen,  fuhren  wir  weiters 
nacher  Fronspurg,  einem  etwann  eine  halbe  Stund  von  dannen  ent- 
legenen und  von  den  Grafifen  v.  Andler  erkauffteu  und  gleich- 
samm  in  meditullio  meiner  Gütter  situirten  Schloß,  allwo  wir  tiber- 
nachtet. 

Den  18.  hörten  wir  die  Meß  in  dasiger  Schloßcapellen,  nach 
welcher  ich  in  eigener  Persohn  den  gewöhnlichen  Angelobungsactum 
in  dasigem  Saal  vornahm  und  zu  dem  End  alle  Wirthschaflfts-Beamte, 
Richter  und  Geschworne  nebst  denen  vornehmeren  Angesessenen 
nacher  Fronspurg  citiren  lassen.  Ich  säße  da  arlichino  finto  principe 
auf  ein  Lehnstuhl  und  mein  ältester  Sohn  stunde  neben  meiner;  ich 
thate  zuvorderst  eine  kleine  Anrede,  erinnerte  sämtliche  Anwesende 
deren  von  meinem  seeligen  H.  Vattern  erhaltener  großer  Gnaden  und 
Gutthaten,  ermahnte  sie  zu  ferneren  Treu  und  Gehorsam,  recommendirte 
sonderlich  die  Forcht  Gottes  und  das  Vertrauen  zu  seiner  liebwerthesten 
Mutter,  als  welche  jederzeit  eine  besondere  Patronin  meines  Hauses 
gewesen,  vertröstete  sie  hinwiderummen,  daß  sie  an  mir,  gleich 
meinem  Vattern,  einen  gnädigen  Herrn  haben  würden  und  was  der- 
gleichen mehr  wäre;  sodann  stellte  ihnen  pro  inspectore  vor  den  der- 
mahligen  Armen-Hauß -Verwaltern  Fellner,  welcher  ehedessen  Land 
gerichts -Verwalter  auf  unseren  Güttern  gewesen  und  schon  unter 
meines  Vattern  Zeit  die  Inspection  derselben  gehabt,  und  Hesse  so- 
dann alle  zum  Handschlag  herbei  kommen,  welche  dann  mir  und 
meinem  Sohn  mit  villen,  auf  ihre  Art  thuenden  Contestationen 
theils  die  Hand,  theils  den  Rock  küsten  und  zur  angetrettnen  Herr- 
schafft Glück  wünschten.  Zum  Schluß  ward  ihnen  sodann  einiges 
Fleisch  und  Wein  gewöhnlichermassen  ad  festivandum  actum  an- 
geschafft. 


1743,  April  17.-25.  137 

Den  19.  früh,  nachdeme  wir  den  Sigmund  wegen  eines  über- 
kommenen Catharrs,  seiner  ohnehin  sehr  delicaten  Complexion  halber, 
zurück  nach  Wienn  geschickt,  sezten  wir  unsere  Raiß  weiters  fort 
und  blieben  über  Nacht  zu  Zlabings. 

Den  20.  aßen  wir  mittags  zu  Neuhaus  und  verbliben  nachts 
zu  Koscbitz. 

Den  21.  hörten  wir  die  heil.  Meß  zu  Tabor,  nahmen  sodann  allda 
ein  Frühstück  ein  und  Übernachteten  zu  Bistritz. 

Den  22.  fuhren  wir  von  der  Poststrassen  ab  und  kämmen 
nacher  Cammerburg  oder  böhmisch  Comorni  Hradeck  genant.  Dise 
Herrschafft  ist  nur  4  Meillen  von  Bistritz  über  Beneschau  hinauß 
und  eben  so  weit  von  Prag  an  der  Sasawa  gelegen  und  von  meinem 
Herrn  Schwehern  seelig  von  dem  Graffen  Joseph  von  Waldstein  auf 
mein  Anrathen  erkaufft  worden,  mithin  zu  dessen  Erbschaift  gehörig. 
Allda  verbliben  wir  biß  auf 

den  25.,  da  wir  gegen  zwei  Uhr  Nachmittag  zu  Prag  angelangt 
und  in  deme  von  seinen  Eigenthumsherrn  mir  angetragenen  Graff 
z'Wrttbyschen  Haus  auf  der  Kleinseiten  abgestigen,  auch  sogleich 
von  verschidenen  unserer  gutten  Freunden  und  Bekannten  besucht 
worden.  Wo  die  andere,  so  den  Hoflf  von  Wienn  folgen  müssen, 
einquartieret  waren,  zeigt  die  Anlag.^^)     Inmittelst  wäre  in  Wienn 

den  17.  gewöhnlicher  Massen  die  Copulation  der  königlichen 
Hoff- Dame  Freile  Antonia  von  Esterhasy  mit  dem  würcklichen 
Cammerherrn  und  Obrist  Postmeistern  Graffen  Wenzl  von  Paar  in 
der  königlichen  Burg  vor  sich  gegangen,  ingleichen  bald  hierauf 

den  22.  die  Vermählung  des  hungarischen  Herrn  Canzlers 
Graffen  v.  Batthyani  eintziger  Tochter  und  kaiserlichen  Cammerfreilen 
mit  dem  königlichen  Cammerherrn  Graffen  Nicolas  von  Erdödy, 
ferners  den 

23.  der  seit  anno  1733  zu  Brüssel  als  Obrist-Hoffmeister  weiland  der 
Ertzherzogin  Elisabeth  und  nach  derselben  Hintritt  als  Interims  Guber- 
nator  gestandene  Graff  Friederich  v.  Harrach,  nachdeme  er  seinen  Rappel 
inständigst  angesucht,  von  dannen  zurückgekommen  und  endlichen 

den  19.  der  durchlauchtigsten  ältesten  Ertzherzogin  Mariae 
Annae  und  den 

25.  der  Aufbruch  I.  M.  der  Königin  und  des  Herzogs  vor  sich 
gegangen.  Die  kleine  Frau  raisete  mit  ihrem  Gefolg  (worzu  nebst 
der  Freile  Hagerin,  welche  Cammer-Freile  bei  der  Königin  und  Ertz- 
herzogin ist  und  dise,  jedoch  ohne  Titl  einer  Aya,  den  sie  als  eine 
Freile  nicht  wohl  führen  kann,  erziehet,  und  nebst  den  zugegebenen 
Dienst-Cammerherrn,  die  mehreste  Hoff-Dames,  des  Obrist  Kuchlmeisters 


138  1743,  April  27.-29. 

Frau  Gemahlin  Gräffin  Judith  v.  Klinigl  geb.  Giäffin  v.  Starhemberg, 
welche  mann  der  Hagerin  pro  forma  als  angesezte  Aya  mitgegeben 
und  die  von  der  Königin  mit  zur  Raiß  benannte,  auch  in  dem 
königl.  Schloß  mit  einquartierte  beide  Fürstinnen  v.  Lobkowitz,  Fürsts 
Christians  Gemahlin  eine  geb.  v.  Waldstein,  und  Esterhasy  geb.  Lunati 
zugesellet  wurden)  a  petites  journ6es;  die  Königin  aber  hatte  biß 
Brandeis,  allwo  beide  Gefolg  zusammentraffen,  nur  zwei  Nacht-Stationes 
haben  wollen,  worzu  Znaim  und  Deutschbrod  ausersehen  wurden,  und 
kämmen  den 

27.  bereits  um  4  Uhr  zu  Brandeis  an,  allwo  Sie  von  dem  Obrist- 
burggraff  Graffen  Johann  Ernst  v.  Schaffgotsch  und  dem  Obristland- 
hoffmeistern  und  zugleich  Obrist  Land  Cammerern  Graffen  Stephan 
Kinsky  empfangen  wurden.  Wir  andere  zu  Prag  hatten  ihre  Ankunfft 
so  früh  nicht  vermuthet  und  dahero  waren  meine  Frau  und  ich  nebst 
denen  Colloredischen,  mit  welchen  wir  Partie  gemacht  hatten,  bein 
Empfang  zugegen  zu  sein  zu  spatt  in  Brandeis  eingetroffen.  Den 
Herzog  sahen  wir  zwar  noch,  allein  die  Königin  wäre  schon  retiriret, 
mithin  musten  wir  unseren  Handkuß  auf  den  morgigen  Tag  verschieben, 
wo  wir  ohnedeme  noch  bei  den  Mittagsdienst  unsere  Cour  zu  machen 
beschlossen  hatten  und  von  darummen  auf  meinen  Befehl  von  denen 
Hoff-Fourieren  ein  Quartier  und  Nachtlager  für  uns  zu  Brandeis  be- 
stellet worden  wäre. 

Den  28.  begleitete  ich  die  Königin  nach  Alt  Bunzlau,  allwo  Sie 
nebst  den  Herzog  vor  dem  Altar  des  miraculosen  Frauenbilds  das 
Hochammt  gehöret  und  sodann  sich  das  Orth,  wo  der  heilige 
Wenceslaus  von  seinem  Brüdern  Boleslau  erstochen  worden,  zeigen 
lassen;  wartete  auf  bei  den  Taffldienst,  speiste  bei  der  Hoflf-Taffl  und 
kehrte  Nachmittag  zurück  nach  Prag. 

Den  29.,  als  den  zum  solennen  Einzug  bestimmten  Tag,  ver- 
fügte ich  mich  bald  nach  3  Uhr  an  dem  Rendez-Vous  Platz  vor  dem 
Roßthor  und  wartete  unter  dem  dorten  aufgerichteten  Zelt  nebst  denen 
übrigen  Anwesenden  auf  der  Königin  Ankunfft.  Dise  hatte  mittags 
zu  Hlupetin  gespeist  und  kämme  gegen  4  Uhr  in  einer  offenen 
Landauer  Chaise  mit  dem  Herzog  dahergefahren,  stiege  bei  den  Zelt 
ab  und  verblibe  unter  selben  so  lang  stehen,  biß  sich  alles  zu  Pferd  ge- 
sezt  und  der  Train  im  Gang  wäre,  worauf  L  M.  nebst  dem  Herzog 
in  dem  bereits  fertig  gehaltenen  Leib  wagen  gestigen,  worzu  ihnen  der 
Obrist  Stallmeister  (umwillen  dero  Obristhoflfmeister  und  angesezter 
Obrist  Cämmerer  Graflf  Frantz  v.  Starhemberg  zu  Brandeis  kranck 
zuruckgebliben  und  ich,  als  deme  sonsten  qua  Hoflfmarschallen  die 
Obristhoffmeister    zu    suppliren    zukommt,    in    würcklicher   Function 


1743,  April  30.  139 

meines  Ammts  begriffen  war)  die  Hand  hotte.  Es  ist  zwar  dero 
Intention  anfänglich  gewesen,  den  Einzug  in  einer  grün  sammeteneu, 
reich  mit  Gold  verbrämten  offenen  Chaise  (welche  auch  wUrcklich 
auf  allen  Fahl  zur  Hand  wäre)  zu  halten,  allein  die  gähling  einge- 
fallene grimmige  Kälte  und  das  windige  Wetter  haben  ein  solches 
nicht  zugelassen.  Der  Einzug  geschah  nach  Aus  weiß  der  Beilag  ;*^) 
und  ob  ich  schon  von  meiner  lezteren  Unpäßlichkeit  nichts  weniger 
dann  völlig  hergestellet  wäre,  wolte  ich  doch  die  Function  meines 
obhabenden  Ammts  bei  einer  solchen  Gelegenheit  nicht  gern  von 
jemand  anderen  verrichten  lassen,  sondern  suchte  noch  die  wenige 
übrige  Kräfften  zusammen  zu  nehmen,  um  dise  Ehre  nicht  aus  Händen 
zu  geben,  packte  mich  also  ein,  so  vill  nur  immer  möglich  wäre  und 
weillen  ich  der  Etiquette  nach,  das  Staat-Schwerd  mit  entblössetem 
Haubt  vor  den  Leibwagen  daherreutend  tragen  müssen,  thate  ich 
den  Abgang  des  Huts  mit  deme  suppliren,  daß  unter  der  Parocken 
ein  kleines  mit  Peltz  gefüttertes  Käppi  nähme,  anbei  zu  besserer  Ver- 
wahrung deren  Händen  zwar  weisse,  aber  auch  gefütterte  Handschuh 
anlegte,  welche  mir  noch  der  Graff  Colloredo  herlihe,  weillen  ich  in 
der  Eille  keine  bei  Händen  hatte.  Gegen  7  Uhr  kämme  I.  M.  nach 
vollendetem  Einzug  und  darauf  gefolgten  geistlichen  Coeremonien  bei 
der  S.  Adalberti  Capellen  und  in  der  Schloß  Kirchen,  wo  ich  laut 
der  weitern  Beilag ''^)  immer  an  dero  Seiten  stehen  und  im  Nach-Haus- 
gehen  über  die  langen  Gang  mit  dem  Schwerd  vortretten  muste,  in 
dero  Wohnzimmern  an,  allwo  Sie  im  Durchgehen  in  der  Anticammera 
denen  anwesenden  Dames  und  Cavalliers  die  Hand  zu  küssen  gab 
und  hierauf  öffentlich  speiste,  worbei  ich  in  Abwesenheit  des  Obrist- 
Hoffmeisters  und  angesezten  Obrist  Cämmerers,  zumahlen  meine 
Ammts  Functionen  sich  hiermit  geendiget  hatten,  dessen  Dienste  ver- 
sehen und  der  Königin  das  Hand  Tuch  reichen,  den  Stuhl  rucken 
und  die  Ordonnanz  begehren  muste. 

Den  30.  verfügte  sich  die  Königin  öffentlich  über  die  Gang 
nach  der  Metropolitan  Kirchen  und  hörte  das  hohe  Ammt  herunten 
bei  dem  Grab  S.  Joannis  Nepomuceni,  speisten  sodann  in  publico, 
welches  leztere  Sie  gemainiglich  alle  Sonn-,  Dienst-  und  Donnerstag 
zu  thun  pflegten  und  anbei  zweimahl  die  Wochen,  als  des  Sonn-  und 
Donnerstags,  das  gewöhnliche  Appartement,  und  zwar  anfänglich  auf 
ihrer  Seiten,  nachhero  aber  bei  herankommender  besseren  Witterung  und 
Jahrs  Zeit  in  dem  Schloßgarten  zu  halten,  anbei  während  sothanen  Ap- 
partement, dero  Gewohnheit  nach,  Audienzien  zu  ertheilen  geruheten. 

Diser  Tagen  erhielten  wir  die  Nachricht  von  Maintz,  daß  den 
"22.  der   dasige  Dombcustos   und  Probst   S*'  Bartholomaei  in  Franck- 


140  1743,  Ende  April— Mai  3. 

furt,  Graff  Johann  Friederich  Carl  v.  Ostein,  zum  Ertzbischoffen  allda 
erwählet  worden  seie;  wir  hatten  zwar  unter  der  Hand  mehr  einen 
V.  Kesselstatt  portiret,  übrigens  aber  dem  Neo-Electo  weiter  nichts 
im  Weeg  gelegt;  allein  der  Franckfurter  Hoff  wolte  ihn  absolute  nicht 
haben,  die  Dombherrn  kehrten  sich  aber  nicht  daran  und  in  der  That 
hat  diser  Churfürst  bald  hernach  gezeigt,  daß  sie  eine  würdige  Wahl 
an  ihme  getroffen,  indeme  er  nicht  allein  denen  frantzösischen  In- 
triguen  und  Lieb-Kosungen  gleich  anfänglich  kein  Gehör  gegeben, 
sondern  auch  denen  darauf  gefolgten  Bedrohungen  und  endlich  gar 
ausgebrochenen  Gewaltthätigkeiten  mit  patriotischer  Standhafftigkeit 
begegnet  und  sich  immerdar  an  unß,  beide  Seemächten  und  übrige 
für  die  gemainsamme  Freiheit  verbundene  Fürsten  und  Reichsständen 
getreulich  gehalten  hat>^) 

Mit  Ende  dises  Monaths  näherten  sich  die  englische  unter  dem 
Commando  des  Mylord  Stairs  stehende  Trouppen  immer  näher  dem 
Main  und  breiteten  sich  um  die  Gegenden  Maintz  und  Franckfurt 
mehr  und  mehr  aus;  ihnen  folgten  bald  darauf  unsere  Völcker  auß 
Niderland  und  die  Hannoveraner;  hingegen  versammleten  sich  die 
Franzosen  auch  ihrerseits  im  Elsaß  um  Lauterburg  herum,  unter  dem 
Noailles  und  defilirten  den  Rhein  hinunter,  besezten  Heidelberg,  Speyer, 
Worms  und  verschidene  andere  Stätte  und  haltbahre  Orthe  am  Ober- 
Rhein  im  Pfaltzischen  und  dortiger  Gegenden,  um  die  weitere  Be- 
wegungen unserer  combinirten  Armee  zu  observiren  und  ihre  dortige 
Gräntzen  zu  decken. 

Majus.  Den  ersten  wäre  öffentlicher  Kirchendienst  in  der 
Schloß  und  Metropolitan  Kirchen  zu  St.  Veit  und  L  M.  speisten  in 
publico;  abends  wäre  die  Gesellschafft  bein  Graffen  Stephan  Kinsky 
wegen  seines  Brüdern,  des  Obrist-Canzlers,  Nahmens  Tags,  weßwegen 
der  Herzog  ihme  die  Finesse  that,  sich  auch  in  höchster  Persohn 
dabei  einzufinden. 

Den  2.  wäre  widerummen  öffentlicher  Gottesdienst  in  der  Schloß 
Kirchen  wegen  des  Fests  S.  Sigismundi,  welcher  einer  deren  Tutelar 
Patronen  des  Königreichs  Böhmen  ist  und  dessen  heiliger  Leichnamm 
in  besagter  Kirchen  ruhet,  dahero  auch  das  Amt  bei  dessen  Altar  und 
in  der  ihme  dedicirten  Capellen  gesungen  und  der  Bettschammel  für 
die  Herrschafften  dortenhin  gestellet  wurde.  Mittags  aber  speisten  die- 
selbe nicht  in  publico. 

Den  3.  solte  zwar  widerummen  öffentlicher  Kirchengang  zu  denen 
Creutzherrn  sein  wegen  des  Fests  Creutzerfindung,  allein  weillen  die 
Nachricht  kämme,  daß  den  ersten  dises  die  in  Wienn  zuruckgeblibene 
durchlauchtigste  Ertzherzogiu  Maria  Magdalena  an  einem  bereits  einige 


1743,  Mai  4.-7.  141 

Monath  her  sich  geäußerten  Lungen  Deffct  gegen  4  Uhr  nachmittags  in 
den  Herrn  entschlaffen  seie,  ward  der  Ausgang  sogleich  contramandiret 
und  die  Herrschaiften  blichen  heut  und  biß  zu  denen  bevorstehenden 
Festiviteten  meistentheils  in  dero  Wohn -Zimmern  retiriret;  mann 
erschine  zwar  alsofort  in  schwartzen  Kleidern,  allein  die  ordentliche 
Cammer  Klag  ward  erst  nach  der  Crönung  den  14.  angelegt. 

Den  4.  hatte  der  nach  der  Zeit  wegen  denen  russischen  Händlen 
sehr  beschriene  königliche  Cammerherr  und  Feldmarschall  Leutenant 
auch  Malteser  Ritter  Marchese  Botta  d' Adorno  seine  erste  Audienz  zu 
Berlin,  allwo  er  den  Comte  Richecourt  abgelöset,  welcher  hinwide- 
rummen  über  einige  Zeit  den  jungen  Graffen  Kaunitz  zu  Turin  rele- 
viren  müssen.'^'') 

Den  7.  starb  zwischen  9  und  10  Uhr  abends  im  52.  Jahr  seines 
Alters  I.  M.  der  Königin  wiircklicher  geheimmer  Rath,  zweiter  Obrist 
Hotfmeister  und  zugleich  angesezter  Obrist  Cämmerer,  Graff  Frantz 
V.  Starhemberg,  welcher  den  Tag  nach  der  Ankuntft  zu  Brandeis  er- 
kranckt  und  sich  darauf  anhero  transportiren  lassen;  mann  gäbe  die 
Schuld,  daß  selber  sich  auf  der  Raiß  erkältiget  und  etwas  unordent- 
lich, wie  es  auf  denen  Hoff  Raisen  zu  geschehen  pflegt,  und  meisten- 
theils kalte  Speisen  zu  sich  genohmen,  so  ihme  eine  Inflammation  in 
dem  Gedärm  und  zulezt  das  leidige  Miserere  zugezogen.  Er  wäre 
vorhin  tempore  Caroli  VI.  einige  Jahr  oesterreichischer  Principal  Ge- 
santer  zu  Regenspurg  und  nachhero  bei  der  jezigen  Frauen  noch  als 
Ertzherzogin  Obristhoffmeister,  und  zwar  der  erste,  welcher  die  Ehre 
gehabt,  dises  Ammt  bei  ihr  zu  versehen.  Nach  der  Resignation  des 
Graff  Gundacker  v.  Althann  ward  er  Obrist  Stallmeister  und  in  diser 
Charge  von  I.  M.  gleich  bein  Antritt  ihrer  Regierung,  ehe  noch  einig 
anderer  seine  Confirmation  förmlich  erhalten  hatte,  auf  sein  und  seines 
noch  lebenden  alten  Vatters,  des  berühmten  Graffen  Gundacker,  eil- 
fertiges und  inständiges  Anlangen  mittelst  gegebener  mündlichen  Ver- 
sicherung bestättiget;  nachhero  muste  er  bei  der  großen  Promotion 
ao.  1742,  wo  ich  Hoff-Marschall  worden,  nolens  volens  sothane  Charge 
dem  Fürsten  v.  Auersperg  tiberlassen  und  sich  abermahlen  zur  vor- 
hinigen Obrist-Hoffmeister-Stelle,  welcher  zwar  bei  gegenwärtiger  Re- 
gierung das  Obrist-Cammerer  Ammt  bisshero  noch  immer  adjungirt 
gebliben,  wider  seinen  Willen  befördern  lassen  und  noch  bonne  mine 
a  mauvais  jeu  machen.  Die  Ursach  seines  damahligen  promoveatur 
ut  amoveatur  wäre,  weillen  mann  den  Fürsten  v.  Auersperg,  dessen 
Persohn  denen  Herrschafften  angenehmer  wäre,  zum  Obrist  Stall- 
meistern haben  wolte,  welcher  auch  in  der  That  sich  für  den  jezigen 
genie  de  cour  besser  schickte,  zumahlen  dem  Starhemberg  nicht  allein 


142  1743,  Mai  11. 

die  Fatiguen  wegen  eines  habenden  Leib  Schadens  und  eine  Zeit  her 
schwächer  gewordenen  Gesundheit  zu  schwär  wurden,  sondern  er 
auch  sonsten  keine  Art  hatte  und  fast  alle  Nachmittagen,  weillen 
ihrae  das  geringste  Gllässl  Wein  sogleich  geschadet,  betruncken  oder 
doch  im  Kopff,  der  ohne  deme  von  Natur  nicht  der  stärckeste  ge- 
wesen, nicht  allerdings  richtig  wäre.  Die  Königin  befahle  mir,  daß 
ich  die  Priora  aufschlagen  lassen  solle,  um  den  Leih  Conduct,  welchen 
Sie  mit  aller  Distinction  haben  wolte,  darnach  reguliren  zu  können; 
und  weillen  sich  das  Beispill  des  Fürsten  v.  Portia  vorfände,  welcher 
zwar  des  Kaisers  Leopoldi  ObristHoifmeister,  hingegen  der  Starhemberg 
nur  der  Königin  weiblicher  Obrist-Hoffmeister  oder,  deutlich  zu  nennen, 
Bracciere  (zumahlen  Graff  v.  Sinzendorff  der  Königin  eigentlicher 
und  erster  Obrist  Hoffmeister  dermahlen  noch  ist)  gewesen,  so  be- 
fahlen doch  L  M.,  daß  mann  die  nemmliche  Curialien  beibehalte,  nach 
welchen  ich  nicht  allein  alle  Hoff  Dames  und  Cammerherrn  zur  Be- 
gräbnuß, die  den  10.  in  der  Schloß  Kirchen  erfolgte,  ansagen,  sondern 
auch  die  Leih  durch  königliche  Cammerdiener  tragen  lassen  muste. 
Und  weillen  deren  zu  wenig  vorhanden  waren,  musten  die  könig- 
lichen Hartschiren  die  Sarg  aus  dem  Sterbhauß  erheben  und  bei  der 
Kirchen thür  ward  solche  von  denen  wenigen  anwesenden  Cammer- 
dienern,  denen  die  Cammrer  und  Hoff  Fouriers  helflfen  musten,  über- 
nohmen  und  mit  gewöhnlichen  Gepräng  in  Gegenwart  des  ganzen 
Hoflfs  und  häuffigen  Adels  indessen  in  der  Kinskyschen  Capellen  bei- 
gesezt,  biß  der  erblichene  Leichnamm  sodann  weiters  nacher  Wienn,  um 
in  die  Starhembergische  Gruflft  gestattet  zu  werden,  geführet  worden  ist. 
Den  11.  gieng  der  Huldigungsactus  nach  beiliegender  Be- 
schreibung vor  sich.^^)  Ich  hatte  die  Gnad,  L  M.  an  der  Hand  zu 
führen,  wie  ich  dann  von  der  Zeit  unserer  Ankunflft  zu  Prag  bis  den 
(sie!)  Septembris  1745,  da  ich  zu  Francfurt  zum  würcklichen  Obrist 
Cammerer  bei  beiden  kais.  und  königl.  Majestäten  declariret  worden, 
nebst  meinem  Obrist  Hoflfmarschall  Ammt  auch  den  Dienst  als  Obrist- 
hoffmeister  und  Obrist  Cammerer  versehen  müssen.  Anfangs  gaben 
mir  die  zwei  Verwaltungen  mehr  dann  meine  würckliche  Charge  zu 
schaffen,  und  was  mich  am  meisten  quällte,  wäre  der  kleine  Detail 
und  die  beständige  Subjection:  dann  obschon  die  gröste  Ehre  und 
Consolation  sein  solle,  öffters  um  die  Persohn  seines  Herrn  und 
Frauen  sein  zu  dörflfen,  so  hat  doch  ein  solches,  absonderlich  für  einen 
ehrlichen  und  redlichen  Mann,  sehr  villes  im  recessu,  indeme  gar 
bald  was  geredt  wird,  wordurch  seinen  nächsten  auch  unvorsezlich 
geschadet  werden  und  überhaupt  mann  es  mit  großen  Herrn  sehr 
leicht  verschertzen   kann,   zu  geschweigen,   daß   ich  von  Jugend  auf 


1743,  Mai  11.  143 

das  Hoffleben  geschien,  meine  Complexion  für  die  Hoff  Strapazien 
und.  das  gebenedeite  Anticameramachen  gar  nicht  taugen  wollen  und 
ich  dahero  ganz  eine  andere  Carriöre  erwählet  hatte.  I.  M.  der 
Kaiser  höchst  seeligen  Andenckens  wolte  mich  immer  zu  denen  Affairen 
employrn  und  hatte  dise  dero  allerhöchste  Intention  meinem  Vatter 
und  Schwehern  seelig  durch  die  Kaiserin,  als  sie  bei  selber  die  nach- 
hero  den  Graffen  v.  Herberstein  zu  Theil  gewordene  Obristhoffmeister- 
stelle  bei  der  jezigen  Frauen,  damahlen  noch  als  Herzogin,  für  mich 
sollicitiret,  auf  die  gnädigste  Art  eröffnet  und  eben  von  darummen 
in  ihr  Begehren  nicht  willigen  wollen,  mir  auch  bereits  a**  1737 
durch  ein  eigenhändiges  an  meinen  Vattern  geschribenes  ungemain 
gnädiges  Billet  die  Expectanz  und  Survivance  auf  dessen  Charge, 
zugleich  alss  der  Colloredo  meinem  Schwehern  in  dem  Reichs  Vice 
Canzler  Ammt  adjungiret  wurde,  verlihen,  hiernächst  den  Antrag  ge- 
macht, mich  als  ministre  plenipotentiaire  avec  le  caractöre  d'am- 
bassadeur  en  poche  nacher  Paris  zu  senden,  um  den  dortigen  Bott- 
schaffter  Fürst  Joseph  Wenzl  v.  Lichtenstein,  welcher  als  Gubernator 
nacher  Mailand  bestimmt  wäre,  zu  releviren ;  allein  dessen  Absterben 
hat  solches  hinterstellig  gemacht. ^^) 

Ich  muste  es  nachhero  als  eine  ganz  besondere  Gnad  und 
Distinction  ansehen,  daß  I.  M.  die  Königin  auf  des  Herzogs  höchste 
Interpositlon,  als  welcher  mir  von  unseren  jungen  Jahren  her  immerdar 
besonders  gnädig  gewesen,  meiner  Wenigkeit  vorn  Jahr  das  Obrist- 
Hoffmarschallen  Ammt  vor  so  villen  anderen  älteren  und  würdigeren 
Competenten  allergnädigst  anvertrauen  wollen,  umsomehr,  daß  mir 
nicht  einmahl  eingefallen,  einen  förmlichen  Passum  dießfahls  zu  thun, 
vill  weniger  I.  M.  darummen  anzugehen.  Ansonsten  aber  wäre  mir 
sothanes  Ammt  unter  allen  übrigen  Hoffämmtern,  wiewollen  es  eines 
deren  lezteren  im  Rang  ist,  auß  der  Ursach  das  liebste,  umwillen 
manu  vill  weniger  an  Hoff  angebunden  und  mann  folglichen  mehrere 
Ruhe  hat. 

I.  M.  speisten  mittags  nebst  dem  Herzog  öffentlich  in  den  so- 
genannten spahnischen  Saal.  Ich  wäre  zwar  en  compagnie  d'amis 
bei  den  Graffen  Philipp  v.  Sternberg  gebetten,  muste  mich  aber 
wegen  einer  gähling  zugestossenen  Colica  entschuldigen  lassen  und 
sofort  nach  meiner  Zuruckkehr  von  Hoff  ins  Bett  legen,  nicht  wenig 
bekümmert,  daß  ich  etwann  gar  von  dem  morgigen  Crönungsactu 
würde  ausbleiben  müssen;  allein  ob  ich  schon  sehr  wenig  geruhet 
und  noch  einige  Nachwehe  empfunden,  wagte  mich  dennoch  in  Gottes 
Nahmen  und  Hesse  mich  noch  vor  6  Uhren  früh  nach  den  Schloß 
hinauftragen. 


144  1743,  Mai  12. 

Den  12.  als  den  zur  Crönungs  actu  benanten  Tag  ward  bereits 
um  halb  7  Uhr  Ordonnanz  gegeben.  Nach  siben  Uhr  waren  I.  M. 
schon  völlig  angekleidet.  Sie  hatte  eine  drap  d'argentene  Robe  oder 
Hoff  Kleid  an  und  den  Kopf  nach  jeziger  Mode  (da  die  Frauen  keine 
lange  Haare  mehr  wie  vorhin  tragen,  sondern  selbe  ganz  kurtz  ab 
schneiden  und  fast  gleich  einem  Abb6  Paröckl  um  und  um  en  boucles 
und  so  benammst  Marron  legen  lassen)  gekrauset,  aber  ohne  Ge- 
schmuck und  Hauben,  weillen  die  Cron  darauf  zu  kommen  hatte. 

Der  Herzog,  welcher  der  heutigen  Function  aus  dem  Oratorio 
all'incognito  (gleich  es  auch  gestern  bei  der  Huldigung  beschehen) 
zusehen  müssen,  wolte  sich  eben  voran  über  die  Gang  zur  Kirchen 
verfügen  und  die  Königin  hatte  mir  befehlen  lassen,  das  versammlete 
zahlreiche  Corteggio,  damit  mann  desto  geschwinder  und  mit  wenigeren 
Gedreng  und  Pausen  fort  kommen  mögte,  nach  und  nach  defiliren 
zu  lassen,  als  mann  mir  einen  Currier  anmeldete,  welcher  eben  von 
des  Printz  Carl  Armee  angelangt  und  mit  der  Königin  Selbsten 
schleunigst  zu  sprechen  verlangte.  Natürlicherweis  kunte  ich  mir 
nichts  anderes  vorstellen,  als  daß  selber  mit  einer  gutten  Nachricht 
müsse  anhero  geschickt  worden  sein,  und  versaumete  dahero  keinen 
Augenblick,  ihn  bei  I.  M.  der  Königin,  welche  noch  in  der  Cammer 
wäre,  durch  die  Obersthoffmeisterin  anmelden  zu  lassen,  worauf  er 
dann  sogleich  in  die  Cammer  geführt  wurde.  Nach  einer  kleinen 
Weiil  kämme  der  Herzog  heraus  in  das  Spiegl  Zimmer,  wo  die  Dames 
nebst  mir  und  einigen  Männern,  denen  die  Entree  in  dises  Zimmer 
zustehet,  versammlet  waren,  mit  einem  ganz  fröhlichen  Gesicht  und 
sagte,  wie  er  unß  Parte  geben  thäte,  daß  sein  Herr  Bruder  den  Chur- 
fürsten  von  Bayern  aufs  Haubt  geschlagen  und  seine  commendirende 
Generalitet  zu  Kriegsgefangenen  gemacht  hätte. ^^)  Wir  näherten 
unß  sogleich  alle,  um  ihn  hierüber  zu  complimentiren,  und  ich  eillte 
zur  Anticamera  Thür  und  machte  diese  erfreuliche  Zeitung  weiters 
bekant,  worauf  sich  sogleich  ein  ungemaines  Jubel  Geschrei  in  so- 
thanen  Zimmern  erhoben;  und  weillen  nun  alles  im  vollen  Gang  zur 
Schloß  Kirchen  begriffen  wäre,  so  lueffe  solches  gleich  einem  Lauff 
Feuer  biß  zur  Kirchen  hinein,  comunicirte  sich  sofort  auch  den 
vor  selber  befindlichen  häuffigen  Volck,  welches  dann  alles  auf  eiu- 
mahl  zu  frohlocken  und  vivat  Maria  Theresia  zu  schreien  anfienge. 
Man  erzehlt  bei  diser  Gelegenheit  eine  gute  Replique  und  bon  mot 
eines  zugegen  gewesenen  französischen  Commissaire,  welcher  wegen 
Berichtigung  deren  von  denen  aus  Prag  ausgezogenen  Franzosen 
hinterlassnen  Schulden  zuruckgebliben  wäre  und  mit  Genemmhaltung 
der   Königin   die   Erlaubnus   von   mir  erhalten  hatte,   den  Crönungs- 


1743,  M.-ii  12.  145 

actu  mit  zusehen  zu  d()rffen;  dann  da  selber  auf  sein  Befragen,  was 
dann  dises  besondere  Frohlocken,  da  I.  Äl.  noch  nicht  zugegen  wären, 
bedeuten  thäte,  vernohmen,  daß  ein  solches  wegen  der  wider  den 
Chnrfiirsten  erfochtenen  Victori  beschehete,  sprach  er:  que  c'ötoit 
dans  r  ordre  que  TEmpereur  fit  les  honneurs  de  la  fete  d'aujourd'hui. 
Jedermann  sähe  dise  Begebenheit  als  ein  glückliches  Omen  und  gleich- 
samm  als  eine  augenscheinliche  Entscheidung  des  allerhöchsten  Richters 
an,  welcher  auf  eine  so  merckwürdige  Weis  und  mit  so  besondern  Um- 
ständen, da  I.  M.  eben  die  böhmische  Cron  empfangen  solten,  der- 
selben zugleich  den  Siegs  Crantz  über  denjenigen  Fürsten,  welcher 
vor  andern  ihr  die  Erbfolg  zu  sothaner  Cron  streittig  machen  wollen, 
überreichet  und  hierdurch  gleichsamm  selbsten  den  Ausspruch  für  die 
Gerechtsamme  ihres  Succession  Rechts  gemacht  hat.  Als  die  Königin 
aus  dero  Cammer  heraußtrat,  nahmen  alle  anwesende  Dames  und 
Cavalliers  die  Freiheit,  ihr  zu  allerunterthänigster  Gratulation  die 
Hand  zu  küssen,  welchen  sie  ganz  gnädig  danckte  und  sogleich  sich 
zu  dem  Obrist  Kanzler  wandte  mit  Vermelden,  wie  sie  gern  sehete, 
daß  noch  vor  dem  Crönungsactu  ein  besonderes  Te  Deum  Laudamus 
zu  geschwinderer  Dancksagung  für  den  erhaltenen  Sieg  abgesungen 
wurde;  worauf  selber  ohnverzüglich  das  behörige  dißfahls  mit  der 
Clerisei  und  der  Music,  auch  wegen  des  besondern  salve  mit  dem 
Militari  veranstaltet,  unter  welcher  Zeit,  so  etwann  eine  halbe  Stund 
ausgetragen  haben  mag,  sich  I.  M.  in  dem  Audienz  Zimmer  mit  denen 
Nuncio  (welcher  anfänglich  völlig  der  Id6e  war,  gleich  er  sich  diß- 
fahls gegen  mir  geäußert,  daß  die  Ankunflft  des  Curriers,  weillen  sie 
so  gar  a  tempo  geschehen,  ein  angestellter  Handl  gewesen  seie. 
Ville  hatten  den  nemmlichen  Argwohn  und  die  Königin  sagte  selbsten, 
daß  es  so  scheinete;  allein  ich  weis  ganz  gewiß,  daß  sich  die  Um- 
stände ganz  natürlich  also  gefüget),  venetianischen  Bottschafftern  und 
übrigen  Anwesenden  im  Gespräch  zu  unterhalten  beliebte. 

Sobald  nun  gemeldet  worden,  daß  alles  fertig  seie,  erhueben 
sich  I.  M.,  dero  anheut  der  Obrist  Canzlcr  Graff  Kinsky  krafft  seines 
besitzenden  Erbammts  qua  Erblandhoifmeister  die  Hand  botte,  die 
Obrist  Hoffmeisterin  den  Schlepp  trueg,  der  Nuncius  aber  und  vene- 
tianische  Bottschaffter  und  nach  selben  die  übrige  Hoff-  und  Statt- 
Dames  folgten,  mit  Vortrettung  deren  Rittern  des  goldenen  Vliesses, 
Obrist  Lands  Officieren,  geheimen  Räthen,  Cämmerern  auß  dero  Wohn- 
zimmern über  die  große  Stiegen,  Schloß  Platz  und  den  Kirchen  Vor- 
hoff  zur  Metropolitan,  knieten  sogleich  auf  den  vor  dem  hohen 
Altare  bereiteten  Bettschammel  nider  und  wohneten  dem  wegen  ob- 
benannter  Victori  angestellten  Te  Deum  Laudamus  bei,  worauf  aller- 

Kbevenhüllei-Sch  litter.     1742-1744.  10 


146  1743,  Mai  12. 

höchst  dieselbe  erst  zur  S.  Wenceslai  Capellen  sich  begab  und  all- 
dorten  die  königlichen  Ornamenten  anzog  und  sodann  unter  Begleitung 
des  Cleri  nach  dero  Platz  vor  den  Höh  Altar  zurück  kerten,  wo  sofort 
der  höchst  beglückte  Crönungsactus  seinen  Anfang  nahm.  Was  für 
Coeremonien  hierbei  beobachtet  worden  und  was  in  specie  ich  als 
angesezter  Obrist  Cämmerer  für  Functionen  gehabt,  ist  aus  denen 
Beilagen  weitläuffig  zu  ersehen.^*)  Bald  nach  10  Uhr  waren  die 
Kirchen  Coeremonien  geendiget  und  gienge  alles  in  voriger  Ordnung 
in  das  königliche  Schloß  zurück. 

Die  Taffl  zum  heutigen  Mittagmahl  war  in  dem  großen  ao.  1 723 
in  etwas  renovirten  und  ornirten,  auch  gleichwie  damahlen  mit  denen 
nach  dem  Dessein  von  Rubens  verfertigten  kostbahren  niderländischen 
Spaniern  behengten  Saal  zubereitet  und  an  die  daran  stoßende  Land- 
stuben, wo  gestern  der  Huldigungsactus  gehalten  worden,  eine  Ver- 
schlag zur  Retirada  für  I.  M.  zugerichtet,  all  wo  sie  nur  ein  wenig 
ausgerastet  und  sofort,  biß  die  Speisen  gemeldet  wurden,  verschiedenen 
deren  Ministern,  wie  auch  dem  von  der  Kaiserin  mit  der  Gratulation 
anhero  geschickten  Commandeur  Graifen  Antoni  Trautsohn,  königl. 
würcklichen  geheimen  Rath  und  ihr  der  Kaiserin  Guardi  Haubtmann, 
Audienz  ertheilet  haben.  I.  M.  speiseten  mit  denen  gewöhnlichen 
Curialien  und  der  Herzog  säße  an  dero  linken  Hand,  In  dem  nemm- 
lichen  Saal  waren  auch  die  Taffein  deren  Obrist  Land  Officiren,  bei 
welcher  nebst  dem  Capo  12  Gäste  sitzen  dorfften.  Mich  hatte  schon 
zu  Wienn  der  Obristland  Marschall  Graif  Heinrich  v.  Schlick  zu  der 
seinigen  geladen,  an  welcher  auch  der  Cabinets  Secretari  und  Hoff 
Kriegs  Rath  v.  Koch  und  der  Staats  Secretari  Baron  v.  Bartenstein 
sich  befanden ;  weillen  nun  beide  von  keiner  Extraction  und  sonsten 
zu  dergleichen  solennen  und  in  Gegenwart  der  Königin  beschehenden 
Gastmählern  lediglich  die  Vornehmere  oder  wenigstens  Leuthe,  die 
den  Hoff  frequentiren  dörffen,  gezogen  zu  werden  pflegen,  so  wurde 
ihme,  Graifen  v.  Schlick,  dise  tibi  ausgesonnene  Finesse  für  obige 
beide,  sonsten  zwar  sehr  meritirt-  und  bei  der  Königin  beliebte 
Leuth  von  L  M.  nicht  wohl  aufgenohmen  und  sonderlich  von  dem 
hohen  Adel  darüber  nicht  wenig  glossiret.  Nach  der  Taffl  verfügte 
L  M.  sich  in  voriger  Ordnung  und  die  Cron  auf  den  Haubt  zurück 
nach  dero  Wohnzimmer  und  des  Abends  gegen  6  Uhr  ward  auf 
den  in  königlichen  Balhauß  nächst  dem  Schloßgarten  von  dem  Wienneri- 
schen Impressario  Selliers  errichteten  Theatro,  allwo  seine  unter- 
habende Trouppe  wöchentlich  theils  Operas,  theils  Comoedien  produ- 
ciret,  eine  ganz  neu  verfertigte  Opera  aufgeführt  und  Jedermann  auf 
des  Hoflfs  Unkosten  gratis  eingelassen. 


1743,  Mai  13.  147 

Den  13.  Avare  gleich  denen  vorigen  zwei  Tagen  große  und  zwar 
wegen  des  eingefallenen  höchsten  Geburtsfests  I.  M.  der  Königin 
doppelte  Gala.  Mann  verfügte  sich  öffentlich  zun  Capuzinern  auf 
den  Hratschin  in  die  Maria  Loreto  Capelln  und  wohnte  dem  Hoharat 
allda  bei.  Nach  der  Zuruckkunfft  langte  der  General  Lucchesi  mit 
Vorreutung  G  blasender  Postillionen  an  und  überbrachte  I.  M.  die 
bei  offt  erwehnten  den  9.  dises  bei  Braunau  erfochtenen  Sieg,  worvon 
die  Relation  hier  beikommt,^^)  überkommene  Standarten,  welche  so- 
gleich in  denen  königl.  Wohnzimmern,  damit  sie  jedermann  sehen 
kunte,  rangiret  wurden.  Der  Überbringer  aber  sothan^n  importanten 
Zeitung  bekamme  bald  hierauf  das  erst  unlängst  durch  den  Tod  des 
zu  Venedig  in  einem  mehr  dann  70jährigen  Alter  verstorbenen  General 
Feldmarschall  Principe  Caraffa  vacant  gewordene  magnifique  Curassier 
Regiment. 

Sodann  war  öffentlicher  Taffldienst  in  dem  spahnischen  Saal, 
Vorhero  aber  gab  I.  M.  nächst  bemelten  General  Lucchesi  annoch 
dem  von  Berlin  anhero  gekommenen  dortigen  englischen  Abgesandten 
Mylord  Hyndford  und  dem  von  Blankenburg  von  der  zweiten  ver- 
wittibten  Herzogin  von  Braunschweig  Wolflfenbüttel  I.  M,  der  Kaiserin 
Frau  Mutter  mit  dem  Glückwunsch  Compliment  abgeschickten  Ober  Stall- 
meister Baron  v.  Stöcken  und  andern  Ministern  gnäd.  Audienz;  befahle 
mir  hiernächst  behörigermaßen  die  Publication  deren  neu  promovirten 
Cammerherrn  durch  den  Cammer  Fourier,  als  welcher  die  von  dem 
Obrist  Cämmerer  ihme  zustellende  Lista  in  der  Anticamera  abzulesen 
pflegt,  thun  zu  lassen.  Die  Promotion  deren  würcklichen-  und  honorari 
geheimmen  Räthen  wäre  bereits  gestern  durch  den  Gräften  v.  Uhl- 
feld  bekannt  gemacht  worden  und  beide  folgen  hierbei.^*^)  I.  M. 
hatten  mir  noch  währender  Unpäßlichkeit  des  Starhemberg  seelig 
anbefohlen,  ihr  nur  die  Memoralien  jener  Competenten  um  den 
Cammerschlüssel  vorzutragen,  deren  Familien  für  würckliche  Insassen 
in  dem  Königreich  Böhmen  (Mähren  und  Schlesien  auch  mit  begriffen) 
anzusehen  wären,  weßwegen  ich  dann  vorläuffig  mit  dem  Obrist 
Canzler  zusammen  getretten  und  gemainschaflftlich  mit  ihme  die  I.  M. 
zu  übergebende  Lista  formiret  habe,  auß  welcher  sie  aber  noch  ein 
und  andere  ausgestrichen  und  nicht  mehr  dann  22  beibehalten  haben; 
anbei  schafften  sie  mir,  all  diejenige  auß  dem  Catastro  deren  Cammer- 
herrn und  Prothocollo  auszulöschen,  so  bei  dem  Afftea*  König  Cammer- 
herrn geworden  waren,  welches  Unglück  verschiedene  mit  getroffen, 
die  fast  wider  ihren  Willen  bei  damahliger  Verwirrung  sothane  Stelle 
überkommen  hatten.  Übrigens  musten  sowohl  die  neu  benannte  als 
auch  die  älteren  Cammerherrn,  welche  das  Jurament  bei  gegenwärtiger 

10* 


148  1743,  Mai  13. 

Regierung  und  nach  dermahligen  hierbei  in  Abschrift't  kommenden 
Formular")  noch  nicht  abgelegt  hatten  und  deren  sehr  ville  waren, 
solches  in  meine  Hände  abschwören,  welches  dem  alten  Brauch  nach 
auf  folgende  Art  geschiht: 

Der  Cammer  Fourier  muß  dem  Cavallier  auf  Befehl  des  Obrist 
Cämmerers  die  Stund  zur  Ablegung  des  Juraments  und  anbei  melden, 
daß  er  sich  mit  einem  rothen  Mantl  versehe;  er,  Cammer  Fourier, 
muß  hiernächst  dem  Controlor  Ammt  ansagen  lassen,  damit  jemand 
mit  dem  Jurament  Buch,  so  bei  erstgedachten  Ammt  aufbehalten 
wird,  und  zur  Vorlesung  der  Formula  sich  einfinde;  meiner  Zeit  wäre 
es  immer  der  Vice  Controlor  Gaun,  endlich  zu  Graff  v.  Ulfeid  Zeit 
hernach  der  Hoff  Secretari,  umwillen  der  Controlor  M.  Martin  alß  ein 
Lothringer  mit  der  teutschen  Sprach  nicht  wohl  fort  kommen  kuute. 
Wann  alles  behörig  beisammen  und  der  Obrist  Cammerer  hiervon 
avertiret  worden,  lasset  selber  zuvorderst  den  Cammer  Fourier  herein 
kommen,  welcher  sodann  den  Cavallier,  nachdeme  solcher  vorhero 
in  dem  Vorgemach  seinen  Degen  abgelegt  und  einen  rothen  Mantl 
umbgehenget,  introduciret.  Diser  bleibt  vor  dem  Obrist  Cammerern 
stehen,  welcher  zwar  auch  stehet,  jedoch  natürlicher  Weis  immer  die 
obere  Stelle  behaltet  und  auf  seiner  rechten,  in  etwas  seitwerts  den 
Cammer  Fourier  und  disem  gegenüber  zur  lincken  den  Controlor  hat; 
der  leztere  fangt  sogleich  an,  die  Eids  Notl,  so  der  Cavallier  be- 
schwören solle,  sehr  deutlich  und  langsam,  damit  es  wohl  eingenohmen 
werde,  vorzulesen,  worbei  dann,  so  offt  oder  doch  wenigstens  die 
erstere  zwei,  drei  Mahl  und  zur  Lezt,  weillen  es  sonst  gar  zu  vill 
Mahlen  geschehen  müste,  I.  M.  der  Königin  oder  I.  K.  H.  des  Herrn 
Herzogs  Meldung  geschiht,  eine  respective  Knie  gebogene  oder  tieffe 
Reverenz  (maßen  die  Noblesse  vor  dem  Herzog  kein  Knie  zu  biegen, 
sondern  nur  eine  Rcverence  a  la  fran^oise  zu  machen  pflegt)  und 
eine  in  etwas  weniger  tieffe  Neigung  bei  beschehender  Nennung  des 
Obristen  Cämmerers  gemacht  wird;  da  es  sodann  auf  die  formulam 
jurandi  und  vota  juratoria  ankommt,  errinnert  mann  den  Cavallier, 
solche  mit  emporgehobenen  drei  Fingern  more  solito  nachzusprechen; 
und  nachdeme  damit  das  Jurament  beschlossen,  nihmt  der  Obrist 
Cammerer  aus  Händen  des  Cammer  Fouriers  den  goldenen  oder  vill- 
mehr  vergoldeten  Schlüssel  und  überreicht  solchen  mit  einen  kleinen 
Compliment  dem  Cavallier,  welcher  sofort  nebst  dem  Cammer  Fourier 
und  Controlor  seinen  Abtritt  nihmt  und  in  dem  Vorgemach  von  dem 
Cammer  Fourier  einen  schwartz  seidnen  Cordon  um  den  Schlüssel 
gewunden  bekommt,  als  woran  solcher  mit  dem  Ring  abwärts  gekert, 
unter    den   Wämmsel    oder    Camisoletta    des    Mantl    Kleids    an    der 


1743,  Mai  13.  149 

Ceinture  deren  Hosen  angemacht,  auch  nur  zu  dem  Mantl  Kleid  und 
ohne  disen  niemahlen  getragen  zu  werden  pflegt.  Die  Cammerherrn 
musten  vorhin  bei  Ablegung  ihres  Juraments  nicht  allein  dem  Obrist 
Cammerern  wenigstens  hundert  Ducaten,  sondern  auch  sonsten  in 
das  Oontrolor  Ammt  und  dem  Hoff  Gesind  eine  nammhaffte  Tax  be- 
zahlen ;  allein  dermahlen  belaufft  sich  die  ganze  Auslag  auf  das  Regale 
für  den  Cammer  Fourier  und  dessen  Adjunctum  oder  Unter  Cammer 
Fourier  wegen  des  darreichenden  Cordons  und  absonderlich  weillen 
sie  auch  die  vergoldete  Schlüssel  auf  ihre  Unkosten  fourniret.  Discs 
Regal  aber  bestehet  in  dreizehn  Ducaten  (die  confirmirte  vorhinige 
Cammerherrn  haben  auch  theils  nur  die  Helffte  gegeben),  worvon  12 
zwischen  dem  Ober  und  Unter  Cammer  Fourier  getheilet  werden  und 
einer  ihrem  Holzträger  oder  aucb  sogenannten  Ansagern  zu  gutte 
kommt.  Die  Tax  ist  nunmehro  von  200  für  einen  wttrcklichen  und 
100  Ducaten  für  einen  Decretisten  und  wird  dem  Commercien  Direc- 
torio  bezahlet  oder  verrechnet. 

Unter  währenden  Taffldienst  befahlen  I.  M.  mir,  daß  ich  sogleich 
dero  würcklichen  Cammerherrn  Graffen  Adam  v.  Sternberg  mit  dem 
Gegen  Compliment  an  I.  M.  die  Kaiserin  nach  Wienn  und  den  auch 
würcklichen  Cammerherrn  und  hungarischen  Hoif  Rath  Graffen  Niclas 
Palffy  nach  Dresden,  um  dortigem  Hoff  —  der  nahen  Bluts  Verwand- 
schafft halber  und  weillen  mann  alldorten  auf  dergleichen  Pointillien 
ungemain  versessen  ist  —  von  dero  Ankunfft  in  das  benachbahrte 
Königreich  und  glücklich  vollzogenen  Krönungsactu  Parte  zu  geben; 
und  gleich  wie  beide  jezt  benante  Cammerherren  mit  brilliantenen 
Ringen  nach  abgelegter  Commission  beschenkt  worden,  als  thaten 
I.  M.  ebenfahls  ihres  allerhöchsten  Orths  dergleichen  Ring  nicht  allein 
den  Chevalier  Trautsohn  und  Baron  Stöcken,  sondern  auch  dem  nach- 
hero  mit  dem  Gegen  Compliment  von  Dresden  zu  deroselben  ge- 
schickten königlichen  Cammerherrn  und  Obristen  Comte  de  Bellegarde 
durch  mich  zustellen  lassen. 

Disen  Abend  geruheten  I.  M.  gegen  9  Uhr  abends  den  hiesigen 
Landmarschalien  Graffen  v.  Schlick,  welcher  zu  Begehung  des  heutigen 
glorreichen  Tags  in  seines  Seh  wehern  Graffen  Franz  Wenzl  v.  Trautt- 
manstorff  (zumahlen  sein  Majorathauß  bei  lezterer  Belagerung  gänzlich 
ruiniret  worden)  in  der  Altstatt  gelegenen  Behausung  einen  maschirten 
Bai  und  großes  Soupe  gegeben  und,  um  mehreren  Raum  zu  haben,  die 
gesperrte  Reutschull  in  einen  Saal  transformiret,  mit  dero  allerhöchsten 
Gegenwart  zu  beehren.  Sie  fuhren  all  incognito  hin  und  hatten  mein 
Weib  und  noch  einig  andere  Dames  mit  sich  genehmen,  weiten  aber 
kein   Maschera  Kleid  anziehen,   weder   bei   dem  Soupe   —  welches 


150  1743,  Mai  14. 

gleich  wie  alle  übrige  Anstalten  von  meinem  Haiißhoifmeister  Foyavd, 
einen  zu  dergleichen  Festen  und  überhaubt  in  seinem  Handwerck 
sehr  geschickt  und  findigen  Mann,  angeordnet  worden  wäre  —  ver- 
bleiben, sondern  kehrten  noch  vor  eilff  Uhr  zurück  nach  dero  könig- 
lichen Residenz. 

Den  14.  ward  die  ordentliche  große  Cammer  Trauer  für  weil. 
Ihro  Durchlaucht  die  Ertzherzogin  Maria  Magdalena  auf  fünif  Monath 
angezogen;  die  Frauen  tragten  anfänglich  Mantl  und  weißen  Crepe 
und  die  Männer  überzogene  Knöpffe  ohne  Seiden;  die  Cammerleuthe 
und  Livree  bekammen  schwartze  Kleider  und  dergleichen  Spallier 
wurden   in   denen  Anticameren   und  dem  Spiegl  Zimmer  aufgehengt. 

Disen  Vormittag  besahen  I.  M.  nebst  den  Herzog  die  zwei 
schöne  zu  dero  Bedeckung  anhero  beruffene  Curossier  Regimenter 
Lobkowitz  und  Caraffa,  welches  lezte  zur  nemmlichen  Zeit  dem 
General  Lucchesi  zu  Theil  worden,  nebst  denen  zwei  allhier  in  Gar- 
nison gelegenen  Infanterie  Regimentern  Ogilvy  und  Wurmbrand,  so 
alle  gegen  Eger  und  nach  der  Haubtarmee  zu  marschiren  beordert 
waren  und  vor  dem  Carls  Thor  paradirten.  Nachdeme  verfügten  sich 
die  Herrschafften  en  petite  compagnie  nach  Stienitz,  einen  unweit 
Brandeis  gelegenen  und  dem  königl.  Cammerherrn,  böhmischen  Hoft'- 
rath  und  Music  Directori  Graflf  Losi  von  Losimthall,  der  Obrist-Hoff- 
meisterin  Gräffin  v.  Fuchs  Schwigersohn,  gehörigem  Landgutt,  allwo 
sie  zu  Mittag  speisten  und  ä  la  brune  zuruckkerten. 

Etwann  ein  paar  Stund  zuvor  ereignete  sich,  daß  ein  hiesiger 
Prager  Student  nach  dem  Corps  de  Garde  geloffen  kämme  und 
dortigem  Officier  anzeigte,  wie  er  in  einem  nicht  weit  außerhalb  er- 
melten  Carls  Thors  nächst  der  Straßen,  wo  die  Herrschafften  vorbei 
musten,  gelegenen  Wirths  Hauß  einen  grün  gekleideten  Menschen, 
der  eben  sein  Gewehr  geladen,  angetroffen  und  diser  mit  dem  Wirth 
sehr  verdächtige  Reden  geführt,  welche  er,  Denunciant,  für  einen 
abscheulichen  Anschlag  wider  I.  M.  allerhöchste  Persohn  halten  mUste; 
worauf  zwar  sogleich  die  in  besagten  Wirtshauß  befindliche  Leuthe 
eingefangen  und  zur  Inquisition  gezogen  worden;  und  obschou  diser 
Begebenheit  anfänglich  sehr  villen  Lermen  und  verschidene  wunder- 
liche Muthmaßungen  verursachet,  so  ist  doch  zulezt,  nach  beschehener 
förmlichen  Verhör  und  Durchsuchung,  nichts  rechts  herausgekommen. 
Man  wolte  zwar  weiters  muthmaßen,  als  ob  auß  politischen  Absichten 
der  ganze  Handl  sopiret  und  vertuscht  worden  wäre,  allein  in  der  That 
wäre  es  ein  blinder  Lerm,  welchen  der  gutte  Studiosus  bei  Er- 
blickung des  grün  gekleideten  Kerls,  der  ein  würcklicher  Jäger 
gewesen  und  sein  Gewehr  ganz  unschuldig  geladen,  bono  animo  und 


1743,  Mai  15.-18.  151 

um  seinen  Eiffer  zu  bezeigen,  auch  etwann  eine  Recompense  hier- 
durch zu  erlangen,  erweckt  hat.  Jedoch  brauchte  mann  fortan  die 
Behutsamkeit,  so  offt  der  Hoff  tlber  Land  gienge,  zur  Bedeckung 
und  Sicherheit  ein  Piquet  gegen  die  Strassen  ausrucken  zu  lassen. 

Den  15.  wohnten  die  Herrschafften  der  Vesper  in  der  Schloß 
Kirchen  bei,  verfügten  sich  sodann  mit  dem  gewöhnlichen  Gefolg 
in  die  Altstatt,  stiegen  bei  denen  Creutzherren  ab  und  giengen  durch 
den  Closter  oder  Collegii  Hoff  biß  zum  Uffer  der  Moldau,  allwo  zwei 
sehr  artig  gezierte  Lustschiff  —  eines  für  höchst  dieselben  und  das 
andere  für  die  mitgekommene  Dames  und  Cavalliers  —  zugegen 
waren,  stiegen  auf  das  für  sie  bereitete  und  fuhren  damit  unter  Ab- 
feuerung  viller  Pöllern  und  unter  einen  beständigen  vivat  Maria 
Theresia  (welches  leztere  das  Volck  bei  jeder  Gelegenheit,  wo  es 
nur  der  Königin  ansichtig  wurde,  mit  Mund  und  Hertzen  widerhollte) 
biß  unter  der  Prücke  und  an  den  Pfeiler,  worauf  die  Statua  des 
wunderthätigen  Heiligen  Joannis  Nepomuceni  stehet  und  an  welcher 
Stelle  mann  währender  abgesungener  Litanei  und  Hymni,  so  mit  vill- 
faltigen  Trompeten  und  Pauckenschall  und  prächtiger  Music  beschahe, 
verbliebe  und  sodann  auf  den  nemmlichen  Uffer  anlandete  und  durch 
deren  Creutz  Herrn  Hoff,  wodurch  unß  diße  geistliche  Herrn  paar- 
weis, Fackeln  in  der  Hand  (über  welchen  sehr  lugubre  aussehenden 
und  mehr  einem  Leih-Conduct  ähnlichen  Corteggio  nicht  wenig  ge- 
lacht wurde)  begleiteten,  an  das  Orth,  wo  die  Wägen  zurückgelassen 
worden  waren,  revertirte  und  hiermit  nacher  Hauß  führe. 

Den  16.  alß  an  dem  hohen  Fest-Tag  erst  ermelten  großen 
Heiligen  wäre  öffentlicher  Gottesdienst  bei  dessen  heiligen  Grabmahl, 
wormit  die  ganze  Octav  continuiret  wurde;  und  die  Herrschafften 
wohnten  selbem  alltäglich  bei.  Nachmittags  um  5  wäre  Vesper  und 
hierauf  die  gewöhnliche  Procession  auf  den  Hratschiner  Platz,  allwo 
drei  Ehrengerüst,  auf  die  Art  wie  mann  an  Fronleichnamms  Tag  die 
Altäre  zubereitet,  aufgerichtet  waren;  ich  hatte  die  Gnad,  L  M.  an 
der  Hand  zu  bedienen. 

Den  17.  wäre  in  der  Allerheiligen  Kirchen,  welche  sonsten  die 
alte  Hoff  Kirchen  gewesen  und  allwo  mann  ein  Castrum  doloris  auf- 
gerichtet, nachmittags  die  Vigil  für  weilland  Ihro  Durchlaucht  die 
Ertzherzogin  Maria  Magdalena  und  hierauf 

den  18.  die  Exequien,  worbei  alles  in  langen  Mantlen  und 
Schurtz  gewöbnlichermaßen  erscheinen  muste.  Die  Herrschaft'ten  waren 
zuvor  noch  zu  St.  Veit,  der  achttäglichen  Andacht  bein  heiligen  Grab 
alldorten  bei  zu  wohnen,  und  hatten  also  für  heut  drei  gesungene 
Ämter  gehört. 


152  1743,  Mai  21. 

Den  21.  verfügten  sich  die  HeiTSchafften  mit  dero  oidinari  Suite 
und  noch  verschiedenen  anderen  Dames  und  Cavalliers  zu  Wasser 
nach  dem  Cistercienser  Closter  Königssahl.  Von  dem  Schloß  aus 
führe  mann  in  offenen,  kleinen  Chaisen  oder  so  genannten  Biroc- 
ciolen  biß  zum  Uffer  vor  das  Augezder  Thor;  und  als  mann  eben  in 
die  alldorten  fertig  gehaltene  Lustschiff  steigen  wolte,  ward  der  Königin 
ein  Schreiben  von  des  Printz  Carln  Durchlaucht  soeben  per  Staffetta 
angelangt,  überbracht,  worinnen  selber  die  nach  der  glücklichen 
Schlacht  bei  Braunau  gefolgte  Progressen  und  in  specie  die  Er- 
oberung V.  Dingelfingen  berichtete. ^^) 

Zu  Mittag  speisten  wir  alle  an  einen  Tisch  mit  denen  Herr- 
schafften und  bald  nach  4  Uhr  kehrten  dieselbe  abermahlen  auf  der 
Moldau  zurück,  wo  es  aber  geschwinder  hergienge,  weillen  mann  den 
Strom  für  sich  hatte;  das  Wetter  wäre  zwar  sehr  unfreundlich  und 
für  die  Jahrszeit  über  die  Massen  kalt,  allein  die  Königin  wolte  den- 
noch die  bereits  gemachte  Partie  nicht  verschieben.  Hierzu  hatte 
zuvorderst  die  Curiositet,  die  unterweegs  befindliche  Wehr  oder 
Schleussen  zu  passiren,  Anlaß  gegeben;  im  Hinfahren,  weillen  es 
gegen  das  Wasser  geht,  werden  die  Schiffe  mit  Seilen  hinüber  ge- 
zogen, zurück  aber  fahrt  mann  durch  die  eröffnete  Schleussen,  wo 
es  wegen  des  gäben  Abfahls  anfänglich  etwas  forchtsamm  aussiht, 
weßhalb  auch  denen  Dames  nicht  wenig  Angst  dabei  geworden  ist; 
ihre  verschiedene  Grimacen  und  Contenancen  haben  die  Königin  sehr 
divertiret,  welche  auch  sonsten  überhaubt  sehr  gern  zu  Wasser 
fahrten,  auch  nach  dem  Beispill  ihres  Herrn  Vatters  höchstseeligen 
Andenckens  dergleichen  vorhaben-  und  anstellende  Excursiones  wegen 
Wind  und  Wetters  nicht  leichtlich  zu  ändern  pflegt,  sonderlich  da 
der  liebe  Gott  sie  mit  einer  für  eine  Frauenspersohn  recht  verwunder- 
lichen Leichtigkeit,  denen  Fatiguen  zu  widerstehen,  begäbet  hat, 
wormit  sie  es  villen  Männern  weit  bevorthut,  aber  auch  eben  von 
darummen  auf  ihre  Gesundheit  und  gutte  Leibs  Constitution,  was  mann 
auch  dargegen  zu  ihren  eigenen  Besten  vorstellet,  gar  zu  vill  bauet 
und  trauet.  Mir  fallet  hac  occasione  villmahlen  jenes  ein,  was  Clau- 
dianus  sagt:  cum  tot  ab  hac  anima  populorum  vita  salusque  pendeat, 
et  tantus  caput  hoc  sibi  fecerit  orbis,  saevitia  est  voluisse  mori.  Allein 
es  scheinet  fast,  daß  ein  solches  fast  allen  großen  Herrn  angebohren 
seie,  als  welche  immer  die  Sachen  sich  unbequem  und  ungelegen 
machen,  da  sie  doch  alle  Gemächlichkeiten  haben  kunten,  Unsre 
allergnädigste  Frau  solte  billig  das  Exempl  ihrer  beiden  durch- 
lauchtigsten Eltern  abschröcken,  da  ihr  Herr  Vatter  sein  Leben 
sich   wohl   auch   durch    die   unnöthige   Strapazicn   auf  der  Jagd   ab- 


1743,  Mai  22.-25.  153 

geklirzet  und  die  noch  lebende  Frau  Mutter  den  elenden  Stand, 
wo  sieh  dieselbe  befindet,  lediglich  der  unordentlichen  Diete  zu- 
zuschreiben hat. 

Bei  unserer  Zuruckkunft  nach  dem  königlichen  Schloß  wartete 
der  Graff  v.  Uhlfeld  allbereits  auf  I.  M.,  um  deroselben  die  zweite  gutte 
Zeitung  zu  melden,  wie  nemmlichen  die  Provinz  Seeland,  welche  biß 
dato  immer  dero  Interesse  entgegen  gestanden,  sich  endlichen  denen 
übrigen  Guttgesinnten  gesellet  habe,  infolglichen  an  einen  baldigen 
favorablen  Entschluß  deren  General  Staaten  nicht  mehr  zu  zweifflen 
seie;  wie  dann  auch  nach  zwei  Tagen  ein  von  dem  Baron  v.  Reischach 
auß  dem  Haag  anhero  geschickter  Courrier  die  Final  Resolution, 
worvon  Copia  beiligt,  überbracht  hat,  welche  den  Eingang  zu  allen 
übrigen  von  der  Republic  nach  der  Hand  für  unß  und  das  ge- 
mainsamme  Beste  genohmenen  standhafften  Entschließungen  gemacht 
hat.^'^) 

Den  22.  ritte  vormittags  meines  Vettern  des  Feldmarschall 
General  Adjutant  v.  Göstheim  mit  vorreitenden  zwei  blasenden  Postil- 
lionen ein  und  überbrachte  die  Particularia  obiger  Atfaire  von  Dingel- 
fingen und  die  weitere  Retraite  des  Feinds  und  Abandonirung  der 
auch  an  dem  Isarstrom  gelegenen  Statt  Landau,  worvon  die  Beilag 
einzusehen.*'")  L  M.  befahlen  mir,  ihme  dafür  zu  einen  Andencken 
eine  goldene  Repetiruhr  einzuhändigen, 

Nachmittag  verfügen  sich  die  Herrschaiften  zur  Schloß  Kirchen, 
allwo  gewöhnlicher  Massen  der  heilige  Leichnamm  des  wunderthätigen 
Land  Patrons  S.  Joannis  Nepomuceni  in  Gegenwart  des  Obrist  Burg- 
graff*en  und  anderen  geist-  und  weltlichen  Commissarien  auß  der  Sarg 
erhoben  und  zur  achttägigen  Verehrung  processionaliter  auf  den  Hoh- 
altar  überbracht  wird. 

Den  23.  wohnten  die  Herrschaiften  vorerst  dem  Schluß  der  Octav 
Sti.  Joannis  Nepomuceni  in  der  Schloß  Kirchen  bei,  gleichwie  alle 
dise  Tage  beschehen,  und  sodann  verfügte  mann  sich  zum  öffentlichen 
Gottesdienst  in  die  Allerheiligen  Kirchen.  Nachmittag  wäre  wegen 
des  anhaltenden  kühlen  Wetters  das  Appartement  nicht  im  Garten, 
sondern  in  dem  spahnischen  Saal. 

Den  24,  gienge  mann  zu  denen  Baarfüsser  Carmelitern,  allwo 
das  Hohammt  vor  dem  Altar  des  miraculosen  Christ  Kindl  gehalten 
wurde;  sodann  wäre  öffentlicher  Taffldienst. 

Den  25.  fuhren  die  Herrschafften  in  Biroccio  auf  den  Weißen 
Berg,  hörten  die  heil.  Meß  in  der  alldorten  zur  Gedächtnuß  des  großen 
Siegs  de  ao.  1620  erbauten  und  von  darummen  S.  Mariae  de  victoria 
dedicirten  Capellen,  besahen  sodann  das  Gebäu  im  Stern  und  kehrten 


154  1743,  Mai  26.-29. 

auf  Mittag  zurück.  Abends  giengen  sie  in  die  Opera,  nach  welcher 
sie  bei  dem  Mondschein  noch  auf  einer  Wurst  um  die  Statt  herum 
spatziren  fuhren. 

Den  2Q.  wäre  öffentlicher  Gottesdienst  in  der  Kirchen  Aller- 
heiligen und  die  Herrschafften  speisten  auch  in  publico.  Nachmittag 
wäre  Appartement  und  abends  thaten  I.  M.  die  Königin  nebst  dem 
Herzog  meiner  Frauen  und  mir  die  höchste  Gnad  —  in  Vernehmung, 
daß  wir  einige  gutte  Freund  und  Freundinnen  zu  einem  Soupe,  um 
mit  selben  sodann  zu  den  Bussin,  welcher  nach  den  Exempl  hiesiger 
Meelgrueben  der  Entrepreneur  deren  Baien  zu  Prag  ist,  in  die  Alt- 
statt zu  fahren,  geladen  hätten  —  unß,  da  wir  unß  dessen  gar  nicht 
vermutheten,  mit  dero  allerhöchsten  Gegenwart  zu  beehren  und  also 
gnädigst  zu  surpreniren;  geruheten  das  Nachtmahl  mit  der  anwesenden 
Compagnie  einzunehmen  und  sodann  mit  unß  auf  besagten  Bai  sich 
zu  verfügen.  Hierbei  ereignete  sich,  daß  der  Leib  Kutscher  die  Herr- 
schafften irr  geführt  und  selbe  fast  eine  halbe  Viertlstund  nach  unß 
andern,  so  um  dieselbe  bein  Absteigen  zu  empfangen,  vorangefahren 
waren,  anlangten;  also  zwar,  daß  wir  fast  besorget  waren,  es  mögte 
etwann  unterwegs  was  gebrochen  worden  sein,  auch  bereits  Leuthe 
zu  Pferd  in  die  benachbahrte  Gassen  zur  Nachforschung  abge- 
schickt hatten  und  an  deme  waren,  Selbsten  denenselben  zurück 
nachzueilen.  Tags  darauf  küsten  I.  M.  wir  Beide,  mein  Weib  und 
ich,  die  Hände,  um  unß  für  die  erhaltene  sonderbahre  Gnad  und 
Distinction  allerunterthanigst  zu  bedancken. 

Den  28.  gäbe  der  Chevalier  Graff  Joseph  Kinsky  dem  Herzog 
und  einigen  Männern  ein  Dine  de  campagne  zu  Petrowitz,  einen 
kleinen  dem  teutschen  Orden  gehörigen  und  eine  Meill  von  der  Statt 
gehörigen  (sie!)  Schlössel. 

Den  29.  verfügten  sich  die  Herrschafften  mit  unß  andern  von 
dero  gewöhnlichen  Suite,  denen  Obrist  Canzlerischen  und  noch  einigen, 
nach  der  dem  Gräften  Rudolph  v.  Chotek,  königlichen  Cammerherrn 
und  Statthaltern  zugehörigen,  3  Meillen  von  Prag  unweit  Melnick 
gelegenen  Gutt  Auholitz,  dessen  Schloß  seiner  Lage  wegen,  um 
willen  es  um  und  um  von  der  Moldau  eingeschlossen  wird,  die  Insel 
genannt  wird. . . .  Mann  speiste  in  dem  all'  Italiana  gar  artig  gebauten 
Schloß  zu  Mittag  und  führe  sodann  auf  den  Wasser  die  ganze  Insel, 
so  etwann  eine  halbe  Meil  in  Umcreiß  haben  mag,  herum,  abends 
aber  widerum  zurück  nacher  Prag.  Unterwegs  kämme  der  Currier 
Gallois  entgegen  mit  der  Nachricht,  daß  die  Unserige  unter  An- 
führung des  General  Feldmarschalleutnant  Gr.  Broune  den  27.  dises 
die  feindliche   sibenfache  Retranchemens   bei  Deckendorff  überstigen 


1743,  Mai  30. -Juni  4.  155 

und  disen  leztern  Ortli  mit  Sturm  erobert  hätten,  wie  ein  solches  auss 
der  Anlag  ausführlich  zu  ersehen. '^^) 

Den  30.  befände  sich  die  Königin  mit  einem  Abweichen  in- 
commodiret,  so  aber  von  keiner  widrigen  Folg  war,  also  zwar,  daß 
allerhöchst  dieselbe 

den  31.  bereits  im  Stand  waren,  der  Reposition  deren  dise  acht 
Tag  hindurch  zur  öffentlichen  besonderen  Veneration  ausgesezt  ge- 
wesenen heiligen  Gebeinen  St.  Joannis  Nepomuceni  in  der  Schloß 
Kirchen  bei  zu  wohnen. 

Die  erstere  Tage  dises  Monaths  starbe  im  2-i.  Jahr  ihres  Alters 
und  ohne  Kinder  in  Wienn  an  Petetschen  die  junge  Gräffin  v.  Gallen- 
berg, Maria  Josepha,  eine  Tochter  des  im  Haag  verstorbenen  kaiserl. 
Gesantens  Graffen  Wenceslai  v.  Sinzendorff  und  durch  ihre  Frau 
Mutter,  die  noch  lebende  sogenannte  Holländerin,  eine  Enckelin  des 
seeligen  Hoff  Cauzlers  Graffen  Philipp  Ludwig  v.  Sinzendorff;  der 
Wittiber  hat  hernach  eine  Freile  v.  Orzon  geheirathet  und  mit  ihr 
verschiedene  Kinder  erzeuget. 

Den  1.  Junii  als  in  Vigilia  Pentecostis  wäre  solenne  Toison 
Vesper  in  der  Allerheiligen  Kirchen;  vorhero  aber  legten  die  zwei 
Fürsten  von  Auersperg  und  Schwarzenberg  in  Nahmen  deren  zwei 
abwesenden  Rittern,  des  Fürsten  v.  Rubempre  und  principe  di 
S'''  Croce,  das  gewöhnliche  Jurament  ab  in  des  Herzogs  Retirada. 

Den  2.  alß  an  dem  hohen  Pfingstfest  wäre  Toison  Ammt  in 
der  nemmlichen  Kirchen,  sodann  öffentlicher  Taffidienst  und  Apparte- 
ment im  Schloßgarten. 

Den  3.  verfügten  sich  die  Herrschafften  nach  der  Kirchen 
deren  Canonicorum  Regularium,  zum  Carlshoff  genant,  auf  der  Neustatt 
und  wohnten  alldorten  dem  Gottesdienst  bei,  nach  welchem  sie  die 
zur  besonderen  Gedächtnuß  und  Verehrung  der  Geburt  Christi  er- 
baute Capellen  und  von  darummen  benammste  Betlehem  besahen. 
Nachmittag  aber  wohnten  dieselbe  der  Studenten-Comoedi,  Judith 
genannt,  bei  denen  Jesuitern  in  der  Altstatt  bei  und  besahen  zugleich 
ebenfahls  sothanes  prächtiges  Collegium,  in  specie  das  Musaeum 
mathematicum  und  die  Bibliothec. 

Den  4.  wäre  öffentlicher  Kirchendienst  bei  Aller-Heiligen.  Nach- 
mittag aber  um  halb  4  Uhr  verraiste  der  Herzog  in  Gesellschafft  des 
Fürsten  von  Auersperg  und  noch  einiger  Männer  nach  denen  könig- 
lichen Cameral  Güttern  Pardubiz  u.  Podiebrad,  theils  um  dort  herum 
zu  jagen,  theils  auch  um  sothane  Herrschafften  in  Augenschein 
zu  nehmen,  als  welche  die  Königin  ihme  wegen  eines  aus  seinem 
Sekel    ihr    und    ihrem    Herrn    Valtern    seelig    gethanen    Darlehens 


156  1743,  Juni  5.-9. 

zum    Unterpfand    einräumen    wollen,    so    auch    nach    der   Hand   be- 
schehen  ist. 

Den  5.  kämme  die  Königin  all'  incognito  in  das  Opera  Hauß, 
um  der  ersten  Representation  der  neuen  Opera,  Barsene  genant,  bei 
zu  wohnen. 

Den  9.  als  an  heiligsten  Dreifaltigkeits  Sonntag  fuhren  Ihro 
M.  zu  denen  Trinitariern  und  wohnten  dem  Gottesdienst  allda  bei; 
und  weillen  der  Herzog  abwesend,  wurde  dem  Nuncio  angesagt,  der 
dann  auch  dabei  erschinen. 

Unter  währendem  Ammt  ereignete  sich,  daß  ein  Officier  von 
der  Garnison,  und  zwar  ein  Leutenant  vom  Wurmbrandischen  Regi- 
ment, ein  junger  noch  nicht  SOjähriger  Mensch,  sich  ganz  unvermerckt 
der  herumstehenden  Hartschieren  Wacht  durchgeschlichen  und  gahling 
I.  M.,  zumahlen  dero  Bettschammel  in  der  Kirchen  nicht  weit  von 
dem  Hoh-Altar  gestellet  worden  wäre,  genähert  und  dieselbe  mit 
ganz  verwirrten  Worten  und  Gebärden  angesprochen.  Die  Königin 
vermainte  gleich  anfänglich,  es  wäre  der  von  dem  Printz  Carl  er- 
wartete, auch  nachero  angelangte  General  Adjutant  Franquin;  da 
sie  aber  aus  dessen  confuseu  Contenance  das  Gegentheil  bemercken 
musten,  sagten  sie  ihme  mit  lauter  Stimme,  daß  er  mit  mir  sprechen 
solte.  Es  geschähe  aber  all  dises  fast  in  einem  Moment  und  zu 
gleicher  Zeit,  da  ich  auf  Vernehmung  meines  Nahmen  und  Ersehung 
dises  tollen  Menschen  aus  meiner  Banck  zu  I.  M,  vortretten  wolte, 
waren  schon  die  herumstehende  Cammerherrn  zugeloifen  und  hatten 
disen  Menschen  zurückgezogen  und  sofort  der  Wacht  übergeben 
lassen,  durch  welche  er  hierauf  aus  der  Kirchen  gebracht  worden. 
Nachero  aber  äußerte  sich,  daß  diser  arme  Mensch  erst  vor  wenig 
Stunden  verrucket  worden  und  nun  eben  aus  dem  Beichtstuhl  ge- 
kommen seie,  wo  er  bereits  verschiedene  Spropositi  gehalten  und 
immer  gesagt,  er  müsse  gehen,  die  Königin  um  Vergebung  bitten, 
weillen  er  sonsten  nicht  könne  seelig  werden.  I.  M.  befahlen  zwar, 
daß  mann  ihn  auf  dero  Unkosten  bestmöglichst  besorgen  und  alles 
anwenden  solle,  um  ihn  widerummeu  zu  recht  zu  bringen;  allein  wie 
ich  gehört,  so  solle  er  zwar  in  etwas  restituiret  worden,  bald  aber  in 
sein  voriges  Delirium  abermahlen  verfallen  sein. 

Nach  I.  M.  Zuruckkunfft  in  die  Residenz  ritte  obbemelter  von 
Franquin  mit  vier  blasenden  Postillionen  ein  und  überbrachte  die 
Nachricht  wegen  der  glorreichen  Passage  der  Donau  und  Isar,  welche 
den  6.  dises  mit  denen  in  den  Beilagen  bemerckten  Umständen  be- 
haubtet  worden  ware.*'^) 


1743,  Juni  10.-14.  157 

Abends  wäre  in  dem  Scliloßgarten,  gleich  es  auch  Donnerstag 
gewesen,  Appartement. 

Den  10.,  an  welchen  Tag  die  kleine  Frau  Maria  Anna  mit 
einigen  von  der  Hoff  Statt  voraus  mit  kleinen  Tag  Kaisen  nacher 
Lintz  abgangen,  verraisten  I.  M.  sehr  früh  morgens  mit  einem 
kleinen  Gefolg  von  Dames  und  meiner  Wenigkeit  allein  von  Männern 
zu  den  Graff  Leopold  Kinsky  nach  Chlumetz,  allwo  gestern  abends 
der  Herzog  von  Podiebrad  auß  allbereits  eintreffen  sollen.  Mann 
stiege  ab  in  dem  neuen  auf  einer  kleinen  CoUine  gelegenen  und  auf 
italianische  Art  verfertigten  Gebäu,  speiste  allda  zu  mittag;  nach 
dem  Essen  führe  mann  auf  Wursten  in  denen  herumgelegenen,  wegen 
ihrer  Ebene  und  Schönheit  einem  Baumgarten  oder,  fast  zu  sagen, 
einer  beständigen  Allee  gleichenden  Waldungen  spatzieren.  Abends 
wäre  das  untere  Schloß,  in  welchem  wegen  mehreren  Raums  I.  M. 
und  die  mitkommene  Hoffstatt  einlogiret  waren,  und  der  daran  stoßende 
Garten  illuminiret  und  das  Soupe  in  einer  daranstoßenden  Sala  terrena 
zubereitet. 

Den  11.  verbUebe  der  Hoff  zu  Chlumez.  Der  Herzog  divertirte 
sich  mit  Jagen  und  die  Königin  abermahlen  mit  einer  Spatzierfahrt; 
abends  wurde  gedanzt. 

Den  J2.  kehrten  sämmtliche  Herrschafften  zurück  nach  Prag, 
allwo  sie  zimmlich  spatt  anlangten.  Anheut  kämme  die  Nachricht, 
daß  die  Unserige  unter  abermahliger  Anführung  des  General  Bernclau, 
den  9.  dises,  die  churftirstliche  Residenz  Statt  München,  nachdem 
diser  sich  zwei  Tage  zuvor  von  dannen  nach  Augspurg  retiriret,  von 
neuem  occupiret  hätten. 

Den  13.  als  an  dem  hohen  Fronleichnamms  Fest  wäre  der 
Gottesdienst  in  der  Schloß  Kirchen  und  der  gewöhnliche  Umbgang 
auf  dem  Hratschin,  welchem  dann  die  Königin  und  der  Herzog  nebst 
dero  Hoff  Statt,  und  zwar  die  Männer  in  Mäntl  Kleidern,  jedoch 
wegen  geänderter  Klag  nicht  mehr  in  Schurtz,  sondern  in  kurtzen 
Mänteln  bei  gewohnet.  Nachmittag  wäre  Appartement,  und  gleichwie 
bereits  verschiedene  von  der  Suite  voraus  nacher  Linz  defilirt,  andere, 
in  specie  der  Nuncius  und  venetianische  Bottschaffter  mit  Genemm- 
haltung  L  M.  sich  gar  a  drittura  nacher  Wienn  begeben,  also  er- 
laubten allerhöchst  dieselbe  auch  mir  in  gnädigster  Beherzigung 
meiner  schwachen  Leibs  Constitution,  daß  ich  nebst  meiner  Frauen 
voraus  nach  Linz  abgehen  dörffen,  wesswegen  wir  dann 

den  14.  nach  eingenohmenen  Mittagmahl  von  Prag  aufbrachen 
und  dise  Nacht  zu  Dobrziz,  einer  dem  Fürsten  v.  Mansfeld  gehörigen 
Herrschafft  verbliben. 


158  1743,  Juni  15.-17. 

Den  15.  speisten  wir  mittags  zu  Pissek  und  tibernacliteten  zu 
Budweis. 

Den  16.  waren  wir  mittags  zu  Gablitz,  einem  dem  Graffen 
Bouquoy  gehörigen  Marktflecken,  passirten  Freistatt,  allwo  wir  die 
Ertzherzogin  zurückgelassen,  die  anheut  dero  Nachtlager  alldorten 
gehabt,  und  fuhren  weiter  biß  nach  dem  Graff  Ernst  Starhembergi- 
schen  Markt  Neumarckt,  allwo  wir  übernachtet. 

Den  17.  kämmen  wir  auf  Mittag  nach  Lintz,  allwo  ich  durch 
die  vorangeschickte  Quartiermeister  und  Hoif  Fourriers,  gleichwie  zu 
Prag  geschehen,  die  Quartiers  für  die  königl.  Suite  gewöhnlicher- 
massen  bestellen  lassen  und  für  mich  das  Graff  Thürheimische  Haufi 
nächst  dem  Landhauß  erwählet,  umwillen  selbes  nicht  weit  vom 
Schloß,  wo  die  Herrschafften  sich  einlogiret,  gelegen  und  mithin  ich 
die  Bequemlichkeit  hatte,  zu  Fuß  über  den  gedeckten  Gang,  welcher 
auß  dem  Landhauß  in  das  Schloß  hinauf  führet,  nacher  Hoff  kommen 
zu  können.  Wie  die  andere  von  der  Suite  einquartiret  worden,  zeigt 
die  Anlag. ^3) 

Disen  Nachmittag  traffe  auch  I.  D.  die  älteste  Ertzherzogin 
Maria  Anna  mit  dero  Suite  ganz  bei  Zeiten  ein  und  stiegen  in  dem 
Schloß  ab,  als  in  welchem  auf  meinen  qua  angesezten  Obrist  Cäm- 
merers  Befehl  und  Anordnung  durch  den  bereits  vorausgekommenen 
Cammer  Fourier  das  Erforderliche  zu  deren  Herrschafften  und  mit- 
bringenden weiblichen  Gefolgs  Einlogirung  veranstaltet  worden  wäre. 
Indessen  hatten  die  Herrschaiften  den  15.,  an  Fest  St.  Viti,  in  der 
disem  heiligen  Lands  Patron  dedicirten  Dom  und  Schloß  Kirchen  den 
Gottesdienst  beigewohnet  und  selben  Tag  ward  der  Obrist  Burggraf!' 
und  sämtliche  Statthalterei  biß  auf  den  Ertzbischoften  und  Obrist- 
Land  Richtern  Gräften  v.  Würben,  welche  annoch  in  der  Inquisition 
waren,  in  ihren  Ämtern  bestättiget.*'^)  Den  16.  aber  hatten  I.  M 
nebst  dem  Herzog  dem  Hochammt  in  der  Schloß  Kirchen  und  Nach- 
mittag annoch  in  selber  vor  dem  heiligen  Grab  der  gesungenen 
Antiphon  de  SS.  Patronis  Regni  beigewohnet,  sodann  sich  in  die 
S.  Wenceslai  Capellen  zu  Verehrung  deren  alldorten  aufbehaltenen 
heiligen  Reliquien  verfüget  und  darauf  dero  Raiß  nacher  Linz  an- 
getretten,  dise  aber  wegen  dermahliger  großen  Hitze  also  angeordnet, 
daß  sie  gemainiglich  die  Nacht  hindurch  und  biß  gegen  9  oder 
10  Uhr  früh  auf  der  Strassen  gewesen  und  die  wärmere  Stunden  biß 
5  und  6  Uhr  abends  in  denen  ausgesezten  Stationen  nach  genohmenen 
respective  Frühstück  oder  Abendmahl  ansgerastet  und  sich  in  etwas 
zur  Ruh  begeben;  die  erste  wäre  zu  Piseck,  die  zweite  zu  Freistatt, 
allwo  I.  M.  von  dem  Landshaubtmann  Graffen  Antoni  v.  Weißenwolft' 


1743,  Juni  19.-25.  159 

und  dem  dermahligen  Landsältesteu,  dem  alten  Minister  Graft'  Giind- 
acker  v.  Starhemberg,  welcher  aus  Lieb  für  sein  Vatterland  alle  dortigen 
Landsbrauch  nach  dem  seniori  vom  alten  Herrnstand  zukommende 
Functionen  selbst  verrichten  wollen,  empfangen  worden,  des  folgenden 
Tags  aber  als 

den  19.  so  früh  von  dorten  aufgebrochen  waren,  daß  sie  bereits 
vor  10  Uhr  vormittags  in  dem  Schloß  zu  Lintz,  all  wo  zu  dcroselben 
und  deren  mitgekommenen  Dames,  auch  übriger  in  der  Nähe  be- 
nöthigter  Suite  Einquartierung  das  gehörige  veranstaltet  worden,  ab- 
gestigen  und  von  samtlicher  Noblesse,  welche  bei  diser  Gelegenheit 
die  Hoft'  Klag  ausziehen  und  in  kleiner  Gala  erscheinen  müssen,  an 
der  Stiegen  allerunterthänigst  empfangen  wurden.  Sie  gaben  ohne 
Unterschied  des  habenden  oder  nicht  habenden  Zutritts  allen  an- 
wesenden Dames  dero  Hand  zu  küssen;  weillen  sie  aber  von  der 
Raiß  in  etwas  fatigiret,  retirirten  sie  sich  gar  bald  und  speisten  in 
der  Cammer,   blieben   auch   disen   ganzen  heutigen  Tag  unsichtbahr. 

Den  20.  verfügten  sich  die  Herrschatften  nach  der  Pfarr  Kirchen 
und  wohnten  dem  Hohammt  und  darauf  ob  octavam  S.  S.  Corporis 
Christi  gehaltenen  gewöhnlichen  Procession  andächtigst  bei.  Bei 
dero  Zuruckkunfft  in  das  Schloß  reutet  des  Printz  Carl  General 
Adjutant  v.  Buccov  unter  Vorreutung  vier  blasender  Postillion  ein  und 
bringt  die  Nachricht  wegen  der  Affaire  von  Fridberg,  worvon  in  der 
Anlag  ein  ausführliches.*^^)  Mittags  ist  öffentlicher  Dienst  und  abends 
Appartement  im  Zwingergarten. 

Den  23.  Avurde  wegen  obbemelter  glücklichen  Eroberung  das 
Te  Deum  Laudamus  in  der  Pfarr  Kirchen  gesungen,  derae  die  Herr- 
schaftten  beigewohnet,  sodann  oftentlich  gespeist  und  abends  Apparte- 
ment halten  lassen. 

Den  24.  fuhren  L  M.  zu  denen  Capucinern  und  wohnten  allda 
dem  Gottesdienst  bei. 

Den  25.,  alß  an  dem  zur  Huldigung  bestimmten  Tag,  ver- 
sammlete  mann  sich  gegen  8  Uhr  bei  Hoff,  um  L  M.  nach  der 
Pfarr  Kirchen,  allwo  von  dem  Praelaten  v.  Cremsmünster  das  Veni 
Sancte  Spiritus  und  nach  solchen  das  Hohamt  gesungen  wurde,  mit 
den  in  dergleichen  Solenniteten  hergebrachten  Corteggio  zu  begleiten. 
Die  Königin  Hesse  sich  wegen  ihres  geseegneten  Stands  hin  und 
her  in  dem  Gala  Tragsessel  tragen  und  gäbe  bei  dero  Zuruckkunfft 
gewöhnlicher  Massen  für  erst  der  ständischen  Deputation,  welche  sie 
zur  Einnehmung  der  Erbhuldigung  invitirt,  in  dero  Wohnzimmern 
Audienz  und  verfügte  sich  sodann  in  die  Ritterstuben,  wo  der  Actus 
homagialis  antiquo   ritu   vor   sich   gieng.     Der   Graft"  v.  Seilern   qua 


160  17-13,  Juni  25. 

östeiT.  Canzler  machte  die  erste  Anrede,  worauf  die  Königin  gelbsten 
mit  ihrer  bekanten  liebreichen  Stimme  und  hertzigen  Contenance  zu 
reden  anfieng,  jedoch  beflissentlich  nur  in  denen  gewöhnlichen  genera- 
libus  verblibe  und  von  allem  praescendirte,  was  die  bei  lezterer  Re- 
volution vorbeigegangene  Mißhandlungen  und  Illegaliteten  berühren 
und  rappelliren  dörffte,  zumahlen  hiesigen  Lands  bereits  die  Inquisi- 
tion hierüber  beschehen  und  die  Abolition  erfolget  wäre.  I.  M. 
hatten  in  dero  Aliocution  bei  der  Huldigung  zu  Prag  (wie  wollen  die 
Inquisition  zur  selben  Zeit  am  hefftigsten  getriben  wurde)  die  nemm- 
liche  mildreichste  Moderation  gebraucht,  welche  ihnen  zwar,  wie  sie 
sich  dißfahls  gegen  mir  im  Vertrauen  herauszulassen  geruhet,  ein  und 
andere  hitzige  Köpfte  widerrathen  wollen. 

Die  Antwort  in  Nahmen  deren  Ständen  thate  der  80jährige  und 
seit  der  Presburger  Crönung  seines  Gesichts  beraubte  Graft*  Gund- 
ackcr  v.  Starhemberg,  qua  Ältester  in  annis  physicis  von  dem  alten 
Herrenstand,  in  welcher  Qualitet  er  auch  kurtz  vorhero  die  Invita- 
tions  Anrede  gemacht  hatte;  und  obschon  derselbe  sich  ein  und 
anderes  Mahl  verredet  (wie  es  von  einem  Mann  so  hohen  Alters  nicht 
wohl  änderst  zu  erwarten  wäre)  und  in  specie  anstatt  Kö.  M.  fast 
immer  E.  Kais.  M.  gesagt,  so  wäre  doch  alles  zusammen  sehr  gutt  mit 
nervösen  deutlichen  Expressionen  gefaßt  und  von  dem  Mund  eines  so 
venerirlichen  Greisens  sehr  respectable  anzuhören. 

Zu  Mittag  speisten  I.  M.  oftentlich  und  von  denen  Erbämtern  den 
Herkommen  gemäß  bedienet,  welche  nach  gehobener  königl.  Taffl  zu 
denen  für  sie  in  denen  angewisenen  Zimmern  zubereitete  Tische, 
deren  jeglicher  nebst  dem  principalen  auf  12  Couverts  gedeckt  war, 
sich  verfügten;  und  nachdeme  mich  der  Bischoft'  von  Bamberg  und 
Würtzburg  schrift'tlich  ersucht,  daß  ich  bei  diser  Gelegenheit  das  dem 
Graft' Schönbornischen  Hauß  zustehende  Erb  Truchsessen  Ammt  (weillen 
weder  sein  weltlicher  Herr  Bruder,  der  Toisonist,  noch  keiner  seiner 
jungen  Neveux  deren  dermahligen  Kriegstroublen  halber  anliero  raisen 
können)  an  seiner  Stelle  versehen  mögte,  und  ein  solches  von  der 
Königin  mir  allergnädigst  zugestanden  worden,  alßo  hatte  ich  mit  dero 
weiteren  allermildesten  Genemmhaltung  mein  provisorie  verrichtendes 
zweites  Obristhoffmeisterammt  dem  Herrn  Obrist  Stallmeister,  welcher 
es  sodann  nach  der  alten  Hoff  Etiquette  me  absente  vel  impedito  zu 
versehen  hat,  für  heut  übertragen  müssen;  diser  thate  demnach  I.  M. 
sowohl  in  der  Kirchen  als  zum  Huldigungsact  und  zur  Taft'l  die 
Hand  reichen  und  ich  hingegen  rangirte  mich  unter  die  Erbämter 
an  die  Stelle  des  Erb  Truchsessen  und  verrichtete  dessen  Functionen, 
so  lediglich  darinnen  bestehen,    daß  selber  mit  dem  vom  Hoff"  über- 


1743,  Juni  26-27.  161 

kommenden  ebenholtzenen  mit  Silber  beschlagenen  Truchsessenstab 
in  der  Hand,  nebst  dem  Erblandstallmeistern  denen,  so  die  Speisen 
auß  der  Mund  Kuchl  zur  königlichen  Taffl  tragen,  vortritt  und  bei 
deren  Aufstellung  ihnen  auf  der  Seiten,  um  pro  forma  zuzusehen,  ob 
selbe  in  behöriger  Ordnung  rangiret  werden,  stehn  bleibt;  zu  meiner 
Taffl  hatte  ich  meistentheils  Cammerherrn  nach  der  heiligenden  Liste 
geladen;"*')  die  Promotionen,  welche  ebenfahls  hier  beikommen,  wurden 
vor  dem  Essen  more  solito  publiciret  und  den  übrigen  Tag  blieben 
I.  M.  retiriret. 

Den  26.  verfügten  sich  die  Herrschatt'ten  mit  dero  gewöhnlicher 
Suite,  meine  wenige  Persohn  mit  gerechnet,  nach  St.  Florian,  um 
dasiges  prächtiges  Closter  deren  Canonicorum  Regularium  in  Augen- 
schein zu  nehmen,  und  speisten  en  compagnie  in  dem  großen  Saal, 
geruheten  auch  dero  gnädigsten  Gebrauch  nach,  den  Herrn  Praelaten 
mit  zur  Taffl  zu  ziehen. 

Der  27.  ist  zuvorderst  wegen  dreier  Begebenheiten  als  P  der 
Schlacht  bei  Dettingen,'''^)  2.  deren  zu  Abo  zwischen  Rußland  und 
Schweden  geschlossener  FridensPraeliminarien,vermög  deren  die  leztere 
sich  gegen  der  ersteren  Cron  verbunden,  den  Hertzog  Adolph  Friederich 
V.  Holstein  Eutin,  Bischoff  zu  Lübeck,  zum  Thronfolger  nach  den  Tod 
des  jezigen  Königs  von  Schweden  förmlich  zu  erwählen  und  zu  de- 
clariren,  anbei  das  Land  Keymene  Gord  und  die  Festung  Nyslot  mit 
ihrem  District  an  Rußland  gegen  Restituirung  all  übriger  Conqueten 
zu  überlassen  und  den  Nystätter  Friden  de  caetero  pro  basi  zu 
nehmen,''^)  und  S**  der  Schönfelder  Conferenz  zwischen  meinem  Vettern 
den  Feldmarschall  und  dem  bayerischen  commandirenden  Feld- 
marschallen  Graffen  v.  Seckendorff  (worvon  in  der  Anlag  ein  mehreres 
zu  lesen  ist),''^)  und  welche  drei  Begebenheiten  sich  alle  an  den 
heutigen  Tag  zugetragen  haben,  besonders  merckwürdig. 

Disen  Morgen  thaten  die  Herrschafften  dem  dermahligen  Land- 
schaffts-Praesidenten  Graffen  Antoni  v.  Weißenwolff  die  höchste  Gnad, 
sich  nach  dessen  Schloß  Steyeregg  zu  begeben  und  alldorten  mit 
dero  ordinari  Compagnie  von  Dames  und  Cavalliers  das  Mittag- 
mahl einzunehmen,  nach  den  Essen  aber  einem  auf  dortige  Landsart 
producirten  Bauerndantz  zuzusehen.  Der  Haußherr  hatte  einen 
besonderen  Platz  hierzu  eigends  zurichten  und  die  Danzer  und 
Danzerinnen  ganz  neu  kleiden  lassen,  welche  leztere  aber  wegen 
ihrer  kurtzen  Röcke  nicht  sehr  decent  aussahen,  zuvorderst  weillen 
sie  bei  dem  Dantz  sehr  gedräht  und  in  die  Höhe  geschupfft  zu  werden 
pflegen, 

Abends  kehrte  mann  zurück  nach  Lintz. 

KhevenUüller-Schlitter.    1742-17U.  11 


162  1743,  Juni  28.— 30. 

Den  28.  solten  die  Herrscliafften  nach  den  Traunfall  und  sodann 
in  der  Rückkehr  bei  denen  Benedlctinern  zu  Lambach  das  Mittag- 
mahl nehmen;  allein  weillen  das  Wetter  sehr  kalt  und  regnerisch 
wäre,  Hessen  I.  M.  sich  bereden,  dise  ohnedeme  fatigante  Raiß  (zu- 
mahlen  hin  und  her  zu  rechnen  gegen  acht  Posten  zu  fahren  seind) 
für  ihre  höchste  Persohn  nicht  mit  zu  machen  und  den  Herzog  allein 
dahin  zu  lassen;  weßhalben  dann  lediglich  wir  andere  Männer  de  la 
suite  ordinaire  nebst  dem  Sallaburg,  welcher  unlängst  von"  der  Armee 
auß  Bayern  zu  unß  geschickt  worden  wäre,  den  Herzog  accompag- 
niret.  Mann  Hesse  ein  und  andere  Schiffe  oder  villmehr  große 
Schiffer  Zillen  unter  Trompeten-  und  Pauckenschall  durch  die  be- 
kante  dortige  Schleussen  passieren,  nach-hero  auch  die  Prob  an  den 
so  genanten  wilden  Fall  thun,  gegen  welchen  mann  ein  paar  alte 
Zillen  zurinnen  Heße,  welche  dann  im  Herunterfallen  auf  die  dortige 
KHppen  in  ville  Stück  zertrümmert  wurden.  Mittags  verfügten  wir 
uns  nacher  Lambach  zurück,  als  wohin  unß  der  Weeg  zurückführte, 
und  so  etwann  anderthalb  Stund  von  dem  Orth,  wo  der  Fall  ist,  ge- 
legen; speisten  alldorten  in  der  Praelatur  zu  Mittag,  besahen  noch 
nachmittags  die  in  der  benachbarten  Waldung  befindliche  schöne 
Fischbehalter  und  fuhren  sofort  zurück  nach  Lintz. 

Den  29,,  als  an  Fest  Tag  deren  heiligen  Aposteln  Petri  und 
PauH,  wäre  der  Gottesdienst  bei  denen  Carmelitern  und  abends  führe 
ich  nebst  meiner  Frauen  nacher  Zizelau,  einen  dem  Grauen  Antoni 
V.  Weissenwolff  nach  Steyeregg  gehörigen  und  an  dem  Ausfluß  der 
Traun  in  die  Donau  gelegenen  schönen  Flecken,  wohin  mann  von 
Linz  aus  öfftere  Parties  de  plaisir  zu  machen  pflegt,  um  gutte  Asch 
und  Forellen  zu  essen;  von  imsundern  wiennerischen  Leuthen  wäre 
fast  alles  daraußen,  auch  einige  Lintzer  und  der  Herzog  kämme  ge- 
rittener hinauß;  mann  amusirte  sich  theils  mit  Spillen  und  Tanzen 
biß  die  Collation,  welche  der  Landshaubtmann  praepariren  lassen 
und  die  in  einer  rechten  Profusion  von  denen  besten  Fischen  be- 
standen, fertig  worden,  worauf  die  ganze  Compagnie  nach  Linz  zu- 
ruckgekert. 

Den  30.  wäre  abermahlen  öffentlicher  Kirchendienst  bei  denen 
Minoriten,  und  zwar  hatten  I.  M.  aus  Curiositet  immer  eine  andere 
Kirchen  erwählet.  Abends  gäbe  der  Landshaubtmann  Graff'  Ferdinand 
Bonaventura  von  Weißenwolff  einen  Bai  und  Soupe  in  seinen  in  dem 
könig'Hchen  Schloß  beibehaltenen  Wohnzimmern,  dann  das  alte  Her- 
kommen ist,  daß  der  Landshaubtmann  bei  der  Ankunft't  des  Hoffs 
selbem  zwar  den  zweiten  und  dritten  Stock  in  den  königl.  Schloss, 
welches   er   sonsten  völlig  zu  bewohnen  hat,   einräumen  muß,   allein 


1743,  Juli  1.  163 

aus  dem  Schloß  selbstcn  nicht  delogirct  wird,  sondern  sich  sofort  in 
den  ersten  Stock  hinunter  ziehet  und  solchen  die  ganze  Zeit  hindurch, 
da  der  Hoff  anwesend,  zu  occupiren  und  zu  bewohnen  pflegt. 

Die  leztere  Tage  dises  Monaths  thate  die  französische  Armee 
unter  Commando  des  Marechal  de  Broglie  die  bayerische  Lande 
vollends  räumen  und  sich  durch  Schwaben  den  Rhein  zu  nähern, 
nachdem  selbe  sich  seit  der  Zeit,  daß  unsere  Trouppen  die  Donau 
und  Iser  passiret,  mehr  und  mehr  zurückgezogen,  Braunau,  Reichen- 
hall, welche  beide  Orthen  sodann  von  denen  bayerischen  Trouppen 
allein  besezet  und  bald  darauf  an  die  unserige  mit  Accord  übergeben 
worden,  und  alle  haltbahre  Orth  biß  auf  Ingolstatt  und  Straubingen 
verlassen,  auch  die  bayerische  Trouppen,  in  Conforraitet  der  Schön- 
felder Convention,  sich  von  selben  gänzlich  getrennet  und  um  Wenn- 
dingen herum  ihre  Quartier  genohmen,  wo  sie  die  ganze  übrige  Cham- 
pagne nichts  feindliches  gegen  unsere  denen  Franzosen  auf  den  Fuß 
nachfolgende  Armee  unternohmen. 

Den  1.  Julii  verfügten  sich  die  Herrschaiften  mit  gewöhn- 
lichem Gefplg  in  die  allhiesige  teutsche  Ordens  Commenda,  welche 
von  dem  dermahligen  Lands  Commenthur,  den  Feldmarschall  und 
Kriegs  Praesidenten  Gräften  v.  Harrach  vor  einigen  Jahren  fast  gänz- 
lich neu  erbauet  und  recht  hertzig  eingerichtet  worden;  wurden  von 
ihme  mit  The,  Caifee  und  Cioccolata  bedienet  und  sahen  aus  denen 
Fenstern,  weillen  es  sehr  starck  regnete,  das  von  denen  sibenbürgi- 
schen  Ständen  neuerlich  angeworbne  und  unter  dem  Commando  des 
Obristen  Graffen  Kalnocky  zur  Armee  in  Bayern  allhier  durch  mar- 
chirende  Hussaren  Regiment  vorbei  passiren.  Es  befände  sich  unter 
selben  ein  gemainer  Reuter  von  besonderer  Stärcke,  worvon  er  aus 
Befehl  L  M,  und  in  dero  Gegenwart  sofort  die  Probe  gethan  und  den 
königl.  Cammerherrn,  den  jüngeren  Gräften  v.  Wilczeck,  welcher  zimm- 
lich  corpulent  und  wohl  gegen  drei  Centen  wiegen  dörft'te,  mit  dem 
lincken  Arm  genohmen  und  wie  ein  kleines  Kind,  ohne  den  gering- 
sten Effbrt  und  gleichsamm  spülend  in  dem  Zimmer  auf  und  ab  ge- 
tragen; disen  armen  Teuft*el  hat  aber  nachero,  und  zwar  noch  vor 
End  der  Campagne,  das  Unglück  getroft'en,  daß  selber  währenden 
Marche  der  Arm6e,  da  solche  aus  Bayern  in  Schwaben  und  gegen 
den  Reichsboden  vorgeruckt  und  sehr  scharff'e  Kriegszucht  halten 
müssen,  umwillen  er  gegen  Ordre  etwas  weniges  auf  die  Seiten  ge- 
bracht, ohne  weiterem  Egard  auf  seine  Stärcke  den  Strick  zum  Lohn 
bekommen,  oder  wie  andere  sagen,  arquebusiret  worden. 

Währender  Revue  kämme  der  königliche  Feldmarschall  und 
Toisonist   Fürst   Christian  v.  Lobkowitz    von    der  Armee   des   Printz 

11* 


164  1743,  Juli  2.-3. 

Carl  mit  denen  Schönfeld  Acten  an  und  wurde  sogleich  von  I.  M. 
zum  Handkuß  gelassen,  verblibe  auch  von  der  Zeit  in  dero  Suite  und 
that  nachero  die  Zuruckraiß  zu  Wasser  mit  uns. 

Heute  solten  die  Herrschafften  bei  den  königlichen  Cammer- 
herrn  und  gewesten  Reichs  Hoff  Rath  Graff  Heinrich  v.  Starhemberg 
auf  seinen  nicht  weit  von  der  Statt  gelegenen  Schloß  Auhoff  speisen 
und  Nachmittag  mit  einer  Hirschjagd  divertiret  werden;  allein  das 
regnerische  Wetter  wäre  Ursach,  daß  die  Königin  zuruckblieb  und 
nur  der  Herzog  mit  denen  Übrigen  geladenen  Dames  und  Cavalliers 
dahin  kämme;  nach  den  Essen,  anstatt  der  Jagd,  besähe  mann  die 
von  des  Hausherrn  Vattern  seelig,  den  Graffen  Gundemar,  am  End 
des  Gartens  erbaute  Eremitage  und  führe  sodann  zurück  nach  Lintz. 

Den  2.  wäre  zweimahl  öffentlicher  Kirchengang  zu  denen 
Jesuitern  wegen  des  hohen  Fests  S.  Mariae  Heimsuchung:  Vormittag 
zum  Hohammt  und  Nachmittag  zur  Vesper,  nach  welcher  die  Herr- 
schafften (wie  dahier  gebräuchlich)  zu  der  vor  der  Kirchen  befind- 
lichen Säulen  processionaliter  sich  verfügten  und  der  abgesungenen 
Lauretanischen  Litanei  beiwohneten,  sodann  aber  widerummen  in 
das  Collegium  zuruckkerten,  um  einer  Studenten  Comoedi,  Debora 
benammset,  zuzusehen ;  kaum  aber  waren  dieselbe  die  Stiegen  hinauf- 
gegangen, als  die  Ankunfft  des  mit  8  vorblasenden  Postillionen  ein- 
reitenden Obristen  des  Baloyrischen  Dragoner  Regiments  und  königl. 
Cammerherrn  Comte  d'  Odonel,  welcher  von  der  k.  großbrittannischen 
Mayestät  mit  der  Nachricht  des  bei  Dettingen  erfochtenen  Siegs 
(worvon  in  der  Beilag  ein  mehreres  zu  finden)  '"^)  an  I.  M.  abgeschickt 
worden,  ihnen  gemeldet  wurde,  worauf  die  Königin  in  die  Stuben  des 
Pater  Rectoris  gieng  und  alldorten  jezt  gedachten  freudigen  Rotten 
die  Audienz  gab,  sodann  erst  in  das  Auditorium  unter  großem  Jubel- 
geschrei sich  verfügte  und  nach  Endigung  der  Comoedi  zurück  in 
das  Schloß  führe. 

Den  3.  um  8  Uhr  früh  erfolgte  endlichen  der  Aufbruch  des 
Hoffs  zur  Ruckkehr  nacher  Wienn;  die  Herrschafften  mit  denen  in 
dero  Suite  befindlichen  Hoff"  und  Statt  Dames,  worunter  auch  mein 
Weib  (die  unsere  ältere  Tochter  mit  der  Graft'-Nickerl  Esterhasyn 
geb.  V.  Weißenwolff,  einer  Tochter  des  Landshaubtmanns  voran  nach 
Mölck  und  sofort  weiters  zu  Wasser  nacher  Wienn  geschickt  hatte) 
befindlich  wäre,  und  unß  anderen  Männern,  zu  denen  sich  von  Linz 
aus  der  Fürst  v.  Lobkowitz,  der  Landshaubtmann  und  der  geweste 
herzogl.  Cammerherr,  nunmehriger  honorari  geheimer  Rath  Graff 
V.  Pollheim,  gesellet  hatten,  waren  auf  einem  und  das  übrige  Gefolg 
auf  anderen   darzu   bereiteten  Schiften.     Unterweegs   ward    gespillet 


1743,  Juli  4.  165 

und  gegen  halb  fUnff  Uhr  kämmen  wir  an  zu  Mölck,  all  wo  die  Herr- 
schattten  von  dem  Landmarschall  Graffen  v.  Herberstein  in  Nahmen 
deren  Unterösterreichischen  Ständen  complimentiret  wurden,  sofort  das 
von  dem  vorigen  Praelaten  P.  Berchtold,  gewesten  kais.  wUrcklich 
geheimen  Rath,  prächtig  erbaute  Closter  besahen  und  sodann  in  dem 
Saal  mit  denen  anwesenden  Dames  und  Cavalliers,  wie  auch  dasigen 
Praelaten  und  noch  einigen  seiner  Collegen  zugleich  das  Mittag- 
uud  Abendmahl  einnahmen. 

Den  4.  wäre  bereits  um  4  Uhr  Ordonnanz.  Die  Herrschafften 
hörten  zuvor  Meß  aus  dem  Oratorio,  bestiegen  sodann  gegen  5  Uhr 
das  Schitf  und  fuhren  mit  vorigem  Geleit  biß  gegen  Zwentendorff  zu, 
so  dem  resignirten  kaiserlichen  Obrist  Stallmeister  Feldmarschallen 
und  Toisonisten  Graft'  Gundl  v.  Althann  zugehörig.  Gegen  halb  eilff 
Uhr  kämmen  dieselbe  an  den  Canal  oder  Arm,  welcher  dahin  führet 
und  allvvo  die  kleine  Lustjagd  des  Hausherrn  auf  sie  wartete;  die 
Herrschaft'ten  stiegen  also  auß  dero  Schiff",  so  zu  schwär  gewesen, 
um  in  den  gar  zu  seichten  Canal  einlauff'en  zu  können,  auf  die  fertig- 
gehaltene  leichte  Jagde  und  fuhren  beiläuffig  eine  halbe  Stund  biß 
an  die  Entrce  und  Vorhoif  des  Schlosses,  welchen  wir  andern,  welllen 
es  immer  geregnet  und  unmöglich  so  ville  deckte  Voiturcn  an  der 
Hand  sein  kunten,  mit  geschwinden  Schritten,  um  weniger  naß  zu 
werden,  durchlieffen.  Der  Haußherr  und  seine  dermahlige  zweite 
Gemahlin,  eine  auch  geborne  von  Althann,  welche  in  ersterer  Ehe 
mit  dem  Fürst  Philipp  v.  Lobkowitz,  Toisonisten  und  gewesten  Obrist- 
Hofi'meistern  bei  L  M,  der  damahlen  regierenden  nun  verwittibten 
Kaiserin  Frau  Mutter,  vermählet  gewesen,  empfiengen  die  Herrschafi'ten 
mit  gewöhnlichen  allerunterhän.  Handkuß  und  zeigten  ihnen  die  zwar 
sehr  compendios  aber  hertzig  eingerichtete  Wohn  Zimmer  und  Hessen 
sofort  zur  Taffl  richten,  worzu  dann  abermahlen  all  anwesende  Dames 
und  Cavallieren  nebst  Herrn  und  Frauen  von  Hauß  gezogen  wurden. 

Gegen  2  Uhr  beschahe  die  Abraiß  auf  die  nemmliche  Art; 
mann  bestieg  das  königl.  Leibschift'  an  den  nemmlichen  Orth,  wo  es 
zuruckgebliben  wäre,  und  bald  nach  halber  siben  Uhr  kämmen  wir 
zu  Wienn  an.  Die  Königin  hatte  sich  oben  auf  dem  Schiff"  sur  le 
tillac  auf  einen  Tabourett  nider  gesessen,  um  von  jedermann  desto 
besser  gesehen  und  ausgenohmen  werden  zu  können;  und  obschon 
allerhöchst  dieselbe  keinen  off'entlichen  Einzug,  weder  Empfangs  Com- 
plimenten  haben  wollen,  so  wäre  doch  eine  solche  Menge  Volcks,  um 
die  so  glorreich  zurückkommende  und  nebst  der  böhmischen  Königs 
Cron  mit  so  villen  Lorber  und  Siegscronen  von  Gott  geseegnete 
Königin   zu   sehen,   herbeigeloft'en;   das   von  Closter  Neuburg  an   biß 


166  1743,  Juli  5.-6. 

nn  das  Schäntzl  Uffer,  allwo  I.  M.  angelendet,  beide  Seiten  der  Donau 
darmit  angefUllet  waren.  Dises  herrliche  Speetacle  und  das  beständige 
Zuruffen :  Vivat  Maria  Theresia  hat  I.  M.  (wie  mann  es  ihnen  in  dem 
Gesicht  gar  wohl  angekennet)  ungemain  touchiret  und  unß  andere 
alle  für  Freuden  weinen  gemacht.  Große  Herrn  haben  doch  nichts 
auf  der  Welt,  was  ihnen  tröstlicher  sein  kann,  als  dergleichen  auf- 
richtig und  unbetrügliche  Zeichen  der  Lieb  ihres  Volcks,  welche  sich 
nicht  zwingen  lassen,  dahero  ich  auch  meinen  wenigen  Orths  in  der- 
gleichen Fällen  mich  immer  beeiff'ert,  der  Königin  die  Affection  ihrer 
Unterthanen  wohl  vorzustellen  und  anzurühmen,  damit  sie  hierdurch 
desto  mehr  zu  solchen  Wercken,  die  sie  beliebt  machen,  auimiret 
werde;  dann  ein  solches  heiße  ich  nicht  schmeichlen,  sondern  der 
Tugend  das  gebührende  Lob  beilegen,  welches  mann  Groß  und  Kleinen 
ex  justitia  schuldig  ist  und  mithin  nicht  allein  erlaubt,  sondern  bei 
der  bekanten  menschlichen  Schwacheit,  welche  auch  zu  denen  löb- 
lichsten Thaten  wohl  mehresten  Theils  durch  Erweckung  deren 
nobleren  Passionen,  als  der  Glori,  Ambition  angefrischt  werden  wollen, 
villmahlen  höchst  nothwendig  ist. 

Die  jungen  Herrschafften  kämmen  der  Königin  biß  zur  Stiegen, 
L  M.  die  Kaiserin  aber  biß  zur  zweiten  Anticamera  außer  der  könig- 
lichen Rathstuben  entgegen,  und  alles  wäre  in  großer  Gala.  L  M. 
gaben  denen  Dames  und  Cavallieren  die  Hände  zu  küssen  und  thaten 
sich  sodann  retiriren. 

Den  5.  verfügten  sich  die  Herrschafften  auf  Schönbrunn,  um 
daraußen  dermahlen  biß  zur  Königin  Niderkunfft  zu  verbleiben  und 
sodann  weiters  gewöhnlicher  Massen  die  übrige  gutte  Jahrs  Zeit  zu 
passieren. 

Den  6.  überbrachte  der  königliche  Cammerherr  Graff  v.  Burg- 
hausen, Haubtmann  unter  den  Bayreuthischen  Infanterie  Regiment, 
die  von  der  bayrischen  zu  Kriegsgefangenen  gemachten  Garnison 
V.  Braunau  übergebene  Fahnen  und  legte  bald  darauf  das  Jurament 
als  Cammerherr  bei  mir  ab,  welches  das  erstere,  so  ich  von  einem 
lutherischen  Cammerherrn  (diser  nemmliche  Cavallier  und  nachheriger 
General  hat  einige  Jahr  darauf  den  catholischen  Glauben  angenohmen 
und  sodann  von  neuem  das  Jurament  deren  catholischen  Cammer- 
herrn in  meine  Hand  abgeleget)  aufgenohmen,  und  ist  dises  nicht 
allein  in  der  Formul  selbsten,  wie  es  die  Anlag  bezeiget, ^^)  von  dem 
gewöhnlichen  Eid  unterschiden,  sondern  hierbei  zuvorderst  anzu- 
mercken,  daß  den  Acatholicis  nur  der  honorari  Schlüssel,  welcher 
von  einer  andern  Form  und  denen,  so  die  Cammerfreilen  tragen, 
gleich  ist,    eingehändiget  wird    und    sie  zwar  alle  Entreen  und  hon- 


1743,  Juli  7.-9.  167 

iieurs  (leren  andern  würcklichen  und  catholisclien  Cammerlierren  zu 
geniessen  haben,  allein  keinen  Dienst  thun  dörtien. 

Den  7.  verfügten  sich  die  Herrschafften  herein  in  die  Statt,  um 
dem  bei  St.  Stephan  wegen  der  Dettinger  Victori  gehaltenen  Te 
Deum  bei  zu  wohnen;  speisten  öffentlich  auf  der  Königin  Seiten 
und  kehrten  Nachmittag  zurück  nach  Schönbrunn,  allwo  abends  Bai 
wäre,  jedoch  ohne  Coeremonien,  wie  es  nunmehro  meistentheils  zu 
geschehen  pflegt.  Und  weillen  ich  meiner  zwei  provisorie  ver- 
sehender Ämter  wegen  beständig  um  die  Herrschafften  sein  muß 
und  zu  Schönbrunn,  da  mann  erst  vorn  Jahr  in  Eille  etwas  zurichten 
lassen  und  nun  eben  im  Bauen  begriffen  ist,  für  mich  kein  übriger 
Platz  wäre,  so  nähme  ich  die  zu  Hiezing  nächst  der  Mauer  des 
Schönbrunner  Thiergartens  gelegene,*)  dem  Buchführer  Briffaut  oder 
villmehr  seiner  Ehefrauen,  vorhinigen  Rond6,  einer  bekanten  Nippe 
Händlerin,  zugehörige  Behausung  im  Bestand  und  thate  mich  heut 
nachts  daraußen  etabliren. 

Meiner  Schwester  der  Fürstin  v.  Dietrichstein  thaten  I.  M.  die 
Gnad,  sie  auf  einige  Tage  zu  sich  nach  Schönbrunn  zu  beruffen  und 
ihr  alldorten  eine  kleine  Wohnung  anzuweisen;  wie  dann  auch  die- 
selbe nach  dero  höchstbeglUckten  Hervorgang  und  da  meine  Frau 
ebenfahls  aus  denen  Wochen  gekommen  und  an  Francisci  Tag  bei 
Hoff  widerumm  erschine,  unß  beiden  die  allerhöchste  Gnad  thaten, 
auf  beständig  eine  Wohnung  zu  Schönbrunn  zu  assigniren,  damit  ich 
um  so  näher  an  der  Hand  sein  könte,  meine  provisorie  obhabende 
Ämter  zu  versehen. 

Eodem  kämme  unser  Minister  an  großbrittannischen  Hoff,  von 
Wasner,  ein  gebohrner  Kärnthner  und  Eleve  vom  Pentenrieder  seelig, 
allhier  an,  um  von  seinen  dortigen  Verrichtungen  Rapport  zu  thun 
und  in  specie  wegen  des  nachherigen  Wormser  Tractats  nähere  In- 
structionen einzuhollen.^^) 

Den  8.  kämme  die  Königin  ganz  incognito  herein  nach  St.  Stephan, 
um  dem  pro  ulteriori  coelesti  benedictione  angestellten  dreitägigen 
Gebett  beizuwohnen,  welches  sie  auch 

den  9.  zum  Schluß  des  Gebettes  widerhollte.  Mittags  wäre 
öffentlicher  Taffldienst  zu  Schönbrunn,  weillen  die  Ertzherzogin 
Maria  Anna  mitspeiste,  welche  nach  der  vorigen  Etiquette  aus  Be- 
fehl dero  Frauen  Mutter  —  obschon  die  Königin  Selbsten  davon  ab- 


*)  Dises  Hanß  ist  von  der  Kaiserin  nach  der  Hand  erkauflfet  nnd  einem 
rechten  Sommer  Palais  gleich  von  Grund  aus  nen-aufgebauet,  sodann  dem 
Prothomedico  Baron  Vanswieten  zur  Wohnung  währenden  Schönbrunner  S6jour 
eingeraumet  worden. 


168  1743,  Juli  10.-21. 

gangen  und  alle  Zutrittsfrauen  und  von  Cavallieren  nicht  allein  alle 
geheime  Räthe  und  Cammerherrn,  sondern  auch  andere  distinguirte 
Militär  Persohnen,  ja  sogar  den  Haubtmann  von  der  zu  Sehönbrunn 
die  Wacht  habenden  und  aus  hiesiger  Garnison  nebst  einem  Com- 
mando  Cavallerie  mit  einem  Leutenant  bestehenden  Compagnie,  die 
eintzige  fremmde  Ministres  (zu  Vermeidung  alles  Coeremonialis)  aus- 
genohmen,  zu  dero  Taffl  zuzulassen  geruhet  —  mit  niemanden  ausser 
des  königlichen  Hauses  speisen  darff'.  Nachmittag  wäre  Appartement, 
wormit  alle  Dienst-  und  Freitags  continuiret  wurde. 

Den  10.  raisete  der  Herzog  mit  einigen  Männern  nach  Marchegg 
zum  Nickerl  Palft'y  auf  ein  paar  Tag. 

Den  11.  kämme  die  Kaiserin  auf  Mittag  herauß,  speisete  mit 
der  Königin  im  Spiegl  Zimmer  und  verfügte  sich  sodann  nacher 
Hezendorff,  welches  die  Königin  auf  Vernehmung,  daß  dises  Lustorth 
ihrer  Frau  Mutter  theils  wegen  der  gesunden  Exposition  und  schönen 
Aussicht,  theils  auch  wegen  der  Nachbahrschafft  mit  Schönbrunn  so 
sehr  anstünde,  von  dessen  Inhaber  den  Gräften  Antoni  Salm,  welchem 
es  von  seiner  seeligen  Frauen  Mutter,  einer  Tochter  des  seeligen 
Fürst  Antoni  v.  Lichtenstein,  erblich  zugefallen  wäre,  um  30.000  fl, 
erkaufft  und  allerhöchst  gedacht  der  Kaiserin  Mayst.  erst  vor  kurtzer 
Zeit  geschenckt  hatte. 

Den  14.  als  an  einen  Sonntag  kämmen  die  Herrschafi'ten  herein 
zum  gewöhnlichen  Kirchendienst  in  der  Hoff'-Capellen ;  und  dises 
musten  sie  alle  Sonn-  und  Feiertag  thun,  weillen  die  Hoff  Capellen 
zu  Schönbrunn  zu  den  offentl.  Gottesdienst  noch  nicht  behörig  zu- 
gerichtet wäre;  gemainiglich  pflegten  höchst  dieselbe  sodann  auch 
mittags  oder  auf  der  Königin  Seiten,  oder  bei  der  Kaiserin,  auch  zu- 
weillen  ganz  incognito  bei  den  jungen  Herrschaftten  zu  speisen,  zu- 
lezt  aber  meistentheils  gleich  nach  der  Kirchen  widerummen  zurück 
zu  fahren  und  das  Mittngmahl  en  compagnie  zu  Schönbrunn  einzu- 
nehmen. 

Den  15.  verraisten  die  Herrschafften  mit  einem  kleinen  Gefolg 
nacher  Summarein,  so  der  Frau  Obrist  Hoffmeisterin  Gräffin  v.  Fuchs 
gehörig,  und  kämmen  erst 

den  19.  auf  Mittag  von  dannen  zurück  nach  Schönbrunn, 

Den  21.  hatte  vor  dem  Gottesdienst,  zu  welchem  die  Herr- 
schafften gewöhnlichermassen  sich  in  die  Burg  verfügten,  der  neue 
genuesische  Gesante  Spinola  seine  erste  Audienz  in  der  Rathstuben 
wie  gebräuchlich  und  Übergabe  sein  mir  zuvor  in  Abschrift't  mit- 
getheiltes  Creditiv.  Abends  thaten  I.  M.  die  Königin  und  der  Herzog 
unß  die  höchste  Gnad  und  kämmen   nach  End  des  Appartements  in 


1743,  Juli  22.-28.  169 

unßer  Quartier  zu  Hieziiig,  allwo  wir  in  dem  an  den  Hauß  stossenden 
kleinen  Gärtl,  und  zwar  in  einem  darinnen  befindlichen  Lusthauß  ein 
Soupe  für  allerhöchst  dieselbe  und  die  mitgebrachte  Compagnie  zube- 
reiten lassen. 

Den  22.  in  festo  S''"  Magdalenae  wäre  der  Gottesdienst  aber- 
mahlen in  der  Hoflfcapellen  und  der  Taffldienst  bei  I.  M.  der 
Kaiserin. 

Eodem  starb  zu  St.  Ulrich  an  der  Ruhr  der  alldortige  Pfarr 
Administrator  und  ville  Jahr  hindurch  geweste  Prior  bein  Schotten, 
P.  Antonius  Krammer,  im  58.  Jahr,  welcher  mir  und  meinem  Brüdern 
dem  Bischoff")  vor  disem  in  a'^  1721  biß  1725  die  Philosophie  tra- 
diret  und  ein  lieber  in  scholasticis  wohl  versirter,  frommer  Religiös 
gewesen. 

Den  23.  tiberbrachte  der  junge  Fürst  Joseph  v.  Lobkowitz, 
dessen  Herr  Vatter  eben  vor  ein  paar  Tagen  durch  den  Hoff  Kriegs 
Rath  und  selber  Canzlei  sein  Decret  als  Gubernator  von  Mailand  über- 
kommen,'^) die  Zeitung,  daß  den  20.  die  Statt  Straubing  gegen  freien 
und  honorablen  Abzug  der  Garnison,  worvon  doch  die  Franzosen  sich 
auf  ein  Jahr  nicht  wider  unß  zu  dienen  verbinden  müssen,  an  den 
Baron  von  Bernclau  sich  ergeben  habe.'^^) 

Den  24.  speisten  die  Herrschaft'ten  bei  I.  M.  der  Kaiserin  zu 
Hezendorff,  welche  sodann  wegen  des  morgigen  Feiertags  nacher 
Wienn  revertiret  und  folgenden  Morgen  mit  ihrer  gewöhnlichen  In- 
disposition des  Rothlauft's  bettlägerig  geworden  ist. 

Den  26.,  als  an  heiligen  Anna  Tag,  verfügen  sich  die  Herr- 
schafften Vormittag  in  die  Statt,  wegen  des  Gottesdiensts  und  um 
die  krancke  Kaiserin  zu  besuchen;  sodann  führe  die  Königin  mit 
der  Ertzherzogin  Maria  Anna  zurück  nach  Schönbrunn,  allwo  diser 
lezteren  hoher  Nahmenstag  in  großer  Gala  celebriret  wurde.  Die 
Herrschafften  speisten  öffentlich  und  vor  die  gegenwärtige  Dames 
und  Cavalliers  wurden  in  dem  großen  Saal  extra  zwei  grosse  Taffein 
zubereitet,  nachmittags  aber  —  weillen  der  Freitag  nach  alter  Ge- 
wohnheit und  löblich-  österreichischen  Gebrauch,  keine  andere  Festi- 
vitet  verstattete  —  Appartement  in  dem  Garten  gehalten. 

Den  28.  wäre  abermahlen  der  sonntägl.  Gottesdienst  in  der  Hoff- 
Capellen  und  vorhero  übergäbe  der  neu  angekommene  chur-pfaltzi- 
sche  Gesante  Baron  v.  Rummel  in  einer  öffentlichen  Audienz  seine 
Credentialien;  diser  wurde  qua  neuburgischer  Landschaffts  Director 
oder  Praesident  haubtsächlich  von  darummen  anhero  geschickt,  um 
die  von  unserer  Generalitet  aus  dortigen  Landen  anforderende  Con- 
tributionsrestantien   zu  berichtigen    oder  villmehr,   in   Rücksicht   der 


170  1743,  Juli  31.— Aug.  6. 

seithero  vou  seinem  Churfürsten  —  nicht  wegen  unserer  schönen 
Augen,  sondern  aus  Noth  und  zu  Verhütung  ferneren  Schadens  — 
ergriffenen  Neutralitet  einigen  Nachlaß  zu  erbitten,  worinnen  er 
aber  nichts  ausgelanget,  sondern  unverrichteter  Dingen  abziehen 
müssen.'^) 

Den  31.  als  in  festo  S.  Ignatii  wäre  der  Gottesdienst  im  Profeß- 
hauß  und  zu  Mittag  speiste  mann  an  der  neu  verfertigten  Machine 
Taffl  oder  gemainiglich  sogenannten  table  de  conspiration,  welche 
wir  aber  wegen  des  üblen  Klang  du  mot  conspiration  la  table 
d' Union  heissen  musten.  An  diser  können  bequemlich  12  Persohnen 
sitzen  und  weillen  alle  Speisen,  Tranck  und  was  immer  zu  einen 
Gastmahl  erforderlich  und  begehret  werden  kann,  durch  die  dazu 
gewidmete  und  praeparirte  Trappes  oder  Winden  von  unten  herauf 
geschoben  und  geschickt  wird^  so  thut  niemand  aufwarten,  damit 
die  Gäste  um  so  freier  unter  sich  sprechen  können. 

Den  1.  Augusti  führe  die  Königin  en  petite  compagnie  nach 
Laxenburg,  um  allda  zu  Mittag  zu  speisen,  hörte  die  heilige  Meß  zu 
Lanzendorff  und  weillen  die  Königin  wegen  der  traurigen  Erinnerung, 
daß  sie  ihre  älteste  Frau  Tochter  alldorten  durch  einen  so  wunder- 
lich und  gählingen  Zufahl  (weßwegen  mann  sogar  Giff't  vermuthen 
wollen)  verlohren,  nicht  gern  mehr  in  das  Schloß  gekommen,  so 
stiegen  wir  in  der  nächst  an  den  Vorschloß  erbauten,  sonsten  für  den 
Herrn  Obrist  Stallmeistern  gewidmeten  und  ehedessen  von  dem  Herzog 
vor  dessen  Vermählung  bewohnten  Behausung  ab;  musten  aber  bald 
nach  den  Essen,  umwillen  die  Königin  ein  Abweichen  bekommen 
und  mann  für  dero  Gesundheit,  zumahlen  dieselbe  eben  in  das  neunte 
Monath  der  Schwangerschafft  getretten,  nicht  genugsamme  Vorsichtig- 
keit brauchen  kunte,  nacher  Schönbrunn  zuruckkeren. 

Den  2.  als  an  dem  Portiuncula  Fest  hörten  die  Herrschafften 
die  heilige  Meß  bei  denen  Capucinern  zu  St.  Ulrich  und  abends  wäre 
das  gewöhnliche  Appartement. 

Den  3.  führe  die  Königin  mit  verschiedenen  Dames  abends  auf 
der  Wurst  dem  Herzog  und  der  Ertzherzogin  Mariae  Annae,  welche 
mit  einander  auf  der  Bürst  gewesen  waren,  gegen  Fesendorff  ent- 
gegen und  muste  ich  mich,  weillen  sie  einen  Chapeau  mit  auf  der 
Wurst  haben  wollte,  wie  ich  mich  angekleidet  fände,  in  einem 
schwartzen  Rock  und  mit  der  knüpfften  Parocken  aufsetzen. 

Den  4.  zum  gewöhnlichen  sonntäglichen  Gottesdienst  in  die  Statt 
herein  und  Mittag  zurück. 

Den  6.  kämme  die  Königin  Nachmittag  nach  vier  Uhr  in  die 
Statt,  um  dem  auf  heut  angeordneten  solennen  Tauff  actui   der  neu- 


1743,  Aug.  6.  171 

gebolirnen  Tochter  des  venetianischen  Bottschaft'ters  Andrea  Capello 
beizuwohnen.  Diser  hatte  vor  einem  Jahr  seine  von  Venedig  mit 
gebrachte  Gemahlin  an  der  Schwindsucht  verlohren  und  hierauf  eine 
Freile  von  Collaldo,  welche  bei  ihrer  Frauen  Baß,  einer  gebolirnen 
Gräffin  von  Starhemberg,  dahier  erzogen  wurde,  geehliget,  sofort 
I.  M.  die  Königin  zu  dem  ersten  Kind,  wormit  selbe  entbunden 
worden,  zu  Gevattern  gebetten. 

Weillen  sich  nun  kein  dergleichen  Actus  —  außer  mit  einem 
savoy sehen  Bottschafftern,  dem  Marchese  di  Prie  tempore  Leopoldi, 
welcher  aber  ohne  allen  Gepräng  nach  damahliger  kais.  Etiquette 
(worauf  wir  dermahlen  nicht  wohl  mehr  exemplificiren  können)  voll- 
zogen worden  —  in  unseren  Prothocollen  vorzufinden  wäre  und  sich 
anbei  äußerte,  daß  disem  nemmlichen  Ministro  bei  seiner  lezthinigen 
Ambassade  in  Spanien  von  dem  König  und  der  Königin  ein  Sohn 
aus  der  Tautf  gehoben  und  bei  solcher  Gelegenheit,  nach  Zeugnus 
seiner  hierüber  verfertigten  und  mir  privatim  communicirten  Kela- 
tion,  nicht  allein  nach  spahnischen  Coeremoniali  capella  publica  ge- 
halten, sondern  auch  allen  fremmden  Bottschafftern  und  vornehmem 
von  Adl  eigenes  Fleisses^  angesagt  worden,  so  befahlen  I.  M.,  daß 
ich  mich  nach  disen  erst  ermelten  Vorgang  richten  und  den  Actum 
also  anordnen  solle,  damit  sich  der  Herr  Bottschaffter,  welchen  sie 
wegen  seiner  persöhnHchen  gutten  Gesinnung  und  redlichen  Wesens 
aestimirte,  aller  immer  möglichen  Distinction  hierbei  zu  erfreuen  und 
zu  rühmen  hätte.  Deme  zu  Folg  dann  1^  allen  Hoffämtern,  geheimen 
Käthen  und  Cammerherrn,  ingleichen  denen  Zutrittsfrauen  förmlich  an- 
gesagt, 2^*^  der  Nuncius,  gleich  es  bei  der  Tauff'  eines  Ertzherzogs  oder 
Ertzherzogin  üblich,  zu  Verrichtung  dises  Actus  eingeladen,  3"  ich 
qua  provisorie  angesezter  zweiter  Obrist  Hoffmeister  beordert  wurde, 
das  Kind  aus  der  Hebamme  Händen  zu  nehmen  und  I.  M.  der 
Königin  währender  Tauff  tragen  zu  helffen.  Bei  dem  Tauffactu 
unserer  jungen  Herrschafften  pflegt  ein  solches  der  erste  Obrist  Hoff- 
meister zu  thun  und  die  Function  geschieht  in  der  Ritterstuben; 
die  heutige  aber  wäre  in  der  grossen  Hoff'  Capellen  angeordnet, 
mithin  von  jener  in  disen  zwei  Haubtpuncten  unterschiden,  welches 
billigerraaßen  im  Coeremoniali  etwas  bevor  bleiben  muste.  Die 
Königin  stiege  ab  wie  sonsten  auf  der  Bellaria  und  verweillte  ein 
wenig  in  der  Cammer,  biß  alles  in  der  Capellen  bereit  wäre,  worauf 
sie  sich  mit  dem  gewöhnlichen  öffentlichen  Corteggio  unter  Vor- 
trettung  des  Herrn  Bottschaffters  (indeme  der  Cardinal  Ertzbischoff 
abwesend  wäre  und  der  Nuncius  die  Function  zu  verrichten  hatte) 
hinunter  in  die  Capellen  verfügte  und  nach  vollendeten  Tauffact  dem 


172  1743,  Ang.  7.-13. 

Kind  eine  brillantene  Nädl,  worzu  die  I.  M.  von  der  lezthin  zu  Florenz 
verstorbenen  Frau  ChurfUrstin  zu  Pfaltz  legirte  Stecknädl  und  so  be- 
nahmste  Pioggia  employret  worden,  verehrten  und  sodann  nach  be- 
schehenen  respective  Gratulation  und  Dancksagungs  Complimenten 
ohne  vi^eiters  in  die  Zimmer  zurück  zu  gehen,  (sie!)  sogleich  den  in 
den  alten  Hoff  zu  dem  Ende  bereits  fertig  gehaltenen  Leibwagen, 
biß  wohin  sie  der  Herr  Bottschaft'ter  begleitete,  bestige  und  ihre 
Ruckkehr  nacher  Schönbrunn  nähme,  allvvo  disen  Abend  das  gewöhn- 
liche Appartement  gehalten  wurde. 

Den  7.  speisten  die  Herrschafften  zu  Mittag  bei  I,  M.  der 
Kaiserin  zu  Hezendorff. 

Den  10.  al  solito  herein  zur  Hoffcapellen  ob  festum  S.  Laurentii, 
ingleichen 

den  11.     Heut  geht  mann  aber  auf  Mittag  zurück. 

Den  12.  Hessen  I.  M.  sich  gewöhnlicher  Massen  wegen  herbei- 
nahenden Termins  dero  Schwangerschafft  zur  Ader,  speisten  mittags 
mit  der  Ertzherzogin  Maria  Anna  und  abends  ward  gedanzt;  und 
weillen  die  Nacht  so  schön  wäre,  so  befahlen  I.  M.,  daß  mann  ihnen 
auf  den  Vestibüle  ausser  des  Saals,  so  zum  Garten  führt,  den  Spill 
Tisch  hinsetzen  solle,  und  spülten  Lansquenet  biß  gegen  1 1  Uhr,  wo 
sie  sich  ganz  ruhig  zu  Bett  begaben,  allein 

den  13.  gegen  anbrechenden  Tag  —  an  welchem  der  Herzog  mit 
einigen  Dames  Partie  gemacht  hatte,  sich  zu  den  Graflfen  Gundl  Alt- 
hann  nacher  Murstötten  auf  mittags  zu  verfügen  —  fiengen  dieselbe 
an,  einige  Vorbotten  herannahender  Geburt  zu  spühren,  weßwegen 
sie  sich  sogleich  noch  selben  Morgens  in  die  Purg  herein  begaben; 
und  obschon  I.  M,  wtircklich  im  Fahren  unterweegs  eine  und  andere 
sogenannte  schleichende  Wehe  empfanden  und  noch  über  dises  aus 
einer  Fatalitet  —  weillen  der  Zimmerwarter,  der  sich  darauf  nicht 
versehen,  mithin  auch  sogleich  nicht  an  der  Hand  gewesen,  um  dero 
Wohnungs  Zimmern  aufzuspören  —  gegen  einer  Viertlstund  in  der 
Trabantenstuben  warten  musten,  gienge  doch  alles  Gottlob  ganz  glück- 
lich von  statten  und  höchstdieselbe  wurden  gegen  3  Uhr  Nachmittag 
mit  einer  zwar  sehr  klein  und  schwachen  Prinzessin  entbunden, 
welche  noch  selben  Abends  gegen  8  Uhr  laut  aufschltissigen  Protho- 
colls  Extract  von  dem  Nuncio  getaufft  und  Maria  Elisabetha  Josepha 
Johanna  Antonia  benammset  wurde.  Die  Tauft"  Path  waren  die  ver- 
wittibte  Kaiserin  Frau  Mutter  und  der  König  in  Portugall,  dessen 
Stelle  der  Herzog  Leopold  v.  Hollstain  Toisonist  vertretten. 

Disen  Abend  und  beide  folgende  Mittag  wäre  öffentlicher  Taffl- 
dienst   oben  bei  der  Kaiserin,   nebst  grosser  Gala,  wo  ich  dann  qua 


1743,  Aug.  14.-29.  173 

angeseztcr  Obiist  Cämmerer  meiu  Ammt  bei  den  Herzog  mit  Reichung 
des  Hand  Tüchels  und  RUckung  des  Sessels  verrichtet,  auch  sodann 
die  Ordonnanz  gehollet,  anbei  aber  mich  immer  in  der  Königin  Spiegl 
Zimmer,  um  auch  dero  allerhöchste  Befehl  durch  die  Obrist  Hoff- 
meisterin  (weillen  in  die  Cammer,  als  worin  nur  die  wUrckliche  oder 
vorhin  gewesene  Obristhoffmeister  den  Zutritt  haben,  nicht  dörffen) 
zu  vernehmen,  eingefunden  habe. 

Den  14.  wäre  Toison  Vesper  und 

den  15.  Toison  Ammt  in  der  grossen  Hottcapellen  und  mittags 
wäre  bei  der  Kaiserin  öffentlicher  Taffldienst. 

Den  16.,  als  ich  gegen  Mittag  zu  den  Herzog,  um  die  gewöhn- 
liche Ordonnanz  zu  hollen,  gegangen,  führte  mich  selber  in  die  Cammer 
zu  I.  M.  der  Königin,  welcher  zur  glücklichen  Entbindung  allerunter- 
thänigst  die  Hand  zu  kUssen  mich  unterstanden  und  allerhöchst  die- 
selbe in  bestem  Wohlsein  mit  ganz  lebhaftten  Augen  und  munterer 
Stimm  vorgefunden  habe. 

Den  19.  starbe  an  (sie!)  im  67.  Jahr  der  Cardinal  Damianus 
Hugo  V.  Schönborn,  BischoflF  v.  Speier  und  Costanz,  welchem  im 
Bistum  Costanz  den  4.  Novembris  Casimir  Anton  Freiherr  v.  Sickingen, 
ein  fast  60jährig-,  dem  Hauß  Oesterreich  gleich  seinen  übrigen  Vettern 
diser  Breißgau  Lini  als  Vassal  und  sonsten  auss  persöhnlicher 
Neigung  sehr  devoter  Mann,  zu  Speier  aber  Franz  Christof  von 
Hütten,  ein  junger  aber  gutt  patriotisch  gesinnter  Domherr  succedirtc. 

Den  23.  alß  am  Fest  S.  Philippi  Benitii  führe  der  Herzog  mit 
gewöhnlichen  Corteggio  zu  denen  Serviten,  und  weillen  der  Obrist 
Stallmeister  etwas  unpässlich  wäre,  muste  ich  an  dessen  Stelle  mich 
in  dem  Leibwagen  setzen,  wie  es  unsere  alte  Etiquette,  wann  der 
Herr  en  campagne  ausfahrt,  mit  sich  bringt. 

Den  28.  thate  der  Herzog  dem  gewöhnlichen  Patrocinii  Fest 
bei  denen  Augustinern  beiwohnen,  die  Königin  aber  —  obwollen  sie 
erst  14  Tagen  ihrer  Niderkunnft  zurück  gelegt  —  weillen  heut  der 
Kaiserin  Geburts  Tag  einfallet,  derselben  die  Finesse  und  verfügte 
sich  en  sac  und  Neglige  Hauben,  jedoch  mit  Geschmuck  im  Kopflf, 
über  die  Schnecken  hinauf  all'  incognito,  erlaubte  doch  hernach,  daß 
alle  anwesende  Dames  und  Cavalliers,  welchen  lezteren  die  Kaiserin, 
da  sie  wegen  ihrer  Füssen  fast  immer  sitzen  muß,  den  Eingang  in 
das  Spiegl  Zimmer  verstattet,  auch  ihr  die  Hand  küssen  dörrt"ten, 
wornach  dieselbe  vor  das  erste  Mahl  nach  der  Niderkuntft  in  dero 
Spiegl  Zimmer  gespeist  und  abends  die  Stundsfrauen  vorgelassen  haben. 

Den  29.  verraiste  der  Herzog  mit  einigen  Männern  und  Lieb- 
habern der  Jagd  nacher  Hollitz   und  übrige   in  dortiger  Gegend  in 


174  1743,  Sept.  1.— 6. 

Hungarn  noch  bei  Lebzeiten  des  Kaisers  von  denen  Graft"  Czobori- 
schen  Creditoren  abgelöst-  und  eiugehandlete  Herrschaff"ten,  von  wannen 
er  erst  den  13.  Septembris,  alß  dem  Vorabend  der  Königin  Hervor 
gangs,  zurückgekommen. 

Den  1.  Septembris  wäre  zwar  der  Kircliendienst  nur  in  der 
Cammer  Capellen,  allein  die  Königin  befahl,  daß  ich  denen  Cammer- 
herrn  dazu  solte  ansagen  lassen,  welche  auch  widerummen  seit  des 
Herzogs  Abraiß  die  Audienzien  wie  vorhin  more  solito  melden  müssen, 
indeme  I.  M.,  ob  sie  schon  noch  nicht  vorgeseegnet,  dennoch  bereits 
mit  denen  Ministris  widerummen  zu  arbeiten  angefangen.  Anheut 
wäre  oben  bei  der  Kaiserin  die  Copulation  des  Graff'en  Antoni  Salm, 
kö.  Cammerherr,  mit  der  Freile  Raphaela  Gräffin  v.  Rogendorft",  kaiser- 
liche Hoff  Dame, 

Den  2.  raiste  der  Fürst  v.  Lobkowitz  nach  Italien  ab,  um  den 
Feldmarschall  Traun  in  dortigen  Commando  abzulösen,  nach  dessen 
Ankunfft  unsere  Arm6e,  welche  seit  der  Action  bei  Campo  Santo 
noch  immer  in  dem  Ferrar-  und  Bolognesischen,  die  Spanier  aber 
in  Ravenna  und  Rimini  still  gelegen,  sich  zu  bewegen  angefangen.") 

Den  6.  um  10  Uhr  abends  kämme  meine  Gemahlin  mit  einem 
Sohn  zwar  glücklich  nider,  allein  das  Kind  wäre  nicht  ausgetragen 
und,  wie  es  die  Chirurgi  nennen,  non  perforatus,  mithin  so  schwach 
auf  die  Welt  gekommen,  daß  mann  es  sogleich  noth  tauften  muste. 
Nachdeme  es  aber  in  etwas  gelabet  und  zu  recht  gebracht  worden, 
wurden  durch  den  Pfarr  Administrator  bein  Schotten  die  gewohnliche 
Coeremonien  nachgetragen  und  dem  Bueben  nach  seinen  Tauft'  Pathen, 
meinem  Schwägern  dem  Fürsten  von  Dietrichstein  und  der  Gräffin 
Losi,  gebohrenen  Gräffin  Fuchs,  die  Nahmen  Joannes  Ernestus  Carolus 
Josephus  gegeben.  Des  anderen  Tags  Hesse  ich  mit  Zuziehung 
zweier  Chirurgorum  Consilium  medicum  halten,  und  weillen  alle  zur 
Operation  anriethen,  solche  alsofort  vornehmen;  allein  den  9.  gegen 
Mittag  wäre  das  Büebl  schon  eine  Leich. 

Tags  vorhero  hatte  unsere  Armee  im  Reich  die  Passage  des 
Rheins  tentiret,  auch  würcklich  auf  einer  Seiten  unter  Anführung  des 
Printz  Carl  und  meines  Vettern  biß  in  die  so  genante  Rhein  Insel 
unweit  Alt-Breisach  glücklich  hinüber  gesezt;  nachdeme  es  aber  dem 
Fürsten  v.  Waldeck  bei  Rhein  Weiller,  wo  die  zweite  Brücken  ge- 
schlagen werden  sollen,  mißlungen  und  der  Feind  Zeit  gehabt,  von 
allen  Seiten  her  zu  eillen,  wurde  das  Project,  in  Elsass  einzudringen, 
für  dises  Mahl  zu  Wasser;  und  obschon  wir  unß  in  ermelter  Insl  biß 
zu  End  der  Campagne  souteniret  und  wann  nur  der  König  von  Engel- 
land,  welcher  mit   seiner   ganzen  Macht   bei  Worms  gestanden   und 


1743,  Sept.  8.-9.  Ho 

seit  der  Dettingcr  Victori  les  bras  croises  gcblibeu,  gegen  den  Feind 
vorrücken  und  unsere  Operationen  in  etwas  mehr  facilitiren  wollen, 
unß  leicht  gewesen  wäre,  die  Passage  von  neuem  zu  versuchen  und 
auch  zu  behaubten,  so  wurde  nichts  weiteres  mehr  unternohmen, 
sondern  die  übrige  Zeit  der  Campagne  ä  faire  la  petite  guerre  zu- 
gebracht. Dise  mißlungene  Entreprise  kunte  mein  Vetter  niemahlen 
verschmertzen  und  legte  oftentlich  einen  sichern  Generalen  die  Schuld 
hiervon  bei,  dessen  Nahmen  aus  Discretion  verschweigen  will  und  der 
Tags  zuvor  bein  Printz  Carl  soupiret,  allwo  mann  zu  vill  getruncken, 
mithin,  da  die  Passage  die  nemmliche  Nacht  für  sich  gehen  sollen, 
nicht  im  Stand  gewesen,  seine  Schuldigkeit  zu  thun.  Die  Sach  wurde 
zwar  zu  vermitteln  und  zu  beschönigen  gesucht,  und  thate  der  Printz 
Carl  bei  der  Parole  die  Persohn  quaestionis  justificiren,  allein  es  wurde 
doch  das  Bruit  so  bald  nicht  appaisiret  worden  sein,  wann  nicht  der 
Feldmarschall  so  geschwind  darauf  gestorben  wäre.'^^) 

Eodem  kämme  die  Nachricht  wegen  der  provisorie  geschlossenen 
Capitulation  mit  der  Ingolstätter  Garnison,  welche  sich  engagiret, 
wofern  biß  1 .  Octobris  kein  Succurs  kommen  solle,  die  Festung  gegen 
honorablen  Auszug  dem  Gräften  Bernclau  einzuantworten.'^'') 

Den  8.,  am  Fest  S.  Mariae  Geburt,  wäre  Predig  und  Ammt  in 
der  Cammer  Capellen. 

Den  9.  machte  der  Pabst  endlichen  seine  erste  sehr  zahlreiche 
in  23  benennten  und  3  in  petto  behaltenen  subjectis  bestehende 
Cardinal  Promotion,  worvon  die  Nahmen  in  der  Beilag  aufgezeichnet. ^°) 
Da  nun  unser  hiesiger  Nuncius  auch  darunter  begriffen,  und  zwar, 
weillen  der  Rang  juxta  gradum  et  Senium  dignitatis  archi-  vel  epis- 
copalis  eingetheilet  wird,  der  zweite  in  ordine  promotorum  wäre,  er- 
manglete  er  nicht,  sobald  ihme  die  Nachricht  hiervon  durch  einen 
Currier,  welcher  ihme  zugleich  die  rothe  Calotte  überbrachte,  zuge- 
kommen wäre,  so  erst  den  18.  currentis  geschähe,  I.  M.  der  Königin 
durch  seinen  sofort  nach  Schönbrunn  an  mich  geschickten  Auditore 
della  nunziatura  von  seiner  Promotion  Parte  zu  geben  und  um  die 
Audienz  (welche  er  fUhrohin  qua  Cardinalis  nicht  mehr  oftentlich  zu 
nehmen  hatte,  sondern  immer  in  der  Retirada  —  unserer  Etiquette 
nach  —  Uberkamme)  Ansuchung  zu  thun.  Dise  wurde  von  I,  M. 
ihme  auf  den  nächst  darauf  gefolgten  Feier-  und  Apostel  Tag 
S.  Matthaei,  da  die  Herrschaftten  ohnedeme  wegen  des  Gottesdiensts 
in  die  Statt  musten,  vor  der  Kirchen  verwilliget,  anbei  auch  beliebet, 
ihn  seiner  neuen  Würde  halber  in  dero  Nahmen  anständiger  Massen 
complimentiren  zu  lassen;  und  nach  deme  sich  in  unseren  Protho- 
collis  circa  priora  nichts  aufgezeichnet  gefunden  und  mann  hiernächst, 


176  17^3,  Sept.  11.-14. 

obwoUen  sich  nachgehends  auß  mündlichen  Erzehlungen  geäussert, 
daß  vorhin  nur  ein  Cammerherr  zu  dergleichen  Complimentirungen 
abgeordnet  worden,  wegen  veränderten  Zeit  und  Umständen  —  zu- 
mahlen  wir  bei  jeziger  königlicher  Regierung  dem  vorigen  kaiser- 
lichen Coeremoniali  nicht  so  stricte  inhaeriren  können  —  ein  mehreres 
thun  wollen,  so  ward  das  Temperament  ergriffen,  daß  ich  zwar  qua 
angesezter  Obrist  Cämmerer  mich  selbsten  zu  ihn  verfügen,  allein 
mich  vorläuffig  nicht  melden  lassen,  sondern  eine  solche  Stund  auf- 
suchen sollen,  wo  er  ohnedeme  zu  Hauß  anzutreffen  wäre;  all  wo  ich 
ihme  dann,  ohne  eine  förmliche  Absendung  von  selten  des  Hoffs  zu  er- 
kennen zu  geben,  jedoch  in  dero  allerhöchsten  Nahmen  den  Antheil,  so 
I.  M.  an  seiner  Erhöhung  zun  Purpur  nehmeten,  zu  contestiren  hätte; 
worbei  es  dann  auch  für  dises  Mahl  gebliben  ist. 

Den  11.,  ni  fallor,  geruheten  I.  M.  den  Landmarschall,  Graffen 
V.  Herberstein  und  den  Graffen  Friderich  Harrach  zu  dero  Conferenz 
Ministres  zu  benennen;  und  weillen  sich  dise  beide  sofort  sothanen 
Titl  zugelegt,  so  thaten  Kinsky  und  Colloredo  sich  dessen  auch  prae- 
valiren,  welche  bishero  zwar  zu  einigen  Conferenzen  gezogen,  aber 
von  niemanden  für  würckliche  Conferenz  Ministres  erkannt  worden 
waren;  wie  es  dann  mit  disen  neuen  Herrn  Conferenz  Ministern  noch 
biß  dato,  da  ich  dises  schreibe,  eine  sehr  wunderliche  Beschaffen- 
heit hat,  indeme  selbe  sich  zwar  dafür  halten  und  auch  von  anderen 
gehalten  werden,  allein  selbsten  bekennen  müssen,  daß  sie  das 
wenigste  von  denen  wichtigeren  Affairen  wissen,  als  welche  ge- 
mainiglich  nur  bei  den  so  genannten  Colloquio,  so  einmahl  die 
Wochen,  auch  nach  Umständen  öffters  in  Gegenwart  der  Königin 
und  in  ihrem  oder  des  Herzogs  Cabinet  gehalten  wird,  und  worzu 
nur  der  alte  Gundacker,  Uhlfeld  und  Bartenstein,  auch  meistens  der 
Königsegg  gezogen  werden,  vorgenohmen  und  tractirt  zu  werden 
pflegen. 

Den  13.  kämme  der  Baaden-Baadenische  Haubtmann  Duquesne 
mit  6  blasenden  Postillionen  daher  geritten  und  brachte  die  Nach- 
richt, daß  die  so  lang  bloquirte  und  dem  Feind  noch  allein  in 
Böhmen  übrig  geblibene  Festung  Eger  den  7.  dises  endlichen  capi- 
tuliret  und  die  von  Hunger  und  Kranckheit  ausgemerglete  Garnison 
sich  an  den  General  Kollovrat  zu  Kriegsgefangenen  ergeben  habe.^') 

Den  14.,  alß  an  dem  zu  den  höchst  beglückten  Hervorgang  I.  M. 
der  Königin  bestimmten  Tag,  wäre  diserhalben  und  wegen  des  zu- 
gleich einfallenden  Geburts  Tag  der  Ertzherzogiu  Mariae  Annae  Durch- 
laucht große  Gala,  worbei  aber  (wie  es  in  all-  dergleichen  Tagen 
und  Functionen  die  Etiquette  mit  sich  bringt)  außer  denen  Hoffämtern 


1743,   Sept.  15.-22.  177 

und  Dienst  Cämmerern  alle  übrige  geheirainc  Ruth  und  Cammerherrn 
nur  en  carapagne  zu  erscheinen  haben.  Die  Königin  führte  ich  an 
der  Hand  über  den  Augustiner  Gang,  die  neu  gebohrne  Princessin 
wurde  auf  der  Frau  Aya,  Comtcsse  de  Beh'upt  gebohrene  Gräffin 
V.  Werschowitz,  Schoß  in  der  Königin  Gala  Sessel  getragen  und 
von  zwei  Cammerherrn  begleitet;  gleich  unterhalb  der  ersten  Stiegen, 
in  ingressu  chori,  pflegt  ein  goldener  Bolster  auf  die  Erde  gelegt  zu 
werden,  worauff  I.  M.  in  so  lang  knien,  biß  die  gewöhnliche  Gebetter 
von  dem  Pontificanten,  so  dermahlen  der  Nuncius  wäre,  abgelesen; 
das  neu  gebohrene  Kind  wird  ihro  in  die  Arme  gegeben,  der  Herzog 
steht  an  dero  Rechten  und  ich,  qua  angesezter  zweiter  Obrist  Hott- 
meister, muste  neben  I.  M.  knien  und  ihnen  das  Kind  tragen  helffen. 
Nach  vollendeten  Precibus  reichte  ihr  der  Nuncius  die  Stolam,  deren 
Zipft'  oder  End  die  Kaiserin  in  die  Hand  nihmt,  und  führte  sie  also  zur 
Loretto  Capellen,  in  welcher  I.  M.  die  Princessin,  welche  sie  immer 
auf  denen  Armen  gehabt  und  von  mir  im  Gehen  durch  die  Kirchen 
an  der  Seiten  begleitet  und  in  etwas  souteniret  worden  wäre,  auf 
den  Altar  vor  den  Marianischen  Gnaden-Bild  niderlegte  und  sich  so- 
fort zu  ihrem  Bettschammel  verfügte,  hierauf  erstlich  dem  Hoh- 
Ammt,  welches  nicht  mehr  der  Nuncius,  der  lediglich  die  Function 
der  Einseegnung  verrichtet,  sondern  der  Bischoft'  von  Neutra  Graff 
Esterhasy  gehalten,  in  der  Loretto  Capellen  andächtigst  beigewohnet, 
sodann  nach  Vollendung  desselben  mit  dem  gewöhnlichen  Corteggio 
zu  dem  hohen  Altar  vorgetretten,  bei  welchen  wegen  der  gestrigen 
gutten  Nachricht  und  hierdurch  versicherten  totalen  Evacuierung 
des  Königreichs  Böhmen  das  Te  Deum  solenniter  abgesungen  wurde. 

Den  15.  wohnten  die  Herrschatt'ten  der  gewöhnlichen  Andacht 
zu  S.  Stephan  und  Procession  wegen  des  Entsatz  Wienn  bei. 

Den  16.  kehrten  die  Herrschatt'ten  zurück  nach  Schönbrunn,  um 
die  übrige  gutte  Jahreszeit  allda  zuzubringen. 

Den  17.  kämme  die  Kaiserin  Vormittag  aus  der  Statt  zu  unß 
nach  Schönbrunn  mit  der  jungen  Herrschaft't,  worauf  sämmtlichen  zu 
Hezendorft'  gespeiset  und  wir  andere  vom  Gefolg  hatten  unsere  Taffl 
mit  der  Obrist  Hott'meisterin  und  denen  Hott'  Dames,  bei  welcher  der 
Kaiserin  Obrist  Kuchlmeister  Graff  Cavriani  les  honneurs  machte. 

Den  20.  kämmen  die  Herrschafften  wegen  des  morgigen  Apostel 
und  übermorgigen  Sonntags  und  dießfahls  vorseienden  Gottes  Diensts 
auf  ein  paar  Tag  in  die  Statt  herein;  heut  wäre  Toison  Vesper  und 
morgen 

den  21.  Toison  Ammt. 

Den  22.  kehrte  mann  auf  Mittag  zurück  nach  Schönbrunn. 

KhevenhüUer-Sclilitter.    1742—1744.  12 


178  1743,  Sept.  26.-Okfc.  1. 

Den  26,  kämmen  die  ITerrschafften  herein  auf  Mittag  und 
speisten  bei  der  Kaiserin;  Nachmittag  aber  verfügten  sich  dieselbe 
auf  die  burgerl.  Schießstaat,  um  dem  von  der  Königin  gegebenen 
Freischießen  beizuwohnen.  Der  Herzog  schiessete  Selbsten;  die  Kö- 
nigin aber,  umw^illen  sie  feuerscheu  und  auch  sonsten  von  Jugend 
auf  keine  Liebhaberin  von  Schiessen  und  Jagen  gewesen  ist,  Hesse 
für  sich  heben  und  spülte  indessen  eine  Partie  Piquet  in  der  für  die 
Herrschafften  zur  Retirade  zugerichteten  Schießhütten. 

Den  28.  kämmen  die  Herrschafften  eigends  in  die  Statt,  um  dem 
in  der  Hoffcapellen  wegen  des  heutigen  S.  Wenceslai  Fest  abgesungenen 
Hohammt  beizuwohnen,  nach  welchen  sie  sich  sofort  widerummen 
nacher  Schönbrunn  zurück  begaben. 

Den  29.  fuhren  die  Herrschafften  wegen  des  heutigen  Titular 
Fest  zu  denen  Michaelern,  kehrten  aber  sogleich  —  ohne  in  der  Burg 
abzusteigen  —  auf  Mittag  zurück  hinauß  nacher  Schönbrunn. 

Den  30.  beliebten  I.  M.  en  partie  de  cavalcade  in  die  Burg 
herein  zu  kommen  und  die  Ertzherzogin  Maria  Anna,  dise  zwar  in 
Biroccio,  mit  sich  auf  Schönbrunn  zu  nehmen,  allwo  mann  zu  Mittag 
gespeiset,  abends  gedanzt  und  sodann  en  grande  compagnie  sou- 
piret  hat. 

Den  1.  Octobris  verfügten  sich  mittags  gegen  12  Uhr  die 
Herrschafften  mit  einem  kleinen  Gefolg  von  Dames  und  Cavallieren 
(worunter  auch  ich  wäre)  zu  Wasser  nach  Hoff  an  der  March,  so  vor 
disen  der  Printz  Eugene  von  dem  gewesten  kaiserlichen  Obrist 
Falckenmeister  Graffen  v.  St.  Julian  erkaufft  und  sehr  prächtig  erbauet 
und  so  nach  dessen  ohne  Testament  erfolgten  Ableiben  nebst  seiner 
übrigen  Verlassenschafft  an  seine  eintzige  Niece,  die  dermahlige 
Herzogin  von  Sachsen -Hildburgshausen  gekommen.  Etwann  eine 
kleine  Stund  Wegs  ausserhalb  des  Orths  landete  mann  an  und  sezte 
sich  in  die  bereitgehaltene  Landauer  Chaisen,  in  welchen  mann  über 
die  dortige  schöne  Ebene  nach  den  auf  einer  Anhöhe  ligenden  Schloß 
führe;  und  weillen  unsere  Ankunfft  gegen  den  Abend  vermuthet 
worden  wäre,  so  hatte  mann  nicht  allein  das  Schloß  um  und  um 
illuminiret,  sondern  auch  in  der  zu  solchen  hinauf  führenden  langen 
Allee  eine  lebendige  Illumination  angestellet,  indeme  bei  jedem  Baum 
ein  Bauer  mit  einer  Fackel  in  der  Hand  postiret  sich  befände  und, 
a  mesure,  daß  wir  vorbei  gefahren  waren,  folgten  dise  brennende 
Statuen  unseren  Wägen  mit  villem  Jubel  und  Vivat  Schreien  und 
begleiteten  unß  in  vollem  Rennen  biß  zum  vorderen  Schloß  Hoff. 
Die  Frau  von  Hauß  nebst  ihrem  Herrn  Gemahl  empfingen  die  Herr- 
schafften   an    den  Wagen    und   er   führte    die  Königin    die    Stiegen 


1743,  Okt.  2-3.  1'79 

hinauf  in  die  für  sie  bereitete  Zimmer.  Weillen  der  Abend  sehr 
schön  wäre,  giengcn  I.  M.  noch  in  etwas  au  clair  de  la  lune  spatzieren 
und  gegen  9  Uhr  soupirten  allerhöchst  dieselbe  mit  der  mitgekommenen 
Compagnie. 

Den  2.  gienge  der  Herzog  mit  denen  Männern  auf  die  Jagd,  die 
Königin  aber  hörte  die  heil.  Meß  in  der  zwar  kleinen  aber  sehr 
schön  geziert  und  gemahlenen  Schloß  Capellen  und  bliebe  wegen  des 
stürmigen  Wetters  den  ganzen  Morgen  retiriret.  Mittags  speiste 
mann  in  ^er  Sala  terrena,  welche  zur  llaubt  Terrasse  hinaus  führet 
und  den  schönsten  Prospect  der  Welt  über  das  Marchfeld  und  auf 
einer  Seiten  biß  Presburg,  auf  der  anderen  biß  gegen  Wienn  zu  dar- 
stellet. Und  weillen  es  nach  den  Essen  sich  etwas  ausgeheitert,  so 
besähe  mann  den  Garten  und  führe  sodann  nacher  Niderweiden,  so 
etwann  eine  starcke  halbe  Stund  von  Hoff  ligt  und  allwo  der  Printz 
ein  kleines  Wäldl  gleich  einem  Garten  auf  eine  ganz  neue,  seithero 
aber  zu  Prugg  bein  Graffen  Harrach  und  auch  an  andern  Orthen 
imitirte  Art  eintheilen  und  aufbutzen  lassen.  Alldorten  wäre  ein 
Bauern  Danz  und  Ganß  Kennen  nebst  einer  Collation  angeordnet; 
weillen  es  aber  zu  regnen  angefangen,  muste  mann  frühzeitig  zurück- 
fahren. 

Den  3.  kehrte  mann  nach  genohmenen  Frühstück  in  Chaisen 
zurück  nach  Schönbrunn,  allwo  wegen  des  Vorabend  S.  Francisci,  als 
des  Herzogs  hohen  Nahmenstags,  zumahlen  solcher  für  dises  Jahr  an 
einen  Freitag,  da  keine  öffentliche  Festivitet  bei  Hoff  gehalten  zu 
werden  pflegt,  einfallet,  nicht  allein  große  Gala  angelegt  und  nebst 
großen  Soupe  Bai  gehalten,  sondern  auch  das  Schloß  und  der  mittere 
Prospect  des  Gartens  mit  villen  Lampions  illuminiret  und  von  der 
hiesigen  operischen  Bande  eine  Entrce  in  orientalischer  Tracht  durch 
den  Garten  und  hierauf  ein  Ballet  im  Saal  produciret  wurde.  Beides, 
sowohl  die  Illumination  als  der  Einzug  deren  Operisten  geschähe  auf 
Veranstaltung  des  niderländischen  Praesidentens  Don  Emauuel  de  Sylva, 
welcher  ein  Sohn  des  Zeit  voriger  kaiserlicher  Regierung  ville  Jahr 
als  portugiesischen  Bottschaffters  dahier  gestanden-  auch  in  Wienn 
verstorbenen  Comte  Taroucca  ist  und  dahero  par  abus  nach  seines 
Vattern  nur  angenohmenen  und  nicht  Famili  Nahmen  ebenfahls  der 
Graff  Taroucca  benammset  wird.  Mann  hätte  aber  ein  und  anderes 
besser  anordnen  können  und  ward  sonderlich  über  die  schmuzige  Com- 
parse  deren  Operisten  villes  glossiret  und  gespöttelt.  Was  übrigens 
besagten  Cavallier  betrifft,  so  hat  selber  sich  bereits  bei  voriger  Re- 
gierung also  iutrant  zu  machen  gewust,  daß  er  aus  einem  Cadeten 
eines  fremmden  Ministers  niderländischer  und  hierauf  gar  würcklicher 

12* 


180  1743,  Okt.  4. 

geheimer  Rath  worden  und  durch  die  Kaiserin  noch  ferners  effectuirt, 
daß  mann  ihme,  als  er  seine  dermahlige  Frau,  eine  gebohrene  Prin- 
cessin  v.  Hollstein  Beck  (deren  Mutter  eine  v.  Sanfree  ist),  geehliget, 
weillen  er  ihr  keine  genugsamme  Versicherung  geben  können,  nicht 
allein  öOtausend  zur  Haußsteuer  von  Hoff  auß  assigniret,  sondern  auch 
zum  niderländischen  Duo  gemacht;  anbei  wüste  er  der  jezigen  Frauen 
Gnad  und  Vertraulichkeit  durch  die  Gräffin  Fuchs  und  ihre  zwei 
Töchter  also  zu  menagiren,  daß  sie  ihn  bald  nach  angetrettener  Re- 
gierung an  des  resignirten  Comte  Savalla  statt  zum  niderländischen 
Praesidenten  benennet  und  nachhero  in  die  erste  Toisonisten  Promotion 
mit  begreiffen  machen.  Weillen  er  nun  in  seines  Vattern  Hauß  und  von 
ihme,  zumahlen  selber  bekanntermaßen  ein  sehr  kunstliebender  und  in- 
dustrioser  Mann  gewesen,  einige  Connaissance  von  Gebäuden  und  Ein- 
richtungen überkommen  und  von  Natur  so  geartet  ist,  daß  er  sich 
gleich  mit  allem  gern  beschäfftiget,  so  wurde  ihm  nach  der  Zeit  und 
bei  anhaltender  Kranckheit  und  Unvermögenheit  des  Graffen  Gundl 
Althann,  gewester  kaiserlicher  Obrist  Stallmeister  und  Bau  Directori, 
nicht  allein  die  Oberdirektion  des  Schönbrunner  Bau  von  der 
Königin  aufgetragen,  sondern  überhaubt  das  Bauwesen  übergeben, 
worbei  er  aber  nicht  gebliben  und  noch  in  mehrere  außer  seine 
Sphaeram  schlagende  Sachen  sich  gemischt  und  einen  Espece  de 
directeur  des  plaisirs  de  la  Reine  vorstellen  wollen,  wordurch  er  sich 
zwar  ville  Critiquen  zugezogen,  zugleich  aber  auch  in  der  Königin 
Gnad  und  Freundschafft  mehr  und  mehr  und  dergestalten  insinuiret, 
daß  er  von  selber  so  gar  in  denen  geheimmesten  Staatssachen  con- 
sultiret  worden.  Mann  hat  ihn  voruemmlich  beschuldigen  wollen,  daß 
er  ihr  gar  zu  despotische  Maximen  eingeflösset  oder  doch  ihrem  Genio 
hierinnfahls  zu  vill  nachgegeben  und  die  Frau,  so  lobenswürdig  auch 
selbe  ist,  dennoch  zu  sehr  flatiret  habe,  anbei  nach  portugiesischen 
Spitzfindigkeit  in  allen  Sachen  sopra  fino  sein  wollen,  wess wegen 
ihme  auch  die  Ministri  nicht  allerdings  hold  gewesen  und  ihn  immer 
beargwöhnet  haben,  er  thäte  auch  hierinnen  die  Königin  zuweillen 
irr  machen.  Ob  und  wie  weit  nun  alle  dise  Beschuldigungen  ge- 
gründet waren,  will  meines  Orths  nicht  decidiren.  Ich  melde  nur, 
was  gesprochen  worden. 

Den  4.  ward  wegen  des  Francisci  Tag  die  Gala  widerhollet; 
gegen  halber  eilff  Uhr  kämme  der  Obristleutenant  von  Wenzl  Wallis 
Baron  von  Krottendorft'  mit  6  blasenden  Postillionen  von  Burkerstorff 
gerad  nach  Schönbrunn  und  sodann  erst  in  die  Statt  eingeritten  und 
überbrachte  Zeitung,  daß  in  Conformitet  der  bereits  initio  Septembris 
geschlossenen  Capitulation  die  Festung  Ingolstatt  den  1.  dises  denen 


1748,  Okt.  5.-15.  181 

Unserigen  eingevaumet  worden  seie.  Nach  eilif  Uhr  verfügten  sieh 
die  Herrschafften  öffentlich  in  die  Schloß  Capellen  und  wohnten 
dem  gesungenen  Ammt  bei;  sodann  speisten  dieselbe  in  publico  und 
Nachmittag  wäre  Appartement  und  des  Abends  wurde  die  gestrige 
Illumination,  jedoch  ohne  Bai,  reproduciret. 

Den  5.  geruhten  die  Herrschafften  sich  abermahlen  nach  der 
bürgerlichen  Schiessstatt  zu  verfügen  und  dem  Schluß  des  gegebenen 
Frei-Schiessens  beizuwohnen. 

Den  6,  verfügten  sich  die  Herrschafften  nacher  St.  Stephan,  um 
dem  von  dem  Cardinalen  Ertzbischoff  wegen  der  Eroberung  Ingolstatt 
gehaltenen  Te  Deum  beizuwohnen,  speisten  öffentlich  zu  Mittag  auf 
der  Königin  Seiten  und  Nachmittag  gienge  mann  zu  denen  Domini- 
canern wegen  des  Rosencranz  Fest;  die  Frocession  kunte  aber  wegen 
eingefallenen  Regenwetters  nicht  für  sich  gehen.  Abends  wurde  die 
zu  des  Herzogs  vorgestrigen  Nahmens  Tag  destinirte  Serenada,  il 
sogno  di  Scipione  genannt,  in  dem  Balhauß  produciret. 

Den  9.  verraisten  die  llerrschafften  en  petite  compagnie 
zu  der  Gräffiu  von  Fuchs  nach  Sumarein  und  Mannerstorff  und 
kämmen  erst 

den  14.  von  dannen  zurück  und  stiegen  in  der  Burg  ab,  allwo 
sie  auch  übernachtet.  Disen  Abend  unterschribe  ich  als  Beistand 
den  lleirathscontract  der  Freile  Charlotte  v.  Nostitz,  welche  den 
königlichen  honorari  geheimen  Rath  und  Wittiber  Graffen  Pückler 
eheligte. 

Den  15.  wäre  große  Gala  wegen  des  heutigen  allerhöchsten 
Nahmens  Tags,  öffentlicher  Kirchengang  und  Ammt  ohne  Predig  in 
der  Hoffcapellen;  Taffldienst  auf  der  Königin  Seiten;  sodann  abends 
Bai  in  den  spahnischen  Saal,  welchen  ich  auf  Befehl  des  Herzogs  in 
etwas  orniren  lassen.  Hierbei  wurde  zwar  abermahlen  kein  förm- 
liches Coeremoniale  beobachtet,  jedoch  waren  die  Dames  en  rohe; 
die  Königin  öffnete  den  Bai  mit  meiner  Wenigkeit  und  zugleich 
danzte  der  Herzog  mit  der  Ertzherzogin  Maria  Anna  seniori.  Nach- 
deme  zöge  ich  eine  deren  Fürstinnen  auf  und  wurde  sofort  von 
denen  jüngeren  Cammerherrn  secundiert,  welche  auf  meine  Erinnerung 
die  Dames,  so  vill  thunlich  wäre,  gleichwollen  nach  den  Rang  zum 
Danzen  genohmen  haben.  Als  es  völlig  finster  worden,  ward  auf  den 
Paradi  Platz  oder  sogenannten  Spannier,  wo  die  Herrschafften  abzu- 
steigen pflegen,  eine  magnifique  Hlumination  —  einen  beleuchteten 
Tempel  vorstellend  —  produciret,  welche  der  Herzog,  um  sich  wegen 
der  lezteren,  die  ihme  zu  Ehren  zu  Schönbrunn  gehalten  worden,  zu 
revenchiren,  angeordnet  und  die  Incumbenz  darvon  dem  Music  Director 


182  1743,  Okt.  16.-22. 

Graffen  Losi,  diser  aber  unsern  berühmten  Hoff  Architecten  Bibiena 
gegeben  hatte. 

Nach  End  des  Bals  wurde  auf  einen  Tisch  in  Form  eines  Fer 
a  cheval  in  der  Ritterstuben  gespeist  und  dazu  alle  anwesende 
fremmde  Ministri  nebst  ihren  Frauen  und  denen  Vornehmen  von  Adl 
beiderlei  Geschlechts  geladen.  Um  aber  alle  unnöthigen  Rang  Disi)ut 
zu  vermeiden,  setzten  sich  außer  der  Königin  und  des  Herzogs,  welche 
oben  an  ihre  gewöhnliche  Fauteils  hatten,  alle  Übrige  pele  mele  und 
ohne  einiges  Coeremonial  zu  affectiren. 

Den  16.  kehrte  mann  Vormittag  zurück  nach  Schönbrunn;  des 
Abends  aber  kämmen  die  Herrschafften  widerummen  in  die  Statt,  um 
der  en  honneur  de  la  fete  d'  hier  von  Mr.  Selliers,  unseren  Impressario, 
abermahlen  neu  producirten  Serenade,  l'asilo  d'amore  betitlet,  bei- 
zuwohnen. 

Den  19.  tiberbrachte  ein  Courrier  die  Zeitung,  daß  die  Spannier 
bei  Chateau-Dauphin  die  Passage  aus  Savoyen  in  Piemont  zwar  drei 
Tage  hindurch  und  mittelst  verschiedener  Attaquen  tentiret  hätten, 
aber  von  allen  Seiten  zurück  getriben  und  endlichen  gezwungen 
worden  wären,  sich  zu  retiriren  und  für  dise  Campagne  all-  ferneren 
Einbruch  zu  unterlassen;  sihe  die  Beilag.^^) 

Eodem  kämmen  die  Herrschafften  in  die  Burg  zu  übernachten,  um 

den  20.,  welchen  Tag  auch  der  vormittägige  sonntägliche  Gottes- 
dienst more  solito  in  der  Hoff'  Capellen  celebrirt  wurde,  der  wegen 
des  Anniversarii  weilland  kaiserlicher  Majestät  Caroli  VI.  in  der  Hoff- 
capellen  gehaltenen  Vigil  und  Tags  darauf  als 

den  21.  gesungenem  Seelen  Ammt  (mit  dem  gewöhnlichen  öffent- 
lichen Corteggio,  jedoch  ohne  Mantl  Kleidern)  beizuwohnen,  wornach 
selbe  sogleich  auf  Mittag  nach  Schönbrunn  zurückkehrten.  Der 
Jahrtag  muste  wegen  des  gestrigen  Sonntags  um  einen  Tag  ver- 
schoben werden. 

Den  22.  verfügten  sich  die  Herrschafften  nebst  der  Ertzherzogin 
Maria  Anna  seniori  und  einer  Oompagnie  Dames  und  Cavalliers,  wor- 
unter auch  mein  Weib  und  ich  waren,  nach  St.  Veit  zum  Cardinal 
Ertzbischoff;  speisten  allda  zu  Mittag  und  nach  dem  Essen  wurden 
ihnen  und  allen  Anwesenden  ein  und  andere  zum  Weinlesen  nach 
Lands  Art  übliche  Utensillien  oder  Geräthschaft'ten  als:  grüne  Hütl, 
Tabliers,  Butten,  Krampe,  Messer,  alles  gar  schön  gezieret  und  ge- 
mahlen, überreichet;  welche  dieselben  auch  annahmen  und  ungehindert 
das  Wetter  etwas  regnerisch  wäre,  sich  damit  in  den  Schloßgarten 
und  das  daran  stossende  Weingebürg  begaben,  allwo  mann  mit  Fleiß 
(weillen  die  Lesens  Zeit  schon  verstrichen  wäre)   noch  einige  Reben 


1743,  Okt.  23.-31.  183 

hangen,  auch  wohl  da  und  doiten  frische  Trauben  aufbinden  lassen, 
welche  dann  von  denen  Herrschafften  und  übrigen  anwesender 
adelichen  Gesellschafft  abgelöst  wurden.  Hierauf  ward  in  dem  Schloß 
gedanzt  und  I.  M.  erlaubten  anheut  fUr  das  erste  Mahl,  daß  die 
(■avallicrs,  jedoch  nur  geheime  Räth  und  Cammerer  dieselbe  zum 
Meuuet  aufziehen  dörfften,  wormit  dann  bei  allen  Baien  fernershin 
continuieret  wurde.  Gegen  Abend  ward  der  Garten  illuminirt;  nach- 
hero  soupirte  mann  annoch  und  kämme  erst  gegen  11  Uhr  zurück 
nach  Schönbrunn.  Auch  hatte  der  Cardinal  zu  geschwinderer  und 
sicherer  Beförderung  die  Strassen  von  St.  Veit  biß  Schönbrunn  zu 
mit  Pechcräntzen  beleuchten  lassen. 

Den  23.  kämme  der  vorhero  an  russischen  und  lezthin  an 
berlinischen  Hoff'  gestandene  königliche  Abgesante,  Cammerherr  und 
General-Major  Marchese  d' Adorno  von  diser  seiner  leztern  Gesand- 
schafft zurück.  Es  hatte  ihme  die  Czaarin  imputiret,  daß  er  an  einer 
unlängst  zu  Petersburg  ausgebrochenen  Conspiration  mit  Theil  ge- 
habt und  dahero  ganze  Manifeste  in  das  Publicum  wider  ihn  aus- 
sträuen  lassen,  auch  seine  Bestraft'ung  von  unserem  Hoff*  anverlangt; 
dahero  ihme  auch  zu  Berlin  das  Consilium  abeundi  vom  König  gegeben 
wurde,  um  Rußland  zu  schmeichlen.  Wir  wolten  anfänglich  seine 
Unschuld  vertheidigen  und  publicirten  hinwiderummen  Rescripta  regia, 
welche  an  unsere  Gesantschaft't  deßhalben  ergangen  waren;  allein 
die  Sach  schlüge  zulezt  nicht  allein  zu  unseren  Nachtheil,  sondern 
zur  mercklichen  Prostitution  aus,  wie  ich  es  zu  seiner  Zeit  anzumercken 
nicht  ermanglen  werde.^^)  Indessen  führte  ihn  heut  der  Graft'  Uhl- 
feld  gleichsamm  in  Triumph  hinauß  nach  Schönbrunn,  wo  mann  ihn 
sofort  zur  königlichen  Taffl  zöge  und  seine  Unschuld  nebst  den  Un- 
grund  deren  gegenseitigen  Imputationen  öffentlich  deprodicirte. 

Den  26.  kämmen  die  Herrschatt'ten  über  Nacht  herein,  um  dem 

den  27.  in  der  Hoftcapellen  gehaltenen  sonntägigen  Gottesdienst 
beizuwohnen;  speisten  bei  der  Ertzherzogin  Maria  Anna  seniori 
retiriret.  Nachmittag  wäre  die  gewöhnliche  Andacht  und  Vesper  zu 
St.  Peter,  sodann  Procession  zur  heiligsten  Dreifaltigkeits-Saulen,  bei 
welcher  sub  dio  geprediget  und  der  englische  Rosencranz  gebettet, 
und  sodann  wiederummen  processionaliter,  aber  einen  kürtzeren 
Weeg  nach  St.  Peter  zurück  gegangen  und  dem  lezten  Seegen  bei- 
gewohnet wird. 

Den  28.  wäre  Toison  Ammt  in  der  Hoff*  Capellen,  nach  welchen 
mann  sogleich  nach  Schönbrunn  zurück  gekeret. 

Den  31.  kämmen  die  Herrschaft'ten  wegen  denen  zwei  Feier- 
tagen in  die  Statt  herein  und  wäre  Toison  Vesper. 


184  1743,  Nov.  1.-3. 

Den  1 .  Novembris  wäre  Toison  Ammt  in  der  Hoff  Capellen  und 
pflegte  vorhin  allzeit  der  Nuncius  zu  pontificiren,  aber  wegen  des  be- 
kanten  Coeremonial  Disputs  mit  dem  Herzog  wird  diser  nicht  mehr 
geladen;   mithin  hielte  das  Ammt  der  Bischoff  v.  Erla  Graft"  Erdödy. 

Vor  der  Kirchen  hatte  der  venetianische  Bottschaft'ter  cavaliere 
Andrea  Capello  seine  Abschieds  Audienz  laut  heiligenden  Prothocolls 
Extract,^*)  worbei  ich  qua  angesezter  Obrist  Cämmerer  nichts  anderes 
zu  thun  hatte  als  ihn  zu  melden  und  bein  Austritt  auß  der  Rath- 
stuben  das  königliche  Portrait  zu  tiberreichen. 

Mittags  wäre  öffentlicher  Dienst  auf  der  Königin  Seiten;  gegen 
vier  Uhr  ward  die  Bottschaft'terin  bestellet,  welcher  ich  in  Mantl  Kleid 
biß  an  die  Thtir  der  Trabanten  Stuben  (weillen  seitdem  —  dises  ist 
seit  denen  neuen  Bau  Zuricht-  und  Eintheilungen  abermahlen  ge- 
ändert —  für  die  Ertzherzogin  Maria  Anna  juniori  zugerichteten 
Appartement  auf  der  Königin  Seiten  dermahlen  nach  den  Spiegl 
Zimmer  nur  zwei  Anticameren,  worvon  die  erste  das  Taffl  und 
Audienz  Zimmer  ist,  sich  befinden)  entgegen  gangen,  ihr  die  Hand 
gegeben  und  selbe  biß  an  die  Thür  des  Audienz  Zimmers  geführt, 
allwo  ich  sie  sodann  nach  breitern  Ausweiß  heiligenden  Prothocolli  ^^) 
in  etwas  stehen  lassen  und  sie  bei  der  Königin  melden  sollen ;  allein 
die  Cammerfreile,  welche  wegen  Unpäßlichkeit  der  Freile  Hoffmeisterin 
diser  ihre  Stelle  zu  vertretten  hatte,  hätte  mir  fast  eine  Unordnung 
in  Coeremonial  gemacht,  weillen  sie  unerwartet  meiner  vorzugehen 
habender  Anmeldung  sogleich  zu  der  Thür  hervor  getretten  und  die 
Bottschaft'terin  hinein  ruften  wollen,  so  ich  aber  noch  bestmöglichst 
verhindert,  aus  billiger  Obsorg,  es  mögte  hieraus  (wie  in  dergleichen 
Fällen  allzeit  zu  geschehen  pflegt)  sogleich  eine  Consequenz  gemacht 
werden.  Abends  ginge  mann  zur  gewöhnlichen  Vigil  zun  Augustinern 
in  der  Toden  Capellen,  ohne  Predig  und 

den  2.  zur  Predig  und  Seelen  Ammt,  worzu  in  tuchenen  Mantl 
Kleidern  angesagt  wird.  Vorhero  hatte  der  chur  pfältzische  Gesante 
Baron  v.  Rummel  seine  Abschieds  Audienz.  (Dise  Audienz  wäre  be- 
reits gestern.)  Gleich  nach  der  Kirchen  kehrten  die  Herrschafften  zu- 
rück nacher  Schönbrunn.  Eodem  kämme  der  Adjutant  des  Fürst 
Lobkowitz  mit  der  Nachricht  an,  daß  die  Spannier  auf  Vorruckung 
unserer  Arm^e  ihr  bißherig  vortheilhaft'tes  Lager  bei  Rimini  verlassen 
und  sich  weiters  zurück  gegen  Ancona  gezogen  haben.^*') 

Den  3.  ritte  die  Königin  nebst  dem  gewöhnlichen  Gefolg  von 
Dames  und  Cavalliers  nach  Maria  Brunn,  um  den  aus  der  Campagne 
zurück  kommenden  Printz  Carl,  deme  der  Herzog  bereits  disen  Morgen 
weiters  entgegen  gefahren  wäre,  alldorten  zu  empfangen.   Wir  hörten 


1743,  Nov.  4.-9.  185 

Meß  und  thaten  im  Refectorio  frühstücken,  sodann  alle  zurück  nacher 
Schönbrunn  reiten;  den  Printzen  ward  immer  einer  deren  Vordienst 
Cammerherren  zugegeben,  welcher  auch  gleich  denen  zwei  (^ammer- 
herrn  vom  Haubtdienst  nachhero  im  Schloß  einlogiret  wurde.  In  der 
Statt  aber  pflegten  die  zwei  Cammerherrn  im  Vordienst  bei  ihn  ab- 
zuwechslen. 

Den  4.  alß  an  Caroli  Fest,  thaten  wir  zwar  dem  Printz  Carl 
gratuliren,  die  Gala  ward  aber  wegen  der  traurigen  Erinnerung  des 
vorhinigen  kaiserlichen  Nahmensfests  auf  morgen  tibertragen  und 
die  Königin  führe  Vormittag  in  die  Statt  zur  Kaiserin,  bliebe  aber 
den  ganzen  Tag  über  retiriret. 

Den  5.  wurde  also  wegen  des  Printz  Carl  die  Gala  angelegt, 
aber  nicht  förmlich  angesagt;  die  Ertzherzogin  Maria  Anna,  wegen 
dessen  Vereheligung  mit  dem  Printzen  mann  nunmehro  bereits  öffent- 
lich zu  reden  anfienge,  kämme  Vormittag  auf  Schönbrunn  und  speiste 
zum  erstenmahl  mit  en  compagnie  von  Dames  und  Cavalliers.  Mann 
hatte  in  dem  Saal  ein  Fer  a  cheval  auf  50  biß  60  Couverts  gerichtet 
und  der  Königin  wie  auch  der  Ertzherzogin  wurden  für  dises  Mahl 
ihre  ordinari  Fauteuils  gestellet,  da  sonsten  I.  M.,  wann  sie  mit  unß 
gespeiset,  nur  ein  Tabouret  oder  doch  einen  gleichen  Stuhl  wie  die 
andere  Gäste  zu  nehmen  pflegen.  Es  wurde  übrigens  niemand  von 
hinauß  geladen,  sondern  gleich  wie  sonsten  an  Gala  Tagen,  eben 
wegen  der  Ertzherzogin  Mariae  Annae  Gegenwart,  die  Anwesende 
vom  Adl  nach  der  königl.  Taffl  besonders  tractirt  worden  waren,  so 
hatten  selbe  —  nemlichen  dergleichen,  welche  hierzu  qualificiret  waren, 
als  von  Dames  die  Zutritts  Frauen  und  von  Männern  die  geheime 
Räth,  Cammerherrn  und  Staabs  Officier  (worauf  es  doch  so  genau 
eben  nicht  allzeit  gesehen  wurde,  wie  es  dann  mit  unserer  Etiquette 
allenthalben  sehr  wunderlich  confus  und  ungleich  zuging)  —  für  dises- 
mahl  die  höchste  Gnad,  an  der  nemmlichen  Taffl  mit  sammtlichen 
Herrschafften  zu  speisen,  nachdeme  die  Kaiserin  endlichen  condescen- 
diret,  daß  die  P^rtzherzogin  Maria  Anna,  nach  den  Beispill  der  Königin 
Selbsten,  hierinnen  von  dem  Rigor  der  alten  Etiquette  abweichen 
dörffen.  Auf  welche  Fuß  es  dann  von  nun  an  sein  ferneres  Ver- 
bleiben gehabt  und  die  Ertzherzogin  sodann  öffters  en  compagnie  mit 
unß  gespeiset  hat;  jedoch  wurde  sehr  eingebunden,  daß  ja  der  Lähn- 
stuhl  nicht  ausbleibe. 

Den  9.  ritte  die  Königin  Vormittag  nebst  dem  Herzog  und 
Printz  Carl  auf  die  Parforce  Jagd,  um  die  erst  lezthin  aus  Lothringen 
gekommene  Meute  für  die  Hasen  Jagd  zu  probiren  und  bliebe  biß 
fttnff  Stund  zu  Pferd  fast  immer  bei  denen  J^iqueurs.     Weillen    aber 


186  1743,  Nov.  10.-14. 

die  Hund  eben  nicht  zum  besten  in  Athem  und  abgericlitet  waren, 
wurde  sie  von  dieser  ohnedeme  gar  zu  fatiganten  Jagd  in  etwas  de- 
goutiret  und  da  hiernächst  die  Saison  zu  solcher  fast  schon  zu  End 
gieng  und  im  folgenden  Frühling  der  abermahlig  geseegnete  Stand 
darzwischen  kämme,  blieb  dise  gefährliche  Unterhaltung  nach  unser 
allseitigen  Wunsch  wenigstens  biß  zur  Zeit,  da  ich  gegenwärtiges 
anmercke,  bei  obgedachten  ersten  Versuch.  Ansonsten  nnterliesse 
die  Königin  ungehindert  des  heutigen  starcken  Exercitii  dennoch 
nicht,  dem  gewöhnlichen  Schluß  der  Seelen  Andacht  bei  denen 
Augustinern,  allwo  Predig,  Litanei  und  Umgang  in  der  Kirchen, 
worzu  mann  aber  nicht  schuldig  ist  in  Tüchern,  sondern  nur  in  ordi- 
nari  Mantl  Kleidern  zu  erscheinen,  gehalten  wird,  nebst  den  Herzog 
bei  zu  wohnen  und  verblibe  sodann  in  der  Burg  über  Nacht. 

Den  10.  und  11.  kämmen  die  Herrschaiften  wegen  des  Sonn- 
und  St.  Martini  Tags  immer  zum  Gottesdienst  in  der  Hoif  Capellen 
in  die  Statt  herein,  kehrten  aber  sofort  auf  Mittag  zurück  nach 
Schönbrunn. 

Den  14,  als  in  Vigilia  S.  Leopoldi,  ritten  die  Herrschaiften  gegen 
Mittag  in  die  Burg  herein,  speisten  bei  der  Kaiserin  und  gegen  halb 
vier  Uhr  verfügten  sich  dieselbe  abermahlen  zu  Pferd  nebst  dem  ge- 
wöhnlichen Gefolg  von  einigen  Dames,*)  Obrist  Stallmeister,  mir  und 
einigen  Cammerherrn  nacher  Closter  Neuburg,  allwohin  von  mir  die 
Cammer  und  Hoff  Fouriers  bereits  gestern,  um  das  erforderliche 
wegen  der  Einquartierung  zu  veranstalten,  vorausgeschickt  worden 
waren;  und  zwar  weillen  nach  den  alten  Gebrauch  der  Hoff  immer 
in  publico  dahin  zu  gehen  pfleget,  so  stiege  mann  nicht  auf  der 
Bellaria,  sondern  auf  der  Pastein  oder  so  genanten  Spannier  auf  und 
ritte  unter  Begleitung  der  Leibwacht  mit  vorblasenden  Trompettern, 
wie  es  üblich  wann  der  Hoff  in  publico  ausgeht,  biß  vor  das  Burg- 
thor hinauß,  allwo  die  Wache  und  Trompetter  more  solito  zuruck- 
bliben  und  wir  sofort  einen  zimmlichen  gutten  Galop  fortritten  und 
vor  fUnff  Uhren  bereits  zu  Closter  Neuburg  anlangten.  An  dem  Statt- 
Thor  wartete  die  vorausgeschickte  Livree  und  Leibwacht,  welche  unß 
gleichwie  bein  Auszug  auß  der  Burg  unter  Vorblasung  zweier  Trom- 
peter  biß   zur  Kirchen   corteggirte.     Sobald   die  Königin   vom  Pferd 


*)  Worunter  nebst  vier  IIofF  Diinies  mein  Weib,  die  Fürstin  Laniberg-, 
Gemahlin  der  Kaiserin  Herrn  Obrist  Stallmeister,  die  Fürstin  v.  Anersperg  des 
kiJniglichen  Obrist  )Stallmeisters  Frau,  und  die  unlängst  von  Prag'  anliero  ge- 
kommene und  von  der  Königin  ihrer  bei  lezteren  Troublen  bezeigter  ausnehmender 
Treue  ungemein  distinguirte  A'erwittibte  Gräffin  von  Czernin,  gebohrne  Marqiiise 
de  Westerloo  begrifien  waren. 


1743,  Nov.  15.  187 

gestigen,  reichte  ich  selber  die  Hand  und  führte  sie  biß  zu  den  in 
ingressu  presbyterii  befindlichen  Altar,  vor  welchen  I.  M.  nebst  dem 
Herzog  auf  zwei  dazu  gestellte  hingelegten  Polstern  nidergekniet 
und  die  allda  exponirten  Reliquien  S.  Leopoldi  verehrten,  nach 
vollendetem  Gebett  aber  sich  in  die  für  wenige  Zeit  vor  des  Kaisers 
Tod  für  die  Herrschafften  neu  gebaute  und  sehr  prächtig  ornirte 
Wohn  Zimmer  begaben  und  sich  umkleideten.  Um  halber  G  Uhr 
ging  mann  in  publice  zur  Vesper,  nach  welcher  die  Königin  sich 
abermahlen  retirirte,  der  Herzog  aber  und  Printz  Carl  mit  denen  an- 
wesenden Dames  und  Cavallieren  spülten  und  soupirten. 

Disen  Abend  noch  ward  nach  alter  Etiquette  der  junge  Graff 
Seilern,  als  einer  deren  zwei  Vordienst  Cammerherrn,  mit  den  ge- 
wöhnlichen Compliment  an  die  Kaiserin  nacher  Wienn  zurück- 
geschickt, von  wannen  er  des  folgenden  Morgen  mit  der  Antwort 
und  fast  zu  gleicher  Zeit  ein  kaiserlicher  Cammerherr  mit  dem  Gegen- 
Corapliment  angelangt. 

Den  15.  als  an  Fest  S.  Leopoldi  wäre  bereits  um  8  Uhr  früh 
die  Ordonnanz  zur  Kirchen;  die  Herrschafften  giengen  öffentlich  zur 
S.  Leopoldi  Capellen,  allwo  sie  die  Meß  des  königlichen  Beicht  Vatters 
P.  Kampmillner  hörten  und  auß  seinen  Händen  die  heilige  Communion 
empfingen.  Um  10  Uhr  verfügten  sich  dieselbe  ebenfahls  in  publico 
in  die  große  Kirchen,  hörten  aus  dem  Oratorio  der  Predig  zu  und 
wohnten  dem  Hohammt,  welches  nach  altem  Brauch  immer  der 
Praelat  von  Mölck  zu  halten  pfleget,  bei.  Nach  dero  Zuruckkunfft 
hatte  der  alte  Praelat  seine  Audienz  und  praesentirte  gewöhnlicher- 
maßen die  Leopoldi  Pfenning.  Die  Herrschafften  speisten  öffentlich 
und  nach  denenselben  speisten  die  anwesende  Dames  und  Cavalliers 
in  einen  Zimmer  unten  zu  ebener  Erden,  bei  welchen  zwar  nach  der 
alten  Etiquette  der  Obrist  Hoffmeister  les  honneurs  machen  und  biß 
nicht  diser  gesessen,  sich  niemand  niderlassen  solte;  allein  für  dises 
Mahl  gienge  es  etwas  unordentlich  zu  und  setzte  sich  ein  jeder  wie 
und  wo  er  wolte,  also  zwar,  daß  die  Vornehmere  fast  keinen  Platz 
bekammen  und  der  alte  Obrist  Hoffmeister  ganz  disgustirt  bliebe. 

Mann  hatte  aber  wegen  der  bald  nach  angetrettener  dermahligen 
Regierung  ausgebrochenen  Troublen  nicht  vill  auf  das  Coeremonial 
Wesen  sehen  können,  mithin  selbes  seithero  sehr  negligiret.  Nach 
der  Hand,  da  unsere  Sachen  eine  bessere  Gestalt  überkommen  und 
seit  der  böhmischen  Crönung  her,  da  ich  durch  meine  Ammts  Ver- 
waltungen mit  dem  Hoffwesen  mehr  beschäfftiget  worden,  suchte  ich 
zwar  so  vill  möglich  die  eingeschlichene  Unordnungen  und  Miß 
brauch  abzustellen    und   unserem  Hoff  widerummen   einige  Form  zu 


188  1743,  Nov.  17.— 18. 

geben;  es  ließe  sich  aber  wie  es  in  allen  Dingen,  die  aus  ihrem 
rechten  Geleis  geschritten,  immer  zu  geschehen  pflegt,  die  Sach  nicht 
so  geschwind  berichtigen,  sonderlich  da  der  Hoff  noch  jung,  die 
vorige  Etiquette  die  Herrschafften  selbsten  in  villen  genirte,  auch 
sonsten  wegen  der  mercklichen  Differenz  zwischen  dem  alten  kaiser- 
und  dermahligen  königlichen  Coeremonial  nicht  so  geschwind  ein 
standhafftes  Systema  dißfahls  genohmen  werden  kunte,  noch  aus 
Rucksicht  auf  die  kunfftige  Zeiten  und  das  Jus  postliminii  genohmen 
werden  wolte. 

Währender  Taffl  kämme  nach  alten  Brauch  ein  Canonicus  und 
machte  vor  den  Tisch  eine  lateinische  Rede  in  honorem  S.  Leopoldi, 
praesentirte  sodann  einem  jeden  Gast  einen  silbernen  Ablaß  Pfenning. 
Ehe  wir  unß  noch  zur  Taffei  saßen,  hatten  wir  unsere  Reut  Kleider 
und  Stiffl  angezogen,  thaten  auch  in  solcher  Equipage  die  Herr- 
schafften bald  nach  zwei  Uhr  zur  Vesper  begleiten,  nach  welcher 
mann  sich  sogleich  vor  der  Kirchenthür  widerummen  zu  Pferd  sezte 
und  den  Ruckweeg  gerad  nach  Schönbrunn  nahm,  wohin  mann  von 
der  Nußdorfer  Lini  an  und  durch  Hernais  über  die  Felder  eine  be- 
sondere Straßen,  um  geschwinder  dahin  zu  kommen,  ausgesteckt  hatte. 
Weillen  es  aber,  da  wir  etwann  noch  eine  halbe  Stund  von  Schön- 
brunn entfernet  waren,  kleine  Schlössen  zu  werffen  (nach  unserer 
Redensart  zu  riselen)  anfienge,  stiege  die  Königin  vom  Pferd  und 
sezte  sich  nebst  denen  Weibern  in  den  nachgefolgten  Leibwagen. 
Der  Herzog  aber  und  wir  Männer  sezten  unsere  Raiß  zu  Pferd  fort 
und  waren  sammtlich  vor  funff  Uhr  angelangt. 

Den  17.  fuhren  die  Herrschafften  von  Schönbrunn  aus  gerad 
zu  St.  Stephan  und  wohnten  dem  sogenannten  6000  fl.  Ammt  bei, 
welches  eine  alte  Fundation  pro  vivis  et  mortuis  ex  familia  austriaca 
und  von  einem  zeitlichen  Ertzbischoffen  gehalten  worden  ;*^^)  diser 
auch  anheut  die  Herrschafften  nicht  allein  wie  sonsten  allzeit  üblich, 
an  der  Kirchen-Thür  mit  Darreichung  des  Weih  Wassers  empfangen, 
sondern  noch  weiters  bein  Zurückgehen  biß  widerummen  zur  Thür 
begleiten  muß,  wesswegen  auch  die  Herrschaft'ten  ihres  Orths  in  den 
Oratorio  nach  vollendetem  Officio  etwas  länger,  um  der  Clerisei  hierzu 
die  erforderliche  Zeit  zu  verstatten,  zu  verweillen  pflegen.  Disen 
Mittag  kämme  der  heut  früh  von  der  Armee  im  Reich,  so  er  com- 
mandiret,  angelangte  Duc  d'Aremberg,  würcklicher  geheimmer  Rath, 
Feldmarschall  und  ältester  Toisonist,  nach  Schönbrunn,  welchen  ich 
auß  Politesse,  maßen  ich  es  sonsten  nur  durch  den  Obrist  Kuchl- 
meister  geschehen  lassen,  selbsten  zur  königlichen  Taffl  einluede. 

Den  18.  wäre   zu  Schönbrunn  kleiner  Bai   und  ordinari  Soupe. 


i 


1743,  Nov.  19.— 22. 


189 


Den  19.  als  an  Fest  S.  Elisabeth  und  der  Kaiserin  Nahmens 
Tag,  verfügte  sich  die  Königin  bereits  um  siben  Uhr  früh,  jedoch 
ganz  incognito,  in  die  Burg  herein,  um  sich  in  Gala  anzukleiden ; 
um  11  Uhr  gienge  mann  öffentlich  in  die  Hoff  Capellen,  allwo  das 
gewohnliche  allwöchentliche  Gebett  mit  Aussetzung  des  Hochwürdigen, 
die  Minerva  genannt,  gehalten  wurde.  Nachdeme  kehrte  die  Königin 
zurück  in  ihre  Wohnzimmer  und  Retirada,  lediglich  um  den  Obrist- 
hoffmeister  zur  Audienz  zu  lassen  und  ihme  die  Publicationen,  worvon 
sogleich  melden  werde,  anzubefehlen.  Hierauf  giengen  dieselbe  mit 
öffentlicher  Begleitung  durch  die  Rathstuben  und  beide  Anticameren, 
die  Stiegen,  so  zum  spahnischen  Saal  führet  und  durch  solchen  hinauf 
zur  Kaiserin,  welcher  mann  gleichwie  lezthin  an  Augustini  Tag  wegen 
ihrer  bösen  Füssen  sitzender  im  Spiegl  Zimmer  die  Hand  küssete; 
nach  vollendetem  Handkuß  und  nachdeme  die  Herrschafften  sich  in 
die  Cammer  zurück  begeben,  beschahe  von  dem  alten  Obristhoffmeister 
in  der  Kaiserin  Anticamera  nächst  den  Spiegl  Zimmer  die  Publication 
der  hohen  Ehe  Verlöbnuß  Ihro  Durchlaucht  der  Ertzherzogin  Mariae 
Annae  und  des  Printz  Carl,  und  wie  I.  M.  die  Königin  die  dermahlige 
Frau  Aya  Comtesse  de  Belrupt  gebohrene  Gräffin  von  Werschowitz 
zur  Obrist  Hoffmeisterin  und  den  zu  Turin  in  Gesantschafft  befind- 
lichen jungen  Graffen  v.  Kaunitz  zun  Obristhoffmeistern  der  Ertz- 
herzogin zu  benennen  geruhet  hätten.  Bald  darauf  gienge  die  Königin 
jedoch  ohne  allen  Corteggio  über  den  Schnecken  herunter  in  dero 
Zimmer  und  speiste  mit  denen  übrigen  Herrschafften  öffentlich  und 
nebst  Taffl  Music  auf  ihrer  Seiten.  Der  Kaiserin  Frau  Obrist  Hoff- 
meisterin, verwittibte  Gräffin  v.  Paar  gebohrene  v.  Otting,  tractirte 
unß  Hoftammter. 

Abends  wäre  Stund  bei  der  Kaiserin,  sodann  kämme  die  Königin 
zur  Serenada  in  das  Balhauß  und  nach  selber  kehrte  mann  wider- 
ummen  zurück  nacher  Schönbrunn. 

Den  20.  kämme  der  Herzog  in  die  Statt  herein  wegen  der 
Toison  Vesper.  Ich  gienge  aber  zun  alten  Gräften  Königsegg,  bei 
welchen  seiner  Unpäßlichkeit  halber  die  Hoff'  Conferenz  wegen  Ein- 
richtung der  Hoffstatt  zu  Brüssel  gehalten  wurde,  worvon  heiligendes 
Prothocoll  ein  mehreres  aufweiset.  ^^) 

Den  21.  kämme  der  Herzog  abermahlen  ohne  der  Königin  herein, 
um  dem  heutigen  Toison  Ammt  und  gewöhnlichen  Andacht  bei  Maria 
Stiegen  beizuwohnen,  wornach  selber  sogleich  auf  Mittag  nach  Schön- 
brunn revertirte. 

Den  22.  wäre  für  dises  Jahr  das  lezte  Appartement  zu  Schön- 
brunn und  declarirten  I.  M.  hierauf 


190  1743,  Nov.  24.-26. 

den  24.,  als  sie  wegen  des  sonntäglichen  Gottesdienst  in  die 
Statt  fahren  wollen,  bein  Heraustretten  auß  dero  Cammer,  daß  sie 
die  'Schönbrunner  Campagne  nun  beschliesseten,  geruheten  anbei 
gegen  die  Statt  Dames,  welche  mit  deroselben  daraussen  die  Zeit  her 
gewohnet,  ein  sehr  gnädig  und  obligeantes  Dancksagungs  Compliment 
bei  zu  fügen,  und  weillen  sie  vernohmen,  daß  mann  sich  in  der 
Statt  auf  das  Schönbrunner  Beispill  steiffen  und  öffentlich  Pharaon 
und  andere  verbottene  Spill  introduciren  wollen,  befahlen  I.  M.  mir, 
in  dero  Nahmen  ihren  Widerwillen  dißfahls  zu  erkennen  zu  geben 
und  die  vorhinige  scharffe  Untersagung  zu  wneueren;  so  ich  auch  en 
pleine  antichambre  declarirte  und  bei  meinen  Gericht  sehr  genau 
darauf  hielte.  Allein  weillen  das  Lansquenet  und  Pharaon  bei  Hotf 
dennoch  continuiret  wurde,  wäre  es  nicht  wohl  möglich,  es  in  der 
Statt  völlig  abzustellen.  Heut  speisten  die  Herrschaflften  bei  der 
Kaiserin. 

Den  25.  hatte  zuerst  der  neue  Cardinal  Nuncius  und  nach  ihn 
der  von  Rom  mit  dem  Birett  anhero  geschickte  Monsignor  Piazza 
Audienz;  beide  vor  der  Kirchen  und  in  der  Retirada,  und  zwar 
lezterer  aus  Ursach,  weillen  er  vorhin  Edl  Knab  bei  der  Kaiserin 
Araalia  gewesen.  Mann  gienge  öffentlich  in  die  Hoffcapellen  wegen 
des  Fests  S.  Catharinae,  speiste  aber  retirirt,  und  der  Herzog  gienge 
auf  ein  paar  Tag  nach  Marchegg  zum  Nickerl  Paltly. 

Den  26.  wäre  die  Land  Tags  Proposition.  I.  M.  gahen  denen 
Ständen,  um  sich  bei  Hoff  einzufinden,  die  Ordonnanz  um  8  Uhr. 
Ehe  sie  dahin  kommen,  pflegen  sie  bein  Obrist  Cämmerer  sich  durch 
einen  aus  dem  Landhauß  eigens  abschickenden  Secretarium  noch- 
mahlen anfragen  zu  lassen.  Sobald  alles  beisammen,  gienge  die 
Königin  öffentlich  in  die  Hoffcapellen  zum  Veni  Sancte  Spiritus  und 
Hoh-Ammt,  welches  sonsten  der  Praelat  v.  Sanct  Polten  qua  Capellanus 
natus  vom  Land  unter  der  Ennss  zu  halten  pflegt,  so  aber  disesmahl, 
weillen  der  vorige  wegen  übler  Wirthschatt't  suspendiret  ist,  der 
Closter  Neuburger  gehalten  hat.  Dahin  und  zurück  führte  ich  die 
Königin,  meldete  sodann  den  Landmarschall,  welcher  die  Liste  deren 
anwesenden  Ständen  zu  übergeben  pfleget,  und  hernach  auch  die 
Landtagsdeputation,  welche  L  M.  die  gewöhnliche  Einladung  zu  thun 
hatte,  und  blibe  währender  Audienz,  allwo  der  Graff"  Ferdinand  von 
Pergen  alß  ältester  Verordneter  das  Wort  führte,  der  auch  recht  gutt 
redete,  in  der  Rathstuben  unter  der  auch  gegenwärtigen  Frau  Obrist- 
hoffmeisterin  näher  der  Thür  zu  stehen. 

Nach  vollendeter  Audienz  verfügten  sich  L  M.  hinauft'  zur 
Ritterstuben,    um   dem  heutigen  Actui  more  solito  sub  throno  bei  zu 


1743,  Nov.  29.— Dez.  1.  191 

wohnen;  und  weillen  ich  das  Staat-Schwerd  hierbei  vortragen  muß, 
führte  dieselbe  der  Fürst  von  Auersperg.  Der  Landmarscball  spräche 
sehr  wohl  und  mit  gutter  Contenance,  dessen  mann  sich  zu  ihme, 
weillen  er  sich  im  ordinari  Gespräch  gar  zu  sehr  zu  ereiffern  pflegte 
und  nichts  weniger  dann  eine  angenehme  Stimm  und  Redensart  hatte, 
keineswegs  versehen;  seine  Harangue  folget  hierbei ^^)  und  hat  voll- 
kommenen Beifall  gefunden,  zumahlen  das  Lob,  so  er  der  Königin 
darinnen  beilegt,  keine  schmeichlerische  Exageration  oder  sonsten 
was  gezwungenes,  sondern  in  der  That  der  Königin  Haubt  Tugend 
und  Eigeuschafften,  welche  ihre  Feinde  Selbsten  nicht  mißkennen 
können,  in  sich  haltet.  Ich  hörte  auch,  wie  die  Königin  en  passant 
zu  ihn  sagte,  daß  er  seine  Neigung  und  Devotion  für  die 
Theresia  bei  keiner  Gelegenheit  bergen  könte.  Dise  gnädigste 
Äußerungen  waren  eine  Folge  von  jener  güttigsten  Meinung,  die 
I.  M.  von  ihme  hatten,  daß  er  ihr  persöhnlich  ohne  Rucksicht  auf  die 
königliche  Würde  ergeben  wäre,  weßwegen  sie  sich  dann  auch  gegen 
keinen  andern  ihrer  Ministern  also  vertraulich  als  gegen  ihn  sich  zu 
eröffnen  pflegte. 

Nachmittag  wäre  das  Appartement  zum  ersten  Mahl  seit  unserer 
Zuruck-Kunfft  in  die  Statt  und  die  Königin  spillte,  wie  vorn  Jahr, 
in  der  Retirada  und  Lansquenet.  Anfänglich  wurden  verschiedene 
Damcs  und  Cavalliers  zum  coupiren  genohmen;  weillen  aber  das 
Spill  immer  höher  gieng,  blieben  zulezt  für  beständig  nebst  der 
Königin  und  dem  Printz  Carl  der  Duc  d!  Aremberg,  Fürst  Auersperg, 
Colloredo,  General  Grüne,  Landmarscball  und  ich;  jedoch  suchte  ein 
jeder  Moities  zu  bekommen,  um  das  Spill  k  la  longue  souteniren  zu 
können. 

Anheut  kämme  mein  Vetter  der  Feldmarschall  von  der  Cam- 
pagne  zurück. 

Den  29.  und  30.  waren  bei  Hoff  die  gewöhnliche  solenne  Toison 
Functionen;  ich  muste  aber  wegen  einer  kleinen,  von  meinen  ordi- 
nari Infirmiteten  verursachten  Unpäßlichkeit  das  Zimmer  hüten. 

Den  1.  Decembris  verfügte  sich  die  Königin  allein  (massen  der 
Herzog  des  Coeremonialis  halber  nicht  beiwohnen  können,  sondern 
nur  auß  dem  Oratorio  zugesehen)  mit  oflentlichen  Gefolg  zu  denen 
Augustinern,  all  wo  sie  dem  neuen  Cardinalen  Nuncio  mit  gewöhn- 
lichen Coeremonien  —  worvon  heiligendes  Prothocoll  ausführliche 
Information  gibt^°)  —  das  Cardinal  Biret  aufsezte.  Es  hatte  selber 
anfänglich  verschiedene  Difficulteten  gemacht;  mann  glaubte  zu  Rom, 
es  wäre  gleichsamm  eine  Incongruitet,  daß  eine  Frau  dise  Function 
vemchten  solle  und  wäre  kein  Exempl  dessen  vorhanden.    Nach  der 


192  1743,  Dez.  1. 

Hand  wolte  mann  pro  expedienti  vorschlagen,  daß  unser  Cardinal 
Ertzbischoft'  ihre  Stelle  vertretten  und  in  praesentia  et  ad  latus  re- 
ginae  das  Biret  seinem  neuen  Herrn  Collegae  aufsetzen  solle.  Allein 
unserer  Seits  ward  dem  alten  Gebrauch  inhaeriret,  um  so  mehr,  alß 
auf  jenes  unß  pro  fundamento  dienendes  Motivum  nichts  repliciret 
werden  könte;  nemmlichen  daß  sothane  Function  entweder  in  das 
Spiritualc  einschluege,  welchen  Fahls  sie  von  keinen  weltlichen 
P'ürsten  vorgenohmen  werden  könte,  oder  alß  eine  weltliche  Coere- 
monie  anzusehen  wäre,  welche  der  päbstliche  Hoff  gecrönten  Häubtern 
pro  honore  zugestanden;  und  in  disem  lezteren  Fahl  Hesse  sich 
zwischen  den  mann-  oder  weiblichen  Geschlecht  nicht  wohl  ein 
Unterschied  machen,  da  die  Majestätt  und  Ober-Herrschafft  bei  beiden 
in  gleicher  Gestalt  und  Wesenheit  hafften.  Da  nun  dem  neuen  Herrn 
Cardinalen  daran  gelegen  wäre,  daß  dem  Streit  ein  End  gemacht 
werde,  absonderlich  da  die  Zeit  des  Beilagers  der  Ertzherzogin 
herbei  nahete  und  er  sich  nicht  gerne  Selbsten  von  dem  Copulations- 
actu  (welchen  unser  Cardinal  ohnedeme  sehr  eiffrig  ambirte)  aus- 
schliessen  und  das  hierbei  zu  erwartende  Regale  cariren  wolte,  also 
bin  ich  versichert,  wie  er  Selbsten  zulezt  alles  beigetragen,  daß  hier- 
innen zu  Rom  nachgegeben  worden. 

Weillen  mann  aber  dennoch  in  einigen  Sorgen  gestanden,  er 
mögte  etwann  währenden  Actu  noch  einige  Surprise  vorhaben  und 
dem  abgeredeten  und  ihme  vorläuffig  pro  directione  von  dem  Obrist- 
Hoffmeister  in  Abschrifft  mitgetheilten  Coeremoniali  sich  nicht  voll- 
ständig fügen,  so  schriebe  die  Königin  mir  ein  eigenhändiges 
Billet  und  befahle  mir,  nahmentlich  genau  acht  zu  haben,  damit 
er  die  schuldige  tieffe  Neigung  des  Haubts  und  Leibs  währender 
Aufsetzung  des  Birets  wohl  befolgen  möge;^\)  so  auch  behöriger 
Massen  geschehen  und  von  ihme  weiter  nichts  tentiret  worden.  Der 
Monsignor  wolte  zwar  anfänglich  auch  wider  die  drei  Genuflexionen, 
welche  er  coram  tlirono  thun  muß,  excipiren  und  nur  eine  Inclina- 
tionem  corporis  machen;  allein  ich  befahl  sogleich  dem  Coeremoniario, 
ihme  rund  auß  zu  declariren,  daß  wir  von  der  alten  Etiquette  ein- 
mahl nicht  abweichen  würden  und  er  es  also  auf  unangenehme 
Folgerungen  nicht  ankommen  lassen  solte ;  worauf  er  dann  ebenfahls 
nachgegeben.  Mithin  ist  der  Actus  ganz  ruhig  und  ordentlich  vor 
sich  gangen.  Mann  hatte  aber  das  Biret  für  des  neuen  Herrn  Car- 
dinalen etwas  großen  Kopff  zu  eng  gemacht,  mithin,  da  die  Königin 
ihme  solches  aufsetzen  wollen,  wäre  es  bei  einen  Haar,  wann  es  nicht 
der  Monsignor  annoch  erhalten  hätte,  vor  dei*  Königin  Fuß  auf  die 
Erden   gefallen.     Dises   muß   auch   noch   anmercken,    daß   der   neue 


1743,  Dez.  3.-8.  193 

Cardinal  seinem  Herrn  Confratri  unserem  Ertzbischoff  proponiret, 
ihme  bei  heutiger  Function  im  Hin-  und  Hergehen  gleichsam  wegen 
seines  Ehrentags  die  rechte  Hand  zu  lassen,  so  aber  der  leztere 
keincsweegs  thun  wollen  und  sogar  in  omnem  eventum  mich  zum 
Secundanten  gebetten  und  verlangt,  daß  ich  darvon  der  Königin  re- 
ferieren solle,  welche  für  ihme  ausgesprochen,  mithin  der  neue  Car- 
dinal auch  hierinnen  cediren  müssen. 

Anheut  hat  das  vierzigstündige  Gebett  in  der  Hoif  Capellen  an- 
gefangen, so  allzeit  durch  3  Tage  währet,  und  pflegen  die  Herr- 
schafften immer  sowohl  zum  Hohammt,  als  abends  gegen  8  Uhr  zum 
Seegen  in  publico  zu  erscheinen;  für  dises  Mahl  aber  gienge  die 
Königin  für  sich  allzeit  incognito;  den  Herzog  begleittete  mann  aber 
more  solito. 

Den  3.  als  an  S.  Francisci  Xaverii  Fest  fuhren  die  Herrschafften 
ausser  denen  Stattwällen  herum,  bei  den  Burgthor  hinaus  und  zum 
Stubenthor  herein,  altem  Brauch  nach  in  das  Collegium  S.  J.  deren  so 
genannten  unteren  Jesuitern,  Der  Kaiser  zwar  pflegte  währender  diser 
40stündigcr  Andacht  keinen  andern  Kirchengang  vor  zu  nehmen,  wie 
ich  es  auch  errinneret;  allein  die  Königin  wolte  sich  so  genau  an 
dergleichen  vorigen  Brauchen  nicht  binden. 

Den  4.  wäre  aberraahlen  Hoff  Conferenz  wegen  des  bevor- 
stehenden Beilagers  der  Ertzherzogin,  worvon  heiligendes  Prothocoll 
Auskucfft  gibt,32) 

Den  5.  starb  im  82.  Jahr  der  Bischoff  v.  Lüttich,  der  lezte  aus 
dem  Geschlecht  deren  Princes  de  Berghe.  An  dessen  Stelle  ward 
mittelst  des  Vorschub  seines  Herrn  Brüdern  und  der  französischen 
Faction,  jedoch  durch  schändliche  Intriguen  der  Printz  Theodor  von 
Bayern  den  23.  Jan,  1744  erwählet. ^3) 

Den  6.  in  festo  S,  Nicolai  wäre  Kirchendienst  in  der  Capellen, 
öffentliche  Taffl  und  Appartement, 

Den  7.  speisten  die  Herrschafften  en  petite  compagnie,  meine 
Wenigkeit  mit  darunter  begriffen,  zu  Schönbrunn  und  Nachmittag  wäre 
Toison  Vesper. 

Den  8.  wäre  die  gewöhnliche  Andacht  bei  St,  Stephan  in  der 
Collana,  nebst  demc  große  Gala  wegen  des  Herzogs  hohen  Geburts 
Tags,  weßwegen  ich  auch  große  Taffl  bei  mir  gehabt,  Abends  gegen 
halb  G  Uhr  hatten  I.  M.  die  Königin  den  Herzog  mit  einem  kleinen 
Fest,  so  in  einem  von  der  älteren  Ertzherzogin  Maria  Anna  und 
einigen  Kindern  producirten  Ballet,  (sie)  surpreniren  wollen,  dahero 
auch  kein  förmliches  Theatrum,  sondern  nur  ein  Espece  de  paravent 
oder   gemahlenen   Schlußraum   zubereiten   lassen,   welche   mann   erst 

Khevenhüller-Schlitter.    1742-1744.  13 


194  1743,  Dez.  10.  — 19. 

zur  Zeit,  da  der  Danz  geschehen  sollen,  in  der  Königin  Anticamera 
aufgestellet.  Allein  die  Sach  wurde  doch  nicht  so  verschwigen,  daß 
selber  nicht  einigen  Wind  davon  bekamme,  wiewollen  er  dennoch 
sehr  gutte  Contenance  hielte.  Nach  deme  wäre  Stund;  die  Dames 
wurden  aber  in  die  Rathstuben  bestellet,  weillen  eben  wegen  des 
Ballets  die  andere  Seiten  verhindert  wäre.  Zu  disen  lezteren  wurden 
sehr  wenige  Dames  und  von  Cavallieren  lediglich  die  Hoflfämmter 
zugelassen;  sodann  giengen  die  Herrschaiften  in  das  Balhauß,  um 
eine  von  unseren  Impressario  zu  Ehren  des  heutigen  Tags  an- 
geordnete, aber  sehr  schlecht  und  schmutzig  gerathene  Serenada  an- 
zuhören. 

Den  10.  wohnten  die  Herrschafften  dem  Schluß  der  Xaveriani- 
schen  Andacht  in  der  Xaveri  Capellen,  jedoch  ohne  öffentliche  Be- 
gleitung bei,  und  Nachmittag  wäre  Appartement. 

Den  12.  machte  mann  dem  Printz  Carl  Gala  zu  seinem  Geburts- 
Tag,  jedoch  wurde  keine  angesagt.  Mann  speiste  öffentlich  auf  der 
Königin  Seiten.  Nachmittag  wurde  der  kleine  Ballet  widerummen 
produciret  und  muste  ich  alle  fremmde  Ministres  dazu  einladen 
lassen;  sodann  wäre  Appartement  und  kleines  Soupe  bei  Hoff  dans 
l'antichambre  du  c6t6  de  la  reine,  wo  gemainiglich  derlei  kleine  Repas 
gehalten  zu  werden  pflegen.  Anheut  erschine  auch  der  Ertzherzog 
zum  erstenmahl  in  hungarischer  Kleidung. 

Den  13,  speisten  die  Herrschafften  en  petite  compagnie  zu 
Schönbrunn. 

Den  15.  waren  die  Herrschafften  abends  soupiren  bein  Fürst 
von  Auersperg  und 

den  19.  bein  Landmarschall  Graffen  v.  Herberstein.  Sie  pflegten 
gemainiglich  gegen  acht  Uhr  zu  kommen  und  etwann  anderthalb 
Stund,  ehe  es  angerichtet  wurde,  eine  Partie  de  Pharaon  zu  machen; 
die  Gäste  wolten  sie  selbsten  nicht  benennen,  jedoch  wurde  immer 
la  partie  ordinaire  geladen  und  von  Befreunten  oder  anderen  Amis 
de  la  maison  ein  und  anderer  dazu  genohmen. 

Den  16,  verfügten  sich  die  Herrschaft'ten  in  das  Collegium  S.  J,, 
um  der  Studenten  Comoedi^  Constantinus  genannt,  bei  zu  wohnen. 
Die  Praemia  hätten  more  solito  in  Gegenwart  der  Herrschafften  in 
fine  dramatis  ausgetheilt  werden;  es  stunde  aber  alles  gleich  auf, 
auß  einen  bloßen  mal  entendu,  mithin  geschähe  die  Distributio  prae- 
miorum  in  alia  representatione  sed  absente  aula. 

Meine  zwei  ältere  Söhne  studieren  seit  einem  Jahr  her  im 
Profeßhauß  und  hat  jeder  ex  sua  classe  infima  nempe  grammatica  zwei 
Praemia,  und  zwar  der  Sigmund  das  erste  ex  argumento  genohmen; 


1743,  Dez.  20.-22.  195 

ihre  Nahmen  wurden  intcr  praemiferos  mit  eingedruckt.  Was  mich 
vornemmlich  determiniret,  meine  Kinder  in  die  öffentliche  Schullen 
zu  schicken,  waren  folgende  zwei  Motiva:  erstlich  weillen  sie  zur 
Forcht  Gottes  und  in  denen  religiösen  Übungen  besser  angehalten 
werden,  worauf  mann  zu  Hauß,  wann  die  Eltern  nicht  beständig  um 
sie  sein  und  das  Aug  selbsten  darauf  haben,  gemainiglich  zu  wenig 
Achtung  gibt;  zumahlen  die  gutte  Hoifmaister  gar  schwär  zu  finden 
und  absonderlich  bei  selben  mores  et  studia  gar  selten  beisammen 
sein  werden.  Zweitens  weillen  ich  aus  eigener  Erfahrnus  erlernet, 
daß  mann  nicht  früh  genug  daran  sein  kann,  die  Kinder  durch  be- 
ständige Aemulation  zu  fleissiger  Arbeit  aufzumunteren,  die  Leb- 
hafftigkeit  des  Geists  hierdurch  oder  zu  erwecken,  oder  doch  zu  er- 
halten, und  da  sie  gleichwollen  beständig  in  Übung  seind  und  ville 
Actus  publicos  coram  frequenti  et  spectabili  auditorio  zu  verrichten 
haben,  nach  und  nach  in  ihnen  eine  mannbahre  Keckheit  erwachset; 
wo  hingegen  denen  meisten  Leuthen,  so  zu  Hauß  erzogen  worden, 
was  mann  mauvaise  honte  nennet,  ihr  Lebtag  anzuhengen  pflegt; 
jedoch  wäre  ich  besorget,  daß  selbe  mit  keinen  ihrer  Condisciplen, 
weder  mit  anderen  jungen  Edelleuten  ihres  Alters  einigen  Umgang 
haben  dörfften,  sondern  ihr  Hoffmeister  Mr.  Bonnin,  welcher  ein  Geist- 
licher und  ehedessen  mit  mir  als  Capellan  in  Dännemarck  und  zu- 
gleich mein  quasi  Bibliothecarius  gewesen,  muste  sie  bei  der  Schull 
Thtir  in  die  Hand  ihres  Magistri  Übergeben  und  aus  solchen  wider- 
ummen  zurücknehmen;  auf  welche  Art  und  Weis  es  auch,  Gott  lob, 
biß  dato  zimlich  gutt  mit  ihrer  Education  continuiret  hat. 

Eodem  stirbt  zu  Porentrui,  im  60.  Jahr  der  Bischoff  von 
Basel,  Jacob  Sigmund  Freiherr  von  Reinach,  an  dessen  Stelle  den 
22.  Jan.  1744  Joseph  Wilhelm  Freiherr  Renck  v.  Baldenstein  erwählet 
wurde. 

Den  20.  speisten  die  Herrschafften  zu  Schönbrunn;  weillen  ich 
aber  anheut  die  Publication  des  Abschied  im  Rath  hatte,  so  gemainig- 
lich erst  nach  12  Uhr  geschiht,  kunte  ich  erst  Nachmittag  hinauß 
folgen,  kehrte  aber  sogleich  mit  dem  Herzog  zurück,  weillen  Toison 
Vesper  wäre. 

Den  21.  in  festo  S.  Thomae  wäre  Toison  Ammt  in  der  Hoflf- 
capellen,  öffentlicher  Taffldienst  auf  der  Königin  Seiten  und  abends 
Appartement, 

Den  22.  ist  der  ordinari  sonntägliche  Gottesdienst  in  der  Hoflf- 
capellen.  Nachmittag  ist  in  der  Anticammera  an  Spieglzimmer  eine 
Prob  der  Opera,  welche  zum  Beilager  produciret  werden  solle,  und 
hierauf  ein   kleines  Soup6,   alles  in  Gegenwart  deren  Herrschafften. 

13* 


196  1743,  Dez.  23.-25. 

Den  23.  kommt  die  Königin  auf  die  Paarisehe  Reut  Sehull,  um  die 
Fürstin  v.  Lamberg-  reuten  zu  sehen,  welche  verschiedene  alte  Sehull 
Pferd  herumgetummelt.  Seitdeme  unsere  allergnädigste  Frau  eine 
solche  Passion  für  das  Reuten  gezeigt,  hatten  unsere  Weiber  die 
Rage,  ihr  nach  zu  ammen;  auch  einige  deren  bedagten  Frauen,  wor- 
unter obige  fürwahr  —  ohne  ihr  Unrecht  zu  thun  —  mitgezehlet 
werden  muß,^'')  thaten  zwar  meistentheils  unter  den  Vorwand  ihrer 
Gesundheit,  worauf  aber  vorhin  keine  gedacht  hatte,  sich  auf  die 
Cavalcade  verlegen;  und  wie  ich  anfänglich  gesehen,  daß,  wann  ein 
Weib  daher  geritten  gekommen,  ihr  fast  alle  Kinder  auf  der  Gassen 
als  etwas  seltsammen  nachgeloflfen,  so  thate  mann  sich  zulezt  daran 
also  ge wohnen,  daß  gar  nichts  mehr  darauß  gemacht  wurde,  zumahlen 
da  mann  fast  mehr  Weiber  als  Männer  herum  reuten  sähe. 

Den  24.  wäre  Toison  Vesper,  die  Metten  aber  in  der  Cammer 
Capellen,  mithin  ohne  Begleitung. 

Den  25.  ist  gewöhnlichermaßen  Toison  Ammt  in  der  Hoff- 
capellen  und  der  Taffldienst  in  der  Ritterstuben,  worbei  der  alte 
Obrist  Hoffmeister  der  Königin  und  ich  qua  angesezter  Obrist  Cäm- 
merer  dem  Herzog,  welcher  in  reichen  Mantl  Kleid  wäre,  das  Hand 
Tüchl  zu  reichen  und  den  Stuhl  zu  rucken,  auch  hinter  ihnen  den 
ganzen  Dienst  über  zu  stehen,  anbei  ich  des  Herzogs  Hut  mit  herab- 
hangenden Federn  und  diamantenen  Agraffe  zu  halten  hatte.  Nach- 
mittag wäre  Toison  Vesper  und  sodann  Appartement. 

Disen  Nachmittag  kämme  ferners  der  Printz  Louis  von  Wolffen- 
büttel,  tertio  genitus,  unseriger  Feldmarschall  Leutenant  und  der  ein 
königl.  Infanterie  Regiment  hat,  allhier  an.  Weillen  nun  selber  ein 
Neveu  der  Kaiserin  ist,  auch  personnellement  von  der  Königin  aesti- 
miret  wird,  so  hatten  I.  M.  anbefohlen,  daß  ihme  bei  Hoff  ein  Quartier 
angewisen  werden  solle,  worzu  dann  jenes,  so  ehedessen  die  Frau 
Obristhoffmeisterin  auf  den  Controlorgang  hinauß  bewohnet  hatte, 
ausgesucht,  anbei  ihme  eine  Wacht  von  zwei  Granadiren  vor  die 
Thür  gestellet  wurde;*)  dessen  mitgekommener  Hoff  Cavallier  und 
übrige  Bedienten  wurden  nach  alten  Gebrauch  in  die  Wirthshäuser 
einlogieret  und  von  Hoff  spesiret,  Disen  Abend  speiste  selber  bei 
der  Kaiserin  im  Spiegl  Zimmer  und  anfanglich  wäre  wohl  der  Antrag, 
daß  er  auch  an  regierenden  Hoff  die  nemmliche  Distinctionen  haben 
solle;  allein  nachdeme  es  besser  überleget  worden,  fände  mann,  daß 
ein    solches    wegen    des    Printz   von    Sachsen    Hildpurgshausen    und 


*)  Dem   Infanten   v.  Portngall   hatte    mann   zwar   auß  der  Ursacli,    aber 
weillen  er  Königs  Sohn  und  Bruder  wäre,  eine  Trabanten  Wacht  verwilliget. 


1743,  Dez.  26.— 30.  .       197 

anderer  in  königlichen  Diensten  stehender  Fürsten  ohne  großen  und 
nicht  unbilligen  Disgusto  sich  keinesweegs  thun  lasse;  mithin  be- 
fahlen I.  M.  mir  Selbsten,  daß,  wann  ich  auf  den  folgenden  Tag 
Gäste  bei  mir  hätte,  ich  ihn  sogleich  laden  solte;  wie  ich  es  auch 
gethan  und  von  darummen  mich  sofort  hinauf  in  der  Kaiserin  Anti- 
camera  verfügt.  Der  Printz  Hesse  mir  aber  nicht  gleich  zusagen, 
sondern  durch  die  Cammerfreile  Gräffin  Catharine  Dietrichstein,  des 
Cammer  Praesidenten  Tochter,  welche  mann  immer  die  Caton  zu 
nennen  pflegte,  zurückmelden,  daß  er  mir  die  Antwort,  sobald  er  mit 
der  Kaiserin  gesprochen,  geben  wolte;  die  ich  dann  auch  erst  des 
anderen  Tags  affirmative  Uberkamme,  mithin  die  Ehre  hatte,  ihn  nebst 
anderen  Gästen 

den  26.  bei  mir  zu  bedienen;  und  von  der  Zeit  an  thatte  ihn 
auch  die  Kaiserin  ausser  der  Cammer  nicht  mehr  mit  sich  speisen 
lassen,  innerlich  aber  sehr  empfunden,  daß  die  Königin  ihme  dise 
Distinction,  selben  bei  öffentlichen  Taffldienst  mit  sich  speisen  zu 
lassen,  versagt,  welches  dann  auch  zu  den  besser  unten  vorkommenden 
Disgusto  haubtsächlich  Anlaß  gegeben. 

Anheut  wäre  der  gewöhnliche  Kirchendienst  in  Colana  zu 
St.  Stephan,  öffentliche  Taffl  auf  der  Königin  Seiten  und  Nachmittag 
Toison  Vesper;  sodann  hatte  ich  die  allerhöchste  Gnad,  die  Herr- 
schafften bei  einen  kleinen  Soupe  in  meinem  Hauß  zu  bedienen. 

Diser  Tagen  starb  im  70.  Jahr  der  königliche  Gallerie  Inspector 
Daniel  Bertoli,  welcher  in  der  Zeichen  Kunst  und  sonderlich  dans 
les  desseins  de  masques  wenig  seines  Gleichen  gehabt. 

Den  27.  wäre  abermahlen  Toison  Ammt  in  der  Hoff  Capellen, 
der  Taffldienst  aber  bei  der  Kaiserin,  worbei  dann  der  Printz  Louis 
nicht  zugegen,  und  abends  Appartement, 

Den  28.  geht  die  Königin  mit  einigen  Dames  auf  die  Schutt, 
Schweine  schiessen,  mehr  um  denen  Dames  eine  Unterhaltung  zu 
machen,   weillen   sie  Selbsten  gar  keine  Liebhaberin  der  Jägerei  ist. 

Den  29.  ist  der  ordinari  sonntägliche  Kirchendienst  und  öffent- 
liche Taffl  auf  der  Königin  Seiten. 

Den  30.  alß  an  den  zu  der  hohen  Ehe  Verlöbnuß  der  Ertz- 
herzogin  Mariae  Annae  mit  den  Printzen  Carl  bestimmten  Tag  wäre 
grosse  Gala  bei  Hoff  und  thate  der  Printz  selbsten  das  Begehren, 
wie  es  nebst  allen  übrigen,  so  in  coeremoniali  hierbei  beobachtet 
worden,  auß  der  Beilag  ausführlich  zu  ersehen.'-'^)  Mittags  speisten 
sämmtliche  Herrschaflften  auf  der  Königin  Seiten;  abends  wäre  Bai 
und  wurde  in  der  großen  Anticamera  an  die  Rathstuben  gedanzt, 
und  die  Dames  mustcn  cn  robe  darbei  erscheinen;  allein  mann  suchte 


198       .  1743,  Dez.  SO. 

doch  das  Coeremoniale  wegen  denen  fremden  Ministern  zu  evitiren, 
dahero  auch  die  Hoff  Dames  die  Schleppe  (wie  es  sonsten  bei  förm- 
lichen Hoff  Bals  zu  geschehen  pflegt)  nicht  herunter  Hessen  und  nicht 
nach  den  Rang  aufgezogen,  weder  einige  Rois  du  bal  aufgestellet 
wurden. 

Der  Tisch  zum  Soupc  wurde  en  fer  ä  cheval  in  der  Ritter- 
stuben gerichtet,  aber  nur  denen  4  Herrschafften  alß  der  Königin, 
Herzog,  Ertzherzogin  und  Printz  Carl  ihre  gewöhnliche  Stühle  oben 
an,  denen  tibrigen  Gästen  aber  (worunter  ausser  denen  Cardinälen 
all  übrige  fremmde  Ministern  zugegen  waren)  nur  wie  sonsten  Ta- 
bourets  gesezt  wurden;  weßwegen  es  dann  auch  wegen  des  Printz 
Louis  V.  Wolffenbüttel,  deme  mann  diß  Fahls  keine  Distinction  ge- 
macht, sondern  lediglich  gleich  allen  andern  ein  Tabouret  gegeben, 
folgenden  Morgen  mit  I.  M.  der  Kaiserin,  welcher  die  Sach  mit  ein 
und  anderen  odiosen  Zusatz  und  in  specie  (als  ob  der  Fürst  v.  Auers- 
perg,  weillen  er  sich  dans  la  meme  ligne  mit  dem  Printz  Louis  und 
[ni  fallor]  gar  k  la  droite  auf  der  anderen  Seiten  nidergesezt,  sich  mit 
jezt  ermelten  Printzen  in  Competenz  stellen  oder  gar  vorziehen  wollen) 
hinterbracht  worden  wäre,  einen  unangenehmen  Contrasto  und  eine 
sehr  hitzige  Explication  zwischen  Mutter  und  Tochter  abgesezt  hat; 
also  zwar,  daß  sich  sogar  das  Ministerium  ins  Mittel  legen  und  der 
Graff  Uhlfeld  den  Handl  beilegen  müssen. 

Disen  Nachmittag  ward  mir  von  dem  Herrn  v.  Buol  als  Chan- 
celiier de  r  ordre  de  la  Toison  d'  or,  dem  alten  Herkoramen  nach, 
abschrifftlich  beikommendes  Intimations-Schreiben  in  das  Hauß  ge- 
schickt ^'')  und  hierdurch  meine  auf  Benennung  zum  Rittern  dises 
hohen  Ordens,  nebst  deme,  was  mir  dißfahls  weiters  zu  thun  und 
zu  veranstalten  obliegete,  förmlich  bekannt  gemacht.  Ich  gebrauche 
mich  der  Expression  förmlich,  weillen  der  Herzog  mir  nicht  allein 
bereits  vorläuffig  in  gnädigsten  Vertrauen  meine  und  meines  Vettern 
des  Feldmarschall  zu  erfolgende  Promotion  eröffnet,  sondern  der  erste 
gewesen,  welcher  mir,  und  zwar  all  bereits  im  Monath  Julio  die  ge- 
faste Resolution,  einige  Toisonisten  zu  creiren,  mit  folgenden  gnädigen 
Äußerungen  anvertrauet:  wie  ihme  bewust,  daß  der  Groß  Herzog 
eine  Promotion  von  Toisonisten  zu  machen  Willens  wäre;  da  ich  nun 
auch  von  dem  Holtz,  worvon  sie  geschnitzlet  würden,  so  hätte  er 
mir  als  mein  gutter  Freund  hiervon  die  Confidence  machen  wollen, 
damit  ich  mich  behörig  darummen  melden  und  bewerben  könnte, 
worauf  ich  dann  sofort  des  anderen  Morgens  ihme  mein  Memorial  zu- 
gestellet  und  zugleich  bei  der  Königin,  um  ihr  allerhöchstes  Vorwort 
zu  erbitten,  Audienz  genehmen  hatte. 


1743,  Dez.  31.  199 

Den  31.  geschähe  der  llenunciations -Actus  der  Ertzherzogiu 
Mariae  Annae  laut  Extractis  prothocoUi;^')  zuvor  aber  legte  der  Car- 
dinal V.  Kollonitsch  und  der  Herzog  v.  Aremberg  den  Eid  als  ge- 
heimme  Räthe  ab,  deren  ersterer  ein  solches  seiner  Purpur  wegen 
bißhero  immer  decliniret  hatte,  vermainend,  daß,  da  die  Juramenta 
alle  zugleich  auch  dem  Groß  Herzogen  als  Mit  Regenten  abgelegt 
wurden,  er  qua  Cardinalis,  der  disem  nicht  einmahl  weichen  könte 
oder  wolte,  noch  vill  weniger  sich  zu  einer  solchen  Submission  und 
Unterwlirffigkeit,  als  die  Praestirung  eines  Eides  der  Treu  an  je- 
manden in  sich  Selbsten  ist  und  mit  sich  bringt,  ohne  Verletzung 
seiner  Würde  bequemen  könte.  Abends  wäre  Toison  Vesper  und  das 
gewöhnliche  Einrauchen. 


1744. 


Den  1.  Januarii  wäre  Toison  Ammt  im  Profess  Hauß,  wohin 
mann  zu  Fuß  begleitete,  sodann  Taffldienst  und  abends  Appartement. 

Den  3.  überbrachte  mir  der  von  Dier,  als  Wappen  König  des 
Ordens,  das  Handbrieffl  vom  Groß  Herzog,  worinnen  selber  mich  zum 
Rittern  des  goldenen  Flusses  declarirte.  Mittags  wäre  öffentlicher 
Dienst  und  abends  Appartement. 

Den  4.  verfügte  ich  mich  abends  gegen  6  Uhr  zum  Cardinal 
Nuncio,  um  selben  in  Nahmen  I.  M.  zu  Verrichtung  der  Copulation 
des  durchlauchtigsten  Brautpaars  einzuladen.  Das  Coeremoniale  wurde 
vorläuffig  dahin  reguliret,  daß  er  mich  auf  den  nemmlichen  Fuß  wie 
die  Cardinalen  sich  gegen  die  Bottschaifter  zu  halten  pflegen,  recipire, 
deme  zu  Folge  er  mich  oben  auf  der  Stiegen  empfienge,  im  Begleiten 
und  Sitzen  die  Oberhand,  jedoch  quant  a  ce  dernier  article  in  so 
weit  modificirter  nähme,  daß  beide  Sesseln  in  una  linea  gegen  ein- 
ander über  und  nach  der  Breite  des  Zimmers  gestellet  wurden. 

Er  setzte  sein  Biret  und  ich  meinen  Hut  auf,  und  unterhielten 
uns  also  gegen  einer  halben  Stund  nach  denen  hin  und  her  be- 
schlossenen Complimenten,  worauf  er  mich  widerummen  biß  zur  Stiegen, 
und  zwar  aus  besonderer,  vorhero  nicht  stipulirter  Distinction,  annoch 
zwei  Stapifeln  hinunter  begleitete,  übrigens  für  sothane  Function  der 
Einseegnung  sodann  ein  schönes  mit  Smaragd  und  Brillanten  garnirtes 
Pectorale  pro  regali  überkommen  hat. 

Den  5.  als  Sonntags  öffentlicher  Gottesdienst  und  Taffldienst. 
Nachmittag  aber  hielte  der  Groß  Herzog  vor  der  Vesper  wegen  der 
auf  morgen  anberaumeten  Promotion  das  in  solchen  Fahlen  gewöhn- 
liche Ordens  Capitl.  Die  neue  Candidati  erschinen  in  Mantel  Kleidern 
und  musten  in  der  großen  Anticamera  warten,  biß  sie  von  dem  von 
Dier  aus  der  in  Händen  habenden  Liste  herunter  gelesen  und  ihren 
Rang  nach  in  die  Rathstuben,  allwo  das  Capitl  gehalten  wurde,  hinein 
beruff'en  worden.  Der  Groß  Herzog  wäre  gleich  denen  übrigen  Ordens- 
Rittern   mit   dem   solennen  Habit  angethan,   sasse  in  einem  Fauteuil 


1744,  Jan.  6.-8.  201 

unter  den  Dais  und  auf  den  erhobenen-  Stapffei,  gantz  au  bord  des- 
selben, die  Rittern  aber  auf  beiden  Seiten  unter  den  Schammel  auf 
zwein  mit  Teppich  überzogenen,  nach  der  Längen  gestellten  Bäncken 
und  wurde  in  der  Mitten  so  viller  Raum  gelassen,  daß  wir  Novizen 
unss  dem  Groß  Herzog  näheren  könten,  welcher  einem  jeden  das 
Statuten  Buch  selbsten  einhändigte,  so  wir  auf  den  Stapflfel  vor  dem- 
selben kniend  empfiengen  und  sofort  unß  mit  dem  übrigen  Corteggio 
zu  denen  Augustinern  über  den  Gang  zur  Vesper  verfügten,  worbei 
wir  aber  heut  unseren  Platz  unter  denen  Rittern  noch  nicht  nehmen 
dörfften,  mithin  ich  mich  qua  HofFaiarschall  in  die  Hoflfbanck  kniete 
und  sodann  cum  reliquis  more  solito  zurück  begleitete. 

Den  6.,  als  den  zum  Ritterschlag  bestimmten  Tag,  wäre  die 
Ordonanz  um  8  Uhr;  wir  Novizen  musten  uns  zuvor  zu  denen 
Augustinern  verfügen,  allwo  wir  in  der  Sacristei  den  Ordens  Habit 
anlegten  und  in  solang  warteten,  biß  mann  unß  nach  den  Rang  zur 
Nehmung  der  Ordens  Ketten  beruffte. 

Dise  ganze  Function  findet  sich  in  meines  seeligen  Vattern 
Manuscripten  ausführlich  beschriben,  dahero  von  gegenwärtiger, 
weillen  es  damit  in  allen  nach  der  vorigen  gehalten  worden,  nichts 
weiteres  anmercken  wollen,  als  daß  der  Duc  d'  Arenberg  als  Decanus 
und  Senior  die  Introduction  deren  zugegen  gewesenen  14  Rittern 
(Königsegg-Erps  und  Lannoy  waren  zu  Brüssel  abwesend)  verrichtet 
und  daß  der  GraflF  Wilhelm  v.  Sinzendorff,  weillen  er  von  einem  erst 
gehabten  Access  von  Podagra  annoch  ganz  stropiret  wäre,  zum  Ritter- 
schlag sich  unter  denen^Armen  hinschleppen  und  sofort  wiederummen 
nacher  Hauß  tragen  lassen  müssen.''^) 

übrigens  kann  ich,  weillen  es  mir  gar  zu  consolirlich  gefallen, 
mithin  das  Hertz  davon  noch  voll  ist,  mit  Stillschweigen  unmöglich 
übergehen,  —  ob  es  zwar  einen  eigenen  Lob  zu  gleichen  scheinet  — 
daß  unsser  gnädigster  Großmeister,  welcher  nach  den  Ritterschlag  den 
neu  Creirten  zu  embrassiren  pflegt,  sich  dessen  gegen  mir  auf  eine 
so  zart  und  liebreiche  Art  aquitiret,  daß  alle  Umstehende  dises  großen 
Fürsten  Lieb  und  Gnad  für  einen  alten  Diener  sattsahm  erkennet  und 
mir  für  Freuden  die  Augen  tibergangen. 

Den  7.  gegen  halber  siben  Uhr  abends  gienge  der  Actus  copula- 
tionis,  wie  selber  aus  heiligenden  Impresso'-^'')  umständlich  zu  ersehen, 
für  sich  und  sodann  folgenden  Tags  als 

den  8.  die  Einseegnung,  welcher  aber  der  Kaiserin  Majestät 
wegen  ihro  zugestossenen  Indisposition  nicht  beigewohnet. 

Der  auf  seiner  Abrais  nacher  Engelland  stehende  venetianische 
Bottschaffter  Capello  und  dessen  neu  angelangter  Successor  Contarini 


202  1744,  Jan.  9.-10. 

nebst  ihren  beiden  Gemahlinnen  sahen  disen  Functionen  in  dem  Ora- 
torio  incognito  zu.  Der  sächsische  Abgesante,  Graff  v.  Bünau,  hatte 
zwar  auch  an  mich  gesonnen,  daß  ich  ihme  und  denen  übrigen  Ge- 
santen  einen  besondern  Platz  zum  zusehen  anweisen  mögte,  allein 
weillen  ein  solches  vor  disem  nicht  gewesen  und  ich  von  unserer 
alten  Etiquette,  so  vill  sich  nur  immer  bei  gegenwärtigen  Umständen 
thun  lassen,  nicht  gern  abkommen  lassen,  so  hatte  ich  disen  Anwurfif 
mit  gutter  Art  zu  decliniren  gesucht.  Der  Cardinal  Nuncius  wolte  an- 
fänglich auch  von  unserem  Cardinalen  Kollonitsch  praetendiren,  daß 
er  ihme  qua  extraneo  in  Begleiten  par  politesse  die  rechte  Hand 
lassen  solte,  welches  aber  Kollonitsch  durchaus  nicht  eingestanden, 
sondern  sich  jederzeit  seiner  villjährigen  Auciennitet  in  sacro  collegio 
praevaliret  hat. 

Nachmittag  um  5  Uhr  verfügte  mann  sich  öffentlich  zur  Opera, 
Ipermestra  genannt,  so  von  unseres  Abbate  Metastasio  Composition, 
und  zwar  anfänglich  pour  la  reine  meme  destiniret  wäre,  als  welche 
nebst  einer  Compagnie  von  Dames  und  Cavalliers  sothane  Opera 
Selbsten  producieren  wolte,  auch  würcklich  schon  verschiedene  Proben 
darüber  gehalten  hatte;  es  wurde  aber  dises  Vorhaben  durch  einig- 
movirte  Scruplen,  als  ob  es  contra  decorum  lauflfen  würde,  wann  eine 
regierende  Königin  sich  en  spectacle  geben  wolte,  hintertriben,  wie 
wollen  wir  sonsten  dißfahls  nicht  so  austöre  zu  sein  pflegen  und  mann 
sich  endlichen  mit  dem  Beispill  des  Louis  XIV.  bedecken  können, 
welcher  auf  Comedien  öffentlich  gedanzet. 

Eodem  wurde  der  Graff  Carl  Harrach  an  des  unlängst  als 
corrupt  verstorbenen  Graffen  Albert  St.  Julian  (sie!)  zum  Obristen 
Falckenmeister  ernant  und  hierauf  den  11.  der  Falcknerei  von  dem 
Obrist  Hoffmeister  in  der  Ritterstuben  vorgestellet. 

Den  9.  wäre  abermahlen  öffentlicher  Taffeidienst  auf  der  Königin 
Seiten  und  abends  Bai  in  dem  sogenannten  kleinen  oder  Operasaal, 
welcher  wegen  des  großen  Soup6  an  Tag  des  Beilagers  sehr  galant 
ausgezieret  worden  und  seithero  zu  denen  Hoffbaien  destiniret  ge- 
bliben;  sodann  wurde  in  der  großen  Anticamera  an  zwei  Tischen 
von  24  Couverts  soupiret,  an  deren  einem  die  Königin  und  an  dem 
andern  die  durchlauchtigste  neue  Frau  praesidirte  und  die  Vor- 
nehmere vom  Adl  nebst  der  Königin  gewöhnliche  Cotterie  hierzu 
geladen. 

Den  10.  wäre  das  gewöhnliche  freitägige  Appartement.  Eodem 
starb  im  34.  Jahr  der  geweste  kais.  Cammerherr  und  Reichs 
Hoffrath  Graff  Joseph  Baltasar  v.  Dietrichstein,  ältester  Sohn  des 
Cammer   Praesidenten    von   dessen   ersten   Frauen,    einer  gebohrnen 


1744,  Jan.  11.— 12. 


203 


Gräffin  v.  Saurraii;  er  wurde  ziigleicli  mit  mir  in  Reichs  Hoffrath 
introduciret,  hatte  aber  immer  eine  schlechte  Brust  gehabt  und  zur 
Lungensucht  incliniret,  worann  er  auch  gestorben. 

Den  11.  hatte  die  Königin  Partie  gemacht,  in  Rennschlitten  en 
petite  cotterie,  und  zwar  nur  in  siben  Pahr  auf  Schönbrunn  zu  fahren, 
worbei  mir  durch  das  Loß  die  neu  vereheligte  durchlauchtigste  Frau 
zu  Theil  worden  wäre;  allein  da  wir  gegen  das  End  der  Leimgruben 
kämmen,  fände  sich  so  wenig  Schnee,  daß  wir  unß  aus  denen  Renn- 
schlitten in  die  par  pr^caution  nachgefolgte  Birocci  setzen  musten. 

Mann  speiste  zu  Mittag  a  la  table  de  conspiration  und  Nach- 
mittag muste  ich  bon  grc  mal  gre  tailliren,  weillen  ich  eben  unlängst 
mich  entrainiren  lassen  und  einer  zu  Haltung  einer  beständigen  Banque 
bei  Hoff  errichteten  gar  vornehmen  Societet  (weillen  die  Königin 
Selbsten  als  Moiti6  mit  der  Gräffin  Füchsin,  dabei  interessiret  wäre) 
mich  zu  gesellen  (sie!);  weillen  ich  aber  le  metier  de  tailler  gar 
schlecht  und  unglücklich  exerciret,  so  thate  mich  die  Compagnie 
diser  Ehre  meistentheils  überheben.  Meine  und  deren  übrigen  As- 
sociirten  Intention  bei  Errichtung  sothaner  Banque,  worzu  die  Com- 
pagnie einen  sehr  nammhaflften  Fond  hergeschossen,  wäre  keines- 
weegs,  einen  großen  Profit  dabei  zu  ziehen,  sondern  villmehr  die 
Königin  zu  amusiren  und  von  unanständiger  Spill  Gesellschafi't  ab- 
zuhalten, dahero  auch  niemand  als  die  wenige  Männer  von  der  So- 
cietet anfänglich  tailliren  dörfften;  wie  aber  dergleichen  Etablissemens 
sich  in  die  Länge  nicht  wohl  souteniren,  so  schliechen  auch  hierinnen 
nach  der  Zeit  verschiedene  Mißbräuche  ein,  welche  zulezt  den  Verbott 
aller  Hazard  Spillen  zu  meiner  größten  Consolation,  zumahlen  ich  nie 
ein  Liebhaber  davon  gewesen,  nach  sich  zogen. 

Den  12.  als  Sonntags  wäre  Kirchen  und  Taffldienst  auf  der 
Königin  Seiten,  sodann  des  Abends  Bai  in  der  zugemachten  neuen 
Reitschull,  welche  von  dem  Music  Directore  Graffen  Losi  zu  disen 
Fest  eigends  zugerichtet  und  auf  das  herrlichste  illuminiret  worden 
wäre.  Ich  hatte  Cammerherrn  zu  Commissarien  benennet,  welche 
die  Leuth  placiren  müssen,  und  wurde  wegen  des  großen  Raums 
jedermänniglich,  jedoch  nur  in  Maschera  Kleid  hineingelassen.  Die 
Königin  nebst  dem  Groß- Herzog,  der  kleinen  Frauen  Maria  Anna 
und  dem  durchlauchtigsten  neuen  Ehepaar  befanden  sich  in  einer 
Bande  von  15  Paar  (worunter  meine  Frau  und  ich  gewöhnlicher 
Massen  mit  begriffen  zu  sein  die  Gnade  hatten)  als  Wasser  Götter 
und  Göttinnen  gleich  gekleidet  und  wir  danzten  einige  neue  Contre- 
danses  allein  unter  uns,  soupirten  auch  mit  einander  nebst  denen 
Commissarien  an  zweien  Tischen  in  der  großen  Anticamera. 


204  1744,  Jan.  14.— 17. 

Den  14.  wäre  die  öffentliche  Schlittenfahrt,  worvon  in  der  Bei- 
lag ein  mehreres,^"")  und  wurde  von  Damesen  dazu  geladen  die  Hoff- 
ämmters-  und  Conferenz-Ministres  Frauen,  Fürstinnen,  des  Hartschieren 
Haubtmanns  Graff  Daun  Gemahlin,  die  zwei  Töchter  der  Graff -Füchsin 
und  die  Hoff  Dames,  sonsten  aber  keine  Statts  Frau;  die  Fürsten, 
so  nicht  geheime  Räthe  waren,  wolten  nicht  mitfahren,  weillen  ihr 
Rang  bei  dergleichen  öffentlichen  Functionen  nicht  ausgemacht;  dises 
veranlaste  würcklich  den  Fürst  Esterhasy,  die  geheimme  Rathswürde 
anzusuchen,  die  er  auch  alsofort  erhalten  und  darauf  bei  der  im  An- 
fang Februarii  angestellten  zweiten  öffentlichen  Schlittenfahrt  krafft 
sothanen  neu  überkommenen  Characters  mitgefahren  ist. 

Abends  wäre  Bai  in  dem  kleinen  Opera  Saal.  Übrigens  be- 
gegnete mir  eine  zwar  lächerliche  Fatalite  bei  diser  Schlittenfahrt: 
ich  hatte  mir  eine  ganz  neue,  sehr  hertzige  Equipage  blau  mit  Silber 
machen  lassen  und  vorhero  noch,  ehe  mann  wissen  können,  ob  mann 
fahren,  weder  (sie!)  welche  Dame  ich  führen  würde,  zum  öffteren  ge- 
schertzet,  daß,  um  meine  neue  Equipage  zu  verschändlen,  nichts  ab- 
gienge,  als  daß  ich  eine  Dame  zu  führen  bekäme,  welche  einen  grünen 
Peltz  hätte;  nun  fügte  sich  eben,  daß  den  Rang  nach  mir  die  Cammer- 
freile  Kokorsova  zu  Theil  werden  muste,  welche  sich  ganz  neuerlich 
und  zu  diser  Schlittenfahrt  just  einen  grünen  Peltz,  und  zwar  noch 
mit  goldenen  Borten,  pour  faire  un  double  contraste  mit  meiner  blau 
und  silbernen  Equipage,  hatte  machen  lassen. 

Den  15.  fuhren  die  Herrschafften  in  einer  Compagnie  von  14 
oder  15  Schlitten  des  Abends  in  der  Statt  herum  und  sodann  gienge 
mann  zur  Redoute  bein  Selliers. 

Den  16.  fuhren  die  Herrschafften  auf  Wurst  und  in  Chaisen 
nacher  MöUerstorff,  all  wo  der  Printz  Carl  zu  Mittag  tractirte;  abends 
aber  soupirten  selbe  bei  den  Graffen  v.  Colloredo  im  Schlegel  Hoff. 
Ich  kunte  von  der  ersteren  Partie  nicht  sein,  weillen  ich  eben  qua 
Hoffmarschall  den  zu  Complimentirung  der  Königin  sur  son  joyeux 
avenement  benannten  malthesischen  Bottschafftern  Graffen  und  Balio 
Ferdinand  von  Althann  bei  seinen  heutigen  Einzug,  wovon  in  der 
Anlag  ein  mehreres,^"^)  accompagniren  müssen. 

Den  17.  hatte  erst  besagter  Bottschaffter  seine  öffentliche  Audienz 
nach  Ausweiß  des  Prothocolli  und  auligender  Beschreibung  bei  I.  M. 
der  Königin, ^°2)worbei  ich  zugleich  die  Stelle  des  Hoffmarschall  und 
Obrist  Cammerers  verrichtete  und  in  priori  qualitate  ihn  unten  an  der 
Stiegen  (nicht  aber  wie  die  andere  Bottschaffter  wegen  dießfählig 
geringeren  Coeremonialis  bei  der  Portiere)  empfangen,  sofort  biß  zur 
geschlossenen  Rathstubeu  begleitet  und  sodann  qua  angesezter  Obrist 


1744,  Jan.  18.— 25.  205 

Cämmerer  hinein  getretten,  um  selben  bei  I.  M.  zu  melden.  Nach- 
mittag wäre  Appartement. 

Den  18.  wohnten  die  Herrschafften,  worunter  ich  nunmehro  das 
neue  Ehepaar  meistentheils  mit  verstehe,  der  zweiten  Repraesentation 
der  Opera  bei,  und  weillen  dem  Herzog  ungelegen  wäre,  so  lang  in 
Parterre  —  wo  nach  alter  Gewohnheit  der  Hoff  zuzusehen  pflegt  — 
zu  sitzen,  so  befahle  die  Königin,  daß  mann  auf  der  einen  Gallerie 
vorwärts  eine  Logi  zurichten  solle,  zu  welcher  der  Herzog  nach  Be- 
lieben zu  und  abgehen  kunte. 

Den  19.  wäre  wegen  des  Sonntags  öffentlicher  Kirchen-,  aber 
kein  Taffl-Dienst  und  die  Herrschafften  fuhren  abends  in  die  Comedie 
bein  Kärnthner  Thor. 

Den  20.  kämme  der  Hoff  wegen  des  heutigen  Fests  zu  denen 
Schotten  und  solte  anfänglich  der  maltesische  ßottschaffter  dabei  er- 
scheinen, und  der  Herzog  wolte  dahero  zu  Hauß  bleiben;  allein  nach- 
deme  der  Cardinal  und  Nuncius  difficultiret,  mit  ihme  la  capella  zu 
machen,  so  wurde  die  bereits  anbefohlene  und  beschehene  Ansag 
deren  Bottschafftern  contremandiret,  jedoch  erschine  nachher o  der 
Maltheser  einmahl  bei  den  Taffldienst,  wo  die  Königin  in  der  großen 
Anticamera  allein  speiste. 

Eodem  wäre  abends  abermahlen  eine  kleine  Schlittenfahrt  bei 
Hoff,  nach  welcher  wir  bei  Graffen  v.  Uhlfeld  in  der  Reichs  Canzlei 
soupiret  und  muste  ich  mich  dahero  nebst  meiner  Frauen  bei  den 
jungen  Fürsten  Hannss  Carl  v.  Liechtenstein  entschuldigen  lassen, 
welcher  heut  nachmittags  eine  öffentliche  Schlittenfahrt  und  sodann 
Bai  und  Soupc  gegeben. 

Den  21.  wäre  bei  Hoff  der  gewöhnliche  masquirte  Bai  in  kleinen 
Opera  Haus. 

Den  22.  fuhren  die  Herrschafften  abermahlen  nebst  dem  Printz 
Louis  von  Braunschweig  (oder  Bevern,  wie  wir  ihn  communiter  von 
vorigen  Zeiten  her  zu  nennen  pflegen),  welcher  bei  allen  disen  Parties 
de  plaisir  meistentheils  mit  gewesen,  und  einer  kleinen  Compagnie  in 
Schlitten  Birocci  nacher  Schönbrunn ;  wir  speisten  daraussen  mittags 
und  bei  der  Retour  führe  mann  noch  ein  paar  Stund  fast  in  denen 
Gassen  der  Statt  herum. 

Den  23.  speisten  die  Herrschafften  en  petite  compagnie  abends 
bei  meiner  Schwester  und  sodann  gingen  wir  ä  la  redoute. 

Den  24.  als  Freitags  wäre  gewöhnlicher  Maßen  Appartement. 

Den  25.  kämmen  die  Herrschafften  wegen  des  heutigen  Fests 
Pauli  Bekehrung  zu  denen  Michaelern  und  abends  wohnten  selbe  der 
dritt-  und  lezten  Repraesentation  der  Opera  bei. 


206  1744,  Jan.  26.— 31. 

Den  26.  wäre  der  ordinari  öffentliche  sonntägige  Kirchen-  aber 
kein  Taffeidienst.  Eodem  starbe  in  der  Nacht  gegen  11  Uhr  der 
Feldmarschall,  von  welchen  in  unseren  Familie  Büchern  ein  mehreres, 
und  habe  ich  zu  Verehrung  seiner  Gedächtnuß  hier  nur  einen  Auszug 
dessen,  so  in  denen  öffentlichen  Wienner  Zeitungen  und  sogenanntem 
Diario  dises  Todfahls  halber  eingedruckt  worden,  nebst  einem 
curiosen  Chronographico,  so  ein  berühmter  lutherischer  Prediger  zu 
Breslau  ihme  pro  epitaphio  componiret,  beischließen  wollen. ^'^^) 

Den  27.  wurde  in  Gegenwart  deren  Herrschafften  auf  einem  in 
der  Ritterstuben  eigends  errichteten  Theatro  eine  kleine  französische 
Piece,  arlequin  poli  par  l'amour  genannt,  von  einer  Compagnie  d'  en- 
fans  producieret,  worbei  die  älteste  Ertzherzogin  die  Bergere  und 
meine  Josepherl  die  Fee  repraesentiret.  Nach  der  Kinder  Comedie 
wurde  eine  zweite  etwas  längere,  Themise  genannt,  auf  den  nemm- 
lichen  Theatro  von  einer  Bande  von  Dames  und  Cavalliers  vor- 
gestellet. 

Den  28.  als  Dienstags  wäre  abermahlen  masquirter  Bai  bei  Hoff; 
weillen  es  aber  in  dem  kleinen  Opera  Hauß  zu  kalt  befunden  worden, 
so  befahle  die  Königin,  daß  ich  für  die  übrige  Hoffbai  die  große 
Anticamera  zurichten  lassen  solle,  worinnen  mann  also  auch  heut 
schon  gedanzt  und  hingegen  immer  auf  der  Kaiserin  Seiten  in  ihrer 
Anticamera  soupiret  hat,  mithin  sich  das  Inconvenient  geäussert,  daß 
mann  die  Dames  immer  zum  Soupe  durch  die  Cammer  durchgehen, 
die  Männer  aber  den  großen  Tour  über  den  Controlor  Gang  machen 
lassen  müssen. 

Den  29.  wohnte  ich  der  Begräbnus  des  Feldmarschall  seelig  und 
folgenden  Morgen  als 

den  30.  dessen  Exequien  bei  denen  Schotten  bei.  Heut  abends 
gäbe  der  Printz  von  Sachsen  Hildburgshausen  in  seinem  par  sa  vieille 
femme  erheiratheten  vorhin-  Printz  Eugenischen  Garten^"*)  ein  magni- 
fiques  Fest  denen  Herrschafften.  Der  große  Saal,  worinnen  gedanzet 
wurde,  wäre  magnifiquement  illuminiret  und  das  Soup6  sehr  wohl 
angeordnet;  es  wäre  über  ein  Uhr  nach  Mitternacht,  als  wir  zurück- 
kämmen. 

Den  31.  hatte  vor  den  Appartement  der  maltesische  Bottschaffter 
seine  Abschiedsaudienz  in  der  Rathstuben,  worzu  er  aber  wegen 
niederen  Coeremonialis  nicht  von  dem  Obrist  Cammerern  wie  es  gegen 
andere  Bottschaff'ter  Herkommens  ist,  sondern  nur  von  dem  Dienst 
Cammerherrn  gemeldet  wird,  mithin  auch  das  königliche  Portrait 
nicht  aus   meinen   Händen   überkommen   hat,    sondern  ihme  solches 


1744,  Fol).  1.-8.  207 

durch  den  geheimmen  Zahlmeistern  v,  Dier  in  das  Hauß  gebracht 
worden  ist. 

Den  1.  Februarii  verfügten  sich  die  Herrschafften  mit  der  ge- 
wöhnlichen Cotterie  in  Birocci-Schlitten  nacher  Mauerbach;  wir  speisten 
allda  in  der  Carthauß  und  kämmen  des  Nachmittags  zeitlich  genug 
zurück,  um  die  zweite  Repraesentation  der  Cavalliers  Comedie  zu 
sehen. 

Disen  Abend  wäre  bei  den  Fürsten  von  Auersperg  als  nahen 
Anverwanten  der  Braut,  das  Versprechen  des  Cammerherrn  und 
General  Majors  Graffen  Leopold  v.  Salm  mit  der  Freile  von  Dietrich- 
stein,  Niece  des  verstorbenen  Fürsten  Walther  und  deren  Mutter  eine 
von  Starhemberg  ist;  sie  ist  würcklichen  in  wenig  Jahren  seine  dritte 
Frau  und  wäre  er  vorhero  Maltheser  Ritter,  hatte  aber  fast  zugleich 
den  Orden  und  das  Militare  quitiret. 

Den  2.  wäre  zwar  wegen  Transferirung  des  Frauen  Fests  aus 
ürsach  des  anheut  einfallenden  Sonntags  Septuagesimae  kein  Toison, 
jedoch  der  Kirchendienst  nebst  der  Kertzen  Weihung  und  den  Um- 
gang wie  sonsten  bei  denen  Augustinern,  sodann  öffentliche  Taffei; 
abends  aber  soupirten  die  Herrschafften  beim  Landmarschall  Graffen 
V.  Herberstein  und  wir  fuhren  von  dannen  miteinander  zur  Redoute. 

Den  3.  gienge  mann  abends  mit  denen  Herrschaft'ten  auf  die 
Mellgrueben,  dortig  masquirten  Bai  beizuwohnen. 

Den  4.  wäre  abermahlen  der  dienstägige  masquirte  Bai  bei  Hoff 
nebst  Soupe. 

Den  5.  soupirten  die  Herrschafften  bein  hungarischen  Canzlern 
und  sodann  sahen  wir  den  Kinder  Bai  auf  der  Meelgrueben. 

Den  6.  wurde  bei  Hoff  die  zweite  öffentliche  Schlittenfart  ge- 
halten, worvon  ein  mehreres  in  der  Beilag,  ^''°)  und  wurden  ver- 
schiedene Statt-Dames,  ohne  eben  auf  die  Qualitet  ihrer  Eheherren 
zu  sehen,  für  dises  Mahl  dazu  geladen.  Abends  speisten  die  Herr- 
schafften ä  petit  couvert  bei  meiner  Schwester  und  sodann  fuhren 
wir  auf  die  Meelgrueben. 

Den  7.  wäre  als  Freitags  das  gewöhnliche  Appartement. 

Den  8.  fuhren  die  Herrschafften  en  petite  compagnie  in  Renn- 
schlitten mittags  nacher  Schönbrunu;  abends  wurde  in  der  Ritter- 
stuben zum  zweiten  Mahl  die  Kinder  Comedie  und  nach  solcher  aber- 
raahlen  die  von  Dames  und  Cavalliers  produciret;  sodann  soupirte 
mann  bei  den  mit  Anfang  des  Winters  nebst  seiner  Frauen  anhero 
gekommenen  Duc  d' Arenberg  und  weillen  heut  Samstag,  so  wurde 
nach  Mitternacht  en  gras  serviret  und  (wie  mann  zu  sagen  pflegt) 
media  noche  gehalten. 


208  1744,  Fei).  9.— 15. 

Den  9.  Avare  wegen  des  Fests  S.  Apolloniae  öffentlicher  Kirchen- 
gang  zu  denen  Augustinern,  sodann  Tatteldienst  und  abends  gieuge 
mann  zur  Redoute. 

Den  10.  wäre  wegen  des  auf  morgen  transferirten  Mariae 
Lichtmeß  Fests  Nachmittag  Toison  Vesper;  sodann  thaten  die  Herr- 
schafften meiner  Frauen  und  mir  die  Gnad,  in  unser  Hauß  zu  kommen 
und  einem  kleinen  Kinderbai  zuzusehen,  nach  welchen  auch  I.  M. 
nebst  dero  Frauen  Schwester,  den  Herzog  und  Printz  Carl  mit  denen 
übrigen  erwachsenen  Gästen  den  Danz  zu  continuiren  und  sodann  zu 
soupiren  geruheten.  Zu  dem  Ende  hatte  ich  in  dem  größeren  Parade 
Zimmer  vor  die  Herrschafften  au  haut  bout  eine  Taffei  vor  beiläuffig 
15  oder  16  Couverts  und  hinunter  wärts  andere  Tafflen,  jede  zu  8 
biß  10  Couverts  zubereiten  lassen,  an  welchen  sich  die  übrige  Com- 
pagnie  —  nachdeme  I.  M.  die  Königin  sich  die  ihrige  choisiret  — 
setzen  kunte,  welche  Invention  von  so  villen  separirten  Tischen  nicht 
allein  von  I.  M.  —  weillen  selbe  die  Gäste  besser  übersehen  und  sich 
mit  ihnen  unterhalten  kunten  —  sondern  auch  gcneralement  Appro- 
bation gefunden,  umwillen  sich  alles  nach  WillkUhr  zusammen  paaren 
und  gemächlich,  auch  wärmer  bedienet  werden  können. 

Den  11.  wurde  das  transferirte  Frauen-Fest  mit  Predig  und  Toison 
Ammt  begangen;  sodann  wäre  öffentlicher  Taffeidienst.  Nachmittag 
verfügte  mann  sich  zur  Säulen  auf  den  Hott"  und  abends  wäre,  als 
Dienstags,  masquirter  Hoft-Bal. 

Den  12.  wäre  das  Versprechen  der  Cammerfreile  Gräffin  von 
Herberstein,  Tochter  des  Herrn  Landmarschalien,  mit  dem  bald  darauf 
zum  würcklichen  geheimmen  Rath  erhobenen  Graffen  Norbert  v.  Trautt- 
manstorff,  dessen  erste  Gemahlin  eine  Marquise  de  Gavres  gewesen, 
die  er  in  seiner  Länder  Rais  als  ertzherzogliche  Cammerfreile  zu 
Brüssel  geheirathet  hatte.  Sodann  wurde  bei  der  Kaiserin  in  Gegen- 
wart sammtlicher  Herrschafften  die  Kinder  Comedie,  worzu  mann 
eigends  in  ihren  Spieglzimmer  ein  Theatrum  aufrichten  lassen,  re- 
praesentiert;  hierauf  kämmen  die  Herrschaff'ten  zu  einen  Kinderbai  bei 
den  Fürsten  von  Auersperg  und  von  dorten  aus  fuhren  wir  alle  auf 
die  Meelgrueben  und  nachdeme  mann  dorten  etwas  gedanzt,  pour  la 
bonne  bouche,  annoch  zur  Redoute  ins  Balhauß. 

Den  13.  als  an  jeudi  gras  wäre  Bai  bei  Hoff  und  nach  den 
Soupe  gienge  mann  abermahlen  in  das  Balhauß. 

Den    14.  wäre  als  Freitags   gewöhnlicher  Massen  Appartement. 

Den  15.  wohnte  ich  einer  Hott'  Conferenz  bei  den  Obrist-Hoff- 
meister  bei,  worinnen  das  erforderliche  wegen  der  Ertzherzogin  und 
des   Printz   Carls   Abrais   nach   denen   Niderlanden,    laut    ProthocoU- 


1744,  Fcb.  16—17.  209 

Extracts,,  debattiret  wurde. ^''^)  Disen  Abend  giengcii  die  Hcrrsehaftten 
in  die  Opera  im  Balhauß. 

Den  16.  führe  die  Königin  nebst  dem  Herzog  zu  denen  Jesuitern 
auf  den  Hoff  wegen  der  die  drei  lezte  Fasching  Tag  hindurch  all- 
dorten  celebrirenden  gewöhnlichen  Andacht;  hierauf  wäre  öffentliche 
Taffei  und  abends  masquirter  Bai  bei  Hoff^,  nach  welchen  mann  noch 
more  solito  zur  Redoute  sich  verfügte. 

Den  17.  wäre  bei  Hoff  die  Copulation  der  Freile  von  Herber- 
stein, worbei  ich,  und  zwar  zum  ersten  Mahl  qua  angesezter  Obrist 
HoflFmeister  der  Königin  als  Dame  (indeme  der  Graff  Sinzendorrt"  der 
erste  und  der  Königin  als  Frauen  und  Regentin  Obrist  Hoffmeister 
ist)  figuriret  und  den  Heirats  Contract  in  solcher  Qualitet  und  an  der 
Stelle,  wo  es  dießfahls  gebräuchlich,  nemmlich  gleich  nach  Braut  und 
Bräutigam,  in  der  Mitte  des  Papierblats  unterschriben  habe. 

Mittags  fuhren  die  Herrschafi'ten  in  einer  Anzahl  von  16  Renn- 
schlitten nacher  Schönbrunn.  Wir  kämmen  noch  bei  Tag  zurück, 
um  unß  zu  einer  auf  heut  angestellten  besonderen  Maschera  adjustiren 
zu  können.  Die  Königin  hatte  in  vorjährigen  Fasching  hindurch  so- 
wohl auf  denen  Hoff  baien  als  auch  zur  Redoute  und  auf  die  Meel- 
grueben  verschiedene  dergleichen  Partien  gemacht,  wo  mann  gleich 
gekleidet  oder  sonsten  en  masque  miteinander  figuriret;  heuer  aber 
wüste  ich  außer  der  heutigen  und  jener  bei  den  Fest  in  der  Reit- 
schull  keine,  so  zu  marquiren  käme.  Die  heutige  bestände  in  33  Paar 
von  Arlequins  und  Arlequinnen  und  wäre  hierbei  das  seltsammste 
die  Art,  wie  selbe  zusammen  kämmen.  Es  musten  nemmlichen  in 
einem  Zimmer,  welches  nur  mit  einer  Kertzen  illuminirt,  mithin 
fast  finster  wäre,  bei  der  Kaiserin  Frau  Mutter  sich  alle  Arlequinnes 
einfinden  und  rund  herum  niedersetzen ;  hierauf  wurden  die  Arlequins, 
wie  ihre  Numeri  nach  den  Loß  gezogen  worden,  einzelnweis,  immer 
einer  nach  den  anderen,  hinein  gelassen,  durfften  sich  aber  kaum  eine 
Minute,  um  fast  in  blindem  eine  Arlequinne  auszusuchen,  darinnen 
verweillen,  sondern  musten  alsofort  bei  einer  andern  Thür  mit  der 
enlevirten  Arlequinne  nach  der  Redoute  sich  verfügen,  allwo  mann 
sich  erst  recht  erkennen  können.  Mir  wurde  die  Hoff  Dame  Gräffin 
v.  Wurmbrand  zu  theil  und  der  Graff"  Schlick  nähme  die  Königin; 
nachdeme  mann  im  Balhauß  ziramlicher  Maßen  gedanzt,  so  verfügte 
sich  erst  die  ganze  Banda  in  einigen  Hoft'wägen  auf  die  Meelgrueben ; 
und  ob  zwar  dises  Jahr  die  maschirte  Bai  nicht  wie  voriges  willkür- 
lich die  ganze  Nacht  hindurch  fürdaueren,  sondern  um  1  Uhr  alles 
geendiget  sein  müssen,  so  erlaubten  jedoch  I.  M.,  daf]  für  heut  biß 
anderen  Morgens  6  Uhr  gedanzt  werden  dörffen. 

Khevenhüller-Schlitter.    1742—1744.  14 


210  1744,  Feb.  18.-23. 

Den  18.  als  an  Mardi  gras  hatte  die  gestrige  Schlitten  Banda  die 
Ehre,  zu  Mittag  mit  denen  Herrschafften  bei  Hoff  zu  speisen.  Mann  er- 
schine  in  Masque  und  die  Taffei  wurde  gerichtet  in  der  Anticamera 
auf  der  Königin  Seiten,  wo  mann  an  Bai  Tagen  bei  Hoff  zu  soupiren 
pflegte.  Nach  den  Essen  biß  zur  Stund  des  Hoffbals,  welcher  heut  be- 
reits precise  6  Uhr  anfienge,  wurde  in  der  Königin  Cabinet  gespillet, 
um  8  Uhr  allschon  soupiret  und  bald  darauf  nach  der  Meelgrueben  und 
endlichen  von  dorten  zur  Redoute  gefahren,  worinnen  die  Herrschafften 
biß  zu  End  des  Kehraus,  welcher  aber  fUr  dises  Jahr  allbereits  vor 
Mitternacht  aller  Orthen  geschlossen  sein  muste,  verbliben  und  anmit 
dem  heurigen  Fasching,  welcher  durch  das  vorgewesene  hohe  Bei- 
lager und  die  so  lang  fürgedauerte  Schlittenbahn  ungemain  animiret 
worden  wäre,  ein  sehr  lustiges  End  gemacht  haben. 

Den  19,  als  an  Ascher  Mittwoch  wäre  um  10  Uhr  Ordonnanz 
zur  Kirchen  und  gäbe  der  Bischoff  v.  Seccau,  Baron  v.  Firmian,  die 
Cineres;  den  tibrigen  ganzen  Tag  und  biß  auf 

den  23.  bliben  die  Herrschafften  wegen  der  bevorstehenden  Ab- 
rais  der  Ertzherzogin  gänzlich  retiriret;  anheut  aber  als  den  zu  disen 
betrübten  Abschied  bestimmten  Tag  wurde  der  sonntägige  Gottesdienst 
in  der  Cammer  Capellen  gehalten.  Gegen  2  Uhr  führe  die  Königin 
incognito  von  der  Bellaria  weg;  bei  ihr  in  Leibwagen  sassen  die 
Gräffin  Fuchsin,  Losin  und  Colloredin,  welche  leztere  den  Platz  der 
mit  einem  Catharr  behaffteten  Gräffin  von  Nostitz  eingenohmen;  es 
folgte  nur  ein  Wagen,  worinnen  ein  königliches  Cammermensch  nebst 
der  Obrist-Hoffmeister- Jungfrauen  gesessen. 

Gegen  4  Uhr  kämmen  I.  M.  zu  Stockerau  an,  allwo  in  dem 
Albrechtsburgischen  Hauß  das  Nachtlager  bestimmet  worden;  es  muste 
alles  sehr  compendios  sein  und  dorffte  ich  keinen  Cammer  Fourier, 
sondern  nur  einen  Cammerheitzer,  um  das  Notlüge  der  Einlogierung 
halber  zu  veranstalten,  vorausschicken;  die  Königin  wolte  auch  keine 
weitere  Suite  haben;  jedoch  erlaubte  sie  dem  Obrist-Stallmeister  und 
mir,  uns  auf  unsere  eigene  Hand  allda  einzufinden,  weßfahls  wir 
Partie  gemacht  hatten,  miteinander  hinaus  zu  fahren.  Nachdeme  aber 
der  Fürst  v.  Auersperg  wegen  eines  zugestossenen  Abweichens  nicht 
mit  kommen  können,  so  nähme  ich  den  Obrist  Kuchenmeister  und 
Graff  Wenzl  v.  Schaffgotsch,  welchen  die  Herrschafften  gar  wohl 
leiden  mögen,  mit  mir,  und  wir  langten  noch  vor  der  Königin  an; 
bald  nach  deroselben  kämme  die  Ertzherzogin  mit  dem  Herzog  und 
Printz  Carln,  nachdem  sie  von  der  Burg  aus  (allwo  sie  auf  den  so- 
genannten Spannier  in  den  Wagen  gestigen)  öffentlich  abgefahren 
waren,  zu  Stockerau  an   und  wurde  der  Abend  mit  Pharaon  Spillen 


1744,  Feb.  24.-27.  211 

zugcbraclit,  vvorbci  ich  au  nom  de  la  compagnie  (weillen  von  denen 
Intercssiiten  ich  allein  zugegen  wäre),  und  zwar  sehr  unglücklich 
taillirt  und  wider  die  Ertzherzogin  und  Printz  Carl  gegen  6000  Du- 
caten  verspillet  habe,  so  aber  en  parti  gegen  eine  dem  Banco  von 
dem  Herzog  annoch  ruckständige  Schuld  compensiret  worden.  Zu  den 
Soup6  wurde  gewöhnlichermassen  die  von  Wienn  gekommene  Com- 
pagnie  nebst  dem  sich  ebenfahls  eingefundenen  Landmarschall,  dem 
Viertlcommissari  und  Haubtmann  von  der  Wacht  geladen. 

Den  24.  nach  gehörter  heiliger  Meß,  worzu  in  den  Taffei 
Zimmer  eigends  ein  Altar  aufgerichtet  wurde,  beschahe  gegen  halber 
8  Uhr  der  weitere  Aufbruch,  und  zwar  führe  die  Ertzherzogin  nebst 
dem  Printzen  zum  ersten  fort,  sodann  stige  erst  die  Königin  in  Wagen 
und  retournirte  nacher  Wienn. 

Der  Herzog  wäre  Willens,  weiters  die  Raisende  zu  accompa- 
gniren,  allein  wegen  seines  starcken  Schnuppens  muste  er  ebenfahls 
mit  denen  zwei  mitgenohmenen  Cammerherrn  Graffen  Losi  und 
Chevalier  Kinsky  zur  Statt  zurückfahren;  und  zumahlen  die  Gräffin 
Fuchsin  desgleichen  mit  einem  Catharr  incommodiret  sich  befunden, 
so  blibe  mann  bei  Hoff  einige  Tagen  retiriret. 

Übrigens  waren  I.  M.  gesinnet,  in  Abwesenheit  des  der  Ertz- 
herzogin zugegebenen  Obrist  Hoftmeisters  Graffen  Wenzl  v.  Kaunitz, 
als  welcher  annoch  auf  seinen  Gesandschaffts  Posto  zu  Turin  sich  be- 
findet, meiner  Wenigkeit  die  Commission  aufzutragen,  S.  D.  nach  denen 
Niderlanden  zu  begleiten.  Nachdeme  ich  aber  dise  Ehre  meiner 
schwachen  Gesundheit  halber  depreciren  müssen,  so  wurde  der  Graff' 
Colloredo  damit  beladen  und  annebens  die  dermahlige  Frau  Aya 
Gräffin  Belrupt,  weillen  mann  gerne  eine  andere  bei  der  jungen  Herr- 
schafft gehabt  hätte,  als  Obrist-Hoft'meisterin  beigegeben.  Die  Raiß, 
worzu  ich  den  Hoff  Fourier  Baber,  um  die  erforderliche  Anstalten  zu 
machen,  destiniret  und  an  den  Graffen  Colloredo  angewisen,  wurde 
des  Kriegs  halber  über  Prag,  Leipzig,  Blanckenburg,  Hildesheim  und 
sofort  durch  Westphalen  genehmen,  wie  aus  dem  Impresso,  so  beiligt, 
ein  solches  und  was  bei  der  dem  26.  Martii  zu  Brüssel  erfolgten 
Einzug  sich  zugetragen,  mit  mehreren  zu  erlesen  ist.^''^) 

Den  27.  verstarbe  im  61.  Jahr  an  weißen  Friesel  die  Freile 
Maria  Anna  von  Hamilton,  welche  ehedessen  bei  der  Kaiserin  Amalia 
Cammerfreile  gewesen  und  sich  sodann  von  Hoff  retiriret  und  für 
sich  gelebt  hat.  Selbe  wäre  ihres  reiften  Verstands  und  munteren 
Humors  halber  in  besonderer  Consideration,  wie  dann  Graft'  Gund- 
acker  v.  Starhemberg  und  Graff  Schönborn,  damahliger  Reichs -Vice 
Canzler,    sie   gar   sehr  estimiret  haben   und   diser  leztere  für  ihren 

14* 


212  1744,  März  1.-13. 

Amanten  passiret  hat,  wiewollen  sie  nichts  weniger  dann  schön  ge- 
wesen und  sehr  unangenehme  Facons  gehabt;  ja  sie  hatte  sich  die 
leztere  Jahr  voriger  Regierung  bei  der  Kaiserin  Elisabeth  also  gelten 
zu  machen  gewust,  daß  sie  die  Gräffin  Fuchsin  (zumahlen  sich  dise 
mehr  an  die  jezige  Frau  als  ihre  Eleve  et  au  soleil  levant  attachiret) 
gänzlich  verstochen  und  seit  der  Kaiserin  Wittibstand  an  ihren  Hoff 
alles  regieret  hat. 

Den  1.  Martii  als  Sonntags  wäre  öffentliche  Kirchen  und  Taffei- 
dienst und  damit  wurde  dise  Fasten  Zeit  hindurch  alle  Sonntag, 
Mittwoch  und  Freitag  meistentheils  biß  auf  die  leztere  zwei  Wochen 
continuiret,  hiernächst  des  Freitags  abends  Appartement  gehalten. 

Den  4.  starbe  an  einer  Recidiv  von  hitzigem  Fieber  in  70.  Jahr 
seines  Alters  der  Herzog  Leopold  von  Hollstein,  der  lezte  von  der 
Wiesenburg  Lini,  Er  wäre  catholisch  und  1721  nebst  meinem  seeligen 
Vattern,  von  welchen  er  auch  sonsten  ein  special  gutter  Freund  ge- 
wesen, Ritter  des  goldenen  Vliesses  und  1723  würcklicher  geheimmer 
Rath  worden. 

Eodem  ergösse  sich  die  Donau,  weillen  durch  das  gähling  ein- 
gefallene Thauwetter  das  durch  den  fürgedauerten  starcken  Winter 
aufgeschwollene  Eiß  auf  einmahl  loß  gebrochen,  dergestalten,  daß  die 
Leopold  Statt  und  Roßau  fast  gänzlich  unter  Wasser  gesezt  worden 
und  mann  sehr  ville  MUhe  gehabt,  denen  Leuthen  mit  Zillen  genug- 
samm  beizuspringen.  Die  Königin  und  der  Herzog,  welcher  lezterer 
(die  Königin  kunte  ihres  geseegneten  Stands  halber  sich  so  weit  nicht 
risquiren)  sich  sogleich  selbsten  da,  wo  die  Noth  am  stärckesten  ge- 
schinen,  eingefunden  und  zu  Herbeischaffung  deren  Lebens  Mittelen 
sowohl  als  übrigen  Erfordernussen  die  behörige  Befehle  ertheilet, 
haben  durch  ihre  christliche  Vorsorg  das  meiste  beigetragen,  daß 
bei  disen  traurigen  Zufahl  niemand  das  Leben  eingebüsset  und  durch 
ihr  Beispill,  da  sie  sogleich  durch  ihre  Hoffwägen  Brod  und  andere 
Victualien  denen  Nothleidenden  zuführen  lassen.  Große  und  Kleine  zu 
Ausübung  dergleichen  Wercken  der  Barmherzigkeit  angeeiffert,  also 
zwar,  daß  mann  die  erstere  Tage  eine  Menge  mit  Brod  und  anderen 
Lebenswahren  beladene  Wagen  von  herrschaftlichen  Livree  Leuthen 
daher  führen  sehen.  So  vill  vermag  nach  den  bekanten  Vers:  regis  ad 
exemplum  etc.  das  gutt  und  böße  Vorspill  eines  Regenten. 

Den  9.  Hesse  mann  der  Königin  par  pr6caution  Ader  wegen  der 
Schwangerschafft. 

Den  13.  gienge  mann  zu  denen  Ciarisserinnen  in  das  königl. 
Closter  wegen  der  heutigen  Andacht  des  heiligsten  Bluts  Christi; 
abends  wäre  das  gewöhnliche  Appartement  und  erschiene  alles  wegen 


1744,  März  15.— 25.  213 

des  Erzherzogs  Josephs  Geburts-Tags  in  Gala,  obschon  nach  der 
alten  Etiquette  selbe  dermahlen  noch  nicht  angesagt  wird. 

Den  15,  assistirte  ich  als  Zeug  dem  heutigen  Versprechen  des 
Fürsten  Hanß  Carl  v.  Lichtenstein  mit  des  GrafFen  Friderich  Harrach 
vierten  Tochter,  Freile  Josepha,  welches  in  dises  leztern  Behausung 
des  Abends  gehalten  wurde. 

Eodem  verlohre  meine  Schwester  einen  kleinen  Sohn  an  Blattern, 
welchen  in  kurtzem  noch  ein  anderes  Büebl  und  einige  Wochen  dar- 
nach ihr  sehr  liebes  und  herziges  Döchterl  Franzi  an  den  nemmlichen 
leidigen  Zustand  folgte ;^°^)  leztere  zwar  hatte  die  Blattern  tiberstanden, 
allein  es  blibe  ihr  ein  Accideut  davon  im  Äug,  so  sie  sehr  verstellet, 
und  kräncklete  dabei  immer,  biß  sie  endlichen  im  Sommer  denen 
Brüdern  nachgefolget. 

Den  19.  als  an  Josephi  Tag  erschine  Alles  abermahlen  wegen 
des  Ertzherzogs  in  Gala;  die  Frauen  kommen  in  Appartement  Kleidern 
mit  reichen  Röcken.  Es  ist  öffentliche  Kirchen  und  Taffei,  sodann 
Ausgang  zu  denen  SiebenbUchern  und  endlichen  Appartement. 

Den  20.  und  die  folgende  8  Tage  fährt  die  Kaiserin  des  Nach- 
mittags gegen  halb  5  Uhr  immer  denen  zwar  für  das  männliche  Ge- 
schlecht (indeme  für  die  Weiber  Exercitia  eine  anderweite  Zeit  be- 
stimmet ist)  gebenden  Exercitiis  des  P.  Zitto  S.  J.,  hinterlassenen 
Beicht  Vatters  der  Kaiserin  Amaliae  beizuwohnen;  sie  pfleget  auf  die 
Pergulam  zu  gehen  und  nähme  von  Weibern  noch  sonsten  nie- 
manden mit  als  die  Fürstin  v.  Lamberg,  meine  Frau  und  die  Tonerl 
Nostitzin. 

Den  21.  verfügten  sich  die  Herrschafften  zu  denen  Schwartz 
Spaniern  wegen  des  heutigen  Fests  S.  Benedicti. 

Den  22.  als  an  schwartzen  Sonntag  kämmen  die  Herrschafften 
ins  Profeßhauß  zur  heutig  -  gewöhnlichen  Andacht.  Es  wurde  aber 
die  Ordonnanz  früher  gegeben,  weillen  selbe  sodann  nacher  Schwechat 
reiten  wollen,  um  der  Fahnen  oder  besser  zu  sagen,  Standarten 
Weihung  des  Balloyrischen  Dragoner  Regiments  bei  zu  wohnen,  nach 
welcher  ihnen  der  General  in  dem  Wirthshauß  ein  Din6  zu  geben  die 
Ehre  hatte,  und  wurden  an  die  Herrschaffts  Taffei  die  Vornehmere 
von  dero  Suite  und  sonsten  zugegen  seiender  Compagnie  geladen. 
Nach  eingenohmenen  Mittagmahl  kerte  mann  um  3  Uhr  in  Chaisen 
zurück. 

Den  25.  giengen  die  Herrschafften  nebst  denen  Toisonisten  und 
gewöhnlichen  Corteggio  zu  denen  Augustinern,  der  heutigen  Andacht 
in  der  Loreto  Capellen  beizuwohnen.  Heut  erkranckte  mein  älterer 
Sohn  ganz  gähling  und  wurde  ihme  wegen  besorgenden  Blattern  auf 


214  1744,  März  27.— April  4. 

den  Fuß  zur  Ader  gelassen;  für  dises  Mahl  aber  wurde  gottlob  nichts 
weiteres  daraus. 

Den  27.  wäre  wegen  des  Fests  Mariae  Schmertzen  Nachmittag 
öffentlicher  Kirchendienst. 

Den  29.  wäre  die  gewöhnliche  Palmweihe  und  Andacht  bei 
denen  Augustinern,  sodann  öffentlicher  Taffldienst  auf  der  Königin 
Seiten. 

Den  31.  gienge  der  Herzog  allein  in  Campagna  Kleidern  nacher 
Hernais  und  wohnete  allda  dem  Passions -Ammt  in  der  Pfarr  Kirchen 
bei,  hörete  auch  gewöhnlicher  Massen  hernach  noch  eine  stille  Meß, 
so  ohne  Passion  ist,  in  dem  heiligen  Grab. 

Den  1.  Aprilis  wohnten  die  Herrschafften  Vor-  und  Nachmittag 
denen  Andachten  bei  denen  Augustinern  bei;  die  Ordonnanz  wäre 
Vormittag  um  10  Uhr  und  Nachmittag  um  5  Uhr  und  in  Mantel  Kleid, 
welches  auch  folgende  Tage  und  bei  allen  Kirchen  Functionen  an- 
gezogen wurde. 

Den  2.  gäbe  der  Cardinal  Nuncius  gewöhnlichermassen  die 
heilige  Communion  um  8  Uhr,  nach  welcher  die  Herrschaft'ten  annocli 
der  Predig,  dem  Höh -Ammt  und  der  Procession  zum  Repositorio  der 
heiligen  Hostie  beiwohnten.  Nach  der  Zuruckkunfft  in  die  Burg 
muste  ich  als  angesezter  Obristhoflfmeister  bei  der  Fußwaschung  as- 
sistiren und  mit  selber  zu  Unterhaltung  des  Gießbecks  auf  denen 
Knien  herum  rutschen.  Weillen  die  Function  auf  der  Königin  Seiten 
geschwind  vorüber  wäre,  so  verfügte  mich  noch  in  die  Ritterstubeu, 
allwo  der  Herzog  auf  den  alten  kaiserl.  Fuß  die  Füßwaschung  ver- 
richtet, bei  welcher  der  Obrist  Hoffmeister  und  Obrist  Cämmerer  nebst 
der  Geistlichkeit  und  einem  Bischoffen  oder  sonstigen  Infulato,  welcher 
in  seinem  Habitu  in  longis  das  Gießböcken  unterhaltet,  die  Auf- 
wartung zu  machen  pflegen.  Des  Nachmittags  wäre  abermahlen 
Pumpermetten  bei  denen  Augustinern  und  nach  der  Retour  von  dannen 
gienge  der  Herzog  annoch  in  publico  zur  großen  Capellen,  dem  ge- 
sungenen Miserere  beizuwohnen. 

Den  3.  wäre  um  halber  9  Uhr  Ordonnanz  zu  denen  gewöhn- 
lichen Kirchenfunctionen  des  heutigen  Charfreitags  und  wie  gestern 
zur  Pumpermetten,  nach  welcher  der  Herzog  abermahlen  en  public 
in  die  Hoff  Capellen  zum  Stabat  Mater  sich  verfüget. 

Den  4.  giengen  die  Herrschafften  um  halber  8  Uhr  und  en 
campagne  21  heilige  Gräber  zu  besuchen,  die  nemmliche,  die  der 
vorige  Herr  zu  besuchen  gepfleget  und  wo  beide  allzeit  einen  Ducaten 
zu  opfferen  im  Brauch  haben,  welche  der  geheimme  Zahlmeister  mir, 
um  selbe  denen  Herrschafften  einzuhändigen,  bei  jeglichen  Grab  zu- 


1744,  April  5.-12. 


215 


gestellet  hat;  sodann  verblibe  mann  bei  dem  Ammt  bein  Augustinern, 
allvvohin  auch  der  Herzog,  aber  ohne  der  Königin,  sich  des  Nach- 
mittags um  5  Uhr  zu  denen  lezten.  fünft'  Geheimnuß  Predigen  und 
der  Auferstehung  verfüget,  und  nach  diser  annoch  der  nemmlichen 
Function  in  der  großen  Capellen  beigewohnet  hat. 

Den  5.  als  an  heiligen  Ostertag  wäre  Toison  Ammt  zu  St.  Stephan, 
sodann  speisten  die  Herrschaff'ten  in  großem  Publico  in  der  Ritter- 
stuben, allwo  die  Truchseß  zu  serviren  pflegen,  und  der  Obrist  Hoff- 
meister der  Königin,  ich  aber  dem  Herzog  das  fland  Tüchel  gereichet 
und  hinter  ihren  Stühlen  den  ganzen  Taffeidienst  aus  aufgewartet 
haben.     Nachmittag  wäre  Toison  Vesper  und  sodann  Appartement. 

Den  6.  wäre  Predig  und  Toison  Ammt  bei  Hoff;  die  Herrschafften 
speisten  in  publico  bei  der  Kaiserin;  Nachmittag  wäre  abermahlen 
Toison  Vesper. 

Den  7.  wurde  wiederummen  Predig  und  Toison  Ammt  in  der 
Hoff  Capellen  gehalten.  Nach  den  Kirchendienst  fuhren  die  Herr- 
schaft'ten  incognito  auf  Mittag  nacher  Schönbrunn,  wohin  wir  andere 
von  dero  Suite  des  Abends  nachfolgten  und  unß  sofort  daraußen  bei 
einem  für  die  Saison  dans  nos  climats  sonsten  nicht  gewöhnlichen 
schön  und  warmen  Wetter,  so  aber  nicht  lang  fürgedaueret  hat, 
etablirten. 

Die  dießjährige  R6gl6mens  für  daraussen,  welche  aber  a  l'ordinaire 
nicht  so  genau  gehalten  wurden,  bestunden  darinnen,  daß  mann  zwei 
Taftelen  —  jede  von  20  Couverts,  bei  deren  einer  die  Königin  und 
bei  der  anderen  die  übrige  Gäste  gespeiset  —  zu  bereiten  und  jene 
in  dem  gewöhnlichen  Taffei  Zimmer,  dise  aber  in  der  sogenannten 
Union  oder  Conspiration  Taffel-Stuben  stellen  lassen,  sodann  die 
Woche  zweimahl  wie  in  der  Statt,  an  Dienst-  und  Freitagen  Apparte- 
ment sein  solle,  wo  übrigens  alles  auf  den  vorigen  Fuß  gebliben. 

Den  11.  kämmen  die  Herrschaft'ten  über  Nacht  in  die  Burg 
herein,  weillen  ohnedeme  morgen  als 

den  12.  nebst  der  gewöhnlichen  Kirch  Weihe  auch  das  drei- 
tägige Gebett  pro  felici  hello  bei  St.  Stephan  seinen  Anfang  nähme, 
worzu  also  die  Herrschafften  sich  anheut  früh  gegen  11  Uhr  öffent- 
lich, des  Nachmittags  und  die  übrige  zwei  Tage,  vor-  und  nachmittags, 
aber  die  Königin  nur  incognito  sich  verfügten,  sodann  auf  der  Weiber 
Seiten  heran ßen  speisten  und  auf  den  Abend  widerummen  zurück 
nacher  Schönbrunn  kerten. 

Eodem  wäre  bei  den  Fürsten  v.  Lamberg  Gesellschafft  wegen  des 
Versprechens  der  Freile  v.  Rappach  mit  einem  portugesischen  Marchese 
Meneses,  dessen  Mutter  auch  eine  Deutsche  und  gebohrene  Breunerin  ist. 


216  1744,  April  13.— Mai  1. 

Den  13.  fuhren  die  Herrsehafften  in  der  Früh  von  Schönbrunn 
herein,  sodann  gegen  11  Uhr  aus  der  Burg  weg  mit  denen  jungen 
Herrsehafften  zu  denen  Paulanern,  allwo  das  auf  heut  transferirte 
S.  Francisci  de  Paula  Fest  celebriret  wurde,  von  dannen  leztere  zu- 
rück zur  Burg,  erstere  aber  auf  Mittag  nacher  Schönbrunn  retour- 
nirten. 

Den  14.  führe  ich  in  Biroccio  mit  dem  Herzog  herein  zum  Schluß 
des  Gebetts;  wir  kämmen  aber  zu  spatt. 

Den  15,  sahen  wir  auf  einer  zwischen  Hezendorff  und  Schön- 
brunn gelegenen  Heide  die  erste  Division  deren  nach  dem  Reich 
marchirenden  Theisser  Militz. 

Den  19.  kommen  die  Herrsehafften  herein  zu  denen  Franciscanern 
wegen  des  heutigen  Fests  des  gutten  Hirten;  sodann  überzöge  mann 
sich  in  der  Burg  und  ritte  vor  die  Favoriten  Lini  hinaus,  um  die  bei 
der  Reigerstangen  paradirende  zweite  Theisser  Division  zu  sehen,  und 
sofort  auf  Mittag  nacher  Schönbrunn. 

Den  24.  kämmen  wir  abermahlen  bereits  um  8  Uhr  in  die 
Statt  herein,  sahen  en  passant  bei  denen  Ställen  die  Tripsischen 
Hussaren;  sodann  wäre  Conferenz  in  der  Burg  und  wegen  des 
heutigen  S.  Georgii  Fests  öffentlicher  Gottesdienst  in  der  großen 
Capellen,  nach  welchen  die  Herrschafften  sofort  nacher  Schönbrunn 
zuruckkerten. 

Den  25,  verstarbe  dtihier  im  75,  Jahr  der  Cammerherr  und 
General  von  der  Cavallerie  Graflf  Friderich  Lanthiery,  dessen  hinter- 
lassene  Wittib  eine  Gräffin  v.  Auffsess  und  Geschwistert-Kind  mit 
meiner  Schwiger  ist. 

Den  26,  wohnten  die  Herrschafften  der  heutigen  Andacht  Patro- 
cinii  S,  Josephi  in  der  Kirchen  deren  Carmelitern  auf  der  Leim- 
gruben bei. 

Den  29,  ritte  mann  nacher  Laxenburg,  das  von  der  Königin 
denen  Philipp  Sinzendorflfschen  (Hoff  Canzlerischen)  Erben  um  10.000  fl. 
abgekauflfte  dortige  Hauß  und  Garten  zu  besehen,^"'*) 

Den  30.  kämmen  die  Herrsehafften  über  Nacht  in  die  Statt;  ich 
führe  mit  dem  Herzog  in  Biroccio  und  um  halber  6  Uhr  wäre  Toison 
Vesper, 

Den  1,  Maji  als  in  festo  SS,  Apostolorum  Philippi  et  Jacobi 
ginge  mann  mit  der  Collana  in  die  große  Capellen  und  speisete  so- 
dann öffentlich  auf  der  Königin  Seiten,  welche  Nachmittag  öffent- 
liche Audienzien  ertheilet  und  sodann  zur  Stund  des  Appartements 
nacher  Schönbrunn  zuruckgekeret. 


1744,  Mai  2.-12.  217 

Den  2.  ritten  die  Herrschafften  nacher  Laxenburg  zur  Reiger 
Baitz  und  kämmen  sodann  zu  meiner  Frauen  in  unseiem  dortigen 
Haus  fruhestueken.  Ich  muste  wegen  des  heutigen  Rath -Tags  nacher 
Wienn  (welche  Ungelegenheit  mich  meistentheils  vier  Mahlen  die 
Wochen  wegen  deren  ordinari  und  extraordinari  Sessionen  getroffen) 
und  ob  ich  zwar  darauf  angetragen,  daß  nach  Ende  desselben  annoch 
meine  Cour  zu  Laxenburg  machen  könte,  so  bin  doch  um  eine  kleine 
Viertlstund  zu  spatt  allda  eingetroffen. 

Den  3.  kämmen  die  Herrschafften  in  der  Früh  herein  wegen  des 
heutigen  Sonntags,  welche  Course  alle  Sonn-  und  Feiertage  geschehen 
muste,  weillen  in  der  Capellen  daraußen  dermahlen  noch  kein  solenner 
Gottesdienst  gehalten  wird. 

Den  4.  starbe  im  26.  Jahr  des  Obrist  Silber  Cämmerers  Graffen 
Albert  Althann  erst  vorn  Jahr  geeheligte  Gemahlin  Rosalia,  gebohrne 
Cavriani.  Sie  wäre  hochschwanger  und  stündlich  zum  Niederkommen, 
als  sie  gähling  einen  starcken  Kopftschmertzen  geklagt  und  sofort 
nach  wenig  Stunden,  wie  mann  vermuthet,  an  einem  zugestossenen 
Schlägl  verschiden.  Der  arme  Mann,  welcher  sie  sehr  liebte  und 
ohne  deme  schon  einige  Jahr  mit  der  Melancolei  behafftet  ist,  wurde 
durch  disen  betrübten  Streich  in  seinem  unglücklichen  Zustand  zu 
jedermanns  Bedauerung  um  so  tieffer  versencket. 

Den  7.  führe  ich  mit  denen  Herrschafften  und  übriger  Com- 
pagnie  um  6  Uhr  früh  nacher  Fahrafeld,  allwo  mann  die  Spiegl- 
fabric^^^)  besähe  und  sodann  das  Mittagmahl  einnähme;  ein  Wagen 
von  der  Suite,  allwo  Hoff'  Dames  sassen,  hatte  das  Unglück,  bei  der 
Einfart  in  das  Orth  umgeworffen  zu  werden,  jedoch  ohne  daß  jemand 
einiges  Leid  wiederfuhre. 

Den  8.  starbe  im  6L  Jahr  an  Krebsen  des  unlängst  abgelebten 
Herzogs  v.  Hollstein  hinterlassene  Frau  Wittib,  eine  gebohrne  Fürstin 
V.  Lichtenstein. 

Den  10.  kämme  mann  in  die  Burg  wegen  des  heutigen  sonn- 
tägigen Gottesdienst. 

Den  11.  hatte  der  venetianische  Bottschaff'ter  Contarini  seinen 
Einzug,  worbei  ich  als  Hoffmarschall  zu  figuriren  hatte  und  gegen 
3  Uhr  aus  meinem  Hauß  zum  Rendezvous  abführe. 

Den  12.  wurde  der  zwar  erst  morgen  einfallende  höchste  Ge- 
burtstag L  M.  wegen  der  eben  morgen  eintreffenden  Vigilia  ascensionis, 
anticipato  in  großer  Gala  theils  in  der  Statt,  theils  zu  Schönbrunn 
begangen.  Die  Herrschafften  kämmen  incognito  in  der  Früh  herein; 
gegen  10  Uhr  wäre  die  Ordonnantz  zu  des  venezianischen  Bott- 
schaffters  ersten  öffentlichen  Audienz,  welche  in  heiligenden  Prothocolls- 


218  1744,  Mai  12. 

Extract  ausführlich  beschriben  sich  befindet, ^^^)  der  Graff  Michael 
Johann  Althann  wäre  darbei  königlicher  Commissarius  und  weillen 
der  Bottschaifter  anverlangt,  daß  nach  Ausweiß  der  alten  Etiquette 
die  drei  Hoff -Ämter,  nemmlichen  Obrist-Hoifmeister,  Obrist  Cammerer 
und  Hoff-Marschall  zugegen  sein  mögten,  ich  aber  nebst  dem  leztern 
Am  rat  einige  Zeit  her  auch  das  zweite  provisorie  zu  versehen  habe, 
so  wurde  (obwollen  es  bei  der  leztern  Reception  des  malthesischen 
Bottschafftern  nicht  geschehen,  der  es  aber  auch  nicht  begehret)  be- 
schlossen, daß  ich  hierbei  die  Function  qua  augesezter  Obrist  Cammerer 
thun  und  in  hac  qualitate  tanquam  nobiliori  den  Bottschafftern  emp- 
fangen und  anmelden,  meine  Hoffmarschall-Stelle  aber  ein  anderer 
pro  hoc  actu,  worzu  der  Cammerherr  Graff  Carl  Lamberg  denominiret 
wurde,  suppliren  solle. 

Nach  11  Uhr  verfügte  mann  sich  öffentlich  zur  Hoff  Capellen, 
allwo  Minerva  gehalten  wurde;  nach  der  Retour  legten  die  Cardinäle 
Kollonitsch  und  Paulucci  die  Glückwünsch  in  der  Retirada  ab,  nach 
welchen  auch  noch  die  vornehmere  Chapeaux  zum  Hand  Kuß  gelassen 
wurden;  sodann  speisten  die  Herrschafften  mit  der  Kaiserin  auf  der 
Königin  Seiten  und  nach  der  Taffei  wäre  des  Bottschaffters  Gemahlin 
zur  Audienz  bestellet.  Selbe  kämme  aber  aus  Verstoß  zu  früh,  ehe 
S.  M.  noch  aufgestanden  waren,  und  wurde  dahero  in  der  Freile 
Hagerin  Zimmer  nächst  der  Ertzherzogin  Mariae  Annae  Cammer  von 
mir  geführet,  allwo  sie  in  so  lang  verweillen  muste,  biß  die  Taft'el 
gehoben  wäre.  Ich  machte  ihr  zugleich  ein  kleines  Compliment,  daß 
ihre  Reception  wegen  diser  ihrer  zu  frühzeitigen  Ankunft't  nicht  so 
ordentlich,  als  solche  nach  der  im  Prothocoll  angedeuteten  Etiquette 
sein  sollen,  erfolget,  so  sie  von  selbsten  erkennen  müssen. 

Die  Bottschaffterinnen  werden  von  dem  Obrist  Hoffmeister  der 
Kaiserin  oder  nunmehro  Königin  bei  der  zweiten  Anticamera  Tliür 
empfangen  und  an  der  Hand  biß  zur  geschlossenen  Thür  des  Audienz- 
Zimmers  geführet,  allwo  sie  eine  kurtze  Zeit,  biß  sie  von  der  Obrist- 
Hottmeisterin  oder,  in  derselben  Abwesenheit,  von  der  Cammerfreile 
(wie  es  heut  von  der  Freile  Kokorzowa  geschehen)  angemeldet 
worden,  verweillen  müssen ;  in  der  Audienz  wird  ihnen  ein  Tabouret 
zum  Sitzen  am  Ende  des  Fuß  Teppichs  gestellet  und  bein  Austritt 
werden  sie  abermahlen  von  dem  Obrist  Hoffmeister  biß  zur  nemm- 
lichen Stelle,  wo  er  sie  empfangen,  an  der  Hand  zuruckgeführet. 

Gegen  4  Uhr  fuhren  die  Herrschaff'ten  hinaus  auf  Schönbrunn, 
allwo  gegen  6  Uhr  die  Kaiserin  Frau  Mutter  auch  eingetroffen  und 
einer  kleinen  Music  di  camera,  so  in  einigen  von  denen  unlängst  aus 
Dresden  angelangten  dortigen  Capellmeistern  Hasse  oder  so  genannten 


1744,  Mai  13.  219 

Sassone,  seiner  Gemahlin,  der  berühmten  Faustina  und  dem  renom- 
mirten  Tenoristen  Amorevole  gesungenen  Arien  bestanden,  beigewohnet. 
Weillen  die  Music  im  Spigl  Zimmer  gehalten  worden,  so  wäre  von 
Männern  niemand  dann  der  Kaiserin  Obrist  Hoffmeister  Grat!'  Königsegg 
und  Music  Director  Graft"  Losi  im  Zimmer  zugegen;  es  wurden  aber 
auch  von  Weibern  sehr  wenige,  und  zwar  nur  die  beide  Obrist  Hoft- 
meisterinnen  Gräffinnen  von  Paar  und  Fuchsin,  nebst  diser  lezteren 
zweien  Töchtern  und  die  Fürstinnen  v.  Lobkowitz  und  Lamberg  ad- 
mittiret  und  die  Thür  des  Spiegl  Zimmers  sofort  zugeschlossen.  Aus 
besonderer  Gnad  erlaubten  I.  M.  dem  Fürsten  v.  Auersperg  und  mir, 
daß  wir  aus  dem  an  das  Spiegl  Zimmer  anstossenden  grünen  Cabinet 
der  Music  zuhören  dörft'en.^^^) 

Nach  vollendter  Music  und  als  es  genugsamm  finster  worden, 
wurde  der  Bai  in  dem  Saal,  welcher  wie  auch  der  Garten  ganz 
sonderbahr  illuminiret  wäre,  angefangen,  und  zwar  von  der  Königin 
mit  dem  Herzog  auf  einer  Seiten  und  auf  der  anderen  au  second 
rang  von  mir  mit  der  kleinen  Frauen  Maria  Anna  eröffnet.  Der  Bai 
dauerte  biß  12  Uhr  und  wurde  sodann  auf  drei  Tischen,  bei  deren 
größeren  die  Herrschafften  Selbsten  nebst  denen  Vornehmeren  von 
Adl  sich  befanden,  soupiret.  In  allem  werden  gegen  130  Couverts 
gewesen  sein  und  mann  hatte  die  Politesse,  alle,  so  in  das  Apparte- 
ment zu  gehen  berechtiget  seind,  einzuladen;  weillen  mann  aber  be- 
flissentlich mit  der  Einladung  biß  sich  die  erstere  Foule  in  etwas 
verlohren,  zugewartet  und  ohnedeme  sehr  ville  ihrer  Gelegenheit 
halber  nach  der  Statt  zuruckgeeilet,  so  waren  die  Tische  keinesweegs 
übersetzet  und  bald  nach  1  Uhr  wäre  das  Soupe  und  anmit  das 
heutige  Fest  beschlossen. 

Den  13.  wäre  die  Königin  schon  widerummen  nach  halber  7  Uhr 
zu  Pferd  und  reutete  nacher  Laxenburg  auf  die  Reigerbaitz.  Weillen 
nun  I.  M.  meiner  Frauen  erst  gestern  spatt  abends  gemeldet,  daß  sie 
bei  uns  daraußen  frühstücken  wolte,  so  musten  noch  in  diser  Nacht 
die  Anstalten  dazu,  so  vill  sich  zu  Empfaugung  eines  so  großen 
Gasts  in  der  Eille  thun  lasset,  gemacht  werden.  Die  Königin  hörte 
nach  der  Baitz  Meß  in  der  Pfarrkirchen  und  kämme  sodann  in  unsere 
Behausung,  allwo  sie  sich  über  eine  Stund  zu  Einnehmung  des  Dejeun6 
zu  verweillen  geruhet  und  sofort  nacher  Schönbrunn,  biß  wohin  sie  den 
halben  Weg  gefahren,  hernach  aber  sich  zu  Pferd  gesezt,  zuruckgekeret  ist. 

Nachmittag  führe  ich  mit  dem  Herzog  zur  Toison  Vesper  herein; 
bei  der  Zuruckkunfft  wurde  biß  halber  9  Uhr  Pharaon  gespillet  und 
sodann  wegen  des  morgigen  Fest-Tags  in  Birocci  nach  der  Burg,  um 
allda  zu  übernachten,  gefahren. 


220  1744,  Mai  14.— 17. 

Den  14.  als  in  festo  ascensionis  wäre  Toison  Ammt,  sodann 
speisten  die  Herrschafften  bei  der  Kaiserin  im  Spiegl  Zimmer  und 
Nachmittag  gäbe  die  K<3nigin  öffentliche  Audienzien  in  der  Rath- 
stuben,  wie  sie  es  gemainiglich  an  Sonn-  und  Feiertagen,  da  sie  ohne- 
deme  in  die  Statt  hereinkommt,  zu  thun  pfleget.  Nach  denen  Audien- 
zien führe  sie  zurück  nacher  Schönbrtinn;  der  Herzog  aber  verblibe 
in  der  Statt  und  wohnte  der  von  dem  Impressario  Selliers  wegen  des 
lezten  Gala  Tags  producirten  neuen  Opera,  Siface  benahmset,  bei, 
allwo  sich  die  Königin  (nachdeme  sie  indessen  zu  Schönbrunn  im 
Garten  einige  Tour  de  pi'omenade  gemacht)  ebenfahls  spätter  ein- 
gefunden und  sodann  nach  der  Opera  ä  la  fraicheur  du  mois  de  Mai, 
so  eben  nicht  die  angenehmste  und  mehr  kalt  als  kühl  gewesen, 
mit  der  übrigen  Compagnie  auf  der  Wurst  nacher  Schönbrunn  zurück 
gefahren. 

Den  15.  ritte  ich  mit  der  Königin,  Herzog  und  gewöhn- 
lichen Gefolg  in  die  hiesige  Porcellan  Fabric,  allwo  uns  der  Graff 
Colloredo,  welcher  dermahlen  seinem  alten  Herrn  Schwieger  Vattern 
in  der  Direction  des  Statt  Banco  und  dahin  einschlagenden  Geföhlen, 
mithin  auch  gemelten  Porcellan -Wesens  adjungiret  ist,^^^)  ein  galantes 
Dejeun6  gäbe.  Nachmittag  wäre  Appartement  im  Garten. 

Den  16.  kämme  ich  in  die  Statt,  abends,  um  den  Heiraths 
Coutract  der  kaiserlichen  Cammerfreile  Gräffin  v.  Thurn  mit  dem 
Cammerherrn  Graffen  Inzaghi  in  der  Kaiserin  Anticamera  als  Zeug 
mit  zu  unterschreiben.  Anheut  und  die  ganze  Octav  des  heiligen 
Joannis  Nepomuceni  hindurch  verfügte  sich  die  Königin  alltäglichen 
herein  zu  denen  Augustinern. 

Eodem  stirbt  im  81.  Jahr  der  General  Major  Baron  Dilheer  von 
Althen,  welcher  ville  Jahre  her  durch  die  gehabte  Marotte,  daß  ihme 
niemand  an  savoir  sowohl  in  militari  als  politico,  auch  in  poesi  (als 
worinnen  er  verschiedene  närrische  Projecten  zu  Papier  gebracht  und 
ville  hundert  teutsch-  und  französische  Vers  zusammen  geschmieret 
hat)  bevor  thun  könne  und  er  anbei  die  Gab  hätte,  alle  Weiber  zu 
charmieren,  jenen,  welche  sich  mit  dergleichen  divertiren  können,  zur 
Kurtzweille  gedienet  und  absonderlich  bei  den  verstorbenen  Reichs 
Hoff  Raths  Praesidenten  Graffen  v.  Windischgratz  und  dessen  Herrn 
Brüdern  Graffen  Leopold  sehr  villes  gegolten  hat. 

Den  17.  kämmen  die  Herrschafften  zum  sonntäglichen  Gottes- 
dienst in  die  Burg,  assistirten  der  Copulation  obbemelten  Brautpaars 
und  retournirten  auf  Mittag  nacher  Schönbrunn. 

Eodem  abends  starbe  im  42.  Jahr  an  denen  Petetschen^^*)  der 
würckliche  geheime  Ratli  und  der  Kaiserin  Guardi  Haubtmann  Graff 


1741,  IVrai  22.— Juni  3.  221 

Antoni  Trautsolin,  Balio  di  Malta.  Es  hat  selber  in  seinen  jüngeren 
Jahren  bei  denen  Dames  sehr  vill  gegolten,  dabei  aber  durch  seine 
Magnificence  en  toutes  choses  nicht  allein  sein  vätter-  und  mütter- 
liches Vermögen  nebst  denen  par  bienfait  de  l'ordre  genossenen  Ein- 
künfften  völlig  durchgejaget,  sondern  annoch  einen  so  nammhaflften 
Schuldenlast  hinterlassen,  daß  sehr  ville  Creditores  ihre  Forderungen 
verliehren  müssen. 

Den  22.  wurde  der  Krieg  wider  Franckreich  öffentlich  und  vor 
der  Statt  durch  Herolden  mit  Trompeten  und  Paucken  publiciret, 
nachdeme  dergleichen  öffentliche  Publication  bereits  den  15.  Martii 
jüngsthin  zu  Paris  geschehen  wäre.  Die  Ursachen  dises  —  nach  so 
Villen  dise  Zeit  her  ohnehin  vorgegangenen  Feindseeligkeiten  —  end- 
lichen erfolgten  solennen  Friedensbruchs  seind  aus  dem  zugleich  in 
das  Publicum  ausgestreueten  Manifest,  welchem  von  unserer  Seiten 
sehr  gründlich  geantwortet  worden,  zu  ersehen, ^^^) 

Den  23.  kämmen  die  Herrschafften  in  die  Statt  zur  Toison  Vesper 
und  bliben  auch  über  Nacht  herinnen. 

Den  24.,  als  an  heiligen  Pfingst  Sonntag,  wäre  Toison  Ammt  in 
der  Hoff  Capellen,  sodann  öffentliche  Taffei  auf  der  Königin  Seiten, 
Toison  Vesper  und  Appartement;  anbei  verblibe  mann  widerummen 
über  Nacht  in  der  Burg. 

Den  25.  wäre  abermahlen  Toison  Amt  und  Vesper,  sodann 
Appartement  zu  Schönbrunn. 

Den  26.  verfügten  sich  die  Herrschafften  widerummen  von 
Schönbrunn  herein,  dem  Gottesdienst  wegen  des  dritten  Feier  Tages 
und  dem  Toison  Ammt  beizuwohnen,  kehrten  sofort  auf  Mittag  zu- 
rück nacher  Schönbrunn,  allwo  abends  das  Versprechen  der  Freile 
Josepha  Trautsohn,  königlicher  Cammerfreile,  mit  dem  Cammerherrn 
Graffen  Carl  von  Auersperg,  des  Herrn  Obrist-Stallmeisters  ältesten 
Sohns  more  solito  begangen  wurde. 

Den  31.  als  in  festo  SS.  Trinitatis  fuhren  die  Herrschafften  zu 
denen  Weiß-Spanniern;  sodann  geschähe  in  dem  Spiegl  Zimmer  die 
Copulation  obiger  ßrautleuthe,  worbei  ich  abermahlen  die  Function 
als  der  Königin  Obrist-Hoft'meister  verrichtet. 

Eodem  starbe  zu  Prag  im  72.  Jahr  an  einer  unglücklichen  Aderlaß, 
wordurch  eine  Flachse  laediret  und  der  Brand  dem  Arm  zugezogen 
worden,  der  würckliche  geheimme  Eath  und  Groß  Prior  GraffFrantz 
V.  Königsegg,  den  mann  seiner  grossen  Leibs  Statur  wegen  aus  Spitz- 
nahmen den  Longinus  zu  nennen  gepflegt  hat. 

Den  3.  Junii  fuhren  die  Herrschafften  über  Nacht  herein  in  die 
Burg,   sahen   en   passant   bei  denen  Ställen  die  zu  hiesiger  Garnison 


222  1744,  Juni  4.— 11. 

einrückende  zweite  Bataillon  von  Wolflfenbiittelschen  Regiment  und 
assistirten  der  heutigen  Toison  Vesper. 

Den  4.  als  in  feste  corporis  Christi  wäre  um  8  Uhr  Ordonnanz 
zu  den  heutig-  ersten  Umgang  bei  St.  Stephan,  welche  Ordonnanz 
auch  für  die  übrigen  Processionen  in  hac  octava  und  allzeit  in  Mantel 
Kleid  gegeben  wurde ;  ob  nun  schon  bei  der  heutigen  die  Toisonisten 
mit  der  Colana  assistirten  und  also  um  den  Großmeister  und  intcr 
clerum  ihrer  Anciennete  nach  eingetheilter  zu  gehen  pflegen,  so  habe 
doch  wegen  meiner  noch  fürdauernden  Verwaltung  des  Obrist  Hoff- 
meisterdiensts  bei  der  Königin  von  dero  Seiten  nicht  weg  gehen 
dörffen,  obschon  dieselbe  sich  bei  dreien  Processionen,  wo  das  Hoch- 
würdigste getragen  wird,  aus  angebohrner  Veneration  und  Andacht 
niemahlen  an  der  Hand  führen  zu  lassen  pfleget. 

Den  6.  kämme  mann  abermahlen  in  die  Statt  zu  schlaffen  und 
assistirte  folgenden  Morgens  als 

den  7.  der  gewöhnlichen  Procession  im  Profeß-Hauß.  Der 
Herzog  stige  en  passant  au  retour  auf  den  so  genannten  Spannier  in 
der  Burg  ab;  die  Königin  aber  nebst  der  übrigen  Suite  und  uns 
anderen  Männern  in  Mantl  Kleidern  (indeme  wir  keine  Zeit,  noch 
Gelegenheit  gehabt,  uns  zu  umkleiden)  führe  gerad  zurück  nacher 
Schönbrunn. 

Den  9.  kämmen  die  Herrschafften  nach  den  Appartement  aber- 
mahlen auf  zwei  Nacht  herein  und  folgenden  Tag  als 

den  10.  wohnten  sie  dem  spahnischen  Umgang  bei,  speissten 
sodann  mittags  in  publice  bei  der  Kaiserin  und  abends  kämme  die 
Königin  in  die  Comedie,  allwo  meine  Frau  und  ich  deroselben  Com- 
pagnie  leisten  musten. 

Den  11.  assistirten  die  Herrschafften  dem  Beschluß  der  Octav 
und  der  Procession  bei  St.  Stephan,  nach  welcher  mann  anheut  nach 
den  lezteu  Seegen  das  Hochwürdige  in  das  gewöhnliche  Repositorium 
oder  kleinen  Sacristei  nächst  den  hohen  Altar  annoch  zu  begleiten 
pfleget  und  einen  wiederhollten  Seegen  allda  empfanget. 

Mann  führe  auf  Mittag  zurück  nacher  Schönbrunn;  der  Herzog 
aber  stige  abermahlen  in  der  Burg  en  passant  ab  und  muste  ich  so- 
dann mit  ihme  in  Biroccio,  nach  abgelegten  Mantl  Kleidern,  in  seinen 
nicht  weit  von  der  Favorita  gelegenen,  noch  bei  Lebzeiten  des  ver- 
storbenen Kaisers  erkaufiften,  vorhin  gewesten  Engels-Kircherischen 
Garten  ^^'')  (allwo  die  jüngst  gebohrne  Frau  Elisabeth  dermahlen 
wohnet)  fahren.  Mann  hat  selbe  besseren  Luffts  halber  aus  der  Burg 
hinaus  transportiret,  weillen  sie  von  der  Geburt  an  immer  kräncklet 
und  sehr  schwach  ist,  also  zwar  daß  der  Magen  weder  Gespinn  noch 


I 


1744,  Juni  12.-22.  223 

sonstige  Nahrung  mehr  nehmen  wollen,  biß  endlichen  der  dermahlige 
Prothomedicus  Dr.  Engel  ausgedacht,  ihr  Cioccolade  zu  reichen,  welche 
sie  endlichen  bei  sich  behalten,  auch  wttrcklich  seithero  in  etwas  sich 
zu  besseren  scheinet. 

Discr  Tagen  hat  die  Königin  die  seit  den  Tod  meines  Vettern 
in  Erledigung  gestandene  hiesige  Comandanten  Stelle  den  Feldmar- 
schallen  Königsegg  verlihen,  welcher  aber  hingegen  das  bishero  ge- 
habte Haus  Zeugmeister  Ammt  dem  Fürst  Joseph  Wcnzl  v.  Lichten- 
stein, jedoch  mit  Vorbehaltung  des  im  Zeughaus  besitzenden  Quartiers 
abtretten  müssen. 

Den  12,  fuhren  die  Herrschaflften  auf  Mittag  nach  Möllerstorff 
und  sahen  en  passant  zu  Traskirchen  einen  Bataillon  von  Hallerischen 
Infanterie  Regiment.  Weillen  ich  heut  Rath  gehabt,  so  speiste  ich 
mittags  in  der  Statt  und  führe  sodann  erst  nacher  Möllerstorff",  von 
wannen  ich  die  Königin  zurück  nacher  Schönbrunn  begleitet,  allwo 
heut  abends  Appartement  wäre. 

Den  13.  kämmen  die  Herrschaff'ten  wegen  des  heiligen  Antonii 
Fests  zu  denen  Minoriten  und  wohnten  dem  bei  seinen  Altar  ge- 
sungenen Höh -Amt  bei,  retournirten  sofort  auf  Mittag  nacher  Schön- 
brunn. 

Den  14.  kämme  mann  wegen  des  Sonntags  bereits  um  9  Uhr 
in  die  Burg  und  wohnte  dem  Gottesdienst  in  der  Hoff'  Capellen  bei. 

Den  15.  kommt  die  Kaiserin  Nachmittag  zu  uns  hinaus  en 
visite  und  besähe  die  mit  villem  Elfter  fortsezende  Arbeiten  und  so- 
wohl im  Schloß  als  Garten  mit  großen  Unkosten  machende  Embelisse- 
menten. 

Den  16,  verfügten  sich  die  Herrschaff'ten  ohne  Gefolg  nacher 
Mannerstorff";  die  junge  Herrschaff'ten  bliben  zurück  zu  Schönbrunn, 
allwohin  ich  zuweillen  meine  Cour  gemacht,  sonsten  aber  während- 
solcher  Vacanzen  meistenteils  in  der  Statt  gebliben  bin. 

Den  21.,  nachdeme  die  Herrschaff'ten  vorigen  Tags  von  Manners- 
torff  zurückgekommen,  wäre  wegen  des  Sonntags  in  der  Hoff  Capellen 
in  der  Statt  off'entlicher  Gottesdienst. 

Den  22.  wohnten  die  Herrschaff'ten  der  alle  Montag  zu  halten 
pflegenden  Conferenz  bei,  zu  welcher  aber  nur  der  Graff"  Starhem- 
berg  und  Uhlfeld  nebst  den  Baron  Barteustein  —  exclusis  reliquis 
quatuor  (so  auch  Conferenz  Ministri  heißen  sollen),  nemmlichen  Har- 
rach,  Herberstein,  Kinsky,  CoUoredo  —  beruffön  werden.  Nach  End 
derselben  nähme  der  Herzog  les  devants  nacher  Mannerstorff,  allwohin 
die  Königin  des  Abends  um  7  Uhr  gefolget  und  nebst  meiner  Frauen 
und   mir,   die  Cammerfreile  Kokorzowitz,   die  Hoff  Dame  Waldstein, 


224  1744,  Juni  23.-25. 

die  Fürst  Auerspergische,  die  Fürstin  von  Esterhasy,  den  Colloredo 
mit  dem  Losi,  dessen  Frau  mit  ihrer  Schwester  allbereits  mit  der 
Mutter  voraus  waren,  und  den  jungen  Fürsten  v.  Lobkowitz,  dessen 
Schwester  vorn  Jahr  den  Gräften  von  Uhlfeld  geeheliget,  mit  sich  ge- 
nehmen.    Wir  kämmen  um  halber  9  Uhr  allda  an. 

Den  23.  wäre  die  Partie  de  bain  und  musten  sich  alle  mitge- 
kommene Dames  und  Cavalliers  (mich  allein,  meiner  schwachen  Ge- 
sundheit halber,  dispensirte  mann)  in  dem  dortigen  Bad  zugleich 
baden,  pour  voir  leur  contenance.  Der  Herzog  badete  auch  mit,  die 
Königin  aber  schauete  von  dem  Balcon  herunter  zu;  sodann  führe 
der  Herzog  mit  unß  Männern  auf  der  Wurst  spatzieren  nach  der  bei 
Mannerstorff  gelegenen  und  denen  Patres  Carmelitern  discalceatis  zu- 
gehörigen so  genannten  Wüsten,  welche  in  einen  mit  Mauern  um- 
fangenen zimlich  großen  Stuck  Walds  bestehet,  worinnen  obbemelte 
Patres  Kirche  und  Closter  nebst  verschiedenen  Einsiedlereien  an- 
gebauet  haben.  Abends  wurde  wegen  des  üblen  Wetters  gespillet 
und   sodann  um  die  nemmliche  Zeit  wie  zu  Schönbrunn  soupiret. 

Den  24.  als  in  festo  S.  Joannis  Baptistae  wohnten  die  Herr- 
schafften dem  Gottesdienst  in  der  Pfarr  bei,  Abends  belustigte  mann 
sich  bei  den  Sonnen  Wendfeuer,  worzu  eigends  außerhalb  des  Marckts 
ein  Platz  ausgesucht  und  mit  grünen  Reissig  gezieret  worden  wäre, 
und  musten  nicht  allein  alle  Domestiquen,  sondern  (nachdeme  der 
Groß  Herzog  Selbsten  den  Anfang  gemacht)  auch  wir  andere  Hoff 
Herren  über  das  Feuer,  so  in  der  That  zimmlich  hoch  brannte,  dar- 
über springen.  Das  Soupe  wäre  im  Schloß  und  nach  selben  Bai  en 
masque,  worbei  die  mitgekommene  Cavalliers  nebst  dem  Groß  Herzog 
anfänglich  alle  in  gleicher  Maschera  als  Schlabacken  erschinen  und 
wurde  biß  Mitternacht  gedanzet. 

Den  25.  solten  die  Herrschafften  mit  der  übrigen  Manners- 
torfferischen  Compagnie  auf  Mittag  nacher  Trauttmanstorff  zu  den 
Statthalter  Graffen  v.  Windischgratz  sich  verfügen,  allein  in  der  Früh 
kämme  eine  Staffetta  von  Wienn,  worauf  die  Königin  mit  dem  Groß 
Herzog  sofort  nach  der  Statt  gefahren  und  bei  den  Graffen  v.  Starhem- 
berg  Conferenz  gehalten.  Mann  ^abe  vor,  es  hätte  italianische  Sachen 
betroffen,  nach  der  Hand  aber  wurde  leider  nur  gar  zu  wahr  ge- 
urtheilet,  daß  der  so  gählinge  Aufbruch  und  die  solchen  veranlasset 
gehabte  Conferenz  durch  die  wenige  Wochen  hernach  ausgebrochene 
neue  Feindseeligkeiten  von  selten  des  friedbrüchigen  Königs  v.  Preußen 
verursachet  worden  seie.^^^) 

Indessen  begaben  wir  uns  andere  Zuruckgeblibene  nebst  der 
alten  Gräffin  nacher  Trauttmanstorff  und  profitirten  ä  bon  conto  von 


I 


1744,  Juni  26.  225 

denen  für  die  Herrschafften  destinirten  Divertissements,  welche  aber 
ausser  eines  großen  Mittagmahls  lediglich  in  einer  von  der  aus  Wienn 
beschribenen  Bande  producirten  deutschen  Com^die  bestanden,  worzu 
in  den  Fasan  Garten  eigends  ein  Theätre  de  verdure  zubereitet 
worden  wäre. 

Den  26.  führe  ich  nach  6  Uhr  früh  mit  dem  Fürsten  von  Lob- 
kowitz  zurück  nacher  Wienn,  um  den  heut  freitägigen  Rath  zu  halten. 
Nachmittag  muste  ich  mich  mit  einer  sehr  unangenehmen  Commission 
vi  officii  mei  qua  Hoif  Marschall  zu  den  unlängst  von  der  Berliner 
Gesandschafft  zurückgekommenen  General  Feldmarschall  Leutenant 
und  Cammerherrn  Marchese  Botta  Adorno  verfügen  und  selbem  im 
Nahmen  der  Königin  ankündigen,  daß  er  —  in  Verfolg  des  von  den 
über  ihn  aufgestellten  judicio  delegato  gefählten  und  von  I.  M.  ap- 
probirten  Urthels  —  sich  nacher  Gratz,  um  in  dasigem  Schloß  biß 
auf  weiteren  Befehl  arrestiret  zu  verbleiben,  begeben  solle. 

Diser  Passus  geschähe  par  un  de  ces  coups  d'6tat,  wo  nach 
Mainung  deren  Politicorum  das  jus  singulare  dem  bono  publico 
weichen  und  ein  Privatus  das  Sacrificium  für  den  Dienst  und  das 
Interesse  seines  Fürsten  abgeben  muß.  Die  Czaarin  hatte  den  Botta 
beschuldiget,  daß  er  als  damahliger  Bottschaflfter  unseres  Hoffs  in 
Rußland  an  einer  bald  nach  dessen  Abrais  von  Petersburg  aus- 
gebrochenen Conspiration  (worvon  in  actis  publicis  das  mehrere  zu 
sehen)  mit  Theil  genohmen  und  mann  dißfahls  verschiedene  Brieif 
und  Billets  von  seiner  Hand  unter  denen  Schrifften  deren  Inquisiten 
vorgefunden  hätte.  Anfänglich  wurde  die  Sach  dahier  sehr  cavaliere- 
ment  tractiret  [und  Botta  bei  seiner  Zuruck-Kunfft  von  Berlin  (ob- 
wollen  er  von  dannen  eben  wegen  diser  Beschuldigung  und  auf  Ver- 
langen des  Königs  revociret  worden  wäre)  gleichsamm  con  fiocchi 
von  dem  Graifen  von  Ulfeid  Selbsten  nacher  Schönbrunn  geführet 
und  sofort  zu  der  herrschafftlichen  Taffei  gezogen,  auch  nachhero  zu 
seiner  Verthätigung  ein  allgemaines  Circulare  an  alle  unsere  aus- 
wärtige Gesandschafften  erlassen. 

Nachdeme  mann  aber  hierdurch  die  russische  Kaiserin  noch 
mehr  irritiret  —  als  welche  dise  unsere  Demonstration  dahin  aus- 
gedeutet, gleich  wolten  wir  sie  öffentlich  zur  Lügnerin  machen  — 
mithin  es  zulezt  mit  dem  Impegno  so  weit  gekommen,  daß  wir  oder 
die  Czaarin  für  beständig  alieniren  und  an  ihr  eine  neue  höchst  ge- 
fährliche Feindin  gewärtigen  oder  in  gegenwärtigem  Handel  nach- 
geben müssen,  so  blibe  freilich  keine  andere  Auswahl  übrig,  als  sich 
so  gutt  nur  immer  möglich  aus  disem  unglücklichen  Impegno,  worein 
mann  zwar  aus  eigener  Schuld   und   nicht  genugsammer  Überlegung 

Khevenhüller-Schlitter.    1742-1744.  15 


226  1744,  Juni  26.-28. 

deren  ersteren  gethanen  Passuum  gekommen  ware^  herauszuwickelen. 
Zu  dem  Ende  wurde  ad  salvandum  decorum  und  um  das  Werck  mit 
erforderlieh  geschinenen  Formaliteten  anzugreiffen,  ein  Judicium  dele 
gatum  sub  praesidio  des  Graifen  v.  (sie!)  mit  Zuziehung  verschiedener 
gewester  Reichs-  und  anderer  Hoffräthe  aufgestellet,  welches  die  Con- 
duite  des  Botta  untersuchen  und  ihn  oft't-gemelter  Beschuldigungen 
halber  legaliter  vernehmen  solle;  um  nun  ein  solches  der  Gebühr 
nach  zu  thun,  insistirte  mann  anfänglich  an  den  russischen  Hoff  um 
die  Mitteilung  deren  Inzichten,  allein  die  Antwort  wäre  immer,  daß 
der  Kaiserin  Assertum  bastant  sein  müsse  und  es  also  keiner  anderen 
Proben  zu  Justificirung  des  Delicti,  folglich  zu  dessen  Bestraffung 
bedörflfen  könte. 

Zulezt  blibe  also  kein  anderes  Mittel  übrig,  als  auch  hierinfahls 
nachzugeben,  zumahlen  da  die  Gefahr  wegen  eines  neuen  Bruchs  mit 
Preussen  immer  näher  zu  werden  schiene  und  dahero  mann  von  selten 
deren  Alliirten  und  in  specie  Chur-Sachsen  (mit  welchem  Hoff  und 
Engelland  wir  unlängst  im  Majo  eine  engere  Verbindung  gegen 
Preußen  zu  Warschau  signiret  hatten)  ^^^)  in  uns  unablässig  gedrungen 
hatte,  disen  Stein  des  Anstosses  je  eher  je  lieber  aus  dem  Weeg  zu 
räumen,  um  die  bei  gegenwärtiger  Crisi  unentbehrliche  Versöhnung 
mit  Rußland  nicht  länger  aufzuhalten.  Es  stehet  aber  noch  zu  er- 
warten, ob  mann  sich  leztern  Orths  mit  diser  Satisfaction  begnügen 
werde,  indeme  auf  nichts  wenigeres  angetragen  wird,  als  daß  die 
Königin  den  Botta  nacher  Petersburg  zur  Czaarin  Disposition  per 
modum  deditionis  schicken  solle. ^^^) 

Nachmittag  wäre  kein  Appartement,  weillen  die  Königin  etwas 
unpäßlich  wäre. 

Den  28.  führe  mann  wegen  des  sonntägigen  Gottesdiensts  herein 
in  die  Statt,  auf  Mittag  aber  zurück  nacher  Schönbrunn.  Nachmittag 
führe  der  Großherzog  mit  den  Obrist-Stallmeister,  mir  und  den  Dienst- 
Cammerherrn  abermahlen  herein  wegen  der  Toison  Vesper,  nach 
welcher  wir  in  die  Opera  burlesca  giengen,  wohin  die  Königin  auch 
nachkamme  und  währenden  Spectacls  die  Nachricht  erhielte,  daß  vor 
ein  paar  Tagen  dero  gewester  Obristhoffmeister  und  seitheriger  Land- 
marschall, Conferenz  Minister,  auch  Ritter  vom  goldenen  Fluß,  Graflf 
Ferdinand  v.  Herberstein,  zu  Carlsbad,  wo  er  seines  asthmatischen 
Zustands  halber  das  Bad  gebrauchet,  im  49,  Jahr  seines  Alters  ganz 
gähling  —  da  eben  seine  Frau  mit  denen  geladenen  Gästen  zu  Mittag 
gespeiset  und  er  ganz  kurtz  zuvor  wegen  zugestoßenen  Erbrechen 
sich  zu  Bett  gelegt  hatte  —  ohne  Erlangung  der  heiligsten  Sacra- 
menten  verschiden  seie. 


1744,  Juni  28.  227 

Es  wäre  selber  ein  in  der  Land  Praxi,  auch  in  Staatssachen 
nicht  unerfahrener  Mann,  hatte  seine  jüngere  Jahr  in  der  nieder- 
österreichischen  Regierung  zugebracht  und  sich  allda  in  verschiedenen 
Conimissionen  sehr  wohl  und  nützlichen  brauchen  lassen;  nachdeme 
aber  sein  Vatter,  welcher  ein  gar  wunderlicher  Mann  gewesen,  ge- 
storben, ihme  anbei  —  ungehindert  er  dessen  zweiter  Sohn  wäre  — 
ein  sehr  schönes  Vermögen  verlassen  und  zu  seinem  Favor  ein  zweites 
Fideicommiß  (massen  das  bereits  in  sua  linea  existirende  ad  primo- 
genitum  gefallen)  errichtet,  so  begäbe  er  sich  ad  publica  und  erhielte 
bald  darnach  die  schwedische  Gesandschafft,  worzu  er  1734  den 
nemmlichen  Tag  als  Ostein-  und  ich  an  die  russisch-  und  dähnische 
Hoffe,  benannt  wurde.  Nach  seiner  Zuruckkunfft  von  Stockholm 
ward  er  1738  der  damahligen  Herzogin,  unserer  jetzigen  Frauen  an 
die  Stelle  des  Graffen  Frantz  v.  Starhemberg  (welcher  Obrist  Stall- 
meister bei  den  Kaiser  anstatt  des  resignirten  Graffen  Gundl  Althann 
geworden)  als  Obrist  Hoffmeister  zugegeben  und  muste  anfänglich  — 
weillen  der  junge  Hoff  einen  anderen  gewollt  hatte  und  ihn  für  einen 
Surveillant  und  Espion  hielte  —  sehr  villes  ausstehen,  biß  er  end- 
lichen auf  der  toscanischen  Rais  Mittel  gefunden,  durch  die  Gräffin 
Fuchsin,  deren  Freundschafft  er  sich  par  mille  attentions  et  cajoUeries 
zu  erwerben  das  Glück  gehabt,  auch  bei  denen  jungen  Herrschafften 
und  absonderlich  bei  der  jetzigen  Frauen  ein  mehreres  Vertrauen  zu 
erlangen ;  wie  dann  dise  ihn  bald  nach  angetrettener  Regierung  in  denen 
wichtigsten  Sachen  zu  Rath  gezogen  und  bei  jeder  Gelegenheit,  auch 
nach  seinen  Tod  seithero  zum  öffteren  frei  und  öffentlich  bezeiget 
hat,  daß  sie  ihn  von  darummen  vorzüglich  werth  geschätzet  hätte, 
weillen  sie  überzeugt  wäre,  daß  er  ihrer  Persohn  mehr  als  ihrer 
Würde  zugethan  gewesen. 

Nichtsdestoweniger  hätte  er  es  einmahl  bei  ihr  bald  verschärtzet, 
da  er  mit  gar  zu  großer  Ungestümme  eine  Stelle  in  der  Conferenz 
begehret  und,  weillen  ihme  hierinnen  nicht  willfahret  werden  wollen, 
vom  Quitiren  und  Retiriren  zu  laut  gesprochen  hat;  bei  welcher  Ge- 
legenheit ihm  sein  alter,  gutter  Freund,  der  kleine  Taroucca,  sehr 
gutte  Dienst  geleistet  und  durch  seine  geschickte  Insinuationen  die 
Sache  dahin  zu  vermittelen  gewust,  daß  er  nicht  allein  das  vorige 
Vertrauen  und  Ansehen  nicht  verlohren,  sondern  auch  nachhero  die 
damahlen  sehr  erträgliche  Landmarschall  Stelle  mit  Beibehaltung 
seines  habenden  Adjuti  und  bald  darauf  die  so  sehr  gewünschte 
Conferenz  Rathswürde  würcklichen  überkommen.  Zwar  muste  er 
gegen  den  Landmarschalls  Dienst  sein  Hoff-Ammt  zurücklassen, 
welches  ihme  in  der  That  sehr  schwär  gefallen;  allein  da  sein  Haus- 

15* 


228  1744,  Juni  29.— Juli  7. 

weesen  so  sehr  derangiret  und  der  Hoff  nicht  im  Stand  wäre,  ihme 
die  Agremens,  welche  er  von  seinem  neuen  Officio  zu  gewarten  hatte, 
zu  verschaffen,  so  muste  er  innerlich  überzeugt  sein,  daß  er  bei 
Treffung  dises  Tausches  seinen  wahren  und  soliden  Vortheil  ge- 
funden habe. 

Sein  Umgang  wäre  übrigens  nicht  deren  angenehmsten,  dann 
ob  er  schon  einen  wahren  Fond  d'honnete  homrae  gehabt  und  es  ihm 
an  Vernunfft  und  was  mann  esprit  du  monde  zu  nennen  pfleget, 
nicht  gefählet,  so  hatten  doch  seine  beste  Freund  alle  Mühe,  daß  sie 
seine  angebohrne  Brusquerien,  paraissant  raeme  vous  gronder  quand 
il  vous  disait  un  compliment,  und  die  üble  Gewohnheit,  allem  be- 
ständig zu  contradiciren,  in  die  Länge  aushalten  kunten;  weßhalben 
er  auch,  in  Sonderheit  von  seinen  Untergebenen,  welche  er  gar  zu  un- 
freundlich und  despotisch  tractiret,  sehr  wenig  regretiret  worden  ist. 

Die  Herrschafften  bliben  wegen  morgiger  Kirchen  in  der  Burg 
über  Nacht. 

Den  29.  wäre  wegen  des  heutigen  Apostel-Fests  Toison-Ammt; 
nachdeme  legte  der  neue  Obristhoffmeister  der  Ertzherzogin  zu  Brüssel 
Graff  Wenzl  v.  Kaunitz  das  Jurament  in  hac  qualitate  ab.  Der  Taffei- 
dienst wäre  oben  bei  der  Kaiserin  und  um  4  Uhr  kerte  mann  zurück 
nacher  Schönbrunn. 

Den  2.  Julii  kämmen  die  Herrschafften  wegen  des  heutigen 
Tutelar  Fests   zu  denen  Closter  Frauen  auf  den  Rennweeg. 

Den  5.  fuhren  die  Herrschafften  zu  denen  Ursulinern  und 
wohnten  allda  dem  Amt  und  der  Einkleidung  einer  v.  Langetl,  deren 
Ertzherzogin  Cammerdienerin,  bei,  speisten  mittags  zu  Schönbrunn. 
Abends  sodann  verfügten  sie  sich  in  Gefolg  deren  zwei,  respective 
Cammer-  und  Hoffreile  Kokorzowa  und  Waldstein,  deren  Auerspergi- 
ßchen,  dann  meiner  Frauen  und  meiner  Wenigkeit  nacher  Manners- 
torff.  Der  Großherzog  führe  mit  dem  Losi  voraus  in  Biroccio  und 
musten  wir  unter weegs  ein  starckes  Wetter  ausstehen. 

Den  6.  speiste  mann  mittags  allda.  Abends  aber  fuhren  die 
Herrschafften  nacher  Prugg,  allwo  selbe  von  dem  Graffen  Friederich 
V.  Harrach,  welcher  mit  seiner  Gemahlin,  seiner  Schwester,  der 
Fürstin  v.  Lamberg  und  denen  neuen  Fürst  -  Liechtensteinischen 
Eheleuthen  unser  erwartete,  nach  bester  Möglichkeit  bewirthet  wurden. 

Den  7.  blibe  mann  den  ganzen  Tag  zu  Pruck.  Nach  den  Mit- 
tagessen kämme  der  General  Adjutant  v.  Staffelt  daher  geritten  und 
brachte  die  Nachricht,  daß  unsere  Armee  unter  Commando  des  Printz 
Carl  an  zweien  Orthen,  bei  Schreck  und  Weißenau,  ganz  glücklich 
den  Rhein  passiret  und  —  da  die  feindlichen  Trouppen  anmit  coupiret 


1744,  Juli  7.-8.-  229 

sich  befänden,  folglichen  auch  von  allen  Seiten  sich  zurUckzieheten 
—  ohne  weiteren  Widerstand  in  das  Elsassische  einzudringen  und 
gegen  Hagenau  und  Weißenburg  vorzurücken  angefangen  hätten. 
Dise  Zeitung  wäre  zwar  für  uns  andere,  denen  die  übrige  Umstände 
in  universo  unbekant  gewesen,  ungemain  erfreulich  und  kunten  wir 
um  so  weniger  begreiffen,  daß  die  Herrschafften  nicht  ein  lebhaffteres 
Vergnügen  von  sich  blicken  lassen. 

Es  stunde  aber  leider  nicht  sehr  lang  mehr  an,  daß  wir  das 
unglückliche  Rätzl  entdeckten  und  endlichen  vernehmen  musten,  daß 
in  der  nemmlichen  Zeit  —  da  wir  Ignoranten  über  die  glückliche 
Progressen  unserer  im  Hostico  agirenden  Armee  also  frohlocketen  — 
die  Messieurs  du  cabinet  sich  fast  zu  Tod  gekrämmet,  daß  sie  selbe 
so  weit  entfernet  und  anmit  die  hiesige  Länder  und  das  Hertz  der 
Monarchie  dem  treulosen  preussischen  Vorhaben  und  feindlichem 
Einbruch  (worvon  mann  doch  sich  vorzüglich  verwahren  sollen)  von 
Selbsten  ausgesezt  und  bloß  gegeben  hätten;  wie  dann  zur  nemm- 
lichen Zeit,  als  Printz  Carl  über  den  Rhein  gegangen  und  der  mit 
einem  andern  gegen  30.000  Mann  geschätztem  Corpo  in  Bayern 
stehende  General  der  Cavallerie  Graff  Carl  Batthyany  in  Schwaben 
und  gegen  den  oberen  Rhein  (um  die  Haubtarm^e  zu  secundiren  und 
in  das  obere  Elsaß  einzubrechen)  vorrucken  sollen,  ersterem  die  ge- 
heimme  Ordre  zugeschickt  worden  wäre,  seine  Operationen  der- 
gestalten  —  damit  er  augenblicklich  den  Rhein  repassiren  könne  — 
anzustellen,  folglichen  sich  nicht  zu  weit  in  das  Hosticum  zu  ver- 
tieffen,  der  zweite  aber  den  Befehl  erhalten  hatte,  anfänglich  zwar 
nur  still  zu  stehen,  bald  darauf  aber  —  als  die  Preussen  sich  zu  be- 
wegen beginnten  —  seinen  Marche  gegen  die  obere  Pfaltz  und  den 
Böhmer  Wald  zu  dirigiren,  um  doch  dorten,  wo  die  Gefahr  am  näch- 
sten scheinen  würde,  mit  seinem  Corpo  zur  Bedeckung  und  Defension 
an  Hände  zu  sein;  welchem  Corpo  auch  in  der  That  unsere  Rettung 
in  so  weit  zuzuschreiben,  weillen  die  Sachsen  durch  dessen  An- 
näherung mehreren  Muth  bekommen,  auch  ihres  Orths  gegen  den  ge- 
mainsammen  Feind  zu  operiren  und  anmit  diser  gehindert  worden, 
seine  Progressen  in  Böhmen  weiters  fortzusetzen  und  wohl  gar,  wie 
es  seine  Absicht  allen  Anfangs  gewesen  sein  mag,  biß  in  Osterreich 
und  an  die  Donau  vorzurücken.  ^2°) 

Heut  abends  gäbe  mann  uns  le  divertissement  d'une  com^die 
de  Regnard  —  les  folies  amoureuses  genant  —  worbei  die  junge 
Lichtenstein  und  ihre  zwei  Schwestern  die  Haubt  Roles  spülten. 

Den  8.  verfügte  sich  sämtliche  Compagnie  auf  Mittag  nacher 
Kittsee  zu  der  Fürst  Esterhasin,  welche  in  Abwesenheit  des  Fürsten, 


230  1744,  Juli  9.— 12. 

der  sich  bei  der  Arm6e  in  Elsaß  befindet,  uns  sehr  galant  regaliret. 
Nach  dem  Essen  fuhren  wir  nacher  Presburg,  das  Schloß  (worinnen 
einige  geringe  Meliorationen,  und  zwar  vornemmlich  nur  in  dem 
dabei  befindlichen  Garten  vorgenohmen  worden)  (sie!),  und  abends 
kerte  mann  zurück  nacher  Pruck. 

Den  9.  speiste  mann  mittags  allda;  nach  den  Essen  wurde  im 
Fasan  Garten  in  einem  grünen  Lusthaus  Pharaon  gespillet  und  abends 
producirte  uns  die  leztere  noble  Trouppe  die  Zaire  vom  Voltaire  und 
zum  Beschluß  die  vorige  kleine  Piece. 

Den  10.  raisten  wir  bald  nach  6  Uhr  hinweg;  die  Königin  und 
der  Groß-Herzog  fuhren  gerad  in  die  Statt,  um  die  Kaiserin  zu  be- 
suchen; wir  andere  de  la  suite  aber  kerten  nacher  Schönbrunn  zu- 
rück, von  wannen  ich  noch  zeitlich  genug  mich  in  dem  heutigen 
Rath  zu  Haus  einfände,  Nachmittag  aber  wiederummen  nacher 
Schönbrunn  retournierte,  um  dem  Appartement  beizuwohnen. 

Den  11.,  ob  ich  mich  schon  heut  Nacht  nicht  wohl  befunden 
und  einen  Anstoß  von  der  Colica,  woran  ich  gar  sehr  leide,  gefüllet, 
so  führe  ich  dennoch  in  die  Statt  herein  und  hielte  bei  mir  Revisions- 
Rath,  muste  mich  aber  vor  End  desselben  wegen  zunehmenden 
Reissen  im  Leib  retiriren.  Nachdeme  es  jedoch  in  etwas  nach- 
gelassen, kerte  ich  nacher  Schönbrunn  zurück ;  allein  damit  wurde 
mir  noch  übler  und  endlichen  muste  ich  mich  gar  in  das  Bett  legen; 
kunte  auch  folgenden  Morgen  als 

den  12.  die  Herrschaiften  weder  nacher  St.  Stephan,  allwo  wegen 
deren  lezteren  erfreulichen  Nachrichten  aus  dem  Elsaß  das  Te  Deum 
Laudamus  gesungen  wurde,  weder  nacher  Laxenburg  mitbegleiten, 
allwo  dieselbe  bei  den  Obrist  Canzler  Graifen  Philipp  Kinsky,  der 
in  seinem  Garten  allda  den  Sauerbrunn  brauchte,  zu  Mittag  speisten; 
nichts  destoweniger  klaubete  ich  mich  so  vill  noch  zusammen  und 
führe  herein  in  das  Collegium  academicum,  um  als  Commissarius 
regius  bei  einer  philosophischen  Disputation  zu  assistiren,  welche  von 
einem  jungen  Baron  v.  Ludwigstorff,  dessen  Vatter  aus  alter  Devo- 
tion für  meinen  seeligen  Vattern  mich  hierzu  von  L  M.  der  Königin 
specialiter  erbetten  hatte,  gehalten  wurde. 

Diser  Actus  pfleget  folgender  Massen  zu  beschehen:  der  könig- 
liche Commissarius,  im  Mantel  Kleid  angethan,  fahret  in  der  von 
ihme  bestimmten  Stund  mit  6  Pferden  und  in  bester  Gala  und  Cor- 
teggio  nach  dem  Collegio;  alldorten  wird  er  bei  den  Aussteigen  aus 
dem  Wagen  ausserhalb  der  Porten  von  dem  Defendenten,  P.  Rectore, 
den  vornehmeren  Patribus  empfangen  und  sofort  ad  auditorium  be- 
gleitet,  allwo   für   ihme   ein   Fauteuil   auf  einem    erhabenen  Stapflfel 


1744,  Juli  12.-14.  231 

zubereitet;  auf  seiner  linken  Hand,  besser  zu  sagen  ad  latus  Evangelii, 
befindet  sich  unter  einem  Baldachin  das  Portrait  der  Königin  und 
unter  disen  ein  Lehnstuhl  neben  einen  mit  rothen  Sammet  behengten 
Tisch,  auf  welchen  der  Defendent  nach  geendigter  Anrede  —  die 
der  Commissarius  gedeckter  anhöret,  bei  Nennung  des  königlichen 
Nahmens  aber  immer  den  Hut  abnihmet  —  die  Theses  niderleget 
und  im  Hin-  und  Zurück  Gehen  der  königlichen  Bildnus  zu  Ehren 
drei  Genuflexionen  machen  muß;  sodann  praesentiret  er  auch  dem 
Commissario  eine  Thesem,  begibt  sich  zurück  ad  cathedram  und  fangt 
seinen  Actum  disputationis  an.  Nachdeme  der  leztere  Opponent, 
deren  gemainiglich  zwei,  auch  zuweillen  drei  an  der  Zahl  geladen  zu 
werden  pflegen,  sein  Argument  geendiget,  steiget  der  Defendent  aber- 
mahlen von  der  Canzel  herunter  und  kniet  auf  den  Stapffei  vor  den 
Commissari  nider,  welcher  ihme  eine  goldene  Ketten  nebst  dergleichen 
Medaille  mit  der  königlichen  Bildnus  umhenget  und  ein  kleines  Com- 
pliment  beirucket.  Hierauf  verfügt  sich  der  Defendent  widerummen 
auf  die  Canzel  und,  nachdeme  er  die  Schlußrede  pro  gratiarum  actione 
gemacht,  mithin  der  Actus  vollendet,  so  keret  der  Commissarius  mit 
dem  nemmlichen  Corteggio  zurück  nach  seinen  Wagen  und  sofort 
nacher  Haus. 

Kaum  wäre  ich  allda  angelangt,  daß  mich  ungesäumt  zu  Bett 
legen  muste,  zumahlen  ich  währender  Disputation  einen  abermahligen 
Paroxismum  febrilem  gefUhlet,  den  ich  aber  bei  disen  Zustand  schon 
ge wohnet  bin  und  bei  warmen  Tagen  wie  heut,  wo  kein  Schauer 
so  leicht  ausbrechen  kann,  weniger  achte;  das  Übel  kommt  lediglich 
her  von  verschlagen-  oder  erhitzten  Hoemorrhoidibus  und  meiner  ge- 
wöhnlichen Obstructionen  im  moesenterio  et  hepate,  welche  leider 
bei  meinem  unordentlichen  Hoff-Leben  freilich  täglich  mehr  zunehmen, 
also  zwar,  daß  ich  nun  beständig  auf  der  rechten  Seiten  bei  der 
Leber  eine  Spannung  fülle,  welche  mir  zwar  weiters  keine  Schmertzen 
verursachet,  aber  doch  beständig  beängstiget  und  incommodiret. 

Den  13.  muste  ich  den  ganzen  Tag  im  Bett  zubringen.  Eodem 
kämme  der  Obrist  Morotz  mit  4  blasenden  Postillionen  und  Über- 
brachte die  Nachricht,  daß  unsere  victoriose  Armee  im  Elsaß  wtirck- 
lichen  in  die  feindliche  Linien  gedrungen  und  die  Statt  Lauterburg 
eroberet  hätten.  ^^^) 

Den  14.  kunte  ich  weder  dem  Rath  noch  Appartement  bei- 
wohnen; damit  aber  L  M,  über  mein  langes  Aussenbleiben  nicht 
unwillig  werden  mögte,  so  nähme  ich  die  Gelegenheit  von  ein 
und  anderer  mir  gegebenen  Commission,  um  selber  des  anderen 
Morgens  als 


232  1744,  Juli  15.-21. 

den  15.  meine  schriiftliche  Entschuldigung  zu  machen/^^)  welche 
Attention  auch  so  gutt  aufgenohmen  worden  ist,  daß  hierüber  hei- 
ligende allergnädigste  Antwort  erhalten,^^^)  worinnen  mir  von  meiner 
zukünfftigen,  zwar  sehr  glorieus-,  dabei  aber  nicht  weniger  epineusen 
Destinee  —  weßwegen  bereits  indirectement  etwas  vermercket  hatte 
—  ein  mehreres  auf  eine  sehr  gnädig  und  obligeanteste  Art  zu  er- 
kennen gegeben  wird;  dahero  mich  sofort  aufgemacht  und  noch  den 
nemmlichen  Nachmittag  nacher  Schönbrunn  verfüget,  um  der  Königin 
meine  allerunterthänigste  Dancksagung  zu  erstatten,  worbei  dann  von 
dem  Objecto  quaestionis  etwas  deutlicher  gesprochen  worden,  ich 
aber  meines  Orths  mich  immer  in  denen  Schrancken  gehalten  habe, 
daß  meine  wenige  Persohn  I.  M.  zwar  in  allem  zu  Befehl  stünde, 
allein  würde  ich  wider  Pflichten  handien,  wann  ich  deroselben  nicht 
auch  zugleich  den  Umstand  wegen  meiner  schlechten  Gesundheit  und 
die  wenige  Hoffnung,  daß  es  damit  sich  etwann  bei  herannahenden 
älteren  Jahren  besser  anlassen  dörffte  (zumahlen  ja  alsdann  der- 
gleichen Gebrechlichkeiten  villmehr  zu-  als  abzunehmen  pflegten)  auf- 
richtigst und  ohne  aller  Nebenabsicht  vorstellen  und  zu  erwegen 
geben  thäte. 

Den  16.  speisten  die  Herrschafften  zu  Hezendorff  bei  I.  M.  der 
Kaiserin  zu  Mittag  und  abends  etablirte  ich  mich  widerummen  zu 
Schönbrunn,  allwo 

den  17.  Appartement  wäre. 

Den  19.  fuhren  die  Herrschafften  gleich  nach  9  Uhr  zu  denen 
Carmelitern  auf  die  Laimgruben  wegen  des  heutigen  Scapulier  Sonn- 
tags; unterweegs  begegneten  wir  das  Hoch  würdige,  so  von  einem 
Krancken  zurück  nacher  Mariae-Htilff  getragen;  die  Herrschafften 
stigen  sofort  aus  und  begleiteten  es  biß  zu  lezt  gemelter  Kirchen  und 
continuirten  sodann  erst  ihren  Weeg.  Bei  denen  Carmelitern  hörte 
mann  nur  eine  kleine  Meß  und  führe  weiters  nacher  St.  Stephan, 
allwo  wegen  deren  lezteren  eingelangten  Avantagen,  welchen  seithero 
auch  die  Eroberung  von  Cron  Weißenburg  gefolget, ^2*)  das  Te  Deum 
gehalten  wurde. 

Die  Königin  hatte  par  finesse  und  ad  captandam  benevolentiam 
occasione  des  ausgeschribenen  Congresses  zu  Presburg  einblasen  und 
die  vornehmere  Magnaten  zu  der  heutigen  Solennitet  einladen  lassen 
und  wurden  dise  leztere  sodann  zu  Schönbrunn  an  die  königliche 
Taffei  sämmtlichen  gezogen. 

Den   20.  kämme   mann   herein   zu   der  deutschen  Comedie  und 

den  21.  wäre  Appartement,  aber  wegen  des  üblen  Wetters  nicht 
wie  sonsten  im  Garten,  sondern  in  dem  Saal. 


1744,  Juli  22.-26.  233 

Den  22.  fuhren  wir  wegen  des  heutigen  Feiertags  herein  in  die 
Burg  zum  Gottes  Dienst  und  nach  den  Essen  begleitete  der  Herzog 
das  Venerabile  zurück  nacher  Penzing,  von  wannen  es  durch  dasigen 
Pfarrer  als  Parocho  loci  nach  alten  Gebrauch  wegen  des  heutigen 
Titularfests  der  Schönbrunner-Capellen  heut  vormittags  in  jezt  ge- 
dachte Capellen  (welche  keinen  Tabernacle  hat,  weder  capella  publica 
ist)  processionaliter  getragen  und  allda  zur  öffentlichen  Verehrung 
ausgesezt  worden  wäre. 

Den  24.  speisten  die  Herrschafften  zu  HezendorflF,  allwo  mann 
wegen  der  alten  Herzogin  v.  Blanckenburg  (oder  besser  zu  sagen 
nunmehro  zweiten  verwittibten  Herzogin  von  Wolffenbiittel  heutigen 
Nahmens-Tag  Christina),  jedoch  unangesagter  in  Gala  erschine,  Nach- 
mittag führe  der  Herzog  von  dorten  aus  mit  mir  in  die  Burg,  um  der 
heutigen  Toison  Vesper  beizuwohnen.  Desgleichen  Excursion  wurde 
auch  den  folgenden  Morgen  als 

den  25.  wegen  des  heutigen  Apostel  Tags  wiederhollet  und  mit- 
tags nacher  Schönbrunn  zurück  gekeret. 

Den  26.  wäre  sowohl  wegen  der  Ertzherzogin  in  Niederland  als 
der  Königin  in  Portugall  Gala  bei  Hoff;  die  Herrschafiften  kämmen 
bei  Zeiten  in  die  Statt  und  giengen  in  publico  in  die  Capellen;  die 
Königin  gäbe  denen  Dames  im  Spiegl  Zimmer  und  Cammer  die  Hand 
zu  küssen.  Indessen  publicirte  ich  in  der  Rath-Stueben  (nachdeme 
zuvor  in  der  Retirada  von  der  Königin  die  Ordres  darzu  empfangen 
hatte)  an  des  abwesenden  Obrist-Hoffmeistern  Staat  den  neu  ernannten 
Landmarschallen  Graflfen  Friederich  v.  Harrach.  Es  hatte  zwar  der 
Graff  V.  Seilern  sothane  Publication  zu  thun  praetendiret,  nachdeme 
aber  erst  lezthin  der  seelige  Landmarschall  Graflf  v.  Herberstein  von 
dem  Obrist-Hoffmeistern  und  nicht  von  ihme  Seilern  publiciret  worden 
wäre,  so  muste  diser  mit  seiner  Praetension  zuruck-stehen. 

Uebrigens  pflegen  dergleichen  Publicationen,  wann  der  Neo- 
Promotus  zugegen  ist,  also  zu  beschehen :  im  Austretten  aus  der  Re- 
tirada nähert  mann  sich  demselben  und  gebraucht  sich  beilläufig 
folgender  kurtzen  Anrede:  I.  M.  haben  mir  befohlen,  E.  E.  zu  melden, 

daß  sie  dieselbe  hiermit  zu  dero declarirten,  worzu  ich  Ihnen 

also  vor  all-  anderen  sogleich  gratuliret  haben  wolte.  In  militaribus 
aber  publicirte  sodann  der  Kriegs  Praesident  den  lezthin  mit  denen 
vergnüglichen  Bottschafften  angekommenen  Obristen  von  Morocz  zum 
General  Major;  anbei  bekamme  der  Obrist  Desöffy  das  Havorische 
Hussaren  Regiment. 

Zu  Mittag  speisten  die  Herrschafften  zu  Schönbrunn  und  muste 
ich  alle  vornehmere  Stands  Persohnen  beiderlei  Geschlechts,  als  Fürsten, 


234  1744,  Juli  26.— Aug.  4. 

Hoif  Ämmter,  Ministres  und  Capi  von  Intanzien  zu  der  königlichen 
Taffei  laden.  Anfänglich  wäre  sogar  der  Antrag,  auch  die  Bott- 
schaffter  und  alle  fremmde  Ministres  darzu  zu  ziehen;  allein  nach- 
deme  sich  ein  solches  respectu  deren  Bottschafftern  wegen  der  be- 
kannten Competenz  mit  dem  Groß -Herzog  nicht  thun  lassen,  so 
wurde  es  endlichen  auch  auf  meine  wenige  Vorstellung  respectu 
deren  übrigen  fremmden  Ministren  zu  Vermeidung  aller  Jalousie  ne- 
gative resolviret. 

Nachmittag  kämme  die  Kaiserin  aus  der  Statt,  allwo  sie  öffent- 
lich gespeiset,  en  passant  nacher  Hezendorff  zu  uns  auf  Schönbrunn 
und  verblibe  biß  abends.  Die  Madame  Malvagini,  dessen  Eheconsort 
bei  den  Bauweeseu  employret  ist,  und  ihre  Schwester  sangen  in  dem 
Spiglzimmer;  die  Dames,  welche  den  Zutritt  haben,  mithin  die  Stund- 
frauen nicht,  dorfften  hinein  und  mann  Hesse  die  zwei  Battants  der 
Thüre  zur  Anticamera  offen,  damit  die  daraussen  befindliche  Dames 
und  Cavalliers  zuhören  könten.  Gegen  7  Uhr  fienge  der  Bai  an, 
ohne  sonstiger  Coeremonie,  außer  daß  nur  denen  Zutritts-Frauen  ge- 
stattet wurde,  in  reichen  Andriennes  zu  erscheinen,  die  Stundfrauen 
aber  en  robe  bleiben  musten.  Gegen  11  Uhr  gienge  mann  zum 
Soup6,  wormit  es  wie  lezthin  an  der  Königin  Geburtstag  gehalten 
wurde,  daß  nemmlichen  zu  dero  Taffei  nebst  denen  fremmden  Ge- 
santschafften  (die  Bottschaffter  kunten  wegen  der  Competenz  mit  den 
Großherzog  nicht  erscheinen)  die  Vornehmere  des  Adels  gezogen 
worden,  und  gegen  Mitternacht  war  alles  geendiget. 

Den  28.  nähme  mich  der  Großherzog  mit  auf  die  Hirschbürst 
in  der  Gegend  Eberstorff;  weillen  ich  aber  kein  Jäger  bin,  so  Uber- 
liesse  ich  dise  Ehre  meistens  anderen  über,  denen  dabei  besser  ge- 
dient wäre.    Abends  hatten  wir  das  Appartement  im  Garten. 

Den  31.  kämmen  die  Herrschafften  bereits  um  8  Uhr  wegen 
des  heutigen  Fests  S.  Ignatii  in  das  Profeß-Hauß;  der  Groß-Herzog 
führe  nach  dem  Kirchendienst  in  die  Burg  und  von  dannen  aus  auf 
die  Jagd,  die  Königin  aber  zurück  nacher  Schönbrunn,  allwohin  ich 
sie  begleitet  und  sofort  wiederummen  in  die  Statt  mich  verfüget  habe, 
um  dem  ordinari  Rath  beizuwohnen,  Abends  wäre  abermahlen  das 
gewöhnliche  Appartement  im  Garten. 

Den  2.  Augusti  als  am  Fest  Portiunculae  fuhren  die  Herrschafften 
Vormittag  in  die  Statt  zu  denen  Capucinera  und  mittags  zurück. 

Den  4.  starbe  an  absochender  Kranckheit  die  ältere  verwittibte 
Fürstin  v.  Cardona,  Maria  Antiochia,  gebohrne  Contessa  di  Monte 
Santo  im  45.  Jahr,  dessen  Ehegemahl  mit  dem  verstorbenen  Herrn 
aus  Spannien  gekommen  und  ville  Jahre  bei  der  damahlig- regierenden 


1744,  Aug.  4.-6.  235 

Frauen  Obrist-Hoflfmeister  gewesen  wäre,  anbei  dise  seine  Frau  bei 
sehr  ungleichen  Alter  —  indeme  er  71  und  sie  17  Jahr  alt  gewesen 
—  geeheliget  und  ohne  Kinder  hinterlassen  hatte. 

Kamme  zwar  einerseits  die  erfreuliche  Nachricht  aus  dem  Elsaß, 
daß  unsere  dortige  Arm6e  ihre  Progressen  immer  weiters  fortsetze 
und  wUrcklichen  die  Statt  Hagenau  occupiret  hätte,  andererseits  aber 
erhielte  mann  sehr  betrübte  Relationen  von  denen  preussischen  Be- 
wegungen, als  welche  nun  vollends  auszubrechen  beginnten. ^^^) 

Dise  leztere  Nachrichten  wurden  zwar  annoch  so  vill  immer 
möglich  wäre,  verborgen  gehalten,  allein  die  nach  und  nach  ein- 
gelangte Particular  Berichte  machten  disen  traurigen  Erfolg  nur  gar 
zu  bald  lautmärig  und  wurde  hierauf  in  Erwegung  der  lezteren  un- 
glücklichen Erfahrung  die  Consternation  allgemain.  Anheut  schon 
kunte  mann  einige  Spuhren  hiervon  an  denen  Herrschaft'ten  Selbsten 
bemercken.  Die  Königin  führe  nach  Überlesung  einiger  eben  ange- 
langter Depechen  sofort  zu  den  Graffen  Gundacker  im  Garten,  allwo 
Conferenz  gehalten  wurde.  Der  Herzog  wäre  eben  auf  der  Jagd; 
als  er  aber  gegen  halber  4  Uhr  von  selber  zurückkämme  und  ich 
ihn  eben  in  die  Retirada  begleitete,  gäbe  ihm  eine  Cammerdienerin 
ein  von  der  Königin  an  ihn  zurückgelassenes  Billet,  worüber  er  sehr 
bestürzt  und  unwillig  schiene,  auch  also  gleich  einen  Wagen  parat 
zu  halten  befahle,  um  der  Königin  zu  den  Graffen  von  Starhemberg 
nachzufolgen.  Allein  da  er  eben  im  Begriff  wäre,  dahin  zu  fahren, 
kämme  selbe  von  der  Conferenz  zurück,  und  ob  sie  sich  zwar  so 
gutt  als  der  Herzog   in   dergleichen  Fahlen  zu  componiren   weis,   so 

merckten  wir  jedoch  alle  gar  zu  wohl,  daß  es  finstere  Wolcken 
gebe.^26) 

Mann  speiste  erst  nach  4  Uhr  und  hatte  die  Königin  nichts 
dann  etwas  Schwartz  Brod  in  der  Conferenz  geessen.  Ungehindert  all 
diser  unangenehmen  Umständen  mußten  wir  dennoch  Nachmittag  ein 
Appartement  aushalten. 

Den  6.  verraiste  der  Herzog  mit  dem  Graffen  Losi  in  aller  Früh 
nacher  Mariae  Zell,  von  wannen  sie  des  anderen  Morgens  widerummen 
zurück  kerten.  Die  Königin  speiste  mittags  zu  Hezendorff,  allwo 
heut  Kirch  Tag  und  das  hierbei  auf  dem  Land  meistentheils  gewöhn- 
liche Baumsteigen  gehalten  wurde. 

Nach  den  Essen  kämmen  die  Ertzherzoge  und  die  zweite  Frau 
(maßen  die  erstere  tibi  auf  wäre)  ebenfahls  dahin  und  hatte  ihnen 
die  Kaiserin  pour  un  amusement  de  leur  äge  ein  kleines  Baumsteigen 
en  mignature  praepariret,  so  darinnen  bestanden:  mann  hatte  einen 
Oranger  mit  seinem  Vase   auf  eine  kleine  Estrade  ü  la  hauteur  des 


236  1744,  Aug.  7.— 10. 

enfans  u  deux  gredins  stellen  und  auf  selben  verschiedene  Nippes 
und  Joux  Joux,  als  Wäderl,  Peitschen  etc.  aufhengen  lassen,  welche 
von  denen  zwei  jungen  Herrschafften  herunter  genohraen  wurden. 
Gegen  6  Uhr  kerten  wir  nacher  Schönbrunn  zurück,  allwo  die  preussi- 
sche  Gesantin,  Burggräffin  v.  Dohna,  ihre  Abschieds-Audienz  en  parti- 
culier,  und  zwar  im  Garten  hatte.    Folgenden  Tags  als 

den  7.  hatte  ihr  Gemahl  vor  dem  Appartement  ebenfahls  die 
Urlaubs-Audienz,  erhielte  aber  wegen  deren  Umständen,  so  ihn  von 
hier  abgehen  machen,  kein  Present.^^^) 

Den  9.  kämmen  die  Herrschafften  wegen  des  heutigen  Sonntags 
herein  zur  Kirchen;  nach  den  Dienst  führe  ich  mit  dem  Herzog  zu 
denen  zwei  Kindbetterinnen  Gräffin  Colloredo  und  Leopold  Kinskin 
en  visite  und  sodann  auf  Mittag  zurück  nacher  Schönbrunn. 

Den  10.  wäre  abermahlen  öffentlicher  Gottesdienst  in  der  Hoflf- 
Capellen,  wegen  des  Fests  S.  Laurentii,  und  sodann  speisten  die 
Herrschafften  bei  der  Kaiserin,  wir  andere  aber  von  der  Suite  an 
unserer  Hoff-Taffel,  welche  in  der  Gräffin  Fuchsin  Vorzimmer  prae- 
pariret  wurde. 

Um  halber  4  Uhr  geschähe  unser  Aufbruch  nacher  Presburg. 
Die  Herrschafften  und  ihre  Suite,  worunter  ausser  uns  anderen  von 
der  gewöhnlichen  Compagnie  niemand  dann  der  ungarische  Canzler 
und  sie  nebst  dem  Graffen  v.  Colloredo  sich  befanden,  fuhren  in  einer 
Jagd;  die  übrige  sehr  compendiose  Hoff-Statt  wäre  meistentheils  schon 
voraus  gegangen  und  zu  deren  Einlogierung  der  Cammerfourier  nebst 
dem  Vice-Quartiermeister  und  einem  Hoff-Fourier  all  dahin  spediret 
worden.  Die  mit  denen  Herrschafften  gekommene  Dames  und  Cavalliers, 
ausser  denen  Batthyanischen,  wurden  in  das  Schloß  logiret,  desgleichen 
der  bald  nachgefolgte  Graff  Taroucca  und  Mr.  Toussaint,  des  Herzogs 
Cabinets  Secr^taire;  die  übrige  aber  nebst  der  Kriegs-Canzlei  und 
Cammer  Praesidenten  Graffen  v.  Harrach  wurden  in  der  Statt  ein- 
quartieret. 

Wir  kämmen  erst  um  halber  10  Uhr  und  da  es  schon  sehr 
finster  worden,  an  den  Uffer  an;  alldorten  warteten  die  vornehmere 
Magnaten,  um  die  Königin  bein  Aussteigen  aus  den  Schiff  zu  be- 
willkommen; selbe  sezte  sich  sofort  in  den  Leibwagen  und  führe 
nach  den  Schloß,  wohin  sie  von  obbemelten  Corteggio  mit  villen  sechs- 
spännigen Wägen  (also  zwar,  daß  es  einem  rechten  Einzug  gleich 
sähe)  begleitet  wurde.  Eben  diser  Train  aber,  wormit  es  so  gar 
ordentlich  nicht  zugienge,  verursachte,  daß  wir  erst  nach  10  Uhr  in 
das  Schlof3  kämmen.  Die  Dames  stunden  oben  an  der  Stiegen,  um 
ihren  Handkuß  abzustatten;  weillen  es  aber  zu  spatt  worden  und  die 


1744,  Aug.  15.  237 

Königin  sehr  fatigiret  wäre,  so  retirirte  sie  sich  sehr  bald  und  liesse 
dem  Herzog  das  Vergnügen,  die  Compagnie  zu  unterhalten,  über, 
welcher  auch  allein  beim  Soup6,  worzu  mann  ein  und  andere  in  der 
Anticamera  zuruckgeblibene  Messieurs  et  Dames  de  la  ville  zugezogen, 
verbliben  ist. 

Übrigens  befahlen  I,  M.  mir,  bekant  zu  machen,  daß  sie  alltäg- 
lich Vormittag  von  8  biß  12  Uhr  Privat  Audienzien  geben,  an  Sonn-, 
Dienst-  und  Donnerstagen  Appartement  halten  und  vor  deren  Anfang 
immer  auch  öffentliche  Audienzien  ertheilen,  hiernächst  wie  zu  Schön- 
brunn mittags  und  abends  en  compagnie  speisen  wolten.  Zu  dero 
Taffel  wurden  immerdar  nach  ihrem  Eang  einige  von  denen  vor- 
nehmeren Stands-Persohneu  und  ex  clero  regni  geladen;  vor  die 
übrige  tägliche  Gäste  aber  und  jene,  so  von  Wienn  zu  uns  kämmen, 
wäre  eine  besondere  Taffel  nächst  an  der  herrschafftlichen  und  der 
äusseren  Anticamera  gestellet.  Übrigens  hatten  I.  M.  erlaubet,  daß 
wir  zu  Mittag  ausgeladen  werden  dörfften,  wie  ich  dann  sogleich  den 
folgenden  Tag  nach  meiner  Ankunfft  bei  den  Palatinischen  und  so- 
fort Sonntag  bei  den  Judex  curiae  Graffen  Joseph  Esterhasy,  Mon- 
tags bein  Canzler  Graffen  Batthyany  und  Mittwoch  bei  den  Cammer 
Praesidenten  Graffen  Erdödy  gespeiset  habe. 

Ansonsten  hatten  wir  das  Miß  Vergnügen,  daß  fast  beständig 
windig  und  regnerisch  Wetter  wäre,  wesswegen  des  Nachmittags  (in- 
deme  die  Königin  den  ganzen  Morgen  gearbeitet)  meistens  Pharaon 
gespillet  wurde,  worbei  aber  die  bei  dem  Banco  Interessirte  nicht 
vill  prospicirten,  auch  de  la  fagon  dont  on  jouoit,  nothwendiger  Weis 
mehr  einbüssen  musten ;  die  Königin  genirte  zu  sehr  die  Freiheit  des 
Tailleur  und  wolte  nicht  oder  sähe  doch  nicht  gern,  daß  selber  die 
Taglien  nach  Willkuhr  endige,  biß  sie  sich  nicht  requitiret  hätte;  in- 
dessen aber  nahmen  auch  andere  Spiller  ihr  Tempo  und  suchten  von 
denen  unglücklichen  Taglien  zu  profitiren,  wormit  also  die  Tail- 
leurs, wann  sie  auch  anfänglichen  noch  so  glücklich  gespillet,  den- 
noch zu  lezt  meistentheils  mit  Verlust  aufstehen  musten;  weßwegen 
auch  unsere  Compagnie  bald  darauf  das  Handwerck  aufgegeben  und 
endlichen  die  Hazard-Spille  völlig  aufgehöret  haben. 

Den  15,  als  an  hohen  Fest  Mariae  Himmelfarth  fuhren  die 
Herrschafften  öffentlich  nach  der  Domb  Kirchen  und  ein  Bischoff  in 
partibus  trüge  zu  Pferd  more  hungarico  der  Königin  ut  Regi  Apostolico 
das  Creutz  vor,  begleitete  auch  damit  in  der  Zurück -Kehr  biß  in  die 
Retirada.  In  der  Kirchen  wolten  die  Hungarn  einen  Baldachin  ober 
der  Königin  Bettstuhl  aufhengen  lassen,  fastu  orientali;  allein  da  ich 
sie  darummen  gefragt,  wolte  sie  nicht,  sondern  befahle  mir,  die  Zu- 


238 


1744,  Aug.  16.-18. 


bereitung  nach  hiesigem  Gebrauch  und  nächst  dem  Frauen  Altar, 
all  wo  das  Hoh-Amrat  gesungen  wurde,  anzuordnen.  Unser  Hoff 
Prediger  P.  Bittermann  machte  eine  Panegyrim  pro  Hungaris  und  der 
Bischoif  von  Erla,  Graif  Erdödy,  pontificirte;  der  alte  fast  80jährige 
Primas  Graff  Esterhasy  (welcher  eliedessen  einer  deren  fein-  und 
klügsten  Köptfen  seiner  Zeit  gewesen,  nunmehro  aber  fast  kindisch 
ist  und  mehr  einem  toden  Leichnam  gleichet)  Hesse  sich  durante 
officio  in  seinem  Lehn  stuhl  in  die  Kirchen  tragen;  mann  stellte  selben 
dichte  an  unsere  Hofifbanck  und  er  blibe  biß  zu  End  des  Gottes 
Diensts  also  sitzend  mit  einer  rauchen  Hauben  auf  den  Kopff  und 
im  Beltzwerck  gleich  einer  Mummia  einge wickelet. 

Nachmittag  um  4  Uhr  gienge  mann  zu  denen  Jesuitern  ad 
vesperas,  wo  der  Bischofi'  von  Neutra,  Esterhasy,  pontificirte  und 
wurde  sodann  bei  der  auf  dem  Plätzl  nächst  der  Kirchen  befindlichen 
Säulen  die  Litanei  gesungen,  worauf  die  Herrschaflften  incognito  zu 
den  Palatinus,  der  das  Podagra  hatte,  sich  verfügten  und  alldorten 
die  Conferenz  hielten. 

Den  16.  fuhren  die  Herrschafften  zu  denen  Capucinern  zur 
Predig  und  Ammt;  lezteres  wurde  von  dem  Bischoffen  v.  Rab,  Graffen 
Cziczy,  gehalten  und  muste  uns  der  Primas  immer  seine  Capellen 
leihen,  weillen  wir  unsere  Musicanten  zu  Wienn  zurückgelassen. 

Den  17.  abends  kämme  die  verläßliche  Nachricht,  daß  der  König 
von  Preußen  nach  einem  publicirten  Manifest,  worinnen  er  uns  ver- 
schiedener Infractionen  des  Breslauer  und  Berliner  Fridens  beschul- 
diget, anbei  seine  reichsständische  Schuldigkeit,  die  ihn  zu  Be- 
schützung des  von  uns  unterdruckten  Kaisers  verbindete,  vorgewendet, 
würcklich  schon  auf  einer  Seiten  mit  einem  Corpo  in  Böhmen  ein- 
gerucket  und  mit  einem  zweiten  mittelst  eigenmächtig  genohmenen 
Durchzugs  durch  die  chursächsische  Lande  auf  der  anderen  Seiten 
ebenfahls  im  vollen  Anmarche  dahin  seie.^^^) 

Den  18,  wurde  abermahlen  bei  den  Palatinus  sub  praesidio 
beider  incognito  dahin  gekommener  Herrschafften  und  mit  Zuziehung 
deren  vornehmeren  hungarischen  Magnaten  Conferenz  gehalten,  welche 
biß  gegen  2  Uhr  gedaueret  und  worbei  die  Reichsstände  der  Königin 
die  Insurrection  und  fast  alles,  was  sie  verlanget,  eingestanden 
haben, ^2^)  so  aber  ausser  des  äusserlichen  Lermens,  wordurch  die 
feindliche  Operationen  einiger  Maßen  doch  irre  gemacht  worden  sind, 
sonsten  leider  wegen  übler  Veranstaltung  meistentheils  schlechten 
Effect  gehabt. 

Der  sämtliche  Hoff  nebst  denen  Vornehmeren  des  Lands  und 
ihren  Weibern  speiste  sodann  zu  Mittag  allda  und  weillen  der  Platz 


1744,  Aug.  20.  239 

zu  klein,  hatte  mann  zwei  Taflfeln,  beide  zusammen  auf  beiläuffig 
40  Couverts  gestellet,  an  deren  einer,  jedoch  ohne  Observirung  einiger 
Curialien  sich  die  Herrschafften  placirten. 

Den  20.  wäre  wegen  des  Fests  des  heiligen  Königs  Stephani, 
Patroni  Regni,  öffentlicher  Kirchengang  in  die  Dombkirchen.  Das 
Hoh-Ammt  sänge  der  Bischoff  v.  Erla,  und  zwar  anheut  an  dem  Hoh- 
Altar;  und  weillen  die  ordinari  Canzel  davon  zu  weit  entfernet,  so 
wurde  eine  andere  in  dem  Presbyterio  gestellet.  Es  predigte  an- 
wiederummen  unser  Hoff  Prediger,  dessen  heutige  Panegyris  der 
Königin  und  uns  anderen,  qui  pensons  uniment,  besser  dann  die 
leztere,  welche  gar  zu  schmeichelhafft  und  aufgebuzt  gewesen,  ge- 
fallen hat. 

Mittags  wäre  nebst  denen  gewöhnlichen  zwei  Taffein  annoch 
eine  dritte  von  50  Couverts  in  des  Herzogs  Anticamera  zubereitet, 
an  welcher  sämtliche  Praesentes  congregationis  Posoniensis  tractiret 
wurden  und  worbei  der  an  seines  Grand-Oncle  des  Palatini  Stelle 
angesezte  presburgische  Obergespann  Graff  Rudolf  Palfiy  nebst  dem 
Dienst  Cammerherrn  Graffen  Frantz  Esterhasy,  den  mann  par  so- 
briquet  Quinquin  zu  nennen  pfleget,  les  honneurs  machten. 

Um  halber  drei  Uhr  erfolgte  unser  Aufbruch  zur  Ruckrais.  Der 
Herzog  und  die  Königin  fuhren  in  Biroccio,  die  Dames  de  la  suite 
eingetheilter  in  Wägen  und  die  Männer  in  Landauer  Chaisen.  Mich 
hätte  zwar  hierbei  getroffen,  in  der  ersten  Chaise  zu  fahren,  allein 
da  in  selber  der  Obrist  Stallmeister  und  Obrist-Postmeister  immer  le 
haut  bout,  und  zwar  diser  leztere,  wann  der  Obrist-Stallmeister  keine 
fürstliche  Persohn  ist,  sogar  die  rechte  Hand  aus  alter  Etiquette  zu 
haben  pfleget,  mithin  ich  unten  an  hätte  sitzen  müssen,  so  ich  aber 
von  Kindheit  an  nicht  vill  über  eine  halbe  Stund  ohne  tibi  und  ohn- 
mächtig zu  werden,  auszuhalten  im  Stand  bin,  also  suchte  ich  mir 
einen  anderen  Platz,  wo  ich  oben  an  sitzen  kunte,  und  führe  mit 
denen  Graffen  Colloredo,  Taroucca  und  Ktinigl.  Unterweegs  be- 
gegneten wir  den  Postmeister  von  Burckhartstorff,  welcher  den  Herr- 
schafften meldete,  daß  der  General  Adjutant  Graff  Antoni  v.  Althann 
alldorten  auf  den  Befehl  wartete,  ob  er  wegen  der  mitbringenden 
Nachricht  von  der  Affaire  v.  Velletri  (worvon  die  Beilag  einzusehen)^^*') 
einreiten  solte;  er  wurde  aber  negative  verbescheidet,  um  willen  mann 
sothane  incomplete  und  zu  lezt  für  uns  doch  nicht  glücklich  aus- 
geschlagene Action  und  Surprise  nicht  für  genugsam  qualificiret  zu 
dergleichen  publiquen  Demonstrationen  ansehen  wollen.  Gegen  halber 
7  Uhr  langte  mann  zu  Schönbrunn  an  und  die  Herrschafften  fuhren 
sofort  nacher  Hezendorff,  um  der  Kaiserin  die  Hand  zu  küssen. 


240  1744,  Aug.  21.— 26. 

Den  21.  wurde  das  Appartement  wegen  üblen  Wetters  in  denen 
Zimmern  gehalten. 

Den  22.  kämmen  die  Herrschafften  incognito  in  das  Comoedi 
Haus  zum  Kärnthner  Thor,  die  neue  Opera,  la  comedia  in  opera  ge- 
nannt, zu  sehen. 

Den  23.  und  die  zwei  folgende  Tage  wurde  zu  St.  Stephan 
öffentliches  Gebett  gehalten,  um  von  Gott  zu  erbetten,  daß  die  neu 
ausgebrochene  feindliche  Anfälle  gnädiglich  abgewendet  werden  und 
dessen  gtittiger  Arm  sämtliche  Länder  nebst  denen  Herrschafften  und 
uns  allen  in  einer  so  augenscheinlichen,  die  vorhinige  betrübte  Um- 
ständen fast  noch  überwiegenden  Gefahr  von  ferneren  Unheil  be- 
wahren wolle.  Die  Königin  kämme  täglichen  zweimahl  incognito 
dahin.  Vor-  und  Nachmittag,  und  führe  nur  immer  in  einem  Wagen 
mit  zwei  Pferden  ohne  Suite,  speiste  auch  dahero  zu  Mittag  in  der 
Burg,  kerte  aber  abends  allzeit  zurück  nacher  Schönbrunn. 

Anheut  als  an  den  ersten  Tag  des  Gebetts  fuhren  die  Herr- 
schafften öffentlich  nacher  St.  Stephan  und  speisten  zu  Mittag  bei  der 
Kaiserin,  welche  ebenfahls  auf  ein  paar  Tag  in  die  Burg  herein- 
gekommen wäre,  allwo  vor  der  Taffei  das  Versprechen  der  Cammer- 
freile  Gräffin  Josephe  v.  Königsegg-Erps  mit  dem  jungen  Graffen 
Hans  Carl  v.  Zierotin  für  sich  gienge,  welcher  sodann  folgenden  Tags 
in  Ansehung  diser  treffenden  Heirath  bei  mir  das  Jurament  als 
Cammerherr  abgeleget.  Nachmittag  hatten  wir  in  der  Hoff-Capellen 
Toison  Vesper  und 

den  24.  wegen  des  heiligen  Apostels  Bartholomaei  Fest  der- 
gleichen Amt,  welchem  aber  der  Groß-Herzog  nur  allein  beigewohnet^ 
indeme  die  Königin  wegen  der  Conferenz  erst  um  10  Uhr  auf  St.  Stephan 
fahren  können. 

Den  25.  wäre  Appartement;  zu  Mittag  aber  speisten  die  Herr- 
schafften gestern  und  heut  immer  retiriret. 

Den  26,  wurde  die  Function  der  Zusammengebung  obbemelten 
Brautpaars  zu  Hezendorff  gehalten,  und  weillen  die  Kaiserin  übl  auf 
worden,  thate  die  Königin  die  Braut  führen.  Uebrigens  wolte  die 
Kaiserin  bei  diser  Hochzeit  ex  motivo,  daß  die  dermahlige  Braut 
eben  die  Zahl  von  hundert  Hoff  Dames,  so  die  Kaiserin  ausgeheirathet, 
erfüllte,  etwas  besonders  in  coeremoniali  eingeführter  haben,  dahero 
ihr  Versprechen,  welches  sonsten  nach  alter  Etiquette  abends  zu  ge- 
schehen pfleget,  jüngsthin  Vormittag  und  der  Actus  copulationis, 
welcher  e  contrario  sonsten  Vormittag  beschiht,  anheut  abends  gegen 
6  Uhr  vor  sich  gehen  müssen.  Der  Altar  wurde  in  der  kleinen  an 
dem  Garten   hinaus   sehenden  Gallerie   gestellet   und   die   Benedictio 


1741,  Aug.  27.-29.  241' 

nuptialis  von  dem  Cardinal  Niincio  gegeben,  worauf  zum  Schluß  gegen 
8  Uhr  in  dem  unteren  Sali  ein  großes  Soup6  für  sämtliche  Freund- 
schaft und  Beistände  gegeben  ward. 

Wiewollen  ^ich  nun  unter  diser  lezteren  Zahl,  und  zwar  von 
Seiten  der  Braute  welcher  ich  auch  von  denen  Löwensteinischen  aus 
in  etwas  angehe,  mich  mit  befände,  so  nähme  ich  doch  aus  Lieb 
für  einen  meiner  vertraut-  und  besten  Freunden,  welcher  von  ge- 
raumer Zeit  her  eine  sehr  hefftige  Passion  für  dise  Freile  empfunden, 
den  Entschluß,  mich  von  dem  Soup6  entfernet  zu  halten  und  mit 
selbem  ganz  unvermerckt  nacher  Schönbrunn  zurück  zu  fahren,  damit 
er  nicht  länger  einem  solchen  Spectacle  zusehen  dörifen,  worbei  er 
eine  sehr  schlechte  Contenance  halten  kunte. 

Den  27.  fuhren  die  Herrschaflften  herein  zur  Function  deren 
neuen  Fahnen  Einweihung  des  hier  dermahlen  in  Garnison  liegenden 
Printz  Louis  Wolffenbüttelischen  Infanterie  Regiments,  dessen  Obrister 
Freiherr  v.  Nagel,  so  nachhero  Cammerherr  geworden,  selbe  nebst 
dem  vornemmsten  Adel  dazu  geladen  und  nach  sothanen  Actu,  welcher 
theils  in  der  S.  Caroli  Kirchen,  theils  ausserhalb  derselben  und  unter 
aufgeschlagenen  Zelten  geschehen,  in  dem  Fürst  Schwartzenbergischen 
Garten  sehr  galant  tractiret,  wie  in  der  abschrifftlichen  Relation  aus- 
führlicher zu  lesen  ist.^^^)  Nach  dem  Essen  führe  die  Königin  in  die 
Statt,  die  kranke  kleine  Frau  Elisabeth  zu  besuchen. 

Den  28.  fuhren  die  Herrschaiften  sämtlich  in  der  Früh  all'  in- 
cognito  nach  Hezendorff,  der  Kaiserin  zu  ihren  heutigen  Geburts-Tag 
zu  gratulieren;  sodann  gienge  mann  öffentlich  zur  Capellen,  allwo 
die  Minerva -An  dacht  wäre.  Nach  den  Kirchen  Dienst  musten  alle 
Hoff  Dames  und  wir  andere  Seigneurs  de  la  cour  nebst  dem  Graffen 
Ulfeid  ebenfahls  nacher  Hezendorff,  um  unsere  Attention  zu  bezeigen, 
obschon  die  Kaiserin  im  Bett  läge  und  nicht  im  stand  wäre,  uns 
zum  Handkuß  zu  lassen.  Wir  verbliben  nur  eine  kurtze  Weille,  um 
zu  recht  zu  den  Taffeidienst  zurück  zu  kommen;  diser  wurde  in  der 
neuen  Sala  terrena  gehalten  und  die  Hoff  Dames  servirten.  Die  Daraes 
erschinen  in  Hoff  Kleidern  und  wurden  nebst  denen  vornehmern 
Chapeaux  an  zweien  in  Saal  und  ersten  Anticamera  placirten  großen 
Taffeien  von  uns  bedienet.  Abends  wäre  Appartement;  die  Königin 
spillte  Pharaon  und  der  in  unseren  Diensten  stehende  Castrat  Monti- 
celli  sänge.  Um  9  Uhr  wäre  das  Soupe  angeordnet,  bei  welchen  die 
Königin  und  der  Herzog  mit  Zuziehung  deren  fremmden  Ministres 
(ausser  Bottschafftern)  und  denen  ersteren  vom  Hoff  mit  gespeiset  haben. 

Den  29.  kämme  ein  Currier  vom  Printz  Carl  mit  der  Nachricht, 
daß   er   mit   der   ganzen   unterhabenden  Armee   den  24.  und  25.  bei 

KhevenhüUer-Schlitter.    1742-1744.  16 


242  1744,  Aug.  29. 

Rastatt  den  Rhein  also  glücklich  repassiret  habe,  als  er  lezthin  dar- 
über gegangen. ^^^)  Niemahlen  hatte  die  Zeitung  einer  Retraite  so 
Villen  Jubel  als  die  gegenwärtige  erwecket,  indeme  jedermann  sein 
ganzes  Heill  und  alle  Hoifnung  auf  dise  victorios  zurück  kerende 
Armee  gesezt;  zumahlen  es  von  allen  Seiten  sehr  tibi  und  unglück- 
lieh für  uns  aussähe. 

In  Böhmen  avancirten  die  Preußen  gegen  Prag  und  ob  mann 
schon  einige  wenige  reguläre  Mannschafft  und  die  dise  Zeit  her  er- 
richtete Milices,  worzu  die  Stände  und  einige  deren  reichesten  Parti- 
culiers  das  meiste  beitragen  musten,  in  Eille  hinein  geworffen,  so 
kunte  doch  auf  eine  dergleichen  Defense  kein  Statt  gemacht  werden. 
Die  Arm^e  vom  General  Batthyany  stunde  in  dem  Prachiner  und 
Berauner  Creis,  mithin  zu  weit  entfernet,  auch  zu  schwach,  um  zu 
einer  Rettung  zu  dienen,  biß  nicht  mehrere  unserer  Trouppen,  oder 
wie  mann  sich  dessen  getröstete,  die  sächsische  Hilfs  Völcker  dazu- 
stoßen,  mithin  selbe  im  Stand  gesezt  werden  kunte,  gegen  den  Feind, 
dessen  beide  Haubt-Corps  über  80.000  Mann  ausmachten,  zu  avanciren. 

In  Italien  hatte  nach  den  bei  Eröffnung  der  heuerigen  Campagne 
gemachten  Plan  der  commandirende  Feldmarschall  Fürst  Christian 
von  Lobkowitz  die  Conquete  von  Neapel  unternehmen  und  der  König 
V.  Sardinien  indessen  die  Passage  deren  Alpen  bewachen  sollen;  allein 
die  französische  von  des  Königs  Eidam,  dem  Infanten  Don  Philippe 
und  dem  Prince  de  Conty  commandirte  und  von  darummen  so  ge- 
nannte Armee  des  princes  —  ungehindert  selbe  die  sardinischen  Re- 
tranchements  auf  den  Montalban  vergebens  zu  forciren  gesucht  — 
fände  dennoch  zu  lezt  Mittel  (nachdeme  der  in  Abwesenheit  des  bei 
lezt  ermelter,  den  20,  April  sich  zugetragener  Action  gefangen  ge- 
nohmenen  Comte  de  Suze  die  sardinischen  Trouppen  commandirende 
General  de  Sinsan  —  umwillen  er  sothanen  Posto  ivt  die  Länge  zu 
souteniren  zu  schwach  wäre  —  sich  von  Selbsten  von  dorten  retiriren 
und  gegen  Oneglia  zurückziehen  mußte),  nicht  allein  vollends  auf 
selber  Seiten  durchzubrechen,  Mont-Albano,  Ville-franche,  mithin  die 
ganze  Graffschafft  Nizza  einzunehmen,  sondern  auch  seithero  auf  der 
anderen  Seiten  die  Passagen  gegen  Chäteau  Dauphin  und  Demont 
zu  forciren  und  dises  leztere  ungemain  feste  Schloß  (nachdeme  eine 
Bombe  das  Pulver  Magazin  angezündet  und  durch  dise  Fatalitet  ein 
großer  Theil  der  Fortification  in  die  Lufft  gesprengt,  mithin  die  Gar- 
nison sich  auf  Discretion  zu  ergeben  gezwungen  worden  wäre)  den 
17.  dises  zu  erobern,  worauf  also  der  König  von  Sardinien,  der  sich 
nun  Selbsten  zu  seiner  Arm6e  verfüget,  sich  biß  nacher  Coni  zurück 
zu  ziehen  gezwungen  worden. ^^^) 


1744,  Aug.  29.  243 

Dem  Fürsten  v.  Lobkowitz  gienge  es  mit  seiner  vorhabenden 
Expedition  nicht  besser;  dann  ob  er  zwar  die  beste  Gelegenheit  ge- 
habt, seine  unterhabende  Arm6e  in  ihren  in  dem  Modenesischen  und 
Päbstlichen  genohmenen  Winter-Quartiers  nach  Wunsch  zu  rafrai- 
chiren,  er  auch  mit  selber  sehr  frühzeitig  und  ohne  mindestem  Wider- 
stand biß  über  Rom  hinauß  vorgeruclit,  in  der  Hoifnung,  den  Feind 
in  seinem  Land  heimzusuchen,  so  hatte  doch  diser  —  unter  Commando 
des  berühmten  Generalen  Comte  de  Gages  mit  Beihültt'  des  päbst- 
lichen HoflTs  und  des  dem  französischen  und  spahnischen  Interesse 
gänzlich  ergebenen  Secretario  di  Stato,  Cardinale  Valenti  —  das 
Praevenire  gespillet,  unserer  Armee  mit  einem  nicht  weniger  ansehn- 
lichen und  aus  combinirten  spahnischen  und  neapolitanischen  Trouppen 
bestandenen  Corpo  biß  in  das  Päbstliche  entgegengerucket  und  sich 
in  denen  Gebtirgen  um  Velletri  herum  so  vortheilhafft  postiret,  daß 
mann  ihme  niemahlen  recht  zu  kommen  können  und  —  ungehindert 
des  bei  lezterer  Surprise  erhaltenen  kleinen  Avantages  —  die  ganze 
Campagne  hindurch  in  einer  betrübten  und  unglücklichen  Inaction  ver- 
bleiben zu  wollen  scheinet.  ^^^) 

In  Niederland  hatte  der  König  v.  Franckreich,  nachdeme  er  den 
4.  Maji  zu  Valenciennes  angekommen  und  nach  beschehener  Visitirung 
dortiger  Gränzfestungen  den  16,  das  Haubtquartier  bei  Cisoin,  einer 
in  der  Chätellenie  de  Lille  gelegenen  Abbaye  bezogen,  bald  darauf 
Courtrai,  so  zwar  dermahlen  ein  offener  Orth  ist,  besezen  lassen  und 
sofort  Menin,  Furnes  und  Ypres  fast  ohne  Widerstand,  und  zwar 
leztere  so  considerable  Festung  kaum  8  Tage  nach  eröffneten  Tranch6es 
erobert;  ^^"'')  da  inmittelst  unsere  aus  engelländischen,  holländischen 
und  eigenen  Trouppen  combinirte  Armee,  der  Gewohnheit  nach,  kaum 
aus  denen  Winterquartiren  hervor  zu  kriechen  und  sich  zu  formiren 
angefangen  und  obwollen  selbe  dermahlen  endlichen  auf  eine  sehr  re- 
spectable  Force  und  gegen  80.000  Mann  angewachsen,  annebens  der 
König  nach  der  Prise  von  Ypres  wegen  der  bald  darnach  angelangten 
Nachricht  von  des  Printz  Carl  glorreichen  Progressen  die  weitere 
Operationen  dortiger  Orthen  unterbrechen  und  sehr  nammhaffte  De- 
tachements  nach  den  Elsaß  abschicken  müssen,  folglichen  all-  erwünschte 
Gelegenheit  vorhanden  gewesen  und  annoch  wäre,  in  Niderland  etwas 
wichtiges  zu  unternehmen,  so  besorgen  dennoch  die  mehreste,  welche 
die  Genies  deren  zwei  commandirenden  Generalen,  unseres  Duc  d'Arem- 
berg  und  des  englischen  Marechal  de  Wade  zu  kennen  glauben,  daß 
die  schon  würcklich  zwischen  ihnen  obwaltende  Uneinigkeit  nebst 
der  Beiden  angebohrnen  Irresolution  sie  von  Ergreiifung  einer  stand- 
hafften  Partie  leider  noch  fernershin  zurückhalten  dörflfte. 

16* 


244  1744,  Aug.  29. 

Bei  so  misslichen  Umständen  blibe  uns  freilich  keine  andere 
Ressource  über,  als  die  mann  sich  von  der  heutigen  erfreulichen 
Nachricht  zu  vertrösten  hatte  und  sähe  jedermann  als  eine  augen- 
scheinliche Würckung  der  Hand  Gottes  und  als  ein  abermahliges 
oesterreichisches  Miracul  an,  daß  der  Printz  nicht  allein  das  Glück 
gehabt,  im  Angesicht  der  sich  täglich  verstärckt  gehabten  feindlichen 
Armee  und  mit  einem  so  geringen  nicht  200 hundert  (sie!)  Mann  in 
allen  betragenen  Verlust  den  Rhein  zu  repassiren,  sondern  auch 
nachhero  den  Marche  durch  Schwaben  und  weiters  also  ruhig  und 
ohne  daß  der  Feind  nur  gedacht,  das  geringste  D6tachement  nach- 
zusenden, fortsezen  können. 

Anfänglich  kunte  mann  die  Ursach  diser  Manoeuvre  nicht  wohl 
begreiffen,  allein  nach  der  Hand  decouvrirte  sie  sich  von  selbsten, 
indeme  mann  erfahren,  wie  fast  zur  nemmlichen  Zeit,  als  wir  auf  die 
Retraite  zu  denken  und  die  feindliche  Generalitet  die  Disposition  dar- 
gegen  zu  machen  angefangen,  der  König  von  Franckreich  auf  der 
Hinrais  nacher  Elsaß,  unter weegs  zu  Metz,  d'un  coup  de  soleil  und 
dardurch  verursachten  ungemainen  Kopff-Schmertzen  und  inflamma- 
torischen Fieber  also  gähling  und  gefährlich  erkrancket,  daß  mann 
ihn  mit  allen  heiligen  Sacramenten  versehen,  sodann  ville  Stunden  am 
Hinend  geglaubet  und  erst  nach  villen  angewanten,  sehr  violenten 
Mitteln  und  copiosen  Aderlassen  zurecht  gebracht  habe.  Bei  einer 
solchen  Verwirrung  wäre  also  kein  Wunder,  daß  der  Feind  seine 
Operationen  nicht  gebührlich,  weder  geschwind  genug  zu  thun  im 
Stand  gewesen,  mithin  uns  Zeit  und  Weille  gelassen,  die  unserige 
nach  Wunsch  fortzusetzen.  Der  König  wäre  zwar  den  20.  dises,  als 
den  zwölfften  Tag  seiner,  den  8.  früh  morgens  bein  Erwachen  ge- 
äusserten Kranckheit  bereits  von  denen  Medicis  ausser  Gefahr  ge- 
sprochen und  hatte  Tags  darauf  die  Ministres  allschon  vorgelassen, 
allein  unterdessen  wäre  das  Tempo  versäumet,  uns  mittelst  behöriger 
Gegendispositionen  die  Zuruck-Kehr  abzuschneiden  oder  doch  be- 
schwärlicher  zu  machen. 

Ansonsten  finde  bei  erst  erwehnten  Ev^nement  annoch  zwei 
Umstände  anzumercken,  erstlich  daß  bald  nach  des  Königs  Genesung 
des  Dauphins  Gouverneur,  duc  de  Chatillon,  welcher  nach  allgemainen 
Ruff  ein  sehr  würdig  und  christlicher  Mann  sein  solle,  auf  seine 
Gütter  relegiret  worden,  umwillen  er  wie  supponiret  wird,  auch  sehr 
wahrscheinlich  ist,  des  Königs  Absterben  gar  zu  gewiß  geglaubt  und 
von  denen  Regierungsgeschäflften  und  sonsten  aus  angebohrner  Ehr- 
und  Redlichkeit  zu  frei  gesprochen  haben  mag.^^'')  Zweitens  thate 
der  König   bei   Empfangung  des  heiligen   Viatici  auf  Zureden   und 


1744,  Aug.  30.— 31.  245 

durch  den  Mund  des  Bischoffs  v.  Soissons,  Abbe  Fitz  James,  premier 
aumönier  du  roi,  gleichsamm  eine  oifentliche  Beicht  und  Deprecation 
des  seinen  Unterthanen  gegebenen  Scandali  und  befahle  sofort,  daß 
seine  mitgekommene  Maitresse,  welche  vorhin  Marquise  de  Tournel 
geheissen  und  seithero  Duchesse  de  Chäteau  Roux  geworden,  sich 
nebst  ihren  Schwestern,  der  Duchesse  de  Lauraguais  und  Marquise  de 
Flavacourt,  die  immer  um  den  König  zu  sein  und  die  Stelle  von  Con- 
fidenten  zu  vertretten  pflegten,  von  Hoff  entfernen  und  auf  das  Land 
begeben  sollen. ^3^) 

Disen  Herrn  haben  seine  ruchlose  Hoffleuthe  recht  mit  Gewalt 
und  nach  vill-  und  verschidenen  gelegten  Fall  Stricken  in  das  nun 
allbereits  gegen  10  Jahr  f Urdauernde  ärgerliche  Leben  eingefUhret, 
seit  welcher  Zeit  beiläuffig  mann  selben  nicht  mehr  die  oesterliche 
öffentliche  Communion  nehmen  gesehen.  Seine  erste  Mattresse  wäre 
die  Marquise  de  Mailly,  eine  gebohrne  de  Nesle,  nach  welcher  die 
Reihe  eine  ihrige  jüngere  Schwester  getroffen,  die  aber  bald  darauf 
im  Kindbett  gestorben;  und  eben  die  dermahlige  zurückgeschickte 
Dame  ist  desgleichen  eine  Schwester  beider  vorigen  und  solle  dabei 
von  einem  sehr  hoch  trabenden  und  violenten  Geist  sein,  wie  dann 
vornemmlich  ihr  und  dem  Mar6chal  de  Belle-Isle,  durch  dessen  hitzige 
Consilia  sie  sich  haubtsächlichen  leiten  lassen,  zuzuschreiben  ist,  daß  der 
König  wider  des  seeligen  Cardinal  Fleury  Anrathen  und  Intention  sich 
nach  des  Kaisers  Tod  wider  das  gegebene  Wort  unseren  Feinden  öffent- 
lich zugesellet  und  seithero  uns  so  gar  den  Krieg  angekündiget  hat.  ^3^) 

Den  30.  verfügten  sich  die  Herrschafften  wegen  des  heiligen 
Schutz-Engel  Fests  zu  denen  Paulanern,  von  wannen  die  Königin  zu 
Besuchung  der  krancken  Kaiserin  nacher  Hezendorff,  der  Herzog  aber 
einige  neu  angekommene  Pferde  aus  seinen  Gestütt  sehen  gienge;  wir 
andere  aber  de  la  suite  fuhren  gerad  nacher  Schönbrunn  auf  Mittag. 

Den  31.  vertrauete  mir  der  Herzog,  daß  mir  fUhrohin  von  der 
Königin,  ganz  in  geheimm,  die  einkommende  Berichte  von  unseren 
auswärtigen  Ministres  und  so  genannte  Conferenz  Brieff  ad  statum 
legendi  mitgetheilet  werden  würden,  um  mich  nach  und  nach  im 
Stand  zu  setzen,  daß  dermahleinstens  —  wann  es  dero  Dienst  er- 
fordern würde,  mich  in  das  Ministerium  zu  beruffen  —  ich  bereits 
vorläuffig  einige  Kantnus  von  denen  dermahligen  Geschafften  haben 
mögte.  Von  diser  Zeit  an  wurden  mir  die  wichtigste  Berichte  und 
Conferential  Geschaffte  oder  von  I.  M.  Selbsten,  oder  von  dem 
Herzog  mitgetheilet,  und  zwar  anfänglich  ohne  daß  die  Conferenz 
Ministri  einige  Wissenschafft  darvon  gehabt,  biss  endlichen  die  Herr- 
schafften Selbsten  ihnen  kein  Geheimnus  mehr  daraus  machen  wollen. 


246  1744,  Sept.  1.— 14. 

Den  1.  Septembris  fuhren  wir  herein  in  Rath  und  Nachmittag 
widerummen  zurück  nacher  Schönbrunn  wegen  des  Appartements. 
Anheut  muste  die  ältere  Frau  wegen  eines  überkommenen  Ohren  Ge- 
schwürs und  zugestoßener  Alteration  in  die  Statt  herein,  welcher  den 
folgenden  Tag  als 

den  2.  auch  der  Ertzherzog  und  die  zweite  Frau  nachfolgten. 
Die  Königin  führte  sie  Selbsten  hinein  und  gienge  sodann  in  die 
Opera  und  soupirte  bei  der  Fürstin  Esterhasy. 

Den  4.  kämme  die  Königin  sehr  früh  in  die  Statt  zu  der 
kleinen  Patientin,  speisete  auch  herinnen  und  das  Appartement  wurd 
abgesagt. 

Den  6.  wäre  öffentlicher  Kirchen  Dienst  wegen  des  heutigen  Sonn- 
tags. Die  Königin  ist  aber  nicht  sichtbahr  und  bliebe  meistentheils 
bei  der  krancken  Frauen,  mit  welcher  es  sich  schon  widerummen  zur 
Besserung  anlasset. 

Den  7.  wurde  die  Gala  wegen  der  Königin  v.  Fortugall  Geburts- 
Tags  nicht  angesagt.    Nachmittag  ist  Toison  Vesper, 

Den  8,  hatten  wir  wegen  des  Frauen  Tags  Toison  Ammt  in  der 
Hoff  Capellen  und  Nachmittag  ginge  mann  zur  Säulen  auf  den  Hoff 
um  halber  5  Uhr. 

Den  9.  kämme  die  Königin  incognito  nacher  St.  Stephan,  allwo 
anheut  von  der  hungarischen  Nation  das  Fest  S.  Ladislai  begangen 
wurde. 

Den  11.  wäre  das  gewöhnliche  Appartement  wegen  des  Freitags. 

Den  13.  fuhren  die  Herrschafften  um  halber  9  Uhr  zu  denen 
Augustinern,  dem  alljährlichen  Umgang  und  gewöhnlichen  Gottes- 
dienst wegen  des  Entsatzes  Wienn  beizuwohnen.  Nachmittag  gleich 
nach  den  Rosencrantz  fuhren  Beide  auf  Burchartsdorff  dem  Printz 
Carl  entgegen,  mit  welchem  sie  gegen  7  Uhr  in  Schönbrunn  eintraffen 
und  beide  herrschafftliche  Brüder  sich  sofort  nacher  Hezendorff  ver- 
fügten. 

Die  Arm6e  hatte  selber  indessen  dem  Commando  des  Feld- 
marschall Traun  anvertrauet  und  in  dem  Marche  gegen  Donauwerth 
verlassen,  von  wannen  sie  eben  morgigen  Tags  in  4  Colonnen  durch 
Francken  und  die  obere  Pfaltz  in  Böhmen  einrucken  und  sich  mit 
dem  Batthyanischen  Corps  sodann  conjungiren  sollen.^^^) 

Den  14.  ist  wegen  der  Ertzherzogin  in  Niderland  Geburts-Tags 
große  Gala;  die  Herrschafften  speisten  mit  geladenen  Gästen  und  an- 
nebens  wäre  noch  eine  zweite  Taffei  von  30  biß  40  Couverts  für  die 
übrige  distinguirte  Compagnie.  Die  Stundfrauen  durft'ten  vormittags 
nicht  erscheinen  und  musten  abends  bein  Bai  in  Robes  sein;   denen 


1744,  Sept.  15.-21.  247 

Zutrittsfrauen  abej*  wurde  freigestellet,  hierbei  in  Hoff  Kleidern  zu 
verbleiben  oder  dafür  reiche  Andriennes  anzuziehen.  Der  Bai  wurde 
sodann  nach  10  Uhr  mit  einem  Soup6  beschlossen  und  im  übrigen 
alles  nach  den  hergebrachten  Fuß  angestellet. 

Den  15.  wäre  kein  Appartement. 

Den  16.  kämme  mann  incognito  in  das  Ballhaus  zur  deutschen 
Comedie. 

Den  17.  kämme  die  Königin  in  die  Burg,  allwo  sie  vormittags 
die  venetianische  Bottschaffterin  zur  Urlaubs-Audienz  bestellet  hatte; 
zu  diser  wurde  selbe,  ganz  in  privato  und  en  sac  angezogen,  in  das 
Spieglzimmer  nach  beschehener  Anmeldung  durch  die  Cammerfreile 
admittiret  und  aus  besonderer  Gnad  erlaubten  I.  M,,  daß  die  Bott- 
schaffterin auch  ihre  zwei  Söhne  mitbringen  durffte,  welche  zu  End 
der  Audienz  ebenfahls  in  das  Spiegl  Zimmer  gelassen  wurden  und 
der  Königin  darinnen  zum  Abschied  die  Hand  küsten. 

Die  Ursach,  worummen  mann  diei3fahls  von  dem  gewöhnlichen 
Coeremoniali  abgangen,  wäre,  weillen  der  Bottschaffter,  welcher  seit 
seiner  Ankunfft  dahier  immer  gekränckelet  und  dahero  auf  sein  An- 
suchen den  Rappel  vor  Ausgang  deren  sonst  bestimmten  zwei  Jahren 
überkommen,  erst  neuerlich  einen  so  starcken  Anstoß  von  seinem  ge- 
wöhnlichen Blutbrechen  gehabt,  daß  er  nicht  allein  die  öffentliche 
Abschieds-Audienz,  sondern  —  nachdeme  mann  ihn  hiervon  dispen- 
siret  und  in  privato  zu  Schönbrunn  sich  beurlauben  können,  zuge- 
standen hatte  —  auch  dises  leztere  zu  depreciren  und  seine  Be- 
urlaubung schrifftlich  einzureichen,  genöthiget  worden;  worauf  mann 
ihme  dann  erst  nach  seiner  Abrais  das  gewöhnliche  Regale  des  könig- 
lichen mit  Brillanten  versezten  Pourtraits  nacher  Venedig  nach- 
geschickt und  wenige  Monathe  darnach  vernohmen  hat,  daß  er  zu 
Padua,  ni  fallor,  Todes  erblichen  seie. 

Den  18.  wäre  Appartement  und  hiernächst  fienge  die  Königin 
die  bei  jeder  Schwangerschafft  übliche  freitägige  Andacht  zu  ver- 
richten an. 

Den  19.  gienge  mann  in  die  Com6die  zum  Kärnthner  Thor. 

Den  20.  kommt  die  Königin  zu  denen  Ursulinern,  der  Profession 
einer  Freile  v.  Saurrau,  der  Frauen  Aya  Dochter,  beizuwohnen.  Nach- 
mittag hatten  wir  Toison  Vesper. 

Den  21.  wäre  Toison -Ammt  in  der  Hoff-Capellen.  Unter  den 
Mittagessen  kämme  ein  Haubtmann  vom  SchuUenburgischen  Regiment 
zu .  Schönbrunn  an  und  überbrachte  einen  Brieff  von  dem  General 
Harsch,  welchem  wegen  der  Schwächlichkeit  des  zu  Prag  komman- 
direnden  Feldmarschalls  Ogilvy   die  Mitdirection   in   militaribus  com- 


248  1744,  Sept.  22.-23. 

mittiret  worden  war,  und  worinnen  diser  die  Nachricht  von  der  den 
16.,  mithin  kaum  nach  angehebter  Belagerung  geschlossenen  Capitula- 
tion  und  der  in  Verfolg  derselben  den  18,  hierauf  erfolgten  Übergab 
der  Statt  und  Schlössern  ertheilte.^^^)  So  missfällig  dise  Bottschaflft 
nattirlicherweis  sein  muste,  so  wenig  wurde  sich  aber  von  jenen, 
welche  die  Sach  ohne  Vorurtheil  einsahen,  darüber  verwunderet,  in- 
deme  nicht  wohl  möglich  gewesen,  daß  eine  fast  aus  lauter  Bauern 
und  neu  geworbenen  Militz  bestandene  Besatzung  einen  so  großen 
und  weitschichtigen  Orth  gegen  einen  mit  so  gutter  Artillerie  und 
allen  übrigen  Erfordernussen  in  allem  Überfluß  versehenen  Feind 
hätte  beschtitzen  sollen;  wie  dann  die  Mehreste  gar  der  Mainung  ge- 
wesen, Prag  nicht  zu  besetzen,  sondern  der  Burgerschafft  zu  erlauben, 
daß  sie  die  Schlüsseln  deren  Thören  dem  anruckenden  Feind  von 
Selbsten  entgegen  tragen  dörfften. 

Obwollen  nun  bei  ErgreiflPung  diser  lezteren  Partie  die  Statt 
mehr  verschonet  und  die  wenige  in  4  Bataillonen  und  einigen  hundert 
Varasdinern  bestandene,  nachhero  vermög  Capitulation  zu  Kriegs- 
gefangenen wordene  regulirte  Mannschafft  beibehalten  worden  wäre, 
so  scheinet  doch,  daß  dises  Opffer  auf  einer  anderen  Seiten  reichlich 
ersetzet  worden,  zumahlen  mann  den  Feind  mit  denen  zur  Belagerung 
der  Statt  Prag  unumgänglich  vorzukeren  gehabten  weitläuffigen  Dis- 
positionen dennoch  in  etwas  aufgehalten  und  hierdurch  von  ferneren 
Progressen  verhindert,  da  zugleich  unsere  zur  Kettung  annäherende 
Armee  desto  mehr  Zeit  gewonnen,  um  mit  behörigen  Nachdruck 
agiren  zu  können. 

Abends  führe  ich  mit  dem  Herzog  und  Printzen  in  die  Com6die 
zum  Kärnthner  Thor. 

Den  22.  speisten  selbe  mit  lauter  Männern  ä  la  table  d'union. 
Nachmittag  aber  wäre  Appartement,  nach  welchen  ich  nacher  Laxen- 
burg  führe,  allwo  meine  Frau  sich  seit  einigen  Tagen  zu  Gebrauchung 
des  Badner  Bads  befindet  und  die  Kinder,  um  ihnen  daraussen  die 
Vacanzien  passiren  zu  machen,  bei  sich  hat. 

Den  23,  thaten  die  Herrschafften  meiner  Frauen  und  mir  die 
Gnad,  en  petite  compagnie  zu  uns  nacher  Laxenburg  zu  kommen  und 
allda  in  unserem  Haus  zu  Mittag  zu  speisen;  nach  den  Essen  wurde 
Pharaon  gespillet,  biß  gegen  6  Uhr,  da  sämtliche  hohe  Gäste  nacher 
Schönbrunn  retournirten,  denen  ich  sogleich  auf  den  Fuß  folgte  und 
mit  dem  Herzog  (indeme  die  Königin  sich  also  fort  retiriret)  soupirte; 
nach  welchen  Soupe  der  Printz  zu  seiner  unterhabenden  Arm^e  nacher 
Böhmen  zurück  raisete.^^^) 


1744,  Sept.  24.— Okt.  1.  249 

Den  24.  kämme  meine  Gräffin  eigends  nacher  Schönbrunn, 
um  sich  wegen  der  gestern  empfangenen  Gnad  zu  bedancken. 

Den  25.  hatte  ich  in  meinem  Rath  bei  heutiger  lezter  Session  vor 
denen  Ferien  die  Publication  von  13  Abschieden.  Nachmittag  machte 
ich  die  gewöhnliche  Aufwartung  im  Appartement  und  nach  Ende  des- 
selben verfügte  mich  zu  meiner  Frauen  nacher  Laxenburg,  allwo  ich 
auch  übernachtet. 

Den  26.  speiste  noch  mit  selber  und  denen  Kindern  allda,  so- 
dann führe  ich  zurück  nacher  Schönbrunn  und  accompagnirte  die 
Herrschaiften  nacher  Schwechat,  allwo  dieselbe  die  erste  Colonne 
deren  neu  angelangten  Varasdinern  in  Augenschein  nahmen. 

Den  27,  kämmen  die  Herrschafften  in  die  Statt;  die  Königin 
gienge  öffentlich  in  die  Capellen,  dem  heutigen  sonntägigen  Gottes- 
dienst bei  zu  wohnen;  der  Herzog  aber  führe  nacher  St.  Stephan, 
allwo  die  medicinische  Facultet  ihr  Festum  tulelare  SS.  Cosmae  et 
Damiani  begangen  und  S.  Kö.  H.  die  gewöhnliche  Lob-Rede  dedi- 
ciret  hatte. 

Uebrigens  muste  ich  vi  officii  an  des  seit  gestern  etwas  unpäß- 
lich gewordenen  Fürsten  v.  Auersperg  einige  Tage  hindurch  die 
Ordonnanzien  auch  an  des  Obrist-Stallmeister  Statt  nehmen;  wie  sich 
dann  eben  unlängst  ereignet,  daß  selber  und  zugleich  auch  der  Obrist 
Hoffmeister  Graff  von  Sinzendorff  abwesend  gewesen,  folglichen  ich 
allein  alle  5  Hoftamter  et  grandes  charges  vertretten  müssen. 

Den  28.  hatten  wir  gesungenes  Amt  und  Minerva  Andacht  zu 
Schönbrunn  wegen  des  heiligen  Wenceslai  Fests. 

Den  29.  sahen  die  Herrschafften  im  Vorbeifahren  nach  der  Statt 
die  bei  denen  Ziegelhütten  unweit  Schönbrunn  paradirende  zweite 
Colonne  deren  Varasdinern;  stigen  sodann  in  der  Burg  ab  und 
gegen  11  Uhr  gienge  mann  öffentlich  zu  denen  Michaelern  wegen 
des  dasigen  heut  einfallenden  Titularfests.  Mittags  wurde  zu  Schön- 
brunn gespeiset  und  abends  allda  Appartement  gehalten,  vor  welchen 
der  nacher  Venedig  durchraisende  englische  Bottschaft'ter  Mylord 
Holderneß  in  dem  Spieglzimmer  Audienz  hatte. 

Den  30.  wurde  der  Königin  bei  herannahenden  halben  Termino 
dero  Schwangerschaft't  gewöhnlicher  Massen  par  pr^caution  zur  Ader  ge- 
lassen, weß wegen  mann  unangesagter  Weis  kleine  Gala  machte.  Selbe 
speiste  mittags  mit  uns  und  abends  spillte  sie  heraußen  en  petite  com- 
pagnie  und  ohne  Appartement. 

Den  1.  Octobris  wohnte  die  Königin  zwar  einer  mit  Zuziehung 
verschiedener   Instanzien    angestellten    großen    Conferenz   bei,    blibe 


250  1744,  Okt.  2.-4. 

aber  den  übrigen  ganzen  Tag  wegen  der  traurigen  Erinnerung  des 
verstorbenen  Herrn  anheut  vorgewesenen  Geburts  -  Fests  völlig  re- 
tiriret. 

Den  2.  wäre  Appartement,  vor  welchem  die  Mylady  Holderneß 
in  dem  Spieglzimmer  Audienz  hatte  und  in  allem  auf  den  Fuß  wie 
es  mit  denen  anderen  Bottschaffterinnen,  welche  noch  nicht  in  publico 
seind,  dahier  gehalten  zu  werden  pfleget,  tractiret  und  beehret  wurde, 
also  zwar,  daß  alle  Dames,  sogar  die  Fürstinnen  ihr  den  Vorzug  ge- 
stattet haben ;  welches  aus  einer  Particular  Finesse  für  den  englischen 
Hoff  beschehen,  massen  sie  von  uns  (da  ihr  Mann  dahier  nicht 
accreditiret,  sondern  nur  de  passage  nach  seinen  destinirten  Posto 
sich  befunden)  dergleichen  nur  denen  hiesigen  Bottschaffterinnen  zu- 
stehende sonderbahre  Distinctionen  keinesweegs  forderen  können. 

Den  4.  wurde  des  Herzogs  Nahmen  s  Tag  in  großer  Gala  cele- 
briret;  die  Herrschafften  kämmen  sehr  früh  all'incognito  in  die  Burg 
herein  und  fuhren  sodann  um  10  Uhr  gewöhnlichermassen  um  die 
Statt  herum  en  campagne,  zu  denen  Dominicanern,  all  wo  das  auf 
den  heutigen  Sonntag  einfallende  Rosencranzfest  begangen  wurde. 
Diser  Kirchengang  pfleget  zwar  sonsten  des  Nachmittags  und  mit 
einem  Umgang  zu  beschehen,  allein  wegen  des  heutigen  Gala  Tags 
hatte  mann  ihn  auf  den  Vormittag  anticipiret  und  darnach  also  den 
Gottes  Dienst  auf  die  Haltung  eines  Hoh-Ammts  ordonniret.  Zu 
Mittag  speiste  mann  auf  der  Königin  Seiten,  vulgo  bei  den  schwartzen 
Adler  und  die  verwittibte  Kaiserin  asse  mit.  Nachmittag  bald  nach 
aufgehobener  Taffei  retournirten  wir  nacher  Schönbrunn,  allwo  um 
halber  7  Uhr  in  dem  more  solito  illuminirten  Saal  der  Bai  wie  lezthin 
und  in  der  nemmlichen  Kleidung  für  die  Dames  seinen  Anfang  nähme, 
worbei  der  Herzog  der  Mylady  Holderneß  die  Finesse  machte,  selbe 
vor  all-  anderen  Dames  aufzuziehen,  und  bald  nach  9  Uhr  gienge 
mann  zu  den  Soup6,  zu  welchen  dann  erst  gemelte  englische  Bott- 
schaffterin  nebst  ihrem  Gemahl  ebenfahls  gebetten  wurden. 

NB.  die  Avanture  mit  dem  Seh. ^^2)  geschähe  bei  heutigen 
Soup6,  weillen  er  sich  ungeladen  dazu  gesezt  und  folglich  von  denen 
Cammerfouriren  weggewisen  wurde;  da  er  nun  sich  hierbei  etwas 
frei  in  Reden  vernehmen  lassen,  muste  ich  ihme  durch  den  Hoff- 
Fourier  den  Hoff  verbieten  lassen;  worauft'  er  verschiedene  satyrische 
Brieff  wider  mich,  obschon  ich  in  der  ganzen  Sach  keinen  Theil 
directe  gehabt,  sondern  nur  vi  officii  gehandlet  habe,  an  die  Herr- 
schafften geschriben,  die  von  ihnen  mir  sogleich  vorgezeigt  wurden. 
Endlichen  erbatte  ich  ihme  noch  Selbsten  aus  christlicher  Erbarmnus 
die  Erlaubnus,  wieder  bei  Hoff  erscheinen  zu  dörffen. 


1744,  Okt.  6.— 12.  251 

Den  G.  wäre  wegen  der  älteren  kleinen  Frauen  Geburts  Tags 
unangesagte  Gala  und  weillen  sie  noch  unpäßlich,  so  fuhren  die 
Herrschafften  in  der  Früh  herein  in  die  Burg,  um  selber  zu  gratu- 
lieren und  anbei  auch  die  Kaiserin  zu  besuchen,  welche  heut  nachts 
ihr  gewöhnliches  Rothlauff  tiberkommen.  Mann  speiste  aber  mittags 
zu  Schönbrunn  wie  sonsten  en  compagnie  und  an  zwei  Taffeien  und 
die  Dames  durfften  en  sac  erscheinen;  nach  den  Rosencranz  waren 
die  Stundfrauen  ebenfahls  en  sac  bestellet,  als  welche  an  der  herr- 
schafftlichen  Taffei,  worzu  nur  die  Zutrittsfrauen  admittiret  werden, 
nicht  mitspeisen  dörffen. 

Mylord  Holderneß  und  sie  hatten  ihre  Abschieds  Audienzien 
wiederummen  in  particulari,  und  zwar  auch  er  im  Spieglzimmer, 
welches  zu  Schönbrunn  für  die  Retirada  zugleich  passiren  muß;  der 
Herzog  sähe  ihn  more  solito  in  dem  Cabinet  und  ich  machte  dem 
Bottschaffter  die  Distinction,  daß  an  beiden  Orthen  ihn  Selbsten  an- 
meldete. Die  Herrschafften  fuhren  hierauf  in  das  Balhauß  zur  neuen 
Opera,  Demofoonte  genannt,  und  nachts  zurück  auf  Schönbrunn. 

Den  9.  verfügte  sich  der  Herzog  in  der  Früh  nacher  Marchegg 
zu  den  Graffen  Palffy  und  die  Königin  wohnte  abends  dem  Apparte- 
ment bei. 

Den  11.  kämme  die  Königin  in  das  spahnische  Spittal  Kirchl, 
allwo  heut  Festum  dedicationis  wäre,  und  zwar  auf  Einladung  des 
Graffen  Taroucca  et  pour  lui  faire  finesse,  weillen  er  Director  all- 
dorten  ist,  in  welcher  Qualitet  er  auch  I.  M.  nach  den  Gottesdienst 
une  harangue  oder  Compliment  de  remerctment  gemacht  hat.  Während 
deme  wir  ausgefahren,  wäre  der  Herzog  von  seiner  Excursion  zurück- 
gekommen. 

Den  12.  erhielten  wir  durch  einen  von  dem  Fürsten  v.  Taxis 
aus  Franckfurt  abgeschickten  Currier  (massen  mann  den  unserigen 
ungehindert  seines  mitgebrachten  französischen  Passe -ports  nicht 
weiter  passiren  lassen)  die  fatale  Nachricht,  daß  die  Ertzherzogin  zu 
Brüssel  vier  ganze  Tage  sehr  schmertzlich  in  Kinds-Nöthen  zuge- 
bracht und  mann  endlichen  genöthiget  gewesen  (da  das  Kind,  so  eine 
Princessin  gewesen,  ohnedeme  nicht  mehr  lebend  befunden  worden) 
den  6.  dises  in  der  Früh  —  nachdeme  I.  D.  zuvor  mit  allen  heiligen 
Sacramenten  sich  versehen  lassen  —  die  Operation  mit  selber  vor- 
zunehmen; ob  nun  schon  zugleich  gemeldet  wurde,  daß  die  Operation 
glücklich  von  statten  gegangen  und  mann  gar  nicht  desperire,  dise 
libe  Frau  noch  bein  Leben  zu  erhalten,  so  wäre  doch  die  Bestürtzung 
allgemain.  Die  Königin  thate  nichts  als  weinen  und  der  Herzog  wäre 
Selbsten  als  zu  betroffen,  um  sie  und  sich  selbsten  trösten  zu  können. 


252  1744,  Okt.  13.-16. 

Ich  bekamme  Ordre,  sogleich  mit  einem  anständigen  Compliment 
zu  der  Kaiserin  herein  zu  fahren,  welche  mann  zuvor  erst  praepariren 
muste  und  ich  selbsten  zu  sehen  die  Ehre  nicht  hatte;  indessen 
bliben  die  Herrschaiften  den  ganzen  Tag  bei  der  Gräffin  Fuchsin  re- 
tiriret  und 

den  13.  wurde  das  Appartement  sofort  contremandiret;  jedoch 
kämmen  die  Herrschaiften  auf  eine  kurtze  Zeit  in  die  Statt,  [be- 
suchten die  Kaiserin  Frau  Mutter  und  hernach  gäbe  die  Königin  dem 
an  des  äbgeraisten  ßottschaffters  Stelle  von  Venedig  anhero  ge- 
schickten und  lediglich  qua  Nobile  accreditirten  Cavaliere  Erizzo  die 
erste  Audienz,  und  zwar  in  der  Retirade,  weillen  selber  ehedessen 
bei  weiland  dero  Herrn  Vatters  kaiserl,  Mayestät  Bottschaffter  ge- 
wesen,^^^)  mithin  gleichsam  als  ein  in  privato  stehender  Bottschaffter 
angesehen  und  tractiret  wurde.  I.  M.  erlaubten  ihme  auch  noch 
ferners  zu  ganz  besonderer  Distinction,  daß  sein  mitgekommener  Sohn 
ebenfahls  in  der  Retirada  die  Hand  küssen  darffte. 

Den  14.  wurde  uns  Schönbrunnern  erlaubt,  die  Königin  bei  der 
Gräffin  Fuchsin  zu  sehen,  allwo  sie  abends  an  den  Pharaon-Tisch  mit 
uns  gespillet. 

Den  15.  als  an  Theresiae  Tag  fuhren  die  Herrschafften  bei 
Zeiten  all'  incognito  herein  in  die  Burg.  Vor  dem  Gottesdienst  hatten 
die  zwei  Cardinales  zu  Ablegung  ihres  Glückwunschs  Audienz  in  die 
Retirade.  Zur  Kirchen  gienge  mann  sodann  öffentlich.  Zu  Mittag 
wurde  auf  der  Königin  Seiten  gespeiset  und  die  Kaiserin  wäre  mit 
an  der  Taffei.  Um  5  Uhr  Nachmittag  wäre  Stund  und  darauf  gienge 
mann  in  das  Baihaus  zur  neuen  Opera,  Demetrio  genannt,  welche 
gratis  und  auf  des  Hoffs  Unkosten  gespillet  wurde,  dahero  mann 
auch  für  die  mit  dem  Hoff  kommende  Dames  und  Cavalliers  die 
Helffte  des  Amphitheätre  (die  andere  Helffte  wurde  für  den  übrigen 
nicht  mit  dem  Hoff  gekommenen  Adel  destinirt)  und  die  Gallerie  auf 
der  linken  Hand,  ingleichen  den  vorderen  und  abgesonderten  Theil 
des  Parterre,  wohin  die  Cavalliers  zu  gehen  pflegen,  aufbehalten, 
sonsten  aber  jedermann  die  Entr6e  frei  stehen  Hesse.  Ich  hatte 
dennoch,  wo  es  nothwendig  schine.  Wachten  auszusetzen  und  denen 
Cammer-Fouriers  anbefohlen,  die  aufgehobene  Plätze  zu  besorgen, 
damit  alle  Unordnung  von  dem  zudringenden  Volck  verhindert  werden 
möge.  Uebrigens  hatte  ich  heut  mittags  die  Cardinales  und  übrige 
vornehmere  Persohnen  des  Hoffs  und  Adels  bei  mir  tractiret. 

Den  16,  und  die  zwei  folgende  Tage  wäre  in  der  Hoff-Capellen 
das  40sttindige  Gebett,  welchem  die  Königin  des  Abends  immer  in- 
cognito, der  Herzog  aber  früh  und  abends  in  publico  beiwohnte,  und 


1744,  Okt.  19.-29.  253 

wäre  die  Ordonnanz  allzeit  vormittags  um  1 1  Uhr  und  abends  um 
halber  8.  Die  Herrschafften  kämmen  dahero  in  die  Statt  und  über- 
nachteten all  dise  Zeit  biss  den  20.  inclusive  in  der  Burg,  jedoch 
gäbe  es  meistens  kleine  Excursionen  auf  Mittag  nacher  Schönbrunn 
und  Parties  de  chasse  mit  denen  dem  Hoff  attachirten  Dames. 

Den  19.  wäre  abends  um  halber  7  Uhr  die  Vigil  für  dem  ver- 
storbenen Herren  in  der  Hoff-Capellen,  jedoch  ohne  Mantel-Kleid; 
und  da  eben  gestern  sehr  tible  Nachrichten  von  Brüssel  angelangt, 
welche  auch  eine  vorgehabte  Partie  de  plaisir  nacher  Schönbrunn 
hintersteilig  gemacht,  so  wäre  der  heutige  Tag  desto  trauriger. 

Den  20.  kämmen  zwar  einige  bessere  Nachrichten  von  Brüssel, 
allein  die  Umstände  der  Kranckheit  Hessen  nicht  ville  tröstliche  Hoff- 
nung zu.  Ansonsten  hatten  wir  die  Exequien  für  den  höchst  seeligen 
Herrn,  worzu  die  Ordonnanz  bereits  um  9  Uhr  gegeben  und  wie 
gestern  in  schwartzen  ordinari  oder  Campagna  Kleidern  ohne  Mantel 
angesagt  wurde. 

Den  21.  retournirten  wir  alle  nacher  Schönbrunn,  all  wo  sodann 

den  23.  Appartement  wäre. 

Den  25.  kämme  man  zu  den  gewöhnlichen  sonntägigen  Gottes- 
dienst in  die  Burg;  die  Herrschafften  speisten  mittags  oben  bei  der 
Kaiserin  und  verfügten  sich  Nachmittag  bei  Zeiten  nacher  St.  Peter, 
um  der  alljährlichen  Andacht  und  Procession  wegen  der  Pest  beizu- 
wohnen. Die  Königin  sezte  sodann  den  Herzog  auf  den  sogenannten 
Spannier  ab.  Er  gienge  mit  uns  Männern  in  die  Opera,  sie  aber 
führe  gerad  zurück  nacher  Schönbrunn. 

Den  27.  wohnte  der  Herzog  in  der  Hoff  Capellen  der  Toison- 
Vesper  und  den  folgenden  Tag  als 

den  28.  dem  Toison-Ammt  bei;  die  Königin  aber  führe  alltäg- 
lich zwei  Mahl,  früh  und  nachmittags,  zu  der  Andacht,  welche  dise 
drei  Tag  hindurch  pro  felici  successu  armorum  et  reconvalescentia 
archiducis  Mariae  Annae  in  Belgio  zu  St.  Stephan  eigends  angestellet 
worden. 

Den  29.  erhielte  mann  durch  einen  eigends  von  Turin  anhero 
geschickten  Currier  die  Nachricht,  daß  die  feindliche  Armee  die  Be- 
lagerung Coni  (ungehindert  selbe  den  von  dem  König  mit  denen 
unterhabenden  unirten  Trouppen  den  30.  Septembris  tentirten  Succurs 
zurückgeschlagen)  dennoch  aus  Mangel  der  Subsistenz  und  —  wie 
es  nachhero  verlauten  wollen  —  wegen  vorgefallener  Uneinigkeit 
zwischen  denen  zwei  Printzen  und  deren  französisch-  und  spahnischen 
Generalitet,  in  der  Nacht  zwischen  den  21.  und  den  22.  dises  wUrck- 


254  1744,  Okt.  31. 

liehen  aufgehoben   und   sich  über  die  Gebürg-  zurückgezogen,  mithin 
dortige  Gegenden  völlig  abandonniret  habe.^^*) 

Den  31.  kämme  der  Hoff  über  Nacht  in  die  Statt  und  der  Herzog 
wohnte  der  Toison -Vesper  bei. 

Unsere  Militär-Operationen  betreffend,  so  hörte  mann  zwar  von 
der  nächsten,  mithin  uns  freilich  wohl  am  stärckesten  interessirenden 
Seiten,  Gottlob,  all-  erwünschlich-  und  vergnügliches.  Sobald  die 
Preussen  von  der  annähernden  so  considerablen  Verstärckung  unserer 
Armee  in  Böhmen  und  der  bevorstehenden,  auch  den  22.  dises  bei 
Janowitz  wUrcklich  erfolgten  Conjunction  mit  denen  chursächsischen 
Trouppen  verständiget  worden,  hatten  sie  den  Entschluß  gefasset,  sich 
über  die  Moldau  zurückzuziehen,  so  sie  auch,  jedoch  nicht  ohne  Ver- 
lust mit  dem  Haubtcorpo  den  13.  bei  Tein  und  sodann  den  15.  mit 
der  ganzen  Arm6e  bewerkstelliget,  worauf  wir  uns  durch  verschiedene 
Detachements  von  Budweiß,  Frauenberg  und  Tabor,  deren  Garnisonen 
sich  zu  Kriegsgefangenen  ergeben  musten,  bemeisterten,  zugleich  als 
auch  ganz  Mähren  von  dem  Feind  evacuiret  wurde  und  unsere  In- 
surgenten von  dorten  aus  in  das  feindliche  Schlesien  eindrungen,  je- 
doch wegen  übler  Anstaltung  und  Disciplin  mehrere  Schläge  als  Vor- 
theile  darvon  trugen. 

Mit  einem  Wort,  in  Böhmen  gienge  es  nach  Wunsch;  der  Feind 
—  nachdeme  er  sich  bei  Beneschau  gesetzt  und  Mine  gemacht  hatte, 
villeicht  auch  Willens  gewesen  wäre,  den  24,  unsere  combinirte 
Armee  anzugreiffen,  selbe  aber  gar  zu  vortheilhafft  gelagert  und  in 
gar  zu  gutter  Contenance  angetroffen  hatte  —  retirirte  sich  vollends 
gegen  Prag  und  an  die  Elbe,  wohin  wir  ihn  mit  Ausgang  dises 
Monaths  auf  den  Fuß  nachfolgten. ^^^) 

Bei  diser  feindlichen  Ketraite  kann  ich  doch  nicht  umhin  an- 
zumercken,  daß  ein  unseriges  Corpo,  so  der  Fürst  Esterhasy  und  die 
Generalen  Ghylany  und  Morotz  unter  ihn  commandiret  und  nebst 
einiger  regulirten  Mannschafft  meistens  in  Hußaren  und  Panduren 
bestanden,  und  welches  dem  Feind  die  Retraite  über  die  Sassawa 
verhinderen  wollen,  von  dem  Preussischen  Generalen  v.  Nassau  den 
26.  Octobris  aus  meiner  Frauen  Schloß  Cammerburg  (so  die  Unserige 
besezt  hatten)  nach  einem  kleinen  zwischen  denen  leichten  Trouppen 
und  der  Cavallerie  unweit  des  Schlosses  vorgegangenen  Schaarmützels, 
mit  einigem  zwar  sehr  geringen  Verlust  delogiret  worden  oder 
besser  zu  sagen,  in  Betracht  der  Übermacht  des  anruckenden  feind- 
lichen D6tachements  das  Schloß  und  dortigen  Posto  von  Selbsten  ver- 
lassen habe. 


1744,  Okt.  31.  255 

Hingegen  gienge  es  sonsten  überall  sehr  schlecht.  In  Italien 
hatte  der  Fürst  Lobkowitz  (nachdeme  er  ville  Monath  der  feindlichen 
Armee  gegen  über  gelagert  und  ausser  der  nicht  wohlgelungenen 
Action  bei  Velletri  nicht  weiteres  entrepreniret)  endlichen  den  Ent- 
schluß fassen  müssen,  sich  gegen  das  Päbstliche  und  Toscanische 
zurückzuziehen  und  die  Winterquartier  zu  suchen,  nachdeme  seine 
unterhabende  Arm6e  bei  diser  unglückseeligen  Inaction  theils  durch 
Kranckheiten ,  theils  durch  Desertionen  meistens  zusammen  ge- 
schmoltzen,  und  erwartet  mann  nun  alltäglich  die  Nachricht,  daß  er 
von  Velletri,  nach  denen  bereits  sous  main  dazu  machenden  Disposi- 
tionen, würcklichen  aufgebrochen  seie.^*^) 

Im  Reich  und  nahmentlich  am  Rhein,  in  Schwaben  und  Bayern 
sähe  es  noch  übler  aus;  nachdeme  unsere  Armee  sich  über  den  Rhein 
zurückziehen  und  zu  Rettung  des  Centri  monarchiae  nacher  Haus 
eilen  müssen,  stunde  denen  feindlichen  Operationen  dortiger  Orthen 
nichts  mehr  im  Weeg.  Die  Franzosen  giengen  mit  Anfang  vorigen 
Monaths  trouppenweis  über  den  Rhein,  theilten  sich  sodann  in  drei 
Divisionen,  worvon  die  eine  unter  den  Duc  d'Harcourt  Alt-Breisach 
—  so  wir  zwar  bereits  a°  1741  (weillen  wir  nicht  im  Stand  waren, 
sothane  Festung  behörig  zu  besetzen)  selbsten  demoliret  hatten  — 
occupirte  und  in  dortiger  Gegend  stehen  blibe,  das  zweite  aber  und 
Haubt  Corpo  unter  Comraando  des  Marechal  Coigny  Freiburg  be- 
rennte ;  die  Tranch6es  wurden  den  30.  allda  eröffnet  und  der  König, 
welcher  von  seiner  gehabten  tödlichen  Kranckheit  vollkommen  her- 
gestellet,  kämme  selbsten  den  12.  in  das  Lager,  um  der  Belagerung 
beizuwohnen  und  solche  durch  seine  Gegenwart  zu  beschleunigen, 
wie  es  dann  auch  darmit  dermahlen  annoch  sehr  eiffrig  zugehet  und 
mann  fast  täglich  die  Nachricht  der  beschehenen  Übergab  erwartet. 
Zu  gleicher  Zeit  wurden  durch  ein  drittes,  in  ein  Corps  volant  von 
10.000  biß  12.000  Mann  bestehendes  und  von  des  Mar6chal  de  Belle- 
isle  Brüdern,  den  Chevalier  dises  Nahmens  commandirtes  D6tachement 
(so  mann  die  kaiserliche  Huldigungs  Armee  benammste)  und  worunter 
sich  der  Comte  de  Clermont,  prince  du  sang  befände,  unsere  öster- 
reichische so  genannte  Vorlande  nebst  denen  Vierwaldstätten  —  un- 
gehindert deren  zu  ihrer  Beschützung  zwischen  uns  und  denen 
schweitzerischen  Cantonen  unterwaltenden  alten  Verbindlichkeiten  — 
meistentheils  occupiret.  Costanz  Übergabe  sich  aus  Foltronnerie  des 
Magistrats  ohne  Schwerdstreich,  Bregenz  aber  und  die  arlbergische 
Bauern  und  Scharffschützen  stellten  sich  zur  Wehr  und  verhaueten 
dortige  Zugänge  und  Pässe,  daß  der  Feind  nicht  weiters  einbrechen 
kunte.i^^) 


256  1744,  Nov.  1.— 2. 

Der  Churftirst  von  Bayern  hielte  den  23.  seinen  öffentlichen 
Einzug  zu  München,  so  wir  von  Selbsten  abandoniren  musten,  ^^^) 
und  sezte  sich  sofort  ä  la  tete  seiner  theils  aus  eigenen,  theils  aus 
pfältzischen,  hessischen  und  anderen  deutschen  Hülffs  Völckern  com- 
binirten  Arm6e  und  zwange  unsere  wenige  zurück  geblibene  Trouppen, 
sich  mehr  und  mehr  zurück  zu  ziehen,  also  zwar,  daß  ausser  Ingol- 
statt  (welches  in  gutem  Defensions-Stand  und  mit  allem  wohl  ver- 
sehen gebliben)  wir  mit  Ausgang  dises  Monaths  fast  ganz  Bayern 
evacuiren  und  uns  hinter  den  Inn  retiriren  müssen, 

Wiewollen  nun  bei  disen  Umständen  —  da  die  französische 
Macht  meistens  über  den  Rhein  herüber  gegangen,  mithin  das  in 
Niderland  zurückgelassene  Corps  nicht  starck  genug  gewesen  wäre, 
unsere  dortige  Operationen  zu  hindern  —  mann  alle  Gelegenheit  ge- 
habt hätte,  mit  der  unter  dem  Commando  des  Duc  d'Aremberg  und 
des  englischen  Mar6chal  de  Wade  stehenden  und  seithero  durch  die 
nach  und  nach  endlichen  angelangte  Renforts  auf  eine  allerdings 
respectable  Anzahl  von  50.000  biß  80.000  Mann  angewachsene  Arm6e 
etwas  nammhatftes  und  eine  wichtige  Belagerung  zu  unternehmen 
(wie  mann  sich  dann  auch  dessen  bishero  noch  immer  flatiret  hatte) 
so  geben  doch  die  leztere  Nachrichten,  daß  bereits  alle  Dispositionen 
zur  Dislocirung  der  Arm6e  gemacht  werden  und  selbe  folglich  des 
ehesten  in  die  Winter  Quartier  aufbrechen  dörffte.  Die  Ursach  aber 
diser  gleich  jener  in  Italien  so  fatal  und  unglückseeligen  Inaction 
solle  haubtsächlichen  von  der  zwischen  beiden  commandirenden 
Generalen  immerdar  fürgewalteten  Uneinigkeit  sowohl  als  einer  ihnen 
beiden  angebohrnen  Irresolution  entspringen.^*^) 

Den  1.  Novembris  wäre  Toison  Ammt  in  der  Hoff-Capellen, 
worbei  der  Bischoff  von  Leutmeritz  Printz  Moritz  v.  Sachsen-Zeitz 
pontificirte,  weillen  der  Cardinal  Nuncius  (welcher  es  sonsten  an 
heutigen  Fest  und  bei  gestriger  Vor -Vesper  nach  alter  Etiquette  ver- 
richten sollen)  der  mit  dem  Herzog  habenden  Competenz  halber  nicht 
erscheinen  will.  Auf  Mittag  giengen  die  Herrschafften  nacher  Schön- 
brunn, kämmen  aber  abends  um  halber  6  Uhr  wiederummen  herein 
zu  denen  Augustinern  zur  Vigil.  Der  Herzog  legte  ein  tuchenes 
Mantel-Kleid  an;  denen  Capitaines  de  garde  aber  befahle  die  Königin 
Selbsten,  daß  sie  erst  morgen  in  schwartzen  Kleidern  zu  erscheinen 
hätten. 

Den  2.  hatten  wir  bereits  um  halber  9  Uhr  die  Ordonnanz 
zu  denen  Augustinern,  all  wo  Predig,  Seelen -Ammt  und  Libera  ge- 
halten wird.  Von  der  Kirchen  fuhren  wir  gerad  zurück  nach  Schön- 
brunn. 


1744,  Nov.  3.-11.  257 

Den  3.  hielte  der  Herzog  Vormittag  die  lezte  Parforcejagd 
wegen  des  heutigen  S.  Huberti  Fests.  Hiernächst  wurde  wegen  des 
heut  anticipirenden  Nahmens-Tags  des  Printz  Carls  zum  ersten  Mahl 
Gala  angesagt;  die  Herrsehaiften  speisten  mittags  bei  der  Kaiserin 
und  abends  wäre  zu  Schönbrunn  Appartement. 

Den  4.,  als  an  Caroli  Tag  Selbsten,  speiste  die  Königin  gewöhn- 
licher Massen  retiriret  wegen  der  traurigen  Erinnerung  des  gewesten 
Nahmens-Fests  ihres  höchstseeligen  Herrn  Vatters  Kais.  Mayst. ;  da 
aber  anheut  die  Gräffin  Fuchsin  ihren  Nahmens-Tag  Charlotte  cele- 
briret,  so  kämmen  dennoch  sehr  ville  Leuthe,  um  selber  zu  gratuliren, 
nacher  Schönbrunn  hinaus,  weßwegen  auch  die  Königin  sich  bewegen 
lassen  und  bei  der  Gräffin  nach  den  Rosencrantz  sichtbahr  gewesen 
und  Pharaon  mit  gespillet  hat. 

Uebrigens  kämme  unser  gewester  Administrator  in  Bayern,  der 
kärnthnerische  Landshaubtmann  Graff  v.  Goes  von  dannen  zurück, 
nachdeme  wir  selbes  Land  wegen  des  preussischen  Einfalls  und  um 
uns  dißfahls  zu  retten,  gegen  die  vorgerückte  sogenannte  kaiser- 
liche und  französische  combinirte  Trouppen  nicht  mehr  souteniren 
können,  sondern  meistentheils  von  Selbsten  abbandonniren  müssen. 

Den  6.  wäre  Appartement, 

Den  8.  kämme  mann  zum  sonntägigen  Gottesdienst  herein,  mit- 
tags wider  hinaus  nacher  Schönbrunn  und  abends  abermahlen  in  die 
Burg  zu  übernachten. 

Den  9.  wäre  um  8  Uhr  für  die  Stände  die  Ordonnanz  zur  heutig- 
gewöhnlichen Landtags-Proposition,  worbei  Alles,  wie  ich  bereits  vorn 
Jahr  angemercket,  beobachtet  worden.  Der  Graff  Pergen  machte 
abermahlen  die  Anrede  bei  der  ständischen  Audienz  und  der  neue 
Herr  Landmarschall  coram  throno,  welcher  leztere  gleich  seinem 
seeligen  Vattern  ein  sehr  gutter  Redner  ist  und  scheinet  dises  donum 
eloquentiae  dem  Harrachischen  Hauß  felici  fato  gleichsamm  angebohrn 
zu  sein. 

Mittags  speisten  die  Herrschafften  en  petite  compagnie,  kämmen 
aber  Nachmittag  zurück  in  die  Burg,  gaben  dem  Praelaten  von  Closter 
Neuburg  ratione  invitationis  ad  festum  S.  Leopoldi  Audienz  und  giengen 
sodann  über  den  Augustinergang  zum  gewöhnlichen  Schluß  der  Seelen- 
Octav  nach  halber  6  Uhr. 

Den  10.  wäre  Appartement.  Der  Herzog  nähme  mich  aber  vor 
Ende  desselben  mit  sich  in  die  Comedie  im  Balhauß. 

Den  11.  als  in  festo  S.  Martini  kämmen  wir  abermahlen  zur 
Kirchen  in  die  Burg,  fuhren  auf  Mittag  zurück  und  abends  verfügte 
mann  sich  abermahlen  au  meme  th^ätre. 

KhevenhüUer-Schlitter.    1742—1744.  17 


258  1744,  Nov.  13.-15. 

Den  13.  wäre  Appartement. 

Den  14.  führe  der  Herzog  mit  dem  Obrist-Stallmeister  in  dem 
Campagne  Leibwagen,  sodann  ich  nebst  dem  Obrist  Kuchlmeister, 
dem  Cammerherrn  vom  Haubt-Tag  Graifen  Leopold  Kinsky  und  einem 
vom  Vordienst,  nemmlich  Graifen  Edling  (weillen  sein  Camerade 
der  Graflf  Michel  Hannß,  dessen  Frau,  als  mann  ihme  angesagt,  eben 
zu  Kind  gieng  und  noch  heut  mit  einer  Dochter  nidergekommen, 
sich  von  darummen  entschuldigen  lassen)  in  dem  Obrist-Stallmeister 
Wagen,  ohne  anderem  Gefolg  von  Schönbrunn  aus  gegen  6  Uhr 
nacher  Closter-Neuburg,  allwo  wir  um  ein  Viertl  nach  7  Uhr  an- 
langten; der  Herzog  stige  more  solito  bei  der  Kirchen  ab  und  ver- 
fügte sich  sogleich  zu  den  in  ingressu  chori  aufgerichteten  Altar,  auf 
welchen  der  heilige  Leib  exponiret  sich  befände.  Allda  blibe  er  an 
den  ersten  Stapifel,  worauf  mann  eigends  einen  goldenen  Polster  ge- 
legt hatte,  eine  kleine  Weill  kniend  und  gienge  sodann  in  das  Ora- 
torium, wohin  ich  selbem  als  angesezter  Obrist  Cammerer  folgen  und 
auch  daselbsten  —  um  ihme  an  der  Hand  zu  sein  —  währender 
Vesper  (die  über  anderthalb  Stund  und  das  Salve  regina  allein  eine 
Viertlstund  ä  peu  pres  fürdaueret)  an  den  zweiten  Fenster  verbleiben 
muste. 

Nach  der  Zuruckkunfft  aus  der  Kirchen  spillte  der  Herzog  mit 
dem  Fürsten  von  Auersperg  und  mir  eine  Partie  Piquet  und  nach 
selber  soupirte  er  mit  denen  anwesenden  Cavalliers  und  dem  Prae- 
laten  von  Mölck,  welcher  nach  alter  Observanz  zu  disen  Fest  immer 
ad  pontificandum  eingeladen  zu  werden  pfleget.  Unseren  Haus 
Praelaten  hatten  wir  auch  zur  Taffel  geladen,  die  er  aber  seines 
hohen  Alters  halber  depreciret.  Gegen  10  Uhr  retirirte  sich  der 
Herzog  und  wurde  selber  anheuer  in  das  für  den  Kaiser  seelig  de- 
stinirt- gewesene  Appartement,  worinnen  die  zwei  Jahre  her  die 
Königin  logiret  hatte,  einquartieret,  mir  aber  die  daranstoßende  und 
für  die  Kaiserin  gehörige  Wohnzimmer,  welche  er,  der  Herzog,  vorn 
Jahr  bezogen,  comme  faisant  la  fonction  de  grand  chambelland  an- 
gewisen,  um  der  Etiquette  nach  nicht  weit  von  der  Persohn  des 
Herrn  zu  sein. 

Den  15.  in  festo  ipso  S.  Leopoldi  wäre  die  Ordonnanz  erst  um 
8  Uhr  gegeben;  ehe  mich  aber  dessen  versehen,  wäre  der  Herzog 
schon  in  meinem  Zimmer,  wo  ich  noch  im  Bett  lag.  Er  wäre  be- 
reits um  6  Uhr  aufgestanden  und  mit  seiner  Beicht  fertig,  und  wie 
wollen  ich  als  substituirter  Obrist  Cammerer  bei  seinem  Anlegen 
mich  en  vertu  d'office  hätte  einzufinden  gehabt,  so  wolte  er  doch  ein 
solches  und  auch  keinen  deren  Cammerherrn   (sehr  wenige  des  plus 


1744,  Nov.  15.  259 

anciens  ausgenohmen)  bei  den  An-  und  Auskleiden  um  sich  haben, 
sondern  gebrauchte  sich  hierzu  meistens  nur  seiner  Cammerdiener. 

Um  8  Uhr  gienge  der  Herzog  oifentlich  in  die  S.  Leopoldi 
Capellen,  wo  ihme  der  Hoff-Prediger  P.  Bittermann  (welchem  er  nach 
den  Tod  seines  ville  Jahr  gewesten  Beichtvatters  Pater  Assel  ad  in- 
terim  und  biß  zur  Erwählung  eines  neuen,  die  Zeit  her  zu  beichten 
pfleget)  Meß  läse  und  unter  selber  ihn  nach  alter  Etiquette  communi- 
cirte.  Nach  der  heiligen  Meß  begleiteten  wir  den  Herzog  in  die 
Wohnzimmer  zurück,  wo  mann  biß  zur  Zeit  der  zweiten  Kirchen 
Function  um  den  Camin  herum  in  der  Retirada  stando  eines  herunter 
schwitzte,  wie  es  diser  Herr  immer  gerne  zu  thun  pfleget;  sodann 
nach  halber  10  Uhr  gienge  mann  abermahlen  in  publico  zur  Predig 
und  heutigen  sehr  langen  Ammt,  so  par  6tiqette  drei  Meß  ausdaueren 
muß.  Um  1  Uhr  sezte  sich  der  Herzog  zur  Taffei  und  befahle  wie 
gestern,  die  anwesende  Cavalliers  dazu  zu  begehren,  deren  Zahl  aber 
nebst  denen  beiden  Praelaten  und  übrigen  Fremmden  (so  von  Wienn 
pour  faire  la  cour  herauß  gekommen  waren)  nicht  mehr  dann  16  Per- 
sohnen  austruege. 

Unter  dem  Essen  kämme  der  Pater  Groß  Kellerer  und  theilte 
nach  erhaltener  Erlaubnus  von  I.  Kö.  H.  gewöhnlichermassen  die  sil- 
berne S.  Leopoldi  Pfenninge  aus,  worbei  er  immer  sich  folgenden 
Spruchs  zu  gebrauchen  pfleget:  in  memoriam  S.  Leopoldi,  um 
dardurch  anzudeuten,  daß  dises  ein  bloßes  Regale  und  keine  Schuldig- 
keit seie.  Vor  der  Distribution  deren  Medaillen  wird  auch  sonsten 
eine  lateinische  Anrede  von  dem  nemmlichen  Geistlichen  gehalten, 
allein  der  Herzog  hatte  ihn  heut  darvon  dispensiret  und  wäre  dises 
was  besonderes,  daß  mann  die  Pfenninge,  die  sonsten  —  wann  die 
Herrschafften  nach  alter  Etiquette  anheut  allein  und  öffentlich  speisen 
—  nur  bei  der  unteren  Hoff-  oder  sogenannten  Obrist  Hoffmeisters 
Taffei  ausgetheilet  werden,  heut  bei  den  oberen  Tisch,  wo  der  Herzog 
Selbsten  mit  gesessen,  dennoch  distribuiren  dörffen.  Bald  nach  ge- 
hobener Taffei  giengen  wir  zum  drittenmahl  öffentlich  zur  Kirchen 
ad  secundas  vesperas,  nach  welchen  gegen  3  Uhr  der  Aufbruch  zu- 
rück, und  zwar  durch  die  Statt  in  publico  mit  Vorblasung  deren 
Trompetten  beschahe. 

Wir  kämmen  vor  4  Uhr  schon  zu  Schönbrunn  an,  allwo 
wir  den  Obrist  Wachtmeistern  von  Materna  vom  Mareschallischen 
Regiment  antraffen,  welcher  eben  die  freiburgische  Capitulation, 
krafft  welcher  die  Statt  den  6,  dises  und  hierauf  den  25.  sämmt- 
liche  Schlösser  dem  Feind  eingeraumet  werden  sollen,  mitgebracht 
hatte.  15«) 

17* 


260  1744,  Nov.  17.-19. 

Den  17,  wäre  Appartement  und  erhielten  wir  zugleich  zwei 
üble  Nachrichten:  die  erstere,  daß  die  Ertzherzogin  zu  Brüssel,  von 
welcher  mann  noch  immer  das  bessere  gehoffet,  nach  Aussag  aller 
Medicorum  und  Chirurgorum  in  so  fatalen  Umständen  sich  befände, 
daß  bei  täglich  zunehmender  Schwachheit  und  langueur  fast  kein 
menschliches  Mittel  zu  ihrer  Rettung  mehr  übrig  wäre;  und  die 
zweite  Nachricht  bestünde  darinnen,  daß  unsere  Armee  in  Böhmen  bei 
Bardubitz  über  die  Elbe  setzen  wollen,  der  Anschlag  aber  von  dar- 
ummen  manquiret,  weillen  die  Sachsen  ihre  Pontons  durch  Ungeschick- 
lichkeit deren  Weegweisern  (welche  selbe  eine  irrige  üble  Strassen, 
wo  sie  im  Morast  stecken  gebliben,  geführet  hatten)  zu  rechter  Zeit 
nicht  bei  Händen  gehabt,  wordurch  wir  bei  Colin  —  allwo  die  fausse 
Attaque  gewesen,  weillen  mann  die  Leuthe  nicht  zeitlich  genug  zurück- 
gezogen —  einige  Mann  schafft  unnöthiger  Weis  aufgeopfferet  und 
dem  die  Banduren  commandirenden  Obristen  von  der  Trenck  eine 
matte  Stuck  Kugel  den  einen  Fuß  sehr  übl  zugerichtet,  also  zwar, 
daß  er  den  ganzen  Winter  hindurch  an  der  überkommenen  Contusion 
zu  heillen  gehabt  und  von  der  Zeit  an  immer  gehuncken  hat.^^^)  Was 
aber  damahlen  mißlungen,  wurde  bald  darauf,  und  zwar 

den  19.  glücklicher  ins  Werck  gesezt,  als  welchen  Tags  unsere 
und  die  sächsische  combinirte  Arm6e  unweit  des  Kladruber  Gstütt- 
Hoffs  die  Elbe  passiret  und  anmit  die  Feinde  immer  näher  an  die 
Glatz-  und  schlesische  Gräntzen  zurück  gedrucket  hat. 

Anheut  wäre  große  Gala  wegen  der  Kaiserin  Nahmens-Tags, 
weßwegen  ich  gegen  9  Uhr  mit  dem  gewöhnlichen  Compliment  zu 
selber  herein  geschickt,  weillen  sie  aber  wegen  einer  Attaque  vom 
Rothlauff  bettlägerig  wäre,  nicht  vorgelassen  wurde,  sondern  meinen 
Auftrag  durch  die  Obrist-Hoffmeisterin  bestellen  lassen  muste. 

Gegen  11  Uhr  kämmen  die  Herrschafften  in  die  Burg,  wohnten 
aber  noch  vor  der  Kirchen  einer  Conferenz  bei  und  wäre  es  allbereits 
drei  Viertl  auf  12  Uhr,  als  wir  gewöhnlicher  Massen  in  publico  zur 
Capellen  giengen.  Der  Taffldienst  wäre  bein  sogenannten  schwartzen 
Adler  auf  der  Königin  Seiten,  und  darbei  sänge  der  unlängst  von 
Dresden  de  passage  anhero  gekommene  Virtuoso  Annibalini.  Abends 
wäre  zu  Schönbrunn  Appartement,  zu  welchem  aber  die  Dames  en 
robes  kommen  musten,  dahero  auch  deren  sehr  wenige  erschinen  und 
die  meiste  —  sobald  die  Königin,  welche  sehr  spatt  vom  Rosencrantz 
gekommen,  sich  zum  Spill  gesetzet  —  wiederummen  weg-  und  zu  der 
Gräffin  v.  Ulfeid,  deren  Nahmenstag  heut  ist,  gefahren  seind,  also  zwar, 
daß  ausser  der  Königin  nur  noch  ein  eintziger  Spill-Tisch  vorhanden 
wäre. 


1744,  Nov.  20.— 29.  261 

Den  20.  wäre  kein  Appartement  und  der  Herzog  führe  in  die 
Statt  zur  Toison  Vesper;  desgleichen  widerummen  folgenden  Morgen 

den  21.  und  begäbe  sich  sodann  in  publico  nacher  Mariae- 
Stiegen,  allwo  das  heutige  Frauenfest  mit  einem  Toison  Ammt  ge- 
feiert wurde.     Die  Königin  blibe  aber  zurück  zu  Schönbrunn, 

Den  22.  fuhren  die  Herrschafften  gerad  nacher  St.  Stephan  zu 
den  sogenannten  6000  fl.  Ammt,  nach  welchen  der  Cardinal  als  Ponti- 
ficant  nach  alter  Gewohnheit  widerummen  biß  zur  Kirchen-ThUr  in 
recognitione  zurück  begleitet.     Mittags  zu  Schönbrunn. 

Den  24.  wäre  Appartement. 

Den  25.  kämmen  wir  in  die  Burg  zum  Gottesdienst  wegen  des 
S.  Catharinae  Fests. 

Den   27.  wäre  kein  Appartement. 

Den  28.  lieffe  die  Nachricht  ein,  daß  die  Freussen  die  Statt 
Prag,  welche  sie  nunmehro  —  da  unsere  Arm^e  über  die  Elbe  ge- 
gangen —  nicht  wohl  mehr  souteniren  kunten,  von  selbsten  verlassen 
hätten  und  die  darinnen  gewesene  Garnison  gegen  die  Lausnitz 
marchiret  wäre,  um  von  selber  Seiten  die  schlesische  Gräntzen  zu  er- 
reichen und  also  denen  unserigen  auszuweichen,  wie  es  ihnen  auch 
aus  unserer  Schuld  und  schlechter  Gegen  Veranstaltung  gelungen  hat.'^^) 
Der  Herzog  wäre  eben  mit  uns  an  der  Taffei,  als  die  Brieffe  mit 
diser  Zeitung  anlangten.  Die  Königin  hatte  in  der  Cammer  gespeiset 
wegen  des  heutigen  Fisch-Tag,  indeme  sie  schwanger  meistens 
Fleisch  zu  essen,  solchenfahls  aber  immer  retiriret  zu  speisen  pfleget. 
'  Nach  7  Uhr  abends  fuhren  wir  sämmtlich  in  die  Statt.  Es 
solte  aber  kein  förmlicher  Aufbruch  heißen,  wie  dann  die  Königin 
—  ehe  sie  weggefahren  — -  im  Vorbeigehen  durch  den  Saal  denen 
mit  uns  zu  Schönbrunn  logirt  und  6tablirt  gewesenen  Dames  gleichwie 
vorn  Jahr  ein  gnädigstes  Compliment  und  Espece  de  remerctment 
gemacht,  jedoch  nicht  positivement  Urlaub  genohmen,  als  wann  der 
S6jour  von  Schönbrunn  schon  für  heuer  geschlossen  sein  solle,  in- 
deme sie  noch  immer  im  Sinn  gehabt,  nach  denen  zwei  morgen  und 
übermorgen  einfallenden  Kirchen-Tägen  nochmahlen  nacher  Schön- 
brunn zuruckzukeren  und  biß  zu  des  Herzogs  Geburts-Tag  daraussen 
zu  verbleiben ;  allein  da  fast  zu  gleicher  Zeit  das  Wetter  sich  gähling , 
verschlimmeret  und  sofort  mit  Schnee  und  kalten  Regen  angehalten, 
so  bezogen  wir  zu  unserem  großen  Vergnügen  vollständig  die  Winter- 
quartier. 

Den  29.  wäre  Vormittag  der  ordinari  öffentliche  Gottesdienst, 
zu  Mittag  aber  speisten  die  Herrschafften  bei  der  Graff-  Fuchsin. 
Nachmittag    um    5    Uhr    wäre    Ordonnanz    zu    der    großen    Toison 


262  1744,  Nov.  30.— Dez.  8. 

Vesper  in  Ordens -Habiten,  worbei  aber  nur  18  Ritter  in  allen  er- 
schinen. 

Den  30.  in  festo  S.  Andreae  und  gewöhnlichen  Ritter-Fest  hatten 
wir  um  10  Uhr  die  Ordonnanz  zu  denen  Augustinern,  allwö  Predig 
und  Ammt  ist.  Um  1  Uhr  sezten  wir  uns  zur  Taffei;  der  Herzog 
hatte  zwar  seinen  Tisch  besonders  und  nach  der  Breite  gestellet, 
allein  auf  keinen  erhabenen  Stapffei  wie  der  Kaiser  gehabt,  sondern 
a  nivau  mit  der  langen  Taffei  deren  Rittern  und  an  dise  hart  an- 
gestossen.  Wir  waren  in  der  Kirchen  22,  bein  Essen  aber  nur  21 
an  der  Zahl,  weillen  der  Graff  Gundl  Althann  wegen  seines  kränck- 
liehen  Stands  nach  dem  Kirchendienst  sofort  nacher  Haus  gefahren. 
Von  uns  neuen  Toisonisten  befanden  sich  gegenwärtig  folgende  8: 
Lamberg,  Ulfeid,  Batthyany,  Kinsky,  Colloredo,  ich  und  Taroucca. 
Nachmittag  wäre  sonsten  bei  Hoff  nichts  zu  thun.  Abends  kämmen 
die  Herrschafften  ins  Baihaus. 

Die  leztere  Tage  dises  Monaths  starbe  zur  wiennerischen  Neu- 
statt an  der  Gelbsucht  im  64.  Jahr  meiner  seeligen  Frau  Mutter  ge- 
schwistert-Kind,  die  verwittibte  Gräffin  von  Hohenfeld,  gebohrene 
Sereni,  deren  Mutter  eine  von  Löwenstein  gewesen. ^^^) 

Den  1.  und  2,  Decembris  wäre  kein  Appartement,  auch  sonsten 
nichts  bei  Hoff,  weillen  in  der  Capellen  der  Kaiserin  Frau  Mutter 
das  40stündige  Gebett  gehalten  wurde,  welchem  die  Herrschafften 
sämmtlichen  beigewohnet,  wiewollen  nur  in  privato. 

Den  3.  als  in  festo  S.  Francisci  Xaverii  fuhren  die  Herrschafften 
gegen  11  Uhr  zum  Gottesdienst  in  das  Collegium  S.  J.  in  campagna, 
speisten  darauf  zu  Mittag  en  particulier  in  dem  Spieglzimmer  und 
verfügten  sich  sodann  en  petite  compagnie  auf  die  Schweinen-Schtitt. 

Den  4.  besähe  mann  in  der  Früh  die  von  dem  Fürst  Josef 
Wenzl  V.  Lichtenstein  aus  lauter  preußischen  Deserteurs  zusammen 
gebracht  und  formirte  Frei-Compagnie,  welche  nächst  denen  Ställen 
paradirte  und  sofort  nacher  Tirol  abmarschierte.  Abends  wurde  das 
erste  Appartement  seit  unserer  Retour  von  Schönbrunn  in  der  Burg 
gehalten.  Die  Königin  spülte  Piquet,  in  der  Rathstueben  aber  wurde 
der  Pharaon-Tisch  nach  erhaltener  Erlaubnus  gestellet. 

Den  6.  wäre  der  ordinari  sonntägliche  Gottesdienst  und  sodann 
öffentliche  Taffei  auf  der  Königin  Seiten. 

Den  7.  hatten  wir  Toison  Vesper  in  der  Hoff- Capellen  wegen 
des  morgigen  Frauen  Tags. 

Den  8.  als  an  des  Herzogs  Geburts  Tag  wäre  große  Gala.  Er 
führe  allein  ohne  der  Königin  mit  dem  gewöhnlichen  Corteggio  nacher 
St.  Stephan,  all  wo  das  Toison  Ammt  und  sonstig-  alljährliche  Andacht 


1744,  Dez.  9.  263 

gehalten  wurde.  Der  Taffeidienst  wäre  auf  der  Seiten  der  Königin 
oder  bei  den  sogenannten  schwartzen  Adler;  selbe  gäbe  im  Heraus- 
gehen zum  Speisen  nur  denen  Dames  und  in  Spieglzimraer  befind- 
lichen Männern  die  Hand  zu  küssen,  weilleu  in  der  Anticamera,  wo 
mann  gespeiset,  ein  gar  zu  großes  Gedreng  gewesen.  Die  Ministres 
Mahlzeit  in  der  Statt  hatte  heut  der  Fürst  v.  Auersperg,  mit  welchem 
mich  dißfahls  einverstanden  und  dafür  an  Theresiae-Tag  das  Tracta- 
ment  gegeben  hatte.  Nachmittag  um  5  Uhr  wäre  Stund  und  nach 
6  gienge  mann  ins  Baihaus  zur  Opera,  Catone  in  Utica  genannt, 
welche  wir  jüngsthin  an  der  Königin  Nahmens-Tag  gratis  gegeben 
und  von  dem  Hoff  bezahlet  wurde;  heut  aber  befahle  die  Königin, 
lediglich  nur  für  die  mit  dem  Hoff  kommende  Dames  durch  den 
Cammer  Fourier  die  Plätze  aufheben  zu  lassen  und  ausser  disen 
sonsten  alles  das  übrige  frei  zu  lassen,  damit  sich  jeder  wie  er 
kunte  und  Platz  fände,  setzen  möge.  Der  Herzog  soupirte  sodann 
en  petite  compagnie  bei  den  Fürsten  v.  Auersperg. 

Den  9.  Hesse  mich  der  Herzog  gegen  9  Uhr  hollen  und  befahle 
mir,  umwillen  die  Kaiserin  dise  Nacht  an  zugestossener  Retentione 
urinae  sehr  schwach  geworden,  die  erforderliche  Anstalten  zu  machen, 
damit  I.  M.  nach  dero  selbst  eigenen  Verlangen  noch  disen  Vormittag 
das  heilige  Viaticum  gegeben  werden  möge.  Dahero  ich  sogleich 
hierüber  mit  dem  Obrist-Hoffmeister  communiciret,  welcher  den  Car- 
dinal Nuncium  hierzu  einladen  Hesse,  da  zu  gleicher  Zeit  von  mir 
denen  geheimen  Käthen  und  Cammerherrn,  wie  auch  durch  die  Thür- 
hüter  denen  Zutritts  Frauen,  und  zwar  jenen  in  Mantel  Kleidern, 
denen  Dames  aber  en  sac,  um  halber  12  Uhr  bei  Hoff  zu  erscheinen, 
angesagt  wurde.  Wir  begleiteten  den  Herzog  aus  seinen  Wohn- 
zimmern zur  großen  Capellen,  die  Männer  giengen  vor,  ich  als  sub- 
stituirter  Obrist-Cammerer  more  solito  gleich  nach  denselben  und 
hinter  meiner  folgten  die  Hoff-  und  Statt-Dames;  in  der  Capellen  gäbe 
der  Nuncius  den  Seegen  mit  dem  heiHgen  Ciborio,  welches  er  sodann 
—  unter  Begleitung  deren  Hoff  Capellanen,  ohne  Baldachin,  durch 
die  Trabanten-,  Ritterstueben  und  erste  Anticamera  (allwo  er  sowohl 
in  Hin-  als  Zurückgehen  gegen  der  Königin  Wohnzimmer  den 
heiligen  Seegen'  gäbe)  die  daran  stossende  Stiegen  hinauf  —  zur 
Kaiserin  in  die  Cammer,  worinnen  mann  einen  Altar  pro  repositorio 
aufgerichtet  hatte,  getragen. 

Hinein  in  die  Cammer  gienge  niemand  von  Männern  als  die 
Christ  Hoffmeister;  der  Herzog  kniete  unter  der  Thür  und  hinter 
selben  die  Cammerfreilen  und  ich  in  dem  kleinen  zwischen  der 
Cammer   und  dem  Spieglzimmer   befindHchen  Cabinet  oder  Retirade, 


264  1744,  Dez.  9.— 15. 

weillen  ich  die  Entree  in  die  Cammer,  n'etant  que  grand-cliambelland 
par  Substitution,  Selbsten  nicht  habe;  die  übrige  Dames  bliben  im 
Spieg'lzimmer  und  die  Männer  in  der  daran  stossenden  Anticamera. 
Der  Nuncius  reichte  der  Kaiserin  das  heilige  Viaticum,  welches  sie 
in  einem  Sessel  sitzend  mit  viller  Andacht  empfienge,  und  gäbe  so- 
dann gewöhnlicher  Massen  nach  geschlossener  Function  finitis  ora- 
tionibus  den  Seegen,  worauf  mann  in  der  vorigen  Ordnung,  die 
Männer  voraus,  alsdann  der  Nuncius  mit  dem  HochwUrdigen,  nach 
ihn  der  Herzog,  ich  und  die  Dames  in  die  Capellen,  wo  der  Nuncius 
den  lezten  Seegen  gegeben,  zuruckgiengen;  von  dannen  aber  die 
Männer  allein  den  Herzog  wie  vorhin,  biß  in  sein  Quartier  be- 
gleiteten, 

Uebrigens  bliben  die  Herrschafften  ganz  retiriret;  die  Spectaclen 
wurden  an  beiden  Theatris  biß  auf  weitere  Ordres  verbotten  und  bei 
Hoff  sowohl  in  der  großen,  als  übrigen  Capellen  den  ganzen  Tag, 
auch  die  Nacht  hindurch,  das  Hochwürdige  ausgesezet.  Annebens 
kämme  alles  in  der  Kaiserin  Anticamera,  sich  ihrer  Gesundheit  halber 
zu  informiren;  und  weillen  es  sich  darmit  noch  disen  Abend  zur 
Besserung  angelassen  und  I.  M.  die  Nacht  über  etwas  ruhiger  ge- 
schlaffen, als  wurde  den  folgenden  Tag  als 

den  10.  das  Hochwtirdige  in  denen  Hoff-Capellen  wiederummen 
eingesetzet,  zugleich  auch  die  bereits  in  eventum  ertheilte  Ordre,  daß 
mann  selbes  als  heut  in  allen  Kirchen  der  Statt  ebenfahls  exponiren 
solle,  wiederummen  revociret;  wie  dann  die  Besserung  bei  der  höch- 
sten Patientin  dergestalten  continuiret,  daß  die  Medici  von  keiner 
Lebensgefahr  weiter  nichts  mehr  zu  besorgen  schinen,  mithin  uns 
glücklicherweis  nur  eine  fausse  allarme  gegeben  hatten  oder  wie  es 
annoch  wahrscheinlicher,  die  krancke  Frau  sich  schwächer  und  ge- 
fährlicher geglaubt  als  sie  in  der  That  gewesen.  Nichtsdestoweniger 
bliben  die  Herrschafften  noch  heut  und  morgen  unsichtbahr  und  der 
Adel  beiderlei  Geschlechts  continuirte  Vormittag  und  abends  in  der 
Kaiserin  Anticamera  zu  erscheinen,  um  von  ihrer  Gesundheit  Nach- 
richt einzuhollen. 

Den  12.  wurde  wegen  des  Printz  Carls  Geburtstag  Gala  ange- 
sagt, jedoch  weder  Kirchen,  noch  Taffel-Dienst,  sondern  lediglich 
Appartement  gehalten. 

Den  13.  wäre  ordinari  sonntäglicher  Kirchengang,  aber  kein 
öffentlicher  Taffeidienst. 

Den  14.  verraiste  der  Herzog  auf  ein  paar  Tag  nacher  Marchegg 
zum  Graffen  Nickerl  Palffy  en  petite  compagnie. 

Den  15.  wäre  Appartement. 


1744,  Dez.  18.-21.  265 

Den  18.  oifentlicher  Gottesdienst  wegen  des  Festi  expectationis, 
Nachmittag  abermahlen  Appartement. 

Den  19.  verstarbe  an  der  Retentione  urinae  im  71.  Jahr  der  Feld- 
marsehall Olivier  Graff  von  Wallis,  welcher  seit  der  bei  Krotska  be- 
gangenen Cacade  nicht  mehr  employret  worden. i^*)  Er  hatte  erst 
unlängst  eine  junge  Freile  Kinsky,  Dochter  des  Graffen  Stephan  ge- 
eheliget  und  anmit  vermuthlich  seinen  Tod  befördert,  übrigens  aber 
von  selber  einen  Sohn  hinterlassen,  welchem  er  (maßen  er  aus  seiner 
ersten  Ehe  mit  einer  Gräffin  von  Götz  keine  Succession  gehabt)  all 
sein  Vermögen,  so  nicht  gering  ist,  vermacht  hat. 

Eodem  starbe  ganz  gähling  im  66.  Jahr  der  GrafF  Gundacker 
von  Dietrichstein,  weiland  der  Kaiserin  Amaliae  Obrist-Stallmeister, 
dessen  Frau  eine  Rosenberg;  er  wäre  zwar  seit  wenig  Tagen  wegen 
erleidender  Colica  Schmertzen  bettlägerig,  jedoch  ohne  einig  an- 
scheinender Gefahr;  heut  früh  aber  fände  mann  ihn  wider  alles  Ver- 
muthen  tod  im  Bett, 

Den  20,  als  Sonntags  wiederummen  Kirchen-  auch  öffentlicher 
Taffeidienst  bein  Schwartzen  Adler  und  abends  Toison  Vesper. 

Den  21,  Toison  Ammt  wegen  des  heiligen  Apostels  Thomae; 
die  Königin  gienge  aber  nicht  mit  zur  Kirchen  und  mann  speiste 
nicht  en  public,  Hiernächst  fienge  auch  heut  in  unserer  großen  Hoff- 
Capellen  das  40stUndige  Gebett  an.  Dises  pfleget  zwar  sonsten  mit 
Anfang  des  Advents  gehalten  zu  werden,  massen  damahlen  die  Ein- 
theilung  dises  Gebetts  für  die  Winterszeit  in  denen  Kirchen  beschiht. 
Es  muß  auch  sothane  Eintheilung  immer  also  gemacht  werden,  daß 
die  Praecedenz  allzeit  besagter  grossen  Hoflf-Capellen  —  als  in 
welcher  offt  gedachtes  40stUndige  Gebett  sowohl  in  der  sommer- 
als  winterlichen  Epoque  (welche  in  zwei  Semestres  abgetheilet  ist) 
anzufangen  pfleget  —  gelassen  werde.  Anheuer  ist  mann  aber  von 
sothaner  gewöhnlichen  Ordnung  abgegangen,  weillen  die  Königin 
Willens  gewesen,  die  erstere  Tage  des  Advents  (so  aber  durch  das 
eingefallene  rauche  Wetter  hinterstellig  gemacht  worden)  annoch  zu 
Schönbrunn  zu  verbleiben  und  aus  diser  Ursach  das  Gebett  in  der 
Kaiserin  Capellen  anfangen  und  selbes  erst  um  gegenwärtige  Zeit  in 
ihrer  großen  Hoff-Capellen  anordnen  und  eintheilen  lassen.  Die 
Ordonnanz  wäre  heut,  umwillen  keine  Predig,  erst  um  11  Uhr  zum 
Höh -Ammt  und  abends  zur  Litanei  und  Seegen  um  7  Uhr, 

Eodem  verstarbe  im  66.  Jahr  an  der  Colica  der  österreichische 
Hoffrath  und  vorhin  lange  Jahr  gewesene  Hoifmarschall  -  Ammts 
Secretari   Bernard  v.  Pelser,   ein  Mann   von   großer  Geschicklichkeit 


266  1744,  Dez.  22.-27. 

und  Doctrin,  sonderlich  in  Rechtssachen,  anbei  laborios  und  ein  sehr 
gutter  Christ. 

Den  22.  und  23.  wohnte  der  Herzog  Vormittag  und  abends  en 
public  dem  Gebett  bei,  die  Königin  aber  immer  incögnito  und  hatten 
wir  die  Ordonnanz  um  11  Uhr  und  um  halber  8  Uhr. 

Den  24.  gienge  der  Herzog  um  halber  6  Uhr  zur  Toison 
Vesper  mit  dem  gewöhnlichen  Corteggio;  zur  Metten  aber  pflegen 
die  Herrschafften  allzeit  in  privato  in  die  Cammer  Capellen  sich  zu 
verfügen. 

Den  25.  wurde  der  heilige  Christag  gewöhnlicher  Maßen  ge- 
feieret; um  11  Uhr  wäre  Ordonnanz  zur  Kirchen,  weillen  heut  keine 
Predig  zu  sein  pfleget ;  das  Toison  Ammt  wurde  in  der  Hoff  Capellen 
gehalten  und  der  öffentliche  Taffel-Dienst  in  der  Ritterstuben;  nach- 
mittags um  5  Uhr  giengen  die  Herrschafften  zur  Toison  Vesper,  so- 
dann wäre  Appartement. 

Ansonsten  langte  disen  Morgen  eine  Staffette  von  Brüssel  an, 
mit  der  traurigen  Nachricht,  daß  die  dortige  Frau  Gubernantin, 
welche  durch  die  ungemaine  Sorgfalt  deren  Medicorum  und  Chirur- 
gorum  (die  in  der  That  alle  nur  ersinnliche  Mittlen  zu  einiger  Ver- 
längerung eines  so  kostbahren  Lebens  angewendet)  bishero  so  zu 
sagen  von  einem  Tag  zu  den  anderen  aufgehalten  worden  wäre, 
endlichen  so  schwach  zu  werden  beginne,  daß  mann  ihr  seeliges  End 
stündlich  erwarte;  der  Herzog  hielte  dennoch  dise  Zeitung  heut  noch 
verborgen,  um  die  Kaiserin  sowohl  als  die  Königin  in  etwas  dazu 
vorbereiten  zu  können. 

Den  26.  führe  der  Herzog  ohne  der  Königin  nacher  St.  Ste- 
phan zu  den  Toison  Ammt,  desgleichen  gienge  er  auch  allein  Nach- 
mittag zur  Toison  Vesper,  und  wir  hatten  keinen  Taffei  Dienst. 

Den  27,  wäre  zu  St.  Stephan  das  Te  Deum  Laudamus  wegen 
glücklicher  Recuperirung  des  von  denen  Preußen  fast  gänzlich  oc- 
cupiret  gewesenen  Königreichs  Böhmen. ^^^)  Ingleichen  Toison- Ammt 
und  wohnten  beide  Herrschafften  sothaner  Andacht  bei;  übrigens  aber 
wurde  sowohl  der  Taffel-Dienst  als  das  Appartement  abgeschaffet, 
weillen  mann  augenblicklich  der  Ankunfft  des  Curriers  mit  der  Nach- 
richt des  erfolgten  Ableibens  der  Ertzherzogin  zu  Brüssel  (als  welche 
bei  Abgehung  deren  lezteren  Brieffen  würcklichen  in  Zügen  gelegen) 
entgegen  sähe. 

Dise  traurige  Bottschafft  und  daß  endlichen  den  16.  hujus 
höchst  besagte  Frau  zu  allgemainen  Leidweesen  deren  Niderländer, 
welche   sie   adoriret  haben,   den  Geist  aufgegeben,   kämme  aber  erst 


1744,  Dez.  27.-28.  267 

gegen  1  Uhr  mit  einer  Staifetta  an  und  wurde  sogleich  von  dem 
Graffen  von  Ulfeid,  der  sofort  selbsten  nacher  Hoff  sich  begäbe,  dem 
Herzog  gemeldet,  welcher  sodann  die  Königin,  die  bereits  seit  gestern 
abends  von  ihme  hierzu  vorbereitet  worden,  darvon  benachrichtiget, 
der  Kaiserin  aber  wurde  die  Nachricht  erst  Nachmittag  durch  ihren 
Beichtvatter  hinterbracht. 

Meines  Orths  nähme  die  Freiheit,  I.  Kö.  H.  als  ein  alter 
Diener  mein  Leidweesen  über  disen  betrübten  Zufall,  als  an  welchen 
diser  Herr  aus  so  villen  Motivis  sich  ungemain  interessirten,  schriflft- 
lich  zu  bezeigen  ^^^)  und  gienge  sodann  abends  zu  ihn  und  verblibe 
bei  selben  biß  nach  seinen  Nachtessen.  Ich  fände  den  Herzog,  wie 
oben  gemeldet,  über  die  Massen  betroffen;  er  hatte  die  Verstorbene 
Selbsten  mit  viller  Tendresse  geliebt.  Seinen  Brüdern  liebt  er  nicht 
weniger  und  nihmt  also  desto  empfindlicheren  Antheil  an  dessen  Be- 
trübnus  und  den  machenden  so  großen  Verlust,  geschweige  die 
Affliction  der  Königin,  welche  ihn  bei  der  ihr  zutragenden  ungemainen 
Zärtlichkeit  ebenfahls  mit  darnider  schlaget.  Bei  allen  deme  hat  der 
Herr  das  Glück  und  Gab  von  Gott,  daß  er  auch  in  der  stärckesten 
Betrübnus  sich  alsogleich  zu  fassen,  anbei  selbe  und  g6neralement 
alle  seine  Passionen  und  Affecten  unvergleichlich  wohl  zu  unterdrucken 
und  zu  verbergen  weis. 

Übrigens  wurden  sogleich  von  heut  an  biß  auf  weiteren  Befehl 
die  Spectacles  untersaget;  der  Fürst  Emanuel  v.  Liechtenstein  und 
Graff  V.  Ulfeid  Hessen  sogar  die  Gesellschafft,  welche  an  sicheren 
Tagen  der  Wochen  bei  ihnen  zu  sein  pflegte,  absagen  und  wurde 
erst  ville  Tage  hernach  wiederummen  eine  gehalten;  die  Spectacles 
aber  bliben  biß  nach  6  Wochen  verbotten. 

Den  28.  wäre  der  Kirchendienst  in  der  Cammer  Capellen  und 
die  Königin  sähe  ich  seit  der  traurigen  Zeitung  heut  zum  ersten  Mahl 
bei  den  Herzog.  Hiernächst  wohnte  ich  heut  einer  bei  den  Obrist 
Hoffmeister  zu  Regulierung  der  Hoff  Trauer  angesagten  Hoff  Conferenz 
bei,  nach  deren  Guttachten  die  Klage  etwas  kürtzer  als  für  die 
Ertzherzogin  Magdalena  höchstseeligen  Andenckens  und  ad  exem- 
plum  der  anno  1689  dahier  verstorbenen  pfältzischen  Chur  Prin- 
cessin^^'')  auf  4  Monath  in  Tuch  ohne  Seiden  für  uns  Männer 
und  in  weißen  Crepe  mit  der  Mante  für  die  Dames  angeleget 
werden  sollen;  allein  die  Königin  verschärffte  es  in  ihrer  Re- 
solution und  verlängerte  den  Termin  der  Trauer  auf  9  Monath 
biß  an  Francisci  und  die  Livree  und  schwartze  Spallier  biß  7  Mo- 
nath hinaus,  wie  aus  beigeschlossenen  ProthocoUo  mit  mehreren 
zu    ersehen. ^^^)    Motivum   erat,    daß   die   Verstorbene   ihre   eintzige 


268  1744,  Dez.  29.— 31. 

Frau  Schwester  und  anbei  auch  die  eintzige  von  ihrer  Lini  ge- 
wesen. 

Den  29.  wäre  noch  alles  retiriret,  mithin  auch  bei  Hoff  kein 
Appartement. 

Den  30.,  als  ich  eben  bei  den  Graffen  Philipp  Sternberg,  wo 
ich  gespeiset,  nachmittags  im  Spillen  begriffen  wäre,  empfienge  ich 
beiliegendes  Billet  von  der  Königin,  welches  sogleich  allerunter- 
thänigst  beantwortet  ^^^)  und  zur  bestimmten  Zeit  gegen  8  Uhr  mich 
zu  den  Herzogen  verfüget  habe.  Mann  hatte  ihme  den  Tod  seiner 
Frauen  Mutter  mit  der  tiblesten  Art  der  Welt  angedeutet,  allein  wie 
ich  erst  hier  oben  bemercket,  diser  Herr  findet  in  sich  Selbsten  un- 
gemaine  Ressources  in  dergleichen  Begebenheiten  und  lasset  die 
Betrtibnus  nicht  leicht  die  Oberhand  gewinnen;  nebst  deme  wäre 
er  zu  disen  lezteren  Zufahl  von  viller  Zeit  her  praepariret,  indeme 
höchstgedachte  Frau  schon  verschiedene  Attaques  d'apoplexie  gehabt, 
welche  sie  zu  lezt  ganz  kindisch  gemacht  hatten.  Uebrigens  erfolgte 
dero  Ableiben  nur  7  Tage  nach  den  Tod  der  Ertzherzogin,  den  23. 
dises,  an  wiederhollten  Schlagfluß  auf  den  Schloß  Commercey,  allwo 
sie  seit  der  Zeit,  daß  ihr  Herr  Sohn  sein  Patrimunial  Herzogthum 
gegen  Toscana  vertauschen  müssen,  vermög  Tractaten  ihren  Witthum 
gehabt  und  residiret  hatte. 

Den  31.  kämme  der  Printz  Carl  zurück  von  der  Arm6e  und 
wurde  in  denen  unteren  Zimmern  auf  den  Controlor  Gang,  wo  ehe- 
dessen  die  Obrist  Hoffmeisterinnen  gewohnet,  einlogiret,  um  nicht 
die  betrübte  Erinnerung  seines  vorhinigen  Quartiers,  worinnen  er 
sein  Beilager  gehalten  hatte,  durch  abermahlige  Erinnerung  der 
nemmlichen  Wohnung  zu  erneueren.  Er  stige  sogleich  auf  der 
Pastein  und  den  sogenannten  Spanninger  ab  und  gienge  gerad  zum 
Herzog,  bei  welchen  er  auch  die  Königin  sähe,  und  sofort  mit  dem- 
selben zu  der  Kaiserin  Frau  Mutter  hinauf  sich  verfügte.  Mann  hatte 
ihme  einen  Currier  entgegen  geschickt,  damit  er  spatt  abends  ein- 
treffen möge,  und  in  dem  ersten  Saisissement  der  Betrübnus  ent- 
deckte ihme  der  Herzog  den  Tod  ihrer  Frauen  Mutter,  als  von 
welchen  er  nichts  wüste.  Das  Ableiben  seiner  Gemahlin  hatte  ihme 
unterweegs  auf  der  Anherorais  sein  Beichtvatter  P.  Hallerstain  S.  J. 
ankündigen  müssen,  an  welchem  mann  eigends  den  Currier  zu- 
gefertiget  hatte.  Er  wäre  zwar  schon  vorläuffig  zu  diser  traurigen 
Sicherheit  vorbereitet  worden,  indeme  der  Herzog  ihme  jenes  Post- 
script des  Graffen  Königsegg-Erpsischen  Schreibens  (worinnen  die 
Nachricht,  daß  die  Ertzherzogin  ohne  aller  menschlichen  Hoffnung 
und   in   denen   lezten   Zügen   lige)   in   originali   zugeschickt   und   er 


1744,  Dez.  31.  269 

disen  fatalen  Currier  annoch  in  seinen  Quartier,  aber  eben  raiß- 
fertiger  erhalten  hatte.  Übrigens  geschahen  wegen  aller  diser  be- 
trübten Umständen  die  gewöhnliehe  Einrauchungs-Functionen  ohne 
der  sonsten  gebräuchlichen  Solennitet  nur  von  der  Geistlichkeit 
allein  und  wäre  weder  der  Obrist-Hoffmeister  noch  ich  dabei  zu- 
gegen. 


Anmerkungen  und  x4n]iang. 


1*  (99).     Diese  Absicht  wurde  nicht  verwirklicht. 

Das  Tagebuch  enthält  folgende  (unvollständige)  Notiz  über  Johann  Josefs 
Reise  nach  Dresden  1734: 

Nachdeme  ich  den  16.  Aprilis  1734  von  I.  K.  M.  zur  Gesandtschafft  nacher 
Coppenhagen  benennet  und  von  des  H.  Obrist  Hoffm.  Gr.  Sigmund  Kudolph  von 
Sintzcndorf  Exe.  als  kais.  bevollm.  Minister  nach  selben  Hoff  gewöhnlicher  Massen 
vor  dem  Mittagessen  (nebst  denen  Graffen  von  Ostein  und  Herberstein,  deren 
ersterer  am  russischen  und  zweiter  am  schwedtischen  Hoff  mit  dem  nemmlichen 
Carakter  abgehen  solte)  declariret  worden,  wäre  meine  erste  Geschafft,  bei  beiden 
kaiserl.  Maj.  noch  selben  Abends  mich  allerunterth.  zu  bedancken  und  nach  voll- 
endeten Dancksagungs  Visiten  bei  denen  Conferenz  Ministern  mich  umb  die 
baldige  Expedition  zu  bewerben;  und  ob  ich  schon  meine  erstere  Instruction  aus 
der  Reichscantzlei  bald  hernach  untern  (sie!)  Mai  erhalten,*)  so  verzohe  es  sich 
doch  mit  der  Particular  Instruction  aus  der  geheimen  Hoff  Cantzlei  noch  ville 
Wochen,  also  zwar,  daß  ich  genüthiget  wurde,  meine  Gemahlin,  welche  damahlen 
hochschwanger  wäre  und  dannoch  aus  gar  zu  zarter  Lieb  nicht  zurück  bleiben, 
weder  ihrer  Niderkunfft  zu  Wienn  abwarten  wolte,  den  5.  Junii  nebst  meinen 
zwei  altern  Kindern  (maßen  ich  die  zwei  jungem  Söhne  bei  meinem  Vattern 
im  Haus  und  unter  seiner  Obsorg  zu  hinterlassen  für  gutt  befunden  hatte)  voraus 
zu  schicken;  und  obwoUen  ich  selber  alsogleich  folgen  zu  können  mich  flatirt, 
so  muste  ich  doch  wogen  besagter  Ursach  der  noch  nicht  fertig  gewesener  ge- 
heimen Instruction  biß  auf  den  22.  Junii  verweillen. 

Nachdeme  ich  also  Tags  vorhero  bei  beiden  K.  M.  (bei  der  verwittibten 
Kaiserin  wäre  ich  schon  zuvor  zur  Audienz  gewesen)  und  den  3  durchl.  Ertz- 
herzoginnen  mich  allerunterth.  beurlaubet,  meinen  gutten  Freunden  und  den  Vor- 
nehmern von  Adl  die  gewöhnl.  Abschidts  Complimenten  erstattet,  von  meinem 
Vattern  den  vätterl.  Seegen  bekommen,  reisete  ich  bemelten  22.  Junii  als  einen 
Dienstag  gegen  6  Uhr  von  Wienn  ab,  führe  noch  selben  Tags  biß  Eiegersburg, 
allwo  ich  übernachtet. 

Mittwoch  als  den  23.  führe  ich  von  Riegersburg  hinweg  und  nachdeme 
ich  wegen  etwas  verdorbener  Weeg  drei  ganzer  Tag  und  Nacht  gefahren,  kämme 
ich  Samstags  als  den  26.  gegen  1  Uhr  nachmittags  zu  Dresden  an. 

Ich  ließe  alsobalden  meine  Ankunfft  dem  Graffen  von  Wratislau**)  zu 
wissen  thun  und  wolte  ihme  sprechen ;  allein  ich  traffe  ihn  nicht  zu  Haus  an  und 
ward  von  ihme  gegen  4  Uhr  nacher  Hoff  beschieden,  wo  ich  dann  (von)  beiden 


*)  Sie  ist  vom  8.  Mai  1734  datiert.     (Siehe  p.  75,  Anm.  7.) 
*)  Seit  1733  österreichischer  Gesandter  in  Dresden. 


271 

königl.  M.  zur  Audienz  gelassen  ward.  Der  Königin,  als  einer  gebolirnen  Ertz- 
herzogin  küssete  ich  die  Hand  und  überreichte  selber  das  von  dero  Frauen 
Mutter,  der  verwittibten  Kaiserin  M.,  an  sie  mir  mitgegebene  Schreiben.*) 

Es  hatte  höchstbesagte  I.  M.  die  Gnad,  alsbaldige  Ordres  zu  geben,  daß 
mir  das  sogenante  grüne  Gewölb,  worinnen  die  in  Europa  ihres  gleichen  nicht 
habende  Schatz  Kammer  auffbehalten  wird,  gezeuget  werde.  Nachdeme  führe 
ich  das  dermahlen  zwar  noch  nicht  ausgebaute  Japonische  Haus  zu  -Ijesehen, 
welches  mit  den  raresten  Porcellains  angefüllet  ist,**)  die  aber  damahls  nicht 
auffgestellet,  sondern  aus  der  nemralichen  Ursach  des  noch  nicht  vollständig  zu- 
bereiteten Gebäudes  in  etwelchen  sehr  dunklen  Gewölben  übereinander  lagen. 

Von  dannen  suchte  ich  Gelegenheit,  I.  K.  H.  des  königl.  Cron  und  Chur 
Printzens  Friderichs  meine  Aufwartung  zu  machen,  welche  wegen  ihren  sehr 
schwach  bestellten  Hüiften  nicht  allein  auf  denen  Beinen  aufrecht  sich  halten 
kann,  sondern  immer  von  einen  Cammer  Juncker  souteniret  werden  mus.***)  An 
deroselben  Oberhoffmaistern,  den  Graffen  von  Wackerbarth  Salmour  fände  ich 
einen  alten  Bekanten,  als  der  ville  Zeit  als  Minister  des  verstorbenen  Königs 
Augusti  IL  bei  unseren  Hoff  gestanden  und  nicht  allein  von  meinem  Herrn 
Vattern  und  verstorbener  Frauen  Mutter,  sondern  auch  (von)  meiner  Schwester 
und  mir  ein  besonders  gutter  Freund  allseitts  gewesen  ware.l) 

Abends  soupirete  ich  bei  dem  in  Staatssachen  dirigirenden  Ministro  von 
Brühl  in  sehr  zahlreicher  Compagnie,  welcher  ein  sehr  junger  Mann  ist  und  in 
denen  lezteren  Jahren  bei  dem  verstorbenen  König,  dessen  Page  er  anfänglich 
gewesen  wäre,  alles  gegolten  und  von  ihme  zu  denen  wichtigsten  Sachen  dres- 
siret  werden  solte.  Seithero  hat  er  sich  durch  seine  gutte  Freundschafft  mit  dem 
dermahligen  Favoriten  Graffen  Sulkowski  in  seinem  Posto  und  villen  Credit  zu 
erhalten  gewust  und  erst  neuerlich  sich  mit  einer  Freile  von  Kollobrath,  einer 
Tochter  der  dermahligen  Frau  Oberhoffmaisterin  vermählet. 

Ob  ich  nun  zwar  sehr  hinweg  eilete,  so  wolte  ich  doch  folgenden 
halben  Tag  mich  noch  verweillen,  theils  umb  denen  übrigen  königl.  Herrschafft 
meine  Cour  zu  machen,  als  sonderlich  umb  der  Ouvertüre  des  Landtags  beizu- 
wohnen, welche  selben  Morgens  in  großer  Gala  und  zahlreichem  Corteggio  ge- 
halten, worbei  dann  in  Nahmen  der  Stände  der  (sie!)  die  Anrede  an  dem  König 
gethan  und  dise  von  dem  alten  H.  von  Miltiz  beantwortet,  nachhero  die  königl. 
Postulata  abgelesen  wurden,  so  wohl  gegen  anderthalb  Stünden  gedauret  hat. 

1  (99).  Dem  Großherzog  Franz  war  das  Oberkommando  über  die  böhmi- 
sche Armee  übertragen  worden;  er  sollte  Prag  zurückerobern,  das  die  ver- 
bündeten Franzosen,  Bayern  und  Sachsen  im  November  1741   erstürmt  hatten, 


*)  Konnte  nicht  aufgefunden  werden. 

**)  Vgl.  J.  L.  Sponsel  (Kabinettstücke  der  Meissner  Porzellan-Manufaktur  von  Job.  Joachim 
Kandier,  3  ff.). 

***)  Friedrieh  Christian,  Sohn  und  Nachfolger  des  Kurfürsten  Friedrich  August  II.  (geb. 
5.  Sept.  1722),  litt  an  unheilbarer  Lähmung  der  Füße.  (Vgl.  über  ihn  AUgem.  deutsche  Biographie 
VII,  789  ff.) 

t)  Josef  Anton  Gabaleon  Graf  Salmour  war  der  zweite  Sohn  der  Katharina  Paolina  Maria 
Balbiano  aus  deren  erster  Ehe  mit  dem  Grafen  Salmour.  Dieser  fiel  1690  bei  der  Belagerung  von 
Cuneo.  Die  Witwe  vermählte  sich  1695  mit  dem  Markgrafen  Karl  Philipp  von  Brandenburg,  der 
noch  in  demselben  Jahre  starb,  worauf  sie  der  kurfürstlich  sächsische  GFM.  Graf  August  Christoph 
von  Wackerbarth  zur  Frau  nahm  und,  weil  seine  Ehe  kinderlos  blieb,  den  Grafen  Salmour  adop- 
tierte. Dieser  wurde  1731  zum  Obersthofmeister  des  Kurprinzen  ernannt.  (Siehe  Allgem.  deutsche 
Biographie  Bd.  40,  S.  449  ff.    Zedier,  Universal-Lexikon,  Bd.  52,  S.  382  ff.) 


272 

und  die  französische  Besatzung  gefangen  nehmen.   (Österreichischer  Erbfolgekrieg 
V"  139.) 

2  (99).  Elisabeth,  die  Tochter  Peters  d.  Gr.,  hatte  am  6.  Dezember  1741 
den  russischen  Thron  bestiegen,  nachdem  an  demselben  Tage  die  Regentin  Anna 
Leopoldowna  und  der  noch  unmündige  Kaiser  Iwan  ihrer  Würden  entsetzt 
worden  waren. 

Die  Krönung  hatte  am  6.  Mai  1742  zu  Moskau  stattgefunden.  Aus  diesem 
Anlaß  gab  der  russische  Gesandte  Ludwig  Kasimir  Lanczjnsky  von  Lanczyn  ein 
Fest,  das  von  8  Uhr  abends  bis  gegen  5  Uhr  morgens  währte.  (Wien,  Staats- 
archiv.) Elisabeth  erwies  sich  gleich  von  allem  Anfang  an  als  eine  treue  Bundes- 
genossin Maria  Theresias. 

3  (99).  Nicht  bloß  die  Erzherzogin  Marianne,  auch  die  Königin  Marianno 
von  Portugal  (eine  Tante  Maria  Theresias)  feierte  ihren  Namenstag.  An  dem- 
selben Tage  fuhr  Erzherzog  Josef,  der  achtzehn  Monate  zählte,  zum  ersten  Male, 
und  zwar  nach  Schönbrunn  aus.  Um  6  Uhr  abends  „wurde  auf  dem  —  in  dem 
Cammer  Garten  zu  Schönbrunn  eigends  aufgerichteten  und  von  dem  kö.  Hof- 
Dantzer  und  Entreprenneur  Selliers  veranstalteten  kleinen  Theatro  durch  seine 
Operisten  Banda  die  Opera,  Ezio  genannt,  mit  überaus  wohl  inventirten  Balleten 
aufgeführet,  welcher  die  a.  h.  Herrschaflften,  so  sich  zugleich  mit  einem  Spiel 
unterhielten,  aus  denen  Cabinets  Fenstern  zuzusehen  beliebet;  für  die  Dames 
und  Cavaliers  aber  waren  in  dem  Garten  eigene  Plätze  zugerichtet,  außer  diesen 
hingegen  und  was  nicht  von  Hof  gewesen,  niemanden  hineingelassen".  (Wiener 
Staatsarchiv.) 

4  (100).  Im  Jahre  1694  hatte  Sigismund  Graf  Thun  den  Augustinern  (auf 
der  Landstraße)  drei  Höfe  in  Hetzendorf  abgekauft,  die  er  in  ein  kleines  Jagd- 
schloß (das  heutige  kaiserliche  Lustschloß)  umwandelte.  Nach  ihm  hieß  dieses 
Schloß  der  Thunhof,  während  der  Garten,  der  dazu  gehörte  und  der  von  dem 
Grafen  angelegt  worden  war,  die  Bezeichnung  Thunwerd  führte.  Der  Hof  ge- 
langte 1709  in  den  Besitz  der  Eleonore  Barbara  (geb.  Gräfin  Thun),  Gemahlin 
des  Fürsten  Anton  Florian  von  Liechtenstein.  Ein  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Josef 
Johann  Adam,  erbte  den  Thunhof  (nach  dem  am  10.  Februar  1723  erfolgten  Tode 
seiner  Mutter)  und  schenkte  ihn  seiner  Schwester  Karoline,  der  Gemahlin  des 
Grafen  Franz  Wilhelm  von  Salm-Reifferscheidt.  Deren  Sohn  Anton  erbte  den 
ganzen  Besitz.  Antons  Vormund  aber,  Fürst  Josef  Wenzel  Liechtenstein,  ver- 
kaufte am  22.  Oktober  1742  den  Hof  samt  allen  Nebengebäuden  und  Grund- 
stücken an  die  Wiener  Hof  kammer.  Maria  Theresia  bestimmte  nun  diesen  Besitz 
für  ihre  Mutter,  die  Kaiserin  Elisabeth.  Hetzendorf  selbst  erwarb  Maria  Theresia 
am  30.  Mai  1744  von  dem  Deutschen  Orden,  dem  sie  dafür  die  vizedomischen 
Untertanen  in  Stadlau,  Aspern  und  Unter-Gänserndorf  überließ.  Das  Gut  blieb 
bloß  bis  1783  in  kaiserlichem  Besitz,  in  welchem  Jahre  es  Josef  II.  dem  Präsi- 
denten der  obersten  Justizstelle,  Christian  August  von  Sailern,  verkaufte.  (Topo- 
graphie von  Niederösterreich.  Herausgegeben  vom  Verein  für  Landeskunde  von 
Niederösterreich  III,  240  ff.) 

5  (100).  Marie  Karoline  Gräfin  Fuchs,  geb.  Gräfin  Mollart,  vormals  Er- 
zieherin, in  der  Folge  Obersthofmeisterin  Maria  Theresias.  Die  Königin  sowohl 
wie  deren  Gemahl  waren  ihr  in  innigster  Liebe  zugetan  —  hatte  doch  die 
Gräfin  das  Liebesverhältnis  beider  auf  das  eifrigste  begünstigt.  (Vgl.  Arneth 
IV,  148.) 


273 

Die  Herrschaft  Summerain  gehörte  der  Gräfin  Fuchs.  Maria  Theresia  ver- 
band mit  diesem  Besuche  auch  den  Zweck,  sich  des  Mannersdorfer  Bades  zu 
bedienen. 

6  (100).  Die  von  Karl  VI.  ernannten  geheimen  Räte  hatten  der  Königin 
Maria  Theresia  einen  neuerlichen  Eid  zu  leisten. 

7  (100).  Am  15.  Oktober  feierte  Maria  Theresia  ihren  Namenstag,  weshalb 
der  Großherzog  Franz,  der  sich  noch  bei  der  Armee  in  Böhmen  befand,  den 
Grafen  Losy  nach  Wien  gesandt  hatte,  die  Königin  zu  beglückwünschen. 

8  (100).  Gabriel  Graf  Erdödi,  Bischof  von  Erlau  (1715—1744),  trug  „auf 
vorläuffiges  Ansuchen  bei  dem  königl.  Coeremoniario  das  Evangelium,  Thurri- 
bulum  und  Pacem  ...  I.  M.  der  Königin  zu  und  verrichtete  die  Funktion  des 
Diaconi  (so  auch  an  dergleichen  Nahmens-  und  Geburtstagen  bei  voriger  kaiserl. 
Regierung,  jedoch  gar  selten  geschehen),  wie  nicht  minder  das  Tisch  Gebett. ..." 
Das  Hochamt  in  der  Hofkapelle  zelebrierte  der  Bischof  von  Neutra,  Emerich 
Graf  Esterhazy.    (Wien,  Staatsarchiv.) 

9  (100).  „Dann  wie  solte  man  wol  können  genug  thun  —  sprach  Windisch- 
grätz  —  für  eine  solche  voUkomneste  Königin,  welche  mit  denen  grösten  Leibs- 
und Gemüts  Gaben  gezieret,  alle  alte  Artemisien,  Zenobien  und  Brittannische 
Elisabethen  samt  übrigen  berühmten  Frauen  deren  alten  und  neuen  Geschichten 
weit  vorgehet,  welche  bei  Anfang  der  so  beschwärlichen  Regierung  und  noch 
so  jungen  Jahren  durch  einen  Riosensprung  in  der  Staats-  und  Regierungs-Kunst 
denen  ältesten,  geübtesten  und  berühmtesten  Weltmonarchen  es  gleich  und  bevor 
thut,  welche  nichts  von  ihrem  holdseligen  Geschlecht  hat  als  jene  bewunderungs- 
würdige Annehmlichkeit  und  majestätische  Schönheit,  welche  mit  tieffester  Ver- 
ehrung alle  Hertzen  zu  Füssen  leget,  nebst  der  von  Gott  gesegneten  Fruchtbar- 
keit, welche  uns  billig  Vertrauen  machet,  weichergestalten  das  durclil.  Ertz  Haus 
bis  an  das  Ende  der  Welt  zum  Trotz  deren  Feinden  in  vollkommenem  Flor, 
höchsten  Ruhm  und  Herrlichkeit  bestehen  werde.  ..."  (Sonderblatt  des  Wiener 
Diariums  vom  14.  November  1742.) 

Irrtümlicherweise  schrieb  Khevenhüller  „die  Kaiserin"  statt  „die  Königin". 
(Vgl.  auch  Tagebuchnotiz  vom  5.  Januar  1742,  p.  99.) 

10  (100).  Johann  Josefs  älteste  Tochter  Maria  Josefa  (geb.  6.  Dezember 
1729,  t  29.  Juli  1798)  vermählte  sich  1748  mit  Karl  Josef  Grafen  Herberstein. 
Dieser  starb  26jährig  am  13.  Dezember  1753.  Drei  Jahre  später  wurde  Maria 
Josefa  die  Gattin  des  Grafen  Gabriel  Bethlen,  siebenbürgischen  Hof  kanzlers,  den 
Maria  Theresia  1766  zum  Obersthofmeister  Albrechts  von  Sachsen-Teschen,  Ge- 
mahls Maria  Christinens,  ernannte.    Bethlen  starb  1768. 

Die  zwei  älteren  Söhne  Johann  Josefs  waren  Johann  Sigismund  Friedrich 
(geb.  22.  Februar  1732,  f  15.  Juni  1803)  und  Johann  Josef  Franz  Quirin  (geb. 
30.  März  1733,  f  21.  Februar  1792).  Der  erstgeborene  Sohn  Johann  Adolf  Sigis- 
mund (geb.  15.  Dezember  1730)  war  am  21.  September  1736  gestorben. 

Johann  Sigismund  Friedrich  war  Kämmerer,  Reichshofrat  und  schlug  in 
der  Folge  die  diplomatische  Laufbahn  ein:  vom  7.  Mai  1756  bis  24.  November 
1759  bekleidete  er  die  Stelle  eines  kaiserlichen  Gesandten  in  Lissabon;  am 
26.  November  1762  wurde  er  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Turin  versetzt,  von 
wo  ihn  Maria  Theresia  am  11.  Dezember  1771  abberief.  Er  wurde  zum  Obersthof- 
meister des  Erzherzogs  Ferdinand,  bald  darnach  zum  Prinzipalkommissär  im 
Lombardischen  ernannt  und  am  11.  April  1775  zum  Geheimen  Rat  ernannt. 
(Konzept  des  Dekretes  im  Wiener  Staatsarchiv.)    Im  Jahre  1782  zog  er  sich  von 

Khevenhüller-Schlitter.    1742—1744.  18 


274 


allen  Geschäften  zurück  und  lebte  als  Privatmann  teils  in  Mailand,  teils  in 
anderen  Städten  Italiens.  Auf  seiner  Durchreise  von  Venedig  nach  Wien  er- 
krankte er  1803  in  Klagenfurt,  wo  er  im  selben  Jahre  verschied.  Dies  besagt 
der  Denkstein  in  der  Villacher  Pfarrkirche.  (Vgl.  Horraayr:  Archiv  für  Geo- 
graphie, Historie,  Staats-  und  Kriegskunst,  Jahrg.  1822,  S.  479.)  Im  fürstlich 
Khevenhüllerschen  Archive  zu  Frohnsburg  befinden  sich  zahlreiche  Briefe,  die 
Maria  Theresia  eigenhändig  an  Johann  Sigismund  Friedrich  geschrieben  hat. 

Johann  Sigismund  Friedrich  war  in  erster  Ehe  mit  Maria  Amalia  Fürstin 
Liechtenstein  (geb.  11.  August  1737,  f  22.  Oktober  1787),  in  zweiter  mit  Maria 
Josefa  Gräfin  Strassoldo  vermählt.  Nur  aus  erster  Ehe  stammten  Kinder,  und 
zwar  Johann  Josef,  Karl  Maria  Franz  Josef  Klemens,  Johann  Franz  Josef  und 
sechs  Töchter. 

Johann  Josefs  zweiter  Sohn,  Johann  Josef  Franz  Quirin,  widmete  sich  dem 
Soldatenstand.  Er  wurde  1761  Oberst,  1771  Generalmajor,  1781  Feldmarschall- 
leutnant. Von  1775  bis  zu  seinem  im  Jahre  1792  erfolgten  Tode  war  er  Inhaber 
des  Infanterieregiments  Nr.  12.  (Kriegsarchiv.)  Er  war  vermählt  mit  Maria 
Josefa  Gräfin  Schrattenbach  (verw.  Guidobald  Josef  Graf  Dietrichstein),  die 
später  den  Fürsten  Franz  Gundaker  Colloredo  heiratete. 

Ihn  überlebten  drei  Söhne:  Johann  Josef,  Johann  Vincenz,  Franz  S.  Anton. 

11  (101).  Nach  dem  Tod  des  Kaisers  Franz  schied  Fürst  Auersperg  aus 
diesem  Amte. 

12  (101).  Sinzendorff  bekleidete  das  Obersthofmeisteramt  vom  November 
1724  bis  Januar  1747. 

13  (102).  „  .  . .  Solchemnach  hatte  der  erste  königl.  H.  Obristhofmeister 
mit  dem  neuen  zweiten  H.  Obristen  Hofmeistern  Grafen  v.  Stahremberg  sich 
nach  der  ersten  königl.  Anticamera  verfüget  und  ihme  seinem  untergebenen 
zweiten  Obristen  Hofmeister-Staab  unterm  Baldachin  gewöhnl.  Maßen  vorgestellet, 
nach  welchem  der  erste  königl.  H.  Obristhofmeister  wieder  in  die  Rath  Stuben 
zurückgegangen  und  nach  einer  kurtzen  Verweilung  mit  dem  neuen  Obristen 
Hofmarschallen  IL  Grafen  v.  Kevenhüller  sich  in  die  königl.  Ritterstuben  be- 
geben und  unter  dem  daselbstigen  Baldachin  vor  dem  Tisch  in  der  Mitte  stehend 
besagten  neuen  Obristen  Hof  Marschallen  sowohl  dem  allda  versammleten  Amts 
Secretario  und  übrigen  Hoifmarschallischen  Gerichts  Assessorn,  so  alle  in 
schwai-tz  tüchenen  Mantelkleidern  angekleidet  erschienen,  als  auch  denen  übrigen 
von  dem  Hof  Marschall  Staab  ebenfalls  vorgestellet.  ..."    (Hofprotokoll.) 

14  (102).    Konnte  nicht  aufgefunden  werden. 

15  (102).  Nur  einen  Status  vom  Jahre  1741  konnten  wir  ausfindig  machen 
(Wien,  Staatsarchiv),  und  zwar  den  folgenden: 


Num. 

Officia 

Personale 

Besoldung 

1 
1 

5 

Obrist  Hofmarschall  .    .    . 
Amts  Secretarius  .... 
Assessores 

1200 
700 
800 
800 
800 
500 
500 

Franz  Alexander  Härtl  .    .    . 
Karl  Leopold  von  Kriegsau    . 

Georg  Wilkowitz 

Johann  Begontina 

Johann  Alxinger 

Johann  Augustin  Romani  .     . 

275 


Num. 


Dfficia 


Sup.  Num. 


Registrator    ...... 

Expeditor 

Protokollist 

Kanzlist 

Sup.  Num. 

Rait  Handler 

Amts  Trabanten    .     .    .    . 


Sup.  Num. 

Hofquartier  Meister   .     .     . 

Hof  Fouriers 

N.  B.  Deren  Numerus  solle 
nach  Absterben  auf  4 
wirkliche  und  2  Sup. 
Num.  reduzirt  werden. 


Sup.  Num. 


Einspäninger 


Hof  Profoß 


Personale 

Johann  Christoph  Aigner 

Franz  Ertl 

Franz  Brätsch 

Wenzel  Josef  Keyl    .... 

Ferdinand  Hönninger      .     .    . 

Josef  Faby 

Franz  Geisenhoflf 

Tobias  Tanner 

Johann  Klepautsch     .... 

Ludwig  Natali 

Johann  Parzer 

Paul  Bernhardt 

Josef  Kimbel 

Franz  Raison 

Franz  Robinet 

Josef  Eberl 

Johann  Ohnesorg 

Anton  Prandtner 

Philipp  Bäber 

Christoph  Berti 

Leopold  Kössler 

Max  Meichßner 

Andre  Lechner 

Antoni  Pruckner 

Jakob  Lindenmüller  .... 

Johann  Koller 

Franz  Geittinger  samt  dessen 
Lieutenant  und  Stecken- 
Knecht      


Besoldung 


108 
108 
150 
150 

100 
80 
80 
80 

500 
450 
450 
450 
450 
450 
450 


450 
450 
450 
450 


400 


Gegen  diesen  oben  ausgemessenen  Besoldungen  werden  die  vorhin  aus 
dem  Hof  Kuchl  Amt  genossene  Kostgelder  von  1.  Jan.  dies  Jahrs  angerechnet, 
völlig  aufgehoben,  dahingegen  selben  künftig  wie  bereits  der  Anfang  gemacht 
worden,  die  ausgemessene  Besoldungen  bei  dem  Statt  Banco  richtig  werden  be- 
zahlt und  jenen,  so  weniger  als  1000  fl.  an  Besoldung  haben,  die  Assignations 
Arrha  fürohin  nachgelassen  werden. 

Übrigens  wird  der  Hofmarschall  denen  ihme  Untergebenen,  so  hermit  neu 
aufgenohmen  worden,  zu  bedeuten  haben,  daß,  nachdeme  der  Zustand  des 
Aerarii  und  gegenwärtige  Zeiten  eine  größere  Gehalts  Ausmessung  nicht  ge- 
statten, dieselbe  sich  anmit  zu  begnügen  haben  werden. 

Maria  Theresia. 

(Intimation  an  die  Hofkammer,  11.  März  1741.    Wien,  Staatsarchiv.) 
Graf  KhevenhüUer   erhielt  als  Obersthofmarschall  1200  fl.  und  außerdem 

2000  fl.  Geheimratsgehalt.    (Intimation  an  die  Hofkammer,    20.  November  1742.) 
Noch  folgendes  sei  erwähnt:    im  ganzen  gab  es  (mit  den  überzähligen) 

11  systemisierte  Assessorstellen.    KhevenhüUer  beantragte  1743,  es  möge  noch 

18* 


276 

eine  zwölfte  kreiert  und  die  Taxe  von  500  fl.  (Hälfte  der  Besoldung,  die  ehedem 
ein  Assessor  bezogen  hatte),  welche  „vormahlen  bei  Resolvirung  eines  Assessors" 
zu  erlegen  war,  auf  400  fl.  herabgesetzt  werden. 

Maria  Theresia  resolvierte:  „weillen  der  Hoff  und  dicasterium  ohnedem 
sehr  vermindert  seind,  gedenckhe  die  assessores  vor  jezt  nicht  zu  vermehren, 
die  wohl  mit  der  Arbeit  kleckhen  werden."  (Vortrag  Khevenhüllers  s.  d.  1743. 
Wien.  Obersthofmarschallamt.) 

Im  Oktober  1742  war  der  Expeditor  Ferdinand  Hönninger  gestorben. 
Khevenhüller  machte  daher  am  24.  Juni  1743  einen  Besetzungsvorschlag.  Diesen 
genehmigte  Maria  Theresia,  wonach  eine  Vorrückung  stattfand  und  der  Akzessist 
Franz  Josef  Geittinger  die  Stelle  eines  überzähligen  Kanzlisten  erhielt.  Aber 
aus  Khevenhüllers  Vortrag  erfahren  wir  auch,  daß  Faby  —  über  26  Jahre  beim 
Hofmarschallamt  gedient  hat  und  erst  nach  dieser  Zeit  in  die  mit  150  Gulden 
dotierte  Stelle  eines  Expeditors  eingerückt  ist.  Khevenhüller  führt  Klage  über 
den  kleinen  Status  des  Personals-,  man  habe  ungemein  viel  zu  tun,  müsse  daher 
auch  an  Sonn-  und  Feiertagen,  sogar  während  der  Nachtzeit  arbeiten.  Schließ- 
lich bemerkt  er,  es  ginge  wohl  nicht  mehr  an,  die  Taxe  wie  bisher  bei  der 
österreichischen  Hofkanzlei  zxi  erlegen.  Denn  laut  Entschließung  der  Königin 
sei  die  Trennung  erfolgt  und  das  Hofmarschallamt  als  eine  unabhängige  Stelle 
anzusehen. 

Maria  Theresia  genehmigte  Khevenhüllers  Besetzungsvorschlag  und  resol- 
vierte zugleich,  es  sei  „die  Tax  unterdessen  in  depositum  beim  Hoflfmarschall  zu 
behalten,  bis  weitrer  Befehl".     (Wien,  Obersthofmarschallamt.) 

16  (103).  Vgl.  S.  97,  Anm.  3. 

17  (104).  Dieses  Datum  ist  unrichtig;  denn  Prinz  Karl,  der  seit  dem 
15.  November  1742  das  Oberkommando  führte,  übergab  es  „ad  Interim"  dem 
FM.  Grafen  Khevenhüller,  und  zwar  am  15.  Dezember,  an  welchem  Tage  er  nach 
Wien  abreiste.  (Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  IV,  645.)  Karl  langte  (nach 
dem  Hofprotokoll)  am  Abend  des  16.  Dezember  in  Wien  an. 

18  (108).    Vgl.  Starzer,  309  flf. 

19  (111).  Das  Kreditiv  für  den  Burggrafen  Friedrich  Ludwig  zu  Dohna 
ist  vom  3.  Dezember  1742  datiert.  „Er  ist  von  Mir  vornehmlich  befehliget  worden 
—  schrieb  Friedrich  II.  an  demselben  Tage  an  Maria  Theresia  —  E.  M.  zu  er- 
kennen zu  geben,  wie  sehr  Ich  Mich  über  das  zwischen  Deroselben  und  Mir 
glücklich  hergestellte  gute  Vernehmen  erfreue  und  daß  Ich  jederzeit  eine  der 
angenehmsten  Bemühungen  Meiner  königlichen  Eegierung  darin  bemhen  laßen 
werde,  selbiges  mehr  und  mehr  zu  befestigen  und  unauflöslich  zu  machen.  ..." 
(Original,  Wien,  Staatsarchiv.) 

Im  Juli  1744  wurde  Dohna  abberufen,  um  „in  gewißen  Angelegenheiten" 
nach  Stuttgart  zu  gehen ;  ihn  sollte  bis  zu  seiner  Rückkehr  der  Legationssekretär 
van  der  Hellen  vertreten.  (Friedrich  II.  an  Maria  Theresia,  Berlin,  18.  Juli  1744. 
Original,  Wien,  Staatsarchiv.) 

20  (112).  „AUerunterthänigste  Amtserinnerung"  des  Obersthofmarschalls 
Fürsten  Auersperg.    S.  d.    (Original,  Wien,  Staatsarchiv.) 

Nachdeme  E.  kö.  M.  aus  vielen  erheblichen  Ursachen  erfunden,  dero  Staats 
Canzlei  von  der  Oesterreichischen  Hoff  Canzlei  abzusönderen  und  bei  der  erstem 
ein  besonderes  Capo  als  Hof  Canzler  in  der  Person  des  Grafen  von  Ulefeld  an- 
zusezen,  welcher  allein  die  auswärtige  Geschäften  und  geheime  Hauß  Sachen, 
nicht  weniger  in  so  weit  ein  Hof  Canzler  sonsten  respectu  deren  Hof  Ämteren 


277 

ein  Influenz  gehabt,  dieserwegen  das  erforderliche  besorgen,  die  Oesterreichische 
Hof  Canzlei  hingegen  wie  die  königl.  hungarische  und  böhmische  allein  die  Pro- 
vincialia  und  was  dahin  gehörig,  respiciren  solle,  und  mich  dessen  vermittels  des 
anligenden  copeilichen  Decreti  zur  Wißenschaft  a.  g.  erinneren  laßen,*)  benebst  a.  h. 
einen  Vorschlag  anverlangt,  wie  in  Ansehung  des  mir  dermahln  a.  g.  anvertrauten 
Obrist  Hof  Marschall  Amts  und  deren  dahin  einschlagenden  Geschäften  forderist,  was 
das  Justiz  Wessen  anbetrift,  eine  sichere  Norma  zu  stellen  und  zu  halten  seie.**) 
Also  zu  dessen  a.  gehors.  Folge  habe  E.  kö.  M.  a.  u.  vorstellen  sollen, 
welchergestalten  das  Obrist  Hof  Marschall  Amt  an  denen  k.  u.  k.  Höfen  jedes- 
mahln  eines  deren  ersteren  Hof  Ämteren  gewesen,  welchem  Inhalt  der  untern 
Kaiser  Ferdinaudo  II.  ausgestelten  Instruction  an  der  k.  u.  k.  Hof  Staat***) 

1.  die  Besorgung  deren  Curialien  und  Follicei,  dan 

2.  die  Administrirung  der  Justiz  über  alle,  so  in  kaiserl.  oder  königl. 
Diensten  stehen  oder  des  Hof  Schuzes  genüßen  und  nicht  durch  besondere  Privi- 
legia  ihren  etwo  angebohrnen  oder  aus  anderer  besondern  Ursach  einem  Foro 
schon  unterworfen  bleiben. 

Was  nun  die  erste  Gattung  der  Obrist  Hof  Richterl.  Activität  concerniret, 
so  hat  diese  mit  keiner  Instanz  eine  Influenz  und  darum  gestehet  das  Obrist 
Hof  Marschall  Amt  keiner  Canzlei  das  geringste  Einsehen  zu,  in  Erwegung, 
wan  in  dem  Curiali  oder  Politico  an  der  k.  und  k.  Hof  Staat  etwas  neuerlich 
einzurichten  oder  das  vorige  zu  verbeßeren  oder  aber  abzustellen  oder  auch  in 
materia  deren  Gesandtschaften  zu  entscheiden  vorfallet,  ein  solches  jedesmahl 
immediate  an  I.  K.  oder  K.  M.  gebracht,  darüber  von  a.  h.  deroselben  immediate 
die  Sach  resolviret  und  entschieden  oder  aber  in  rebus  majoris  momenti  zur 
Conferenz  deren  Ministrorum  unter  dem  Pracsidio  des  Obristen  Hof  Meisters  ad 
deliberandura  übergeben  und  nach  abstatten  Conferential  Keferat  die  a.  h.  Re- 
solution des  öftern  selbst  eigenhändig  oder  durch  das  Obrist  Hof  Meister  Amt 
gewöhnlichermaßen  dem  Obrist  Hof  Marschall  Amt  intimiret  wird,  wie  solches  die 
in  verschiedenen  Fällen  unzahlbar  sich  geäußerte  Casus  bestättigen  und  in 
frischen  Andenken  beruhen  werden. 

Belangend  das  zweite  und  Justiz  Weesen,  so  erstreket  sich  des  Obrist 
Hof  Marschallens  Jurisdiction  über  die  Territoria  Aulica  und  wo  das  Hof  Laager 
sich  befindet,  und  oben  erwehnte  in  k.  und  k.  Schuz  und  Bedienung  stehende 
Personen,  über  welche  bei  denen  vorfallenden  Civil  und  Criminal  Begebenheiten 
das  Recht  zu  sprechen  die  Macht  und  Authorität  übergeben  ist. 

Wan  jemand  über  ein  von  dem  Obrist  Hof  Marschall  Amt  geschöpftes 
Urtl  sich  beschwäret  und  die  Revision  oder  Recursum  ad  summum  principem  zu 
nehmen  sich  gemüßiget  gefunden,  seind  die  Supplicata  immediate  an  I.  K.  und 
K.  M.  gestellet  und  überreichet  worden.  Von  Zeit  Kaisers  Rudolphi  I.  biß  auf 
die  Zeit  Kaisers  Ferdinandi  II.  ist  von  einem  oesterreichischen  Hof  Canzler  oder 
Canzlei  nichts  bekant  gewesen,  wie  dan  in  des  leztern  Hof  Staat  Beschreibung  f) 
neben  denen  vier  Hof  Ämteren  nur  folgende  Consilia  und  Canzleien,  als  Consilium 


*)  Dieses  Dekret  liegt  nicht  bei.    Siehe   hingegen  Fellner-Kretschmayr  III,   Nr.  5ß,   p.  479 
(Handschreiben  an  den  Obersthofmeister  d.  d.  1742,  II,  14). 
**)  Vgl.  ibid.  III,  Nr.  57,  C,  p.  494  ff. 

•**)  Es  dürfte  jedoch  die  Hofstaatsordnung  Ferdinands  I.  (vermutlich  von  1537)  gemeint  sein, 
welche  die  Vorlage  für  alle  späteren  Hofmarschallinstruktionen  geworden  ist.  (Ibid.  II,  Nr.  12,  I.  B, 
p.  121  ff.  und  Nr.  12,  II.  A,  p.  126  ff. 

t)  Fellner-Kretschmayr  II,  Nr.  12,  III,  X,  p.  216  ff. 


278 

intimum,  Consilium  imperiale  aulicum,  Consiliura  camerae  aulicum,  Consilium  aulae 
bellicum,  Consilium  aulico  hungaricum  et  Consilium  aulico  bohemicum  zu  erfinden 
seind;  folglichen  haben  I.  K.  und  K.  M.  gemeldte  Revisions,  Restitutions  undRecurs 
Sachen  durch  die  Reichs  Hof  Räthe  deliberiren  und  die  a.  h.  Resolutiones  von  daraus 
dero  Obrist  Hof  Gericht  intimiren  laßen,  welches  bis  ad  annum  1650  continuiret  hat, 
alwo  vermög  des  anligend-  untern  30.  Julii  an  dero  Obrist  Hof  Marschallen  ergangenen 
Decreti  mitgegeben  worden,*)  die  von  dem  Reichs  Hof  Rath  an  ihne  kommende 
Revisionen  von  seinen  Sentenzen  zwischen  alhier  anwesenden  Hofbefreiten  und 
Hof  Juden,  ohne  I.  kais.  M.  Vorwißen  nicht  statt  zu  thuen,  sondern  wan  sie  ge- 
suchet werden,  dessen  allezeit  vorhero  I,  kais.  M.  immediate  nacher  Hof  berichten 
und  deroselben  a.  g.  Resolution  darüber  erwarten  sollen.  Worauf  erfolget,  daß 
nach  a.  h.  Befund  und  Gefallen  I.  K.  und  K.  M.  die  Revisions-  und  andere  Re- 
solutiones teils  von  dem  Reichs  Hof  Rath  bis  ad  annum  1679  testibus  actis,  teils 
aber  auch  von  der  immittels  auf  kommenen  oesterreichischen  Hof  Canzlei  als  zu- 
gleich geheimen  Hauß  Canzlei  intimiret  und  expediret  worden  seind;  welche 
kais.  a.  g.  Befelch  bißhero  zwar  a.  u.  angenommen,  dardurch  aber  selbige  Canzlei 
für  kein  Obergericht,  sondern  allein  für  ein  Mittel,  durch  welches  der  Kaiser  ihm, 
Hof  Marschallen,  bis  daher  zu  befehlen  Beliebnus  getragen,  agnosciret  worden. 

Diese  Veränderung  ist  dan  die  Ursach  gewesen,  daß,  wo  vormahlen  die 
Reichs  Hof  Räthe  und  die  Reichs  Canzelei,  dero  Amtsbedienten  und  Familien 
gleich  anderen  Hof  Canzleien  der  kaiserl.  Obrist  Hof  Marschallischen  Amts 
Jurisdiction  unweigerlich  untergeben  gebliben,  sich  dieser  alleinigen  Ursach 
halber  hiervon  zu  entziehen  gesuchet  und  sogar  in  der  Wahl  Capitulation  Kaisers 
Josephi  und  Caroli  die  Exemption  zu  bewürken  beflißen  gewesen;  weiln  auf  ge- 
melte  Art  dieselbe  per  indirectum  in  revisorio  zur  oesterreichischen  Hof  Canzlei 
als  ein  Provincial  Stelle  zu  Urtl  und  Recht  gezogen  wurden,  deme  dan  auch 
andere  königl.  Hof  Canzleien  nachgeamet  und  aus  gleichbemerkter  Ursach  der 
Obrist  Hof  Richterlichen  Jurisdiction  zu  entziehen  und  ohne  Richter  an  dem 
k.  und  k.  Hof  Laager  zu  stehen  gesuchet. 

Diesen  Anstoß  aber  also  durch  gegenwärtig-  ergriflfenes  Mittel  und  ge- 
machte Absonderung  der  geheimen  Hof-  und  Hauß-  von  der  oesterreichischen 
Hof  Canzlei  E.  kö.  M.  nunmehro  allerweisest  gehoben  haben. 

Ergibet  sich  demnach,  daß  auch  in  Justiz  Sachen  und  was  in  diese  Materie 
einschlaget,  immediate  zu  E.  kö.  M.  nach  bißheriger  Gewohnheit  die  Revisiones, 
Restitutiones  etc.  genommen  und  durch  dero  geheime  Hof-  und  Hauß  Canzlei 
vorgetragen  und  expediret  werden  müßen  und  zu  der  oesterreicherschen  Hof 
Canzlei  nicht  gezogen  werden  können,  immaßen  demselben  nach  E.  kö.  M.  a.  h. 
Entschlüßung,  gleich  der  k.  hungarisch-  und  böheimischen  Hof  Canzleien  nichts 
anderes  als  die  Provincialia  zu  respiciren  eingeraumet  worden. 

Widrigens  erfolgete  der  alte  Anstoß  und  müßheiliget,  daß  die  andere  Hof- 
Stellen  und  Mittel,  als  die  Hof  Cammer,  Hof  Kriegs  Rath,  die  königl.  hungar. 
und  königl.  böheim.,  siebenbürg.,  niederländische  Hof  Canzleien  und  übrige  dem 
Obrist  Hof  Richterlichen  Amt  untergebene  Personale  dieser  Jurisdiction  zu  ent- 
ziehen sich  bemühen  wurden,  weiln  sie  hierdurch  als  personae  aulicae  unter  ein 
Provincial  Hof  Canzlei  unterzogen  wurden.  Es  erfolgete  auch  hieraus  jenes 
Absurde,  daß,  wan  E.  kö.  M.  aus  Oesterreich  in  ein  Dero  Erb  Königreichen  sich 
begeben,  daß  in  denen,  wehrenden  dasigen  Aufenthalt  vorfallenden  burgerl.  oder 

*)  Beilage  I. 


279 

peinlichen  Casibus  von  dem  Obrist  Hof  Gericht  geschöpften  Urtl  und  Recht,  die 
Revision  oder  Recurs  in  Oesterreich  gesuchet  werden  müste.  Endlichen  erfolgcte, 
daß  die  dasige  königl.  Hof  Canzlei  ad  exemplum  dieser  oesterreichischen  ex  pari- 
tate  rationis  das  Revisorium  und  eine  Obereinsicht  über  dero  königl.  Obrist  Hof 
Gericht  zu  prätendiren  nicht  unbillich  ansiinnen  wurden;  welchen  und  noch 
anderen  mehreren  Inconvenienzen  nicht  anders  als  durch  die  leztlich  a.  h.  ge- 
schöpfte Entschlüßung  gesteuret  wird,  daß  von  dero  Obristen  Hof  Gericht  zu 
E.  königl.  M.  die  Revision  und  andere  Recursus  in  Justiz  Sachen  genommen  und 
in  dero  geheimen  Hof  Canzlei  untersuchet,  zum  Vortrag  und  Entscheidung  ge- 
bracht und  sofort  von  danen  expediret  werden. 

Es  wird  auch  hieraus  nicht  die  geringste  Confusion,  wan  man  änderst 
herzu  nicht  den  Anlaß  macht,  entstehen,  sintemahln  solche  damahln  nicht  ent- 
standen, als  der  Obrist  Hof  Richterl.  Zwang  und  das  Justiz  Weesen  an  allen 
k.  und  k.  Hof  Staaten  und  Hof  Laagern  von  vielen  Saeculis  her,  sonderlich  bei 
dem  a.  durchl.  Erzhauß  von  Rudolpho  I.  in  der  gebührenden  Dignität,  Activität 
und  Vorzug  jederzeit  gewesen  und  wo  man  von  einer  oesterreichischen  Hof 
Canzlei  nichts  gewust,  bis  solche  erst  unter  Ferdinando  III.*)  zur  gegenwärtiger 
Weesenheit  den  Ursprung  genommen,  auch  anfänglich  das  ganze  Collegium  in 
einem  Hof  Canzler  und  zweien  secretariis  et  simul  referendariis  bestanden  ist. 

Die  Materien  seind  auch  bei  dem  Obrist  Hof  Marschall  Amt  nicht  in  so 
großer  Anzahl,  sofern  nur  nicht  alle  Kleinigkeiten  angenommen  werden;  sie  er- 
forderen auch  keine  wöchentliche,  zu  geschweigen  tägliche  Berathsclilagung  und 
werden  die  Currentia  wie  vormahln  durch  den  Hof  Canzler  und  zustellenden 
geheimen  Hof  Secretarium,  dan  die  wichtigere  Sachen  mit  Zuziehung  einiger 
Räthen  wie  vormahln  leichtlich  besorgen  und  bestritten  werden. 

Benebst  seind  auch  die  Materien  keiner  Dingen  von  solcher  Beschaffen- 
heit, daß  dieselbe  mit  der  Provinzial  oder  oesterreicherschen  Canzlei  einen  Zu- 
sammenhang hätten,  imaßen  so  viel  die  bißhero  sich  geäusserte  Jurisdictions 
Irrungen  betrift,  werden  diese  sohin,  wo  nicht  alle,  doch  vielen  Teils  verhindert 
werden  mögen,  wan  man  über  die  abgestatteten  Amtsberichte,  statt  deren  pro 
eo  casu  abgefasten  Resolutionen  eine  absolute  Regul  und  Decision  gemacht  hätte, 
so  annoch  zu  Vermeidung  dergleichen  Irrungen  und  hieraus  entstehenden  An- 
laufs des  Hofs  zu  bewerkstelligen  ist. 

Die  Schranken  deren  allhier  befindlichen  vielerlei  Gerichtbarkeiten  seind 
auch  anderen  bekant  und  wan  es  nöttig,  wird  es  bei  E.  kö.  M.  beruhen,  in  der- 
gleichen seltenen  Zufällen  dero  oesterr.  Hof  Canzlei  auch  hierüber  zu  vernehmen 
und  über  dero  abstattendes  schriftliches  Referat,  wie  es  auch  in  anderen  Be- 
gebenheiten öfters  geschehen,  andere  zu  berathschlagen  und  dero  königl.  Resolu- 
tion durch  dero  geheime  Hof  Canzlei  eröfnen  zu  laßen. 

Die  Hoffreiheiten  und  Judenschuz  seind  vormahln  von  der  Reichs  Canzlei, 
nachhero,  als  die  geheime  Hof  Canzlei  entstanden,  zugleich  von  dieser  und  so- 
fort hernach  von  beeden  expediret  worden,  wie  solches  anligende  Resolution 
d.  d.  23.  et  praes.  29.  Augusti  1679  unwidersprechlich  bestättiget  und  den  darin 
gemachten  Unterschied  dahin  eröfnet,  daß  die  erstere  die  Hofstaat  zu  folgen  und 
immittels  ihr  Gewerb  zu  Wienn  zu  sperren  verbunden  worden.**) 


*)  Die  österreichische  Hofkanzlei  ist  1620  (also  unter  Ferdinand  II.)  von  der  Reichskanzlei 
abgetrennt  worden. 
**)  Beilage  II. 


280 

Obwohln  nun  dieses  in  das  Politicum  loci  mit  einlauffet,  seind  doch  vor- 
hero  ohne  Vernehmung  der  Bürgerschaft  und  der  N.  Oe.  Regierung  oder  der 
oesterreicherschen  Hof  Canzlei  dergleichen  christlich-  und  jüdische  Hoffreiheiten 
ertheilet  worden,  auch  respectu  deren  lezteren  bis  anhero  niemand  vernommen, 
sondern  die  Juden  Freiheiten  absolute  von  der  geheimen  Hof  Canzlei  aus- 
gefertiget  worden;  wurde  sich  aber  dießfalls  in  futurum  ein  Anstand  äußeren 
und  die  oesterreicherische  Hof  Canzlei  zu  vernehmen  sein,  wird  derselben  gar  nicht 
decoros  fallen  dörffen,  an  E.  kö.  M.  ihre  Erinnerung  schuldigster  Maßen  abzustatten, 
indeme  sie  hierdurch  dero  a.  h.  Willen  befolget,  welche  Erinnerung  und  der 
ganzen  Sache  Beschaffenheit  ferrer  E.  kö.  M.  zur  a.  g.  Resolution  dero  geheime 
Hof  Canzlei  vorzutragen  haben  wird.  Es  wird  aber  auch  dessen  gar  nicht  nöttig 
sein,  weiln  bei  jeziger  Einrichtung  in  Handwerks  Sachen  eine  Hof  Commißion 
mit  Subjectis  v.  allen  Instantien  angestellet  ist,  welche  in  hac  materia  privilegiorum 
ihre  gutachtliche  Berichte  an  E.  kö.  M.  abzugeben  hat.  Wammen  sollen  und 
können  diese  gutachtliche  Berichte  nicht  zur  königl.  geheimen  und  warum  zur 
oesterreicherischen  Hof  Canzlei  abgereichet  werden,  indeme  sothane  Hofbefreite 
fUrderist  zu  Bedienung  der  k.  und  k.  Hof  Staat  und  das  Hoflaager  zu  folgen  ur- 
sprünglich angenommen  worden  und  annocli  hierzu  in  denen  erteillenden  Frei- 
heiten ausdrüklich  verbunden  werden,  also,  da  diese  Hoffreiheiten  indulta  regia 
et  personalia  seind,  welche  nicht  nur  in  Österreich,  sondern  in  allen  übrigen  Erb 
Königreichen  und  Länderen  ihre  Würkung  und  Effekt  liaben  sollen,  aus  ihrer 
natürlichen  Eigenschaft,  von  der  kön.  geheimen  Hof-  und  Staats  Canzlei  und 
nicht  von  einer  Provincial  Canzlei  ausgefertiget  werden  müßen,  weiln  ein  öster- 
reicherisches Provincial  Privilegium  extra  territorium  nicht  angesehen  wird. 

Das  Hof  Quartier  Wesen  ist  ein  immediales  dem  Obrist  Hof  Marschall  Amt 
anklebendes  Regale,  welches  unter  keiner  Einsicht  einer  Canzlei  stehet.  Die 
Einrichtung  der  Hof  Quartier  Ordnung  de  anno  1669  *)  und  alles  in  diese  Materie 
einschlagendes  von  größerer  Wichtigkeit  ist  durch  gehaltene  Hof  Conferenzen 
berathschlaget,  die  übrigen  Sachen  auf  den  Vortrag  eines  jeweiligen  Obrist  Hof 
Marschallens  von  I.  kaiserl.  M.  resolviret,  mithin  niemahln  pro  re  mixti  fori, 
sondern  pure  aulica  angesehen  und  gehalten  worden.  Daß  zu  Beschreibung  der 
Hof  Quartier  von  dem  Stadt  Magistrat  Commissarii  zugezogen  werden,  geschiehet 
darummen,  daß  selbe  zusehen,  was  man  der  Hof  Quartier  Ordnung  gemäß  denen 
Hofleüthen  zu  bewohnen  anweiset  und  daß  man  keinen  beschwäret.  Dieses  ge- 
schiehet in  allen  Erb  Königreichen  und  Erbländeren,  wohin  sich  die  k.  und  k. 
Staat  und  Hoflaager  verfüget  und  subsistiret,  ohne  daß  derentwillen  in  anderen 
Länderen  denen  königl.  Hof  Canzleien  beigefallen  wäre,  gegen  dem  k.  und  k. 
Obrist  Hof  Marschall  dießfalls  oder  in  andere  Weege  eine  Jurisdiction  oder  aber 
eine  Erkentnuß  sich  anzumaßen-,  äußeret  sich  eine  Beschwärde,  wird  solches 
E.  kö.  M.  vorstellig  gemacht  und  nach  des  Obrist  Hof  Marschaliens  Vernehmung 
entweder  von  E.  kö.  M.  selbst  entschieden  oder  vermittels  anordnender  Conferenz 
und  abstattenden  a.  u.  Vortrag,  ohne  einer  nöttigen  Hof  Canzlei  entschieden.  Bei 
Ansuchung  deren  Bau  Freijahren  hat  es  ebenmäßig  dermahln  lediglich  an  des 
Obrist  Hof  Marschallen  Amts  gutachtlichen  Bericht  beruhet  und  ist  ohne  dieß 
ein  schon  festgesteltes  Sistema,  wie  die  ansuchende  Freijahre  nach  Proportion 
des  aufführenden  Gebäudes,  welches  durch  das  Hof  Quartier  Amt  in  Augenschein 

*)  Mencik  (Beiträge  zur  Geschichte  der  kaiserlichen  Hofämter.  Archiv  für  Österreichische 
Geschichte,  87.  Band,  p.  472)  erwähnt  bloß  die  Ferdinandeische  Instruktion  d.  d.  1637,  XI.  IG,  welche 
Leopold  I.  am  23.  Juni  1657  bestätigte. 


281 

genommen  wird  und  die  beilegende  Riß  und  Bau  Unkosten  untersuchet,  zu  er- 
teillen  seind;  darüber  auch  in  zweiflfelhaften  Zufall  die  geheime  Hof  Canzlei, 
gleich  die  oesterreicherische ,  der  Billichkeit  nach  zu  arbitriren  vermögend 
sein  wird. 

Und  obschon  alle  diese  in  das  Justizwcesen  und  sonst  in  das  Curiale  et 
Politicum  einlauflfende  Activität  an  sich  selbst  mit  der  Eigenschaft  einer  Staats- 
oder  Hauß-Canzlei  keine  Verwandtschaft  zu  haben  vorgewendet  werden  wolte, 
so  kan  dieselbe  noch  weniger  mit  einer  Provincial  Canzlei  verknüpfet  werden; 
als  da  hieraus  unvermeidentlich  erfolgete,  daß  bei  jedermahliger  Veränderung  des 
königl.  Hoflaagers  das  Revisorium  und  übrige  in  das  Justiz  und  anderes  politisches 
Weesen  einlauffende  Sachen  aus  eben  denen  jenigen  Principiis,  worauf  die  oester- 
reicherische Hof  Canzlei  sich  zu  gründen  gedenket,  zu  jenes  königl.  Reichs-  oder 
Landes  Hof  Canzlei,  worinnen  pro  tunc  das  königl.  Hoflaager  sich  befindete, 
ebenmäßiges  Vorrecht  praetendiren  und  sofort  das  königl.  Obrist  Hof  Gericht 
iraerhin  bald  jener,  bald  dieser  Hof-  und  Provinzial  Canzlei  gleichsam  sub- 
ordinirt  sein  müste,  welches  doch  so  indecoros  für  ein  dergleichen  vornehmes 
Hof  Amt  als  unpracticirlich  zu  sein,  von  selbst  in  die  Augen  fallet. 

Aus  dieser  kurzen  Vorstellung  werden  demnach  E.  kö.  M.  a.  g.  erfinden, 
wie  es  nötig  gewesen  seie,  dero  geheime  Hof-  und  Staats  Canzelei  von  der  öster- 
reicherischen abzusönderen  und  mit  besonderen  Capo  zu  versehen,  und  wie  alle 
bei  dem  königl.  Obrist  Hof  Gericht  fürfallende  ad  revisorium  kommende  Justiz 
Sachen  von  demselben  besorget  werden  können,  hingegen  wie  indecoros  als  un- 
thunlich  es  wäre,  das  königl.  Obrist  Hof  Marschall  Amt  in  Ansehung  dessen 
Praerogative  und  Activität  einer  Provinzial  Hof  Canzlei  zu  unterziehen  und  dar- 
durch  das  in  dero  geheimen  Räthen,  Präsidenten,  allen  Hof  Dicasterien,  dan  in 
Hof  Chargen  und  anderen  Bedienungen  bestehendes  Personale  aulicum  einer 
Landes  Instanz  zu  unterwerfFen. 

Also  hab  ein  solches  dero  a.  h.  weitern  Entschlüßung  überlaßen  und  mich 
zu  königl.  Hulden  a.  u.  empfehlen  wollen. 

L  (ad  p.  278). 

Copia.  Von  der  röm.  kais.  auch  zu  Hungarn  und  Böheimb  königl.  M. 
Erzherzogen  zu  Oesterreich  etc.,  unsers  a.  g.  Herrn  wegen  deroselben  Rath, 
Cammerern  und  Obristen  Hof  Marschallen  Herrn  Heinrich  Wilhelm  Grafen  und 
Herrn  von  Stahremberg  etc.  hiemit  in  Gnaden  anzuzeigen.  A.  h.  ermelt-  L  kais.  M. 
haben  sowohl  aus  der  zwischen  dero  Hof-Kriegs-Raht,  Cammerern,  General 
Commissario  und  Landobristen  in  Oesterreich  u.  d.  E.  Herrn  Ernst  Herrn  von 
Traun  etc.  und  denen  Ferdinand  Daniel  Permannischen  Erben  versirenden  und 
von  ihme,  Herrn  Obrist-Hof-Marschallen  unlängst  mit  Gutachten  nacher  Hof  ge- 
gebenen Praetensions-Sachen,  als  auch  sonsten  gn.  abgenommen,  was  maßen  die 
Revisiones  von  allen  bei  dem  Obrist  Hof-Marschallichen  Gericht  ergehenden  Sen- 
tenzen (ohngeacht,  daß  die  darbei  intereßirte  beklagte,  sowohl  Christen  als  Juden, 
I.  kais.  M.  eigene  Unterthanen  und  unter  dero  landesfürstl.  Schuz  und  Jurisdiction 
allhie  angesessen  sein)  immediate  für  den  kais.  Reichs-Hof-Raht,  ohne  L  kais.  M. 
einiges  Vorwissen  gezohen  werden  wollen;  nachdeme  aber  hieraus  allerhand  Con- 
fusiones  und  schädliche  Praejudicia  entstehen,  also  ist  L  kais.  M.  a.  g.  Willen 
und  Befehl  hiemit,  daß  er,  Herr  Obrist-Hof-Marschall  hinführo  einigen  dergleichen 
von  dem  Reichs-Hof-Raht  an  ihn  kommenden  Revisionen  von  seinen  Sentenzen 


282 

zwischen  alhie  anwesenden  Hof  befreiten  und  Hof-Juden  ohne  I.  kais.  M.  Vor- 
wissen nit  statt  thuen,  sondern,  wan  sie  gesucht  werden,  dessen  a.  z.  vorher© 
I.  kais.  M.  immediate  nacher  Hof  berichten  und  deroselben  ferrere  a.  g.  Resolution 
darüber  erwarten  solle. 

(Wien,  Staatsarchiv.) 

II.  (ad  p.  279). 

Copia.  Dekret  an  den  Hof kammer -Vize-Präsidenten  und  angesetzten 
Obrist-Hof-Marschallen  Herrn  Johann  Quintin  Grafen  Jörger  zu  Tollet. 

...  Er  werde  sich  zu  erindern  wissen,  daß  in  der  anno  1660  wegen  der 
hofbefreiten  KaufF-  und  Handwerks-Leuth  ergangener  gn.  Ilaubt-Resolution  u.  a. 
gemessen  vorgesehen,  daß  diejenig,  welche  ihre  Hoffreiheiten  von  der  N.  Oe.  ge- 
heimben  Hof  Canzlei  erhalten,  dem  kais.  Hof  zwar  zu  folgen  schuldig  sein,  be- 
nebens  aber  gleichwohlen  alhier  zu  Wienn  einen  öffentlichen  Laden,  ungehindert 
des  kais.  Hofs  Abwesenheit  halten  mögen,  entgegen  aber  diejenigen,  so  ihre 
Hof  Freiheiten  von  der  Eeichs-Canzlei  haben,  der  kais.  Hofstatt  zu  folgen  ge- 
halten, alhier  zu  Wienn  und  anderwärts  aber,  wo  der  kais.  Hof  sich  nicht  be- 
findet, dergleichen  oiFentliche  Laden  zu  haben  oder  ihr  Gewerb  fortzutreiben 
ihnen  verbotten  sein  solle. 

Dieweiln  sich  nun  derraahlen  bei  I.  kais.  M.  von  hinnen  genommener  Ab- 
reiß der  Fall  und  Zeit,  obbesagte  g.  Resolution  zum  Vollzug  zu  bringen,  sich 
ereignet,  als  hat  er,  angesetzte  Herr  Obrist-Hof-Marschall  auf  derselben  Execution 
mit  Nachdruck  zu  halten. 

(Wien,  Staatsarchiv.) 

Referat  des  österreichischen  Hofkanzlers. 
S.  d.  (Abschrift.    Wien,  Staatsarchiv.) 

E.  kö.  M.  hat  allermildest  gefallen,  einen  Vorschlag  abzuforderen,  wie  in 
Ansehung  des  Obrist  Hof  Marschallen  Ambts  und  derer  dahin  einlauffenden  Ge- 
schafften eine  sichere  Norma  vest  zustellen,  nach  welcher  sowohl  die  oester- 
reichische  geheime  Hoff  Canzlei  als  auch  die  Staats-  und  Hauß  Canzlei  sich  zu 
richten  hette. 

Die  Natur  derer  beeden  Canzleien  gibet  die  MaßreguUn  von  selbsten  an 
die  Hand. 

Die  Verfaßung  der  oesterreichischen  Hoff  Canzlei  ist,  das  Politicum  pro- 
vinciale  und  judiciale  in  denen  oesterreichischen  Ländern  zu  besorgen  und  folget 
mithin  von  selbsten,  daß  was  immer  dahin  einigen  Einfluß  hat,  ohne  Zerrittung 
des  Systematis  und  viele  daraus  besorglichen  Unordnungen  nicht  wohl  könne 
abgezogen  werden. 

Dargegen  kommen  der  Staats-  und  Hauß  Canzlei  ihrer  Aigenschafft  nach 
alle  Geschafften  zu,  welche  das  Universum  betreffen,  wie  ingleichen  auch  die 
Vorfallenheiten,  so  sich  bei  Hoff  quoad  curialia  ergeben  oder  mit  fremden 
Ministris  zutragen. 

Nach  solcher  Cynoscur  und  institutmäßiger  Beschaffenheit  derer  beeden 
Canzleien  ist  unschwehr  zu  beurtheilen,  in  wie  weit  der  Hoff  Marschall  der  oester- 
reichischen Hoff  Canzlei  und  in  waß  Fällen  derselbe  der  Staats-  und  Hauß  Canzlei 
unterzustehen  habe? 


i 


I 


283 

Das  Amt  eines  Obrist  Hoff  Marschallens  theilet  sich  haubtsächlich  in 
zweierlei  Functiones  ab,  alß 

erstens  in  das  Ceremoniale  bei  Hoff  wie  auch  auf  denen  Reisen  und  in 
publiquen  Einzügen,  wohin  mann  auch  zehlet  den  Schutz,  so  er  denen  frembden 
Ministris  zu  ertheilen  oder  in  so  weith  er  auch  sonsten  in  Ansehung  dererselben 
sein  Amt  zu  handien  hat. 

Zweitens  in  der  Hoff-Jurisdiction,  welcher  alle  unterworffcn,  so  in  E.  kö.  M. 
Diensten  stehen  oder  in  andere  Weege  sich  des  Hoff  Schutzes  zu  erfreuen 
haben,  die  alleinige  Landes  Mitgliedere  und  Universiläts  Membra  ausgenohmen, 
welche  in  Krafft  derer  besonderen  Freiheiten  ihren  foro  ordinario  zugethan  ver- 
bleiben. 

Die  ersterc  Gattung  der  Hof  Marschallischen  Ambts  Activität  ist  das 
aigentliche  Objectum,  worüber  der  Staats-  oder  Hauß  Canzlei  das  Obereinsehen 
gebühret,  maßen  dieses  Departement  mit  dem  Provinciali,  Politico  und  Judiciali 
keine  Verknüpfung  hat,  sondern  ohnmittelbahr  den  Hoff  und  die  bei  selben  re- 
vidireude  Bottschafften  und  Gesandte  angehet. 

Wie  dann  eben  dahin  auch  gehöret  die  Verleihung  derer  Hoff  Quartieren 
sowohl  allhier  alß  wo  immer  der  Hoff  sich  befindet,  maßen  hierinnen  einem  zeit- 
lichen Obrist  Hoff  Marschallen  niemahlen  Zill  und  Maaß  gesezet,  sondern  nur 
jene  Beschwärden,  so  einige  Partheien  gegen  die  übermäßige  Quartier  Anschrei- 
bung  inzuweillen  fürgebracht,  behörig  untersuchet  worden. 

Waß  aber  den  zweiten  Theil  des  Hoff  Marschall  Ambts,  nemmlichen  den 
Gerichtszwang  und  das  Justiz  Weesen  betrifft,  so  hat  dieses  mit  der  Sphaera 
einer  Staats-  oder  Hauß  Canzlei,  wie  es  jedermann  von  selbsten  in  die  Augen 
fallet,  nicht  die  mindeste  Connexion,  sondern  im  Gegentheil  eine  solche  Be- 
schaffenheit, daß  es  von  der  oesterreichischen  Canzlei,  welche  das  Politicum  und 
zugleich  das  Revisorium  zu  besorgen  hat,  ohne  höchster  Confusion  nicht  wohl 
kann  abgetrennet  werden. 

Dieses  lasset  sich  nicht  wohl  füglicher  und  mehrers  überzeugend  beweisen, 
alß  wann  mann  von  Rubrique  zu  Rubrique  gehet  und  bei  jeglicher  den  evidenten 
und  unabsönderlichen  Zusammenhang  darstellet. 

Die  Haubt  Rubrique  bestehet  in  jenen  Beschwehrschrifften,  so  bei  E.  kö.  M. 
über  die  Hoff  Marschallische  Bescheid  und  Erkantnußen  in  denen  alda  schwe- 
benden Rechtssachen  fast  täglichen  übergeben  werden. 

Die  Entscheidung  sothanner  Anbringen  erfordert  ihrer  Natur  nach  eine 
Collegialüberlegung,  welche  in  mehrern  Räthen  zu  bestehen  hat,  theils  weillen 
in  zweiffelhafften  Rechtssachen  die  Pluralität  derer  Stimmen  obschon  abhänglich 
von  E.  kö.  M.  a.  h.  Resolution  den  Außschlag  geben  muß,  theils  weillen  in  publice 
einen  gar  widrigen  Eindruk  mache,  wann  es  vermerkete,  daß  die  Aussprüche 
und  Urtheill,  so  ein  ganzes  Dicasterium  geschöpfet,  am  a.  h.  Orth  der  Censur  nur 
eines  oder  des  anderen  unterligen  solten. 

Neben  deme  aber  ereignen  sich  fast  täglichen  solche  Zufäll,  die  keinen 
Verschub  leiden,  sondern  eine  alsogleichs  und  wohlüberlegte  Berathschlagung 
erheischen,  gleichwie  es  in  casibus  moratorii  und  anderen  Personal  Executions 
Begebenheiten  sich  des  öfftern  zutraget. 

Wie  schiket  sich  nun  zu  allem  disen  die  Staats-  oder  Hauß  Canzlei,  so  in 
einem  Canzler  und  Rath  bestehet,  welche  beede,  wie  bekant  ist,  mit  viel  wich- 
tigern Geschafften  überladen  seind?  Und  wie  stehet  dahero  zu  hoffen,  daß  sie 
nebst   der  aufhabend-  höchstmühesamben   Staats  -  Expedition   zugleich   operose 


284 

Process  Arbeithen  übernehmen  und  sogar  die  tägliche  Currentsachen  mit  jener 
Celerität  beförderen  könne,  wie  es  die  Justiz  erheischet? 

Solten  aber  auch  in  derlei  Justiz  Sachen  noch  andere  Canzleiräthe  zu- 
gezogen und  diesen  der  Vortrag  aufgebürdet  werden,  so  entspringende  darauß 
keine  andere  Würkung,  als  daß  denen  übrigen  Canzleien  das  höchst  nöthige 
Personale  entzogen,  die  Räthe  auseinander  gesezet  und  viele  weit  mehrers  im- 
portirende  Deliberationes  gehinteret  wurden. 

So  sihet  mann  auch  sonsten  keine  erdenkliche  Ursach,  die  E.  kö.  M.  be- 
wegen könte,  die  hofmarschallische  Eechts-Sachen  von  ihrem  uhralten  Canal  ab- 
und  an  eine  andere  Canzlei  zu  leithen.  E.  kö.  M.  fiirnemste  Ministri,  welche  fast 
sammentlich  Lands  Mitgliedere  seind,  werden  durch  die  oesterreichische  Canzlei 
in  revisorio  geurtheilet;  warumben  solten  die  geringere  Käthe  und  Bediente  sich 
derselben  entziehen? 

Da  bevorab,  wo  die  mehreste  Clagsachen  sich  auf  hier  gemachte  Schulden 
gründen  und  soforth  auch  nach  denen  hiesigen  Landt-Gesäzen  erörteret  werden 
müssen,  ja  einige  Causae  von  einer  solchen  Natur  seind,  daß  auch  die  Obrist 
Hoflfmarschallische  Jurisdictions  Genoßene,  wie  zum  Exempel  in  Ausziehungs- 
sachen, bei  der  allernidrigsten  Instanz  zu  recht  stehen  müßen. 

Die  zweite  Rubrique  ist  die  Untersuch-  und  Abthuung  aller  Jurisdictions 
Irrungen,  so  sich  zwischen  den  Obrist  Hotfmarschallen  und  anderen  Stellen  er- 
aignen.  Hierüber  kann  der  Vortrag  nicht  wohl  durch  eine  andere  Canzlei  ge- 
schehen, als  welche  zugleich  die  übrige  Tribunalien  zu  vernehmen  und  E.  kö.  M. 
a.  h.  Resolution  an  selbe  zu  intiiniren  hat,  sonderlich  wo  die  Schrancken  derer 
alhiesig  so  viellerlei  Gerich tbahrkeiten  niemanden  so  vollkomen  als  der  oester- 
reichischen  Hoff  Canzlei  bekannt  sein  mögen  und  eine  an  sich  natürliche  Snch 
ist,  daß  der  Obrist  Hof  Marschall,  sobald  er  sich  eines  Jurisdictionseingriffs 
gegen  andere  Instanzen  beklaget,  die  Remedur  bei  jener  Canzlei  suchen  müßen, 
welcher  die  besagte  Tribunalien  unterworffen  seind,  und  die  folglich  die  a.  h. 
Befehl  an  selbe  zu  dirigiren  hat. 

Unter  der  dritten  Rubrique  verstehet  mann  die  Ausfertigung  derer  Hof 
Freiheiten  und  des  Juden  Schutzes.  Beedes  schlaget  tieff  in  das  Politicum  pro- 
vinciale  ein  und  werden  sonderlich  die  Hof  Freiheitten,  zumahlen  selbe  auf  lauter 
burgerl.  Gewerb  gehen,  schon  seith  vielen  Jahren  nicht  mehr  verliehen,  bevor 
mann  nicht  die  Regierung  mit  ihren  Ambtserinnerungen,  dise  aber  die  bürger- 
liche Zunffteu  wegen  ihres  darunter  so  mercklich  versirenden  Interesse  darüber 
vernohmen  hat,  gestalten  ohne  disem,  in  wie  weith  die  implorirte  Hoff  Freiheit 
der  Burgerschafft  schädlich  oder  unnachtheillig  auch  dem  Publico  nuzlich  seie, 
ohnmöglich  beurtheilet  werden  kann.  Unzählige  Anstößigkeiten  ereignen  sich 
zwischen  denen  Hoffbefreiten  und  bürgerlichen  Professionisten,  wo  es  gemeinig- 
lich auf  den  Verstand  derer  Privilegien  und  auf  das,  wass  die  Landeswohlfarth 
erheischet,  ankommet.  Wie  schwär  aber  müste  hierinnen  der  Staats-  oder  Hauß 
Canzlei  fallen,  ein  gegründetes  Arbitrium  zu  nehmen,  da  sie  ja  von  dem  dis- 
orthigen  Detaillo  und  Landes  Verfaßung  nicht  wohl  so  genau  informiret 
sein  kann? 

Und  wie  dedecoros  wäre  allenfals  der  oesterreichischen  Hoff  Canzlei, 
wan  sie  in  Sachen,  so  ohnmittlbahr  ihre  Sphaeram  angehen,  für  eine  andere 
Canzlei  nur  gleichsam  den  Canal  zu  Vernehmung  derer  politischen  Stellen  ab- 
geben solte?  In  summa  die  Privilegia  in  allen  Ländern  werden  bekannter 
Dingen  allein  durch  die  Provincial  Hoff  Canzleien  ausgefertiget,  und  da  die  Hoff 


285 

Freiheiten  von  ganz  gleicher  Natur  seind  und  alß  Indulta  personalia  an  einige 
Künstler  und  wohlverdiente  Leuthe  verlihen  werden,  so  ergibet  sich  die  bündige 
Schlußfolge  von  selbsten. 

Eine  fast  gleiche  Beschaffenheit  hat  es  mit  der  vierten  Rubrique  in  Er- 
theillung  derer  Quartier  Freijahren,  alß  welches  in  allen  Ländern  pro  re  mixti 
fori  angesehen  und  dahero  bei  denen  Provinzial  Hoff  Canzleien  tractiret  wird. 
Auch  alhier  seind  bei  Anschreibung  derer  Quartieren  zweierlei  Commissarii, 
nemblichen  von  Obrist  Hoflf  Marschallen  und  von  dem  Statt  Rath.  Die  erstere 
sehen  auf  das  Quartier  Regale,  die  leztere  aber  darauf,  damit  der  Bürgersmann 
über  die  hergebrachte  Proposition  eines  Drittels  nicht  beschwehret  werde.  Und 
auf  eben  dise  Weise  wird  auch  das  Augenliecht  eingenohmen,  alß  oift  es  umb 
die  Außmeßung  derer  Freijahren  zu  thun  ist,  umb  zu  erheben,  wie  weith  sich 
die  Bau-Unkosten  erstrecken.  Und  folglichen  auf  wie  viele  Freijahr  einzurathen 
der  Billichkeit  und  der  bisherigen  Observanz  gemäß  seie. 

Daraus  aber  fliesset  von  selb.sten,  daß  sothanne  Arbitrirung  derer  Freijahren 
mit  der  Aigenschaft  einer  Staats-  oder  Hauß-Canzlei  gar  keine  Verwandschaflft, 
sondern  in  Gegentheil  in  das  Provinciale  oder  Politicum  die  alleinige  Influenz 
habe,  auch  sonsten  gar  kein  solides  Fundament  sich  eußere,  warumben  von  der 
im  Eingang  angezogenen  Grund  Regul  und  waß  in  all  anderen  Provinzen  üblich 
ist,  solle  abgegangen  werden. 

Und  dieses  ist,  a.  g.  Frau,  der  Vorschlag,  -wie  die  Canzleien  nach  ihrer 
beedseitigen  Aigenschafft  und  ohne  allbesorglicher  Irrung,  so  vill  dem  Obrist 
Hoff  Marschallen  betrifft,  ohnmasgebigst  können  abgesondert  werden,  und  es  ge- 
ruhen darbei  E.  kö.  M.  versichert  zu  sein,  daß  mann  bei  sothannen  Abtheil  ungs 
Plan  nichts  anderes  zum  Zwek  führe,  als  die  gute  Ordnung,  dann  die  höchst 
nöthige  Subordination  derer  Stellen  und  endlichen  auch  die  Justiz  in  ihrem  un- 
verzögerten  Lauff  zu  erhalten,  anbei  unzähligen  Colisionen  auszuweichen,  mithin 
alles  zu  vermeiden,  waß  immer  dero  a.  h.  Dienst  nachtheilig  sein  könte. 

21  (112).  Dekret  an  den  Obersthofmarschall  Grafen  Johann  Josef  Kheven- 
hüller.  Wien,  26.  Dezember  1742.  (Original  im  Obersthofmarschallamt,  Konzept 
im  Staatsarchiv.) 

„Von  der  zu  Hungarn  und  Böheim  königl.M.,  Erzherzogin  zu  Oesterreich  etc., 
.  .  .  dero  Cammerern,  würcklichem  geheimen  Rath  und  Obristen  Hofmarschallen 
Herrn  Johann  Josef  Grafen  von  Khevenhüller  hiemit  anzudeuthen:  a.  h.  gedacht 
I.  k.  M.  hätten  wegen  derer  nach  bekanntlich  beschehener  Absonderung  dero  ge- 
heimen Staats-  und  Hauß-Hof-Cantzlei  von  der  oesterreichischen  Cantzlei  zwischen 
dem  Obristen  Hof  Marschallen  und  der  leztern  in  Revisions  Recursen  und  sonsten 
sich  geäußerter  Differentzien  auf  die  darüber  gepflogene  Hof-Conferential-Berath- 
schlagung  und  diesseitig  in  Sachen  a.  u.  gethanen  Vortrag  die  a.  g.  Resolution, 
in  was  I.  kö.  M.  hegende  Gesinnung  wegen  des  Obristen  Hof  Marschalls  als  dero 
Obristen  Hof  Richters  eigentlich  bestehe,  und  wie  a.  h.  dieselben  es  sonderlich 
mit  der  Revision  derer  bei  dem  Obristen  Hof  Marschallen  gesprochen  werdenden 
Rcchtsangelegenheiten  fürs  künfftige  gehalten  haben  wollen,  unterm  24.  d.  zu 
Ende  lauffenden  Monaths  und  Jahrs  folgender  Gestalten  allermildest  zu  eröffnen 
gerahet.*)  Wie  daß  nemblich  das  Revisorium  bei  ihme,  Herrn  Obristen  Hof 
Marschallen,  verbleiben,  derselbe  jedoch  ad  majora  gebunden  sein  und  diesen 

*)  Beilage  A. 


286 

Revisionen  kein  hofmarschallischer  Assessor,  sondern  seithen  von  der  kö.  hungar. 
Hof  Canzlei  der  Hof  Eath  Hüttner,  von  der  kö.  böheimischen  der  Hof  Rath 
Turba,  von  der  oesterreichisclien  der  Hof  Rath  Pelser,  von  dem  Hof  Kriegs-Rath 
entweder  der  Hof  Kriegsrath  Schloissnig  oder  Dreyling  und  endlich  von  seithen 
der  N.  Oe.  Regierung  der  Regierungsrath  Spaun  denenselben  beiwohnen  sollen. 
Wann  dann  auch  etwas  von  Siebenbürgen,  Niederland  oder  Wälisch  Land  vor- 
kämme, so  wäre  ebenfahls  von  dorther  allemahl  ein  Rath  darzu  zu  ziehen;  der 
Actuarius  aber  könne  ein  hofmarschallischer  Assessor  sein.  Es  würde  annebens 
auch  von  I.  kö.  M.  die  von  seithen  der  oesterreichischen  Hof  Canzlei  prätendirte 
Dependenz  wie  nicht  minder  von  allen  andern  andurch  gänzlich  aufgehoben  und 
hätte  er,  Herr  Obrist  Hofmarschall,  mit  gedachten  Canzleien  in  Freundschafft  zu 
correspondiren  oder  gemeinschaftlich  mit  denenselben  die  Vorträge  zu  machen. 
Und  wäre  also  er,  Herr  Obrist  Hofmarschall,  obrister  Richter  von  allen.  Dahin- 
gegen derselbe  sich  in  keine  Provincialia  einmischen  solle.  Schließlichen  suspen- 
diren  I.  kö.  M.  dermahlen  noch  dero  Resolution  wegen  der  Hof  Befreiten  und 
gedenken,  die  gegenwärttige  ehender  absterben  zu  lassen  als  zu  vermehren. 

Welchemnach  sothane  allermildest  geschöpffte  königl.  Resolution  und  Ge- 
sinnungen nicht  nur  ihme,  Herrn  Obrist  Hoffmarschalien  Graffen  von  Kheven- 
hüUer,  auf  a.  g.  Befehl  zu  dessen  Wissenschaft  und  Nachachtung  hierdurch  förder- 
sambst  intimiret,  sondern  auch  an  alle  Capi  derer  Hofstellen  und  Dicasterien 
unter  einstens  mitgetheilet  werden,  damit  dieselbe  die  benöthigte  Nachricht  davon 
haben  und  auf  sein,  des  Herrn  Obristen  Hofmarschalien,  jedesmahliges  Verlangen 
die  obbenannte  oder  aber  auf  dem  Verhinderungs  Fahl  andere  von  ihme  aus  ob- 
gedachten  Hofstellen  zu  begehrende  Räthe  bei  demselben  zu  erscheinen  wissen 
mögen. ..." 

(Konzepte  der  übrigen  Dekrete  befinden  sich  gleichfalls  im  Wiener  Staats- 
archive.) 

A.  (ad  p.  285). 
Handschreiben  der  Königin  an  Grafen  Sinzendorff.    D.  d.  Wien,  24.  De- 
zember 1742.    (Original,  Wien,  Staatsarchiv.) 

Lieber  Graf  Zinzendorff. 
Auß   der  Beilag   ist  zu  ersehen,   worinnen  meine  Resolution  wegen  des 
Hoffmarschalls  als  Meines  Obrist  Hof  Gerichts  Jurisdiction  bestehe  und  wie  ich 
es  sonderlich  mit  der  Revision  deren  bei  dem  Hof  Marschall  Amt  gesprochen 
werdenden  Rechtsangelegenheiten  gehalten  wissen  will.*) 

Diese  meine  Resolution  hat  demnach  der  Graf  alß  Obristhofmeister  ge- 
sambten  Hofstellen  auf  das  sondersambste  zu  intimiren,  damit  ein  jede  darvon 
Nachricht  habe  und  sich  nach  solchem  hinführo  zu  richten  wisse. 

Maria  Theresia. 

22  (112).  Im  Obersthofmarschallamte  angestellte  Recherchen  sind  erfolglos 
geblieben. 

23  (113).  Vgl.  „Österreichischer  Erbfolgekrieg«,  Band  V,  243  ff.  —  Belle- 
isle  hatte  den  während  des  Marsches  erlittenen  Verlust  auf  7000  bis  8000  Mann 
geschätzt.     (Ibid.  250,  Anm.  3.) 


•)  Vgl.  Fellner-Kretschmayr  III,  57  C,  495  ff. 


287 


24  (115).    Specification   deren   Lebensmitteln,   wie   hoch   solche   in   Preis 
währender  Belagerung  in  Prag  seind  verkauflfet  worden: 


U  Kindfleisch 222 

ü  Kalbfleisch 2*— 

U  Schweinfleisch 1*12 

24pfündiger  Scheps    ....  29-48 

junges  Lärael IV— 

ein  Fasan 8'— 

Rebhünl ISO 

wilde  große  Enten      ....  4* — 

detto  kleinere 315 

Kapaun SSO 

alte  Henne 1*30 

junges  Hünl ISO 

Spennfärkel 14 — 

Gans 8-— 

alter  Haas 3'— 

kleiner  Haas 112 

paar  junge  Tauben    ....  2' — 

Spatz —"05 

U  Schunken 130 

U  Cervellati 3  — 

.     .  2-— 

.    .  121 

.    .  1-30 

.    .  1- 

.     .  4.- 


ü 


Speck 

Butter 

Schmalz 

Baum  Oehl 

geräucherte  Zungen  .     .    . 

6pfündiger  Karpf 16  — 

5pfündiger  Hecht 1644 

Barm 12'— 

Apfel --03 

Birne —04 

U  kleine  Fisch el 135 

Stockfisch  sonsten  um  4  kr. .    .     —•34 
Häring -  20 


1  Strich  Brod  Mehl 20-— 

1  Strich  feines  Mehl     ....  60-— 

1  detto  Erbsen 2536 

1  detto  Linsen 25*31 

1  detto  Gruppen 54" — 

1  detto  Hirsch  Brein     ....  2536 

1  Seitel  Salz —-15 

1  Schock  Eier 15  — 

1  frisches  Ei — -27 

1  Kuh 200  — 

1  ord.  ungarischer  Ochs    .     .     .  400 — 
1  ungarischer  Ochs,  so  Feldmar- 
schall Belle  Isle  selbsten  er- 
kaufet     500  — 

1  Kalb  von  3  Monat     ....  70  — 

1  Kalbskopf     .......  9  — 

1  Seitel  Milch —-36 

1  U  Reis —-36 

1  Indian 30'— 

1  kleiner  Indian 15' — 

1  Kehl  Rüben -06 

1  gelbe  Rüben —-03 

Brod,  sonst  um  3  kr.,  für      .    .  —'24 

1  Laibel  schwarz  Commis  Brod  — -30 

1  Laibel  weisses  Brod  ....  1*- 

1  U  Pferdfleisch —-15 

1  Strich  Gersten 12  — 

1  Strich  Haber 8  — 

1  Zentner  Heu  .......  5-— 

1  ord.  Bund  Stroh 1-30 

1  Vaß  Bier  von  4  Eimer  .    .    .  20  — 
1  Eimer  Bier,  davon  sonsten  das 

Seitl  um  4  kr 24  — 


U  ord.  Käß 1  — 

25  (115).   Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  VIII,  362  ff. 

26  (115).    Siehe  Schels,  Österr.-militärische  Zeitschrift  1829,  X.  Heft,  S.  57. 

27  (115).  Karl  (III.)  Philipp,  Kurfürst  von  der  Pfalz,  geb.  zu  Neuburg  am 
4.  September  1661,  war  das  siebente  Kind  des  Kurfürsten  Philipp  Wilhelm  von 
der  Pfalz  aus  dessen  zweiter  Ehe  mit  Elisabeth  Amalia  Magdalene  von  Hessen- 
Darmstadt.    (Vgl.  über  ihn  Allgemeine  deutsche  Biographie  XV,  331  ff.) 

28  (116).  Karl  (nicht  Christian,  wie  KhevenhüUer  irrig  vermerkt)  Philipp 
Theodor  (geb.  11.  Dezember  1724)  war  seit  dem  17.  Januar  1742  mit  Elisabeth 
Augusta,  der  ältesten  Tochter  des  verstorbenen  Pfalzgrafen  Josef  Karl  von  Sulz- 
bach, vermählt.  Die  Großjährigkeit  hatte  er  mit  seinem  18.  Lebensjahre  erreicht. 
(Vgl.  über  ihn  F.  J.  Lipowsky,  Karl  Theodor  Churfürst  von  Pfalz-Bayern, 
Herzog  zu  Jülich  und  Berg  etc.,  Sulzbach  1828,  und  Allgemeine  deutsche  Bio- 
graphie XV,  250  ff.) 


288 

29  (117)  „Gestochen  und  verlegt  durch  J.  J.  Lidl,  kön.  M.  pr.  et  Univ. 
Kupferstecher.  In  Stern  Hoflf  in  Schulder  Gasl  wohnhafft."  Eine  ausführliche 
Beschreibung  im  Wiener  Diarium  1743. 

30  (118).  Das  Wiener  Staatsarchiv  verwahrt  folgende  Aktenstücke  und 
Korrespondenzen,  welche  Eugen  O'Eovcrke,  den  Agenten  des  Prätendenten  Jakob 
Stuart  teils  betreffen,  teils  von  ihm  stammen: 

1.  Vollmacht  für  0' Eoverke  (Verhandlungen  mit  Karl  VI.)  d.  d,  1727, 
April  18.    Original. 

2.  Urkunde,  kraft  deren  der  Prätendent  seinem  Agenten  die  Würde  eines 
Peers  und  den  Titel  eines  Barons  of  Carha  verleiht,  d.  d.  1727,  Älai  24.  Original. 

3.  Urkunde,  kraft  deren  der  Prätendent  ihm  den  Rang  eines  Viscount  of 
Breifeny  verleiht,  d.  d.  1731,  Juli  13.    Original. 

4.  Berichte  0'  ßoverkes  an  Jakob  Stuart  aus  Wien  1727—1742.  (Original- 
Konzepte.) 

5.  Schreiben  von  und  an  0'  Eoverke.    (Konzepte  und  Originale.) 

31  (120).    Vgl.  Arneth  II,  220  ff. 

32  (121).  Der  „blaue  Hof"  bildet  den  Kern  des  heutigen  sogenannten 
neuen  Schlosses.  (Vgl.  Topographie  von  Niederösterreich  V,  701,  die  jedoch  als 
Besitzer  des  blauen  Hofes  bloß  nennt:  Sebastian  von  Plörstein  bis  1623,  Frei- 
herrn Gottfried  von  Eibiswald,  Feldmarschall  Dann.)  Das  neue  Schloß  entstand 
durch  den  Umbau  des  blauen  Hofes,  den  Maria  Theresia  überdies  durch  Zubauten 
vergrößerte.     (Ibid.  703.) 

33  (121).   Diese  Liste  liegt  nicht  bei. 

34  (123).  Nebst  Sigismund  Kollonitsch  waren  am  26.  November  1727  zu 
Kardinälen  promoviert  worden:  Didacus  de  Astorga  y  Cespedes,  Erzbischof  von 
Toledo;  Philipp  Ludwig  Graf  Sinzendorff,  Bischof  von  Eaab;  Giovanni  di  Motta, 
Kanonikus  in  Lissabon.  (Bericht  des  Kardinals  Cienfuegos,  d.  d.  Eom,  29.  No- 
vember 1727.    Wien,  Staatsarchiv.) 

35  (124).  Das  Dekret  ist  vom  23.  März  1743  datiert.  (Wien,  Staats- 
archiv.) 

36  (126).  Extrait  du  regitre  des  resolutions  de  L.  N.  &  G.  P.  les  seigneurs 
6tats  de  Hollande  et  de  Westfrise. 

Du  samedi,  2  fevrier  1743. 

Ayant  delibere  par  ressomption  sur  la  lettre  de  L.  H.  P.  du  8  decembre 
de  l'annee  passee  oü  le  memoire  qui  avait  et6  präsente  le  meme  jour  ä  L.  H.  P. 
par  Mr.  le  baron  de  Eeischach,  envoye  extraordinaire  de  la  reine  d'Hongrie  et 
de  Boheme,  6tait  Joint  et  insere  dans  les  notules  du  11  du  meme  mois,  et  prin- 
cipalement  sur  le  troisieme  point  y  congu,  concernant  l'assistance  ulterieurement 
requise,  sur  quoi  L.  N.  et  G.  P.  ont  accepte,  le  11  decembre  dernier  de  vouloir 
s'expliquer  plus  clairement  apres  qu'elles  avaient  prises  leurs  resolutions  sur  les 
deux  Premiers  points  de  la  maniere  que  leurs  deputes  en  ont  donne  connaisance 
ä  la  g6n6ralit6  le  14  decembre. 

On  a  trouve  bon  et  entendu  qu'on  doit  aviser  ä  la  generalit6  de  la  part 
de  cette  province  que  L.  N.  et  G.  P.  ayant  le  tout  scrupuleusement  pese,  conQoi- 
vent  que  la  bonne  foi  et  les  interets  de  la  Eepublique  exigent  que  l'Etat  satis- 
fasse  aux  engagements  auxquels  il  s'est  oblige  envers  la  maison  d'Autriche,  et 
qu'il  en  donne  une  resolution  fixe  et  entre  en  suite  en  delib^ration  tant  avec  la 
reine  d'Hongrie  et  de  Boheme  qu'avec  le  roi  de  la  Grande  Bretagne  qui  a  con- 
tracte  aussi  bien  que  la  Eepublique  le  meme  engagement  avec  le  döfunt  em- 


289 

pereur  siir  la  maniere  la  plus  prudente  et  la  plus  efficace  dont  on  pourra  y 
satisfaire. 

Qiie  sur  ces  fondements  L.  N.  et  G,  P.  ayaiit  examine  le  traitö  de  l'an 
1732,  elles  trouvent  qu'il  demande  de  la  R6publique  en  prernier  Heu  un  secours 
de  5000  h.  et  puis  un  plus  grand  du  quel  on  devait  conveuir,  et  enfin  rassistauce 
de  toutes  ses  forces. 

Quo  L.  N.  et  G.  P.  out  dejä  consent!  par  leur  rösolution  du  24  juin  1741 
dans  le  secours  de  5000  h.  ä  bonifier  en  argent  pour  un  an  avec  840000  fl.  sui- 
vant  revaluation  specifiee  dans  ce  merae  traite,  ce  qui  ne  donne  cependant  pas 
la  faculte  dans  le  cas  pressant  ä  celui  qui  doit  assister,  de  le  donner  en  troupes 
ou  en  argent,  mais  bien  a  celui  qui  a  besoin  de  l'assistance  d'en  faire  le  choix 
que  la  quote  de  cette  province  ä  la  susdite  somme  a  ete  payee  dans  les  Pre- 
miers mois  de  l'annee  passee. 

Quo  L.  N.  et  G.  P.  ont  donne  de  plus  par  leur  resolution  du  28  aofit 
dernier  leur  consentement  ä  une  autre  somme,  nommement  de  1600000  fl.,  ce  que 
l'on  a  porte  le  30  du  meme  mois  par  proposition  ä  la  connaissance  de  L.  H.  P. 
en  requerant  les  provinces  d'y  donner  pareillement  leur  consentement  et  de  les 
realiser  par  leur  fournissement,  mais  qu'il  n'y  a  ete  acquiesce  jusqu'ä  present 
que  par  la  Zeelande,  pendant  que  la  province  de  Hollande  et  de  Westfrise  a  dejä 
paye  au  comptoir  general  480000  fl.  en  compte  de  sa  quote  ainsi  que  cela  avait 
ete  accepte  par  les  deputes  de  L.  N.  et  G.  P.  ä  la  generalite  le  14  decembre  avec 
le  temoignage  de  leur  bienveillance  et  promptitude  de  vouloir  satisfaire  au  reste 
aussitöt  que  les  confederes  y  auraient  consent!. 

Que  de  plus  on  doit  tächer  ä  la  generalitö  et  meme  eraployer  tous  les 
devoirs  et  instances  efficaces  et  reiterees  que  non  seulement  y  soit  consent!  aux 
sommes  susdites  de  840000  fl.  et  de  1600000  fl.  par  toutes  les  provinces  et  que 
le  payement  en  soit  fait  saus  delai,  comptant  les  840000  fl.  pour  le  secours  de 
la  prcmiere  armee  et  les  1600000  fl.  pour  celui  de  la  seconde,  mais  qu'ou  donne 
aussi  pour  l'annee  courante,  en  cas  quo  les  affaires  ne  parviennent  pas  ä  un 
accommodement,  un  secours  non  en  argent,  mais  reellement  et  par  un  corps  de 
troupes  dont  on  doit  convenir  ulterieurement  du  nombre  avec  les  puissances  qui 
y  sont  interessees,  et  qu'on  en  doit  donner  connaissance  et  en  faire  communica- 
tion  tant  ä  S.  M.  la  reine  d'Hongrie  et  de  Boheme  qu'ä  S.  M.  britannique  qui  a 
fait  d^clarer  ä  L.  H.  P.  d'etre  resolu  de  satisfaire  ä  ses  engagements  et  d'assister 
cette  princesse  avec  toutes  ses  forces,  de  meme  qu'on  doit  y  entrer  avec  les 
ministres  de  ces  puissances  en  deliberation  pour  convenir  des  autres  princes  qu'on 
pourra  requerir  de  plus  pour  assister  cette  reine,  comme  sur  les  moyens  et  les 
mesures  pour  les  employer  lä  oi'i  ils  pourraient  etre  6coutes  et  etre  de  la  meil- 
leure  utilite  qu'au  meme  temps  il  conviendra  de  fiiire  les  arrangements  sur  la 
destination  des  troupes  tels  qu'on  ait  soin  d'eloigner  la  guerre  des  frontieres  de 
la  R6publique. 

Qu'il  doit  etre  dirige  dans  le  concert  ä  tenir  avec  les  allies  d'une  fagon 
que  la  ßepublique  ne  soit  pas  chargee  au-dessus  de  ses  forces  et  que  les  troupes 
que  la  Republique  donnera,  ne  passent  pas  le  20000  h.  dont  la  cinquieme  partie 
peut  consister  en  cavalerie  ou  dragons  qu'en  meme  temps  on  doit  deliberer  sur 
les  moyens  qui  pourraient  aboutir  ä  retablir  le  repos  aussitöt  qu'on  pourra 
l'obtenir,  et  qu'il  faudra  convenir  des  conditions  qui  y  seront  propres,  et  aux- 
quelles  on  doit  tächer  de  parvenir  pour  satisfaire  aux  engagements  que  la  Re- 
publique a  contractes. 

Khovenbüller-Sclilittcr.    1742—1744.  19 


290 

37  (127).  Über  Trauns  Dispositionen  und  den  glücklichen  Verlauf  der 
Schlacht  bei  Camposanto  vgl.  „Österreichisclier  Erbfolgekrieg"  VIII,  128  flf. 

38  (128).    Vgl.  Arneth  II,  185. 

39  (128).  Das  Staatsarchiv  verwahrt  bloß  den  folgenden  zwischen  Franz 
und  Anna  Maria  von  der  Pfalz  abgeschlossenen  Vertrag:  Convention  ou  pacte 
de  famille  passee  entre  S.  A.  R.  Frangois  III,  duc  de  Lorraine  et  de  Bar,  Grand- 
duc  de  Toscane  et  S.  A.  E.  douairiere  Palatino  concernant  les  allodiaux  du  Grand- 
duche  de  Toscane.     Vienne,  le  31  octobre  1737. 

40  (130).  Harrach  litt  ungemein  infolge  der  Verlegenheiten,  die  ihm  aus 
seiner  Stellung  zu  dem  niederländischen  Rat  in  Wien  und  dem  Conseil  prive  in 
Brüssel  erwuchsen.  Ausführlich  ergeht  er  sich  darüber  in  einer  Denkschrift, 
die  er  am  9.  Januar  1742  an  die  Königin  einsandte.    (Wien,  Staatsarchiv.) 

Auch  seinem  Vater  und  dem  Grafen  Taroucca  gegenüber  äußerte  er  zu 
wiederholten  Malen  den  Wunsch,  abberufen  zu  werden.  Und  als  diesem  Ver- 
langen Rechnung  getragen  ward,  da  sagte  Harrach,  er  habe  achtzehn  Monate 
auf  dem  Platze  geschmachtet,  bis  seine  Erlösung  gekommen  sei.  (Freundliche 
Mitteilung  des  Herrn  Dr.  F.  Menoik,  gräfl.  Harrachschen  Archivars.) 

41  (130).    Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  V,  278  ff.,  284  ff. 

42  (132).  Vgl.  L.  Lewis,  Geschichte  der  Freimaurerei  in  Österreich  10  ff., 
der  auch  die  Namen  der  Mitglieder  der  betreffenden  Loge  („zu  den  drei  Kanonen") 
bringt.  Die  Zusammenkunft  hatte  (nach  Imhof,  Historischer  Bildersaal  V,  1177) 
im  Margaretenhofe  am  Bauernmarkt  stattgefunden. 

43  (133).  Johann  Leopold  Bärnklau  Freiherr  zu  Schönreith  (geboren  1700 
zu  Kreuzberg  im  Briegschen)  wurde  am  9.  Juli  1734  Oberst  und  kam  1736  zum 
General-Quartiermeister- Stab.  Im  Jahre  1738  war  er  Chef  des  Generalstabes  der 
gegen  die  Türken  rückenden  Armee  und  am  29.  März  1739  Generalmajor.  Als 
solcher  schlug  er  die  Türken  am  21.  Juli  bei  Illdncsa.  Am  13.  Februar  1742  er- 
folgte seine  Ernennung  zum  Feldmarschalleutnant.  Die  glückliche  Wendung, 
welche  1742  die  Dinge  in  Oberösterreich  und  in  Bayern  nahmen,  war  nächst 
Khevenhüller  dem  FML.  Bärnklau  zu  verdanken;  deshalb  erwähnte  ihn  auch 
jener  in  fast  allen  seinen  Berichten  mit  Auszeichnung.  Bärnklau  fiel  am  10.  August 
1746  bei  Roddofreddo.    (Österreichischer  Erb  folgekrieg  IV,  244,  Anm.  1.) 

44  (133).  Daraus  darf  mit  Recht  gefolgert  werden,  daß  Maria  Theresia 
dem  Feldmarschall  nicht  bloß  die  scharfe  Kritik  nicht  verübelte,  die  er  an  den 
Verfügungen  des  Hofkriegsrates  geübt  hatte,  sondern  sie  vielmehr  als  berechtigt 
ansah.  Prinz  Karl  und  Khevenhüller  bemühten  sich,  mit  einander  gut  aus- 
zukommen. Karl  repräsentierte  das  initiative,  Khevenhüller  das  erwägende 
Element.  So  ergänzten  sich  beide.  (Österreichischer  Erbfolgekrieg  IV,  740, 
Anm.  1.) 

45  (135).  Deci-etum  an  den  königl.  Kämmerer  und  N.  Oe.  Regimentsrat, 
Franz  Jakob  Grafen  von  Brandeis  als  Interims  angesetzten  Obristen  Hofmar- 
schallen.  Wien,  14.  April  1743.  (Wien,  Staatsarchiv.)  Die  Abschrift  liegt  dem 
Tagebuche  nicht  bei. 

46  (137).    Dieses  Schriftstück  liegt  nicht  bei. 

47  (139).  Wörtlich  übereinstimmend  mit  der  im  Wiener  Diarium  (Extra- 
blatt [zu  Nummer  37]  8.   Mai  1743)  enthaltenen  Beschreibung. 

48  (189).    Nicht  vorhanden. 

49  (140).  Im  Januar  war  die  Nachricht  nach  Wien  gekommen,  es  sei  der 
Kurfürst  von  Mainz,  Philipp  Karl   von   Eltz   (gewählt  am  9.  Juni  1732),  gefähr- 


291 

lieh  erkrankt.  Der  kurra<ainzischc  Gesandte  in  Wien,  Freiherr  von  Ertlial,  deutete 
an,  „daß  umb  jenen,  welche  eine  üble  Wahl  dürfften  durchdring'en  wollen,  durch 
den  Sinn  zu  fahren,  keine  Zeit  zu  verabsäumen  wäre,  indemo  man  zu  Maintz  in 
Sorgen  stünde,  daß  eine  solche  Wahl  durch  Drohungen  oder  Gewalt  in  der  Eil 
dörffte  erzwungen  werden  wollen". 

Es  fand  daher  auf  Befehl  Maria  Theresias  am  20.  Januar  eine  Ministerial- 
konferenz  bei  dem  Grafen  Starhemberg  statt,  der  Königsegg,  Ulfeid,  Kinsky  und 
Colloredo  zugezogen  wurden;  man  beantragte,  den  Grafen  Karl  Cobenzl,  sobald 
die  Todesnachricht  eingelaufen  sei  oder  schon  früher  unter  irgendeinem  Vor- 
wand nach  Mainz  zu  schicken,  und  unterbreitete  zugleich  der  Königin  den  Ent- 
wurf der  Instruktion,  die  ihm  mitgegeben  werden  solle.  (Abschrift  des  Vortrages 
s.  d.  Wien,  Staatsarchiv.)  Aus  dieser  vom  23.  Januar  1743  datierten  Instruktion 
erfahren  wir,  wie  sich  der  Wiener  Hof  zu  der  Frage  der  Neuwahl  gestellt  hat; 
er  wollte  verhüten,  daß  das  Erzkanzleramt  einem  Anhänger  Frankreichs  oder 
Bayerns  zufalle.  Graf  Schönborn,  Bischof  von  Bamberg  und  Würzburg,  hielt 
sich  damals  in  Wien  auf;  um  seine  Meinung  befragt,  gab  er  den  Rat,  „dahin  zu 
sehen,  daß  kein  geborener  Fürst  und  ehender  ein  Frank  oder  Ober  Rheinländer, 
als  ein  Maßler  oder  Nieder  Rheinländer  zu  dieser  ersten  churfürstlichen  Würde 
gelange". 

Über  die  Gesinnung  der  einzelnen  Kandidaten  äußerte  er  sich  dahin,  „daß 
von  dem  Breitenbach  zu  Büresheim  nicht  viel  Gutes  zu  lioffen,  der  nunmehrige 
Churfürst  und  damahliger  Thum  Cantor  von  Eltz  ein  gutgesinnter  Maßler,  doch 
alt;  Graf  von  Ostein  devot;  Freiherr  Casimir  von  Sickingen  ein  Erbunterthan 
und  vernünftiger  Mann;  der  Vicarius  generalis  von  Hoheneck  wie  auch  der  Frei- 
herr von  Bassenheim  sehr  alt,  doch  gute  Patrioten  wären;  der  Freiherr  von 
Ingelheim  zwar  gewöhnlichermaßeu  ein  Prätendent  seie,  aber  schwerlich  zur 
churfürstlichen  Würde  gelangen  und  endlichen  der  Freiherr  von  Kesselstatt  für 
gut  maintzisch  und  plältzisch  gehalten  würde,  zugleich  aber  als  ein  gescheidter 
und  solcher  Kandidat  anzusehen  stünde,  welcher  seiner  persönlichen  Eigen- 
schaften und  Verwandtschaft  halber  große  Hoftnung  haben  dörfte". 

„Gegen  Kesselstatt  —  heißt  es  in  der  Instruktion  —  ist  inzwischen  ein 
nicht  unwahrscheinlicher  Verdacht  dahero  entstanden,  daß  ihn  Belleisle  seinem 
Hof  als  ganz  an  Frankreich  ergeben  beschrieben.  Allein  da  er  von  allen  für 
einen  vernünftigen  und  gescheidten  Mann  gehalten  wird,  so  ist  nicht  möglich, 
daß  bei  gegenwärtigen  Umbständen  er  nicht  erkennen  solte,  daß  des  Erzstifts, 
des  Reichs  und  der  Christenheit  Wohlsein  nicht  nur  von  der  Rettung,  sondern 
von  der  Wiederherstellung  und  Ergänzung  Unseres  Erzhauses  abhanget.  .  .  . 
Und  kombt  noch  überdies  dem  Freiherrn  von  Kesselstatt  zu  statten,  daß  Chur 
Trier  in  ihn  viel  Vertrauen  setzet,  auch  Graf  Colloredo  das  beste  Zeugnus  dem- 
selben beileget.  .  .  .  Umb  Chur  Bayern*)  und  dessen  Anhang  bei  denen  Thum 
Capitlen  überhaubt  verhaßt  zu  machen,  wäre  die  von  verschiedenen  Orthen  be- 
stättigte  Nachricht  auszubreiten,  wie  daß  von  einigen  dahin  augetragen  werde, 
zum  Unterhalt  des  anmaßlichen  Reichs  Oberhaubts  einige  Bißthümer,  nahment- 
lich  Augspurg,  Freysingen  und  Regenspurg  zu  saecularisiren. .  .  .  Die  übrige 
Mittel  müssen  sich  erst,  wann  er.  Unser  gevollmächtigter  Minister  zu  Mainz,  die 
Gesinnung  eines  jeden  Individui  genauer  ergründet  haben  wird,  ergeben. .  .  . 
Und  haben  Wir  zu  hoffen  Ursach,  daß  von  beeden  Seemächten  gar  gern  einige 


*)  Von  kurbayrischer  Seite  ward  ,gar  stark"  für  den  Herzog  Theodor  von  Bayern  „gearbeitet". 

19* 


292 

Geldsummen  werden  angewendet  werden,  nmb   in  einer  so  wichtigen  Vorfallen- 
heit  die  französischen  Absichten  zu  zernichten.  ..." 

50  (141).  Anton  Otto  Botta  Marchese  d' Adorno  hatte  bereits  in  den  Mo- 
naten November  und  Dezember  1740  den  Wiener  Hof  in  Berlin  vertreten.  Er 
wurde  für  einige  Zeit  nach  St.  Petersburg  geschickt;  seinen  Posten  versah  in- 
dessen (September  1742  bis  März  1743)  Graf  Heinrich  Richecourt,  dem  darnach 
die  Administration  Toskanas  übertragen  wurde.  Graf  Kaunitz  weilte  seit  August 
1742  in  Turin,  wo  am  1,  April  1744  sein  Nachfolger  Richecourt  eintraf.  Am 
20.  April  verließ  Kaunitz  Turin.  (Vgl.  Arneth,  Biographie  des  Fürsten  Kaimitz,  S.  64.) 

51  (142).  Gleichlautend  mit  der  im  Wiener  Diarium  (Extrablatt  zu  Nr.  41 
vom  22.  Mai  1743)  enthaltenen  Beschreibung. 

52  (143).  Fürst  Josef  Wenzel  Liechtenstein  war  1737  zum  Botschafter  in 
Paris  ernannt  worden,  das  er  am  28.  Februar  1741  verließ.  Heimgekehrt,  wurde 
er  General  der  Kavallerie.  Den  Posten  in  Paris  versah  Ignaz  Johann  von 
Wasner.    (Vgl.  Falke,  Geschichte  des  fürstlichen  Hauses  Liechtenstein  III,  167  ff.) 

Das  eigenhändige,  an  den  Grafen  Khevenhüller  gerichtete  Schreiben 
Karls  VI.  lautet  folgendermaßen: 

Liber  Statthalter! 

Wyl  etwan  ausgelegt  werdten  konte  das,  was  den  Coloredo  verlihen, 
geschehen  wer,  weyl  etwan  eurs  altern  Sohn  lobwirdig  undt  mit  meiner  ganz- 
lichen Zufridenheit  rühmlichen  Betrag  undt  gute  Eigenschaften  nicht  sattsamb 
ansehete,  mir  aber  genugsamb  imdt  mit  meiner  Approbation  bekandt  ist,  wie 
lobwürdig  er  sich  in  allen  aplicir,  auffuhr  undt  hervorthue,  auch  seine  Verrich- 
tungen mit  mein  Vergnügen  verriebt  hat,  so  hab  zu  euren  Trost  undt  eures 
Sohns  weytern  Anfrischung  himit  eigenhändig  euch  dises  bezaigen  wollen,  will 
auch  aus  eben  diser  Ursach  ihm,  euern  altisten  Sohn,  wegen  seiner  guten  Capa- 
citet  undt  Auffihrung,  auch  Vernunft,  die  er  bis  anhero  bezaigt,  die  sonder- 
bahre Gnadt  bezaigen,  euch  undt  ihn  hiemit  gnädigst  zu  versichern  (welchs 
sonst,  ehe  sich  die  Casus  eraignen,  nicht  genaigt,  noch  gewohnt  bin),  dass  er 
nach  euren  Abgehen  in  die  von  euch  so  lang  versorgte  Stell  eines  N.  Oe.  Statt- 
halters einzutreten  hab,  wan  er  anders  nicht  zu  selber  Zeit  auf  ein  andere  Waiss 
nacher  Forderung  meins  Dienst  undt  so  schon  versorgt  sein  solte,  wie  es  mein 
Dienst  undt  ihn  anstandiger  were.  Ihr  werdt  aber  auss  villen  Ursachen  meines 
Dienst  undt  auch  weil  sonst  nicht  vorlaufig  solche  Versicherungen  gibe,  dise 
euch  undt  euren  Sohn  beschehendte  Gnadt  in  genau  undt  engisten  Geheimb 
halten  undt  ich  verblib  eur  gnadigster  Herr. 

Carl.  Laxemburg,  den  G.  Mai  1787. 

(Fürstlich  KhevenhüUersches  Familienarchiv.    Frohnsburg.) 

53  (144).  Treffen  bei  Simbach,  9.  Mai  1743.  Im  ganzen  fielen  867  Ge- 
fangene in  die  Hände  der  Sieger.    (Österreichischer  Erbfolgekrieg  IV,  766.) 

54  (146).  Es  liegt  bloß  die  Beschreibung  der  Krönungsfeier  bei.  (Gleich- 
lautend mit  dem  im  Wiener  Diarium  —  Sonderblatt  zu  Nr.  41  —  vom  22.  Mai 
enthaltenen  Berichte.) 

55  (147).  Dieser  Bericht  liegt  nicht  bei.  Fünf  Standarten  und  ebensoviele 
Geschütze  waren  erobert  worden.    (Österreichischer  Erbfolgekrieg  IV,  766.) 

50  (147).  Dem  Tagebuche  liegt  bloß  die  Liste  der  Kämmerer  bei.  Die 
Liste  der  geheimen  Räte  brachte  das  Wiener  Diarium  Nr.  43  vom  29.  Mai. 


293 

57  (148).  Liegt  nicht  bei. 

58  (152)  Dingolfing  war  am  17.  Mai  1743  erstüiint  worden.  (Vgl.  darüber 
Österreichischer  Erbfolgekrieg  IV,  775  ff.) 

59  (153).  Extrait  du  registre  des  resolutions  de  L,  H.  P.  les  seigneurs 
6tats  g^neraux  des  provinces  unies  des  Pays-Bas. 

Du  vendredi,  17  mai  1743. 

Sur  le  rapport  qui  ont  fait  M.  M.  de  Randwyk  et  autres  döput^s  de 
L.  H.  P.  pour  les  affaires  etrangeres,  apres  en  avoir  delibere,  il  a  et6  trouv6  bon 
et  arretö  de  requerir  et  d'autoriser  par  ces  präsentes  les  dits  M.  M.  de  Randwyk 
et  autres  deputes  de  L.  H.  P.  pour  les  affaires  Etrangeres  d'entrer  en  Conference 
avec  M.  le  baron  de  Reischach,  envoye  extraordinaire  de  S.  M.  la  reine  d'IIongrie 
et  de  Boheme,  et  plenipotentiaire  de  S.  M.  le  roi  de  la  Grande  Bretagne  et  de  leur 
faire  part  de  ce  que  L.  H.  P.  ont  aujourd'hui  resolu  en  cons6quence  de  leurs 
engagements  compris  dans  leur  accession  au  trait6  de  Vienne  fait  en  1731,  de 
fournir  ä  S.  de  M.  la  reine  pour  l'annee  qui  court,  un  secours  qui  ne  consistera 
point  en  argent,  mais  en  un  corps  effectiv  de  troupes  sur  le  nombre  desquelles 
M.  M.  les  dits  deputes  sont  autorisös  de  concerter  avec  M.  M.  les  rainistres  sus- 
raentionnes  de  meme  que  sur  les  arrangements  qu'il  conviendra  de  faire  ä  ce 
sujet,  ayant  egard  ä  la  sürete  des  frontieres  de  la  Republique  pour  en  eloigner 
la  guerre  autant  qu'il  sera  possible. 

Que  M.  M,  lesdits  deputes  de  L.  H.  P.  examineront  aussi  quelles  autres 
puissances  il  conviendra  d'inviter  ä  secourir  la  de  reine  et  quelles  seront  les 
mesures  et  moyens  les  plus  convenables  et  les  plus  propres  qu'on  pourra  em- 
ployer  pour  les  y  engager  qu'ils  se  concerteront  aussi  sur  les  moyens  qui  pour- 
ront  servir  ä  retablir  la  tranquillitö  publique  le  plus  promptement  qu'on  pourra 
l'obtenir,  et  sur  les  conditions  qui  conviendront  »  cet  effet,  et  qu'on  devra  tächer 
d'obtenir  pour  remplir  les  engagements  que  la  Republique  a  contractes  et  en 
feront  ici  rapport  ä  l'assemblee.  (Ad  Reischachs  Bericht,  d.  d.  Haag,  21.  Mai. 
Wien,  Staatsarchiv.) 

60  (153).  Der  Bericht  liegt  bei.  Die  französische  Besatzung  hatte  die 
Stadt  Landau  in  Brand  gesteckt,  um  sich  den  bereits  begonnenen  Rückzug  zu 
decken  und  eine  Verfolgung  unmöglich  zu  machen.  In  kaum  drei  Stunden  lag 
Landau  in  Asche.     (Österreichischer  Erbfolgekrieg  IV,  779  ff.) 

61  (155).  Gleichlautend  mit  der  im  Wiener  Diarium  (Sonderblatt  zu 
Nummer  46,  8.  Juni  1743)  enthaltenen  Relation. 

In  seinem  Gefechtsberichte  schrieb  Prinz  Karl  das  Hauptverdienst  an  der 
Erstürmung  von  Deggendorf  vornehmlich  den  „weisen  Anordnungen  des  FM. 
Grafen  KhevenhüUer"  zu,  der  die  Expedition  persönlich  leitete.  (Österreichischer 
Erbfolgekrieg  IV,  793.) 

62  (156).  Prinz  Karl  hatte  bereits  am  28.  Mai,  wenigstens  im  Prinzipe, 
den  Entschluß  gefaßt,  „die  Armee  bei  Deggendorf  zu  concentriereu  und  sobald 
dies  durchgeführt  sei,  die  Donau  zu  forcieren".  Verschiedener  Umstände  halber 
war  jedoch  der  bei  Deggendorf  errungene  Sieg  nicht  ausgenutzt  worden-,  der 
Vorstoß  unterblieb.  Erst  am  2.  Juni  wurde  er  beschlossen.  (Österreichischer 
Erbfolgekrieg  IV,  809  ff.,  811  ff.) 

Dem  Tagebuch  liegt  bloß  eine  Relation  über  die  Durchführung  des  Über- 
ganges bei.  (Hier  sei  auf  einen  „Bericht  aus  dem  Feldlager  bei  Irlbach  in 
Bayern,  8.  Juni"  verwiesen.  Sonderblatt  ad  Nr.  47  des  Wiener  Diariums  vom 
12.  Juni  1743.) 


294 

63  (158).    Liegt  nicht  bei. 

64  (158).    Vgl.  Arneth  II,  230,  231  flf. 

65  (159).  Dieser  Bericht  liegt  nicht  bei.  Die  Friedberger  Garnison  zählte 
2000  Mann,  während  Nädasdy,  der  sich  des  Platzes  bemächtigen  sollte,  nur  wenig 
über  900  Mann  verfügte.  Dennoch  ließ  er  die  Besatzung  zu  wiederholten  Malen 
zur  Übergabe  auffordern.  Karl  Albert,  der  in  Augsburg  weilte,  willigte  schließ- 
lich ein,  daß  die  Truppen  die  Waffen  streckten.  (Österreichischer  Erbfolgekrieg 
IV,  824.) 

66  (161).    Liegt  nicht  bei. 

67  (161).  Noailles  hatte  den  Versuch  gewagt,  die  „pragmatische"  Armee, 
die  auf  dem  rechten  Mainufer  stand,  anzugreifen  und  ihr  bei  Dettingen  den 
Weg  nach  Hanau  zu  verlegen.  Sein  Unternehmen  mißlang  jedoch.  Infolgedessen 
war  es  auch  Broglie  unmöglich,  von  Donauwörth  an  den  Rhein  zu  marschieren 
und  sich  mit  Noailles  zu  dem  Zwecke  zu  vereinigen,  die  „pragmatische"  Armee  an- 
zufallen und  zu  schlagen.    (Österreichischer  Erbfolgekrieg  IV,  841  ff.,  V,  298  ff.) 

68  (161).   Vgl.  E.  Herrmann:   Geschichte  des  russischen  Staates  V,  61  ff. 

69  (161).  Nicht  vorhanden.  Über  die  Schönenfelder  Konferenz  vgl.  Öster- 
reichischer Erbfolgekrieg  IV,  844  ff. 

70  (164).  Wörtlich  übereinstimmend  mit  dem  im  Wiener  Diarium  —  Sonder- 
blatt zu  Nr.  53  —  vom  3.  Juli  enthaltenen  Bericht. 

71  (166).  Liegt  nicht  bei.  Weder  im  Staatsarchiv  noch  im  Oberstkämraerer- 
amt  konnte  eine  derartige  Eidesformel  gefunden  werden. 

72  (167).  Maria  Theresia  und  Karl  Emanuel  III.  von  Sardinien  hatten  am 
1.  Februar  1742  gegen  einmonatliche  Kündigung  einen  provisorischen  Vertrag  ge- 
schlossen. Maria  Theresia  bedurfte  aber  der  Hilfe  des  Königs  auf  dem  italieni- 
schen Kriegsschauplatz  und  sie  wollte  daher,  daß  eine  definitive  Vereinbarung 
zustande  komme.  Die  Verhandlungen  darüber  fanden  im  Hauptquartier  Georgs  II. 
von  England  statt,  der  die  pragmatische  Armee  befehligte.  Der  Abschluß  des 
Bündnisses  (zwischen  Maria  Theresia,  Georg  IL  und  Karl  Emanuel)  erfolgte  zu 
Worms  am  13.  September  1743.  (Vgl.  Pribram  Nr.  39,  S.  597  ff.)  Wasners  In- 
struktion ist  vom  18.  Juli  1743  datiert.    (Wien,  Staatsarchiv.) 

73  (169).  Johann  Franz  Anton,  geboren  am  22.  November  1707,  gestorben 
am  2.  April  1762.  In  der  Zeit  vom  1.  Dezember  1734  bis  1741,  in  welchem  Jahre 
er  resignierte,  war  er  Bischof  von  Wiener-Neustadt.  Maria  Theresia  ernannte 
ihn  1760  zum  Bischof  von  Laibach.  (Arneth  IX,  12.)  Er  schrieb  jedoch  (d.  d. 
Augsburg,  12.  Juli  1760)  an  Maria  Theresia,  daß  er  seines  gebrechlichen  Zu- 
standes  halber  dieses  geistliche  Amt  nicht  annehmen  könne.  (Fürstl.  Kheven- 
hüllersches  Familienarchiv.)  Johann  Franz  starb  am  2.  April  1762  zu  Augsburg. 
Dort  lebte  der  andere  Bruder  Johann  Leopold  (geboren  1.  März  1710,  gestorben 
am  12.  Juli  1775),  der  sich  gleichfalls  dem  geistlichen  Stande  gewidmet  hatte. 
Johann  Josef  wollte  ihm  zu  dem  Olmützer  Bistum  verhelfen,  seine  Bemühungen 
waren  jedoch  von  keinem  Erfolg  begleitet. 

74  (169).  Siehe  Anm.  77.  Die  Instruktion  für  Lobkowitz  ist  vom  14.  Juli 
1743  datiert.    (Original  im  Wiener  Staatsarchiv.) 

75  (169).  Zu  Schönenfeld  war  auch  ausbedungen  worden,  es  solle  Straubing 
—  gegen  freien  Abzug  der  Besatzung  —  den  Österreichern  übergeben  werden. 
Seckendorff  zögerte  jedoch,  dieser  Abmachung  gerecht  zu  werden.  Erst  dann 
räumte  er  den  Platz,  als  Bärnklau  Anstalten  zu  einem  gewaltsamen  Vorgehen 
getroffen  hatte.    (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VI,  14  ff.) 


295 

76  (170).  Karl  (III.)  Philipp  von  der  Pfalz  hatte  das  Erbrecht  Maria 
Theresias  nicht  anerkannt  und  ihr  auch  das  Recht  bestritten,  die  böhmische 
Kurstimme  auszuüben.  Den  französischen  Truppen  gestattete  er  1741  den 
Durchzug  durch  sein  Land.  Dalier  wurde  er  als  Feind  angesehen  und  als  solcher 
behandelt,  als  die  siegreiche  Armee  unter  Khevenhüllers  Kommando  in  Bayern 
eingedrungen  war  und  sich  den  pfalzneuburgi sehen  Landen  genähert  hatte: 
Brandschatzung  ward  ausgeschrieben  und  eine  Kontribution  von  200.000  Gulden 
verlangt.  Auch  in  der  Folge  gab  das  Verhalten  des  Kurfürsten  (Karl  Theodor) 
zu  Klagen  Anlaß. 

Rummel  reichte  einige  Denkschriften  ein,  darin  er  die  Haltung  Pfalz- 
Neuburgs  zu  beschönigen  suchte  und  um  Nachlaß  der  noch  nicht  getilgten 
Schuld  bat.  Am  20.  September  1743  erfolgte  der  Bescheid  des  Wiener  Hofes. 
Es  war  eine  äußerst  scharfe  Antwort,  die  Rummel  erhielt,  und  worin  alle  Sünden 
Pfalz-Neuburgs  aufgezählt  und  die  Bedingungen  angegeben  wurden,  unter  denen 
eine  Aussöhnung  zustande  kommen  könne.  Und  diese  Bedingungen  waren: 
den  Feinden  Maria  Theresias  „ist  weder  directe  noch  indirecte  führohin  Vor- 
schub zu  geben,  weniger  ihre  Kriegsmacht  durch  churpfälzische  Truppen  zu  ver- 
stärken. Die  bereits  erfolgte  Erkanntnus  I.  M.  der  Königin  ist  feierlich  zu  be- 
stätigen und  ihre  verletzte  unschätzbarste  Gerechtsame  für  das  zukünftige 
vollständig  sicher  zu  stellen,  auch  wegen  des  Vergangenen  zulänglich  zu  ver- 
wahren". 

„Die  blose  Anführung  dieser  Verlangen  —  heißt  es  weiter  —  setzet  deren 
Billigkeit  außer  allem  Zweifel.  Das  erstere  gründet  sich  in  hello  offensivo, 
worfür  gegenwärtiger  Krieg  in  Ansehung  Kur-Bayerns  und  dessen  Helfern  un- 
strittig zu  achten  ist,  in  der  wesentlichsten  Natur  jeder  Neutralität.  Und  so  viel 
das  zweite  und  dritte  anlangt,  darf  man  nur  in  I.  M.  der  Königin  Stelle  eintreten 
und  erwägen,  worauf  man  anderseits  bestehen  würde,  zum  Fall  die  besitzende 
kurfürstliche  Würde,  die  derselben  anklebende  Wahlstimme,  dann  das  Jus  suf- 
fragii  in  Reichsberathschlagungen  angefochten  und  verkürzet,  ja  wohl  gar  via 
facti  entzogen  worden  wären.  Quod  tibi  non  vis  fieri,  alteri  ne  feceris  ist  die 
bekannte  Regul  der  natürlichen  Billigkeit,  mithin  kann  in  so  lang,  als  diese  ver- 
saget werden  will,  weder  Freundschaft  noch  Neutralität  bestehen." 

(Antwortschreiben  an  Rummel.  20.  September  1743.  Bartensteins  Konzept. 
Wien,  Staatsarchiv.) 

77  (174).  Seit  dem  Siege  bei  Campo  Santo  war  Traun  untätig  geblieben, 
trotz  wiederholtem  Drängen  Maria  Theresias,  die  Offensive  zu  ergreifen.  Gern 
willfahrte  daher  die  Königin  seinem  Ersuchen,  abberufen  zu  werden,  und  sie  er- 
nannte am  14.  Juli  Lobkowitz  zum  Gouverneur  und  Generalkapitän  von  Mailand, 
Mantua,  Parma  und  Piacenza  sowie  zum  Armeekommandanten  in  Italien.  Traun 
übertrug  sie  das  Generalkommando  in  Mähren  und  Schlesien.  (Österreichischer 
Erbfolgekrieg  VIII,  181  ff.) 

78  (175).  Ein  sicherer  Anhaltspunkt  jedoch,  wem  an  dem  Mißlingen  des 
Rheinübergangs  eine  Schuld  zugeschrieben  werden  könnte,  läßt  sich  aktenmäßig 
nicht  gewinnen.  Nach  den  Dispositionen  des  Prinzen  Karl  hatte  FZM.  Prinz  von 
Waldeck  den  Übergang  zu  leiten.  Die  eingeteilten  Generale  Hohenems,  NMasdy, 
Pälffy,  Thüngen  und  Berlichingen,  Ghilanyi  waren  unmittelbar  nicht  beteiligt, 
sondern  bloß  angewiesen,  Waldecks  Befehle  abzuwarten. 

Prinz  Karl  mißt  weder  in  dem  Hauptberichte,  noch  in  seinen  Briefen 
an    seinen    Bruder    Franz    einer    bestimmten    Person    ein    Verschulden    bei, 


296 

sondern  gibt  als  Grund  des  Mißlingen«  den  am  Morgen  „stark  eingefallenen 
Nebel"  an. 

Die  Angabe,  es  habe  (am  3.  September)  beim  Prinzen  Karl  ein  Diner  statt- 
gefunden, deckt  sich  hingegen  mit  einer  Bemerkung  im  Journal  des  Prinzen  von 
demselben  Tage.  (Freundliclie  Mitteilung  des  Herrn  Hauptmannes  Gustav  Just, 
zugeteilt  dem  k.  u.  k.  Kriegsarchiv.) 

Über  das  Unternehmen  selbst  vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  V,  342  ff. 

79  (175).  Die  Kapitulationsverhandlungen  waren  bereits  am  19.  Juli  ein- 
geleitet worden;  sie  scheiterten  jedoch.  Grand ville,  unter  dessen  Kommando  die 
Besatzung  stand,  hatte  —  seiner  Ehre  wegen  —  anfangs  erklärt,  die  Festung 
müsse  „der  Form  halber"  belagert  werden.  In  der  Folge  änderte  er  seine  An- 
sicht —  nur  der  Gewalt  wolle  er  weichen.  Am  26.  August  begannen  die  Be- 
lagerungsarbeiten und  am  31.  desselben  Monats  wurde  das  Feuer  eröffnet.  Nun 
begehrte  Grandville  einen  Waffenstillstand  zum  Zwecke  der  Einleitung  neuer  Ver- 
handlungen. Bärnklau  ging  darauf  ein  und  berief  am  1.  September  einen 
Kriegsrat.  Den  folgenden  Tag  wurde  der  Übergabsvertrag  unterzeichnet  und 
Ingolstadt  am  1.  Oktober  trotz  Gegenversuchen  Seckendorffs  den  Österreichern 
überantwortet.     (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VI,  21  ff.,  28  ff".,  34,  43,  57.) 

80  (175).  Zu  Kardinälen  wurden  promoviert:  die  Nuntien  zu  Wien,  Madrid, 
Lissabon,  Paris  und  Frankfurt,  Paolucci,  Barni,  Oddi,  Crescenzi  und  Doria-,   der 

"Patriarch  Portocarero;  der  bischöfliche  Sekretär  Girolarai-,  der  Konzilsekretär 
Cavalchini;  Lanti,  Präsident  zu  Urbino;  Landi,  Erzbischof  von  Benevent;  Bozzo- 
bonelli,  Erzbischof  von  Mailand;  Ricci,  Gubernator  von  Rom;  Ruffo,  Kammer- 
auditor; Bologneti,  Schatzmeister;  Colonna,  Hofmeister;  Sciarra  Colonna,  Kammer- 
meister; Calcagnini,  Auditore  di  Rota;  Tanara,  Auditore  diRota;  Monti,  Sekretär 
der  Propaganda;  Bardi,  Sekretär  der  Consulta;  P.  Magister  Luccini,  Kommissär 
des  heiligen  Officii;  P.  Tamburini,  Abt  zu  St.  Paul;  P.  Besozzi,  Abt  zum 
heiligen  Kreuz  in  Jerusalem;   Orsini,  Herzog  von  Gravina. 

81  (176).  Als  kein  Pferdefleisch  mehr  vorhanden  war,  schlachtete  und  aß 
man  Hunde  und  Katzen,  für  die  man  schweres  Geld  bezahlte.  Täglich  fielen 
40  bis  50  Mann  dem  Hungertode  zum  Opfer.  Die  österreichischen  Vorposten 
ließen  daher  Gnade  für  Recht  ergehen  und  gestatteten,  daß  einzelne  französische 
Soldaten  im  Vorfelde  der  Festung  Ähren  oder  Kartoffeln  suchten.  Menschlich 
verhielt  sich  auch  Kolowrat  dem  Marqxiis  d'Heronville  gegenüber,  der  die  Be- 
satzung kommandierte.     (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VI,  48  ff.) 

82  (182).  Nicht  vorhanden.  (Vgl.  jedoch  den  im  Wiener  Diarium  vom 
23.  Oktober,  Nr.  85,  enthaltenen  Bericht.)  Die  entscheidenden  Gefechte  hatten 
vom  6.  bis  9.  Oktober  bei  Castello  di  Ponte  stattgefunden.  (Österreichischer  Erb- 
folgekrieg VIII,  398  ff.) 

83  (183).  Vgl.  Eintragung  vom  26.  Juni  1744,  S.  225  ff.  Über  das  Ver- 
halten Friedrichs  II.  in  der  Angelegenheit  Botta  gibt  nicht  seine  Histoire  de 
mon  temps,  sondern  die  politische  Korrespondenz  (II.)  Aufschluß.  (Vgl.  H.  Disseln- 
kötter,  Beiträge  zur  Kritik  der  Histoire  de  mon  temps  Friedrichs  d.  Gr.  Histori- 
sche Studien,  14.  Heft,  73  ff.) 

84  (184).    Der  Protokollsauszug  liegt  nicht  bei. 

85  (184).   Gleichfalls  nicht  vorhanden. 

86  (184).  Der  spanische  Befehlshaber  De  Gages  hatte  den  Rückzug  in  die 
Gegend  von  Ancona  auch  deshalb  angetreten,  weil  er  hoffte,  seine  Vereinigung 
mit  den  neapolitanischen  Truppen  bewerkstelligen  zu  können.  Man  erfuhr  jedoch, 


297 

d;ili  Lobkowitz  nicht  über  Bologn.'i  hinausmarschiereu  wolle-,  die  Armee  blieb 
daher  in  ihren  Quartieren.  Inzwischen  war  der  Abschluß  des  Wormser  Traktats, 
der  namhafte  Gebietsverluste  für  Maria  Theresia  nacli  sich  zog,  erfolgt.  Diese 
dachte  nun,  sich  durch  Eroberungen  in  Italien  schadlos  zu  halten.  Lobkowitz 
bekam  die  strikte  Order,  noch  weiter  vorzurücken.  Der  Kommandierende  er- 
achtete aber  seine  Streitmacht  für  nicht  genügend  stark,  ein  größeres  Unter- 
nehmen, etwa  die  Eroberung  Neapels  zu  wagen.  Immerhin  wollte  er  dem  Wunsche 
Maria  Theresias  „wenigstens  scheinbar"  genügen-,  er  rückte  vor,  während  — 
wider  alle  seine  Erwartungen  —  die  Spanier  ohne  Schwertstreich  ihre  Stellungen 
räumten  und  am  2G.  Oktober  bis  nach  Pesaro  zurückwichen.  Am  29.  desselben 
Monats  rückte  Lobkowitz  in  Rimini  ein.  (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VIII, 
186  ff.) 

87  (188).  Das  6000  Gulden-Amt  beruht  auf  einer  Stiftung  Ferdinands  IL, 
dem  der  Fürstbischof  Anton  Wolfrath  0.  S.  B.  vorgetragen  hatte,  wie  schlecht  das 
Wiener  Bistum  dotiert  sei.  Der  Kaiser  widmete  daher  mit  Stiftbrief  d.  d.  Wiener- 
Neustadt,  1634,  November  12,  zur  Vermehrung  der  Einkünfte  des  Bischofs  ein 
Kapital  von  100.000  fl.  rhein.  und  knüpfte  daran  die  Verpflichtung,  es  solle  all- 
jährlich am  Sonntage  nach  dem  Martinifest  ein  Pontifikalamt  pro  vivis  et  defunctis 
e  serenissima  domo  austriaca  abgehalten  werden.  (Hermann  Zschokke:  Ge- 
schichte des  Metropolitankapitels  zum  heiligen  Stephan  in  Wien  147.) 

Die  jährlichen  Interessen  betrugen  damals  6000  fl.  —  daher  die  Bezeich- 
nung 6000  Gulden-Amt.  Dieses  wird  bis  auf  den  heutigen  Tag  am  ursprünglich 
angeordneten  Termin  gehalten,  doch  nicht  mehr  vom  Erzbischof,  sondern  von 
dessen  Weihbischof  und  Generalvikar.  (Freundliche  Mitteilung  Seiner  Hoch- 
würden des  Herrn  Domkapitulars  Dr.  Th.  Ferdinand  Wimmer.) 

88  (189).  Liegt  nicht  bei.  Hingegen  finden  sich  im  Wiener  Staatsarchiv 
folgende  Stücke:  „Puncta  praeliminaria,  welche  bei  der  bevorstehenden  ersten 
Hof  Konferenz  wegen  der  Hof-Staats-Einriclitung  und  Reise  nacher  Niederlanden 
der  durchl.  Erzherzogin  Mariae  Annae  in  Proposition  gebracht  und  vorläufig  zu 
erörtern  wären."  S.  d.  (1743,  20.  November).  Originalvortrag  des  Obersthofmeisters 
vom  21.  November  über  die  Vorschläge  der  Konferenz. 

89  (191).  Im  wesentlichen  gleichlautend  mit  der  im  Wiener  Diarium  vom 
27.  November  (Sonderblatt  ad  Nr.  95)  abgedruckten  Rede  Herbersteins. 

90  (191).  Liegt  nicht  bei.  Eine  Beschreibung  der  Zeremonien  findet  sich 
im  Wiener  Diarium  (ad  Nr.  98)  vom  7.  Dezember. 

91  (192).    Dieses  Handbillet  konnte  nicht  aufgefunden  werden. 

92  (193).  Liegt  nicht  bei.  Das  Referat  wurde  der  Königin  am  6.  Dezember 
erstattet.     (Wien,  Staatsarchiv.) 

93  (193).  Maria  Theresia  hatte  zwar,  um  die  Wahl  in  keiner  Weise  zu 
beeinflussen,  keinen  bestimmten  Kandidaten  bezeichnet,  aber  nach  Kräften  ge- 
trachtet, das  seiner  geographischen  Lage  halber  so  wichtige  Hochstift  nicht  einem 
Gegner  Habsburgs  überantworten  zu  lassen.  In  gleicher  Weise  waren  die  See- 
mächte an  der  Frage  beteiligt.  Im  übrigen  befanden  sich  die  Anhänger  der 
bayrisch-französischen  Partei  in  der  Minderheit;  die  Kandidatur  des  Herzogs 
Theodor  von  Bayern*)  schien  daher  aussichtslos  zii  sein. 


*)  Johann  Theodor  von  Bayern,   Bischof  von  Regensburg  und  Freising  (geb.  3.  September 
1703,  gest.  27.  Januar  1763)  war  ein  Sohn  des  Kurfürsten  Maximilian  Emanuel  und  der  Theresia 


298 

Das  Haupt  der  Gutgesinnten  war  der  Dorapropst  Baron  VansouUe;  er 
wurde  als  der  künftige  Fürstbischof  bezeichnet,  während  andere  Mitglieder  der- 
selben Partei  teils  für  den  Bischof  von  Augsburg,  teils  für  den  Baron  von  Eideren 
oder  den  Grafen  von  Ingelheim  Propaganda  machten. 

Van  Soulle  erklärte  ganz  ausdrücklich,  die  Wahl  zum  Bischof  nicht  an- 
nehmen zu  wollen;  es  gab  jedoch  einige,  die  an  den  Ernst  dieser  Versicherung 
nicht  glauben  wollten,  so  Königsegg-Erps,  Maria  Theresias  Minister  in  Brüssel. 
Er  ließ  sich  über  die  genannten  Anwärter  folgendermaßen  aus: 

„Der  Dompropst  Van  Soulle  ist  sehr  alt,  sehr  listig  und  zugleich  ein  so 
eifriger  lüttichischer  Patriot,  daß  in  den  hiesigen  Grenz-  und  Commerciistreitig- 
keiten  mit  ihm  vielleicht  sehr  beschwerlich  auszukommen  sein  würde;  übrigens 
aber  ein  wohlgesinnter,  verständiger  Mann. 

Der  Domdechant  Baron  von  Eideren,  welcher  auch  ziemlich  bei  Jahren, 
ist  ein  schwaches  Subjectum  und  dem  Vernehmen  nach  würde  er  —  wie  sein 
Oncle  —  sich  durch  seine  Bediente  ziemlich  regieren  lassen  und  solle  jetzo  sein 
Kammerdiener  viel  bei  ihm  vermögen,  und  möchte  wohl  eben  dieses  eine  Ur- 
sache sein,  daß  er  den  Holl-  und  Engländern  nicht  unanständig  wäre,  in  dem 
Absehen,  die  etwas  vermögende  Bediente  durch  Pensiones  gewinnen  zu  können. 
Dieser  Weg  würde  aber  auch  der  Cron  Frankreich  offen  stehen  und  ihr  viel- 
leicht am  nützlichsten  sein,  indem  solches  Mittel  dem  französischen  Hof  zu  allen 
Zeiten  besser  als  andern  gelungen  hat.  .  .  .  Gewiß  aber  ist  es,  daß  obbedachter 
Baron  Eideren  die  bayrische  Partei  völlig  verlassen  hat  und  meinem  Erachten 
und  dem  Ansehen  nach  die  mehresten  Stimmen  erhalten  wird,  wofern  sich 
nicht  alle  Stimmen  vor  den  Van  Soulle  oder  vor  jemand,  an  welchen  niemand 
denkt,  vereinigen  tun. 

Der  Bischof  von  Augsburg  hat  wenig  Stimmen  und  das  Haupt  seiner 
Faktion  ist  der  Argenteau,  welcher  wenig  beliebt,  weilen  er  vor  sehr  intrigant 
angesehen  und  sein  Abzielen  dahin  zu  gehen  vermeinet  wird,  den  Bischof  von 
Augsburg  (welcher  von  keinem  großen  Genie  ist)  zu  verlangen,  um  ihn  völlig 
zu  regieren.  In  welchem  Fall,  zu  Rettung  E.  kö.  M.  a.  h.  Interesse,  kein  anderes 
Mittel  übrig  wäre,  als  dem  Argenteau  in  hiesigem  Land  baldmöglichst  ein  Bistum 
zu  geben,  ungeachtet  der  üblen  Gestalt  seines  Gesichts  und  anderen,  vor  Zeiten 
durch  den  Grafen  Friedrich  von  Harrach  vorgestellten  Umständen. 

Den  Grafen  von  Ingelheim  sollte  ich  unter  allen  vor  E.  kö.  M.  a.  h.  Inter- 
esse am  vorträglichsten  erachten;  nebst  dem  aber,  daß  er  sehr  wenig  Stimmen 
bis  dato  vor  sich  hat,  vernehme  ich  auch  unter  der  Hand,  daß  es  gar  kein  An- 
sehen habe,  daß  die  Wahl  auf  ihn  ausfallen  könne."  (Bericht  d.d.  Brüssel,  15.  Januar 
1744.   Wien,  Staatsarchiv.) 

Im  Auftrage  Maria  Theresias  schickte  Königsegg  einen  königlichen  Kom- 
missär nach  Lüttich,  und  zwar  den  Grafen  Figuerola,  der  dem  Conseil  prive  an- 
gehörte. Dieser  Vertrauensmann  mußte  trachten,  eher  Eideren  zur  Wahl  zu  ver- 
helfen, als  sich  der  Gefahr  auszusetzen,  durch  eine  Stimmenzersplitterung  dem 
Herzog  Theodor  möglich  zu  machen,  daß  er  seinen  Anhang  verstärke.   (Instruk- 


Kunigunde  Sobieski.    Sein  Bruder  Klemens  August  war  Kurfürst  von  Köln.    (Biographie  nationale 
X,  337  ff.) 

Johann  Theodor  war  den  Domherren  von  Karl  Albert  (Karl  VII.)  empfohlen  worden. 
(I.  Daris:  Histoire  du  diocese  et  de  la  principaute  de  Liege  I,  137.  Gütige  Mitteilung  meines  ver- 
ehrten Freundes  E.  Hubert,  Professors  an  der  Universität  zu  Lüttich.) 


299 

tion  pour  Figuerola,  Bruxellcs,  le  2  janvier  1744.  Ad  Bericht  vom  15.  Januar 
1744.   Wien,  Staatsarchiv.) 

Die  Partei,  auf  welche  der  Wiener  Hof  und  die  Seemächte  zählen  durften, 
setzte  durch,  daß  die  Wahl  am  23.  Januar  erfolgen  solle,  damit  der  bayrisch- 
französischen Fraktion  keine  Zeit  gelassen  werde,  sich  zu  verstärken. 

Über  den  unglücklichen  Ausgang  der  Wahl  berichtete  Figuerola  wie  folgt: 

„J'ai  eu  l'honneur  de  porter  .  .  .  ä  la  haute  connaissancc  de  V.  S.  M.  .  . . 
que  le  parti  forme  par  le  grand-prövöt  baron  Vansoul  etant  le  plus  fort  et  voulant 
choisir  pour  prince  et  6veque  de  ce  pays  le  grand-doyen  baron  d'Elderen,  je  ne 
croyais  pas  seulement  l'exclusion  du  prince  Theodore  de  Baviere  assur6e,  mais 
je  comptais  aussi  que  le  sort  tomberait  vraisemblablement  en  personne  du  dit 
grand-doyen. 

Cette  assurance  etait  d'autant  plus  fondöe  que  tous  ceux  qui  composaient 
le  parti  des  patriotes,  s'etaient  röciproquement  et  solennellement  promis  de  ne  pas 
se  s6parer,  ni  de  se  departir  de  la  resolution  qu'ils  avaient  pris  de  choisir  un 
patriote,  de  Sorte  que  ce  parti  etant  de  vingt  et  quatre  voix  et  le  parti  bavarois 
de  vingt,  rien  ne  paraissait  devoir  faire  douter  que  les  intentions  de  V.  M.  et  des 
deux  puissances  alliees  n'eussent  leur  effet. 

Mais  il  est  arrive  que  lorsqu'on  s'y  attendait  le  moins,  le  trefoncier  comte 
d'Ingelheim  et  le  trefoncier  d'Aslebrouck,  lies  d'une  etroite  amiti6,  se  sont  laisse 
gagner  par  une  voie  que  la  modestie,  la  bienseance  et  le  respect  qui  est  du  ä 
la  sacrec  personne  de  V.  M.  ne  perraet  pas  de  detailler.  .  .  . 

Le  Premier  de  ces  deux  tröfonciers,  ä  savoir  le  comte  d'Ingelheim,  a  eu 
la  bassesse  de  fr6quenter  pendant  quelques  jours  encore  l'assemblee  des  patriotes 
pour  rapporter  secretement  au  baron  de  Breidbach,  un  des  chefs  du  parti  bavarois, 
tout  ce  qui  s'y  passait  et  les  mesures  qu'on  y  prennait  pour  assurer  l'election 
aujourd'hui,  apres  quoi  ayant  coramencee  par  dire  qu'il  voulait  absolument  etre 
le  candidat  k  choisir  par  les  patriotes,  il  s'en  retira  sans  que  personne  ait  pu 
s'assurer  le  meme  soir  d'oü  venait  cette  subite  changement  de  sa  fagon  de 
penser. 

Le  ministre  de  S.  M.  B.  et  raoi  nous  fümes  pri6s  par  le  grand-prevöt  de 
l'approcher  pour  decouvrir  quel  sujet  il  pourrait  avoir  pour  ne  plus  se  preter 
aux  vues  de  la  pluralite  d'autant  que  deux  jours  auparavant  il  nous  avait  tres 
solennellement  promis  qu'il  ne  quitterait  pas  le  bon  parti,  mais  nous  avait  fait 
connaitre  ä  meme  temps  qu'ayant  quelque  repugnance  de  donner  son  suflfrage 
au  grand  -  doyen,  il  ne  le  ferait  qu'ä  l'extreraite,  exigeant  de  nous  que  nous 
tächassions  de  faire  en  sorte  qu'il  put  obtenir  le  decanat  qui  resulterait  vacant 
ä  quoi  nous  lui  röpondtmes  que  ceci  döpendant  des  suffrages  qu'on  pourrait  se 
procurer,  il  tächasse  d'y  travailler  de  son  cöte  que  nous  l'aiderions  et  le  pro- 
poserions  ä  monsieur  le  grand-prövöt,  ce  que  nous  fimes. 

Nous  nous  rendimes  donc  la  seconde  fois  chez  lui  pour  decouvrir  le  sujet 
de  son  changement,  il  se  recria  de  ce  qu'on  ne  songeait  ä  le  faire  prince,  de  ce 
que  ses  confreres  l'abandonnaient,  et  nous  tint  plusieurs  discours  pareils. 

Comme  il  nous  etait  revenu  que  le  comte  de  la  Marck,  le  comte  de  Vir- 
mond et  quelqu'uns  du  parti  bavarois  l'avaient  beaucoup  press6  pour  le  d6tacher 
du  bon  parti,  je  le  priais  de  vouloir  me  parier  clair  et  m'assurer  si  peut-etre  il 
s'etait  d^parti  du  grand -prevot  et  engag6  sa  voix  au  prince  Theodore;  il  me  r6- 
pondit  qu'il  ne  s'agissait  pas  de  cela,  que  s'il  y  avait  un  livre  d'Evangile  dans 


300 

sa  chambie  il  in'en  preteiait  serment.  Sa  mine  embarassee  ne  me  rassura 
cependant  pas,  malgre  l'offre  du  serment  qu'il  me  fesait.  Nous  tächames  alors 
de  lui  rappeller  les  representations  que  nous  lui  avions  fait  autrefois  pour  lui 
faire  envisager  les  suites  que  pourrait  entrainer  un  clioix  partial  et  particuliere- 
ment  en  la  personne  du  prince  Theodore,  mais  nous  nous  aperQumes  ä  meme 
teraps  que  tous  nos  discours  etaient  mal  interpretös  et  qu'il  cherchait  ä  y  donner 
toujours  un  sens  different  au  notre. 

Ceci  confirma  nos  soupQons  lesquels  etaient  d'autant  plus  fondes  que  nous 
apprimes  le  meme  soir  qu'il  avait  engagö  son  suflfrage  au  prince  Theodore,  dc- 
marche  dont  nous  fümes  entierement  convaincus  par  une  lettre  que  je  regus  par 
estafette  de  S.  E.  le  comte  de  Cobenzl  lequel  me  marquait  que  le  dit  prince 
Theodore  et  le  comte  de  Virmond  avaient  mande  par  un  courrier  ä  l'61ecteur  de 
Cologne  qu'ils  avaient  detache  deux  personnes  de  notre  parti. 

Cette  desertion  ayant  affaibli  notre  parti  de  deux  voix  et  augmente  par 
consequent  de  deux  celui  des  Bavarois,  les  partis  etaient  chacun  ä  vingt  et  deux 
voix,  ainsi  egaux. 

Nous  n'avons  rien  oublie  pour  en  detacher  du  leur  ä  notre  tour,  niais  le 
malheur  a  voulu  que  nous  n'avons  jamais  pu  y  parvenir,  malgre  Tinterposition 
des  parents  de  quelqu'uns  que  S.  E.  monsieur  le  comte  de  Königsegg  nous  avait 
envoye  des  Pays-Bas.  Nous  avons  fait  notre  possible  pour  induire  le  bon  parti 
ä  gagner  une  voix  par  le  choix  d'un  6tranger  comme  par  exemple  de  l'evgque 
d'Augsbourg,  mais  les  lettres  d'eligibilite  de  ce  prince  n'etant  pas  encore  arrivees, 
malgre  qu'il  y  ait  quelque  temps  qu'elles  soient  parties  de  Kome,  ceci  n'a  pas 
ete  eifectuable. 

Dans  ces  entrefaits  est  arrive  ici  le  bourguemaitre  de  la  ville  de  Mastricht 
Lenartz  que  le  grand-pensionnaire  des  Etats-generaux  avait  envoye  pour  faire 
sous  main  quelques  demarches  aussi  et  pour  informer  les  Etats-g6neraux  de  ce 
qui  se  passait  ici.  Nous  avons  eu  plusieurs  Conferences  ensemble  conjointement 
avec  le  ministre  de  la  cour  d'Angleterre  et  le  grand-pr6vöt  pour  chercher  des 
moyens  ä  reparer  le  tort  que  la  demarche  du  comte  d'Ingelheim  avait  cause, 
mais  tout  a  ete  en  vain;  et  l'unique  chose  que  j'ai  pu  obtenir,  a  ete  de  faire  differer 
par  les  difterentes  lettres  que  j'ai  ecrites  ä  S.  E.  le  comte  de  Cobenzl,  le  voyage 
de  l'ölecteur  de  Cologne  dans  l'espoir  que  par  lä  nous  serions  parvenus  ä  porter 
les  partis  ä  parite  de  voix  qu'il  n'y  aurait  point  d'election  et  que  nous  aurions 
pu  par  lä  parvenir  ä  gagner  du  temps  pour  degager  quelqu'uns  du  parti  contraire 
sous  pr^texte  qu'ayant  donne  leur  suffrage  le  premier  jour  au  prince  Theodore 
leur  promesse  avait  ete  accoraplie  et  leur  parole  dögagee. 

Notre  parti  nous  avait  effectivement  promis  de  tenir  ferme  et  de  procurer 
un  delai  par  la  parite  des  voix,  mais  l'electeur  de  Cologne  s'^tant  vu  fortement 
pressö  pour  venir,  prit  avant-hier  la  r6solution  de  partir  de  Bonn  et  arriva 
hier  ici. 

La  seulo  nouvelle  de  son  voyage  suffit  pour  intimider  quelqu'uns  de  notre 
parti  lesquels,  soit  pour  commencer  leui-s  emplois,  soit  pour  des  vues  particu- 
lieres,  commencerent  ä  faire  connaiti-e  qu'il  etait  dangereux  de  s'enteter  et  qu'ils 
ne  voulaient  se  sacrifier.  Le  grand-prevöt  et  quelqu'autres  eurent  beau  leur 
precher  et  les  exhorter  et  se  servir  enfin  de  tous  les  raisonnements  et  considera- 
tions  humainement  possibles,  ils  ne  voulurent  se  laisser  persuader  et  le  bon  parti 
se  declia. 


1 


301 

J'avais  ensuite  de  mes  Instructions  propos6  dans  cette  extremite  le  choix 
de  relecteur  ä  notre  parti;  raa  proposition  fut  rejcttee  par  deux  considerations. 

La  premiere  parce  que  Ton  ignorait  si  l'eleeteur  avait  quelque  bref  d'eli- 
gibilite  et  qu'on  croyait  que  non  quoique  j'ai  appris  par  une  lettre  que  j'ai  rc^ue 
cette  nuit  de  S.  E.  le  comte  de  Cobenzl,  qu'il  en  a  un  du  pape  defunt. 

La  seconde  parce  que  quand  meme  notre  parti  lui  aurait  donne  son  suf- 
frage,  il  n'y  aurait  eu  que  parite  des  voix  et  qii'en  ce  cas,  disait-on,  l'electeur 
aurait  declare  que  n'y  pouvant  pas  parvenir  et  n'y  aspirant  pas,  il  aurait  prie 
tous  ceux  qui  lui  avaient  accorde  leurs  voix  de  les  accorder  au  prince  son  frere 
et  qu'on  se  serait  trouve  embarrasse  ä  les  refuser  sur  quoi  le  bon  parti  ne 
trouvant  aucun  chemin  pour  parvenir  au  but  salutaire  qu'il  s'etait  propos6,  prit 
la  resolution  d'ofFrir  ses  suftrages  au  prince  Theodore  pour  faire  la  reunion 
du  chapitre  et  mettre  fin  au  frayeux  proces  dont  on  6tait  menacö  ä  la  cour 
de  Rome. 

II  se  rendit  donc,  le  grand-doyen  et  grand-prevut  ä  la  tete,  offrir  son  suf- 
Irage  ä  la  reserve  du  comte  d'Argenteau,  frere  du  lieutenant  feldmarechal  comte 
de  Mercy,  lequel  n'y  voulut  s'y  rendre  ni  lui  accorder  son  suffrage,  disant  que 
sa  naissance,  son  honneur  et  l'amour  pour  ce  pays  et  pour  les  interets  de  V.  M. 
ne  lui  permettaient  de  faire  la  bassesse  de  refuser  le  suffrage  ä  qui  il  l'avait 
promis  et  de  l'accorder  ä  qui  il  l'avait  refuse  tant  de  fois  qu'on  l'avait  fait  tenter 
par  toutes  sortes  des  voies. 

L'ölection  s'est  donc  fait  aiijourd'hui  dans  les  formes  ordinaires  sans  que 
malgrö  tous  les  mouveraents  que  le  ministre  de  S.  M.  B.,  le  bourguemaitre  de  la 
ville  de  Mastrich  et  moi  nous  nous  sommes  donnes,  aient  pu  l'empecher  et  que 
les  representations  que  nous  avons  faites  aient  merite  l'attention  et  la  considera- 
tion  que  leur  poid  requerait. 

Je  crois  meme  de  mon  devoir  de  representer  t.  h.  ä  V.  M.  que  ceux  du 
parti  bavarois  les  ont  raeprise  et  voulu  tourner  dans  un  sens  tout  different  ä  celui 
que  nous  leur  donnions  comme  si  ces  pays  n'avaient  aucunement  besoin  de  la 
bonne  correspondance  des  Pays-Bas  sujets  ä  la  glorieuse  domination  de  V.  M.  et 
que  l'utilite  et  l'interet  des  respectifs  sujets  ne  fussent  pas  d'une  egale  reciprocite. 

Les  personnes  de  la  noblesse  qui  se  sont  distingues  dans  ce  chapitre  pour 
les  int6rets  de  V.  M.  sont  le  comte  d'Argenteau,  le  comte  de  Glimes  pretre,  le 
comte  d'Outremont  et  le  baron  d'Ohenfeld.  Celles  de  la  noblesse  qui  ne  se  sont 
pas  d6guisees  contre  les  interets  de  V.  M.  sont  le  baron  de  Breidbach,  le  baron 
d'IIorion,  le  comte  de  Schisteiles,  l'arcliidiacre  Glimes  et  le  comte  de  Berlo,  ces 
trois  derniers  sujets  de  V.  M.,  et  le  comte  de  Rajecourt  Lorrain.  La  fermete  du 
comte  d'Argenteau  et  la  fagon  noble  et  fidele  de  penser  ne  sauraient  me  dis- 
penser de  lui  rendre  la  justice  de  le  distinguer  de  tous  les  autres  afin  que  V.  M. 
daigne  l'honorer  de  Sa  royale  protection  et  bönignite. 

(Wien,  Staatsarchiv.) 

Lange  Zeit  verstrich,  bis  Maria  Theresia  das  Notifikationsschreiben  des 
Fürstbischofs  Theodor  erhielt.*)  Man  wußte  nicht,  ob  dieser  die  Königin  als 
solche  anerkennen  oder  sich  offen  auf  die  Seite  ihrer  Feinde  stellen  werde. 
Königsegg  befand  sich  in  größter  Verlegenheit  —  denn  wie  sollte  er  sich  dem 
Bistum  gegenüber  verhalten?    Da  traf  endlich  in  der  zweiten  Februarhälfte  das 


*)  Nur  das  Domkapitel  hatte  eines  d.  d.  28.  Januar  geschickt.    (Wien,  Staatsarchiv.) 


302 

vom  29.  Januar  datierte  Notifikationssclireiben  Theodors  ein.  Sein  Inhalt  gab 
nicht  Anlaß  zur  Klage  und  es  war  auch  „mit  der  gebührlichen  Überschrift  ver- 
sehen". Maria  Theresia  antwortete  daher  in  folgender  Weise:  „Ich  sehe  als  ein 
Kennzeichen  E.  L.  für  Mich  und  Mein  Erzhaus  hegender  guten  Gesinnung  an, 
daß  Mir  dieselbe  die  auf  dero  Person  den  23.  v.  M.  zu  Lüttich  ausgefallene 
Bischofs  Wahl  mittelst  dero  erst  vor  wenigen  Tagen  Mir  zugekommenen 
Schreibens  vom  29.  ejusdem  zu  wissen  tun  wollen,  und  wünsche  dahero  E.  L.  darzu 
aufrichtig  Glück. 

Gleichwie  das  äußerste  angewendet,  um  die  für  das  werte  Vaterland  so 
fatale  Unruhen  durch  Befestigung  des  guten  Vernehmens  zwischen  zweien  durch 
vielfältige  Blutband  verknüpften  teutschen  Häusern  zu  verhüten,  also  wird  auch 
bei  Mir  gewiß  nie  haften,  daß  dieses  gute  Vernehmen  zwischen  Mir  und  E.  L. 
jederzeit  ununterbrochen  verbleibe,  welches  dann  wie  eines  Theils  zum  Nutzen 
beederseitigen  nicht  nur  angrenzender,  sondern  auch  zum  Theil  veiraischter 
Landen,  also  anderen  Theils  zu  Meinem  ganz  besonderen  Vergnügen  gereichen 
wird.   —     —     —    —     —    —    —    —    —     —    —    —    —    —    —    —    —  « 

(Wien,  22.  Februar  1744.  Originalkonzept  von  Bartensteins  Hand.  Staats- 
archiv.) 

94  (196).  Maria  Aloisia  (geboren  am  13.  Januar  1702*)  als  Tochter  des 
Grafen  Alois  Th.  Harrach),  mit  der  sich  Franz  Anton  Fürst  Lamberg  am  13.  Februar 
1721  vermählt  hatte. 

Die  Paarsche  Reitschule  befand  sich  in  der  Alserstraße. 

95  (197).  j 

96  (198).  l  Nicht  vorhanden. 

97  (199).  j 

98  (201).  Johann  Wilhelm  Edmund  Graf  Sinzendorf  (geb.  1G97)  war  in 
verschiedenen  Missionen  tätig.     Er  starb  am  6.  Januar  1766. 

99  (201.)   Beilage  des  Wiener  Diariums  vom  7.  Januar. 

100  (204).  Liegt  nicht  bei,  wird  aber  gleichlautend  mit  der  im  Wiener 
Diarium  vom  18.  Januar  (Nr.  6)  enthaltenen  Beschreibung  gewesen  sein. 

101  (204).  1  Die  Beschreibung  findet  sich  auch  im  Wiener  Diarium  vom 

102  (204).  J   22.  Januar  (Nr.  7). 

103  (206).    Das  Chronographicum  liegt  nicht  bei. 

104  (206).  Das  heutige  Belvedere.  Viktoria,  Herzogin  von  Sachsen-Hild- 
burghausen, Nichte  des  Prinzen  Eugen,  hatte  es  nach  dessen  Tode  ererbt. 

105  (207).  Nicht  vorhanden.  Die  Beschreibung  findet  sich  im  Wiener 
Diarium  vom  8.  Februar  (Nr.  12). 

106  (209).  Liegt  nicht  bei.  Der  Vortrag  wurde  am  16.  Februar  erstattet. 
(Wien,  Staatsarchiv.) 

107  (211).    Sonderblatt  (ad  Nr.  30)  des  Wiener  Diariums  vom  11.  April  1744. 

108  (213).  Nach  der  Liste  der  Verstorbenen  (Wiener  Diarium,  21.  März, 
Nr.  24)  starb  Dietrichsteins  zweijähriger  Sohn  Graf  Sigismund  Matthias  am 
16.  März  1744.  Am  15.  August  desselben  Jahres  starb,  fünfjährig,  Maria  BVan- 
ziska.  (Wiener  Diarium  vom  19.  August,  Nr.  67.)  Das  Todesdatum  des  zweiten 
Knaben  konnte  nicht  eruiert  werden. 

109  (216).  Dieser  Kauf  findet  sich  in  dem  Artikel  „Laxenburg"  der  Topo- 
graphie von  Niederösterreich  (V,  703/1)  nicht  erwähnt. 


*)  Gefällige  Mitteilung  des  Herrn  Kustos  a.  d.  Hofbibliothek  Dr.  Ferd.  Mencik. 


303 

110  (217).  Als  unter  Kaiser  Leopold  I.  im  Jahre  1694  Jakob  Miori  und 
Johann  Franz  Brotti  nach  Österreich  kamen,  um  nach  Venezianer  Art  Spiegel 
zu  erzeugen,  wurde  ihnen  das  Schloß  Neuhaus  bei  Fahrafeld  im  Wienerwalde 
zur  Ausführung  ihres  mit  Freuden  begrüßten  Planes  angewiesen.  Als  Besitzer 
dieser  Spiegelfabrik  erscheint  der  damalige  Gutsbesitzer  J.  Chr.  Rechberg  von 
Rechtskron  in  Gemeinschaft  mit  Georg  Koch,  Peter  Quentin  und  Andreas  Schally, 
welchen  dann  Hofkammerrat  Johann  Kirchstetter  und  Georg  Berthold  Fischer 
folgten,  bis  sie  im  Jalu-e  1720  vom  Staate  übernommen  wurde.  Im  Jahre  1734 
erhielt  sie  das  ausschließliche  Privilegium  und  später  wurde  von  Maria  Theresia 
auch  die  Einfuhr  von  Spiegeln  verboten;  1748  erfolgte  die  Verlegung  in  ein 
eigens  erbautes,  geräumiges  Fabriksgebäude  am  [Fuße  des  Hausberges  —  das 
heutige  Forstgebäude,  in  dem  bis  zur  Gegenwart  bei  baulichen  Veränderungen 
Quecksilber  zum  Vorschein  kommt.  Zur  Zeit  der  höchsten  Blüte  beschäftigte  man 
96  Personen;  im  Jahre  1830  erfolgte  die  Verlegung  nach  Schlöglmühl.  (Freundliche 
Mitteilung  Sr.  Hochwürden  des  Herrn  Pfarrers  Otto  Eigner  in  Bockfließ,  Ver- 
fassers des  Artikels  „Neuhaus".  (Der  betreffende  Band  der  niederösterreichischen 
Topographie  ist  noch  nicht  erschienen.) 

111  (218.)  Gleichlautend  mit  der  im  Wiener  Diarium  (Anhang  zu  Nr.  41) 
vom  20.  Mai  enthaltenen  Beschreibung. 

112  (219.)  Johann  Adolf  Hasse  (geb.  25.  Mai  1699  in  Bergedorf  bei  Ham- 
burg, gest.  23.  Dezember  1783  in  Venedig)  war  seit  1731  Opernkapellmeister  in 
Dresden,  wo  er  bis  1763  blieb.  Die  letzten  Lebensjahre  verbrachte  er  in  Italien 
(in  Venedig  vornehmlich),  wo  er  nur  „11  caro  Sassone"  genannt  wurde.  Seine 
Frau,  Faustina  Bordoni  (geb.  1693  in  Venedig,  gest.  daselbst  11.  Januar  1786), 
war  ebenfalls  nach  Dresden  berufen  worden,  und  zwar  als  erste  Hof-  und  Opern- 
sängerin. (Vgl.  Eitner,  Biograph. -bibliograph.  Quellenlexikon  der  Musiker  und 
Musikgelehrten  V,  36  ff.    Niggli,  Faustina  Bordoni-Hasse.) 

113  (220).  Claudius  Innocenz  du  Paquier,  der  Gründer  der  Wiener  Por- 
zellanfabrik, hatte  stets  mit  finanziellen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen,  konnte 
sich  schließlich  nicht  mehr  halten  und  bot  daher  die  Fabrik  dem  Staate  zum 
Kaufe  an.  Dieser  kam  am  10.  3Iai  1744  zustande.  Paquier  (gest.  27.  Dezember 
1751)  blieb  Direktor  und  die  Fabrik  wurde  der  Hofbankodeputation  unterstellt. 
Präsident  dieser  Behörde  war  damals  Gundaker  Graf  Starhemberg  (gest.  8.  Juli 
1745);  seine  Tochter  Maria  Gabriele  war  seit  14.  Juli  1727  mit  dem  Grafen 
Rudolf  Josef  Colloredo  verheiratet.  (Vgl.  Die  kaiserl.  königl.  Wiener  Porzellan- 
manufaktur. Herausgegeben  vom  k.  k.  österreichischen  Museum  für  Kunst  und 
Industrie.    Text  von  J.  Folnesics  und  E.  W.  Braun.) 

114  (220).   Febris  Petechialis  (Petechiae),  Fleckfieber. 

115  (221).  Die  französische  Kriegserklärung  war  jedoch  am  26.  April  er- 
folgt. (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VI,  Nr.  XIII,  S.  655  ff.)  Maria  Theresia 
hoffte  nun,  daß  sich  die  beiden  Seemächte  zu  entschlossenem  Handeln  aufraffen 
würden.  Das  Manifest  der  Königin  ist  vom  16.  Mai  datiert  (ibid.  Nr.  XIV,  S.  657  ff.) 
und  stammt  aus  Bartensteins  Feder.    (Vgl.  Arneth  II,  385.) 

116  (222).  Heute  Palais  Rainer  auf  der  Wieden.  Zuerst  hatte  der  kaiser- 
liche Leibarzt  Pius  Nikolaus  von  Garelli  (gest.  1739)  Haus  und  Garten  von  dem 
Besitzer,  dem  Kaufmanne  Leopold  von  Engelskirchen  gekauft,  worauf  Franz  von 
Lothringen  den  Komplex  erwarb.  Die  nächsten  Besitzer  waren:  Bankier  Johann 
Heinrich  Freiherr  von  Geymüller   (gest.  1834),   Graf  Ferdinand  Leopold  Pdlffy 


304 

und   schließlich   Se.  kais.  H.  Erzherzog  Rainer,   der  gründliche  llestanriernngs- 
arbeiten  vornehmen  ließ.     (M.  Bermann,  Alt-  und  Neu -Wien,  S.  1150.) 

117  (224).  Khevenhüller  irrt-,  es  handelte  sich  in  der  Tat  um  die  Krieg- 
führung in  Italien:  am  17.  Juni  hatten  die  Verbündeten  durch  einen  giückliclien 
Handstreich  den  Plan  des  Fürsten  Lobkowitz  vereitelt,  sie  zur  Räumung  von 
Velletri  zu  nötigen.  (Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  VIII,  247  ff.  und 
Arneth  II,  367.)  Ulfeid  sprach  sich  entschieden  dagegen  aus,  „aus  Bayern  etwas 
zu  detachieren".  D?is-  wäre  „das  schädlichste  von  allem".  „Sicher  würden  wir 
sodann  Preußen  auf  den  Hals  haben,  mithin,  um  die  lombardische  Einkünften  zu 
ersparen,  heraußen  alles  darunter  und  darüber  gehen.  Ein  Unglück  ist,  Avann 
Leute  angehöret  werden,  so  nur  ein  Objectum  haben  und  nicht  das  Universum 
betrachten.  Ihr  Eifer  kann  sehr  rühmlich,  der  Rat  aber  nicht  leicht  er- 
sprießlich sein."     (Vortrag  d.  d.  26.  Juni  1744.   Wien,  Staatsarchiv.) 

118  (226).  Der  Vertrag  vom  13.  Mai  1744  (vgl.  S.  83,  Anm.  2)  war  bloß 
zwischen  Maria  Theresia  und  August  III.  von  Polen  (Friedrich  August  II.)  ge- 
schlossen worden.  (Vesque  von  Püttlingcn,  Sachsen  74.)  Im  August  desselben 
Jahres  wurden  in  London  zwei  Subsidienverträge  unterzeichnet,  die  man  aber 
nie  ratifizierte,  vielmehr  kassierte.  (Vgl.  Pribram,  Verträge  mit  England  I,  Nr.  43, 
S.  687,  Anm.  2.) 

119  (226).  Vgl.  Arneth  II,  402  ff.  Bernhardi,  Geschichte  Rußlands  II/2, 
S.  168  ff.)  Zum  Vorsitzenden  des  Gerichtshofes  hatte  Maria  Theresia  den  Grafen 
Johann  Wilhelm  von  Wurmbrand  ernannt.  Die  übrigen  Delegierten  waren  Graf 
Anton  Hartig,  die  Hofräte  Pelser,  Jordan  und  Hüttner. 

120  (229).  Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  VII,  69.  Aus  der  Korre- 
spondenz Maria  Theresias  mit  Karl  von  Lothringen  und  Batthyany  erhellt  je- 
doch, daß  der  gelungene  Rheinübergang  keineswegs  Anlaß  zu  irgendwelcher 
Besorgnis  gegeben  hat.     (Wien  Staatsarchiv.) 

Hingegen  beunruhigte  den  Wiener  Hof  das  Verhalten  der  Seemächte.  Da 
sei  auf  folgende  Stellen  eines  Schreibens  verwiesen,  das  Maria  Theresia  am  10.  Juli 
an  Karl  gerichtet  hat: 

„E.  L.  haben  zu  seiner  Zeit  zu  wissen  getan,  daß  da  immer  unvergnüg- 
lichere  Nachrichten  aus  denen  Niederlanden  eingeloffen  und  der  englisch-  und 
hannoverischen  Generalität  Betrag  billigen  Verdacht  erwecken  mußte.  Ich  dem 
Robinson  und  Burmania  Selbsten  zuzureden  Mich  entschloßen.  Als  nun  der 
erstere  seinen  Hof  davon  unterrichtet,  ist  man  allda  der  alten  Gewohnheit  nach 
auf  den  kahlen,  gleich  im  Anfang  Meiner  Regierung  so  sehr  mißbrauchten  Vor- 
wurf verfallen,  daß  es  hier  an  Leuten  nicht  ermanglete,  welche  Mir 
Mißtrauen  gegen  beede  Seemächten  beizubringen,  mithin  Mich  von 
ihnen  abzuziehen  und  mit  Frankreich  zu  verknüpfen  sich  be- 
eiferten... .  Zu  wünschen  wäre  nur,  daß  die  englische  Ministri,  welche 
immerzu  ihren  seltsahmen  Betrag  mit  obiger  Beschuldigung  zu  beschönigen 
suchen,  im  allergeringsten  Theil  so  eifrig  gegen  Frankreich  zu  Werk  gingen,  als 
es  dießorts  beschiehet.  .  .  .  Deme  sei  nun  aber,  wie  ihm  wolle,  so  erhielte  Ro- 
binson den  7.  in  aller  Früh,  mithin  noch  vor  eingeloffener  Nachricht  von  der 
Rhein  Passage  einen  Courrier  von  seinem  Hof  .  .  . 

Er  (Robinson)  hätte  nunmehro  den  Befehl  erhalten,  hinwiederumb  eine 
Audienz  zu  begehren  und  seines  Hofs  Rechtfertigung  Mir  selbsten  vorzustellen, 
mit  dem  Anhang,  daß  alles  von  Gewinnung  der  Republik  Holland  und  diese  Ge- 
winnung N.  b.  von  der  Rhein  Passage   abhangete.     Nach   sein   des  Robinsons 


305 


ersteren  Äußerung  und  völligen  Gebärden  wäre  ganz  kenntlicli,  daß  er  stark  zu 
sprechen  und  alle  Schuld  auf  die  verniaintlich  verzögerte  lihein  Passage  zu 
schieben  Befehl  erhalten  haben  müsse. 

Als  aber  sogleich  Nachmittag  von  dieser  Rhein  Passage  glücklichem  Er- 
folg die  Nachricht  einlieflfe,  hat  er  also  balden  lindere  Seiten  auffgezogen  und 
von  nichts  anderem  als  freundschaftlicher  Erleuterung,  nachdruck- 
sahmen  Versicherungen,  Cooperation  beeder  Armeen,  des  6clair- 
cissements  amiables,  des  fortes  assurances  de  -^uloir  soutenir  au 
possible  la  cause  commune,  de  la  necessitö  d'une  vigoureuse  Co- 
operation gesprochen.  . .  ." 

Maria  Theresia  spricht  sich  weiter  gegen  Abschickung  eines  Detachements 
nach  den  Niederlanden  aus,  will  aber  sonst  dem  Herzog  nichts  vorschreiben. 

Am  20.  Juli  richtet  Karl  die  Frage  an  die  Königin,  ob  er  sich  vom  Rhein 
entfernen  solle. 

Maria  Theresia  antwortet  am  28.  desselben  Monats  folgendermaßen: 
„  . .  .  also  nehme  dero  unter  d.  20.  d.  getane  Anfrag  keineswegs  dahin,  daß  E.  L. 
hieran*)  im  mindesten  zweifleten,  sondern  einzig  und  allein,  daß  Sie  zu  wissen 
verlangen,  ob  Sie  sich  in  dem  Fall,  da  ansonsten  ratio  belli  erheischete, 
sich  vom  Rhein  zu  entfernen,  ein  solches  zu  tun  wohl  wagen  können? 
Welche  Anfrag  sonder  Zweifel  die  Beisorg  vor  Preußen  zum  Grund  hat.  Nun 
ist  diese  Beisorg  nichts  weniger  als  ungegründet  und  aus  dieser  alleiniger  Ur- 
sach ein  so  starkes  Corpo  in  Bayern  und  der  oberen  Pfalz  zurückgelassen 
worden.  Nachdeme  aber  eines  Theils  die  mit  Chetardie  in  Rußland  sich  eraignete 
Begebenheit,  nebst  des  Churfürsten  von  Bayeru  schlechtem  Gesundheitsstand 
diese  Beisorge  nicht  wenig  vermindert  und  andernteils  in  dem  Fall,  da  sich  die 
Sachen  entweder  in  Ansehung  der  Cron  Frankreich  oder  in  Ansehung  derer 
hiesigen  Alliirten  weniger  vergnüglich  anlaßen,  weit  mehr  als  sonsten  von  Preußen 
zu  befahren  stehet,  als  trage  Ich  kein  Bedenken,  E.  L.  .  .  .  zu  wissen  zu  tun,  daß 
in  so  lang  und  viel  als  von  dem  Batthyanische  Corpo  nichts  weggenohmen  wird, 
die  Entfernung  vom  Rhein  Mir  alsdann  unbedenklich  scheine,  wann  ansonsten 
ratio  belli  selbe  erheischen  solte.  Wormit  aber  keineswegs  sagen  will,  daß  sich 
von  dem  Rhein  auch  alsdann  zu  entfernen  wäre,  wann  ratio  belli  das  Wieder- 
spiel erheischen  solte,  worvon  ohnmöglich  änderst,  als  nach  Suppositis  und 
Umbständen,  die  E.  L.  ehender  als  hier  bekandt  sein  müssen,  geurtheilet 
werden  kann."    (Vgl.  auch  Österreichischer  Erbfolgekrieg  VII,  64  ff.) 

Wie  wenig  in  jenen  Tagen  das  Ministerium  einen  preußischen  Einfall  be- 
fürchtete, erhellt  aus  dem  Schreiben  Ulfeids  (nicht  Bartensteins,  wie  Arneth  11, 
555,  Anm.  51,  annimmt)  an  den  Großherzog  vom  30.  Juli.  (Auch  das  Gutachten 
vom  31.  Juli  stammt  von  Ulfeid  und  nicht  von  Bartenstein.  Ibid.  II,  555,  Anm.  52.) 

Noch  am  5.  August  heißt  es  in  einem  Konferenzprotokoll:  „Ist  aber- 
mahlen darüber  deliberirt  worden  und  gut  gefunden,  daß  —  weilen  nicht  sicher, 
ob  ein  ordentlicher  Friedensbruch  von  selten  Preußen  erfolgen  wird  —  der  Prinz 
den  Rhein  nicht  repassiren  solle,  bis  daß  der  Bruch  nicht  erfolge,  indessen  alles 
darzu  praepariren. .  .  ."     (Wien,  Staatsarchiv.) 

„Der  Einbruch  ist  vor  dem  24.,  wan  auch  Sachsen  zuschauet,  nicht  zu  be- 
sorgen," dachte  man  am  15.  August.  In  derselben  Konferenz  beriet  man  über 
die  nötigen  Vorkehrungen.    (Wien,  Staatsarchiv.) 


*)  An  der  Versicherung,  ihm  nichts  vorschreiben  zu  wollen. 
KheTenhüUer-Schlitter.     1742—1744. 


20 


306 

Als  der  Einbruch  wirklich  erfolgt  war,  schrieb  Maria  Theresia  am 
22.  August  dem  Prinzen  Karl,  er  solle  über  den  Rhein  zurückgehen  und  nach 
Böhmen  eilen.  Inzwischen  hatte  Batthyany  am  10.  d.  M.  die  Vorrückung  nach 
Waidhaus  nächst  der  böhmischen  Grenze  angetreten,  wo  er  am  14.  eintraf. 
(Vgl.  Arneth  II,  419  ff.    Österreichischer  Erbfolgekrieg  V,  488,  VI,  75.) 

121  (231).  Lauterburg  hatte  am  4.  Juli  kapituliert.  (Österreichischer  Erb- 
folgekrieg V,  451.) 

122  (232).  Allergnädigste!  Zu  Folg  E.  M.  a.  g.  Befehls  hat  mir  der  Fürst 
von  Auersperg  diesen  Morgen  500  Ducaten  geschickt,  welche  nebst  denen  bereits 
erhaltenen  250  —  die  Lagi  nicht  mitbegriffen  —  die  Summara  deren  3000  fl.  aus- 
machen, so  E.  M.  für  den  Spitzfabricanten  Boullement  anzuschaffen  geruhet. 
Hierüber  habe  ich  sogleich  das  weitere  mit  dem  Doblhoff  veranstaltet,  damit 
a.  h.  deroselben  christmildeste  Absicht  zu  Behuff  so  viller  hierbei  interessirter 
armer  Kinder  und  Waisen  auf  das  schleunigste  vollzogen  werde. 

Ansonsten  finde  mich  ungemain  betroffen,  daß  mich  wegen  meiner  Un- 
päßlichkeit bereits  vier  Tage  nicht  bei  E.  M.  Füssen  einfinden  können,  als 
welches  das  größte  Unglück  ist,  so  einem  Diener  widerfahren  kann,  der  seiner 
a.  g.  Frauen  aus  blossen  Antrieb  der  schuldigsten  Lieb  und  Treu  und  aus  voll- 
kommenster Überzeigung  Ihrer  a.  h.  Eigenschafften  dienet.  Ich  besorge  zwar 
zuweillen,  daß  noch  nicht  so  glücklich  gewesen,  E.  M.  diser  meiner  wahren  Ge- 
sinnung zu  überzeugen,  allein  wann  a.  h.  dieselbe  mein  Hertz  einsehen  könten, 
würden  E.  M.  allergerechtest  dero  Gewohnheit  nach  beurtheilen,  daß,  wann  auch 
das  Werck  mit  den  gutten  Willen  nicht  allzeit  übereinstimmet,  solches  villmehr 
eine  traurige  Folge  eben  diser  mir  beständig  anhengenden  Leibsgebrächlichkeiten 
seie,  als  daß  es  aus  dem  mindesten  Abgang  des  E.  M.  mehr  als  keinem  anderen 
Potentaten  der  Welt  (deren  sehr  wenige  die  E.  M,  von  Gott  ganz  besonders  er- 
theilte  Gnad,  die  Hertzen  aller  dero  Unterthanen  an  sich  zu  ziehen,  besitzen) 
schuldigsten  Diensteiffers  beschehe.  Wann  ich  mich  getrauen  dörffte,  mit  einem 
noch  weit  mager-  und  gelberem  Gesicht,  als  es  sonsten  zu  sein  pfleget,  vor  E.  M. 
zu  erscheinen,  wurde  noch  disen  Nachmittag  auf  Schönbrunn  eilen,  um  mich  a.  u. 
zu  Füßen  zu  legen  und  zu  fernem  a.  h.  Hulden  und  Gnaden  a.  geh.  zu  emp- 
fehlen. 

123  (232).  Wan  es  seine  Gesundheit  ilime  zuläst,  so  erlaube  ihme  recht 
gern  mit  einen  auch  oliven  färben  gesiebt  zu  komen,  nur  aber  mit  der  Condition, 
das  es  selbe  erlaube;  gestern  abends  und  heüt  frühe  wäre  es  sehr  kalt  und 
feuclit,  ich  habe  nothwendig,  das  er  seine  Kräfften  sparre  und  zusam  nehme, 
weillen  mir  recht  vill  daran  gelegen  und  erkenne,  w\as  er  mir  noch  nutz  sein 
kan  und  ihme  ausersehe  zu  dem,  wo  keinen  andern  finden  kunte  ihme  gleich 
und  wo  mein  ganze  hiesige  Glückseligkeit  und  Vergnügen  dependiren  thutt  und 
Viller  andern.  Ich  ruinire  die  banque  und  ist  jezt  eine  grosse  Confusion  dessent- 
wegen, wo  villeicht  ich  Ursach  bin,  ihme  aber  mehr  mündlich  sagen  werde,  es 
pressirt  aber  nicht,  also  er  sich  noch  etwelche  Tag  halten  kan. 

124  (232).  Die  Übergabe  von  Weißenburg  war  am  5.  Juli  erfolgt.  (Öster- 
reichischer Erbfolgekrieg  V,  452.) 

125  (235j.  Die  Besetzung  von  Hagenau  war  am  29.  Juli  erfolgt.  (Ibid.  V, 
468.)  —  In  der  Konferenz  vom  4.  August  beriet  man  über  das  ungarische  Auf- 
gebot; die  Kunde  jedoch,  daß  am  24.  Juli  ein  geheimer  Vertrag  zwischen 
Friedrich  II.  und  Karl  Albert  zu  Frankfurt  abgeschlossen  worden  sei,  war  be- 
reits nach  Wien  gekommen.   („Nachdenie  der  Friedensbruch  verläßlich,  so  währe 


307 

der  Einfall  zu  besorgen."   Konferenzprotokoli  vom  4.  August  1744.   Wien,  Staats- 
archiv.) 

126  (235).  Das  Billet  Maria  Theresias  konnte  leider  nicht  aufgefunden 
werden.  —  Aus  der  Darstellung  Khevenhüllers  erhellt  zum  mindesten,  daß  in 
Wien  die  größte  Ratlosigkeit  herrschte. 

127  (236).  Am  folgenden  Tage  las  Dohna  dem  österreichischen  Hofkanzler 
Ulfeid  die  Erklärung  Friedrichs  II.  vor,  wonach  dieser  durch  das  Verhalten 
Österreiclis  gezwungen  sei,  „das  Reich  bei  seinen  Systemate  und  Vorfaßungen 
und  die  Stände  desselben  bei  ihren  wolhergebrachten  Prärogativen  und  Frei- 
heiten zu  maintenieren  und  die  Ruhe  in  Deutschland  durch  einen  redlichen  und 
beständigen  Frieden  wieder  herzustellen".  (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VII,  80. 
Arneth  II,  411.) 

Wiens  Bevölkerung  war  infolge  der  Nachricht,  daß  ein  preußischer  Ein- 
bruch in  Böhmen  bevorstehe,  derart  erbittert,  daß  man  Ausschreitungen  besorgte 
und  daher  Dohnas  Haus  mit  Wachen  umstellen  ließ.     (Arneth  II,  413.) 

128  (238).  Das  Manifest  Friedrichs  II.  vom  10.  August  erschien  in  den 
preußischen  Zeitungen;  es  handle  sich  —  so  heißt  es  in  dieser  Kundmachung  — 
nicht  um  das  Interesse  des  Königs,  sondern  nur  darum,  dem  „deutschen  Reiche 
die  Freiheit,  dem  Kaiser  die  oberste  Würde  und  Europa  die  Ridie  wiederzugeben". 
(Preußische  Staatsschriften  I,  442.) 

Sachsen  hatte  (11.  August)  auf  die  Ankündigung  des  preußischen  Generals 
hin  die  Antwort  gegeben,  es  müsse  sich  den  Durchzug  gefallen  lassen.  (Öster- 
reichischer Erbfolgekrieg  VII,  79.)  Die  andere  Kolonne  (Schwerin)  hatte  am 
15.  August  die  böhmische  Grenze  überschritten.    (Ibid.  VII,  91.) 

129  (238).  Vgl.  Arneth  II,  414  ff.  Feßler,  Geschichte  von  Ungarn 
V,  314  ff. 

130  (239).  Im  wesentlichen  übereinstimmend  mit  dem  im  Wiener  Diarium 
(2.  Extrablatt  zu  Nr.  73)  vom  9.  September  enthaltenen  Bericht.  (Vgl.  Österreichi- 
scher Erbfolgekrieg  VIII,  274  ff.) 

131  (241).  Wörtlich  übereinstimmend  mit  der  im  Wiener  Diarium  (Nr.  70) 
vom  29.  August  enthaltenen  Beschreibung. 

132  (242).  Die  gesamte  österreichische  Armee  befand  sich  jedoch  bereits 
am  24.  August  um  8  Uhr  morgens  bei  Wintersdorf  am  rechten  Rheinufer.  Sie 
hatte  17  Offiziere  und  304  Mann  verloren,  von  denen  36  tot,  91  verwundet  waren 
tmd  194  als  vermißt  galten.  (Österreichischer  Erbfolgekrieg  V,  503.)  (Siehe 
p.  244  des  Tagebuches.) 

Am  31.  August  schrieb  Maria  Theresia  folgendes  an  den  Prinzen  Karl: 
„  .  .  ,  können  dieselbe  unschwer  ermessen,  daß  Sie  andurch  dero  Verdienste  nicht 
nur  nicht  vermindert,  sondern  vermehret  haben;  wie  dann  E.  L.  mit  Wahrheits- 
grund versicheren  kan,  daß  dero  glückliche  Repassage  des  Rheins  nicht  mindere 
Freude  als  die  erstere  Passage  hier  verursachet  habe  .  .  .  gratuliere  E.  L.  zu  der 
so  glücklich,  als  glorreich  vollzogenen  Rhein  Repassage  mit  so  Vergnügnus  vollem 
Herzen,  als  zu  der  Passage  deroselben  gratuliret  hatte.  Alle  Macht  ist  nunmehro 
gegen  Preußen  anzuwenden  und  Meine  Meinung  gewiß  nie  gewesen,  die  Armee 
in  viele  kleine  Corpi  zu  zertheilen;  wie  dann  weder  von  einem  Corpo  bei  Hail- 
brunn,  noch  von  einer  Postirung  im  Breißgau  Meine  Verordnungen  das  mindeste 
in  sich  enthalten. 

Da  also  E.  L.  melden,  daß  keine  einzige  Waldstaft,  noch  auch  Costanz 
haltbahr  ist,  so  kombt  es  allein  auf  die  genugsahme  Besetzung  Freiburg  an.  Der 

20* 


308 

völlige  Überrest  der  Armee  ist  nach  Bayern  nnd  der  oberen  Pfalz  zurückzuführen 
und  —  wann  allda  so  viel  als  E.  L.  denen  Umbständen  nach  nöthig  glauben,  zurück- 
gelassen worden  sein  wird  —  wieder  Preußen  anzuwenden.  Dann  ist  Preußen 
gedärapfet,  so  fällt  die  gantze  Frankfurther  Union  auf  einmal  zu  Boden;  wieder 
Preußen  aber  muß  man  nicht  wenig,  sondern  alles,  was  sein  kann,  zu  Hüiffe 
nehmen,  auch  hierunter  keine  Zeit  verlieren;  wie  dann  je  mehr  E.  L.  dero  Marche, 
ohne  die  'J'rouppen  abzumatten,  beschleunigen,  je  mehr  Mich  dieselbe  verbinden 
werden."     (Bartensteins  Konzept,  Wien,  »Staatsarchiv.) 

133  (242).  Am  17.  August  hatte  man  glühende  Bomben  in  das  Innere  der 
Festung  Deraonte  geworfen;  der  Brand,  der  entstand,  näherte  sich  einem  Pulver- 
magazin, 'das  jedoch  keineswegs  explodierte.  Nur  die  Gefahr  einer  Explosion 
veranlaßte  die  Soldaten,  die  Waffen  wegzuwerfen  und  zum  Feinde  zu  fliehen. 
Daher  erübrigte  dem  kommandierenden  Obristen  nichts  anderes,  als  sich  mit  dem 
Reste  der  Besatzung  zu  ergeben.  (Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  VIH, 
490  ff.)  Karl  Emanuel  zog  sich  nun  in  die  Gegend  zwischen  Saluzzo  und  Manta 
zurück.  (Ibid.  VIII,  494.)  Diese  Stellung  verließ  er  aber,  weil  er  der  von  den 
Verbündeten  belagerten  Festung  Cuneo  (Coni)  zu  Hilfe  eilen  wollte.   (Ibid.  506.) 

134  (243).    Vgl.  ibid.  VIII,  308  ft'. 

135  (243).  Am  17.  Mai  hatten  die  Franzosen  den  Vormarsch  aus  den 
Lagern  bei  Cysoing  und  Armenti6res  begonnen;  Menin  fiel  am  4.,  Ypres  am 
25.  Juni  und  Furnes  am  10.  Juli.     (Ibidem  VI,  343,  356,  374,  389.) 

136  (244).  Chastillon  hatte,  ohne  hiezu  ermächtigt  worden  zu  sein,  den 
Dauphin  während  der  Krankheit  des  Königs  nach  Metz  geführt.  (Biographie 
universelle  IV,  308.) 

137  (245).  Madame  Chateauroux  mußte  sich  mit  ihren  Schwestern  nach 
Metz  begeben,  kehrte  aber  durch  Richelieus  Vermittlung  bald  wieder  nach  Ver- 
sailles zurück.  Sie  starb  am  8.  Dezember  1744.  (Vgl.  Le  duc  de  Broglie,  Marie 
Therese  Imperatrice  I.  31  ff.,  55  ff.,  61.  Goncourt,  Maitresses  de  Louis  XV, 
Band  I.) 

138  (245).  Vgl.  Arneth  I,  186  ff.,  188  ff.  und  Le  duc  de  Broglie,  Frederic  II 
et  Louis  XV.  d'apres  des  documents  nouveaux  I,  167  ff. 

139  (246).  Am  10.  September  war  die  Armee  in  Donauwörth  eingetroffen, 
von  wo  Traun  am  14.  abmarschierte.  (Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  V, 
516  ff.,  VII,  163  ff.) 

140  (248).  Es  wurde  eine  strenge  Untersuchung  eingeleitet,  aus  der  je- 
doch der  Kommandant,  General  Harsch,  vollkommen  gerechtfertigt  hervorging. 
(Ibid.  VII,  133.) 

141  (248).  Prinz  Karl  traf  am  27.  September  im  Lager  bei  Stankau  ein, 
das  die  Armee  am  selben  Tage  bezogen  hatte.    (Ibid.  VII,  166.) 

142  (250).  Der  Name  dieser  Persönlichkeit  konnte  trotz  eifriger  Nach- 
forschung nicht  festgestellt  werden. 

143  (252).  Niccolo  Erizzo  hatte  die  Repubhk  in  der  Zeit  von  1735—1737 
am  Wiener  Hofe  vertreten. 

144  (254).  Die  Aufhebung  der  Belagerung  war  in  einem  am  17.  Oktober 
abgehaltenen  Kriegsrate  beschlossen  worden;  denn  die  Verpflegsschwierigkeiten 
hatten  zu  der  Erkenntnis  geführt,  luan  könnte  selbst  nach  der  Eroberung  von 
Cuneo  nicht  diesseits  der  Alpen  Winterquartiere  beziehen.  (Österreichischer  Erb- 
folgekrieg VIII,  530  ff.)  Was  die  Rivalität  beider  Prinzen  betrifft,  vgl.  Henry 
Sage,  Dom  Philippe  de  Bourbon  et  Louise-Elisabeth  de  France,  p.  19.  . 


309 

145  (254).  Über  den  Rückzug  des  preußischen  Heeres  aus  Böhmen  und 
die  Offensive  der  verbündeten  Österreicher  und  Sachsen  vgl.  Österreichischer  Erb- 
folgekrieg VII,  203  ff. 

146  (255).  Am  1.  November  räumte  Lobkowitz  seine  Stellung  und  bezog 
sein  Lager  bei  Torre  di  Mezza  Via  (zehn  Kilometer  von  Rom),  von  wo  er  den 
Marsch  fortsetzte;  am  folgenden  Tage  lagerte  er  bei  Aquatra versa.  (Ibidem  VIII, 
320  ff.) 

147  (255).  Die  Bürgerschaft  von  Konstanz  hatte  —  eingeschüchtert  durch 
die  Drohung,  man  werde  die  Weingärten  vervvÜ8t(;n  —  am  9.  Oktober  die  Unter- 
werfung der  Stadt  iingeboten.  (Ibidem  V,  540  ff.)  Freiburg  kapitulierte  am 
25.  November  nach  mehr  als  zweimonatlichem,  tapferem  Widerstände.  (Ibid.  V, 
591.)  Das  Unternehmen  gegen  Bregenz  scheiterte  jedoch  an  der  tapferen  Hal- 
tung des  Vorarlberger  Aufgebotes  und  man  traf  Vorkehrungen,  Konstanz  gegen 
etwaige  Angriffsversuche  der  Bregenzer  zu  sichern.     (Ibid.  V,  543.) 

148  (256).  Siehe  Eintragung  vom  4.  November  1744,  p.  257.  Im  Juli  1743 
hatte  Maria  Theresia  die  „königliche  Landes  Administration  von  Militärpolitisch- 
und  Cameral^Individuis"  eingesetzt  und  zum  Administrator  in  Bayern  den  Landes- 
hauptmann in  Kärnten  Johann  Anton  Grafen  Goess  und  zum  Präsidenten  der 
Administration  der  Oberpfalz  (Sitz  in  Amberg)  den  Grafen  Johann  Karl  von 
Choteck  ernannt,  Hauptzweck  der  Administration  war:  Erhaltung  der  öster- 
reichischen Armee  durch  das  Land.  Am  11.  Oktober  1744  übernahm  Graf 
Batthyäny  das  Armeekommando  und  beorderte  das  Korps  an  den  Inn,  wo  es 
am  2.  November  Stellung  nahm.  Inzwischen  waren  bereits  (September)  die 
Weisungen  aus  Wien  erfolgt,  was  mit  der  Administration  zu  geschehen  habe. 
Das  Personale  begab  sich  am  4.  November  auf  österreichisches  Gebiet.  In  den 
noch  besetzten  Gebieten  Bayerns  und  der  Oberpfalz  dauerte  (bis  zum  Frieden 
von  Füssen,  22.  April  1745)  die  Verwaltung  der  Einkünfte  für  militärische  Zwecke 
noch  fort.  (Rittmeister  Kematmüiler,  Die  österreichische  Administration  in 
Bayern  1743—1745,  i.  d.  Mitteilungen  des  k.  und  k.  Kriegsarchivs  N.  F.  IX,  322  ff., 
350  ff.) 

149  (256).  Vgl.  Österreichischer  Erbfolgekrieg  VI,  479  ff.  Aus  diesem 
unrühmlichen  Feldzuge  zog  man  die  Lehre,  es  sei  die  Aufstellung  eines  mit  voller 
Autorität  bekleideten  Oberkommandos  die  Grundbedingung  des  Erfolges. 

150  (259).  Am  6.  November  hatte  man  sich  über  einen  provisorischen 
Kapitulationsentwurf  geeinigt,  worauf  die  Franzosen  —  und  zwar  vor  Unter- 
zeichnung des  Entwurfes  —  die  Stadt  besetzten.  Weitere  Unterhandlungen 
fanden  statt,  bis  schließlich  am  25.  November  eine  neue  Kapitulation  beraten 
und  unterzeichnet  wurde,  kraft  deren  man  auch  die  Schlösser  dem  Feinde  aus- 
lieferte.   (Ibid.  V,  575  ff.) 

l&l  (260).    Vgl.  Ibid.  VII,  218. 

152  (261).  Friedrich  IL  hatte  noch  immer  gehofft,  Prag  „unter  allen  Um- 
ständen während  des  Winters"  zu  halten  (Brief  an  Chambrier  vom  21.  November), 
aber  um.ringt  von  den  verbündeten  Österreichern  und  Sachsen,  ordnete  er  einige 
Tage  darnach  den  Rückzug  nach  Schlesien  an ;  am  6.  Dezember  überschritt  er 
die  Grenze.     (Ibid.  VII,  230  ff.) 

153  (262).  Ernestine  (Tochter  des  Johann  Kari  Grafen  Serenyi  und  der 
Ernestine  Barbara  Gräfin  Löwenstein),  Witwe  nach  dem  Geheimen  Rat  Grafen 
Otto  Ferdinand  Felix  von  Hohenfeld,  der  1720  Oberstküchenmeister  der  Kaiserin 
Amalia,  1734  Trabantenhauptmann  war. 


310 

Grräfin  Löwenstein  war  in  erster  Ehe  mit  Erich  Adolf  Grafen  Salm  vermählt. 

154  (265).  Bei  Beginn  des  dritten  Feldzugsjahres  (Türkenki-ieg  1736—1739) 
war  Georg  Olivier  Graf  Wallis  zum  Oberbefehlshaber  der  gesamten  Streitkräfte 
ernannt  worden.  Bei  Groeka,  am  22.  Juli  1739,  geschlagen,  eilte  Wallis  nach 
Belgrad  und  zog  sich  dann  über  die  Donau  bis  Szlankamen  zurück.  Vor  ein 
Kriegsgericht  gestellt  wurde  er  zu  Festungshaft  verurteilt;  am  22.  Februar  1740 
kam  er  auf  die  Festung  Spielberg  bei  Brunn,  wo  er  jedoch  nur  einige  Monate 
in  Haft  blieb,  denn  Maria  Theresia  schenkte  ihm  die  Freiheit  wieder  (November 
1740)  und  setzte  ihn  in  alle  militärischen  Würden  ein.  (Oskar  Criste  in  der  All- 
gemeinen deutschen  Biographie  40.  Band,  751.) 

155  (266).  Am  16.  Dezember  hatte  das  letzte  preußische  Korps  (Einsiedel) 
Böhmen  verlassen.    (Österreichischer  Erbfolgekrieg  VII,  257.) 

156  (267).   Dieses  Schriftstück  konnte  nicht  aufgefunden  werden. 

157  (267).  Maria  Anna  Josefa,  Tochter  Ferdinands  III.  aus  dessen  (3.)  Ehe 
mit  Eleonore  von  Mantua.  Die  Erzherzogin  (geb.  20.  Dezember  1654,  gest.  14.  April 
1689)  hatte  sich  am  24.  Oktober  1678  mit  dem  Kurfürsten  von  Pfalz-Neuburg 
Johann  Wilhelm  vermählt.    Diese  Ehe  war  kinderlos  geblieben. 

158  (267).  „obwohlen  kein  gekröntes  Haubt,  so  ist  doch  die  einzige  von 
diser  Linie  und  das  einzige  Geschwistert,  was  gehabt,  also  die  Klag  in  allen  bis 
Francisci  daurcn  solle,  7  Monath  die  Spallier  und  Livree,  3  Tag  exequien  und 
wan  es  sein  kan,  dem  11.,  12.,  13.  und  14.  Januarii.  De  reliquo  Placet."  (Eigen- 
händige Resolution  Maria  Theresias  auf  einen  Vortrag  des  Obersthofmeisters 
vom  28.  Dezember  1744.  Wien,  Staatsarchiv.  Das  Protokoll  liegt  dem  Tage- 
buche nicht  bei.) 

159  (268).  „Un  coup  bien  sensible  encore  vient  nous  frapper,  la  duchesse- 
mere  est  morte  d'apoplexie  le  23,  son  Alt.  en  est  extremement  touchee,  son  bon 
coeur  et  tendresse  est  connue,  on  lui  at  donn6e  la  nouvelle  de  la  plus  mauvaise 
gräce  du  monde,  il  tremble  encore  et  moi  je  suis  spectatrice,  je  sais  votre  at- 
tachement,  venez  apres  8  heure  lui  tenir  compagnie  et  faire  les  devoirs  de  bon 
amis,  il  en  a  besoine,  je  tremble  pour  Ic  prince." 

Das  Antwortschreiben  KhevenhüUers  konnte  nicht  aufgefunden  werden. 


Personen-  und  Sachregister. 


Abensberg-Traun,  s.  Traun. 

Abo,  russisch-schwedischer  Friedenstrak- 
tat, 161. 

Addi,  Jacopo,  päpstlicher  Nuntius  in  Lis- 
sabon, Kardinal,  296  [80]. 

Adolf  Friedrich,  s.  Lübeck. 

Adorno,  s.  Botta  d' Adorno. 

Aguesseau,  Henri  Fran^ois  d',  franzö- 
sischer Großkan/ler,  123. 

Aichelberg,  Feste,  s.  Khevenhüller,  Fa- 
milie. 

Aicben,  Johann  Joachim  von,  n.-ö.  Re- 
gimentsrat und  Land-Unterraarschall, 
72,  73. 

Aigner,  Johann  Christoph,  ü.  z.  Assessor 
im  Obersthofmarschallamt,  275. 

Akademisches  CoUeg,  s.  Ceremoniel, 
Collegium  academicum  S.  J. 

Alba,  Fernando  Alvarez,  Herzog,  45. 

Albani,  Alessandro,  Kardinal,  124. 

Alberoni,  Giulio,  Kardinal,  128. 

Albert,  Erzherzog,  s.  Habsburg. 

—  von  Sachsen -Teschen,  s.  Sachsen -Te- 
schen. 

Albert i,  Maria  Anna,  Gräfin,  s.  Kheven- 
hüUer-Frankenburg. 

Albrecht  von  Bayern,  s.  Bayern. 

Aliaga,  Fra  Luis,  Großinquisitor,  Beicht- 
vater Philipps  IIL,  80,  31,  33. 

Almazan,  Marquese  von,  17. 

Aloisio,  Pater,  Beichtvater  des  Grafen 
Siegmund  Friedrich  Kh.  zu  0.,  104, 105. 

Alt-Breisach,  s.  Rheinübergangs  ver- 
suche. 

Alt-Bunzlau,  s.  Ausflüge  und  Reisen 
des  Hofes  (Böhmen). 

Althann,  Albert,  Graf,  Obristsilberkäfn- 
merer  (Biographisches).  Vermählt  sich 


mit  Rosalia  Gräfin  Cavriani  125,  126, 
217. 
Althann,  Antoni,  Graf,  Generaladjutant, 
126,  127,  239. 

—  Ferdinand,  Graf,  maltesischer  Bot- 
schafter, 204—206. 

—  Gundaker  Ludwig,  Graf,  vormals 
Obriststallmeister,  Feldmarschall,  141, 
165,  172,  180,  227,  262. 

—  Maria  Wilhelmine  (geb.  Althann,  ver- 
witwete Lobkowitz),  Gemahlin  des 
Grafen  Gundaker  Ludwig,    133,  165. 

—  Michael  Johann,  Graf,  218. 

—  Rosalia  (geb.  Cavriani),  Gräfin,  Ge- 
mahlin Älberts,  ihr  Tod  217.  (Biogra- 
phisches ibid.) 

Althen,  Dilherr  von,  s.  Dilherr,  Freiherr 
von  Althen. 

Alxinger,  Johann,  Assessor  im  Oberst- 
hofmarschallarat,  274  [15]. 

Amalia,  Kaiserin,  s.  Habsburg. 

Amelot  de  Chaillou,  Jean  Jacques,  fran- 
^iösischer  Staatssekretär  desÄußern, 122. 

Amorevole,  Sänger,  219. 

Andlau,  Martin  Karl,  Freiherr  von, Land- 
rechtsbeisitzer des  n.-ö.  Herrenstandes, 
110. 

Andlern,  Franz  Reinhold,  Graf,  136. 

Anjou,  FranQois,  duc  d',  s.  Frankreich. 

Anna,  Kaiserin,  s.  Habsburg. 

—  Erzherzogin,  s.  Habsburg. 

—  Infantin  von  Spanien,  s.  Frankreich. 

—  Leopoldowna,  s.  Rußland. 

—  Maria,  s.  Pfalz. 

—  Sophie,  s.  Dänemark. 
Annales  Ferdinande!  44—47. 
Annibalini,  Sänger,  260. 
Anton  Franz,  s.  Portugal. 


312 


Apremont,  Schloß,  Einnahme  durch  die 
Spanier,  115. 

Ar  cos,  duque  d',  spanischer  Offizier,  128 

Arenberg,  Leopold  Philipp  Karl  Josef, 
Herzog  von,  FM.,  130,  188,  191,  199, 
201,  207,  243. 

Arie  quin  poli  par  l'amour,  s.  Theater. 

Asilo  d' amore,  s.  Theater. 

Aslebrouck,  s.  Asseburg. 

Aspreraont,  Graf  d',  sardinischer  Ge- 
neral, 128. 

Asseburg,  Freiherr  von,  Domherr  zu 
Lüttich,  299. 

Assel,  Pater  Udalricus,  vorm.  Beichtvater 
des  Herzogs  Franz  von  Lothringen, 
259. 

Astorga  y  Cespedes,  Didacus  de,  Kar- 
dinal, 288. 

Auersperg  von  (fällt  in  der  Schlacht 
bei  Gorian)  6. 

—  Heinrich  Josef  Johann,  Fürst,  Obrist- 
stallmeister,  80,  101,  102,  112,  118, 
141,  155,  186,  191,  194,  198,  207, 
208,  210,  219,  226,  228,  258,  263, 
274  [11],  (276-282  [20]  Vortrag  über 
das  Revisorium),  306  [122]. 

—  Karl  Josef  Anton,  Graf,  221. 

—  Maria  Antonia  Xaveria  (Tochter  des 
Fürsten  Johann  Leopold  Donat  Traut- 
son),  Gemahlin  des  Fürsten  Heinrich 
Josef  Johann,  186,  224. 

—  Maria  Josefa  Rosalia  (geb.  Trautson), 
Gemahlin  des  Grafen  Karl  Josef  An- 
ton, 221. 

Aufenstein'sches   Wappen,    s.  Kheven- 

hüller,  Familie. 
Aüfsess,  Gräfin,*)  s.  Lanthiery. 
Augsburg,  Josef  von  Hessen-Darmstadt 

(1740,  VIII.— 1768,  VIII.  20),  Bischof, 

298,  300. 
August  II.   (Friedrich),  der  Starke,   s. 

Polen. 
August  ni.,  s.  Polen. 
Auhof,  s.  Ausflüge  und  Eeisen  des  Hofes 

(Oberösterreich). 


*)  Des  Grafen  Johann  Adolf  Metsch  Gemahlin 
Marie  Ernestine  Philippine  war  eine  geborene  Gräfin 
Aufsess. 


Auholitz,    s.  Ausflüge   und  Reisen  des 

Hofes  (Böhmen). 
Ausflüge  und  Reisen  des  Hofes,  Böhmen 

137—158  (Brandeis  138.  Alt-Bunzlau 

138.     Prag  138-158.     Stienitz   150. 

Kloster  Königssahl  152.  Petrowitz  154. 

Auholitz  154.    Pardubitz  und  Podie- 

brad  155.  Chlumetz  157.  Prag— Linz 

158.) 

—  Brück  a.  Th.  228—230. 

—  Ebersdorf  234. 

—  Farafeld  217. 

—  Hetzendorf  232,  233,  241,  245,  246. 

—  Hirschstetten  99. 

—  Hollitsch  183,  173. 

—  Kalksburg  100. 

—  Kittsee  229. 

—  Klosterneuburg  100,  186,  188,  258, 
259. 

—  Lanzendorf  170. 

—  Laxenburg  121,  170,  216,  217,  219, 
248. 

—  Mannersdorf  181,  223,224,228,  273  [5]. 

—  Marchegg  168,  251,  264. 

—  Maria -Brunn  184. 

—  Maria -Zell  235. 

—  Mauerbach  207. 

—  Melk  165. 

—  Möllersdorf  129,  204,  223. 

—  Oberösterreich  158  — 164.  (Freistadt 
158.  Linz  159—164.  St.  Florian  161. 
Steieregg  161.  Traunfall  162.  Lam- 
bach  162.  Auhof  164.  Ankunft  in 
Wien  165,  166). 

—  Preßburg  230,  236—239. 

—  Purkersdorf  246. 

—  Sankt  Veit  99,  (Weinlese  182),  183. 

—  Schloß  Hof  178,  179. 

—  Schv?echat  249. 

—  Sommerein  100,  168,  181,  273  [5]. 

—  Stockerau  210. 

—  Trauttmansdorff  224. 

—  Vösendorf  170. 

—  Zwentendorf  165. 

Bäber,  Philipp,  Hoffourier,  211,  275. 

Balbiano,  Katharina  P.  M.,  s.  Wacker- 
barth. 

Bällhaus  (Hof-),  königl.  priv.  Theater 
nächst  der  Burg,  s.  Theater. 


313 


Ballhaus  in  Prag,  s.  Theater. 

Bamberg,  Fürstbischof,  s.  Schönborn, 
Friedrich  Karl,  Graf. 

Barbarossa  Chaireddin,  3. 

Bardi,  Girolamo,  Sekretär  der  Consulta, 
Kardinal,  296  [80]. 

Barettaufsetzung  (darf  „eine  Frau" 
diese  Funktion  verrichten?),  191,  192. 

Barni,  Giovanni  Battista,  päpstlicher 
Nuntius  in  Madrid,  Kardinal,  296  [80]. 

Bärnklau,  Johann  Leopold,  Freiherr  zu 
Schönreith,  FML.,  133,  157,  169,  175, 
290  [48],  294  [75],  296  [79]. 

Barsene,  s.  Theater. 

Bartenstein,  Johann  Christoph,  Frei- 
herr von,  Staatssekretär,  82,  146,  176, 
228,  295,  308  [115],  305. 

Basel,  Jakob  Sigmund  Freiherr  von 
Reinach -Steinbrunn,  Bischof  (1737, 
VI.  4.  —  1743,  XII.  16 ),  195. 

—  Josef  Wilhelm  Freiherr  Kinck  von 
Baldenstein,  Bischof  (1744,  I.  22.  — 
1762,  IX.  13.),  195. 

Bassenheim,   s.  Waldbott-Bassenheim. 

Bathorden  (der  englische  Gesandte  Ro- 
binson zum  Ritter  geschlagen)  105. 

Batthyäny,  Karl,  Graf,  General  der 
Kavallerie,  81,  229,  286,  242,  304  [120], 
806  [120],  309  [148]. 

—  Ludwig,  Graf,  ungarischer  Hof  kanzler, 
207,  236,  237,  262. 

—  Maria  Theresia  (geb.  Kinsky),  Gemahlin 
des  Grafen  Ludwig,  236. 

Bayern,  Albrecht  von,  56. 

—  Ernst  von,  s.  Cöln. 

—  Ferdinand  Maria,  65,  116,  138. 

—  Johann  Theodor,  66,  291  (Fußnote), 
297  [93],  298-302;  s.  Lüttich. 

—  Karl  Albert  (Karl  VII.),  50,  51,  65,  78, 
82,  188,  144,  147,  157,  238,  256,  294 
[65],  298  (Fußnote). 

—  Klemens  August,  65;  s.  Cöln. 

—  Maria  (Gemahlin  Karls  von  Steier- 
mark), s.  Habsburg. 

—  Maximilian  I.,  33,  36. 

—  Maximilian  Emanuel,  65  (Gefangen- 
schaft seiner  Söhne  in  Österreich  65— 
66),  124,  297  (Fußnote). 

—  Philipp  Moritz,  65. 


Bayern,  Theodor,  66. 

—  Theresia  Benedikta  Maria,  133. 

—  Theresia  Eraanuela  (Tochter  des  Her- 
zogs Ferdinand  Maria),  133. 

—  Theresia  Kunigunde  Sobieski,  297  (Fuß- 
note). 

—  Wilhelm,  14,  56. 

—  Feldzug  in,  131,  133,  144,  147,  153— 
157,  159,  161,  163,  169,  175,  256,  257. 

—  Österreichische  Administration,  257, 
309  [148]. 

Begontina,  Johann,  Assessor  im  Oberst- 
hofmarschallamte, 274  [15]. 

Bellegarde,  Johann  Franz,  Graf,  säch- 
sischer Oberst,  149. 

Belleisle,  Charles  Louis  Auguste  Fou- 
quet,  Graf,  Marschall  von  Frankreich, 
118,  245,  286  [28]. 

—  Louis  Charles  Armand  Fouquet(„Cheva- 
lier  de  Belleisle"),  französischer  Ge- 
neral, 255. 

Beirupt,  Maximiliana  (geb.  Werscho- 
witz),  Gräfin,  Aja,  später  Obersthof- 
meisterin der  Erzherzogin  Maria  Anna 
sen.,  125,  177,  189,  211. 

Belvedere,  s.  Savoyen,  Eugenseber  Gar- 
ten. 

Benedikt  XIII.,  Papst,  123. 

—  XIV.,  Papst,  175. 

Berchtold,  P.,  Abt  von  Melk,  s.  Diet- 
raayr  Berthold. 

Berghes,  Georges  Louis  de,  s.  Lüttich. 

Berlichingen,  Johann  Friedrich,  Frei- 
herr von,  General,  295  [78]. 

Berlo,  Amour-Benjamin,  Graf,  Domherr 
zu  Lüttich,  801. 

Bernhardt,  Paul,  Trabant  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Bernklau,  recte  Bärnklau. 

Bernstorff,  Johann  Hartwig  Ernst, 
Freiherr  von,  vorm.  dänischer  Ge- 
sandter in  Regensburg,  124. 

Berti,  Christoph,  Hoffourier  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Bertoli,  Daniel,  Galerieinspektor  (Bio- 
graphisches), 197. 

Besozzi,  Gioacchimo,  Kardinal,  296  [80]. 

Bestuchew-Rumin,  Alexis  Petrowitsch, 
Graf,  russischer  Großkanzler,  94. 


314 


Bethlen,  Gabriel,  Graf,  siebenbürgischer 
Hofkanzler,  273. 

—  Gabor,  ungarischer  Rebell,  31. 
Bianchi,  Giovanni  B.,  M.  Dr.,  101. 
Bibbiena,  Giuseppe  Galli  da,  Hofarchi- 
tekt, 182. 

Bittermann,  P.  Ignatius  S.  J.,  Hofpre- 
diger, 238,  239,  259. 

Blauer  Hof  in  Laxenburg,  121,  288  [32]. 

Bocskai,  Stephan,  22. 

Böhmen,  Kämmerer,  Ernennung  und 
Kassierung,  147. 

—  Kriegsschauplatz,  113—115,  133,  176, 
286  [23],  287  [24];  s.  auch  schlesischer 
Krieg,  zweiter. 

—  Untersuchungskommission,  Einsetzung 
einer,  119,  120. 

—  s.  auch  Ausflüge  und  Reisen  des  Hofes. 
Bolognetti,  Mario,  päpstlicher  Schatz- 
meister, Kardinal,  296  [80]. 

Bonn  in,  Pater,  Hofmeister  im  Hause 
KhevenhüUers,  195. 

Bordoni,  Faustina  (verm.  mit  Johann 
Adolf  Hasse),  Sängerin,  219,  303 
[112]. 

Botta  d'Adorno,  Anton  Otto,  Marquis, 
FML.,  österreichischer  Gesandter  in 
St.  Petersburg  und  darnach  in  Berlin, 
141,  (angebliche  Verschwörung  183, 
225,  226,  296  [83]),  292  [50]. 

Boullement,  Spitzenfabrikant,  306 
[122]. 

Bouquoy,  Franz  Leopold,  Graf,  158. 

Bourbon,  Louis  Henri,  duc  de,  franzö- 
sischer Premierminister,  121. 

Boxador,  s.  Savalla. 

Boy  er,  Jean  Fran^ois,  Bischof  von  Mire- 
poix  (1731,  L  6.  —  1733),  122. 

Büzzobonelli,  recte  Pozzobonelli. 

Brand  eis,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes  (Böhmen). 

Brandenburg,  Karl  Philipp,  Markgraf 
von,  271  (Fußnote  f). 

Brandis,  Franz  Jakob,  Graf,  n.-ö.  Re- 
gimentsrat, Verweser  des  Obersthof- 
marschallamtes, 135,  290. 

Brätsch,  Franz,  ü.  z.  Assessor  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Braunau,  Sieg  bei,  144,  147. 


Braunschweig-Wolfenbüttel,  Chri- 
stine Luise,  Witwe  nach  dem  Herzog 
Ludwig  Rudolf,  147,  233. 

Ludwig,  Prinz,  93,  196—198,  205. 

Bregenz,  hält  den  Franzosen  Stand,  255, 
309  [147]. 

Breidbach,  recteBreidtbach-Bürresheim. 

Breidtbach  zu  Bürresheim,  Karl  Ernst, 
Freiherr  von,  Domherr  zu  Lüttich, 
291,  299,  300. 

Breitenbach,  recte  Breidtbach. 

Brenner  von  Felsach,  Josefine,  Freiin, 
s.  KhevenhüUer-Frankenburg. 

Breslau,  Bischof  von,  s.  Habsburg,  Karl, 
Erzherzog. 

Breuner,  Maria  Barbara,  Gräfin,  s.  Me- 
nezes. 

—  Maria  Katharina,  s.  Saurau. 
Briffaut,  Buchführer,  167. 
Bristol,  John  Digby,  erster  Earl  of,  Ge- 
sandter Jakobs  I.  in  Madrid,  41. 

Broglie,  duc  de,  französischer  Brigadier, 

163,  294  [67]. 
Brotti,  Joh.  Franz,  303  [110]. 
Browne  de  Camus,  Ulysses  Maximilian, 

Graf,  FML.,  154. 
Brück  a.  Th.,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 

Hofes. 
B rucker  Landtag,  58,  59. 
Brühl,  Franziska  Maria  Antonia    (geb. 

Kolowrat-Krakowsky),  Gräfin,  271. 

—  Heinrich,  Graf,  sächsischer  Minister, 
82,  85,  87,  90,  271. 

Buccov,  Adolf  Nikolaus,  Freiherr  von, 
Generaladjutant,  159. 

Bucelini,  Julius  Friedrich,  Graf,  Hof- 
kanzler Leopolds  I.,  69. 

Buckingham,  George I.Villiers,  Herzog 
von,  37,  40,  41. 

Bucquoi,  Karl  B.  von  Longueval,  Graf, 
FM.,  28. 

Bünau-Puechen,  Heinrich  IL,  Graf, 
sächsischer  Gesandter  in  Wien,  93,  202. 

Buol,  Anton  Franz,  Freiherr  von,  Vlies- 
ordenssekretär, 198. 

Burghausen,  Otto,  Graf,  Hauptmann, 
166. 

Burgtheater,  s.  Theater. 

Burish,  engl.  Gesandter  in  Lüttich,  299. 


315 


Busbecq,  Auguier  Ghislain,  Hofmeister 
der  Söhne  Maximilians  IL,  14,  15. 

Bussche-Ippenburg,  Johann  Clamor 
August  von  dem,  hannovranischer  Ge- 
sandter in  Dresden,  88. 

Bussin,  Ballunternehmer  in  Prag,   154. 

Calcagnini,  Carlo,  Uditore  di  Rota, 
Kardinal,  296  [80]. 

Campos anto,  Schlacht  bei,  127,  128, 
290  [37],  295  [77]. 

Capello,  Eleonora  (geb.  CoUalto),  Ge- 
mahlin Pietro  Andreas,  100,  171,  184, 
247.  (Söhne  247.) 

—  Pietro  Andrea,  venezianischer  Bot- 
schafter in  Wien,  145,  157,  171,  172, 
184,  201,  247. 

Caraff  a,  Giovanni,  prencipe,  GFM.,  147. 
Cardona,  Josef  Folch  de,  Fürst,  Obrist- 

hofmeister     der    Kaiserin     Elisabeth 

(Biographisches),  234. 

—  Maria  Antiochia,  Fürstin  (geb.  Gräfin 
von  Monte  Santo),  234. 

Carlos,  Don,  Infant,  s.  Spanien. 

Casale,  Festung,  43. 

Castell-Rüdenhauser,  Katharina  Hed- 
wig (geb.  Gräfin  Detlev  von  Rantzau), 
dritte  Gemahlin  des  Grafen  Johann 
Friedrich  (Biographisches),  132. 

Castellan,  Fürst,  45. 

Castello  di  Ponte,  Gefechte  bei, 
182. 

Cato  in  Utica,  Oper,  s.  Theater. 

Cavalchini,  Carlo  Alberto  Guidobono, 
Konzilsekretär,  Kardinal,  296  [80]. 

C  a  V  r  i  a  n  i,  Friedrich  Lorenz,  Graf,  Oberst- 
küchenmeister der  Kaiserin  Elisabeth, 
177. 

—  Rosalia,  Gräfin,  s.  Althann. 
Cellini,  Benvenuto,  57. 
Ceremoniel. 

—  Akademisches  Kollegium,  s.  Collegium 

acaderaicum,  S.  3. 

—  Audienzen:  Althann,  maltesischer  Bot- 

schafter, 204,  206.  Capello,  Graf 
und  Gräfin,  venezianischer  Bot- 
schafter, 247.  Contarini,  Graf  und 
Gräfin,  venezianischer  Botschafter, 
217,  218.  Dohna,  preußischer  Ge- 
sandter, 111,  236.  Erizzo,  venezia- 


nischer Botschafter,  250.    Holder- 
ness,  Lady,  250. 
Ceremoniel. 

—  Ausfahrten,  239. 

—  Ausheiratung    der   hundertsten   Hof- 

dame, 240. 

—  Barettaufsetzung,  175,  176,  191—193. 

—  Bathorden,  105. 

—  Beisetzung  des  Grafen  Franz  Anton 

Starhemberg,  142. 

—  Braunschweig -Wolfenbüttel,    Disput 

Maria  Theresias  mit  der  Kaiserin 
Elisabeth  wegen  des  Prinzen  Lud- 
wig, 197,  198. 

—  Collegium  academicum   S.  J.,    philo- 

sophisches Doktorat,  230,  231. 

—  Eheschließung  (Maria  Anna  —  Karl  von 

Lothringen),  185,  197,  198,  200— 
202. 

—  Erlau,    Bischof    von,    verrichtet    die 

Funktionen  eines  Diakons,  273  [8]. 

—  Freitags  keine  Festlichkeiten,  169. 

—  Fußwaschung,  214. 

—  Geburtstag    der    Erzherzogin    Maria 

Anna,  246. 

—  Huldigung  in  Linz,  159. 

—  Kämmerer,  Eid,  148,  149. 

—  —  Eid  protestantischer  K.,  166. 

—  Klosterneuburg,  Leopolditag  (der  Prälat 

von  Melk  hält  das  Hochamt),  187. 

—  Kompetenzschwierigkeiten,        Franz, 

Großherzog  von  Toskana,  156, 184, 
199,  234,  256.  Ludwig  von  Braun- 
schweig-Wolfenbüttel,  196-198. 

—  Krankheit  der  Kaiserin  Elisabeth,  263, 

264. 

—  Krönungsfeierlichkeiten  in  Prag,  139, 

146. 

—  Landmarschallernennung,  233. 

—  Lothringen,     Heimkehr     Karls     von 

(1743),  185. 

—  Taufe  der  Erzherzogin  Maria  Elisa- 

beth, 176,  177. 
der  Tochter  Capellos,  171—173. 

—  Toisonfestlichkeiten,    103,    104,    109, 

155,  173,  177,  183,  184,  189,  191, 
195-197,  199—201,  208,  215, 216, 
219,  222,  226,  228,  233,  246,  247, 
253,  256,  261,  262,  265,  266. 


316 


Ceremoniel. 

—  Trauer  nach  der  Kurfürstin  von  der 

Pfalz,  129. 

nach  Maria   Anna,   267,  268,  310 

[158]. 

—  Vernachlässigung  desCeremoniels,187, 

188. 
Chateauroux,  Marie  Anne,  duchesse  de, 

245,  308  [137]. 
Chätillon,    Alexis    Madelaine    Eosalie, 

duc  de,  244,  308  [136]. 
Chauvelin,  Germain  Louis  de,   franzö- 
sischer Siegelbewahrer,  123. 
Chetardie,  Marquis  de  la,  805. 
Chevert,  Pran^ois  de,  französischer  GL., 

114. 
Chlumetz,  s.  Ausflüge   und   Reisen  des 

Hofes  (Böhmen). 
Choteck,  Johann  Karl,  Graf,  Präsident 

der  Administration  der  Oberpfalz,  309 

[148]. 

—  Rudolf,  Graf,  Statthalter  von  Böhmen, 
154. 

Christian  IL,  s.  Dänemark. 

—  VL,  s.  Dänemark. 
Christine,  S.Lothringen. 

—  Luise,  s.  Braunschweig-Wolfenbüttel. 
Ciceri,  Josef,  Graf,  FML.,  127. 
Cienfuegos,  Alvarez,  Kardinal,  288  [34]. 
Cilli,  Erbschaftsstreit,  2. 

Cinzano,  sardinischer  GL.,  242. 
Clemens  August,  s.  Cöln. 
Clermond-Tonnere,  Gaspard,  Marquis 

de,  französischer  General,  255. 
Cles,  Margarethe,  s.KhevenhüUer-Aichel- 

berg. 
Cleve,  Herzog  von,  7. 
Clissa,  Schlacht  bei,  3. 
Cobenzl,  Karl,  Graf,  291,  300.  301. 

—  Hans,  Hofvizekanzler  Karls  von  Steier- 
mark, 58,  59. 

Coigny,  Fran^ois  de  Franquetot,  comte 
de,  französischer  Marschall,  255. 

Collalto,  Eleonore  (geb.  Starhemberg), 
Gemahlin  des  Grafen  Anton  Rambald, 
171. 

—  Eleonore,  Gräfin,  s.  Capello. 
Colloredo,  Anton,  Graf,  GM.,  127. 

—  Franz  Gundaker,  Fürst,  274. 


Colloredo,  Maria  Gabriele  (geb.  Star- 
hemberg), Gemahlin  des  Grafen  Ru- 
dolf Josef,  210,  236,  303  [113]. 

—  Maria  Theresia,  s.  Dann. 

—  Rudolf  Josef,  Graf,  Reichsvizekanzler, 
77,  108,  139,  143,  176,  191,  204,  211, 
220,  223,  224,  236,  239,  262,  291, 
303  [113]. 

Cöln,  Ernst  (von  Bayern),  Kurfürst,  21. 

—  Klemens  August  (von  Bayern),  Kur- 
fürst, 193,  298  (Fußnote),  300,  301. 

Co  Ion  na,  Girolamo,  päpstlicher  Hof- 
meister, Kardinal,  296  [80]. 

—  Prospero,  päpstlicher  Kammermeister, 
Kardinal,  296  [80]. 

Co  media  in  Opera,  s.  Theater. 
Conferenz,  Aufhebung  (1705),  69. 

—  Wiedereinsetzung  (1709),  70. 

—  Minister,  176. 
Constantinus,  s.  Theater. 
Constanz  ergibt  sich  den  Franzosen  255, 

309  [147]. 

—  Bischof  von,  s.  Schönborn,  Damian 
Hugo,  Graf;  Sickingen,  Kas.  Anton. 

Contarini,  Marco,  conte,  venezianischer 
Botschafter  in  Wien,  201,  217,  218. 

—  dessen  Gemahlin,  218. 

Conty,  Louis  Pran^ois  de  Bourbon,  prince 
de,  französischer  GL.,  242,  253. 

Co  sei,  Auguste  Konstanze,  Gräfin  (ver- 
mählt mit  Heinrich  Friedrich  Grafen 
Friesen),  94. 

Cosimo  L,  s.  Florenz. 

Cozianer,  recte  Katzianer. 

Crescenzi,  Marcello,  päpstlicher  Nun- 
tius in  Paris,  296  [80]. 

Culmbach,  Sophie  Magdalena,  Mark- 
gräfin (Gemahlin  Christians  VI.),  s. 
Dänemark. 

Cuncius,  sächsischer  Oberst,  6. 

Czernin,  Firmian  Jakob,  Graf,  Oberst- 
burggraf von  Böhmen,  69. 

—  Isabella  Marie  (geb.  Marquise  de  Me- 
rode-Westerloo),  verm.  in  erster  Ehe 
mit  Franz  Josef,  in  zweiter  mit  dessen 
Stiefbruder  Franz  Anton  (Witwe  seit 
1739),  186. 

—  Maria  Anna,  s.  Mansfeld. 
Cziczy,  recte  Zichy. 


317 


Czoborsche  Herrschaften  in  Ungarn,  174. 
Dänemark,    Anna   Sophie  (geb.  Gräfin 
Reventlow),  Königin,  119. 

—  Christian  II.,  14. 

—  Christian  VI.,  75—77. 

—  Friedrich  IV.,  119. 

—  Sophie  Magdalena  (geb.  Markgräfln 
von  Culmbach),  75. 

Daun,  Heinrich  Dietrich  Martin  Josef, 
Graf,  PM.,  Hauptmann  der  Trabanten- 
garde. 204. 

—  Maria  Theresia  (geb.  Colloredo),  Ge- 
mahlin des  Grafen  Heinrich  Dietrich 
M.  J.,  204. 

—  Wiricus  Philipp  Lorenz,  Graf,  GFM., 
131,  288  [32]. 

Debora,  s.  Theater. 

Deggendorf,  Erstürmung  von,  154,  155, 

293  [61]  [62]. 
Demeradt,  Franz  Christoph  Josef  von, 

österreichischer    Eesident   in    Berlin, 

121. 
Demetrio,  s.  Theater. 
Demofonte,  s.  Theater. 
Demonte,   Übergabe  der  Festung,  808 

[183]. 
De  Sana,    Anna    Margarete,    Gräfin,    s. 

Esterhäzy. 
Dessewffy,  Oberst,  233. 
Desoffy,  recte  Dessewffy. 
Detle v-Rantzau,  s.  Castell. 
Dettingen,   Niederlage  der  Franzo.sen, 

161,  164,  294  [67]. 
Dier,  Karl  Josef  von,   Kammerzahlmei- 
ster,   Wappenkönig  des  Ordens    vom 

goldenen  Vlies,  200,  207. 
Dietmayr,    Berthold,    Abt    von    Melk 

(1700—1739),  165. 
Dietrichstein,    Adam,    Fijeiherr    von, 

kaiserlicher    Botschafter    in    Madrid, 

dann    Obersthofmeister    Rudolfs    II., 

15,  21. 

—  Beatrix  Regina,  Gemahlin  des  Grafen 
Gundaker,  265. 

—  Guidobald  Josef,  Graf,  274  [10]. 

—  Gundaker,  Graf,  Obriststallmeister  der 
Kaiserin  Amalia,  265. 

—  Johann  Franz  Gottfried,  Graf,  Hof- 
kammerpräsident, 197,  202. 


Dietrichstein,  Josef  Balthasar,  Graf, 
Reichshofrat  (Biographisches),  202, 
203. 

—  Karl  Maximilian,  Fürst,  106,  110, 174, 
302  [108]. 

—  Karoline,  Gräfin,  s.  Salm-ReiflFerscheid. 

—  Katharina,  Gräfin,  197. 

—  Leopold  Ignaz,  Fürst,  Oberststall- 
raeister  Josefs  I.,  69. 

—  Ludwig  von,  Burggraf  in  Klagenfurt, 
23. 

—  Maria  Anna  Josefa,  Fürstin  (geb.  Khe- 
venhüller- Oster witz),  Gemahlin  des 
Fürsten  Karl  Maximilian,  101,  106, 
167,  205. 

—  Maria  Elisabeth,  Freiin  von,  s.  Khe- 
venhüller-Frankenburg. 

—  Maria  Franziska,  Gräfin,  302  [108]. 

—  Maria  Josefa  (geb.  Schrattenbach, 
verw.  Guidobald  Josef  Dietrichstein), 
s.  Khevenhüller-Osterwitz. 

—  Maria  Katharina  (geb.  Saurau),  verra. 
mit  dem  Grafen  Johann  Franz  Gott- 
fried, 202,  203. 

—  Philipp,  Graf,  Oberststallmeister  Leo- 
polds I.,  69. 

—  Sigismund  Matthias,  302  [108]. 

—  Sigmund  von,  Landeshauptmann  von 
Steiermark,  5. 

—  Walter,  Fürst,  207. 

Dillherr,  Freiherr  von  Althen,  Johann 
Franz  Sigmund,  Generalfeld  Wacht- 
meister und  Kommandant  zu  Zollnok 
(Biographisches),  220. 

Dingolfing,  Eroberung  von,  152,  153, 
293  [58]. 

Doblhoff,  Karl  Holler  Freiherr  von, 
Hofrat,  306  [122]. 

Dohna-Karwinden,  Friedrich  Ludwig, 
Burggraf  zu,  preußischer  GL.  und  Ge- 
sandter in  Wien,  111,  236,  276  [19], 
307  [127]. 

—  —  Sophie  Wilhelmine  (geb.  Dohna- 
Wartenberg),  Barggräfin  zu,  236. 

Donauübergang  (1743,  VL  6.),  156, 
293  [62]. 

Doria,  Giorgio  Andrea,  päpstlicher  Nun- 
tius in  Frankfurt,  Kardinal,  296 
[80]. 


318 


Dresden,  grünes  Gewölbe,  271;  japani- 
sches Haus,  271. 

Dreyling,  Josef  Adam,  Hofkriegsrat, 
Eevisionsrat,  112,  286  [21]. 

Duquesne,  Hauptmann,  176. 

Dürer,  Albrecht,  19. 

Eberl,  Josef,  Hoffourier  im Hofmarschall- 
arat,  275. 

Ebersdorf,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Edling,  Graf,  Kämmerer,  258. 

Eger,  von  den  Franzosen  geräumt,  176, 
296  [81]. 

Eggenberg,  Johann  Ulrich, Fürst,  27,  38. 

Eibiswald,  Gottfried,  Freiherr  von,  288 
[32]. 

Eilers,  Konrad  Josef  von,  n.-ö.  Landes- 
sekretär, 72. 

Eideren  (Renesse),  Johann  Ludwig, 
Freiherr  von,  Grand-Doyen  zu  Lüttich, 
298,  299. 

pjlementarereignisse,  Überschwem- 
mung in  Wien  (1744),  212. 

Eleonore,  Kaiserin,  s.  Habsburg. 

Elisabeth,  Kaiserin,  s.  Habsburg. 

—  Erzherzogin,  s.  Habsburg. 

—  (Königin  von  Prankreich),  s.  Habs- 
burg. 

—  Zarin,  s.  Rußland. 

—  von  England,  s.  England. 

—  (Schwester  Jakobs  I.),  s.  England. 

—  Amalia  Magdalena,  s.  Pfalz. 

—  Auguste  (Tochter  des  Pfalzgrafen  Josef 
Karl  von  SulzbachJ,  Gemahlin  des 
Kurfürsten  Karl  Philipp  Theodor,  s. 
Pfalz-Bayern. 

Elsaß,  Verpflichtung  Ferdinands  IL  ge- 
genüber Spanien,  34,  35. 

—  Feldzug  im,  130,  255. 

Eltz,   Philipp    Karl    von,  Kurfürst  von 

Mainz,  290  [49],  291. 
Enckevoirth,  Wenzel  Adrian  Wilhelm 

Anton,    Graf,    Verordneter   des   n.-ö. 

Herrenstandes,  73. 
Engel,  Elias   Reinhard  Anton,  M.  Dr., 

Leibarzt,     Protomedicus    (seit    März 

1743),  101,  223. 
Engelskirchen,  Leopold  von,  Kaufmann 

in  Wien,  303  [116], 


Engelskirchen  scher  Garten  (heute  Pa- 
lais Erzherzog  Rainer),  222,  303  [116]. 
England,  Elisabeth,  Königin,  56. 

—  Elisabeth  (Schwester  Jakobs  I.),  32. 

—  Georg  IL  (Kurfürst  von  Hannover), 
85-90,  164,  174,  288  [36],  294  [72]. 

—  Jakob  L,  32,  36—38,  40,  41. 

—  Jakob  (III.),  Chevalier  von  St.  George, 
„der  Prätendent",  288  [30]. 

—  Karl  (I.),  Prinz  von  Wale.s,  36-42. 

—  Karl  Eduard  Stuart  (Sohn  Jakobs 
[III.]),  „Prätendent",  88. 

—  Lüttich,  Minister  in,  s.  Burisch. 
Erdody,  Gabriel,  Graf,  s.  Erlau,  Bischof 

von. 

—  Georg,  Graf,  ungarischer  Kammer- 
präsident, 237. 

Erizzo,  Nicolo,  cavaliere  d',  veneziani- 
scher Botschafter  in  Wien,  252,  308 
[143]. 

—  jun.,  252. 

Erlau,  Bischof  von  (Gabriel  Graf  Erdody), 

100,  184,  238,  239,  273  [8]. 
Ernau,  Georg  von,  6. 

—  Ulrich  von,  23. 

Ernst,  Erzherzog,  s.  Habsburg. 

—  Herzog  von  Bayern,  s.  Cöln. 
Erthal,  Ph. Christoph,  Freiherr  von,  kur- 

mainzischer  Gesandter  in  Wien,  291. 

Ertl,  Franz,  ü.  z.  Assessor  im  Obersthof- 
marschallamt, 275. 

Esterhäzy  (geb.  Gräfin  Desana),  Anna 
Margarete,  Gemahlin  des  Fürsten 
Michael,  104. 

—  Antonia,  Gräfin,  s.  Paar. 

—  Emerich,  Graf,  Primas  von  Ungarn 
(Biographisches),  238. 

—  —  Graf,  s.  Neutra. 

—  Franz,  Graf  (Quinquin),  239. 

—  Josef,  Graf,  Judex  Curiae,  237. 

—  Maria  Anna  Luise  (geb.  Marchese  Lu- 
nati),  Gemahlin  des  Fürsten  Paul  An- 
ton, 138. 

—  Maria  Elisabeth  (geb.  Gräfin  Weißen- 
wolff),  Gemahlin  des  Fürsten  Niko- 
laus, 132,  164,  224,  229,  246. 

—  Nikolaus,  Fürst,  Oberst,  229,  254. 

—  Paul,  Palatin  von  Ungarn,  69. 

—  Paul  Anton,  Fürst,  General,  204. 


319 


Eugen  von  Savoyen,  s.  Savoyen. 

Eugenscher  Garten  (Belvedere),  s.  Sa- 
voyen. 

Ezio,  Oper,  s.  Theater. 

Faby,  Josef,  Protokollist  im  Obersthof- 
marschallamt, 275,  276  [15]. 

Farafeld,  s.  Ausflüge  und  Eeisen  des 
Hofes. 

Faustina,  s.  Bordoni. 

Fawkener,  Sir  Everand,  englischer  Bot- 
schafter in  Konstantinopel,  120. 

Fell n er,  Khevenhüllerscher Güterinspek- 
tor, 13G. 

Ferdinand  I.,  s.  Habsburg. 

—  II.,  s.  Habsburg. 

—  III.,  s.  Habsburg. 

—  IV.,  s.  Habsburg. 

—  Erzherzog,  s.  Habsburg. 

—  Maria  von  Bayern  (Sohn  des  Kur- 
fürsten Max  Emanuel),  s.  Bayern. 

Fesendorf,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes.  Recte  Vösendorf. 

Figuerola,  vicomte,  298  ff.  [93]. 

Filers,  recte  Eilers. 

Finale,  deutsches  Reichslehen,  15,  27,  33. 

Pirmian,  Leopold  Ernst  von,  s.  Seckau. 

Fischer,  Georg  Berthold,  303  [110]. 

Fitz-James,  Franciscus,  s.  Soissons. 

Fixmillnern,  Alexander  III.,  s.  Krems- 
münster, Abt. 

P 1  a  V  a  c  0  u  r  t,  Hortense  Felicite,  Marquise, 
245. 

Fleury,  Andre  Hercule  de,  Kardinal, 
Premierminister  (Biographisches,  121 
—123),  245. 

—  Ternal  Charles,  Abbe,  122. 
Florenz,    Cosimo    I.    (Medici),    Herzog 

von,  11. 

—  Franz  (dessen  Sohn),  11. 

—  Türkenhilfe,  11. 

Folies  amoureuses,  les,  s.  Theater. 

Foyard,  Haushofmeister  des  Grafen  Jo- 
hann Josef  Khevenhüller,  150. 

Frankenburg  (Frankenburg-Kammer- 
Kogl),  Grafschaft  und  Majorat,  s. 
Khevenhüller,  Familie. 

Frankfurter  Vertrag  zwischen  Fried- 
rich II.  und  Karl  (VII.)  Albert  1744, 
VII.  24,  p.  306  [125]. 


Frankreich,  Anna  (Gemahlin  Ludwigs 
XIII),  37. 

—  Elisabeth  (von  Valois),  s.  Spanien. 

—  Franz  I.,  3. 

—  Franz  (von  Anjou)  16,  17. 

—  Heinrich  IL,  56. 

—  Heinrich  IV.,  14,  38. 

—  Henriette  Marie  (Gemahlin  Karls  I. 
von  England),  42. 

—  Karl  IX.,  14. 

—  Ludwig  XIIL,  43. 

—  Ludwig  XIV.,  202. 

—  Ludwig  XV.,  75,  76,  122,  123,  243— 
245,  255,  308  [136]. 

—  Ludwig,  Dauphin  (Sohn  Ludwigs  XV.), 
122,  244,  308  [136]. 

—  Margarete  (von  Valois),  13,  14. 

—  Maria  (von  Medici),  41. 

—  Philipp,  Infant,  s.  Spanien. 

—  Kriegserklärung,  221,  303  [115]. 
Franquini,  Chevalier,  Generaladjutant 

Karls  von  Lothringen,  113,  156. 
Franz  L,  s.  Frankreich. 
Franz,  s.  Habsburg. 

—  s.  Mailand. 

—  von  Medici,  s.  Florenz. 

Frei  bürg,  Belagerung  und  Kapitulation, 

255,  259,  309  [147]  [150]. 
Freimaurer,  Aufhebung  einer  Loge  in 

Wien,  131,  132,  290  [42]. 
Frei  Stadt,   s.  Ausflüge  und  Rei.sen  des 

Hofes  (Oberösterreich). 
Friedberg,  Übergabe,  159,  294  [65]. 
Friedrich  III.,  s.  Habsburg. 

—  Herzog,  s.  Habsburg. 

—  IV.,  s.  Dänemark. 

—  IL,  s.  Preußen. 

—  von  der  Pfalz,  s.  Pfalz. 

—  (von  Hessen,   Gemahl  der  Ulrike),  s. 
Schweden. 

—  August  IL,  Kurprinz  von  Sachsen,  73; 
^s.  auch  Polen,  August  III. 

—  Christian,  s.  Sachsen. 

—  Wilhelm  I.,  s.  Preußen. 
Friesen,  August  Heinrich,  Graf,  94. 
Fronsburg,  Schloß  und  Herrschaft,  136. 
Fuchs,  Maria  Josefa  Theresia,  Gräfin,  s. 

Nostitz-Rokitnitz. 

—  Marie  Ernestine,  Gräfin,  s.  Losy. 


320 


Fuchs,  Marie  Karoline,  Gräfin,  Oberst- 
hofmeisterin Maria  Theresias  (geb. 
Mollart),  100,  145,  150,  168,  180,  181, 
190,  203,  210,  212,  219,  224,  227, 
236,  252,  257,  261,  272  [5],  273  [5]. 

Fugger,  Max,  Graf,  Oberststallmeister 
der  bayrischen  Prinzen,  66. 

Führer,  Johann  IX.,  Michael,  Abt  von 
St.  Polten  (1715—1745),  190. 

Fünfkirchen,  Polixena,  Freiin  von,  s. 
KhevenhüUer-Frankenburg. 

Fürstenberg,  Friedrich, Graf  zu, Oberst- 
hofmeister des  Kaisers  Matthias  (1612 
—1617),  28. 

—  -Stühlingen,  Josef  Wilhelm  Ernst, 
Fürst,Prinzipalkommissär  beim  Reichs- 
tag (Biographisches),  124. 

Maria  Anna  (Tochter  des   Grafen 

Johann  Josef  von  Waldstein),  erste 
Gemahlin  des  Fürsten  Josef  Wilhelm 
Ernst,  119  (Biograph ische,s),  124. 

—  —  Maria  Elisabeth,  s.  Waldstein. 

—  —  Prosper  Ferdinand  Philipp  Maria 
Karl  Franz,  Graf,  FZM.,  124. 

Fuxstat,  s.  Mager  von  Fuchsstadt. 

Gages,  Jean  Bonaventura  Thierry  du 
Mont,  Graf,  Kommandierender  der 
spanischen  Armee,  127,  243,  296  [86]. 

Gal,  Christoph,  23. 

Gallenberg,  Cäcilie  Esther  (geb.  Gräfin 
Orzon),  155. 

—  Maria  Josefa,  Gräfin  (geb.  Sinzendorf ), 
155. 

—  Wolfgang  Sigmund,  Landeshauptmann 
in  Laibach,  155. 

Gallois,  Kurier,  154. 

Gardomar,  Graf,  36. 

Garelli,  Pius  Nikolaus  von,  kais.  Leib- 
arzt, 303  [116]. 

Gastheimb,  Karl,  Graf,  GA.  des  FM. 
Grafen  KhevenhüUer,  153. 

Gaun,  Franz,  Hof-Vizekontrollor  und  Ku- 
chelschreiber,  148. 

Gavre,  Florentine  Josephine,  Marquise, 
s.  Trauttmansdorff. 

Geheime  Räte,  Anzahl  beim  Tode  Leo- 
polds I.,  69. 

Geisenhoff,  Franz,  Kanzlist  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 


G  e  i  1 1  i  n  g  e  r,  Franz,  Hofprofoß  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275,  276  [15]. 
Georg  IL,  s.  England. 

—  L,  Kurfürst  von  Sachsen,  s.  Sachsen. 
Gerstner,    Johann    Adam,    Edler    von 

Gerstorf  in  Haunsperg,  M.  Dr.,  Leib- 
medicus  Karls  VI.,  101. 

Geymüller,  Johann  Friedrich,  Freiherr 
von,  Bankier,  303  [116]. 

Ghilanyi,  Johann,  Freiherr  von,  FML., 
254,  295  [78]. 

Ghistelle,  Ludwig  Franz  Emanuel, 
Graf,  Domherr  zu  Lüttich,  301. 

Giudice,  Nicolo,  Kardinal,  conprotector 
Germaniae,  124. 

Girolami,  Raffaello  Cosmo,  Kardinal, 
296  [80]. 

Gleinitz,  Katharina  von,  s.  Kheven- 
hüUer-Aichelberg. 

Glimes,  recte  Glymes. 

Glymes,  Paul  Gilles  de,  301. 

Goes,  Johann  Anton,  Graf,  Landeshaupt- 
mann in  Kärnten,  Präsident  der  Ad- 
ministration Bayerns,  257,  309  [148]. 

Goldenes  Vlies,  s.  Ceremoniel,  Toison- 
festlichkeiten. 

Gorian,  Schlacht  bei,  Liste  der  Gefan- 
genen und  Gefallenen,  6. 

Görz,  Heinrich,  Graf  von,  2. 

Göstheim,  s.  Gastheimb. 

Götz  von  Scharfeneck,  Maria  Franziska 
Antonia,  Gräfin,  s.  Wallis. 

Graff  zum  Schernberg  und  Goldeck, 
Anna,   s.  KhevenhüUer-Frankenburg. 

Grandville,  Graf,  französischer  GM., 
296  [79]. 

Granvella,  Anton  Per renot,  Kardinal,  8. 

Grazer  Landtag  (1572),  57,  (1580/81), 
59,  60. 

Gregor  XIII.,  Papst,  15,  45. 

—  XV.,  Papst,  36. 

Grimani,  Vincenzo,  Kardinal,  70. 

Gritti,  Pietro,  venezianischer  Botschafter 
in  Madrid,  29. 

Grocka,  Niederlage  der  Österreicher  un- 
ter Wallis,  265,  310  [154]. 

Grünne,  Ferdinand,  Graf,  General,  191. 

Guidebon,  Baron,  Obersthofmeister  der 
Söhne  Max  Emanuels,  65. 


321 


Gunterstorf,  Barbara,  Teufel  von,  s. 

KhevenhüUer-Frankenburg. 
Gustav  Adolf,  s.  Schweden. 
G  uz  man,  Didacus,  s.  Sevilla. 
Habsburg. 

—  Albrecht  (Sohn  Maximilians  IL),  Erz- 

herzog, 10,  15,  19,  21,  28. 

—  AraaliaWilhelmine(von  Braunschweig- 

Lüneburg),  Kaiserin,  Gemahlin  Jo- 
sefs L,  134,  190,  211,  265,  270,  271. 

—  Anna  (von  Tirol),  Kaiserin  (Gemahlin 

des  Kaisers  Matthias),  26. 

—  Anna,  Erzherzogin  (Tochter  Maximi- 

lians IL),  4.  Gemahlin  Philipps  II., 
12—14,  63. 

—  Anna,  Infantin  von  Spanien  (Tochter 

Philipps  III.),  Gemahlin  Ludwigs 
XIII.,  s.  Frankreich. 

—  Anna  Eleonore  (von  Mantua  und  Gon- 

zaga),  Gemahlin  Ferdinands  II.,  33. 

—  Don  Carlos,  s.  Spanien. 

—  Eleonore  (von  Mantua),  Gemahlin  Fer- 

dinands III.,  310  [157]. 

—  Eleonore  (Tochter  Ferdinands  I.),  Ge- 

mahlin Wilhelms,  Herzogs  von  Man- 
tua, 55,  56. 

—  Elisabethchristine  (von  Braunschweig), 

Kaiserin  (Witwe  nach  Karl  VI ), 
97,  99,  100,  109,  121,  149,  152, 
165,  168,  169,  172,  180,  185-187, 
189,  196—198,  201,  208,  212,  215, 
218,  220,  222,  223,  228,  230,  232, 
234  —  236,  239  —  241,  245,  251— 
253,  260,  263,  264,  272  [4]. 

—  Elisabeth,  s.  Marie  Elisabeth. 

—  Elisabeth  (Tochter  Maximilians  IL), 

Gemahlin  Karls  IX.  von  Frank- 
reich, 12—14. 

—  Elisabeth,  Infantin,  s.  Spanien. 

—  Ernst  (Sohn  Maximilians  IL),  15,  18. 

—  Ferdinand  L,  4—10,  55,  56,  277. 

—  Ferdinand  IL  (Geheimer  Vertrag  mit 

Philipp  IIL,  ddo.  1617,  IIL  20, 
pag.  34,  35.)  36-38,  40—43,  45, 
63,  72,  277  [20],  [279  [20],  297  [87]. 

—  Ferdinand  III.  (Spanische  Heirat  36 

—44),  45,  279,  280,  310  [157]. 

—  Ferdinand   IV.,    König    von    Ungarn 

(Sohn  Ferdinands  IIL),  45. 

K  he  venlifi  Her- Schütter.    1742-1744. 


'    Habsburg. 

—  Ferdinand  Karl  Anton  von  Este  (Sohn 

Maria  Theresias),  273. 

—  Franz  von  Lothringen,  Großherzog  von 

Toskana  (Gemahl  Maria  Theresias), 
schlägt  den  englischen  Gesandten 
EobinsonzumRitterdesBathordens, 
105.  —  Erbe  nach  der  Kurfürstin 
von  der  Pfalz,  128,  129,  290  [39]. 

—  Verhalten  während  der  Über- 
schwemmung, 212.  — Läßt  sich  von 
Kämmerern  nicht  gern  bedienen, 
258,  259.  —  Charaktereigenschaf- 
ten, 267,  268.  —  Spricht  gern,  259. 

—  Kauft  den  Engelski rchenschen 
Garten,  303  [116].  —  Kompetenz- 
schwierigkeiten mit  den  Kardinälen 
und  Botschaftern,  s.  Ceremoniel, 
Kompetenzschwierigkeiten. 

—  Friedrich  IIL,  2,  3. 

—  Friedrich  „mit  der  leeren  Tasche",  2. 

—  Johann  Karl  (Sohn  Ferdinands  IL), 

27,  36. 

—  Josef  L,  65,  69,  71—73,  77,  129,  278. 

—  Josef  (IL),  51,  91—97,  132  (im  un- 

garischen Kleid,  194),  213,  232, 
246,  272. 

—  Karl  V.,  3,  7  (Flucht  nach  Villach,  8), 

39,  55. 

—  Karl  VI.,  47—50,  66,  68,  71—78,  80, 

85,  100,  116,  120,  122—124,  126, 
141,  143,  152,  156,  182,  193,  227, 
234,  245,  252,  253,  273  [6],  278, 
288  [30],  (Schreiben  an  den  Statt- 
halter Khevenhüller,  292). 

—  Karl  IL  von  Steiermark  (Sohn  Fer- 

dinands L),  12—14,  22,  56—63. 

—  Karl  Josef  (Sohn  Karls  IL  von  Steier- 

mark), Bischof  von  Breslau,  28. 

—  Leonore,  s.  Eleonore. 

—  Leopold  L,  69,  71,  72,  142,  280,  303 

[110]. 

—  Leopold   (Sohn  Karls  IL  von  Steier- 

mark, Bischof  von  Passau  und 
Straßburg),  28,  34,  35. 

—  Magdalena,  s.  Maria  Magdalena. 

—  Margarete    (Tochter    Karls    IL    von 

Steiermark),    Gemahlin    Philipps 
(IIL)  von  Spanien,  20,  22,  29. 
21 


322 


Habsburg. 

—  Maria,    Kaiserin    (Tochter   Karls  V., 

Gemahlin  Maximilians  IL),  9,  17, 
18,  21,  22,  63. 

—  Maria  von  Ungarn  (Tochter  Philipps 

des  Schönen),  Statthalterin  der 
Niederlande),  8. 

—  Maria  von  Bayern  (Gemahlin  Karls  II. 

von  Steiermark),  56,  57. 

—  Maria  Anna  (älteste   Tochter  Ferdi- 

nands II.),  37,  38. 

—  Maria  Anna  (Tochter  Leopolds  L),  s. 

Portugal. 

—  Maria  Anna  (Tochter  Karls  VI.),  80, 

84,  99,  100,  125,  129,  181-183, 
(Vermählung  mit  Karl  von  Loth- 
ringen, 185,  189—193,  195,  197— 
199,  200,  201.)  (Reise  nach  Brüssel, 
208-211,  297  [88]),  233  (Krank- 
heit und  Tod  251—253,  260,  266 
-270,  310  [158]). 

—  Maria  Anna  (Tochter  Maria  Theresias), 

137,  157,  158,  167,  169,  170,  176, 
178,  184,  206,  219. 

—  Maria  Anna,  Infantin  (Gemahlin  Fer- 

dinands III.),  27,  36—38,  41—45. 

—  Maria  Anna  Josefa    (Tochter  Ferdi- 

nands III.),  s.  Pfalz-Neuburg. 

—  Maria  Christine  (Tochter  Maria  The- 

resias), 273  [10]. 

—  Maria   Elisabeth    (geb.  1737,   IL   5, 

t  1740,  VL  7.,  Tochter  Maria  The- 
resias), 170,  270. 

—  Maria  Elisabeth  Josefa  Johanna  An- 

tonia  (Tochter  Maria  Theresias), 
172,  222,  241. 

—  Maria  Josefa   (Tochter  Josefs  L),    s. 

Polen. 

—  Maria  Magdalena  (Tochter  Leopolds  L), 

132,  140,  141,  150,  151,  267. 

—  Maria  Theresia. 

Hofceremoniel :  Barettaufsetzung. 
Trauer  nach  Maria  Anna.  Braun- 
sehweig- Wolfenbüttel,  Disput  Maria 
Theresias  mit  der  Kaiserin  Elisa- 
beth wegen  des  Prinzen  Ludwig, 
s.  Ceremoniel. 

Persönliches:  Pocht  auf  die  Unver- 
wüstlichkeit ihrer  Gesundheit,  117, 


129,  152,  153.  Auf  Maskenbällen, 
118.  „Finesse"  für  die  böhmische 
und  die  ungarische  Nation,  125. 
Macht  den  „Kehraus"  mit,  129. 
Moldaufahrt,  152.  Szene  in  der 
Trinitarierkirche  zu  Prag,  156. 
Kraftprobe  eines  Husaren,  163. 
In  der  Trabantenstube,  172.  Be- 
einflußt durch  Sylva-Tarouca,  180. 
Im  n.-ö.  Landtag,  191.  Kinderball, 
198,  194.  Reitet  gern,  die  Hof- 
damen folgen  ihrem  Beispiel,  196. 
Will  in  der  Oper  auftreten,  202. 
Frömmigkeit,  222.  Bad  in  Man- 
nersdorf,  224.  Berücksichtigt  die 
Ungarn,  232.  Wünscht,  daß  Johann 
Josef  Khevenhüller  Ajo  des  Erz- 
herzogs Josef  werde,  306  [123],  Ihr 
Schreiben  an  Khevenhüller  anläß- 
lich des  Todes  von  Franzens  Mutter, 
310  [159]. 
Habsburg. 

—  Matthias,  14,  16,  17,  26,  28,  30,  38,  45. 

—  Maximilian  I.,  2,  3,  10. 

—  Maximilian  IL,  9,  11,  12.  (Wird  von 

der  verwitweten  Herzogin  von  Loth- 
ringen ermahnt,  dem  katholischen 
Glauben  treu  zu  bleiben,  14.)  (Er- 
zürnt über  Finales  Besetzung  durch 
die  Spanier,  15),  16,  17,  22,  62. 

—  Maximilian    (Sohn   Maximilians    IL), 

Hoch-  und  Deutschmeister,  14,  19 
26,  45,  61,  64. 

—  Philipp  IL,  s.  Spanien. 

—  Philipp  III ,  s.  Spanien. 

—  Philipp  IV.,  s.  Spanien. 

—  Rainer,  304  [116]. 

—  Rudolf  L,  277,  279. 

—  Rudolf  IL,    16,    (spanisches  Heirats- 

projekt, 17—19),  (Krankheit,  18), 
20,  21,  26,  38,  45,  64. 

—  Wenzeslaus    (Sohn   Maximilians   IL), 

10,  15. 

—  Beilegung  des  Bruderzwistes,  26. 
Hagenau,  Besetzung  von,  235,  306  [125]. 
Hager,  Marie  Charlotte,  Baronin,  Kam- 
merfräulein, 137,  138,  218. 

Haller  stein,  Pater,  S.  J.,  Beichtvater 
des  Prinzen  Karl  von  Lothringen,  268. 


Halley,  von,  111. 

Hamilton,  Maria  Anna  von,  Kammerfräu- 
lein der  Kaiserin  Amalia  (Biographi- 
sches), 211,  212. 

Harcourt,  Franfois,  duc  d',  französi- 
scher Marschall,  255. 

Harrach,  Alois  Thoraas  Eaimund,  Graf, 
Landmarschall  von  Niederösterreich, 
72,  73,  100,  101,  290  [40],  302  [94]. 

—  Anna  Viktoria  (Tochter  des  Grafen 
Friedrich  August  Gervasius  Protasius), 
229. 

—  Ferdinand  Bonaventura,  Graf,  Oberst- 
hofmeister Leopoldsl.  (1699-1705),  69. 

—  Ferdinand  Bonaventura  Anton,  Graf, 
Landmarschall  von  Niederösterreich, 
bevollmächtigter  Minister  auf  dem 
Kongreß  zu  Breda,  81,  91. 

—  Friedrich  August  Gervasius  Protasius, 
Graf,  Obersthofmeister  der  Statthal- 
terin Maria  Elisabeth,  Statthalter  ad 
interim  in  Brüssel,  Landmarschall  von 
Niederösterreich,  91,  130,  137,  176, 
179,  213,  223,  228,  233,  257,  290  [40], 
298  [93]. 

—  Johann  Josef  Philipp,  Graf,  FM.,  Prä- 
sident des  Hofkriegsrates,  163,  236. 

—  Karl,  Graf,  Oberstfalkenmeister,  202. 

—  Leonhard,  Freiherr  von,  21. 

—  Maria  Aloisia  (Tochter  des  Grafen 
Alois  Thomas  Eaimund),  s.  Lamberg. 

—  Maria  Anna  (Tochter  des  Grafen  Alois 
Thomas  Eaimund),  s.  Hrzan  von  Harras. 

—  Maria  Anna  (Tochter  des  Grafen  Fried- 
rich August  G.  P.),  229. 

—  Maria  Eleonore  Katharina  (geb.  Liech- 
tenstein), Gemahlin  des  Grafen  Fried- 
rich August,  228. 

—  Maria  Josefa,  Gräfin,  s.  Liechtenstein. 
Harsch,  Ferdinand,  Graf,  GPWM.,  247, 

308  [140]. 

Hartenburg,  s.  Härtl. 

Hartig,  Anton,  Graf,  304  [119]. 

Härtl,  Franz  Alexander,  von  Harten- 
burg, Sekretär  im  Obersthofmarschall- 
amt, 101,  274  [15]. 

H  a  r  t  m  a  n  n,  Theodor, Haushofmeister  des 
Grafen  Franz  Christoph  Khevenhüller, 
45. 


Hartmann,  Josef,  J.  Dr.,  Bürgermeister 
von  Wien  (1717—1720,  1725—1727, 
t  1732,  V.  16),  73. 

Hasse,  Johann  Adolf,  Opernkomponist, 
218,  219,  303  [112]. 

—  Faustina  (seine  Frau),  s.  Bordoni. 
Hazardspiele,  118,  190,  191,194,203, 

210,   211,   219,   230,  237,  241,  248, 
252,  257,  262,  306  [123]. 
Heinrich  II.,  s.  Frankreich. 

—  IV.,  s.  Frankreich. 

Hellen,  von  der,  preußischer  Legations- 
sekretär, 276. 

Henriette  Marie  (Tochter  Heinrichs  IV. 
von  Frankreich),  s.  Frankreich. 

Herberstein,  Ferdinand  Leopold,  Ge- 
sandter in  Stockholm,  Obersthofmeister 
Maria  Theresias,  n.-ö.  Landmarschall, 
101,  143,  165,  176,  190,  191,  194, 
207,  208,  223,  (Biographisches  226— 
228),  233,  270. 

—  Karl  Josef,  Graf,  273  [10]. 

—  Kaspar  von  („im  schwäbischen  Bund 
des  Truchsessen  zu  Waldburg  oberster 
Feldhauptmann"),  5. 

—  Leopold,  Graf,  FM.,  Vizepräsident  des 
Hofkriegsrates,  70. 

—  Maria  Anna  (geb.  Freiin  von  Ulm- 
Erbach),  Gemahlin  des  Grafen  Ferdi- 
nand Leopold,  226. 

—  Maria  Anna,  Tochter  des  Grafen  Fer- 
dinand Leopold,  s.  Trauttraansdorff. 

—  Maria  Theresia,  s.  Nostitz-Eieneck. 

—  Eegina,  Freiin  von,  s.  Khevenhüller- 
Osterwitz. 

—  Wenzel  Eberhard,  227. 
Heronville,  Marquis,  296  [81]. 
Hessen,  Friedrich  von,  s.  Schweden. 
Hessen-Darmstadt,  Amalia  Magdalena 

von,  s.  Pfalz. 

—  —  Josef  von,  s.  Augsburg,  Bischof 
von. 

Hetzendorf,  168,  272;  s.  Ausflüge  und 

Eeisen  des  Hofes. 
Himmelberg,  Georg  von,  6. 

—  Herrschaft,  62. 
Hirschstetten,  s.  Ausflüge  und  Eeisen 

des  Hofes. 
Hittner,  Johann  Wasgottwill  von,  Hof- 
21* 


ä24 


rat   in    der   ungarischen  Hofkanzlei, 

112,  286  [21],  304  [119]. 
Hochenfelder,  s.  Hohen feld. 
Hof  (Schloß),  s.  Ausflüge  und  Eeisen  des 

Hofes. 
Hofchargen,  Erbschaft  nach  Leopolds  I. 

Tod,  69. 
Hofämter,  Neubesetzung,  101,  102. 
Hofkararaer  in  Wien,  Oberbehörde,  70. 

—  Ordnung  Ferdinands  I.  (1537),  4—7. 

—  Eäte,  Keduzierung  unter  Josef  I. 
(1705),  70. 

Hofkanzlei,  österreichische,  Absonde- 
rung der  Staatskanzlei,  112. 

Hofkirchen,  N.,  6. 

Hofkriegsrat  (Christoph  Khevenhüller 
Kriegskommissär,  5),  9. 

Hohen  eck,  Wilderic  Marsil,  Freiherr 
von,  Vicarius  in  spiritualibus  generalis 
in  Mainz,  291. 

Hohenems,  Franz  Eudolf,  Graf,  FML., 
295  [78]. 

Hohenfeld,  Ernestine,  Gräfin  (geb.  Se- 
renyi),  262,  309  [153]. 

—  Ferdinand  Philipp  Damian  Willibald, 
Freiherr  von,  Domherr  zu  Lüttich, 
301. 

—  Maria  Theresia  (geb.  Starhemberg), 
Gräfin,  117. 

—  Otto  Ferdinand  Felix  von,  309  [153]. 
Hohenwarth,  Herrschaft,  5. 

Holde rness,  Earl  of,  englischer  Bot- 
schafter in  Venedig,  249—251. 

—  Lady  (dessen  Gemahlin),  250. 
Holland  (Subsidien),  126,  153.  Eesolu- 

tion  der  Provinz  Holland,   288,  289 

[36].     Eesolution  der  Generalstaaten, 

293  [59]. 
Holle r,  s.  Doblhoff. 
Hollitsch,  s.  Ausflüge  und  Eeisen  des 

Hofes. 
Holstein-Beck,    Antonia   Josefa  (geb. 

Gräfln  Sanfre),  180. 

—  —  Johanna  Amalia,  s.  Sylva. 

—  Gottorp,  Adolf  Friedrich,  s.  Lübeck. 

—  Wiesenberg,  Leopold,  Herzog  von 
(Biographisches),  172,  212. 

Holstein  -Wi  e  s  e  u  b  e  r  g,  Maria  Elisabeth 
(geb.  Liechtenstein),  Herzogin  von,  217. 


Hönninger,  Ferdinand,  Expeditor  im 
Obersthofmarschallamt,  275,  276  [15]. 

Horion,  Maximilian  Heinrich  Johann 
Franz  H.,  Baron,  Dompropst  zu  Lüt- 
tich, 301. 

Horväth  von  Szent  György,  August 
Josef,  48. 

—  —  Ida  (geb.  Khevenhüller -Franken- 
burg), 48. 

Hrzan  von  Harras,   Maria  Anna  (geb. 

Harrach),    Gemahlin   des   Sigismund 

Gustav,  228. 
Hungersbach,  Simon  von,  kaiserlicher 

Generalschatzmeister,*)  3. 
Hütten,  Franz  Christoph  von,  s.  Speier. 
Hüttner  recte  Hittner. 
Hyndford,  John   Carmichael,  Earl  of, 

englischer  Botschafter  in  Berlin,  147. 
Jakob  L,  s.  England. 

—  (HL),  ,s.  England. 

Ingelheim,  Anselm  Franz,  Freiherr  von 
(geb.  1683),  Propst  zu  Mainz  und 
Stiftskapitular  von  Lüttich,  291,  298. 
—300. 

Ingolstadt,  Kapitulation,  175,  180,  181, 
296. 

Inner-Österreich,  s.  Juden. 

Inzaghi,  Franz  Anton  Graf,  220. 

—  Eosalia  (geb.  Thurn  -  Valsassina), 
220.**) 

Joachim,    Franz   Anton,    Vizequartier- 

rae  ister,  134. 
Johann  V.,  s.  Portugal. 

—  Friedrich,  Herzog  von  Sachsen,  s, 
Sachsen. 

—  Karl,  Erzherzog,  s.  Habsburg. 

—  Theodor,  s.  Bayern  und  Lüttich. 
Jordan,  Johann  Christoph  von,  Hof  rat, 

119,  304  [119]. 
Jörger  zu  Tollet,  Johann  Quintin,  Graf, 
Vizepräsident  der  Hofkammer,  Obrist- 
hofmarschall  ad  interim,  282. 

—  Eleonore  Felicitas,  s.  KhevenhüUer- 
Frankenburg. 


*)  Ernannt  am  11.  August  1491  (Fellner- 
Kretschmayr,  Band  II,  Nr.  1,  S.  Iflf.). 

♦*)  Darnach  Doerr  Aug.,  Aus  den  Matrikeln 
der  k.  k.  Hof-  und  Burgpfarre  in  Wien  (Jahrbuch 
„Adler",  N.  r.  XII,  3G)  591  zu  berichtigen. 


325 


Josef  I.,  Kaiser,  s.  Habsburg. 

—  Erzherzog,  s.  Habsburg. 
Iperranestra,  s.  Theater. 
Isabella  (von  Valois),  s.  Spanien. 

—  Infantin,  s.  Spanien. 

Italien,  Feldzug  in,  115,  126—128,  174, 
182,  224,  239,  242,  243,  253—255,  304 
[117],  308  [133],  308  [144],  309  [146]. 

Ittre,  Albert  Joseph,  Marquis  d',  kur- 
pfälzischer Minister,  116. 

Juden  (werden  aus  Inner-Österreich  ver- 
trieben), 3. 

Judith,  s.  Theater. 

Iwan  VI.,  s.  Kußland. 

Kalksburg,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Kälnoky,  Anton,  Graf,  Obrist,  163. 

Kammerberg,  Herrschaft,  137,  254;  s. 
auch  Khevenhüller,  Familie. 

Kämmerer,  Eid,  148.  Protestanten,  166. 
Taxen,  149;  s.  auch  Böhmen. 

—  Kammerfräuleins,  Schlüssel,  166. 
Kardinalspromotion      (1743),     175, 

(1727)  288  [34],  296  [80]. 
Karl  V.,  Kaiser,  s.  Habsburg. 

—  VI.,  Kaiser,  s.  Habsburg. 

—  Erzherzog,  s.  Habsburg. 

—  II.  (von  Inner-Österreich),  s.  Habsburg. 

—  von  Lothringen,  s.  Lothringen. 

—  IX.,  s.  Frankreich. 

—  Prinz  von  Wales,  s.  England. 

—  Albert  (Karl  VII.),  s.  Bayern. 

—  Eduard,  „Prätendent",  s.  England. 

—  Emanuel  I,  Herzog  von  Savoyen,  s. 
Savoyen. 

—  Emanuel  III.,  König  von  Sardinien, 
s.  Sardinien. 

—  Philipp,  s.  Brandenburg. 

—  (III.),  Philipp,  Kurfürst  von  der  Pfalz, 
s.  Pfalz. 

—  Philipp  Theodor,  Kurfürst  von  Pfalz- 
Bayern,  s.  Pfalz-Bayern. 

Karlsberg,    s.   Khevenhüller,    Familie. 

—  Schloß  und  Herrschaft,  s.  Kheven- 
hüller, Familie. 

Karlskirche,  68. 

Kärnten,   Erbland  -  Stallmeisteramt,  s 

Khevenhüller,  Familie. 
Kärntnertortheater,  s.  Theater. 


Karussel,  100,  111,  117. 

Käszonyi,  Johann  Josef  von,  siebenbür- 
gischer  Hofkanzler,  71. 

Katzianer,  Hans,  Freiherr  von,  oberster 
Feldhauptmann,  5,  6. 

Kaunitz-Rietberg,  Wenzel,  Graf,  spä- 
ter Fürst,  90,  91,  95,  96,  141,  189, 
211,  228,  292  [50]. 

Kees,  Johann  Georg,  n.-ö.  Regimentsrat 
und  Landschreiber,  110. 

Kellerberg,  Anna  von,  s.  KhevenhüUer- 
Aichelberg. 

Kepler,  Johannes,  45. 

Kesselstadt,  Johann,  Freiherr  von, 
Domkapitular  des  Erzstiftes  Mainz, 
140,  291. 

Keutschach,  Leonhard  von,  s.  Salz- 
burg, Erzbischof. 

Keyl,  Wenzel  Josef,  Registrator  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Khevenhüller,  Familie. 

—  Erbamt:  Erbland-Stallmeisteramt  in 

Kärnten,  21. 

—  Gütererwerb:  Aichelberg,  2.  Fraa- 

kenburg-Kammer-Kogl,21.  Hohen- 
warth,  5.  Kammerberg,  97.  Karls- 
berg, 55.  Landscron,  10.  Mödling- 
Liechtenstein,  22,23.  Oster witz,  10. 
Radbor-Paschinka,  97.  Sternberg,  5. 

—  Prädikate:  Hochosterwitz,  62.  Karls- 

berg, 62.  Landscron,  10.  Summer- 
egg, 10. 

—  Privilegien:   Rotwachsfreiheit,  10. 

—  Standeserhöhungen:     Freiherren, 

61,  62.  Grafen,  21,  64.  Fürsten,  97. 

—  Wappenvereinigungen:      Äufen- 

stein,  62.     Monstorf,   10.     Metsch 

(Wappen-  und  Namenvereinigung), 

97. 

Khevenhüller -Aichelberg,      Anna 

(geb.  Kellerberg),    verm.  mit   Ulrich 

sen.,  3. 

Anna    (geb.  Meixner),    verm.  mit 

Siegmund,  3. 

Apollonia  (geb.  Welz),   verm.  mit 

Rudolf,  2. 

—  —  Augustin,  n.-ö.  Regimentsrat,  3,  5. 

Augustin  (Sohn  Bernhards),  5. 

Bartholomäus,  2. 


326 


Khevenhüller-Aichelberg,  Bern- 
hard, Vizedora  in  Kärnten,  Hofkam- 
merrat, 3—5,  10. 

—  —  Christine  (geb.  Zillnhart),  verm. 
mit  Johann  III.,  2. 

Christoph  (Stifter  der  Franken- 
burger Linie),  Landeshauptmann  von 
Kärnten,  3,  5—11. 

—  —  Felicitas  (geb.  Lindeck),  verm.  mit 
Johann  IL,  2. 

Georg,  3. 

—  —  Hans  I.,  Bürger  und  Stadtrichter 
von  Villach,  1,  2. 

Johann  IL,  Pfleger  zu  Federaun,  2. 

Ritterschlag,  2. 

Johann  III.,  2.  Ritterschlag,  3. 

Johann  IV.,  3. 

—  —  Katharina  (geb.  Gleinitz,  verw. 
Meixner  von  Metsching),  vermählt  mit 
Siegmund,  dem  Stifter  der  jüngeren 
Linie,  55. 

—  —  Katharina  (geb.  Weißpriach),  verm. 
mit  Hans  L,  2. 

Ludwig,  3,  4. 

—  —  Margarete  (geb.  Cles),*)  verm.  mit 
Wolfgang,  3. 

Rudolf,  2. 

Siegmund    (Stifter   der   Linie    zu 

Osterwitz),  Vizedom  in  Kärnten,  3— 

5,  10,  55. 

Siegraund  (Sohn  Rudolfs),  3. 

Siegmund  (Sohn  Wolfgangs),  3. 

—  —  Siguna  (geb.  Weißpriach),  verm. 
mit  Augustin,  3. 

Ulrich  (Sohn  Johanns  IL),  2. 

Ulrich  (Sohn  Rudolfs),  2,  3. 

—  —  Wandula  (geb.  Monstorf),  verm. 
mit  Bernhard,  5,  10. 

Wilhelm,  2. 

Wolfgang,  3. 

KhevenhüUer -Frankenburg,  Anna 
(geb.  Graff  zum  Schernberg  und  Gold- 
eck), erste  Frau  des  Bartholomäus,  25. 

—  —  Anna  Maria  (geb.  Welz),  verm.  mit 
Christoph,  10. 

—  —  AnnaMarusch  (geb.Windischgrätz), 
verm.  mit  Augustin,  10. 

*)  Schwester  des  Kardinals  Bernhard  von  Cles, 
Bischofs  von  Trient, 


K  h  e  V  e  n  h  ü  1 1  e  r  -  F  r  a  n  k  e  n  b  u  1-  g,  A  n  to- 
nia,  s.  Windischgrätz,  Leop.Karl  Josef. 
Augustin,  10,  23. 

—  —  Barbara  (geb.  Teufel  von  Gunters- 
torf), erste  Frau  des  Franz  Christoph, 
28—30,  47. 

—  —  Bartholomäus,  Burggraf  von  Kärn- 
ten, 10,  21—25,  56,  62. 

—  —  Bartholomäus,  Protestant,  25. 

—  —  Bernhard,  25. 

—  —  Blanka  Ludmilla  (geb.  Thurn), 
zweite  Frau  des  Bartholomäus,  25. 

—  —  Eleonore  Felicitas  (geb.  Jörger), 
erste  Frau  des  Protestanten  Bartho- 
lomäus, 25. 

—  —  Elisabeth  (geb.  Monstorf  zu  Ober- 
aich),  erste  Gemahlin  Christophs,  10. 

—  —  Ernestine  Barbara  (geb.  Monte- 
cuccoli,  verw.  Michael  Wenzel  Ungnad 
von  Weißenwolf),  zweite  Frau  des 
Franz  Christoph  jun.,  47. 

Ferdinand,  10. 

—  —  Franz  Christoph,  Botschafter  in 
Madrid,  24-47,  56,  90. 

—  —  Franz  Christoph  jun.  (Sohn  des 
Botschafters  F.  Chr.),  Oberstlandjäger- 
raeister  in  Oberösterreich,  47. 

—  —  Franz  Christoph  (Sohn  des  Hans), 
Protestant,  25. 

—  —  Franz  Ferdinand  Anton,  Oberst- 
hofmarschall,  47. 

—  —  Franz  Hartmann,  Protestant,  25. 

—  —  Franz  de  Paula,  Hauptmann,  48. 
Franz  Seraph  Josef,  48. 

—  —  Georg  Augustin,  Oberst,  10. 

—  —  Hans,  Botschafter  in  Madrid,  10 
—22,  33,  45,  56,  61,  62,  90. 

—  —  Hans,  schwedischer  Oberstleutnant, 
25,  63. 

Hans  Bartholomäus,  47. 

—  —  Hans  Moritz,  10. 

—  —  Heinrich  Franz  de  Paula,  48. 
Heinrich  Wilhelm,  Protestant,  25. 

—  —  Hugo  Anton  Johann,  48. 
Ida,  s.  Horväth  de  Sz.  György. 

—  —  Johann  Anton  Ferdinand,  48. 

Johann  Ludwig  Anton,  48. 

Johann  Ludwig  Josef,   Geheimer 

Rat,  47,  48. 


327 


Khe  venhüUer  -Friinkouburg,  Jo- 
hann Sieginund  Josef,  Offizier,  47. 

—  —  Josef  Johann,  48. 

—  —  Josefine(geb.  Brenner  von  Felsacb), 
verra.  mit  Hugo  Anton  Johann,  48. 

Karl,  47. 

Katharina  (geb.  Wrazda  von  Kun- 

wald),   erste  Frau  des  Johann  Anton 

Ferdinand,  48. 
Ludwig  Andreas,  FM.,  48—55,  81, 

126,    131,    133,    161,   174,   175,   195, 

198,  206,  223,  276  [17],  290  [43]  [44], 

293  [61]. 

—  —  Maria  Anna  (geb.  Alberti),  verm. 
in  erster  Ehe  mit  Franz  de  Paula,  in 
zweiter  mit  Emanuel  Freiherrn  von 
Malfatti,  48. 

—  —  Maria  Anna  (geb.  Lamberg),  verm. 
mit  Ludwig  Andreas,  48. 

—  —  Maria  Elisabeth  (geb.  Dietrichstein), 
verm.  mit  Han?,  25. 

—  —  Maria  Johanna  (geb.  Wolkenstein), 
verra.  mit  Ferdinand,  10. 

—  —  Maria  Josefa  (geb.  Starhemberg), 
verra.  mit  Johann  Ludwig  Josef,  48. 

—  —  Maria  Josefa  Theresia  (geb.  Saint- 
Julien),  zweite  Frau  des  Franz  Fer- 
dinand Anton,  47. 

Maria  Salome  (geb.  Eegal),  zweite 

Frau  des  Georg  Augustin,  10. 

—  —  Maria  Theresia  (geb.  Lubetich-Cha- 
pelet),  erste  Frau  des  Franz  Ferdinand 
Anton,  47. 

Maria   Theresia  (geb.  Thurn-Val- 

sassina),  zweite  Frau  des  Johann  An- 
ton Ferdinand,  48. 

—  —  Maria  Theresia  Josefa  (geb.  Thurn- 
Taxis),  verm.  mit  Johann  Ludwig  An- 
ton, 48. 

Matthias,  Offizier,  47. 

—  —  Moritz  Christoph,  i.-ö.  Eegiment-s- 
rat,  10,  15,  21,  62. 

Paul  Christoph,  10. 

—  —  Polyxena  (geb.  Fiinfkirchen),  erste 
Frau  des  Franz  Christoph  jun.,  47. 

—  —  Eegina  (geb.  Tannhausen,  verw. 
Siegmund  Khevenhüller),  dritte  Frau 
des  Bartholomäus,  25. 

—  —  Regina  Justina  (geb.  Traun),  zweite 


Frau  des  Protestanten  Bartholomäus, 
25. 

Khevenhüller -Frankenburg,  Sieg- 
mund, 63. 

Susanne  Eleonore  (geb.  KoUonitz), 

zweite  Frau  des  Franz  Christoph,  47. 

—  —  Susanne  Felicitas  (geb.  Losenstein), 
erste  Frau  des  Georg  Augustin,  10. 

Sybilla  (geb.  Montfort),  verm.  mit 

Moritz  Christoph,  nach  dessen  Tode 
mit  Johann  Grafen  von  Ortenburg,  10. 

KhevenhüUer-Osterwitz,  Andreas, 
schwedischer  Hauptmann,  63. 

Anna(geb.Thurzo,  verw.  Christoph 

Welzer),  zweite  Frau  Georgs,  62. 

—  —  Augustin,  Protestant,  63. 

—  —  Bartholomäus  (Sohn  des  Prote- 
stanten Franz),  Oberst,  64. 

Bartholomäus  (Sohn  Pauls),  Pro- 
testant, französischer  Rittmeister,  63. 

Bernhard,     schwedischer    Obrist- 

leutnant,  63. 

Christoph,  63. 

Crescentia  (geb.  Stubenberg),  verm. 

mit  Franz,  64. 

Ehrenreich,  64,  74. 

—  —  Ernestine  Leopoldine  (geb.  Rosen- 
berg), zweite  Frau  des  Siegmund  Fried- 
rich, 64,  262. 

Franz     (Sohn     des     Protestanten 

Franz),  64. 

—  —  Franz  (Georgs  Sohn),  Protestant. 
23,  61,  64. 

—  —  Franz  (Siegmunds  Sohn),  55,  56. 

—  —  Franz  S.  Anton  (Sohn  des  Johann 
Josef  Franz  Quirin),  274  [10]. 

—  —  Georg,  Landeshauptmann  in  Kärn- 
ten, 21,  55-64. 

Georg  Christoph,  schwedischer  Of- 
fizier, 63. 

Johann  Adolf  Sigismund,  270, 273. 

Johann  Ernst  Karl  Josef,  174. 

Johann  Franz  Anton,  Bischof  von 

Wiener-Neustadt(1734,Xn.l.— 1741), 
110.  169.  Biographisches  294  [73]. 

—  —  Johann  Franz  Josef,  274. 

—  —  Johann  Josef. 
Biographisches:  Reise  nach  Dres- 
den (1734),  270,  271.  War  für  die 


328 


diplomatische  oder  die  politische 
Laufbahn  bestimmt,  143.  Anwart- 
schaft auf  den  n.-ö.  Statthalter- 
posten  292  [52J.  Wird  Obersthof- 
marschall, 101,  102,  274  [13].  Ver- 
anlaßt die  Königin,  in  betreff  der 
Revisionsstreitigkeiten  zugunsten 
des  Obersthofmarschallamtes  zu 
entscheiden,  112.  Bezüge  als  Oberst- 
hofmarschall und  Geheimer  Rat, 
275.  Versieht  die  Agenden  des 
Obersthofmeisters  und  des  Oberst- 
kämmerers, 111,  142.  Versieht  in 
Linz  statt  des  Grafen  Schönborn 
das  Erbtruchsessenamt,  160,  161. 
Versieht  alle  fünf  Hofämter,  249. 
Lehnt  den  ihm  angebotenen  Brüs- 
seler Statthalterposten  ad  Interim 
ab,  130.  Wohnung  in  Schönbrunn, 
167.  Goldenes  Vlies,  198,  200,  201. 
Lehnt  den  Antrag  ab,  die  Statt- 
halterin Maria  Anna  nach  Brüssel 
zu  begleiten,  211.  Will  nicht  Ajo 
des  Erzherzogs  Josef  werden,  232, 
306  [122]  [123].  Wird  Konferenz- 
minister, 245. 

Khevenhüller-Osterwitz,  Johann 
Josef. 
Verschiedenes:  Bemerkungen  über 
das  Karussel,  117.  Das  sechste  Ge- 
bot und  die  Maskenbälle,  119.  Be- 
merkungen über  dieUntersuchungs- 
kommission  in  Böhmen,  119,  120; 
über  den  Hofdienst,  142,  143.  Khe- 
venhüller  erachtet  als  seine  Pflicht, 
Maria  Theresia  auf  die  Liebe  ihrer 
Untertanen  aufmerksam  zu  machen, 
166.  Die  Rheinübergangsversuche 
bei  Altbreisach  und  Rheinweiler, 
174,  175.  Das  Hofceremoniel,  187, 
188.  Öffentlicher  Schulunterricht, 
194,  195.  Das  Reiten  der  Frauen, 
196.  Khevenhüller  in  Fronsburg 
(1743),  136.  Die  „verschandelte" 
Equipage  204. 

—  —  Johann    Josef   (Sohn  des  Johann 
Josef  Franz  Quirin),  274  [10]. 

Johann  Josef  Franz  Quirin,  194, 

273,  274  [10]. 


Khevenhüller-  Osterwitz,      Johann 

Leopold,  110,  294  [73]. 
Johann    Siegmund    (Sohn   Pauls), 

Protestant,  63. 
Johann  Siegmund  Friedrich,  136, 

137,  194,  273,  274. 

—  —  Johann  Vinzenz,  274  [10]. 

—  —  Karl  Maria  Franz  Josef  Klemens, 
274  [10]. 

—  —  Karoline  Maria  Augustine  (geb. 
Metsch),  97,  100,  101,  111,  129,  136, 
149,  154,  157,  164,  167,  174,  182, 
186,  213,  270. 

Ludwig,  55. 

—  —  Maria  Amalia  (geb.  Liechtenstein), 
erste  Gemahlin  des  Johann  Sigismund 
Friedrich,  274  [10]. 

—  —  Maria  Anna  Josefa,  s.  Dietrich- 
stein. 

—  —  Maria  Josefa  (Tochter  des  Johann 
Josef),  136,  206,  270,  273  [10]. 

—  —  Maria  Josefa  (geb.  Schrattenbach, 
verw.  Gräfin  Guidobald  Josef  Dietrich- 
stein), Gemahlin  des  Grafen  Johann 
Josef  Franz  Quirin,  274  [10]. 

—  —  Maria  Josefa  (geb.  Strassoldo), 
zweite  Gemahlin  des  Johann  Sigis- 
mund Friedrich,  274  [10]. 

—  —  Maria  Karoline  Ernestine,  164. 

—  —  Maria  Renata  (geb.  Tannhausen), 
erste  Frau  des  Siegmund  Friedrich,  64. 

Paul  (Sohn  Pauls),  Protestant,  63. 

—  —  Paul  (Sohn  Siegmundsj,  Burggraf 
von  Klagenfurt,  schwedischer  Oberst 
und  Hofmarschall,  63. 

—  —  Regina  (geb.  Tannhausen),  verm. 
mit  Siegmund;  dritte  Frau  des  Bar- 
tholomäus KhevenhüUer-Frankenburg, 
63. 

—  —  Regina  (geb.  Herberstein),  verm. 
mit  Bartholomäus,  64. 

—  —  Regina  (geb.  Windischgrätz),  verm. 
mit  dem  schwedischen  Hofmarschall 
Paul,  63. 

—  —  Seifried,  55. 

—  —  Siegmund  (Sohn  des  Protestanten 
Franz),  64. 

—  —  Siegmund  (Sohn  Georgs),  i.-ö.  Re- 
gimentsrat, 25,  63. 


329 


Khevenhüller-Osterwitz,  Siegmund 
(Sohn  des  Johann  Josef),  s.  Johann 
Siegmund  Friedrich. 

—  —  Siegmund  Friedrich,  Statthalter 
von  Niederösterreich,  64  —  69,  71,  72, 
74,  77,  97,  99,  (Krankheit  und  Tod, 
100,  101,  104—106),  (Biographisches, 
106,  108,  109),  Testament,  110,  (Bei- 
setzung, 108,  109),  126,  136,  143. 
Karl  VI.  an  ihn,  292  [52]. 

—  —  Siguna  (geb.  Stubenberg),  verm. 
mit  Siegmund,  64. 

—  —  Sybilla  (geb.  Weitmoser  zu  Win- 
kel), erste  Gemahlin  Georgs,  62. 

—  —  Wolf  Georg  (Sohn  des  Protestanten 
Franz),  64. 

Khevenhüller-Metsch,  Johann  Karl, 

74. 
Khlesl,  Melchior,  Kardinal,  26—29,  36, 

38. 
Kimbel,   Josef,   ü.  z.  Amtstrabant   im 

Obersthofmarschallarat,  275. 
Kinskj,  Josef,  Graf,  154,  211. 

—  Leopold  Ferdinand,  Graf,  Oberstland- 
jägermeister in  Böhmen,  157,  258. 

—  Maria  Theresia  (geb.  Marchesa  Eo- 
frano),  verm.  mit  dem  Grafen  Leo- 
pold Ferdinand,  236. 

—  Maria  Theresia  (Tochter  des  Grafen 
Wenzel  Norbert  Oktavian  aus  dessen 
[zweiter]  Ehe  mit  Maria  Anna  The- 
resia Freiin  von  Nesselrode),  s.  Bat- 
thyäny. 

—  Philipp  Josef,  oberster  Kanzler  von 
Böhmen,  125,  134,  140,  145,  147, 
153,  176,  223,  230,  262,  291. 

—  Stephan  Wilhelm,  Oberstlandeshof- 
meister in  Böhmen,  138,  140. 

—  Theresia  Josefa  Maximiliana  (Tochter 
des  Stephan  Wilhelm),  s.  Wallis. 

—  Wenzel  Norbert  Oktavian,  Hofkanzler, 
69. 

Kirchstetter,  Johann,  Hofkammerrat, 

303  [110]. 
Kittsee,  s.  Ausflüge  und  Keisen  des  Hofes. 
Klemens  August  von  Bayern,  s.  Bayern, 

Cöln. 
Klepautsch,  Johann ,  Eechnungsbeamter 

im  Obersthofmarschallamt,  275. 


Klostorneuburg,  Ernst  Perger  (1707— 
1748),  Probst,  187,  190,  257,  259. 

—  s.  Ausflüge  und  Reisen  des  Hofes. 
Kloster  Königssahl,  s.  Ausflüge  und 

Reisen  des  Hofes  (Böhmen). 
Kobenzl,  s.  Cobenzl. 
Koch,  Ignaz  von,  Hofkriegsrat  und  Ka- 
binetssekretär,  146. 

—  Georg.  303  [110]. 
Kokorzowa,     Maria    Anna,    Gräfin, 

Kammerfräulein  (seit  14.  Juli  1743, 
vormals  Hofdame),  204,  218,  223, 
228. 

—  Wenzel,  Graf,  Obristlandrichter  in 
Böhmen,  119. 

Kokorzowetz-Kokorzowa,  s.  Kokor- 
zowa. 

Koller,  Johann,  Einspanier  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Kollonitz,  Leopold  Karl,  Graf,  Primas 
von  Ungarn,  Kardinal,  69. 

—  Sigismund,  Graf,  Fiirsterzbischof  von 
Wien  (1716,  VIIL  18-1751,  IV.  12), 
Kardinal,  72,  97,  104-106,  123,  126, 
128,  181,  182,  192,  199,  202,  205, 
218,  252,  261,  288  [34]. 

—  Susanne  Eleonore,  Gräfin,  s.  Kheven- 
hüller-Frankenburg. 

Köln,  s.  Cöln. 

Kolowrat,  Emanuel  Wenzel  Kajetan, 
Graf,  FML.,  176,  296  [81]. 

—  Ferdinand,  Graf,  119. 

—  Franziska  Maria  Antonia,  s.  Brühl. 

—  Maria  Anna  Therese  (geb.  von  Stein 
auf  Jettingen),  zweite  Frau  des  Ma- 
ximilian Norbert,  Obersthofmeisterin 
der  Kurfürstin  Maria  Josefa  von  Sach- 
sen, 271  [1*]. 

Komet  im  großen  Bären,  126. 

Kommergansky,  Johann  Heinrich  von, 
Hofrat,  119. 

Königsegg,  Ferdinand,  Graf,  interimi- 
stischer Landraarschall  von  Nieder- 
österreich, 91. 

—  Franz  Anton  Ignaz,  Graf,  Großprior 
des  Malteserordens,  Statthalter  in  Böh- 
men, 119,  (Biographisches),  221. 

—  Josef  Lothar  Dominik,  Graf,  FM., 
Obersthofmeister     der     Statthalteriii 


330 


Maria  Anna  in  Brüssel,  129,  133,  201, 
223,  268,  298  [93],  300. 
Königs  egg,     Karl    Ferdinand,     Graf, 
Obersthofmeister  der  Kaiserin  Elisa- 
beth, 176,  189,  219,  291. 

—  Maria  Josefa  Theresia  (Tochter  des 
Karl  Ferdinand),  s.  Zierotin. 

Königssahl,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes  (Böhmen). 

Korzensky,  Eudolf  Josef,  Graf,  böhmi- 
scher Vizekanzler,  119. 

Kössler,  Leopold,  ü.  z.  Hoffourier  im 
Obersthofraarschallamt,  275. 

K  rammer,  P.Anton,  S.Wien,  Schottenabt. 

Krankheiten,  Angina,  121. 

—  Auszehrung,  234. 

—  Blattern,  119,  133,  213. 

—  Fieber,  212. 

—  Fleckfieber,  155,  220. 

—  Friesel,  weißer,  124,  211. 

—  Husten,  181. 

—  Haemorrhoidum  inflammatio,  116. 

—  Kolik,  230,  231,  265. 

—  Krebs,  217. 

—  Lungenentzündung,  140,  141. 

—  Lungenschwindsucht,  171,  203. 

—  Miserere,  141. 

—  Ohrengeschwüre,  246,  251. 

—  Petetschen,  s,  Fleckfieber. 

—  Retentio  urinae,  265. 

—  Rotlauf,  121,  169,  260. 

—  Ruhr,  169. 

—  Schlag,  217. 

—  Schnupfen,  131. 

—  Stoekkatarrh,  117. 

—  Wochenbettfieber  und  Friesel,  124. 
Kremsmünster,    Alexander   III.   Fix- 

millner,  Abt  von,  159. 

Kress,  recte  Kees. 

Kriegsau,  Karl  Leopold  von,  Assessor 
im  Obersthofraarschallamt,  274  [15]. 

Krotska,  recte  Grocka. 

Krottendorf,  Maximilian,  Freiherr  von, 
Obristleutnant,  180.  ' 

Künigl,  Maria  Judith  (geb.  Gräfin  Star- 
hemberg),  Gemahlin  des  Grafen  Phi- 
lipp Nerius  Josef,  138. 

—  Philipp  Nerius  Josef,  Graf,  Oberst- 
küchenmeister, 118,  126,  210,  239, 258. 


Kunstschätze,  19,  57,  61,  63. 

Kunwald,  Wrazda  von,  Katharina,  s. 
Khevenhüller-Frankenburg. 

Laas,  Christoph  von,  Vizedom  in  Kärn- 
ten, 4. 

Laczjnski  von  Laczyn,  Ludwig  Ka- 
simir, russischer  Gesandter  in  Wien, 
99,  272  [2]. 

Lambach,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Lamberg,  Franz  Anton,  Fürst,  215,  262. 

—  Franz  Josef,  Graf,  Landeshauptmann 
von  Oberösterreich,  69. 

—  Johann  Philipp,  Graf,  Kardinal,  69,  70. 

—  Karl  Josef,   Graf,  Kammerherr,  218. 

—  Leonhard  von,  6. 

— Leopold  Josef,  Graf,  Botschafter  in 
Rom,  70. 

—  Maria  Aloisia  (geb.  Gräfin  Harrach), 
Gemahlin  des  Fürsten  Franz  Anton, 
186,  196,  213,  219,  228,  302  [94]. 

—  Maria  Anna,  Gräfin,  s.  Khevenhüller- 
Frankenburg. 

—  N.  von,  6. 

Landau,  von  den  Franzosen  geräumt, 
153,  293  [60]. 

Landi,  Francesco,  Erzbischof  von  Bene- 
vent (1741,  IX.  18—1752),  Kardinal, 
296  [80]. 

Landser on,  Prädikat,  s.  Khevenhüller, 
Familie. 

—  Schloß,  s.  Khevenhüller,  Familie. 
Landtag,   niederösterr.,   100,   190,   191, 

257. 
Langöttl,  Josefa  von,  Kammerdienerin 

der  Erzherzogin  Maria  Anna,  228. 
Lannoy,  Eugen,  Graf,  GFZM.,  201. 
Lante,    Federigo     Marcello,     Kardinal, 

296  [80]. 
Lanthieri,    Friedrich,    Graf,    General 

der  Kavallerie,  216. 

—  Gräfin  (geb.  Gräfin  Aufsess),  216. 
Lanti,  recte  Lante. 
Lanzendorf,  s.  Ausfinge  und  Reisen  des 

Hofes. 
Lauraguais,  Diane  Adelaide  de,  245. 
Lauterburg,  Eroberung,  231,  306  [121]. 
Lavanttal,   angebliche  Schlacht  gegen 

die  Türken  im,  2. 


331 


Laxenburg,  s.  Ausflüge  und  Keisen  des 

Hofes  und  blauer  Hof. 
Lechner,  Andreas,  Einspanier  iraOberst- 

hofmarschallamt,  275. 
Leitmeritz,  Moritz  von  Sachsen-Zeitz, 

Bischof,  256. 
Lenartz,  Matthias  Karl,  Bürgermeister 

von  Mast  rieht,  300,  301. 
Lenthe,  Otto  Christian  von,   hannovra- 

nischer  Staatsminister,  88. 
Leonore,  Erzherzogin  (Tochter  Ferdi- 
nands I.,  Braut  Wilhelms  von  Mantua), 

s.  Habsburg. 
Leopold  I.,  s.  Habsburg. 

—  Erzherzog,  s.  Habsburg. 

Lerraa,  Francesco,  Herzog  von,  spani- 
scher Minister,  80. 

Liechtenstein,  Fürsten  von,  Privilegium 
(1612),  72. 

—  Anton  Florian,  Fürst, Obersthofraeister 
(Karls  VI.),  69,  72,  73,  168. 

—  Eleonore  Barbara  (geb.  Gräfin  Thun), 
Gemahlin  des  Fürsten  Anton  Florian, 
272. 

—  Emanuel,  Fürst  (Obersthofmeister  der 
Kaiserin  Amalie  Wilhelmine),  267. 

—  Hans  Karl,  Fürst,  s.  Johann  Karl, 

—  Johann  Adam  Andreas,  Fürst,  69. 

—  Johann  Karl,  Purst,  205,  213,  228. 

—  Josef  Johann  Adam,  Fürst,  272  [4]. 

—  Josef  Wenzel,  Fürst,  Botschafter  in 
Paris,  General  der  Kavallerie,  143, 
223,  262,  272  [4],  292  [52]. 

—  Maria  Amalia,  s.  KhevenhüUer-Oster- 
witz. 

—  Maria  Eleonore  Katharina,  s.  Harrach. 

—  Maria  Elisabeth,  s.  Holstein -Wiesen- 
berg. 

—  Maria  Josefa  (geb.  Harrach),  Ge- 
mahlin des  Fürsten  Johann  Karl, 
213,  229. 

—  Maria  Karoline  (Tochter  des  Fürsten 
Anton  Florian),  s.  Salm. 

Lidl,  J.  J.,  Kupferstecher  in  Wien,  288. 

Lienz,  Herrschaft,  5. 

Lindeck,    Felicitas,    s.    Khevenhüller- 

Aichelberg. 
Linz,    Huldigung,    159  —  161;    s.  auch 

Ausflüge  und  Reisen  des  Hofes. 


Linden müller,  Jakob,  Einspanier  im 
Obersthofmarschallamt,  275. 

Lobkowitz,  Ferdinand  August  Leopold, 
Fürst,  Obersthofmeister  der  Kaiserin 
Wilhelmine  Amalia,  Gemahlin  Josefs  I., 
69. 

—  Ferdinand  Philipp  Josef,  Fürst,  224. 

—  Johann  Georg  Christian,  Fürst,  FM., 
113,  133,  138,  163,  164,  169,  174, 
184,  242,  243,  255,  294  [74],  295  [77], 
297  [86],  304  [117],  309  [146]. 

—  Josef,  Fürst,  169. 

—  Karl  Adam  Felix,  Fürst,  Obristwacht- 
meister,  113. 

—  Maria  Elisabeth,  Fürstin,  s.  Ulfeid. 

—  Maria  Henrike  (geb.  Waldstein),  Ge- 
mahlin des  Fürsten  Johann  Georg 
Christian,  138,  219,  224,  225. 

—  Maria  Wilhelmine  (geb.  Althan n), 
verw.  Fürstin  PhilippHyazinth  Lobko- 
witz, s.  Althann. 

—  Philipp  Hyacinth,  Fürst,  Obersthof- 
meister der  verw.  Kaiserin  Elisabeth, 
133,  165. 

—  Zdenko  Adalbert,  Fürst,  Oberstkänzler 
von  Böhmen,  28. 

Lodron,  Georg  Ludwig  von,  Führer  der 
tirolischen  und  italienischen  Büchsen- 
schützen in  der  Schlacht  bei  Gorian,  6. 

Losenstein,  Dietmar  von,  6. 

—  Maria  Theresia,  s.  Waldstein. 

—  Susanne  Felicitas  von,  s.  Kheven- 
hüller-Frankenburg. 

Losy  von  Losymthal,  Adam  Philipp 
von,  Graf,  Musikdirektor,  100,  121, 
150,  182,  203,  219,  224,  228,  273  [7]. 

—  Marie  Ernestine  (geb.  Gräfin  Fuchs), 
Gräfin,  121,  180,  204,  210,  211,  224, 
235. 

Lothringen,  Christine,  verw.  Herzogin 
von,  14. 

—  Franz  von,  14. 

—  Franz  von,  s.  Habsburg,  Franz. 

—  Renee,  Prinzessin  von,  14,  56. 

—  Karl  von,  54,  55,  80,  84,  88,  94,  100, 
104,  121,  129—131,  133,  144,  152, 
156,  159,  163,  174,  175,  184,  185, 
187,  189-191,  193,  194,  197,  198, 
201,    202,   204,   210,  211,  228,  229, 


332 


241-244,  246,  248,  268,  276  [17], 
290  [44],  293  [61]  [62],  295,  296  [78], 
304,  305  [120],  308  [141]. 

Lovina,  Ignatius  von,  Bischof  von  Wie- 
ner-Neustadt (1718—1720,  IX,  14),  72. 

Loewenoern,  dänischer  Kriegssekretär, 
75. 

Löwenstein,  gräfliche  Familie,  241. 

—  Ernestine  Barbara  (verw.  Salm),  s. 
Serenyi. 

—  Max  Karl,  Graf,  Administrator  der 
bayrischen  Lande,  70. 

Lübeck,  Adolf  Friedrich  von  Holstein- 

Gottorp,  Bischof  von,  161. 
Lubetich  und  Chapelet,  Maria  Theresia 

von,  s.  Khevenhüller-Frankenburg. 
Lucca,  Türkenhilfe,  11. 
Lucchesi  d'Abarra,  Josef,  Graf,  General, 

147,  150. 
Luccini,  recte  Lucini. 
Lucini,  Luigi  Maria,  Kardinal,  296  [80]. 
Ludwig  XIIL,  s.  Frankreich. 

—  XIV.,  item. 

—  XV.,  item. 

—  Dauphin,  item. 

—  von  Braunschweig  -  Wolfenbüttel,  s. 
Braunschweig  -Wolfenbüttel. 

Ludwigsdorf,  Johann  0.  Josef,  Frei- 
herr von,  230. 

—  Johann  B.,  230. 

Lunati,  Maria  Anna  Luise,   Marchesa, 

s.  Esterhäzy. 
Lüttich,    Georges    Louis    de    Berghes, 

Fürstbischof,  193. 

—  Johann  Theodor  (von  Bayern),  Fürst- 
bischof, 193. 

—  englischer  Minister,  s.  Burish. 

—  Wahl  eines  Fürstbischofs  nach  Ber- 
ghes' Tod  (1748),  193.  Verhalten  des 
Wiener  Hofes,  297  [93]  ff.  Charakte- 
ristik der  Kandidaten,  298.  Sendung 
Figuerolas,  298.  Bericht  über  das 
Wahlergebnis,  299  ff.  Notifikations- 
schreiben Theodors  und  Antwort  Maria 
Theresias,  301. 

Madrid,  Münzbaus,  20. 

Magdalena,  Erzherzogin,  s.  Habsburg. 

Mager,  Wolf,  28. 

—  von  Fuchsstadt,  Johann,  Obrist,  6. 


Mahomet  Bassa,   s.  Mohammed  Jahi- 

Ogli. 
Mailand,  Herzog  Franz,  14. 
Mailly,  Diane  Adelaide  de,  Marquise  de 

Nesle,  s.  Lauraguais. 

—  Hortense  Felicite  de,  Marquise  de 
Nesle,  s.  Flavacourt. 

—  Marie  Anne  de,  Marquise  de  Nesle 
(verw.  Marquise  de  Tournelle),  s.  Cha- 
teauroux. 

—  Pauline  Felicite,  Marquise  de  Nesle, 
s.  Vintimille,  Gräfin. 

Main  und  Ehein,  Feldzug  am,  130,  140, 
164,  174,  175,  229-232,  235,  241, 
242,  244,  255,  259. 

Mainz,  Johann  Friedrich  Karl  Graf 
Ostein,  Kurfürs^t,  139,  140. 

—  Kurfürstenwahl,  Stellung  des  Wie- 
ner Hofes  zur  Frage  der  Neuwahl,  291. 
Charakteristik  der  einzelnen  Kandi- 
daten, 291. 

Mair    von    Mairsfeld,    Johann    Baptist, 

recte  Mayer  von  Mayersfeld. 
Malfatti,  Emanuel,  Freiherr  von,  48. 

—  Maria  Anna,  s.  Khevenhüller-Franken- 
burg. 

Malvagini,  recte  Valmagini. 
Manderscheidt-Blankenheim,  Ernst 

Moritz,  Graf,  s.  Prag,  Erzbischof. 
Manne rsdorf,  s.  Ausflüge   und  Reisen 

des  Hofes. 
Mannsdorf,  recte  Monstorf. 
Mansfeld,  Ernst,  Graf,  FM.,  38. 

—  Heinrich,  Fürst,   157. 

—  Heinrich,  Graf,  Oberstkämmerer  Leo- 
polds I.,  69,  70. 

—  Maria  Anna  (geb.  Gräfin  Czernin), 
Gemahlin  des  Fürsten  Heinrich,  157. 

—  Maria  Franziska,  s.  Trautson. 
Mantua,  Eleonore,  s.  Habsburg. 

—  Anna  Eleonore  von  (Gemahlin  des 
Kaisers  Ferdinands  IL),  s.  Habsburg. 

—  Vinzenz  I.,  83. 
IL,  43. 

—  Wilhelm  von,  56. 
Mantuanischer  Erbfolgestreit,  43. 
Marchegg,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 

Hofes. 
Marck,  Graf  de  la,  299. 


333 


Margarete  (Gemahlin  Philipps  III.),  s. 

Habsburg. 
Maria,  Kaiserin,  s.  Habsburg. 

—  von  Bayern,  s.  Habsburg. 

—  von  Medici,  s.  Frankreich, 

—  von  Ungarn,  s.  Habsburg. 

—  Anna,  Stattbalterin,  s.  Habsburg. 

—  —  (Tochter  Maria  Theresias),  s.  Habs- 
burg. 

—  —  s.  Portugal. 

—  —  Infantin,  s.  Habsburg. 

—  —  Josefa,  s.  Pfalz-Neuburg. 

—  Christine,  s.  Habsburg. 

—  Eleonore,  s.  Schweden. 

—  Elisabeth,  s.  Habsburg. 

Josefa  Johanna  Antonia,s. Habsburg. 

—  Josefa,  s.  Polen. 

—  Magdalena,  s.  Habsburg. 

—  Maria  Theresia,  s.  Habsburg. 
Maria-Brunn,  s.  Ausflüge  und  Reisen 

des  Hofes. 

Maria-Zeil,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Marie  von  Savojen,  s.  Nevers  und  Rethel. 

Martin,  Johann  Franz  de,  HofkontroUor, 
148. 

Martin itz,  Georg  Adam,  Graf,  Hof- 
marschall unter  Leopold  I.,  69. 

—  Maria  Susanna  Juliana  (geb.  Nostitz- 
Rokitnitz),  Gemahlin  des  Grafen  Mi- 
chael Franz,  119. 

Maskenbälle,  118,  125,  129,  149,  203, 

205—210,  224. 
M  a  t  e  r  n  y,  Baron,  Obristwachtraeister,259. 
Matthias,  s.  Habsburg. 
Mauerbach,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 

Hofes. 
Maximilian  L,  s.  Habsburg. 

—  IL,  s.  Habsburg. 

—  Erzherzog,  s.  Habsburg. 

—  L,  Kurfürst,  s.  Bayern. 

—  Emanuel,  s.  Bayern. 
Mayer,  recte  Mager. 

Mayer   von   Mayersfeld,  Johann  B., 

n.-ö.  Landessekretär,  72,  73. 
Mazarin,  Giulio,  Kardinal,  121. 
Medici,  s.  Florenz. 

—  Anna  Marie,  s.  Pfalz. 

—  Katharina,  13. 


Medici,  Maria,  s.  Frankreich. 
Meggau,    Leonhard    Helfried,    Freiherr 
von,  Oberstkämmerer  (bis  1619),  28. 
Megiser,  Hieronymus,  Chronist,  45. 

—  Witwe  nach  Hieronymus,  45. 
Mehlgrube,  118,  129,  207,  209,- 210. 
Meichssner,   Max,    ü.  z.  HofFourier  im 

Hofmarschallamt,  275. 
Meixner,  Anna,  s.  Khevenhüller-Aichel- 
berg. 

—  von  Metsching,  Katharina,  s.  Kheven- 
hüUer-Aichelberg. 

Melk,  Prälat  von,  s.  Dietmayr  Berthold 

und  Pliemel  Adrian. 
Menezes,  Marie  Barbara  (geb.  Breuner), 

Gemahlin  des  Don  Diego,  215. 

—  s.  Rappach. 

Mercy  d'Argenteau,  Anton  Igaaz  Karl 

August,  Graf,  FML.,  52,  301. 
Karl  Josef  D.,  Domherr  von   St. 

Lambert,  298,  301. 
Merode-Westerloo,  Marquise,  s.  Czer- 

nin,  Isabella  Marie. 
Metastasio,  Pietro Bonaventura, Abbate, 

Hofpoet,  202. 
Metsch,   Johann  Adolf,   Graf,   97,  121, 

137,  143. 

—  Johann  Friedrich,  sächsischer  Kam- 
merherr, 97. 

—  Karoline  Maria  Augustine,  Gräfin, 
Karamerfräulein  der  Kaiserin  Elisa- 
beth, s.  Khevenhüller-Osterwitz. 

—  Maria  Luise,  s.  Nostitz-Rokitnitz. 

—  Wappenvereinigung,  s.  Khevenhüller, 
Familie. 

Meytens,  Martin  van,  Maler,  98. 

Mi  na,  Marchese  de  la  (Jaime  Miguel  de 
Guzman),  spanischer  General  und 
Kommandierender  in  Italien,  115. 

Miori,  Jakob,  303  [HO]. 

Mirepoix,  s.  Boyer. 

Moden a,  deutsches  Reichslehen,  19. 

Mödling  und  Liechtenstein, Herrschaften 
in  Niederösterreich,  s.  Khevenhüller, 
Familie. 

Mohammed  Jahi-Ogli,  Pascha  von  Se- 
mendria, 6. 

Mollart,  Felix  Ernst,  Graf,  Oberstküchen- 
meister, 126. 


334 


Mollart,  Ferdinand  Ernst,  Graf,  Vize- 
präsident der  Hofkammer,  70. 

Moles,  Herzog  Franz  von,  69. 

Möllers tor ff,  s.  Ausflüge  und  Reisen 
des  Hofes. 

Monst-orf,  Wappen,  s.  KhevenhüUer, 
Familie. 

—  zu  Oberaich,  Elisabeth,  s.  Kbevenhüller- 
Frankenburg. 

Hans,  10. 

—  —  Wandula,  s.  Khevenhüller-Aichel- 
berg. 

Montecuccoli,    Ernestine  Barbara, 
Gräfin  (Witwe  nacb  dem  Grafen  Michel 
Wenzel  Ungnad  von  Weißenwolff),  s. 
KhevenhüUer-Frankenburg. 

—  Kaimund,  Fürst,  kaiserlicher  Genera- 
lissimus, 48. 

Monte  Santo,  Maria  Antiochia,  Gräfin, 
s.  Cardona. 

Montfort,  Sybilla,  Gräfin,  s.  Kheven- 
hüUer-Frankenburg. 

Monti,  Filippo  Maria,  Sekretär  der  Pro- 
paganda, Kardinal,  296  [80]. 

Monticelli,  Angelo  Maria,  Hof-  und 
Kamraersopranist,  24. 

Montijo,  Christoforo  Portocarrero,  Con- 
de,  spanischer  Botschafter  in  Frank- 
furt, 127. 

Moritz  von  Sachsen,  s.Sachsen. 

—  —  Zeitz,  Prinz,  s.  Leitmeritz,  Bi- 
schof von. 

Moröcz,  Eraerich,  Freiherr  von,  GFWM., 
231,  233,  254. 

Motta,  Giovanni  di,  Kardinal,  288  [34]. 

München,  von  den  Österreichern  ein- 
genommen, 157;  von  denselben  ge- 
räumt, 256. 

Münzhaus  in  Madrid,  s.  Madrid. 

Mustafa  Efendi,  türkischer  Botschafter 
in  Wien,  93. 

Nadasdy,  Franz,  Graf,  294  [65],  295 [78]. 

Nagel,  Ludwig,  Freiherr  von,  Oberst, 241. 

Nassau,  ChristophErnst  von,  preußischer 
General,  254. 

Nassau-Dietz  (Prinz  von Oranien),  Wil- 
helm IV.,  Fürst  von,  125. 

—  Siegen,  Hyazinth  Wilhelm,  Fürst, 
125. 


Nassau -Siegen,  Maria  Sophie  (geb.Star- 
hembei-g),  125. 

Natali,  Ludwig,  Amtstrabant  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Neidegg,  6. 

Neipperg,  Reinhard,  Graf,  50. 

Nemeth,  Georg,  22. 

Nesle,  s.  Mailly. 

Neuhaus  bei  Farafeld,  Niederösterreich, 
Spiegelfabrik,  217,  303  [110]. 

—  Baron,  111. 

Neutra,  GrafEmerichEsterhäzy,  Bischof 
von  (1740,  XII.  7-1763,  XL  18),  17-7, 
238,  273  [8]. 

Nevers  und  Rethel,  Karl  I.  (von  Gon- 
Ziiga),  Herzog  von,  43. 

—  —  Maria  (geb.  Prinzessin  von  Sa- 
voyen),  Gemahlin  des  Herzogs  Karl 
(IL),  43. 

Niederlande,  Deutsch-Habsburg  gegen 
die  spanische  Politik,  11—13,  16,  17. 

—  Kriegsschauplatz,  243,  256,  308,  [135], 
309  [149]. 

Nizza  von  den  Franzosen  und  Spaniern 
erobert,  242. 

Noailles,  Adrien  Maurice,  Herzog  von, 
französischer  Marschall,  130,  140,  294. 

Nostitz-Rieneck,  Maria  Theresia  (geb. 
Herberstein),  Witwe  nach  dem  Grafen 
Anton  Johann,  116. 

Nostitz-Rokitnitz,  Maria  Josefa  The- 
resia (geb.  Gräfin  Fuchs),  Witwe  nach 
dem  Grafen  Anton  Christoph  Karl, 
117,  180,  204,  210,  213,  224. 

—  —  Maria  Karolina  Brigitta,  Gemahlin 
des  Grafen  Franz  Silvester  Pückler, 
s.  Pückler. 

—  —  Maria  Luisa  (geb.  Gräfin  Metsch), 
Gemahlin  des  Josef  Wilhelm,  97. 

—  —  Maria  Susanna  Juliana,  s.  Marti- 
nitz. 

Nu  SS  er  Hans,  Kammerdiener  des  Grafen 
Hans  Khevenhüiler  und  in  der  Folge 
Rudolfs  IL,  21, 

Oberösterreich,  s.  Ausflüge  und  Reisen 
des  Hofes. 

Obersthofmarschallamt. 

—  Quartieramt,  102,  103. 

—  Revisionsstreitigkeiten,  103,  112. 


335 


Obersthofmarschallamt. 

—  Revisionsrat  (Einsetzung),    112,  285, 

286.     (Vortrag  Auerspergs  276  — 
282  und  Seilerns  282—285  [20J.) 

—  Richterliche  Agenden,  103. 

—  Status,  102,  274  [15].  Besetzungsvor- 

schläge Khevenhiillers,  275,  276. 

O'Donnell,  Karl,  Graf,  Oberst  im  Dra- 
gonerregiment Ballojra  Nr.  2,  164. 

Ogilvi,  Hermann  Karl,  Graf,  FM.,  kom- 
mandierender General  von  Prag,  247. 

Ohenfeld  recte  Hohenfeld. 

Ohnesorg,  Johann,  Hoflfourier  imOberst- 
Hofmarschallamt,  275. 

Olivarez,  Gasparo  de  Guzman,  Conde 
de,  Premierminister  Philipps  IV.,  33, 
37,  38,  40. 

Oranien,  Wilhelm,  Prinz  von,  s.  Nassau- 
Dietz. 

Orsini,  Domenico  Amadeo,  Kardinal, 
296  [80]. 

—  Rosenberg,  s.  Rosenberg. 
Ortenburg,  Johann,  Graf,  10. 

—  Feste,  2. 

Orzon,  Cäcilie  Esther,  Gräfin,  s.  Gallen- 
berg. 

Ostein,  Johann  Friedrich  Karl,  Graf, 
291;  s.  auch  Mainz. 

—  Karl  Heinrich,  Graf,  österreichischer 
Gesandter  in  St.  Petersburg,  227,  270. 

Österreich  (Inner-),  s.  Juden. 
Osterwitz,  Schenke  von,  62. 

—  Schloß,  61,  62;  s.  auch  KhevenhüUer, 
Familie. 

Otten,  Johann  Friedrich,  Freiherr  von 
kurböhmischer  Gesandter  am  Reichs- 
tag zu  Regensburg  (1724,  1725,  1733 
bis  1737),  77. 

Otten f eis,  Freiherr  von,  Inspektor  in 
Klagenfurt,  110. 

Öttingen-Spielberg,  Maria  Josefa  An- 
tonia  (Posthuma),  s.  Paar. 

Öttingen-Wallerstein,Wolfgang(IV.) 
Graf,  Reichshofratspräsident,  69. 

Oultremont,  Karl  Nikolaus,  Graf,  Dom- 
herr zu  Lüttich,  301. 

Paar,  Antonia  (Gemahlin  des  Grafen 
Josef  Wenzel),  137. 

—  Maria    Josefa    Antonia    (geb.  Gräfin 


Öttingen-Spielberg,  Witwe  nach  Jo- 
hann Adam  Grafen  Paar),  Gräfin, 
Obersthofmeisterin  der  verw.  Kaiserin 
Elisabeth,  189,  219. 

Paar  Wenzel,  Graf,  Reichs  -  Hof-  und 
General-Erblandpostmeister,  vermählt 
sich  mit  Antonia  Gräfin  Esterhäzy, 
137. 

Paarsche  Reitschule,  302  [94]. 

Pachta,  Joachim,  Graf,  114. 

Pälffy,  Ferdinand  Leopold,  Graf,  303 
[116]. 

—  Johann  IV.,  Graf,  Palatin  von  Ungarn, 
237,  238. 

—  Leopold,  Graf,  GFWM.,  295  [78]. 

—  Niklas,  Graf,  ungarischer  Hofrat,  149, 
168,  190,  251,  264. 

—  Rudolf,  Graf,  Obergespan  von  Preß- 
burg, 239. 

Paolucci,  Camillo,  Kardinal,  päpstlicher 
Nuntius  in  Wien,  93,  145,  156,  157, 
171,  172,  175,  177,  184,  190,  191, 
200,  202,  205,  214,  218,  241,  252, 
256,   263,  264,  296  [80]. 

Päpste,  s.  Gregor  XUL,  Gregor  XV., 
Paul  IV.,  Pius  V.,  Urban  VIU. 

Paquier,  Claudius  Innocenz  du,  Gründer, 
dann  Direktor  der  Wiener  Porzellan- 
fabrik, 303  [113]. 

Paradeiser,  Augustin,  Landes verweser 
in  Kärnten,  56. 

—  Friedrich,  23. 

Pardubitz  und  Podiebrad,  s.  Ausflüge 
und  Reisen  des  Hofes  (Böhmen). 

Parzer,  Johann,  Trabant  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Passau,  Bischof,  s.  Habsburg,  Leopold, 
Erzherzog. 

Paul  IV,  Papst,  56. 

Paulucci,  s.  Paolucci. 

Payersberg  Ferdinand,  Graf,  FML, 
127. 

Pelsern,  Johann  Bernhard,  Hofrat  in 
der  österreichischen  Hofkanzlei,  (Bio- 
graphisches, 265,  266—286  [21]),  304 
[119]. 

Penterriedter,  Christian,  Freiherr  von 
Adelshausen,  österreichischer  Diplomat, 
167. 


336 


Pergen,  Johann  Ferdinand  Wilhelm, 
Graf,  190,  257. 

Perger,  Ernst,  Propst  von  Klosterneu- 
burg, s.  Klosterueuburg. 

Perinannische  (Ernst)  Erben,  281. 

Pernstein,  Wratislaw  von,  11. 

Peschowitz,  Baron,  65. 

Peter  I.,  s.  Eußland. 

Petrowitz,  s.  Ausflüge  und  Keisen  des 
Hofes  (Böhmen). 

Pfalz,  Vorkehrungen  im  Falle  Hin- 
scheidens  des  Kurfürsten  Karl  Philipp, 

115,  116, 

—  Anna  Maria,  Kurfürstin  von  der 
(geb.  Medici),  ihr  Tod  und  Testament, 
128,  129,  132,  172,  290  [30]. 

—  Elisabeth  Amalia  Magdalena  (von 
Hessen-Darmstadt),  Gemahlin  des  Kur- 
fürsten Philipp  Wilhelm,  287  [27]. 

—  Friedrich  von  der,  30—33,  36,  37, 
40,  41. 

—  Karl    (III.)   Philipp,    Kurfürst,    115, 

116,  287  [27],  295  [76]. 

—  Philipp  Wilhelm,  287  [27]. 

—  Bayern,  Elisabeth  Augusta,  Tochter 
des  Pfalzgrafen  Josef  Karl  von  Sulz- 
bach, 287  [28]. 

—  —  Karl  Philipp  Theodor,  Kurfürst, 
115,  116,  170,  287,  [28],  295. 

—  Neuburg,  Maria  Anna  Josefa 
(Tochter  Ferdinands  III ),  Gemahlin 
des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm,  267, 
310  [157]. 

—  —  Verhalten  während  des  österreichi- 
schen Erbfolgekrieges;  Sendung  Rum- 
mels nach  Wien,  169,  170,  184,  295 
[76]. 

Pfütschner,  Baron,  129. 
Philipp  IL,  \ 

■'  >  s.  Spanien. 

—  IV., 

—  Infant,       f 

—  Moritz  von  Bayern,  s.  Bayern. 

—  Wilhelm  von  der  Pfalz,  s.  Pfalz. 
Philippi,  Viktor,  Graf,  FM.,  129. 
Piazza,  Nikolaus,  päpstlicher  Kämmerer, 

190. 
Piemont,    mißlungener    Einbruch    der 
Franzosen  und  Spanier,  182,  296  [82]. 


Zweiter    Einbruch,     242.     Von     den 

Franzosen  und  Spaniern  geräumt,  253, 

254. 
Piombino,    deutsches   ßeichslehen,   27, 

33. 
Pius  V.,  Papst,  Türkenhilfe,  11. 
Pliemel  Adrian,  Abt  von  Melk  (1739— 

1745),  73,  165,  187,  258,  259. 
Plör stein,  Sebastian  von,  288  [32]. 
Podewils,    Heinrich,  Graf,  preußischer 

Kabinettsminister,  88. 
Podiebrad  und   Pardubitz,  s.  Au.sflüge 

und  Eeisen  des  Hofes  (Böhmen). 
Polen,  August  IL,  der  Starke,  Kurfürst 

von  Sachsen,  94,  271  [1*]. 

—  August  III. ,  Kurfürst  von  Sachsen, 
75,  79,  83,  84,  94,  271  [1*],  304  [118]. 

—  Maria  Josefa,  73,  271  [1*]. 

—  Maximilian,  s.  Habsburg. 

—  Sigismund  L,  3. 

—  Stanislaus  L,  Lesczynski,  75. ' 
Polheim,  Franz  Adam,  Graf,  164. 
Portia,  Johann  Ferdinand,  Fürst,  Oberst- 
hofmeister Leopolds  L,  142. 

Portocarero,  Joaquin  Fernandez,  Kar- 
dinal, 296  [80]. 

Portugal,  Anton  Franz,  Infant  (Sohn 
Peters,  Bruder  Johanns  V.),  196. 

—  Johann  V.,  172. 

—  Maria  Anna,  47,  246,  272  [3]. 

—  Sebastian,  12. 
Porzellanfabrik    in  Wien,    220,  303 

[113]. 
Pozzobonelli,  Giuseppe,  Erzbischof  von 

Mailand    (1743,  VII.    15-1783,    IV. 

27),  Kardinal,  296  [80]. 
Praetor  ins,     Alexander    August    von, 

dänischer  GM.,  75. 
Prag,  Ernst  Moritz  Graf  Manderscheidt- 

Blankenheim,  Erzbischof  (1733,  XII. 

18—1763,  X.  26),  119,  124,  158. 

—  Von  den  Franzosen  geräumt,  113 — 
115. 

—  Teuerung  während  der  Belagerung, 
115,  287  [24], 

—  Eeise  Maria  Theresias,  133,  134, 
137-139. 

—  Huldigung,  142. 

—  Krönungsfeier,  144,  146. 


337 


Prag  von  den  Preußen  eingenommen, 
247,  248. 

—  von  den  Preußen  geräumt,  261,  309, 
[152]. 

—  Theater,  s.  Theater. 
Pragmatische  Armee,   130,   140,  174, 

175. 

—  Sanktion,  71. 

Prandau,  Karl  Ludwig  Hilleprand,  Frei- 
herr von,  dritter  kurböhmischer  Ge- 
sandter am  Eeichstag,  78,  90. 

P  randtner,  Anton,  HoffourierimOberst- 
hofmanschallamt,  275. 

Preßburg,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Preußen,  Friedrich  IL,  50,  52,  53, 
81—83,  87,  89,  91,  98,  111,  183, 
224,  225,  235,  238,  276  [19],  296, 
[83],  307  [127]  [128],  309  [152]. 

—  Friedrich  Wilhelm  I.,  68. 

—  Deserteure,  262. 

—  Friedensbruch,  235,  305,  306  [125], 
307  [126]  [127]. 

Proskau,  Ernestine,  Gräfin,  111. 
Pr uckner,  Anton,  Einspanier  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 
Pückler,  Franz  Silvester,  Graf,  181. 

—  Maria  Karolina  Brigitta  (geb.  Nostitz- 
ßokitnitz),  181. 

Purkersdorf,  s.  Ausflüge  und  Eeisen 
des  Hofes. 

Quartier amt,  s.  Obersthofmarschall- 
amt. 

Quartiermeister,  s.  Eaison,  Franz. 

Quentin,  Peter,  303  [110]. 

Raab,  Christian  August  von  Sachsen-Zeitz, 
Bischof  (1695,  VI.  14—1725),  Koad- 
jutor  von  Gran,  69. 

-^  Philipp  Ludwig  Graf  Sinzendorf, 
(1726,  V.  5—1732),  Bischof  von,  Kar- 
dinal, 288  [34]. 

Rabatta,  Josef  von,  Burggraf  in  Krain, 
Verweser  der  Hauptmannschaft  Görz, 
14. 

Radbor-Paschinka,  Herrschaften,  s. 
Khevenhüller,  Familie. 

Rajecourt,  recte  Raigecourt. 

Raigecourt,  PI.  Franz,  Graf,  Domherr 
zu  Lüttich,  301. 

Khevenhüller-Schlitter.    1742—1744. 


Rainer,  Palais  Erzherzog,  s.  Engels- 
kirchenscher  Garten. 

Raison,  Franz,  Hofquartiermeister,  134, 
275. 

Rand  Wyk,  de,  Mitglied  der  General- 
staaten, 293  [59]. 

Rantzau,  Gräfin,  s.  C;vstell. 

Rappach,  N.,  verlobt  sich  mit  Marquis 
Menezes,  215. 

Rauber,  Andreas  Eberhard,  55. 

Rechberg,  J.  Chr.  von  Rechtskron,  303 
[110]. 

Regal,  Marie  Salome  von,  s.  Kheven- 
hüUer-Frankenburg. 

Reggio,  Deutsches  Reichslehen,  19. 

Regnart,  Jacques,  229. 

Reinach,  Jakob  Siegmund,  Freiherr 
von,  s.  Basel. 

Reischach,  Thaddäus,  Freiherr  von, 
Gesandter  im  Haag,  153,  288  [36], 
293  [59]. 

Reisen  und  Ausflüge,  s,  Ausflüge  und 
Reisen  des  Hofes. 

Renck,  s.  Rinck  von  Baldenstein. 

Renee,  Prinzessin  von  Lothringen,  s. 
Lothringen. 

Reventlow,  Anna  Sophie,  Gräfin,  s. 
Dänemark. 

Revisionsstreitigkeiten,  s. Obersthof- 
marschallamt. 

Revisionsrat,  item. 

Rez,  Andreas  von,  6. 

Rheinübergang,  228.  (Angebliche  Be- 
stürzung in  Wien,  229,  304  [120], 
305.)  242.  (Maria  Theresia  an  Karl 
von  Lothringen,  305,  306  [120],  307 
[132]). 

Rheinübergangsversuche  bei  Alt- 
breisach und  Rheinweiler,  174,  175, 
295,  296  [78]. 

Rheinweiler,  s.  Rheinübergangsver- 
suche. 

Richecourt,  Heinrich,  Graf,  Gesandter 
in  Berlin,  111,  141,  292  [50]. 

Richelieu  (Armand  du  Plessis),  Kar- 
dinal, 41,  121. 

—  (Louis  Fran^ois  Armand  de  Vignerod 
du  Plessis),  duc  de,  Marschall  von 
Frankreich,  308  [137]. 

22 


338 


Eieci,  Francesco,  Kardinal,  296  [80]. 

Riege rsburg,  Schloß,  270. 

Rimini  von  den  Spaniern  geräumt,  Vor- 
marsch der  Österreicher,  184,  296 
[86]. 

Rinck  von  Baldenstein,  Josef  Wilhelm, 
Freiherr  von,  s.  Basel. 

Robinet,  Franz,  Hoffourier  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275, 

Robinson,  Thomas,  englischer  Gesandter 
in  Wien,  89,  105,  120,  304  [120]. 

Roccaberti,  s.  Savalla. 

Rofrano,  Maria  Theresia,  Marchesa,  s. 
Kinsky. 

Rogendorf,  Raphaela,  Gräfin,  s.  Salm. 

Roh  an,  Armand  Gaston  Maximilien, 
prince  de,  Kardinal,  122. 

Romani,  Johann  Augustin,  Assessor  im 
Obersthofmarschallamt,  274  [15]. 

Romeo,  Marques,  71. 

Ronde,  Nipphändlerin,  167. 

Rosenberg  (Orsini),  Beatrix  (geb.  Gräfin 
Thurn),  Witwe  nach  Johann  Friedrich, 
Grafen,  116. 

—  Beatrix  Regina,  s.  Dietrichstein. 

—  Ernestine  Leopoldine,  Gräfin,  s.  Khe- 
venhüUer-Osterwitz. 

—  Franz  Andreas,  Graf,  Landeshaupt- 
mann in  Kärnten,  65,  109. 

—  Johann  Friedrich,  Graf,  Burggraf  von 
Klagenfurt,  65. 

Rotwachsfreiheit,  s.  Khevenhüller, 
Familie. 

Rouen,  Nikolaus  Karl  de  Saulx-Tavannes, 
Erzbischof  (1734,V.23-1759,in.  10), 
122. 

Roverke,  0',  Eugen,  Viscount,  Agent 
des  Prätendenten  Jakob  Stuart  (Bio- 
graphisches, 118),  288  [30]. 

Rubempre-Everbergh,  Maximilian 
Josef,  Fürst,  155. 

Rudolf  L,  s.  Habsburg. 

—  n.,  s.  Habsburg. 

Ruffo,  Antonio,  Kardinal,  296  [80]. 
Rummel,    Baron,    kurpfälzischer  Abge- 
sandter, s.  Pfalz-Neuburg. 
Rußland,  Bemühungen  um  einen  An- 
schluß Österreichs  an,  19. 

—  Anna  Leopoldowna,  Regentin,  272  [2]. 


Rußland,  Elisabeth,  Zarin,  99,  183, 
225,   226,  272  [2]. 

—  Iwan  VI.,  Großfürst,  272  [2]. 

—  Peter  I.,  76,  272  [2]. 

—  Schweden,  s.  Abo. 

Sachsen,  August  Friedrich,  s.  Polen, 
August  II. 

—  Friedrich  August  II.  (Kurprinz,  73), 
s.  Polen,  August  III. 

—  Friedrich  Christian,  Kurprinz,  271. 

—  Georg  I.,  26. 

—  Johann  Friedrich,  9. 

—  Maria  Josefa,  s.  Polen. 

—  Moritz  von,  8,  9. 

von,  Prinz,  s.  Leitmeritz,  Bischof. 

—  Hildburghausen,"  Viktoria  von, 
178,  206,  302  [104]. 

Ernst  Friedrich,  196,  206. 

—  Te sehen,  Albert  von,  273  [10]. 

—  Zeitz,  s.  Raab. 

—  und  der  preußische  Durchzug  1744, 
VIII.,  p.  307  [128]. 

Saint-Julien,    Johann    Albert,    Graf, 

Oberstfalkenmeister,  178,  202. 
Maria  Josefa  Theresia,  s.  Kheven- 

hüller-Frankenburg. 
Salburg   zu   Salaberg,   Franz   Ludwig 

von,  162. 
Salm-Reifferscheid,     Anton,     Graf, 

168,  174. 
Erich  Adolf,  Graf,  310  [153], 

—  —  Ernestine  Barbara  (geb.  Löwen- 
stein), vermählt  in  erster  Ehe  mit 
dem  Grafen  Erich  Adolf,  309,  310 
[153]. 

Franz  Wilhelm,  Graf,  272  [4], 

Karl  Theodor  Otto,  Fürst,  Oberst- 
hofmeister, 69,  70. 

—  —  Karoline  (geb.  Dietrichstein),  dritte 
Frau  des  Grafen  Leopold  Anton,  207. 

—  —  Leopold  Anton,  Graf  (Biographi- 
sches), 207. 

Marie  Karoline  (geb.  Liechtenstein), 

zweite    Gemahlin    des   Grafen   Franz 
Wilhelm,  168,  272  [4]. 

—  —  Raphaela  (geb.  Rogendorf),  Ge- 
mahlin des  Grafen  Anton,  174. 

Salmscher    Garten,    100,    168,    272 
[4]. 


339 


Salmour,  Josef  Anton  Gabaleon,  Graf, 
s.  Wackerbarth-Salmour. 

—  Katharina  Paolina  Maria  (geb.  Bal- 
biano),  s,  Wackerbarth. 

—  Michele  Gabaleone,  (f  1691),  Graf, 
271  [Fußnote  f]. 

Salzburg,  Leonhard  von  Keutschach 
(1495,  VII.,  4—1519,  VI.,  8),  10. 

—  Provinzialsynode,  8. 

Sanct  Florian,  s.  Ausflüge  und  Reisen 
des  Hofes  (Oberösterreich). 

—  Polten,  Prälat,  s.  Führer,  I.  Michael. 

—  Veit,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Sanfre,  Antonia  Josefa  Isnardi,  Gräfin 
von,  Witwe  nach  dem  Herzog  Fried- 
rich Wilhelm  von  Holstein-Beck,  s. 
Holstein-Beck. 

Santa  Croce,  Fürst,  155. 

Sardinien,  Karl  Emanuel  III.,  König, 
115,  242,  294  [72],  308  [133]. 

Saul,  Ferdinand  Ludwig  von,  kursächsi- 
scher Legationsrat,  83. 

Sau  Ix  Tavannes,  Nikolaus  Karl  de,  s. 
Ronen,  Erzbischof. 

Säur  au,  Katharina,  Gräfin,  Nonne,  247. 

—  Maria  Katharina  (geb.  Brcuner),  ver- 
witw.  Gräfin  M.  Karl  Saurau,  Oberst- 
hofmeisterin der  Erzherzogin  Mag- 
dalena, dann  Aja  an  Stelle  der  Gräfin 
Belrupt,  247. 

—  Maria  Katharina,  s.  Dietrichstein. 
Savalla,   Anton   de   Boxador,   Vicomte 

de   Roccaberti,    Graf,   Präsident  des 
niederländischen  Rates,  180. 
Savoyen  von  den  Spaniern  preisgegeben, 
115;  s.  Italien. 

—  Eugen  von,  48,  49,  51,  69,  70,  178, 
802  [104];  Garten,  206,  302  [104]. 

—  Karl  Emanuel,  43. 
Schaffenberg,  recte  Sehärffenberg. 
Schaffgotsch,    Johann    Ernst,    Graf, 

Oberstburggraf,  138,  158. 

—  Wenzel,  Graf,  210. 
Schally,  Andreas  303  [110]. 
Scharffeneck,  Götz  von,  Maria  Fran- 
ziska Antonia,  s.  Wallis. 

Sehärffenberg,  Bernhard  von,  ß. 
Schellenberg,  N.  von,  6. 


Schernberg  und  Goldeck,  Anna  Graff 
zum,  s.  Khevenhüller-Frankenburg. 

Schick,  Georg  Friedrich  Edler  von, 
Hofrat  in  der  niederösterr.  Hofkanzlei, 
geheimer  Sekretär  und  Referendar 
der  österreichischen  Lande  u.  d.  E., 
73. 

Schistelle s,  recte  Ghistelle. 

Schlesischer  Krieg,  zweiter,  238, 
242,  246—248,  254,  260,  261,  266, 
308  [139],  309  [152],  310  [155]. 

Schlik,  Albrecht,  Graf,  böhmischer 
Obrist,  6. 

—  Franz  Heinrich,  Graf,  böhmischer 
Oberstlandmarschall,  146,  149,  209. 

Schlitten-  und  Birocciofahrten,  121, 
203—205,  207,  209. 

Schloissnigg,  Georg  Jakob,  Hofkriegs- 
rat, 112,  286  [21]. 

Schloß  Hof,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Schönborn,  Damian  Hugo,  Graf,  Kar- 
dinal, Fürstbischof  von  Speier  (1716, 
VI.  21—1743,  VIII.  19)  und  Constanz 
(1722,  V.  28—1743,  VIII.  19),  173. 

—  Friedrich  Karl,  Graf,  Reichsvizekanzler 
(1705—1734),  Fürstbischof  von  Bam- 
berg und  Würzburg  (3.  August  1729), 
121,  160,  211,  291. 

—  Rudolf  Franz  Erwein,  Graf,  160. 
Schönbrunn,    167   (Illumination   179), 

215,  233. 

Schönenfeld,  Nieder-,  Konferenz  und 
Abmachungen,  161,  163,  164,  294 
[75]. 

Schottenabt,  s.  Wien. 

Schrattenbach,  Maria  Josefa,  Gräfin, 
s.  Khevenhüller-Osterwitz. 

Schwall  Johann,  Haushofmeister  des 
Siegmund  Friedrich  KhevenhüUer,  in 
der  Folge  Kammerdiener  Maria  The- 
resias, 110. 

Schwarzenberg,  Josef  Adam,  Fürst, 
155. 

Schwechat,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Schweden,  Friedrich,  161. 

—  Gustav  Adolf,  63. 

—  Maria  Eleonore,  63. 

22* 


340 


Schweden-Rußland,  s.  Abo. 
Scipione,  sogno  di,  s.  Theater. 
Sebastian,  s.  Portugal. 
Sechstausendguldenamt,    188,    261, 

297  [87]. 
Seckau,  Leopold  Ernst,  Graf  Firraian, 

Bischof  (1739,  II.  13  —  1763,  IX,  26), 

210. 
Seckendörf,   Friedrich  Heinrich,  Graf, 

FZM.,  75. 

—  Ludwig  Heinrich,  Graf,  bayrischer 
FM.,  54,  161,  294  [75],  296  [79]. 

Seemächte,    Maria    Theresia   an   Karl 

von  Lothringen  über   das  Verhalten 

der,  304  [120]. 
Seilern,    Christian  August,    Graf,    187, 

(Präsident  der    obersten   Justizstelle) 

272  [4]. 

—  Johann  Friedrich  (L),  Freiherr,  ober- 
ster Kanzler,  70. 

—  —  —  (IL),  Graf,  österreichischer 
Hofkanzler,  101,  112,  159,  233  (Vor- 
trag über  das  Revisorium,  282). 

Selliers,  Josef  Karl,*)  Schauspielimpres- 

sario,  146,  182,  194,  204,  220,  272  [3]. 

Serenyi,  Ernestine,  Gräfin,  s.  Hohenfeld. 

—  Ernestine  Barbara  (geb.  Löwenstein), 
309  [153]. 

—  Johann  Karl,  Graf,  309  [153]. 
Sevilla,  Didacus   Guzraan,    Erzbischof, 

Kardinal  (1625,  IX.  15-1631),  44. 

Sickingen,  Kasimir  Anton,  Freiherr 
von,  Bischof  von  Constanz  (1743, 
XI.  4 -1750,  VIII.  29),  Biographisches, 
173,  291.- 

Siface,  s.  Theater. 

Simbach,  Treffen  bei,  144,  147,  292 
[53]. 

Sin  San,  recte  Cinzano. 

Sinzendorf,  Franz  Wenzel,  Graf,  Ge- 
sandter im  Haag,  155. 

—  Johann  Wilhelm  Edmund,  201,  302 
[98]. 

—  Karl  Ludwig,  Graf,  Vizepräsident  des 
Reichshofrates,  72. 

—  Maria  Josefa,  Gräfin,  s.  Gallenberg. 

—  Maria  Josefa  Anna,   Gräfin,  (Witwe 


*)  Ein  Josef  Selliers  war  1741  Hoftänzer. 


nach  Franz  Wenzel  Grafen  S.,  Tochter 
des  Philipp  Ludwig  Wenzel  Grafen 
S),  155. 

—  Philipp  Ludwig,  Graf,  Kardinal,  s. 
Raab,  Bischof. 

—  Philipp  Ludwig  Wenzel,  Graf,  ober- 
ster Hofkanzler,  70,  112,  155. 

—  Siegmund  Rudolf,  Graf,  Obersthof- 
meister Maria  Theresias,  91,  101, 
102,  142,  209,  249,  270,  274  [12], 
286  [21]. 

Sogno  di  Scipione,  s.  Theater. 

S  0  i  s s  0  n  s,  Fitz- James,  Franciscus,  Bischof 

(1739,  IL  23-1764,  VII.  19),  245. 
Sonnwendfeier    und    Maskentanz     in 

Mannersdorf,  224. 
Soulle,  s.  Wanzoulle. 
Spanien,  Anna,  Infantin,  S.Frankreich. 

—  Don  Carlos,  11—13. 

—  Elisabeth,  s.  Isabella. 

—  Isabella  (von  Valois),  Gemahlin  Phi- 
lipps IL,  11-13. 

Infant  in    (Tochter    Philipps    IL), 

11,  17,  19. 

—  Margarete,  s.  Habsbni-g. 

—  Maria  Anna,  s.  Habsburg. 

—  Philipp  IL,  8,  9,  11-20,  45,  55,  56. 
— -—  III.,  20,  22,  27,  28,  30—37. 
IV.,  32-38,  41,  42. 

—  —  Infant,  jüngerer  Sohn  Philipps  V., 
115,  242,  253. 

—  Heirat,  s.  Habsburg,  Ferdinand  III. 

—  Heiratsprojekt,  s.  Habsburg,  Rudolf  IL 
Spei  er,    Reichstag    (1544),    Reichshilfe 

wider  Frankreich,  8. 

—  Franz  Christoph  von  Hütten,  Bischof 
(1743,  XL  14—1770,  IV.  20),  Biogra- 
phisches, 173. 

—  und  Constanz,  s.  Damian  Hugo  Graf 
Schönborn,  Fürstbischof. 

S  p  i  n  0 1  a,  genuesischer  Gesandter  in  Wien, 

168. 
Spann,  Franz  Anton  von,  niederösterr. 

Regierungsrat,  112,  286  [21]. 
Staatskanzlei,  s.  Hofkanzlei. 
Staffelt,  s.  Stappel. 
Stair,     John    IL   Dalrymple,    Earl    of, 

englischer  General,  140. 
Stanislaus  Lesczynski,  s.  Polen. 


341 


Stappel,  Baron,  Generaladjutant,  228. 
Starliemberg,  Eleonore,  Gräfin,  s.  Col- 
lalto. 

—  Ernst  Küdiger,  Graf,  GFM.,  Kom- 
mandant von  Wien,  55. 

—  Franz  Anton,  Graf,  Oberststallmeister 
unter  Karl  VI.,  zweiter  Obersthof- 
meister Maria  Theresias,  101,  102, 
111,  112,  138  (Biographisches  141, 
142),  147,  227,  274  [13]. 

—  Gundaker  Thomas,  Graf,  Präsident 
der  Ilofkanimer,  68,  69,  112,  159, 
160,  176,  211,  223,  224,  235,  291, 
303  [113]. 

—  Gundemar  Josef,  Graf,  164. 

—  Heinrich  Wilhelm,  Obersthofmarschall, 
281. 

—  Johann  Ernst,  Graf,  158. 

—  Konrad    Sigismund    Anton,    Graf, 
125. 

—  Maria  Antonia  (Tochter  des  Grafen 
Ernst  Rüdiger),  Witwe  nach  dem 
Grafen  Franz  Anton,  111. 

—  Maria  Gabriele,   Gräfin,  s.  Colloredo. 

—  Maria  Josefa,  Gräfin,  s.  Khevenhüller- 
Frankenburg.', 

—  Maria  Judith,  Gräfin,  s.  Künigl. 

—  Maria  Sophie  (Tochter  des  Grafen 
Konrad  Sigismund  Anton),  s.  Nassau- 
Siegen. 

—  Maria  Theresia,  Gräfin,  s.  Hohenfeld. 

—  Maximilian  Heinrich,  Graf,  Reichs- 
hofrat, 164. 

Steieregg,  s.  Ausflüge  und  Reisen   des 

Hofes  (Oberösterreich). 
Steiermark  (Religionspazifikation),   57 

-59. 
Steilberger  Lorenz,  6. 
Stein  auf  Jettingen,  Maria  Anna  The- 

rese  von,  s.  Kolowrat. 
Sternberg,  Herrschaft,  s.  Khevenhüller, 

Familie, 

—  Adam,  Graf,  149. 

—  Philipp,  Graf,  143,  268. 

—  Wenzel,  Graf,  69. 

Stienitz,    s.  Ausflüge    und   Reisen    des 

Hofes  (Böhmen). 
Stöcken,  Baron,  herzogl.  braunschweigi- 

scher  Oberstallmeister,  147,  149. 


Stockerau,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 
Hofes. 

Straßburg,  Bischof,  s.  Habsburg,  Erz- 
herzog Leopold. 

Strassoldo,  Maria  Josefa,  Gräfin,  s. 
Khevenhüller-Osterwitz. 

Straubing,  Kapitulation,  169,  294  [75]. 

Stuart,  Jakob,  „Prätendent",  s.  Eng- 
land. 

—  Karl  Eduard,  „Prätendent",  s,  Eng- 
land. 

Stubenberg,  Crescentia  von,  s.  Kheven- 
hüller-Osterwitz. 

—  Siguna,  Freiin  von,  s.  Khevenhüller- 
Osterwitz, 

Sulkowski,  Alexander  Josef,  Fürst, 
kursächsischer  geheimer  Rat,  271. 

Sulzbach,  Elisabeth  Augusta  (Tochter 
des  Pfalzgrafen  Josef  Karl),  s.  Pfalz- 
Bayern. 

Summeregg,  Herrschaft,  23. 

—  Prädikat,  s.  Khevenhüller,  Familie. 
Summe rain,    Herrschaft,    s.    Ausflüge 

und  Reisen  des  Hofes,  Sommerain. 

Susa,  Vittorio  Francesco,  Marchese  di, 
sardinischer  GL.,  242. 

Swieten,  s.  Van  Swieten. 

Sylva,  Don  Jaoo  Gomez  da  Sylva,  Graf 
von  Tarouca  (f  29.  März  1738),  por- 
tugiesischer Feldoberst  und  Botschafter 
in  Wien,  179. 

—  DonManoelTellez  deMenezes  e  Castro, 
Herzog  von  Sylva,  Präsident  des 
niederländischen  Rates,  (Biographi- 
sches 179,  180),  227,  236,  239,  251, 
262,  290  [40]. 

—  Johanna  Amalia  (geb.  Prinzessin  von 
Holstein-Beck),  Gemahlin  des  Manoel 
Tellez  de  Menezes  e  Castro,  Herzogs 
von  Sylva,  180. 

Table  de  conspiration,  170. 

Tamburini,  Fortunato,  Kardinal,  296 
[80]. 

Tanara,    Alessandro,    Kardinal,    296 
[80]. 

Tann  er,  Tobias,  ü.  z.  Kanzlist  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 275. 

Tannhausen,  Baltasar  von,  Landes- 
hauptmann in  Steiermark,  3. 


342 


Tiinnhausen,  Maria  Eenata,  Gräfin,  s. 
Khevenhüller-Osterwüz. 

—  Regina  von,  s.  Khevenhüller-Franken- 
burg  und  Khevenhüller-Osterwitz. 

Tarouca,  s.  Sylva. 

Taxis,  s.  Thurn-Taxis. 

Tellez,  s.  Sylva. 

Teufel    von    Gunterstorf,    Barbara,    s. 

Khevenhüller-Frankenburg. 
Theater, 

—  Königl.  Ballhaus  in  Prag,  146. 

—  Königl.    privil.    Theater    nächst    der 

Burg,*)  Opera  burlesca,  226;  ital. 
Oper,  246;  deutsche  Komödie,  247, 
257;  deutsche  Burleske,  257,  262. 

—  Burg,    Probe    der    zu    Ebren    Maria 

Annas  und  Karls  von  Lothringen 
aufzuführenden  Oper,  195. 

—  Kärntnertor,  247;   deutsche  Burleske 

248. 

—  Ärlequin  poli  par  l'amour  (französi- 

sche Komödie.  Ritterstube  in  der 
Hofburg),  206,  208. 

—  Asilo  d'amore  (italienische  Oper.  Kön. 

priv.  Theater  nächst  der  Burg), 
182. 

—  Barsene    (Oper.    Königl.   Theater    in 

Prag),  156. 

—  Cato     in    Utica    (italienische    Oper. 

Königl.  priv.  Theater  nächst  der 
Burg),  194,  263. 

—  Coraedia  in  opera,  la  (Oper.  Kärntner- 

tor-Theater), 240. 

—  Constantinus    durch    die    Kraft    des 

Kreuzes  Maxentii  Besieger  (lateini- 
sches Schauspiel.  Jesuitenkollegium 
Wien),  194. 

—  Debora  (Studentenkomödie.  Jesuiten- 

kollegium Linz),  164. 

—  Demetrio  (italienische  Oper,  Kön.  priv. 

Theater  nächst  der  Burg,  252. 

—  Deraofoonte   (italienische  Oper.    Kön. 

priv,  Theater  nächst  der  Burg), 
251. 

—  Ezio    (Oper.    Schönbrunner   Garten), 

99,  272. 

—  Folies    amoureuses,    les    (französische 


»)  Hofballhaus. 


Komödie  von  Jacques  Regnart. 
Schönbrunn),  229,  230. 

Theater. 

Ipermnestra,r  (italienische  Oper.  Text 

von  Pietro  Metastasio,  Musik  von 
Hasse.  Kön.  priv.  Theater  nächst 
der  Burg  Hofballhaus),  195,  202, 
205. 

—  Judith    (lateinisches    Schauspiel    von 

P.  Ferdinand  Silbermann,  Rektor 
des  Jesuitenkollegiums  in  Prag, 
Jesuitenkollegium,  Prag),  155. 

—  Si  face    (italienische    Oper,    Königl. 

priv,  Theater  nächst  der  Burg), 
220, 

—  Sogno  di  Scipione,    il    (Musikdrama. 

Königl.  priv.  Theater  nächst  der 
Burg),  181. 

—  Themise  (französische  Komödie.  Ritter- 

stube in  der  Burg),  206,  207. 

—  Zaire    (von  Voltaire.     Brück  an  der 

Thaya),  230. 
Themise,  s.  Theater. 
Theodor  von  Bayern,  | 

Theresia  Benedikta  Maria,  >  s,  Bayern. 

—  Emanuela,  j 

Thun,  Eleonore  Barbara,  Gräfin,  s. 
Liechtenstein. 

—  Franz  Siegmund,  Graf,  272  [4]. 
Thüngen,  General,  295  [78]. 

Thunhof,      1       o  i    •    i.      n     , 
„,  j    r  s.  Salmischer  Garten. 

Thunwerd,  J 

Thürheim,  Georg  Siegmund,  Graf, 
Oberststallmeister  der  kurbayrischen 
Prinzen  während  ihrer  Gefangen- 
schaft in  Österreich,  65,  67. 

—  sches  Haus  in  Linz,  158. 
Thurn-Taxis,     Alexander    Ferdinand, 

Fürst,  Prinzipalkommissär  am  Reichs- 
tag, 124,  251, 

Maria  Theresia  Josefa,   Gräfin,   s. 

Khevenhüller-Frankenburg. 

—  Valsassina,  Beatrix,  Gräfin,  s. 
Rosenberg. 

Blanka  Ludmilla,  Gräfin,  s.  Kheven- 
hüller-Frankenburg. 

Franz,     Graf,     Hauptmann     von 

Görz,  14. 

Georg,  Graf,  14. 


343 


Thurn-Valsassina,  Karl  Maximilian, 

Graf,   Obersthofmeister   der  Kaiserin 

Eleonore,  69. 
Maria  Theresia,  Gräfin,  s.  Kheven- 

hüller-Frankenburg. 
Nikolaus,      Graf     (della     Torre), 

kaiserlicher  Obrist,  6. 

—  —  Rosalia,  Gräfin,  s.  Inzaghi. 
Thurzo,  Anna  von,  verwitw.  Welzerin, 

s.  Khevenhüller-Osterwitz. 

Tillj,  Johann  T'Serclaes,  Graf,  kaiser- 
licher Feldherr,  33. 

Toisonfestlichkeiten,   s.  Ceremoniel. 

Tournelle,  Marie  Anna,  s.  Chateau- 
roux. 

Toussaint,  Kabinettssekretär  des  Groß- 
herzogs Franz,  236. 

Traun,  Ernst,  Graf,  niederösterr.  Land- 
obrist  und  Generalkommissär,  281. 

—  Otto  Ehrenreich,  Graf,  Landmarschall 
von  Niederösterreich,  69. 

—  Otto  Ferdinand,  Graf,  FM.,  126,  127, 
174,  246,  290  [37],  295  [77],  308 
[139]. 

—  Regina   Justina,   s.  KhevenhüUer - 
Frankenburg. 

—  Siegmund  Adam,  Graf,  44. 
Traun  fall,  s.  Ausflüge  und  Reisen  des 

Hofes  (Oberösterreich). 
Trautson,  Anton  Ernst,  Graf,  geheimer 
Rat,  Hauptmann  der  Trabantengarde 
bei  der  Kaiserin  Elisabeth,  146,  (Bio- 
graphisches), 220,  221. 

—  Leopold  Donat,  Graf,  Obristkämraerer, 
69. 

—  Maria  Antonia  Xaveria,  s.  Auersperg. 

—  Maria  Franziska  (geb.  Mansfeld),  ver- 
mählte Fürstin  Johann  Wilhelm,  124. 

—  Maria  Josefa  Rosalia,  s.  Auersperg. 

—  Chevalier,  149. 
Trauttraansdorff,    Florentine   Josefa 

(geb.  Marquise  de  Gavre),  erste  Ge- 
mahlin des  Grafen  Franz  Norbert, 
208. 

—  Franz  Norbert,  Graf,  Geheimer  Rat, 
vermählt  sich  in  zweiter  Ehe  mit 
Maria  Anna  Gräfin  Herberstein,  208. 

—  Franz  Wenzel,  Graf,  149. 

—  Karl,  Graf,  132. 


Trauttmansdorff,  Maria  Anna  (geb. 
Herberstein),  zweite  Gemahlin  des 
Grafen  Franz  Norbert,  208,  209. 

—  Maximilian,  Graf,  Obersthofmeister  der 
Kaiserin  Anna  (Gemahlin  des  Kaisers 
Matthias),  28. 

—  Schloß  (Theater  im  Pasangarten),  s. 
Ausflüge  und  Reisen  des  Hofes. 

Trenck,  Franz  von  der,  Pandurenführer, 
260. 

T  r  i  V  u  1  z  i  0,  Johann  Jakob  Theodor,  G  raf, 
Oberbefehlshaber  im  Herzogtum  Mai- 
land, 45. 

Tschernin,  s.  Czernin. 

Turba,  Johann  Franz  von,  Hofrat  in 
der  böhmischen  Hofkanzlei,  112,  280 
[21]. 

Uceda,  recte  Uzeda. 

Ulfeid,  Corfiz  Anton,  Graf,  Hof-  und 
Staatskanzler,  90,  91,  112,  118,  133, 
147,  148,  153,  176,  183,  198,  205, 
223,  224,  225,  241,  262,  267,  276 
[20],   291,  304  [117],  305,  307  [127]. 

—  Maria  Elisabeth  (geb.  Lobkowitz), 
zweite  Gemahlin  des  Grafen  Corfiz 
Anton,  133,  260. 

Ulm-Erbach,  Maria  Anna,  Freiin  von, 

s.  Herberstein. 
Ungarn,  Aufgebot,  238,  306  [125]. 

—  Wladislaw  (von  Böhmen),  König,  3. 
Ungerbach,  Siegmund  von,  s.  Hungers- 
bach, Simon  von. 

Ungnad  von  Weißenwolf,  Elisabeth 
(Tochter  des  Grafen  Ferdinand  Bona- 
ventura), Gräfin,  164. 

—  —  Ernestine  Barbara,  s.KhevenhüUer- 
Frankenburg. 

—  —  Ferdinand  Bonaventura,  Graf, 
Landeshauptmann  in  Oberösterreich 
(1739-1748),  158,  162,  164. 

Hanns  (IIL),  oberster  Feldhaupt- 
mann, Landeshauptmann  von  Steier- 
mark, 6. 

Josef  Anton,  161,  162. 

Maria  Elisabeth,  Gräfin,  s.  Ester- 

häzy. 

—  —  Michael  Wenzel,  47. 
Urban  VIII.,  Papst,  38. 
Uzeda,  Herzog  von,  30. 


344 


Valenti-Gonzaga,  Silvio,  Kardinal, 
päpstlicher  Staatssekretär,  243. 

Valmagini,  Maurus  Ignaz  von,  Hof- 
bauinspektor, 234.*) 

—  dessen  Frau,  234. 

Valois,  Elisabeth  von,  s.  Spanien. 

—  Margarete,  s.  Prankreich. 
Vanossi,  Antonius,  P.,  Eektor  des  Col- 

legium  Academicum  S.  J.,  230. 
Van  SouUe,  recte  Wanzoulle. 
Van  Swieten,  Gerhard,  Leibarzt  Maria 

Theresias,  167. 
Velletri,    kriegerische    Ereignisse    bei, 

224,    239,    304   [117];    Eückzug   der 

Österreicher  255. 
Vels,  Leonhard  von,  Obersthofnoiarschall 

Ferdinands  und  Landeshauptmann  von 

Tirol,  55. 
Vendöme,  Louis  duc  de,  Marschall  von 

Frankreich,  65. 
Vettau,  N.  von,  6. 
Vetterer,  s.  Vettau. 
Villi  er  s,  englischer  Abgesandter,  120. 
Vintimille,  Pauline Felicite,  Gräfin,  245. 
Virmond,  Graf,  299,  300. 
Volder,  Christoph  der,  Pfleger  zu  Lands- 

cron,  2. 
Vor  der  Österreich  von  den  Franzosen 

besetzt,  255. 
Vösendorf,  s.  Ausflüge  und  Eeisen  des 

Hofes. 
Wackerbarth,  August  Christoph,  Graf, 

kursächsischer  GFM.,  271  [1*]. 

—  Katharina  Paolina  Maria  (geb.  Bal- 
biano,  verw.  Markgräfin  von  Branden- 
burg), Gemahlin  des  Grafen  August 
Christoph,  271  [1*]. 

—  Salmour,  Josef  Anton  Gabaleon,  Graf, 
Obersthofmeister  des  sächsischen  Kur- 
prinzen Friedrich  Christian,  271  [1*]. 

Wade,  George  de,  englischer  FM.,  243. 

Waidenberg,  Herrschaft,  62. 

Wald  eck,    Karl   August,    Prinz,    FZM., 

295  [78]. 
Waldbott    von    Bassenheim,     Kasimir 

Ferdinand  Adolf,   Freiherr  von  (geb. 


*)  In  zweiter  Ehe  heiratete  er  am  4.  März  1753 
Johanna  Germain. 


1692,  IX.  28),  Domkapitular  von  Mainz, 
291. 
Wald  stein,  Adam,  recte  Johann  Josef, 
Graf. 

—  Anna  Maria  (Tochter  des  Grafen  Jo- 
hann Wenzel  Josef),  223,  228. 

—  Ernst  Josef,  Graf,  70. 

—  Johann  Josef,  Graf,  97,  137. 

—  Karl  Ernst,  Graf,  Obersthofmarschall, 
69. 

—  Maria  Anna,  s.Pürstenberg-Stühlingen. 

—  Maria  Elisabeth  (geb.  Fürstenberg), 
vermählt  mit  dem  Grafen  Ernst  Her- 
mann, 119. 

—  Maria  Henrike,  Gräfin,  s.  Lobkowitz. 

—  Maria  Theresia  (geb.  Losenstein), 
Witwe  nach  dem  am  20.  August  1729 
verstorbenen  Grafen  Karl  Ernst,  118. 

Wallenstein,  s.  Waldstein. 

Wallis,  Franz  Wenzel,  Graf,  FZM.,  180. 

—  Georg  Olivier,  Graf,  FM.  (Biographi- 
sches), 265,  310  [154]. 

—  Maria  Franziska  Antonia  (geb.  Gräfin 
Götz  von  Scharfeneck),  Gräfin,  265. 

—  Stephan  Olivier  (geb.  1.  Oktober  1744, 
t  5.  Februar  1832),  Sohn  des  Grafen 
Georg  Olivier,  265. 

—  Theresia  Josefa  Maximiliana  (geb. 
Kinsky),  Gräfin,  265. 

Wals  egg,  Otto,  Graf,  GPZM.  (f  30.  März 
1743),  133. 

Waltenburg,  Georg,  Vizedom  in  Kärn- 
ten, 3. 

Wanzoulle,  Berthold,  Baron  de,  Dom- 
propst zu  Lüttich,  298,  299  [93]. 

Was n er,  Ignaz  Johann  von,  österr.  Ge- 
sandter in  Paris  und  in  London,  89, 
167,  292  [52]. 

Weber  von  Pürenberg,  Johann  Karl, 
M.  Dr.,  niederöst.  Eegimentsrat,   101. 

Weißbriach,  s.  Weißpriach. 

Weißenburg,  Übergabe  von,  232,  306 
[1241. 

Weißenwolf,  s.  Ungnad. 

Weißpriach,  Katharina  von,  s.  Kheven- 
hüller-Aichelberg. 

—  Siguna,    s.  KhevenhüUer-Aichelberg. 
Weitersfeld,  Khevenhüllerscher  Besitz, 

136. 


345 


Weitraoser  zu  Winkel,  Sybilla,  s. 
Khevenhüller-Osterwitz. 

Welz,  Anna  (geb.  Thurzo),  s.  Kheven- 
hüller-Osterwitz. 

—  Anna  Maria  von,  s.  KhevenhüUer- 
Frankenburg. 

—  Apollonia,  s.  KhevenhüUer-Aichelberg. 

—  Christoph  von,  62. 

—  Ferdinand  Karl,  Graf,  Statthalter  von 
Niederösterreich,  67,  68,  70. 

Welz  er,  s.  Welz. 

Wenzeslaus,  Erzherzog,  s.  Habsburg. 
Werschowitz,  Maximiliana,  s.  Belrupt. 
Westerloo,    Marquise,  s.  Czernin,  Isa- 
bella Maria. 
Wien. 

—  Akademisches  Kolleg,   s.  Ceremoniel, 

Collegium  academicum  S.  J. 

—  Ballhaus,  s.  Theater. 

—  Bischof  (Anton  Wolfrath,  1631—1639, 

IV,  1),  p.  297  [87]. 
Erz-,  s.  Kollonitz,  Sigismund,  Graf. 

—  Bürgermeister,  s.  Hartmann. 

—  Burgtheater,  s.  Theater, 

—  Collegium  academicum  S.  J.   (Rektor 

P.  Antonius  Vanossi),  s.  Ceremo- 
niel. 

—  Erzbisehof,   s.  Kollonitz,    Sigismund, 

Graf. 

—  Eugenscher  Garten,  s.  Savoyen. 

—  s.  Freimaurer. 

—  Gesandte,  Botschafter   und   Nuntien, 

s.  Capello,  Contarini,  Dohna,  Erizzo, 
Hellen,  Paolucci,  Laczirisky,  Mu- 
stafa Efendi,  Eobinson. 

—  Hofburgtheater,  s,  Theater, 

—  s.  Karlskirche. 

—  Kärntnertortheater,  s.  Theater. 

—  s.  Karussel. 

—  s.  Landtag. 

—  Landmarschall :     s.    Harrach    Alois 

Thomas,  Harrach  Ferdinand  Bona- 
ventura, Herberstein  Ferdinand 
Leopold,  Königsegg  Ferdinand. 

—  Landuntermarschall,  s,  Aichen. 

—  s.  Maskenbälle. 

—  s.  Mehlgrube. 

—  s.  Metastasio. 

—  s.  Paarsche  Reitschule. 

KhevenhüUer-Schlitter.    1742—1744. 


Wien. 

—  s,  Paquier, 

—  s.  Porzellanfabrik. 

—  s.  Salmscher  Garten. 

—  s.  Schönbrunn. 

—  s.  Schlitten-  und  Birocciofahrten. 

—  Schottenabt   Pater  Anton  Krammer, 

169. 

—  s.  Sechstausendguldenamt. 

—  s.  Selliers. 

—  Siebenbürgischer  Hofkanzler,    s.  Kä- 

szony. 

—  Überschwemmung,  s.  Elementarereig- 

nisse. 

—  Ungarischer  Hofkanzler,  s.  Batthyäny 

Ludwig. 

Wien  er- Neustadt,  Bischof,  s.  Kheven- 
hüller-Osterwitz, Johann  Franz  Anton, 
und  Lovina,  Ignatius  von. 

Wilczek,  Johann  Balthasar,  Graf,  Käm- 
merer, 163. 

Wilhelm  von  Bayern,  s.  Bayern. 

—  von  Oranien,  s.  Nassau-Dietz. 
Wilkowitz  Georg,  Assessor  im  Oberst- 
hofmarschallamt, 274  [15]. 

Windischgrätz,  Anna  Marusch  von, 
s.  Khevenhüller-Frankenburg. 

—  Ernst  Friedrich,  Graf,  Präsident  des 
Eeichshofrates,  70,  220. 

—  Leopold  Johann  Viktorin,  Graf,  Statt- 
halter von  Niederösterreich,  100,  108, 
126,  220,  224,  273  [9]. 

—  Leopold  Karl  Josef,  Graf,  niederösterr. 
Regimentsrat,  vermählt  sich  mitAn- 
tonia  Gräfin  Khevenhüller-Franken- 
burg, 126. 

—  Regina  von,  s.  Khevenhüller-Oster- 
witz. 

Wladislaw  (von  Böhmen),  König,  s. 
Ungarn. 

Wolf  enbüttel.s.Braunschweig- Wolfen- 
büttel. 

Wolfrath  Anton,  s.  Wien,  Bischof. 

Wolkenstein,  Christoph  von,  5. 

—  Maria  Johanna,  Gräfin,  s.  Kheven- 
hüller-Frankenburg. 

Wolkersdorf,  Wilhelm,  6. 
Wormser  Traktat,   167,  294  [72],  297 
[86]. 

23 


346 


Wratislaw  (Mitrowitz),  Franz  Karl, 
Graf,  Gesandter  in  Dresden,  79,  270. 

—  Johann  Wenzel,  Graf,  70. 

Wrazda  von  Kunwald,  Katharina  Freiin 
von,  s.  KhevenhüUer-Frankenburg. 

Wrbna,  Johann  Franz  Wenzel,  Graf, 
Obristlandrichter  von  Böhmen,  158. 

Wrtby,  Palais  der  Grafen  in  Prag,  137. 

Würben,  s.  Wrbna. 

Wurmbrand,  Johann  Wilhelm,  Graf, 
erster  kurböhmischer  Gesandter  am 
Reichstag,  78,  90,  304  [119]. 

-=-  Maria  Cäcilie  (Tochter  des  Grafen 
Max  Eudolf  III.),  209. 

Würzburg,  s.  Schönborn,  Friedrich 
Karl,  Graf,  Bischof  von. 

Ximenes,  Francisco,  Kardinal,  spani- 
scher Minister,  128. 

Zamoyski,  Johann,  polnischer  Groß- 
kanzler, 64. 


Zäpolya  Johannes,   ungarischer  Gegen- 
könig, 2. 
Zaire,  s.  Theater. 
Zichy  Franz,    Graf,   Bischof  von  Raab 

(1744,  V.  27-1783,  VI.  18),  238. 
Zierotin,    Hans   Karl,   Graf,    vermählt 

sich  mit  Maria  Josefa  Theresia  Gräfin 

Königsegg-Erps,  240. 
—  Maria  Josefa  Theresia   (geb.  Königs- 

egg),  vermählt  mit  dem  Grafen  Johann 

Karl,  240,  241. 
Zillnhart,  Christine  v.,  s.  Khevenhüller- 

Aichelberg. 
Zitto,  P.  S.  J.,  Beichtvater  der  Kaiserin 

Amalia,  218. 
Zrinyi,  Nikolaus,  6, 
Zwenghof,    Paul    Maximilian,    M.  Dr., 

101,  131. 
Zwentendorf,    s.  Ausflüge  und  Reisen 
des  Hofes. 


Berichtiffunffen. 


p.    19,  recte  Albrecht  statt  Karl. 

„     38,      „      englisch-spanischen  statt  englisch- französischen. 

„  101,     „     Obrist-Hoff-Marschall  Amts-Secretarius  statt  Obrist-Hoff-Meister-Amts- 

Sekretarius. 
„   124,      „      1704  (XI.  21)  statt  1702. 
„  236,     „      Hofkriegsrats-Präsidenten  statt  Cammer-Präsidenten. 

Das  p.  13,  Anm.  2,  erwähnte  Schriftstück  „Responsum  .  .  .",  d.  d.  1569, 1.  20, 
ist  abgedruckt  in  den  Documentos  ineditos,  Bd.  103,  fol.  88.  (Freundliche  Mitteilung 
meines  verehrten  Freundes  Dr.  Henri  Pirenne,  Universitätsprofessors  in  Gent.) 


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