Presented to the
LIBRARY ofthe
UNIVERSITY OF TORONTO
by
Ratherford Library,
University of Alberta
AUS DER ZEIT
MARIA THEEESIAS.
TAGEBUCH
DES
FÜRSTEN JOHANN JOSEF KHEVENHÜLLER-METSCH,
KAISERLICHEN OBERSTHOFMEISTERS
1742 — l'TT'e
HERAUSGEGEBEN
IM AUFTRAGE DER GESELLSCHAFT FÜR NEUERE GESCHICHTE
ÖSTERREICHS
VON
EÜDOLF &MF KHEYUKHÜLLEß-METSCH
UND
D'^HAOS SCHLITTEU.
1742—1744. -^^J'UjLfpi.
VERLAG
Füll ÖSTERREICH -UNGARN EÜR DAS DEUTSCHE REICH
SAMT DEN OKKUPATIONSLÄNDERN: UND DIE ÜBRIGEN LÄNDER:
ADOLF HOLZHAUSEN WILHELM ENGELMAKN
IN WIEN. 1907. iN LEIPZIG.
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
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73
1^01
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VORWORT.
Seit vielen Jahren — ich kann sagen, seit mir die Existenz
der Tagebücher Johann Josef Khevenhlillers bekannt war — lag es
in meiner Absicht, dieselben zu veröffentlichen. Wenn der lang ge-
hegte Wunsch erst spät zur Tat umgesetzt wurde, so waren Ursachen
Schuld, deren Auseinandersetzung zu weit führen würde. Als jedoch
die Gesellschaft für Erforschung der neueren Geschichte Österreichs ins
Leben gerufen wurde, welcher anzugehören ich mir zur Ehre anrechne,
stand mein Entschluß fest, zu dem Zweck, dem diese patriotisch wissen-
schaftliche Vereinigung zustrebt, auch mein Scherflein beizusteuern.
Im Vereine mit meinem Freunde Dr. Hanns Schütter habe ich es
unternommen, die Aufzeichnungen meines Vorfahren, welche die Zeit
von 1742 bis 1776 umfassen, der Öffentlichkeit zu übergeben.
Wer aber gelesen werden will, muß sich vornehmlich gegen
eine Massenflucht der Leser sicherstellen. Eben deshalb haben wir
eingehend die Frage erwogen, was vorzuziehen sei: unverkürzte
Wiedergabe oder bloßer Auszug der Tagebücher Johann Josefs.
Schließlich einigten wir uns dahin, nichts zu streichen, da wir uns
der Sorge nicht entschlagen konnten, im anderen Falle gegen das
eigentümliche Gepräge und die Unmittelbarkeit der Aufzeichnungen
zu verstoßen. Handelt es sich doch um das Tagebuch des Chronisten
Maria Theresias; da ist im Hinblick auf das Ganze jede Mitteilung
von Wert — ähnlich dem einzelnen Steinchen eines Mosaikbildes:
für sich allein ganz unscheinbar, ist es doch notwendig an seinem
Platze, des Gesamteindruckes halber.
Die Epoche, welche dem Leser vorgeführt wird, ist jene große
Zeit, in der Maria Theresia, angefallen von den Feinden des Erzhauses,
IV
die Grundlage der heutigen Monarchie legte. Die große Kaiserin
und ihr Sohn und Nachfolger waren die eigentlichen Neubegründer
des Staates der Ostmark. Mit Erfolg haben sie es versucht, die
losen Bestandteile zu einem Reiche zusammenzuschweißen und diesen
häufig durch zentrifugale Episoden heimgesuchten Staatskörper auf
Grund einheitlicher Bestimmungen und einer bewußten Politik zu
stärken und gegen äußere Angriife zu schützen.
Die Schilderung des Lebens am Hofe Maria Theresias soll dazu
beitragen, die hohen Verdienste dieser einzig großen Frau und ihre
Ziele einer allgemeinen Kenntnis zuzuführen.
Wir, Epigonen einer ruhmreichen Vergangenheit, haben uns
einer bescheideneren Auffassung anbequemen müssen, wenn es sich
um die Definition handelt, was heute des Österreichers Vaterland ist.
Dualismus und immer stärker auftretende Betonung der nationalen
Gruppe lassen kaum noch Raum für die Grundidee, welche als Leit-
motiv alle Regierungsakte Maria Theresias durchzog. Altösterreichs
prächtiger Bau ist ja schon längst zur Ruine geworden — da ist es
wohl ein dankbares Beginnen, die Erinnerung an ihn zu wecken,
aus vergilbten Tagebuchblättern das Bild der großen Kaiserin zu
rekonstruieren, deren patriarchalisches Regime segensreich für ihre
Völker war.
Längst entschwundene Zeiten, da Böhmen und Magyaren da-
durch gewonnen werden konnten, daß man — wie Maria Theresia
es tat — auf Maskenbällen in ihrem Nationalkleid erschien! Heute
werden von den Nationen andere Konzessionen begehrt, deren Er-
füllung aber keineswegs das Glück des Staates bedeutet, vielmehr
zu noch höheren Ansprüchen reizt.
Im Zeitalter des zu hohen Ehren gelangten allgemeinen Stimm-
rechtes, wo der Grundsatz „Vota numerantur, sed non ponderantur"
zum Staatsprinzip erhoben wurde, in einer Epoche, wo der Durch-
schnittsmensch, selbst wenn er zur Lektüre alter Dinge irgendwie
veranlagt ist, sich meist nur materiellem Gewinn und Erwerb irdi-
scher Güter zuwendet, mußten sich die Herausgeber die Frage vor-
legen, ob die Publikation der Tagebücher des alten reaktionären Hof-
mannes nicht ein Wagnis und einen Anachronismus darstellen würde.
Wenn diese Bedenken zum Schweigen gebracht wurden, so geschah
es in der Erwägung, daß durch diese Blätter die Zeit der großen
Kaiserin einem besseren Verständnis zugeführt und gleichzeitig Johann
Josef Khevenhtillers Liebe und Treue für seine Herrscherin an das
Licht gerückt würden.
Vor kurzem ist ein Werk erschienen: Dreißig Jahre am Hofe
Friedrichs des Großen,*) worin die bisher zerstreuten Veröffent-
lichungen aus den Tagebüchern Lehndorfs, des Kammerherrn der
Königin, zusammengefaßt worden sind.
Wie kalt mutet uns das Leben am Hofe zu Berlin an! Wie
oft geschah es, daß nach aufgehobener Tafel alles vor dem Könige
flüchtete „als hätte die Erde gebebt". Es gab Augenblicke, wo alles
„zu Bildsäulen erstarrte", wenn Er eintrat. „Es sei besser im Domino
als unter dem Kruzifix zu sterben", äußerte Friedrich eines Tages,
als ihm die Kunde ward, Maria Theresia habe unter dem Eindrucke
des Erdbebens von Lissabon die Karnevalsbelustigungen verboten.
Es war ein trauriges Leben am Berliner Hofe und Friedrichs eigen-
tümliche Moral mag daran Schuld getragen haben.
Wie anders der Hof Maria Theresias! Licht und Wärme ging
von dieser herrlichen Fürstin aus, beglückt war jeder, der in ihre
Nähe kam. Man liebte sie um ihrer selbst willen, wie Graf Harrach
sie verehrte, dem die Königin eines Tages sagte, „daß er seine
Neigung für die Theresia bei keiner Gelegenheit bergen könnte".
Fromm war Maria Theresia, aber lebensfreudig zugleich. Sie
versagte sich kein Vergnügen, huldigte mit Leidenschaft dem Tanze,
machte den Kehraus mit, legte, in die Burg heimgekehrt, die Maske
ab, griff nach Szepter und Krone und regierte, ohne sich ausgeschlafen
zu haben, flott darauf los. Welch schönes Familienleben erschließt
sich uns! Wie liebte Maria Theresia ihren Gemahl, ihre Kinder und
wie liebten und verehrten sie insgesamt die alte Kaiserin, Witwe
Karls VL Da gab es keinen noch so kleinen Ausflug, von dem zu-
rückgekehrt man nicht zur Kaiserin-Mutter eilte, ihr die Hand zu
küssen.
*) Herausgegeben von Karl Eduard Schmidt-Lötzen (Gotha, 1907. Andreas
Perthes).
VI
So zeichnet Johann Josef gewissenhaft alles auf, was Maria
Theresia und deren Hof betrifft; nicht bloß dies, auch selbst Erlebtes
registriert er, seine Bedenken über manches, was ihm mißfällt, Welt-
ereignisse und Hof klatsch; ebenso gewissenhaft überliefern wir, die
Herausgeber, es der Nachwelt.
Im Geschlechte der Khevenhüller war schriftlicher Nachlaß keine
Seltenheit. Hans Khevenhüller, kaiserlicher Botschafter in Madrid
von 1573 bis 160ö, hinterließ ein interessantes Tagebuch, das histo-
risch noch nicht ausgebeutet ist. Sein Bruder Bartholomäus, der in
seiner engeren Heimat „Kärnten" eine bedeutende Stellung einnahm,
richtete an seinen Sohn Franz Christoph einen Brief, in welchem
gleichsam der Familie als Vermächtnis aufgetragen wird, es ja nicht
zu verabsäumen, sich Aufzeichnungen zu machen. Der Brief, eine
merkwürdige Stilprobe jener Zeit, lautet also:*) „Mein Sohn, unsere
Voreltern, sonderlich aber unsere Uhr- und Anherrn und mein Bruder
Graff Hans haben mit sonderer Treu und Fleiß ihre aigene und
andere Geschichten aufgezaichnet, denen ich auch nachgevolgt hab;
weil ich aber nunmehr alt und schwach und du hierinnen meine
stel mit deiner Jugent verrichten khanst, derwegen ich dieß Jahr die
Hand von dissem Werk aufhebe. Du aber werdest mit Anfang 1611
mit solcher Treu und Fleiß, wie ich's von dir hoffe, auflegen; mit
deme wirstu dich bey deinen Nachkhummen unsterblich machen und
selbst darauß ein großen Nucz schepfen. Der Allmächtige verleihe,
daß es Alles zwe seinem Lob, zwe deines Herrn, Vaterlands und
eigenem nuczen gedeye und du es vil lange Jahre mit Glückh con-
tinuiren mögest."**)
Franz Christoph folgte treulich der väterlichen Mahnung. Er
ist der Verfasser der bekannten Annales Ferdinandei. Etwas später
hat Ludwig Andreas Khevenhüller, der berühmte Feldherr, die „Ob-
servations Punkte" geschrieben, welche als erstes Kavalleriereglement
*) Mahnung, die Bartholomäus seinem Sohne Franz Christopli, 8. November
1610, mit auf den Weg gab.
**) Moßhammcr, p. 418, auch Jodok Stülz „Die Jugend- und Wauderjahre
des Grafen Franz Christoph von Khevenhüller nach seinen eigenen Aufzeichnungen."
(Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen IV, 342.)
VII
1739 bei Johann Paul Krauß in Wien erschienen. Noch andere Mit-
glieder der Familie KhevenhUller, bis in die neueste Zeit herab,
folgten dem avitischen Zuge und hinterließen Notizen, Tagebücher
oder dergleichen schriftlichen Nachlaß, welche dereinst auferstehen
und zum ewigen Gedächtnisse der Autoren und ihrer Erlebnisse
sprechen werden.
Ein Teil der Tagebücher Johann Josefs ist leider in Verlust
geraten. Es kann mit Berechtigung angenommen werden, daß sämt-
liche Bände vor dem Jahre 1850 im Familienarchive zu Fronsburg
vorhanden waren und daß die fehlenden durch unredliches Gebahren
abhanden gekommen sind. Gegenwärtig befinden sich im Besitze
der Familie die Bände 1742—1749 und 1770—1773. Im Budapester
Nationalmuseum befinden sich sechs Bände: 1752 — 1755, 1758 — 1759,
1764—1767 und 1774-1776. Letzterer Band ist erst kürzlich hinzu-
gekommen. Die fehlenden Bände enthalten die Jahre: 1750 — 1751,
1756-1757, 1760 — 1763 und 1768—1769.
Ein Teil der Tagebücher ist von Adam Wolf benutzt worden.
(Aus dem Hofleben Maria Theresias. Wien, 1858.)
Die Herausgeber lassen die Hoffnung nicht fallen, daß es mit
der Zeit doch noch gelingen werde, die entschwundenen Bände auf-
zufinden und dem jetzt Gebotenen anzureihen. Eben weil das Material
dermalen noch unvollständig ist, wurde von der Numerierung der
einzelnen Bände Abstand genommen.
Mit diesen kurzen Bemerkungen verabschieden wir uns von dem
geneigten Leser, dessen wohlwollender Beachtung Johann Josefs
Nachlaß empfohlen sei.
Je gründlicher, je eingehender die Zeit Maria Theresias gekannt
und verstanden wird, desto größer ist die Hoffnung, aus der längst-
vergangenen Epoche Lehre für die Gegenwart zu abstrahieren. Das
walte Gott!
Rudolf Khevenliüller.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Vorwort III
Einleitung 1
Tagebuch 1742 99
1743 117
1744 200
Anmerkungen und Anhang 270
Namen- und Sachregister 311
Berichtigungen 346
EINLEITUNG.
Mit Hans Khevenhtiller, den eine Urkunde vom 28. Oktober
1396 als Bürger der Stadt Villach erwähnt, tritt das Geschlecht
der Khevenhtiller aus dem Bereiche der Sage in den der Ge-
schichte.
Villach war ein bambergisches Verwaltungszentrum und Kheven-
hüll liegt in Franken; begreiflich daher, daß die Familie ihren Ur.
Sprung von dieser Ortschaft herleitet.^)
Schon die ersten Khevenhtiller, die uns in Kärnten begegnen,
nehmen einflußreiche Stellungen ein. Sie erwerben Schlösser und
Burgen, ihre Nachkommen erweitern den reichen Grundbesitz und
verschwägern sich mit den vornehmsten Familien. Tapfer und un-
erschrocken sind sie auf dem Schlachtfelde, ttichtig in der Ratsstube
und im auswärtigen Dienste. Die meisten von ihnen greifen auch
zur Feder, die Regierungsgeschichte des Kaisers oder ihre eigenen
Erlebnisse niederzuschreiben.
^) Bernhard Czerwenka: Die Khevenhüller, Geschichte des Geschlechtes
mit besonderer Berücksichtigung des XVII. Jahrhunderts, ist, soweit die ältere
Zeit in Betracht kommt, ganz und gar unverläßlich. Genauere Daten bringt
Starkenfels (Oberösterreichischer Adel, bearbeitet von weiland Alois Freiherrn
von Starkenfels, abgeschlossen von Johann Evang. Kirnbauer v. Erzstätt, IV. Band,
4. Abteilung von Siebmachers Wappenbuch. Nürnberg 1885—1904. Vgl. auch
Hildebrandt: Der Kärntner Adel. IV. Band, 8. Abteilung dieser Publikation).
Von Monographien über die Khevenhüller kommen in Betracht: Heinrich Her-
mann: Die Khevenhiller („Carinthia", Klagenfurter Unterhaltungsblatt 1854, Nr. 5
bis 10); Dominikus Fiedler: Die weiland Khevenhüllersche Majoratsgrafschaft
Frankenburg und deren nächste Umgebung in ihrer Beziehung zur vaterländischen
Geschichte-, Georg Moßhammer: Genealogia und Beschreibung aller der Kheven-
hüller und Khevenhüllerin von Aichelberg und Summereckh, wie auch zwe wemb
und wer sie zwe Ihnen verheyradt . . . (Manuskript, das die Zeit von 1030—1625
umfaßt); Wurzbach (Biographisches Lexikon XI, 214 ff.) scheint dieses Manuskript
benützt zu haben. Es befindet sich im Besitze dos Herrn Dr. A. Figdor (Wien).
Khevenhüller-Schlitter. 1742—1744. 1
Hans, der erste dieses Namens, war Stadtrichter in Villach. ^)
Sein einziger Sproß, Johann 11.,^) hatte vier Söhne :^) Johann III.,'')
Ulrich,^) Rudolf^) und Bartholomäus, die gegen Türken und Ungarn
kämpften, welche damals verheerend in Innerösterreich eingefallen
waren.
*) Urkunde d. d. 1414 IV. 23. (Wien, Staatsarchiv.) Hans war vermählt
mit Katharina von Weißbriacli und starb 1423 (Moßliammer) [vgl. Czerwenka,
der ihn (Seite 17) 1424, (Seite 23 und 624) 1398 sterben läßt]. Sein Bruder
Wilhelm soll 1418 bei Kadkersburg gefallen sein.
^) Er war 1431 Pfleger zu Federaun, das damals dem Bistum Bamberg
gehörte, und erwarb im selben Jahre von seinem Oheim Christoph dem Volder,
Pfleger zu Landscron, die Feste Aichelberg, mit der ihn dann Friedrich von
Österreich belehnte. (1431 IX. 30. Wien, Staatsarchiv.) Pfandweise hatte er die
Feste bereits 1427 erworben. (Czerwenka 16.) Johann IL war mit Felizitas von
Lindeck vermählt und starb 1439. „So viel mann aus einigen Schriiften und
alten Documenten ersehen, wäre dieser Hannß Khevenhüller ein tapfferer Kriegs-
mann und wurde derohalben zum Ritter geschlagen." (Moßliammer.)
2) Nach Moßliammers Genealogia.
*) Johann III. soll auch (nach Moßhammer) 1480 im Lavanttale gegen die
Türken gekämpft haben. Diese Schlaclit hat aber niemals stattgefunden. (Vgl. Franz
Ilwof: Die Einfälle der Osmanen in Steiermark. Mitteilungen des historischen
Vereines für Steiermark IX, X, XI, verläßlicher als Hammer: Geschichte des
Osmanischen Reiches I, IL) Johann III. war vermählt mit Christine von Zilln-
hart. „Disser Khevenhüller — erzählt Moßhammer — liat das alt zerfallene
Stammenschloß Aichelberg wider renoviert."
^) Dieser ist — nach Moßhammer — 1473 vor Klagenfurt von den Türken
erschlagen worden.
") Moßhammer erzählt von ihm folgendes: Rudolf machte sich um
Friedrich IIL verdient, als der Streit ob der Cillischen Erbschaft entbrannte, und
teilte das Schicksal des Kaisers, der acht Tage lang im Schlosse Obercilli be-
lagert wurde. Zwei Jahre darnach, 1459, befreite er mit anderen Edlen des
Landes die von den Görzern besetzte Feste Ortenburg. Irrig ist die Behauptung,
Rudolf sei 1484 Landeshauptmann in Kärnten gewesen. Denn von 1444 — 1518
gab es bloß Landesverweser und Rudolf erscheint auch in der Reihe dieser
nicht. (Vgl. Heinrich Hermann: Handbuch der Geschichte des Herzogtums
Kärnten I, 300, 574 ff.) Im Jahre 1449 hatte Heinrich Graf zu Gürz ihm und
seinen Erben „von besunderer gnaden und dinste wegen, so er uns getan" einige
Güter zu Lehen gegeben. (1449 VI. 13. Wien, Staatsarchiv.) Rudolf war 1493
Feldhauptmann des kaiserlichen Aufgebotes gegen die Türken. (Wien, Kriegs-
archiv.) Er starb — nach Moßhammer — 1496 (nach Czerwenka [24] 1501).
Den jüngsten Sohn Johannes IL erwähnt Czerwenka nicht. Aus seiner Ehe
mit Apollonia Welzer hatte Rudolf zwei Söhne. Der ältere von diesen, Ul-
rich, wurde — nach Moßhammer — mit Maximilian zu Gent gefangen*, im
Jahre 1490 kämpfte er gegen die Ungarn; 1499 zog er mit Maximilian in den
Schweizerkrieg, 1504 nach Bayern; er half 1525 den niederösterreichischen
Bauernaufstand unterdrücken, focht 1527 gegen Johannes Zapolya und starb
3
Johann III. befand sich im Gefolge Friedrichs III., als dieser
am t), März 1452 seinen Einzug in Rom hielt. Auf dem Rückwege
von der Kaiserkrönung wurde er, und zwar auf der Engelsbrlicke,
zum Ritter geschlagen.^) Sein Sohn Augustin bekleidete von 1510
bis 1519, in welchem Jahre er starb, das Amt eines innerösterreichi-
schen Regimentsrates. ^) Er hatte sechs Söhne: Georg,^) Ludwig,
Johann IV.,^) Christoph, Bernhard und Siegmund.
Ludwig war ein wackerer Haudegen. Er kämpfte im Heere
Karls V. gegen die Franzosen in Italien und wurde bei einem Sturme
1540 (nach Czerwenka 1494. Seite 24). Andere geben 1520 als Todesjahr an. Der
zweite Solin Siegmund starb in jungen Jahren. Aus Uh-ichs Elic mit Anna von
Kellerberg stammte Wolfgang. Von diesem berichtet Moßhammer, er habe auf
dem italienischen Kriegsschauplatze gegen Franz I. gekämpft und mit Karl V.
die Kreuzfahrt gegen Chaireddin Barbarossa unternommen-, mit dem siegreichen
Heere soll er 1535 in Tunis eingezogen sein. Er starb 1536. Aus seiner Ehe mit
Margareta von Cles (Gleiss nennt sie Moßhammer, während Czerwenka, Seite 24,
sie Clossin nennt) hatte er einen Sohn, Siegmund, der (vermählt mit Anna
Meixner) 1561 kinderlos starb.
*) Lichnowsky: Geschichte des Hauses Habsburg VI, 193.
*) Albert Starzer: Beiträge zur Geschichte der niederösterreichischen Statt-
halterei 415. Von Augustin erzählt Moßhammer unter anderem auch folgendes:
Steiermark, Kärnten und Krain baten 1496 den Kaiser, er möge die Juden aus
Innerösterreich abschaffen; unter den Abgesandten befand sich auch Augustin,
„der mit seinen Mitcommissarien sovil erhalten, das Balthasar von Tanhaussen,
Ihr Kayß. Mayt. Rath und Landtshaubtman in Steyer, Georg Waltenburger,
Khärntnerischen Vizthumb, und Sigmundten von Ungerpach, General Schacz-
maister, die Ausschaffung aufgetragen, dies dann so vleißig verriebt, das nit
allein alle Juden außgetriben worden, sondern sich auch noch auf heutigen
Tag kheiner in denselben Ländern underlaßen darf." (Vgl. Hermann: Geschichte
Kärntens I, 564.) Augustin soll auch der Zusammenkunft Maximilians mit den
Königen von Ungarn und Polen beigewohnt haben, die im Juli 1515 zu Wien
stattfand. Damals wurde eine Familienverbindung Deutsch-Habsburgs mit dem
böhmisch-ungarischen Herrscherliause vereinbart. (Alfons Huber: Geschichte
Österreichs III, 445.) „Ausser gedachter Verzaichnus — erzählt Moßhammer —
ist vom Herrn Augustin Khevenhüller, weil seine maiste Schrifften in der Vil-
lacher Brunst durchs Feyr verzehrt worden, nichts Schrifftwürdiges zuefinden;
sein Fleiß und Embsigkeit aber ist auß ettlichcn gemainen Schriiften und unter
anderm, das er aller seiner Khinder geburth, von eigner Handt in ein Bibel, so
noch zue Wernberg aufgebebt wirdt, verzaichnet. ..." Augustin brachte durch
seine Gemahlin Siguna von Weißpriach einen Teil der Besitzungen dieses Hauses
an sein Geschlecht.
^) Dieser wollte sich — nach Moßhammer — dem geistlichen Stande
widmen j starb aber, 1532, bevor er seinen Vorsatz verwirkbchen konnte.
*) Von Johann IV. erzählt Moßhammer, er habe sich 1529, zur Zeit der
Belagerung durch die Türken, mit seinem Bruder Siegmund in Wien befunden
und sei 1537 im Kampfe gegen die Türken bei Clissa gefallen.
1*
auf das Kastell Mailand zum Krüppel geschossen. Als er daher den
Kriegsdienst verlassen mußte, wies ihm Ferdinand I. eine Edelmanns-
pfrUnde auf das Kloster Admont an.^)
Bernhard, seit 1539 Rat der niederösterreichischen Kammer,^)
wurde 1542 zum Vizedom von Kärnten ernannt^) und bald darnach
als Rat in die Wiener Hofkammer berufen.^) „Er war — hieß es
1) D. d. Prag 1528 IX. 15. (Losertli: Archivalische Studien in Wiener
Archiven zur Geschichte der Steiermark im 16. Jahrhundert. Veröffentlichungen
der historischen Landeskommission für Steiermark VI, 22.) Karl Oberleitncr: Öster-
reichs Finanzen und Kriegswesen unter Ferdinand I. vom Jahre 1522 bis 1564.
Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen XXII, 40, Anm. 72. Im Hof-
kammerarchiv (Familienakten) liegt das eigenhändig geschriebene Gesuch Ludwigs
an König Ferdinand: „ . . . hat sich unnder anndern Kriegshanndlungen begeben,
das unns von dem obristen gepoten was, wider die im Schloß Maylanndt, so derzeit
von E. M. abgefallen, zuhanndln, in welcher meiner gehorsam mir laider got er-
parms, der ain Schennckhl gar abgeschossen . . . wiewol Ich nun nach derselben
beschehen hanndlung gleich also ungesundt und warlich mit grossem schmerczen
nicht weniger als annder im veldt belieben . . . hab Ich doch . . . mein besoldung
mit werckhen nit statlich verdienen können, sonnder . . . mich aus dem veld zu-
thuen . . ." (1528).
*) Oberleitner, 222.
^) Sein Vorgänger war Christoph von Laas, der Ferdinanden gebeten
hatte, ihn dieses Amtes zu entheben. (Ferdinand I. an Laas, 1542 II. 9.,
Cod. 707, Bd. VII, fol. 26. Staatsarchiv.) Vgl. den von Bernhard unterzeichneten
Revers d. d. Wien, 1542 VI. 22. (Wien, Staatsarchiv.) Moßhammer nimmt als
Jahr der Ernennung 1536 an.
*) „B. Khevenhülers Schadloßbrief seine gethannen Provisionen beruerent",
d. d. Feldlager vor Wittenberg, 1547 V. 19. (Cod. 707, fol. 37/v.), worin Ferdi-
nand erklärt, es sei Khevenhüller bereits „etlich Jar als unnser Hofcamer Rat"
tätig gewesen. Die Ernennung dürfte 1542 oder 1543 erfolgt sein, denn Bern-
hards Bruder, Siegmund, wurde 1543 zum Vizedom ernannt. (Hermanns Geschichte
von Kärnten II, 420 enthält die Liste der Vizedome.) Bernhards Besoldung
war höher als die seiner Amtsgenossen bemessen, „was auf höheres Alter etwa
schließen lassen möchte". (Firnhaber: Der Hofstaat König Ferdinands I. im Jahre
1554. Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen XXVI, 6.) Kheven-
hüller war jedoch (nach Moßhammer) 1511 geboren, zählte also als er starb, erst
37 Jahre. Bernhard leitete die Expeditionen der Hofkammer. So lesen wir in
B. Khevenhüllers Schadlosbrief „aller seiner Expedition bey der Hofcamer"
folgendes: „Wir Ferdinand etc. Bekhennen für unns unnd unnser Erben ... als
wir verschiner Jar aus sonndern hohen beweglich Ursachen ain Hofcamerordnung
aufgericht, darnach alle unsere Camergüeter in allen unsern Künigreichen unnd
Lannden gehandlet unnd regiert werden sollen, wie dann beruerte unnser Hof-
camerordnung vermag unnd aufweist, unnd wiewol nun solche unnser Hofcamer-
ordnung im pessten bedacht unnd fürgenomen worden, so haben sich doch
järlichen die hochbeschwärlichen on unnderlaß, je lennger, je mer, unnserer
Khunigreich, Lannde unnd Reut Sachen, auch durch absterben unnd weckh-
ziehung unnserer Presidenten und Hofcamer-Rät dermassen verändert unnd mit
von ihm — ein ehrlicher, aufrechter, teutscher, darneben auch ver-
ständig und erfahrner Man, liebte zu Sonderheit die freyen KhUnsten;
in seiner Jugendt hat er frembde Landt gesehen und selbe Sprachen
erlehrnt."^)
Christoph und Siegmund, die zvrei anderen Söhne Augustins,
gründeten die beiden Khevenhlillerschen Hauptlinien zu Frankenburg
und zu Osterwitz.
Christoph, der Stifter der älteren Linie,^) wurde 1525 zum
Hauptmann von Ortenburg ernannt. Im selben Jahre beteiligte er
sich, unter dem Kommando des steirischen Landeshauptmanns Sig-
mund von Dietrichstein, ^) an der Niederwerfung des Bauernaufstandes
in Salzburg und Kärnten. Dann ging er nach Wien, „wo er dem
Khönige Ferdinandt ein ansehnliche Summa gelts zuer Ungrischen
Khriegen vorgestreckht".
Im Jahre 1537 „seiner sonderlichen geschicklich kheit und fleiß
halber" zum Kriegskommissär bestellt,^) zog er mit Katzianer nach
Ungarn, der jedoch schmählich die Flucht ergriif. Die meisten
Khriegsleuifen iinnd hohen Aufgaben überladen, das bemelte Hofcamerordnung
nicht allain mit der Expeditionfertigung unnd unnderschreibung der Pergamen
unnd Papieren brief durch die Rät unnd personen, sonnder auch die wenigsten
der obbemelten Articl aus fürgefallner not nit gehalten unnd volzogen werden
inügen, dessen wir gleichwol durch unnsern lieben getreuen Bernharden Khefen-
hüller zu Aichelberg, unnsern Hof Camer Rat, als der die Expedition in bemelter
Hof Camer hat, vilmals unnderthenigelich bericht, erinndert unnd angebracht . , ."
Prag, 1547 IX. 22. (Cod. 707, Bd. XII, fol. 121/v. Staatsarchiv.) Die Hofkammer-
ordnung wurde 1537 erlassen. Fellner-Kretschmayr: Die österreichische Zentral-
verwaltung II/l, 246 ff. Veröff. d. Komm. f. Neuere Gesch. Österr.
^) Moßhammer. Auch Bernhard vermehrte den Besitzstand seines Hauses,
indem er unter anderem die Herrschaften Sternberg und Hohenwarth erwarb.
Im Jahre 1548 übertrug Ferdinand I. die Herrschaft Lienz, welche Christophen
von Wolkenstein gehörte, an Bernhard Khevenhüller. Nur dessen Tod ver-
hinderte die förmliche Abtretung. (Hirn: Erzherzog Ferdinand II. von Tirol,
Bd. II, 60, Anm. 3.) Bernhard starb am 3. November 1548 zu Wien, „wo er bey
S. Dorothea begraben ligt". Seine Witwe Wandula von Mansdorf vermählte
sich mit Kaspar Freiherrn von Herberstein (Moßhammer). Bernhards einziger
Sohn Augustin war in jungen Jahren gestorben.
2) Geboren am 24. Dezember 1503. Er hat Aufzeichnungen hinterlassen,
die von Moßhammer benützt worden sind. Wir folgen daher dessen Darstellung.
^) Dessen Bericht über den Überfall zu Schladming (3. Juli 1525) im
Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen XVII, 133 ff.
*) Ein ständiger Hofkriegsrat wurde erst 1556 errichtet. (Vgl. Firnhaber:
Zur Geschichte des österreichischen Militärwesens. Archiv für Kunde österreichi-
scher Geschichtsquellen XXX, 96.) Fellner-Kretschmayr ll/l, 276 ft".
fanden in der Sehlacht bei Gorian den Heldentod, wenige nur, dar-
unter Christoph Khevenhtiller, retteten das Leben. ^) Dieser wurde
1537 zum Rat der Wiener Hof kammer ernannt,^) welches Amt er bis
1542 innehatte.
^) Moßhammer bringt folgenden Bericht (nach Aufzeichnungen Kheven-
hiillers): „Der Cozianer war Veldtobrister, hieldt sich aber so Schlecht, das er
in der grösten Nodt die seinigen bey Eittler Nacht verlassen und ausgerissen,
und deme herrn Hannß Ungnadt, Steyrerischen Obristen, das er zwe Morgens
sein Vorzug nehmmen solt, bevolhen. Georg Ludwig von Lodron war der Lezt,
so aufgezogen, und als er die seinen zur gegenwer auf eim guetten Pferdt siczendt,
vermandt, hat ein Soldadt geandtwordt: Ihr habt guett sagen, siezt auf eim
guetten Pferdt, das euch in Zeidt der Nodt khan darvon tragen. Darauf der
Graf alsbaldt abgestigen und mit der wer dem Pferdt die Span Adern abgehaudt,
mit vermeldten, das thue ich, damit ihr seeht, das ich bei euch Leben und
sterben wil, wie er dann gefangen und nach Constantinopel, wo er gestorben,
gefierd worden. Es waren in disser Niderlag allain unter denen Herren und
Landtleuthen auß Khärndten 24 Nidergehaudt, unter welchen die voruembsten
waren Ihr Obrister Johannes Mayer von Fuxstat, Georg von Ernau, Georg von
Himelberg und Andreas Eez. Der Säxische Obriste Cuncius wurd gefangen und
sturb balt hernach, under welches Reiterey 36 Cavalleri umbkhomben. Die
Österreichische, under welchen Herr KhevenhüUer war, schluegen sich durch die
Feindt und khumben vill umb, sehr wenig aber darvon. Ausser Ihres Obristen
Niclass von Thurn gedachter Christoph KhevenhüUer, und Lorencz Steilberger
und Dietmar von Lossenstein, wurden gefangen und die folgenden erschlagen,
Nemblich N. Vetterer, N. von Hofkhürchen, N. Hochenfelder, N. von Auerssperg»
zwen von Neidegg, N. von Lamberg, N. Welzer, Wilhelm von Wolckherstorf,
Lienhardt von Lamberg, Bernhardt von Schaffenberg und N. von Schellenberg.
Die Behemen sein in eim Gemöß mit ihrem Obristen Graf Albrecht Schlikhen
von den Janitscharn zue Todt geschlagen worden, und hat also der Machomet
Bassa für die Christen ein sehr schedlichen Sieg erhalten; der Cazianer aber
fiel zum Türgckhen und wolte Graf Niclassen von Serin auch darzue bewegen,
der ihn aber ergriffen, zue Todt geschlagen und sein Haubt dem Khönig
Ferdinandt geschickht, hergegen ihr Mayt. dem Grafen des Cazianers Guetter ver-
ehrt." Vgl. Huber: Geschichte Österreichs IV, 60 ff., wo sich auch die Literatur
angegeben findet.
2) Dies erhellt aus dem Schadlosbrief Khevenhüllers vom 16. Januar 1542.
Die betreffende Stelle, die auch im Hinblick auf die Hofkammerordnung von
1537 wichtig ist, lautet wie folgt: „Wir Ferdinand etc. . . . thuen khundt . , .
als wir im verschinen fünffzehen Hundert unnd Sibenunnddreissigisten Jar, den
ersten tag des Monats Septembris aus sonndern hochbeweglichen Ursachen, ain
Neue Hof Camer Ordnung aufgericht, darnach alle unnsere Camergueter in allen
unnsern Khünigreichen unnd Lannden gehanndlt. Regiert unnd nit allain von
den verphenndtungen, damit Sy derselben Zeit beschwärt gewest, erledigt unnd
in nützliche guete Ordnung gebracht werden, sonnder auch wir berüerten
unnsern Khünigreichen, Lannden unnd Leutten zu nutz, trosst unnd guetem zu
ainem statlichen vorrat in denselben unnsern Camerguettern khumen möchten,
wie dann beruerte unnsei- Hof Camer Ordnung, so auf Sechß Jar lanng gestelt.
Er blieb auf ausdrücklichen Wunsch Ferdinands auch ftirder
im Hofdienst, trotz Bestellung zum Landeshauptmann von Kärnten,
die 1541 erfolgt war.^) So sehen wir Khevenhüller 1543 als Ab-
gesandten Ferdinands bei Karl V., der sich zum Kriegszug gegen
den Herzog von Cleve rüstete,^) und 1544 mit dem römischen König
vermag unnd aufweist, und wiewol nun solche unnser Hof Camer Ordnung im
besten bedacht unnd fürgenomen worden, 8o haben sich doch gleich darnach
unnd im selben Sibenunnddreissigisten Jar, mit der ciaglichen unnd beschwär-
lichen Niderlag von Esseckh unnd sider beer on unnderlaß, ye lennger ye paß
unnsere, unnserer Khünigreich, Lannd unnd Leut Sachen dermassen veränndert,
das die Hof Caraer Ordnung nicht allain mit der Expedition, ferttigung unnd
unnderschreibung der Pergaraenen unnd Pappieren bricf durch den Supper Inten-
danten, die anndern Räte unnd Personen, sonnder auch die wenigisten der ob-
beraelten Articl aus fürgefalner not nit gehalten unnd volzogen werden mügen,
desselben wir gleichwol durch unsere Hof Camer Rät unnd sonderlichen durch
Cristoffen Khefenhüller von Aichelberg, so aller erst nach aufrichtung unnd be-
schluß vorsteender unnser Chamer Ordnung an unnsern khünigelichen Hof khomen,
vilmals unnderthenigelich bericht, erinndert unnd angebracht, das Inen über
sollie grosse tägliche fürfallennde hanndlungen ferttigung zu thuen hoch be-
schwärlich mit unnderthenigister entschuldigung unnd gehorsamer Pit. . ." (Cod. 707,
Band VII, fol. 17/v. Vgl. S. 4, Anm. 4.)
^) „Wir Ferdinand etc. Bekhennen . . . das wir ... in genediger erwegung
unnd bedacht der Erber- unnd schickhlichait, damit unns unnser getreuer lieber
Cristoff Khefenhüller von Aichelberg, unnser Hof Camer Rat hievor beruembt
worden, darinne wir Ine auch siderheer in unnserm diennst zu Hof bey unnser
Person, zu genedigistem unnserm wolge fallen selbst erkhennen unnd befinnden,
auch der aufrichtigen Eerlichen unnd getreuen diennste, So Er unns also die
Zeit heer an unnserm Hof in unnsern, unnserer Khünigreich unnd Lannde An-
sehenlichen Sachen unnd geschefften, ungespart einnichs vleiß gethan, noch teg-
lich thuet unnd hinfüran wol thuen sol unnd mag, den gedachten unnsern Hof
Camer Rat Cristoflt'en Khevenhüller zu unnserm Lanndshaiibtman ernennts unnsers
Fürstenthumbs Khärnndtn ... an unnd aufgenomen haben . . . Und dieweil wir
aber bemelten Khefenhüller noch diser Zeit unnsers Hofdiennsts nicht verlassen
mögen, sollen unnd wellen wir entzwischen gedachte Lanndshaubtmanschafft
durch ainen . . . Verweser . . . versehen unnd verwalten lassen unnd so pald wir
gedachten Khefenhüller des staten dienens an unnserm Hof erlassen oder Imc
lennger darann zu dienen nicht fliegen oder gelegen sein wurde, das wir oder
unnsere Erben alsdann beruerte Lanndshaubtmanschafft in Khernndtn . . . ein-
antworten . . . doch nit annders zu versteen, dann das bemeltem Khefenhüller
die Zeit, Als er in stetem unnserm Hofdiennst ist. An der Lanndshaubtmanschafft
Besoldung, Als obsteet (400 fl. Rh. und 100 fl. Ratsbesoldung) nicht verfolgen
oder geraicht werden unnd erst wann Er in die Verwaltung eintrit, angeen
solle « Wien, 31.Mail54L (Cod. 707, Band VI, fol. 105/v. Staatsarchiv.) Am
IG. Januar 1542 wurde Khevenhüller seines Amtes bei der Hofkammer enthoben.
(Cod. 707, Band VII, fol. 17/v.)
2) Moßhammer berichtet, Khevenhüller habe den Kaiser zu Regensburg
„auf dem Reichstag" getroffen-, Karl V. befand sich jedoch in Speier. (Vgl.
in Speier. ^) Im Jahre 1546 ging Christoph nach Regensburg, „wo er
für sein Herrn die negotia in den werentten Teutschen Khriegen
threulich . . . verricht" und als Vertreter Ferdinands auch den Ver-
handlungen Karls mit Moritz von Sachsen beiwohnte.^) Das folgende
Jahr weilte er „etlicher geldts anticipationen halber" in Prag und
dann in Augsburg, wo er die Hofkammergeschäfte führte.^)
Am 30. Juni schloß der Reichstag. Christoph begab sich nach
Kärnten, wo er als Landeshauptmann seines Amtes waltete. In dieser
Stellung erwarb er sich große Verdienste um die Befestigung Klagen-
furts und die Ausbildung der Wehrkraft des Herzogtums. Damals
tagte die Salzburger Provinzialsynode, die, statt Reformvorschläge zu
machen, heftige Anklagen gegen die weltlichen Behörden erhob.
Christoph zögerte nicht, sich für diese einzusetzen; der Bericht, der
am 12. August abging, entsprach ganz und gar den Anschauungen
Ferdinands, der eine gründliche Reform des Klerus anstrebte.^)
Nicht lange blieb Khevenhüller in Kärnten, denn noch im selben
Jahre 1549 beauftragte ihn Ferdinand, dem Infanten Philipp, den
G. Egelhaaf: Deutsche Geschichte im 16. Jahrhundert bis zum Augsburger
Religionsfrieden II, 423. Bibliothek deutscher Geschichte.) Khevenhüller be-
gleitete den Kaiser nach Bonn. „Alhier samblete sich das gancze volckh so von
Spanier und Italiannern 10000, von Teutschen 14000 und von Niderlendern
12 Man samt 8000 Reutern starckh war."
^) Auf diesem Reichstag erfolgte die Kriegserklärung Karls gegen Frank-
reich. Alle Kurfürsten waren erschienen, „welches selten zue geschehen pflegt".
In der Tat waren sämtliche sieben Kurfürsten anwesend. (Egelhaaf II, 420.)
Man bewilligte dem Kaiser „auf Sechs Monath 4000 Pferdt und 24000 Khnecht"
auf Kosten der Reichsfürsten wider Frankreich. Ein Drittel dieser Streitkräfte
wollte Karl gegen die Türken verwenden. (Ibid. 428.)
*) „ ... als der Zwyspalt der Religion ye lenger ye mehr auf- und her-
gegen der respect gegen dem Khaysser abgenumen, der Schmalkhaldisch Bundt
auch Renoviert und von den Protestiereten zue waffen gegriffen worden, hat
sich der Khaysser nit weniger umb Volckh beworben und gleich zue Anfang
den Herzog Morizen von Saxen auf sein seiften gebracht, mit dem in Nahmen
des Khayssers der Granvella und in Nahmen des Khönig Ferdinandt der Herr
Christoph Khevenhüller die haimblichen aufgerichten compactata beschlossen . . ."
(Der Vertrag ist vom 19. Juni 154G datiert. Vgl. Egelhaaf II, 460 ff. Die Mit-
wirkung KhevenhüUers findet sich jedoch nirgends erwähnt.)
*) „Auff dissen Reichstag ließ der Khaißer durch seine Schwester Maria,
Khönigin in Unghern, ob Ferdinandus die Rom. Khön. dignitet dem Khönig
Philippo renuntieren woltte, ein anwurf, der aber nit haft'ten wollen, thuen."
(Moßhammer. Vgl. Robert Holtzmann : Kaiser Maximilian II. bis zu seiner Thron-
besteigung. 1527—1564. S. 08 ff.).
*) Vgl. Loserfh: Die Reformation und Gegenreformation in den inneröster-
reichischen Ländern im 16. Jahrhundert 86 ff.
9
der Kaiser zu sich gerufen hatte,^) bis Trient entgegen zu reisen.
Am 19. Dezember fand die Zusammenkunft mit dem Prinzen statt.
Christoph begleitete ihn bis Brüssel und kehrte sodann wieder in die
Heimat zurück. Im Januar 1551 war er in Augsburg, „da er vill
gelts handlung in Nahmen ihr Khön. May. zue der Neuen türgckhi-
schen Unruhe zue Recht gericht."
Unglücklich aber wurde der Krieg geführt ^) und schweres Un-
heil traf auch den Kaiser: Moritz von Sachsen war eidbrüchig ge-
worden und erhob sich gegen Karl V., den er persönlich gefangen
nehmen wollte. Der Kaiser weilte in Innsbruck, von wo er auf die
Kunde, es habe jener die Ehrenberger Klause erstürmt, nach Villach
floh; hier fand er Ruhe und Schutz im Hause Khevenhtillers.^)
Erst im Jahre 1555 entschloß sich Ferdinand, den treuen Diener
seines Hofamts zu entheben. Seine Dienste aber nahm er auch ferner
in Anspruch, so bei Errichtung des Hofkriegsrates.*) Zu wieder-
^) Maximilian hatte Maria, die Tochter des Kaisers, geheiratet und befand
sich damals bereits in Spanien, um während Philipps Abwesenheit die Eegent-
schaft zu führen. In Wahrheit aber wollte Karl V. dadurch den Widerstand
des Neffen brechen. Denn Maximilian sah er als den vornehmsten Gegner des
Planes an, den Infanten auf den deutschen Thron zu erheben. (Holtzmann, 71 ff.)
2) Vgl. Huber: Geschichte Österreichs IV, 172 fl'.
^) Nach den Aufzeichnungen Khevenhüllers berichtet Moßhammer darüber
folgendes: „ . . . Churfürst Moricz überfiel den Kayßer unversehens zue Innß-
pruckg, das ihr Mayt. bei stockh finsterer Nacht mit seim Bruedern Khönig
Ferdinandt, der Christoph KhevenhüUer nach Khärndten vorangeschickht, auf-
gemacht und mit seim ganze« Hof Lager, doch mit hinderlaß iing maisten thails
Bagage, sein Weeg nach dem Herzogthumb Kärndten gehen Villach genomben,
vor seinem Vorrückhen aber dem Herzog Hannß Friderich von Sachsen, damit
sichs der Churfürst Moricz nicht beruehmen khöndt, seiner fünffjährigen ge-
fanckhnus entledigt, der den Khayser in diser Beengstigung nit verlassen wellen,
und ist ihr Mayt. mit grosser Threue und Erbarkeit nachgefolgt. Der Khayßer
und der Khönig Ferdinandt losierten zue Villach in des Herrn Christoph Kheven-
hüllers behaußung, der baiden, Ihr Mayt. und dem Herczog Hannß Fridrichen
von Saxen, offtmahls ein Meil Weegs von der Statt in seim Walt ainem, darinen
es fünft" See bey St. Maria Magdalena genant. Lustige lagten und vischen ge-
halten ; vonn dannen raiste Khönig Ferdinandt nach Passau, wo der Khayser mit
dem Churfürsten Moricz ein Friden eingangen. ..." (Vgl. Bucholtz: Geschichte
der Regierung Ferdinand des Ersten, VII, 74 ff.) Nach Abschluß des Passauer
Vertrages zog Moritz von Sachsen in den Türkenkrieg. Christoph KhevenhüUer
hatte für Ferdinand 1000 Knappen geworben. (Oberleitner: Beiträge zur Ge-
schichte des Dreißigjährigen Krieges. Archiv für Kunde österreichischer Ge-
schichtsquellen XXII, 95.)
*) Oberleitner: Die Finanzlage Niederösterreichs im IG. Jahrhundert (Archiv
für Kunde österreichischer Geschichtsquellen XXX, 97, 119, 121. Starzer 27)
10
holten Malen hatte er Khevenhüller ausgezeichnet, ihm Güter, dar-
unter Osterwitz^) und Landscron ^), verschrieben sowie Prädikate und
Titel verliehen.^)
^) Maximilian I. liatte 1509 Schloß und Herrschaft Osterwitz dem Erzbischof
von Salzburg versetzt. Am 21. März 1540 willigte Ferdinand ein, 'daß Kheven-
liüller dieses Pfand nach dem Tode des Erzbischofs einlöse. (Cod. 707, Band V.
fol. 48.) Am 22. November 1541 erfolgte die Pfand verschreibung, jedoch gegen
Wiederkauf (Cod. 707, Band VI, fol. 215.) In Würdigung der großen Verdienste
KhevenhüUers verzichtete Ferdinand bei Lebzeiten des Pfandinhabers und seiner
Söhne auf das Recht der Wiedereinlösung. (Cod. 707, Band VIII, 11, 40 ;
Band IX, 6/v, 84/v, 100. Czerwenka [S. 58] kennt diese Urkunden nicht.)
2) Kaufverschreibung d.d. S.Juli 1542. (Cod. 707, Band VlI, 72; siehe
auch ibid. 73/v, 74.) Vgl. Czerwenka 34.
3) d. d. Wien, 31. Oktober 1543 das Prädikat „Landscron"; d. d. Prag,
22. Juli 1544, auf Grund seiner ersten Ehe mit Elisabeth, Tochter des Hans
Monstorfer zu Oberaich (f 1535), des letzten seines Stammes, im Verein mit Bern-
hard (Gemahl Wandulas, der Schwester Elisabeths) die Bewilligung zur Aufnahme
des Monstorfschen W^appens; d. d, W^ien, 22. November 1555 das Prädikat „von
Sumraeregg". (Starkenfels 151.) Im Hofkammerarchiv (Familienakten) befindet
sich das Konzept eines Privilegs, kraft dessen Ferdinand den Brüdern Christoph,
Siegmund und Bernhard sowie ihrem Vetter Siegraund (dem Besitzer Wernbergs)
das Recht verleiht, mit rotem Waclis zu siegeln. Das Konzept ist nicht datiert,
muß jedoch vor 3. November 1548 geschrieben worden sein, da Siegmund in
diesem Jahre gestorben ist. Christoph starb am 3. April 1557. In zweiter Ehe
war er vermählt mit Anna Maria von Welzer. Aus der ersten Ehe stammten
Hans und Bartholomäus, aus der zweiten Moritz Christoph. Dieser wurde am
24. November 1549 geboren, studierte in Padua, von wo er 1569 wieder heim-
kehrte. Im Jahre 1570 zum Kämmerer der Erzherzoge Albrecht und Wenzel
ernannt, begleitete er diese nach Spanien. In der» Folge kam Moritz Christoph
an den Grazer Hof (Moßhammer), wurde Pfleger zu Spital (Innerösterreichische
Kammerregistratur, Cod. 8 c, fol. 21/v), Kämmerer und Regimentsrat Karls von
Innerösterreich. (Ibid. Band 44, fol. 86 und 9 c, fol. 80/v). Am 7. August 1596
starb er. Aus seiner Ehe mit Sybilla Gräfin von Montfort (diese heiratete nach
seinem Tod den Grafen Johann von Ortenburg) hatte er einen Sohn, Augustin
(geb. 6. Juli 1580), der sich an der unglücklichen Belagerung Kanisas (vgl. über
diese Huber: Geschichte Österreichs IV, 406 flf.) beteiligte. Augustin starb am
20. Juli 1625. „Von Persohn ist er mittermeßig und wolportioniert. Sehen von
gesiebt, Part und Haar mehr Rot als Praun gewest." (Moßhammer.) Er war
vermählt mit Anna Marusch von Windischgrätz. Sein Sohn Hans Moritz (geb.
15. Februar 1610) trat in Kriegsdienste, wurde Fähnrich und starb 1636 auf Schloß
Liechtenstein in Niederösterreich „und ligt bey denen P. P. Franciscanern zu
Entzerstortf begraben". (Moßhammer: Eintragung einer späteren Hand.) Ein
zweiter Sohn Augustins, namens Paul Christoph (geb. 17. Juni 1614), fiel 1631 als
Fähnrich. Ein dritter Sohn, Georg Augustin (geb. 19. September 1615), wurde
Oberst und starb 20. Februar 1652. Er war vermählt mit Susanna Felicitas von
Losenstein, in zweiter Ehe mit Marie Salome von Regal. Von seiner ersten Frau
hatte er einen Sohn, Ferdinand, der sich mit Maria Johanna Gräfin von Wolken-
11
Die Familie zählte bereits zu den ersten des Landes und sie
wurde, wo nur ein Anlaß sich ergab, von den Habsburgern gefördert.
So sehen wir Hans KhevenhUller, den ältesten Sohn Christophs,^)
schon in jungen Jahren am Wiener Hof. Umfassende Bildung und
Sprachenkenntnisse zeichneten ihn aus. Er erwarb sich die besondere
Gunst Maximilians, der ihn, Januar 1560, mit Wratislaw von Pern-
stein nach Spanien schickte, um Philipp H. zur Vermählung mit
Elisabeth von Valois zu beglückwünschen.^)
Wichtigere Missionen folgten, als der Türkenkrieg wieder aus-
gebrochen war und der Kaiser auch die Hilfe fremder Fürsten und
Städte in Anspruch nehmen mußte; denn in Florenz und Lucca so-
wohl wie auch in Rom sollte KhevenhUller die Zahlung von Sub-
sidien erwirken;^) nicht mit leeren Händen kehrte er zurück.^)
Noch im selben Jahre 1566 wurde Hans nach Spanien geschickt,
um Philipp II. aus Anlaß der Geburt Isabellas den Glückwunsch des
Kaisers, aber zugleich auch dessen „Rath unnd Guetbedunckhen" im
Hinblick auf die Unruhen in den Niederlanden zu übermitteln.^)
Diese Reise war von keinem Erfolge gekrönt; immer düsterer
lauteten die Nachrichten aus Brüssel und sie riefen größte Erbitterung
im Herzen des Kaisers wach. Da traf ihn im Sommer 1568 auch
noch die Schreckenskunde von der Verhaftung des Infanten.^) Rasch
stein vermählte und am 21. Oktober 1G68 starb. Seine Kinder verschieden im
zartesten Alter und so erlosch diese Nebenlinie.
^) Geboren 16. April 1538. Er wurde Maximilians Truchseß, Mundschenk
und Kämmerer.
*) Hans KhevenhüUers Tagebuch; es wird von uns veröffentlicht werden.
^) Die Reise nach Florenz und Lucca erfolgte im Juni 1565 (Instruktion
vom 6. Juni 1565 im Wiener Staatsarchiv), die nach Rom im März 156(3 (Tagebuch).
*) Ursprünglich bewilligten Herzog Cosmo und sein Sohn Franz 200.000
Kronen. Lucca gab „in ansehung Ihrer Armut mer zu erzaigung unnder-
thenigistes gehorsam" 16.000 Kronen in Gold. Pius V. wollte nicht mehr als
50.000 Kronen, dann 3000 Fußknechte beisteuern; schließlich bewilligte er
4000 Fußknechte, „die er sich alslanng der Krieg gewehrt, zu besolden erpotten".
Ebenso gelang es KhevenhüUern auf der Rückkehr, den Herzog von Florenz zur
Abschickung von 3000 besoldeten Knechten zu veranlassen; auch Lucca „ver-
ehrte" 6000 Kronen. (Tagebuch. Vgl. Huber: Geschichte Österreichs IV, 255 ff.)
^) Am 23. Oktober 1566 begab sich KhevenhUller über München und Brüssel
nach Madrid, wo er am 25. November anlangte. Am 16. Dezember trat er die
Rückreise an und war am 23. Januar 1567 wieder in Wien. (Tagebuch.)
*) „ . . . welches mir frembdt — schreibt KhevenhUller in sein Tagebuch —
weil Ich das Spanisch wesen ettwas khenn, fürkhomen, und wol erwegen khönn,
es seye an sonndere Ursach nicht beschehen. Ob gleichwol allerlay selczame
Discurs Ihn der gemain darüber gemacht worden, haben doch die maisten dahin
gelant, das darumben forgenomen. Ehr, Prinz wider den Khönig seinen Vatter
12
entschloß sich Maximilian, den Erzherzog Karl und KhevenhUller nach
Madrid zu senden, um fttr den unglücklichen Prinzen Fürsprache ein-
zulegen.^) Wohl kam am 2. September die Botschaft, Don Carlos sei
gestorben,^) aber dennoch verfügte Maximilian, daß die Reise erfolgen
solle: dynastische Interessen erheischten den Frieden in den Nieder-
landen, daher solle Philipp IL veranlaßt werden, ihn wieder herzustellen.
Außerdem handelte es sich um die beiden Töchter des Kaisers, Anna
und Elisabeth ; die eine war, dem Wunsche Philipps gemäß, Karl IX.
von Frankreich, die andere dem König von Portugal bestimmt. Auch
dieses Projekt ließ eine Aussprache geboten erscheinen.^)
KhevenhUller weilte damals in Landscron. Trotz leidendem
Zustand trat er am J9. Oktober die Reise an. In Piacenza vernahm
er, daß die Königin Isabella, erschüttert über das tragische Ende des
was tädtliches furnemen wellen; des Ich aber nit für gewiß hin geseczt will
haben, dann die Ursach der gefenngnussung so gar still gehalten, das wenig
hoch unnd Niders stanndts aigentlich darumb gewisst, unnd noch, unangesehen,
das mir allerlay von vertrautten ansehlichen Personen aus Hispania hierüber ge-
schriben worden, habben sy doch die Ursach mehr beruerten gefennckhnussung
Ihn ansehung der Aufruerischen Leutt durch Frannckhreich wenig meidung thuen
dörffen. Darzue ist mir Lieber, es schreiben in dergleichen khiczlichen sachen
Historischreiber unnd anndere als Ich. Gedachter Princz ist also in strenger ver-
warung bis auf das Monnat July dises Jars gehalten worden; hernach den vier-
undzwainczigisten an Sannt Jacobs Abent verschiden."
^) KhevenhUller weilte damals in Landscron, wo er am 28. Juli vom Erz-
herzog Karl ein Schreiben erhielt, das ihn von der bevorstehenden Reise in
Kenntnis setzte, „das mier frembd — erzählt uns jener — dieweil Ich von höchst-
gedachter Kay. M. khain schreiben gehabt, furkhomen. Derhalber Ich mich un-
verzogendlich zu Ir Kay. M. den dreisigisten per Posta nach Wienn erhebt . . .
zu der Kay. M. so zu Eberstorff . . . wäre, aufgemacht . . . daselbs . . . Audienz
gehabt, mich auch nit wenig, wie billich, das mir von Ir M. beruerter rayß halben
wenig noch vill zuekhoraen sein solle, resentiert, darauf mir hochgedachte Kay. M.
allergenedigist vermeldt, es seye kainer andern Ursach halber beschehen, als das
Ir F. D. angezaigt, sy wöllens bey mir selbs richtig machen, unnd damit Ihr D.
nit mf^ineten, das Ihr M. ainich mißtrauen in sy seczten, haben sy mir derwegen
zuschreiben eingestelt, darauf Ich uunderthenigist zufriden verhüben. . . ."
^) „Darvon man allerlay geredt, das Ich aber hieneben aus bedenckhen
einczufueren einstelle, aber vermug meiner gehabten kundtschaflften, die Ich
auch hernach, als Ich in Hispania khomen, also befunden, solle ehr darumben,
das ehr den Todt selbs muetwillig ain weil mit unseglichen überessen, ain weil
aber mit ungleublichen außhungern, auch anndern Unordnungen nachgerungen
hingangen sein. Der Ebig Gott helffe der Seel und l)ehuete khonfl'tiglich das
hochlöblich Hauß von Österreich vor dergleichen beschwerlichen Zuestannden."
^) Vgl. Gachard: Don Carlos et PhiHppe II. 574. Büdinger: Don Carlos'
Haft und Tod 255, 288 ff. Ritter: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegen-
reformation und des Dreißigjährigen Krieges I, 400.
13
Infanten, den Folgen einer Fehlgeburt erlegen sei.*) Er setzte die
Reise fort, traf in Genua den Erzherzog und schiffte sich mit diesem
am 10. November ein. Infolge ungünstiger Witterung erreichte man
erst in der zweiten Hälfte des Monats die spanische Küste. Die
Ankunft in Madrid erfolgte am 10. Dezember. Der Erzherzog ent-
ledigte sich nun des Auftrages, den König milde gegen die Nieder-
länder zu stimmen; der Bescheid jedoch, der ihm ward, ließ nichts
gutes für die Zukunft erhoffen.^)
Dagegen gelang dem Erzherzog, der indessen neue Instruktionen
erhalten hatte, den bereits dreimal verwitweten Vetter für eine Wieder-
vermählung zu erwärmen. Er trug ihm zur Auswahl die beiden
Töchter des Kaisers an.
Auch Katharina von Medici war nicht untätig geblieben. Sie
hatte sofort nach Einlangen der Todesnachricht Philippen nahegelegt,
Margaretha, die Schwester der Verstorbenen, zu ehelichen.^) Aber
der König sowohl wie seine Räte erklärten sich dagegen. Man ent-
^) Die Königin starb „de un raalpaito que le sobrevino de pena de la pri-
sion y muerte del infante Don Carlos y de utros accidentes". (Schriftstück, be-
titelt „Lo que escribe Joan Quevenliiller, conde de Franquenberg etc. de la
Jornada de Espana del archiduque Carlos de Austria." Aus dem Deutschen ins
Spanische übersetzt. [Wien, Staatsarchiv.]) Da Khevenhüller erst 1593 in den
Grafenstand erhoben wurde, ist die Übersetzung nicht vor diesem Jahr erfolgt.
Näheres l)ringt das Tagebuch. Die Eeise des Erzherzogs behandeln unter andern
Hurter: Ferdinand IL, Band I, 15 ff., Büdinger: Don Carlos 255, 288. Dem Ge-
rücht, es sei die Königin gestorben, maß Khevenhüller keinen Glauben bei ; er fand
es jedoch am Tage seiner Ankunft in Tortona (3. November) bestätigt. Die Königin
war am 26. Oktober gestorben. (Bericht Dietrichsteins an den Kaiser s. d. gewiß
vom November 1568. Wien, Staatsarchiv.) Er zögerte, die Reise fortzusetzen,
und schickte daher einen Boten nach Mailand, wo Karl bereits eingetroffen war.
Der Erzherzog beschied Khevenhüllern zu sich, worauf dieser am 4. November
nach Mailand eilte. „Damit Ich aber Ihn ansehung meines Unvermögens nicht
binden blibe, weil Ich mit Postiern nicht gefolgen khönn, habbe Ich mich den
funfften widerumb gemach voran gemacht unnd bin den sibenden, Gott lob, zeit-
lich ZU Genova ankhomen, daselbs Ihr F. D. ankhunfft erwart, die den Achten
hernach gewest. . . ."
2) Dieser Bescheid erfolgte am 20. Januar 1569 und es mißlang auch ein
zweiter Versuch, den König umzustimmen. Khevenhüller erzählt darüber fol-
gendes: „ . . . weil es dem Khönig derselben Zeit secundum animi sententiara er-
ganngen, auch Ihr M. billicht Ursach, gegen Ihnen mit Rigor zu procedieren zu
haben vermaindt, wenig erhaltten worden " Das Staatsarchiv verwahrt in
den Hispanicis eine Schrift, betitelt „Responsum ex parte Catholicae Majestatis
ad ea quae Serenissimus princeps Carolus archidux Austriae patruelis ejus charis-
simus, nomine serenissimi ac potentissimi principis Maximiliani Ro. Imperatoris
fratris ejus charissimi exposuit."
3) Gachard 577 ft'. Isabella und Margaretha waren Töchter Katharinas.
14
schied sich für Anna^) und schlug vor, daß die jüngere, Elisabeth,
ihre Hand dem König von Frankreich reichen solle. ^)
Am 4. März 1569 wurde die Rückreise angetreten. In Savona
(21. April) verließ Hans den Erzherzog, um sich in dessen Auftrag
nach Wien zu begeben. Er langte dort am 1. Mai an und erstattete
dem Kaiser Bericht über den Ausgang der Mission.^)
Khevenhüller lebte nun wieder seinen eigenen Geschäften; nicht
lange jedoch. Denn Christine, die verwitwete Herzogin von Lothringen,^)
die er am 5. September 1569 in Friedberg besuchte, betraute ihn mit
einer heiklen Mission: sie händigte ihm ein Schreiben ein, das er
dem Kaiser übergeben solle und worin sie diesen ermahnte, daß er
„wol bedechtig Ihn resolutione religionis geen solle unnd von der
Catholischen gar nicht weichen, neben andern vil mehr das einzefiern
Bedennckhlich".^) Maximilian IL blieb die Antwort nicht schuldig:
Khevenhüller mußte, um „die Herzogin von Ihren ge fasten Verdacht
unnd mißverstanndt zuereißen", ein Schreiben an den geheimen Rat
Christinens richten.
Im Sommer 1570 finden wir Hans Khevenhüller wieder am
kaiserlichen Hofe: als Hofmeister und Oberstkämmerer der Erzherzoge
Matthias und Maximilian. Dieses Amt sollte er dem Wunsche des
Monarchen gemäß bis zur Rückkehr Busbecks versehen, der mit den
^) „Perche pare che queste figliole del re Enrico tardino molti anni a far
prole." (Gachard 577.) Am 13. November 1570 fand die Vermählung Annas mit
Philipp II. statt.
^) Elisabeth vermählte sich 1570 mit Karl IX. von Frankreich. Margaretha
wurde 1572 die Gtimahlin Heinrich IV. von Frankreich, der sie aber 1600 ver-
stieß. Sie starb 1615.
^) In demselben Jahre wurde Khevenhüller zum Kapitän von Görz ernannt.
(Vgl. Czerwenka 78.) Er schreibt darüber (Eintragung vom 25. April 1586):
„Eben desselben tags hab Ich Erczherzog Carl unnd Ihr M. Gemahel wegen der
Haubtmanschafft der Grafschaflft Görcz, welche mier nach ableiben Gratf Franczen
von Thurn (f 1569), weil miers Ihr F. D. vil Jar zuvor zue solchem faal bewilligt
gehabt, haymbge fallen, geschriben ..." Darnach ist Czoemig: Das Land Görz
und Gradisca, zu berichtigen, der (795, Anm. 1) Georg mit dessen Vater Franz
Thurn verwechselt. Als Khevenhüller zum Botschafter in Madrid ernannt wurde,
bestellte er einen Verweser, Joseph von Rabatta. (Czoernig 795, 804.)
*) Christine (geb. 1523, gest. 9. Dezember 1590), Tochter Christians IL von
Dänemark. In erster Ehe war sie mit dem Herzog Franz von Mailand (gest. 1535),
in zweiter mit Franz von Lothringen (gest. 12. Juni 1545) vermählt. Da eine
ihrer Töchter Wilhelm von Bayern heiratete (A. Digot: Histoire de Lorraine
IV, 103), weilte Christine in Friedberg bei Augsburg, wo Khevenhüller sie be-
suchte.
») Tagebuch.
15
beiden anderen Prinzen Albrecht und Wenzesiaus nach Spanien ge-
reist war.^)
Eine wichtige Mission wurde Khevenhilllern im folgenden Jahre
übertragen. Die Spanier hatten Finale besetzt, das sie schließlich
auch eroberten, um eine leichtere Verbindung zwischen Mailand und
den Niederlanden herzustellen. Das bedeutete aber eine Verletzung
der kaiserlichen Rechte, da Finale ein Reichslehen war. In der ersten
Aufwallung seines Zornes beabsichtigte Maximilian, KhevenhUller
stracks nach Madrid zu schicken und durch ihn die Herausgabe
Finales zu fordern. Dieser lehnte die Sendung mit der Begründung
ab, seine Kräfte seien unzureichend für ein derartiges Amt. Der
Kaiser ließ dies nicht gelten, da es „nicht ain Particular, sonnder
solche sach seye, die sy also druckhen als nie khain anndere, un-
angesehen sy Iher tag vill starckh unnd beschwerlich stoß und zue-
stanndt gehabt". 2) Nur einen kurzen Aufschub, und den äußerst
ungern, bewilligte er.
Am 2. August mußte sich KhevenhUller verabschieden; am
15. September war er in Madrid. Wiederholte Audienzen beim König
und bei den Ministern, jede erfolglos; mochte auch der Abgesandte
des Kaisers „geburliche scherffe unnd allen ernnst" gebrauchen, man
achtete nicht seines Protestes. Schließlich wurde dem unbequemen
Dränger nahegelegt, die Heimreise anzutreten. Die Entscheidung dar-
über stellte KhevenhUller jedoch dem Kaiser anheim. Dieser ant-
wortete, er solle bis auf weiteren Bescheid in Madrid verbleiben.
Erst Ende März 1572 durfte sich KhevenhUller nach Wien begeben,
wo er am 4. Mai eintraf. Noch während seines Aufenthaltes in Spanien
war ihm von selten Dietrichsteins ^) der Wunsch des Kaisers mit-
geteilt worden, er möge die Stelle eines Botschafters am Hofe
Philipps II. übernehmen. Nun kam Maximilian selbst darauf zu sprechen.
KhevenhUller erhob Einwendungen, fruchtlos jedoch; füglich mußte
er gehorchen, um „zway Jar, geliebts Gott, zu dienen und Ihn
Hispanien als Ihr Mt. unwierdiger Orator zu residiern."*)
^) Tagebuch. Vgl. hingegen J. Dalle: Histoire de Bousbecquc 66. Eugen
Busbeck war seit 1564 Hofmeister jener Erzherzoge. Rudolf und Ernst weilten
bereits in Madrid. Damals ging auch Moritz Christoph KhevenhUller nach Spanien.
(Vgl. Seite 10, Anm. 3.)
*) Eintragung vom 11. Juni 1571.
^) Seit 1563 Botschafter in Madrid.
*) Eintragung vom 5. Mai 1572. Vor Antritt seines Botschafterpostens
hätte sich KhevenhUller nach Rom begeben sollen, um dem neugewählten Papst
Gregor XIII., dem Nachfolger Pius V., die Glückwünsche des Kaisers zu über-
mitteln. Es war ihm jedoch gelungen, Maximilian II. zu veranlassen, daß er „nicht
16
Keineswegs so kurze Zeit, bis zu seinem Tod vielmehr, der am
8. Mai 1606 erfolgte, sollte Kbevenhüller den Botschafterposten ver-
sehen,^) Seine Stellung in Madrid war, solang Maximilian lebte,
erträglich. Wohl stand Philipps IL niederländische Politik in schroff-
stem Gegensatz zu den Anschauungen jenes Kaisers. Maximilian hatte
sich sogar angesichts der zunehmenden Gärung einige Zeit mit dem
Gedanken getragen, in den Niederlanden dem deutsch-österreichischen
Einfluß Bahn zu brechen,^) Er entsagte ihm jedoch und war, schon
der Geldhilfe halber, die er nicht missen konnte, bemüht, ein leid-
liches Verhältnis mit dem König aufrecht zu erhalten.
Eine unerfreuliche Wendung nahmen aber die Dinge nach dem
Regierungsantritte Rudolfs II. Schon seit langem hegte König Philipp
Verdacht, es erstrebe Deutsch - Habsburg den Erwerb der Nieder-
lande.^) Vollends sah er sich darin bestärkt, als Matthias, der
jüngere Bruder des Kaisers im Einverständnis mit den südlichen
Provinzen im Oktober 1577 heimlich die Heimat verlassen hatte, um
sich wegen Übernahme der Generalstatthalterschaft nach Niederland
zu begeben.*) Rudolf leugnete zwar, daß er die Hand mit im Spiele
habe, indes lag ihm nichts ferner, als auf die Rückkehr des Erz-
herzogs zu dringen,^)
Kbevenhüller ließ nichts unversucht, dem spanischen Hofe die
Überzeugung beizubringen, daß man den Kaiser grundlos beschuldige.''')
allzeit ainen allein zue dergleichen sachen gebrauche". (Eintragung vom 25. Mai
1572.) Am 9. November 1573 trat Khevenhüller die Reise nach Madrid an, wo
er am 4. Februar 1574 eintraf.
^) Die Antrittsinstruktion ist vom 17. Oktober 1573 datiert. (Wien, Staats-
archiv.)
2) Vgl. Ritter I, 398 ff.
^) In der Tat wollte Rudolf den Gedanken verwirklichen, den bereits
Maximilian II. gefaßt hatte: der deutschen Linie Habsburgs die Niederlande zu-
zuführen. Die Gärung, welche dort die unglückseligen Maßregeln Philipps hervor-
gerufen hatten, trug vollends dazu bei, ihn in diesem Entschluß zu bestärken.
Denn das äußerste, zu dem sich die Staaten fast schon getrieben sahen — Ab-
fiill von der spanischen Krone und Anschluß an Frankreich — glaubte Rudolf
nur dadurch verhüten zu können, daß ein Erzherzog die Statthalterschaft übernahm.
*) Vgl. Ritter I, 531.
^) Denn hielt sich dieser, dann waren seiner Überzeugung nach die Pläne
Anjous durchkreuzt, der gleichfalls die Herrschaft in den Niederlanden anstrebte.
Erwähnt sei, daß der Cod. 187 (Wien, Staatsarchiv) unter anderem auch bisher
unbekannte Korrespondenzen aus dem Jahre 1580 enthält, welche die nieder-
ländische Frage und die Stellung des Kaisers betreffen.
®) „ . . . den sibenzehenden hernach (17. November 1577) liab Ich abermalln
lange Audienz bey Ihr Mt. uund der Khöiiigin gehabt, gei-n die Sachen dahin
17
Je mehr er sich aber dessen annahm, zu desto heftigerem Wider-
spruch forderte er die Räte Philipps II. heraus. Einer von ihnen,
der Markgraf von Almazan, ließ sogar die Äußerung fallen, „es wehre
nit wunder, das der König, sich zu rechnen, den TUrcken mitten
durch das Reich führte."^) Khevenhtiller zitierte das Sprichwort:
„Unser Herr weiß wol, warumb er der Geiß den Schwantz nit zu
lang gelassen."^) Dieser Disput endete schließlich damit, daß der
Spanier, als er „mit ungewaschenen Wortten" die Majestät des Kaisers
angetastet hatte, derart zurechtgewiesen wurde, „das ehr hernach
limitierter ganngen ist, habben unns auch hernach nimer besuecht,
gesehen, noch mit einander geredt", ^)
Kläglich endete das Abenteuer des Erzherzogs Matthias^) und
tiefer Groll blieb im Herzen des Königs zurück.^)
Bei derartig gespannten Beziehungen sollte nun Khevenhtiller
das wichtige Geschäft der Heirat Rudolfs mit Isabella, der ältesten
Tochter Philipps, zu einem gedeihlichen Abschluß bringen. Erst in
den letzten Maitagen 1582 willigte der König in die Fortführung der
Verhandlungen ein, die 1579 angeknüpft worden wai'en. Seit März
1582 weilte Maria, die Witwe nach Maximilian IL, in Madrid, um
„leres geliebsten Herrn Sun Heyrat zue beschlus zubringen".*^) Nur
sie und Khevenhüller — „khainen anndern" — betraute König
Philipp, wie er es ausdrücklich sagte, mit dieser Angelegenheit.'')
Da war es Rudolf, der sich so rasch nicht entschließen wollte.
Gefühle und Erwägungen verschiedenster Art sttirmten auf ihn ein.
Ein Freund und Kenner des Schönen verlangte er Gewißheit dar-
über, daß sich die Braut nicht schminke. Die Porträts, die er erhielt,
genügten ihm nicht. Und obwohl Khevenhüller versicherte, Isabella
gericht, das Erzherzog Mathias aixfbrechen nicht übl aufgenoaicn wur, das aber
darumben sy demselben vill opponiert, nich statt haben noch sein wellen."
(Tagebuch.)
^) Annales Ferdinande! I, 38.
2) Ibidem I, 38.
"; Eintragung vom 9. Mai 1578.
*) Aber auch Anjou, dem kurze Zeit nach der am 26. Juli 1581 erfolgten
Unabhängigkeitserklärung der nördlichen Provinzen gehuldigt worden war, mußte
das Feld räumen.
^) Erst im Jahre 1587 versöhnte sich Philipp mit Matthias. („Den vicrdten
[März 1587] habbe Ich Erczherczog Mathias reconeiliation bey dem Khönig richtig
gemacht.")
") Diese Worte richtete die Kaiserin an Khevenhüller, der ihr entgegen-
gereist war. (Eintragung vom 16. März 1582. Vgl. Annales Ferdinandei I, 189.)
'') Eintragung vom 29. Mai 1582.
Khevenliüller-Schlitter. 1742-1744, 2
18
sei „ein Frauenbild ohne artificio oder Anstrich"/) zögerte jener noch
immer.
Ungeduldig die Kaiserin, nicht minder der Botschafter. Dieser
schrieb nach Wien, Rudolf solle sich doch äußern; wünsche er die
Heirat nicht, dann möge er dem Erzherzog Ernst „darzu verhelfen".^)
„Ich khans meines tails — mit diesen Worten entschuldigt
KhevenhUUer das Schweigen des Kaisers — nichte als der Beschwer-
lichen Melankholei, damit der frumb Herr nun lange Zeit gehalten
werdt, atribuiern."^) In Wirklichkeit aber ließ die Braut den Kaiser
völlig kalt. Rudolf gestand es selbst, indem er folgendes an Kheven-
hüller schrieb: „Wa ich die Wahrheit sagen soll, so hab ich niemaln
sondern lust darzu gehabt und ist, was beschehen, allain daher er-
volgt, das die Kayserin, als Sy noch heraussen gewest, und andere
dermassen starck in mich gesetzt haben, aber dasselb eben der Zeitt,
alss ich schwach und tibi auf gewest."^)
Weiteres Zögern, neuerliches Begehren, die Frist zu erstrecken.
Da wurde Khevenhtiller nach Prag berufen. Philipp II. hoffte nun,
es werde sich alles zum Guten wenden, und ließ dem Botschafter
sagen, „er vermein. Unser Herrgott habbe dem Khayser Inspirierdt",
daß jener nach Prag reisen soUe.^)
Am 9. März 1592 war Khevenhüller in Prag.^) Den Eindruck,
den er dort empfing, schildert er uns in folgender Weise: „Es Ist
zu wissen, daß Ich alle Sachen, sowoll hochstgedachter Khay. Mt.
Person, alls das übrig Petrefifendt Ihnn frembden und selczamen standt
gefunden, also und dermassen, das Ichs hieneben auß sonderm Pe-
denckhen zue verificziern untterlassen. Trag aber grosse sorg, es
werde eß die Zeit khurczlich an tag Pringen, Ihnn publicis unnd
privatis ain selczamen Metamorphosin und Verenderung abgeben.
Der AUmechttig welle eß verhuetten durch sein Parmherczig-
kheit."^)
Khevenhüller war fast täglich beim Kaiser; er stellte diesem
die politischen Vorteile in Aussicht, welche die Heirat mit sich bringen
könnte: die Thronfolge in Spanien, wenn der Mannsstamm Philipps
^) Turba: Beiträge zur Geschichte der Habsburger (Archiv für Kuude
österreichischer Geschichtsquellen, Band 86, S. 336.)
2) Eintragung vom 2. Januar 1584.
^) Eintragung vom 2. Januar 1584.
*) Schreiben vom 15. April 1585. (Turba 337.)
5) Eintragung vom 13. Juli 1591.
®) Khevenhüller hatte Madrid am 16. Oktober 1591 verlassen.
') Eintragung vom 29. März 1592.
19
erlosch, und die Erwerbung der alten Reichsgebiete Niederland und
Mailand als mögliches Heiratsgut der Infantin. ^)
Rudolf IL konnte sich zu keinem Entschluß aufraffen; er ver-
sprach bloß, die Antwort geben zu wollen, sobald KhevenhUller wieder
in Madrid sei. Aber auch nach dessen Ankunft in Spanien^) blieb
sie aus. Fruchtlos alles Drängen Khevenhtillers, bis füglich Philipp IL,
müde des langen Harrens, die Infantin dem Erzherzog Karl verlobte
und ihr, was den Kaiser am schmerzlichsten traf, als Heiratsgut die
Niederlande versprach.'')
Zu einem glücklicheren Abschluß hingegen brachte KhevenhüIler
die Verhandlungen, die wegen der Reichslehen Modena und Reggio
geführt wurden.^) Ebenso gelang es ihm, dem Kaiser Subsidien für
den Türkenkrieg und dem Erzherzog Maximilian, der sich um die
polnische Krone bewarb, eine ansehnliche Gelduntersttitzung zu er-
wirken.^)
In gleicher Weise trug KhevenhüIler viel zur Bereicherung der
Sammlungen Rudolfs IL bei; manch wertvolles Stück hat er aus-
findig gemacht und durch dessen Einsendung die letzten Lebensjahre
des kunstsinnigen Monarchen verschönt.*^) Zahlreiche Aufträge er-
gingen an ihn, nach Kunstschätzen zu fahnden, nicht immer jedoch
trafen sie den richtigen Mann. So war Rudolf IL ein Bewunderer
Dürers, wogegen KhevenhüIler offen gestand, daß ihm die Zeichnungen
dieses Meisters „nit sunders" gefielen. '')
KhevenhüIler vertrat auch Ferdinanden von Tirol am Hofe
Philipps IL Wöchentlich sandte er ihm Berichte über die wichtig-
sten Vorfälle ein;^) im Jahr 1589 erhielt er vom Erzherzog die
Weisung, den König zu veranlassen, daß er Beziehungen zu Rußland
anknüpfe und einen ständigen Residenten in Moskau halte. ^)
') Eintragung vom 1. April 1592. Siehe auch Annales Ferdinandei III, 1053.
2) KhevenhüIler hatte Prag am 19. November verlassen und war am 4. Mai
1593 in Madrid eingelangt.
8) Vgl. Turha 351 ff.
*) Annales Ferdinandei III, 684.
^) Ibidem II, 564.
®) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses III, 101, VII (Regest 4634, 5382), XIII, XIV, XV, XIX.
') Ibidem XX, 88.
«) Hirn: Erzherzog Ferdinand II. von Tirol II, 89. Auch für die Ambraser
Sammlung war KhevenhüIler tätig. (Vgl. ibid. II, 425, 426, 432, 433, 436, 437.)
^) Ibid. II, 283, Anm. 2. Über Ferdinands Bemühungen, einen Anschluß
Habsburgs an Rußland zu bewerkstelligen, vgl. Hans Übersberger: Österreich
und Rußland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, I, Seite 528 ff. (Auf Ver-
anlassung S. D. des Fürsten Franz von und zu Liechtenstein.)
2*
20
Auch um (las spanische Königshaus machte sich Khevenhüller
verdient, denn die Heirat des Infanten Philipp mit Margaretha, einer
Tochter Karls von Innerösterreich, war größtenteils sein Werk.^)
Bei Philipp II. stand Khevenhüller in hohem Ansehen und er
zählte zu den wenigen, denen der argwöhnische und schwer zugäng-
liche König 2) volles Vertrauen entgegenbrachte.^) Dieser nahm sogar
seine Dienste irr Anspruch, als 1589 die Kriegsrüstungen neue Geld-
opfer erheischten; und in der Tat setzte der kaiserliche Botschafter
durch, daß die Cortes acht Millionen bewilligten.^)
Für die Dienste, die er dem König erwies, beanspruchte
Khevenhüller keinen Lohn; aus Eigennutz etwas zu tun, war ihm
fremd. So machte er die Annahme eines Ehrengeschenkes von
10.000 Dukaten, das ihm jener „wegen der im Müntzhauß gehabten
Mühe und außgelegten Unkosten"^) überreichen ließ, von der Zu-
stimmung seines kaiserlichen Herrn abhängig,*^) und dankbar lehnte
er auch andere Gunstbezeigungen ab: die Ernennung zum Geheimen
Rat mit großen Bezügen ^) und den Kardinalshut, den ihm Philipp II.
erwirken wollte.^) Das einzige äußere Zeichen der Huld Philipps IL,
^) Die Hochzeit fand am 18. April 1599 in Valencia statt.
^) „ . . . weil aber der Khönig, wie E. M. bewüst, mit argwon unnd andern
also beschaffen, unnd so khüczlich ist, mues man leis geen . . ." (Khevenhüller
an den Kaiser, 24. Januar 1580. Turba 328, Anm. 5.)
3) Vgl. Annales Ferdinandei III, 771 ff.
*) Ibid. 772.
^) Philipp II, der die Tiroler Kunst des Münzprägens in Spanien einführen
wollte, hatte zu diesem Zweck Haller Arbeiter nach Madrid kommen lassen. Sic
richteten unter Khevenhüllers Aufsicht das Münzhaus ein, das der König an
einem Herbsttage des Jahres 1587 besuchte, (Hirn: Erzherzog Ferdinand von
Tirol I, 593 ff.)
*) Annales Ferdinandei II, 540.
') Ibid. III, 772.
*) „Den funfften (April 1579) hab Ich zue fruer tagzeit mit dem Khönig
wegen etlicher Zeittungen, so meinedt halber, nemblich das Ich Ihn Colegio
Cardinalium zue Ihrem mitl Proponiret worden, geredt unnd endtschuldigt, damit
Ihr Mt. nicht vermain oder gedenckhen sollen, solches durch mich negociert
worden sey, dise Pratickhen ist hernach ernstlich triben worden, unnd haben
starckh derwegen Ihn mich geseczt, das Ich mich darzue resolviern soll, unnd
mag an beruemb sagen, das dis Cardinal hietl Ihn meinen Hannden gestannden;
darzue habben mier Kay. Mt. unnd der Khönig alhie zu versteen geben, da Ich
mich dahin resolviern, wellen mier darzue unzweiflich helffen und mit allen not-
turfftigen zu underhalttung vermelter dignitet endtgegen geen-, bishero aber hab
Ich mich nicht darzue resolviern khin, nicht darumben, das Ich solicher Dignitet
nicht der billichait nach scheczte unnd guett hielt, aber darumben, das meines
erachtens darzue vill gehört. ..."
21
das er nicht zurückgewiesen, war das goldene Vließ, das ihm dieser
am 15. September 1587 verliehen hatte. ^)
Dankbar erwies sich Kaiser Rudolf dafür, daß Khevenhüller ihn
nicht verlassen und nicht in spanische Dienste treten wollte. Er
sandte ihm mit einem eigenhändigen Schreiben den KämmererschlüsseP)
und verlieh ihm den Titel eines Geheimen Rates ^.)
Khevenhüller erhielt am 20. Juni 1588 für sich und sein Ge-
schlecht das Erblandstallmeisteramt in Kärnten und wurde am 19. Juli
1593 in den Reichsgrafenstand erhoben.^) Un vermählt starb er am
8. Juni 1606.^) „Von Persohn ist er lanng, wol Proporcioniert, von
Gesicht annemblich, auch ernsthafft. Sehen, weisser gestalt und rote-
letes Parts und Hares gewesen; seines glückhs hat er sich nie über-
numben, in unglUckh sich niemahls khleinmuetig erzeigt, in schweren
wichtigen geschefften sich aller vorsichtigkheit gebraucht und die
von weniger wichtigkheit mit lust und annerablichkheit gefiehrt,"*^)
^) Aimales P'erdinandei II, 541.
*) Zwei Tage nach Khcvenhiillers Ankunft in Prag. (Eintragung vom
10. und 11. März 1592.)
'') Conterfeit II, 186 ff. Khevenhüller war auch Albrechts Obersthotmeister,
welcher Stellung er jedocli entsagte, als dem Erzherzog die Niederlande über-
geben wurden. (Annales Fcrdinandei IV, 1479.) Khevenhüller erfreute sich auch
der Gunst der Kaiserin Maria, die ihn zu ihrem Testamentsexekutor bestellte und
mit einem ansehnlichen Legat bedachte. (Vgl. Turba 362 und Annales VI, 2766.)
*) Georg, der Solm Sigisraunds (Stifters der Linie zu Hohenosterwitz),
hatte bereits am 16. Oktober 1566 im Vereine mit seinen Vettern Hans, Bartholo-
mäus und Moritz Christoph den Freiherrnstand erhalten.
^) Am 1. Juni 1581 hatte Khevenhüller die Herrschaften Frankenburg,
Kammer und Kogl im Traunviertel von Rudolf II. käuflich erworben. Sie wurden
(am 19. Juli 1593) zu einer Grafschaft Frankenburg erhoben und von Kheven-
hüller mit Testament vom 6. August 1605 zu einem Majorate konstituiert. Eine
Abschrift des Testaments befindet sich in der Urkundenabteilung des Wiener
Staatsarchivs.
^) Moßhammer. Über die Berichte und Schriften KhevenhüUers folgendes:
nur ein Bruchteil der Originalberichte befindet sich im Wiener Staatsarchiv; das
Fehlende (gleichzeitige Abschriften) verwahrt das Germanische Museum zu Nürn-
berg. (Vgl. Turba 313, Anm. 1.) Von anderen Korrespondenzen besitzt das
Staatsarchiv:
a) Schreiben an den Kurfürsten von Köln, Ernst Herzog von Bayern,
1597-1602;
h) an Adam Freiherrn von Dietrichstein, Obersthofmeister Rudolfs IL, 1581;
c) an Bartholomäus Khevenhüller, 1579 — 1605;
d) an Georg Khevenhüller, 1579;
e) an Hans Nusser, Kammerdiener Rudolfs II., 1595—1596;
f) Adam Freiherr von Dietrichstein an Khevenhüller, 1576—1589;
g) Leonhard Freiherr von Harrach an Khevenhüller, 1578—1590 (94).
22
Majorat und Grafenstand gingen auf seinen Bruder Bartholomäus
über/) einen vielgereisten Mann, den reiches Wissen und Sprach -
kenntnisse auszeichneten. 2) Er liebte das Landleben und zog die Ver-
waltung seiner Grüter jeglichem Amt vor. Immerhin hat auch er dem Kaiser
sowohl wie dem Regenten von Innerösterreich zu wiederholten Malen
gedient: in Wien und in Graz war Bartholomäus kein Fremder, hier und
dort bekleidete er Hofwürden und gar oft wandten sich Mitglieder der
kaiserlichen Familie an ihn, wenn es Geld zu beschaifen galt.^)
Als Maximilian zum römischen König gekrönt wurde, wohnte
auch Bartholomäus dieser Feier bei.^) Er blieb bis zum folgenden
Jahre im Dienste des kaiserlichen Hofes, ging dann nach Graz, wo
ihn Karl zu seinem Mundschenk, Kämmerer und Rat ernannte.
Seit 1581 versah Khevenhüller das Amt eines ständischen Burg-
grafen von Kärnten; als solcher empfing er die Kaiserin Maria, die
im selben Jahre nach Spanien reiste, und 1599 die Braut Philipps III.,
die er bis zur Landesgrenze begleitete.^) Er hielt auch im Namen
der Landschaft die Anrede, als dem jungen Erzherzog Ferdinand in
Klagenfurt gehuldigt wurde. ^)
Als Kriegsmann tat sich Khevenhüller in den Kämpfen gegen
die Türken 1564, 1566 und 1594 hervor.'') Er war Reformkatholik
^) Diplom vom 12. August 1607. Bartholomäus wurde am 21. August 1539
zu Villach geboren.
^) Seine Erlebnisse schildert er in einem Tagebuch, das Adam Wolf (Ge-
schichtliche Bilder aus Österreich I, 126 flf.) benutzt hat.
^) Dies erhellt aus KhevenhüUers Vermögensbüchern. (Czerwenka, 237,
i. d. Anm.)
*) Die Krönung fand am 30. November 1562 in Frankfurt statt. (Vgl. Holtz-
mann, 421.)
^) Beide Fürstinnen wohnten im Hause KhevenhüUers. Die Erzherzogin
Margaretha, Philipps Braut, und ihren ganzen Hofstaat hat Khevenhüller „der-
massen tractiret, das man noch selber orthen darvon sagen thuet". (Moßhammer.)
") Erzherzog Karl war am 10. Juli 1590 gestorben. In seiner Eigenschaft
als Kämmerer half Khevenhüller den Sarg tragen. (Moßhammer.)
') Moßhammer (nach KhevenhüUers Aufzeichnungen). Wurzbach (XI, 215)
erzählt uns folgendes: „Im Jahre 1609 focht er gegen Bocskai, der mit seinen
Rebellen die Burgen Mödling iind Liechtenstein . . . besetzt hielt, vertrieb ihn
und brachte beide Burgen wieder in den Besitz des Königs." Bocskai war aber
seit 29. Dezember 1606 nicht mehr am Leben. Sein Heerführer Georg Nemeth
hatte im Sommer 1605 unter anderem auch Mödling heimgesucht (Giannoni: Ge-
schichte der Stadt Mödling, 136), doch war er von keinem Khevenhüller ver-
trieben worden. Wurzbach hat daher eine Stelle in Franz Christophs „Conterfet"
(II. 165) falsch gedeutet, wo es heißt: „Anno 1609 zog er (Bartholomäus) nach
Wien, da er Mödling und Liechtenstein zur Eichtigkeit und in sein Gewalt ge-
bracht." Denn beide Herrschaften waren 1592 an Hans Khevenhüller, den kaiser-
23
und huldigte daher liberalen Anschauungen.^) Um nicht in Wider-
spruch mit der Regierung zu geraten, wollte er die Stelle eines Burg-
grafen niederlegen, als die Gegenreformation auch Kärnten berührte;
er führte jedoch seinen Vorsatz nicht aus, da ihn die Stände darum
gebeten hatten; erst 1607 begab er sich seines Amtes. ^)
Seinen Glaubensgenossen empfahl er Gehorsam; dennoch kam
es in der Folge zu einem Streit, als Bartholomäus sowohl wie Franz
von Osterwitz^) sich weigerten, für eines ihrer Güter einen katholi-
schen Propst zu präsentieren. Beide Khevenhüller wurden vom Erz-
herzog Ferdinand nach Graz berufen und nicht früher durften sie heim-
kehren, ehe sie nicht dem Willen des Landesfürsten sich gefügt hatten.*)
liehen Botschafter in Madrid, als verpfändetes landesfürstliches Kammergut pfleg-
weise vergabt worden. Bei der Erbteilnng 1606 fielen Mödling und Liechten-
stein, die noch die Hofkammer verwaltete, Bartholomäus zu (Moßhammer). Dieser
reiste 1609 nach Niederösterreich, um bei der Ausmarkung und Beschreibung
des Burgfriedens und Landgerichtes des Marktes zugegen zu sein. Dies erfolgte
im November des folgenden Jahres. Im Jahre 1613 wurde die Herrschaft „Burg
Mödling — Feste Liechtenstein" an Bartholomäus verkauft. (Giannoni, 120—127.)
Moßhammer erzählt jedoch: „hat er (1609) vll negotiert, das beide Herrschaften
, . . aigenthumblich an ihne gelangt und hat Possessiou derselben und die Under-
thanen in die glüb genumben . . ," und 1611 „mit Herrn Augustin Khevenhüller
(Sohn des Moritz Christoph) ein solchen Tausch gethan, das Er ihm baide Herr-
schafften . . . gelassen, und er hat darfür die Giietter iimb Spital und die Herr-
schafft Summeregg, im Erczherzogthumb Khärndten gelegen, genumben."
') Hurter (IV, 592) und Adam Wolf (I, 143) nennen ihn das Haupt der
Protestanten in Kärnten, weil auch Khevenhüller die Sache der Evangelischen
verteidigte. In dem „Verzaichnus deijenigen Herrn und landleuth des herzog-
thumbs Steyr der wahren Augsburgischen confession dazumahl, als von 1581 bis
1582 iahr, zugethan gewest . . ." (Loserth: Die Reformation und Gegenreformation
in den innerösterreichischen Ländern im 16. Jahrhundert, 597) findet sich aucli
des Bartholomäus Name verzeichnet.
^) Moßhammer berichtet darüber folgendes: „Im 1600 Jahre, nachdem die
Herrn und Landleuth beeder Religion in grosser anzal zue Clagenfurth bey-
samben gewessen, hat Herr Khevenhüller seiner Schwach und Alters halber . . .
sein Burggrafen und Landt Obristen Ambt aufkhöndt, darüber von gesambtten
Stendten der Probst zue Veckhelmarckht, Ulrich von Ernau, Christophen Gal und
Herrn Friderirli Paradeiser, mit ihme weitter die Continuation beeder Ambter
zuerhandlen, gesehickht, dessen er sich leztliehen erbotten und darauf neben
Herrn Wolf Mayer und Herrn Francz Khevenhüller zue denen Reformations
Commißarien nach St. Veith verraist ..." 1607: „und nachdem Er seinem Laudb
Obr- und Burggrafen Ambte wegen seines hin- und wider Raisens nit hat wol
assistiern khönnen, Also renuncierte er beide einer Ersamben Landschaift, die
ihne zwar der Burggraffschaft, darinnen Ihme Herr Ludwig von Dietrichstein
nachgefolgt, des Landtobristen Amts aber kheines weegs entlassen wollen. ..."
^) Ein Sohn Georg Khevenhüllers.
*) Hurter, III, 409. Czerwenka, 423 flf.
24
Bartholomäus blieb auch fürder seiner Gesinnung treu; denn
auf der Eingabe, welche die evangelische Ritterschaft am 30. Oktober
1603 mit dem Ersuchen an Ferdinand richtete, er möge niemand in
seinem Gewissen bedrängen, war Khevenhüller als der erste Edel-
mann unterzeichnet.^)
Dennoch entzog ihm der Erzherzog nicht seine Gunst; er for-
derte Bartholomäus 1607 auf, mit ihm nach Regensburg zu gehen, ^)
empfing ihn 1610 zu Wien und war drei Jahre später in Klagenfurt
sein Gast. Es soll nicht Wunder nehmen, daß der streng katholische
Ferdinand,^) der mit eiserner Strenge die Katholisierung Inneröster-
reichs in Angriff genommen und durchgeführt hatte, Umgang mit
einem Manne pflog, der, weder Katholik noch Protestant, gleichsam
in der Mitte zwischen beiden stand. Denn mit hervorragenden Eigen-
schaften war Khevenhüller begnadet und eben sie machten ihm den
Erzherzog geneigt. Und daß er sie besaß, erhellt aus einer Schrift,
die uns sein innerstes Denken und Fühlen offenbart.*) Sie beweist
aber auch, daß Khevenhüller trotz entschiedenem Eintreten für weit-
gehende Duldung der alten Kirche nicht abtrünnig geworden ist:
„Glaub nit ein jeden Geist — heißt es darin — halt dich aber der
Rechten waren catholischen schrifft, die Im alten und neuen testa-
ment sein zugelassen . . . Vergreiff dich nit an Gottesheussern oder
den Geistlichen güettern, hab die Priesterschafft ... in eren. ..."
Schwermut und Enttäuschung verrät diese Schrift; jeder Satz
jedoch, markig wie der Schreiber selbst es war, zeugt von der Gottes-
furcht, dem Gerechtigkeitssinn und Pflichtgefühl jenes Khevenhüller,
der, obwohl kein Heerführer, kein Diplomat oder Minister, doch zu
den bedeutendsten seines Geschlechtes zählt. „Er war — schildert
ihn der Chronist — ein freundlicher, von Persohn und geberden an-
sehlicher und von Mennigclich geliebter, aufrechter und wolver-
stendiger Cavallero; und ob er wol sein tag vill außgestanden, ist er
doch alleczeit mit ehren und ruehm darvon khomben. Von gesiebt
ist er wohlgefarbt, von Persohn lanng, von Parth und Har Braun,
») Wolf I, 143.
^) „Dessen er (Bartholomäus) sieh aber wegen seiner Indisposition, Alters
lind Haußgescliefft entschuldigt." (Moßliammer.)
^) An dessen Mutter hatte Hans Khevenhüller eines Tages geschrieben:
„Ewiges sowohl als Zeitliches ihrer Kinder hänge davon ab, daß deren Erziehung
Leuten anvertraut werde, welche innerlich nicht minder als äußerlich katholisch
seien." (Hurter II, 249.)
*) Bei Czerwenka, 322 ff. Wahrscheinlich zwischen 1606 und 1607 verfaßt,
als Richtschnur für seinen ältesten Sohn Franz Christoph.
25
in seinem vorbringen wolberedt, in gescliefften embsig und arbeit-
samb, auch 'im Tractiren mit Jederman freundtlich gewesen."')
Vierundsiebzigjährig ist er am 16. August 1613 gestorben.^)
Sein jüngerer Sohn Hans^) war Protestant und blieb es. Das
Restitutionsedikt Ferdinands IL trieb ihn daher in die Fremde.
„Glückselig sind die — schrieb er seiner jungen Frau — die ihre
Sachen aufs eheste richten können; wenn schon einer des Zeitlichen
etwas verlassen muß, ist es doch besser, als das Ewige verlassen."*)
Hans begab sich nach Nürnberg und trat als Oberstleutnant
in schwedische Dienste. Bei der Einnahme von Freistadt, 29. Juli
1632, schwer verwundet, starb er am 7. Oktober desselben Jahres.^)
Franz Christoph, der ältere Sohn,*^) betrieb zwar nicht wie einst
sein Vater humanistische und juristische Studien, aber er eignete
sich nicht minder reiches Wissen und Sprachkenntnisse an. Italien,
Frankreich, Belgien und England hatte er bereist.
Anders geartet als Bartholomäus, der jeglichen Prunk scheute
und ein Freund und Schirmer der Protestanten war, weilte Franz
Christoph am liebsten bei Hof und er bekannte sich, allerdings aus
innerem .Drang, zum katholischen Glauben.'')
^) Moßhammer.
^) Er war di-eimal vermählt: mit Anna Graft' zum Schenibcrg und Goldeck
(gest. 19. Januar 1580), mit Blanka Ludmilla von Tliurn (gest. IG. Januar 1595),
mit Regina geb. von Thannhausen, Witwe nach 8iegmund KhevenhüUer, dem
Enkel des Stifters der jüngeren Linie. Aus diesen Ehen hatte er neun Töchter
und ebensoviele Söhne. Von den Söhnen überlebten ihn bloß Franz Christoph,
Hans und Bernhard.
^) Geboren am SO.Mai 1597. Seine Mutter war Regina Freiin von Thannhausen.
*) Czerwenka, 480.
^) Wolf I, 166. Die „Carinthia" (Jahrgang 1856, Nr. 26) enthält ein Ge-
dicht von Fr. Pichler: „Hans KhevenhüUer vor Nürnberg (1632)." Hans hatte
sich am 1. Januar 1624 mit Maria Elisabeth Freiin von Dietrichstein vermählt
(Moßhammer), die ihm fünf Kinder gebar. Von diesen überlebten ihn bloß:
Bartholomäus (geb. 25. Juli 1626, gest. 28. Juni 1678), Heinrich Wilhelm (gest.
1635) und Franz Christoph (gest. 1635). Bartholomäus lebte als Protestant im
Ausland. In erster Ehe mit Eleonore Felicitas von Jörger (gest. 4. Mai 1660),
in zweiter mit Regina Justina Gräfin von Abensberg Traun vermählt (gest. 14. März
1707) pflanzte er den Zweig fort, der aber mit seinem Sohn Franz Hartmann
(gek 2. Dezember 1677) am 19. Januar 1694 erlosch.
*) Geboren am 21. Februar 1588. (Seine Mutter Avar Blanka Ludmilla
Gräfin von Thurn.) „Was biß auf das Sibendt Jahr ein Schwachs, ellendts und
khlaines Khindt, jedermassen von Khranckheiten übel tractiert, das seine Eltern
sich besorgten, da er doch erwaxen und zue Jahren khommen, er Eilend und
gar ein Zwerg verbleiben solte. ..." (Moßhammer.) Vgl. über ihn Wolf I, 146 ß".
') Wann der Übertritt erfolgte, ist unbekannt.
26
Als im Mai 1609 dem Erzherzog Matthias zu Linz gehuldigt
wurde, wohnte auch Khevenhüller, damals Truchseß, dieser Feier bei.
Das folgende Jahr begleitete er Ferdinanden, unter dessen Regierung
er dereinst eine hervorragende Rolle spielen sollte, nach Prag, wo
er Zeuge der denkwürdigen Szene war, die den Bruderzwist im Hause
Habsburg abschloß.^)
Khevenhüller befand sich im Gefolge des Königs Matthias, als
dieser am 24, März 1611 in Prag einzog. Schon war ihm ein
ständiges Hofamt, das des Oberstsilberkämmerers, übertragen worden
und verschiedene Anlässe ergaben sich nun, bei denen er es versah:
Matthias' Krönung zum König von Böhmen, 2) dessen Huldigung in
der Lausitz und in Schlesien, die Heirat des Königs mit Anna, der
Tochter Ferdinands von Tirol, das Begräbnis Rudolfs H., die Kälser-
krönung in Frankfurt s) und, im Januar 1616, die Krönung Annas zur
^) Moßhammer beschreibt dieses Ereignis (nach Khevenhüllers Aufzeich-
nungen) wie folgt: „Wie nim zue clissem Endt jeztgedachte Erczherzogen (Maxi-
milian und Ferdinand) zue dem Khaysser gangen, ist Ihr Mayt. mit grosser
gravitet, welche ihr dan von natur angeboren gewessen, under dem Boldogin an
dem Tisch anlainnend gestandten und einige Cortesia biß sich die Erczherzogen
abgeretter massen auf die Khnie seczen und die Abbidt volcziehen wollen, ge-
macht, alßdan Ihr Mayt. den Huet abgeczogen und Ihnen entgegen gangen,
Sagendt „obwol mein Brueder Mathias dis und ein Mehrers umb mich ver-
schuldt, so will ich doch unnserm Hauß, das E. E. L. L. die Abbidt auf den
Khnieen verrichten soltten, die schand nicht aufthuen," die Erczherzogen heissen
nidersiczen, mit denen er von andern Sachen angefangen zuereden -, und nachdem
sie ein weil beysamen gesessen, hat Ihr Mayt. beede Erczherzogen biß in die
Ante Cammera hinauß belaidt und aldordt allen Erczherczogischen Cammerer
und Cavallieren, darunter Herr Khevenhüller auch war, Allergened. die Ilendt
gebotten."
2) 23. Mai IGU. „Ihr Mayt. haben bis a»if den 26. (März) in der Alt Staat
am ßing in des Eichters Hauß losiert. Da sie etliche Khayserliche Eäthe ver-
arrestieren und etliche gar in die gefenckhnus legen lassen, auch alle Auß- und
Zuegang in Pallast so hart mit Schiltwachten beseczt, das der Churfiirst von
Saxen darin)er dem Khönig und den Behamischen Stenden hart zuogeschriben. ..."
(Moßhammer.)
^) „ . . . und ist wol zuemerckhen, wie ihr Khays. Mayt. ihren Gemahel
gesehen auß dem Conclave füehren, sein sie auf die Erdt und Khnie gefallen,
Gott so eyfferig Danck gesagt, das sie helliechten Zähre darüber geweint." (Moß-
hammer.) — Khevenhüller wohnte auch dem Bankett bei, das Kardinal Khlesl
dem türkischen Botschafter gab, als am 14. Januar 1615 der Friede mit der
Pforte geschlossen worden war. „Der Bassa Sauffte sich so vol — erzählt Moß-
hammer (recte Khevenhüller) — das man ihne vor Aufseczung der Frucht wegckh-
getragen, in Wagen legen und nach Hauß füehren müessen." — Im September
begleitete Khevenhüller den Erzherzog Ferdinand „auf ein Jagthauß, da ihr D.
das HocliM'ürdig Sacrament begegnet, das sie ziniblich weit und im Khot in
27
Königin von Böhmen.^) In demselben Jahre wurde Khevenliüller auf An-
trag Khlesls zum außerordentlichen Gesandten am Hofe Philipps III. er-
nannt;^) sechs Monate bloß solle er in Madrid verbleiben; während dieser
Zeit habe er den Abschluß des Friedens zwischen Ferdinand und
Venedig,^) die Zahlung versprochener Hilfsgelder,'*) die Zurückgabe
der erledigten Reichslehen Finale und Piombino^) zu erwirken und
außerdem auch die Heirat einer spanischen Prinzessin mit Erzherzog
Karl zu veranlassen.'')
In Graz besprach KhevenhUller mit Ferdinand und dessen
Minister Eggenberg die Angelegenheiten, die er im Namen des kaiser-
Seiden Strirapflfen l)iß auf die Khnie zum und vom Khranckhen mit grosser De-
votion und Ehrerbietung beglaidt."
^) Sie fand am 10. Januar statt. „Ihr Khays. Mayt., als sie schon in Ilirem
Khays. Habit angethan gewessen und von der Crönung zue dem Khönigel. zue-
bereiten mal gangen, haben Herrn Khevenhüller von weit angesehen, Hime ge-
rueft und allergenedigist in ihrem Khays. Habit mit Raichung der Handt wil-
khomb geheissen." (Moßhammer.)
*) Von Khlesl war ihm nahegelegt worden, sich selbst um diese Sendung
zu bewerben-, „solle sein Geniahel, auf das sie die Khayserin allergehorsambist
biten, das ihn der Khayser hierzue benennen wolte, persuadiern." „Herrn Kheven-
hüller aber dunckhte der Rath gar gefehrlich." (Moßhammer.) Er lehnte al),
da er die Kosten der Mission nicht aus eigener Tasche bestreiten wollte. Lange
währten die Verhandlungen, bis ihm schließlich eine bestimmte Zahlung zugesagt
wurde. Immerhin mußte Khevenhüller eine Hypothek auf sein Majorat aufnehmen.
(Vgl. Czerwenka, 537. Stülz [Archiv für Kunde österreichischer Gescliichtsquellen
IV, 360, 362 ff.]. Hammer: Kardinal Khlesl III, 214.)
^) Erzherzog Ferdinand beschützte, wie Karl es bereits getan, die Uskoken,
da er sich ihrer als Verteidiger der österreichischen Grenze gegen die Türken
und Venezianer bediente. Darüber geriet er in Streit mit Venedig, das seine
Vorherrschaft auf dem adriatischen Meere bedroht sah. (Vgl. Hammer: Kardinal
Khlesl III, 285 ff. Alfred Fest: Fiume zur Zeit der Uskokenwirren, 77 ft".)
■*) Im Jahre 1609 hatte Philipp III. dem König Matthias eine Gcldiinter-
stützung im Betrage von 200.000 Dukaten bewilligt. Von dieser Summe war
bis 1616 kaum der vierte Teil gezahlt worden. (Stülz, 370 ff.)
^) Spanien gab das seit 1593 erledigte Reichslehen Finale nicht heraus,
das es 1602 völlig an sich gerissen hatte. Am 31. Januar 1617 verpflichtete sich
Ferdinand in einem geheimen Vertrage, dereinst als Kaiser dem König von Spanien
jedes freigewordene Reichslehen in Italien, namentlich Finale und Fiombino zu
übertragen. (Gindely: Geschichte des Dreißigjährigen Krieges I, 51.) Piom-
bino (seit 1603 erledigtes Reichslehen), war ebenfalls von Spanien eingezogen
worden.
«) Khlesl, der Urheber dieses Projektes, wollte, daß sich Karl, der Sohn
des Erzherzogs Ferdinand, mit der Infantin Maria Anna vermähle. (Vgl. Hammer
III, 228.) Karl starb 1619. — Die Instruktion, die Khevenliüller erhielt, ist vom
3. Februar 1617 datiert. (Wien, Staatsarchiv.) Außerdem gab ihm Khlesl eine
„Rechtfertigung" seiner bisherigen Politik mit auf den Weg. (Hammer III, 757.)
28
liehen Prinzen am spanischen Hof zu besorgen hatte.*) Sodann begab
er sich nach Prag und von da nach Brüssel, um den Übertritt des
Grafen Buquoi in österreichische Dienste durchzusetzen; seine Be-
mühungen scheiterten jedoch an dem Widerstände Albrechts. ^)
Am 23. April 1617 erreichte Khevenhüller das Ziel seiner Reise,
Madrid. Vierzehn Jahre lang sollte er dort einen Posten versehen,
der damals zu den vrichtigsten und einflußreichsten zählte. Denn
nicht bloß, daß Österreich infolge steter Geldnot auf die Hilfe Spaniens
angewiesen war, auch persönliche Interessen verschuldeten seine Ab-
hängigkeit von Madrid: das goldene Vließ, Pensionen und Präbenden
vergab der spanische Hof — diesen mußte man sich daher geneigt
erhalten, damit der Born aller Gnaden nicht eines Tages versiege.^)
So war der kaiserliche Botschafter in Madrid ein viel umworbener
Mann — Hohe und Höchste wandten sich an ihn.^) Außerdem unter-
hielt er mit Vorwissen des Kaisers einen vertraulichen Briefwechsel
mit Ferdinand.
Diese wichtige und entscheidende Stellung erheischte jedoch
einen Aufwand, den Khevenhüller bei längerem Verweilen als außer-
ordentlicher Botschafter nicht mehr bestreiten konnte. Indes, nicht
bloß materielle Sorgen, auch die Sehnsucht nach seinem jungen Weib'')
veranlaßten ihn zu der Bitte, er möge seines Postens bald enthoben
werden. <^)
Khevenhüller hatte bereits sämtliche Aufgaben, die ihm anvertraut
waren, mit vielem Geschick in Angriff genommen; Khlesl wollte daher,
daß er sie in der gleichen Weise auch beendige. „Die lassen sich
^) Die Instruktion, die Khevenhüller vom Erzherzog erhielt, ist vom
20. September 1616 datiert. (Annales Ferdinandei VIII, 899.)
2) Buquoi, der bereits zum kaiserlichen Feldmarschall ernannt worden war,
trat erst 1618 in österreichische Dienste.
^) In einem kaiserlichen Schreiben vom 1. Mai 1617 wurde jedoch dem
Botschafter bedeutet, es sei König Philipp bereits ersucht worden, „Unsere ver-
pflichte Räth, Diener und undterthanen, ohne Unser gnedigistes vorwissen und
verwilligung inn Ehre und Pensionen nit zu befiedern, umb willen solches allerlay
Ungelegenheiten causiert." (Hammer III, 517, Nr. 707.)
*) Fürstenberg (Obersthofmeister des Kaisers), TrauttmansdorfF (Obersthof-
nieister der Kaiserin), Meggau (Oberstkämmerer), Lobkowitz (Oberstkanzler), der
päpstliche Nuntius, die Erzherzoge Leopold (Bischof von Passau) und Karl
(Bischof von Breslau) bewarben sich um das Goldene Vließ, um Präbenden und
Pensionen. (Hammer III, 226.)
^) Khevenhüller hatte sich am 6. Mai 1613 mit Barbara Freiin Teufel von
Gunderstorf (gest. 3. Oktober 1635) vermählt. Über seine Brautwerbung vgl. Stülz
(Linzer Musealblatt 1839, 1, 2. Ad. Wolf I, 149 if.).
«) Vgl. Hammer III, 246.
29
- scliricb er ihm — durch Pötten, Currier, Agenten und schreiben
nicht, sonder nur durch Mentschen tractiern; die kan man auch über
daß knie nit abbrechen. So hat der herr Sohn sein Aidt und Pflicht,
mit welchen Er der Khays. Majest. verbunden, also sein Ehr und
Gwissen in acht zu haben, do etwaß auß Verdruß in disen Sachen
versaumbt, anderß thailß verderbt wurde. Zue dem versiert auch sein
Ehr in diser Sachen, daß man Ine unbestendigkhcit bezeichnen und
von Ime halten wurde, alß kundte er ohne Weib nit sein, war zu
fleischlich und Irdisch, Hesse seine affbctus die Vernunfft undter-
trueken, sezet die particularia gemainen Wesen für, kundte seine
passiones nit uberwindten. Durch welcheß Er die grosse opinion, so
er bey menigclich gehabt, daß Vertrauen, so Ir Majest. und ganzes
Hauß in Ime getragen, die hoffnung, so menigelich vermeint, daß Er
seiner Eltern fueßstapfen wurde folgen. Ja in diensten und Verdiensten
competiern, auf ainmahl alles über einen hauffen werfen und ver-
liehren, und man billich daß schbrichwordt bey dem Herrn prakticiern
muegte . . ."^)
Khevenhtiller mußte gehorchen. Er blieb in Madrid, wurde aber
auf Grund eines Gutachtens, das er selbst ausgearbeitet hatte,^) am
22. September 1617 zum „ordentlichen" Botschafter ernannt.^)
In demselben Monat sah Khevenhüller die langwierigen Ver-
handlungen zu einem glücklichen Abschluß gebracht, die er wegen
Beendigung des Uskokenkrieges geführt hatte: am 26. September
wurde von ihm und dem Botschafter der Republik Venedig, Pietro
Gritti, der Friedenstraktat unterzeichnet.^)
1) Prag, 8. Juli 1617. (Hammer III, 540 ff.)
2) 6. Juni 1617. (Bei Stillz 368 ff.)
^) Hammer III, 583. An die Gräfin Khevenliiiller hatte Khlesl am 27. Juni
folgendes geschrieben: „ . . . Iren Herrn clag Ich bey Ir nit ahn, Sy aber er-
sueche Ich zum gehilffen und beystandt, daß Sy neben und mit mier Iren Herrn
zur bestendigkheit und geduld vermohneu . . . wolle . . . Sollen dann Ir Majest.
Iren Herrn für Ordinari darinnen in Hispanien erhalten wollen, so wir Ich in
ewigkhait rathen, die Frau Tochter auch bitten und vermohnen, Itheinen aiigen-
blickh von Irem Herrn abgesondert zu sein, sondern mit gelegen- und ungelegen-
heit demselben beizuwohnen. . . . Meniglich wirdt Sy wie ein Gott daselb halten
und tractirn, Ertzherzogin Margreth mit Ir alß einer deutschen vertrl. gemein-
schafft haben, Irem Herrn und Kindern alleß dardurch verrichten können, erst
ein rechts Mensch werden. . . ." (Hammer III, 560 ff.) Am 16. Januar 1618 ver-
ließ Barbara Khevenhüller die Heimat und langte am 26. Mai in Madrid an.
(Stiilz 371.)
'') Dumont V/2, S. 304. Die Ratifikation durch den Dogen, d. d. 11. No-
vember 1617, bei Hammer III, 618 ff. Vgl. ibid. 303. Auch Kärnten war von
dem Uskokenkrieg nicht verschont geblieben; insbesondere die Handelssperre
30
Folgenschwere Ereignisse von 1618 an: der böhmische Aufstand,
der Anschluß der mährischen und böhmischen Stände, der Tod des
Kaisers Matthias, der Regierungsantritt Ferdinands IL, das Bündnis
dieses Kaisers mit Bayern und Sachsen, die Schlacht am Weißen Berg,
die Flucht des Winterkönigs, das Strafgericht in Böhmen und Öster-
reich und die Rückwirkung auf die politischen und kirchlichen Ver-
hältnisse.^)
Als die Wirren in den österreichischen Erblanden ausbrachen,
befand sich Khevenhüller in der mißlichsten Lage. Von der ihm zu-
gesagten Besoldung hatte er bloß einen kleinen Bruchteil erhalten,
da es der Hof kammer selbst, bei dem traurigen Zustand der Finanzen,
an Geld gebrach.^) Hausrat und Kleinodien mußte er daher ver-
kaufen, um nur die nötigsten Ausgaben decken zu können.^) Außerdem
ließ ihn die Regierung gar oft ohne Bescheid ; wichtige Anfragen blieben
unbeantwortet.*)
Dennoch verzagte Khevenhüller nicht und es entsank ihm auch
dann nicht der Mut, als ein Ereignis eintrat, das seine Stellung am
spanischen Hofe vollends erschwerte: der Sturz des.Herzogs von Lerma.
Dieser Minister hatte eine Politik des Friedens befolgt und sich gegen-
über „dem Haus Österreich allezeit devot" erwiesen.^) Sein Amt
wurde dem Herzog von Uceda übertragen, „welcher die Negotia weder
verstanden, noch sich darumb, sondern allein um sein Gelegenheit,
gusto und passatiempo angenommen." Ihn beriet der Beichtvater
des Königs, der Großinquisitor Fra Luis de Aliaga, „welcher nie als
in seinem Closter wichtige Materien tractiret und darzu praesumptuose,
unhöfflich und insolent gewesen."*') Willenlos ließ sich der kranke
König von beiden das Heft entwinden.
Dieser Wechsel des Systems fiel in eine Zeit, in der Ferdinand IL
kräftigerer Unterstützung bedurfte, als sie Spanien bisher gewährt
hatte. Eine solche durchzusetzen, ließ Khevenhüller nichts unversucht.
hatte es schwer getroffen. Nach Abschluß des Friedens dankten die Stände
Khevenhüllern „für diesen dem Vaterland geleisteten Dienst" und schenkten
seiner Gemahlin 800 Gulden „in neu geschlagenen Kärntner Dukaten." (Stülz, 371.)
1) Wolf I, 26.
2) Vgl. darüber Hurter 111, 69 ff.
3) Khevenhüller an Ferdinand IL, 19. Oktober 1619. (Czerwenka, 362.)
Eines Tages mußte er sogar in äußerster Geldnot einen bayrischen Agenten um
Hafer für seine Pferde bitten lassen. (Gindely: Geschichte des Dreißigjährigen
Krieges II, 376.)
*) Vgl. Zwiedineck von Südenhorst: Hans Ulrich Fürst von Eggenberg, 65.
^) Annales Ferdiaandei IX, 262.
«) Ibidem IX, 702.
31
Von Philipp III. abweislich beschieden, wollte er sich an Aliaga
wenden. Dieser empfing ihn aber nicht, so oft auch KhevenhUller
kam und mit andern Bittstellern des Rufes harrte, vor ihm zu er-
scheinen. Da riß eines Tages, weil die Entscheidung drängte, dem
kaiserlichen Botschafter denn doch die Geduld. Er trat, ohne erst
zu fragen, in das Audienzzimmer ein, schritt auf den erstaunten Groß-
inquisitor zu und hielt ihm ein Privatissimum über Philipps III. Ver-
pHichtung, dem Kaiser zu helfen: beachte der König verwandtschaft-
liche Rücksichten nicht, so möge er wenigstens bedenken, daß er im
Interesse der katholischen Kirche gehalten sei, den Kaiser ausgiebig
zu unterstützen; sei er saumselig, so obliege dem Beichtvater die
Pflicht, ihn ohne Unterlaß zu ermahnen. Ferdinand habe jeden Aus-
gleich im Vertrauen auf die spanische Hilfe abgelehnt; bliebe diese
aus, dann werde er, Graf KhevenhüUer, nach Hause reisen und seinem
Herrn raten, irgendwelches Kompromiß mit seinen Feinden zu
schließen. Die Folgen trüge einzig und allein Spanien, da es Nieder-
laud und die italienischen Besitzungen einbüßte, den König aber
würden die Feinde „in den Winkel Spanien einsperren". Aliaga hielt
die Weigerung aufrecht und antwortete höhnisch, als der Botschafter
in heftigem Tone ein Bündnis Ferdinands mit seinen bisherigen
Gegnern in Aussicht stellte, das gegen Philipp III. als den gefähr-
lichsten Widersacher des Kaisers gerichtet wäre.
Den Angriflfsplan entwickelte KhevenhüUer in folgender Weise:
Abtretung Böhmens an den Pfalzgrafen Friedrich, die Ungarns an
Bethlen Gabor, Ernennung des Herzogs von Savoyen zum Reichsvikar
in Italien — damit erkaufte sich Ferdinand genügend Hilfe, um dem
König Italien und Niederland zu entreißen; die indische Silberflotte
lüde dann gewiß ihre Schätze nicht mehr in Spanien, sondern in
Amsterdam oder Antwerpen aus.
„Sehet, was Ihr tut -- entgegnete mit strenger Miene der Groß-
inquisitor — und daß Ihr Euch nicht um den Hals redet!" Kheven-
hüUer jedoch ließ sich keineswegs einschüchtern, mochte auch das
Auge des Gewaltigen noch so sehr in Haß und Zorn erglühen; seine
Antwort lautete: „Wolte Gott, ich verlöhre hierüber das Leben, dann
ich vergewist, daß ich der Wahrheit und des Ertzhaußes Dienst halber
sterben würde; alsdann wolte ich mit Ihm nicht tauschen, weil mir
die Seligkeit so wenig, als ihm der tieffeste, und viel tieffer als
Lutheri und Calvini Sitz in der Höllen fehlen würde." ^)
^) Annales Ferdinande! IX, 703 ff. Vgl. Ghidely II, 375 ff. 0. Klopp:
Der Dreißigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolphs, I, 521.
32
Klieveuhüllei" eilte zum König; nichts verschwieg er ihm. Er
bestand auf raschestem Bescheid und griff zum äußersten Mittel,
um die Sache des Kaisers zu retten, indem er Philipp III. folgendes
sagte: ihm blute das Herz, wenn er sehe, „daß so stattliche König-
reich und Länder, von Ihren Voreltern ererbet, in frembde und dero
Feinde Hände und, was noch mehr, in den höllischen Rachen gesteckt
werden und, solches nicht aus Unglück einer Schlacht oder andern
üblen Successen, sondern aus lauter Nachläßigkeit, weniger Erfahren-
heit und dilation etlicher weniger Ihr Kö. M. Ministern. Um Gottes-
willen, Ihr Königl. May. wollen gedencken, daß, wie sie um die gantze
weite Welt keine Todtsünde begienge, also sie mit dieser Dilation
eben die gröste und schwöreste an jenem Gerichtstage, wo man von
einem ieglichen unnützen Wort Rechenschafft fordern wird, zu ver-
antworten haben werden; denn was kan erschröcklicher seyn, als so
viel tausend Menschen hier zeitlich und dort ewiglich mit allen ihren
Kindeskindern aus der höllischen Pein wider Ihr Mayestät Rache zu
schreyen, weil sie ihr salvation zu remediren in Händen und darzu
von dem Allmächtigen reiche . und überflüiiige Mittel gehabt, und es
nicht zu rechter Zeit thun wollen."^)
Die Schrecken des jüngsten Gerichtes verfehlten ihre Wirkung
nicht: der König versprach Hilfe und entschloß sich zum Angriff auf
die Rheinpfalz, den Khevenhüller als die einzige Möglichkeit be-
zeichnet hatte, Österreich aus feindlicher Umklammerung zu befreien.^)
Nicht lange darnach wurde dem Botschafter von englischer
Seite die Andeutung gemacht, es gebe nur ein Mittel, sich des Friedens
zu versichern: der Kaiser möge den Pfalzgrafen ermorden lassen und
Elisabeth, die Schwester Jakobs I., heiraten. Khevenhüller nahm
jedoch diese Äußerung nicht ernst und erwiderte lachend: „in der
catholischen Religion ist dergleichen nicht gebräuchig, und der
Römische Kayser hat durch den Beystandt und Gnade Gottes solche
Mittel in Händen, daß er seine Feind mit billichen und zuläßlichen
Mitteln straffen kan; wann sie aber sich deß Churfürsten Pfaltzgraffen
also gern entledigen wolten, sollen sie die Impressa selbst, vielleicht
sie es in ihrer Religion und Gesetzen erlaubt, vor die Hand nehmen
und alßdann mit dem Kayser wegen der Heurath tractiern."^)
Am 31. März 1621 starb Philipp III., genannt „der Fromme".
Sein gleichnamiger Sohn bestieg den Thron und entfernte auf An-
1) Annales Ferdinandei IX, 705.
2) Vgl. Gindely II, 375.
3) Annales Ferdinandei IX, 1239. Klopp II, 45.
33
stiften seines GUnstlings Olivarez die bisherigen Ratgeber, unter ihnen
auch Aliaga. Dem kaiserlichen Botschafter aber ließ er sagen, er
wolle mit ihm „allezeit familiär, wie dero Anherr mit Graff Hanßen
Khevenhüller gethan, tractiern", weshalb sich Franz Christoph „öffter,
alß bey seinen Herren Vatter, zu Hoff finden lassen sollt" ^).
Unter so günstigen Anzeichen konnte Khevenhüller, nachdem
er bereits die Lehenssache Finale zum Abschluß gebracht hatte,^)
auch die Beilegung des Streites um das andere Reichslehen, Piombino,
möglich machen. 2)
Im Sommer desselben Jahres (1621) durfte sich Khevenhüller
nach Wien begeben, wo er am 1. August eintraf. Auch dort nahmen
ihn Staatsgeschäfte in Anspruch, da ihn der Kaiser fast täglich berief
und zu Rate zog.*) Ende Dezember trat er die Rückreise an. Er
hielt sich einige Tage in München auf, besprach mit Maximilian, dem
Haupt der Liga, den Feldzug Tillys und die pfälzische Sache ^) und
nahm eine Denkschrift des Herzogs in Empfang, die er Philipp IV.
übergeben sollte.
Am 1. März 1622 war Khevenhüller wieder in Madrid, wo tiefe
Mißstimmung gegen den Kaiser herrschte: dieser hatte sich im No-
vember des verflossenen Jahres Eleonoren, der Tochter des Herzogs
von Mantua, angetraut;^) das war ohne Vorwissen des spanischen Hofes
^) Annales Ferdinande! IX, 1256.
^) Am 4. Februar 1619 war Philipp III. mit Finale, und zwar unter der
Bedingung belehnt worden, daß er es mit Mailand vereinige. (Feuda imperialia
in Italia. Wien, Staatsarchiv.)
2) Die Belehnung Philipps III. mit Piombino fand am 8. November 1621
statt. (Ibidem.)
*) Stülz 384.
^) Maximilian hatte nach der Schlacht am Weißen Berge Herstellung des
Friedens und Verständigung mit dem Pfalzgrafen Friedrich gewünscht, wobei er
voraussetzte, daß ihm — dem Herzog — die Kur übertragen würde. Friedrichs
Haltung nötigte ihn jedoch zum Angriff, der im September 1621 erfolgte. Maxi-
milian besetzte die Oberpfalz. Als Mansfeld vertragsbrüchig wurde und den
Kriegsschauplatz an den Rhein verlegte, sah sich der Herzog gezwungen, ihm
Tilly nachzusenden, der sodann die rechtsrheinische Pfalz eroberte. Inzwischen
hatte Ferdinand IL dem Bayemherzog insgeheim die Kur übertragen. Spanien
besorgte aber, es könnte in Maximilian den Habsburgern ein gefährlicher Rivale
im Reiche erstehen, und es hegte zugleich den Wunsch, die linksrheinische Pfalz
zu behalten, die es erobert hatte. Spanien legte ihr großen Wert bei wegen
der Verbindung seiner niederländischen und italienischen Besitzungen — mochte
es dies auch leugnen. Erst am 23. Februar 1623 erfolgte die öffentliche Über-
tragung der Kur an Maximilian. (Vgl. Stieve: Maximilian I., Kurfürst von Bayern
Allgemeine deutsche Biographie XXI, 9 ff. Hurter IX, 152.
«) Zwiedineck 69. Hurter IX, 185.
Khevenhüller-Schlitter. 1742-1744. 3
34
geschehen, obwohl habsburgischem Familienbrauch gemäß keine der
beiden Linien in ähnlichen Fällen eine Entscheidung treffen sollte,
ohne sich zuvor bei der andern Rat und Zustimmung erbeten zu haben.
Daß Ferdinand dies unterlassen, verübelte ihm Philipp IV. umsomehr,
als Spanien keine geringen Opfer für Osterreich gebracht hatte;
außerdem sah er seine Absicht durchkreuzt, den Kaiser mit einer
Tochter des Herzogs von Savoyen zu vermählen.^)
Keineswegs leicht war daher die Aufgabe, die Khevenhüllern
oblag, dem spanischen Hofe die Heirat des Kaisers^) anzuzeigen
und ihn zu beschwichtigen. Schließlich bewerkstelligte er auch
dieses. Der Groll legte sich und die Minister veranlaßten den
König, ein eigenhändiges Glückwunschschreiben an das junge
Paar zu richten — „obs wohl dem Graffen (Khevenhüller) viel
Mühe kost und er mehr als ein Impertinenz darüber dissimuliren
müssen".^)
Nicht lange darnach mußte der Botschafter in einer viel heikleren
Sache vermitteln: Erzherzog Leopold, Bischof von Passau und Straß-
hurg, wollte dem geistlichen Stande entsagen und sich vermählen. Er
forderte daher seinen Anteil an dem Gesamtbesitz des Hauses.*) Nur
ungern überließ der Kaiser am 15. November 1623 dem Erz-
herzog, der bereits Tirol und die Vorlande verwaltete, zwei Drittel
davon als erbliches Eigentum und den Rest zur Administration auf
Lebenszeit.^)
Nun hatte sich aber Ferdinand IL im Jahre 1617 verpflichtet,
dem König von Spanien und dessen Nachfolgern den österreichischen
Elsaß mit Hagenau und Ortenau abzutreten.^) Philipp IV. glaubte
sich daher durch jene Vereinbarung vom November 1623 benach-
teiligt. Sein Groll schwand jedoch, als Khevenhüller die Erklärung
1) Hurter IX, 186.
2) Sie war im Februar 1622 erfolgt.
8) Annales Ferdinande! IX, 1232.
*) Vgl. Renner: Die Erbteilung Kaiser Ferdinands II. mit seinen Brüdern.
(Ferdinandeum III, F. XVIII, 197 ff.)
^) Vgl. Egger: Geschichte Tirols II, 339. Die wirkliche Teilung sollte
erst stattfinden, sobald man die Einkünfte Tirols und Vorderösterreichs berechnet
hätte. Die Grenzbestimmung der einzelnen Drittel blieb dem Kaiser, die Vor-
wahl zweier Drittel dem Erzherzog anheimgestellt. (Vgl. Turba: Geschichte des
Thronfolgerechts in allen habsburgischen Ländern bis zur pragmatischen Sanktion
Kaiser Karls VI. 1156—1782, S. 204.)
®) Prager Vertrag vom 20. März 1617. Ferdinand hatte ihn geschlossen
gegen den Verzicht Philipps III. auf Böhmen und Ungarn. Er erneuerte ihn als
König von Böhmen am 29. Juli 1617. (Turba 206 und Anhang V, 407.)
35
abgab, der Kaiser sei gar nicht willens, die elsässischen Gebiete in
den erblichen Besitz des Erzherzogs gelangen zu lassen.*)
Es war ein geheimer Vertrag, den Ferdinand mit Philipps Vater
abgeschlossen hatte; weder Leopold noch Karl wußten davon. ^) Der
Kaiser wünschte, daß seine Brüder auch jetzt nichts erführen, wes-
halb er in einem eigenhändigen Schreiben den Botschafter aufforderte,
„er soll nach aller Möglichkeit, daß solche geheime Tractation nicht
offenbar werde, so wohl als die Praetension des Königs aus Spanien
auf gedachte Länder verhindern".^) Auch dies brachte Khevenhüller
glücklich zustande^) — nur war es kein förmlicher Verzicht, zu dem
sich Philipp IV. herbeiließ, nach wie vor band den Kaiser die gegen-
über Spanien eingegangene Verpflichtung.^)
^) „Nachdeme ich [die Elsassische Sachen dahin gerichtet, das Sie nit in
den Gehaimen Raht kommen], hat Ihr khön. Mayt. mihr darauf nachvolgentes . . .
andtworten lassen, [nemblich, das die zwo Obligationes in der still solten gehalten
werden, und das Sie der Zeit und alleweyl Elsaß nit in E. k. M. hand, weder
dero übrigen Landern einverleibt zue restitiition nit gehören, und das es den
Ertzh. Leopolden von seiner praetension abzuweisen also sein mueste, in be-
denckung, wan auch so starck darauf truege, man deroselben, das es dem kunig
verschrieben seye, antworten könne. E. k. M. mag ich allergehorsambist nit vor-
halten, das ich genueg es so weit zu bringen zu thuen gehabt, und wans in ge-
haimen Raht vorkhommen were, so soUs auf ewig unerörtert verblieben sein, das
also E. K. M., wan Sie selbe Landen änderst in der bruderlichen abtheilung be-
treffen, alßbald richtig haben werden, dem Ertzh. aber haben Sie es nit in willens,
zu überlassen, dan Sie sowol der begerten Thaylung halben, alß wegen der
heyrath resolution gar übel zufriden]." Khevenhüller an Ferdinand IL, 8. April
1624. (Wien, Staatsarchiv.) Vgl. Annales Ferdinandei X, 163 ff.
(Der in [] befindliche Text ist chiffriert.)
^) Selbst der Botschafter Venedigs, der sonst so gut unterrichtet war, ge-
langte nicht auf die richtige Fährte. Die Vorverhandlungen waren dem französi-
schen Hofe bekannt. (Tumbült: Wie wurde Elsaß französisch? Histor. Jahrbuch.
Görres-Gesellschaft XXVI, 514.)
^) Annales Ferdinandei X, 478.
*) „Das zu Ihrer Kay. Majest. Content nicht allein beschehen, sondern auch
die Cessiones durch einen Königl. Bescheid cassiret worden." (Ibidem.)
^) Beweis unter anderem auch folgendes: Kraft der Länderteilung vom
24. September 1625 erhielt der Erzherzog Tirol, Vorarlberg, Burgau, Neuenbürg,
Hohenburg und die Landvogtei Schwaben „eigentümlich" für sich und seine
„männlichen Leibeserben und Erbenserben". Breisgau, Sundgau, Elsaß mit
Hagenau und Ortenau blieben Eigentum des Kaisers unter Leopolds Verwaltung.
(Vgl. Krones: Geschichte Österreichs III. Turba 205.) Allerdings trat der Kaiser
im Oktober 1630 auch seinen Anteil ab, so daß Leopold in den erblichen Besitz
von ganz Tirol und Vorderösterreich gelangte. Er erklärte jedoch, daß er dem
spanischen König „der vorderösterreichischen Land halber" zugesichert habe,
„dieselben auf kain andere Linien des Hauses Oesterreich zu transferiren, noch
3*
36
Hingegen hatte Ferdinand IL in der pfälzischen Sache die An-
sprüche Spaniens nicht anerkannt und am 25. Februar 1623 den
Bayernherzog Maximilian feierlich mit der Kur belehnt. Ein scharfer
Protest des Botschafters Philipps IV. war die Folge; sich selbst und
das römische Reich, nicht minder die liatholische Eeligion — so heißt
es in diesem Schriftstück — werde der Kaiser in die höchste Gefahr
bringen.^) Nicht mit Unrecht meinte der Papst, den das Vorgehen
Spaniens erzürnte, „man wolle lieber den Pfaltzgrafen in seiner
vorigen Macht sehen und dem Könige aus Engelland Satisfaction
in Teutschland befördern ".2) Denn in der Tat herrschte damals ein
inniges Einvernehmen zwischen Philipp IV. und Jakob I., dem
Schwiegervater des Pfalzgrafen Friedrich — stand doch die Heirat
der Infantin Maria mit Karl, dem englischen Thronerben, in Aussicht.
Zu einer Zeit, da bereits England um die spanische Prinzessin
warb, hatte Khlesl den Gedanken angeregt, sie dem Erzherzog Johann
Karl zu vermählen. 3) Aber gar bald entsagte er ihm und sprach, wie
auch Rom es tat, der englischen Heirat das Wort, in der Meinung,
es „kundte dasselbige Königreich beim chatolischen Glauben erhaltten
werden".*)
Graf Khevenhüller vertrat die entgegengesetzte Anschauung;
er begründete sie ein Jahr nach Khlesls Sturz in einem ausführlichen
Gutachten, das er dem König mit der Bitte überreichte, es an den
Kaiser gelangen zu lassen.^)
Im Dezember 1619 starb Johann Karl. Nun wurde die Hand
Marias für den Erzherzog Ferdinand begehrt.^) Darüber fand eine
lange Besprechung zwischen Philipp und Khevenhüller statt. Beide
vereinbarten, es solle „dem englischen Prinzen die älteste Tochter
zu vergeben"; sie beide müßten daher die Zustimmung Philipps einholen. Ein
Verzicht des Königs erfolgte nicht, denn am 20. Oktober 1631 erneuerte Ferdi-
nand II. den Geheimvertrag, den er mit Philipp III. im Jahre 1617 geschlossen
hatte. (Vgl. Turba 206 ff. und Anhang VI, 410 ff.) Es irren daher Gindely
(I, 54 ff.), Gfrörer (Gustav Adolf 456), Tumbült (S. 514), wenn sie annehmen, es
habe Philipp IV. auf Erfüllung des Versprechens verzichtet.
^) Annales Ferdinandei X, 66. Klopp II, 248.
^} Annales Ferdinandei X, 68.
3) S. 27.
*) An Khevenhüller 14. und 16. September 1617. (Hammer III, 578 ff.)
Khevenhüller hatte bereits das Bild der Infantin nach Wien gesandt. (Ibid. 249.)
^) Annales Ferdinandei IX, 719 ff. Philipp willfahrte dem Wunsche Kheven-
hüllers und gab die Denkschrift dem Grafen Gardomar mit, der sich damals nach
Wien begab.
«) Ibid. IX, 1188 ff.
37
des Kaisers vorgeschlagen und dem Erzherzog die Infantin ^) an-
getraut werden; denn die Österreichischen Prinzessinnen verkehrten
ja viel mit Nichtkatholischen, kennten deren „Grieffel" gar wohl und
wüßten sich besser davor zu schützen, als die Infantin es vermöchte.
Gründe der Politik kamen auch in Betracht: die Freundschaft Eng-
lands und der übrigen protestantischen Höfe. „Und zum vornehmsten,
so würde hiedurch die Succession versichert, weil des Kaysers
Tochter zu keiner Erbschafft, es seye dann der gantze Mann Stamm
des hochlöbl. Hauß Oesterreich abgestorben, hergegen aber die In-
fantin Erbin aller dieser Königreich und Länder seyn möchte, wann
der Allmächtig über ihre 3 Brüder gebiethen würde." 2) Diese Frage
hielt Khevenhüller für die wichtigste; er wollte einer Vereinigung
Spaniens mit England um so eher vorbeugen, als er an einen Über-
tritt Karls zum Katholizismus nicht glauben wollte.^)
Noch auf seinem Sterbebette ordnete König Philipp an, daß
sich die Infantin mit dem Erzherzog vermähle. Nur kurze Zeit nach
seinem Hinscheiden wurde jedoch der englischen Werbung der Vor-
zug gegeben — der Krieg zwischen Spanien und Holland war ent-
brannt und man wußte Jakob I. Dank dafür, daß er den Antrag der
Generalstaaten, ein Bündnis mit ihnen zu schließen, abgelehnt hatte.
Während Spanien sich bemühte, diese gute Gesinnung wach zu er-
halten, buhlte auch Jakob um die Freundschaft Philipps IV.; er be-
durfte ihrer wegen der Vermittlung in der Sache seines Schwieger-
sohnes.^) Günstig waren daher die Umstände, unter denen das
Heiratsgeschäft in Angriff genommen wurde.
Dies geschah mit Umgehung des kaiserlichen Botschafters. Erst
nach der Ankunft Karls und Buckinghams in Madrid erfuhr Kheven-
hüller, daß man hinter seinem Rücken verhandelt habe. Erbost über
diese Mißachtung des letzten Wunsches Philipps III., richtete er einen
scharfen Protest an den Grafen Olivarez und führte auch bei diesem
Anlaß die Schrecken der Hölle ins Treffen.^) Die Antwort lautete:
^) Diese hatte erklärt: „ehe sie sich mit dem principe aus Engellandt ver-
heyrathe, sie ehe in ein Closter gehen wolle." (Annales IX, 1191.)
2) Ibidem IX, 1192. Marias Schwester Anna, die Gemahlin Ludwigs XIII.,
hatte sich jeder Anwartschaft auf das spanische Eibe begeben. (Turba: Thron-
folgerecht 371.)
*) „ . . . und hat man advertirt, daß unter 10 Männern, die ihre "Weiber
bekhert, nicht eine sey, die ihren Mann bekhert habe." (Annales IX, 1192.)
*) Vgl. Klopp II, 85 ff.
") Annales X, 241 ff. Wörtlich nahm er in diesen Protest auf, was er mit
dem verstorbenen König vereinbart hatte. (Vgl. ibid. 251.) Hurter (IX, 312 ff.)
hat dies übersehen.
38
Nur dann fände die Heirat statt, wenn Karl Katholik würde oder
wenn die englischen Katholiken Zugeständnisse erhielten, wie sie den
böhmischen Utraquisten von Rudolf II. und Matthias, den Hugenotten
von Heinrich IV. gemacht worden seien. Dies wurde auch dem
Prinzen mit dem Bedeuten eröffnet, die Braut verbliebe in Spanien,
bis Jakob den Konzessionen zugunsten der Katholiken gerecht worden
sei.^) „Und weil eine Difficultät aus der andern erfolgt", kam man
wieder darauf zurück, daß die Kaiserstochter den Prinzen von Wales
ehelichen solle.
Wollte Olivarez die Engländer schrecken, sie „besser zum
Creutze kriechend machen" oder war es ihm in der Tat ernst mit
jenem Antrag? Mochte sich die Sache wie immer verhalten, Kheven-
hUller erachtete eine Ablehnung nicht für angezeigt, weshalb er den
Kaiser um Vollmacht bat.^) Ferdinand sandte sie, nachdem er Eggen-
berg und den Beichtvater zu Rat gezogen hatte. ^)
Gleichwohl wurden die Unterhandlungen mit England fortgesetzt ;
der Zeitpunkt schien nicht mehr ferne zu sein, da Jakob I. das lang
ersehnte Ziel, den Abschluß des englisch-französischen Bündnisses
verwirklicht sehen sollte: der Papst erteilte aus Gründen, die bereits
Khlesl geltend gemacht hatte, Dispens für die Heirat der Infantin
mit einem Andersgläubigen,*) Jakob sowohl wie sein Sohn erklärten
sich mit den geforderten kirchlichen Zugeständnissen einverstanden
— „ist's möglich? — rief Olivarez aus — hätte mich eher des Todes
versehen!"^) Der kaiserliche Botschafter war's, dem er in solchen
Worten sein Erstaunen über das Unerhörte zu erkennen gab. Habe
er doch allezeit dahin getrachtet, „daß man zu Rom die Dispensation
mit der Infantin verhindern und auf des Kaysers älteste Tochter,
offtangeregter Manier nach, hätte leiten sollen".^)
1) Annales X, 252. Klopp II, 361.
2) „In allen beyden Puncten können E. K. M. mit Ertheilung der Poderes
den König und den Grafen . . . verobligiem . . . und dardurch ihre daraus vom
hiessigem Hofe dependierende Negotia richtig befördern, wohl auch im widrigen
alles mit einander zurück und in solche Contingentia, Mißtrauen und Differenz,
daß der Schaden vielleicht nicht so bald wieder ergäntzt werden möchte,
setzen. . . ." (Annales X, 257.)
*) Ibidem X, 261.
■*) Diese Dispens enthielt aber den Vorbehalt einer Erweiterung und aus-
giebigen Sicherung der kirchlichen Zugeständnisse, die zwischen Rom, Madrid
und London verhandelt worden waren. (Ritter: Deutsche Geschichte im Zeitalter
der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges III, 261.)
^) Hurter IX, 317.
«) Annales X, 271.
39
Khevenhtiller erstattete dem Kaiser über das Geschehene Be-
richt. Neuerliche Erörterung verschiedener Fragen. Hat Furcht die
beiden Teile zum Entschluß getrieben und ist das Ganze daher Trug?
Oder heuchelt Spanien und meint England es ehrlich? Oder ist's
beiden ernst um die Heirat?
Jede von diesen Möglichkeiten zieht Khevenhiiller in Betracht,^)
wobei ihn nur die letzte in die größte Unruhe versetzt. Hören wir
ihn selbst: „ . . . ist nun beyderseits ein auffrechter und undissimu-
lirter Schluß, so haben die Spanier E. K. M. häßlich hinter das Licht
geführt. Ists aus Unvorsichtigkeit geschehen, so können es E. K. M.
der Religion, der Christenheit und ihrem eigenen Geblüte, mit Unter-
lauffung der Jugend^) zum besten, wofern sie es remediren, leicht-
lich verschmertzen. Wo es aber aus Vorsetzlichkeit also encaminirt
wäre worden, so geben E. K. M. auf Ihre Schantze allergnädigist
acht; dann über Ihr hochlöbl. Haus wirds ausgehen. Darum billich
Sie auff den Fall mit einem wachsamen Auge stehen, daß, wann
Spanien sich praecipitiren will, E. K. M. Ihrer Seits das Werck also
unterbauete, damit es nicht einen general Stoß erleyde; und wann
Spanien mit Schaden gewitziget wiederkehrete, es noch die Remedia
an die Hand nehmen möge. Denn die Historien, die Erfahrung und
die tägliche Negotiation allzuviel an Tag giebt, daß seit Kayser Carls
Zeiten her die Cron Engelland des hochlöbl. Hauses Disena versetzet,
ihre Rebellen sustentirt und also ihr Auffnehmen mit des Ertzhauses
Schaden und Verluste befördert, und also das Interesse zwischen
diesem Hause und selbiger Crone eine unversöhnliche Feindschafft
gemacht. Derohalben, ist diese Heyrath sincere beschlossen, so muß
entweder Engelland oder E. K. M. in dem weltlichen Concerto dis-
gustiret oder zu Schaden gefUhret werden. Denn ob wohl die hiesigen
Ministres ihnen viel einbilden, so sehe ich doch nicht, wie sie dis
Werck mit beyder satisfaction werden zusammen setzen können; und
fürchte leider, sie werdens also vermeistern, daß man darnach lange
genug wird daran zu flicken haben. "^)
Khevenhüller stand vor einem Rätsel, unumwunden sagte er es
dem Kaiser. Das eine jedoch war ihm klar, daß die Werbung des
Prinzen entweder volle Verständigung oder den Bruch zwischen Eng-
land und Spanien herbeiführen müsse.
Wie richtig er die Dinge beurteilte, lehrte schon die aller-
nächste Zeit.
^) Annales X, 271 ff.
^) Philipp IV. ward am 8. April 1605 geboren.
«) Annales X, 274.
40
Khevenhüller legte dem Kaiser nahe, er möge nicht merken
lassen, wie sehr ihn das Vorgehen Spaniens erbittere, er solle viel-
mehr das Brautpaar beglückwünschen. „Ich will unterdessen —
schrieb er ihm — ein wachsames Auge halten, auf daß ich ehestens
unter das Fundament komme." ^)
Olivarez suchte sich mit dem Hinweis auf das Gutachten der
Theologen zu rechtfertigen — leere Ausflüchte! „Obwohl gedachter
Graf — heißt es in dem Berichte Khevenhüllers — in diesem Spiele
gute oesterreichische Garten anfänglich aufgeworfifen, so sorge ich
doch, er habe zum Stich-Blatte die englische Farbe behalten."^)
Den Rat, den er dem Kaiser gegeben hatte, befolgte Kheven-
hüller nun selbst, indem er sich zum Prinzen begab. Dieser emp-
fing den Botschafter „gar höflich und freundlich" und ließ die
Äußerung fallen, die Heirat werde ein guter Anfang sein, auch dem
Deutschen Reiche den Frieden zu verschaffen. 2)
Deutlicher als der Prinz von Wales sprach Buckingham über
diesen Punkt. „Unserer Herren Geschaffte — sagte er zu Kheven-
hüller — lauffen der Zeit starck einander zuwider; ich verhoffe aber,
mit dieser Heyrath werde es alles accomodirt werden. Wo nicht, so
würde aufs Jahr eine solche Macht nach Teutschland ziehen, die es
alles per forza zurechte bringen würde."
„Und weil er also in Wald geschryen — schrieb Khevenhüller
an Ferdinand II. — also habe ich ihm herwieder gehallt: daß E. K. M.
die Gnadenthüre dem Pfaltzgrafen und seinen Kindern abermahl er-
öffnet; wolten sie dadurch nicht eingehen, so wären E. K. M., wenn
sie selbige wieder zusperreten, entschuldigt. Wer sie darnach mit
Gewalt wieder werde wollen auffmachen, den werden E. K. M. mit
Gottes Hülffe und Beystand also straffen, wie Sie es bißhero mit
Ihren Rebellen gepflegt haben."
Der Engländer wußte genug. Nur verlangte er noch zu wissen
— ob Khevenhüller „schöne Pferde" habe.^)
König Jakob hatte allen Forderungen Spaniens zugestimmt; sie
betrafen die katholische Kirche. Ihm selbst ward aber bloß in Aus-
sicht gestellt, daß die Restitution des Pfalzgrafen Friedrich — worauf
es ihm vornehmlich ankam — sich gewiß als Folge der Familien-
verbindung ergeben werde.
1) Annales X, 275.
'^) Ibidem.
3j Ibidem X, 276.
*) Ibidem X, 277.
41
Alles in bestem Gange: verkündet die Heirat, beglückwünscht
das Brautpaar von Seiten des Kaisers, die Infantin bereits „Prinzessin
von England" und bestimmt der Zeitpunkt der Trauung.
Ein Trugbild alles, furchtbare Ernüchterung nach rauschenden
Festen. Denn kaum hatte der Prinz die Heimfahrt angetreten, als er
Jakobs Gesandten, Lord Bristol, anwies, die Trauungsvollmacht dem
Könige nicht einzuhändigen, bevor sich dieser dazu verpflichtet habe,
dai3 er nicht nach vollzogener Heirat Marien in ein Kloster schicke.^)
Noch mehr wurde gefordert, als Karl und Buckingham in London
eingetroffen waren: die Sicherstellung der Restitution Friedrichs am
Tage der Trauung; das habe Spanien zu bewirken durch Vermittlung
und, fruchte eine solche nichts, mit bewaffneter Hand, als Alliierter
Englands.2)
Khevenhtiller führt die Ursache so plötzlichen Umschwunges auf
Buckingham zurück, 3) Indes scheint die folgende Annahme die
richtige zu sein: während der Madrider Verhandlungen befand man
sich „unter äußerem Zwang" und tat daher, was Spanien verlangte;
entrückt jedoch dem unmittelbaren Einfluß der Minister und Ratgeber
des Königs, lehnte man sich auf gegen jenen Zwang und stellte nun
selbst Forderungen, und zwar solche, die Spanien entschieden ab-
lehnen mußte,*) Nicht so sehr des Kaisers wegen, als vielmehr aus
dem Grunde erfolgte die Weigerung Spaniens, weil man sich die Ver-
bindung zwischen Mailand und den Niederlanden nicht durch ein
protestantisches Zwischenglied verlegen lassen wollte.
So trat ein, was Khevenhüller für den Fall vorausgesagt hatte,
daß das Heiratsprojekt scheiterte: der Bruch mit England, Dieses
wollte überdies den Zwist mit dem Parlament, der ohnehin in stetem
Steigen begriffen war, nicht noch mehr verschärfen; beide Häuser
erklärten sich ganz entschieden gegen die spanische Heirat sowohl
wie gegen die Versuche, die Restitution Friedrichs auf gütlichem
Wege zu erreichen.^)
Jakob I. trug diesem Votum Rechnung, Spanien war daher
ausgeschaltet, an seine Stelle trat Frankreich. Richelieu beriet da-
mals die Königin-Mutter, Obwohl noch nicht Minister, hatte er be-
reits mit England Beziehungen anknüpfen lassen, die zu gemein-
^) Vgl. Kitter III, 262.
2) Ibidem,
^) Annales X, 335. Klopp (III, 362 flf.) teilt diese Anschauung.
*) Ritter III, 262 ff.
») Ibidem III, 263.
42
samer Hilfsaktion für die Protestanten in Deutschland, vor allem
aber zu der englisch-französischen Heirat führen sollten.^)
Auch auf der Gegenseite trug man sich mit kühnen Entwürfen,
Im September 1624 warb Khevenhtiller im Namen des Kaisers
nochmals um die Hand der Infantin. Philipp IV. machte jedoch den
Abschluß der Heirat davon abhängig, daß dem Erzherzog Ferdinand
die Nachfolge in Böhmen und Ungarn sowohl wie im Reiche selbst
gesichert werde. Nach langem Zaudern nahm der Kaiser 1625 diese
Bedingung an, verlangte jedoch, daß Philipp IV. mit ihm und der
katholischen Liga ein Schutz- und Trutzbündnis eingehe.^) Spanien
hatte es auf Vernichtung des holländischen Handels abgesehen und
forderte daher als Gegenleistung: Unterstützung des Krieges wider
die Generalstaaten von Deutschland her. Langwierige Verhandlungen
darüber in Brüssel ohne Aussicht auf Verständigung.
Da flammte es plötzlich, fast gleichzeitig, in Oberösterreich, in
den Niederlanden und in Ungarn auf; das Unwetter, das sich entlud,
machte alle Pläne zu schänden.^)
Am 8. Dezember 1625 war Erzherzog Ferdinand zum König
von Ungarn gekrönt worden;^) das Jahr darauf fand in Madrid die
Verkündigung des Ehegelöbnisses statt. Es sollte auch den Höfen
von Paris, Brüssel, Mainz, Köln, Trier und München notifiziert werden,
mit welcher Mission Ferdinand IL den Grafen Khevenhüller betraute.
Die Verhandlungen über den Abschluß des Ehekontraktes, die man
bereits eingeleitet hatte, mußten bis zur Rückkehr des Botschafters
ruhen. ^) Nicht so bald sollte daher der Erzherzog die Braut um-
armen.
Am 5. Dezember 1626 verließ Khevenhüller Madrid und traf,
nachdem er sich seiner Aufträge entledigt hatte, im März des näch-
sten Jahres in Wien ein.^) Er erstattete dem Kaiser einen ausführ-
lichen Bericht, wohnte in Prag der Krönung des Erzherzogs zum
Könige von Böhmen bei und trat Ende Dezember 1627 die Rückreise
an. Er begab sich zunächst nach Innsbruck und Ensisheim, ging
dann, um die nötigen Vorkehrungen für die Fahrt der Braut zu
^) Vgl. darüber J. GoU: Die französische Heirath. Frankreich und Eng-
land 1624 und 1625. Die Trauung Karls mit Henriette Marie fand am 11. Mai
1625 in Paris statt. (Ibidem 62.)
^) Über Khevenhüllers Verhandlungen vgl. Annales X, 1042 ff.
3) Vgl. Eitter III, 296 ff., 328 ff.
*) Huber: Geschichte Österreichs V, 300.
ß) Annales X, 1089 ff.
«) Ibidem X, 1884 ff.
43
treffen,') nach Mailand,^) Guastalla und Florenz und langte am
17. April 1628 wieder in Madrid an.^)
Im September desselben Jahres wurde der Heiratsvertrag unter-
zeichnet*) und der 7. Januar 1629 als der Tag der Abreise Mariens
bestimmt. Auch diesen Termin hielt man nicht ein — der Aufbruch
der Königin, zu deren Obersthofmeister Graf Khevenhtiller bereits
ernannt war, erfolgte erst im Dezember. Da gab es viele, die auch
dann nicht an die Fortsetzung der Fahrt glauben wollten, insbesondere
einige mißgünstige Vertreter der Fremdmächte und spanische Minister;
sie wetteten, „daß, wann die Königin schon verreist, sie wieder zu-
rückreisen werde". ^) Fast hätten sie Recht behalten. Denn fünf
Monate verstrichen, bis man im Hafen von Barcelona^) in die See
stach. ^) Am 19. Juni 1630 wurde Genua erreicht. Da hieß es, der
Pest wegen, die in Oberitalien wüte, müsse man den Landweg nach
Trient vermeiden; venezianisches Gebiet dürfe aber auch deshalb nicht
passiert werden, weil die Republik im Mantuanerkriege Partei gegen
Spanien und den Kaiser ergriffen habe. Es erübrige nichts als die
Fahrt nach Neapel, um von dort nach Triest zu gelangen.
^) Mariens Reise sollte durch Oberitalien gehen.
^) In Mailand verweilte Khevenhtiller auch aus dem Grunde einige Zeit,
weil er im Auftrage Ferdinands II. den Angriff Spaniens auf die Festung Casale
verhindern sollte. Es handelte sich damals um die Erbfolge in Mantua und Mont-
ferrat. Am 25. Dezember 1627 war Herzog Vinzenz gestorben und mit ihm die
direkte Linie des Hauses erloschen. Der nächste Agnat war Karl von Nevers,
den jener in seinem Testamente zum Nachfolger bestimmt hatte. Die Nichte des
verstorbenen Herzogs, eine savoyische Prinzessin und die Gemahlin Karls, erhob
Anspruch auf Montferrat. Der Statthalter von Mailand und Karl Emanuel von
Savoyen verbündeten sich nun zu doppeltem Zweck : sie wollten Nevers in Mont-
ferrat nicht eindringen lassen und diejenigen Teile des Landes besetzen, die ihnen
zunächst lagen. In Bälde folgte die Tat — savoyische und spanische Truppen
rückten im Herzogtum ein. Auf Drängen der spanischen Regierung ließ Ferdi-
nand II. am 1. April 1628 das kaiserliche Sequester über die beiden Reichslehen
Mantua und Montferrat verkünden. Indes, weder entsagten Mailand und Savoyen
dem Eroberungskrieg, noch begab sich Nevers der Verwaltung der Lande. Für
ihn ergriff Ludwig XIII. Partei. Im Januar 1629 brachen französische Truppen
nach der piemontesischen Grenze auf und auch Venedig versprach Waffenhilfe.
(Vgl. Ritter III, 397 ff. Klopp III/l, S. 164 ff., 286 ff.).
8) Annales XI, 4ff. "
*) Dumont V, 554 ff.
"*) Annales XI, 588.
®) Die Ankunft in Barcelona war am 8. Febraar 1630 erfolgt.
') Vgl. Hirn: Die Hochzeitsreise einer spanischen Kaiserbraut. („Wiener
Zeitung" 1903, Nr. 55, 61.) Gindely: Eine Heirat mit Hindernissen. (Zeitschrift
für allgemeine Kulturgeschichte ... I, 481 ff., 607 ff.) Fiedler („Carinthia" 1827,
Nr. 14.)
44
Am 18. Juli schiffte man sich in Genua ein; von Neapel ging
es dann am 18. Dezember zu Lande nach Ancona, das man am
13. Januar 1631 erreichte. Diese Stadt war die letzte Leidensstation
auf fremdem Gebiete und auch sie verließ man nicht ohne Un-
gemach. Denn im Hause der Königin brach Feuer aus, Maria mußte
hinabgetragen werden, wogegen der Kardinal von Sevilla, „weil er
nur in seidenen Strumpffen und Pantoffeln zugelauffen und die Pan-
toffeln im Schrecken auch verlohren, . . . sich dermaßen die Füße
erfrohren, daß ihm ein Cathar suflfagativo gefallen und ihm am dritten
Tage erstickt".^)
Graf Khevenhtiller wäre aber von einer Schildwache, als er
eines Tages ans Land zurückkehrte, erschossen worden, hätte er sie
nicht „von der Brücken in das Meer herunter geworflfen".^)
Am 24. Januar erfolgte die Überfahrt nach Triest, die zwei
Tage währte, und am 26. Februar fanden der Einzug Mariens in Wien
und ihre Trauung mit König Ferdinand statt.
Khevenhüller kehrte nicht mehr nach Spanien zurück; Oberst-
hofmeister Mariens, bekleidete er diese Stellung bis zu seinem Tode.
Die schweren Folgen des deutschen Krieges trafen auch ihn.
Er hatte sie bereits 1626 beim Ausbruch des oberösterreichischen
Bauernaufstandes verspürt.^) Damals befand sich Khevenhtiller in
Madrid und er erfuhr nur aus Briefen, was sich auf seinen Gütern
zutrug. An der Niederwerfung des zweiten Aufstandes aber, 1632,
beteiligte er sich selbst. Er wurde von seinen protestantischen Unter-
tanen in seinem Schlosse Köppach belagert und erst durch den ent-
scheidenden Sieg Trauns aus gefahrvoller Lage befreit.^)
Khevenhüller war seit 1625 Mitglied des Geheimen Rates ^) und
wohnte daher zu verschiedenen Malen den Sitzungen dieses Kollegiums
bei. Gleichwohl strebte er nicht an, Einfluß in der Regierung zu er-
langen, vielmehr beschäftigte ihn das große Geschichtswerk, dessen
Abfassung er in Madrid begonnen hatte.
Die Vorarbeiten reichen bis 1604 zurück") und Khevenhüller
schrieb in der Folge ausführliche Berichte über die Ereignisse eines
1) Annales XI, 1497.
2) Ibidem XI, 1498.
^) Vgl. Wolf I, 163 flf. Stieve: Der oberösterreichische Bauernaufstand des
Jahres 1626. S. 53 ff., 58, 94, 308 u. a. a. 0.
♦) Annales XII, 265—287. Wolf I, 164.
') Den Titel eines Geheimen Rates hatte er bereits am 20. Dezember 1621
erhalten. (Stülz 385.) Annales X, 704.
*) In Padua, 1604, hat er „alle seine Raisen, negotia, aigne und frembtte
geschichten weitleuffig aufzue zaichnen angefangen und es noch bis auf dato
45
jeden abgelaufenen Jahres.') Um aus den besten Quellen zu schöpfen,
benutzte KhevenhUUer die Gesandtschaftsprotokolle seines Oheims^)
und die Stammbücher und Genealogien, welche der kärntnerische
Geschichtsschreiber Hieronymus Megiser gesammelt hatte. ^) Ferner
ließ er „bei gelehrten Leuten" anfragen, welche Werke den letzten
ungarischen Krieg, die Gefangenschaft Maximilians in Polen und das
Leben der Kaiser Rudolf und Matthias behandelten.*) Nicht bloß dieses
Material,^) auch gedruckte Diarien und das Theatrum europaeum '') lagen
Khevenhüllern bei der Abfassung seiner Annales Ferdinande! vor.^)
continuiert, und es der vonn ihm beschribnen Khevenhüllerischen genealogia und
Historien einverleiben lassen". (Moßhammer.)
^) Vgl. Stülz 351. Auch Moßhammer erzählt, es habe Khevenhüller „die
Geschichten des Jahrs (1614) weitleuffig wie alle folgende Jahre beschriben".
2) Sie waren nach dem Tode des Hans Khevenhüller abhanden gekommen-,
Fürst Castellan hatte sie (sechs Bände) nach Mailand entführt. KhevenhüUers
Hofmeister, Theodor Hartmann, der sich im Januar 1621 nach Wien begab, er-
hielt daher den Auftrag, sie von dem Grafen Theodor Trivulzio zu begehren.
(Stülz 378.)
3) Hartmann hatte sich in Linz an die Witwe Megisers und an den
Astronomen Hans Kepler zu wenden, der den Nachlaß Megisers verwahrte.
(Stülz 879.)
*) Alle diese Werke hatte Hartmann zu kaufen und nach Madrid zu schicken.
(Stülz 380 flf.)
^) „Allgemeine und Particulargeschichten und negotia in form eines Protho-
cols Herrn Franz Christoph Khevenhüller." 1617—1623. 5 Foliobände. — „De-
scripcion de todos los casamientos que la Augustissima casa de Austria ha hecho,
assy de Barones, como de Hembras despues que se dividieron la Linea de Espana
y Aemania. ..." — „Genealogia y historia de los heroicos hechos, cargos, em-
baxados, commissiones, y negociaciones, que dentro y fuera de su patria hau
tenido los Barones y Cordes dela casa y apellido de los Quevenhilleres. ..." 995
bis 1624. — „Verzeichnuß aller der Schreiben, anbringen ... so in der Heuraths-
sachen des Ertzhertzog Ferdinandt des Dritten . . . und der Infanta Doüa Maria
de Espaila ich Frantz Christoph Graff Khevenhüller etc. tractirt. . . ." 1617—1629.
(Im Besitze des Dr. A. Figdor, Wien, I. Löwelgasse 8.) — „Verzaichnuß etlicher
Discurs von den Zengern, Venedigern . . . auch alles das Jenig, waß sich in
diesem wehrenden Krieg beylauffig zuegetragen hat. . . . Angefangen zuesammen
zue setzen, zu Madrit in Spanien, den 12. Septemb. Anno 1617." — „Beschreibung
Frantzen Christophes KhevenhüUers zu Aichelberg, Graven zu Frankhenburg
lebenslauf ..." 1588—1616. — „Epistolae Hispanicae" 1581—1604. (Briefe von
und an Matthias, Philipp II., Gregor XIII., Alba usw.) — Krönungen der
Kaiser Matthias, Ferdinand IL, Ferdinand III., Ferdinand IV. zu Königen von
Ungarn. — Zu seiner „aignen Nachrichtung und Curiositet" verfaßte Khevenhüller
„ein Universal History, von 200 Jahren her". (Annales Ferdinandei I, Vorrede.)
*) Das bekannte Organ der protestantischen Partei.
') Vgl. Krones: Grundriß der österreichischen Geschichte I. A. 43, Anm. 22*,
IIL A. 450. Mayer: Wiens Buchdruckergeschichte I, Nr. 1281.
46
Zunächst gab der Autor im Jahre 1636 die Widmung seines
Werkes mit den „Summarien" des einen Hauptteiles (1578 — 1595)
heraus.^) Die Annales selbst erschienen zuerst 1640 — 1646 zu Regens-
burg und Wien^) und in zweiter Ausgabe 1721 — 1726 zu Leipzig;^)
diese umfaßt die Zeit von 1578 bis 1637.
Wir haben es nicht mit einer pragmatischen Geschichtserzählung,
sondern mit lose aneinandergereihten Jahresberichten zu tun.^) Manches
ist durch die neuere Forschung überholt; sagt ja Khevenhüller selbst
in der Vorrede: „Die Errores, muß ich bekennen, werden viel seyn;
wer aber meine Dienst, occupationes, hin- und widerraisen . . . weiß,
der wird mich billich vor entschuldiget halten^ und mein mehr vor
andere und die liebe posteritet, als für mich selbst angelegte Mühe
in guten auffnemmen." Demungeachtet sind die Annales Ferdinandei
noch heute die Hauptquelle des Dreißigjährigen Krieges und eine
Fundgrube biographischen Materials.^)
Während das Theatrum europaeum und der Mercurius Gallo-
Belgicus den antihabsburgischen Standpunkt vertraten, das eine das
Organ der Schwedenpartei, der andere das der Frankophilen war,
teilte Khevenhüller, als überzeugungstreuer Patriot und Anhänger
der alten Kirche, seine Feder in den Dienst Deutsch-Habsburgs und
des von diesem Hause verteidigten katholischen Glaubens. Keines-
wegs tat er es auf Kosten der Wahrheit. Er schilderte vielmehr die
Begebnisse, wie sie sich zutrugen, und entstellte sie nicht durch vor-
gefaßte Meinung.
Als Anhang zu den Annales erschienen 1721 und 1722 in
Leipzig zwei Bände Kupferstiche mit erläuterndem Text,^) Sie ent-
^) Wien „bey Maria Richchesin Wittib, wohnhafft auf dem Lübeck". (An-
nales I, Bericht des Verlegers an den Leser.) Die Annales widmete Khevenhüller
dem Thronfolger, Ferdinand IIL
") Zu Regensburg bei Chr. Fischer, der bloß die ersten vier Bände verlegte.
Zu Wien bei Math. Cosmerovius, der die übrigen fünf Bände verlegte. Diese
neunbändige Ausgabe umfaßt die Jahre von 1578 bis 1622. Nur wenige Exem-
plare (25 oder 40) dieser Ausgabe gelangten in den Handel. (Annales I, Bericht
an den Leser.)
^) Bei Moritz Georg Weidmann (Karl VL gewidmet). Zu erwähnen wäre
noch D. Rundes „Khevenhillers Jahrbücher in einen pragmatischen Auszug ge-
bracht und berichtigt". (Leipzig 1778—1781. Vier Teile in drei Bänden, die je-
doch bloß bis 1597 reichen.)
*) Vgl. Wolf I, 168.
^) Sie enthalten über zweihundert biographische Skizzen.
®) „Conterfet Kupfferstich (so viel man deren zu Händen bringen können)
deren jenigen regierenden grossen Herren, so von Kaysers Ferdinand des andern
geburt biß zu desselben seeligsten tödtlichen Abschied successive regiert, darvon
47
baltea die „Conterfet" der Fürsten, Minister und Feldherren, die Zeit-
genossen Ferdinands II. gewesen sind.^) Diese Sammlung fand sich
im Nachlaß des Grafen Khevenhüller.^)
Der jüngste Sohn, der wie sein Vater Franz Christoph hieß,
pflanzte die Linie fort.^) Er war Kämmerer, Landrat in Oberöster-
reich, von 1671 bis 1678 Verordneter des Herrenstandes und Oberst-
landjägermeister in diesem Erblande. Er hatte drei Söhne,*) von
Ertzherzog Carl, Vatter Kaysers Ferdinand des Andern zum ersten gestellet
worden." „Conterfett, Kupfferstich (so viel man bekommen können) deren jenigen
vornehmen Ministern und hohen Officicren, so von Kaysers Ferdinand des andern
geburth biß zu desselben seeligsten Hintrit continue und succesive gedienet."
^) Die kleinen Porträts von Ambras aber hat Khevenhüller nicht gekannt.
(Vgl. Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses
XIV, 60, 154, 156-165, 167—171, 174, 175, 185, XV, 246.)
^) Franz Christoph starb am 13. Juni 1650. Aus seiner ersten Ehe (mit
Barbara geb. Freiin von Teuffei) stammten einige Töchter und folgende Söhne:
Matthias (geb. 28. April 1614, t 22. Juli 1636), Hans Bartholomäus (geb. 12. Ok-
tober 1615, t 20. April 1617), Karl (geb. 12. Juli 1625, f 14. Dezember 1640),
Ferdinand (geb. 18. Oktober 1629, f 1649), Franz Christoph (geb. 22. September
1634, t 11- September 1684). — Seine zweite Frau, Susanne Eleonore, geborene
Gräfin Kollonitz ward Mutter einer einzigen Tochter. — Matthias trat in kaiser-
liche Kriegsdienste, beteiligte sich an der Eroberung Prags (Mai 1632) und soll
auch bei Lützen und Nördlingen gefochten haben. Er hatte inzwischen, 1634,
die Charge eines Rittmeisters (im spanischen Regiment Oberst Georg Freiherr
V. Seebach) niedergelegt. (Paßbrief 12. Juni 1634. Wien, Staatsarchiv, Analecta
biographica.) In dem Treffen, das 1636 zu Vaferola im Mailändischen zwischen
Franzosen und Spaniern stattfand, hauchte Matthias, schwer verwundet, seine
Seele aus. (Annales XII, 2081.)
^) In erster Ehe war er vermählt mit Polixena Freiin von Fünfkirchen, in
zweiter mit Ernestine Barbara Gräfin von Montecuccoli, Witwe nach dem Grafen
Michael Wenzel. Ungnad von Weissenwolf
*) Aus zweiter Ehe. Der Erstgeborene starb bald nach seiner Geburt. Von
den beiden anderen hatte bloß Franz Ferdinand Anton (geb. am 12. Juni, nach
anderen am 9. August 1682, f 20. November 1746) männliche Nachkommenschaft.
Er war Kämmerer, Landrat in Österreich o. d. E., begleitete Karl VI. auf dessen
Reisen und Erbhuldigungen sowie Marianne, die Schwester des Kaisers, nach
Portugal, versah einige Zeit das Amt eines Obersthofmarschalls und erhielt am
22. April 1740 die Würde eines wirklichen Geheimen Rates. (Wien, Staatsarchiv.
Geheime Räte.) Franz Ferdinand Anton war zweimal vermählt, in erster Ehe
mit Maria Theresia von Lubetich imd Chapelet, in zweiter mit Maria Josefa
Theresia, Gräfin von St. Julien. Söhne hatte er nur aus erster Ehe, von denen
wir bloß zwei erwähnen: Johann Ludwig Josef (geb. 14. September 1707,
t 17. Februar 1753) und Johann Siegmund Josef (geb. 1715, f 1739). Dieser
Khevenhüller starb 1739 vor Belgrad den Heldentod. Dies erhellt aus dem
„Dekret an Johann Ludwig Josef" d. d. Wien, 13. November 1752. Staatsarchiv.
Geheime Räte.) — Johann Ludwig Josef war Kämmerer, diente von 1724 an,
zuerst zwei Jahre in Neapel im Traunschen Infanterieregiment, dann sechzehn
48
denen der jüngste, Ludwig Andreas,^) durch den Klang seines Namens
die Erinnerung an das Heldenzeitalter Österreichs wachruft; ihn, den
hervorragendsten der wafifenfreudigen Sprossen des Hauses, hat Maria
Theresia ihren Retter genannt.
Der spanische Erbfolgekrieg war seine Schule, Prinz Eugen
sein Lehrmeister. Daß er sich dessen Gunst erwarb, hatte Kheven-
hüller nicht ausschließlich dem Umstände zu verdanken, daß er der
Enkel des großen Montecuccoli war; der Feldherr und Organisator
berücksichtigte vielmehr Tapferkeit im Felde und wissenschaftliches
Streben; beides zeichnete den jungen Kriegsmann aus, der sich gar
bald dafür belohnt sah, indem er am 1. April 1713 das Patent eines
Obristen erhielt.
Der Türkenkrieg bot neuen Anlaß, das Vertrauen Eugens zu
rechtfertigen, denn Khevenhüller war's, der in der mörderischen
Schlacht bei Peterwardein ^) den schon durchbrochenen Flügel der
Infanterie wieder herstellte. Ihn erwählte daher Eugen, dem Kaiser
Jahre im Dragonerregiment seines Oheims als Hauptmann und focht in acht
Schlachten. Am 13. November 1752 wurde er zum wirklichen Geheimen Rat
ernannt. (Wien, Staatsarchiv. Geheime Räte.) Er war vermählt mit Maria Josefa
Gräfin Starhemberg. Dieser Ehe entsprossen: Johann Ludwig Anton (geb. 12. Juli
1743, t 1806) und Heinrich Franz de Paula (geb. 12. März 1745, t 18. •), dieser
hinterließ bloß Töchter. — Johann Ludwig Anton war vermählt mit Maria Theresia
Josefa, Gräfin Thurn-Taxis, von der er vier Söhne hatte: Josef Johann (geb.
17. Juli 1768, t 9. Februar 1812), Johann Anton Ferdinand (geb. 2. Juni 1769,
t 5. Dezember 1830), Franz de Paula (geb. 30. April 1770, t 6. April 1799),
Franz Seraph Josef (geb. 4. Februar 1773, f 17. März 1799). — Franz de Paula
wurde als Hauptmann am 15. März 1799 bei Martinsbruck tödlich verwundet.
Seine Witwe, Maria Anna geb. Gräfin Alberti, heiratete am 8. September
1800 den Freiherrn Emanuel Malfatti in Roveredo. (Wien, Kriegsarchiv.) —
Johann Anton Ferdinand vermählte sich in erster Ehe mit Katharina Freiin
Wrazda von Kunwald, in zweiter mit Maria Theresia Gräfin von Thurn-Val-
sassina. Sein einziger Sohn (aus erster Ehe) und Nachfolger im Majorat, Hugo
Anton Johann (geb. 5. Juni 1817, f 12. Februar 1884), hatte aus seiner Ehe mit
Josefine Freiin Brenner von Felsach nur eine Tochter Ida (geb. 21. März 1843,
3. November 1864 vermählt mit August Josef Horväth von Szent-György). Mit
ihm erlosch die Frankenburgische Linie.
^) Geboren 20. November 1683, gestorben am 26. Januar 1744. Er war
vermählt mit Maria Anna Gräfin Lamberg, die ihm bloß zwei Töchter schenkte.
Vgl. über ihn Allgemeine deutsche Biographie XV, 706 ff.*, Hormayr: Öster-
reichischer Plutarch XVII, 175 ff.; Wurzbach XI, 225 ff.; Arneth: Maria Theresias
erste Regierungsjahre I, II; Oskar Criste: Österreichischer Erbfolgekrieg 1740
bis 1748, Band IV. (Kriege unter der Regierung der Kaiserin-Königin Maria
Theresia, im Auftrage des k. u. k. Chefs des Generalstabes herausgegeben von
der Direktion des k. u. k. Kriegsarchivs.)
2) 5. August 1716.
49
die erste Nachricht des Sieges zu überbringen. In gleicher Weise
zeichnete sich Khevenhliller bei der Eroberung von Belgrad aus/)
was den Prinzen bestimmte, ihn zum Obersten seines eigenen Dragoner-
regiments vorzuschlagen.
Die Friedenszeit, die nach Abschluß des Passarov^^itzer Vertrages^)
anbrach, benutzte Khevenhliller, um sich in den Kriegswissenschaften
zu vervollkommnen und militärische Werke abzufassen, die in der
Folge zu mancher organisatorischen und taktischen Einrichtung in
der kaiserlichen Armee Anregung gaben. ^)
Es entbrannte der polnische Thronstreit; die Feder mußte dem
Schwerte weichen und Khevenhüller, der am 14. November 1733 zum
Feldmarschalleutnant befördert ward, eilte zu den Fahnen, um für
Habsburg zu kämpfen, das sich von Frankreich, Spanien und Sardinien
bedroht sah. Er machte den unglücklichen Feldzug in Italien mit,
zeichnete sich aus in den blutigen Schlachten bei Parma^) und Gua-
stalla,^) deckte nach dem Rückzug der kaiserlichen Armee an die
tirolische Grenze die Pässe gegen dreifache Übermacht und vereitelte
alle Versuche der Franzosen und Spanier, in das Land einzudringen.
Zweimal hatte er in jenen Tagen interimistisch das Kommando ge-
führt, vom Feind gefürchtet, aber auch von ihm gerecht beurteilt.*^)
Kaum ruhten die Klingen, die man wegen des polnischen Thron-
streites gekreuzt hatte,^) so sah sich der Kaiser durch sein Bündnis
mit Rußland in einen neuen Krieg, in den mit den Türken, ver-
wickelt. Auch dieser Feldzug endete unglücklich für Karl VI.; denn
1) 6. August 1717.
=^) 21. Juli 1718.
^) Im Druck erschienen: „Des General Feldraarschalls Grafen von Kheven-
hüller Observationspunkte für sein Dragonerregiment" (Wien, 1734 Und 1748)-,
„Reglement und Ordnung, nach welchem sich gesammbte unmittelbare kaiserliche
Infanterie in den Handgriifen und Kriegsexercitien sowol, als in den Kriegs-
gebräuchen, gleichförmig zu achten haben" (Wien, 1737); „Kurzer Begriff aller
militärischen Operationen sowohl im Felde als in Festungen" (Wien, 1756)-, das-
selbe in französischer Übersetzung 1777 unter dem Titel: „Comte de Kheven-
hüller, Maximes de guerre, relatives ä la guerre de campagne et ä celle du siegei.
trad. de l'allemand par M. le baron de Sinclair."
*) 29. Juni 1784.
^) 19. September 1734.
*) „Le comte de Khevenhliller passe pour le meilleur officicr de cavalerie
qu'ait l'empereur." (Portraits en petit des officiers gön^raux de l'empereur 1735.
Paris, Archiv des auswärtigen Amtes. Abteilung Autriche. Band 180, S. 46 ff.)
') Am 3. Oktober 1735 war zwischen Österreich und Frankreich der Wiener
„Traktat" abgeschlossen worden, dem erst am 18. November 1738 der Wiener
„Friede" folgte.
Khevenhüller-Schlitter. 1742—1744. 4
50
alle Erwerbungen des Passarowitzer Friedens fielen, mit Ausnahme
von Temesvär, an die Pforte zurück.^) Dieser traurige Ausgang tat
dem militärischen Ruf so manchen kaiserlichen Generals empfindlichen
Abbruch; zu denen aber, die Lob und nicht Tadel verdienten, ge-
hörte KhevenhUller, seit dem 31. Mai 1737 Feldmarschall. Alle An-
griffe des ihm an Zahl überlegenen Gegners hatte er beim Rückzug
der Kaiserlichen abgewiesen und sich in dem blutigen Treffen bei
Radojevac^) glücklich zur Hauptarmee durchgeschlagen.
Nicht unbelohnt blieb KhevenhUller: der Kaiser ernannte ihn
zum Kommandanten von Wien, Es hatte den Anschein, als sollte
dieser Posten von höchster Bedeutung werden, als nach dem Tode
Karls VI. beutegierige Feinde die rechtmäßige Erbin des habsburgi-
schen Thrones, Maria Theresia, umringten und Wien von selten der
vorrückenden Franzosen und Bayern die Gefahr einer Belagerung
drohte. Khevenhüller^) leitete die Verteidigungsanstalten,^) die aber
gar bald eine Unterbrechung erfuhren. Denn Karl Albert wandte
sich nach Böhmen,^) während einige Truppenteile und das französische
Korps in Oberösterreich zurückblieben.
Der Umstand, daß Wien und damit zugleich eine kleine Truppen-
macht frei geworden, bestimmte KhevenhUller zu einem kühnen Ent-
schluß: er riet Maria Theresia, wider die Franzosen und Bayern sich
nicht mehr auf die Verteidigung zu beschränken, sondern furchtlos
die Offensive zu ergreifen. Nie gebrach es der Habsburgerin an
männlichem Mut, auch damals nicht in der Zeit schwerster Be-
drängnis, wo Schlesien bereits verloren, Oberösterreich und der größte
Teil Böhmens in feindlichem Besitze waren. So willigte sie ein
das Wagnis zu vollführen, und in die Hände desselben Mannes, der
ihr dazu geraten, legte sie hoffnungsfreudig den Feldherrnstab.
^) Im Frieden von Belgrad, 1739. IX. 18.
2) 28. September 1737.
^) Damals (zu Beginn 1741) war man mit der Mobilisierung der Operations-
armee beschäftigt, die gegen Friedrich II. ins Feld ziehen sollte. Man dachte
daran, KhevenhUller zum Oberbefehlshaber zu ernennen, entschied sich aber
schließlich für den Grafen Reinhard Neipperg. (C. von Duncker: „Am Tage von
Mollwitz, 10. April 1741." Organ der militärwissenschaftlichen Vereine LXXI,
Heft 4, S. 275.)
*) Vgl. J, Schwerdfeger : Der bayrisch-französische Einfall in Ober- und
Niederösterreich 1741 und die Stände der Erzherzogtümer II, (Archiv für öster-
reichische Geschichte Bd. 91, pag. 155 ff,)
^) Über die Gründe, die ihn hiezu veranlaßten, vgl. Heigel: „Das Tagebuch
Kaiser Karls VII." pag. 24 und „Der österreichische Erbfolgestreit und die Kaiser-
wahl Karls VII." 174.
51
Am 20. Dezember 1741 verließ KheveiihUller Wien, bejubelt von
der Bevölkerung, begleitet von ihren Segenswünschen. Glänzend
rechtfertigte er das Vertrauen, das Maria Theresia in ihn gesetzt
hatte: schon im Januar des folgenden Jahres war ganz Oberösterreich,
mit Ausnahme der Hauptstadt, in der sich die Franzosen zu äußerstem
Widerstand vorbereiteten, vom Feinde gesäubert, der rechtmäßigen
Herrin wieder Untertan.
Nicht für ratsam hielt KhevenhUller, ,.Linz mit Sturm zu
nehmen", „viele Leute und Blut" würde dies kosten. Blockiert solle
es bleiben, während er selbst ohne jeden Zeitverlust in das Stamm-
land Karl Alberts eindringen und München erobern wolle. Nur auf
Drängen Maria Theresias, der viel daran gelegen war, „der Sache
ein schleuniges Ende zu machen", entschloß sich KhevenhUller zum
gewaltsamen Angriff auf Linz.
Während KhevenhUller die Vorbereitungen zu diesem Unter-
nehmen traf, langte der Großherzog Franz im Hauptquartiere zu
Freiling an und überreichte dem Feldmarschall die Bildnisse Maria
Theresias und Josefs mit folgendem Handschreiben der Königin:
„Lieber und getreuer KhevenhUller!
Hier hast du eine von der ganzen Welt verlassene Königin
vor Augen mit ihrem männlichen Erben; was vermeinst du, will aus
diesem Kinde werden?
Sieh deine gnädigste Frau erbietet sich dir als einem getreuen
Minister; mit diesem auch ihre ganze Macht, Gewalt und Alles, was
Unser Reich vermag und enthält. Handle o Held und getreuer Vasall,
wie du es vor Gott und der Welt zu verantworten dich getrauest.
Nimm die Gerechtigkeit als ein Schild; thue, was du recht zu sein
glaubst; sei blind in der Verurtheilung der Meineidigen ; folge deinem
in Gott ruhenden Lehrmeister in den unsterblichen Eugenischen
Thaten und sei versichert, daß du und deine Familie zu jetzigen
und zu ewigen Zeiten von Unserer Majestät und allen Nachkommen
alle Gnaden, Gunst und Dank, von der Welt aber einen Ruhm er-
langest. Solches schwören wir dir bei Unserer Majestät.
Lebe und streite wohl! ,r . mi • u,s
Maria Theresia."^)
Während der Tafel, die er zu Ehren des Großherzogs gegeben
hatte, las KhevenhUller den Anwesenden das Handschreiben Maria
1) Arneth II, 9.
4*
52
Theresias vor. Tränen glänzten in seinen Augen, gleiche Rührung
bemächtigte sich der Offiziere. Die schlichten und doch so herrlichen
Worte der geliebten Fürstin drangen ihnen allen tief in das Herz.
Gut und Blut schwor man, für Maria Theresia zu opfern, und als
der Feldmarschall auch der Mannschaft die Bilder der Königin und
des Thronfolgers zeigte, da flogen die Säbel aus den Scheiden und
Maria Theresias Name wurde zum Feldgeschrei. Zum Siegesruf aber
wurde es bei der Attacke von Linz, dessen feindliche Besatzung am
23. Januar kapitulierte, bei der Einnahme Passaus, das den folgenden
Tag fiel. Unaufhaltsam drang Khevenhüller ins Bayernland vor,
Oberhaus, Braunau, Burghausen ergaben sich und bald war der
ganze südlich der Donau und östlich der Linie Deggendorf — Dingol-
fing— Ampfing — Rosenheim gelegene Teil von Bayern, einzelne Punkte
ausgenommen, wie Reichenhall, in den Händen der Österreicher.^)
Am 14. Februar kapitulierte die Hauptstadt, am selben Tage
fand das glückliche Gefecht von Mainburg statt und somit war auch
das Land am rechten Ufer der Donau von bayrischen Truppen ge-
räumt. Nun galt es, den Rest zu unterwerfen.
Khevenhüller hatte es zunächst auf die Einnahme von Straubing
abgesehen. Sei dieses gefallen — schrieb er an Maria Theresia —
so werde er nicht zögern, „eine Idee zu formieren, wie inmittels
gegen Böhmen große diversiones gemacht und sodann mit wirklichen
operationes wird vorgeschritten und zu Werke gegangen werden
können". 2)
Die neue Gefahr jedoch, die von selten des Preußenkönigs drohte,
hemmte den Siegeslauf des ruhmgekrönten Feldherrn. Friedrich H.
hatte bereits die lang geplante Diversion nach dem südlichen Mähren
begonnen — die Räumung Böhmens stand bevor, zersplitterte man
die Kräfte, um fremdes Land zu erobern, Böhmen durfte nicht ein-
gebüßt werden, Maria Theresia verzichtete daher auf weitere Erfolge
in Bayern.
Khevenhüller erhielt Order, 12.000 Mann nach Böhmen zu ent-
senden; das Kommando über diese möge er entweder selbst tiber-
nehmen oder einem Feldmarschalleutnant anvertrauen. Jener ge-
horchte, so schmerzlich ihn auch die Schwächung seiner Streitkräfte
traf. Indes, das eine brachte er nicht über sich, als „Subalterner"
anderswohin zu gehen. Er bestimmte daher den Grafen Mercy zum
Kommandanten der abziehenden Truppen und blieb in Bayern, wo
^) Criste IV, 285.
^) Ibidem IV, 308.
53
„er endlich auch das von ihm Unternommene und weiters Präparierte
auch zu gehörigem Ende zu bringen die Ehre haben möchte".^) Als
aber Maria Theresia noch weitere 1500 Mann von ihm verlangte, da
lehnte Khevenhüller ganz entschieden ab;^) er unterdrückte auch
nicht die Bemerkung, man hätte besser getan, ihn und seine ganze
Armee gleich nach der Einnahme von Linz nach Böhmen zu ziehen,
habe man wegen dieses Kronlandes etwas geplant, die dortigen Streit-
kräfte jedoch nicht als ausreichend erachtet. Grollend setzte er hinzu:
„es könnten derartige Befehle auch zu einer Zeit bei ihm einlangen,
wo er, ohne Ihrer Majestät Dienst zu schädigen, trotz pflichtgemäßen
Gehorsams nicht in der Lage wäre, dieselben auszuführen".^)
Wohl nahm Maria Theresia diese freimütige Äußerung nicht
unwillig auf, sie befahl sogar die Rücksendung zweier Kavallerie-
regimenter, aber die Aktionsfähigkeit Khevenhüllers war von diesem
Zeitpunkt an lahmgelegt. Was half es ihm, daß am 30. März ßeichen-
hall und damit auch der letzte bayrische Posten fiel, der sich im
Rücken der operierenden Armee befand? Immer schlimmere Nach-
richten kamen aus Böhmen, die es ihm schließlich, bei der nam-
haften Schwächung seiner Streitkräfte, geboten erscheinen ließen, sich
nunmehr auf die Verteidigung zu beschränken. Seine Erbitterung
wuchs, als er erfuhr, man habe München geräumt, weil sich der
Feind bereits in Freising befinde. Unverzüglich ordnete Khevenhüller
die Wiedereroberung an — sie erfolgte auch, am 6. Mai 1742. Nun
handelte es sich um die Sicherung Passaus, als des wichtigsten Stütz-
punktes der Stellung in Bayern. Khevenhüller verlegte daher sein
Hauptquartier nach Pleinting am rechten Ufer der Donau. Dorthin
dirigierte er auch alle verfügbaren Truppen, da ihn Maria Theresia
zu wiederholten Malen aufgefordert hatte, die Ofi'ensive zu ergreifen.
Vollends bestand sie darauf nach Abschluß des Präliminarfriedens mit
Friedrich 11.^) Denn der Erwerb bayrischen Landes solle sie schadlos
halten für die namhaften Abtretungen an Preußen. Alle Vorkehrungen
waren zum Angriff getroffen, die Truppen marschbereit. Da liefen
Nachrichten ein, der Feind habe beträchtliche Verstärkungen erhalten
— neuerdings wurde der Offensivplan fallen gelassen.
Im weiteren Verlaufe des Feldzuges erhielt Khevenhüller wegen
des Vormarsches der Franzosen gegen Böhmen die Order, in die
Oberpfalz zu ziehen und seine Vereinigung mit der böhmischen Armee
1) Criste IV, 313.
2) Ibidem 346.
") Ibidem 348.
*) 11. Juni 1742.
64
zu bewerkstelligen. Er mußte also das von ihm eroberte Land ver-
lassen. Die Truppen, die er zurückließ, vermochten den Bayern nicht
standzuhalten, sie räumten ihre Stellungen, darunter auch München,
und zogen sich nach Schärding zurück.
Groll und tiefe Kränkung verrät ein Bericht, den Khevenhüller
am 28. September 1742 an die Königin richtete.^) „Mein Eifer, aller-
gnädigste Frau, für E. K. M. Allerhöchsten Dienst und Ansehen — heißt
es darin — ist so groß, daß ich unmöglich mein Leid und Still-
schweigen in dem bergen kann, daß nicht eines meiner Projekten in
rechter Zeit beangenehmet . . . worden. . . . Jetziger Zeit aber, wie
der abgelebte vortreffliche Guido Starhemberg gesagt, thuet man blos
mit den Händen Krieg führen, und man will nichts als die Sachen
durch Schlachten ausmachen, sich dem Glück und dazu ungewissen
Compromissen tiberlassen, wo man auch weder Zeit noch Umbstände
erwäget, ob eine Bataille vortheilhaft und decisive ausfällt, kaum be-
trachtet und also sich Selbsten schwächet, ja gar schlaget; zudem
wird ein General, der dieses nicht thuet, nicht estimieret." Schließ-
lich rät Khevenhüller, da er die Dinge in den schwärzesten Farben
sah, auf das Anerbieten Frankreichs einzugehen, nämlich Bayern mit
Ausnahme Passaus preiszugeben und sich hiedurch den Abzug der
französischen Truppen zu erkaufen.
Die Habsburgerin ließ aber nicht alle Hoffnung sinken. In der
nächsten Zeit schon wandte sich das Kriegsglück zu ihren Gunsten,
denn in den letzten Dezembertagen 1742 marschierten die Öster-
reicher in Prag ein, nachdem sich die französische Besatzung genötigt
gesehen hatte, es zu verlassen.
Dieser glückliche Umschwung der Dinge bestimmte Kheven-
hüller, entschieden darauf zu dringen, daß eine Armeeabteilung in
die Oberpfalz einrücke. Maria Theresia erklärte sich einverstanden
damit und im Mai 1743 wurden die Operationen eröffnet. Es galt
die Wiedereroberung Bayerns. Diese erfolgte im selben Monat. Am
27. Juni schloß Khevenhüller mit dem bayrischen Feldmarschall
Grafen Seckendorflf den Vertrag von Nieder-Schönenfeld ab, der den
Kurfürsten zur Neutralität verpflichtete und die Besetzung des Landes
durch die Österreicher aussprach.^)
Khevenhüller begab sich nun mit dem Prinzen Karl von
Lothringen nach Hanau, wo im Einvernehmen mit den Engländern
die weiteren Operationen festgestellt werden sollten. Diesmal mußte
"■) Criste, 934. Anhang XXVII.
2) Ibidem 852 ff. Anliang XXXV, XXXVI.
ÖD
er sich mit der Rolle des Ratgebers bescheiden. Sie war keineswegs
dankbar. Vergeblich hatte er den Herzog gewarnt, einen zweiten
Rheiniibergang zu wagen, nachdem der erste mißlungen war. Da-
gegen gelang es KhevenhUllern, den Rückzug der kaiserlichen Armee
in die Winterquartiere zu sichern. Dann eilte er nach Wien, um als
Vizepräsident des Hofkriegsrates den Beratungen über den nächsten
Feldzug beizuwohnen. Mitten in dieser Tätigkeit wurde Khevenhliller
von schwerer Krankheit befallen, der er am 26. Januar 1744 erlag.
Bei der Nachricht seines Hinscheidens rief Maria Theresia aus:
„Ich verliere einen getreuen Diener und einen Beschützer, den nur
Gott belohnen kann."^) Die dankbare Fürstin ließ den Helden in
der Schottenkirche neben Rüdiger von Starhemberg beisetzen.
Hervorragende Sprossen weist auch die jüngere Linie, die zu
Hohenosterwitz, auf.
Der Stammvater Siegmund ^) kämpfte im Heere Karls V. bei
Pavia^) und war in Wien, als dieses 1529 von den Türken belagert
wurde.^) Am 1. Oktober 1542 ernannte ihn Ferdinand I. „in ansehung
seiner Erber- unnd Schickhlichait" zu seinem Rat,^) 1543 zum Vizedom
von Kärnten^') und Hauptmann von Ortenburg.^)
Sein Sohn Georg erhielt eine Stelle bei der niederösterreichi-
schen Regierung,^) versah von 1562 bis 1565 das Amt eines Landes-
1) Hormayr: Österreichischer Plutarch XVII, 194.
') Geboren 1507, gestorben am 12. September 1552. Er war vermählt mit
Katharina von Gleinitz (verwitw. Meixner von Metsching).
^) Moßhammer.
*) Ibidem und Hermann, Geschichte Kärntens II, 26.
s) Cod. 707, Band 7, fol. 110, 114. (Wien, Staatsarchiv.)
^) Hermann: Geschichte Kärntens II, 420.
') Moßhammer. Im Jahre 1550 erwarb Siegmund pfandweise Schloß und
Herrschaft Karlsberg in Kärnten, die er von Andreas Eberhard Raubern einlösen
durfte. (Pfand verschreibung d. d. Augsburg 1550 IX. 17. Cod. 707, Bd. 13, fol. 172.
Wien, Staatsarchiv, Von Siegmund unterzeichneter Eevers d. d. Wien 1550 IX, 18.
Urkundenabteilung des Staatsarchivs.)
*) Oberleitner: Österreichs Finanzen und Kriegswesen unter Ferdinand I.
(Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen XXII, 224.) Georg Kheven-
liüller (geboren 1534, gestorben am 9. September 1587), hatte drei Brüder:
Ludwig (geb. 12. Oktober 1531, t 23. Mai 1540), Franz (geb. 1535, f 1- Dezember
1561), Seifried (geb. und gest. 1540). Franz diente — wie Moßhammer erzählt —
dem König Philipp II. „als ein aventurier und Soldat auf seinem uncossten". Er
kämpfte in Italien, später unter Vels, machte den Schweizerkrieg mit, focht in
Flandern und in Ungarn. Im Jahre 1561 begleitete er Leonore, die Tochter
56
Verwesers von Kärnten, worauf er zum Landeshauptmann ernannt
wurde.^) Als Rat und Kämmerer Karls von Innerösterreich begleitete
er den Erzherzog 1565 nach Linz, wo die Verhandlungen Über die
Teilung der Ferdinandeischen Erbschaft stattfanden,^) 1566 in das Feld-
lager vor Raab ^) und 1568 nach München zur Hochzeit Wilhelms von
Bayern mit der lothringischen Prinzessin Renee>)
In diesem Jahre wurde Georg Geheimer Rat und Hofkammer-
präsident des Erzherzogs. Er mußte sich daher an den Grazer Hof
begeben, blieb jedoch Landeshauptmann von Kärnten.^) Bei Er-
öffnung des Landtages, 1570, sehen wir Khevenhüller in Klagenfurt,
wo er dem Erzherzog „solche servitia praestiert", daß ihn dieser zum
Oberstkämmerer bestellt.^) Damals ging Georg auch nach München,
wo er für seinen Herrn um die Hand Mariens, der Tochter Albrechts,
warb.'') Glatt vollzieht sich alles, er hat keine Schwierigkeiten zu
tiberwinden, wie solchen die beiden Khevenhüller der anderen Linie
in Madrid begegnen sollten.^)
Im Jahre 1571 wurde Georg auf eigenes Ersuchen des Amtes
eines Hofkammerpräsidenten enthoben, er mußte sich jedoch dem
Ferdinands I. und Braut Wilhelms von Mantua nach Italien. Als sein Vetter
Bartholomäus die Reise ins heilige Land antrat, schloß sich Franz ihm an-, er
starb auf der Heimkehr, sein Leichnam wurde l)ei der Insel Candia ins Meer
versenkt. (Vgl. auch Czerwenka, 193, 213.) „Dißer Cavallero hat alle Geschichten
und Negotiation seiner Zeit gar fleissig in briefen und anderm aufgezeichnet
und die Liga zwischen Pabst Pauli dem 4ten und Heinrich Khönig aus Franckh-
reich wider Khönig Philippen den Andern auß Spanien, sehr anschlich, wie in
des Herrn Grafen Historj zuefinden, beschriben." (Moßhammer.)
*) Hermann: Geschichte Kärntens 11/2, 420.
''') Moßhammer, Czerwenka, 48 ff. (Über die Linzer Verhandlungen vgl.
Hirn: Ferdinand IL von Tirol I, 50 ff.)
^) Moßhammer.
*) Ibid.
^) Moßhammer. Zum Verweser wurde Augustin Paradeiser ernannt.
^) Moßhammer. Dieser behauptet, es sei Khevenhüller damals auch zum
Obersthofmeister ernannt worden. Dies geschah jedoch erst Ende 1574. Vgl.
Seite 60, Anm. 5. Nach Khevenhiillers Tod gelangte das Amt eines Obersthof-
meisters nicht mehr zur Besetzung. (Annales Ferdinandei I, 2.)
') Hurter I, 170.
*) Am 26. August 1571 fand die Trauung statt. Das Projekt, Karin mit
Elisabeth von England zu vermählen, war in Brüche gegangen. (Vgl. Wertheimer,
Heiratsverhandlungen zwischen Elisabeth von England und Erzherzog Karl von
Österreich. Sybels bist. Zeitschrift XL, 384.) Hans Khevenhüller erzählt in seinem
Tagebuch, Georg sei damals zum Oberstkämmerer und Obersthofmeister ernannt
worden. Vgl. jedoch die folgende Anmerkung.
57
Wunsche des Erzherzogs gemäß „wie bishero" als Oberstkämmerer
und im Geheimen Rat „gebrauchen lassen".^)
Als Maria am 11. September 1571 in Graz einzog, überreichte
Khevenhüller der LandesfUrstin das Hochzeitsgeschenk Kärntens, ein
von Cellini gearbeitetes goldenes Gießbecken samt Gießkanne.^)
Dieser Huldigungsfeier sollten gar bald ernste Unterredungen
folgen, die Khevenhüller mit den Ständen pflog. Schon war der Pro-
testantismus in alle Schichten der Bevölkerung gedrungen; konnte
auch der Landesherr für die neue Lehre nicht gewonnen werden, so
trachtete man doch zum mindesten darnach, daß er ihr die gesetzliche
Anerkennung nicht versage. Mochten Türkenkriege oder Finanzen
zur Einberufung der Landtage nötigen, stets waren es Religions-
gravamina, die von selten der Stände ins Treffen geführt wurden.
Dasselbe geschah, als 1572 der Landtag in Graz zusammentrat.^)
Dieser setzte in der Tat durch, daß den Mitgliedern des Herren- und
Ritterstandes nicht bloß für sich und ihre Familienangehörigen,
^) „Wir Carl etc. Bekhennen öffentlich . . . Alls iinns der Edl ixnser ge-
haimer Rath, Obrister Camerer, Lanndshaiibtman In Kharnndten unnd lieber ge-
threuer Georg Khevenhüller zu Aichlperg . . . von dem ersten Tag May verwichnes
achtundsechzigisten Jars an biß auf heut dato, nit allein in unsern trefflichen,
ansehenlichen geheimen sachen, alls ain gehaimer Rath statlich treulich unnd wol
gedient, sonnder auch daneben unsere Hof Caraer unnd wichtige gellt Handlungen,
sambt andern unsern verordennten Hof Camer Ratten alls der fürnembst unnder
Inen, unnd desselben unsers Hof Camer wesens Director ... nit mit geringer
muhe unnd sorgfelltigkheit . . . verricht unnd gehandit. ... So haben wir dem-
nach in solch sein Khevenhüllers underthenig anlanngen mit gnaden, doch auch
dergestallt, das Er sich über die mit Ime gephlegne hanndlung, das Obriste
Camer Ambt bey unns anzunemen, gehorsamist bewegen lassen gnedigist be-
willigt. Thuen es auch hiemit . . . Allso das Er unnser gehaimer Rath und
Obrist Camerer, der Khevenhüller, hinfüro des Hof Camer Raths Diennsts . . .
erlassen jSein, unnd unns an dem gnedigist benüegen seile, das Er neben Ver-
sehung seines tragenden Obristen Camrer Ambts, sich sonnsten, wie bißhero in
unserm gehaimen Rath . . . gebrauchen lassen. . . ." Graz, 24. Mai 1571. (Cod. 7 b,
fol. 133 ff. Staatsarchiv.)
^} Hermann: Geschichte Kärntens 11,64. Cellinis Werk befindet sich heute
in den kaiserlichen Kunstsammlungen.
°) Grenzschutz, Übernahme der landesfürstlichen Schuldenlast, Eintreibung
rückständiger Kontributionen, Reform der Landgerichtsordnung usw. sollte er
beraten. (Vgl. Loserth: Die Reformation und Gegenreformation in den inner-
österreichischen Ländern im 16. Jahrhundert, 189.) Gegen F. M. Mayer (Der
Brucker Landtag des Jahres 1572. Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-
quellen, Band 73, S. 469 ff.) und Hurter (Ferdinand IL, Band I, 247 ff.) hat
Loserth (189, Note 3) den Beweis erbracht, daß die Versammlung in Graz ab-
gehalten ward.
58
sondern auch für ihre Untertanen volle Gewissens und Kultus-
freiheit zugesichert ward.^)
Khevenhüller sowohl wie der Hofvizekanzler Hans Kobenzl
hatten sich redlich bemüht, den langwierigen Streit zu schlichten;
die Landschaft beschloß daher, es solle ihnen „ein stattliche Ver-
ehrung, die ihnen nit zu verschmachen, gegeben werden. 2)
Als die Türken 1577 Innerösterreichs Grenzen bedrohten, wandte
sich Erzherzog Karl um Geldhilfe an die Stände. Diesen war's ein
willkommener Anlaß, dem bedrängten Landesfürsten neue Kon-
zessionen auf kirchlichem Gebiete abzuringen. Je schwerere Be-
denken der Erzherzog dagegen geltend machte, daß man derartige
Forderungen in die Verhandlungen einbezöge, desto ungestümer
opponierten die Stände. Schließlich erklärte jener, er wolle sich „der
Religion disposition in derselben Stötten, Märkhten und andern aigen-
thumblichen herrschafften Gennzlich vorbehalten, bedüngen unnd in
denselben khain anndere Religion Exerciern lassen; doch daneben
weder die von der Burgerschafft noch Jemandts andern In seinem
gwissen beschwärn".^)
Gewissensfreiheit für den Bürger ohne die Freiheit des Kultus
genügte aber den Ständen nicht und so entbrannte der Kampf von
neuem.
An der kroatischen Grenze stand der Türke und bedrohte die
Steiermark. Klagen liefen aus den gefährdeten Teilen des Landes
ein, man achte der Untertanen nicht und gebe sie dem Erbfeind
preis.^) Schleunige Hilfe war vonnöten; ihre Bewilligung jedoch
hing von neuen Zugeständnissen ab. In seiner Drangsal entschloß
sich der Erzherzog nachzugeben. Den Verordneten erklärte er in
Gegenwart seiner geheimen Räte, er behielte sich zwar volle Befugnis
in den landesfürstlichen Städten und Märkten vor, wolle aber keines-
wegs die Prädikanten in Graz, Laibach, Klagenfurt und Judenburg
vertreiben oder ihre Schulen aufheben; nur „das schmächeu und
lestern' könne er nicht dulden; nochmals versicherte er, sie „in
iren Gewissen unbekümert zu lassen".^)
1) Loserth, 201 ff.
*) Ibid. 203, Anm. 2.
8) Erklärung vom 6. Februar 1578. (Hurter I, Beilage XXX, 618 flf.
Loserth 270.)
*) Vgl. Hurter I, 341 ff.
'*) Loserth, 273. Derselbe: Die steirische Religionspacifikation 1572 bis
1578. (Veröffentlichungen der historischen Landeskommission für Steiermark
I, 90 ff.)
59
Im Verein mit Kobenzl bemühte sich Khevenhiiller, den Aus-
schüssen die Überzeugung beizubringen, daß der Erzherzog seinem
Versprechen — sei es auch nur mündlich gegeben — stets treu bleiben
werde/) In der Tat ging man beruhigt auseinander.
So schloß der berühmte Brucker Landtag von 1578, auf welchem
der protestantischen Partei Zugeständnisse gemacht worden waren,
die ihr eine rechtlich gesicherte Stellung zu geben schienen.
Schweren Herzens hatte sich Karl gefügt. Nun wurde er von
Rom zum Widerrufe gedrängt. Indes, nicht bloß die Drohung, er
würde dem Kirchenbann verfallen,^) auch das eigene Gewissen trieb
ihn schließlich zur Umkehr.
In München, wo sich auch Karl einfand, wurden Oktober 1579
die Grundzüge festgesetzt, nach denen die Gegenreformation in Inner-
österreich eingeleitet werden solle. ^) Im Sinne dieser Beschlüsse
traf der Erzherzog eine Reihe von Verfügungen, durch die er der
weiteren Ausbreitung des Protestantismus vorbeugen wollte. Ihre
Wirkung äußerte sich im Landtag von 1580 auf 1581: die Stände
bewilligten keine Steuern ohne vorher erfolgte Abstellung ihrer Be-
schwerden. Als Antwort erließ der Erzherzog ein Dekret, das im
Lager der Protestanten große Bestürzung, bei den Katholiken aber
freudige Überraschung hervorrief; es schränkte die Brucker Zugeständ-
nisse derart ein, daß dies eigentlich ihrer Aufhebung gleichkam.^)
Die Entrüstung der Stände richtete sich nun gegen Kobenzl
und Khevenhüller, die beide „bey Verlust seelen, leibs, haab und
guets" ihr Wort dafür eingesetzt hatten, daß der Erzherzog seine
Zusage halten werde. ^) Nur auf Grund dieser Versicherung habe
man 1578 drückende Steuern bewilligt; Pflicht der geheimen Räte
') Vgl. Hurter I, 345.
^) Gemäß der Bulle Coena Domini. (Vgl. Loserth : Akten und Korrespon-
denzen zur Geschichte der Gegenreformation in Innerösterreich unter Erzherzog
Karl II. 1578— 1590. (Fontes reriim Austriacarum 50, Seite 8.)
^) Loserth: Akten und Korrespondenzen, Seite XIII und Seite 31 ff. Der-
selbe: Reformation und Gegenreformation, 302 ff.
*) Es war vom 10. Dezember 1580 datiert und verfügte, „daß in allen
landesfUrstlichen Städten und Märkten ausschließlich die katholische Religion
ausgeübt werden dürfe. Herren und Ritter dürfen, aber nur für sich und die
ihrigen, in Graz zwei Prädikanten halten, die aber nicht mehr in der Stiftskirche,
sondern im Landhause predigen dürfen. Alles, was den Katholiken an Gütern
und Rechten entzogen sei, müsse binnen zwei Monaten zurückerstattet werden."
(Loserth: Akten und Korrespondenzen, XVII und 78 ff. Derselbe: Reformation
und Gegenreformation, 330.)
^) Loserth: Akten und Korrespondenzen, 132, 140.
60
sei es daher, den Erzherzog an das Übereinkommen zu erinnern.
„Der ganze Handel und noch viel anderes — antwortete Kheven-
htiller — komme ihn beschwerlich genug an, er habe in ihrem
Sinne dem Erzherzog geschrieben, bitte aber, auch sie wollten in
diesen Dingen die möglichste Bescheidenheit, Glimpf und Geduld ge-
brauchen."^)
Dieser Bescheid gentigte den Ständen ebensowenig wie der
Vorschlag, es solle das Dekret bis zum nächsten Landtag eingestellt
bleiben; und als die geheimen Räte ankündigten, es werde über-
haupt nicht ausgeführt werden, gab man sich auch damit nicht zu-
frieden.^)
Karl hatte peinliche Stunden verlebt, es lag nicht in seinem
Wesen, sich zum äußersten zu entschließen. Ihn quälte auch die
Geldnot und schreckte die Kriegsgefahr. So widerrief er „auß allerlei
Hochwichtigen Ursachen" das Dekret vom 10. Dezember und befahl,
daß alles in dem Stande zu bleiben habe, wie es vor diesem Zeit-
punkt gewesen sei.^)
Khevenhüller befand sich bereits in der Heimat, als dieser
Widerruf erfolgte, und versah dort die Geschäfte eines Landeshaupt-
mannes. Angesichts der starken Strömung, die sich am Grazer Hofe
gegen die unkatholischen Räte des Erzherzogs bemerkbar machte,^)
hatte er seine Hofstellen niedergelegt. 0) Denn auch Khevenhüller
^) Loserth: Reformation und Gegenreformation, 338 ff.
2) Harter I, Beilage XXXIX, S. 638.
^) Loserth: Reformation und Gegenreformation, 356.
*) Als ein Mittel zur Durchführung der Gegenreformation war zu München
auch vorgeschlagen worden „den ganzen Hof, bevorab I. F. D. gehaime Ratte
zu reformieren und ad catholicismum zu reducieren. ..." (Loserth: Akten und
Korrespondenzen, 35.)
^) Ende 1574 hatte er auf das Oberstkämmereramt resigniert und er war
damals zum Obersthofmeister ernannt worden. („Wir Karl etc. Bekhenneu . . .
Als unns der Edl unnser gehaimer Rath, Obrister Hofmaister unnd lieber getreuer
Georg Khevenhüller zu Aichlberg . . . nun etlich Jar heer nit allain als ain ge-
haimer Rath, sonndern auch darunder von Sännet Michaels tag des verwichnen
Sibenzigisten biß zu Ennd des vierunndsibenzigisten Jars, und also in das fünffte
Jar, als unnser Obrister Camerer . . . getreulich, aufrecht unnd redlich . . . ge-
diennt, wir Ine aber hernach desselben getragnen Obristen Camrer Ambts mit
gnaden erlassen unnd darauf zu unnserm Obristen Hofmaister . . . für unnd an-
genommen. ..." („Herrn Georgen Khevenhüllers etc. Schein seines getragnen
Obrist Camrer Ambts." D. d. Graz 1^75, I, 1. Cod. 8 c. Wien, Staatsarchiv.) Im
Januar 1580 war er, auf eigenes Ersuchen, des Obersthofmeisteramtes enthoben
worden. („Wir Carl etc. Bekhennen . , . Als wir dem Edlen unnserm gehaimen
Rath, Obristen Hofmaister, Lanndshaubtman in Khärndten, unnd lieben getreuen
Georgen Khevenhüller zu Aichlberg ... In sonderbarer gnedigister bedenkhung
61
war Protestant, was ihn jedoch nicht gehindert hatte, jederzeit die
Pflichten seines Hofarates in erste Linie zu stellen und dem Übermut
seiner Glaubensgenossen zu steuern.
„Lasse mich bedunckhen — schrieb Georg an Hans Kheven-
htiller — seit Ich von Hof khommen, das ich umb 10 Jahr Jünger
und umb etlich Pfundt Ringfertiger worden sey. . . ."^) Nicht lange
währte es und er wurde wieder zum Erzherzog berufen. Er ging
mit diesem 1581 nach Prag und 1582 nach Augsburg, um Hilfe
gegen die Türken zu erwirken. Im selben Jahre fand er sich in
Wien ein, wo er als Landeskommissär den Beratungen über die
Grenzverteidigung beiwohnte.^) Diese Angelegenheit war Kheven-
htillern nicht fremd; sie hatte ihn schon vielfach in Anspruch ge-
nommen. Vom Erzherzog war er auch, 1578, zum Generalobristen
und Leiter einer Kriegsexpedition an die kroatische Grenze geschickt
worden, um diese gegen die Angriffe der Türken zu verteidigen.^)
Das Unternehmen mißlang jedoch*) infolge des Glaubenszwistes, der
selbst im Felde nicht verstummte.
Im Jahre 1582 vollendete Khevenhüller die Restaurierung
des uralten Hochosterwitz,^) die er 1575 in Angriff genommen
der ansehenlichen, statlichen, wolevsprießlichen, gehorsamen, nuczlichen «nnd ge-
treuen Diennste, die Er unns nit allaia hievor, von eintrettung an, unnserer
Lanndsfürstlichen llegierung, in mehr weege, Sonnder auch fürnembllch ieczo
nachender zwelff Jar lanng beharrlich aneinander an unnserm fürstlichen Hofe,
Nämblich anfangs als unnser gehaimer Rath, volgends neben demselben auch
Obrister Camerer unnd hernach als Obrister Hofmaister . . . erwisen, gelaistet
und erzaigt hat, zu desselben etlicher massen gnedigisten erkhantnus. Weil wir
Ine iezo, auf sein so beharrlich bej unns beschehen vilfeltig unnderthenigist an-
langen unnd bitten, gedachter seiner bej unns getragner Hofdiennste aus gnaden
erlassen. . . ." („Herrn Georgen Khevenhüllers Verschreibung um 15000 Gulden
Gnadengelts unnd wider 1500 Gulden zu ainer Khetten, der soll Er sich selbs
aus dem Ambt an der Krembspruggen bezallen." D. d. Graz, 1580, 1. 20. Cod. 10b,
fol. 1 ff. Wien, Staatsarchiv.)
^) „Doch wirdt mich einer selten — heißt es weiter — bey der primiera
oder im Schlaf trunckhen finden, gib denoch wenig Feurtag; wann Ich auf
Wernberg und Osterwicz khomb, ist alda mein Burgenlust, sonderlich wann
Weib und Khindt bey mir. Mein Sohn Francz ist noch auf dato in Erczherzog
Maximilian Camerdiensten, also das diser Zeit alle Khevenhüller, deren Sechs,
ausser zwayer Khinder, in der Löbl. Herrn von Österreich Camer würckhlich
dhienen mögen, darfür Gott zuedanckhen." D. d. 12. Januar 1581. (Moßhammer.)
^) Hermann: Geschichte Kärntens 11/ 1, S. 87.
3) Ibid. 11/ 1, 81 und Kriegsarchiv, Wien.
*) Geschildert in den Annales Ferdinandei I, 7 ff.
^) Die Burg erhebt sich auf einem steilen Felsenkegel von Triaskalk.
Schon 890 war Osterwitz salzburgisches Eigen und im späteren Mittelalter hatten
62
hatte, ^) Im Arkadenhofe der Burg befindet sich eine große Stein-
tafel mit lateinischer Inschrift; nie mögen — so kündet diese —
die Nachkommen des Erbauers das Werk, daran sein Herz gehangen,
veräußern, teilen oder auch nur verpfänden. „Eosdemque — heißt
es am Schlüsse — etiam monitos et rogatos vult, christianam reli-
gionem pie et caste colant, virtutem amplectantur, sobrietatem maxime."
Die neue Lehre ist's, die Khevenhtiller seinen Nachkommen empfiehlt,
wie auch die Bibelsprüche an den Torhäusern Zeugnis geben von
seiner protestantischen Gesinnung.
Georg Khevenhüller starb am 9. September 1587. 2) „Er stände
— sagt der kärntnerische Chronist von ihm — seinem lieben Yatter-
land threulich und Liebreicher Neigung vor. Liebde den fridt und
gehorsamb sowol auch seine frome underthanen sehr. Den müessig-
gang und Hochfart aber, wie auch den frembden leichtförtigen
Lörmben war Er starckh zue wider; seine liebe Khinder vermanet er
ohn underlaß zuer rechter Gottsforcht, einigkheit, Nachtbarkheit und
andern Tugenden, sonderlich zum gehorsamb. Von gestalt und Haar war
er Roth, wol gebüldt und gebertig, khlein von Persohn, aber dispost."^)
es die Schenke von Osterwitz als Lehen. Ende des 15. Jahrhunderts kam es an
die Landesherren und dann an den Urenkel Maximilians L, Erzherzog Karl von
Innerösterreich. (Vgl. Scheiger: Hochosterwitz in Kärnten. Mitteilungen der
k. k. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, V. Jahr-
gang 1860, Nr. 9, S. 245 ff. und Jahrbuch der Kunstsammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses XV, 340.) Hans, Bartholomäus und Moritz Christoph Khevenhüller
besaßen Osterwitz pfandweise bis 1570. In diesem Jahre trat es Hans an den
Erzherzog Karl ab. (Cod. 6 a, fol. 156/v. Wien, Staatsarchiv.) Am 18. März 1571
verkaufte Karl die Burg samt Himmelberg und Waidenberg Georgen Kheven-
hüller. (Cod. 37, f(jl. 52 ff. Notifikation des Erzherzogs an das Vizedomamt in
Kärnten, d. d. Graz, 1571 III. 18. Wien, Staatsarchiv. Vgl. Czerwenka 58 ff. Im
Wiener Staatsarchiv befindet sich auch die Information über die landesfürstliche
Bewilligung der Eintragung in das kärntnerische Landgültbuch d. d. 1578, III. 25.)
^) Neu gebaut hat Khevenhüller bloß die Tortürme, Wachhäuser und dazu
gehörigen Ringmauern. Das Schlößchen Niederosterwitz im Tal wurde erst im
17. Jahrhundert erbaut.
^) Er wurde am 16. Oktober 1566 mit den Khevenhüllers der anderen Linie
von Maximilian II. in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Vom Erzherzog Karl
erhielt er am 17. April 1571 das Recht, sich „Herr auf Hochosterwitz" zu
schreiben und am 28. Mai desselben Jahres die Bewilligung, das Wappen der
Aufensteine aufzunehmen (denen, wie Hans Khevenhüller in seinem Tagebuch
sagt, „Osterwitz vor alten Zeiten zuegehört"). Am 14. September 1580 verlieh
ihm Karl das Prädikat „Freiherr und Herr auf Hohen Osterwitz" und am 1. Mai
1587 (mit seinen Vettern) das Prädikat „auf Carlsburg".
^) Moßhammer (nach Megiser). Georg war in erster Ehe mit Sibilla Weit-
moser zu Winkel, in zweiter mit Anna von Thurzo, Witwe nach Christoph Welzer;
vermählt.
63
Georgs älterer Sohn, Siegmund/) war Mundschenk,^) später
Rat und Kämmerer^) des Erzherzogs Karl und begleitete die Kaiserin
Maria bis Mailand, als sie 1582 durch Kärnten nach Spanien reiste.
In der Folge wurde er Rat bei der iunerösterreichischen Regierung^)
und Hauptmann zu Gmünd. ^)
^) Aus erster Ehe. Geboren 21. November 1558, gestorben 1593 (nach
Czerwenka 1594). Am 24. November 1585 vermählte er sich mit llegina von
Thannhausen, bei welchem Anlaß er vom Erzherzog Karl ein Trinkgeschirr im
Werte von 100 Gulden erhielt. (Cod. 12 a, fol. 114/v. Staatsarchiv. Jahrbuch der
kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses XIII, Nr. 9402.)
Regina wurde die dritte Gemahlin des Bartholomäus. (Siehe Seite 25, Anm. 2.)
*) Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiser-
hauses XIII, Nr. 9290.
') Moßhammer. Dieser erzählt auch, es habe sich Khevenhüller „auf einem
Thurniere anno 1581 so wol gehalten, das ihm die Erzherzogin Anna ein stat-
lichen Schmuekh, der noch zue ewiger gedechtnus zue Wernberg in der Riist
Camer aufgehalten wirdt, für ein favor verehrt".
*) Diese Ernennung erfolgte 1588. („ . • . Inmassen Er dann die gewöndliche
Aids Pflicht solcher Regiments Rathsstell noch den Achten Tag Martii ver-
schinen Achtundachczigisten Jars berait gethan . . ." „Herrn Sig. Khevenhüllers
Freyherrns geschälftl per Regiments Raths Besoldung." D.d. Graz, 1590 III. 29.
Cod. 56, fol. 78 V. Staatsarchiv.)
^) Moßhammer. Ebenso wird Siegmund in einer „KauflFsverschreibung umb
die Herrschafft Märnberg" d. d. Graz, 1589 IV. 26. als N. Ö. Regiments Rat,
Kämmerer und „Oberhaubtman zu Gmiindt" genannt. (Cod. 55, fol. 100. Staats-
archiv.) „ . . . gedachter Herr Sigmundt Khevenhüller, ob er wol von Persohn
khurz und delicat, so ist er doch Sehen, weiß, wolgefarbt, guet Proportioniert,
höflich, von schennen geberten, und von menigclich geliebt gewesen." (Moß-
hammer.) Er hatte drei Söhne: Christoph (geb. und gest. 1586), Georg (geb.
24. Juli 1590, t 15. Mai 1591) und Paul (geb. 9. April 1593 [nach Czerwenka 1586!],
gest. 1655). Paul trat in kaiserliche Dienste, ging 1612 mit Matthias nach Frank-
furt (Annales Ferdinandei VII, 445) und wurde in der Folge Burggraf von
Klagenfurt. (Hermann: Geschichte Kärntens II/2, S. 420.) Diese Stelle legte er
nieder, als das Edikt Ferdinands II. ihn und die übrigen protestantischen Kheven-
hüller (seinen Stiefbruder Hans und Vetter Siegmund) zur Auswanderung zwang.
Er warb ein Regiment und wurde schwedischer Oberst. Nach Gustav Adolfs
Tod ging Paul nach Schweden, wo ihn Maria Eleonore, die Königinwitwe, zum
Hofmarschall ernannte, (Vgl. Wolf I, 165 ff. Czerwenka, 499 ff. Annales Ferdi-
nandei XII, 153. Theatrum europaeum VI, 488.) Seiner Ehe mit Regina von
Windischgrätz entstammten: Johann Sigmund (geb. 1622, f zu Nürnberg 15. März
1631), Bernhard (geb. 1623, f unvermählt, als schwedischer Oberstleutnant 1660),
Bartholomäus (geb. 1626, Rittmeister in französischen Diensten, f zu Nürnberg
23. August 1662), Andreas (geb. 1627, f als schwedischer Hauptmann 18. Januar
1649), Augustin (geb. 1630, t 18- Juni 1653 im Zweikampf), Paul (geb. 1635,
wurde am 18. September 1658 vor Kopenhagen verwundet und nach Amputierung
seines Fußes nach Schweden gebracht, wo er im selben Jahre starb), Georg
Christoph (geb. 1621, gefallen in der Schlacht bei Jenikau.. [Moßhammer,
64
Georgs jüngerer Sohn, Franz/) war Rat und Kämmerer des
Erzherzogs Maximilian, Dieser Prinz wurde am 22. August 1587
von der österreichischen Partei zum König von Polen proklamiert,
er mußte aber am 24. Januar des folgenden Jahres nach dem un-
glücklichen Gefecht bei Wielun die Waffen strecken und sich dem
Großkanzler Zamoiski gefangen geben.^) Sein Schicksal teilte Franz
Khevenhtiller; erst im März 1589 erfolgte die Freilassung, worauf er
in die Heimat zurückkehrte.
Als Abgesandter der Stände begab sich Franz 1594 zu Kaiser
Rudolf, der damals mit den Vorbereitungen eines Feldzuges gegen
die Türken beschäftigt war; die Bitte hatte er an den Kaiser zu
richten, er solle Innerösterreich, die Vormauer des römischen Reiches
wider den Erbfeind „mit einer ergäblichen Hülif erfreuen.";^) denn
schon murrten die Stände, man lade ihnen allein die Last „aufif den
Halß".
Franz Khevenhüller war Protestant; auch seine Kinder*) be-
kannten sich zur Lehre Luthers. Erst sein Enkel Ehrenreich ^)
kehrte 1666 mit der ganzen Familie zum Glauben der Väter zurück.
Er stand im Dienste der kärntnerischen Landschaft^) und wurde
am 23. Juli 1673 in den Reichs- und erbländischeu Grafenstand er-
hoben.
Ehrenreichs Sohn Siegmund Friedrich') war 1686 Kämmerer
und Landrechtsbeisitzer, 1694 Rat bei der innerösterreichischen Re-
Eintragungen jedoch von späterer Hand. Darnach wäre Czerwcnka zu be-
richtigen]).
^) Aus erster Ehe. Geboren am 12. Mai 1562 (nach Moßhammer), gestorben
1607. Er war vermählt mit Crescentia von Stubenberg. „Von Persohn war Er
mittermeßig und von gesicht und Haar Praun, und gar ein fromber, Aufrechter
cavalliero." (Moßhammer.)
2) Ygi Huber: Österreichische Geschichte IV, 373. Hirn II, 278 ff.
^) Annales Ferdinande! IV, 1201.
^) Er hatte vier Söhne: Wolf Georg (f ISjährig), Bartholomäus (Vor-
schneider des Erzherzogs Ferdinand, später kaiserlicher Oberst, vermählt mit
einer Freiin von Herberstein), Siegmund und Franz. (Nach Moßhammer.) Sieg-
mund verließ die Heimat, ging nach Nürnberg und dann nach Ungarn. Er war
vermählt mit Siguna Freiin von Stubenberg und pflanzte den Stamm fort.
^) Sohn Siegmunds und der Siguna Elisabeth von Stubenberg. Er wurde
1640 geboren und starb am 12. April 1675.
*) Dies erhellt aus dem Grafendiplom für Siegmund Friedrich, d. d. Wien,
1725 I. 6. (R. R. B. Karl VI. Band XII, fol. 153. Staatsarchiv.)
') Geboren am 17. September 1666, gestorben am 8. Dezember 1742.
In erster Ehe war er vermählt mit Maria Renata Gräfin von Thannhausen, in
zweiter mit Ernestine Leopoldine Gräfin Rosenberg.
65
gierung-, 1698 als Nachfolger des Grafen Andreas von Rosenberg
Landeshauptmann von Kärnten und Geheimer Rat. Das Amt eines
Chefs der Verwaltung bekleidete er bis zum Jahre 1712. Ver-
antwortungsvoll wurde es nach dem Ausbruch des spanischen Erb-
folgekrieges. Denn immer größere Opfer an Blut und Geld verlangte
man, wie von den übrigen Provinzen der Habsburgernionarchie, so
auch von Kärnten. Klug wußte aber KhevenhUller zu vermitteln
und die Bewilligung der Forderungen durchzusetzen.
Im Jahre 1703 drohte dem Herzogtum ein Einfall der Bayern
und Franzosen,*) denn Max Emanuel plante ein Unternehmen gegen
Tirol, um sich mit Vendome, der in Italien stand, zu vereinigen.
Schon hatte Kärnten die für die Werbung nötigen Summen bewilligt,
als es die Erhebung Tirols und die Schlacht bei Hochstädt aus der
Gefahr einer feindlichen Invasion befreiten. Unheil brach aber über
Bayern herein: österreichische Truppen okkupierten es und den Kur-
fürsten erklärte Josef I. am 29. April 1706 in die Reichsacht. Im
selben Jahre wurden die vier älteren Söhne Max Emanuels: Karl
Albert, Philipp Moritz, Ferdinand Maria und Klemens August als
Gefangene nach Klagenfurt gebracht; sie behielten jedoch ihren Hof-
staat und erfreuten sich auch liebreicher Behandlung.^)
Mit ihrer Aufsicht betraute der Kaiser den Burggrafen von
Klagenfurt, Grafen Rosenberg. ^) Dieser und Khevenhüller sorgten
^) Vgl. Doeberl: Bayern und Frankreich, vornehmlich unter Kurfürst
Ferdinand Maria, 572 ff.
^) Das Verdienst, dies nachgewiesen zu haben, gebührt v. Heigel: Die Ge-
fangenschaft der Söhne des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern 1705—1714.
(Quellen und Abhandlungen zur neueren Geschichte Bayerns. N. F. 243 ff.) Die
Ankunft der Prinzen in Klagenfurt erfolgte am 10. und nicht am 26. Juni. (Vgl.
Heigel, 242. Danach Wolf II, 216 zu berichtigen.) Khevenhüllers Tagebuch
(Band III und IV, sub 14084, 14085, in der Hofbibliothek zu Wien und von
Wolf benutzt) bringt darüber folgende Notiz: „Den 10. (Juni) langten unter be-
gleitung des Herrn Baron von Peschowitz die 4 ältere bayrische prinzen von
Münnichen zu Clagenfurth an, mit denen der Herr Baron von Guidebon als
obristhoffmeister und Herr graft" Georg Signnind von Thürnheimb, welcher mit
mir zu Lintz studirt hat, kamen. Die Administration zu Münnichen verstünde
sich mit dem Herrn burggraften urab ein gewisses quantum die printzen mit
Ihrer liofstatt zu verpflegen, die Ihmc solche Verpflegung über eine Zeith wider
benamme und einen aignen controlor hereinschickte, dene Selbsten zu versehen."
^) Dies erhellt aus dem ersten Bericht (vom 12. November 1706), den Graf
Rosenberg an den Kaiser abschickte und worin es folgendermaßen heißt: „auff
E. K. M. allergnädigsten Befehl, daß ich auff die allhier befindlich vier bayrischen
Printzen genau Obsicht tragen und von deren Thuen und Lassen von Zeit zu
Zeit . . . relationiern solle. ..." (Heigel, 245.) Daß dieses Amt Khevenhüllern
übertragen worden sei (wie Wolf II, 216 behauptet), geht auch aus dem Tagc-
KhevenhüUer-Schlitter. 1742—1744. 6
66
für die Unterhaltung der jungen Wittelsbaclier, die eines Tages auch
Hochosterwitz besuchten.^) In der Folge wurde jedoch der Wunsch
laut, es möge ihnen ein anderer Aufenthaltsort angewiesen werden;
man hegte Furcht vor Bayern sowohl wie vor Schweden. 2) In der
Tat ließ Karl VI., auf Khevenhüllers Rat, die Prinzen nach Graz
übersiedeln, wo sie am 11. April 1712 eintrafen.^)
buch Khevenhüllers nicht hervor. Ferner wäre zu l)erichtigen, daß das Feuer
im Schloß Maria Loretto am Wörthersee, dem Landaufenthalte der Prinzen, nicht
am 9. August 170G (Wolf II, 217), sondern am 9. Oktober 1708 ausgebrochen war.
^) „Den 3. Junii (1710) seind die 4 durchlauchtigsten bayrischen prinzen zu mir
nach Osterwicz kommen, welche im hohen Schlos abgestigen, daselbsten meeß ge-
hört und sodan nach beseehung der Vestung das mittagmahl nebst anderer gesell-
schafft in untern Schlos eingenomen, denen zu Ehren bey Ihrer ankunfft, unter
der meeß und währender Taffei bis 60 schus aus stucken thuu Hesse, und hatte
der ältere prinz selbsten 4 canons losgebrennt. Worüber ein gast folgende
cronographica gemacht: tertia lünll hUIUs anni fortaLItlüM hoC InUIserUnt
gratlosi qUatUor prInCIpes BaVarl, qUos LaUte prorsUs eXCepIt hUIUs pro-
VlnClae CapItaneüs. Senior prInCeps CaroTjUs qUatUor heroICe eXpLosIt tor-
Menta beLLICa, fUtUrüs Is strenüüs et Insignis generaLIs (sie!). Ein anderer
aber beystehende vers sowohl über dise begebenheit als beschehene bewirthung:
Boiorum quatuor Dominos, Khevenhiller in arce
Excipit, et fertur Principe dignus honor.
Hanc ascendentes soboles vos Martis- adorat
Fulmineo strepitu Martis amata cohors.
Hie quae spectatis, quae nunc invisa videtis
Tutor et offendo: scriptio sola docet.
Tutatur dixi, verum est, tutatur amicos,
Hostes offendit, si quis is esse velit.
Prae cunctis video Carolo Tibi visa placere.
An tormentorum musica forte placet?
Fors tentare cupis, nunquam tentare quod ausus?
Tormentis quatuor ludere dulce melos.
Tentas, cxplodis, qua sis ab origine natus,
Monstras in teneris iam documenta satis.
Cur quatuor? Quatuor fratres, quorum aemula virtus
Caesaris et Patriae commoda sola petet.
Feceris hoc studio quodam praesente Ministro
Caesaris, ut noscat sie fore velle tuum.
Perpetuo memores eritis, quaecunque Carinthi
Praestant, et gratia mente coletis eos.
Vos alit haec telhis, alit haec et adauget aniorem
Vestrum erga quosvis, finio, vera loquor."
2) Heigel, 244, 249.
^) „Den 11. (April 1712) seind die bayrische prinzen atif meine Ihrer K. M.
gethane allerunterthänigste VorstöUung von Clagenfurth nacher Gräcz uberbracht
worden, dahin man auch den 5ten prinzen Theodor unter begleittung des Herrn
graffen Max Fuggär, welcher folgendts als ober Stallmeister derenselben de-
67
KhevenliUller war indessen zum Statthalter von Niederösterreich
ernannt worden.^) Ein weiterer Spielplatz, als den er in Klagenfurt
gefunden hatte, eröffnete sich ihm, wo er seine juristischen Kennt-
nisse und Erfahrungen zu größerer Geltung bringen konnte. Waren
doch damals die landesfUrstlichen Regierungen mehr Gerichtshöfe
denn politische Verwaltungsstellen. 2)
Länger als vor und nach ihm ein Landeschef, dreißig Jahre
hindurch, waltete Khevenhüller seines Amtes, Wichtige Verordnungen,
insbesondere solche auf dem Gebiete der Armenpflege und des öffent-
lichen Wohles, sind auf ihn zurückzuführen.'')
Diente auch Khevenhüller dem Kaiser nicht mit dem Schwerte,
so zeigte er doch, daß er Furcht nicht kenne und, treu den Tradi-
tionen des Hauses, die Pflicht höher bewerte als das eigene Leben.
clarirt wurde, von Miinnichen aus abschickete, der Herr Graff von Thierheim
bekamme bey der bestättigung den tittl als oberhoffmeister." Diese Übersiedlung
schien auch aus politischen Gründen geboten zu sein: durch die Annäherung der
bisherigen Bundesgenossen Österreichs an Frankreich war die Wiedereinsetzung
der Witteisbacher nicht mehr in weite Ferne gerückt. (Heigel, 252.) Bevor Graf
Thürheim den Titel eines Obersthofmeisters erhielt, war er Obriststallmeister der
Prinzen. Wolfs Angabe (II, 217) ist daher unrichtig.
^) Sein Vorgänger war Karl Ferdinand Graf Welz (gestorben am 18. Juni
1711 „an der Windwassersucht". Khevenhüllers Tagebuch). Am 8. Januar 1712
legte der neue Statthalter den Eid ab. (Starzer, 303 ff.)
^) Jede Eegierung teilte sich in zwei Senate; dem einen oblagen die eigent-
lichen Regierungsgeschäfte mit Einschluß der Militaria, dem anderen die Justiz-
sachen, wobei er die Urteile nur vorbereiten durfte, die Entscheidung wurde
erst im Plenum gefällt. Die Regierung war daher auch oberster Gerichtshof des
betreffenden Landes. So blieb es, bis Maria Theresia die Scheidung der Ver-
waltung von der Justiz in Angriff nahm. (Vgl. Huber-Dopsch: Österreichische
Reichsgeschichte 181, 248.)
^) Regulierung der Taxen „der Regierungs-Zeugen-Commissarien". — „Ver-
satz- und Frage-Amt Renovation" und Verbot der Privatapotheken (1713). —
Advokaten- und Gerichtsordnung (1714). — Umgestaltung der Pupillen-Raitkammer
der Stadt Wien (1715). — Straßenreinigung (1718). — „Beschreibung der geist-
lichen Personen in den Vorstädten Wiens" ; Schlichtung der Jurisdiktionsstreitig-
keiten zwischen Regierung und Konsistorium und zwischen Regierung und Uni-
versität; Bestimmungen über das Fragamt (1721). — Verbot der Sonnwendfeier
(1724). — „Holzgestätten-Ordnung." — Regierungsjurisdiktion über adelige Per-
sonen. — Gasthausordnung. — Errichtung von Zucht- und Arbeitshäusern. — Um-
schreibung des Wirkungskieises zwischen Regierung und Kammer. — Ver-
besserung des allgemeinen Unterrichts. — Bestimmungen darüber, daß die Uni-
versität über Stiftungen Rechnung abzulegen habe, die sie verwalte. — Maß-
regeln gegen die Pest. — Verordnungen zur Förderung der Sicherheitszustände
in Stadt und Land. — Errichtung von Spitälern. — In der Folge war Kheven-
hüller auch Vorstand des Arraenamts und Soldatenspitals. (Starzer, 304 ff.)
5*
68
Denn als Wien von der Pest heimgesucht wurde, da genügte ihm
nicht, bloß Befehle zu geben; er selbst überwachte ihre Durch-
führung, stets war er auf den Straßen zu sehen und oft genug ritt
er in die entlegensten Vorstädte, wo der schwarze Tod die meisten
Opfer forderte. Ergriffen durch den Anblick unseligen Jammers ver-
anstaltete Khevenhüller Sammlungen im Kreise seiner Standesgenossen,
um die Toten begraben zu lassen, den Kranken Lebensmittel und
Arzneien verschaffen und die Ärzte in der Ausübung ihres Berufes
unterstützen zu können. Der wackere Statthalter wurde der Lieb-
ling Wiens, das Volk „vergötterte" ihn.^)
In den Jahren 1723 und 1728 war Khevenhüller Mitglied der
geheimen Deputation, die während der Abwesenheit Karls VL die
Eegierungsgeschäfte versah. 2) Zum Vorsitzenden dieses Kollegiums
der Geheimen Räte wurde er 1732 ernannt, als der Kaiser nach
Böhmen reiste, um mit Friedrich Wilhelm L von Preußen zusammen-
zutreffen.^) Im selben Jahre vertrat Khevenhüller den Grafen Gun-
daker Thomas Starhemberg im Präsidium der Ministerial-Banko-
deputation;^) er führte die Konvertierung durch, die dieser angeregt
hatte, ö)
^) Starzer 305. — Am 22. Oktober 1713 tat Karl VI. das Gelübde, zu Ehren
des heiligen Karl von Borromäus eine Kirche zu erbauen. In KhevenhüUers
Tagebuch findet sich darüber folgende Eintragung: „Den 22. (Oktober 1713)
haben beede regierende Kay. Majestätten der von der Hoffkirchen aus nach
St. Stephan angestölten procession (welche der Fürstl. Herr Ordinarius selbsten
geführet) auferbaülich beygewohnt. Und wurden zum ersten von denen P. P.
Michaelern die Reliquien des H. Caroli Borromaei, sodan durch die vicarios
hiesiger Domkirchen das weinende Gnadenbildt Unser Frauen von Bööz getragen.
Besagter Bischotf sänge das Hochamt und communicirte sowohl Ihro M. den
Kayser als Kayserin, deren Ersterer vor der Communion das gelübd abgelegt
hat, eine kirchen zu Ehren gemelten H. Caroli zuerbauen, dessen bildnus auf
den hohen altar unter einen rothen baldachin aufgemacht wäre. ..." (Vgl. Hg:
Die Fischer von Erlach I, 615 ff.)
^) Der Kaiser begab sich 1723 nach Prag, um zum König von Böhmen
gekrönt zu werden, 1728 nach Innerösterreich, um die Erbhuldigung der Stände
entgegenzunehmen. (Vgl. Starzer 306.)
^) Über diese Zusammenkunft vgl. Droysen: Friedrich Wilhelm I., König
von Preußen II, 162 flf. (Geschichte der preußischen Politik, IV. Teil, III. Abt.,
Band II.)
*) Starhemberg hatte nach dem Ableben des Statthalters, Grafen Welz,
die Oberleitung dieses Bankinstitutes übernommen ; gleichzeitig war Khevenhüller
zum Coadministrator ernannt worden. (Menzi: Die Finanzen Österreichs von
1701—1740, S. 260.)
«) Menzi 630.
69
Größere Aufgaben fielen ihm zu, als nach des letzten Habs-
burgers Ableben Maria Theresia den Thron bestieg und das öster-
reichische Erbe wider die ungerechtfertigten Ansprüche ihrer Feinde
verteidigen mußte. In jenen unheilschwangeren Tagen sorgte Kheven-
hliller für die Sicherheit im Innern des Landes, für den Unterhalt
der Truppen und die Zufuhr von Lebensmitteln.^) Da ereilte ihn am
8. Dezember 1742 der Tod.
Siegraund Friedrich Khevenhüller war ein streng katholischer
Edelmann, der bei keiner kirchlichen P'eier fehlte und auch gern mit
dem Klerus verkehrte. Wallfahrten, Prozessionen, Predigten und
Besuche in Klöstern finden sich zahlreich in seinem Tagebuch ver-
merkt. Aber mit derselben Genauigkeit trug er auch alles ein, was
sich am Wiener Hofe ereignete. Er zählt auf, was den Hofchargen
nach Leopolds I. Tod zufiel,^) schildert die Veränderungen, die
Josef I. im Ministerium und im Hofstaat vornahm,^) und die Fest-
^) Khevenhüller war damals auch Präsident des Wohlfahrtsaiisschusseg
und der Wiener Defensions- und Verproviantierungskommission. (Starzer 306.)
") „ . . . man pfleget dem Obristhoifmeister vor das Silber und vor das
Übrige, so er aus der Kay. Verlaß zu prätendiren hat, 100,000 fl. zu geben; der
Obrist Cammerer bekamme mit alle Kleyder des Kaysers und das in der Cammer
sieh befindende silber, und dem Obrist Stallmeister gehören alle Hoffwägen und
pferde im Kay. Stall, mit welchen man sich auch dessenthalben verstehen
muß. ..." (Eintragung vom 5. Mai 1705, vom Todestag Leopolds.) Vgl. Wolf
II, 215.
^) „Über 2 Tag als den 5. dits (Juni 1705) haben Ihre K. M. aus hundert
etlich unnd fünfzig Ihres herrn Vattern hochstseeligsten andenckens hinterlasseuen
geheimben räthen nur 33 zu dero würcklichen geheimen räthen mit aufhöbung
des conferenzraths allergnädigist benennet: als Fürst von Salm, obristhoifmeister;
H. graff Ferdinand Bonaventura von Harrach, des verstorbenen Kaysers obrist-
hoifmeister; H. graff Wolfgang von Ötting, reichshoifrathspraesident; Fürst Ester-
hasy, Palatinus Hungariae-, H. gr. Heinrich von Mansfeld, gewester Kay. Obrist
Cammerer; Prinz Eugenius von Savoyen; H. graff Frantz von Lamberg, Landts-
haubtman in Oberösterreich; Fürst Johan Adam von Liechtenstein; H. gr. Wenzel
Kinsky; Fürst von Lobkowitz, der regierenden Kayseriu Obristhoifmeister;
H. gralf Georg Adam von Märtinicz, gewester Kay. Hoff Marschall; H. graff
Otto Ehrenreich von Traun, Landtmarschall in Unter Österreich; H. graff Wenzel
von Sternberg; H. graff Carl Max von Thurn, der verwittibten Kay serin Obrist-
hoffmeister; H. graff Julius Friederich Buceleni, gewester Hoff Cantzler; H. graff
Fermian Jakob von Tschernin, Obristburggraff in Böheim; H. Cardinal von
KoUonitsch ; H.gr. Philipp von Dietrichstein, gewester Kay. Obrist Stallmeister; Fürst
Antoni von Liechtenstein, des Königs in Spanien Obristhoffmeister; H. graft" Leopold
Donat Trautsohn, Obrist Cammerer; Fürst von Dictrichstein, Obrist Stallmeister;
H. Cardinal von Lamberg; H. graff Carl von Waldstein, Hoff j\rarschall; Duca
di Moles; Herzog von Sachsen Zeiz, Bischoff zu Rab und Coadiutor zu Gran;
H. graff Gundacker von Starhemberg, Hoff Cammer Praesidcnt; H. graff Ernst
70
lichkeiten, welche stattfanden, als blasende Postillione die Kunde vom
Siege bei Ramillies gebracht hatten.^)
Am Sterbetag Josefs I.^) schrieb Khevenhüller folgendes in sein
Tagebuch: „Den 17. gegen ^4 auf Eilff Uhr vormittag hat der all-
wissende Gott Ihro May. den Kayser, (nachdeme Selber unterschid-
liche tag vorhero einige alteration empfände, die blättern auch den
Friederich von Windischgrätz ; H. Baron von Seylern, Hoff Cantzler; H. graff
von Sinzendorff, Hoff Cantzler; H. graff Wenzel von Wratislau; H. graff Carl
Ferdinand von Weltz, Statthalter; H. Cardinal Grimani; H. gr. Leopold von
Herberstein, vicekriegspraesident. Denen haben Ihro May. über eine Zeitli den
H. graffen Leopold Joseph von Laraberg, dero Bottschafftern zu Eom, und
H. graffen Maximilian Carl von Löwenstein, Administratorem in Bayern mit den
vorhin gehabten rang adiungirt, also das der erstere gleich nach den graff
Tschernin, der leztere aber nach den graffen von Wallenstein gehet. Wegen
der übrigen geheimen räthe hat der Kayser resolvirt, das Selbe nach denen ob-
benenten und künfftig declarirenden würcklichen in den rang, wie Sye vorhero
waren, verbleiben, auch die übrige praerogativen nebst den Excellenz Tittl ge-
nüssen, iedoch die raths Sessiones nicht frequentiren sollen, und müste man
dessenthalben neue Kay. Decreta gegen erlegung 400 fl. Tax aus der hoff Cantzley
erhöben. Die vorbesagte würckliche geheime räthe müsten widerum von neuen
das iurament ablegen." — Die Angabe Mailaths (Geschichte Österreichs IV,
382), wonach die Zahl der Geheimen Räte beim Tode Leopolds I. 164 betrug,
ist daher keineswegs übertrieben. Vgl. Großmann: Die Geschäftsordnung in
Sachen der äußeren Politik am Wiener Hofe zu K. Leopolds und Lobkowitz
Zeiten. (Forschungen zur deutschen Geschichte 12, 459 ff.) Vgl. auch Fellners
Besprechung von Bidermanns Geschichte der österreichischen Gesamtstaatsidee.
(Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung XV, 525 ff.)
— „Mit anfang des Monath 7bris (1705) hat Ihro May. der Kayser die Zahl
deren Hoff Cammerräthe von 74 auf 32 redueirt, mit einschlus des vicepraesidenten
Graffen Ferdinand Ernst von Molärt, welche sammentlich bey den H. Hoff
Cammerpraesidenten das iurament ablegen müesten, der auch vorhin vom Fürsten
von Salm nach abgelegten eyd gebräuchl. massen installirt worden. Übrigens
wurde die I. 0. Cammer (welche bishero von der hoff Canczley dependirete), der
Wiennerischen Hoff Cammer unterworffen, gleich es bishero mit denen Ungari-
schen, böhmischen und Schlesingerischen Hoff Cämmern observirt worden ist."
Über die Wiedereinsetzung der Konferenz im Jahre 1709 berichtet Kheven-
hüller folgendes:
„In disem monath (Januar 1709) hat der Kayser auf einrathen einiger
Ministern und des Fürsten von Salm authoritet in etwas zu contrabalanciren, den
conferenz rath widerum auffgerichtet, und hierzu zu räthen erckisen: besagten
Fürsten, den Graffen von Mansfeldt, Cardinal von Lamberg, Prince Eugene de
Savoye, den Obrist Cammerer, Graffen von Windischgräz, die 2 Hoff Canzler
und den Graffen Wratislau, die weiters Keinen besonderen Eang haben, sondern
nach den älter als geheime rätiie siezen; und weilen dan Ville ältere praeterirt
worden, als hat es grosse disgusti abgesezt."
^) 23. Mai 1706.
^) 17. April 1711.
71
10. dits würcklich ausgeschlagen), zu grösten leydwesen aller treu
gehorsamsten Oesterr. Vassalien im 33. Jahr seines alters von diser
vergänglichen Weldt abfordern wollen, w^elchen kläglichen Tottfall
nicht allein der Englische Wahrsager in seinen Calender vorgesagt,
sondern solchen auch die Sonn Selbsten durch Ihren von einiger
Zeith her vermerckten rothen oder bluttigen aufgang prognosticirt hat;
wie dan ingleichen zu Mantua 3 Sonnen sollen gesehen worden sein."
Auch die Reden, die Khevenhüller als Landeshauptmann von
Kärnten im Landtag gehalten hat, finden wir aufgezeichnet; Curtius,
Livius, Salust werden mit Vorliebe zitiert.
Als Statthalter von Niederösterreich in die Nähe des "Wiener
Hofes gerückt, konnte Khevenhüller vollends der Lust des Schreibens
fröhnen.. An Stoif fehlte es ihm nicht, denn als Mitglied des Ge-
heimen Rates wohnte er den wichtigeren Hof- und Staatshandlungen bei.
So am 19. April 1713 der Verkündigung der pragmatischen Sanktion')
und am 22. April 1720 dem Landtag, auf welchem die niederöster-
reichischen Stände dieses Haus- und Grundgesetz annahmen. 2)
*) „Den 19. (April 1713) haben Ihro Kay. und Catholische May. alle Ihre
geheime räthe nebst den Marques Eomeo, Secretario de los despächos universales,
und den Sibenbürgischen Hoff Canzler in die ratlistuben beruffen, woselbsten
Höchstgedacht dieselbe sich au die taffei stölleten und stehend uns samment«
lieh zu verstehen gaben, das Sye Crafft des anno 1703 zwischen dero verstorbenen
Herrn Brüdern und Hmen auffgerichteten, auch von Ihren herrn Vattern, Kayser
Leopoldo confirmirten Cessions Instrumenti et pacti rautuae Successionis inter
losepliinam et Carolinam lineas, zu Verhüttung künfftiger Uneinigkeiten (wan
etwan Gott wider alles besseres Verhoffen ohne Ehlichen leibs Erben diesselbe
von diser Weldt abforderen solte), zu dero Erbinnen vorgesehener massen ordine
primogeniturae die zwey Erzherzoginnen Kaysers Josephi glorwürdigsten an-
denckens declarireten, welche dan auch von diser Zeith an die praecedenz vor
Ihren «weyen Tantes und Leopoldinischen Erzherzoginnen haben sollen, worbey
Seine Kay. May. uns nicht allein a secreto dis falls dispensireten, sondern auch
verlangeten, das wir dise Ihre allcrgnädigste declaration unsern untergebenen
zue wissen thun sollen. Hierauf wurden besagte Instrumenta in latein vom
H. Hoff Canzler, Graffen von Seilern abgelesen, wormit sich diser villen censuren
unterworfene actus geendet."
Nach dem heutigen Stand der Forscliung kann wohl nicht mehr behauptet
werden, daß zwischen dem pactum mutuae successionis und der pragmatischen
Sanktion ein Widerspruch obwalte. (Vgl. G. Turba: Die pragmatische Sanktion
mit besonderer Rücksicht auf die Länder der Stephanskrone. Separatabdruck aus
der „Österreich.-Ungar. Revue", 34. Band, 1906, Heft 1—6.)
^) „Den 22. haben sich die hiesige Stände von Praelaten, Herren, Rittern,
wie auch die Abgeordnete von denen 18 mitleydenden Stätten und Märckten auf
das an sye unter den ersten Marzii d. J. ei-gangene Hofdekret, zu gehorsamster
Ver- und respoetive Annemmung S. kays. M. ailcrgu. und landtsvätterlicher In-
72
Gleich ausfuhrlich schildert Siegmund Friedrich, der damals,
1728, in der Hauptstadt weilte, die Erbhuldigung der inneröster-
tentiou in v, sanctionis pragmaticae et legis peipetuo valiturae wegen der
künflftigen Thron- und Erbfolge in den durclileuclitigsten Erzhaiis in formani
perpetui fideicommissi familiae et primogeniturae anfänglich in den männlichen,
hernach aber auch in dessen unverhofften Abgaiigsfall in den weiblichen Ge-
schlecht, in den Landthaus, ein jeder Stand in seinen gewohnlichen Zimmer, vor
neun Uhr in der Frühe versamlet, folgendts alle in den großen Saal bey denen
zubereitteten Tischen und gerichteten Bäncken ihre Sessioues genommen.
„Erstlich säße der H, Landtmarschall bey den Direktorialtisch an der
Mauer allein, sodann bey solchen an den Fenster die zwey älteste vom Herren-
standt, als der H. Fürst Antoni von Liechtenstein und H. Carl Ludwig Graff
von Sinzendorff R. H. Raths Vicepraesident, der erstere zwar nicht denen Jahren
nach, sondern in Crafft einer seinem fürstlichen Geschlecht anno 1612 vom ge-
melten Herrnstand ertheillten Concession, das allemall der Senior oder Regierer
desselben den Vorsiz und die erste Stiium unter denen politischen Ständen haben
solle. Darummen die zwey BischöfFe zu Wienn und Neustatt, weilen Sye mit
keinen solchen Privilegio versehen und auf der Herrnbanck secundum aetatera
physicam sizen müssen, außzubleiben pflegen. An besagten Tisch sassen auch
der Landtschafft Syndicus H. J. B. von Mair Edler von Mairsfeld, welchen L k. M.
ad hunc specialem actum pro notario publico creirt haben, und der Herrnstandts
Secretarius Conrad von Filers, der erstere gegen den 2 vom Herrenstand und
der leztere dem H. Landmarschall gegenüber. Ober den H. Landtmarschall, bey
einen besondern Tisch säße zu beeden Seithen der hiesige in 27 Klöstern und
Probsteyen bestehende Prälaten Stand, als . . .
„Etwas abwertlis des Direktorial Tisch stunde eine lange Taffei, bei welcher
auf der obern Seithen unserer 25 vom alten Herrnstandt, jedoch nicht allzugenau
denen Jahren nach, weilen vill ältere uns ]\Iinistern guttwillig die Vorhaud ge-
lassen, gesessen, gegen uns über aber der H. Landtuntermarschall mit denen
fürnemmeren vom Ritterstand; hinter diesen stunden unterschidliche Bäncke vor
die übrige anwesende Herren und Ritter; von erstem nemlich alt- und neuen
Herrnstand waren unser in allen gegenwertig 164, und von leztcrn 63. Hinter
denen Prälaten etwas entfernet stunden die Bäncke vor die Deputirte von denen
mitleidenden Stätten und Märckten, worunter Neustatt und St. Polten nicht be-
griffen. Es waren 38 an der Zahl, worbey zu wissen, das zu dergleichen actus
die Statt Wienn 4 und die übrige nur 2 Abgeordnete zu schicken pflegen.
„Nachdeme die Sessiones auf jezt verstandene Weis eingenommen waren,
fienge der H. Landtmarschall an, eine kurze Pröposition zu machen und befahle,
vorgemeltes Hoffdekret samb allen darinnen angemerckten Beylagen abzulesen,
als K. Ferdinandi IL Testament, datirt Wienn den 10. Mai 1621, wie auch dessen
Codicill de dato 8. August 1635, da höchstgedacht S. k. M. Verordneten, der viller
Ursachen halber, sonderlich aber wegen der grossen ottomännischen Macht alle
damalen besessene und künfftig überkommende Königreich und Länder ohne
Separation bey dem regierenden Herrn und also immerforth bei dem Altesten
in Form einer Primogenitur oder Majorat verbleiben sollen.
„Folgendts das Instrumentum renunciationis Caesaris Leopoldi et losephi
regis ad monarchiam hispanicam in favorem Caroli regis, quousquo ipse aut
eiusdem legitime procreati haeredes superstites forent, datum Viennae 12 7bris 1703.
73
reicliischen Landschaften. Sie war die letzte, welche die Habsburger
in den Provinzen selbst entgegennahmen.^)
Spärlich sind jedoch die Nachrichten über die geistige Ent-
wicklung Maria Theresias; weit mehr berücksichtigt unser Chronist
die Frage der Erbfolge und die Trauung der Erzherzogin mit Franz
„Instrumentum acceptationis Caroli regis sub eodem dato. — Instrumentum
mutuae successionis inter reges losephum et Carolum in casum deficientis alter-
utrius descendeutiae de eodem dato. — Instrumentum renunciationis et abdica-
tionis Caroli regis omnium provinciarum germanicarum in favorera regis losephi
et ejusdem masculae descendentiae de eodem dato. (Darnach Turba 13, Anm. 27,
zu berichtigen.) Das Prothokoll des H. EetVrendarii von Scliick als creati notarii
publici Caesarei über die den 19. April 1713 von I. k. u. kö. kath. M. in Gegen-
warth dero würcklichen geheimen Käthen und Canzlern gethane Successions
Declaration auf den unverhofften Abgang des Mannstammens unter denen Erz-
herzoginnen. — Instrumentum renunciationis S. archiducis Mariae losephae sponsae
in favorem descendentiae Augustissimi Caesaris Caroli, de dato Viennae 19. Au-
gusti 1719. — Instrumentum confirmatorium praefatae renuntiationis eiusdem
S. archiducis Dresdae sub dato 1. 8bris 1719 in praesentia S. S. Soceri et conjugis,
ministrorumque suorum, nee non domini referendarii Buol quoad hunc actum depu-
tati commißarii Caesarei factum. — Instrumentum acceptationis, ratificationis et
confirmationis S. principis regii et electoralis Saxoniae binarum renunciationum
dictae S. suae conjugis de eodem dato. — »Simile Instrumentum de eodem dato
a S. rege Poloniae corroboratum. — Schließlichen wurde abgelesen das Hoff-
dekret, krafft dessen der Landtschafft Syndicus von Mair in notarium publicum
caesareum creirt worden.
„Hierauf hielte der H. Landtmarschall die Umfrag, was an I. k. M. über
obig-allergn. Hoffdekret vor eine Antworth und Ercklärung abzustatten sein
möchte. Die vier erstere Votanten vom jeden Stand, als H. Abbt zu Mülck,
H. Fürst von Liechtenstein, H. Landtuntermarschall und der hiesige Burger-
meister Dr. Hartman wie auch einige andere von Ministern und Landtsmitglidern
machten zierliche Danckreden von S. k. M. tragende so große landtsvätterlichc
Vorsorg und fügeten bey einen untert. Anwünschung lang beglückter Kegierung
und zahlreicher Männlichen Descendenz, mit gehorsamsten Erbietten, Leben, Gutt
und Bluth aufzuopfern, dise allergn. und weiseste kais. Anordnung manuteniren
zu helften, zu solchen Ende auch eine neue Erbverbündnuß mit denen übrigen
kais. Erblanden einzugehen. Disem Concluso gemäß hat der von 3Iair eine wohl
verfaßte Schrifft aufgesezt, welche den 25. d. im Landthaus abgehöret und fol-
genden Tag I. k. M. durch den H. Landtmarschall in Unterthenigkeit überreicht
wurde, welche annebens denen Ständen erlaubeten, durch Ausschuß vor höchst-
gedacht deroselben zu erscheinen und ihr mündliche unterthenigste Dancksagung
abzulegen, die der H. Graff von Enkenvoirt als dermalen ältester Verordneter
gethan. ..."
^) Die Huldigung in Niederösterreich hatte 1712 stattgefunden. (Vgl. von
Györy: Kaiser Karl VI. und die Erbhuldiguug der niederösterreichischen Stände,
in den Blättern des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, 1890.) Nach
dem Tode Karls VI. erfolgte die Huldigung in Wien durch einen Ausschuß der
Stände.
74
von Lothringen.^) Er enthält sich jeder Bemerkung über die öffent-
lichen Zustände, so trostlos sie auch in der letzten Regierungszeit
Karls VI. waren. Das zerrüttete Finanz- und Kriegswesen gab ihm
ebensowenig Anlaß zur Klage wie die buntscheckige Rechtspflege.
Abhold jeder Neuerung, verteidigte er die alten Formen. Ihm glichen
viele, die damals Maria Theresias Thron umstanden: sie verkörperten
das Regime Josefs I. und Karls VI.
Siegmund Friedrich Khevenhiiller war Ritter des Goldenen
Vließes;^) am 6. Januar 1725 erhielt er die Bestätigung des seinem
Vater verliehenen Grafenstandes und 1737 erfolgte seine Aufnahme
in das schwäbische reichsgräfliche Kollegium. Das war die letzte
Auszeichnung, die ihm zuteil wurde. ^)
„War in allen seinem Thun und Lassen — so lesen wir im
Tagebuche seines Sohnes — hurtig, emsig und ordentlich, mogte
nicht leiden, wann man auf den folgenden Tag sparen wollte, was
den heutigen geschehen kunte. . . . Hatte ein unvergleichliches Judi-
cium und erstaunliche Gedächtnus, wäre in Historia und vornehmlich
in Genealogicis über die Maßen kundig. ... Er wäre von mehr dann
mittelmäßiger Länge, sehr brunnet, hatte dabei aber noch in seinem
Alter ein frisches Aug und lebhafte aufrechte Physiognomie; ginge
ganz grad und geschwind daher, hatte noch keine graue Augenbraun,
subtile Hände und Füße; wäre sehr mager am Leib, hatte ein lang-
lechtetes Gesicht, so aber in seinem Alter ziemlich vollkommen
worden ; wäre sehr generös, dabei aber nicht verschwenderisch. . . .
Er wäre von Natur sehr gäh, hatte aber sein Temperament durch
seine Tugend also gezwungen, daß er die Güte selbst worden. Er
litte nicht, wann er jemanden was abschlagen sollte. . . .''^)
Sein ältester Sohn, Johann Josef, wurde am 3. Juli 1706 zu
Klagenfurt geboren^) und, nach der Sitte der Zeit, von armen Leuten
aus der Taufe gehoben. In Wien oblag Johann Josef juridischen
und humanistischen Studien, die er glänzend absolvierte, worauf er
sich, wie damals alle jungen Kavaliere, ins Ausland begab; er ging
^) 12. Februar 1736.
^) 30. November 1721.
^) Starkenfels.
*) Eintragung vom 8. Dezember 1742.
®) Johann Josef entstammte der zweiten Ehe Siegmund Friedrichs. Vgl.
über ihn Adam Wolf: Aus dem Hof leben Maria Theresias 1 ff. und Geschichtliche
Bilder aus Österreicli II, 233 ff. Einzelne Daten wurden einem Manuskripte ent-
nommen, das von dem am 11. September 1905 verstorbenen Fürsten J. Karl Kheven-
hUller-Metsch herrührt und im Familienarcliive zu Frohnsburg erliegt. („Die
Khevenhüller." Band II, 239 ft".)
75
nacli Leyden, später nach Straßburg, wo er Staatsrecht studierte.
Heimgekehrt ward ihm die Stelle eines niederösterreichischen Re-
gierungsrates verliehen;^) drei Jahre später erfolgte seine Ernennung
zum Reiehshofrat.2) Im Jahre 1734 forderte ihn Kaiser Karl VI. auf,
sich wie so viele seiner Vorfahren es getan, im diplomatischen Dienst
verwenden zu lassen.
Die polnische Sukzessionsfrage, ^) in der Karl VI. Partei ftir
den Kurfürsten von Sachsen^) ergriff, der sich zur Garantie der
pragmatischen Sanktion verpflichtet hatte, die Haltung Frankreichs, das
für die Wahl Stanislaus Lesczinskys, des Schwiegervaters Ludwigs XV.,
einzutreten entschlossen war, und die drohende Gefahr eines europäi-
schen Krieges, der in der Tat darüber entbrannte, bestimmten den
Kaiser, sich die Ergebenheit der deutschen Fürsten zu sichern. Auch
nach Dänemark, das sich bereits zur Stellung von Hilfstruppen ver-
pflichtet hatte,^) sollte sich ein Abgesandter des Wiener Hofes be-
geben. Die Wahl des Monarchen fiel auf Khevenhüller,*') „in dessen
Treue, gute Vernunft und Fähigkeit" er „ein besonderes Vertrauen
gesetzt" und dem er vor allem andern auftrug, dem französischen
Einfluß entgegenzuarbeiten.^)
1) Am 3. August 1725.
*) 1. April 1728. Zum wirklichen Reichshofrat wurde Johann Josef am
26. Januar 1735 ernannt.
^) Am 1. Februar 1733 war August II. gestorben.
■*) Friedricli August, Sohn des verstorbenen Königs von Polen.
^) Im Jahre 1732. Die Punktationen wegen Verwendung der Hilfstruppen
wurden am 27. März 1734 zwischen dem FZM. Grrafen Seckendorf und dem däni-
schen GM. Praetorius zu Berlin unterzeichnet. (Feldzüge des Prinzen Eugen von
Savoj^en, herausgegeben von der kriegsgeschichtlichen Abteilung des k. u. k.
Kriegsarchivs. II. Serie, Bd. X, 136.)
^) Rcichshofratsdekret vom 16. April 1734.
') Instruktion vom 8. Mai 1734 (St.-A.). Folgende Stellen seien daraus
hervorgehoben: „Von übriger Beschaffenheit des dänischen Hoflfs wird Er in loco
selbst mehrere Nachricht einziehen können, indessen doch zu seiner Achtung
nehmen, daß der geheime Kriegs-Secretarius Löwenör, welcher mit dem franzöß.
Ministro in engen Vertrauen stehen solle, mittels geringeren Leuthen, die umb
des Königs L. Person täglich umbgehen, nicht minder durch Vorschub obged.
Marggraffin von Culmbach Mittel und Weege finde, des Ministerii Eathschläge viel-
fältig zu verdrehen und des Königs L. nach seiner Neigung zu lencken, destwegen
dan der Graft' von Khevenhüller dießfalls fürsichtig zu gehen, derley Leüthe auszu-
kiindigen und wo möglich sich zu gewinnen hat. ..." — „ . . . und wird Er von
selbst bedacht seyn, daß, weilen das Haupt- Absehen seiner Abschickung in dem
bestehe, damit Er des Königs in Dänemarck L. zu mehrerer Freundschafts-Ver-
bindung mit Uns auf alle mögliche Weiß ... zu gewinnen, hingegen nach Mög-
lichkeit zu hinderen suche, auf daß S. L. durch die beständig französ. Reitz- und
76
Der Feldzug 1734 endete unglücklich für den Kaiser. Und als
auch das folgende Jahr keine günstige Entscheidung brachte, mußte
sich der schwergeprüfte Monarch den Friedensbedingungen fügen,
die Frankreich und dessen Verbündete ihm auferlegten: am 3. Ok-
tober 1735 wurden die Wiener Präliminarien unterzeichnet, auf Grund
dei'en am 11. April 1736 der Abschluß der Konvention zwischen
Karl VI. und Ludwig XV. erfolgte.^) Kraft dieses Vertrages mußte
sich Franz von Lothringen, seit 12. Februar Gemahl Maria Theresias,
zugunsten Frankreichs seines Stammlandes begeben, wofür er als
Entschädigung Toskana erhielt. Die Abtretung von Bar und Loth-
ringen war der Preis, den Frankreich für die Garantie der pragmati-
schen Sanktion gefordert hatte.
Zumuthuugen von Uns nicht ab- und zu Theilnehmung an denen Pohlnischen
Sachen gezogen werde, besonders bei dem fast instehenden Eeichs-Tag in
Schweden, auf dessen Ausschlag der dänische Hoff allein zu lauren scheinet;
dan obwohlen Wir an des Königs L. bisher gezeigten Eifer und Versicherung
beständig mit Uns zu haltender Freundschaft't keinen Zweifel zu tragen haben,
daß, wan auch durch gemeldt-schwedischen Keichs-Tag entweder durch die
starcke Parthey deren frauzös. und Stanislaisch Gesinnten ein Uns und Unseren
Alliirten widriger Schluß betrieben, oder aber mit Annehmung der von Engeland
angebrachten Commediation Uns ein nachtheiliger Frieden angedrungen werden
solte, der dänische Hoff nicht plater Dingen auf die feindliche Parthey sicli
schlagen werde, zumahlen dessen Absichten einestheils nicht gemäß, daß die
Cron Schweden gelegenheit bekomme, ihre verlohrene Provinzen widerumb zu
erobern und dardurch mächtiger zu werden, anderentheils auch für Däuemarck
nicht vorträglich scheinet, daß selbige Cron durch einen aufdringenden, nicht
standhafften und so zu sagen, Particular Frieden in ungewißer Ruhe sich sehen
solte, so hat doch die Erfahrmis von der nordischen Hoffen Beschaffenheit und
Neigung schon so offt gezeiget, daß selbige den erst-besteu Vortheil ergreiffen
und über Alles hinausgehen, darvon der unter dem verstorbenen Czar Petro zu
Braunschweig fruchtloß veranlaßete Congress und der darauf erfolgte Neustadter
Fried genügsame Prob an Tag legen, solchem nach zu sorgen, daß der dänische
Hoff durch französisch-vortheilhafte Vormahlungen, zumahlen mit aufgemutzter
Vorstellung einer gefährlichen russischen Übermacht zu einen widrigen Absprung
leicht könne verleitet werden. Dahero wird der Graft' von Khevenhüller . . . sich
. . . fürnehmlich angelegen seyn lassen müssen, allen Gelegenheiten vorsichtig
auszuweichen, wordurch Er dem dänischen Hoff oder aber denen feindl. Ministris
Anlaß geben könte, seinem Thuen und Lassen einen gehäßigen Anstrich zu
geben und dardurch denselben in seinen negotiis hintersteilig zu machen. ..."
Khevenhüller wurde unter anderem aiicli beauftragt, „allen Umbgang" mit
dem französischen Botschafter, „auch in loco tertio zu meiden, bey Hoff' aber
die gewöhnliche Höfflichkeit zu beobachten".
^) Vgl. Feldzüge des Prinzen Eugen, Serie II, Bd. XI, 252 ff. Zwiedineek:
Deutsche Gescliichte im Zeitraum der Gründung des preußischen Königtums II,
656 ff'. Arneth: Prinz Eugen von Savoyen III, 481 ff.
77
Audi in der Folge leitete den letzten Habsburger einzig und
allein der Gedanke, das Erbrecht seiner ältesten Tochter zu sichern.
Nur solche Männer berief er daher zur Wahrung seiner Interessen,
die sich in jenen Tagen durch ihre Treue sowohl wie durch ihre
Fähigkeiten hervorgetan hatten. Zu diesen verläßlichen Dienern der
Dynastie zählte auch Khevenhtiller. Erfolgreich war seine Tätigkeit
am dänischen Hof: gefestigt das Einvernehmen beider Monarchen,
trotz Umtrieben der französischen Politik. In Anerkennung seiner
„Geschicklichkeit und anderer lobwürdiger Eigenschaften" ließ ihm
der Kaiser „die höchste Gnade" angedeihen, indem er ihn am
5. Dezember 1736 zum Vertreter der böhmischen Kur am Reichstag
zu Regensburg ernannte.^)
Auch in dieser Stellung tat sich der junge Diplomat hervor —
derart, daß selbst der Kaiser zur Feder griff und dem Vater schrieb,
wie sehr er mit den Leistungen des Sohnes zufrieden sei. Damals
erhielt Johann Josef die Zusicherung, es werde ihm die Statthalter-
schaft in Niederösterreich zufallen, habe er beim Ableben Siegmund
Friedrichs nicht eine bessere und würdigere Stelle inne.^) Er wurde
1737 wirklicher Geheimer Rat, da er „auch bei letzthin verrichteter
Gesandtschaft am königlich dänischen Hof . . . stattliche Proben seiner
'■) Weisung Karls VI. an Joli. Josef Khevenhüller d. d. Wien, 5. Dezember
1736. (St.-A.) Über die Abschiedsaudienz erhielt Johann Josef folgende Ver-
haltungsbefehle: „ . . . hast du . . . des Königs von Dänemark L. von Unserer
aufrichtigen, wahren Freundschaft ... in denen anständigsten und kräftigsten
terminis zu versicheren und hierunter das Augenmerck vornemblich dahin zu
richten, darmit einiges Mißtranen nicht stattfinde, als ob die zwischen Uns und
Franckreich wieder hergestellte gute Verständnus zu Jemands Nachtheil oder zu
Unterdrückung derer Protestirender abzielete. Welche Auffraercksamkeit von
darumben urab so mehrers nöthig zu seyn scheinet, weilen eines Theils von
beeden Seemächten, sonder Zweifel aus Erkandtnus ihres unvergnüglichen Betrags,
immer zu nicht geringe Unruhe derentwegen bezeuget, auch anderen beyzubringen
sich bemühet wird, und anderen Theils der von Berckentheira, wie dir ohnedeme
bekandt ist, in unzeitigem Religions Eyffer anderen Protostirenden Gesandten es
weit bevorthut, mithin, umb sich an seinem Hoff ein vermeintliches Verdienst
zu machen, gar leicht veranlaßet werden dörffte, ungegründete Berichte dahin
zu erstatten."
Die Vorgänger Johann Josefs waren Rudolf Graf Colferedo (1731—1734)
und Baron von Otten, der von 1734 bis zur Ernennung Khevenhüllers das Amt
eines böhmischen Gesandten ad Interim versah. Die Wiederaufnahme der Krone
Böhmen in das Kurkollegium hatte Josef I. im Jahre 1708 durchgesetzt. — Die
Instruktion für Johann Josef ist vom 1. 3Iai 1737 datiert. (St.-A.)
2) Karl VI. an Siegmund Friedrich Khevenhüller. Laxenburg, 6. Mai 1737.
(KhevenhüUersches Familienarchiv, Frohnsburg.)
78
besitzenden klugen Vernunft, Fähig- und Geschicklichkeit zu Tag
gelegt" hatte. ^)
Nicht im entferntesten dachte Karl VI. daran, den Grafen
Khevenhtiller dem öffentlichen Dienste zu entziehen und bei Hof zu
verwenden. Daher ernannte er ihn auch nicht — entgegen dem
Wunsche der Kaiserin — zum Obersthofmeister Maria Theresias; er
trug sich vielmehr mit der Absicht, ihm den Botschafterposten in
Paris anzuvertrauen. 2) Der Tod des Kaisers führte aber eine wesent-
liche Änderung der Dinge herbei.
Maria Theresia erneuerte zunächst die Vollmacht Khevenhüllers
als kurböhmischen Gesandten^) und beauftragte ihn einige Tage
später, sich rasch nach Wien zu begeben:^) die Erhebung des Loth-
ringers zum Mitregenten, insbesondere aber die Übertragung der
böhmischen Kur an ihn, hatte den Widerspruch Sachsens hervor-
gerufen. Johann Josef wurde daher an den Dresdener Hof gesandt,
das gute Recht der Königin zu verteidigen und — worauf es dieser
am meisten ankam — das frühere freundschaftliche Verhältnis
zwischen Osterreich und Sachsen wieder herzustellen. Stand doch
die Erfüllung des Lieblingswunsches Maria Theresias auf dem Spiel :
die Zuwendung der Kaiserkrone an Franz von Lothringen.
Außer dem so wichtigen Gesandtschaftsposten in Dresden wurde
Khevenhüllern noch ein zweites, nicht minder heikles Amt übertragen :
das eines zweiten kurböhmischen Gesandten bei der Kaiserwahl in
Frankfurt, ö)
Undankbar jedoch beide Missionen: aussichtslos alle Bemühungen
Österreichs in Frankfurt,*') langwierig und unerquicklich die Ver-
1) Dekret d. tl. Laxenburg 18. Mai 1737. (Wien, Staatsarchiv.)
^) Tagebuch: Eintragung vom 11. Mai 1743.
3) 22. Oktober 1740. (St.-A.)
*) Weisung vom 29. Oktober 1740. (St.-A.)
^) Vollmacht d. d. 14. Februar 1741. Eine ähnliche Vollmacht stellte am
selben Tag auch Franz von Lothringen als Inhaber der kurböhmischen Wahl-
stimme aus. (Konzepte und Abschriften im Staatsarchiv: Weisungen an die
kurböhm. Gesandtschaft-, Wahl- und Krönungsakten, F. 32.) — Johann Wilhelm
Graf Wurmbrand war zum ersten, Karl Freiherr von Prandau zum dritten kiu'-
böhmischen Gesandten ernannt worden und dieser war es eigentlich, der Öster-
reich in Frankfurt vertrat. (Vgl. über Prandau unter anderem Heigel : Der öster-
reichische Erbfolgestreit und die Kaiserwahl Karls VII. S. 82 ff.)
Leider hat Arneth die Laufbahn Khevenhüllers bis zum Zeitpunkte der
Ernennung nach Dresden ganz und gar unberücksichtigt gelassen. Ungerecht-
fertigt daher das Urteil, das er über ihn fällt. (Maria Theresia I, 197.)
«) Vgl. Heigel 86 ff. Arneth II, 19 ff. Am 24. Januar 1742 erfolgte die
Wahl Karl Alberts, Kurfürsten von Bayern, zum Kaiser.
79
liaudlungen am Dresdener Hofe, Der Vertrag von 1733 verpflichtete
Sachsen unzweifelhaft zum Beistande Maria Theresias; dem Grafen
Heinrich Brühl aber, dem Minister Friedrich Augusts III., war die
Zwangslage, in der sich die Habsburgerin befand, äußerst willkommen,
die sächsische Hilfeleistung so hoch als möglich zu bewerten.^; Den
größten Gewinn suchte er dafür herauszuschlagen, daß Sachsen den
Großherzog Franz als österreichischen Mitregenten anerkenne, diesem
die Stimme bei der Kaiserwahl gebe und sich am Kriege gegen
Preußen beteilige. Schließlich schraubte Brühl seine Forderungen
auf das folgende Maß zurück: Zahlung von zwölf Millionen Talern,
Abtretung eines Teiles des zu erobernden preußischen Gebietes, Zu-
sage des Großherzogs, sich als Kaiser zu bemühen, daß das kur-
fürstlich sächsische Haus zur Königswürde gelange.
Auch diese Bedingungen waren ungemein hart, weshalb Kheven-
hüller und Wratislaw am 11. April 1741 den Vertrag mit dem aus-
drücklichen Vorbehalt unterzeichneten, er müsse, um gültig zu sein,
von Maria Theresia noch genehmigt werden.^)
Die Königin verweigerte in der Tat die Ratifikation. 3) Neue
Unterhandlungen wurden angeknüpft, die jedoch gar bald ins Stocken
gerieten; denn Sachsen schwenkte, geködert durch Frankreich und
auch beeinflußt durch England, ins feindliche Lager.^)
Diese Sinnesänderung hatte Johann Josef nicht erwartet; bloß
die Sorge sprach aus seinen Berichten, Sachsen werde sich vielleicht
nicht entschließen können, an dem Feldzug wider Preußen teil-
zunehmen.^)
^) Vgl. darüber Arneth I, 202 ff.
^) Vgl. Arneth I, 206 ff. Hier sei auf ein Cahier, betreffend „Verhandlungen
mit Kursachsen 1740—1741", verwiesen, das sich im Wiener Staatsarchiv (Ab-
teilung: Verträge betreffende Akten) befindet.
^) Vgl. Arneth I, 209 ff. Auffallend daher folgende Stelle aus der In-
struktion Khevenhüllers vom 25. Juni 1745. (Staatsarchiv, Abteilung Staatskanzlei,
Instruktionen. Arneth vermochte dieses Schriftstück nicht aufzufinden. Bd. III,
Seite 421, Anm. 21.) „ ... So viel nun sein — Graft'ens Verrichtungen am
ersteren (sächsischen) Hoff anbelangt, da ist ilime ohnedas bestens bekandt, was
mit selbem im Jahr 1741 sowohl Avegen einer Bündnus gegen Preußen, als der
Kayser Wahl halber verhandlet, auch geschlossen, aber chursächsischer Seits zu
ratificiren verweygert worden. ..."
*) Vgl. auch Arnold Schaefer: Graf Brühl und Friedrich der Große. Die
sächsische Cabinetspolitik vor dem siebenjährigen Kriege. (Sybels Historische
Zeitschrift XV, 125.) — Heigel: Der österreichische Erbfolgestreit und die Kaiser-
wahl Karls VII. Seite 107, 124 ff".
^) Arneth I, 210 ff.
80
Nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen kehrte Johann
Josef in die Heimat zurück. Nicht lange jedoch blieb er ohne Amt :
am 19. November 1742 ernannte ihn Maria Theresia, die damals
„eine starke Änderung und Promotion" in den Hofstellen vornahm,
zum Obersthofmarschall. ^) Erst einige Monate darnach äußerte sich
Khevenhüller über diesen wichtigen Abschnitt seines Lebens: wohl
bedeute es „die größte Ehre und Konsolation", oft um die Person
der Allerhöchsten zu sein, aber das habe „absonderlich für einen
ehrlichen und redlichen Mann" so manches Üble im Gefolge. Im
übrigen sei er nie ein Freund des Hoflebens gewesen und auch
seine „Complexion" habe „für die Hoffstrapazien und das gebenedeite
Anticaraeramachen gar nicht taugen wollen".^)
Mit Wehmut dachte Johann Josef des verstorbenen Kaisers,
der sich geweigert, ihn dem diplomatischen Dienste zu entziehen.
Und nun mußte er sich nach dem Stande der Dinge noch glücklich
schätzen, als ihm jenes Hofamt — dank der Vermittlung des Herzogs
— „vor so vielen anderen älteren und würdigeren Kompetenten" zu-
fiel. Bald aber paßte er sich den neuen Verhältnissen an, ja er
lebte sich derart in sie hinein, daß kein anderes Feld der Tätigkeit
mehr Reiz für ihn hatte. So schlug Johann Josef das Anerbieten
aus, bis zur Ankunft Karls von Lothringen in Brüssel die Stelle
eines Statthalters ad Interim zu versehen^) und er lehnte auch die
Ehre ab, die Erzherzogin Maria Anna nach Belgien zu begleiten.*)
Der Umstand, daß er in der Tat leidend und mit „einem wunder-
lichen Schnuppen" behaftet war, der ihn schon seit Jahren quälte,
kam ihm damals allerdings sehr zustatten. Hingegen sträubte er
sich nicht, im Falle der Not noch andere Ressorts zu übernehmen
— wenn ihm nur das Glück beschieden bliebe, in unmittelbarer Nähe
des geliebten Herrsch er paares weilen zu dürfen. So versah Johann
Josef vom Mai 1743 bis zum September 1745 nebst seinem Hofamt
auch die Agenden eines Obersthofmeisters und Oberstkämmerers. ^)
Nicht bloß durch Fleiß und Genauigkeit in den Geschäften,
auch durch strenge Rechtlichkeit zeichnete er sich aus; immer höher
stieg er daher in der Gunst Maria Theresias und ihres Gemahls.
^) Tagebuch. Eintragung vom 19. November 1742.
2) Aufzeichnung vom 11. Mai 1743.
^) Aufzeichnung vom 21. Februar 1743.
*) Item vom 24. Februar 1744.
^) Aufzeichnung vom 11. Mai 1743. Als der Obriststallmeister Fürst
Auersperg erkrankte, mußte Khevenhüller „vi officii" einige Zeit auch dieses
Amt versehen. (Eintragung vom 27. September 1744.)
81
Dieser ließ ihm eines Tages vertraulich mitteilen, eine Promotion
von Toisonisten stände bevor und da er, KhevenhUller, „von dem
Holze sei, wovon sie geschnitzt würden", so möge er sich „behörig
darum melden und bewerben".^) Bald darnach, im Januar 1744,
wurde Johann Josef gleichzeitig mit seinem Vetter, dem Feldmarschall
Ludwig Andreas, zum Kitter des Goldenen Vlieses erklärt.
Aus einer Tagebuchnotiz vom 15, Juli desselben Jahres erfahren
wir, daß ihm Maria Theresia eine ..zwar sehr glorieus- dabei aber
nicht weniger 6pineuse destinee" zugedacht habe. Er solle sich
schonen, heißt es in einem gleichzeitigen Schreiben der Königin an
Johann Josef, der damals leidend war, „weillen mir recht vill daran
gelegen und erkenne, was er mir noch nutz sein kan, und ihme
ausersehe zu dem, wo keinen andern finden kunte ihme gleich, und
wo meine ganze hiesige Glückseligkeit und Vergnügen dependirn
thutt und viller andern. . . ."2)
Welcher Art diese Bestimmung gewesen ist, lehrt uns eine
spätere Eintragung:^) Johann Josef ward für den Posten eines Ajo
und Obersthofmeisters des Erzherzogs Josef in Aussicht genommen;
vielfache Bedenken machte er jedoch dagegen geltend, bis es ihm
schließlich gelang, Maria Theresia von ihrem Entschlüsse abzubringen.*)
Auch eine andere wichtige Aufgabe war Khevenhüllern zugedacht
worden, der er sich allerdings nicht entziehen konnte: die Sendung
nach Dresden.
Bereits im Sommer 1744 wußte man am Wiener Hofe, daß der
Preußenkönig die Absicht hege, trotz geschlossenem Frieden in
Böhmen einzubrechen.^) Infolgedessen mag sich Maria Theresia
schon damals mit dem Gedanken beschäftigt haben, Friedrich IL
nicht bloß Schlesien zu entreißen, sondern ihn derart zu schwächen,
daß ihm jede Möglichkeit weiterer Raubzüge genommen war. Die
Verhandlungen, die in jenen Tagen zwischen Wien und Dresden
gepflogen wurden, lassen in der Tat mehr auf eine kriegerische
denn auf eine friedliche Gesinnung der Habsburgerin schließen —
und gar bald faßte die leidenschaftliche Herrscherin den Vorsatz, im
^) Eintragung vom 30. Dezember 1743.
^) Ad Tagebuchnotiz vom 15. Juli 1744.
3) Vom 8. Januar 1747.
*) Eintragung vom 27. Mai 1747. KhevenliüUer hatte den Landmarschall
Grafen Ferdinand von Harrach in Vorschlag gebracht. Die Wahl Maria Theresias
fiel aber auf den Feldmarschall Grafen Karl Batthyany. (Vgl. Arneth IV, 158 ff.,
der allerdings die Vorgeschichte der Ernennung nicht kennen konnte.)
^) Vgl. Arneth II, 409. Koser: Friedrich der Große I, (Auflage II, 225).
KhevenbüUer-Schlitter. 1742-1744. 6
82
entscheidenden Augenblick den Mann ihres Vertrauens nach Dresden
zu schicken.^) Sie hatte inzwischen auch Auftrag gegeben, ihm die
Gesandtschaftsberichte und die Konferenzschreiben mitzuteilen. Johann
Josef mußte diese Stücke lesen, um sich gleichsam für seinen Ein-
tritt in das Ministerium vorzubereiten.^)
Am 20. Januar 1745 starb „der Afterkaiser" Karl VII. Hofif-
nungsfreudig Maria Theresia, die nun mit gewohnter Lebhaftigkeit
und Tatkraft auf das Ziel ihrer Sehnsucht hinsteuerte: ihrem Gemahl
zur Kaiserkrone zu verhelfen.
Johann Josef mußte sich zu dem „Sacrifice" entschließen, auch
diesmal das Amt eines aweiten kurböhmischen Wahlbotschafters zu
übernehmen.^) Im Juni aber erhielt er den Auftrag, sich zuvor nach
Dresden und Hannover zu begeben.^)
Sachsen hatte sich, in Erwartung großen Läudergewinnes, dem
Preußenkönig angeschlossen, war aber im Breslauer Präliminarfrieden
leer ausgegangen. Graf Brühl strebte daher die Aussöhnung mit
Osterreich an, allerdings auch von der Absicht geleitet, seine Freund-
schaft so teuer als möglich zu verkaufen. Er verrechnete sich je-
doch: standhaft blieb Maria Theresia, der es gelang, ohne jedes
Opfer den Frieden mit Sachsen zu bewerkstelligen,^) Nach Abschluß
^) In der Beilage eines Referats von 1745 (s. d., wahrscheinlich vom Februar)
heißt es: „I. M. die [Königin seind auf den Vorschlag verfallen, den Graifen
Khevenhüller unter einem anderm Vorwand nach Dresden zu senden. So nicht
übel zu seyn glaube." (Wien, Staatsarchiv.)
^) Eintragung vom 31. August 1744.
^) Eintragungen vom 11. Februar, 6. und 15. Mai 1745.
*) Instruktion vom 25. Juni 1745. (Wien, Staatsarchiv.) Vgl. S. 79, Anm. 3.
Ihr Eingang Lautet folgendermaßen: „Da in so lang die französische Kriegsvölcker
vom Reichsboden nicht vertrieben werden, das kayscrl. Wahlgeschäfft keinen
glücklichen Fortgang haben kan, hingegen dermahlige mehr dann nie wichtige
und mißliche Umbstände allerdings erheischen, ein und anderes in sothanes
Wahlgeschäfft zugleich großen Einfluß habendes und darzu den Weeg bahnendes
theils zu Dresden und theils zu Hannover vollends abzuthun, so haben Wir aus
vorzüglich in sein, Graffen redlichst und treuesten Diensteyffer, Geschicklichkeit
und von Reichssachen habende große Kandtnus, auch andere rühmliche Eygen-
schafften gnädigst geseztem Vertrauen, den Entschluß gefaßt, daß er noch ehender,
anfangs nach Dresden und sodann nach Hannover als nach Frankfurth sich zu
verfügen habe. ..." Den Entschluß, Khevenhüller auch nach Hannover zu
schicken, faßte Maria Theresia auf Grund eines Vortrages Bartensteins vom
5. Juni 1745. (St.-A.)
^) Erklärung vom 28. Juli 1742; die Auswechslung der Urkunden fand am
11. September statt. Vgl. Arneth II, 86 ff. — Flatlie: Heinrich Graf von Brühl.
(AUgem. deutsche Biographie III, 413.)
83
*
der Verträge vom 20. Dezember 1743 ^j und vom 13, Mai 1744 2) trat
man mit neuen Forderungen an die Königin heran; darüber ver-
zögerte sich der Anmarsch des sächsischen Armeekorps, was den Fall
Prags mitverschuldete.
Der Feldzug des Jahres 1744 nahm jedoch einen glücklichen
Ausgang: Prag wurde zurückerobert, Friedrich II. mußte Böhmen
räumen und die Österreicher rückten in Schlesien ein. Solche Er-
folge mehrten die Beutegier Sachsens; sie wurde durch die Warschauer
Quadrnpelallianz vom 8. Januar 1745^) keineswegs befriedigt: Sub-
sidien und unbestimmte Vertröstungen, das war alles. Erst am
15. März ratifizierte August III. diesen Traktat, und zwar in der Voraus-
setzung, es werde auch die Vereinbarung über den Anteil Sachsens an
den Eroberungen baldigst zum Abschluß gelangen.^) Kraft dieses soge-
nannten Leipziger Teilungs Vertrages vom Mai 1745 trat Sachsen in die
Offensive gegen Preußen ein; denn es erhielt als Lohn für seine Mit-
wirkung gewisse Stücke preußischen Gebietes zugesichert.-'^)
Bei Hohenfriedberg in Schlesien erlitt die verbündete Armee
eine schwere Niederlage; sie mußte sich nach Böhmen zurückziehen.
Dennoch ließ Maria Theresia den Mut nicht sinken; nach wie
vor beschäftigte sie einzig und allein der Gedanke, Schlesien wieder
zu gewinnen und die Wahl ihres Gatten durchzusetzen. Jede dieser
Absichten in Dresden sowohl wie in Hannover zu fördern, bildete
den Hauptgegenstand der Instruktion, die sie dem Grafen Kheven-
hüller mit auf den Weg gab.^)
^) Criste: Österreichischer Erbfolgekrieg VII, 739 ff. (Beilage 1).
*) Vgl. Arueth II, 431 ff. — Arnold Schaefer: Graf Brühl und Friedrich
der Große (Sybels liistor. Zeitschrift XV, 126) und Keinhold Becker: Der Dresdener
Friede und die Politik Brühls 6. — „ Ebener vvelintc Ulirkund — heißt es über
den Vertrag von 1744 in Khevenliüllers Instruktion — wurde nicht hier, sondern
zu Dresden verfaßt und von darumbcn so bündig und vergnüglich eingerichtet,
weilen man damahls in Sorgen stunde, daß der erstere Anfall vielmehr die chur-
sächsische als hiesige Erbländer betreffen dörffte. ..."
^) Abgeschlossen zwischen Österreich, England, Holland und Sachsen.
(Criste VII, 827 ff., Beilage XXXV. Vgl. Arnetli III, 3 ft") Vgl. auch F. Pribram:
Österreichische Staatsverträge. England. I, Nr. 44, S. 694 ff". (Veröffentlichungen
der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 3.)
*) Arneth III, 38. Schaefer 128.
5) Vgl. Arneth III, 38 ff. — In der Abteilung „Vorträge betreffende Akten«
(Wien, Staatsarchiv) befindet sich das Protokoll über die am 26. März mit dem
kursächsischen Bevollmächtigten Saul gehaltene Konferenz samt Vertragsentwürfen.
®) „ . . . hat er nicht minder zu Hannover als zu Dresden beede . . . Haubt-
objecta der Wiedereroberung Schlesien und des Wahlgeschäffts mög-
lichst zu beförderen, sich angelegen seyn zu lassen."
6*
84
Die Königin hegte die sichere Überzeugung, daß August III,
in der schlesischen Frage eines Sinnes mit ihr sei.^) Gehe er also
„in diesem Stuck nicht recht zu Werck", so geschehe es „mehr aus
Zaghafftigkeit als üblen Willen".
Der Tag von Hohenfriedberg mahnte zur Vorsicht. Maria
Theresia ahnte, daß man die österreichische Heerführung wohl nicht
freisprechen dürfe von aller Schuld; sie wollte sich ein Urteil dar-
über bilden und verfiel dabei auf ein Auskunftsmittel, das sie so
recht als Weib, aber auch als resolute Herrscherin erscheinen läßt:
Johann Josef erhielt den Befehl, unter dem Vorwande, den Dresdener
Hof über die österreichischen Streitkräfte beruhigen zu können, sich
von Prag zur Armee zu begeben, die bei Königgrätz im Felde lag.
Über deren Zustand und Stärke sowohl wie über die herrschende
Stimmung solle er der Königin insgeheim berichten.
In nicht geringe Bestürzung versetzte den Grafen Khevenhüller
diese Order, die ihm Maria Theresia am 29. Juni 1745 als tiefstes
Geheimnis mitteilte.^) Weder gehörte er dem Militärstande an, noch
war ihm unbekannt, daß Prinz Karl in derselben Weise von der
Königin wie von seinem Bruder, dem Herzog, geschätzt wurde. Gern
hätte daher Johann Josef, der nur in Karl den Schuldigen sah,^) die
ehrenvolle Mission jedem andern gegönnt. Er mußte jedoch ge-
horchen.
^) „ . . . So wohl der eygene wesentliche Niizen als Sicherheit erheischen,
sich darzii möglichst mit anzuwenden. Und da Preußen sich gegen Chursachsen
zur Zeit, als sie mit einander gegen Uns vereiniget, so wie offenkundig ist, be-
tragen hat, so ist unschwer zu ermessen, was dieses Churhaus nunmehro, nach-
deme seine Trouppen nebst denen Unsrigen in Nieder Schlesien eingedrungen,
von jenem König zu gewarten habe. Die beederseitige Verbitterung ist groß
und sicher nicht verstellet, mithin kan ein Theil dem anderen ohnmöglich
trauen. ..."
^) Tagebuch. Auch dieses Beispiel mag als Beweis für die große Wich-
tigkeit privater Archive dienen. Wir sehen, daß der Hauptgrund der Sendung
Khevenhüllers zur Armee ein ganz anderer gewesen ist, als den die Instruktion
angibt und den Arneth auf Grund der Berichte des Grafen angenommen hat.
(Arneth III, 90.) „Dahero er Graff — heißt es in der Instruktion — hierunter
leicht auslangen wird, sobald er nur von der Armee aus in Stand gesezet wird,
diesseitige zulängliche Verstärckung und daß mann sich gegen einen solchen Zu-
fall als der leztere wäre, zureichend zu verwahren gedencke, dortigem Hoff vor-
zulegen. Aus welcher Ursach er von Allem, was in das erstere Objectum
(Wiedereroberung Schlesiens) einschlägt, an Unsers vielgeliebten Schwagers, des
Prinzen Carl von Lothringen L. von Zeit zu Zeit Nachricht zu ertheilen haben
wird. Und wäre etwann nicht undiensahm, wann er aiif seiner Dahinreiß sich
Vorlauf fig mit S. L. besprechete. "
^) Eintragung vom 6. Juni 1745.
85
Nur in der schlesischen Frage, keineswegs in der Sache der
Kaiserwalil, glaubte Maria Theresia ihrem sächsischen Alliierten ver-
trauen zu dürfen; sie wußte, daß er noch immer nicht der Hoffnung
entsagt habe, mit Hilfe Frankreichs die deutsche Krone zu erwerben.
Da gab es, ihrer Meinung nach, bloß drei Mittel, das sächsische
Kabinett „zu einem besseren Betrag zu vermögen":^) Beschleunigung
der Kaiserwahl; sie trüge — das müßte man dem Dresdener Hofe
begreiflich machen — ungemein viel dazu bei, die Absichten wider
Preußen „mit minderer Gefahr" zu verwirklichen. — Vereinigung
der beiden alliierten Armeen im Reich, das die Franzosen darnach
wohl räumen würden — „eine solche Begebenheit würde alle Hoff-
nung, wormit sich gewisse Leute zu Dresden schmeicheln, auf einmal
verschwinden machen und von nicht minder ausgebigen Wirkung
allda sein, als vor einiger Zeit die Progressen Unserer Waffen in
Bayern und der darauf erfolgte Fried gewesen". — Gewinnung
des Grafen Brühl, dem daher der Fürstenstand nebst der Herrschaft
Kosel in Schlesien versprochen werden könnte.^)
Wesentlich anders lagen die Dinge, soweit Hannover in Be-
tracht kam. Dort war man auf Ländererwerb zwar nicht minder
„versessen" als in Sachsen, aber der Kurfürst Georg mußte in Eng-
land der Opposition des Parlaments gewärtig sein, das eine Er-
weiterung der deutschen Besitzungen seines Königs mit scheelen
Augen ansah. Den beiden Seemächten England und Holland war
es auch mehr um die Demütigung Frankreichs als Preußens zu tun
— ein Umstand, den das hannoveranische Ministerium nicht außer
acht lassen durfte.
Der Abgesandte Maria Theresias mußte daher wie in Dresden
den Intrigen Frankreichs, so in Hannover den Nachstellungen
Preußens entgegenarbeiten.
Begünstigung dieser Macht unter dem nichtigen Vorwand, sie
von Frankreich abzulenken, war seit dem Hinscheiden Karls VI. —
zum Unheil Österreichs — Ziel und Zweck der englischen Politik.
Deshalb die wiedei'holten Bemühungen, die noch in die Zeit vor der
unglücklichen Schlacht von Hohenfriedberg fielen, „eine verkleisterte"
^) Dies sowohl wie das Folgende aus Khevenhüllers Instmktion.
2) „Welches also er, Graif, ihme dextre beyzubringen und sich zu allen
selbst verlanget werden mögenden Versicherungs Ausstellungen anzubiethen
haben Avird: zu gleicher Zeit als die erstere Betrachtung zu dem Ende gelten
zu machen ist, umb überzeugend darzuthun, daß hierunter ein mehreres nicht an
ihn, Graffen Brühl, gesonnen wird, als was das wesentliche Interesse und Sicher-
heit des Churhauses Sachsen ohnedas erheischet."
86
Aussöhnung Österreichs mit Preußen herbeizuführen. Maria Theresia
war trotz erlittener Niederlage nicht gesonnen, einer ähnlichen Zu-
mutung Folge zu leisten. Ward eine solche an sie gestellt, dann
hatte Graf Khevenhüller „wie ohnedas er zu tun nicht ge wohnet ist,
in keine Hitzigkeiten von darumben auszubrechen, doch sich stand-
haft darüber zu äußern und ohne Umbschweiff zu erkennen zu geben,
daß Wir ehcnder alle Extremitäten ergreifen als Uns einer solchen
Vorschrift unterwerfen würden".^)
Insoweit beschränkte sich die Sendung Johann Josefs lediglich
darauf, widrigen Zumutungen auszuweichen und Lord Harrington,
den Minister Georgs IL, „in einer redlichen und vergnüglichen Ge-
denkensart zu stärken".
Georg IL war aber auch Kurfürst von Hannover und als solcher
mußte er allerdings an die Verpflichtung erinnert werden, der Königin
„mit allen Kräften" beizustehen. 2) Denn er hatte weder die traktat-
^) „Darmit mann aber hierzu zu schreiten nicht nöthig liabe — heißt es
in der Instruktion — so ist sich beständig zn bemühen, wohl in die Augen
fallen zu machen, eines Theils, daß Franckreich und Preußen zugleich Wieder-
stand zu thun keine Ohnmöglichkcit seye und mann derenthalben abseiten beeder
Seemäcliten keinen ihre Kräften übersteygenden Gewalt verlange; und sodann
anderentheils, daß Wir auch nach einem mit Preußen geschlossenem verkleistertem
Frieden, vor dieses Königs zulänglicher Einschränckung, Unsere zuriickgelegene
getreueste Erbländer nimmer- und nimmermehi- der nemblichcn Gefahr wie im
leztverflossenem Jahr aussezen, folglich keinen Mann mehr als ohnedas beschiehet,
gegen das Hauß Bourbon anwenden köndten. — Solte man so glücklich seyn,
die Franzosen nicht nur aus dem Eeich zu vertreiben, als welches zur Er-
reichung des vor Augen habenden Endzwecks schlechterdingen nicht zulänglich
ist, sondern auch eine der vorjährigen gleiche Diversion gegen die französische
Gränizen zu unternehmen, so hätte mann sich von derley Vorstellungen alle ge-
deyliche Würckung zu versprechen, ansonsten aber ganz sicher zu befahren,
über kurz oder lang an Frankreich oder Preußen von ihnen boeden Seemächten
auffgeopfert zu werden. ..."
2) „ . . . Wann man nun untereinsten erweget, daß beynahe fünft" Jahr der
Königin M. von Chur Hannover ganz hülfflos gelassen oder Ihro wenigstens
auff eygene Unkosten der mindeste Beystand nicht geleistet, wie auch daß die
erstere Jahre für die hergeliehene Trouppen so viel angerechnet und bezogen
worden, daß sie nicht nur dem König als Churfürsten nichts gekostet, sondern
derselbe sogar von deren .Stellung noch nahmhafften Niiezen gezogen hat; so ist
unschwer zu ermessen, daß durch die heurige mehrere und leydentlichere Stellung
kaum sothaner Nuczen anwiederumb hinwegfalle, folglich biß nun zu Chur Han-
nover in gegenwärtigem Krieg von dem seinigen nichts beygeti-agen. ..." (Nota
die Chur Hannoverische Verbindlichkeiten betreftend. Ad Instruktion.) Über
die Verträge Maria Theresias mit Georg vgl. F. Pribram: Österreichische Staats-
verträge. England. I, 549 ff., Nr. 33—46. (VeröfFentlichiuigen der Kommission für
neuere Geschichte Österreichs 3.)
87
mäßige Hilfe geleistet, noch in der Frage der Kaiserwahl ein völlig
einwandfreies Verhalten beobachtet.*)
Graf Khevenhiiller begab sich zunächst auf seiner Reise durch
Böhmen zur Armee. Unverbltlmt schilderte er der Königin seine
Eindrücke und in gleich freimlltiger Weise, nach der Darstellung
urteilsfähiger Männer, die Gründe, welche den Verlust der Schlacht
bei Hohenfriedberg herbeigeführt hatten.^)
Nach kurzem Aufenthalt im Hauptquartier setzte er seine Reise
fort. In Dresden angelangt, konnte er anfangs nur Gutes berichten;
gar bald aber ward ihm die sichere Kunde, Sachsen wolle seine ehr-
geizigen Pläne verwirklichen und verhandle daher insgeheim mit
Preußen und Frankreich.^)
Nicht lange währte dieses Doppelspiel: Maria Theresia ließ die
Rheinarmee energisch operieren, die Franzosen wichen zurück —
und begraben war die Hoifnung, der sich das sächsische Kabinett
hingegeben hatte, es könnte die Kaiserwahl denn doch unter dem
Schutze der französischen Truppen erfolgen.^)
Graf Brühl, der fast unumschränkte Leiter der Regierung, setzte
nun um so eifriger die Verhandlungen fort, die er bereits — ohne
Wissen Maria Theresias — mit Hannover angeknüpft hatte. Sie
zielten auf eine Zerstückelung und Teilung des preußischen Staates.^)
Brühl zweifelte nicht an der Ausführbarkeit dieses Planes; denn ein
^) Da in dieser Einleitung nur des Wichtigsten Erwähnung getan werden
kann, so sei auf die Instruktion selbst und die einschlägigen Korrespondenzen
verwiesen; sie sind von großem Belang für die Beurteilung der Stellung Georgs
zur Kaiserwahl.
^) 0. Criste (Österreichischer Erbfolgekrieg VII, 485) vertraut allzusehr
dem Urteil Friedrichs II. Ist es denn nicht begreiflich, daß der Preußenkönig
seinen Waffenruhni sowohl wie die Verdienste seiner Offiziere nicht schmälern
wollte? Er mußte doch über die argen Fehler des österreichischen Oberkommandos
hinweggehen — nur dann konnte er seinen Sieg als einen schwer und glänzend
errungenen hinstellen, „(iott hat meine Feinde geblendet und mich wunderbar
in seinen Schutz genommen. . . ." (Koser, Friedrich der Große I, 2. Auflage, 262.)
„Wir haben mehr Glück als Verstand gehabt. . . ." (Criste VII, 482.) So schrieb
Friedrich II. nach der gewonnenen Schlacht — er fühlte also, welchen Um-
ständen er eigentlich den Sieg zu verdanken hatte.
') Vgl. 0. Criste VII, 543. Weisung an Khevenhüller, d. d. Wien, 17. Juli
1745, mit Intorzepten, und Weisung vom 20. Jnli 1745. (Wien, Staatsarchiv.)
*) Vgl. Criste VII, 543 If. Sachsen hatte es auch auf den Erwerb Böhmens
abgesehen.
^) Der Entwurf des Teilungstraktats ist vom 8. Jiili datiert, kam aber nicht
zum Abschluß. (Vgl. E. Borkowsky: Die englische Friedensvermittlung im Jahre
1745, S. 17.)
88
interzipiertes und ihm von Khevenhüller mitgeteiltes Schreiben Pode-
wils schilderte die Lage Friedrichs IL in düsteren Farben: „ich muß
wol gestehen — ließ sich der preußische Minister vernehmen — daß
ich meines wenigen Orths diesfalls fast eben in so viel Sorgen und
Inquietuden bin, als vor der Bataille von Friedberg gewesen. . . ."'^)
Maria Theresia erfuhr von jenen geheimen Abmachungen und
aufgefangene Briefe offenbarten ihr auch die Stimmung, die in Han-
nover gegen den Wiener Hof herrschte. Die englischen Subsidien
wurden dort als ungenügend angesehen, das Hilfskorps des Kur-
fürsten zu erhalten. „Man wird dem Grafen Khevenhüller deutlich
erklären, worauf es dermahlen ankommt, und wann derselbe nicht
hinlänglich instruiert ist oder instruiert werden kann, so hat es
gewiß Folgerungen, wovor man sich dorten nicht hütet. Die gar zu
schlechte Situation der Sachen in Brabant und daß Prinz Karl in
Böhmen so . . . schvv^ach ist . . . erwecken zu großen Augenmerk und
es muß ein coup geschehen, der die See-Puissancen bei gutem Mut
und Willen erhält, sonst lassen sie die Flügel hängen. . . Z'^)
Unter diesem „Coup" verstand Georg H., daß „von Seiten des
Rheins denen Niederlanden in etwas Luft gemacht werde". Darauf
war der König — nach einem Berichte Khevenhüllers — „der-
gestalten versessen, daß auf diese Luftmachung noch vor erfolgter
Wal von ihm gedrungen" wurde. Nur dann hoffte er, den „Ab-
sprung" der beiden Seemächte zu verhüten. Auch in Holland herrschte
die Anschauung, es müsse eine Schwenkung zugunsten der Nieder-
lande unternommen werden.^) Beide Seemächte drängten daher zum
Frieden.
Entgegen der Politik, die er als Kurfürst von Hannover, und
zwar in der Absicht befolgte, auf Kosten Preußens Ländergebiet zu
erwerben, spielte Georg als König von England die Rolle des Friedens-
vermittlers. Die raschen Erfolge Frankreichs in den Niederlanden
und die Landung des Prätendenten Karl Stuart an der schottischen
1) Vgl. Criste (nach Akten des Kriegsarchivs) VII, 545. Arneth (III, 83)
konnte das Schreiben nicht auffinden und beruft sich bloß auf einen Bericht
Khevenhüllers vom 16. Juli. (Vgl. III, 422, Note 25.) Das interzipierte Schreiben
wurde dem Grafen mit anderen Interzepten am 5. Juli nach Dresden gesandt.
(Weisung von diesem Tage mit Beilagen. Wien, Staatsarchiv.)
2) Lentlie an den hannoveranischen Gesandten in Dresden, von dem Bussche,
d. d. Hannover, 22. Juli 1745. (Beilfige einer Weisung an Khevenhüller vom
6. August. Staatsarchiv.)
*) Weisung an Khevenhüller vom 12. August 1745. (Wien, Staats-
archiv.)
89
Küste nötigten England, sich Preußen zu nähern und eine Aus-
söhnung Maria Theresias mit Friedrich IL anzubahnen.
So kam am 26. August 1745 — auf Grundlage des Breslauer
Friedens — zwischen England und Preußen der Vertrag von Han-
nover zustande. Darin übernahmen beide Teile folgende Verpflich-
tungen: Friedrich IL, dem Gemahl Maria Theresias seine Stimme
bei der Kaiserwahl zu geben, Georg IL, den Beitritt der Höfe von
Wien und Dresden durchzusetzen.^)
Fruchtlos das Werben und die Drohungen des englischen Ge-
sandten — nichts, am wenigsten das Angebot der brandenburgischen
Kurstimme, machte die kriegslustige Habsburgerin in dem Vorsatz
wankend, den preußischen Todfeind zu vernichten.^) Der Vertrag
mit Sachsen vom 29. August 1745^) offenbart in deutlicher Weise
diese Absicht.
Sonach waren die Bemühungen der Königin, Sachsen an sich
zu ketten, nicht erfolglos geblieben. Was Hannover anlangte, mußte
sie sich damit bescheiden, daß der Kurfürst Georg* auch fUrder ein
Verhalten zur Schau trug, das schnurstracks den Abmachungen zu-
widerlief, die er als König von England mit Preußen getroifen hatte.
So sagte er eines Tages dem österreichischen Gesandten in London,
„üble Intentiones" hegen die englischen Minister; gern schaffte er
dagegen Rat, stünde es in seiner Macht; aber vorsichtig möge Maria
Theresia die Antwort fassen, forderten jene sie auf, der hannoverani-
schen Konvention beizutreten.^)
Die gleiche Gesinnung offenbarte Georg bei der .Kaiserwahl in
Frankfurt, Denn obwohl es in seiner Hand lag, Maria Theresia zur
Nachgiebigkeit zu nötigen, war es gerade seinen Bemühungen zu
verdanken, daß die Wahl der Kurfürsten auf Franz Stephan, den
Gemahl der Habsburgerin, fiel,^)
^) F, A. W. Wenck: Codex juris gentium recentissimi II, 19L
2) Vgl. Koser I, 271. Über eine frühere Unterredung zwischen Maria
Theresia und dem englischen Gesandten vgl. Arneth III, 87 ff. Über die Stimmung
in Dresden vgl. Becker 59.
«) Cristc VII, 555. 860 ff.
■•) Koser I, 270. Borkowsky 44.
^) Borkowsky 35. 36. Der Wahlakt fand am 13. September 1745 statt;
bloß Brandenburg und Kurpfalz hatten Protest eingelegt, jedoch bloß gegen
Formfehler. Die Personenfrage ward unberührt gelassen, weshalb eine nachträg-
liche Anerkennung des Gewählten erfolgen konnte, wenn der Wiener Hof die
Konvention von Hannover doch noch annahm. (Koser I, 271.)
90
In seiner Eigenschaft als zweiter böhmischer Wahlbotschafter ^)
weilte damals auch Graf Khevenhüller in Frankfurt; er wurde dort
zum Oberstkämmerer beider Majestäten ernannt.
Diesmal mag Johann Josef wohl nicht schweren Herzens aus
dem Bereich der Diplomatie in das Hofleben zurückgekehrt sein.
Fehlte ihm doch, obwohl er vom selben Holze war wie Hans und
Franz Christoph, die Gabe, welche diese beiden Khevenhüller in
hohem Maße besessen hatten: im geeigneten Augenblick mit An-
drohung von Feuer und Schwert für den Zweck seiner Sendung
einzutreten.^) Ohne soldatische Schärfe gilt Ehrlichkeit nichts in der
Diplomatie; Verschlagenheit und List führen dann weit eher zum
Ziele. Die Methode der Doppelzüngigkeit und Lüge hatte aber
Johann Josef zum Überdruß in Dresden und Hannover kennen ge-
lernt; deshalb mag er sich weder nach dem Makler Grafen Brühl,
noch nach dem Januskopf Georgs IL gesehnt haben.
Wieder in die Nähe Maria Theresias gerückt, hegte Johann
Josef fortan die Absicht, sich nicht mehr im diplomatischen Dienste
verwenden zu lassen. Gründe finanzieller Art und der Wunsch,
lieber den Sitzungen des Ministeriums beizuwohnen, als von ihm ab-
hängig zu sein, bestärkten ihn in dem einmal gefaßten Entschluß.
So schlug er das Anerbieten aus, als Bevollmächtigter der Kaiserin
nach Breda zu gehen, wo die Friedenskonferenzen stattfinden sollten.
Er beantragte die Ernennung des Grafen Kaunitz;^) aber auch dieser
lehnte ab.^) Nochmals wurde Johann Josef zur Übernahme dieser
Mission aufgefordert; er wäre ihr vor allen anderen „die anständigst-
und liebste Person", schrieb ihm Maria Theresia.
Khevenhüller eilte zur Kaiserin, machte „traurige und seine
Deprecation zu erkennen gebende Geberden" und entschuldigte sich
schließlich mit dem elenden Zustand seiner Gesundheit. Die Folge
1) VoUmMcht des Herzogs Franz von Lothringen für die Icurbölimische Ge-
sandtscliaft (Joliann Willielm Grafen Wurmbrand, Johann Josef Grafen Klieven-
liüller, Kai'l Ludwig Ilillebrand Frcilierrn von Prandau) d. d. Heidelberg 1745,
IX. 7. (Wien, Staatsarcliiv, Urkundenreilie.)
^) Leidenschaftliche Ausbrüche waren von Johann Josef nicht zu besorgen,
das hatte ihm auch Maria Theresia eines Tages zu verstehen gegeben. (Vgl.
Seite 86.)
^) Dieser war auf eigenen Wunsch seines Postens in den Niederlanden
enthoben worden. (Vgl. Arneth: Biographie des Fürsten Kaunitz. Ein Frag-
ment. Archiv für österreichische Geschichte LXXXVIIT, 105.)
*) Kaunitz an Ulfeid, Spaa, 9. August 174G. (Arneth: Biographie des
Fürsten Kaunitz 107.)
91
war, daß zum Bevollmächtigten in Breda Graf Ferdinand Harrach,
Landmarschall von Niederösterreich, ernannt wurde. ^)
Seit dem Tode des Grafen Friedrich Harrach kam nebst anderen
Kandidaten auch Johann Josef für die Stelle eines Landmarschalls
von Niederösterreich in Betracht; als es sich aber 1749 um die end-
gültige Besetzung handelte, wollte niemand gern „anbeißen", der
inneren Zustände halber. Füglich mußte Graf Königsegg-Erps dieses
Amt übernehmen.^)
Nach dem Tode Franz' I. wurde Johann Josef — sehr gegen
seinen Willen — zum zweiten,^) nach dem Hinscheiden Ulfeids zum
ersten Obersthofraeister ernannt. Damit hatte er die höchste Hofwtirde
erreicht.*)
In seiner Eigenschaft als Konferenzminister trat Johann Josef
ausschließlich für das Interesse der Dynastie ein. Kam dieses in
Betracht, so ließ er sich den Blick durch keinerlei Rücksicht auf
sein persönliches Empfinden trüben. Deshalb sprach er auch einer
Verbindung mit Frankreich das Wort, trotz innerer Abneigung gegen
diese Macht, welche die Stelle der bisherigen Alliierten England und
Holland einnehmen sollte;'') handelte es sich doch um die Demütigung
Friedrichs IL, des gefährlichsten Widersachers der habsburgischen
Monarchie. Die Feldherrngröße des Preußenkönigs verkannte auch
Khcvenliüller nicht, aber unverständlich war ihm die Bewunderung,
die Josef IL dem Emporkömmling zollte; ohne Scheu äußerte er
daher seine Bedenken, als „der junge Herr" den Vorsatz äußerte,
mit Friedrich IL zusammenzutreffen.
Wären die Würfel vormals anders gefallen, mit Freude hätte
Johann Josef die gänzliche Vernichtung des preußischen Staates
begrüßt; rückhaltlos verurteilte er hingegen in der Folge die
^) Eintragung vom 17. September 1746. Maria Theresia hatte den Grafen
Harraeh, iin Falle der Weigerung Johann Josefs, in Aussicht genommen. —
Arneth kannte das Tagebuch Khevenhüllers aus dem Jahre 174G nicht und nahm
daher an, es sei die Wahl Maria Theresias gleich von allem Anfang an auf
Kaunitz gefallen. (III, 264. Vgl. Biographie des Fürsten Kaunitz 106 tf.)
") Eintragung vom 30. Juli 1749.
=•) Vgl. Arneth VIT, 200.
*) A. Wolf (Aus dem llofleben Maria Theresias 7). — Khevenhüller hätte sich,
als der Obersthofmeister Graf Siegmund Itudolf Sinzendorf 1747 gestorben war,
um dessen Posten l)ewerben sollen-, denn er bekleidete das nächsthöhere Amt.
Er unterließ es jedoch. Die Gründe seines Verhaltens erwähnt er in seinem
Tagel)uch. (Eintragung vom 8. Januar 1747.)
°) Das Tagebuch bringt leider wenig darüber. Vgl. Wolf 57 und Arneth: Bio-
graphie des Fürsten Kaunitz 163. 164. 182. 192. Derselbe: .AI;ni,i Theresia IV, 280.
92
Schwächung einer befreundeten Macht: Polens. Gründe der Moral
und der Politik führte er ins Treffen und ward auch sein Rat nicht
befolgt, so blieben die Worte, die er an Josef II. richtete, doch nicht
ohne Eindruck auf diesen.^)
Zu wiederholten Malen berührte Khevenhüller in seinen Ge-
sprächen mit Maria Theresia das heikle Thema. So ließ er eines
Tages die Äußerung fallen, es wäre „vill nützlicher und anständiger"
gewesen, „wenn wir eher gegen den Erbfeind, als unsere unschuldige,
alte Freund und Nachbahrn aus denen bißherigen troubles gegen
Orient einigen Vortheil zu ziehen gesucht hätten". Die Kaiserin gab
stets die gleiche Antwort und glaubte „sich und ihr Gewissen darmit
zu rechtfertigen, daß sie den Partage Tractat nothgedrungen habe
eingehen müssen, um sich nicht neuerlich einen leidigen Krieg zu-
zuziehen".^)
Khevenhüller war ein Anhänger des neuen Systems, das sich
nach dem Aachener Frieden vorbereitet und in dem Bündnis mit
Frankreich seinen Abschluß gefunden hatte. Fremd und ablehnend
stand er jedoch den Neuerungen gegenüber, die sich auf dem Ge-
biete der inneren Politik vollzogen. Unheil ahnte er. Viele gab es,
die ähnlich dachten, als Maria Theresia ihren Entschluß angekündigt
hatte, durchgreifende Änderungen an den obersten Verwaltungs-
behörden vorzunehmen, „Betroffen" waren sie alle und „desto nieder-
geschlagener, weillen mann dergleichen Revolution sich nicht er-
wartet und nach deren Erfolg aber noch mehrere Abänderungen
besorget, in Erwegung, daß wann einmahl der esprit de nouveaut6
zu regieren anfangt, selber nicht leicht zu ruhen, sondern immer
weiters sich auszubreiten und eine Verwirrung mit der andern zu
häuffen pflegt".^)
Johann Josef zweifelte umsoweniger an der guten Absicht
Maria Theresias, als ihm nicht unbekannt geblieben war, daß man
zu wiederholten Malen Klage über den schleppenden Gang der Rechts-
pflege geführt hatte. Erklärte die Kaiserin doch selbst, sie sei nur
infolge dieser Beschwerden veranlaßt worden, die Justiz von der Ver-
waltung zu trennen.^) Sie bediente sich, um die aufgeregten Ge-
müter zu beschwichtigen, der Tagesblätter und sogar dazu ließ sie
sich herbei, daß sie „denen landsfürstlichen und beschworenen
^) Eintragung vom 23. August 1772.
2) Item vom 20. August 1774.
3) Item vom 2. Mai 1749.
*) Handschreiben vom 2. Mai 1749. (Domin: Die Justizreformen in Österreich,
üsterroicliische Eevue 1864, IV, 76. Arneth IV, 30.)
93
ständischen Gerechtsamen öffentlich widerstrebende Articl und Pas-
sagen" abschwächte und modifizierte. Trotzdem glätteten sich die
Wogen nicht — „jedermann klagte über noch gröDere Verwirrung,
und bißhero scheynet noch nicht, daß man sich eines besseren Fort-
gangs in Sachen für das kUnfftige versehen wolle ".^)
So erzählt uns Johann Josef. Ihn fröstelte vor dem frischen
Luftzug, der das Gefüge der Monarchie durchdrang' und manche
altersschwache Institution von hinnen fegte. An diesen patriarchali-
schen Einrichtungen aber hing sein Herz. Und da er die Reformen
der Kaiserin nicht billigte, konnten umsoweniger die Josefs IL, welche
eine schärfere Tonart verrieten, seinen Beifall finden.
Mit starrer Beharrlichkeit hielt Johann Josef an dem Grundsatz
fest: quieta non movere. Umsturz staatlicher Ordnung, heillose Ver-
wirrung an allen Ecken und Enden, das war in seinen Augen die
notwendige Folge jeder Neuerungssucht. Selbstverständlich daher,
daß er auch an alter Sitte, altem Brauch nicht gerüttelt sehen wollte
und mit peinlicher Gewissenhaftigkeit seines Hofamtes waltete. War
er doch gleichsam der Hohepriester strenger Etikette, der darüber
zu wachen hatte, daß man die althergebrachten Formen des Hof-
lebens nicht durchbreche.
Wie erschrak er eines Tages, als die „Freyle Hoffmeisterin"
ihm fast sein ganzes Zeremoniell über den Haufen geworfen hätte !^)
Welche Verlegenheiten erwuchsen ihm nicht, als 1 743 der päpstliche
Nuntius den Purpur erhielt und Maria Theresia die Funktion der
Barettaufsetzung vornahm!^) Nicht minder große Schwierigkeiten be-
reitete im Juni 1748 die Frage, wie bei der Audienz, welche die
Kaiserin dem türkischen Botschafter gewährte, „der Rock Kuß zu
marquieren" sei.*)
In allen diesen "und ähnlichen Fällen achtete Khevenhüller
streng der überlieferten Vorschrift. Um jeden, auch nur den ge-
ringsten Verstoß hintanzuhalten, griff er sogar zur Säge — dem
Prinzen von Wolfenbüttel gebührte ja nicht der gleiche Stuhl wie
einem König oder Herzog, fallen mußte deshalb die Lehne.^) Nie-
mandem zu Liebe wich er ab von der Regel und so blieb der Wunsch
unerfüllt, den der sächsische Gesandte äußerte, man möge ihm und
^) Eintragung vom 2. Mai 1749.
2) Item vom 1. November 1743.
^) Item vom 1. Dezember 1743.
*) Item vom 10. Juni 1748.
^) Item vom 20. Januar 1745.
94
seinen Kollegen anläßlich der Trauung Maria Annas mit Karl von
Lothringen eigene Plätze anweisen.*)
Ausnahmen waren allerdings gestattet, wenn die Politik es
gebot, die auf diese Weise im Zeremoniell ihr Spiegelbild fand. So
wurden der sächsische Kammerherr Graf Friesen ^) und der russische
Großkanzler Graf Bestuchew,^) der eine 1745, der andere 1748 ganz
besonders ausgezeichnet.
Aber schon war der Geist des Umsturzes auch in das Heiligtum
gedrungen, das Johann Josef so ängstlich behütete: dem Lothringer
mißfielen die starren Formen und er setzte sich bisweilen über sie
hinweg, Maria Theresia griff reformierend ein, vollends Kaiser Josef,
der in höfischem Zeremoniell nur eine Fessel sah, die freie Ent-
faltung hinderte und daher abgestreift werden mußte.
Im Jahre 1745 bereits klagt Khevenhtiller über die ,,so sehr
ruinirte Etiquette" und er erachtete als seine Pflicht, sie „vor dem
gänzlichen Zerfahl zu retten".^) Er verkörperte gleichsam das alte
System, das sich gegenüber der freieren Richtung noch behaupten
wollte. Und diese hub an seit dem lothringischen Einschlag. Mannig-
fache Neuerungen brachte sie mit sich, unter anderem die französi-
sche „Mode", wonach die Erzherzoge das Soldatenkleid trugen und
Regimentsinhaber waren ;^) die Einführung des Titels „königliche
Hoheit";") die Stiftung neuer Orden, so des Maria Theresien- und
des Stephansordens;'') die Zulassung des Militärs zur Fronleichnams-
prozession ^) usw.
Stets hatte Johann Josef ohne Scheu seine Ansicht geäußert,
er sprach sich daher mit gewohnter Offenheit auch gegen diese
Neuerungen aus. Trotz Opposition, die er jedoch immer „nach oben,
nie nach unten" geltend machte,'-') zählte er auch fürder zu den
^) Eintragung vom 8. Januar 1744.
") Eintragung vom 11. März 1745. Die 3Iutter des Grafen Friesen war
Auguste Konstanze Gräfin Cosel, eine natürliche Tochter Augusts des Starken,
also eine Schwester Augusts III., mit dem man damals in eifrigsten Unterhand-
lungen stand. (Vgl. Seite 83.)
«) Eintragung vom 10., 13., 30. Mai 1748.
*) Item vom 16. März 1745.
^) Franz von Lothringen hatte sie eingeführt. (Eintragung vom 10. De-
zember 1748.)
^) Dieser Titel galt für sämtliche j\litgliedcr des Kaiserhauses; das Prä-
dikat „erzherzogliche Durchlaucht" wurde daher fallen gelassen. (Vgl. Wolf:
Aus dem Hofleben Maria Theresias 17.)
') Ibidem 18.
») Ibidem 23.
») Ibidem 21.
95
Wenigen, die sicli des gicHiten Vertrauens der kaiserlichen Familie
bcriilimen durften.
Nichts trübte das freundschaftliche Verhältnis, das zwischen ihm
und dem Gemahl Maria Theresias bestand. Wohl gab es bisweilen
manche Szene, wenn die beiderseitigen Meinungen gar zu sehr von
einander abwichen oder die kleinen Schwächen Khevenhüllers zu
leisem Spott herausforderten;^) stets fand sie aber einen versöhn-
liehen Abschluß.^) Zu wiederholten Malen bewies Kaiser Franz seinem
treuen Diener und Freund, wie sehr er ihn schätze; ungern mißte
er seine Gesellschaft und um Johann Josef recht oft um sich zu
sehen, lehrte er, der leidenschaftliche Jäger, ihn das edle Weidmanns-
werk liebgewinnen.
Gleicher Gunst erfreute sich Khevenhüller von selten Maria
Theresias. Jederzeit durfte er bei der Kaiserin eintreten^ nicht bloß
Agenden seines Ressorts oder Staatsgeschäfte mit ihr zu besprechen ;
auch seiner Familienangelegenheiten Erwähnung zu tun war ihm er-
laubt. Diese persönlichen Beziehungen wurden in der Folge so innig,
daß ohne unmittelbare kaiserliche Erlaubnis keines von den Kindern
Johann Josefs eine Ehe einging. ^j Maria Theresia wiederum ver-
traute sich in trüben Stunden dem erprobten Eatgeber an; oft genug
drängte es sie hiezu, vornehmlich seit dem Tode des Kaisers. Denn
zu der Trauer um den Verstorbenen, die nie mehr von ihr wich, ge-
sellte sich die Sorge, es könnten die Charaktereigenschaften Josefs II.
für diesen sowohl wie für den Staat dereinst verhängnisvoll werden.
Die vormals lebensfrohe, tatkräftige Habsburgerin wurde klein-
mütig und zaghaft; sie zweifelte an ihrer Fähigkeit, die Geschäfte
zu führen, und ließ Äußerungen fallen, welche den Wunsch verrieten,
der Regierung zu entsagen. Khevenhüller, dem vor dieser Möglich-
keit bangte, suchte die Kaiserin von einem übereilten Schritte ab-
zuhalten; deutlich spielte er auf Kaunitz an, indem er ihr folgendes
sagte: man hege die Absicht, „sie zu degoutiren, um den Scepter
vollends aus ihren Händen zu bringen und durch eine gar zu früh-
zeitige Abdication oder sonstige Entschlagung der Haubtgeschäften,
wcssfahls sie ohnedeme nur gar zu vill bereits nachgegeben, sie von
allem zu entfernen, um unter einem jungen, zwar einsichtigen, aber
noch nicht genug erfahrenen Herrn allein das Ruder führen und sich
vor der Welt größer machen zu können". Sie sei daher „als eine
1) Vgl. Wolf 26.
^) Vgl. unter anderem Eintragung vom 29. April 1745.
«) Vgl. Wolf 20.
96
gottseelige Frau im Gewissen verbunden, aus Liebe für ihre Länder
und damit die Religion bei denen täglich leider mehr und mehr über-
handnehmenden freigeisterischen Maximen und dem vordringenden
Indifferentismo nicht gar den lezten Stoß tiberkommen möge, sich
so zu sagen an Riß zu stellen und ihre suchende Ruhe solch christ-
licher Absicht aufzuopfern".^)
Wohl hielt Maria Theresia auf ihrem Posten aus, aber entmutigt
und niedergeschlagen blieb sie wie bisher und je trUber ihre Ge-
mtitsstimmung wurde, um so schärfer lautete das Urteil, das Johann
Josef über Kaunitz und dessen Anhänger fällte.^)
Gleich unverhohlen äußerte er sich, wenn die Monarchin auf
ihr „Hauskreuz" — den jungen Kaiser — zu sprechen kam: „nicht
gutt wäre es, selben als einen Herrn, der ohnedem von seinem
großen Witz zu vill eingenohmen sei, durch zu grosses Zutrauen in
disem Vorurtheil zu stärcken und ihme glauben zu machen, als ob
er mehr verstünde als die Frau Mutter selbsten".^)
Er selbst bemühte sich redlich, Mutter und Sohn in gutem Ein-
vernehmen zu erhalten und alle Schwierigkeiten auszugleichen, die
durch irgend eine Meinungsverschiedenheit hervorgerufen werden
konnten. Nicht bloß in dieser Absicht suchte er auf den Kaiser
einzuwirken, ihn leitete zugleich der Wunsch, es möge gegen die-
jenigen, die nach seinem Dafürhalten die Kaiserin schlecht berieten,
auch der Thronfolger seinen Einfluß geltend machen.^)
Nicht innige Freundschaft, nicht herzliche Gesinnungen hegte
Josef IL ftir Khevenhüller; aber Achtung empfand er vor dem offenen
politischen Gegner, der zugleich ein trefflicher Mensch, ein verläß-
licher Diener war. Er sah ihn daher gern bei sich, zeigte ihm seine
„Schränke und verschiedene geheime Vorträge"^) und teilte ihm
manches mit, „so sich der Feder nicht anvertrauen lasset".^) Das
Wertvollste aber, in das Khevenhüller Einblick gewann, war das
Herz des Kaisers; er erkannte, daß es edel sei, nicht hart und kalt,
und besser wie bisher dachte er nun über den künftigen Herrscher.
Lobend hob er hervor, daß Josef H. „die Wahrheit anhöre und man
recht augenscheinlich mercke, comme il ne cessoit de travailler sur
soi meme, mithin mit der Gnade Gottes alle Hoffnung v'orhanden
^) Eintragung vom 27. Februar 1771.
2) Item vom 25. und 27. Mai 1772.
=>) Item vom 19. April 1775.
") Item vom 6. Juli 1775.
^) Item vom 8. Juni 1771.
«) Item vom 19. Juni 1774.
97
seie, daß er zu seiner Zeit ein christlicher und großer Regent werden
wUrde, deme lediglich zu wünschen, daß er mehrere rechtschaffene
und veridique Leuthe um sich haben mögte, zumahlen er biss dato
meistens mit verkehrten, kleinen und falschen Geistern umgeben ge-
wesen ist."^)
Während der schweren Erkrankung Maria Theresias im Jahre
1767, da niemand auf eine Genesung zu hoffen wagte, hatte Johann
Josef alle Anstalten getroffen, sich nach Klagenfurt zurückzuziehen; 2)
fest stand damals bei ihm der Entschluß, unter Josef II. nicht mehr
zu dienen. Mochte er immerhin seit jenen Tagen anderen Sinnes
geworden sein, ihm blieb der Schmerz, die geliebte Monarchin be-
weinen zu müssen, und damit die Notwendigkeit erspart, sich über
sein künftiges Schicksal zu entscheiden: im November 1775 zog er
sich eine heftige Erkältung zu, die ihn fortan ans Haus fesselte und
ihm qualvolle Atembeschwerden verursachte; ihren Folgen erlag er
am 18. April 1776.
Johann Josef war am 30. Dezember 1763 von Kaiser Franz I.
in den Reichsfürstenstand erhoben worden.^)
^) Eintragung vom 30. August 1772.
^) Dies erhellt aus einem Schreiben Khevenhüllers an Maria Theresia vom
25. Mai 1772. (Ad Eintragung vom selben Tage.)
3) R. R. B. Karls VI., 16. S. 248 ff. Danach ist Wolf S. 28 zu berichtigen.
— Am 22. November 1728 vermählte sich Johann Josef auf Wunsch seines Vaters
mit Karoline (Kamraerfräulein der Kaiserin Elisabeth), der ältesten Tochter des
Reichshofratsvizepräsidenten Grafen Johann Adolf Metsch. (Das Konzept der
Ehepakten, d. d. 21. November 1728 erliegt im Wiener Staatsarchiv.) Der
Trauung, welclie Kardinal Kollonitz vollzog, wohnte auch das Kaiserpaar bei.
Schon lange vor der Hochzeit hatte Siegmund Friedrich auf Sicherstellung des
Erbteils seiner zukünftigen Schnur bestanden; infolgedessen vermachte Graf
Metsch der Braut die Herrschaften Radbor und Paschinka bei Kolin und (das
vom Grafen Adam Waldstein erkaufte) Kammerberg bei Beneschau. (Im Kheven-
hüll. Archive erliegt die Verzichtleistung der Gräfin Nostiz, jüngeren Schwester
Karolinens, auf diese Herrschaften.) — In seinem Testament d. d. 1736, XI. 23.,
empfahl Graf Metsch seinem Schwiegersohn, dereinst Namen und Wappen beider
Familien zu vereinigen. Dieses Testament ward von Karl VI. am 23. September
1739 konfirmirt. (Palatinatus major für Grafen Johann Adolf Metsch vom selben
Datum. R. R. B. Karls VI., Band XVII, 127 v. Wien, Staatsarchiv.) Graf
Johann Adolf starb im Jahre 1740 söhnelos und auch seine Neffen, die Söhne
des sächsischen Kammerherrn Johann Friedrich, verschieden ohne Hinterlassung
männlicher Nachkommenschaft. Es erfolgte daher am 11. März 1751 jene Namen-
und Wappenvereinigung. (R. R. B. Franz I. Band XI, S. 1 ff. Wien, Staatsarchiv.)
Vgl. Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adelslexikon VI. Band, 256 ff.
(Artikel Metsch)-, Siebmachers Wappenbuch, IV, Abteilung 8, S. 9 ff. (Kärntner
Adel); Manuskript des Fürsten J. Karl KhevenhüUer (Die Khevenhüller II, 241).
Khevenhüller-Scblitter. 1742-1744. 7
98
Mittelgroß, wohl gebaut, mit schmalem Gesicht, großen dunklen
Augen, der Khevenhüllerschen Adlernase, kleinem Mund und spitzem
Kinn, so war sein Äußeres nach der Beschreibung der fremden Ge-
sandten, Diese schildern ihn aber auch als einen Mann, den Liebens-
würdigkeit, Sanftmut und Gefälligkeit auszeichneten.*)
Als Stürmer und Dränger in die Dinge einzugreifen, um jeden
Preis Einfluß auf die Staatsgeschäfte gewinnen zu wollen, lag seinem
Wesen fern; ihm genügte, wenn sein Rat eingeholt ward. Milde
bildete den Grundzug seines Charakters, mochte Johann Josef die
Wichtigkeit der Hofetikette noch so sehr überschätzen und noch so
unerbittlich streng und starr an der geringsten Förmlichkeit fest-
halten. Er verkörperte gleichsam die konservative Adelspartei; schon
aus diesem Grunde ist das Tagebuch, das er uns hinterlassen hat,
von größter Bedeutung; denn keineswegs Begeisterung oder Lob,
erst der Gegensatz der Meinungen vielmehr bringt uns die Entwick-
lung der Dinge zu näherem Verständnis,
Aber nicht bloß auf die politischen Verhältnisse und deren
Wechselbeziehungen hat Khevenhüller, der Chronist der theresiani-
schen Epoche, sein Augenmerk gerichtet; auch das persönliche be-
rücksichtigt er, das rein Menschliche im Leben des Staates, und
eben darin liegt der Wert seiner Mitteilungen. Nicht Schemen und
blutlose Wesen, sondern Menschen führt er uns vor, die lieben und
hassen, Zuneigung erwecken und abstoßen. Da sehen wir alle die
Männer lebendig vor uns, die damals, im Zeitalter der klassischen
Diplomatie Österreichs, mitgearbeitet haben an der Einheit des Staates;
sie alle überragt die herrliche Frau, die Heldin des Ganzen, Maria
Theresia.
Ist es nicht ausschließlich das Glück der Waffen, das Fürsten
zu den Großen erhebt, berechtigt vielmehr hiezu nur das Verdienst,
trotz schweren Niederlagen das Glück und die Wohlfahrt der Völker
begründet zu haben, so gebührt der Habsburgerin jene Erhebung
weit eher als Friedrich H., der die Enkelin desselben Kaisers beraubt
hatte, dem sein Haus die Königskrone verdankte.
— Der Kinder Joliaini Josefs und ihrer Deszendenz wird im Anhang Erwähnung
geschehen.
^) Vgl. A. Wolf 42. Arneth IV, 265 ff. Im Khevenhüllerschen Schloß
Riegersburg in Niederösterreich l>cfindet sich ein von van Meytens gemaltes Bild
Johann Josefs.
1 742.*)
Januar 5. Kaiserin befililt das miraculose Crucifix in der Hof-
Capellen zu exponieren.
Junius 25. Herzog raiset zur Armee in Böhmen.*) Sie mit
zun Carmelitern begleiten, gehet sodann nach Schönbrunn, reutet
immer herum und speist en compagnie. Weis und rothe Aufschlag,
uniforme par finesse, weil es die Färb des herzogl. Regiments.
29., 30. Offentl. Kirchen in der Statt. Zu allem disen kommt
Sie in die Burg.
Julius 9. Lanczinskifest wegen der Crönung der Czaarin Elisa
beth^) auf der Meelgruben.
10. Sie speist zu St. Veit.
19. Zu Hirschstetten bein Reichs-Hofrath-Präsidenten Wurm-
brand.
26. Gala wegen der Erzherzogin Frau Schwester. OflFentliche
Taflfel, großes Dine für die Noblesse. Opera Ezio in Schönbrunner
Garten.^)
Aug. 19. Die Burgerschaft halt ein Danckfest wegen ent-
fernedter Belagerung von Wienn. Sie gehet in Publico darzu.
28. Gala wegen der Kaiserin; Königin gehet öffentlich hinauf
zu complimentiren, hernach in die Hof-Capellen. Die Kaiserin kommt
mit in Publico zun Augustinern, speisen sodann herunten in Publico
ohne Bottschaffter. Nachmittag oder abends Spill und sodann wieder
öffentlich Soup6 oben bei der Kaiserin.
*) Indeme meines seel. Vattern Lebensbeschreibung- sich beil. nacli der
Czaslauer Schlacht endiget und sich weiters biß gegen der Zeit seiner Krank-
heit nicht vill mehr darinnen aufgemerckter findet, so habe ich ad supplementum
des Journals nur beikommende kleine Nota verfasset, die ieli, wenn mir die Zeit
erübriget, ad coraplendum annum hunc 1742 etwas weitläuffiger ad instar meiner
von dem traurigen Tag, da selber versehen worden, ihren Anfang nehmenden
wenigen Aufzeichnungen auszuführen gedenke und indessen, wie ich sothane
Notam in Eille geschriben, hier beigelegt hab. '')
7*
100 1742, Ang. 31.— Nov. 18.
31, Reutet die Königin auf den Kalksberg und speist oben
im Closter,
September 3. Die Kaiserin beziehet den Salmischen Garten zu
Hezendorf.^)
9, Die Königin raiset auf einige Tag nach Sumerein zur
Fuchsin.^)
16. Lege ich das neue Jurament als königl. geheimer Rath ab.'*)
24. Kommet die Königin auf die Reuttschull in die Statt, um
sich zum Carousel zu exercieren.
Oktober 4. Gala wegen des Herzogs. Offentl. Kirchen mit
Bottschaiftern ; Din(^ und Appartement in der Burg.
14, Kommet Losi von der Armee mit dem Compliment.')
15. Öffentliche Kirchen mit Bottschafftern. Erdödi, Bischoff von
Erla diaconisiert,^) Din6 mit der Kaiserin und Erzherzogin Maria
Anna ohne Bottschaffter. Die venetianische Ambassadrice Capello,
gebohrne Collalldo, hat Nachmittag Audienz, kommet sodann ins
Appartement und wartet abends bein Soup6 auf.
19,, 20. Haltet die Kaiserin das Anniversarium pro Carolo VI.
bei denen Capucinern. Die Königin in der Hof-Capellen.
November 3. Anticipierte Gala für den Prinz Carl; Din6 bei
der Kaiserin; Appartement herunten.
12. Landtags- Proposition; die Königin redet gutt. Windisch-
graz anstatt des erst gestorbenen Harrach machet die Dancksagung
als angesezter Landmarschall und vergleichet die Kaiserin denen
Königinnen Berenice und Elisabeth wegen ihrer schönen Gestalt.^)
Den 14. reutet sie nach Closterneuburg, wohin meine Frau und
ich sie begleiten.
Den 18., an welchem Tag I. K. H. der Hertzog von Lothringen
von der Armee aus Bayern zurückkommen, der L M. die Königin
gegen Schönbrunn entgegen gefahren und dieselbe dort empfangen,
wurde mein Vatter, indeme ihn gegen die Mittagstund und als er
eben seine wenige Speiß genießen wolte, eine plözliche Schwachheit
überfallen, auf sein inständiges Verlangen gegen 4 Uhr Nachmittag
mit dem h. Viatico versehen, so ich schuldiger Maßen von der Pfarr-
Kirehen St. Michael biß in das Krancken-Zimmer und widerummen
zurück nebst meiner Gemahlin, älteren Tochter und 2 älteren Söhnen ^^)
unter einen großen Corteggio unser beiderseitigen Hausoffizieren und
Livree-Bedienten, welche 24 Fackeln getragen, begleitet. Der liebe
Patient hat mit viller christlichen Resignation und Standhafftigkeit
diese heilige Funktion abgewartet und nach derselben sich also ver-
wunderlich erhollet, daß die des Abends gegen 7 Uhr zu dem Con-
1742, Nov. 19. 101
silio beruffenc Medici ZwenghofF als Ordinarius, Weber, welcher Zeit
der Kranckheit dem Ordinario beigegeben worden wäre, Gerstner,
Engel und Bianchi noch einige Hoffnung zur Genesung gegeben,
die aber, leider! da sich das Fieber nicht stellen wollen, nicht lang
flirgedaueret hat. Tags darauf als den
19. geruheten I. M. die Königin occasione der durch das jüngsthin
erfolgte Ableiben des Graflfen Aloysi von Harrach vacant gewordenen
Landmarschall-Stelle eine starcke Änderung und Promotion unter dero
Hoff-Ämtern vorzunehmen, und zwar dergestalten, daß sothane Stelle
dero bißherigen Obrist-Hoffmeistern und angesezten Obrist-Cämmerern
Gr. Ferdinand v. Herberstein, dieses lezteren Amt dem bißherigen
Obrist-Stallmeistern Grafen Frantz v. Starhemberg, welcher schon ehe-
dessen bei 1. M. des Kaisers Lebzeiten solche bekleidet hatte, gleich-
samm von neuem wiederummen verlihen wurde; an dessen Statt
wurde der bißherige Obrist Hoff- Marschall Fürst Heinrich von Auers-
perg zum Obrist Stallmeister benennet ^^) und die Stelle dieses lezteren
meiner Wenigkeit, ohne deme daß ich mich darummen allerunter-
thänigst gemeldet hätte, motu proprio conferiret. Die Fublication
hiervon beschahe in der Rathstuben mittags nach dem Kirchendienst
von dem ersteren Herrn Obrist-Hoffmeistern Graffen Rudolf von Sintzen-
dorff,^^) obschon wegen der Fublication des neuen Herrn Land-
marschallen von dem österreichischen Kanzlern Graffen von Seilern
ein Anspruch von darummen gemacht werden wollen, weillen der
lezt verstorbene Graff v. Harrach ehedessen von dem damahligen
Hoff-Canzlern Graffen von Sintzendorff publiciret worden wäre. Noch
vor dem Mittagessen nahmen wir sämtliche Neopromoti sogleich
Audienz bei L M. der Königin und der verwittibten Kaiserin Frau
Mutter, um unsere allerunterthänigste Dancksagung abzustatten; dem
Herzog aber machten wir die Reverenz bein Herausgehen zum Taffei-
dienst, worauf ich mich sofort zu meinen krancken Vattern verfugte,
um ihme und meiner bei selben sich befindenden Schwester und Gemahlin
dise erfreuliche Bottschafft zu bringen, die auch dem armen Krancken
Freuden-Thränen vergießen gemacht, und hat der daraus geschöpffte
Trost vermuthlich ein nicht geringes beigetragen, daß selber un-
gehindert beständig angehaltenen Fiebers noch fast in die dritte
Wochen gelebt hat.
Selben Nachmittag noch kämme der Obrist-Hoff-Meister-Arats-
Secretarius Herr Härtl von Hartenburg zu mir, um mir aus Be-
fehl des austrettenden Hoff-Marschalls FUrstens von Auersperg die
Gratulation abzulegen und sich nebst denen übrigen mir zu recom-
mendiren.
102 1742, Nov. 21.-23.
Den 21. wurden wir drei neue Hoffärater unserem untergebenen
Staab gewöhnlicher Maßen von dem ersten Obrist-Hoffmaister Graffen
V. Sinzendorff vorgestellet, und zwar der Graff Starhemberg in der
Anticamera, qua Obrist-Hoffmeister der Königin und angesezter
Obrist-Cammerer, in welch lezterer Qualitet er wenig Tag hernach
auch denen sämtlichen königlichen Cammerherrn vorgestellet und
dise pro Interim, nach dem Beispill seines jüngsten Vorfahrers Graffen
von Herberstein, an ihn gewisen worden; sodann wurde ich meinen
beiden untergebenen Ämtern, als denen Hoffmarschallischen Gerichts
Assessoren und denen übrigen Canzlei-Verwanten und dem Quartier-
amt vorgestellet, worbei ich nebenstehende kleine Dancksagung
machte,*) und nach mir erst der neue Obrist-Stallmeister, und zwar
wir beide in der Ritterstueben; über dise meine Vorstellung ist nach-
folgendes gewöhnlichermassen in das Prothocoll eingetragen worden. ^^)
Den 23. hielte ich zum ersten Mahl Rath in meiner Behausung,
worbei ich bei Anfang der Session folgende kleine Allocution an die
Assessores machte,^^) welche von dem Amtssecretario mit einer sehr
submissen Dancksagungs-Rede, worinnen er sich und die übrige zum
Justizmittel gehörige Persohnen in meiner Gnad und Protektion emp-
fähle, beantwortet wurde. Es bestehet aber der Obrist-Hoff-Marschall-
stab aus folgenden Persohnen. ^^) Das Quartier-Ammt dependiret
immediate und alleinig von dem Obrist-Hoff-Marschall, als welcher
hierinfahls niemanden zu befragen hat, es ereignete sich dann einiger
Anstand in curialibus, wo er sich bei dem Obrist-Hoffmeister zu
melden hat, und pflegen derlei Geschaffte gleichwie auch die aus-
kommenden Raisen, Trauer-Coeremonien und andere Hoffsachen bei
Hoffconferenzien sub praesidio des Obrist-Hoffmeisters mit Zuziehung
deren Staats- oder Conferenz-Ministern, auch in oeconomicis des
Cammerpraesidents ausgemacht zu werden. Die Distribution deren
Hoffquartiern hat vormahlen und biß zu des Kaisers Tod ebenfahls
*) Daß I. M. die Königin unsere allergnädigste Frau meine Wenigkeit zu
der so anselinlichen Ol)rist-Hoff-Marschall würde zu benennen allergnädigst ge-
ruhen wollen, darfür erstatte Allerhöchst Deroselben den unterthänigsten Danck
und werde alle meine Kräfften anspannen, um dise so unverdiente Gnad und
in mich setzendes Vertrauen durch schuldigsten Diensteiffer und bestmög-
lichste Beobachtung sowohl deren Curialien als Justizwesens in Unterthänigkeit
zu demeriren. Hiernächst erfordert auch meine Schuldigkeit, E. E. allen ge-
ziemenden gehorsamen Danck zu sagen, daß dieselbe die allerguädigste Comis-
sion so willfährig angenohmen und mir so vill unverdientes Lob bei gegenwärtiger
Vorstellung meiner Persohn aussprechen wollen, E. E. anbei gebührend ersuchend,
mir dero güttige Assistenz in benöthigtera Fahl, um gutte Ordnung bei Hotf zu
halten, außer des Justizwesens angedeihen zu lassen.
1742, Nov. 29.-30. 103
von des Hoffmarschalls WillkUhr allein dependiret ; es hat aber jezige
allergnädigste Frau bald nach angetrettener Regierung auch die Hände
darein geschlagen und bereits meinen Herrn Vorfahrer, sodann auch
mich sehr nachdrucksamm dahin angewiesen, außer denen kleineren
Quartieren keines sonsten ohne dero Vorwissen und Genemmhaltung
zu vergeben; wordurch zwar einerseits dem Hoffmarschalien die Hände
in etwas gebunden worden, andererseits aber dises Beneficium zu-
gewachsen, daß er desto wenigere Verantwortung und Plage -hat,
absonderlich wann selber ein ehrlicher und nicht interessierter Mann
sein will, wie ich mich dessen jederzeit beflissen, auch, Gottlob, durch
meines Seh wehern seelig Gnad und Gutthaben nicht bedörffet.^") Bei
dem Justizmittel ist die Expedition fast nach den Regierungs-Stilo
eingerichtet, außer daß mann keine Senatus macht, sondern wie bein
Reichs-Hoff-Rath alle Erledigungen, Referaten aus der Commission-
stuben und geschlossene Proceß in Pleno vornihmt, und der Hoff-
marschall die Ungelegenheit hat, daß er nicht allein alles Selbsten
praesentiren, sondern auch eine jegliche Verbeschaidung eigenhändig
unterschreiben muß; worrait dann sehr villc Zeit (zumahlen öffters
über die 400 Expeditionen vorfallen) unnützer Weis zugebracht wird.
Die Gerichts-Täge pflegen zweiraahl die Wochen, des Dienst- und
Freitags, gehalten und immer von denen Referenten aus dem weisen
Kath und aus der Canzlei, als welch leztere die nöthige Ausklinfften
auf Verlangen zu geben hat, der Anfang gemacht, sodann mit denen
Referaten aus der Commissions-Stuben geschlossen zu werden. Vor-
mahlen gienge von dem Obrist-Hoff-Marschall die Revision zuer Hoff-
Canzlei, welches aber, wie unten suo loco angezeigt werden wird,
von jezt regierender allergnädigsten Frauen abgeändert worden.
Den 29. hielten I. Kö. H. als Großmeister und Capo des güldenen
Flusses vor der Vesper Ordens-Capitl in dero Retirade; und nach-
deme Sie dabei denen anwesenden Rittern das von einem neuen
Capite Ordinis zu praestiren kommende Jurament vorläuffig Selbsten
abgeleget, wurden sothane Ritter hinwiederuramen von höchst dero-
selben in die gewöhnliche Pflichten genohmen.
Den 30. als an Fest des heil. Apostels Andreae und hohen
Ordens Patron wohneten I. Kö. H. nebst denen hier anwesenden Toi-
sonisten der gewöhnlichen Andacht bei denen Augustinern bei und
mittags speiseten Sie mit ihnen in der Ritterstueben auf gleiche Art
wie K. M. höchstseeligen Andenckens, nur mit diesem Unterschied,
daß mann die Estrade oder den Stapffei, worauf vormahlen des
Kaisers Tisch unter dem Baldachin erhöhet stunde, hinwegnahm,
mithin dermahlen sowohl der Quer-Tisch, woran I. Kö. H. saß, als
104 1742, Dez. 1.
auch die lange Taffei deren Herrn Rittern in einer Höhe waren und
völlig an einander stoßeten. Das Motivum wäre, weillen I. Kö. H.
kein gecröntes Haubt seind. Uebrigens hatte dise Function seit K. M.
Ableiben von daruramen dise zwei Jahr nicht vor sich gehen können,
weillen ao. 1740 die Trauer gewesen und in solchem Fahl die Toi-
sonisten eine besondere Tracht haben, worzu mann aber die Spesen
nicht hergeben wollen, ao. 1741 aber I. Kö. H. nicht dahier, sondern
bei der Arm6e in Böhmen sich befanden.
Den 1 . December kämme I. D. der Prinz Carl von Lothringen von
der Arm6e aus Bayern dahier an^^) und bezogen dero neues Quartier
in dem Amalischen Hoff, wo vormahls die Obrist-Hoffmeisterin, ver-
wittibte Fürstin Esterhazy, geborene Marchesa Desana, gewohnet
hatte.
Dise erstere Tage dises Monathes thate es sich mit meinem
lieben Vattern, obschon alle änderte Tag fast consilium medicum ge-
halten wurde und mann alles auf der Welt, um die Ursach des
immer anhaltenden stillen Fiebers zu ergründen, anwendete, mehr
und mehr verschlimmeren und äußerte sich endlichen ein neuer
catharralischer Anstoß mit einer heiseren und roglichen Husten; die
Natur wäre aber schon vill zu schwach und von der langen Kranck-
heit zu sehr abgemattet, um den Auswurff befördern und zur ge-
hörigen Zeitigung bringen zu können; es wollte sich auch der Schlaff
gar nicht einfinden, welches unseren lieben Patienten am meisten be-
ängstigte, so er aber alles mit christlicher Gedult und gänzlicher
Ergebung in den Willen Gottes ausstunde, sich immer seine gewöhn-
liche geistliche Gebetter und Officia vorbetten Hesse, mit seinem
Beicht- Vatter D. Aloysio Barnabiten sich bespräche und Selbsten auch
raentaliter, zumahlen ihme wegen der Ausdrückerung das ville Be-
wegen des Munds und deren Leffzen verbotten wurde, zu betten
und seine Augen gegen den Himmel zu wenden nicht aufhörete,
anbei doch die Hoffnung, wo nicht einer vollkommenen Besserung,
gleich wollen einer etwas längeren Lebensfrist, durch verschiedene
entfallene Reden von sich blicken Hesse; Avie er dann in specie zu
meiner Schwester gesagt, daß er in der heiligen Weinachtsnacht die
heiligen drei Messen in seinem Schlaffzimmer hören wolle und ihme
der Cardinal Ertzbischoff die Erlaubnus hierzu ertheilet hätte. Diese
gespührte Hoffnung hat mann als einen ganz besonderen Trost und
Gnad von Gott den Allerhöchsten angesehen, als wordurch der
Schrocken des bevorstehenden Tods, welchen auch die christlichste
Seelen mit Forcht und Zitteren entgegen gehen, um ein Villes ge-
mindert worden, sonderHch da er hierbei die gänzliche Ergebung in
1742, Dez. 8. lOf)
den Willen Gottes und was immer zu einer Hcrcitunj^ zum Tod er-
forderet werden kann, in allen seinen Worten und Wercken gezeigt
und ausgeübet hat. Mit seinem Beicht -Vattern P. Aloysio Barnabiten
Ordens hatte er verschiedene Gespräche, beichtete ihme in geheim
zu verschiedenen Mahlen, welcher dann die gutte christliche Dis
Positionen des Patienten uns Kindern zum Trost nicht genug an-
rühmen kunte. Die Nacht vom 7. zum
8. wurde er so schwach, daß mann nicht länger anstehen wollen,
ihme die lezte Oelung zu administriren, nachdeme er zuvor die Meß
seines Beicht -Vatters, welche diser mit Erlaubnus des Cardinais gleich
nach der Mitternacht lesen dörffen, sehr andächtig gehöret und von
dessen Hand nochmahlen das heilige Abendmahl, zwar für dises Mahl
nicht mehr in forma viatici, empfangen. Die Ursach des lezteren
wäre, weillen mann nicht pfleget in der nemmlichen Kranckheit
öffters dann einmahl per modum viatici zu speisen, es seie dann, daß
solche gar lange anhalte; und weillen der Cardinal nicht für gutt be
funden und zugeben wollen, daß der Patient von der heiligen Com-
munion, weillen selbe nicht mehr in forma viatici, sondern nur ex
devotione beschahe, etwas genießen solte, als thate er eben von da
rummen lieber in deme dispensiren, daß mann in des Krancken
Zimmer gleich nach Mitternacht Meß lesen und unter solcher ihn
communiciren dörffen.
Selben Morgen thaten S. Kö. H., dessen Geburts-Tag eben an-
heut mit großer Gala begangen wurde, nach der Zuruck-Kunfft von
St. Stephan, allwo allerseits Herrschafften gewöhnlicher Maßen dem
Gottesdienst, worunter von der hiesigen Universität das Gelübd pro
tuenda S, S. Virginis imaculata cönceptione abzulegen pfleget, bei-
gewohnet, den englischen Minister Thomas Robinson zum Ritter vom
Bad schlagen, welche Funktion in dero Retirade geschehen, und wäre
niemand zugegen als die HoflF-Ämter und Conferenz-Ministri. Der
Gesante machte bei seinem Eintritt in das Zimmer eine kurtze An-
rede in französischer Sprach, welche der Hertzog in der nemmlichen
Sprach mit sehr obligeanten Ausdrückungen für den Gesanten und
dessen Principalen beantwortete, sodann das Schwerd aus meinen
Händen nähme und darmit den auf einen Polster vor S. Kö. H.
knienden Ministrum dreimahl mit folgenden Worten auf die Schulter
schluege: soyez bon et fidel Chevalier au nom de Dieu, und zum
Schluß ihme das Ordensband, welches carmisinfarb ist und woran
zum Ende das Ordens-Zeichen henget, umbgabe. I. M. die verwittibte
Kaiserin und I. M. die Königin sahen dem actui aus des Herzogs
Retirada all incognito zu.
106 1742, Dez. 8.
Von Hoff lueff ich sogleich nebst meinem Herrn Schwägern, den
Fürsten von Dietrichstein, zu unsern lieben Krancken, welchen wir
zwar sehr matt, jedoch noch nicht dem Tod so nahe scheinend und
sich gegenwärtig fanden; wie er dann in Erinnerung, daß ich wegen
des großen Grala-Tag das Gastmahl denen Bottschaiftern und Hoff
Ämtern bei mir hatte, mich nach gethanner Frag, wie vill Uhr es
seie, und da er gehöret, daß es bereits zwei geschlagen, sogleich
fortzugehen geheißen. Dise Mahlzeit wäre mir sehr ungelegen und
ist leicht zu erachten, wie mir dabei Muths wäre; ich kunte auch das
End derselben kaum erwarten, ersuchte den Cardinalen, welcher auch
unter denen Gästen wäre, sich nebst mir zu dem Patienten zu ver-
fügen, welches er auch in Begleitung des Hertzogs von Hollstein
thate; und weillen die Medici die Pulß immer matterfanden, folglich
besorgten, er mögte gähling in die Zügen greiflfen, gäbe ihme der
Cardinal die Absolution in articulo mortis, fragte ihn, ob er uns zu-
gegen seiende und in dem Vorgemach wartenden Kinder, als mir,
meiner Schwester der Fürstin und meinem Weib vor das Bett zu
gehen erlauben und den lezten vätterlicheu Seegen ertheilen wolte,
und als selber darauf mit ja geantwortet, näherten wir uns dem Bett
und knieten darvor nieder. Er hübe seine rechte Hand auf und
machte mit selber drei Creutz über uns, legte sodann die Hand nieder,
welcher wir mit villen Thränen den lezten kindlichen Kuß gaben
und unß dann aus dem Krancken-Zimmer hinaus verfügten, worauf
selber, als hätte er nur dise traurige Function abwarten wollen, so-
gleich in die Zügen gegriffen und nach einer halben Stund, als mann
eben des Abends siben Uhr zum Englischen Gruß geläutet, seinen
Geist in die Hände seines Schöpffers und Erlösers übergeben.
Er hatte sein ruhmvolles Alter biss in das 76. Jahr 2 Monath
und 21 Tag gebracht; und ob er schon in seinen jüngeren Jahren
sehr schwächlich und sonderlich von hypocondrischen Zuständen über
die Massen geplaget worden, so hatte er sich doch nachhero bei der
oesterreichischen Lufft so gutt befunden, daß er die erstere dreißig
Jahr, so er als Statthalter zu Wienn gelebt, außer einer hitzigen Hals-
wehe, so ihn anno 1715 einige Tage im Bett gehalten, fast von
keiner Kranckheit gewußt; nur die leztere zwei, drei Jahre vor seinen
Tod wurde er von Schnuppen und catharralischen Zuständen stärcker
incomodiret, behielte aber immer seinen munteren Humor, schlieffe
seine siben Stund ohne zu erwachen, aße vill und mit gutten Appetit,
thate auch immer zu seinen Gästen auf alt Teutsch ein Glaß Wein
zutrinken, brauchte keine Brillen, sondern kunte auch bei Licht den
kleinsten Druck lesen. Auf dem Land gienge er auch einige Stund
1742, Dez. 8. 107
ZU Fuß, ohne sonderlich milde zu werden, und ob er schon kein
.Jäger wäre, so freuete ihn doch, wann er etwas schiessen kunte;
schösse auch ziemlich gutt, ungehindert er in seinen jüngeren Jahren
sich einmahl das rechte Augenbrauen und Augenlied gesengt und
dadurch feuerscheu worden. Die Stiegen lieff er noch vor seiner
lezteren Kranckheit so geschwind hinauf, daß mann ihn kaum folgen
kunte; mit einem Wort, seine Leib- und Gemtiths-Constitution ver-
tröstete jedermann, daß er seine Lebensjahre noch vill weiter hinaus
erstrecken wurde. Was aber menschlicher Weis zu reden, seinen
Tod beförderet, waren die ville Kummer und Strapazien, welcher der
liebe Alte bei den vornjährigen Rummel gehabt, da er Tag und Nacht
mit Commissionen geplagt gewesen und sich anbei die damahlige
Verwirrung und Calamiteten gar zu sehr zu Hertzen genohraen hatte,
wormit er sich dann zu vill ausgemergelt und geschwächet hat. Ware
in allen seinen Thun und Lassen hurtig, emsig und ordentlich, mogte
nicht leiden, wann mann auf den folgenden Tag spahrcn wolte, was
den heutigen geschehen kunte ; wie er dann auch sehr geschwind zu
sprechen pflegte, also zwar, daß mann in seinen älteren Jahren zu-
weilen sehr genau auf seine Wort Acht geben muste, um selbe recht
einzunehmen; hatte ein unvergleichliches Judicium und erstaunliche
Gedächtnus, wäre in historia und vornemmlich in genealogicis über
die Massen kundig, kennte alle Familien unserer Länder und hatte
sich sonderlich ville Mühe gegeben, die Documenta unserer Famili
in Ordnung zu bringen, wie es die von ihme hinterlassene Schrifften
und durchaus neu abgeschribene emendirte und vermehrte Stammens-
bücher mit mehreren darthun, dergestalten daß ihn die Khevenhüller
als einen rechten Restauratorem ansehen und veneriren, in Sonderheit
aber seine Kinder und deren Nach-Kömmlinge ihm dessen Gottes-
forcht, Industri und Bemühung lediglich zuschreiben müssen, was
ihnen nach der Hand an Reichthum und Splendor zugedigen ist. Er
wäre von mehr dann mittelmäßiger Länge, sehr brunet, hatte dabei
aber noch in seinem Alter ein frisches Aug und lebhaffte, aufrechte
Physiognomie, gienge ganz grad und geschwind daher, hatte noch
keine graue Augenbraun, subtile Hände und Füsse, wäre sehr mager
am Leib, hatte ein langlechtetes Gesicht, so aber in seinem Alter
ziemlich vollkommen worden, wäre sehr generös, dabei aber nicht
verschwenderisch, sondern wüste hierinfahls das Medium auch sogar
in Kleinigkeiten, wann es auf ein Trinkgeld ankamme, gar wohl zu
treffen. Er wäre von Natur sehr gäh, hatte aber sein Temperament
durch seine Tugend also gezwungen, daß er die Gütte selbst worden.
Er litte recht, wann er jemanden was abschlagen solte. Merckwürdig
108 1742, Dez. 9.-11.
ist, daß sein seeliges Hinscheiden an den hohen Fest der unbefleckten
Empfängnus und währenden Gebettleiden erfolget, da selber jeder-
zeit ein besonderer Verehrer und Client der tibergebenedeiten Jung-
frauen und Mutter Gottes Mariae gewesen und nicht allein Selbsten
mit viller Attention und Andacht bei jeglichem Glockenschlag ein
Ave Maria, in specie wann das Angelus geläutet wurde, den gewöhn-
lichen Gruß gebettet, sondern auch seine Kinder, Hausgenossen und
wer immer zugegen gewesen, hierzu sehr eiffrig und nachdruck-
samm angehalten hatte.
Der erblaßte Leichnamm wurde hiesigen Gebrauch nach Tags
darauf und an denen zwei folgenden, als den 9., 10, und 1 1 . in seiner
Taffelstuben auf einer Trauer-Bühne mit der Staats Kleidung, als dem
Mantel-Kleid, quarrt Parocken etc. angethan, exponiret, worauf neben
ihn sein Stock, Hut, Handschuh und Degen, beinebens auch auf
zweien schwartz sammeten Polstern die große Collana des güldenen
Vlußes und der Regiments-Stab des Statthalter-Amts geleget und täg-
lich von Früh morgen biß mittags an vier in denen Ecken des
Zimmers aufgerichteten Altaren ville heilige Messen gelesen wurden,
worbei wir anwesende zwei Kinder und übrige von der Freundschaift
fleißig assistierten, auch sonsten eine Menge Volcks zulueffte.
Den 11. geschähe die Begräbnus und Einsegnung gegen 8 Uhr
abends bei St. Michael als seiner Pfahr-Kirchen, indeme selber in
seinem Testament ausdrücklich befohlen, daß, wofern er dahier mit
Tod abgienge, mann ihn in seiner Pfarr und wohin er ob domicilium
gehören würde, auf den Land aber in der Weitersfelder Pfarr-Kirchen
begraben solte. Hierbei wäre ein solcher Zulauif von hohen und
nideren Standts Persohnen, daß mann wegen des Gedrengs die Leich
nicht wie sonsten gewohnlich um die Ecken der Kirchen begleiten
und folgen können, sondern den Conductum, weillen mann durch die
Presse nicht durchgekönt, abbrechen müssen.
Selben Vormittag benannten I. M. die Königin zum Nachfolger
meines Vattern in dem Statthalter-Amt den Graffen Leopold Victorin
von Windischgräz,^^) welcher vor disem als Bottsehaflfter bein Con-
greß zu Cambray gewesen, sodann Finanz Conferenz- Minister und
Ritter vom güldenen Fluß worden, auch einer deren ältesten hinter-
lassenen kaiserlichen geheimen Räthen und auch in disem seinen
Rang von L M. bestättiget worden wäre. Das Condirectorium aber
der Ministerial-Banco-Deputation bekamme erst einige Monath her-
nach nebst 10.000 fl. Appointement, so iber die Helffte mehr aus-
tragt, als meinem Vatter assigniret wäre, der resignirte Reichs-
ViceCanzler Graff Rudolph Colloredo, deme mann gern helffen
1742, Dez. 13.-15. 109
wollen und sich sonsten nichts convenables für ihm sogleich aus-
finden können.
Den 13, hatte ich bei der Kaiserin und Königin Mayestüt wie
ingleichen bei I. Kö. H. die gewohnliche Notifications-Audienzien und
Überbrachte disem lezteren die Ordens-Colana und das Statuten-Buch,
so in rotem Saphian eingebunden und nebst der Ordens-Ketten nach
dem Ableiben eines jeglichen Ritters von dem nächsten Anverwanten
dem Großmeister zurtick zu stellen ist. Sämtliche gnädigste Herr-
schafften geruheten dero Mitleiden und wie Ihnen der Verlust dises
alten treuen Dieners zu Hertzen gienge, in denen gtittigst- und milde-
sten Äußerungen zu erkennen zu geben, und kann ich zu unserer
Famili und Nach-Kömlingen Ehr und Trost mit Wahrheit betheueren,
daß der seelig verschiedene, liebe Alte von jedermänniglich, Gross
und Klein, seines jovialischen Humors, gutten, freundlichen Art, Gutt-
arthigkeit, Gottesforcht und alt- teutschen Redlichkeit wegen be-
daueret und fast beweinet worden. Wie dann noch wtircklich sein
Andencken bei allen denen, die ihn gekant, Einheimischen und
Fremden, hohen und nideren Stands, Reichen und Armen, denen
lezteren er ein rechter Vatter gewesen, in Ehren und Veneration
stehet, und ihme von allen in den Grab nachgesagt wird, daß er ein
treuer, emsiger Diener seines Herrn, ein gerechter, unpartheisch- und
uninteressierter Richter, ein liebreicher Vatter seiner Kinder, die seines
Tods ohne Thränen nicht gedencken können, ein gnädiger Herr für
seine Unterthanen, Untergebene und Hausgesinde und, wie schon
gemeldet, ein rechter Vatter denen armen Wittwen und Waisen und
wahre Zuflucht aller Bedrängten und Nothleidenden gewesen seie;
mit einem Wort, ob er schon sein ruhmvolles Alter biß in das
77. Jahr gebracht, so ist er doch seinen Kindern und jedermännig-
lich zu früh gestorben.
Er wäre K. Leopoldi Cammerer und nachhero bei 2 Kaisern
würcklicher geheimer Rath; anno 1698 ward er nach den GraflFen
Franz Andre von Rosenberg Landeshaubtmann in Kärnthen, anno
1711 aber beruffte ihn die damahlige Regentin und Kaiserin Frau
Mutter nacher Wienn zum Statthalter-Amt, deme er in das 32. Jahr
und länger, dann keiner seiner Vorfahren vorgestanden. Anno 1721
erhielte er den Toison, wie all dises in seiner eigenhändigen Lebens-
beschreibung enthalten ist. Selben Vormittags und
den 14. und 15. waren die gewöhnlichen Exequien bei St. Michael,
worzu nebst denen Befreundten die Toisonisten und Hoff-Ämter ge-
laden und flir die erstere eine besondere Banck zubereitet worden.
Meines Vattern Testament, so er mir gleich bei vorgemerckter Gefähr-
HO 1742, Dez. 15.
lichkeit der Kranckheit durch seinen alten Diener, den Johann Ferdi-
nand Schwall, welcher ihm in das 23. Jahr gedinet und anfänglich
sein Cammerdiener und nachhero Haushoffmeister gewesen, zugleich
auch die leztere Jahr der Kaiserin und sodann der Königin Cammer-
diener geworden, zu meiner Verwahrung geben lassen, ward bei den
Landmarschall-Gericht publiciret, so auch dahier und auf denen öster-
reichischen Herrschafften die gewöhnliche Sperr anthat; eine vidimirte
copiam davon schickte ich nach Klagenfurt unserem dortigen Herrn
Inspectori Baron von Ottenfelß, um sich selber Orthen damit meo
nomine zu legitimiren. Sothanes vätterliches Testament wäre kurtz
und gutt gefasset, also daß mann die schöne und concise Art, wie
sich darinnen zugeäußert wird, nicht genugsamm bewundern können.
Nebst einigen piis legatis und Betreuung seiner Hausofficiren, Livree-
Bedienten und Unterthanen, denen zwei ersteren er willktihrlich die
Besoldung mit G Wochen oder 3 Monath, denen Officieren hiernächst
seine Guardarobba, denen lezteren aber einen ebenfahls ad arbitrium
heredis gestelten Nachlaß ihrer Restantien zugedacht, werde ich in
Conformitet einer bereits bei Errichtung meiner Ehepacten auf Instanz
meines Herrn Schwehern seelig zu meinem Favor von beiden Eltern
errichteten donationis inter vivos zum Universal-Erben benennet und
meinen zwei geistlichen Brüdern (zumahlen die Schwestern bereits
bei seinen Lebzeiten gänzlich abgefertiget worden) die legitimo hono-
rabili institutionis titulo verordnet. Mit besagt meinen Brüdern habe
mich nach der Hand dahin verstanden, daß selbe mir gegen Reichung
eines jährlichen Unterhalts das eruirte Quantum legitimae und was
ihnen sonsten noch aus der mütterlichen und Gr. Carl Rosenbergischen
Erbschafft gebühret hätte, in plenam proprietatem überlassen; bei
diser Vergleich ist unser Herr Schwager, der Fürst von Dietrichstein,
Schiedsmann und Compromissarius gewesen, solche auch in hac
qualitate mit unterschrieben, und ist alles beiderseits generös, redlich,
christlich und wie es gutten Brüdern zustehet, auch uns insbesondere
von unserem lieben Vattern seelig eingebunden worden, zugegangen,
wie es die in Archiv befindliche documenta und das Original Trans-
actions Instrument mit mehreren ausweiset.
Um die Inventurs-Unkösten zu erspahren, habe mich meo et
fratrum nomine vermög von ihnen habender Vollmacht simpliciter et
absque beneficio zum Erben erclären wollen, welches auch dahier
bein Landmarschalien- Gericht acceptiret worden, und habe ich nach-
hero den Baron Andlau, welcher die Sperr auf denen Güttern vor-
genohmen, 100 Species-Ducaten, seinem Canzellisten eine Extra-Douceur,
dem Landschreiber, Herrn v. Kreß, ebenfahls hundert Ducaten, und
1742, Dez. 22. 111
dem Secretavio 50 pro honorario gegeben. In Cärnthen aber muste
ich nach dortigen Landsgebrauch nolens volens dortige Immobilia,
als Hoch- und Nider-Osterwitz und das Haus zu Ciagenfurt inven-
tiren lassen und nicht allein zweien von dem Landshaubtmann be-
nennten Commissariis, als Herrn von Halley und Baron Neuhaus,
sondern auch seinem Secretari reichlich und über die 1000 fl. schencken,
wo doch das darinnige Vermögen kaum das Viertl des hiesigen be-
tragen.
Den 22. kämme der neue preussische Gesante und Feldmarschall-
Leutenant Gratf von Dohna^^) allhier an, mit welchen es anfänglich
des Coeremonialis halber darinnen sich ein Anstand äusserte, daß
selber auf gleiche Weis als unser Minister am berlinischen Hoflf Comte
de Richecour, welchem der König öffentliche Audienz gegeben und
hierzu mit grossem Gefolg und in seinem Leibwagen abhollen lassen,
empfangen und tractiret zu werden verlangte, weshalben mann einen
Currier nacher Berlin abschicken und sich maßen biß zu dessen
Zuruckkunfft der Gesante sich retiriret zu Haus gehalten hat. Mann
remonstrirte dem König, daß am hiesigen Hoff nicht der Brauch wäre,
Gesanten, sondern nur Bottschafftern öffentliche Audienzien und dis-
tinguirte Honneurs zu erweisen, wie der englische Minister dißfahls
selbst Zeugnus gegeben ; wormit sich dann der König auch begnüget
und den Dohna befohlen, gleich denen anderen königlichen Gesanten
eine Privat-Audienz anzubegehren.
Dises Monath hindurch mußte ich fast allzeit den Graffen Franz
V. Starhemberg, welcher wegen der schwären Unpäßlichkeit und nach-
hero den 27. dises erfolgten Ableiben seiner Gemahlin, auch ge-
bohrner Gräffin v. Starhemberg, bei Hoff nicht erschine und von
I. M. der Königin dißfahls dispensiret worden, in dem Obrist-Hoff-
meister- auch provisorie verrichtenden Obrist-Cammerer Amt suppliren;
mithin hatte nicht allein die Ehre I. M. zu führen, sondern alle
Ordonanzien allein aufzunehmen und auszutheileu, zumahlen da auch
der Obrist-Stallmeister, Fürst v. Auersperg, einige Tage von hier ab-
wesend gewesen.
Dermahlen wäre mann mit denen Proben des anzustellenden
Frauen Caroussels sehr beschäfftiget und gienge fast kein Tag vor-
über, wo I. M. nicht in die gedekte ReutschuU kämmen, um sich
mit denen zu disen Fest benannten und erkiesenen Hoff- und Statt-
Dames in Reutten, Fahren und Kopffuehmen zu exerciren ; meine Ge-
mahlin wäre auch dazu destiniret, hat sich aber wegen darzwischen
gekommener Schwangerschafft nachhero absentiren und entschuldigen
müssen, deren Stelle die Frau von Proskau vertretten.
112 1742, Dez. 24.
Den 24. hatte I. M. die Königin auf mein widerholltes Vorstellen
und Ersuchen die allerhöchste Gnad, die seit der nach dem Tod des
Graffen von Sinzendorff beschehenen Absonderung der Staats- und
Hauß Canzlei von der Oesterreichischen Provincial-Canzlei wegen des
0. H. M. Revisorii obgeschwebte Irrungen, als welches Revisorium der
Graff V. Seilern praetendirte, andere aber, in specie auch mein Vor-
fahrer, der Fürst von Auersperg, durch eigen-tibergebenes Amts-
Guttachten^*^) dem neuen Staats und Hoff Canzler Gr. v. Uhlfeld, die
mehreste aber bei der dießfahls sub praesidio des Graffen Gundacker
V. Starhemberg aufgestellten Commission dem Obrist-Hoflfmeistern,
der es aber decliniret, zugedacht hatten, mittelst eines an disen
lezteren eigenhändig geschribenen Billets dahin zu entscheiden, daß
solches führohin bei mir verbleiben und mir hierzu aus der hun-
garischen Canzlei Herr von Hüttner, aus der böhmischen Herr von
Turba, von der österreichischen Herr von Pelsser, vom Hoflfkriegs-
Rath Herr von Dreyling oder Schloissnig und von Regierung Herr
von Spaun zu geben sein, anbei freistehen solle, in deren Abwesen-
heit einen anderen auf dise Mittlen, auch allenfahls einen von denen
wälischen oder niderländischen Räthen, wann ein in der Revision
vorkommende Materi in ihr Departement einschlüege, anzubegehren ;
wie es aus dem Inhalt des mir sodann und allen Canzleien und Hoflf-
Instanzien von dem Obrist-Hoffmeister untern 29. zugekommenen
Hoffdecrets, worvon die Abschrifft hierbei folget,^^) mit mehreren zu
ersehen. In Conformitet desselben Hesse ich dann auch nachhero
die behörige Acta von der Staats- und Oesterreichischen Canzlei ab-
fordern. Weillen es aber damit etwas lang hergienge, hiernächst
auch wegen denen alternative benannten zwei Hoff-Kriegs-Räthen ein
Anstand sich hervorthate, welcher aber nach meinem Verlangen und
in meinem Favor von I. M. der Königin decidiret und mir die Wahl
unter disen beiden — ungehindert des Herrn Kriegs-Praesidenten
Einwenden — gelassen wurde, so verzöge es sich mit der Eröffnung
des Revisorii biß zu End ktinfftigen Monaths, als welche erst den
(sie!) erfolgte, worbei ich dann denen anwesenden Herrn Revisions-
Räthen folgende kleine Anrede machte und sodann in diser und fol-
gender Session einige praeliminar puncta, in specie den modum pro-
cedendi und die Einrichtung des formalis festsezte,^^) vornemmlich
aber dahin mit ihnen einig wurde, daß zu Vermeidung aller Anstoß
und Weitläufftigkeiten die Expeditionen per Regiam Majestatem,
gleich wie es bei denen Canzleien observiret wird, geschehen sollen;
und weillen ferners die Revisions-Acten sich sonderlich dise Zeit hin-
durch, da die Diflferenzien für gewesen und welches fast ein ganzes
1742, Dez. 22.-29. 113
Jahr gedaueret hatte, über die Maßen gehäuffet, so habe fast immer
zwei Mahl die Wochen, und zwar an Post-Tägen, als an welchen
Tagen die Herren Hoffräthe bei ihren Canzelleien keinen Rath haben,
zum Revisions Gericht ansagen lassen.
Den 22. kämme die erste Nachricht anhero, daß der Mar^chal
Belleisle sich in der Nacht vom 16. zum 17., nachdeme er verschiedene
Gaiseln mitgeschleppet, mit dem größten Theil der Garnison ä la
sourdine aus Prag hinweg gemacht und sofort geeilet, daß er noch
selben Abends auf Beraun angekommen, auch damit dem Fürsten
Christian von Lobkowitz, welcher die neue Bloquade zu formiren be-
orderet wäre, und seine Regimenter zerstreutt, zum Theil auch über
die Elbe postiret hatte, eine ganze Marche abgewonnen; dann obschon
selber in möglichster Eille seine Trouppen zusammengezogen, einige
Regimenter Cavallerie nachgeschickt, ja die Husaren sogar, kUrtzeren
Wegs halber, über die Moldau geschwummen, so kunte mann doch le
gros de l'armee nicht mehr einhollen, davon die Avantgarde den 23.
bereits Eger erreichete; die Arrieregarde aber wurde von denen nach-
jagenden Cavallerie-Regimentern und Hussaren dergestalten harceliret,
daß sie nicht allein einen großen Theil ihrer Bagage, sondern auch
etlich hundert Toden und Gefangenen gemisset; wie dann ein von
dem Fürst Lobkowitz eigends anhero geschickter Currier die weitere
Nachricht überbracht, daß nicht allein dem Feind ein ganzes Regi-
ment Cürassier in die Pfanne gehauen und selbem 5 Standarten und
ein Paar Paucken abgenohmen worden, sondern noch über dises die
Leuthe wegen ganz gähling eingefallenen, ungemein strengen Kälte
wie die Mucken dahin fiellen, also daß mann in denen Abwegen
ganze Hauffen in der nemmlichen Situation wie sie um das Feuer
gesessen, erstarrter gefunden. Dise und noch mehrere Umstände
von der betrübten Wanderung sothanen Belleislischen Corpo wurden
von dem nachhero angelangten General- Adjutanten I. D. Printzen
Carls Chevalier Franquin bestättiget, und solle erstgedachtes Corpo
durch die Kälte, Desertion und vorgefallene Scharmützel fast gegen
die Helffte unterwegs geschmoltzen sein; wie dann Briefife von Eger
gegeben, daß kaum 6000 Mann, wo doch bein Auszug aus Prag über
die 11000 gewesen sein sollen, alldorten angelangt, welche bald
darauf durch die obere Pfaltz nacher Franckreich zuruckgeführet
worden. ^^)
Den 29., als I. M. die Königin sich eben auf der Reuttschull
befanden, kämme ein Post-Officier und überbrachte I. Kö. H. ein
Schreiben von des Fürsten v. Lobkowitz ältesten Herrn Sohn, Fürst
Carl, welcher Obrist-Wachtmeister von dessen Regiment ist und zu
Khevenhüller-Schlitter. 1742—1744. 8
114 1742, Dez. 29.
Langen Enzerstorff auf die Erlaubnus wartete, wegen der gllicklichen
Recuperierung Prag, einrücken zu dörffen, I. M. hatte die allerhöchste
Gnad und gestatteten, daß mann dem zuschauenden Adl und übrigen
Voick dise gutte Zeitung kund machen dörifen, worauf sich dann ein
ungemeines Jubelgeschrei erhoben und alles zur Reutschull hinaus-
geloffen, um den einreuttenden Currier, welchem 6 blasende Postil-
lionen und zwei Postmeister erlaubet wurden, nicht zu verfählen; die
anwesende Dames und Cavalliers nahmen sogleich die Freiheit, I. M,
nebst unterthänigem Handkuß ihre Gratulation abzulegen, so auch
dieselbe allergnädigst an- und aufgenohmen und mir sogleich anbe-
fohlen, das gehörige zu verordnen, damit den folgenden als Sonntag das
Te Deum Laudamus zu St. Stephan gehalten und zugleich kleine Gala
und Appartement angesagt werde; welch- alles auch anbefohlener
Massen befolget worden ist. Die Capitulation ward den 27. geschlossen
und denen unsrigen sogleich der Wischerad eingeraumet, anbei dem
die zurückgelassene etwann in 1200 Mann bestandene kleine Besatzung
commandireuden Brigadier Mr. de Cheverre verwilliget, biß auf den
2. Januar zu Vorkehrung des Behörigen zum Auszug in der Statt zu
verweillen und selben Tag sodann für sich und seine Garnison mit
allen Ehren auszuziehen; jedoch musten alle Krancke, deren Anzahl
sich über die 4000 beioffen, als Kriegsgefangene, ingleichen die
Artillerie und Kriegsmunition zurückgelassen, anbei die weggeführte
Geissein, worvon einer, nemmlichen Graff Pachta, von dem ausge-
standenen Ungemach unterwegs das Leben eingebüsset, restituiret
werden; und damit kämme noch vor Ende des Jahrs die Haubtstatt
und fast das ganze Königreich Böhmen, ausser des Winckerls, wo
Eger gelegen, in die Hände und Bottmässigkeit ihrer natürlichen und
rechten Erbfrauen zurück, und zwar, da mann sich es am wenigsten
vermuthet, indeme das Lobkowitzische Corpo zu schwach gewesen,
etwas zu unternehmen, und der Feind von der Zeit der aufgehebten
Belagerung her kein Mühe und Geld gespahret hatte, um die Statt
von neuem zu proviantiren. Die Haubtursach, so disen so unver-
mutheten Abzug veranlasset, mag wohl gewesen sein, daß sich die
Aspecten in Holland geändert und mann in Franckreich angefangen
zu förchten, es dörffte die Republic, auf dessen Schläft'rigkeit und
Inaction, auch starcke darinnen habende Parti mann sich gar zu vill
gesteiffet und flatiret hatte, endlichen aus ihrer Letargie, wie auch
nachhero beschehen, erwachen und denen vigorosen Resolutionen der
englischen Nation beitretten, weßwegen dann für höchst nöthig be-
funden worden, das in Böhmen stehende Corpo alter Trouppen zu-
rück zu ziehen, um die Gräntzen sicherer zu bedecken, zumahlen die
1742, Dez. 31. 115
im Land zurückgebliebene Regimenter meistentheils aus neuem
Voick und wohl gar aus blosser Miliz bestunden. Wie tlieuer
die Lebensmittlen in Prag währender Belagerung gewesen, vid. Bei-
lage.**)
So glücklich nun die Sachen sich diser Orthen herliessen, so
tibi schiene es in Italien zu werden, allwo der Infant Dom Philipp
und der ihme neuerlich zugeschickt- und zugegebene commandirende
Marchese de la Mina von neuem Mittel gefunden, den 21. dises in
Savoyen einzudringen, das Schloß Apremont, welches der König v.
Sardinien nur mit wenigem Volck besezt hatte und nicht früh genug
succuriren können, zu Überrumpelen und hierauf den lezteren zu
nöthigen, daß er aus Mangl der Lebensmittlen und um nicht coupiret
zu werden, sich eilfertig nacher Chambery und sodann gar über das
Gebürg zurückziehen, mithin ganz Savoyen dem Feind überlassen
müssen. ^^) Weillen nun von diser so unvermutheten Retirada sehr
verschieden gesprochen und gar gemuthraasset werden wollen, als ob
eine heimliche Verständnus darunter stecke, so hat der König von
Sardinien ein Circular Rescript in Form eines Manifests und Apologie
an alle seine an fremden Hoffen subsistireude Ministres ergehen
lassen, worinnen die Ursachen, welche ihn hierzu genöthiget, gar
schön und ausführlich enthalten seind. ^*')
Den 31. gegen 8 Uhr abends starbe endlichen zu Mannheim
im 82. Jahr seines Alters der Churfürst Carl Philipp Pfaltzgraff, der
lezte der Neuburgischen Lini,^'') welchem als nächster Agnatus im
Churfürstenthum, pfältzischen und jülich-bergischen Antheil succediret
Christian Philipp Theodor Printz von Sultzbach, welcher kurtz vor-
hero als den 11. dises sein achtzehendes Jahr compliret, folglich nach
der güldenen Bull annos majorennitatis erreichet hatte und also die
Regierung sogleich selbsten antretten kunte. Disen lezteren Umstand
melde von darummen, weillen daraus abermahlen erhellet wie der
liebe Gott und dessen unergründliche Vorsichtigkeit zum Spott der
menschlichen Ratschläge und Besorgungen alles weißlich anzuordnen
pfleget. Dann nachdem mann sich zu des lezt verstorbenen Kaisers
Zeiten zu Wienn, München und an anderen Höifen so sehr bekümmert
und beeifferet, wie allenfahls die Administration der Chur-Pfaltz, wann
der alte Churfürst (gleich es nicht wohl änderst gemuthmasset werden
könte) ehe und bevor sein praesumptiv Erb- und Anwärter die Vogd
bahrkeit erreichet, mit Tod abgehen solte, theils zum Besten des
catholischen Glaubens, zumahlen proximi agnati protestirender Religion
seind, theils zu Begegnung deren schon damahlen dem Hauß Oester-
reich entgegen gehenden Chur Bayerischen Absichten, welche dem
8*
116 1742, Dez. 31.
bald darauf mit Tod abgangenen Herzog Ferdinand die tutelam ex
Testamento ultimo defuncti auftragen wollen, zu bestellen, auch was
ferners wegen der Jülich- und bergischen Succession für Maßregien
zu nehmen wären, so hat sich doch bei den Ausgang gefunden, daß
mann ville überflüssig und unnütze Sorgfalt gehabt, gestalten nicht
allein der alte Churfürst, wegen dessen bevorstehendem Todfahl so
ville Projecten gemacht worden, den Kaiser und Herzog Ferdinanden
überlebet, sondern sogar occasione deren schlesischen Unruhen das
Glück gehabt, den Handel wegen Jülich und Berg auszumachen und
mittlest getroffenen Vergleichs mit Preußen, dise Succession auf den
Printzen von Sultzbach zu bringen, anbei disen vereheliget und
majorenn zu sehen. ^^) Weillen übrigens bei des alten Churfürsten
Zeiten die Wirthschaift sehr übl bestellet gewesen und wie es in der-
gleichen Fahlen zu geschehen pfleget, die Ministri, Favoriten und
Hoffbedienten sich ä conto des Herrn Beutel bereichert, so wurde
auf Anrathen des Marquis d'Ittre, eines ehrlichen Mannes und
welcher den jungen Churfürsten erzogen, sogleich eine große Ver-
änderung am Hoff vorgenohmen und nicht allein die übergroße Be-
soldungen vermindert, sondern auch die überflüssige Hoffstatt ab-
gedanckt.
Von sothanem Todfall wurde unserem Hoff, deren bekanten
Conjuncturen halber, keine Notification gemacht, mithin auch die
sonsten anzulegen gewesene Cammer Klag erspahret.
Den (sie!) Dez. stirbt auf ihren Hoff zu S. Donat, so unter das
Hohen Osterwitzische Landgericht gehört, die verwittibte alte Burg-
gräffin V. Rosenberg, gebohrne Gräffin von Turn, im 76. Jahre ihres
Alters.
Den (sie!) Dez. stirbt nach langjähriger Kranckheit an der in-
flammatione hoemorrhoidum im 80. Jahr die verwittibte Gräffin v. Nostiz,
gebohrne von Herberstein.
1743.
Den 1. Janiiarii starb in der Nacht die verwittibte Gräffin
von Hohenfeld, gebohrne Gräffin v. Starhemberg, am Steckcatharr
im 74. Jahr.
Den 2. ward bei Hoff das von I. M. biß anhero aufgeschobene
Frauen - Carousel sehr prächtig gehalten, wie es beiliegende Be-
schreibung und Kupffer mit mehreren darthun^^), worbei aber int
ordine des Rennens ein und anderes unrecht aufgemerckt sich be-
findet. Jedermann verwunderte sich, daß alles hierbei so ordent-
lich und ohne einigen widrigen Zustoß abgeloffen, da doch die
Frauen und Hoff-Dames, so zu Pferd und in Birocci mitgerennet,
sehr wenige Zeit sich zu exerciren gehabt, und sonderlich das
reutende Frauen -Volck mit schlechten und kaum zur Promenade,
geschweige zu dergleichen Exercitien abgerichteten Pferden versehen
gewesen. Überhau bt wäre das Spectacul seiner Seltsam- und Neuig-
keit halber würdig anzusehen; es manglete auch nicht an Magni-
ficence, obschon die Enge des Raumes in der gedeckten Reuttschull
solche in villem verhinderte und sonderlich das Carousel in denen
Biroccien nicht recht placiren kunte. I. M. hatten von darummen
haubtsächlich darmit also geeilet, weillen sie bereits einige Zeichen
eines abermahl geseegneten Leibs gespühret, so auch bald darnach
declariret wurde; disen Umstand suchte mann freilich zu Vermeidung
unnöthiger Glossierungen bestmöglichst in geheim zu halten; allein
gleichwie derlei Secreta absonderlich bei Hoff sehr schwär Platz
greiffen, so geschah es auch in diser Gelegenheit und fanden sich
ville Leuthe, die denen Medicis und andern, welche einen ver-
trauteren Umgang mit I. M. haben, sehr tibi genohmen, daß sie durch
ihre Vorstellung die Sach nicht verhindert haben, wiewollen dise hin-
gegen behaubtet, sie hätten es zwar versucht, aber nicht erhalten
können. Uebrigens wäre doch dises noch gutt hierbey, daß die Königin
weiberisch geritten, worbei mann noch weniger Gefahr und Anstöß-
lichkeit supponiret. Die einzige verwittibte Gräffin von Nostitz ritte
118 1743, Jan. 3.-7.
ebenfalils gleich I. M. weiberisch, die andere aber, Frauen und Freuen,
waren auf Männer -Art placiret, worüber es ebenfahls an Remarquen
nicht fählete.
Das Fest wurde abends mit einem Bai, so in der Anticamera
gehalten ward, beschlossen.
Den 3. stirbt der alte Comte de Rovark, welcher ein Emissarius
des Praetendenten und vorhin bei der alten, ihrer Erudition wegen
sehr berühmten verwittibten Gräffin von Waldstein, gebohrenen von
Losenstein, auch sonst bei andern die Lectur und Wissenschafften
liebenden Frauen sehr intrant gewesen.^")
Den 7. war der erste masquirte Bai bei Hoff, wormit alle
Dienstag continuiret, auch nachhero hierzu die vorhinige Anticamern
und Spigl-Zimmer im Amalischen Hoff zugerichtet wurden. Die
Soupes hielte mann in der bißherigen Reichs-Hoffrathsstuben und Hesse
zu besserer Bequemlichkeit eine Thtir hinein durchbrechen. I. M. be-
nennete immer die Gäste und der Gr. v. Uhlfeld, als welcher der-
mahlen die Reichs-Canzlei bewohnet, muste les frais de la fete machen,
so ihme aber wiederummen refundiret worden. Mann erlaubte auch,
jedoch mit villen Restrictionen die Mascheren, und zwar anfänglich
nur in dem neuen Theatro im Baihaus, endlichen auch auf der Meel-
grueben, und zwar nur der großen Noblesse; zulezt aber brachte es
aber der sogenannte Halbadel dennoch dahin, daß ihm nach dem Bei-
spill voriger Zeiten auch erlaubt wurd, dahin zu kommen, mit der
Reservation dennoch, daß sie sich alsogleich demasquiren und in
ihren eigenen Kleidern und ohne Masque, als welches dem hohen
Adl allein frei gelassen wurde, nicht dantzen durlBften; in dem Bai-
haus aber und nachdeme auch in dem Quartier des Impressarii deren
Operen Selliers durffte jedermann in Maschera kommen und wurde
zu disen Bai bald der Sonn- und Donnerstag, der Meelgrueben aber
der Montag und Mittwoch gewidmet. I. M. hatten befohlen, daß ich
mit dem Obrist-Stallmaister und Obrist-Kuchlmeister Gr. v. Künigl
die Ihr der Mascheren und deren modificirten Zulassung halber über-
gebene Guttachten übersehen und wir unsere weitere Mainung dar-
über schriiftlich einreichen sollen, so wir auch gethan und selber in
re et modo ein und anderes pflichtmäßig, in specie wegen Abstellung
der anfänglich zu erlauben vermainten Hazard-Spillen erinneret haben,
so I. M. auch allergnädigst gutt geheißen. I. M. kämmen zum öfiftern
nach dem Bai-Haus, um die Mascheren zu sehen, und waren nie so
content, als wann sie sich also verstellet, daß mann Sie nicht kennte,
wie wollen es Ihnen selten gelungen; sonderlich wurden Sie an Ihrer
hurtig und freien Demarche gar bald erkant. Ungehindert aller ge-
1743, Jan. 7.— 15. 119
iiohmenen Vorsichtigkeit kunte doch die besorgte üble Folgen in
puncto sexti nicht genugsam vermieden werden, als worzu die Frei-
heit unter der Larven gar zu ville Gelegenheit gegeben; es manglete
also nicht an sonderbahren Avanturen und Liebsintriguen, die mann
weniger zu versteken suchte als bei voriger sehr seriösen Regierung,
weßhalben dann auch die Prediger zulezt sehr frei zu sprechen an-
fiengen, also zwar, daß die Faschings-Liebhabern darüber sehr un-
gehalten wurden.
Den 7. stirbt in dem 50. Jahr an denen Kindsblattern auf dem
Schloß Clausholm in Jttttland die verwittibte Königin in Dännemarck
Anna Sophia, eine gebohrne Gräffin von Reventlow, welche aus einer
Maitresse Friedr. IV. nachhero erstlich als seine königliche Gemahlin
declariret und sodann von seiner eigenen Hand als Königin gecrönet
worden wäre.
Den 15. kämmen die zur Inquisition nacher Prag abgesante
königliche Commissarii Graft" Ferdinand Kollowrath, gewester Banca-
litets-Praesident, Graff Korzensky, böhmischer Vice-Cauzler, und die
zwei böhmischen Hoff'räthe v. Jordan und Koramergansky allda an
und ward sothane Inquisitionscommission ihrer großen Strenge wegen
aus Spitz -Nahmen la chambre ardente benahmset; wie dann gleich
nach deren Commissarien-Ankunff't verschiedene deren vornehmsten
Stände und Herrn, in spezie der Ertzbischotf, Grand Prior, Obrist
Landrichter, durch denen französich- besonderen lettres de cachet
gleichende Hoff" Decreta biss zu Austrag der Sach von der Statt weg-
geschaff't wurden, welches Schicksall auch ein und anderen Dames,
nahmentlich der Fürstin von Fürstenberg, einer gebohrenen v. Waldstein,
der Fürstin von Mannsfeld, einer gebohrenen v. Czernin, der Gräffin
V. Martinitz, einer gebohrenen v. Nostiz, der Gräffin v. Waldstein,
einer gebohrenen von Fürstenberg widerfuhr; worüber aber ville
Reden vorfiellen und nicht wenige Ausstellungen gemacht wurden;
mann beschuldigte sie theils gar zu viller Parteilichkeit, theils auch
nur eines gar zu frei und vertrauten Umgangs mit denen Franzosen
und Bayern, und wurden denen Schuldigen nach der Hand Sequestra-
tion und Confiscation verhenget, anderen aber theils der Hoft", theils
die Zuruckkunff't nacher Prag, so lang I. M. sich dorten aufhielten,
untersagt. Ueberhaubt hätte fast alles gewunschen, mann wäre in
diser ganzen Inquisitionssach bescheiden-, gleichförmig- und glimpff-
licher zu Werck gegangen, zumahlen die böhmische Canzley sowohl
als die aufgestellte Commission beschuldiget werden wollen, als hätten
selbe I. M. anfänglich gar zu rigoros eingerathen und nachhero auf
einmahlen widerummen alles für unschuldig ansehen wollen; hier-
läO 1743, Jan. 21—27.
nächst wäre zuweillen ein Schuldigerer durchgeloffen und andere, so
eben nicht capitaliter gesündiget, aus Mangl genugsammer Protection
zu hart gehalten worden; gewiß ist es, daß I. M, sich vill mehrere
Lieb und Vertrauen, sonderlich bei denen Großen erworben, wann
dieselbe nach Anrathen moderatiorum die Glitte der Strenge vor-
gezogen, wie Sie es nach der Zeit auch Selbsten wohl erkennet und
sich dießfahls gegen ihre Vertrautere herausgelassen haben. Mann
hätte an denen, so sich zu grob versündiget und ihren bösen Willen
in der That gezeigt, ein Exempl statuiren können, kleine Fähler aber,
sonderlich so aus Forcht und Kleinmuth hergeflossen, verachten
sollen. ^^)
Allein bei Hoff und vornemmlich bei jungen Regierungen,
sucht sich ein jeder damit einzuschmeichlen, wann er so redet wie
er glaubt am angenehmsten gehört zu werden; und da die Fürsten
eben nicht alle Tag gleichen Humors, sondern heut ad consilia
moderatiora geneigt seind, morgen aber jene lieber hören werden,
so ihnen von Manutenirung ihrer Authoritet und dergleichen darauf
gegründeten hochtrabenden principiis vorschwätzen, so geschiht es
dann auch, daß sie zulezt öffters selbsten nicht wissen, was sie
wollen und eigentlich thun sollen, sondern oder gar ohne Schöplfung
einer Final Resolution verbleiben, wie es der verstorbene Herr gethan,
so aber das gröste Uebl, oder jenes heut widerummen bereuen, was
sie gestern auf einseitige Vorstellung im ersten Eiifer und ohne ge-
nugsammer Überlegung beschlossen und anbefohlen haben, sed haec
per transenam.
Den 21. hat der von Constantinopl hier angelangte alldasig
englische Bottschaffter Faulquener, ein sehr bescheiden^ fein und be-
redsammer Mann, seine Audienz bei der Königin, von dessen höchsten
Eigenschafften und Anmuth er ganz eingenohmener nach einen kurtzen
Aufenthalt dahier nacher Engelland abraiset, von wannen er kUniftiges
Jahr widerummen zu seiner Ambassade hierdurch zurück kommen
solle. Mann erzehlet, daß er in seiner Durchrais zu Dresden das
bon mot gesagt haben solle, que tout jusqu'aux tetes meme, y etoit
de porcellaine. Bald darauf kämme auch der an sächsischen Hoff
subsistirende englische Abgesante Mr. de Villers, welchen der König
sein Herr in verschidenen wichtigen Geschafften nach denen vor-
nehmeren teutschen Hoffen abgeschickt und mit welchen ich in meiner
lezten Commission zu Dresden gar villes zu thun gehabt, allhier an
und wurde der Königin den
27, von dem hiesigen englischen Gesanten Mr. Robinson prae-
sentiret.
1743, Jan. 24—29. 121
Tags zuvor reisete von hier nach dem Reich in verschiedenen
Commissionen der ville Jahr ehedessen als Resident zu Berlin ge-
standene Baron v. Demeradt.
Den 24. thaten I. M. die Königin meiner Frauen und mir die
Gnad, in Begleitung I. Kö. H. und des Printz Carl und ein und
anderer hierzu ausgesuchten Dames und Cavalliers nach unserer in
Laxenburg habenden und von meinen Schwiger-Vattern seelig ererbten
Behausung und so genanten blauen Hoff^^) — w^elchen ehedessen der
Fürst von Bamberg besessen, bei Abtrettung aber der Reichsvice-
C'anzlerstelle besagt- meinen Schwehern vermög der dißfahls zwischen
ihnen getroffenen Convention um ein sehr hohes Quantum überlassen
— eine Excursion zu machen, welche zwar den ersteren Antrag nach
in Schlitten geschehen sollen; nachdeme aber der wenige gefallene
Schnee gänzlich widerummen aufgegangen, so ward beliebet, an
deren statt in Biroccien zu fahren und denen Pferden Schellen-Cräntz
anzuhengen; ein jeder Cavallier führte seine Dame, welche nach den
Loß gezogen wurden; und weillen der Hazard gewollt, daß der Graff
Losi, königlicher Cammerherr und Music-Director, gleich mir seine
eigene Gemahlin gezogen, so tauschten wir unsere Zettlen; die übrige
Paar nun waren folgende nach ihren Numeris.^^) Mann speisete
mittags daraussen und nach dem Essen wurde gedanzet. Indeme
aber eben selben Morgens I. M. die Kaiserin einen Anstoß ihres ge-
wöhnlichen Zustands des Rothlauff an Füssen tiberkommen und I. M.
von darumraen sehr zurück eilleten, so wurde der Danz bald be-
schlossen und mann führe theils auf Wursten, theils in zugemachten
Wägen nach der Burg zurück.
Den 20. starbe auf seinem Landhaus zu Issy der berühmte
französ. Premier Ministre und Cardinal Andreas Hercules Fleury in
einem Alter von 89 Jahr, 7 Monath und 7 Tage, indeme er den
22. Junii 1653 gebohren war. Er wurde an den H. Drei König Tag
bei seiner Ruck Kunfft von Versailles, allwo er noch einen großen
Staatsrath beigewohnet, mit einen starken Schnuppen überfallen und
davon ganz ohnmächtig, worauf sich sofort ein hefftiges Fieber und
leztlich ein hitziges Geschwür am Hals geäußert, welches verursachet,
daß er nichts mehr genießen können und ihn endlichen erstickt hat.
Er hatte seit 1726 nach der Amotion des Duc de Bourbon die Stelle
eines Premier Ministre, ohne den Titr davon zu haben, und zwar mit
einer solchen Macht und Ansehen, als weder Richelieu, Mazarin noch
keiner seiner Vorfahren gethan, beklaidet und würde die Glori seines
Ministerii auf das höchste getriben haben, wann er selbes bald nach
den sogenannten Definitiv- Wienner-Friden de 1738 beschlossen und
122 1743, Jan. 29.
nicht die leztere Jahr post obitum Caroli VI. erlebt hätte, wo er
sehr schändlich und wider sein eigenes Factum (zumahlen besagter
Friden, wie bekannt, sein partus gewesen) zu den meineidigen Bruch
und all übrigen von Franckreich dißfahls wider allgöttlich und mensch-
liche Rechte treuloß angestellten Händlen, wo nicht Selbsten an-
gerathen, als welches er beständig widersprechen wollen, wenigstens
mitgewürckt und dadurch nur gar zu dar zu erkennen gegeben hätte,
wie seine vorhin so hoch gepriesene Moderation und Friedliebenheit
ein blosses Blendwerck und angestellt- gleißnerisches Wesen gewesen
sein müsse.
Der König, sein Herr, bedauerete ihn als einen Vattern und de-
clarirte sogleich, daß er nunmehro Selbsten an denen Staatssachen
arbeiten und die vier Secretaires d'Etat führohin keinen als ihme
Selbsten ihre gewohnliche Rapports abstatten sollen. Die von dem
verstorbenen Cardinalen gehabte Bedienungen wurden also aus-
getheilet, daß die sogenannte feuillet des benefices oder die Expedition
der Beneficiensachen dem Praeceptor des Dauphin, Mr. Boyer, ancien
eveque de Mirepoix, die Stelle de grand aumonier de la Reine dem
Ertzbischoffen von Ronen Mr. de Saulx Tavanes, jene eines premier
aumonier du Roi dessen petit neveu dem Abb6 de Fleury, die Pro-
visor Stelle der Sorbonne dem Cardinal Rohan und das Amt eines
sur Intendant des postes dem Mr. Amelot secretaire des affaires
6trangeres zutheil wurden ; seine zwei hinterlassene Abbayen St, Etienne
et Tournon wolte zwar der König dessen beiden geistlichen Vettern
verleihen; sie deprecirten aber dise angetragene Gnad mit Vermelden,
daß sie bereits aus königlicher Freigebigkeit nammhaffte Beneficien
besitzeten und sich also genugsamm versorget befänden, mithin dem
Beispill ihres verstorbenen Vettern und dessen Mässigung nachammen
wolten, welche letztere in der That von seinen Feinden selbsten nicht
widersprochen werden kann und um so mehreres Lob verdinet, als
mann sehr wenige Nachfolgere dises löblichen Vorgangs heutiges
Tags finden wird, wo doch einem edlen und ehrliebenden Gemüth,
welches bei einem jeglichen Minister als der Grund des ganzen Ge-
bäudes anzusehen, und ohne welche er disen Nahmen zu führen
nicht werth ist, die Unpartheilichkeit und der Abscheu alles Eigen-
nutzes und Interesse angebohren sein solle.
In seinem Testament hatte er seine beide geistliche Vettern
und petits neveux zu Universal-Erben eingesezt; manu fände aber
nicht mehr dann 50.000 €1 an baaren Geld, etwann gegen die 60.000
an Silber-Geschirren und seine Mobilien zu Issy wurden kaum auf
6000 <U geschätzet, wie sich dann überhaubt all seine genossene
1743, Jan. 29. 1 23
Beneficieii und Einktinfften niclit vill über die 90.000 // erstreckt, da
doch vor disem die einem Premier Ministre sonsten gewidmete Be-
soldung sich auf 50.000 // monathlich zu belauffen pflegte.
Von der Frugalitet seiner Taffl kann ich selbsten Zeugnus
geben, als an welcher ich auf meiner Wander Raiß ao. 1727, und zwar
nahmentlich an den Tag, als der grand chanceliier d'Aguesseau zu-
ruckberuifen und der nachhero unglücklich gewordene Chauvelin zum
garde des sceaux und secretaire des affaires etrangeres benennet
worden, zu speisen die Ehre gehabt, und welche, wie ich gehört,
immer auf den nemmlichen Fuß von etwann 10 oder 12 Couverts
gebliben ist. Das nemmliche muß ich von seiner Leutseeligkeit
sagen; von seiner Geschicklichkeit, Penetration und in Weltsachen
gleich von der Zeit an, da er kaum das Ministerium angetretten, biß
in sein so spattes und meines Wissens noch von keinem Ministro
(dann der Cardinal Ximenes es weiter als auf das 80. Jahr nicht ge-
bracht) erlebtes Alter bezeigten, recht erstaunlichen Einsicht will ich
nichts melden, als worüber Freund und Feinde ihme einhellig das
Wort sprechen.
Ao. 1726, als ich eben das erstere Mahl in Paris wäre, wurde
er ganz allein den 11. Septembris vom Pabst Benedicto XIII. zum
Cardinalen erhoben, so mit Genemmhaltung und Indulgenz unsers
Hoffs geschähe, deme zwar die nomina suo ordine vor Franckreich
und primo loco gebührete; allein da der numerus sufficiens per una
promozione generale delle corone noch nicht vorhanden wäre, der
König aber — um seinen neu erkiesenen Ministro ein größeres An-
sehen zu verschaffen — um dessen Promotion sehr inständig anhielte,
thate der Kaiser ein übriges, wie dann der wiennerische Ertzbischoff
Graff Kollonitsch, welcher erst besagte nomina von I. M. dem Kaiser
hatte, erst im November folgenden Jahrs 1727 nebst denen anderen
Cron Canditaten promoviret wurde. ^*)
Sein ganzer Titul wäre: Andre Hercule de Fleury, cardinal,
ancien eveque de Frejus, grand aumonier de la Reine, abbe des
abbayes de St. Etienne, de Caen et de Tournus, ministre d'Etat,
sur-intendant g6neral des postes et relais de France, proviseur de la
maison de Sorbonne, Tun des 40 de l'academie frangaise, honoraire
de l'academie royale des sciences et de celle des inscriptions et heiles
lettres etc. Der König Hesse ihme nicht allein in der Metropolitan
Kirchen ä Notre Dame feierliche Exequien nebst Anordnung eines
prächtigen castri doloris halten, sondern auch nachhero in der Kirchen
de St. Louis du Louvre, allwo sein Leichnam begraben werden
solle, ein magnifiques Mausoleum errichten.
124 1743, Jan. 30.-Feb. 4.
Den 30. stirbt zu Rom der Cardinal Nicolo Giudice, gewester
Conprotector Germaniae und nacher unser Minister am päbstl. Hoff,
im 83. Jahr, worauff wir den Cardinal Alessandro Albani unser Inter-
esse anvertrauten.^^)
Den 31. starb in Wienn des Fürsten von Trautsohn zweite Ge
mahlin, eine gebohrne v. Mannsfeld im 32. Jahr ihres Alters, nach-
deme sie 14 Tage zuvor ganz glücklich eines jungen Sohnes genesen,
den 5. Tag aber ihres Kindbettes einige Alteration nebst einem Ge-
schwür circa ostium uteri überkommen, worzu leztlich ein Frisl-
Ausschlag zugestossen.
Den 4. Februarii wird der Fürst v. Taxis an des zur Obrist-
Hoffmeisterstelle bei den Franckfurter Hoff beförderten Fürsten von
Fürstenberg-Stühlingen (sie!) Principal Commissarius auf den Reichstag,
welchen dieser Pas de clerc wegen seiner bekanten schwachen Ein-
sicht und Leichtsinnigkeit eher dann dem anderen zu verzeihen wäre,
dessen Gemahlin nicht allein in unseren Ländern reichlich, und zwar
dergestalten begüttert und versorget ist, daß er mehr von ihren als
seinen eigenen Mittlen gelebet, sondern auch er für seine Persohn
von dem verstorbenen Kaiser mit villen Gnaden angesehen und erst
kürtzUch mit dem Toison beehret worden wäre; beinebens sein Vatter
vor Landau ao. 1702 in dem damahligen spahnischen Successions-
Krieg, worein sich der vorige Churfürst von Bayern bekanter-
maßen zu seinen Schaden und leztlich sich sogar zugezogenen Reichs-
acht eingelassen, und für den Dienst des Hauses Oesterreich sein
Leben verlohren; zu geschweigen, daß er als seit ao. 1736 gewester
Principal Commissarius die mehreste Geheimnussen der leztern Re-
gierung gewust und sich doch anfänglich nach des Kaisers Tod sehr
standhafft für das Interesse unserer jetzigen Frauen anzulassen gc-
schinen.
Allein seine Freunde geben alle Schuld der Fürstin, welche
sich von denen Rathschlägen und Vorstellungen des Ertzbischoffen
V. Prag und eines sichern Baron von Bernstorff, ehemaligen dähni-
schen Gesanten zu Regenspurg — deren super klugen Einsicht sie
zu vill getrauet — verführen lassen und in der gänzlichen Persua-
sion, daß Böhmen für uns verlohren gehen würde, das Sicherere
spülen wollen. Ich habe beide von Hertzen bedaueret, zumahlen sie,
da wir in Regenspurg beisammen gewohnet, recht ausnemmliche
Gnad und Freundschafft für meine Gemahlin und mich gehabt; allein
dise ihre Conduite lasset sich sehr schwär entschuldigen, ausser
mann sage, es wäre villmehr eine Würckung der menschlichen
Schwachheit als eines bösen Willens gewesen.
1743, Feit. 5.— 18. 125
Den 5. geruheten 1. M. bei den gewöhnlichen mas(}uirten Bai
bei Hoff eine besondere Finesse für die böhmische Nation zu bezeigen:
dann nachdeme dieselbe vernohmen, daß sich eine Compagnie Dames
und Cavalliers mehristen Theils von erst gedachter Nation verabredet,
eine Entree von böhmischen Bauern und Bäuerinnen zu repraesentirn,
befahlen Sie dem Obristen Canzler, Graffen Philipp Kinsky, und mir,
daß wir unter ein und anderen hervorsuchenden Vorwand uns aus
der Compagnie halten, unter der Hand aber die nemmliche Maschera
machen lassen und zur Stund, da die Entree zu geschehen hätte, in
dero Cabinet einfinden und ersterer mit allerhöchst deroselben, ich
aber mit dero Frau Schwester der Ertzherzogin Maria Anna Durch-
laucht mit denen übrigen Paaren, zu denen wir uns bei der Thür
des Danzsaals ganz unvermerckt gesellet und eingetheilt, nicht allein
eintretten, sondern auch also vermischter die Entree mitdanzen sollen;
und damit mann ein solches desto weniger beargwöhnen mögte, so
muste die Frau Aya, Comtesse de Belrupt, einen weisen Domino, so
I. M. zum öffteren zu tragen pflegten, anziehen und sich an dero ge-
wöhnlichen Sitz placiren; welches dann auch alles nach Verlangen
zu allerhöchsten Contento und deren anwesenden Böhmen ganz be-
sondern Consolation von statten gangen. Einige Tage hernach ward auch
eine dergleichen Mascherade von ungarischen Bauern und Bäuerinnen
angestellet, um alle Jalousie zwischen beiden Nationen zu vermeiden.
Den 18. stirbt zu Hadamar der Fürst Hyacinthus Wilhelmus von
Nassau-Siegen im 77. Jahr seines Alters. Er wäre der lezte seiner
und der catholischen Lini und hatte von dreien Frauen — worvon
die leztere eine Tochter des Graffen Conrad von Starhemberg ist,
welche er erst vor 3 Jahren geehliget — keine Kinder gezeigt,
worauf also beide Antheil von Siegen und Hadamar auf seinen näch-
sten Agnaten den Printzen von Oranien und bisherigen Fürsten von
Nassau Dietz als lezten tibergeblibenen Zweig der Dillenburgischen
Lini gefallen seind.
Den 10. wäre bei Hoff gewöhnlichermassen die Copulation des
königlich würcklichen Cammerherrn und Obrist-Silbercämmerers Graffen
Albert von Althann mit der königlich ersten Cammerfreile Rosalia
Gräffin von Cavriani, worbei ich als Beistand erschine. Es wäre
dieses eine langwührige Hoff Amour, so noch von der Zeit, da I, M.
ao. 1738 als Herzogin zu Florenz waren, fürgedauert und hat die gutte
Freile gleichsamm ein Opffer der Treu und Beständigkeit abgegeben,
indeme der Bräutigam, welchen ich in seinen jüngeren Jahren als
einen leutseelig- und manierlichen Cavallier gekant, vor zwei oder
3 Jahr das Unglück gehabt, mit einer solchen Melancolei — aus
126 1743, Feb. 11.— 17.
Schmertzen, daß der verstorbene Kaiser seine Amour in Erwegung
beiderseitiger Mittellosigkeit anfänglich nicht billigen wollen, und
weillen ihme nach Absterben des Graffen von Mollart der Graff Kunigl
in dem Obrist Kuchlmeisterammt vorgezogen worden — behafftet zu
werden, daß selber ungehindert des Gebrauchs Carlbads und anderer
Hülffsmittlen, da ich dises schreibe, noch nicht zurecht gebracht werden
können.
Den 11. ward aus dem hiesig mathematischen Observatorio bei
denen Jesuitern im Collegio gegen 7 Uhr abends ein Comet in dem
großen Bären observiret, so biss auf den 13. dises gebliben, dessen
Lauff sehr schnell von Norden gegen Süden gerichtet, das Licht aber
so schwach wäre, daß mann selben nach Aufgang des Monds und ohne
Perspectiv nicht wohl sehen können.
Diser Tagen kämme ein Currier aus dem Haag mit der erfreu-
lichen Nachricht, daß die Provinz Holland den 2. dises eine sehr
favorable Resolution für die Königin, und zwar dahin geschöpffet,
derselben — in Conformitet der Accession de anno 1732 zu den
zwischen dem verstorbeneu Kaiser und Großbritannien ao. 1731 er-
richteten Allianz Garantietractat, sogenannt traitc de Vienne — die
versprochene Htilffe nicht allein im Geld, sondern auch mit Zusendung
dermahlen eines Auxiliar Corpo von 20.000 Mann zu leisten und diß-
fahls in allem mit Engelland di concerto zu gehen; welche Resolu-
tion nachhero durch ein sogenannten Preavis denen übrigen sechß
Provinzien nebst einem sehr nachdrücklichen Vorstellungsschreiben
comuniciret, auch endlichen nach langen Debaten, ungehindert der
Contradiction dreier Provinzien, zu einem vollständigen und bündigen
Schluß deren General Staaten befördert worden ist.^'^)
Den 17. wäre des Abends gegen sechß Uhr in der Behausung
des dermahligen Herrn Statthalters, Graffen Leopold v. Windisch-
grätz, das Versprechen seines Herrn Sohns, königlichen Cammerherrn
und Regiments Raths, mit meines Vettern des Feldmarschall ältesten
Tochter, Freile Antonia, worbei ich in Abwesenheit dises lezteren
dessen Stelle als Braut -Vatter vertretten müssen, wie ich dann auch
bei damahliger Bettligerigkeit meines seeligen Vattern auf Verlangen
der Braut beider Eltern dises Heirath geschafft mit dem Graffen Windisch-
grätz tractiret habe. Die Hochzeit wäre ebenfahls in der Graff-
Windischgrätzischen Behausung und thate der Cardinal Ertzbischoff
denen Brautleuthen die Ehre an, daß er selbsten die Coeremonie der
Copulation verrichtete.
Den 16. früh nach 9 Uhr kämme ganz unerwartet allhier an des
Feldmarschall Traun General Adjutant und königl. Cammerherr, Graff
1743, Feh. 18. 127
Antoni v. Althann, Malteser Ritter, mit der erfreulichen Nachricht,
daß die Spannier — so unter Coramando des General de Gage den
3, dises in der Mainung, uns in unseren Postirungen und respective
Quartieren zu überfallen, wider alles Verrauthen den Panaro Fluß
passiret waren — den 8. darauf, nachdeme mann noch Zeit gefunden,
die zerstreute Trouppen zusammen zu bringen und die sardinischen
Hülffs-Völcker an sich zu ziehen, nach einen sehr blutigen und biß
in die Finster fUrgedauerten Gefecht die Wahlstatt zu verlassen und
sich noch selbe Nacht über den Fluß zurückzuziehen gezwungen
worden wären. Merckwürdig 4st hierbei, daß die Königin, wie Sie
mir es Selbsten erzehlet, eben zur Zeit, da mann den Graffen Althann
bei den Hertzog gemeldet, mit diesem lezteren über die italienische
Sachen und deren so critisches Aussehen gesprochen und sich nichts
weniger als einer so erfreulichen Nachricht von dannen erwartet, zu-
mahlen alles wider den Feldmarschall Traun und dessen vermaint-
liche üble Dispositionen geschmälet und die Rede gegangen, daß selber
sich bereits unter die Stücke v. Mantua retiriret und das blatte Land
dem Feind bloßgegeben hätte. ^^) I. M. ließen sogleich in dero Cammer
Capellen das Te Deum Laudamus anstellen, wie Sie es bei allen der-
gleichen wichtigen erfreulichen Fahlen als eine christliche Frau zu
thun pflegen.
Den 18. kämme an der General Major Graff Antoni Colloredo
mit dem Detaglio voriger Action und ritte mit 8 blasenden Postil-
lionen ein. Seine mitgebrachte Relation wurde sogleich durch den
Druck dem Publico bekant gemacht; mann fände aber noth wendig,
nach der Zeit eine andere weite und umständlichere herauszugeben,
weillen sich geäussert, daß die Spannier wegen anfänglich bei den
lincken Flügel gehabten Avantage, allwo unsere Cavallerie in Confusion
gebracht, einige Standarten und ein paar Pauken erobert und die
zwei Generalen Graff v. Payerspcrg und Ciceri, deren ersterer nach-
gehends an seinen hierbei empfangenen Wunden gestorben ist, ge-
fangen genohmen, sogleich aber auf ihre Parole widerumen loß ge-
lassen worden waren, sich den Sieg zuschreiben und die Repassirung
des Panaro für keine Flucht, sondern eine aus Bescheidenheit und
Ermanglung der Subsistenz ganz freiwillig und in schönster Ordnung
genohmenen Retraite auslegen wollen, dahero sie auch ihres Orths zu
Bologna das Te Deum Laudamus singen lassen, ja sogar der spahni-
sche Bottschaffter zu Franckfurt, Marques Montijo, ein großes Festin
gegeben hat, welches aber freund- und feindlicherseits bei allen be-
scheidenen Leuthen ein billiges Gelächter verursacht, zumahlen nach
einhelliger Zusammenstimmung aller von Camposanto und denen
128 1743, Feb. 23.-25.
anderen in der Nähe der Wahlstatt gelegenen Orthen geschribenen
Relationen die unserige die ganze Nacht hindurch auf besagter Wahl-
statt en ordre de bataille gebliben, auf selber den folgenden Morgen
das Te Deum Laudamus angestimmet, die Spannier hingegen eine
ganze Bataillon von dem Regiment Guadalaxara in einer Carine gleich-
samm vergessen und abandonniret (auch nachhero in einem Obristen,
Obrist Leutenant, Major, 6 Capitains, 19 Subalterne, 24 Cadets und
280 Gemainen bestehend und 3 Fahnen bei sich habend zu Kriegs-
gefangenen gemacht worden), ihre Prücken selbst verbrennet, sich
in aller Eille gegen Bologna gezogen und endlichen (was der ganzen
Sach den Ausschlag gibt) sich die ganze Campagne hindurch nicht
mehr zu zeigen und vorzurücken getrauet haben.
Der Cardinal Alberoni als Legato di Bologna hat sich bei diser
Gelegenheit sehr partheiisch gezeigt und seine Sbirri denen Spanniern
zum Angreiffen mit hergelihen, weß wegen auch von unserem Hoff
sehr scharffe Vorstellungen und Klagen zu Rom gemacht wurden. ^^)
übrigens sollen, nach denen bekant gemachten Listen, spahnischer
Seits 1609 Tode, 2190 Blessirte, ohne denen Officiers, so sich all-
einig auf 283 beioffen — und worunter der Duque d'Arcos, so einige
Monath darnach an seinen Blessuren gestorben, begriffen — und
ohne denen Gefangenen, deren gegen die 400 gewesen, unseriger und
sardinischer Seits aber zwischen Tod-, Blessirt- und Gefangenen von
denen lezteren 639, von denen unserigen 1118 gezehlet worden sein,
und ist hierunter besonders der sardinische General, Comte d'Apremont,
als welcher nach wenig Wochen an denen hierbei überkommenen
Blessuren das Leben lassen müssen, seiner in Kriegssachen habenden
Erfahrenheit wegen von seinem König und allen, so ihn gekant, be-
daueret worden.
Den 24. als am Sonntag verfügte sich die Königin nacher
St. Stephan, um dem wegen obiger Victori angeordneten und von dem
Cardinal Ertzbischoff gehaltenen Te Deum Laudamus beizuwohnen.
Den 25. kommt ein Currier von Florenz mit der Zeitung, daß
allda die verwittibte Churfürstin von der Pfaltz, Schwester des lezt
verstorbenen Groß Herzogs, die lezte des Hauses Medicis regierender
Lini und Besitzerin dessen . sämtlichen Allodii den 18. dises im
75. Jahr ihres Alters verschiden seie. Sie hatte zwar in Conformitet
einer mit I. Kö. H. dem Hertzog getroffener Convention, kraflft welcher
sie ihn an Sohnsstaat adoptiret, 3^) selben zu ihren Universal Erben
per testamentum ercläret, allein darinnen und in denen beigerückten
Codicillen so ville Legata gemacht, daß die gantze Erbschaift damit
in fraudem dictae conventionis exhauriret worden und dem Hertzog in
1743, Fei). 21.-27. 129
allem nicht mehr dann 17 Scudi liberbliben sein sollen, wesswegen
auch Se. Kö. H. die Erbschafft nur cum beneficio adirct. Mann hat
die Nachricht wegen der Faschingslustbahrkeiten geheim gehalten
und erst nach der an den 27. bei dem Obrist Hoffmeister mit Zu-
ziehung des Baron PfUtschner gehaltenen Hoff Conferenz, bei welcher
die Trauer reguliret worden, publiciret und sodann den 10. Martii
die gewöhnliche Cammer Klag, jedoch nur biß zur Zeit des Auf-
bruchs nach Prag angelegt, aus Ursach, weillen sie eine angeheirathete
Groß Tante und der Herzog ihr Universal Erb saltem nomine gewesen.
Den 27. als in der Fastnacht speisten I. M. mittags in Gesell-
schafft einiger dazu geladenen Dames und Cavalliers (worunter auch
meine Frau und ich zu sein die Ehre gehabt) bei den Printz Carl zu
Möllerstorff, einen kleinen, etwas mehr als eine Meill von hier zwischen
Laxenburg und Baden nächst Draiß Kirchen von dem seel. Feld-
marschall Philippi ganz neu erbauten Schlössl, worzu einige wenige
Bauren Häuser gehörig, und so nach dessen Tod nebst der Orangerie
und allen Mobilien nicht gar um 10.000 fl, von dem Printzen erkauffet
worden. Nach den Essen wurde biß gegen acht Uhr abends gedanzet
und sodann nach der Burg zuruckgekeret, allwo I. M. en petite com-
pagnie soupirten und mit selber nach den Soup6 sich in Maschera
als Ländler Bauern und Bäuerinnen auf den Bai in den Baihaus und
nachdem sie sich zuvor in einen Domino tiberkleidet, auf die Meelgruben
verfügten, alldorten einige Contredances danzten, sodann widerummen
in das Baihaus zurnckkerten und den Keraus, welcher erst gegen acht
Uhr früh sich geendiget, beiwohnten.
Um 9 Uhr wäre Ordonnanz zur Einäscherung, worbei I. M. in
gewöhnlichen Hoff Kleid oder habit d'appartement, nebst I. Kö. H. und
der ganzen Hoff Statt, mithin ohne vorhero einiger Ruhe zu genießen,
erschinen, ja selben Morgen und nachmittags noch verschidenes ex-
pediret und sich nicht früher dann sousten zu Bett begeben. Nichts-
destoweniger wurde, wie es in dergleichen Fällen großen Herrn so
wenig als kleinen gespahret wird, verschiedenes glossiret; man er-
innerte sich sonderheitlich des traurigen Beispills Kaisers Josephi und
wäre besorget, die Frau, so noch keine Blattern gehabt, mögte sich
das Geblüt zuvill erhitzen und leichtlichen glaiches übl sich zu-
ziehen, da doch an ihrer Conservation das Heil so viller Länder
gelegen. Überhaubt ist nicht genug zu bedauern, daß die Frau so
sehr auf ihre Gesundheit stürmet und hierinnfallß gar keinen noch
so wohlmeinenden Rath anhören will.
Den 21. raiset von hier ab nacher Brüssel der Graff von
Königsegg-Erps, Obristhoffmeister der Ertzherzogin Mariae Annae Durch-
Khevenhüller-Schlitter. l742-r-1744. 9
130 1743, Feb. Ende.
laucht, um in Abwesenheit des Printz Carl v. Lothringen das In-
terims Gruberno deren Niderlanden zu übernehmen. Mann hatte an-
fänglich dises Posto halber einen Antrag auf meine Wenigkeit ge-
macht; allein nebst deme, daß meine Gesundheit eine Zeit her sehr
abgenohmen und mich sonderlich mein wunderlicher Schnuppen, den
ich bereits in das dritte Jahr fühle und der mich offt ville Monath des
Geruchs und certo modo auch des Geschmacks beraubet, ganz ab-
gemattet, mithin ich disen Praetext hatte, so declinirte ich dise Gnad
auch haubtsächlichen aus folgenden Ursachen: weillen mich erstens
das Exempl des vorigen Gouverneurs, Graffen Friedrich Harrach,
abschröckte, als welcher mit all seiner Geschicklichkeit und leut-
seeligen Wesens dennoch alldorten nicht reussiren können, auch von
darummen seinen Rappel mit viller Ungestümme anbegehrt; ^^) anbei
wäre die Stelle nur ad Interim und allen Ansehen nach kunte die
von der Königin und dem Hertzog so sehnlich anverlangende Ehe-
Verlobnus des Printz Carl mit der Ertzherzogin Maria Anna nicht
lang mehr zurückbleiben, in welchem Fahl das Interims Commando
ein End hatte; und endlichen wäre ich kaum zu meiner neuen
Charge gelangt und hatte erst angefangen, mich bei denen Herr-
schaflften mehr bekant zu machen; mithin wolte ich nicht gern mich
widerummen entfernen, um die Entree durch meine Abwesenheit zu
verliehren, zumahlen ich es schon zur Zeit, da ich in Sachsen ge-
wesen, erfahren, wie es zu gehen pfleget, wann man nicht Selbsten
zugegen, da andere, welche um die Herrschaift sein, sich sodann
ihre Gunst zuzuziehen und darvon zu profitiren wissen.
Zu End dises Monaths fienge, und zwar unser unter Commando
des Duc d'Aremberg stehendes Corpo nach und nach aus dem Luxem-
burgischen gegen die Rcichsland und nahmentlich in das Cöllnische
zu defiliren, nachdeme fast zu gleicher Zeit, jedoch einige wenige
Tage früher die vorigen Jahrs aus Engelland herüber gekommene
und den Winter hindurch in unsern Niderlanden einquartiert ge-
wesene Auxiliar Trouppen ebenfahls aufgebrochen und in das Jülichische
eingerückt waren, von dannen beide Corps auch bald darnach die Ha-
noveraner durch verschiedene Wege und in verschiedenen Divisionen
sich dem Main und denen Gegenden um Franckfurt näherte, darmit
die französische Macht zertheilet und unserer in Bayern und an dor-
tigen Gräntzen stehenden Arm^e Lufft gemacht werden mögte; wie
dann hierdurch auch bewUrcket worden, daß mann französischer Seits
eine besondere Armee unter Commando des Mar6chal de Noailles in
Elsas versammlen und darzu einige Tausend Mann von dem in Bayern
habenden sogenannten Auxiliar Corpo detachiren müssen.^^)
1743, März 2.-7. 131
Martius. Gleich die erstere Tage dises Monaths bekamm ich
eine wunderliche Husten, welche ich lediglich denen Unordnung und
Fatiguen des Faschings zuschreiben müssen; bein Tag thate selbe
mich nicht sehr beunruhigen, allein kaum wäre ich im ersten Schlaff,
als mich ein gählinges Sincken vom Haubt nach dem Hals und Lungen
mit solcher Vehemenz angriff und würgte, daß ich villmahlen auß dem
Bett springen müssen, um Lufft zu hollen. Diser Zustand hat un-
gehindert verschiedener gebrauchter Arzneien (zumahlen in der Wahr-
heit die Medici recht ihre Kunst an mich probiret und mir zum Theil
contradictorische Medicinen im Leib gejagt haben) biß im Junio
hinauß, jedoch meliorando fürgedaueret; und die erste Linderung habe
ich einem von meinem Ordinario, dem dermahligen Leibmedico und
Regiments Rath D'' Zwenghoff mir verschribenem Pulver und denen
öffters genohmenen Clystiern zu dancken. Mein größtes Glück wäre,
daß ich ungehindert so viller fast schlafflosen Nächten gleichwollen
immer, Gott sei Danck, ohne Alteration gebliben; jedoch muste ich
nicht allein die ganze Fast hindurch das Hauß, auch bißweillen das
Bett hütten, sondern wurde anbei also entkräfftet, daß ich billig ge-
forchten, ich würde nicht lebendig nach Prag kommen.
Den 2. ist mein Vetter, der Feldmarschall Kevenhüller nun
seelig, von der Armee, welche er seit der Abraiß des Feldmarschall
Königsegg — der den 7. Decembris lezthin allhier zurückgelangt
wäre — en chef commandiert und theils in Ober Oesterreich, theils in
dem kleinen unß noch verblibenen Stuck von Bayern zwischen Passau
und Braunau an den Inn herum verlegt hatte, zurück gekommen
und wurde darauf den 12. dises zum Commandanten der hiesigen
Haubt und Residenz Statt Wienn (welche Stelle seit des seel. Feld-
marschall Graffen v. Dann Absterben nicht ersetzet worden wäre)
durch den Hoff-Kriegs-Rath benennet. Weillen selber vorhin und in
der Rummels Zeit das Commando aller in Oesterreich stehenden
Trouppen gehabt, so war ihme bißhero ohne deme und ipso facto auch
die Statt Wienn in militari unterworffen gewesen ; nachdeme wir aber
seithero den Krieg aus unserem Land in das feindliche transferiren
können, mithin keine Armee in Oesterreich weiters zu operiren hatte,
muste er die Commandanten Stelle von Wienn fast wider seinen
Willen annehmen und dargegen die v. Esseck, welche er biß nun be-
ständig beibehalten hatte, fahren lassen. Er raiste hierauf den 14. nach
Linz und sofort weiters nach Scharding und Passau, um das Commando
der in Bayern versammleten Armee unter den Printz Carl zu übernehmen.
Den 7. wurde auf königl. Verordnung durch die Sicherheitswacht
eine Compagnie Freimaurer, als solche eben in ihrer sogenannten
9*
182 1743, März 10.— 25.
Loge, worzu sie einige cliambres garnies auf der hohen Brücken ge-
miethet hatte, versammlet und einen jungen Graffen von Trauttmans-
torff von Gratz mit ihren gewöhnliehen aberglauberischen Coeremonien
aufzuschwören beschäfftiget wäre, gähling überfallen und aufge-
hoben. Es befanden sich unter denenselben nebst einigen nideren
Stands ein Legations Secretarius eines auswärtigen Hoffs, ein Geist-
licher und verschiedene Cavalliers, ja sogar kaiserliche und könig-
liche Cammerherren, deren Nahmen ich aus christlicher Lieb und
schuldiger Discretion verschweige. Ersterer wurde seines Caracteris
publici halber sogleich entlassen, den zweiten Übergabe mann denen
geistlichen Censuren, leztere aber wurden mit Hauß Arrest und theils
Geldstraff belegt, auch einigen der Hoif auf einige Zeit verbotten; ja
es fählte gar nicht vill, daß denen Cammerherrn auch der Schlüssel
weggenohmen worden wäre. Alle aber musten sich von dem Cardi-
nalen ab excommunicatione, worein sie tenore decreti pontificii nuperrime
lati ipso facto verfallen, juxta ritum ecclesiae absolviren. Dise Be-
gebenheit machte anfänglich sehr vill Aufsehens und die Inquisiti,
welche zwar bestmöglichste Contenance hielten, musten noch lang
hernach zum Gespött dienen.^^)
Den 10. waren nachmittags in der großen Hoff Capellen die
Vigilien'und folgenden Tags
den 11. die Exequien für die jüngsthin verstorbene verwittibte
Churfürstin von Pfaltz, ebenfahlß in der Hoff-Capellen mit gewöhn-
lichen Coeremonien.
Den 1'2. stirbt zu Hamburg im 60. Jahr die bekante Gräffin
von Castel, eine geborene Gräffin von Ranzau, welche ville Jahr
allhier gewohnt und sich anfänglich allerorten faufiliret, zulezt aber
wegen verschidener Tracasserien und absonderlich wegen ihres un-
gestUmmen lutherischen Glaubenseiffer und gar zu gutt preußischen
Magens sehr verhast gemacht hatte.
Den 19. wäre Gala bei Hoff wegen des Ertzherzogs Nahmens-
fests; meine Unpäßlichkeit aber Hesse mir nicht zu, dabei zu er-
scheinen, sondern ich muste disen meinen Nahmenstag zu Hauß pas-
siren; der Herzog thate mir die höchste Gnad, mich den Abend zu
besuchen und mit der jungen Fürstin Esterhasy und mir eine Partie
Piquet zu machen.
Den 25. erlaubten mir die Medici zum ersten Mahl widerummen
aus dem Haus zu gehen; dahero ich mittags der Königin und dem
Herzog bein Taffi Dinst, welcher bei der Ertzherzogin Magdalena
wäre, meine Aufwartung machte und Nachmittag L M. ein Paar Re-
ferat einzuhändigen die Ehre hatte.
1743, März 26.— April 15. 133
Den 26. in der Nacht stirbt die Prinzessin von Bayern, Theresia
Eraanuela, weil. Herzogs Ferdinandi Tochter, im 20. Jahr und diser
folgt gleich darauf
den 29. in der nemmlichen Kranckheit, denen Kindblattern und
ebenfahls zu Franckfuit, des sogenannten Kaisers zweite, liebste und
schönste Tochter Theresia Benedicta im 18. Jahr ihres auch blühenden
Alters.
Eodem raiset der Herzog en compagnie des Printz Carl und
noch ein und anderer Chapeaux nach Hollitz, kommt aber den ersten
April bereits widerummen zurück. Unter der Zeit macht auch die
Königin eine kleine Excursion nach ihrem so lieben Schönbrunn.
Aprilis. Den 7. verleihen I. M. das durch den Tod des General
Graffen Walsegg erledigte Infanterie-Regiment dem Feldmarschall
Leutenant Baron v. Bernclau, welcher sich dise Zeit her, absonderlich
bei der Expedition in Ober Oesterreich und den darauf beschehenen
Einbruch in Bayern, nahmentlich durch die glückliche Aflfaire bei
Schärding über die Maßen distinguiret hatte und von meinem Vettern
den Feldmarschall mit villem Eiffer und Nachdruck anrecommendiret
worden ware.^^)
Eodem fiengen bei Hoff die gewöhnliche Charwochen Andachten
an, welchen I. M. und der Herzog auferbaulichst beiwohnten; ich
aber dorffte meiner noch gar zu schwachen Gesundheit halber mich
in die kalte Augustiner-Kirchen nicht wagen und kunte mich kümmer-
lich bei der oesterlichen Communion am Grün-Donnerstag einfinden.
Den 13. früh verraiste der Printz Carl, dessen Aufbruch mann
so geschwind nicht vermuthet hatte, von hier erstlich zu den Fürst
Lobkowitzischen Corpo ab, so in der oberen Pfaltz und an denen
böhmischen Gräntzen um Eger herum verlegt wäre, und nachdem er
sich wegen denen bevorstehenden Operationen mit erstgedachten
Fürsten besprochen, weiters zu der unter dem Commando meines
Vettern sich nach und nach um Braunau versammlenden Armee,
welcher dises Jahr anstatt des Königsegg dem Printzen ad latus zu-
gegeben worden.^^)
Den 15. war im Gr. Gundl Althanschen Garten das Beilager des
königl. würkl. geheimen und Conferenz-Raths, auch Hoff- und Staats-
Canzlers Graffen Corfitz v. Uhlfeld mit der Fürstin Elisabetha von
Lobkowitz, einziger Tochter der Gräffin Gundl Althann von ihrem ersten
Herrn Gemahl Fürsten Philipp v. Lobkowitz. Indessen wäre bereits
nach Anweisung obigen Conferenz Prothocolls ein und anderes zu der
bevorstehenden Prager Raiß veranstaltet und wa« hierinfahls in mein
Departement einschlagt, von mir nach Schuldigkeit beobachtet worden;
134 1743, April 15.
weßhalbeii ich dann gleich die erstere Tage der Fasten den Quartier-
meister der Raison wegen und dessen Adjunctum oder Vicequartier-
meister Joachim, welcher ehedessen bei weiland der Kaiserin Amaliae
M. Cammerdiener gewesen und zugleich Cammer Fouriers-Dienst ge-
than, nebst einigen Hoff-Fouriers zu Bestell- und Ausweisung der be-
nöthigten Hoif- Quartieren alldahin vorausgeschickt und sie mit denen
in derlei Fahlen gewöhnlichen Canzlei Patenten und Recommendatitiis
an die zu Prag aufgestellte königliche Commission, als welche bei
noch fürdauernder Inquisition und ausser Activitet stehender Statt-
halterei diser lezteren Stelle im Guberno vertretten, ordentlichen ver-
sehen lassen; auch mich dahin weiters bestrebet, damit durch Inter-
Position des Herrn Obrist Canzlers^ Graffen Philipp Kinsky Excellenz
dortige Cavalliers und andere, so Freihauser besitzen, dise von selbsten
unseren hiesigen mitkommenden Fremden (verstehe Nuntium und
venetianischen Bottschafftern, zumahlen die Gesanten nach unserer
wunderlichen Etiquette für ihre Wohnungen selbst sorgen müssen)
und auch einigen Ministris und Capi deren Instanzien, ingleichen für
die von der Königin eigends beruflfte und eingeladene hungarische
Magnaten zur Wohnung antragen mögten ; zumahlen die bürgerlichen
und quartierfähige Hauser nicht allein für Herrschafften meistentheils
untauglich, sondern auch deren sehr ville, absonderlich auf dem
Hratschin, durch unsere vorjährige Attaque ruiniret oder von denen
Franzosen der Defense halber, um mehreren Raum zu haben, nider-
gerissen worden; wie dann überhaubt die arme Statt in einen sehr
bedauerungswürdigen Stand gesezt und sich nur zu verwundern wäre,
wie mann solche in so kurtzer Zeit, da von der Entweichung des
Belleislischen Corpo noch nicht vier Monath verflossen waren, von
ihrem Unflatt säuberen und die zu einer vornehm und großen Func-
tion, wie der Crönungsactus ist, sowohl an Victualien als sonsten be-
nöthigte Erfordernussen herbeischaffen können; welches wohl vor-
nemmlich der großen Activitet und dem bekanten Diensteiffer des
Herrn Obrist Canzlers zuzuschreiben. Ferners wäre meine Schuldig-
keit, I. M, allerunterthanigst zu ersuchen, daß, nachdeme mein unter-
gebenes Gericht nach dem Beispill voriger Zeiten in activitate zu
verbleiben und die gewöhnliche Sessionen zu behueflf deren zu Wienn
zurücklassenden HoflFbedienten und anderen meiner Jurisdiction unter-
worfFenen Partheien wie vorhin zu continuiren hätten, sie in meiner
Abwesenheit jemand anderen, um meine Stelle dahier zu vertretten,
allergnädigst zu benennen geruhen mögte; und zumahlen der Brauch,
daß in solchen Fahlen immer einer deren ältesten Cammerherrn an-
gesezt zu werden pflegt, beliebten I. M., meinen geringen Vorschlag
1743, April 15. 135
nach, den Graffen Franz Jacob v. Brandeis hierzu zu denominieren,
welcher nicht allein verschidene andere Mahl und erst leztlichen in
der Zeit der Presburger Raiß das Obrist-Hoff-Marschallen Ammt sehr
rühmlich versehen, sondern auch in der That die erforderliche Notiz
und übrige Requisita darzu hat, vor allem aber in denen Jurisdictions-
händlen, deren sich alltäglich fast und mit jeder Instanz, nahment-
lich mit der Regierung ereignen, ungehindert er selbst von disen
lezteren Mittel ist, jederzeit sehr unpartheilich und gerad durch-
gegangen. Einem solchen Substitute und angesezten Obrist-Hoff-
Marschallen wurde vor disem das Beeret durch die oesterreichische
Canzlei ausgefertiget; nachdeme aber mein Ammt seithero aller vor-
hinigen Subordination entlediget und von I. M. pro independenti und
für eine unmittelbahre Instanz declariret worden, so bekamme er
seine Expedition von dem Obrist-Hoffmeister nach Inhalt der Beilag,^^)
worinnen beflissentlich nur deren ordinari Judicialien Meldung ge-
schiht, indeme von I. M. pro speciali gratia mir ausgebetten, daß,
weillen meine Abwesenheit doch so lang nicht fürdauern würde, in-
mittelst das neu aufgestellte Judicium revisorium quiesciren mögte;
das Motivum aber meiner Bitt wäre kein anderes, als daß ich in
Sorgen gestanden, es mögte etwann bei sothanem Judicio, wo es
ohnehin noch sehr ville SchwUrigkeiten gab und welches noch gar
nicht in seiner Consistenz wäre, neue Incidentia absetzen, welche der
Graff V. Brandeis, dessen Justiz-Eiffer und ehrliebendes Gemüth mir
zwar zur Genüge bekant wäre, dennoch auch mit dem besten Willen
in Ermanglung erforderlicher Authoritet und Süffisance nicht leicht-
lichen dörffe auseinander klauben können; weßhalben ich ebenfahls
denen zurück bleibenden Assessoribus und dem Hoif-Fourier Praudtner,
welcher das Quartierammt indessen zu besorgen hatte, sonderbahr
eingebunden, mir von allen, so einiger Attention würdig sein mögte,
behörig zu referiren und nahmentlich die Vergebung deren Quartiren,
als welche ein würcklicher Hoffmarschall dem substituirten niemahlen
zugestanden (wiewollen öffters dißfahls Mißhelligkeiten vorgefallen),
nachdrücklichst verbotten. Pro meo consilio aber nähme ich mit den
Ammts-Secretarium, nebst dem Assessor Ertl und einen Canzellisten,
denen nebst dem Quartier bei der Camer, gleich anderen mit
kommenden Hoffpartheien, ihre Diaetal-Gelder angewisen werden;
und weillen übrigens die Abraiß des Hoffs auf den 25. fest-
gestellet und ich meiner noch immer anhaltenden Schwachheit
halber in kleinen Tagraisen fortwandern muste, erlaubten I. M.
auf mein allergehorsamstes Anlangen, daß mich den dritten Feier-
tag als
136 1743, April 16.-18.
den 16. nach den TafPI-Dienst bei allerhöchst deroselben und dem
Herzog beurlauben dörffte; worauf noch selben Nachmittags nebst
meiner Frauen und beiden älteren Kindern, der Josepherl und dem
Sigmund, welchen die Freud machen wolte, einen so merckwUrdigen
Actum mit anzusehen, von hier aufgebrochen und zu Stockerau über-
nachtet.
Den 17. speisten wir mittags zu Hollabrunn und nach 5 Uhr
kämmen wir zu Weittersfeld, einen mir zugehörigen Marcktflecken, an
und nachdeme wir in alldasiger Pfarr-Kirchen einem — aus Ursach,
weillen ich das erste Mahl als Herr und Besitzer deren oesterreichi-
schen Güttern nach meines Vattern Tod dahin gekommen — unter
Trompeten- und Paucken-Schall und Abfeuerung einiger Polier nebst
Aussetzung des Hochwürdigsten abgesungenem Te Deum Laudamus bei
gewohnet und den heiligen Seegen empfangen, fuhren wir weiters
nacher Fronspurg, einem etwann eine halbe Stund von dannen ent-
legenen und von den Grafifen v. Andler erkauffteu und gleich-
samm in meditullio meiner Gütter situirten Schloß, allwo wir tiber-
nachtet.
Den 18. hörten wir die Meß in dasiger Schloßcapellen, nach
welcher ich in eigener Persohn den gewöhnlichen Angelobungsactum
in dasigem Saal vornahm und zu dem End alle Wirthschaflfts-Beamte,
Richter und Geschworne nebst denen vornehmeren Angesessenen
nacher Fronspurg citiren lassen. Ich säße da arlichino finto principe
auf ein Lehnstuhl und mein ältester Sohn stunde neben meiner; ich
thate zuvorderst eine kleine Anrede, erinnerte sämtliche Anwesende
deren von meinem seeligen H. Vattern erhaltener großer Gnaden und
Gutthaten, ermahnte sie zu ferneren Treu und Gehorsam, recommendirte
sonderlich die Forcht Gottes und das Vertrauen zu seiner liebwerthesten
Mutter, als welche jederzeit eine besondere Patronin meines Hauses
gewesen, vertröstete sie hinwiderummen, daß sie an mir, gleich
meinem Vattern, einen gnädigen Herrn haben würden und was der-
gleichen mehr wäre; sodann stellte ihnen pro inspectore vor den der-
mahligen Armen-Hauß -Verwaltern Fellner, welcher ehedessen Land
gerichts -Verwalter auf unseren Güttern gewesen und schon unter
meines Vattern Zeit die Inspection derselben gehabt, und Hesse so-
dann alle zum Handschlag herbei kommen, welche dann mir und
meinem Sohn mit villen, auf ihre Art thuenden Contestationen
theils die Hand, theils den Rock küsten und zur angetrettnen Herr-
schafft Glück wünschten. Zum Schluß ward ihnen sodann einiges
Fleisch und Wein gewöhnlichermassen ad festivandum actum an-
geschafft.
1743, April 17.-25. 137
Den 19. früh, nachdeme wir den Sigmund wegen eines über-
kommenen Catharrs, seiner ohnehin sehr delicaten Complexion halber,
zurück nach Wienn geschickt, sezten wir unsere Raiß weiters fort
und blieben über Nacht zu Zlabings.
Den 20. aßen wir mittags zu Neuhaus und verbliben nachts
zu Koscbitz.
Den 21. hörten wir die heil. Meß zu Tabor, nahmen sodann allda
ein Frühstück ein und Übernachteten zu Bistritz.
Den 22. fuhren wir von der Poststrassen ab und kämmen
nacher Cammerburg oder böhmisch Comorni Hradeck genant. Dise
Herrschafft ist nur 4 Meillen von Bistritz über Beneschau hinauß
und eben so weit von Prag an der Sasawa gelegen und von meinem
Herrn Schwehern seelig von dem Graffen Joseph von Waldstein auf
mein Anrathen erkaufft worden, mithin zu dessen Erbschaift gehörig.
Allda verbliben wir biß auf
den 25., da wir gegen zwei Uhr Nachmittag zu Prag angelangt
und in deme von seinen Eigenthumsherrn mir angetragenen Graff
z'Wrttbyschen Haus auf der Kleinseiten abgestigen, auch sogleich
von verschidenen unserer gutten Freunden und Bekannten besucht
worden. Wo die andere, so den Hoflf von Wienn folgen müssen,
einquartieret waren, zeigt die Anlag.^^) Inmittelst wäre in Wienn
den 17. gewöhnlicher Massen die Copulation der königlichen
Hoff- Dame Freile Antonia von Esterhasy mit dem würcklichen
Cammerherrn und Obrist Postmeistern Graffen Wenzl von Paar in
der königlichen Burg vor sich gegangen, ingleichen bald hierauf
den 22. die Vermählung des hungarischen Herrn Canzlers
Graffen v. Batthyani eintziger Tochter und kaiserlichen Cammerfreilen
mit dem königlichen Cammerherrn Graffen Nicolas von Erdödy,
ferners den
23. der seit anno 1733 zu Brüssel als Obrist-Hoffmeister weiland der
Ertzherzogin Elisabeth und nach derselben Hintritt als Interims Guber-
nator gestandene Graff Friederich v. Harrach, nachdeme er seinen Rappel
inständigst angesucht, von dannen zurückgekommen und endlichen
den 19. der durchlauchtigsten ältesten Ertzherzogin Mariae
Annae und den
25. der Aufbruch I. M. der Königin und des Herzogs vor sich
gegangen. Die kleine Frau raisete mit ihrem Gefolg (worzu nebst
der Freile Hagerin, welche Cammer-Freile bei der Königin und Ertz-
herzogin ist und dise, jedoch ohne Titl einer Aya, den sie als eine
Freile nicht wohl führen kann, erziehet, und nebst den zugegebenen
Dienst-Cammerherrn, die mehreste Hoff-Dames, des Obrist Kuchlmeisters
138 1743, April 27.-29.
Frau Gemahlin Gräffin Judith v. Klinigl geb. Giäffin v. Starhemberg,
welche mann der Hagerin pro forma als angesezte Aya mitgegeben
und die von der Königin mit zur Raiß benannte, auch in dem
königl. Schloß mit einquartierte beide Fürstinnen v. Lobkowitz, Fürsts
Christians Gemahlin eine geb. v. Waldstein, und Esterhasy geb. Lunati
zugesellet wurden) a petites journ6es; die Königin aber hatte biß
Brandeis, allwo beide Gefolg zusammentraffen, nur zwei Nacht-Stationes
haben wollen, worzu Znaim und Deutschbrod ausersehen wurden, und
kämmen den
27. bereits um 4 Uhr zu Brandeis an, allwo Sie von dem Obrist-
burggraff Graffen Johann Ernst v. Schaffgotsch und dem Obristland-
hoffmeistern und zugleich Obrist Land Cammerern Graffen Stephan
Kinsky empfangen wurden. Wir andere zu Prag hatten ihre Ankunfft
so früh nicht vermuthet und dahero waren meine Frau und ich nebst
denen Colloredischen, mit welchen wir Partie gemacht hatten, bein
Empfang zugegen zu sein zu spatt in Brandeis eingetroffen. Den
Herzog sahen wir zwar noch, allein die Königin wäre schon retiriret,
mithin musten wir unseren Handkuß auf den morgigen Tag verschieben,
wo wir ohnedeme noch bei den Mittagsdienst unsere Cour zu machen
beschlossen hatten und von darummen auf meinen Befehl von denen
Hoff-Fourieren ein Quartier und Nachtlager für uns zu Brandeis be-
stellet worden wäre.
Den 28. begleitete ich die Königin nach Alt Bunzlau, allwo Sie
nebst den Herzog vor dem Altar des miraculosen Frauenbilds das
Hochammt gehöret und sodann sich das Orth, wo der heilige
Wenceslaus von seinem Brüdern Boleslau erstochen worden, zeigen
lassen; wartete auf bei den Taffldienst, speiste bei der Hoflf-Taffl und
kehrte Nachmittag zurück nach Prag.
Den 29., als den zum solennen Einzug bestimmten Tag, ver-
fügte ich mich bald nach 3 Uhr an dem Rendez-Vous Platz vor dem
Roßthor und wartete unter dem dorten aufgerichteten Zelt nebst denen
übrigen Anwesenden auf der Königin Ankunfft. Dise hatte mittags
zu Hlupetin gespeist und kämme gegen 4 Uhr in einer offenen
Landauer Chaise mit dem Herzog dahergefahren, stiege bei den Zelt
ab und verblibe unter selben so lang stehen, biß sich alles zu Pferd ge-
sezt und der Train im Gang wäre, worauf L M. nebst dem Herzog
in dem bereits fertig gehaltenen Leib wagen gestigen, worzu ihnen der
Obrist Stallmeister (umwillen dero Obristhoflfmeister und angesezter
Obrist Cämmerer Graflf Frantz v. Starhemberg zu Brandeis kranck
zuruckgebliben und ich, als deme sonsten qua Hoflfmarschallen die
Obristhoffmeister zu suppliren zukommt, in würcklicher Function
1743, April 30. 139
meines Ammts begriffen war) die Hand hotte. Es ist zwar dero
Intention anfänglich gewesen, den Einzug in einer grün sammeteneu,
reich mit Gold verbrämten offenen Chaise (welche auch wUrcklich
auf allen Fahl zur Hand wäre) zu halten, allein die gähling einge-
fallene grimmige Kälte und das windige Wetter haben ein solches
nicht zugelassen. Der Einzug geschah nach Aus weiß der Beilag ;*^)
und ob ich schon von meiner lezteren Unpäßlichkeit nichts weniger
dann völlig hergestellet wäre, wolte ich doch die Function meines
obhabenden Ammts bei einer solchen Gelegenheit nicht gern von
jemand anderen verrichten lassen, sondern suchte noch die wenige
übrige Kräfften zusammen zu nehmen, um dise Ehre nicht aus Händen
zu geben, packte mich also ein, so vill nur immer möglich wäre und
weillen ich der Etiquette nach, das Staat-Schwerd mit entblössetem
Haubt vor den Leibwagen daherreutend tragen müssen, thate ich
den Abgang des Huts mit deme suppliren, daß unter der Parocken
ein kleines mit Peltz gefüttertes Käppi nähme, anbei zu besserer Ver-
wahrung deren Händen zwar weisse, aber auch gefütterte Handschuh
anlegte, welche mir noch der Graff Colloredo herlihe, weillen ich in
der Eille keine bei Händen hatte. Gegen 7 Uhr kämme I. M. nach
vollendetem Einzug und darauf gefolgten geistlichen Coeremonien bei
der S. Adalberti Capellen und in der Schloß Kirchen, wo ich laut
der weitern Beilag ''^) immer an dero Seiten stehen und im Nach-Haus-
gehen über die langen Gang mit dem Schwerd vortretten muste, in
dero Wohnzimmern an, allwo Sie im Durchgehen in der Anticammera
denen anwesenden Dames und Cavalliers die Hand zu küssen gab
und hierauf öffentlich speiste, worbei ich in Abwesenheit des Obrist-
Hoffmeisters und angesezten Obrist Cämmerers, zumahlen meine
Ammts Functionen sich hiermit geendiget hatten, dessen Dienste ver-
sehen und der Königin das Hand Tuch reichen, den Stuhl rucken
und die Ordonnanz begehren muste.
Den 30. verfügte sich die Königin öffentlich über die Gang
nach der Metropolitan Kirchen und hörte das hohe Ammt herunten
bei dem Grab S. Joannis Nepomuceni, speisten sodann in publico,
welches leztere Sie gemainiglich alle Sonn-, Dienst- und Donnerstag
zu thun pflegten und anbei zweimahl die Wochen, als des Sonn- und
Donnerstags, das gewöhnliche Appartement, und zwar anfänglich auf
ihrer Seiten, nachhero aber bei herankommender besseren Witterung und
Jahrs Zeit in dem Schloßgarten zu halten, anbei während sothanen Ap-
partement, dero Gewohnheit nach, Audienzien zu ertheilen geruheten.
Diser Tagen erhielten wir die Nachricht von Maintz, daß den
"22. der dasige Dombcustos und Probst S*' Bartholomaei in Franck-
140 1743, Ende April— Mai 3.
furt, Graff Johann Friederich Carl v. Ostein, zum Ertzbischoffen allda
erwählet worden seie; wir hatten zwar unter der Hand mehr einen
V. Kesselstatt portiret, übrigens aber dem Neo-Electo weiter nichts
im Weeg gelegt; allein der Franckfurter Hoff wolte ihn absolute nicht
haben, die Dombherrn kehrten sich aber nicht daran und in der That
hat diser Churfürst bald hernach gezeigt, daß sie eine würdige Wahl
an ihme getroffen, indeme er nicht allein denen frantzösischen In-
triguen und Lieb-Kosungen gleich anfänglich kein Gehör gegeben,
sondern auch denen darauf gefolgten Bedrohungen und endlich gar
ausgebrochenen Gewaltthätigkeiten mit patriotischer Standhafftigkeit
begegnet und sich immerdar an unß, beide Seemächten und übrige
für die gemainsamme Freiheit verbundene Fürsten und Reichsständen
getreulich gehalten hat>^)
Mit Ende dises Monaths näherten sich die englische unter dem
Commando des Mylord Stairs stehende Trouppen immer näher dem
Main und breiteten sich um die Gegenden Maintz und Franckfurt
mehr und mehr aus; ihnen folgten bald darauf unsere Völcker auß
Niderland und die Hannoveraner; hingegen versammleten sich die
Franzosen auch ihrerseits im Elsaß um Lauterburg herum, unter dem
Noailles und defilirten den Rhein hinunter, besezten Heidelberg, Speyer,
Worms und verschidene andere Stätte und haltbahre Orthe am Ober-
Rhein im Pfaltzischen und dortiger Gegenden, um die weitere Be-
wegungen unserer combinirten Armee zu observiren und ihre dortige
Gräntzen zu decken.
Majus. Den ersten wäre öffentlicher Kirchendienst in der
Schloß und Metropolitan Kirchen zu St. Veit und L M. speisten in
publico; abends wäre die Gesellschafft bein Graffen Stephan Kinsky
wegen seines Brüdern, des Obrist-Canzlers, Nahmens Tags, weßwegen
der Herzog ihme die Finesse that, sich auch in höchster Persohn
dabei einzufinden.
Den 2. wäre widerummen öffentlicher Gottesdienst in der Schloß
Kirchen wegen des Fests S. Sigismundi, welcher einer deren Tutelar
Patronen des Königreichs Böhmen ist und dessen heiliger Leichnamm
in besagter Kirchen ruhet, dahero auch das Amt bei dessen Altar und
in der ihme dedicirten Capellen gesungen und der Bettschammel für
die Herrschafften dortenhin gestellet wurde. Mittags aber speisten die-
selbe nicht in publico.
Den 3. solte zwar widerummen öffentlicher Kirchengang zu denen
Creutzherrn sein wegen des Fests Creutzerfindung, allein weillen die
Nachricht kämme, daß den ersten dises die in Wienn zuruckgeblibene
durchlauchtigste Ertzherzogiu Maria Magdalena an einem bereits einige
1743, Mai 4.-7. 141
Monath her sich geäußerten Lungen Deffct gegen 4 Uhr nachmittags in
den Herrn entschlaffen seie, ward der Ausgang sogleich contramandiret
und die Herrschaiften blichen heut und biß zu denen bevorstehenden
Festiviteten meistentheils in dero Wohn -Zimmern retiriret; mann
erschine zwar alsofort in schwartzen Kleidern, allein die ordentliche
Cammer Klag ward erst nach der Crönung den 14. angelegt.
Den 4. hatte der nach der Zeit wegen denen russischen Händlen
sehr beschriene königliche Cammerherr und Feldmarschall Leutenant
auch Malteser Ritter Marchese Botta d' Adorno seine erste Audienz zu
Berlin, allwo er den Comte Richecourt abgelöset, welcher hinwide-
rummen über einige Zeit den jungen Graffen Kaunitz zu Turin rele-
viren müssen.'^'')
Den 7. starb zwischen 9 und 10 Uhr abends im 52. Jahr seines
Alters I. M. der Königin wiircklicher geheimmer Rath, zweiter Obrist
Hotfmeister und zugleich angesezter Obrist Cämmerer, Graff Frantz
V. Starhemberg, welcher den Tag nach der Ankuntft zu Brandeis er-
kranckt und sich darauf anhero transportiren lassen; mann gäbe die
Schuld, daß selber sich auf der Raiß erkältiget und etwas unordent-
lich, wie es auf denen Hoff Raisen zu geschehen pflegt, und meisten-
theils kalte Speisen zu sich genohmen, so ihme eine Inflammation in
dem Gedärm und zulezt das leidige Miserere zugezogen. Er wäre
vorhin tempore Caroli VI. einige Jahr oesterreichischer Principal Ge-
santer zu Regenspurg und nachhero bei der jezigen Frauen noch als
Ertzherzogin Obristhoffmeister, und zwar der erste, welcher die Ehre
gehabt, dises Ammt bei ihr zu versehen. Nach der Resignation des
Graff Gundacker v. Althann ward er Obrist Stallmeister und in diser
Charge von I. M. gleich bein Antritt ihrer Regierung, ehe noch einig
anderer seine Confirmation förmlich erhalten hatte, auf sein und seines
noch lebenden alten Vatters, des berühmten Graffen Gundacker, eil-
fertiges und inständiges Anlangen mittelst gegebener mündlichen Ver-
sicherung bestättiget; nachhero muste er bei der großen Promotion
ao. 1742, wo ich Hoff-Marschall worden, nolens volens sothane Charge
dem Fürsten v. Auersperg tiberlassen und sich abermahlen zur vor-
hinigen Obrist-Hoffmeister-Stelle, welcher zwar bei gegenwärtiger Re-
gierung das Obrist-Cammerer Ammt bisshero noch immer adjungirt
gebliben, wider seinen Willen befördern lassen und noch bonne mine
a mauvais jeu machen. Die Ursach seines damahligen promoveatur
ut amoveatur wäre, weillen mann den Fürsten v. Auersperg, dessen
Persohn denen Herrschafften angenehmer wäre, zum Obrist Stall-
meistern haben wolte, welcher auch in der That sich für den jezigen
genie de cour besser schickte, zumahlen dem Starhemberg nicht allein
142 1743, Mai 11.
die Fatiguen wegen eines habenden Leib Schadens und eine Zeit her
schwächer gewordenen Gesundheit zu schwär wurden, sondern er
auch sonsten keine Art hatte und fast alle Nachmittagen, weillen
ihrae das geringste Gllässl Wein sogleich geschadet, betruncken oder
doch im Kopff, der ohne deme von Natur nicht der stärckeste ge-
wesen, nicht allerdings richtig wäre. Die Königin befahle mir, daß
ich die Priora aufschlagen lassen solle, um den Leih Conduct, welchen
Sie mit aller Distinction haben wolte, darnach reguliren zu können;
und weillen sich das Beispill des Fürsten v. Portia vorfände, welcher
zwar des Kaisers Leopoldi ObristHoifmeister, hingegen der Starhemberg
nur der Königin weiblicher Obrist-Hoffmeister oder, deutlich zu nennen,
Bracciere (zumahlen Graff v. Sinzendorff der Königin eigentlicher
und erster Obrist Hoffmeister dermahlen noch ist) gewesen, so be-
fahlen doch L M., daß mann die nemmliche Curialien beibehalte, nach
welchen ich nicht allein alle Hoff Dames und Cammerherrn zur Be-
gräbnuß, die den 10. in der Schloß Kirchen erfolgte, ansagen, sondern
auch die Leih durch königliche Cammerdiener tragen lassen muste.
Und weillen deren zu wenig vorhanden waren, musten die könig-
lichen Hartschiren die Sarg aus dem Sterbhauß erheben und bei der
Kirchen thür ward solche von denen wenigen anwesenden Cammer-
dienern, denen die Cammrer und Hoff Fouriers helflfen musten, über-
nohmen und mit gewöhnlichen Gepräng in Gegenwart des ganzen
Hoflfs und häuffigen Adels indessen in der Kinskyschen Capellen bei-
gesezt, biß der erblichene Leichnamm sodann weiters nacher Wienn, um
in die Starhembergische Gruflft gestattet zu werden, geführet worden ist.
Den 11. gieng der Huldigungsactus nach beiliegender Be-
schreibung vor sich.^^) Ich hatte die Gnad, L M. an der Hand zu
führen, wie ich dann von der Zeit unserer Ankunflft zu Prag bis den
(sie!) Septembris 1745, da ich zu Francfurt zum würcklichen Obrist
Cammerer bei beiden kais. und königl. Majestäten declariret worden,
nebst meinem Obrist Hoflfmarschall Ammt auch den Dienst als Obrist-
hoffmeister und Obrist Cammerer versehen müssen. Anfangs gaben
mir die zwei Verwaltungen mehr dann meine würckliche Charge zu
schaffen, und was mich am meisten quällte, wäre der kleine Detail
und die beständige Subjection: dann obschon die gröste Ehre und
Consolation sein solle, öffters um die Persohn seines Herrn und
Frauen sein zu dörflfen, so hat doch ein solches, absonderlich für einen
ehrlichen und redlichen Mann, sehr villes im recessu, indeme gar
bald was geredt wird, wordurch seinen nächsten auch unvorsezlich
geschadet werden und überhaupt mann es mit großen Herrn sehr
leicht verschertzen kann, zu geschweigen, daß ich von Jugend auf
1743, Mai 11. 143
das Hoffleben geschien, meine Complexion für die Hoff Strapazien
und. das gebenedeite Anticameramachen gar nicht taugen wollen und
ich dahero ganz eine andere Carriöre erwählet hatte. I. M. der
Kaiser höchst seeligen Andenckens wolte mich immer zu denen Affairen
employrn und hatte dise dero allerhöchste Intention meinem Vatter
und Schwehern seelig durch die Kaiserin, als sie bei selber die nach-
hero den Graffen v. Herberstein zu Theil gewordene Obristhoffmeister-
stelle bei der jezigen Frauen, damahlen noch als Herzogin, für mich
sollicitiret, auf die gnädigste Art eröffnet und eben von darummen
in ihr Begehren nicht willigen wollen, mir auch bereits a** 1737
durch ein eigenhändiges an meinen Vattern geschribenes ungemain
gnädiges Billet die Expectanz und Survivance auf dessen Charge,
zugleich alss der Colloredo meinem Schwehern in dem Reichs Vice
Canzler Ammt adjungiret wurde, verlihen, hiernächst den Antrag ge-
macht, mich als ministre plenipotentiaire avec le caractöre d'am-
bassadeur en poche nacher Paris zu senden, um den dortigen Bott-
schaffter Fürst Joseph Wenzl v. Lichtenstein, welcher als Gubernator
nacher Mailand bestimmt wäre, zu releviren ; allein dessen Absterben
hat solches hinterstellig gemacht. ^^)
Ich muste es nachhero als eine ganz besondere Gnad und
Distinction ansehen, daß I. M. die Königin auf des Herzogs höchste
Interpositlon, als welcher mir von unseren jungen Jahren her immerdar
besonders gnädig gewesen, meiner Wenigkeit vorn Jahr das Obrist-
Hoffmarschallen Ammt vor so villen anderen älteren und würdigeren
Competenten allergnädigst anvertrauen wollen, umsomehr, daß mir
nicht einmahl eingefallen, einen förmlichen Passum dießfahls zu thun,
vill weniger I. M. darummen anzugehen. Ansonsten aber wäre mir
sothanes Ammt unter allen übrigen Hoffämmtern, wiewollen es eines
deren lezteren im Rang ist, auß der Ursach das liebste, umwillen
manu vill weniger an Hoff angebunden und mann folglichen mehrere
Ruhe hat.
I. M. speisten mittags nebst dem Herzog öffentlich in den so-
genannten spahnischen Saal. Ich wäre zwar en compagnie d'amis
bei den Graffen Philipp v. Sternberg gebetten, muste mich aber
wegen einer gähling zugestossenen Colica entschuldigen lassen und
sofort nach meiner Zuruckkehr von Hoff ins Bett legen, nicht wenig
bekümmert, daß ich etwann gar von dem morgigen Crönungsactu
würde ausbleiben müssen; allein ob ich schon sehr wenig geruhet
und noch einige Nachwehe empfunden, wagte mich dennoch in Gottes
Nahmen und Hesse mich noch vor 6 Uhren früh nach den Schloß
hinauftragen.
144 1743, Mai 12.
Den 12. als den zur Crönungs actu benanten Tag ward bereits
um halb 7 Uhr Ordonnanz gegeben. Nach siben Uhr waren I. M.
schon völlig angekleidet. Sie hatte eine drap d'argentene Robe oder
Hoff Kleid an und den Kopf nach jeziger Mode (da die Frauen keine
lange Haare mehr wie vorhin tragen, sondern selbe ganz kurtz ab
schneiden und fast gleich einem Abb6 Paröckl um und um en boucles
und so benammst Marron legen lassen) gekrauset, aber ohne Ge-
schmuck und Hauben, weillen die Cron darauf zu kommen hatte.
Der Herzog, welcher der heutigen Function aus dem Oratorio
all'incognito (gleich es auch gestern bei der Huldigung beschehen)
zusehen müssen, wolte sich eben voran über die Gang zur Kirchen
verfügen und die Königin hatte mir befehlen lassen, das versammlete
zahlreiche Corteggio, damit mann desto geschwinder und mit wenigeren
Gedreng und Pausen fort kommen mögte, nach und nach defiliren
zu lassen, als mann mir einen Currier anmeldete, welcher eben von
des Printz Carl Armee angelangt und mit der Königin Selbsten
schleunigst zu sprechen verlangte. Natürlicherweis kunte ich mir
nichts anderes vorstellen, als daß selber mit einer gutten Nachricht
müsse anhero geschickt worden sein, und versaumete dahero keinen
Augenblick, ihn bei I. M. der Königin, welche noch in der Cammer
wäre, durch die Obersthoffmeisterin anmelden zu lassen, worauf er
dann sogleich in die Cammer geführt wurde. Nach einer kleinen
Weiil kämme der Herzog heraus in das Spiegl Zimmer, wo die Dames
nebst mir und einigen Männern, denen die Entree in dises Zimmer
zustehet, versammlet waren, mit einem ganz fröhlichen Gesicht und
sagte, wie er unß Parte geben thäte, daß sein Herr Bruder den Chur-
fürsten von Bayern aufs Haubt geschlagen und seine commendirende
Generalitet zu Kriegsgefangenen gemacht hätte. ^^) Wir näherten
unß sogleich alle, um ihn hierüber zu complimentiren, und ich eillte
zur Anticamera Thür und machte diese erfreuliche Zeitung weiters
bekant, worauf sich sogleich ein ungemaines Jubel Geschrei in so-
thanen Zimmern erhoben; und weillen nun alles im vollen Gang zur
Schloß Kirchen begriffen wäre, so lueffe solches gleich einem Lauff
Feuer biß zur Kirchen hinein, comunicirte sich sofort auch den
vor selber befindlichen häuffigen Volck, welches dann alles auf eiu-
mahl zu frohlocken und vivat Maria Theresia zu schreien anfienge.
Man erzehlt bei diser Gelegenheit eine gute Replique und bon mot
eines zugegen gewesenen französischen Commissaire, welcher wegen
Berichtigung deren von denen aus Prag ausgezogenen Franzosen
hinterlassnen Schulden zuruckgebliben wäre und mit Genemmhaltung
der Königin die Erlaubnus von mir erhalten hatte, den Crönungs-
1743, M.-ii 12. 145
actu mit zusehen zu d()rffen; dann da selber auf sein Befragen, was
dann dises besondere Frohlocken, da I. Äl. noch nicht zugegen wären,
bedeuten thäte, vernohmen, daß ein solches wegen der wider den
Chnrfiirsten erfochtenen Victori beschehete, sprach er: que c'ötoit
dans r ordre que TEmpereur fit les honneurs de la fete d'aujourd'hui.
Jedermann sähe dise Begebenheit als ein glückliches Omen und gleich-
samm als eine augenscheinliche Entscheidung des allerhöchsten Richters
an, welcher auf eine so merckwürdige Weis und mit so besondern Um-
ständen, da I. M. eben die böhmische Cron empfangen solten, der-
selben zugleich den Siegs Crantz über denjenigen Fürsten, welcher
vor andern ihr die Erbfolg zu sothaner Cron streittig machen wollen,
überreichet und hierdurch gleichsamm selbsten den Ausspruch für die
Gerechtsamme ihres Succession Rechts gemacht hat. Als die Königin
aus dero Cammer heraußtrat, nahmen alle anwesende Dames und
Cavalliers die Freiheit, ihr zu allerunterthänigster Gratulation die
Hand zu küssen, welchen sie ganz gnädig danckte und sogleich sich
zu dem Obrist Kanzler wandte mit Vermelden, wie sie gern sehete,
daß noch vor dem Crönungsactu ein besonderes Te Deum Laudamus
zu geschwinderer Dancksagung für den erhaltenen Sieg abgesungen
wurde; worauf selber ohnverzüglich das behörige dißfahls mit der
Clerisei und der Music, auch wegen des besondern salve mit dem
Militari veranstaltet, unter welcher Zeit, so etwann eine halbe Stund
ausgetragen haben mag, sich I. M. in dem Audienz Zimmer mit denen
Nuncio (welcher anfänglich völlig der Id6e war, gleich er sich diß-
fahls gegen mir geäußert, daß die Ankunflft des Curriers, weillen sie
so gar a tempo geschehen, ein angestellter Handl gewesen seie.
Ville hatten den nemmlichen Argwohn und die Königin sagte selbsten,
daß es so scheinete; allein ich weis ganz gewiß, daß sich die Um-
stände ganz natürlich also gefüget), venetianischen Bottschafftern und
übrigen Anwesenden im Gespräch zu unterhalten beliebte.
Sobald nun gemeldet worden, daß alles fertig seie, erhueben
sich I. M., dero anheut der Obrist Canzlcr Graff Kinsky krafft seines
besitzenden Erbammts qua Erblandhoifmeister die Hand botte, die
Obrist Hoffmeisterin den Schlepp trueg, der Nuncius aber und vene-
tianische Bottschaffter und nach selben die übrige Hoff- und Statt-
Dames folgten, mit Vortrettung deren Rittern des goldenen Vliesses,
Obrist Lands Officieren, geheimen Räthen, Cämmerern auß dero Wohn-
zimmern über die große Stiegen, Schloß Platz und den Kirchen Vor-
hoff zur Metropolitan, knieten sogleich auf den vor dem hohen
Altare bereiteten Bettschammel nider und wohneten dem wegen ob-
benannter Victori angestellten Te Deum Laudamus bei, worauf aller-
Kbevenhüllei-Sch litter. 1742-1744. 10
146 1743, Mai 12.
höchst dieselbe erst zur S. Wenceslai Capellen sich begab und all-
dorten die königlichen Ornamenten anzog und sodann unter Begleitung
des Cleri nach dero Platz vor den Höh Altar zurück kerten, wo sofort
der höchst beglückte Crönungsactus seinen Anfang nahm. Was für
Coeremonien hierbei beobachtet worden und was in specie ich als
angesezter Obrist Cämmerer für Functionen gehabt, ist aus denen
Beilagen weitläuffig zu ersehen.^*) Bald nach 10 Uhr waren die
Kirchen Coeremonien geendiget und gienge alles in voriger Ordnung
in das königliche Schloß zurück.
Die Taffl zum heutigen Mittagmahl war in dem großen ao. 1 723
in etwas renovirten und ornirten, auch gleichwie damahlen mit denen
nach dem Dessein von Rubens verfertigten kostbahren niderländischen
Spaniern behengten Saal zubereitet und an die daran stoßende Land-
stuben, wo gestern der Huldigungsactus gehalten worden, eine Ver-
schlag zur Retirada für I. M. zugerichtet, all wo sie nur ein wenig
ausgerastet und sofort, biß die Speisen gemeldet wurden, verschiedenen
deren Ministern, wie auch dem von der Kaiserin mit der Gratulation
anhero geschickten Commandeur Graifen Antoni Trautsohn, königl.
würcklichen geheimen Rath und ihr der Kaiserin Guardi Haubtmann,
Audienz ertheilet haben. I. M. speiseten mit denen gewöhnlichen
Curialien und der Herzog säße an dero linken Hand, In dem nemm-
lichen Saal waren auch die Taffein deren Obrist Land Officiren, bei
welcher nebst dem Capo 12 Gäste sitzen dorfften. Mich hatte schon
zu Wienn der Obristland Marschall Graif Heinrich v. Schlick zu der
seinigen geladen, an welcher auch der Cabinets Secretari und Hoff
Kriegs Rath v. Koch und der Staats Secretari Baron v. Bartenstein
sich befanden ; weillen nun beide von keiner Extraction und sonsten
zu dergleichen solennen und in Gegenwart der Königin beschehenden
Gastmählern lediglich die Vornehmere oder wenigstens Leuthe, die
den Hoff frequentiren dörffen, gezogen zu werden pflegen, so wurde
ihme, Graifen v. Schlick, dise tibi ausgesonnene Finesse für obige
beide, sonsten zwar sehr meritirt- und bei der Königin beliebte
Leuth von L M. nicht wohl aufgenohmen und sonderlich von dem
hohen Adel darüber nicht wenig glossiret. Nach der Taffl verfügte
L M. sich in voriger Ordnung und die Cron auf den Haubt zurück
nach dero Wohnzimmer und des Abends gegen 6 Uhr ward auf
den in königlichen Balhauß nächst dem Schloßgarten von dem Wienneri-
schen Impressario Selliers errichteten Theatro, allwo seine unter-
habende Trouppe wöchentlich theils Operas, theils Comoedien produ-
ciret, eine ganz neu verfertigte Opera aufgeführt und Jedermann auf
des Hoflfs Unkosten gratis eingelassen.
1743, Mai 13. 147
Den 13. Avare gleich denen vorigen zwei Tagen große und zwar
wegen des eingefallenen höchsten Geburtsfests I. M. der Königin
doppelte Gala. Mann verfügte sich öffentlich zun Capuzinern auf
den Hratschin in die Maria Loreto Capelln und wohnte dem Hoharat
allda bei. Nach der Zuruckkunfft langte der General Lucchesi mit
Vorreutung G blasender Postillionen an und überbrachte I. M. die
bei offt erwehnten den 9. dises bei Braunau erfochtenen Sieg, worvon
die Relation hier beikommt,^^) überkommene Standarten, welche so-
gleich in denen königl. Wohnzimmern, damit sie jedermann sehen
kunte, rangiret wurden. Der Überbringer aber sothan^n importanten
Zeitung bekamme bald hierauf das erst unlängst durch den Tod des
zu Venedig in einem mehr dann 70jährigen Alter verstorbenen General
Feldmarschall Principe Caraffa vacant gewordene magnifique Curassier
Regiment.
Sodann war öffentlicher Taffldienst in dem spahnischen Saal,
Vorhero aber gab I. M. nächst bemelten General Lucchesi annoch
dem von Berlin anhero gekommenen dortigen englischen Abgesandten
Mylord Hyndford und dem von Blankenburg von der zweiten ver-
wittibten Herzogin von Braunschweig Wolflfenbüttel I. M, der Kaiserin
Frau Mutter mit dem Glückwunsch Compliment abgeschickten Ober Stall-
meister Baron v. Stöcken und andern Ministern gnäd. Audienz; befahle
mir hiernächst behörigermaßen die Publication deren neu promovirten
Cammerherrn durch den Cammer Fourier, als welcher die von dem
Obrist Cämmerer ihme zustellende Lista in der Anticamera abzulesen
pflegt, thun zu lassen. Die Promotion deren würcklichen- und honorari
geheimmen Räthen wäre bereits gestern durch den Gräften v. Uhl-
feld bekannt gemacht worden und beide folgen hierbei.^*^) I. M.
hatten mir noch währender Unpäßlichkeit des Starhemberg seelig
anbefohlen, ihr nur die Memoralien jener Competenten um den
Cammerschlüssel vorzutragen, deren Familien für würckliche Insassen
in dem Königreich Böhmen (Mähren und Schlesien auch mit begriffen)
anzusehen wären, weßwegen ich dann vorläuffig mit dem Obrist
Canzler zusammen getretten und gemainschaflftlich mit ihme die I. M.
zu übergebende Lista formiret habe, auß welcher sie aber noch ein
und andere ausgestrichen und nicht mehr dann 22 beibehalten haben;
anbei schafften sie mir, all diejenige auß dem Catastro deren Cammer-
herrn und Prothocollo auszulöschen, so bei dem Afftea* König Cammer-
herrn geworden waren, welches Unglück verschiedene mit getroffen,
die fast wider ihren Willen bei damahliger Verwirrung sothane Stelle
überkommen hatten. Übrigens musten sowohl die neu benannte als
auch die älteren Cammerherrn, welche das Jurament bei gegenwärtiger
10*
148 1743, Mai 13.
Regierung und nach dermahligen hierbei in Abschrift't kommenden
Formular") noch nicht abgelegt hatten und deren sehr ville waren,
solches in meine Hände abschwören, welches dem alten Brauch nach
auf folgende Art geschiht:
Der Cammer Fourier muß dem Cavallier auf Befehl des Obrist
Cämmerers die Stund zur Ablegung des Juraments und anbei melden,
daß er sich mit einem rothen Mantl versehe; er, Cammer Fourier,
muß hiernächst dem Controlor Ammt ansagen lassen, damit jemand
mit dem Jurament Buch, so bei erstgedachten Ammt aufbehalten
wird, und zur Vorlesung der Formula sich einfinde; meiner Zeit wäre
es immer der Vice Controlor Gaun, endlich zu Graff v. Ulfeid Zeit
hernach der Hoff Secretari, umwillen der Controlor M. Martin alß ein
Lothringer mit der teutschen Sprach nicht wohl fort kommen kuute.
Wann alles behörig beisammen und der Obrist Cammerer hiervon
avertiret worden, lasset selber zuvorderst den Cammer Fourier herein
kommen, welcher sodann den Cavallier, nachdeme solcher vorhero
in dem Vorgemach seinen Degen abgelegt und einen rothen Mantl
umbgehenget, introduciret. Diser bleibt vor dem Obrist Cammerern
stehen, welcher zwar auch stehet, jedoch natürlicher Weis immer die
obere Stelle behaltet und auf seiner rechten, in etwas seitwerts den
Cammer Fourier und disem gegenüber zur lincken den Controlor hat;
der leztere fangt sogleich an, die Eids Notl, so der Cavallier be-
schwören solle, sehr deutlich und langsam, damit es wohl eingenohmen
werde, vorzulesen, worbei dann, so offt oder doch wenigstens die
erstere zwei, drei Mahl und zur Lezt, weillen es sonst gar zu vill
Mahlen geschehen müste, I. M. der Königin oder I. K. H. des Herrn
Herzogs Meldung geschiht, eine respective Knie gebogene oder tieffe
Reverenz (maßen die Noblesse vor dem Herzog kein Knie zu biegen,
sondern nur eine Rcverence a la fran^oise zu machen pflegt) und
eine in etwas weniger tieffe Neigung bei beschehender Nennung des
Obristen Cämmerers gemacht wird; da es sodann auf die formulam
jurandi und vota juratoria ankommt, errinnert mann den Cavallier,
solche mit emporgehobenen drei Fingern more solito nachzusprechen;
und nachdeme damit das Jurament beschlossen, nihmt der Obrist
Cammerer aus Händen des Cammer Fouriers den goldenen oder vill-
mehr vergoldeten Schlüssel und überreicht solchen mit einen kleinen
Compliment dem Cavallier, welcher sofort nebst dem Cammer Fourier
und Controlor seinen Abtritt nihmt und in dem Vorgemach von dem
Cammer Fourier einen schwartz seidnen Cordon um den Schlüssel
gewunden bekommt, als woran solcher mit dem Ring abwärts gekert,
unter den Wämmsel oder Camisoletta des Mantl Kleids an der
1743, Mai 13. 149
Ceinture deren Hosen angemacht, auch nur zu dem Mantl Kleid und
ohne disen niemahlen getragen zu werden pflegt. Die Cammerherrn
musten vorhin bei Ablegung ihres Juraments nicht allein dem Obrist
Cammerern wenigstens hundert Ducaten, sondern auch sonsten in
das Oontrolor Ammt und dem Hoff Gesind eine nammhaffte Tax be-
zahlen ; allein dermahlen belaufft sich die ganze Auslag auf das Regale
für den Cammer Fourier und dessen Adjunctum oder Unter Cammer
Fourier wegen des darreichenden Cordons und absonderlich weillen
sie auch die vergoldete Schlüssel auf ihre Unkosten fourniret. Discs
Regal aber bestehet in dreizehn Ducaten (die confirmirte vorhinige
Cammerherrn haben auch theils nur die Helffte gegeben), worvon 12
zwischen dem Ober und Unter Cammer Fourier getheilet werden und
einer ihrem Holzträger oder aucb sogenannten Ansagern zu gutte
kommt. Die Tax ist nunmehro von 200 für einen wttrcklichen und
100 Ducaten für einen Decretisten und wird dem Commercien Direc-
torio bezahlet oder verrechnet.
Unter währenden Taffldienst befahlen I. M. mir, daß ich sogleich
dero würcklichen Cammerherrn Graffen Adam v. Sternberg mit dem
Gegen Compliment an I. M. die Kaiserin nach Wienn und den auch
würcklichen Cammerherrn und hungarischen Hoif Rath Graffen Niclas
Palffy nach Dresden, um dortigem Hoff — der nahen Bluts Verwand-
schafft halber und weillen mann alldorten auf dergleichen Pointillien
ungemain versessen ist — von dero Ankunfft in das benachbahrte
Königreich und glücklich vollzogenen Krönungsactu Parte zu geben;
und gleich wie beide jezt benante Cammerherren mit brilliantenen
Ringen nach abgelegter Commission beschenkt worden, als thaten
I. M. ebenfahls ihres allerhöchsten Orths dergleichen Ring nicht allein
den Chevalier Trautsohn und Baron Stöcken, sondern auch dem nach-
hero mit dem Gegen Compliment von Dresden zu deroselben ge-
schickten königlichen Cammerherrn und Obristen Comte de Bellegarde
durch mich zustellen lassen.
Disen Abend geruheten I. M. gegen 9 Uhr abends den hiesigen
Landmarschalien Graffen v. Schlick, welcher zu Begehung des heutigen
glorreichen Tags in seines Seh wehern Graffen Franz Wenzl v. Trautt-
manstorff (zumahlen sein Majorathauß bei lezterer Belagerung gänzlich
ruiniret worden) in der Altstatt gelegenen Behausung einen maschirten
Bai und großes Soupe gegeben und, um mehreren Raum zu haben, die
gesperrte Reutschull in einen Saal transformiret, mit dero allerhöchsten
Gegenwart zu beehren. Sie fuhren all incognito hin und hatten mein
Weib und noch einig andere Dames mit sich genehmen, weiten aber
kein Maschera Kleid anziehen, weder bei dem Soupe — welches
150 1743, Mai 14.
gleich wie alle übrige Anstalten von meinem Haiißhoifmeister Foyavd,
einen zu dergleichen Festen und überhaubt in seinem Handwerck
sehr geschickt und findigen Mann, angeordnet worden wäre — ver-
bleiben, sondern kehrten noch vor eilff Uhr zurück nach dero könig-
lichen Residenz.
Den 14. ward die ordentliche große Cammer Trauer für weil.
Ihro Durchlaucht die Ertzherzogin Maria Magdalena auf fünif Monath
angezogen; die Frauen tragten anfänglich Mantl und weißen Crepe
und die Männer überzogene Knöpffe ohne Seiden; die Cammerleuthe
und Livree bekammen schwartze Kleider und dergleichen Spallier
wurden in denen Anticameren und dem Spiegl Zimmer aufgehengt.
Disen Vormittag besahen I. M. nebst den Herzog die zwei
schöne zu dero Bedeckung anhero beruffene Curossier Regimenter
Lobkowitz und Caraffa, welches lezte zur nemmlichen Zeit dem
General Lucchesi zu Theil worden, nebst denen zwei allhier in Gar-
nison gelegenen Infanterie Regimentern Ogilvy und Wurmbrand, so
alle gegen Eger und nach der Haubtarmee zu marschiren beordert
waren und vor dem Carls Thor paradirten. Nachdeme verfügten sich
die Herrschafften en petite compagnie nach Stienitz, einen unweit
Brandeis gelegenen und dem königl. Cammerherrn, böhmischen Hoft'-
rath und Music Directori Graflf Losi von Losimthall, der Obrist-Hoff-
meisterin Gräffin v. Fuchs Schwigersohn, gehörigem Landgutt, allwo
sie zu Mittag speisten und ä la brune zuruckkerten.
Etwann ein paar Stund zuvor ereignete sich, daß ein hiesiger
Prager Student nach dem Corps de Garde geloffen kämme und
dortigem Officier anzeigte, wie er in einem nicht weit außerhalb er-
melten Carls Thors nächst der Straßen, wo die Herrschafften vorbei
musten, gelegenen Wirths Hauß einen grün gekleideten Menschen,
der eben sein Gewehr geladen, angetroffen und diser mit dem Wirth
sehr verdächtige Reden geführt, welche er, Denunciant, für einen
abscheulichen Anschlag wider I. M. allerhöchste Persohn halten mUste;
worauf zwar sogleich die in besagten Wirtshauß befindliche Leuthe
eingefangen und zur Inquisition gezogen worden; und obschou diser
Begebenheit anfänglich sehr villen Lermen und verschidene wunder-
liche Muthmaßungen verursachet, so ist doch zulezt, nach beschehener
förmlichen Verhör und Durchsuchung, nichts rechts herausgekommen.
Man wolte zwar weiters muthmaßen, als ob auß politischen Absichten
der ganze Handl sopiret und vertuscht worden wäre, allein in der That
wäre es ein blinder Lerm, welchen der gutte Studiosus bei Er-
blickung des grün gekleideten Kerls, der ein würcklicher Jäger
gewesen und sein Gewehr ganz unschuldig geladen, bono animo und
1743, Mai 15.-18. 151
um seinen Eiffer zu bezeigen, auch etwann eine Recompense hier-
durch zu erlangen, erweckt hat. Jedoch brauchte mann fortan die
Behutsamkeit, so offt der Hoff tlber Land gienge, zur Bedeckung
und Sicherheit ein Piquet gegen die Strassen ausrucken zu lassen.
Den 15. wohnten die Herrschafften der Vesper in der Schloß
Kirchen bei, verfügten sich sodann mit dem gewöhnlichen Gefolg
in die Altstatt, stiegen bei denen Creutzherren ab und giengen durch
den Closter oder Collegii Hoff biß zum Uffer der Moldau, allwo zwei
sehr artig gezierte Lustschiff — eines für höchst dieselben und das
andere für die mitgekommene Dames und Cavalliers — zugegen
waren, stiegen auf das für sie bereitete und fuhren damit unter Ab-
feuerung viller Pöllern und unter einen beständigen vivat Maria
Theresia (welches leztere das Volck bei jeder Gelegenheit, wo es
nur der Königin ansichtig wurde, mit Mund und Hertzen widerhollte)
biß unter der Prücke und an den Pfeiler, worauf die Statua des
wunderthätigen Heiligen Joannis Nepomuceni stehet und an welcher
Stelle mann währender abgesungener Litanei und Hymni, so mit vill-
faltigen Trompeten und Pauckenschall und prächtiger Music beschahe,
verbliebe und sodann auf den nemmlichen Uffer anlandete und durch
deren Creutz Herrn Hoff, wodurch unß diße geistliche Herrn paar-
weis, Fackeln in der Hand (über welchen sehr lugubre aussehenden
und mehr einem Leih-Conduct ähnlichen Corteggio nicht wenig ge-
lacht wurde) begleiteten, an das Orth, wo die Wägen zurückgelassen
worden waren, revertirte und hiermit nacher Hauß führe.
Den 16. alß an dem hohen Fest-Tag erst ermelten großen
Heiligen wäre öffentlicher Gottesdienst bei dessen heiligen Grabmahl,
wormit die ganze Octav continuiret wurde; und die Herrschafften
wohnten selbem alltäglich bei. Nachmittags um 5 wäre Vesper und
hierauf die gewöhnliche Procession auf den Hratschiner Platz, allwo
drei Ehrengerüst, auf die Art wie mann an Fronleichnamms Tag die
Altäre zubereitet, aufgerichtet waren; ich hatte die Gnad, L M. an
der Hand zu bedienen.
Den 17. wäre in der Allerheiligen Kirchen, welche sonsten die
alte Hoff Kirchen gewesen und allwo mann ein Castrum doloris auf-
gerichtet, nachmittags die Vigil für weilland Ihro Durchlaucht die
Ertzherzogin Maria Magdalena und hierauf
den 18. die Exequien, worbei alles in langen Mantlen und
Schurtz gewöbnlichermaßen erscheinen muste. Die Herrschaft'ten waren
zuvor noch zu St. Veit, der achttäglichen Andacht bein heiligen Grab
alldorten bei zu wohnen, und hatten also für heut drei gesungene
Ämter gehört.
152 1743, Mai 21.
Den 21. verfügten sich die HeiTSchafften mit dero oidinari Suite
und noch verschiedenen anderen Dames und Cavalliers zu Wasser
nach dem Cistercienser Closter Königssahl. Von dem Schloß aus
führe mann in offenen, kleinen Chaisen oder so genannten Biroc-
ciolen biß zum Uffer vor das Augezder Thor; und als mann eben in
die alldorten fertig gehaltene Lustschiff steigen wolte, ward der Königin
ein Schreiben von des Printz Carln Durchlaucht soeben per Staffetta
angelangt, überbracht, worinnen selber die nach der glücklichen
Schlacht bei Braunau gefolgte Progressen und in specie die Er-
oberung V. Dingelfingen berichtete. ^^)
Zu Mittag speisten wir alle an einen Tisch mit denen Herr-
schafften und bald nach 4 Uhr kehrten dieselbe abermahlen auf der
Moldau zurück, wo es aber geschwinder hergienge, weillen mann den
Strom für sich hatte; das Wetter wäre zwar sehr unfreundlich und
für die Jahrszeit über die Massen kalt, allein die Königin wolte den-
noch die bereits gemachte Partie nicht verschieben. Hierzu hatte
zuvorderst die Curiositet, die unterweegs befindliche Wehr oder
Schleussen zu passiren, Anlaß gegeben; im Hinfahren, weillen es
gegen das Wasser geht, werden die Schiffe mit Seilen hinüber ge-
zogen, zurück aber fahrt mann durch die eröffnete Schleussen, wo
es wegen des gäben Abfahls anfänglich etwas forchtsamm aussiht,
weßhalb auch denen Dames nicht wenig Angst dabei geworden ist;
ihre verschiedene Grimacen und Contenancen haben die Königin sehr
divertiret, welche auch sonsten überhaubt sehr gern zu Wasser
fahrten, auch nach dem Beispill ihres Herrn Vatters höchstseeligen
Andenckens dergleichen vorhaben- und anstellende Excursiones wegen
Wind und Wetters nicht leichtlich zu ändern pflegt, sonderlich da
der liebe Gott sie mit einer für eine Frauenspersohn recht verwunder-
lichen Leichtigkeit, denen Fatiguen zu widerstehen, begäbet hat,
wormit sie es villen Männern weit bevorthut, aber auch eben von
darummen auf ihre Gesundheit und gutte Leibs Constitution, was mann
auch dargegen zu ihren eigenen Besten vorstellet, gar zu vill bauet
und trauet. Mir fallet hac occasione villmahlen jenes ein, was Clau-
dianus sagt: cum tot ab hac anima populorum vita salusque pendeat,
et tantus caput hoc sibi fecerit orbis, saevitia est voluisse mori. Allein
es scheinet fast, daß ein solches fast allen großen Herrn angebohren
seie, als welche immer die Sachen sich unbequem und ungelegen
machen, da sie doch alle Gemächlichkeiten haben kunten, Unsre
allergnädigste Frau solte billig das Exempl ihrer beiden durch-
lauchtigsten Eltern abschröcken, da ihr Herr Vatter sein Leben
sich wohl auch durch die unnöthige Strapazicn auf der Jagd ab-
1743, Mai 22.-25. 153
geklirzet und die noch lebende Frau Mutter den elenden Stand,
wo sieh dieselbe befindet, lediglich der unordentlichen Diete zu-
zuschreiben hat.
Bei unserer Zuruckkunft nach dem königlichen Schloß wartete
der Graff v. Uhlfeld allbereits auf I. M., um deroselben die zweite gutte
Zeitung zu melden, wie nemmlichen die Provinz Seeland, welche biß
dato immer dero Interesse entgegen gestanden, sich endlichen denen
übrigen Guttgesinnten gesellet habe, infolglichen an einen baldigen
favorablen Entschluß deren General Staaten nicht mehr zu zweifflen
seie; wie dann auch nach zwei Tagen ein von dem Baron v. Reischach
auß dem Haag anhero geschickter Courrier die Final Resolution,
worvon Copia beiligt, überbracht hat, welche den Eingang zu allen
übrigen von der Republic nach der Hand für unß und das ge-
mainsamme Beste genohmenen standhafften Entschließungen gemacht
hat.^'^)
Den 22. ritte vormittags meines Vettern des Feldmarschall
General Adjutant v. Göstheim mit vorreitenden zwei blasenden Postil-
lionen ein und überbrachte die Particularia obiger Atfaire von Dingel-
fingen und die weitere Retraite des Feinds und Abandonirung der
auch an dem Isarstrom gelegenen Statt Landau, worvon die Beilag
einzusehen.*'") L M. befahlen mir, ihme dafür zu einen Andencken
eine goldene Repetiruhr einzuhändigen,
Nachmittag verfügen sich die Herrschaiften zur Schloß Kirchen,
allwo gewöhnlicher Massen der heilige Leichnamm des wunderthätigen
Land Patrons S. Joannis Nepomuceni in Gegenwart des Obrist Burg-
graff*en und anderen geist- und weltlichen Commissarien auß der Sarg
erhoben und zur achttägigen Verehrung processionaliter auf den Hoh-
altar überbracht wird.
Den 23. wohnten die Herrschaiften vorerst dem Schluß der Octav
Sti. Joannis Nepomuceni in der Schloß Kirchen bei, gleichwie alle
dise Tage beschehen, und sodann verfügte mann sich zum öffentlichen
Gottesdienst in die Allerheiligen Kirchen. Nachmittag wäre wegen
des anhaltenden kühlen Wetters das Appartement nicht im Garten,
sondern in dem spahnischen Saal.
Den 24, gienge mann zu denen Baarfüsser Carmelitern, allwo
das Hohammt vor dem Altar des miraculosen Christ Kindl gehalten
wurde; sodann wäre öffentlicher Taffldienst.
Den 25. fuhren die Herrschafften in Biroccio auf den Weißen
Berg, hörten die heil. Meß in der alldorten zur Gedächtnuß des großen
Siegs de ao. 1620 erbauten und von darummen S. Mariae de victoria
dedicirten Capellen, besahen sodann das Gebäu im Stern und kehrten
154 1743, Mai 26.-29.
auf Mittag zurück. Abends giengen sie in die Opera, nach welcher
sie bei dem Mondschein noch auf einer Wurst um die Statt herum
spatziren fuhren.
Den 2Q. wäre öffentlicher Gottesdienst in der Kirchen Aller-
heiligen und die Herrschafften speisten auch in publico. Nachmittag
wäre Appartement und abends thaten I. M. die Königin nebst dem
Herzog meiner Frauen und mir die höchste Gnad — in Vernehmung,
daß wir einige gutte Freund und Freundinnen zu einem Soupe, um
mit selben sodann zu den Bussin, welcher nach den Exempl hiesiger
Meelgrueben der Entrepreneur deren Baien zu Prag ist, in die Alt-
statt zu fahren, geladen hätten — unß, da wir unß dessen gar nicht
vermutheten, mit dero allerhöchsten Gegenwart zu beehren und also
gnädigst zu surpreniren; geruheten das Nachtmahl mit der anwesenden
Compagnie einzunehmen und sodann mit unß auf besagten Bai sich
zu verfügen. Hierbei ereignete sich, daß der Leib Kutscher die Herr-
schafften irr geführt und selbe fast eine halbe Viertlstund nach unß
andern, so um dieselbe bein Absteigen zu empfangen, vorangefahren
waren, anlangten; also zwar, daß wir fast besorget waren, es mögte
etwann unterwegs was gebrochen worden sein, auch bereits Leuthe
zu Pferd in die benachbahrte Gassen zur Nachforschung abge-
schickt hatten und an deme waren, Selbsten denenselben zurück
nachzueilen. Tags darauf küsten I. M. wir Beide, mein Weib und
ich, die Hände, um unß für die erhaltene sonderbahre Gnad und
Distinction allerunterthanigst zu bedancken.
Den 28. gäbe der Chevalier Graff Joseph Kinsky dem Herzog
und einigen Männern ein Dine de campagne zu Petrowitz, einen
kleinen dem teutschen Orden gehörigen und eine Meill von der Statt
gehörigen (sie!) Schlössel.
Den 29. verfügten sich die Herrschafften mit unß andern von
dero gewöhnlichen Suite, denen Obrist Canzlerischen und noch einigen,
nach der dem Gräften Rudolph v. Chotek, königlichen Cammerherrn
und Statthaltern zugehörigen, 3 Meillen von Prag unweit Melnick
gelegenen Gutt Auholitz, dessen Schloß seiner Lage wegen, um
willen es um und um von der Moldau eingeschlossen wird, die Insel
genannt wird. . . . Mann speiste in dem all' Italiana gar artig gebauten
Schloß zu Mittag und führe sodann auf den Wasser die ganze Insel,
so etwann eine halbe Meil in Umcreiß haben mag, herum, abends
aber widerum zurück nacher Prag. Unterwegs kämme der Currier
Gallois entgegen mit der Nachricht, daß die Unserige unter An-
führung des General Feldmarschalleutnant Gr. Broune den 27. dises
die feindliche sibenfache Retranchemens bei Deckendorff überstigen
1743, Mai 30. -Juni 4. 155
und disen leztern Ortli mit Sturm erobert hätten, wie ein solches auss
der Anlag ausführlich zu ersehen. '^^)
Den 30. befände sich die Königin mit einem Abweichen in-
commodiret, so aber von keiner widrigen Folg war, also zwar, daß
allerhöchst dieselbe
den 31. bereits im Stand waren, der Reposition deren dise acht
Tag hindurch zur öffentlichen besonderen Veneration ausgesezt ge-
wesenen heiligen Gebeinen St. Joannis Nepomuceni in der Schloß
Kirchen bei zu wohnen.
Die erstere Tage dises Monaths starbe im 2-i. Jahr ihres Alters
und ohne Kinder in Wienn an Petetschen die junge Gräffin v. Gallen-
berg, Maria Josepha, eine Tochter des im Haag verstorbenen kaiserl.
Gesantens Graffen Wenceslai v. Sinzendorff und durch ihre Frau
Mutter, die noch lebende sogenannte Holländerin, eine Enckelin des
seeligen Hoff Cauzlers Graffen Philipp Ludwig v. Sinzendorff; der
Wittiber hat hernach eine Freile v. Orzon geheirathet und mit ihr
verschiedene Kinder erzeuget.
Den 1. Junii als in Vigilia Pentecostis wäre solenne Toison
Vesper in der Allerheiligen Kirchen; vorhero aber legten die zwei
Fürsten von Auersperg und Schwarzenberg in Nahmen deren zwei
abwesenden Rittern, des Fürsten v. Rubempre und principe di
S''' Croce, das gewöhnliche Jurament ab in des Herzogs Retirada.
Den 2. alß an dem hohen Pfingstfest wäre Toison Ammt in
der nemmlichen Kirchen, sodann öffentlicher Taffidienst und Apparte-
ment im Schloßgarten.
Den 3. verfügten sich die Herrschafften nach der Kirchen
deren Canonicorum Regularium, zum Carlshoff genant, auf der Neustatt
und wohnten alldorten dem Gottesdienst bei, nach welchem sie die
zur besonderen Gedächtnuß und Verehrung der Geburt Christi er-
baute Capellen und von darummen benammste Betlehem besahen.
Nachmittag aber wohnten dieselbe der Studenten-Comoedi, Judith
genannt, bei denen Jesuitern in der Altstatt bei und besahen zugleich
ebenfahls sothanes prächtiges Collegium, in specie das Musaeum
mathematicum und die Bibliothec.
Den 4. wäre öffentlicher Kirchendienst bei Aller-Heiligen. Nach-
mittag aber um halb 4 Uhr verraiste der Herzog in Gesellschafft des
Fürsten von Auersperg und noch einiger Männer nach denen könig-
lichen Cameral Güttern Pardubiz u. Podiebrad, theils um dort herum
zu jagen, theils auch um sothane Herrschafften in Augenschein
zu nehmen, als welche die Königin ihme wegen eines aus seinem
Sekel ihr und ihrem Herrn Valtern seelig gethanen Darlehens
156 1743, Juni 5.-9.
zum Unterpfand einräumen wollen, so auch nach der Hand be-
schehen ist.
Den 5. kämme die Königin all' incognito in das Opera Hauß,
um der ersten Representation der neuen Opera, Barsene genant, bei
zu wohnen.
Den 9. als an heiligsten Dreifaltigkeits Sonntag fuhren Ihro
M. zu denen Trinitariern und wohnten dem Gottesdienst allda bei;
und weillen der Herzog abwesend, wurde dem Nuncio angesagt, der
dann auch dabei erschinen.
Unter währendem Ammt ereignete sich, daß ein Officier von
der Garnison, und zwar ein Leutenant vom Wurmbrandischen Regi-
ment, ein junger noch nicht SOjähriger Mensch, sich ganz unvermerckt
der herumstehenden Hartschieren Wacht durchgeschlichen und gahling
I. M., zumahlen dero Bettschammel in der Kirchen nicht weit von
dem Hoh-Altar gestellet worden wäre, genähert und dieselbe mit
ganz verwirrten Worten und Gebärden angesprochen. Die Königin
vermainte gleich anfänglich, es wäre der von dem Printz Carl er-
wartete, auch nachero angelangte General Adjutant Franquin; da
sie aber aus dessen confuseu Contenance das Gegentheil bemercken
musten, sagten sie ihme mit lauter Stimme, daß er mit mir sprechen
solte. Es geschähe aber all dises fast in einem Moment und zu
gleicher Zeit, da ich auf Vernehmung meines Nahmen und Ersehung
dises tollen Menschen aus meiner Banck zu I. M, vortretten wolte,
waren schon die herumstehende Cammerherrn zugeloifen und hatten
disen Menschen zurückgezogen und sofort der Wacht übergeben
lassen, durch welche er hierauf aus der Kirchen gebracht worden.
Nachero aber äußerte sich, daß diser arme Mensch erst vor wenig
Stunden verrucket worden und nun eben aus dem Beichtstuhl ge-
kommen seie, wo er bereits verschiedene Spropositi gehalten und
immer gesagt, er müsse gehen, die Königin um Vergebung bitten,
weillen er sonsten nicht könne seelig werden. I. M. befahlen zwar,
daß mann ihn auf dero Unkosten bestmöglichst besorgen und alles
anwenden solle, um ihn widerummeu zu recht zu bringen; allein wie
ich gehört, so solle er zwar in etwas restituiret worden, bald aber in
sein voriges Delirium abermahlen verfallen sein.
Nach I. M. Zuruckkunfft in die Residenz ritte obbemelter von
Franquin mit vier blasenden Postillionen ein und überbrachte die
Nachricht wegen der glorreichen Passage der Donau und Isar, welche
den 6. dises mit denen in den Beilagen bemerckten Umständen be-
haubtet worden ware.*'^)
1743, Juni 10.-14. 157
Abends wäre in dem Scliloßgarten, gleich es auch Donnerstag
gewesen, Appartement.
Den 10., an welchen Tag die kleine Frau Maria Anna mit
einigen von der Hoff Statt voraus mit kleinen Tag Kaisen nacher
Lintz abgangen, verraisten I. M. sehr früh morgens mit einem
kleinen Gefolg von Dames und meiner Wenigkeit allein von Männern
zu den Graff Leopold Kinsky nach Chlumetz, allwo gestern abends
der Herzog von Podiebrad auß allbereits eintreffen sollen. Mann
stiege ab in dem neuen auf einer kleinen CoUine gelegenen und auf
italianische Art verfertigten Gebäu, speiste allda zu mittag; nach
dem Essen führe mann auf Wursten in denen herumgelegenen, wegen
ihrer Ebene und Schönheit einem Baumgarten oder, fast zu sagen,
einer beständigen Allee gleichenden Waldungen spatzieren. Abends
wäre das untere Schloß, in welchem wegen mehreren Raums I. M.
und die mitkommene Hoffstatt einlogiret waren, und der daran stoßende
Garten illuminiret und das Soupe in einer daranstoßenden Sala terrena
zubereitet.
Den 11. verbUebe der Hoff zu Chlumez. Der Herzog divertirte
sich mit Jagen und die Königin abermahlen mit einer Spatzierfahrt;
abends wurde gedanzt.
Den J2. kehrten sämmtliche Herrschafften zurück nach Prag,
allwo sie zimmlich spatt anlangten. Anheut kämme die Nachricht,
daß die Unserige unter abermahliger Anführung des General Bernclau,
den 9. dises, die churftirstliche Residenz Statt München, nachdem
diser sich zwei Tage zuvor von dannen nach Augspurg retiriret, von
neuem occupiret hätten.
Den 13. als an dem hohen Fronleichnamms Fest wäre der
Gottesdienst in der Schloß Kirchen und der gewöhnliche Umbgang
auf dem Hratschin, welchem dann die Königin und der Herzog nebst
dero Hoff Statt, und zwar die Männer in Mäntl Kleidern, jedoch
wegen geänderter Klag nicht mehr in Schurtz, sondern in kurtzen
Mänteln bei gewohnet. Nachmittag wäre Appartement, und gleichwie
bereits verschiedene von der Suite voraus nacher Linz defilirt, andere,
in specie der Nuncius und venetianische Bottschaffter mit Genemm-
haltung L M. sich gar a drittura nacher Wienn begeben, also er-
laubten allerhöchst dieselbe auch mir in gnädigster Beherzigung
meiner schwachen Leibs Constitution, daß ich nebst meiner Frauen
voraus nach Linz abgehen dörffen, wesswegen wir dann
den 14. nach eingenohmenen Mittagmahl von Prag aufbrachen
und dise Nacht zu Dobrziz, einer dem Fürsten v. Mansfeld gehörigen
Herrschafft verbliben.
158 1743, Juni 15.-17.
Den 15. speisten wir mittags zu Pissek und tibernacliteten zu
Budweis.
Den 16. waren wir mittags zu Gablitz, einem dem Graffen
Bouquoy gehörigen Marktflecken, passirten Freistatt, allwo wir die
Ertzherzogin zurückgelassen, die anheut dero Nachtlager alldorten
gehabt, und fuhren weiter biß nach dem Graff Ernst Starhembergi-
schen Markt Neumarckt, allwo wir übernachtet.
Den 17. kämmen wir auf Mittag nach Lintz, allwo ich durch
die vorangeschickte Quartiermeister und Hoif Fourriers, gleichwie zu
Prag geschehen, die Quartiers für die königl. Suite gewöhnlicher-
massen bestellen lassen und für mich das Graff Thürheimische Haufi
nächst dem Landhauß erwählet, umwillen selbes nicht weit vom
Schloß, wo die Herrschafften sich einlogiret, gelegen und mithin ich
die Bequemlichkeit hatte, zu Fuß über den gedeckten Gang, welcher
auß dem Landhauß in das Schloß hinauf führet, nacher Hoff kommen
zu können. Wie die andere von der Suite einquartiret worden, zeigt
die Anlag. ^3)
Disen Nachmittag traffe auch I. D. die älteste Ertzherzogin
Maria Anna mit dero Suite ganz bei Zeiten ein und stiegen in dem
Schloß ab, als in welchem auf meinen qua angesezten Obrist Cäm-
merers Befehl und Anordnung durch den bereits vorausgekommenen
Cammer Fourier das Erforderliche zu deren Herrschafften und mit-
bringenden weiblichen Gefolgs Einlogirung veranstaltet worden wäre.
Indessen hatten die Herrschaiften den 15., an Fest St. Viti, in der
disem heiligen Lands Patron dedicirten Dom und Schloß Kirchen den
Gottesdienst beigewohnet und selben Tag ward der Obrist Burggraf!'
und sämtliche Statthalterei biß auf den Ertzbischoften und Obrist-
Land Richtern Gräften v. Würben, welche annoch in der Inquisition
waren, in ihren Ämtern bestättiget.*'^) Den 16. aber hatten I. M
nebst dem Herzog dem Hochammt in der Schloß Kirchen und Nach-
mittag annoch in selber vor dem heiligen Grab der gesungenen
Antiphon de SS. Patronis Regni beigewohnet, sodann sich in die
S. Wenceslai Capellen zu Verehrung deren alldorten aufbehaltenen
heiligen Reliquien verfüget und darauf dero Raiß nacher Linz an-
getretten, dise aber wegen dermahliger großen Hitze also angeordnet,
daß sie gemainiglich die Nacht hindurch und biß gegen 9 oder
10 Uhr früh auf der Strassen gewesen und die wärmere Stunden biß
5 und 6 Uhr abends in denen ausgesezten Stationen nach genohmenen
respective Frühstück oder Abendmahl ansgerastet und sich in etwas
zur Ruh begeben; die erste wäre zu Piseck, die zweite zu Freistatt,
allwo I. M. von dem Landshaubtmann Graffen Antoni v. Weißenwolft'
1743, Juni 19.-25. 159
und dem dermahligen Landsältesteu, dem alten Minister Graft' Giind-
acker v. Starhemberg, welcher aus Lieb für sein Vatterland alle dortigen
Landsbrauch nach dem seniori vom alten Herrnstand zukommende
Functionen selbst verrichten wollen, empfangen worden, des folgenden
Tags aber als
den 19. so früh von dorten aufgebrochen waren, daß sie bereits
vor 10 Uhr vormittags in dem Schloß zu Lintz, all wo zu dcroselben
und deren mitgekommenen Dames, auch übriger in der Nähe be-
nöthigter Suite Einquartierung das gehörige veranstaltet worden, ab-
gestigen und von samtlicher Noblesse, welche bei diser Gelegenheit
die Hoft' Klag ausziehen und in kleiner Gala erscheinen müssen, an
der Stiegen allerunterthänigst empfangen wurden. Sie gaben ohne
Unterschied des habenden oder nicht habenden Zutritts allen an-
wesenden Dames dero Hand zu küssen; weillen sie aber von der
Raiß in etwas fatigiret, retirirten sie sich gar bald und speisten in
der Cammer, blieben auch disen ganzen heutigen Tag unsichtbahr.
Den 20. verfügten sich die Herrschatften nach der Pfarr Kirchen
und wohnten dem Hohammt und darauf ob octavam S. S. Corporis
Christi gehaltenen gewöhnlichen Procession andächtigst bei. Bei
dero Zuruckkunfft in das Schloß reutet des Printz Carl General
Adjutant v. Buccov unter Vorreutung vier blasender Postillion ein und
bringt die Nachricht wegen der Affaire von Fridberg, worvon in der
Anlag ein ausführliches.*^^) Mittags ist öffentlicher Dienst und abends
Appartement im Zwingergarten.
Den 23. Avurde wegen obbemelter glücklichen Eroberung das
Te Deum Laudamus in der Pfarr Kirchen gesungen, derae die Herr-
schaftten beigewohnet, sodann oftentlich gespeist und abends Apparte-
ment halten lassen.
Den 24. fuhren L M. zu denen Capucinern und wohnten allda
dem Gottesdienst bei.
Den 25., alß an dem zur Huldigung bestimmten Tag, ver-
sammlete mann sich gegen 8 Uhr bei Hoff, um L M. nach der
Pfarr Kirchen, allwo von dem Praelaten v. Cremsmünster das Veni
Sancte Spiritus und nach solchen das Hohamt gesungen wurde, mit
den in dergleichen Solenniteten hergebrachten Corteggio zu begleiten.
Die Königin Hesse sich wegen ihres geseegneten Stands hin und
her in dem Gala Tragsessel tragen und gäbe bei dero Zuruckkunfft
gewöhnlicher Massen für erst der ständischen Deputation, welche sie
zur Einnehmung der Erbhuldigung invitirt, in dero Wohnzimmern
Audienz und verfügte sich sodann in die Ritterstuben, wo der Actus
homagialis antiquo ritu vor sich gieng. Der Graft" v. Seilern qua
160 17-13, Juni 25.
östeiT. Canzler machte die erste Anrede, worauf die Königin gelbsten
mit ihrer bekanten liebreichen Stimme und hertzigen Contenance zu
reden anfieng, jedoch beflissentlich nur in denen gewöhnlichen genera-
libus verblibe und von allem praescendirte, was die bei lezterer Re-
volution vorbeigegangene Mißhandlungen und Illegaliteten berühren
und rappelliren dörffte, zumahlen hiesigen Lands bereits die Inquisi-
tion hierüber beschehen und die Abolition erfolget wäre. I. M.
hatten in dero Aliocution bei der Huldigung zu Prag (wie wollen die
Inquisition zur selben Zeit am hefftigsten getriben wurde) die nemm-
liche mildreichste Moderation gebraucht, welche ihnen zwar, wie sie
sich dißfahls gegen mir im Vertrauen herauszulassen geruhet, ein und
andere hitzige Köpfte widerrathen wollen.
Die Antwort in Nahmen deren Ständen thate der 80jährige und
seit der Presburger Crönung seines Gesichts beraubte Graft* Gund-
ackcr v. Starhemberg, qua Ältester in annis physicis von dem alten
Herrenstand, in welcher Qualitet er auch kurtz vorhero die Invita-
tions Anrede gemacht hatte; und obschon derselbe sich ein und
anderes Mahl verredet (wie es von einem Mann so hohen Alters nicht
wohl änderst zu erwarten wäre) und in specie anstatt Kö. M. fast
immer E. Kais. M. gesagt, so wäre doch alles zusammen sehr gutt mit
nervösen deutlichen Expressionen gefaßt und von dem Mund eines so
venerirlichen Greisens sehr respectable anzuhören.
Zu Mittag speisten I. M. oftentlich und von denen Erbämtern den
Herkommen gemäß bedienet, welche nach gehobener königl. Taffl zu
denen für sie in denen angewisenen Zimmern zubereitete Tische,
deren jeglicher nebst dem principalen auf 12 Couverts gedeckt war,
sich verfügten; und nachdeme mich der Bischoft' von Bamberg und
Würtzburg schrift'tlich ersucht, daß ich bei diser Gelegenheit das dem
Graft' Schönbornischen Hauß zustehende Erb Truchsessen Ammt (weillen
weder sein weltlicher Herr Bruder, der Toisonist, noch keiner seiner
jungen Neveux deren dermahligen Kriegstroublen halber anliero raisen
können) an seiner Stelle versehen mögte, und ein solches von der
Königin mir allergnädigst zugestanden worden, alßo hatte ich mit dero
weiteren allermildesten Genemmhaltung mein provisorie verrichtendes
zweites Obristhoffmeisterammt dem Herrn Obrist Stallmeister, welcher
es sodann nach der alten Hoff Etiquette me absente vel impedito zu
versehen hat, für heut übertragen müssen; diser thate demnach I. M.
sowohl in der Kirchen als zum Huldigungsact und zur Taft'l die
Hand reichen und ich hingegen rangirte mich unter die Erbämter
an die Stelle des Erb Truchsessen und verrichtete dessen Functionen,
so lediglich darinnen bestehen, daß selber mit dem vom Hoff" über-
1743, Juni 26-27. 161
kommenden ebenholtzenen mit Silber beschlagenen Truchsessenstab
in der Hand, nebst dem Erblandstallmeistern denen, so die Speisen
auß der Mund Kuchl zur königlichen Taffl tragen, vortritt und bei
deren Aufstellung ihnen auf der Seiten, um pro forma zuzusehen, ob
selbe in behöriger Ordnung rangiret werden, stehn bleibt; zu meiner
Taffl hatte ich meistentheils Cammerherrn nach der heiligenden Liste
geladen;"*') die Promotionen, welche ebenfahls hier beikommen, wurden
vor dem Essen more solito publiciret und den übrigen Tag blieben
I. M. retiriret.
Den 26. verfügten sich die Herrschatt'ten mit dero gewöhnlicher
Suite, meine wenige Persohn mit gerechnet, nach St. Florian, um
dasiges prächtiges Closter deren Canonicorum Regularium in Augen-
schein zu nehmen, und speisten en compagnie in dem großen Saal,
geruheten auch dero gnädigsten Gebrauch nach, den Herrn Praelaten
mit zur Taffl zu ziehen.
Der 27. ist zuvorderst wegen dreier Begebenheiten als P der
Schlacht bei Dettingen,'''^) 2. deren zu Abo zwischen Rußland und
Schweden geschlossener FridensPraeliminarien,vermög deren die leztere
sich gegen der ersteren Cron verbunden, den Hertzog Adolph Friederich
V. Holstein Eutin, Bischoff zu Lübeck, zum Thronfolger nach den Tod
des jezigen Königs von Schweden förmlich zu erwählen und zu de-
clariren, anbei das Land Keymene Gord und die Festung Nyslot mit
ihrem District an Rußland gegen Restituirung all übriger Conqueten
zu überlassen und den Nystätter Friden de caetero pro basi zu
nehmen,''^) und S** der Schönfelder Conferenz zwischen meinem Vettern
den Feldmarschall und dem bayerischen commandirenden Feld-
marschallen Graffen v. Seckendorff (worvon in der Anlag ein mehreres
zu lesen ist),''^) und welche drei Begebenheiten sich alle an den
heutigen Tag zugetragen haben, besonders merckwürdig.
Disen Morgen thaten die Herrschafften dem dermahligen Land-
schaffts-Praesidenten Graffen Antoni v. Weißenwolff die höchste Gnad,
sich nach dessen Schloß Steyeregg zu begeben und alldorten mit
dero ordinari Compagnie von Dames und Cavalliers das Mittag-
mahl einzunehmen, nach den Essen aber einem auf dortige Landsart
producirten Bauerndantz zuzusehen. Der Haußherr hatte einen
besonderen Platz hierzu eigends zurichten und die Danzer und
Danzerinnen ganz neu kleiden lassen, welche leztere aber wegen
ihrer kurtzen Röcke nicht sehr decent aussahen, zuvorderst weillen
sie bei dem Dantz sehr gedräht und in die Höhe geschupfft zu werden
pflegen,
Abends kehrte mann zurück nach Lintz.
KhevenUüller-Schlitter. 1742-17U. 11
162 1743, Juni 28.— 30.
Den 28. solten die Herrscliafften nach den Traunfall und sodann
in der Rückkehr bei denen Benedlctinern zu Lambach das Mittag-
mahl nehmen; allein weillen das Wetter sehr kalt und regnerisch
wäre, Hessen I. M. sich bereden, dise ohnedeme fatigante Raiß (zu-
mahlen hin und her zu rechnen gegen acht Posten zu fahren seind)
für ihre höchste Persohn nicht mit zu machen und den Herzog allein
dahin zu lassen; weßhalben dann lediglich wir andere Männer de la
suite ordinaire nebst dem Sallaburg, welcher unlängst von" der Armee
auß Bayern zu unß geschickt worden wäre, den Herzog accompag-
niret. Mann Hesse ein und andere Schiffe oder villmehr große
Schiffer Zillen unter Trompeten- und Pauckenschall durch die be-
kante dortige Schleussen passieren, nach-hero auch die Prob an den
so genanten wilden Fall thun, gegen welchen mann ein paar alte
Zillen zurinnen Heße, welche dann im Herunterfallen auf die dortige
KHppen in ville Stück zertrümmert wurden. Mittags verfügten wir
uns nacher Lambach zurück, als wohin unß der Weeg zurückführte,
und so etwann anderthalb Stund von dem Orth, wo der Fall ist, ge-
legen; speisten alldorten in der Praelatur zu Mittag, besahen noch
nachmittags die in der benachbarten Waldung befindliche schöne
Fischbehalter und fuhren sofort zurück nach Lintz.
Den 29,, als an Fest Tag deren heiligen Aposteln Petri und
PauH, wäre der Gottesdienst bei denen Carmelitern und abends führe
ich nebst meiner Frauen nacher Zizelau, einen dem Grauen Antoni
V. Weissenwolff nach Steyeregg gehörigen und an dem Ausfluß der
Traun in die Donau gelegenen schönen Flecken, wohin mann von
Linz aus öfftere Parties de plaisir zu machen pflegt, um gutte Asch
und Forellen zu essen; von imsundern wiennerischen Leuthen wäre
fast alles daraußen, auch einige Lintzer und der Herzog kämme ge-
rittener hinauß; mann amusirte sich theils mit Spillen und Tanzen
biß die Collation, welche der Landshaubtmann praepariren lassen
und die in einer rechten Profusion von denen besten Fischen be-
standen, fertig worden, worauf die ganze Compagnie nach Linz zu-
ruckgekert.
Den 30. wäre abermahlen öffentlicher Kirchendienst bei denen
Minoriten, und zwar hatten I. M. aus Curiositet immer eine andere
Kirchen erwählet. Abends gäbe der Landshaubtmann Graff' Ferdinand
Bonaventura von Weißenwolff einen Bai und Soupe in seinen in dem
könig'Hchen Schloß beibehaltenen Wohnzimmern, dann das alte Her-
kommen ist, daß der Landshaubtmann bei der Ankunft't des Hoffs
selbem zwar den zweiten und dritten Stock in den königl. Schloss,
welches er sonsten völlig zu bewohnen hat, einräumen muß, allein
1743, Juli 1. 163
aus dem Schloß selbstcn nicht delogirct wird, sondern sich sofort in
den ersten Stock hinunter ziehet und solchen die ganze Zeit hindurch,
da der Hoff anwesend, zu occupiren und zu bewohnen pflegt.
Die leztere Tage dises Monaths thate die französische Armee
unter Commando des Marechal de Broglie die bayerische Lande
vollends räumen und sich durch Schwaben den Rhein zu nähern,
nachdem selbe sich seit der Zeit, daß unsere Trouppen die Donau
und Iser passiret, mehr und mehr zurückgezogen, Braunau, Reichen-
hall, welche beide Orthen sodann von denen bayerischen Trouppen
allein besezet und bald darauf an die unserige mit Accord übergeben
worden, und alle haltbahre Orth biß auf Ingolstatt und Straubingen
verlassen, auch die bayerische Trouppen, in Conforraitet der Schön-
felder Convention, sich von selben gänzlich getrennet und um Wenn-
dingen herum ihre Quartier genohmen, wo sie die ganze übrige Cham-
pagne nichts feindliches gegen unsere denen Franzosen auf den Fuß
nachfolgende Armee unternohmen.
Den 1. Julii verfügten sich die Herrschaiften mit gewöhn-
lichem Gefplg in die allhiesige teutsche Ordens Commenda, welche
von dem dermahligen Lands Commenthur, den Feldmarschall und
Kriegs Praesidenten Gräften v. Harrach vor einigen Jahren fast gänz-
lich neu erbauet und recht hertzig eingerichtet worden; wurden von
ihme mit The, Caifee und Cioccolata bedienet und sahen aus denen
Fenstern, weillen es sehr starck regnete, das von denen sibenbürgi-
schen Ständen neuerlich angeworbne und unter dem Commando des
Obristen Graffen Kalnocky zur Armee in Bayern allhier durch mar-
chirende Hussaren Regiment vorbei passiren. Es befände sich unter
selben ein gemainer Reuter von besonderer Stärcke, worvon er aus
Befehl L M, und in dero Gegenwart sofort die Probe gethan und den
königl. Cammerherrn, den jüngeren Gräften v. Wilczeck, welcher zimm-
lich corpulent und wohl gegen drei Centen wiegen dörft'te, mit dem
lincken Arm genohmen und wie ein kleines Kind, ohne den gering-
sten Effbrt und gleichsamm spülend in dem Zimmer auf und ab ge-
tragen; disen armen Teuft*el hat aber nachero, und zwar noch vor
End der Campagne, das Unglück getroft'en, daß selber währenden
Marche der Arm6e, da solche aus Bayern in Schwaben und gegen
den Reichsboden vorgeruckt und sehr scharff'e Kriegszucht halten
müssen, umwillen er gegen Ordre etwas weniges auf die Seiten ge-
bracht, ohne weiterem Egard auf seine Stärcke den Strick zum Lohn
bekommen, oder wie andere sagen, arquebusiret worden.
Währender Revue kämme der königliche Feldmarschall und
Toisonist Fürst Christian v. Lobkowitz von der Armee des Printz
11*
164 1743, Juli 2.-3.
Carl mit denen Schönfeld Acten an und wurde sogleich von I. M.
zum Handkuß gelassen, verblibe auch von der Zeit in dero Suite und
that nachero die Zuruckraiß zu Wasser mit uns.
Heute solten die Herrschafften bei den königlichen Cammer-
herrn und gewesten Reichs Hoff Rath Graff Heinrich v. Starhemberg
auf seinen nicht weit von der Statt gelegenen Schloß Auhoff speisen
und Nachmittag mit einer Hirschjagd divertiret werden; allein das
regnerische Wetter wäre Ursach, daß die Königin zuruckblieb und
nur der Herzog mit denen Übrigen geladenen Dames und Cavalliers
dahin kämme; nach den Essen, anstatt der Jagd, besähe mann die
von des Hausherrn Vattern seelig, den Graffen Gundemar, am End
des Gartens erbaute Eremitage und führe sodann zurück nach Lintz.
Den 2. wäre zweimahl öffentlicher Kirchengang zu denen
Jesuitern wegen des hohen Fests S. Mariae Heimsuchung: Vormittag
zum Hohammt und Nachmittag zur Vesper, nach welcher die Herr-
schafften (wie dahier gebräuchlich) zu der vor der Kirchen befind-
lichen Säulen processionaliter sich verfügten und der abgesungenen
Lauretanischen Litanei beiwohneten, sodann aber widerummen in
das Collegium zuruckkerten, um einer Studenten Comoedi, Debora
benammset, zuzusehen ; kaum aber waren dieselbe die Stiegen hinauf-
gegangen, als die Ankunfft des mit 8 vorblasenden Postillionen ein-
reitenden Obristen des Baloyrischen Dragoner Regiments und königl.
Cammerherrn Comte d' Odonel, welcher von der k. großbrittannischen
Mayestät mit der Nachricht des bei Dettingen erfochtenen Siegs
(worvon in der Beilag ein mehreres zu finden) '"^) an I. M. abgeschickt
worden, ihnen gemeldet wurde, worauf die Königin in die Stuben des
Pater Rectoris gieng und alldorten jezt gedachten freudigen Rotten
die Audienz gab, sodann erst in das Auditorium unter großem Jubel-
geschrei sich verfügte und nach Endigung der Comoedi zurück in
das Schloß führe.
Den 3. um 8 Uhr früh erfolgte endlichen der Aufbruch des
Hoffs zur Ruckkehr nacher Wienn; die Herrschafften mit denen in
dero Suite befindlichen Hoff" und Statt Dames, worunter auch mein
Weib (die unsere ältere Tochter mit der Graft'-Nickerl Esterhasyn
geb. V. Weißenwolff, einer Tochter des Landshaubtmanns voran nach
Mölck und sofort weiters zu Wasser nacher Wienn geschickt hatte)
befindlich wäre, und unß anderen Männern, zu denen sich von Linz
aus der Fürst v. Lobkowitz, der Landshaubtmann und der geweste
herzogl. Cammerherr, nunmehriger honorari geheimer Rath Graff
V. Pollheim, gesellet hatten, waren auf einem und das übrige Gefolg
auf anderen darzu bereiteten Schiften. Unterweegs ward gespillet
1743, Juli 4. 165
und gegen halb fUnff Uhr kämmen wir an zu Mölck, all wo die Herr-
schattten von dem Landmarschall Graffen v. Herberstein in Nahmen
deren Unterösterreichischen Ständen complimentiret wurden, sofort das
von dem vorigen Praelaten P. Berchtold, gewesten kais. wUrcklich
geheimen Rath, prächtig erbaute Closter besahen und sodann in dem
Saal mit denen anwesenden Dames und Cavalliers, wie auch dasigen
Praelaten und noch einigen seiner Collegen zugleich das Mittag-
uud Abendmahl einnahmen.
Den 4. wäre bereits um 4 Uhr Ordonnanz. Die Herrschafften
hörten zuvor Meß aus dem Oratorio, bestiegen sodann gegen 5 Uhr
das Schitf und fuhren mit vorigem Geleit biß gegen Zwentendorff zu,
so dem resignirten kaiserlichen Obrist Stallmeister Feldmarschallen
und Toisonisten Graft' Gundl v. Althann zugehörig. Gegen halb eilff
Uhr kämmen dieselbe an den Canal oder Arm, welcher dahin führet
und allvvo die kleine Lustjagd des Hausherrn auf sie wartete; die
Herrschaft'ten stiegen also auß dero Schiff", so zu schwär gewesen,
um in den gar zu seichten Canal einlauff'en zu können, auf die fertig-
gehaltene leichte Jagde und fuhren beiläuffig eine halbe Stund biß
an die Entrce und Vorhoif des Schlosses, welchen wir andern, welllen
es immer geregnet und unmöglich so ville deckte Voiturcn an der
Hand sein kunten, mit geschwinden Schritten, um weniger naß zu
werden, durchlieffen. Der Haußherr und seine dermahlige zweite
Gemahlin, eine auch geborne von Althann, welche in ersterer Ehe
mit dem Fürst Philipp v. Lobkowitz, Toisonisten und gewesten Obrist-
Hofi'meistern bei L M, der damahlen regierenden nun verwittibten
Kaiserin Frau Mutter, vermählet gewesen, empfiengen die Herrschafi'ten
mit gewöhnlichen allerunterhän. Handkuß und zeigten ihnen die zwar
sehr compendios aber hertzig eingerichtete Wohn Zimmer und Hessen
sofort zur Taffl richten, worzu dann abermahlen all anwesende Dames
und Cavallieren nebst Herrn und Frauen von Hauß gezogen wurden.
Gegen 2 Uhr beschahe die Abraiß auf die nemmliche Art;
mann bestieg das königl. Leibschift' an den nemmlichen Orth, wo es
zuruckgebliben wäre, und bald nach halber siben Uhr kämmen wir
zu Wienn an. Die Königin hatte sich oben auf dem Schiff" sur le
tillac auf einen Tabourett nider gesessen, um von jedermann desto
besser gesehen und ausgenohmen werden zu können; und obschon
allerhöchst dieselbe keinen off'entlichen Einzug, weder Empfangs Com-
plimenten haben wollen, so wäre doch eine solche Menge Volcks, um
die so glorreich zurückkommende und nebst der böhmischen Königs
Cron mit so villen Lorber und Siegscronen von Gott geseegnete
Königin zu sehen, herbeigeloft'en; das von Closter Neuburg an biß
166 1743, Juli 5.-6.
nn das Schäntzl Uffer, allwo I. M. angelendet, beide Seiten der Donau
darmit angefUllet waren. Dises herrliche Speetacle und das beständige
Zuruffen : Vivat Maria Theresia hat I. M. (wie mann es ihnen in dem
Gesicht gar wohl angekennet) ungemain touchiret und unß andere
alle für Freuden weinen gemacht. Große Herrn haben doch nichts
auf der Welt, was ihnen tröstlicher sein kann, als dergleichen auf-
richtig und unbetrügliche Zeichen der Lieb ihres Volcks, welche sich
nicht zwingen lassen, dahero ich auch meinen wenigen Orths in der-
gleichen Fällen mich immer beeiff'ert, der Königin die Affection ihrer
Unterthanen wohl vorzustellen und anzurühmen, damit sie hierdurch
desto mehr zu solchen Wercken, die sie beliebt machen, auimiret
werde; dann ein solches heiße ich nicht schmeichlen, sondern der
Tugend das gebührende Lob beilegen, welches mann Groß und Kleinen
ex justitia schuldig ist und mithin nicht allein erlaubt, sondern bei
der bekanten menschlichen Schwacheit, welche auch zu denen löb-
lichsten Thaten wohl mehresten Theils durch Erweckung deren
nobleren Passionen, als der Glori, Ambition angefrischt werden wollen,
villmahlen höchst nothwendig ist.
Die jungen Herrschafften kämmen der Königin biß zur Stiegen,
L M. die Kaiserin aber biß zur zweiten Anticamera außer der könig-
lichen Rathstuben entgegen, und alles wäre in großer Gala. L M.
gaben denen Dames und Cavallieren die Hände zu küssen und thaten
sich sodann retiriren.
Den 5. verfügten sich die Herrschafften auf Schönbrunn, um
daraußen dermahlen biß zur Königin Niderkunfft zu verbleiben und
sodann weiters gewöhnlicher Massen die übrige gutte Jahrs Zeit zu
passieren.
Den 6. überbrachte der königliche Cammerherr Graff v. Burg-
hausen, Haubtmann unter den Bayreuthischen Infanterie Regiment,
die von der bayrischen zu Kriegsgefangenen gemachten Garnison
V. Braunau übergebene Fahnen und legte bald darauf das Jurament
als Cammerherr bei mir ab, welches das erstere, so ich von einem
lutherischen Cammerherrn (diser nemmliche Cavallier und nachheriger
General hat einige Jahr darauf den catholischen Glauben angenohmen
und sodann von neuem das Jurament deren catholischen Cammer-
herrn in meine Hand abgeleget) aufgenohmen, und ist dises nicht
allein in der Formul selbsten, wie es die Anlag bezeiget, ^^) von dem
gewöhnlichen Eid unterschiden, sondern hierbei zuvorderst anzu-
mercken, daß den Acatholicis nur der honorari Schlüssel, welcher
von einer andern Form und denen, so die Cammerfreilen tragen,
gleich ist, eingehändiget wird und sie zwar alle Entreen und hon-
1743, Juli 7.-9. 167
iieurs (leren andern würcklichen und catholisclien Cammerlierren zu
geniessen haben, allein keinen Dienst thun dörtien.
Den 7. verfügten sich die Herrschafften herein in die Statt, um
dem bei St. Stephan wegen der Dettinger Victori gehaltenen Te
Deum bei zu wohnen; speisten öffentlich auf der Königin Seiten
und kehrten Nachmittag zurück nach Schönbrunn, allwo abends Bai
wäre, jedoch ohne Coeremonien, wie es nunmehro meistentheils zu
geschehen pflegt. Und weillen ich meiner zwei provisorie ver-
sehender Ämter wegen beständig um die Herrschafften sein muß
und zu Schönbrunn, da mann erst vorn Jahr in Eille etwas zurichten
lassen und nun eben im Bauen begriffen ist, für mich kein übriger
Platz wäre, so nähme ich die zu Hiezing nächst der Mauer des
Schönbrunner Thiergartens gelegene,*) dem Buchführer Briffaut oder
villmehr seiner Ehefrauen, vorhinigen Rond6, einer bekanten Nippe
Händlerin, zugehörige Behausung im Bestand und thate mich heut
nachts daraußen etabliren.
Meiner Schwester der Fürstin v. Dietrichstein thaten I. M. die
Gnad, sie auf einige Tage zu sich nach Schönbrunn zu beruffen und
ihr alldorten eine kleine Wohnung anzuweisen; wie dann auch die-
selbe nach dero höchstbeglUckten Hervorgang und da meine Frau
ebenfahls aus denen Wochen gekommen und an Francisci Tag bei
Hoff widerumm erschine, unß beiden die allerhöchste Gnad thaten,
auf beständig eine Wohnung zu Schönbrunn zu assigniren, damit ich
um so näher an der Hand sein könte, meine provisorie obhabende
Ämter zu versehen.
Eodem kämme unser Minister an großbrittannischen Hoff, von
Wasner, ein gebohrner Kärnthner und Eleve vom Pentenrieder seelig,
allhier an, um von seinen dortigen Verrichtungen Rapport zu thun
und in specie wegen des nachherigen Wormser Tractats nähere In-
structionen einzuhollen.^^)
Den 8. kämme die Königin ganz incognito herein nach St. Stephan,
um dem pro ulteriori coelesti benedictione angestellten dreitägigen
Gebett beizuwohnen, welches sie auch
den 9. zum Schluß des Gebettes widerhollte. Mittags wäre
öffentlicher Taffldienst zu Schönbrunn, weillen die Ertzherzogin
Maria Anna mitspeiste, welche nach der vorigen Etiquette aus Be-
fehl dero Frauen Mutter — obschon die Königin Selbsten davon ab-
*) Dises Hanß ist von der Kaiserin nach der Hand erkauflfet nnd einem
rechten Sommer Palais gleich von Grund aus nen-aufgebauet, sodann dem
Prothomedico Baron Vanswieten zur Wohnung währenden Schönbrunner S6jour
eingeraumet worden.
168 1743, Juli 10.-21.
gangen und alle Zutrittsfrauen und von Cavallieren nicht allein alle
geheime Räthe und Cammerherrn, sondern auch andere distinguirte
Militär Persohnen, ja sogar den Haubtmann von der zu Sehönbrunn
die Wacht habenden und aus hiesiger Garnison nebst einem Com-
mando Cavallerie mit einem Leutenant bestehenden Compagnie, die
eintzige fremmde Ministres (zu Vermeidung alles Coeremonialis) aus-
genohmen, zu dero Taffl zuzulassen geruhet — mit niemanden ausser
des königlichen Hauses speisen darff'. Nachmittag wäre Appartement,
wormit alle Dienst- und Freitags continuiret wurde.
Den 10. raisete der Herzog mit einigen Männern nach Marchegg
zum Nickerl Palft'y auf ein paar Tag.
Den 11. kämme die Kaiserin auf Mittag herauß, speisete mit
der Königin im Spiegl Zimmer und verfügte sich sodann nacher
Hezendorff, welches die Königin auf Vernehmung, daß dises Lustorth
ihrer Frau Mutter theils wegen der gesunden Exposition und schönen
Aussicht, theils auch wegen der Nachbahrschafft mit Schönbrunn so
sehr anstünde, von dessen Inhaber den Gräften Antoni Salm, welchem
es von seiner seeligen Frauen Mutter, einer Tochter des seeligen
Fürst Antoni v. Lichtenstein, erblich zugefallen wäre, um 30.000 fl,
erkaufft und allerhöchst gedacht der Kaiserin Mayst. erst vor kurtzer
Zeit geschenckt hatte.
Den 14. als an einen Sonntag kämmen die Herrschafi'ten herein
zum gewöhnlichen Kirchendienst in der Hoff'-Capellen ; und dises
musten sie alle Sonn- und Feiertag thun, weillen die Hoff Capellen
zu Schönbrunn zu den offentl. Gottesdienst noch nicht behörig zu-
gerichtet wäre; gemainiglich pflegten höchst dieselbe sodann auch
mittags oder auf der Königin Seiten, oder bei der Kaiserin, auch zu-
weillen ganz incognito bei den jungen Herrschaftten zu speisen, zu-
lezt aber meistentheils gleich nach der Kirchen widerummen zurück
zu fahren und das Mittngmahl en compagnie zu Schönbrunn einzu-
nehmen.
Den 15. verraisten die Herrschafften mit einem kleinen Gefolg
nacher Summarein, so der Frau Obrist Hoffmeisterin Gräffin v. Fuchs
gehörig, und kämmen erst
den 19. auf Mittag von dannen zurück nach Schönbrunn,
Den 21. hatte vor dem Gottesdienst, zu welchem die Herr-
schafften gewöhnlichermassen sich in die Burg verfügten, der neue
genuesische Gesante Spinola seine erste Audienz in der Rathstuben
wie gebräuchlich und Übergabe sein mir zuvor in Abschrift't mit-
getheiltes Creditiv. Abends thaten I. M. die Königin und der Herzog
unß die höchste Gnad und kämmen nach End des Appartements in
1743, Juli 22.-28. 169
unßer Quartier zu Hieziiig, allwo wir in dem an den Hauß stossenden
kleinen Gärtl, und zwar in einem darinnen befindlichen Lusthauß ein
Soupe für allerhöchst dieselbe und die mitgebrachte Compagnie zube-
reiten lassen.
Den 22. in festo S''" Magdalenae wäre der Gottesdienst aber-
mahlen in der Hoflfcapellen und der Taffldienst bei I. M. der
Kaiserin.
Eodem starb zu St. Ulrich an der Ruhr der alldortige Pfarr
Administrator und ville Jahr hindurch geweste Prior bein Schotten,
P. Antonius Krammer, im 58. Jahr, welcher mir und meinem Brüdern
dem Bischoff") vor disem in a'^ 1721 biß 1725 die Philosophie tra-
diret und ein lieber in scholasticis wohl versirter, frommer Religiös
gewesen.
Den 23. tiberbrachte der junge Fürst Joseph v. Lobkowitz,
dessen Herr Vatter eben vor ein paar Tagen durch den Hoff Kriegs
Rath und selber Canzlei sein Decret als Gubernator von Mailand über-
kommen,'^) die Zeitung, daß den 20. die Statt Straubing gegen freien
und honorablen Abzug der Garnison, worvon doch die Franzosen sich
auf ein Jahr nicht wider unß zu dienen verbinden müssen, an den
Baron von Bernclau sich ergeben habe.'^^)
Den 24. speisten die Herrschaft'ten bei I. M. der Kaiserin zu
Hezendorff, welche sodann wegen des morgigen Feiertags nacher
Wienn revertiret und folgenden Morgen mit ihrer gewöhnlichen In-
disposition des Rothlauft's bettlägerig geworden ist.
Den 26., als an heiligen Anna Tag, verfügen sich die Herr-
schafften Vormittag in die Statt, wegen des Gottesdiensts und um
die krancke Kaiserin zu besuchen; sodann führe die Königin mit
der Ertzherzogin Maria Anna zurück nach Schönbrunn, allwo diser
lezteren hoher Nahmenstag in großer Gala celebriret wurde. Die
Herrschafften speisten öffentlich und vor die gegenwärtige Dames
und Cavalliers wurden in dem großen Saal extra zwei grosse Taffein
zubereitet, nachmittags aber — weillen der Freitag nach alter Ge-
wohnheit und löblich- österreichischen Gebrauch, keine andere Festi-
vitet verstattete — Appartement in dem Garten gehalten.
Den 28. wäre abermahlen der sonntägl. Gottesdienst in der Hoff-
Capellen und vorhero übergäbe der neu angekommene chur-pfaltzi-
sche Gesante Baron v. Rummel in einer öffentlichen Audienz seine
Credentialien; diser wurde qua neuburgischer Landschaffts Director
oder Praesident haubtsächlich von darummen anhero geschickt, um
die von unserer Generalitet aus dortigen Landen anforderende Con-
tributionsrestantien zu berichtigen oder villmehr, in Rücksicht der
170 1743, Juli 31.— Aug. 6.
seithero vou seinem Churfürsten — nicht wegen unserer schönen
Augen, sondern aus Noth und zu Verhütung ferneren Schadens —
ergriffenen Neutralitet einigen Nachlaß zu erbitten, worinnen er
aber nichts ausgelanget, sondern unverrichteter Dingen abziehen
müssen.'^)
Den 31. als in festo S. Ignatii wäre der Gottesdienst im Profeß-
hauß und zu Mittag speiste mann an der neu verfertigten Machine
Taffl oder gemainiglich sogenannten table de conspiration, welche
wir aber wegen des üblen Klang du mot conspiration la table
d' Union heissen musten. An diser können bequemlich 12 Persohnen
sitzen und weillen alle Speisen, Tranck und was immer zu einen
Gastmahl erforderlich und begehret werden kann, durch die dazu
gewidmete und praeparirte Trappes oder Winden von unten herauf
geschoben und geschickt wird^ so thut niemand aufwarten, damit
die Gäste um so freier unter sich sprechen können.
Den 1. Augusti führe die Königin en petite compagnie nach
Laxenburg, um allda zu Mittag zu speisen, hörte die heilige Meß zu
Lanzendorff und weillen die Königin wegen der traurigen Erinnerung,
daß sie ihre älteste Frau Tochter alldorten durch einen so wunder-
lich und gählingen Zufahl (weßwegen mann sogar Giff't vermuthen
wollen) verlohren, nicht gern mehr in das Schloß gekommen, so
stiegen wir in der nächst an den Vorschloß erbauten, sonsten für den
Herrn Obrist Stallmeistern gewidmeten und ehedessen von dem Herzog
vor dessen Vermählung bewohnten Behausung ab; musten aber bald
nach den Essen, umwillen die Königin ein Abweichen bekommen
und mann für dero Gesundheit, zumahlen dieselbe eben in das neunte
Monath der Schwangerschafft getretten, nicht genugsamme Vorsichtig-
keit brauchen kunte, nacher Schönbrunn zuruckkeren.
Den 2. als an dem Portiuncula Fest hörten die Herrschafften
die heilige Meß bei denen Capucinern zu St. Ulrich und abends wäre
das gewöhnliche Appartement.
Den 3. führe die Königin mit verschiedenen Dames abends auf
der Wurst dem Herzog und der Ertzherzogin Mariae Annae, welche
mit einander auf der Bürst gewesen waren, gegen Fesendorff ent-
gegen und muste ich mich, weillen sie einen Chapeau mit auf der
Wurst haben wollte, wie ich mich angekleidet fände, in einem
schwartzen Rock und mit der knüpfften Parocken aufsetzen.
Den 4. zum gewöhnlichen sonntäglichen Gottesdienst in die Statt
herein und Mittag zurück.
Den 6. kämme die Königin Nachmittag nach vier Uhr in die
Statt, um dem auf heut angeordneten solennen Tauff actui der neu-
1743, Aug. 6. 171
gebolirnen Tochter des venetianischen Bottschaft'ters Andrea Capello
beizuwohnen. Diser hatte vor einem Jahr seine von Venedig mit
gebrachte Gemahlin an der Schwindsucht verlohren und hierauf eine
Freile von Collaldo, welche bei ihrer Frauen Baß, einer gebolirnen
Gräffin von Starhemberg, dahier erzogen wurde, geehliget, sofort
I. M. die Königin zu dem ersten Kind, wormit selbe entbunden
worden, zu Gevattern gebetten.
Weillen sich nun kein dergleichen Actus — außer mit einem
savoy sehen Bottschafftern, dem Marchese di Prie tempore Leopoldi,
welcher aber ohne allen Gepräng nach damahliger kais. Etiquette
(worauf wir dermahlen nicht wohl mehr exemplificiren können) voll-
zogen worden — in unseren Prothocollen vorzufinden wäre und sich
anbei äußerte, daß disem nemmlichen Ministro bei seiner lezthinigen
Ambassade in Spanien von dem König und der Königin ein Sohn
aus der Tautf gehoben und bei solcher Gelegenheit, nach Zeugnus
seiner hierüber verfertigten und mir privatim communicirten Kela-
tion, nicht allein nach spahnischen Coeremoniali capella publica ge-
halten, sondern auch allen fremmden Bottschafftern und vornehmem
von Adl eigenes Fleisses^ angesagt worden, so befahlen I. M., daß
ich mich nach disen erst ermelten Vorgang richten und den Actum
also anordnen solle, damit sich der Herr Bottschaffter, welchen sie
wegen seiner persöhnHchen gutten Gesinnung und redlichen Wesens
aestimirte, aller immer möglichen Distinction hierbei zu erfreuen und
zu rühmen hätte. Deme zu Folg dann 1^ allen Hoffämtern, geheimen
Käthen und Cammerherrn, ingleichen denen Zutrittsfrauen förmlich an-
gesagt, 2^*^ der Nuncius, gleich es bei der Tauff' eines Ertzherzogs oder
Ertzherzogin üblich, zu Verrichtung dises Actus eingeladen, 3" ich
qua provisorie angesezter zweiter Obrist Hoffmeister beordert wurde,
das Kind aus der Hebamme Händen zu nehmen und I. M. der
Königin währender Tauff tragen zu helffen. Bei dem Tauffactu
unserer jungen Herrschafften pflegt ein solches der erste Obrist Hoff-
meister zu thun und die Function geschieht in der Ritterstuben;
die heutige aber wäre in der grossen Hoff' Capellen angeordnet,
mithin von jener in disen zwei Haubtpuncten unterschiden, welches
billigerraaßen im Coeremoniali etwas bevor bleiben muste. Die
Königin stiege ab wie sonsten auf der Bellaria und verweillte ein
wenig in der Cammer, biß alles in der Capellen bereit wäre, worauf
sie sich mit dem gewöhnlichen öffentlichen Corteggio unter Vor-
trettung des Herrn Bottschaffters (indeme der Cardinal Ertzbischoff
abwesend wäre und der Nuncius die Function zu verrichten hatte)
hinunter in die Capellen verfügte und nach vollendeten Tauffact dem
172 1743, Ang. 7.-13.
Kind eine brillantene Nädl, worzu die I. M. von der lezthin zu Florenz
verstorbenen Frau ChurfUrstin zu Pfaltz legirte Stecknädl und so be-
nahmste Pioggia employret worden, verehrten und sodann nach be-
schehenen respective Gratulation und Dancksagungs Complimenten
ohne vi^eiters in die Zimmer zurück zu gehen, (sie!) sogleich den in
den alten Hoff zu dem Ende bereits fertig gehaltenen Leibwagen,
biß wohin sie der Herr Bottschaft'ter begleitete, bestige und ihre
Ruckkehr nacher Schönbrunn nähme, allvvo disen Abend das gewöhn-
liche Appartement gehalten wurde.
Den 7. speisten die Herrschafften zu Mittag bei I, M. der
Kaiserin zu Hezendorff.
Den 10. al solito herein zur Hoffcapellen ob festum S. Laurentii,
ingleichen
den 11. Heut geht mann aber auf Mittag zurück.
Den 12. Hessen I. M. sich gewöhnlicher Massen wegen herbei-
nahenden Termins dero Schwangerschafft zur Ader, speisten mittags
mit der Ertzherzogin Maria Anna und abends ward gedanzt; und
weillen die Nacht so schön wäre, so befahlen I. M., daß mann ihnen
auf den Vestibüle ausser des Saals, so zum Garten führt, den Spill
Tisch hinsetzen solle, und spülten Lansquenet biß gegen 1 1 Uhr, wo
sie sich ganz ruhig zu Bett begaben, allein
den 13. gegen anbrechenden Tag — an welchem der Herzog mit
einigen Dames Partie gemacht hatte, sich zu den Graflfen Gundl Alt-
hann nacher Murstötten auf mittags zu verfügen — fiengen dieselbe
an, einige Vorbotten herannahender Geburt zu spühren, weßwegen
sie sich sogleich noch selben Morgens in die Purg herein begaben;
und obschon I. M, wtircklich im Fahren unterweegs eine und andere
sogenannte schleichende Wehe empfanden und noch über dises aus
einer Fatalitet — weillen der Zimmerwarter, der sich darauf nicht
versehen, mithin auch sogleich nicht an der Hand gewesen, um dero
Wohnungs Zimmern aufzuspören — gegen einer Viertlstund in der
Trabantenstuben warten musten, gienge doch alles Gottlob ganz glück-
lich von statten und höchstdieselbe wurden gegen 3 Uhr Nachmittag
mit einer zwar sehr klein und schwachen Prinzessin entbunden,
welche noch selben Abends gegen 8 Uhr laut aufschltissigen Protho-
colls Extract von dem Nuncio getaufft und Maria Elisabetha Josepha
Johanna Antonia benammset wurde. Die Tauft" Path waren die ver-
wittibte Kaiserin Frau Mutter und der König in Portugall, dessen
Stelle der Herzog Leopold v. Hollstain Toisonist vertretten.
Disen Abend und beide folgende Mittag wäre öffentlicher Taffl-
dienst oben bei der Kaiserin, nebst grosser Gala, wo ich dann qua
1743, Aug. 14.-29. 173
angeseztcr Obiist Cämmerer meiu Ammt bei den Herzog mit Reichung
des Hand Tüchels und RUckung des Sessels verrichtet, auch sodann
die Ordonnanz gehollet, anbei aber mich immer in der Königin Spiegl
Zimmer, um auch dero allerhöchste Befehl durch die Obrist Hoff-
meisterin (weillen in die Cammer, als worin nur die wUrckliche oder
vorhin gewesene Obristhoffmeister den Zutritt haben, nicht dörffen)
zu vernehmen, eingefunden habe.
Den 14. wäre Toison Vesper und
den 15. Toison Ammt in der grossen Hottcapellen und mittags
wäre bei der Kaiserin öffentlicher Taffldienst.
Den 16., als ich gegen Mittag zu den Herzog, um die gewöhn-
liche Ordonnanz zu hollen, gegangen, führte mich selber in die Cammer
zu I. M. der Königin, welcher zur glücklichen Entbindung allerunter-
thänigst die Hand zu kUssen mich unterstanden und allerhöchst die-
selbe in bestem Wohlsein mit ganz lebhaftten Augen und munterer
Stimm vorgefunden habe.
Den 19. starbe an (sie!) im 67. Jahr der Cardinal Damianus
Hugo V. Schönborn, BischoflF v. Speier und Costanz, welchem im
Bistum Costanz den 4. Novembris Casimir Anton Freiherr v. Sickingen,
ein fast 60jährig-, dem Hauß Oesterreich gleich seinen übrigen Vettern
diser Breißgau Lini als Vassal und sonsten auss persöhnlicher
Neigung sehr devoter Mann, zu Speier aber Franz Christof von
Hütten, ein junger aber gutt patriotisch gesinnter Domherr succedirtc.
Den 23. alß am Fest S. Philippi Benitii führe der Herzog mit
gewöhnlichen Corteggio zu denen Serviten, und weillen der Obrist
Stallmeister etwas unpässlich wäre, muste ich an dessen Stelle mich
in dem Leibwagen setzen, wie es unsere alte Etiquette, wann der
Herr en campagne ausfahrt, mit sich bringt.
Den 28. thate der Herzog dem gewöhnlichen Patrocinii Fest
bei denen Augustinern beiwohnen, die Königin aber — obwollen sie
erst 14 Tagen ihrer Niderkunnft zurück gelegt — weillen heut der
Kaiserin Geburts Tag einfallet, derselben die Finesse und verfügte
sich en sac und Neglige Hauben, jedoch mit Geschmuck im Kopflf,
über die Schnecken hinauf all' incognito, erlaubte doch hernach, daß
alle anwesende Dames und Cavalliers, welchen lezteren die Kaiserin,
da sie wegen ihrer Füssen fast immer sitzen muß, den Eingang in
das Spiegl Zimmer verstattet, auch ihr die Hand küssen dörrt"ten,
wornach dieselbe vor das erste Mahl nach der Niderkuntft in dero
Spiegl Zimmer gespeist und abends die Stundsfrauen vorgelassen haben.
Den 29. verraiste der Herzog mit einigen Männern und Lieb-
habern der Jagd nacher Hollitz und übrige in dortiger Gegend in
174 1743, Sept. 1.— 6.
Hungarn noch bei Lebzeiten des Kaisers von denen Graft" Czobori-
schen Creditoren abgelöst- und eiugehandlete Herrschaff"ten, von wannen
er erst den 13. Septembris, alß dem Vorabend der Königin Hervor
gangs, zurückgekommen.
Den 1. Septembris wäre zwar der Kircliendienst nur in der
Cammer Capellen, allein die Königin befahl, daß ich denen Cammer-
herrn dazu solte ansagen lassen, welche auch widerummen seit des
Herzogs Abraiß die Audienzien wie vorhin more solito melden müssen,
indeme I. M., ob sie schon noch nicht vorgeseegnet, dennoch bereits
mit denen Ministris widerummen zu arbeiten angefangen. Anheut
wäre oben bei der Kaiserin die Copulation des Graff'en Antoni Salm,
kö. Cammerherr, mit der Freile Raphaela Gräffin v. Rogendorft", kaiser-
liche Hoff Dame,
Den 2. raiste der Fürst v. Lobkowitz nach Italien ab, um den
Feldmarschall Traun in dortigen Commando abzulösen, nach dessen
Ankunfft unsere Arm6e, welche seit der Action bei Campo Santo
noch immer in dem Ferrar- und Bolognesischen, die Spanier aber
in Ravenna und Rimini still gelegen, sich zu bewegen angefangen.")
Den 6. um 10 Uhr abends kämme meine Gemahlin mit einem
Sohn zwar glücklich nider, allein das Kind wäre nicht ausgetragen
und, wie es die Chirurgi nennen, non perforatus, mithin so schwach
auf die Welt gekommen, daß mann es sogleich noth tauften muste.
Nachdeme es aber in etwas gelabet und zu recht gebracht worden,
wurden durch den Pfarr Administrator bein Schotten die gewohnliche
Coeremonien nachgetragen und dem Bueben nach seinen Tauft' Pathen,
meinem Schwägern dem Fürsten von Dietrichstein und der Gräffin
Losi, gebohrenen Gräffin Fuchs, die Nahmen Joannes Ernestus Carolus
Josephus gegeben. Des anderen Tags Hesse ich mit Zuziehung
zweier Chirurgorum Consilium medicum halten, und weillen alle zur
Operation anriethen, solche alsofort vornehmen; allein den 9. gegen
Mittag wäre das Büebl schon eine Leich.
Tags vorhero hatte unsere Armee im Reich die Passage des
Rheins tentiret, auch würcklich auf einer Seiten unter Anführung des
Printz Carl und meines Vettern biß in die so genante Rhein Insel
unweit Alt-Breisach glücklich hinüber gesezt; nachdeme es aber dem
Fürsten v. Waldeck bei Rhein Weiller, wo die zweite Brücken ge-
schlagen werden sollen, mißlungen und der Feind Zeit gehabt, von
allen Seiten her zu eillen, wurde das Project, in Elsass einzudringen,
für dises Mahl zu Wasser; und obschon wir unß in ermelter Insl biß
zu End der Campagne souteniret und wann nur der König von Engel-
land, welcher mit seiner ganzen Macht bei Worms gestanden und
1743, Sept. 8.-9. Ho
seit der Dettingcr Victori les bras croises gcblibeu, gegen den Feind
vorrücken und unsere Operationen in etwas mehr facilitiren wollen,
unß leicht gewesen wäre, die Passage von neuem zu versuchen und
auch zu behaubten, so wurde nichts weiteres mehr unternohmen,
sondern die übrige Zeit der Campagne ä faire la petite guerre zu-
gebracht. Dise mißlungene Entreprise kunte mein Vetter niemahlen
verschmertzen und legte oftentlich einen sichern Generalen die Schuld
hiervon bei, dessen Nahmen aus Discretion verschweigen will und der
Tags zuvor bein Printz Carl soupiret, allwo mann zu vill getruncken,
mithin, da die Passage die nemmliche Nacht für sich gehen sollen,
nicht im Stand gewesen, seine Schuldigkeit zu thun. Die Sach wurde
zwar zu vermitteln und zu beschönigen gesucht, und thate der Printz
Carl bei der Parole die Persohn quaestionis justificiren, allein es wurde
doch das Bruit so bald nicht appaisiret worden sein, wann nicht der
Feldmarschall so geschwind darauf gestorben wäre.'^^)
Eodem kämme die Nachricht wegen der provisorie geschlossenen
Capitulation mit der Ingolstätter Garnison, welche sich engagiret,
wofern biß 1 . Octobris kein Succurs kommen solle, die Festung gegen
honorablen Auszug dem Gräften Bernclau einzuantworten.'^'')
Den 8., am Fest S. Mariae Geburt, wäre Predig und Ammt in
der Cammer Capellen.
Den 9. machte der Pabst endlichen seine erste sehr zahlreiche
in 23 benennten und 3 in petto behaltenen subjectis bestehende
Cardinal Promotion, worvon die Nahmen in der Beilag aufgezeichnet. ^°)
Da nun unser hiesiger Nuncius auch darunter begriffen, und zwar,
weillen der Rang juxta gradum et Senium dignitatis archi- vel epis-
copalis eingetheilet wird, der zweite in ordine promotorum wäre, er-
manglete er nicht, sobald ihme die Nachricht hiervon durch einen
Currier, welcher ihme zugleich die rothe Calotte überbrachte, zuge-
kommen wäre, so erst den 18. currentis geschähe, I. M. der Königin
durch seinen sofort nach Schönbrunn an mich geschickten Auditore
della nunziatura von seiner Promotion Parte zu geben und um die
Audienz (welche er fUhrohin qua Cardinalis nicht mehr oftentlich zu
nehmen hatte, sondern immer in der Retirada — unserer Etiquette
nach — Uberkamme) Ansuchung zu thun. Dise wurde von I, M.
ihme auf den nächst darauf gefolgten Feier- und Apostel Tag
S. Matthaei, da die Herrschaftten ohnedeme wegen des Gottesdiensts
in die Statt musten, vor der Kirchen verwilliget, anbei auch beliebet,
ihn seiner neuen Würde halber in dero Nahmen anständiger Massen
complimentiren zu lassen; und nach deme sich in unseren Protho-
collis circa priora nichts aufgezeichnet gefunden und mann hiernächst,
176 17^3, Sept. 11.-14.
obwoUen sich nachgehends auß mündlichen Erzehlungen geäussert,
daß vorhin nur ein Cammerherr zu dergleichen Complimentirungen
abgeordnet worden, wegen veränderten Zeit und Umständen — zu-
mahlen wir bei jeziger königlicher Regierung dem vorigen kaiser-
lichen Coeremoniali nicht so stricte inhaeriren können — ein mehreres
thun wollen, so ward das Temperament ergriffen, daß ich zwar qua
angesezter Obrist Cämmerer mich selbsten zu ihn verfügen, allein
mich vorläuffig nicht melden lassen, sondern eine solche Stund auf-
suchen sollen, wo er ohnedeme zu Hauß anzutreffen wäre; all wo ich
ihme dann, ohne eine förmliche Absendung von selten des Hoffs zu er-
kennen zu geben, jedoch in dero allerhöchsten Nahmen den Antheil, so
I. M. an seiner Erhöhung zun Purpur nehmeten, zu contestiren hätte;
worbei es dann auch für dises Mahl gebliben ist.
Den 11., ni fallor, geruheten I. M. den Landmarschall, Graffen
V. Herberstein und den Graffen Friderich Harrach zu dero Conferenz
Ministres zu benennen; und weillen sich dise beide sofort sothanen
Titl zugelegt, so thaten Kinsky und Colloredo sich dessen auch prae-
valiren, welche bishero zwar zu einigen Conferenzen gezogen, aber
von niemanden für würckliche Conferenz Ministres erkannt worden
waren; wie es dann mit disen neuen Herrn Conferenz Ministern noch
biß dato, da ich dises schreibe, eine sehr wunderliche Beschaffen-
heit hat, indeme selbe sich zwar dafür halten und auch von anderen
gehalten werden, allein selbsten bekennen müssen, daß sie das
wenigste von denen wichtigeren Affairen wissen, als welche ge-
mainiglich nur bei den so genannten Colloquio, so einmahl die
Wochen, auch nach Umständen öffters in Gegenwart der Königin
und in ihrem oder des Herzogs Cabinet gehalten wird, und worzu
nur der alte Gundacker, Uhlfeld und Bartenstein, auch meistens der
Königsegg gezogen werden, vorgenohmen und tractirt zu werden
pflegen.
Den 13. kämme der Baaden-Baadenische Haubtmann Duquesne
mit 6 blasenden Postillionen daher geritten und brachte die Nach-
richt, daß die so lang bloquirte und dem Feind noch allein in
Böhmen übrig geblibene Festung Eger den 7. dises endlichen capi-
tuliret und die von Hunger und Kranckheit ausgemerglete Garnison
sich an den General Kollovrat zu Kriegsgefangenen ergeben habe.^')
Den 14., alß an dem zu den höchst beglückten Hervorgang I. M.
der Königin bestimmten Tag, wäre diserhalben und wegen des zu-
gleich einfallenden Geburts Tag der Ertzherzogiu Mariae Annae Durch-
laucht große Gala, worbei aber (wie es in all- dergleichen Tagen
und Functionen die Etiquette mit sich bringt) außer denen Hoffämtern
1743, Sept. 15.-22. 177
und Dienst Cämmerern alle übrige geheirainc Ruth und Cammerherrn
nur en carapagne zu erscheinen haben. Die Königin führte ich an
der Hand über den Augustiner Gang, die neu gebohrne Princessin
wurde auf der Frau Aya, Comtcsse de Beh'upt gebohrene Gräffin
V. Werschowitz, Schoß in der Königin Gala Sessel getragen und
von zwei Cammerherrn begleitet; gleich unterhalb der ersten Stiegen,
in ingressu chori, pflegt ein goldener Bolster auf die Erde gelegt zu
werden, worauff I. M. in so lang knien, biß die gewöhnliche Gebetter
von dem Pontificanten, so dermahlen der Nuncius wäre, abgelesen;
das neu gebohrene Kind wird ihro in die Arme gegeben, der Herzog
steht an dero Rechten und ich, qua angesezter zweiter Obrist Hott-
meister, muste neben I. M. knien und ihnen das Kind tragen helffen.
Nach vollendeten Precibus reichte ihr der Nuncius die Stolam, deren
Zipft' oder End die Kaiserin in die Hand nihmt, und führte sie also zur
Loretto Capellen, in welcher I. M. die Princessin, welche sie immer
auf denen Armen gehabt und von mir im Gehen durch die Kirchen
an der Seiten begleitet und in etwas souteniret worden wäre, auf
den Altar vor den Marianischen Gnaden-Bild niderlegte und sich so-
fort zu ihrem Bettschammel verfügte, hierauf erstlich dem Hoh-
Ammt, welches nicht mehr der Nuncius, der lediglich die Function
der Einseegnung verrichtet, sondern der Bischoft' von Neutra Graff
Esterhasy gehalten, in der Loretto Capellen andächtigst beigewohnet,
sodann nach Vollendung desselben mit dem gewöhnlichen Corteggio
zu dem hohen Altar vorgetretten, bei welchen wegen der gestrigen
gutten Nachricht und hierdurch versicherten totalen Evacuierung
des Königreichs Böhmen das Te Deum solenniter abgesungen wurde.
Den 15. wohnten die Herrschatt'ten der gewöhnlichen Andacht
zu S. Stephan und Procession wegen des Entsatz Wienn bei.
Den 16. kehrten die Herrschatt'ten zurück nach Schönbrunn, um
die übrige gutte Jahreszeit allda zuzubringen.
Den 17. kämme die Kaiserin Vormittag aus der Statt zu unß
nach Schönbrunn mit der jungen Herrschaft't, worauf sämmtlichen zu
Hezendorft' gespeiset und wir andere vom Gefolg hatten unsere Taffl
mit der Obrist Hott'meisterin und denen Hott' Dames, bei welcher der
Kaiserin Obrist Kuchlmeister Graff Cavriani les honneurs machte.
Den 20. kämmen die Herrschafften wegen des morgigen Apostel
und übermorgigen Sonntags und dießfahls vorseienden Gottes Diensts
auf ein paar Tag in die Statt herein; heut wäre Toison Vesper und
morgen
den 21. Toison Ammt.
Den 22. kehrte mann auf Mittag zurück nach Schönbrunn.
KhevenhüUer-Sclilitter. 1742—1744. 12
178 1743, Sept. 26.-Okfc. 1.
Den 26, kämmen die ITerrschafften herein auf Mittag und
speisten bei der Kaiserin; Nachmittag aber verfügten sich dieselbe
auf die burgerl. Schießstaat, um dem von der Königin gegebenen
Freischießen beizuwohnen. Der Herzog schiessete Selbsten; die Kö-
nigin aber, umw^illen sie feuerscheu und auch sonsten von Jugend
auf keine Liebhaberin von Schiessen und Jagen gewesen ist, Hesse
für sich heben und spülte indessen eine Partie Piquet in der für die
Herrschafften zur Retirade zugerichteten Schießhütten.
Den 28. kämmen die Herrschafften eigends in die Statt, um dem
in der Hoffcapellen wegen des heutigen S. Wenceslai Fest abgesungenen
Hohammt beizuwohnen, nach welchen sie sich sofort widerummen
nacher Schönbrunn zurück begaben.
Den 29. fuhren die Herrschafften wegen des heutigen Titular
Fest zu denen Michaelern, kehrten aber sogleich — ohne in der Burg
abzusteigen — auf Mittag zurück hinauß nacher Schönbrunn.
Den 30. beliebten I. M. en partie de cavalcade in die Burg
herein zu kommen und die Ertzherzogin Maria Anna, dise zwar in
Biroccio, mit sich auf Schönbrunn zu nehmen, allwo mann zu Mittag
gespeiset, abends gedanzt und sodann en grande compagnie sou-
piret hat.
Den 1. Octobris verfügten sich mittags gegen 12 Uhr die
Herrschafften mit einem kleinen Gefolg von Dames und Cavallieren
(worunter auch ich wäre) zu Wasser nach Hoff an der March, so vor
disen der Printz Eugene von dem gewesten kaiserlichen Obrist
Falckenmeister Graffen v. St. Julian erkaufft und sehr prächtig erbauet
und so nach dessen ohne Testament erfolgten Ableiben nebst seiner
übrigen Verlassenschafft an seine eintzige Niece, die dermahlige
Herzogin von Sachsen -Hildburgshausen gekommen. Etwann eine
kleine Stund Wegs ausserhalb des Orths landete mann an und sezte
sich in die bereitgehaltene Landauer Chaisen, in welchen mann über
die dortige schöne Ebene nach den auf einer Anhöhe ligenden Schloß
führe; und weillen unsere Ankunfft gegen den Abend vermuthet
worden wäre, so hatte mann nicht allein das Schloß um und um
illuminiret, sondern auch in der zu solchen hinauf führenden langen
Allee eine lebendige Illumination angestellet, indeme bei jedem Baum
ein Bauer mit einer Fackel in der Hand postiret sich befände und,
a mesure, daß wir vorbei gefahren waren, folgten dise brennende
Statuen unseren Wägen mit villem Jubel und Vivat Schreien und
begleiteten unß in vollem Rennen biß zum vorderen Schloß Hoff.
Die Frau von Hauß nebst ihrem Herrn Gemahl empfingen die Herr-
schafften an den Wagen und er führte die Königin die Stiegen
1743, Okt. 2-3. 1'79
hinauf in die für sie bereitete Zimmer. Weillen der Abend sehr
schön wäre, giengcn I. M. noch in etwas au clair de la lune spatzieren
und gegen 9 Uhr soupirten allerhöchst dieselbe mit der mitgekommenen
Compagnie.
Den 2. gienge der Herzog mit denen Männern auf die Jagd, die
Königin aber hörte die heil. Meß in der zwar kleinen aber sehr
schön geziert und gemahlenen Schloß Capellen und bliebe wegen des
stürmigen Wetters den ganzen Morgen retiriret. Mittags speiste
mann in ^er Sala terrena, welche zur llaubt Terrasse hinaus führet
und den schönsten Prospect der Welt über das Marchfeld und auf
einer Seiten biß Presburg, auf der anderen biß gegen Wienn zu dar-
stellet. Und weillen es nach den Essen sich etwas ausgeheitert, so
besähe mann den Garten und führe sodann nacher Niderweiden, so
etwann eine starcke halbe Stund von Hoff ligt und allwo der Printz
ein kleines Wäldl gleich einem Garten auf eine ganz neue, seithero
aber zu Prugg bein Graffen Harrach und auch an andern Orthen
imitirte Art eintheilen und aufbutzen lassen. Alldorten wäre ein
Bauern Danz und Ganß Kennen nebst einer Collation angeordnet;
weillen es aber zu regnen angefangen, muste mann frühzeitig zurück-
fahren.
Den 3. kehrte mann nach genohmenen Frühstück in Chaisen
zurück nach Schönbrunn, allwo wegen des Vorabend S. Francisci, als
des Herzogs hohen Nahmenstags, zumahlen solcher für dises Jahr an
einen Freitag, da keine öffentliche Festivitet bei Hoff gehalten zu
werden pflegt, einfallet, nicht allein große Gala angelegt und nebst
großen Soupe Bai gehalten, sondern auch das Schloß und der mittere
Prospect des Gartens mit villen Lampions illuminiret und von der
hiesigen operischen Bande eine Entrce in orientalischer Tracht durch
den Garten und hierauf ein Ballet im Saal produciret wurde. Beides,
sowohl die Illumination als der Einzug deren Operisten geschähe auf
Veranstaltung des niderländischen Praesidentens Don Emauuel de Sylva,
welcher ein Sohn des Zeit voriger kaiserlicher Regierung ville Jahr
als portugiesischen Bottschaffters dahier gestanden- auch in Wienn
verstorbenen Comte Taroucca ist und dahero par abus nach seines
Vattern nur angenohmenen und nicht Famili Nahmen ebenfahls der
Graff Taroucca benammset wird. Mann hätte aber ein und anderes
besser anordnen können und ward sonderlich über die schmuzige Com-
parse deren Operisten villes glossiret und gespöttelt. Was übrigens
besagten Cavallier betrifft, so hat selber sich bereits bei voriger Re-
gierung also iutrant zu machen gewust, daß er aus einem Cadeten
eines fremmden Ministers niderländischer und hierauf gar würcklicher
12*
180 1743, Okt. 4.
geheimer Rath worden und durch die Kaiserin noch ferners effectuirt,
daß mann ihme, als er seine dermahlige Frau, eine gebohrene Prin-
cessin v. Hollstein Beck (deren Mutter eine v. Sanfree ist), geehliget,
weillen er ihr keine genugsamme Versicherung geben können, nicht
allein öOtausend zur Haußsteuer von Hoff auß assigniret, sondern auch
zum niderländischen Duo gemacht; anbei wüste er der jezigen Frauen
Gnad und Vertraulichkeit durch die Gräffin Fuchs und ihre zwei
Töchter also zu menagiren, daß sie ihn bald nach angetrettener Re-
gierung an des resignirten Comte Savalla statt zum niderländischen
Praesidenten benennet und nachhero in die erste Toisonisten Promotion
mit begreiffen machen. Weillen er nun in seines Vattern Hauß und von
ihme, zumahlen selber bekanntermaßen ein sehr kunstliebender und in-
dustrioser Mann gewesen, einige Connaissance von Gebäuden und Ein-
richtungen überkommen und von Natur so geartet ist, daß er sich
gleich mit allem gern beschäfftiget, so wurde ihm nach der Zeit und
bei anhaltender Kranckheit und Unvermögenheit des Graffen Gundl
Althann, gewester kaiserlicher Obrist Stallmeister und Bau Directori,
nicht allein die Oberdirektion des Schönbrunner Bau von der
Königin aufgetragen, sondern überhaubt das Bauwesen übergeben,
worbei er aber nicht gebliben und noch in mehrere außer seine
Sphaeram schlagende Sachen sich gemischt und einen Espece de
directeur des plaisirs de la Reine vorstellen wollen, wordurch er sich
zwar ville Critiquen zugezogen, zugleich aber auch in der Königin
Gnad und Freundschafft mehr und mehr und dergestalten insinuiret,
daß er von selber so gar in denen geheimmesten Staatssachen con-
sultiret worden. Mann hat ihn voruemmlich beschuldigen wollen, daß
er ihr gar zu despotische Maximen eingeflösset oder doch ihrem Genio
hierinnfahls zu vill nachgegeben und die Frau, so lobenswürdig auch
selbe ist, dennoch zu sehr flatiret habe, anbei nach portugiesischen
Spitzfindigkeit in allen Sachen sopra fino sein wollen, wess wegen
ihme auch die Ministri nicht allerdings hold gewesen und ihn immer
beargwöhnet haben, er thäte auch hierinnen die Königin zuweillen
irr machen. Ob und wie weit nun alle dise Beschuldigungen ge-
gründet waren, will meines Orths nicht decidiren. Ich melde nur,
was gesprochen worden.
Den 4. ward wegen des Francisci Tag die Gala widerhollet;
gegen halber eilff Uhr kämme der Obristleutenant von Wenzl Wallis
Baron von Krottendorft' mit 6 blasenden Postillionen von Burkerstorff
gerad nach Schönbrunn und sodann erst in die Statt eingeritten und
überbrachte Zeitung, daß in Conformitet der bereits initio Septembris
geschlossenen Capitulation die Festung Ingolstatt den 1. dises denen
1748, Okt. 5.-15. 181
Unserigen eingevaumet worden seie. Nach eilif Uhr verfügten sieh
die Herrschafften öffentlich in die Schloß Capellen und wohnten
dem gesungenen Ammt bei; sodann speisten dieselbe in publico und
Nachmittag wäre Appartement und des Abends wurde die gestrige
Illumination, jedoch ohne Bai, reproduciret.
Den 5. geruhten die Herrschafften sich abermahlen nach der
bürgerlichen Schiessstatt zu verfügen und dem Schluß des gegebenen
Frei-Schiessens beizuwohnen.
Den 6, verfügten sich die Herrschafften nacher St. Stephan, um
dem von dem Cardinalen Ertzbischoff wegen der Eroberung Ingolstatt
gehaltenen Te Deum beizuwohnen, speisten öffentlich zu Mittag auf
der Königin Seiten und Nachmittag gienge mann zu denen Domini-
canern wegen des Rosencranz Fest; die Frocession kunte aber wegen
eingefallenen Regenwetters nicht für sich gehen. Abends wurde die
zu des Herzogs vorgestrigen Nahmens Tag destinirte Serenada, il
sogno di Scipione genannt, in dem Balhauß produciret.
Den 9. verraisten die llerrschafften en petite compagnie
zu der Gräffiu von Fuchs nach Sumarein und Mannerstorff und
kämmen erst
den 14. von dannen zurück und stiegen in der Burg ab, allwo
sie auch übernachtet. Disen Abend unterschribe ich als Beistand
den lleirathscontract der Freile Charlotte v. Nostitz, welche den
königlichen honorari geheimen Rath und Wittiber Graffen Pückler
eheligte.
Den 15. wäre große Gala wegen des heutigen allerhöchsten
Nahmens Tags, öffentlicher Kirchengang und Ammt ohne Predig in
der Hoffcapellen; Taffldienst auf der Königin Seiten; sodann abends
Bai in den spahnischen Saal, welchen ich auf Befehl des Herzogs in
etwas orniren lassen. Hierbei wurde zwar abermahlen kein förm-
liches Coeremoniale beobachtet, jedoch waren die Dames en rohe;
die Königin öffnete den Bai mit meiner Wenigkeit und zugleich
danzte der Herzog mit der Ertzherzogin Maria Anna seniori. Nach-
deme zöge ich eine deren Fürstinnen auf und wurde sofort von
denen jüngeren Cammerherrn secundiert, welche auf meine Erinnerung
die Dames, so vill thunlich wäre, gleichwollen nach den Rang zum
Danzen genohmen haben. Als es völlig finster worden, ward auf den
Paradi Platz oder sogenannten Spannier, wo die Herrschafften abzu-
steigen pflegen, eine magnifique Hlumination — einen beleuchteten
Tempel vorstellend — produciret, welche der Herzog, um sich wegen
der lezteren, die ihme zu Ehren zu Schönbrunn gehalten worden, zu
revenchiren, angeordnet und die Incumbenz darvon dem Music Director
182 1743, Okt. 16.-22.
Graffen Losi, diser aber unsern berühmten Hoff Architecten Bibiena
gegeben hatte.
Nach End des Bals wurde auf einen Tisch in Form eines Fer
a cheval in der Ritterstuben gespeist und dazu alle anwesende
fremmde Ministri nebst ihren Frauen und denen Vornehmen von Adl
beiderlei Geschlechts geladen. Um aber alle unnöthigen Rang Disi)ut
zu vermeiden, setzten sich außer der Königin und des Herzogs, welche
oben an ihre gewöhnliche Fauteils hatten, alle Übrige pele mele und
ohne einiges Coeremonial zu affectiren.
Den 16. kehrte mann Vormittag zurück nach Schönbrunn; des
Abends aber kämmen die Herrschafften widerummen in die Statt, um
der en honneur de la fete d' hier von Mr. Selliers, unseren Impressario,
abermahlen neu producirten Serenade, l'asilo d'amore betitlet, bei-
zuwohnen.
Den 19. tiberbrachte ein Courrier die Zeitung, daß die Spannier
bei Chateau-Dauphin die Passage aus Savoyen in Piemont zwar drei
Tage hindurch und mittelst verschiedener Attaquen tentiret hätten,
aber von allen Seiten zurück getriben und endlichen gezwungen
worden wären, sich zu retiriren und für dise Campagne all- ferneren
Einbruch zu unterlassen; sihe die Beilag.^^)
Eodem kämmen die Herrschafften in die Burg zu übernachten, um
den 20., welchen Tag auch der vormittägige sonntägliche Gottes-
dienst more solito in der Hoff' Capellen celebrirt wurde, der wegen
des Anniversarii weilland kaiserlicher Majestät Caroli VI. in der Hoff-
capellen gehaltenen Vigil und Tags darauf als
den 21. gesungenem Seelen Ammt (mit dem gewöhnlichen öffent-
lichen Corteggio, jedoch ohne Mantl Kleidern) beizuwohnen, wornach
selbe sogleich auf Mittag nach Schönbrunn zurückkehrten. Der
Jahrtag muste wegen des gestrigen Sonntags um einen Tag ver-
schoben werden.
Den 22. verfügten sich die Herrschafften nebst der Ertzherzogin
Maria Anna seniori und einer Oompagnie Dames und Cavalliers, wor-
unter auch mein Weib und ich waren, nach St. Veit zum Cardinal
Ertzbischoff; speisten allda zu Mittag und nach dem Essen wurden
ihnen und allen Anwesenden ein und andere zum Weinlesen nach
Lands Art übliche Utensillien oder Geräthschaft'ten als: grüne Hütl,
Tabliers, Butten, Krampe, Messer, alles gar schön gezieret und ge-
mahlen, überreichet; welche dieselben auch annahmen und ungehindert
das Wetter etwas regnerisch wäre, sich damit in den Schloßgarten
und das daran stossende Weingebürg begaben, allwo mann mit Fleiß
(weillen die Lesens Zeit schon verstrichen wäre) noch einige Reben
1743, Okt. 23.-31. 183
hangen, auch wohl da und doiten frische Trauben aufbinden lassen,
welche dann von denen Herrschafften und übrigen anwesender
adelichen Gesellschafft abgelöst wurden. Hierauf ward in dem Schloß
gedanzt und I. M. erlaubten anheut fUr das erste Mahl, daß die
(■avallicrs, jedoch nur geheime Räth und Cammerer dieselbe zum
Meuuet aufziehen dörfften, wormit dann bei allen Baien fernershin
continuieret wurde. Gegen Abend ward der Garten illuminirt; nach-
hero soupirte mann annoch und kämme erst gegen 11 Uhr zurück
nach Schönbrunn. Auch hatte der Cardinal zu geschwinderer und
sicherer Beförderung die Strassen von St. Veit biß Schönbrunn zu
mit Pechcräntzen beleuchten lassen.
Den 23. kämme der vorhero an russischen und lezthin an
berlinischen Hoff' gestandene königliche Abgesante, Cammerherr und
General-Major Marchese d' Adorno von diser seiner leztern Gesand-
schafft zurück. Es hatte ihme die Czaarin imputiret, daß er an einer
unlängst zu Petersburg ausgebrochenen Conspiration mit Theil ge-
habt und dahero ganze Manifeste in das Publicum wider ihn aus-
sträuen lassen, auch seine Bestraft'ung von unserem Hoff* anverlangt;
dahero ihme auch zu Berlin das Consilium abeundi vom König gegeben
wurde, um Rußland zu schmeichlen. Wir wolten anfänglich seine
Unschuld vertheidigen und publicirten hinwiderummen Rescripta regia,
welche an unsere Gesantschaft't deßhalben ergangen waren; allein
die Sach schlüge zulezt nicht allein zu unseren Nachtheil, sondern
zur mercklichen Prostitution aus, wie ich es zu seiner Zeit anzumercken
nicht ermanglen werde.^^) Indessen führte ihn heut der Graft' Uhl-
feld gleichsamm in Triumph hinauß nach Schönbrunn, wo mann ihn
sofort zur königlichen Taffl zöge und seine Unschuld nebst den Un-
grund deren gegenseitigen Imputationen öffentlich deprodicirte.
Den 26. kämmen die Herrschatt'ten über Nacht herein, um dem
den 27. in der Hoftcapellen gehaltenen sonntägigen Gottesdienst
beizuwohnen; speisten bei der Ertzherzogin Maria Anna seniori
retiriret. Nachmittag wäre die gewöhnliche Andacht und Vesper zu
St. Peter, sodann Procession zur heiligsten Dreifaltigkeits-Saulen, bei
welcher sub dio geprediget und der englische Rosencranz gebettet,
und sodann wiederummen processionaliter, aber einen kürtzeren
Weeg nach St. Peter zurück gegangen und dem lezten Seegen bei-
gewohnet wird.
Den 28. wäre Toison Ammt in der Hoff* Capellen, nach welchen
mann sogleich nach Schönbrunn zurück gekeret.
Den 31. kämmen die Herrschaft'ten wegen denen zwei Feier-
tagen in die Statt herein und wäre Toison Vesper.
184 1743, Nov. 1.-3.
Den 1 . Novembris wäre Toison Ammt in der Hoff Capellen und
pflegte vorhin allzeit der Nuncius zu pontificiren, aber wegen des be-
kanten Coeremonial Disputs mit dem Herzog wird diser nicht mehr
geladen; mithin hielte das Ammt der Bischoff v. Erla Graft" Erdödy.
Vor der Kirchen hatte der venetianische Bottschaft'ter cavaliere
Andrea Capello seine Abschieds Audienz laut heiligenden Prothocolls
Extract,^*) worbei ich qua angesezter Obrist Cämmerer nichts anderes
zu thun hatte als ihn zu melden und bein Austritt auß der Rath-
stuben das königliche Portrait zu tiberreichen.
Mittags wäre öffentlicher Dienst auf der Königin Seiten; gegen
vier Uhr ward die Bottschaft'terin bestellet, welcher ich in Mantl Kleid
biß an die Thtir der Trabanten Stuben (weillen seitdem — dises ist
seit denen neuen Bau Zuricht- und Eintheilungen abermahlen ge-
ändert — für die Ertzherzogin Maria Anna juniori zugerichteten
Appartement auf der Königin Seiten dermahlen nach den Spiegl
Zimmer nur zwei Anticameren, worvon die erste das Taffl und
Audienz Zimmer ist, sich befinden) entgegen gangen, ihr die Hand
gegeben und selbe biß an die Thür des Audienz Zimmers geführt,
allwo ich sie sodann nach breitern Ausweiß heiligenden Prothocolli ^^)
in etwas stehen lassen und sie bei der Königin melden sollen ; allein
die Cammerfreile, welche wegen Unpäßlichkeit der Freile Hoffmeisterin
diser ihre Stelle zu vertretten hatte, hätte mir fast eine Unordnung
in Coeremonial gemacht, weillen sie unerwartet meiner vorzugehen
habender Anmeldung sogleich zu der Thür hervor getretten und die
Bottschaft'terin hinein ruften wollen, so ich aber noch bestmöglichst
verhindert, aus billiger Obsorg, es mögte hieraus (wie in dergleichen
Fällen allzeit zu geschehen pflegt) sogleich eine Consequenz gemacht
werden. Abends ginge mann zur gewöhnlichen Vigil zun Augustinern
in der Toden Capellen, ohne Predig und
den 2. zur Predig und Seelen Ammt, worzu in tuchenen Mantl
Kleidern angesagt wird. Vorhero hatte der chur pfältzische Gesante
Baron v. Rummel seine Abschieds Audienz. (Dise Audienz wäre be-
reits gestern.) Gleich nach der Kirchen kehrten die Herrschafften zu-
rück nacher Schönbrunn. Eodem kämme der Adjutant des Fürst
Lobkowitz mit der Nachricht an, daß die Spannier auf Vorruckung
unserer Arm^e ihr bißherig vortheilhaft'tes Lager bei Rimini verlassen
und sich weiters zurück gegen Ancona gezogen haben.^*')
Den 3. ritte die Königin nebst dem gewöhnlichen Gefolg von
Dames und Cavalliers nach Maria Brunn, um den aus der Campagne
zurück kommenden Printz Carl, deme der Herzog bereits disen Morgen
weiters entgegen gefahren wäre, alldorten zu empfangen. Wir hörten
1743, Nov. 4.-9. 185
Meß und thaten im Refectorio frühstücken, sodann alle zurück nacher
Schönbrunn reiten; den Printzen ward immer einer deren Vordienst
Cammerherren zugegeben, welcher auch gleich denen zwei (^ammer-
herrn vom Haubtdienst nachhero im Schloß einlogiret wurde. In der
Statt aber pflegten die zwei Cammerherrn im Vordienst bei ihn ab-
zuwechslen.
Den 4. alß an Caroli Fest, thaten wir zwar dem Printz Carl
gratuliren, die Gala ward aber wegen der traurigen Erinnerung des
vorhinigen kaiserlichen Nahmensfests auf morgen tibertragen und
die Königin führe Vormittag in die Statt zur Kaiserin, bliebe aber
den ganzen Tag über retiriret.
Den 5. wurde also wegen des Printz Carl die Gala angelegt,
aber nicht förmlich angesagt; die Ertzherzogin Maria Anna, wegen
dessen Vereheligung mit dem Printzen mann nunmehro bereits öffent-
lich zu reden anfienge, kämme Vormittag auf Schönbrunn und speiste
zum erstenmahl mit en compagnie von Dames und Cavalliers. Mann
hatte in dem Saal ein Fer a cheval auf 50 biß 60 Couverts gerichtet
und der Königin wie auch der Ertzherzogin wurden für dises Mahl
ihre ordinari Fauteuils gestellet, da sonsten I. M., wann sie mit unß
gespeiset, nur ein Tabouret oder doch einen gleichen Stuhl wie die
andere Gäste zu nehmen pflegen. Es wurde übrigens niemand von
hinauß geladen, sondern gleich wie sonsten an Gala Tagen, eben
wegen der Ertzherzogin Mariae Annae Gegenwart, die Anwesende
vom Adl nach der königl. Taffl besonders tractirt worden waren, so
hatten selbe — nemlichen dergleichen, welche hierzu qualificiret waren,
als von Dames die Zutritts Frauen und von Männern die geheime
Räth, Cammerherrn und Staabs Officier (worauf es doch so genau
eben nicht allzeit gesehen wurde, wie es dann mit unserer Etiquette
allenthalben sehr wunderlich confus und ungleich zuging) — für dises-
mahl die höchste Gnad, an der nemmlichen Taffl mit sammtlichen
Herrschafften zu speisen, nachdeme die Kaiserin endlichen condescen-
diret, daß die P^rtzherzogin Maria Anna, nach den Beispill der Königin
Selbsten, hierinnen von dem Rigor der alten Etiquette abweichen
dörffen. Auf welche Fuß es dann von nun an sein ferneres Ver-
bleiben gehabt und die Ertzherzogin sodann öffters en compagnie mit
unß gespeiset hat; jedoch wurde sehr eingebunden, daß ja der Lähn-
stuhl nicht ausbleibe.
Den 9. ritte die Königin Vormittag nebst dem Herzog und
Printz Carl auf die Parforce Jagd, um die erst lezthin aus Lothringen
gekommene Meute für die Hasen Jagd zu probiren und bliebe biß
fttnff Stund zu Pferd fast immer bei denen J^iqueurs. Weillen aber
186 1743, Nov. 10.-14.
die Hund eben nicht zum besten in Athem und abgericlitet waren,
wurde sie von dieser ohnedeme gar zu fatiganten Jagd in etwas de-
goutiret und da hiernächst die Saison zu solcher fast schon zu End
gieng und im folgenden Frühling der abermahlig geseegnete Stand
darzwischen kämme, blieb dise gefährliche Unterhaltung nach unser
allseitigen Wunsch wenigstens biß zur Zeit, da ich gegenwärtiges
anmercke, bei obgedachten ersten Versuch. Ansonsten nnterliesse
die Königin ungehindert des heutigen starcken Exercitii dennoch
nicht, dem gewöhnlichen Schluß der Seelen Andacht bei denen
Augustinern, allwo Predig, Litanei und Umgang in der Kirchen,
worzu mann aber nicht schuldig ist in Tüchern, sondern nur in ordi-
nari Mantl Kleidern zu erscheinen, gehalten wird, nebst den Herzog
bei zu wohnen und verblibe sodann in der Burg über Nacht.
Den 10. und 11. kämmen die Herrschaiften wegen des Sonn-
und St. Martini Tags immer zum Gottesdienst in der Hoif Capellen
in die Statt herein, kehrten aber sofort auf Mittag zurück nach
Schönbrunn.
Den 14, als in Vigilia S. Leopoldi, ritten die Herrschaiften gegen
Mittag in die Burg herein, speisten bei der Kaiserin und gegen halb
vier Uhr verfügten sich dieselbe abermahlen zu Pferd nebst dem ge-
wöhnlichen Gefolg von einigen Dames,*) Obrist Stallmeister, mir und
einigen Cammerherrn nacher Closter Neuburg, allwohin von mir die
Cammer und Hoff Fouriers bereits gestern, um das erforderliche
wegen der Einquartierung zu veranstalten, vorausgeschickt worden
waren; und zwar weillen nach den alten Gebrauch der Hoff immer
in publico dahin zu gehen pfleget, so stiege mann nicht auf der
Bellaria, sondern auf der Pastein oder so genanten Spannier auf und
ritte unter Begleitung der Leibwacht mit vorblasenden Trompettern,
wie es üblich wann der Hoff in publico ausgeht, biß vor das Burg-
thor hinauß, allwo die Wache und Trompetter more solito zuruck-
bliben und wir sofort einen zimmlichen gutten Galop fortritten und
vor fUnff Uhren bereits zu Closter Neuburg anlangten. An dem Statt-
Thor wartete die vorausgeschickte Livree und Leibwacht, welche unß
gleichwie bein Auszug auß der Burg unter Vorblasung zweier Trom-
peter biß zur Kirchen corteggirte. Sobald die Königin vom Pferd
*) Worunter nebst vier IIofF Diinies mein Weib, die Fürstin Laniberg-,
Gemahlin der Kaiserin Herrn Obrist Stallmeister, die Fürstin v. Anersperg des
kiJniglichen Obrist )Stallmeisters Frau, und die unlängst von Prag' anliero ge-
kommene und von der Königin ihrer bei lezteren Troublen bezeigter ausnehmender
Treue ungemein distinguirte A'erwittibte Gräffin von Czernin, gebohrne Marqiiise
de Westerloo begrifien waren.
1743, Nov. 15. 187
gestigen, reichte ich selber die Hand und führte sie biß zu den in
ingressu presbyterii befindlichen Altar, vor welchen I. M. nebst dem
Herzog auf zwei dazu gestellte hingelegten Polstern nidergekniet
und die allda exponirten Reliquien S. Leopoldi verehrten, nach
vollendetem Gebett aber sich in die für wenige Zeit vor des Kaisers
Tod für die Herrschafften neu gebaute und sehr prächtig ornirte
Wohn Zimmer begaben und sich umkleideten. Um halber G Uhr
ging mann in publice zur Vesper, nach welcher die Königin sich
abermahlen retirirte, der Herzog aber und Printz Carl mit denen an-
wesenden Dames und Cavallieren spülten und soupirten.
Disen Abend noch ward nach alter Etiquette der junge Graff
Seilern, als einer deren zwei Vordienst Cammerherrn, mit den ge-
wöhnlichen Compliment an die Kaiserin nacher Wienn zurück-
geschickt, von wannen er des folgenden Morgen mit der Antwort
und fast zu gleicher Zeit ein kaiserlicher Cammerherr mit dem Gegen-
Corapliment angelangt.
Den 15. als an Fest S. Leopoldi wäre bereits um 8 Uhr früh
die Ordonnanz zur Kirchen; die Herrschafften giengen öffentlich zur
S. Leopoldi Capellen, allwo sie die Meß des königlichen Beicht Vatters
P. Kampmillner hörten und auß seinen Händen die heilige Communion
empfingen. Um 10 Uhr verfügten sich dieselbe ebenfahls in publico
in die große Kirchen, hörten aus dem Oratorio der Predig zu und
wohnten dem Hohammt, welches nach altem Brauch immer der
Praelat von Mölck zu halten pfleget, bei. Nach dero Zuruckkunfft
hatte der alte Praelat seine Audienz und praesentirte gewöhnlicher-
maßen die Leopoldi Pfenning. Die Herrschafften speisten öffentlich
und nach denenselben speisten die anwesende Dames und Cavalliers
in einen Zimmer unten zu ebener Erden, bei welchen zwar nach der
alten Etiquette der Obrist Hoffmeister les honneurs machen und biß
nicht diser gesessen, sich niemand niderlassen solte; allein für dises
Mahl gienge es etwas unordentlich zu und setzte sich ein jeder wie
und wo er wolte, also zwar, daß die Vornehmere fast keinen Platz
bekammen und der alte Obrist Hoffmeister ganz disgustirt bliebe.
Mann hatte aber wegen der bald nach angetrettener dermahligen
Regierung ausgebrochenen Troublen nicht vill auf das Coeremonial
Wesen sehen können, mithin selbes seithero sehr negligiret. Nach
der Hand, da unsere Sachen eine bessere Gestalt überkommen und
seit der böhmischen Crönung her, da ich durch meine Ammts Ver-
waltungen mit dem Hoffwesen mehr beschäfftiget worden, suchte ich
zwar so vill möglich die eingeschlichene Unordnungen und Miß
brauch abzustellen und unserem Hoff widerummen einige Form zu
188 1743, Nov. 17.— 18.
geben; es ließe sich aber wie es in allen Dingen, die aus ihrem
rechten Geleis geschritten, immer zu geschehen pflegt, die Sach nicht
so geschwind berichtigen, sonderlich da der Hoff noch jung, die
vorige Etiquette die Herrschafften selbsten in villen genirte, auch
sonsten wegen der mercklichen Differenz zwischen dem alten kaiser-
und dermahligen königlichen Coeremonial nicht so geschwind ein
standhafftes Systema dißfahls genohmen werden kunte, noch aus
Rucksicht auf die kunfftige Zeiten und das Jus postliminii genohmen
werden wolte.
Währender Taffl kämme nach alten Brauch ein Canonicus und
machte vor den Tisch eine lateinische Rede in honorem S. Leopoldi,
praesentirte sodann einem jeden Gast einen silbernen Ablaß Pfenning.
Ehe wir unß noch zur Taffei saßen, hatten wir unsere Reut Kleider
und Stiffl angezogen, thaten auch in solcher Equipage die Herr-
schafften bald nach zwei Uhr zur Vesper begleiten, nach welcher
mann sich sogleich vor der Kirchenthür widerummen zu Pferd sezte
und den Ruckweeg gerad nach Schönbrunn nahm, wohin mann von
der Nußdorfer Lini an und durch Hernais über die Felder eine be-
sondere Straßen, um geschwinder dahin zu kommen, ausgesteckt hatte.
Weillen es aber, da wir etwann noch eine halbe Stund von Schön-
brunn entfernet waren, kleine Schlössen zu werffen (nach unserer
Redensart zu riselen) anfienge, stiege die Königin vom Pferd und
sezte sich nebst denen Weibern in den nachgefolgten Leibwagen.
Der Herzog aber und wir Männer sezten unsere Raiß zu Pferd fort
und waren sammtlich vor funff Uhr angelangt.
Den 17. fuhren die Herrschafften von Schönbrunn aus gerad
zu St. Stephan und wohnten dem sogenannten 6000 fl. Ammt bei,
welches eine alte Fundation pro vivis et mortuis ex familia austriaca
und von einem zeitlichen Ertzbischoffen gehalten worden ;*^^) diser
auch anheut die Herrschafften nicht allein wie sonsten allzeit üblich,
an der Kirchen-Thür mit Darreichung des Weih Wassers empfangen,
sondern noch weiters bein Zurückgehen biß widerummen zur Thür
begleiten muß, wesswegen auch die Herrschaft'ten ihres Orths in den
Oratorio nach vollendetem Officio etwas länger, um der Clerisei hierzu
die erforderliche Zeit zu verstatten, zu verweillen pflegen. Disen
Mittag kämme der heut früh von der Armee im Reich, so er com-
mandiret, angelangte Duc d'Aremberg, würcklicher geheimmer Rath,
Feldmarschall und ältester Toisonist, nach Schönbrunn, welchen ich
auß Politesse, maßen ich es sonsten nur durch den Obrist Kuchl-
meister geschehen lassen, selbsten zur königlichen Taffl einluede.
Den 18. wäre zu Schönbrunn kleiner Bai und ordinari Soupe.
i
1743, Nov. 19.— 22.
189
Den 19. als an Fest S. Elisabeth und der Kaiserin Nahmens
Tag, verfügte sich die Königin bereits um siben Uhr früh, jedoch
ganz incognito, in die Burg herein, um sich in Gala anzukleiden ;
um 11 Uhr gienge mann öffentlich in die Hoff Capellen, allwo das
gewohnliche allwöchentliche Gebett mit Aussetzung des Hochwürdigen,
die Minerva genannt, gehalten wurde. Nachdeme kehrte die Königin
zurück in ihre Wohnzimmer und Retirada, lediglich um den Obrist-
hoffmeister zur Audienz zu lassen und ihme die Publicationen, worvon
sogleich melden werde, anzubefehlen. Hierauf giengen dieselbe mit
öffentlicher Begleitung durch die Rathstuben und beide Anticameren,
die Stiegen, so zum spahnischen Saal führet und durch solchen hinauf
zur Kaiserin, welcher mann gleichwie lezthin an Augustini Tag wegen
ihrer bösen Füssen sitzender im Spiegl Zimmer die Hand küssete;
nach vollendetem Handkuß und nachdeme die Herrschafften sich in
die Cammer zurück begeben, beschahe von dem alten Obristhoffmeister
in der Kaiserin Anticamera nächst den Spiegl Zimmer die Publication
der hohen Ehe Verlöbnuß Ihro Durchlaucht der Ertzherzogin Mariae
Annae und des Printz Carl, und wie I. M. die Königin die dermahlige
Frau Aya Comtesse de Belrupt gebohrene Gräffin von Werschowitz
zur Obrist Hoffmeisterin und den zu Turin in Gesantschafft befind-
lichen jungen Graffen v. Kaunitz zun Obristhoffmeistern der Ertz-
herzogin zu benennen geruhet hätten. Bald darauf gienge die Königin
jedoch ohne allen Corteggio über den Schnecken herunter in dero
Zimmer und speiste mit denen übrigen Herrschafften öffentlich und
nebst Taffl Music auf ihrer Seiten. Der Kaiserin Frau Obrist Hoff-
meisterin, verwittibte Gräffin v. Paar gebohrene v. Otting, tractirte
unß Hoftammter.
Abends wäre Stund bei der Kaiserin, sodann kämme die Königin
zur Serenada in das Balhauß und nach selber kehrte mann wider-
ummen zurück nacher Schönbrunn.
Den 20. kämme der Herzog in die Statt herein wegen der
Toison Vesper. Ich gienge aber zun alten Gräften Königsegg, bei
welchen seiner Unpäßlichkeit halber die Hoff' Conferenz wegen Ein-
richtung der Hoffstatt zu Brüssel gehalten wurde, worvon heiligendes
Prothocoll ein mehreres aufweiset. ^^)
Den 21. kämme der Herzog abermahlen ohne der Königin herein,
um dem heutigen Toison Ammt und gewöhnlichen Andacht bei Maria
Stiegen beizuwohnen, wornach selber sogleich auf Mittag nach Schön-
brunn revertirte.
Den 22. wäre für dises Jahr das lezte Appartement zu Schön-
brunn und declarirten I. M. hierauf
190 1743, Nov. 24.-26.
den 24., als sie wegen des sonntäglichen Gottesdienst in die
Statt fahren wollen, bein Heraustretten auß dero Cammer, daß sie
die 'Schönbrunner Campagne nun beschliesseten, geruheten anbei
gegen die Statt Dames, welche mit deroselben daraussen die Zeit her
gewohnet, ein sehr gnädig und obligeantes Dancksagungs Compliment
bei zu fügen, und weillen sie vernohmen, daß mann sich in der
Statt auf das Schönbrunner Beispill steiffen und öffentlich Pharaon
und andere verbottene Spill introduciren wollen, befahlen I. M. mir,
in dero Nahmen ihren Widerwillen dißfahls zu erkennen zu geben
und die vorhinige scharffe Untersagung zu wneueren; so ich auch en
pleine antichambre declarirte und bei meinen Gericht sehr genau
darauf hielte. Allein weillen das Lansquenet und Pharaon bei Hotf
dennoch continuiret wurde, wäre es nicht wohl möglich, es in der
Statt völlig abzustellen. Heut speisten die Herrschaflften bei der
Kaiserin.
Den 25. hatte zuerst der neue Cardinal Nuncius und nach ihn
der von Rom mit dem Birett anhero geschickte Monsignor Piazza
Audienz; beide vor der Kirchen und in der Retirada, und zwar
lezterer aus Ursach, weillen er vorhin Edl Knab bei der Kaiserin
Araalia gewesen. Mann gienge öffentlich in die Hoffcapellen wegen
des Fests S. Catharinae, speiste aber retirirt, und der Herzog gienge
auf ein paar Tag nach Marchegg zum Nickerl Paltly.
Den 26. wäre die Land Tags Proposition. I. M. gahen denen
Ständen, um sich bei Hoff einzufinden, die Ordonnanz um 8 Uhr.
Ehe sie dahin kommen, pflegen sie bein Obrist Cämmerer sich durch
einen aus dem Landhauß eigens abschickenden Secretarium noch-
mahlen anfragen zu lassen. Sobald alles beisammen, gienge die
Königin öffentlich in die Hoffcapellen zum Veni Sancte Spiritus und
Hoh-Ammt, welches sonsten der Praelat v. Sanct Polten qua Capellanus
natus vom Land unter der Ennss zu halten pflegt, so aber disesmahl,
weillen der vorige wegen übler Wirthschatt't suspendiret ist, der
Closter Neuburger gehalten hat. Dahin und zurück führte ich die
Königin, meldete sodann den Landmarschall, welcher die Liste deren
anwesenden Ständen zu übergeben pfleget, und hernach auch die
Landtagsdeputation, welche L M. die gewöhnliche Einladung zu thun
hatte, und blibe währender Audienz, allwo der Graff" Ferdinand von
Pergen alß ältester Verordneter das Wort führte, der auch recht gutt
redete, in der Rathstuben unter der auch gegenwärtigen Frau Obrist-
hoffmeisterin näher der Thür zu stehen.
Nach vollendeter Audienz verfügten sich L M. hinauft' zur
Ritterstuben, um dem heutigen Actui more solito sub throno bei zu
1743, Nov. 29.— Dez. 1. 191
wohnen; und weillen ich das Staat-Schwerd hierbei vortragen muß,
führte dieselbe der Fürst von Auersperg. Der Landmarscball spräche
sehr wohl und mit gutter Contenance, dessen mann sich zu ihme,
weillen er sich im ordinari Gespräch gar zu sehr zu ereiffern pflegte
und nichts weniger dann eine angenehme Stimm und Redensart hatte,
keineswegs versehen; seine Harangue folget hierbei ^^) und hat voll-
kommenen Beifall gefunden, zumahlen das Lob, so er der Königin
darinnen beilegt, keine schmeichlerische Exageration oder sonsten
was gezwungenes, sondern in der That der Königin Haubt Tugend
und Eigeuschafften, welche ihre Feinde Selbsten nicht mißkennen
können, in sich haltet. Ich hörte auch, wie die Königin en passant
zu ihn sagte, daß er seine Neigung und Devotion für die
Theresia bei keiner Gelegenheit bergen könte. Dise gnädigste
Äußerungen waren eine Folge von jener güttigsten Meinung, die
I. M. von ihme hatten, daß er ihr persöhnlich ohne Rucksicht auf die
königliche Würde ergeben wäre, weßwegen sie sich dann auch gegen
keinen andern ihrer Ministern also vertraulich als gegen ihn sich zu
eröffnen pflegte.
Nachmittag wäre das Appartement zum ersten Mahl seit unserer
Zuruck-Kunfft in die Statt und die Königin spillte, wie vorn Jahr,
in der Retirada und Lansquenet. Anfänglich wurden verschiedene
Damcs und Cavalliers zum coupiren genohmen; weillen aber das
Spill immer höher gieng, blieben zulezt für beständig nebst der
Königin und dem Printz Carl der Duc d! Aremberg, Fürst Auersperg,
Colloredo, General Grüne, Landmarscball und ich; jedoch suchte ein
jeder Moities zu bekommen, um das Spill k la longue souteniren zu
können.
Anheut kämme mein Vetter der Feldmarschall von der Cam-
pagne zurück.
Den 29. und 30. waren bei Hoff die gewöhnliche solenne Toison
Functionen; ich muste aber wegen einer kleinen, von meinen ordi-
nari Infirmiteten verursachten Unpäßlichkeit das Zimmer hüten.
Den 1. Decembris verfügte sich die Königin allein (massen der
Herzog des Coeremonialis halber nicht beiwohnen können, sondern
nur auß dem Oratorio zugesehen) mit oflentlichen Gefolg zu denen
Augustinern, all wo sie dem neuen Cardinalen Nuncio mit gewöhn-
lichen Coeremonien — worvon heiligendes Prothocoll ausführliche
Information gibt^°) — das Cardinal Biret aufsezte. Es hatte selber
anfänglich verschiedene Difficulteten gemacht; mann glaubte zu Rom,
es wäre gleichsamm eine Incongruitet, daß eine Frau dise Function
vemchten solle und wäre kein Exempl dessen vorhanden. Nach der
192 1743, Dez. 1.
Hand wolte mann pro expedienti vorschlagen, daß unser Cardinal
Ertzbischoft' ihre Stelle vertretten und in praesentia et ad latus re-
ginae das Biret seinem neuen Herrn Collegae aufsetzen solle. Allein
unserer Seits ward dem alten Gebrauch inhaeriret, um so mehr, alß
auf jenes unß pro fundamento dienendes Motivum nichts repliciret
werden könte; nemmlichen daß sothane Function entweder in das
Spiritualc einschluege, welchen Fahls sie von keinen weltlichen
P'ürsten vorgenohmen werden könte, oder alß eine weltliche Coere-
monie anzusehen wäre, welche der päbstliche Hoff gecrönten Häubtern
pro honore zugestanden; und in disem lezteren Fahl Hesse sich
zwischen den mann- oder weiblichen Geschlecht nicht wohl ein
Unterschied machen, da die Majestätt und Ober-Herrschafft bei beiden
in gleicher Gestalt und Wesenheit hafften. Da nun dem neuen Herrn
Cardinalen daran gelegen wäre, daß dem Streit ein End gemacht
werde, absonderlich da die Zeit des Beilagers der Ertzherzogin
herbei nahete und er sich nicht gerne Selbsten von dem Copulations-
actu (welchen unser Cardinal ohnedeme sehr eiffrig ambirte) aus-
schliessen und das hierbei zu erwartende Regale cariren wolte, also
bin ich versichert, wie er Selbsten zulezt alles beigetragen, daß hier-
innen zu Rom nachgegeben worden.
Weillen mann aber dennoch in einigen Sorgen gestanden, er
mögte etwann währenden Actu noch einige Surprise vorhaben und
dem abgeredeten und ihme vorläuffig pro directione von dem Obrist-
Hoffmeister in Abschrifft mitgetheilten Coeremoniali sich nicht voll-
ständig fügen, so schriebe die Königin mir ein eigenhändiges
Billet und befahle mir, nahmentlich genau acht zu haben, damit
er die schuldige tieffe Neigung des Haubts und Leibs währender
Aufsetzung des Birets wohl befolgen möge;^\) so auch behöriger
Massen geschehen und von ihme weiter nichts tentiret worden. Der
Monsignor wolte zwar anfänglich auch wider die drei Genuflexionen,
welche er coram tlirono thun muß, excipiren und nur eine Inclina-
tionem corporis machen; allein ich befahl sogleich dem Coeremoniario,
ihme rund auß zu declariren, daß wir von der alten Etiquette ein-
mahl nicht abweichen würden und er es also auf unangenehme
Folgerungen nicht ankommen lassen solte ; worauf er dann ebenfahls
nachgegeben. Mithin ist der Actus ganz ruhig und ordentlich vor
sich gangen. Mann hatte aber das Biret für des neuen Herrn Car-
dinalen etwas großen Kopff zu eng gemacht, mithin, da die Königin
ihme solches aufsetzen wollen, wäre es bei einen Haar, wann es nicht
der Monsignor annoch erhalten hätte, vor dei* Königin Fuß auf die
Erden gefallen. Dises muß auch noch anmercken, daß der neue
1743, Dez. 3.-8. 193
Cardinal seinem Herrn Confratri unserem Ertzbischoff proponiret,
ihme bei heutiger Function im Hin- und Hergehen gleichsam wegen
seines Ehrentags die rechte Hand zu lassen, so aber der leztere
keincsweegs thun wollen und sogar in omnem eventum mich zum
Secundanten gebetten und verlangt, daß ich darvon der Königin re-
ferieren solle, welche für ihme ausgesprochen, mithin der neue Car-
dinal auch hierinnen cediren müssen.
Anheut hat das vierzigstündige Gebett in der Hoif Capellen an-
gefangen, so allzeit durch 3 Tage währet, und pflegen die Herr-
schafften immer sowohl zum Hohammt, als abends gegen 8 Uhr zum
Seegen in publico zu erscheinen; für dises Mahl aber gienge die
Königin für sich allzeit incognito; den Herzog begleittete mann aber
more solito.
Den 3. als an S. Francisci Xaverii Fest fuhren die Herrschafften
ausser denen Stattwällen herum, bei den Burgthor hinaus und zum
Stubenthor herein, altem Brauch nach in das Collegium S. J. deren so
genannten unteren Jesuitern, Der Kaiser zwar pflegte währender diser
40stündigcr Andacht keinen andern Kirchengang vor zu nehmen, wie
ich es auch errinneret; allein die Königin wolte sich so genau an
dergleichen vorigen Brauchen nicht binden.
Den 4. wäre aberraahlen Hoff Conferenz wegen des bevor-
stehenden Beilagers der Ertzherzogin, worvon heiligendes Prothocoll
Auskucfft gibt,32)
Den 5. starb im 82. Jahr der Bischoff v. Lüttich, der lezte aus
dem Geschlecht deren Princes de Berghe. An dessen Stelle ward
mittelst des Vorschub seines Herrn Brüdern und der französischen
Faction, jedoch durch schändliche Intriguen der Printz Theodor von
Bayern den 23. Jan, 1744 erwählet. ^3)
Den 6. in festo S, Nicolai wäre Kirchendienst in der Capellen,
öffentliche Taffl und Appartement,
Den 7. speisten die Herrschafften en petite compagnie, meine
Wenigkeit mit darunter begriffen, zu Schönbrunn und Nachmittag wäre
Toison Vesper.
Den 8. wäre die gewöhnliche Andacht bei St, Stephan in der
Collana, nebst demc große Gala wegen des Herzogs hohen Geburts
Tags, weßwegen ich auch große Taffl bei mir gehabt, Abends gegen
halb G Uhr hatten I. M. die Königin den Herzog mit einem kleinen
Fest, so in einem von der älteren Ertzherzogin Maria Anna und
einigen Kindern producirten Ballet, (sie) surpreniren wollen, dahero
auch kein förmliches Theatrum, sondern nur ein Espece de paravent
oder gemahlenen Schlußraum zubereiten lassen, welche mann erst
Khevenhüller-Schlitter. 1742-1744. 13
194 1743, Dez. 10. — 19.
zur Zeit, da der Danz geschehen sollen, in der Königin Anticamera
aufgestellet. Allein die Sach wurde doch nicht so verschwigen, daß
selber nicht einigen Wind davon bekamme, wiewollen er dennoch
sehr gutte Contenance hielte. Nach deme wäre Stund; die Dames
wurden aber in die Rathstuben bestellet, weillen eben wegen des
Ballets die andere Seiten verhindert wäre. Zu disen lezteren wurden
sehr wenige Dames und von Cavallieren lediglich die Hoflfämmter
zugelassen; sodann giengen die Herrschaiften in das Balhauß, um
eine von unseren Impressario zu Ehren des heutigen Tags an-
geordnete, aber sehr schlecht und schmutzig gerathene Serenada an-
zuhören.
Den 10. wohnten die Herrschafften dem Schluß der Xaveriani-
schen Andacht in der Xaveri Capellen, jedoch ohne öffentliche Be-
gleitung bei, und Nachmittag wäre Appartement.
Den 12. machte mann dem Printz Carl Gala zu seinem Geburts-
Tag, jedoch wurde keine angesagt. Mann speiste öffentlich auf der
Königin Seiten. Nachmittag wurde der kleine Ballet widerummen
produciret und muste ich alle fremmde Ministres dazu einladen
lassen; sodann wäre Appartement und kleines Soupe bei Hoff dans
l'antichambre du c6t6 de la reine, wo gemainiglich derlei kleine Repas
gehalten zu werden pflegen. Anheut erschine auch der Ertzherzog
zum erstenmahl in hungarischer Kleidung.
Den 13, speisten die Herrschafften en petite compagnie zu
Schönbrunn.
Den 15. waren die Herrschafften abends soupiren bein Fürst
von Auersperg und
den 19. bein Landmarschall Graffen v. Herberstein. Sie pflegten
gemainiglich gegen acht Uhr zu kommen und etwann anderthalb
Stund, ehe es angerichtet wurde, eine Partie de Pharaon zu machen;
die Gäste wolten sie selbsten nicht benennen, jedoch wurde immer
la partie ordinaire geladen und von Befreunten oder anderen Amis
de la maison ein und anderer dazu genohmen.
Den 16, verfügten sich die Herrschaft'ten in das Collegium S. J,,
um der Studenten Comoedi^ Constantinus genannt, bei zu wohnen.
Die Praemia hätten more solito in Gegenwart der Herrschafften in
fine dramatis ausgetheilt werden; es stunde aber alles gleich auf,
auß einen bloßen mal entendu, mithin geschähe die Distributio prae-
miorum in alia representatione sed absente aula.
Meine zwei ältere Söhne studieren seit einem Jahr her im
Profeßhauß und hat jeder ex sua classe infima nempe grammatica zwei
Praemia, und zwar der Sigmund das erste ex argumento genohmen;
1743, Dez. 20.-22. 195
ihre Nahmen wurden intcr praemiferos mit eingedruckt. Was mich
vornemmlich determiniret, meine Kinder in die öffentliche Schullen
zu schicken, waren folgende zwei Motiva: erstlich weillen sie zur
Forcht Gottes und in denen religiösen Übungen besser angehalten
werden, worauf mann zu Hauß, wann die Eltern nicht beständig um
sie sein und das Aug selbsten darauf haben, gemainiglich zu wenig
Achtung gibt; zumahlen die gutte Hoifmaister gar schwär zu finden
und absonderlich bei selben mores et studia gar selten beisammen
sein werden. Zweitens weillen ich aus eigener Erfahrnus erlernet,
daß mann nicht früh genug daran sein kann, die Kinder durch be-
ständige Aemulation zu fleissiger Arbeit aufzumunteren, die Leb-
hafftigkeit des Geists hierdurch oder zu erwecken, oder doch zu er-
halten, und da sie gleichwollen beständig in Übung seind und ville
Actus publicos coram frequenti et spectabili auditorio zu verrichten
haben, nach und nach in ihnen eine mannbahre Keckheit erwachset;
wo hingegen denen meisten Leuthen, so zu Hauß erzogen worden,
was mann mauvaise honte nennet, ihr Lebtag anzuhengen pflegt;
jedoch wäre ich besorget, daß selbe mit keinen ihrer Condisciplen,
weder mit anderen jungen Edelleuten ihres Alters einigen Umgang
haben dörfften, sondern ihr Hoffmeister Mr. Bonnin, welcher ein Geist-
licher und ehedessen mit mir als Capellan in Dännemarck und zu-
gleich mein quasi Bibliothecarius gewesen, muste sie bei der Schull
Thtir in die Hand ihres Magistri Übergeben und aus solchen wider-
ummen zurücknehmen; auf welche Art und Weis es auch, Gott lob,
biß dato zimlich gutt mit ihrer Education continuiret hat.
Eodem stirbt zu Porentrui, im 60. Jahr der Bischoff von
Basel, Jacob Sigmund Freiherr von Reinach, an dessen Stelle den
22. Jan. 1744 Joseph Wilhelm Freiherr Renck v. Baldenstein erwählet
wurde.
Den 20. speisten die Herrschafften zu Schönbrunn; weillen ich
aber anheut die Publication des Abschied im Rath hatte, so gemainig-
lich erst nach 12 Uhr geschiht, kunte ich erst Nachmittag hinauß
folgen, kehrte aber sogleich mit dem Herzog zurück, weillen Toison
Vesper wäre.
Den 21. in festo S. Thomae wäre Toison Ammt in der Hoflf-
capellen, öffentlicher Taffldienst auf der Königin Seiten und abends
Appartement,
Den 22. ist der ordinari sonntägliche Gottesdienst in der Hoflf-
capellen. Nachmittag ist in der Anticammera an Spieglzimmer eine
Prob der Opera, welche zum Beilager produciret werden solle, und
hierauf ein kleines Soup6, alles in Gegenwart deren Herrschafften.
13*
196 1743, Dez. 23.-25.
Den 23. kommt die Königin auf die Paarisehe Reut Sehull, um die
Fürstin v. Lamberg- reuten zu sehen, welche verschiedene alte Sehull
Pferd herumgetummelt. Seitdeme unsere allergnädigste Frau eine
solche Passion für das Reuten gezeigt, hatten unsere Weiber die
Rage, ihr nach zu ammen; auch einige deren bedagten Frauen, wor-
unter obige fürwahr — ohne ihr Unrecht zu thun — mitgezehlet
werden muß,^'') thaten zwar meistentheils unter den Vorwand ihrer
Gesundheit, worauf aber vorhin keine gedacht hatte, sich auf die
Cavalcade verlegen; und wie ich anfänglich gesehen, daß, wann ein
Weib daher geritten gekommen, ihr fast alle Kinder auf der Gassen
als etwas seltsammen nachgeloflfen, so thate mann sich zulezt daran
also ge wohnen, daß gar nichts mehr darauß gemacht wurde, zumahlen
da mann fast mehr Weiber als Männer herum reuten sähe.
Den 24. wäre Toison Vesper, die Metten aber in der Cammer
Capellen, mithin ohne Begleitung.
Den 25. ist gewöhnlichermaßen Toison Ammt in der Hoff-
capellen und der Taffldienst in der Ritterstuben, worbei der alte
Obrist Hoffmeister der Königin und ich qua angesezter Obrist Cäm-
merer dem Herzog, welcher in reichen Mantl Kleid wäre, das Hand
Tüchl zu reichen und den Stuhl zu rucken, auch hinter ihnen den
ganzen Dienst über zu stehen, anbei ich des Herzogs Hut mit herab-
hangenden Federn und diamantenen Agraffe zu halten hatte. Nach-
mittag wäre Toison Vesper und sodann Appartement.
Disen Nachmittag kämme ferners der Printz Louis von Wolffen-
büttel, tertio genitus, unseriger Feldmarschall Leutenant und der ein
königl. Infanterie Regiment hat, allhier an. Weillen nun selber ein
Neveu der Kaiserin ist, auch personnellement von der Königin aesti-
miret wird, so hatten I. M. anbefohlen, daß ihme bei Hoff ein Quartier
angewisen werden solle, worzu dann jenes, so ehedessen die Frau
Obristhoffmeisterin auf den Controlorgang hinauß bewohnet hatte,
ausgesucht, anbei ihme eine Wacht von zwei Granadiren vor die
Thür gestellet wurde;*) dessen mitgekommener Hoff Cavallier und
übrige Bedienten wurden nach alten Gebrauch in die Wirthshäuser
einlogieret und von Hoff spesiret, Disen Abend speiste selber bei
der Kaiserin im Spiegl Zimmer und anfanglich wäre wohl der Antrag,
daß er auch an regierenden Hoff die nemmliche Distinctionen haben
solle; allein nachdeme es besser überleget worden, fände mann, daß
ein solches wegen des Printz von Sachsen Hildpurgshausen und
*) Dem Infanten v. Portngall hatte mann zwar auß der Ursacli, aber
weillen er Königs Sohn und Bruder wäre, eine Trabanten Wacht verwilliget.
1743, Dez. 26.— 30. . 197
anderer in königlichen Diensten stehender Fürsten ohne großen und
nicht unbilligen Disgusto sich keinesweegs thun lasse; mithin be-
fahlen I. M. mir Selbsten, daß, wann ich auf den folgenden Tag
Gäste bei mir hätte, ich ihn sogleich laden solte; wie ich es auch
gethan und von darummen mich sofort hinauf in der Kaiserin Anti-
camera verfügt. Der Printz Hesse mir aber nicht gleich zusagen,
sondern durch die Cammerfreile Gräffin Catharine Dietrichstein, des
Cammer Praesidenten Tochter, welche mann immer die Caton zu
nennen pflegte, zurückmelden, daß er mir die Antwort, sobald er mit
der Kaiserin gesprochen, geben wolte; die ich dann auch erst des
anderen Tags affirmative Uberkamme, mithin die Ehre hatte, ihn nebst
anderen Gästen
den 26. bei mir zu bedienen; und von der Zeit an thatte ihn
auch die Kaiserin ausser der Cammer nicht mehr mit sich speisen
lassen, innerlich aber sehr empfunden, daß die Königin ihme dise
Distinction, selben bei öffentlichen Taffldienst mit sich speisen zu
lassen, versagt, welches dann auch zu den besser unten vorkommenden
Disgusto haubtsächlich Anlaß gegeben.
Anheut wäre der gewöhnliche Kirchendienst in Colana zu
St. Stephan, öffentliche Taffl auf der Königin Seiten und Nachmittag
Toison Vesper; sodann hatte ich die allerhöchste Gnad, die Herr-
schafften bei einen kleinen Soupe in meinem Hauß zu bedienen.
Diser Tagen starb im 70. Jahr der königliche Gallerie Inspector
Daniel Bertoli, welcher in der Zeichen Kunst und sonderlich dans
les desseins de masques wenig seines Gleichen gehabt.
Den 27. wäre abermahlen Toison Ammt in der Hoff Capellen,
der Taffldienst aber bei der Kaiserin, worbei dann der Printz Louis
nicht zugegen, und abends Appartement,
Den 28. geht die Königin mit einigen Dames auf die Schutt,
Schweine schiessen, mehr um denen Dames eine Unterhaltung zu
machen, weillen sie Selbsten gar keine Liebhaberin der Jägerei ist.
Den 29. ist der ordinari sonntägliche Kirchendienst und öffent-
liche Taffl auf der Königin Seiten.
Den 30. alß an den zu der hohen Ehe Verlöbnuß der Ertz-
herzogin Mariae Annae mit den Printzen Carl bestimmten Tag wäre
grosse Gala bei Hoff und thate der Printz selbsten das Begehren,
wie es nebst allen übrigen, so in coeremoniali hierbei beobachtet
worden, auß der Beilag ausführlich zu ersehen.'-'^) Mittags speisten
sämmtliche Herrschaflften auf der Königin Seiten; abends wäre Bai
und wurde in der großen Anticamera an die Rathstuben gedanzt,
und die Dames mustcn cn robe darbei erscheinen; allein mann suchte
198 . 1743, Dez. SO.
doch das Coeremoniale wegen denen fremden Ministern zu evitiren,
dahero auch die Hoff Dames die Schleppe (wie es sonsten bei förm-
lichen Hoff Bals zu geschehen pflegt) nicht herunter Hessen und nicht
nach den Rang aufgezogen, weder einige Rois du bal aufgestellet
wurden.
Der Tisch zum Soupc wurde en fer ä cheval in der Ritter-
stuben gerichtet, aber nur denen 4 Herrschafften alß der Königin,
Herzog, Ertzherzogin und Printz Carl ihre gewöhnliche Stühle oben
an, denen tibrigen Gästen aber (worunter ausser denen Cardinälen
all übrige fremmde Ministern zugegen waren) nur wie sonsten Ta-
bourets gesezt wurden; weßwegen es dann auch wegen des Printz
Louis V. Wolffenbüttel, deme mann diß Fahls keine Distinction ge-
macht, sondern lediglich gleich allen andern ein Tabouret gegeben,
folgenden Morgen mit I. M. der Kaiserin, welcher die Sach mit ein
und anderen odiosen Zusatz und in specie (als ob der Fürst v. Auers-
perg, weillen er sich dans la meme ligne mit dem Printz Louis und
[ni fallor] gar k la droite auf der anderen Seiten nidergesezt, sich mit
jezt ermelten Printzen in Competenz stellen oder gar vorziehen wollen)
hinterbracht worden wäre, einen unangenehmen Contrasto und eine
sehr hitzige Explication zwischen Mutter und Tochter abgesezt hat;
also zwar, daß sich sogar das Ministerium ins Mittel legen und der
Graff Uhlfeld den Handl beilegen müssen.
Disen Nachmittag ward mir von dem Herrn v. Buol als Chan-
celiier de r ordre de la Toison d' or, dem alten Herkoramen nach,
abschrifftlich beikommendes Intimations-Schreiben in das Hauß ge-
schickt ^'') und hierdurch meine auf Benennung zum Rittern dises
hohen Ordens, nebst deme, was mir dißfahls weiters zu thun und
zu veranstalten obliegete, förmlich bekannt gemacht. Ich gebrauche
mich der Expression förmlich, weillen der Herzog mir nicht allein
bereits vorläuffig in gnädigsten Vertrauen meine und meines Vettern
des Feldmarschall zu erfolgende Promotion eröffnet, sondern der erste
gewesen, welcher mir, und zwar all bereits im Monath Julio die ge-
faste Resolution, einige Toisonisten zu creiren, mit folgenden gnädigen
Äußerungen anvertrauet: wie ihme bewust, daß der Groß Herzog
eine Promotion von Toisonisten zu machen Willens wäre; da ich nun
auch von dem Holtz, worvon sie geschnitzlet würden, so hätte er
mir als mein gutter Freund hiervon die Confidence machen wollen,
damit ich mich behörig darummen melden und bewerben könnte,
worauf ich dann sofort des anderen Morgens ihme mein Memorial zu-
gestellet und zugleich bei der Königin, um ihr allerhöchstes Vorwort
zu erbitten, Audienz genehmen hatte.
1743, Dez. 31. 199
Den 31. geschähe der llenunciations -Actus der Ertzherzogiu
Mariae Annae laut Extractis prothocoUi;^') zuvor aber legte der Car-
dinal V. Kollonitsch und der Herzog v. Aremberg den Eid als ge-
heimme Räthe ab, deren ersterer ein solches seiner Purpur wegen
bißhero immer decliniret hatte, vermainend, daß, da die Juramenta
alle zugleich auch dem Groß Herzogen als Mit Regenten abgelegt
wurden, er qua Cardinalis, der disem nicht einmahl weichen könte
oder wolte, noch vill weniger sich zu einer solchen Submission und
Unterwlirffigkeit, als die Praestirung eines Eides der Treu an je-
manden in sich Selbsten ist und mit sich bringt, ohne Verletzung
seiner Würde bequemen könte. Abends wäre Toison Vesper und das
gewöhnliche Einrauchen.
1744.
Den 1. Januarii wäre Toison Ammt im Profess Hauß, wohin
mann zu Fuß begleitete, sodann Taffldienst und abends Appartement.
Den 3. überbrachte mir der von Dier, als Wappen König des
Ordens, das Handbrieffl vom Groß Herzog, worinnen selber mich zum
Rittern des goldenen Flusses declarirte. Mittags wäre öffentlicher
Dienst und abends Appartement.
Den 4. verfügte ich mich abends gegen 6 Uhr zum Cardinal
Nuncio, um selben in Nahmen I. M. zu Verrichtung der Copulation
des durchlauchtigsten Brautpaars einzuladen. Das Coeremoniale wurde
vorläuffig dahin reguliret, daß er mich auf den nemmlichen Fuß wie
die Cardinalen sich gegen die Bottschaifter zu halten pflegen, recipire,
deme zu Folge er mich oben auf der Stiegen empfienge, im Begleiten
und Sitzen die Oberhand, jedoch quant a ce dernier article in so
weit modificirter nähme, daß beide Sesseln in una linea gegen ein-
ander über und nach der Breite des Zimmers gestellet wurden.
Er setzte sein Biret und ich meinen Hut auf, und unterhielten
uns also gegen einer halben Stund nach denen hin und her be-
schlossenen Complimenten, worauf er mich widerummen biß zur Stiegen,
und zwar aus besonderer, vorhero nicht stipulirter Distinction, annoch
zwei Stapifeln hinunter begleitete, übrigens für sothane Function der
Einseegnung sodann ein schönes mit Smaragd und Brillanten garnirtes
Pectorale pro regali überkommen hat.
Den 5. als Sonntags öffentlicher Gottesdienst und Taffldienst.
Nachmittag aber hielte der Groß Herzog vor der Vesper wegen der
auf morgen anberaumeten Promotion das in solchen Fahlen gewöhn-
liche Ordens Capitl. Die neue Candidati erschinen in Mantel Kleidern
und musten in der großen Anticamera warten, biß sie von dem von
Dier aus der in Händen habenden Liste herunter gelesen und ihren
Rang nach in die Rathstuben, allwo das Capitl gehalten wurde, hinein
beruff'en worden. Der Groß Herzog wäre gleich denen übrigen Ordens-
Rittern mit dem solennen Habit angethan, sasse in einem Fauteuil
1744, Jan. 6.-8. 201
unter den Dais und auf den erhobenen- Stapffei, gantz au bord des-
selben, die Rittern aber auf beiden Seiten unter den Schammel auf
zwein mit Teppich überzogenen, nach der Längen gestellten Bäncken
und wurde in der Mitten so viller Raum gelassen, daß wir Novizen
unss dem Groß Herzog näheren könten, welcher einem jeden das
Statuten Buch selbsten einhändigte, so wir auf den Stapflfel vor dem-
selben kniend empfiengen und sofort unß mit dem übrigen Corteggio
zu denen Augustinern über den Gang zur Vesper verfügten, worbei
wir aber heut unseren Platz unter denen Rittern noch nicht nehmen
dörfften, mithin ich mich qua HofFaiarschall in die Hoflfbanck kniete
und sodann cum reliquis more solito zurück begleitete.
Den 6., als den zum Ritterschlag bestimmten Tag, wäre die
Ordonanz um 8 Uhr; wir Novizen musten uns zuvor zu denen
Augustinern verfügen, allwo wir in der Sacristei den Ordens Habit
anlegten und in solang warteten, biß mann unß nach den Rang zur
Nehmung der Ordens Ketten beruffte.
Dise ganze Function findet sich in meines seeligen Vattern
Manuscripten ausführlich beschriben, dahero von gegenwärtiger,
weillen es damit in allen nach der vorigen gehalten worden, nichts
weiteres anmercken wollen, als daß der Duc d' Arenberg als Decanus
und Senior die Introduction deren zugegen gewesenen 14 Rittern
(Königsegg-Erps und Lannoy waren zu Brüssel abwesend) verrichtet
und daß der GraflF Wilhelm v. Sinzendorff, weillen er von einem erst
gehabten Access von Podagra annoch ganz stropiret wäre, zum Ritter-
schlag sich unter denen^Armen hinschleppen und sofort wiederummen
nacher Hauß tragen lassen müssen.''^)
übrigens kann ich, weillen es mir gar zu consolirlich gefallen,
mithin das Hertz davon noch voll ist, mit Stillschweigen unmöglich
übergehen, — ob es zwar einen eigenen Lob zu gleichen scheinet —
daß unsser gnädigster Großmeister, welcher nach den Ritterschlag den
neu Creirten zu embrassiren pflegt, sich dessen gegen mir auf eine
so zart und liebreiche Art aquitiret, daß alle Umstehende dises großen
Fürsten Lieb und Gnad für einen alten Diener sattsahm erkennet und
mir für Freuden die Augen tibergangen.
Den 7. gegen halber siben Uhr abends gienge der Actus copula-
tionis, wie selber aus heiligenden Impresso'-^'') umständlich zu ersehen,
für sich und sodann folgenden Tags als
den 8. die Einseegnung, welcher aber der Kaiserin Majestät
wegen ihro zugestossenen Indisposition nicht beigewohnet.
Der auf seiner Abrais nacher Engelland stehende venetianische
Bottschaffter Capello und dessen neu angelangter Successor Contarini
202 1744, Jan. 9.-10.
nebst ihren beiden Gemahlinnen sahen disen Functionen in dem Ora-
torio incognito zu. Der sächsische Abgesante, Graff v. Bünau, hatte
zwar auch an mich gesonnen, daß ich ihme und denen übrigen Ge-
santen einen besondern Platz zum zusehen anweisen mögte, allein
weillen ein solches vor disem nicht gewesen und ich von unserer
alten Etiquette, so vill sich nur immer bei gegenwärtigen Umständen
thun lassen, nicht gern abkommen lassen, so hatte ich disen Anwurfif
mit gutter Art zu decliniren gesucht. Der Cardinal Nuncius wolte an-
fänglich auch von unserem Cardinalen Kollonitsch praetendiren, daß
er ihme qua extraneo in Begleiten par politesse die rechte Hand
lassen solte, welches aber Kollonitsch durchaus nicht eingestanden,
sondern sich jederzeit seiner villjährigen Auciennitet in sacro collegio
praevaliret hat.
Nachmittag um 5 Uhr verfügte mann sich öffentlich zur Opera,
Ipermestra genannt, so von unseres Abbate Metastasio Composition,
und zwar anfänglich pour la reine meme destiniret wäre, als welche
nebst einer Compagnie von Dames und Cavalliers sothane Opera
Selbsten producieren wolte, auch würcklich schon verschiedene Proben
darüber gehalten hatte; es wurde aber dises Vorhaben durch einig-
movirte Scruplen, als ob es contra decorum lauflfen würde, wann eine
regierende Königin sich en spectacle geben wolte, hintertriben, wie
wollen wir sonsten dißfahls nicht so austöre zu sein pflegen und mann
sich endlichen mit dem Beispill des Louis XIV. bedecken können,
welcher auf Comedien öffentlich gedanzet.
Eodem wurde der Graff Carl Harrach an des unlängst als
corrupt verstorbenen Graffen Albert St. Julian (sie!) zum Obristen
Falckenmeister ernant und hierauf den 11. der Falcknerei von dem
Obrist Hoffmeister in der Ritterstuben vorgestellet.
Den 9. wäre abermahlen öffentlicher Taffeidienst auf der Königin
Seiten und abends Bai in dem sogenannten kleinen oder Operasaal,
welcher wegen des großen Soup6 an Tag des Beilagers sehr galant
ausgezieret worden und seithero zu denen Hoffbaien destiniret ge-
bliben; sodann wurde in der großen Anticamera an zwei Tischen
von 24 Couverts soupiret, an deren einem die Königin und an dem
andern die durchlauchtigste neue Frau praesidirte und die Vor-
nehmere vom Adl nebst der Königin gewöhnliche Cotterie hierzu
geladen.
Den 10. wäre das gewöhnliche freitägige Appartement. Eodem
starb im 34. Jahr der geweste kais. Cammerherr und Reichs
Hoffrath Graff Joseph Baltasar v. Dietrichstein, ältester Sohn des
Cammer Praesidenten von dessen ersten Frauen, einer gebohrnen
1744, Jan. 11.— 12.
203
Gräffin v. Saurraii; er wurde ziigleicli mit mir in Reichs Hoffrath
introduciret, hatte aber immer eine schlechte Brust gehabt und zur
Lungensucht incliniret, worann er auch gestorben.
Den 11. hatte die Königin Partie gemacht, in Rennschlitten en
petite cotterie, und zwar nur in siben Pahr auf Schönbrunn zu fahren,
worbei mir durch das Loß die neu vereheligte durchlauchtigste Frau
zu Theil worden wäre; allein da wir gegen das End der Leimgruben
kämmen, fände sich so wenig Schnee, daß wir unß aus denen Renn-
schlitten in die par pr^caution nachgefolgte Birocci setzen musten.
Mann speiste zu Mittag a la table de conspiration und Nach-
mittag muste ich bon grc mal gre tailliren, weillen ich eben unlängst
mich entrainiren lassen und einer zu Haltung einer beständigen Banque
bei Hoff errichteten gar vornehmen Societet (weillen die Königin
Selbsten als Moiti6 mit der Gräffin Füchsin, dabei interessiret wäre)
mich zu gesellen (sie!); weillen ich aber le metier de tailler gar
schlecht und unglücklich exerciret, so thate mich die Compagnie
diser Ehre meistentheils überheben. Meine und deren übrigen As-
sociirten Intention bei Errichtung sothaner Banque, worzu die Com-
pagnie einen sehr nammhaflften Fond hergeschossen, wäre keines-
weegs, einen großen Profit dabei zu ziehen, sondern villmehr die
Königin zu amusiren und von unanständiger Spill Gesellschafi't ab-
zuhalten, dahero auch niemand als die wenige Männer von der So-
cietet anfänglich tailliren dörfften; wie aber dergleichen Etablissemens
sich in die Länge nicht wohl souteniren, so schliechen auch hierinnen
nach der Zeit verschiedene Mißbräuche ein, welche zulezt den Verbott
aller Hazard Spillen zu meiner größten Consolation, zumahlen ich nie
ein Liebhaber davon gewesen, nach sich zogen.
Den 12. als Sonntags wäre Kirchen und Taffldienst auf der
Königin Seiten, sodann des Abends Bai in der zugemachten neuen
Reitschull, welche von dem Music Directore Graffen Losi zu disen
Fest eigends zugerichtet und auf das herrlichste illuminiret worden
wäre. Ich hatte Cammerherrn zu Commissarien benennet, welche
die Leuth placiren müssen, und wurde wegen des großen Raums
jedermänniglich, jedoch nur in Maschera Kleid hineingelassen. Die
Königin nebst dem Groß- Herzog, der kleinen Frauen Maria Anna
und dem durchlauchtigsten neuen Ehepaar befanden sich in einer
Bande von 15 Paar (worunter meine Frau und ich gewöhnlicher
Massen mit begriffen zu sein die Gnade hatten) als Wasser Götter
und Göttinnen gleich gekleidet und wir danzten einige neue Contre-
danses allein unter uns, soupirten auch mit einander nebst denen
Commissarien an zweien Tischen in der großen Anticamera.
204 1744, Jan. 14.— 17.
Den 14. wäre die öffentliche Schlittenfahrt, worvon in der Bei-
lag ein mehreres,^"") und wurde von Damesen dazu geladen die Hoff-
ämmters- und Conferenz-Ministres Frauen, Fürstinnen, des Hartschieren
Haubtmanns Graff Daun Gemahlin, die zwei Töchter der Graff -Füchsin
und die Hoff Dames, sonsten aber keine Statts Frau; die Fürsten,
so nicht geheime Räthe waren, wolten nicht mitfahren, weillen ihr
Rang bei dergleichen öffentlichen Functionen nicht ausgemacht; dises
veranlaste würcklich den Fürst Esterhasy, die geheimme Rathswürde
anzusuchen, die er auch alsofort erhalten und darauf bei der im An-
fang Februarii angestellten zweiten öffentlichen Schlittenfahrt krafft
sothanen neu überkommenen Characters mitgefahren ist.
Abends wäre Bai in dem kleinen Opera Saal. Übrigens be-
gegnete mir eine zwar lächerliche Fatalite bei diser Schlittenfahrt:
ich hatte mir eine ganz neue, sehr hertzige Equipage blau mit Silber
machen lassen und vorhero noch, ehe mann wissen können, ob mann
fahren, weder (sie!) welche Dame ich führen würde, zum öffteren ge-
schertzet, daß, um meine neue Equipage zu verschändlen, nichts ab-
gienge, als daß ich eine Dame zu führen bekäme, welche einen grünen
Peltz hätte; nun fügte sich eben, daß den Rang nach mir die Cammer-
freile Kokorsova zu Theil werden muste, welche sich ganz neuerlich
und zu diser Schlittenfahrt just einen grünen Peltz, und zwar noch
mit goldenen Borten, pour faire un double contraste mit meiner blau
und silbernen Equipage, hatte machen lassen.
Den 15. fuhren die Herrschafften in einer Compagnie von 14
oder 15 Schlitten des Abends in der Statt herum und sodann gienge
mann zur Redoute bein Selliers.
Den 16. fuhren die Herrschafften auf Wurst und in Chaisen
nacher MöUerstorff, all wo der Printz Carl zu Mittag tractirte; abends
aber soupirten selbe bei den Graffen v. Colloredo im Schlegel Hoff.
Ich kunte von der ersteren Partie nicht sein, weillen ich eben qua
Hoffmarschall den zu Complimentirung der Königin sur son joyeux
avenement benannten malthesischen Bottschafftern Graffen und Balio
Ferdinand von Althann bei seinen heutigen Einzug, wovon in der
Anlag ein mehreres,^"^) accompagniren müssen.
Den 17. hatte erst besagter Bottschaffter seine öffentliche Audienz
nach Ausweiß des Prothocolli und auligender Beschreibung bei I. M.
der Königin, ^°2)worbei ich zugleich die Stelle des Hoffmarschall und
Obrist Cammerers verrichtete und in priori qualitate ihn unten an der
Stiegen (nicht aber wie die andere Bottschaffter wegen dießfählig
geringeren Coeremonialis bei der Portiere) empfangen, sofort biß zur
geschlossenen Rathstubeu begleitet und sodann qua angesezter Obrist
1744, Jan. 18.— 25. 205
Cämmerer hinein getretten, um selben bei I. M. zu melden. Nach-
mittag wäre Appartement.
Den 18. wohnten die Herrschafften, worunter ich nunmehro das
neue Ehepaar meistentheils mit verstehe, der zweiten Repraesentation
der Opera bei, und weillen dem Herzog ungelegen wäre, so lang in
Parterre — wo nach alter Gewohnheit der Hoff zuzusehen pflegt —
zu sitzen, so befahle die Königin, daß mann auf der einen Gallerie
vorwärts eine Logi zurichten solle, zu welcher der Herzog nach Be-
lieben zu und abgehen kunte.
Den 19. wäre wegen des Sonntags öffentlicher Kirchen-, aber
kein Taffl-Dienst und die Herrschafften fuhren abends in die Comedie
bein Kärnthner Thor.
Den 20. kämme der Hoff wegen des heutigen Fests zu denen
Schotten und solte anfänglich der maltesische ßottschaffter dabei er-
scheinen, und der Herzog wolte dahero zu Hauß bleiben; allein nach-
deme der Cardinal und Nuncius difficultiret, mit ihme la capella zu
machen, so wurde die bereits anbefohlene und beschehene Ansag
deren Bottschafftern contremandiret, jedoch erschine nachher o der
Maltheser einmahl bei den Taffldienst, wo die Königin in der großen
Anticamera allein speiste.
Eodem wäre abends abermahlen eine kleine Schlittenfahrt bei
Hoff, nach welcher wir bei Graffen v. Uhlfeld in der Reichs Canzlei
soupiret und muste ich mich dahero nebst meiner Frauen bei den
jungen Fürsten Hannss Carl v. Liechtenstein entschuldigen lassen,
welcher heut nachmittags eine öffentliche Schlittenfahrt und sodann
Bai und Soupc gegeben.
Den 21. wäre bei Hoff der gewöhnliche masquirte Bai in kleinen
Opera Haus.
Den 22. fuhren die Herrschafften abermahlen nebst dem Printz
Louis von Braunschweig (oder Bevern, wie wir ihn communiter von
vorigen Zeiten her zu nennen pflegen), welcher bei allen disen Parties
de plaisir meistentheils mit gewesen, und einer kleinen Compagnie in
Schlitten Birocci nacher Schönbrunn ; wir speisten daraussen mittags
und bei der Retour führe mann noch ein paar Stund fast in denen
Gassen der Statt herum.
Den 23. speisten die Herrschafften en petite compagnie abends
bei meiner Schwester und sodann gingen wir ä la redoute.
Den 24. als Freitags wäre gewöhnlicher Maßen Appartement.
Den 25. kämmen die Herrschafften wegen des heutigen Fests
Pauli Bekehrung zu denen Michaelern und abends wohnten selbe der
dritt- und lezten Repraesentation der Opera bei.
206 1744, Jan. 26.— 31.
Den 26. wäre der ordinari öffentliche sonntägige Kirchen- aber
kein Taffeidienst. Eodem starbe in der Nacht gegen 11 Uhr der
Feldmarschall, von welchen in unseren Familie Büchern ein mehreres,
und habe ich zu Verehrung seiner Gedächtnuß hier nur einen Auszug
dessen, so in denen öffentlichen Wienner Zeitungen und sogenanntem
Diario dises Todfahls halber eingedruckt worden, nebst einem
curiosen Chronographico, so ein berühmter lutherischer Prediger zu
Breslau ihme pro epitaphio componiret, beischließen wollen. ^'^^)
Den 27. wurde in Gegenwart deren Herrschafften auf einem in
der Ritterstuben eigends errichteten Theatro eine kleine französische
Piece, arlequin poli par l'amour genannt, von einer Compagnie d' en-
fans producieret, worbei die älteste Ertzherzogin die Bergere und
meine Josepherl die Fee repraesentiret. Nach der Kinder Comedie
wurde eine zweite etwas längere, Themise genannt, auf den nemm-
lichen Theatro von einer Bande von Dames und Cavalliers vor-
gestellet.
Den 28. als Dienstags wäre abermahlen masquirter Bai bei Hoff;
weillen es aber in dem kleinen Opera Hauß zu kalt befunden worden,
so befahle die Königin, daß ich für die übrige Hoffbai die große
Anticamera zurichten lassen solle, worinnen mann also auch heut
schon gedanzt und hingegen immer auf der Kaiserin Seiten in ihrer
Anticamera soupiret hat, mithin sich das Inconvenient geäussert, daß
mann die Dames immer zum Soupe durch die Cammer durchgehen,
die Männer aber den großen Tour über den Controlor Gang machen
lassen müssen.
Den 29. wohnte ich der Begräbnus des Feldmarschall seelig und
folgenden Morgen als
den 30. dessen Exequien bei denen Schotten bei. Heut abends
gäbe der Printz von Sachsen Hildburgshausen in seinem par sa vieille
femme erheiratheten vorhin- Printz Eugenischen Garten^"*) ein magni-
fiques Fest denen Herrschafften. Der große Saal, worinnen gedanzet
wurde, wäre magnifiquement illuminiret und das Soup6 sehr wohl
angeordnet; es wäre über ein Uhr nach Mitternacht, als wir zurück-
kämmen.
Den 31. hatte vor den Appartement der maltesische Bottschaffter
seine Abschiedsaudienz in der Rathstuben, worzu er aber wegen
niederen Coeremonialis nicht von dem Obrist Cammerern wie es gegen
andere Bottschaff'ter Herkommens ist, sondern nur von dem Dienst
Cammerherrn gemeldet wird, mithin auch das königliche Portrait
nicht aus meinen Händen überkommen hat, sondern ihme solches
1744, Fol). 1.-8. 207
durch den geheimmen Zahlmeistern v, Dier in das Hauß gebracht
worden ist.
Den 1. Februarii verfügten sich die Herrschafften mit der ge-
wöhnlichen Cotterie in Birocci-Schlitten nacher Mauerbach; wir speisten
allda in der Carthauß und kämmen des Nachmittags zeitlich genug
zurück, um die zweite Repraesentation der Cavalliers Comedie zu
sehen.
Disen Abend wäre bei den Fürsten von Auersperg als nahen
Anverwanten der Braut, das Versprechen des Cammerherrn und
General Majors Graffen Leopold v. Salm mit der Freile von Dietrich-
stein, Niece des verstorbenen Fürsten Walther und deren Mutter eine
von Starhemberg ist; sie ist würcklichen in wenig Jahren seine dritte
Frau und wäre er vorhero Maltheser Ritter, hatte aber fast zugleich
den Orden und das Militare quitiret.
Den 2. wäre zwar wegen Transferirung des Frauen Fests aus
ürsach des anheut einfallenden Sonntags Septuagesimae kein Toison,
jedoch der Kirchendienst nebst der Kertzen Weihung und den Um-
gang wie sonsten bei denen Augustinern, sodann öffentliche Taffei;
abends aber soupirten die Herrschafften beim Landmarschall Graffen
V. Herberstein und wir fuhren von dannen miteinander zur Redoute.
Den 3. gienge mann abends mit denen Herrschaft'ten auf die
Mellgrueben, dortig masquirten Bai beizuwohnen.
Den 4. wäre abermahlen der dienstägige masquirte Bai bei Hoff
nebst Soupe.
Den 5. soupirten die Herrschafften bein hungarischen Canzlern
und sodann sahen wir den Kinder Bai auf der Meelgrueben.
Den 6. wurde bei Hoff die zweite öffentliche Schlittenfart ge-
halten, worvon ein mehreres in der Beilag, ^''°) und wurden ver-
schiedene Statt-Dames, ohne eben auf die Qualitet ihrer Eheherren
zu sehen, für dises Mahl dazu geladen. Abends speisten die Herr-
schafften ä petit couvert bei meiner Schwester und sodann fuhren
wir auf die Meelgrueben.
Den 7. wäre als Freitags das gewöhnliche Appartement.
Den 8. fuhren die Herrschafften en petite compagnie in Renn-
schlitten mittags nacher Schönbrunu; abends wurde in der Ritter-
stuben zum zweiten Mahl die Kinder Comedie und nach solcher aber-
raahlen die von Dames und Cavalliers produciret; sodann soupirte
mann bei den mit Anfang des Winters nebst seiner Frauen anhero
gekommenen Duc d' Arenberg und weillen heut Samstag, so wurde
nach Mitternacht en gras serviret und (wie mann zu sagen pflegt)
media noche gehalten.
208 1744, Fei). 9.— 15.
Den 9. Avare wegen des Fests S. Apolloniae öffentlicher Kirchen-
gang zu denen Augustinern, sodann Tatteldienst und abends gieuge
mann zur Redoute.
Den 10. wäre wegen des auf morgen transferirten Mariae
Lichtmeß Fests Nachmittag Toison Vesper; sodann thaten die Herr-
schafften meiner Frauen und mir die Gnad, in unser Hauß zu kommen
und einem kleinen Kinderbai zuzusehen, nach welchen auch I. M.
nebst dero Frauen Schwester, den Herzog und Printz Carl mit denen
übrigen erwachsenen Gästen den Danz zu continuiren und sodann zu
soupiren geruheten. Zu dem Ende hatte ich in dem größeren Parade
Zimmer vor die Herrschafften au haut bout eine Taffei vor beiläuffig
15 oder 16 Couverts und hinunter wärts andere Tafflen, jede zu 8
biß 10 Couverts zubereiten lassen, an welchen sich die übrige Com-
pagnie — nachdeme I. M. die Königin sich die ihrige choisiret —
setzen kunte, welche Invention von so villen separirten Tischen nicht
allein von I. M. — weillen selbe die Gäste besser übersehen und sich
mit ihnen unterhalten kunten — sondern auch gcneralement Appro-
bation gefunden, umwillen sich alles nach WillkUhr zusammen paaren
und gemächlich, auch wärmer bedienet werden können.
Den 11. wurde das transferirte Frauen-Fest mit Predig und Toison
Ammt begangen; sodann wäre öffentlicher Taffeidienst. Nachmittag
verfügte mann sich zur Säulen auf den Hott" und abends wäre, als
Dienstags, masquirter Hoft-Bal.
Den 12. wäre das Versprechen der Cammerfreile Gräffin von
Herberstein, Tochter des Herrn Landmarschalien, mit dem bald darauf
zum würcklichen geheimmen Rath erhobenen Graffen Norbert v. Trautt-
manstorff, dessen erste Gemahlin eine Marquise de Gavres gewesen,
die er in seiner Länder Rais als ertzherzogliche Cammerfreile zu
Brüssel geheirathet hatte. Sodann wurde bei der Kaiserin in Gegen-
wart sammtlicher Herrschafften die Kinder Comedie, worzu mann
eigends in ihren Spieglzimmer ein Theatrum aufrichten lassen, re-
praesentiert; hierauf kämmen die Herrschaff'ten zu einen Kinderbai bei
den Fürsten von Auersperg und von dorten aus fuhren wir alle auf
die Meelgrueben und nachdeme mann dorten etwas gedanzt, pour la
bonne bouche, annoch zur Redoute ins Balhauß.
Den 13. als an jeudi gras wäre Bai bei Hoff und nach den
Soupe gienge mann abermahlen in das Balhauß.
Den 14. wäre als Freitags gewöhnlicher Massen Appartement.
Den 15. wohnte ich einer Hott' Conferenz bei den Obrist-Hoff-
meister bei, worinnen das erforderliche wegen der Ertzherzogin und
des Printz Carls Abrais nach denen Niderlanden, laut ProthocoU-
1744, Fcb. 16—17. 209
Extracts,, debattiret wurde. ^''^) Disen Abend giengcii die Hcrrsehaftten
in die Opera im Balhauß.
Den 16. führe die Königin nebst dem Herzog zu denen Jesuitern
auf den Hoff wegen der die drei lezte Fasching Tag hindurch all-
dorten celebrirenden gewöhnlichen Andacht; hierauf wäre öffentliche
Taffei und abends masquirter Bai bei Hoff^, nach welchen mann noch
more solito zur Redoute sich verfügte.
Den 17. wäre bei Hoff die Copulation der Freile von Herber-
stein, worbei ich, und zwar zum ersten Mahl qua angesezter Obrist
HoflFmeister der Königin als Dame (indeme der Graff Sinzendorrt" der
erste und der Königin als Frauen und Regentin Obrist Hoffmeister
ist) figuriret und den Heirats Contract in solcher Qualitet und an der
Stelle, wo es dießfahls gebräuchlich, nemmlich gleich nach Braut und
Bräutigam, in der Mitte des Papierblats unterschriben habe.
Mittags fuhren die Herrschafi'ten in einer Anzahl von 16 Renn-
schlitten nacher Schönbrunn. Wir kämmen noch bei Tag zurück,
um unß zu einer auf heut angestellten besonderen Maschera adjustiren
zu können. Die Königin hatte in vorjährigen Fasching hindurch so-
wohl auf denen Hoff baien als auch zur Redoute und auf die Meel-
grueben verschiedene dergleichen Partien gemacht, wo mann gleich
gekleidet oder sonsten en masque miteinander figuriret; heuer aber
wüste ich außer der heutigen und jener bei den Fest in der Reit-
schull keine, so zu marquiren käme. Die heutige bestände in 33 Paar
von Arlequins und Arlequinnen und wäre hierbei das seltsammste
die Art, wie selbe zusammen kämmen. Es musten nemmlichen in
einem Zimmer, welches nur mit einer Kertzen illuminirt, mithin
fast finster wäre, bei der Kaiserin Frau Mutter sich alle Arlequinnes
einfinden und rund herum niedersetzen ; hierauf wurden die Arlequins,
wie ihre Numeri nach den Loß gezogen worden, einzelnweis, immer
einer nach den anderen, hinein gelassen, durfften sich aber kaum eine
Minute, um fast in blindem eine Arlequinne auszusuchen, darinnen
verweillen, sondern musten alsofort bei einer andern Thür mit der
enlevirten Arlequinne nach der Redoute sich verfügen, allwo mann
sich erst recht erkennen können. Mir wurde die Hoff Dame Gräffin
v. Wurmbrand zu theil und der Graff" Schlick nähme die Königin;
nachdeme mann im Balhauß ziramlicher Maßen gedanzt, so verfügte
sich erst die ganze Banda in einigen Hoft'wägen auf die Meelgrueben ;
und ob zwar dises Jahr die maschirte Bai nicht wie voriges willkür-
lich die ganze Nacht hindurch fürdaueren, sondern um 1 Uhr alles
geendiget sein müssen, so erlaubten jedoch I. M., daf] für heut biß
anderen Morgens 6 Uhr gedanzt werden dörffen.
Khevenhüller-Schlitter. 1742—1744. 14
210 1744, Feb. 18.-23.
Den 18. als an Mardi gras hatte die gestrige Schlitten Banda die
Ehre, zu Mittag mit denen Herrschafften bei Hoff zu speisen. Mann er-
schine in Masque und die Taffei wurde gerichtet in der Anticamera
auf der Königin Seiten, wo mann an Bai Tagen bei Hoff zu soupiren
pflegte. Nach den Essen biß zur Stund des Hoffbals, welcher heut be-
reits precise 6 Uhr anfienge, wurde in der Königin Cabinet gespillet,
um 8 Uhr allschon soupiret und bald darauf nach der Meelgrueben und
endlichen von dorten zur Redoute gefahren, worinnen die Herrschafften
biß zu End des Kehraus, welcher aber fUr dises Jahr allbereits vor
Mitternacht aller Orthen geschlossen sein muste, verbliben und anmit
dem heurigen Fasching, welcher durch das vorgewesene hohe Bei-
lager und die so lang fürgedauerte Schlittenbahn ungemain animiret
worden wäre, ein sehr lustiges End gemacht haben.
Den 19, als an Ascher Mittwoch wäre um 10 Uhr Ordonnanz
zur Kirchen und gäbe der Bischoff v. Seccau, Baron v. Firmian, die
Cineres; den tibrigen ganzen Tag und biß auf
den 23. bliben die Herrschafften wegen der bevorstehenden Ab-
rais der Ertzherzogin gänzlich retiriret; anheut aber als den zu disen
betrübten Abschied bestimmten Tag wurde der sonntägige Gottesdienst
in der Cammer Capellen gehalten. Gegen 2 Uhr führe die Königin
incognito von der Bellaria weg; bei ihr in Leibwagen sassen die
Gräffin Fuchsin, Losin und Colloredin, welche leztere den Platz der
mit einem Catharr behaffteten Gräffin von Nostitz eingenohmen; es
folgte nur ein Wagen, worinnen ein königliches Cammermensch nebst
der Obrist-Hoffmeister- Jungfrauen gesessen.
Gegen 4 Uhr kämmen I. M. zu Stockerau an, allwo in dem
Albrechtsburgischen Hauß das Nachtlager bestimmet worden; es muste
alles sehr compendios sein und dorffte ich keinen Cammer Fourier,
sondern nur einen Cammerheitzer, um das Notlüge der Einlogierung
halber zu veranstalten, vorausschicken; die Königin wolte auch keine
weitere Suite haben; jedoch erlaubte sie dem Obrist-Stallmeister und
mir, uns auf unsere eigene Hand allda einzufinden, weßfahls wir
Partie gemacht hatten, miteinander hinaus zu fahren. Nachdeme aber
der Fürst v. Auersperg wegen eines zugestossenen Abweichens nicht
mit kommen können, so nähme ich den Obrist Kuchenmeister und
Graff Wenzl v. Schaffgotsch, welchen die Herrschafften gar wohl
leiden mögen, mit mir, und wir langten noch vor der Königin an;
bald nach deroselben kämme die Ertzherzogin mit dem Herzog und
Printz Carln, nachdem sie von der Burg aus (allwo sie auf den so-
genannten Spannier in den Wagen gestigen) öffentlich abgefahren
waren, zu Stockerau an und wurde der Abend mit Pharaon Spillen
1744, Feb. 24.-27. 211
zugcbraclit, vvorbci ich au nom de la compagnie (weillen von denen
Intercssiiten ich allein zugegen wäre), und zwar sehr unglücklich
taillirt und wider die Ertzherzogin und Printz Carl gegen 6000 Du-
caten verspillet habe, so aber en parti gegen eine dem Banco von
dem Herzog annoch ruckständige Schuld compensiret worden. Zu den
Soup6 wurde gewöhnlichermassen die von Wienn gekommene Com-
pagnie nebst dem sich ebenfahls eingefundenen Landmarschall, dem
Viertlcommissari und Haubtmann von der Wacht geladen.
Den 24. nach gehörter heiliger Meß, worzu in den Taffei
Zimmer eigends ein Altar aufgerichtet wurde, beschahe gegen halber
8 Uhr der weitere Aufbruch, und zwar führe die Ertzherzogin nebst
dem Printzen zum ersten fort, sodann stige erst die Königin in Wagen
und retournirte nacher Wienn.
Der Herzog wäre Willens, weiters die Raisende zu accompa-
gniren, allein wegen seines starcken Schnuppens muste er ebenfahls
mit denen zwei mitgenohmenen Cammerherrn Graffen Losi und
Chevalier Kinsky zur Statt zurückfahren; und zumahlen die Gräffin
Fuchsin desgleichen mit einem Catharr incommodiret sich befunden,
so blibe mann bei Hoff einige Tagen retiriret.
Übrigens waren I. M. gesinnet, in Abwesenheit des der Ertz-
herzogin zugegebenen Obrist Hoftmeisters Graffen Wenzl v. Kaunitz,
als welcher annoch auf seinen Gesandschaffts Posto zu Turin sich be-
findet, meiner Wenigkeit die Commission aufzutragen, S. D. nach denen
Niderlanden zu begleiten. Nachdeme ich aber dise Ehre meiner
schwachen Gesundheit halber depreciren müssen, so wurde der Graff'
Colloredo damit beladen und annebens die dermahlige Frau Aya
Gräffin Belrupt, weillen mann gerne eine andere bei der jungen Herr-
schafft gehabt hätte, als Obrist-Hoft'meisterin beigegeben. Die Raiß,
worzu ich den Hoff Fourier Baber, um die erforderliche Anstalten zu
machen, destiniret und an den Graffen Colloredo angewisen, wurde
des Kriegs halber über Prag, Leipzig, Blanckenburg, Hildesheim und
sofort durch Westphalen genehmen, wie aus dem Impresso, so beiligt,
ein solches und was bei der dem 26. Martii zu Brüssel erfolgten
Einzug sich zugetragen, mit mehreren zu erlesen ist.^''^)
Den 27. verstarbe im 61. Jahr an weißen Friesel die Freile
Maria Anna von Hamilton, welche ehedessen bei der Kaiserin Amalia
Cammerfreile gewesen und sich sodann von Hoff retiriret und für
sich gelebt hat. Selbe wäre ihres reiften Verstands und munteren
Humors halber in besonderer Consideration, wie dann Graft' Gund-
acker v. Starhemberg und Graff Schönborn, damahliger Reichs -Vice
Canzler, sie gar sehr estimiret haben und diser leztere für ihren
14*
212 1744, März 1.-13.
Amanten passiret hat, wiewollen sie nichts weniger dann schön ge-
wesen und sehr unangenehme Facons gehabt; ja sie hatte sich die
leztere Jahr voriger Regierung bei der Kaiserin Elisabeth also gelten
zu machen gewust, daß sie die Gräffin Fuchsin (zumahlen sich dise
mehr an die jezige Frau als ihre Eleve et au soleil levant attachiret)
gänzlich verstochen und seit der Kaiserin Wittibstand an ihren Hoff
alles regieret hat.
Den 1. Martii als Sonntags wäre öffentliche Kirchen und Taffei-
dienst und damit wurde dise Fasten Zeit hindurch alle Sonntag,
Mittwoch und Freitag meistentheils biß auf die leztere zwei Wochen
continuiret, hiernächst des Freitags abends Appartement gehalten.
Den 4. starbe an einer Recidiv von hitzigem Fieber in 70. Jahr
seines Alters der Herzog Leopold von Hollstein, der lezte von der
Wiesenburg Lini, Er wäre catholisch und 1721 nebst meinem seeligen
Vattern, von welchen er auch sonsten ein special gutter Freund ge-
wesen, Ritter des goldenen Vliesses und 1723 würcklicher geheimmer
Rath worden.
Eodem ergösse sich die Donau, weillen durch das gähling ein-
gefallene Thauwetter das durch den fürgedauerten starcken Winter
aufgeschwollene Eiß auf einmahl loß gebrochen, dergestalten, daß die
Leopold Statt und Roßau fast gänzlich unter Wasser gesezt worden
und mann sehr ville MUhe gehabt, denen Leuthen mit Zillen genug-
samm beizuspringen. Die Königin und der Herzog, welcher lezterer
(die Königin kunte ihres geseegneten Stands halber sich so weit nicht
risquiren) sich sogleich selbsten da, wo die Noth am stärckesten ge-
schinen, eingefunden und zu Herbeischaffung deren Lebens Mittelen
sowohl als übrigen Erfordernussen die behörige Befehle ertheilet,
haben durch ihre christliche Vorsorg das meiste beigetragen, daß
bei disen traurigen Zufahl niemand das Leben eingebüsset und durch
ihr Beispill, da sie sogleich durch ihre Hoffwägen Brod und andere
Victualien denen Nothleidenden zuführen lassen. Große und Kleine zu
Ausübung dergleichen Wercken der Barmherzigkeit angeeiffert, also
zwar, daß mann die erstere Tage eine Menge mit Brod und anderen
Lebenswahren beladene Wagen von herrschaftlichen Livree Leuthen
daher führen sehen. So vill vermag nach den bekanten Vers: regis ad
exemplum etc. das gutt und böße Vorspill eines Regenten.
Den 9. Hesse mann der Königin par pr6caution Ader wegen der
Schwangerschafft.
Den 13. gienge mann zu denen Ciarisserinnen in das königl.
Closter wegen der heutigen Andacht des heiligsten Bluts Christi;
abends wäre das gewöhnliche Appartement und erschiene alles wegen
1744, März 15.— 25. 213
des Erzherzogs Josephs Geburts-Tags in Gala, obschon nach der
alten Etiquette selbe dermahlen noch nicht angesagt wird.
Den 15, assistirte ich als Zeug dem heutigen Versprechen des
Fürsten Hanß Carl v. Lichtenstein mit des GrafFen Friderich Harrach
vierten Tochter, Freile Josepha, welches in dises leztern Behausung
des Abends gehalten wurde.
Eodem verlohre meine Schwester einen kleinen Sohn an Blattern,
welchen in kurtzem noch ein anderes Büebl und einige Wochen dar-
nach ihr sehr liebes und herziges Döchterl Franzi an den nemmlichen
leidigen Zustand folgte ;^°^) leztere zwar hatte die Blattern tiberstanden,
allein es blibe ihr ein Accideut davon im Äug, so sie sehr verstellet,
und kräncklete dabei immer, biß sie endlichen im Sommer denen
Brüdern nachgefolget.
Den 19. als an Josephi Tag erschine Alles abermahlen wegen
des Ertzherzogs in Gala; die Frauen kommen in Appartement Kleidern
mit reichen Röcken. Es ist öffentliche Kirchen und Taffei, sodann
Ausgang zu denen SiebenbUchern und endlichen Appartement.
Den 20. und die folgende 8 Tage fährt die Kaiserin des Nach-
mittags gegen halb 5 Uhr immer denen zwar für das männliche Ge-
schlecht (indeme für die Weiber Exercitia eine anderweite Zeit be-
stimmet ist) gebenden Exercitiis des P. Zitto S. J., hinterlassenen
Beicht Vatters der Kaiserin Amaliae beizuwohnen; sie pfleget auf die
Pergulam zu gehen und nähme von Weibern noch sonsten nie-
manden mit als die Fürstin v. Lamberg, meine Frau und die Tonerl
Nostitzin.
Den 21. verfügten sich die Herrschafften zu denen Schwartz
Spaniern wegen des heutigen Fests S. Benedicti.
Den 22. als an schwartzen Sonntag kämmen die Herrschafften
ins Profeßhauß zur heutig - gewöhnlichen Andacht. Es wurde aber
die Ordonnanz früher gegeben, weillen selbe sodann nacher Schwechat
reiten wollen, um der Fahnen oder besser zu sagen, Standarten
Weihung des Balloyrischen Dragoner Regiments bei zu wohnen, nach
welcher ihnen der General in dem Wirthshauß ein Din6 zu geben die
Ehre hatte, und wurden an die Herrschaffts Taffei die Vornehmere
von dero Suite und sonsten zugegen seiender Compagnie geladen.
Nach eingenohmenen Mittagmahl kerte mann um 3 Uhr in Chaisen
zurück.
Den 25. giengen die Herrschafften nebst denen Toisonisten und
gewöhnlichen Corteggio zu denen Augustinern, der heutigen Andacht
in der Loreto Capellen beizuwohnen. Heut erkranckte mein älterer
Sohn ganz gähling und wurde ihme wegen besorgenden Blattern auf
214 1744, März 27.— April 4.
den Fuß zur Ader gelassen; für dises Mahl aber wurde gottlob nichts
weiteres daraus.
Den 27. wäre wegen des Fests Mariae Schmertzen Nachmittag
öffentlicher Kirchendienst.
Den 29. wäre die gewöhnliche Palmweihe und Andacht bei
denen Augustinern, sodann öffentlicher Taffldienst auf der Königin
Seiten.
Den 31. gienge der Herzog allein in Campagna Kleidern nacher
Hernais und wohnete allda dem Passions -Ammt in der Pfarr Kirchen
bei, hörete auch gewöhnlicher Massen hernach noch eine stille Meß,
so ohne Passion ist, in dem heiligen Grab.
Den 1. Aprilis wohnten die Herrschafften Vor- und Nachmittag
denen Andachten bei denen Augustinern bei; die Ordonnanz wäre
Vormittag um 10 Uhr und Nachmittag um 5 Uhr und in Mantel Kleid,
welches auch folgende Tage und bei allen Kirchen Functionen an-
gezogen wurde.
Den 2. gäbe der Cardinal Nuncius gewöhnlichermassen die
heilige Communion um 8 Uhr, nach welcher die Herrschaft'ten annocli
der Predig, dem Höh -Ammt und der Procession zum Repositorio der
heiligen Hostie beiwohnten. Nach der Zuruckkunfft in die Burg
muste ich als angesezter Obristhoflfmeister bei der Fußwaschung as-
sistiren und mit selber zu Unterhaltung des Gießbecks auf denen
Knien herum rutschen. Weillen die Function auf der Königin Seiten
geschwind vorüber wäre, so verfügte mich noch in die Ritterstubeu,
allwo der Herzog auf den alten kaiserl. Fuß die Füßwaschung ver-
richtet, bei welcher der Obrist Hoffmeister und Obrist Cämmerer nebst
der Geistlichkeit und einem Bischoffen oder sonstigen Infulato, welcher
in seinem Habitu in longis das Gießböcken unterhaltet, die Auf-
wartung zu machen pflegen. Des Nachmittags wäre abermahlen
Pumpermetten bei denen Augustinern und nach der Retour von dannen
gienge der Herzog annoch in publico zur großen Capellen, dem ge-
sungenen Miserere beizuwohnen.
Den 3. wäre um halber 9 Uhr Ordonnanz zu denen gewöhn-
lichen Kirchenfunctionen des heutigen Charfreitags und wie gestern
zur Pumpermetten, nach welcher der Herzog abermahlen en public
in die Hoff Capellen zum Stabat Mater sich verfüget.
Den 4. giengen die Herrschafften um halber 8 Uhr und en
campagne 21 heilige Gräber zu besuchen, die nemmliche, die der
vorige Herr zu besuchen gepfleget und wo beide allzeit einen Ducaten
zu opfferen im Brauch haben, welche der geheimme Zahlmeister mir,
um selbe denen Herrschafften einzuhändigen, bei jeglichen Grab zu-
1744, April 5.-12.
215
gestellet hat; sodann verblibe mann bei dem Ammt bein Augustinern,
allvvohin auch der Herzog, aber ohne der Königin, sich des Nach-
mittags um 5 Uhr zu denen lezten. fünft' Geheimnuß Predigen und
der Auferstehung verfüget, und nach diser annoch der nemmlichen
Function in der großen Capellen beigewohnet hat.
Den 5. als an heiligen Ostertag wäre Toison Ammt zu St. Stephan,
sodann speisten die Herrschaff'ten in großem Publico in der Ritter-
stuben, allwo die Truchseß zu serviren pflegen, und der Obrist Hoff-
meister der Königin, ich aber dem Herzog das fland Tüchel gereichet
und hinter ihren Stühlen den ganzen Taffeidienst aus aufgewartet
haben. Nachmittag wäre Toison Vesper und sodann Appartement.
Den 6. wäre Predig und Toison Ammt bei Hoff; die Herrschafften
speisten in publico bei der Kaiserin; Nachmittag wäre abermahlen
Toison Vesper.
Den 7. wurde wiederummen Predig und Toison Ammt in der
Hoff Capellen gehalten. Nach den Kirchendienst fuhren die Herr-
schaft'ten incognito auf Mittag nacher Schönbrunn, wohin wir andere
von dero Suite des Abends nachfolgten und unß sofort daraußen bei
einem für die Saison dans nos climats sonsten nicht gewöhnlichen
schön und warmen Wetter, so aber nicht lang fürgedaueret hat,
etablirten.
Die dießjährige R6gl6mens für daraussen, welche aber a l'ordinaire
nicht so genau gehalten wurden, bestunden darinnen, daß mann zwei
Taftelen — jede von 20 Couverts, bei deren einer die Königin und
bei der anderen die übrige Gäste gespeiset — zu bereiten und jene
in dem gewöhnlichen Taffei Zimmer, dise aber in der sogenannten
Union oder Conspiration Taffel-Stuben stellen lassen, sodann die
Woche zweimahl wie in der Statt, an Dienst- und Freitagen Apparte-
ment sein solle, wo übrigens alles auf den vorigen Fuß gebliben.
Den 11. kämmen die Herrschaft'ten über Nacht in die Burg
herein, weillen ohnedeme morgen als
den 12. nebst der gewöhnlichen Kirch Weihe auch das drei-
tägige Gebett pro felici hello bei St. Stephan seinen Anfang nähme,
worzu also die Herrschafften sich anheut früh gegen 11 Uhr öffent-
lich, des Nachmittags und die übrige zwei Tage, vor- und nachmittags,
aber die Königin nur incognito sich verfügten, sodann auf der Weiber
Seiten heran ßen speisten und auf den Abend widerummen zurück
nacher Schönbrunn kerten.
Eodem wäre bei den Fürsten v. Lamberg Gesellschafft wegen des
Versprechens der Freile v. Rappach mit einem portugesischen Marchese
Meneses, dessen Mutter auch eine Deutsche und gebohrene Breunerin ist.
216 1744, April 13.— Mai 1.
Den 13. fuhren die Herrsehafften in der Früh von Schönbrunn
herein, sodann gegen 11 Uhr aus der Burg weg mit denen jungen
Herrsehafften zu denen Paulanern, allwo das auf heut transferirte
S. Francisci de Paula Fest celebriret wurde, von dannen leztere zu-
rück zur Burg, erstere aber auf Mittag nacher Schönbrunn retour-
nirten.
Den 14. führe ich in Biroccio mit dem Herzog herein zum Schluß
des Gebetts; wir kämmen aber zu spatt.
Den 15, sahen wir auf einer zwischen Hezendorff und Schön-
brunn gelegenen Heide die erste Division deren nach dem Reich
marchirenden Theisser Militz.
Den 19. kommen die Herrsehafften herein zu denen Franciscanern
wegen des heutigen Fests des gutten Hirten; sodann überzöge mann
sich in der Burg und ritte vor die Favoriten Lini hinaus, um die bei
der Reigerstangen paradirende zweite Theisser Division zu sehen, und
sofort auf Mittag nacher Schönbrunn.
Den 24. kämmen wir abermahlen bereits um 8 Uhr in die
Statt herein, sahen en passant bei denen Ställen die Tripsischen
Hussaren; sodann wäre Conferenz in der Burg und wegen des
heutigen S. Georgii Fests öffentlicher Gottesdienst in der großen
Capellen, nach welchen die Herrschafften sofort nacher Schönbrunn
zuruckkerten.
Den 25, verstarbe dtihier im 75, Jahr der Cammerherr und
General von der Cavallerie Graflf Friderich Lanthiery, dessen hinter-
lassene Wittib eine Gräffin v. Auffsess und Geschwistert-Kind mit
meiner Schwiger ist.
Den 26, wohnten die Herrschafften der heutigen Andacht Patro-
cinii S, Josephi in der Kirchen deren Carmelitern auf der Leim-
gruben bei.
Den 29, ritte mann nacher Laxenburg, das von der Königin
denen Philipp Sinzendorflfschen (Hoff Canzlerischen) Erben um 10.000 fl.
abgekauflfte dortige Hauß und Garten zu besehen,^"'*)
Den 30. kämmen die Herrsehafften über Nacht in die Statt; ich
führe mit dem Herzog in Biroccio und um halber 6 Uhr wäre Toison
Vesper,
Den 1, Maji als in festo SS, Apostolorum Philippi et Jacobi
ginge mann mit der Collana in die große Capellen und speisete so-
dann öffentlich auf der Königin Seiten, welche Nachmittag öffent-
liche Audienzien ertheilet und sodann zur Stund des Appartements
nacher Schönbrunn zuruckgekeret.
1744, Mai 2.-12. 217
Den 2. ritten die Herrschafften nacher Laxenburg zur Reiger
Baitz und kämmen sodann zu meiner Frauen in unseiem dortigen
Haus fruhestueken. Ich muste wegen des heutigen Rath -Tags nacher
Wienn (welche Ungelegenheit mich meistentheils vier Mahlen die
Wochen wegen deren ordinari und extraordinari Sessionen getroffen)
und ob ich zwar darauf angetragen, daß nach Ende desselben annoch
meine Cour zu Laxenburg machen könte, so bin doch um eine kleine
Viertlstund zu spatt allda eingetroffen.
Den 3. kämmen die Herrschafften in der Früh herein wegen des
heutigen Sonntags, welche Course alle Sonn- und Feiertage geschehen
muste, weillen in der Capellen daraußen dermahlen noch kein solenner
Gottesdienst gehalten wird.
Den 4. starbe im 26. Jahr des Obrist Silber Cämmerers Graffen
Albert Althann erst vorn Jahr geeheligte Gemahlin Rosalia, gebohrne
Cavriani. Sie wäre hochschwanger und stündlich zum Niederkommen,
als sie gähling einen starcken Kopftschmertzen geklagt und sofort
nach wenig Stunden, wie mann vermuthet, an einem zugestossenen
Schlägl verschiden. Der arme Mann, welcher sie sehr liebte und
ohne deme schon einige Jahr mit der Melancolei behafftet ist, wurde
durch disen betrübten Streich in seinem unglücklichen Zustand zu
jedermanns Bedauerung um so tieffer versencket.
Den 7. führe ich mit denen Herrschafften und übriger Com-
pagnie um 6 Uhr früh nacher Fahrafeld, allwo mann die Spiegl-
fabric^^^) besähe und sodann das Mittagmahl einnähme; ein Wagen
von der Suite, allwo Hoff' Dames sassen, hatte das Unglück, bei der
Einfart in das Orth umgeworffen zu werden, jedoch ohne daß jemand
einiges Leid wiederfuhre.
Den 8. starbe im 6L Jahr an Krebsen des unlängst abgelebten
Herzogs v. Hollstein hinterlassene Frau Wittib, eine gebohrne Fürstin
V. Lichtenstein.
Den 10. kämme mann in die Burg wegen des heutigen sonn-
tägigen Gottesdienst.
Den 11. hatte der venetianische Bottschaff'ter Contarini seinen
Einzug, worbei ich als Hoffmarschall zu figuriren hatte und gegen
3 Uhr aus meinem Hauß zum Rendezvous abführe.
Den 12. wurde der zwar erst morgen einfallende höchste Ge-
burtstag L M. wegen der eben morgen eintreffenden Vigilia ascensionis,
anticipato in großer Gala theils in der Statt, theils zu Schönbrunn
begangen. Die Herrschafften kämmen incognito in der Früh herein;
gegen 10 Uhr wäre die Ordonnantz zu des venezianischen Bott-
schaffters ersten öffentlichen Audienz, welche in heiligenden Prothocolls-
218 1744, Mai 12.
Extract ausführlich beschriben sich befindet, ^^^) der Graff Michael
Johann Althann wäre darbei königlicher Commissarius und weillen
der Bottschaifter anverlangt, daß nach Ausweiß der alten Etiquette
die drei Hoff -Ämter, nemmlichen Obrist-Hoifmeister, Obrist Cammerer
und Hoff-Marschall zugegen sein mögten, ich aber nebst dem leztern
Am rat einige Zeit her auch das zweite provisorie zu versehen habe,
so wurde (obwollen es bei der leztern Reception des malthesischen
Bottschafftern nicht geschehen, der es aber auch nicht begehret) be-
schlossen, daß ich hierbei die Function qua augesezter Obrist Cammerer
thun und in hac qualitate tanquam nobiliori den Bottschafftern emp-
fangen und anmelden, meine Hoffmarschall-Stelle aber ein anderer
pro hoc actu, worzu der Cammerherr Graff Carl Lamberg denominiret
wurde, suppliren solle.
Nach 11 Uhr verfügte mann sich öffentlich zur Hoff Capellen,
allwo Minerva gehalten wurde; nach der Retour legten die Cardinäle
Kollonitsch und Paulucci die Glückwünsch in der Retirada ab, nach
welchen auch noch die vornehmere Chapeaux zum Hand Kuß gelassen
wurden; sodann speisten die Herrschafften mit der Kaiserin auf der
Königin Seiten und nach der Taffei wäre des Bottschaffters Gemahlin
zur Audienz bestellet. Selbe kämme aber aus Verstoß zu früh, ehe
S. M. noch aufgestanden waren, und wurde dahero in der Freile
Hagerin Zimmer nächst der Ertzherzogin Mariae Annae Cammer von
mir geführet, allwo sie in so lang verweillen muste, biß die Taft'el
gehoben wäre. Ich machte ihr zugleich ein kleines Compliment, daß
ihre Reception wegen diser ihrer zu frühzeitigen Ankunft't nicht so
ordentlich, als solche nach der im Prothocoll angedeuteten Etiquette
sein sollen, erfolget, so sie von selbsten erkennen müssen.
Die Bottschaffterinnen werden von dem Obrist Hoffmeister der
Kaiserin oder nunmehro Königin bei der zweiten Anticamera Tliür
empfangen und an der Hand biß zur geschlossenen Thür des Audienz-
Zimmers geführet, allwo sie eine kurtze Zeit, biß sie von der Obrist-
Hottmeisterin oder, in derselben Abwesenheit, von der Cammerfreile
(wie es heut von der Freile Kokorzowa geschehen) angemeldet
worden, verweillen müssen ; in der Audienz wird ihnen ein Tabouret
zum Sitzen am Ende des Fuß Teppichs gestellet und bein Austritt
werden sie abermahlen von dem Obrist Hoffmeister biß zur nemm-
lichen Stelle, wo er sie empfangen, an der Hand zuruckgeführet.
Gegen 4 Uhr fuhren die Herrschaff'ten hinaus auf Schönbrunn,
allwo gegen 6 Uhr die Kaiserin Frau Mutter auch eingetroffen und
einer kleinen Music di camera, so in einigen von denen unlängst aus
Dresden angelangten dortigen Capellmeistern Hasse oder so genannten
1744, Mai 13. 219
Sassone, seiner Gemahlin, der berühmten Faustina und dem renom-
mirten Tenoristen Amorevole gesungenen Arien bestanden, beigewohnet.
Weillen die Music im Spigl Zimmer gehalten worden, so wäre von
Männern niemand dann der Kaiserin Obrist Hoffmeister Grat!' Königsegg
und Music Director Graft" Losi im Zimmer zugegen; es wurden aber
auch von Weibern sehr wenige, und zwar nur die beide Obrist Hoft-
meisterinnen Gräffinnen von Paar und Fuchsin, nebst diser lezteren
zweien Töchtern und die Fürstinnen v. Lobkowitz und Lamberg ad-
mittiret und die Thür des Spiegl Zimmers sofort zugeschlossen. Aus
besonderer Gnad erlaubten I. M. dem Fürsten v. Auersperg und mir,
daß wir aus dem an das Spiegl Zimmer anstossenden grünen Cabinet
der Music zuhören dörft'en.^^^)
Nach vollendter Music und als es genugsamm finster worden,
wurde der Bai in dem Saal, welcher wie auch der Garten ganz
sonderbahr illuminiret wäre, angefangen, und zwar von der Königin
mit dem Herzog auf einer Seiten und auf der anderen au second
rang von mir mit der kleinen Frauen Maria Anna eröffnet. Der Bai
dauerte biß 12 Uhr und wurde sodann auf drei Tischen, bei deren
größeren die Herrschafften Selbsten nebst denen Vornehmeren von
Adl sich befanden, soupiret. In allem werden gegen 130 Couverts
gewesen sein und mann hatte die Politesse, alle, so in das Apparte-
ment zu gehen berechtiget seind, einzuladen; weillen mann aber be-
flissentlich mit der Einladung biß sich die erstere Foule in etwas
verlohren, zugewartet und ohnedeme sehr ville ihrer Gelegenheit
halber nach der Statt zuruckgeeilet, so waren die Tische keinesweegs
übersetzet und bald nach 1 Uhr wäre das Soupe und anmit das
heutige Fest beschlossen.
Den 13. wäre die Königin schon widerummen nach halber 7 Uhr
zu Pferd und reutete nacher Laxenburg auf die Reigerbaitz. Weillen
nun I. M. meiner Frauen erst gestern spatt abends gemeldet, daß sie
bei uns daraußen frühstücken wolte, so musten noch in diser Nacht
die Anstalten dazu, so vill sich zu Empfaugung eines so großen
Gasts in der Eille thun lasset, gemacht werden. Die Königin hörte
nach der Baitz Meß in der Pfarrkirchen und kämme sodann in unsere
Behausung, allwo sie sich über eine Stund zu Einnehmung des Dejeun6
zu verweillen geruhet und sofort nacher Schönbrunn, biß wohin sie den
halben Weg gefahren, hernach aber sich zu Pferd gesezt, zuruckgekeret ist.
Nachmittag führe ich mit dem Herzog zur Toison Vesper herein;
bei der Zuruckkunfft wurde biß halber 9 Uhr Pharaon gespillet und
sodann wegen des morgigen Fest-Tags in Birocci nach der Burg, um
allda zu übernachten, gefahren.
220 1744, Mai 14.— 17.
Den 14. als in festo ascensionis wäre Toison Ammt, sodann
speisten die Herrschafften bei der Kaiserin im Spiegl Zimmer und
Nachmittag gäbe die K<3nigin öffentliche Audienzien in der Rath-
stuben, wie sie es gemainiglich an Sonn- und Feiertagen, da sie ohne-
deme in die Statt hereinkommt, zu thun pfleget. Nach denen Audien-
zien führe sie zurück nacher Schönbrtinn; der Herzog aber verblibe
in der Statt und wohnte der von dem Impressario Selliers wegen des
lezten Gala Tags producirten neuen Opera, Siface benahmset, bei,
allwo sich die Königin (nachdeme sie indessen zu Schönbrunn im
Garten einige Tour de pi'omenade gemacht) ebenfahls spätter ein-
gefunden und sodann nach der Opera ä la fraicheur du mois de Mai,
so eben nicht die angenehmste und mehr kalt als kühl gewesen,
mit der übrigen Compagnie auf der Wurst nacher Schönbrunn zurück
gefahren.
Den 15. ritte ich mit der Königin, Herzog und gewöhn-
lichen Gefolg in die hiesige Porcellan Fabric, allwo uns der Graff
Colloredo, welcher dermahlen seinem alten Herrn Schwieger Vattern
in der Direction des Statt Banco und dahin einschlagenden Geföhlen,
mithin auch gemelten Porcellan -Wesens adjungiret ist,^^^) ein galantes
Dejeun6 gäbe. Nachmittag wäre Appartement im Garten.
Den 16. kämme ich in die Statt, abends, um den Heiraths
Coutract der kaiserlichen Cammerfreile Gräffin v. Thurn mit dem
Cammerherrn Graffen Inzaghi in der Kaiserin Anticamera als Zeug
mit zu unterschreiben. Anheut und die ganze Octav des heiligen
Joannis Nepomuceni hindurch verfügte sich die Königin alltäglichen
herein zu denen Augustinern.
Eodem stirbt im 81. Jahr der General Major Baron Dilheer von
Althen, welcher ville Jahre her durch die gehabte Marotte, daß ihme
niemand an savoir sowohl in militari als politico, auch in poesi (als
worinnen er verschiedene närrische Projecten zu Papier gebracht und
ville hundert teutsch- und französische Vers zusammen geschmieret
hat) bevor thun könne und er anbei die Gab hätte, alle Weiber zu
charmieren, jenen, welche sich mit dergleichen divertiren können, zur
Kurtzweille gedienet und absonderlich bei den verstorbenen Reichs
Hoff Raths Praesidenten Graffen v. Windischgratz und dessen Herrn
Brüdern Graffen Leopold sehr villes gegolten hat.
Den 17. kämmen die Herrschafften zum sonntäglichen Gottes-
dienst in die Burg, assistirten der Copulation obbemelten Brautpaars
und retournirten auf Mittag nacher Schönbrunn.
Eodem abends starbe im 42. Jahr an denen Petetschen^^*) der
würckliche geheime Ratli und der Kaiserin Guardi Haubtmann Graff
1741, IVrai 22.— Juni 3. 221
Antoni Trautsolin, Balio di Malta. Es hat selber in seinen jüngeren
Jahren bei denen Dames sehr vill gegolten, dabei aber durch seine
Magnificence en toutes choses nicht allein sein vätter- und mütter-
liches Vermögen nebst denen par bienfait de l'ordre genossenen Ein-
künfften völlig durchgejaget, sondern annoch einen so nammhaflften
Schuldenlast hinterlassen, daß sehr ville Creditores ihre Forderungen
verliehren müssen.
Den 22. wurde der Krieg wider Franckreich öffentlich und vor
der Statt durch Herolden mit Trompeten und Paucken publiciret,
nachdeme dergleichen öffentliche Publication bereits den 15. Martii
jüngsthin zu Paris geschehen wäre. Die Ursachen dises — nach so
Villen dise Zeit her ohnehin vorgegangenen Feindseeligkeiten — end-
lichen erfolgten solennen Friedensbruchs seind aus dem zugleich in
das Publicum ausgestreueten Manifest, welchem von unserer Seiten
sehr gründlich geantwortet worden, zu ersehen, ^^^)
Den 23. kämmen die Herrschafften in die Statt zur Toison Vesper
und bliben auch über Nacht herinnen.
Den 24., als an heiligen Pfingst Sonntag, wäre Toison Ammt in
der Hoff Capellen, sodann öffentliche Taffei auf der Königin Seiten,
Toison Vesper und Appartement; anbei verblibe mann widerummen
über Nacht in der Burg.
Den 25. wäre abermahlen Toison Amt und Vesper, sodann
Appartement zu Schönbrunn.
Den 26. verfügten sich die Herrschafften widerummen von
Schönbrunn herein, dem Gottesdienst wegen des dritten Feier Tages
und dem Toison Ammt beizuwohnen, kehrten sofort auf Mittag zu-
rück nacher Schönbrunn, allwo abends das Versprechen der Freile
Josepha Trautsohn, königlicher Cammerfreile, mit dem Cammerherrn
Graffen Carl von Auersperg, des Herrn Obrist-Stallmeisters ältesten
Sohns more solito begangen wurde.
Den 31. als in festo SS. Trinitatis fuhren die Herrschafften zu
denen Weiß-Spanniern; sodann geschähe in dem Spiegl Zimmer die
Copulation obiger ßrautleuthe, worbei ich abermahlen die Function
als der Königin Obrist-Hoft'meister verrichtet.
Eodem starbe zu Prag im 72. Jahr an einer unglücklichen Aderlaß,
wordurch eine Flachse laediret und der Brand dem Arm zugezogen
worden, der würckliche geheimme Eath und Groß Prior GraffFrantz
V. Königsegg, den mann seiner grossen Leibs Statur wegen aus Spitz-
nahmen den Longinus zu nennen gepflegt hat.
Den 3. Junii fuhren die Herrschafften über Nacht herein in die
Burg, sahen en passant bei denen Ställen die zu hiesiger Garnison
222 1744, Juni 4.— 11.
einrückende zweite Bataillon von Wolflfenbiittelschen Regiment und
assistirten der heutigen Toison Vesper.
Den 4. als in feste corporis Christi wäre um 8 Uhr Ordonnanz
zu den heutig- ersten Umgang bei St. Stephan, welche Ordonnanz
auch für die übrigen Processionen in hac octava und allzeit in Mantel
Kleid gegeben wurde ; ob nun schon bei der heutigen die Toisonisten
mit der Colana assistirten und also um den Großmeister und intcr
clerum ihrer Anciennete nach eingetheilter zu gehen pflegen, so habe
doch wegen meiner noch fürdauernden Verwaltung des Obrist Hoff-
meisterdiensts bei der Königin von dero Seiten nicht weg gehen
dörffen, obschon dieselbe sich bei dreien Processionen, wo das Hoch-
würdigste getragen wird, aus angebohrner Veneration und Andacht
niemahlen an der Hand führen zu lassen pfleget.
Den 6. kämme mann abermahlen in die Statt zu schlaffen und
assistirte folgenden Morgens als
den 7. der gewöhnlichen Procession im Profeß-Hauß. Der
Herzog stige en passant au retour auf den so genannten Spannier in
der Burg ab; die Königin aber nebst der übrigen Suite und uns
anderen Männern in Mantl Kleidern (indeme wir keine Zeit, noch
Gelegenheit gehabt, uns zu umkleiden) führe gerad zurück nacher
Schönbrunn.
Den 9. kämmen die Herrschafften nach den Appartement aber-
mahlen auf zwei Nacht herein und folgenden Tag als
den 10. wohnten sie dem spahnischen Umgang bei, speissten
sodann mittags in publice bei der Kaiserin und abends kämme die
Königin in die Comedie, allwo meine Frau und ich deroselben Com-
pagnie leisten musten.
Den 11. assistirten die Herrschafften dem Beschluß der Octav
und der Procession bei St. Stephan, nach welcher mann anheut nach
den lezteu Seegen das Hochwürdige in das gewöhnliche Repositorium
oder kleinen Sacristei nächst den hohen Altar annoch zu begleiten
pfleget und einen wiederhollten Seegen allda empfanget.
Mann führe auf Mittag zurück nacher Schönbrunn; der Herzog
aber stige abermahlen in der Burg en passant ab und muste ich so-
dann mit ihme in Biroccio, nach abgelegten Mantl Kleidern, in seinen
nicht weit von der Favorita gelegenen, noch bei Lebzeiten des ver-
storbenen Kaisers erkaufiften, vorhin gewesten Engels-Kircherischen
Garten ^^'') (allwo die jüngst gebohrne Frau Elisabeth dermahlen
wohnet) fahren. Mann hat selbe besseren Luffts halber aus der Burg
hinaus transportiret, weillen sie von der Geburt an immer kräncklet
und sehr schwach ist, also zwar daß der Magen weder Gespinn noch
I
1744, Juni 12.-22. 223
sonstige Nahrung mehr nehmen wollen, biß endlichen der dermahlige
Prothomedicus Dr. Engel ausgedacht, ihr Cioccolade zu reichen, welche
sie endlichen bei sich behalten, auch wttrcklich seithero in etwas sich
zu besseren scheinet.
Discr Tagen hat die Königin die seit den Tod meines Vettern
in Erledigung gestandene hiesige Comandanten Stelle den Feldmar-
schallen Königsegg verlihen, welcher aber hingegen das bishero ge-
habte Haus Zeugmeister Ammt dem Fürst Joseph Wcnzl v. Lichten-
stein, jedoch mit Vorbehaltung des im Zeughaus besitzenden Quartiers
abtretten müssen.
Den 12, fuhren die Herrschaflften auf Mittag nach Möllerstorff
und sahen en passant zu Traskirchen einen Bataillon von Hallerischen
Infanterie Regiment. Weillen ich heut Rath gehabt, so speiste ich
mittags in der Statt und führe sodann erst nacher Möllerstorff", von
wannen ich die Königin zurück nacher Schönbrunn begleitet, allwo
heut abends Appartement wäre.
Den 13. kämmen die Herrschaff'ten wegen des heiligen Antonii
Fests zu denen Minoriten und wohnten dem bei seinen Altar ge-
sungenen Höh -Amt bei, retournirten sofort auf Mittag nacher Schön-
brunn.
Den 14. kämme mann wegen des Sonntags bereits um 9 Uhr
in die Burg und wohnte dem Gottesdienst in der Hoff' Capellen bei.
Den 15. kommt die Kaiserin Nachmittag zu uns hinaus en
visite und besähe die mit villem Elfter fortsezende Arbeiten und so-
wohl im Schloß als Garten mit großen Unkosten machende Embelisse-
menten.
Den 16, verfügten sich die Herrschaff'ten ohne Gefolg nacher
Mannerstorff"; die junge Herrschaff'ten bliben zurück zu Schönbrunn,
allwohin ich zuweillen meine Cour gemacht, sonsten aber während-
solcher Vacanzen meistenteils in der Statt gebliben bin.
Den 21., nachdeme die Herrschaff'ten vorigen Tags von Manners-
torff zurückgekommen, wäre wegen des Sonntags in der Hoff Capellen
in der Statt off'entlicher Gottesdienst.
Den 22. wohnten die Herrschaff'ten der alle Montag zu halten
pflegenden Conferenz bei, zu welcher aber nur der Graff" Starhem-
berg und Uhlfeld nebst den Baron Barteustein — exclusis reliquis
quatuor (so auch Conferenz Ministri heißen sollen), nemmlichen Har-
rach, Herberstein, Kinsky, CoUoredo — beruffön werden. Nach End
derselben nähme der Herzog les devants nacher Mannerstorff, allwohin
die Königin des Abends um 7 Uhr gefolget und nebst meiner Frauen
und mir, die Cammerfreile Kokorzowitz, die Hoff Dame Waldstein,
224 1744, Juni 23.-25.
die Fürst Auerspergische, die Fürstin von Esterhasy, den Colloredo
mit dem Losi, dessen Frau mit ihrer Schwester allbereits mit der
Mutter voraus waren, und den jungen Fürsten v. Lobkowitz, dessen
Schwester vorn Jahr den Gräften von Uhlfeld geeheliget, mit sich ge-
nehmen. Wir kämmen um halber 9 Uhr allda an.
Den 23. wäre die Partie de bain und musten sich alle mitge-
kommene Dames und Cavalliers (mich allein, meiner schwachen Ge-
sundheit halber, dispensirte mann) in dem dortigen Bad zugleich
baden, pour voir leur contenance. Der Herzog badete auch mit, die
Königin aber schauete von dem Balcon herunter zu; sodann führe
der Herzog mit unß Männern auf der Wurst spatzieren nach der bei
Mannerstorff gelegenen und denen Patres Carmelitern discalceatis zu-
gehörigen so genannten Wüsten, welche in einen mit Mauern um-
fangenen zimlich großen Stuck Walds bestehet, worinnen obbemelte
Patres Kirche und Closter nebst verschiedenen Einsiedlereien an-
gebauet haben. Abends wurde wegen des üblen Wetters gespillet
und sodann um die nemmliche Zeit wie zu Schönbrunn soupiret.
Den 24. als in festo S. Joannis Baptistae wohnten die Herr-
schafften dem Gottesdienst in der Pfarr bei, Abends belustigte mann
sich bei den Sonnen Wendfeuer, worzu eigends außerhalb des Marckts
ein Platz ausgesucht und mit grünen Reissig gezieret worden wäre,
und musten nicht allein alle Domestiquen, sondern (nachdeme der
Groß Herzog Selbsten den Anfang gemacht) auch wir andere Hoff
Herren über das Feuer, so in der That zimmlich hoch brannte, dar-
über springen. Das Soupe wäre im Schloß und nach selben Bai en
masque, worbei die mitgekommene Cavalliers nebst dem Groß Herzog
anfänglich alle in gleicher Maschera als Schlabacken erschinen und
wurde biß Mitternacht gedanzet.
Den 25. solten die Herrschafften mit der übrigen Manners-
torfferischen Compagnie auf Mittag nacher Trauttmanstorff zu den
Statthalter Graffen v. Windischgratz sich verfügen, allein in der Früh
kämme eine Staffetta von Wienn, worauf die Königin mit dem Groß
Herzog sofort nach der Statt gefahren und bei den Graffen v. Starhem-
berg Conferenz gehalten. Mann ^abe vor, es hätte italianische Sachen
betroffen, nach der Hand aber wurde leider nur gar zu wahr ge-
urtheilet, daß der so gählinge Aufbruch und die solchen veranlasset
gehabte Conferenz durch die wenige Wochen hernach ausgebrochene
neue Feindseeligkeiten von selten des friedbrüchigen Königs v. Preußen
verursachet worden seie.^^^)
Indessen begaben wir uns andere Zuruckgeblibene nebst der
alten Gräffin nacher Trauttmanstorff und profitirten ä bon conto von
I
1744, Juni 26. 225
denen für die Herrschafften destinirten Divertissements, welche aber
ausser eines großen Mittagmahls lediglich in einer von der aus Wienn
beschribenen Bande producirten deutschen Com^die bestanden, worzu
in den Fasan Garten eigends ein Theätre de verdure zubereitet
worden wäre.
Den 26. führe ich nach 6 Uhr früh mit dem Fürsten von Lob-
kowitz zurück nacher Wienn, um den heut freitägigen Rath zu halten.
Nachmittag muste ich mich mit einer sehr unangenehmen Commission
vi officii mei qua Hoif Marschall zu den unlängst von der Berliner
Gesandschafft zurückgekommenen General Feldmarschall Leutenant
und Cammerherrn Marchese Botta Adorno verfügen und selbem im
Nahmen der Königin ankündigen, daß er — in Verfolg des von den
über ihn aufgestellten judicio delegato gefählten und von I. M. ap-
probirten Urthels — sich nacher Gratz, um in dasigem Schloß biß
auf weiteren Befehl arrestiret zu verbleiben, begeben solle.
Diser Passus geschähe par un de ces coups d'6tat, wo nach
Mainung deren Politicorum das jus singulare dem bono publico
weichen und ein Privatus das Sacrificium für den Dienst und das
Interesse seines Fürsten abgeben muß. Die Czaarin hatte den Botta
beschuldiget, daß er als damahliger Bottschaflfter unseres Hoffs in
Rußland an einer bald nach dessen Abrais von Petersburg aus-
gebrochenen Conspiration (worvon in actis publicis das mehrere zu
sehen) mit Theil genohmen und mann dißfahls verschiedene Brieif
und Billets von seiner Hand unter denen Schrifften deren Inquisiten
vorgefunden hätte. Anfänglich wurde die Sach dahier sehr cavaliere-
ment tractiret [und Botta bei seiner Zuruck-Kunfft von Berlin (ob-
wollen er von dannen eben wegen diser Beschuldigung und auf Ver-
langen des Königs revociret worden wäre) gleichsamm con fiocchi
von dem Graifen von Ulfeid Selbsten nacher Schönbrunn geführet
und sofort zu der herrschafftlichen Taffei gezogen, auch nachhero zu
seiner Verthätigung ein allgemaines Circulare an alle unsere aus-
wärtige Gesandschafften erlassen.
Nachdeme mann aber hierdurch die russische Kaiserin noch
mehr irritiret — als welche dise unsere Demonstration dahin aus-
gedeutet, gleich wolten wir sie öffentlich zur Lügnerin machen —
mithin es zulezt mit dem Impegno so weit gekommen, daß wir oder
die Czaarin für beständig alieniren und an ihr eine neue höchst ge-
fährliche Feindin gewärtigen oder in gegenwärtigem Handel nach-
geben müssen, so blibe freilich keine andere Auswahl übrig, als sich
so gutt nur immer möglich aus disem unglücklichen Impegno, worein
mann zwar aus eigener Schuld und nicht genugsammer Überlegung
Khevenhüller-Schlitter. 1742-1744. 15
226 1744, Juni 26.-28.
deren ersteren gethanen Passuum gekommen ware^ herauszuwickelen.
Zu dem Ende wurde ad salvandum decorum und um das Werck mit
erforderlieh geschinenen Formaliteten anzugreiffen, ein Judicium dele
gatum sub praesidio des Graifen v. (sie!) mit Zuziehung verschiedener
gewester Reichs- und anderer Hoffräthe aufgestellet, welches die Con-
duite des Botta untersuchen und ihn oft't-gemelter Beschuldigungen
halber legaliter vernehmen solle; um nun ein solches der Gebühr
nach zu thun, insistirte mann anfänglich an den russischen Hoff um
die Mitteilung deren Inzichten, allein die Antwort wäre immer, daß
der Kaiserin Assertum bastant sein müsse und es also keiner anderen
Proben zu Justificirung des Delicti, folglich zu dessen Bestraffung
bedörflfen könte.
Zulezt blibe also kein anderes Mittel übrig, als auch hierinfahls
nachzugeben, zumahlen da die Gefahr wegen eines neuen Bruchs mit
Preussen immer näher zu werden schiene und dahero mann von selten
deren Alliirten und in specie Chur-Sachsen (mit welchem Hoff und
Engelland wir unlängst im Majo eine engere Verbindung gegen
Preußen zu Warschau signiret hatten) ^^^) in uns unablässig gedrungen
hatte, disen Stein des Anstosses je eher je lieber aus dem Weeg zu
räumen, um die bei gegenwärtiger Crisi unentbehrliche Versöhnung
mit Rußland nicht länger aufzuhalten. Es stehet aber noch zu er-
warten, ob mann sich leztern Orths mit diser Satisfaction begnügen
werde, indeme auf nichts wenigeres angetragen wird, als daß die
Königin den Botta nacher Petersburg zur Czaarin Disposition per
modum deditionis schicken solle. ^^^)
Nachmittag wäre kein Appartement, weillen die Königin etwas
unpäßlich wäre.
Den 28. führe mann wegen des sonntägigen Gottesdiensts herein
in die Statt, auf Mittag aber zurück nacher Schönbrunn. Nachmittag
führe der Großherzog mit den Obrist-Stallmeister, mir und den Dienst-
Cammerherrn abermahlen herein wegen der Toison Vesper, nach
welcher wir in die Opera burlesca giengen, wohin die Königin auch
nachkamme und währenden Spectacls die Nachricht erhielte, daß vor
ein paar Tagen dero gewester Obristhoffmeister und seitheriger Land-
marschall, Conferenz Minister, auch Ritter vom goldenen Fluß, Graflf
Ferdinand v. Herberstein, zu Carlsbad, wo er seines asthmatischen
Zustands halber das Bad gebrauchet, im 49, Jahr seines Alters ganz
gähling — da eben seine Frau mit denen geladenen Gästen zu Mittag
gespeiset und er ganz kurtz zuvor wegen zugestoßenen Erbrechen
sich zu Bett gelegt hatte — ohne Erlangung der heiligsten Sacra-
menten verschiden seie.
1744, Juni 28. 227
Es wäre selber ein in der Land Praxi, auch in Staatssachen
nicht unerfahrener Mann, hatte seine jüngere Jahr in der nieder-
österreichischen Regierung zugebracht und sich allda in verschiedenen
Conimissionen sehr wohl und nützlichen brauchen lassen; nachdeme
aber sein Vatter, welcher ein gar wunderlicher Mann gewesen, ge-
storben, ihme anbei — ungehindert er dessen zweiter Sohn wäre —
ein sehr schönes Vermögen verlassen und zu seinem Favor ein zweites
Fideicommiß (massen das bereits in sua linea existirende ad primo-
genitum gefallen) errichtet, so begäbe er sich ad publica und erhielte
bald darnach die schwedische Gesandschafft, worzu er 1734 den
nemmlichen Tag als Ostein- und ich an die russisch- und dähnische
Hoffe, benannt wurde. Nach seiner Zuruckkunfft von Stockholm
ward er 1738 der damahligen Herzogin, unserer jetzigen Frauen an
die Stelle des Graffen Frantz v. Starhemberg (welcher Obrist Stall-
meister bei den Kaiser anstatt des resignirten Graffen Gundl Althann
geworden) als Obrist Hoffmeister zugegeben und muste anfänglich —
weillen der junge Hoff einen anderen gewollt hatte und ihn für einen
Surveillant und Espion hielte — sehr villes ausstehen, biß er end-
lichen auf der toscanischen Rais Mittel gefunden, durch die Gräffin
Fuchsin, deren Freundschafft er sich par mille attentions et cajoUeries
zu erwerben das Glück gehabt, auch bei denen jungen Herrschafften
und absonderlich bei der jetzigen Frauen ein mehreres Vertrauen zu
erlangen ; wie dann dise ihn bald nach angetrettener Regierung in denen
wichtigsten Sachen zu Rath gezogen und bei jeder Gelegenheit, auch
nach seinen Tod seithero zum öffteren frei und öffentlich bezeiget
hat, daß sie ihn von darummen vorzüglich werth geschätzet hätte,
weillen sie überzeugt wäre, daß er ihrer Persohn mehr als ihrer
Würde zugethan gewesen.
Nichtsdestoweniger hätte er es einmahl bei ihr bald verschärtzet,
da er mit gar zu großer Ungestümme eine Stelle in der Conferenz
begehret und, weillen ihme hierinnen nicht willfahret werden wollen,
vom Quitiren und Retiriren zu laut gesprochen hat; bei welcher Ge-
legenheit ihm sein alter, gutter Freund, der kleine Taroucca, sehr
gutte Dienst geleistet und durch seine geschickte Insinuationen die
Sache dahin zu vermittelen gewust, daß er nicht allein das vorige
Vertrauen und Ansehen nicht verlohren, sondern auch nachhero die
damahlen sehr erträgliche Landmarschall Stelle mit Beibehaltung
seines habenden Adjuti und bald darauf die so sehr gewünschte
Conferenz Rathswürde würcklichen überkommen. Zwar muste er
gegen den Landmarschalls Dienst sein Hoff-Ammt zurücklassen,
welches ihme in der That sehr schwär gefallen; allein da sein Haus-
15*
228 1744, Juni 29.— Juli 7.
weesen so sehr derangiret und der Hoff nicht im Stand wäre, ihme
die Agremens, welche er von seinem neuen Officio zu gewarten hatte,
zu verschaffen, so muste er innerlich überzeugt sein, daß er bei
Treffung dises Tausches seinen wahren und soliden Vortheil ge-
funden habe.
Sein Umgang wäre übrigens nicht deren angenehmsten, dann
ob er schon einen wahren Fond d'honnete homrae gehabt und es ihm
an Vernunfft und was mann esprit du monde zu nennen pfleget,
nicht gefählet, so hatten doch seine beste Freund alle Mühe, daß sie
seine angebohrne Brusquerien, paraissant raeme vous gronder quand
il vous disait un compliment, und die üble Gewohnheit, allem be-
ständig zu contradiciren, in die Länge aushalten kunten; weßhalben
er auch, in Sonderheit von seinen Untergebenen, welche er gar zu un-
freundlich und despotisch tractiret, sehr wenig regretiret worden ist.
Die Herrschafften bliben wegen morgiger Kirchen in der Burg
über Nacht.
Den 29. wäre wegen des heutigen Apostel-Fests Toison-Ammt;
nachdeme legte der neue Obristhoffmeister der Ertzherzogin zu Brüssel
Graff Wenzl v. Kaunitz das Jurament in hac qualitate ab. Der Taffei-
dienst wäre oben bei der Kaiserin und um 4 Uhr kerte mann zurück
nacher Schönbrunn.
Den 2. Julii kämmen die Herrschafften wegen des heutigen
Tutelar Fests zu denen Closter Frauen auf den Rennweeg.
Den 5. fuhren die Herrschafften zu denen Ursulinern und
wohnten allda dem Amt und der Einkleidung einer v. Langetl, deren
Ertzherzogin Cammerdienerin, bei, speisten mittags zu Schönbrunn.
Abends sodann verfügten sie sich in Gefolg deren zwei, respective
Cammer- und Hoffreile Kokorzowa und Waldstein, deren Auerspergi-
ßchen, dann meiner Frauen und meiner Wenigkeit nacher Manners-
torff. Der Großherzog führe mit dem Losi voraus in Biroccio und
musten wir unter weegs ein starckes Wetter ausstehen.
Den 6. speiste mann mittags allda. Abends aber fuhren die
Herrschafften nacher Prugg, allwo selbe von dem Graffen Friederich
V. Harrach, welcher mit seiner Gemahlin, seiner Schwester, der
Fürstin v. Lamberg und denen neuen Fürst - Liechtensteinischen
Eheleuthen unser erwartete, nach bester Möglichkeit bewirthet wurden.
Den 7. blibe mann den ganzen Tag zu Pruck. Nach den Mit-
tagessen kämme der General Adjutant v. Staffelt daher geritten und
brachte die Nachricht, daß unsere Armee unter Commando des Printz
Carl an zweien Orthen, bei Schreck und Weißenau, ganz glücklich
den Rhein passiret und — da die feindlichen Trouppen anmit coupiret
1744, Juli 7.-8.- 229
sich befänden, folglichen auch von allen Seiten sich zurUckzieheten
— ohne weiteren Widerstand in das Elsassische einzudringen und
gegen Hagenau und Weißenburg vorzurücken angefangen hätten.
Dise Zeitung wäre zwar für uns andere, denen die übrige Umstände
in universo unbekant gewesen, ungemain erfreulich und kunten wir
um so weniger begreiffen, daß die Herrschafften nicht ein lebhaffteres
Vergnügen von sich blicken lassen.
Es stunde aber leider nicht sehr lang mehr an, daß wir das
unglückliche Rätzl entdeckten und endlichen vernehmen musten, daß
in der nemmlichen Zeit — da wir Ignoranten über die glückliche
Progressen unserer im Hostico agirenden Armee also frohlocketen —
die Messieurs du cabinet sich fast zu Tod gekrämmet, daß sie selbe
so weit entfernet und anmit die hiesige Länder und das Hertz der
Monarchie dem treulosen preussischen Vorhaben und feindlichem
Einbruch (worvon mann doch sich vorzüglich verwahren sollen) von
Selbsten ausgesezt und bloß gegeben hätten; wie dann zur nemm-
lichen Zeit, als Printz Carl über den Rhein gegangen und der mit
einem andern gegen 30.000 Mann geschätztem Corpo in Bayern
stehende General der Cavallerie Graff Carl Batthyany in Schwaben
und gegen den oberen Rhein (um die Haubtarm^e zu secundiren und
in das obere Elsaß einzubrechen) vorrucken sollen, ersterem die ge-
heimme Ordre zugeschickt worden wäre, seine Operationen der-
gestalten — damit er augenblicklich den Rhein repassiren könne —
anzustellen, folglichen sich nicht zu weit in das Hosticum zu ver-
tieffen, der zweite aber den Befehl erhalten hatte, anfänglich zwar
nur still zu stehen, bald darauf aber — als die Preussen sich zu be-
wegen beginnten — seinen Marche gegen die obere Pfaltz und den
Böhmer Wald zu dirigiren, um doch dorten, wo die Gefahr am näch-
sten scheinen würde, mit seinem Corpo zur Bedeckung und Defension
an Hände zu sein; welchem Corpo auch in der That unsere Rettung
in so weit zuzuschreiben, weillen die Sachsen durch dessen An-
näherung mehreren Muth bekommen, auch ihres Orths gegen den ge-
mainsammen Feind zu operiren und anmit diser gehindert worden,
seine Progressen in Böhmen weiters fortzusetzen und wohl gar, wie
es seine Absicht allen Anfangs gewesen sein mag, biß in Osterreich
und an die Donau vorzurücken. ^2°)
Heut abends gäbe mann uns le divertissement d'une com^die
de Regnard — les folies amoureuses genant — worbei die junge
Lichtenstein und ihre zwei Schwestern die Haubt Roles spülten.
Den 8. verfügte sich sämtliche Compagnie auf Mittag nacher
Kittsee zu der Fürst Esterhasin, welche in Abwesenheit des Fürsten,
230 1744, Juli 9.— 12.
der sich bei der Arm6e in Elsaß befindet, uns sehr galant regaliret.
Nach dem Essen fuhren wir nacher Presburg, das Schloß (worinnen
einige geringe Meliorationen, und zwar vornemmlich nur in dem
dabei befindlichen Garten vorgenohmen worden) (sie!), und abends
kerte mann zurück nacher Pruck.
Den 9. speiste mann mittags allda; nach den Essen wurde im
Fasan Garten in einem grünen Lusthaus Pharaon gespillet und abends
producirte uns die leztere noble Trouppe die Zaire vom Voltaire und
zum Beschluß die vorige kleine Piece.
Den 10. raisten wir bald nach 6 Uhr hinweg; die Königin und
der Groß-Herzog fuhren gerad in die Statt, um die Kaiserin zu be-
suchen; wir andere de la suite aber kerten nacher Schönbrunn zu-
rück, von wannen ich noch zeitlich genug mich in dem heutigen
Rath zu Haus einfände, Nachmittag aber wiederummen nacher
Schönbrunn retournierte, um dem Appartement beizuwohnen.
Den 11., ob ich mich schon heut Nacht nicht wohl befunden
und einen Anstoß von der Colica, woran ich gar sehr leide, gefüllet,
so führe ich dennoch in die Statt herein und hielte bei mir Revisions-
Rath, muste mich aber vor End desselben wegen zunehmenden
Reissen im Leib retiriren. Nachdeme es jedoch in etwas nach-
gelassen, kerte ich nacher Schönbrunn zurück ; allein damit wurde
mir noch übler und endlichen muste ich mich gar in das Bett legen;
kunte auch folgenden Morgen als
den 12. die Herrschaiften weder nacher St. Stephan, allwo wegen
deren lezteren erfreulichen Nachrichten aus dem Elsaß das Te Deum
Laudamus gesungen wurde, weder nacher Laxenburg mitbegleiten,
allwo dieselbe bei den Obrist Canzler Graifen Philipp Kinsky, der
in seinem Garten allda den Sauerbrunn brauchte, zu Mittag speisten;
nichts destoweniger klaubete ich mich so vill noch zusammen und
führe herein in das Collegium academicum, um als Commissarius
regius bei einer philosophischen Disputation zu assistiren, welche von
einem jungen Baron v. Ludwigstorff, dessen Vatter aus alter Devo-
tion für meinen seeligen Vattern mich hierzu von L M. der Königin
specialiter erbetten hatte, gehalten wurde.
Diser Actus pfleget folgender Massen zu beschehen: der könig-
liche Commissarius, im Mantel Kleid angethan, fahret in der von
ihme bestimmten Stund mit 6 Pferden und in bester Gala und Cor-
teggio nach dem Collegio; alldorten wird er bei den Aussteigen aus
dem Wagen ausserhalb der Porten von dem Defendenten, P. Rectore,
den vornehmeren Patribus empfangen und sofort ad auditorium be-
gleitet, allwo für ihme ein Fauteuil auf einem erhabenen Stapflfel
1744, Juli 12.-14. 231
zubereitet; auf seiner linken Hand, besser zu sagen ad latus Evangelii,
befindet sich unter einem Baldachin das Portrait der Königin und
unter disen ein Lehnstuhl neben einen mit rothen Sammet behengten
Tisch, auf welchen der Defendent nach geendigter Anrede — die
der Commissarius gedeckter anhöret, bei Nennung des königlichen
Nahmens aber immer den Hut abnihmet — die Theses niderleget
und im Hin- und Zurück Gehen der königlichen Bildnus zu Ehren
drei Genuflexionen machen muß; sodann praesentiret er auch dem
Commissario eine Thesem, begibt sich zurück ad cathedram und fangt
seinen Actum disputationis an. Nachdeme der leztere Opponent,
deren gemainiglich zwei, auch zuweillen drei an der Zahl geladen zu
werden pflegen, sein Argument geendiget, steiget der Defendent aber-
mahlen von der Canzel herunter und kniet auf den Stapffei vor den
Commissari nider, welcher ihme eine goldene Ketten nebst dergleichen
Medaille mit der königlichen Bildnus umhenget und ein kleines Com-
pliment beirucket. Hierauf verfügt sich der Defendent widerummen
auf die Canzel und, nachdeme er die Schlußrede pro gratiarum actione
gemacht, mithin der Actus vollendet, so keret der Commissarius mit
dem nemmlichen Corteggio zurück nach seinen Wagen und sofort
nacher Haus.
Kaum wäre ich allda angelangt, daß mich ungesäumt zu Bett
legen muste, zumahlen ich währender Disputation einen abermahligen
Paroxismum febrilem gefUhlet, den ich aber bei disen Zustand schon
ge wohnet bin und bei warmen Tagen wie heut, wo kein Schauer
so leicht ausbrechen kann, weniger achte; das Übel kommt lediglich
her von verschlagen- oder erhitzten Hoemorrhoidibus und meiner ge-
wöhnlichen Obstructionen im moesenterio et hepate, welche leider
bei meinem unordentlichen Hoff-Leben freilich täglich mehr zunehmen,
also zwar, daß ich nun beständig auf der rechten Seiten bei der
Leber eine Spannung fülle, welche mir zwar weiters keine Schmertzen
verursachet, aber doch beständig beängstiget und incommodiret.
Den 13. muste ich den ganzen Tag im Bett zubringen. Eodem
kämme der Obrist Morotz mit 4 blasenden Postillionen und Über-
brachte die Nachricht, daß unsere victoriose Armee im Elsaß wtirck-
lichen in die feindliche Linien gedrungen und die Statt Lauterburg
eroberet hätten. ^^^)
Den 14. kunte ich weder dem Rath noch Appartement bei-
wohnen; damit aber L M, über mein langes Aussenbleiben nicht
unwillig werden mögte, so nähme ich die Gelegenheit von ein
und anderer mir gegebenen Commission, um selber des anderen
Morgens als
232 1744, Juli 15.-21.
den 15. meine schriiftliche Entschuldigung zu machen/^^) welche
Attention auch so gutt aufgenohmen worden ist, daß hierüber hei-
ligende allergnädigste Antwort erhalten,^^^) worinnen mir von meiner
zukünfftigen, zwar sehr glorieus-, dabei aber nicht weniger epineusen
Destinee — weßwegen bereits indirectement etwas vermercket hatte
— ein mehreres auf eine sehr gnädig und obligeanteste Art zu er-
kennen gegeben wird; dahero mich sofort aufgemacht und noch den
nemmlichen Nachmittag nacher Schönbrunn verfüget, um der Königin
meine allerunterthänigste Dancksagung zu erstatten, worbei dann von
dem Objecto quaestionis etwas deutlicher gesprochen worden, ich
aber meines Orths mich immer in denen Schrancken gehalten habe,
daß meine wenige Persohn I. M. zwar in allem zu Befehl stünde,
allein würde ich wider Pflichten handien, wann ich deroselben nicht
auch zugleich den Umstand wegen meiner schlechten Gesundheit und
die wenige Hoffnung, daß es damit sich etwann bei herannahenden
älteren Jahren besser anlassen dörffte (zumahlen ja alsdann der-
gleichen Gebrechlichkeiten villmehr zu- als abzunehmen pflegten) auf-
richtigst und ohne aller Nebenabsicht vorstellen und zu erwegen
geben thäte.
Den 16. speisten die Herrschafften zu Hezendorff bei I. M. der
Kaiserin zu Mittag und abends etablirte ich mich widerummen zu
Schönbrunn, allwo
den 17. Appartement wäre.
Den 19. fuhren die Herrschafften gleich nach 9 Uhr zu denen
Carmelitern auf die Laimgruben wegen des heutigen Scapulier Sonn-
tags; unterweegs begegneten wir das Hoch würdige, so von einem
Krancken zurück nacher Mariae-Htilff getragen; die Herrschafften
stigen sofort aus und begleiteten es biß zu lezt gemelter Kirchen und
continuirten sodann erst ihren Weeg. Bei denen Carmelitern hörte
mann nur eine kleine Meß und führe weiters nacher St. Stephan,
allwo wegen deren lezteren eingelangten Avantagen, welchen seithero
auch die Eroberung von Cron Weißenburg gefolget, ^2*) das Te Deum
gehalten wurde.
Die Königin hatte par finesse und ad captandam benevolentiam
occasione des ausgeschribenen Congresses zu Presburg einblasen und
die vornehmere Magnaten zu der heutigen Solennitet einladen lassen
und wurden dise leztere sodann zu Schönbrunn an die königliche
Taffei sämmtlichen gezogen.
Den 20. kämme mann herein zu der deutschen Comedie und
den 21. wäre Appartement, aber wegen des üblen Wetters nicht
wie sonsten im Garten, sondern in dem Saal.
1744, Juli 22.-26. 233
Den 22. fuhren wir wegen des heutigen Feiertags herein in die
Burg zum Gottes Dienst und nach den Essen begleitete der Herzog
das Venerabile zurück nacher Penzing, von wannen es durch dasigen
Pfarrer als Parocho loci nach alten Gebrauch wegen des heutigen
Titularfests der Schönbrunner-Capellen heut vormittags in jezt ge-
dachte Capellen (welche keinen Tabernacle hat, weder capella publica
ist) processionaliter getragen und allda zur öffentlichen Verehrung
ausgesezt worden wäre.
Den 24. speisten die Herrschafften zu HezendorflF, allwo mann
wegen der alten Herzogin v. Blanckenburg (oder besser zu sagen
nunmehro zweiten verwittibten Herzogin von Wolffenbiittel heutigen
Nahmens-Tag Christina), jedoch unangesagter in Gala erschine, Nach-
mittag führe der Herzog von dorten aus mit mir in die Burg, um der
heutigen Toison Vesper beizuwohnen. Desgleichen Excursion wurde
auch den folgenden Morgen als
den 25. wegen des heutigen Apostel Tags wiederhollet und mit-
tags nacher Schönbrunn zurück gekeret.
Den 26. wäre sowohl wegen der Ertzherzogin in Niederland als
der Königin in Portugall Gala bei Hoff; die Herrschafiften kämmen
bei Zeiten in die Statt und giengen in publico in die Capellen; die
Königin gäbe denen Dames im Spiegl Zimmer und Cammer die Hand
zu küssen. Indessen publicirte ich in der Rath-Stueben (nachdeme
zuvor in der Retirada von der Königin die Ordres darzu empfangen
hatte) an des abwesenden Obrist-Hoffmeistern Staat den neu ernannten
Landmarschallen Graflfen Friederich v. Harrach. Es hatte zwar der
Graff V. Seilern sothane Publication zu thun praetendiret, nachdeme
aber erst lezthin der seelige Landmarschall Graflf v. Herberstein von
dem Obrist-Hoffmeistern und nicht von ihme Seilern publiciret worden
wäre, so muste diser mit seiner Praetension zuruck-stehen.
Uebrigens pflegen dergleichen Publicationen, wann der Neo-
Promotus zugegen ist, also zu beschehen : im Austretten aus der Re-
tirada nähert mann sich demselben und gebraucht sich beilläufig
folgender kurtzen Anrede: I. M. haben mir befohlen, E. E. zu melden,
daß sie dieselbe hiermit zu dero declarirten, worzu ich Ihnen
also vor all- anderen sogleich gratuliret haben wolte. In militaribus
aber publicirte sodann der Kriegs Praesident den lezthin mit denen
vergnüglichen Bottschafften angekommenen Obristen von Morocz zum
General Major; anbei bekamme der Obrist Desöffy das Havorische
Hussaren Regiment.
Zu Mittag speisten die Herrschafften zu Schönbrunn und muste
ich alle vornehmere Stands Persohnen beiderlei Geschlechts, als Fürsten,
234 1744, Juli 26.— Aug. 4.
Hoif Ämmter, Ministres und Capi von Intanzien zu der königlichen
Taffei laden. Anfänglich wäre sogar der Antrag, auch die Bott-
schaffter und alle fremmde Ministres darzu zu ziehen; allein nach-
deme sich ein solches respectu deren Bottschafftern wegen der be-
kannten Competenz mit dem Groß -Herzog nicht thun lassen, so
wurde es endlichen auch auf meine wenige Vorstellung respectu
deren übrigen fremmden Ministren zu Vermeidung aller Jalousie ne-
gative resolviret.
Nachmittag kämme die Kaiserin aus der Statt, allwo sie öffent-
lich gespeiset, en passant nacher Hezendorff zu uns auf Schönbrunn
und verblibe biß abends. Die Madame Malvagini, dessen Eheconsort
bei den Bauweeseu employret ist, und ihre Schwester sangen in dem
Spiglzimmer; die Dames, welche den Zutritt haben, mithin die Stund-
frauen nicht, dorfften hinein und mann Hesse die zwei Battants der
Thüre zur Anticamera offen, damit die daraussen befindliche Dames
und Cavalliers zuhören könten. Gegen 7 Uhr fienge der Bai an,
ohne sonstiger Coeremonie, außer daß nur denen Zutritts-Frauen ge-
stattet wurde, in reichen Andriennes zu erscheinen, die Stundfrauen
aber en robe bleiben musten. Gegen 11 Uhr gienge mann zum
Soup6, wormit es wie lezthin an der Königin Geburtstag gehalten
wurde, daß nemmlichen zu dero Taffei nebst denen fremmden Ge-
santschafften (die Bottschaffter kunten wegen der Competenz mit den
Großherzog nicht erscheinen) die Vornehmere des Adels gezogen
worden, und gegen Mitternacht war alles geendiget.
Den 28. nähme mich der Großherzog mit auf die Hirschbürst
in der Gegend Eberstorff; weillen ich aber kein Jäger bin, so Uber-
liesse ich dise Ehre meistens anderen über, denen dabei besser ge-
dient wäre. Abends hatten wir das Appartement im Garten.
Den 31. kämmen die Herrschafften bereits um 8 Uhr wegen
des heutigen Fests S. Ignatii in das Profeß-Hauß; der Groß-Herzog
führe nach dem Kirchendienst in die Burg und von dannen aus auf
die Jagd, die Königin aber zurück nacher Schönbrunn, allwohin ich
sie begleitet und sofort wiederummen in die Statt mich verfüget habe,
um dem ordinari Rath beizuwohnen, Abends wäre abermahlen das
gewöhnliche Appartement im Garten.
Den 2. Augusti als am Fest Portiunculae fuhren die Herrschafften
Vormittag in die Statt zu denen Capucinera und mittags zurück.
Den 4. starbe an absochender Kranckheit die ältere verwittibte
Fürstin v. Cardona, Maria Antiochia, gebohrne Contessa di Monte
Santo im 45. Jahr, dessen Ehegemahl mit dem verstorbenen Herrn
aus Spannien gekommen und ville Jahre bei der damahlig- regierenden
1744, Aug. 4.-6. 235
Frauen Obrist-Hoflfmeister gewesen wäre, anbei dise seine Frau bei
sehr ungleichen Alter — indeme er 71 und sie 17 Jahr alt gewesen
— geeheliget und ohne Kinder hinterlassen hatte.
Kamme zwar einerseits die erfreuliche Nachricht aus dem Elsaß,
daß unsere dortige Arm6e ihre Progressen immer weiters fortsetze
und wUrcklichen die Statt Hagenau occupiret hätte, andererseits aber
erhielte mann sehr betrübte Relationen von denen preussischen Be-
wegungen, als welche nun vollends auszubrechen beginnten. ^^^)
Dise leztere Nachrichten wurden zwar annoch so vill immer
möglich wäre, verborgen gehalten, allein die nach und nach ein-
gelangte Particular Berichte machten disen traurigen Erfolg nur gar
zu bald lautmärig und wurde hierauf in Erwegung der lezteren un-
glücklichen Erfahrung die Consternation allgemain. Anheut schon
kunte mann einige Spuhren hiervon an denen Herrschaft'ten Selbsten
bemercken. Die Königin führe nach Überlesung einiger eben ange-
langter Depechen sofort zu den Graffen Gundacker im Garten, allwo
Conferenz gehalten wurde. Der Herzog wäre eben auf der Jagd;
als er aber gegen halber 4 Uhr von selber zurückkämme und ich
ihn eben in die Retirada begleitete, gäbe ihm eine Cammerdienerin
ein von der Königin an ihn zurückgelassenes Billet, worüber er sehr
bestürzt und unwillig schiene, auch also gleich einen Wagen parat
zu halten befahle, um der Königin zu den Graffen von Starhemberg
nachzufolgen. Allein da er eben im Begriff wäre, dahin zu fahren,
kämme selbe von der Conferenz zurück, und ob sie sich zwar so
gutt als der Herzog in dergleichen Fahlen zu componiren weis, so
merckten wir jedoch alle gar zu wohl, daß es finstere Wolcken
gebe.^26)
Mann speiste erst nach 4 Uhr und hatte die Königin nichts
dann etwas Schwartz Brod in der Conferenz geessen. Ungehindert all
diser unangenehmen Umständen mußten wir dennoch Nachmittag ein
Appartement aushalten.
Den 6. verraiste der Herzog mit dem Graffen Losi in aller Früh
nacher Mariae Zell, von wannen sie des anderen Morgens widerummen
zurück kerten. Die Königin speiste mittags zu Hezendorff, allwo
heut Kirch Tag und das hierbei auf dem Land meistentheils gewöhn-
liche Baumsteigen gehalten wurde.
Nach den Essen kämmen die Ertzherzoge und die zweite Frau
(maßen die erstere tibi auf wäre) ebenfahls dahin und hatte ihnen
die Kaiserin pour un amusement de leur äge ein kleines Baumsteigen
en mignature praepariret, so darinnen bestanden: mann hatte einen
Oranger mit seinem Vase auf eine kleine Estrade ü la hauteur des
236 1744, Aug. 7.— 10.
enfans u deux gredins stellen und auf selben verschiedene Nippes
und Joux Joux, als Wäderl, Peitschen etc. aufhengen lassen, welche
von denen zwei jungen Herrschafften herunter genohraen wurden.
Gegen 6 Uhr kerten wir nacher Schönbrunn zurück, allwo die preussi-
sche Gesantin, Burggräffin v. Dohna, ihre Abschieds-Audienz en parti-
culier, und zwar im Garten hatte. Folgenden Tags als
den 7. hatte ihr Gemahl vor dem Appartement ebenfahls die
Urlaubs-Audienz, erhielte aber wegen deren Umständen, so ihn von
hier abgehen machen, kein Present.^^^)
Den 9. kämmen die Herrschafften wegen des heutigen Sonntags
herein zur Kirchen; nach den Dienst führe ich mit dem Herzog zu
denen zwei Kindbetterinnen Gräffin Colloredo und Leopold Kinskin
en visite und sodann auf Mittag zurück nacher Schönbrunn.
Den 10. wäre abermahlen öffentlicher Gottesdienst in der Hoflf-
Capellen, wegen des Fests S. Laurentii, und sodann speisten die
Herrschafften bei der Kaiserin, wir andere aber von der Suite an
unserer Hoff-Taffel, welche in der Gräffin Fuchsin Vorzimmer prae-
pariret wurde.
Um halber 4 Uhr geschähe unser Aufbruch nacher Presburg.
Die Herrschafften und ihre Suite, worunter ausser uns anderen von
der gewöhnlichen Compagnie niemand dann der ungarische Canzler
und sie nebst dem Graffen v. Colloredo sich befanden, fuhren in einer
Jagd; die übrige sehr compendiose Hoff-Statt wäre meistentheils schon
voraus gegangen und zu deren Einlogierung der Cammerfourier nebst
dem Vice-Quartiermeister und einem Hoff-Fourier all dahin spediret
worden. Die mit denen Herrschafften gekommene Dames und Cavalliers,
ausser denen Batthyanischen, wurden in das Schloß logiret, desgleichen
der bald nachgefolgte Graff Taroucca und Mr. Toussaint, des Herzogs
Cabinets Secr^taire; die übrige aber nebst der Kriegs-Canzlei und
Cammer Praesidenten Graffen v. Harrach wurden in der Statt ein-
quartieret.
Wir kämmen erst um halber 10 Uhr und da es schon sehr
finster worden, an den Uffer an; alldorten warteten die vornehmere
Magnaten, um die Königin bein Aussteigen aus den Schiff zu be-
willkommen; selbe sezte sich sofort in den Leibwagen und führe
nach den Schloß, wohin sie von obbemelten Corteggio mit villen sechs-
spännigen Wägen (also zwar, daß es einem rechten Einzug gleich
sähe) begleitet wurde. Eben diser Train aber, wormit es so gar
ordentlich nicht zugienge, verursachte, daß wir erst nach 10 Uhr in
das Schlof3 kämmen. Die Dames stunden oben an der Stiegen, um
ihren Handkuß abzustatten; weillen es aber zu spatt worden und die
1744, Aug. 15. 237
Königin sehr fatigiret wäre, so retirirte sie sich sehr bald und liesse
dem Herzog das Vergnügen, die Compagnie zu unterhalten, über,
welcher auch allein beim Soup6, worzu mann ein und andere in der
Anticamera zuruckgeblibene Messieurs et Dames de la ville zugezogen,
verbliben ist.
Übrigens befahlen I, M. mir, bekant zu machen, daß sie alltäg-
lich Vormittag von 8 biß 12 Uhr Privat Audienzien geben, an Sonn-,
Dienst- und Donnerstagen Appartement halten und vor deren Anfang
immer auch öffentliche Audienzien ertheilen, hiernächst wie zu Schön-
brunn mittags und abends en compagnie speisen wolten. Zu dero
Taffel wurden immerdar nach ihrem Eang einige von denen vor-
nehmeren Stands-Persohneu und ex clero regni geladen; vor die
übrige tägliche Gäste aber und jene, so von Wienn zu uns kämmen,
wäre eine besondere Taffel nächst an der herrschafftlichen und der
äusseren Anticamera gestellet. Übrigens hatten I. M. erlaubet, daß
wir zu Mittag ausgeladen werden dörfften, wie ich dann sogleich den
folgenden Tag nach meiner Ankunfft bei den Palatinischen und so-
fort Sonntag bei den Judex curiae Graffen Joseph Esterhasy, Mon-
tags bein Canzler Graffen Batthyany und Mittwoch bei den Cammer
Praesidenten Graffen Erdödy gespeiset habe.
Ansonsten hatten wir das Miß Vergnügen, daß fast beständig
windig und regnerisch Wetter wäre, wesswegen des Nachmittags (in-
deme die Königin den ganzen Morgen gearbeitet) meistens Pharaon
gespillet wurde, worbei aber die bei dem Banco Interessirte nicht
vill prospicirten, auch de la fagon dont on jouoit, nothwendiger Weis
mehr einbüssen musten ; die Königin genirte zu sehr die Freiheit des
Tailleur und wolte nicht oder sähe doch nicht gern, daß selber die
Taglien nach Willkuhr endige, biß sie sich nicht requitiret hätte; in-
dessen aber nahmen auch andere Spiller ihr Tempo und suchten von
denen unglücklichen Taglien zu profitiren, wormit also die Tail-
leurs, wann sie auch anfänglichen noch so glücklich gespillet, den-
noch zu lezt meistentheils mit Verlust aufstehen musten; weßwegen
auch unsere Compagnie bald darauf das Handwerck aufgegeben und
endlichen die Hazard-Spille völlig aufgehöret haben.
Den 15, als an hohen Fest Mariae Himmelfarth fuhren die
Herrschafften öffentlich nach der Domb Kirchen und ein Bischoff in
partibus trüge zu Pferd more hungarico der Königin ut Regi Apostolico
das Creutz vor, begleitete auch damit in der Zurück -Kehr biß in die
Retirada. In der Kirchen wolten die Hungarn einen Baldachin ober
der Königin Bettstuhl aufhengen lassen, fastu orientali; allein da ich
sie darummen gefragt, wolte sie nicht, sondern befahle mir, die Zu-
238
1744, Aug. 16.-18.
bereitung nach hiesigem Gebrauch und nächst dem Frauen Altar,
all wo das Hoh-Amrat gesungen wurde, anzuordnen. Unser Hoff
Prediger P. Bittermann machte eine Panegyrim pro Hungaris und der
Bischoif von Erla, Graif Erdödy, pontificirte; der alte fast 80jährige
Primas Graff Esterhasy (welcher eliedessen einer deren fein- und
klügsten Köptfen seiner Zeit gewesen, nunmehro aber fast kindisch
ist und mehr einem toden Leichnam gleichet) Hesse sich durante
officio in seinem Lehn stuhl in die Kirchen tragen; mann stellte selben
dichte an unsere Hofifbanck und er blibe biß zu End des Gottes
Diensts also sitzend mit einer rauchen Hauben auf den Kopff und
im Beltzwerck gleich einer Mummia einge wickelet.
Nachmittag um 4 Uhr gienge mann zu denen Jesuitern ad
vesperas, wo der Bischofi' von Neutra, Esterhasy, pontificirte und
wurde sodann bei der auf dem Plätzl nächst der Kirchen befindlichen
Säulen die Litanei gesungen, worauf die Herrschaflften incognito zu
den Palatinus, der das Podagra hatte, sich verfügten und alldorten
die Conferenz hielten.
Den 16. fuhren die Herrschafften zu denen Capucinern zur
Predig und Ammt; lezteres wurde von dem Bischoffen v. Rab, Graffen
Cziczy, gehalten und muste uns der Primas immer seine Capellen
leihen, weillen wir unsere Musicanten zu Wienn zurückgelassen.
Den 17. abends kämme die verläßliche Nachricht, daß der König
von Preußen nach einem publicirten Manifest, worinnen er uns ver-
schiedener Infractionen des Breslauer und Berliner Fridens beschul-
diget, anbei seine reichsständische Schuldigkeit, die ihn zu Be-
schützung des von uns unterdruckten Kaisers verbindete, vorgewendet,
würcklich schon auf einer Seiten mit einem Corpo in Böhmen ein-
gerucket und mit einem zweiten mittelst eigenmächtig genohmenen
Durchzugs durch die chursächsische Lande auf der anderen Seiten
ebenfahls im vollen Anmarche dahin seie.^^^)
Den 18, wurde abermahlen bei den Palatinus sub praesidio
beider incognito dahin gekommener Herrschafften und mit Zuziehung
deren vornehmeren hungarischen Magnaten Conferenz gehalten, welche
biß gegen 2 Uhr gedaueret und worbei die Reichsstände der Königin
die Insurrection und fast alles, was sie verlanget, eingestanden
haben, ^2^) so aber ausser des äusserlichen Lermens, wordurch die
feindliche Operationen einiger Maßen doch irre gemacht worden sind,
sonsten leider wegen übler Veranstaltung meistentheils schlechten
Effect gehabt.
Der sämtliche Hoff nebst denen Vornehmeren des Lands und
ihren Weibern speiste sodann zu Mittag allda und weillen der Platz
1744, Aug. 20. 239
zu klein, hatte mann zwei Taflfeln, beide zusammen auf beiläuffig
40 Couverts gestellet, an deren einer, jedoch ohne Observirung einiger
Curialien sich die Herrschafften placirten.
Den 20. wäre wegen des Fests des heiligen Königs Stephani,
Patroni Regni, öffentlicher Kirchengang in die Dombkirchen. Das
Hoh-Ammt sänge der Bischoff v. Erla, und zwar anheut an dem Hoh-
Altar; und weillen die ordinari Canzel davon zu weit entfernet, so
wurde eine andere in dem Presbyterio gestellet. Es predigte an-
wiederummen unser Hoff Prediger, dessen heutige Panegyris der
Königin und uns anderen, qui pensons uniment, besser dann die
leztere, welche gar zu schmeichelhafft und aufgebuzt gewesen, ge-
fallen hat.
Mittags wäre nebst denen gewöhnlichen zwei Taffein annoch
eine dritte von 50 Couverts in des Herzogs Anticamera zubereitet,
an welcher sämtliche Praesentes congregationis Posoniensis tractiret
wurden und worbei der an seines Grand-Oncle des Palatini Stelle
angesezte presburgische Obergespann Graff Rudolf Palfiy nebst dem
Dienst Cammerherrn Graffen Frantz Esterhasy, den mann par so-
briquet Quinquin zu nennen pfleget, les honneurs machten.
Um halber drei Uhr erfolgte unser Aufbruch zur Ruckrais. Der
Herzog und die Königin fuhren in Biroccio, die Dames de la suite
eingetheilter in Wägen und die Männer in Landauer Chaisen. Mich
hätte zwar hierbei getroffen, in der ersten Chaise zu fahren, allein
da in selber der Obrist Stallmeister und Obrist-Postmeister immer le
haut bout, und zwar diser leztere, wann der Obrist-Stallmeister keine
fürstliche Persohn ist, sogar die rechte Hand aus alter Etiquette zu
haben pfleget, mithin ich unten an hätte sitzen müssen, so ich aber
von Kindheit an nicht vill über eine halbe Stund ohne tibi und ohn-
mächtig zu werden, auszuhalten im Stand bin, also suchte ich mir
einen anderen Platz, wo ich oben an sitzen kunte, und führe mit
denen Graffen Colloredo, Taroucca und Ktinigl. Unterweegs be-
gegneten wir den Postmeister von Burckhartstorff, welcher den Herr-
schafften meldete, daß der General Adjutant Graff Antoni v. Althann
alldorten auf den Befehl wartete, ob er wegen der mitbringenden
Nachricht von der Affaire v. Velletri (worvon die Beilag einzusehen)^^*')
einreiten solte; er wurde aber negative verbescheidet, um willen mann
sothane incomplete und zu lezt für uns doch nicht glücklich aus-
geschlagene Action und Surprise nicht für genugsam qualificiret zu
dergleichen publiquen Demonstrationen ansehen wollen. Gegen halber
7 Uhr langte mann zu Schönbrunn an und die Herrschafften fuhren
sofort nacher Hezendorff, um der Kaiserin die Hand zu küssen.
240 1744, Aug. 21.— 26.
Den 21. wurde das Appartement wegen üblen Wetters in denen
Zimmern gehalten.
Den 22. kämmen die Herrschafften incognito in das Comoedi
Haus zum Kärnthner Thor, die neue Opera, la comedia in opera ge-
nannt, zu sehen.
Den 23. und die zwei folgende Tage wurde zu St. Stephan
öffentliches Gebett gehalten, um von Gott zu erbetten, daß die neu
ausgebrochene feindliche Anfälle gnädiglich abgewendet werden und
dessen gtittiger Arm sämtliche Länder nebst denen Herrschafften und
uns allen in einer so augenscheinlichen, die vorhinige betrübte Um-
ständen fast noch überwiegenden Gefahr von ferneren Unheil be-
wahren wolle. Die Königin kämme täglichen zweimahl incognito
dahin. Vor- und Nachmittag, und führe nur immer in einem Wagen
mit zwei Pferden ohne Suite, speiste auch dahero zu Mittag in der
Burg, kerte aber abends allzeit zurück nacher Schönbrunn.
Anheut als an den ersten Tag des Gebetts fuhren die Herr-
schafften öffentlich nacher St. Stephan und speisten zu Mittag bei der
Kaiserin, welche ebenfahls auf ein paar Tag in die Burg herein-
gekommen wäre, allwo vor der Taffei das Versprechen der Cammer-
freile Gräffin Josephe v. Königsegg-Erps mit dem jungen Graffen
Hans Carl v. Zierotin für sich gienge, welcher sodann folgenden Tags
in Ansehung diser treffenden Heirath bei mir das Jurament als
Cammerherr abgeleget. Nachmittag hatten wir in der Hoff-Capellen
Toison Vesper und
den 24. wegen des heiligen Apostels Bartholomaei Fest der-
gleichen Amt, welchem aber der Groß-Herzog nur allein beigewohnet^
indeme die Königin wegen der Conferenz erst um 10 Uhr auf St. Stephan
fahren können.
Den 25. wäre Appartement; zu Mittag aber speisten die Herr-
schafften gestern und heut immer retiriret.
Den 26, wurde die Function der Zusammengebung obbemelten
Brautpaars zu Hezendorff gehalten, und weillen die Kaiserin übl auf
worden, thate die Königin die Braut führen. Uebrigens wolte die
Kaiserin bei diser Hochzeit ex motivo, daß die dermahlige Braut
eben die Zahl von hundert Hoff Dames, so die Kaiserin ausgeheirathet,
erfüllte, etwas besonders in coeremoniali eingeführter haben, dahero
ihr Versprechen, welches sonsten nach alter Etiquette abends zu ge-
schehen pfleget, jüngsthin Vormittag und der Actus copulationis,
welcher e contrario sonsten Vormittag beschiht, anheut abends gegen
6 Uhr vor sich gehen müssen. Der Altar wurde in der kleinen an
dem Garten hinaus sehenden Gallerie gestellet und die Benedictio
1741, Aug. 27.-29. 241'
nuptialis von dem Cardinal Niincio gegeben, worauf zum Schluß gegen
8 Uhr in dem unteren Sali ein großes Soup6 für sämtliche Freund-
schaft und Beistände gegeben ward.
Wiewollen ^ich nun unter diser lezteren Zahl, und zwar von
Seiten der Braute welcher ich auch von denen Löwensteinischen aus
in etwas angehe, mich mit befände, so nähme ich doch aus Lieb
für einen meiner vertraut- und besten Freunden, welcher von ge-
raumer Zeit her eine sehr hefftige Passion für dise Freile empfunden,
den Entschluß, mich von dem Soup6 entfernet zu halten und mit
selbem ganz unvermerckt nacher Schönbrunn zurück zu fahren, damit
er nicht länger einem solchen Spectacle zusehen dörifen, worbei er
eine sehr schlechte Contenance halten kunte.
Den 27. fuhren die Herrschaflften herein zur Function deren
neuen Fahnen Einweihung des hier dermahlen in Garnison liegenden
Printz Louis Wolffenbüttelischen Infanterie Regiments, dessen Obrister
Freiherr v. Nagel, so nachhero Cammerherr geworden, selbe nebst
dem vornemmsten Adel dazu geladen und nach sothanen Actu, welcher
theils in der S. Caroli Kirchen, theils ausserhalb derselben und unter
aufgeschlagenen Zelten geschehen, in dem Fürst Schwartzenbergischen
Garten sehr galant tractiret, wie in der abschrifftlichen Relation aus-
führlicher zu lesen ist.^^^) Nach dem Essen führe die Königin in die
Statt, die kranke kleine Frau Elisabeth zu besuchen.
Den 28. fuhren die Herrschaiften sämtlich in der Früh all' in-
cognito nach Hezendorff, der Kaiserin zu ihren heutigen Geburts-Tag
zu gratulieren; sodann gienge mann öffentlich zur Capellen, allwo
die Minerva -An dacht wäre. Nach den Kirchen Dienst musten alle
Hoff Dames und wir andere Seigneurs de la cour nebst dem Graffen
Ulfeid ebenfahls nacher Hezendorff, um unsere Attention zu bezeigen,
obschon die Kaiserin im Bett läge und nicht im stand wäre, uns
zum Handkuß zu lassen. Wir verbliben nur eine kurtze Weille, um
zu recht zu den Taffeidienst zurück zu kommen; diser wurde in der
neuen Sala terrena gehalten und die Hoff Dames servirten. Die Daraes
erschinen in Hoff Kleidern und wurden nebst denen vornehmern
Chapeaux an zweien in Saal und ersten Anticamera placirten großen
Taffeien von uns bedienet. Abends wäre Appartement; die Königin
spillte Pharaon und der in unseren Diensten stehende Castrat Monti-
celli sänge. Um 9 Uhr wäre das Soupe angeordnet, bei welchen die
Königin und der Herzog mit Zuziehung deren fremmden Ministres
(ausser Bottschafftern) und denen ersteren vom Hoff mit gespeiset haben.
Den 29. kämme ein Currier vom Printz Carl mit der Nachricht,
daß er mit der ganzen unterhabenden Armee den 24. und 25. bei
KhevenhüUer-Schlitter. 1742-1744. 16
242 1744, Aug. 29.
Rastatt den Rhein also glücklich repassiret habe, als er lezthin dar-
über gegangen. ^^^) Niemahlen hatte die Zeitung einer Retraite so
Villen Jubel als die gegenwärtige erwecket, indeme jedermann sein
ganzes Heill und alle Hoifnung auf dise victorios zurück kerende
Armee gesezt; zumahlen es von allen Seiten sehr tibi und unglück-
lieh für uns aussähe.
In Böhmen avancirten die Preußen gegen Prag und ob mann
schon einige wenige reguläre Mannschafft und die dise Zeit her er-
richtete Milices, worzu die Stände und einige deren reichesten Parti-
culiers das meiste beitragen musten, in Eille hinein geworffen, so
kunte doch auf eine dergleichen Defense kein Statt gemacht werden.
Die Arm^e vom General Batthyany stunde in dem Prachiner und
Berauner Creis, mithin zu weit entfernet, auch zu schwach, um zu
einer Rettung zu dienen, biß nicht mehrere unserer Trouppen, oder
wie mann sich dessen getröstete, die sächsische Hilfs Völcker dazu-
stoßen, mithin selbe im Stand gesezt werden kunte, gegen den Feind,
dessen beide Haubt-Corps über 80.000 Mann ausmachten, zu avanciren.
In Italien hatte nach den bei Eröffnung der heuerigen Campagne
gemachten Plan der commandirende Feldmarschall Fürst Christian
von Lobkowitz die Conquete von Neapel unternehmen und der König
V. Sardinien indessen die Passage deren Alpen bewachen sollen; allein
die französische von des Königs Eidam, dem Infanten Don Philippe
und dem Prince de Conty commandirte und von darummen so ge-
nannte Armee des princes — ungehindert selbe die sardinischen Re-
tranchements auf den Montalban vergebens zu forciren gesucht —
fände dennoch zu lezt Mittel (nachdeme der in Abwesenheit des bei
lezt ermelter, den 20, April sich zugetragener Action gefangen ge-
nohmenen Comte de Suze die sardinischen Trouppen commandirende
General de Sinsan — umwillen er sothanen Posto ivt die Länge zu
souteniren zu schwach wäre — sich von Selbsten von dorten retiriren
und gegen Oneglia zurückziehen mußte), nicht allein vollends auf
selber Seiten durchzubrechen, Mont-Albano, Ville-franche, mithin die
ganze Graffschafft Nizza einzunehmen, sondern auch seithero auf der
anderen Seiten die Passagen gegen Chäteau Dauphin und Demont
zu forciren und dises leztere ungemain feste Schloß (nachdeme eine
Bombe das Pulver Magazin angezündet und durch dise Fatalitet ein
großer Theil der Fortification in die Lufft gesprengt, mithin die Gar-
nison sich auf Discretion zu ergeben gezwungen worden wäre) den
17. dises zu erobern, worauf also der König von Sardinien, der sich
nun Selbsten zu seiner Arm6e verfüget, sich biß nacher Coni zurück
zu ziehen gezwungen worden. ^^^)
1744, Aug. 29. 243
Dem Fürsten v. Lobkowitz gienge es mit seiner vorhabenden
Expedition nicht besser; dann ob er zwar die beste Gelegenheit ge-
habt, seine unterhabende Arm6e in ihren in dem Modenesischen und
Päbstlichen genohmenen Winter-Quartiers nach Wunsch zu rafrai-
chiren, er auch mit selber sehr frühzeitig und ohne mindestem Wider-
stand biß über Rom hinauß vorgeruclit, in der Hoifnung, den Feind
in seinem Land heimzusuchen, so hatte doch diser — unter Commando
des berühmten Generalen Comte de Gages mit Beihültt' des päbst-
lichen HoflTs und des dem französischen und spahnischen Interesse
gänzlich ergebenen Secretario di Stato, Cardinale Valenti — das
Praevenire gespillet, unserer Armee mit einem nicht weniger ansehn-
lichen und aus combinirten spahnischen und neapolitanischen Trouppen
bestandenen Corpo biß in das Päbstliche entgegengerucket und sich
in denen Gebtirgen um Velletri herum so vortheilhafft postiret, daß
mann ihme niemahlen recht zu kommen können und — ungehindert
des bei lezterer Surprise erhaltenen kleinen Avantages — die ganze
Campagne hindurch in einer betrübten und unglücklichen Inaction ver-
bleiben zu wollen scheinet. ^^^)
In Niederland hatte der König v. Franckreich, nachdeme er den
4. Maji zu Valenciennes angekommen und nach beschehener Visitirung
dortiger Gränzfestungen den 16, das Haubtquartier bei Cisoin, einer
in der Chätellenie de Lille gelegenen Abbaye bezogen, bald darauf
Courtrai, so zwar dermahlen ein offener Orth ist, besezen lassen und
sofort Menin, Furnes und Ypres fast ohne Widerstand, und zwar
leztere so considerable Festung kaum 8 Tage nach eröffneten Tranch6es
erobert; ^^"'') da inmittelst unsere aus engelländischen, holländischen
und eigenen Trouppen combinirte Armee, der Gewohnheit nach, kaum
aus denen Winterquartiren hervor zu kriechen und sich zu formiren
angefangen und obwollen selbe dermahlen endlichen auf eine sehr re-
spectable Force und gegen 80.000 Mann angewachsen, annebens der
König nach der Prise von Ypres wegen der bald darnach angelangten
Nachricht von des Printz Carl glorreichen Progressen die weitere
Operationen dortiger Orthen unterbrechen und sehr nammhaffte De-
tachements nach den Elsaß abschicken müssen, folglichen all- erwünschte
Gelegenheit vorhanden gewesen und annoch wäre, in Niderland etwas
wichtiges zu unternehmen, so besorgen dennoch die mehreste, welche
die Genies deren zwei commandirenden Generalen, unseres Duc d'Arem-
berg und des englischen Marechal de Wade zu kennen glauben, daß
die schon würcklich zwischen ihnen obwaltende Uneinigkeit nebst
der Beiden angebohrnen Irresolution sie von Ergreiifung einer stand-
hafften Partie leider noch fernershin zurückhalten dörflfte.
16*
244 1744, Aug. 29.
Bei so misslichen Umständen blibe uns freilich keine andere
Ressource über, als die mann sich von der heutigen erfreulichen
Nachricht zu vertrösten hatte und sähe jedermann als eine augen-
scheinliche Würckung der Hand Gottes und als ein abermahliges
oesterreichisches Miracul an, daß der Printz nicht allein das Glück
gehabt, im Angesicht der sich täglich verstärckt gehabten feindlichen
Armee und mit einem so geringen nicht 200 hundert (sie!) Mann in
allen betragenen Verlust den Rhein zu repassiren, sondern auch
nachhero den Marche durch Schwaben und weiters also ruhig und
ohne daß der Feind nur gedacht, das geringste D6tachement nach-
zusenden, fortsezen können.
Anfänglich kunte mann die Ursach diser Manoeuvre nicht wohl
begreiffen, allein nach der Hand decouvrirte sie sich von selbsten,
indeme mann erfahren, wie fast zur nemmlichen Zeit, als wir auf die
Retraite zu denken und die feindliche Generalitet die Disposition dar-
gegen zu machen angefangen, der König von Franckreich auf der
Hinrais nacher Elsaß, unter weegs zu Metz, d'un coup de soleil und
dardurch verursachten ungemainen Kopff-Schmertzen und inflamma-
torischen Fieber also gähling und gefährlich erkrancket, daß mann
ihn mit allen heiligen Sacramenten versehen, sodann ville Stunden am
Hinend geglaubet und erst nach villen angewanten, sehr violenten
Mitteln und copiosen Aderlassen zurecht gebracht habe. Bei einer
solchen Verwirrung wäre also kein Wunder, daß der Feind seine
Operationen nicht gebührlich, weder geschwind genug zu thun im
Stand gewesen, mithin uns Zeit und Weille gelassen, die unserige
nach Wunsch fortzusetzen. Der König wäre zwar den 20. dises, als
den zwölfften Tag seiner, den 8. früh morgens bein Erwachen ge-
äusserten Kranckheit bereits von denen Medicis ausser Gefahr ge-
sprochen und hatte Tags darauf die Ministres allschon vorgelassen,
allein unterdessen wäre das Tempo versäumet, uns mittelst behöriger
Gegendispositionen die Zuruck-Kehr abzuschneiden oder doch be-
schwärlicher zu machen.
Ansonsten finde bei erst erwehnten Ev^nement annoch zwei
Umstände anzumercken, erstlich daß bald nach des Königs Genesung
des Dauphins Gouverneur, duc de Chatillon, welcher nach allgemainen
Ruff ein sehr würdig und christlicher Mann sein solle, auf seine
Gütter relegiret worden, umwillen er wie supponiret wird, auch sehr
wahrscheinlich ist, des Königs Absterben gar zu gewiß geglaubt und
von denen Regierungsgeschäflften und sonsten aus angebohrner Ehr-
und Redlichkeit zu frei gesprochen haben mag.^^'') Zweitens thate
der König bei Empfangung des heiligen Viatici auf Zureden und
1744, Aug. 30.— 31. 245
durch den Mund des Bischoffs v. Soissons, Abbe Fitz James, premier
aumönier du roi, gleichsamm eine oifentliche Beicht und Deprecation
des seinen Unterthanen gegebenen Scandali und befahle sofort, daß
seine mitgekommene Maitresse, welche vorhin Marquise de Tournel
geheissen und seithero Duchesse de Chäteau Roux geworden, sich
nebst ihren Schwestern, der Duchesse de Lauraguais und Marquise de
Flavacourt, die immer um den König zu sein und die Stelle von Con-
fidenten zu vertretten pflegten, von Hoff entfernen und auf das Land
begeben sollen. ^3^)
Disen Herrn haben seine ruchlose Hoffleuthe recht mit Gewalt
und nach vill- und verschidenen gelegten Fall Stricken in das nun
allbereits gegen 10 Jahr f Urdauernde ärgerliche Leben eingefUhret,
seit welcher Zeit beiläuffig mann selben nicht mehr die oesterliche
öffentliche Communion nehmen gesehen. Seine erste Mattresse wäre
die Marquise de Mailly, eine gebohrne de Nesle, nach welcher die
Reihe eine ihrige jüngere Schwester getroffen, die aber bald darauf
im Kindbett gestorben; und eben die dermahlige zurückgeschickte
Dame ist desgleichen eine Schwester beider vorigen und solle dabei
von einem sehr hoch trabenden und violenten Geist sein, wie dann
vornemmlich ihr und dem Mar6chal de Belle-Isle, durch dessen hitzige
Consilia sie sich haubtsächlichen leiten lassen, zuzuschreiben ist, daß der
König wider des seeligen Cardinal Fleury Anrathen und Intention sich
nach des Kaisers Tod wider das gegebene Wort unseren Feinden öffent-
lich zugesellet und seithero uns so gar den Krieg angekündiget hat. ^3^)
Den 30. verfügten sich die Herrschafften wegen des heiligen
Schutz-Engel Fests zu denen Paulanern, von wannen die Königin zu
Besuchung der krancken Kaiserin nacher Hezendorff, der Herzog aber
einige neu angekommene Pferde aus seinen Gestütt sehen gienge; wir
andere aber de la suite fuhren gerad nacher Schönbrunn auf Mittag.
Den 31. vertrauete mir der Herzog, daß mir fUhrohin von der
Königin, ganz in geheimm, die einkommende Berichte von unseren
auswärtigen Ministres und so genannte Conferenz Brieff ad statum
legendi mitgetheilet werden würden, um mich nach und nach im
Stand zu setzen, daß dermahleinstens — wann es dero Dienst er-
fordern würde, mich in das Ministerium zu beruffen — ich bereits
vorläuffig einige Kantnus von denen dermahligen Geschafften haben
mögte. Von diser Zeit an wurden mir die wichtigste Berichte und
Conferential Geschaffte oder von I. M. Selbsten, oder von dem
Herzog mitgetheilet, und zwar anfänglich ohne daß die Conferenz
Ministri einige Wissenschafft darvon gehabt, biss endlichen die Herr-
schafften Selbsten ihnen kein Geheimnus mehr daraus machen wollen.
246 1744, Sept. 1.— 14.
Den 1. Septembris fuhren wir herein in Rath und Nachmittag
widerummen zurück nacher Schönbrunn wegen des Appartements.
Anheut muste die ältere Frau wegen eines überkommenen Ohren Ge-
schwürs und zugestoßener Alteration in die Statt herein, welcher den
folgenden Tag als
den 2. auch der Ertzherzog und die zweite Frau nachfolgten.
Die Königin führte sie Selbsten hinein und gienge sodann in die
Opera und soupirte bei der Fürstin Esterhasy.
Den 4. kämme die Königin sehr früh in die Statt zu der
kleinen Patientin, speisete auch herinnen und das Appartement wurd
abgesagt.
Den 6. wäre öffentlicher Kirchen Dienst wegen des heutigen Sonn-
tags. Die Königin ist aber nicht sichtbahr und bliebe meistentheils
bei der krancken Frauen, mit welcher es sich schon widerummen zur
Besserung anlasset.
Den 7. wurde die Gala wegen der Königin v. Fortugall Geburts-
Tags nicht angesagt. Nachmittag ist Toison Vesper,
Den 8, hatten wir wegen des Frauen Tags Toison Ammt in der
Hoff Capellen und Nachmittag ginge mann zur Säulen auf den Hoff
um halber 5 Uhr.
Den 9. kämme die Königin incognito nacher St. Stephan, allwo
anheut von der hungarischen Nation das Fest S. Ladislai begangen
wurde.
Den 11. wäre das gewöhnliche Appartement wegen des Freitags.
Den 13. fuhren die Herrschafften um halber 9 Uhr zu denen
Augustinern, dem alljährlichen Umgang und gewöhnlichen Gottes-
dienst wegen des Entsatzes Wienn beizuwohnen. Nachmittag gleich
nach den Rosencrantz fuhren Beide auf Burchartsdorff dem Printz
Carl entgegen, mit welchem sie gegen 7 Uhr in Schönbrunn eintraffen
und beide herrschafftliche Brüder sich sofort nacher Hezendorff ver-
fügten.
Die Arm6e hatte selber indessen dem Commando des Feld-
marschall Traun anvertrauet und in dem Marche gegen Donauwerth
verlassen, von wannen sie eben morgigen Tags in 4 Colonnen durch
Francken und die obere Pfaltz in Böhmen einrucken und sich mit
dem Batthyanischen Corps sodann conjungiren sollen.^^^)
Den 14. ist wegen der Ertzherzogin in Niderland Geburts-Tags
große Gala; die Herrschafften speisten mit geladenen Gästen und an-
nebens wäre noch eine zweite Taffei von 30 biß 40 Couverts für die
übrige distinguirte Compagnie. Die Stundfrauen durft'ten vormittags
nicht erscheinen und musten abends bein Bai in Robes sein; denen
1744, Sept. 15.-21. 247
Zutrittsfrauen abej* wurde freigestellet, hierbei in Hoff Kleidern zu
verbleiben oder dafür reiche Andriennes anzuziehen. Der Bai wurde
sodann nach 10 Uhr mit einem Soup6 beschlossen und im übrigen
alles nach den hergebrachten Fuß angestellet.
Den 15. wäre kein Appartement.
Den 16. kämme mann incognito in das Ballhaus zur deutschen
Comedie.
Den 17. kämme die Königin in die Burg, allwo sie vormittags
die venetianische Bottschaffterin zur Urlaubs-Audienz bestellet hatte;
zu diser wurde selbe, ganz in privato und en sac angezogen, in das
Spieglzimmer nach beschehener Anmeldung durch die Cammerfreile
admittiret und aus besonderer Gnad erlaubten I. M,, daß die Bott-
schaffterin auch ihre zwei Söhne mitbringen durffte, welche zu End
der Audienz ebenfahls in das Spiegl Zimmer gelassen wurden und
der Königin darinnen zum Abschied die Hand küsten.
Die Ursach, worummen mann diei3fahls von dem gewöhnlichen
Coeremoniali abgangen, wäre, weillen der Bottschaffter, welcher seit
seiner Ankunfft dahier immer gekränckelet und dahero auf sein An-
suchen den Rappel vor Ausgang deren sonst bestimmten zwei Jahren
überkommen, erst neuerlich einen so starcken Anstoß von seinem ge-
wöhnlichen Blutbrechen gehabt, daß er nicht allein die öffentliche
Abschieds-Audienz, sondern — nachdeme mann ihn hiervon dispen-
siret und in privato zu Schönbrunn sich beurlauben können, zuge-
standen hatte — auch dises leztere zu depreciren und seine Be-
urlaubung schrifftlich einzureichen, genöthiget worden; worauf mann
ihme dann erst nach seiner Abrais das gewöhnliche Regale des könig-
lichen mit Brillanten versezten Pourtraits nacher Venedig nach-
geschickt und wenige Monathe darnach vernohmen hat, daß er zu
Padua, ni fallor, Todes erblichen seie.
Den 18. wäre Appartement und hiernächst fienge die Königin
die bei jeder Schwangerschafft übliche freitägige Andacht zu ver-
richten an.
Den 19. gienge mann in die Com6die zum Kärnthner Thor.
Den 20. kommt die Königin zu denen Ursulinern, der Profession
einer Freile v. Saurrau, der Frauen Aya Dochter, beizuwohnen. Nach-
mittag hatten wir Toison Vesper.
Den 21. wäre Toison -Ammt in der Hoff-Capellen. Unter den
Mittagessen kämme ein Haubtmann vom SchuUenburgischen Regiment
zu . Schönbrunn an und überbrachte einen Brieff von dem General
Harsch, welchem wegen der Schwächlichkeit des zu Prag komman-
direnden Feldmarschalls Ogilvy die Mitdirection in militaribus com-
248 1744, Sept. 22.-23.
mittiret worden war, und worinnen diser die Nachricht von der den
16., mithin kaum nach angehebter Belagerung geschlossenen Capitula-
tion und der in Verfolg derselben den 18, hierauf erfolgten Übergab
der Statt und Schlössern ertheilte.^^^) So missfällig dise Bottschaflft
nattirlicherweis sein muste, so wenig wurde sich aber von jenen,
welche die Sach ohne Vorurtheil einsahen, darüber verwunderet, in-
deme nicht wohl möglich gewesen, daß eine fast aus lauter Bauern
und neu geworbenen Militz bestandene Besatzung einen so großen
und weitschichtigen Orth gegen einen mit so gutter Artillerie und
allen übrigen Erfordernussen in allem Überfluß versehenen Feind
hätte beschtitzen sollen; wie dann die Mehreste gar der Mainung ge-
wesen, Prag nicht zu besetzen, sondern der Burgerschafft zu erlauben,
daß sie die Schlüsseln deren Thören dem anruckenden Feind von
Selbsten entgegen tragen dörfften.
Obwollen nun bei ErgreiflPung diser lezteren Partie die Statt
mehr verschonet und die wenige in 4 Bataillonen und einigen hundert
Varasdinern bestandene, nachhero vermög Capitulation zu Kriegs-
gefangenen wordene regulirte Mannschafft beibehalten worden wäre,
so scheinet doch, daß dises Opffer auf einer anderen Seiten reichlich
ersetzet worden, zumahlen mann den Feind mit denen zur Belagerung
der Statt Prag unumgänglich vorzukeren gehabten weitläuffigen Dis-
positionen dennoch in etwas aufgehalten und hierdurch von ferneren
Progressen verhindert, da zugleich unsere zur Kettung annäherende
Armee desto mehr Zeit gewonnen, um mit behörigen Nachdruck
agiren zu können.
Abends führe ich mit dem Herzog und Printzen in die Com6die
zum Kärnthner Thor.
Den 22. speisten selbe mit lauter Männern ä la table d'union.
Nachmittag aber wäre Appartement, nach welchen ich nacher Laxen-
burg führe, allwo meine Frau sich seit einigen Tagen zu Gebrauchung
des Badner Bads befindet und die Kinder, um ihnen daraussen die
Vacanzien passiren zu machen, bei sich hat.
Den 23, thaten die Herrschafften meiner Frauen und mir die
Gnad, en petite compagnie zu uns nacher Laxenburg zu kommen und
allda in unserem Haus zu Mittag zu speisen; nach den Essen wurde
Pharaon gespillet, biß gegen 6 Uhr, da sämtliche hohe Gäste nacher
Schönbrunn retournirten, denen ich sogleich auf den Fuß folgte und
mit dem Herzog (indeme die Königin sich also fort retiriret) soupirte;
nach welchen Soupe der Printz zu seiner unterhabenden Arm^e nacher
Böhmen zurück raisete.^^^)
1744, Sept. 24.— Okt. 1. 249
Den 24. kämme meine Gräffin eigends nacher Schönbrunn,
um sich wegen der gestern empfangenen Gnad zu bedancken.
Den 25. hatte ich in meinem Rath bei heutiger lezter Session vor
denen Ferien die Publication von 13 Abschieden. Nachmittag machte
ich die gewöhnliche Aufwartung im Appartement und nach Ende des-
selben verfügte mich zu meiner Frauen nacher Laxenburg, allwo ich
auch übernachtet.
Den 26. speiste noch mit selber und denen Kindern allda, so-
dann führe ich zurück nacher Schönbrunn und accompagnirte die
Herrschaiften nacher Schwechat, allwo dieselbe die erste Colonne
deren neu angelangten Varasdinern in Augenschein nahmen.
Den 27, kämmen die Herrschafften in die Statt; die Königin
gienge öffentlich in die Capellen, dem heutigen sonntägigen Gottes-
dienst bei zu wohnen; der Herzog aber führe nacher St. Stephan,
allwo die medicinische Facultet ihr Festum tulelare SS. Cosmae et
Damiani begangen und S. Kö. H. die gewöhnliche Lob-Rede dedi-
ciret hatte.
Uebrigens muste ich vi officii an des seit gestern etwas unpäß-
lich gewordenen Fürsten v. Auersperg einige Tage hindurch die
Ordonnanzien auch an des Obrist-Stallmeister Statt nehmen; wie sich
dann eben unlängst ereignet, daß selber und zugleich auch der Obrist
Hoffmeister Graff von Sinzendorff abwesend gewesen, folglichen ich
allein alle 5 Hoftamter et grandes charges vertretten müssen.
Den 28. hatten wir gesungenes Amt und Minerva Andacht zu
Schönbrunn wegen des heiligen Wenceslai Fests.
Den 29. sahen die Herrschafften im Vorbeifahren nach der Statt
die bei denen Ziegelhütten unweit Schönbrunn paradirende zweite
Colonne deren Varasdinern; stigen sodann in der Burg ab und
gegen 11 Uhr gienge mann öffentlich zu denen Michaelern wegen
des dasigen heut einfallenden Titularfests. Mittags wurde zu Schön-
brunn gespeiset und abends allda Appartement gehalten, vor welchen
der nacher Venedig durchraisende englische Bottschaft'ter Mylord
Holderneß in dem Spieglzimmer Audienz hatte.
Den 30. wurde der Königin bei herannahenden halben Termino
dero Schwangerschaft't gewöhnlicher Massen par pr^caution zur Ader ge-
lassen, weß wegen mann unangesagter Weis kleine Gala machte. Selbe
speiste mittags mit uns und abends spillte sie heraußen en petite com-
pagnie und ohne Appartement.
Den 1. Octobris wohnte die Königin zwar einer mit Zuziehung
verschiedener Instanzien angestellten großen Conferenz bei, blibe
250 1744, Okt. 2.-4.
aber den übrigen ganzen Tag wegen der traurigen Erinnerung des
verstorbenen Herrn anheut vorgewesenen Geburts - Fests völlig re-
tiriret.
Den 2. wäre Appartement, vor welchem die Mylady Holderneß
in dem Spieglzimmer Audienz hatte und in allem auf den Fuß wie
es mit denen anderen Bottschaffterinnen, welche noch nicht in publico
seind, dahier gehalten zu werden pfleget, tractiret und beehret wurde,
also zwar, daß alle Dames, sogar die Fürstinnen ihr den Vorzug ge-
stattet haben ; welches aus einer Particular Finesse für den englischen
Hoff beschehen, massen sie von uns (da ihr Mann dahier nicht
accreditiret, sondern nur de passage nach seinen destinirten Posto
sich befunden) dergleichen nur denen hiesigen Bottschaffterinnen zu-
stehende sonderbahre Distinctionen keinesweegs forderen können.
Den 4. wurde des Herzogs Nahmen s Tag in großer Gala cele-
briret; die Herrschafften kämmen sehr früh all'incognito in die Burg
herein und fuhren sodann um 10 Uhr gewöhnlichermassen um die
Statt herum en campagne, zu denen Dominicanern, all wo das auf
den heutigen Sonntag einfallende Rosencranzfest begangen wurde.
Diser Kirchengang pfleget zwar sonsten des Nachmittags und mit
einem Umgang zu beschehen, allein wegen des heutigen Gala Tags
hatte mann ihn auf den Vormittag anticipiret und darnach also den
Gottes Dienst auf die Haltung eines Hoh-Ammts ordonniret. Zu
Mittag speiste mann auf der Königin Seiten, vulgo bei den schwartzen
Adler und die verwittibte Kaiserin asse mit. Nachmittag bald nach
aufgehobener Taffei retournirten wir nacher Schönbrunn, allwo um
halber 7 Uhr in dem more solito illuminirten Saal der Bai wie lezthin
und in der nemmlichen Kleidung für die Dames seinen Anfang nähme,
worbei der Herzog der Mylady Holderneß die Finesse machte, selbe
vor all- anderen Dames aufzuziehen, und bald nach 9 Uhr gienge
mann zu den Soup6, zu welchen dann erst gemelte englische Bott-
schaffterin nebst ihrem Gemahl ebenfahls gebetten wurden.
NB. die Avanture mit dem Seh. ^^2) geschähe bei heutigen
Soup6, weillen er sich ungeladen dazu gesezt und folglich von denen
Cammerfouriren weggewisen wurde; da er nun sich hierbei etwas
frei in Reden vernehmen lassen, muste ich ihme durch den Hoff-
Fourier den Hoff verbieten lassen; worauft' er verschiedene satyrische
Brieff wider mich, obschon ich in der ganzen Sach keinen Theil
directe gehabt, sondern nur vi officii gehandlet habe, an die Herr-
schafften geschriben, die von ihnen mir sogleich vorgezeigt wurden.
Endlichen erbatte ich ihme noch Selbsten aus christlicher Erbarmnus
die Erlaubnus, wieder bei Hoff erscheinen zu dörffen.
1744, Okt. 6.— 12. 251
Den G. wäre wegen der älteren kleinen Frauen Geburts Tags
unangesagte Gala und weillen sie noch unpäßlich, so fuhren die
Herrschafften in der Früh herein in die Burg, um selber zu gratu-
lieren und anbei auch die Kaiserin zu besuchen, welche heut nachts
ihr gewöhnliches Rothlauff tiberkommen. Mann speiste aber mittags
zu Schönbrunn wie sonsten en compagnie und an zwei Taffeien und
die Dames durfften en sac erscheinen; nach den Rosencranz waren
die Stundfrauen ebenfahls en sac bestellet, als welche an der herr-
schafftlichen Taffei, worzu nur die Zutrittsfrauen admittiret werden,
nicht mitspeisen dörffen.
Mylord Holderneß und sie hatten ihre Abschieds Audienzien
wiederummen in particulari, und zwar auch er im Spieglzimmer,
welches zu Schönbrunn für die Retirada zugleich passiren muß; der
Herzog sähe ihn more solito in dem Cabinet und ich machte dem
Bottschaffter die Distinction, daß an beiden Orthen ihn Selbsten an-
meldete. Die Herrschafften fuhren hierauf in das Balhauß zur neuen
Opera, Demofoonte genannt, und nachts zurück auf Schönbrunn.
Den 9. verfügte sich der Herzog in der Früh nacher Marchegg
zu den Graffen Palffy und die Königin wohnte abends dem Apparte-
ment bei.
Den 11. kämme die Königin in das spahnische Spittal Kirchl,
allwo heut Festum dedicationis wäre, und zwar auf Einladung des
Graffen Taroucca et pour lui faire finesse, weillen er Director all-
dorten ist, in welcher Qualitet er auch I. M. nach den Gottesdienst
une harangue oder Compliment de remerctment gemacht hat. Während
deme wir ausgefahren, wäre der Herzog von seiner Excursion zurück-
gekommen.
Den 12. erhielten wir durch einen von dem Fürsten v. Taxis
aus Franckfurt abgeschickten Currier (massen mann den unserigen
ungehindert seines mitgebrachten französischen Passe -ports nicht
weiter passiren lassen) die fatale Nachricht, daß die Ertzherzogin zu
Brüssel vier ganze Tage sehr schmertzlich in Kinds-Nöthen zuge-
bracht und mann endlichen genöthiget gewesen (da das Kind, so eine
Princessin gewesen, ohnedeme nicht mehr lebend befunden worden)
den 6. dises in der Früh — nachdeme I. D. zuvor mit allen heiligen
Sacramenten sich versehen lassen — die Operation mit selber vor-
zunehmen; ob nun schon zugleich gemeldet wurde, daß die Operation
glücklich von statten gegangen und mann gar nicht desperire, dise
libe Frau noch bein Leben zu erhalten, so wäre doch die Bestürtzung
allgemain. Die Königin thate nichts als weinen und der Herzog wäre
Selbsten als zu betroffen, um sie und sich selbsten trösten zu können.
252 1744, Okt. 13.-16.
Ich bekamme Ordre, sogleich mit einem anständigen Compliment
zu der Kaiserin herein zu fahren, welche mann zuvor erst praepariren
muste und ich selbsten zu sehen die Ehre nicht hatte; indessen
bliben die Herrschaiften den ganzen Tag bei der Gräffin Fuchsin re-
tiriret und
den 13. wurde das Appartement sofort contremandiret; jedoch
kämmen die Herrschaiften auf eine kurtze Zeit in die Statt, [be-
suchten die Kaiserin Frau Mutter und hernach gäbe die Königin dem
an des äbgeraisten ßottschaffters Stelle von Venedig anhero ge-
schickten und lediglich qua Nobile accreditirten Cavaliere Erizzo die
erste Audienz, und zwar in der Retirade, weillen selber ehedessen
bei weiland dero Herrn Vatters kaiserl, Mayestät Bottschaffter ge-
wesen,^^^) mithin gleichsam als ein in privato stehender Bottschaffter
angesehen und tractiret wurde. I. M. erlaubten ihme auch noch
ferners zu ganz besonderer Distinction, daß sein mitgekommener Sohn
ebenfahls in der Retirada die Hand küssen darffte.
Den 14. wurde uns Schönbrunnern erlaubt, die Königin bei der
Gräffin Fuchsin zu sehen, allwo sie abends an den Pharaon-Tisch mit
uns gespillet.
Den 15. als an Theresiae Tag fuhren die Herrschafften bei
Zeiten all' incognito herein in die Burg. Vor dem Gottesdienst hatten
die zwei Cardinales zu Ablegung ihres Glückwunschs Audienz in die
Retirade. Zur Kirchen gienge mann sodann öffentlich. Zu Mittag
wurde auf der Königin Seiten gespeiset und die Kaiserin wäre mit
an der Taffei. Um 5 Uhr Nachmittag wäre Stund und darauf gienge
mann in das Baihaus zur neuen Opera, Demetrio genannt, welche
gratis und auf des Hoffs Unkosten gespillet wurde, dahero mann
auch für die mit dem Hoff kommende Dames und Cavalliers die
Helffte des Amphitheätre (die andere Helffte wurde für den übrigen
nicht mit dem Hoff gekommenen Adel destinirt) und die Gallerie auf
der linken Hand, ingleichen den vorderen und abgesonderten Theil
des Parterre, wohin die Cavalliers zu gehen pflegen, aufbehalten,
sonsten aber jedermann die Entr6e frei stehen Hesse. Ich hatte
dennoch, wo es nothwendig schine. Wachten auszusetzen und denen
Cammer-Fouriers anbefohlen, die aufgehobene Plätze zu besorgen,
damit alle Unordnung von dem zudringenden Volck verhindert werden
möge. Uebrigens hatte ich heut mittags die Cardinales und übrige
vornehmere Persohnen des Hoffs und Adels bei mir tractiret.
Den 16, und die zwei folgende Tage wäre in der Hoff-Capellen
das 40sttindige Gebett, welchem die Königin des Abends immer in-
cognito, der Herzog aber früh und abends in publico beiwohnte, und
1744, Okt. 19.-29. 253
wäre die Ordonnanz allzeit vormittags um 1 1 Uhr und abends um
halber 8. Die Herrschafften kämmen dahero in die Statt und über-
nachteten all dise Zeit biss den 20. inclusive in der Burg, jedoch
gäbe es meistens kleine Excursionen auf Mittag nacher Schönbrunn
und Parties de chasse mit denen dem Hoff attachirten Dames.
Den 19. wäre abends um halber 7 Uhr die Vigil für dem ver-
storbenen Herren in der Hoff-Capellen, jedoch ohne Mantel-Kleid;
und da eben gestern sehr tible Nachrichten von Brüssel angelangt,
welche auch eine vorgehabte Partie de plaisir nacher Schönbrunn
hintersteilig gemacht, so wäre der heutige Tag desto trauriger.
Den 20. kämmen zwar einige bessere Nachrichten von Brüssel,
allein die Umstände der Kranckheit Hessen nicht ville tröstliche Hoff-
nung zu. Ansonsten hatten wir die Exequien für den höchst seeligen
Herrn, worzu die Ordonnanz bereits um 9 Uhr gegeben und wie
gestern in schwartzen ordinari oder Campagna Kleidern ohne Mantel
angesagt wurde.
Den 21. retournirten wir alle nacher Schönbrunn, all wo sodann
den 23. Appartement wäre.
Den 25. kämme man zu den gewöhnlichen sonntägigen Gottes-
dienst in die Burg; die Herrschafften speisten mittags oben bei der
Kaiserin und verfügten sich Nachmittag bei Zeiten nacher St. Peter,
um der alljährlichen Andacht und Procession wegen der Pest beizu-
wohnen. Die Königin sezte sodann den Herzog auf den sogenannten
Spannier ab. Er gienge mit uns Männern in die Opera, sie aber
führe gerad zurück nacher Schönbrunn.
Den 27. wohnte der Herzog in der Hoff Capellen der Toison-
Vesper und den folgenden Tag als
den 28. dem Toison-Ammt bei; die Königin aber führe alltäg-
lich zwei Mahl, früh und nachmittags, zu der Andacht, welche dise
drei Tag hindurch pro felici successu armorum et reconvalescentia
archiducis Mariae Annae in Belgio zu St. Stephan eigends angestellet
worden.
Den 29. erhielte mann durch einen eigends von Turin anhero
geschickten Currier die Nachricht, daß die feindliche Armee die Be-
lagerung Coni (ungehindert selbe den von dem König mit denen
unterhabenden unirten Trouppen den 30. Septembris tentirten Succurs
zurückgeschlagen) dennoch aus Mangel der Subsistenz und — wie
es nachhero verlauten wollen — wegen vorgefallener Uneinigkeit
zwischen denen zwei Printzen und deren französisch- und spahnischen
Generalitet, in der Nacht zwischen den 21. und den 22. dises wUrck-
254 1744, Okt. 31.
liehen aufgehoben und sich über die Gebürg- zurückgezogen, mithin
dortige Gegenden völlig abandonniret habe.^^*)
Den 31. kämme der Hoff über Nacht in die Statt und der Herzog
wohnte der Toison -Vesper bei.
Unsere Militär-Operationen betreffend, so hörte mann zwar von
der nächsten, mithin uns freilich wohl am stärckesten interessirenden
Seiten, Gottlob, all- erwünschlich- und vergnügliches. Sobald die
Preussen von der annähernden so considerablen Verstärckung unserer
Armee in Böhmen und der bevorstehenden, auch den 22. dises bei
Janowitz wUrcklich erfolgten Conjunction mit denen chursächsischen
Trouppen verständiget worden, hatten sie den Entschluß gefasset, sich
über die Moldau zurückzuziehen, so sie auch, jedoch nicht ohne Ver-
lust mit dem Haubtcorpo den 13. bei Tein und sodann den 15. mit
der ganzen Arm6e bewerkstelliget, worauf wir uns durch verschiedene
Detachements von Budweiß, Frauenberg und Tabor, deren Garnisonen
sich zu Kriegsgefangenen ergeben musten, bemeisterten, zugleich als
auch ganz Mähren von dem Feind evacuiret wurde und unsere In-
surgenten von dorten aus in das feindliche Schlesien eindrungen, je-
doch wegen übler Anstaltung und Disciplin mehrere Schläge als Vor-
theile darvon trugen.
Mit einem Wort, in Böhmen gienge es nach Wunsch; der Feind
— nachdeme er sich bei Beneschau gesetzt und Mine gemacht hatte,
villeicht auch Willens gewesen wäre, den 24, unsere combinirte
Armee anzugreiffen, selbe aber gar zu vortheilhafft gelagert und in
gar zu gutter Contenance angetroffen hatte — retirirte sich vollends
gegen Prag und an die Elbe, wohin wir ihn mit Ausgang dises
Monaths auf den Fuß nachfolgten. ^^^)
Bei diser feindlichen Ketraite kann ich doch nicht umhin an-
zumercken, daß ein unseriges Corpo, so der Fürst Esterhasy und die
Generalen Ghylany und Morotz unter ihn commandiret und nebst
einiger regulirten Mannschafft meistens in Hußaren und Panduren
bestanden, und welches dem Feind die Retraite über die Sassawa
verhinderen wollen, von dem Preussischen Generalen v. Nassau den
26. Octobris aus meiner Frauen Schloß Cammerburg (so die Unserige
besezt hatten) nach einem kleinen zwischen denen leichten Trouppen
und der Cavallerie unweit des Schlosses vorgegangenen Schaarmützels,
mit einigem zwar sehr geringen Verlust delogiret worden oder
besser zu sagen, in Betracht der Übermacht des anruckenden feind-
lichen D6tachements das Schloß und dortigen Posto von Selbsten ver-
lassen habe.
1744, Okt. 31. 255
Hingegen gienge es sonsten überall sehr schlecht. In Italien
hatte der Fürst Lobkowitz (nachdeme er ville Monath der feindlichen
Armee gegen über gelagert und ausser der nicht wohlgelungenen
Action bei Velletri nicht weiteres entrepreniret) endlichen den Ent-
schluß fassen müssen, sich gegen das Päbstliche und Toscanische
zurückzuziehen und die Winterquartier zu suchen, nachdeme seine
unterhabende Arm6e bei diser unglückseeligen Inaction theils durch
Kranckheiten , theils durch Desertionen meistens zusammen ge-
schmoltzen, und erwartet mann nun alltäglich die Nachricht, daß er
von Velletri, nach denen bereits sous main dazu machenden Disposi-
tionen, würcklichen aufgebrochen seie.^*^)
Im Reich und nahmentlich am Rhein, in Schwaben und Bayern
sähe es noch übler aus; nachdeme unsere Armee sich über den Rhein
zurückziehen und zu Rettung des Centri monarchiae nacher Haus
eilen müssen, stunde denen feindlichen Operationen dortiger Orthen
nichts mehr im Weeg. Die Franzosen giengen mit Anfang vorigen
Monaths trouppenweis über den Rhein, theilten sich sodann in drei
Divisionen, worvon die eine unter den Duc d'Harcourt Alt-Breisach
— so wir zwar bereits a° 1741 (weillen wir nicht im Stand waren,
sothane Festung behörig zu besetzen) selbsten demoliret hatten —
occupirte und in dortiger Gegend stehen blibe, das zweite aber und
Haubt Corpo unter Comraando des Marechal Coigny Freiburg be-
rennte ; die Tranch6es wurden den 30. allda eröffnet und der König,
welcher von seiner gehabten tödlichen Kranckheit vollkommen her-
gestellet, kämme selbsten den 12. in das Lager, um der Belagerung
beizuwohnen und solche durch seine Gegenwart zu beschleunigen,
wie es dann auch darmit dermahlen annoch sehr eiffrig zugehet und
mann fast täglich die Nachricht der beschehenen Übergab erwartet.
Zu gleicher Zeit wurden durch ein drittes, in ein Corps volant von
10.000 biß 12.000 Mann bestehendes und von des Mar6chal de Belle-
isle Brüdern, den Chevalier dises Nahmens commandirtes D6tachement
(so mann die kaiserliche Huldigungs Armee benammste) und worunter
sich der Comte de Clermont, prince du sang befände, unsere öster-
reichische so genannte Vorlande nebst denen Vierwaldstätten — un-
gehindert deren zu ihrer Beschützung zwischen uns und denen
schweitzerischen Cantonen unterwaltenden alten Verbindlichkeiten —
meistentheils occupiret. Costanz Übergabe sich aus Foltronnerie des
Magistrats ohne Schwerdstreich, Bregenz aber und die arlbergische
Bauern und Scharffschützen stellten sich zur Wehr und verhaueten
dortige Zugänge und Pässe, daß der Feind nicht weiters einbrechen
kunte.i^^)
256 1744, Nov. 1.— 2.
Der Churftirst von Bayern hielte den 23. seinen öffentlichen
Einzug zu München, so wir von Selbsten abandoniren musten, ^^^)
und sezte sich sofort ä la tete seiner theils aus eigenen, theils aus
pfältzischen, hessischen und anderen deutschen Hülffs Völckern com-
binirten Arm6e und zwange unsere wenige zurück geblibene Trouppen,
sich mehr und mehr zurück zu ziehen, also zwar, daß ausser Ingol-
statt (welches in gutem Defensions-Stand und mit allem wohl ver-
sehen gebliben) wir mit Ausgang dises Monaths fast ganz Bayern
evacuiren und uns hinter den Inn retiriren müssen,
Wiewollen nun bei disen Umständen — da die französische
Macht meistens über den Rhein herüber gegangen, mithin das in
Niderland zurückgelassene Corps nicht starck genug gewesen wäre,
unsere dortige Operationen zu hindern — mann alle Gelegenheit ge-
habt hätte, mit der unter dem Commando des Duc d'Aremberg und
des englischen Mar6chal de Wade stehenden und seithero durch die
nach und nach endlichen angelangte Renforts auf eine allerdings
respectable Anzahl von 50.000 biß 80.000 Mann angewachsene Arm6e
etwas nammhatftes und eine wichtige Belagerung zu unternehmen
(wie mann sich dann auch dessen bishero noch immer flatiret hatte)
so geben doch die leztere Nachrichten, daß bereits alle Dispositionen
zur Dislocirung der Arm6e gemacht werden und selbe folglich des
ehesten in die Winter Quartier aufbrechen dörffte. Die Ursach aber
diser gleich jener in Italien so fatal und unglückseeligen Inaction
solle haubtsächlichen von der zwischen beiden commandirenden
Generalen immerdar fürgewalteten Uneinigkeit sowohl als einer ihnen
beiden angebohrnen Irresolution entspringen.^*^)
Den 1. Novembris wäre Toison Ammt in der Hoff-Capellen,
worbei der Bischoff von Leutmeritz Printz Moritz v. Sachsen-Zeitz
pontificirte, weillen der Cardinal Nuncius (welcher es sonsten an
heutigen Fest und bei gestriger Vor -Vesper nach alter Etiquette ver-
richten sollen) der mit dem Herzog habenden Competenz halber nicht
erscheinen will. Auf Mittag giengen die Herrschafften nacher Schön-
brunn, kämmen aber abends um halber 6 Uhr wiederummen herein
zu denen Augustinern zur Vigil. Der Herzog legte ein tuchenes
Mantel-Kleid an; denen Capitaines de garde aber befahle die Königin
Selbsten, daß sie erst morgen in schwartzen Kleidern zu erscheinen
hätten.
Den 2. hatten wir bereits um halber 9 Uhr die Ordonnanz
zu denen Augustinern, all wo Predig, Seelen -Ammt und Libera ge-
halten wird. Von der Kirchen fuhren wir gerad zurück nach Schön-
brunn.
1744, Nov. 3.-11. 257
Den 3. hielte der Herzog Vormittag die lezte Parforcejagd
wegen des heutigen S. Huberti Fests. Hiernächst wurde wegen des
heut anticipirenden Nahmens-Tags des Printz Carls zum ersten Mahl
Gala angesagt; die Herrsehaiften speisten mittags bei der Kaiserin
und abends wäre zu Schönbrunn Appartement.
Den 4., als an Caroli Tag Selbsten, speiste die Königin gewöhn-
licher Massen retiriret wegen der traurigen Erinnerung des gewesten
Nahmens-Fests ihres höchstseeligen Herrn Vatters Kais. Mayst. ; da
aber anheut die Gräffin Fuchsin ihren Nahmens-Tag Charlotte cele-
briret, so kämmen dennoch sehr ville Leuthe, um selber zu gratuliren,
nacher Schönbrunn hinaus, weßwegen auch die Königin sich bewegen
lassen und bei der Gräffin nach den Rosencrantz sichtbahr gewesen
und Pharaon mit gespillet hat.
Uebrigens kämme unser gewester Administrator in Bayern, der
kärnthnerische Landshaubtmann Graff v. Goes von dannen zurück,
nachdeme wir selbes Land wegen des preussischen Einfalls und um
uns dißfahls zu retten, gegen die vorgerückte sogenannte kaiser-
liche und französische combinirte Trouppen nicht mehr souteniren
können, sondern meistentheils von Selbsten abbandonniren müssen.
Den 6. wäre Appartement,
Den 8. kämme mann zum sonntägigen Gottesdienst herein, mit-
tags wider hinaus nacher Schönbrunn und abends abermahlen in die
Burg zu übernachten.
Den 9. wäre um 8 Uhr für die Stände die Ordonnanz zur heutig-
gewöhnlichen Landtags-Proposition, worbei Alles, wie ich bereits vorn
Jahr angemercket, beobachtet worden. Der Graff Pergen machte
abermahlen die Anrede bei der ständischen Audienz und der neue
Herr Landmarschall coram throno, welcher leztere gleich seinem
seeligen Vattern ein sehr gutter Redner ist und scheinet dises donum
eloquentiae dem Harrachischen Hauß felici fato gleichsamm angebohrn
zu sein.
Mittags speisten die Herrschafften en petite compagnie, kämmen
aber Nachmittag zurück in die Burg, gaben dem Praelaten von Closter
Neuburg ratione invitationis ad festum S. Leopoldi Audienz und giengen
sodann über den Augustinergang zum gewöhnlichen Schluß der Seelen-
Octav nach halber 6 Uhr.
Den 10. wäre Appartement. Der Herzog nähme mich aber vor
Ende desselben mit sich in die Comedie im Balhauß.
Den 11. als in festo S. Martini kämmen wir abermahlen zur
Kirchen in die Burg, fuhren auf Mittag zurück und abends verfügte
mann sich abermahlen au meme th^ätre.
KhevenhüUer-Schlitter. 1742—1744. 17
258 1744, Nov. 13.-15.
Den 13. wäre Appartement.
Den 14. führe der Herzog mit dem Obrist-Stallmeister in dem
Campagne Leibwagen, sodann ich nebst dem Obrist Kuchlmeister,
dem Cammerherrn vom Haubt-Tag Graifen Leopold Kinsky und einem
vom Vordienst, nemmlich Graifen Edling (weillen sein Camerade
der Graflf Michel Hannß, dessen Frau, als mann ihme angesagt, eben
zu Kind gieng und noch heut mit einer Dochter nidergekommen,
sich von darummen entschuldigen lassen) in dem Obrist-Stallmeister
Wagen, ohne anderem Gefolg von Schönbrunn aus gegen 6 Uhr
nacher Closter-Neuburg, allwo wir um ein Viertl nach 7 Uhr an-
langten; der Herzog stige more solito bei der Kirchen ab und ver-
fügte sich sogleich zu den in ingressu chori aufgerichteten Altar, auf
welchen der heilige Leib exponiret sich befände. Allda blibe er an
den ersten Stapifel, worauf mann eigends einen goldenen Polster ge-
legt hatte, eine kleine Weill kniend und gienge sodann in das Ora-
torium, wohin ich selbem als angesezter Obrist Cammerer folgen und
auch daselbsten — um ihme an der Hand zu sein — währender
Vesper (die über anderthalb Stund und das Salve regina allein eine
Viertlstund ä peu pres fürdaueret) an den zweiten Fenster verbleiben
muste.
Nach der Zuruckkunfft aus der Kirchen spillte der Herzog mit
dem Fürsten von Auersperg und mir eine Partie Piquet und nach
selber soupirte er mit denen anwesenden Cavalliers und dem Prae-
laten von Mölck, welcher nach alter Observanz zu disen Fest immer
ad pontificandum eingeladen zu werden pfleget. Unseren Haus
Praelaten hatten wir auch zur Taffel geladen, die er aber seines
hohen Alters halber depreciret. Gegen 10 Uhr retirirte sich der
Herzog und wurde selber anheuer in das für den Kaiser seelig de-
stinirt- gewesene Appartement, worinnen die zwei Jahre her die
Königin logiret hatte, einquartieret, mir aber die daranstoßende und
für die Kaiserin gehörige Wohnzimmer, welche er, der Herzog, vorn
Jahr bezogen, comme faisant la fonction de grand chambelland an-
gewisen, um der Etiquette nach nicht weit von der Persohn des
Herrn zu sein.
Den 15. in festo ipso S. Leopoldi wäre die Ordonnanz erst um
8 Uhr gegeben; ehe mich aber dessen versehen, wäre der Herzog
schon in meinem Zimmer, wo ich noch im Bett lag. Er wäre be-
reits um 6 Uhr aufgestanden und mit seiner Beicht fertig, und wie
wollen ich als substituirter Obrist Cammerer bei seinem Anlegen
mich en vertu d'office hätte einzufinden gehabt, so wolte er doch ein
solches und auch keinen deren Cammerherrn (sehr wenige des plus
1744, Nov. 15. 259
anciens ausgenohmen) bei den An- und Auskleiden um sich haben,
sondern gebrauchte sich hierzu meistens nur seiner Cammerdiener.
Um 8 Uhr gienge der Herzog oifentlich in die S. Leopoldi
Capellen, wo ihme der Hoff-Prediger P. Bittermann (welchem er nach
den Tod seines ville Jahr gewesten Beichtvatters Pater Assel ad in-
terim und biß zur Erwählung eines neuen, die Zeit her zu beichten
pfleget) Meß läse und unter selber ihn nach alter Etiquette communi-
cirte. Nach der heiligen Meß begleiteten wir den Herzog in die
Wohnzimmer zurück, wo mann biß zur Zeit der zweiten Kirchen
Function um den Camin herum in der Retirada stando eines herunter
schwitzte, wie es diser Herr immer gerne zu thun pfleget; sodann
nach halber 10 Uhr gienge mann abermahlen in publico zur Predig
und heutigen sehr langen Ammt, so par 6tiqette drei Meß ausdaueren
muß. Um 1 Uhr sezte sich der Herzog zur Taffei und befahle wie
gestern, die anwesende Cavalliers dazu zu begehren, deren Zahl aber
nebst denen beiden Praelaten und übrigen Fremmden (so von Wienn
pour faire la cour herauß gekommen waren) nicht mehr dann 16 Per-
sohnen austruege.
Unter dem Essen kämme der Pater Groß Kellerer und theilte
nach erhaltener Erlaubnus von I. Kö. H. gewöhnlichermassen die sil-
berne S. Leopoldi Pfenninge aus, worbei er immer sich folgenden
Spruchs zu gebrauchen pfleget: in memoriam S. Leopoldi, um
dardurch anzudeuten, daß dises ein bloßes Regale und keine Schuldig-
keit seie. Vor der Distribution deren Medaillen wird auch sonsten
eine lateinische Anrede von dem nemmlichen Geistlichen gehalten,
allein der Herzog hatte ihn heut darvon dispensiret und wäre dises
was besonderes, daß mann die Pfenninge, die sonsten — wann die
Herrschafften nach alter Etiquette anheut allein und öffentlich speisen
— nur bei der unteren Hoff- oder sogenannten Obrist Hoffmeisters
Taffei ausgetheilet werden, heut bei den oberen Tisch, wo der Herzog
Selbsten mit gesessen, dennoch distribuiren dörffen. Bald nach ge-
hobener Taffei giengen wir zum drittenmahl öffentlich zur Kirchen
ad secundas vesperas, nach welchen gegen 3 Uhr der Aufbruch zu-
rück, und zwar durch die Statt in publico mit Vorblasung deren
Trompetten beschahe.
Wir kämmen vor 4 Uhr schon zu Schönbrunn an, allwo
wir den Obrist Wachtmeistern von Materna vom Mareschallischen
Regiment antraffen, welcher eben die freiburgische Capitulation,
krafft welcher die Statt den 6, dises und hierauf den 25. sämmt-
liche Schlösser dem Feind eingeraumet werden sollen, mitgebracht
hatte. 15«)
17*
260 1744, Nov. 17.-19.
Den 17, wäre Appartement und erhielten wir zugleich zwei
üble Nachrichten: die erstere, daß die Ertzherzogin zu Brüssel, von
welcher mann noch immer das bessere gehoffet, nach Aussag aller
Medicorum und Chirurgorum in so fatalen Umständen sich befände,
daß bei täglich zunehmender Schwachheit und langueur fast kein
menschliches Mittel zu ihrer Rettung mehr übrig wäre; und die
zweite Nachricht bestünde darinnen, daß unsere Armee in Böhmen bei
Bardubitz über die Elbe setzen wollen, der Anschlag aber von dar-
ummen manquiret, weillen die Sachsen ihre Pontons durch Ungeschick-
lichkeit deren Weegweisern (welche selbe eine irrige üble Strassen,
wo sie im Morast stecken gebliben, geführet hatten) zu rechter Zeit
nicht bei Händen gehabt, wordurch wir bei Colin — allwo die fausse
Attaque gewesen, weillen mann die Leuthe nicht zeitlich genug zurück-
gezogen — einige Mann schafft unnöthiger Weis aufgeopfferet und
dem die Banduren commandirenden Obristen von der Trenck eine
matte Stuck Kugel den einen Fuß sehr übl zugerichtet, also zwar,
daß er den ganzen Winter hindurch an der überkommenen Contusion
zu heillen gehabt und von der Zeit an immer gehuncken hat.^^^) Was
aber damahlen mißlungen, wurde bald darauf, und zwar
den 19. glücklicher ins Werck gesezt, als welchen Tags unsere
und die sächsische combinirte Arm6e unweit des Kladruber Gstütt-
Hoffs die Elbe passiret und anmit die Feinde immer näher an die
Glatz- und schlesische Gräntzen zurück gedrucket hat.
Anheut wäre große Gala wegen der Kaiserin Nahmens-Tags,
weßwegen ich gegen 9 Uhr mit dem gewöhnlichen Compliment zu
selber herein geschickt, weillen sie aber wegen einer Attaque vom
Rothlauff bettlägerig wäre, nicht vorgelassen wurde, sondern meinen
Auftrag durch die Obrist-Hoffmeisterin bestellen lassen muste.
Gegen 11 Uhr kämmen die Herrschafften in die Burg, wohnten
aber noch vor der Kirchen einer Conferenz bei und wäre es allbereits
drei Viertl auf 12 Uhr, als wir gewöhnlicher Massen in publico zur
Capellen giengen. Der Taffldienst wäre bein sogenannten schwartzen
Adler auf der Königin Seiten, und darbei sänge der unlängst von
Dresden de passage anhero gekommene Virtuoso Annibalini. Abends
wäre zu Schönbrunn Appartement, zu welchem aber die Dames en
robes kommen musten, dahero auch deren sehr wenige erschinen und
die meiste — sobald die Königin, welche sehr spatt vom Rosencrantz
gekommen, sich zum Spill gesetzet — wiederummen weg- und zu der
Gräffin v. Ulfeid, deren Nahmenstag heut ist, gefahren seind, also zwar,
daß ausser der Königin nur noch ein eintziger Spill-Tisch vorhanden
wäre.
1744, Nov. 20.— 29. 261
Den 20. wäre kein Appartement und der Herzog führe in die
Statt zur Toison Vesper; desgleichen widerummen folgenden Morgen
den 21. und begäbe sich sodann in publico nacher Mariae-
Stiegen, allwo das heutige Frauenfest mit einem Toison Ammt ge-
feiert wurde. Die Königin blibe aber zurück zu Schönbrunn,
Den 22. fuhren die Herrschafften gerad nacher St. Stephan zu
den sogenannten 6000 fl. Ammt, nach welchen der Cardinal als Ponti-
ficant nach alter Gewohnheit widerummen biß zur Kirchen-ThUr in
recognitione zurück begleitet. Mittags zu Schönbrunn.
Den 24. wäre Appartement.
Den 25. kämmen wir in die Burg zum Gottesdienst wegen des
S. Catharinae Fests.
Den 27. wäre kein Appartement.
Den 28. lieffe die Nachricht ein, daß die Freussen die Statt
Prag, welche sie nunmehro — da unsere Arm^e über die Elbe ge-
gangen — nicht wohl mehr souteniren kunten, von selbsten verlassen
hätten und die darinnen gewesene Garnison gegen die Lausnitz
marchiret wäre, um von selber Seiten die schlesische Gräntzen zu er-
reichen und also denen unserigen auszuweichen, wie es ihnen auch
aus unserer Schuld und schlechter Gegen Veranstaltung gelungen hat.'^^)
Der Herzog wäre eben mit uns an der Taffei, als die Brieffe mit
diser Zeitung anlangten. Die Königin hatte in der Cammer gespeiset
wegen des heutigen Fisch-Tag, indeme sie schwanger meistens
Fleisch zu essen, solchenfahls aber immer retiriret zu speisen pfleget.
' Nach 7 Uhr abends fuhren wir sämmtlich in die Statt. Es
solte aber kein förmlicher Aufbruch heißen, wie dann die Königin
— ehe sie weggefahren — - im Vorbeigehen durch den Saal denen
mit uns zu Schönbrunn logirt und 6tablirt gewesenen Dames gleichwie
vorn Jahr ein gnädigstes Compliment und Espece de remerctment
gemacht, jedoch nicht positivement Urlaub genohmen, als wann der
S6jour von Schönbrunn schon für heuer geschlossen sein solle, in-
deme sie noch immer im Sinn gehabt, nach denen zwei morgen und
übermorgen einfallenden Kirchen-Tägen nochmahlen nacher Schön-
brunn zuruckzukeren und biß zu des Herzogs Geburts-Tag daraussen
zu verbleiben ; allein da fast zu gleicher Zeit das Wetter sich gähling ,
verschlimmeret und sofort mit Schnee und kalten Regen angehalten,
so bezogen wir zu unserem großen Vergnügen vollständig die Winter-
quartier.
Den 29. wäre Vormittag der ordinari öffentliche Gottesdienst,
zu Mittag aber speisten die Herrschafften bei der Graff- Fuchsin.
Nachmittag um 5 Uhr wäre Ordonnanz zu der großen Toison
262 1744, Nov. 30.— Dez. 8.
Vesper in Ordens -Habiten, worbei aber nur 18 Ritter in allen er-
schinen.
Den 30. in festo S. Andreae und gewöhnlichen Ritter-Fest hatten
wir um 10 Uhr die Ordonnanz zu denen Augustinern, allwö Predig
und Ammt ist. Um 1 Uhr sezten wir uns zur Taffei; der Herzog
hatte zwar seinen Tisch besonders und nach der Breite gestellet,
allein auf keinen erhabenen Stapffei wie der Kaiser gehabt, sondern
a nivau mit der langen Taffei deren Rittern und an dise hart an-
gestossen. Wir waren in der Kirchen 22, bein Essen aber nur 21
an der Zahl, weillen der Graff Gundl Althann wegen seines kränck-
liehen Stands nach dem Kirchendienst sofort nacher Haus gefahren.
Von uns neuen Toisonisten befanden sich gegenwärtig folgende 8:
Lamberg, Ulfeid, Batthyany, Kinsky, Colloredo, ich und Taroucca.
Nachmittag wäre sonsten bei Hoff nichts zu thun. Abends kämmen
die Herrschafften ins Baihaus.
Die leztere Tage dises Monaths starbe zur wiennerischen Neu-
statt an der Gelbsucht im 64. Jahr meiner seeligen Frau Mutter ge-
schwistert-Kind, die verwittibte Gräffin von Hohenfeld, gebohrene
Sereni, deren Mutter eine von Löwenstein gewesen. ^^^)
Den 1. und 2, Decembris wäre kein Appartement, auch sonsten
nichts bei Hoff, weillen in der Capellen der Kaiserin Frau Mutter
das 40stündige Gebett gehalten wurde, welchem die Herrschafften
sämmtlichen beigewohnet, wiewollen nur in privato.
Den 3. als in festo S. Francisci Xaverii fuhren die Herrschafften
gegen 11 Uhr zum Gottesdienst in das Collegium S. J. in campagna,
speisten darauf zu Mittag en particulier in dem Spieglzimmer und
verfügten sich sodann en petite compagnie auf die Schweinen-Schtitt.
Den 4. besähe mann in der Früh die von dem Fürst Josef
Wenzl V. Lichtenstein aus lauter preußischen Deserteurs zusammen
gebracht und formirte Frei-Compagnie, welche nächst denen Ställen
paradirte und sofort nacher Tirol abmarschierte. Abends wurde das
erste Appartement seit unserer Retour von Schönbrunn in der Burg
gehalten. Die Königin spülte Piquet, in der Rathstueben aber wurde
der Pharaon-Tisch nach erhaltener Erlaubnus gestellet.
Den 6. wäre der ordinari sonntägliche Gottesdienst und sodann
öffentliche Taffei auf der Königin Seiten.
Den 7. hatten wir Toison Vesper in der Hoff- Capellen wegen
des morgigen Frauen Tags.
Den 8. als an des Herzogs Geburts Tag wäre große Gala. Er
führe allein ohne der Königin mit dem gewöhnlichen Corteggio nacher
St. Stephan, all wo das Toison Ammt und sonstig- alljährliche Andacht
1744, Dez. 9. 263
gehalten wurde. Der Taffeidienst wäre auf der Seiten der Königin
oder bei den sogenannten schwartzen Adler; selbe gäbe im Heraus-
gehen zum Speisen nur denen Dames und in Spieglzimraer befind-
lichen Männern die Hand zu küssen, weilleu in der Anticamera, wo
mann gespeiset, ein gar zu großes Gedreng gewesen. Die Ministres
Mahlzeit in der Statt hatte heut der Fürst v. Auersperg, mit welchem
mich dißfahls einverstanden und dafür an Theresiae-Tag das Tracta-
ment gegeben hatte. Nachmittag um 5 Uhr wäre Stund und nach
6 gienge mann ins Baihaus zur Opera, Catone in Utica genannt,
welche wir jüngsthin an der Königin Nahmens-Tag gratis gegeben
und von dem Hoff bezahlet wurde; heut aber befahle die Königin,
lediglich nur für die mit dem Hoff kommende Dames durch den
Cammer Fourier die Plätze aufheben zu lassen und ausser disen
sonsten alles das übrige frei zu lassen, damit sich jeder wie er
kunte und Platz fände, setzen möge. Der Herzog soupirte sodann
en petite compagnie bei den Fürsten v. Auersperg.
Den 9. Hesse mich der Herzog gegen 9 Uhr hollen und befahle
mir, umwillen die Kaiserin dise Nacht an zugestossener Retentione
urinae sehr schwach geworden, die erforderliche Anstalten zu machen,
damit I. M. nach dero selbst eigenen Verlangen noch disen Vormittag
das heilige Viaticum gegeben werden möge. Dahero ich sogleich
hierüber mit dem Obrist-Hoffmeister communiciret, welcher den Car-
dinal Nuncium hierzu einladen Hesse, da zu gleicher Zeit von mir
denen geheimen Käthen und Cammerherrn, wie auch durch die Thür-
hüter denen Zutritts Frauen, und zwar jenen in Mantel Kleidern,
denen Dames aber en sac, um halber 12 Uhr bei Hoff zu erscheinen,
angesagt wurde. Wir begleiteten den Herzog aus seinen Wohn-
zimmern zur großen Capellen, die Männer giengen vor, ich als sub-
stituirter Obrist-Cammerer more solito gleich nach denselben und
hinter meiner folgten die Hoff- und Statt-Dames; in der Capellen gäbe
der Nuncius den Seegen mit dem heiHgen Ciborio, welches er sodann
— unter Begleitung deren Hoff Capellanen, ohne Baldachin, durch
die Trabanten-, Ritterstueben und erste Anticamera (allwo er sowohl
in Hin- als Zurückgehen gegen der Königin Wohnzimmer den
heiligen Seegen' gäbe) die daran stossende Stiegen hinauf — zur
Kaiserin in die Cammer, worinnen mann einen Altar pro repositorio
aufgerichtet hatte, getragen.
Hinein in die Cammer gienge niemand von Männern als die
Christ Hoffmeister; der Herzog kniete unter der Thür und hinter
selben die Cammerfreilen und ich in dem kleinen zwischen der
Cammer und dem Spieglzimmer befindHchen Cabinet oder Retirade,
264 1744, Dez. 9.— 15.
weillen ich die Entree in die Cammer, n'etant que grand-cliambelland
par Substitution, Selbsten nicht habe; die übrige Dames bliben im
Spieg'lzimmer und die Männer in der daran stossenden Anticamera.
Der Nuncius reichte der Kaiserin das heilige Viaticum, welches sie
in einem Sessel sitzend mit viller Andacht empfienge, und gäbe so-
dann gewöhnlicher Massen nach geschlossener Function finitis ora-
tionibus den Seegen, worauf mann in der vorigen Ordnung, die
Männer voraus, alsdann der Nuncius mit dem HochwUrdigen, nach
ihn der Herzog, ich und die Dames in die Capellen, wo der Nuncius
den lezten Seegen gegeben, zuruckgiengen; von dannen aber die
Männer allein den Herzog wie vorhin, biß in sein Quartier be-
gleiteten,
Uebrigens bliben die Herrschafften ganz retiriret; die Spectaclen
wurden an beiden Theatris biß auf weitere Ordres verbotten und bei
Hoff sowohl in der großen, als übrigen Capellen den ganzen Tag,
auch die Nacht hindurch, das Hochwürdige ausgesezet. Annebens
kämme alles in der Kaiserin Anticamera, sich ihrer Gesundheit halber
zu informiren; und weillen es sich darmit noch disen Abend zur
Besserung angelassen und I. M. die Nacht über etwas ruhiger ge-
schlaffen, als wurde den folgenden Tag als
den 10. das Hochwtirdige in denen Hoff-Capellen wiederummen
eingesetzet, zugleich auch die bereits in eventum ertheilte Ordre, daß
mann selbes als heut in allen Kirchen der Statt ebenfahls exponiren
solle, wiederummen revociret; wie dann die Besserung bei der höch-
sten Patientin dergestalten continuiret, daß die Medici von keiner
Lebensgefahr weiter nichts mehr zu besorgen schinen, mithin uns
glücklicherweis nur eine fausse allarme gegeben hatten oder wie es
annoch wahrscheinlicher, die krancke Frau sich schwächer und ge-
fährlicher geglaubt als sie in der That gewesen. Nichtsdestoweniger
bliben die Herrschafften noch heut und morgen unsichtbahr und der
Adel beiderlei Geschlechts continuirte Vormittag und abends in der
Kaiserin Anticamera zu erscheinen, um von ihrer Gesundheit Nach-
richt einzuhollen.
Den 12. wurde wegen des Printz Carls Geburtstag Gala ange-
sagt, jedoch weder Kirchen, noch Taffel-Dienst, sondern lediglich
Appartement gehalten.
Den 13. wäre ordinari sonntäglicher Kirchengang, aber kein
öffentlicher Taffeidienst.
Den 14. verraiste der Herzog auf ein paar Tag nacher Marchegg
zum Graffen Nickerl Palffy en petite compagnie.
Den 15. wäre Appartement.
1744, Dez. 18.-21. 265
Den 18. oifentlicher Gottesdienst wegen des Festi expectationis,
Nachmittag abermahlen Appartement.
Den 19. verstarbe an der Retentione urinae im 71. Jahr der Feld-
marsehall Olivier Graff von Wallis, welcher seit der bei Krotska be-
gangenen Cacade nicht mehr employret worden. i^*) Er hatte erst
unlängst eine junge Freile Kinsky, Dochter des Graffen Stephan ge-
eheliget und anmit vermuthlich seinen Tod befördert, übrigens aber
von selber einen Sohn hinterlassen, welchem er (maßen er aus seiner
ersten Ehe mit einer Gräffin von Götz keine Succession gehabt) all
sein Vermögen, so nicht gering ist, vermacht hat.
Eodem starbe ganz gähling im 66. Jahr der GrafF Gundacker
von Dietrichstein, weiland der Kaiserin Amaliae Obrist-Stallmeister,
dessen Frau eine Rosenberg; er wäre zwar seit wenig Tagen wegen
erleidender Colica Schmertzen bettlägerig, jedoch ohne einig an-
scheinender Gefahr; heut früh aber fände mann ihn wider alles Ver-
muthen tod im Bett,
Den 20, als Sonntags wiederummen Kirchen- auch öffentlicher
Taffeidienst bein Schwartzen Adler und abends Toison Vesper.
Den 21, Toison Ammt wegen des heiligen Apostels Thomae;
die Königin gienge aber nicht mit zur Kirchen und mann speiste
nicht en public, Hiernächst fienge auch heut in unserer großen Hoff-
Capellen das 40stUndige Gebett an. Dises pfleget zwar sonsten mit
Anfang des Advents gehalten zu werden, massen damahlen die Ein-
theilung dises Gebetts für die Winterszeit in denen Kirchen beschiht.
Es muß auch sothane Eintheilung immer also gemacht werden, daß
die Praecedenz allzeit besagter grossen Hoflf-Capellen — als in
welcher offt gedachtes 40stUndige Gebett sowohl in der sommer-
als winterlichen Epoque (welche in zwei Semestres abgetheilet ist)
anzufangen pfleget — gelassen werde. Anheuer ist mann aber von
sothaner gewöhnlichen Ordnung abgegangen, weillen die Königin
Willens gewesen, die erstere Tage des Advents (so aber durch das
eingefallene rauche Wetter hinterstellig gemacht worden) annoch zu
Schönbrunn zu verbleiben und aus diser Ursach das Gebett in der
Kaiserin Capellen anfangen und selbes erst um gegenwärtige Zeit in
ihrer großen Hoff-Capellen anordnen und eintheilen lassen. Die
Ordonnanz wäre heut, umwillen keine Predig, erst um 11 Uhr zum
Höh -Ammt und abends zur Litanei und Seegen um 7 Uhr,
Eodem verstarbe im 66. Jahr an der Colica der österreichische
Hoffrath und vorhin lange Jahr gewesene Hoifmarschall - Ammts
Secretari Bernard v. Pelser, ein Mann von großer Geschicklichkeit
266 1744, Dez. 22.-27.
und Doctrin, sonderlich in Rechtssachen, anbei laborios und ein sehr
gutter Christ.
Den 22. und 23. wohnte der Herzog Vormittag und abends en
public dem Gebett bei, die Königin aber immer incögnito und hatten
wir die Ordonnanz um 11 Uhr und um halber 8 Uhr.
Den 24. gienge der Herzog um halber 6 Uhr zur Toison
Vesper mit dem gewöhnlichen Corteggio; zur Metten aber pflegen
die Herrschafften allzeit in privato in die Cammer Capellen sich zu
verfügen.
Den 25. wurde der heilige Christag gewöhnlicher Maßen ge-
feieret; um 11 Uhr wäre Ordonnanz zur Kirchen, weillen heut keine
Predig zu sein pfleget ; das Toison Ammt wurde in der Hoff Capellen
gehalten und der öffentliche Taffel-Dienst in der Ritterstuben; nach-
mittags um 5 Uhr giengen die Herrschafften zur Toison Vesper, so-
dann wäre Appartement.
Ansonsten langte disen Morgen eine Staffette von Brüssel an,
mit der traurigen Nachricht, daß die dortige Frau Gubernantin,
welche durch die ungemaine Sorgfalt deren Medicorum und Chirur-
gorum (die in der That alle nur ersinnliche Mittlen zu einiger Ver-
längerung eines so kostbahren Lebens angewendet) bishero so zu
sagen von einem Tag zu den anderen aufgehalten worden wäre,
endlichen so schwach zu werden beginne, daß mann ihr seeliges End
stündlich erwarte; der Herzog hielte dennoch dise Zeitung heut noch
verborgen, um die Kaiserin sowohl als die Königin in etwas dazu
vorbereiten zu können.
Den 26. führe der Herzog ohne der Königin nacher St. Ste-
phan zu den Toison Ammt, desgleichen gienge er auch allein Nach-
mittag zur Toison Vesper, und wir hatten keinen Taffei Dienst.
Den 27, wäre zu St. Stephan das Te Deum Laudamus wegen
glücklicher Recuperirung des von denen Preußen fast gänzlich oc-
cupiret gewesenen Königreichs Böhmen. ^^^) Ingleichen Toison- Ammt
und wohnten beide Herrschafften sothaner Andacht bei; übrigens aber
wurde sowohl der Taffel-Dienst als das Appartement abgeschaffet,
weillen mann augenblicklich der Ankunfft des Curriers mit der Nach-
richt des erfolgten Ableibens der Ertzherzogin zu Brüssel (als welche
bei Abgehung deren lezteren Brieffen würcklichen in Zügen gelegen)
entgegen sähe.
Dise traurige Bottschafft und daß endlichen den 16. hujus
höchst besagte Frau zu allgemainen Leidweesen deren Niderländer,
welche sie adoriret haben, den Geist aufgegeben, kämme aber erst
1744, Dez. 27.-28. 267
gegen 1 Uhr mit einer Staifetta an und wurde sogleich von dem
Graffen von Ulfeid, der sofort selbsten nacher Hoff sich begäbe, dem
Herzog gemeldet, welcher sodann die Königin, die bereits seit gestern
abends von ihme hierzu vorbereitet worden, darvon benachrichtiget,
der Kaiserin aber wurde die Nachricht erst Nachmittag durch ihren
Beichtvatter hinterbracht.
Meines Orths nähme die Freiheit, I. Kö. H. als ein alter
Diener mein Leidweesen über disen betrübten Zufall, als an welchen
diser Herr aus so villen Motivis sich ungemain interessirten, schriflft-
lich zu bezeigen ^^^) und gienge sodann abends zu ihn und verblibe
bei selben biß nach seinen Nachtessen. Ich fände den Herzog, wie
oben gemeldet, über die Massen betroffen; er hatte die Verstorbene
Selbsten mit viller Tendresse geliebt. Seinen Brüdern liebt er nicht
weniger und nihmt also desto empfindlicheren Antheil an dessen Be-
trübnus und den machenden so großen Verlust, geschweige die
Affliction der Königin, welche ihn bei der ihr zutragenden ungemainen
Zärtlichkeit ebenfahls mit darnider schlaget. Bei allen deme hat der
Herr das Glück und Gab von Gott, daß er auch in der stärckesten
Betrübnus sich alsogleich zu fassen, anbei selbe und g6neralement
alle seine Passionen und Affecten unvergleichlich wohl zu unterdrucken
und zu verbergen weis.
Übrigens wurden sogleich von heut an biß auf weiteren Befehl
die Spectacles untersaget; der Fürst Emanuel v. Liechtenstein und
Graff V. Ulfeid Hessen sogar die Gesellschafft, welche an sicheren
Tagen der Wochen bei ihnen zu sein pflegte, absagen und wurde
erst ville Tage hernach wiederummen eine gehalten; die Spectacles
aber bliben biß nach 6 Wochen verbotten.
Den 28. wäre der Kirchendienst in der Cammer Capellen und
die Königin sähe ich seit der traurigen Zeitung heut zum ersten Mahl
bei den Herzog. Hiernächst wohnte ich heut einer bei den Obrist
Hoffmeister zu Regulierung der Hoff Trauer angesagten Hoff Conferenz
bei, nach deren Guttachten die Klage etwas kürtzer als für die
Ertzherzogin Magdalena höchstseeligen Andenckens und ad exem-
plum der anno 1689 dahier verstorbenen pfältzischen Chur Prin-
cessin^^'') auf 4 Monath in Tuch ohne Seiden für uns Männer
und in weißen Crepe mit der Mante für die Dames angeleget
werden sollen; allein die Königin verschärffte es in ihrer Re-
solution und verlängerte den Termin der Trauer auf 9 Monath
biß an Francisci und die Livree und schwartze Spallier biß 7 Mo-
nath hinaus, wie aus beigeschlossenen ProthocoUo mit mehreren
zu ersehen. ^^^) Motivum erat, daß die Verstorbene ihre eintzige
268 1744, Dez. 29.— 31.
Frau Schwester und anbei auch die eintzige von ihrer Lini ge-
wesen.
Den 29. wäre noch alles retiriret, mithin auch bei Hoff kein
Appartement.
Den 30., als ich eben bei den Graffen Philipp Sternberg, wo
ich gespeiset, nachmittags im Spillen begriffen wäre, empfienge ich
beiliegendes Billet von der Königin, welches sogleich allerunter-
thänigst beantwortet ^^^) und zur bestimmten Zeit gegen 8 Uhr mich
zu den Herzogen verfüget habe. Mann hatte ihme den Tod seiner
Frauen Mutter mit der tiblesten Art der Welt angedeutet, allein wie
ich erst hier oben bemercket, diser Herr findet in sich Selbsten un-
gemaine Ressources in dergleichen Begebenheiten und lasset die
Betrtibnus nicht leicht die Oberhand gewinnen; nebst deme wäre
er zu disen lezteren Zufahl von viller Zeit her praepariret, indeme
höchstgedachte Frau schon verschiedene Attaques d'apoplexie gehabt,
welche sie zu lezt ganz kindisch gemacht hatten. Uebrigens erfolgte
dero Ableiben nur 7 Tage nach den Tod der Ertzherzogin, den 23.
dises, an wiederhollten Schlagfluß auf den Schloß Commercey, allwo
sie seit der Zeit, daß ihr Herr Sohn sein Patrimunial Herzogthum
gegen Toscana vertauschen müssen, vermög Tractaten ihren Witthum
gehabt und residiret hatte.
Den 31. kämme der Printz Carl zurück von der Arm6e und
wurde in denen unteren Zimmern auf den Controlor Gang, wo ehe-
dessen die Obrist Hoffmeisterinnen gewohnet, einlogiret, um nicht
die betrübte Erinnerung seines vorhinigen Quartiers, worinnen er
sein Beilager gehalten hatte, durch abermahlige Erinnerung der
nemmlichen Wohnung zu erneueren. Er stige sogleich auf der
Pastein und den sogenannten Spanninger ab und gienge gerad zum
Herzog, bei welchen er auch die Königin sähe, und sofort mit dem-
selben zu der Kaiserin Frau Mutter hinauf sich verfügte. Mann hatte
ihme einen Currier entgegen geschickt, damit er spatt abends ein-
treffen möge, und in dem ersten Saisissement der Betrübnus ent-
deckte ihme der Herzog den Tod ihrer Frauen Mutter, als von
welchen er nichts wüste. Das Ableiben seiner Gemahlin hatte ihme
unterweegs auf der Anherorais sein Beichtvatter P. Hallerstain S. J.
ankündigen müssen, an welchem mann eigends den Currier zu-
gefertiget hatte. Er wäre zwar schon vorläuffig zu diser traurigen
Sicherheit vorbereitet worden, indeme der Herzog ihme jenes Post-
script des Graffen Königsegg-Erpsischen Schreibens (worinnen die
Nachricht, daß die Ertzherzogin ohne aller menschlichen Hoffnung
und in denen lezten Zügen lige) in originali zugeschickt und er
1744, Dez. 31. 269
disen fatalen Currier annoch in seinen Quartier, aber eben raiß-
fertiger erhalten hatte. Übrigens geschahen wegen aller diser be-
trübten Umständen die gewöhnliehe Einrauchungs-Functionen ohne
der sonsten gebräuchlichen Solennitet nur von der Geistlichkeit
allein und wäre weder der Obrist-Hoffmeister noch ich dabei zu-
gegen.
Anmerkungen und x4n]iang.
1* (99). Diese Absicht wurde nicht verwirklicht.
Das Tagebuch enthält folgende (unvollständige) Notiz über Johann Josefs
Reise nach Dresden 1734:
Nachdeme ich den 16. Aprilis 1734 von I. K. M. zur Gesandtschafft nacher
Coppenhagen benennet und von des H. Obrist Hoffm. Gr. Sigmund Kudolph von
Sintzcndorf Exe. als kais. bevollm. Minister nach selben Hoff gewöhnlicher Massen
vor dem Mittagessen (nebst denen Graffen von Ostein und Herberstein, deren
ersterer am russischen und zweiter am schwedtischen Hoff mit dem nemmlichen
Carakter abgehen solte) declariret worden, wäre meine erste Geschafft, bei beiden
kaiserl. Maj. noch selben Abends mich allerunterth. zu bedancken und nach voll-
endeten Dancksagungs Visiten bei denen Conferenz Ministern mich umb die
baldige Expedition zu bewerben; und ob ich schon meine erstere Instruction aus
der Reichscantzlei bald hernach untern (sie!) Mai erhalten,*) so verzohe es sich
doch mit der Particular Instruction aus der geheimen Hoff Cantzlei noch ville
Wochen, also zwar, daß ich genüthiget wurde, meine Gemahlin, welche damahlen
hochschwanger wäre und dannoch aus gar zu zarter Lieb nicht zurück bleiben,
weder ihrer Niderkunfft zu Wienn abwarten wolte, den 5. Junii nebst meinen
zwei altern Kindern (maßen ich die zwei jungem Söhne bei meinem Vattern
im Haus und unter seiner Obsorg zu hinterlassen für gutt befunden hatte) voraus
zu schicken; und obwoUen ich selber alsogleich folgen zu können mich flatirt,
so muste ich doch wogen besagter Ursach der noch nicht fertig gewesener ge-
heimen Instruction biß auf den 22. Junii verweillen.
Nachdeme ich also Tags vorhero bei beiden K. M. (bei der verwittibten
Kaiserin wäre ich schon zuvor zur Audienz gewesen) und den 3 durchl. Ertz-
herzoginnen mich allerunterth. beurlaubet, meinen gutten Freunden und den Vor-
nehmern von Adl die gewöhnl. Abschidts Complimenten erstattet, von meinem
Vattern den vätterl. Seegen bekommen, reisete ich bemelten 22. Junii als einen
Dienstag gegen 6 Uhr von Wienn ab, führe noch selben Tags biß Eiegersburg,
allwo ich übernachtet.
Mittwoch als den 23. führe ich von Riegersburg hinweg und nachdeme
ich wegen etwas verdorbener Weeg drei ganzer Tag und Nacht gefahren, kämme
ich Samstags als den 26. gegen 1 Uhr nachmittags zu Dresden an.
Ich ließe alsobalden meine Ankunfft dem Graffen von Wratislau**) zu
wissen thun und wolte ihme sprechen ; allein ich traffe ihn nicht zu Haus an und
ward von ihme gegen 4 Uhr nacher Hoff beschieden, wo ich dann (von) beiden
*) Sie ist vom 8. Mai 1734 datiert. (Siehe p. 75, Anm. 7.)
*) Seit 1733 österreichischer Gesandter in Dresden.
271
königl. M. zur Audienz gelassen ward. Der Königin, als einer gebolirnen Ertz-
herzogin küssete ich die Hand und überreichte selber das von dero Frauen
Mutter, der verwittibten Kaiserin M., an sie mir mitgegebene Schreiben.*)
Es hatte höchstbesagte I. M. die Gnad, alsbaldige Ordres zu geben, daß
mir das sogenante grüne Gewölb, worinnen die in Europa ihres gleichen nicht
habende Schatz Kammer auffbehalten wird, gezeuget werde. Nachdeme führe
ich das dermahlen zwar noch nicht ausgebaute Japonische Haus zu -Ijesehen,
welches mit den raresten Porcellains angefüllet ist,**) die aber damahls nicht
auffgestellet, sondern aus der nemralichen Ursach des noch nicht vollständig zu-
bereiteten Gebäudes in etwelchen sehr dunklen Gewölben übereinander lagen.
Von dannen suchte ich Gelegenheit, I. K. H. des königl. Cron und Chur
Printzens Friderichs meine Aufwartung zu machen, welche wegen ihren sehr
schwach bestellten Hüiften nicht allein auf denen Beinen aufrecht sich halten
kann, sondern immer von einen Cammer Juncker souteniret werden mus.***) An
deroselben Oberhoffmaistern, den Graffen von Wackerbarth Salmour fände ich
einen alten Bekanten, als der ville Zeit als Minister des verstorbenen Königs
Augusti IL bei unseren Hoff gestanden und nicht allein von meinem Herrn
Vattern und verstorbener Frauen Mutter, sondern auch (von) meiner Schwester
und mir ein besonders gutter Freund allseitts gewesen ware.l)
Abends soupirete ich bei dem in Staatssachen dirigirenden Ministro von
Brühl in sehr zahlreicher Compagnie, welcher ein sehr junger Mann ist und in
denen lezteren Jahren bei dem verstorbenen König, dessen Page er anfänglich
gewesen wäre, alles gegolten und von ihme zu denen wichtigsten Sachen dres-
siret werden solte. Seithero hat er sich durch seine gutte Freundschafft mit dem
dermahligen Favoriten Graffen Sulkowski in seinem Posto und villen Credit zu
erhalten gewust und erst neuerlich sich mit einer Freile von Kollobrath, einer
Tochter der dermahligen Frau Oberhoffmaisterin vermählet.
Ob ich nun zwar sehr hinweg eilete, so wolte ich doch folgenden
halben Tag mich noch verweillen, theils umb denen übrigen königl. Herrschafft
meine Cour zu machen, als sonderlich umb der Ouvertüre des Landtags beizu-
wohnen, welche selben Morgens in großer Gala und zahlreichem Corteggio ge-
halten, worbei dann in Nahmen der Stände der (sie!) die Anrede an dem König
gethan und dise von dem alten H. von Miltiz beantwortet, nachhero die königl.
Postulata abgelesen wurden, so wohl gegen anderthalb Stünden gedauret hat.
1 (99). Dem Großherzog Franz war das Oberkommando über die böhmi-
sche Armee übertragen worden; er sollte Prag zurückerobern, das die ver-
bündeten Franzosen, Bayern und Sachsen im November 1741 erstürmt hatten,
*) Konnte nicht aufgefunden werden.
**) Vgl. J. L. Sponsel (Kabinettstücke der Meissner Porzellan-Manufaktur von Job. Joachim
Kandier, 3 ff.).
***) Friedrieh Christian, Sohn und Nachfolger des Kurfürsten Friedrich August II. (geb.
5. Sept. 1722), litt an unheilbarer Lähmung der Füße. (Vgl. über ihn AUgem. deutsche Biographie
VII, 789 ff.)
t) Josef Anton Gabaleon Graf Salmour war der zweite Sohn der Katharina Paolina Maria
Balbiano aus deren erster Ehe mit dem Grafen Salmour. Dieser fiel 1690 bei der Belagerung von
Cuneo. Die Witwe vermählte sich 1695 mit dem Markgrafen Karl Philipp von Brandenburg, der
noch in demselben Jahre starb, worauf sie der kurfürstlich sächsische GFM. Graf August Christoph
von Wackerbarth zur Frau nahm und, weil seine Ehe kinderlos blieb, den Grafen Salmour adop-
tierte. Dieser wurde 1731 zum Obersthofmeister des Kurprinzen ernannt. (Siehe Allgem. deutsche
Biographie Bd. 40, S. 449 ff. Zedier, Universal-Lexikon, Bd. 52, S. 382 ff.)
272
und die französische Besatzung gefangen nehmen. (Österreichischer Erbfolgekrieg
V" 139.)
2 (99). Elisabeth, die Tochter Peters d. Gr., hatte am 6. Dezember 1741
den russischen Thron bestiegen, nachdem an demselben Tage die Regentin Anna
Leopoldowna und der noch unmündige Kaiser Iwan ihrer Würden entsetzt
worden waren.
Die Krönung hatte am 6. Mai 1742 zu Moskau stattgefunden. Aus diesem
Anlaß gab der russische Gesandte Ludwig Kasimir Lanczjnsky von Lanczyn ein
Fest, das von 8 Uhr abends bis gegen 5 Uhr morgens währte. (Wien, Staats-
archiv.) Elisabeth erwies sich gleich von allem Anfang an als eine treue Bundes-
genossin Maria Theresias.
3 (99). Nicht bloß die Erzherzogin Marianne, auch die Königin Marianno
von Portugal (eine Tante Maria Theresias) feierte ihren Namenstag. An dem-
selben Tage fuhr Erzherzog Josef, der achtzehn Monate zählte, zum ersten Male,
und zwar nach Schönbrunn aus. Um 6 Uhr abends „wurde auf dem — in dem
Cammer Garten zu Schönbrunn eigends aufgerichteten und von dem kö. Hof-
Dantzer und Entreprenneur Selliers veranstalteten kleinen Theatro durch seine
Operisten Banda die Opera, Ezio genannt, mit überaus wohl inventirten Balleten
aufgeführet, welcher die a. h. Herrschaflften, so sich zugleich mit einem Spiel
unterhielten, aus denen Cabinets Fenstern zuzusehen beliebet; für die Dames
und Cavaliers aber waren in dem Garten eigene Plätze zugerichtet, außer diesen
hingegen und was nicht von Hof gewesen, niemanden hineingelassen". (Wiener
Staatsarchiv.)
4 (100). Im Jahre 1694 hatte Sigismund Graf Thun den Augustinern (auf
der Landstraße) drei Höfe in Hetzendorf abgekauft, die er in ein kleines Jagd-
schloß (das heutige kaiserliche Lustschloß) umwandelte. Nach ihm hieß dieses
Schloß der Thunhof, während der Garten, der dazu gehörte und der von dem
Grafen angelegt worden war, die Bezeichnung Thunwerd führte. Der Hof ge-
langte 1709 in den Besitz der Eleonore Barbara (geb. Gräfin Thun), Gemahlin
des Fürsten Anton Florian von Liechtenstein. Ein Sohn aus dieser Ehe, Josef
Johann Adam, erbte den Thunhof (nach dem am 10. Februar 1723 erfolgten Tode
seiner Mutter) und schenkte ihn seiner Schwester Karoline, der Gemahlin des
Grafen Franz Wilhelm von Salm-Reifferscheidt. Deren Sohn Anton erbte den
ganzen Besitz. Antons Vormund aber, Fürst Josef Wenzel Liechtenstein, ver-
kaufte am 22. Oktober 1742 den Hof samt allen Nebengebäuden und Grund-
stücken an die Wiener Hof kammer. Maria Theresia bestimmte nun diesen Besitz
für ihre Mutter, die Kaiserin Elisabeth. Hetzendorf selbst erwarb Maria Theresia
am 30. Mai 1744 von dem Deutschen Orden, dem sie dafür die vizedomischen
Untertanen in Stadlau, Aspern und Unter-Gänserndorf überließ. Das Gut blieb
bloß bis 1783 in kaiserlichem Besitz, in welchem Jahre es Josef II. dem Präsi-
denten der obersten Justizstelle, Christian August von Sailern, verkaufte. (Topo-
graphie von Niederösterreich. Herausgegeben vom Verein für Landeskunde von
Niederösterreich III, 240 ff.)
5 (100). Marie Karoline Gräfin Fuchs, geb. Gräfin Mollart, vormals Er-
zieherin, in der Folge Obersthofmeisterin Maria Theresias. Die Königin sowohl
wie deren Gemahl waren ihr in innigster Liebe zugetan — hatte doch die
Gräfin das Liebesverhältnis beider auf das eifrigste begünstigt. (Vgl. Arneth
IV, 148.)
273
Die Herrschaft Summerain gehörte der Gräfin Fuchs. Maria Theresia ver-
band mit diesem Besuche auch den Zweck, sich des Mannersdorfer Bades zu
bedienen.
6 (100). Die von Karl VI. ernannten geheimen Räte hatten der Königin
Maria Theresia einen neuerlichen Eid zu leisten.
7 (100). Am 15. Oktober feierte Maria Theresia ihren Namenstag, weshalb
der Großherzog Franz, der sich noch bei der Armee in Böhmen befand, den
Grafen Losy nach Wien gesandt hatte, die Königin zu beglückwünschen.
8 (100). Gabriel Graf Erdödi, Bischof von Erlau (1715—1744), trug „auf
vorläuffiges Ansuchen bei dem königl. Coeremoniario das Evangelium, Thurri-
bulum und Pacem ... I. M. der Königin zu und verrichtete die Funktion des
Diaconi (so auch an dergleichen Nahmens- und Geburtstagen bei voriger kaiserl.
Regierung, jedoch gar selten geschehen), wie nicht minder das Tisch Gebett. ..."
Das Hochamt in der Hofkapelle zelebrierte der Bischof von Neutra, Emerich
Graf Esterhazy. (Wien, Staatsarchiv.)
9 (100). „Dann wie solte man wol können genug thun — sprach Windisch-
grätz — für eine solche voUkomneste Königin, welche mit denen grösten Leibs-
und Gemüts Gaben gezieret, alle alte Artemisien, Zenobien und Brittannische
Elisabethen samt übrigen berühmten Frauen deren alten und neuen Geschichten
weit vorgehet, welche bei Anfang der so beschwärlichen Regierung und noch
so jungen Jahren durch einen Riosensprung in der Staats- und Regierungs-Kunst
denen ältesten, geübtesten und berühmtesten Weltmonarchen es gleich und bevor
thut, welche nichts von ihrem holdseligen Geschlecht hat als jene bewunderungs-
würdige Annehmlichkeit und majestätische Schönheit, welche mit tieffester Ver-
ehrung alle Hertzen zu Füssen leget, nebst der von Gott gesegneten Fruchtbar-
keit, welche uns billig Vertrauen machet, weichergestalten das durclil. Ertz Haus
bis an das Ende der Welt zum Trotz deren Feinden in vollkommenem Flor,
höchsten Ruhm und Herrlichkeit bestehen werde. ..." (Sonderblatt des Wiener
Diariums vom 14. November 1742.)
Irrtümlicherweise schrieb Khevenhüller „die Kaiserin" statt „die Königin".
(Vgl. auch Tagebuchnotiz vom 5. Januar 1742, p. 99.)
10 (100). Johann Josefs älteste Tochter Maria Josefa (geb. 6. Dezember
1729, t 29. Juli 1798) vermählte sich 1748 mit Karl Josef Grafen Herberstein.
Dieser starb 26jährig am 13. Dezember 1753. Drei Jahre später wurde Maria
Josefa die Gattin des Grafen Gabriel Bethlen, siebenbürgischen Hof kanzlers, den
Maria Theresia 1766 zum Obersthofmeister Albrechts von Sachsen-Teschen, Ge-
mahls Maria Christinens, ernannte. Bethlen starb 1768.
Die zwei älteren Söhne Johann Josefs waren Johann Sigismund Friedrich
(geb. 22. Februar 1732, f 15. Juni 1803) und Johann Josef Franz Quirin (geb.
30. März 1733, f 21. Februar 1792). Der erstgeborene Sohn Johann Adolf Sigis-
mund (geb. 15. Dezember 1730) war am 21. September 1736 gestorben.
Johann Sigismund Friedrich war Kämmerer, Reichshofrat und schlug in
der Folge die diplomatische Laufbahn ein: vom 7. Mai 1756 bis 24. November
1759 bekleidete er die Stelle eines kaiserlichen Gesandten in Lissabon; am
26. November 1762 wurde er in gleicher Eigenschaft nach Turin versetzt, von
wo ihn Maria Theresia am 11. Dezember 1771 abberief. Er wurde zum Obersthof-
meister des Erzherzogs Ferdinand, bald darnach zum Prinzipalkommissär im
Lombardischen ernannt und am 11. April 1775 zum Geheimen Rat ernannt.
(Konzept des Dekretes im Wiener Staatsarchiv.) Im Jahre 1782 zog er sich von
Khevenhüller-Schlitter. 1742—1744. 18
274
allen Geschäften zurück und lebte als Privatmann teils in Mailand, teils in
anderen Städten Italiens. Auf seiner Durchreise von Venedig nach Wien er-
krankte er 1803 in Klagenfurt, wo er im selben Jahre verschied. Dies besagt
der Denkstein in der Villacher Pfarrkirche. (Vgl. Horraayr: Archiv für Geo-
graphie, Historie, Staats- und Kriegskunst, Jahrg. 1822, S. 479.) Im fürstlich
Khevenhüllerschen Archive zu Frohnsburg befinden sich zahlreiche Briefe, die
Maria Theresia eigenhändig an Johann Sigismund Friedrich geschrieben hat.
Johann Sigismund Friedrich war in erster Ehe mit Maria Amalia Fürstin
Liechtenstein (geb. 11. August 1737, f 22. Oktober 1787), in zweiter mit Maria
Josefa Gräfin Strassoldo vermählt. Nur aus erster Ehe stammten Kinder, und
zwar Johann Josef, Karl Maria Franz Josef Klemens, Johann Franz Josef und
sechs Töchter.
Johann Josefs zweiter Sohn, Johann Josef Franz Quirin, widmete sich dem
Soldatenstand. Er wurde 1761 Oberst, 1771 Generalmajor, 1781 Feldmarschall-
leutnant. Von 1775 bis zu seinem im Jahre 1792 erfolgten Tode war er Inhaber
des Infanterieregiments Nr. 12. (Kriegsarchiv.) Er war vermählt mit Maria
Josefa Gräfin Schrattenbach (verw. Guidobald Josef Graf Dietrichstein), die
später den Fürsten Franz Gundaker Colloredo heiratete.
Ihn überlebten drei Söhne: Johann Josef, Johann Vincenz, Franz S. Anton.
11 (101). Nach dem Tod des Kaisers Franz schied Fürst Auersperg aus
diesem Amte.
12 (101). Sinzendorff bekleidete das Obersthofmeisteramt vom November
1724 bis Januar 1747.
13 (102). „ . . . Solchemnach hatte der erste königl. H. Obristhofmeister
mit dem neuen zweiten H. Obristen Hofmeistern Grafen v. Stahremberg sich
nach der ersten königl. Anticamera verfüget und ihme seinem untergebenen
zweiten Obristen Hofmeister-Staab unterm Baldachin gewöhnl. Maßen vorgestellet,
nach welchem der erste königl. H. Obristhofmeister wieder in die Rath Stuben
zurückgegangen und nach einer kurtzen Verweilung mit dem neuen Obristen
Hofmarschallen IL Grafen v. Kevenhüller sich in die königl. Ritterstuben be-
geben und unter dem daselbstigen Baldachin vor dem Tisch in der Mitte stehend
besagten neuen Obristen Hof Marschallen sowohl dem allda versammleten Amts
Secretario und übrigen Hoifmarschallischen Gerichts Assessorn, so alle in
schwai-tz tüchenen Mantelkleidern angekleidet erschienen, als auch denen übrigen
von dem Hof Marschall Staab ebenfalls vorgestellet. ..." (Hofprotokoll.)
14 (102). Konnte nicht aufgefunden werden.
15 (102). Nur einen Status vom Jahre 1741 konnten wir ausfindig machen
(Wien, Staatsarchiv), und zwar den folgenden:
Num.
Officia
Personale
Besoldung
1
1
5
Obrist Hofmarschall . . .
Amts Secretarius ....
Assessores
1200
700
800
800
800
500
500
Franz Alexander Härtl . . .
Karl Leopold von Kriegsau .
Georg Wilkowitz
Johann Begontina
Johann Alxinger
Johann Augustin Romani . .
275
Num.
Dfficia
Sup. Num.
Registrator ......
Expeditor
Protokollist
Kanzlist
Sup. Num.
Rait Handler
Amts Trabanten . . . .
Sup. Num.
Hofquartier Meister . . .
Hof Fouriers
N. B. Deren Numerus solle
nach Absterben auf 4
wirkliche und 2 Sup.
Num. reduzirt werden.
Sup. Num.
Einspäninger
Hof Profoß
Personale
Johann Christoph Aigner
Franz Ertl
Franz Brätsch
Wenzel Josef Keyl ....
Ferdinand Hönninger . . .
Josef Faby
Franz Geisenhoflf
Tobias Tanner
Johann Klepautsch ....
Ludwig Natali
Johann Parzer
Paul Bernhardt
Josef Kimbel
Franz Raison
Franz Robinet
Josef Eberl
Johann Ohnesorg
Anton Prandtner
Philipp Bäber
Christoph Berti
Leopold Kössler
Max Meichßner
Andre Lechner
Antoni Pruckner
Jakob Lindenmüller ....
Johann Koller
Franz Geittinger samt dessen
Lieutenant und Stecken-
Knecht
Besoldung
108
108
150
150
100
80
80
80
500
450
450
450
450
450
450
450
450
450
450
400
Gegen diesen oben ausgemessenen Besoldungen werden die vorhin aus
dem Hof Kuchl Amt genossene Kostgelder von 1. Jan. dies Jahrs angerechnet,
völlig aufgehoben, dahingegen selben künftig wie bereits der Anfang gemacht
worden, die ausgemessene Besoldungen bei dem Statt Banco richtig werden be-
zahlt und jenen, so weniger als 1000 fl. an Besoldung haben, die Assignations
Arrha fürohin nachgelassen werden.
Übrigens wird der Hofmarschall denen ihme Untergebenen, so hermit neu
aufgenohmen worden, zu bedeuten haben, daß, nachdeme der Zustand des
Aerarii und gegenwärtige Zeiten eine größere Gehalts Ausmessung nicht ge-
statten, dieselbe sich anmit zu begnügen haben werden.
Maria Theresia.
(Intimation an die Hofkammer, 11. März 1741. Wien, Staatsarchiv.)
Graf KhevenhüUer erhielt als Obersthofmarschall 1200 fl. und außerdem
2000 fl. Geheimratsgehalt. (Intimation an die Hofkammer, 20. November 1742.)
Noch folgendes sei erwähnt: im ganzen gab es (mit den überzähligen)
11 systemisierte Assessorstellen. KhevenhüUer beantragte 1743, es möge noch
18*
276
eine zwölfte kreiert und die Taxe von 500 fl. (Hälfte der Besoldung, die ehedem
ein Assessor bezogen hatte), welche „vormahlen bei Resolvirung eines Assessors"
zu erlegen war, auf 400 fl. herabgesetzt werden.
Maria Theresia resolvierte: „weillen der Hoff und dicasterium ohnedem
sehr vermindert seind, gedenckhe die assessores vor jezt nicht zu vermehren,
die wohl mit der Arbeit kleckhen werden." (Vortrag Khevenhüllers s. d. 1743.
Wien. Obersthofmarschallamt.)
Im Oktober 1742 war der Expeditor Ferdinand Hönninger gestorben.
Khevenhüller machte daher am 24. Juni 1743 einen Besetzungsvorschlag. Diesen
genehmigte Maria Theresia, wonach eine Vorrückung stattfand und der Akzessist
Franz Josef Geittinger die Stelle eines überzähligen Kanzlisten erhielt. Aber
aus Khevenhüllers Vortrag erfahren wir auch, daß Faby — über 26 Jahre beim
Hofmarschallamt gedient hat und erst nach dieser Zeit in die mit 150 Gulden
dotierte Stelle eines Expeditors eingerückt ist. Khevenhüller führt Klage über
den kleinen Status des Personals-, man habe ungemein viel zu tun, müsse daher
auch an Sonn- und Feiertagen, sogar während der Nachtzeit arbeiten. Schließ-
lich bemerkt er, es ginge wohl nicht mehr an, die Taxe wie bisher bei der
österreichischen Hofkanzlei zxi erlegen. Denn laut Entschließung der Königin
sei die Trennung erfolgt und das Hofmarschallamt als eine unabhängige Stelle
anzusehen.
Maria Theresia genehmigte Khevenhüllers Besetzungsvorschlag und resol-
vierte zugleich, es sei „die Tax unterdessen in depositum beim Hoflfmarschall zu
behalten, bis weitrer Befehl". (Wien, Obersthofmarschallamt.)
16 (103). Vgl. S. 97, Anm. 3.
17 (104). Dieses Datum ist unrichtig; denn Prinz Karl, der seit dem
15. November 1742 das Oberkommando führte, übergab es „ad Interim" dem
FM. Grafen Khevenhüller, und zwar am 15. Dezember, an welchem Tage er nach
Wien abreiste. (Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg IV, 645.) Karl langte (nach
dem Hofprotokoll) am Abend des 16. Dezember in Wien an.
18 (108). Vgl. Starzer, 309 flf.
19 (111). Das Kreditiv für den Burggrafen Friedrich Ludwig zu Dohna
ist vom 3. Dezember 1742 datiert. „Er ist von Mir vornehmlich befehliget worden
— schrieb Friedrich II. an demselben Tage an Maria Theresia — E. M. zu er-
kennen zu geben, wie sehr Ich Mich über das zwischen Deroselben und Mir
glücklich hergestellte gute Vernehmen erfreue und daß Ich jederzeit eine der
angenehmsten Bemühungen Meiner königlichen Eegierung darin bemhen laßen
werde, selbiges mehr und mehr zu befestigen und unauflöslich zu machen. ..."
(Original, Wien, Staatsarchiv.)
Im Juli 1744 wurde Dohna abberufen, um „in gewißen Angelegenheiten"
nach Stuttgart zu gehen ; ihn sollte bis zu seiner Rückkehr der Legationssekretär
van der Hellen vertreten. (Friedrich II. an Maria Theresia, Berlin, 18. Juli 1744.
Original, Wien, Staatsarchiv.)
20 (112). „AUerunterthänigste Amtserinnerung" des Obersthofmarschalls
Fürsten Auersperg. S. d. (Original, Wien, Staatsarchiv.)
Nachdeme E. kö. M. aus vielen erheblichen Ursachen erfunden, dero Staats
Canzlei von der Oesterreichischen Hoff Canzlei abzusönderen und bei der erstem
ein besonderes Capo als Hof Canzler in der Person des Grafen von Ulefeld an-
zusezen, welcher allein die auswärtige Geschäften und geheime Hauß Sachen,
nicht weniger in so weit ein Hof Canzler sonsten respectu deren Hof Ämteren
277
ein Influenz gehabt, dieserwegen das erforderliche besorgen, die Oesterreichische
Hof Canzlei hingegen wie die königl. hungarische und böhmische allein die Pro-
vincialia und was dahin gehörig, respiciren solle, und mich dessen vermittels des
anligenden copeilichen Decreti zur Wißenschaft a. g. erinneren laßen,*) benebst a. h.
einen Vorschlag anverlangt, wie in Ansehung des mir dermahln a. g. anvertrauten
Obrist Hof Marschall Amts und deren dahin einschlagenden Geschäften forderist, was
das Justiz Wessen anbetrift, eine sichere Norma zu stellen und zu halten seie.**)
Also zu dessen a. gehors. Folge habe E. kö. M. a. u. vorstellen sollen,
welchergestalten das Obrist Hof Marschall Amt an denen k. u. k. Höfen jedes-
mahln eines deren ersteren Hof Ämteren gewesen, welchem Inhalt der untern
Kaiser Ferdinaudo II. ausgestelten Instruction an der k. u. k. Hof Staat***)
1. die Besorgung deren Curialien und Follicei, dan
2. die Administrirung der Justiz über alle, so in kaiserl. oder königl.
Diensten stehen oder des Hof Schuzes genüßen und nicht durch besondere Privi-
legia ihren etwo angebohrnen oder aus anderer besondern Ursach einem Foro
schon unterworfen bleiben.
Was nun die erste Gattung der Obrist Hof Richterl. Activität concerniret,
so hat diese mit keiner Instanz eine Influenz und darum gestehet das Obrist
Hof Marschall Amt keiner Canzlei das geringste Einsehen zu, in Erwegung,
wan in dem Curiali oder Politico an der k. und k. Hof Staat etwas neuerlich
einzurichten oder das vorige zu verbeßeren oder aber abzustellen oder auch in
materia deren Gesandtschaften zu entscheiden vorfallet, ein solches jedesmahl
immediate an I. K. oder K. M. gebracht, darüber von a. h. deroselben immediate
die Sach resolviret und entschieden oder aber in rebus majoris momenti zur
Conferenz deren Ministrorum unter dem Pracsidio des Obristen Hof Meisters ad
deliberandura übergeben und nach abstatten Conferential Keferat die a. h. Re-
solution des öftern selbst eigenhändig oder durch das Obrist Hof Meister Amt
gewöhnlichermaßen dem Obrist Hof Marschall Amt intimiret wird, wie solches die
in verschiedenen Fällen unzahlbar sich geäußerte Casus bestättigen und in
frischen Andenken beruhen werden.
Belangend das zweite und Justiz Weesen, so erstreket sich des Obrist
Hof Marschallens Jurisdiction über die Territoria Aulica und wo das Hof Laager
sich befindet, und oben erwehnte in k. und k. Schuz und Bedienung stehende
Personen, über welche bei denen vorfallenden Civil und Criminal Begebenheiten
das Recht zu sprechen die Macht und Authorität übergeben ist.
Wan jemand über ein von dem Obrist Hof Marschall Amt geschöpftes
Urtl sich beschwäret und die Revision oder Recursum ad summum principem zu
nehmen sich gemüßiget gefunden, seind die Supplicata immediate an I. K. und
K. M. gestellet und überreichet worden. Von Zeit Kaisers Rudolphi I. biß auf
die Zeit Kaisers Ferdinandi II. ist von einem oesterreichischen Hof Canzler oder
Canzlei nichts bekant gewesen, wie dan in des leztern Hof Staat Beschreibung f)
neben denen vier Hof Ämteren nur folgende Consilia und Canzleien, als Consilium
*) Dieses Dekret liegt nicht bei. Siehe hingegen Fellner-Kretschmayr III, Nr. 5ß, p. 479
(Handschreiben an den Obersthofmeister d. d. 1742, II, 14).
**) Vgl. ibid. III, Nr. 57, C, p. 494 ff.
•**) Es dürfte jedoch die Hofstaatsordnung Ferdinands I. (vermutlich von 1537) gemeint sein,
welche die Vorlage für alle späteren Hofmarschallinstruktionen geworden ist. (Ibid. II, Nr. 12, I. B,
p. 121 ff. und Nr. 12, II. A, p. 126 ff.
t) Fellner-Kretschmayr II, Nr. 12, III, X, p. 216 ff.
278
intimum, Consilium imperiale aulicum, Consiliura camerae aulicum, Consilium aulae
bellicum, Consilium aulico hungaricum et Consilium aulico bohemicum zu erfinden
seind; folglichen haben I. K. und K. M. gemeldte Revisions, Restitutions undRecurs
Sachen durch die Reichs Hof Räthe deliberiren und die a. h. Resolutiones von daraus
dero Obrist Hof Gericht intimiren laßen, welches bis ad annum 1650 continuiret hat,
alwo vermög des anligend- untern 30. Julii an dero Obrist Hof Marschallen ergangenen
Decreti mitgegeben worden,*) die von dem Reichs Hof Rath an ihne kommende
Revisionen von seinen Sentenzen zwischen alhier anwesenden Hofbefreiten und
Hof Juden, ohne I. kais. M. Vorwißen nicht statt zu thuen, sondern wan sie ge-
suchet werden, dessen allezeit vorhero I, kais. M. immediate nacher Hof berichten
und deroselben a. g. Resolution darüber erwarten sollen. Worauf erfolget, daß
nach a. h. Befund und Gefallen I. K. und K. M. die Revisions- und andere Re-
solutiones teils von dem Reichs Hof Rath bis ad annum 1679 testibus actis, teils
aber auch von der immittels auf kommenen oesterreichischen Hof Canzlei als zu-
gleich geheimen Hauß Canzlei intimiret und expediret worden seind; welche
kais. a. g. Befelch bißhero zwar a. u. angenommen, dardurch aber selbige Canzlei
für kein Obergericht, sondern allein für ein Mittel, durch welches der Kaiser ihm,
Hof Marschallen, bis daher zu befehlen Beliebnus getragen, agnosciret worden.
Diese Veränderung ist dan die Ursach gewesen, daß, wo vormahlen die
Reichs Hof Räthe und die Reichs Canzelei, dero Amtsbedienten und Familien
gleich anderen Hof Canzleien der kaiserl. Obrist Hof Marschallischen Amts
Jurisdiction unweigerlich untergeben gebliben, sich dieser alleinigen Ursach
halber hiervon zu entziehen gesuchet und sogar in der Wahl Capitulation Kaisers
Josephi und Caroli die Exemption zu bewürken beflißen gewesen; weiln auf ge-
melte Art dieselbe per indirectum in revisorio zur oesterreichischen Hof Canzlei
als ein Provincial Stelle zu Urtl und Recht gezogen wurden, deme dan auch
andere königl. Hof Canzleien nachgeamet und aus gleichbemerkter Ursach der
Obrist Hof Richterlichen Jurisdiction zu entziehen und ohne Richter an dem
k. und k. Hof Laager zu stehen gesuchet.
Diesen Anstoß aber also durch gegenwärtig- ergriflfenes Mittel und ge-
machte Absonderung der geheimen Hof- und Hauß- von der oesterreichischen
Hof Canzlei E. kö. M. nunmehro allerweisest gehoben haben.
Ergibet sich demnach, daß auch in Justiz Sachen und was in diese Materie
einschlaget, immediate zu E. kö. M. nach bißheriger Gewohnheit die Revisiones,
Restitutiones etc. genommen und durch dero geheime Hof- und Hauß Canzlei
vorgetragen und expediret werden müßen und zu der oesterreicherschen Hof
Canzlei nicht gezogen werden können, immaßen demselben nach E. kö. M. a. h.
Entschlüßung, gleich der k. hungarisch- und böheimischen Hof Canzleien nichts
anderes als die Provincialia zu respiciren eingeraumet worden.
Widrigens erfolgete der alte Anstoß und müßheiliget, daß die andere Hof-
Stellen und Mittel, als die Hof Cammer, Hof Kriegs Rath, die königl. hungar.
und königl. böheim., siebenbürg., niederländische Hof Canzleien und übrige dem
Obrist Hof Richterlichen Amt untergebene Personale dieser Jurisdiction zu ent-
ziehen sich bemühen wurden, weiln sie hierdurch als personae aulicae unter ein
Provincial Hof Canzlei unterzogen wurden. Es erfolgete auch hieraus jenes
Absurde, daß, wan E. kö. M. aus Oesterreich in ein Dero Erb Königreichen sich
begeben, daß in denen, wehrenden dasigen Aufenthalt vorfallenden burgerl. oder
*) Beilage I.
279
peinlichen Casibus von dem Obrist Hof Gericht geschöpften Urtl und Recht, die
Revision oder Recurs in Oesterreich gesuchet werden müste. Endlichen erfolgcte,
daß die dasige königl. Hof Canzlei ad exemplum dieser oesterreichischen ex pari-
tate rationis das Revisorium und eine Obereinsicht über dero königl. Obrist Hof
Gericht zu prätendiren nicht unbillich ansiinnen wurden; welchen und noch
anderen mehreren Inconvenienzen nicht anders als durch die leztlich a. h. ge-
schöpfte Entschlüßung gesteuret wird, daß von dero Obristen Hof Gericht zu
E. königl. M. die Revision und andere Recursus in Justiz Sachen genommen und
in dero geheimen Hof Canzlei untersuchet, zum Vortrag und Entscheidung ge-
bracht und sofort von danen expediret werden.
Es wird auch hieraus nicht die geringste Confusion, wan man änderst
herzu nicht den Anlaß macht, entstehen, sintemahln solche damahln nicht ent-
standen, als der Obrist Hof Richterl. Zwang und das Justiz Weesen an allen
k. und k. Hof Staaten und Hof Laagern von vielen Saeculis her, sonderlich bei
dem a. durchl. Erzhauß von Rudolpho I. in der gebührenden Dignität, Activität
und Vorzug jederzeit gewesen und wo man von einer oesterreichischen Hof
Canzlei nichts gewust, bis solche erst unter Ferdinando III.*) zur gegenwärtiger
Weesenheit den Ursprung genommen, auch anfänglich das ganze Collegium in
einem Hof Canzler und zweien secretariis et simul referendariis bestanden ist.
Die Materien seind auch bei dem Obrist Hof Marschall Amt nicht in so
großer Anzahl, sofern nur nicht alle Kleinigkeiten angenommen werden; sie er-
forderen auch keine wöchentliche, zu geschweigen tägliche Berathsclilagung und
werden die Currentia wie vormahln durch den Hof Canzler und zustellenden
geheimen Hof Secretarium, dan die wichtigere Sachen mit Zuziehung einiger
Räthen wie vormahln leichtlich besorgen und bestritten werden.
Benebst seind auch die Materien keiner Dingen von solcher Beschaffen-
heit, daß dieselbe mit der Provinzial oder oesterreicherschen Canzlei einen Zu-
sammenhang hätten, imaßen so viel die bißhero sich geäusserte Jurisdictions
Irrungen betrift, werden diese sohin, wo nicht alle, doch vielen Teils verhindert
werden mögen, wan man über die abgestatteten Amtsberichte, statt deren pro
eo casu abgefasten Resolutionen eine absolute Regul und Decision gemacht hätte,
so annoch zu Vermeidung dergleichen Irrungen und hieraus entstehenden An-
laufs des Hofs zu bewerkstelligen ist.
Die Schranken deren allhier befindlichen vielerlei Gerichtbarkeiten seind
auch anderen bekant und wan es nöttig, wird es bei E. kö. M. beruhen, in der-
gleichen seltenen Zufällen dero oesterr. Hof Canzlei auch hierüber zu vernehmen
und über dero abstattendes schriftliches Referat, wie es auch in anderen Be-
gebenheiten öfters geschehen, andere zu berathschlagen und dero königl. Resolu-
tion durch dero geheime Hof Canzlei eröfnen zu laßen.
Die Hoffreiheiten und Judenschuz seind vormahln von der Reichs Canzlei,
nachhero, als die geheime Hof Canzlei entstanden, zugleich von dieser und so-
fort hernach von beeden expediret worden, wie solches anligende Resolution
d. d. 23. et praes. 29. Augusti 1679 unwidersprechlich bestättiget und den darin
gemachten Unterschied dahin eröfnet, daß die erstere die Hofstaat zu folgen und
immittels ihr Gewerb zu Wienn zu sperren verbunden worden.**)
*) Die österreichische Hofkanzlei ist 1620 (also unter Ferdinand II.) von der Reichskanzlei
abgetrennt worden.
**) Beilage II.
280
Obwohln nun dieses in das Politicum loci mit einlauffet, seind doch vor-
hero ohne Vernehmung der Bürgerschaft und der N. Oe. Regierung oder der
oesterreicherschen Hof Canzlei dergleichen christlich- und jüdische Hoffreiheiten
ertheilet worden, auch respectu deren lezteren bis anhero niemand vernommen,
sondern die Juden Freiheiten absolute von der geheimen Hof Canzlei aus-
gefertiget worden; wurde sich aber dießfalls in futurum ein Anstand äußeren
und die oesterreicherische Hof Canzlei zu vernehmen sein, wird derselben gar nicht
decoros fallen dörffen, an E. kö. M. ihre Erinnerung schuldigster Maßen abzustatten,
indeme sie hierdurch dero a. h. Willen befolget, welche Erinnerung und der
ganzen Sache Beschaffenheit ferrer E. kö. M. zur a. g. Resolution dero geheime
Hof Canzlei vorzutragen haben wird. Es wird aber auch dessen gar nicht nöttig
sein, weiln bei jeziger Einrichtung in Handwerks Sachen eine Hof Commißion
mit Subjectis v. allen Instantien angestellet ist, welche in hac materia privilegiorum
ihre gutachtliche Berichte an E. kö. M. abzugeben hat. Wammen sollen und
können diese gutachtliche Berichte nicht zur königl. geheimen und warum zur
oesterreicherischen Hof Canzlei abgereichet werden, indeme sothane Hofbefreite
fUrderist zu Bedienung der k. und k. Hof Staat und das Hoflaager zu folgen ur-
sprünglich angenommen worden und annocli hierzu in denen erteillenden Frei-
heiten ausdrüklich verbunden werden, also, da diese Hoffreiheiten indulta regia
et personalia seind, welche nicht nur in Österreich, sondern in allen übrigen Erb
Königreichen und Länderen ihre Würkung und Effekt liaben sollen, aus ihrer
natürlichen Eigenschaft, von der kön. geheimen Hof- und Staats Canzlei und
nicht von einer Provincial Canzlei ausgefertiget werden müßen, weiln ein öster-
reicherisches Provincial Privilegium extra territorium nicht angesehen wird.
Das Hof Quartier Wesen ist ein immediales dem Obrist Hof Marschall Amt
anklebendes Regale, welches unter keiner Einsicht einer Canzlei stehet. Die
Einrichtung der Hof Quartier Ordnung de anno 1669 *) und alles in diese Materie
einschlagendes von größerer Wichtigkeit ist durch gehaltene Hof Conferenzen
berathschlaget, die übrigen Sachen auf den Vortrag eines jeweiligen Obrist Hof
Marschallens von I. kaiserl. M. resolviret, mithin niemahln pro re mixti fori,
sondern pure aulica angesehen und gehalten worden. Daß zu Beschreibung der
Hof Quartier von dem Stadt Magistrat Commissarii zugezogen werden, geschiehet
darummen, daß selbe zusehen, was man der Hof Quartier Ordnung gemäß denen
Hofleüthen zu bewohnen anweiset und daß man keinen beschwäret. Dieses ge-
schiehet in allen Erb Königreichen und Erbländeren, wohin sich die k. und k.
Staat und Hoflaager verfüget und subsistiret, ohne daß derentwillen in anderen
Länderen denen königl. Hof Canzleien beigefallen wäre, gegen dem k. und k.
Obrist Hof Marschall dießfalls oder in andere Weege eine Jurisdiction oder aber
eine Erkentnuß sich anzumaßen-, äußeret sich eine Beschwärde, wird solches
E. kö. M. vorstellig gemacht und nach des Obrist Hof Marschaliens Vernehmung
entweder von E. kö. M. selbst entschieden oder vermittels anordnender Conferenz
und abstattenden a. u. Vortrag, ohne einer nöttigen Hof Canzlei entschieden. Bei
Ansuchung deren Bau Freijahren hat es ebenmäßig dermahln lediglich an des
Obrist Hof Marschallen Amts gutachtlichen Bericht beruhet und ist ohne dieß
ein schon festgesteltes Sistema, wie die ansuchende Freijahre nach Proportion
des aufführenden Gebäudes, welches durch das Hof Quartier Amt in Augenschein
*) Mencik (Beiträge zur Geschichte der kaiserlichen Hofämter. Archiv für Österreichische
Geschichte, 87. Band, p. 472) erwähnt bloß die Ferdinandeische Instruktion d. d. 1637, XI. IG, welche
Leopold I. am 23. Juni 1657 bestätigte.
281
genommen wird und die beilegende Riß und Bau Unkosten untersuchet, zu er-
teillen seind; darüber auch in zweiflfelhaften Zufall die geheime Hof Canzlei,
gleich die oesterreicherische , der Billichkeit nach zu arbitriren vermögend
sein wird.
Und obschon alle diese in das Justizwcesen und sonst in das Curiale et
Politicum einlauflfende Activität an sich selbst mit der Eigenschaft einer Staats-
oder Hauß-Canzlei keine Verwandtschaft zu haben vorgewendet werden wolte,
so kan dieselbe noch weniger mit einer Provincial Canzlei verknüpfet werden;
als da hieraus unvermeidentlich erfolgete, daß bei jedermahliger Veränderung des
königl. Hoflaagers das Revisorium und übrige in das Justiz und anderes politisches
Weesen einlauffende Sachen aus eben denen jenigen Principiis, worauf die oester-
reicherische Hof Canzlei sich zu gründen gedenket, zu jenes königl. Reichs- oder
Landes Hof Canzlei, worinnen pro tunc das königl. Hoflaager sich befindete,
ebenmäßiges Vorrecht praetendiren und sofort das königl. Obrist Hof Gericht
iraerhin bald jener, bald dieser Hof- und Provinzial Canzlei gleichsam sub-
ordinirt sein müste, welches doch so indecoros für ein dergleichen vornehmes
Hof Amt als unpracticirlich zu sein, von selbst in die Augen fallet.
Aus dieser kurzen Vorstellung werden demnach E. kö. M. a. g. erfinden,
wie es nötig gewesen seie, dero geheime Hof- und Staats Canzelei von der öster-
reicherischen abzusönderen und mit besonderen Capo zu versehen, und wie alle
bei dem königl. Obrist Hof Gericht fürfallende ad revisorium kommende Justiz
Sachen von demselben besorget werden können, hingegen wie indecoros als un-
thunlich es wäre, das königl. Obrist Hof Marschall Amt in Ansehung dessen
Praerogative und Activität einer Provinzial Hof Canzlei zu unterziehen und dar-
durch das in dero geheimen Räthen, Präsidenten, allen Hof Dicasterien, dan in
Hof Chargen und anderen Bedienungen bestehendes Personale aulicum einer
Landes Instanz zu unterwerfFen.
Also hab ein solches dero a. h. weitern Entschlüßung überlaßen und mich
zu königl. Hulden a. u. empfehlen wollen.
L (ad p. 278).
Copia. Von der röm. kais. auch zu Hungarn und Böheimb königl. M.
Erzherzogen zu Oesterreich etc., unsers a. g. Herrn wegen deroselben Rath,
Cammerern und Obristen Hof Marschallen Herrn Heinrich Wilhelm Grafen und
Herrn von Stahremberg etc. hiemit in Gnaden anzuzeigen. A. h. ermelt- L kais. M.
haben sowohl aus der zwischen dero Hof-Kriegs-Raht, Cammerern, General
Commissario und Landobristen in Oesterreich u. d. E. Herrn Ernst Herrn von
Traun etc. und denen Ferdinand Daniel Permannischen Erben versirenden und
von ihme, Herrn Obrist-Hof-Marschallen unlängst mit Gutachten nacher Hof ge-
gebenen Praetensions-Sachen, als auch sonsten gn. abgenommen, was maßen die
Revisiones von allen bei dem Obrist Hof-Marschallichen Gericht ergehenden Sen-
tenzen (ohngeacht, daß die darbei intereßirte beklagte, sowohl Christen als Juden,
I. kais. M. eigene Unterthanen und unter dero landesfürstl. Schuz und Jurisdiction
allhie angesessen sein) immediate für den kais. Reichs-Hof-Raht, ohne L kais. M.
einiges Vorwissen gezohen werden wollen; nachdeme aber hieraus allerhand Con-
fusiones und schädliche Praejudicia entstehen, also ist L kais. M. a. g. Willen
und Befehl hiemit, daß er, Herr Obrist-Hof-Marschall hinführo einigen dergleichen
von dem Reichs-Hof-Raht an ihn kommenden Revisionen von seinen Sentenzen
282
zwischen alhie anwesenden Hof befreiten und Hof-Juden ohne I. kais. M. Vor-
wissen nit statt thuen, sondern, wan sie gesucht werden, dessen a. z. vorher©
I. kais. M. immediate nacher Hof berichten und deroselben ferrere a. g. Resolution
darüber erwarten solle.
(Wien, Staatsarchiv.)
II. (ad p. 279).
Copia. Dekret an den Hof kammer -Vize-Präsidenten und angesetzten
Obrist-Hof-Marschallen Herrn Johann Quintin Grafen Jörger zu Tollet.
... Er werde sich zu erindern wissen, daß in der anno 1660 wegen der
hofbefreiten KaufF- und Handwerks-Leuth ergangener gn. Ilaubt-Resolution u. a.
gemessen vorgesehen, daß diejenig, welche ihre Hoffreiheiten von der N. Oe. ge-
heimben Hof Canzlei erhalten, dem kais. Hof zwar zu folgen schuldig sein, be-
nebens aber gleichwohlen alhier zu Wienn einen öffentlichen Laden, ungehindert
des kais. Hofs Abwesenheit halten mögen, entgegen aber diejenigen, so ihre
Hof Freiheiten von der Eeichs-Canzlei haben, der kais. Hofstatt zu folgen ge-
halten, alhier zu Wienn und anderwärts aber, wo der kais. Hof sich nicht be-
findet, dergleichen oiFentliche Laden zu haben oder ihr Gewerb fortzutreiben
ihnen verbotten sein solle.
Dieweiln sich nun derraahlen bei I. kais. M. von hinnen genommener Ab-
reiß der Fall und Zeit, obbesagte g. Resolution zum Vollzug zu bringen, sich
ereignet, als hat er, angesetzte Herr Obrist-Hof-Marschall auf derselben Execution
mit Nachdruck zu halten.
(Wien, Staatsarchiv.)
Referat des österreichischen Hofkanzlers.
S. d. (Abschrift. Wien, Staatsarchiv.)
E. kö. M. hat allermildest gefallen, einen Vorschlag abzuforderen, wie in
Ansehung des Obrist Hof Marschallen Ambts und derer dahin einlauffenden Ge-
schafften eine sichere Norma vest zustellen, nach welcher sowohl die oester-
reichische geheime Hoff Canzlei als auch die Staats- und Hauß Canzlei sich zu
richten hette.
Die Natur derer beeden Canzleien gibet die MaßreguUn von selbsten an
die Hand.
Die Verfaßung der oesterreichischen Hoff Canzlei ist, das Politicum pro-
vinciale und judiciale in denen oesterreichischen Ländern zu besorgen und folget
mithin von selbsten, daß was immer dahin einigen Einfluß hat, ohne Zerrittung
des Systematis und viele daraus besorglichen Unordnungen nicht wohl könne
abgezogen werden.
Dargegen kommen der Staats- und Hauß Canzlei ihrer Aigenschafft nach
alle Geschafften zu, welche das Universum betreffen, wie ingleichen auch die
Vorfallenheiten, so sich bei Hoff quoad curialia ergeben oder mit fremden
Ministris zutragen.
Nach solcher Cynoscur und institutmäßiger Beschaffenheit derer beeden
Canzleien ist unschwehr zu beurtheilen, in wie weit der Hoff Marschall der oester-
reichischen Hoff Canzlei und in waß Fällen derselbe der Staats- und Hauß Canzlei
unterzustehen habe?
i
I
283
Das Amt eines Obrist Hoff Marschallens theilet sich haubtsächlich in
zweierlei Functiones ab, alß
erstens in das Ceremoniale bei Hoff wie auch auf denen Reisen und in
publiquen Einzügen, wohin mann auch zehlet den Schutz, so er denen frembden
Ministris zu ertheilen oder in so weith er auch sonsten in Ansehung dererselben
sein Amt zu handien hat.
Zweitens in der Hoff-Jurisdiction, welcher alle unterworffcn, so in E. kö. M.
Diensten stehen oder in andere Weege sich des Hoff Schutzes zu erfreuen
haben, die alleinige Landes Mitgliedere und Universiläts Membra ausgenohmen,
welche in Krafft derer besonderen Freiheiten ihren foro ordinario zugethan ver-
bleiben.
Die ersterc Gattung der Hof Marschallischen Ambts Activität ist das
aigentliche Objectum, worüber der Staats- oder Hauß Canzlei das Obereinsehen
gebühret, maßen dieses Departement mit dem Provinciali, Politico und Judiciali
keine Verknüpfung hat, sondern ohnmittelbahr den Hoff und die bei selben re-
vidireude Bottschafften und Gesandte angehet.
Wie dann eben dahin auch gehöret die Verleihung derer Hoff Quartieren
sowohl allhier alß wo immer der Hoff sich befindet, maßen hierinnen einem zeit-
lichen Obrist Hoff Marschallen niemahlen Zill und Maaß gesezet, sondern nur
jene Beschwärden, so einige Partheien gegen die übermäßige Quartier Anschrei-
bung inzuweillen fürgebracht, behörig untersuchet worden.
Waß aber den zweiten Theil des Hoff Marschall Ambts, nemmlichen den
Gerichtszwang und das Justiz Weesen betrifft, so hat dieses mit der Sphaera
einer Staats- oder Hauß Canzlei, wie es jedermann von selbsten in die Augen
fallet, nicht die mindeste Connexion, sondern im Gegentheil eine solche Be-
schaffenheit, daß es von der oesterreichischen Canzlei, welche das Politicum und
zugleich das Revisorium zu besorgen hat, ohne höchster Confusion nicht wohl
kann abgetrennet werden.
Dieses lasset sich nicht wohl füglicher und mehrers überzeugend beweisen,
alß wann mann von Rubrique zu Rubrique gehet und bei jeglicher den evidenten
und unabsönderlichen Zusammenhang darstellet.
Die Haubt Rubrique bestehet in jenen Beschwehrschrifften, so bei E. kö. M.
über die Hoff Marschallische Bescheid und Erkantnußen in denen alda schwe-
benden Rechtssachen fast täglichen übergeben werden.
Die Entscheidung sothanner Anbringen erfordert ihrer Natur nach eine
Collegialüberlegung, welche in mehrern Räthen zu bestehen hat, theils weillen
in zweiffelhafften Rechtssachen die Pluralität derer Stimmen obschon abhänglich
von E. kö. M. a. h. Resolution den Außschlag geben muß, theils weillen in publice
einen gar widrigen Eindruk mache, wann es vermerkete, daß die Aussprüche
und Urtheill, so ein ganzes Dicasterium geschöpfet, am a. h. Orth der Censur nur
eines oder des anderen unterligen solten.
Neben deme aber ereignen sich fast täglichen solche Zufäll, die keinen
Verschub leiden, sondern eine alsogleichs und wohlüberlegte Berathschlagung
erheischen, gleichwie es in casibus moratorii und anderen Personal Executions
Begebenheiten sich des öfftern zutraget.
Wie schiket sich nun zu allem disen die Staats- oder Hauß Canzlei, so in
einem Canzler und Rath bestehet, welche beede, wie bekant ist, mit viel wich-
tigern Geschafften überladen seind? Und wie stehet dahero zu hoffen, daß sie
nebst der aufhabend- höchstmühesamben Staats - Expedition zugleich operose
284
Process Arbeithen übernehmen und sogar die tägliche Currentsachen mit jener
Celerität beförderen könne, wie es die Justiz erheischet?
Solten aber auch in derlei Justiz Sachen noch andere Canzleiräthe zu-
gezogen und diesen der Vortrag aufgebürdet werden, so entspringende darauß
keine andere Würkung, als daß denen übrigen Canzleien das höchst nöthige
Personale entzogen, die Räthe auseinander gesezet und viele weit mehrers im-
portirende Deliberationes gehinteret wurden.
So sihet mann auch sonsten keine erdenkliche Ursach, die E. kö. M. be-
wegen könte, die hofmarschallische Eechts-Sachen von ihrem uhralten Canal ab-
und an eine andere Canzlei zu leithen. E. kö. M. fiirnemste Ministri, welche fast
sammentlich Lands Mitgliedere seind, werden durch die oesterreichische Canzlei
in revisorio geurtheilet; warumben solten die geringere Käthe und Bediente sich
derselben entziehen?
Da bevorab, wo die mehreste Clagsachen sich auf hier gemachte Schulden
gründen und soforth auch nach denen hiesigen Landt-Gesäzen erörteret werden
müssen, ja einige Causae von einer solchen Natur seind, daß auch die Obrist
Hoflfmarschallische Jurisdictions Genoßene, wie zum Exempel in Ausziehungs-
sachen, bei der allernidrigsten Instanz zu recht stehen müßen.
Die zweite Rubrique ist die Untersuch- und Abthuung aller Jurisdictions
Irrungen, so sich zwischen den Obrist Hotfmarschallen und anderen Stellen er-
aignen. Hierüber kann der Vortrag nicht wohl durch eine andere Canzlei ge-
schehen, als welche zugleich die übrige Tribunalien zu vernehmen und E. kö. M.
a. h. Resolution an selbe zu intiiniren hat, sonderlich wo die Schrancken derer
alhiesig so viellerlei Gerich tbahrkeiten niemanden so vollkomen als der oester-
reichischen Hoff Canzlei bekannt sein mögen und eine an sich natürliche Snch
ist, daß der Obrist Hof Marschall, sobald er sich eines Jurisdictionseingriffs
gegen andere Instanzen beklaget, die Remedur bei jener Canzlei suchen müßen,
welcher die besagte Tribunalien unterworffen seind, und die folglich die a. h.
Befehl an selbe zu dirigiren hat.
Unter der dritten Rubrique verstehet mann die Ausfertigung derer Hof
Freiheiten und des Juden Schutzes. Beedes schlaget tieff in das Politicum pro-
vinciale ein und werden sonderlich die Hof Freiheitten, zumahlen selbe auf lauter
burgerl. Gewerb gehen, schon seith vielen Jahren nicht mehr verliehen, bevor
mann nicht die Regierung mit ihren Ambtserinnerungen, dise aber die bürger-
liche Zunffteu wegen ihres darunter so mercklich versirenden Interesse darüber
vernohmen hat, gestalten ohne disem, in wie weith die implorirte Hoff Freiheit
der Burgerschafft schädlich oder unnachtheillig auch dem Publico nuzlich seie,
ohnmöglich beurtheilet werden kann. Unzählige Anstößigkeiten ereignen sich
zwischen denen Hoffbefreiten und bürgerlichen Professionisten, wo es gemeinig-
lich auf den Verstand derer Privilegien und auf das, wass die Landeswohlfarth
erheischet, ankommet. Wie schwär aber müste hierinnen der Staats- oder Hauß
Canzlei fallen, ein gegründetes Arbitrium zu nehmen, da sie ja von dem dis-
orthigen Detaillo und Landes Verfaßung nicht wohl so genau informiret
sein kann?
Und wie dedecoros wäre allenfals der oesterreichischen Hoff Canzlei,
wan sie in Sachen, so ohnmittlbahr ihre Sphaeram angehen, für eine andere
Canzlei nur gleichsam den Canal zu Vernehmung derer politischen Stellen ab-
geben solte? In summa die Privilegia in allen Ländern werden bekannter
Dingen allein durch die Provincial Hoff Canzleien ausgefertiget, und da die Hoff
285
Freiheiten von ganz gleicher Natur seind und alß Indulta personalia an einige
Künstler und wohlverdiente Leuthe verlihen werden, so ergibet sich die bündige
Schlußfolge von selbsten.
Eine fast gleiche Beschaffenheit hat es mit der vierten Rubrique in Er-
theillung derer Quartier Freijahren, alß welches in allen Ländern pro re mixti
fori angesehen und dahero bei denen Provinzial Hoff Canzleien tractiret wird.
Auch alhier seind bei Anschreibung derer Quartieren zweierlei Commissarii,
nemblichen von Obrist Hoflf Marschallen und von dem Statt Rath. Die erstere
sehen auf das Quartier Regale, die leztere aber darauf, damit der Bürgersmann
über die hergebrachte Proposition eines Drittels nicht beschwehret werde. Und
auf eben dise Weise wird auch das Augenliecht eingenohmen, alß oift es umb
die Außmeßung derer Freijahren zu thun ist, umb zu erheben, wie weith sich
die Bau-Unkosten erstrecken. Und folglichen auf wie viele Freijahr einzurathen
der Billichkeit und der bisherigen Observanz gemäß seie.
Daraus aber fliesset von selb.sten, daß sothanne Arbitrirung derer Freijahren
mit der Aigenschaft einer Staats- oder Hauß-Canzlei gar keine Verwandschaflft,
sondern in Gegentheil in das Provinciale oder Politicum die alleinige Influenz
habe, auch sonsten gar kein solides Fundament sich eußere, warumben von der
im Eingang angezogenen Grund Regul und waß in all anderen Provinzen üblich
ist, solle abgegangen werden.
Und dieses ist, a. g. Frau, der Vorschlag, -wie die Canzleien nach ihrer
beedseitigen Aigenschafft und ohne allbesorglicher Irrung, so vill dem Obrist
Hoff Marschallen betrifft, ohnmasgebigst können abgesondert werden, und es ge-
ruhen darbei E. kö. M. versichert zu sein, daß mann bei sothannen Abtheil ungs
Plan nichts anderes zum Zwek führe, als die gute Ordnung, dann die höchst
nöthige Subordination derer Stellen und endlichen auch die Justiz in ihrem un-
verzögerten Lauff zu erhalten, anbei unzähligen Colisionen auszuweichen, mithin
alles zu vermeiden, waß immer dero a. h. Dienst nachtheilig sein könte.
21 (112). Dekret an den Obersthofmarschall Grafen Johann Josef Kheven-
hüller. Wien, 26. Dezember 1742. (Original im Obersthofmarschallamt, Konzept
im Staatsarchiv.)
„Von der zu Hungarn und Böheim königl.M., Erzherzogin zu Oesterreich etc.,
. . . dero Cammerern, würcklichem geheimen Rath und Obristen Hofmarschallen
Herrn Johann Josef Grafen von Khevenhüller hiemit anzudeuthen: a. h. gedacht
I. k. M. hätten wegen derer nach bekanntlich beschehener Absonderung dero ge-
heimen Staats- und Hauß-Hof-Cantzlei von der oesterreichischen Cantzlei zwischen
dem Obristen Hof Marschallen und der leztern in Revisions Recursen und sonsten
sich geäußerter Differentzien auf die darüber gepflogene Hof-Conferential-Berath-
schlagung und diesseitig in Sachen a. u. gethanen Vortrag die a. g. Resolution,
in was I. kö. M. hegende Gesinnung wegen des Obristen Hof Marschalls als dero
Obristen Hof Richters eigentlich bestehe, und wie a. h. dieselben es sonderlich
mit der Revision derer bei dem Obristen Hof Marschallen gesprochen werdenden
Rcchtsangelegenheiten fürs künfftige gehalten haben wollen, unterm 24. d. zu
Ende lauffenden Monaths und Jahrs folgender Gestalten allermildest zu eröffnen
gerahet.*) Wie daß nemblich das Revisorium bei ihme, Herrn Obristen Hof
Marschallen, verbleiben, derselbe jedoch ad majora gebunden sein und diesen
*) Beilage A.
286
Revisionen kein hofmarschallischer Assessor, sondern seithen von der kö. hungar.
Hof Canzlei der Hof Eath Hüttner, von der kö. böheimischen der Hof Rath
Turba, von der oesterreichisclien der Hof Rath Pelser, von dem Hof Kriegs-Rath
entweder der Hof Kriegsrath Schloissnig oder Dreyling und endlich von seithen
der N. Oe. Regierung der Regierungsrath Spaun denenselben beiwohnen sollen.
Wann dann auch etwas von Siebenbürgen, Niederland oder Wälisch Land vor-
kämme, so wäre ebenfahls von dorther allemahl ein Rath darzu zu ziehen; der
Actuarius aber könne ein hofmarschallischer Assessor sein. Es würde annebens
auch von I. kö. M. die von seithen der oesterreichischen Hof Canzlei prätendirte
Dependenz wie nicht minder von allen andern andurch gänzlich aufgehoben und
hätte er, Herr Obrist Hofmarschall, mit gedachten Canzleien in Freundschafft zu
correspondiren oder gemeinschaftlich mit denenselben die Vorträge zu machen.
Und wäre also er, Herr Obrist Hofmarschall, obrister Richter von allen. Dahin-
gegen derselbe sich in keine Provincialia einmischen solle. Schließlichen suspen-
diren I. kö. M. dermahlen noch dero Resolution wegen der Hof Befreiten und
gedenken, die gegenwärttige ehender absterben zu lassen als zu vermehren.
Welchemnach sothane allermildest geschöpffte königl. Resolution und Ge-
sinnungen nicht nur ihme, Herrn Obrist Hoffmarschalien Graffen von Kheven-
hüUer, auf a. g. Befehl zu dessen Wissenschaft und Nachachtung hierdurch förder-
sambst intimiret, sondern auch an alle Capi derer Hofstellen und Dicasterien
unter einstens mitgetheilet werden, damit dieselbe die benöthigte Nachricht davon
haben und auf sein, des Herrn Obristen Hofmarschalien, jedesmahliges Verlangen
die obbenannte oder aber auf dem Verhinderungs Fahl andere von ihme aus ob-
gedachten Hofstellen zu begehrende Räthe bei demselben zu erscheinen wissen
mögen. ..."
(Konzepte der übrigen Dekrete befinden sich gleichfalls im Wiener Staats-
archive.)
A. (ad p. 285).
Handschreiben der Königin an Grafen Sinzendorff. D. d. Wien, 24. De-
zember 1742. (Original, Wien, Staatsarchiv.)
Lieber Graf Zinzendorff.
Auß der Beilag ist zu ersehen, worinnen meine Resolution wegen des
Hoffmarschalls als Meines Obrist Hof Gerichts Jurisdiction bestehe und wie ich
es sonderlich mit der Revision deren bei dem Hof Marschall Amt gesprochen
werdenden Rechtsangelegenheiten gehalten wissen will.*)
Diese meine Resolution hat demnach der Graf alß Obristhofmeister ge-
sambten Hofstellen auf das sondersambste zu intimiren, damit ein jede darvon
Nachricht habe und sich nach solchem hinführo zu richten wisse.
Maria Theresia.
22 (112). Im Obersthofmarschallamte angestellte Recherchen sind erfolglos
geblieben.
23 (113). Vgl. „Österreichischer Erbfolgekrieg«, Band V, 243 ff. — Belle-
isle hatte den während des Marsches erlittenen Verlust auf 7000 bis 8000 Mann
geschätzt. (Ibid. 250, Anm. 3.)
•) Vgl. Fellner-Kretschmayr III, 57 C, 495 ff.
287
24 (115). Specification deren Lebensmitteln, wie hoch solche in Preis
währender Belagerung in Prag seind verkauflfet worden:
U Kindfleisch 222
ü Kalbfleisch 2*—
U Schweinfleisch 1*12
24pfündiger Scheps .... 29-48
junges Lärael IV—
ein Fasan 8'—
Rebhünl ISO
wilde große Enten .... 4* —
detto kleinere 315
Kapaun SSO
alte Henne 1*30
junges Hünl ISO
Spennfärkel 14 —
Gans 8-—
alter Haas 3'—
kleiner Haas 112
paar junge Tauben .... 2' —
Spatz —"05
U Schunken 130
U Cervellati 3 —
. . 2-—
. . 121
. . 1-30
. . 1-
. . 4.-
ü
Speck
Butter
Schmalz
Baum Oehl
geräucherte Zungen . . .
6pfündiger Karpf 16 —
5pfündiger Hecht 1644
Barm 12'—
Apfel --03
Birne —04
U kleine Fisch el 135
Stockfisch sonsten um 4 kr. . . —•34
Häring - 20
1 Strich Brod Mehl 20-—
1 Strich feines Mehl .... 60-—
1 detto Erbsen 2536
1 detto Linsen 25*31
1 detto Gruppen 54" —
1 detto Hirsch Brein .... 2536
1 Seitel Salz —-15
1 Schock Eier 15 —
1 frisches Ei — -27
1 Kuh 200 —
1 ord. ungarischer Ochs . . . 400 —
1 ungarischer Ochs, so Feldmar-
schall Belle Isle selbsten er-
kaufet 500 —
1 Kalb von 3 Monat .... 70 —
1 Kalbskopf ....... 9 —
1 Seitel Milch —-36
1 U Reis —-36
1 Indian 30'—
1 kleiner Indian 15' —
1 Kehl Rüben -06
1 gelbe Rüben —-03
Brod, sonst um 3 kr., für . . —'24
1 Laibel schwarz Commis Brod — -30
1 Laibel weisses Brod .... 1*-
1 U Pferdfleisch —-15
1 Strich Gersten 12 —
1 Strich Haber 8 —
1 Zentner Heu ....... 5-—
1 ord. Bund Stroh 1-30
1 Vaß Bier von 4 Eimer . . . 20 —
1 Eimer Bier, davon sonsten das
Seitl um 4 kr 24 —
U ord. Käß 1 —
25 (115). Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg VIII, 362 ff.
26 (115). Siehe Schels, Österr.-militärische Zeitschrift 1829, X. Heft, S. 57.
27 (115). Karl (III.) Philipp, Kurfürst von der Pfalz, geb. zu Neuburg am
4. September 1661, war das siebente Kind des Kurfürsten Philipp Wilhelm von
der Pfalz aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth Amalia Magdalene von Hessen-
Darmstadt. (Vgl. über ihn Allgemeine deutsche Biographie XV, 331 ff.)
28 (116). Karl (nicht Christian, wie KhevenhüUer irrig vermerkt) Philipp
Theodor (geb. 11. Dezember 1724) war seit dem 17. Januar 1742 mit Elisabeth
Augusta, der ältesten Tochter des verstorbenen Pfalzgrafen Josef Karl von Sulz-
bach, vermählt. Die Großjährigkeit hatte er mit seinem 18. Lebensjahre erreicht.
(Vgl. über ihn F. J. Lipowsky, Karl Theodor Churfürst von Pfalz-Bayern,
Herzog zu Jülich und Berg etc., Sulzbach 1828, und Allgemeine deutsche Bio-
graphie XV, 250 ff.)
288
29 (117) „Gestochen und verlegt durch J. J. Lidl, kön. M. pr. et Univ.
Kupferstecher. In Stern Hoflf in Schulder Gasl wohnhafft." Eine ausführliche
Beschreibung im Wiener Diarium 1743.
30 (118). Das Wiener Staatsarchiv verwahrt folgende Aktenstücke und
Korrespondenzen, welche Eugen O'Eovcrke, den Agenten des Prätendenten Jakob
Stuart teils betreffen, teils von ihm stammen:
1. Vollmacht für 0' Eoverke (Verhandlungen mit Karl VI.) d. d, 1727,
April 18. Original.
2. Urkunde, kraft deren der Prätendent seinem Agenten die Würde eines
Peers und den Titel eines Barons of Carha verleiht, d. d. 1727, Älai 24. Original.
3. Urkunde, kraft deren der Prätendent ihm den Rang eines Viscount of
Breifeny verleiht, d. d. 1731, Juli 13. Original.
4. Berichte 0' ßoverkes an Jakob Stuart aus Wien 1727—1742. (Original-
Konzepte.)
5. Schreiben von und an 0' Eoverke. (Konzepte und Originale.)
31 (120). Vgl. Arneth II, 220 ff.
32 (121). Der „blaue Hof" bildet den Kern des heutigen sogenannten
neuen Schlosses. (Vgl. Topographie von Niederösterreich V, 701, die jedoch als
Besitzer des blauen Hofes bloß nennt: Sebastian von Plörstein bis 1623, Frei-
herrn Gottfried von Eibiswald, Feldmarschall Dann.) Das neue Schloß entstand
durch den Umbau des blauen Hofes, den Maria Theresia überdies durch Zubauten
vergrößerte. (Ibid. 703.)
33 (121). Diese Liste liegt nicht bei.
34 (123). Nebst Sigismund Kollonitsch waren am 26. November 1727 zu
Kardinälen promoviert worden: Didacus de Astorga y Cespedes, Erzbischof von
Toledo; Philipp Ludwig Graf Sinzendorff, Bischof von Eaab; Giovanni di Motta,
Kanonikus in Lissabon. (Bericht des Kardinals Cienfuegos, d. d. Eom, 29. No-
vember 1727. Wien, Staatsarchiv.)
35 (124). Das Dekret ist vom 23. März 1743 datiert. (Wien, Staats-
archiv.)
36 (126). Extrait du regitre des resolutions de L. N. & G. P. les seigneurs
6tats de Hollande et de Westfrise.
Du samedi, 2 fevrier 1743.
Ayant delibere par ressomption sur la lettre de L. H. P. du 8 decembre
de l'annee passee oü le memoire qui avait et6 präsente le meme jour ä L. H. P.
par Mr. le baron de Eeischach, envoye extraordinaire de la reine d'Hongrie et
de Boheme, 6tait Joint et insere dans les notules du 11 du meme mois, et prin-
cipalement sur le troisieme point y congu, concernant l'assistance ulterieurement
requise, sur quoi L. N. et G. P. ont accepte, le 11 decembre dernier de vouloir
s'expliquer plus clairement apres qu'elles avaient prises leurs resolutions sur les
deux Premiers points de la maniere que leurs deputes en ont donne connaisance
ä la g6n6ralit6 le 14 decembre.
On a trouve bon et entendu qu'on doit aviser ä la generalit6 de la part
de cette province que L. N. et G. P. ayant le tout scrupuleusement pese, conQoi-
vent que la bonne foi et les interets de la Eepublique exigent que l'Etat satis-
fasse aux engagements auxquels il s'est oblige envers la maison d'Autriche, et
qu'il en donne une resolution fixe et entre en suite en delib^ration tant avec la
reine d'Hongrie et de Boheme qu'avec le roi de la Grande Bretagne qui a con-
tracte aussi bien que la Eepublique le meme engagement avec le döfunt em-
289
pereur siir la maniere la plus prudente et la plus efficace dont on pourra y
satisfaire.
Qiie sur ces fondements L. N. et G, P. ayaiit examine le traitö de l'an
1732, elles trouvent qu'il demande de la R6publique en prernier Heu un secours
de 5000 h. et puis un plus grand du quel on devait conveuir, et enfin rassistauce
de toutes ses forces.
Quo L. N. et G. P. out dejä consent! par leur rösolution du 24 juin 1741
dans le secours de 5000 h. ä bonifier en argent pour un an avec 840000 fl. sui-
vant revaluation specifiee dans ce merae traite, ce qui ne donne cependant pas
la faculte dans le cas pressant ä celui qui doit assister, de le donner en troupes
ou en argent, mais bien a celui qui a besoin de l'assistance d'en faire le choix
que la quote de cette province ä la susdite somme a ete payee dans les Pre-
miers mois de l'annee passee.
Quo L. N. et G. P. ont donne de plus par leur resolution du 28 aofit
dernier leur consentement ä une autre somme, nommement de 1600000 fl., ce que
l'on a porte le 30 du meme mois par proposition ä la connaissance de L. H. P.
en requerant les provinces d'y donner pareillement leur consentement et de les
realiser par leur fournissement, mais qu'il n'y a ete acquiesce jusqu'ä present
que par la Zeelande, pendant que la province de Hollande et de Westfrise a dejä
paye au comptoir general 480000 fl. en compte de sa quote ainsi que cela avait
ete accepte par les deputes de L. N. et G. P. ä la generalite le 14 decembre avec
le temoignage de leur bienveillance et promptitude de vouloir satisfaire au reste
aussitöt que les confederes y auraient consent!.
Que de plus on doit tächer ä la generalitö et meme eraployer tous les
devoirs et instances efficaces et reiterees que non seulement y soit consent! aux
sommes susdites de 840000 fl. et de 1600000 fl. par toutes les provinces et que
le payement en soit fait saus delai, comptant les 840000 fl. pour le secours de
la prcmiere armee et les 1600000 fl. pour celui de la seconde, mais qu'ou donne
aussi pour l'annee courante, en cas quo les affaires ne parviennent pas ä un
accommodement, un secours non en argent, mais reellement et par un corps de
troupes dont on doit convenir ulterieurement du nombre avec les puissances qui
y sont interessees, et qu'on en doit donner connaissance et en faire communica-
tion tant ä S. M. la reine d'Hongrie et de Boheme qu'ä S. M. britannique qui a
fait d^clarer ä L. H. P. d'etre resolu de satisfaire ä ses engagements et d'assister
cette princesse avec toutes ses forces, de meme qu'on doit y entrer avec les
ministres de ces puissances en deliberation pour convenir des autres princes qu'on
pourra requerir de plus pour assister cette reine, comme sur les moyens et les
mesures pour les employer lä oi'i ils pourraient etre 6coutes et etre de la meil-
leure utilite qu'au meme temps il conviendra de fiiire les arrangements sur la
destination des troupes tels qu'on ait soin d'eloigner la guerre des frontieres de
la R6publique.
Qu'il doit etre dirige dans le concert ä tenir avec les allies d'une fagon
que la ßepublique ne soit pas chargee au-dessus de ses forces et que les troupes
que la Republique donnera, ne passent pas le 20000 h. dont la cinquieme partie
peut consister en cavalerie ou dragons qu'en meme temps on doit deliberer sur
les moyens qui pourraient aboutir ä retablir le repos aussitöt qu'on pourra
l'obtenir, et qu'il faudra convenir des conditions qui y seront propres, et aux-
quelles on doit tächer de parvenir pour satisfaire aux engagements que la Re-
publique a contractes.
Khovenbüller-Sclilittcr. 1742—1744. 19
290
37 (127). Über Trauns Dispositionen und den glücklichen Verlauf der
Schlacht bei Camposanto vgl. „Österreichisclier Erbfolgekrieg" VIII, 128 flf.
38 (128). Vgl. Arneth II, 185.
39 (128). Das Staatsarchiv verwahrt bloß den folgenden zwischen Franz
und Anna Maria von der Pfalz abgeschlossenen Vertrag: Convention ou pacte
de famille passee entre S. A. R. Frangois III, duc de Lorraine et de Bar, Grand-
duc de Toscane et S. A. E. douairiere Palatino concernant les allodiaux du Grand-
duche de Toscane. Vienne, le 31 octobre 1737.
40 (130). Harrach litt ungemein infolge der Verlegenheiten, die ihm aus
seiner Stellung zu dem niederländischen Rat in Wien und dem Conseil prive in
Brüssel erwuchsen. Ausführlich ergeht er sich darüber in einer Denkschrift,
die er am 9. Januar 1742 an die Königin einsandte. (Wien, Staatsarchiv.)
Auch seinem Vater und dem Grafen Taroucca gegenüber äußerte er zu
wiederholten Malen den Wunsch, abberufen zu werden. Und als diesem Ver-
langen Rechnung getragen ward, da sagte Harrach, er habe achtzehn Monate
auf dem Platze geschmachtet, bis seine Erlösung gekommen sei. (Freundliche
Mitteilung des Herrn Dr. F. Menoik, gräfl. Harrachschen Archivars.)
41 (130). Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg V, 278 ff., 284 ff.
42 (132). Vgl. L. Lewis, Geschichte der Freimaurerei in Österreich 10 ff.,
der auch die Namen der Mitglieder der betreffenden Loge („zu den drei Kanonen")
bringt. Die Zusammenkunft hatte (nach Imhof, Historischer Bildersaal V, 1177)
im Margaretenhofe am Bauernmarkt stattgefunden.
43 (133). Johann Leopold Bärnklau Freiherr zu Schönreith (geboren 1700
zu Kreuzberg im Briegschen) wurde am 9. Juli 1734 Oberst und kam 1736 zum
General-Quartiermeister- Stab. Im Jahre 1738 war er Chef des Generalstabes der
gegen die Türken rückenden Armee und am 29. März 1739 Generalmajor. Als
solcher schlug er die Türken am 21. Juli bei Illdncsa. Am 13. Februar 1742 er-
folgte seine Ernennung zum Feldmarschalleutnant. Die glückliche Wendung,
welche 1742 die Dinge in Oberösterreich und in Bayern nahmen, war nächst
Khevenhüller dem FML. Bärnklau zu verdanken; deshalb erwähnte ihn auch
jener in fast allen seinen Berichten mit Auszeichnung. Bärnklau fiel am 10. August
1746 bei Roddofreddo. (Österreichischer Erb folgekrieg IV, 244, Anm. 1.)
44 (133). Daraus darf mit Recht gefolgert werden, daß Maria Theresia
dem Feldmarschall nicht bloß die scharfe Kritik nicht verübelte, die er an den
Verfügungen des Hofkriegsrates geübt hatte, sondern sie vielmehr als berechtigt
ansah. Prinz Karl und Khevenhüller bemühten sich, mit einander gut aus-
zukommen. Karl repräsentierte das initiative, Khevenhüller das erwägende
Element. So ergänzten sich beide. (Österreichischer Erbfolgekrieg IV, 740,
Anm. 1.)
45 (135). Deci-etum an den königl. Kämmerer und N. Oe. Regimentsrat,
Franz Jakob Grafen von Brandeis als Interims angesetzten Obristen Hofmar-
schallen. Wien, 14. April 1743. (Wien, Staatsarchiv.) Die Abschrift liegt dem
Tagebuche nicht bei.
46 (137). Dieses Schriftstück liegt nicht bei.
47 (139). Wörtlich übereinstimmend mit der im Wiener Diarium (Extra-
blatt [zu Nummer 37] 8. Mai 1743) enthaltenen Beschreibung.
48 (189). Nicht vorhanden.
49 (140). Im Januar war die Nachricht nach Wien gekommen, es sei der
Kurfürst von Mainz, Philipp Karl von Eltz (gewählt am 9. Juni 1732), gefähr-
291
lieh erkrankt. Der kurra<ainzischc Gesandte in Wien, Freiherr von Ertlial, deutete
an, „daß umb jenen, welche eine üble Wahl dürfften durchdring'en wollen, durch
den Sinn zu fahren, keine Zeit zu verabsäumen wäre, indemo man zu Maintz in
Sorgen stünde, daß eine solche Wahl durch Drohungen oder Gewalt in der Eil
dörffte erzwungen werden wollen".
Es fand daher auf Befehl Maria Theresias am 20. Januar eine Ministerial-
konferenz bei dem Grafen Starhemberg statt, der Königsegg, Ulfeid, Kinsky und
Colloredo zugezogen wurden; man beantragte, den Grafen Karl Cobenzl, sobald
die Todesnachricht eingelaufen sei oder schon früher unter irgendeinem Vor-
wand nach Mainz zu schicken, und unterbreitete zugleich der Königin den Ent-
wurf der Instruktion, die ihm mitgegeben werden solle. (Abschrift des Vortrages
s. d. Wien, Staatsarchiv.) Aus dieser vom 23. Januar 1743 datierten Instruktion
erfahren wir, wie sich der Wiener Hof zu der Frage der Neuwahl gestellt hat;
er wollte verhüten, daß das Erzkanzleramt einem Anhänger Frankreichs oder
Bayerns zufalle. Graf Schönborn, Bischof von Bamberg und Würzburg, hielt
sich damals in Wien auf; um seine Meinung befragt, gab er den Rat, „dahin zu
sehen, daß kein geborener Fürst und ehender ein Frank oder Ober Rheinländer,
als ein Maßler oder Nieder Rheinländer zu dieser ersten churfürstlichen Würde
gelange".
Über die Gesinnung der einzelnen Kandidaten äußerte er sich dahin, „daß
von dem Breitenbach zu Büresheim nicht viel Gutes zu lioffen, der nunmehrige
Churfürst und damahliger Thum Cantor von Eltz ein gutgesinnter Maßler, doch
alt; Graf von Ostein devot; Freiherr Casimir von Sickingen ein Erbunterthan
und vernünftiger Mann; der Vicarius generalis von Hoheneck wie auch der Frei-
herr von Bassenheim sehr alt, doch gute Patrioten wären; der Freiherr von
Ingelheim zwar gewöhnlichermaßeu ein Prätendent seie, aber schwerlich zur
churfürstlichen Würde gelangen und endlichen der Freiherr von Kesselstatt für
gut maintzisch und plältzisch gehalten würde, zugleich aber als ein gescheidter
und solcher Kandidat anzusehen stünde, welcher seiner persönlichen Eigen-
schaften und Verwandtschaft halber große Hoftnung haben dörfte".
„Gegen Kesselstatt — heißt es in der Instruktion — ist inzwischen ein
nicht unwahrscheinlicher Verdacht dahero entstanden, daß ihn Belleisle seinem
Hof als ganz an Frankreich ergeben beschrieben. Allein da er von allen für
einen vernünftigen und gescheidten Mann gehalten wird, so ist nicht möglich,
daß bei gegenwärtigen Umbständen er nicht erkennen solte, daß des Erzstifts,
des Reichs und der Christenheit Wohlsein nicht nur von der Rettung, sondern
von der Wiederherstellung und Ergänzung Unseres Erzhauses abhanget. . . .
Und kombt noch überdies dem Freiherrn von Kesselstatt zu statten, daß Chur
Trier in ihn viel Vertrauen setzet, auch Graf Colloredo das beste Zeugnus dem-
selben beileget. . . . Umb Chur Bayern*) und dessen Anhang bei denen Thum
Capitlen überhaubt verhaßt zu machen, wäre die von verschiedenen Orthen be-
stättigte Nachricht auszubreiten, wie daß von einigen dahin augetragen werde,
zum Unterhalt des anmaßlichen Reichs Oberhaubts einige Bißthümer, nahment-
lich Augspurg, Freysingen und Regenspurg zu saecularisiren. . . . Die übrige
Mittel müssen sich erst, wann er. Unser gevollmächtigter Minister zu Mainz, die
Gesinnung eines jeden Individui genauer ergründet haben wird, ergeben. . . .
Und haben Wir zu hoffen Ursach, daß von beeden Seemächten gar gern einige
*) Von kurbayrischer Seite ward ,gar stark" für den Herzog Theodor von Bayern „gearbeitet".
19*
292
Geldsummen werden angewendet werden, nmb in einer so wichtigen Vorfallen-
heit die französischen Absichten zu zernichten. ..."
50 (141). Anton Otto Botta Marchese d' Adorno hatte bereits in den Mo-
naten November und Dezember 1740 den Wiener Hof in Berlin vertreten. Er
wurde für einige Zeit nach St. Petersburg geschickt; seinen Posten versah in-
dessen (September 1742 bis März 1743) Graf Heinrich Richecourt, dem darnach
die Administration Toskanas übertragen wurde. Graf Kaunitz weilte seit August
1742 in Turin, wo am 1, April 1744 sein Nachfolger Richecourt eintraf. Am
20. April verließ Kaunitz Turin. (Vgl. Arneth, Biographie des Fürsten Kaimitz, S. 64.)
51 (142). Gleichlautend mit der im Wiener Diarium (Extrablatt zu Nr. 41
vom 22. Mai 1743) enthaltenen Beschreibung.
52 (143). Fürst Josef Wenzel Liechtenstein war 1737 zum Botschafter in
Paris ernannt worden, das er am 28. Februar 1741 verließ. Heimgekehrt, wurde
er General der Kavallerie. Den Posten in Paris versah Ignaz Johann von
Wasner. (Vgl. Falke, Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein III, 167 ff.)
Das eigenhändige, an den Grafen Khevenhüller gerichtete Schreiben
Karls VI. lautet folgendermaßen:
Liber Statthalter!
Wyl etwan ausgelegt werdten konte das, was den Coloredo verlihen,
geschehen wer, weyl etwan eurs altern Sohn lobwirdig undt mit meiner ganz-
lichen Zufridenheit rühmlichen Betrag undt gute Eigenschaften nicht sattsamb
ansehete, mir aber genugsamb imdt mit meiner Approbation bekandt ist, wie
lobwürdig er sich in allen aplicir, auffuhr undt hervorthue, auch seine Verrich-
tungen mit mein Vergnügen verriebt hat, so hab zu euren Trost undt eures
Sohns weytern Anfrischung himit eigenhändig euch dises bezaigen wollen, will
auch aus eben diser Ursach ihm, euern altisten Sohn, wegen seiner guten Capa-
citet undt Auffihrung, auch Vernunft, die er bis anhero bezaigt, die sonder-
bahre Gnadt bezaigen, euch undt ihn hiemit gnädigst zu versichern (welchs
sonst, ehe sich die Casus eraignen, nicht genaigt, noch gewohnt bin), dass er
nach euren Abgehen in die von euch so lang versorgte Stell eines N. Oe. Statt-
halters einzutreten hab, wan er anders nicht zu selber Zeit auf ein andere Waiss
nacher Forderung meins Dienst undt so schon versorgt sein solte, wie es mein
Dienst undt ihn anstandiger were. Ihr werdt aber auss villen Ursachen meines
Dienst undt auch weil sonst nicht vorlaufig solche Versicherungen gibe, dise
euch undt euren Sohn beschehendte Gnadt in genau undt engisten Geheimb
halten undt ich verblib eur gnadigster Herr.
Carl. Laxemburg, den G. Mai 1787.
(Fürstlich KhevenhüUersches Familienarchiv. Frohnsburg.)
53 (144). Treffen bei Simbach, 9. Mai 1743. Im ganzen fielen 867 Ge-
fangene in die Hände der Sieger. (Österreichischer Erbfolgekrieg IV, 766.)
54 (146). Es liegt bloß die Beschreibung der Krönungsfeier bei. (Gleich-
lautend mit dem im Wiener Diarium — Sonderblatt zu Nr. 41 — vom 22. Mai
enthaltenen Berichte.)
55 (147). Dieser Bericht liegt nicht bei. Fünf Standarten und ebensoviele
Geschütze waren erobert worden. (Österreichischer Erbfolgekrieg IV, 766.)
50 (147). Dem Tagebuche liegt bloß die Liste der Kämmerer bei. Die
Liste der geheimen Räte brachte das Wiener Diarium Nr. 43 vom 29. Mai.
293
57 (148). Liegt nicht bei.
58 (152) Dingolfing war am 17. Mai 1743 erstüiint worden. (Vgl. darüber
Österreichischer Erbfolgekrieg IV, 775 ff.)
59 (153). Extrait du registre des resolutions de L, H. P. les seigneurs
6tats g^neraux des provinces unies des Pays-Bas.
Du vendredi, 17 mai 1743.
Sur le rapport qui ont fait M. M. de Randwyk et autres döput^s de
L. H. P. pour les affaires etrangeres, apres en avoir delibere, il a et6 trouv6 bon
et arretö de requerir et d'autoriser par ces präsentes les dits M. M. de Randwyk
et autres deputes de L. H. P. pour les affaires Etrangeres d'entrer en Conference
avec M. le baron de Reischach, envoye extraordinaire de S. M. la reine d'IIongrie
et de Boheme, et plenipotentiaire de S. M. le roi de la Grande Bretagne et de leur
faire part de ce que L. H. P. ont aujourd'hui resolu en cons6quence de leurs
engagements compris dans leur accession au trait6 de Vienne fait en 1731, de
fournir ä S. de M. la reine pour l'annee qui court, un secours qui ne consistera
point en argent, mais en un corps effectiv de troupes sur le nombre desquelles
M. M. les dits deputes sont autorisös de concerter avec M. M. les rainistres sus-
raentionnes de meme que sur les arrangements qu'il conviendra de faire ä ce
sujet, ayant egard ä la sürete des frontieres de la Republique pour en eloigner
la guerre autant qu'il sera possible.
Que M. M, lesdits deputes de L. H. P. examineront aussi quelles autres
puissances il conviendra d'inviter ä secourir la de reine et quelles seront les
mesures et moyens les plus convenables et les plus propres qu'on pourra em-
ployer pour les y engager qu'ils se concerteront aussi sur les moyens qui pour-
ront servir ä retablir la tranquillitö publique le plus promptement qu'on pourra
l'obtenir, et sur les conditions qui conviendront » cet effet, et qu'on devra tächer
d'obtenir pour remplir les engagements que la Republique a contractes et en
feront ici rapport ä l'assemblee. (Ad Reischachs Bericht, d. d. Haag, 21. Mai.
Wien, Staatsarchiv.)
60 (153). Der Bericht liegt bei. Die französische Besatzung hatte die
Stadt Landau in Brand gesteckt, um sich den bereits begonnenen Rückzug zu
decken und eine Verfolgung unmöglich zu machen. In kaum drei Stunden lag
Landau in Asche. (Österreichischer Erbfolgekrieg IV, 779 ff.)
61 (155). Gleichlautend mit der im Wiener Diarium (Sonderblatt zu
Nummer 46, 8. Juni 1743) enthaltenen Relation.
In seinem Gefechtsberichte schrieb Prinz Karl das Hauptverdienst an der
Erstürmung von Deggendorf vornehmlich den „weisen Anordnungen des FM.
Grafen KhevenhüUer" zu, der die Expedition persönlich leitete. (Österreichischer
Erbfolgekrieg IV, 793.)
62 (156). Prinz Karl hatte bereits am 28. Mai, wenigstens im Prinzipe,
den Entschluß gefaßt, „die Armee bei Deggendorf zu concentriereu und sobald
dies durchgeführt sei, die Donau zu forcieren". Verschiedener Umstände halber
war jedoch der bei Deggendorf errungene Sieg nicht ausgenutzt worden-, der
Vorstoß unterblieb. Erst am 2. Juni wurde er beschlossen. (Österreichischer
Erbfolgekrieg IV, 809 ff., 811 ff.)
Dem Tagebuch liegt bloß eine Relation über die Durchführung des Über-
ganges bei. (Hier sei auf einen „Bericht aus dem Feldlager bei Irlbach in
Bayern, 8. Juni" verwiesen. Sonderblatt ad Nr. 47 des Wiener Diariums vom
12. Juni 1743.)
294
63 (158). Liegt nicht bei.
64 (158). Vgl. Arneth II, 230, 231 flf.
65 (159). Dieser Bericht liegt nicht bei. Die Friedberger Garnison zählte
2000 Mann, während Nädasdy, der sich des Platzes bemächtigen sollte, nur wenig
über 900 Mann verfügte. Dennoch ließ er die Besatzung zu wiederholten Malen
zur Übergabe auffordern. Karl Albert, der in Augsburg weilte, willigte schließ-
lich ein, daß die Truppen die Waffen streckten. (Österreichischer Erbfolgekrieg
IV, 824.)
66 (161). Liegt nicht bei.
67 (161). Noailles hatte den Versuch gewagt, die „pragmatische" Armee,
die auf dem rechten Mainufer stand, anzugreifen und ihr bei Dettingen den
Weg nach Hanau zu verlegen. Sein Unternehmen mißlang jedoch. Infolgedessen
war es auch Broglie unmöglich, von Donauwörth an den Rhein zu marschieren
und sich mit Noailles zu dem Zwecke zu vereinigen, die „pragmatische" Armee an-
zufallen und zu schlagen. (Österreichischer Erbfolgekrieg IV, 841 ff., V, 298 ff.)
68 (161). Vgl. E. Herrmann: Geschichte des russischen Staates V, 61 ff.
69 (161). Nicht vorhanden. Über die Schönenfelder Konferenz vgl. Öster-
reichischer Erbfolgekrieg IV, 844 ff.
70 (164). Wörtlich übereinstimmend mit dem im Wiener Diarium — Sonder-
blatt zu Nr. 53 — vom 3. Juli enthaltenen Bericht.
71 (166). Liegt nicht bei. Weder im Staatsarchiv noch im Oberstkämraerer-
amt konnte eine derartige Eidesformel gefunden werden.
72 (167). Maria Theresia und Karl Emanuel III. von Sardinien hatten am
1. Februar 1742 gegen einmonatliche Kündigung einen provisorischen Vertrag ge-
schlossen. Maria Theresia bedurfte aber der Hilfe des Königs auf dem italieni-
schen Kriegsschauplatz und sie wollte daher, daß eine definitive Vereinbarung
zustande komme. Die Verhandlungen darüber fanden im Hauptquartier Georgs II.
von England statt, der die pragmatische Armee befehligte. Der Abschluß des
Bündnisses (zwischen Maria Theresia, Georg IL und Karl Emanuel) erfolgte zu
Worms am 13. September 1743. (Vgl. Pribram Nr. 39, S. 597 ff.) Wasners In-
struktion ist vom 18. Juli 1743 datiert. (Wien, Staatsarchiv.)
73 (169). Johann Franz Anton, geboren am 22. November 1707, gestorben
am 2. April 1762. In der Zeit vom 1. Dezember 1734 bis 1741, in welchem Jahre
er resignierte, war er Bischof von Wiener-Neustadt. Maria Theresia ernannte
ihn 1760 zum Bischof von Laibach. (Arneth IX, 12.) Er schrieb jedoch (d. d.
Augsburg, 12. Juli 1760) an Maria Theresia, daß er seines gebrechlichen Zu-
standes halber dieses geistliche Amt nicht annehmen könne. (Fürstl. Kheven-
hüllersches Familienarchiv.) Johann Franz starb am 2. April 1762 zu Augsburg.
Dort lebte der andere Bruder Johann Leopold (geboren 1. März 1710, gestorben
am 12. Juli 1775), der sich gleichfalls dem geistlichen Stande gewidmet hatte.
Johann Josef wollte ihm zu dem Olmützer Bistum verhelfen, seine Bemühungen
waren jedoch von keinem Erfolg begleitet.
74 (169). Siehe Anm. 77. Die Instruktion für Lobkowitz ist vom 14. Juli
1743 datiert. (Original im Wiener Staatsarchiv.)
75 (169). Zu Schönenfeld war auch ausbedungen worden, es solle Straubing
— gegen freien Abzug der Besatzung — den Österreichern übergeben werden.
Seckendorff zögerte jedoch, dieser Abmachung gerecht zu werden. Erst dann
räumte er den Platz, als Bärnklau Anstalten zu einem gewaltsamen Vorgehen
getroffen hatte. (Österreichischer Erbfolgekrieg VI, 14 ff.)
295
76 (170). Karl (III.) Philipp von der Pfalz hatte das Erbrecht Maria
Theresias nicht anerkannt und ihr auch das Recht bestritten, die böhmische
Kurstimme auszuüben. Den französischen Truppen gestattete er 1741 den
Durchzug durch sein Land. Dalier wurde er als Feind angesehen und als solcher
behandelt, als die siegreiche Armee unter Khevenhüllers Kommando in Bayern
eingedrungen war und sich den pfalzneuburgi sehen Landen genähert hatte:
Brandschatzung ward ausgeschrieben und eine Kontribution von 200.000 Gulden
verlangt. Auch in der Folge gab das Verhalten des Kurfürsten (Karl Theodor)
zu Klagen Anlaß.
Rummel reichte einige Denkschriften ein, darin er die Haltung Pfalz-
Neuburgs zu beschönigen suchte und um Nachlaß der noch nicht getilgten
Schuld bat. Am 20. September 1743 erfolgte der Bescheid des Wiener Hofes.
Es war eine äußerst scharfe Antwort, die Rummel erhielt, und worin alle Sünden
Pfalz-Neuburgs aufgezählt und die Bedingungen angegeben wurden, unter denen
eine Aussöhnung zustande kommen könne. Und diese Bedingungen waren:
den Feinden Maria Theresias „ist weder directe noch indirecte führohin Vor-
schub zu geben, weniger ihre Kriegsmacht durch churpfälzische Truppen zu ver-
stärken. Die bereits erfolgte Erkanntnus I. M. der Königin ist feierlich zu be-
stätigen und ihre verletzte unschätzbarste Gerechtsame für das zukünftige
vollständig sicher zu stellen, auch wegen des Vergangenen zulänglich zu ver-
wahren".
„Die blose Anführung dieser Verlangen — heißt es weiter — setzet deren
Billigkeit außer allem Zweifel. Das erstere gründet sich in hello offensivo,
worfür gegenwärtiger Krieg in Ansehung Kur-Bayerns und dessen Helfern un-
strittig zu achten ist, in der wesentlichsten Natur jeder Neutralität. Und so viel
das zweite und dritte anlangt, darf man nur in I. M. der Königin Stelle eintreten
und erwägen, worauf man anderseits bestehen würde, zum Fall die besitzende
kurfürstliche Würde, die derselben anklebende Wahlstimme, dann das Jus suf-
fragii in Reichsberathschlagungen angefochten und verkürzet, ja wohl gar via
facti entzogen worden wären. Quod tibi non vis fieri, alteri ne feceris ist die
bekannte Regul der natürlichen Billigkeit, mithin kann in so lang, als diese ver-
saget werden will, weder Freundschaft noch Neutralität bestehen."
(Antwortschreiben an Rummel. 20. September 1743. Bartensteins Konzept.
Wien, Staatsarchiv.)
77 (174). Seit dem Siege bei Campo Santo war Traun untätig geblieben,
trotz wiederholtem Drängen Maria Theresias, die Offensive zu ergreifen. Gern
willfahrte daher die Königin seinem Ersuchen, abberufen zu werden, und sie er-
nannte am 14. Juli Lobkowitz zum Gouverneur und Generalkapitän von Mailand,
Mantua, Parma und Piacenza sowie zum Armeekommandanten in Italien. Traun
übertrug sie das Generalkommando in Mähren und Schlesien. (Österreichischer
Erbfolgekrieg VIII, 181 ff.)
78 (175). Ein sicherer Anhaltspunkt jedoch, wem an dem Mißlingen des
Rheinübergangs eine Schuld zugeschrieben werden könnte, läßt sich aktenmäßig
nicht gewinnen. Nach den Dispositionen des Prinzen Karl hatte FZM. Prinz von
Waldeck den Übergang zu leiten. Die eingeteilten Generale Hohenems, NMasdy,
Pälffy, Thüngen und Berlichingen, Ghilanyi waren unmittelbar nicht beteiligt,
sondern bloß angewiesen, Waldecks Befehle abzuwarten.
Prinz Karl mißt weder in dem Hauptberichte, noch in seinen Briefen
an seinen Bruder Franz einer bestimmten Person ein Verschulden bei,
296
sondern gibt als Grund des Mißlingen« den am Morgen „stark eingefallenen
Nebel" an.
Die Angabe, es habe (am 3. September) beim Prinzen Karl ein Diner statt-
gefunden, deckt sich hingegen mit einer Bemerkung im Journal des Prinzen von
demselben Tage. (Freundliclie Mitteilung des Herrn Hauptmannes Gustav Just,
zugeteilt dem k. u. k. Kriegsarchiv.)
Über das Unternehmen selbst vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg V, 342 ff.
79 (175). Die Kapitulationsverhandlungen waren bereits am 19. Juli ein-
geleitet worden; sie scheiterten jedoch. Grand ville, unter dessen Kommando die
Besatzung stand, hatte — seiner Ehre wegen — anfangs erklärt, die Festung
müsse „der Form halber" belagert werden. In der Folge änderte er seine An-
sicht — nur der Gewalt wolle er weichen. Am 26. August begannen die Be-
lagerungsarbeiten und am 31. desselben Monats wurde das Feuer eröffnet. Nun
begehrte Grandville einen Waffenstillstand zum Zwecke der Einleitung neuer Ver-
handlungen. Bärnklau ging darauf ein und berief am 1. September einen
Kriegsrat. Den folgenden Tag wurde der Übergabsvertrag unterzeichnet und
Ingolstadt am 1. Oktober trotz Gegenversuchen Seckendorffs den Österreichern
überantwortet. (Österreichischer Erbfolgekrieg VI, 21 ff., 28 ff"., 34, 43, 57.)
80 (175). Zu Kardinälen wurden promoviert: die Nuntien zu Wien, Madrid,
Lissabon, Paris und Frankfurt, Paolucci, Barni, Oddi, Crescenzi und Doria-, der
"Patriarch Portocarero; der bischöfliche Sekretär Girolarai-, der Konzilsekretär
Cavalchini; Lanti, Präsident zu Urbino; Landi, Erzbischof von Benevent; Bozzo-
bonelli, Erzbischof von Mailand; Ricci, Gubernator von Rom; Ruffo, Kammer-
auditor; Bologneti, Schatzmeister; Colonna, Hofmeister; Sciarra Colonna, Kammer-
meister; Calcagnini, Auditore di Rota; Tanara, Auditore diRota; Monti, Sekretär
der Propaganda; Bardi, Sekretär der Consulta; P. Magister Luccini, Kommissär
des heiligen Officii; P. Tamburini, Abt zu St. Paul; P. Besozzi, Abt zum
heiligen Kreuz in Jerusalem; Orsini, Herzog von Gravina.
81 (176). Als kein Pferdefleisch mehr vorhanden war, schlachtete und aß
man Hunde und Katzen, für die man schweres Geld bezahlte. Täglich fielen
40 bis 50 Mann dem Hungertode zum Opfer. Die österreichischen Vorposten
ließen daher Gnade für Recht ergehen und gestatteten, daß einzelne französische
Soldaten im Vorfelde der Festung Ähren oder Kartoffeln suchten. Menschlich
verhielt sich auch Kolowrat dem Marqxiis d'Heronville gegenüber, der die Be-
satzung kommandierte. (Österreichischer Erbfolgekrieg VI, 48 ff.)
82 (182). Nicht vorhanden. (Vgl. jedoch den im Wiener Diarium vom
23. Oktober, Nr. 85, enthaltenen Bericht.) Die entscheidenden Gefechte hatten
vom 6. bis 9. Oktober bei Castello di Ponte stattgefunden. (Österreichischer Erb-
folgekrieg VIII, 398 ff.)
83 (183). Vgl. Eintragung vom 26. Juni 1744, S. 225 ff. Über das Ver-
halten Friedrichs II. in der Angelegenheit Botta gibt nicht seine Histoire de
mon temps, sondern die politische Korrespondenz (II.) Aufschluß. (Vgl. H. Disseln-
kötter, Beiträge zur Kritik der Histoire de mon temps Friedrichs d. Gr. Histori-
sche Studien, 14. Heft, 73 ff.)
84 (184). Der Protokollsauszug liegt nicht bei.
85 (184). Gleichfalls nicht vorhanden.
86 (184). Der spanische Befehlshaber De Gages hatte den Rückzug in die
Gegend von Ancona auch deshalb angetreten, weil er hoffte, seine Vereinigung
mit den neapolitanischen Truppen bewerkstelligen zu können. Man erfuhr jedoch,
297
d;ili Lobkowitz nicht über Bologn.'i hinausmarschiereu wolle-, die Armee blieb
daher in ihren Quartieren. Inzwischen war der Abschluß des Wormser Traktats,
der namhafte Gebietsverluste für Maria Theresia nacli sich zog, erfolgt. Diese
dachte nun, sich durch Eroberungen in Italien schadlos zu halten. Lobkowitz
bekam die strikte Order, noch weiter vorzurücken. Der Kommandierende er-
achtete aber seine Streitmacht für nicht genügend stark, ein größeres Unter-
nehmen, etwa die Eroberung Neapels zu wagen. Immerhin wollte er dem Wunsche
Maria Theresias „wenigstens scheinbar" genügen-, er rückte vor, während —
wider alle seine Erwartungen — die Spanier ohne Schwertstreich ihre Stellungen
räumten und am 2G. Oktober bis nach Pesaro zurückwichen. Am 29. desselben
Monats rückte Lobkowitz in Rimini ein. (Österreichischer Erbfolgekrieg VIII,
186 ff.)
87 (188). Das 6000 Gulden-Amt beruht auf einer Stiftung Ferdinands IL,
dem der Fürstbischof Anton Wolfrath 0. S. B. vorgetragen hatte, wie schlecht das
Wiener Bistum dotiert sei. Der Kaiser widmete daher mit Stiftbrief d. d. Wiener-
Neustadt, 1634, November 12, zur Vermehrung der Einkünfte des Bischofs ein
Kapital von 100.000 fl. rhein. und knüpfte daran die Verpflichtung, es solle all-
jährlich am Sonntage nach dem Martinifest ein Pontifikalamt pro vivis et defunctis
e serenissima domo austriaca abgehalten werden. (Hermann Zschokke: Ge-
schichte des Metropolitankapitels zum heiligen Stephan in Wien 147.)
Die jährlichen Interessen betrugen damals 6000 fl. — daher die Bezeich-
nung 6000 Gulden-Amt. Dieses wird bis auf den heutigen Tag am ursprünglich
angeordneten Termin gehalten, doch nicht mehr vom Erzbischof, sondern von
dessen Weihbischof und Generalvikar. (Freundliche Mitteilung Seiner Hoch-
würden des Herrn Domkapitulars Dr. Th. Ferdinand Wimmer.)
88 (189). Liegt nicht bei. Hingegen finden sich im Wiener Staatsarchiv
folgende Stücke: „Puncta praeliminaria, welche bei der bevorstehenden ersten
Hof Konferenz wegen der Hof-Staats-Einriclitung und Reise nacher Niederlanden
der durchl. Erzherzogin Mariae Annae in Proposition gebracht und vorläufig zu
erörtern wären." S. d. (1743, 20. November). Originalvortrag des Obersthofmeisters
vom 21. November über die Vorschläge der Konferenz.
89 (191). Im wesentlichen gleichlautend mit der im Wiener Diarium vom
27. November (Sonderblatt ad Nr. 95) abgedruckten Rede Herbersteins.
90 (191). Liegt nicht bei. Eine Beschreibung der Zeremonien findet sich
im Wiener Diarium (ad Nr. 98) vom 7. Dezember.
91 (192). Dieses Handbillet konnte nicht aufgefunden werden.
92 (193). Liegt nicht bei. Das Referat wurde der Königin am 6. Dezember
erstattet. (Wien, Staatsarchiv.)
93 (193). Maria Theresia hatte zwar, um die Wahl in keiner Weise zu
beeinflussen, keinen bestimmten Kandidaten bezeichnet, aber nach Kräften ge-
trachtet, das seiner geographischen Lage halber so wichtige Hochstift nicht einem
Gegner Habsburgs überantworten zu lassen. In gleicher Weise waren die See-
mächte an der Frage beteiligt. Im übrigen befanden sich die Anhänger der
bayrisch-französischen Partei in der Minderheit; die Kandidatur des Herzogs
Theodor von Bayern*) schien daher aussichtslos zii sein.
*) Johann Theodor von Bayern, Bischof von Regensburg und Freising (geb. 3. September
1703, gest. 27. Januar 1763) war ein Sohn des Kurfürsten Maximilian Emanuel und der Theresia
298
Das Haupt der Gutgesinnten war der Dorapropst Baron VansouUe; er
wurde als der künftige Fürstbischof bezeichnet, während andere Mitglieder der-
selben Partei teils für den Bischof von Augsburg, teils für den Baron von Eideren
oder den Grafen von Ingelheim Propaganda machten.
Van Soulle erklärte ganz ausdrücklich, die Wahl zum Bischof nicht an-
nehmen zu wollen; es gab jedoch einige, die an den Ernst dieser Versicherung
nicht glauben wollten, so Königsegg-Erps, Maria Theresias Minister in Brüssel.
Er ließ sich über die genannten Anwärter folgendermaßen aus:
„Der Dompropst Van Soulle ist sehr alt, sehr listig und zugleich ein so
eifriger lüttichischer Patriot, daß in den hiesigen Grenz- und Commerciistreitig-
keiten mit ihm vielleicht sehr beschwerlich auszukommen sein würde; übrigens
aber ein wohlgesinnter, verständiger Mann.
Der Domdechant Baron von Eideren, welcher auch ziemlich bei Jahren,
ist ein schwaches Subjectum und dem Vernehmen nach würde er — wie sein
Oncle — sich durch seine Bediente ziemlich regieren lassen und solle jetzo sein
Kammerdiener viel bei ihm vermögen, und möchte wohl eben dieses eine Ur-
sache sein, daß er den Holl- und Engländern nicht unanständig wäre, in dem
Absehen, die etwas vermögende Bediente durch Pensiones gewinnen zu können.
Dieser Weg würde aber auch der Cron Frankreich offen stehen und ihr viel-
leicht am nützlichsten sein, indem solches Mittel dem französischen Hof zu allen
Zeiten besser als andern gelungen hat. . . . Gewiß aber ist es, daß obbedachter
Baron Eideren die bayrische Partei völlig verlassen hat und meinem Erachten
und dem Ansehen nach die mehresten Stimmen erhalten wird, wofern sich
nicht alle Stimmen vor den Van Soulle oder vor jemand, an welchen niemand
denkt, vereinigen tun.
Der Bischof von Augsburg hat wenig Stimmen und das Haupt seiner
Faktion ist der Argenteau, welcher wenig beliebt, weilen er vor sehr intrigant
angesehen und sein Abzielen dahin zu gehen vermeinet wird, den Bischof von
Augsburg (welcher von keinem großen Genie ist) zu verlangen, um ihn völlig
zu regieren. In welchem Fall, zu Rettung E. kö. M. a. h. Interesse, kein anderes
Mittel übrig wäre, als dem Argenteau in hiesigem Land baldmöglichst ein Bistum
zu geben, ungeachtet der üblen Gestalt seines Gesichts und anderen, vor Zeiten
durch den Grafen Friedrich von Harrach vorgestellten Umständen.
Den Grafen von Ingelheim sollte ich unter allen vor E. kö. M. a. h. Inter-
esse am vorträglichsten erachten; nebst dem aber, daß er sehr wenig Stimmen
bis dato vor sich hat, vernehme ich auch unter der Hand, daß es gar kein An-
sehen habe, daß die Wahl auf ihn ausfallen könne." (Bericht d.d. Brüssel, 15. Januar
1744. Wien, Staatsarchiv.)
Im Auftrage Maria Theresias schickte Königsegg einen königlichen Kom-
missär nach Lüttich, und zwar den Grafen Figuerola, der dem Conseil prive an-
gehörte. Dieser Vertrauensmann mußte trachten, eher Eideren zur Wahl zu ver-
helfen, als sich der Gefahr auszusetzen, durch eine Stimmenzersplitterung dem
Herzog Theodor möglich zu machen, daß er seinen Anhang verstärke. (Instruk-
Kunigunde Sobieski. Sein Bruder Klemens August war Kurfürst von Köln. (Biographie nationale
X, 337 ff.)
Johann Theodor war den Domherren von Karl Albert (Karl VII.) empfohlen worden.
(I. Daris: Histoire du diocese et de la principaute de Liege I, 137. Gütige Mitteilung meines ver-
ehrten Freundes E. Hubert, Professors an der Universität zu Lüttich.)
299
tion pour Figuerola, Bruxellcs, le 2 janvier 1744. Ad Bericht vom 15. Januar
1744. Wien, Staatsarchiv.)
Die Partei, auf welche der Wiener Hof und die Seemächte zählen durften,
setzte durch, daß die Wahl am 23. Januar erfolgen solle, damit der bayrisch-
französischen Fraktion keine Zeit gelassen werde, sich zu verstärken.
Über den unglücklichen Ausgang der Wahl berichtete Figuerola wie folgt:
„J'ai eu l'honneur de porter . . . ä la haute connaissancc de V. S. M. . . .
que le parti forme par le grand-prövöt baron Vansoul etant le plus fort et voulant
choisir pour prince et 6veque de ce pays le grand-doyen baron d'Elderen, je ne
croyais pas seulement l'exclusion du prince Theodore de Baviere assur6e, mais
je comptais aussi que le sort tomberait vraisemblablement en personne du dit
grand-doyen.
Cette assurance etait d'autant plus fondöe que tous ceux qui composaient
le parti des patriotes, s'etaient röciproquement et solennellement promis de ne pas
se s6parer, ni de se departir de la resolution qu'ils avaient pris de choisir un
patriote, de Sorte que ce parti etant de vingt et quatre voix et le parti bavarois
de vingt, rien ne paraissait devoir faire douter que les intentions de V. M. et des
deux puissances alliees n'eussent leur effet.
Mais il est arrive que lorsqu'on s'y attendait le moins, le trefoncier comte
d'Ingelheim et le trefoncier d'Aslebrouck, lies d'une etroite amiti6, se sont laisse
gagner par une voie que la modestie, la bienseance et le respect qui est du ä
la sacrec personne de V. M. ne perraet pas de detailler. . . .
Le Premier de ces deux tröfonciers, ä savoir le comte d'Ingelheim, a eu
la bassesse de fr6quenter pendant quelques jours encore l'assemblee des patriotes
pour rapporter secretement au baron de Breidbach, un des chefs du parti bavarois,
tout ce qui s'y passait et les mesures qu'on y prennait pour assurer l'election
aujourd'hui, apres quoi ayant coramencee par dire qu'il voulait absolument etre
le candidat k choisir par les patriotes, il s'en retira sans que personne ait pu
s'assurer le meme soir d'oü venait cette subite changement de sa fagon de
penser.
Le ministre de S. M. B. et raoi nous fümes pri6s par le grand-prevöt de
l'approcher pour decouvrir quel sujet il pourrait avoir pour ne plus se preter
aux vues de la pluralite d'autant que deux jours auparavant il nous avait tres
solennellement promis qu'il ne quitterait pas le bon parti, mais nous avait fait
connaitre ä meme temps qu'ayant quelque repugnance de donner son suflfrage
au grand - doyen, il ne le ferait qu'ä l'extreraite, exigeant de nous que nous
tächassions de faire en sorte qu'il put obtenir le decanat qui resulterait vacant
ä quoi nous lui röpondtmes que ceci döpendant des suffrages qu'on pourrait se
procurer, il tächasse d'y travailler de son cöte que nous l'aiderions et le pro-
poserions ä monsieur le grand-prövöt, ce que nous fimes.
Nous nous rendimes donc la seconde fois chez lui pour decouvrir le sujet
de son changement, il se recria de ce qu'on ne songeait ä le faire prince, de ce
que ses confreres l'abandonnaient, et nous tint plusieurs discours pareils.
Comme il nous etait revenu que le comte de la Marck, le comte de Vir-
mond et quelqu'uns du parti bavarois l'avaient beaucoup press6 pour le d6tacher
du bon parti, je le priais de vouloir me parier clair et m'assurer si peut-etre il
s'etait d^parti du grand -prevot et engag6 sa voix au prince Theodore; il me r6-
pondit qu'il ne s'agissait pas de cela, que s'il y avait un livre d'Evangile dans
300
sa chambie il in'en preteiait serment. Sa mine embarassee ne me rassura
cependant pas, malgre l'offre du serment qu'il me fesait. Nous tächames alors
de lui rappeller les representations que nous lui avions fait autrefois pour lui
faire envisager les suites que pourrait entrainer un clioix partial et particuliere-
ment en la personne du prince Theodore, mais nous nous aperQumes ä meme
teraps que tous nos discours etaient mal interpretös et qu'il cherchait ä y donner
toujours un sens different au notre.
Ceci confirma nos soupQons lesquels etaient d'autant plus fondes que nous
apprimes le meme soir qu'il avait engagö son suflfrage au prince Theodore, dc-
marche dont nous fümes entierement convaincus par une lettre que je regus par
estafette de S. E. le comte de Cobenzl lequel me marquait que le dit prince
Theodore et le comte de Virmond avaient mande par un courrier ä l'61ecteur de
Cologne qu'ils avaient detache deux personnes de notre parti.
Cette desertion ayant affaibli notre parti de deux voix et augmente par
consequent de deux celui des Bavarois, les partis etaient chacun ä vingt et deux
voix, ainsi egaux.
Nous n'avons rien oublie pour en detacher du leur ä notre tour, niais le
malheur a voulu que nous n'avons jamais pu y parvenir, malgre Tinterposition
des parents de quelqu'uns que S. E. monsieur le comte de Königsegg nous avait
envoye des Pays-Bas. Nous avons fait notre possible pour induire le bon parti
ä gagner une voix par le choix d'un 6tranger comme par exemple de l'evgque
d'Augsbourg, mais les lettres d'eligibilite de ce prince n'etant pas encore arrivees,
malgre qu'il y ait quelque temps qu'elles soient parties de Kome, ceci n'a pas
ete eifectuable.
Dans ces entrefaits est arrive ici le bourguemaitre de la ville de Mastricht
Lenartz que le grand-pensionnaire des Etats-generaux avait envoye pour faire
sous main quelques demarches aussi et pour informer les Etats-g6neraux de ce
qui se passait ici. Nous avons eu plusieurs Conferences ensemble conjointement
avec le ministre de la cour d'Angleterre et le grand-pr6vöt pour chercher des
moyens ä reparer le tort que la demarche du comte d'Ingelheim avait cause,
mais tout a ete en vain; et l'unique chose que j'ai pu obtenir, a ete de faire differer
par les difterentes lettres que j'ai ecrites ä S. E. le comte de Cobenzl, le voyage
de l'ölecteur de Cologne dans l'espoir que par lä nous serions parvenus ä porter
les partis ä parite de voix qu'il n'y aurait point d'election et que nous aurions
pu par lä parvenir ä gagner du temps pour degager quelqu'uns du parti contraire
sous pr^texte qu'ayant donne leur suffrage le premier jour au prince Theodore
leur promesse avait ete accoraplie et leur parole dögagee.
Notre parti nous avait effectivement promis de tenir ferme et de procurer
un delai par la parite des voix, mais l'electeur de Cologne s'^tant vu fortement
pressö pour venir, prit avant-hier la r6solution de partir de Bonn et arriva
hier ici.
La seulo nouvelle de son voyage suffit pour intimider quelqu'uns de notre
parti lesquels, soit pour commencer leui-s emplois, soit pour des vues particu-
lieres, commencerent ä faire connaiti-e qu'il etait dangereux de s'enteter et qu'ils
ne voulaient se sacrifier. Le grand-prevöt et quelqu'autres eurent beau leur
precher et les exhorter et se servir enfin de tous les raisonnements et considera-
tions humainement possibles, ils ne voulurent se laisser persuader et le bon parti
se declia.
1
301
J'avais ensuite de mes Instructions propos6 dans cette extremite le choix
de relecteur ä notre parti; raa proposition fut rejcttee par deux considerations.
La premiere parce que Ton ignorait si l'eleeteur avait quelque bref d'eli-
gibilite et qu'on croyait que non quoique j'ai appris par une lettre que j'ai rc^ue
cette nuit de S. E. le comte de Cobenzl, qu'il en a un du pape defunt.
La seconde parce que quand meme notre parti lui aurait donne son suf-
frage, il n'y aurait eu que parite des voix et qii'en ce cas, disait-on, l'electeur
aurait declare que n'y pouvant pas parvenir et n'y aspirant pas, il aurait prie
tous ceux qui lui avaient accorde leurs voix de les accorder au prince son frere
et qu'on se serait trouve embarrasse ä les refuser sur quoi le bon parti ne
trouvant aucun chemin pour parvenir au but salutaire qu'il s'etait propos6, prit
la resolution d'ofFrir ses suftrages au prince Theodore pour faire la reunion
du chapitre et mettre fin au frayeux proces dont on 6tait menacö ä la cour
de Rome.
II se rendit donc, le grand-doyen et grand-prevut ä la tete, offrir son suf-
Irage ä la reserve du comte d'Argenteau, frere du lieutenant feldmarechal comte
de Mercy, lequel n'y voulut s'y rendre ni lui accorder son suffrage, disant que
sa naissance, son honneur et l'amour pour ce pays et pour les interets de V. M.
ne lui permettaient de faire la bassesse de refuser le suffrage ä qui il l'avait
promis et de l'accorder ä qui il l'avait refuse tant de fois qu'on l'avait fait tenter
par toutes sortes des voies.
L'ölection s'est donc fait aiijourd'hui dans les formes ordinaires sans que
malgrö tous les mouveraents que le ministre de S. M. B., le bourguemaitre de la
ville de Mastrich et moi nous nous sommes donnes, aient pu l'empecher et que
les representations que nous avons faites aient merite l'attention et la considera-
tion que leur poid requerait.
Je crois meme de mon devoir de representer t. h. ä V. M. que ceux du
parti bavarois les ont raeprise et voulu tourner dans un sens tout different ä celui
que nous leur donnions comme si ces pays n'avaient aucunement besoin de la
bonne correspondance des Pays-Bas sujets ä la glorieuse domination de V. M. et
que l'utilite et l'interet des respectifs sujets ne fussent pas d'une egale reciprocite.
Les personnes de la noblesse qui se sont distingues dans ce chapitre pour
les int6rets de V. M. sont le comte d'Argenteau, le comte de Glimes pretre, le
comte d'Outremont et le baron d'Ohenfeld. Celles de la noblesse qui ne se sont
pas d6guisees contre les interets de V. M. sont le baron de Breidbach, le baron
d'IIorion, le comte de Schisteiles, l'arcliidiacre Glimes et le comte de Berlo, ces
trois derniers sujets de V. M., et le comte de Rajecourt Lorrain. La fermete du
comte d'Argenteau et la fagon noble et fidele de penser ne sauraient me dis-
penser de lui rendre la justice de le distinguer de tous les autres afin que V. M.
daigne l'honorer de Sa royale protection et bönignite.
(Wien, Staatsarchiv.)
Lange Zeit verstrich, bis Maria Theresia das Notifikationsschreiben des
Fürstbischofs Theodor erhielt.*) Man wußte nicht, ob dieser die Königin als
solche anerkennen oder sich offen auf die Seite ihrer Feinde stellen werde.
Königsegg befand sich in größter Verlegenheit — denn wie sollte er sich dem
Bistum gegenüber verhalten? Da traf endlich in der zweiten Februarhälfte das
*) Nur das Domkapitel hatte eines d. d. 28. Januar geschickt. (Wien, Staatsarchiv.)
302
vom 29. Januar datierte Notifikationssclireiben Theodors ein. Sein Inhalt gab
nicht Anlaß zur Klage und es war auch „mit der gebührlichen Überschrift ver-
sehen". Maria Theresia antwortete daher in folgender Weise: „Ich sehe als ein
Kennzeichen E. L. für Mich und Mein Erzhaus hegender guten Gesinnung an,
daß Mir dieselbe die auf dero Person den 23. v. M. zu Lüttich ausgefallene
Bischofs Wahl mittelst dero erst vor wenigen Tagen Mir zugekommenen
Schreibens vom 29. ejusdem zu wissen tun wollen, und wünsche dahero E. L. darzu
aufrichtig Glück.
Gleichwie das äußerste angewendet, um die für das werte Vaterland so
fatale Unruhen durch Befestigung des guten Vernehmens zwischen zweien durch
vielfältige Blutband verknüpften teutschen Häusern zu verhüten, also wird auch
bei Mir gewiß nie haften, daß dieses gute Vernehmen zwischen Mir und E. L.
jederzeit ununterbrochen verbleibe, welches dann wie eines Theils zum Nutzen
beederseitigen nicht nur angrenzender, sondern auch zum Theil veiraischter
Landen, also anderen Theils zu Meinem ganz besonderen Vergnügen gereichen
wird. — — — — — — — — — — — — — — — — — «
(Wien, 22. Februar 1744. Originalkonzept von Bartensteins Hand. Staats-
archiv.)
94 (196). Maria Aloisia (geboren am 13. Januar 1702*) als Tochter des
Grafen Alois Th. Harrach), mit der sich Franz Anton Fürst Lamberg am 13. Februar
1721 vermählt hatte.
Die Paarsche Reitschule befand sich in der Alserstraße.
95 (197). j
96 (198). l Nicht vorhanden.
97 (199). j
98 (201). Johann Wilhelm Edmund Graf Sinzendorf (geb. 1G97) war in
verschiedenen Missionen tätig. Er starb am 6. Januar 1766.
99 (201.) Beilage des Wiener Diariums vom 7. Januar.
100 (204). Liegt nicht bei, wird aber gleichlautend mit der im Wiener
Diarium vom 18. Januar (Nr. 6) enthaltenen Beschreibung gewesen sein.
101 (204). 1 Die Beschreibung findet sich auch im Wiener Diarium vom
102 (204). J 22. Januar (Nr. 7).
103 (206). Das Chronographicum liegt nicht bei.
104 (206). Das heutige Belvedere. Viktoria, Herzogin von Sachsen-Hild-
burghausen, Nichte des Prinzen Eugen, hatte es nach dessen Tode ererbt.
105 (207). Nicht vorhanden. Die Beschreibung findet sich im Wiener
Diarium vom 8. Februar (Nr. 12).
106 (209). Liegt nicht bei. Der Vortrag wurde am 16. Februar erstattet.
(Wien, Staatsarchiv.)
107 (211). Sonderblatt (ad Nr. 30) des Wiener Diariums vom 11. April 1744.
108 (213). Nach der Liste der Verstorbenen (Wiener Diarium, 21. März,
Nr. 24) starb Dietrichsteins zweijähriger Sohn Graf Sigismund Matthias am
16. März 1744. Am 15. August desselben Jahres starb, fünfjährig, Maria BVan-
ziska. (Wiener Diarium vom 19. August, Nr. 67.) Das Todesdatum des zweiten
Knaben konnte nicht eruiert werden.
109 (216). Dieser Kauf findet sich in dem Artikel „Laxenburg" der Topo-
graphie von Niederösterreich (V, 703/1) nicht erwähnt.
*) Gefällige Mitteilung des Herrn Kustos a. d. Hofbibliothek Dr. Ferd. Mencik.
303
110 (217). Als unter Kaiser Leopold I. im Jahre 1694 Jakob Miori und
Johann Franz Brotti nach Österreich kamen, um nach Venezianer Art Spiegel
zu erzeugen, wurde ihnen das Schloß Neuhaus bei Fahrafeld im Wienerwalde
zur Ausführung ihres mit Freuden begrüßten Planes angewiesen. Als Besitzer
dieser Spiegelfabrik erscheint der damalige Gutsbesitzer J. Chr. Rechberg von
Rechtskron in Gemeinschaft mit Georg Koch, Peter Quentin und Andreas Schally,
welchen dann Hofkammerrat Johann Kirchstetter und Georg Berthold Fischer
folgten, bis sie im Jalu-e 1720 vom Staate übernommen wurde. Im Jahre 1734
erhielt sie das ausschließliche Privilegium und später wurde von Maria Theresia
auch die Einfuhr von Spiegeln verboten; 1748 erfolgte die Verlegung in ein
eigens erbautes, geräumiges Fabriksgebäude am [Fuße des Hausberges — das
heutige Forstgebäude, in dem bis zur Gegenwart bei baulichen Veränderungen
Quecksilber zum Vorschein kommt. Zur Zeit der höchsten Blüte beschäftigte man
96 Personen; im Jahre 1830 erfolgte die Verlegung nach Schlöglmühl. (Freundliche
Mitteilung Sr. Hochwürden des Herrn Pfarrers Otto Eigner in Bockfließ, Ver-
fassers des Artikels „Neuhaus". (Der betreffende Band der niederösterreichischen
Topographie ist noch nicht erschienen.)
111 (218.) Gleichlautend mit der im Wiener Diarium (Anhang zu Nr. 41)
vom 20. Mai enthaltenen Beschreibung.
112 (219.) Johann Adolf Hasse (geb. 25. Mai 1699 in Bergedorf bei Ham-
burg, gest. 23. Dezember 1783 in Venedig) war seit 1731 Opernkapellmeister in
Dresden, wo er bis 1763 blieb. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in Italien
(in Venedig vornehmlich), wo er nur „11 caro Sassone" genannt wurde. Seine
Frau, Faustina Bordoni (geb. 1693 in Venedig, gest. daselbst 11. Januar 1786),
war ebenfalls nach Dresden berufen worden, und zwar als erste Hof- und Opern-
sängerin. (Vgl. Eitner, Biograph. -bibliograph. Quellenlexikon der Musiker und
Musikgelehrten V, 36 ff. Niggli, Faustina Bordoni-Hasse.)
113 (220). Claudius Innocenz du Paquier, der Gründer der Wiener Por-
zellanfabrik, hatte stets mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, konnte
sich schließlich nicht mehr halten und bot daher die Fabrik dem Staate zum
Kaufe an. Dieser kam am 10. 3Iai 1744 zustande. Paquier (gest. 27. Dezember
1751) blieb Direktor und die Fabrik wurde der Hofbankodeputation unterstellt.
Präsident dieser Behörde war damals Gundaker Graf Starhemberg (gest. 8. Juli
1745); seine Tochter Maria Gabriele war seit 14. Juli 1727 mit dem Grafen
Rudolf Josef Colloredo verheiratet. (Vgl. Die kaiserl. königl. Wiener Porzellan-
manufaktur. Herausgegeben vom k. k. österreichischen Museum für Kunst und
Industrie. Text von J. Folnesics und E. W. Braun.)
114 (220). Febris Petechialis (Petechiae), Fleckfieber.
115 (221). Die französische Kriegserklärung war jedoch am 26. April er-
folgt. (Österreichischer Erbfolgekrieg VI, Nr. XIII, S. 655 ff.) Maria Theresia
hoffte nun, daß sich die beiden Seemächte zu entschlossenem Handeln aufraffen
würden. Das Manifest der Königin ist vom 16. Mai datiert (ibid. Nr. XIV, S. 657 ff.)
und stammt aus Bartensteins Feder. (Vgl. Arneth II, 385.)
116 (222). Heute Palais Rainer auf der Wieden. Zuerst hatte der kaiser-
liche Leibarzt Pius Nikolaus von Garelli (gest. 1739) Haus und Garten von dem
Besitzer, dem Kaufmanne Leopold von Engelskirchen gekauft, worauf Franz von
Lothringen den Komplex erwarb. Die nächsten Besitzer waren: Bankier Johann
Heinrich Freiherr von Geymüller (gest. 1834), Graf Ferdinand Leopold Pdlffy
304
und schließlich Se. kais. H. Erzherzog Rainer, der gründliche llestanriernngs-
arbeiten vornehmen ließ. (M. Bermann, Alt- und Neu -Wien, S. 1150.)
117 (224). Khevenhüller irrt-, es handelte sich in der Tat um die Krieg-
führung in Italien: am 17. Juni hatten die Verbündeten durch einen giückliclien
Handstreich den Plan des Fürsten Lobkowitz vereitelt, sie zur Räumung von
Velletri zu nötigen. (Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg VIII, 247 ff. und
Arneth II, 367.) Ulfeid sprach sich entschieden dagegen aus, „aus Bayern etwas
zu detachieren". D?is- wäre „das schädlichste von allem". „Sicher würden wir
sodann Preußen auf den Hals haben, mithin, um die lombardische Einkünften zu
ersparen, heraußen alles darunter und darüber gehen. Ein Unglück ist, Avann
Leute angehöret werden, so nur ein Objectum haben und nicht das Universum
betrachten. Ihr Eifer kann sehr rühmlich, der Rat aber nicht leicht er-
sprießlich sein." (Vortrag d. d. 26. Juni 1744. Wien, Staatsarchiv.)
118 (226). Der Vertrag vom 13. Mai 1744 (vgl. S. 83, Anm. 2) war bloß
zwischen Maria Theresia und August III. von Polen (Friedrich August II.) ge-
schlossen worden. (Vesque von Püttlingcn, Sachsen 74.) Im August desselben
Jahres wurden in London zwei Subsidienverträge unterzeichnet, die man aber
nie ratifizierte, vielmehr kassierte. (Vgl. Pribram, Verträge mit England I, Nr. 43,
S. 687, Anm. 2.)
119 (226). Vgl. Arneth II, 402 ff. Bernhardi, Geschichte Rußlands II/2,
S. 168 ff.) Zum Vorsitzenden des Gerichtshofes hatte Maria Theresia den Grafen
Johann Wilhelm von Wurmbrand ernannt. Die übrigen Delegierten waren Graf
Anton Hartig, die Hofräte Pelser, Jordan und Hüttner.
120 (229). Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg VII, 69. Aus der Korre-
spondenz Maria Theresias mit Karl von Lothringen und Batthyany erhellt je-
doch, daß der gelungene Rheinübergang keineswegs Anlaß zu irgendwelcher
Besorgnis gegeben hat. (Wien Staatsarchiv.)
Hingegen beunruhigte den Wiener Hof das Verhalten der Seemächte. Da
sei auf folgende Stellen eines Schreibens verwiesen, das Maria Theresia am 10. Juli
an Karl gerichtet hat:
„E. L. haben zu seiner Zeit zu wissen getan, daß da immer unvergnüg-
lichere Nachrichten aus denen Niederlanden eingeloffen und der englisch- und
hannoverischen Generalität Betrag billigen Verdacht erwecken mußte. Ich dem
Robinson und Burmania Selbsten zuzureden Mich entschloßen. Als nun der
erstere seinen Hof davon unterrichtet, ist man allda der alten Gewohnheit nach
auf den kahlen, gleich im Anfang Meiner Regierung so sehr mißbrauchten Vor-
wurf verfallen, daß es hier an Leuten nicht ermanglete, welche Mir
Mißtrauen gegen beede Seemächten beizubringen, mithin Mich von
ihnen abzuziehen und mit Frankreich zu verknüpfen sich be-
eiferten... . Zu wünschen wäre nur, daß die englische Ministri, welche
immerzu ihren seltsahmen Betrag mit obiger Beschuldigung zu beschönigen
suchen, im allergeringsten Theil so eifrig gegen Frankreich zu Werk gingen, als
es dießorts beschiehet. . . . Deme sei nun aber, wie ihm wolle, so erhielte Ro-
binson den 7. in aller Früh, mithin noch vor eingeloffener Nachricht von der
Rhein Passage einen Courrier von seinem Hof . . .
Er (Robinson) hätte nunmehro den Befehl erhalten, hinwiederumb eine
Audienz zu begehren und seines Hofs Rechtfertigung Mir selbsten vorzustellen,
mit dem Anhang, daß alles von Gewinnung der Republik Holland und diese Ge-
winnung N. b. von der Rhein Passage abhangete. Nach sein des Robinsons
305
ersteren Äußerung und völligen Gebärden wäre ganz kenntlicli, daß er stark zu
sprechen und alle Schuld auf die verniaintlich verzögerte lihein Passage zu
schieben Befehl erhalten haben müsse.
Als aber sogleich Nachmittag von dieser Rhein Passage glücklichem Er-
folg die Nachricht einlieflfe, hat er also balden lindere Seiten auffgezogen und
von nichts anderem als freundschaftlicher Erleuterung, nachdruck-
sahmen Versicherungen, Cooperation beeder Armeen, des 6clair-
cissements amiables, des fortes assurances de -^uloir soutenir au
possible la cause commune, de la necessitö d'une vigoureuse Co-
operation gesprochen. . . ."
Maria Theresia spricht sich weiter gegen Abschickung eines Detachements
nach den Niederlanden aus, will aber sonst dem Herzog nichts vorschreiben.
Am 20. Juli richtet Karl die Frage an die Königin, ob er sich vom Rhein
entfernen solle.
Maria Theresia antwortet am 28. desselben Monats folgendermaßen:
„ . . . also nehme dero unter d. 20. d. getane Anfrag keineswegs dahin, daß E. L.
hieran*) im mindesten zweifleten, sondern einzig und allein, daß Sie zu wissen
verlangen, ob Sie sich in dem Fall, da ansonsten ratio belli erheischete,
sich vom Rhein zu entfernen, ein solches zu tun wohl wagen können?
Welche Anfrag sonder Zweifel die Beisorg vor Preußen zum Grund hat. Nun
ist diese Beisorg nichts weniger als ungegründet und aus dieser alleiniger Ur-
sach ein so starkes Corpo in Bayern und der oberen Pfalz zurückgelassen
worden. Nachdeme aber eines Theils die mit Chetardie in Rußland sich eraignete
Begebenheit, nebst des Churfürsten von Bayeru schlechtem Gesundheitsstand
diese Beisorge nicht wenig vermindert und andernteils in dem Fall, da sich die
Sachen entweder in Ansehung der Cron Frankreich oder in Ansehung derer
hiesigen Alliirten weniger vergnüglich anlaßen, weit mehr als sonsten von Preußen
zu befahren stehet, als trage Ich kein Bedenken, E. L. . . . zu wissen zu tun, daß
in so lang und viel als von dem Batthyanische Corpo nichts weggenohmen wird,
die Entfernung vom Rhein Mir alsdann unbedenklich scheine, wann ansonsten
ratio belli selbe erheischen solte. Wormit aber keineswegs sagen will, daß sich
von dem Rhein auch alsdann zu entfernen wäre, wann ratio belli das Wieder-
spiel erheischen solte, worvon ohnmöglich änderst, als nach Suppositis und
Umbständen, die E. L. ehender als hier bekandt sein müssen, geurtheilet
werden kann." (Vgl. auch Österreichischer Erbfolgekrieg VII, 64 ff.)
Wie wenig in jenen Tagen das Ministerium einen preußischen Einfall be-
fürchtete, erhellt aus dem Schreiben Ulfeids (nicht Bartensteins, wie Arneth 11,
555, Anm. 51, annimmt) an den Großherzog vom 30. Juli. (Auch das Gutachten
vom 31. Juli stammt von Ulfeid und nicht von Bartenstein. Ibid. II, 555, Anm. 52.)
Noch am 5. August heißt es in einem Konferenzprotokoll: „Ist aber-
mahlen darüber deliberirt worden und gut gefunden, daß — weilen nicht sicher,
ob ein ordentlicher Friedensbruch von selten Preußen erfolgen wird — der Prinz
den Rhein nicht repassiren solle, bis daß der Bruch nicht erfolge, indessen alles
darzu praepariren. . . ." (Wien, Staatsarchiv.)
„Der Einbruch ist vor dem 24., wan auch Sachsen zuschauet, nicht zu be-
sorgen," dachte man am 15. August. In derselben Konferenz beriet man über
die nötigen Vorkehrungen. (Wien, Staatsarchiv.)
*) An der Versicherung, ihm nichts vorschreiben zu wollen.
KheTenhüUer-Schlitter. 1742—1744.
20
306
Als der Einbruch wirklich erfolgt war, schrieb Maria Theresia am
22. August dem Prinzen Karl, er solle über den Rhein zurückgehen und nach
Böhmen eilen. Inzwischen hatte Batthyany am 10. d. M. die Vorrückung nach
Waidhaus nächst der böhmischen Grenze angetreten, wo er am 14. eintraf.
(Vgl. Arneth II, 419 ff. Österreichischer Erbfolgekrieg V, 488, VI, 75.)
121 (231). Lauterburg hatte am 4. Juli kapituliert. (Österreichischer Erb-
folgekrieg V, 451.)
122 (232). Allergnädigste! Zu Folg E. M. a. g. Befehls hat mir der Fürst
von Auersperg diesen Morgen 500 Ducaten geschickt, welche nebst denen bereits
erhaltenen 250 — die Lagi nicht mitbegriffen — die Summara deren 3000 fl. aus-
machen, so E. M. für den Spitzfabricanten Boullement anzuschaffen geruhet.
Hierüber habe ich sogleich das weitere mit dem Doblhoff veranstaltet, damit
a. h. deroselben christmildeste Absicht zu Behuff so viller hierbei interessirter
armer Kinder und Waisen auf das schleunigste vollzogen werde.
Ansonsten finde mich ungemain betroffen, daß mich wegen meiner Un-
päßlichkeit bereits vier Tage nicht bei E. M. Füssen einfinden können, als
welches das größte Unglück ist, so einem Diener widerfahren kann, der seiner
a. g. Frauen aus blossen Antrieb der schuldigsten Lieb und Treu und aus voll-
kommenster Überzeigung Ihrer a. h. Eigenschafften dienet. Ich besorge zwar
zuweillen, daß noch nicht so glücklich gewesen, E. M. diser meiner wahren Ge-
sinnung zu überzeugen, allein wann a. h. dieselbe mein Hertz einsehen könten,
würden E. M. allergerechtest dero Gewohnheit nach beurtheilen, daß, wann auch
das Werck mit den gutten Willen nicht allzeit übereinstimmet, solches villmehr
eine traurige Folge eben diser mir beständig anhengenden Leibsgebrächlichkeiten
seie, als daß es aus dem mindesten Abgang des E. M. mehr als keinem anderen
Potentaten der Welt (deren sehr wenige die E. M, von Gott ganz besonders er-
theilte Gnad, die Hertzen aller dero Unterthanen an sich zu ziehen, besitzen)
schuldigsten Diensteiffers beschehe. Wann ich mich getrauen dörffte, mit einem
noch weit mager- und gelberem Gesicht, als es sonsten zu sein pfleget, vor E. M.
zu erscheinen, wurde noch disen Nachmittag auf Schönbrunn eilen, um mich a. u.
zu Füßen zu legen und zu fernem a. h. Hulden und Gnaden a. geh. zu emp-
fehlen.
123 (232). Wan es seine Gesundheit ilime zuläst, so erlaube ihme recht
gern mit einen auch oliven färben gesiebt zu komen, nur aber mit der Condition,
das es selbe erlaube; gestern abends und heüt frühe wäre es sehr kalt und
feuclit, ich habe nothwendig, das er seine Kräfften sparre und zusam nehme,
weillen mir recht vill daran gelegen und erkenne, w\as er mir noch nutz sein
kan und ihme ausersehe zu dem, wo keinen andern finden kunte ihme gleich
und wo mein ganze hiesige Glückseligkeit und Vergnügen dependiren thutt und
Viller andern. Ich ruinire die banque und ist jezt eine grosse Confusion dessent-
wegen, wo villeicht ich Ursach bin, ihme aber mehr mündlich sagen werde, es
pressirt aber nicht, also er sich noch etwelche Tag halten kan.
124 (232). Die Übergabe von Weißenburg war am 5. Juli erfolgt. (Öster-
reichischer Erbfolgekrieg V, 452.)
125 (235j. Die Besetzung von Hagenau war am 29. Juli erfolgt. (Ibid. V,
468.) — In der Konferenz vom 4. August beriet man über das ungarische Auf-
gebot; die Kunde jedoch, daß am 24. Juli ein geheimer Vertrag zwischen
Friedrich II. und Karl Albert zu Frankfurt abgeschlossen worden sei, war be-
reits nach Wien gekommen. („Nachdenie der Friedensbruch verläßlich, so währe
307
der Einfall zu besorgen." Konferenzprotokoli vom 4. August 1744. Wien, Staats-
archiv.)
126 (235). Das Billet Maria Theresias konnte leider nicht aufgefunden
werden. — Aus der Darstellung Khevenhüllers erhellt zum mindesten, daß in
Wien die größte Ratlosigkeit herrschte.
127 (236). Am folgenden Tage las Dohna dem österreichischen Hofkanzler
Ulfeid die Erklärung Friedrichs II. vor, wonach dieser durch das Verhalten
Österreiclis gezwungen sei, „das Reich bei seinen Systemate und Vorfaßungen
und die Stände desselben bei ihren wolhergebrachten Prärogativen und Frei-
heiten zu maintenieren und die Ruhe in Deutschland durch einen redlichen und
beständigen Frieden wieder herzustellen". (Österreichischer Erbfolgekrieg VII, 80.
Arneth II, 411.)
Wiens Bevölkerung war infolge der Nachricht, daß ein preußischer Ein-
bruch in Böhmen bevorstehe, derart erbittert, daß man Ausschreitungen besorgte
und daher Dohnas Haus mit Wachen umstellen ließ. (Arneth II, 413.)
128 (238). Das Manifest Friedrichs II. vom 10. August erschien in den
preußischen Zeitungen; es handle sich — so heißt es in dieser Kundmachung —
nicht um das Interesse des Königs, sondern nur darum, dem „deutschen Reiche
die Freiheit, dem Kaiser die oberste Würde und Europa die Ridie wiederzugeben".
(Preußische Staatsschriften I, 442.)
Sachsen hatte (11. August) auf die Ankündigung des preußischen Generals
hin die Antwort gegeben, es müsse sich den Durchzug gefallen lassen. (Öster-
reichischer Erbfolgekrieg VII, 79.) Die andere Kolonne (Schwerin) hatte am
15. August die böhmische Grenze überschritten. (Ibid. VII, 91.)
129 (238). Vgl. Arneth II, 414 ff. Feßler, Geschichte von Ungarn
V, 314 ff.
130 (239). Im wesentlichen übereinstimmend mit dem im Wiener Diarium
(2. Extrablatt zu Nr. 73) vom 9. September enthaltenen Bericht. (Vgl. Österreichi-
scher Erbfolgekrieg VIII, 274 ff.)
131 (241). Wörtlich übereinstimmend mit der im Wiener Diarium (Nr. 70)
vom 29. August enthaltenen Beschreibung.
132 (242). Die gesamte österreichische Armee befand sich jedoch bereits
am 24. August um 8 Uhr morgens bei Wintersdorf am rechten Rheinufer. Sie
hatte 17 Offiziere und 304 Mann verloren, von denen 36 tot, 91 verwundet waren
tmd 194 als vermißt galten. (Österreichischer Erbfolgekrieg V, 503.) (Siehe
p. 244 des Tagebuches.)
Am 31. August schrieb Maria Theresia folgendes an den Prinzen Karl:
„ . . , können dieselbe unschwer ermessen, daß Sie andurch dero Verdienste nicht
nur nicht vermindert, sondern vermehret haben; wie dann E. L. mit Wahrheits-
grund versicheren kan, daß dero glückliche Repassage des Rheins nicht mindere
Freude als die erstere Passage hier verursachet habe . . . gratuliere E. L. zu der
so glücklich, als glorreich vollzogenen Rhein Repassage mit so Vergnügnus vollem
Herzen, als zu der Passage deroselben gratuliret hatte. Alle Macht ist nunmehro
gegen Preußen anzuwenden und Meine Meinung gewiß nie gewesen, die Armee
in viele kleine Corpi zu zertheilen; wie dann weder von einem Corpo bei Hail-
brunn, noch von einer Postirung im Breißgau Meine Verordnungen das mindeste
in sich enthalten.
Da also E. L. melden, daß keine einzige Waldstaft, noch auch Costanz
haltbahr ist, so kombt es allein auf die genugsahme Besetzung Freiburg an. Der
20*
308
völlige Überrest der Armee ist nach Bayern nnd der oberen Pfalz zurückzuführen
und — wann allda so viel als E. L. denen Umbständen nach nöthig glauben, zurück-
gelassen worden sein wird — wieder Preußen anzuwenden. Dann ist Preußen
gedärapfet, so fällt die gantze Frankfurther Union auf einmal zu Boden; wieder
Preußen aber muß man nicht wenig, sondern alles, was sein kann, zu Hüiffe
nehmen, auch hierunter keine Zeit verlieren; wie dann je mehr E. L. dero Marche,
ohne die 'J'rouppen abzumatten, beschleunigen, je mehr Mich dieselbe verbinden
werden." (Bartensteins Konzept, Wien, »Staatsarchiv.)
133 (242). Am 17. August hatte man glühende Bomben in das Innere der
Festung Deraonte geworfen; der Brand, der entstand, näherte sich einem Pulver-
magazin, 'das jedoch keineswegs explodierte. Nur die Gefahr einer Explosion
veranlaßte die Soldaten, die Waffen wegzuwerfen und zum Feinde zu fliehen.
Daher erübrigte dem kommandierenden Obristen nichts anderes, als sich mit dem
Reste der Besatzung zu ergeben. (Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg VIH,
490 ff.) Karl Emanuel zog sich nun in die Gegend zwischen Saluzzo und Manta
zurück. (Ibid. VIII, 494.) Diese Stellung verließ er aber, weil er der von den
Verbündeten belagerten Festung Cuneo (Coni) zu Hilfe eilen wollte. (Ibid. 506.)
134 (243). Vgl. ibid. VIII, 308 ft'.
135 (243). Am 17. Mai hatten die Franzosen den Vormarsch aus den
Lagern bei Cysoing und Armenti6res begonnen; Menin fiel am 4., Ypres am
25. Juni und Furnes am 10. Juli. (Ibidem VI, 343, 356, 374, 389.)
136 (244). Chastillon hatte, ohne hiezu ermächtigt worden zu sein, den
Dauphin während der Krankheit des Königs nach Metz geführt. (Biographie
universelle IV, 308.)
137 (245). Madame Chateauroux mußte sich mit ihren Schwestern nach
Metz begeben, kehrte aber durch Richelieus Vermittlung bald wieder nach Ver-
sailles zurück. Sie starb am 8. Dezember 1744. (Vgl. Le duc de Broglie, Marie
Therese Imperatrice I. 31 ff., 55 ff., 61. Goncourt, Maitresses de Louis XV,
Band I.)
138 (245). Vgl. Arneth I, 186 ff., 188 ff. und Le duc de Broglie, Frederic II
et Louis XV. d'apres des documents nouveaux I, 167 ff.
139 (246). Am 10. September war die Armee in Donauwörth eingetroffen,
von wo Traun am 14. abmarschierte. (Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg V,
516 ff., VII, 163 ff.)
140 (248). Es wurde eine strenge Untersuchung eingeleitet, aus der je-
doch der Kommandant, General Harsch, vollkommen gerechtfertigt hervorging.
(Ibid. VII, 133.)
141 (248). Prinz Karl traf am 27. September im Lager bei Stankau ein,
das die Armee am selben Tage bezogen hatte. (Ibid. VII, 166.)
142 (250). Der Name dieser Persönlichkeit konnte trotz eifriger Nach-
forschung nicht festgestellt werden.
143 (252). Niccolo Erizzo hatte die Repubhk in der Zeit von 1735—1737
am Wiener Hofe vertreten.
144 (254). Die Aufhebung der Belagerung war in einem am 17. Oktober
abgehaltenen Kriegsrate beschlossen worden; denn die Verpflegsschwierigkeiten
hatten zu der Erkenntnis geführt, luan könnte selbst nach der Eroberung von
Cuneo nicht diesseits der Alpen Winterquartiere beziehen. (Österreichischer Erb-
folgekrieg VIII, 530 ff.) Was die Rivalität beider Prinzen betrifft, vgl. Henry
Sage, Dom Philippe de Bourbon et Louise-Elisabeth de France, p. 19. .
309
145 (254). Über den Rückzug des preußischen Heeres aus Böhmen und
die Offensive der verbündeten Österreicher und Sachsen vgl. Österreichischer Erb-
folgekrieg VII, 203 ff.
146 (255). Am 1. November räumte Lobkowitz seine Stellung und bezog
sein Lager bei Torre di Mezza Via (zehn Kilometer von Rom), von wo er den
Marsch fortsetzte; am folgenden Tage lagerte er bei Aquatra versa. (Ibidem VIII,
320 ff.)
147 (255). Die Bürgerschaft von Konstanz hatte — eingeschüchtert durch
die Drohung, man werde die Weingärten vervvÜ8t(;n — am 9. Oktober die Unter-
werfung der Stadt iingeboten. (Ibidem V, 540 ff.) Freiburg kapitulierte am
25. November nach mehr als zweimonatlichem, tapferem Widerstände. (Ibid. V,
591.) Das Unternehmen gegen Bregenz scheiterte jedoch an der tapferen Hal-
tung des Vorarlberger Aufgebotes und man traf Vorkehrungen, Konstanz gegen
etwaige Angriffsversuche der Bregenzer zu sichern. (Ibid. V, 543.)
148 (256). Siehe Eintragung vom 4. November 1744, p. 257. Im Juli 1743
hatte Maria Theresia die „königliche Landes Administration von Militärpolitisch-
und Cameral^Individuis" eingesetzt und zum Administrator in Bayern den Landes-
hauptmann in Kärnten Johann Anton Grafen Goess und zum Präsidenten der
Administration der Oberpfalz (Sitz in Amberg) den Grafen Johann Karl von
Choteck ernannt, Hauptzweck der Administration war: Erhaltung der öster-
reichischen Armee durch das Land. Am 11. Oktober 1744 übernahm Graf
Batthyäny das Armeekommando und beorderte das Korps an den Inn, wo es
am 2. November Stellung nahm. Inzwischen waren bereits (September) die
Weisungen aus Wien erfolgt, was mit der Administration zu geschehen habe.
Das Personale begab sich am 4. November auf österreichisches Gebiet. In den
noch besetzten Gebieten Bayerns und der Oberpfalz dauerte (bis zum Frieden
von Füssen, 22. April 1745) die Verwaltung der Einkünfte für militärische Zwecke
noch fort. (Rittmeister Kematmüiler, Die österreichische Administration in
Bayern 1743—1745, i. d. Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchivs N. F. IX, 322 ff.,
350 ff.)
149 (256). Vgl. Österreichischer Erbfolgekrieg VI, 479 ff. Aus diesem
unrühmlichen Feldzuge zog man die Lehre, es sei die Aufstellung eines mit voller
Autorität bekleideten Oberkommandos die Grundbedingung des Erfolges.
150 (259). Am 6. November hatte man sich über einen provisorischen
Kapitulationsentwurf geeinigt, worauf die Franzosen — und zwar vor Unter-
zeichnung des Entwurfes — die Stadt besetzten. Weitere Unterhandlungen
fanden statt, bis schließlich am 25. November eine neue Kapitulation beraten
und unterzeichnet wurde, kraft deren man auch die Schlösser dem Feinde aus-
lieferte. (Ibid. V, 575 ff.)
l&l (260). Vgl. Ibid. VII, 218.
152 (261). Friedrich IL hatte noch immer gehofft, Prag „unter allen Um-
ständen während des Winters" zu halten (Brief an Chambrier vom 21. November),
aber um.ringt von den verbündeten Österreichern und Sachsen, ordnete er einige
Tage darnach den Rückzug nach Schlesien an ; am 6. Dezember überschritt er
die Grenze. (Ibid. VII, 230 ff.)
153 (262). Ernestine (Tochter des Johann Kari Grafen Serenyi und der
Ernestine Barbara Gräfin Löwenstein), Witwe nach dem Geheimen Rat Grafen
Otto Ferdinand Felix von Hohenfeld, der 1720 Oberstküchenmeister der Kaiserin
Amalia, 1734 Trabantenhauptmann war.
310
Grräfin Löwenstein war in erster Ehe mit Erich Adolf Grafen Salm vermählt.
154 (265). Bei Beginn des dritten Feldzugsjahres (Türkenki-ieg 1736—1739)
war Georg Olivier Graf Wallis zum Oberbefehlshaber der gesamten Streitkräfte
ernannt worden. Bei Groeka, am 22. Juli 1739, geschlagen, eilte Wallis nach
Belgrad und zog sich dann über die Donau bis Szlankamen zurück. Vor ein
Kriegsgericht gestellt wurde er zu Festungshaft verurteilt; am 22. Februar 1740
kam er auf die Festung Spielberg bei Brunn, wo er jedoch nur einige Monate
in Haft blieb, denn Maria Theresia schenkte ihm die Freiheit wieder (November
1740) und setzte ihn in alle militärischen Würden ein. (Oskar Criste in der All-
gemeinen deutschen Biographie 40. Band, 751.)
155 (266). Am 16. Dezember hatte das letzte preußische Korps (Einsiedel)
Böhmen verlassen. (Österreichischer Erbfolgekrieg VII, 257.)
156 (267). Dieses Schriftstück konnte nicht aufgefunden werden.
157 (267). Maria Anna Josefa, Tochter Ferdinands III. aus dessen (3.) Ehe
mit Eleonore von Mantua. Die Erzherzogin (geb. 20. Dezember 1654, gest. 14. April
1689) hatte sich am 24. Oktober 1678 mit dem Kurfürsten von Pfalz-Neuburg
Johann Wilhelm vermählt. Diese Ehe war kinderlos geblieben.
158 (267). „obwohlen kein gekröntes Haubt, so ist doch die einzige von
diser Linie und das einzige Geschwistert, was gehabt, also die Klag in allen bis
Francisci daurcn solle, 7 Monath die Spallier und Livree, 3 Tag exequien und
wan es sein kan, dem 11., 12., 13. und 14. Januarii. De reliquo Placet." (Eigen-
händige Resolution Maria Theresias auf einen Vortrag des Obersthofmeisters
vom 28. Dezember 1744. Wien, Staatsarchiv. Das Protokoll liegt dem Tage-
buche nicht bei.)
159 (268). „Un coup bien sensible encore vient nous frapper, la duchesse-
mere est morte d'apoplexie le 23, son Alt. en est extremement touchee, son bon
coeur et tendresse est connue, on lui at donn6e la nouvelle de la plus mauvaise
gräce du monde, il tremble encore et moi je suis spectatrice, je sais votre at-
tachement, venez apres 8 heure lui tenir compagnie et faire les devoirs de bon
amis, il en a besoine, je tremble pour Ic prince."
Das Antwortschreiben KhevenhüUers konnte nicht aufgefunden werden.
Personen- und Sachregister.
Abensberg-Traun, s. Traun.
Abo, russisch-schwedischer Friedenstrak-
tat, 161.
Addi, Jacopo, päpstlicher Nuntius in Lis-
sabon, Kardinal, 296 [80].
Adolf Friedrich, s. Lübeck.
Adorno, s. Botta d' Adorno.
Aguesseau, Henri Fran^ois d', franzö-
sischer Großkan/ler, 123.
Aichelberg, Feste, s. Khevenhüller, Fa-
milie.
Aicben, Johann Joachim von, n.-ö. Re-
gimentsrat und Land-Unterraarschall,
72, 73.
Aigner, Johann Christoph, ü. z. Assessor
im Obersthofmarschallamt, 275.
Akademisches CoUeg, s. Ceremoniel,
Collegium academicum S. J.
Alba, Fernando Alvarez, Herzog, 45.
Albani, Alessandro, Kardinal, 124.
Alberoni, Giulio, Kardinal, 128.
Albert, Erzherzog, s. Habsburg.
— von Sachsen -Teschen, s. Sachsen -Te-
schen.
Albert i, Maria Anna, Gräfin, s. Kheven-
hüUer-Frankenburg.
Albrecht von Bayern, s. Bayern.
Aliaga, Fra Luis, Großinquisitor, Beicht-
vater Philipps IIL, 80, 31, 33.
Almazan, Marquese von, 17.
Aloisio, Pater, Beichtvater des Grafen
Siegmund Friedrich Kh. zu 0., 104, 105.
Alt-Breisach, s. Rheinübergangs ver-
suche.
Alt-Bunzlau, s. Ausflüge und Reisen
des Hofes (Böhmen).
Althann, Albert, Graf, Obristsilberkäfn-
merer (Biographisches). Vermählt sich
mit Rosalia Gräfin Cavriani 125, 126,
217.
Althann, Antoni, Graf, Generaladjutant,
126, 127, 239.
— Ferdinand, Graf, maltesischer Bot-
schafter, 204—206.
— Gundaker Ludwig, Graf, vormals
Obriststallmeister, Feldmarschall, 141,
165, 172, 180, 227, 262.
— Maria Wilhelmine (geb. Althann, ver-
witwete Lobkowitz), Gemahlin des
Grafen Gundaker Ludwig, 133, 165.
— Michael Johann, Graf, 218.
— Rosalia (geb. Cavriani), Gräfin, Ge-
mahlin Älberts, ihr Tod 217. (Biogra-
phisches ibid.)
Althen, Dilherr von, s. Dilherr, Freiherr
von Althen.
Alxinger, Johann, Assessor im Oberst-
hofmarschallarat, 274 [15].
Amalia, Kaiserin, s. Habsburg.
Amelot de Chaillou, Jean Jacques, fran-
^iösischer Staatssekretär desÄußern, 122.
Amorevole, Sänger, 219.
Andlau, Martin Karl, Freiherr von, Land-
rechtsbeisitzer des n.-ö. Herrenstandes,
110.
Andlern, Franz Reinhold, Graf, 136.
Anjou, FranQois, duc d', s. Frankreich.
Anna, Kaiserin, s. Habsburg.
— Erzherzogin, s. Habsburg.
— Infantin von Spanien, s. Frankreich.
— Leopoldowna, s. Rußland.
— Maria, s. Pfalz.
— Sophie, s. Dänemark.
Annales Ferdinande! 44—47.
Annibalini, Sänger, 260.
Anton Franz, s. Portugal.
312
Apremont, Schloß, Einnahme durch die
Spanier, 115.
Ar cos, duque d', spanischer Offizier, 128
Arenberg, Leopold Philipp Karl Josef,
Herzog von, FM., 130, 188, 191, 199,
201, 207, 243.
Arie quin poli par l'amour, s. Theater.
Asilo d' amore, s. Theater.
Aslebrouck, s. Asseburg.
Aspreraont, Graf d', sardinischer Ge-
neral, 128.
Asseburg, Freiherr von, Domherr zu
Lüttich, 299.
Assel, Pater Udalricus, vorm. Beichtvater
des Herzogs Franz von Lothringen,
259.
Astorga y Cespedes, Didacus de, Kar-
dinal, 288.
Auersperg von (fällt in der Schlacht
bei Gorian) 6.
— Heinrich Josef Johann, Fürst, Obrist-
stallmeister, 80, 101, 102, 112, 118,
141, 155, 186, 191, 194, 198, 207,
208, 210, 219, 226, 228, 258, 263,
274 [11], (276-282 [20] Vortrag über
das Revisorium), 306 [122].
— Karl Josef Anton, Graf, 221.
— Maria Antonia Xaveria (Tochter des
Fürsten Johann Leopold Donat Traut-
son), Gemahlin des Fürsten Heinrich
Josef Johann, 186, 224.
— Maria Josefa Rosalia (geb. Trautson),
Gemahlin des Grafen Karl Josef An-
ton, 221.
Aufenstein'sches Wappen, s. Kheven-
hüller, Familie.
Aüfsess, Gräfin,*) s. Lanthiery.
Augsburg, Josef von Hessen-Darmstadt
(1740, VIII.— 1768, VIII. 20), Bischof,
298, 300.
August II. (Friedrich), der Starke, s.
Polen.
August ni., s. Polen.
Auhof, s. Ausflüge und Eeisen des Hofes
(Oberösterreich).
*) Des Grafen Johann Adolf Metsch Gemahlin
Marie Ernestine Philippine war eine geborene Gräfin
Aufsess.
Auholitz, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes (Böhmen).
Ausflüge und Reisen des Hofes, Böhmen
137—158 (Brandeis 138. Alt-Bunzlau
138. Prag 138-158. Stienitz 150.
Kloster Königssahl 152. Petrowitz 154.
Auholitz 154. Pardubitz und Podie-
brad 155. Chlumetz 157. Prag— Linz
158.)
— Brück a. Th. 228—230.
— Ebersdorf 234.
— Farafeld 217.
— Hetzendorf 232, 233, 241, 245, 246.
— Hirschstetten 99.
— Hollitsch 183, 173.
— Kalksburg 100.
— Kittsee 229.
— Klosterneuburg 100, 186, 188, 258,
259.
— Lanzendorf 170.
— Laxenburg 121, 170, 216, 217, 219,
248.
— Mannersdorf 181, 223,224,228, 273 [5].
— Marchegg 168, 251, 264.
— Maria -Brunn 184.
— Maria -Zell 235.
— Mauerbach 207.
— Melk 165.
— Möllersdorf 129, 204, 223.
— Oberösterreich 158 — 164. (Freistadt
158. Linz 159—164. St. Florian 161.
Steieregg 161. Traunfall 162. Lam-
bach 162. Auhof 164. Ankunft in
Wien 165, 166).
— Preßburg 230, 236—239.
— Purkersdorf 246.
— Sankt Veit 99, (Weinlese 182), 183.
— Schloß Hof 178, 179.
— Schv?echat 249.
— Sommerein 100, 168, 181, 273 [5].
— Stockerau 210.
— Trauttmansdorff 224.
— Vösendorf 170.
— Zwentendorf 165.
Bäber, Philipp, Hoffourier, 211, 275.
Balbiano, Katharina P. M., s. Wacker-
barth.
Bällhaus (Hof-), königl. priv. Theater
nächst der Burg, s. Theater.
313
Ballhaus in Prag, s. Theater.
Bamberg, Fürstbischof, s. Schönborn,
Friedrich Karl, Graf.
Barbarossa Chaireddin, 3.
Bardi, Girolamo, Sekretär der Consulta,
Kardinal, 296 [80].
Barettaufsetzung (darf „eine Frau"
diese Funktion verrichten?), 191, 192.
Barni, Giovanni Battista, päpstlicher
Nuntius in Madrid, Kardinal, 296 [80].
Bärnklau, Johann Leopold, Freiherr zu
Schönreith, FML., 133, 157, 169, 175,
290 [48], 294 [75], 296 [79].
Barsene, s. Theater.
Bartenstein, Johann Christoph, Frei-
herr von, Staatssekretär, 82, 146, 176,
228, 295, 308 [115], 305.
Basel, Jakob Sigmund Freiherr von
Reinach -Steinbrunn, Bischof (1737,
VI. 4. — 1743, XII. 16 ), 195.
— Josef Wilhelm Freiherr Kinck von
Baldenstein, Bischof (1744, I. 22. —
1762, IX. 13.), 195.
Bassenheim, s. Waldbott-Bassenheim.
Bathorden (der englische Gesandte Ro-
binson zum Ritter geschlagen) 105.
Batthyäny, Karl, Graf, General der
Kavallerie, 81, 229, 286, 242, 304 [120],
806 [120], 309 [148].
— Ludwig, Graf, ungarischer Hof kanzler,
207, 236, 237, 262.
— Maria Theresia (geb. Kinsky), Gemahlin
des Grafen Ludwig, 236.
Bayern, Albrecht von, 56.
— Ernst von, s. Cöln.
— Ferdinand Maria, 65, 116, 138.
— Johann Theodor, 66, 291 (Fußnote),
297 [93], 298-302; s. Lüttich.
— Karl Albert (Karl VII.), 50, 51, 65, 78,
82, 188, 144, 147, 157, 238, 256, 294
[65], 298 (Fußnote).
— Klemens August, 65; s. Cöln.
— Maria (Gemahlin Karls von Steier-
mark), s. Habsburg.
— Maximilian I., 33, 36.
— Maximilian Emanuel, 65 (Gefangen-
schaft seiner Söhne in Österreich 65—
66), 124, 297 (Fußnote).
— Philipp Moritz, 65.
Bayern, Theodor, 66.
— Theresia Benedikta Maria, 133.
— Theresia Eraanuela (Tochter des Her-
zogs Ferdinand Maria), 133.
— Theresia Kunigunde Sobieski, 297 (Fuß-
note).
— Wilhelm, 14, 56.
— Feldzug in, 131, 133, 144, 147, 153—
157, 159, 161, 163, 169, 175, 256, 257.
— Österreichische Administration, 257,
309 [148].
Begontina, Johann, Assessor im Oberst-
hofmarschallamte, 274 [15].
Bellegarde, Johann Franz, Graf, säch-
sischer Oberst, 149.
Belleisle, Charles Louis Auguste Fou-
quet, Graf, Marschall von Frankreich,
118, 245, 286 [28].
— Louis Charles Armand Fouquet(„Cheva-
lier de Belleisle"), französischer Ge-
neral, 255.
Beirupt, Maximiliana (geb. Werscho-
witz), Gräfin, Aja, später Obersthof-
meisterin der Erzherzogin Maria Anna
sen., 125, 177, 189, 211.
Belvedere, s. Savoyen, Eugenseber Gar-
ten.
Benedikt XIII., Papst, 123.
— XIV., Papst, 175.
Berchtold, P., Abt von Melk, s. Diet-
raayr Berthold.
Berghes, Georges Louis de, s. Lüttich.
Berlichingen, Johann Friedrich, Frei-
herr von, General, 295 [78].
Berlo, Amour-Benjamin, Graf, Domherr
zu Lüttich, 801.
Bernhardt, Paul, Trabant im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Bernklau, recte Bärnklau.
Bernstorff, Johann Hartwig Ernst,
Freiherr von, vorm. dänischer Ge-
sandter in Regensburg, 124.
Berti, Christoph, Hoffourier im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Bertoli, Daniel, Galerieinspektor (Bio-
graphisches), 197.
Besozzi, Gioacchimo, Kardinal, 296 [80].
Bestuchew-Rumin, Alexis Petrowitsch,
Graf, russischer Großkanzler, 94.
314
Bethlen, Gabriel, Graf, siebenbürgischer
Hofkanzler, 273.
— Gabor, ungarischer Rebell, 31.
Bianchi, Giovanni B., M. Dr., 101.
Bibbiena, Giuseppe Galli da, Hofarchi-
tekt, 182.
Bittermann, P. Ignatius S. J., Hofpre-
diger, 238, 239, 259.
Blauer Hof in Laxenburg, 121, 288 [32].
Bocskai, Stephan, 22.
Böhmen, Kämmerer, Ernennung und
Kassierung, 147.
— Kriegsschauplatz, 113—115, 133, 176,
286 [23], 287 [24]; s. auch schlesischer
Krieg, zweiter.
— Untersuchungskommission, Einsetzung
einer, 119, 120.
— s. auch Ausflüge und Reisen des Hofes.
Bolognetti, Mario, päpstlicher Schatz-
meister, Kardinal, 296 [80].
Bonn in, Pater, Hofmeister im Hause
KhevenhüUers, 195.
Bordoni, Faustina (verm. mit Johann
Adolf Hasse), Sängerin, 219, 303
[112].
Botta d'Adorno, Anton Otto, Marquis,
FML., österreichischer Gesandter in
St. Petersburg und darnach in Berlin,
141, (angebliche Verschwörung 183,
225, 226, 296 [83]), 292 [50].
Boullement, Spitzenfabrikant, 306
[122].
Bouquoy, Franz Leopold, Graf, 158.
Bourbon, Louis Henri, duc de, franzö-
sischer Premierminister, 121.
Boxador, s. Savalla.
Boy er, Jean Fran^ois, Bischof von Mire-
poix (1731, L 6. — 1733), 122.
Büzzobonelli, recte Pozzobonelli.
Brand eis, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes (Böhmen).
Brandenburg, Karl Philipp, Markgraf
von, 271 (Fußnote f).
Brandis, Franz Jakob, Graf, n.-ö. Re-
gimentsrat, Verweser des Obersthof-
marschallamtes, 135, 290.
Brätsch, Franz, ü. z. Assessor im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Braunau, Sieg bei, 144, 147.
Braunschweig-Wolfenbüttel, Chri-
stine Luise, Witwe nach dem Herzog
Ludwig Rudolf, 147, 233.
Ludwig, Prinz, 93, 196—198, 205.
Bregenz, hält den Franzosen Stand, 255,
309 [147].
Breidbach, recteBreidtbach-Bürresheim.
Breidtbach zu Bürresheim, Karl Ernst,
Freiherr von, Domherr zu Lüttich,
291, 299, 300.
Breitenbach, recte Breidtbach.
Brenner von Felsach, Josefine, Freiin,
s. KhevenhüUer-Frankenburg.
Breslau, Bischof von, s. Habsburg, Karl,
Erzherzog.
Breuner, Maria Barbara, Gräfin, s. Me-
nezes.
— Maria Katharina, s. Saurau.
Briffaut, Buchführer, 167.
Bristol, John Digby, erster Earl of, Ge-
sandter Jakobs I. in Madrid, 41.
Broglie, duc de, französischer Brigadier,
163, 294 [67].
Brotti, Joh. Franz, 303 [110].
Browne de Camus, Ulysses Maximilian,
Graf, FML., 154.
Brück a. Th., s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
B rucker Landtag, 58, 59.
Brühl, Franziska Maria Antonia (geb.
Kolowrat-Krakowsky), Gräfin, 271.
— Heinrich, Graf, sächsischer Minister,
82, 85, 87, 90, 271.
Buccov, Adolf Nikolaus, Freiherr von,
Generaladjutant, 159.
Bucelini, Julius Friedrich, Graf, Hof-
kanzler Leopolds I., 69.
Buckingham, George I.Villiers, Herzog
von, 37, 40, 41.
Bucquoi, Karl B. von Longueval, Graf,
FM., 28.
Bünau-Puechen, Heinrich IL, Graf,
sächsischer Gesandter in Wien, 93, 202.
Buol, Anton Franz, Freiherr von, Vlies-
ordenssekretär, 198.
Burghausen, Otto, Graf, Hauptmann,
166.
Burgtheater, s. Theater.
Burish, engl. Gesandter in Lüttich, 299.
315
Busbecq, Auguier Ghislain, Hofmeister
der Söhne Maximilians IL, 14, 15.
Bussche-Ippenburg, Johann Clamor
August von dem, hannovranischer Ge-
sandter in Dresden, 88.
Bussin, Ballunternehmer in Prag, 154.
Calcagnini, Carlo, Uditore di Rota,
Kardinal, 296 [80].
Campos anto, Schlacht bei, 127, 128,
290 [37], 295 [77].
Capello, Eleonora (geb. CoUalto), Ge-
mahlin Pietro Andreas, 100, 171, 184,
247. (Söhne 247.)
— Pietro Andrea, venezianischer Bot-
schafter in Wien, 145, 157, 171, 172,
184, 201, 247.
Caraff a, Giovanni, prencipe, GFM., 147.
Cardona, Josef Folch de, Fürst, Obrist-
hofmeister der Kaiserin Elisabeth
(Biographisches), 234.
— Maria Antiochia, Fürstin (geb. Gräfin
von Monte Santo), 234.
Carlos, Don, Infant, s. Spanien.
Casale, Festung, 43.
Castell-Rüdenhauser, Katharina Hed-
wig (geb. Gräfin Detlev von Rantzau),
dritte Gemahlin des Grafen Johann
Friedrich (Biographisches), 132.
Castellan, Fürst, 45.
Castello di Ponte, Gefechte bei,
182.
Cato in Utica, Oper, s. Theater.
Cavalchini, Carlo Alberto Guidobono,
Konzilsekretär, Kardinal, 296 [80].
C a V r i a n i, Friedrich Lorenz, Graf, Oberst-
küchenmeister der Kaiserin Elisabeth,
177.
— Rosalia, Gräfin, s. Althann.
Cellini, Benvenuto, 57.
Ceremoniel.
— Akademisches Kollegium, s. Collegium
acaderaicum, S. 3.
— Audienzen: Althann, maltesischer Bot-
schafter, 204, 206. Capello, Graf
und Gräfin, venezianischer Bot-
schafter, 247. Contarini, Graf und
Gräfin, venezianischer Botschafter,
217, 218. Dohna, preußischer Ge-
sandter, 111, 236. Erizzo, venezia-
nischer Botschafter, 250. Holder-
ness, Lady, 250.
Ceremoniel.
— Ausfahrten, 239.
— Ausheiratung der hundertsten Hof-
dame, 240.
— Barettaufsetzung, 175, 176, 191—193.
— Bathorden, 105.
— Beisetzung des Grafen Franz Anton
Starhemberg, 142.
— Braunschweig -Wolfenbüttel, Disput
Maria Theresias mit der Kaiserin
Elisabeth wegen des Prinzen Lud-
wig, 197, 198.
— Collegium academicum S. J., philo-
sophisches Doktorat, 230, 231.
— Eheschließung (Maria Anna — Karl von
Lothringen), 185, 197, 198, 200—
202.
— Erlau, Bischof von, verrichtet die
Funktionen eines Diakons, 273 [8].
— Freitags keine Festlichkeiten, 169.
— Fußwaschung, 214.
— Geburtstag der Erzherzogin Maria
Anna, 246.
— Huldigung in Linz, 159.
— Kämmerer, Eid, 148, 149.
— — Eid protestantischer K., 166.
— Klosterneuburg, Leopolditag (der Prälat
von Melk hält das Hochamt), 187.
— Kompetenzschwierigkeiten, Franz,
Großherzog von Toskana, 156, 184,
199, 234, 256. Ludwig von Braun-
schweig-Wolfenbüttel, 196-198.
— Krankheit der Kaiserin Elisabeth, 263,
264.
— Krönungsfeierlichkeiten in Prag, 139,
146.
— Landmarschallernennung, 233.
— Lothringen, Heimkehr Karls von
(1743), 185.
— Taufe der Erzherzogin Maria Elisa-
beth, 176, 177.
der Tochter Capellos, 171—173.
— Toisonfestlichkeiten, 103, 104, 109,
155, 173, 177, 183, 184, 189, 191,
195-197, 199—201, 208, 215, 216,
219, 222, 226, 228, 233, 246, 247,
253, 256, 261, 262, 265, 266.
316
Ceremoniel.
— Trauer nach der Kurfürstin von der
Pfalz, 129.
nach Maria Anna, 267, 268, 310
[158].
— Vernachlässigung desCeremoniels,187,
188.
Chateauroux, Marie Anne, duchesse de,
245, 308 [137].
Chätillon, Alexis Madelaine Eosalie,
duc de, 244, 308 [136].
Chauvelin, Germain Louis de, franzö-
sischer Siegelbewahrer, 123.
Chetardie, Marquis de la, 805.
Chevert, Pran^ois de, französischer GL.,
114.
Chlumetz, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes (Böhmen).
Choteck, Johann Karl, Graf, Präsident
der Administration der Oberpfalz, 309
[148].
— Rudolf, Graf, Statthalter von Böhmen,
154.
Christian IL, s. Dänemark.
— VL, s. Dänemark.
Christine, S.Lothringen.
— Luise, s. Braunschweig-Wolfenbüttel.
Ciceri, Josef, Graf, FML., 127.
Cienfuegos, Alvarez, Kardinal, 288 [34].
Cilli, Erbschaftsstreit, 2.
Cinzano, sardinischer GL., 242.
Clemens August, s. Cöln.
Clermond-Tonnere, Gaspard, Marquis
de, französischer General, 255.
Cles, Margarethe, s.KhevenhüUer-Aichel-
berg.
Cleve, Herzog von, 7.
Clissa, Schlacht bei, 3.
Cobenzl, Karl, Graf, 291, 300. 301.
— Hans, Hofvizekanzler Karls von Steier-
mark, 58, 59.
Coigny, Fran^ois de Franquetot, comte
de, französischer Marschall, 255.
Collalto, Eleonore (geb. Starhemberg),
Gemahlin des Grafen Anton Rambald,
171.
— Eleonore, Gräfin, s. Capello.
Colloredo, Anton, Graf, GM., 127.
— Franz Gundaker, Fürst, 274.
Colloredo, Maria Gabriele (geb. Star-
hemberg), Gemahlin des Grafen Ru-
dolf Josef, 210, 236, 303 [113].
— Maria Theresia, s. Dann.
— Rudolf Josef, Graf, Reichsvizekanzler,
77, 108, 139, 143, 176, 191, 204, 211,
220, 223, 224, 236, 239, 262, 291,
303 [113].
Cöln, Ernst (von Bayern), Kurfürst, 21.
— Klemens August (von Bayern), Kur-
fürst, 193, 298 (Fußnote), 300, 301.
Co Ion na, Girolamo, päpstlicher Hof-
meister, Kardinal, 296 [80].
— Prospero, päpstlicher Kammermeister,
Kardinal, 296 [80].
Co media in Opera, s. Theater.
Conferenz, Aufhebung (1705), 69.
— Wiedereinsetzung (1709), 70.
— Minister, 176.
Constantinus, s. Theater.
Constanz ergibt sich den Franzosen 255,
309 [147].
— Bischof von, s. Schönborn, Damian
Hugo, Graf; Sickingen, Kas. Anton.
Contarini, Marco, conte, venezianischer
Botschafter in Wien, 201, 217, 218.
— dessen Gemahlin, 218.
Conty, Louis Pran^ois de Bourbon, prince
de, französischer GL., 242, 253.
Co sei, Auguste Konstanze, Gräfin (ver-
mählt mit Heinrich Friedrich Grafen
Friesen), 94.
Cosimo L, s. Florenz.
Cozianer, recte Katzianer.
Crescenzi, Marcello, päpstlicher Nun-
tius in Paris, 296 [80].
Culmbach, Sophie Magdalena, Mark-
gräfin (Gemahlin Christians VI.), s.
Dänemark.
Cuncius, sächsischer Oberst, 6.
Czernin, Firmian Jakob, Graf, Oberst-
burggraf von Böhmen, 69.
— Isabella Marie (geb. Marquise de Me-
rode-Westerloo), verm. in erster Ehe
mit Franz Josef, in zweiter mit dessen
Stiefbruder Franz Anton (Witwe seit
1739), 186.
— Maria Anna, s. Mansfeld.
Cziczy, recte Zichy.
317
Czoborsche Herrschaften in Ungarn, 174.
Dänemark, Anna Sophie (geb. Gräfin
Reventlow), Königin, 119.
— Christian II., 14.
— Christian VI., 75—77.
— Friedrich IV., 119.
— Sophie Magdalena (geb. Markgräfln
von Culmbach), 75.
Daun, Heinrich Dietrich Martin Josef,
Graf, PM., Hauptmann der Trabanten-
garde. 204.
— Maria Theresia (geb. Colloredo), Ge-
mahlin des Grafen Heinrich Dietrich
M. J., 204.
— Wiricus Philipp Lorenz, Graf, GFM.,
131, 288 [32].
Debora, s. Theater.
Deggendorf, Erstürmung von, 154, 155,
293 [61] [62].
Demeradt, Franz Christoph Josef von,
österreichischer Eesident in Berlin,
121.
Demetrio, s. Theater.
Demofonte, s. Theater.
Demonte, Übergabe der Festung, 808
[183].
De Sana, Anna Margarete, Gräfin, s.
Esterhäzy.
Dessewffy, Oberst, 233.
Desoffy, recte Dessewffy.
Detle v-Rantzau, s. Castell.
Dettingen, Niederlage der Franzo.sen,
161, 164, 294 [67].
Dier, Karl Josef von, Kammerzahlmei-
ster, Wappenkönig des Ordens vom
goldenen Vlies, 200, 207.
Dietmayr, Berthold, Abt von Melk
(1700—1739), 165.
Dietrichstein, Adam, Fijeiherr von,
kaiserlicher Botschafter in Madrid,
dann Obersthofmeister Rudolfs II.,
15, 21.
— Beatrix Regina, Gemahlin des Grafen
Gundaker, 265.
— Guidobald Josef, Graf, 274 [10].
— Gundaker, Graf, Obriststallmeister der
Kaiserin Amalia, 265.
— Johann Franz Gottfried, Graf, Hof-
kammerpräsident, 197, 202.
Dietrichstein, Josef Balthasar, Graf,
Reichshofrat (Biographisches), 202,
203.
— Karl Maximilian, Fürst, 106, 110, 174,
302 [108].
— Karoline, Gräfin, s. Salm-ReiflFerscheid.
— Katharina, Gräfin, 197.
— Leopold Ignaz, Fürst, Oberststall-
raeister Josefs I., 69.
— Ludwig von, Burggraf in Klagenfurt,
23.
— Maria Anna Josefa, Fürstin (geb. Khe-
venhüller- Oster witz), Gemahlin des
Fürsten Karl Maximilian, 101, 106,
167, 205.
— Maria Elisabeth, Freiin von, s. Khe-
venhüller-Frankenburg.
— Maria Franziska, Gräfin, 302 [108].
— Maria Josefa (geb. Schrattenbach,
verw. Guidobald Josef Dietrichstein),
s. Khevenhüller-Osterwitz.
— Maria Katharina (geb. Saurau), verra.
mit dem Grafen Johann Franz Gott-
fried, 202, 203.
— Philipp, Graf, Oberststallmeister Leo-
polds I., 69.
— Sigismund Matthias, 302 [108].
— Sigmund von, Landeshauptmann von
Steiermark, 5.
— Walter, Fürst, 207.
Dillherr, Freiherr von Althen, Johann
Franz Sigmund, Generalfeld Wacht-
meister und Kommandant zu Zollnok
(Biographisches), 220.
Dingolfing, Eroberung von, 152, 153,
293 [58].
Doblhoff, Karl Holler Freiherr von,
Hofrat, 306 [122].
Dohna-Karwinden, Friedrich Ludwig,
Burggraf zu, preußischer GL. und Ge-
sandter in Wien, 111, 236, 276 [19],
307 [127].
— — Sophie Wilhelmine (geb. Dohna-
Wartenberg), Barggräfin zu, 236.
Donauübergang (1743, VL 6.), 156,
293 [62].
Doria, Giorgio Andrea, päpstlicher Nun-
tius in Frankfurt, Kardinal, 296
[80].
318
Dresden, grünes Gewölbe, 271; japani-
sches Haus, 271.
Dreyling, Josef Adam, Hofkriegsrat,
Eevisionsrat, 112, 286 [21].
Duquesne, Hauptmann, 176.
Dürer, Albrecht, 19.
Eberl, Josef, Hoffourier im Hofmarschall-
arat, 275.
Ebersdorf, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Edling, Graf, Kämmerer, 258.
Eger, von den Franzosen geräumt, 176,
296 [81].
Eggenberg, Johann Ulrich, Fürst, 27, 38.
Eibiswald, Gottfried, Freiherr von, 288
[32].
Eilers, Konrad Josef von, n.-ö. Landes-
sekretär, 72.
Eideren (Renesse), Johann Ludwig,
Freiherr von, Grand-Doyen zu Lüttich,
298, 299.
pjlementarereignisse, Überschwem-
mung in Wien (1744), 212.
Eleonore, Kaiserin, s. Habsburg.
Elisabeth, Kaiserin, s. Habsburg.
— Erzherzogin, s. Habsburg.
— (Königin von Prankreich), s. Habs-
burg.
— Zarin, s. Rußland.
— von England, s. England.
— (Schwester Jakobs I.), s. England.
— Amalia Magdalena, s. Pfalz.
— Auguste (Tochter des Pfalzgrafen Josef
Karl von SulzbachJ, Gemahlin des
Kurfürsten Karl Philipp Theodor, s.
Pfalz-Bayern.
Elsaß, Verpflichtung Ferdinands IL ge-
genüber Spanien, 34, 35.
— Feldzug im, 130, 255.
Eltz, Philipp Karl von, Kurfürst von
Mainz, 290 [49], 291.
Enckevoirth, Wenzel Adrian Wilhelm
Anton, Graf, Verordneter des n.-ö.
Herrenstandes, 73.
Engel, Elias Reinhard Anton, M. Dr.,
Leibarzt, Protomedicus (seit März
1743), 101, 223.
Engelskirchen, Leopold von, Kaufmann
in Wien, 303 [116],
Engelskirchen scher Garten (heute Pa-
lais Erzherzog Rainer), 222, 303 [116].
England, Elisabeth, Königin, 56.
— Elisabeth (Schwester Jakobs I.), 32.
— Georg IL (Kurfürst von Hannover),
85-90, 164, 174, 288 [36], 294 [72].
— Jakob L, 32, 36—38, 40, 41.
— Jakob (III.), Chevalier von St. George,
„der Prätendent", 288 [30].
— Karl (I.), Prinz von Wale.s, 36-42.
— Karl Eduard Stuart (Sohn Jakobs
[III.]), „Prätendent", 88.
— Lüttich, Minister in, s. Burisch.
Erdody, Gabriel, Graf, s. Erlau, Bischof
von.
— Georg, Graf, ungarischer Kammer-
präsident, 237.
Erizzo, Nicolo, cavaliere d', veneziani-
scher Botschafter in Wien, 252, 308
[143].
— jun., 252.
Erlau, Bischof von (Gabriel Graf Erdody),
100, 184, 238, 239, 273 [8].
Ernau, Georg von, 6.
— Ulrich von, 23.
Ernst, Erzherzog, s. Habsburg.
— Herzog von Bayern, s. Cöln.
Erthal, Ph. Christoph, Freiherr von, kur-
mainzischer Gesandter in Wien, 291.
Ertl, Franz, ü. z. Assessor im Obersthof-
marschallamt, 275.
Esterhäzy (geb. Gräfin Desana), Anna
Margarete, Gemahlin des Fürsten
Michael, 104.
— Antonia, Gräfin, s. Paar.
— Emerich, Graf, Primas von Ungarn
(Biographisches), 238.
— — Graf, s. Neutra.
— Franz, Graf (Quinquin), 239.
— Josef, Graf, Judex Curiae, 237.
— Maria Anna Luise (geb. Marchese Lu-
nati), Gemahlin des Fürsten Paul An-
ton, 138.
— Maria Elisabeth (geb. Gräfin Weißen-
wolff), Gemahlin des Fürsten Niko-
laus, 132, 164, 224, 229, 246.
— Nikolaus, Fürst, Oberst, 229, 254.
— Paul, Palatin von Ungarn, 69.
— Paul Anton, Fürst, General, 204.
319
Eugen von Savoyen, s. Savoyen.
Eugenscher Garten (Belvedere), s. Sa-
voyen.
Ezio, Oper, s. Theater.
Faby, Josef, Protokollist im Obersthof-
marschallamt, 275, 276 [15].
Farafeld, s. Ausflüge und Eeisen des
Hofes.
Faustina, s. Bordoni.
Fawkener, Sir Everand, englischer Bot-
schafter in Konstantinopel, 120.
Fell n er, Khevenhüllerscher Güterinspek-
tor, 13G.
Ferdinand I., s. Habsburg.
— II., s. Habsburg.
— III., s. Habsburg.
— IV., s. Habsburg.
— Erzherzog, s. Habsburg.
— Maria von Bayern (Sohn des Kur-
fürsten Max Emanuel), s. Bayern.
Fesendorf, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes. Recte Vösendorf.
Figuerola, vicomte, 298 ff. [93].
Filers, recte Eilers.
Finale, deutsches Reichslehen, 15, 27, 33.
Pirmian, Leopold Ernst von, s. Seckau.
Fischer, Georg Berthold, 303 [110].
Fitz-James, Franciscus, s. Soissons.
Fixmillnern, Alexander III., s. Krems-
münster, Abt.
P 1 a V a c 0 u r t, Hortense Felicite, Marquise,
245.
Fleury, Andre Hercule de, Kardinal,
Premierminister (Biographisches, 121
—123), 245.
— Ternal Charles, Abbe, 122.
Florenz, Cosimo I. (Medici), Herzog
von, 11.
— Franz (dessen Sohn), 11.
— Türkenhilfe, 11.
Folies amoureuses, les, s. Theater.
Foyard, Haushofmeister des Grafen Jo-
hann Josef Khevenhüller, 150.
Frankenburg (Frankenburg-Kammer-
Kogl), Grafschaft und Majorat, s.
Khevenhüller, Familie.
Frankfurter Vertrag zwischen Fried-
rich II. und Karl (VII.) Albert 1744,
VII. 24, p. 306 [125].
Frankreich, Anna (Gemahlin Ludwigs
XIII), 37.
— Elisabeth (von Valois), s. Spanien.
— Franz I., 3.
— Franz (von Anjou) 16, 17.
— Heinrich IL, 56.
— Heinrich IV., 14, 38.
— Henriette Marie (Gemahlin Karls I.
von England), 42.
— Karl IX., 14.
— Ludwig XIIL, 43.
— Ludwig XIV., 202.
— Ludwig XV., 75, 76, 122, 123, 243—
245, 255, 308 [136].
— Ludwig, Dauphin (Sohn Ludwigs XV.),
122, 244, 308 [136].
— Margarete (von Valois), 13, 14.
— Maria (von Medici), 41.
— Philipp, Infant, s. Spanien.
— Kriegserklärung, 221, 303 [115].
Franquini, Chevalier, Generaladjutant
Karls von Lothringen, 113, 156.
Franz L, s. Frankreich.
Franz, s. Habsburg.
— s. Mailand.
— von Medici, s. Florenz.
Frei bürg, Belagerung und Kapitulation,
255, 259, 309 [147] [150].
Freimaurer, Aufhebung einer Loge in
Wien, 131, 132, 290 [42].
Frei Stadt, s. Ausflüge und Rei.sen des
Hofes (Oberösterreich).
Friedberg, Übergabe, 159, 294 [65].
Friedrich III., s. Habsburg.
— Herzog, s. Habsburg.
— IV., s. Dänemark.
— IL, s. Preußen.
— von der Pfalz, s. Pfalz.
— (von Hessen, Gemahl der Ulrike), s.
Schweden.
— August IL, Kurprinz von Sachsen, 73;
^s. auch Polen, August III.
— Christian, s. Sachsen.
— Wilhelm I., s. Preußen.
Friesen, August Heinrich, Graf, 94.
Fronsburg, Schloß und Herrschaft, 136.
Fuchs, Maria Josefa Theresia, Gräfin, s.
Nostitz-Rokitnitz.
— Marie Ernestine, Gräfin, s. Losy.
320
Fuchs, Marie Karoline, Gräfin, Oberst-
hofmeisterin Maria Theresias (geb.
Mollart), 100, 145, 150, 168, 180, 181,
190, 203, 210, 212, 219, 224, 227,
236, 252, 257, 261, 272 [5], 273 [5].
Fugger, Max, Graf, Oberststallmeister
der bayrischen Prinzen, 66.
Führer, Johann IX., Michael, Abt von
St. Polten (1715—1745), 190.
Fünfkirchen, Polixena, Freiin von, s.
KhevenhüUer-Frankenburg.
Fürstenberg, Friedrich, Graf zu, Oberst-
hofmeister des Kaisers Matthias (1612
—1617), 28.
— -Stühlingen, Josef Wilhelm Ernst,
Fürst,Prinzipalkommissär beim Reichs-
tag (Biographisches), 124.
Maria Anna (Tochter des Grafen
Johann Josef von Waldstein), erste
Gemahlin des Fürsten Josef Wilhelm
Ernst, 119 (Biograph ische,s), 124.
— — Maria Elisabeth, s. Waldstein.
— — Prosper Ferdinand Philipp Maria
Karl Franz, Graf, FZM., 124.
Fuxstat, s. Mager von Fuchsstadt.
Gages, Jean Bonaventura Thierry du
Mont, Graf, Kommandierender der
spanischen Armee, 127, 243, 296 [86].
Gal, Christoph, 23.
Gallenberg, Cäcilie Esther (geb. Gräfin
Orzon), 155.
— Maria Josefa, Gräfin (geb. Sinzendorf ),
155.
— Wolfgang Sigmund, Landeshauptmann
in Laibach, 155.
Gallois, Kurier, 154.
Gardomar, Graf, 36.
Garelli, Pius Nikolaus von, kais. Leib-
arzt, 303 [116].
Gastheimb, Karl, Graf, GA. des FM.
Grafen KhevenhüUer, 153.
Gaun, Franz, Hof-Vizekontrollor und Ku-
chelschreiber, 148.
Gavre, Florentine Josephine, Marquise,
s. Trauttmansdorff.
Geheime Räte, Anzahl beim Tode Leo-
polds I., 69.
Geisenhoff, Franz, Kanzlist im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
G e i 1 1 i n g e r, Franz, Hofprofoß im Oberst-
hofmarschallamt, 275, 276 [15].
Georg IL, s. England.
— L, Kurfürst von Sachsen, s. Sachsen.
Gerstner, Johann Adam, Edler von
Gerstorf in Haunsperg, M. Dr., Leib-
medicus Karls VI., 101.
Geymüller, Johann Friedrich, Freiherr
von, Bankier, 303 [116].
Ghilanyi, Johann, Freiherr von, FML.,
254, 295 [78].
Ghistelle, Ludwig Franz Emanuel,
Graf, Domherr zu Lüttich, 301.
Giudice, Nicolo, Kardinal, conprotector
Germaniae, 124.
Girolami, Raffaello Cosmo, Kardinal,
296 [80].
Gleinitz, Katharina von, s. Kheven-
hüUer-Aichelberg.
Glimes, recte Glymes.
Glymes, Paul Gilles de, 301.
Goes, Johann Anton, Graf, Landeshaupt-
mann in Kärnten, Präsident der Ad-
ministration Bayerns, 257, 309 [148].
Goldenes Vlies, s. Ceremoniel, Toison-
festlichkeiten.
Gorian, Schlacht bei, Liste der Gefan-
genen und Gefallenen, 6.
Görz, Heinrich, Graf von, 2.
Göstheim, s. Gastheimb.
Götz von Scharfeneck, Maria Franziska
Antonia, Gräfin, s. Wallis.
Graff zum Schernberg und Goldeck,
Anna, s. KhevenhüUer-Frankenburg.
Grandville, Graf, französischer GM.,
296 [79].
Granvella, Anton Per renot, Kardinal, 8.
Grazer Landtag (1572), 57, (1580/81),
59, 60.
Gregor XIII., Papst, 15, 45.
— XV., Papst, 36.
Grimani, Vincenzo, Kardinal, 70.
Gritti, Pietro, venezianischer Botschafter
in Madrid, 29.
Grocka, Niederlage der Österreicher un-
ter Wallis, 265, 310 [154].
Grünne, Ferdinand, Graf, General, 191.
Guidebon, Baron, Obersthofmeister der
Söhne Max Emanuels, 65.
321
Gunterstorf, Barbara, Teufel von, s.
KhevenhüUer-Frankenburg.
Gustav Adolf, s. Schweden.
G uz man, Didacus, s. Sevilla.
Habsburg.
— Albrecht (Sohn Maximilians IL), Erz-
herzog, 10, 15, 19, 21, 28.
— AraaliaWilhelmine(von Braunschweig-
Lüneburg), Kaiserin, Gemahlin Jo-
sefs L, 134, 190, 211, 265, 270, 271.
— Anna (von Tirol), Kaiserin (Gemahlin
des Kaisers Matthias), 26.
— Anna, Erzherzogin (Tochter Maximi-
lians IL), 4. Gemahlin Philipps II.,
12—14, 63.
— Anna, Infantin von Spanien (Tochter
Philipps III.), Gemahlin Ludwigs
XIII., s. Frankreich.
— Anna Eleonore (von Mantua und Gon-
zaga), Gemahlin Ferdinands II., 33.
— Don Carlos, s. Spanien.
— Eleonore (von Mantua), Gemahlin Fer-
dinands III., 310 [157].
— Eleonore (Tochter Ferdinands I.), Ge-
mahlin Wilhelms, Herzogs von Man-
tua, 55, 56.
— Elisabethchristine (von Braunschweig),
Kaiserin (Witwe nach Karl VI ),
97, 99, 100, 109, 121, 149, 152,
165, 168, 169, 172, 180, 185-187,
189, 196—198, 201, 208, 212, 215,
218, 220, 222, 223, 228, 230, 232,
234 — 236, 239 — 241, 245, 251—
253, 260, 263, 264, 272 [4].
— Elisabeth, s. Marie Elisabeth.
— Elisabeth (Tochter Maximilians IL),
Gemahlin Karls IX. von Frank-
reich, 12—14.
— Elisabeth, Infantin, s. Spanien.
— Ernst (Sohn Maximilians IL), 15, 18.
— Ferdinand L, 4—10, 55, 56, 277.
— Ferdinand IL (Geheimer Vertrag mit
Philipp IIL, ddo. 1617, IIL 20,
pag. 34, 35.) 36-38, 40—43, 45,
63, 72, 277 [20], [279 [20], 297 [87].
— Ferdinand III. (Spanische Heirat 36
—44), 45, 279, 280, 310 [157].
— Ferdinand IV., König von Ungarn
(Sohn Ferdinands IIL), 45.
K he venlifi Her- Schütter. 1742-1744.
' Habsburg.
— Ferdinand Karl Anton von Este (Sohn
Maria Theresias), 273.
— Franz von Lothringen, Großherzog von
Toskana (Gemahl Maria Theresias),
schlägt den englischen Gesandten
EobinsonzumRitterdesBathordens,
105. — Erbe nach der Kurfürstin
von der Pfalz, 128, 129, 290 [39].
— Verhalten während der Über-
schwemmung, 212. — Läßt sich von
Kämmerern nicht gern bedienen,
258, 259. — Charaktereigenschaf-
ten, 267, 268. — Spricht gern, 259.
— Kauft den Engelski rchenschen
Garten, 303 [116]. — Kompetenz-
schwierigkeiten mit den Kardinälen
und Botschaftern, s. Ceremoniel,
Kompetenzschwierigkeiten.
— Friedrich IIL, 2, 3.
— Friedrich „mit der leeren Tasche", 2.
— Johann Karl (Sohn Ferdinands IL),
27, 36.
— Josef L, 65, 69, 71—73, 77, 129, 278.
— Josef (IL), 51, 91—97, 132 (im un-
garischen Kleid, 194), 213, 232,
246, 272.
— Karl V., 3, 7 (Flucht nach Villach, 8),
39, 55.
— Karl VI., 47—50, 66, 68, 71—78, 80,
85, 100, 116, 120, 122—124, 126,
141, 143, 152, 156, 182, 193, 227,
234, 245, 252, 253, 273 [6], 278,
288 [30], (Schreiben an den Statt-
halter Khevenhüller, 292).
— Karl IL von Steiermark (Sohn Fer-
dinands L), 12—14, 22, 56—63.
— Karl Josef (Sohn Karls IL von Steier-
mark), Bischof von Breslau, 28.
— Leonore, s. Eleonore.
— Leopold L, 69, 71, 72, 142, 280, 303
[110].
— Leopold (Sohn Karls IL von Steier-
mark, Bischof von Passau und
Straßburg), 28, 34, 35.
— Magdalena, s. Maria Magdalena.
— Margarete (Tochter Karls IL von
Steiermark), Gemahlin Philipps
(IIL) von Spanien, 20, 22, 29.
21
322
Habsburg.
— Maria, Kaiserin (Tochter Karls V.,
Gemahlin Maximilians IL), 9, 17,
18, 21, 22, 63.
— Maria von Ungarn (Tochter Philipps
des Schönen), Statthalterin der
Niederlande), 8.
— Maria von Bayern (Gemahlin Karls II.
von Steiermark), 56, 57.
— Maria Anna (älteste Tochter Ferdi-
nands II.), 37, 38.
— Maria Anna (Tochter Leopolds L), s.
Portugal.
— Maria Anna (Tochter Karls VI.), 80,
84, 99, 100, 125, 129, 181-183,
(Vermählung mit Karl von Loth-
ringen, 185, 189—193, 195, 197—
199, 200, 201.) (Reise nach Brüssel,
208-211, 297 [88]), 233 (Krank-
heit und Tod 251—253, 260, 266
-270, 310 [158]).
— Maria Anna (Tochter Maria Theresias),
137, 157, 158, 167, 169, 170, 176,
178, 184, 206, 219.
— Maria Anna, Infantin (Gemahlin Fer-
dinands III.), 27, 36—38, 41—45.
— Maria Anna Josefa (Tochter Ferdi-
nands III.), s. Pfalz-Neuburg.
— Maria Christine (Tochter Maria The-
resias), 273 [10].
— Maria Elisabeth (geb. 1737, IL 5,
t 1740, VL 7., Tochter Maria The-
resias), 170, 270.
— Maria Elisabeth Josefa Johanna An-
tonia (Tochter Maria Theresias),
172, 222, 241.
— Maria Josefa (Tochter Josefs L), s.
Polen.
— Maria Magdalena (Tochter Leopolds L),
132, 140, 141, 150, 151, 267.
— Maria Theresia.
Hofceremoniel : Barettaufsetzung.
Trauer nach Maria Anna. Braun-
sehweig- Wolfenbüttel, Disput Maria
Theresias mit der Kaiserin Elisa-
beth wegen des Prinzen Ludwig,
s. Ceremoniel.
Persönliches: Pocht auf die Unver-
wüstlichkeit ihrer Gesundheit, 117,
129, 152, 153. Auf Maskenbällen,
118. „Finesse" für die böhmische
und die ungarische Nation, 125.
Macht den „Kehraus" mit, 129.
Moldaufahrt, 152. Szene in der
Trinitarierkirche zu Prag, 156.
Kraftprobe eines Husaren, 163.
In der Trabantenstube, 172. Be-
einflußt durch Sylva-Tarouca, 180.
Im n.-ö. Landtag, 191. Kinderball,
198, 194. Reitet gern, die Hof-
damen folgen ihrem Beispiel, 196.
Will in der Oper auftreten, 202.
Frömmigkeit, 222. Bad in Man-
nersdorf, 224. Berücksichtigt die
Ungarn, 232. Wünscht, daß Johann
Josef Khevenhüller Ajo des Erz-
herzogs Josef werde, 306 [123], Ihr
Schreiben an Khevenhüller anläß-
lich des Todes von Franzens Mutter,
310 [159].
Habsburg.
— Matthias, 14, 16, 17, 26, 28, 30, 38, 45.
— Maximilian I., 2, 3, 10.
— Maximilian IL, 9, 11, 12. (Wird von
der verwitweten Herzogin von Loth-
ringen ermahnt, dem katholischen
Glauben treu zu bleiben, 14.) (Er-
zürnt über Finales Besetzung durch
die Spanier, 15), 16, 17, 22, 62.
— Maximilian (Sohn Maximilians IL),
Hoch- und Deutschmeister, 14, 19
26, 45, 61, 64.
— Philipp IL, s. Spanien.
— Philipp III , s. Spanien.
— Philipp IV., s. Spanien.
— Rainer, 304 [116].
— Rudolf L, 277, 279.
— Rudolf IL, 16, (spanisches Heirats-
projekt, 17—19), (Krankheit, 18),
20, 21, 26, 38, 45, 64.
— Wenzeslaus (Sohn Maximilians IL),
10, 15.
— Beilegung des Bruderzwistes, 26.
Hagenau, Besetzung von, 235, 306 [125].
Hager, Marie Charlotte, Baronin, Kam-
merfräulein, 137, 138, 218.
Haller stein, Pater, S. J., Beichtvater
des Prinzen Karl von Lothringen, 268.
Halley, von, 111.
Hamilton, Maria Anna von, Kammerfräu-
lein der Kaiserin Amalia (Biographi-
sches), 211, 212.
Harcourt, Franfois, duc d', französi-
scher Marschall, 255.
Harrach, Alois Thoraas Eaimund, Graf,
Landmarschall von Niederösterreich,
72, 73, 100, 101, 290 [40], 302 [94].
— Anna Viktoria (Tochter des Grafen
Friedrich August Gervasius Protasius),
229.
— Ferdinand Bonaventura, Graf, Oberst-
hofmeister Leopoldsl. (1699-1705), 69.
— Ferdinand Bonaventura Anton, Graf,
Landmarschall von Niederösterreich,
bevollmächtigter Minister auf dem
Kongreß zu Breda, 81, 91.
— Friedrich August Gervasius Protasius,
Graf, Obersthofmeister der Statthal-
terin Maria Elisabeth, Statthalter ad
interim in Brüssel, Landmarschall von
Niederösterreich, 91, 130, 137, 176,
179, 213, 223, 228, 233, 257, 290 [40],
298 [93].
— Johann Josef Philipp, Graf, FM., Prä-
sident des Hofkriegsrates, 163, 236.
— Karl, Graf, Oberstfalkenmeister, 202.
— Leonhard, Freiherr von, 21.
— Maria Aloisia (Tochter des Grafen
Alois Thomas Eaimund), s. Lamberg.
— Maria Anna (Tochter des Grafen Alois
Thomas Eaimund), s. Hrzan von Harras.
— Maria Anna (Tochter des Grafen Fried-
rich August G. P.), 229.
— Maria Eleonore Katharina (geb. Liech-
tenstein), Gemahlin des Grafen Fried-
rich August, 228.
— Maria Josefa, Gräfin, s. Liechtenstein.
Harsch, Ferdinand, Graf, GPWM., 247,
308 [140].
Hartenburg, s. Härtl.
Hartig, Anton, Graf, 304 [119].
Härtl, Franz Alexander, von Harten-
burg, Sekretär im Obersthofmarschall-
amt, 101, 274 [15].
H a r t m a n n, Theodor, Haushofmeister des
Grafen Franz Christoph Khevenhüller,
45.
Hartmann, Josef, J. Dr., Bürgermeister
von Wien (1717—1720, 1725—1727,
t 1732, V. 16), 73.
Hasse, Johann Adolf, Opernkomponist,
218, 219, 303 [112].
— Faustina (seine Frau), s. Bordoni.
Hazardspiele, 118, 190, 191,194,203,
210, 211, 219, 230, 237, 241, 248,
252, 257, 262, 306 [123].
Heinrich II., s. Frankreich.
— IV., s. Frankreich.
Hellen, von der, preußischer Legations-
sekretär, 276.
Henriette Marie (Tochter Heinrichs IV.
von Frankreich), s. Frankreich.
Herberstein, Ferdinand Leopold, Ge-
sandter in Stockholm, Obersthofmeister
Maria Theresias, n.-ö. Landmarschall,
101, 143, 165, 176, 190, 191, 194,
207, 208, 223, (Biographisches 226—
228), 233, 270.
— Karl Josef, Graf, 273 [10].
— Kaspar von („im schwäbischen Bund
des Truchsessen zu Waldburg oberster
Feldhauptmann"), 5.
— Leopold, Graf, FM., Vizepräsident des
Hofkriegsrates, 70.
— Maria Anna (geb. Freiin von Ulm-
Erbach), Gemahlin des Grafen Ferdi-
nand Leopold, 226.
— Maria Anna, Tochter des Grafen Fer-
dinand Leopold, s. Trauttraansdorff.
— Maria Theresia, s. Nostitz-Eieneck.
— Eegina, Freiin von, s. Khevenhüller-
Osterwitz.
— Wenzel Eberhard, 227.
Heronville, Marquis, 296 [81].
Hessen, Friedrich von, s. Schweden.
Hessen-Darmstadt, Amalia Magdalena
von, s. Pfalz.
— — Josef von, s. Augsburg, Bischof
von.
Hetzendorf, 168, 272; s. Ausflüge und
Eeisen des Hofes.
Himmelberg, Georg von, 6.
— Herrschaft, 62.
Hirschstetten, s. Ausflüge und Eeisen
des Hofes.
Hittner, Johann Wasgottwill von, Hof-
21*
ä24
rat in der ungarischen Hofkanzlei,
112, 286 [21], 304 [119].
Hochenfelder, s. Hohen feld.
Hof (Schloß), s. Ausflüge und Eeisen des
Hofes.
Hofchargen, Erbschaft nach Leopolds I.
Tod, 69.
Hofämter, Neubesetzung, 101, 102.
Hofkararaer in Wien, Oberbehörde, 70.
— Ordnung Ferdinands I. (1537), 4—7.
— Eäte, Keduzierung unter Josef I.
(1705), 70.
Hofkanzlei, österreichische, Absonde-
rung der Staatskanzlei, 112.
Hofkirchen, N., 6.
Hofkriegsrat (Christoph Khevenhüller
Kriegskommissär, 5), 9.
Hohen eck, Wilderic Marsil, Freiherr
von, Vicarius in spiritualibus generalis
in Mainz, 291.
Hohenems, Franz Eudolf, Graf, FML.,
295 [78].
Hohenfeld, Ernestine, Gräfin (geb. Se-
renyi), 262, 309 [153].
— Ferdinand Philipp Damian Willibald,
Freiherr von, Domherr zu Lüttich,
301.
— Maria Theresia (geb. Starhemberg),
Gräfin, 117.
— Otto Ferdinand Felix von, 309 [153].
Hohenwarth, Herrschaft, 5.
Holde rness, Earl of, englischer Bot-
schafter in Venedig, 249—251.
— Lady (dessen Gemahlin), 250.
Holland (Subsidien), 126, 153. Eesolu-
tion der Provinz Holland, 288, 289
[36]. Eesolution der Generalstaaten,
293 [59].
Holle r, s. Doblhoff.
Hollitsch, s. Ausflüge und Eeisen des
Hofes.
Holstein-Beck, Antonia Josefa (geb.
Gräfln Sanfre), 180.
— — Johanna Amalia, s. Sylva.
— Gottorp, Adolf Friedrich, s. Lübeck.
— Wiesenberg, Leopold, Herzog von
(Biographisches), 172, 212.
Holstein -Wi e s e u b e r g, Maria Elisabeth
(geb. Liechtenstein), Herzogin von, 217.
Hönninger, Ferdinand, Expeditor im
Obersthofmarschallamt, 275, 276 [15].
Horion, Maximilian Heinrich Johann
Franz H., Baron, Dompropst zu Lüt-
tich, 301.
Horväth von Szent György, August
Josef, 48.
— — Ida (geb. Khevenhüller -Franken-
burg), 48.
Hrzan von Harras, Maria Anna (geb.
Harrach), Gemahlin des Sigismund
Gustav, 228.
Hungersbach, Simon von, kaiserlicher
Generalschatzmeister,*) 3.
Hütten, Franz Christoph von, s. Speier.
Hüttner recte Hittner.
Hyndford, John Carmichael, Earl of,
englischer Botschafter in Berlin, 147.
Jakob L, s. England.
— (HL), ,s. England.
Ingelheim, Anselm Franz, Freiherr von
(geb. 1683), Propst zu Mainz und
Stiftskapitular von Lüttich, 291, 298.
—300.
Ingolstadt, Kapitulation, 175, 180, 181,
296.
Inner-Österreich, s. Juden.
Inzaghi, Franz Anton Graf, 220.
— Eosalia (geb. Thurn - Valsassina),
220.**)
Joachim, Franz Anton, Vizequartier-
rae ister, 134.
Johann V., s. Portugal.
— Friedrich, Herzog von Sachsen, s,
Sachsen.
— Karl, Erzherzog, s. Habsburg.
— Theodor, s. Bayern und Lüttich.
Jordan, Johann Christoph von, Hof rat,
119, 304 [119].
Jörger zu Tollet, Johann Quintin, Graf,
Vizepräsident der Hofkammer, Obrist-
hofmarschall ad interim, 282.
— Eleonore Felicitas, s. KhevenhüUer-
Frankenburg.
*) Ernannt am 11. August 1491 (Fellner-
Kretschmayr, Band II, Nr. 1, S. Iflf.).
♦*) Darnach Doerr Aug., Aus den Matrikeln
der k. k. Hof- und Burgpfarre in Wien (Jahrbuch
„Adler", N. r. XII, 3G) 591 zu berichtigen.
325
Josef I., Kaiser, s. Habsburg.
— Erzherzog, s. Habsburg.
Iperranestra, s. Theater.
Isabella (von Valois), s. Spanien.
— Infantin, s. Spanien.
Italien, Feldzug in, 115, 126—128, 174,
182, 224, 239, 242, 243, 253—255, 304
[117], 308 [133], 308 [144], 309 [146].
Ittre, Albert Joseph, Marquis d', kur-
pfälzischer Minister, 116.
Juden (werden aus Inner-Österreich ver-
trieben), 3.
Judith, s. Theater.
Iwan VI., s. Kußland.
Kalksburg, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Kälnoky, Anton, Graf, Obrist, 163.
Kammerberg, Herrschaft, 137, 254; s.
auch Khevenhüller, Familie.
Kämmerer, Eid, 148. Protestanten, 166.
Taxen, 149; s. auch Böhmen.
— Kammerfräuleins, Schlüssel, 166.
Kardinalspromotion (1743), 175,
(1727) 288 [34], 296 [80].
Karl V., Kaiser, s. Habsburg.
— VI., Kaiser, s. Habsburg.
— Erzherzog, s. Habsburg.
— II. (von Inner-Österreich), s. Habsburg.
— von Lothringen, s. Lothringen.
— IX., s. Frankreich.
— Prinz von Wales, s. England.
— Albert (Karl VII.), s. Bayern.
— Eduard, „Prätendent", s. England.
— Emanuel I, Herzog von Savoyen, s.
Savoyen.
— Emanuel III., König von Sardinien,
s. Sardinien.
— Philipp, s. Brandenburg.
— (III.), Philipp, Kurfürst von der Pfalz,
s. Pfalz.
— Philipp Theodor, Kurfürst von Pfalz-
Bayern, s. Pfalz-Bayern.
Karlsberg, s. Khevenhüller, Familie.
— Schloß und Herrschaft, s. Kheven-
hüller, Familie.
Karlskirche, 68.
Kärnten, Erbland - Stallmeisteramt, s
Khevenhüller, Familie.
Kärntnertortheater, s. Theater.
Karussel, 100, 111, 117.
Käszonyi, Johann Josef von, siebenbür-
gischer Hofkanzler, 71.
Katzianer, Hans, Freiherr von, oberster
Feldhauptmann, 5, 6.
Kaunitz-Rietberg, Wenzel, Graf, spä-
ter Fürst, 90, 91, 95, 96, 141, 189,
211, 228, 292 [50].
Kees, Johann Georg, n.-ö. Regimentsrat
und Landschreiber, 110.
Kellerberg, Anna von, s. KhevenhüUer-
Aichelberg.
Kepler, Johannes, 45.
Kesselstadt, Johann, Freiherr von,
Domkapitular des Erzstiftes Mainz,
140, 291.
Keutschach, Leonhard von, s. Salz-
burg, Erzbischof.
Keyl, Wenzel Josef, Registrator im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Khevenhüller, Familie.
— Erbamt: Erbland-Stallmeisteramt in
Kärnten, 21.
— Gütererwerb: Aichelberg, 2. Fraa-
kenburg-Kammer-Kogl,21. Hohen-
warth, 5. Kammerberg, 97. Karls-
berg, 55. Landscron, 10. Mödling-
Liechtenstein, 22,23. Oster witz, 10.
Radbor-Paschinka, 97. Sternberg, 5.
— Prädikate: Hochosterwitz, 62. Karls-
berg, 62. Landscron, 10. Summer-
egg, 10.
— Privilegien: Rotwachsfreiheit, 10.
— Standeserhöhungen: Freiherren,
61, 62. Grafen, 21, 64. Fürsten, 97.
— Wappenvereinigungen: Äufen-
stein, 62. Monstorf, 10. Metsch
(Wappen- und Namenvereinigung),
97.
Khevenhüller -Aichelberg, Anna
(geb. Kellerberg), verm. mit Ulrich
sen., 3.
Anna (geb. Meixner), verm. mit
Siegmund, 3.
Apollonia (geb. Welz), verm. mit
Rudolf, 2.
— — Augustin, n.-ö. Regimentsrat, 3, 5.
Augustin (Sohn Bernhards), 5.
Bartholomäus, 2.
326
Khevenhüller-Aichelberg, Bern-
hard, Vizedora in Kärnten, Hofkam-
merrat, 3—5, 10.
— — Christine (geb. Zillnhart), verm.
mit Johann III., 2.
Christoph (Stifter der Franken-
burger Linie), Landeshauptmann von
Kärnten, 3, 5—11.
— — Felicitas (geb. Lindeck), verm. mit
Johann IL, 2.
Georg, 3.
— — Hans I., Bürger und Stadtrichter
von Villach, 1, 2.
Johann IL, Pfleger zu Federaun, 2.
Ritterschlag, 2.
Johann III., 2. Ritterschlag, 3.
Johann IV., 3.
— — Katharina (geb. Gleinitz, verw.
Meixner von Metsching), vermählt mit
Siegmund, dem Stifter der jüngeren
Linie, 55.
— — Katharina (geb. Weißpriach), verm.
mit Hans L, 2.
Ludwig, 3, 4.
— — Margarete (geb. Cles),*) verm. mit
Wolfgang, 3.
Rudolf, 2.
Siegmund (Stifter der Linie zu
Osterwitz), Vizedom in Kärnten, 3—
5, 10, 55.
Siegraund (Sohn Rudolfs), 3.
Siegmund (Sohn Wolfgangs), 3.
— — Siguna (geb. Weißpriach), verm.
mit Augustin, 3.
Ulrich (Sohn Johanns IL), 2.
Ulrich (Sohn Rudolfs), 2, 3.
— — Wandula (geb. Monstorf), verm.
mit Bernhard, 5, 10.
Wilhelm, 2.
Wolfgang, 3.
KhevenhüUer -Frankenburg, Anna
(geb. Graff zum Schernberg und Gold-
eck), erste Frau des Bartholomäus, 25.
— — Anna Maria (geb. Welz), verm. mit
Christoph, 10.
— — AnnaMarusch (geb.Windischgrätz),
verm. mit Augustin, 10.
*) Schwester des Kardinals Bernhard von Cles,
Bischofs von Trient,
K h e V e n h ü 1 1 e r - F r a n k e n b u 1- g, A n to-
nia, s. Windischgrätz, Leop.Karl Josef.
Augustin, 10, 23.
— — Barbara (geb. Teufel von Gunters-
torf), erste Frau des Franz Christoph,
28—30, 47.
— — Bartholomäus, Burggraf von Kärn-
ten, 10, 21—25, 56, 62.
— — Bartholomäus, Protestant, 25.
— — Bernhard, 25.
— — Blanka Ludmilla (geb. Thurn),
zweite Frau des Bartholomäus, 25.
— — Eleonore Felicitas (geb. Jörger),
erste Frau des Protestanten Bartho-
lomäus, 25.
— — Elisabeth (geb. Monstorf zu Ober-
aich), erste Gemahlin Christophs, 10.
— — Ernestine Barbara (geb. Monte-
cuccoli, verw. Michael Wenzel Ungnad
von Weißenwolf), zweite Frau des
Franz Christoph jun., 47.
Ferdinand, 10.
— — Franz Christoph, Botschafter in
Madrid, 24-47, 56, 90.
— — Franz Christoph jun. (Sohn des
Botschafters F. Chr.), Oberstlandjäger-
raeister in Oberösterreich, 47.
— — Franz Christoph (Sohn des Hans),
Protestant, 25.
— — Franz Ferdinand Anton, Oberst-
hofmarschall, 47.
— — Franz Hartmann, Protestant, 25.
— — Franz de Paula, Hauptmann, 48.
Franz Seraph Josef, 48.
— — Georg Augustin, Oberst, 10.
— — Hans, Botschafter in Madrid, 10
—22, 33, 45, 56, 61, 62, 90.
— — Hans, schwedischer Oberstleutnant,
25, 63.
Hans Bartholomäus, 47.
— — Hans Moritz, 10.
— — Heinrich Franz de Paula, 48.
Heinrich Wilhelm, Protestant, 25.
— — Hugo Anton Johann, 48.
Ida, s. Horväth de Sz. György.
— — Johann Anton Ferdinand, 48.
Johann Ludwig Anton, 48.
Johann Ludwig Josef, Geheimer
Rat, 47, 48.
327
Khe venhüUer -Friinkouburg, Jo-
hann Sieginund Josef, Offizier, 47.
— — Josef Johann, 48.
— — Josefine(geb. Brenner von Felsacb),
verra. mit Hugo Anton Johann, 48.
Karl, 47.
Katharina (geb. Wrazda von Kun-
wald), erste Frau des Johann Anton
Ferdinand, 48.
Ludwig Andreas, FM., 48—55, 81,
126, 131, 133, 161, 174, 175, 195,
198, 206, 223, 276 [17], 290 [43] [44],
293 [61].
— — Maria Anna (geb. Alberti), verm.
in erster Ehe mit Franz de Paula, in
zweiter mit Emanuel Freiherrn von
Malfatti, 48.
— — Maria Anna (geb. Lamberg), verm.
mit Ludwig Andreas, 48.
— — Maria Elisabeth (geb. Dietrichstein),
verm. mit Han?, 25.
— — Maria Johanna (geb. Wolkenstein),
verra. mit Ferdinand, 10.
— — Maria Josefa (geb. Starhemberg),
verra. mit Johann Ludwig Josef, 48.
— — Maria Josefa Theresia (geb. Saint-
Julien), zweite Frau des Franz Fer-
dinand Anton, 47.
Maria Salome (geb. Eegal), zweite
Frau des Georg Augustin, 10.
— — Maria Theresia (geb. Lubetich-Cha-
pelet), erste Frau des Franz Ferdinand
Anton, 47.
Maria Theresia (geb. Thurn-Val-
sassina), zweite Frau des Johann An-
ton Ferdinand, 48.
— — Maria Theresia Josefa (geb. Thurn-
Taxis), verm. mit Johann Ludwig An-
ton, 48.
Matthias, Offizier, 47.
— — Moritz Christoph, i.-ö. Eegiment-s-
rat, 10, 15, 21, 62.
Paul Christoph, 10.
— — Polyxena (geb. Fiinfkirchen), erste
Frau des Franz Christoph jun., 47.
— — Eegina (geb. Tannhausen, verw.
Siegmund Khevenhüller), dritte Frau
des Bartholomäus, 25.
— — Regina Justina (geb. Traun), zweite
Frau des Protestanten Bartholomäus,
25.
Khevenhüller -Frankenburg, Sieg-
mund, 63.
Susanne Eleonore (geb. KoUonitz),
zweite Frau des Franz Christoph, 47.
— — Susanne Felicitas (geb. Losenstein),
erste Frau des Georg Augustin, 10.
Sybilla (geb. Montfort), verm. mit
Moritz Christoph, nach dessen Tode
mit Johann Grafen von Ortenburg, 10.
KhevenhüUer-Osterwitz, Andreas,
schwedischer Hauptmann, 63.
Anna(geb.Thurzo, verw. Christoph
Welzer), zweite Frau Georgs, 62.
— — Augustin, Protestant, 63.
— — Bartholomäus (Sohn des Prote-
stanten Franz), Oberst, 64.
Bartholomäus (Sohn Pauls), Pro-
testant, französischer Rittmeister, 63.
Bernhard, schwedischer Obrist-
leutnant, 63.
Christoph, 63.
Crescentia (geb. Stubenberg), verm.
mit Franz, 64.
Ehrenreich, 64, 74.
— — Ernestine Leopoldine (geb. Rosen-
berg), zweite Frau des Siegmund Fried-
rich, 64, 262.
Franz (Sohn des Protestanten
Franz), 64.
— — Franz (Georgs Sohn), Protestant.
23, 61, 64.
— — Franz (Siegmunds Sohn), 55, 56.
— — Franz S. Anton (Sohn des Johann
Josef Franz Quirin), 274 [10].
— — Georg, Landeshauptmann in Kärn-
ten, 21, 55-64.
Georg Christoph, schwedischer Of-
fizier, 63.
Johann Adolf Sigismund, 270, 273.
Johann Ernst Karl Josef, 174.
Johann Franz Anton, Bischof von
Wiener-Neustadt(1734,Xn.l.— 1741),
110. 169. Biographisches 294 [73].
— — Johann Franz Josef, 274.
— — Johann Josef.
Biographisches: Reise nach Dres-
den (1734), 270, 271. War für die
328
diplomatische oder die politische
Laufbahn bestimmt, 143. Anwart-
schaft auf den n.-ö. Statthalter-
posten 292 [52J. Wird Obersthof-
marschall, 101, 102, 274 [13]. Ver-
anlaßt die Königin, in betreff der
Revisionsstreitigkeiten zugunsten
des Obersthofmarschallamtes zu
entscheiden, 112. Bezüge als Oberst-
hofmarschall und Geheimer Rat,
275. Versieht die Agenden des
Obersthofmeisters und des Oberst-
kämmerers, 111, 142. Versieht in
Linz statt des Grafen Schönborn
das Erbtruchsessenamt, 160, 161.
Versieht alle fünf Hofämter, 249.
Lehnt den ihm angebotenen Brüs-
seler Statthalterposten ad Interim
ab, 130. Wohnung in Schönbrunn,
167. Goldenes Vlies, 198, 200, 201.
Lehnt den Antrag ab, die Statt-
halterin Maria Anna nach Brüssel
zu begleiten, 211. Will nicht Ajo
des Erzherzogs Josef werden, 232,
306 [122] [123]. Wird Konferenz-
minister, 245.
Khevenhüller-Osterwitz, Johann
Josef.
Verschiedenes: Bemerkungen über
das Karussel, 117. Das sechste Ge-
bot und die Maskenbälle, 119. Be-
merkungen über dieUntersuchungs-
kommission in Böhmen, 119, 120;
über den Hofdienst, 142, 143. Khe-
venhüller erachtet als seine Pflicht,
Maria Theresia auf die Liebe ihrer
Untertanen aufmerksam zu machen,
166. Die Rheinübergangsversuche
bei Altbreisach und Rheinweiler,
174, 175. Das Hofceremoniel, 187,
188. Öffentlicher Schulunterricht,
194, 195. Das Reiten der Frauen,
196. Khevenhüller in Fronsburg
(1743), 136. Die „verschandelte"
Equipage 204.
— — Johann Josef (Sohn des Johann
Josef Franz Quirin), 274 [10].
Johann Josef Franz Quirin, 194,
273, 274 [10].
Khevenhüller- Osterwitz, Johann
Leopold, 110, 294 [73].
Johann Siegmund (Sohn Pauls),
Protestant, 63.
Johann Siegmund Friedrich, 136,
137, 194, 273, 274.
— — Johann Vinzenz, 274 [10].
— — Karl Maria Franz Josef Klemens,
274 [10].
— — Karoline Maria Augustine (geb.
Metsch), 97, 100, 101, 111, 129, 136,
149, 154, 157, 164, 167, 174, 182,
186, 213, 270.
Ludwig, 55.
— — Maria Amalia (geb. Liechtenstein),
erste Gemahlin des Johann Sigismund
Friedrich, 274 [10].
— — Maria Anna Josefa, s. Dietrich-
stein.
— — Maria Josefa (Tochter des Johann
Josef), 136, 206, 270, 273 [10].
— — Maria Josefa (geb. Schrattenbach,
verw. Gräfin Guidobald Josef Dietrich-
stein), Gemahlin des Grafen Johann
Josef Franz Quirin, 274 [10].
— — Maria Josefa (geb. Strassoldo),
zweite Gemahlin des Johann Sigis-
mund Friedrich, 274 [10].
— — Maria Karoline Ernestine, 164.
— — Maria Renata (geb. Tannhausen),
erste Frau des Siegmund Friedrich, 64.
Paul (Sohn Pauls), Protestant, 63.
— — Paul (Sohn Siegmundsj, Burggraf
von Klagenfurt, schwedischer Oberst
und Hofmarschall, 63.
— — Regina (geb. Tannhausen), verm.
mit Siegmund; dritte Frau des Bar-
tholomäus KhevenhüUer-Frankenburg,
63.
— — Regina (geb. Herberstein), verm.
mit Bartholomäus, 64.
— — Regina (geb. Windischgrätz), verm.
mit dem schwedischen Hofmarschall
Paul, 63.
— — Seifried, 55.
— — Siegmund (Sohn des Protestanten
Franz), 64.
— — Siegmund (Sohn Georgs), i.-ö. Re-
gimentsrat, 25, 63.
329
Khevenhüller-Osterwitz, Siegmund
(Sohn des Johann Josef), s. Johann
Siegmund Friedrich.
— — Siegmund Friedrich, Statthalter
von Niederösterreich, 64 — 69, 71, 72,
74, 77, 97, 99, (Krankheit und Tod,
100, 101, 104—106), (Biographisches,
106, 108, 109), Testament, 110, (Bei-
setzung, 108, 109), 126, 136, 143.
Karl VI. an ihn, 292 [52].
— — Siguna (geb. Stubenberg), verm.
mit Siegmund, 64.
— — Sybilla (geb. Weitmoser zu Win-
kel), erste Gemahlin Georgs, 62.
— — Wolf Georg (Sohn des Protestanten
Franz), 64.
Khevenhüller-Metsch, Johann Karl,
74.
Khlesl, Melchior, Kardinal, 26—29, 36,
38.
Kimbel, Josef, ü. z. Amtstrabant im
Obersthofmarschallarat, 275.
Kinskj, Josef, Graf, 154, 211.
— Leopold Ferdinand, Graf, Oberstland-
jägermeister in Böhmen, 157, 258.
— Maria Theresia (geb. Marchesa Eo-
frano), verm. mit dem Grafen Leo-
pold Ferdinand, 236.
— Maria Theresia (Tochter des Grafen
Wenzel Norbert Oktavian aus dessen
[zweiter] Ehe mit Maria Anna The-
resia Freiin von Nesselrode), s. Bat-
thyäny.
— Philipp Josef, oberster Kanzler von
Böhmen, 125, 134, 140, 145, 147,
153, 176, 223, 230, 262, 291.
— Stephan Wilhelm, Oberstlandeshof-
meister in Böhmen, 138, 140.
— Theresia Josefa Maximiliana (Tochter
des Stephan Wilhelm), s. Wallis.
— Wenzel Norbert Oktavian, Hofkanzler,
69.
Kirchstetter, Johann, Hofkammerrat,
303 [110].
Kittsee, s. Ausflüge und Keisen des Hofes.
Klemens August von Bayern, s. Bayern,
Cöln.
Klepautsch, Johann , Eechnungsbeamter
im Obersthofmarschallamt, 275.
Klostorneuburg, Ernst Perger (1707—
1748), Probst, 187, 190, 257, 259.
— s. Ausflüge und Reisen des Hofes.
Kloster Königssahl, s. Ausflüge und
Reisen des Hofes (Böhmen).
Kobenzl, s. Cobenzl.
Koch, Ignaz von, Hofkriegsrat und Ka-
binetssekretär, 146.
— Georg. 303 [110].
Kokorzowa, Maria Anna, Gräfin,
Kammerfräulein (seit 14. Juli 1743,
vormals Hofdame), 204, 218, 223,
228.
— Wenzel, Graf, Obristlandrichter in
Böhmen, 119.
Kokorzowetz-Kokorzowa, s. Kokor-
zowa.
Koller, Johann, Einspanier im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Kollonitz, Leopold Karl, Graf, Primas
von Ungarn, Kardinal, 69.
— Sigismund, Graf, Fiirsterzbischof von
Wien (1716, VIIL 18-1751, IV. 12),
Kardinal, 72, 97, 104-106, 123, 126,
128, 181, 182, 192, 199, 202, 205,
218, 252, 261, 288 [34].
— Susanne Eleonore, Gräfin, s. Kheven-
hüller-Frankenburg.
Köln, s. Cöln.
Kolowrat, Emanuel Wenzel Kajetan,
Graf, FML., 176, 296 [81].
— Ferdinand, Graf, 119.
— Franziska Maria Antonia, s. Brühl.
— Maria Anna Therese (geb. von Stein
auf Jettingen), zweite Frau des Ma-
ximilian Norbert, Obersthofmeisterin
der Kurfürstin Maria Josefa von Sach-
sen, 271 [1*].
Komet im großen Bären, 126.
Kommergansky, Johann Heinrich von,
Hofrat, 119.
Königsegg, Ferdinand, Graf, interimi-
stischer Landraarschall von Nieder-
österreich, 91.
— Franz Anton Ignaz, Graf, Großprior
des Malteserordens, Statthalter in Böh-
men, 119, (Biographisches), 221.
— Josef Lothar Dominik, Graf, FM.,
Obersthofmeister der Statthalteriii
330
Maria Anna in Brüssel, 129, 133, 201,
223, 268, 298 [93], 300.
Königs egg, Karl Ferdinand, Graf,
Obersthofmeister der Kaiserin Elisa-
beth, 176, 189, 219, 291.
— Maria Josefa Theresia (Tochter des
Karl Ferdinand), s. Zierotin.
Königssahl, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes (Böhmen).
Korzensky, Eudolf Josef, Graf, böhmi-
scher Vizekanzler, 119.
Kössler, Leopold, ü. z. Hoffourier im
Obersthofraarschallamt, 275.
K rammer, P.Anton, S.Wien, Schottenabt.
Krankheiten, Angina, 121.
— Auszehrung, 234.
— Blattern, 119, 133, 213.
— Fieber, 212.
— Fleckfieber, 155, 220.
— Friesel, weißer, 124, 211.
— Husten, 181.
— Haemorrhoidum inflammatio, 116.
— Kolik, 230, 231, 265.
— Krebs, 217.
— Lungenentzündung, 140, 141.
— Lungenschwindsucht, 171, 203.
— Miserere, 141.
— Ohrengeschwüre, 246, 251.
— Petetschen, s, Fleckfieber.
— Retentio urinae, 265.
— Rotlauf, 121, 169, 260.
— Ruhr, 169.
— Schlag, 217.
— Schnupfen, 131.
— Stoekkatarrh, 117.
— Wochenbettfieber und Friesel, 124.
Kremsmünster, Alexander III. Fix-
millner, Abt von, 159.
Kress, recte Kees.
Kriegsau, Karl Leopold von, Assessor
im Obersthofraarschallamt, 274 [15].
Krotska, recte Grocka.
Krottendorf, Maximilian, Freiherr von,
Obristleutnant, 180. '
Künigl, Maria Judith (geb. Gräfin Star-
hemberg), Gemahlin des Grafen Phi-
lipp Nerius Josef, 138.
— Philipp Nerius Josef, Graf, Oberst-
küchenmeister, 118, 126, 210, 239, 258.
Kunstschätze, 19, 57, 61, 63.
Kunwald, Wrazda von, Katharina, s.
Khevenhüller-Frankenburg.
Laas, Christoph von, Vizedom in Kärn-
ten, 4.
Laczjnski von Laczyn, Ludwig Ka-
simir, russischer Gesandter in Wien,
99, 272 [2].
Lambach, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Lamberg, Franz Anton, Fürst, 215, 262.
— Franz Josef, Graf, Landeshauptmann
von Oberösterreich, 69.
— Johann Philipp, Graf, Kardinal, 69, 70.
— Karl Josef, Graf, Kammerherr, 218.
— Leonhard von, 6.
— Leopold Josef, Graf, Botschafter in
Rom, 70.
— Maria Aloisia (geb. Gräfin Harrach),
Gemahlin des Fürsten Franz Anton,
186, 196, 213, 219, 228, 302 [94].
— Maria Anna, Gräfin, s. Khevenhüller-
Frankenburg.
— N. von, 6.
Landau, von den Franzosen geräumt,
153, 293 [60].
Landi, Francesco, Erzbischof von Bene-
vent (1741, IX. 18—1752), Kardinal,
296 [80].
Landser on, Prädikat, s. Khevenhüller,
Familie.
— Schloß, s. Khevenhüller, Familie.
Landtag, niederösterr., 100, 190, 191,
257.
Langöttl, Josefa von, Kammerdienerin
der Erzherzogin Maria Anna, 228.
Lannoy, Eugen, Graf, GFZM., 201.
Lante, Federigo Marcello, Kardinal,
296 [80].
Lanthieri, Friedrich, Graf, General
der Kavallerie, 216.
— Gräfin (geb. Gräfin Aufsess), 216.
Lanti, recte Lante.
Lanzendorf, s. Ausfinge und Reisen des
Hofes.
Lauraguais, Diane Adelaide de, 245.
Lauterburg, Eroberung, 231, 306 [121].
Lavanttal, angebliche Schlacht gegen
die Türken im, 2.
331
Laxenburg, s. Ausflüge und Keisen des
Hofes und blauer Hof.
Lechner, Andreas, Einspanier iraOberst-
hofmarschallamt, 275.
Leitmeritz, Moritz von Sachsen-Zeitz,
Bischof, 256.
Lenartz, Matthias Karl, Bürgermeister
von Mast rieht, 300, 301.
Lenthe, Otto Christian von, hannovra-
nischer Staatsminister, 88.
Leonore, Erzherzogin (Tochter Ferdi-
nands I., Braut Wilhelms von Mantua),
s. Habsburg.
Leopold I., s. Habsburg.
— Erzherzog, s. Habsburg.
Lerraa, Francesco, Herzog von, spani-
scher Minister, 80.
Liechtenstein, Fürsten von, Privilegium
(1612), 72.
— Anton Florian, Fürst, Obersthofraeister
(Karls VI.), 69, 72, 73, 168.
— Eleonore Barbara (geb. Gräfin Thun),
Gemahlin des Fürsten Anton Florian,
272.
— Emanuel, Fürst (Obersthofmeister der
Kaiserin Amalie Wilhelmine), 267.
— Hans Karl, Fürst, s. Johann Karl,
— Johann Adam Andreas, Fürst, 69.
— Johann Karl, Purst, 205, 213, 228.
— Josef Johann Adam, Fürst, 272 [4].
— Josef Wenzel, Fürst, Botschafter in
Paris, General der Kavallerie, 143,
223, 262, 272 [4], 292 [52].
— Maria Amalia, s. KhevenhüUer-Oster-
witz.
— Maria Eleonore Katharina, s. Harrach.
— Maria Elisabeth, s. Holstein -Wiesen-
berg.
— Maria Josefa (geb. Harrach), Ge-
mahlin des Fürsten Johann Karl,
213, 229.
— Maria Karoline (Tochter des Fürsten
Anton Florian), s. Salm.
Lidl, J. J., Kupferstecher in Wien, 288.
Lienz, Herrschaft, 5.
Lindeck, Felicitas, s. Khevenhüller-
Aichelberg.
Linz, Huldigung, 159 — 161; s. auch
Ausflüge und Reisen des Hofes.
Linden müller, Jakob, Einspanier im
Obersthofmarschallamt, 275.
Lobkowitz, Ferdinand August Leopold,
Fürst, Obersthofmeister der Kaiserin
Wilhelmine Amalia, Gemahlin Josefs I.,
69.
— Ferdinand Philipp Josef, Fürst, 224.
— Johann Georg Christian, Fürst, FM.,
113, 133, 138, 163, 164, 169, 174,
184, 242, 243, 255, 294 [74], 295 [77],
297 [86], 304 [117], 309 [146].
— Josef, Fürst, 169.
— Karl Adam Felix, Fürst, Obristwacht-
meister, 113.
— Maria Elisabeth, Fürstin, s. Ulfeid.
— Maria Henrike (geb. Waldstein), Ge-
mahlin des Fürsten Johann Georg
Christian, 138, 219, 224, 225.
— Maria Wilhelmine (geb. Althan n),
verw. Fürstin PhilippHyazinth Lobko-
witz, s. Althann.
— Philipp Hyacinth, Fürst, Obersthof-
meister der verw. Kaiserin Elisabeth,
133, 165.
— Zdenko Adalbert, Fürst, Oberstkänzler
von Böhmen, 28.
Lodron, Georg Ludwig von, Führer der
tirolischen und italienischen Büchsen-
schützen in der Schlacht bei Gorian, 6.
Losenstein, Dietmar von, 6.
— Maria Theresia, s. Waldstein.
— Susanne Felicitas von, s. Kheven-
hüller-Frankenburg.
Losy von Losymthal, Adam Philipp
von, Graf, Musikdirektor, 100, 121,
150, 182, 203, 219, 224, 228, 273 [7].
— Marie Ernestine (geb. Gräfin Fuchs),
Gräfin, 121, 180, 204, 210, 211, 224,
235.
Lothringen, Christine, verw. Herzogin
von, 14.
— Franz von, 14.
— Franz von, s. Habsburg, Franz.
— Renee, Prinzessin von, 14, 56.
— Karl von, 54, 55, 80, 84, 88, 94, 100,
104, 121, 129—131, 133, 144, 152,
156, 159, 163, 174, 175, 184, 185,
187, 189-191, 193, 194, 197, 198,
201, 202, 204, 210, 211, 228, 229,
332
241-244, 246, 248, 268, 276 [17],
290 [44], 293 [61] [62], 295, 296 [78],
304, 305 [120], 308 [141].
Lovina, Ignatius von, Bischof von Wie-
ner-Neustadt (1718—1720, IX, 14), 72.
Loewenoern, dänischer Kriegssekretär,
75.
Löwenstein, gräfliche Familie, 241.
— Ernestine Barbara (verw. Salm), s.
Serenyi.
— Max Karl, Graf, Administrator der
bayrischen Lande, 70.
Lübeck, Adolf Friedrich von Holstein-
Gottorp, Bischof von, 161.
Lubetich und Chapelet, Maria Theresia
von, s. Khevenhüller-Frankenburg.
Lucca, Türkenhilfe, 11.
Lucchesi d'Abarra, Josef, Graf, General,
147, 150.
Luccini, recte Lucini.
Lucini, Luigi Maria, Kardinal, 296 [80].
Ludwig XIIL, s. Frankreich.
— XIV., item.
— XV., item.
— Dauphin, item.
— von Braunschweig - Wolfenbüttel, s.
Braunschweig -Wolfenbüttel.
Ludwigsdorf, Johann 0. Josef, Frei-
herr von, 230.
— Johann B., 230.
Lunati, Maria Anna Luise, Marchesa,
s. Esterhäzy.
Lüttich, Georges Louis de Berghes,
Fürstbischof, 193.
— Johann Theodor (von Bayern), Fürst-
bischof, 193.
— englischer Minister, s. Burish.
— Wahl eines Fürstbischofs nach Ber-
ghes' Tod (1748), 193. Verhalten des
Wiener Hofes, 297 [93] ff. Charakte-
ristik der Kandidaten, 298. Sendung
Figuerolas, 298. Bericht über das
Wahlergebnis, 299 ff. Notifikations-
schreiben Theodors und Antwort Maria
Theresias, 301.
Madrid, Münzbaus, 20.
Magdalena, Erzherzogin, s. Habsburg.
Mager, Wolf, 28.
— von Fuchsstadt, Johann, Obrist, 6.
Mahomet Bassa, s. Mohammed Jahi-
Ogli.
Mailand, Herzog Franz, 14.
Mailly, Diane Adelaide de, Marquise de
Nesle, s. Lauraguais.
— Hortense Felicite de, Marquise de
Nesle, s. Flavacourt.
— Marie Anne de, Marquise de Nesle
(verw. Marquise de Tournelle), s. Cha-
teauroux.
— Pauline Felicite, Marquise de Nesle,
s. Vintimille, Gräfin.
Main und Ehein, Feldzug am, 130, 140,
164, 174, 175, 229-232, 235, 241,
242, 244, 255, 259.
Mainz, Johann Friedrich Karl Graf
Ostein, Kurfürs^t, 139, 140.
— Kurfürstenwahl, Stellung des Wie-
ner Hofes zur Frage der Neuwahl, 291.
Charakteristik der einzelnen Kandi-
daten, 291.
Mair von Mairsfeld, Johann Baptist,
recte Mayer von Mayersfeld.
Malfatti, Emanuel, Freiherr von, 48.
— Maria Anna, s. Khevenhüller-Franken-
burg.
Malvagini, recte Valmagini.
Manderscheidt-Blankenheim, Ernst
Moritz, Graf, s. Prag, Erzbischof.
Manne rsdorf, s. Ausflüge und Reisen
des Hofes.
Mannsdorf, recte Monstorf.
Mansfeld, Ernst, Graf, FM., 38.
— Heinrich, Fürst, 157.
— Heinrich, Graf, Oberstkämmerer Leo-
polds I., 69, 70.
— Maria Anna (geb. Gräfin Czernin),
Gemahlin des Fürsten Heinrich, 157.
— Maria Franziska, s. Trautson.
Mantua, Eleonore, s. Habsburg.
— Anna Eleonore von (Gemahlin des
Kaisers Ferdinands IL), s. Habsburg.
— Vinzenz I., 83.
IL, 43.
— Wilhelm von, 56.
Mantuanischer Erbfolgestreit, 43.
Marchegg, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Marck, Graf de la, 299.
333
Margarete (Gemahlin Philipps III.), s.
Habsburg.
Maria, Kaiserin, s. Habsburg.
— von Bayern, s. Habsburg.
— von Medici, s. Frankreich,
— von Ungarn, s. Habsburg.
— Anna, Stattbalterin, s. Habsburg.
— — (Tochter Maria Theresias), s. Habs-
burg.
— — s. Portugal.
— — Infantin, s. Habsburg.
— — Josefa, s. Pfalz-Neuburg.
— Christine, s. Habsburg.
— Eleonore, s. Schweden.
— Elisabeth, s. Habsburg.
Josefa Johanna Antonia,s. Habsburg.
— Josefa, s. Polen.
— Magdalena, s. Habsburg.
— Maria Theresia, s. Habsburg.
Maria-Brunn, s. Ausflüge und Reisen
des Hofes.
Maria-Zeil, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Marie von Savojen, s. Nevers und Rethel.
Martin, Johann Franz de, HofkontroUor,
148.
Martin itz, Georg Adam, Graf, Hof-
marschall unter Leopold I., 69.
— Maria Susanna Juliana (geb. Nostitz-
Rokitnitz), Gemahlin des Grafen Mi-
chael Franz, 119.
Maskenbälle, 118, 125, 129, 149, 203,
205—210, 224.
M a t e r n y, Baron, Obristwachtraeister,259.
Matthias, s. Habsburg.
Mauerbach, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Maximilian L, s. Habsburg.
— IL, s. Habsburg.
— Erzherzog, s. Habsburg.
— L, Kurfürst, s. Bayern.
— Emanuel, s. Bayern.
Mayer, recte Mager.
Mayer von Mayersfeld, Johann B.,
n.-ö. Landessekretär, 72, 73.
Mazarin, Giulio, Kardinal, 121.
Medici, s. Florenz.
— Anna Marie, s. Pfalz.
— Katharina, 13.
Medici, Maria, s. Frankreich.
Meggau, Leonhard Helfried, Freiherr
von, Oberstkämmerer (bis 1619), 28.
Megiser, Hieronymus, Chronist, 45.
— Witwe nach Hieronymus, 45.
Mehlgrube, 118, 129, 207, 209,- 210.
Meichssner, Max, ü. z. HofFourier im
Hofmarschallamt, 275.
Meixner, Anna, s. Khevenhüller-Aichel-
berg.
— von Metsching, Katharina, s. Kheven-
hüUer-Aichelberg.
Melk, Prälat von, s. Dietmayr Berthold
und Pliemel Adrian.
Menezes, Marie Barbara (geb. Breuner),
Gemahlin des Don Diego, 215.
— s. Rappach.
Mercy d'Argenteau, Anton Igaaz Karl
August, Graf, FML., 52, 301.
Karl Josef D., Domherr von St.
Lambert, 298, 301.
Merode-Westerloo, Marquise, s. Czer-
nin, Isabella Marie.
Metastasio, Pietro Bonaventura, Abbate,
Hofpoet, 202.
Metsch, Johann Adolf, Graf, 97, 121,
137, 143.
— Johann Friedrich, sächsischer Kam-
merherr, 97.
— Karoline Maria Augustine, Gräfin,
Karamerfräulein der Kaiserin Elisa-
beth, s. Khevenhüller-Osterwitz.
— Maria Luise, s. Nostitz-Rokitnitz.
— Wappenvereinigung, s. Khevenhüller,
Familie.
Meytens, Martin van, Maler, 98.
Mi na, Marchese de la (Jaime Miguel de
Guzman), spanischer General und
Kommandierender in Italien, 115.
Miori, Jakob, 303 [HO].
Mirepoix, s. Boyer.
Moden a, deutsches Reichslehen, 19.
Mödling und Liechtenstein, Herrschaften
in Niederösterreich, s. Khevenhüller,
Familie.
Mohammed Jahi-Ogli, Pascha von Se-
mendria, 6.
Mollart, Felix Ernst, Graf, Oberstküchen-
meister, 126.
334
Mollart, Ferdinand Ernst, Graf, Vize-
präsident der Hofkammer, 70.
Moles, Herzog Franz von, 69.
Möllers tor ff, s. Ausflüge und Reisen
des Hofes.
Monst-orf, Wappen, s. KhevenhüUer,
Familie.
— zu Oberaich, Elisabeth, s. Kbevenhüller-
Frankenburg.
Hans, 10.
— — Wandula, s. Khevenhüller-Aichel-
berg.
Montecuccoli, Ernestine Barbara,
Gräfin (Witwe nacb dem Grafen Michel
Wenzel Ungnad von Weißenwolff), s.
KhevenhüUer-Frankenburg.
— Kaimund, Fürst, kaiserlicher Genera-
lissimus, 48.
Monte Santo, Maria Antiochia, Gräfin,
s. Cardona.
Montfort, Sybilla, Gräfin, s. Kheven-
hüUer-Frankenburg.
Monti, Filippo Maria, Sekretär der Pro-
paganda, Kardinal, 296 [80].
Monticelli, Angelo Maria, Hof- und
Kamraersopranist, 24.
Montijo, Christoforo Portocarrero, Con-
de, spanischer Botschafter in Frank-
furt, 127.
Moritz von Sachsen, s.Sachsen.
— — Zeitz, Prinz, s. Leitmeritz, Bi-
schof von.
Moröcz, Eraerich, Freiherr von, GFWM.,
231, 233, 254.
Motta, Giovanni di, Kardinal, 288 [34].
München, von den Österreichern ein-
genommen, 157; von denselben ge-
räumt, 256.
Münzhaus in Madrid, s. Madrid.
Mustafa Efendi, türkischer Botschafter
in Wien, 93.
Nadasdy, Franz, Graf, 294 [65], 295 [78].
Nagel, Ludwig, Freiherr von, Oberst, 241.
Nassau, ChristophErnst von, preußischer
General, 254.
Nassau-Dietz (Prinz von Oranien), Wil-
helm IV., Fürst von, 125.
— Siegen, Hyazinth Wilhelm, Fürst,
125.
Nassau -Siegen, Maria Sophie (geb.Star-
hembei-g), 125.
Natali, Ludwig, Amtstrabant im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Neidegg, 6.
Neipperg, Reinhard, Graf, 50.
Nemeth, Georg, 22.
Nesle, s. Mailly.
Neuhaus bei Farafeld, Niederösterreich,
Spiegelfabrik, 217, 303 [110].
— Baron, 111.
Neutra, GrafEmerichEsterhäzy, Bischof
von (1740, XII. 7-1763, XL 18), 17-7,
238, 273 [8].
Nevers und Rethel, Karl I. (von Gon-
Ziiga), Herzog von, 43.
— — Maria (geb. Prinzessin von Sa-
voyen), Gemahlin des Herzogs Karl
(IL), 43.
Niederlande, Deutsch-Habsburg gegen
die spanische Politik, 11—13, 16, 17.
— Kriegsschauplatz, 243, 256, 308, [135],
309 [149].
Nizza von den Franzosen und Spaniern
erobert, 242.
Noailles, Adrien Maurice, Herzog von,
französischer Marschall, 130, 140, 294.
Nostitz-Rieneck, Maria Theresia (geb.
Herberstein), Witwe nach dem Grafen
Anton Johann, 116.
Nostitz-Rokitnitz, Maria Josefa The-
resia (geb. Gräfin Fuchs), Witwe nach
dem Grafen Anton Christoph Karl,
117, 180, 204, 210, 213, 224.
— — Maria Karolina Brigitta, Gemahlin
des Grafen Franz Silvester Pückler,
s. Pückler.
— — Maria Luisa (geb. Gräfin Metsch),
Gemahlin des Josef Wilhelm, 97.
— — Maria Susanna Juliana, s. Marti-
nitz.
Nu SS er Hans, Kammerdiener des Grafen
Hans Khevenhüiler und in der Folge
Rudolfs IL, 21,
Oberösterreich, s. Ausflüge und Reisen
des Hofes.
Obersthofmarschallamt.
— Quartieramt, 102, 103.
— Revisionsstreitigkeiten, 103, 112.
335
Obersthofmarschallamt.
— Revisionsrat (Einsetzung), 112, 285,
286. (Vortrag Auerspergs 276 —
282 und Seilerns 282—285 [20J.)
— Richterliche Agenden, 103.
— Status, 102, 274 [15]. Besetzungsvor-
schläge Khevenhiillers, 275, 276.
O'Donnell, Karl, Graf, Oberst im Dra-
gonerregiment Ballojra Nr. 2, 164.
Ogilvi, Hermann Karl, Graf, FM., kom-
mandierender General von Prag, 247.
Ohenfeld recte Hohenfeld.
Ohnesorg, Johann, Hoflfourier imOberst-
Hofmarschallamt, 275.
Olivarez, Gasparo de Guzman, Conde
de, Premierminister Philipps IV., 33,
37, 38, 40.
Oranien, Wilhelm, Prinz von, s. Nassau-
Dietz.
Orsini, Domenico Amadeo, Kardinal,
296 [80].
— Rosenberg, s. Rosenberg.
Ortenburg, Johann, Graf, 10.
— Feste, 2.
Orzon, Cäcilie Esther, Gräfin, s. Gallen-
berg.
Ostein, Johann Friedrich Karl, Graf,
291; s. auch Mainz.
— Karl Heinrich, Graf, österreichischer
Gesandter in St. Petersburg, 227, 270.
Österreich (Inner-), s. Juden.
Osterwitz, Schenke von, 62.
— Schloß, 61, 62; s. auch KhevenhüUer,
Familie.
Otten, Johann Friedrich, Freiherr von
kurböhmischer Gesandter am Reichs-
tag zu Regensburg (1724, 1725, 1733
bis 1737), 77.
Otten f eis, Freiherr von, Inspektor in
Klagenfurt, 110.
Öttingen-Spielberg, Maria Josefa An-
tonia (Posthuma), s. Paar.
Öttingen-Wallerstein,Wolfgang(IV.)
Graf, Reichshofratspräsident, 69.
Oultremont, Karl Nikolaus, Graf, Dom-
herr zu Lüttich, 301.
Paar, Antonia (Gemahlin des Grafen
Josef Wenzel), 137.
— Maria Josefa Antonia (geb. Gräfin
Öttingen-Spielberg, Witwe nach Jo-
hann Adam Grafen Paar), Gräfin,
Obersthofmeisterin der verw. Kaiserin
Elisabeth, 189, 219.
Paar Wenzel, Graf, Reichs - Hof- und
General-Erblandpostmeister, vermählt
sich mit Antonia Gräfin Esterhäzy,
137.
Paarsche Reitschule, 302 [94].
Pachta, Joachim, Graf, 114.
Pälffy, Ferdinand Leopold, Graf, 303
[116].
— Johann IV., Graf, Palatin von Ungarn,
237, 238.
— Leopold, Graf, GFWM., 295 [78].
— Niklas, Graf, ungarischer Hofrat, 149,
168, 190, 251, 264.
— Rudolf, Graf, Obergespan von Preß-
burg, 239.
Paolucci, Camillo, Kardinal, päpstlicher
Nuntius in Wien, 93, 145, 156, 157,
171, 172, 175, 177, 184, 190, 191,
200, 202, 205, 214, 218, 241, 252,
256, 263, 264, 296 [80].
Päpste, s. Gregor XUL, Gregor XV.,
Paul IV., Pius V., Urban VIU.
Paquier, Claudius Innocenz du, Gründer,
dann Direktor der Wiener Porzellan-
fabrik, 303 [113].
Paradeiser, Augustin, Landes verweser
in Kärnten, 56.
— Friedrich, 23.
Pardubitz und Podiebrad, s. Ausflüge
und Reisen des Hofes (Böhmen).
Parzer, Johann, Trabant im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Passau, Bischof, s. Habsburg, Leopold,
Erzherzog.
Paul IV, Papst, 56.
Paulucci, s. Paolucci.
Payersberg Ferdinand, Graf, FML,
127.
Pelsern, Johann Bernhard, Hofrat in
der österreichischen Hofkanzlei, (Bio-
graphisches, 265, 266—286 [21]), 304
[119].
Penterriedter, Christian, Freiherr von
Adelshausen, österreichischer Diplomat,
167.
336
Pergen, Johann Ferdinand Wilhelm,
Graf, 190, 257.
Perger, Ernst, Propst von Klosterneu-
burg, s. Klosterueuburg.
Perinannische (Ernst) Erben, 281.
Pernstein, Wratislaw von, 11.
Peschowitz, Baron, 65.
Peter I., s. Eußland.
Petrowitz, s. Ausflüge und Keisen des
Hofes (Böhmen).
Pfalz, Vorkehrungen im Falle Hin-
scheidens des Kurfürsten Karl Philipp,
115, 116,
— Anna Maria, Kurfürstin von der
(geb. Medici), ihr Tod und Testament,
128, 129, 132, 172, 290 [30].
— Elisabeth Amalia Magdalena (von
Hessen-Darmstadt), Gemahlin des Kur-
fürsten Philipp Wilhelm, 287 [27].
— Friedrich von der, 30—33, 36, 37,
40, 41.
— Karl (III.) Philipp, Kurfürst, 115,
116, 287 [27], 295 [76].
— Philipp Wilhelm, 287 [27].
— Bayern, Elisabeth Augusta, Tochter
des Pfalzgrafen Josef Karl von Sulz-
bach, 287 [28].
— — Karl Philipp Theodor, Kurfürst,
115, 116, 170, 287, [28], 295.
— Neuburg, Maria Anna Josefa
(Tochter Ferdinands III ), Gemahlin
des Kurfürsten Johann Wilhelm, 267,
310 [157].
— — Verhalten während des österreichi-
schen Erbfolgekrieges; Sendung Rum-
mels nach Wien, 169, 170, 184, 295
[76].
Pfütschner, Baron, 129.
Philipp IL, \
■' > s. Spanien.
— IV.,
— Infant, f
— Moritz von Bayern, s. Bayern.
— Wilhelm von der Pfalz, s. Pfalz.
Philippi, Viktor, Graf, FM., 129.
Piazza, Nikolaus, päpstlicher Kämmerer,
190.
Piemont, mißlungener Einbruch der
Franzosen und Spanier, 182, 296 [82].
Zweiter Einbruch, 242. Von den
Franzosen und Spaniern geräumt, 253,
254.
Piombino, deutsches ßeichslehen, 27,
33.
Pius V., Papst, Türkenhilfe, 11.
Pliemel Adrian, Abt von Melk (1739—
1745), 73, 165, 187, 258, 259.
Plör stein, Sebastian von, 288 [32].
Podewils, Heinrich, Graf, preußischer
Kabinettsminister, 88.
Podiebrad und Pardubitz, s. Au.sflüge
und Eeisen des Hofes (Böhmen).
Polen, August IL, der Starke, Kurfürst
von Sachsen, 94, 271 [1*].
— August III. , Kurfürst von Sachsen,
75, 79, 83, 84, 94, 271 [1*], 304 [118].
— Maria Josefa, 73, 271 [1*].
— Maximilian, s. Habsburg.
— Sigismund L, 3.
— Stanislaus L, Lesczynski, 75. '
Polheim, Franz Adam, Graf, 164.
Portia, Johann Ferdinand, Fürst, Oberst-
hofmeister Leopolds L, 142.
Portocarero, Joaquin Fernandez, Kar-
dinal, 296 [80].
Portugal, Anton Franz, Infant (Sohn
Peters, Bruder Johanns V.), 196.
— Johann V., 172.
— Maria Anna, 47, 246, 272 [3].
— Sebastian, 12.
Porzellanfabrik in Wien, 220, 303
[113].
Pozzobonelli, Giuseppe, Erzbischof von
Mailand (1743, VII. 15-1783, IV.
27), Kardinal, 296 [80].
Praetor ins, Alexander August von,
dänischer GM., 75.
Prag, Ernst Moritz Graf Manderscheidt-
Blankenheim, Erzbischof (1733, XII.
18—1763, X. 26), 119, 124, 158.
— Von den Franzosen geräumt, 113 —
115.
— Teuerung während der Belagerung,
115, 287 [24],
— Eeise Maria Theresias, 133, 134,
137-139.
— Huldigung, 142.
— Krönungsfeier, 144, 146.
337
Prag von den Preußen eingenommen,
247, 248.
— von den Preußen geräumt, 261, 309,
[152].
— Theater, s. Theater.
Pragmatische Armee, 130, 140, 174,
175.
— Sanktion, 71.
Prandau, Karl Ludwig Hilleprand, Frei-
herr von, dritter kurböhmischer Ge-
sandter am Eeichstag, 78, 90.
P randtner, Anton, HoffourierimOberst-
hofmanschallamt, 275.
Preßburg, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Preußen, Friedrich IL, 50, 52, 53,
81—83, 87, 89, 91, 98, 111, 183,
224, 225, 235, 238, 276 [19], 296,
[83], 307 [127] [128], 309 [152].
— Friedrich Wilhelm I., 68.
— Deserteure, 262.
— Friedensbruch, 235, 305, 306 [125],
307 [126] [127].
Proskau, Ernestine, Gräfin, 111.
Pr uckner, Anton, Einspanier im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Pückler, Franz Silvester, Graf, 181.
— Maria Karolina Brigitta (geb. Nostitz-
ßokitnitz), 181.
Purkersdorf, s. Ausflüge und Eeisen
des Hofes.
Quartier amt, s. Obersthofmarschall-
amt.
Quartiermeister, s. Eaison, Franz.
Quentin, Peter, 303 [110].
Raab, Christian August von Sachsen-Zeitz,
Bischof (1695, VI. 14—1725), Koad-
jutor von Gran, 69.
-^ Philipp Ludwig Graf Sinzendorf,
(1726, V. 5—1732), Bischof von, Kar-
dinal, 288 [34].
Rabatta, Josef von, Burggraf in Krain,
Verweser der Hauptmannschaft Görz,
14.
Radbor-Paschinka, Herrschaften, s.
Khevenhüller, Familie.
Rajecourt, recte Raigecourt.
Raigecourt, PI. Franz, Graf, Domherr
zu Lüttich, 301.
Khevenhüller-Schlitter. 1742—1744.
Rainer, Palais Erzherzog, s. Engels-
kirchenscher Garten.
Raison, Franz, Hofquartiermeister, 134,
275.
Rand Wyk, de, Mitglied der General-
staaten, 293 [59].
Rantzau, Gräfin, s. C;vstell.
Rappach, N., verlobt sich mit Marquis
Menezes, 215.
Rauber, Andreas Eberhard, 55.
Rechberg, J. Chr. von Rechtskron, 303
[110].
Regal, Marie Salome von, s. Kheven-
hüUer-Frankenburg.
Reggio, Deutsches Reichslehen, 19.
Regnart, Jacques, 229.
Reinach, Jakob Siegmund, Freiherr
von, s. Basel.
Reischach, Thaddäus, Freiherr von,
Gesandter im Haag, 153, 288 [36],
293 [59].
Reisen und Ausflüge, s, Ausflüge und
Reisen des Hofes.
Renck, s. Rinck von Baldenstein.
Renee, Prinzessin von Lothringen, s.
Lothringen.
Reventlow, Anna Sophie, Gräfin, s.
Dänemark.
Revisionsstreitigkeiten, s. Obersthof-
marschallamt.
Revisionsrat, item.
Rez, Andreas von, 6.
Rheinübergang, 228. (Angebliche Be-
stürzung in Wien, 229, 304 [120],
305.) 242. (Maria Theresia an Karl
von Lothringen, 305, 306 [120], 307
[132]).
Rheinübergangsversuche bei Alt-
breisach und Rheinweiler, 174, 175,
295, 296 [78].
Rheinweiler, s. Rheinübergangsver-
suche.
Richecourt, Heinrich, Graf, Gesandter
in Berlin, 111, 141, 292 [50].
Richelieu (Armand du Plessis), Kar-
dinal, 41, 121.
— (Louis Fran^ois Armand de Vignerod
du Plessis), duc de, Marschall von
Frankreich, 308 [137].
22
338
Eieci, Francesco, Kardinal, 296 [80].
Riege rsburg, Schloß, 270.
Rimini von den Spaniern geräumt, Vor-
marsch der Österreicher, 184, 296
[86].
Rinck von Baldenstein, Josef Wilhelm,
Freiherr von, s. Basel.
Robinet, Franz, Hoffourier im Oberst-
hofmarschallamt, 275,
Robinson, Thomas, englischer Gesandter
in Wien, 89, 105, 120, 304 [120].
Roccaberti, s. Savalla.
Rofrano, Maria Theresia, Marchesa, s.
Kinsky.
Rogendorf, Raphaela, Gräfin, s. Salm.
Roh an, Armand Gaston Maximilien,
prince de, Kardinal, 122.
Romani, Johann Augustin, Assessor im
Obersthofmarschallamt, 274 [15].
Romeo, Marques, 71.
Ronde, Nipphändlerin, 167.
Rosenberg (Orsini), Beatrix (geb. Gräfin
Thurn), Witwe nach Johann Friedrich,
Grafen, 116.
— Beatrix Regina, s. Dietrichstein.
— Ernestine Leopoldine, Gräfin, s. Khe-
venhüUer-Osterwitz.
— Franz Andreas, Graf, Landeshaupt-
mann in Kärnten, 65, 109.
— Johann Friedrich, Graf, Burggraf von
Klagenfurt, 65.
Rotwachsfreiheit, s. Khevenhüller,
Familie.
Rouen, Nikolaus Karl de Saulx-Tavannes,
Erzbischof (1734,V.23-1759,in. 10),
122.
Roverke, 0', Eugen, Viscount, Agent
des Prätendenten Jakob Stuart (Bio-
graphisches, 118), 288 [30].
Rubempre-Everbergh, Maximilian
Josef, Fürst, 155.
Rudolf L, s. Habsburg.
— n., s. Habsburg.
Ruffo, Antonio, Kardinal, 296 [80].
Rummel, Baron, kurpfälzischer Abge-
sandter, s. Pfalz-Neuburg.
Rußland, Bemühungen um einen An-
schluß Österreichs an, 19.
— Anna Leopoldowna, Regentin, 272 [2].
Rußland, Elisabeth, Zarin, 99, 183,
225, 226, 272 [2].
— Iwan VI., Großfürst, 272 [2].
— Peter I., 76, 272 [2].
— Schweden, s. Abo.
Sachsen, August Friedrich, s. Polen,
August II.
— Friedrich August II. (Kurprinz, 73),
s. Polen, August III.
— Friedrich Christian, Kurprinz, 271.
— Georg I., 26.
— Johann Friedrich, 9.
— Maria Josefa, s. Polen.
— Moritz von, 8, 9.
von, Prinz, s. Leitmeritz, Bischof.
— Hildburghausen," Viktoria von,
178, 206, 302 [104].
Ernst Friedrich, 196, 206.
— Te sehen, Albert von, 273 [10].
— Zeitz, s. Raab.
— und der preußische Durchzug 1744,
VIII., p. 307 [128].
Saint-Julien, Johann Albert, Graf,
Oberstfalkenmeister, 178, 202.
Maria Josefa Theresia, s. Kheven-
hüller-Frankenburg.
Salburg zu Salaberg, Franz Ludwig
von, 162.
Salm-Reifferscheid, Anton, Graf,
168, 174.
Erich Adolf, Graf, 310 [153],
— — Ernestine Barbara (geb. Löwen-
stein), vermählt in erster Ehe mit
dem Grafen Erich Adolf, 309, 310
[153].
Franz Wilhelm, Graf, 272 [4],
Karl Theodor Otto, Fürst, Oberst-
hofmeister, 69, 70.
— — Karoline (geb. Dietrichstein), dritte
Frau des Grafen Leopold Anton, 207.
— — Leopold Anton, Graf (Biographi-
sches), 207.
Marie Karoline (geb. Liechtenstein),
zweite Gemahlin des Grafen Franz
Wilhelm, 168, 272 [4].
— — Raphaela (geb. Rogendorf), Ge-
mahlin des Grafen Anton, 174.
Salmscher Garten, 100, 168, 272
[4].
339
Salmour, Josef Anton Gabaleon, Graf,
s. Wackerbarth-Salmour.
— Katharina Paolina Maria (geb. Bal-
biano), s, Wackerbarth.
— Michele Gabaleone, (f 1691), Graf,
271 [Fußnote f].
Salzburg, Leonhard von Keutschach
(1495, VII., 4—1519, VI., 8), 10.
— Provinzialsynode, 8.
Sanct Florian, s. Ausflüge und Reisen
des Hofes (Oberösterreich).
— Polten, Prälat, s. Führer, I. Michael.
— Veit, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Sanfre, Antonia Josefa Isnardi, Gräfin
von, Witwe nach dem Herzog Fried-
rich Wilhelm von Holstein-Beck, s.
Holstein-Beck.
Santa Croce, Fürst, 155.
Sardinien, Karl Emanuel III., König,
115, 242, 294 [72], 308 [133].
Saul, Ferdinand Ludwig von, kursächsi-
scher Legationsrat, 83.
Sau Ix Tavannes, Nikolaus Karl de, s.
Ronen, Erzbischof.
Säur au, Katharina, Gräfin, Nonne, 247.
— Maria Katharina (geb. Brcuner), ver-
witw. Gräfin M. Karl Saurau, Oberst-
hofmeisterin der Erzherzogin Mag-
dalena, dann Aja an Stelle der Gräfin
Belrupt, 247.
— Maria Katharina, s. Dietrichstein.
Savalla, Anton de Boxador, Vicomte
de Roccaberti, Graf, Präsident des
niederländischen Rates, 180.
Savoyen von den Spaniern preisgegeben,
115; s. Italien.
— Eugen von, 48, 49, 51, 69, 70, 178,
802 [104]; Garten, 206, 302 [104].
— Karl Emanuel, 43.
Schaffenberg, recte Sehärffenberg.
Schaffgotsch, Johann Ernst, Graf,
Oberstburggraf, 138, 158.
— Wenzel, Graf, 210.
Schally, Andreas 303 [110].
Scharffeneck, Götz von, Maria Fran-
ziska Antonia, s. Wallis.
Sehärffenberg, Bernhard von, ß.
Schellenberg, N. von, 6.
Schernberg und Goldeck, Anna Graff
zum, s. Khevenhüller-Frankenburg.
Schick, Georg Friedrich Edler von,
Hofrat in der niederösterr. Hofkanzlei,
geheimer Sekretär und Referendar
der österreichischen Lande u. d. E.,
73.
Schistelle s, recte Ghistelle.
Schlesischer Krieg, zweiter, 238,
242, 246—248, 254, 260, 261, 266,
308 [139], 309 [152], 310 [155].
Schlik, Albrecht, Graf, böhmischer
Obrist, 6.
— Franz Heinrich, Graf, böhmischer
Oberstlandmarschall, 146, 149, 209.
Schlitten- und Birocciofahrten, 121,
203—205, 207, 209.
Schloissnigg, Georg Jakob, Hofkriegs-
rat, 112, 286 [21].
Schloß Hof, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Schönborn, Damian Hugo, Graf, Kar-
dinal, Fürstbischof von Speier (1716,
VI. 21—1743, VIII. 19) und Constanz
(1722, V. 28—1743, VIII. 19), 173.
— Friedrich Karl, Graf, Reichsvizekanzler
(1705—1734), Fürstbischof von Bam-
berg und Würzburg (3. August 1729),
121, 160, 211, 291.
— Rudolf Franz Erwein, Graf, 160.
Schönbrunn, 167 (Illumination 179),
215, 233.
Schönenfeld, Nieder-, Konferenz und
Abmachungen, 161, 163, 164, 294
[75].
Schottenabt, s. Wien.
Schrattenbach, Maria Josefa, Gräfin,
s. Khevenhüller-Osterwitz.
Schwall Johann, Haushofmeister des
Siegmund Friedrich KhevenhüUer, in
der Folge Kammerdiener Maria The-
resias, 110.
Schwarzenberg, Josef Adam, Fürst,
155.
Schwechat, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Schweden, Friedrich, 161.
— Gustav Adolf, 63.
— Maria Eleonore, 63.
22*
340
Schweden-Rußland, s. Abo.
Scipione, sogno di, s. Theater.
Sebastian, s. Portugal.
Sechstausendguldenamt, 188, 261,
297 [87].
Seckau, Leopold Ernst, Graf Firraian,
Bischof (1739, II. 13 — 1763, IX, 26),
210.
Seckendörf, Friedrich Heinrich, Graf,
FZM., 75.
— Ludwig Heinrich, Graf, bayrischer
FM., 54, 161, 294 [75], 296 [79].
Seemächte, Maria Theresia an Karl
von Lothringen über das Verhalten
der, 304 [120].
Seilern, Christian August, Graf, 187,
(Präsident der obersten Justizstelle)
272 [4].
— Johann Friedrich (L), Freiherr, ober-
ster Kanzler, 70.
— — — (IL), Graf, österreichischer
Hofkanzler, 101, 112, 159, 233 (Vor-
trag über das Revisorium, 282).
Selliers, Josef Karl,*) Schauspielimpres-
sario, 146, 182, 194, 204, 220, 272 [3].
Serenyi, Ernestine, Gräfin, s. Hohenfeld.
— Ernestine Barbara (geb. Löwenstein),
309 [153].
— Johann Karl, Graf, 309 [153].
Sevilla, Didacus Guzraan, Erzbischof,
Kardinal (1625, IX. 15-1631), 44.
Sickingen, Kasimir Anton, Freiherr
von, Bischof von Constanz (1743,
XI. 4 -1750, VIII. 29), Biographisches,
173, 291.-
Siface, s. Theater.
Simbach, Treffen bei, 144, 147, 292
[53].
Sin San, recte Cinzano.
Sinzendorf, Franz Wenzel, Graf, Ge-
sandter im Haag, 155.
— Johann Wilhelm Edmund, 201, 302
[98].
— Karl Ludwig, Graf, Vizepräsident des
Reichshofrates, 72.
— Maria Josefa, Gräfin, s. Gallenberg.
— Maria Josefa Anna, Gräfin, (Witwe
*) Ein Josef Selliers war 1741 Hoftänzer.
nach Franz Wenzel Grafen S., Tochter
des Philipp Ludwig Wenzel Grafen
S), 155.
— Philipp Ludwig, Graf, Kardinal, s.
Raab, Bischof.
— Philipp Ludwig Wenzel, Graf, ober-
ster Hofkanzler, 70, 112, 155.
— Siegmund Rudolf, Graf, Obersthof-
meister Maria Theresias, 91, 101,
102, 142, 209, 249, 270, 274 [12],
286 [21].
Sogno di Scipione, s. Theater.
S 0 i s s 0 n s, Fitz- James, Franciscus, Bischof
(1739, IL 23-1764, VII. 19), 245.
Sonnwendfeier und Maskentanz in
Mannersdorf, 224.
Soulle, s. Wanzoulle.
Spanien, Anna, Infantin, S.Frankreich.
— Don Carlos, 11—13.
— Elisabeth, s. Isabella.
— Isabella (von Valois), Gemahlin Phi-
lipps IL, 11-13.
Infant in (Tochter Philipps IL),
11, 17, 19.
— Margarete, s. Habsbni-g.
— Maria Anna, s. Habsburg.
— Philipp IL, 8, 9, 11-20, 45, 55, 56.
— -— III., 20, 22, 27, 28, 30—37.
IV., 32-38, 41, 42.
— — Infant, jüngerer Sohn Philipps V.,
115, 242, 253.
— Heirat, s. Habsburg, Ferdinand III.
— Heiratsprojekt, s. Habsburg, Rudolf IL
Spei er, Reichstag (1544), Reichshilfe
wider Frankreich, 8.
— Franz Christoph von Hütten, Bischof
(1743, XL 14—1770, IV. 20), Biogra-
phisches, 173.
— und Constanz, s. Damian Hugo Graf
Schönborn, Fürstbischof.
S p i n 0 1 a, genuesischer Gesandter in Wien,
168.
Spann, Franz Anton von, niederösterr.
Regierungsrat, 112, 286 [21].
Staatskanzlei, s. Hofkanzlei.
Staffelt, s. Stappel.
Stair, John IL Dalrymple, Earl of,
englischer General, 140.
Stanislaus Lesczynski, s. Polen.
341
Stappel, Baron, Generaladjutant, 228.
Starliemberg, Eleonore, Gräfin, s. Col-
lalto.
— Ernst Küdiger, Graf, GFM., Kom-
mandant von Wien, 55.
— Franz Anton, Graf, Oberststallmeister
unter Karl VI., zweiter Obersthof-
meister Maria Theresias, 101, 102,
111, 112, 138 (Biographisches 141,
142), 147, 227, 274 [13].
— Gundaker Thomas, Graf, Präsident
der Ilofkanimer, 68, 69, 112, 159,
160, 176, 211, 223, 224, 235, 291,
303 [113].
— Gundemar Josef, Graf, 164.
— Heinrich Wilhelm, Obersthofmarschall,
281.
— Johann Ernst, Graf, 158.
— Konrad Sigismund Anton, Graf,
125.
— Maria Antonia (Tochter des Grafen
Ernst Rüdiger), Witwe nach dem
Grafen Franz Anton, 111.
— Maria Gabriele, Gräfin, s. Colloredo.
— Maria Josefa, Gräfin, s. Khevenhüller-
Frankenburg.',
— Maria Judith, Gräfin, s. Künigl.
— Maria Sophie (Tochter des Grafen
Konrad Sigismund Anton), s. Nassau-
Siegen.
— Maria Theresia, Gräfin, s. Hohenfeld.
— Maximilian Heinrich, Graf, Reichs-
hofrat, 164.
Steieregg, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes (Oberösterreich).
Steiermark (Religionspazifikation), 57
-59.
Steilberger Lorenz, 6.
Stein auf Jettingen, Maria Anna The-
rese von, s. Kolowrat.
Sternberg, Herrschaft, s. Khevenhüller,
Familie,
— Adam, Graf, 149.
— Philipp, Graf, 143, 268.
— Wenzel, Graf, 69.
Stienitz, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes (Böhmen).
Stöcken, Baron, herzogl. braunschweigi-
scher Oberstallmeister, 147, 149.
Stockerau, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes.
Straßburg, Bischof, s. Habsburg, Erz-
herzog Leopold.
Strassoldo, Maria Josefa, Gräfin, s.
Khevenhüller-Osterwitz.
Straubing, Kapitulation, 169, 294 [75].
Stuart, Jakob, „Prätendent", s. Eng-
land.
— Karl Eduard, „Prätendent", s, Eng-
land.
Stubenberg, Crescentia von, s. Kheven-
hüller-Osterwitz.
— Siguna, Freiin von, s. Khevenhüller-
Osterwitz,
Sulkowski, Alexander Josef, Fürst,
kursächsischer geheimer Rat, 271.
Sulzbach, Elisabeth Augusta (Tochter
des Pfalzgrafen Josef Karl), s. Pfalz-
Bayern.
Summeregg, Herrschaft, 23.
— Prädikat, s. Khevenhüller, Familie.
Summe rain, Herrschaft, s. Ausflüge
und Reisen des Hofes, Sommerain.
Susa, Vittorio Francesco, Marchese di,
sardinischer GL., 242.
Swieten, s. Van Swieten.
Sylva, Don Jaoo Gomez da Sylva, Graf
von Tarouca (f 29. März 1738), por-
tugiesischer Feldoberst und Botschafter
in Wien, 179.
— DonManoelTellez deMenezes e Castro,
Herzog von Sylva, Präsident des
niederländischen Rates, (Biographi-
sches 179, 180), 227, 236, 239, 251,
262, 290 [40].
— Johanna Amalia (geb. Prinzessin von
Holstein-Beck), Gemahlin des Manoel
Tellez de Menezes e Castro, Herzogs
von Sylva, 180.
Table de conspiration, 170.
Tamburini, Fortunato, Kardinal, 296
[80].
Tanara, Alessandro, Kardinal, 296
[80].
Tann er, Tobias, ü. z. Kanzlist im Oberst-
hofmarschallamt, 275.
Tannhausen, Baltasar von, Landes-
hauptmann in Steiermark, 3.
342
Tiinnhausen, Maria Eenata, Gräfin, s.
Khevenhüller-Osterwüz.
— Regina von, s. Khevenhüller-Franken-
burg und Khevenhüller-Osterwitz.
Tarouca, s. Sylva.
Taxis, s. Thurn-Taxis.
Tellez, s. Sylva.
Teufel von Gunterstorf, Barbara, s.
Khevenhüller-Frankenburg.
Theater,
— Königl. Ballhaus in Prag, 146.
— Königl. privil. Theater nächst der
Burg,*) Opera burlesca, 226; ital.
Oper, 246; deutsche Komödie, 247,
257; deutsche Burleske, 257, 262.
— Burg, Probe der zu Ebren Maria
Annas und Karls von Lothringen
aufzuführenden Oper, 195.
— Kärntnertor, 247; deutsche Burleske
248.
— Ärlequin poli par l'amour (französi-
sche Komödie. Ritterstube in der
Hofburg), 206, 208.
— Asilo d'amore (italienische Oper. Kön.
priv. Theater nächst der Burg),
182.
— Barsene (Oper. Königl. Theater in
Prag), 156.
— Cato in Utica (italienische Oper.
Königl. priv. Theater nächst der
Burg), 194, 263.
— Coraedia in opera, la (Oper. Kärntner-
tor-Theater), 240.
— Constantinus durch die Kraft des
Kreuzes Maxentii Besieger (lateini-
sches Schauspiel. Jesuitenkollegium
Wien), 194.
— Debora (Studentenkomödie. Jesuiten-
kollegium Linz), 164.
— Demetrio (italienische Oper, Kön. priv.
Theater nächst der Burg, 252.
— Deraofoonte (italienische Oper. Kön.
priv, Theater nächst der Burg),
251.
— Ezio (Oper. Schönbrunner Garten),
99, 272.
— Folies amoureuses, les (französische
») Hofballhaus.
Komödie von Jacques Regnart.
Schönbrunn), 229, 230.
Theater.
Ipermnestra,r (italienische Oper. Text
von Pietro Metastasio, Musik von
Hasse. Kön. priv. Theater nächst
der Burg Hofballhaus), 195, 202,
205.
— Judith (lateinisches Schauspiel von
P. Ferdinand Silbermann, Rektor
des Jesuitenkollegiums in Prag,
Jesuitenkollegium, Prag), 155.
— Si face (italienische Oper, Königl.
priv, Theater nächst der Burg),
220,
— Sogno di Scipione, il (Musikdrama.
Königl. priv. Theater nächst der
Burg), 181.
— Themise (französische Komödie. Ritter-
stube in der Burg), 206, 207.
— Zaire (von Voltaire. Brück an der
Thaya), 230.
Themise, s. Theater.
Theodor von Bayern, |
Theresia Benedikta Maria, > s, Bayern.
— Emanuela, j
Thun, Eleonore Barbara, Gräfin, s.
Liechtenstein.
— Franz Siegmund, Graf, 272 [4].
Thüngen, General, 295 [78].
Thunhof, 1 o i • i. n ,
„, j r s. Salmischer Garten.
Thunwerd, J
Thürheim, Georg Siegmund, Graf,
Oberststallmeister der kurbayrischen
Prinzen während ihrer Gefangen-
schaft in Österreich, 65, 67.
— sches Haus in Linz, 158.
Thurn-Taxis, Alexander Ferdinand,
Fürst, Prinzipalkommissär am Reichs-
tag, 124, 251,
Maria Theresia Josefa, Gräfin, s.
Khevenhüller-Frankenburg.
— Valsassina, Beatrix, Gräfin, s.
Rosenberg.
Blanka Ludmilla, Gräfin, s. Kheven-
hüller-Frankenburg.
Franz, Graf, Hauptmann von
Görz, 14.
Georg, Graf, 14.
343
Thurn-Valsassina, Karl Maximilian,
Graf, Obersthofmeister der Kaiserin
Eleonore, 69.
Maria Theresia, Gräfin, s. Kheven-
hüller-Frankenburg.
Nikolaus, Graf (della Torre),
kaiserlicher Obrist, 6.
— — Rosalia, Gräfin, s. Inzaghi.
Thurzo, Anna von, verwitw. Welzerin,
s. Khevenhüller-Osterwitz.
Tillj, Johann T'Serclaes, Graf, kaiser-
licher Feldherr, 33.
Toisonfestlichkeiten, s. Ceremoniel.
Tournelle, Marie Anna, s. Chateau-
roux.
Toussaint, Kabinettssekretär des Groß-
herzogs Franz, 236.
Traun, Ernst, Graf, niederösterr. Land-
obrist und Generalkommissär, 281.
— Otto Ehrenreich, Graf, Landmarschall
von Niederösterreich, 69.
— Otto Ferdinand, Graf, FM., 126, 127,
174, 246, 290 [37], 295 [77], 308
[139].
— Regina Justina, s. KhevenhüUer -
Frankenburg.
— Siegmund Adam, Graf, 44.
Traun fall, s. Ausflüge und Reisen des
Hofes (Oberösterreich).
Trautson, Anton Ernst, Graf, geheimer
Rat, Hauptmann der Trabantengarde
bei der Kaiserin Elisabeth, 146, (Bio-
graphisches), 220, 221.
— Leopold Donat, Graf, Obristkämraerer,
69.
— Maria Antonia Xaveria, s. Auersperg.
— Maria Franziska (geb. Mansfeld), ver-
mählte Fürstin Johann Wilhelm, 124.
— Maria Josefa Rosalia, s. Auersperg.
— Chevalier, 149.
Trauttraansdorff, Florentine Josefa
(geb. Marquise de Gavre), erste Ge-
mahlin des Grafen Franz Norbert,
208.
— Franz Norbert, Graf, Geheimer Rat,
vermählt sich in zweiter Ehe mit
Maria Anna Gräfin Herberstein, 208.
— Franz Wenzel, Graf, 149.
— Karl, Graf, 132.
Trauttmansdorff, Maria Anna (geb.
Herberstein), zweite Gemahlin des
Grafen Franz Norbert, 208, 209.
— Maximilian, Graf, Obersthofmeister der
Kaiserin Anna (Gemahlin des Kaisers
Matthias), 28.
— Schloß (Theater im Pasangarten), s.
Ausflüge und Reisen des Hofes.
Trenck, Franz von der, Pandurenführer,
260.
T r i V u 1 z i 0, Johann Jakob Theodor, G raf,
Oberbefehlshaber im Herzogtum Mai-
land, 45.
Tschernin, s. Czernin.
Turba, Johann Franz von, Hofrat in
der böhmischen Hofkanzlei, 112, 280
[21].
Uceda, recte Uzeda.
Ulfeid, Corfiz Anton, Graf, Hof- und
Staatskanzler, 90, 91, 112, 118, 133,
147, 148, 153, 176, 183, 198, 205,
223, 224, 225, 241, 262, 267, 276
[20], 291, 304 [117], 305, 307 [127].
— Maria Elisabeth (geb. Lobkowitz),
zweite Gemahlin des Grafen Corfiz
Anton, 133, 260.
Ulm-Erbach, Maria Anna, Freiin von,
s. Herberstein.
Ungarn, Aufgebot, 238, 306 [125].
— Wladislaw (von Böhmen), König, 3.
Ungerbach, Siegmund von, s. Hungers-
bach, Simon von.
Ungnad von Weißenwolf, Elisabeth
(Tochter des Grafen Ferdinand Bona-
ventura), Gräfin, 164.
— — Ernestine Barbara, s.KhevenhüUer-
Frankenburg.
— — Ferdinand Bonaventura, Graf,
Landeshauptmann in Oberösterreich
(1739-1748), 158, 162, 164.
Hanns (IIL), oberster Feldhaupt-
mann, Landeshauptmann von Steier-
mark, 6.
Josef Anton, 161, 162.
Maria Elisabeth, Gräfin, s. Ester-
häzy.
— — Michael Wenzel, 47.
Urban VIII., Papst, 38.
Uzeda, Herzog von, 30.
344
Valenti-Gonzaga, Silvio, Kardinal,
päpstlicher Staatssekretär, 243.
Valmagini, Maurus Ignaz von, Hof-
bauinspektor, 234.*)
— dessen Frau, 234.
Valois, Elisabeth von, s. Spanien.
— Margarete, s. Prankreich.
Vanossi, Antonius, P., Eektor des Col-
legium Academicum S. J., 230.
Van SouUe, recte Wanzoulle.
Van Swieten, Gerhard, Leibarzt Maria
Theresias, 167.
Velletri, kriegerische Ereignisse bei,
224, 239, 304 [117]; Eückzug der
Österreicher 255.
Vels, Leonhard von, Obersthofnoiarschall
Ferdinands und Landeshauptmann von
Tirol, 55.
Vendöme, Louis duc de, Marschall von
Frankreich, 65.
Vettau, N. von, 6.
Vetterer, s. Vettau.
Villi er s, englischer Abgesandter, 120.
Vintimille, Pauline Felicite, Gräfin, 245.
Virmond, Graf, 299, 300.
Volder, Christoph der, Pfleger zu Lands-
cron, 2.
Vor der Österreich von den Franzosen
besetzt, 255.
Vösendorf, s. Ausflüge und Eeisen des
Hofes.
Wackerbarth, August Christoph, Graf,
kursächsischer GFM., 271 [1*].
— Katharina Paolina Maria (geb. Bal-
biano, verw. Markgräfin von Branden-
burg), Gemahlin des Grafen August
Christoph, 271 [1*].
— Salmour, Josef Anton Gabaleon, Graf,
Obersthofmeister des sächsischen Kur-
prinzen Friedrich Christian, 271 [1*].
Wade, George de, englischer FM., 243.
Waidenberg, Herrschaft, 62.
Wald eck, Karl August, Prinz, FZM.,
295 [78].
Waldbott von Bassenheim, Kasimir
Ferdinand Adolf, Freiherr von (geb.
*) In zweiter Ehe heiratete er am 4. März 1753
Johanna Germain.
1692, IX. 28), Domkapitular von Mainz,
291.
Wald stein, Adam, recte Johann Josef,
Graf.
— Anna Maria (Tochter des Grafen Jo-
hann Wenzel Josef), 223, 228.
— Ernst Josef, Graf, 70.
— Johann Josef, Graf, 97, 137.
— Karl Ernst, Graf, Obersthofmarschall,
69.
— Maria Anna, s.Pürstenberg-Stühlingen.
— Maria Elisabeth (geb. Fürstenberg),
vermählt mit dem Grafen Ernst Her-
mann, 119.
— Maria Henrike, Gräfin, s. Lobkowitz.
— Maria Theresia (geb. Losenstein),
Witwe nach dem am 20. August 1729
verstorbenen Grafen Karl Ernst, 118.
Wallenstein, s. Waldstein.
Wallis, Franz Wenzel, Graf, FZM., 180.
— Georg Olivier, Graf, FM. (Biographi-
sches), 265, 310 [154].
— Maria Franziska Antonia (geb. Gräfin
Götz von Scharfeneck), Gräfin, 265.
— Stephan Olivier (geb. 1. Oktober 1744,
t 5. Februar 1832), Sohn des Grafen
Georg Olivier, 265.
— Theresia Josefa Maximiliana (geb.
Kinsky), Gräfin, 265.
Wals egg, Otto, Graf, GPZM. (f 30. März
1743), 133.
Waltenburg, Georg, Vizedom in Kärn-
ten, 3.
Wanzoulle, Berthold, Baron de, Dom-
propst zu Lüttich, 298, 299 [93].
Was n er, Ignaz Johann von, österr. Ge-
sandter in Paris und in London, 89,
167, 292 [52].
Weber von Pürenberg, Johann Karl,
M. Dr., niederöst. Eegimentsrat, 101.
Weißbriach, s. Weißpriach.
Weißenburg, Übergabe von, 232, 306
[1241.
Weißenwolf, s. Ungnad.
Weißpriach, Katharina von, s. Kheven-
hüller-Aichelberg.
— Siguna, s. KhevenhüUer-Aichelberg.
Weitersfeld, Khevenhüllerscher Besitz,
136.
345
Weitraoser zu Winkel, Sybilla, s.
Khevenhüller-Osterwitz.
Welz, Anna (geb. Thurzo), s. Kheven-
hüller-Osterwitz.
— Anna Maria von, s. KhevenhüUer-
Frankenburg.
— Apollonia, s. KhevenhüUer-Aichelberg.
— Christoph von, 62.
— Ferdinand Karl, Graf, Statthalter von
Niederösterreich, 67, 68, 70.
Welz er, s. Welz.
Wenzeslaus, Erzherzog, s. Habsburg.
Werschowitz, Maximiliana, s. Belrupt.
Westerloo, Marquise, s. Czernin, Isa-
bella Maria.
Wien.
— Akademisches Kolleg, s. Ceremoniel,
Collegium academicum S. J.
— Ballhaus, s. Theater.
— Bischof (Anton Wolfrath, 1631—1639,
IV, 1), p. 297 [87].
Erz-, s. Kollonitz, Sigismund, Graf.
— Bürgermeister, s. Hartmann.
— Burgtheater, s. Theater,
— Collegium academicum S. J. (Rektor
P. Antonius Vanossi), s. Ceremo-
niel.
— Erzbisehof, s. Kollonitz, Sigismund,
Graf.
— Eugenscher Garten, s. Savoyen.
— s. Freimaurer.
— Gesandte, Botschafter und Nuntien,
s. Capello, Contarini, Dohna, Erizzo,
Hellen, Paolucci, Laczirisky, Mu-
stafa Efendi, Eobinson.
— Hofburgtheater, s, Theater,
— s. Karlskirche.
— Kärntnertortheater, s. Theater.
— s. Karussel.
— s. Landtag.
— Landmarschall : s. Harrach Alois
Thomas, Harrach Ferdinand Bona-
ventura, Herberstein Ferdinand
Leopold, Königsegg Ferdinand.
— Landuntermarschall, s, Aichen.
— s. Maskenbälle.
— s. Mehlgrube.
— s. Metastasio.
— s. Paarsche Reitschule.
KhevenhüUer-Schlitter. 1742—1744.
Wien.
— s, Paquier,
— s. Porzellanfabrik.
— s. Salmscher Garten.
— s. Schönbrunn.
— s. Schlitten- und Birocciofahrten.
— Schottenabt Pater Anton Krammer,
169.
— s. Sechstausendguldenamt.
— s. Selliers.
— Siebenbürgischer Hofkanzler, s. Kä-
szony.
— Überschwemmung, s. Elementarereig-
nisse.
— Ungarischer Hofkanzler, s. Batthyäny
Ludwig.
Wien er- Neustadt, Bischof, s. Kheven-
hüller-Osterwitz, Johann Franz Anton,
und Lovina, Ignatius von.
Wilczek, Johann Balthasar, Graf, Käm-
merer, 163.
Wilhelm von Bayern, s. Bayern.
— von Oranien, s. Nassau-Dietz.
Wilkowitz Georg, Assessor im Oberst-
hofmarschallamt, 274 [15].
Windischgrätz, Anna Marusch von,
s. Khevenhüller-Frankenburg.
— Ernst Friedrich, Graf, Präsident des
Eeichshofrates, 70, 220.
— Leopold Johann Viktorin, Graf, Statt-
halter von Niederösterreich, 100, 108,
126, 220, 224, 273 [9].
— Leopold Karl Josef, Graf, niederösterr.
Regimentsrat, vermählt sich mitAn-
tonia Gräfin Khevenhüller-Franken-
burg, 126.
— Regina von, s. Khevenhüller-Oster-
witz.
Wladislaw (von Böhmen), König, s.
Ungarn.
Wolf enbüttel.s.Braunschweig- Wolfen-
büttel.
Wolfrath Anton, s. Wien, Bischof.
Wolkenstein, Christoph von, 5.
— Maria Johanna, Gräfin, s. Kheven-
hüller-Frankenburg.
Wolkersdorf, Wilhelm, 6.
Wormser Traktat, 167, 294 [72], 297
[86].
23
346
Wratislaw (Mitrowitz), Franz Karl,
Graf, Gesandter in Dresden, 79, 270.
— Johann Wenzel, Graf, 70.
Wrazda von Kunwald, Katharina Freiin
von, s. KhevenhüUer-Frankenburg.
Wrbna, Johann Franz Wenzel, Graf,
Obristlandrichter von Böhmen, 158.
Wrtby, Palais der Grafen in Prag, 137.
Würben, s. Wrbna.
Wurmbrand, Johann Wilhelm, Graf,
erster kurböhmischer Gesandter am
Reichstag, 78, 90, 304 [119].
-=- Maria Cäcilie (Tochter des Grafen
Max Eudolf III.), 209.
Würzburg, s. Schönborn, Friedrich
Karl, Graf, Bischof von.
Ximenes, Francisco, Kardinal, spani-
scher Minister, 128.
Zamoyski, Johann, polnischer Groß-
kanzler, 64.
Zäpolya Johannes, ungarischer Gegen-
könig, 2.
Zaire, s. Theater.
Zichy Franz, Graf, Bischof von Raab
(1744, V. 27-1783, VI. 18), 238.
Zierotin, Hans Karl, Graf, vermählt
sich mit Maria Josefa Theresia Gräfin
Königsegg-Erps, 240.
— Maria Josefa Theresia (geb. Königs-
egg), vermählt mit dem Grafen Johann
Karl, 240, 241.
Zillnhart, Christine v., s. Khevenhüller-
Aichelberg.
Zitto, P. S. J., Beichtvater der Kaiserin
Amalia, 218.
Zrinyi, Nikolaus, 6,
Zwenghof, Paul Maximilian, M. Dr.,
101, 131.
Zwentendorf, s. Ausflüge und Reisen
des Hofes.
Berichtiffunffen.
p. 19, recte Albrecht statt Karl.
„ 38, „ englisch-spanischen statt englisch- französischen.
„ 101, „ Obrist-Hoff-Marschall Amts-Secretarius statt Obrist-Hoff-Meister-Amts-
Sekretarius.
„ 124, „ 1704 (XI. 21) statt 1702.
„ 236, „ Hofkriegsrats-Präsidenten statt Cammer-Präsidenten.
Das p. 13, Anm. 2, erwähnte Schriftstück „Responsum . . .", d. d. 1569, 1. 20,
ist abgedruckt in den Documentos ineditos, Bd. 103, fol. 88. (Freundliche Mitteilung
meines verehrten Freundes Dr. Henri Pirenne, Universitätsprofessors in Gent.)
PLEASE DO NOT REMOVE
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